VON TORSTEN SCHWANKE
„Nun les ich den Kirchenvater Augustinus, den man seiner Jugendsünden wegen beneiden möchte.“
(Goethe)
ERSTER GESANG
DIE MUTTER MONIKA
Groß bist du, o Herr, und hoch zu preisen;
groß ist deine Macht und deine Weisheit unendlich.
Und dich möchte der Mensch preisen; Mensch,
nur ein Teilchen Deiner Schöpfung; Mensch,
der seine Sterblichkeit um sich trägt, das Zeugnis
seiner Sünde, das Zeugnis, dass du den Stolzen widerstehst:
doch möchten die Menschen dich preisen; er,
ein Teilchen deiner Schöpfung. Du erweckst uns
zur Freude an Deinem Lob; denn du hast uns
für dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig,
bis es in dir ruht. Gib mir, Herr, zu wissen
und zu verstehen, was zuerst ist, dich anzurufen
oder dich zu preisen? und wieder dich zu kennen
oder dich anzurufen? denn wer kann dich anrufen,
ohne dich zu kennen? denn wer dich nicht kennt,
kann dich anrufen als einen anderen als dich.
Oder ist es eher so, dass wir dich anrufen,
um dich zu erkennen? aber wie sollen sie den anrufen,
an den sie nicht geglaubt haben? oder wie sollen sie
ohne einen Prediger glauben? und die den Herrn suchen,
werden ihn preisen; denn die Suchenden
werden ihn finden, und die finden, werden ihn preisen.
Ich werde dich suchen, Herr, indem ich dich anrufe;
und werden dich anrufen im Glauben an dich;
denn du bist uns gepredigt worden. Mein Glaube, Herr,
soll Dich anrufen, den Du mir gegeben hast,
womit Du mich inspiriert hast, durch die Menschwerdung
Deines Sohnes, durch den Dienst des Predigers.
Und wie soll ich meinen Gott anrufen, meinen Gott
und Herrn, da ich ihn zu mir rufe, wenn ich ihn rufe?
und welcher Raum ist in mir, wo mein Gott
in mich hineinkommen kann? wohin kann Gott
in mich kommen, Gott, der Himmel und Erde
gemacht hat? Gibt es wirklich etwas in mir,
o Herr, mein Gott, das dich fassen kann?
Umfassen dich denn Himmel und Erde,
die du gemacht hast und worin du mich gemacht hast?
oder weil nichts Existierendes ohne dich existieren könnte,
enthält dich deshalb alles Existierende?
Da ich also auch existiere, warum suche ich,
dass Du in mich eingehst, der nicht wäre,
wärst Du nicht in mir? Wieso denn?
denn ich bin nicht in die Hölle hinabgefahren,
und doch bist du auch dort. Denn wenn ich
in die Hölle hinabsteige, bist du dort.
Ich konnte damals nicht sein, o mein Gott,
konnte überhaupt nicht sein, wärst du nicht in mir;
oder vielmehr, wenn ich nicht in dir wäre,
von wem sind alle Dinge, von wem sind alle Dinge,
in wem sind alle Dinge? Trotzdem, Herr, trotzdem.
Wohin rufe ich dich, da ich in dir bin? oder woher
kommst du in mich? denn wohin könnte ich
über Himmel und Erde hinausgehen, dass von dort
mein Gott in mich komme, der gesagt hat:
Ich erfülle alle Himmel und die ganze Erde?
Umfassen dich denn Himmel und Erde,
da du sie füllst? oder füllst du sie und überflutest sie,
da sie dich nicht enthalten? Und wohin,
wenn Himmel und Erde voll sind, gießt du
den Rest von dir aus? Oder brauchst du nicht,
dass irgendetwas dich enthält, der alle Dinge enthält,
da du füllst, was du füllst, indem du es füllst?
denn die Gefäße, die du füllst, halten dich nicht,
denn obwohl sie zerbrochen sind, bist du nicht
ausgegossen worden. Und wenn Du über uns
ausgegossen wirst, wirst Du nicht niedergeworfen,
sondern Du erhebst uns; Du zerstreust dich nicht,
sondern sammelst uns. Aber Du, der Du alle Dinge füllst,
füllst Du sie mit Deinem ganzen Selbst? oder,
da dich nicht alle Dinge ganz umfassen können,
enthalten sie einen Teil von dir? und auf einmal
das gleiche Teil? oder jeder seinen eigenen Teil,
je größer desto mehr, je kleiner desto weniger?
Und ist dann ein Teil von Dir größer,
ein anderer kleiner? Oder bist du überall ganz,
während nichts dich ganz enthält?
Was bist du denn, mein Gott? was, als der Herr?
Denn wer ist Herr, wenn nicht der Herr?
oder wer ist Gott außer unserem Gott?
Am höchsten, am besten, am stärksten,
am allmächtigsten; barmherzig und doch gerecht;
am verborgensten und doch am präsentesten;
am schönsten und doch am stärksten, stabil
und doch unbegreiflich; unveränderlich
und doch alles verändernd; nie neu, nie alt;
alles erneuernd und die Stolzen altern lassend,
und sie wissen es nicht; immer arbeitend,
immer in Ruhe; immer noch sammelnd,
doch nichts fehlt; stützend, füllend und überbreitend;
schaffend, nährend und reifend; suchend
und doch alle Dinge habend. Du liebst
ohne Leidenschaft; bist eifersüchtig, ohne Angst;
bereust, aber trauerst nicht; bist wütend, aber gelassen;
änderst deine Werke, deine Absicht bleibt unverändert;
empfängst wieder, was du findest, doch verlorst du nie;
niemals in Not, aber sich über Gewinne freuend;
nie begehrlicher, aber fordernder Wucher.
Du empfängst darüber hinaus, was Du schuldest;
und wer hat etwas, das nicht dein ist? Du zahlst
Schulden und schuldest nichts; Schulden erlassend,
nichts verlierend. Und was hatte ich jetzt gesagt,
mein Gott, mein Leben, meine heilige Freude?
oder was sagt jemand, wenn er von dir spricht?
Doch wehe dem, der nicht redet, denn stumm
sind selbst die beredtesten unter den Rednern.
Oh! dass ich auf dir ruhe! Oh! dass du
in mein Herz eindringst und es berauschst,
dass ich meine Übel vergesse und dich umarme,
mein einziges Gut! Was bist du für mich?
In deinem Mitleid lehre mich, es auszusprechen.
Oder was bin ich dir, dass du meine Liebe verlangst
und, wenn ich sie nicht schenke, mit mir zornig bist
und mir schweres Leid androhst? Ist es denn
ein kleines Weh, dich nicht zu lieben? Oh!
Sag mir um deiner Barmherzigkeit willen,
Herr, mein Gott, was du mir bist. Sprich
zu meiner Seele: Ich bin deine Rettung.
Also sprich, damit ich höre. Siehe, Herr, mein Herz
ist vor Dir; öffne ihm die Ohren und sprich
zu meiner Seele: Ich bin dein Heil.
Nach dieser Stimme lass mich eilen und dich festhalten.
Verbirg dein Angesicht nicht vor mir. Lass mich sterben –
damit ich nicht sterbe – lass mich nur dein Antlitz schauen.
Eng ist das Haus meiner Seele; vergrößere es,
damit du hineingehst. Es ist verderblich; repariere es.
Es hat das in sich, was Deine Augen beleidigen muss;
ich gestehe und weiß es. Aber wer soll es reinigen?
oder zu wem sollte ich schreien, außer zu dir?
Herr, reinige mich von meinen geheimen Fehlern
und bewahre deinen Diener vor der Macht
des Feindes. Ich glaube, und deshalb spreche ich.
Herr, du weißt es. Habe ich dir nicht
meine Übertretungen gegen mich selbst gestanden,
und du, mein Gott, hast die Missetat meines Herzens
vergeben? Ich streite nicht im Gericht mit Dir,
der Du die Wahrheit bist; ich fürchte,
mich selbst zu betrügen; damit meine Schuld
nicht auf mir selbst liegt. Darum streite ich nicht
im Gericht mit dir; denn wenn du, Herr,
Ungerechtigkeiten merkst, o Herr, wer wird bestehen?
Doch erlaube mir, zu Deiner Barmherzigkeit
zu sprechen, ich, Staub und Asche. Doch erlaube mir
zu sprechen, da ich zu deiner Barmherzigkeit spreche
und nicht zu verächtlichen Menschen.
Auch du verachtest mich vielleicht,
doch kehrst du zurück und erbarmst dich meiner.
Denn was würde ich sagen, o Herr, mein Gott,
als dass ich nicht weiß, woher ich in dieses
sterbende Leben (soll ich es so nennen?)
oder in den lebendigen Tod gekommen bin.
Alsbald nahm mich der Trost Deiner Barmherzigkeit auf,
wie ich (denn ich erinnere mich nicht daran)
von den Eltern meines Fleisches hörte,
aus deren Substanz Du mich einst formtest.
So erhielt ich die Annehmlichkeiten der Frauenmilch.
Denn weder meine Mutter noch meine Ammen
haben ihre eigenen Brüste für mich aufbewahrt;
aber du hast durch sie die Nahrung meiner Kindheit
gegeben, nach deiner Ordnung, wodurch Du
Deine Reichtümer austeilst durch die verborgenen
Quellen aller Dinge. Du gabst mir auch nicht mehr
zu begehren, als du gabst; und von meinen Ammen,
um mir bereitwillig zu geben, was Du ihnen gabst.
Denn sie gaben mir mit einer vom Himmel
gelehrten Zuneigung bereitwillig, was sie
von Dir im Überfluss hatten. Dafür war mein Wohl
von ihnen gut für sie. Auch nicht von ihnen,
sondern durch sie; denn von dir, o Gott,
kommt alles Gute, und von meinem Gott
ist meine ganze Gesundheit. Dies habe ich
seither gelernt, Du, durch diese Deine Gaben,
in mir und außerhalb, verkündige Dich mir.
Denn dann wusste ich nur zu saugen; zu ruhen,
was mir gefällt, und zu weinen, was mein Fleisch
beleidigt; nichts mehr und war ein Säugling vor dir.
Danach fing ich an zu lächeln; zuerst im Schlaf,
dann im Wachen: denn so wurde es mir
über mich erzählt, und ich glaubte es; denn wir sehen
ähnliches bei anderen Säuglingen, obwohl ich mich
nicht daran erinnere. So wurde mir nach und nach
bewusst, wo ich war; und den Wunsch zu haben,
meine Wünsche denen auszudrücken, die sie
zufrieden stellen konnten, und ich konnte es nicht;
denn die Wünsche waren in mir und sie außerhalb;
noch konnten sie in irgendeiner Weise
in meinen Geist eindringen. Also schleuderte ich
wahllos mit Gliedmaßen und Stimme umher
und machte die wenigen Zeichen, die ich konnte,
und solche, die ich konnte, wie, obwohl in Wahrheit
sehr wenig, wie, was ich wünschte. Und als mir
sofort nicht gehorcht wurde (meine Wünsche
waren verletzend oder unverständlich),
dann war ich empört über meine Ältesten,
weil sie sich mir nicht unterwarfen, über diejenigen,
die mir keinen Dienst schuldeten, weil sie mir
nicht dienten; und mich mit Tränen an ihnen gerächt.
Ich habe gelernt, dass Säuglinge so sind,
indem ich sie beobachtete; und dass ich selbst so war,
haben sie mir, alle bewusstlos, besser gezeigt
als meine lieben Ammen, die es genau wussten.
Und siehe! meine Kindheit ist längst gestorben,
und ich lebe. Du aber, Herr, der du ewig lebst
und in dem nichts stirbt; denn vor Grundlegung
der Welten und vor allem, was „vorher“
genannt werden kann, bist du und bist Gott
und Herr über alles, was du geschaffen hast:
in Dir bleiben, fest für immer, die ersten Ursachen
aller Dinge, die nicht bleiben; und von allen
veränderlichen Dingen bleiben die Quellen
unveränderlich in dir; und in dir leben
die ewigen Gründe aller unvernünftigen
und zeitlichen Dinge. Sprich zu mir, Herr,
Deinem Bittsteller; sprich mitleidig zu mir:
Ich, Dein Erbärmlicher, sagen wir, hat
meine Kindheit ein anderes Zeitalter von mir abgelöst,
das vor ihr gestorben ist? War es das,
was ich im Leib meiner Mutter verbrachte?
denn davon habe ich etwas gehört, und habe ich
Frauen mit Kindern gesehen; und was war ich
vor diesem Leben noch einmal, o Gott, meine Freude,
wo oder irgendein Körper? Dazu habe ich mir
nichts zu sagen, weder Vater noch Mutter,
noch Erfahrungen anderer, noch meine eigene
Erinnerung. Willst du mich verspotten,
weil ich das frage, und mich bitten, dich zu preisen
und dich anzuerkennen, denn das kann ich?
Ich erkenne Dich an, Herr des Himmels und der Erde,
und preise Dich für meine ersten Anfänge des Seins
und meine Kindheit, an die ich mich an nichts
erinnere; denn du hast bestimmt, dass der Mensch
von anderen viel über sich selbst erraten soll;
und glaube viel an die Kraft schwacher Frauen.
Schon damals hatte ich Sein und Leben,
und (am Ende meiner Kindheit) konnte ich
nach Zeichen suchen, um anderen meine
Empfindungen kundzutun. Woher könnte
ein solches Wesen kommen, außer von dir, Herr?
Soll einer sein eigener Handwerker sein?
oder kann anderswo eine Ader hergeleitet werden,
die Wesen und Leben in uns einströmen könnte,
außer von dir, o Herr, in dem Wesen und Leben
eins sind? denn Du selbst bist höchste Essenz
und Leben. Denn du bist der Höchste
und hast dich nicht verändert, und in dir
endet heute nicht; doch in dir geht es zu Ende;
denn auch solches ist alles in dir. Denn sie könnten
nicht vergehen, es sei denn, Du unterstütztest sie.
Und da deine Jahre nicht vergehen, sind deine Jahre
heute eins. Wie viele unserer und unserer Väter Jahre
sind durch dein „Heute“ geflossen und haben
von ihm das Maß und die Form ihres Seins erhalten,
wie sie es hatten; und wieder andere werden weg fließen
und so die Form ihres Seinsgrades erhalten.
Aber du bist immer noch derselbe, und alles Morgen
und alles Jenseits und alles Gestern und alles Dahinter
hast du heute getan. Was geht es mich an,
obwohl irgendjemand dies nicht begreift?
Auch er soll sich freuen und sagen: Was ist das?
Möge er sich auch so freuen! und begnüge dich
lieber damit, dich nicht zu entdecken,
um dich zu entdecken zu lassen vom Suchenden.
Höre, o Gott. Ach, für die Sünde des Menschen!
So spricht der Mensch, und du hast Mitleid mit ihm;
denn du hast ihn gemacht, aber die Sünde
hast du nicht in ihm gemacht. Wer erinnert mich
an die Sünden meiner Kindheit? denn in deinen Augen
ist niemand rein von Sünde, nicht einmal der Säugling,
dessen Leben nur einen Tag auf der Erde dauert.
Wer erinnert mich? ist es nicht jedes kleine Kind,
in dem ich sehe, was ich von mir nicht erinnere?
Was war denn meine Sünde? hing ich an der Brust
und weinte? denn sollte ich es jetzt für mein Alter tun,
sollte ich mit Recht ausgelacht und getadelt werden.
Was ich dann tat, war ein würdiger Tadel;
aber da ich den Vorwurf nicht verstehen konnte,
verboten mir Sitte und Vernunft, mich tadeln zu lassen.
Denn diese Gewohnheiten, wenn wir gewachsen sind,
wurzeln wir sie aus und werfen sie weg.
Nun wirft niemand, obwohl er beschneidet,
das Gute wissentlich weg. Oder war es dann gut,
sogar für eine Weile, um zu weinen, was,
wenn gegeben, weh tun würde? bitter sich zu ärgern,
dass freie Personen und ihre eigenen Ältesten,
ja, die eigentlichen Urheber ihrer Geburt,
ihr nicht gedient haben? dass viele außerdem,
klüger als sie, dem Nicken ihres Wohlgefallens
nicht gehorchten? sein Bestes zu tun,
um zu schlagen und zu verletzen, weil Befehle
nicht befolgt wurden, die zu seinem Schaden
befolgt worden w#ren? Die Schwäche
kindlicher Glieder, nicht sein Wille,
ist also seine Unschuld. Ich habe selbst
ein neidisches Baby gesehen und gekannt;
es konnte nicht sprechen, aber es wurde blass
und sah seinen Pflegebruder bitter an.
Wer kennt das nicht? Mütter und Ammen
sagen dir, dass sie diese Dinge durch ich weiß nicht
welche Heilmittel lindern. Ist das zu unschuldig,
wenn der Milchbrunnen in reicher Fülle fließt,
einen nicht zu ertragen, ihn zu teilen, obwohl
in äußerster Not, und wessen Leben hängt
noch davon ab? Wir ertragen all dies sanft,
nicht weil es keine oder geringfügige Übel sind,
sondern weil sie mit zunehmenden Jahren
verschwinden werden; denn obwohl sie jetzt
toleriert werden, sind die gleichen Temperamente
völlig unerträglich, wenn sie später angetroffen werden.
Du also, o Herr, mein Gott, der du dieser meiner Kindheit
Leben eingehaucht hast, indem du den Rahmen,
den du gegeben hast, mit Sinnen ausstattetest
(wie wir sehen), seine Glieder verdichtetest,
seine Proportionen schmücktest und zu seinem
allgemeinen Wohl und seiner Sicherheit einpflanztest.
Da alles lebensnotwendig ist, befiehlst du mir,
dich in diesen Dingen zu preisen, dich zu bekennen
und deinem Namen zu singen, du Höchster.
Denn du bist Gott, allmächtig und gut,
selbst wenn du nichts getan hättest als nur dies,
was niemand außer dir tun könnte: dessen Einheit
die Form aller Dinge ist; der aus deiner eigenen
Schönheit alle Dinge schön macht; und ordnest
alle Dinge nach deinem Gesetz. Dieses Alter also,
Herr, an das ich mich nicht erinnere, das ich
auf das Wort anderer nehme und von anderen
Säuglingen abschätze, dass ich vergangen bin,
obwohl die Vermutung wahr ist, ich bin noch nicht bereit,
in diesem meinem Leben zu zählen, das ich
in dieser Welt lebe. Denn nicht weniger als das,
was ich im Schoß meiner Mutter verbrachte,
ist mir im Schatten des Vergessens verborgen.
Aber wenn ich in Ungerechtigkeit geformt wurde
und meine Mutter mich in Sünde empfangen hat,
wo, ich flehe dich an, o mein Gott, wo, Herr,
oder wann war ich, dein Diener, ohne Schuld?
Aber siehe! diese Zeit vergehe ich; und was habe ich
jetzt damit zu tun, woran ich mich nicht erinnern kann?
Als ich von der Kindheit wegging, kam ich
in die Knabenzeit, oder besser gesagt, sie kam zu mir,
indem ich die Kindheit verdrängte. Auch das
verschwand nicht – (wohin ging es?) – und doch
war es nicht mehr. Denn ich war kein sprachloser
Säugling mehr, sondern ein sprechender Knabe.
Daran erinnere ich mich; und habe seitdem beobachtet,
wie ich sprechen lernte. Es war nicht so,
dass meine Ältesten mir Wörter (wie bald darauf
anderer Lehrer) in irgendeiner festgelegten
Methode beibrachten; aber ich, der ich mich
danach sehnte, durch Schreie und gebrochene Akzente
und verschiedene Bewegungen meiner Glieder
meine Gedanken auszudrücken, damit ich
meinen Willen haben könnte, und doch nicht
in der Lage war, alles auszudrücken, was ich wollte
oder wem ich wollte, tat ich selbst durch das Verständnis
dessen, was Du, mein Gott, mir gabst, übte die Klänge
in meinem Gedächtnis. Wenn sie irgendetwas nannten,
und während sie sprachen, wandten sie sich ihm zu,
ich sah und erinnerte mich, dass sie das,
worauf sie hinwiesen, mit dem Namen nannten,
den sie aussprachen. Und dass sie dies
und nichts anderes meinten, war aus der Bewegung
ihres Körpers ersichtlich, gleichsam die natürliche
Sprache aller Völker, die sich in Gesichtszügen,
Augenblicken, Gliederbewegungen und Stimmlagen
ausdrückte, was auf die Neigungen des Geistes
hinweist, wie er verfolgt, besitzt, ablehnt oder meidet.
Und so sammelte ich durch ständiges Hören
von Wörtern, wie sie in verschiedenen Sätzen vorkamen,
nach und nach, wofür sie standen; und nachdem ich
diese Zeichen in meinen Mund gebracht hatte,
gab ich dadurch meinem Willen Ausdruck.
So tauschte ich mit meiner Umgebung
diese gegenwärtigen Zeichen unseres Willens aus
und tauchte so tiefer in den stürmischen Verkehr
des menschlichen Lebens ein, der turbulent ist.
O Gott, mein Gott, was für Elend und Spott
erlebte ich jetzt, als mir Gehorsam gegenüber
meinen Lehrern vorgeschlagen wurde, wie es sich
für einen Jungen gehört, damit ich in dieser Welt
gedeihen und mich in der Zungenkunde
auszeichnen könnte, die dienen sollte
zum „Lob der Menschen“ und zu betrügerischen
Reichtümern. Als nächstes wurde ich
in die Schule geschickt, um zu lernen, wo ich
(der arme Kerl) nicht wusste, was es nützen sollte;
und doch, wenn ich müßig lernte, wurde ich geschlagen.
Denn dies wurde von unseren Vorfahren richtig beurteilt;
und viele, die denselben Kurs vor uns passierten,
gestalteten für uns müde Pfade, durch die wir
gerne gehen würden; Mühsal und Leid über die Söhne
Adams vervielfachend. Aber, Herr, wir fanden,
dass Menschen dich anriefen, und wir lernten
von ihnen, dich (nach unseren Kräften)
als einen Großen zu betrachten. Obwohl
sie unseren Sinnen verborgen waren, konnten
sie uns hören und uns helfen. Denn so begann ich
als Knabe zu Dir, meiner Hilfe und Zuflucht, zu beten;
und zerriss die Fesseln meiner Zunge,
um Dich anzurufen und zu Dir zu beten, obwohl klein,
doch mit nicht geringem Ernst, dass ich
in der Schule nicht geschlagen werde.
Und als Du mich nicht hörtest (und mich dadurch
nicht der Torheit überlieferst), verspotteten
meine Ältesten, ja meine Eltern, die mir dennoch
nichts Böses wünschten, meine Striemen,
mein damaliges großes und schweres Übel.
Gibt es, Herr, jemanden mit einer so großen Seele,
der sich mit so intensiver Zuneigung an Dich klammert
(denn eine Art Dummheit wird es in gewisser Weise tun);
aber gibt es jemanden, der, nachdem er sich innig
an Dich geklammert hat, mit einem so großen Geist
ausgestattet ist, dass er so leicht an die Gestelle
und Haken und andere Qualen denken kann
(gegen die in allen Ländern die Menschen Dich
mit äußerster Angst anrufen?), sich über die
lustig zu machen, von denen sie am bittersten
gefürchtet werden, wie unsere Eltern sich
über die Qualen lustig gemacht haben, die wir
in der Knabenzeit von unseren Herren erlitten haben?
Denn wir fürchteten unsere Qualen nicht weniger;
noch haben wir weniger zu dir gebetet,
ihnen zu entrinnen. Und doch haben wir
beim Schreiben, Lesen oder Studieren weniger
gesündigt, als von uns verlangt wurde.
Denn wir wollten nicht, o Herr, Gedächtnis
oder Fähigkeit, wovon Dein Wille genug
für unsere Zeit gab; aber unsere einzige Freude
war das Spiel; und dafür wurden wir von denen
bestraft, die es doch selbst taten. Aber der Müßiggang
älterer Leute wird "Geschäft" genannt;
das der Knaben, da es wirklich dasselbe ist,
wird von diesen Ältesten bestraft; und keiner
bemitleidet entweder Jungen oder Männer.
Denn wird jemand mit gesundem Verstand es billigen,
als Knabe geschlagen zu werden, weil ich
durch das Ballspielen weniger Fortschritte
in den Studien machte, die ich lernen sollte,
nur damit ich als Mann unziemlicher spielen könnte?
und was hat der mich sonst geschlagen? Wer war
verbitterter und eifersüchtiger als ich,
wenn er in einer unbedeutenden Diskussion
mit seinem Lernkolegen besiegt wurde, als ich,
wenn er von einem Spielkameraden am Ball
geschlagen wurde, denn ich ar nicht gut im Ballspiel?
Und doch habe ich hierin gesündigt, o Herrgott,
Schöpfer und Verwalter von allen Dinge in der Natur,
der Sünde allein der Vernichter, o Herr mein Gott,
ich habe gesündigt, die Gebote meiner Eltern
und die meiner Herren zu übertreten. Was sie mir,
aus welchem Grund auch immer, beibringen wollten,
würde ich später vielleicht gut genutzt haben.
Denn ich war ungehorsam, nicht aus einer besseren Wahl,
sondern von der Liebe zum Spiel, von der Liebe
zum Siegesstolz in meinen Wettkämpfen
und ließ meine Ohren kitzeln mit Lügenmärchen,
dass sie um so mehr jucken; die gleiche Neugier,
die immer mehr aus meinen Augen blitzt,
für die Shows und Spiele meiner Ältesten.
Doch diejenigen, die diese Shows geben, sind
in solcher Wertschätzung, die sich fast alle
dasselbe für ihre Kinder wünschen und doch
sind bereit, dass sie geschlagen werden,
wenn genau diese Spiele sie aufhalten
von den Studien, wodurch sie erreichen würden,
die Geber von ihnen zu sein. Herr, sieh mit Mitleid
auf diese Dinge und befreie uns, die wir rufen
zu Dir jetzt; befreie auch die, die dich noch nicht anrufen,
damit sie Dich anrufen, und du magst sie befreien.
Als Junge hatte ich also schon von einem ewigen Leben
gehört, versprochen uns durch die Demut des Herrn,
unseres Gottes, der sich zu unserem Stolz neigt;
und selbst vom Schoß meiner Mutter, die sehr
auf dich hoffte, wurde ich versiegelt mit dem Zeichen
seines Kreuzes und gesalzen mit seinem Salz.
Du hast gesehen, Herr, wie noch ein Junge,
der plötzlich von einer Zeit der Unterdrückung
ergriffen wird im Magen, und wie dem Tode nahe –
Du hast gesehen, mein Gott (denn Du
warst mein Wächter), mit welchem Eifer
und mit welchem Glauben ich bei den Frommen
gesucht habe, mit Sorge für meine Mutter
und deine Kirche, die Mutter von uns allen,
die Taufe von Deinem Christus, mein Gott und Herr.
Worauf die Mutter meines Fleisches, sehr beunruhigt
(denn mit einem reinen Herzen in Deinem Glauben,
sie hat sich noch mehr liebevoll abgemüht
um die Geburt meines Heils), würde in eifriger Eile
für meine Weihe und Reinigung durch die Heilspende
gesorgt haben im Sakramente, dich zu bekennen,
Herr Jesus, zur Vergebung der Sünden, es sei denn,
ich hätte mich plötzlich erholt. Und so, als müsste ich
Wieder verschmutzt leben, meine Reinigung
wurde verschoben, weil die Befleckungen der Sünde
würden nach dieser Waschung immer mehr bringen
an gefährlicher Schuld. Ich habe damals schon geglaubt:
und meine Mutter, und der ganze Haushalt,
außer meinem Vater: doch hat er nicht über die Macht
meiner Mutters Frömmigkeit in mir gesiegt,
das glaubte er noch nicht, also auch nicht sollte ich.
Denn es war ihre ernsthafte Sorge, dass du mein Gott,
anstatt ihm, solltest mein Vater sein; und darin
hast du ihr geholfen, zu siegen über ihren Mann,
dem sie um so besser gehorchte, gehorchte darin
auch Dir, der es so befohlen hat der Frau in der Ehe.
Ich flehe Dich an, mein Gott, ich möchte es wissen,
wenn Du willst, denn zu welchem Zweck wurde meine Taufe
denn aufgeschoben? war es zu meinem Besten,
dass die Zügel wurde mir gleichsam losgelassen,
damit ich sündige? oder war es nicht locker angelegt?
Wenn nicht, warum hallt es uns noch von allen Seiten
in den Ohren: Lass ihn in Ruhe, lass ihn tun, was er will,
denn er ist noch nicht getauft? Aber was die körperliche
Gesundheit angeht, sagt niemand: Lass ihn schlimmer
verwundet sein, denn er ist noch nicht geheilt.
Um wie viel besser wäre ich dann sofort geheilt worden;
und dann, bei meinen Freunden und bei mir,
wär die Gesundheit meiner Seele wiederhergestellt
und sicher aufbewahrt in Deiner Obhut, die sie gegeben hat.
Besser wirklich. Aber wie viele und große Wellen
der Versuchung schienen nach meiner Knabenzeit
über mir zu schweben! Meine Mutter sah es voraus;
und zog es vor, ihnen den Ton auszusetzen,
aus dem ich kam und später geformt werden könnte,
als die wirkliche Form, wenn sie gemacht wird.
In der Knabenzeit selbst (für mich so viel weniger gefürchtet
als die Jugend) ich liebte es nicht zu lernen
und hasste es, dazu gezwungen zu werden. Und doch
wurde ich gezwungen; und das war mir wohlgetan,
aber mir ging es nicht gut; denn, wenn nicht gezwungen,
ich nicht gelernt hatte. Aber niemand tut gut
gegen seinen Willen, auch wenn was er tut, sei wohlauf.
Doch es taten auch nicht gut, die mich zwangen,
sondern was war gut, ist zu mir gekommen von dir,
mein Gott. Denn sie waren egal, wie ich sollte anwenden,
was sie mich zu lernen gezwungen haben, außer
um die Unersättlichen zu sättigen, die Wünsche
eines wohlhabenden Bettlers und eines bösen Ruhmes.
Aber du, von dem selbst die Haare unseres Hauptes
sind gezählt, hast den Irrtum zu meinem Besten
ausgenutzt von allen, die mich zum Lernen drängten;
und meinen eigenen, der nicht lernen wollte,
Du hast sie zu meiner Bestrafung verwendet –
eine angemessene Strafe für einen so kleinen Jungen
und so einen großen Sünder. Bei denen, denen
es nicht gut ging, hast du mir gut getan;
und durch meine eigene Sünde hast du mich
gerecht bestraft. Denn du hast befohlen, und so ist es,
dass jede übermäßige Zuneigung ihre eigene
Bestrafung haben sollte. Aber warum habe ich
das Griechische, das ich als Junge gelernt habe,
so gehasst? Ich weiß es noch nicht genau.
Denn das Latein, das liebte ich; nicht das,
was meine ersten Meister, sondern das,
was mich die sogenannten Grammatiker lehrten.
Denn diese ersten Lektionen, Lesen, Schreiben
und Rechnen, hielt ich für eine ebenso große Last
und Strafe wie für die Griechen. Und doch woher
kam auch das, wenn nicht von der Sünde
und Eitelkeit dieses Lebens, weil ich Fleisch war
und ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkommt?
Denn diese ersten Lektionen waren sicherlich besser,
weil sicherer; durch sie erlangte und behalte ich
die Macht, zu lesen, was ich geschrieben finde,
und selbst zu schreiben, was ich will; während ich
in den anderen gezwungen war, die Wanderungen
eines gewissen Aeneas zu lernen, meine eigenen vergaß,
und um die tote Dido zu weinen, weil sie sich
aus Liebe umgebracht hatte; aber was ist elender
als ein elender Mensch, der sich nicht selbst bemitleidet;
den Tod von Dido aus Liebe zu Aeneas beweinend,
aber nicht seinen eigenen Tod beweinend aus Mangel
an Liebe zu Dir, o Gott. Du Licht meines Herzens,
Du Brot meiner innersten Seele, Du Kraft,
die meinem Geist Kraft gibt, die meine Gedanken belebt,
ich habe Dich nicht geliebt. Ich habe Unzucht
gegen dich begangen, und überall um mich herum
hallte dieses Unzucht wider: Gut gemacht! Gut gemacht!
Denn die Freundschaft dieser Welt ist Hurerei
gegen dich; und Gut gemacht! Gut gemacht! hallt weiter,
bis man sich schämt, so ein Mann zu sein.
Und für all dies weinte ich nicht, ich, der ich
um die getötete Dido weinte, die durch das Schwert
einen Schlag und eine extreme Wunde suchte,
selbst suchte ich währenddessen ein schlimmeres Extrem,
das Äußerste und Niedrigste deiner Geschöpfe,
das dich verlassen hat, Erde, die in die Erde übergeht.
Und wenn man mir verbot, dies alles zu lesen,
war ich betrübt, dass ich nicht lesen könnte,
was mich betrübte. Wahnsinn wie dieser
wird für eine höhere und reichere Lehre gehalten
als die, durch die ich lesen und schreiben gelernt.
Aber nun, mein Gott, schreie laut in meiner Seele;
und lass deine Wahrheit mir sagen: Nicht so, nicht so.
Viel besser war dieses erste Studium. Denn, seht,
ich würde die Wanderungen des Aeneas
und all die anderen lieber vergessen, als zu lesen
und zu schreiben. Aber über dem Eingang
des Gymnasiums ist ein Schleier zugezogen!
Stimmt; doch ist dies nicht so sehr ein Emblem
von irgendetwas Verborgenem, sondern eher
ein Deckmantel des Irrtums. Lass nicht die,
die ich nicht mehr fürchte, gegen mich schreien,
während ich Dir, mein Gott, alles bekenne,
was meine Seele will, und mich der Verurteilung
meiner bösen Wege füge, damit ich deine guten Wege
liebe. Lass weder Käufer noch Verkäufer
von Grammatiklehren gegen mich schreien.
Denn wenn ich sie frage, ob es wahr ist,
dass Aeneas zu einer Zeit nach Karthago kam,
wie der Dichter erzählt, die weniger Gelehrten
werden antworten, dass sie es nicht wissen,
der Gelehrtere, dass er es nie wusste. Aber sollte ich fragen,
mit welchen Buchstaben der Name "Aeneas"
geschrieben wird, wird mir jeder, der dies gelernt hat,
richtig antworten, was die Zeichen betrifft,
die die Menschen herkömmlicherweise festgelegt haben.
Wenn ich noch einmal fragen sollte, was könnte
mit dem geringsten Schaden für die Belange
des Lebens, des Lesens und Schreibens
oder dieser poetischen Fiktionen vergessen werden?
wer sieht nicht voraus, was alle antworten müssen,
die sich nicht ganz vergessen haben? Ich habe
also gesündigt, wenn ich als Knabe die leeren Studien
den einträglicheren Studien vorzog, oder vielmehr
das eine liebte und das andere hasste.
Eins und eins, zwei; zwei und zwei, vier; das war für mich
ein hasserfüllter Singsang: das hölzerne Pferd,
gesäumt von bewaffneten Männern, Honig.
Warum habe ich dann die griechischen Klassiker
gehasst, die ähnliche Geschichten haben?
Denn auch Homer hat solche Fiktionen neugierig gewoben
und ist höchst süßlich eitel, doch war er
meinem Knabengeschmack bitter. Und ich vermute,
das würde Virgil für griechische Kinder sein,
wenn sie gezwungen wären, ihn so zu lernen,
wie ich Homer. Schwierigkeit, in Wahrheit,
die Schwierigkeit einer fremden Sprache,
gleichsam mit Galle zertrümmert mit der ganzen Süße
der griechischen Fabel. Denn ich verstand
kein Wort davon, und um mich verständlich zu machen,
wurde ich mit grausamen Drohungen und Strafen
aufs Schärfste gedrängt. Zeit war auch, als Kleinkind
konnte ich kein Latein; aber dies lernte ich
ohne Angst oder Leiden, durch bloße Beobachtung,
inmitten der Liebkosungen meines Kinderzimmers
und der Scherze von Freunden, die mich lächelnd
und spielerisch ermutigten. Dies lernte ich,
ohne dass mich der Druck der Strafe dazu drängte,
denn mein Herz drängte mich, seine Vorstellungen
zu gebären, was ich nur tun konnte, indem ich Worte
nicht von denen lernte, die lehrten, sondern von denen,
die mit mir sprachen; in deren Ohren ich auch
die Gedanken geboren habe, was immer ich mir
vorgestellt habe. Kein Zweifel also, dass eine freie
Neugier mehr Kraft in unserem Lernen dieser Dinge hat,
als ein schrecklicher Zwang. Nur diese Durchsetzung
hält durch Deine Gesetze, o mein Gott, Deine Gesetze,
das Umherschweifen dieser Freiheit zurück,
vom Rohrstock des Herrn bis zu den Prüfungen
des Märtyrers, und kann für uns eine heilsame
Bitterkeit mildern und uns von jenem tödlichen
Vergnügen, das lockt, zu Dir zurückrufen.
Erhöre, Herr, mein Gebet; lass meine Seele
nicht ermatten unter deiner Züchtigung, noch lass mich
ermatten, dir all deine Barmherzigkeit zu bekennen,
wodurch du mich aus all meinen bösesten Wegen
herausgezogen hast, damit du mir ein Vergnügen werdest
über alle Verlockungen, denen ich einst nachjagte;
dass ich Dich ganz und gar liebe und Deine Hand
mit all meinen Zuneigungen ergreife und Du mich
doch von jeder Versuchung errettest, bis ans Ende.
Denn siehe, o Herr, mein König und mein Gott,
denn Dein Dienst sei alles Nützliche, was meine Kindheit
gelernt hat; für deinen Dienst, dass ich spreche,
schreibe, lese, rechne. Denn Du hast mir Deine Zucht
geschenkt, während ich Eitelkeiten lernte;
und meine Sünde, mich an diesen Eitelkeiten zu erfreuen,
hast du mir vergeben. In ihnen lernte ich zwar
manches nützliche Wort, aber diese können auch
in nicht eitlen Dingen gelernt werden; und das ist
der sichere Pfad für die Schritte der Jugend.
Aber wehe dir, du Strom menschlicher Sitte!
Wer wird sich gegen dich stellen? wie lange
sollst du nicht vertrocknen? Wie lange rollen
die Söhne Evas in diesen riesigen und abscheulichen
Ozean, den selbst diejenigen kaum überqueren,
die das Kreuz besteigen? Habe ich nicht in dir gelesen
von Jupiter, dem Donnerer und Ehebrecher?
Beides konnte er zweifellos nicht sein;
aber so könnte der vorgetäuschte Donner
den wahren Ehebruch dulden und ihm Vorschub leisten.
Und welcher unserer bekleideten Meister leiht nun
einem nüchternen Ohr, der aus seiner eigenen Schule schreit:
Das waren Homers Erfindungen, die Menschen
den Göttern übertragen; noch wahrer hatte er gesagt:
Dies sind in der Tat seine Erfindungen; aber
indem er bösen Menschen eine göttliche Natur zuschrieb,
damit Verbrechen keine Verbrechen mehr seien...
Und doch, du höllischer Strom, werden die Menschensöhne
mit reichem Lohn in dich geworfen, um solches Lernen
zu umfassen; und eine große Feierlichkeit wird
daraus gemacht, wenn dies auf dem Forum vor sich geht,
in Sichtweite von Gesetzen, die neben den Zahlungen
des Gelehrten ein Gehalt festlegen; und du peitschst
deine Felsen und brüllst: Daher werden Worte gelernt;
daher Beredsamkeit; am notwendigsten,
um deine Ziele zu erreichen oder Meinungen
aufrechtzuerhalten. Als ob wir niemals solche Wörter
wie goldene Dusche, Schoß, betören, Tempel des Himmels
oder andere in dieser Passage gekannt hätten,
es sei denn, Terenz hätte einen unzüchtigen Jugendlichen
auf die Bühne gebracht, der Jupiter aufstellte
als sein Beispiel für Verführung zum Ehebruch.
Betrachtet man ein Bild, auf dem die Geschichte
gezeichnet wurde, von Jupiters Abstieg
in einem goldenen Schauer in Danaes Schoß
eine Frau zu verführen. Und dann beachte, wie er sich
wie durch himmlische Autorität zur Lust erregt:
Und welcher Gott? Großer Jupiter, der mit seinem Donner
die höchsten Tempel des Himmels erschüttert,
und ich, armer Sterblicher, mache nicht dasselbe?
Ich habe es getan, und ich habe es von ganzem Herzen getan.
Kein bisschen leichter sind die Worte
für all diese Gemeinheit gelernt; aber durch sie
wird die Gemeinheit mit weniger Scham begangen.
Nicht, dass ich die Worte tadeln würde,
da sie sozusagen auserlesene und kostbare Gefäße sind;
aber dieser Wein des Irrtums, der uns in ihnen
von berauschten Lehrern getrunken wird; und wenn auch
wir nicht trinken, werden wir geschlagen
und haben keinen nüchternen Richter, an den wir
uns wenden könnten. Doch, o mein Gott
(in dessen Gegenwart ich mich jetzt ohne Schmerz
daran erinnern kann), all dies erfuhr ich
unglücklicherweise freiwillig und mit großer Freude,
und dafür wurde ich zu einem hoffnungsvollen Jungen erklärt.
Ertrage es mit mir, mein Gott, während ich
etwas über meinen Witz, deine Gabe und darüber sage,
wofür ich sie verschwendet habe. Denn eine Aufgabe
wurde mir gestellt, die meiner Seele lästig genug war,
unter Bedingungen des Lobes oder der Schande
und der Angst vor Beleidigungen die Worte
von Juno zu sprechen, während sie wütete
und trauerte, dass sie es nicht konnte, diesen
trojanischen Prinz aus Latinum wiederum zu vertreiben.
Welche Worte hatte ich gehört, die Juno
nie ausgesprochen hatte; aber wir waren gezwungen,
in den Fußstapfen dieser poetischen Fiktionen
in die Irre zu gehen und vieles in Prosa zu sagen,
was er in Versen ausdrückte. Und sein Reden
wurde am meisten bejubelt, in dem die Leidenschaften
von Wut und Trauer am überragendsten waren,
und in die passendste Sprache gekleidet, die Würde
des Charakters wahrend. Was geht es mich an,
o mein wahres Leben, mein Gott, dass meine Deklamation
über so viele meines Alters und meiner Klasse
applaudiert wurde? Ist das nicht alles Rauch und Wind?
und gab es nichts anderes, woran ich meinen Witz
und meine Zunge üben könnte? Dein Lob, Herr,
Dein Lob hätte den noch zarten Schössling meines Herzens
durch die Stütze Deiner Schriften zurückhalten können;
so war es nicht zwischen diesen leeren Kleinigkeiten
verschwunden, eine Beute für die Vögel der Luft.
Aber was für ein Wunder, dass ich so zu Eitelkeiten
hingerissen wurde und aus deiner Gegenwart,
o mein Gott, hinausging, als mir Männer als Vorbilder
vorgesetzt wurden, die, wenn sie etwas von ihrer Handlung
erzählten, die an sich nicht schlecht war, einige begangen
haben Barbarei oder Solecismus, wurden gerügt
und beschämt; aber wenn sie in reichen und geschmückten
und wohlgeordneten Gesprächen ihr eigenes
ungeordnetes Leben erzählten, gelobt, gerühmt?
Dies siehst du, Herr, und schweigst; langmütig
und reich an Barmherzigkeit und Wahrheit.
Willst du ewig schweigen? und selbst jetzt ziehst du
aus dieser schrecklichen Kluft die Seele, die dich sucht,
die nach deinen Freuden dürstet, deren Herz zu dir spricht:
Ich habe dein Angesicht gesucht; Dein Angesicht, Herr,
will ich suchen. Denn dunkle Neigung ist Entfernung
von Dir. Denn nicht durch unsere Füße oder Ortswechsel
verlassen die Menschen dich oder kehren zu dir zurück.
Oder hat dein jüngerer Sohn nach Pferden
oder Streitwagen oder Schiffen Ausschau gehalten,
mit sichtbaren Flügeln geflogen oder durch die Bewegung
seiner Glieder gereist, um in einem fernen Land
in einem ausschweifenden Leben alles zu vergeuden,
was du bei seiner Abreise gegeben hast? ein liebender
Vater, als du gabst, und liebevoller zu ihm,
als er leer zurückkehrte. So ist also in lüsternen,
das heißt in verdunkelten Zuneigungen
die wahre Entfernung von Deinem Angesicht.
Siehe, o Herrgott, ja, schaue geduldig,
wie du es gewohnt bist, wie sorgfältig
die Menschensöhne die Bundesregeln
der Buchstaben und Silben einhalten, die sie
von denen erhalten haben, die vor ihnen gesprochen haben,
und dabei den ewigen Bund der ewigen Erlösung
vernachlässigen, die sie von dir erhalten haben.
Insofern, dass ein Lehrer oder Lernender
der erblichen Gesetze der Aussprache die Menschen
mehr beleidigen wird, wenn er trotz der Gesetze
der Grammatik ohne Aspiration
von einem „menschlichen Wesen“ spricht,
als wenn er als „Mann“ ein „Mensch“ wäre.
Als ob irgendein Feind verletzender sein könnte
als der Hass, mit dem er gegen ihn aufgebracht ist;
oder könnte den, den er verfolgt, tiefer verletzen,
als er durch seine Feindschaft seine eigene Seele verletzt.
Sicherlich kann keine Schriftwissenschaft
so angeboren sein wie die Aufzeichnung des Gewissens,
dass er einem anderen tut, was er von einem anderen
nicht leiden möchte. Wie tief sind deine Wege, o Gott,
du alleiniger Großer, der schweigend in der Höhe sitzt
und durch ein unermüdliches Gesetz strafende Blindheit
für gesetzlose Begierden austeilt. Auf der Suche
nach dem Ruhm der Beredsamkeit wird ein Mann,
der vor einem menschlichen Richter steht, umgeben
von einer Menschenmenge, und mit heftigstem Hass
gegen seinen Feind deklamiert, höchst wachsam
darauf achten, dass er nicht durch einen Sprachfehler
das Wort ermordet. Muse, nun singe weiter!
Dies war die Welt, an deren Tor ich unglücklich
in meiner Knabenzeit lag; dies war die Phase,
in der ich mehr befürchtet hatte, eine Barbarei zu begehen,
als eine begangen zu haben, um diejenigen zu beneiden,
die es nicht getan hatten. Diese Dinge rede
und bekenne ich dir, mein Gott; für die ich Lob
von ihnen hatte, denen ich dann alles zu gefallen hielt.
Denn ich sah den Abgrund der Niedertracht nicht,
in dem ich von deinen Augen weggeworfen wurde.
Was war vor ihnen schlimmer, als ich es bereits war,
und das selbst mir missfiel? mit unzähligen Lügen,
die meinen Erzieher, meine Meister, meine Eltern
täuschen, aus Liebe zum Spiel, Begierde,
eitle Shows zu sehen, und Unruhe, sie nachzuahmen!
Auch Diebstähle habe ich begangen, aus Keller
und Tisch meiner Eltern, der Habgier versklavt,
oder die ich Knaben geben müsste, die mir
ihr Stück verkauften, die ihnen dabei nicht weniger
gefielen als mir. Auch in diesem Stück suchte ich oft
unfaire Eroberungen, besiegte mich inzwischen
durch eitlen Wunsch nach Vormachtstellung.
Und was konnte ich so schlecht ertragen oder,
als ich es bemerkte, was ich so heftig tadelte,
als das, was ich anderen antat? und für die ich,
wenn ich entdeckt wurde, Vorwürfe bekam,
zog ich es vor, mich zu streiten, als nachzugeben.
Und ist das die Unschuld der Kindheit? Nicht so, Herr,
nicht so; ich rufe Deine Barmherzigkeit, mein Gott.
Denn genau diese Sünden werden im Laufe
der reiferen Jahre von Erziehern und Meistern,
von Nüssen und Bällen und Sperlingen
auf Magistrate und Könige, auf Gold und Herrenhäuser
und Sklaven übertragen, so wie strengere Strafen
den Stock verdrängen. Es war die damalige niedrige Statur
der Kindheit, die Du, unser König, als Zeichen
der Niedrigkeit gepriesen hast. Du liebst die Demut.
Doch, Herr, Dir, dem Schöpfer und Herrscher
des Universums, dem allererhabensten und besten,
Dank gebührt Dir, unserem Gott, selbst wenn Du
nur die Kindheit für mich bestimmt hättest.
Denn schon damals war ich, lebte und fühlte ich;
und hatte eine implantierte Vorsehung
über mein Wohlergehen – eine Spur
jener geheimnisvollen Einheit, aus der ich stammte;
ich bewachte die Gesamtheit meiner Sinne
durch den inneren Sinn, und in diesen minutiösen
Beschäftigungen und in meinen Gedanken
über minutiöse Dinge lernte ich, mich an der Wahrheit
zu erfreuen, ich hasste es, getäuscht zu werden,
hatte ein starkes Gedächtnis, war sprachbegabt,
war besänftigt durch Freundschaft, vermied Schmerz,
Gemeinheit, Unwissenheit. Was war an einem
so kleinen Geschöpf nicht wunderbar, nicht bewundernswert?
Aber alle sind Geschenke meines Gottes: nicht ich war es,
der sie mir gab; und gut sind diese, und diese zusammen
sind ich. Gut, dann ist er, der mich gemacht hat,
und er ist mein Guter; und vor Ihm werde ich
über jedes Gute jubeln, das ich von einem Jungen hatte.
Denn es war meine Sünde, dass ich nicht in Ihm,
sondern in Seinen Geschöpfen – mir selbst und anderen –
nach Freuden, Erhabenheiten, Wahrheiten suchte
und so kopfüber in Kummer, Verwirrung
und Irrtümer geriet. Dank sei Dir, meine Freude
und mein Ruhm und mein Vertrauen, mein Gott,
Dank sei Dir für Deine Gaben; aber bewahre sie mir.
Denn so wirst du mich erhalten, und das,
was du mir gegeben hast, wird erweitert
und vollendet werden, und ich selbst werde bei dir sein,
da du mir gegeben hast, zu sein. Du bist das Sein.
ZWEITER GESANG
DIE KONKUBINE CORINNA
Muse, singe meine ‚Konkubine und die Unzucht der Jugend!
Ich werde mich jetzt an meine vergangene Fäulnis
und die fleischliche Verderbtheit meiner Seele erinnern;
nicht weil ich sie liebe, sondern um dich zu lieben,
o mein Gott. Aus Liebe zu Deiner Liebe tue ich es;
meine schlimmsten Wege in der Bitterkeit
meiner Erinnerung Revue passieren lassen,
damit Du mir süß wirst und holtst mich wieder
aus meiner Zerstreuung, in der ich Stück für Stück
zerrissen wurde, während ich mich von Dir,
dem Einen Guten, abwandte und mich in einer Vielzahl
von Dingen verlor. Denn ich brannte schon
in meiner bisherigen Jugend darauf, von den Dingen
unten satt zu werden; und ich wagte es,
wieder wild zu werden, mit diesen verschiedenen
und schattenhaften Lieben: Meine Schönheit verzehrte,
und ich stank in deinen Augen; mir selbst gefallen
und begierig, den Augen der Menschen zu gefallen.
Und was hat mich gefreut, als zu lieben
und geliebt zu werden? aber ich behielt nicht das Maß
der Liebe, von Geist zu Geist, die helle Grenze
der Freundschaft: sondern aus der schlammigen Begierde
des Fleisches und dem Sprudeln der Jugend
stiegen Nebel auf, die mein Herz umnebelten
und bedeckten, die ich nicht erkennen konnte,
den klaren Glanz der Liebe aus dem Nebel der Wollust.
Beides brodelte verwirrt in mir und trieb
meine ungestüme Jugend über den Abgrund
unheiliger Begierden und versenkte mich
in einem Abgrund von Ausschweifungen. Dein Zorn
hatte sich über mich gesammelt, und ich wusste es nicht.
Ich wurde taub durch das Klirren der Kette
meiner Sterblichkeit, die Strafe des Stolzes meiner Seele,
und ich entfernte mich weiter von Dir,
und Du ließest mich in Ruhe, und ich wurde herumgeworfen
und verschwendet und zerstreut, und ich überkochte
in meiner Unzucht, und Du schwiegst, o Du
meine verspätete Freude! Da schwiegst Du,
und ich wanderte immer weiter von Dir fort,
in immer fruchtlosere Saatfelder der Sorgen,
mit stolzer Niedergeschlagenheit und rastloser Müdigkeit.
Oh! dass jemand dann meine Unordnung herbeigeführt
und die flüchtigen Schönheiten dieser äußersten Punkte
deiner Schöpfung zur Rechenschaft gezogen hätte!
hätte ihrer Lustbarkeit eine Grenze gesetzt,
so dass die Gezeiten meiner Jugend sich
auf die Heiratsküste geworfen haben könnten,
wenn sie nicht beruhigt und im Objekt einer Familie
gehalten werden könnten, wie dein Gesetz es vorschreibt,
o Herr, der diesen Weg für die Nachkommen
dieses unseres Todes bildet, mit sanfter Hand
die Dornen abstumpfen zu können, die von Deinem
Paradies ausschließen. Denn deine Allmacht
ist nicht fern von uns, auch wenn wir fern von dir sind.
Sonst hätte ich wachsamer auf die Stimme
aus den Wolken achten sollen: Dennoch werden
solche im Fleisch Ärger haben, aber ich verschone euch.
Und es ist gut für einen Mann, eine Frau nicht anzufassen.
Und, wer unverheiratet ist, denkt an die Dinge des Herrn,
wie er dem Herrn gefallen kann; aber wer verheiratet ist,
kümmert sich um die Dinge dieser eitlen Welt,
wie er seiner Frau mit Liebedienerei gefallen kann.
Diesen Worten hätte ich aufmerksamer zuhören sollen,
und um des Himmelreichs willen getrennt,
hätte ich Deine Umarmung freudiger erwartet;
aber ich, armer Wicht, schäumte wie ein aufgewühltes Meer,
folgte dem Rauschen meiner eigenen Flut,
verließ dich und überschritt alle deine Grenzen;
doch bin ich deinen Geißeln nicht entronnen.
Denn welcher Sterbliche kann das? Denn Du
warst immer gnädig streng bei mir und besprenkelst
alle meine ungesetzlichen Freuden mit bitterster Legierung,
damit ich Freuden ohne Legierung suche.
Aber wo solche zu finden sind, konnte ich nicht entdecken,
außer bei Dir, o Herr, der Du durch Kummer lehrst
und uns verwundest, zu heilen; und tötest uns,
damit wir nicht an dir sterben. Wo war ich,
und wie weit war ich von den Freuden
deines Hauses verbannt, in jenem sechzehnten Jahr
des Zeitalters meines Fleisches, als der Wahnsinn
der Lust (dem die menschliche Schamlosigkeit
freien Lauf lässt, wenn auch ohne Erlaubnis
durch Deine Gesetze) die Herrschaft über mich übernahm
und ich mich ihr ganz hingab? Meine Freunde
kümmerten sich unterdessen nicht darum,
meinen Sturz zu retten; ihre einzige Sorge war,
dass ich ausgezeichnet sprechen lernen
und ein überzeugender Redner sein sollte.
Für dieses Jahr wurden meine Studien unterbrochen:
während nach meiner Rückkehr aus Madaura
(einer Nachbarstadt, wohin ich gereist war,
um Grammatik und Rhetorik zu lernen) die Kosten
für eine weitere Reise nach Karthago finanziert wurden;
und das eher durch die Entschlossenheit
als durch die Mittel meines Vaters, der nur ein armer
Ehrenbürger von Thagaste war. Wem erzähle ich das?
nicht dir, mein Gott; sondern vor Dir zu meiner eigenen Art,
sogar zu dem kleinen Teil der Menschheit, der
auf diese meine Schriften stößt. Und zu welchem Zweck?
damit jeder, der dies liest, bedenke, aus welcher Tiefe
wir zu dir schreien sollen. Denn was ist deinen Ohren näher
als ein bekennendes Herz und ein Leben im Glauben?
Wer hat nicht meinen Vater dafür gepriesen,
der seine Mittel überstieg, er seinen Sohn
für seine Studien mit allem Notwendigen
für eine weite Reise ausstatten würde? Denn viele
weit fähigere Bürger taten so etwas nicht für ihre Kinder.
Aber dieser selbe Vater kümmerte sich nicht darum,
wie ich zu Dir heranwuchs oder wie keusch ich war;
so dass ich nur reichlich redete, wie unfruchtbar ich
auch für Deine Kultur war, o Gott, der Du der einzig wahre
und gute Herr Deines Feldes bist, mein Herz.
Aber während ich in diesem meinem sechzehnten Jahr
bei meinen Eltern lebte und die Schule für eine Weile verließ
(eine Zeit des Müßiggangs, die durch die Enge
des Vermögens meiner Eltern dazwischen geschaltet wurde),
wuchsen die Dornen unreiner Begierden über meinem Kopf,
und da war keine Hand, um sie auszurotten.
Als mein Vater mich in den Bädern sah, jetzt
zum Manne heranwachsend und mit einer rastlosen Jugend
begabt, erzählte er es, da er seine Nachkommen
schon von da an erwartete, gerne meiner Mutter;
sich über jenen Tumult der Sinne freuen, in dem die Welt
Dich, ihren Schöpfer, vergisst und sich durch die Dämpfe
dieses unsichtbaren Weins ihres Eigenwillens
in Dein Geschöpf anstatt in Dich selbst verliebt,
sich abwendet und sich vor den allerniedrigsten Dingen
niederbeugt. Aber in meiner Mutter' Brust hattest du
schon deinen Tempel begonnen und die Grundlage
deiner heiligen Wohnung, während mein Vater
noch ein Katechumene war, und das erst vor kurzem.
Da erschrak sie vor heiliger Furcht und Zittern;
und obwohl ich noch nicht getauft war, fürchtete ich
für mich jene krummen Wege, auf denen die gehen,
die dir den Rücken kehren und nicht ihr Angesicht.
Wehe mir! und wage ich zu sagen, dass du schweigst,
o mein Gott, während ich mich weiter von dir entfernte?
Hast Du mir denn wirklich geschwiegen? Und wessen
außer dir waren diese Worte, die du mir von meiner Mutter,
deiner Treuen, ins Ohr gesungen hast? Nichts davon
sank in mein Herz, um es zu tun. Denn sie wollte,
und ich erinnere mich, dass sie mich privat
mit großer Sorge gewarnt hat, keine Unzucht zu begehen,
aber insbesondere niemals die Frau eines anderen Mannes
zu beschmutzen. Diese schienen mir weibische Ratschläge,
deren Befolgung ich erröten sollte. Aber sie waren dein,
und ich wusste es nicht: und ich dachte, du schwiegst
und sie war es, die sprach; von dem du mir
nicht geschwiegen hast; und in ihr wurde ich verachtet,
ihr Sohn, der Sohn deiner Magd, deiner Dienerin.
Aber ich wusste es nicht; und lief kopfüber
mit solcher Blindheit, dass ich mich unter meinesgleichen
einer geringeren Schamlosigkeit schämte, als ich sie
mit ihrer Flagitivität prahlen hörte, ja, und je mehr prahlen,
desto mehr wurden sie erniedrigt: und ich hatte Freude,
nicht nur an der Freude an der Tat, sondern im Lob.
Was ist tadelnswerter als das Laster? Aber ich
machte mich schlechter, als ich war, damit ich
nicht geschmäht würde; und wenn ich in irgendetwas
nicht wie die Verlassenen gesündigt hatte, würde ich sagen,
dass ich getan hatte, was ich nicht getan hatte,
damit ich nicht im Verhältnis zu meiner Unschuld
verächtlich erschiene; oder von geringerer Bedeutung,
desto keuscher. O warum liebte ich nicht die Keuschheit?
Seht, mit welchen Gefährten ich durch die Straßen
Babylons ging und mich in ihrem Sumpf wälzte,
als ob ich in einem Bett aus Gewürzen
und kostbaren Salben wäre. Und damit ich mich
schneller an seine Mitte klammern könnte,
trat mich der unsichtbare Feind nieder und verführte mich,
denn ich war leicht zu verführen. Auch die Mutter
meines Fleisches (die jetzt aus dem Zentrum
Babylons geflohen war, ging jedoch langsamer
in den Röcken davon, als sie mir zur Keuschheit riet,
also beherzige, was sie von ihrem Ehemann
von mir gehört hatte, um mich innerlich
zurückzuhalten in den Grenzen der ehelichen Zuneigung,
wenn sie nicht bis aufs Innerste abgemildert werden konnte),
was sie gegenwärtig als verderblich und für die Zukunft
gefährlich empfand. Sie beachtete dies nicht,
denn sie fürchtete, eine Frau könnte sich als Hemmnis
und Störung für meine Hoffnungen erweisen.
Nicht jene Hoffnungen auf die kommende Welt,
die meine Mutter auf Dich setzte; aber die Hoffnung
zu lernen, was meine beiden Eltern zu begierig waren,
sollte ich erreichen; mein Vater, weil er so gut
wie keinen Gedanken an dich hatte und an mich
nur eitle Einbildungen; meine Mutter, weil sie erklärte,
dass diese üblichen Lernwege nicht nur kein Hindernis,
sondern sogar eine Förderung wären, um Dich zu erreichen.
Denn so vermute ich und erinnere mich, so gut ich kann,
an die Disposition meiner Eltern. Inzwischen wurden
mir die Zügel gelockert, um meine Zeit
über jeden Charakter der gebotenen Strenge hinaus
mit Sport zu verbringen, ja, sogar bis zur Ausschweifung
in allem, was mich betraf. Und in allem war ein Nebel,
der mir, o mein Gott, den Glanz Deiner Wahrheit versperrte;
und meine Ungerechtigkeit brach aus wie aus Fettleibigkeit.
Diebstahl wird bestraft durch dein Gesetz, o Herr,
und das Gesetz, das in die Herzen der Menschen
geschrieben ist, das die Ungerechtigkeit selbst nicht auslöscht.
Denn welcher Dieb wird einen Dieb aushalten?
nicht einmal ein reicher Dieb, einen, der aus Not stiehlt.
Doch ich lüstete zu stehlen und tat es, nicht durch Hunger
oder Armut getrieben, sondern durch einen Überdruss
an Wohltaten und eine Verwöhnung durch Ungerechtigkeit.
Denn ich habe das gestohlen, wovon ich genug hatte,
und viel besser. Ich kümmerte mich auch nicht darum,
mich an dem zu erfreuen, was ich gestohlen hatte,
sondern freute mich über den Diebstahl und die Sünde selbst.
In der Nähe unseres Weingartens stand ein Birnbaum,
beladen mit Früchten, die weder Farbe noch Geschmack
verlockten. Um dies zu schütteln und auszurauben,
gingen einige unanständige junge Burschen von uns
spät in der Nacht (nach unserer pestilen Sitte
verlängerten wir unseren Sport auf den Straßen bis dahin)
und nahmen riesige Lasten, nicht für unser Essen,
sondern zu den Schweinen zu schleudern, nachdem ich
sie nur gekostet habe. Und dies, aber nur, um das zu tun,
was uns gefiel, weil es missliebig war. Siehe mein Herz,
o Gott, siehe mein Herz, dessen du dich erbarmtest
auf dem Grund des Abgrunds. Nun, siehe, lass dir
mein Herz sagen, was es dort suchte, dass ich grundlos
böse sein sollte und keine Versuchung zum Übel habe,
sondern das Übel selbst. Es war faul, und ich liebte es;
ich liebte es, zugrunde zu gehen, ich liebte
meine eigene Schuld, nicht die, woran ich gefehlt hatte,
sondern meine Schuld selbst. Verdorbene Seele,
die von Deinem Firmament in völlige Zerstörung fällt;
nichts durch die Scham suchen, sondern die Scham selbst!
Denn es gibt eine Anziehungskraft in schönen Körpern,
in Gold und Silber und allen Dingen; und bei
körperlicher Berührung hat Sympathie großen Einfluss,
und jeder andere Sinn hat sein eigentliches Objekt
angemessen gemildert. Weltliche Ehre hat auch ihre Anmut
und die Macht der Überwindung und der Meisterschaft;
woraus auch der Durst nach Rache entspringt.
Aber um all dies zu erlangen, dürfen wir nicht von Dir abweichen,
o Herr, noch von Deinem Gesetz abfallen. Auch das Leben,
das wir hier führen, hat durch einen gewissen Eigenanteil
seinen eigenen Zauber und eine Entsprechung
mit allem Schönen hier unten. Auch die menschliche
Freundschaft wird wegen der aus vielen Seelen
gebildeten Einheit mit einem süßen Band geliebt.
Anlässlich all dieser und dergleichen wird Sünde
begangen, während durch eine maßlose Neigung
zu diesen Gütern der niedrigsten Ordnung die Besseren
und Höheren verlassen werden – Du, unser Herrgott,
Deine Wahrheit und Dein Gesetz. Denn diese
niederen Dinge haben ihre Freuden, aber nicht
wie mein Gott, der alle Dinge gemacht hat;
denn an ihm hat der Gerechte Freude,
und er ist die Freude der aufrichtigen Herzen.
Wenn wir also fragen, warum ein Verbrechen
begangen wurde, glauben wir es nicht, es sei denn,
es scheint, dass es einen Wunsch gegeben haben könnte,
einige von denen zu erlangen, die wir
niedrigere Güter nannten, oder eine Angst, sie zu verlieren.
Denn sie sind schön und anmutig; obwohl sie
im Vergleich zu diesen höheren und glückseligen Gütern
erbärmlich und niedrig sind. Ein Mann hat
einen anderen ermordet; warum? er liebte seine Frau
oder seinen Besitz; oder würde für seinen eigenen
Lebensunterhalt rauben; oder fürchtete, einige
solcher Dinge durch ihn zu verlieren; oder,
Unrecht getan, brannte, um gerächt zu werden.
Würde irgendjemand ohne Grund einen Mord begehen,
der sich einfach am Morden ergötzt? wer würde es glauben?
denn was diesen wütenden und wilden Mann betrifft,
von dem gesagt wird, er sei grundlos böse
und grausam gewesen, so ist doch die Ursache zugeteilt.
Habe ich denn so an dir geliebt, du Diebstahl an mir,
du Tat der Finsternis, in diesem sechzehnten Jahr
meines Lebens? Lieblich warst du nicht,
denn du warst Dieb. Aber bist du etwas, dass ich
so zu dir rede? Schön waren die Birnen, die wir stahlen,
denn sie waren deine Schöpfung, du Schönster von allen,
Schöpfer von allem, du guter Gott; Gott, das höchste Gut
und mein wahres Gut. Schön waren diese Birnen,
aber sie verlangte meine elende Seele nicht;
denn ich hatte Besseres auf Lager, und die sammelte ich nur,
um sie zu stehlen. Denn als ich mich versammelt hatte,
schleuderte ich sie weg, und mein einziges Fest darin
war meine eigene Sünde, die ich gerne genoss.
Denn wenn etwas von diesen Birnen in meinen Mund kam,
war es die Sünde, die es versüßte. Und nun, o Herr,
mein Gott, frage ich, was mich an diesem Diebstahl
erfreut hat; und siehe, es hat keine Lieblichkeit;
ich meine nicht solche Lieblichkeit wie in Gerechtigkeit
und Weisheit; noch solches, was im Geist und Gedächtnis,
in den Sinnen und im tierischen Leben des Menschen ist;
noch wie die Sterne in ihren Kugeln herrlich und schön sind;
oder die Erde oder das Meer, voll von embryonalem Leben,
das durch seine Geburt das ersetzt, was verfällt;
nein, nicht einmal jene falsche und schattenhafte
Schönheit, die zu trügerischen Lastern gehört.
Denn so ahmt der Stolz die Erhabenheit nach;
während du allein Gott bist, erhaben über alles.
Ehrgeiz, was sucht er, wenn nicht Ehre und Ruhm?
wohingegen Du allein über alles zu ehren und ruhmreich bist
für immer. Die Grausamkeit der Großen
würde gern gefürchtet; aber wer ist zu fürchten
als nur Gott allein, aus dessen Macht man sich reißen
oder entziehen kann? wann oder wo oder wohin
oder von wem? Die Zärtlichkeiten der Übermütigen
würden gerne als Liebe gezählt werden:
doch ist nichts zärtlicher als Deine Barmherzigkeit;
noch wird irgendetwas gesünder geliebt
als deine Wahrheit, hell und schön über alles.
Neugier macht den Anschein eines Wissensdurstes;
während Du alles über alles weißt. Ja, Unwissenheit
und Dummheit selbst sind unter dem Namen
der Einfachheit und Unschädlichkeit verhüllt;
denn nichts ist einfältiger als Du: und was ist
weniger schädlich, da es seine eigenen Werke sind,
die dem Sünder schaden? Ja, Faultier würde gern ruhen;
aber welche stabile Ruhe außer dem Herrn?
Luxus wirkt, als Fülle und Fülle bezeichnet zu werden;
aber Du bist die Fülle und nie versiegende Fülle
unbestechlicher Freuden. Verschwendung stellt
einen Schatten der Großzügigkeit dar:
aber Du bist der überfließendste Geber von allem Guten.
Habgier würde viele Dinge besitzen; und du besitzt
alle Dinge. Neid streitet um Exzellenz:
was Exzellenteres als Du? Zorn sucht Rache:
wer rächt sich gerechter als du? Angst erschreckt
bei ungewohnten und plötzlichen Dingen,
die geliebte Dinge gefährden, und kümmert sich
um ihre Sicherheit; aber zu dir, was ungewohnt
oder plötzlich, oder wer trennt von dir, was du liebst?
Oder wo außer bei dir ist unerschütterliche Sicherheit?
Die Trauer sehnt sich nach verlorenen Dingen,
die Freude ihrer Begierden; denn es würde ihm
nichts genommen, wie es nichts von dir kann.
So begeht die Seele Unzucht, wenn sie sich von Dir abwendet
und ohne Dich sucht, was sie nicht rein und unbefleckt findet,
bis sie zu Dir zurückkehrt. So ahmen dir verkehrt alle nach,
die sich von dir entfernen und sich gegen dich erheben.
Aber sogar dadurch, dass sie Dich so nachahmen,
implizieren sie, dass Du der Schöpfer aller Natur bist;
daher gibt es keinen Ort, wohin man sich ganz
von Dir zurückziehen könnte. Was liebte ich dann
an diesem Diebstahl? und worin habe ich
meinen Herrn sogar verdorben und pervers nachgeahmt?
Wollte ich auch nur heimlich Deinem Gesetz
zuwider handeln, weil ich es mit Macht nicht konnte,
damit ich als Gefangener eine verkrüppelte Freiheit
nachahme, indem ich ungestraft Dinge tue,
die mir unerlaubt sind, ein verdunkeltes Ebenbild
Deiner Allmacht? Siehe, dein Knecht, der
vor seinem Herrn flieht, und einen Schatten erhalten.
O Fäulnis, o Ungeheuerlichkeit des Lebens
und Tiefe des Todes! könnte ich mögen,
was ich nicht mag, nur weil ich es nicht mag?
Was soll ich dem Herrn darbringen, dass,
während mein Gedächtnis sich an diese Dinge erinnert,
meine Seele sich nicht davor fürchtet? Ich will dich lieben,
o Herr, und dir danken und deinen Namen bekennen;
denn du hast mir diese so großen und abscheulichen
Taten vergeben. Deiner Gnade schreibe ich es zu
und Deiner Barmherzigkeit, dass Du meine Sünden
wie Eis weggeschmolzen hast. Deiner Gnade schreibe ich
auch alles zu, was ich nicht an Bösem getan habe;
denn was hätte ich nicht tun können, der eine Sünde
um ihrer selbst willen liebte? Ja, alles, was ich bekenne,
ist mir vergeben; sowohl welche Übel ich
aus eigenem Willen begangen habe, als auch
welche ich durch deine Führung nicht begangen habe.
Was für ein Mensch ist er, der es wagt, seine Reinheit
und Unschuld seiner eigenen Kraft zuzuschreiben,
wenn er seine eigene Schwäche abwägt; damit er
dich weniger liebt, als ob er Deine Barmherzigkeit
weniger benötigt hätte, durch die Du denen,
die sich zu Dir bekehren, Sünden erlässt?
Denn wer, von Dir gerufen, Deiner Stimme gefolgt ist
und das vermieden hat, woran er mich erinnert
und von mir gesteht, der soll mich nicht verachten,
der, krank, von jenem Arzt geheilt wurde,
durch dessen Hilfe er es nicht war, oder besser gesagt,
war weniger krank: und dafür lass ihn dich genauso lieben,
ja und mehr; denn durch wen er mich
von solch tiefem Sündenkonsum erholt sieht,
durch den sieht er sich selbst von ähnlichem
Sündenkonsum bewahrt. O große Barmherzigkeit!
Welche Frucht hatte ich damals (Elender!)
in jenen Dingen, deren Erinnerung ich mich jetzt schäme?
Besonders bei diesem Diebstahl, den ich
um des Diebstahls willen liebte; und es war auch nichts,
und darum umso elender ich, der es liebte.
Doch allein hatte ich es nicht getan: so war ich damals,
ich erinnere mich, allein hatte ich es nie getan.
Ich liebte dann darin auch die Gesellschaft der Komplizen,
mit denen ich es tat? Ich liebte damals nichts anderes
als den Diebstahl, ja, ich liebte vielmehr nichts anderes;
denn dieser Umstand der Gesellschaft war auch nichts.
Was ist in Wahrheit? Wer kann mich lehren, außer Er,
der mein Herz erleuchtet und seine dunklen Ecken entdeckt?
Was ist mir in den Sinn gekommen zu fragen,
zu diskutieren und zu erwägen? Denn hätte ich damals
die gestohlenen Birnen geliebt und mich an ihnen
erfreuen wollen, ich hätte es vielleicht allein geschafft,
wenn die bloße Kommission des Diebstahls genügt hätte,
um mein Vergnügen zu erreichen; noch brauchte ich
den Juckreiz meiner Begierde durch die Aufregung
von Komplizen zu entfachen. Aber da mein Vergnügen
nicht an diesen Birnen lag, war es das Ärgernis selbst,
das die Gesellschaft von Mitsündern verursachte.
Was war dann dieses Gefühl? Denn wahrlich, es war zu faul:
und wehe mir, der es hatte. Doch was war es?
Wer kann seine Fehler verstehen? Es war der Sport,
der sozusagen unser Herz kitzelte, die wir
diejenigen verführten, die wenig darüber nachdachten,
was wir taten, und ihn sehr verabscheuten.
Warum war meine Freude dann so groß,
dass ich es nicht allein tat? Weil normalerweise
niemand allein lacht? normalerweise niemand;
doch das Lachen überwältigt die Menschen
manchmal allein, wenn überhaupt niemand bei ihnen ist,
wenn sich ihren Sinnen oder ihrem Geist
etwas sehr Lächerliches bietet. Doch ich hatte dies
nicht allein getan; alleine hatte ich es noch nie geschafft.
Sieh, mein Gott, vor Dir die lebhafte Erinnerung
meiner Seele; allein, ich hatte nie jenen Diebstahl
begangen, bei dem mir das, was ich stahl, nicht gefiel,
sondern dass ich stahl; weder hatte es mir allein gefallen,
noch hatte ich es getan. O Freundschaft zu unfreundlich!
du unbegreiflicher Seelenverführer, du Unheilsgier
aus Heiterkeit und Übermut, du Durst nach fremdem Verlust,
ohne eigene Gewinn- und Rachsucht: aber wenn es heißt:
„Lass uns gehen, lass es uns tun“, wir schämen uns,
nicht schamlos zu sein, wir verfluchten Genossen.
Wer kann diese verdrehten und komplizierten Knoten
entwirren? Faul ist es: Ich hasse es, daran zu denken,
es anzuschauen. Aber nach dir sehne ich mich,
o Gerechtigkeit und Unschuld, schön und anmutig
für alle reinen Augen und von unersättlicher Befriedigung.
Bei Dir ist Ruhe vollkommen und das Leben unerschütterlich.
Wer in dich eintritt, tritt in die Freude seines Herrn ein,
und wird sich nicht fürchten und wird im Allerhabenen
vortrefflich handeln. Ich bin von Dir abgesunken,
und ich bin umhergewandert, o mein Gott,
zu sehr von Dir, meinem Aufenthaltsort,
in diesen Tagen meiner Jugend, und ich wurde
mir selbst ein unfruchtbares Land und öde Wüste.