MESSE FÜR DIE BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG


Inoffizielle deutsche Übersetzung


von Torsten Schwanke



Einzug-Antiphon                  Psalm 19, 2

Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes,

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.“


Tagesgebet

Vater,

du hast in Christus, 

dem Erstgeborenen aller Schöpfung,

alles ins Dasein gerufen.

Gewähre uns, wir bitten dich,

dass wir, geleitet vom Hauch 

deines Geistes des Lebens,

die Werke deiner Hände in Liebe bewahren.

Durch Christus, unseren Herrn,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in Ewigkeit.“


Gabengebet

Nimm an, Vater,

diese Früchte der Erde und unserer Hände Arbeit.

Vollende in ihnen das Werk deiner Schöpfung,

damit sie, durch den Heiligen Geist verwandelt,

Speise und Trank des ewigen Lebens für uns werden.

Durch Christus, unseren Herrn,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in Ewigkeit.“


Kommunion-Antiphon

Psalm 98, 3

Alle Enden der Erde

haben das Heil unseres Gottes gesehen.“


Schlussgebet

Das Sakrament der Einheit, 

das wir empfangen haben, Vater,

lasse unsere Gemeinschaft mit dir 

und untereinander wachsen,

damit wir, während wir neue Himmel 

und eine neue Erde erwarten,

lernen, im Einklang mit allen Geschöpfen zu leben.

Durch Christus, unseren Herrn,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in Ewigkeit.“



BIBLISCHE LESUNGEN

LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT


Weisheit 13, 1–9

Töricht waren von Natur alle Menschen, 

denen die Gotteserkenntnis fehlte. 

Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, 

ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. 

Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht,

sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, 

den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut 

oder die Himmelsleuchten 

für weltbeherrschende Götter.

Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, 

als Götter ansahen, 

dann hätten sie auch erkennen sollen, 

wie viel besser ihr Gebieter ist; 

denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen.

Und wenn sie über ihre Macht 

und ihre Kraft in Staunen gerieten, 

dann hätten sie auch erkennen sollen, 

wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat;

denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe 

lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.

Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. 

Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, 

gehen aber dabei in die Irre.

Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke 

und lassen sich durch den Augenschein täuschen; 

denn schön ist, was sie schauen.

Doch auch sie sind unentschuldbar:

Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, 

die Welt zu erforschen, 

warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?



LESUNG AUS DEM NEUEN TESTAMENT

Kolosser 1, 15–20

Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, 

der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.

Denn in ihm wurde alles erschaffen 

im Himmel und auf Erden, 

das Sichtbare und das Unsichtbare, 

Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; 

alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen.

Er ist vor aller Schöpfung 

und in ihm hat alles Bestand.

Er ist das Haupt, 

der Leib aber ist die Kirche. 

Er ist der Ursprung, 

der Erstgeborene der Toten; 

so hat er in allem den Vorrang.

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, 

um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. 

Alles im Himmel und auf Erden 

wollte er zu Christus führen,

der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“


ANTWORTPSALMEN

Psalm 19, 2–3. 4–5

Kehrvers (2a): Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes.


Die Himmel erzählen die Ehre Gottes,

und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.

ein Tag sagt’s dem andern,

und eine Nacht tut’s kund der andern,

ohne Sprache und ohne Worte;

unhörbar ist ihre Stimme.

Ihr Schall geht aus in alle Lande

und ihr Reden bis an die Enden der Welt.“


Psalm 104, 1–2a. 5–6. 10 und 12. 24 und 35c

Kehrvers (31b): Der Herr erfreue sich seiner Werke.


Lobe den Herrn, meine Seele!

Herr, mein Gott, du bist sehr groß;

in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.

Licht ist dein Kleid, das du anhast.

Der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,

dass es nicht wankt immer und ewiglich.

Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid,

und die Wasser standen über den Bergen,

Du lässest Brunnen quellen in den Tälern,

dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

Darüber sitzen die Vögel des Himmels

und singen in den Zweigen.

Herr, wie sind deine Werke so groß und viel!

Du hast sie alle weise geordnet, 

und die Erde ist voll deiner Güter.

Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja!“


HALLELUJA-RUFE

Psalm 104, 24


Wie zahlreich sind deine Werke, o Herr!

Mit der Weisheit hast du sie alle gemacht.


1 Chronik 29, 11d. 12b


Dein ist das Reich, o Herr,

du herrschst über alles.


EVANGELIUM

Matthäus 6, 24–34


Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“


Matthäus 8, 23–27


Und er stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm. Und siehe, da geschah ein großes Beben im Meer, sodass das Boot von den Wellen bedeckt wurde. Er aber schlief. Und sie traten zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf, wir verderben! Da sagt er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?, und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?





HEILIGE MESSE ZUR BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG


PREDIGT VON PAPST LEO XIV.


Borgo Laudato si' (Castel Gandolfo)

Mittwoch, 9. Juli 2025


An diesem schönen Tag möchte ich zunächst alle, mich eingeschlossen, bitten, Bilanz zu ziehen über das, was wir hier inmitten der Schönheit einer „Kathedrale“ der Natur feiern, mit so vielen Pflanzen und Elementen der Schöpfung, die uns zusammengeführt haben, um die Eucharistie zu feiern, was bedeutet, dem Herrn zu danken.


Es gibt viele Gründe, dem Herrn in der heutigen Eucharistie zu danken. Dies ist möglicherweise die erste Feier, in der die neuen Gebete der Messe für die Bewahrung der Schöpfung verwendet werden, die das Ergebnis der Arbeit mehrerer Dikasterien des Heiligen Stuhls sind.


Ich möchte allen Anwesenden, die an der Entstehung dieser liturgischen Gebete mitgewirkt haben, meinen Dank aussprechen. Wie Sie wissen, steht die Liturgie für das Leben, und Sie sind das Leben dieses Laudato Si-Zentrums. Ich möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit auch für alles danken, was Sie tun, um diese wunderbare Idee von Papst Franziskus umzusetzen, der dieses kleine Grundstück, diese Gärten und diese Wege gestiftet hat, um die wichtige Arbeit der Bewahrung der Schöpfung und unseres gemeinsamen Hauses fortzusetzen. Die Notwendigkeit, diese Mission fortzusetzen, ist in den zehn Jahren seit der Veröffentlichung von Laudato Si umso deutlicher geworden.


Diese Szene vor einem Wasserbecken erinnert in gewisser Weise an die alten Kirchen früherer Jahrhunderte, wo es ein Taufbecken gab, an dem man vorbeigehen musste, bevor man die Kirche betrat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich hier im Wasser taufen lassen möchte…, aber das Symbol, durch das Wasser zu gehen, um von all unseren Sünden und Verfehlungen gereinigt zu werden und dann in das große Geheimnis der Kirche einzutreten, berührt uns auch heute noch. Zu Beginn der Messe beteten wir um Bekehrung, unsere eigene Bekehrung. Ich möchte hinzufügen, dass wir für die Bekehrung der vielen Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche beten sollten, die die dringende Notwendigkeit, für unser gemeinsames Zuhause zu sorgen, noch nicht erkennen.


Die vielen Naturkatastrophen, die wir fast täglich in unserer Welt, an so vielen Orten und in so vielen Ländern erleben, sind zum Teil auch eine Folge menschlicher Exzesse und unseres Lebensstils. Wir müssen uns fragen, ob wir selbst diese Umkehr erleben. Wie sehr brauchen wir sie!


Nachdem ich dies gesagt habe, habe ich auch eine Predigt vorbereitet, die ich mit Ihnen teilen möchte. Bitte haben Sie etwas Geduld. Einige Punkte daraus werden uns helfen, unsere heutige Betrachtung fortzusetzen. Wir genießen diesen brüderlichen und friedlichen Moment inmitten einer Welt, die infolge der globalen Erwärmung und bewaffneter Konflikte in Flammen steht. Die Botschaft von Papst Franziskus in seinen Enzykliken Laudato si und Fratelli tutti ist nach wie vor aktuell. Wir können uns in das Evangelium hineinversetzen, das wir gerade gehört haben, während wir über die Angst der Jünger inmitten des Sturms nachdenken – eine Angst, die ein großer Teil der Menschheit heute teilt. Gleichzeitig glauben und sagen wir mitten in diesem Jubiläumsjahr immer wieder: Es gibt Hoffnung! Wir haben diese Hoffnung in Jesus gefunden. Er beruhigt den Sturm. Seine Macht zerstört nicht, sondern baut auf. Sie zerstört nicht, sondern ruft ins Leben und schenkt neues Leben. Auch wir sollten uns fragen: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar Wind und Meer gehorchen?“ (Matthäus 8,27).


Das Staunen, das in dieser Frage zum Ausdruck kommt, ist der erste Schritt zur Befreiung von der Angst. Jesus lebte und betete am See Genezareth. Dort berief er seine ersten Jünger im Kontext ihres Alltagslebens und ihrer Arbeit. Die Gleichnisse, mit denen er das Reich Gottes verkündete, offenbaren seine tiefe Verbundenheit mit diesem Land und diesen Gewässern, mit dem Rhythmus der Jahreszeiten und dem Leben der Geschöpfe.


Der Evangelist Matthäus beschreibt den Sturm als eine Erschütterung der Erde (das griechische Wort, das er verwendet, ist seismos). Matthäus verwendet denselben Begriff für das Erdbeben, das sich im Augenblick von Jesu Tod und in der Morgenröte seiner Auferstehung ereignete. Christus erhebt sich über diese Erschütterung, fest verankert. Schon hier lässt uns das Evangelium einen Blick auf den auferstandenen Herrn erhaschen, der in unserer wechselvollen Geschichte gegenwärtig ist. Jesu Tadel gegenüber Wind und Meer zeigt seine Macht, Leben und Heil zu schenken – eine Macht, die größer ist als die Kräfte, die die Geschöpfe erzittern lassen.


So können wir uns erneut fragen: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar Wind und Meer gehorchen?“ (Mt 8,27). Der Hymnus aus dem Kolosserbrief, den wir gehört haben, scheint genau diese Frage zu beantworten: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung; denn in ihm wurde alles geschaffen“ (Kol 1,15-16). Vom Sturm jenes Tages gebeutelt, wurden seine Jünger von Furcht überwältigt; sie konnten diese Erkenntnis Jesu noch nicht bekennen. Heute jedoch können wir gemäß dem uns überlieferten Glauben weitergehen und sagen: „Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Kirche. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei“ (V. 18). Diese Worte machen uns zu allen Zeiten zu einem lebendigen Leib und verpflichten uns dazu, der Leib zu sein, dessen Haupt Christus ist. Unsere Mission, die Schöpfung zu bewahren, Frieden und Versöhnung zu fördern, ist Jesu eigene Mission, die Mission, die der Herr uns anvertraut. Wir hören den Schrei der Erde und den Schrei der Armen, denn dieser Ruf hat das Herz Gottes erreicht. Unsere Empörung ist seine Empörung; unsere Arbeit ist seine Arbeit.


In diesem Zusammenhang inspiriert uns das Lied des Psalmisten: „Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern; der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über großen Wassern. Die Stimme des Herrn ist kraftvoll, die Stimme des Herrn ist majestätisch“ (Ps 29,3-4). Diese Stimme verpflichtet die Kirche, prophetisch zu sprechen, auch wenn es Mut erfordert, sich der zerstörerischen Macht der Fürsten dieser Welt entgegenzustellen. Der unzerbrechliche Bund zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen inspiriert unseren Geist und bestärkt uns in unserem Bemühen, dafür zu sorgen, dass Böses zu Gutem, Ungerechtigkeit zu Gerechtigkeit und Habgier zum Teilen wird.


Mit unendlicher Liebe hat Gott alle Dinge erschaffen und ihnen Leben gegeben. Deshalb konnte der heilige Franz von Assisi jedes Geschöpf seinen Bruder, seine Schwester und seine Mutter nennen. Nur ein kontemplativer Blick kann unsere Beziehung zur Schöpfung verändern und uns aus der ökologischen Krise herausführen, die durch den Zerfall unserer Beziehung zu Gott, zu unseren Nächsten und zur Erde als Folge der Sünde verursacht wurde (vgl. Laudato si, 66).


Liebe Brüder und Schwestern, das Borgo Laudato Si, in dem wir uns heute befinden, möchte, ganz im Sinne von Papst Franziskus, eine Art „Labor“ sein, in dem wir jene Harmonie mit der Schöpfung erfahren können, die Heilung und Versöhnung bringt. Dies soll durch die Entwicklung neuer und wirksamer Wege zum Schutz der uns anvertrauten natürlichen Umwelt geschehen. Ich möchte euch allen, die ihr an der Verwirklichung dieses Projekts arbeitet, mein Gebet und meine Ermutigung zusichern.


Die Eucharistie, die wir feiern, erhält unsere Arbeit und gibt ihr Sinn. Wie Papst Franziskus schrieb: „In der Eucharistie findet alles Geschaffene seine höchste Erhebung. Die Gnade, die sich greifbar zu zeigen sucht, fand ihren unübertrefflichen Ausdruck, als Gott selbst Mensch wurde und sich seinen Geschöpfen als Speise hingab. Auf dem Höhepunkt des Mysteriums der Menschwerdung wollte der Herr durch ein Stück Materie bis in unser Innerstes vordringen. Er kommt nicht von oben, sondern von innen; er kommt, damit wir ihm in unserer Welt begegnen“ (Laudato si, 236). Ich möchte diese Überlegungen mit den Worten abschließen, mit denen der heilige Augustinus am Ende seiner Bekenntnisse Schöpfung und Menschheit in einem kosmischen Lobgesang vereinte: Herr, „deine Werke loben dich, damit wir dich lieben; wir mögen dich lieben, damit deine Werke dich loben“ (XIII, 33, 48). Möge dies die Harmonie sein, die wir in der Welt verbreiten.