DIE WITWE JERUSALEM WEINT ÜBER IHRE KINDER

 

Elegie

 

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit

 

1

 

Diese Sophia ist das Buch von Gottes Geboten

Und ist Gottes Gesetz, Weisung, die immerdar gilt.

Alle werden leben, die festhalten an der Sophia,

Die sie verlassen, ach, gehen zum ewigen Tod.

Kehre nun um, o Jakob, und nimm sie an, die Sophia,

Wandle in ihrem Licht, welches vom Himmel dir strahlt.

Überlasse nicht deine Ehre anderen Männern,

Jakob, was dir hilft, gib nicht dem anderen Volk.

Selig sind wir, Israel, Gott offenbart seinen Willen,

Dienen Sophia wir, wie es dem Höchsten gefällt!

 

2

 

Sei getrost, mein Volk, bewahr die Erinnrung an Jakob!

Ihr seid worden verkauft unter das heidnische Volk,

Aber nicht zum Verderben. Weil ihr Jehova erzürnt habt,

Weil ihr euch eurem Feind hingabt in sündiger Lust,

Denn ihr habt den Schöpfer, der aus dem Nichts euch erschaffen,

Dadurch zum Zorn gereizt, dass ihr Dämonen verehrt.

Ihr habt den ewigen Gott vergessen, der euch gestillt hat,

Ihr habt Zion betrübt, die euch erzogen für Gott.

Nämlich Jerusalem sah den Zorn und Ingrimm Jehovas,

Welcher über euch kam, da hat die Mutter gesagt:

Hört mir zu, ihr Nachbarinnen Zions, Jehovah

Hat mir Kummer gebracht, über mich Schmerzen und Leid.

Ich hab gesehn die Gefangenschaft, die der Ewige brachte

Über meine, des Herrn Kinder, die Kinderschar mein.

Oh wie hab ich sie großgezogen mit zärtlichen Wonnen,

Aber mit Herzeleid schick ich die Kinder nun fort.

Niemand mache sich lustig über mich, weil ich nun Witwe

Und verlassen bin, keiner steht trostreich mir bei,

Ich bin einsam geworden wegen der Schuld meiner Kinder,

Denn sie sind vom Gesetz Gottes gewichen zur Welt.

Seine Weisung nehmen sie an nicht und gehen den Weg nicht

Der Gebote des Herrn, gehn nicht den heiligen Weg,

Sie betreten nicht länger die Pfade der frommen Erziehung,

Der Gerechtigkeit Weg gehn sie, den schmalen, nicht mehr.

Kommt zu mir, ihr Nachbarinnen Zions, und denkt an

Die Gefangenschaft all meiner Kinder von Gott,

Weil der Ewige sie in der Heiden Gefangenschaft brachte!

Denn er hat ein Volk über die Kinder gebracht,

Ein ungläubiges Volk mit unverständlicher Sprache,

Die nicht achten den Greis, lassen die Greisin allein,

Die sich nicht erbarmen der armen Jerusalem Kinder,

Kinder der Witwe, ach, welche sie führten hinweg,

Die die Einsame haben beraubt ihrer liebenden Kinder,

Dass die Witwe voll Weh weint nun, voll Wehmut und Leid.

Aber wie, wie kann ich euch helfen, Kinder der Witwe?

Nur der Ewige, der über euch Unglück gebracht,

Nur der Ewige kann euch befrein aus der Hand eures Feindes!

Er ist Retter allein, der euch verwundet mit Schmerz.

Geht nun, geliebte Kinder, geht nun! Ich bin verlassen,

Ich bin einsam, allein, keiner der Freunde mir hilft.

Ich hab ausgezogen mein Kleid der bräutlichen Freuden,

Trage ein Trauerkleid, hüll mich in Asche und Staub.

Ich will schreien zu Jehova, so lange ich lebe.

Kinder, seid getrost, schreit zu dem ewigen Gott,

Gott wird euch entreißen dann der Hand eures Feindes.

Ich hab die Hoffnung gesetzt ganz auf den ewigen Gott,

Dass er euch retten wird. Da habe ich Freuden empfangen

Von dem heiligen Herrn, denn die Barmherzigkeit kommt,

Die Barmherzigkeit kommt zu euch vom ewigen Retter,

Der euch schließlich erlöst, wie im Gebet ich erfleht.

Ich hab euch fort geschickt mit Trauer, Tränen und Klagen,

Gott aber gibt euch mir wieder mit Freude zurück,

Wird euch mir wiedergeben mit Lachen und Wonne für immer.

Denn wie gesehen einst haben die Nachbarn von mir

Eure Gefangenschaft, sehen sie bald eure Rettung durch Jahwe,

Die wird kommen mit Herrlichkeit, ewigem Glanz.

Meine Kinder, ertragt geduldig den Ingrimm Jehovas,

Welcher über euch kommt. Hat euch der Feind auch verfolgt,

Werdet ihr sein Verderben sehn, seinen Nacken zertreten.

Zärtliche Kinderlein, rau ist der Weg, den ihr geht,

Mir geraubt wie eine Herde, vom Feinde gestohlen.

Aber der Kinderdieb wird noch gestampft in den Staub!

Seid getrost, meine Kinder, und schreit zum himmlischen Vater,

Denn der dies alles getan, nie euer Gott euch vergisst.

Wie ihr wild ward, abzuweichen vom himmlischen Vater,

Trachtet nun doppelt danach, dass ihr den Himmlischen sucht.

Gott hat Übel über euch kommen lassen im Zorne,

Ewige Freude bringt euch, Rettung und Seligkeit Gott.

O Jerusalem, sei getrost, der Herr wird dich trösten,

Der dir gegeben hat neu einen Namen von Gott.

Unheil soll jenen werden, die dir Kummer bereitet,

Die sich schadenfroh freuten, als ganz du zerbrachst.

Unheil wird kommen über die Stadt, da dienten die Kinder

Ihren Herren, die Stadt ihrer Gefangenschaft stürzt.

Denn wie deine Feinde über dein Unglück gejubelt,

Über dein Weh sich gefreut, werden sie selber betrübt,

Wenn sie selber verwüstet werden vom Zorne Jehovas.

Und ihre große Schar nehme ich weg, ihren Stolz,

Und ihre Prahlereien will ich verwandeln in Klage.

Denn ein Feuer kommt auf sie herab von dem Herrn,

Böse Geister werden in ihren Wohnungen spuken.

Schau in den Orient, Tochter Jerusalem, schau,

Schau die Wonne, die zu dir kommt von der liebenden Gottheit!

Kommen die Kinder, schau, kommen vom Osten zu dir,

Kommen auf das ewige Wort des heiligen Vaters,

Freuen sich voller Lust über die Schönheit von Gott!

 

 

3

 

Zieh aus das Trauerkleid, Jerusalem, zieh an das Festkleid,

Dass dir dein Bräutigam Jahwe für immer geschenkt!

Ziehe an das kostbare Kleid der Gerechtigkeit Gottes,

Setze die Krone auf, Krone der Schönheit aufs Haupt!

Gott wird allem, was unter der Sonne ist, zeigen dein Schönsein,

Denn dein Name wird ewig von Jahwe genannt

Friede der Gerechtigkeit, der Gottesfurcht Schönheit.

O wie herrlich du bist, Tochter Jerusalem du!

Mache dich auf, Jerusalem, tritt auf die Höhe und schaue

In den Orient, schau all deine Kinder von fern,

Die versammelt kommen zu dir von Osten und Westen

Auf des Heiligen Wort. Gott hat der Kinder gedacht!

Deine Kinder zogen von dir zu Fuß raue Wege,

Weggeführt von dem Feind. Gott aber bringt sie zu dir,

Bringt sie zu dir, in Ehren getragen im Throne des Königs.

Gott erniedrigt den Stolz ewiger Berge herab,

Gott füllt die Demut der Täler auf zu ebenem Lande.

Sicher kehrt Israel heim unter der Herrlichkeit Schirm.

Wälder und duftende Bäume spenden Israel Schatten,

Kühl auf Gottes Befehl, Schutz vor der sonnigen Glut.

Gott wird Israel bringen heim mit Freuden im Lichte

Seiner Herrlichkeit, ewig voll Liebe und Huld!