VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTER
GESANG
Dietrich
von Bern
In
der Zeit, als germanische Stämme
Als
Herrscher im Römischen Reich lebten,
Regierten
der mächtige Gothenkönig
Dietrich
in der Stadt Verona,
Die
auch Bern genannt wurde.
Er
hatte sein Reich als Vatererbe
Von
König Dietmar übernommen
Und
war von Hildebrand,
Einem
tapferen Krieger, erzogen
Und
in allen Tugenden des Kampfes
Gut
ausgebildet worden.
Schon
bei Dietrichs Geburt
War
prophezeit worden,
Dass
er zu großen Taten berufen wurde.
Als
Zeichen der Wahrheit dieses Sprichworts
Sollte
Feuer aus seinem Mund spritzen,
Sobald
er wütend wurde.
Als
diese Vorhersage wirklich wahr wurde,
Glaubten
alle an Dietrichs zukünftigen Ruhm.
Mit
dem alten Waffenmeister Hildebrand
Machte
sich der junge Krieger
Auf
den Weg ins Abenteuer
Und
bewies sich im Kampf
Mit
Grim und Hilde,
Einem
räuberischen Riesenpaar,
Das
Terror im ganzen Land verbreitete.
Als
unüberwindliche Waffe
Trug
der junge Held seither
Den
wunderbaren Schwertnagelring,
Den
kunstvolle Zwerge geschmiedet hatten.
Seit
Dietrich den Thron
Seines
Vaters erobert hatte,
Kamen
mutige Helden aus der Ferne nach Bern,
Um
dem König als Anhänger zu dienen;
Denn
sein Ruhm war weit
Über
die Grenzen des Landes hinausgekommen.
Es
gab die starke Heimat,
Die
sich erst dann zum Militärdienst bereit erklärte,
Wenn
sie Dietrichs Überlegenheit
Im
Kampf anerkennen musste.
Der
mutige Witege wurde auch
Zu
Dietrichs Gefolgsmann,
Obwohl
er sich mit seinem kostbaren Schwert Mimung,
Das
sein Vater, Wieland der Schmied,
Ihm
vererbt hatte,
Stärker
als der Berner gezeigt hatte.
Andere
Helden kamen nach Bern,
Um
mit Dietrich zu konkurrieren.
Unter
ihnen war der Riese Ecke,
Der
die Bräuche und Lebensweisen
Der
Menschen akzeptiert hatte
Und
bestrebt war, Ruhm
Und
Ehre zu erlangen.
Drei
königliche Jungfrauen,
Von
denen eine ihm ihre Hand versprochen hatte,
Wenn
er den mächtigen Berner besiegte
Und
sie ernährte,
Hatten
ihn zum Kampf angespornt.
Ecke
fand seinen Gegner nicht in Bern
Und
ruhte sich nicht aus,
Bis
er ihn spät in der Nacht im Wald traf.
Trotz
der Dunkelheit musste Dietrich kämpfen
Und
es folgte Streich für Streich so heftig,
Dass
das Feuer, das sie von ihren Helmen schlugen,
Weit
und breit strahlte.
Schließlich
gelang es dem Berner,
Den
Riesen zu Boden zu zwingen,
Und
da Ecke lieber sterben wollte,
Als
gefangen genommen zu werden,
Musste
Dietrich ihn töten.
Leidend
begrub Dietrich den tapferen Gegner,
Der
ihn zum Kampf gezwungen hatte.
Bald
darauf musste er weitere
Schwere
Kämpfe bestehen,
Mit
Eckes Bruder Fasolt
Und
der ganzen riesigen Familie,
Die
Eckes Tod rächen wollte.
Dann
ging er zur Burg
Der
drei grausamen Königstöchter,
Um
ihnen das Haupt des toten Ecke zu bringen,
Den
sie in den Tod getrieben hatten.
Dietrich
zu Bern lebte
Als
Wohltäter der Unterdrückten,
Niemand
bat ihn vergeblich um Hilfe,
Und
der Ruhm seiner Taten
Verbreitete
sich weit und breit.
Eines
Tages berichtete der alte Hildebrand
Über
ein Zwergenvolk,
Das
tief in den Bergen lebte
Und
dessen König Laurin,
Obwohl
nur drei Meter hoch,
So
stark war,
Dass
ihm niemand widerstehen konnte.
Er
besitzt in Tirol
Einen
Rosengarten mit goldenem Tor,
Sagte
der geübte Waffenschmied,
Und
statt der Mauer umgibt ihn ein Seidenfaden.
Jeder,
der es wagt, diesen auseinander zu nehmen,
Wird
Laurins schreckliche Rache spüren,
Denn
er wird Hand und Fuß
Der
Bösen als Pfand nehmen.
Dann
beschloss Dietrich,
Sich
sofort mit seinen Männern
Auf
den Weg zu machen,
Um
mit dem Zwergkönig Laurin
Im
Kampf zu konkurrieren.
Sie
kamen nach Tirol
Und
fanden auch den Rosengarten,
Die
Rosen dufteten auf sie zu,
Als
sie aus dem Wald kamen.
Witege
war der erste,
Der
in den Garten einbrach
Und
auf den Rosen trampelte.
In
wilder Wut stürmte der Zwerg Laurin,
Bewaffnet
mit Speer und Schwert, herein,
Und
der Held hätte dem Zwerg
Nicht
widerstehen können,
Wenn
Dietrich ihm nicht
Zu
Hilfe gekommen wäre.
Hildebrand
riet seinem Meister:
Schlag
mit dem Knopf deines Schwertes zu!
Aber
der Zwergenkönig
Zog
seinen Zauberhut heraus
Und
schob ihn über.
Unsichtbar
für den Gegner,
Ließ
er nun auf den Berner blasen
Und
drückte ihn hart.
Schnappt
ihn euch an seinem Körper
Und
schnappt ihn an seinem Gürtel,
Schrie
der alte Waffenmeister in größter Not,
Und
Dietrich folgte wie immer seinem Rat.
So
gelang es ihm,
Den
schrecklichen Gegner,
Dem
der Gürtel
Die
Kraft von zwölf Männern gegeben hatte,
Auf
den Boden zu zwingen.
Dann
bat Laurin um Gnade,
Die
ihm gewährt wurde,
Und
als er die Krieger
In
sein Königreich einlud,
Folgten
sie ihm in das Innere des Berges.
In
König Laurins Königreich
Herrschte
ein glückliches Leben.
Die
Gäste wurden mit allerlei Unterhaltung,
Gesang
und Tanz
Und
ritterlichen Kampfspielen unterhalten,
Die
die Zwerge den Menschen zeigten.
Aber
Laurin hatte die Rache nicht vergessen,
Die
er den Kriegern leise geschworen hatte.
Mit
einem betäubenden Trank
Versenkte
er sie alle in einen Tiefschlaf;
Dann
ließ er die Wehrlosen fesseln
Und
in einen dunklen Kerker werfen.
Als
Dietrich aus seinem magischen Schlaf erwachte,
War
er in unbändigem Zorn
Über
einen solchen Verrat.
Flammen
sprühte aus seinem Mund
Und
verbrannten die Fesseln.
So
wurde er frei
Und
konnte die Fesseln seiner Gefährten lösen.
Aber
die Helden konnten den Kerker nicht öffnen.
Dietrichs
Waffengefährte Dietleib,
Dessen
Schwester Künhild
König
Laurin in den Berg entführt hatte,
Um
sie zu heiraten,
Lag
in einer speziellen Kammer gefangen.
Künhild,
die nichts anderes wollte,
Als
Laurins Reich zu verlassen,
Befreite
ihren Bruder
Und
gab ihm Waffen.
Kurze
Zeit später half Dietleib König Dietrich
Und
seinen Männern aus dem Gefängnis.
Die
Zwerge rüsteten sich vergeblich
Zu
Tausenden aus,
Sie
erlagen der Macht der Helden,
König
Laurin wurde gefangen genommen,
Und
Dietrich wollte ihn
Wegen
seiner Treulosigkeit töten.
Aber
Künhild, Dietleib
Und
Hildebrand beteten für ihn,
Damit
Dietrich ihm Gnade gewährte.
Er
nahm den Zwergenkönig mit nach Bern.
Später
versöhnte sich Dietrich mit Laurin
Und
ließ ihn auf den Berg zurückkehren.
ZWEITER
GESANG
Die
Schlacht von Raben
Im
Streit um das Erbe seines Vaters
Hatte
Dietrich das Land
Vor
seinem Onkel Ermenrich verlassen
Und
am Hof von König Etzel
Gastlichkeit
gefunden.
Der
Hunnenkönig versprach es ihm,
Und
Dietrich dankte ihm
Für
seine Gastfreundschaft,
Indem
er Etzel auf seinen Kriegsreisen begleitete
Und
tapfer an seiner Seite im Kampf stand.
Als
sich die Armee
Auf
die Rache vorbereitete,
Um
Dietrichs Herrschaft zurückzuerobern,
Hielten
sich die beiden Söhne Etzels nicht zurück,
Ihn
zu bitten, mit ihm reiten zu dürfen.
Ihre
Mutter war anderer Meinung,
Denn
sie hatte geträumt,
Dass
ein Drache
Die
beiden Jugendlichen entführt
Und
vor ihren Augen
Auseinandergerissen
hatte.
Dietrich
bat die unerfahrenen Jungen dann,
Sich
auf seinen Schutz zu verlassen:
Ich
werde mich treu
Um
deine beiden Söhne kümmern,
Versprach
Dietrich der Mutter.
So
gab Etzel nach,
Denn
auch Königin Helche
Vertraute
Dietrichs Worten
Und
ließ sie gehen.
Als
der zurückkehrende Dietrich
Die
Grenzen seines Landes überschritt,
Stellte
sich heraus,
Dass
seine Heimat ihn nicht vergessen hatte.
Seine
Königsstadt Bern
Öffnete
ihm freiwillig ihre Tore,
Und
viele Gläubige
Versammelten
sich um ihn herum.
Sie
bereiteten sich auf den Kampf
Gegen
Ermenrich vor,
Der
mit seiner Armee in der Stadt Raben
Eine
Entscheidung treffen wollte.
Die
Söhne von Etzel waren standhaft und scharf,
Außerdem
hatte sein junger Bruder Dieter
Dietrich
dem kühnen Elsan anvertraut.
Mit
seinem Leben musste Dietrich garantieren,
Sie
nicht vor die Stadt gehen zu lassen.
Aber
heimlich brachen die mutigen jungen Männer
Das
Verbot und fuhren ohne Elsan davon.
Ohne
es zu wissen,
Befanden
sie sich auf dem Weg nach Raben.
Vor
dieser Stadt stießen sie
Auf
den starken Witege,
Der
einst Dietrichs Handlanger war
Und
in Ermenrichs Dienst getreten war.
Wir
müssen unseren Herrn Dietrich
An
dem Verräter rächen,
Schrien
die drei jungen Männer
Voller
Kampfgeist
Und
drangen auf den Helden ein.
Witege
warnte sie vergeblich,
Nicht
zu kämpfen,
Da
sie ihn nicht ausstehen konnten.
Aber
er musste sich
Gegen
ihre Unbesonnenheit wehren
Und
tötete mit Mimung, seinem guten Schwert,
Die
beiden Söhne König Etzels,
Und
dann Dieter,
Den
jungen Bruder des Berner Mannes.
Während
die Söhne von Etzel
Mit
Witege kämpften
Und
ihr Schicksal stattfand,
Brach
vor der Stadt Raben
Eine
schwere Schlacht
Zwischen
den Männern von Dietrich
Und
König Ermenrich aus.
Lange
Zeit tobte der Kampf hin und her.
Dann
gelang es Dietrich und seinen Kriegern,
Den
Widerstand der Ermenrich-Truppen zu brechen.
Der
hart umkämpfte Sieg
Hatte
schwere Opfer gefordert.
Viele
der Erschlagenen und Verwundeten
Lagen
in ihrem Blut,
Und
Dietrich befahl,
Die
Verwundeten zu pflegen
Und
die Toten zu begraben.
Dort
sah er, wie Elsan
Gerade
auf den Kampfplatz geritten war.
Dietrich
fragte sofort nach den jungen Männern,
Die
er dem Schutz des Kriegers anvertraut hatte.
Voll
Angst vor dem Schlimmsten erfuhr er,
Dass
Elsan sie aus den Augen verloren hatte,
Und
bald darauf kamen Boten,
Um
zu berichten, dass Dieter
Und
die Söhne von Etzel
Auf
der Heide getötet worden.
Habe
ich sie nicht dir, Elsan,
In
Leben und Tod übergeben?
Rief
Dietrich klagend aus.
Dann
überwältigte ihn der Zorn,
Und
er tötete Elsan auf der Stelle.
Als
er die Toten fand
Und
ihre Wunden untersuchte,
Erkannte
er den Täter.
Nur
das Schwert Mimung
Schlug
solche Wunden,
Und
es war Witege, der dieses Schwert führte.
Der
Wunsch, den Tod der Jugendlichen zu rächen,
Wurde
in ihm überwältigend.
Aber
wo findet er den Mörder?
Der
treue Rüde von Bechelaren,
Dessen
junger Sohn
In
der Rabenschlacht gefallen war,
Hatte
Dietrich an den Ort
Des
Todes begleitet.
Er
war auch derjenige, der Witege
Und
seinen Neffen Rienold
Über
die Heide reiten sah.
Dietrich
nahm die Verfolgung sofort auf,
Als
beide vor dem berserkerartigen
Wütenden
Feind flohen.
Schließlich
stand der junge Rienold
Gegen
Dietrich und griff ihn mutig an.
Er
konnte jedoch Dietrichs
Wütender
Wut nicht widerstehen
Und
fiel nach einem kurzen Kampf.
Witege,
gefüllt mit furchtbarem Schrecken,
Vergaß
das Gebot der Ehre
Und
suchte die Erlösung auf der Flucht
Und
vertraute
Auf
die Geschwindigkeit seines Pferdes.
Aber
die Entfernung zwischen Witege
Und
seinem Verfolger
Wurde
immer kleiner,
Und
da die Flucht in Richtung Meer ging,
Hoffte
Dietrich,
Ihn
am Strand zum Kampf zu zwingen.
Witege
selbst wollte bereits
Verzweifelt
gerettet werden,
Als
eine Meerjungfrau,
Seine
Ahnin Waghild,
Aus
den Fluten aufstand
Und
den letzten Nachkommen ihrer Familie
Mit
seinem Pferd in die Tiefe zog.
Vergeblich
wartete Dietrich
Lange
Zeit am Strand und hoffte,
Dass
der Feind wieder auftauchen würde.
Aber
bei der breiten Flut zeigte sich nichts,
Und
Dietrich musste erkennen,
Dass
Witege seiner Rache
Für
immer entkommen war.
Trotz
seines Sieges über Ermenrich
Blieb
Dietrich nichts anderes übrig,
Als
nach den schweren Verlusten seiner Armee
An
den Hof von Etzel zurückzukehren.
Aber
durfte er es nach dem Tod
Der
Söhne des Königs,
Für
deren Leben er sich eingesetzt hatte,
Wagen,
vor König Etzel
Und
Königin Helche zu kommen?
In
dieser Not bat er
Rüdeger
von Bechelaren um Hilfe,
Und
der tapfere Mitstreiter nahm es auf sich,
Die
hunnische Hilfsarmee zurückzuholen
Und
die Begnadigung
Des
Königspaares zu erhalten.
Schon
vor seiner Ankunft
Erschienen
die herrenlosen Pferde
Der
beiden Söhne des Königs
Vor
dem Palast.
Sie
allein hatten den Weg nach Hause gefunden.
Die
blutigen Sättel kündigten
Das
verheerende Ereignis an.
Der
Schmerz überwand Etzel und Helche,
Als
sie sich durch Rüdeger
Über
das Schicksal ihrer Söhne
Einig
wurden.
Rüdeger
wusste jedoch den Zorn
Des
Königspaares
Über
Dietrichs Pflichtverletzung zu lindern,
Indem
er auf den unglücklichen Zufall hinwies,
Der
das Treffen der Jugendlichen
Mit
Witege verursacht hatte.
Als
Dietrich bald vor Etzel und Helche erschien,
Beugte
er sich zur Erde hinunter
Und
bat den König,
Sein
Leiden zu rächen
Und
ihn zu töten.
Als
Helche die Demütigung des Helden sah,
Brach
sie in Tränen aus.
Aber
König Etzel nannte ihn unschuldig
Und
versicherte ihm seine Barmherzigkeit.
Dietrich
lebte viele Jahre am Hof von Etzel,
Hoch
geehrt und respektiert
Für
seine Tapferkeit
Und
seinen klugen Rat.
Als
Etzel die schöne Kriemhild
Nach
dem Tod von Frau Helche
Als
seine Frau nach Hause brachte
Und
sie voller Rachsucht
Gegen
Siegfrieds Mörder
Die
Burgunder ins Land lockte,
Um
sie zu ruinieren,
War
es Dietrich,
Der
König Gunther
Und
den starken Hagen von Tronje
In
der letzten Schlacht besiegte.
Nach
dem Fall der Burgunder
War
das Leben am Hof Etzels
Grau
und trostlos geworden.
Etzels
Lebensmut war gebrochen.
Seine
besten Männer,
Darunter
Markgraf Rüdeger,
Waren
im Kampf gegen die Burgunder gefallen.
Der
einzige Sohn aus der Ehe mit Kriemhild
War
durch das Schwert von Hagen getötet worden.
Dietrich
hielt im Hunnenland nichts zurück.
Er
verließ Etzels Hof,
Um
Bern zu übernehmen.
Er
schickte den alten Hildebrand,
Seinen
treuen Waffenmeister, voraus.
An
der Grenze wurde Hildebrand
Mit
einem befestigten Krieger konfrontiert;
Der
alte Mann erkannte ihn nicht.
Bedrohliche
Reden flogen hin und her,
Und
bald ritten die beiden Kämpfer
Bitter
gegeneinander.
Die
Speere splittern,
Die
Schilde knacken,
Die
Krieger springen von den Pferden
Und
beginnen den Schwertkampf.
Niemand
konnte den anderen überwinden,
Und
schließlich wurden sie so müde,
Dass
sie sich ausruhen mussten.
Sag
mir deinen Namen
Und
gib deine Waffen raus,
Schrie
Hildebrands Gegner wütend.
Der
alte Mann lachte verächtlich
Und
verlangte dasselbe vom anderen.
Dann
schlagen sie sich wieder gegenseitig,
Bis
ihre Kräfte verblassen.
Schließlich
schlug Hildebrand
Den
jungen Krieger mit seinem Schwert
Eine
schwere Wunde,
Und
schließlich schien er besiegt zu sein.
Hier,
nimm mein Schwert,
Denn
du bist stärker als ich, sagte er
Und
gab es dem alten Mann.
Aber
als Hildebrand es ergriff,
Schlug
der Junge zu.
Eine
Frau hat dir diesen Schlag beigebracht,
Schrie
der alte Mann voller Wut
Und
drang auf den anderen ein.
Er
warf ihn zu Boden
Und
richtete das Schwert
Auf
die Brust des Liegenden,
Dann
sagte er ihm seinen Namen.
Nun
offenbarte der Außenseiter
Auch
seinen eigenen Namen:
Es
war Hadubrand,
Der
Sohn von Hildebrand.
Dann
warf der alte Mann
Das
Schwert von sich,
Umarmte
den Sohn freudig
Und
küsste ihn mit Tränen.
Gemeinsam
ritten sie zu Frau Ute.
Sie
wunderte sich
Über
den seltsamen Gast.
Ich
bringe dir meinen Vater Hildebrand,
Sagte
Hadubrand.
Dort
umarmte Ute den Mann,
den
sie über drei Jahrzehnte nicht gesehen hatte.
Vater
und Sohn ruhten nur für kurze Zeit,
Dann
fuhren sie gemeinsam nach Bern
Zum
Hof von König Dietrich.
Ermenrich,
der seine Herrschaft
So
lange bestritten hatte,
War
in der Schlacht gefallen,
Und
nun konnte sich Dietrich
In
Rom, der Ewigen Stadt,
Endlich
mit der Krone des Königs
Schmücken
lassen,
Auf
die er gesetzlich Anspruch hatte.
Die
lange Zeit der Trennung
Von
seiner Heimat
Hatte
ihn weise und erfahren gemacht.
Viele
Jahre lang trug der König der Goten
Die
Krone auf seinem Kopf
In
strahlender Herrlichkeit,
Und
alle Menschen verehrten
Seine
Macht und seine Gerechtigkeit,
Seine
Milde und wahre männliche Tugend.
DRITTER
GESANG
Walther
und Hildegund
Als
der König der Hunnen, Etzel,
Die
Nationen mit seinen Armeen
Unter
seine Herrschaft zwang,
Gaben
ihm viele Könige Geiseln,
Um
ihr Land zu retten.
So
gab Gibich, der fränkische König
Von
Worms am Rhein,
Den
Adligen Hagen von Tronje
Zusammen
mit vielen Schätzen
Als
Pfand dem Land der Hunnen;
In
Chalons übergab
Der
burgundische König Herrich
Seine
Tochter Hildegund
Als
Geisel an Etzel,
Und
auch der König der Goten,
Der
Alpenherr von Aquitanien,
Erkaufte
den Frieden seines Landes,
Indem
er seinen jungen Sohn Walther
An
den Hunnenhof schickte.
Walther
und Hildegund waren
Nach
dem Willen ihrer Eltern
Miteinander
verlobt.
König
Etzel und seine Frau Helche
Hielten
die Geiseln in Ehren.
Die
Jugendlichen führten
In
der Verbannung
Ein
Leben voller Lebensfreude,
Das
nur durch die Trennung
Von
der Heimat getrübt wurde.
Hagen
und Walther wurden zu starken Männern,
Und
die Erziehung, die Etzel ihnen gab,
Machte
sie zu Kriegern im Kampf,
Bald
übertrafen sie die Männer des Königs
In
Stärke und Kühnheit,
Und
in den wilden Kriegen,
Die
Etzel führen musste,
Zeichneten
sie sich aus durch Mut
Und
Weisheit.
Hildegund
erblühte
Zu
einer schönen Jungfrau,
Und
bei allen Frauenarbeiten
War
sie so geschickt,
Dass
Königin Helche ihr bald
Volles
Vertrauen schenkte
Und
ihr die Verwaltung
Der
Schatzkammer anvertraute.
Damals
starb König Gibich in Worms.
Sein
Sohn Gunther,
Der
zur Zeit der Invasion der Hunnen
Noch
ein Kind war,
Folgte
ihm auf dem Thron.
Hagen
von Tronje wollte nicht länger
Als
Geisel bei König Etzel bleiben.
Heimlich
entkam er
Dem
Hunnenhof und erreichte
Fröhlich
den Rhein und seine Heimat.
Wir
müssen verhindern,
Dass
auch Walther flieht,
Sagte
Etzel zu seiner Frau,
Und
um ihn zu fesseln, versuchten sie,
Ihn
mit der Tochter
Eines
hunnischen Prinzen zu verheiraten.
Aber
Walther hat dieses Angebot
Geschickt
vermieden.
Als
er bald darauf
Von
einer Kriegsexpedition
Friedlich
nach Hause zurückkehrte,
Traf
er Hildegund einmal
Allein
in ihrer Kammer.
Dort
gestehen sie beide ihre Liebe
Und
loben die Loyalität des anderen.
Und
von nun an suchten sie auch
Die
Gelegenheit zur Flucht.
Bei
einem Fest, zu dem Walther
Das
Königspaar und die Hunnenfürsten
Eingeladen
hatte,
Schenkte
er seinen Gästen
So
viel schweren Wein ein,
Dass
bald alle Hunnen
In
einen tiefen Schlaf versanken.
Hildegund
hatte unterdessen
Auf
Walthers Geheiß
Zwei
große Kisten
Mit
goldenen Armringen
Und
Edelsteinen
Aus
der Schatzkammer gefüllt
Und
sich auf die Flucht
Aus
Etzels Schloss vorbereitet.
Walther
hängte beide Kisten
Seinem
starken Pferd,
Das
Hildegund führte,
Über
den Rücken.
In
der Hand trug sie Angel und Leimrute,
Die
sie auf dem langen Weg
Mit
Nahrung versorgen sollten.
Heimlich
verließen die beiden
Den
königlichen Palast.
Walther,
der Etzels kostbare Rüstung angelegt hatte,
Ging
voraus.
Und
so gefürchtet war der junge Held
Unter
den Hunnen,
Dass
keiner von ihnen es wagte,
Die
Flüchtlinge zu verfolgen.
Durch
einsame Wälder
Führte
der Weg das Paar
Zu
seinem fernen Ziel.
Walther
und Hildegund
Kämpften
um ihr Leben
Mit
dem Wild, das der Krieger getötet hatte,
Und
mit Fischen.
Nach
vierzig Tagen flohen sie schließlich
An
den Rhein und nach Worms.
Walther
gab dem Fährmann,
Der
sie übersetzte,
Als
Belohnung zwei Fische,
Die
er auf dem Weg erwischt hatte.
Nun
verkaufte der Mann seine Fische
Am
Königshof in Worms
Und
man war überrascht
Über
das seltsame Essen,
So
dass König Gunther beim Essen
Nach
der Herkunft des seltsamen Fisches fragte.
So
erfuhr er von dem riesigen Krieger
Und
der schönen Jungfrau,
Die
der Fährmann hinüber gefahren hatte.
Jedes
Mal, wenn das Pferd auftrat,
Sagte
der Fährmann, klang es wie Gold
Und
Edelsteine in den Truhen! -
Das
kann nur mein Blutsbruder Walther sein,
Der
mit Hildegund
Von
den Hunnen nach Hause zurückkehrt,
Rief
Hagen glücklich, als er das hörte.
König
Gunther empfand jedoch
Eine
andere Freude:
Nun
ist der Schatz, den mein Vater
Einst
ins Hunnenland geschickt hatte,
Auf
Befehl des Schicksals
In
mein Königreich zurückgekehrt,
Rief
er, und sofort wählte er
Zwölf
seiner Krieger aus,
Die
ihm helfen sollten,
Das
Gold vom Heimkehrer zu erjagen.
Vergeblich
riet Hagen davon ab
Und
warnte vor Walthers Kriegermacht;
Voller
Trauer ging er hinaus,
Um
gegen seinen alten
Waffengefährten
zu kämpfen.
Walther
war inzwischen
Im
wilden Wasgenwald angekommen,
Der
auf der anderen Seite des Rheins liegt.
Am
Wasgenstein,
In
einer so engen Schlucht,
Dass
nicht zwei Seite an Seite fahren konnten,
Dachte
er an eine Pause.
Auf
der langen Flucht hatte Walther
Nie
anders geschlafen als bewaffnet
Und
von seinem Schild unterstützt.
Nun
zog er die schwere Rüstung aus
Und
legte seinen Kopf in Hildegunds Schoß,
Und
die Jungfrau wachte für ihn.
Aber
nach kurzer Zeit
Musste
sie seinen Schlaf stören;
Denn
in der Ferne bemerkte sie
Eine
Wolke aus Staub
Und
das blinkende Licht der Waffen.
Walther
zog schnell wieder seine Rüstung an
Und
trat vor den Eingang der Schlucht.
Gunther
folgte dem Rat Hagens
Und
schickte zunächst einen Boten hinüber,
Der
nach Namen und Wegbeschreibung fragte
Und
von dem jungen Krieger verlangte,
Dass
er den Schatz freiwillig übergebe.
Vergeblich
bot Walther hundert Goldringe
Und
weitere hundert als Lösegeld an,
Gunther
verlangte den ganzen Schatz.
Da
war Walther wütend
Und
tötete den Boten.
So
kam es zu einem Kampf.
In
der engen Schlucht
Musste
einer nach dem anderen
Gegen
Walther aufbrechen;
Aber
niemand war
Seiner
heldenhaften Kraft ebenbürtig.
Alle
elf Kämpfer, die König Gunther
Zur
Verfolgung mitgenommen hatte,
Wurden
durch das Schwert getötet.
Dann
wandte sich Gunther
In
seinem Zorn an Hagen,
Der
sich vom Kampf
Gegen
seinen alten Waffenfreund
Ferngehalten
hatte.
Erst
als Hagen von Tronje hörte,
Dass
sein eigener Neffe
Von
Walther getötet worden war,
War
er bereit zu kämpfen.
Wir
müssen ihn locken
Aus
der schützenden Schlucht, sagte er,
Und
so fuhr er mit Gunther weg,
Um
mit ihm auf der Lauer zu liegen.
Inzwischen
war es Abend geworden.
In
Worms soll mir nicht vorgeworfen werden,
Wie
ein Dieb in der Nacht zu fliehen,
Stieß
Walther grimmig hinaus,
Stellte
einen Dornenzaun
An
den Eingang der Schlucht
Und
hielt die gefangenen Pferde an.
Müde
nach dem schweren Kampf,
Warf
sich der Krieger auf seinen Schild,
Und
Hildegund wachte über seinen Schlaf.
Nachdem
Walther sich ausgeruht hatte,
Übernahm
er die Wache
Für
den Rest der Nacht.
Als
der Morgen anbrach,
Belud
er vier der gefangenen Pferde
Mit
der Rüstung des Erschlagenen,
Hob
Hildegund aufs fünfte
Und
ritt mit ihr davon.
Aber
sie waren nicht weit
Vom
Wasgenstein entfernt,
Als
sie sahen,
Wie
Gunther und Hagen herbei stürzten.
Reite
in den Wald, befahl der Held
Der
verängstigten Hildegund
Und
gab ihr das Pferd,
Das
die goldenen Schreine
Aus
dem Hunnenland trug.
Dann
stellte er sich den beiden
Angreifern
zum Kampf.
Leider
sah Walther
Seinen
alten Blutsbruder
Gegen
sich reiten,
Und
auch Hagen ging
Schwerfällig
in diesen Kampf;
Aber
er musste seinem König folgen.
Der
ungleiche Kampf, den Walther
Gegen
die beiden Helden aushalten musste,
Dauerte
mehr als sieben Stunden.
Schließlich
schleuderte er
Mit
unwiderstehlicher Kraft
Seinen
Speer nach Hagen,
Und
unmittelbar danach warf er
Sein
Schwert nach Gunther
Und
schlug sein Bein an der Hüfte.
Er
war im Begriff,
Für
den Todesstreich zu kämpfen,
Als
Hagen sich vor seinen König warf.
Im
wilden Schlagabtausch
Brach
Walthers Schwert,
Und
Hagen schnitt ihm die rechte Hand ab.
Mit
der linken Hand griff Walther
Nach
seinem krummen Hunnenschwert
Und
schlug ein Auge und sechs Zähne
Aus
Hagen von Tronje.
Dann
waren die drei grimmigen Krieger
Müde
zu kämpfen
Und
ließen die Waffen ruhen,
Zusammen
verbanden Hagen und Walther
Den
schwer verwundeten Gunther.
Hildegund,
die sich beeilt hatte,
Gab
ihnen Wein zur Erfrischung.
Die
Krieger schlossen Frieden miteinander,
Und
Walther und Hagen
Erneuerten
die alte Waffenbrüderschaft,
Indem
sie ihr Getränk tranken
Und
grimmige Witze machten,
Bevor
sie sich trennten.
Gunther
und Hagen kehrten
In
die Königsstadt am Rhein zurück,
Während
Walther nach Süden ging.
Kurz
nach seiner Rückkehr nach Hause
Heiratete
Walther die schöne Hildegund,
Und
nach dem Tod seines Vaters
Führte
er sein Volk viele Jahre lang
Als
König von Aquitanien
Mit
Weisheit und Kraft.
VIERTER
GESANG
Wieland
der Schmied
In
Seeland an der Ostsee
Lebte
einst der Riese Wate,
Der
aus königlicher Abstammung stammt,
Aber
seine Mutter Waghilde
War
eine Meerjungfrau.
Wate
hatte drei starke Söhne.
Die
beiden Älteren, Slagfider und Egil,
Wurden
Krieger;
Wieland,
der jüngste, aber
Vom
Vater lernte das Handwerk,
Damit
er ein fähiger Schmied werden konnte.
Mime,
der berühmte Meister in Nordland,
Unterrichtete
den geschickten Jungen
Drei
Jahre lang,
Und
nachdem Wieland lange Zeit
Mit
erfahrenen Zwergen gearbeitet hatte,
Galt
er im Land als ein unübertroffener
Meister
seines Fachs.
Zusammen
mit seinen beiden Brüdern
Ging
Wieland in die Einsamkeit;
Sie
lebten zusammen
Am
Wolfssee in einem Tal,
Das
ihnen alles bot,
Was
sie zum Jagen und Fischen brauchten.
Eines
Tages sahen sie drei Schwäne
Über
dem See herabsteigen.
Als
die Schwäne das Ufer des Sees erreicht hatten,
Warfen
sie ihr Gefieder ab
Und
standen dort als drei schöne Jungfrauen.
Das
waren Walkyren.
In
einer schnellen Entscheidung
Schlichen
sich die drei Brüder ein
Und
nahmen die Schwanenhemdchen mit.
So
hatten sie die Jungfrauen,
Die
sich ohne Hemdchen nicht verwandeln konnten,
In
ihrer Macht;
Die
Walkyren mussten bei den Brüdern
In
menschlicher Gestalt bleiben,
Und
sie heirateten sie.
Sieben
Jahre lang lebten die drei Paare
In
unberührtem Glück,
Und
die Brüder hatten keine Ahnung,
Wie
sehr sich die Walkyren danach sehnten,
In
ihr früheres Leben zurückzukehren.
Wielands
Frau Herwör gab ihrem Mann
Einen
kostbaren Ring, der die Kraft hätte,
Die
ewige Liebe zu empfangen.
Der
erfahrene Mann schmiedete andere
Nach
diesem Muster und reihte sie alle
An
einer Schnur aneinander.
Aber
eines Tages,
Als
die Brüder von der Jagd zurückkehrten,
War
das Haus leer.
Die
drei Frauen hatten
Ihre
Federhemdchen gefunden,
Die
ihre Männer vor ihnen
Verborgen
gehalten hatten,
Und
waren weggeflogen.
Dann
gingen die Brüder von Wieland,
Betrübt,
in die Welt,
Um
nach ihren verlorenen
Liebhaberinnen
zu suchen;
Aber
Wieland blieb zurück
Und
vertraute auf die Macht des Rings.
Nidung,
der König der Njars,
Hörte
von Wielands Handwerkskunst
Und
dachte daran,
Ihn
zum Diener zu machen
Und
seinen Reichtum zu gewinnen.
Er
ließ Wieland heimlich
In
seinem einsamen Haus gefangen nehmen.
Er
raubte den Ring der Schwanenmädchen
Mit
all ihren Schätzen
Und
entführte Wieland in sein Königreich.
Wütend
gab Wieland der Gewalt nach.
Hüte
dich vor seiner Rache!
Schau,
wie seine Augen leuchten,
Flüsterte
die Königin ihrem Mann zu.
Schneide
seine Sehnen ab,
Damit
er nicht entkommen kann.
Da
folgte König Nidung
Dem
heimtückischen Rat seiner Frau
Und
brachte den unglücklichen Mann
Auf
eine nahegelegene Insel.
Es
dauerte lange,
Bis
die schrecklichen Wunden verheilt waren.
Jetzt
wirst du deine Handwerkskunst zeigen,
Sagte
der König,
Und
alles, was in deiner Macht steht,
Für
mich schmieden.
Tagsüber
stand der einst mächtige,
Jetzt
verkrüppelte Mann am Amboss
Und
musste für den König arbeiten;
Aber
unter dem Schutz der Nacht
Schuf
er ein Werk,
Das
noch keinem Mann gelungen war:
Ein
Gefieder, das ihm ermöglichte,
In
die Luft zu steigen.
Eines
Morgens kamen
Die
beiden jungen Söhne des Königs,
Ohne
dass es jemand wusste,
Auf
die Insel zu Wieland,
Um
seine Werkstatt zu besuchen.
Nun
fand der beschämend verstümmelte Mann
Endlich
die Gelegenheit zur Rache.
Er
tötete die beiden Jungen
Und
warf sie in die Grube
Unter
der Schmiede.
Aber
mit den Schädeln hat er
Eine
grausame Arbeit geleistet.
Er
fasste sie in Silber
Und
machte daraus Trinkschalen,
Die
er König Nidung schenkte.
Bald
darauf zerbrach die Königstochter
Bathild
den Ring der Herwör,
Den
sie als ihren schönsten Schmuck trug,
Aus
purer Nachlässigkeit.
Niemand
anders als Wieland,
Wie
sie wusste,
Konnte
das Juwel wiederherstellen,
Und
so vertraute sie sich
Aus
Angst vor dem Zorn ihres Vaters
Dem
geschickten Schmied an.
Wieland
empfing die schöne Bathild
Mit
heuchlerischer Freundlichkeit
Und
beruhigte ihre Sorge.
Dann
täuschte er die Tochter des Königs
Mit
einem Zaubertrank,
Dass
sie bereit sei
Für
eine geheime Ehe mit ihm.
Damit
sah Wieland seine Rache erfüllt.
Während
die verführte Königstochter
Sein
Haus weinend verließ,
Schlüpfte
er in sein Gefieder
Und
flog zur Burg von König Nidung.
Er
setzte sich auf die höchste Spitze.
Wie
bist du ein Vogel geworden?
Rief
Nidung aus,
Als
er den Schmied da oben
Mit
Entsetzen beobachtete.
Er
vermutete nun,
Wer
ihn seiner Söhne beraubt hatte.
Aber
bevor Wieland ihm
Die
letzte Sicherheit
Bei
der Beantwortung seiner Frage gab,
Ließ
er den König schwören:
Bei
Silvester und Ross und Bogen,
Bei
der Schärfe des Schwertes
Und
bei dem Brett des Schiffes
Sollst
du mir schwören,
Dass
weder die Frau von Wieland
Noch
sein Kind leiden wird!
König
Nidung legte den Eid ab,
Und
jetzt ließ Wieland ihn
Das
Schicksal seiner Söhne wissen.
Verstehst
du jetzt, worum es
Bei
den silbernen Trinkbechern geht?
Schrie
er mit lautem Lachen.
Da
du einen Eid geleistet hast, fügte er hinzu,
Solltest
du auch wissen,
Dass
deine Tochter heimlich
Meine
Frau geworden ist
Und
dir einen Enkel schenken wird!
Diese
Nachricht erschien dem stolzen König
Als
die schändlichste Schande.
In
ohnmächtigem Zorn
Richtete
er die Waffe auf den Schmied,
Der
sich so grausam an ihm gerächt hatte;
Aber
kein Pfeil erreichte Wieland,
Der
sich in die Luft erhob
Und
in den Wolken verschwand.
Das
ist die Legende von Wieland, dem Schmied.
Sein
Sohn, den die Tochter
Des
Königs geboren hatte,
Hieß
Witege.
Als
Witege erwachsen und stark geworden war,
Schickte
ihn seine Mutter Bathild
Weit
weg zu seinem Vater,
Der
ihn freundlich begrüßte
Und
ihn alle Fähigkeiten lehrte,
Die
ein Held brauchte,
Um
sich zu behaupten.
Witege
ging in einer prächtigen Rüstung,
Die
sein Vater für ihn geschmiedet hatte,
In
die Welt und wurde später
Mitstreiter
des Helden Dietrich von Bern,
Dessen
Herrlichkeit bereits damals das Land erfüllte.