TRAGÖDIE
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
Dramatis
Personae
CHRISTUS
(auch bekannt als Jesus, Messias, Menschensohn)
JOHANNES
BAPTISTA (Prophet von Jerusalem)
DAVID
(Gründer und ehemaliger König von Jerusalem)
HERODES
(König von Jerusalem)
MARIAMNE
(des Herodes Frau)
BOTEN
ZWEI
DIENER DAVIDS
CHOR
DER CHRISTINNEN
NACHFOLGER
VON MARIAMNE
WÄCHTER,
ANHÄNGER DES HERODES
*
Der
königliche Palast von Jerusalem.
Zwei
oder drei Stufen trennen den Palast vom Boden.
Nacht.
Hinter den Vorhängen hören wir Flöten, Tamburine und Trommeln, die
persische Musik spielen. Die Perkussion wird von Schwertern gemacht,
die auf Trommeln schlagen, wie wir später sehen werden.
Weibliche
Rufe von Halleluja und freudigem Wahnsinn, die Signifikanten des
Messianischen Festivals.
Donner
und Blitz unterbrechen die Musik und die festlichen Rufe.
Ein
Bliz enthüllt kurzzeitig ein Grab auf der Bühne rechts und in der
Nähe der Palastmauer. Christus, der Gottmensch, steht hinter dem
Grab und wird durch die Beleuchtung gesehen.
Er
ist in Gestalt eines Menschen zur Erde gekommen.
Eine
kurze stille Pause, bevor Aurora langsam die Bühne erleuchtet.
Vor
dem Grab und mit dem Rücken zum Publikum steht Christus.
Das
Grab ist aus Steinen und eine dünne Weihrauchwolke steigt langsam
auf.
Er
legt vorsichtig und ehrfürchtig einige Brotähren und Weinreben
darauf und um sich herum.
Am
umliegenden Boden werden wir Triebe von Lorbeer sehen.
Er
hält ein hohes Kreuz als Hirtenstab.
Christus
ist ein junger, schöner, sanfter Mann mit einem jungenhaften (wenn
auch nicht verweichlichten) Aussehen und mit langen, weichen, braunen
Locken. Auf seinem Kopf ist eine Girlande aus Dornen, und seine
Kleidung ist Purpur. Sein Bart ist schwarz.
Der
Dornenkranz, so würde ich sagen, bildet einen langen Schleier, der
in seinem Haar von der Oberseite seines Hinterkopfs bis fast auf den
Boden geflochten ist.
Er
wendet sich an das Publikum. Sanft, mild und mit Würde.
CHRISTUS
(sieht
sich um und untersucht das Heilige Land)
So,
hier bin ich! Jerusalem!
Ich
bin Christus, Sohn Gottes. Meine Mutter war Maria und sie war Davids
Tochter. Gott hat mich von meiner Mutter mit seiner Heiligen Geist
geboren werden lassen.
(er
zeigt das Grab hinter ihm)
Da
oben ist der Herr des Himmels! Ich habe meine göttliche Erscheinung
verlassen und die des Menschen angenommen, und so laufe ich jetzt an
den Bächen und Flüssen von Galiläa am Gewässer von Tiberias. Ja,
ich habe die Gestalt eines gewöhnlichen Mannes angenommen, ich, der
Gott Christus.
(wieder
dreht er sich um und zeigt auf das Grab.)
Ich
kann das Grab meiner Mutter in der Nähe des königlichen Palastes
Zion sehen. Von Gott mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen!
Der Weihrauch steigt immer noch aus den Ruinen ihres Hauses auf dem
Zion auf, ein starkes Zeichen dafür, dass des Todes wütende Wut
meine Mutter niemals auslöschen wird. Ich danke und bewundere den
alten David dafür, dass er dies zu Ehren seiner Tochter Maria zu
einem heiligen Denkmal gemacht hat. Natürlich war ich es, der das
Grab mit Brotgetreide Weinreben überschattete. Ich habe die
goldreichen Farmen von Galiläa und Samaria hinter mir gelassen. Ich
ging durch die steinigen Mauern von Jericho und durch die wilden
Länder von Tyrus und Sidon, war in der seligen Araba und jenseits
des Jordan. Ein Land, Palästina, weit am Meer verteilt, mit Städten
voller erhabener hoher Türme, voller Juden und Griechen und Römer,
die sich alle angenehm vermischten. Und in all diesen Ländern habe
ich meine Geheimnisse gezeigt, meinen Kult gelehrt und mich als
Gottmensch inthronisiert. Dies ist die erste jüdische Stadt, die ich
besucht habe, die erste, in der ich mich und meine Riten vorgestellt
habe. Zuerst habe ich diese galiläischen Frauen gerührt, Magdalena,
Johanna und Susanna, sie mit Linnen bekleidet und sie mit dem Kreuz
und dem Rosenkranz bewaffnet. Davids Töchter wollten erst nicht
akzeptieren, dass mein Vater Jahwe war. Sie hätten es besser wissen
sollen, als sich gegenüber meiner Mutter Maria so zu verhalten. Sie
beschuldigten sie, mit irgendeinem Sterblichen geschlafen zu haben,
und beschuldigten dann die Jungfrau wegen meiner Geburt. Typische
jüdische Trickserei: Beschütze die Ehre der Tochter Gottes Maria
und beschützt eure eigene Ehre, ihr Christinnen. Aber die Schwestern
verbreiteten immer wieder das Gerücht, dass meine Mutter mit einem
Mann geschlafen habe und dass sie einen Gott für ihre unzüchtige
Schwangerschaft verantwortlich gemacht habe, und deshalb sagten sie,
dass Gott sie habe entschlafen lassen. Also, für diesen galiläischen
Frauen habe ich ein bisschen Wahnsinn gesandt. Sie haben ihr Haus
verlassen und eilten wütend in die Berge Hermon und Tabor, wo sie
jetzt leben. Ich habe sie dazu gebracht, das Kleid meiner Riten und
Zeremonien zu tragen und die Ratio aus ihren Gedanken zu verbannen.
Die ganze weibliche Bevölkerung von Jerusalem! Dann habe ich sie in
die Berge geschickt, um mit Davids Töchtern, den Schwestern meiner
Mutter Maria, unter den wilden Tieren in einem wilden Wald unter den
wilden Zedern und Felsen des Libanon zu leben, ohne Dach und Schutz
über ihren Köpfen. Diese Stadt Jerusalem muss auf die eine oder
andere Weise lernen, ob sie es will oder nicht, dass sie nicht
ungeweiht bleiben und meine Riten ignorieren kann! Diese Stadt muss
lernen, auf die eine oder andere Weise, ob sie es mag oder nicht,
dass meine Mutter Maria unbefleckt war und diese Christinnen sich bei
ihr entschuldigen müssen!Diese Stadt muss lernen, auf die eine oder
andere Weise, ob sie es mag oder nicht, dass ich hier bin, um der
ganzen Welt zu zeigen, dass ich ihr Sohn allein, der Jungfrau Maria
Sohn und der Sohn Gottes bin! Der alte Mann David hat seine Krone dem
Herodes überlassen. Nun, das ist ein Mann, der gewöhnlich mit Gott
streitet und mich mit seinen Beleidigungen und lästerlichen Gebeten
kränkt. Ich werde ihm und all seinen Juden zeigen, dass ich wirklich
Gott bin. Danach, nachdem ich alles hier festgelegt habe und alle
dazu gebracht, mich zu kennen, werde ich in die ganze Welt gehen und
die Völker über meine Stärke als Gott unterrichten. Wenn die Leute
von Jerusalem beschließen, gegen meine Christinnen zu kämpfen und
sie von ihrem Berge Tabor zu verfolgen, werde ich an der Spitze
meiner Jüngerinnen stehen und in den Kampf mit den Pharisäern
eintreten. Deshalb habe ich mich als Mann verkleidet.
Von
beiden Seiten der Bühne hören wir Tamburine und ekstatische Klänge
von Frauen. Es ist das ders Chor der Christinnen (Christi
Jüngerinnen), und nach einer kurzen Pause treten sie wild,
wahnsinnig , geräuschvoll auf. Sie sind Orientalinnen.
CHRISTUS
(fährt
fort)
Ah!
Meine liebste Gruppe von Jüngerinnen! Hier seid ihr ja! Kommt, kommt
rein, meine Lieblinge! Ihr, die ihr mir hier gefolgt seid, den ganzen
Weg von Magdala, der Burg in Galiläa, diesem von Heiden bewohnten
Land. Kommt, meine Reisegefährtinnen, meine Freundinnen, spielt eure
Gitarren und blast die Flöten, eure Trommeln und Tamburine, die
Instrumente, die Mutter Maria und ich so lieben. Spielt hier herum,
um König Herodes' Palast herum, und lasst euch von der Stadt Davids
hören. Ich bin unterwegs, um die anderen Christinnen, die Jüdinnen,
zu besuchen, die in den Felsen, Gipfeln und Tälern von Judäa leben.
Ich werde mich ihnen bei ihren Festen anschließen.
Christus
ab.
Der
Chor der Christinnen spielt für einige Momente, bevor man anfängt
zu sprechen.
CHOR
DER CHRISTINNEN
Ich
habe das heidnische Land verlassen, den ganzen Berg des Hermon, und
habe mich hierhin nach Judäa durchgearbeitet, in Geschwindigkeit und
harter Arbeit! In Geschwindigkeit und in süßer Arbeit, mit einer
freudigen Erschöpfung. Ich bin zu dir gekommen und singe ekstatische
Lobpreis-Lieder für Christus, den Gott, der uns liebt! Wer - wer ist
da? Wer - wer ist auf der Straße? Wer - wer ist vorm Haus? Lasst sie
alle sich in ihren Häusern einschließen! Lasst sie alle den Mund
halten in heiliger Stille! O, mein Herr Jesus! Meine Stimme wird
immer dein Lob singen! Selig ist, wer die Sakramente und heiligen
Riten Gottes kennt und vollzieht Christi Reinigungsrituale hoch in
den Bergen, ihre Seele im Einklang mit der Jüngerschaft des Gottes,
denn sie leben ein reines Leben! Und gesegnet ist auch der Mann, der
an die Geheimnisse unserer großen Mutter Maria glaubt und trägt den
Rosenkranz und winkt mit dem Hirtenstab und verbeugt sich vor
Christus, auch er ist wirklich gesegnet! Kommt, Christinnen!
Christinnen, kommt! Lasst uns Christus, den Gottmenschen,
zurückholen, der uns stark liebt! Ein Gott, der von Gott geboren
ist! Bringt ihn vom Berge Zion zurück! Bringt ihn zurück,
Christinnen, zu den Straßen von Galiläa, bringt zurück den
Christus! Vor langer Zeit, zu der Zeit, als der Bauch seiner Mutter
Maria war voll mit ihm und mit seinen Schmerzen, Gott schickte seinen
Engel zu ihr, Maria vom göttlichen Kind, vom Schmerz und von ihrem
Leiden zu entbinden, zu früh das alles, alles fertig vor der Zeit!
Und sofort hat Gott das göttliche Kind genommen und
hat
ihn in die Gebärmutter seiner Barmherzigkeit aufgenommen! Dann, als
das ewige Schicksal seine ganze Zeit im Mutterschoß Gottes gewebt
hatte, brachte Gott den Gottessohn Christus hervor und platzierte
eine Dornenkrone, durchflochten mit mystischen Rosen, inmitten seiner
langen braunen Locken. Das ist der Grund dafür, dass die Fleisch
essenden Jüngerinnen Rosenkränze in ihren wilden Haaren tragen.
Eine Dornenkrone auf dem Kopf des Gottes, ein Rosenkranz auf den
Köpfen seiner Bräute! O Jerusalem! Nimm den Rosenkranz! Nazareth!
Du, die du die Jungfrau Maria genährt hast, schmücke dich reich mit
Lilienstängeln und tanze wild mit Ästen von Fichten und Pinien!
Reflektiert die gefleckten Felle der Kitze auf euren Rücken und
krönt eure Köpfe mit weichen Locken aus weißer Wolle. Wickelt
Weinranken um den heiligen Hirtenstab unseres Gottes und haltet ihn
ehrfürchtig! Und wenn unser Gott Christus, der Gottmensch, der uns
liebt, kommt mit seinen ekstatischen Aposteln, hoch oben auf dem Berg
Tabor, auf dem Berg Hermon, wo die Frauen von ihrem Webstuhl und
ihrem Spinnrocken entkommen sind, all diese Frauen, wild gemacht vom
göttlichen Wahnsinn, den Christus ihnen schickte, das ist, wenn ganz
Jerusalem tanzen wird, die Frauen werden wild, ekstatisch den
Lobpreistanz tanzen! Wenn Christus auf den Berg Zion kommt! Heimat
der Engel! Gelobtes Land des Herrn! Joschafats tiefstes Tal! Dort hat
David die klingenden und lärmenden Zymbeln erfunden! Und das
Tamburin, ein Stück Haut, eng über einen Kreis gezogen, das, wenn
die Frauen im prophetischen Wahnsinn sind, seinen lauten Schlag mit
dem sanften Atem der Flöten zusammenbringt. Die Trommel haben sie in
die Hände von Mutter Maria gelegt, damit sie die wilden Schreie der
Christinnen begleitet. Ah, aber die schlauen Bauern haben sie aus
ihren Händen gestohlen und sie sofort mit den verrückten Tänzen
von Christus vereinigt, die jedes Jahr kommen. Eine herrliche Freude
für den Gott! Glücklich ist der Bauer, der frei im Tal läuft,
gekleidet in die weiche heilige Haut eines Hirsches, das Blut eines
geschlachteten Hirsches suchend und die Freude, Fleisch zu essen,
während er sich tief in die Berge Galiläas und Judäas auflädt.
Erster unter den Gesegneten, Bräutigam Christus! Im Tal fließt die
Milch und der süße Honig. Im Tal läuft der Nektar der Bienen frei
und die Rauchdüfte sind wie syrischer Weihrauch. Und da hält der
Gott, der eine Fackel hält, die leuchtet hell, er springt und rennt,
er springt und rennt, bis er seine Christinnen zum mystischen Tanz
einlädt und sie mit seinen Jubelschreien wild macht. Schau, wie er
seine lockigen Haare in den Launen des Windes lockert. Und dann ruft
er triumphierend: Segen, Segen! Singt für Christus zu den schweren
Klängen der Trommel. Segen, Segen für den gesegneten Gott, mit
Jubelrufen und freudigen Schreien, wenn die süß geblasene heilige
Flöte laute Lieder in Harmonie spielt, wenn sie den Berg, diesen
heiligen Berg Karmel, hinaufsteigen. Freudig wie die Stute ihrem
Hengst folgt, hebt die Christin ihre Beine.
Auftritt
Johannes Baptista, ein blinder Seher, der mit der einen Hand die Hand
eines Knaben und mit der anderen den Hirtenstab hält. Fast
vollständig kahl und mit einem dünnen langen grauen Bart. Er trägt
einen Mantel aus Kamelhaar. Sein Körper ist von vielen Jahren
gebeugt.
JOHANNES
BAPTISTA
Wer
wacht am Tor?
Der
Knabe geht und klopft an die Tür.
Ruf
David hier draußen an. David, Jesses Sohn, verließ die Stadt
Bethlehem und kam hierher, um diese hoch aufragende Stadt Jerusalem
zu bauen. Lass jemanden reingehen und ihm sagen, dass ich, Johannes
Baptista, nach ihm suche. Er weiß, warum ich hier bin und worauf wir
uns geeinigt haben. Ein alter Mann, ich, mit einem noch älteren
Mann, ihm. Wir zünden Weihrauchkörner an und kleiden uns in weiches
Hirschleder. Wir werden unsere Köpfe mit Girlanden aus Efeu
bedecken.
Der
Knabe geht durch das Tor, um David zu informieren. Er kommt nicht
zurück. Kleine Pause. Auftritt David, der in ein Hirschfell und eine
Efeugirlande gekleidet ist und einen langes Zepter trägt. Er ist
älter als Johannes Baptista und sieht ihm sehr ähnlich, obwohl wir
ein bisschen mehr Lebensfreude in seinem Antlitz und seiner Gestalt
sehen. Wir müssen dieses zusätzliche bisschen joviale Verhalten
zeigen, so dass wir einen schärferen Kontrast zu seinem Verhalten
gegen Ende des Stücks bilden können. Seine Efeugirlande ist gut
platziert, und er streicht oft mit seiner Hand darüber und achtet
darauf, dass sie nicht fehl am Platz ist. Er begrüßt Johannes
Baptista mit Enthusiasmus.
DAVID
O,
mein Freund! Welche Freude hat der Klang deiner Stimme. Ich hörte
sie im Palast und dachte, jetzt, da ist eine weise Stimme von einem
Weisen!Hier bin ich, Johannes Baptista, so gekleidet, wie der Gott
uns anziehen möchte. Wir müssen jeden von Christi Wünschen in
jeder möglichen Weise gehorchen. Er ist der Sohn meiner Tochter
Maria, und er hat allen Sterblichen bewiesen, dass er wirklich Gott
ist. Lasst uns ihm unseren Respekt zeigen, so viel wir können.
Er
hüpft aufgeregt herum und sucht nach seinen tanzenden Füßen.
Ich
habe keine Ahnung, wo wir tanzen sollten, wo wir unseren Fuß
platzieren sollten, wo wir unseren gealterten Kopf beugen sollten.
Führe mich, alter Johannes Baptista, ich bin ein armer alter Mann.
Zumindest bist du ein weiser Mann. Ich werde die Erde mit diesem
Zepter schlagen. Was für eine großartige Sache ist es, nicht wahr?
Wir haben unsere alten Jahre vor lauter Glück vergessen.
JOHANNES
BAPTISTA
Du
fühlst dich genau so, wie ich mich fühle, mein Freund, denn auch
ich fühle mich jung, und auch ich werde dieses mystische Tanzen
ausprobieren.
DAVID
Nun,
sollen wir einen Wagen zum Berg nehmen?
JOHANNES
BAPTISTA
Nein,
nein, nein! So zeigt man Gott keine Verehrung!
DAVID
Nun,
hier sind wir: Ich, ein alter Mann, werde dich führen, einen anderen
alten Mann.
JOHANNES
BAPTISTA
Keine
Sorge! Gott wird uns beide ohne die geringste Anstrengung führen.
Keine Ermüdung, David!
DAVID
(sieht
sich besorgt um)
He,
Johannes Baptista? Werden wir die einzigen beiden sein, die den
heiligen Tanz von Christus spielen?
Sie
beginnen einen sehr langsamen Vorstoß in Richtung Ausgang der Bühne
links. Sie bleiben in der Nähe des Vorhangs stehen, als sie Herodes
vom anderen Ende der Bühne kommen spüren.
JOHANNES
BAPTISTA
Ja,
David, weil wir die einzigen sind, die gerade denken können. Der
Rest von ihnen? Sie sind alle Irrgläubige!
DAVID
Komm
schon, alter Mann. Wir werden spät dran sein. Halte mich jetzt an
meiner Hand.
JOHANNES
BAPTISTA
Hier
bin ich. Nimm meine Hand.
DAVID
Ein
Sterblicher sollte niemals Gott mit Verachtung behandeln.
JOHANNES
BAPTISTA
Es
hat keinen Sinn, mit subtilen Worten herumzuspielen. All unsere
Traditionen, all diese Dinge, die uns unsere Väter seit vielen
Jahren überliefert haben, werden wir nicht loslassen, egal wie
feindselig das Denken ist. Oh, ich kann sie sagen hören: Schämst du
dich nicht für deine Jahre? Tanzt du in deinem Alter, deinen Kopf in
Efeu gewickelt? - Nein, ich schäme mich nicht. Gott zeigt dem Alter
gegenüber keine Vorurteile. Er will Ehrerbietung von allen, jungen
und alten. Er ist nicht an Jahreszahlen interessiert.
DAVID
(blickt
tief in die Vorhänge)
Johannes
Baptista, alter Freund, wenn du siehst, dass die Sonnenstrahlen
deiner Sehkraft nicht helfen, werde ich dir sagen, was ich mit meinen
sehe. Ich kann sehen, dass Herodes auf den Palast zugeht. Ich habe
ihm Jerusalems Thron überreicht. Er sieht ziemlich verstört aus.
Ich frage mich, welche Neuigkeiten er uns bringen wird.
Sie
verstecken sich hinter dem Grab. Auftritt Herodes mit zwei
bewaffneten Wachen. Er ist ein junger Mann voller Wut. Er trägt eine
kurze römische Tunika und ein Schwert. Sein Haar ist lang, aber
ordentlich in einem Pferdeschwanz gebunden. Er betritt die Bühne,
bemerkt die beiden Männer nicht und wendet sich an seine Wachen.
HERODES
Alles,
was ich getan habe, ist, für kurze Zeit von Jerusalem wegzugehen,
und was passiert? In meinen Ohren brodeln schreckliche und bizarre
Katastrophen, die mein geliebtes Land treffen. Ich habe gehört, dass
unsere Frauen ihre Häuser verlassen haben und in die Berge gegangen
sind, um die mystischen Tänze zu tanzen! Ein neuer, junger
Gottessohn? Absoluter Quatsch! Da sind sie und stellen große Fässer
voller Wein in die Mitte ihrer Gruppe, mitten im Nirgendwo, und von
dort gehen sie weg, eine hierhin, eine andere dorthin, herum machend
mit jedem Mann, dem sie begegnen und die Versicherung geben, dass sie
Christinnen sind; aber was machen sie? Christus dienen? Auf keinen
Fall! Sie dienen Venus! Ich habe einige von ihnen erwischt, ihre
Hände gebunden und sie in verschiedenen öffentlichen Gebäuden
eingesperrt. Der Rest, diejenigen, die entkommen sind, werde ich von
den Bergen fangen. Susanna zum Beispiel und Mariamne, meine Frau,
sowie Johanna, die Frau meines Kinderpflegers. Ich schließe sie auch
hinter Gittern ab, damit ich die mystischen Riten dieses
Gotteslästerers verhindern kann. Mir wurde gesagt, dass er ein
junger ausländischer Schwätzer ist, ein Betrüger aus Galiläa, mit
braunen und von Narde duftenden Zöpfen, und man sagt auch, dass man
in seinen mandelförmigen Augen die Reize der Venus sehen kann. Und
dieser Mann hängt um mit all den jungen Mädchen herum und bietet
ihnen Eintritt zu den mystischen Riten! Wenn ich diesen Gauner
irgendwo in der Nähe dieses Palastes erwische, werde ich dafür
sorgen, dass ich sein Kreuztragen und Segnen der Huren ein für
allemal stoppe, indem ich seinen Kopf von seinem Rumpf abtrenne! Ha!
Offenbar sagt dieser Idiot, dass er Christus, wahrer Gott und wahrer
Mensch ist. Er sagt, dass Christus in der Mutterschoß des
himmlischen Vaters gesät wurde! Wie töricht! Die wahre Tatsache
war, dass Gott der Einzige ihn zusammen mit seiner Mutter Maria
verfluchte! Nun, wenn ein Fremder kommt und dir all diese Lügen und
Unverschämtheiten erzählt, was tust du? Ist das nicht alles, was
des Henkers würdig ist?
Er
bemerkt Johannes Baptista und David.
Ha!
Oh mein Gott! Jetzt gibt es einen echten Anblick! Ist das nicht eine
Art Verrückter? Unser guter alter Prophet Johannes Baptista, der
Seher der kommenden Dinge! Da ist er, mit entzückenden Hirschfellen
bekleidet, und mit ihm der König David. Was für ein Lachen für ein
Stückchen heidnischen Rummel mit seinen eigenen Phallus! Nein, nein,
nein, Großvater David, dich so zu sehen, ich kann es einfach nicht
glauben, dass dein Alter deinen Kopf nicht mit Weisheit gefüllt hat.
Wickle den Efeu von deinem Zepter ab. Das steht dir nicht. Hast du
ihn dazu überredet, Johannes Baptista? Bist du es, der diesen neuen
Gottessohn in unsere Stadt Jerusalem bringen will, damit du mehr Geld
mit neuen Orakeln verdienen kannst? Dein graues Haar hat dich
gerettet, alter Mann. Sonst würde ich dich fesseln und dich mitten
unter diese wilden Frauen stellen. Das würde dich lehren, neue Riten
in unsere gute Stadt zu bringen. Ich sage euch beiden: Aus besoffenen
Weibern kommt nichts Gutes. Weinweisheit und Orgien sind gefährlich!
CHOR
(zu
Herodes)
Oh,
was für eine Respektlosigkeit! Welche schreckliche Respektlosigkeit
zeigst du unserm Herrn, Freund! Nicht einmal gegenüber David, der
hier den erdgeborenen Samen gesät hat, aus dem deine Menschenrasse
geboren wurde und du! Wie kannst du deine eigene Rasse so beschämen?
JOHANNES
BAPTISTA
Wenn
ein weiser Mann die Möglichkeit hat zu sprechen, ist es kein großes
Problem, die Wahrheit zu sagen. Du, Herodes, bist du natürlich ein
gut artikulierter Mann, oder so denkst du, aber deine Worte haben
keine Logik. Kühnheit, Stärke und Beredsamkeit, alles für sich
allein, machen einen schlechten Bürger, einen dummen! Dieser neue
Gott, den du verspottest... Ich kann nicht sagen, wie stark er hier
in Juda ist, aber es gibt zwei Dinge, junger Mann, die den Menschen
am wichtigsten sind: Er ist der ICH BIN. Mutter Maria (nenn sie mit
einem anderen Namen, wenn du willst), die das Volk auf Erden mit dem
Brot des Himmels ernährt und die das Angesicht der Mutter Erde ist;
und ihr Partner, Christus, ihr Sohn, dieser Gottmensch, der
Gottmensch, der das heilige Blut als Trank erfand, den er uns
Sterblichen brachte. Dieses Blut hält den Schmerz der gequälten
Seele zurück, gibt den Menschen einen sanften Schlaf und lässt ihn
sein tägliches Leiden vergessen. Es gibt wirklich keine bessere
Medizin gegen Schmerzen oder Verzweiflung. Er ist wirklich Gott, und
er wird genauso verehrt wie der Vater im Himmel, damit die
Sterblichen seine Opfergaben genießen können. Du lachst über die
Tatsache, dass er in Gottes des Vaters barmherzigen Mutterschoß
aufgenommen wurde? Nun, lass mich dir genau zeigen, wie das passiert
ist. Sobald der Vater den neugeborenen Christus im Feuer des Blitzes
entrückt hatte, brachte er ihn in den Dritten Himmel und
präsentierte ihn dort allen Engeln als Gott von Gott. Mit der Zeit
mischten sich die Worte Äther und Vater in den Gedanken der Menschen
und so wurde die Theologie entwickelt, wie Christus in des Vaters
Mutterschoß der Barmherzigkeit gesät wurde. Außerdem ist dieser
Gottmensch auch ein Dichter von Gleichnissen. Er ist der Prophet. Du
siehst, die eucharistischen Riten und die damit einhergehende Ekstase
haben eine starke prophetische Kraft, denn wenn der Gott den Körper
seiner Anhänger vollständig und vollkommen übernimmt, wenn er sich
in ihren Körper hineinbegibt und darin erblüht zu seiner vollen
Gestalt, diese glücklichen Menschen erhalten die Fähigkeiten der
Propheten. Es heißt Prophezeiung im Wahnsinn. Aber er besitzt auch
viel von Davids Kriegskunst. Du kannst dir eine ganze Armee
vorstellen, die in einer Reihe steht, bereit zum Angriff, Speere,
Schilde und Bögen im Anschlag. Plötzlich, noch bevor ein Speer
geworfen wurde, kommt eine Panik, eine unbegreifliche Raserei befällt
die ganze Armee. Diese Raserei ist die Arbeit von Christus, dem Herrn
der Heerscharen. Du wirst ihn auch im Tempel sehen, über seine
Steine springend, über den Ölberg, und die riesigen Äste der
Ölbäume schüttelnd. Christus ist ein großer Gottmensch, geliebt
und verehrt in ganz Asia! Aber glaube mir, junger Herodes! Denke
niemals, dass die große Autorität über die Menschen, wie die, die
du hast, große Stärke bedeutet! Sei nicht zu stolz auf einen
solchen Thron. Sei auch nicht stolz auf eine falsche Meinung. Es gibt
keine Weisheit im Stolz auf solche Dinge. Denke ein wenig besser und
akzeptiere diesen Gottmenschen auf Erden, nimm seinen Riten teil und
lege dir den Rosenkranz an. Es ist nicht Christus, der Frauen zwingt,
sich der Lust zu unterwerfen. Weisheit ist natürlich keusch. Eine
weise Frau wird ihre Keuschheit während der mystischen Riten nicht
missbrauchen. Das musst du wissen. Du weißt, wie es dir gefällt,
wenn viele Menschen an diesen Toren sind und Herodes' Name in ganz
Jerusalem verherrlicht wird. Nun, ich denke, so fühlt sich Christus
auch, wenn wir ihn verehren. Du lachst hier über den armen David,
deinen freundlichen Großvater, aber er und ich, mit dem Kranz auf
unseren Köpfen, werden die mystischen Tänze tanzen! Du siehst
unsere grauen Haare und denkst, wir müssen verrückt sein, aber wir
werden tanzen! Wir müssen tanzen! Wir werden hier nicht stehen
bleiben und Theologie mit dir diskutieren und deine Art von
frevelhaften Worten benutzen. Herodes, du bist unheilbar verrückt!
Dafür gibt es keine Medizin, und egal, welche Medizin du nimmst, du
wirst immer noch spöttisch sein!
CHOR
Alter
Mann, Johannes Baptista, deine Worte beleidigen Gott gewiss nicht.
Indem du Christus respektierst, zeigst du dich als ein weises
Individuum.
DAVID
Komm,
mein Kind! Johannes Baptista hat Recht. Glaube, wie wir es tun!
Versuche nicht, dich von unseren Gesetzen zu entfernen. Dein Verstand
ist im Moment ein bisschen... schwach, und so, egal was du denkst, du
verstehst nichts. Auch wenn Christus nach deiner Berechnung kein Gott
ist, also was ist er dann? Es wäre das Beste für dich, es sei eine
Lüge, eine Lüge, dass die Jungfrau Maria glaubt, dass sie Gott
geboren hat. Auf diese Weise würden sogar wir und unsere gesamte
Rasse Ehrungen erhalten. Du hast des Jägers grausigen Tod gesehen.
Von fleischfressenden Hunden in Stücke gerissen, genau von denen,
die er ernährte. Das ist das Schicksal, das ihn heimsuchte, als er
sich rühmte, er habe die immerwährende Jungfrau nackt im Bade
gesehen wie Susanna. Lass dir nicht das gleiche passieren. Komm, lass
mich dir einen Krone machen, und erweise dem Gott deinen Respekt, so
wie wir es tun.
HERODES
Vergiss
es! Nein, komm nicht zu mir! Es kann losgehen! Macht weiter, zu euren
eucharistischen Riten gehts! Versuche nicht, mich mit deiner Idiotie
zu verderben! Ich werde diesen deinen Lehrer, diesen Lehrer des
prophetischen Wahnsinns und der poetischen Raserei, festnehmen
lassen.
An
seine Begleiter:
Einer
von euch geht schnell zum Thron dieses Gottes, wo er all seine
Prophezeiungen macht, und mit eisernen Spitzhacken werft alles auf
den Kopf, reißt Mauern nieder und streut alle Rosenkränze in alle
vier Winde! Werft die Rosenkränze alle in die Stürme! Das sollte
ihn ein bisschen verletzen. Und lasst andere in der Stadt nach diesem
verweichlichten Mann suchen, diesem Idioten, der unseren Frauen diese
neue Krankheit gebracht und ihr keusches Ehebett befleckt hat. Und
wenn ihr ihn erwischt, fesselt ihn und bringt ihn zu mir. Dann wird
er einen gnadenlosen Prozess sehen. Er wird hier in Jerusalem eine
bittere Feier seiner Religion sehen.
Die
Wachen gehen ab. Herodes verlässt wütend in den Palast.
JOHANNES
BAPTISTA
Irrationale,
ungestüme Jugend! Feuer im Kopf! Er kann nicht sehen, wohin seine
Worte ihn führen. Aus seinem Verstand kommt einen Moment völlige
Verrücktheit! Komm, David, komm, mein alter Freund. Lass uns gehen.
Zumindest können wir für ihn zu Gott beten. Er ist ein Verrückter,
der dein Nachkomme ist, und ich wäre nicht überrascht, wenn er ein
neues Desaster nach Jerusalem bringen würde. Richtig, jetzt folgst
du mir mit deinen Zepter, und ich werde versuchen, meinen Körper
gerade zu halten. Du machst dasselbe mit deinem Körper. Es wäre
eine große Schande, wenn zwei alte Männer umkippen würden. Komm
schon, wir müssen uns beeilen. Christus, Gottes Sohn, wartet.
Glaubst du, dass Herr Jammertal (auf Herodes weisend) etwas in deinen
Palast bringen wird, um wirklich zu trauern, David? Ich gebe dir
jetzt keine Prophezeiung, obwohl ich ein Seher bin; ich spreche nur
dies aus: hohle Worte von einem hohlköpfigen alten Mann.
Beide
ab.
CHOR
Am
meisten verehrt von allen Himmlischen, heilige Jungfrau! Heilige
Himmelskönigin, die mit ihren goldenen Flügeln sanft über die Erde
schwebt! Siehst du, was Herodes vorhat? Kannst du die unheilige
Beleidigung fühlen, die er unserem Christus schickte, dem
Mariensohn, dem Gott, der der Höchte im Himmel ist, angebetet von
allen Engeln, deren Kränze am glänzendsten sind, den Engeln der
Liebe? Dies ist die Domäne unseres Gottes: Eucharistische Riten mit
Lobpreis-Tanz, Riten, die unsere Freude mit den Klängen der Flöte
vereinen, Riten, die uns erlauben, unsere Alltagssorgen zu vergessen.
Ah! Und das ist, wenn die glühende Traube - wenn wir unser Abendmahl
mit den Priestern feiern – in Blut verwandelt wird, wenn die
glühende Traube, sage ich, die gelockten herzlichen Männer im
Schlaf versinken lässt. Die Männer, deren Münder unkeusch,
gesetzwidrig und unweise sind, kommen an ein schlechtes Ende. Ruhiges
Leben und Einsicht sind die unantastbaren Grundlagen eines guten
Hauses, weil die Bewohner des Himmels gnädig herabblicken und unsere
Arbeit von oben inspirieren. Die sogenannten Weisen der Welt sind
nicht göttlich weise, wenn sie nicht das ewige Los des Menschen
betrachten. Das irdische Leben ist nur kurz. Wer in diesem irdischen
Leben ständig große Erfolge verfolgt, wird keine Zeit haben, die
Wonnen der Seligkeit zu genießen. Soweit ich es beurteilen kann,
sind dies die Taten von Verrückten und bösen Geistern. Wie gerne
wäre ich auf Zypern, Aphrodites Insel, von der sich die erhabene
Liebe gleichmäßig unter den Völkern ausbreitet! Bring mich nach
Paphos, o Christus, liebender Gott, bringe mich nach Paphos, wo
hundert Quellen in dem barbarischen Strom eines Flusses wüten,
obwohl es nie regnet; und zum Helikon, wo der wunderschön gekrönte
Sitz der Musen ist, und in die verehrten Kammern des Olymp! Führe
mich dorthin, Gottmensch, Anführer der Christinnen! Dort will ich
sehen die Grazien, dort deine Passion, dort feiern die Christinnen
ihre jährlichen Feste. Christus, der Sohn Gottes, genießt das
Tragen des Rosenkranzes. Er liebt den Frieden, er liebt die Königin
des Friedens, die Freude gibt und ihre Kinder stillt. Er gab den
bevorzugten Armen das Heil seines Blutes, den Trank des konsekrierten
Weines, der alle Traurigkeit fortjagt! Er verachtet diejenigen, die
diese Freude der Eucharistie hassen, die Narren, die die Liebe der
Himmelskönigin nicht genießen und mit törichten Freunden in tiefer
Nacht des Geistes sitzen. O Weisheit! Es ist weise für Männer, sich
von unlogischen, weit hergeholten Emotionen und fruchtlosen Gedanken
zu distanzieren. Gib mir die Gedanken und Taten des Gottesvolkes!
Jetzt werde ich die Armen Gottes besser akzeptieren.
Auftritt
der Wächter, die Herodes früher geschickt hatte, mit Christus in
Ketten. Christus trägt sein Kreuz. Einer der Wachen geht zum Palast
und schlägt mit seinem Speer gegen das Tor. Das Tor öffnet sich,
und Herodes tritt auf.
ERSTER
WÄCHTER
Herodes,
mein König, hier sind wir mit der Beute, um die wir gebeten wurden,
sie zu jagen. Wir haben gesessen, und wir haben gewartet, und
richtig, wir haben ihn erwischt. Unsere Zeit war nicht verschwendet.
Nun, dieses Tier war ziemlich zahm, mein König. Er schüttelte nie
seine Beine oder irgendetwas, versuchte nicht zu entkommen, sondern
gab seine Hände uns ohne das geringste Zögern. Er wurde nicht blass
oder verlor das tiefe Rot seiner Wangen. Er ließ sich einfach
hinreißen, lächelte sogar und fragte uns, wo wir ihn hinbringen
würden. Jedenfalls war dieser Mann für mich ein richtiger Edelmann,
und ich schämte mich ein wenig, ihn zu binden, seht ihr, also sagte
ich zu ihm: Fremder, sagte ich, ich mache das nicht aus meinem
eigenes Willen, das liegt alles nur an Herodes' Befehl. Er hat uns
geschickt, es zu tun, sagte ich.
ZWEITER
WÄCHTER
Und
all die Frauen, Herr, die dem Gottmenschen folgen, mein Herr, die
Christinnen, die wir ergriffen und mit Ketten in allen Gebäuden der
Stadt eingesperrt haben, nun, mein Herr, sie sind alle frei, Herr.
Überall auf dem Land Juda rennen sie umher, Herr, alle bereit für
ihre Feste, Herr, und sie rufen alle nach ihrem liebenden Gott,
Christus. Alle ihre Ketten fielen von selbst ab und ließen ihre
Beine frei. So öffneten sich auch alle Vorhängeschlösser der Tore.
Sie sind alle aufgegangen und haben sich geöffnet, ohne dass eine
menschliche Hand sie berührt hätte! Dieser Mann hier hat eine Menge
Tricks in seinen hinterhältigen Ärmeln. Es geht jetzt um deinen
Ruf, mein Herr.
HERODES
Entfernt
euch von ihm. Er wird uns nicht stören, solange er so angekettet
ist. Er ist nicht so schnell, dass er mir entkommen wird.
Er
untersucht Christus gründlich.
Hm.
Körperlich bist du nicht unattraktiv, Fremder. Genau wie die Frauen,
für die du hierher gekommen bist, in Jerusalem. Schöne, lange
Haare, Haare, die keine harte Arbeit erfahren haben, und für eine
größere erotische Wirkung, dein Bart ist gesalbt. Deine Haut ist
schön und braun, wie ich sehe. Du stellst sie den Sonnenstrahlen
aus, du bleibst nicht den ganzen Tag im Haus und träumst von
Aphrodites Schönheit. Aber zuerst, sag mir, was ist dein Rasse? Wo
kommst du her?
CHRISTUS
Das
ist eine einfache Frage, leicht zu beantworten. Du hast von Jesses
Wurzel und dem Reis und der Blüte gehört?
HERODES
Ja,
ich habe von Jesse gehört. Das war am Ort Bethlehem.
CHRISTUS
Da
bin ich geboren. Und Nazareth ist meine Heimat.
HERODES
Woher
hast du all diese Geheimnisse?
CHRISTUS
Ich
bin Gottes Sohn, Gottes Weisheit initiierte mich in sie.
HERODES
Gibt
es in Israel einen Gott, der wie ein Mann mit einer Frau einen Sohn
zeugt?
CHRISTUS
Es
gibt den Gott Israels, dessen Heiliger Geist die Jungfrau Maria
überschattet hat, die Braut des Heiligen Geistes.
HERODES
Hat
Gott dich in der Finsternis oder im Licht initiiert?
CHRISTUS
Von
Angesicht zu Angesicht. Ich bin Licht vom Licht.
HERODES
Was
sind die Geheimnisse Gottes? Wie schaust du sie?
CHRISTUS
Sie
sind ein Mysterium für die nicht in die Sakramente eingeweihten
Sterblichen.
HERODES
Gibt
es einen Vorteil für diejenigen, die an deinen Mysterien teilnehmen?
CHRISTUS
Das
brauchst du nicht zu wissen, aber es wäre besser für dich, dieser
Mysterien teilhaftig zu werden.
HERODES
Du
machst die Sakramente groß, damit ich überredet werde, dir weiter
zuzuhören.
CHRISTUS
Der,
der gegenüber Gott keine Ehrfurcht hat, verdient den Zorn Gottes.
HERODES
Sag
mir deutlich, wie Gott aussieht, wenn du ihn jemals gesehen hast!
CHRISTUS
Gott
ist der, der er ist. Gott ist Geist. Gott ist Liebe. Wer mich sieht,
sieht den Vater.
HERODES
Alle
Worte, die bisher aus deinem Mund kamen, bedeuten mir gar nichts.
CHRISTUS
Es
ist nicht weise für den Weisen, den Toren etwas zu sagen. Man soll
die Perle nicht dem Schwein vorwerfen.
HERODES
Du
bist hierher nach Jerusalem gekommen, um deinen Gott zuerst zu
offenbaren?
CHRISTUS
Alle
Völker werden tanzen diese Tänze.
HERODES
Deshalb
sind die Völker, wenn es um Weisheit geht, viel törichter als die
Griechen.
CHRISTUS
Salomo
ist weiser als Odysseus. Mose ist größer als Solon.
HERODES
Diese
heiligen Feste von dir, feiert ihr sie am Tag oder in der Nacht?
CHRISTUS
Jeden
Tag. Aber die höheren Weihen empfangen meine Geliebten in der Nacht.
Die Nacht des Geistes bringt Demut hervor.
HERODES
Deine
Religion der erotischen Mystik ist eine zweideutige Sache für die
Frauen, deine Bräute sind ziemlich lüstern, würde ich sagen.
CHRISTUS
Schande
wird auch am hellen Tag verübt, aber Keuschheit ist möglich in der
Nacht.
HERODES
Ich
muss dich als Philosophen wegen deiner Philosophie des Evangeliums
vor Gericht bringen.
CHRISTUS
Und
du wirst gerichtet wegen deiner Ignoranz und deiner Respektlosigkeit
gegenüber dem heiligen Gott und seiner heiligen Mutter.
HERODES
Wie
kühn dieser Eingeweihte in die göttliche Weisheit ist! Seine Zunge
ist überhaupt nicht in den Fremdsprachen geschult.
CHRISTUS
Zeig
mir, was für ein schreckliches Schicksal du für mich bereit hast.
Was werde ich leiden?
HERODES
Zuerst
schneide ich deine langen Haare ab.
CHRISTUS
Die
Haare sind heilig. In ihnen sitzt meine Kraft. Ich bin der Nasiräer,
der Gott-Verlobte.
HERODES
Dann
lege ich dir dein Kreuz auf.
CHRISTUS
Du
kommst und legst es mir auf. Aber ich trage es freiwillig für Gott.
HERODES
Und
dann werden wir deinen Körper Tag und Nacht im Gefängnis bewachen.
CHRISTUS
Gott
selbst wird mich befreien, wenn ich ihn darum bitte.
HERODES
Natürlich
wirst du nur dann zu Gott beten, wenn du bei all deinen weiblichen
Jüngern bist, all diesen Christinnen. Sie würden alle gern
zusammenarbeiten, um deine Flucht zu erreichen.
CHRISTUS
Gott
ist allgegenwärtig, neben mir und in mir, und er sieht alles, was
ich durchmache.
HERODES
Wo
ist denn dein Gott? Ich kann ihn nicht sehen, nicht mit meinen Augen.
CHRISTUS
Er
ist unmittelbar in mir, aber du kannst ihn unmöglich schauen, weil
du respektlos gegenüber ihm bist.
HERODES
Zu
seinen Wachen
Wachen,
verhaftet diesen Fremden! Er verspottet mich genauso, wie er die
Juden verspottet!
CHRISTUS
Wahrlich,
ich sage dir: Du weißt nicht, was du tust!
HERODES
Aber
du siehst, ich habe die größere Macht von uns beiden.
CHRISTUS
Du
weißt nicht einmal, dass du lebst, noch was du tust, Herodes,
geschweige denn was du sagst!
HERODES
Ich?
Ich bin Herodes, Mariamnes Mann.
CHRISTUS
Herodes!
Dein Name bedeutet Mörder. Sehr gut geeignet, um dich zu bezeichnen!
Du bist, wie es dein Name schon sagt.
HERODES
Los
geht's! Wachen, sperrt ihn in den Ställen ein, in der Nähe der
Pferdeställe! Lass ihn die Finsternis dort genießen. Tanze dort und
tu alles, was du magst. Was all diese Frauen angeht, die du
mitgebracht hast, deine Partnerinnen in der Sünde, entweder werden
wir sie alle verkaufen, oder ich werde ihrem Trommeln ein Ende
machen, indem ich sie hier festhalte, meine Gefangenen zu sein und um
meine Arbeit zu tun an den Webstühlen.
CHRISTUS
So
gehe ich; obwohl ich nicht gezwungen werden kann und auch keine
Schmerzen erleiden muss. Für all diese Beleidigungen und für diese
deine Behauptung, dass der Sohn nicht der Sohn Gottes ist, wird
Christus selbst seine eigene Strafe erleiden, wie es der Vater will.
Indem du uns gegenüber respektlos bist, rufst du des Vaters Zorn
herab.
Christus,
Wachen und Herodes ab.
CHOR
Graziöse
Jungfrau, Maria, Annas Tochter, du hast einmal Gottes Kind in deinem
reinen Fruchtwasser empfangen, als der große Gott ihn in seinem
Mutterschoß geborgen hatte. Und als der richtige Zeitpunkt kam, rief
Gottes Geist dir zu: Komm, Gnadenreiche! Komm Christus, du, der
zweimal an die Tür der Geburt geklopft hat, komm in deinem
männlichen Leib! Hier werde ich dich der Welt vorstellen, hier in
Jerusalem werden sie dich Messias nennen! Du, gesegnete Jungfrau
Maria, du wirst voller Freude sein, wenn du an deinen Sohn Christus
denkst. Ich schwöre bei der Freude des verwandelten Weines, dass die
Zeit kommen wird, in der du voller Schmerz und Liebe an diesen
geopferten Gott denken wirst. O welche Wut, welche Wut haben die
ganze irdische Rasse und Herodes uns gezeigt! Herodes ist das Kind
einer Schlange, der Drache, der eine menschliche Form annimmt, ein
mörderischer Riese, ein Feind Gottes. Hier wird Herodes uns alle zum
Kreuz schicken, uns, Christi Jüngerinnen, und Christus selbst,
unsern Bräutigam und Freund, Herodes möchte ihn in irgendeinem
versteckten Raum in einem dunklen Gefängnis einschließen. Kannst du
das alles sehen, Christus? Kannst du sehen, wie sie deine Propheten
quälen? Komm zu uns! Komm, erhebe dein rosenumranktes Kreuz gen
Himmel und halte den Regen der Beleidigungen von uns ab, die von
diesem Mann kommen. Ich frage mich, wo du bist, Christus. Bist du auf
den Gipfeln von Moria, wo die wilden Tiere grasen, während dein
Zepter deine treuen Freundinnen führt? Oder bist du auf dem Zion
oder dem Ölberg, den Zwillingen? Bald wirst du zu den buschigen
Höhlen des Olymp kommen, wo Orpheus mit seiner Leier die Musen und
die wilden Tiere unter den Bäumen sammelt in seiner Klage um seine
Tote Eurydice! O, gesegnetes Griechenland, Christus liebt dich, und
er wird kommen, und seine schnellfüßigen Jüngerinnen werden mit
ihm tanzen. Sie werden an dem rauschenden Eurotas vorbeikommen und
dann an dem Vater aller Flüsse, dem Tiber, vorbeikommen, dem Fluss
Romas, der mit seinem glitzernden Wasser allen Sterblichen Freude
bereitet und allen Durst stillt der wunderschönen Pferde!
Aus
dem Inneren des Palastes hören wir das Zertrümmern eines Gebäudes
und die Stimme von Christus, der seine Jüngerinnen ruft.
CHRISTUS
Jo!
Jo! Hört meine Stimme! Hört meine Stimme, meine Freundinnen!
Christinnen! Christinnen!
CHOR
Wer
ist da? Wer ist da? Ich hörte die Stimme von Christus. Woher hat er
mich angerufen?
CHRISTUS
Jo!
J! Ich rufe euch wieder an! Ich bin der Sohn von Gott und Maria.
CHOR
Jo!
Jo! Mein Herr! Mein Herr! Komm zu uns, Christus, mein Herr!
CHRISTUS
Bewege
dich, Erde, bewege dich! Erschüttert ist die geliebte Erde!
Weiterer
Zusammenbruch des Gebäudes.
CHOR
Schnell!
Herodes' Palast wird in eine Ruine verwandelt. Christus ist in dieser
Ruine! Segnet ihn! Ah! Ich segne Christus! Schau, die Steinsäulen
und diese Stämme! Schau, wie sie aus ihrer Position gerollt sind!
Christus ruft vom Dach des Palastes.
CHRISTUS
Blitzschlag!
Zünde deine brennenden Fackeln an! Setze Herodes' Kammern in Brand!
Das
Licht auf Marias leeres Grab schießt für eine Sekunde auf.
CHOR
Ah!
Habt ihr die Flamme auf Marias heiligem Grab gesehen? Einmal erhellte
die Flamme des Blitzes es mit Gottes Donner. Werft eure erschütterten
Körper auf den Boden, Christinnen! Werft euch nieder!
Der
Chor fällt beten vor dem leeren Grab Mariens nieder. Nach einer
kurzen Pause öffnet sich die Palasttür und Christus kommt herauf,
kaum berührt von der Katastrophe im Inneren.
CHRISTUS
Meine
lieben Jüngerinnen, habt ihr solche Angst, dass ihr auf den Boden
gefallen seid? Es sieht so aus, als hättet ihr erkannt, dass
Christus das Haus von Herodes zerstört hat. Kommt schon, steht auf!
Nur Mut! Verscheucht den Schrecken eurer Körper.
CHOR
Wie
hell ist das Licht unserer Freude! Wie glücklich sind wir, dich zu
sehen! Wir verzweifeln nun nicht mehr! Wir sind nicht mehr
ungeschützt!
CHRISTUS
Wart
ihr traurig, als sie mich mitnahmen und mich in Herodes' dunkle
Gefängnisse warfen, meine Liebsten?
CHOR
Wie
können wir nicht traurig sein? Wer wäre unser Beschützer, wenn du
in ein schreckliches Unglück gerätst? Aber wie hast du es
geschafft, dich von dem kalten Hirn dieses respektlosen Mannes zu
befreien?
CHRISTUS
Ich
befreite mich mit Leichtigkeit.
CHOR
Aber
hat er deine Hände nicht mit dicken verknoteten Seilen gefesselt?
CHRISTUS
Und
genau dort habe ich ihm gezeigt, wie dumm er ist! Sein Geist war
voller eitler Hoffnung, statt die Realität zu sehen, und so dachte
er in seiner Täuschung, dass er mich gefesselt hätte, aber der
Narr! Er hatte mich weder berührt noch verletzt. Er nahm mich mit in
den Stall eines Pferdes, und statt die Seile um meine Hände zu
binden, band er sie um die Knie und Hufe des Hengstes, der die ganze
Zeit wütend vor Zorn war, sein Körper mit Schweiß bedeckt, und er
biss sich auf die Lippen. Ich beobachtete ihn aus der Nähe in
völliger Behaglichkeit. Da kam der Erzengel Michael und zündete die
Flamme am leeren Grab meiner makellosen Mutter an. Sobald Herodes
sah, dass der Palast brannte, sprang er überall herum und rief nach
jemandem, der Wasser dorthin bringen sollte. Alle Sklaven machten
sich an die Arbeit, aber vergebens! Ich ging dann, und auch er gab es
auf, den Palast zu retten, er fand sein schwarzes Schwert und eilte
durch alle Räume. Aber ich denke, dass Sankt Michael eine
Erscheinung im Hof erschuf und Herodes daraufhin angriff und kämpfte,
als ob er gegen mich kämpfen würde. Mehr als das, Michael, der
meine schrecklichen Fesseln sah, gab Herodes noch etwas anderes zum
Nachdenken: Er erschütterte den Palast in den Fundamenten,
zerschmetterte alles! Der Dummkopf, er war jetzt so erschöpft, er
ließ sein Schwert fallen und gab auf. Irrationaler Mann! Ein
Sterblicher versucht es, mit einem Erzengel zu kämpfen! Also bin ich
leise aus dem Palast hinaus gegangen, habe den Narren vergessen, und
hier bin ich unter euch!
Geräusche
von schweren Schritten von innen.
Ah!
Ich glaube, ich kann die schweren Schritte der Armeestiefel hören.
Ich bin sicher, er kommt hier heraus. Ich frage mich, was er über
all das sagen wird. Das wird eine leichte Aufgabe für mich sein.
Lasst ihn so wütend sein, wie er will. Ich werde ihm ruhig begegnen,
weil weise Männer ruhig arbeiten.
Auftritt
Herodes mit seinen Wachen. Er wedelt wild mit seinem schwarzen
Schwert.
HERODES
Was
für schreckliche Dinge habe ich erlitten! Der Fremde ist mir
entkommen, obwohl er vor kurzem ein fest gesicherter Gefangener war.
Da ist er! Da ist dieser Mensch! Was soll das alles? Wie bist du
entkommen und kamst hier raus?
CHRISTUS
Beruhige
dich!
HERODES
Wie
hast du es geschafft, den Fesseln zu entkommen? Wie bist du heraus
gekommen?
CHRISTUS
Habe
ich dir nicht gesagt, dass jemand mich losbinden würde? Oder hast du
mir nicht zugehört?
HERODES
Wer
war es? Du kommst immer mit einer neuen Entschuldigung.
CHRISTUS
Er,
der der Schutzengel Israels und Fürst der himmlischen Heerscharen
ist!
HERODES
Und
wer ist das? Irgendein Schutzgott, der unter den Sterblichen jedes
Gesetz der Ordnung zerstört?
CHRISTUS
Du
verspottet jene Dinge, die Christus zum Wohle der Menschen tut.
HERODES
zu
seinen Wachen
Wächter,
sag allen meinen Befehl, den Palast zu umgeben!
Die
Wachen rennen davon.
CHRISTUS
Was?
Denkst du, dass die Mauer Gott behindern kann?
HERODES
O,
du bist ein weiser Mann, in Ordnung! Aber weise nur in Dingen, die zu
dir passen!
CHRISTUS
Genau.
Ich bin weise in allen Dinge, die der Welt wichtig sein sollten. Aber
höre auf die Worte von ihm, der aus den Bergen kommt. Er hat dir
etwas zu verkünden. Mach dir keine Sorgen, wir bleiben hier bei dir.
Wir werden nicht entfliehen.
Auftritt
eines Herolds. Er ist ein Hirte und hält einen hölzernen
Hirtenstab.
HEROLD
Herr
Herodes, ich habe den Berg Hermon verlassen, den Ort, der für immer
im ewigen Schnee der Schneeflocken funkelt, um zu dir, dem Herrscher
unseres Jerusalems, zu kommen.
HERODES
ungeduldig
Ja,
ja, du bist gekommen, und welche neue Katastrophe hat dein Kommen uns
gebracht?
HEROLD
Herr,
ich sah die wahnsinnigen Christinnen auf dem Berg, die aus ihrem Haus
stürmten, als wären sie von einer gigantischen Biene gestochen
worden. Sie eilten wild auf den Berg zu und zeigten dabei ihre weißen
Schultern. Als ich das alles sah, kam ich sofort hier her, dir davon
zu erzählen; aber ich sah sie in der Stadt Jerusalem auch große
Dinge tun, Herr. Soll ich dir frei sagen, was ich sah, mein Herr,
oder soll ich auf meine Worte besser achten? Ich würde nicht das
falsche Ende deines Zorns vertreiben wollen, mein Herr, weil ich
weiß, dass du ein bisschen scharfzüngig im Zorn sein kannst und
dass du die königliche Macht hast.
HERODES
Sprich!
Du bist im Voraus entschuldigt von allem, was du sagen willst. Wir
haben kein Recht, auf den Gerechten wütend zu sein. In jedem Fall,
je mehr Dinge du uns über die Christinnen erzählen kannst, desto
mehr werde ich ihren Meister verurteilen können.
HEROLD
Vor
kurzem, als die Sonnenstrahlen ausbrachen und sich darauf
vorbereiteten, die Erde zu wärmen, nahm ich meine Herde junger
Rinder mit, um auf der Bergseite zu grasen. In diesem Moment sah ich
drei Gruppen tanzender Frauen. Die Führerin der ersten war Susanna,
dann war deine Frau Mariamne die zweite, und der dritten Gruppe
Führerin war Johanna. Ihre Körper sahen entspannt aus, sie
schliefen, einige ruhten mit dem Rücken gegen die Tannen, andere
ruhten auf Tannenzweigen, ihre Köpfe neigten sich bescheiden zum
Boden und sahen so aus, als wären sie eins mit der Schöpfung; nicht
so, wie du es gesagt hast, mein Herr, betrunken von Wein und von den
süßen Klängen von Flöten, die der Lust in der dunklen Einsamkeit
der Nacht nachjagen. Als meine gehörnte Herde sich ihnen näherte
und ihre üblichen Gebrüllgeräusche machte, wachte deine Frau
Mariamne auf, sprang in die Mitte der anderen Christinnen und schrie
laut. Auch die anderen warfen den süßen Schlaf aus ihren Augen und
standen aufrecht! Was für ein Anblick für wunde Augen, mein Herr!
Sehr angenehm in der Tat! Junge Jungfrauen, reife Frauen, junge
Frauen, verheiratet oder unverheiratet! Zuerst ließen sie ihre Haare
auf ihre Schultern fallen, befestigten alle Schnallen und Knöpfe
ihrer faltenreichen Kleider, die sich gelöst hatten, und dann haben
sie um ihre Taille geschlungen Gürtel von Schlangenleder. Andere,
die zu Hause Babys hatten und deren nackte Brüste vor Milch
strotzten, hielten sanft in ihren Armen junge Rehe oder junge wilde
Fohlen, die sie mit ihrer eigenen weißen Milch säugten. Andere
machten Girlanden aus Efeu und Tannenzweigen. Eine von ihnen traf mit
ihrem Stab auf einen Felsen, und der Felsen wurde zu einer Quelle aus
klarem Wasser. Eine andere gräbt ihr Rohr in den Boden, und genau
dort öffnet Gott eine Quelle, aus der lebendiges Wasser strömt.
Diejenigen, die einen Milch und Honig wollten, mussten nur den Boden
mit den Fingernägeln kratzen, und dann kam alles hervor, weiße
schäumende Milch, und süßer Honig tropfte vom Efeu um ihre
Pinienstäbe herum. Also, mein Herr, wenn du in dieser Minute dort
gewesen wärst und all diese Dinge gesehen hättest, würdest du den
Gottmenschen loben, den du jetzt verurteilst. Nun, wir Hirten
versammelten uns und begannen darüber zu streiten, was die Frauen
taten. Einige dieser Sachen waren verdammt großartig, schrecklich
herrlich!Dan sagte einer von uns, ein Reisender aus der Stadt und
geschickt in seinen Worten, zu dem Rest von uns: He, ihr Leute, die
entlang der sanften Berghänge leben, sollen wir Mariamne, Herodes'
Frau, ergreifen in all dem mystischen ekstatischen Treiben und sie
zum König bringen? Er wird sehr zufrieden mit uns sein. - Wir alle
dachten, es wäre eine gute Idee, also versteckten wir uns hinter
Büschen, bereit für den Hinterhalt. Aber ich kann dir sagen, Herr,
wir hatten auch Angst um unser Leben. Die Frauen begannen jedoch
plötzlich, ihre Brüste zu schütteln, als ob sie in eine
ekstatische Zeremonie eintreten würden, und gleichzeitig begannen
sie alle mit Einer Stimme nach Gottes Sohn Christus zu rufen. Alles
um sie herum schloss sich der Zeremonie an, der Berg, die Tiere,
alles schwankte an der Stelle. Mariamne tat auch wie die anderen, und
sie ging in meine Richtung. Plötzlich sprang ich aus meinem Versteck
und sprang auf sie zu, in der Hoffnung, sie zu fangen. Aber dann rief
sie: He, meine schnellen Hündinnen, hier sind ein paar Männer, die
uns jagen. Sie wollen unsere Gefangennahme. Kommt, lauft mit mir!
Bewaffnet dich mit euren Rosenkränzen und kommt mit mir! Lasst uns
sie fangen. - Wir schafften es, einfach wegzulaufen und dem Getriebe
zu entkommen, aber sie warfen sich ohne Speer und Schwert auf die
Kälber, die in der Nähe grasten. Eine dieser Frauen riss ein armes,
kleines Kalb vom Euter ihrer Mutterkuh weg und andere zerrissen
Kälber mit bloßen Händen in blutige Stücke und dann begannen sie,
sie zu essen. Mein Herr, du könntest überall verstreutes Fleisch
sehen. Ganze Stücke von Tieren, Beine, andere Fleischstücke, die
von den Tannen herabhingen und deren Blut tropfte. Riesige Ochsen,
mein Herr, die nur wenige Minuten zuvor groß und stolz gewesen
waren, die Art, dass, wenn man sie wütend machte, sie alles mit
ihren massiven Hörnern zerreißen würden, nun, sie ließen ihre
Körper auf den Boden fallen, und sofort schleppten die jungen wilden
Mädchen sie herum mit ihren bloßen Händen und... und so schnell,
wie du dein königliches Auge blinzeln ließest, mein Herr, rissen
sie die Haut von diesen massiven Kadavern der Ochsen ab. Und dann
flogen sie herum wie die wilden Vögel, die die stolzen Weizenähren
von Jerusalem ruinieren, die, die tief neben dem rauschenden Wasser
des Kidron-Flusses fliegen. Dann eilten die Frauen in die Dörfer von
Galiläa, nahe dem See von Tiberias, am Fuße des Hermon-Gebirges,
und wie eine Invasionsarmee stellten sie alles auf den Kopf, holten
ihre Kinder aus den Häusern und nahmen von dort alle möglichen
Waren mit, die sie gerade hatten, warfen sie sorglos über ihre
nackten Schultern, nichts fiel auf den dunklen Boden, nicht einmal
Bronze oder Eisen, mein Herr! Und, o mein Herr Herodes, um ihr Haar
herum war dieses strahlende Feuer, das keine Wirkung auf sie hatte.
Es brannte, aber verbrannte sie nicht. Dann kamen alle jüdischen und
römischen Männer wütend und voll bewaffnet heraus, wollten diese
Christinnen zur Unterwerfung bringen, aber dann, mein Herr, wenn du
nur dieses genialste Ding hättest sehen können! Das Herrlichste,
was es zu sehen gibt! Unsere scharfen Speere und Pfeile sogen kein
Blut aus ihnen, doch sie warfen uns ihre Rosenkränze um die Ohren
und verletzten uns, so dass wir uns schnell umdrehten und
davonliefen. Jetzt bin ich mir sicher, mein Herr, dass diese Menge
Gott auf ihrer Seite hatte, der ihnen half. Dann gingen sie zurück
auf den Gipfel des Berges Hermon, wo Gott Quellen von klarem Wasser
für sie aus der Erde produzierte. Hunde richteten sich an ihren
Wangen auf und leckten mit ihren Zungen das Blut weg, bis ihre Haut
wieder strahlend weiß wurde! Mein Herr, du solltest diesen
Gottmenschen, wer auch immer er ist, in die Stadt Jerusalem kommen
lassen, weil er viele andere himmlische Mächte in seinem Dienst hat.
Sie sagen auch, und ich stimme dem zu, dass er der Gottmensch ist,
der den Sterblichen den verwandelten Wein seines Blutes gebracht hat.
Närrisches Zeug das. Es beendet alle Traurigkeit. Die Wahrheit ist,
mein Herr, wenn das Blut Gottes fehlt, dann fehlt auch die Liebe und
dann... nun, dann ist nichts Süßes für uns Sterbliche übrig.
CHOR
Ich
möchte meine Worte nicht offen dem König äußern, aber sie müssen
ausgesprochen werden. Christus ist nicht weniger als Gott.
Herold
ab. Auftritt der Wachen, die rennen und auf das erste Kommando
zurückkehren.
HERODES
Dieser
Fremde ist so nah, dass das Feuer dieser unverschämten Christinnen
uns berührt. Es ist eine große Schande für alle Juden. Es gibt
keine Zeit zu verlieren.
Zu
seinen Wachen.
Männer,
rennt schnell zu den Toren Jerusalems. Ruft alle Schildmänner, alle
Reiter unserer schnellen Pferde, alle Katapultfahrer und alle
scharfen Pfeilschützen zusammen. Sagt ihnen, wir müssen uns auf
einen Angriff gegen die Christinnen vorbereiten. Diese Angelegenheit
muss enden. Ich habe keine Lust, all dies in den Händen bloßer
Frauen zu erleiden!
Die
Wachen gehen wieder ab.
CHRISTUS
Meine
Worte haben dich von nichts überzeugt, Herodes. Trotzdem, obwohl du
mich schlecht behandelt hast, bitte ich dich, dich zu beruhigen! Du
darfst die Waffen nicht gegen Gott erheben. Christus wird es nicht
gut finden, wenn du seine Christinnen aus den Bergen fortjagst, wo
sie ihre eucharistischen Riten feiern.
HERODES
Ich
bin nicht hier, um deinen Rat zu erhalten. Du bist den Fesseln
entkommen, reicht das nicht? Oder sollte ich die Strafe wiederholen?
CHRISTUS
Wenn
ich du wäre, würde ich tun, was alle Menschen Gott tun: Opfere ein
Opfer, anstatt wütend zu werden. Es ist wie auf Dornen zu treten.
HERODES
Ha!
Für Gott werde ich viele Frauen opfern! Das wird sie lehren und alle
Täler am Kidron stören.
CHRISTUS
Ihr
werdet alle verjagt werden; und was für ein beschämender Anblick
wäre das! All diese hellen Bronzeschilde wurden von den Rosenkränzen
der Christinnen in die Flucht geschlagen!
HERODES
Wie
um alles in der Welt habe ich mich mit diesem Fremden vermischt? Ob
gefesselt oder locker, er wird nicht den Mund halten!
CHRISTUS
Es
ist noch Zeit, Herodes! Es ist immer noch Zeit für dich, die Dinge
wieder in Ordnung zu bringen.
HERODES
Wie?
Indem ich ein Sklave meiner Sklavinnen werde?
CHRISTUS
Ich
bringe alle Frauen für dich hierher... benutze überhaupt keine
Waffen.
HERODES
O,
sicher! Was für eine nette kleine Falle das für mich wäre, he?
Sehr klug!
CHRISTUS
Was
wäre der Sinn einer solchen Falle? Um dich mit meiner Weisheit zu
retten?
HERODES
Du
hast das alles früher mit ihnen arrangiert, damit du die ganze Stadt
dazu bringst, an deine Gottheit zu glauben.
Auftritt
der Wachen.
CHRISTUS
Ja!
Du hast ganz recht, Herodes! Du liegst richtig! Ich habe es mit dem
Vater besprochen. Du hast absolut recht. Das ist, was passiert ist.
HERODES
Zu
den Wachen
Bringt
meine Waffen hierher! und du, Christus, halt den Mund!
Die
Wachen stürmen wieder fort, diesmal in den Palast.
CHRISTUS
Er
hat gerade an etwas gedacht. Warte mal! Herodes, würdest du sie
gerne selbst sehen, in den Bergen, all diese... Frauen zusammen?
HERODES
begeistert
Sicher.
Natürlich, natürlich! Ich würde sehr viel Gold für das Privileg
geben.
CHRISTUS
Oh,
ja? Warum so eifrig?
HERODES
Ich
möchte diese armen, elenden Frauen betrunken sehen!
CHRISTUS
Aber
diese Dinge wären schwer für dein Auge. Welche Art von Vergnügen
würdest du daraus ziehen?
HERODES
Absolute
Lust! Ich würde ruhig unter den Tannen sitzen...
CHRISTUS
Aber
selbst wenn du ruhig dorthin gehst, werden sie immer noch wissen,
dass du da bist.
HERODES
Hm.
Du hast recht. Dann werde ich ganz offen gehen.
CHRISTUS
Also
gut, lass uns gehen, wirst du wirklich versuchen, diese Übung zu
vollziehen.
HERODES
Bring
mich schnell dahin. Ich würde es hassen, wegen dir noch mehr Zeit zu
verlieren.
CHRISTUS
Du
musst dich zuerst umziehen, Herodes. Du musst reine Wäsche tragen.
HERODES
Was
ist das alles? Willst du mich als Frau verkleiden?
CHRISTUS
Denn
wenn du dich dort als ein Mann zeigst, werden sie dich töten.
HERODES
Du
hast wieder Recht. Ich kann sehen, dass du ein alter Fuchs bei dieser
Art von Trickserei bist.
CHRISTUS
Der
Gott Christi hat uns das alles beigebracht.
HERODES
Nun
denn, mein weiser Ratgeber, wie machen wir das alles?
CHRISTUS
Lass
uns in den Palast gehen, und ich werde dich verkleiden.
HERODES
Kleiden
mich womit? Frauenkleidern?
CHRISTUS
Willst
du denn nicht die Christinnen sehen?
HERODES
Nun,
sag mir alles, was du mit mir machen willst.
CHRISTUS
Ich
lasse deine Haare über deinen Rücken fallen.
HERODES
Alles
klar. Und dann?
CHRISTUS
Dann
ziehe ich dir lange Gewändern an, die bis zu deinen Füßen reichen,
und auf deinem Kopf wirst du ein Stirnband tragen.
HERODES
Und
nach all dem?
CHRISTUS
Du
trägst einen Zepter in deiner Hand, und du wirst ein Rehfell um
deinen Körper tragen.
HERODES
Nein,
nein! Ich kann einfach keine Frauenkleider tragen. Ich kann es
einfach nicht!
CHRISTUS
Nun,
wenn du zu einem Kampf mit den Christinnen kommst, wird es dein Blut
sein, dass auf den Boden vergossen wird, nicht meins!
HERODES
denkt
nach
Ja
denn! Recht so! Wenn wir dort ankommen, müssen wir sie zuerst
ausspionieren.
CHRISTUS
Es
ist weise, das Gefährliche zu jagen, ohne sich selbst in Gefahr zu
bringen.
HERODES
Wie
kann ich durch die Straße gehen, ohne von allen Juden gesehen zu
werden?
CHRISTUS
Wir
werden die verlassenen Straßen nehmen. Mach dir keine Sorgen, ich
werde dich führen.
HERODES
Wir
müssen tun, was notwendig ist, damit die Christinnen nicht von all
dem Wind bekommen. Ich gehe hinein, um darüber nachzudenken.
Die
Wachen kommen mit Waffen für den König aus dem Palast.
CHRISTUS
Sicher.
Geh, ich bin bereit, dir bei allem zu helfen.
HERODES
So
gehe ich, und ich nehme entweder meine Waffen, oder ich nehme deinen
Rat an.
Herodes
und die Wachen verlassen den Palast, die Wächter sind mutlos.
CHRISTUS
Frauen!
Wir haben unseren Mann gefangen! Er wird zu den Christinnen gehen,
und mit seinem Tod wird Gerechtigkeit geschehen. Vater! es liegt
jetzt an dir, Rache zu nehmen! Du bist nicht fern. Zuallererst, nimm
ihm seine Vernunft!
Christus
gib Herodes den Wahnsinn, genug für Herodes, Frauenkleider zu
tragen; ansonsten, wenn sein Geist klar wäre, würde er sie nicht
tragen.
Da
muss ich ihn lächerlich machen und ihn als Frau durch Jerusalem
führen. Das wird ihn lehren, diese schrecklichen Drohungen
auszusprechen. Ich gehe jetzt weg, um ihn in seine
Beerdigungskleidung zu kleiden. Die Kleidung, mit der er im Hades
eintreffen wird, sobald seine Frau Mariamne ihn mit bloßen Händen
abschlachtet! Nur dann wird er erfahren, dass der Sohn Gottes,
Christus, ein Gott des Friedens für die guten Willens ist, aber er
ist auch ein furchterregender Gott, der diejenigen straft, die Gott
nicht respektieren!
CHOR
Ich
wünsche! Ich wünsche mir, dass ich eines Tages an den
Lobpreis-Tänzen teilnehmen kann, an all den Nachttänzen der Freude!
Ich wünsche mir, dass ich eines Tages meine weißen Füße im Takt
dieser Tänze höher schweben sehen könnte! Und ich wünsche mir,
dass ich eines Tages mit meinem Rehfell durch die kühle Brise wie
ein Kitz rasen könnte, wie ein Reh, das beim Spielen im weichen Gras
von einem Jäger gejagt wird und über seine listigen Fallen und über
die Zäune springt, während der Jäger pfeift, um das Tempo seiner
Hunde zu beschleunigen. Keuchend, sehe ich, wie sich der kleine
Hirsch den Flussbetten und Tälern zuwendet, schnell wie der hohe
Wind, glücklich, den Männern entkommen zu sein und glücklich,
inmitten des üppigen Waldes zu sein. Was wäre besser, welche
weisere Gabe, die Gott den Menschen geben könnte, als ihre Hand hoch
über ihrem Kopf zu halten als ein Zeichen des Sieges über ihren
Feind? Ich bewundere immer das Gute. Gottes Gerechtigkeit könnte
spät kommen, aber sie kommt, und sie bestraft diejenigen, die wegen
ihrer Dummheit und ihres Wahnsinns vor Gott nicht den Kopf beugen.
Gott warten. Er wartet und versteckt sich in den riesigen Schritten
der Zeit, und in diesen Schritten jagt er den respektlosen Mann. Kein
Mann kann mächtiger sein als Gottes Gesetz. Der Mensch muss es gut
studieren und es vollständig kennen. Es ist Zeitverschwendung, nach
der Antwort auf die Frage "Was ist Gott" zu suchen, da
diese Antwort schon vor langer Zeit offenbart wurde. Gott ist ewig,
so wie die Natur von Anfang an aus ihm geschaffen wurde. Wer ist die
Weisheit? Wer ist ein guter Ratgeber? Wer ist allein gut? Wer ist
wundervoller als Gott, der deine Hand als Zeichen des Sieges über
deinen Feind hebt? Ich liebe die Schönheit. Immer! Selig ist der
Mann, der den Stürmen der wütenden Meere des Lebens entkommen ist
und einen Hafen gefunden hat; und glücklich ist der Mann, der diese
Stürme ertragen hat. Männer sind unendlich zahlreich, und ihre
Hoffnungen haben kein Ende, und einige dieser Hoffnungen bringen
Freuden für einige und nichts für andere. Ich sage, gesegnet ist
der Mann, dessen Leben glücklich war. Dies sind nützliche
Ratschläge. O wahre Weisheit.!
Das
Folgende wird an Herodes weitergegeben, der sich immer noch im Palast
befindet.
Du,
Herodes! Du bist es, ich meine dich. Du, der die Dinge sehen möchte,
die du wirklich nicht sehen solltest, es ist genug für dich zu
suchen, was gefunden werden kann.
Schreiend.
Herodes!
Komm aus dem Palast! Lass mich dich in deiner neuen Kleidung als
Frau, eine Christin, sehen! Du bist bestrebt, deine Frau Mariamne und
die charismatischen Rituale auszuspionieren.
Auftritt
Herodes und sein Diener. Herodes ist als Frau gekleidet: Lange
Locken, langes weißes Gewand, Girlanden, Rosenkranz. Er genießt
sein neues Auferstehen und nimmt Christi Vorschläge enthusiastisch
an. Er ist geistesgestört.
HERODES
Ich...
ich glaube, ich kann zwei tanzende Sonnen sehen... und unsere Stadt
mit dem Goldenen Tor, Jerusalem... dort sind auch zwei Goldene Tore.
Da sind zwei Marien, da sind zwei Jesusknaben! Der eine Jesus ist
Buddha, der andere Jesus ist Zarathustra. Fremder, du bist mein
Führer, ich sehe, du bist zu einem Löwen von Juda und zu einem Lamm
Gottes geworden, und zwei riesige Hörner sind aus deinem Kopf
gewachsen, du Sündenbock! Standest du jemals vor einem Drachen?
CHRISTUS
Ah,
ja! Deine Augen sind jetzt wiederhergestellt, Herodes. Jetzt kannst
du richtig sehen. Siehst du? Gott ist jetzt mit uns in Gnade, nicht
wie zuvor, als er zornig war.
HERODES
Also,
wie sehe ich aus? Schau mein Gesicht an! Ist es dem von Mariamne,
meiner Frau, oder dem von Susanna ähnlicher?
CHRISTUS
Hm...
um dir die Wahrheit zu sagen, wenn ich dich genau ansehe... Ich
denke, ich kann sie beide in dir sehen. Oh, schau dir diese Locke an!
Du hast es vermasselt! Gar nicht, wie ich es drinnen gemacht habe.
HERODES
Ja,
ich hatte ein bisschen Tanz im Inneren, und als ich meinen Kopf
herumwirbelte, wie die Christinnen, warf ich die Locke von ihrem
Platz.
CHRISTUS
Hier,
lass mich sie für dich wieder frisieren. Hebe deinen Kopf ein wenig.
HERODES
Komm,
ich bin in deinen Händen. Räum mich ein bisschen auf.
CHRISTUS
Schau
hier! Dein Gürtel ist sehr locker, und die Falten deiner Robe fallen
nicht gerade bis zu deinen Knöcheln...
HERODES
Ja,
das habe ich mir gedacht! Es ist alles in Ordnung mit dem linken
Bein, oder?
CHRISTUS
Du
wirst sehen, Herodes, ich werde dein bester Freund sein, sobald du
siehst, wie weise und schön die Christinnen sind!
HERODES
Wie
halte ich den Rosenkranz, damit ich mehr wie eine wahre Christin
aussehe? Mit der rechten Hand oder der linken?
CHRISTUS
Du
hältst ihn mit deiner rechten Hand und bewegst gleichzeitig deinen
rechten Fuß nach vorne. Ich bin froh, dass du deine Meinung geändert
hast.
HERODES
Glaubst
du, ich könnte den ganzen Berg, seine Täler und all die Christinnen
auf meinen Rücken heben?
CHRISTUS
Natürlich
wirst du! Jetzt, wo du deine Vernunft zurück hast, kannst du tun,
was immer du willst. Nicht wie vorher, da du wahnsinnig warst.
HERODES
Nun
sollte ich große Hebel und Maschinen für die Arbeit mitbringen,
oder könnte ich es mit meinen bloßen Händen, Armen und Schultern
machen? Ich meine, den ganzen Berg zerreißen?
CHRISTUS
Du
musst aufpassen, dass du die Christinnen und die Höhlen des Guten
Hirten nicht zerstörst! Du weißt, wie der Gute Hirte seine Flöte
bläst.
HERODES
Ganz
richtig, ganz richtig. Es ist nicht richtig, meine Stärke zu nutzen,
um nur Frauen zu besiegen. Ich werde mich zwischen den Tannen
verstecken.
CHRISTUS
Absolut
richtig! Du musst dich gut verstecken, da du heimlich dorthin gehst,
um sie auszuspionieren.
HERODES
He,
he! Ich denke, ich werde diese Frauen fangen, wie man die kleinen
Vögel fängt: in ihren kleinen Liebesnestern...
CHRISTUS
Nun,
dafür gehst du hin, um sie auszuspionieren und sie zu fangen... das
heißt... wenn sie dich nicht zuerst erwischen!
HERODES
Bring
mich direkt durch das Zentrum von Jerusalem, Fremder! Weil ich ihnen
zeigen will, dass ich die Einzige bin, die es wagt, so etwas zu tun.
CHRISTUS
Du
bist der Einzige, der sich um deine Stadt kümmert, genug, um solche
Prüfungen zu bestehen, Herodes. Die Wege sind eines so mutigen
Mannes wert, wie du es bist. Folge mir! Ich werde dein Führer und
dein Retter sein! Sobald wir dort sind, werden andere die Führung
übernehmen...
HERODES
Mariamne,
ja.
CHRISTUS
Du
bist ein verehrtes Symbol für sie alle, Herodes.
HERODES
Deshalb
komme ich.
CHRISTUS
Nimm
dich von mir entgegen, und ich erlöse dich...
HERODES
Nimm
dich von mir entgegen... wie ein gestilltes Kind, meinst du?
CHRISTUS
Ich
bin... deine Mutter.
HERODES
Du
machst mich so stolz mit all deinen Komplimenten.
CHRISTUS
Und
was sagt dein Stolz?
HERODES
Ich
verdiene natürlich deine Gnade, da ich ein Heiliger bin!
Herodes
ist in die Betrachtung seines Kleides vertieft.
CHRISTUS
Du
bist ein mächtiger Mann, Herodes! Mächtiger als die Mächtigen, und
es warten mächtige Kämpfe auf dich, mächtig genug, dass deine
Herrlichkeit den Himmel erreichen kann! Oh, Mariamne und ihr alle,
Töchter von David, öffnet eure Arme, macht euch bereit für den
Mann, den ich euch bringe. Empfangt ihn und bietet ihm diesen
mächtigen Kampf an - einen Kampf, in dem ich Gewinner sein werde.
Ich und der Vater. Der Kampf wird alles Notwendige offenbaren.
Herodes,
Christus und Herodes‘ Diener ab.
CHOR
Rennt,
rasende Huren, rennt zum Berg, wo Davids Töchter zu ihren Riten
versammelt sind! Erhebt euch alle! Erhebt diese Frauen gegen diesen
Mann, der Frauenkleider anzieht und die Christinnen ausspioniert.
Seine Frau Mariamne wird ihn zuerst sehen, entweder von einem hohen
Felsen oder hinter einem verholzten Versteck. Sie wird ihn sehen, und
sie wird rufen: Wer ist es, der kommt, um die Berge-liebenden Töchter
von David auszuspionieren? Wer ist seine Mutter? Denn das Blut einer
Frau hat ihn nicht zur Welt gebracht, vielmehr hat ihm eine Löwin
oder eine Wölfin aus Libyen das Leben geschenkt. Lasst die
Gerechtigkeit kommen, lasst die Gerechtigkeit erscheinen, lasst die
Gerechtigkeit ein Schwert tragen, den Hals des Heiden von einem Ende
zum anderen zu zerschneiden, Herodes, dem Ungerechten, dem
Sterblichen, der unsere Gesetze mit Verachtung behandelt. Er kommt zu
dir, Christus, mit böser Absicht, mit ungerechten Gedanken, da kommt
er zu deinen mystischen Riten und denen deiner heiligsten Mutter
Maria. Mit Wahnsinn im Herzen und Wahnsinn in den Gedanken, die
Unbezwingbaren mit Macht, aber ohne Verstand zu erobern. Der Tod wird
ihn auf einen geraden Weg bringen. Die weisen Geister sind die
Geister, die Gott gehorchen und innerhalb der Grenzen ihrer
Sterblichkeit bleiben, und solange sie leben, werden sie kein Leid
empfinden. Ich fühle keinen Neid auf die Weisen. Ich liebe es,
andere großartige Dinge zu jagen, groß und offensichtlich, und ich
führe ein Leben mit Ehrfurcht, verteile gerechte Ansichten, und Tag
und Nacht mit Freude ehre ich die Sterblichen. Lasst die
Gerechtigkeit kommen, lasst die Gerechtigkeit erscheinen, lasst die
Gerechtigkeit ein Schwert tragen, den Hals des Heiden von einem Ende
zum anderen zu zerschneiden, Herodes, dem Ungerechten, dem
Sterblichen, der unsere Gesetze mit Verachtung behandelt. Komm,
Christus, erscheine wie ein Adler oder wie ein Lamm oder wie ein Löwe
voller Feuer und Flammen! Komm, Christus, komm und lächle und
verwickle den wilden Jäger der Christinnen in deinen Netzen, während
er in die tödlichen Hände der Jüngerinnen fällt.
Kurze
Pause, völlige Stille. Auftritt Herodes' Diener, entsetzt.
DIENER
Glorreicher
Palast des alten Sidon, des Mannes, der die Zähne des Drachen in den
Boden gesät und das irdische Wesen geerntet hat! Der hervorragendste
Palast in ganz Palästina! Wie tief bin ich verletzt für dich,
obwohl ich hier nur ein Sklave bin.
CHOR
Was
ist los? Bringst du uns schlechte Nachrichten von den Christinnen?
DIENER
Herodes
ist tot.
CHOR
überschwänglich.
O
Herr Jesus! Du bist in der Tat ein großer Gott!
DIENER
Was?
Was hast du gesagt? Was hast du gesagt, Frau? Bist du glücklich über
das Unglück unseres Herrn?
CHOR
Ha!
Ich bin eine Ausländerin! Ich schreie vor Freude mit der Stimme
einer Ausländerin. Ich muss mich nicht vor Angst verstecken, dass
sie mich einsperren.
DIENER
Glaubst
du, dass die Juden solche Feiglinge sind?
CHOR
Ich
bekomme meine Befehle von Christus, nicht von den Pharisäern.
DIENER
Ich
gönne dir das nicht, aber es ist nicht richtig, dich über diese
traurigen Ereignisse zu freuen.
CHOR
Sag
mir, wie ist dieser ungerechte Mann, der die Ungerechtigkeit liebte,
gestorben?
DIENER
Ich
folgte meinem Herrn und dem Fremden, und nachdem wir an allen Häusern
von Jerusalem vorbeigelaufen waren, gingen wir durch die trüben
Gewässer des Kidron, und wir drei bestiegen die Gipfel des Ölbergs.
Der Fremde war zuerst oben, dann mein Meister und schließlich ich.
Der Fremde führte uns zu dem Ort, wo wir die mystischen Riten der
Christinnen sehen konnten. Wir gingen und redeten leise, damit wir
sie sehen konnten, aber sie konnten uns nicht sehen. Wir kamen
schließlich zu einer grasbewachsenen Stelle, und dort breiteten wir
uns flach auf dem Boden aus. Überall um uns herum waren tiefe
Klippen und Abgründe und das Wasser des Flusses strömte mächtig
und die Pinien mit ihren riesigen Schatten kühlten uns ab. Die
Christinnen saßen in der Nähe und genossen mit angenehmen Taten die
Rosenkränze, die von ihren Kreuzen fielen, oder, wie die fröhlichen,
jungen Stutenfohlen, die gerade aus dem schönen Joch ihres Wagens
entlassen worden waren, sangen sie einander heilige Lieder. Der arme
Herodes konnte die Anwesenheit der Menge von Christinnen spüren,
aber er konnte sie nicht sehen, also sagte er zu dem Fremden:
Fremder, meine Augen können diese trägen Christinnen nicht von hier
aus sehen. Lass mich hoch auf die Spitze dieser Tanne klettern, damit
ich ihre Liebestaten besser sehen kann. - Und von diesem Moment an
sah ich wirklich die Wunder des Fremden. Er ergreift einen Ast, der
sehr hoch am Baum war, biegt ihn und bringt ihn bis zum schwarzen
Boden, den ganzen Weg hinunter aus den Tiefen des Himmels. Der Zweig
bildete einen perfekten und schönen Kreis, wie der Ring eines Rades
gezeichnet und durch einen Kompass gemacht, etwas, das kein
Sterblicher hätte tun können. Dann legt er Herodes auf den Ast und
lässt ihn vorsichtig, vorsichtig aufsteigen, damit er nicht umfällt.
Der König saß dann auf diesem Zweig und wartete. Plötzlich sahen
ihn die Christinnen besser, als er sie selbst sah. Niemand konnte den
Fremden mehr sehen, und es war nur eine Minute später, dass Christus
- ich bin mir sicher, dass er es war - laut rief: Meine Geliebten!
Ich habe euch den Mann gebracht, der euch verspottet und meine und
meiner Mutter Riten verspottet! Kommt, er gehört euch, bestraft ihn!
- Und bei diesen Worten waren Himmel und Erde mit heiligen Feuern
erfüllt. Dann erfüllte eine große Stille die Luft, eine Stille,
die alle Bäume des Tales, alle Sträucher und die Stimmen der
Bestien nicht hörte. Die Frauen schienen Christi Stimme nicht gehört
zu haben, also standen sie abseits, und mit offenen Augen warteten
sie. Christus schrie wieder, und dieses Mal erkannten Davids Töchter
Christi Stimme und eilten schnell wie Tauben herbei. Mariamne, seine
Frau, seine Schwestern und all die anderen Christinnen, wild vom
Geist Gottes, sprangen über riesige Ströme von Tälern und Höhlen,
und als sie den König auf der Tanne sitzen sahen, begannen sie
zuerst, Steine auf ihn zu werfen. Dann kletterten sie auf einen
Felsen und warfen von dort lange Tannenzweige wie Speere. Wieder
andere warfen ihre Rosenkränze nach ihm, aber auch sie erreichten
ihn nicht, denn er war viel zu hoch für sie. Der arme König saß da
und wusste nicht, was er tun sollte. Die Christinnen rissen dann
große Äste vom Baum, machten Holzhebel daraus und versuchten dann,
Herodes' Baum mit den Wurzeln auszureißen. Diese Bemühungen haben
auch nichts gebracht. Dann rief Mariamne: Kommt, heilige Schwestern,
kommt, ergreift die Äste des Baumes mit euren Händen und klettert
auf das Biest zu. Tötet ihn, damit er unsere mystischen Riten nicht
der Welt offenbart. - Die Christinnen umzingelten den Baum und rissen
mit tausend Händen die Tanne mit ihren Wurzeln aus. Herab kam
Herodes und stürzte zu Boden. Die Angst verzehrte ihn. Er wusste,
dass er seinem Tode nahe war. Zuerst war es seine Frau Mariamne,
Christi Priesterin, sie begann das Gemetzel. Sie sprang vor Wut auf
ihn, und er nahm das Band von seinem Kopf, so dass seine Frau ihn
erkennen und ihn verschonen und sanft seine Wange tätscheln möchte.
Ich bin es, Frau, sagte er, dein Mann Herodes. Du hast mich, Frau, in
Jerusalem umarmt! Hab Mitleid mit mir, Fraur! Töte mich nicht, töte
deinen Mann nicht, nur weil er einen Fehler gemacht hat. - Aber er
konnte sie nicht überzeugen. Sie schäumte vor dem Mund, und ihre
Augen rollten wild in ihren Höhlen. Christi heiliger Geist hatte sie
wahnsinnig gemacht. Zornig. Vom Geist Gottes ergriffen. Dann packte
sie den Arm ihres Mannes, trat auf sein Schulterblatt und riss seinen
Arm von seinem Körper. Die Stärke war nicht ihre eigene, sondern
die Gottes. Auf der anderen Seite tat Susanna ihren Teil und zerriss
sein Fleisch. So auch Johanna. Die ganze Bevölkerung der Christinnen
hielt an und betrachtete das Schauspiel. Der ganze Ort hallte von
Schreien wider, und er stöhnte vor Schmerzen, während er noch am
Leben war. Dann begannen die Christinnen einen Kriegsschrei und
trugen jeweils einen Teil von Herodes' Leiche. Eine trug eine Hand,
eine einen Fuß mit dem Schuh, der noch daran befestigt war, andere
rissen an seinen Rippen, zeigten sie nackt, und andere mit blutigen
Händen warfen Teile seines Fleisches einander zu. Teile seines
Fleisches waren überall verstreut. Einige waren so tief in den
Büschen des Waldes, dass es unmöglich war, sie alle zu finden. Und
sein armer Kopf! Seine Frau hat es zufällig übernommen. Sie hängte
ihn an die Spitze ihres Kreuzes und trägt ihn nun auf den Pfaden des
Berges und ruft: Es ist der Kopf eines Berglöwen! Es ist der Kopf
eines Berglöwen. - Sie hat ihre Schwestern und den Rest der
Christinnen zurückgelassen, und sie ist stolz darauf, die arme Beute
zu tragen. Sie nennt Christus ihren Partner bei der Jagd und Sieger
in allen Schlachten Gottes. Mit diesem Sieg gewann Mariamne nur
schwarze Tränen… Ich will ihr Elend nicht sehen, wenn sie in den
Palast kommt, also werde ich jetzt gehen, für den Fall, dass wir
beide zur gleichen Zeit hier sind. Weisheit und Respekt für Gott ist
eine große Tugend und ein Besitz, den die Sterblichen am meisten
verdienen.
Herodes'
Diener ab.
CHOR
Freudig.
Ah,
lasst uns den Sieg unseres Herrn Christus feiern und uns den Tod des
Drachengeborenen Herodes betrauern, der die Kleider der Frauen anzog
und nach einem Grund zum Sterben suchte, er nahm ein schweres Kreuz
auf sich. Ein Lamm führte ihn in den Tod. Frauen von David, ihr habt
einen glorreichen Sieg in eine Klage voller Tränen verwandelt. Was
für ein entzückender Sieg ist es wirklich, in euren Armen die
bluttriefende Hand eures Königs zu halten? Ha! Ich kann sehen, wie
Herodes‘ Frau Mariamne auf den Palast zugeht. Was für ein
schrecklicher Anblick! Wie wild ihre Augen! Empfange sie, empfange
sie, du Gruppe von Christus-Anhängerinnen!
Auftritt
Mariamne, wild, blutbefleckt, mit Herodes' Kopf, der an ihrem Kreuz
hängt. Begeistert. Ihr folgen zwei oder drei andere blutbefleckte
Christinnen.
MARIAMNE
Christinnen
aus Galiläa!
CHOR
O,
wie ich schaudere, wenn ich dich ansehe!
MARIAMNE
Schau!
Ich bringe einen frisch geschnittenen Zweig von dem Berg, ein Juwel
zu meinem Kreuz. Es ist für den Palast. Oh, was für eine
atemberaubende Jagd!
CHOR
Ich
sehe es, Mariamne, und ich werde es akzeptieren. Wir werden zusammen
feiern.
MARIAMNE
Ich
fing ihn mit meinen eigenen Händen. Ich habe diesen Löwen mit
meinen eigenen Händen gefangen, keine Fallen, nichts. Kommt! Kommt
und seht!
Sie
zeigt ihnen den Kopf, aber sie ziehen sich vor Angst zurück.
CHOR
Wo
hast du ihn gefangen?
MARIAMNE
Auf
dem Ölberg.
CHOR
Was
ist der Ölberg?
MARIAMNE
Ein
Berg bei Jerusalem. Dort haben wir diesen Drachen getötet.
CHOR
Wer
von euch hat zuerst zugeschlagen?
MARIAMNE
Ich
fühlte mich geehrt, die Erste zu sein. Ich bin auch für mein Tanzen
geehrt und berühmt.
CHOR
Wer
war der Nächste?
MARIAMNE
David.
CHOR
Ja?
David?
MARIAMNE
Davids
Töchter als nächste. Sie warfen sich auf das Tier direkt nach mir.
O, was für eine glückliche Jagd!
CHOR
Christus
ist der Tanz, und wir sind die Tänzerinnen!
MARIAMNE
Kommt,
macht mit bei den Feierlichkeiten!
CHOR
Wie
kann ich das, ich arme Frau?
Mariamne
streichelt Herodes' Kopf.
MARIAMNE
Was
für ein entzückendes kleines Lamm! Wie seidig und samtig die
Morgenröte auf seinen Wangen. Weich und kaum sichtbar unter seinen
Haaren.
CHOR
Es
sieht aus wie die Mähne eines wilden Tieres, das tief im Wald lebt.
MARIAMNE
Christus
ist weise, und weise ist seine Tat, seine Jüngerinnen auf diese Jagd
zu schicken.
CHOR
Christus
ist ein ausgezeichneter Jäger.
MARIAMNE
Ein
ausgezeichneter Jäger, ja.
CHOR
Hervorragend,
in der Tat!
MARIAMNE
Auch
die heiligen Juden werden mich loben!
CHOR
Dein
Mann auch, Herodes.
MARIAMNE
Jeder
wird mich dafür loben, diesen Drachen gefangen zu haben. Was für
ein toller Fang!
CHOR
Eine
reiche Belohnung!
MARIAMNE
Ich
bin reich belohnt.
CHOR
Und
du bist denn glücklich?
MARIAMNE
Bin
ich glücklich? Ich bin glücklich und total begeistert, weil ich
durch diese Jagd große wundersame Dinge erreicht habe.
CHOR
Mariamne,
geh und zeige deinen Fang den Juden. Zeige allen, was für eine gute
Jägerin du bist.
MARIAMNE
An
das Publikum
Kommt
her, Leute dieses Landes, dieses Jerusalems mit seinen herrlichen
Türmen. Kommt und seht euch den Fang an, den wir, Davids Töchter,
ohne Fallen oder Netze oder Speere gefangen haben, sondern mit
unseren eigenen bloßen Händen. Keine Notwendigkeit für Leute, es
mit ihren Speeren zu versuchen. Hier sind wir, mit diesen bloßen
Händen haben wir das Biest gefangen und zerrissen. Wo ist mein alter
Vater? Wo ist dieser alte Mann? Jemand sage ihm, er soll hier
rauskommen. Auch Herodes, mein Mann. Wo ist er? Lasst ihn die hohe
Leiter nehmen und sicher gegen die Palastmauer legen, lasst ihn auf
die Skulpturen diesen Drachenkopf nageln, den ich, ja ich, gejagt und
gefangen habe.
Sie
läuft begeistert hinter den Vorhang. Auftritt David in Trauer. Ihm
folgen zwei Diener, die den Rest des Körpers von Herodes auf einer
Bahre tragen.
DAVID
Kommt,
Diener, folgt mir mit eurer schwermütigen Last! Folgt mir zum Palast
mit Herodes' Leiche. Ich musste überall auf den Klippen des Ölbergs
suchen. Miserables Schicksal! Miserable Arbeit, um seinen ganzen
Körper in geschlachteten und blutigen Stücken zu finden, hier und
dort liegend, zwischen den Sträuchern, unmöglich zu finden. Ich
kehrte von den Riten mit den alten Johannes Baptista zurück, als ich
eine meiner Töchter hörte, wie sie über ihre unglaublichen und
schrecklichen Taten sprachen, also kehrte ich schnell zurück, um den
König zu finden, den die Christinnen töteten. Und hier ist er. Ich
traf Susanna, die zusammen mit Marcus die Lea zur Welt brachte.
Magdalena war bei ihr. Ich sah sie wild rennen, halb verrückt durch
die Wälder. Sie erzählten mir, dass Mariamne diesen Weg gegangen
war, ihr Schritt war verrückt wie ihre Gedanken... Hier ist sie. Ich
sehe, sie sieht traurig aus.
Auftritt
Mariamne, die immer noch den Kopf von Herodes trägt und immer noch
voller Blut ist. Ihre Freundinnen sind immer noch bei ihr wie zuvor.
MARIAMNE
Vater
David, sei stolz auf deine Töchter! Sie, mehr als alle anderen
Sterblichen, haben die besten Töchter zur Welt gebracht. Natürlich
sprechen sie nicht nur über mich, sondern über uns alle, aber mehr
über mich, weil ich mein Schiffchen neben meinem Webstuhl gelassen
habe und die größeren Taten aufnahm. Jetzt jage ich Bestien, die
ich mit meinen bloßen Händen fange und hier in meine Arme bringe.
Zum Beispiel diese Trophäe, die du hier siehst, soll an die
Palastmauern gehängt werden. Komm, Vater David. Halte das Haupt
selbst. Halte es stolz, Vater David, es ist ein würdiger Fang. Lade
deine Freunde ein und feiere ein Fest, denn meine Leistungen machen
dich glücklich.
DAVID
O,
was für ein schwarzes, schwarzes, unermessliches, unerträgliches
Elend ist dies für die Augen eines alten Mannes! Was für einen
schrecklichen Mord hast du mit deinen bloßen Händen getan! Was für
ein schönes Opfer hast du Gott geboten, Mariamne! O, Mariamne! Und
du willst Jerusalem und mich zum Fest einladen! Oh, was für ein
krankes Schicksal! zuerst für dich und dann für mich. Wie sehr
Christus uns zerstört hat! Er hatte natürlich recht, aber er war so
hart! Ein wahrer Gott unserer jüdischen Rasse!
MARIAMNE
Wie
freudlos das Alter die Menschen macht! Wie miserabel es ihr Gesicht
verwandelt. Ich wünschte, mein Mann wäre ein so guter Jäger wie
seine Frau, wenn er mit der Jugend von Jerusalem auf Jagd geht! Aber
er weiß nur, wie man gegen Gott kämpft! Berate ihn, Vater David. Er
hört dir zu. Gibt es niemanden, der gehen und ihn hierher bringen
kann, um mich so ekstatisch zu sehen?
DAVID
O,
unglückliche Frau! Wie schrecklich wirst du leiden, wenn du
herausgefunden hast, was du tatsächlich getan hast! Ich hoffe, du
bleibst wie du bist und ignorierst die Tat. Du bist vielleicht nicht
der glücklichste aller Menschen, aber du wirst auch frei sein von
Leiden!
MARIAMNE
Vater
David, was siehst du und was nicht? Was macht dich so traurig?
DAVID
Tochter,
wende deine Augen auf diesen Teil des Himmels.
MARIAMNE
gehorcht
Hier
bist du ja. Was denkst du, sollte ich sehen?
DAVID
Ist
es derselbe Himmel oder hast du dich irgendwie verändert?
MARIAMNE
Er
ist transparenter... lichter!
DAVID
Nun
schau in deine Seele! Ist sie so turbulent wie zuvor?
MARIAMNE
Ich...
ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber ich... ich fühle mich
anders, als würde ich mich von etwas erholen, meine alten Gedanken
sind ersetzt worden.
DAVID
Mariamne,
wenn du mich verstehst, beantworte meine Fragen.
MARIAMNE
Ja,
aber... ich habe vergessen, worüber wir geredet haben, Vater David.
DAVID
Sag
es mir, Tochter. Mit wem bist du in die Hochzeitskammer gekommen?
MARIAMNE
Du
hast mich dem Gesäten gegeben, dem, der, wie sie sagen, aus dem
Drachensamen hervorkam. Herodes.
DAVID
Nun
schau, Tochter, schau in deine Arme. Wessen Kopf hältst du?
MARIAMNE
antwortet,
ohne hinzusehen
Der
Drache ist natürlich. Genau wie die Jägerinnen sagten.
DAVID
Denke
jetzt, Mariamne. Es ist eine kleine Anstrengung, ihn zu betrachten.
MARIAMNE
Ai
ai ai! Was ist das? Was sehe ich? Was ist das in meinen Armen?
DAVID
Konzentriere
dich, Tochter. Schau genauer hin.
MARIAMNE
Ai
ai! Ich kann die größten Schmerzen sehen! O mein Schatz! O elendes
Schicksal!
DAVID
Sieht
es für dich nicht mehr nach dem Kopf eines Drachen aus?
MARIAMNE
Nein,
nein! Es ist der Kopf meines Herodes, den ich in meinen Armen halte!
Mein Herodes!
DAVID
Ja...
Trauere um mich, Mariamne, bevor du ihn erkannt hast!
MARIAMNE
Wer
hat ihn getötet? Wie kam er dazu, in meinen Händen zu sein?
DAVID
O
bittere Wahrheit! Wie spät kommst du!
MARIAMNE
Sag
es mir. Ich kann nicht mehr warten. Mein Herz bricht!
DAVID
Du
und deine Schwestern habt ihn getötet, Mariamne.
MARIAMNE
Aber
wo ist es passiert? Hier im Palast oder anderswo?
DAVID
An
derselben Stelle, an der einst die wilden Hündinnen den heiligen
Hirsch töteten.
MARIAMNE
Aber
warum kam Herodes zum Ölberg, der arme Knabe?
DAVID
Er
kam, um Christus und seine heiligste Mutter Maria und eure
eucharistischen Riten zu verspotten.
MARIAMNE
Aber
wie sind wir dort hingekommen?
DAVID
Du
wurdest vom Wahnsinn der Prophetie getrieben! Die ganze Stadt war
verrückt.
MARIAMNE
Jetzt
verstehe ich. Christus hat unsern Verstand zerstört.
DAVID
Natürlich
tat er das auch und ganz zu Recht. Er und seine heiligste Mutter
Maria wurden höchst arrogant beleidigt; du hattest keinen Respekt
vor diesem Gottmenschen.
MARIAMNE
Vater
David, wo ist der Körper meines schönen Mannes?
DAVID
Er
zeigt auf die Bahre.
Ich
habe mich im ganzen Wald umgesehen und langsam die Stücke gesammelt.
MARIAMNE
Hast
du alle Teile gut zusammengefügt?
DAVID
Ja,
wie Isis den Osiris.
MARIAMNE
Aber
welche Rolle spielte Herodes in unserer Respektlosigkeit gegenüber
dem Gottmenschen?
DAVID
Er
war genau wie du geworden. Er respektierte Christus auch nicht. Der
Gottmensch hat uns alle in eine gemeinsame Katastrophe geworfen:
Dich, Herodes und ich. Mein Haus ist völlig zerstört. Was für eine
entsetzliche Schande, was für ein schreckliches Unglück, den
einzigen männlichen König tot zu sehen! Ich habe keinen anderen
Erben!
Er
richtete seine Worte an Herodes' Kopf in Mariamnes Armen.
O,
Herodes! Du warst der Stolz des Palastes, Sohn meines Sohnes, Stärke
unserer Stadt. Deine stolze Gestalt würde jeden erschrecken, der es
wagte, mich zu verletzen, einen altenr Mann. Er würde seine
gerechten Belohnungen bekommen, wenn er irgendetwas gegen mich
versucht hätte. Nun, ich, ich, der große David, der ich die große
Rasse von Juda gesät und die große Ernte gewonnen habe, muss ohne
Ehre aus diesem Palast hinausgeworfen werden. Mein einziger Sohn!
Selbst tot werde ich dich mehr lieben als alle Menschen auf Erden! Du
wirst nie wieder deine Hände durch meinen Bart laufen lassen, noch
wirst du mich jemals wieder den Vater deiner Mutter nennen. Du hast
immer gesagt: Wer ist ungerecht zu dir, wer verletzt deine Ehre? Wer
hat dein Herz verletzt, Großvater, und dich so bitter fühlen
lassen? Sag es mir nur, Großvater, und ich werde ihn zurechtweisen!
- All das ist jetzt weg, mein Kind. Elend bin ich, und du bist tot!
Deine arme, unglückliche Frau, unser ganzes Geschlecht ist dem
Untergang geweiht.
An
die anderen Christinnen (Freundinnen der Mariamne)
Wenn
es jemanden gibt, der Gott beleidigt, lasst ihn seine Augen hierhin
wenden und ihn glauben lassen.
CHOR
Ich
auch, ich fühle deinen Schmerz, David, aber dein Enkel wurde gerecht
bestraft.
MARIAMNE
Ah,
Vater David! Schau mich an und wie ich mich verändert habe!
Sie
blickt auf die Leiche von Herodes.
Was
ist das für eine Leiche, die ich in meinen Händen halte, und wie
kann ich, eine klägliche Frau, ihn fest und liebevoll an meinen
bloßen Brüsten halten? Oh, mein Mann! Wie kann ich all diese
verstümmelten Teile von dir betrauern und Abschied nehmen, mein
Mann? Ich liebte und küsste einmal deinen ganzen Körper, ich hob
ihn mit meinen eigenen beiden Händen. Alter Mann, bring hier den
Kopf dieses unglücklichen Königs. Lass uns versuchen, ihn dem Rest
seines mächtigen Körpers so nahe wie möglich zu bringen.
David
gehorcht.
Oh,
mein geliebtes Gesicht, Wangen der Jugend! Schau, mein Mann, mit
diesem Tuch bedecke ich deinen Kopf und die anderen blutdurchtränkten
Teile deines Körpers. Mit welchem Leichentuch soll ich dich decken?
Welche Hände werden dich, meinen Mann, begraben?
Christus
erscheint an der Brüstung des Palastes.
CHRISTUS
Dieser
Mann ist in die Falle der galiläischen Christinnen geraten, weil er
mich und meine allerheiligste Mutter Maria verspottet hat! Ihr müsst
diese Stadt Jerusalem verlassen, weil ihre mit gleicher Arroganz
seinen Mord begangen habt. Ihr dürft das Heilige Land nie wieder
sehen, weil es ein Sakrileg für Mörderinnen ist, sich um die Gräber
ihrer Opfer sich aufzuhalten. Du jetzt, David! Du wirst die Gestalt
einer weisen Schlange annehmen, und so wird deine Schwester Zeruja
auch eine weise Schlange werden, weil du, ein Sterblicher, es gewagt
hast, mit Bathseba die Ehe zu brechen. Des Herrn Spruch hat es
gesagt, und du wirst ihn befolgen: Du und deine Schwester Zeruja
werdet einen Wagen fahren und damit eine Armee von Römern führen.
Deine Armee wird zahllos sein, und mit ihr wirst du viele Länder
erobern, aber nachdem du den Tempel Jehovas zerstört hast, werden du
und deine Armeen eine schreckliche Heimkehr haben. Du aber und
Zeruja, ihr werdet von Gott gerettet werden und er wird diktieren,
dass du im Land der Seligen leben sollst. Das sind meine Worte, die
Worte nicht eines Sterblichen, sondern des Sohnes Gottes, Christus.
Wenn du, anstatt dich mir zu verweigern, diese Tatsache akzeptiert
hättest, wärst du jetzt sehr glücklich, und du würdest mich als
deinen Freund haben.
DAVID
Verzeih
uns, Christus! Vergib uns! Wir haben dich ungerecht behandelt.
CHRISTUS
Das
hast du viel zu spät verstanden und nicht als es wichtig war.
DAVID
Ja,
wir haben das gerade erst verstanden, aber deine Strafe ist hart.
CHRISTUS
Auch
ich, obwohl Gott, fühlte die Beleidigungen.
DAVID
Gott
sollte nicht gleich sein wie die Sterblichen in ihrem Zorn.
CHRISTUS
Das
sind Dinge, die Jehova, mein Vater, vor langer Zeit erklärt hat.
MARIAMNE
Mitleidsvolles
Wesen, Vater, unser Exil ist unser Schicksal.
CHRISTUS
Warum
verzögert man denn die Dinge, die man nicht ändern kann?
Christus
ab.
DAVID
Was
für eine schwarze Katastrophe, in die wir alle geraten sind, meine
Tochter! Ein trübes Glück für dich und deine Schwestern, deinen
Mann und deinen Vater! Ein gebrochener Mann, ein alter Mann bin ich,
ich muss jetzt unter Heiden leben. Und die Verzweiflung geht weiter!
Dort muss ich eine Armee dieser Römer gegen mein eigenes Israel
führen. Und dann, wie kann ich mit Zeruja, Jesses Tochter, meiner
Schwester, wir beide weise Schlangen, so eine Armee von Speerkämpfern
über die Gräber und Altäre Israels kriechen lassen? Und mein
trostloses Schicksal wird dort nicht enden! Und ich werde mich nicht
ausruhen, nachdem ich die Ströme des Jordan überquert habe.
MARIAMNE
Und
ich, Vater, werde dich verlassen. Ich werde auch ins Exil gehen. Wie
werde ich dich vermissen!
DAVID
Mein
liebes Kind, wenn du mich umarmst, umarmst du einen alten Mann; wenn
du deine Arme um mich wirfst, um diesen elenden und behinderten Mann
mit seinen grauen Haaren, fühle ich mich, als ob eine
Schwanenjungfrau mich einhülle.
MARIAMNE
Wohin
soll ich mich jetzt wenden, Vater David? So aus meinem eigenen Land
geworfen?
DAVID
Ich
weiß es nicht, mein Kind. Ich weiß es einfach nicht. Wie wenig kann
die Hilfe sein, die ein Elternteil seinem Kind bieten kann!
MARIAMNE
an
den Palast
Adieu,
Palast. Lebewohl, Land meiner Eltern. Trostlos und dreimal verflucht
bin ich aus dem Haus verbannt, in das ich als Braut eingetreten bin.
DAVID
Gehe
zum Haus von Petrus, mein Kind, Petronellas Vater. Vielleicht findest
du dort auch deine Schwestern.
MARIAMNE
Vater,
ich werde dich vermissen!
DAVID
Und
ich dich, meine Tochter. Ich weine für dich und für deine
Schwestern.
MARIAMNE
Wie
grausam ist dieser Gottmensch, König Christus. Was für eine brutale
Strafe, dich aus deinem Palast zu schicken!
CHOR
Alle
Juden trotzten diesem Gottessohn.
MARIAMNE
Ich
gehe jetzt, Vater. Auf Wiedersehen!
DAVID
Auf
Wiedersehen, meine süße Tochter. Möge es dir gut gehen.
MARIAMNE
zu
den galiläischen Christinnen
Kommt,
lasst uns, meine Freundinnen, gehen. Lasst uns gehen und meine
trauernden Schwestern finden, die vor uns gegangen sind. Lasst uns zu
einem Ort gehen, der so weit vom Ölberg entfernt ist, dass weder er
noch ich darauf schauen können, damit die Erinnerung an das Kreuz
nicht wieder angerufen wird. Lasst andere Christinnen von nun an
solche Dinge beachten.
Mariamne
und die galiläischen Christinnen ab.
CHOR
Die
Vorsehung hat viele Gestalten, und Gott bringt viele Dinge mit sich,
die von Sterblichen nicht erwartet werden. Die Dinge, die wir
erwarten, müssen nicht unbedingt passieren.
So
endet dieses Trauerspiel.