UNSERE LIEBE FRAU VON HEEDE


VON TORSTEN SCHWANKE


WALLFAHRT


zu der königin der armen seelen

geh ich pilgern mit schwester sabine

möge am wallfahrtsort nicht fehlen

im geist meine arme seele karine



HEEDE


ein menschenleerer park

im gebet nur sie und ich

sie liebt jesus dich

ich liebe maria stark



HEEDE


ich bete für evi und karine

ich mache manchmal saure miene

ich bete für sabines geist

die um nächstenliebe kreist

für mark und marco im saal

die furchtbar evangelikal

und für meine herkunftsfamilie

für rose veilchen und lilie



HEEDE


im weihrauchtempel

ein gutes exempel

das knie gebeugt

das lämpchen bezeugt



MARIA KÖNIGIN


Bei jener Stunde still, da Engelbotschaft kam,

Ward Gottes Magd erhöht zu ihres Sohnes Rahm.

Des David Thron ihr Sohn, vom Herrn ihm zugedacht,

Er herrscht auf ewig fort mit unbegrenzter Macht.

Kein End’ wird je sein Reich, kein Schatten je sein Glanz,

Die Zeit vergeht – doch währt der Gottessohn im Kranz.

Und sie, die Jungfrau rein, empfängt aus heil’ger Kraft

Die Krone auch, die ihrem Königskind erschafft.

So ward im Glauben bald erkannt mit klarer Sicht:

Die Mutter teilt des Königs hohe Würdenpflicht.


In frühen Tagen schon, als Rom noch Kaiser trug,

Da kam in Bild und Wort der erste hohe Zug.

Noch schlicht war sie zuvor, in Demut stets gezeigt,

Noch war kein Purpur Kleid, kein Hof sich ihr geneigt.

Doch bald, im Glanz erhellt, auf Silber reich verehrt,

Erschien sie fürstlich schon, vom Glanz des Sohns verklärt.

In Mailands heil’gem Hort, von Weisen tief begrüßt,

Ward sie als Edle dort – vom Königshof geküsst.

Auch Prudentius sprach mit Würde und Verstand,

Dass sie zum Hofe kam, mit Diadem erkannt.

Und Severianus rief in heil’gem Lobpreis aus:

„Zur Königsburg beruft sie Gott, das Licht des Haus.“


Noch Königin war sie nicht – doch Mutter war sie schon

Des Herrn, des Himmelskönigs auf des Vaters Thron.

In Rom, da glänzt ihr Bild, in Mosaik so klar,

In goldner Cyclas steht sie, still und wunderbar.

Ein Kleid, das einer Regia Matrona ziemt,

Die, eh sie Augusta, noch in Ehren dient.

So zeigt uns Kunst zuerst, was Wort dann offenbar,

Dass sie, des Königs Mutter, königlich und wahr.


Bald folgten Worte nach, aus heil’ger Redners Mund,

Von Chrysologus, dem in Ehr' war Gottes Bund.

Er nannte sie „Herrin“, „Gebärerin des Herrn“,

Ein Titel, der im Glanz von hohem Hof nicht fern.

Und Hesychius sang, wie himmlisch sie erglänzt,

Als Königin verehrt, die göttlich sich ergänzt.


Erst spät erkennt man ganz, was ihre Würde meint:

Nicht irdisch bloß, doch himmlisch ward sie uns vereint.

Chrysipp erhob ihr Bild zur Königin im Licht,

In Predigt laut ihr Lob – noch ganz im Gleichgewicht.

Erst später ward ihr Thron im Kosmos ausgedehnt,

Von Himmel, Erd’ und Höll’ ihr Ruhm umringt, ersehnt.

Fortunat pries sie dann, die Krone schön und rein,

Doch nicht aus eigner Macht – sie dient dem König sein.

Der Sohn, der Weltenherr, verleiht ihr Amt und Kleid,

Er krönt sie mild – doch bleibt er stets die Majestät.


In Bild und Farbe zeigt die Kunst die neue Pracht,

Die Mutter auf dem Thron, vom Himmel angebracht.

Wie einst das Kaiserpaar im Purpur ward gestellt,

So sitzt sie mit dem Sohn, das Haupt, das Glanz erhält.

Im byzantin’schen Stil, mit Stola, Palla fein,

Thront sie im Edelstein, von Engeln ganz umreihn.


Im Glanz der Sterne thront die Jungfrau mild und rein,

neben dem Sohn, dem Herrn, im himmlisch hohen Sein.

Wie eine Kaiserin, die neben ihrem Gatten

im Purpur glänzt, auf gold'nen Stufen tritt und Schatten,

so steht sie dort – und doch mit scheuem Angesicht,

denn Majestät und Macht sucht man bei ihr doch nicht.


Kein Diadem erglänzt auf ihrem hehren Haupt,

kein Purpurflor, der weltlich Macht und Größe raubt.

Die Schuhe, nicht mit Edelstein geziert, sie fehlen –

Symbol der Demut, nicht der Macht, soll sie beseelen.

Denn Christi Reich, das nicht von dieser Erde stammt,

ist nicht mit Gold und Glanz, mit Stolz und Stolz verbandt.


So sitzt Maria auf dem Thron aus Edelstein,

die Engel nah’n, ihr Kleid aus Purpur – schlicht und rein.

Der Himmel neigt sich ihr, als Herrscherin geehrt,

doch nicht wie diese Welt in Prunk und Gier verzehrt.

Ein Kranz, vom höchsten Gott ihr dargebracht mit Ehr,

weist auf das Reich hinauf, das nicht vergeht wie mehr.


Im Bilde zeigt sich ihre königliche Kraft,

durch Zeichen, die der Glaube liebend ihr erschafft.

Der Globus, Sonne, Mond – sie weisen auf die Höhe,

wo sie als Himmelskönigin im Lichte stehe.

Die Kirche huldigt ihr in heil'ger Majestät,

mit Bischof, Heil’gem, Chor, der vor dem Throne steht.


Schon früh erhebt sich auf Elfenbein der Thron,

wo Muttergottes sitzt beim eingebor’nen Sohn.

Ein Muschelbogen wölbt sich über ihren Häuptern,

die Engel stehen da, die Sterne stillen Läufern.

Der Himmelsglobus, Zeichen kosmischer Gewalt,

wird ihr gebracht, als ob ihr Herrscheramt entwallt.


Sie gleicht Theodora, doch nicht in Prunk gekleidet,

die Zier der Welt, der Stolz, bleibt ihr vom Geist geschneidet.

Sie trägt, was ihr geziemt, den Purpur still und schlicht,

kein Prunk der Welt fällt auf ihr reines Angesicht.

Denn sie gebar den Herrn, den Richter aller Zeiten,

durch sie soll Gottes Reich die Schöpfung neu bereiten.


Dann aber wandelt sich das Bild in kaiserlich:

In Rom erscheint sie nun als Augusta für und mich.

Mit Diadem und Gold, mit Krone auf dem Haupte,

trägt sie die Tracht, die einst nur Kaisersfrau erlaubte.

Sie sitzt auf Lyrathron in kaiserlicher Pracht,

zwei Engel reichen ihr den Kranz mit stiller Macht.


Hier wird sie sichtbar nun als Mittlerin der Einheit,

des Staates Heil, des Reiches Kraft in kühner Klarheit.

Denn nach dem Sieg der Ostgot’n, nach blut'ger Schlacht,

verband man alt und neu durch ihre Himmelsmacht.

Das Bild, politisch nun, verschwindet aus dem Blick,

als man den Bau verkehrt, das Amt der Macht zurück.


Und jenseits, wo das Meer den Osten still umsäumt,

in Dyrrachium, wo das Reich vom Feind geträumt,

erscheint sie noch einmal – mit Kreuz und Globus glänzend,

das Haupt geschmückt, den Frieden göttlich übergrenzend.

im Kleid der Kaiserin, im Diadem aus Stein,

trägt sie das Zeichen Christi – Friedensmacht allein.


Sie ist die Siegeskraft, der kosmische Triumph,

die Sonnenzeichen, Stern’ umringen ihren Rumpf.

Ein Bild, geboren aus des Krieges wildem Grimme,

ein Hoffnungsstrahl am Rand der oströmischen Stimme.

Für Dyrrachiums Volk, das von Bedrängnis weiß,

wird sie zur Zeichenmacht im überird’schen Kreis.


So schwebt sie durch die Zeit als Königin des Lichts,

von Engeln still umringt, im Strahl des ew’gen Nichts.

Nicht irdisch ist ihr Reich, kein Reich aus Blut und Eisen –

ihr Zepter weist empor, zu himmlisch hohem Preisen.


Ein sonder Bild der Jungfrau, göttlich und erhaben,

Ward einzig nur in Rom zu schauen und zu laben,

Bis dass im zwölften Jahr das nächste ward erkannt,

Ein Abglanz heil'gen Glanzes, göttlich ausgesandt.

Es ist das Bild der Kön'gin, Jungfrau ohnegleichen,

Die, thronend mit dem Sohn, die Himmelreiche erreichen.

Sie trägt das heil'ge Kleid, die Cyclas reich geschmückt,

Wie Sankt Maria Maggiore's Bildnis es erblickt.

Auch Grado’s heil'ger Schrein, aus frühern Zeiten stammend,

Zeigt sie im selben Kleid, die Weihe ernst umrahmend.


Der Lyrathron, ein kaiserlich Gepränge,

Wird ihr zum Sitz; ihr Sohn auf ihrem Schoß im Menge

Der Engel thront, mit Kreuz und Nimbus, ohne Stein,

Kein Diadem, kein Juwel zeigt sie allein.

Doch als das achte Jahrhundert hebt den Blick,

Da tritt das Diadem mit Glanz und Pracht zurück:

Die Clemenza zeigt sie, königlich geziert,

Mit Edelstein gekrönt, vom Himmel inspiriert.

Das Bildnis hebt die Jungfrau königlich empor,

Die Perlen zieren sie, der Ehren Glanz im Ohr.


Doch meidet sie bewusst der Kaiserin Gewand,

Kein Augusta-Reif umschließt ihr heil’ges Hauptgewand.

Kein kaiserlich Gepränge, kein profanes Bild,

In röm’scher Würde bleibt ihr Antlitz unentstellt.

Ein Werk des Papsttums, hoch in heil’ger Kunst geboren,

Das sich von östlich Machtbewusstsein hat verloren.

So wollt’ der Papst, als Hüter heil’ger reiner Lehre,

Verkünd’gen, dass der Jungfrau Reich das eig’ne wäre.

Und wie Belting spricht mit Forscherblick voll Kraft:

Maria herrscht in Rom, dem Papst sie Vollmacht schafft.


Was Christi Glanz als Kaiserbild entfaltet,

Hat gleichsam auch der Mutter Kron gestaltet.

Denn Nicäa, mit dogmatisch edlem Schwung,

Erhob den Sohn zum Gott mit väterlichem Klang.

So ward der Herr als Kaiser dargestellt,

Mit Hof und Pracht, wie’s jedem Fürst gefällt.

Die Engel Hofmarschälle, Märtyrer Gericht,

Und Christus in des Himmels Thronsaal Angesicht.

Da fragt man sich mit frommem Sinn und Blick,

Was wohl der Mutter Gottes sei ihr königliches Glück.


Ein Kaiser gibt auch seiner Mutter einen Thron,

Wie’s auch ein Gesetz im fünften Jahrhundert schon

Bezeugt: Der Herrin, Mutter, steht zur Seite,

Ein Kleid, ein Sitz, als Zeichen kaiserlicher Weite.

So ward aus ihr, der Mutter Gottes Sohn,

Die Kön’gin, hoch erhoben, rein und ohne Hohn.


Doch ward dies Bild nicht frei von alten Götzenbildern,

Denn Isis, Juno, Tanit – all die wilden Schilder

Des Heidentums, das einst in Rom geherrscht,

Ward in der Jungfrau Glanz doch nie ganz ausgelöscht.

Manch frommer Kreis erwog mit Zweifel, still und leise,

Ob Regina caeli sei der Isis Erb’ im Preise.

Doch fehlt es an Beweis in heil’ger Bildgestalt,

Und Isis ward verbannt aus öffentlicher Gewalt.

So blieb Maria frei von heidnischem Geflecht,

Ihr Königtum ward rein, gerecht und hochgerecht.


Die Frau in Apokalypse, sonnenklar bekleidet,

Mit Sternen zwölf umringt, vom Mondenlicht begleitet –

Sie trug, so spricht man, Junos Himmelsglanz im Bild,

Doch wird in ihr Mariens Würde sanft enthüllt.

Denn seit das Konzil zu Ephesus geflossen,

Hat man der Jungfrau Titel nicht verdrossen.

Sie ward zur Königin des himmlischen Bezirks,

Des Herrn getreue Magd, doch nicht der Götter Tricks.


So zeigt sich deutlich, woher der Ursprung stammt:

Nicht aus dem Kult, der heidnisch niederglammt,

Nein, aus der Sicht, dass wie dem König Erdengleich

Auch eine Kön’gin ziemt dem himmlischen Bereich.

Christus der König – sein Reich in lichten Höhn,

Maria die Königin, sein Thron ihr nah und schön.


Die Jungfrau ward erhöht zur Himmelskönigin,

Als Glanz und Macht in ihr durch Gottes Gnade schien.

Im zweiten Jahrtausend, das uns die Zeit gegeben,

Ward ihre Ehr’ mit neuem Feuer neu beleben.

Der Westen trug die Kron’ ihr auf das heil’ge Haupt,

Und sah in ihr, was himmlisch ist und ewig glaubt.


Im hohen Mittelalter wuchs ihr Majestät,

Ein Bild, das tief in uns’re Andacht eingeht.

Der Thron war ihr bereit’t, von Löwen stark umgeben,

Ein Zeichen, dass in ihr die Weisheit sei am Leben.

Der Löwenthron in Spanien künd’t Salomos Geschlecht,

Und Mariens Hoheit wird durch Sinnbild nun gerecht.


Zur Zeit, da Streit und Glaubensnot das Land durchzog,

Die Gegenreformation das Kreuz erhob und wog,

Da stand Maria hell auf einer Mondsichel rein,

Mit Zepter, Krone, Kind – ein Bild, so hoch und fein.

In ihrer Hand die Welt, das Kind zum Segnen breit,

Ein Zeichen, dass sie selbst dem Frieden sei geweiht.


Die Macht der Fürbittt liegt in ihrem kön’glichen Recht,

Ein Schutz dem Schwachen ward – gerecht, gerecht, gerecht!

Nach Lepantos Sieg, da flammte neu ihr Bild:

Die Friedenskönigin, von Gnad und Macht erfüllt.

Doch sank ihr Glanz in demokratischer Epoche,

Vergessen ward sie fast – ein Schmerz, den niemand boche.


Und dennoch blühte neu ihr Fest in frommer Schar:

In Ancona hob man’s an, im heil’gen Kirchenjahr.

In Spaniens Land, Lateinamerika zugleich,

Ward sie geehrt als Königin im Himmelreich.

Und Pius, zwölfter Papst, der schloss das heilige Jahr,

Und gab am Maiensend ihr Fest, wie’s würdig war.


Der neue Brauch verlegt’ das Fest an and’rer Zeit,

Am Zweiundzwanzigsten, wo’s Himmelfahrt begleitet.

Ihr reines Herz, zuvor gefeiert früh im Jahr,

Ward nun nach Christi Herz gestellt – so offenbar.


Die Litanei, sie ruft in heil’ger Wortgestalt

Die Königin herbei, in Majestät und Halt:

Du Königin der Engel, hoch in lichter Pracht,

Der Väter Kron’, der Seher Weisheit, voller Macht.

Du Apostelherrin, Märtyrern ein Licht,

Den Jungfraun, Bekennern, bist du Pflicht und Pflicht.


Du Königin, von Sünd’ befleckt in keiner Stund’,

Empfangen ohne Makel, durch des Schöpfers Mund.

In Himmelsglanz erhoben, jungfräuliche Gestalt,

Trägst du den Rosenkranz mit Lieb’ und sanfter Gewalt.

Du Herrin aller Heil’gen, Friedensreich und Licht,

Für Familien stark – dein Gnadenblick uns bricht.



HEEDE


oldenburger land

dann das ammerland

dann das friesenland

dann der ems ihr land

wo madonna stand

reichte uns die hand

glaube und verstand



DEUTSCHE MESSE


wie bei den protestanten

für kinder und alte tanten



HEEDE


so nie in meinem ganzen leben

hab ich so schönen friedhof gesehen

mit bunten blumen aller arten

ein irdischer paradiesesgarten



HEEDE


vor fünfundzwanzig jahren

in lourdes waren menschenmassen

die ich meiden musste

um meine madonna zu finden


in heede war alles still

im heiligen hain kein mensch

nur die madonna unter blumen

und ich, ihr einsamer anbeter



UNSERE LIEBE FRAU VON HEEDE


Mit brennender Sorge, mit flammendem Wort

trat Pius der Elfte ins Dunkel hervor.

Im März siebenunddreißig, im deutschen Land,

wurden die Zeilen der Wahrheit bekannt.


In Kirchen verlesen, vom Kanzelgesang,

erscholl seine Klage – erschütternd und bang.

Er klagte das Regime voll Zorn und Gericht

für gebrochene Schwüre und Lügenpflicht.


Die Antwort des Staates war eisig und hart,

man folterte, nahm sich die Drucker als zartes

Ziel seiner Rache – und Priester und Kind

wurden verbannt, wenn sie ehrlich gesinnt.


Am neunten April, ganz heimlich und still,

tagte die Bischofsschar, da sie verstehen will,

wie nach der Enzyklika weiter zu geh’n,

denn Feinde der Kirche sind mächtig zu seh’n.


Noch ein Jahr davor lobte Bischof Berning

das Reich und sein Lager – voll glühender Ehrung.

Er sprach gar im Emsland: „Der Führer erwacht,

was lang in der Stille geschlummert in Nacht.“


Doch bald schon, so zeigt sich die göttliche Spur,

erscheint dort in Heede die himmlische Flur.

Vier Mädchen, so schlicht, so kindlich, so rein,

schauen die Jungfrau im Abendschein.


Grete, Maria, Anni und Susi

blicken empor – da tritt sie herzu.

Die Mutter des Herrn, auf Wolken so weiß,

von Licht umgeben, in himmlischem Kreis.


Sie trägt eine Krone, doch ohne Juwel,

das Jesuskind auf dem Arm – so zart, so hell.

Ein Kreuz auf der Kugel, von Gold überglüht,

ein Zeichen des Himmels, das ewiglich blüht.


Tag für Tag tritt die Mutter hervor,

ihr Bild bleibt den Kindern im Herzen, im Ohr.

Und niemand kann ihre Berichte erschüttern –

selbst Lampenschein kann das Wunder nicht wittern.


Das Emsland erwacht, Pilger kommen zuhauf,

aus Oldenburg, Münster, in heiligem Lauf.

Doch wieder erbebt die Gewalt in der Macht,

die NS-Schergen halten nun Wache bei Nacht.


Die Kinder verhört man mit harter Gewalt,

die Polizei macht das Kirchlein kalt.

Mit Barrikaden, mit Drohung und Zwang

wird das Heeder Wunder dem Ende bang.


Doch das Volk lässt sich nicht vom Gebet vertreiben,

es kommt, um in Stille beim Licht zu verbleiben.

Tausende kommen, im Glauben geeint –

obwohl das Regime ihre Hoffnung verneint.


Der Bischof, Berning, will nun nichts mehr sehn,

bittet das Volk, von der Wallfahrt zu geh’n.

Die Mächtigen nehmen sogar das Bild –

doch was lebt im Herzen, bleibt ewig und mild.


Am gleichen Tag, im trüben Licht,

begann ein düstrer Pflichtbericht.

Vier Kinder nahm man unter Blick

von Ärzten – streng, nicht sanft und schick.


„Psychopathisch“, ward attestiert,

was sie erlebt, was sie gespürt.

Doch jene vier, voll frommen Sinn,

trugen fest den Glauben tief darin.


Der Bischof schreibt, voll kühler Pflicht,

die Wallfahrt sei nun unerwünscht.

Die Priester hält er an zum Schweigen,

nicht Gnade soll, nur Ordnung sich zeigen.


Doch trotzdem wallt das Volk herbei,

nach Heede, unter hartem Mai.

Ein Wunder liegt wohl in der Luft,

man spürt’s in jedem Kirchenduft.


Am Abend dann, am dreizehnten Tag,

wird's laut – die SS kam in den Schlag.

Mit Gewehrkolben, ohne Scheu,

sie trieben Pilger in die Reu’.


Die Seherkinder – unverzagt –

wurden verschleppt, gefasst, befragt.

Zur Anstalt trug man sie geschwind,

fernab vom Ort, wo Wunder sind.


Im Hospital das Wort ergeht,

der Glaube nicht zur Ruhe steht.

Ein Professor sprach dann klar und rein:

„Kein Trug, die Kinder glauben fein.“


Doch auch nach Wochen – streng bewacht –

hat man das Staunen nicht gebracht

zum Schweigen oder Wegvergehn –

der Himmel ließ sich wieder sehn.