TRAGÖDIE
VON
TORSTEN SCHWANKE
Dramatis
Personae
JOSEF
EIN
PRIESTER
KARL
CHOR
DER ÄLTESTEN
JEREMIA
ANNA
BOTE
EIN
BAUER
EIN
MANN
VALEA
UND CHRISTINE
Szene:
Oldenburg. Vor dem Palast des Fürsten Josef. Um den Altar der
Palasttüren sitzen Flehende aller Altersstufen, an deren Spitze ein
Priester steht. Zu ihnen tritt Josef.
JOSEF
Meine
Kinder, zuletzt geboren dem alten David, warum sitzt ihr hier als
Bittsteller, in euren Händen Zweige der Oliven, mit Wolle verfilzt?
Was bedeutet dieses Rauschen von Weihrauch überall, und überall
Klagen und Litaneien? Kinder, es war nicht das Treffen, dass ich
lernen sollte von anderen, und bin hierher gekommen, ich, Josef, euer
weltberühmter Fürst. Ha! Im Alter des Herrn, dessen ehrwürdige
Locken proklamieren die Sprecher dieser Vereinigung, erklärt eure
Stimmung und euren Sinn. Ist es Angst? Vom Übel, das ihr befürchtet,
oder einem Segen, den ihr ersehnt? Mein Eifer an eurem Namen kann
nicht zweifeln; reuelos war in der Tat ich und ernst, wenn solche
Bittsteller ich verpönte.
PRIESTER
Ja,
Josef, mein souveräner Herr und Fürst, du siehst, wie beide Extreme
des Alters belagern deine Palastaltäre – Knaben, kaum geflügelt,
und Graubärte verbeugten sich mit Jahren, Priester, wie ich es bin
von Jehova, und diese die Blume unserer Jugend. Inzwischen das
gemeine Volk, mit gewundenen Zweigen, mischt unsere beiden
Marktplätze oder vor den Schreinen der Jungfrau Maria sie versammeln
sich, oder wo die Hunte gibt ihre Orakel. Denn wie du dich selbst
erblickst, unser Staatsschiff, voll Wunden, es kann nicht mehr heben
den Kopf, gründlich unter einem Anstieg des Blutes. Ein Sturm ist
auf unserer Ernte in den Ähren, eine Schande auf den weidenden
Herden und dem Vieh, eine Verletzung der Weiber in der Trauer; und
bewaffnet mit seiner brennenden Fackel der Dämon der Pest, er
stürzte zu unserer Entleerung das Haus Davids und das düstere Reich
des Todes ist voll von Stöhnen und Tränen. Deshalb, o Fürst, hier
bei deinem Herd sitzen wir, ich und diese Kinder; nicht dich als eine
neue Gottheit zu verehren, aber als den Ersten der Menschen; Erster
in den gemeinsamen Unfällen des Lebens, und Erster bei den Besuchen
der Heiligen. Bist du nicht der, der in die Stadt kommt? David
befreite uns von der hohen Steuer, die wir bezahlt haben. Du hast sie
auch nicht empfangen prompt von uns oder wurdest von anderen
geschult; nein, von eGott inspiriert (so alle Menschen denken und
bezeugen es) erneuerten wir unser Leben. Und nun, o Josef, unser
unvergleichlicher Fürst, alle deine Verehrer bitten dich, zu finden
etwas, ob durch eine Stimme vom Himmel geflüstert oder glücklich
bekannt durch menschlichen Geist. Geprüfte Berater, dünkt mir,
werden am besten gefunden, um für die Zukunft schwanger zu sein.
Erhebe, o Häuptling der Menschen, erhebe unseren Staat! Schau zu
deinem Lorbeerkraz! Für deinen Eifer von alters her, Retter unseres
Landes, den du hast, o niemals können wir also deine Herrschaft
aufnehmen: Er hat uns aufgerichtet, nur um uns niederzuschlagen.
Erhebe uns, baue unsere Stadt auf einem Felsen! Dein glücklicher
Stern-Aszendent brachte uns Glück, lass ihn nicht fallen! Wenn du
regieren würdest dieses Land, wie du es jetzt liebst, besser sicher
ein Volk zu beherrschen als ein Wüstengebiet. Weder Zinnen noch
Galeeren helfen, wenn Mann zu Mann und Wachen bis zum Hahnenschrei
sie bewachen.
JOSEF
Ah!
Meine armen Kinder, bekannt, ah, zu gut bekannt die Aufgabe, die ihr
hierher bringt und eure Notwendigkeit. Ihr Kranken alle, gut scheint
es mir, aber meine Schmerzen, wie groß eure auch immer sind,
übertreffen sie alle. Euer Leid berührt jeden einzelnen Mann
gesondert, ihn und keinen anderen, aber ich trauere sofort um den
General und mich und euch. Darum seid ihr nicht träumend von
Tagträumen! Viele, meine Kinder, sind die Tränen, die ich geweint
habe, und ging durch viele Labyrinthe von müden Gedanken. So erwäge
ich einen Hinweis der Hoffnung, und verfolge ihn oben; ich habe Karl
gesandt, den Bruder meiner Gemahlin, zu fragen vom pythischen
Wahrsager-Geist an seinem Orakelstein, wie könnte ich den Staat
durch Tat oder Wort retten? Und jetzt rechne ich die Geschichte der
Tage, da ging er hin, und wundere mich, wie er es treibt. Es ist
merkwürdig, dieses endlose Blei, das seltsam vorübergeht. Aber wenn
er kommt, dann wäre ich in der Tat gemein, wenn ich nicht alles
durchführe, was deklariert Gott.
PRIESTER
Deine
Worte sind wohlgeformt; wie du sprichst, das Geschrei sagt mir, dass
Karl in der Nähe ist.
JOSEF
O
König Jesus! Kann sein freudiges Aussehen sein die Vorwegnahme der
freudigen Nachricht, die er bringt?
PRIESTER
Wie
ich vermute, ist er willkommen; sonst sein Kopf wurde selten mit
Beeren-beladenen Zweigen gekrönt.
JOSEF
Wir
werden es bald wissen; er ist jetzt in Hörweite.
(Auftritt
Karl.)
Mein
fürstlicher Vetter, sag uns, Karl, welche Botschaft hast du uns von
Gott gebracht?
KARL
Gute
Nachrichten für selbst unerträgliche Krankheiten finden richtige
Fragen, neigen dazu, nichts als Gutes zu hören.
JOSEF
Wie
lautet das Orakel? So weit deine Worte geben mir keinen Grund für
Vertrauen oder Angst.
KARL
Wenn
du meine Botschaft öffentlich hören wolltest, ich werde sie dir
sagen, oder dir im Geheimen.
JOSEF
Sprich
vor allen; die Last, die ich ertrage, ist mehr für diese meine
Themen.
KARL
Lass
mich berichten, denn der heilige Gott erklärt es dir. König Jesus
gebietet uns, uns streng zu verabschieden von einer Verschmutzung,
die das Land befleckt, und kein Hafen ist mehr rein.
JOSEF
Was
bedeutet das? Was ist falsch?
KARL
Verbannung
oder Blutvergießen. Dieser Fleck Blut macht den Schiffbruch unseres
Staates.
JOSEF
Was
meint er damit?
KARL
Bevor
du das Oberkommando des Staates übernommen hast, der Herrscher
dieses Landes war Achim.
JOSEF
Ich
hörte so viel von ihm, aber sah den Mann nie.
KARL
Er
fiel; und jetzt ist der Befehl Gottes klar: Bestrafe seine Mörder,
wer immer sie sind.
JOSEF
Wo
sind sie? Wo in der weiten Welt zu finden die fernen schwachen Spuren
eines vergangenen Verbrechens?
KARL
In
diesem Lande, sagte Gott; wer sucht, wird finden; wer mit gefalteten
Händen sitzt oder schläft, ist blind.
JOSEF
War
er in seinem Palast oder außerhalb oder reiste er, als den Achim
sein Schicksal traf?
KARL
Im
Ausland; er begann, so erzählte er uns, zu wandern nach Berlin, aber
er kam nie wieder.
JOSEF
Kam
keine Nachricht, kein Mitreisender, um einen Anhaltspunkt zu geben,
der verfolgt werden könnte?
KARL
Aber
eine Flucht, die um das liebe Leben flieht, von allem, was er sah,
war nur eines sicher.
JOSEF
Und
was war das? Ein Hinweis könnte uns weit führen, mit nur einem
Funken der Hoffnung, unsere Suche zu führen.
KARL
Räuber,
sagte er uns, nicht ein Bandit, aber eine Truppe von Schurken, hat
ihn angegriffen und ermordet.
JOSEF
Wagte
ein Bandit so kühn einen Schlag, wenn er nicht von Oldenburg
verachtet worden wäre?
KARL
So
ward es vermutet, aber keiner wurde gefunden, um zu rächen seinen
Mord in der Mitte der Not, die folgte.
JOSEF
Welche
Schwierigkeiten können eine vollständige Suche behindert haben,
wenn das Fürstentum so miserabel gefallen war?
KARL
Die
rätselhafte Sphinx zwang uns zu rutschen in die dunkle Vergangenheit
und sofortige Bedürfnisse zu beachten.
JOSEF
Nun,
ich werde wieder von vorne anfangen, mache dunkle Dinge klar. Recht
würdig die Sorge von Jesus, würdig auch für die Toten; ich werde
auch, wie es ist, meine Hilfe leihen, dieses Unrecht an Oldenburg und
an Gott zu rächen. Nicht für einen entfernten Verwandten, sondern
für mich, soll ich dieses Gift im Blut vertreiben! Denn wer diesen
Fürsten erschlägt, der könnte einen Dämon haben, um mich auch mit
seiner Mörderhand zu erschlagen. Darum diene ich mir, wenn ich ihn
bestrafe. Herauf, Kinder, eilt diese Altartreppe hinauf, nehmt also
eure flehenden Zauberstäbe, ruft herbei die katholische Gemeinde.
Mit der guten Hilfe Gottes der Erfolg ist sicher; es ist der Ruin,
wenn wir scheitern.
(Josef
und Karl ab.)
PRIESTER
Kommt,
Kinder, lasst uns gehen; diese liebenswürdigen Worte verkünden den
eigentlichen Zweck unserer Prozession. Und Gott, der dieses Orakel
gesandt hat, rette uns und befreie uns von dieser Plage.
(Priester
und Bittsteller ab.)
CHOR
Süß-stimmhafte
Tochter Jehovas
Aus
deinem mit Gold gepflasterten
Pythischen
Schrein
Zu
Oldenburg göttlich,
Was
bringst du uns?
Unsere
Seele ist zerrissen
Und
zittert vor Angst!
Heiland
von Berlin, höre!
Hast
du einige Schmerzen, unbekannt vorher,
Oder
mit den kreisenden Jahren
Erneuerst
du eine Buße von früher her?
Nachkomme
der goldenen Hoffnung,
Du
unsterbliche Stimme, sag es uns.
Zuerst
zu Maria rufen wir;
O
Jehova-geborene Jungfrau, verteidige uns!
Herrin
und Schwester und Freundin,
Maria,
Herrin von Oldenburg,
Hoch
thronend in der Mitte unseres Marktes!
Herrin
des tödlichen Pfeils,
Deine
dreifaltige Hilfe ersehnen wir,
Vor
dem Tod und dem Ruin unsere Stadt zu retten.
Wenn
in den Tagen der Vergangenheit,
Als
wir umkamen, du ausgezogen bist,
Aus
unserem Lande die feurige Pest vertreibend,
Jetzt
bei uns sei und uns verteidige!
Ah
weh uns, was für unzählige Leiden haben wir!
Alle
unsere Heere sind im Niedergang;
Waffenlos
ist unser Geist.
Die
Erde ihre gnädigen Früchte verleugnet;
Frauen
klagen wie unfruchtbare Tiere;
Leben
um Leben geht niedergeschlagen,
Schneller
als der Wind des Vogels,
Schneller
als das Feuer Gottes,
Zu
den schäumenden Küsten der Nacht.
Vertreibe
also durch den Tod den Tod,
Unsere
Stadt vermisst dich.
Leichen
verbreiten Infektionen in der Runde;
Keine
Leiche zu betrauern ist gefunden.
Jammern
auf der Altartreppe,
Frauen
und Großmütter bezaubern die Luft,
Lang
gezogenes Stöhnen und stechende Schreie
Blenden
mit Gebeten und Litaneien.
Goldene
Tochter Jehovas, höre!
Lass
dein Engels-Angesicht erscheinen!
Und
bewillige, dass der Krieg,
Dessen
heißen Atem wir fühlen,
Obwohl
ohne Schwert aus Stahl
Er
kommt, dessen Stimme der Schlachtruf ist,
Möge
er in plötzlichem wahnsinn kommen
Zu
den ungewohnten heimischen Gewässern
Oder
in das Bett der Nordsee!
Denn
wenn die Nacht vergeht,
Weggeschmissen
von der morgendlichen Sonne
Vergeht
sie. Vater Jehova, dessen Hand
Führt
die Blitze,
Töte
den Krieg durch deinem Zorn, wir beten,
Töte
ihn, o töte den Krieg!
O
dass deine Pfeile auch, König Jesus,
Von
diesem straffen Bogen
Könnten
im Ausland fliegen,
Verfechter
unserer Rechte;
Ja,
und die blinkenden Lichter
Von
Maria, womit die Heerführerin fegt
Über
die niedersächsische Steppe.
Dich
nenne ich auch mit goldenen Worten,
Dessen
Namen unser Land trägt,
Jesus,
zu dem deine Jüngerinnen Heil schreien;
Kommt
mit euren hellen Fackeln, Mädchen,
Und
du gesegneter Gott, den wir verehren,
Gott
der Götter!
(Auftritt
Josef.)
JOSEF
Ihr
betet; das ist gut, aber möchtet ihr hören meine Worte und achtet
auf sie und wendet das Heilmittel an, vielleicht findet ihr Trost und
Erleichterung. Wohlgemerkt, ich spreche wie ein Fremder über diesen
Bericht nicht weniger als über das Verbrechen; denn ohne Hilfe,
könnte ich es weit aufspüren ohne einen Hinweis? Was fehlt (zu spät
war ich als ein Bürger von Oldenburg eingeschrieben), diese
Proklamation richte ich an alle: Ol,denburger, wenn jemand kennt den
Mann, von dem Achim, der Sohn des Arno, wurde erschlagen, ich
beschwöre ihn, mir einen Hinweis zu geben. Die schlimmste Strafe,
die ihm widerfahren wird, ist die Verbannung, unbeschadet soll er
abreisen. Aber wenn ein Fremder aus einem fremden Land als der Mörder
bekannt wird, wer es weiß, der rede, und er wird haben gerechten
Lohn von mir und Dank. Aber wenn ihr noch schweigt, wenn durch Furcht
für euch selbst oder Freunde ihr ignoriert meinen Ruf, hört, was
ich dann sage: Ich lege mein Verbot auf den Mörder, der er ist.
Lasst niemand in diesem Lande, wovon ich habe die souveräne
Herrschaft, oder sprecht mit ihm; gebt ihm keine Rolle im Gebet oder
Opfer oder den heiligen Riten, aber jagt ihn wie einen Hund aus euren
Häusern. Denn dies ist unsere Verunreinigung, also Gott hat es vor
kurzem gezeigt, um mich durch das Orakel zu unterweisen. Also als
euer Fürst ich behaupte die Vernunft des Gottes und des ermordeten
Fürsten. Und auf dem Mörder liegt dieser Fluch (auf ihm und allen
seinen Partnern in der Schuld): Elender, möge er in völligem Elend
zugrunde gehen! Und für mich, wenn mit meiner Erlaubnis er Zutritt
bekommt zu meinem Herd, bete ich, der Fluch, den ich auf andere
gelegt habe, falle auf mich! Seht, dass ihr meinem ganzen Wirken
Wirksamkeit verleiht, um meinetwillen und Gottes willen und für
unser Land, eine Wüste durch den Zorn des Himmels. Denn geschweige
denn, es war der ausdrückliche Befehl Gottes, es war ein Skandal,
den ihr nicht ungerührt lassen sollt, die Ermordung eines großen
Mannes und eures Fürsten. Und nun, da ich Herr bin, Nachfolger auf
seinem Thron, in seinem Bett, bei seiner Frau (und hatte er nicht die
Hoffnung aufgegeben, gemeinsame Kinder einer Gebärmutter zu
bekommen, und hatte sie nicht eine engere Bindung zwischen ihm und
mir gestiftet, aber das Schicksal stürzte auf ihn herab) sein
Blut-Rächer wird seine Sache behaupten, als ob er mein Vater wäre,
und lasse keinen Stein unversucht, den Attentäter zu verfolgen oder
zu rächen den Sohn von Arno, von Petheda, von David und Adam, dem
Ersten der Rasse. Und für die Ungehorsamen also bete ich: Möge Gott
ihnen keine rechtzeitigen Früchte schicken von der Erde, noch
wachsenden Anstieg der Gebärmutter, aber mögen sie vergehen und
zugrunde gehen und schlimmer betroffen werden; aber für euch alle,
meine treuen Untertanen, die meine Handlungen billigen, möge
Justitia, unsere Verbündete, und alle Engel euch gnädig sein und
besuchen euch immer mit Huld!
CHOR
Der
Eid, den du schwörst, Fürst, Nehmen wir an und schwören auch. Wir
erschlugen ihn nicht selbst, noch können wir nennen den Mörder. Für
die Suche wäre es gut, dünkt uns, dass Jesus, der das Rätsel
selbst vorgeschlagen hat, sollte die Antwort geben, wer der Mörder
war.
JOSEF
Gut
argumentiert; aber kein lebendiger Mensch kann hoffen, Gott zu
zwingen, gegen seinen Willen zu sprechen.
CHOR
Dürfen
wir dann sagen, was uns als Nächstes gut scheint?
JOSEF
Ja,
wenn ein Drittes am besten ist, sagt es auch.
CHOR
Fürst,
wenn irgendein Mann Auge zu Auge sieht unseren Herrn Jesus, es ist
unser Prophet Jeremia; er von allen Männern am besten führen könnte
einn Suchenden in dieser Sache zum Licht.
JOSEF
Auch
hier hat mein Eifer nichts zweimal hinter sich. Zu Karl habe ich
geschickt, Jeremia zu holen, und schon lange wundere ich mich, warum
er noch nicht hier ist.
CHOR
Wir
kümmern uns auch nicht um Gerüchte. Nur Klatsch.
JOSEF
Sagt
ihnen, ich würde alles wissen.
CHOR
Er
sagte, er komme mit Pilgern.
JOSEF
So
hörte ich, aber keiner hat den Mann pilgern gesehen.
CHOR
Nun,
wenn er weiß, was Angst ist, wird er weinen und fliehen vor dem
Schrecken deines Fluchs.
JOSEF
Worte
erschrecken ihn nicht, der nur auf Taten baut.
CHOR
Aber
hier ist man, um ihn anzuklagen. Endlich du bringst den
Gott-inspirierten Seher nach Oldenburg, dem vor allen anderen ist die
Weisheit angeboren.
(Auftritt
Jeremia, angeführt von dem Knaben Tom.)
JOSEF
Jeremia,
der alles begreift, Kenner der weisen und verborgenen Geheimnisse,
der hohen Dinge des Himmels und niedrigen Dinge der Erde, du weißt,
obwohl deine blinden Augen nichts sehen, welche Pest infiziert unsere
Stadt; und wir wenden uns zu dir, o Prophet, unsere Verteidigung und
unser Schild. Der Inhalt der Antwort, dass Gott kehre zu uns zurück,
die sein Orakel suchten, die Boten haben dir zweifellos gesagt, wie
ein einziger Kurs könnte uns den Schädling entreißen, die Mörder
von Achim zu finden und zu töten sie oder sie zu vertreiben aus dem
Lande. Darum auch kein Vorurteil, noch andere Wahrsagung, die dein
ist, o errette uns, dein Land und deinen Fürsten Josef, rette Sie
alle von dieser Verunreinigung des Bluts. Auf dir ruhen wir. Das ist
das höchste Ziel des Menschen, dem Dienst am Nächsten alle seine
Kräfte zu leihen.
JEREMIA
Ach,
ach, was für Elend, weise zu sein, wenn Weisheit nichts gewinnt!
Diese alte Überlieferung hatte ich vergessen; sonst wäre ich nicht
hier.
JOSEF
Was
fehlt dir? Warum diese melancholische Stimmung?
JEREMIA
Lass
mich nach Hause gehen; hindere mich nicht; es wäre am besten, dass
du deine Last tragen solltest und ich meine.
JOSEF
Zum
Schämen! Kein Oldenburger Fürst würde so das Wort der Prophezeiung
zurückhalten.
JEREMIA
Deine
Worte, o Fürst Josef, sind weit und breit aus Furcht, dass ich nicht
zu dir komme.
JOSEF
Oh
sprich, verweigere dich nicht, ich beschwöre dich, wenn du kennst
dein Wissen. Wir sind alle deine Unterstützer.
JEREMIA
Ja,
denn ihr seid alle geistlos, aber meine Stimme will nimmer offenbaren
mein Elend oder deines.
JOSEF
Was
nun, du weißt, und doch willst du nicht sprechen! Willst du uns
verraten und den Staat zerstören?
JEREMIA
Ich
will mich nicht ärgern noch dich. Warum fragst du so müßig, was du
von mir nicht lernen sollst?
JOSEF
Monster!
Dein Schweigen würde einen Feuerstein erwecken. Wird nichts deine
Zunge verlieren? Kann dich nichts schmelzen oder deine hartnäckige
Schweigsamkeit erschüttern?
JEREMIA
Du
beschimpfst meine Stimmung und siehst nicht deine eigene, wie du
gepaart bist; nein, du steuerst mich nicht.
JOSEF
Und
wer kann seine Melancholie vorschützen, wenn er so etwas hört, wie
unverschämt tust du dem Staat?
JEREMIA
Nun,
es wird kommen, was kommen wird, obwohl ich stumm bin.
JOSEF
Da
muss es kommen, es ist deine Pflicht, es mir zu sagen.
JEREMIA
Ich
habe nichts mehr zu sagen; stürme wie du willst, und lass die Zügel
schießen mit all deiner aufgestauten Wut.
JOSEF
Ja,
ich bin zornig und will nicht meine Worte zurückhalten, sondern
meinen ganzen Geist aussprechen. Du denkst, du bist der, der das
Verbrechen geplant, ja, und es auch durchführte, alles außer der
Ermordung; und wenn du nicht blind gewesen, ich hätte geschworen,
dass du allein tatest die blutige Tat.
JEREMIA
Ist
es so? Dann lade ich dich ein, zu bleiben bei deiner eigenen
Proklamation; von diesem Tag an sprich nicht zu jenen oder mir. Du
bist der Mann! Du bist der verfluchte Verursacher dieses Unglücks
des Landes!
JOSEF
Verleumder,
du schüttest diesen Spott aus, und denkst vorherzusehen als Seher,
frei auszugehen.
JEREMIA
Ja,
ich bin frei, und stark in der Kraft der Weisheit!
JOSEF
Wer
war dein Lehrer? Nicht deine Kunst!
JEREMIA
Du
zwingst mich gegen meinen Willen zu sprechen.
JOSEF
Welche
Sprache? Wiederhole es und löse meinen Zweifel.
JEREMIA
Hast
du deinen Sinn verloren, dass du mich anstachelst?
JOSEF
Ich
kenne nur halb deine Bedeutung; sage es noch einmal.
JEREMIA
Ich
sage, du bist der Mörder des Mannes, der Mörder, den du verfolgst.
JOSEF
Du
sollst es zweimal wiederholen, so grob eine Verleumdung.
JEREMIA
Muss
ich noch mehr sagen, um deine Wut zu verschlimmern?
JOSEF
Sprich
alles, was du willst; es wird nur Verschwendung von Atem sein.
JEREMIA
Ich
sage, du lebst mit deiner nächsten Verwandtschaft in Schande,
unwissend in Schande.
JOSEF
Meinst
du, dass du mit deiner Zunge unbeschädigt bleibst?
JEREMIA
Ja,
wenn die Macht der Weisheit sich durchsetzen kann.
JOSEF
Bei
anderen Männern, aber nicht bei dir, denn du bist im Ohr, im Geist,
im Auge, in aller Kunst blind.
JEREMIA
Armer
Narr! Deine Gegenwart wird auf dich zurückgeworfen werfen.
JOSEF
Sohn
der ewigen Nacht, du hast keine Macht über mich oder jeden anderen
Mann, der die Sonne sieht.
JEREMIA
Nein,
denn dein Unheimliches soll nicht vor mir fallen. Ich überlasse es
Jesus, was Gott betrifft.
JOSEF
Ist
das eine Handlung Karls oder deine eigene?
JEREMIA
Nicht
Karls, sondern dein eigener Fluch.
JOSEF
O
Reichtum und Empirie und Geschick durch Geschick, überlistet auf dem
Schlachtfeld des Lebens, welche Bosheit und Neid folgen im Zug! Siehe
diese Krone, die der Staat mir verlieh, ein Geschenk, eine Sache, der
ich nicht diese Krone suchte, der treue Karl, mein vertrauter Freund,
sucht mich zu verdrängen und zu untertreiben diesen Thron, dieser
jonglierende Scharlatan, dieser trickreiche Bettler-Priester, für
den Gewinn allein scharfsichtig, aber in seiner richtigen Kunst
steinblind. Sag, Herr, hast du dich schon einmal bewiesen als
Prophet? Als die rätselhafte Sphinx da war, warum warst du keine
Befreiung für dieses Volk? Und doch war das Rätsel nicht zu lösen
durch Vermutungen, da bedurfte es der Kunst des Propheten; wo du
fehltest; weder Vögel noch Zeichen vom Himmel halfen dir, aber ich
kam, der einfache Josef; ich hielt inne vor meiner Mutter Witz,
ungeübt in der Kunst der Seher. Dies ist der Mann, den du
untergraben willst in der Hoffnung, mit Karl an meiner Stelle zu
regieren. Ich vermute, dass du und deine Hurerei bald wirst bereuen
deine Handlung, um den Sündenbock auszutreiben. Dank deines grauen
Bartes, dass du noch zu lernen hast, welche Strafe verdient diese
Arroganz.
CHOR
Für
uns scheint es, dass sowohl der Seher als auch du, o Josef, haben
wütende Worte gesprochen. Dies ist keine Zeit zu zanken, sondern zu
konsultieren, wie wir am besten können das Orakel zu erfüllen.
JEREMIA
Fürst
Josef, wie du bist, ist freie Rede mindestens geeignet, meine Antwort
zu geben; darin bin ich deinesgleichen. Ich habe keinen anderen Herrn
als Jehova; ihm diene ich. Und niemand kann sich als Karls Mann
einschreiben. So antworte ich: weil du nicht verschont hast, mich mit
meiner Blindheit zu bezwingen: Du hast Augen, doch siehst du nicht,
in welches Elend du gefallen bist, nicht, wo du wohnst, noch mit
welcher Freundin. Kennst du deine Abstammung? Nein, du weißt es
nicht! Und alle unwissende Kunst ist ein doppelter Feind deiner
eigenen Verwandtschaft, der Lebenden und der Toten; und der hündische
Schwur von Mutter und Vater wird dich eines Tages treiben, wie ein
zweischneidiges Schwert, jenseits unserer Grenzen, und die Augen, die
jetzt klar sehen, werden gehüllt sein in endlose Nacht. Wohin dein
bitterer Schrei nicht greifen soll, von welchem Wald aber dann
widerhallen wird deine Klage, wenn du gefunden hast, mit welch einem
Hymenäus du wen getragen hast in dein Haus, aber zu keinem schönen
Hafen, sondern in den Sturm! Ja, und eine Flut von Krankheiten
vermutest du nicht, die kommt über dich und streckt Kinder hin.
Schlage dann beide, Karls und meine Worte, denn keiner der
Sterblichen wird schlimmer sein als du.
JOSEF
Muss
ich die Frechheit des Kerls ertragen? Ein Mord an dir! Erhalte dich
sorgsam! Geh, und komme nie mehr über meine Schwelle.
JEREMIA
Ich
bin gekommen, du hast mich gerufen.
JOSEF
Ich
wusste nicht, du würdest die nackte Torheit aussprechen, sonst
hättest du lange darauf gewartet, hierher gerufen zu werden.
JEREMIA
So
bin ich, wie es dir erscheint, ein Narr, aber den Eltern, die dich
gezeugt haben, ein Weiser.
JOSEF
Was
sagst du - Eltern? Wer hat mich gezeugt?
JEREMIA
Dieser
Tag soll dein Geburtstag und dein Grab sein.
JOSEF
Du
liebst in Rätseln und dunklen Worten zu reden.
JEREMIA
Im
Lesen der Rätsel so geschickt wie du.
JOSEF
Sag
mir denn, worin meine Größe liegt.
JEREMIA
Und
doch bewies diese Größe nur dein Verderben.
JOSEF
Egal,
wenn ich nur das Gemeinwohl rettete.
JEREMIA
Es
ist Zeit, das ich dich verlasse. Komm, Tom, mein Knabe, bring mich
nach Hause.
JOSEF
Ja,
nimm ihn schnell mit, denn seine Anwesenheit ärgert mich; bist du
gegangen, kannst du mich nicht mehr plagen.
JEREMIA
Ich
gehe, aber zuerst werde ich dir sagen, warum ich kam. Dein
Stirnrunzeln fürchte ich nicht, denn du kannst mir nicht schaden.
Höre denn, dieser Mann, den du verhaften wolltest mit Bedrohungen
und Strafen diese lange Zeit, der Elende, der ermordete Achim, dieser
Mann ist hier. Er geht zu einem Fremden im Lande, aber bald wird ein
Oldenburg-geborener geboren werden. Und doch bringt sein Glück wenig
Freude; für Blinde das Sehen, verkleidet in Bettler-Lumpen, Mit
einem Purpurmantel, und lehnt sich an seinem Stab, in ein fremdes
Land wird er bald seinen Weg suchen. Und von den Kindern, den
Häftlingen seiner Heimat, er wird als der Bruder und der Vater
bewiesen werden von ihr, der er Sohn und Mann, Co-Partner und Mörder
seines Vaters. Geh hinein und überlege das, und wenn du findest,
dass ich das Ziel verfehlt habe, erkläre künftig, ich habe keinen
heiligen Esprit und keine Geschicklichkeit in der Prophezeiung.
(Jeremia
und Josef ab.)
CHOR
Wer
ist er, von unsterblicher Stimme unsterblich
Genannt
aus der Orakelhöhle,
Täter
von blutigen Blutsverbrechen,
Schrecken,
die keine Zunge erzählen kann?
Einen
Fuß für die Flucht braucht er,
Schneller
als Sturm-rasche Rösser,
Denn
auf den Fersen folgt,
Bewaffnet
mit den Blitzen seines Vaters, Jesus.
Wie
Jagdhunde auch
Die
Nornen verfolgen ihn.
Ja,
aber jetzt blitzte die Vorladung
Von
schneebedeckten Gipfel des Nordens,
Nahe
und fern der unentdeckte Täter
Dieses
Mordes wird gesucht!
Jetzt
wie ein mürrischer Stier fährt er
Durch
Wälder und Haine,
Und
vergeblich sucht er zu fliehen
Das
Verhängnis, das von jeher nahe war
Über
seinem Kopf,
Noch
von dem zornigen Jesus beschleunigt,
Dem
göttlichen Wort
Vom
heiligen Schrein der Erde.
Verwirrt
bin ich
Durch
die Worte des Meister-Sehers.
Sind
sie wahr, sind sie falsch?
Ich
weiß nicht
Und
zäume meine Zunge aus Angst,
Mit
vager Vermutung flatternd;
Weder
Gegenwart noch Zukunft ist klar.
Ein
Streit der alten Daten
Oder
in Tagen noch in der Nähe,
Ich
weiß nichts
Zwischen
Achims Haus
Und
unser Herrscher, Jakobs Sohn.
Beweis
ist dort keiner:
Wie
kann ich dann den guten Namen
Unseres
Fürsten Josef herausfordern,
Wie
in einer Blutfehde
Für
eine ungeahnte Tat der Schande?
Alle
Weisen sind Jehova und Jesus,
Und
nichts ist vor ihrem Auge versteckt;
Sie
sind göttlich;
Und
im Verstand kann ein Mann
Seine
Mitmenschen übertreffen;
Aber
dass ein sterblicher Seher mehr weiß,
Als
ich weiß, wo ist das bewiesen?
Oder
wie ohne Zeichen versichert,
Kann
ich seine Schuld kennen,
Der
unseren Staat gerettet hat,
Als
der geflügelte Gesang kam,
Geprüft
und versucht im Licht von uns allen,
Wie
Gold geläutert?
Wie
kann ich jetzt zustimmen,
Wenn
ein Verbrechen auf Josef liegt?
KARL
Freunde,
Landsleute, ich weiß, Fürst Josef legte gegen mich eine schwerste
Beschuldigung auf, und ich komme zu protestieren. Wenn er meint, dass
ich ihn beschädigt oder verletzt habe durch Wort oder Tat in diesem
unserer gegenwärtigen Not, ich kümmere mich nicht darum, die Spanne
des Lebens zu verlängern, so schlecht verbracht; denn die
Verleumdung trifft nicht einen einzigen Flecken, aber sprengt meinen
Namen, wenn durch die allgemeine Stimme ich denunziert werde, falsch
genannt vom Staat und falsch von euch, meine Freunde.
CHOR
Dieser
Spott, er kann gut sein, er platzte heraus im Grimm, nicht weise
gesprochen.
KARL
Hat
jemand gewagt, so zu tun, als wäre ich es gewesen, der veranlasste
den Propheten, eine gefälschte Anklage auszusprechen?
CHOR
Solche
Dinge wurden gesagt; mit welcher Absicht weiß ich nicht.
KARL
Wäre
es nicht sein Verstand und seine Vision, als er auf mich diese
ungeheuerliche Anklagebank setzte?
CHOR
Ich
weiß nicht; für die Taten meines Herrschers bin ich blind. Aber
siehe, er kommt, um für sich selbst zu antworten.
(Auftritt
Josef)
JOSEF
Herr,
was machst du hier? Vermutest du etwas, dich meinen Türen zu nähern,
du unverschämter Schurke, mein Mörder und der Räuber meiner Krone?
Komm, antworte, hast du in mir erkennen können einen Hauch von
Feigheit oder Geistlosigkeit, der hat dich zu diesem Unternehmen
verleitet? Ich schien zu simpel, zu erkennen die Schlange, die mich
in der Dunkelheit beraubt, oder zu schwach, um sie zu zertreten, als
ich sie sah. Dieses suchst du geistlos zu besitzen, ohne einen
Nachfolger oder Freunde für die Krone, einen Preis, dass Anhänger
und Reichtum gewonnen werden müssen.
KREON
Besuche
mich. Du sprichst, ich bin nun dran, Antwort zu geben. Dann höre
mich, Richter.
JOSEF
Du
bist glatt mit der Zunge, aber ich bin langsam zu lernen von dir; ich
kenne zu gut deinen giftigen Hass.
KARL
Zuerst
streite ich diesen Punkt ab.
JOSEF
O
argumentiere nicht, dass du kein Schurke bist.
KARL
Wenn
du eine Tugend Sturheit nennst, unschuldig an der Vernunft, du bist
wahnsinnig.
JOSEF
Wenn
du einen Verwandten halten möchtest, und keine Schmerzen sollen
folgen, dann bist du sehr begehrt.
KARL
Darin
tust du recht, aber dieses Unrecht tust du am Besten. Sag mir, was es
ist.
JOSEF
Hast
oder hast du nicht gesagt, dass ich sollte den Priester rufen?
KARL
Ja,
und ich stehe dazu.
JOSEF
Sag
mir, wie lange ist es her, seit Achim...
KARL
Seit
Achim...? Ich folge nicht deinem Treiben.
JOSEF
...mit
heftigen Händen wurde entfernt.
KARL
In
der dunklen Vergangenheit, viele Jahre vor dir.
JOSEF
Hat
der Prophet da sein Handwerk verfolgt?
KARL
Ja,
geschickt wie jetzt und nicht minder ehrlich.
JOSEF
Schaute
er damals nach mir?
KARL
Nicht
nach meinem Wissen, nicht, als ich dabei war.
JOSEF
Aber
wurde keine Suche und Inquisition unternommen?
KARL
Sicher
wurde volle Suche durchgeführt, aber nichts gelernt.
JOSEF
Warum
scheiterte der Seher, seine Geschichte zu erzählen?
KARL
Ich
weiß nicht, und nicht wissend, halte ich meine Zunge.
JOSEF
So
viel weißt du und kannst du sicher sagen.
KARL
Was
meinst du? Alles, was ich weiß, werde ich erklären.
JOSEF
Aber
auf deine Aufforderung hatte nie der Seher mir den Tod von Achim
zugeschrieben.
KARL
Wenn
so er tat, du weißt es am besten, aber ich würde dir die Frage
stellen.
JOSEF
Frage,
und beweise mich als Mörder, wenn du kannst.
KARL
Dann
lass mich dich fragen, hast du meine Schwester Anna gehabt?
JOSEF
Eine
Tatsache so einfach kann ich nicht gut leugnen.
KARL
Und
wie deine Gemahlin teilt sie den Thron?
JOSEF
Ich
gebe ihr alle ihre Herzenswünsche frei.
KARL
Und
mit euch beiden teile ich die dreifache Regentschaft?
JOSEF
Ja,
und das beweist dir ein falscher Freund.
KARL
Nicht
so, wenn du es mit dir selbst begründen würdest, wie ich mit mir.
Zuerst gebe ich dir zu bedenken: Würde jeder Sterbliche eine
unruhige Herrschaft wählen von Schrecken anstatt von sicherer Ruhe,
wenn ihm die gleiche Macht gegeben würde? Was mich betrifft, ich
habe kein natürliches Verlangen nach dem Namen des Fürsten, lieber
fürstliche Taten tun, und so denkt jeder vernünftige Mensch. Nun
sind alle meine Bedürfnisse erfüllt durch dich, und ich habe nichts
zu fürchten; aber ich war Fürst, meine Taten wollten oft meinem
Willen widersprechen. Wie könnte ein Titel dann einen Charme für
mich haben von der Süßigkeit grenzenlosem Einfluss? Ich bin nicht
so verblüfft, wie zu begreifen den Schatten, wenn ich die Substanz
schnell festhalte. Jetzt alle Männer schreien über mich als
schnellen Gott! Wünschen mir Gutes, und jeder Freier sucht mein Ohr
zu gewinnen, wenn er hoffen könnte, eine Gnade von mir zu gewinnen.
Warum sollte ich das besser finden, was desto schlechter ist? Das
wäre Wahnsinn, und ich bin nicht verrückt. Kein solcher Ehrgeiz
versuchte mich jemals, ich hätte auch keinen Anteil an solchen
Intrigen. Und wenn du zweifelst, so gehe ich zuerst zur Orakelhöhle,
ich stelle fest, ob mein Bericht richtig war von der Antwort Gottes;
weiter würde ich untersuchen, ob ich mit dem Propheten mich
verschworen habe, und wenn es so zu beweisen ist, verurteile mich zu
Tode, nicht allein durch deine Stimme, sondern durch meine und deine.
Aber verurteile mich nicht ohne Inquisition, auf bloßen Verdacht
hin. Das ist nicht richtig. Schlechte Männer sind zufällig gut,
oder gute Männer zufällig schlecht. Ich würde einen lieben Mann
wegwerfen sehen das, was zählt, das kostbarste, sein eigenes Leben,
als Lösegeld für einen wahren Freund. Du wirst in der Zeit kennen
lernen die Wahrheit, denn die Zeit allein zeigt den Gerechten; ein
Schurke wird an Einem Tag entdeckt.
CHOR
Einer,
der vorsichtig seine Worte gibt, lobt dich; schnelle Ratschläge sind
nicht sicher.
JOSEF
Wenn
mit schnellen Schritten der heimliche Ränkeschmied kommt, muss ich
auch mit meinem Gegenspieler schnell sein. Passiv zu warten, für ihn
ist es sicher ein Erfolg, für mich eine versicherte Niederlage.
KARL
Was
ist dein Wille? Das ganze Land zu verbannen?
JOSEF
Ich
hätte dich nicht verbannen lassen, nein, sondern getötet, dass
Menschen dich um deinen Lohn beneiden, beneiden deine Ernte.
KARL
Ich
sehe, du willst nicht nachgeben, noch mir glauben.
JOSEF
Keiner
als ein Narr würde dir danken.
KARL
Du
bist nicht weise.
JOSEF
Weise
für mich allein zumindest.
KARL
Warum
nicht auch weise für mich?
JOSEF
Warum
weise sein für einen solchen Schurken?
KARL
Angenommen,
du hast keinen Verstand.
JOSEF
Dennoch
müssen Fürsten herrschen.
KARL
Nicht,
wenn sie schlecht regieren.
JOSEF
O
meine Oldenburger, hört ihn!
KARL
Deine
Oldenburger? Bin ich nicht auch ein Oldenburger?
CHOR
Aufhören,
Fürsten! Siehe, dort kommt, und keinen Augenblick zu früh, Anna aus
dem Palast. Wer ist so passend als Friedensstifterin, um eure Fehde
zu versöhnen?
(Auftritt
Anna.)
ANNA
Falsche
Fürsten, warum habt ihr euch erhoben zu diesem sprichwörtlichen
Streit? Schämt ihr euch nicht, während das ganze Land geschlagen
ist, so eure Stimme zu erheben mit euren privaten Verletzungen? Geh
hinein, mein Herr!Geh nach Hause, mein Bruder! Und macht keinen
öffentlichen Skandal aus einem kleinen Kummer.
KARL
Meine
fürstliche Schwester, Josef, dein Herr, lässt mich wählen (O
schreckliche Alternative für Deutschland!) das Exil eines
Verbrechers oder der Tod eines Verbrechers.
JOSEF
Ja,
meine Herrin; ich habe ihn gefangen beim Üben seiner eitlen Künste
gegen meine fürstliche Person.
KARL
Möge
ich nimmer entkommen, aber sterben verflucht, wenn ich in irgendeiner
Weise schuldig bin an dieser Anklage.
ANNA
Glaube
ihm, ich beschwöre dich, Josef, zuerst um seinen feierlichen Eid,
dann um meinen, und um deiner Ältesten willen, die auf dich warten.
CHOR
Höre,
Fürst Josef, reflektiere, wir bitten dich, aber nicht störrisch,
sondern vernünftig.
JOSEF
Sagt,
wem sollte ich zustimmen?
CHOR
Respektiere
einen Mann, dessen Gnade und Treue sind allen bekannt und jetzt durch
Eid bestätigt.
JOSEF
Weißt
du, welche Gnade du verlangst?
CHOR
Ja,
ich weiß.
JOSEF
Erkläre
es denn und mach die Bedeutung klar.
CHOR
Sei
nicht ein Freund, der mit Zungenpauken angreift; lass dich nicht
verdächtigen, seinen Schwur zu gewinnen.
JOSEF
Bedenke
dich, dass bei der Suche nach diesem Mörder ich mich nur beruhigen
werde mit Tod oder Verbannung.
CHOR
Nein,
beim Herrn der himmlischen Heerscharen! Sei Zeuge, du Sonne, dieser
Gedanke war nie meiner, ungesegnet, unbefreundet möge ich zugrunde
gehen, wenn ich jemals diesen Wunsch schätzte! Aber mein Herz ist
öde, meditierend über unseren geschlagenen Zustand. Zweifach
fallend, sollte die Zwietracht wachsen zwischen zweien, um unser Weh
zu krönen.
JOSEF
Nun,
lasst ihn gehen, egal, was es mich kostet, zum gewissen Tod oder zur
schändlichen Verbannung. Um euretwillen ergebe ich mich, nicht
seinetwillen; und ihn, wo er auch ist, wird mein Herz immer
verabscheuen.
KARL
Du
bist so mürrisch in deiner nachgebenden Stimmung, wie du in deinem
Zorn unnachgiebig warst. Solche Gemüter plagen sich am meisten.
JOSEF
Lass
mich in Frieden und geh weg!
KARL
Ich
gehe, durch dich beschuldigt, aber gerechtfertigt durch diese.
(Karl
ab.)
CHOR
Herrin,
führe nach zuhause deinen Gemahl; weshalb hier länger zögern?
ANNA
Sag
mir zuerst, wie begann der Kampf.
CHOR
Gerüchte
wurden gezüchtet, ungerechte Verdächtigungen, und aus
Ungerechtigkeit wurden verletzende Ranken.
ANNA
Waren
beide schuld?
CHOR
Beide.
ANNA
Was
war das für eine Geschichte?
CHOR
Frag
mich nicht mehr. Das Land ist traurig; es wäre besser, schlafende
Übel nicht zu wecken, besser, zur Ruhe zu gehen.
JOSEF
Seltsamer
Rat, Freund! Ich weiß, du verstehst mich gut, und doch sollte ich
meinen Eifer abschwächen.
CHOR
Fürst
Josef, ich sage es noch einmal, geistlos wäre ich, verrückt, wenn
ich leichthin verließe dich, meines Landes Stütze und Aufenthalt,
Pilot, der in Gefahr suchte, zu einem ruhigen Hafen gebracht unseren
abgeirrten Staat; und nun, wer kann uns recht führen, als du?
ANNA
Lass
mich auch, ich beschwöre dich, weißt du, Fürst Josef, welche
Ursache diesen unerbittlichen Zorn aufgerührt hat.
JOSEF
Ich
will, denn du bist mir mehr wert als diese. Herrin, die Ursache ist
Karls Bosheit und seine bösen Handlungen.
ANNA
Aber
was provozierte den Streit? Mach dies deutlich.
JOSEF
Er
deutete mich als Achims Mörder an.
ANNA
Aus
seinem eigenen Wissen oder nach fremdem Bericht?
JOSEF
Er
ist zu schlau, um sich zu verpflichten, und spielt das Mundstück
eines schwermütigen Propheten.
ANNA
Dann
sollst du dein Gewissen auf diese Weise erleichtern. Hör zu, und ich
überzeuge dich, dass niemand das rechte Los zieht in der
prophetischen Kunst. Hier ist der Beweis in Kürze. Ein Orakel kam
einst zu Achim - ich werde nicht sagen, es war von Gott selbst,
sondern aus dem Munde eines seiner Diener - erklärend, er sei zum
Scheitern verurteilt, von der Hand seines eigenen Sohnes zugrunde zu
gehen, einem Kind, das mir von ihm geboren werden sollte. Jetzt Achim
- so zumindest der Bericht bestätigte - wurde an einem Tag von
Straßenräten ermordet, keinen Einheimischen, an einer Stelle, an
der sich drei Straßen treffen. Was das Kind angeht, war es nur drei
Tage alt, als Achim, seine Knöchel durchbohrt und zusammengenagelt,
ward es weggegeben von anderen auf der anderen Waldseite. So bewahrte
Jesus das Kind davor, der Mörder seines Vaters zu sein, oder der
entsetzliche Schrecken findet seine Erfüllung und Achim wird von
seinem eigenen Sohn erschlagen. Das war das Horoskop des Propheten. O
Fürst Josef, betrachte es nicht. Was Gott für richtig hält, suche,
selbst ohne dass göttliche Hilfe wird dir es offenbaren.
JOSEF
Welche
Erinnerungen, welch wilder Tumult der Seele kommt über mich, Herrin,
wie ich dich sprechen höre!
ANNA
Was
meinst du? Was hat dich erschreckt?
JOSEF
Mir
scheint, ich hörte dich sagen, dass Achim bei dem Treffpunkt von
drei Straßen ermordet wurde.
ANNA
So
verlief die Geschichte, die noch aktuell ist.
JOSEF
Wo
ist das passiert? Kennst du den Platz?
ANNA
Herrlichkeit
Dornum wird das Land genannt; der Punkt ist, wo die Wege von Norden
und von Wilhelmshafen sich treffen.
JOSEF
Und
wie lange ist es her, seit diese Dinge passierten?
ANNA
Nur
vor einer kleinen Weile wurdest du verkündigt als unser Herrscher,
dass die Nachricht gebracht wurde.
JOSEF
O
Jehova, was hast du mit mir zu tun?
ANNA
Was
ist es, Josef, das dich so bewegt?
JOSEF
Frag
mich noch nicht; sag mir den Wuchs und die Höhe von Achim. War er
noch im mittleren Mannesalter?
ANNA
Groß
war er, und sein Haar war leicht durchwoben von Silber; und er war
nicht anders als du in Form.
JOSEF
Ah
weh mir! Mir scheint, unwissentlich legte ich aber jetzt einen
schrecklichen Fluch auf mich.
ANNA
Was
sagst du? Wenn ich auf dich schaue, mein Fürst Josef, muss ich
zittern.
JOSEF
Das
ist eine schreckliche Vorahnung. Am Ende wird der Seher nicht blind
sein. Eine weitere Frage, um meinen Zweifel zu lösen.
ANNA
Ich
weine; aber bitte mich, und ich werde dir alles beantworten.
JOSEF
Hatte
er nur wenige Begleiter oder eine Truppe von bewaffneten Freunden mit
sich, wie ein Fürst?
ANNA
Sie
waren nur zu fünft, und einer von ihnen war ein Bote; Achim fuhr in
einer Pferdekutsche.
JOSEF
Ach!
Das ist heute klar. Aber sag, Herrin, wer diesen Bericht nach
Oldenburg brachte?
ANNA
Ein
Bauer, der einzige Überlebende, der zurückkehrte.
JOSEF
Ist
er zu Hand oder im Haus?
ANNA
Nein,
sobald er zurückkam und fand dich, der an der Stelle von Achim
regierte, er umklammerte meine Hand und flehte mich an, ihn zu den
Alpen und Weiden zu schicken, wo er könnte am weitesten vom Anblick
Oldenburgs entfernt sein. Und so schickte ich ihn weg. Er war ein
ehrlicher Bauer, und gut verdiente er eine bessere Belohnung.
JOSEF
Hol
ihn sofort. Ich würde gern den Mann sehen.
ANNA
Er
wird hergebracht werden; aber wozu ihn beschwören?
JOSEF
Herrin,
ich fürchte, meine Zunge hat überlaufen die Diskretion; deshalb
möchte ich ihn fragen.
ANNA
Nun,
er wird kommen, aber darf ich nicht auch die Last deines Herzens
teilen, mein Fürst Josef?
JOSEF
Und
du sollst nicht frustriert werden mit deinem Wunsch. Jetzt sind meine
Vorstellungen so weit gegangen. Wer hat einen höheren Anspruch, dass
du zu hören hast meine Geschichte von schrecklichen Abenteuern? Hör
zu. Mein Vater war Jakob von Dornum und meine Mutter Marion, eine
Friesin, und ich war der erste Bürger, bis zu einer seltsamen Sache,
für mich seltsam, nur knapp verdiente er seinen Lohn durch die die
ganze Arbeit in der Hitze, die er regte. Ein Mann bei einem Bankett,
betrunken von Wein, sprach: Du bist nicht der wahre Sohn deines
Vaters! - Es ärgerte mich, aber ich stampfte vor Wut über diese
Beleidigung auf; am Morgen suchte ich meine Mutter und meinen Vater
und fragte sie. Sie waren empört über den zufälligen Pfeil,
abgeschossen auf meine Abstammung, und taten ihr Bestes, mich zu
trösten, aber immer noch die vergifteten Widerhaken saßen in mir,
denn immer noch hat sich der Skandal ausgebreitet und wuchs. So
freiwillig ohne Urlaub ging ich zur Orakelhöhle, und Jesus schickte
mich zurück, ohne das Wissen, dass ich kam zu suchen. Aber andere
schwere Dinge waren es, die er prophezeite, Wehe, Wehklage, Trauer,
Schmerzen! Ich sollte das Bett meiner Mutter verunreinigen und
erhöhen meinen Samen ekelhaft und töten den Vater, von dessen
Lenden ich entsprang. Dann, Herrin, du sollst die Wahrheit hören,
als ich in die Nähe der dreifach verzweigten Straßen kam, ein Bote
traf mich und ein Mann, der saß in einer Pferdekutsche, wie in
deiner Geschichte, der Mann vorne und der alte Mann selbst bedrohten
mich, mich grob von dem Weg zu stoßen, dann von dem Wagenlenker im
Zorn gestoßen, ich schlug ihn, und der alte Mann, dies sehend, mich
beobachtete, bis ich vorbeiging und ihn von seinem Wagen herab riss,
auf den Kopf den Knüppel schlagend. Ein Schlag von meinen guten
Freunden genügte, ihn wegzufegen von dem Wagensitz und ihn zu Boden
zu werfen. Und so tötete ich sie alle. Aber falls zwischen diesem
Fremden es eine Gemeinsamkeit mit Achim gab, der unglücklicher als
ich war, welchen Sterbliche könnte Gott mehr verabscheuen? Elender,
dem kein Fremdling, kein Bürger möge Hafen oder Adresse geben, die
alle gebunden sind in ihren Häusern. Und dieser Fluch war auf mich
gelegt, und auferlegt von niemand außer mir selbst. Ja, mit diesen
Händen ich verschmutze das Bett von ihm, den habe ich getötet. Sag,
bin ich vulgär? Bin ich nicht ganz unreiner Sünder, ein Elender,
verurteilt zur Verbannung, und in Verbannung zu vergessen den Anblick
aller meiner Liebsten und zu trete nie wieder auf meine Heimat-Erde;
oder meine Mutter zu heiraten und meinen Vater zu töten, Jakob, der
mich zeugte und ergoss? Wenn man sagen wollte, das ist die Handarbeit
von einer unmenschlichen Macht, die Schuld haben könnte am Urteil?
Aber ihr reinen und schrecklichen Engel, verbietet, dass ich diesen
Tag je sehen sollte! Darf ich von lebenden Männern ausgetilgt
werden? Ehe soll solch ein Pestpfeil setzen mich zur Zielscheibe!
CHOR
Wir
auch, o Fürst Josef, sind beunruhigt; aber bis du gefragt hast den
Überlebenden, noch ist da Hoffnung.
JOSEF
Meine
Hoffnung ist schwach, aber hat immer noch genug überlebt, um mich zu
bitten, das Kommen dieses Bauern abzuwehren.
ANNA
Nehmen
wir an, du würdest von ihm lernen?
JOSEF
Ich
sage dir, Herrin, wenn seine Geschichte übereinstimmt mit deiner,
werde ich dem Unglück entkommen sein.
ANNA
Und
was von besonderer Bedeutung habe ich gesagt?
JOSEF
In
deinem Bericht, was der Bauer sagte, Achim wurde von Räubern
erschlagen; jetzt wenn er immer noch von Räubern, nicht von einem
Räuber erschlagen wurde, ich tötete ihn nicht; einer mit vielen
kann nicht identisch sein. Aber wenn er von einem einsamen Wanderer
sagt, die letzte Verbindung mit meiner Schuld ist gefälscht.
ANNA
Nun,
sei versichert, seine Geschichte lief also zum ersten, nicht kann er
jetzt zurückziehen, was er damals sagte; nicht ich allein, sondern
alle unsere Leute haben es gehört. Selbst, sollte er etwas an seiner
Geschichte variieren, er kann nicht den Tod von Achim in irgendeiner
Weise erklären mit dem Orakel. Denn Jesus sagte ausdrücklich, er
sei zum Scheitern verurteilt, von der Hand meines Kindes zu sterben,
aber er, armes Schätzchen, er vergoss kein Blut, sondern ging zuerst
selbst fort. So viel zur Weissagung. Von nun an will ich Ausschau
nach Zeichen halten weder rechts noch links.
JOSEF
Du
glaubst es gut. Nicht hätte ich dich senden lassen und holen hierher
den Knecht. Sieh es.
ANNA
Das
werde ich sofort. Komm, lass uns hinein gehen. Ich würde nichts tun,
was mein Herr nicht mag.
(Josef
und Anna ab.)
CHOR
Mein
Los soll noch führen
Das
Leben der Unschuld und fliehen
Unwissenheit
in Wort oder Tat,
Den
Gesetzen zu folgen,
Die
auf hohem Niveau angeordnet sind,
Deren
Geburtsort ist der ätherische Himmel,
Keine
sterbliche Geburt sind, die sie besitzen,
Die
Himmelsbewohner ihre Vorfahren allein:
Niemals
sollen sie in Vergessenheit schlummern,
Gott
in ihnen ist stark und wird nicht alt.
Von
Frechheit wird gezüchtet
Der
Tyrann; Unfähigkeit aufgeblasen,
Mit
leerem Reichtum segelnd,
Einebnend
die abschüssige Höhe,
Und
ergreifend den Thron.
Dann
stürzt er und liegt im Ruin;
Kein
Stützpunkt auf diesem
Schwindelerregenden
Steilhang.
Aber
o, der Himmel den wahren Patrioten hält,
Der
mit eifrigem Eifer brennt,
Dem
Staat zu dienen.
Gott
ist meine Hilfe und Hoffnung,
Auf
ihn harre ich.
Aber
der stolze Sünder, in Wort oder Tat,
Der
wird nicht die Gerechtigkeit beachten,
Noch
Ehrfurcht vor dem Schrein haben
Und
den Heiligenbildern,
Gier
ergreift seine eitlen Vorstellungen,
Wenn,
von profaner Habgier gedrängt,
Er
begnügt sich,
Und
legt eine gottlose Hand
An
die heiligsten Dinge.
Wer,
wenn solche Taten getan werden,
Könnte
des Himmels Zorn meiden?
Wenn
die Sünde so nach Ruhm streben kann,
Warum
tanze ich noch
Und
führe den heiligen Chor?
Nicht
mehr werde ich das zentrale
Orakel
der Erde suchen,
Oder
Abbas geweihte Zelle,
Auch
nicht zur Olympiade bringen
Meine
feiernde Hymne,
Wenn
Gottes Wahrheit nicht klar sein sollte.
O
Jehova, offenbare deine Macht,
König,
wenn du richtig genannt wirst
Allmächtig,
allwissend, allbarmherzig;
Denn
Achim ist vergessen;
Seine
sonderbaren Wege, Männer achten sie nicht;
Jesus
wird verlassen und der Glaube wird kalt!
(Auftritt
Anna.)
ANNA
Meine
Herren, ihr steht erstaunt, eure Fürstin zu sehen mit Kränzen und
Räucherwerk in ihren Händen. Ich hatte den Sinn, die hohen Schreine
Mariens zu besuchen, denn Josef ist überreizt, erschreckt über
Schrecken vielfältig. Er wird nicht benutzen seine bisherige
Erfahrung, wie ein Mann von Vernunft, das gegenwärtige Bedürfnis zu
beurteilen, leiht aber ein Ohr jedem Maul, wenn es krank macht.
Seither sind meine Ratschläge nutzlos, ich drehe mich um zu dir,
unsere gegenwärtige Hilfe in der Zeit der Not, Jesus, Herr Christus,
und zu dir meine Gebete und mein Flehen hier bringe ich mit. Erlöse
uns, Herr, und reinige uns von diesem Fluch! Jetzt sind wir alle wie
Seemänner, die sehen ihren Steuermann geschlagen im Sturm.
(Auftritt
des Boten.)
BOTE
Meine
Herren, sagt mir, wo der Palast ist von Josef; oder besser, wo ist
der Fürst Josef.
CHOR
Hier
ist der Palast und er hält sich drinnen auf, und das ist seine
Fürstin, die Mutter seiner Kinder.
BOTE
Alles
Glück begleite sie und ihr Haus. Selig ist ihr Mann und ihr
Ehe-Bett.
ANNA
Meine
Grüße an dich, Fremder; deine schönen Worte verdienen eine
ähnliche Antwort. Aber sag mir, warum du kommst, was deine
Notwendigkeit oder was deine Nachrichten sind.
BOTE
Gut
für deinen Gemahl und das fürstliche Haus.
ANNA
Was
mag es sein? Wessen Botschafter bist du?
BOTE
Die
friesischen Gemeinden haben beschlossen, zu machen deinen Mann zum
Fürsten, so wird berichtet.
ANNA
Was!
Ist nicht im Alter von Jakob noch der Fürst Josef?
BOTE
Nein,
wahrlich; Jakob ist tot und in seinem Grab.
ANNA
Was!
Ist er tot, der Vater Josefs?
BOTE
Wenn
ich falsch spreche, kann ich selbst sterben.
ANNA
Schnell,
Magd, diese Nachricht an meinen Herrn. Ihr göttlichen Orakel, wo
seid ihr jetzt? Dies ist der Mann, den Josef längst gemieden hat in
der Furcht, sein Mörder zu werden; und nun stirbt er in der Natur,
nicht durch Josefs Hand.
(Auftritt
Josef.)
JOSEF
Meine
liebe Frau, meine Fürstin, Anna, warum hast du mich beschworen aus
meinem Palast?
ANNA
Höre
diesen Mann, und wie du hörtest, was geworden ist aus all jenen
ehrfurchtgebietenden Orakeln.
JOSEF
Wer
ist dieser Mann und was hat er für eine Nachricht für mich?
ANNA
Er
kommt aus Friesland, und seine Botschaft ist: Dein Vater Jakob ist
verstorben.
JOSEF
Was?
Lass es mich, Fremder, von deinem Mund hören.
BOTE
Wenn
ich erst über einen Zweifel mir klar werden muss, meine Nachricht
ist, wisse, dass Jakob tot ist.
JOSEF
Durch
Verrat? Oder durch einer Krankheit Heimsuchung?
BOTE
Eine
Berührung durch einen Todesengel wird einen alten Mann zur Ruhe
schicken.
JOSEF
Also
von irgendeiner Krankheit starb er? Armer Mann.
BOTE
Ja,
nachdem die gesamte Spanne von Jahren ausgemessen ward.
JOSEF
O
meine Dame! Warum sollte man beachten das pythische Orakel oder die
Vögel, die in der Luft schreien? Wollten sie mir nicht zum Tode
verurteilen meinen Vater? Aber er ist tot und in seinem Grab. Und
hier bin ich, der nie einen mit einem Schwert enthauptet; es sei
denn, die Sehnsucht nach seinem abwesenden Sohn tötete ihn, und ich
tötete ihn so in gewissem Sinne. Aber, wie sie stehen, sind die
Orakel nichtig - Staub, Asche, Nichts, tot wie Jakob.
ANNA
Sag,
habe ich das nicht schon längst gesagt?
JOSEF
Du
tatest es, aber ich wurde von meiner Angst irregeführt.
ANNA
Dann
will ich nichts mehr auf deine Seele legen.
JOSEF
Muss
ich nicht fürchten meiner Mutter Ehe-Bett?
ANNA
Warum
sollte ein Sterblicher, der Spielball des Zufalls, Angst haben? Am
besten lebe ein sorgloses Leben von der Hand in den Mund. Diese Ehe
mit deiner Mutter fürchte nicht. Wie oft es die Zufälle gegeben,
dass im Traum ein Mann hat seiner Mutter beigewohnt! Er, der am
wenigsten sieht solche Gehirnphantasien, lebt am wohlsten.
JOSEF
Ich
hätte dir vertrauen sollen, meine Mutter lebte nicht; da sie aber
lebt, obwohl die Hälfte davon mich überzeugt, dass ich immer noch
in Angst leben muss.
ANNA
Und
doch entblößt deines Vaters Tod die Dunkelheit.
JOSEF
Sehr,
aber meine Angst berührt die, die lebt.
BOTE
Wer
mag diese Frau sein, die du fürchtest?
JOSEF
Marion,
Fremder, die Frau von Jakob.
BOTE
Und
warum ist sie zu fürchten?
JOSEF
Ein
vom Himmel gesandtes Orakel die Furcht importiert.
BOTE
Ein
Geheimnis? Oder kann ein Fremder es hören?
JOSEF
Ja,
es ist kein Geheimnis. Jesus hat einmal vorausgesagt, dass ich mit
meiner eigenen Mutter schlafen werde und zu vergießen mit meinen
eigenen Händen das Blut meines eigenen Vaters. Daher war Dornum für
viele Jahre mir ein Haus weit entfernt; und ich im Ausland, aber
verpasste den süßesten Anblick, die Gesichter meiner Eltern.
BOTE
War
das die Angst, die dich von zu Hause verbannte?
JOSEF
Ja,
und die Angst, meinen eigenen Vater zu töten.
BOTE
Warum,
da ich gekommen bin, um dir Lust zu geben, habe ich dich nicht von
dieser zweiten Furcht befreit?
JOSEF
Nun,
du solltest ein Wächter gegen meine Schmerzen sein.
BOTE
Nun,
ich gestehe, was mich hauptsächlich dazu gebracht hat, zu kommen:
Ich hoffte, von deinem Heim zu profitieren.
JOSEF
Nein,
ich werde meinen Eltern nicht mehr nahe kommen.
BOTE
Mein
Lieber, du weißt nicht, was du tust.
JOSEF
Wieso,
Mann? Um Himmels willen, erzähl mir alles.
BOTE
Weshalb
du fürchtetest, zurückzukommen.
JOSEF
Ja,
damit nicht das Wort Gottes an mir erfüllt werde.
BOTE
Um
nicht durch deine Eltern verflucht zu werden?
JOSEF
Dies
und nichts anderes ist meine ständige Angst.
BOTE
Weißt
du nicht, dass deine Ängste grundlos sind?
JOSEF
Wie
unschuldig, wenn ich ihr Sohn bin?
BOTE
Da
war Jakob nicht dein Vater dem Blute nach.
JOSEF
Was
sagst du? War nicht mein Vater Jakob?
BOTE
So
sehr dein Vater, wie ich es bin, und nicht mehr.
JOSEF
Mein
Vater ist mir nicht mehr Vater als einer, der es nicht ist?
BOTE
So
habe ich dich nicht gezeugt.
JOSEF
Aus
welchem Grund sollte er mich dann Sohn nennen?
BOTE
Wisse,
dass er dich von meinen Händen empfing als ein Geschenk.
JOSEF
Doch
wenn ich kein Kind von ihm war, er liebte mich doch sehr.
BOTE
Ein
kinderloser Mann bis dahin, er erwärmte sich für dich.
JOSEF
Ein
Findelkind war dieses Kind?
BOTE
Ich
fand dich in den Wäldern Frieslands.
JOSEF
Was
hat dich dazu gebracht, diese Sonnenuntergänge zu erforschen?
BOTE
Mein
Geschäft war es, die Schafherden zu hüten.
JOSEF
Ein
vagabundierender Hirte, der als Mietling reist?
BOTE
Wahrlich,
aber dein Retter in dieser Stunde, mein Sohn.
JOSEF
Mein
Retter? Von welchem Schaden? Was hat mich damals geärgert?
BOTE
Diese
Knöchel sind Beweise.
JOSEF
Ach,
warum erinnerst du mich an diese alte Wunde?
BOTE
Ich
löste den Nagel, der deine Füße durchschlug.
JOSEF
Ja,
von meiner Wiege an, wie ich fürchte.
BOTE
Woher
du die Wunde hast, die noch dein ist.
JOSEF
Wer
war es? Ich beschwöre dich, sag mir, wer war mein Vater, wer meine
Mutter?
BOTE
Ich
weiß es nicht. Der Mann, von dem ich dich hatte, kann mehr wissen.
JOSEF
Was,
hast nicht du mich wieder gefunden?
BOTE
Nicht
ich; ein anderer, ein Bauer hat dich mir gegeben.
JOSEF
Wer
war er? Würdest du den Mann wiedererkennen?
BOTE
Er
ging tatsächlich zu Achims Haus.
JOSEF
Der
Fürst, der vor langer Zeit das Land regierte?
BOTE
Der
selbe: Er war ein Bauer des Fürsten Achim.
JOSEF
Und
lebt er noch, damit ich ihn sehe?
BOTE
Das
sollten seine Landsleute am besten wissen.
JOSEF
Kann
jeder Umstehende unter euch wissen, ob er mit der Herde spricht, oder
ob man ihn sieht auf dem Feld oder in der Stadt? Antwort geradeaus!
Die Stunde ist da, um dieses Geschäft oben zu beenden.
CHOR
Er
meint nichts anderes als die Hirne, wenn man nichts als Schwäche
sieht. Aber das kann unsere Fürstin Anna am besten von allen sagen.
JOSEF
Madame,
kennen wir den Mann, nach dem wir geschickt haben, ihn zu holen? Ist
das der gleiche, von dem der Fremde spricht?
ANNA
Wer
ist der Mann? In welcher Angelegenheit? Kümmere dich nicht darum.
Vergeudung des Gedankens ist es, solche leeren Worte abzuwägen.
JOSEF
Nein,
mit solchen Anhaltspunkten kann ich nicht scheitern, das Geheimnis
meiner Geburt ans Licht zu bringen.
ANNA
Oh,
wie du dich sorgst um dein Leben, geh über diese Fragen hinweg.
Genug der Angst, die ich ertrage.
JOSEF
Sei
guten Mutes; obwohl ich als der Sohn bewiesen werde von einer
Bäuerin, ja, durch drei Abstammungen dreifach ein Bauer, ist deine
Ehre ungeschoren.
ANNA
Trotzdem
stimme ich diesem nicht zu, ich bitte dich.
JOSEF
Ich
kann nicht anders; Ich muss diese Sache zuhause untersuchen.
ANNA
Um
deinetwillen rate ich dir zum besten.
JOSEF
Ich
werde ungeduldig von diesem besten Rat.
ANNA
Ach,
mögest du nimmer entdecken, wer du bist!
JOSEF
Geh,
hol mir hier den Bauern, und verlasse, Frau, den Ruhm in deinem Stolz
der Abstammung.
ANNA
Ah
weh dir, armer Elender! Mit dem letzten Wort verlasse ich dich, von
nun an still, ganz still.
(Anna
ab.)
CHOR
Warum,
Josef, warum von leidenschaftlichem Kummer gestochen ist die Fürstin
gegangen? Viel fürchte ich, von dieser toten Ruhe wird ein Sturm von
Leiden kommen.
JOSEF
Lasst
den Sturm blasen, mein Entschluss steht fest, meine Ahnen kennen zu
lernen, seien sie noch so niedrig. Sie kann mit dem Stolz einer Frau
sein im Denken voller Verachtung meiner bäuerlichen Abstammung. Aber
ich, der ich mich als Glückskind sehe, Spender von guten Gaben, soll
nicht beschämt werden. Sie ist meine Mutter, und die wechselnden
Monde meine Brüder, und mit ihnen bin ich wach und schwach. So
entsprungen, warum sollte ich Angst haben, meine Geburt zu verfolgen?
Nichts kann mich anders machen als ich bin.
CHOR
Wenn
meine Seele prophetisch nicht irrt,
Wenn
meine Weisheit nützt,
Friesland,
ich werde dich noch heiligen,
Wie
die Amme und Pflegemutter
Unseres
Josef gegrüßt wird.
Der
Morgen des Vollmondes erhebt sich
Und
erhebt sich, wie er ist.
Tanz
und Lied sollen
Deine
Lobeshymnen sein,
Geliebter
unserer fürstlichen Rasse.
Jesus,
mögen meine Worte bei dir Gnade finden!
Kind,
wer hat dich geboren,
Die
Meerjungfrau oder Hertha?
Sicher
war sie mehr als ein Mensch,
Glücklich
wie die Nixen.
Jesus
zeugte dich,
Denn
er verfolgt das Reh im Wald.
Oder
Paulus oder Petrus,
Der
Fischer auf den friesischen Inseln!
Hat
dir eine Schwanenjungfrau das Leben gegeben?
Oder
eine Walkyre, mit der Jesus gerne spielt?
JOSEF
Älteste,
wenn ich, der noch nie zuvor hat den Mann getroffen, kann eine
Vermutung zu machen, mir dünkt, ich sehe den Bauern, den wir lange
gesucht haben; sein zeitgenössischer Aspekt stimmt mit den Jahren
überein von dem alten Boten; außerdem scheine ich die Männer zu
erkennen, die ihn bringen als Diener meiner eigenen Diener. Aber ihr,
vielleicht, nachdem in vergangenen Tagen bekannt oder gesehen der
Bauer, könnt besser durch sicheres Wissen meine Vermutung
bestätigen.
CHOR
Ich
erkenne ihn; er ist einer von Achims Haus; eine einfacher Bauer, aber
wahrhaft ein wahrer Mensch.
(Auftritt
des Bauern.)
JOSEF
Friesischer
Fremdling, ich wende mich zuerst an dich, ist das der Mensch, den du
bedeutest?
BOTE
Das
ist er.
JOSEF
Und
jetzt, alter Mann, schau auf und antworte auf alles, was ich dich
frage. Warst du einmal aus Achims Haus?
BAUER
Ich
war ein Knecht, nicht gemietet, sondern im Hause erzogen.
JOSEF
Was
war dein Geschäft? Wie wart du beschäftigt?
BAUER
Den
besten Teil meines Lebens verbrachte ich mit Kühen.
JOSEF
Wo
waren die Weiden?
BAUER
In
Friesland und in den Alpen.
JOSEF
Dann
dort musst dich kennen, wenigstens deinen Ruhm.
BAUER
Dein
Mann? Inwiefern? Was meinst du?
JOSEF
Der
Mann hier, nachdem er in früheren Zeiten...
BAUER
Ich
kann ihn nicht gut nennen.
BOTE
Kein
Wunder, Meister. Aber ich werde wiederbeleben seine abgestumpften
Erinnerungen. Sicher kann er sich erinnern, als wir beide unsere
Herden trieben, er zwei, ich eine, auf den friesischen Weiden, für
drei lange Sommer; ich sein Kumpel vom Frühling bis zum Herbst, dann
im Winter ich ging in meine Heimat. Und er wollte zu Achim
zurückkehren. Zum Bauern bin ich recht, oder bin ich es nicht?
BAUER
Ja,
du hast recht! Aber, mein Herr, all dies geschah vor sehr, sehr
langer Zeit!
BOTE
Nun,
dann sag mir: Kannst du dich daran erinnern, mir ein Baby überreicht
zu haben, es aufzuheben, als wäre es mein eigenes Baby?
BAUER
Was
geht hier vor sich? Warum fragst du mich so verrückt?
BOTE
Weil,
alter Mann, dies ist dieser Junge! Dieser Mann hier, mein alter
Freund, ist dieser kleine Junge! Schau genau. Es ist Fürst Josef!
BAUER
Weg
damit, du, du dummer Mann! Und schließe den Mund!
JOSEF
Sei
nicht wütend auf ihn, alter Mann. Er ist es, der das Recht hat,
nicht du!
BAUER
Verdammt
sei mein Glück! Was ist es, mein Herr? Was möchtest du wissen?
JOSEF
Hast
du diesem Mann das Kind gegeben?
BAUER
Ja.
Ich wünschte, ich wäre an diesem Tag gestorben!
JOSEF
Du
wirst bestimmt heute sterben, wenn du nicht die Wahrheit sagst!
BAUER
Es
wird noch schlimmer für mich sein, wenn ich die Wahrheit sage!
JOSEF
Seht
mich an, ob dieser alte Bauer uns mit Lügen entgehen will.
BAUER
Nein,
wirklich, mein Herr, ich habe es gesagt. Ich gab ihm dieses Kind.
Aber es war sehr lange her.
JOSEF
Woher
hast du das Kind? War es deins oder war es das Kind von jemand
anderem?
BAUER
Meins?
Oh nein! Nein, nein. Ich meine, nein, mein Herr. Nicht meins. Jemand
anderes gab es mir.
JOSEF
Wer
hat es dir gegeben? Aus welchem Hause kam es?
BAUER
Nein,
mein Herr! Bei Gott, frage nicht mehr! Frag mich nicht mehr, bitte!
JOSEF
Lass
mich nicht noch einmal fragen, alter Mann!
BAUER
(zeigt
auf den Palast)
Es
war von dort, mein Herr. Aus dem Palast von Achim.
JOSEF
War
er der Sohn eines Knechts oder eines seiner eigenen Kinder?
BAUER
Verdammt
sei dieses mein Glück! Hier kommt das Schlimmste!
JOSEF
Für
mich auch, alter Mann, aber ich muss es hören!
BAUER
Sie
sagten, es sei sein eigenes Kind, aber deine eigene Frau könnte es
dir besser sagen.
JOSEF
Also
war sie es, die dir das Kind gegeben hat?
BAUER
Ja,
mein Fürst Josef.
JOSEF
Und
warum hat sie das getan?
BAUER
Um
es verschwinden zu lassen.
JOSEF
Seine
eigene Mutter bat dich, dies zu tun?
BAUER
Ja,
aus Angst vor einem schlimmen Orakel.
JOSEF
Orakel?
Welches Orakel?
BAUER
Eines,
das sagte, er würde seine Eltern umbringen.
JOSEF
Also,
warum hast du das Kind diesem Mann überlassen?
BAUER
Ich
fühlte Mitleid mit dem kleinen Jungen, mein Herr. Ich dachte, gut,
er wird in ein anderes Land gebracht werden, eines weit weg von
seinem Vater, und so würde er frei sein von diesem Orakel. Keine
Probleme, die ich sehen konnte. Leider aber, mein Herr, sieht es so
aus, als sei es eine schlechte Entscheidung gewesen, das Kind zu
retten, ich meine, weil, nun gut, denn wenn du dieses Kind bist, dann
fürchte ich mich auch für dich, mein Herr.
JOSEF
Ah,
wie grausam eindeutig er alle entwirrt hat! O Licht! Lass mich dich
genießen ein letztes Mal. Ein letztes Mal von der Zeit an, als ich
geboren wurde, weil ich von den falschen Eltern geboren wurde, war
ich mit den falschen Menschen verbunden, und ich habe getötet, die
ich niemals getötet hätte!
(Josef
ab in den Palast. Bote und Bauer ab.)
CHOR
Erbärmliche
Sterbliche! Euer Leben ist nicht von Bedeutung. Welcher Mensch kann
jemals fühlen, dass seine Freude mehr ist als ein Traum, denn alles,
was er tut, ist zu erscheinen und dann fast sofort wieder zu
verschwinden! Ich betrachte dein Leben, glückloser Josef, und nehme
dich als Beispiel. Wie kann ich dein Schicksal ansehen und das
Schicksal eines anderen Menschen loben?
JOSEF
(von
drinnen)
Ah!
CHOR
Dieser
Mann, o Jehova, dieser Mann hat hohe und höchste Ziele erreicht. Er
ist dem scharfen Orakel von Jesus entkommen und hat große Freude
gewonnen. Er stand wie ein großer Turm und schützte unsere Stadt
vor den vielen Toten. Seitdem, o Herr, kann ich keinen anderen Mann
mehr ehren als ihn in unserem großen Oldenburg. Jetzt aber! Wer kann
unglücklicher genannt werden als Josef?
Ein
schwerer Schlag des Schicksals, Josef, und jetzt kann niemand elender
genannt werden. Ein schwerer Schlag, der dich in die Mitte der wilden
Traurigkeit und schrecklichen Schmerzen gebracht hat. Ihr beide,
Vater und Sohn, wie gelang es ihr, euch beide zu empfangen? Wie
gelang es deinem Vater, dich dort zu bewahren, in solcher Stille und
so lange? Dann kamen die Jahre und fanden dich, mein Fürst Josef,
und jetzt verurteilen sie diese unheilige Ehe, aus der du geboren
wurdest und in der du gezeugt hast.
JOSEF
(von
drinnen)
Ah!
CHOR
Das
arme Kind von Achim! Ich wünschte, ich hätte dich niemals
getroffen, weil mein Herz bittere Tränen um dich weinen muss.
Dennoch ist die Tatsache da, Josef, du hattest ein wenig Trost, als
du nach Oldenburg kamst, genug Trost, um in der Lage sein, nachts
schlafen zu können.
(Auftritt
eines Mannes.)
EIN
MANN
O
liebe Ältesten! Welche schrecklichen Dinge werdet ihr hören und
sehen, welchen Leid ihr leiden werdet, wenn ihr euch überhaupt noch
für diesen Palast interessiert. Keiner der riesigen Flüsse, Rhein
oder Neckar, könnte die bösen Dinge, die unter seinem Dach vor sich
gehen, wegwaschen, noch was sich bald im Licht zeigen wird. Böse
Dinge wurden getan, willentlich und nicht. Das bitterste Leiden,
Älteste, kommt mit Hilfe unserer eigenen Hand!
CHOR
Wir
haben genug von dem, was wir bereits wissen. Was gibt es noch zu
erzählen?
MANN
Ich
benutze die schnellste Art der Rede: Anna ist tot!
CHOR
Die
allerliebste Anna tot? So arm im Vermögen? Wie? Was ist passiert?
MANN
Sie
starb von eigener Hand. Aber es gibt noch mehr zu erzählen. Ich
werde euch alles erzählen, was ich schaffen kann. Als sie diese
Schwelle hier überschritt, mit diesem Zorn in ihrer Seele, stürzte
sie zu ihrem Brautbett und begann sofort auf ihre eigenen Haare
auszureißen. Hinter geschlossenen Türen beweinte sie den Verlust
des alten Achim, ihres wahren Ehemannes, heulte und rief die
Erinnerungen an ihre Hochzeit an und beklagte seinen Tod, den sie
verlassen hatte, um mit seinem Sohn zu verkehren und eine neue
Generation zu erziehen. Sie betrauerte das Bett, auf dem von einem
Mann ein anderer Mann und von einem Sohn ein anderer Sohn geboren
wurde. Danach habe ich keine Ahnung, was passiert ist, weil gerade
dann Josef herein eilte. Er stöhnte schrecklich vor Schmerzen, so
dass niemand mehr Annas Schmerz betrachten konnte, aber sie musste
sich ihm zuwenden. Er rief nach einem Schwert und nach seiner Frau,
abwechselnd zwischen den Worten "Frau" und "Mutter",
einem doppelten Samen, sowie nach seinen Kindern; und jemand, der
sicherlich ein Engel war, denn kein Sterblicher hätte es gewagt, mit
ihm zu sprechen, als er im Griff eines solchen Ärgers war, zeigte
ihm die Doppeltüren von Annas Zimmer. Er schrie wild und schlug hart
gegen die Türen, bis die Riegel zerbrachen. Dann eilte er ins
Zimmer. Da sahen wir die arme Frau, die an einem dicken, geknüpften
Seil hing. Josef, durchtränkt von Traurigkeit, überwältigt von
Kummer, schnitt das Seil an und ließ die Frau auf den Boden fallen.
Schrecklich! Die Dinge, die wir sahen, waren schrecklich! Er nahm die
goldenen Broschen ab, die ihr Kleid hielten, und stach sie tief in
die Höhlen seiner eigenen Augen, damit sie nie wieder sehen werden,
was für böse Dinge er getan hat, noch jenes, was er in Zukunft tun
könnte. In der Dunkelheit würden sie immer sein, und darin würden
sie die Dinge empfangen, die er empfangen wollte, und die nicht
empfangen, die er nicht empfangen wollte. Immer wieder schlug er hart
gegen seine Augen, stieß die Broschen hinein, bis das Blut wie
schwarzer Regen und wie schwarzer Hagel floss und die Klumpen rollten
über seinen grauen Bart. Dieses Übel wuchs aus beiden von ihnen,
Mann und Frau gleichermaßen, und auf beide brach dieses Übel
herein. Gleich und ähnlich beiden. Das Glück, das sie früher
genossen haben, war das wahre Glück, aber heute sehen wir nur tiefe
Traurigkeit, Flüche, Tod und Schande.
Nennt,
welches böse Wort ihr wollt, es wird nicht fehlen in dieser Szene.
CHOR
Armer
Mann! Wie ist er jetzt, der arme, unglückliche Mensch?
MANN
Er
stöhnt vor Wut und ruft uns auf, die Türen zu öffnen, damit er
allen Deutschen den wirklichen Vatermörder, den wirklichen Mörder
seines Vaters und seiner Mutter zeigen kann. O, wie schwer es ist,
diese Worte zu erzählen! Er sagt, er wird aus dem Land gehen, dass
er ein Exilant sein wird; und dass er nicht hier bleiben wird, wo er
in den Griff seiner eigenen Flüche gefallen ist. Aber er braucht
jemanden, der ihn leitet, jemand, der ihm helfen wird. Leiden wie
dies ist einfach zu schwer für einen allein zu ertragen. Von innen
hören wir Josefs lautes Stöhnen vor Schmerz und Wut. Er schlägt an
der Tür von innen mit seinem Stab, bis die Tür sich öffnet. Seht
selbst. Er kommt jetzt raus. Ein Anblick - sogar ein Feind wird
Trauer empfinden.
(Auftritt
Josef, blutüberströmt, nackt bis auf einen Lendenschurz.)
CHOR
Ah!
Ah! Ah! Was für ein schrecklicher Anblick! Schrecklicher als alle
Sehenswürdigkeiten, die ich je gesehen habe. Welcher Rausch ergreift
den armen, glücklose Menschen! Welches böse Geschöpf sprang so
grausam auf dein trauriges Schicksal? Ah! Armer Mann!Armer Mann! Wie
unerträglich muss dein Schmerz sein. Ich habe so viele Fragen zu
stellen, so viel muss ich wissen, aber ich kann einfach nicht auf
dich schauen.
JOSEF
Ah!
Ah! Welcher Schmerz! Was für ein ekelhaftes Schicksal! Was für ein
schreckliches Schicksal! In welches Land wird mein Wahnsinn jetzt
geworfen? Wo tragen meine Füße mich hin? Wohin ist meine Stimme
geworfen? Schwarzes Schicksal! Schwarzes Schicksal, schwarzes
Schicksal, in welchen dunkelsten Abgrund hast du mich jetzt geworfen?
CHOR
In
schreckliches Elend, Josef. Schrecklich, unerhört, nie gesehen
vorher, solches Elend.
JOSEF
Ah!
Was für eine unerträgliche Dunkelheit! Wie heimlich, wie wild bist
du auf mich gefallen! Wie schnell hat mich der Wind weggetragen! Wie
diese Wunde des Gedächtnisses den Geist und das Fleisch verletzt!
Ah!
CHOR
Solche
Umstände bringen doppeltes Leiden, doppelte Schmerzen und doppelte
Beschwernisse mit sich!
JOSEF
Du!
Du! Du bist immer noch mein vertrauter Freund! Der Einzige! Du stehst
immer noch bei mir, einem Blinden, und trotzdem versuchst du mir zu
helfen. Selbst in der Dunkelheit, mein Freund, kann ich deine Stimme
noch erkennen!
CHOR
Welchen
brutalen Mut musst du haben, Josef, um das Licht aus deinen eigenen
Augen auszulöschen! Wie hat Gott dich dazu gebracht?
JOSEF
Jesus
tat dies, meine Freunde! Jesus! Er ist derjenige, der mir diese
schlimmen Schmerzen schickt! Was meine Augen betrifft, hat niemand
anderes sie geschlagen. Niemand außer mir. Was ist das Gute der
Augen jetzt, da ich nichts Gutes mit ihnen vorher gesehen?
CHOR
Wahrlich,
mein Herr. Die Dinge sind, wie du sagst.
JOSEF
Was
bleibt mir übrig, zu sehen, zu lieben, zu sprechen und mit Freude zu
hören? Kommt, Freunde, bringt mich hier raus, so schnell wie
möglich. Nehmt mich, den Elenden, der unter dem schlimmsten Fluch
steht, den Allerverhasstesten unter allen Sterblichen.
CHOR
Unglücklicher
Mensch! Ein böses Schicksal im Kopf und im Fleisch! Wie ich
wünschte, ich hätte dich niemals getroffen!
JOSEF
Verflucht
der Mann, der es war, jener Mann, der mich aus den wilden Haken an
meinen Füßen gerettet hatte, der mich aus der Wüste, aus diesen
Weideflächen, aus dem Tod gerettet hatte, nur um mir dieses
verabscheuungswürdige Ende zu geben. Wäre ich damals gestorben, so
wäre ich kein Opfer der Melancholie, weder für mich noch für meine
Freunde.
CHOR
Ja,
das wäre viel besser gewesen.
JOSEF
Ich
würde nicht meines Vaters Mörder sein, noch würden diejenigen, die
mich geboren haben, mich ihren Sohn nennen. Hier bin ich, ohne Gott,
ein Sohn des Sakrilegs, der das Hochzeitsbett meiner eigenen Mutter
teilte. Wenn es etwas anderes gab, noch mehr Böses als dieses, würde
es auch Josef tun!
CHOR
Aber
ich kann nicht sagen, was du getan hast, es wäre weise, Josef.
Besser, tot zu sein, sollte ich denken, als lebendig und blind zu
sein.
JOSEF
Nein,
alter Mann! Verrate mir das nicht. Sag mir nicht, dass das, was ich
tat, falsch war! Hätte ich immer noch meine Augen, alter Mann, wie
könnte ich im Hades in der Unterwelt die Seelen sehen? Wie könnte
ich meinen Eltern nach all dem, was ich ihnen beiden angetan hatte,
ins Angesicht sehen? Für solche grausamen Taten ist der Selbstmord
ein zu kleiner Preis. Und meine Kinder... Könnte ich noch die
Sehnsucht haben, meine Kinder, die in einer solchen unheiligen Ehe
geboren sind, zu sehen? Nein, solche Dinge sind nicht für meine
Augen, alter Mann. Nein! Ich kann weder der Stadt noch ihre hohen
Türme, den heiligen Schreinen der Jungfrau Maria sehen, auch nicht,
dass ich dem Fluche entkomme, ich, der herrliche Fürst Josef, der
Fürst Josef von Oldenburg, der von allen Sterblichen verlassen ist!
Möge Gott diesen arroganten Mann wegschicken! Ihr habt ihn entdeckt,
diesen verfluchten Sohn von Achims Geschlecht. Nach dieser
schändlichen Entdeckung, die ich selbst in das brutale Licht der
Wahrheit gebracht habe, wie kann ich vor ihnen stehen und sie mit
klaren Augen ansehen? Ich kann nicht! Meine Ohren! Wenn es einen Weg
gab, mit dem ich meine Ohren verschließen könnte, nicht mehr zu
hören die Wunde, die laut in meinen Ohren klingt, ich würde nicht
zögern, es zu tun. Verstopft mir die Ohren! Blendet die Augen! Wie
süß es wäre, sie beide vor den Gedanken der Katastrophe zu
verschließen. Süße Heimat, Nordsee! Warum hast du mich geborent?
Warum tötete ich mich nicht sofort? Warum soll ich der Welt den
Schoß zeigen, aus dem ich gekommen bin?
Jakob!
Dornum! Alte Paläste, die mir gehörten, was für eine glänzende
Schönheit! Brillante Schönheit! Aber von verborgenen Wunden
vernarbt. Du hast mich nur ausgeworfen, um mir zu zeigen, was für
ein ungeheuerliches Wesen ich bin! Dieser dreifache Kreuzweg, wo ich
meines Vaters Blut, mein Blut, mit meinen eigenen Händen
verschüttete; junge Bäume ihr, deren Durst ich mit dem Blut gequält
habe, erinnert ihr euch noch, was ich damals getan habe? Erinnert ihr
euch auch noch, was für andere schändliche Handlungen ich getan
habe, als ich hier ankam? Eine Ehe nach der anderen! Die Heirat
ergibt eine Geburt und in dieser Heirat säte ich einen Samen in das
Licht - die Väter, die Brüder, die Kinder, das vermischte Blut, die
Bräute, die Brüder und die Mütter alle auf einmal, all die
abstoßenden, schändlichen Handlungen, die schändliche Menschen
begehen können. Eine Ehe, ein Bett bringt all diese verhassten Taten
hervor.
Trotzdem
muss man nicht von Dingen reden, die für das Ohr oder für die Hand
zu ekelig sind. Kommt denn! Um Gottes willen, bringt mich aus dieser
Stadt, nehmt mich, tötet mich, ertränkt mich, so werdet ihr mich
nie wiedersehen. Kommt! Kommt, ich bitte euch! Nehmt meine Hand.
Lasst diesen miserablen Mann auf einen von euch sich stützen! Hört
mir zu! Habt keine Angst, mich zu berühren! Kein anderer Mensch auf
Erden kann die Last tragen, die ich getragen habe.
(Auftritt
Karl)
CHOR
Hier
kommt Karl. Er ist der einzige Wächter unserer Stadt, und er wird
dich in all deinen Wünschen beraten.
JOSEF
Karl!
Welche Worte soll ich ihm sagen? Wie konnte ich nur sein Vertrauen
fordern? Ich habe nichts getan, als auf ihn abscheulich zu wirken.
KARL:
Ich
bin nicht hier, um dich entweder zu verurteilen, Josef, oder um zu
suchen in deiner Vergangenheit Sünden. Und ihr, Männer, auch wenn
ihr keine Schande wegen der Dinge fühlt, die die Menschen tun,
respektiert die Flamme des Herrn, der allen Dingen Leben gibt! Solche
Verschmutzung kann nicht aufgedeckt bleiben, weil weder die Erde noch
der Regen, noch das Licht es tolerieren werden. Schnell, bringt ihn
in den Palast. Lasst seine Verwandten und eure Verwandten sehen und
hören seine Leiden. Das ist ihre Last.
JOSEF
Bei
Gott, Karl, jetzt, da du meine Furcht vermindert hast und zu mir so
freundlich bist, zu mir, einem höchst verabscheuungswürdigen Mann,
höre mir bitte zu. Ich spreche zu deinem Besten, nicht zu meinem.
KARL
Sprich,
Josef. Sag mir deinen Wunsch.
JOSEF
Wirf
mich so schnell aus diesem Lande, dass die Augen keines anderen
Oldenburgers auf mich fallen.
KARL
Ich
hätte es getan, lass es mich dir sagen, aber ich finde es notwendig,
den Rat Gottes in dieser Angelegenheit zu suchen.
JOSEF
Aber
sein Orakel ist sehr klar, Karl. Er sagte: Befreien dich von der
Wunde! - Ich, der Vater-Mörder! Ich, die Pest! Ich, die Ursache von
allem Übel!
KARL
Das
ist wahr, aber die Notwendigkeit besteht jetzt für mich,
herauszufinden, was ich tun soll.
JOSEF
So
wirst du um des heiligen Mannes willen zu Gott gehen?
KARL
Sicherlich
musst auch du ihm jetzt vertrauen.
JOSEF
Und
ich muss dir vertrauen, um noch etwas für mich zu tun.
Du
übernimm die Beerdigung des toten Körpers im Inneren. Sie ist deine
Schwester, und es ist richtig, dass du so tust, wie du es wünschst.
Was mich betrifft, so lass mich nicht mehr im Lande meines Vaters
bleiben, solange ich noch lebe. Lass mich stattdessen auf den Weiden
an der Nordsee bleiben, meinem eigenen echten Gräberfeld, wohin
meine Eltern mich gegeben haben, wo meine Eltern wollten, dass ich
sterbe. Ich weiß das gut: Ich werde nicht von einer Krankheit oder
von irgendeiner anderen Sache sterben. Nein, das Schicksal wünscht
mir, irgendwo einen schrecklichen, einsamen Tod zu sterben. Na, dann
lass es so sein. Lass das Schicksal meines Geschlechts mich hinweg
nehmen, wo es will. Und meine Jungs, Karl... Es gibt keine
Notwendigkeit für dich, um sie besorgt sein. Sie sind jetzt Männer,
und sie werden sich selbst versorgen können. Meine Töchter aber...
Meine kleinen Jungfrauen... Arme kleine Dinger, sie haben nie am
Tisch gesessen, ohne dass ich da war. Mein Teller war immer der ihre.
Mein Bissen gehörte ihnen. Sie sind wahrlich des Mitleids würdig.
Zeige ihnen Mitgefühl, Karl. Bringe sie zu mir, dass ich sie umarmen
kann und weinen! Komm, Karl, bitte bring sie zu mir!
(Auftritt
Valea und Christine.)
Komm
jetzt, gütiger Herr! Ich weiß, dass, wenn meine Hände sie
berühren, sie es fühlen werden, als könnte ich sie sehen, als ob
ich noch Augen hätte! Ah! Was höre ich? Karl, sind diese meine
Lieblinge, höre ich sie schluchzen? Meine Valea und meine Christine?
Hast du Mitleid mit mir, Karl? Süße Kinder! Ist das wahr?
KARL
Sie
sind es. Ich wusste, dass sie dir Freude bereiten würden, so wie sie
es immer taten.
JOSEF
Möge
Jesus dich belohnen für diese gute Tat, Karl! Möge er sich um dich
kümmern, dich schützen, besser als er mit mir tat. Wo sind meine
Lieblinge? Kommt, kommt, meine Lieblinge! Kommt in in diese Arme, die
Armes eures Bruders jetzt. Der Bruder, der die Augen eures Vaters
ausstach. Euer Vater, der nichts wusste von dem, was er tat, nichts
über seine eigene Geburt oder über seine Ehe oder über eure
Geburt.
(Die
Kinder nähern sich Josef und hängen sich an ihn.)
Ich
kann euch nicht sehen und traure um euch, weil ich die bittere
Behandlung kenne, die die Welt euch geben wird. Ich weiß, welche Art
von öffentlichen Versammlungen, welche Art von Feiern ihr besuchen
werdet, nur um mit Tränen zurückzukehren, anstatt mit Freude! Und
dann, wenn ihr im richtigen Alter für die Ehe sind, welcher Mann
wird mutig genug sein, um die Gefahren auf sich zu nehmen, die mit
einer solchen Schande und einem solchen Fluch wie dem meines
Geschlechts kommen? Was fehlt an all dieser Schande? Nichts! Euer
Vater tötete seinen Vater, heiratete die Frau, die ihn geboren
hatte, und von derselben Frau empfing er Kinder! All dies wird im
Munde aller Menschen sein. Wer wird euch dann heiraten? Niemand,
meine Lieblinge, und so, bleibt unverheiratet und ohne Kinder! Karl,
ich bitte dich, ihre wahren Eltern sind verloren, und du bist ihr
einziger Verwandter. Lass sie nicht die Qual der verlorenen
Waisenkinder leiden. Arm und unverheiratet durchwandern die Welt.
Lass sie nicht leiden, weil sie von mir abstammen. Fühl Mitleid mit
ihnen! Abgesehen von dir haben sie niemanden mehr. Komm, gütiger
Herr, nimm sie an. Gib mir die Hand. Für euch, meine geliebten
Kinder, wenn ihr ein wenig älter wärt, würde ich noch viele
weitere Erklärungen für euch haben, aber so wie es ist, kann ich
euch nur meinen Segen geben.
Lasst
das Schicksal euer Leben bestimmen, aber euer Leben sei glücklicher
als das eures Vaters.
KARL
Genug
Tränen jetzt! Geh zurück in den Palast, Josef!
JOSEF
Ich
gehorche, wenn auch mit großer Traurigkeit.
KARL
Was
getan werden muss, muss zur richtigen Zeit getan werden.
JOSEF
Aber
ich werde nur unter einer Bedingung zustimmen, und weißt du, was das
für eine ist?
KARL
Sag
es mir, und ich werde es wissen.
JOSEF
Du
musst mich aus der Stadt schicken!
KARL
Deine
Wünsche können nur von Jesus gewährt werden.
JOSEF
Aber
der Vater hasst mich!
KARL
In
diesem Fall wird dein Wunsch bald gewährt werden.
JOSEF
Ist
das wahr?
KARL
Ich
spreche nie leere Worte.
JOSEF
Bring
mich von hier weg.
KARL
Geh
voran. Nein, nein! Lass die Kinder hier!
JOSEF
Nein,
nimm sie mir nicht! Nicht für einen Moment!
KARL
Genug
jetzt! Frage nicht nach mehr. Was du bisher gegeben hast, war eine
große Last für dich.
(Alle
ab, außer dem Chor)
CHOR
Bürger
meines geliebten Oldenburg! Seht jetzt euren großen Josef! Diesen
berühmten Mann, der die Antworten der großen Geheimnisse kannte!
Den Mann, dessen Glück jeder Mann in Oldenburg beneidete! Seht nun,
in welchen ungeheuren Unglückssturm er gefallen ist. Was sagt uns
denn das alles? Lasst uns nicht loben einen Mann für sein gutes
Schicksal, wenn er nicht an seinem letzten Tag angekommen ist, der
dem bösen Schicksal entgangen ist.
(Alle
ab)