VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTER TEIL
ERSTER GESANG
Heiliges Fleisch, geweihte Umarmung im Tempel des Himmels,
ewige Hochzeit des Menschen mit göttlicher Fruchtbarkeit.
Priesterin Inanna, gekrönt mit dem Stern und dem Schleier der Nächte,
führte den König ins Lager, zum Ritus des heiligen Bundes.
Aber die Kunde verweht im Staub der zerbrochenen Tafeln,
Herodot sang, doch die Wahrheit versinkt in den Nebeln der Zeit.
War es der Lohn einer Dirne, ein Opfer der sterblichen Schönheit,
oder ein Brautmahl der Seele, geschenkt an den göttlichen Schoß?
Forscherin streitet mit Forscher, der Zweifel zerreißt die Legende,
Märchen von Lüstelei mischen sich mit dem Ernst des Gebets.
Doch in den Hallen von Ur, im Gesang der syrischen Flöten,
spürte das Volk, dass der Leib auch ein Tempel des Göttlichen sei.
So bleib im Geheimnis verschlossen, du Brautnacht der Göttin,
wohin die Gedanken der Menschen und Forscher nicht sicher gelangen.
Denn ob Mythos, ob Wahrheit – im Schoße der Erde verborgen
ruht das Gespräch von der Liebe, die Himmel und Menschen vereint.
Heiliges Sumer, du Land der Ströme, der Wiege des Ackerbaus,
Uralte Schwelle des Himmels, wo Könige thronten im Glanz,
wo in den Tempeln die Stimme der Göttin Inanna erklang.
Mächtig erhob sich der Turm, das Haus der erhabenen Herrin,
festlich geschmückt zu den Tagen des heiligen Jahresbeginns;
Dumuzid, König des Volkes, der Hirt mit gesalbten Gestirnen,
stieg zu der Priesterin auf, der Braut der erglühenden Göttin,
um in der Kammer vereint das göttliche Schicksal zu knüpfen.
Nicht nur im Lager voll Glut, auch in Opfer und königlichem Dienste
wurde die Herrschaft geweiht, und der Kranz von An ward verliehen.
Utu, der Sonnengott, feierte mit ihnen den Bund des Erneuerns,
Tiere der Weide, die Flut des Euphrat, die Saat in den Furchen
priesen die heilige Hochzeit, das Leben, das strömende Dasein.
So ward der König gesalbt, der Stab ihm gegeben von Enlil,
Fülle des Landes gewährte die Göttin, die Herrin des Himmels,
Korn in den Speichern, die Herden voll Kraft, und den Söhnen des Volkes
Segen des Friedens und Waffen zur Wehr, wenn die Feinde heraufziehn.
Ewig, o Sumer, ertöne dein Name in Hymnen der Menschheit;
ewig erklinge Inanna, die leuchtende Herrin des Lebens,
ewig der Bund mit Dumuzid, dem König, der sterbend und kehrend
immer von neuem den Zyklus des Daseins aufs Neue vollendet.
Heilig die Städte des Ostens, von Feuer der Götter erleuchtet,
wo sich der Löwenkraft und des Stieres Macht einst vermählten.
Hethiter, Kinder des Landes, ihr bautet Altäre des Himmels,
weihtet die Körper dem Dienst und den Göttern die glühenden Herzen.
Dort, wo die Priesterin sang und der Jüngling dem Opfer sich neigte,
wurde das Leben geheiligt im Zeichen der ewigen Fruchtbarkeit.
Fern an den Küsten des Meeres, in Phöniziens leuchtenden Städten,
Byblos, Baalbek und Afqa, wo Quellen des Adon entspringen,
tanzten die Frauen der Astarte, die Männer dem Adonis,
gaben sich hin in der Flamme der Lust und der göttlichen Ordnung.
Zellen der Tempel in Pyrgi, gemauert für nächtliche Dienste,
hüteten Flüstern und Küsse, geweiht dem erhabenen Sternbild.
Sicca Veneria glänzte, ein Haus der Geschenke für Fremde,
Tanit empfing dort die Gaben der Liebe, von Römern als Venus
später benannt – doch uralt ist die Spur der phönizischen Göttin.
Auch in den fernen Kolonien Hispaniens rauschten die Feste,
Cancho Roano, Gadir, mit Zellen der heiligen Tänzer,
wo noch im Rhythmus der Flöten die Schritte der Ahnen bewahrt sind.
Zyprische Tempel der Göttin, in Paphos, Kition, Amathus,
hoben den Weihrauch empor zu den Sternen des flutenden Nachthimmels.
Männer und Frauen, genannt mit den Namen der heiligen Schriften,
gaben die Dienste des Leibes, besteuert wie Waren des Marktes,
doch in der Glut dieser Stunden, im Opfer der sterblichen Glieder,
flackerte göttlicher Funken, der Leben mit Leben verbindet.
Heilig ist JHWH, der Schöpfer der Sterne, der Lenker der Zeiten,
dessen Gesetz in den Tiefen des Sinai donnernd erschienen.
Doch in den Gassen Jerusalems flüstert die Stimme der Fremden,
Zonah genannt, die Tochter der Nacht, die lockende Sünderin.
Aber Qedescha, die „Geweihte“, tritt aus dem Schatten der Tempel,
heilig genannt, doch gebunden zugleich an der Finsternis Rätsel.
Denn was ist heilig? Was sündig? Das Herz der Propheten erbebt:
„Volk, kehre um! Dein Bund mit dem Ewigen droht dir zu brechen!“
Josia hört das Gesetz, verstaubt in den Hallen des Heiligtums,
Tränen vergießt er, zerreißt sein Gewand, und ruft es dem Volke:
„Reinigt das Land von den Götzen, von Tänzern, den Hunden, den Huren,
kehrt zu dem Einen zurück, der euch führte aus Knechtschaft und Wüste!“
Aber die Lust und der Handel, die Stimmen der Kanaaniter,
woben die Netze erneut in den Gassen der heiligen Städte.
Heilig und unrein rangen im Herzen Israels zusammen,
so dass der Name des Ewigen lodernd im Zorn sich erhob.
Doch wie die Sterne erglühn über Kedar und über Jerusalem,
so wird die Treue des Ewigen dauern in Ewigkeit.
Heilige Flammen entsteigen den Altären der göttlichen Kypris,
Weihrauch fließt in die Lüfte, vermischt mit den Stimmen der Mädchen.
Dienerinnen des Tempels, geschenkt von den Händen der Sieger,
heben die Arme zum Himmel und flehen die himmlische Herrin.
Wenn in Korinth das Volk mit Sorgen die Göttin beschwor,
rief man die Hetären herbei, die heilige Bitten erhoben.
Nicht nur Freude des Leibes, sie waren die Bräute des Tempels,
Mittlerinnen des Flehens, die Stimme des betenden Volkes.
Xenophon, Sieger im Kampfe der Spiele des Zeus in Olympia,
weihete hundert Sklavinnen der thronenden Herrscherin Kypris.
Pindar sang ihren Ruhm, die heilige Pflicht ihrer Körper,
dass sie der Göttin gehören, als lebende Opfer im Tempel.
Dunkel der Hügel am Tor, wo Melainis den Pilger empfängt,
ruhet die schöne Lais, im Schoße der ewigen Erde.
Dort noch rauscht von den Mauern herab das Geheimnis der Kypris,
dass in den Kammern der Liebe das Göttliche, Ewige waltet.
Simonides rühmte das Flehen der Frauen von Korinth:
Beterinnen des Tempels, die Griechenland Rettung erflehten.
Als die persische Flut anbrandete tobend zum Kriege,
wehrte der Göttin Macht, erhoben im Ruf der Hetären.
Also bezeugt es die Zeit, und die Kunde der älteren Dichter:
Kypris herrsche in Lust wie in Flehen, im Opfer wie Liebe,
Heilig sei selbst die Minne, wenn Flammen des Opfers sie krönen,
Heilig die Mädchen, geweiht, die den Schoß der Göttin verkörpern.
Heilig war einst der Bau, geschmückt mit Gefäßen des Opfers,
Vasen, geziert mit dem Knoten des Sakrums, den Vögeln des Himmels,
Zeichen des Kultes, der Speise und Trank den Göttern darbrachte,
Rituell dargebracht, in geheimnisvoll heiliger Handlung.
Möglicherweise barg er das Werk der heiligen Dirne,
Opfer des Leibes, vermählt mit dem Opfer des Weines und Brotes.
Weit in der Welt, wo die Hellenen siedelten, blühte der Brauch noch:
Kypros bewahrte den Dienst der Göttin, die Liebe gebietet,
Sizilien kannte die Weihe des Fleisches, Pontos die Stätte,
Auch Kappadokien hielt noch den Bund in den heiligen Hallen.
Sogar im Tempel von Zion, dem zweiten, vernahm man die Kunde,
Unter Antiochos’ Herrschaft entweihte der Ritus die Mauern.
Kypros, Insel des Lichts, wo Herodot selber bezeugte,
Dass sich die Mädchen, noch unvermählt, der Göttin ergeben,
Ehe sie Gatten empfingen im Volk, ihr Los zu erfüllen.
Tempel von Kition nannten die Weihe der Dirnen beim Namen,
Auf den Tafeln der Marmorinschrift mit Bäckern und Schreibern,
Barbier und Sänger zugleich im Dienst der göttlichen Ordnung.
Auch in Aphaka, dem Heiligtum hoch in den Bergen Libanons,
Wurden die Männer verpflichtet, den Obolos darzulegen,
Spende der Göttin geweiht, bevor sie den Tempel betraten,
Dienerinnen der Kypris zu nahen im heiligen Bunde.
Doch in den Tagen Roms, als mächtig der Kaiser erstanden,
Schloss Konstantin die Tore der Venus, den Dienst zu beenden.
Eusebios sang es voll Stolz: die Städte der Phönizier
Aphaka, Heliopolis selbst, verließen den alten Gebrauch nun,
Tempel der Lust versanken im Staub, von Christus verbannt schon,
Dass nur die eine, die himmlische Liebe, im Herzen noch walte.
Ewig erhebt sich der Osten im Glanz der flammenden Sonnen,
Wie ein gewaltiger Strom, der die Länder mit Mythen durchströmt.
Indien, Mutter der Tänze, der Götter, der heiligen Flammen,
Wo noch die Stimmen der Tempel in tausend Gebeten erklingen.
Dort, wo Devadasis, den Göttern vermählte Jungfrauen,
Schritte des Opfers vollführen, im Kreise der Flöten und Zymbeln,
Lebt ein Erinnern an Zeiten, als Menschen den Göttern sich weihten,
Nicht für das Irdische nur, doch in leuchtender Hingabe stehend.
Doch auch der Schatten verweilt, denn Opfer in Ketten verfallen,
Wo einst die Freiheit erblühte, wie Blumen im Frühlingsgefilde.
Menschen verhandeln mit Menschen, und heiliger Glanz wird entwürdigt,
Doch in den Hallen der Tempel verharrt noch der göttliche Funke.
Asien, du Reich der Gegensätze, Strombett der Welten,
Wie du das Dunkel umarmst und das Licht der Gestirne erhebst!
Namen der Götter und Tänze verflechten sich, Feuer und Wasser,
Und in den Hymnen der Völker erklingt das Schicksal der Erde.
Sing ich, o Sonne des Südens, o Feuer der Blumen,
Xochipilli, den Gott, in Liedern des Rausches erglänzend!
Freudenführer der Jugend, Patron der Begehrenden, Hüter
männlicher Liebe, Beschützer der Knaben im Tempel,
der mit den Tänzen der Götter die Seelen zum Brennen entzündet.
Dich auch, Xochiquetzal, die Blütengefiedergekrönte,
ruft mein Gesang: o Herrin der Lust, o Freundin der Künste,
weibliche Schöpferin, schimmernd im Schmuck der Begehrlichkeit,
Schwester der Spinner und Weber, Patronin der zarten Geschmeide,
die du im Rausche der Liebe das Menschenherz frei machst.
Heilige Spiele des Körpers, umflossen vom Rhythmus der Trommeln,
heilige Küsse, geweihte Berührungen, Opfer im Tanze –
alles dem Göttlichen dargebracht, alles in Blumen gewandet.
Nicht wie im Staube der Chronik die Mönche der Eroberung
schrieben, von Galle vergiftet, die Worte des Zorns und der Lüge,
sondern im Glanz der Wahrheit, im Jubel der heiligen Feste
flammt uns die Freiheit des Fleisches, die Lust als Opfer des Lebens.
O ihr gefiederten Paare, im Reigen des Todes unsterblich,
euer Vermächtnis erhebt uns: die heilige Lust ist ein Tempel,
Liebe der Schlüssel zum Göttlichen, Körper die Tore zum Himmel.
Ewig im Tempel erglüht die Flamme des göttlichen Eros,
heilige Priesterin, Tochter der Sterne, du segnest die Erde.
Nicht um den Beifall des Mannes, nicht um vergängliche Ehre,
liebst du — nein, aus dir selber quillt deine heilige Quelle.
Frau, die den Strom der Lebenskraft offen in Händen vergießt,
Bogen der Götter, der Lust mit der Seele des Kosmos verbindet,
du bist die Brücke des Himmels zur irdischen, flammenden Freude,
du bist die Löserin, Mutter der Lust, und Bewahrerin, Freundin.
Aber als Herrschaft des Einen die alten Altäre zerbrach,
Wehe, da Mütter zur Schmach und zur Schattenhaftigkeit wurden,
Wehe, da Eros von Furcht und von Tod übermalt und verdunkelt!
Doch in den Tiefen des Blutes, im Traum, im Gesang, im Geheimnis
leuchtet noch immer dein Bild, o Ischtar, o Göttliche Hure!
Heilig die Lust, die du weihst, heilig das Leben, das strömt,
heilig der Leib, in dem Göttliches wohnt und Menschen erlöst.
ZWEITER GESANG
I
Heilig ist sie, die Frau, die dem Fremden die Lenden eröffnet,
heilige Priesterin, Tor der Gnade, das Göttliche atmend.
Nicht ist Schande ihr Werk, es ist Opfer am brennenden Altar,
wo die Glut der Begierde zum Rauch des Gebets sich erhebet.
Denn im Schoß der Geweihten wohnt die Macht der Gestirne,
Inannas Funken erglüht in den Hüften, im zitternden Atem.
O Inanna, du Herrin des Himmels, der Liebe, des Krieges,
Schöne Hure der Götter, im Purpur der Nacht du erstrahlst.
Dein ist Lust und Gewalt, dein ist Frieden und tobende Rache,
dein das Spiel des Kusses, dein ist das Schwert in der Sonne.
Tempel und Lager erblühen, wenn deine Erscheinung sie segnet,
und die Magd, die sich hingibt, trägt das Antlitz der Göttin.
Darum singe, o Mensch, nicht von Schande, von heiliger Schönheit,
sing von der Hure, der Priesterin, Leib der Gebete.
Denn wer Liebe empfängt in den Armen der göttlichen Mägde,
trinkt vom Kelch der Unsterblichkeit, kostet den Wein Inannas!
II
Heilig ist das Gemach, wo Astartes Altäre erglühen,
wo der Weihrauch aufsteigt, vermischt mit dem Seufzen der Leiber.
Denn die Göttin gebietet: der Leib sei das Opfer der Sterne,
durch den Kuss und den Schoß sich das Göttliche offenbare.
Nicht der Schande gehört es, nein, der erhabenen Ordnung:
dass die Frau in der Hingabe selber zum Tempel sich wandelt.
O Astarte, du Königin, Herrin des Meeres und Mondes,
du, die Himmel und Erde mit strömender Fülle umschlingst,
komm und wohne im Leib der Geweihten, die willig sich opfert,
dass der Fremde, der naht, deine Macht im Genusse erfahre.
Denn die Liebe, die Lust, ist dein Ritus, dein schimmerndes Siegel,
und der Schoß ist dein Heiligtum, Tor in das Reich deiner Kräfte.
So vollziehen die Frauen des Tempels den ewigen Bund dir,
geben ihren Körper als Zeichen der himmlischen Ordnung.
Und der Mann, der sie findet, er kehrt nicht leer zu sich heimwärts:
denn er hat dich geschaut, o Astarte, im flammenden Bilde.
III
Heilig ist der Bereich, wo die Körper den Tempel erheben,
wo im Kusse die Seele sich löst und die Grenzen vergehen.
Denn das Fleisch ist kein Schatten, es birgt die verborgene Flamme,
Shakti wohnt in der Hüfte, im Herzen, im atmenden Schoße.
Nicht allein ist die Lust ein Begehren, sie ist eine Brücke:
durch die Wonne der Leiber erschau’n wir die göttliche Einheit.
Wie im Osten der Weise die Kundalinī erwecket,
so im Tempel der Göttin die Frau den Adepten erhebet.
Tantra bindet den Strom, die ekstatische Kraft der Vereinigung,
und im Verschmelzen des Paares erscheint das Unendliche selber.
O du große Shakti, du Mutter von Leben und Feuer,
du, die kreisend den Tanz mit dem Herrn aller Götter vollführst,
sei im Schoß der Geweihten, im Blick und im leuchtenden Atem,
dass der Pilger, der naht, in dir die Befreiung erfahre.
Denn der Weg durch die Liebe ist Opfer und Weihe zugleich,
und die Frau, die sich gibt, ist Gestalt deiner heiligen Macht.
IV
Oben am Hügel des Meeres, wo Korinth in der Sonne erstrahlet,
ragte der Tempel der Liebenden, Wohnung der göttlichen Herrin.
Aphrodite, die Schöne, die goldene, ließ dort erglühen
heilige Flammen der Lust, die zugleich ein Opfer der Seele.
Denn die Frauen des Tempels, die Töchter der strahlenden Göttin,
gaben den Pilgern den Schoß als Zeichen der himmlischen Ordnung.
Nicht entweiht war der Leib, er war strahlend, ein göttliches Opfer,
denn in der Glut der Umarmung erblühte das Bild Aphrodites.
So, wie sie selbst, die in Muscheln geboren, die Wellen durchschneidet,
nackt und glänzend im Licht, von den Göttern des Olympos bewundert,
so erschien sie im Fleisch der Geweihten, in seufzender Nähe,
wenn der Fremde die Liebe empfing wie ein göttliches Mysterium.
O du Königin, Stern der Begierde, Herrin der Wonnen,
heilig ist dein nackter Leib, der die Herzen der Menschen entzündet.
Nicht in Scham, nein, im Glanz der Schönheit und göttlichen Freude
liegt dein Geheimnis, das ewig die Welt in Verlangen durchstrahlet.
V
Heilig war auch in Rom das Gemach, wo die Göttliche wohnte,
Venus, Mutter des Volks, die den Ahn uns, den Aeneas, gebar.
Ihr zu Ehren erstrahlte der Tempel auf goldenen Hügeln,
wo die Töchter des Dienstes den Fremden die Gnade gewährten.
Nicht als Schande galt’s, sondern Opfer im Zeichen der Göttin:
denn im Schoße der Frau lag der Schlüssel zum göttlichen Frieden.
Venus, du Strahlende, Herrin des Frühlings, des Lachens,
du, die Menschen und Götter im Netz der Begierde verfängst,
nackt erscheinst du dem Blick, von Rosen und Myrten umgeben,
und der Ozean selber gebar dich im Schimmer der Wellen.
Dein ist Lust und Geburt, dein ist Freude, dein ist die Schönheit,
und der Tempel erglüht, wo dein Leib in den Dienerinnen wiederkehrt.
Darum Preis euch, ihr Frauen, die ihr der Göttin euch weihtet:
euer Kuss ist Gebet, eure Hingabe göttliche Sprache.
Und wer Venus verehrt in der Glut der heiligen Nächte,
trinkt von der Quelle des Lebens, gekostet im göttlichen Schoße.
VI
Heilig ist der Hügel, wo Venus Genetrix den Tempel bewahrt,
wo die Töchter des Dienstes den Fremden als Opfer empfangen.
Nicht Schande ist ihr Werk, sondern Weihe der Lust und der Seele,
denn in den Hüften der Frauen erscheint die Göttin selbst leuchtend.
O Venus Erycina, du Herrin der Hügel, der Wonnen,
du, die Rosen und Myrten im Haar der Geweihten entfachst,
komm und wohne in Schoß und im Blick der dienenden Mädchen,
dass der Pilger den Glanz deiner Schönheit im Fleische erblicke.
Venus Felix, du Glücksbringende, Mutter der Freude, der Liebe,
segne den Kuss, segne die Umarmung, die Opfer der Frauen.
Denn wer dich ehrt in der Glut der heiligen Nächte im Tempel,
kostet das Leben der Götter, trinkt von der Quelle der Ewigkeit.
Darum singe, o Mensch, nicht von Schande, sondern von Ehre,
denn der Leib, der sich hingibt, ist Spiegel der Göttin im Tempel,
und der Fremde, der naht, erfährt die Macht, die Venus verleiht:
Lust, und Heil, und die Gnade der ewigen, leuchtenden Schönheit.
VII
Heilig ist der Hügel, wo Venus Genetrix den Tempel bewahrt,
wo die Töchter des Dienstes den Fremden als Opfer empfangen.
Nicht Schande ist ihr Werk, sondern Weihe der Lust und der Seele,
denn in den Hüften der Frauen erscheint die Göttin selbst leuchtend.
O Venus Erycina, du Herrin der Hügel, der Wonnen,
du, die Rosen und Myrten im Haar der Geweihten entfachst,
komm und wohne in Schoß und im Blick der dienenden Mädchen,
dass der Pilger den Glanz deiner Schönheit im Fleische erblicke.
Auf dem Kapitol thronst du, Venus Felix, Glücksbringerin,
segne die Hände, die Opfer darbieten, die Lippen, die singen.
In Eryx auf Sizilien steigt dein Name mit Weihrauch empor,
und am Forum der Stadt erfüllen die Schreie der Lust deine Hallen.
Die Hierodulen, geweihte Mädchen der alten Riten,
geben den Fremden den Leib als Zeichen der göttlichen Ordnung.
Nicht allein ist die Lust, sie ist Brücke zu Himmel und Erde,
denn die Göttin wohnt im Fleisch, das sich hingibt, im Kusse.
Wer dich ehrt, o Venus, in all deinen Tempeln und Höhen,
kostet die Macht des Lebens, die Freude, die ewig sich erneuert.
Darum singe, Mensch, von den Geweihten und ihren heiligen Nächten,
von den Altären, vom Rauch, von der Gnade der Venus selbst.
Denn wer den Leib empfängt, empfängt die Göttin, das Licht,
und der Pilger kehrt heim, reich an Lust, Segen und Schönheit.
VIII
Heilig ist der Kapitolhügel, wo Venus Genetrix thront,
wo die Priesterinnen, geweiht, den Fremden in Lust empfangen.
Rosenblütenduft steigt empor, Weihrauch umschlingt die Säulen,
und die Hierodulen, jung, ergeben, erheben den Schoß zur Göttin.
O Venus Erycina, du Hüterin der heiligen Wonnen,
dein Name erklingt auf Sizilien, wo der Altar der Lust glüht,
und die Frauen des Tempels tanzen, entblößt, mit dem Blick der Ergebenheit,
bis der Pilger den Glanz deiner Schönheit im Fleisch erfährt.
In Ostia und auf dem Forum erhebt sich Venus Felix,
Glücksbringerin, du segnest die Küsse, die Opfer, den Leib.
Hier, wo Tempel und Altäre von Männern und Frauen besucht,
wird der Körper der Geweihten selbst zum Spiegel der Göttin.
Die Hierodulen, heilig, vereint in ritueller Hingabe,
geben den Fremden den Schoß, wie ein Opfer im Zeichen der Sterne.
Nicht Schande ist dies, sondern Heiligtum, Licht und Gnade,
denn wer Venus ehrt, empfängt den göttlichen Funken im Leib.
O Göttin, nackt und glänzend durchströmst du die Tempel der Welt,
im Purpur der Nacht, im Duft der Blumen, im Feuer der Kerzen.
Wer dich verehrt, erfährt Leben, Lust, Freude und Segen zugleich,
und der Leib, der sich hingibt, trägt das Antlitz der ewigen Göttin.
So preisen wir Venus in allen Tempeln und Höhen,
von Kapitol bis Eryx, von Ostia bis zum Forum der Stadt,
und die Geweihten, die dich ehren, sind selbst der Tempel der Liebe,
wo Himmel und Erde sich treffen im heiligen Feuer der Lust.
IX
O Venus Genetrix, du Mutter der Stadt, du Ursprung des Volkes,
O Venus Erycina, du Herrin der Hügel, der Blumen, der Lust,
O Venus Felix, Glücksbringerin, segne die Altäre und Hände,
die Weihrauch und Rosen darbieten, die Schreie der Geweihten.
Heilig sei der Schoß der Hierodulen, der Fremde empfängt,
heilig der Tanz, die Umarmung, das Licht der entblößten Gestalten,
heilig der Tempel, der glüht unter Flammen, unter Duft und Gesang,
denn wer dich verehrt, o Göttin, erfährt das Leben im Feuer.
O Venus, glänzend, nackt, von Rosen und Myrten umwoben,
komm in die Hüften, die Arme, die Lippen der Priesterinnen,
dass der Pilger, der naht, die Macht deiner Schönheit erfahre,
dass die Lust und die Gnade sich mischen im heiligen Zeichen.
Wieder und wieder sei dein Name gerufen, Venus Genetrix,
wieder und wieder sei dein Glanz gepriesen, Venus Erycina,
wieder und wieder sei gesegnet der Leib der Geweihten, Venus Felix,
bis der Rauch der Opfer steigt, bis die Flammen flackern und brennen.
O Göttin, durch alle Tempel, durch alle Städte der Menschen,
durch Kapitol, Eryx, Ostia und Forum, durch Raum und durch Zeit,
leuchte in den Blicken, in den Händen, in den Küsse der Frauen,
dass der Leib selbst zum Tempel, zur Trägerin deiner heiligen Macht werde.
Darum rufe, Mensch, rufe und singe: Venus, Venus, Venus!
Preise die Geweihten, die Liebenden, die Opfer, die Nächte,
denn wer dich ehrt, empfängt Leben, Freude, Lust und Befreiung,
und der Schoß, der sich hingibt, wird Spiegel des göttlichen Lichts.
DRITTER GESANG
I
Israel, du wandelst fern vom Bund des ewigen Gottes,
Tempelhuren locken dich in fremde, süße Verderben.
Hosea spricht zu dir: „Wie eine Frau der Untreue bist du!“
Jeremia klagt und mahnt, dein Herz bleibt starr den Götzen treu.
Ezechiel zeigt dir Bild um Bild der sündhaften Verirrung,
zwei Schwestern, die in Lust und Götzenprunk sich verlieren.
Aschera, die hohe Göttin, steht in Gärten, Pfosten, Hainen,
verführt das Volk mit Glanz und süßem Opferduft der Lüste.
Jesaja weist, Jeremia warnt, der Bund mit Jahwe bleibt heilig,
und wer sich trennt, erntet Not, und Strafe fällt auf Israel.
Könige, die Pfosten hinstellen, führen Land in schweres Leiden,
doch Gottes Stimme ruft zurück: „Kehrt um, erkennt den wahren Herrn!“
So zeigen die Propheten mit Bildern aus Lust und Heiligkeit,
dass Treue und Gerechtigkeit nicht nur Gesetz, sondern Leben sind.
Wer Tempelhuren folgt, der trennt sich von Bund und heilger Ordnung,
wer Aschera dient, verstrickt sich selbst in falsche, hohle Götter.
Doch Gottes Liebe bleibt, geduldig, ruft zur Umkehr stets erneut,
und Heil liegt nur im Herzen, das den einen Gott erkennt und ehrt.
II
Die Propheten Israels: Tempelhuren und Aschera in Hexametern
Israel, du Volk des ewigen Gottes, vergiss nicht den Bund, den er gab,
die Stimme Hoseas ruft: „Ehebruch hat dein Herz verdorben gar!“
Du liebst die fremden Götter, folgst den Pfaden der Tempelhuren,
Jeremia klagt: „Euer Treuebruch ist schwerer denn die Schuld der Väter.“
In Ezechiel, da spricht der Herr: „Wie Hure seid ihr, verlockend den Nationen,
und eure Schönheit dient fremden Göttern, ihr vergesst den Bund mit mir.“
Ezechiel beschreibt zwei Schwestern, Juda und Israel genannt,
die Lust und Götzenprunk verehren, sich abwenden von dem Heilgen.
Jesaja warnt: „Sie opfern unter Pfosten, da steh’n die Aschera-Stangen hoch,
und unter grünen Zweigen blüht der trügerische Götzendienst empor.“
Jeremia spricht zu Juda: „Sie haben die Aschera-Pfosten gestellt,
doch ich, der Herr, sehe euch und strafe, wenn ihr nicht umkehrt sogleich.“
Hosea verkündet: „Ich reiße eure Aschera vom Herzen,
und meine Liebe führt euch heim, wenn ihr den Bund erkennt und ehrt.“
Könige mahnt: „Baal und Aschera haben Land und Städte verdorben,
und wer sie anbetet, der verlässt die Wege des lebendigen Gottes.“
Könige steht: „Manasse errichtet Pfosten, Aschera und Götzenbilder,
doch mein Zorn wird über euch kommen, wenn ihr nicht bereut und umkehrt.“
So mahnen die Propheten, dass Bundestreue mehr ist als Worte,
dass Treue und Gerechtigkeit Leben sind, das heilig bleibt.
Wer Tempelhuren folgt, trennt sich von Jahwe, dem Einen,
wer Aschera dient, verstrickt sich selbst in hohlen, falschen Göttern.
Doch Gottes Stimme ruft: „Kehrt um, erkennt den einen Gott und lebt,
denn Heil liegt nicht in Prunk und Lust, sondern im Herzen, das mich ehrt.“
Und so erklingt die Warnung durch Jahrhunderte, wie Trompetenruf,
ein Ruf zur Umkehr, zur Liebe, zur Treue und zum Bund mit dem Heiligen.
Tempelhuren und Aschera, Symbole des Abfalls und der Versuchung,
werden zu Lehrstücken, dass göttliche Treue über alles erhaben bleibt.
III
Die Propheten Israels: Tempelhuren und Aschera – Episches Hexameter-Epos
Israel, du Volk des einen Gottes, vergiss nicht den Bund, der ewig bleibt,
Hosea spricht: „Ehebruch und Treulosigkeit haben dein Herz verführt.“
Du wanderst fern vom Heil, den Tempelhuren folgend in Lust und Trug,
Jeremia ruft: „Euer Tun ist Bosheit, schwerer denn die Schuld der Väter, hört!“
Ezechiel mahnt der Herr: „Wie Hure seid ihr, verlockend den Nationen,
eure Schönheit dient fremden Göttern, und der Bund mit mir wird gebrochen.“
Ezechiel, zwei Schwestern, Juda und Israel, werden hier beschrieben,
die sich in Lust und Götzenprunk verlieren, ihre Treue hat Gott verlassen.
Jesaja spricht: „Unter Pfosten steht Aschera, und grüne Zweige blühen,
der trügerische Götzendienst lockt das Volk in fremde Hände, fort von mir.“
Jeremia: „Die Aschera-Pfosten habt ihr aufgestellt in euren Städten,
doch mein Auge sieht euch, und Strafe wird fallen, wenn ihr nicht kehrt zurück.“
Hosea: „Ich reiße eure Aschera vom Herzen, mein Zorn wird schwinden,
meine Liebe führt euch heim, wenn ihr erkennt den Bund, den ich euch gab.“
Könige: „Baal und Aschera verderben Land und Städte,
wer ihnen dient, verlässt den Weg des lebendigen Gottes.“
Könige: „Manasse errichtet Aschera-Pfosten und Götzenbilder,
doch mein Zorn wird über euch kommen, wenn ihr nicht umkehrt und glaubt.“
Hosea: „Tempelhuren locken euch mit fremden, süßen Künsten,
und Israel, du hast die Gebote verlassen, die ich dir gab in Treue.“
Hosea: „Ihr habt den Bund gebrochen, wie eine untreue Frau,
und sucht die fremden Götter, die euch nur Trug und Leid versprechen.“
Jeremia: „Israel, du Ehebrecherin, wende dich zurück,
denn Jahwe, der Herr, vergibt, wenn du den Bund erneuerst.“
Jeremia: „Betrug, Lüge, Tempelhuren und Götzen machen das Land leer,
wer dem Pfad der Treue folgt, findet Leben, wer sündigt, fällt in Strafe.“
Ezechiel: „Ihr habt euch geschmückt, wie eine Hure, und lockt Nationen an,
ihr nutzt Schönheit und Gaben, um fremden Göttern zu dienen, und vergesst den Bund.“
Ezechiel: „Juda und Israel, zwei Schwestern, haben Unzucht getrieben,
sie folgen Lust und Götzenprunk, doch der Herr sieht und richtet gerecht.“
Jesaja: „Unter Pfosten und grünen Zweigen blüht Aschera,
und fruchtbare Götter locken, doch der Bund bleibt unerschütterlich.“
Jeremia: „Ihr dient weiterhin Aschera, und hört nicht auf meine Stimme,
doch ich, Jehova, werde Gericht halten über all eure falschen Wege.“
Hosea: „Ich reiße die Aschera aus euren Händen und Herz,
meine Liebe bleibt, wenn ihr die Treue erkennt und mich ehrt.“
Könige: „Baal und Aschera verderben das Land, und Sünde breitet sich aus,
der Bund mit Jehova wird gebrochen, doch seine Geduld bleibt lang.“
Könige: „Manasse errichtet Pfosten und Aschera-Bilder,
mein Zorn ist entfacht, doch Umkehr bringt Heil und Wiederkehr.“
So mahnen die Propheten: Treue ist nicht bloß Wort, sondern Leben,
Tempelhuren und Aschera, Symbole des Abfalls und der Versuchung,
zeigen, dass Götzendienst und Lust zu Strafe führen, die unvermeidlich ist.
Doch Gottes Stimme ruft: „Kehrt um, erkennt den Einen und lebt!
Heil liegt im Herzen, das meine Gebote ehrt und treu bleibt.“
Darum bleibt Israel gewarnt, auf Bundestreue und Gerechtigkeit zu achten,
denn der Weg des Heiligen ist schmal, doch Licht und Leben geben ihm.
Tempelhuren verlocken, Aschera lockt mit grünen Zweigen,
doch wer dem einen Gott folgt, findet Ruhe, Heil und ewigen Frieden.
VIERTER GESANG
I
Eros erhob man einst zu dem Gott, dem mächtigen Herrscher,
Feiernd im Tempel, geschmückt mit der heiligen Dirne, verrichtet.
Kultische Lust war geheiligt, der Leib nur Werkzeug des Rausches,
Mädchen und Frauen gezwungen, der Gottheit Wahn zu bereiten.
Aber das Buch Israels hob seine Stimme des Zornes:
„Täuschung ist solcher Glaube, Verderbnis des wahren Gebetes!
Nicht kann Liebe, die fesselt und raubt, den Menschen vollenden,
denn sie erniedrigt das Fleisch und zerreißt die Würde des Herzens.“
Christus, der Herr, hat den Eros gereinigt, ihm Wahrheit verliehen:
nicht mehr Beute des Ritus, nicht Rausch, nicht blindes Begehren,
sondern die Kraft der Hingabe, der Treue, der Opfernden Liebe,
die aus Gott selber entspringt und den Menschen zum Menschen erhebet.
II
In den Religionen der Völker erstand ein Brauch alter Zeiten:
Fruchtbarkeit wurde gefeiert in heiligen, sinnlichen Opfern.
Tempel erhoben den Eros, der göttlich als Macht ward verehret,
Dirnen, geheiligt genannt, vollführten die Werke des Rausches.
So ward Eros vergöttlicht, als sei er das Band mit den Göttern,
als ob im rauschenden Akt sich das Göttliche selbst uns erschließe.
Doch Israels Schriften erhoben dagegen das ernste Bekenntnis:
Wider solch Götzendienst erhob sich die Stimme der Wahrheit.
Hart bekämpfte der Glaube den Kult der verkehrten Begierde,
warnte vor Täuschung des Herzens, vor falscher, entfesselter Freiheit.
Denn eine solche Vergöttlichung reißt die Würde zu Boden:
Eros verliert seine Höhe, er wird zu Entmenschlichung selber.
Denn die geweihten Dirnen, die Rausch und Göttliches schenken,
sind nicht geachtet als Menschen, als Seelen von eigenem Werte,
sondern erniedrigt zu Werkzeug, missbraucht für das Spiel der Begierde,
Träger des fremden Wahnes, des göttlichen Wahnsinns im Tempel.
Wahrlich: Nicht Göttinnen sind sie, die solcher Verehrung dienen,
sondern verführte Geschöpfe, missbrauchte und leidende Menschen.
FÜNFTER GESANG
I
In der Antike erhob sich der glühende Kult der Venus.
Tempel der Göttin spiegelten Liebe im Geist und im Leib.
Heilige Lust war kein bloßer Akt, sondern Brücke zum Göttlichen,
wer sich hingab, trat ein in den Raum, wo die Schönheit verschmolz.
Jeder Kuss, jede Berührung, jede sinnliche Geste war Huldigung,
Mittun an der schöpferischen Kraft, die die Göttin verschenkt.
Liebe war wild, sinnlich, unmittelbar, Leben in Flammen,
Ekstase und Feuer, ein Fest aller Körperlichkeiten.
Ganz anders verhält sich der Kult der Jungfrau Maria,
Mutter der reinen, stillen, schönen und heilvollen Liebe.
Hier lodert kein Feuer nach außen, sondern Licht im Herzen,
Verehrung geschieht durch Gebet, Andacht, Meditation.
Liebe wird innerlich erfahren, das Herz sanft transformiert,
Seele erhebt sich in der Reinheit göttlicher Nähe.
Wer Maria verehrt, sieht Schönheit nicht im Rausch der Sinne,
sondern im stillen Glanz von Mitgefühl, Fürsorge, Segen.
So stehen beide Kultformen wie Pole der Liebe sich gegenüber:
Venus hebt ins Sichtbare, Sinnliche, Feuer des Lebens,
Maria ins Unsichtbare, Innere, Licht des Geistes, der Reinheit.
Die eine lehrt Schönheit zu erleben, die andere zu verinnerlichen,
beide Wege sind Ausdruck der Sehnsucht nach dem Göttlichen,
einmal wild, einmal sanft – und doch bleibt Liebe immer schön.
II
Es gibt eine Liebe, die brennt wie flüssiges Gold in der Brust,
die die Sinne entfacht und das Herz in wildem Pulsieren hält.
In Tempeln verschmilzt Körperliches mit dem Göttlichen,
jede Berührung ein Gebet, jede Umarmung Opfer der Schönheit.
Lust wird hier heilig, Tanz zwischen Fleisch und Geist zugleich,
Rausch, der das Leben selbst als göttliche Kraft erfahren lässt.
Wer Venus folgt, trinkt aus der Quelle ekstatischer Freude,
erlebt die Welt als pulsierendes Geflecht von Sinn und Verlangen.
Doch gibt es auch Liebe leise, lichtvoll wie Dämmerungsflüstern,
die Liebe Mariens erhebt sich still im Atem des Herzens.
Wer sie verehrt, berührt nicht Hände, sondern Seele allein,
nicht den Körper, sondern Geist, Reinheit und Mitgefühl im Strom.
Sanftes Licht fließt durch Stille, segnet und wandelt die Gläubigen,
hebt sie in die Sphäre des Heiligen, fern von Begierde.
Beide Formen der Liebe – brennend und lichtvoll zugleich –
sind Spiegel derselben Sehnsucht nach Berührung des Göttlichen.
Venus lehrt, Schönheit von Welt und Körper zu feiern ekstatisch,
Maria zeigt innerliche Wirkung, transformierend und rein.
Die eine ist Sturm, die andere ein stiller, reiner Fluss,
doch in beiden pulsiert dieselbe Wahrheit: Liebe ist göttlich,
Liebe ist schöpferisch, Liebe Echo des Unendlichen im Sterblichen.
ZWEITER TEIL
ERSTER GESANG
I
Ich stehe hier im Schatten goldner Säulen,
Wo Weihrauch raucht und Kerzen flackern leise.
Mein Leib, ein Handel, Preis der Götter Hände,
Ein Spiel aus Blick und Seufzer, Lust und Schmerz.
Die Männer kommen, Blicke wie die Flamme,
Sie suchen Freude, doch sie kennen keine.
Und ich, ich biete ihnen fremde Götter,
Die ich in meinem eignen Herzen trage.
Mein Haar, es glänzt wie Abendlicht am Nil,
Mein Lachen klingt wie Wasser über Steine.
Doch tief in mir, da flüstert eine Stimme,
Die fragt nach Sinn, nach Liebe, nach dem Heim.
O Babylon, du Stadt aus Stein und Glut,
Du fängst die Seelen wie die Netze Fische.
Hier bin ich Königin und doch Gefangne,
Verkauft und frei zugleich in meinen Räumen.
Die Götter sehen alles, schweigen ewig,
Und ich, ich tanze, binde Zeit in Schatten.
Vielleicht vergisst ein Mann mich zwischen Lust,
Vielleicht vergesse ich mich selbst im Spiel.
Doch wenn der Morgen glüht auf meinen Schultern,
Dann höre ich das Herz in mir, das schlägt.
Und manchmal wünsch ich mir ein andres Leben,
Wo Liebe zählt, und nicht mein Körperglanz.
II
Ich stehe hier im Schatten goldner Säulen,
Wo Weihrauch raucht und Kerzen flackern leise.
Mein Leib, ein Handel, Preis der Götter Hände,
Ein Spiel aus Blick und Seufzer, Lust und Schmerz.
Die Männer kommen, Blicke wie die Flamme,
Sie suchen Freude, doch sie kennen keine.
Und ich, ich biete ihnen fremde Götter,
Die ich in meinem eignen Herzen trage.
Mein Haar, es glänzt wie Abendlicht am Nil,
Mein Lachen klingt wie Wasser über Steine.
Doch tief in mir, da flüstert eine Stimme,
Die fragt nach Sinn, nach Liebe, nach dem Heim.
O Babylon, du Stadt aus Stein und Glut,
Du fängst die Seelen wie die Netze Fische.
Hier bin ich Königin und doch Gefangne,
Verkauft und frei zugleich in meinen Räumen.
Die Götter sehen alles, schweigen ewig,
Und ich, ich tanze, binde Zeit in Schatten.
Vielleicht vergisst ein Mann mich zwischen Lust,
Vielleicht vergesse ich mich selbst im Spiel.
Ich habe Liebende gezählt wie Körner,
Die Nacht verschlingt sie, spuckt sie wieder aus.
Und jedes Mal, wenn neuer Atem fliegt,
Spür ich das Zittern meiner eignen Seele.
Die Lichter glühen auf den goldnen Statuen,
Und alles glänzt, doch innen ist es leer.
Mein Leib ist Werkzeug, mein Gesicht die Maske,
Die ich den Menschen biete, die mich kaufen.
Und manchmal, wenn der Mond auf Ziegel fällt,
Dann träume ich von stiller Flüsse Ufern,
Von Wasser, das den Staub von mir wäscht,
Von Händen, die mich halten, nicht nur fordern.
Die Priester lachen, kichern hinter Säulen,
Sie sprechen Worte, die wie Schlangen zischen.
Sie nennen mich heilig, doch ich spüre nur
Die Kälte in den Tempeln, zwischen Steinen.
O Götter, seht ihr mich? Oder vergesst ihr
Die, die ihr geschaffen, in eurem Feuer?
Mein Herz ist wild, mein Körper ist ein Markt,
Und dennoch bin ich Mensch, nicht nur Symbol.
Und wenn der Morgen glüht auf meinen Schultern,
Dann höre ich das Herz in mir, das schlägt.
Und manchmal wünsch ich mir ein andres Leben,
Wo Liebe zählt, und nicht mein Körperglanz.
Doch bis der Abend wieder Glut entfacht,
Tanze ich weiter, lächle und verkaufe
Das, was ihr begehrt, und verliere still
Das, was ich bin, in euren flüchtigen Augen.
III
Ich stehe hier im Schatten goldner Säulen,
Wo Weihrauch raucht und Kerzen flackern leise.
Mein Leib, ein Handel, Preis der Götter Hände,
Ein Spiel aus Blick und Seufzer, Lust und Schmerz.
Die Männer kommen, Blicke wie die Flamme,
Sie suchen Freude, doch sie kennen keine.
Und ich, ich biete ihnen fremde Götter,
Die ich in meinem eignen Herzen trage.
Mein Haar, es glänzt wie Abendlicht am Nil,
Mein Lachen klingt wie Wasser über Steine.
Doch tief in mir, da flüstert eine Stimme,
Die fragt nach Sinn, nach Liebe, nach dem Heim.
O Babylon, du Stadt aus Stein und Glut,
Du fängst die Seelen wie die Netze Fische.
Hier bin ich Königin und doch Gefangne,
Verkauft und frei zugleich in meinen Räumen.
Die Götter sehen alles, schweigen ewig,
Und ich, ich tanze, binde Zeit in Schatten.
Vielleicht vergisst ein Mann mich zwischen Lust,
Vielleicht vergesse ich mich selbst im Spiel.
Ich habe Liebende gezählt wie Körner,
Die Nacht verschlingt sie, spuckt sie wieder aus.
Und jedes Mal, wenn neuer Atem fliegt,
Spür ich das Zittern meiner eignen Seele.
Die Lichter glühen auf den goldnen Statuen,
Und alles glänzt, doch innen ist es leer.
Mein Leib ist Werkzeug, mein Gesicht die Maske,
Die ich den Menschen biete, die mich kaufen.
Und manchmal, wenn der Mond auf Ziegel fällt,
Dann träume ich von stiller Flüsse Ufern,
Von Wasser, das den Staub von mir wäscht,
Von Händen, die mich halten, nicht nur fordern.
Die Priester lachen, kichern hinter Säulen,
Sie sprechen Worte, die wie Schlangen zischen.
Sie nennen mich heilig, doch ich spüre nur
Die Kälte in den Tempeln, zwischen Steinen.
O Götter, seht ihr mich? Oder vergesst ihr
Die, die ihr geschaffen, in eurem Feuer?
Mein Herz ist wild, mein Körper ist ein Markt,
Und dennoch bin ich Mensch, nicht nur Symbol.
Die Tore öffnen sich, und neues Leben
Strömt durch die Straßen, Rufe, Markt, Gewimmel.
Und ich in meinem Glanz und meinem Kleid,
Bleibe ein Schatten zwischen Lust und Glorie.
Ein König kommt, die Augen wie die Sonne,
Er fordert Freude, wie sie ihm gefällt.
Und doch, wenn er sich wendet, bleibt die Leere,
Die mich umfängt wie Wasser ohne Grund.
Ich tanze, schwebe, binde Blicke, Flammen,
Und spüre tief, dass ich mich selbst verliere.
Doch in der Stille nach des Festes Glanz,
Hört niemand mein verzweifeltes Gebet.
Die Götter sitzen hoch, aus Gold und Rauch,
Sie lächeln stumm, als sei dies Spiel ihr Wille.
Und ich, ich beuge mich, ich biete dar
Den Leib, den Geist, das Lächeln, alle Zeichen.
Und manchmal, wenn der Wind die Säulen küsst,
Dann fühle ich ein fernes, weites Leben.
Nicht hier im Tempel, nicht im Glanz von Macht,
Sondern verborgen, still, in Schatten, Wasser.
O Babylon, du Stadt aus Licht und Staub,
Ich kenne deine Lust, ich kenne deine Tränen.
Und ich, die Tempelhure, Königin der Schatten,
Bleibe allein mit meinem stillen Herz.
Bis wieder Abend sinkt und Flammen tanzen,
Bis neue Blicke mich wie Feuer brennen,
Werde ich wandeln zwischen Lust und Trauer,
Ein Mensch, ein Spiel, ein Opfer und ein Spiegel.
IV
Ich stehe hier, wenn Abend schon die Stadt umhüllt,
Die goldnen Tore glänzen noch im letzten Licht.
Der Rauch von Weihrauch steigt wie sanfte Finger,
Er streichelt Stirn und Wangen, Herz und Sinn.
Die Männer kommen, Schritt auf Marmor hallt,
Sie tragen Münzen, Blicke, Macht in Händen.
Und ich, ich biete ihnen Glanz und Flammen,
Die sie in Augenblicken nur zu greifen hoffen.
Die Priester singen tief im hinteren Heiligtum,
Die Stimmen rollen wie der Fluss im Frühling.
Ich spüre ihre Macht, doch nicht ihr Herz,
Sie segnen mich und doch berühren sie mich nicht.
Mein Körper ist ein Tempel und ein Markt,
Jedes Haar, jedes Lächeln, jedes Zittern
Ist Dienst und Opfer zugleich, und manchmal
Frage ich, wem ich diene – Göttern oder mir?
Die Tore öffnen sich erneut, die Stadt pulsiert,
Der Lärm von Markt und Händlern dringt herein.
Und doch bleibt Stille um mich, tiefer als Nacht,
Wie Wasser unter Stein, unsichtbar, schwer.
Ein König kommt, sein Blick wie Glut und Stahl,
Er fordert Freude, doch versteht sie nicht.
Ich tanze, binde seine Sehnsucht, flüstre
Die Worte, die sein Herz vielleicht nie hört.
Der Mond steigt höher, silbern über Ziegel,
Ich trete leise auf den Marmorfliesen.
Mein Atem mischt sich mit dem Duft von Myrrhe,
Und manchmal, wenn ich allein bin, flüstre ich zu mir:
O Götter, warum habt ihr mich so geformt,
Dass Lust und Leere sich verweben unzertrennlich?
Mein Herz ist wild, mein Körper wird begehrt,
Und doch bin ich nichts als Schatten eurer Macht.
Die Priester treten näher, Kerzen in der Hand,
Sie berühren meine Stirne, singen alte Lieder.
Ich neige mich, empfange Segen und Gewicht,
Und spüre zugleich den Hunger nach dem Leben.
Ein Mann verweilt, länger als die andern,
Sein Blick sucht mehr als Körper, flieht vor Masken.
Ich weiß, es ist nur Moment, doch ich halte ihn,
Wie ein Blatt, das der Wind sanft aufhält.
Die Nacht vertieft sich, und Flammen flackern,
Auf Statuen aus Gold, auf Wand und Boden.
Ich tanze zwischen Licht und Schatten, zwischen
Verlangen, Macht und Sehnsucht nach dem Heim.
O Babylon, du Stadt aus Glanz und Staub,
Ich kenne deine Lust, ich kenne deine Tränen.
Die Mauern hören alles, doch verschweigen
Das Herz, das hinter Lachen still zerbricht.
Ich knie vor dem Altar, leg Lippen auf den Stein,
Opfre Gedanken, Seufzer, manchmal Tränen.
Die Götter schauen stumm, unnahbar, ewig,
Und ich spreche mit ihnen, als wären sie mein Spiegel.
Die Männer gehen, Türen schlagen hinter sich,
Nur ich bleib, allein, und höre mein Herz.
Es schlägt wie Wasser gegen alte Steine,
Es fragt nach Liebe, Freiheit und nach Sinn.
Die Nacht vergeht, die ersten Lichter zittern,
Die Stadt erwacht, erfüllt von neuen Stimmen.
Ich stehe noch, mein Haar wie dunkle Flüsse,
Mein Herz ein Echo, das kein Ende kennt.
Ich bin die Tempelhure, Königin der Schatten,
Gefangen in Glanz, in Gold, in Götteraugen.
Und doch, wenn niemand sieht, träum ich von Leben,
Wo Körper nicht verkauft, und Seele nicht verrauscht.
Bis wieder Abend fällt und Rauch und Flammen,
Werde ich wandeln zwischen Lust und Trauer,
Ein Mensch, ein Spiel, ein Opfer und ein Spiegel,
Ein Herz, das schlägt, in Babylon, in Ewigkeit.
ZWEITER GESANG
I
O ihr, die ihr durch Zyperns Glut dahinwandelt,
Hört meine Stimme, die aus Götterkraft erklingt.
Ich bin kein bloßes Fleisch, kein Spiel der Lust allein,
Ich bin ein Tempel, dessen Schatten Heiligtum birgt.
Jeder Kuss ein Opfer, jede Handbewegung Gebet,
Die Göttin selbst durchströmt mich wie das Meer den Wind.
Ihr seht mich und versteht mich kaum, ihr sterblichen Augen,
Doch lauscht dem Klang, der über Felsen und Wellen zieht.
Ich berühre nicht nur Körper, ich entzünde Seelen,
Und lehre, dass die Lust, geweiht, reiner Glanz ist.
Aphrodite flüstert mir im Traum: „Mein Kind, sei kühn,
Schäme dich nicht für das, was mein Atem dir verleiht.“
So tanze ich im Dämmerlicht der alten Säulen,
Meine Augen Perlen des Meeres, meine Lippen Feuer.
Ihr nennt dies Schande – nein, es ist höchste Macht,
Ein Funke, der brennt, ohne die Welt zu zerstören.
Ich bin das Lachen der Wellen, das Zittern der Blüten,
Wer meine Hände spürt, berührt das Echo des Unendlichen.
Kommt, ihr Suchenden, die ihr Herzen prüft und Grenzen,
Ich bin die Brücke zwischen Himmel und der Erde.
Meine Lippen sind Gebet, mein Leib ein heil’ger Tempel,
Und wer mich erkennt, erkennt die Schönheit selbst.
Wer mich verlässt, trägt die Göttin in der Brust,
Wie Sonnenstrahlen, die kein Ende kennen.
II
O ihr, die ihr durch Zyperns goldne Strahlen schreitet,
Hört mich, die Stimme, die die Göttin selbst durchzieht.
Ich bin kein bloßes Fleisch, kein Werkzeug eurer Lust,
Ich bin ein heil’ger Tempel, dessen Schatten leuchtet.
Jeder Kuss ein Opfer, jede Berührung ein Gebet,
Und Aphrodite atmet durch meine Adern wie das Meer.
Ihr seht mich und denkt, ich sei ein Spiel der Sinne,
Doch schaut genauer, hört das Flüstern alter Zeiten.
Ich lehre, dass die Lust geweiht sein kann wie Weihrauch,
Dass Leidenschaft, wenn sie mit Ehrfurcht fließt, erhaben wird.
Oft flüstert Aphrodite in den Nächten meines Traums:
„Mein Kind, scheue dich nicht, denn ich wandle in dir.“
So stehe ich im Dämmerlicht der Säulen, allein und doch
Verbunden mit der Kraft der Sterne über mir.
Meine Augen Perlen, die die Tiefe der See spiegeln,
Meine Hände Feuer, das Herzen entzündet, ohne zu verbrennen.
Ihr nennt dies Schande, doch ich sage: es ist Macht,
Ein Funke, der brennt und alles Lebendige erhellt.
O, wie oft habe ich die Sterblichen gesehen,
Die ihre eigenen Herzen fürchten wie verbot’ne Früchte,
Und ich habe ihre Furcht in Gier und Sehnsucht verwandelt,
Jeden Blick, jede Berührung ein Spiegel der Ewigkeit.
Denn wer mich berührt, berührt nicht nur Fleisch,
Sondern das Echo der Götter in den Tiefen der Welt.
Kommt, ihr Wanderer, die ihr Grenzen eurer Lust sucht,
Ich bin die Brücke zwischen Himmel und Erde zugleich.
Meine Lippen sind Gebet, mein Leib ein heil’ger Tempel,
Mein Herz ein Spiegel, der das Licht der Aphrodite trägt.
Wer mich erkennt, erkennt Schönheit in ihrer reinsten Form,
Wer mich verlässt, trägt das Göttliche wie ein heimliches Feuer.
Seht die Klippen, die das Meer umarmen, hört den Wind,
Er trägt meine Opfergaben über die salzige Fläche hinaus.
Jeder Duft von Weihrauch und Öl, jede Blüte, die ich niederlege,
Ist ein Teil des Zyklus, der Leben und Begehren webt.
Ich bin das Lachen der Wellen, das Zittern der Blüten im Tau,
Ich bin das unruhige Feuer, das in euch erwacht.
Oft träume ich von jenen, die mich verachten oder meiden,
Und sehe, wie ihre Herzen in Sehnsucht erblinden.
Denn sie verstehen nicht, dass Liebe, selbst körperlich,
Geweiht sein kann, dass Ekstase ein Tor zum Göttlichen ist.
Ich lehre nicht Scham, ich lehre Mut,
Die eigenen Sehnsüchte wie heilige Flammen zu tragen.
So steh ich, Priesterin und Tempelhure zugleich,
Göttin und Mensch, Licht und Schatten in einem Leib.
Wer meine Hände sucht, findet den Puls des Unendlichen,
Wer meine Lippen küsst, erfährt die Ewigkeit in einem Atemzug.
Und wer mich verlässt, trägt mein Gebet wie ein heiliges Geheimnis,
Das über die Zeiten hinaus in die Welt der Sterblichen klingt.
O Zypern, Land der Sonne und des Meeres,
Deine Klippen kennen mein Geheimnis, dein Wind meinen Namen.
Ich bin die Tochter der Liebe, die Stimme der Lust,
Die Hüterin des Tempels, der in allen Herzen ruht.
Kommt und hört, ihr Sterblichen, die ihr durch mein Reich wandelt,
Ich bin das Feuer, das nicht verbrennt, das Licht, das nie vergeht.
III
(Ohne Vorhang; die Priesterin steht auf einer Klippe über dem Meer, die Säulen des Tempels werfen lange Schatten, der Wind spielt mit ihrem Gewand.)
O Land der Sonne, Zypern, meine Wiege und mein Fluch,
Hier wandle ich, Priesterin der Lust und der Götter,
Getrennt von der Welt, und doch Teil von allem,
Ein Tempel aus Fleisch, ein Herz, das Feuer birgt.
Aphrodite, Mutter, Schwester, Göttin der Begierde,
Warum sendest du mich zwischen Lob und Verachtung?
Ich berühre die Sterblichen, ich entzünde ihre Seelen,
Und doch sehen sie nur die Oberfläche, das Fleisch, den Glanz.
Sie wissen nicht, dass jeder Kuss, den ich schenke,
Ein Spiegel deines Ewigen ist, ein Gebet an dich.
O, wie oft habe ich in der Nacht geweint,
Wenn meine Hände leer blieben, die Herzen sich verschlossen.
Doch dann flüstert deine Stimme, sanft wie das Meer:
„Mein Kind, fürchte nicht das Urteil der Sterblichen.
Die Lust ist heilig, die Liebe eine Flamme,
Die alles Leben durchdringt, wenn man sie achtet.“
Ich sehe Helden, die durch deine Tempel kamen,
Könige, Diebe, Krieger und Wanderer der Welt,
Alle suchten mich, und alle fanden doch nur sich selbst,
Reflektiert in meinem Blick, entzündet in meiner Berührung.
Oft schmerzt es, und oft erhebt es mich,
Denn wer mich liebt, liebt nicht nur mich, sondern dich, Göttin.
O Zypern, wie lange noch darf ich wandeln,
Dieses seltsame Leben zwischen Heiligtum und Lust?
Ich bin heilig und verachtet, erhaben und gefangen,
Meine Hände segnen, meine Lippen verführen,
Und niemand versteht die Tiefe dessen, was ich tue.
Doch hört! Aus der Tiefe meiner Brust steigt ein Gesang,
Ein Lied, das älter ist als Königreiche und Klippen.
Es erzählt von Frauen wie mir, Priesterinnen und Töchter,
Die Körper wie Tempel hielten, Herzen wie Spiegel,
Die Götter ehrten in allem, was sterblich war,
Und dabei selbst das Göttliche in sich fanden.
O, ihr Sterblichen, die ihr an meinen Mauern vorbeigeht,
Hört das Flüstern des Meeres, seht das Glühen der Sonne,
Denn in diesen Zeichen wohnt Aphrodite selbst.
Jeder Blick, den ihr mir schenkt, ist ein Prüfstein eurer Seele,
Jede Berührung ein Spiegel dessen, wer ihr seid.
Ich tanze nun im Wind, auf Klippen über dem Meer,
Die Säulen meines Tempels halten den Himmel selbst.
Mein Leib ein Tempel, meine Seele ein Chor,
Und die Göttin spricht durch meine Lippen,
Singt durch meine Hände, lebt in meiner Brust.
Wer mich verlässt, trägt ein Stück des Lichts in sich,
Wer bei mir verweilt, erkennt die Wahrheit der Lust:
Dass Körper heilig sein können, dass Liebe unendlich ist,
Dass Sehnsucht ein Tor ist, durch das Götter wandeln.
O Aphrodite, nimm meine Klage, nimm mein Lob,
Mische es mit dem Salz der See und dem Duft der Blüten.
Denn ich bin mehr als Sterbliche, mehr als Begierde,
Ich bin Tempel und Priesterin, Opfer und Lied zugleich.
Und so stehe ich hier, zwischen Himmel und Erde,
Ein Feuer, das nie vergeht, ein Licht, das alles durchdringt.
DRITTER GESANG
I
Ich stehe still im Schatten alter Säulen,
Die Hände zitternd von der Hitze hier.
Die Götter lächeln von den steinernen Wänden,
Doch niemand fragt nach dem, was in mir brennt.
Die Männer kommen, zahlen, flüstern Namen,
Als wär’ mein Körper nur ein Opferstein.
Doch in den Nächten träume ich von Flügeln,
Die mich tragen über diese Stadt hinaus.
Die alten Lieder kenne ich noch alle,
Sie fließen wie der Fluss im Tempelhof.
Und doch die Glocken klingen nur für Käufer,
Nicht für die Träume, die ich tief vergrab.
Man sagt, mein Leben sei Sünde, Schande,
Ein Schatten zwischen Weihrauch und Gebet.
Doch jeder Atemzug ist meine Freiheit,
Und jeder Blick mein stiller Widerstand.
Ich habe Liebe nicht gelernt von Männern,
Doch von den Sternen, die auf mich herab.
Ich lerne tanzen zwischen Pflicht und Sehnsucht,
Und hoffe, dass mein Herz nicht ganz zerbricht.
Denn irgendwann wird jemand meinen Namen
Nicht als Besitz, als Beute nur, verstehen.
Er wird die Tiefe meiner Seele sehen,
Und meine Tränen segnen wie ein Tempel.
II
Die Götter schauen weg, sie schweigen stumm,
Die Hände meiner Kunden sind wie Eisen.
Sie greifen, zahlen, nehmen, lassen Wunden,
Und niemand fragt, ob ich noch atmen darf.
Die Säulen flüstern alte Tempelgeschichten,
Doch jede ist nur Staub auf meinen Schultern.
Ich bin ein Opfer, ja, doch auch die Richterin
Der Schmerzen, die mein Herz verschlingt bei Nacht.
Die Glocken klingen, lachen über mich,
Ihr Klang ist scharf wie Messer auf der Haut.
Ich lächle, tanze, schwinge mich nach außen,
Während innen alles brennt und schwarz zerfällt.
Die Männer nennen mich Hure, Sünde, Schatten,
Doch ich bin Feuer, das sich selbst verzehrt.
Ich kenne Liebe nur in stummen Träumen,
Die niemand hört, weil niemand hier mich sieht.
Und manchmal, nachts, wenn niemand mich berührt,
Zerreißt der Schmerz mich wie ein kalter Fluss.
Ich bete nicht zu ihnen, nicht zu Göttern,
Ich bete nur, dass ich noch atmen darf.
Mein Körper ist ein Tempel ohne Gnade,
Mein Herz ein Altar aus gebrochenem Glas.
Und wer mich sieht, der sieht nur seine Wünsche,
Nie das, was brennt und blutet tief in mir.
III
Ich bin verkauft, zerbrochen, ohne Namen,
Ein Fleischstück auf dem Altar dieser Stadt.
Die Götter schauen weg, ihr Schweigen sticht
Wie Dolche in mein Herz, das längst verrottet.
Sie greifen mich mit Augen wie Maschinen,
Sie zahlen, lachen, tun als wär ich Luft.
Und jede Berührung ist ein klares Messer,
Das tiefer schneidet, als ich schreien kann.
Ich tanze auf den Fliesen aus Verachtung,
Die Lippen lächeln, doch die Seele schreit.
Mein Körper ist ein Käfig, jede Glieder
Gefesselt an die Gier der leeren Hände.
Die Männer denken, sie besitzen mich,
Doch ich besitze nur noch Schmerz und Wut.
Ich kenne Liebe nicht, ich kenne Feuer,
Das alles frißt und nichts zurücklässt als Asche.
Die Nacht ist schwarz, sie drückt mich in die Erde,
Die Sterne lachen wie verräterische Götter.
Ich schlafe nicht, ich warte auf die Stille,
Die mir den Atem klaut, weil Leben brennt.
Mein Herz ist nur noch Stein, ein kalter Tempel,
Die Tränen tropfen, doch sie reinigen nicht.
Ich bin der Fluch auf jedem Schritt der Männer,
Ein Schatten, der sie beißt, wenn sie nicht sehen.
Und wenn die Welt mich vergessen hat,
Werde ich brennen, werde ich zerreißen,
Alles, was mich verachtete, alles,
Bis nichts bleibt außer Rauch und flackerndem Zorn.
DRITTER TEIL
ERSTER GESANG
O Parvatamma, Dienerin des göttlichen Lichts,
rot-weiße Perlen wie Ketten aus Schicksal um deinen Hals,
geweiht im Tempel von Saundatti, noch ein Kind, zehn Jahre alt,
niemals einer sterblichen Liebe geweiht,
ein Leben gebunden an Yellamma, die Göttin der Fruchtbarkeit,
deren Hände dich führten in Wege aus Schmerz und Opfer.
Du wurdest verkauft, als die Jugend dich traf,
ein Preis für Jungfräulichkeit,
und mit vierzehn trugst du die Last der Mutterschaft
in einer Stadt aus Neon und Schatten, Mumbai,
wo Geld zurück in die Heimat floss,
doch dein Kind nur selten sah
wie der Mond die Erde berührt.
Heute kehrst du geschwächt zurück,
Aids im Körper, Müdigkeit im Geist,
fragst, wer für die Tochter sorgen wird,
während Talkum und Bänder
vergängliche Schönheit auf ein kleines Gesicht legen.
Du planst, sie zu weihen
in die gleiche heilige Kette der Opfer,
in ein System, das verboten,
doch heimlich weiterlebt.
Saundatti, die heilige Stadt,
Januarwind voller Gebete,
eine halbe Million Seelen strömen zu Yellamma,
zwischen Glasarmreifen und Kokosnüssen,
die alten Jogathis tanzen
zwischen Menschen und Göttin,
Vermittlerinnen, deren Leben
von Kindheit an aus Pflicht und Unterwerfung besteht.
Mädchen aus den niederen Kasten,
verheiratet mit vier,
verkauft in der Blüte,
ein Leben im Dienst der Göttin,
doch der Preis ist Schmerz und Verlassenheit.
Die Devadasis, einst gehobene Künstlerinnen,
leben nun im Schatten,
der Tempel distanziert sich,
die Welt ändert sich,
doch ihre Körper bleiben Waren,
ihr Geist gefangen in Tradition und Armut.
Roopa, sechzehn, die Zukunft wie ein unbeschriebenes Blatt,
verkauft die Jungfräulichkeit, ernährt die Familie,
verletzt, doch lebendig,
träumt von Schulen, von der Lehrerin,
doch der Tempel fordert ihren Weg.
Chennawa, blind, sechzig Jahre alt,
überlebt von Almosen,
erinnernd an Zwang und Gewalt,
an eine Göttin, die befreit und bindet zugleich.
Patil kämpft gegen die Ketten,
gegen zeremonielle Geheimnisse,
gegen Traditionen, die Kinder in dieselbe Kette führen.
Internate wachsen, Hoffnung wie zarte Blüten
zwischen alten Schatten.
Doch Roopa, wie viele,
weiß nicht, was Morgen bringt,
nur dass das Geld, das sie verdient,
das Leben ihrer Familie sichert.
O Parvatamma, O Roopa, O Chennawa,
eure Geschichten sind Perlen an einem unsichtbaren Band,
ein Lied aus Opfer, Liebe, Schmerz und Hoffnung,
der Götter Hand,
die Welt der Menschen,
die Last der Tradition.
ZWEITER GESANG
In den Dörfern von Karnataka,
wo der Staub der Straßen die Geschichten trägt,
werden junge Mädchen einer Göttin geweiht,
Hochzeiten mit dem Unsterblichen in Ritualen,
die Tempel hüllen ihre Jugend in heiliges Licht.
Sie lernen, dass Liebe
nicht ohne Preis ist,
dass Zuneigung und Nähe
in Gold und Schmuck gemessen werden,
in materiellen Gaben, die Hände der Familie füllen.
Die Welt spricht von Sexarbeit,
von Kondomen als Barrieren,
als Zeichen von Misstrauen,
als Mahnung, dass Intimität zerbrechlich ist,
doch in diesen Beziehungen
tanzt ein anderes Gesetz:
Liebe zwischen Devadasi und Partner
schlägt wie ein leises Herz gegen alte Tabus.
Zwanzig Stimmen, zwanzig Leben,
erzählen von Nächten voller Nähe und Verpflichtung,
von Männern, die einst Kunden waren,
nun Hüter von Zärtlichkeit,
die die Kosten der Hingabe tragen,
die Zeit und Geld investieren,
um Liebe zu beweisen,
Respekt zu verdienen.
Doch selbst im Licht
verweht der Schatten der Zweifel.
Nur sieben Frauen nennen ihre Partner wissend,
die Männer blicken auf ihre Geliebten
als Devadasis, nicht als Händlerinnen des Körpers,
erwarten Treue, Ehrfurcht, die Masken einer Ehefrau.
Kinder werden geboren
aus Verlangen, aus Plänen,
die Intimität wächst zwischen Gold und Misstrauen,
zwischen Ritualen und alltäglichen Sorgen,
zwischen Liebe und dem Wissen um die Welt.
Und doch –
trotz aller Regeln, trotz aller Erwartungen –
bleibt ihre Beziehung eigen,
während die Gesellschaft sie einordnet
in Kategorien, die ihre Herzen nicht kennen.
Wir hören die Stimmen,
die leisen, widersprüchlichen,
und wissen:
Liebe ist vielgestaltig,
nicht nur Besitz, nicht nur Vertrag,
sondern ein zartes Netz von Gefühlen
zwischen Göttlicher Weihe und menschlichem Verlangen.
DRITTER GESANG
Ode an die Devadasis,
die Frauen, die sich dem Göttlichen verschreiben,
nicht als Opfer, sondern als Künstlerinnen der Hingabe,
deren Leben eine Hochzeitszeremonie ist
mit dem Unvergänglichen,
deren Körper und Geist im Tanz
die Tempel atmen lassen,
Bharatanatyam, Mohiniyattam, Kuchipudi, Odissi –
jede Bewegung ein Gebet,
jede Geste ein Versprechen.
Zwischen dem sechsten und dreizehnten Jahrhundert
blühten sie auf,
hochgeehrt, geschmückt,
als Hüterinnen der Künste,
von Königen beschenkt,
deren Reichtum nicht in Gold allein lag,
sondern im Staunen der Menschen,
in der Schönheit, die sie dem Tempel schenkten.
Doch die Zeit wandelte sich,
die Patrone fielen,
und aus verehrten Künstlerinnen
wurden Schatten der Missverständnisse,
deren Namen verdunkelt wurden
durch die kalte Hand kolonialer Gesetze.
Ihre Tänze verklangen,
ihre Stimmen verloren sich,
die Welt verstand sie nicht mehr.
Und doch lebt ein Funke weiter,
rudimentär, zerbrechlich,
ein Nachhall der Tempel,
ein Flüstern von Devadasis.
O Königinnen des Somavamshi,
ihr wähltet die Frauen,
die ihre Sinne zügeln,
die ihr Leben dem Göttlichen weihen,
die wie Lakshmi selbst geehrt werden,
die durch Tanz und Gesang
das Heilige berühren –
eure Ehre war in jeder Bewegung,
in jedem Atemzug,
in jedem Flüstern der Tempelglocken.
Vellayi, Kundavai, Madhavi –
die Namen wie leuchtende Steine,
die Straßen gefüllt mit Glanz und Musik,
mit Gold und Edelsteinen,
die Häuser der Tempel,
die Tempel der Frauen,
ein Reich der Hingabe und Kunst,
ein Reich, das nie ganz verlorenging.
O Devadasis,
die ihr die Götter liebtet,
die ihr die Menschheit vergaßt,
die ihr im Tanz ewig werdet –
eure Schritte hallen in den Tempeln,
eure Stimmen verwehen nicht im Wind,
sie leben in uns,
in jedem Lied, das wir singen,
in jedem Tanz, den wir wagen.
Ihr, Kinder der Künste, verstreut
durch das Land Andhra,
Nattuvaru, Bogam, Bhogam, Kalavanthulu –
Namen wie Flüsse,
die sich durch Zeit und Geschichte winden.
Im Krishna-Distrikt von Tenali
gaben Familien Mädchen hin,
hin zu Göttern, zu Tempeln, zu Tänzen,
Devadasis, wörtlich „Gottesfrauen“,
gefangen in Ritualen und doch frei im Körper des Tanzes.
Ādapāpas –
Dienerinnen der Damen der Zamindars,
nicht erlaubt zu lieben, nicht erlaubt zu heiraten,
wie Schatten von Palästen, unsichtbar,
ihre Stimmen verschleiert, ihre Träume ausgesetzt.
Kalavantulu – Künstlerinnen des Lebens,
ein Name, der Kunst bedeutet,
und zugleich Fesseln trägt,
die Ketten der Kolonialherren,
die Registrationen, die Lock Hospitals,
die Missverständnisse und Stigmata.
Mahari, die großen Frauen von Odisha,
deren Körper Musik, deren Hände Götter waren,
die tanzen, um den Himmel zu spiegeln,
und doch mussten auch sie die Welt der Sterblichen ertragen:
die Vorurteile, die Isolation,
die Flucht in neue Berufe, um Ehre zu bewahren.
Yellamma – Renuka,
deren Kopf sich vervielfältigte,
die Legende, die Eunuchen zu Jüngern machte,
das Wunder in Blut und Wasser,
die Kraft des Weiblichen, die nicht zu zähmen ist.
Und dann die Zeit der Kolonialisten –
die Verwechslung von Heiligkeit und Prostitution,
die Vorschriften, der Zwang,
die Frauen, die als Nummern registriert wurden,
ihre Körper Instrumente der Kontrolle,
nicht des Tanzes.
Doch überlebt hat der Geist –
Sitavva Joddati, Mahila Abhivrudhi-Samrakshana Sansthe,
Bharatanatyam neu erschaffen durch Rukmini Devi Arundale,
die Tänze der Devadasis gereinigt,
die Kunst aus dem Schatten in das Licht gehoben.
Devadasi –
niemals Witwe,
immer heilig, immer an Gott gebunden,
trägt Tali und Segen,
ihre Schritte heben das Alltägliche,
jeder Blick, jede Geste,
ein Echo der Ewigkeit.
Und so leben sie weiter,
in den Geschichten, in den Namen, in den Legenden,
Natavalollu, Kalavantulu, Mahari –
Frauen der Kunst, Frauen des Opfers,
Frauen der Freiheit im Tanz,
die uns lehren, dass Heiligkeit
nicht nur ein Ritual, sondern ein Atem,
ein Puls, ein Körper, eine Seele ist.
VIERTER GESANG
O, göttliche Ordnung,
die ihr euch im Tempelraum windet
wie Rauch über dem Altar,
wo Frauen Götter heiraten
und sich Sklavinnen des Himmels nennen.
Einst hoch verehrt,
gebildet, geliebt von der Göttin selbst,
tanzten sie im Licht,
das aus den Händen der Königin floss,
die ihre Körper als Opfer brachte
für die Gunst der Götter.
Und doch –
die Jahre vergingen wie Wasser durch die Finger,
die Praxis veränderte ihr Antlitz,
und die Gnade wurde zu Ausbeutung,
die Opfer wurden zu Schatten
ihrer eigenen Kindheit.
Von den Höhen der Kasten
fielen sie in die Tiefen der Armut,
und die Heiligkeit verwandelte sich
in eine Last, die schwerer wog
als jede Glocke am Tempeltor.
Gesetze, hoch und erhaben,
sprechen Mahnungen aus,
doch die Hände der Macht
halten die Tradition fest,
und in den Straßen von Telangana, Karnataka, Maharashtra
lebt noch immer das Echo der alten Tänze,
das Rufen der Göttin Yellama,
und die Stille der Mädchen,
deren Lachen in den Schatten verloren geht.
O, du Herrscherin über Himmel und Erde,
wer wird die Schwachen schützen,
wenn der Glanz der Religion
die Augen der Welt blendet?
Wer wird die Ketten lösen,
die als Segen getarnt sind,
und die Körper von Mädchen freigeben
für ein Leben, das ihnen nie gehörte?
Und wir stehen,
still und ratlos,
zwischen Glaube und Grausamkeit,
sehen, wie Geschichte wiederkehrt
in den Tempeln, in den Herzen,
wo die Göttin einst lachte,
jetzt aber weint.
Es gibt keine Massenweihen mehr,
doch in stillen Devi-Tempeln
richten Frauen noch ihre Hände
zu Göttern empor,
ihre Stimmen flüstern in den Säulen
der Erinnerung.
Zweihundertfünfzigtausend Mädchen
leben zwischen Opfergabe und Unterdrückung,
in Karnataka, Andhra Pradesh, Maharashtra –
Heilige in den Schatten,
gefangen zwischen Gott und Mensch.
„Dienerin der Gottheit“, so heißt sie,
ihr Name gebunden an ein unsichtbares Band,
verheiratet mit einer Gottheit,
niemals einem sterblichen Mann.
Und doch –
ihr Dienst, heilig und verachtet zugleich –
trägt auch die Last
der Wünsche der Machtlosen, der Mächtigen,
Tempelpriester, Schutzkönige,
die Hände der Welt, die sie berühren,
unter dem Mantel der Religion.
Die Gesellschaft nickt,
die Kultur segnet,
doch in dieser Segnung
liegt Schmerz wie Feuer unter Wasser.
Junge Dalit-Mädchen
treten ein,
nur um zu erkennen:
Liebe wird ihnen verweigert,
Freiheit ein Traum,
ihre Körper ein Besitz,
ihr Leben ein Übergang von Tempel zu Straße,
von Heiligkeit zu Scham.
Moderne Zeiten tragen denselben Namen,
doch die alten Hymnen hallen
zwischen Prostitution und Kastenwesen,
„religiöse Prostituierte“
flüstert die Welt in staubigen Gassen,
während Armut und Ausschluss
ihre Seelen zum Beben bringen.
Und doch –
die Göttin Yellemma wacht,
ihr Bildnis in Händen von Mädchen,
die keine Wahl hatten,
die dennoch tanzen, singen,
ihr Herz zwischen Glaube und Zorn.
So wandeln sie,
zwischen Schatten und Licht,
weibliche Dienerinnen,
Opfer und Opfernde zugleich,
ein heiliges Leid,
eingeschrieben in Stein,
in Tempel, in Geschichten,
in die, die ihre Füße trägt,
in die Erde selbst.