BRIEFE AUS DEM JAHR 2018 – ERSTES BUCH


von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


Und dein Briefwechsel – ist ein Gespräch des Dichters mit seinem Genius. Das geht keinen Dritten was an.“
(Marina Zwetajewa)

*

Lieber Papst Franziskus!

Weder liberal, noch traditionalistisch, sondern papistisch! Ich bin ein
deutscher Dichter, ich liebe Hölderlin, wie Sie. In Laudato Si schrieben
Sie, wir bräuchten die Weisheit der Alten und die Poesie aller Völker.
Das ist meine Arbeit. Bitte erkennen Sie bald Maria von Medjugorje an,
die Gospa hat mich von einem Pfingstler zu einem Catholiken gemacht. Und nehmen Sie sich bitte auch der Schizophrenen und Depressiven an! Ich feire zweimal täglich Heilige Messe, und jedesmal bete ich für Sie. Ich
verehre die Hagia Sophia...

In der Karitas Gottes verbunden,

Ihr Schäfchen.,

Torsten Schwanke

*

Lieber Baal-Shem oder Ehemann der Frau Byblia!

Ich denke, man könnte mit der Veröffentlichung der Schwanke-Bibel schon anfangen, und die neue Webseite nach und nach ergänzen. Ein Titelbild würde ich mir für die Seite wünschen: Den Herrn vom Grabtuch von Turin. Das ganze liefe unter meinem Taufnamen, etwa: Die Bibel, deutsch von Torsten Schwanke. Es würden dann die ganzen biblischen Bücher geordnet, so dass man anklicken kann ein biblisches Buch. Die Ordnung soll die einer katholischen Bibel sein, siehe Inhaltsverzeichnis der Einheitsübersetzung. Dann sind da noch einige Einzelstellen, die würden gesondert angeboten, etwa zum Anklicken: Hiob 3, 1-19 oder so ähnlich. Einige Bücher, wie Prediger und Hohelied, liegen doppelt vor, bitte beide Fassungen veröffentlichen. Hiob liegt fast ganz vor, das heißt die Dialoge in Versform, ich will aber noch Prolog und Epilog übersetzen.
Psalter liegt einmal das Erste Buch in Versen vor und fast der ganze
Psalter bis Ps. 118 in Prosa, das will ich noch zuende führen. Die
Homepage müsste also so aufgebaut sein, das man sie immer überarbeiten
kann. Bitte nicht Schwanke-Bibel schreiben, sondern nur Die Bibel. Was
denkst du darüber?

Sohn der Frau Weisheit,

Toto

*

Wort Gottes zu meinem Geburtstag, Jeremia 15:

Die Last des Prophetenamts (Jeremias Klage)

10 Weh mir, meine Mutter, dass du mich geboren hast, gegen den jedermann hadert und streitet im ganzen Lande! Ich habe niemandem geliehen, und keiner hat mir geliehen, und doch flucht mir jedermann.(...). 17 Ich saß nicht im Kreis der Fröhlichen und freute mich, sondern saß einsam, gebeugt von deiner Hand; denn du hast mich erfüllt mit Gram. 18 Warum währt doch mein Leiden so lange und ist meine Wunde so schlimm, dass sie nicht heilen will!? (...) 19 Darum, so spricht der HERR: Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten, und du sollst mein Prediger bleiben. Und wenn du recht redest und nicht leichtfertig, so sollst du mein Mund sein. Sie sollen sich zu dir kehren, doch du kehre dich nicht zu ihnen! 20 Denn ich mache dich für dies Volk zur festen, ehernen Mauer.

Toto

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Liebe Mama,

Marco wird ja eines Tages, wenn ich alles amtliche geklärt habe,
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Testament von mir aufbewahren, falls ich eines Tages mit Herzinfarkt tot umfalle. Ich sehe Marco und Susanne auch jede Woche, so wissen die beiden ganz gut über mich Bescheid. Hier ihre Adresse:

Alles Liebe!

*

Hochedle Frau Königin-Mutter!

Wir, der König des Geistes von China bis Ägypten, bedanken Uns bei
Unserer Mutter für das an Unserem Wiegenfest ankommende Geschenk des köstlichsten Kaffees. Wir saßen gerade mit Unserer Ex-Königin Eva und der Mutter Unserer Königin Karina zusammen, zwei würdigen Matronen, als der Bote Uns Euer Geschenk brachte, auch das Manna. Wir werden heute Abend im Tempel Unseres Gottes Unserer Mutter und Ihrer Schmerzen der Geburt dankbar gedenken. Der Himmel segne Euch!

Der König, Euer Sohn.

*

Marco,

ein kleiner Scherz zum Jesaja-Studium, bitte mitbringen, nicht am 9.11.,
sondern am 16.11, ein Vers aus Jesaja 28,13 Zawlazaw und Kawlakaw, nach den Pfingstlern Zungenrede bedeutend, mit absurden Verdolmetschungen, ein wahrer Spaß!

*

Malek,

du fragtest, was ich mir wünsche, dass du es mir wünschest, ich sagte:
ein junges schönes Mädchen. Danke für deinen frommen Wunsch. Ich war
chinesisch essen, die junge charmante Chinesin, mit liebenswürdigem
Lächeln, leuchtenden Augen, schlanken Armen, feinen Händen und
zauberhafter Stimme gab mir mein Trinkgeld wieder und sagte: Bis zum
nächsten Mal. Auf dem Weg zum Einkauf sah ich ein junges Mädchen mit
langen schwarzen Haaren, südamerikanischem Teint, schwarzen Augen,
tiefrotem Mund und grünem Mantel, fast die Jungfrau von Guadelupe. Im
Einkaufsladen saßen zwei Kassiererinnen, eine vielleicht zwanzig, mit
langen blonden Locken, weißes Gesicht und sehr unschuldigem
Gesichtsausdruck, die andere vielleicht vierundzwanzig, mit goldenen
Zöpfen, lachenden Augen, lachendem Gesicht, sie strahlte mich an und
organisierte mir meinen Tabak. Die Unbefleckte Weisheit in der Höhe ist
doch die Quelle aller Schönheit!

Toto

*

Liebe Mama,

die Pfeffernüsse schmecken sehr gut. Die andern Süßigkeiten hab ich Evi
geschenkt, ich darf ja nicht so viel Süßes. Aber die Kekse ess ich,
nachdem ich meine Homer-Übersetzung fertig geschrieben habe, zur
Stärkung. Danke.

*

Marco,

kannst du mir noch mal die Liste der Jesaja-Auswahl senden? Mir ists
verloren gegangen beim Einrichten des neuen IT. Hast du noch die
Übersetzungsvarianten zu Jesaja 28, 13? Da kommt zum nächsten Thema
sicher noch Text dazu, ich kann aber erst vorbereiten, wenn ich die
Liste hab. Danke,

Torsten

*

Ich muss dich ernsthaft ermahnen. Ohne Maria wirst du die Weisheit
Gottes nicht finden. Wenn du vorhast, sie zu verlassen und nicht länger
zu verehren, bist du ein weiteres Schwert in ihrem Herzen, und das freut
Jesus gar nicht.

*

Der heilige Regina, - Jungfrau und Märtyrerin

Der Verehrungstag ist der 7. September

* unbekannt † 251

Du hast vielleicht, liebe Leserin dieser Zeilen, schon eine blühende Jungfrau als Hirtin abgebildet gesehen, den Hirtenstab in der einen, ein Schwert in der anderen Hand, ein weißes Lämmlein neben sich. Dies ist das Bild der heiligen Regina, die wirklich war, was ihr Name bedeutet, eine reine Braut Jesu Christi.

Ihr Vater war ein angesehener Mann zu Alise in Südfrankreich, leider aber der Abgötterei blind ergeben. Bald nach ihrer Geburt starb ihre Mutter und der Vater sah sich gezwungen, das Kind einer Säugamme zu überlassen, die auf dem Lande wohnte und zum Glück, ohne daß er es wußte, eine eifrige Christin war. Die gute Amme liebte Regina wie ihr eigenes Kind und ließ sie sogleich heimlich taufen, mit dem festen Vorsatz, das Kind Christo dem Herrn zu erziehen. Frühzeitig schon machte sie Regina mit dem christlichen Glauben bekannt, die begierig ihre Worte aufnahm und beherzigte. Sie konnte ihr auch keine größere Freude machen, als wenn sie von den Kämpfen und Siegen der heiligen Märtyrer erzählte und ihr lebhaft schilderte, wie so treu dieselben Jesum geliebt, wie sie dir Götzen verabscheut und freudig ihr Blut für Jesus hingaben, um die ewige Krone im Himmel zu erringen. Die Amme tat dies, in der Voraussicht, daß Regina wohl einen ähnlichen Kampf werde kämpfen müssen, um sie im Glauben und in der Liebe fest zu begründen, und sie hatte auch die Freude zu sehen, wie die kleine Regina voll Verlangen war, auch für Jesus leiden zu dürfen.

So wuchs das fromme Mädchen unter den Augen der frommen Amme zu einer blühenden, engelreinen Jungfrau heran und der Vater machte große Augen, als er sie nach langer Zeit wieder sah und in sein Haus abholte, damit sie dort ausgebildet werde und eine anständige Versorgung erhalte. Um diese Zeit nahte das Fest, das die Heiden alljährlich einer Göttin zu Ehren feierten und wobei Regina mit andern Mädchen in prunkenden Gewändern erscheinen sollte. Schon freute sich der Vater, daß seine Tochter bei diesem Feste alle an Schönheit übertreffen werde, bis er zu seinem Schrecken wahrnahm, daß Regina eine Christin sei, weil sie nicht wie andere Mädchen der Eitelkeit und den sündhaften Lüsten ergeben war, sondern still und zurückgezogen lebte und besonders die Keuschheit über Alles liebte. Der verblendete Vater war ganz wütend vor Zorn über das Benehmen seiner Tochter und ließ ihr nur die Wahl, entweder Christum zu verleugnen oder sein Haus zu verlassen. —

Regina war nicht lange unschlüßig, sie verließ den Vater und das Haus, gedenkend der Worte Jesu:

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert,”

und eilte wieder freudig zu der frommen Amme auf das Land, wo sie die Schafe hütete. Hier in der Einsamkeit, umgeben von den unschuldigen Lämmlein und Schafen, wurde im Gebete und in der Betrachtung ihre Liebe zu Jesus noch glühender, und ihr Herz, fleckenlos und rein, gehörte nur mehr ihrem göttlichen Bräutigam.

Da geschah es, daß eines Tages der römische Statthalter Olybrius des Weges zog, wo gerade Regina ihre Schafe hütete. Voll unreiner Gierde betrachtete der gottlose Heide die schöne, blühende Jungfrau, die schamhaft ihre Augen zu Boden schlug und sich sogleich mit ihren Schafen entfernte. Kaum war Olybrius in der Stadt Alise angekommen, als er sogleich einen Gerichtsboten abschickte und Regina holen ließ. Als sie erschienen war,erkundigte er sich nach ihren Eltern und erklärte ihr dann seinen Entschluß, sie zu sich zu nehmen. Regina wurde glühend rot im Gesichte, seufzte innerlich zu Jesus um Hilfe und erklärte dann laut und fest:

Ich habe schon einen Bräutigam, von dem mich nichts trennen wird, Jesum Christum.” „Wie” rief Olybrius, „du hängest diesem Galiläer an?” „Ich erkenne ihn,” entgegnete Regina, „als meinen Erlöser und schätze mich glücklich, seine Dienerin zu sein, und hoffe es mit seiner Gnade immer zu bleiben.”

Da sah der Statthalter ein, daß er mit dieser Jungfrau nicht so leicht zum Ziel kommen werde, und übergab sie, weil der eben eine Reise vor hatte, ihrem Vater mit dem Auftrage, sie zum Götzendienste und zur Einwilligung in seinen Antrag um jeden Preis zu zwingen.

Ihr im Götzendienste verstrickter Vater wendete auch wirklich alle Mittel an, sie vom Glauben abwendig zu machen und schrieb ihre Standhaftigkeit der Zauberei der Christen zu. Aber Regina gab ihm zur Antwort:

Ich bin nicht bezaubert, der christliche Glaube ist kein verächtlicher Glaube, vielmehr der größte Schatz und die höchste Ehre. Ich bin eine Christin und will als Christin leben und sterben.”

Da ließ der Vater, ergrimmt hierüber, sie in Ketten legen und so fest schließen, daß sie weder liegen noch sich bewegen konnte. So mußte sie, nur mit der notdürftigsten Nahrung versehen, im dunkeln Kerker weilen bis zur Ankunft des Statthalters. Gott aber war mit ihr, überhäufte sie mit süßem Troste und erhöhte auch noch ihre Schönheit.

Kaum war Olybrius zurückgekehrt, veranstaltete er sogleich ein Götzenofer und ließ Regina vorführen. Wie von Sinnen über ihr blühendes Aussehen und von wilder Lust hingerissen, sprach er mit schmeichelnden Worten: „Ich habe Mitleid mit deiner Jugend und deiner seltenen Schönheit und möchte dich deshalb glücklich machen. Bete die Götter des Reiches an, opfere, und ich will dich zur vornehmsten Frau im ganzen Lande erheben. Weigerst du dich aber, dann werden die schrecklichsten Qualen dein Los sein.” Doch die mutige Jungfrau würdigte ihn keiner Antwort. Wütend hierüber ließ sie der Wüterich auf die Folter spannen und furchtbar geisseln. Als ihr Blut zur Erde rann und das Volk sah, wie geduldig die Jungfrau leide, sprachen einige der Anwesenden weinend zu ihr: „Regina! wie kannst du deine Schönheit für einen gekreuzigten Menschen hingeben; füge dich in den Willen des Statthalters.” — Doch ruhig und ernst gab ihnen die Jungfrau zur Antwort:

Ihr seid schlechte Ratgeber! Wie, ich sollte meine unsterbliche Seele dem ewigen Verderben preisgeben, um eine Schönheit zu retten, die bald ein Raub der Würmer sein wird! Nie werde ich den Götzen opfern. Christus ist mein Gott, mein Heil, meine Stärke.”

Jetzt wurde der Statthalter noch grimmiger und befahl, den Leib der Jungfrau mit eisernen Kämmen zu zerfleischen. Über dieses grausen erregende Schauspiel aber wurde das Volk unwillig und brach in lautes Murren aus. Selbst der Wüterich konnte den Anblick der blutenden Jungfrau nicht ertragen, bedeckte sein Gesicht mit dem Mantel und schrie ihr zu: „Verblendete Unglückliche, schone deiner, opfere den Göttern!” Doch mutig gab sie ihm zur Antwort:

Verblendet bist du; ich bin in Mitte der grausamen Martern weit glücklicher, als du im Schooße alles Vergnügens: nie werde ich meinem Herrn und Erlöser die Treue brechen.”

Das Murren des Volkes wurde jetzt immer lauter, und aus Furcht hierüber ließ sie der Statthalter in das Gefängnis abführen.

Die christliche Heldin brachte die ganze Nacht im Gebete zu und hatte dabei folgende Erscheinung: Sie sah ein hell strahlendes Kreuz, das von der Erde zum Himmel reichte, und über demselben eine weiße Taube. Dabei hörte sie deutlich die Worte: „Habe Mut, geliebte Braut Jesu Christi! Deine Unschuld und Geduld haben dir eine Krone zubereitet, die du bald empfangen wirst. Dein Kreuz und dein Leiden wird dir eine Leiter in den Himmel sein.”

Sie sah sich plötzlich von allen Wunden geheilt und brach nun laut in Lobpreisungen Gottes aus bis zum Anbruch des Morgens, bereit, noch mehr für Jesus zu leiden. Sie wird wieder vor den Richterstuhl des Statthalters geschleppt, der erstaunte, als er sie ganz geheilt in wunderbarer Schönheit vor sich stehen sah, aber ohne Mitleid ihr zuherrschte, zu opfern oder zu sterben. Aber Regina entgegnete lächeln:

Nie werde ich den Götzen opfern. Mein Opfer gehört Jesu Christo, der sein Leben für mich gegeben, mich getröstet und geheilt hat. Glücklich bin ich, wenn ich mein Blut für ihn hingeben kann.”

Voll Ingrimm hierüber befahl der Tyrann, sie mit Fackeln zu brennen und dann in eiskaltes Wasser zu werfen. Allein Regina achtete die Qualen nicht, sondern sang die Worte des Psalmes: „Wir gingen durch Feuer und Wasser, aber du, o Herr, führest uns heraus in Erquickung” (65,12) und ermahnte das Volk zur Bekehrung. Während sie sprach, zerbrachen ihre Fesseln, die Erde bebte, und es erschien dieselbe Taube über ihrem Haupte, in ihrem Schnabel eine glänzende Krone haltend, und man hörte den Ruf: „Komm Regina! um mit deinem Bräutigam im Himmel zu regieren.” Jetzt bekehrten sich mehr als 800 Heiden;

Olybrius aber blieb verstockt und ließ die unvergleichliche Heldin des Glaubens und der Liebe zu Jesus enthaupten, da sie kaum 16 Jahre zählte, um das Jahr 251.

*

Lieber Paul Paulinsky,

mein Freund Marco hat sich mein Problem schon angeschaut, die Software ist gesund, aber die Hardware ist kaputt. Ist aber nicht schlimm. Ich hab einen Recorder und höre gerade Puschkin-Gedichte. In den nächsten Tagen kommt ein neues Buch von mir. Ich habe schreckliche Schmerzen im Herzen.

Torsten

*

Im Wortlaut: Katholisch-lutherische Erklärung zum Reformationsgedenkjahr

Gemeinsame Stellungnahme des Lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zum Abschluss des gemeinsamen Reformationsgedenkjahres, 31. Oktober 2017

Am 31. Oktober 2017, dem letzten Tag des gemeinsamen ökumenischen Reformationsgedenkjahres, empfinden wir tiefe Dankbarkeit für die spirituellen und theologischen Gaben, die uns die Reformation geschenkt hat und derer wir gemeinsam sowie mit unseren ökumenischen Partnern weltweit gedacht haben. Ebenso haben wir auch um Vergebung gebeten für unser Versagen und dafür, wie Christen und Christinnen in den fünfhundert Jahren seit Beginn der Reformation bis heute den Leib des Herrn verletzt und einander gekränkt haben.

Als lutherische und katholische Christen und Christinnen sind wir zutiefst dankbar für den ökumenischen Weg, den wir in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam gegangen sind. Dieser von unserem gemeinsamem Gebet, gemeinsamen Gottesdiensten und ökumenischem Dialog getragene Pilgerweg hat bewirkt, dass Vorurteile beseitigt wurden, das gegenseitige Verständnis gewachsen ist und entscheidende theologische Übereinstimmungen herausgearbeitet worden sind. Angesichts des vielfältigen Segens, der uns auf diesem Weg zuteilgeworden ist, erheben wir unsere Herzen und preisen den dreieinigen Gott für das Erbarmen, das er uns schenkt.

Am heutigen Tag blicken wir zurück auf ein Jahr der bemerkenswerten ökumenischen Ereignisse, das am 31. Oktober 2016 begann mit dem gemeinsamen lutherisch-katholischen ökumenischen Gottesdienst in Lund (Schweden) in Anwesenheit unserer ökumenischen Partner. Dem Gottesdienst standen Papst Franziskus und Bischof Munib A. Younan, der damalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, vor, die in diesem Rahmen eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, die den Vorsatz formulierte, miteinander den ökumenischen Weg zu der Einheit hin fortzusetzen, für die Christus gebetet hat (vgl. Johannes 17,21). Am gleichen Tag wurde unser gemeinsamer Dienst an jenen, die unserer Hilfe und Solidarität bedürfen, ebenfalls gestärkt durch eine Absichtserklärung von Caritas Internationalis und dem Weltdienst des Lutherischen Weltbundes.

Papst Franziskus und Präsident Younan erklärten gemeinsam: „Viele Mitglieder unserer Gemeinschaften sehnen sich danach, die Eucharistie an einem Tisch zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit. Wir erfahren den Schmerz all derer, die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart am eucharistischen Tisch nicht teilen können. Wir erkennen unsere gemeinsame pastorale Verantwortung, dem geistlichen Hunger und Durst unserer Menschen, eins zu sein in Christus, zu begegnen. Wir sehnen uns danach, dass diese Wunde im Leib Christi geheilt wird. Dies ist das Ziel unserer ökumenischen Bemühungen. Wir wünschen, dass sie voranschreiten, auch indem wir unseren Einsatz im theologischen Dialog erneuern.“

Ein weiterer Segen, den dieses Gedenkjahr gebracht hat, besteht darin, dass zum ersten Mal die lutherische und die katholische Seite die Reformation aus ökumenischer Perspektive betrachtet haben. Das hat eine neue Sicht auf die Ereignisse des 16. Jahrhunderts ermöglicht, die zu unserer Trennung führten. Wir sind uns bewusst, dass die Vergangenheit zwar nicht zu ändern ist, aber ihr Einfluss auf uns heute umgewandelt werden kann in einen Impuls zur wachsenden Gemeinschaft und ein Zeichen der Hoffnung für die Welt im Sinne der Überwindung von Spaltung und Zersplitterung. Es ist aufs Neue deutlich geworden, dass das, was uns eint, sehr viel mehr ist als das, was uns noch trennt.

Wir sind voller Freude darüber, dass die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche 1999 feierlich unterzeichnet haben, im Jahr 2006 auch vom Weltrat Methodistischer Kirchen und, während des Reformationsgedenkjahres, von der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen unterzeichnet wurde. Am heutigen Tag nun wird sie von der Anglikanischen Kirchengemeinschaft in einem feierlichen Akt in der Westminster Abbey begrüßt und entgegengenommen. Auf dieser Grundlage können unsere christlichen Gemeinschaften eine immer engere Bindung des spirituellen Einvernehmens und des gemeinsamen Zeugnisses im Dienst am Evangelium aufbauen.

Wir nehmen mit Anerkennung die vielen gemeinsamen Andachten und Gottesdienste, die die lutherische und katholische Seite zusammen mit ihren ökumenischen Partnern in den verschiedenen Weltregionen feierten und feiern, sowie die theologischen Begegnungen und die bedeutenden Publikationen zur Kenntnis, die diesem Gedenkjahr Substanz verliehen haben.

Für die Zukunft verpflichten wir uns, unter der Führung von Gottes Geist unseren gemeinsamen Weg zur größeren Einheit fortzusetzen, gemäß dem Willen unseres Herrn Jesus Christus. Mit Gottes Hilfe wollen wir, getragen vom Gebet, unser Verständnis von Kirche, Eucharistie und Amt prüfen im Bemühen um einen wesentlichen Konsens mit dem Ziel der Überwindung der zwischen uns verbleibenden Differenzen. Mit tiefer Freude und Dankbarkeit vertrauen wir darauf, „dass er, der bei [uns] das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.“ (Phil 1,6)

*

Paul Paulinsky,

neue Fragen der Anthropologie. Ersten die Genmanipulation. Das kann zwar genetische Krankheiten besiegen, aber auch neu-genetische Menschentypen schaffen. Wird der Mensch noch homo sapiens sapiens sein, oder ein genetischer Übermensch. Zweitens Neuro-Wissenschaften. Die Hirnforschung rührt an die Probleme von freiem Willen. Seele, Geist. Wird der Mensch materialistisch definiert? Drittens künstliche Intelligenz. Werden die Computer dem Menschen das Denken abnehmen? Das sind apokalyptische Visionen.

*

Liebe Susanne,
in depressiver Verstimmung hilft mir Musik. Hier dein Sänger, der in
einer Kathedrale eine Wintermusik spielt.

Ansonsten empfiehlt der heilige Thomas bei Traurigkeit ein heißes Bad.
Wichtig ist viel Schlaf. Gut essen und gut trinken, auch ruhig Wein oder
Likör, das empfiehlt König Salomo. Zum heißen Bad sind auch
Entspannungsöle zu empfehlen. Wichtig ist, möglichst wenig anderen
Menschen zu klagen, sonst schlagen sie dich tot mit guten Ratschlägen.
Finde dich am besten damit ab, dass du eine Phase der Traurigkeit hast.
Der Prediger Salomo sagt: Durch Trauern wird das Herz gebessert. Jesus
sagte: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Er versteht dich also. Christliches Leben ist nicht immer nur Lachen, sondern das Weinen gehört dazu. Um so schöner wird dann Ostern und der Marien-Mai. Am besten ist, du tröstest dich selbst, sei zu dir selbst wie eine liebe Großmutter und
gute Mutter und tu dir was Gutes. Ich bete für dich.

Dein Freund.

*

Marco,

Papst Franziskus versteigert Luxus-Auto. Falls du Interesse hast. Kannst
du deiner traurigen Frau schenken.

*

Lieber Heinz:

Der Prophet Jeremia klagt: Herr, warum hast du mich aus
dem Schoß meiner Mutter kommen lassen! Wäre doch meine Mutter mein Grab geworden, der ich nur Elend und Jammer sehen muss!

Dert Prediger Salomo sagt: Besser als die Lebenden haben es die Toten,
und besser als die Toten haben es die, die noch nie geboren worden sind.

Paulus sagt: Ich hätte nicht übel Lust abzuscheiden und beim Herrn zu sein.

Der griechische Tragödien-Dichter Sophokles sagt: Besser als das Leben
ist der Tod.

Der Prediger Salomo sagt: Der Tag des Todes ist besser als der Tag der
Geburt.

Der römische Komödiendichter Plautus sagt: Wen die Götter lieben, den
lassen sie jung sterben.

Buddha sagt: Leben ist Leiden, und Erlöschen ist Erlösung.

Damit segne dich die Weisheit Gottes!

*

Lieber Marco,

was hältst du von meiner Idee, dieses Sting-Winter-Kathedralen-Konzert
für Susanne auf CD zu brennen und die Musik ihr in Jesu Namen zum Trost zu schenken?

*

Lieber Marco,

heute Mittag hab ich die dritte Susannen-Litanei geschrieben, inspiriert
von den Tränen der Muse. Die erste Litanei ist für die Susanna aus dem
Buch Daniel, die zweite für die Susanna aus dem Lukasevangelium, die
dritte für die Susanna aus den Märtyrerakten. Vielleicht bringt es deine
Liebe Frau zum Lächeln.

*

Liebe Monika,

an diesem Sonntag wurde im katholischen Gottesdienst das Lob der
tüchtigen Frau aus den Sprüchen Salomos vorgetragen. Da musste ich an
dich denken.

Lob der tüchtigen Frau

31, 10 Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel, das einer finden kann.
11 Ihr Mann kann sich auf sie verlassen, sie bewahrt und mehrt seinen
Besitz. 12 Ihr ganzes Leben lang macht sie ihm Freude und enttäuscht ihn
nie. 13 Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat; sie spinnt
und webt mit fleißigen Händen. 14 Sie schafft von überall her Nahrung
herbei wie ein Handelsschiff aus fernen Ländern. 15 Sie steht schon auf,
wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor und weist den
Mägden die Arbeit zu. 16 Sie schaut sich nach einem Stück Land um, kauft es mit dem Geld, das sie selber verdient hat, und bepflanzt es mit
Reben. 17 Sie packt ihre Aufgaben energisch an und scheut keine Mühe. 18 Sie merkt, dass ihre Mühe etwas einbringt; darum arbeitet sie beim
Schein der Lampe bis spät in die Nacht. 19 In jeder freien Minute nimmt
sie die Spindel zur Hand. 20 Den Armen und Notleidenden gibt sie
reichlich und gern. 21 Schnee und Frost bereiten ihr keine Sorgen, weil
sie für alle im Haus warme Kleidung bereithält. 22 Sie macht sich schöne
Decken; ihre Kleider sind aus feinem Leinen und purpurroter Wolle. 23
Sie hat einen Mann, der von allen geachtet wird; sein Wort gilt etwas im
Rat der Gemeinde. 24 Sie fertigt Tücher und Gürtel an und verkauft sie
an Händler. 25 Als wohlhabende und angesehene Frau blickt sie ohne
Sorgen in die Zukunft. 26 Was sie redet, zeugt von Weisheit; mit
freundlichen Worten gibt sie Anweisungen und Ratschläge. 27 Alles, was
im Haus geschieht, behält sie im Auge; Müßiggang ist ihr unbekannt. 28
Ihre Kinder sind stolz auf sie und ihr Mann lobt sie. 29 »Es gibt viele
tüchtige Frauen«, sagt er; »aber du bist die allerbeste!« 30 Anmut und
Schönheit sind vergänglich und kein Grund, eine Frau zu rühmen; aber
wenn sie den Herrn ernst nimmt, dann verdient sie Lob. 31 Ihre Mühe darf
nicht unbelohnt bleiben: Für das, was sie leistet, soll die ganze Stadt
sie ehren.

*

Liebe Susanne,

ich hab dich bei den Losungen angemeldet, dass du jeden Tag einen
Bibelvers als Email bekommst. Du bekommst von den Losungen eine Anfrage, ob du die Anmeldung bestätigen möchtest. Die Freiheit deines Willens wird also respektiert.

Alles Liebe!

*

Dear Marco!

Dame Folly spoke in the church: Our master is intelligent, therefore I
didn't like him. - But the Poet thought: My friend is blessed by the
Lord God Almighty with an high intelligence, he is very sophisticated,
therefore I like him.

*

Liebe Mama,

ich weiß gar nichts über deine Kindheit und Jugend. Erinnerst du dich
nicht gern daran? Da wir nicht viel zusammen sind, fände ich es schön,
wenn du mir etwas darüber in Mails schreiben möchtest. Ich stelle dir
Fragen und du antwortest. Was hältst du davon.

Erste Frage: Aus wem bestand deine Herkunftsfamilie und was ist deine
frühste Erinnerung und wen hattest du als Kind am liebsten? Hattest du
auch eine Großmutter im Haus?

Dein

*

Sehr geehrter Herr Paul Paulinsky,

es war eine schöne Zeit, als ich Briefe von Ihnen bekommen habe, es war
ein Kult der Freundschaft der Empfindsamkeit, aber das ist nun wohl
vorbei. Sie gehen Ihrer eigenen Wege. Gott mit Ihnen! Falls Sie noch
einmal einen wissenschaftlichen Text bei scribd veröffentlichen wollen,
wäre es mir lieb, wenn Sie dieses afrikanische Heldenepos Sundiata für mich organisieren und mir als Textdatei zusenden könnten. Ob ich es
je schaffe, mich selbst dort anzumelden? Ich, der ich nur noch mit
Geistern rede.

Ihr

*

Hallo Sabine,

können wir noch einmal einen Gebetspakt schließen? Evi hat schon seit
fast einem Jahr Taubheitsgefühle in den Armen. Erst suchte sie eine
Heilpraktikerin auf, die Hellseherin war und ihr die Hände auflegte.
Kurzfristig waren die Beschwerden weg, kamen aber wieder. Donnerstag
geht sie zu ihrer Hausärztin, hat aber große Angst vor Untersuchungen.
Ich recherchierte, das eine Ursache dieses Phänomens ein Schlaganfall
sein kann, es gibt aber auch harmlosere Erklärungen. Ich bin in Sorge um
Evi. Bist du so lieb und hilfst mir für sie zu beten? Wie geht es denn
dir? Schreib mir doch mal, ich habe lang nichts von dir gelesen. Tom
wünscht sich zu Weihnachten Hanteln und schöne Anziehsachen. Das finde ich gut, dass er etwas für seine Erscheinung tun will, denn darauf
achten die Mädchen.

*

Liebe Evi,

Taubheitsgefühl – Was tun?

Hinter einem Taubheitsgefühl in den Armen, den Oberschenkeln, den Füßen oder im Gesicht können verschiedene Ursachen stecken. Oft ist eine mangelnde Durchblutung oder ein abgeklemmter Nerv für die Beschwerden verantwortlich. Aber auch ernste Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall oder ein Schlaganfall können mit einem Taubheitsgefühl einhergehen.

Damit musst du unbedingt zu einer seriösen Ärztin deines Vertrauens!

Zu den möglichen Ursachen des Taubheitsgefühls gehören unter anderem:

Durchblutungsstörungen

Abgeklemmte Nerven

Karpaltunnelsyndrom

Polyneuropathie

Bandscheibenvorfall

Schlaganfall

Infektionen

Vitamin B12-Mangel

Also, nicht weibisches Zagen, sondern männliches Wagen rufet die Arme der Götter herbei!

*

Liebe Mama,

heute am Ersten Advent singt die heilige Mutter Kirche: Macht hoch die
Tür, das Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit. Was ist
das? Öffne in der Adventszeit dein Herz für den lebendigen, dich
liebenden Gott. Was hältst du davon, das nächste Mal, wenn du eine Kerze
am Adventsgesteck anzündest, ein Vaterunser zu sprechen? Denn wir werden dem Heiland eines Tages begegnen, und dann ist es gut, ihn auch vorher gegrüßt zu haben. Jedenfalls wünsch ich dir stille Momente und ein
Weihnachten nicht des Konsums und des Materialismus, wie es die meisten feiern, sondern ein Weihnachten Gottes, des Heilands.

Dein

*

Marco,

den Rousseau auf die Festplatte kopieren, das wäre sicher die beste
Idee, entweder schreibst du mir auf, wie das geht, oder du schleichst
dich mal an einem freien Tag in deinen Ferien in meinen Laptop.

Danke für deine Bemühungen.

Torsten

*

Hallo Marco,

schönen Ersten Advent. Die Liturgie feiert im Advent die Wiederkunft
Jesu. Das ist natürlich nichts für die lauen Pfaffen mit ihrem
Seifenblasen-Jesus, ihrem selbstgemachten Softie Jesus. Ich habe heute
Nacht von dir geträumt, da fand ich in meinen Studien einen dreitausend
Jahre alten Text der Chaldäer, eine Anleitung für ein Gesellschaftsspiel
namens Anna, ein Spiel für die ganze Familie. Es ging darum, Anna so oft
wie möglich zu stechen. Ich übersetzte die chaldäische Spielanleitung
und gab sie dir mit der Bitte, im familiären Kreis zu überprüfen, ob die
antike Spielanweisung vollständig überliefert ist und man das Spiel
spielen kann.

*

Wenn du vor Kummer nicht Schreiben und nicht Lesen kannst, dann bleibt
doch Gottes Musik.

*

Liebe Mama,

ich habe gerade mit Johann telefoniert, er sagte, ihr stimmt demnächst
eure Kalender ab, wann ihr zu mir kommen könnt. Am Montag, den 4., kommt eine Frau von der DAK, um zu fragen, ob alles klappt mit der Pflege, am Dienstag den 5. hab ich eine Blutuntersuchung bei der Hausärztin, am Mittwoch den 6. bin ich mit meiner todkranken ehemaligen Haushaltshilfe zum Nikolaus verabredet, am Donnerstag den 7. muss ich einen Bibelabend zum Propheten Jesaja leiten, am Freitag den 8. kommt morgens um acht Uhr meine Haushaltshilfe, dann werde ich am Wochenende wohl erschöpft sein. Darum würde ich mich freuen, wenn ihr zwischen Montag dem 11. und Heiligabend einmal zu mir kommen könntet. Und wenn ihr in der Woche kommt, und falls du das lieber willst als mein China, können wir beim Mittagstisch der Fleischerei essen, da gibt es Nudeln, Sauerkraut, Rotkohl, Bratwurst, Rouladen, Schnitzel, Eintöpfe. Aber ich geh auch immer wieder gern zu meiner Lieblings-chinesischen-Kellnerin.

*

Hallo Heinz!

Hier habe ich Auszüge aus einem Text "über den christlichen Sinn menschlichen Leidens".

Die heilbringende Kraft des Leidens erklärend sagt der Apostel Paulus: »Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt«.

Diese Worte stehen gleichsam am Ende des langen Weges, der sich durch die Leiden hin erstreckt, die zur Geschichte des Menschen gehören und vom Wort Gottes erhellt werden. Es kommt ihnen fast die Bedeutung einer endgültigen Entdeckung zu, die von Freude begleitet ist; daher schreibt der Apostel: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage«.(2) Die Freude kommt aus der Entdeckung des Sinnes des Leidens. Eine solche Entdeckung ist, obwohl Paulus von Tarsus, der diese Worte schreibt, ganz persönlich davon betroffen ist, zugleich auch gültig für andere. Der Apostel teilt seine eigene Entdeckung mit und freut sich darüber wegen all jener, denen sie helfen kann - so wie sie ihm geholfen hat -, den heilbringenden Sinn des Leidens zu ergründen.

In jedem einzelnen Leiden, das der Mensch erfährt, und zugleich an der Wurzel der gesamten Welt der Leiden taucht unvermeidlich die Frage auf: Warum? Es ist eine Frage nach der Ursache und dem Grund, eine Frage nach dem Zweck (wozu?) und letztlich immer eine Frage nach dem Sinn. Sie begleitet nicht nur das menschliche Leiden, sondern scheint geradezu seinen menschlichen Inhalt zu bestimmen, das nämlich, wodurch das Leiden zum menschlichen Leiden wird.

Ijob hingegen bestreitet die Richtigkeit dieses Prinzips, welches das Leiden mit der Strafe für die Sünde gleichsetzt. Er tut es auf Grund seiner eigenen Erfahrung. Denn er ist sich bewußt, eine solche Bestrafung nicht verdient zu haben; er erläutert vielmehr das Gute, das er in seinem Leben getan hat. Schließlich tadelt Gott selbst die Freunde Ijobs für ihre Anklagen und erkennt an, daß Ijob nicht schuldig ist. Sein Leiden ist das eines Unschuldigen; es muß als ein Geheimnis angenommen werden, das der Mensch mit seinem Verstande letztlich nicht zu durchdringen vermag.

Bei seinem messianischen Wirken in Israel hat Christus sich fortwährend der Welt des menschlichen Leidens zugewandt. »Er zog umher und tat Gutes«;(32) dieses sein Handeln betraf in erster Linie die Leidenden und solche, die auf Hilfe warteten. Er heilte die Kranken, tröstete die Trauernden, sättigte die Hungernden, befreite die Menschen von Taubheit und Blindheit, vom Aussatz, vom bösen Geist und von verschiedenen körperlichen Gebrechen; dreimal gab er Toten das Leben zurück. Er war empfänglich für jedes menschliche Leiden, für das des Leibes ebenso wie für das der Seele.

Christus hat sich der Welt des menschlichen Leidens aber vor allem dadurch genähert, daß er selbst dieses Leiden auf sich genommen hat. Bei seinem öffentlichen Wirken hat er nicht nur Mühe und Anstrengung, das Fehlen einer Wohnung sowie Unverständnis sogar von seiten der ihm Nahestehenden erfahren, sondern noch mehr als das: Er wurde immer unausweichlicher von Feindseligkeit umgeben, und immer deutlicher wurden die Vorbereitungen, um ihn aus dem Wege zu räumen. Christus ist sich dessen bewußt, und oftmals spricht er zu seinen Jüngern von den Leiden und dem Tod, die ihn erwarten: »Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspeien, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen«.(35) Christus geht seinem Leiden und Tod im vollen Bewußtsein der Sendung entgegen, die er gerade auf diese Weise erfüllen muß. Gerade durch sein Leiden soll er bewirken, »daß der Mensch nicht stirbt, sondern das ewige Leben hat«. Durch sein Kreuz soll er an die Wurzeln des Übels rühren, die in die Geschichte und in die Seelen der Menschen eingesenkt sind. Durch sein Kreuz soll er das Heilswerk vollbringen. Dieses Werk hat im Plan der ewigen Liebe einen erlösenden Charakter.

Der Erlöser hat an Stelle des Menschen und für den Menschen gelitten. Jeder Mensch hat auf seine Weise teil an der Erlösung. Jeder ist auch zur Teilhabe an jenem Leiden aufgerufen, durch das die Erlösung vollzogen wurde. Er ist zur Teilhabe an jenem Leiden gerufen, durch das zugleich jedes menschliche Leiden erlöst worden ist. Indem er die Erlösung durch das Leiden bewirkte, hat Christus gleichzeitig das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben. Darum kann auch jeder Mensch durch sein Leiden am erlösenden Leiden Christi teilhaben.

Johannes Paulus der Große

*

Hallo Marco,

gerade hab ich die Idee, ob wir nach Best of Jesaja einmal Best of
Johannes-Evangelium machen. Aber wir müssen mal die Genossinnen fragen, welches revolutionäre Thema sie begeistern würde.

Gruß,

Torsten

*

Liebe Susanne,

es wäre sicher schön, von dir wiederbelebt zu werden, aber da ich des
Lebens schon lange müde bin, lass mich lieber verscheiden. Schön, dass
die Losungen dir gefallen. Bringst du zum Raclette wieder Kartoffelcreme
mit? Ich denke, ich bringe Schinkenwürfel und Mandarinen mit. Wenn du
nächsten Donnerstag nach der Arbeit und vorm Hauskreis bei mir Abendbrot essen magst, sag einen Tag vorher Bescheid, das ich was besorge. Es wäre mir ein Fest.

Ich bin dir wohlgesonnen,

Torsten

*

Liebe Evi,

hier ein Zitat aus einer Rede von Papst Franziskus vor asiatischen Buddhisten in einem Land, wo eine muslimische Minderheit von den Buddhisten verfolgt wird. Ich denke, diese Sätze können auch für unsere Spiritualität eine Richtschnur sein.

Die Worte des Buddha sind für jeden von uns ein Wegweiser: „Besiege die Wut mit der Nicht-Wut, besiege den Bösen mit der Güte, besiege den Geizigen mit der Großzügigkeit, besiege den Lügner mit der Wahrheit“ (Dhammapada, XVII, 223). Eine ähnliche Gesinnung drückt ein dem heiligen Franziskus zugeschriebenes Gebet aus: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens. Dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt … dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt“.

*

Paul Paulinsky,

ich habe ein anderes Versepos über das Leben Buddhas gefunden, das ich
übersetzen kann. Papst Franziskus ist gerade in Myanmar und Bangladesh,
er schenkte der Präsidentin von Myanmar aus der Vatikanbibliothek ein
illustriertes Buch über das Leben Buddhas in der Sprache Myanmars. Ich
bin stolz auf den Papst, er drängt keinem das neue Testament auf.

Josef

*

Liebe Evi!

WITWENBUCKEL UND RUNDRÜCKEN

THERAPIE UND VORBEUGUNGSMASSNAHMEN

Rückenschmerzen, Muskelverspannungen und eine gekrümmte Haltung? Der Rundrücken ist eine der häufigsten Erkrankungen des Rückens und kann den normalen Alltag stark beeinträchtigen. Betroffen sind meist ältere Menschen, bei denen es durch Osteoporose (Knochenschwund) zu Wirbelkörperbrüchen und dadurch zur Bildung von sogenannten Keilwirbeln kommt. Diese formen dann den typischen „Buckel“. Da Osteoporose vor allem bei älteren Frauen auftritt, wird der Rundrücken im Volksmund auch „Witwenbuckel“ genannt. Betroffene können jedoch dank geeigneter therapeutischer Maßnahmen sowie medizinischer Hilfsmittel (Orthesen) langfristige Schäden vermeiden und die Haltung verbessern.

RUNDRÜCKEN – DAS SIND DIE URSACHEN

Bei einem Rundrücken handelt es sich um eine verstärkte Krümmung des oberen Rückens (der Brustwirbelsäule) nach hinten. Der medizinische Fachbegriff lautet „Hyperkyphose“. Eine übermäßige Kyphose kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. Die häufigste Ursache für die Entwicklung eines Rundrückens sind Bewegungsmangel und Haltungsfehler, die über Jahre hinweg anhalten. Fehlhaltungen können aber auch durch eine schwach ausgeprägte Rückenmuskulatur, bestehendes Übergewicht oder durch langjähriges Arbeiten in gebückter Haltung entstehen.

Bei älteren Menschen bildet sich ein Rundrücken sehr häufig als Folge einer Osteoporose-Erkrankung. Im Rahmen der Krankheit nimmt mit zunehmendem Alter die Knochendichte verstärkt ab, was zur Porosität und Brüchigkeit der Knochen führt. Insbesondere die Wirbelkörper können dann schon bei geringer Belastung brechen. Genauer gesagt handelt es sich um ein in sich Zusammensinken der Wirbelkörper, was eine Verkürzung und Verformung der Wirbelsäule mit sichtbarer Krümmung des Rückens nach sich zieht. Verletzungen durch einen Sturz oder durch einen Unfall können ebenfalls Ursache für die Bildung eines Rundrückens sein.

SYMPTOME EINER VERSTÄRKTEN KYPHOSE – KRUMMER RÜCKEN UND SCHMERZEN

Eine ausgeprägte Verformung des Oberkörpers kann unterschiedliche Beschwerden hervorrufen. So können Menschen mit einem Rundrücken weder im Stehen noch im Sitzen eine aufrechte Körperhaltung einnehmen und sind in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt. Zudem werden die inneren Organe durch die gekrümmte Haltung in ihrer Funktion beeinträchtigt. Betroffene können deshalb Schwierigkeiten mit der Atmung bekommen, da sich die Lunge durch die Einschränkung des Brustvolumens nicht mehr vollständig entfalten kann. Auch Verdauungsprobleme und Herz-Kreislauf-Beschwerden können sich im Rahmen der Lageveränderungen der Organe im Bauchraum entwickeln.


Je nach Ausprägung der Wirbelsäulenverformung haben Betroffene leichte oder auch starke Schmerzen im Rücken, die bis in die Arme oder Beine ausstrahlen können.

Außerdem leiden Menschen mit einer verstärkten Kyphose oftmals sehr unter ihrem Aussehen und entwickeln überdurchschnittlich häufig depressive Verstimmungen bis hin zu ausgeprägten Depressionen.

WICHTIG: Ist der Rundrücken Folge osteoporotischer Wirbelfrakturen, muss so schnell wie möglich behandelt werden, da dann eine erhöhte Gefahr für weitere Wirbelbrüche und somit einer Verschlechterung des Zustands besteht.

Nicht nur eine erbliche Veranlagung führen zwangsläufig zu Besenreisern. Auch die individuelle Lebensweise – insbesondere Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten – spielt bei der Entstehung einer Besenreiservarikosis eine wichtige Rolle.

RUNDRÜCKEN – DIE THERAPIEMÖGLICHKEITEN

Die Behandlung eines Rundrückens erfolgt zunächst einmal konservativ. So stärken krankengymnastische Übungen die Muskulatur im Brust- und Rückenbereich und sollen die Aufrichtung der Wirbelsäule bewirken. Ein zweiter Grundpfeiler der Rundrückentherapie sind Atemübungen. Sie sollen das Atemvolumen vergrößern und Atemnot vermeiden. Neben diesen Behandlungsstrategien werden zudem unterstützende medizinische Hilfsmittel eingesetzt. Besonders ausgeprägte Formen eines Rundrückens werden zum Beispiel mit Orthesen behandelt. Außerdem werden den Betroffenen Bewegungsstrategien für den Alltag vermittelt, damit sich die Erkrankung möglichst wenig auf das berufliche und private Leben auswirkt.

*

Paul Paulinsky,

Sohn des Gottlieb Paulinsky, danke für deinen Lehrvortrag über die
beiden evangelischen Stammbäume Jesu, dass wir nicht Rudolf Steiner
folgen, sondern Matthäus gibt den Sohn der Verheißung und des Königtums und Lukas den Menschensohn, Mariens Sohn. Somit ist der lukanische Stammbaum Jesu der Stammbaum Mariens, der Tochter Zion, der Nachfahrin Evas, die zweite oder neue Eva. Nur zur Ahnenforschung werde ich nicht begeistert. Mein toter Vater verfolgt mich wie ein Dämon in manchen demütigenden Träumen.

Josef

*

Hochgeschätzte Frau!

Ich habe Euch in einem Film gesehen, da Ihr den "schönen Schein"
spieltet, und ich war atemlos beeindruckt von dieser schrecklichen und
schönen Göttin. Da suchte ich nach einem Bild von Euch und fand einen
wahren Madonnenkopf, vor dem ich die Kniee meines Herzen beuge und bete: Madonna, wie schön Du bist! - Euer Madonnenkopf wird mich, den Poeten, noch zu vielen Hymnen inspirieren. Ihr seid eine Muse.

Verehrungsvoll,

Torsten Schwanke

*

Paul Paulinsky,

heute war Evi bei mir und erzählte von einem dreitägigen Seminar zu
Psychologie der Geneaologie, wie sie ihre beiden Großmütter oder Eva und Lilith repräsentiere und ihr Bruder die Großväter und verstorbenen
Onkel, und noch mehr wirres Zeug, der erstgeborene Sohn (mein Bruder)
repräsentiere die Großeltern, der zweitgeborene Sohn (ich) den Vater...
Ich, der ich Null von meinem Vater geerbt habe und eigentlich nur der
Sohn meiner verwitweten, also jungfräulichen Großmutter bin. Da es aber
in meiner Vorfahrenlinie weder einen bekannten Künstler, noch einen
bekannten psychisch Leidenden gab, bin ich ohne Vorfahren, stamme
unmittelbar von Gottvater oder Freyja, der Göttin der Nordsee. Ist das
nun Psychologie oder ist das ein Sud aus der esoterischen Hexenküche? Da las ich im Spiegel: Ahnenforschung, einst ein Hobby für kahlköpfige
Sonderlinge (...), ist nach dem Sex zum zweitliebsten Hobby der
Deutschen geworden. Karine übrigens, meine Geliebte aus Antimaterie, aus der Seine geboren in der Stadt der Liebe, stammte von den
Merowingerkönigen ab, die wiederum abstammten von dem gemeinsamen Sohn von Jesus und Magdalena. Womit wir bei deiner Predigt wären.

Josef

*

Hallo Marco,

ich habe das vietnamesische Nationalepos in französischer Übersetzung
und Roboterübersetzung ins Deutsche gefunden, kann den Text aber nicht
kopieren, um ihn in meinem Schreibprogramm zu bearbeiten. Kannst du mir da helfen? Ich benutze odt-Schreibdateien, vielleicht kannst du mir die
Seite so zuschicken?

Gruß und Segenswunsch!

Torsten

*

Wenn der Dichter ein Mädchen aus Anti-Materie liebt, ist er auf die
Platonische Liebe angewiesen.

*

Liebe Susanne,

schön, dass es dir wieder etwas besser geht. Denn wer soll mich trösten,
wenn du auch traurig bist. Ich freue mich, mit dir Weihnachten zu feiern.

*

Liebe Mama,

in einer Woche beginnt der Advent. Am Donnerstag, den 14. 12. werden wir vom Bibelkreis Weihnachtsabend mit Raclette haben und am 'Heiligen Abend bin ich wieder bei Marco und Susanne eingeladen. Falls du mir eine kleine Freude machen willst, könnte ich einen einfachen
batteriebetriebenen Wecker gut gebrauchen, möglichst nicht Digital, mit
allen möglichen Programmiertasten, sondern möglichst einfach und
altmodisch. Ich hoffe, ich sehe dich und Johann noch im Dezember, ich
hab was Schönes für Johann, aber nicht verraten, dass er nicht auf die
Idee kommt, mir was zu schenken. Mir geht es trotz miserablen Wetters
recht gut und ich arbeite fleißig.

*

Paul Paulinsky,

danke für deine Bemühungen. Heute hab ich angefangen, das Epos von
Ernesto Cardenal zu lesen, Canto Cosmico oder Gesang vom Universum. Ich hätte es dir gerne geschenkt, aber du wolltest ja keine Geschenke. Es
kostet bei Amazon nur 3 Euro. Ich empfehle es dir also. Es ist auf dem
allerneusten Stand der Astrophysik und ein Lehrgedicht und eine
physikalisch-mystische Vision. Allerdings ist es von einem Priester
gedichtet, das heißt, es ist für mich ein Lehrgedicht über moderne
Wissenschaft, aber - ein musenloses Poem. Dafür beschenkte mich die
Madonna mit einem besonderen Segen. Ich saß um Mitternacht auf meinem Balkon, mit Sehnsucht nach Mädchenschönheit, da kam meine zwanzigjährige ehemalige Nachbarin Eske vom Besuch ihrer Mutter, ging an mir vorbei und sagte liebevoll: Hallo! Sie war eine Madonnen-Vision, jung, schön, in einen weißen Pelzmantel gehüllt, lange rote Haare und ein tiefroter Mund.

Josef

*

Marco,

im Buch Esther ist der König Ahaschweros König von Indien, dem
Hindukusch, Afghanistan und Teheran oder dem Schloss Susan, und seine
Frau und Königin ist Vashti, und der König gibt ein Gelage seinen
Freunden und befiehlt, Vashti solle kommen und sich den Betrunkenen
zeigen, ihre Schönheit zeigen - mit nichts als einer Krone bekleidet.

*

Liebe Susanne,

die alte Stadt Susa oder Susan ist ja nach dir benannt. Darum hier einige Informationen über dein Schloss, das im Buch Esther besungen wird.

Susa - eine der ältesten Städte der Welt

Die persische Stadt Susa gehört zu den ältesten urbanen Siedlungen der Welt. Funde deuten auf eine Besiedlung um 4.000 v. Chr. hin. Seit dem dritten Jahrtausend bildete Susa das Zentrum des Reiches von Elam und blieb auch nach dessen Untergang eine der wichtigsten Städte im heutigen Iran. Susa wird mehrfach in der biblischen Überlieferung erwähnt und ist der Schauplatz vieler alttestamentarischer Erzählungen. Bedeutende Funde aus verschiedenen Epochen machen Susa zur archäologischen Schatzkammer Persiens.

Susa - Persiens archäologische Schatzkammer

Bei Ausgrabungen in Susa wurden zahlreiche Tongefäße, Keramikfiguren, Siegel und Reliefe gefunden, die die Bedeutung der Stadt im akkadischen und neusumerischen Reich belegen. Seine Blütezeit erlebte Susa zwischen 1.500 und 1.000 v. Chr. Viele Monumente und Siegeszeichen wurden in dieser Periode von Feldzügen in die Stadt verbracht. Darunter auch der berühmte Codex Hammurapi, der in Susa entdeckt wurde.

Die Bebauung der Stadt entwickelte sich kontinuierlich fort. Im Zentrum standen die Akropolis, zahlreiche Tempel und die Königsstadt. Einige Details über die Besiedelung und die Geschichte von Susa sind aus Lehmziegeln und Urkunden bekannt. Viele Baudenkmäler aus mesopotamischer Zeit sind allerdings der Plünderung und Zerstörung der Stadt durch die Assyrer 647 v. Chr. zum Opfer gefallen.

In der Zeit des persischen Achäminidenreiches wurde Susa mit prachtvollen Palästen zur Hauptstadt ausgebaut. Die berühmten persischen Könige Xerxes und Dareios hatten hier ihre Paläste, die noch heute besichtigt werden können.

In diesem Zusammenhang steht auch einer der berühmtesten archäologischen Funde aus Susa: Die geflügelte Sphinx aus dem Palast Darius des Großen.

Hellenisierung nach Alexander dem Großen

Einen Wendepunkt in der Geschichte Susas stellte die Eroberung der Stadt durch Alexander den Großen dar. In der Folgezeit wurde Susa griechisch besiedelt und kulturell hellenisiert. Funde belegen die Einführung der griechischen Sprache und griechischer Götter.

147 v. Chr. ging Susa von den Seleukiden an die Parther und 224 n. Chr. an die Sassaniden über. Es bildete keine prunkvolle Königsstadt mehr, aber immer noch ein wichtiges Handelszentrum, was durch zahlreiche Münzprägungen belegt ist. Zur sassanidischen Zeit gab es in Susa eine christliche Gemeinde.

Besichtigung von Susa

Susa liegt im Südwesten des Iran unweit der Grenze zum Irak. Die Siedlungsreste des antiken Susa befinden sich in der Nähe der heutigen Stadt Schusch.

Bei einem Besuch der Region sollte man sich eine Besichtigung der Überreste von Persiens archäologischer Schatzkammer nicht entgehen lassen. Sachkunde Führungen werden vor Ort angeboten.

*

Paul Paulinsky,

das wäre schön, wenn du heute Abend anrufen würdest, denn ich kann zwar Puschkin und Ovid auf meinem Recorder hören, aber nicht Rousseau, denn das sind Mp3-CDs.

Josef

*

Hallo Marco,

mir könntest du mit Camoes eine Freude machen. Das ist der größte
portugisische Renasissance-Dichter. Bei Amazon gibt es von Camoes die
Lusiaden, ein Versepos, und ganz günstig Ausgewählte Sonette aus der
Inselbücherei. Heute nacht hab ich vom Hauskreis geträumt, ich hab
Susanne zum Weinen gebracht.

*

Liebe Evi,

eben las ich Else Lasker-Schüler, und bei folgenden Worten dachte ich an
dich:

"Er erzählte von Prinzessinnen, die in Goldpantoffeln und
Seidenstrümpfen scheuern müssen und sich die Hände blutig reiben und
aber der Himmel ihnen alle Sterne schulde. Ich glaube, ich bin im Anfang
aus einem goldenen Stern, aus einem funkelnden Riesenpalast auf die
schäbige Erde gefallen... Wenn sich mein Budget besser gestaltet, sagt
Herr von Kuckuck, so braucht Prinzessin keine Erbsen mehr zu kochen."

*

Marco,

es wäre mir ein schönes Fest, mit dir und Susanne und Alina und Valea zu
feiern. Ansonsten bliebe ich allein, was auch nicht schlimm wäre, aber
ich denke, ihr wisst, dass ich euch gern hab. Allerdings ein Wermutstropfen ist zu beichten: Ich erfuhr von Susanne zu spät, dass man
dir mit Überraschungsgeschenken keine Freude machen kann. Aber ich hab schon lange ein Geschenk für dich, wie immer etwas ganz und gar
Unnützes, also verzeih mir, ich werde versuchen, mich zu bessern.

Torsten

*

A geh, du bist a närrischs Mädele!

*

Liebe Mama,

das hat mir große Freude gemacht, dass du mir geschrieben
hast. Du musst nichts tröstliches schreiben. Zwischen Oma selig und mir
ist alles in bester Ordnung! Es geht mir um Dich! Bist du denn in der
Villa Petheda groß geworden? Bist du zuhause geboren oder in einer
Hebammenstation? Was hat Opa denn auf Baltrum dann gearbeitet, gleich
bei der Frisia-Fähre? Und war Oma ganz für dich da oder hat sie auch
noch gearbeitet? Ich hoffe, bei Gelegenheit schreibst du noch mal. Danke!

*

Liebe Susanne,

heute Nacht hab ich von dir geträumt. Du standest mit deinem Auto vor
meinem Elternhaus und fuhrest wieder ab, ich winkte dir nach und blieb
am Auto kleben, du fuhrest an meiner Kindheit Schule vorbei, da
schüttelte dein Auto mich ab. In der Schule sprach ein Prophet, der
aussah wie Gottvater mit schneeweißem Haar und Bart, er sprach vom
Paradies des Lernens. Die Evangelikalen vor der Schule kritisierten ihn.
Ich dankte ihm für das Wort vom Paradies des Lernens. Dann schaute ich
mir in der Bibliothek seine Bücher an, er schrieb vom Vater allein, vom
En-Soph und Unserer Sophia und ein Buch mit Hymnen an die Himmelskönigin Maria. Ich kaufte ein Buch von ihm über die Hagia Sophia (Frau Weisheit), da lächelte er mich an und sagte: Gut, Monsieur. - Ich danke dir also, Susanne, dass du mich dahingefahren hast.

*

Liebe Mama,

danke! Lass dich von mir nicht hetzen, aber ich freue mich über deine
Antworten. Hast du irgendetwas von Nazi-Zeit und Krieg mitbekommen? Opa war ja wohl Bürgermeister unter den Nazis, Oma mochte die SA nicht, die mit ihren Gürtelschnallen die Stühle zerkratzten, Thedi war noch
Flakhelferin. Thedi war im BDM, wo sie Blumenkränze flochten. Hast du an dergleichen Erinnerungen? Kümmerte sich die sagenhafte Gemeindeschwester Lisbeth auch um dich? Spielten Henni, Thedi und Hildegard mit dir oder war der Altersunterschied zu groß? Deine Freundin Edith ist doch meine Patentante, nicht wahr? Was hast du mit ihr gespielt? Hattest du lange blonde Zöpfe und wann abgeschnitten?

Dein

*

Hallo Marco,

entschuldige bitte meine Belästigung. Ich suche ein afrikanisches
Versepos auf englisch, dass es nur bei scribd und als pdf gibt. Sonst
gelang es mir auch schon pdf Dateien zu markieren und dann in eine
Textdatei zu kopieren, aber hier gelingt mir das nicht. Ob es dir
möglich ist, diese pdf Datei mir als Textdatei zuzusenden? Dein Geisterseher

Torsten

*

Liebe Mama,

hier meine Notizen über unser Telefonat. Ich hoffe, es ist alles richtig.
Verzeih mir, ich kann es mir immer nicht merken, ob du 1928 oder 39
geboren bist, aber ich glaube 1938, so dass du dann nächstes Jahr 80
wirst. Falls es etwas Falsches gibt in meinen Notizen, sag es mir bei
unserer hoffentlichen Weihnachtsfeier.

Torsten

Nach dem Ferngespräch notiert:

Mama konnte nicht auf der Schwesternstation zur Welt kommen, weil dort
Tante Bertha gerade niederkam mit Edith (meiner Patentante), die später
Mamas Freundin wurde. Die Gemeindeschwester musste dann hin und her
laufen zwischen Schwesternstation und Villa Petheda, wo Oma mit Mama
niederkam. Edith ist am 23. und Mama am 24. September 1938 geboren. Die andere Freundin von Mama war ihre Cousine Ursel. Deren Vater Eberhard Meyer war Omas Bruder und hatte eine Bäckerei. Mit ihren Schwestern hat Mama nicht gespielt. Henny war 8, Thedi 12 und Hildegard 13 Jahre älter. Die mussten in Villa Peteda im Gästebetrieb mithelfen und sagten zu Mama: Geh, du kannst das nicht. Lieber war Mama bei Meyers (Bäckerei Eberhard Meyer), wo sie mit ihrer Cousine Ursel spielte. Doris, Ursel und Edith spielten mit Puppen und Völkerball und überhaupt viel draußen. An Krieg und Nazis kann Mama sich nicht erinnern, nur dass sie alle einmal in einen Strohbunker mussten. Und eines Tages mussten sie aus allen Büchern, in denen ein Hakenkreuz war, das Hakenkreuz entfernen.

*

Liebe Mama,

hier meine Fragen für unser nächstes Telefonat:

Was ich wissen will:

Hast du gerne gesungen? Wie wars mit Instrumenten? Hast du in der Schule Gedichte auswendig gelernt, kannst du dich noch an eins erinnern? Wie hieltest du es mit der Religion in der Kindheit. Weißt du, wann du getauft bist. Wart ihr in der Kirche? Hattest du in der Schule Religionsunterricht? Wann bist du in die Baltrumer Gitarrengruppe gegangen? Was war dein Lieblingslied?

*

Hallo Marco,

eben hörte ich von einem katholischen Priester, dass Billy Graham, the
great preacher, ihm sagte, er denke bei seinen Predigten immer an ein
Pubuikum von sixth grade students. Was für ein Alter mag das sein, weißt
du das? Dass ich mich danach richte.

*

Malek.

Danke für das epische Gedicht aus Afrika. Ich hab mich auch bei Scribd
angemeldet und mein neues Buch dort veröffentlicht.

*

Liebe Sabine,

heute kam Evi nach der Beerdigung zu mir in einer schwarzen Wolke der Traurigkeit, die auch mich anfiel. Das letzte Wort der Pflegemutter an Milan und Simon: Danke für alles! Die Kinder sagten: Wir haben zu danken! Ich brauche auch Gebet, denn Satan mit seinen höllischen Heerscharen führt Krieg gegen mich. Was hältst du davon, wenn wir am Dienstag noch mal im italienischen Restaurant essen? Die haben ab 17.30 geöffnet. Wann hättest du Zeit? Du kannst aber auch zu mir kommen, sag mir nur, was du trinken magst, ich habe keinen Tee zuhause, nur Kaffee.

Torsten im Herzen Jesu und Mariens.

*

Liebe Mama,

komm gut ins neue Jahr! Ich wünsche dir ein schönes Konzert. Ich werde
ohne Party, mit stillen Gedanken ins neue Jahr gehen. Manchmal ist die
Sonne stark am Himmel, da ist alles schön, da geht es mir gut, und die
Madonna diktiert mir schöne Verse.

*

Liebe Sabine,

da du für Milan betest, musst du wissen, dass der Vierzehnjährige Waise
jetzt auch seine Pflegemutter durch den Tod verloren hat. Zur Beerdigung
fahren Evi und Tom hin. Ich werde wie immer und überall ausgegrenzt,
aber ich schrieb einen Brief. Bete für sein Herz, dass Gott der einzige
Tröster es heilt.

Guten Rutsch,

Torsten

*

Marco,

eigentlich wäre Jesaja 53 drangewesen, das Lied vom leidenden
Gottesknecht, aber das wollte ich aufschieben und zog als Liturgiker
Jesaja 60 vor, in dem die Heiligen Drei Könige vorkommen und das noch
eine weihnachtliche Stimmung hat. Ich konnte wieder nicht auf alle
einzelnen Perlen eingehen, Jesaja ist einfach zu umfangreich, um ihn
Satz für Satz durchzugehen. Ich habe wieder Schwergewicht auf das
Verhältnis Jesaja-Prophezeiung und Christus-Ertfüllung gelegt. Ich kann
es nicht anders. Anbei die Materialien zum Ausdrucken.

Guten Rutsch!

*

In den letzten dunklen Nächten muss ich öfters an dich denken. Hoffentlich hast du in dieser Zeit auch eine Stunde himmlischen Zaubers! Ich werde immer alleiniger und rede nur noch mit der Jungfrau, der Weisheit und meiner toten Geliebten. Fast geh ich gar nicht mehr aus dem Haus. Hast du für dich schon Bettine von Arnim entdeckt? Anbei sende ich dir meine Übersetzung chinesischer Dichterinnen. Wer bin ich? Das Wesen meines Wesens in mir weiß es. Wie sieht es in dir aus? Schreibe!

Torsten

PS: Am 4.1. werde ich an dich denken. Ich wünsche dir dann ein Zeichen der Liebe.

*

Liebe Mama,

leider fand ich im Internet keine CD der Baltrumer-Gitarrengruppe, auch
keine ostfriesischen Volkslieder, nur den Baltrumer Shanty-Chor, aber
das ist ja nicht deine Musik. Schade. Nur die Narren sind los auf
Baltrum und singen dieses Lied...

*

Liebe Mama,

wenn du noch mal das Lied von der Glocke hören willst - hier wird es dir
vorgetragen:...

*

Liebe Mama,

ist das alles so richtig?

Telefon-Notizen:

Oma und Opa waren evangelisch-lutherisch, aber die Religion spielte zuhause keine Rolle, Weihnachten ging man in die Kirche. Mama ging acht Jahre zur Volksschule auf Baltrum, die hatte zwei Schulgruppen, eine Gruppe war erste bis vierte Klasse, die andere Gruppe fünfte bis achte Klasse. Danach mit 15 Jahren ging Mama ans Festland, nach Norden, zur Handelsschule und wohnte bei fremden Leuten. In der Schule war sie gut in Diktat und in Rechnen. Ob sie Gedichte auswendig gelernt habe? Ja, sicherlich, aber sie könne sich nur noch an die ersten vier Strophen von Schillers Glocke erinnern. Gitarre spielen hat sie bei einem Herrn gelernt, da war sie etwa zehn, mit zwölf kam sie in die Baltrumer Gitarrengruppe. (Früher erzählte sie einmal, dass sie als Kind gerne Klavier gespielt hätte, aber ihr Vater wollte kein Klavier im Haus haben.) In der Schule liebte sie das Singen, sie haben zweistimmig gesungen. Sie konnte sich noch an den Namen ihres Musiklehrers erinnern, den ich aber nicht verstanden habe. Hildegard war ihre älteste Schwester, dann kam Petheda, dann Henriette, dann Paula (die als Säugling oder Kleinkind gestorben ist), dann Doris. Doris heißt eigentlich Doris Paula. Ihre Mutter Paula Margarethe, geborene Meier, Tochter von Margarethe Johanna Meier.

In meiner Kindheit sang mir Mama oft dieses Lied vor, dass sie wohl in der Baltrumer Gitarrengruppe gesungen hat:

In einen Harung jung und stramm,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
der auf dem Meeresgrunde schwamm,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
verliebte sich, o Wunder, ´ne olle Flunder,
verliebte sich, o Wunder, ´ne olle Flunder.

Der Harung sprach :"Du bist verrückt,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
du bist mir viel zu plattgedrückt.
Zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
rutsch mir den Buckel ´runter, du olle Flunder!
Rutsch mir den Buckel ´runter, du olle Flunder!"

Da stieß die Flunder auf den Grund,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
wo sie ´nen goldnen Rubel fund,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
ein Goldstück von zehn Rubel, o welch ein Jubel!
Ein Goldstück von zehn Rubel, o welch ein Jubel!

Da war die olle Schrulle reich,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
da nahm der Harung sie sogleich,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung.

Und die Moral von der Geschicht?
Zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
verlieb dich in 'nen Harung nicht;
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung.

Oder:

Und die Moral von der Geschicht?
Zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
trau einem alten Harung nicht,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
es sei denn du hast Zaster, du olles Laster,
es sei denn du hast Zaster, du olles Laster.

Dies die erste Strophe von Schillers Glocke:

Friedrich Schiller

Das Lied von der Glocke


Festgemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Von der Stirne heiß
rinnen muß der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben;
doch der Segen kommt von oben.

*

Marco,

wenn ihr Heilig Abend in die Pfingstkirche geht, würde ich mitkommen. In
jedem Fall bin ich zu jeder studentischen Zeit bereit, du brauchst mir
also nur mitzuteilen, wann du so gnädig bist, mich abzuholen.

*

Hallo Marco,

schon wieder ich... Hast du zuhause einen Drucker, dass du das Material
für Jesaja 53 für den Hauskreis am 4.1. ausdrucken kannst? Sonst würde
ich die Andacht jetzt vorbereiten, dass du es noch im Büro ausdrucken
kannst.

Torsten

PS:

Malek hat mir angeboten, nächstes Jahr für meine Schwanke-Bibel eine
eigene homepage einzurichten.

*

In der That, ich habe bis zu meinen reifsten Jahren immer nur schlecht gegessen, – moralisch ausgedrückt »unpersönlich«, »selbstlos«, »altruistisch«, zum Heil der Köche und andrer Mitchristen. Ich verneinte zum Beispiel durch Leipziger Küche, gleichzeitig mit meinem ersten Studium Schopenhauer's (1865), sehr ernsthaft meinen »Willen zum Leben«. Sich zum Zweck unzureichender Ernährung auch noch den Magen verderben – dies Problem schien mir die genannte Küche zum Verwundern glücklich zu lösen. (Man sagt, 1866 habe darin eine Wendung hervorgebracht – .) Aber die deutsche Küche überhaupt – was hat sie nicht Alles auf dem Gewissen! Die Suppe vor der Mahlzeit (noch in Venetianischen Kochbüchern des 16. Jahrhunderts alla tedesca genannt); die ausgekochten Fleische, die fett und mehlig gemachten Gemüse; die Entartung der Mehlspeise zum Briefbeschwerer! Rechnet man gar noch die geradezu viehischen Nachguss-Bedürfnisse der alten, durchaus nicht bloss alten Deutschen dazu, so versteht man auch die Herkunft des deutschen Geistes – aus betrübten Eingeweiden ... Der deutsche Geist ist eine Indigestion, er wird mit Nichts fertig. – Aber auch die englische Diät, die, im Vergleich mit der deutschen, selbst der französischen, eine Art »Rückkehr zur Natur«, nämlich zum Canibalismus ist, geht meinem eignen Instinkt tief zuwider; es scheint mir, dass sie dem Geist schwere Füsse giebt – Engländerinnen-Füsse ... Die beste Küche ist die Piemont's. – Alkoholika sind mir nachtheilig; ein Glas Wein oder Bier des Tags reicht vollkommen aus, mir aus dem Leben ein »Jammerthal« zu machen, – in München leben meine Antipoden. Gesetzt, dass ich dies ein wenig spät begriff, erlebt habe ich's eigentlich von Kindesbeinen an. Als Knabe glaubte ich, Weintrinken sei wie Tabakrauchen anfangs nur eine Vanitas junger Männer, später eine schlechte Gewöhnung. Vielleicht, dass an diesem herben Urtheil auch der Naumburger Wein mit schuld ist. Zu glauben, dass der Wein erheitert, dazu müsste ich Christ sein, will sagen glauben, was gerade für mich eine Absurdität ist. Seltsam genug, bei dieser extremen Verstimmbarkeit durch kleine, stark verdünnte Dosen Alkohol, werde ich beinahe zum Seemann, wenn es sich um starke Dosen handelt. Schon als Knabe hatte ich hierin meine Tapferkeit. Eine lange lateinische Abhandlung in Einer Nachtwache niederzuschreiben und auch noch abzuschreiben, mit dem Ehrgeiz in der Feder, es meinem Vorbilde Sallust in Strenge und Gedrängtheit nachzuthun und einigen Grog von schwerstem Kaliber über mein Latein zu giessen, dies stand schon, als ich Schüler der ehrwürdigen Schulpforta war, durchaus nicht im Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust wie sehr auch immer zur ehrwürdigen Schulpforta ... Später, gegen die Mitte des Lebens hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes »geistige« Getränk: ich, ein Gegner des Vegetarierthums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat, weiss nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen geistigeren Naturen anzurathen. Wasser thut's ... Ich ziehe Orte vor, wo man überall Gelegenheit hat, aus fliessenden Brunnen zu schöpfen (Nizza, Turin, Sils); ein kleines Glas läuft mir nach wie ein Hund. In vino veritas: es scheint, dass ich auch hier wieder über den Begriff »Wahrheit« mit aller Welt uneins bin: – bei mir schwebt der Geist über dem Wasser ... Ein paar Fingerzeige noch aus meiner Moral. Eine starke Mahlzeit ist leichter zu verdauen als eine zu kleine. Dass der Magen als Ganzes in Thätigkeit tritt, erste Voraussetzung einer guten Verdauung. Man muss die Grösse seines Magens kennen. Aus gleichem Grunde sind jene langwierigen Mahlzeiten zu widerrathen, die ich unterbrochne Opferfeste nenne, die an der table d'hôte. – Keine Zwischenmahlzeiten, keinen Café: Café verdüstert. Thee nur morgens zuträglich. Wenig, aber energisch; Thee sehr nachtheilig und den ganzen Tag ankränkelnd, wenn er nur um einen Grad zu schwach ist. Jeder hat hier sein Maass, oft zwischen den engsten und delikatesten Grenzen. In einem sehr agaçanten Klima ist Thee als Anfang unräthlich: man soll eine Stunde vorher eine Tasse dicken entölten Cacao's den Anfang machen lassen. – So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden. – Das Sitzfleisch – ich sagte es schon einmal – die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist.

Nietzsche

*

Hallo Marco,

heute hab ich meine Schwanke-Bibel im Netz veröffentlicht. Ich schenke
sie dir hiermit schon mal zu Weihnachten, es gibt sie nicht als Buch,
aber vielleicht magst du sie auf deinem Rechner haben.

*

Hallo Malek,

ich, ich erlaube mir, dir zu Weihnachten meine (nicht ganz vollständige)
Bibel zu schenken, sie möchte auf dein e-book, dann kannst du in deiner
Rente drin lesen, dann bin ich schon weg in der Anderswelt, wenn Gott
will. Gesegnete Weihnachten dir und deiner ganzen Sippschafrt.

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Lieber Marco,

danke für deine Hilfe. Heute im Traum hatte ich keine Wohnung mehr, ich irrte in Bremen umher, um irgendwo ein Zimmer zu finden. Da sagte ich: Wenn ich nicht mehr in Oldenburg wohne, kann Marco mich nicht mehr beschützen und Susanne mich nicht mehr vor den Dämonen beschützen. -
Also bitte, mein Hauskreisleiter und Freund, beschütze mich, den armen Idioten, weiter, den der Satan anficht mit Mutlosigkeit, Weltekel, Lebensüberdruss und Todessehnsucht.

Torsten

PS: Der Herr Christus tröstet mich und sagt am 3. Advent Gaudete: Rejoice! Rejoice! Und wisse, wer du bist!

Einen schönen dritten Advent und bis Heilig Abend!

*

Liebe Susanne,

heute im Traum hatte ich keine Wohnung mehr, ich irrte in Bremen umher,
um irgendwo ein Zimmer zu finden. Da sagte ich: Wenn ich nicht mehr in
Oldenburg wohne, kann Marco mich nicht mehr beschützen und Susanne mich nicht mehr vor den Dämonen beschützen. - Also bitte, Susanne, beschütze mich weiter vor den Dämonen, die mir einblasen: Schlucke Gift und du bist tot!

*

Liebe Monika, lieber Heinz,

ein Tischgebet bedeutet nicht, dass man Angst hat, die Köchin wolle
einen vergiften. Ich zum Beispiel halte keine lange Rede an Gott vor dem
Mahl, sondern mach ein Kreuzzeichen und sage: Danke, Gott! Wie wäre es, wenn ihr es einführt, vor dem Mittagessen zusammen zu sagen:

Komm, Herr Jesus, sei unser Gast
Und segne, was du uns bescheret hast!

Damit wünsch ich euch fröhliche Weihnachten.


*

Liebe Mama,

ich wünsche dir einen schönen dritten Advent. Der Wecker funktioniert,
danke dafür. Der Grünkohl war lecker, auch dafür danke ich. Meine
Renovierungshelfer hab ich beschert, sie haben sich gefreut wie kleine
Kinder und mich in den Arm genommen und gesagt: Schön, dass es dich
gibt. Der Bibelkreis hat sich feierlich für meine Andachten bedankt,
Marco hat den Hut vor mir gezogen. Nun hör ich Bachs Weihnachtsoratorium.

*

Hallo Marco,

wünsche gut geschlafen zu haben. Dies zur Information:

Papst Franziskus hat einen guten Draht mit evangelikalen Kirchen. Das bestätigen auch Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz, die an diesem Donnerstagmorgen den Papst im Vatikan getroffen haben. Der deutsche Theologe Thomas Schirrmacher ist stellvertretender Generalsekretär der Allianz und war beim Treffen mit Franziskus dabei. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont Schirrmacher kurz vor der Audienz, dass die Zusammenarbeit mit dem Papst bisher sehr viele positive Früchte hervorgebracht hat.

In der heutigen Audienz unseres Generalsekretärs (Bischof Efraim Tendero, Anm. d. Red.) mit Papst Franziskus geht es um einen Vorschlag des Papstes, ein ständiges Komitee zu haben, das die ganzen Arbeiten und Gespräche koordiniert. Die katholische Kirche ist natürlich die größte Kirche der Welt mit 1,2 Milliarden Christen. Wir können nicht genau sagen, wie viele es bei uns sind. Die Zahl schwankt zwischen 600 Millionen und 900 Millionen Gläubigen. Während auf der einen Seite unsere Theologen gründlich aufarbeiten, was wir gemeinsam haben und was uns noch trennt, gibt es andererseits eine große Kooperation im Bereich sozialer Fragen und Menschenrechte. Es geht auch um das Bild nach außen, denn das, was Jesus Christus in die Welt gebracht hat, kommt nicht in vielen Varianten daher, sondern es soll deutlich werden, dass es immer um das gleiche geht.“

Mit Papst Franziskus hat sich der Dialog „durchaus stark verändert“, gibt Schirrmacher zu. Dies sei innerhalb der evangelikalen Kirchen nicht überall gleich positiv wahrgenommen worden. So haben erst kürzlich einige lokale Vereinigungen einen offenen Brief an die Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz geschrieben, in dem sie die Mutterorganisation zu großer Kritiklosigkeit gegenüber dem Vatikan und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) bezichtigen. Schirrmacher:

Die Kontakte zwischen der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Vatikan sind sehr alt, andererseits muss man sagen, dass sich unter Papst Franziskus durchaus etwas geändert hat. Das hat jedoch vor allem im praktischen Bereich folgen: früher mussten wir monatelang auf eine Papstaudienz warten, jetzt können wir praktisch ein und ausgehen. Damit kann man auch sehr niederschwellige Angelegenheiten sehr schnell besprechen. Dazu kommt, dass sich generell in vielen Ländern das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den Evangelikalen entspannt hat. Mir ist durchaus bewusst, dass es in Ländern wie beispielsweise Brasilien noch einiges aufzuarbeiten gibt. Die positive Entwicklung hängt aber damit zusammen, dass die Religionsfreiheit insgesamt zugenommen hat, das bedeutet für unsere Kirchen auf beiden Seiten die Auseinandersetzung im theologischen Bereich in der Diskussion lassen und nicht mehr uns mit Hilfe des Staates gegenseitig zwicken.“

Hürden seien von vorhanden, deshalb seien die Gespräche auch sinnvoll. Schirrmacher nennt die Hindernisse auch beim Namen:

Die klassischen Unterschiede sind natürlich noch da. Es gibt Fortschritte wie beispielsweise die Rechtfertigungslehre. Es gibt aber Bereiche, da haben wir noch gar nicht angefangen, darüber zu sprechen. Ich denke an die Frage um Maria. Das sind Themen, die vor allem in katholisch geprägten Ländern für Protestanten sehr schwerwiegend sind.“

Was jedoch nicht trennt, ist die „Ökumene der Märtyrer“ – oder auch „Ökumene des Blutes“ genannt. Papst Franziskus habe immer wieder hervorgehoben, dass bei der Christenverfolgung in der Welt kein Unterschied dabei gemacht werde, welcher Konfession die Opfer angehörten.

In den Kirchen, die an Christenverfolgung leiden, macht die Ökumene beachtliche Fortschritte. Gerade evangelikale Christen haben großen Respekt vor anderen Christen, die wegen ihres Glauben leiden müssen. Es fällt mittlerweile wirklich schwer, das zu sagen, was man vielleicht noch vor zweihundert Jahren sagte, nämlich dass die Opfer anderer Konfessionen gar nicht richtige Christen seien.“

*

Ich war auf dem Karneval der Tiere. Die Stute war wie immer maulfaul,
sie gähnte, ihr alter Hengst hatte sie die ganze Nacht nicht schlafen
lassen. Der Wolf im Schafspelz hatte keine Lust zu predigen. Die
Elefantenmatrone redete den ganzen Abend allein. Sie kam mit ihrem
dritten Ehemann, einer Bulldogge, der gerne von seinem Sabbern sprach.
Er saß neben dem Rottweiler, der sich für den heiligen Krieg gegen den
Islam rüstete. Die friesische Kuh hielt einer feierliche Rede und lobte
die Weisheit des Schmetterlings. Leider war die Gazelle nicht gekommen,
sie war in München, um ihre schlanke Taille dem Christkindl zu
präsentieren. Die alte Affenmutter hatte für alle vom Johannesbrotbaum
Leckereien gepflückt. Das war ein Wiehern, ein Brüllen, ein Bellen! Der
Schmetterling taumelte betrunken durch die Nacht zu seiner dornenlosen
Rose heim.

*

Liebe Susanne,

bitte verzeih mir meinen im Übermut misslungenen Scherz, der dich empört hatte. Ich weiß, dass du viel Arbeit hast als Arzthelferin, Mutter und Hausfrau. Im Gegenteil würde ich dir gerne mehr Muße gönnen. Also glaub nicht, dass ich schlecht von dir denke.

*

Hallo Stefan,

ich wünsche Dir hiermit eine gesegnete Weihnachtszeit und Gottes Segen
fürs neue Jahr. Mein kleines Geschenk für Dich (im Anhang) sind meine
plattdeutschen Gedichte im Versmaß Homers. Vielleicht findest Du einmal
etwas Muße, sie zu lesen. Ich wünsche Dir, dass die Arbeit Dich nicht
kaputt macht. Pass auf Dich auf.

*

Liebe Mama,

hier ein Wort von Papst Franziskus für die Christen im Dezember:

Ein Volk, das sich nicht gut um seine Großeltern kümmert, ist ein Volk, das keine Zukunft hat. Die Weisheit liegt bei den Alten. Ihnen ist es anvertraut, die Erfahrung des Lebens weiterzureichen; die Geschichte einer Familie, einer Gemeinschaft, eines Volkes.“

Wie Franziskus bereits mehrmals betont hat, hätten die Großeltern und allgemein ältere Menschen eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft: sie seien die Hüter der Erinnerung.

Denken Sie an unsere Alten, dass sie, unterstützt von Familien und Instituten, mit ihrer Weisheit und Erfahrung an der Erziehung der neuen Generationen mitarbeiten.“

Damit haben wir beide des Papstes Segen für unsere Memoiren...

*

Liebe Mama,

danke für deinen Neujahrssegen. Dass du dich freust auf die Mandelbäume
von Mallorca, verstehe ich gut. Der Herr sprach zum Propheten: Was
siehst du? Der Prophet sprach: Ich sehe einen erwachenden Mandelzweig.
Richtig, sprach der Herr, so auch werde ich wachen über mein Wort, dass
es in Erfüllung geht. (Aus der Bibel.) Möge Gott dir deine Gesundheit
erhalten, dass du das Land deiner Seele, Spanien, wieder sehen darfst
und dass es dir im Vorfrühling ein Vorgeschmack des Paradieses werde.
Ich gehe mit der Gottesmutter ins Neue Jahr.

*

Liebe Sabine,

hier zur Erinnerung an unser Essen zu Neujahr ein ökumenisches Gespräch.

Maria, Luther un de kathoolsche Kark

vun Pastorin Anita Christians-Albrecht un Heinrich Siefer

Anita: Weest, wor ik Jo Kathoolschen hen un her um beneiden do, leeve Heinrich?

Heinrich: Üm usen Papst?

Anita: Na ja, de finn ik good mit sien Oort un Wies up de Welt totogahn. Man nee, de meen ik nich, Heinrich. Ik meen Maria!

Heinrich: Maria, use Himmelskönigin!

Anita: Nu överdriev man nich gliek weer. Himmelskönigin. Dat is mi vöölst to wiet weg. Maria weer doch en Frau ut Fleesch un Bloot.
Heinrich: Over se was doch'n besünner Frau. Se hett Gott to Welt brocht. Se weer Christus sien Mudder.

Anita: Dat stimmt. Man ik glööv, man kann noch'n heel Bült mehr van hör leern.

Heinrich: Wat meenst du denn? Wat kann man van ehr leern?

Anita: Ik denk to'n Bispill an de Geschicht, wor Maria hör Kusin Elisabeth treffen deit. Beid sünd se in anner Umständen. Maria mit Jesus un Elisabeth mit Johannes. Jede kikkt genau, wat de anner woll helpen kann un se seggen sük gegensiedig wat Goods. Se dragen dat, wat dat Leven hör upgifft, tosamen.

Heinrich: So löppt dat ja nich immer of, wenn Froolüüd dat mit'nanner to doon kriegen.

Anita: Stimmt, obber hier is dat so.

Heinrich: Se harn dat ja beide nich licht. Stell di dat bloot mal vör in de domalige Tied: In anner Umständen, nich verhieraot't un de Verlobte is noch nich maol de Vadder. Maria het seker mannig Nacht keen Oog dicht kregen.

Anita: Man se het immer an hör Totraun fast holln. Un dorum hebben wi ok dit wunnerbore Lied van hör, wor se Gott mit priesen deit.

Heinrich: Dat Magnificat! Ja, dat spält bi us in de kathoolsche Kark en groote Rull.

Anita: Sünd ja uk Worden, de een so richtig to Harten gaht. Gott maakt stark. Dat hett se beleevt, dat het se murken. Un dat seggt se nu för de heele Welt an: Gott dreiht allns um. He helpt de Minschen.

Heinrich: Stimmt. Das Magnificat het nix Seutes un nix Nüüdeliget. Dat is handfast un ganz un gor up Gerechtigkeit utricht.

Anita: Un dorum het uk Martin Luther immer vööl van Maria holln. Maria is för hum en Frau mit een ganz fasten Glöven. Dat, wat se dor singt, is dat, wat se beleevt het. Un dat is Martin Luther alltied dusendmal lever west as noch so klooke Worden ohn Glövensgrund.

Heinrich: Ganz moi modern, wat he dor meent. Ik hebb jüst van de Psychoanalytiker Werner Huth ut München leesen. De seggt dat uk: Dat väl Theologen vandaoge good mit d' Mund könnt, over faoken genug sülvst man minn mit ehrn Gloven belevet.

Anita: Un dat se dorum de Minschen nix mehr to seggen hebben?

Heinrich: Genau. Un dat seggt disse Psychoanalytiker nich eenfach bloot so, dat is he gewohr worn in sien Praxis, wor he över Johrteihnten Karkenmitarbeiders beraoden un behannelt hett.

Anita: Luther het woll wusst, wo dat tosamenhangt. He het dat, wat de över Marias Magnificat schreven het, de achteihnjohrig Herzog Johann Friedrich van Sachsen vermaakt. He seggt Danke för dat, wat disse Mann för de Reformation deit, man he will hum uk wiesen: Wenn du di up Gott verlaten deist, so as Maria, denn kannst du wat Goods in disse Welt rindragen, of du in d' Regierung büst of Koopmann of Huusfrau of Mester. Nechgliek.

Heinrich: Good, Anita! Ik seih dat in. Ik will use Maria geern mit di deilen.

*

Lieber Heinz,

die Heiligen sagen: Es gibt nur eins, um das die Engel uns Menschen
beneiden, und das ist unser Leid, durch das wir dem Gekreuzigten ähnlich
werden können, wie es den immer-heiteren Engeln nie gelingt.

*

Liebe Sabine,

als ich von unserm Treffen nach Hause kam, sagte mir die Mutter Gottes:
Ich bin deine Mutter und höre dir gerne zu. Erzähle mir von all deinen
Nöten, Problemen und Schwierigkeiten. Ich weiß, du hast viele
Schwierigkeiten, aber ich werde sie mir alle eine um die andere anhören.
- Und genau das hast du getan, liebe Sabine, der schwer Gedrückte, der
niemanden mehr hat, dem er sein Herz ausschütten kann, durfte dir sein
bedrängtes Herz ausschütten. Du warst die Klagemauer (der Salomonische
Tempel) und ich der lamentierende Jude (so nannte mich Oma immer), und
damit bist du zu einem Instrument der Mutter Gottes geworden, die dich
darum segnet, denn auch du bist ihre Tochter. Danke.

*

Hallo Marco,

die Dienstanweisung für einen Unterteufel gibt es doch nicht so günstig,
wie ich dachte. Ich habe jetzt nur 1 Exemplar bestellt. Entweder lesen
wir aus diesem Buch jeden Abend ein Kapitel, oder vielleicht gibt es
eine Möglichkeit, Kapitel auszuwählen und teilweise zu fotokopieren. Ich
habe noch ein Buch zur Offenbarung bestellt (das mich selbst
interessiert). Möchtest du das Buch von C.S.Lewis dann vielleicht haben?
Es kostet 5 Euro plus 3 Euro Porto. Ich denke, das wird interessant, das
Buch gemeinsam zu lesen und zu besprechen. Es wird von Evangelikalen und katholischen Mönchen gleicherweise geschätzt.

*

Hallo Mama,

was du mir noch erzählen musst: Was hast du in der Handelsschule
gelernt. Bei wem hast du gewohnt. Hattest du neue Freundinnen gefunden.
Warst du verliebt. Hast du Johann in der Handelsschule kennen gelernt.
Was hast du zu der Zeit in deiner Freizeit gemacht. Hast du Heimweh
gehabt oder warst du froh. Wie lange bist du zur Handelsschule gegangen.

*

Liebe Mama,

ich hoffe es wird alles gut mit deiner Wohnung und nicht zu teuer. Heute
hat mich der Bibelkreis geärgert. Erst wollten sie mir immer einen Hund
anschwatzen, jetzt wollen sie mir auf Teufel komm raus eine Ehefrau
suchen. Ich sage, ich werde nicht heiraten, aber sie hören
offensichtlich nicht zu. Ich war bei drei alten Damen aus der
Nachbarschaft zum Geburtstagsfrühstück und obwohl ich die ganze Nacht
nicht hatte schlafen können, war ich gut gelaunt und gesprächig, die
Damen waren sehr nett zu mir. Ich werde auch Karines blinde, taube,
gehbehinderte Mutter nach ihren Erinnerungen ausfragen und es
aufschreiben für ihre Enkel. Ich träume ständig Liebesträume von Milan,
meinem Liebling. Heute hab ich an meinem philosophischen Wörterbuch
weitergeschrieben, schreibe seit 2 Jahren daran und bin erst beim
Buchstaben H.

Alles Gute und Beste!

*

Hallo Marco,

was du über Jesus noch nicht wusstest: Der Christus kommt immer, wenn
die Menschheit in Not ist. Dann inkarniert er auf Erden. Einst war er
Krishna, später Zarathustra. Er ist 99mal inkarniert, bis er die
geistige Reife erreicht hatte, um Jesus von Nazareth zu werden. Zwischen
seinem 12. und 30. Lebensjahr lernte Jesus esoterischen Okkultismus bei
den Esssenern, ging nach Ägypten und wurde eingeweiht in die Mysterien
der verschleierten Isis, ging nach Persien, studierte die Weisheit
Zarathustras, den Kult des Mithras und die Astrologie der Magier, ging
dann nach Indien, lernte buddhistische Meditation und von den Brahmanen
den Yoga. So erklärt sich, dass er auf dem Wasser gehen konnte, das
können Yogis nämlich auch. Dann ist der Christus auferstanden und
aufgefahren als ein spiritueller Meister, wie Buddha Maitreya einer ist,
sie leben in der Astralwelt der großen weißen Bruderschaft. Ein größerer
Meister als Jesus ist nur noch Saint Germain, ein französischer
Okkultist aus der Zeit der Revolution. Die große weiße Bruderschaft lebt
unerkannt unter uns. Zur Zeit ist Christus inkarniert in einem indischen
Guru. Für das Jahr 1999 wird prophezeit von diesem Guru, dass der
Kontinent Atlantis in diesem Jahr aus dem Atlantik wieder auftauchen
wird mit einem Riesen-Kristall, der genug Energie für die ganze
Menschheit liefern wird. Schüler bereiten sich schon vor und machen es
zu ihrer Lebensaufgabe, nach diesem Kristall zu forschen. Wir warten
gespannt auf das Jahr 1999!

*

Evi!

Kannst du mir bitte die Hand halten, wenn ich sterbe?

*

Lieber Marco,

eben hör ich mein Idol Eric Clapton auf youtube, eine Sammlung von sehr
ruhigen Balladen, die es nicht als CD gibt, die ich aber gerne meiner
Mutter schenken möchte, mit der ich mich immer besser verstehe. Könntest du mir noch einmal eine CD brennen, bei Gelegenheit?

Danke,

Torsten

*

Liebe Evi,

während des Gottesdienstes fand folgender Dialog statt:

Torsten:
Mein Jesus, ich liebe die Sonne und den Mond und die Sterne, ich liebe
meine Oma, ich liebe Karine und ihre Kinder, ich liebe Evi und ihre
Kinder, ich liebe geniale Poesie, harmonische Musik und hübsche Mädchen.

Jesus:
Mein Torsten, du musst nicht mehr weinen, das alles liebe ich ja auch!

*

Liebe Susanne,

ich habe einmal im französischen Radio einen Vortrag gehört, nicht über
Maria und die Neue Frau, sondern über die Frau und die Neue Maria. Die
Frau von heute ist nicht nur Mutter und Hausfrau, sondern meist auch
berufstätig. Inwiefern kann Maria ein Vorbild für berufstätige Frauen
sein? Maria war ja mit Josef verheiratet, und Jesus hat 30 Jahre bei
ihnen gewohnt. Josef war Zimmermann, aber nicht einfach nur Tischler,
sondern auch eine Art Architekt und Techniker, eine Art Bauunternehmer.
Maria hat sicher nicht nur gekocht und geputzt. Vielleicht war sie auch
Zimmerin. Vielleicht hat sie Josef inspiriert bei Architekturprojekten,
etwa, wie der Herodianische Tempel aussehen soll, sie war also auch
Architektin. Vielleicht hat sie auch im Büro des Bauunternehmers
gearbeitet als Sekretärin oder Bürokauffrau. Als Jesus klein war, hat
sie vielleicht zusammen mit dem Jesuskind viele Kinder aus Nazareth
betreut, war also Kindergärtnerin. Als sie Jesus Lesen und Schreiben
beigebracht hat, unterrichtete sie weitere Kinder, war also Lehrerin. In
der Vorbereitung auf des zwölfjährigen Jesus Konfirmation oder
Bar-Mizwa, unterrichtete Maria mehrer pubertäre Kinder in der Religion,
war also Religionslehrerin oder ehrenamtliche Katechetin. Als Elisabeth
mit dem Täufer schwanger war, arbeitete Maria als Krankenschwester,
Gynäkologin und Hebamme. Sie hat natürlich auch für den Sohn Gottes gut gekocht, war also Köchin, Kuchenbäckerin. Sie haben vielleicht auch
Kleinvieh gehabt, Hühner, Lämmer, Ziegen, Rinder, für das Fleisch, die
Milch und die Eier, Maria war also auch Bäuerin. Sicher hat sie für den
Sohn Gottes auch das Haus gereinigt, sie war also auch Haushaltshilfe
und Putzfrau. Man sagt, Lukas habe das erste Bild von Maria gemalt, sie
war also auch Model und Muse. Sie hat einen Lobgesang gedichtet und
gesungen, sie war also Dichterin und Sängerin. Sie hat Lukas die
Kindheitsgeschichte Jesu erzählt, in Ägypten die ägyptischen Götter
gestürzt und später in Ephesos in Kleinasien (Türkei') mit Johannes
gelebt, sie war also Apostelin, Evangelistin, Hagiographin und
Missionarin. Sie hat in Ephesos mit Johannes gelebt, wo sie sich ganz
dem Gebet gewidmet hat, war also sowohl Stiefmutter eines jungen Mannes und Theologen als auch eine kontemplative Nonne.

*

Liebe Kathi,

in meiner Einsamkeit und meinen psychischen Schmerzen sehne ich mich
manchmal nach einer mütterlichen Freundin, die mich tröstet und
Heile-Heile-Segen spricht. Heute hab ich von dir geträumt. Ich war
völlig allein und hilflos nach Oldenburg gekommen und wusste nicht, wo
wohnen, wo arbeiten, wo Freunde und Kirchengemeinde finden. Da wollte
ich mit Karine sprechen, aber sie sprach mit einem andern Mann und sagte
zu mir: Lass mich in Ruhe, du gehst mir auf die Nerven. Da hast du dich
meiner angenommen, mir versprochen, mir zu helfen, in Oldenburg Fuß zu
fassen, und hast mir ein Gericht mit Kartoffeln, Bohnen und Braten bereitet.

*

Marco,

dann sprechen wir am 25. 1. (eventuell bei Monika - das müsstest du
organisieren) über die Lobgesänge von Hanna und Maria. Am 1.2. hältst du dann deine Einführung in die Apokalypse. Am 8. 2. halte ich den Abend zu den ersten beiden Sendschreiben. Das Material dazu im Anhang. Bring es doch nächsten Donnerstag schon mit. Am 8. können wir dann erst nach dem Plaudern eine Gebetsgemeinschaft haben, denn vielleicht kommst du etwas später, dann fangen wir etwa viertel vor acht mit den Sendschreiben an. SO GOTT WILL UND WIR LEBEN

*

Liebe Susanne,

Ende letzten Jahres von Totensonntag bis Weihnachten hab ich einige
Sonette über dich geschrieben, die ich nun gerade veröffentliche. Da ich
weiter an deinem Denkmal gebaut habe, lasse ich sie dir rechtmäßig
zukommen, ob du sie nun lesen magst oder nicht.

Herzliche Grüße,

Torsten

*

Hallo Marco!

Und sag dem Engel der Gemeinde von Madeira:
Als Christus kam zur Welt, begann die Neue Ära.

Der Hauskreis ist ausgefallen, da Meikes Vater ernstlich erkrankt ist
und Heinz und Monica Hausschäden hatten. Susanne war trotzdem bei mir
zum Abendbrot. Wir können also entweder nächste Woche über die
Lobgesänge von Hanna und Maria reden oder mit der Apokalypse beginnen, wie du willst. Ob wir uns nächste Woche bei Meike treffen können, ist noch ungewiss. Ich gönne dir die Tage auf Madeira von Herzen, hoffentlich kannst du die Schöpfung genießen.

*

Sabine,

ich glaube, Tom hatte etwas Sehnsucht nach mir, er hat in der letzten
Woche dreimal angerufen. Evi und Jörg können sich die Wohnung nicht mehr leisten, wollen getrennt wohnen, das heißt, Evi und Tom brauchen eine neue Wohnung. Dafür hofft Evi auf ihr mütterliches Erbe und einen
Kredit, sowie einen besser bezahlten Job. Bitte erbitte Evi und Tom eine
neue gute Wohnung. Von Milan hörte ich, dass die drei Jungs noch
trauern, aber die Hoffnung nicht aufgeben und auf das neue Licht des
Lebens warten. Bitte bete auch für Milan um Trost und Hoffnung. Meine
Wenigkeit hat Schmerzen zu ertragen.

*

Liebe Mama,

also wird Johann dies Jahr 80? Doch wohl am 25. März, wenn ich mich
recht erinnere? Da feiert die Kirche, neun Monate vor Weihnachten, die
Empfängnis Jesu im Schoß seiner Mutter. Ich habe für Johann eine
Festschrift geschrieben, die liegt im Copy-Shop, die werde ich bei
Gelegenheit an dich abschicken. Wenn du sie noch schön verpacken
könntest, wäre das mir lieb. Du gibst sie ihm dann bitte zum Fest. Ich
bin ja auf Kommunikation aus der Ferne angewiesen aufgrund meiner
Schwäche. Aber der Philosoph Nietzsche sagt, dass die Gebrechlichkeit
Voraussetzung ist fürs Dichtergenie. Nun, dann ist ja alles gut. Gott
weiß schon, was er mit mir tut.

Dein

*

Hallo Susanne,

wirst du am Donnerstag zum Abendbrot zu mir kommen? Etwa um 18 Uhr? Schreib mir nur Ja, ich komme, oder Nein, ich hole dich später ab, oder Nein, ich komme nicht zum Hauskreis. Du bist willkommen.

*

Hallo Marco,

damit du siehst, dass auch ich fleißig bin, hier mein Koran. Ich habe
alle Suren übersetzt, die sich mit biblischen Gestalten beschäftigen.
In meinem Koran ist keine Beleidigung Jesu vorhanden. Vielleicht ist es
für dich interessant, eine christliche Koranübersetzung in irgendeiner
Schublade abgelegt zu haben.

*

Lieber Heinz:

Wenn Gott sagen wird: O Jesus, du Sohn Marias, erinnere Dich an Meine Gnade für Dich und Deine Mutter, wie ich Dich mit dem Heiligen Geist gezeugt habe! - Du sprachst zu dem Volk von der Wiege aus und in der Reife. die Schrift und die Weisheit und die Tora und das Evangelium, und erinnere Dich daran, dass Du aus Lehm die Form einer Taube durch Meine Erlaubnis geformt und dann in sie Atem eingeatmet hast, und es wurde eine lebendige Taube durch Meine Erlaubnis, und Du hast die Blinden und Lepra-Lranken durch Meine Erlaubnis geheilt, und Du hast die Toten durch Meine Erlaubnis auferweckt, und erinnere Dich daran, dass Ich die Kinder Israels von Dir zurückgehalten habe, als Du ihnen die klaren Wunder gebracht hast, aber die, die unter ihnen ungläubig waren, sagten: Das ist offensichtlich nur Magie.

Dein Mohammed (aus dem Koran)

*

Hallo Evi,

eben schreibe ich die letzten Verse meiner Koran-Übersetzung. Dieser Vers ist für dich:

O du, der du glaubst! Rauschgift, Glücksspiel, Abgötterei und Wahrsagerei sind Gräueltaten des Satans. Vermeide sie, damit du gedeihen kannst.

*

Liebe Mama,

ich habe Stefan deine Erinnerungen geschickt, aber er hat nicht
zurückgeschrieben. Ich denke oft an deinen 80. Geburtstag, das ist ja
dein Ehrentag. Ich weiß nicht, ob du schön nachdenkst, wie du ihn feiern
willst, mit einem Urlaub, mit Freunden, mit der Familie. Ich werde wohl
nicht kommen können. Ich werde sicher an dich denken, aber weder
gesellschaftliche Treffen von deinen Bekannten, noch Familientreffen
kann ich psychisch mehr leisten. Versuch das bitte zu verstehen. Du
weißt ja, dass du mir nicht gleichgültig bist. Wir haben mehr
voneinander, wenn wir uns dann im September oder Oktober mal wieder mit Johann zu dritt treffen. Wie das allerdings mit uns werden soll, wenn du eines Tages nicht mehr nach Oldenburg kommen kannst, weiß ich nicht.
Ehrlich gesagt, den Rest der Familie Schwanke mag ich nicht mehr leiden.

Alles Liebe,

Torsten

*

Liebe Christel,

"Wie über Alle hin das Leid geschah..." (Rilke). Dass Milan und Simon noch so einen Mutterverlust erleiden mussten, hat mir auch das Herz gebrochen. Evi hat mir von der Beerdigung erzählt. Wie Konrad das wohl übersteht? Maite macht mir auch Sorgen, sie ist blind, kann nicht mehr laufen, kann ihr Hörgerät nicht bedienen und ihre Seele ist einsam und voller Kummer. Ich hab heute Nacht von dir geträumt, darum dieser Gruß. Auch an Konrad meinen herzlichen Gruß: "Trotz Tod und alledem, Trotz alledem!"

*

Liebe Valea,

heute in meinem Morgentraum hab ich von dir geträumt. Ich
stand in der Haustür deines Elternhauses und sah hinaus. Draußen war
Winter, es lag Schnee. Es war heller Tag. Da liefen über die
Humboldt-Straße zwei kleine Elefanten. Ich rief ins Haus: Valea, komm,
hier sind zwei kleine Elefanten! Da kamst du angerannt. Du hattest weiße
Socken an und bist auf Socken in den Schnee draußen gelaufen, was deine
Eltern nicht lustig fanden. Mit dir rannten deine zwei Hunde (mittlerer
Größe) den Elefanten-Jungen hinterher. Dann sah ich noch deine Nase. Du
hattest eine schöne Nase. Und schöne Nasen sind sehr selten auf Erden.
Ist das ein lustiger Traum?

*

Hallo Marco,

du meine bartlose Knabenmuse! Ich habe alle meine christlichen Andachten für lutherischen und pfingstlichen Bibelkreis zu einem Buch für die Veröffentlichung zusammen gestellt und sende es dir hiermit.

*

Lieber Marco,

gerade höre ich die "berüchtigte" Regensburger Rede von Benedikt 16. Ich
dachte, das wäre doch was für Marco, falls du am Wochende mal Lust auf
Theologie hast.

Torsten

*

Marco,

ich denke, wir brauchen kein Hörbuch zu kaufen. Susanne, Meike und du
lesen ja gut vor. Wir können einfach einen Brief vorlesen und dann
darüber reden, und spontan entscheiden, ob wir noch einen Brief lesen.
Wenn mein Buch ankommt, bring ich es mit und wir können es uns angucken. Was das Geld betrifft, vielleicht hat ja Meike Interesse an dem Buch. Da ich diesen Monat meine Schwankebibel bekomme, bin ich etwas knapp mit dem Mammon.

*

Liebe Evi,

hier mein literarisches Grabmal für Ulli. Übrigens, wenn du mal mutlos
und verzagt bist und die Probleme sich vor dir auftürmen, dann meditiere
über den Psalmvers:

Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!

*

Hallo Marco,

hier die Andacht zu Jesaja 53. Übrigens hat Mittwoch, den 10.1. Dineke
Geburtstag, falls du ihr schreiben willst.

Gruß!

*

Hallo Marco,

hier Material zu zwei biblischen Lobpreisliedern für den Hauskreis, von
Hanna aus dem 1. Buch Samuel und von Maria aus Lukas, nebst einen
Hinweis auf Luthers Schrift zum Magnifikat und einer Predigt eines
evangelischen Bischofs über das Revolutionslied Magnifikat. Das bitte
ich dich auszudrucken, und mir diesen Donnerstag schon mitzubringen,
falls Susanne unwohl ist am nächsten Donnerstag.

Gruß Gottes,

Torsten

*

Hallo Malek,

hier ein Bericht meiner Polenreise:

Im August 1991 fuhr ich mit meiner Konkubine Karine nach Berlin. Dort trafen wir ihre Busenfreundin Evi. Wir fuhren zu dritt mit dem Zug nach Polen. Der Zug war voll mit alten Mütterchen mit Kopftüchern, die gackernde Hühner auf dem Schoß hielten. Ich sah unendliche grüne Weiden aus dem Zugfenster, schöne Birkenwälder und einen purpur-goldenen Sonnenuntergang über der weiten grünen Natur Polens. Wir kamen nachts auf dem Bahnhof von Krakau an. Da breiteten wir unsere Schlafsäcke und Decken im großen Wartesaal aus und schlummerten ein wenig. Da kamen auch andere Jugendliche an. Evi und ich waren 25 Jahre alt, Karine 24 . Als wir am Morgen erwachten, waren da schon viele Jugendliche aus Deutschland und Polen, die auf den Bus warteten, der sie alle ins Zeltlager bringen Sollte. Es ging in ein unberührtes Naturschutzgebiet, das durch den Staat bedroht war durch eine geplante Industrialisierung. Der Bus war voll mit langhaarigen jungen Männern und Frauen, die spielten Gitarre und Trommeln und Tamburin und sangen. Wir kamen am späten Nachmittag im Naturschutzgebiet an. Es lag an dem Flusse San, am Fuß der Karpaten, an der Grenze zur Ukraine. In einem Strom von jungen Leuten gingen wir einen sandigen Fußweg zum Zeltlager. Rechts und links des Weges weite Graswiesen, der Horizont umkreist von dunkelgrünen Wäldern. Karine fror immer, wenn sie schlief, darum hatte sie übermenschlich viele Decken mitgenommen, die ich als ihr Kavalier und Lastesel natürlich alle schleppen musste. Wir gingen auf dem Weg zum Zeltlager auch durch einen Wald von Laub- und Nadel-Bäumen, da flossen Bäche durch den Wald mit klarem Wasser. Es wurde dunkel. Alle anderen jungen Leute waren schneller gewesen als wir, so waren Karine, Evi und ich allein im Wald. Wir kamen in der Abenddämmerung im Zeltlager an. Da versuchten wir im Dunkel des Abends oder der frühen Nacht noch notdürftig eins unserer zwei Zelte aufzustellen. Dann legten Evi und Karine und ich im Zelt uns schlafen. Evi zu meiner Linken, Karine zu meiner Rechten, schlief ich gut gebettet wie im mohammedanischen Paradies. Ich erwachte von einem lebhaften Morgentraum, wohl inspiriert von den heidnischen Trommeln im Feld, ich hatte eines Gottes Epiphanie geträumt, nämlich von einer riesigen steinernen Götzensäule in Form eines Phallus, oder Lingam, wie die Inder sagen, und die steinerne Götzensäule öffnete sich und der indische Gott Shiva trat hervor. Ich ging am Morgen allein durch die Wiesen und Wege am Flusse San, da tauchten nackte Heiden vor mir auf, die sich im Schlamm gewaschen. Nun, die Neuheiden sind wie wilde Tiere. Eines Abends saßen wir am Lagerfeuer. Karine sagte, sie glaube nicht an Drachen, dass seien keine Geschöpfe der Natur, sondern Hirngespinste der Menschen. Ein junger Mann gab Antwort. Er war ein Jünger des Hare Krishna, der Verkörperung des Gottes Vishnu, und sagte: Nur wer von Gräsern Milch melken kann, kann auch die Drachen erleben. Vor einem Jahr war Evis und Karines Freundin Sabine auch schon hier gewesen und hatte einen Wetterzauber gelernt, indem man die altgermanischen Runen mit seinem Leib nachbildet, kann man Regen und Sonne beschwören. Meistens ging ich allein durch die Natur. In den Wäldern, hieß es, lebten noch Bären und Wölfe. Ha, echte slawische Wölfe! Am Himmel schwebte majestätisch ein Adler! Ich hatte drei Bücher mitgenommen. Angeregt von Rudolf Steiner hatte ich begonnen, in der Bibel zu lesen, ich las im Evangelium von Martha und Maria und Lazarus, den drei Geschwistern, die Jesus liebte. Ich war Lazarus, Karine war Martha, denn sie war irdisch gesinnt, aber Maria war Marion, die ich vor Karine geliebt hatte, und die ich in meinen lebhaften Träumen so kräftig idealisierte, bis sie zur Jungfrau Maria geworden war. Ich hatte mich also in meinen Träumen in die Jungfrau Maria verliebt, ohne zu wissen, dass sie es war. Ich ging nun an einen einsamen Arm der San, da weit und breit kein Mensch war, nur der Fluss, der Wald, und der Himmel. Da dachte ich an einen Vers der russischen Dichterin Anna Achmatowa, dass sie mit "sympathetischer Tinte" Verse voller Magie schriebe. Da schrieb ich auch mit symapthetischer Tinte Verse voll Magie an Marion oder Maria von Bethanien oder die Jungfrau Maria, wer es genau war, die ich liebte, wusste ich nicht, nur dass es die weiße Frau meiner Träume war. Neben dem Evangelium hatte ich noch die Poems des englischen Renaissance-Dichters Ben Jonson bei mir. Der war ein Zeitgenosse Shakespeares und war mir immer lieber als Shakespeare, weil er antiker war und ein Musenpriester. Ja, er war mir so vertraut, dass ich manchmal ahnte, dass sein Geist vom Himmel mich umschwebe. Er schrieb in einem Gedicht, dass er nicht eher Ruhe gebe, bis mein Idol sei rein und klar wie ein Spiegel. Oder, fragte er, willst du dienen der Geheimnisvollen Schwester? Das dritte Buch, das ich immer bei mir trug, waren die gesammelten Gedichte von Rainer Maria Rilke. Den kannte ich in- und auswendig, ich träumte oft von ihm, und auch bei ihm hatte ich den Eindruck, dass seine unsterbliche Geistseele mich oft im Traum besuchen käme. Karine studierte Slawistik, und sie hat mich eigentlich erst eingeführt in die Mysterien der russischen Poesie. Sie hatte als Buch den Idioten von Dostojewski mit. Der Idiot, ein Narr mit reinem Herzen, war eine Vision des Russischen Christus. Er liebte zwei Frauen: die wilde sinnliche Nadeshda, die unglücklich war, und die reine tugendhafte Aglaja, blauäugig, im weißen Kleid. Ich war Fürst Myshkin, der wahnsinnige Narr, zerrissen zwischen Nadeshda-Karine und Aglaja-Marion. Eines Morgens lag ich im Zelt und las in der Bibel. Da trat ein heidnischer Freund Karines herein, der einmal nach Indien gepilgert war. Er hatte dort ein Mantra meditiert, das heißt Om mani padme hum. Es ist das Mantra des Boddhisattwa Avalokiteshvara, des Boddhisattwa der Barmherzigkeit. Übersetzt heißt das: Das Juwel ist in der Lotosblüte. In der tantrischen Sexualmagie ist das Juwel der Phallus, und die Lotosblüte ist die Vulva. Aber philosophisch ist der Juwel der Gottesgeist, die Lotosblüte ist der Menschengeist. Dieser Neuheide sah, dass ich in der Bibel las und raunte mit mystischer Stimme: Don't read the Book! Neben dem Zelt von Karine und mir und neben dem Zelt von Evi neben uns hatten junge polnische Katholikinnen ihre Zelte aufgestellt. Ich hörte sie fröhlich auf polnisch schwatzen. Ein Wort wurde immer wieder wiederholt, es klang wie "kurva". Ich fragte Karine, was es heiße. Karine sprach neben Deutsch, Französisch, Englisch und Russisch auch Polnisch und sagte, es heiße Hure. Ben Jonson erwiderte einem Freund, der ihn bat, nicht mehr das Wort Hure in seinen Versen zu gebrauchen, dann könne er ja gleich aufhören, über Frauen zu schreiben. Eines Mittags lag ich im Sonnenschein in unserm Zelt allein und las in der Bibel, da stürzte ein leidenschaftliches junges Mädchen herein und begann auf polnisch zu schwatzen, ich verstand kein Wort, aber sie war sehr schön, erotisch. Sie war vielleicht sechzehn Jahre jung, hatte tiefschwarze Locken, große schwarze Augen, ein gebräuntes Gesicht, trug ein schwarzes Kleid, Arme und Beine nackt, und viel silbernen Schmuck, und alles, was ich erfuhr, war, dass sie Anja heiße und eine Zigeunerin war. Sie freundete sich ein wenig mit Karine an. Aber eines Tages merkte Karine, dass ihr etwas gestohlen worden war, und sie verdächtigte die Zigeunerin Anja. Das empörte Evi aufs Tiefste. Denn Evi war in ihrer Kindheit in einem Viertel groß geworden, das als Stadtteil der Armen galt, da in unmittelbarer Nachbarschaft in Baracken Zigeuner lebten, mit denen sie befreundet war, und hatte immer als Kind mit Zigeunerkindern gespielt. Dass Karine nun einer Zigeunerin ohne Beweise unterstellte, sie bestohlen zu haben, empörte Evi. Und die beiden Busenfreundinnen zankten sich deswegen. Apropos Evi. Eines Abends saßen Karine und ich am Lagerfeuer, Evi saß auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers in der Nacht. Sie trug ein weißes Kleid, ihr schwarze Haar hochgebunden, Schmachtlöckchen fielen auf die Wange, sie war beleuchtet von den spielenden Flammenzungen, sie war schön wie eine Vision, wie die weiße Dame meiner Träume, und ich dachte: Sie ist eine Muse! Eines Nachts stieg ich auf einen Hügel, der mitten im Zeltlager lag. Auf dem Hügel saßen junge Leute, die sangen zu Gitarre, Flöten und Trommeln. Ich stellte mich auf und schaute zum Sternenhimmel auf und sang für die Sternenjungfrau ein französisches Lied, das Karine mir beigebracht hatte, als sie von meiner Begeisterung für die italienische Komödie erfuhr, für den lustigen Narren Harlekin, den traurigen Narren Pierrot, und die Zofe Colombine oder Täubchen. Meine Geliebte war immer Colombine, manchmal war ich Harlekin und manchmal Pierrot. Ich sang:

Au clair de la lune,
Mon ami Pierrot,
Prête-moi ta plume
Pour écrire un mot.
Ma chandelle est morte,
Je n'ai plus de feu ;
Ouvre-moi ta porte,
Pour l'amour de Dieu.

Das war der letzte Abend in Polen. Ich erinnere mich noch an die Rückreise mit dem Zug, da saßen Evi und Karine im Zugabteil nebeneinander, mir gegenüber, und plötzlich hatte ich nur Augen für Evi, mit ihren schwarzen Schmachtlöckchen, ihrem weißen Seidenkleid, mein Ideal. Karine und ich kehrten dann im Elternhaus ihrer Berliner Freundinnen Claudia und Madel ein. Die Eltern waren Katholiken vom slawischen Stamm der Sorben. Die Wohnung war voll mit russisch-orthodoxen Ikonen der Gottesmutter mit dem Gotteskind. Ich weiß, ich hatte große Ehrfurcht vor diesen Ikonen der Gottesmutter. Übrigens ist Karine gestorben mit Blick auf die Gottesmutter von Kazan, dem russischen Nationalheiligtum. Karine hatte mir liebevoll ein leckeres Essen bereitet, aber ich schlang es unachtsam hinunter und wandte mich wieder meinem Buch zu. Das hatte Karine verletzt, sie hat sich später noch oft daran erinnert. Ich las unter den Augen der Sorbischen Gottesmutter Dostojewskis Roman die Erniedrigten und Beleidigten und musste vor Rührung und Reue weinen.

*

Liebe Mama,

hier unser 'Text "Mamas Memoiren". Das war schön, dies von dir zu hören. Vielleicht magst du den Text ja Johann zeigen.

Alles Liebe,

Torsten

*

Hallo Malek,

willst du mir denn gar nicht mehr schreiben? Ich hab im Hauskreis an 12
Abenden Deuterojesaja vorgestellt, nun mach ich 7 Abende zur Apokalypse. Ich höre gerade oft den amerikanischen Jesuiten Mitch Pacwa, Professor der Philosophie und der Theologie. Heute hörte ich Benedikts Regensburger Rede. Einmal die Woche seh ich Evi, sie plaudert so nett mit mir. Als Poet versuche ich mich an Heldenepen, nebenbei als Lyriker besing ich eine schwangere Christin. Sind bei dir alle gesund?

*

Liebe Mama,

ich habe die in meinem Sinn schönsten Bücher der Bibel übersetzt, 1000 Seiten, ein Mann vom Copyshop hat mir ein gebundenes Buch daraus gemacht, so lese ich jetzt immer in der Schwanke-Bibel. Malek versprach, sie noch im Internet auf einer eigenen Webseite zu veröffentlichen. Er schreibt leider gar nicht mehr, angeblich wegen Überarbeitung, so dass es sich anfühlt, wie - Ich habe einen Freund verloren. Dazu hab ich Toms Liebe auch verloren. Aber Evi kommt einmal die Woche zu mir, hilft mir in der Küche und bleibt dann noch und plaudert mit mir, das ist schön. Vielleicht hält sie mir die Hand, wenn ich sterbe, ich bat sie darum. Wie war Herrn Igwecks Beerdigung? Ich hab ihm als Kind immer süße Erbsen aus seinem Garten geklaut. Was macht deine Bronchitis? Wie schläfst du? Ich schlafe immer schlecht. Aber ich hab noch viel Arbeit, was ich alles noch schreiben will, einzig dafür lebe ich noch.

An Johann

Lieber Johann, gerade las ich einen Vers in der Bibel, da musste ich an dich denken:

DAS BUCH JESUS SIRACH

Vom Tod

41, 1 O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich ein Mensch denkt, der gute Tage und genug hat und ohne Sorgen lebt 2 und dem es wohlgeht in allen Dingen und der noch gut essen kann!

3 O Tod, wie wohl tust du dem Armen, 4 der schwach und alt ist, der in allen Sorgen steckt und nichts Besseres zu hoffen noch zu erwarten hat!

5 Fürchte den Tod nicht! Denke an die, die vor dir gewesen sind und nach dir kommen werden. So ist es vom Herrn verordnet über alle Menschen. 6 Und was wehrst du dich gegen den Willen des Höchsten? Ob du zehn oder hundert oder tausend Jahre lebst, 7 im Tod fragt man nicht, wie lange einer gelebt hat.

Euer Torsten

*

Lieber Heinz,

mein Weltekel richtet sich nicht gegen die Natur. Ich liebe Sonne, Mond,
Venus und Orion, das Meer, die Berge, die Bäume, die Blumen, das Gras,
die Amseln, die Tauben, die guterzogenen Hunde, die Eichhörnchen, die
Mutterkühe und die Schwäne und Schmetterlinge, ich liebe kleine Kinder,
hübsche Mädchen, sanfte Frauen, kluge Männer und weise Greise.

Aber ich ekel mich vor der Gottlosigkeit, vor dem Aberglauben, vor den
Unglauben und vor dem Irrglauben, ich ekel mich vor
Abtreibungsterrorismus und Euthanasie, ich ekel mich vor Krieg und
Terror, rechtsradikaler oder linksradikaler Diktatur, vor den Lügen der
Politiker, dem Dreck der Zeitungen, der geistigen Umweltverschmutzung
des Fernsehen, ich ekel micch vor Prostitution, Sexsklaverei,
Kindesmissbrauch und Menschenhandel, Kinderarbeit und Kindersoldaten und all dem Scheiß Satans.

*

Liebe Sabine,

ich habe einen Dankbrief von Milan und Bruder und Pflegevater bekommen, herzlichen Dank für meine Anteilnahme und die vielen Briefe und Bücher, das schönste daran war Milans handschriftliche Unterschrift. Ich hielt den sechsjährigen Milan im Traum lange umarmt und seufzte aufwachend: Ach Jesus, es war nur ein Traum. In einem andern Traum hab ich das Baby Milan gewickelt, dann gab es mir einen Kuss auf den Mund.

PS:

Ich ärgere mich dummerweise sehr über die penetranten Versuche, mir eine Ehefrau zu suchen, obwohl ich deutlich gesagt habe, dass Gott mich zur Jungfräulichkeit berufen hat und ich Ja dazu gesagt habe und Gott mein Gelübde der Ehelosigkeit abgelegt habe. Warum wird das nicht respektiert?

PPS:

Dass du sagst, ich gehöre zu einem vergangenen Jahrhundert, da ein
Dichtermönch mit Gänsefederkiel auf Pergamente schreibt, beweist deine
Menschenkenntnis.

*

HAGIA SOPHIA

Sophia oder Weisheit ist das, was die Chinesen suchen, sie nennen es
Tao, und Lao Tse nennt Tao die Mutter der zehntausend Wesen, das
Geheimnis des Weiblichen, das unaussprechliche Geheimnis, das Urbild
aller Bilder. In der chinesischen Bibel ist der Logos des
Johannesprologs mit Tao übersetzt. Konfuzius, Menzius, Mo Ti, Lao Tse,
Tschuang Tse und Liä Dsi waren allesamt Diener des Tao. Das griechische
Wort für Weisheit, Sophia, bezeichnet ursprünglich die Geschicklichkeit
des Zimmermannes. Das ist interessant, denn Jesus, die menschgewordene
Weisheit Gottes, war Zimmermann. Pindar, der Poet und Prophet, spricht
von der Sophia des Künstlers, sie ist seine Muse, seine Inspiration, die
ihn zum Propheten macht. Denn Pindar war nicht ein einfacher Poet, der
mit Versmaß und Reim spielte, sondern ein Poet und Seher, wie später
Dante, John Milton, Klopstock und Hölderlin. Das ist die Sophia der
Poeten. Die größte Verehrung findet Sophia in der Heiligen Schrift, vor
allem in den Weisheitsschriften des Alten Testaments. Wenn die Bibel mit
dem Wort Bereshit, en arche, im Anfang beginnt, sagen die Rabbinen,
dieses Bereshit ist das Urprinz aller Schöpfung, in Bereshit ist alles
geschaffen, und dies ist in Sophia. Die wichtigsten Stellen über Sophia
sind die ersten neun Kapitel der Sprüche Salomos, vor allem das achte
Kapitel, das siebente bis zehnte Kapitel des Buches der Weisheit, das
vierundzwanzigste und einundfünfzigste Kapitel des Jesus Sirach, das
dritte Kapitel des Baruch und das achtundzwanzigste Kapitel des Hiob..
Hier wird Sophia mit Jahwe identifiziert, denn wie Jahwe ist sie die
Retterin Israels im Exodus. Sie wird als die Schöpferin bezeichnet, aber
auch als die Erstgeborene der Schöpfung, die vor aller Schöpfung war.
Sie wird Throngenossin Gottes, Liebling Gottes, Hätschelkind Gottes
genannt. Sie ist die Werkmeisterin oder Architektin des Universums. Ihre
Wonne ist es, bei den Menschensöhnen zu sein. Sie war bei Adam, dem
ersten Menschen, in seiner Einsamkeit. Sie war bei Abraham, der seinen
Sohn hingeben musste. Sie war bei Jakob, der vierzehn Jahre um eine Frau
diente. Sie war bei Josef, der prophetische Träume hatte. Sie war bei
Moses, der Israel aus Ägypten führte. Salomo gewann ihre Schönheit lieb
und wollte sie als Braut heimführen. Er erbat sie von Gott. Mit ihr
kommen zu Salomo alle Gaben der Naturerkenntnis und alle Tugenden und Künste und irdische Wohlfahrt. Die Ehe mit ihr bringt keinen Verdruss
und keinen Liebeskummer, sondern lauter Wonnen. Sie prüft den Menschen, ob er ihrer würdig ist. Und wenn er ihre Prüfungen besteht, offenbart sie ihm ihre Geheimnisse. Sie kommt zu dem Schriftgelehrten wie eine liebende Mutter und eine junge Braut. Dem Schriftgelehrten ist sie die Ehefrau, das Weib seiner Jugend, einzig an ihren Brüsten soll er sich berauschen. Sie, die aus dem Munde Gottes kommt, die von Gott gezeugt ist, suchte eine Wohnstatt in allen Völkern, fand schließlich ihre
Wohnstatt in Israel und diente im heiligen Zelt und war Liturgin im
Salomonischen Tempel. Aber ihre Macht erstreckt sich von einem Ende des Alls zum anderen, sie ist ein Ausfluss des Lichtes Gottes, eine
Emanation der Kraft Gottes, ein Spiegel der Herrlichkeit des Herrn, und
sie ist unbefleckt, makellos, rein, pur und heilig und geht in Seelen
ein und macht sie zu Freunden der Gottheit und zu Propheten. Sie ist die
himmlische Sophia, die Sophia von oben, die friedlich ist, wie Jakobus
sie nennt. Paulus sagt: Christus ist die Sophia Gottes. Ihre
Gegenspielerin ist Frau Torheit. There is a war between Lady Wisdom and
Dame Folly. Die Gegenspielerin Sophias ist Moria. Das ist in etwa die
biblische Vision von Sophia. Sophia wird identifiziert mit Jahwe und mit
Jesus. Anders ist die gnostische Idee von Sophia, denn hier ist sie
nicht die Throngenossin Gottes, sondern ein im himmlischen Sündenfall
aus der Gnade gefallenes himmlisches Wesen, das zur Strafe für ihre
undefinierte Stünde in die Materie fiel und dort als Sünderin und Hure
herum irrte, mehrmals inkarnierte, etwa als Helena von Sparta, bis Simon
Magus, der von den Aposteln verfluchte, in Tyrus in einem Bordell Sophia
als die Hure Helena fand, die heilige Hochzeit mit ihr zelebrierte und
sie so erlöste. Manchmal wartet Sophia, die Hure, auch auf den
himmlischen Äon Christus als ihren Bräutigam und Erlöser. Natürlich ist
dieser gnostische Christus nicht der gekreuzigte Jesus von Nazareth,
sondern ein anderer Christus. Im Grunde ist diese Gnosis eine
Blasphemie, die Gottheit Sophia wird hier zur Sünderin, zur Hure
erniedrigt. Der Kirchenvater Augustinus dagegen suchte, inspiriert von
Cicero, die Weisheit von Jugend an, suchte sie erst im Manichäismus,
fand sie in der katholischen Kirche und nannte sie die Sophia des
Vaters, die Sophia des Sohnes, die Sophia des Heiligen Geistes. Boethius
in seinem Buch vom Trost der Philosophie beschreibt, wie er im Gefängnis
eine Vision der himmlischen Jungfrau Sophia hatte, die ihn belehrte über
das Nichtwesen des Bösen und das Höchste Gut der Glückseligkeit. Im
Talmud der jüdischen Rabbinen wird die Frau Weisheit der Bibel mit der
Jungfrau Torah identifiziert. Sie ist die Tochter Gottes, die himmlische
Prinzessin. Der ewige König Gott sucht einen Bräutigam für seine Tochter
und offenbart dem Schriftgelehrten die Jungfrau Torah, mit der er die
mystische Ehe eingeht und so zum Baal-Shem wird, zum Ehemann des Namens. Die Jungfrau Torah ist eine Ehefrau, die immer jugendlich und immer frisch und reizvoll ist. Die Rabbinen identifizieren Frau Weisheit aber auch mit der Schechinah, der Einwohnung Gottes in der Schöpfung. Die Schechinah war Braut Adams im Paradies, sie wurde von Jakob auf der Himmelstreppe gesehen, sie begleitete Josef nach Ägypten und war die
mystische Braut des Moses und führte die Kinder Israel ins Gelobte Land.
Auch die Kabbala des dreizehnten Jahrhunderts spricht von der
Schechinah. Die unergründliche Gottheit En-Soph offenbart sich in zehn
Sephirot oder Hypostasen, deren zehnte ist Schechinah, die Einwohnung
Gottes in der Schöpfung oder das Königreich der Himmel, Malkuth. Diese
wird Prinzessin und Matrone genannt und führt die Kinder Israel dem
Messias entgegen. Die obersten Sephirot des En-Soph sind nach der Kether das Paar Chokmah (Weisheit) und Bina (Vernunft). Hier wird die Weisheit allerdings dem väterlichen und die Vernunft dem mütterlichen Prinzip zugeordnet. Die Frage ist, ob der Begriff En-Soph etymologisch mit Sophia und mit der indoarischen Ursilbe Sopht verbunden ist, was der
göttliche Gedanke vor der Schöpfung ist. Zur selben Zeit wie die Kabbala
dichtete Dante seine göttliche Komödie. Wie dem Boethius die himmlische
Philosophia als Lehrerin erscheint, so erscheint dem Dante die
himmlische Geliebte Beatrice als Lehrerin der Wahrheit, eigentlich als
eine poetische Personifikation der Weisheit der Kirche. Auch Hildegard
von Bingen, die deutsche Prophetin, sah in himmlischen Visionen Sophia,
lateinisch Sapientia, als ein göttlich-weibliches Wesen. Diese Sapientia
Divina sprach durch Johannes den Täufer, durch Jesus, und spricht durch
die Kirche. Die Weisheit der Kirche ist die Heilige Schrift, die
Tradition und der apostolische Lehrstuhl. Zum Studium der Weisheit der
Kirche gehört neben dem Studium der Bibel das Studium der Kirchenväter, der Päpste, der Heiligen, der Kirchenlehrer und der Mystiker und der Frömmigkeit des Volkes. Der selige Heinrich Seuse hatte eine Vision der Frau Weisheit, als im Kloster aus den Salomonischen Büchern der Bibel vorgelesen wurde. Frau Weisheit erschien dem jungen Mönch als
wunderschöne Minnedame, er wurde ihr Minne-Mönch, der ihr in geistlicher Minne diente, sie verlobte sich mit ihm und sagte, er habe nur Schmerzen in irdischer Minne gefunden, weil sie ihn für die Hochzeit mit sich selbst bereitet hat. Später verwandelte sie sich in den gekreuzigten
Christus und unterwies ihn in katholischer Leidensmystik. Jakob Böhme,
der teutonische Philosoph, der als Mystiker von der lutherischen
Amtskirche verketzert wurde, hatte Visionen von der himmlischen Jungfrau Sophia. Seine Theologie ist nicht ganz deutlich. Einerseits spricht er von dem Zeugen von Vater und Sohn und Heiligem Geist und dass sich dann die Dreifaltigkeit im Spiegel der himmlischen Sophia beschaute.
Andererseits identifiziert er Sophia mit Christus. Er spekulierte über
den androgynen Urmenschen Adam, der mit Sophia vermählt war, aber sich von ihr abwandte und sich Eva zuwandte. Da war Adam kein androgyner Urmensch mehr, sondern ein Mann und Eva seine Frau. Die Sehnsucht des Menschen geht aber wieder zur androgynen Ganzheit, darum die irdische Frau Eva sich mit dem himmlischen Jesus vermählt und der irdische Mann Adam sich mit der himmlischen Jungfrau Sophia vermählt. Sophia verlobte sich mit Jakob Böhme und versprach ihm, im himmlischen Paradies die Ehe zu vollziehen und ihm ihre Perle hinzugeben. Der katholische Heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort, ein Franzose der Barockzeit, schrieb über die Ewige Weisheit und identifizierte sie mit der zweiten Person der göttlichen Dreifaltigkeit, also dem Logos oder Christus, und nannte Jesus die menschgewordene Ewige Weisheit, nannte die Ewige Weisheit aber auch Himmelskönigin und Idee der Schönheit. Der Schwerpunkt seiner Mystik lag aber auf der totalen Hingabe an die Jungfrau Maria. Diese marianische Mystik prägte später Papst Johannes Paul II. Der Pietist Gottfried Arnold beschrieb die göttliche Sophia nach den Zeugnissen der Heiligen Schrift und in umfassender Kenntnis des Zeugnisses der Kirchenväter. Er beschrieb sein Verhältnis zu Sophia als ein erstes Grüßen, einen ersten Kuss, eine erste Umarmung, ein Verlöbnis und eine geistliche Ehe und mystische Vereinigung. Er allein sah die mystische Bedeutung des Hohen Liedes Salomo in der mystischen Ehe von göttlicher Sophia-Sulamith mit dem irdischen Menschen-Salomo. Darüber schrieb er auch Liebesgedichte. In der Zeit des deutschen Idealismus, Kant, Fichte, Hegel und Schelling, war der katholische Naturphilosoph Franz von Baader ein Verehrer der Sophia. In seiner erotischen Philosophie geht es wie bei Jakob Böhme um die Wiederherstellung der androgynen Menschheit. Inspiriert von Jakob Böhme und Schelling entwickelte das junge Genie Novalis seine Naturmystik, und da seine tote Geliebte Sophie hieß, diente er Christus und Sophie. Der französische Mystiker Saint Martin war ein weiterer Verehrer der Sophia. Ende des 19. Jahrhunderts hatte der russisch-orthodoxe Religionsphilosoph Wladimir Solowjew drei Visionen der himmlischen Sophia, die er seine geheime Freundin nannte. Er identifizierte sie aber nicht eigentlich mit der Dreifaltigkeit oder
Christus im Speziellen, auch nicht mit der Jungfrau Maria, sondern sah
sie als verklärte Weltseele und Idee des von ihm entwickelten
Gottmenschentums (in Abgrenzung zu Nietzsches Übermenschentum als
Prinzip des Antichrist). Solowjew als eigenständiger christlicher Denker
hat Elemente des Gnostizismus, wie das der gefallenen Weltseele, in sein
Denken aufgenommen. Der russische Lyriker Alexander Blok hat Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Sophia von Solowjew in seine Schöne Dame verwandelt, deren Minnesänger er war. Im zwanzigsten Jahrhundert
entwickelte der Denker Otfried Ebertz in seinem Buch Logos und Sophia
eine eigenwillige neuheidnische oder mythologische Sophiologie. Wie in
den mythischen Paaren von Inanna und Dumuzi, Isis und Osiris, Kybele und Atthis, Aphrodite und Adonis sah er das Paar von Logos und Sophia als Gott und Göttin. Dabei ist das feminine Prinzip das vorherrschende. Der Logos ist der Bundesgott der Männer, die Sophia die Bundesgöttin der
Frauen. Die Göttin Sophia kann aber nicht von Hausmüttern in der
Kinderstube erkannt werden, aber die Göttin hat Priesterinnen, die ihr
als Jungfrauen im Nonnenkloster dienen und die Lehren der Göttin
studieren. Otfried Ebertz wahrsagte die Wiederkehr der Göttin und ihres
Geliebten und die Rückkehr des Matriarchats als das Reich der Göttin
Sophia (die streng anti-jahwistisch ist). Rudolf Steiner in seiner
synkretistischen Anthroposophie, einer Mischung aus Gnostizismus und
heidnischen Mysterien, nannte Sophia die verschleierte Isis, die die
Partnerin des himmlischen Christus-Sonnengeistes ist, welcher wiederum
nicht der gekreuzigte Jesus von Nazareth des Christentums ist. Vater
Sergej Bulgakow, ein russisch-orthodoxer Priester, der vor dem
militanten Atheismus der Bolschewiki nach Paris fliehen musste, aber von
der Orthodoxie der russischen Kirche ebenso verketzert wurde wie einst
Jakob Böhme von der lutherischen Nationalkirche, entwickelte eine
Sophiologie, da er den Gedanken von Augustinus aufgriff und von der
Sophia des Vaters und Schöpfers und der Sophia des Sohnes und Erlösers
und der Sophia des Heiligen Geistes und Parakleten sprach, indem er das
kirchliche Dogma von der Einen Natur der Gottheit in den drei Personen
dahin deutete, dass der Vater und der Sohn und der Heilige Geist die
drei Personen, aber Sophia die Eine göttliche Natur der Gottheit
bezeichnet. Somit ist Sophia, genannt the divine feminine, die Eine
Gottheit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. In der esoterischen
Bewegung des New Age wird im Wesentlichen nur die alte gnostische
Sophia, besonders anhand der Nag-Hammadi-Schriften, gefeiert, in
Abgrenzung zur biblischen Sophia. Der Dichter Torsten Schwanke alias
Peter Torstein Schwanke alias Josef Maria Mayer alias Josef Maria von
der Ewigen Weisheit hat als philosophierender Dichter im 21. Jahrhundert
die göttliche Sophia in Poesie und Prosa verherrlicht.

*

Sabine,

Tom ist in der siebenten Klasse. Schlecht ist er in den Fächern, wo ihn
seine Lese-Rechtschreib-Schwäche behindert, obwohl in Deutsch
Fortschritte zu verzeichnen sind. Gut ist er in Kunst, Musik, Handwerk
und Mathematik. Ich hab ihm wie gewohnt etwas Zeugnisgeld zukommen
lassen. Was seine Untersuchung beim Psychologen ergeben wird, ist mir
noch nicht bekannt.

*

Liebe Monica,

da du mir ja unbedingt eine Ehefrau besorgen willst und ich mich
weigere, wäre dies mein Vorschlag zur Güte: Entweder zwei oder keine!
Wenn es dir gelingt, mir bei der katholischen Kirche und dem deutschen
Staat die Sondererlaubnis zu erwirken, zwei Frauen gleichzeitig zu
Ehefrauen zu nehmen, dann denk ich drüber nach.

Liebe Grüße,

Torsten

*

Mama,

heute abend hat mich Evi mit dem Wagen abgeholt, wir haben bei ihr mit
Tom Brokoli-Nudel-Käse-Auflauf gegessen und eine Flasche Wein zusammen geleert und nett geplaudert. Marco sagte, ich kriege Geheimratsecken, vielleicht bin ich bald glatzköpfig. Aber ich scheiß drauf.


*

Liebe Mama,

im Bibelkreis werde ich referieren über das Wort Jesu an die Gemeinde:
Aber ich habe gegen dich, dass du die Erste Liebe verloren hast. - Es
geht um die erste Liebe zu Gott, aber ich werde die Geschwister fragen,
ob sie sich noch an ihre erste Liebe zu einem Menschen erinnern können.
Ich erinnere mich an meine erste Liebe Marita Menzel von Hannover. Ich
war drei Jahre alt, sie auch, sie trug eine rote Bluse und einen
schwarzweiß kariertes Röckchen, wir gingen in Norden am Schwanensee
spazieren und fütterten die Schwäne mit Brot. Aber das war
wahrscheinlich nicht meine erste Liebe, sondern die dreijährige Tochter
von Frau Athen. Es gibt ein Foto, da lieg ich Baby im Kinderwagen und
die Tochter Athen beugt sich über den Kinderwagen und lächelt mich an.
Wahrscheinlich war Tochter Athen meine erste Liebe.

PS:

Danke für deine lieben Mails, sie bereiten mir immer eine süße Freude.
So ganz ungezwungen schreibst du wie die Mutter dem Sohn. Weiter so!

*

Liebe Susanne,

zufällig fand ich einen christlichen Fantasyroman namens Prinzessin
Aline, den hab ich für Alina bestellt, und für Valea Ohrringe, die mir
gefallen, ich hoffe ihr auch. Das geht alles an Marcos Adresse, bitte
mit herzlichen Grüßen verteilen.

*

Was geht das den Hauskreis an, dass ich erotische Malerei liebe? Nichts! - dass ich Wodka trinke? Nichts! - dass ich nicht spazieren gehe? Nichts! - dass ich Hunde nicht mag? Nichts! - dass ich nicht Obdachlose füttere? Nichts! - dass ich nicht heiraten will? Nichts! Rein gar nichts!

*

Liebe Susanne,

der ganze Hauskreis quatscht mich voll, wie ich angeblich zu leben hätte
- nur du nicht, du nimmst mich so an, wie ich bin, dafür küss ich dir
die Hand.

*

Lieber Marco,

Danke, dass du meinen Ärger ausgehalten hast. Prediger Salomo: Ärger
wohnt im Busen des Toren. Ob Monica mich ernsthaft verkuppeln will oder nicht? Ich glaube schon, dass sie denkt, eine Ehefrau könnte mich
erlösen. Ich finde ihre Art, immer wieder davon anzufangen, ersten
penetrant, und zweitens banal. Dass Heinz mich für die Obdachlosen
rekrutieren will, ist in Ordnung, aber ich finde, ein Nein von mir
genügt, da muss man nicht immer wieder von anfangen, das ist auch
penetrant. Es hat sich ein Ton eingeschlichen, sich über mich lustig zu
machen, das kann nett gemeint sein, aber wer mag sich gern zum Narren
halten lassen? Deine Mail hat mich übrigens nicht geärgert.
Wahrscheinlich ist es einfach dumm von mir, über meine Krankheit zu
klagen. Was wissen schon Gesunde, wie ein Schizophrener mit seiner
Schizophrenie und chronischen Depression umgehen sollte! Ich sollte
einfach nicht mehr klagen, das ist Hiob nicht bekommen, das bekommt mir nicht. Wie ich den Hauskreis sehe in Betreff des Hineinredens ins Leben? Nein, ich lasse mir noch nicht einmal von katholischen Beichtvätern hineinreden. Für mich ist der Hauskreis, ehrlich gesagt, eine
menschliche Versammlung, damit ich unter Menschen komme, mit denen man über Gott reden kann. Wie ich allerdings mein spirituelles und
seelisches Leben mit Gott führe, das bestimmt die Jungfrau allein.
Allerdings soll das nicht heißen, dass ich dir, als meinem persönlichen
Freund (nicht als Hauskreisleiter) das Recht absprechen wollte,
fürsorgliche Hinweise in mein Leben zu sprechen.

Torsten


PS: Wie immer freut mich Susanne, von ihr fühle ich mich angenommen. Ich mache einen Unterschied zwischen den Hauskreisleuten und meiner
persönlichen Freundschaft zu dir und Susanne.

*

Malek,

für Dineke schrieb ich diesen Vers:

Wie so das Schicksal Gottes webt -
Der Opa tot - das Baby lebt!

Ich habe mich eine Woche lang über die Hauskreisnarren geärgert. Verstehe mich sehr gut mit Evi. Will das Nibelungenlied nachdichten. Zieh mich ganz in mein Schneckenhaus zurück. Auch um mich immer mehr Tote, das heißt, immer mehr Freunde, die voller Sehnsucht auf mich warten. Karine meine himmlische Muse. Schreibe für ein kommendes Jahrhundert.

T.

*

Hallo Stefan,

nimms nicht persönlich und nimms mir nicht übel, dass ich nicht zum Tee
kam. Ich gehe, wenn es nicht gar nicht anders geht, nicht aus dem Haus.
Der Schizophrene zieht sich in ein Schneckenhaus zurück. Aber lass es
dich nicht verdrießen, mir ab und an eine Mail zu schreiben. Ich hab
jetzt meine Bibelübersetzung fertig, meine Schwanke-Bibel im Internet
veröffentlicht und ein Exemplar für mich zum Gebrauch binden lassen.
Auch große Teile des Koran hab ich übersetzt. Jetzt denk ich an meine
Kindheit, da mich das Kinderbuch Deutsche Götter- und Heldensagen schwer beeindruckt hatte. So hab ich die Götterlieder und Heldenlieder der Edda übersetzt, schreibe gerade ein Versepos über Siegfried und habe noch
vor, das Nibelungenlied nachzudichten. Haben dir denn Mamas Memoiren
gefallen? Und bist du immer noch überarbeitet? Hast du auch schon, wie
ich, altersbedingte Schlafstörungen?

In hoffender Erwartung einer Antwort,

dein Bruder Torsten

*

Sabine,

der Kinder-Psychologe bescheinigte der Gesamtschule, dass Toms
Lese-Rechtschreibschwäche bei den Noten gefälligst zu berücksichtigen
ist. Eine weitere Analyse der Psyche wurde schriftlich nicht mitgeteilt.
Das ist mal eine gute Nachricht aus dem Haus meiner lieben Pech-Marie.

*

Sehr geehrter Muhammet T.,

Danke für Ihre Rückmeldung über meine Werke im Internet. Vielleicht befriedigt Sie der Koran-Vers Sure 4, Verse 157-158:

"Und weil sie sprachen: 'Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes getötet!' - Aber sie haben ihn nicht getötet und haben ihn auch nicht gekreuzigt […] vielmehr hat Gott ihn zu sich erhoben."

Wo ich allerdings gelesen habe, dass Jesus nach islamischer Auffassung eines natürlichen Todes gestorben sei, weiß ich nicht mehr zu sagen. Vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht besteht ja die Auffassung, dass Jesus ohne zu sterben in den Himmel entrückt sei?

Falls es Sie interessiert, ich habe bei Scribd meine (teilweise) Koran-Übersetzung veröffentlicht. Ich denke, Sie können es im Netz finden, wenn Sie suchen: SCRIBD TORSTEN SCHWANKE KORAN.

Mit brüderlichen Grüßen und den besten Segenswünschen vom barmherzigen Herrn,

Torsten Schwanke

*

Liebe Mama,

ich hab auch Karneval gefeiert, nämlich ich habe auf Radio Maria
fünfjährige Kinder Witze erzählen gehört: Was ist weiß und rollt den
Berg hinauf? - Eine Schneelawine, die Heimweh hat. - Zum Valentinstag
war ich mit Evi essen. Tom hatte einen Muskelfaserriss, da hab ich ihn
mit Süßigkeiten eingedeckt. Zum Karneval hab ich den Kasperle Martin
Schulz beobachtet und das Gretchen Andrea Nahles, und mich amüsiert über die sozialdemokratische Komödie. Zur Fastenzeit hab ich mir vorgenommen, außer am Sonntag, ansonsten bis Ostern kein Fleisch zu essen. Heute hat mir ein Moslem geschrieben, der auf meiner Internetseite meinen Aufsatz über Islamische Philosophie gelesen hat, und von mir wissen wollte, ob Jesu Leichnam noch auf Erden im Grab ist oder ob Jesus mit Leib und Seele im Himmel bei Gott ist. Liebe Mama, die Jungfrau Maria sagt dir: Meine liebe Tochter, kämpfe wie eine Löwin für dein Recht! Ich bin mit dir!

Alles Liebe,

dein Torsten

*

Malek,

es ist wie in der Inflation, zu viel gedrucktes Geld macht das Papier
wertlos. Zuviel Briefe, zu viel Besuche, und man erregt Überdruss. Wenn
du was von mir lesen willst, brauchst du mir nur zu schreiben, ich werde
immer antworten. Aber von mir aus schreiben und vergeblich auf Antwort
warten, tut mir zu weh. Mein Leben ist schon traurig genug. Ich traure
nun das achte Jahr um Karine. Evi ist sehr liebenswürdig, wir waren zum
Valentinstag essen. Ich hörte Ratzingers Jesusbuch als Hörbuch. Mach
Andachten zur Apokalypse. Versteh mich immer besser mit meiner Mutter.
Studiere die Poesie der deutschen Romantik. Ein Moslem reagierte auf
meine Homepage und stellte mir eine Frage zum Jesusbild des Islam. Ich
bin nun in der Buß- und Fastenzeit und bereite mich auf die Osterbeichte
vor. Lese viel in meiner Schwanke-Bibel. Den Hauskreisnarren war der
Einband zu schwarz und die Übersetzung (verglichen mit ihrer Hoffnung
für alle) zu altmodisch (zu wörtlich). Meine Freude ist die
Schwangerschaft von Dineke.

*

Malek,

es ist das Erstgeborene von Dineke, sie wohnt mit dem Vater zusammen, sie bittet mich, ihr Baby ins Leben zu beten, ich besinge sie als Madonna mit Kind. Evi wohnt noch mit ihrem Ehemann in dem Haus, dass sie vor einem Jahr gemietet haben, es ist aber zu teuer. Evi sucht ein Haus als Eigentum von ihrem mütterlichen Erbe und fühlt sich von ihrem Ehemann getrennt, sie werden dann wohl nicht mehr zusammen wohnen. Quentin ist sehr intelligent und erfolgreich in seinem Mathematikstudium. Tom ist gut in Kunst, Musik und Handwerk. Beide Kinder sind aber ganz von ihren Computern absorbiert und leben apathisch, was der Madonna nicht gefällt. Mit meiner Mutter halte ich per Email und per Telefon Kontakt, wir sehen uns etwa zwei- oder dreimal im Jahr. Sie ist sehr lieb zu mir. Eine treue Seele!

Torsten

*

Meine Mutter wird dieses Jahr 80 Jahre alt, ist aber körperlich gesünder als ich. Ihr Freund, ein reformierter Christ, wird an Mariä Verkündigung 80. Ich habe beiden gesagt, ich kann zu keiner Festgesellschaft kommen, sie haben es akzeptiert. Meine Mutter ist heute noch befreundet mit ihrer Kindheitsfreundin. Benedikt XVI ist fast 90, geistig in Höchstform, körperlich gesund, nur sind seine Beine schwach, er benutzt wie deine Oma einen Rollator.

*

Marco,

beim letzten Hauskreis wurde so fleißig geplaudert, dass wir nur 1
Sendschreiben, an Ephesus, behandelt haben. Das Material zu Smyrna ist
also noch vorhanden. Hier aber schon, zum Layout und Ausdruck, das
Material zu Pergamon. Es wäre schön, wenn du noch ein gutes
schwarzweiß-Bild vom PERGAMON-ALTAR einfügen könntest.

*

Liebe Evi,

ich habe ein Wort Gottes für dich, einen Psalvers zum Meditieren:

Psalm 42,1 Verschaff mir Recht, Gott, und führe meinen Rechtsstreit gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor den bösen und tückischen Menschen! 2 Denn du bist der Gott meiner Zuflucht. 5 Was bist du bedrückt, meine Seele, und was ächzt du in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, der Rettung meines Angesichts und meinem Gott.

*

Liebe Evi,

Hildegard von Bingen sieht bei allen drei beschriebenen Krankheiten wie auch bei Gelenkrheumatismus, Arthritis, Polyarthritis als Ursache eine grundlegend falsche Ernährung, übermäßiges Essen und Trinken, dadurch ein übermäßige Ansammlung von Giftstoffen und Schlackenstoffen. Negativ erweitert wird die Ursachen-Liste auch durch charakteristische Risikofaktoren wie Stress, Ärger, Ungeduld, Zorn und Angst.

Dies ist ein bei Weitem auf das Wesentlichste zusammengeschrumpfte Resümee der Diagnose der Hildegard von Bingen. Ich gehe mit meinem Artikel auf die Bitte von Ute ein, die mich um Rat fragte, da ihr an Arthrose erkrankter Vater seit einem Jahr nur noch mit Schmerzmitteln existieren kann.

Erste Behandlungsschritte: Entschlacken und innere Reinigung!

Um die Giftstoffe aus dem Körper zu bekommen, könnte man eine Hildegard-Rheumakur beginnen. In der leichtesten Fastenform stellen Sie ihren Speiseplan einfach um. Verzichten Sie auf Weizen, ersetzen Sie ihn durch Dinkel. Wählen Sie über einen längeren Zeitraum auch Obst und Gemüse, Vor Allem Fenchel und Fencheltee.

Zusätzliche Schmerzbehandlung mit Wermutsalbe

10 g Wermut Frischsaft
10 g Hirschtalg
6 g Hirschfett

Der Wermutsaft wird im Wasserbad mit Hirschtalg und -fett erwärmt und zu einer Salbe verrührt. Wasser auspressen und in einem Tiegel aufheben. Man kann die Wermutsalbe mehrmals täglich auf die schmerzhaften Gelenke massieren.

Gute Besserung!

*

Liebe Evi,

zur Entschlaclung, der Wermutsalbe, der nach Hildegard richtigen Diät kommt notwendig der Abbau von Stress, Ärger und Zorn hinzu. Dazu dies:

Spirituelle Psychotherapie

Mit ihrem Buch "Liber Vitae Meritorum" schuf Hildegard von Bingen eine eigene Psychotherapie. Ihr Ziel ist es, dem Menschen zum vollen Besitz seiner Persoenlichkeit und dem bewussten Erkennen und Akzeptieren seiner Staerken und Schwaechen zu verhelfen.

Diesen Themen widmen sich heute auch Psychosomatik und Psychoneuro-Immunologie, durch die wir um die Zusammenhaenge zwischen seelischer und koerperlicher Krankheit - vor allem bei Immunschwaeche - wissen. Als Ursachen psychischer Stoerungen sieht Hildegard vorrangig den Unglauben sowie den Verlust von Wertmassstaeben. Beides fuehrt ihrer Ansicht nach dazu, dass Entscheidungen entweder dem Zufall ueberlassen oder - noch schlimmer - abhaengig von fremden Einfluessen getroffen werden. So wird das Unterbewusstsein zum Tummelplatz fremder Maechte, was zu aengsten, Neurosen und Psychosen fuehrt.

Oh Mensch, sieh den Menschen an!
Der Mensch hat naemlich Himmel und Erde und alles, was geschaffen ist,
in sich in einer Gestalt vereinigt, und alles liegt in ihm verborgen."

Auch bei psychischen Erkrankungen liegt das heilende Prinzip im Menschen selbst verborgen (siehe oben). Wir selbst entscheiden, ob wir als Weg zur Loesung unserer Probleme in eine Krankheit fluechten oder uns den Problemen stellen. Zur Unterstuetzung der eigenen Kraefte beim Heilungsprozess sind nach Hildegard geeignet:

Die Rueckkehr zum Glauben.

Das Fasten wird von Hildegard bei der Mehrzahl der seeIischen Risikofaktoren empfohlen und erweist sich damit als universelles Heilmittel.

Das Erkennen der eigenen Schwachstellen und ihr Ausgleich durch positive Kraefte. Da "hinter jeder Schwaeche eine Staerke steckt", koennen Krankheiten und sogar Schicksalsschlaege die noetige Information zu ihrer Heilung liefern: Fuer jede der 35 seelischen Risikofaktoren (Laster) beschreibt Hildegard das zugeordnete psychische Heilmittel (Tugend), mit dem die Schwaeche ausgeglichen werden kann. Die Tugenden sind gleichzeitig Wertmassstaebe, die Stabilitaet verleihen und nach denen wir unser Leben ausrichten sollen.

*

O Jesus, jetzt weiß ich, wer dich hingerichtet hat. Es waren nicht die
heiligen Juden, es waren nicht die edlen Römer, - es waren die "frommen
Kreise", die dich hingerichtet haben.

*

Marco,

heute hat meine Ärztin meine Patientenverfügung eingescannt. Leider sind
mir die Adressen verloren gegangen, wo ich die Patientenverfügung und
die Vorsorgevollmacht registrieren kann (beim Laptop-Austausch). Eine
neue Vorsorgevollmacht will ich, wenn es etwas wärmer wird, von der
Caritas abholen. Die Ärztin sagte, im Falle eines Unfalls fragten
Mediziner zuerst beim Hausarzt. Meine Hausärztin ist Ariane Kupizky,
Alexanderstraße, vielleicht kannst du das irgendwo vormerken. Ich
überlege also, dir meine vom Psychiater beglaubigte Patientenverfügung
und mein Testament demnächst mitzubringen. Wärst du damit einverstanden? Am Wochenende versuche ich, dass Sendschreiben an Thyatira vorzubereiten. Danke, dass du immer Layout und Ausdruck besorgst.

*

Sabine,

Ergebnis von Toms Potentialanalyse: Er ist sehr sozial, denkt
selbständig, hört aufmerksam zu, interessiert sich für Meinungen
anderer. Ihm wird das Handwerk empfohlen. Toms Berufsträume: Architekt oder Manga-Zeichner.

*

Marco,

hier die Andacht zum Brief an Thyatira. Es ist darin eine Abschweifung
zum Thema Lydia im Geist des evangelischen Feminismus, dazu trieb mich mein Herz.

*

Hallo Genosse Bebel!

Du wolltest mir die einst von dir recherchierten Ämter-Adressen als
Email an mich weiterleiten, die sind bei mir nicht angekommen. Sind sie
vielleicht als verdächtig eingestuft worden? Dann kann ich nicht auf sie
zurückgreifen.

Dein Karl Liebknecht.

PS: Die Revolution ist und war und wird sein, wie Rosa sagt.

*

Mein lieber Engels,

die Adressen der Ämter sind bei mir angekommen. Das der Hauskreis diese Woche ausfällt, brachte mich auf den Gedanken, ob am 8. März Meike wiederkommen wird und wir dann mit ihr das Trauerbrot brechen, sprich Essen gehen. Ob du das trotz deiner immensen Arbeitsbelastung
organisieren kannst, frag ich dich, denn ich bin zu solcherlei Dingen zu
weltfremd.

Dein Marx (ohne Furunkel am Hintern)

*

Mein lieber Stresemann,

ich habe Maike auf ihren Handy-AB gesprochen, dass sie dir eine
Nachricht zukommen lassen möge, wann sie zur Parteisitzung zurückkommt und wo sie gerne mit uns essen möchte. Ich hoffe, das klappt so.

Frohes Regieren!

Dein

Kaiser Wilhelm emeritus

*

Hallo Radio Maria,

hiermit bestelle ich das Programmheft ab, damit Sie das Porto sparen
können, ich schaue eh nicht hinein, da ich von Radio Maria nur die Messe
um 8 Uhr und manchmal die Nachrichten von Radio Vatikan um 18 Uhr höre. Ich lese einfach lieber Bücher.

Maria und Jesus mit euch!

Torsten Schwanke, Oldenburg, Deutschland

*

Na, Mama,

wie wars auf Mallorca, haben die erwünschten Mandelbäume
geblüht, hast du deine Haussorgen vergessen können, hast du dich mit
deiner Gefährtin verstanden?

Sprichwort Torstens: Besser krank und fromm als gesund und gottlos.

Mir geht es gut, ich dichte das Nibelungenlied nach, das hab ich als
Kinderbuch gelesen, damals hatte es mich schwer beeindruckt. Bei König
Günther muss ich an Günther R. denken, richte ihm das bitte aus.

*

Marco,

früher rannte ich wie besessen hinter Evi her, da entwich sie mir, heute
bin ich am liebsten allein, da sagt sie: Bleib doch noch, willst du
einen Kaffee, soll ich dir was zu essen machen? Der
Shakespeare-Zeitgenosse Ben Jonson, einer meiner absoluten
Lieblingsdichter, sagte: Frauen sind wie die Schatten der Männer, renne
ihnen hinterher und sie fliehen vor dir, lauf von ihnen weg und sie
rennen hinter dir her.

*

Hallo Marco,

Besser ewige Ruhe als chronische Krankheit. Jesus Sirach, Schwankebibel

Werden wir uns Donnerstag noch im Moor der Apokalypse treffen oder schon zum Festbankett des Lammes?

*

Marco,

ein echter frommer Evangelikaler trinkt keinen Alkohol. Darum, wenn du
zum Angeln gehst, nimm zwei Baptisten mit! Denn wenn du nur einen
mitnimmst, säuft er dir deine Kiste Bier aus.

Aus einem Vortrag über christliche Heuchelei.

*

Hallo Marco,

damit du siehst, dass ich deine 'Ratschläge ernst nehme, habe ich sowohl
Psychiater als auch Hausärztin gefragt, ob Vitamin D gegen Depressionen
helfen. Psychiater sagte, das sei nicht wissenschaftlich erwiesen, die
Hausärztin sagte einfach Nein, ich könne es allerdings als
Nahrungsergänzung mir kaufen. Der Psychiater sagte, ich solle einfach
Sonne tanken. Und das tu ich mittags auf meinem Balkon. Ansonsten geht
es mir zur Zeit recht gut.

*

Marco,

hier eine prophetische Predigt eines "katholischen Pfingstlers", die mir
sehr wahr erscheint. Kann ich dir nur empfehlen.

T.

*

Liebe Mama,

jetzt kommt das Drama Frühlingserwachen. Ich hab mein Rauchzimmer auf den Balkon verlegt und wittere den kommenden Frühling. Übrigens ist
meine schöne Ärztin mit meinem Herzen zufrieden, es sei alles in
Ordnung. Alles Gute auf den Halbmond-Gassen wünscht dir

Torsten

*

Liebe Mama,

da ich mir durch Unmengen sehr starken Kaffee den Magen verdorben habe, versuche ich jetzt, mich an grünen Tee zu gewöhnen. Neulich saß ich
rauchend auf dem Balkon, um die Sonne zu genießen, wie mir der Arzt
empfohlen, da stellte sich ein Amselmännchen auf die Balkonbrüstung und
sah mir in die Augen, dann flog er weg, sein Weibchen ihm nach. Ich
dichte gerade ein spanisches Nationalepos nach. Genieße den Frühling -
trotz Hauskreuz!

*

Liebe Sabine,

heute rief mich Tom an und bestellte Gummibärchen, Schokolade und
Energy-Dring Killer-Kirsche. Ich flugs hin! Evi und Tom kamen vom
Hundespaziergang, hatten sich gestritten. Evi was not amused über den
Energy-Drink. Ich ermunterte Tom, Milan und Simon anzurufen, das erste
Mal seit einem langen Trauerjahr. Sie haben sich für Gründonnerstag
verabredet. Zu Ostern werden Milan und seine zwei Brüder ihre blinde,
taube, lahme Großmutter besuchen.

*

Geh, Amor, und lass mich in Ruhe! Ich habe genug von dir gelitten! Ich
habe Sühne getan für alle meine künftigen Sünden. Geh, Amor, und spiele
mit den törichten Jünglingen!

*

Malek,

eben erfahre ich, dass am 14. März 2018 Stephen Hawkins gestorben ist,
der Entdecker der schwarzen Löcher ist wohl nicht im schwarzen Loch
verschwunden. Die größte Gefahr für die Menschheit ist die Menschheit -
ein Atomkrieg, die Klimaveränderung oder genmanipulierte Organismen
könnten die Menschheit ausrotten. Ein Jahr vor seinem Tod war er bei
einer Konferenz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zum Thema Astrophysik oder Künstliche Intelligenz, und traf Papst Franziskus. Wie es im Blues heißt: Lord have mercy!

*

Meine Magd erzählte: Am Teich lebt ein einsamer Fischreiher ohne
Fischreiherin, er wird immer angegriffen von der Gemeinde der Möwen, den Ratten der Lüfte. Dann hört man ihn vor Schmerzen schreien. - Ich sagte: Ich bin dieser Fischreiher.

*

Hallo Marco,

dies finde ich interessant, du auch?

Auf der ökumenischen Konferenz MEHR in Augsburg wurde Mission Manifest lanciert.

Mission is possible

DAS MANIFEST

Präambel — Nach menschlichem Ermessen wird die Kirche in Deutschland, Österreich und der Schweiz in wenigen Jahren kaum mehr eine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle spielen. Das ist weniger schade um die Kirche als schlimm für die Menschen, die Gott verlieren oder Jesus nie kennenlernen. Wir sind katholische Christen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, die unter der »Erosion des Glaubens«, von der Papst Franziskus spricht, leiden. Wir wissen: Unsere Heimatländer sind Missionsländer geworden. Wir sind bereit für Mission. Wir wünschen, dass unsere Länder zu Jesus finden. Wir laden alle ein, die sich verbindlich mit uns hineinbegeben wollen in eine Welle des Gebets. Wir möchten diejenigen zusammenführen, die den Mut zu ungewöhnlichen Schritten haben. »Das Gebot der Stunde«, sagt auch Papst Franziskus, »ist die pastorale Neuausrichtung, also dafür zu sorgen, dass die Strukturen der Kirche alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des ›Aufbruchs‹ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet«. (Evangelii Gaudium, 27) Viele Bischöfe sind diesem Aufruf gefolgt und haben ihn sogar noch verstärkt. Unsere Initiative von unten möchte sie unterstützen.

THESE 1

Uns bewegt die Sehnsucht, dass Menschen sich zu Jesus Christus bekehren. Es ist nicht mehr genug, katholisch sozialisiert zu sein. Die Kirche muss wieder wollen, dass Menschen ihr Leben durch eine klare Entscheidung Jesus Christus übergeben. Sie ist ja weniger eine Institution oder Kulturform als eine Gemeinschaft, mit Jesus in der Mitte. Wer Jesus Christus als seinem persönlichen Herrn nachfolgt, wird andere für eine leidenschaftliche Nachfolge Jesu entzünden.

THESE 2

Wir wollen, dass Mission zur Priorität Nummer eins wird. Und zwar durch eine Fokussierung der finanziellen und personellen Ressourcen der Kirche auf die Evangelisierung. »Die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch!« (Ad gentes, 2) Der finale Auftrag Jesu an seine Freunde lautet: »Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern« (Mt 28,19). Eine Kirche die nicht freudig, und überzeugend auf alle zugeht, hat keine Mission; sie verliert ihr Warum und Wozu. Sie steht für nichts. Und sie schrumpft statt zu wachsen. Für unsere Länder heißt das: »The church will send or the church will end.«

THESE 3

Wir glauben, dass die Chancen nie größer waren als jetzt. Das Defizit an privater und gemeinsamer Hoffnung in der Welt wird von Tag zu Tag größer. Viele suchen und geben sich mit kleinen Antworten zufrieden. Dabei ist die denkbar größte Hoffnung bereits in der Welt. Das Evangelium hat nichts von seiner Attraktivität verloren. Wir Christen sind dazu da, diese Hoffnung zu teilen, statt sie für uns zu behalten. Wo das geschieht, wird es für Menschen unserer Zeit verlockend, Christ zu sein. Weltweit nehmen 200 Millionen Christen sogar Verfolgungen in Kauf, weil sie von Jesus, ihrer einzigen Hoffnung, nicht lassen können.

THESE 4

Wir sprechen alle Menschen in unseren Ländern an und machen keinen Unterschied (wie Jesus keinen Unterschied gemacht hat). Wir gehen auf Christen, Nichtchristen, Andersgläubige und Menschen, die nicht mehr glauben, zu. Es gibt keinen Menschen, für den Jesus nicht gestorben ist und der Jesus nicht kennenlernen sollte. Gott ist »die Liebe« (1 Joh 4,16) und will, »dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.« (1 Tim 2,4) Das wollen wir auch.

THESE 5

Wir glauben, dass unsere Mission so kraftvoll sein wird, wie es unsere Gebete sind. Ein missionarischer Neuaufbruch kann nicht anders beginnen als mit einem Neuaufbruch in Fasten und Gebet. Gott, der alle Menschen leidenschaftlich liebt, hat gehandelt und wird auch jetzt handeln, wenn wir ihn persönlich und rückhaltlos anrufen. Es werden Wunder geschehen. Gott wird den Menschen über den Weg laufen und sei es in Träumen und inneren Eingebungen. »Haben wir keine Scheu, Gott selbst um die schwierigsten Dinge zu bitten, wie die Bekehrung großer Sünder oder ganzer Völker.« (Charles de Foucauld).

THESE 6

Wir danken allen Christen außerhalb der katholischen Kirche, die heute schon mit Hingabe missionieren, taufen und Menschen zu Jesus führen. Wir Christen in der katholischen Kirche sehen ihre Treue zur Heiligen Schrift und ihre entschiedene Nähe zu Jesus. Wir haben Wertschätzung für die positiven Impulse der Reformation. Wir wollen demütig lernen – auch und gerade von den Freikirchen – und mit allen unseren Geschwistern in der Ökumene kooperieren, um selbst missionarischer zu werden. Wir wissen, dass die Welt nur zu Christus findet, wenn wir die Einheit wiederfinden und sie in Gebet und Mission schon heute einüben (vgl. Joh 17,21).

THESE 7

Wir müssen die Inhalte des Glaubens neu entdecken und sie klar und mutig verkündigen, sei es nun »gelegen oder ungelegen« (2 Tim 4,2). Wir haben sie durch Gottes Offenbarung empfangen, finden sie gefasst im Urdokument der Heiligen Schrift und lebendig überliefert im Verstehen der Kirche, wie es der Katechismus lehrt. Die Geheimnisse des Glaubens müssen vollständig, ganzheitlich, in rationaler Klarheit und in der Freude der Erlösten verkündigt werden. Sie müssen leuchten. Wer anderen Menschen den Glauben verkünden will, darf nicht dilettieren; er muss zuerst an sich arbeiten – an seinem Leben, an seiner Liebe und an seinem Wissen. Der missionarische Aufbruch erfordert eine neue Lernbewegung des Glaubens, denn wir haben verlernt, was es heißt missionarisch zu sein.

THESE 8

Wir wollen missionieren, nicht indoktrinieren. Die Mission Jesu zu überbringen, hat stets den Charakter einer Einladung; Mission ist die Sehnsucht, die eigene Freude mit anderen zu teilen; ein freies, respektvolles Angebot an freie Menschen. Mission bedeutet, den Menschen die Füße zu waschen, nicht den Kopf. Sie überredet nicht, übt keinen Druck aus und ist mit Zwang oder Gewalt unvereinbar. Christen sind nicht nur tolerant gegenüber Andersdenkenden – sie engagieren sich sogar aktiv für Religionsfreiheit. Den Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens vertreten wir ohne jede Aggression. Wir können unmöglich schweigen von der Hoffnung, die uns erfüllt. (1 Petr 3,15)

THESE 9

Wir brauchen eine »Demokratisierung« von Mission. Nirgendwo steht, dass die Mission, die Jesus uns gegeben hat, sich auf Spezialisten, professionelle Verkündiger, Theologen, Kleriker oder Mitglieder von Ordensgemeinschaften beschränkt. Missionarisch zu sein ist der Auftrag Christi an alle Getauften. Mission beschränkt sich auch nicht auf bestimmte (»nichtchristliche«) Länder, Kulturen und/oder Religionen. Mission ist jederzeit und überall. Sie ist die große, oft vergessene Querschnittsaufgabe aller Christen in allen Ländern und Kulturen.

THESE 10

Wir müssen uns selbst zur Freude des Evangeliums bekehren, um andere zu Jesus führen zu können. Wo wir uns im Denken, Handeln und Fühlen einem allgemeinen humanistischen Mainstream angepasst haben, müssen wir entschiedene Anstrengungen unternehmen, um uns, wie Papst Benedikt XVI. sagt, von der Weltlichkeit der Welt zu lösen. Nur als geisterfüllte »neue Menschen« haben wir missionarisches Profil. Wir sollten allerdings damit rechnen, dass der ersehnte Aufbruch im Glauben nicht immer nur eine Erfolgsgeschichte sein wird. Doch im treuen und freudigen Zeugnis für Jesus erstrahlt auch aus Leiden und Widerständen eine Schönheit, die früher oder später fruchtbar wird.

*

Liebe Susanne,

die Auflaufform, die du mir so lieb zum Geburtstag geschenkt hast, die
hab ich heute eingeweiht. Ich wollte mir eine appetitliche Fastenspeise
machen. Ich kochte Spiralnudeln und Spinat, tat es in die Form, briet
vegetarisches Hack an, schnitt Schafskäse hinein und Sahne, dann
bestreute ich es mit italienischem Streukäse und überbackte es im Ofen,
salzte auf dem Teller nach, das hat mir gut geschmeckt.

Liebe Grüße,

Torsten

*

Hallo Marco,

bei einem ökumenischen Religionsgespräch fragte der Moderator: Wenn Sie auf eine einsame Insel verbannt würden und dürften nur ein Buch
mitnehmen, welches Buch würden sie mitnehmen? Der lutheranische Laie
sagte: Natürlich die Bibel. Der katholische Bischof sagte: Ein Buch mit
einer Anleitung zum Schiffsbau.

*

Hallo Malek,

heute war mein kleines Ostern, da war ich bei der Oster-Beichte und
anschließend selig. Ich wünsche dir eine gesegnete Osterzeit mit
Gesundheit und Liebe im Haus. Ich bin am liebsten allein mit Gott und
mag nur noch Evi leiden. Bin jeden Tag fleißig am Schreiben, Beten,
Studieren.

Alles Gute,

Torsten.

*

Liebe Gudrun,

um Mitternacht denke ich plötzlich an dich und grüße dich! Ist meine
Liebe auch ein nahezu endloser Karfreitag, erwarte ich doch einen ewigen
Ostersonntag! Dass du jetzt schon auf Erden in der Freude der
Auferstehung lebst, wünsche ich dir! Ich werde innerlich immer einsamer
und weltfremder, aber dafür kommt in der Osterzeit Maria Magdalena zu
mir, die Jesus gesalbt hat, den Gesalbten, die unterm Kreuz stand und
ihn umarmt hat und die ihm am Ostermorgen begegnete im Garten, wie
Sulamith dem Salomo begegnet ist. Ich möchte manchmal mit Salomo reden, dass er mir hilft, die Hagia Sophia zu verherrlichen als Beter und
Dichter. Maria Magdalena möge auch dir zu Ostern ein rotes Ei überbringen!

In dankbarer Erinnerung an deine Freundlichkeit,

Torsten

*

Hallo Marco,

wie Torsten 1998 unter die Charismatiker kam:

Vor der Stadt wirst du einer Gruppe von Propheten begegnen, die von der
Opferstätte auf der Anhöhe herabkommen. Vor ihnen her werden Musikanten gehen, die auf Harfen, Handpauken, Flöten und Zithern spielen, und die Propheten werden dazu in ekstatischer Begeisterung tanzen und singen. 6 Dann wird der Geist des Herrn auf dich kommen und ihre Begeisterung wird auch dich erfassen.2 Von da an wirst du wie umgewandelt sein.

Auch noch als Katholik weiß ich zu schätzen, was ich bei den Pfingstlern
gelernt habe. Damit wünsche ich dir eine gesegnete Kar- und Oster-Zeit!
Vergiss nicht den alten Eremiten und Misanthropen.

"Der Vorteil an alten Freunden ist, dass man einander schon viel
verziehen hat." Goethe

*

Liebe Sabine,

Tom hat mit einigen Mitschülern in den Osterferien eine kleine
Aufführung, dabei hat er die Rolle eines Pastors, Evi rüstete ihn dazu
mit Kreuz und Bibel aus (die sie von mir hat), das ist doch eine schöne
Frucht des Gebets. Am Gründonnerstag fährt Tom zu Milan und Simon. Ich hoffe, deine Mutter hatte ein schönes Fest und wünsche dir ein
gesegnetes Ostern.

*

Liebe Sabine,

heute brachte Evi Tom für 2 Stunden zu mir. Er trug eine schwarze Hose,
einen schwarzen Pullover, darüber ein schwarzes Jackett, am Hals trug er
ein weißes Bäffchen, in der rechten Hand schleuderte er die
antisatanische Waffe des Rosenkranzes, in der linken hielt er eine
große, in purpurnen Samt eingeschlagene Familienbibel mit einem großen
Kristallkreuz vorne drauf. Ich backte ihm ein Kräuterbutter-Baguette auf
und bot ihm ein Tasse leichten Milchkaffee an. Er stellte mir die besten
Anime-Filme vor. Das war alles japanische Mythologie, sehr phantasievoll
und sehr religiös im Sinne des Shintoismus-Buddhismus. Nachdem ich ihm sein Osterpräsent überreicht, kam Evi und plauderte noch mit mir. Abends informierte ich mich über den Shintoismus. Da gibt es die Göttin der Beredsamkeit, der Weisheit und der Kunst, Beten, über den Buddhismus aus dem Hinduismus gekommen, da heißt sie Göttin Saraswati, Gottin der Rede und Weisheit. In Shintoschreinen wird Beten als Geheimer Buddha verehrt und alle sieben Jahre wird der Prozession von Pilgern das Bild der nackten Beten gezeigt, das sonst verhüllt ist. Die Japaner bewahren drei buddhistische Sutren als kaiserlichen Staatsschatz auf, die Lotus-Sutra verehrt Buddha und die Göttin Kwannon, Mutter der Barmherzigkeit, die sie betreffenden Verse hab ich vor Jahren übersetzt, die Sutra der barmherzigen Könige ist die zweite, die dritte ist die Goldglanz-Sutra, in denen weibliche Gottheiten auftreten, die hab ich jetzt auf englisch gefunden und will sie noch übersetzen. Das war mein Osterfest mit Tom. Ostermontag werde ich wohl Ostern feiern mit meiner neuen Muse Valea...

*

Malek,

ein Jesuit und Bischof hat von dieser Methode erzählt: Wenn du vor einer
Entscheidung stehst, z. B. eine Frau zu heiraten, dann nimm dir eine
halbe Stunde Zeit und sage Jesus: Ist das gut und richtig, diese Frau zu
heiraten. Und dann stellst du dir vor, du heiratest sie und erzählst
Jesus, wie dann in einem oder drei Jahren dein Leben aussehen würde und
du überlegst, wie dann dein geistliches Leben wäre, ob es dir besser
ginge und ob du Gott näher gekommen wärest, ob du inneren Frieden
hättest. Und dann stellst du dir dasselbe mit der gegenteiligen
Entscheidung vor. So kann man in die Zukunft vorausfühlen, ob der Weg
gut ist, das heißt, einen näher zu Gott bringt. Das könntest du mal mit
der Frage tun, ob du weiter Ahnenforschung betreiben willst.

Gesegnete Ostern.

*

Liebe Mama,

am Freitag vor der Passionswoche war ich beichten. Am Mittwoch der
Passionswoche war Tom zwei Stunden bei mir. Er kam von einem
Theaterstück, da er einen Pastor spielte, ganz schick schwarz angezogen,
mit weißem Kragen, mit Rosenkranz, Kreuz und Familienbibel ausgestattet. Erst war er etwas verschlossen, aber als er merkte, dass ich mich für seine japanischen Zeichentrickfilme interessierte, taute er auf und
erzählte mir viel davon. Abends war ich glücklich. In der Osternacht
werde ich wohl die Papstmesse mitfeiern. Ostermontag bin ich bei Marco
und Susanne eingeladen. Ich habe mich an einem Kassler-Käsesahne-Rösti-Auflauf versucht, ist mir aber total misslungen. Gleich kauf ich mir bei der Diakonie zwei neue gebrauchte Hosen. Ich hoffe, dir gefiel Johanns Fest und dass du trotz Hausrenovierung auch schön Ostern feiern kannst. Jesus hat den Tod besiegt, ist auferstanden, wer ihm vertraut, hat das ewige Leben, das ist Ostern.

Alles Liebe,

dein Torsten

*

Liebe Sabine,

Tom traf Milan und Simon, die Zwillinge zum Verwechseln ähnlich, es war gleich wieder große Herzlichkeit zwischen den Kindern. Milan und Simon waren in den Osterferien mit ihrem Pflegevater in Italien - Bella
Belissima Italia!

*

Hallo Gisela,

eben hörte ich von meiner Mutter, dass du dies Jahr 50 wirst. Ich
gratuliere dir! Ich wünsche dir Gottes Segen für die nächsten fünfzig
Jahre und eine schöne Feier mit deiner Familie und deinen Freundinnen.

*

Lieber Marco,

schade, dass ich nicht mit euch Ostermontag essen konnte. Ich habe die
ganzen Kar- und Ostertage nachts Schlafstörungen gehabt. So musste ich
leider zuhause unappetitliches Zeug runterwürgen. Dabei heißt es: Wenn
Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn... Dass Christus unter
Schmerzen gestorben ist, hab ich am eigenen Leib erfahren, dass er
begraben ist - in meinem Herzen, weiß ich. Aber vom
Auferstehungs-Halluluja kam keine Botschaft zu mir. Mein Trost waren
Wagner und Bach. Ich überreiche dir als Anhang ein Bild von Unserer
Lieben Frau von Urbino, dass du mal Ausschau hältst, ob du die Dame
bewegen kannst, in unsern Bibelkreis zu kommen.

*

Liebe Mama,

heute hab ich mir Gebetsunterstützung im Bibelkreis für dein Hauskreuz
gesucht. Marco erhob die Stimme für dich und bat den Vater im Himmel,
Torstens Mutter zu segnen und alles bald zu einem guten Ende zu führen.
Nächsten Donnerstag gehen wir zusammen essen. Du bekommst demnächst ein kleines Trostpflästerchen von mir. Ich bin in Gedanken bei dir. Wie die Mutter Gottes sagt: Nur Mut, mein Kind, nur Mut!

*

Liebe Susanne,

du hast mir heute gut gefallen. Ich denke, wenn ich im Lotto 6 Richtige
habe, engagiere ich dich als meine Köchin. Der Film Maria Magdalena ist
ab 12 Jahren und läuft gerade in Oldenburg im Casablanca, bis Donnerstag
den 12.4, täglich, auch Samstag und Sonntag, um 14.20 und 18.30 Uhr.
Zeig doch deinen Töchtern, dass Jesus sich mit echten Powerfrauen umgeben hat!

*

Hallo Steffi!

Hast du schöne Ostern gehabt? Wie geht es dir und deinen Kindern? Ich
denke noch manchmal an dich. Und wenn ich auch keinen Ort in deinem
Herzen habe, du hast einen Ort in meinem Herzen. Ein französischer
Dichter sagte: Gott schreibt auch auf krummen Wegen gerade. Wo du auch
gerade im spirituellen Leben stehst, Gott ist dir ewig treu. Ich lebe
sehr einsam und schreibe viel, gerade übersetze ich ein französisches
Versepos über Jeanne d'Arc.

Herzliche Grüße,

Torsten

*

Liebe Sabine,

die Mutter Gottes sagt: Viele Menschen kommen nur in die Hölle, weil
niemand für sie gebetet hat. Und ich sage: Viele Kinder kommen in den
Himmel, weil du für sie gebetet hast, sie werden im Himmel deine Kinder
sein, und du wirst im Himmel bei deinem Liebhaber Jesus eine fröhliche
Kindermutter sein. Darum freu dich, freu dich allezeit.

*

Hallo Marco,

da heute wieder der Dummkopf gepredigt hat, hab ich die Realpräsenz
Christi in der Eucharistiefeier genutzt, den Kommentar zum Sendschreiben
an Philadelphia zu schreiben. Ich hab auch schon das Layout gemacht.
Entweder bringst du die beiden Kommentare Donnerstag ins
China-Restaurant mit, oder wenn Susanne zuverlässig ist - und nicht
dement wie Evi - kann sie die Blätter auch in zwei Wochen mitbringen.
Hoffe, du hast einen ruhigen Sonntag.

*

Marco,

heute war ich seit einem Jahr das erste Mal wieder beim lutherischen
Bibelkreis. Wir begannen mit dem Buch Hiob. Die Idee der Pastorin war,
die ersten zwei Kapitel (Einleitung) und das dritte Kapitel (Hiobs
Klage) zu lesen, dann aus den fünf Gesprächsrunden zwischen Hiob und
seinen Freunden exemplarisch etwas auszuwählen, dann die Rede Elihus,
des vierten Freundes, zu lesen, dann die Rede des Herrn aus dem
Wettersturm, da er seine allmächtige Schöpferweisheit kundtut (ohne die
Reden über Behemot und Leviathan), und das letzte Kapitel, den guten
Ausgang. Ich fand diesen Streifzug gut, bat nur noch um einen Abend zum
Kapitel 28, dem Lied der Weisheit. Was denkst du, sollen wir das so auch
mal mit deinen Pfingstlern machen?

*

Liebe Gudrun,

das hat die Jungfrau gut gemacht, mich gerade nach Ostern in deinen
Bibelkreis zurückzuführen, wo ihr gerade mit dem Hiob beginnt. Ich war
eigentlich nur gekommen, weil ich dich wiedersehen wollte. Aber über
Hiob tausch ich mich gerne aus. Das zweite Kapitel ist ja schon genug
Text, aber vielleicht amüsiert es dich persönlich, wie Goethe Hiobs
zweites Kapitel in seinem Faust I, im Prolog im Himmel, verarbeitet hat.

Die Sonne Christi sei mit dir!

Torsten


Mephistopheles:
Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
Und fragst, wie alles sich bei uns befinde,
Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst,
So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd er leben,
Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden,
Wie eine der langbeinigen Zikaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
Und läg er nur noch immer in dem Grase!
In jeden Quark begräbt er seine Nase.

DER HERR:
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

Mephistopheles:
Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht.
Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

DER HERR:
Kennst du den Faust?

Mephistopheles:
Den Doktor?

DER HERR:
Meinen Knecht!

Mephistopheles:
Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise.
Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.
Ihn treibt die Gärung in die Ferne,
Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
Und von der Erde jede höchste Lust,
Und alle Näh und alle Ferne
Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.

DER HERR:
Wenn er mir auch nur verworren dient,
So werd ich ihn bald in die Klarheit führen.
Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren.

Mephistopheles:
Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren!
Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt,
Ihn meine Straße sacht zu führen.

DER HERR:
Solang er auf der Erde lebt,
So lange sei dir's nicht verboten,
Es irrt der Mensch so lang er strebt.

Mephistopheles:
Da dank ich Euch; denn mit den Toten
Hab ich mich niemals gern befangen.
Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen.
Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus;
Mir geht es wie der Katze mit der Maus.

DER HERR:
Nun gut, es sei dir überlassen!
Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
Und führ ihn, kannst du ihn erfassen,
Auf deinem Wege mit herab,
Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:
Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

Mephistopheles:
Schon gut! nur dauert es nicht lange.
Mir ist für meine Wette gar nicht bange.
Wenn ich zu meinem Zweck gelange,
Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust.
Staub soll er fressen, und mit Lust,
Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.

DER HERR:
Du darfst auch da nur frei erscheinen;
Ich habe deinesgleichen nie gehaßt.
Von allen Geistern, die verneinen,
ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb ich gern ihm den Gefallen zu,
Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
Doch ihr, die echten Göttersöhne,
Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
Umfass euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestigt mit dauernden Gedanken!

*

Hallo Malek,

heute war ich mit Evi in dem Kinofilm Maria Magdalena. Heute ist auch der Gedenktag des großen polnischen Heiligen, des Stanislaus von Krakau.

Sta­nis­laus wurde aus pol­ni­schem Rit­tera­del ge­bo­ren. Die Ju­gend- und Aus­bil­dungs­zeit ver­brach­te er in Gniez­no und Paris. Nach sei­ner Heim­kehr wurde er Pries­ter und Ka­no­ni­ker in Kraków und um 1071 Bi­schof da­selbst. Einen Toten hatte er als Zeuge für einen Rechts­streit aus dem Grabe er­weckt. Das Be­stre­ben von König Bo­le­s­laws II. dem Küh­nen, seine Stel­lung zu stär­ken und die pol­ni­sche Kir­che nach ihrer schwe­ren Krise in den 30er-Jah­ren des 11. Jahr­hun­derts zu beeinflussen, be­droh­ten den Ein­fluss der Kra­kau­er Kir­che, so dass sich Sta­nis­laus an der Op­po­si­ti­on gegen den König be­tei­lig­te. Mehr­fach er­mahn­te er den König wegen Grau­sam­kei­ten und ehe­li­cher Un­treue, schlie­ß­lich ex­kom­mu­ni­zier­te er ihn. Auf Be­fehl des Kö­nigs wurde Sta­nis­laus ver­ur­teilt, wäh­rend einer Messe er­schla­gen und ge­vier­teilt. Der König hatte selbst das Ur­teil voll­streckt, weil seine Rit­ter sich ge­wei­gert hat­ten.

*

Liebe Mama,

heute war ich mit Evi im Kino, es gab einen Film über Jesus und seine
Freundin Maria Magdalena. Letzten Montag war ich seit etwa einem Jahr
Pause wieder beim lutherischen Bibelkreis, die Pastorin und die andern
freuten sich alle, dass ich wieder da war. Morgen geh ich mit dem andern
Hauskreis asiatisch essen. Ich habe auch etwas in Cafés gesessen und die
Sonne genossen. Ein junges Mädchen, die ich im Bibelkreis kennen lernte,
die nun umgezogen ist, ist schwanger, wird bald heiraten, sie schickt
mir Ultraschallbilder und bedankt sich für meine Gebete, dafür darf ich
sie in Gedichten als Madonna besingen, das ist meine Freude zur Zeit.
Dir wünsch ich einen baldigen radikalen Durchbruch zum Besten!

*

Hallo Marco,

homo homini lupus
Die lateinische Sentenz homo homini lupus stammt aus der Komödie
Asinaria (Eseleien) des römischen Komödiendichters Titus Maccius Plautus (ca. 254–184 v. Chr.).

Im Originaltext von Plautus steht lupus jedoch vorn. Wörtlich sagt dort
der Kaufmann zu Leonida:

lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.

Übersetzung:

Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, solange er nicht
weiß, welcher Art der andere ist.

Alternativ in der Übersetzung von Artur Brückmann:

Denn der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch. Das gilt zum
mindesten solange, als man sich nicht kennt.

Plautus hab ich noch nicht gelesen, auch Terenz nicht, kenne keine
antike Komödie als die Lysistrata von Aristophanes, die ich im
Schultheater des Gymnasiums sah, und die ich angefangen habe zu
übersetzen. Es beginnt so, dass der Chor der Frauen über die Männer
sagt: Titten und Kitzler ist alles, was sie interessiert.

*

Marco,

in ungefähr anderthalb Monaten sich wir mit der Apokalypse fertig. Dann
kommen die Dienstanweisungen für einen Unterteufel. CS Lewis wird ja von Katholiken und Evangelikalen gerühmt, aber ich persönlich stehe auf
Kriegsfuss mit ihm wegen seiner ästhetischen Theorien, seinem
Frauenbild, seiner Beurteilung des großen Dichters Edmund Spenser und
wegen seiner gehirnlastigen Pseudo-Poesie, darum möchte ich die Lesungen der Kapitel nicht gerne vorbereiten. Könntest du vor den Bibelabenden das entsprechende Kapitel auswählen und kurz durchdenken, denn er hat doch keinen leichten Stil und ich denke, es hilft der Diskussion, wenn du schon mal vorgedacht und einige Fragen dir überlegt hast. - Du hast dich zu meiner Hiob-Idee noch nicht geäußert. Ich hätte große Lust, eine Reihe von Andachten zum Buch Hiob wie gewohnt vorzubereiten. Vielleicht wäre es für dich wieder interessant, anhand deiner Studienbibel eine allgemeine Einleitung in das Buch zu geben. - Meike hatte sich ja auch Bibelarbeiten zur Stiftshütte, zum Priesterdienst und Opferkult der Leviten gewünscht. Da denk ich noch drüber nach, ich weiß noch nicht, wie man das übersetzen kann. Ich, wenn ich diese Texte lese, sehe überall die katholische Liturgie und das Messopfer, aber das ist ja nicht eure Religion.

*

Liebe Sabine,

da du immer so lieb für meine Kinder betest, bete ich in den nächsten
Wochen auch für dich und das Heil deiner Mutter.

*

Liebe Mama,

Ewig denkt er an seinen Bund“, heißt es im Antwortpsalm der Liturgie, und die Lesung spricht von dem treuen Bund Gottes mit Abraham und seinen Nachkommen „Generation um Generation“.

Gott hat eine hingebungsvolle Liebe für seine Geschöpfe, erklärte Franziskus in der Messe und zog eine Parallele zu einem volkstümlichen Brauch in seiner Heimat Argentinien: Dort werden am Muttertag „Vergissmeinnicht“ verschenkt, blaue an noch lebende Mütter, während die Gräber toter Mütter mit violetten Vergissmeinnicht geschmückt werden.

So ist die Liebe Gottes, wie jene einer Mutter. Gott vergisst uns nicht. Er kann es nicht. Er ist seinem Bund treu. Das gibt uns Sicherheit. Von uns können wir sagen: Naja, mein Leben ist nicht schön, ich bin in Schwierigkeiten, ich bin ein Sünder, eine Sünderin…. Aber er vergisst uns nicht, er hat diese hingebungsvolle Liebe, und er ist Vater und Mutter.“

Diese Treue Gottes führt uns zur Freude, so Franziskus weiter.

Der treue Gott kann sich nicht selbst verleugnen, er kann seine Liebe nicht verleugnen, er kann sein Volk nicht verleugnen, er kann nicht verleugnen, weil er uns liebt. Das ist die Treue Gottes."

Ein Christ kann also jederzeit auf Gott zählen, schloss der Papst. Deshalb kann er in Hoffnung leben.

Gott ist treu, er kennt mich, er liebt mich. Nie lässt er mich allein. Er nimmt mich bei der Hand. Was sonst kann ich wollen? Was kann ich tun? Ich kann in der Hoffnung frohlocken. In der Hoffnung frohlocken, weil der Herr mich liebt als Vater und als Mutter.“

dein

*

Lieber Marco,

nach den sieben Sendschreiben wollte ich die Vision des Thrones Gottes
und die himmlische Anbetung besprechen. Die apokalyptische Frau und der Drache (das ist exakt die Mitte des Buches) wollte ich gerne
besprechen, und es ist mir sehr lieb, dass du das selbst vorschlägst.
Einen Abend zum Antichrist zu machen, ist sicher wichtig, darüber wird
ja nie gepredigt, aber es ist doch eine Gefahr, da nicht wachsam zu
sein. Dann wollte ich noch einen Abend zum himmlischen Jerusalem zu
machen. Vielleicht wäre es auch wichtig, die Gegenspielerin der Jungfrau
Jeruisalem, das ist die Hure Babylon zu betrachten. Ob noch ein abend
dazwischen kommt, wie man die poetischen Bilder der akpokalyptischen
Drangsale auszulegen hat, das muss ich noch überlegen.

Ich habe CS Lewis unabhängig von meiner persönlichen Antisympathie
vorgeschlagen, das ich ihn als Dichter nicht mag, ändert nichts daran,
dass das Buch von Mönchen und Evangelikalen als theoretisch sehr
interessant beschrieben wird. Er ist eben ein Rationalist (und steht dir
damit sicher näher als dir), nur hat er einen "elaborierten Code" und er
muss sicher für einige übersetzt werden.

Über Hiob sprech ich dann am Donnerstag mit den Geschwistern und
berichte Meike von unseren Schwierigkeiten mit dem Buch Exodus.

Frohen Sonntag!

Ich werde heute wohl mit Evi zu Karines halbtoter Mutter fahren.

*

Liebe Sabine,

Milan hat mit seinen Brüdern Juri und Simon ihre Großmutter besucht, da
haben die Kinder sich tüchtig über ihre Lehrer lustig gemacht. Der
Pflegevater hat es aufgegeben, den Computerkonsum zu begrenzen, nun
versinkt Milan wie Tom in der virtuellen Welt. Der Pflegevater erzieht
die Zwillinge allein, ohne Hilfe, er hat aufgehört, als Kriminologe zu
arbeiten, finanziell gibt es da keine Probleme. In der Sommerferien
fahren Pflegevater und Zwillinge nach Frankreich, wollen Paris sehen und
die französisch-baskischen Wurzeln ihrer Großmutter. Nun, bete vor allem
um Glauben und ewiges Leben. Ich denke weiter im Gebet an dich und deine Mutter.

*

Lieber Stefan,

ich würde ja gerne einmal wissen, wie es meinem Neffen und meinen
Nichten geht. Was sind ihre Neigungen, was macht die Liebe, was macht
die Arbeit? Ich bin heute mit meiner Freundin Evi per Auto zuir Mutter
meiner toten Freundin Karine gefahren, wir waren nur anderthalb Stunden
da, es war so anstrengend für mich, es kostete mich eines ganzen Tages
Kraft, meine Medizin gegen die Depression betäubt eben nicht nur meine
Seelenschmerzen, sondern auch meine Körperkraft. Die Kinder, die ich
großgezogen hab, sind nun alle Jugendliche und interessieren sich nicht
mehr für mich, sie sind alle in der virtuellen Welt verloren gegangen.
Unsere Mutter macht mir Sorgen, ihr Ärger mit dem Haus, ihr schwankender Blutdruck, ihr verschlechtertes rechtes Auge. Vielleicht magst du mir mal von euch berichten.

Beste Grüße,

Torsten

*

Lieber Malek,

danke dass du mir geschrieben hast. Du fragst, wie ich den Film über
Maria Magdalena fand und wie ich zum calvinistischen Christentum stehe.
Der Film war mehr eine Idylle, eine Bildmeditation. Ich sehe das Leben
Jesu mehr wie eine griechische Tragödie. Soviel zum Künstlerischen. Gut
fand ich, dass der Film auf Gewaltszenenen verzichtete, auch verzichtete
auf die antisemitischen Darstellungen der jüdischen Priesterschaft, die
es in so vielen Jesusfilmen gibt. Aber die theologische Idee, die der
Film transportierte, war nicht das Evangelium, auch nicht die
katholische Tradition, sondern ein feministischer Gnostizismus. Denn die
Gnosis beansprucht Magdalena für sich, sie sagt, Petrus und die Apostel
haben die katholische Kirche gegründet, aber Magdalena war die wahre
Gefährtin Jesu, und sie ist die Apostelin, die die gnostische
Gegenkirche gegründet hat. Feminismus war, dass die Frau allein Jesus
verstanden hat, dass das Reich Gottes in uns ist, ein liebendes Herz,
während die Männer ein neues politisches Herrschaftssystem unter König
Jesus anstrebten, auch mit Waffengewalt. Daher wundert es mich, dass
Idea den Film lobte. Es war fast nichts von der Weisheit Jesu zu hören.
Ein Moment bewegte mich innerlich, wie der Meister, von Geißeln blutig,
das Kreuz trug, da war mir zum Weinen zumute. Evi fand den
Jesusdarsteller nicht licht und freundlich genug, aber wer kann schon
einen Gottmenschen spielen. Ich fand die Magdalenadarstellerin nicht
schön, meine persönliche Idee ist, dass Magdalena nach der Jungfrau
Maria die schönste Frau des Himmels ist.

Vom calvinistischen Christentum weiß ich wenig. Mir scheint, die heutige
reformierte Kirche hat weniger von Calvin, als vielmehr vom Modernismus und Liberalismus. In Amerika soll ja in den Sekten das
Wohlstandsevangelium sehr verbreitet sein, dass ich ablehne. An Calvin
finde ich ein furchtbares Gottesbild: die einen werden vom Zorn Gottes
unweigerlich zur Hölle vorherbestimmt, die andern von der Gnade Gottes
in den Himmel unweigerlich gebracht. Ob du in der Gnade Gottes bist,
erkennst du daran, ob du irdisch-materiell gesegnet wirst. Katholisch
ist: Gott ist nichts als Güte, will, dass alle Menschen gerettet werden,
Gott verdammt niemand, die Söhne Satans verdammen sich selber, und es
kann sehr wohl eine Gnade Gottes sein, wenn der Herr dich einlädt,
Anteil an seinem Kreuzesleiden zu haben. Du kannst dir denken, dass ich
von Calvins Abendmahl (ein christliches Gemeinschaftsmahl mit purem
Brot) nichts halte, da ich an die Wesensverwandlung des Brotes in den
Leib Christi glaube. Aber es mag sein, dass im heutigen reformierten
Lager sich auch viele Christen befinden, die Jesus (soweit sie ihn
verstehen) lieben.

*

Sabine,

für Tom steht der Zukunftstag an, er streifte mit 2 Freunden durch die
City auf der Suche nach einem Laden, wo er für einen Tag arbeiten kann,
sie fanden aber nichts, aber er will das Praktikum, das in einem halben
Jahr ansteht, in einem Manga-Comic-Laden machen. Das ist natürlich
kindisch, aber immerhin zeigt er wenigstens etwas Interesse. Bitte bete
dafür. Ich sehne mich nach einem verwunschenen Paradiesgarten mit einer
Paradiesfrau, aber das gibt es auf Erden nicht, nur Dreck und Lärm und Kot.

*

Lieber Pater,

ich bin im Jahr 2000 unter der Führung Mariens von Medjugorje vom
(freikirchlichen) Protestantismus zur Katholischen Kirche konvertiert,
weihte mich dem Unbefleckten Herzen, verlobte mich im Sommer 2001 in
Lourdes mit der Madonna, las Grignions Lehre der Ganzhingabe, studierte
die großen Heiligen des Karmel, Maria führte mich zur Verehrung der
Ewigen Weisheit (Hagia Sophia), ich lese regelmäßig prophetische
Botschaften der Jungfrau, nach der Bibel meine Lieblingslektüre. Nun las
ich diesen Satz: "Mein liebes Kind, früher habe ich dich den Weg der
Reinigung geführt, nun führe ich dich den Weg der INNEREN
GEFANGENSCHAFT." Auch in den Tagebüchern von Johannes Paul II. (neben Edith Stein mein Lieblingsheiliger) las ich von der GEFANGENSCHAFT MARIENS. Wissen Sie mir darüber etwas zu sagen? Gibt es eine noch radikalere Hingabe an Maria als das Totus Tuus und die mystische Verlobung? Was bedeutet dieser Begriff der Gefangenschaft?

Der HERR sei mit Ihnen!

*

Liebe Mama,

heute war ich auf der Trauerandacht für Frau Hünsche. Ich war der
einzige, der schwarz trug. Evi war hübsch und immer an meiner Seite. Es
war keine kirchliche Andacht, kein Pastor, aber die Freundin der Toten,
eine evangelische Christin, hielt die Trauerrede. Frau Hünsche hatte
sich Psalm 23, der Herr ist mein Hirte, gewünscht, ich war natürlich der
einzige, der mitbeten konnte. In meiner frühen Jugend hat Oma mir mal
den Psalm gegeben. Es gab noch einen schönen Text, den Frau Hünsche sich selbst ausgesucht hatte: Wenn der Glanz des Regenbogens erlischt, dann kommt der Albatros und trägt mich über die sieben Weltmeere in das Reich des Lichts, da werde ich geborgen sein, ich verlasse euch nicht, ich
gehe euch nur voran. Das fanden Evi und ich schön. Anschließend gabs im
Café noch Kaffee und Kuchen, die Kellnerinnen waren überirdisch schöne achtzehnjährige blonde Jungfrauen. Nun bin ich wieder zuhause und schreibe weiter an meinem Requiem für die liebe Seele.

*

Malek,

als ich las, dass Dr. Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern,
das Kreuz wieder in bayrischen Ämtern aufhängen wollte, hab ich spontan
gejauchzt. Dann wunderte ich mich über negative Reaktionen von
Kardinälen, Bischöfen, katholischen und evangelischen Jugendverbänden.
Als ich aber vom Apostolischen Nuntius in Deutschland hörte, er sei im
Sinne des Heiligen Vaters betrübt, wenn das Anbringen von Kreuzen auf
Widerstand bei Bischöfen und Priestern stößt, da war mir das wieder aus
dem Herzen gesprochen. Angeblich aus Rücksicht auf die muslimischen
Flüchtlinge... angeblich habe das Kreuz nichts mit Politik zu tun... Die
Christen schämen sich vor den Muslimen und den Atheisten ihres
gekreuzigten Menschheitsretters, das ist erbärmlich!

*

Hoch verehrter Herr Kardinal Woelki!

Gratulation für Euer Engagement für die Eucharistie! Ich bin Konvertit,
kam im Jahr 2000 unter Führung der Madonna von Medjugorje vom Luthertum und Pfingstlertum zur Kirche Christi. Ich bin immer noch in einem freikirchlichen Bibelkreis, nehme aber an deren Abendmahl nicht teil. Ich denke, Paulus sagt, wer nicht unterscheidet, dass es der Leib
Christi ist, der isst sich das Gericht. Es ist keine Agape, Menschen
einzuladen, sich das Gericht zu essen. Eine pietistische Freundin aus
Süddeutschland stand kurz vor ihrer Konversion, ihr wurde vom
katholischen Priester ihres Dorfes das Ablegen einer Generalbeichte
verweigert, aber aus Gastfreundschaft wurde sie zur Kommunion
eingeladen. Da stimmt doch etwas nicht. Eure Eminenz, leider bin ich
etwas betrübt, denn wenn der Papst auch im Amoris laetitia Ausnahmen für Wiederverheiratete einräumt, und falls die Bischöfe in Deutschland
Evangelische (Ehepartner) zur Kommunion zulassen in Einzelfällen, so ist
leider meine Erfahrung, dass die Priester vor Ort eh machen, was sie
wollen. Euer Eminenz, ich habe Eure Antrittspredigt in Köln im
katholischen Fernsehen gehört, und ich sage Euch als deutscher Dichter,
dass mein Herz gejubelt hatte, als Ihr über Orpheus und Eurydice
gepredigt habt. Das ist der christliche Humanismus des dritten
Jahrtausends, dem ich mich auch widme.

Ihrer Verehrer und Freund in Christus und Maria

*

SENDSCHREIBEN AN DIE GEMEINDE VON RASTEDE

Dies sagt die Torheit Gottes, die weiser ist als die Weisheit der
Männer: Du liebst ein gutes Essen, darum will ich dich einladen zum
Hochzeitsmahl des Lammes. Du liebst einen schönen Spaziergang im Park, darum will ich dich einladen zu einem Spaziergang mit Paulus im Garten Eden, du liebst die Jazz-Musik (du wunderst dich, dass ich das weiß? Aber so rede ich), siehe, so will ich dich im Himmel einladen, die
Mysterien der Kabbala des Bebop zu studieren. Bleibe nur der göttlichen
Torheit treu und grüße deinen Bruder im Schoß der Hure Babylon!

*

Erasmus von Rotterdam, Lob der Torheit. Die Göttin Torheit spricht:

ÜBER DIE THEOLOGEN

Nun zu den Theologen! Gescheiter freilich wäre es wohl, in dieses Wespennest nicht zu stechen und um diese stinkende Hoffart einen Bogen zu machen, denn die Leute sind hochnäsig und empfindlich und reiten am Ende mit ihren Schlußsätzen schwadronsweise Attacke, um mich zum Widerruf zu zwingen, und weigere ich mich, so schreien sie gleich: »Ketzerei«. Im Handumdrehen schleudern sie diesen Blitz, um den zu schrecken, der es mit ihnen verscherzt hat. Kein Mensch zwar will so wenig wie sie davon wissen, daß ich ihnen Gutes tue; und doch stehen auch sie mit einer erklecklichen Schuld bei mir zu Buche. Denn beglückt von ihrer Einbildung tun sie, als wohnten sie im dritten Himmel, und sehen auf die übrige Menschheit wie auf Vieh, das auf dem Boden kriecht, von hoch oben herab, mitleidig schier. Sie verschanzen sich hinter einer so dichten Hecke von magistralen Definitionen, Konklusionen, Korollarien und Propositionen, bald explicite, bald implicite zu verstehen, und halten sich ein so raffiniertes System von Schlupflöchern offen, daß auch die Netze Vulkans sie nicht zu fangen vermöchten: immer wieder beißen sie sich mit ihren Distinktionen heraus, die ihnen so glatt wie das Beil von Tenedos die Knoten der Maschen durchschneiden, und eine Unzahl neuersonnener Wörtchen und ungeheuerlicher Ausdrücke kommt ihnen zu Hilfe. Die heiligen Geheimnisse erklären sie frei aus dem Kopfe: sie wissen genau, wie die Welt erschaffen und eingerichtet, durch welche Kanäle das Gift der Erbsünde in die Kinder Adams geflossen, wie, in welcher Größe und wie schnell Christus im Leibe der Jungfrau gereift ist, und wie in der Hostie die Gestalten von Brot und Wein auch ohne Substanz bestehen.

Doch das sind abgenutzte Themata. Erst Fragen wie die folgenden halten sie großer und erleuchteter Theologen, wie sie sagen, für wahrhaft würdig; erst wenn sie an solche geraten, erwachen sie, an Fragen wie die: Kann man von Entwicklung bei der Menschwerdung Gottes reden? Gibt es bei Christus mehr als eine Sohnschaft? Ist der Satz möglich: Gott Vater haßt den Sohn? Hätte Gott auch in die Gestalt eines Weibes, eines Teufels, eines Esels, eines Kürbisses, eines Kiesels eingehen können? Und wie würde dann dieser Kürbis gepredigt und Wunder gewirkt haben? Wie wäre er zu kreuzigen gewesen? Und was hätte Petrus konsekriert zu der Zeit, da der Leib Christi am Kreuze hing? Konnte zu dieser Zeit Christus noch Mensch genannt werden? Wird man nach der Auferstehung auch essen und trinken dürfen? – gälte es doch, beizeiten gegen Hunger und Durst sich vorzusehen. Solche Haarspaltereien kennen sie tausende, ja, noch viel heiklere. Da reden sie von Instantien, Formalitäten, Quidditäten, Ecceitäten, also von Dingen, die kein Mensch jemals zu Gesicht bekommt, er müßte denn ein Lynkeus sein, der durch das dickste Dunkel hindurch das Nichts sähe. Dazu kommen ihre Sätze aus der Moral, so paradox, daß die bekannten seltsamen Sprüche der Stoiker, die Paradoxien heißen, daneben plump und abgedroschen erscheinen, Sätze wie die: es sei ein kleineres Verbrechen, tausend Menschen den Hals umzudrehen, als nur einmal am Sonntag einem Armen seinen Schuh zu flicken, oder, es sei besser, die ganze Welt mit Mann und Maus untergehen zu lassen, als eine einzige, noch so harmlose kleine Unwahrheit zu sagen.

Noch spitzer spitzen diese Spitzfindigkeiten die Schulen der Scholastiker, zahllos wie Sand am Meer – man fände sich rascher im Labyrinth zurecht als in dem Knäuel von Realisten, Nominalisten, Thomisten, Albertisten, Occamisten, Scotisten, und das sind erst noch nicht alle, nur die bekanntesten. Ihre Systeme strotzen von Gelehrsamkeit und sind gespickt mit Diffikultäten; selbst die Apostel brauchten einen neuen Geist, hätten sie über derlei Dinge mit diesem neuen Theologengeschlecht zu streiten. Paulus war Manns genug, für seinen Glauben zu zeugen; aber wenn er sagt: »Glaube ist zuversichtliche Erwartung von Dingen, die man erhofft, Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht«, so ist das keine magistrale Definition, und hat er auch die Liebe aufs herrlichste betätigt, so fehlte es ihm doch an der nötigen Dialektik, um ihren Begriff nach Umfang oder Inhalt genügend zu bestimmen. Mit frommem Herzen zwar konsekrierten die Apostel Hostien und Kelch, aber gefragt über den Terminus a quo und ad quem, über die Transsubstantiation, über die Art, wie derselbe Leib verschiedenerorts zugleich sein kann, über den Unterschied in der Existenz des Leibes Christi im Himmel, am Kreuz und in der Hostie, gefragt, in welchem Moment die Wandlung geschehe, da doch die Worte, durch welche sie geschieht, als in sich geteilte Größe Zeit zum Ablauf brauchen, – sie hätten kaum so scharfsinnig wie die Scotisten zu argumentieren und definieren gewußt. Die Apostel kannten die Mutter Jesu; aber wer von ihnen wies so philosophisch wie unsere Theologen nach, wie sie von der Befleckung durch Adams Ursünde rein blieb; Petrus erhielt die Schlüssel und erhielt sie von dem, der sicher keinen Unwürdigen damit betraute; aber ich zweifle, ob er verstanden hätte, wieso auch der den Schlüssel zur Erkenntnis besitzen kann, der die Erkenntnis nicht besitzt ? gedacht hat er jedenfalls nicht von ferne an diese feine Frage. Die Apostel tauften allerorten, und doch lehrten sie nirgends, was Form und was Materie, was Wirkursache und was Endursache der Taufe sei, und von auslöschlichem und unauslöschlichem Merkmal ist bei ihnen keine Rede. Sie beteten an, doch im Geiste, und taten dabei nur nach dem Worte des Evangeliums: »Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.« Aber man sieht nicht, daß ihnen damals geoffenbart war, man müsse ein Bildchen, das mit Kohle an eine Wand gezeichnet ist, mit derselben Verehrung anbeten wie Christum selbst, sobald darauf zwei ausgestreckte Finger und wallende Locken und in dem Heiligenschein am Hinterkopf drei Strahlenbündel zu sehen sind. Wie sollte auch jemand derlei wissen, der nicht seine sechsunddreißig Jahre über der Physik und Metaphysik des Aristoteles und des Scotus abgesessen hat? Immer wieder schärfen die Apostel die Lehre von der Gnade ein, aber nirgends unterscheiden sie zwischen Gnade zum Heile anderer und Gnade zum eigenen Heile. Überall predigen sie die Liebe, aber sie wissen keine eingegossene von erworbener Liebe zu trennen und erörtern nicht, ob sie Qualität oder Substanz sei, ob erschaffen oder unerschaffen. Sie verabscheuen die Sünde, aber ich will des Todes sein, wenn sie wissenschaftlich definieren könnten, was das ist, was wir Sünde nennen – es müßte denn der Geist der Scotisten sie erleuchtet haben. Denn niemand wird mich glauben machen, daß Paulus, dessen Bildung auf die andern Apostel schließen läßt, sich in solchen Feinheiten auskannte; sonst hätte er nicht so oft gegen einfältige Tüfteleien, Zänkereien, genealogische Phantasien und – wie er sagt – wahre Wortschlachten gewettert. Und doch, wie plump und bäurisch waren alle Streitigkeiten und Kämpfe jener Zeit, vergleicht man sie mit den Problemen Unserer Magistri, Problemen, die Chrysippus zu heikel wären.

Die Herren sind freilich recht artig: steht bei den Aposteln ein etwas ungeschliffener und laienmäßiger Satz, so verdammen sie ihn nicht, sie legen ihn nur passend aus, eine Ehre, die teils dem Alter, teils dem apostolischen Titel gilt – man darf doch auch, weiß Gott, von den Aposteln keine Dinge verlangen, über die sie aus dem Munde ihres Lehrers kein Sterbenswörtchen vernahmen. Steht aber ein ähnlicher Satz im Chrysostomus, im Basilius, im Hieronymus, so vermerken sie einfach »ungültig!« Die Apostel haben zwar heidnische und jüdische Philosophen, die von Natur verstockte Widersacher waren, zum Schweigen gebracht, aber mehr durch ihren Wandel und durch Wunder als durch die Künste der Logik, und keiner dieser Gegner hätte eine einzige Abhandlung des Scotus verstanden. Aber heute – wo ist der Heide, wo der Ketzer, der nicht augenblicklich vor diesem Hagel schärfster Spitzfindigkeiten das Feld räumt? Er müßte denn dumm genug sein, um nichts zu begreifen, oder frech genug, um mit Auszischen zu antworten, oder müßte dieselben Finten kennen, so daß sich die Chancen die Waage hielten – es wäre dann so, wie wenn man Zauberer gegen Zauberer antreten ließe oder ein Fechter mit gefeitem Degen gegen einen andern kämpfte, dessen Degen gefeit ist: heraus käme dasselbe wie damals am Webstuhl der Penelope. Drum könnten die Christen nach meiner Meinung nichts Gescheiteres tun, als statt der dummen Soldatenregimenter, mit welchen sie doch nichts ausrichten, einmal die Scotisten, diese Schreihälse, und die Occamisten, diese Hartköpfe, und die Albertisten, diese Berserker, samt der ganzen Professorenarmee gegen die Türken und Sarazenen marschieren zu lassen: sie würden, meiner Treu, das eleganteste Fechten schauen und einen nie dagewesenen Sieg. Das kühlste Herz muß ja Feuer fangen von ihren Geistesblitzen, der größte Dummkopf Laufschritt machen vor solcher Silbenstecherei, das schärfste Auge versagen vor ihrem dicken blauen Dunst.

Doch scheint es euch, es sei mir damit nicht ganz ernst – kein Wunder, denn manchem Theologen von besserer Schule ekelt selber vor diesen, wie er meint, nichtsnutzigen Künsten seiner Kollegen; manche verfluchen sie als Gotteslästerung und nennen es ruchlos, über so heilige Dinge, die Anbetung, nicht Erklärung heischen, mit ungewaschenem Maule zu schwatzen, so gemeine, von den Heiden geborgte Kniffe zu gebrauchen, so selbstbewußt zu definieren und die Erhabenheit göttlicher Theologie mit so sinn-, nein würdelosen Ausdrücken und Behauptungen zu beschmutzen. Den Herren selbst aber gefällt es – oder besser – sie gefallen sich selber dabei ganz über die Maßen, und weil dieses wonnige Geschwätz sie Tag und Nacht beansprucht, bleibt ihnen nicht ein freier Augenblick, nur einmal das Evangelium oder die Episteln Pauli aufzuschlagen; und während sie derlei Possen auf ihren Schulen treiben, bilden sie sich ein, die gesamte Kirche, die sonst einstürzen müßte, auf den Stützen ihrer logischen Schlüsse aufrecht zu halten, wie nach den Dichtern Atlas den Himmel auf seinen Schultern trägt.

Unbeschreiblich aber ist ihr Glück, wenn sie Worte der Heiligen Schrift wie einen Wachsklumpen nach Belieben bald so, bald so zurechtdrücken, oder wenn ihre Thesen schon die Unterschrift eines Dutzend Professoren tragen und sie sich dafür nun ins Zeug legen, als sollten daneben die Gesetze Solons und die Erlasse der Päpste nichts mehr gelten, oder wenn sie wie Zensoren des Erdkreises jeden zum Widerruf herbeizerren, der irgendwo irgendwas sagte, das nicht genau in das Gebäude ihrer direkten und indirekten Folgerungen paßt, oder wenn sie wie vom Dreifuß eines Orakels herab verkünden: »Dieser Satz ist ein Ärgernis, der ist zu wenig respektvoll, der riecht nach Ketzerei, der hat einen übeln Klang.« Keine Taufe, kein Evangelium, kein Paulus oder Petrus, kein Hieronymus oder Augustin, ja selbst nicht der Oberaristotelicus Thomas vermag noch einen Menschen zum Christen zu machen, wenn nicht der hohe Rat der Bakkalaren dazu Amen sagt: dermaßen genau nimmt man es heutzutage. Wer hätte nämlich gemerkt, daß einer kein Christenmensch ist, der behauptet, es sei ebenso korrekt zu sagen »der Nachttopf stinkst« wie »der Nachttopf stinkt«, oder »des Kochtopfs siedet« wie »der Kochtopf siedet«, hätten es nicht jene scharfsinnigen Denker bewiesen? Wer sonst hätte die Kirche aus dem Dunkel solcher Irrlehren erlöst? Kein Mensch hätte sie ja nur beachtet; erst die feierliche Verdammung durch die Gelehrten hat sie der ahnungslosen Welt verraten. Sind aber diese Schaumschläger bei ihrem Geschäft nicht überglücklich?

Mit dem gleichen Behagen malen sie das Leben in der Hölle bis ins kleinste aus, als hätten sie in diesem Reiche schon einige Jahre geweilt, oder schichten sie nach Lust und Laune neue Sphären über die alten, bis obendrauf jener größte und schönste Himmelsraum kommt, wo die Geister der Seligen bequem lustwandeln oder schmausen oder auch Ball spielen können. Mit diesen und tausend andern Kindereien sind ihre Köpfe zum Bersten vollgestopft – das Gehirn Jupiters war sicher nicht so aufgetrieben, als er in den Wehen vor der Geburt der Pallas den Vulkan mit seiner Axt zu Hilfe rief. Staunt darum nicht, wenn ihr bei öffentlichen Disputationen die Köpfe jener Leute so sorgsam mit Bändern umwickelt seht: sie würden sonst sicher platzen.

Noch etwas reizt auch mich nicht selten zum Lachen. Sie fühlen sich dann erst so recht als Theologen, wenn sie ein recht häßliches Kauderwelsch reden; und wenn sie sich dermaßen barbarisch ausdrücken, daß nur ein Barbar sie versteht, so heißen sie das Wissenschaftlichkeit, die für das Laienvolk eben zu hoch sei. Denn sie sagen, es vertrage sich nicht mit der Größe ihrer heiligen Wissenschaft, sich den Regeln der Grammatiker beugen zu müssen. Wie herrlich erhaben sind doch die Theologen, wenn sie allein sich des Vorrechts erfreuen, Böcke zu schießen – in Konkurrenz zwar mit Gevatter Schneider und Handschuhmacher! Vollends im Himmel aber glauben sie sich, wenn sie einer in gottesfürchtiger Demut als »Unser Magister« begrüßt, liegt doch für sie in diesem Titel so etwas wie für den Juden in jenen vier Buchstaben, die ihm seinen Gott bezeichnen; darum erklären sie, es sei Sünde, ihn anders als groß zu schreiben. Sollte aber jemand – was im Latein ja angeht – die beiden Wörter umstellen, so wäre mit einem Schlage die Würde des Titels dahin. Kaum weniger glücklich als sie leben die Menschen, die sich fromme Brüder und Klosterleute nennen, wobei der erste Name so falsch ist wie der zweite; denn ein gut Teil von ihnen ist alles andere als fromm, und niemand trifft man so häufig auf allen Straßen und Gassen.

*

Hallo Gisela,

heute am 7. Mai, ist dein Namenstag, denn da wird die selige Königin
Gisela von Ungarn, Ehefrau des heiligen Königs Stefan von Ungarn,
gefeiert. Sie lebte um 1000 nach Christus und christianisierte Ungarn.
Die Kirche betet, dass auf die Fürsprache der seligen Gisela es auch
heute starke Frauen gebe, die dem Königreich Christi auf Erden dienen.
Daher gratuliere ich dir und wünsche dir Gottes Segen zum Namenstag.

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Freunde, die mich freigesprochen hätten, ich möchte auch mit euch darüber reden, was geschehen ist, während die Richter beschäftigt sind, und bevor ich an die Stelle gehe, an der ich sterben muss. Bleibt denn eine Weile, denn wir können auch miteinander reden, während es Zeit ist. Ihr seid meine Freunde, und ich möchte euch die Bedeutung dieses Ereignisses zeigen, das mir passiert ist. O meine Richter - denn euch kann ich wirklich Richter nennen - ich möchte euch von einem wunderbaren Umstand erzählen. Bisher war das vertraute Orakel in mir immer wieder in der Gewohnheit, mich sogar gegen Kleinigkeiten zu stellen, wenn ich eine Torheit oder einen Irrtum über irgendetwas begehen wollte; und jetzt, wie ihr seht, ist auf mich gekommen, was man denken kann, und wird allgemein geglaubt, das letzte und schlimmste Übel zu sein. Aber das Orakel machte kein Anzeichen von Opposition, weder als ich mein Haus verließ und am Morgen ausging, noch als ich vor dieses Gericht gehe, oder während ich sprach über irgendetwas, was ich sagen wollte; und doch bin ich oft mitten in einer Rede gestoppt worden; aber jetzt in nichts habe ich etwas gesagt oder berührt diese Angelegenheit, da hat das Orakel gegen mich geredet. Was nehme ich dazu an, dies zu erklären? Ich werde es euch sagen. Ich sehe dies als Beweis dafür, dass das, was mit mir geschehen ist, gut ist, und dass diejenigen von uns, die denken, dass der Tod ein Böses ist, sich irren. Das ist ein großer Beweis für mich von dem, was ich sage, denn das übliche Zeichen würde mir sicherlich widersprochen haben, wenn ich böse und nicht gut gegangen wäre. Lasst uns in anderer Weise nachdenken, und wir werden sehen, dass es einen großen Grund gibt zu hoffen, dass der Tod gut ist, denn eines von zwei Dingen: - entweder der Tod ist ein Zustand des Nichts und völliger Bewusstlosigkeit, oder, wie die Menschen sagen, es gibt eine Veränderung und Migration der Seele von dieser Welt zur anderen. Nun, wenn ihr annehmt, dass es kein Bewusstsein gibt, sondern ein Schlaf wie der Schlaf von dem, der auch durch den Anblick der Träume ungestört ist, wird der Tod ein unaussprechlicher Gewinn sein. Denn wenn eine Person die Nacht aussuchen würde, in der sein Schlaf auch durch Träume ungestört war und mit den anderen Tagen und Nächten seines Lebens zu vergleichen wäre, und dann sagt uns, wie viele Tage und Nächte er in dem Weg seines Lebens besser und angenehmer als in dieser Nacht gewesen, ich denke, dass jeder Mann, ich werde nicht sagen, nur ein Privatmann, aber auch der große König, wird nicht finden viele solche Tage oder Nächte, im Vergleich zu den anderen. Nun, wenn der Tod so ist, sage ich, dass zu sterben ist Gewinn; denn die Ewigkeit ist dann nur eine einzige Nacht. Aber wenn der Tod die Reise zu einem anderen Ort ist und dort, wie die Menschen sagen, alle Toten sind, welches Gut, o meine Freunde und Richter, kann größer sein als dies? Wenn ja, wenn der Pilger in der Welt dort unten ankommt, wird er von den Bekennern der Gerechtigkeit in dieser Welt befreit und findet die wahren Richter, die dort zu urteilen bereit sind, Minos und Rhadamanthus und Aeacus und Triptolemus und andere Söhne Gottes, die waren gerecht in ihrem eigenen Leben, dass die Pilgerfahrt wert sein wird. Was würde ein Mann nicht geben, wenn er mit Orpheus und Musaeus und Hesiod und Homer sprechen könnte? Nein, wenn dies wahr ist, lasst mich immer wieder sterben. Ich werde auch ein wunderbares Interesse an einem Ort haben, an dem ich mich mit Palamedes unterhalten kann, und mit Ajax, dem Sohn von Telamon, und anderen alten Helden, die durch ein ungerechtes Urteil den Tod erlitten haben; und es wird kein kleines Vergnügen sein, wie ich denke, beim Vergleich meiner eigenen Leiden mit ihren. Vor allem werde ich meine Suche in wahres und falsches Wissen fortsetzen können; wie in dieser Welt auch dort; ich werde herausfinden, wer weise ist, und wer nur vorgibt, weise zu sein. Was würde ein Mann nicht geben, o Richter, um den Führer der großen trojanischen Expedition zu suchen; oder Odysseus oder Sisyphus, oder zahllose andere Männer, und Frauen auch! Welche unendliche Freude würde es im Gespräch mit ihnen geben und wenn man ihnen Fragen stellen könnte! Denn in dieser Welt stehen sie hierzu keinem Menschen Antwort; sicherlich nicht. Denn in jener Welt ist es noch glücklicher als in dieser, sie werden unsterblich sein, wenn das, was gesagt wird, wahr ist. Darum, o Richter, seid guten Mutes über den Tod und kennt das von einer Wahrheit, dass kein Böses einem guten Mann geschehen kann, sei es im Leben oder nach dem Tode. Er und die Seinen werden von den Göttern nicht vernachlässigt; noch wird mein eigenes nahes Ende durch bloßen Zufall geschehen. Aber ich sehe klar, dass zu sterben und frei zu werden ist besser für mich; und deshalb gab das Orakel kein Zeichen. Aus welchem Grund auch ich nicht böse bin auf meine Ankläger oder meine Verurteilung; sie haben mir nichts geschadet, obwohl keiner von ihnen mir Gutes tun wollte; und dafür kann ich sie leicht beschuldigen. Trotzdem habe ich einen Gefallen, um ihn von euch zu erbitten. Wenn meine Söhne erwachsen sind, möchte ich euch fragen, o meine Freunde, sie zu erziehen; und ich möchte euch stören, wie ich euch beunruhigt habe, wenn sie sich um Reichtum kümmern oder um anderes als um Tugend; oder wenn sie vorgeben, etwas zu sein, wenn sie wirklich nichts sind, - dann verurteilt sie, wie ich sie verurteilt habe, weil ich mich nicht darum kümmerte, für wen sie sich sorgen sollten, und wenn sie denken, dass sie etwas sind, wenn sie wirklich nichts sind. Und wenn ihr das tut, werden ich und meine Söhne Gerechtigkeit von euren Händen bekommen haben. Die Stunde der Abreise ist gekommen, und wir gehen unsere Wege - ich sterbe, und ihr lebt. Was ist besser? Gott nur weiß es.

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Malek,

ein neues Mädchen schwirrt mir im Kopf rum. Sie heißt Swantje, ist etwa
18, schlank, lange blonde Haare, feines Gesicht, ich lernte sie vor zwei
Wochen im lutherischen Bibelkreis kennen, da schien sie mir eine Vision
der Madonna, deshalb dichtete ich für sie ein Versmärchen über die
Schwanenjungfrau, das ich ihr heute gab. Für ihre 18 Jahre ist sie recht
gebildet, aber natürlich strotzt alles noch von Jugendtorheit, sie gab
mir in meinen Kommentaren zu Hiob auch jederzeit Widerworte, weshalb ich mich anschließend drei Stunden über die närrischen Christen, dieses
leidensscheue Gesindel mit ihrem "lieben Gott" ärgerte, bis mich zum
Glück der Heilige Geist erinnerte, wie die junge Närrin ihren schlanken
weißen Oberarm enthüllte, um die drei roten Striemen zu zeigen, die ein
sanfter Birkenzweig auf ihrer hochfeinen Haut hinterlassen. Ich will dir
gar nicht sagen, was mich in nächster Zeit für Widerwärtigkeiten in
beiden Bibelkreisen über Hiob erwarten. Das sind alles so Glücksucher,
so naive Sonnenscheinchristen. Nietzsche tröstete mich: Ich erinnere
mich wieder daran, dass ich gar nicht mehr zu den Lebenden gehöre,
sondern zu den längst bestatteten, meine Weisheit ist nicht von dieser
Welt. Aber mit meinen Toten und Heiligen rede ich im Jenseits gern, sie
sind zu himmlischen Intelligenzen geworden. Aber was für ein Schwanenarm...

*

Liebe Sabine,

Sokrates hatte Söhne von Xanthippe, aber sie kamen ganz nach der Mutter,
es waren mißratene Kinder. Tom sagte zu Evi: Ich habe über dich
nachgedacht, aber ich sage dir nicht, was ich gedacht habe. Dann, als
sie ihn von seinem Faulbett aufscheuchte, wo er Comics konsumiert, um
mit den Hunden spazieren zu gehen, nannte er sie eine Hure. Nun, eine
neunzigjährige katholische Jugendtherapeutin sagte, die pubertierenden
Knaben könnten ihre Mutter manchmal rein chemisch nicht mehr riechen,
ihre Nähe nicht mehr ertragen. Dann sei der Vater wichtig, den Jüngling
zu seiner Männlichkeit zu führen. Toms Vater, der Taugenichts, glänzt
aber durch Abwesenheit. Jünglinge brauchen männliche Ideale, die fehlen
Tom aber, er strebt nur dem militanten Superhelden des Hollywoods-Kinos
nach. Jesus weint vor Mitleid, denn sie sind wie Schafe ohne Hirten.

Torsten

*

Liebe Gudrun,

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Die heilige Therese von Lisieux
sagt: Es ist besser, mit Gott, als über Gott zu reden, denn in das Reden
über Gott mischt sich stets die Eitelkeit. So möchte ich mich
entschuldigen, wenn ich im Bibelkreis so viel oder zu viel rede. Ich
schweige ja sonst lange Tage zuhause. Und wenn mich dann das Thema Hiob hinreißt, da ich diesem Buch schon vieles Nachleben und Nachdenken gewidmet habe, dann lass ich zu sehr die Zügel schießen und die Rosse gehen mit mir durch. Ich schäme mich deswegen. Es ist so, dass mich schon meine Indianer-Freunde im Wald aufforderten, nicht immer das Wort zum Sonntag zu predigen. Ich bin ein geborener Predige ohne Kanzel.

Torsten

*

Malek,

zwei Dimge fallen mir am zeitgenössischen Christentum auf, die ich für
irrig halte:

1. Das Christentum ohne Kreuz. Man glaubt wohl an die Kreuzigung Jesu
vor 2000 Jahren, wünscht sich aber ein Christentum in der Kraft und
Freude der Auferstehung, ist nicht bereit, das eigene Kreuz zu tragen,
sieht keinen Sinn in den Leiden, hadert mit Gott, wenn er einem Kreuze
sendet, will ein Christentum von Fun und Happiness, freut sich nicht,
wenn Christus einen einlädt, am eigenen Leib zu ergänzen, was an den
Leiden Christi noch fehlt, hat letztlich eine buddhistische Einstellung
zum Leiden, nämlich die Verneinung und Vermeidung des Leidens.

2. Ein Neues Testament ohne Altes Testament. Die Irrlehre ist alt, schon
Marcion anerkannte nur Lukas und Paulus. Die Gnosis baute den Gegensatz auf zwischen dem bösen Gott Israels Zebaoth und dem lieben Vater Jesu. Die Irrlehre des Antinomalismus, nämlich dass das Gesetz ganz und gar überwunden sei und Jesus einen radikalen Bruch mit dem Gesetz vollzogen habe und nun nur noch die Gnade allein gelte, wurde von den Reformatoren und der Kirche widerlegt. Aber heute reden alle Christen vom lieben Gott und Vater des Neuen Testaments und von dem schrecklichen Rachegott des Alten Testaments. So entsteht aber keine wahre Gotteserkenntnmis. Wahre Gotteserkenntnis entsteht, wenn man die ganze Heilige Schrift anerkennt und das Alte Testament als Offenbarung Jesu Christi anerkennt. Sonst kommt solch ein Götze hervor, dass Gott ein allesverzeihender, alles tolerierender zärtlicher Großvater sei, ohne Gerechtigkeit und Gericht, eine kraftlose Liebe, ein weichgespülter Softie-Gott.

*

DAMARIS
O Dionysios, Freund, Lieber, hast du den Prediger auf dem Areopag
gehört, wie er von dem neuen Gott Jesus und seiner Anastasis sprach?
DIONYSIOS
Die Unsterblichkeit der Seele hat Sokrates schon bewiesen, wie wir bei
Plato lesen.
DAMARIS
Die Toten sind selig von nun an, die in dem Christos sterben.
DIONYSIOS
Des Philosophen höchster Wunsch ist, dass sein Ich sterbe.
DAMARIS
Auf dass er schaue die göttliche Schönheit.
DIONYSIOS
Dazu verhelfe uns die himmlische Charis.
DAMARIS
Wie mich die Knaben fragten: Wer ist weiser: der kluge Odysseus oder
der weise Salomo?
DIONYSIOS
Wie ich einst der blauäugigen Athene gefolgt, so folge ich nun der Hagia
Sophia.
DAMARIS
Und wie wir in unserer Jugend die Aphrodite Urania verehrt, so ehren wir
nun die allerhöchste Gottheit.
DIONYSIOS
Die Urgottheit, die Urschönheit.
DAMARIS
Davon aber wissen die christlichen Sklaven nichts. Das hat ihnen der
Galiläer nicht offenbart.
DIONYSIOS
Darum gab uns ja der Logos die Sophia, auf dass wir die christlichen
Narren lehren.
DAMARIS
Nur, was ist Demut?
DIONYSIOS
Ich bin nichts, die absolute Gottheit ist Eins und Alles.
DAMARIS
Auf denn, lieber Bruder, gehen wir gemeinsam im Licht der Weisheit.

*

Malek,

des himmlischen Vaters Segen zum Vatertag! Als Vater nach dem
Vaterherzen Gottes sollst du der erste Missionar deiner Kinder sein, der
durch ein liebendes Vaterherz ihnen hilft, an Gottvater zu glauben. Und
wenn du eines Tages zum barmherzigen Vater eines verlorenen Sohnes
werden solltest, dann bleib in der Liebe. Und als Ehemann sollst du dem
Dornengekrönten Christus als dem Bräutigam seiner Kirche ähnlich sein,
der sich opfert für seine Braut. Das ist deine erste Berufung. Alles
andere wie Predigten und Wissenschaft kommt danach.

*

Dineke,

du schreibst nicht mehr, du magst mich nicht mehr, ich frage mich, was
ich verkehrt gemacht habe, und frage mich, ob ich dir mit meinen
leidenschaftlichen Briefchen zu nah getreten war. Es waren aber nur
romantische Kurzromane, pure Poesie, in Wahrheit bin ich ohne kede
Leidenschaft. Wenn ich dich gekränkt habe, tut es mir leid. Und wenn du
keinen Kontakt mehr mit mir wünschst, dann wünsch ich dir Gottes Segen
für deinen weiteren Lebensweg.

*

Liebe Gudrun,

Gott hat mich in die Ehelosigkeit berufen, und ich bin dankbar dafür.
Ich muss viel leiden in meiner kranken Seele. Da denke ich gerade:
Maria, was wäre ich ohne barmherzige Schwestern? Dazu zähl ich auch
dich, ganz unabhängig von deinem Amt. Und dafür danke ich dir und
wünsche dir Gottes Segen zum Muttertag!

*

Goethe sagt: Und die Dichter, die sich in die Einsamkeit zurückziehen,
fragen sich, was sie ohne Schwestern wären? Und Rimbaud schreibt vom
Genie, dass ihm die Caritas-Schwestern beigestanden. Ihr barmherzigen
Schwestern um mich, seid etwas wie mütterliche Freundinnen meiner
kranken, leidenden Psyche. Die Gottesmutter segne dich zum Muttertag!

*

Heute habe ich ein befreundetes Ehepaar besucht, Pfingstler, aber der
Tag stand nicht unter dem Stern der Weisheit, sondern dem der Torheit,
kein Wort von Gott, nur weltliches Gerede über den und jenen großen und
kleinen Menschen und die Haustiere. Auf einem für mich viel zu
anstrengenden Spaziergang - was mir Spott eintrug - besuchten wir im
Nachbarort eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, eine echte
rotsteinerne Volksburg, nein, Gottesburg, von Katholiken gebaut, Sankt
Johannes geweiht, mit einem großen steinernen Altar, auf dem Alpha und
Omega stand, und einem Altarbild, das in vierzehn Stationen die Passion
Christi zeigte, dazu ein Bild vom Letzten Abendmahl direkt in der Mitte
über dem Altar. An den Seiten Beichtstühle, rechts vor dem Altarraum
eine erhöhte holzgeschnitzte Kanzel mit den Bildern der 4 Evangelisten.
O von da müsste ich predigen! Die Kirche war innen weiß und es standen
Reihen von harten Holzbänken dort. Allerdings in die Hände der
Lutheraner geraten, wird dort kein Opfer Christi mehr gefeiert, keine
Beichte mehr gehört, und ein anderes Evangelium verkündet. Nun bin ich
wieder zuhause in meiner Klosterzelle, hier ist Bethel, hier ist das
Haus Gottes, hier steht der Himmel offen und die Engel steigen auf und
ab. In der häuslichen Messe wurde Tolstoi zitiert, das war meine
Ermutigung, denn die Hagia Sophia wird im russischen Volk am meisten
verehrt (werden).

*

Hallo Malek,

ich schreibe dir hier politisch ganz unkorrekte Gedanken. In unserem
feministischen Zeitalter geht man davon aus, dass die Frau höher steht
als der Mann. Erasmus von Rotterdam lässt die Göttin der Torheit dieses
reden: Dem Mann ist wegen seiner Aufgaben mehr Verstand zugeteilt, aber
auch hier mache allein ich glücklich, indem ich dem vernünftigen Mann
eine törichte Frau zugeselle, die ihn durch ihre kindliche Torheit
bezaubert. - Der Prediger Salomo sagt: Unter tausenden fand ich Einen
weisen Mann, eine weise Frau hab ich unter ihnen nicht gefunden. - Wie
entzückend sind die schönen jungen Frauen zwischen 16 und 22, aber wie
plappern sie und sprudeln ihre Torheit hervor. Ich hielt immer den
indischen Mythos für wahr: Der Gott Shiva ist reiner Geist, seine
Sprache ist das Sanskrit der Brahmanen, der Priester und Philosophen, er
lebt eine solche strenge Askese, dass er mit einem Blitz aus seinem
dritten Auge den Eros (Kama) verbrennt. Seine Ehepartnerin ist die
Göttin Parvati, die Mutter Erde, die Mutter Natur, ihre Sprache ist das
Prakriti, die Sprache der Frauen und des Alltags, ihr Kult ist der Kult
der Sinnlichkeit, die Sexualmagie des Tantra, die sakrale Prostitution.
Johannes Paul II sprach vom Zeichen der Zeit, dass wir leben im
Zeitalter der Frau, und er würdigte den Genius der Frau, ihre geistige
Würde. Aber ich merke auch in den Bibelkreisen, dass man mit Frauen
nicht theologisieren oder philosophieren kann, sondern nur über
Menschlich-Allzumenschliches und persönliche Erfahrungen reden kann.
Worüber ich noch nachdenken muss, ist die Frage, worin sich männliche
Heiligkeit von weiblicher Heiligkeit unterscheidet. Eine lutherische
Pastorin begann in ihrer Predigt bei der Verklärung Christi und endete
beim gerechten Handel für - Schuhe...

*

Dineke,

ich habe gestern Nacht, als ich Gedichte einer deutsch-jüdischen
Dichterin gehört habe, viel an dich gedacht. Ich wünsche dir im Namen
deines Babys Gottes Segen zum Muttertag.

*

In einer schlaflosen Nacht gedacht: Die Bibel spricht vom
apokalyptischen Kampf zwischen Christus und Antichrist. Auch dem Kampf zwischen der himmlischen Jungfrau Jerusalem und der weltlichen Hure Babylon. Salomo vom Krieg zwischen Frau Weisheit (Panhagia Sophia) und Frau Torheit (Moria) oder wie der Engländer sagt, the spiritual war between Lady Wisdom and Dame Folly. Moria beherrscht zur Zeit fast die ganze Erde. Morias Herrschaft erstreckt sich auf alle Bereiche von Kunst und Kultur. Moria ist eingedrungen in die christlichen Sekten, sogar in die Kirche Christi. So manchem Pfaffen steht die Moria auf die Stirn geschrieben. Die Panhagia Sophia scheint sich zurückgezogen zu haben. Wie Jesus Sirach sagt: Sophia ist nur wenigen bekannt.

*

Doctor Marcus Mons glandis!

Si vestri mortuis tui uxor tua mentula cum coronis redimita quercu!

Cygnus

*

Hallo Stefan,

Glückwunsch zur neuen Arbeitsstelle bei den Wasserwerke in Brake als
Manager und dass du den Hinweg von einer Stunde mit dem Fahrrad fährst. Ich war gestern in Wiefelstede spazieren, das ich noch nicht kannte, und bewunderte die schöne alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert,
seelenverwandt mit unserer heimatlichen Ansgari-Kirche.

*

Malek,

zum Thema Prüfungen zwei Gedanken:

1. Wenn eine Mutter einen achtjährigen Knaben hat und ihn sich selbst
überlässt, dann sagt er: Ich geh nicht mehr zur Schule, liege den ganzen
Tag im Bett, lese nur noch Comics, trinke nur noch Cola und esse nur
noch Brötchen mit Nutella, nichts anderes mehr. So sind wir mit Gott.

2. Wenn Jesus so gelebt hätte, wie wir uns das denken, dann hätte er
Maria Magdalena geheiratet, hätte zwei Knaben gezeugt, wäre ausgewandert nach Südindien, hätte sich da zur Ruhe gesetzt und wäre mit 130 Jahren friedlich eingeschlafen.

*

Malek,

ich erwähnte im lutherischen Bibelkreis das Wort Hauskreuz, die Pastorin
meinte, das müsse katholisch sein, das kenne sie nicht. Ich erwähnte das
Wort Hauskreuz vor einem Pfingstler, aber er kannte statt Hauskreuz nur
Hauskreis. Hauskreuz ist das nächtliche Wachen der Mutter, um den
Säugling zu stillen, wenn die Eltern nachts mit Kindern ins Krankenhaus
müssen, wenn die Pubertierenden rebellisch und frech werden, wenn der
Vater erschöpft ist von der Arbeit, um die Familie zu ernähren, wenn die
Mutter kocht und es keinem schmeckt, wenn die Kinder Gott vergessen usw. Das Hauskreuz ist das Kreuz, dass die Eheleute zu tragen haben, denn
Jesus sagt: Wer mir nachfolgen will, der nehme sein (Haus-)Kreuz auf
sich. Die mittelalterliche Mystikerin Gertrud die Große fragte Jesus
einmal, was ihm das Liebste sei, und er sagte: Das geduldige Annehmen
der täglichen Widerwärtigkeiten ist mir das Liebste. - Und Mutterliebe -
das soll eine lebenslange selbstlose Liebe sein wie die Liebe Gottes.
Die Liebe Gottes ist aber eine gekreuzigte Liebe. Auch die selbstlose
Mutterliebe muss eine gekreuzigte Liebe sein. Eine russische Dichterin
erzählt: Ein Sohn trug das Herz seiner Mutter in der Hand und ließ es
unachtsam fallen, da stolperte er über das Mutterherz. Und dies war, was
das Mutterherz sagte: Hast du dir weh getan, mein Liebling?

*

Meine Seele und mein Körper sind total erschöpft. Zu meinem Körper: "Ich weiß, er wünschte sich oft, lieber tot zu sein, als die Seele in so
einem krüppligen Körper zu sein." Götz von Berlichingen. Zur Seele: Alle
stellen sich den Himmel vor wie eine himmlische Discothek: Alles
blendendes Licht, bunte Farben, Lobpreismusik, Jubel der Seligen, Tanz
und Lachen der Engel. ICH will nur im Bett des Grabes schlafen - im Tod
ist alles ewige Ruhe in Gott dem Herrn.

*

Wie andre ihr Leben der Liebe hingeben, gebe ich mein Leben der Kunst
hin. Vor einiger Zeit forschte ich, ob es eine persische Göttin Susanna
je gegeben, fand, die Göttin der Perser hieß Anahita, fand einen
englischen Essay über Anahita, den ich übersetzte, und eine Hymne aus
dem Avesta, den ich als Zarathustras Hymne an die Göttin Anahita
übersetzte. Im Zusammenhang dieser Studien erfuhr ich vom armenischen
Nationalepos David von Sasun, dessen Übersetzung ich heute (trotz einer
ohnmachtähnlichen Schwäche) beendet habe. Das sind so meine Freuden,
aber wem kann man davon schon erzählen? Die Christen halten mich für
verrückt.

*

Liebe Mama!

Almosen geben, heißt Gott zu leihen. ER wird es Dir mit reichlichen
Zinsen zurückgeben. - Ich habe vom langen Spaziergang am Samstag schon den dritten Tag Schmerzen in den Beinen und kann nur humpeln. Heute versuch ich, ob mir Magnesiumpulver hilft. Übrigens hatte mein Freund Malek aus Hamburg mich doch vermisst und hatte wieder Sehnsucht nach Briefchen von mir, das ist eine schöne Überraschung.

Torsten

REISESEGEN

Wenn, Mama, mit dem Rad du wanderst an der Ruhr,
Dann segne dich das Licht der göttlichen Natur!

*

Lieber Malek,

die Biblischen Hymnen sind nach der Konkordanz zusammen gestellte
Bibeltexte nach Hermann Menge, leicht überarbeitet, darum hat scribd sie
nicht angenommen. Ich will sie im nächsten Buch der webside
veröffentlichen. Zur Schwanke-Bibel gehören nur selbst-übersetzte Texte.
Ich habe die Texte für das nächste Buch der webside schon zusammen
gestellt, und habe auch Pläne für drei, vier E-Books, kann das aber erst
bearbeiten, wenn ich aus dem Abyssus der unerträglichen Trauer wieder
heraus bin, in dem ich gerade geplagt bin, so sehr, dass ich kaum
schreiben oder lesen kann. Aber das ist auch in Ordnung.

*

Liebe Mama,

falls auf deiner Wanderung mal die Konversion ins stocken kommt, hier
ein Spruch:

Herr Afeu fragte Herrn Bfeu: Was macht eigentlich Herr Cfeu? Herr Bfeu
sagte Herrn Afeu: Herr Cfeu liegt mit Fräulein Dfeu im Efeu.

Heute hat Evi mir ein Bücherregal angebracht, ich hab sogar auch ein
Loch mit der elektrischen Bohrmaschine gebohrt. Dienstag war Evi mit Tom eine Stunde bei mir, wir haben viel gelacht. Tom will Urlaub in Tokyo machen, am liebsten nur mit einem Freund (14 Jahre). Gleich guck ich nach einem Fliegennetz für meine Balkontür.

*

Zwei Gedanken:

1. Ich hörte ein Radio Feature über Kierkegaard, da moderne Psychiater
das Genie kommentierten. Die Welt versteht die ästhetische und die
ethische Lebensweise, aber nicht die religiöse. Sie lehnten den
"alttestamentarischen Pietismus" ebenso wie die "kirchlichen Riten" ab
und befürworteten moderne Spiritualität und Meditation (also
Buddhismus), sie nannten das Genie neurotisch, weil er Regine nicht
geheiratet, sondern sich Gott als Opfer anbot und als Schriftsteller die
Wahrheit verkünden wollte, kurz sie meinten wie alle Narren: Er hätte
heiraten sollen. Da sieht man also ganz klar, wie eitel der Nachruhm ist!

2 Es gibt drei Lebensweisen. Die erste ist die religiöse, der
sonntägliche Gottesdienstbesuch und das Einhalten der zehn Gebote. Die
höhere ist die spirituelle, eine leidenschaftliche Gottsuche, aber ohne
Christus gefunden zu haben. Die höchste ist die mystische, das heißt
täglich und stündlich mit dem göttlichen Geliebten als Brautseele
zusammen zu leben.

Damit sei gesegnet.

*

Heute legte ich den Pfingstlern den Brief an Laodizea aus. Sie
identifizierten sich mit den Lauen, der Alltag frisst sie auf, die
Freizeit nutzen sie fürs Fernsehen oder die Kriminalromane. Marco
meinte, ob Jesus ein Gott sei oder ein Geschöpf, etwa der Erstgeborene
der Schöpfung, sei ihm egal. Ich wurde fast wütend! Zuhause hörte ich
einen Essay über Nietzsche und Albert Camus. Was war Camus doch für ein gottloser Narr! Das ist das Ende der Philosophie.

*

Dineke,

Glückwunsch zum Haus! Möge es gut zu sanieren sein. Glückwunsch zur
Entscheidung, ein Jahr zu Hause zu bleiben und dann halbtags in
überwiegender Home-Arbeit zu arbeiten. Für die emotionale, soziale und
intellektuelle Entwicklung eines Babys ist in den ersten drei Jahren die
Gegenwart der Mutter unersetzlich. Das kann eine Kinderkrippe nicht
leisten. Mein Mitgefühl dafür, dass dir die Lage des Babys zur Zeit
Schmerzen bereitet, aber stelle dich darauf ein, dass dir dein Kind noch
sehr oft Kummer und Schmerzen bereiten wirst, und du sie trotzdem lieben
sollst, wie Gott es mit uns macht.

*

Sankt Nikolaus war auf einer Bischofsversammlung, da ein Arianer
behauptete, Jesus sei das erste Geschöpf der Schöpfung. Das machte den
Nikolaus so wütend, dass er dem Arianer eine Ohrfeige gab.

*

Liebe Valea,

ich habe gehört, dass du mit deiner Schwester das Buch Esther liest.
Herzlichen Glückwunsch! Werde du selbst zur Esther, zur schönen
Prinzessin Gottes, des himmlischen Vaters Liebling, die so stark und
frei ist, dass sie zur Retterin ihres Volkes wird. Jesus ist der Retter,
aber er wünscht sich, dass du mit seiner Kraft und Hilfe auch zur
Retterin des deutschen Volkes wird! O Prinzessin von Deutschland, dein
Volk ist in Not, denn es hat die Liebe zu Gott verloren. Prinzessin,
rette uns gottlose Deutsche!

*

Liebe Dineke,

ich kann dir auch nicht mehr sagen, als was die Madonna sagt: Bete, bete, bete! Ich bete auch für dein Baby. Ansonsten kann ich dir nur weitergeben, was ich im Netz gefunden habe: Schwangerschaftsdiabetes - ES KOMMT DAS KIND GESUND ZUR WELT. SIE IST BEHANDELBAR, du weißt sicher, keine zuckerhaltigen Speisen, statt Weißbrot Vollkornbrot, und 30 Minuten Schwangerschaftssport am Tag. Ich sende dir hier den Text aus dem Netz. Nur keine Angst, es wird schon nicht so schlimm. Ach ja, es kann sein, dass dein Baby etwas größer wird, und so die Geburtswehen etwas schmerzlicher, aber du bist ja ein tapferes Mädchen.

Alles Liebe,

dein Torsten

Die Hormonveränderungen in Ihrer Schwangerschaft könnten die Insulin-Produktion stören und so zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen.

Ihr/e Arzt/Ärztin wird Ihnen empfehlen, zwischen der Schwangerschaftswoche 23 und 27 einen Zuckerbelastungstest durchführen zu lassen, um den Zuckergehalt in Ihrem Blut zu bestimmen. Sie müssen nüchtern sein und bekommen eine Zuckerlösung zu trinken. Ist der Gehalt zu hoch, wird man Sie in eine diabetische Schwerpunktpraxis überweisen.

Wie hoch ist mein Risiko für Schwangerschaftsdiabetes?

Das größte Risiko tragen Schwangere, die bereits Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft hatten oder die bereits ein oder mehrere sehr große Kinder zur Welt gebracht haben.

Außerdem zählen zur Risikogruppe:

Frauen mit starkem Übergewicht (Body Mass Index höher als 27 )

Ältere Schwangere (die Wahrscheinlichkeit, Diabetes zu bekommen, steigt mit zunehmendem Alter an)

Frauen, deren Bruder, Schwester oder ein Elternteil Diabetes haben.

Wie erkenne ich, ob ich Schwangerschaftsdiabetes habe?

Bei den meisten Schwangeren wird der Diabetes erst im Rahmen eines Zuckerbelastungstests festgestellt; sie selbst bemerken es nicht. Einige wenige Frauen verspüren extremen Durst, müssen häufig und viel auf die Toilette, nehmen stark ab oder sind ungewöhnlich müde.

Wie beeinflusst Diabetes meine Schwangerschaft?

Die meisten Babys von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes kommen gesund zur Welt. Das hängt aber auch davon ab, wie gut Sie auf sich Acht geben. Wenn Sie Ihren Diabetes sorgfältig unter Kontrolle halten, tun Sie schon das Bestmögliche für Ihr Baby.

Die Hauptprobleme bei einem hohen Blutzuckerspiegel entstehen, weil der Zucker über die Plazenta in den Blutkreislauf Ihres Baby gelangt. Dadurch kann das Baby sehr groß werden, was für Sie die Wehen oder die Geburt erschweren kann. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt steigt.

Manchmal entwickeln Babys von diabetischen Müttern nach der Geburt Neugeborenengelbsucht. Diese kann aber gut und schnell behandelt werden.

Wenn Ihr Diabetes nicht erkannt und behandelt wird, kann es sein, dass Ihr Kind später unter gesundheitlichen Problemen leidet. Leider kann der Diabetes auch zu einer Stoffwechselstörung bei Ihrem Baby führen, die selten schwer und noch seltener zum Tod des Babys führt. .

Daher ist es sehr wichtig, dass Sie den Diabetes gut unter Kontrolle halten und den Rat Ihres Arztes/Ihrer Ärztin genau befolgen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihrem Baby nichts passiert und es gesund zur Welt kommt.

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird Ihnen Ratschläge geben, wie Sie Ihren Blutzuckerspiegel senken können. Er/Sie wird Ihre Ernährungsgewohnheiten analysieren und Ihnen empfehlen, wie Sie Ihre Ernährung am besten umstellen können. Im Wesentlichen sollten Sie zuckerhaltige Lebensmittel von Ihrem Speiseplan streichen und stattdessen zu Vollkornprodukten greifen. Treiben Sie Sport, am besten 30 Minuten täglich, denn für Schwangere empfehlenswerte Sportarten senken ebenfalls Ihren Blutzuckerspiegel.

*

Liebe Mama,

ich habe für Johann eine CD der Jazz-Sängerin Billie Holiday bestellt
und an deine Adresse senden lassen, du bist dann bitte so lieb und gibst
sie ihm.

*

Hallo Malek,

gestern im pfingstlerischen Bibelkreis über Laodizea sprach ich über
"Jesus, den Anfang der Schöpfung", dass Jesus als der Logos auch
Schöpfer der Welt genannt werden könne. Da sagte der Hauskreisleiter
Marco, ob Jesus nun ein höheres Wesen sei, etwa der höchste Engel oder
der Erstgeschaffene der Schöpfung, oder aber Gott von Ewigkeit, sei in
der Bibel nicht klar. Ich empörte mich, musste mich beherrschen, nicht
wütend zu werden, und sagte: Dir ist es also egal, ob Jesus Gott oder
ein Geschöpf ist? Wenn er ein Geschöpf ist, darfst du ihn nicht anbeten.
Wenn er aber nicht wahrer Gott und wahrer Mensch ist, kann er nicht der
Erlöser des Menschengeschlechts sein. Darauf Marco: Konnte Gott nicht am Anfang der Schöpfung einen Gott schaffen? - Ein geschaffener Gott, hast du so etwas Heidnisches schon mal gehört? Ich schrieb ihm anschließend, dass der heilige Nikolaus von Myra einem arianischen Bischof eine Ohrfeige gegeben hat. Ich musste mich erinnern, dass du 1998 bei Bibel Konkret in der lutherischen Gemeinde einen Vortrag zum Thema die Gottheit Jesu gehalten hast.

Eine Freude: Ich hatte Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, einen
Solidaritätsbrief geschrieben, er hat mir heute geantwortet und mir
seinen Segen erteilt.

*

Mein Freund Marco ist Doktor der Informatik und hasst die Poesie. Ich
sagte satirisch: In Zukunft verbindet man die künstliche Intelligenz mit
einem künstlichen Herzen, die Gedichte der Zukunft werden dann von
Robotern gedichtet. Er sagte: Computer können jetzt schon Gedichte
schreiben, zu einem Haiku reicht es allemal. - Das mag wohl für die
Haikus der postmodernen abendländischen Lyriker gelten, die ohne Versmaß drei freie Zeilen hinschreiben und das für ein Gedicht halten. Ein
japanisches Haiku des Altertums hat eine strenge Silbenzählung und ist
Frucht einer langen Zen-Meditation. Aber ich habe nur solche
Kunstbanausen um mich.

*

Liebe Dineke,

die Mutter Gottes hat mir gesagt, ich solle den Rosenkranz für dich und
dein Baby beten. Das tue ich jetzt. Die Erfahrung der Heiligen ist, dass
der Rosenkranz nach dem Vaterunser das mächtigste Gebet ist. Du wirst
das Gebet als Protestantin nicht kennen. Hier kannst du es dir vorbeten
lassen, du sagst einfach am Anfang: Gott, ich bete mit diesem Rosenkranz
um eines gesunde Geburt meines Babys. Dann hörst und schaust du zwanzig Minuten der Wort- und Bild-Meditation zu. Es ist nur ein Angebot, aber ich lege es dir wärmstens ans Herz.

Dein

Torsten

*

Malek,

eben höre ich Thomas Mann, die Bekenntnisse des Hochstablers Felix
Krull. Im dritten Buch des Romans trägt ein Paläontologe namens
Professor Kuckuck eine Schöpfungsgeschichte vor. Vielleicht findest du
die Rede irgendwo. Falls nicht, kannst du hier darüber eine
Zusammenfassung lesen:...

*

Aus dem chinesischen Altertum gibt es die Vier Klassischen Romane.
Ersten das Kin Ping Meh oder Pflaumenblüten in jadener Vase, die
Geschichte eines Mannes und seiner vielen Frauen und Nebenfrauen. Hab
ich gelesen (und auch seine Fortsetzung: Blumen hinter dem Vorhang).
Zweitens die Räuber vom Liang-Shan-Moor, ein Räuberroman, den ich 1997 gelesen und zur Zeit wieder lese. Eine Hörspielfassung hab ich Karines Zwillingen geschenkt. Drittens Der steinerne Affe oder die Reise in den Westen, der Held ist ein Affe, der das unruhige Herz des Menschen
symbolisiert. Ich hatte den Anfang in einer Sammlung chinesischer
Märchen gelesen und in ein Märchendrama verwandelt. Jetzt ist es ins
Deutsche übersetzt, kostet aber fast 100 Euro, ich habe mir die
englische Übersetzung Monkey von Arthur Waley bestellt und lese zur Zeit
darin. Viertens Die Geschichte der Streitenden Reiche, ein historischer
Heldenroman, der noch in meinem Bücherregal wartet.

Wenn heute mir Menschen erzählen, sie läsen "Romane", so kann man davon ausgehen, dass es Schund ist. In Deutschland im 20. Jahrhundert konnten nur Thomas Mann und Hermann Hesse Romane schreiben.

*

Liebe Dineke!

Die Mutter Jesu bittet alle Mütter der Welt: "Weihe dein Kind meinem Makellosen Herzen, bete täglich und sage: Mutter Jesu, meine Tochter ist auch deine Tochter, hiermit vertraue ich sie deinem Makellosen Herzen an!"

O Maria, lass uns unter deinem Schutzmantel stehen, denn da ist die Arche, da können wir nicht zugrunde gehen!

Ergriffen vom Glanz deiner himmlischen Schönheit, Anmut und Grazie, und getrieben von den Nöten der Erdet, suchen wir Zuflucht in deinen Armen, o makellose Mutter Jesu und auch unsere Mutter, o Maria! Voll Vertrauen hoffen wir, in deinem liebenden Herzen die Erhörung unseres innigen Flehens zu finden und den sicheren Schutzmantel inmitten der Stürme unseres Lebens. Ganz schön bist Du, Maria! Amen

Gebet für meine Tochter Nienke Caroline:

Herr Jesus!

Durch die Hände deiner heiligen Mutter weihe ich dir mein Kind! Auf die Fürbitte Mariens hilf ihr, zu dir zu finden. Bewahre sie vor Gottlosigkeit und Egoismus. Bewahre sie vor Schaden an Leib und Seele. Schütze sie vor den Verführern unserer Zeit. Heile die Wunden, die ihnen durch die Gesellschaft geschlagen werden. Berufe sie zur Heiligkeit. Sende aus den Heiligen Geist, damit ich nicht mutlos werde, wenn ich auch oft ratlos und ängstlich bin. Verzeihe mir, wo ich fehe an Vorbild und Liebe. Stärke mich, wo ich schwach und hilflos bin. Tröste mich, wo mir jeder Trost entschwunden ist. Herr Jesus Christus! Durch die Hände deiner heiligen Mutter weihe ich dir mein Kind Amen.

*

Ich fragte meinen Freund, wie er die schreckliche israelitische
Gewinnerin des European Song Contest mit ihrem unmusikalischen Lied
fand. Er sagte: Grauenhaft, aber wahrscheinlich ist sie wegen des Textes
gekrönt worden. - Wovon handelte der Text? - Von der Würde der Frauen,
und das ist ja gerade hoch aktuell. - Wieso? Was ist vorgefallen in der
Welt? Er sah mich groß an und sagte: Du bist nicht ganz von dieser Welt,
nicht wahr? Alle Welt redet davon, dass die amerikanischen
Filmschauspielerinnen eine nach der anderen missbraucht worden sind.
Davon hast du gar nichts gehört? - Die amerikanischen Filmschauspielerinnen tun mir leid, wenn sie sexuell
missbraucht wurden. Sie allerdings ziehen sich auch gerne aus und zeigen
sich nackt im Internet. Von diesen Glitzer-und-Glitter-Idolen der Welt
wird nun ein großes Aufsehen gemacht. Ich habe von der Madonna die
Weisung, keine Fernsehnachrichten zu schauen und keine Tageszeitungen zu lesen. Ich informiere mich nur regelmäßig über die Nachrichtenseite von Radio Vatikan, und da wird eher dies gemeldet: Jessidische und
christliche Mädchen werden von Terroristen vergewaltigt, afrikanische
und osteuropäische junge Frauen werden von Menschenhändlern als
Sexsklavinnen in deutsche Bordelle verschleppt. Dank der
Sozialdemokraten ist Deutschland zum Bordell Nr. 1 in Europa geworden,
Mädchen werden in China und Indien vor allem abgetrieben, nach Thailand fliegen abendländische Männer, um minderjährige Prostituierte zu missbrauchen, in Indien sind Gruppenvergewaltigungen Mode geworden, im Jugoslawienkrieg wurden Massenvergewaltigungen als Kriegsmittel eingesetzt. Aber darüber empört sich die Welt nicht, nur über die Hollywood-Diva.

*

Hallo Malek,

ich hoffe, du hattest ein schönes Pfingstfest! Meine süddeutsche
Freundin kam von einem charismatisch-freikirchlichen Bibelkreis,
da der Leiter, nach eigenen Worten mit dem Charisma der Lehre
ausgestattet, verkündet hatte, dass Teile der Bibel vom Bösen inspiriert
seien. Kein Kommentar.

*

Anbei einige Fragmente über das pseudo-homerische Epos Cypria. Der
deutsche Altphilologe des XX. Jahrhunderts, Thassilo von Schaeffer, der
Homer, Vergil und Nonnos hervorragend übersetzt hat, hat das Epos
rekonstruiert und eine schöne humanistische Hexameter-Dichtung
geschrieben, die ich gerne gelesen hab.

*

Hallo Marco,

hoffe schön gespielt zu haben. Hier das Material zur Gottesthronvision
in Offenbarung 4. Alles Weitere mündlich.

*

Marco,

hier schon einmal die Andacht zur apokalyptischen Frau. Ich hoffe, es
ist für dich nicht eine ungenießbare Kröte. Ich habe mich an Luthers
sola scriptura gehalten und nichts erzählt von Unbefleckter Empfängnis,
aber über Maria muss man hier reden. Ich hoffe, es ist einigermaßen
akzeptabel. Ich wollte eigentlich Offb 12,1-18 auslegen, bin aber nur
bis Vers 5 gekommen. Ich hoffe, ich muss nicht von deinen Händen als
Märtyrer der katholischen Kirche sterben, aber ich bin bereit dazu...

Torsten

PS:

Falls du meinst, ich müsste einiges protestantisieren, schreib mir, ich
bin bereit, den Text noch mal zu bearbeiten.

*

Mein Töchterchen,

ich hab gestern Nacht an dich gedacht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Entweder man liebt den Menschen oder man ekelt sich vor der Welt zu
Tode. Was gibt es Neues vom Zucker?

Gebet für meinen Ehemann

Lieber Jesus, Geliebter meiner Seele, ich danke dir für meinen Mann.
Bitte hilf mir, ihn immer zu lieben und ihm durch meine Liebe deine
Liebe spürbar zu machen. Bitte offenbare ihm auch persönlich deine
bedingungslose Liebe zu ihm und zieh ihn an dein brennendes Herz! Segne unsre Ehe und unser Kind, mein Herr und mein Gott! Amen

*

Marco,

tut mir leid, falls ich dich verärgert haben sollte. Scholastik stand
mir schon immer fern. Ich denke simpel wie ein Bauer: Eine Ewige
(dreifaltige) Gottheit braucht weder Raum noch Zeit, um zu sein, und ist
der Ursprung der Schöpfung. Allerdings stehen mir die
Naturwissenschaften genauso fern wie die Scholastik.

Mit freundlichen Grüßen,

gezeichnet

Sebastian Simpel, Eurer Diözese Bauer

*

Ich schrieb über Pfingsten viele Liebesbriefe, ohne Antwort, heute kam ein
Brief, voller antikatholischer Wut: Solche Spekulationen, dass Christus
gezeugt, nicht geschaffen, Gott von Gott sei, seien hochmütige
scholastische Spekulationen und gingen über die Selbstoffenbarung der
Bibel hinaus. Der Mann sagte Scholastik, meinte aber die Dogmen der
Kirche über die Gottheit Christi, hat aber nie ein Dogma studiert, weder
Kirchenväter oder Scholastiker je gelesen, poltert nur daher in seiner
antikatholischen Wut, nennt sich Bibellehrer und ist Arianer (Jesus sei
ein von Gott am Anfang der Schöpfung geschaffener Gott). O what a glory
to be a catholic! Die Protestanten haben doch stets ein schiefes
Gottesbild. Verzeih meinen Ärger. Spare dein Geld, damit du genug hast,
mir zu schreiben, ich leide.

Torsten

*

Marco,

danke für den Hinweis. Ich denke, die Interpretation der Kirchenväter
zum Fall Satans ist für reformatorische Christen akzeptabel, nicht wahr?
Was die Frau betrifft, glaube ich in deed, dass es sich nicht um Maria
ODER die Kirche handelt, sondern um Maria UND die Kirche, eine
prophetische Zusammenschau. Wie Maria ist die Kirche Jungfrau (Braut
Christi) und Mutter (erzieht ihre Kinder im Glauben, nährt sie mit dem
Mahl des Herrn etc.), das ist aber doch eher ein katholisches
Kirchenverständnis. Dennoch finde ich deinen Hinweis gut, auch den
Aspekt der apokalyptischen Frau als Kirche (Gemeinde) im Papier mehr zu berücksichtigen. Der Drache ist Satan in der ganzen Bibel und keineswegs der Papst. Ich werde also nach deinen Hinweisen das Papier bei Gelegenheit überarbeiten. Aber ansonsten musst du gestehen, dass
zumindest die Mariologie meines Papiers rein biblisch begründet ist, so
kann man sie doch als Protestant immerhin als eine denkbare Auslegung
respektieren, auch wenn ich nicht erwarte, dass du beginnst, den
Rosenkranz zu beten. Immerhin musstest du schmunzeln :)

*

MÄNNERFREUNDSCHAFT

Wenn der Dichter, Theologe und Philosoph seine ewig Geliebte nicht
umarmen kann, weil sie tot ist, oder nicht umarmen darf, weil sie
verheiratet ist (denn er liebt wie Israel zwei), und wenn kein blonder
Knabe von sechs Jahren mehr da ist, dem er in keuscher platonischer
Knabenliebe all sein Herzgefühl und seine Zärtlichkeit widmen kann, dann
kann die Missgeburt entstehen, dass er einem Mann sein Herz schenkt, er
redet dann empfindsam von der heiligen Freundschaft wie Klopstock und
Gleim und singt idealistische Bruderhymnen wie Schiller und Hölderlin
und schüttet sein Herz dem Freund aus wie einer zärtlichen Schwester -
aber ach, der Freund hat ja all sein Herz in rechter gesunder Weise an
Ehefrau und leibliche Kinder verschenkt und hat keine Zärtlichkeit für
den armen, seelenkranken, rührseligen Poeten. Ein Mann suche bei einem
Mann kein zärtliches Herzgefühl, er suche Hirn, er suche Ratio, und zwar
einzig und allein zum gemeinsamen Ziel: Dem Königreich Christi. Der
Freund der Weisheit aber sucht vergeblich einen Mitarbeiter am Bau des
Salomonischen Tempels, nun denn, er sei männlich und stark und lasse
sich an seiner geheimnisvollen Freundin genügen.

*

Ich lese gerade zum 3. Mal Clemens Brentanos verwilderten Roman Godwi oder das Bild der Steinernen Mutter. Brentano ist ein verkanntes Genie. Seinen Roman stell ich dem Hyperion an die Seite. Goethes Romane sind zu vernünftig (außer Werther), ETA Hoffmann zu pathetisch, zu wahnsinnig, Jean Paul zu barock und überreich, aber Hyperion und Godwi sind vom Mutterkuss der Madonna inspiriert (wenn auch Hölderlin sie nicht erkannt hatte und sie Urania nannte).

Danke für dein Gebet, ich brauche es dringend, denn der Satan streitet
jeden Tag gegen mich und mein Leben ist ein seelisches Martyrium. Die
Regina Coeli dankt dir für dein Gebet und verspricht dir ihre Fürsprache.

*

Koheleth sagt, Sinnlosigkeit der Sinnlosigkeiten, alles ist sinnlos und
vergeblicher Verdruss des Geistes. Der Existentialismus sagt: Alles ist
sinnlos, leer und absurd unter der Sonne. Müde bin ichs, unbelehrbaren
christlichen Narren die Mysterien der Offenbarung zu erläutern. Müde bin
ich, Frauen Minnesang zu schaffen, die nur Kriminalromane lesen oder
Seifenopern schauen. Müde bin ich der herzlosen Männer, die Gehirne wie
Roboter haben. Müde bin ich der Welt, die viel zu töricht ist,
prophetische Kunst zu schätzen. Müde bin ich der Geselligkeit von
hohlköpfigen Narren, Abergläubigen, Ungläubigen oder Irrgläubigen. Ich
mag nicht mehr, ich will zu meiner Geliebten ins Fegefeuer. Nur für sie
will ich noch schreiben. Der junge Eichendorf schrieb: Maria, all meine
Poesie ist ein einziges blühendes Gebet zu dir. Was schert mich die
Welt? Die gehört, wie Li Tai-Bai sagt, in den Abfalleimer des Universums!

*

Liebe Dineke,

danke für dein Schreiben, da konnte ich einmal etwa aufatmen. Da konnte ich gleich deine Anliegen mit auf den Altar legen. Du fragst, wie es mir geht. Das ist ein nicht so schönes Thema. Leiden ist einfach nicht sexy. Ich hab so wunderliche Schmerzen in meinem Herzen. Mich hat niemand lieb auf Erden. Ich mag nicht mehr leben.

Dieses Gebet betet Nienke im Schoß ihrer Mutter Dineke:

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen,
im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet.
Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar
und einzigartig gemacht hast!
Großartig ist alles, was du geschaffen hast –
das erkenne ich!
Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm,
unsichtbar noch,
kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter,
da war ich dir dennoch nicht verborgen.
Als ich gerade erst entstand,
hast du mich schon gesehen.
Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben –
noch bevor einer von ihnen begann!

Botschaft Jesu an seine Jüngerin Dineke:

Meine liebe Tochter, ich habe dir eine von mir geschaffene Seele anvertraut, deine Tochter Nienke, und damit lege ich die Verantwortung für sie auf dein Herz. Versprich mir, dein ganzes Leben lang für sie zu beten! Und bemühe dich, sie durch bedingungslose Liebe und christliche Klugheit zu mir zu führen, durch dein Vorbild und durch deine Worte und Werke. Sei bereit, für ihr Heil alle kleinen Kreuze zu tragen, die ich dir sende. Bleibe mir treu, meine Geliebte, auf dass du einst bei mir seist im Paradiese Gottes!

*

Marco,

ich habe das Murren der Kinder Israel gehört, spricht der Herr. Gemäß
deiner Kritik hab ich die evangelikalen Bemerkungen zur FRAU mit
aufgenommen, zwei bejaht und eine für Torheit erklärt. Ich hoffe, so
geht es. Alles Weitere mündlich.

PS:

Was würdest du davon halten, wenn ich, um dich mehr als Christenbruder
zu ehren, deine Mutter eine babylonische Hure nennen würde? Aber so tun
es die Evangelikalen, sie meinen Jesus mehr zu ehren, wenn sie die
Mutter Jesu eine heidnische Fruchtbarkeitsgöttin und Abgott nennen. Ein
bisschen mehr Respekt bitte!

*

Lieber Malek,

ich habe auch von 2000 bis 2013 Kinder großgezogen, es war körperlich
oft anstrengend, aber die reine Liebe der Kinder gab mir die Liebe des
Kindes Jesu freudig zu schmecken. Da hatte ich auch kaum Kraft für
anderes. Ich bin fern davon, dir Vorwürfe zu machen, sondern gratuliere
dir, dass du ein liebender Vater bist, der sich intensiv um seine Kinder
kümmert. So schön wie die Kindheit ist die Jugend dann nicht mehr. Also
genieße die Zeit. Alles, was das Leben bereichert, kostet auch viel
Kraft. Gott hat mir in Regine eine neue Brieffreundin geschenkt, die
Zeit hat und sich über meine Briefchen freut. Es ist mir genug, wenn du
ab und an dich meldest.

*

An eine weiße Kirchenmauer schrieb einmal einer: Meine Freundin, du bist meine Trösterin! - Damit sei gesegnet. Manchmal ist der Leidensdruck zu groß, dann erlaube mir bitte, meinem Herzen mit einer Klage Luft zu
schaffen. Du musst es nicht kommentieren, bewege es einfach in deinem
Fasten-Gebet. Heute habe ich weiter geschrieben an meiner Übersetzung
von Tassos Befreitem Jerusalem. Nun bin ich erschöpft und regalisiere
mich bei Jugendmusik, Venusbildern, Tabak und Wodka, bis Morpheus sein Mohnhorn ausgießt.

*

Gestern Nacht hab ich über Wilhelm Meisters Lehrjahre nachgedacht. Als
Dichter hätte ich sicher die Amazone besungen, aber all die strengen
Fräulein aus der Freimaurerloge wissen doch gar nicht zu lieben! Am
liebsten hätte ich als Mann eine Geliebte wie Philine, von der Natur zur
Liebe geschaffen, und einen blonden Knaben wie Mignon, - wenn überhaupt, denn so wars mit Karine und Milan.

*

Gott zum Gruß, Inge!

Eben hörte ich Hesses Demian, da kamst du mir in den Sinn, ich betete
für dich. Schizophrenie und chronische Depression sind ein schweres
Kreuz für mich, aber im Sinn der karmelitanischen Leidensmystik sehe ich
einen großen Sinn darin. Ich lebe kontemplativ, fast einsiedlerisch.
Feire täglich 2 Hlg. Messen im Netz live mit. Besuche 2 Bibelkreise
(Lutheraner, Pfingstler). Schreibe viel als Dichter, bin interessiert an
Philosophie (Platon) und Theologie (Mystik). Hätte gern einmal mit dir
über Jungs Anima-Idee gesprochen, ich kenne das alles, Anima-Träume,
Anima-Projektion, ja Anima-Besessenheit, schließlich Liebe zur Inneren
Frau: Lebe mit der Jungfrau Maria in mystischer Ehe zusammen.

Ich hoffe, du hast die Liebe deines Lebens in einem göttlichen Bräutigam
gefunden und du kannst deine geistliche Mutterschaft an vielen
Bedürftigen leben.

Alles Schöne!

*

Die Christen stöhnten über die Sonnenhitze, ich schlug vor, ins Eiscafee
zu gehen. Alle atmeten erleichtert auf. Wir saßen in San Marco, Marco
wurde poetisch und sprach von Susannes Schneewittchen-Teint. Aber da!
erschien die Jungfrau Maria, atemberaubend schön, südlich braunes
Gesicht, große Schwarze Augen, langes schwarzes Haar, süße Lippen, edle
Nase, weißes Kleid, vollkommen feminin-schöne Figur, lächelnd, stilles
Wesen, Anmut und Demut. Während die Christen weltliches Zeug schwatzten, da ich nur mit einem halben Ohr zuhörte, genoss ich die Erscheinung meiner Madonna. So belohnte die Madonna mein geduldiges Kreuztragen die letzten Wochen. Ja, so verdient man sich mit den Leiden neue Gnadeneinflüsse der Gottheit.

*

Marco,

da durch das Eisessen ein Bibelabend weggefallen ist, miss ich die
Themenauswahl kürzen. Sag mir bitte, was interessanter ist, der
Antichrist oder die Hure Babylon? Welches von beiden soll ich vorbereiten?

*

Hallo Dineke,

heute morgen in der heiligen Messe hab ich für dich und dein Kind gebetet, da wurde dieses Evangelium vorgetragen. Das war wohl für dich gemeint.

JESUS AN DINEKE

Über Ehe und Ehescheidung

3 Da kamen Pharisäer zu ihm, um ihn zu versuchen, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? 4 Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat 5 und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? 6 Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. 7 Sie sagten zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, der Frau eine Scheidungsurkunde zu geben und sie aus der Ehe zu entlassen? 8 Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch gestattet, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. 9 Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.

Die Segnung der Kinder

13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. 14 Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. 15 Dann legte er ihnen die Hände auf und zog von dort weiter.

*

Liebe Susanne,

heute morgen im Morgengebet musste ich plötzlich an Alinas Zukunft
denken. Da sie fromm ist, sittsam, wird sie wohl keine vielen Affairen
haben, sondern sich erst spät für Männer interessieren, sie sollte
heiraten und Kinder erziehen. Ihr Interesse an Büchern prädestiniert sie
wohl für ein Germanistikstudium. Da mir scheint, sie hat etwas
altkluges, sollte sie auf Lehramt studieren und später Kindern Literatur
unterrichten. Das war so ungefähr meine Alina-Träumerei. Von Valea seh ich nur voraus, dass ihre große Schönheit den Jünglingen den Kopf verdrehen wird, ihr mutwillig-schalkaftes Wesen wird sie mit den Verliebten spielen lassen Katz-und-Maus, ihr Freiheitsdurst, wie mir
scheint, wird sie nicht so früh in die Ehe führen. Aber ein Beruf ist
Schönheit natürlich nicht.

*

Malek,

ich habe heute für den Bibelkreis der Pfingstler eine Andacht zum Thema
Antichrist geschrieben. Würde mich interessieren, was du dazu denkst,
falls zu Zeit hast. Falls du keine Zeit hast, ist das auch okay, es gibt
Wichtigeres für dich zu tun.

*

Marco,

habe heute die Andacht zum Thema Antichrist geschrieben, würde mich
interessieren, was du darüber denkst.

*

Marco,

bald sind Sommerferien, da möchtest du sicher die Einleitung zum Buch
Hiob erarbeiten, etwa Entstehungszeit, Verfasser, welche Bemerkungen es
aus der frühchristlichen Tradition und in der modernen Theologie gibt.
Dann schlage ich vor, dass du in den Text einsteigst, indem du Hiob
erstes Kapitel Verse 1 bis 5 auslegt, die beschreiben Hiobs Glück.
Interessant fände ich eine Diskussion zum Thema Glück. Was sagen Denker übers Glück. Und ist Jesus gekommen, um uns glücklich zu machen?

Kannst du dir das bis dahin merken?

*

Liebe Mama,

kurz nachdem du dich bei mir von deiner Radwanderung zurück gemeldet
hast, feierte ich einen Gottesdienst der Marienbasilika Kevelaer von der
Trösterin der Betrübten mit und der Priester begann so: "Ich begrüße
auch die Radwallfahrer, die an einem Tag 100 Kilometer zurück gelegt
haben. Ich muss sagen, das bewundere ich wirklich." Dieses Wort wollte
ich dir mitteilen. Dass du mit (fast) 80 Jahren noch eine Woche lang und
täglich 60 Kilometer gefahren bist, grenzt an ein Wunder. Welche
Vitalität hat dir dein Schöpfer gegeben! Danke IHM dafür!

Torsten

PS:

Ich habe Evi gestern einen Strauß rote Rosen geschenkt für ihre
schwesterliche Hilfe. Sie hat bei mir auch ein Bücherregal und ein
Fliegennetz für die Balkontür angebracht.

*

Gestern Nacht schlief ich ein mit dem Gebet Eli, Eli, lema sabachthani?
Heute ist Trinitatis. Der Deus absconditus ist wie eine Bärenmutter, der
man die Jungen geraubt hat.

*

SZENE AUS EINEM BIBELKREIS

Katholik:
Im Himmel... im Himmel werden wir nicht heiraten und mit Frauen
schlafen. Uns erwarten auch keine Huris im Zelt zum Liebesakt.

Pietist:
Oh, du raubst mir gerade meine Hoffnung!

Katholik:
Die eheliche Vereinigung von Mann und Frau ist nur ein schwaches Abbild
der ehelichen Vereinigung von Gott und Seele. Im Himmel haben wir das
Urbild, eine ewige Ekstase der Glückseligkeit ohne jeden Überdruss, ewig
Schmachten und ewig Stillen...

Pietist:
Moment mal, Bruder, die Frauen hören dir gerade nicht zu.

Frau 1:
Also diese Pralinen sind ja lecker, aber die Belgischen Pralinen...!

Frau 2:
Meinst du die belgischen Meeresmuscheln für 2 Malek aus dem Supermarkt?

Frau 1:
Aber nein, ich meine die echten belgischen Pralinen, kostet ein
Schächtelchen 70 Mark, die bringt mir mein Mann von seiner Dienstreise mit.

*

Liebe Mama,

eben höre ich eine Erzählung, wie ein Dichter, in Norddeutschland
geboren, der dann ein Künstlerleben in München führte, eine Urlaubsreise
nach Dänemark und Schweden unternahm. Da erwachte in meiner Seele
Skandinavien (und die Ostsee) wie eine Kindheitsheimat, etwas ganz
Schönes, nachdem ich mich sehnte. Danke dafür!

*

Liebe Dineke,

ich küsse dein Baby und weihe dich der Weisheit Gottes. Schreib mir
doch, wenn du die Arztergebnisse hast. Du bist süß genug, du musst
keinen Topf mit Zucker essen. Bleib mir gewogen, junge Schwester.

*

Die ''Protestanten sagen: Die katholische Marienverehrung ist eine
getaufte Form der Verehrung der heidnischen Artemis von Ephesos, die
Mutter der Götter wurde einfach Mutter Gottes getauft. - Der biblische
Schöpfungsmythos ist nicht von Gott diktiert, sondern eine jüdische
Umarbeitung des babylonischen Schöpfungsmythos, aus Marduk wurde Jahwe, aus Tiamat das Tohuwabohu. Das Gottesbild der Psalmen hat viel
übernommen vom Gottesbild der assyrischen Hymnen, der Sturm- und
Donnergott Baal oder Marduk wurde zu Jahwe. Die Weisheitsliteratur des
Alten Testaments (kanonisch!) ist eine Verwandlung der alexandrinischen
Juden, die aus der Isis die Sophia gemacht haben. Im Neuen Testament
nimmt Johannes den Logos des Heraklit und der Stoa auf und deutet ihn
auf Jesus. So ist es ganz in der Ordnung, dass aus der Mutter der Götter
die Mutter Gottes wurde.

*

Neues von der Narrenfront: Im lutherischen Bibelkreis tauchte ein
Berliner auf und hielt mit wütenden Worten diese Rede: Luther hat sein
Werk nicht vollendet, man muss weiter gehen. Jesus sagt: Abraham sah
meinen Tag und freute sich. Wann begegnete Abraham Jesus? Nein, nicht
als prophetische Vision, sondern inkarniert. Lies in Genesis über
Melchisedek, dem Priester mit Brot und Wein. Jesus war mehrmals
inkarniert auf der Erde. Jesus fragte die Jünger: Wer sagen die
Menschen, wer der Menschensohn sei? Und sie sagen, der auferstandene
Jeremia oder Elias. Das beweist die Wiedergeburt. Das ist die Wahrheit.
Ich habe Origenes gelesen, den ersten Theologen nach Christus, und der
lehrt die Präexistenz der Seele. Der hatte noch das Ursprüngliche
Evangelium, in dem die Wiedergeburt gelehrt wurde. Das hat die Kirche
dann auf einem Konzil alles herausgestrichen, wir haben nicht mehr das
wahre Evangelium, auch Luther hatte das gefälschte Evangelium, das er
übersetzte.

*

Liebe Gudrun,

dieser Artikel ist mir ganz aus dem Herzen gesprochen:

Wurde die Lehre der Reinkarnation aus der Bibel entfernt?

Es wird vielfach behauptet, dass die Lehre der Reinkarnation durch ein bestimmtes Konzil aus der Bibel entfernt wurde. Auch wenn viele gar nicht in der Lage sind, ein bestimmtes Konzil zu benennen, wird doch am häufigsten das zweite Konzil von Konstantinopel (553 n. Chr.) oder das Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) genannt.

Zu der damaligen Zeit waren schon sehr viele Handschriften der Texte des Neuen Testaments im ganzen Römischen Reich (und darüber hinaus) verstreut. Daher ist es nur schwerlich vorstellbar, wie es möglich gewesen sein sollte, alle existierenden Manuskripte einzusammeln, um sie entsprechend zu „korrigieren“. Es gibt auch heute noch eine große Anzahl von Handschriften aus der Zeit vor den Konzilien, deren Text mit dem der heutigen Bibel übereinstimmt. (Eine kleine Auswahl der wichtigsten dieser Handschriften: „Alte Handschriften des Neuten Testaments“.) Dazu kommt, dass das Neue Testament von Schreibern vor dem vierten Jahrhundert reichlich zitiert wurde, sodass tausende Zitate des Neuen Testaments aus der Zeit vor dem ersten Konzil existieren.

Der Verlauf der beiden genannten Konzilien ist durch Historiker ausreichend dokumentiert. Die Frage der Reinkarnation wurde überhaupt nicht angesprochen. Das zweite Konzil von Konstantinopel (553 n. Chr.) verurteilte zwar die von Origenes vertretene Lehre der Präexistenz der Seele vor der Empfängnis. Die Lehre, dass die Seele immer wieder neu inkarniert, ist aber eine davon unterschiedene Lehre, die beim Konzil nicht besprochen wurde. Auch wenn viele denken, dass Origenes an die Reinkarnation geglaubt hat, schreibt er selber in seinem Kommentar zum Matthäusevangelium:

Es könnte aber jemand sagen, dass Herodes und einige Leute aus dem Volke der irrigen Lehre von der Seelenwanderung anhingen, sodass sie meinten, derjenige, der einmal Johannes war, sei (neu) geboren worden und von den Toten als Jesus wieder ins Leben gekommen.“ (X,20)

„… Dabei scheint mir nicht die Seele Elias genannt zu werden; ich möchte nämlich nicht in die Lehrmeinung von der Wiedereinkörperung verfallen, welche der Kirche Gottes fremd ist und weder von den Aposteln überliefert ist, noch irgendwo in den Schriften erscheint. (XIII,1)“

Mehrere Kirchenväter und frühchristliche Autoren bestätigen diese Ansicht (z. B. Irenäus: Gegen die Häresien 2,33,1–2, Tertullian: Apologetikum 48, Gregor von Nyssa: Abhandlung über die Ausstattung des Menschen 28, etc.).

Wenn es so wäre, dass die Lehre der Reinkarnation aus der Bibel herausgenommen wurde, dann hätte es nicht genügt, nur einige Teile aus der Bibel zu streichen. Das Neue Testament ist durchdrungen von der grundsätzlichen Lehre der Auferstehung Jesu und unserer Auferstehung. Das hätte zur Folge, dass alle Stellen, die über die Auferstehung (z. B. Johannes 5,28-29), das letzte Gericht (z. B. 2. Korinther 5,10; Apostelgeschichte 24,15), ewiges Leben oder ewige Verdammnis (z. B. Matthäus 25,46) sprechen, nachträglich eingefügt worden wären. Die Lehre über das letzte Gericht widerspricht klar dem Gedanken, dass wir wiederholt verkörpert werden, oder immer wieder eine neue Chance erhalten.

Besonders Hebräer 9,27 schließt die Lehre der Reinkarnation ganz klar aus:

Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal1 zu sterben, danach aber das Gericht, …

Die älteste Handschrift, die diese eindeutige Aussage enthält, ist der Papyrus 46, geschrieben im zweiten Jahrhundert, lange vor den Konzilien von Nizäa und Konstantinopel.

Seit der Zeit der Aufklärung ist die Bibel nicht mehr nur für den „Klerus“ da. Die moderne kritische Bibelwissenschaft (unter anderem Archäologie, Textkritik) hätte überhaupt kein Interesse daran, es zu verschweigen, wenn nur eine Spur der Lehre der Reinkarnation in alten Bibelhandschriften zu finden wäre. (Es gäbe genügend Forscher, die sich über den Ruhm freuen würden, den sie durch eine derartige Sensation erlangen könnten.)

Als die Handschriften vom Toten Meer (Qumran) entdeckt wurden, hofften viele Leute, dass die Lehre der Reinkarnation nun endlich bewiesen werden könnte. Die dort gefundenen Handschriften wurden in der Zwischenzeit schon alle veröffentlicht, und sind für jeden zugänglich. Sie enthalten Schriften einer jüdischen Gemeinschaft, deren Jenseitsvorstellungen mit der Lehre des Alten Testaments übereinstimmen, wo das Leben auf der Erde klar mit dem Tod beendet wird (z. B. 2. Samuel 12,23; 1. Könige 2,1-2; 1. Mose 25,8), und die Gerechten auferstehen und zu Gott kommen werden (z. B. Daniel 12,2-3).

Wir möchten jeden, der die Wahrheit sucht, dazu ermuntern, die Bibel mit einem offenen Herzen zu lesen, auch dann, wenn er Zweifel an deren Echtheit hat. Wir glauben und haben es auch persönlich erfahren, dass die Worte Jesu sehr tief berühren und unser Leben und unser Denken erneuern, wenn wir uns für sie öffnen, und bereit sind, sie zu uns sprechen zu lassen.

*

Liebe Susanne,

ich hab noch mal über Valea nachgedacht. Da sie ja sehr feminin ist,
sollte sie einen weiblichen Beruf wählen, der mit Leben, mit Lebendigem
zu tun hat, etwa mit Tieren wie etwa eine Tierärztin, oder mit Menschen,
etwa in deiner Nachfolge Krankenschwester oder ein sozialpädagogischer
Beruf, keinesfalls Informatik.

*

SENDSCHREIBEN DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAULUS MAGNUS ÜBER EINIGE IRRTÜMER PLATONS

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wir, der Papst, freuen uns über das Interesse an der Philosophie, dass
Wir bei einigen Christen finden. Sie mögen sich wie Dionysios und
Damaris vom Areopag der Weisheit Christi zuwenden. In diesem
Zusammenhang sind aber unter den Christen einige alte Irrtümer neuerlich
aufgetaucht, die die heilige Mutter Kirche schon im Altertum verurteilt
hat. Platon ist ein guter Freund, aber die Hagia Sophia ist eine bessere
Freundin. Darum wollen Wir, der Diener der Diener Christi, einige Dinge
klar stellen, um vor einem übertriebenen Platonismus, auch in Berufung
auf den geschätzten Origenes, zu warnen.

1. Es wird von einigen nach Platon und Origenes die Präexistenz der
Seele behauptet und geglaubt. Wir, der Vicarius Christi, definieren
aber, dass die menschliche Seele im Augenblick ihrer Empfängnis von Gott aus dem Nichts geschaffen wird und dem neu geschaffenen Leib als
Lebensprinzip eingehaucht wird. Wer anderes glaubt, sei aus der
katholischen Kirche ausgeschlossen.

2. Es wird nach Platon die Metempsychose oder Reinkarnation behauptet.
Diese Lehre kann sich allerdings nicht auf Origenes berufen, der sie
nämlich ablehnte. Platon behauptete, nach dem Tode kämen die Bösen in
den Hades, die Gerechten ins Elysium und die Mittelmäßigen würden auf
Erden zur Läuterung wiedergeboren. Dieser Gedanke der Metempsychose, der vermutlich aus Indien zu Pythagoras gelangte und von diesem zu Platon, ist mit der christlichen Offenbarung unvereinbar. "Wir sind bestimmt, Einmal zu sterben und dann kommt das Gericht." (vgl. Hebräerbrief). Wer die Metempsychose glaubt und verkündet, sei aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Anathema!

3. Es wird in der Nachfolge Platons von einigen Brüdern die Auffassung
vertreten, der menschliche Leib sei der Kerker oder der Sarg der
unsterblichen Geistseele des Menschen. Diese Lehre ist mit der
christkatholischen Wahrheit unvereinbar. Vielmehr bekennen Wir, dass der
Mensch nicht nur einen Leib hat, sondern ein Leib ist, und erwartet
nicht nur die wahrhaftige Unsterblichkeit der Seele, sondern auch die
wahrhaftige Auferstehung des Fleisches. Wir bitten diese leibfeindlichen
Brüder, über die Theologie des Leibes zu meditieren.

Damit erteilen wir euch allen, philosophierenden christlichen Brüdern
und Schwestern, Unseren Apostolischen Segen!

Aus dem Vatikan, 13. Mai 2000, Johannes Paulus Magnus P.P.

*

Liebe Dineke,

deine Freude ist auch meine Freude. Du bist die märchenhafte Goldmarie,
von Gott zum Glück geschaffen!

*

Liebe Susanne,

die Königin von Saba, das ist der Jemen oder Äthiopien, stellte Salomo
ein Rätsel. Sie zeigte ihm zwei Blumensträuße und fragte: Welcher ist
der richtige? Salomo, bei all seiner Weisheit, wusste die Antwort nicht.
Der eine Strauß war aus natürlichen Blumen (schoschannim) und der andere Strauß aus Seidenblumen. Seidenwürmer werden im alten Testament erwähnt. Das Fenster im Palast war offen, und eine Biene kam herein geflogen und setzte sich auf den echten Blumenstrauß. Da wusste Salomo die Antwort. Er war der Biene dankbar. Er beherrschte die Sprache der Tiere und sprach in der Sprache der Bienen: Liebe Biene, ich danke dir, ich werde dich belohnen. - Womit, fragte die Biene. Du wirst sehen, sagte Salomo. Da kam eine Hornisse ins Zimmer geflogen und verfolgte die Biene. Salomo trat leise hinzu, bewegte den Fenstervorhang, jagte die Hornisse hinaus und rettete so die Biene.

*

Liebe Dineke,

immer wenn du verzuckerte Rosen isst, dann berauscht sich daran Nienke
in deinem Mutterschoß und beginnt, das Hohelied Salomo für Jesus zu singen.

Damit sei gegrüßt,

Torsten

*

Liebe Dineke,

für die letzten hundert Tage sende ich dir das Evangelium des heutigen Tages. Du kannst es auf dich beziehen.

Lukas 1

39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

*

GRAFFITI


GOTT IST TOT!
NIETZSCHE

NIETZSCHE IST TOT.
GOTT

DOOBIDOOBIDOOH...
SINATRA

*

Liebe Dineke,

mein Gebetsanliegen im heutigen Hauskreis war eine gute Geburt und ein
gesundes Kind. Marco betete dafür, auch für Gottes Segen für die
Hochzeit und den Hauskauf. Alle anderen sagten Amen. Man sagt ja: Aus den Augen - aus dem Sinn. Aber mir stehst du noch klar vor den "Augen meines Sinnes".

*

Lieber Marco,

1. Ich werde mir im Fegefeuer das Rauchen und Wodkatrinken abgewöhnen müssen.

2. Du wirst im Fegefeuer den Rosenkranz beten lernen müssen. Wie willst
du sonst vor die Mutter Gottes treten?

3. Die katholischen Priester werden im Fegefeuer zur Buße ihrer
törichten Predigten das philosophische Hauptwerk von Johannes Paul II,
Akt und Person, lesen müssen.

Damit Gott befohlen,

Torsten

*

AUS EINEM BIBELKREIS

Prediger:
Hesekiel, Daniel und Johannes sahen den Thron Gottes, umher
ein kristallenes Meer, da war ein weißer Thron, darauf saß einer
anzusehen wie ein Jaspis, umher ein Regenbogen von Edelsteinen, Blitze
und Donner kamen vom Thron, sieben Fackeln der sieben Geister Gottes
loderten, alles über dem Firmament von Saphir, die Gestalt der
Herrlichkeit am Oberkörper wie Feuer, am Unterkörper wie Glut, alles
außerordentliche Schönheit und ehrfurchtgebietende Majestät, Myriaden
Engel und Heilige beten die Gottheit an.

Weltmann:
Das ist so, wenn ein Mensch aus der Bronzezeit Visionen vom
21. Jahrhundert hat und sieht ein Steuerungszentrum eines Atomkraftwerks
oder die Steuerung eines Weltraum-Sateliten, da glitzern die
elektronischen Bildschirme und da leuchten die roten und grünen Knöpfe.

Prediger:
Du liest zu viel Science-fiction, mein Freund.

*

Zum Ausklang der Messe mit einem indischen Karmeliten sang der Chor:

Sancta laetitia O Maria!

Damit sei gegrüßt.

*

Heute am Festtag des heiligen Justin des Philosophen und Märtyrers lese
ich seine erste Apologie, da er das Evangelium mit heidnischen
Philosophen und Dichtern und Mythen vergleicht. Ich betete zu ihm und er
sagte mir:

Und ob die Stolzen mich auch verspotten, ich bleibe der Sophia treu!

*

Ich suchte im Internet nach "Gottheit der Weisheit in der germanischen
Mythologie". Da fand ich diesen lustigen Satz: Die Weisheitsgötter unter
den Göttern sind meist recht einsame Götter. Im Gegensatz zu den
Liebesgöttern lieben sie die Nähe zu den Menschen nicht... Im Übrigen
scheint bei den Germanen Odin der Gott der Weisheit zu sein.

*

Nach Karines Tod hab ich ein kleines Theaterstück über Jeanne d'Arc
geschrieben. Unter Toms Spielkarten gab es eine Karte mit Johanna von
Orleans, die schenkte er mir, die trag ich immer im Portemonnaie mit
mir. Am 30. Mai war liturgischer Festtag, aber die dummen Pfaffensäcke
predigten lieber über ihre eigene Priesterberufung oder über Quizshows
im Fernsehen. Ich schenkte Milan und Simon einen Spielfilm über Jeanne.
Heute hab ich meine Übersetzung von Voltaires Pucelle (in 21 Gesängen)
fertig. Ich möchte noch Schillers Jungfrau aus dem Englischen ins
Deutsche und verschiedene französische Gedichte und Prosatexte über sie
übersetzen. Das gibt dann ein großes dickes Buch über Jeanne. Mit den Heiligen ist das so. Nicht du wählst sie, sondern sie wählen dich. Mich haben einige Heilige gewählt, unter ihnen Jeanne d'Arc. (Bei dir weiß ich bisher nur, dass Augustinus dich erwählt hat. Kultiviere das!)

*

Lieber Malek,

um einmal etwas Schönes zu berichten: Es hat dem Herrn und Unsrer Frau
gefallen, mich schon eine Woche lang in Trost und Freude leben zu
lassen. Ganz nett waren die evangelischen Schwestern. Ich habe ein Epos
von Voltaire über Jeanne d'Arc vollständig übersetzt. Es ist zwar sehr
heiß, aber das bin ich Bewohner des Fegefeuers gewöhnt, mich tröstet,
dass es in der Hölle viel heißer ist. Neulich war ein gewaltiges
Gewitter direkt über meiner Wohnung, ich fürchtete wie die Gallier, dass
der Himmel einstürzt. Es krachte, es gab Blitze, so grell, dass sich die
dreizehnjährige Valea noch in 20 Kilometer Entfernung fürchtete. Jehova
ist eine erschreckende und ehrfurchtgebietende Majestät. Falls du in
deinem Amt zu schwitzen hast, opfere es auf zur Buße deiner Sünden und
der Sünden deiner Kinder.

*

Liebe Dineke,

eben höre ich den Prediger Salomo, bei folgenden Versen dachte ich an dich. Sei damit gesegnet.

Zwei haben es besser als einer allein

4,7 Noch etwas habe ich auf dieser Welt beobachtet, das mir sinnlos erscheint: 8 Manch einer lebt völlig allein und hat weder Kinder noch Geschwister. Trotzdem arbeitet er ohne Ende und ist nie zufrieden mit seinem Besitz. Aber für wen mühe ich mich dann ab und gönne mir nichts Gutes mehr? Das ist doch unsinnig, so vergeudet man nur seine Zeit! 9 Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. 10 Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft! 11 Wenn zwei in der Kälte zusammenliegen, wärmt einer den anderen, doch wie soll einer allein warm werden? 12 Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: »Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!«

Ein dreifache Schnur sind nicht Ehemann und Ehefrau und heimlicher Liebhaber, sondern Vater und Mutter und Kind.

*

Schön, dass du Sophia magst. Zum biblischen Fundament der Chochma-Sophia lies:

Sprüche Salomos 1-9
Jesus Sirach, 24 und 51
Baruch, 3
Buch der Weisheit 6-10
1 Korinther 1-3

Wie eine Frau Sophia recht verehrt, weiß ich nicht. Ich kenne nur
männliche Sophienverehrer, die Sophia als himmlische Braut liebten. Die
einzige weibliche Sophienverehrerin, die ich kenne, ist Hildegard von
Bingen (sapientia divina). Der katholische Sophienverehrer Grignion von
Montfort gründete einen weiblichen Orden: Die Töchter der göttlichen
Weisheit. Jesus Sirach nämlich nennt Sophia eine Mutter. Aber Salomo
nennt sie auch Schwester und Freundin. Da suche du. Erbitte im Gebet von
deinem Herrn Jesus Seine Weisheit.

*

Heute ist Robert Musils Mann ohne Eigenschaften bei mir angekommen, ich habe angefangen zu lesen, es ist interessant. Ich bin aber von einer
Welle von Traurigkeit überschwemmt worden. Morgen kommt meine Mutter.

*

Malek,

die Liebe freut sich an der Wahrheit, sagt Paulus. Diese meine Freude
ist nun vollkommen. Der Prediger in der Abendmesse sagte: Wer den Zorn
Gottes aus dem Evangelium ausspart, der verkündet nicht mehr das
Evangelium Christi. - Da freu ich mich an der Wahrheit. Heute meinen so
viele Christen, der "Zorn Gottes ist alttestamentlich", im Neuen
Testament ist Gott ein liebender Vater. Aber sogar die Offenbarung
spricht vom Zorn des Lammes. Wie langweilen mich diese Softies mit ihrem "lieben Gott".

*

Liebe Dineke,

eben höre ich einen Vortrag über den pessimistischen Philosophen
Schopenhauer. "Dass die Welt von einem allgütigen Gott geschaffen sei,
kann ich nicht glauben, eher von einem Teufel, der zusieht, wie die
Menschen sich quälen." Da wurde plötzlich ein Bild zeigt von den Wimpern einer jungen Frau, die mit Maskara gebürstet wurden. Da seufzte ich: Ach Dineke...

Damit grüß ich dich,

Torsten

PS: Schopenhauer darf ich nicht lesen, ich könnte ihm glauben.

*

Bitte bete, dass ich in den Himmel komm. Im Himmel will ich nicht den
fanatischen Paulus, nicht den cholerischen Petrus, nicht die allzu
maskuline Edith Stein, nicht die unhübsche Therese von Lisieux sehen und
nicht die sogenannten Freunde meiner Erdenzeit oder die Liebchen, unter
den Genossen und Genossinnen im Jammertal hab ich hier genug zu leiden, ich habe keine Sehnsucht nach ihrem verklärten Klatsch und himmlischen Weingelagen - - ich will sieben Ewigkeiten mit Maria im Paradies allein sein und dann mit ihr für immer in Gott verschwinden.

*

Malek,

der Heilige Geist hat mir zu verstehen gegeben, dass meine Berufung
darin besteht, die Weisheit Christi in einer Sprache zu verkünden, die
nicht konfessionell ist. Es gibt ja die Sprache der Reformatoren, die
Sprache der Evangelikalen, die Sprache der Charismatiker, die
russisch-orthodoxe Sprache. Ich beherrsche sie alle. Es gibt die
katholische Sprache der antiken Kirchenväter, der mittelalterlichen
deutschen Mystik, der karmelitanischen Mystik der Gegenreformation, die Sprache der zeitgenössischen Päpste. Diese Sprachen beherrsche ich auch.
Ich beherrsche die Sprachen der Chinesen und Inder, der Babylonier und
der Ägypter und der alten Griechen und Römer. Wenn ich nachdenke, was
meine deutsche Sprache am meisten geprägt hat, so sind es die
Lutherbibel und Goethe.

*

Liebe Dineke!

1.

IN MEMORIAM AWA


Prediger Salomo 3,18 Ich sprach in meinem Herzen: Es geschieht wegen der Menschenkinder, damit Gott sie prüfe und sie sehen, dass sie selber sind wie das Tier. 19 Denn es geht dem Menschen wie dem Tier: wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Atem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Tier; denn es ist alles sinnlosl. 20 Es fährt alles an einen Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub. 21 Wer weiß, ob der Atem des Menschen aufwärts fahre und der Atem des Tieres hinab unter die Erde fahre?

2.

Ich sagte zu Evi (Evi und die tote Karine sind meine zwei platonischen Ehefrauen), dass sie in meinen Augen eine Pechmarie sei (sie hat schwarze Haare und immer viel Pech) und dass du eine Goldmarie seist (goldenhaarig und zum Glück geschaffen.) Ein paar Tage drauf war Evi deswegen beleidigt. Sie meinte, sie wolle auch eine Goldmarie sein. Ich kenne aber meine Pappenheimerin - Evi war eifersüchtig auf dich (was sie natürlich nie zugeben würde). Das sind so Späße dieser Lebenskomödie.

Torsten

PS: Wie steht es mit dem Hauskauf?

*

Liebe Mama,

ich erinnere mich noch an das Haus deiner Freundin Agnes, neben dem
Bauernhof, wo ich als Kind Milch geholt habe. Ihr Mann war, wenn ich
mich erinnere, vollbärtig und christdemokratischer Kommunalpolitiker.
Aber ich muss auch an Frau Schönf. denken, die mir persönlich immer
die liebste deiner Freundinnen war, und darum bitte ich dich, auch sie
bei Gelegenheit einmal herzlich zu grüßen.

*

Liebe Gudrun,

ich spüle meinen Schmerz mit Wodka ab, da denk ich an Hiob. Mein
Vorschlag wäre, nach Hiob 28, dem Lied der Weisheit, noch Hiob 29, seine
Erinnerung an sein früheres Glück, und Hiob 31, Hiobs Pakt mit Gott über
ein reines Leben, zu lesen. Dann die Reden Elihus nicht zu beachten,
sondern zu den Reden des Herrn aus dem Wettersturm überzugehen, ohne die Beschreibung von Leviathan und Behemoth, und dann mit dem letzten
Kapitel zu enden.

*

Der heilige Grignion sagt: Wer der Ewigen Weisheit dienen will, meide
das Geschwätz der Weltlichen, aber auch das der oberflächlichen
Christen. Puschkin sagt: Wer weise werden will / der lebe still.

Maria, Sedes Sapientiae, sei mit dir!

*

An dem Tag vor dem Besuch meiner Mutter litt ich an der Furcht vor der
seelischen Verletzung, am Tag des Besuches musste ich die Demütigung
verarbeiten und betäubte den Schmerz mit Wodka, am Tag danach leide ich an leibseelischem Katzenjammer. Ich habe ein ABC der Sophia entworfen für mein Epos DIE FRAU, von Anfang bis Weltseele. Habe heute die Gesamtausgabe der Suche nach der verlorenen Zeit bekommen und mit Gewinn angefangen zu lesen. Habe eine 12bändige Ausgabe der menschlichen Komödie von Balzac bestellt. Hörte etwas Nietzsche, um mir neuen Mut zu machen.

*

Evangelische Kirche würdigt Theologieprofessor Frau Athene von Tübingen

Stuttgard. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat der Tübinger Frau Theologieprofessor Athene zu deren ***. Geburtstag gratuliert. Bei aller theologischen Leistung von Weltruhm bleibe das Entscheidende, von Gott zugesprochen zu bekommen, „dass nichts uns scheiden kann von Seiner Liebe“, heißt es in dem Glückwunschschreiben, das am Freitag in Stuttgard veröffentlicht wurde. Für ihn sei Athenes Theologie immer deswegen so kostbar gewesen, weil sie genau dies ausstrahle, schreibt der Bischof. Für die Union Evangelischer Kirchen würdigte ihr Kirchenpräsident die profilierte Theologieprofessorin.

Als Professor für Altes Testament und Religionsphilosophie habe Athene mit ihrer Sprachkraft und ihrer konzentrierten Auslegung der Bibel sowie ihrer Aktualisierung der Theologie des heiligen Augustinus ganze Generationen von Studierenden geprägt, hebt der Ratsvorsitzende hervor. „Ihre Vorträge und Vorlesungen galten und gelten als intellektueller Genuss.“ Athenes Aufsätze gehörten zu den gehaltvollsten Texten dieses neuen Jahrtausends. Der vielleicht bekannteste Text zum Thema „Tod“ biete auch in der aktuellen Debatte über das Gedenken an die Toten in der evangelischen Tradition noch immer Orientierung, schreibt der Bischof.

Mit ihrem Engagement in der Christenheit und der Ökumene mit der Katholischen Kirche habe Athene deutlich gemacht, dass Theologie und Kirche zusammengehörten und aufeinander angewiesen seien, schreibt der Kirchenpräsident in seiner Gratulation. Unter Hinweis auf das vor 50 Jahren veröffentlichte römisch-katholische Ökumenismusdekret erinnert der Kirchenpräsident an die Aussage Athenes: „Die Zeit für eine im Streit um die Wahrheit geeinte Kirche ist reif.“ Deshalb sei nicht die Auflösung der konfessionellen Profile zu fordern, wohl aber die Überwindung ihres trennenden Charakters, ergänzt der Präsident. Athene war im Jahr 2000 die erste Preisträgerin des Karl-Barth-Preises der Kirche.

Athene ist am 31. Mai 19*** im Hohenlohischen geboren. Nach dem Theologiestudium in Tübingen, Berlin, Zürich und Basel und der Promotion über „Paulus und Jesus“ begann ihre lebenslange Lehrtätigkeit. Sie unterrichtete in Berlin, Zürich und ab 19** in Tübingen, wo sie heute noch lebt. Dort war sie auch 20 Jahre lang Vorsteherin des Evangelischen Damen-Stifts. „Gott als Geheimnis. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten“ heißt Athenes Hauptwerk.

Athene war Kanzlerin des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. In der Evangelischen Kirche war sie drei Jahrzehnte berufenes Mitglied der Synode und hatte über viele Jahre den Vorsitz in der Kammer für Theologie. Drei Jahre lang war sie Leiterin der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Zudem war sie eine geschätzte Rednerin auf Ökumenischen Kirchentagen.

*

Marco,

wenn Meike und Sabine nicht kommen, sollen wir uns dann zum Hauskreis treffen oder nicht? Mir ist es egal. Sonst müsstest du mich nach der Arbeit abholen und evtl. müsste Monica mich zurückbringen. Lohnt sich der Aufwand für mich Idioten?

*

Liebste Dineke,

dass du schreibst "liebste Grüße" ist mir ein Trost, denn ich bin
mutterkrank und wodkakrank, kurz, habe einen moralischen Kater. O wie
wünsch ich dir, in einem blühenden Gartenparadies zu wohnen, gib dem
Garten und Haus was von deiner Schönheit ab! Und wenn erst Nienke im
Garten krabbelt! Das wird sicher sehr schön!

Dein Freund

*

Marco,

da Heinz mich nicht zurückbringen kann und du sicher keine große Lust
hast, nachts noch mal wieder nach OL zu fahren und da es sehr heiß ist,
sollten wir vielleicht ausfallen lassen

*

Dineke,

eben las ich in der Lutherbibel Matthäus 22, das klingt in der Dinibibel so:

1 Jesus war mal wieder am Storyserzählen:

2 Wenn Gott wieder anfängt, den Joystick der Welt komplett in die Hand zu nehmen, und seine gute Zeit beginnt, dann ist das, als ob ein König eine Hochzeitsparty für seine Tochter organisiert.

3 Die ganzen VIPs waren eingeladen, und nachdem alles vorbereitet war, schickte er die Angestellten los, um die Gäste abzuholen. Aber keiner hatte Lust zu kommen.

4 Da schickte er seine Leute noch mal los mit der Nachricht: ‚Das Rinderzungenfilet ist angerichtet, der Lachs und der Hummer sind schon fertig, alles wartet nur auf Sie, nun kommen Sie doch!‘

*

Liebe Dini,

heute morgen las ich, wie Paulus von einer Gemeinde sprach, die ihm eine
Quelle der Freude ist. Was ist für mich eine Quelle der Freude? Der
Hauskreis? Nein. Maria? Ja. Meine tote Geliebte? Ja. Dineke? Ja. Dini,
du kleine Quelle meiner Freude, lass mich manchmal an deiner Freude
teilhaben. Deine Freude über Kind und Ehemann und Schoßhund und Garten und Haus ist auch meine Freude.

Damit sei gesegnet!

Dein

*

Marco,

ich habe den Wunsch, noch einen Kommentar zur Hure Babylon und einen
Kommentar zur himmlischen Jerusalem zu schreiben. Soweit ich weiß, haben wir, wenn nicht noch weitere Abende ausfallen, nur noch zwei Abende. Mein Vorschlag wäre, am nächsten Abend über den Antichrist zu reden und am letzten Abend über den Himmel. Das Material zur apokalyptischen Dame und zur Hure Babylon denke ich mir einfach den Genossinnen zur privaten Lektüre zu überlassen.

"Fraw klüglin ist ayn kluge hur", sagt Luther.

*

Ich habe angefangen, Schopenhauer zu lesen. Aber, bei allen Toten!, wie
kann man über so unzüchtige Dinge wie Zeit und Raum und so unkeusche
Dinge wie die nackte Materie reden?

*

Schön, die Welt ist der Traum eines (gequälten) Gottes. Das Leben ist
ein (Alp-)Traum, von dem wir im Tod erwachen. Kant sagt: Mann, du
erkennst die Frau nicht, wie sie ist, sondern du schaffst dir nur dein
eigenes Bild von ihr. (Das weiß und tut der Dichter seit ehedem.) Aber
auch die Frau kennt dich nicht, sie hat nur so ihre eigenen dummen
Vorstellungen von dir. So bleibst du unrettbar einsam.

*

Ein katholischer Theologe sagte: Ich hätte gern im vierten Jahrhundert
gelebt zur Zeit der großen Konzile und Dogmen, oder im 16. Jahrhundert
zur Zeit der Diskussion um Gnade und Rechtfertigung. - Wann hättest du
denn gerne gelebt? Ich hätte gern im 4. Jhd. v. Chr. in Griechenland
gelebt, oder im 8. Jhd. n. Chr. in der chinesischen Tangdynastie, oder
im 16. Jhd. in Florenz, oder Anfang des 19. Jdt. in Weimar-Jena.

*

Nun bin ich ein Witwer, einst war ich Vater. Von meinen Liebchen tröstet
mich keine. Alle meine Freunde haben mich im Stich gelassen. Meine
Kinder hat der Böse gefangen genommen.

*

DAS ATHENAIA-EVANGELIUM

FRAGMENT

AUS DEN SCHRIFTROLLEN VON NAG HAMMADI

AUS DEM KOPTISCHEN ÜBERSETZT VON PROF. THEOL. TORSTEN SCHWANKE

1. Unter den Frauen, die Jesusa in Galiläa nachfolgten, waren die
Mutter Jesu, Maria Magdalena, Hanna und Susanna, und Atheneia, eine
Griechin, aus der der Herr Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte.

2. Und Jesus sprach: Wenn das Haus gereinigt ist von den Dämonen und
sauber und aufgeräumt, dann kommen die Dämonen wieder und bringen eine Legion mit und wollen wieder einziehen.

3. Da rief Atheneia: O Jesus, selig sind die Brüste, die dich gesäugt
haben, und selig ist der Schoß, der dich getragen hat!

4. Da sagte Jesus: Ja, und das wird dich schützen vor der Wiederkehr der
Dämonen.

5. (...)

6. Einmal saß Jesus allein an einem Brunnen und hatte Durst. Da kam
Atheneia an den Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Da sagte Jesus: Ruf
deinen Ehemann!

7. Da sagte Atheneia: Herr, ich bin geschieden von meinem Ehemann.

8. Da sagte Jesus: Nur wegen eurer Herzenshärtigkeit hat Moses den
Männern erlaubt, ihnen einen Scheidebrief zu geben. Aber was Gott
vereint hat, soll der Mensch nicht scheiden. Wer eine Frau aus der Ehe
entlässt, der bricht die Ehe. Und wer eine geschiedene Frau heiratet,
der macht, da sie die Ehe bricht.

9. Aber einige sind berufen, ehelos für das Himmelreich zu leben. Wer
das fassen kann, der fasse es.

10. (...)

11. Und Jesus kam zu Besuch zu Atheneia und ihrer Freundin Esther. Und
Esther briet ein Rind, um Jesu zu bewirten, aber Atheneia fastete bei
Brot und Wasser.

12. Und Esther machte sich viel Mühe in der Küche, aber Atheneia setzte
sich zu Jesu Füßen und sagte: Meister, unterweise mich in deiner Weisheit!

13. Und Esther sagte zu Jesus: Herr, ich muss alle Arbeit im Haushalt
allein tun, und Atheneia will nur beten und studieren. Sag ihr, sie soll
mehr im Haushalt tun.

14. Da sagte Jesus: Atheneia hat das bessere Teil erwählt, das soll
nicht von ihr genommen werden.

(...)

15. Und als Jesus gekreuzigt wurde, da standen unter dem Kreuz die
Mutter Jesu, ihre Schwester Maria, die die Mutter der Brüder des Herrn
war, Maria Magdalena, der Jünger, den Jesus lieb hatte, und die Griechin
Atheneia.

16. Und Jesus sagte zu seiner Mutter: Frau, siehe deine Tochter! Und zu
Atheneia sagte er: Tochter, siehe deine Mutter. Dann gab Jesus seinen
Geist auf. Und Atheneia nahm die Mutter Jesu in ihr Herz auf.

17. Am dritten Tag, in der Morgenröte, kamen Maria Magdalena und Susanna und Atheneia an das Grab Jesu. Und sie sah(...)

*

Heute bekam ich einen Brief, sinngemäß:

Lieber ***!

Es gibt keine Freunde mehr in Deutschland und keine Feinde, nur
Mittelmaß. Ich weiß nicht, was es heißt, ein Freund zu sein. Ich habe
keine Liebe für dich, aber auch keinen Hass, nur Gleichgültigkeit. Ich
bin nicht dein Freund, aber ich bin auch nicht dein Feind, ich bin nur
Mittelmaß.

Dein Bekannter ***

*

Liebe Dineke!

Ich habe ein Wort Gottes für dich:

Jesaja 42, 14. Der HERR spricht:

"Ich schwieg wohl eine lange Zeit, war still und hielt an mich. Nun aber will ich schreien wie eine Gebärende, ich will laut rufen und schreien!"

Damit sei gesegnet,

Torsten

PS: Wann zieht ihr ins neue Haus ein? Ich wünsche euch eine schöne Hochzeitsfeier!

*

Dini,

noch ein Wort für dich:

Jesaja 62:

4 Man wird dich nicht mehr »Verlassene« nennen und dein Land nicht mehr als »Wüste« bezeichnen, sondern man wird dich nennen »Meine Lust an ihr« und dein Land »Vermählte«; denn der Herr wird Lust an dir haben, und dein Land wird wieder vermählt sein. 5 Denn wie ein junger Mann sich mit einer Jungfrau vermählt, so werden deine Kinder sich mit dir vermählen[, und wie sich ein Bräutigam an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen.

*

Malek,

das Sprachenreden zu Pfingsten war doch wohl nicht das kawlakaw der
Pfingstler, sondern die Aoistel sprachen wirkliche Sprachen der Völker.
Ein Sprachwissenschaftler hat die sog. Zungenrede untersucht und
festgestellt, dass es keine intelligente Sprache ist, auch nicht eine
übernatürliche Sprache, sondern die rasche Wiederholung von Ursilben der
eigenen Muttersprache, d.h. deutsche Pfingstler brabbeln deutsche
Glossolalie und Chinesen chinesische. Ein Scherz: Ein katholischer
Priester besuchte eine Pfingstgemeinde und zitierte den Johannesprolog
auf amerikanisch, und ein Pfingstler mit angeblicher Gabe der Auslegung
der Zungenrede "übersetzte" und es kam etwas völlig anderes heraus. Ich
habe ja in den 2 Jahren meines Pfingstlertums die Glossolalie betrieben,
aber als Katholik hörte es von selber auf. Ich denke nun über den
Heiligen Geist etwas anders als die Pfingstler.

*

Liebe Dini,

heute habe ich von dir geträumt. Ich wollte pünktlich zu deiner Hochzeit
in Bremen sein, um vor deinem und deines Mannes Haus an der Tür zu
stehen und zu klingeln und dir eine Gladiole zu schenken. Aber ich hatte
mich besoffen, so dass ich deinen Hochzeitstag verschlafen habe, ich
wusste nicht mehr, welcher Tag war und wo ich war. Dann war ich in einem großen Haus und wollte meine Emails abfragen, wusste aber nicht mehr, wie das geht. Es ist mir dann doch noch gelungen und ich wollte dir eine Email schreiben. Da kam eine mir unbekannte Frau aus dem Hauskreis und petzte dem Hauskreis, dass ich heimlich an eine Frau schreibe. Der Hauskreis solle das sofort unterbinden. Da kam Marco, der
Hauskreisleiter, und wollte mit mir darüber reden. Es gelang mir aber
doch, heimlich eine Email zu schreiben, und zwar schrieb ich an Jesus.
Ich schrieb: Lieber Jesus! Grüße Dineke! Ob sie nun in England Tennis
spielt oder ob sie in China Kranke pflegt, sie hat so schöne goldene
Wimpern, Jesus! Sie ist zart und schlank wie eine Pusteblume. Und wenn
auf ihre goldenen Wimpern wie weißes Puder etwas Schneestaub fällt, dann ist sie eine nahezu göttlich schöne blendende Erscheinung!

*

Heute sprach ich mit lutherischen Tanten über Hiob. Nachdem ich das
Kaffee-und-Kuchen-Evangelium lang und breit ausgeführt hatte, bin ich
des Christentums überdrüssig und regeneriere mich beim Ecce homo von
Nietzsche, dem Dionysos und seiner tragischen Weisheit - und siehe da,
er spricht über Franz von Baader, einen katholischen Sophienverehrer
(erotische Philosophie).

*

Evi,

drei Tage hab ich mit dir verbracht, Maria hat mich mit dir getröstet,
am dritten Tag sagte mir der Herr, ich solle dich als babylonische
Liebesgöttin besingen. Hier nun im Anhang die Hymne.

*

Malek,

ein Filmtitel sagt TOTE MÄDCHEN LÜGEN NICHT. Wie wahr! Aber lebende Mädchen, junge und alte, schwatzen nur Torheit. Aber sind die Männer besser? Sagte mir doch ein Roboter: Gedichte können auch vom Computer geschrieben werden, zu einem japanischen Haiku-Dreizeiler reicht es allemal. Da bin ich, ob unter Menschen oder fern von Menschen, einsam.

*

Marco,

bitte bring Donnerstag die Andacht zur Apokalyptischen Dame und zum
Antichrist mit. Ich meine, wir haben nur noch zwei Bibelabende vor den
Sommerferien, und ich möchte gern am ersten Abend über den Antichrist
und am zweiten Abend über das himmlische Jerusalem sprechen. Die Apokal. Frau möcht ich den Schwestern zum Lesen mitgeben. (Ich fürchte mich vor der Disharmonie zwischen Katholik und Evangelikalen in dieser Frage. Ich bin eh schon einsam genug und suche mit euch mehr das Gemeinsame.) Tu mir den Gefallen und stimme zu.

Ich habe übrigens die Idee, nach Hiob, über Sprüche Salomo 1-9 zu
reden, die Offenbarung über the Divine Wisdom.

Mir geht es sehr schlecht. Nachdem ich meine Mutter getroffen habe, habe
ich nun allnächtlich Alpträume von meinen Eltern.

Ich freue mich, bald Susanne und meinen Liebling Valea beschenken zu können.

*

GRUNDGESETZ DES KAISERREICHS DEUTSCHLAND

§ 1. Alle Staatsgewalt geht von Gott aus.

§ 2. Das deutsche Volk wird vom Kaiser regiert. Der Kaiser wird vom
Papst geweiht. Der Kaiser ist nur Gott rechenschaftspflichtig. Der
Kaiser muss ein Philosoph sein.

§ 3. Die Gesellschaft teilt sich in drei Klassen: den Lehrstand (in den
in Ausnahmefällen auch Frauen aufgenommen werden dürfen), den Wehrstand (allein den Männern vorbehalten) und den Nährstand. Revolutionäre Wühlarbeit in der Klassengesellschaft wird mit dem Tode bestraft.

§ 4. In Fragen der Familie herrscht der Sexualkommunismus. Frauen sind
Gemeingut. Die tüchtigsten Denker und die tüchtigsten Ritter und die
tüchtigsten Arbeiter suchen sich aus den allgemeinen Frauenhäusern die
schönsten Frauen aus, mit denen sie tüchtige Knaben und schöne Mädchen
zeugen

§ 5. Die Kinder sind Allgemeingut und werden in den allgemeinen
Frauenhäusern gemeinschaftlich erzogen.

§ 6. Gottlose Dichter werden verbannt.

Beschlossen am 13. 6. 2018 in Berlin. Dieses Grundgesetz ist für alle
Zeiten unveränderlich.