Nachgedichtet von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
Nachdem nun Phaeton den Tod erlitten,
Ruin von heißen Flammen ward erzeugt,
Die großen Mauern nun des Himmelreichs
Gemessen nicht, man sieht der Götter Vater,
Der sucht, das keine wird durch Glut beschädigt,
Nicht ruiniert wird. Sieht er, dass sie stehen
In fester Kraft, so endlich seine Sicht
Schaut auf der Menschenkinder Werke.
Sein Liebesblick ruht lange auf sich selbst,
Arkadien! Und nun die Ströme, Quellen,
Sie fließen, und er malt die Mutter Erde
Mit grünen Auen, Bäumen grün im Laub,
Die Wälder tragen lichte grüne Kleider.
Er wandelt in der Welt, bleibt staunend stehn,
Als er Kallisto sieht, die schönste Nymphe,
Und Liebesfeuer brennt in seiner Brust!
Kallisto trug nicht üppig reiche Roben,
Noch legte sie das Haar zu Kunstfrisuren,
Den Gürtel band sie um das schlichte Kleid,
Die Haarflut band sie ein in weißen Schleier.
Die Hand hielt einen langen schlanken Speer,
Hielt Pfeil und Bogen, und damit bewaffnet
Als göttliche Diana keusch, ward keine
Von dieser Jungfrau mehr geliebt als sie!
Doch alles wandelt sich. Wenn hell die Sonne
Den Himmel rollt hinab den Mitte-Weg,
Tritt sie in das geheime Dickicht traut,
Der Köcher rutschte ihr vom nackten Arm,
Sie löst den Bogen und sie legt sich sanft
Auf samtnen Rasen, ihren Hals am Köcher,
Dieweil sie zärtlich schlief im grünen Gras.
Als Jupiter sie sah, so schön, lasziv,
Da diskutierte Er: Was kann mein Weib,
Die höchste Juno, davon lernen? Doch,
Gibt Zufall Wissen ihr, was schert mich das?
Mir den Gewinn, und ihr der Zunge Schimpf.
Gott sprachs, und sich verwandelnd nahm er an
Dianas Form, nahm an Dianas Kleid,
Nachahmend sie, erweckte er die Magd
Und sprach in sanften Tönen: Welcher Berg,
O Jungfrau meiner Schar, sah deine Jagd?
Sie hörte dies, da stand Kallisto auf:
Heil Göttin! Größer selbst als Jupiter!
Ich sags, und wenn er hört auch selbst das Wort.
Und Jove hörte es und lächelte,
Bevorzugt wurde er ja vor sich selbst,
Und Jove küsste sie viel tausend Mal,
Barg sie in seinen Armen. Sie begann
Von Abenteuern ihrer Jagd zu reden.
Doch als sie seine heiße Liebe spürte,
Sie suchte seinen Armen zu entkommen.
Wie kann ein zartes Mädchen widerstehen
Der Allmacht Joves? Doch Saturnia,
Wenn sie gesehen hätte nur dein Herz,
Sie hätte mehr Barmherzigkeit erwiesen!
Und Jupiter auf weißen Adlerflügeln
Besuchte seine transzendente Glorie,
Doch sie, in Eile diesen Hain verlassend,
Vergaß fast ihren Bogen, ihren Köcher.
Diana, mit den Scharen ihrer Jungfraun,
Sie jagte an dem Hang des Mänalus,
Und in den Freuden aufgeregten Sports
Sie sah die Nymphe, rief sie. Die war bang,
Dass Gott sie in Dianas Schleier täuschte,
Zog sich zurück für einen Augenblick,
Bis zu ihr kamen all die süßen Nymphen,
Da war sie sicher, das war keine Täuschung,
So wagte sie sich in der Jungfrau Nähe.
Wie schwer doch ist es, Schande zu verbergen!
Sie konnt die Augen nicht vom Boden heben,
Selbst als die Führerin der keuschen Nymphen
Spazierte an der Seite ihrer Göttin.
Nun Schweigen und Erröten waren Zeichen
Verletzter Scham. Diana, Unbefleckte,
Wenn du nicht Jungfrau wärst, du könntest sehen
Und auch bedauern ihre Not des Unglücks.
Die krummen Hörner der Selene stiegen
Nun auf von ihrem neunten Aufenthalt,
Apollos Flammen lagen da in Ohnmacht,
Die Maid bewahrte einen kühlen Kopf
Im Schatten-Hain, da murmelte ein Bach
Und lachte leise über Gold und Sand.
Als sie die Stelle traf, da tauchte sie
Die nackten Füße in des Baches Wellen
Und lobte so den Bach: Fern von den Blicken
Der Neugier können wir die Glieder baden
Und spielen in dem klaren Wasser. - Schnell
Sie öffneten die Kleider, doch Kallisto
Versteckte sich, verbarg so ihren Zustand.
Diana rief im Zorn: Hinweg mit dir,
Entweih nicht die gebenedeite Quelle!
Und so Kallisto wurde fort geschickt.
Das alles war geschehen, da beschaute
Die Göttin-Ehefrau des Donnergottes
Mit bittrer Miene alles, reif war sie
Und voller Widerwillen. Eine Weile
War Juno abgelenkt, dann hörte sie,
Kallisto trage Frucht vom Gott des Himmels,
Den Knaben Arkas. Voller Neid und Wut
Die Augen wurden rot, sie weinte Tränen:
Das also wolltest du vollbringen, Nymphe,
Dass deine Bosheit einen Sohn gebäre
Und nenne allen ihn den Sohn von Jove!
Du wirst nicht ungestraft entkommen, ich
Verderbe deine Schönheit, deinen Stolz,
Mit der geblendet du den Göttervater!
So sprach sie, an den Locken griff die Göttin
Die Nebenbuhlerin und schleppte sie
Und schleifte durch den Staub sie. Bittend hob
Sie ihre Arme auf und bat um Gnade,
Das schwarze Haar floss um die weißen Glieder,
Die Hände und die Füße trugen Klauen,
Zum Rachen ward der Mund, den Jove küsste.
Und ihr Gebet und ihre Klagelaute
Vermochten eine Gottheit zu bewegen,
Die Menschenrede wurde abgelehnt,
Aus ihrer Kehle kam ein Grollen wütend,
Jetzt war die Stimme heiser und bedrohlich.
Blieb übrig noch die menschliche Vernunft,
Obwohl ihr Körper so verwandelt war,
Dass sie nun einer wilden Bärin glich.
Ihr Leiden drückte sich im Stöhnen aus,
Das wiederholte sie und hob die Arme,
Das kummervolle Stöhnen sandte sie
Gen Himmel zu den Sternen, über Jove
Zu klagen, doch die Stimme ihr versagte.
Bang, in den düstern Wäldern auszuruhen,
Sie ging durch Felder, die einst ihre waren,
Zu der bekannten Wohnung. Über Klippen
Voll Angst sie ward getrieben von den Hunden
Mit lautem Bellen, und sie floh voll Angst,
Vor ihren Jägern floh die Jägerin,
Und sie verbarg sich vor den wilden Tieren,
Vergessend ihren transformierten Zustand.
Verwandelt nun in eine wilde Bärin,
Doch floh sie vor den Bären, die ihr folgten
Durch raue Berge, und sie hatte Angst
Und ist geflohen vor den wilden Wölfen,
Obwohl ihr Vater selbst ein Wolf gewesen.
Als fünfzehn Jahre war der Jugendliche,
Der Arkas, Sprössling von Lycaons Tochter,
Er jagte in dem Walde seiner Wahl,
Wo er die Netze in die Bäume hing
Des Walds von Erymanth, da schaute er
Die Mutter, doch erkannte er sie nicht,
Da keiner seinen Stammbaum ihm berichtet.
Sie sah ihr Kind, stand da mit offnen Augen,
Erstaunt und stumm, als er ihr nahe kam,
Erschrocken Arkas zog sich da zurück,
Die Brust der Mutter mit dem Speer zu treffen,
Doch das erlaubte nicht der Gott des Himmels,
Er wandte sich und floh von dem Verbrechen.
Gott in den Raum voll Winden und voll Fluten
Er brachte sie zur Sternenhimmelskuppel
Und brachte sie als Sternbild an inmitten
Der sternenklaren Heeresschar des Himmels.
Und Juno schaute in der Höh gekrönt
Kallisto mit der Glorie des Ruhmes,
Vor Ingrimm hob der Göttin sich der Busen.
Da flog sie übers Meer zur Göttin Thetys,
Zur Hochzeit mit dem Gott Okeanus,
Die Götter alle ehrten ihre Mutter,
Zu ihnen sprach die Himmelskönigin:
Ja staunt ihr, dass die Königin der Götter
Von ihrer Ätherwohnung kommt herab?
Die Nebenbuhlerin sitzt auf dem Thron
Des Himmels! Wenn die Flügel dunkler Nacht
Verdunkeln sich, dann gelte euch mein Wort
Als wertlos, wenn ihr nicht am Himmel seht
Den neu geschaffnen Stern zu meiner Schande,
Fixiert dort an des Kosmos höchster Kuppel
Umkreist die Bärin dort die Axis Mundi.
Wer wagt es, Juno zu beleidigen!
Die Unvergleichliche Gemahlin Gottes!
Doch jede süße Sünde bringt Profit.
Wer fürchtet nicht den Zorn der Gattin Gottes?
O grenzenlose Mächte, Kräfte, Taten!
Die Feindin nimmt die Form der Göttin an,
Beraubt nun ihrer menschlichen Gestalt.
So rühmen Sünder ihre Züchtigung.
Nun möge Jove wieder transformieren
Das Biest zum Weib, wie er verwandelt hat
Die Kuh in Io. Möge Gott sich scheiden
Von Juno, und Kallisto führen lieber
Zu seinem Ehebett! Zum Schwiegervater
Er nehme sich Lycaon, diesen Wolf.
Wenn die Beleidigung der Gottes-Gattin
Bewegen kann Barmherzigkeit in euch,
So jagt die sieben Sterne auf Kristall
Und den azurenen Gewässern fern,
Und haltet fern das Weib von eurem Wasser,
Sie, die nun strahlen darf im Himmelreich,
Derart gebenedeit durch Gottes Sünde!
Es soll nicht baden ihre weißen Glieder
Die Konkubine in dem Meer des Südens!