HOHELIED KOMMENTAR


VON TORSTEN SCHWANKE


Diese Andachten habe ich als Katholik für einen Bibelkreis der Pfingstler geschrieben. Da ich den Kreis wieder verlassen habe und nun wieder die gesunde katholische Lehre predigen will, ohne auf das Fassungsvermögen und die ideologischen Scheuklappen von evangelikalen Protestanten Rücksicht nehmen zu müssen, blieb diese Arbeit unvollendet.


ERSTER ABEND

EINLEITUNG

Der Autor des Hohenliedes ist laut Bibel Salomo. Es heißt eigentlich Lied der Lieder. Eine jüdische Theologin sprach von den drei Salomonischen Schriften des AT: Das Hohelied schrieb Salomo in seiner Jugend, die Sprichwörter in seiner Mannesreife, den Prediger (Koheleth) in seinem Alter. Salomo heißt der Friedliche, deutsch etwa Friedrich oder Gottfried. Seine Braut heißt Sulamith, das heißt auch die Friedliche, also Frieda oder Elfriede. Beide Namen leiten sich von Schalom ab, was Frieden oder Heil bedeutet. Hebräisch heißt Salomo oder Salomon Schlomo oder Schelomo. Er war der Sohn Davids, König von Israel ca. 1000 vor Christus, berühmt für seine Frauenliebe, seine Friedenspolitik und seine Weisheit.

Als im 6. Jahrhundert nach Christus die jüdischen Rabbinen definieren wollten, welche Schriften der jüdischen Tradition als geoffenbartes Gotteswort anzusehen hatten, da hatten sie erst so ihre Schwierigkeiten mit dem Lied der Lieder Salomos. Die Bibel will doch Gott offenbaren und nicht weltliche Liebeslieder des Altertums überliefern. Die Rabbinen sahen dann aber in den Liebesliedern eine tiefere Bedeutung, einen tiefen geistlichen oder mystischen Sinn. Es geht nämlich in diesen Liebesliedern eigentlich gar nicht um die Verliebtheit von Mann und Frau, sondern nach jüdischer Auffassung um die Liebe zwischen Gott und dem Volk Israel. Salomo, der Geliebte, steht für Jahwe, Sulamith, die Freundin, steht für die Jungfrau Israel. So kam die Schrift dann in den Kanon des Alten Testaments.

Das Hohelied wird im Neuen Testament nicht wörtlich zitiert. Jesus sagte einmal, er sei mehr als Salomo. Denn Salomo war der Bräutigam der göttlichen Weisheit, aber Jesus ist die menschgewordene göttliche Weisheit selbst. Jesus vergleicht auch die Schönheit der Lilien mit der Pracht der Kleider Salomos, das ist auch eine Anspielung aufs Hohelied. Im Johannes-Evangelium wird die Szene beschrieben, wie am Ostermorgen Maria Magdalena ihren Geliebten Jesus im Garten sucht und findet, das ist eine literarische Anspielung aufs Hohelied, da auch Sulamith ihren Geliebten sucht. Schließlich bezeugt das Neue Testament Jesus als den Bräutigam und die Kirche als seine Braut. Jesus nennt sich selbst den Bräutigam, und Paulus nennt die Kirche die Braut Christi, eine Jungfrau ohne Flecken, Falten und Runzeln.

Im 2. Jahrhundert nach Christus war es der berühmte Kirchenschriftsteller Origenes, ein großer Bibelgelehrter, der die Grundlage legte für die christliche Deutung des Hohenliedes. Er sah die mystische Bedeutung der Liebeslieder in der geistlichen Ehe zwischen Christus und der Kirche. Der einzelne Christ als Glied der Kirche hat auch Anteil daran. Und so ist die geheime Bedeutung des Hohenliedes auch die eheähnliche Liebe zwischen Christus und der christlichen Seele.

Im Zuge der mittelalterlichen Marienverehrung wurde das Hohelied auch gedeutet auf die Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und der Jungfrau Maria, der Braut des Heiligen Geistes.

In der Zeit des Minnegesangs entstanden geistliche Minnelieder zwischen Jesus und der in ihren Bräutigam verliebten Nonne. Das war Gertrud die Große in ihren Buch Der Gesandte der göttlichen Liebe und Mechthild von Magdeburg in ihrem Fließenden Licht der Gottheit. Das war ein wichtiger Zug der deutschen Mystik. Man nennt das Brautmystik. Bernhard von Clairveaux, ein mittelalterlicher Mystiker, von Luther sehr geschätzt, schrieb viele Predigten zum Hohenlied, die ich aber noch nicht gelesen habe. Im Zentrum dieser Predigten steht der liebe Herr Jesus als Bräutigam der Seele. In Sulamith wurde oft eine Prophetie auf die Jungfrau Maria gesehen, die steht symbolisch für die Braut-Kirche und die christliche Seele.

Im 16. Jahrhundert war es der katholische Reformator Johannes vom Kreuz, ein spanischer Mystiker, der selbst Liebesgedichte schrieb zwischen der Seele und dem göttlichen Bräutigam. Er hat dann später seine Liebeslieder kommentiert und so seine Mystik entfaltet, die den Weg beschreibt zur mystischen Vereinigung der Seele mit Gott.

Im 17./18. Jahrhundert gab der deutsche Pietist Gottfried Arnold eine neue Deutung des Hohenliedes. Er sah in der Braut Sulamith die göttliche Weisheit und in Salmo dem Freund der göttlichen Weisheit. Er hatte dann selbst auch Liebesgedichte zwischen der göttliche Weisheit (Sophia) und dem in Sophia verliebten Christen gedichtet. Mit dieser Deutung blieb er allerdings einsam auf weiter Flur.

Erst im 19. Jahrhundert begann die aufkommende historisch-kritische Methode, das Hohelied als ein Sammlung althebräischer Liebeslieder zu deuten, die von nichts anderem Sprechen, als von Verliebtheit, Verlobung und Ehe von Mann und Frau. Herder, der Oberhofprediger in Weimar zur Zeit Goethes, vertrat diese Auffassung in seinem Aufsatz Vom Geist der hebräischen Poesie. Und so versuchte sich auch Goethe als Liebesdichter an einer Übersetzung des Hohenliedes aus dem Lateinischen mit viel geistigem Diebstahl bei Luther.

Diese weltliche Deutung wurde dann in der modernen Theologie des 20. Jahrhunderts stark. Man sah nur noch eine Sammlung althebräischer Liebeslieder. Man verglich die hebräische Liebespoesie mit der altägyptischen und altbabylonischen Liebespoesie. Da sah man Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Ich gebe euch gleich zwei Kostproben der altägyptischen und altbabylonischen Liebespoesie, von mir übersetzt und nachgedichtet.

Auch in anderen Religionen gibt es diese Brautmystik, diese Liebespoesie zwischen Gott und der Seele. Ich las einmal ein koreanisches Verspoem, in dem der buddhistische Dichter eine verliebte buddhistische Nonne besang, die sich sehnt nach der Vereinigung mit ihrem Bräutigam Buddha. In der hinduistischen Literatur ist berühmt das große Gedicht Gita Govinda, da der Gott Krishna oder Govinda als Hirte auftritt und eine Liebesbeziehung mit der jungen schönen Hirtin Radha hat. Dieses Gedicht ist noch erotischer als das Hohelied Salomo. Auch diese Liebeslieder werden von den hinduistischen Theologen gedeutet als Lieder von der Vereinigung der Seele mit Gott. Dieses Poem hab ich auch übersetzt und gebe euch eine Kostprobe davon. Auch in der islamischen Mystik gibt es eine Mystik der erotischen Liebespoesie, da Gott oder Allah nur noch der Liebling genannt wird.

Mein Ansatz nun zur Auslegung des Hohenliedes wird sein: Die Liebe zwischen Jesus und der christlichen Seele im Vergleich mit der Liebe von Mann und Frau.

Das Hohelied

Heinrich Heine

Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das Gott der Herr geschrieben
Ins große Stammbuch der Natur,
Als ihn der Geist getrieben.

Ja, günstig war die Stunde ihm,
Der Gott war hochbegeistert;
Er hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz künstlerisch bemeistert.

Fürwahr, der Leib des Weibes ist
Das Hohelied der Lieder;
Gar wunderbare Strophen sind
Die schlanken, weißen Glieder.

O welche göttliche Idee
Ist dieser Hals, der blanke,
Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
Der lockige Hauptgedanke!

Der Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch gefeilet;
Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
Die streng den Busen teilet.

Den plastischen Schöpfer offenbart
Der Hüften Parallele;
Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist auch eine schöne Stelle.

Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
Das Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
Mit schöngereimten Lippen.

Hier atmet wahre Poesie!
Anmut in jeder Wendung!
Und auf der Stirne trägt das Lied
Den Stempel der Vollendung.

Lobsingen will ich dir, o Herr,
Und dich im Staub anbeten!
Wir sind nur Stümper gegen dich,
Den himmlischen Poeten.

Versenken will ich mich, o Herr,
In deines Liedes Prächten;
Ich widme seinem Studium
Den Tag mitsamt den Nächten.

Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
Will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn -
Das kommt vom vielen Studieren.


ALTÄGYPTISCHE LIEBESLIEDER


1

Die Geliebte, Ohnegleiche,
Schönste ist die Wunderbare,
Strahlend ist sie wie des Neujahrs
Stern vor einem schönen Jahre.

Tugendleuchtend, samtenhäutig,
Klar der Blicke Augenspiele,
Ihre süßen Lippen sprechen
Nimmer Worte sinnlosviele.

Schlanker Hals und schöner Busen,
Lapislauzli der Locken,
Goldener als Gold die Arme,
Ihre Finger Blütenglocken.

Pralle Lenden, schlanke Hüften,
Reize um die Schenkel fließen,
Edlen Ganges auf der Erde,
Raubt mein Herz mit ihrem Grüßen.

Sie macht aller Männer Hälse
Wenden, sich an ihr zu laben.
Jener Jüngling, den sie grüßte,
Ist der Erste aller Knaben.


BABYLONISCHES HOCHZEITSLIED

DICHTER:

Inanna, auf das Wort hin, den Befehl der Mutter,
Gebadet und gesalbt, aß Honigseim und Butter,
Den Körper hüllte sie mit weißlichem Gewand.
Die Morgengabe sie bereits hielt in der Hand,
Die Perlenkette schön sie legte an den Busen
Und las die Poesie der tiefgeschoßten Musen.
Dumuzi wartete bereits und war gespannt,
Inanna öffnete die Tür mit ihrer Hand.
Im inneren Palast hat sie für ihn geleuchtet,
So wie des Mondes Licht die dunkle Nacht befeuchtet.
Dumuzi sah sie froh, der er sie lang vermisst,
Und Brust an Brüste er Inanna hat geküsst.

INANNA:

Was ich dir sage, lass die Sängerin dir singen.
Was ich dir sage, lass es in das Ohr dir dringen.
Von alt zu jung mein Wort vernimm und mein Gebot:
Denn meine Vulva ist des Himmelreiches Boot,
Ist voller Eifer wie der junge Mond und wacker,
Und brach liegt lange schon mein unbesamter Acker.
Was mich betrifft, ich hab es nicht, was mir genügt,
Ich frage meinen Gott, wer meine Vulva pflügt?
Das unbesamte Land, wer wird den Acker pflügen?
Was mich betrifft, die Frau, die lange schon geschwiegen,
Wer pflügt den Acker mir, wer pflügt die Vulva mir,
Wer durch die Furche zieht den Pflug mit seinem Stier?

DUMUZI:

O höchste Herrscherin, der Herr pflügt deine Vulva!
Dumuzi ich, der Herr, will pflügen deine Vulva!

INANNA:

Die Vulva pflüge mir, mein Liebster schön und groß,
Die Vulva pflüge mir, besame meinen Schoß!



Indische Liebespoesie:

GITA GOVINDA

Einmal, im herrlichen Frühling, da Krishna wurde Radhikas Sehnsucht, fing sie an, ihn in einem Waldhain zu suchen. Ihre eleganten, jungen Glieder, weich wie Maddhavat-Blumen, wurden müde, und Eros machte ihrem Geist im Delirium Angst... Damals sprach sie zu ihrem intimen Freund liebevoll wie folgt.

Die Malaya-Brise ist so bezaubernd wie du und kommt ungestüm umarmend die zarten, reizenden Schlingpflanzen wieder und wieder. Die Waldlaube ist vom süßen Klang des Kuckucks und dem Brummen der Biene durchdrungen, wie sie sich hin und her mogelt.

Darüber hinaus wird auch der Herr tanzen in diesem Wald mit der Laube voller Milchmädchen, wenn der Frühling in voller Blüte ist und wenn sie in ein Fest der Liebe eingetaucht sind.

Die Madlati-Bäume sind mit Blüten bedeckt. Es gibt keinen freien Raum für ihre Zweige. Unzählige Chöre von Hummeln auf Trauben von Blumen summen. Manmathas Pfeile verletzen die Milchmädchen drüben. Krishna schwelgt in der Liebe mit anderen tanzenden Milchmädchen.

Geschmückt mit neuen Blättern, begeistern die Tamala-Bäume mit der Verbreitung ihrer Moschusdüfte in alle Richtungen. Freundin, schau! Diese glänzenden Paldsa-Blüten ähneln den Fingernägeln des Liebesgottes. Es scheint, als ob der König der Liebe verliebt um den Busen des jungen Paares geflattert ist.

Blühende Kesara-Blumen scheinen die goldenen Pfeile von König Eros zu sein, und die Trauben der Pedtali-Blumen, umgeben von Hummeln, scheinen sein Köcher zu sein.

Es scheint, als ob die ganze Welt schamlos geworden durch den gewaltigen Einfluss des Frühlings. Bei diesem Anblick werden die jungen, mitfühlenden Bäume lachend in Blüten ausbrechen unter dem Vorwand des Frühlings. Schau! Geformt wie Speere zum Durchbohren der Herzen der Geliebten, einsamer werden die Blumen und blühen hell in alle Himmelsrichtungen, und die Himmelsrichtungen sind auch überglücklich, sich mit ihnen zu vereinen.

Der Nektar der Frühlingsblumen und der Duft der Jasminblüten sind erregend. Auch die Köpfe der großen Weisen sind im Frühling bewegt und sie sind plötzlich verwirrt... Der Frühling ist der selbstlose Freund der Jugend.

Die Mangobäume in dem Waldhain von Vrindavana, mit frisch gekeimten Knospen bedeckt, sind von der Umarmung begeistert der rastlosen Maddhavi-Schlingpflanzen. Der Herr wird liebevoll spielen mit den Milchmädchen in dem reinen Wasser des Yamuna, der neben diesem Wäldchen fließt.


*





ZWEITER ABEND

Habt ihr euch schon einmal gedacht, dass Jesus in euch verliebt ist, dass er von euch schwärmt, von euch begeistert ist?



1 Das schönste aller Lieder, von Salomo.

Sie:
2 Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. 3 Der Duft deiner Salben betört mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die Mädchen. 4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir nach Hause! Du bist mein König! Ich freue mich über dich, du bist mein ganzes Glück. Deine Liebe ist kostbarer als der edelste Wein. Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!

Sie:
5-6 Schaut nicht auf mich herab, ihr Mädchen von Jerusalem, weil meine Haut so dunkel ist, braun wie die Zelte der Nomaden. Ich bin dennoch schön, so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos. Meine Brüder waren streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte ich keine Zeit! Darum bin
ich von der Sonne braun gebrannt.

Sie:
7 Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen, nicht umherirren bei den Herden anderer Hirten!

Er:
8 Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen? Folg den Spuren meiner Schafe und weide deine kleinen Ziegen bei den Hirtenzelten! Dort wirst du mich treffen.


*

1 Das schönste aller Lieder, von Salomo.

Man nennt es auch das Hohelied, es heißt eigentlich das Lied der Lieder, auf englisch song of songs. Es wird von den Juden als das Allerheiligste des Alten Testaments bezeichnet. Es ist ein Lied, das aus Lieder besteht, Hochzeitsliedern.

Habt ihr schon einmal in einer Phase der Verliebtheit oder in der ersten Hochzeitsphase das Bedürfnis gehabt, eurer Geliebten oder eurem Geliebten ein Liebeslied zu singen? Gab es da vielleicht einmal einen love-song, den ihr von Herzen mitgesungen habt?

Ist das Singen von Lobpreisliedern oder Chorälen (je nach Geschmack) auch ein Singen von Liebesliedern für Jesus?

Ich singe dir ein Liebeslied,
Du mein Jesus,
Du mein Retter!

Du hast so viel für mich getan,
Mein Erlöser,
Kostbarer Jesus!

Mein Herz ist froh,
Denn du nennst mich ganz Dein!
Es gibt keinen Ort, wo ich lieber wär

Als in deinem liebenden Arm,
Deinem liebenden Arm!
Halte mich fest,
ganz nah bei dir,
In deinem Arm!

Ein älteres Lied, aber nicht weniger voll Liebe:

1.
Ich will dich lieben, meine Stärke,
ich will dich lieben, meine Zier,
ich will dich lieben mit dem Werke
und immerwährender Begier;
ich will dich lieben, schönstes Licht,
bis mir das Herze bricht.
2.
Ich will dich lieben, o mein Leben,
als meinen allerbesten Freund;
ich will dich lieben und erheben,
solange mich dein Glanz bescheint;
ich will dich lieben, Gottes Lamm,
als meinen Bräutigam.
3.
Ach, dass ich dich so spät erkannte,
du hochgelobte Schönheit du,
dass ich nicht eher mein dich nannte,
du höchstes Gut und wahre Ruh;
es ist mir leid, ich bin betrübt,
dass ich so spät geliebt.

Sie:
2 Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. 3 Der Duft deiner Salben betört mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die Mädchen. 4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir nach Hause! Du bist mein König! Ich freue mich über dich, du bist mein ganzes Glück. Deine Liebe ist kostbarer als der edelste Wein. Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!

Der Kuss Jesu… Die ersten Christen haben sich immer mit dem Kuss der Liebe gegrüßt. Das hat die Kirche dann im vierten Jahrhundert abgeschafft, weil die Brüder die Schwestern gleich mehrmals küssen wollten. In der Bibel heißt es: Eine richtige Antwort ist wie ein Kuss. Wenn der Katholik ein Ave Maria betet, gibt er der Maonna einen Kuss. Der Schöpfer hat bei unserer Empfängnis unsere neugeschaffene Seele in die befruchtete Eizelle geküsst. Was ist der Kuss des Heiligen Geistes? Eine begeisternde Idee, eine Inspiration.

Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. - Es geht nicht um Wein, ob man ihn mag oder nicht, man könnte auch sagen Wodka oder heiße Schokolade. Es geht darum, dass die Liebe Gottes uns mehr beglückt als alle irdischen Freuden und Genüsse.

Könnt ihr die Liebe Gottes genießen?

3 Der Duft deiner Salben betört mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die Mädchen.

Ich kann dich gut riechen, sagt man. Die Werbung spielt mit der Vorstellung, dass ein bestimmtes Parfüm sexuell attraktiv macht. Wie duftet wohl Jesus? Dein Name (shem) ist ein ausgegossenes Salböl (shemen), das ist ein Wortspiel. Shem, der Name, steht für den Namen Gottes. Die Juden sprechen ja den Namen Jahwe nicht aus, sondern sagen oft nur Ha-Schem, Der Name. Und shemen ist das Salböl. Das Salböl steht für die Salbung mit dem Heiligen Geist, die Bevollmächtigung zum Priester, König und Propheten. Jesus ist der Gesalbte des Heiligen Geistes, das heißt Messias oder Christus. Paulus sagt, wir sollen als Christen ein Duft des Lebens sein für die Guten und ein Geruch des Todes für die Bösen. Wir sollen auch „nach Heiligem Geist riechen“.

Könnt ihr Jesus gut riechen?

...darum lieben dich die Mädchen.

Mit diesem Vers haben die Juden im Konzentrationslager Auschwitz sich Mut gemacht. Gott ist der Gesalbte, der Messias Israels, darum lieben ihn die jüdischen Menschen. Das hat ihnen Mut gegeben, ihr „Kreuz“ zu tragen.

4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir nach Hause!

Komm, lass uns eilen! Der König ziehe mich in seine Kammer (sein Brautgemach). - Zu dir oder zu mir, fragen die Verliebten im modernen Fil. Der König ist Jesus, und die Christen und Christinnen wollen ihm nacheilen. Zieh mich zu dir, rufen sie. Jesus sagt, es kann keiner zu ihm kommen, es sei denn, der Vater ziehe den Menschen zu Jesus. Bring mich zu dir nach Hause… Die ersten Jünger Jesu fragten: Meister, wo wohnst du? Er sagte: Kommt und seht! Das Haus Christi, das ist die Kirche. Sind wir gerne in der Kirche? Das Haus Christi ist aber auch das Vaterhaus Gottes, „in dem viele Wohnungen sind“. Jesus bereitet uns schon unsere Wohnung, herrlicher als das Lustschloss des Zaren, und will uns abholen. Haben wir Sehnsucht danach, im Vaterhaus Gottes zu wohnen? Er zieht mich in seine Kammer, in sein Brautgemach, ins Schlafzimmer Jesu, er ist der Bräutigam. Die Brautkammer ist tief im Inneren der Seele, da wartet der Bräutigam auf die Umarmung, auf die Liebesvereinigung.

Sie:
5-6 Schaut nicht auf mich herab, ihr Mädchen von Jerusalem, weil meine Haut so dunkel ist, braun wie die Zelte der Nomaden. Ich bin dennoch schön, so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos. Meine Brüder waren streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte ich keine Zeit! Darum bin
ich von der Sonne braun gebrannt.

Ich bin schwarz, aber schön. Schwarz wie die Zelte Kedars (Arabien) und schwarz wie die Teppiche Salomos. Die Afrikaner sagen: Black is beautiful, schwarz ist schön. In Israel war das Schönheitsideal das einer adligen Fürstin, glatte Hände, nicht von Arbeit rauh, schlank, vor allem weißhäutig, denn sie musste nicht in der Sonnenhitze auf dem Feld arbeiten, wie die Bäuerinnen. Die draußen arbeiten mussten, waren von der Sonne braun gebrannt. Das galt als unschön. So sagt die Braut: Ich bin schwarz (braungebrannt), aber dennoch schön. Die christliche Seele ist zwar schwarz, das heißt, voller Sünden, Fehler und Schwächen, aber dennoch schön. In Gottes Augen bist du schön, du bist gut geschaffeen, es ist gut, dass es dich gibt, Gott freut sich an dir!

Könnt ihr euch vorstellen, dass Gott euch schön findet? But the bible tells me so!

Ihr Frauen müsst nicht aussehen wie eine florentinische Venus oder ein französisches Supermodel, Gott findet dich schön wie du bist. Ihr Männer müsst nicht aussehen wie ein Topmodel oder ein amerikanischer Filmschauspieler, Gott findet dich schön, wie du bist, mit Bauch, mit Glatze, mit grauem Bart.

Meine Brüder waren streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte ich keine Zeit!

Kennt ihr Christen, die den Nächsten MEHR lieben als sich selbst, die sich für andere aufopfern, immer für andere leben, oft über ihre eigenen Grenzen gehen, also die Weinberge der Brüder pflegen, aber ihren eigenen Weinberg nicht behüten, also sich kaum Zeit für sich nehmen, sich nichts Gutes können, es nicht aushalten können einmal einfach nichts zu tun, nicht einfach ruhig in den Armen Jesu ruhen können?

Sie:
7 Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen, nicht umherirren bei den Herden anderer Hirten!

Der Geliebte ist Hirte. Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte, meine Schafe kennen mich. Jesus sucht das verlorene Schaf. Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, nicht wird mir mangeln. Die Christen sind seine Schafe. Herr (Geliebter) wo ist deine Herde, wo ist deine Kirche? Oder: Herr, wo bist du? Dass ich nicht suchen muss bei andern Hirten, andern Religionsstiftern.

Ruft ihr auch manchmal im Gebet: Herr, wo bist du?

Wisst ihr, dass auch der Herr oft ruft: XYZ, wo bist du?

Er:
8 Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen? Folg den Spuren meiner Schafe und weide deine kleinen Ziegen bei den Hirtenzelten! Dort wirst du mich treffen.

Du, Seele, bist für Jesus die Schönste aller Frauen! Jesus liebt jeden einzelnen Menschen immer am meisten!

Und weißt du wirklich nicht, wo Jesus zu finden ist? Folge den Spuren meiner Schafe – folge dem Beispiel meiner Christen. Und weide deine Zicklein (deine Sünden) bei den Zelten der Hirten – in der Kirche, geleitet von den Pastoren (dh Hirten). Die Kirche (die Gemeinschaft der Getauften und Christgläubigen) ist der Leib Christi. Man kann Jesus nicht von seiner Kirche trennen. Menschen, die Jesus ohne Kirche wollen, machen sich meistens ein ganz falsches Jesusbild.

DRITTER ABEND

Kap. 1
Er:
9 Wie schön du bist, meine Freundin, schön wie eine Stute vor dem Prachtwagen des Pharaos! 10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt, deinen Hals schmückt eine Kette. 11 Doch ich will dir noch mehr geben: Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben und Perlen um den Hals, in Silber gefasst!

Sie:
12 Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls. 13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit Myrrhe. 14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs, der in den Weingärten von En-Gedi wächst.

Er:
15 Wie schön du bist, meine Freundin, wunderschön bist du, deine Augen glänzen wie das Gefieder der Tauben.

Sie:
16 Schön bist auch du, mein Liebster – wie stattlich anzusehen! Das Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die Zypressen unser Dach.

*

9 Wie schön du bist, meine Freundin, schön wie eine Stute vor dem Prachtwagen des Pharaos! 10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt, deinen Hals schmückt eine Kette. 11 Doch ich will dir noch mehr geben: Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben und Perlen um den Hals, in Silber gefasst!

Wieder sagt Jesus zu dir, wie schön du bist! Aber habt ihr Männer schon einmal zu eurer Geliebten gesagt: Du bist schön wie eine Stute? Und ihr Frauen, Pferdeliebhaberinnen, würde euch das gefallen? Ich rede hier nicht von der Stutenbissigkeit der zänischen Frauen.

Mir fällt dazu ein Gedicht ein von dem berühmtesten Dichter Russlands, Alexander Puschkin, aus dem 19. Jahrhundert. Es geht wohl darum, ein geliebtes, wildes junges Mädchen zahm zu machen.

O du junge wilde Stute,
Ehre des kaukasischen Stalls,
Was jagst du herum, du Gute?
Deine Zeit kommt ebenfalls;
Schau nicht scheel mit scheuen Blicken,
Wirf die Beine nicht umher,
Auf des Hügels breitem Rücken
Springe nicht so kreuz und quer.
Warte nur, bald gehst du leise
Unter mir, wie ich es will:
Und in abgemessnem Kreise
Schreitest du im Zaume still.

Dass Gott die gottliebende Seele mit Goldringen, Silberkettchen, Perlenketten schmücken will, finden wir auch im Propheten Hesekiel, da Gott als Bräutigam auftritt und seine junge Geliebte Jerusalem schmückt:

Hesekiel, Kap. 16

6 Da kam ich vorüber und sah dich in deinem Blut liegen und zappeln. Ich sagte zu dir: Du sollst leben! Du sollst leben 7 und gedeihen!2 Ich ließ dich aufblühen wie eine Blume.3 So wuchst du heran und wurdest groß und überaus schön. Die Brüste wurden rund und das Schamhaar sprosste. Aber noch immer warst du nackt und bloß. 8 Wieder kam ich an dir vorüber und ich sah, dass du zur Liebe reif warst. Da nahm ich dich zur Frau. Ich breitete meinen Gewandsaum über dich zum Zeichen, dass du mir gehören und nicht mehr nackt und bloß sein solltest. Ich schwor dir Treue und schloss den Bund fürs Leben mit dir, ich, der Herr. So wurdest du mein. 9 Ich badete dich und wusch dir das Blut ab, salbte dich mit Öl 10 und gab dir ein buntes Kleid und Sandalen aus weichem Leder, ein Kopftuch aus feinstem Leinen und einen schön gewebten Mantel. 11 Ich legte dir Schmuck an: Armspangen, Halskette, 12 Nasenring, Ohrringe und einen kostbaren Stirnreif. 13 So warst du nun mit Gold und Silber geschmückt und trugst Kleider aus den schönsten und erlesensten Stoffen. Du hattest Gebäck aus feinstem Mehl zu essen, das mit Honig und Öl bereitet war. Du warst unaussprechlich schön und wurdest zur Königin. 14 Alle Welt rühmte deine Schönheit, die durch meinen Schmuck erst vollkommen wurde‹, sagt der Herr, der mächtige Gott!

Womit schmückt uns Jesus? Was gibt er uns für Gaben, geistliche Gaben, die uns schön vor ihm und der Welt machen?

Er schenkt uns das Taufkleid, das Leben Gottes in uns, er schenkt uns die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, er schenkt uns die Gaben, Charismen und Früchte des Heiligen Geistes.

Sie:
12 Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls. 13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit Myrrhe. 14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs, der in den Weingärten von En-Gedi wächst.

Wenn der König an der Tafel sitzt und die Geliebte kommt und duftet nach Narde, nach kostbarem Öl, das heißt Parfüm – erinnert euch das an eine Szene im Neuen Testament?

Markus 14

3 Jesus war in Betanien bei Simon, dem Aussätzigen, zu Gast. Während des Essens kam eine Frau herein. Sie hatte ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl. Das öffnete sie und goss Jesus das Öl über den Kopf.3 4 Einige der Anwesenden waren empört darüber. »Was soll diese Verschwendung?«, sagten sie zueinander. 5 »Dieses Öl hätte man für mehr als dreihundert Silberstücke verkaufen und das Geld den Armen geben können!« Sie machten der Frau heftige Vorwürfe. 6 Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat eine gute Tat an mir getan. 7 Arme wird es immer bei euch geben und ihr könnt ihnen helfen, sooft ihr wollt. Aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch. 8 Sie hat getan, was sie jetzt noch tun konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für das Begräbnis gesalbt.4 9 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo in Zukunft die Gute Nachricht verkündet wird, wird auch berichtet werden, was sie getan hat. Ihr Andenken wird immer lebendig bleiben.«

Jesus heißt zwar eigentlich „der Gesalbte“ (Messias, Christus), weil er vom Heiligen Geist gesalbt worden ist, aber er wird auch immer wieder von Frauen gesalbt, er ist auch der Gesalbte der Frauen. Eine öffentliche Sünderin salbt seine Füße mit ihren Tränen. Maria von Bethanien salbt ihn mit Salböl im Wert des Jahreslohnes eines Arbeiters. Die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab Jesu gehen, wollen ihn Salben, allen voran Maria Magdalena (aber nach orthodoxer Überlieferung gehörte auch die Jüngerin Susanna zu den Salbenträgerinnen).

13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit Myrrhe.

Habt ihr schon einmal an der Brust Jesu geruht, euch an seinem Herzen ausgeruht? Das können auch Männer, sie können es tun wie der Apostel Johannes, der beim Abendmahl am Herzen Jesu ruhte. Bittet doch einmal im Gebet den Herrn, an seinem Herzen ruhen zu dürfen. Er wird sich freuen.

Die jüdischen Frauen trugen um den Hals einen kleinen Stoffbeutel mit Duftkräutern. So hatten sie immer einen angenehmen Geruch um sich. So ist hier ein Beutelchen mit Myrrhe erwähnt. Myrrhe brachten dem Jesuskind auch die heiligen drei Magier aus dem Orient, die Gabe verwies auf den Erlösertod Jesu. Denn Myrrhe ist ein bitteres Kraut, wenn man es aber zerreibt, dann gibt es einen süßen Duft. So ist auch das Kreuz ein bitteres Kraut, aber wenn Jesus gestorben ist, dann wird er zum süßen Duft der Auferstehung und des ewigen Lebens.

Er:
15 Wie schön du bist, meine Freundin, wunderschön bist du, deine Augen glänzen wie das Gefieder der Tauben.

Jesus wird es nicht müde zu sagen, wie schön er dich findet. Das sagt auch Gott, Jahwe, im Buch Jesaja:

Jesaja 62:

4 Du wirst nicht länger »die Verstoßene« genannt oder dein Land »die verlassene Frau«. Nein, du wirst »Gottes Liebling« heißen und dein Land »die glücklich Vermählte«! Denn der Herr wendet dir seine Liebe wieder zu und vermählt sich mit deinem Land. 5 Wie ein junger Mann sich mit seinem Mädchen verbindet, so wird sich dein Schöpfer2 für immer mit dir verbinden. Wie ein Bräutigam sich an seiner Braut freut, so wird dein Gott Freude an dir haben.

Denkt doch einmal darüber nach, Gott ist fasziniert von dir wie ein junger verliebter Mann von seiner wunderschönen Geliebten fasziniert ist! Wenn du das nicht glauben kannst, dann sage: Aber die Bibel sagt es so!

Deine Augen sind (wie) Taubenaugen. Was heißt das? Was bedeutet die Taube? Die Taube galt im alten Orient als ein Vogel, der für den Geist, für die Seele steht. Die Taube galt als Symbol der Unschuld. Die Antike glaubte, dass die Taube keine Galle habe, also keine Bitterkeit der Sünde in sich. Darum nannte das Mittelalter Maria auch Gallenlose Taube. Die Taube galt auch als Symbol der Liebe. Die Taube war der antiken Liebesgöttin Venus heilig. Die Taube ist auch ein Symbol für die treue eheliche Liebe, denn Tauben sind ein Leben lang treu. Wenn der Liebhaber also zu seiner Braut sagt: Deine Augen sind Taubenaugen – dann meint er: Deine Augen sind so seelenvoll, ich sehe deinen unsterblichen Geist in deinen Augen leuchten, du schaust mit deiner Unschuld und Reinheit aus den Augen, du hast so liebevolle Blicke, zärtlich wie Turteltauben, ich sehe in deinen Augen deine Treue, deine lebenslange eheliche Treue.

Sie:
16 Schön bist auch du, mein Liebster – wie stattlich anzusehen! Das Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die Zypressen unser Dach.

Was meint ihr, war Jesus schön? Habt ihr schon einmal ein schönes Jesusbild gesehen?

Psalm 45 prophezeit vom Messias:

3 Du bist der Schönste unter den Menschensöhnen, lieblich sind deine Lippen; darum hat dich Gott gesegnet ewiglich.

Das Wort „Gnade“ heißt auf griechisch „Charis“, das war bei Homer ein Name für Venus. Charis bedeutet nicht nur theologisch Gnade, sondern auch Freundlichkeit, Charme, Zauber, Entzücken, Schönheit, Anmut, Liebreiz. Das alles ist in Jesus!

Das Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die Zypressen unser Dach.

Das Liebespaar trifft sich nicht im „Hotel King David“ in Jerusalem, sondern sie lieben sich im Gras, ihr Bett ist gemacht aus den Bäumen des Waldes. Es sind also echte Naturkinder, Blumenkinder, sie sich am liebsten unter freiem Himmel lieben...

Könnt ihr Gott auch in der Natur begegnen? Bewegt euch die Schönheit der Schöpfung manchmal zum andächtigen, innigen Gebet?

GEBET DER CHRISTLICHEN SEELE ZU IHREM FREUNDE GOTT

O Gott, ich danke dir, dass du mich liebst! Und kann ich es auch oft nicht fühlen, weil die Welt und die Menschen und aucch die Christen oft so kalt und herzlos sind, so sagt mir doch der Glaube, dass du mich liebst! Und selbst, wenn du mir Schmerzen schickst, will ich fest und treu an deine Liebe glauben!

O Gott, ich danke dir, dass du mich schön findest! Und bin ich auch keine Schönheit im Sinne der Modefotographen, und hör ich immer seltener von Menschen, dass ich schön bin, so sagt mir dein Wort, dass ich schön bin in deinen Augen! Du bist mein Schöpfer, und du hast mich aus Liebe so geschaffen, wie ich bin, weil es dir so wohl gefallen hat!

O Gott, ich bitte dich, lass mich immer wieder an deinem liebevollen Herzen ruhen, dass meine aufgescheuchte Seele bei dir den inneren Frieden des Herzens und die gelassene Ruhe der Seele findet. Oft steh ich in der Welt inmitten von Stürmen, von körperlichen und seelischen Schmerzen, von Lieblosigkeit der Menschen, von Spott und Anfeindung, von Sorgen und finanziellen Nöten. Dann rufe mich, Gott, dass ich mich in dein Herz flüchte und Geborgenheit, Schutz und Zuflucht finde an deiner Brust!

Ich danke dir, Gott, dass du meine Augen liebst, die Seele in den Augen sieht, die Zärtlichkeit und treue Liebe. Du liebst meine Seele. Ich fühle mich oft unverstanden von den Menschen, aber du erkennst mich ganz und gar, ja, du verstehst die Geheimnisse meiner Seele besser als ich selbst, und du liebst mich durch und durch und ganz und gar!

Ich danke dir, Gott, dass du die freust an mir, wie ein junger Liebhaber an seiner wunderschönen Geliebten! Und kann ich es den Menschen oft nicht recht machen, und haben die meisten etwas zu kritisieren und halten die Kinder der Welt mich für verrückt mit meinem lieben Gott, gibt es missbilligende Blicke wegen meiner Kleidung, meiner Frisur, meiner Haut, so will ich denken: Gott freut sich an mir wie ein Liebhaber an seiner wunderschönen Geliebten! Und das soll mir genügen. Ich will nicht mehr den Menschen gefallen, ich will nur noch dir gefallen, Gott!

Und ich danke dir, Gott, du Liebhaber des Lebens, dass unser Bett die ganze Schöpfung ist. Wohl lieb ich dich in deiner Präsenz in der Kirche, wohl lieb ich dich in deiner Präsenz in den Kleinen, den Armen, den Kranken, den Sterbenden, aber ich liebe deine Schönheit auch in der lieben Sonne, im milden Mond, in den klaren Sternen, im blauen Himmel, im majestätischen Sturm, in gewaltigen Donnern und Blitzen, im mütterlichen Meer, in den klaren Bächen, in den breiten Strömen, in den Blumenwiesen, in allen Frühlingsblumen, im Vogelgesang, im freudigen Hundebellen, in den Schmetterlingen, wenn sie tanzen, in den Bienen, wenn sie die Blumen besuchen, im Duft von Errdbeerstrauch und Thymian, - Gott, in all der schönen Natur ist deine schöpferische Liebe gegenwärtig.

Und so preise ich dich mit diesem Lied:

Ich bete an die Macht der Liebe,
Die sich in Jesus offenbart! - Amen.


VIERTER ABEND

Kap. 2

Sie:
1 Ich bin nur eine Narzisse in der Scharon-Ebene, eine Lilie aus den Tälern.

Er:
2 Ja, eine Lilie bist du, meine Freundin, eine Lilie unter lauter Dornen, schöner als alle anderen Mädchen!

Sie:
3 Und du, mein Liebster, bist wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, du übertriffst alle anderen Männer! Im Schatten dieses Baumes möchte ich ausruhn und seine süßen Früchte genießen.

Sie:
4 Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er mich liebt. 5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erfrischt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe! 6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 7 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst: Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit dafür kommt!


*

1 Ich bin nur eine Narzisse in der Scharon-Ebene, eine Lilie aus den Tälern.

Die Scharon-Ebene liegt im Norden Israels und ist berühmt für ihre Blumenvielfalt. Ich bin eine Narzisse, heißt es hier, aber es werden auch andere Übersetzungen, andere Blumensorten vorgeschlagen.Ich bin eine Lilie aus dem Tal. Das Tal bezeichnet die Demut. In Psalm 131 heißt es: O Herr, ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu hoch sind! Zur Lilie: Die Blume kommt in dieser Übersetzung immer wieder vor. Luther übersetzte Ursprünglich Rose, die Blume der Liebe in Deutschland. Hebräisch heißt es Schoschanna. Daher kommt der Name Susanna, der kommt im Alten und Neuen Testament vor. Susanna wird von Namenslexika meist mit Lilie übersetzt. In der griechischen Übersetzung steht hier kimon, das heißt Lilie. Aber Schoschanna kommt wohl aus dem Ägyptischen, da heißt Susanna einfach S-s-n, und das bedeutet Lotusblume. Die Lotusblume ist in der indischen Poesie und Mystik sehr wichtig. Die Inder sacgen, die Lotosblume wächst im Teich, ihre Wurzeln stecken im Schlamm, aber ihre Blüte erhebt sich noch über den Wasserspiegel. Und so der heilige Mensch, er wurzelt im Schlamm dieser Welt, aber sein Geist erhebt sich zum Himmel. Die Lilie nun wird von den Juden so gedeutet: Ihr Kelch ist sehr tief, und das symbolisiert die Tiefe der Gottesliebe. In der mittelalterlich-christlichen Blumensprache steht die Lilie besonders für Reinheit, Keuschheit, Jungfräulichkeit. Sie ist ein Symbol Mariens, aber auch des heiligen Josef.

Er:
2 Ja, eine Lilie bist du, meine Freundin, eine Lilie unter lauter Dornen, schöner als alle anderen Mädchen!

Jesus nennt seine Braut-Seele: Meine Freundin. Im Neuen Testament sagt Jesus: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Oder: Ich nenne euch nicht mehr Mägde, sondern Freundinnen. In einem Gospelsong heißt es: O what a friend we have n Jesus – Oh welch ein Freund ist unser Jesus. Und wir sind ihm Freund und Freundin. Und er nennt seine Freundin Lilie (oder Rose oder Lotosblume) unter lauter Dornen. Das heißt, wenn er an dich denkt, bist du ihm die Liebste! Jesus hat eine Favoritin, und das bist du! Jesus hat einen bevorzugten Liebling, und das bist du! Eine Lilie unter Dornen steht auch für das Herz: Jesus sieht das Gute im Menschen. Der Mensch ist nicht, wie Luther meinte, ganz und gar und durch und durch verdorben, sondern der Mensch ist von Gott gut geschaffen, nur dass die Sünde jeden Menschen krank macht und zum Bösen geneigt, aber im Innersten Kern jedes Menschen lebt etwas Gutes, lebt ein originales Gottesbild. Lilie unter Dornen heißt auch: Meine Freundin, du bewahrst deine sittliche Reinheit (Lilie) mitten unter den verdorbenen Strömungen und Gesinnungen der gottlosen Welt (Dornen).

Du bist schöner als alle Mädchen! Das erinnert an den Ruf Elisabeths über Maria im Lukas-Evangelium: Du bist mehr gesegnet als alle Frauen! Darum nannte die katholische Poesie Maria auch reine Lilie und dornenlose Rose.

Sie:
3 Und du, mein Liebster, bist wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, du übertriffst alle anderen Männer! Im Schatten dieses Baumes möchte ich ausruhn und seine süßen Früchte genießen.

Die Seele nennt den Herrn hier: Mein Liebster oder mein Geliebter! Habt ihr schon einmal zu Jesus gesagt: Mein Geliebter? Habt ihr schon einmal zu Jesus gesagt: Jesus, ich liebe dich? Das empfehle ich euch: Sagt eine Woche lang einmal jeden Tag zu Jesus: Jesus, ich liebe dich! - Jesus liebt ja alle Menschen, aller Religionen und Kulturen, die Reichen und die Armen, auch Donald Trump und die islamischen Terroristen. Aber wie betrübt muss Jesus sein, dass ihm von der Mehrheit der Menschen so wenig Liebe entgegengebracht wird, ja, so viel Gleichgültigkeit und sogar Verachtung und Hass! Lasst uns einmal eine Woche lang Jesus trösten und ihm oft sagen, wie sehr wir ihn lieben!

wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, du übertriffst alle anderen Männer!

Konfuzius war ein weiser Mann, auch Lao Tse. Buddha suchte ehrlich nach einem Weg zur Erlösung vom Leiden. Mohammed wollte statt der heidnischen Vielgötterei den Monotheismus in Arabien etablieren. Mose war ein großer Prophet und gab dem Volk der Juden das Gesetz. Ehrenwerte Männer. Aber Jesus ist doch etwas ganz anderes: Er ist das ewige Wort des Vaters, er ist Gott von Gott, er ist der Sohn, der im Schoße des Vaters ruhte und uns Kunde gebracht hat von Gott, der die Liebe ist.

Sie:
4 Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er mich liebt. 5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erfrischt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe! 6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 7 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst: Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit dafür kommt!

4 Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er mich liebt. - Jesus tat sein erstes Wunder auf einer Hochzeit und verwandelte 600 Liter in Wein. In der katholischen Messe verwandelt er den Wein in Blut. Wein ist in der Bibel ein Symbol für die Freude. Wasser ist das Lebensnotwendige, aber Wein ist der Überfluss. Jesus gibt im Überfluss! Fünf Brote und zwei Fische machen 5000 Männer satt und es bleiben noch zwölf volle Körbe übrig. Für die Hochzeitsgesellschaft sorgt Jesus nicht für eine Kiste Wein, sondern für 600 Liter. Wenn Maria zu ihm sagt: Sie haben keinen Wein mehr, dann sagt sie heute zum Beispiel: Sie haben keine Freude mehr, und Jesus bringt dann die Freude! (Es heißt übrigens nicht, dass man Wein mögen muss, man kann auch an anderen Freuden sich ergötzen, Jesus ist da nicht dogmatisch.)

ich bin krank vor Liebe! - Die arme Seele! Sie hat Liebeskummer! Liebeskummer und Kausenpein sollen die größten Schmerzen sein, sagt der Ostfriese. Der russische Dichter Puschkin sagt: Die Krankheit Liebe ist unheilbar! Da helfen auch keine Psychopharmaka. Wart ihr schon einmal unglücklich verliebt? In einem Bluessong heißt es: Have you ever loved a woman so much you‘ve trembled in pain – Hast du schon je eine Frau so sehr geliebt, dass du gezittert hast vor Schmerzen?

Und so geht es Sulamith, sie sehnt sich mit verzehrender Leidenschaft nach Salomo, sie begehrt ihn, kann ihn aber nicht haben, sie wird gemartert von unbefriedigter Begierde, er ist ihr Ein und Alles, ihr Atem, ihr Leben, ohne ihn sieht sie keinen Sinn im Leben mehr, wenn er sie nicht liebt, wünscht sie sich nur noch den Tod!

Und wir? Haben wir Sehnsucht nach Gott? Ist unsre Liebe zu Gott wie ein heißes Feuer der Leidenschaft? Oder sind wir nur kalt oder lau? Wollen wir eins sein mit Gott? Ist Gott unsre Erste Liebe, unsre Große Liebe, unser Ein und Alles, unser Schatz im Himmel, unser Sinn im Leben? Können wir sagen: Gott, ohne dich kann ich nicht leben! Ohne dich ist alles sinnlos! Ich brauche deine Liebe wie die Luft zum Atmen!?

6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen.

Ist Gott nur euer Chef, dem ihr gehorchen und dienen müsst? Ist er ein autoritärer Vater, der ansonsten gelassen zusieht, wenn seine Kreaturen leiden? Ist Jesus ein König, der eure Anbetungslieder gerne hört? Ist der Heilige Geist nur der, der euch Gaben und Charismen gibt? Oder ist Gott euer Geliebter, euer Liebling, euer Schatz, euer Ein und Alles, die Seele eurer Seele, der Atem und der Sinn eures Lebens? Und möchtet ihr in dieses geliebten Gottes Umarmung ruhen? Heute sucht die Mehrheit des religiös interessierten Menschen im Abendland inneren Frieden in fernöstlicher Meditation, Körper- und Atemübungen und Delphinmusik. Aber wir? Rattern wir nur ein kurzes Bittgebet für unsre alltäglichen Sorgen ab? Kommen wir nur zu Gott, wenn wir etwas von ihm HABEN wollen? Haben wir kein Verlangen und keine Zeit, in Gott zu ruhen? Wie Johannes beim Abendmahl am Herzen Jesu zu ruhen? Oder zu ruhen in der Wolke des Heiligen Geistes? Beten wir doch einmal so: Herr, ich bin gehetzt von Tag zu Tag, aber nun lass mich doch einmal ausruhen in deiner Umarmung, bette mich an deinem Herzen und lass mich Frieden finden in deinem göttlichen Frieden. - Ja, man KANN in den Umarmungen Gottes ruhen.

Sie:
8 Da kommt mein Geliebter! Ich höre es, ja, ich kann ihn schon sehen! Er springt über die Berge und hüpft über die Hügel. 9 Schnell wie eine Gazelle läuft er, flink wie ein Hirsch. Schon steht er vor dem Haus! Er späht durch das Gitter, blickt zum Fenster herein.

Der Geliebte kommt! Es gab die erste Ankunft Jesu bei seiner Geburt in Bethlehem, da er als kleines schwaches Kind kam. Es gibt die zweite Ankunft Jesu am Jüngsten Tag, wenn er in Macht und Herrlichkeit als Richter der Lebenden und Toten kommt. Und es gibt auch eine mittlere Ankunft Jesu, wenn er in unserm Gottesdienst und in unserm Gebet da ist.

Der griechische Philosoph Aristoteles vor Christus sagte: Alles in der Schöpfung, was sich bewegt, wird von einer Ursache bewegt. Und die erste Ursache aller Bewegung ist Gott. Gott selbst ist unbeweglich. Wir können Gott lieben, aber Gott selbst bleibt unberührt in seiner erhabenen Gottheit und kennt keine leidenschaftliche Liebe zur Menschheit.

Anders der biblische Gott. Gott kommt auf den Menschen zu. In den andern Weltreligionen versuchen sich die Menschen durch sklavischen Gehorsam oder durch Meditation zu Gott zu erheben. Aber der jüdische Glaube sagt: Nicht der Mensch muss sich zu Gott erheben, sondern Gott neigt sich dem Menschen zu. Im christlichen Glauben ist die Zuneigung Gottes zum Menschen so groß, dass Gott selbst aus Liebe zum Menschen ein Mensch wird.

Moses hatte Gott nicht gesucht, sondern war als Hirte nur einem verlorenen Schaf nachgegangen, als Jahwe ihn überraschte und ihm im brennenden Dornbusch erschien. Maria war völlig überrascht, als Gott den Engel Gabriel zu ihr sandte, um ihr zu sagen, sie solle die Mutter des Gottessohnes werden. Da erschrak Maria. - Gott kommt überraschend, er ergreift die Initiative, er kommt, er liebt zuerst. Jesus sagt: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Und Johannes sagt: Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott lieben, sondern dass er uns zuerst geliebt hat.

Nun kommt der geliebte Gott, nun kommt Jesus wie eine Gazelle, wie ein Hirsch, hüpfend über die Hügel. - Ein Hirsch, eine Gazelle, das sind sehr friedliche, schöne und reine Tiere. Ein Jüngling pilgerte einmal, um seine ferne Geliebte aufzusuchen, da übernachtete er im Sommer auf einer Waldlichtung. Morgens erwachte er, da stand ein Reh neben ihm, und vom Waldrand röhrte ein Hirsch. So ist Jesu Liebe.

Könnt ihr euch vorstellen, dass Jesus noch viel größere Sehnsucht nach euch hat, als ihr nach ihm? Im Psalm heißt es: Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach dem lebendigen Gott! Und in einer heutigen prophetischen Botschaft sagte Jesus: Wie ein Hirsch nach Wasser lechzt, so dürstet meine Seele nach eurer Liebe! Jesus sagt: Wie herzlich hab ich mich danach gesehnt, mit euch das Abendmahl zu feiern! Die Weisheit Gottes sagt: Eure Liebe zu mir steht in keinem Verhältnis zu meiner Liebe zu euch. - Unsre Liebe zu Gott ist nur ein kleiner Tropfen, aber Gottes Liebe zu uns ist wie ein Ozean!


FÜNFTER ABEND

Er:

Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! 11 Die Regenzeit liegt hinter uns, der Winter ist vorbei! 12 Die Blumen beginnen zu blühen, die Vögel zwitschern, und überall im Land hört man die Turteltaube gurren. 13 Die ersten Feigen werden reif, die Reben blühen und verströmen ihren Duft. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! 14 Versteck dich nicht wie eine Taube im Felsspalt, bleib mir nicht fern! Zeig mir dein schönes Gesicht und lass mich deine wunderbare Stimme hören!

Hier wird der Frühling gebraucht als Gleichnis für die Liebe Gottes. Was hat der Frühling mit der Liebe Gottes zu tun?

Die Juden sagen, Gott habe die Welt im Frühling geschaffen (im Monat Abib, dem Monat des Pessach-Osterfestes). Die Chinesen sagen, im himmlischen Paradies herrscht immerwährender Frühling. Die jüdische Dichterin Else-Lasker-Schüler sagt, der Frühling ist der Glaube Gottes, der jedes Jahr wieder in die Welt kommt. Der deutsche Dichter Hölderlin sagte, der Frühling ist Gottes Melodie. Im Vorfrühling ist der Tag des heiligen Valentin der Tag der Liebenden. Der Mai wurde im Mittelalter Monat der Minne genannt. Zu Christi Himmelfahrt am Frühlingsende wird traditionell gerne geheiratet. Die Schriftrolle des Hohenliedes wird in der jüdischen Synagoge im Frühling gelesen. Auch in der katholischen Liturgie wird in der Osterzeit aus dem Hohenlied gelesen. Der Frühling versinnbildlicht die drei L Gottes: Leben, Licht und Liebe.

Die Mädchen:
15 Fangt uns doch die kleinen Füchse, denn sie verwüsten den Weinberg, wenn die Reben in schönster Blüte stehn.

Der Weinberg steht im Alten Testament für das Reich Israel, das ist der Weinberg des Herrn. Jesus sagt, der Weinberg werde jetzt (auch) den heidnischen Völkern gegeben, der Weinberg ist also das Reich Christi auf Erden oder die Kirche. Die Füchse in der Bibel sind nicht Symboltiere für Schlauheit und List (wie in Europa), sondern es sind schlechte, wertlose Tiere. Man könnte sagen, es sind die Mächte, die die Kirche zerstören. Also teuflische Mächte, auch die Sünden der Christen, die heimlichen Götzen in uns (Sinnlichkeit, Wissenschaft oder ähnliches). Es kann heute von einem wachsenden Heidentum in den christlichen Kirchen gesprochen werden. Aber wir müssen nicht mit Fingern auf andere zeigen – unsere eigenen Sünden beschädigen das Reich Christi.

Sie:
16 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm. Er allein darf zwischen den Lilien weiden. 17 Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, dann komm zu mir, mein Liebster! Sei schnell wie eine Gazelle, flink wie ein junger Hirsch, der über die rauen Berge springt!

16 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm.

Ich bin dein und du bist mein! Könnt ihr das zu Gott sagen?

Hier ein sehr berühmtes mittelalterliches Liebesgedicht:

Dû bist mîn, ich bin dîn:
des solt dû gewis sîn;
dû bist beslozzen in mînem herzen,
verlorn ist daz slüzzelîn:
dû muost och immer darinne sîn.

Als Gebet ausgedrückt, heißt das so:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir!

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir!

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir!

Nikolaus von Flüe

Die dritte Bitte ist die schwierigste. Aber das heißt es, wenn man Jesus den Herrn nennt – das er der Herr und Besitzer ist und wir sind ganz sein Eigentum.

Jesus, nun übergebe ich mein Herz, meine Seele und mein Leben ganz dir! Ich suche nur die Erfüllung deines Willens! Bitte schenke mir die Treue bis zum Tod! Da ich nun ganz dein bin, mein Herr und mein Gott, kannst du alles mit mir machen, was du willst. - Amen?

Kap. 3

Sie:

1 Nachts auf meinem Bett sehnte ich mich nach meinem Liebsten. So gern wollte ich bei ihm sein, doch er war nicht da! 2 »Ich will aufstehn, die Stadt durchstreifen, durch die Gassen und über die Plätze laufen. Meinen Liebsten muss ich finden!« Ich suchte nach ihm, doch vergebens. 3 Bei ihrem Rundgang griff die Wache mich auf: »Habt ihr meinen Liebsten gesehen?«, fragte ich sie. 4 Kaum war ich an ihnen vorbei, da fand ich ihn, dem mein Herz gehört. Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los. Ich führte ihn in das Haus meiner Mutter, in jene Kammer, in der sie mich empfing. 5 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst: Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit dafür kommt!

Die Freundin sucht ihren Geliebten, das heißt, die Seele sucht Jesus. Habt ihr schon gebetet: Herr, wo bist du? Die gläubigen Christen haben zwar Jesus gefunden, aber er zieht sich immer wieder zurück, und sie müssen ihn immer wieder suchen, nur so wachsen sie im Glauben. Jesus ist ein weißer Hirsch mit goldenem Geweih. Plötzlich steht er vor dem nächtlichen Wanderer in dem Wald. Aber dann entflieht er und ruft: Folge mir nach! Suche mich!

Jesus suchen – Jesus finden. Dazu gibt es zwei Stellen im Neuen Testament. Maria und Josef suchten den zwölfjährigen Jesus mit Schmerzen und fanden ihn im Tempel des Vaters. Wie Maria und Josef suchen auch wir oft den Herrn mit Schmerzen. Aber bei den Propheten heißt es: Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, dann werde ich mich von euch finden lassen. -

Maria Magdalena suchte den Leichnam Jesu, aber die Grabhöhle war leer. Sie sah einen Mann, den sie für den Gärtner hielt, und fragte ihn: Wo haben sie meinen Herrn hingelegt? Da sagte der Gärtner nur: Maria!… Da erkannte sie, dass es der auferstandene Jesus war. - In dieser Szene im Johannesevangelium wird deutlich angespielt auf das Hohelied. Jesus ist der neue Salomo, der Geliebte, und Maria Magdalena ist die neue Sulamith, die Freundin. Jesus sagt selbst: Siehe, hier ist einer, der mehr ist als Salomo.

Die Zuschauer:

6 Wer kommt dort herauf aus der Wüste, umgeben von Rauchsäulen aus Weihrauch und Myrrhe und allen Parfümen der Händler? 7 Seht! Es ist die Sänfte Salomos, von sechzig Männern ist sie umringt, von Israels tapferen Soldaten. 8 Sie alle sind im Kampf erprobt, sie tragen das Schwert an der Seite zum Schutz vor den Gefahren der Nacht. 9 Eine Sänfte ließ König Salomo sich bauen aus dem kostbaren Holz des Libanon. 10 Die Pfosten sind mit Silber beschlagen und die Lehnen mit Gold überzogen. Der Stoff des Thronsitzes ist purpurrot, liebevoll bestickt von Jerusalems Frauen.

Der Thron Salomos wird auch im ersten Buch der Könige im zehnten Kapitel beschrieben:

18 Außerdem ließ er sich einen großen Königsthron anfertigen, der mit Elfenbeinornamenten verziert und mit reinem Gold überzogen war. 19-20 Der Thronsessel hatte eine Rückenlehne, die oben rund war, und neben jeder Armlehne stand eine Löwenfigur. Auch auf allen sechs Stufen, die zum Sessel hinaufführten, stand rechts und links jeweils ein Löwe. In keinem anderen Land hat sich jemals ein König einen so prunkvollen Thron anfertigen lassen.

In der orthodoxen Kirche gibt es eine Ikone, die wird genannt: Der Thron der Weisheit. Sie zeigt die sitzende Gottesmutter und auf ihrem Schoß sitzt Christus als Kind mit dem erhobenen Zeigefinger des Lehrers. So wird Maria als Thron der Weisheit bezeichnet und Jesus ist die thronende Weisheit selbst.

Aber die Sänfte Salomos und der Thron Salomos verweisen auch auf den Thron Gottes, der in der Offenbarung (Apokalypse) im vierten Kapitel geschildert wird:

1Danach, als ich aufblickte, sah ich am Himmel eine offene Tür. Dieselbe Stimme, die schon vorher zu mir gesprochen hatte, gewaltig wie der Schall einer Posaune, sagte: »Komm herauf! Ich will dir zeigen, was in Zukunft geschehen muss.« 2 Sofort ergriff mich Gottes Geist, und dann sah ich: Im Himmel stand ein Thron, auf dem jemand saß. 3 Die Gestalt leuchtete wie ein Edelstein, wie ein Jaspis oder Karneol. Und um den Thron strahlte ein Regenbogen, schimmernd wie lauter Smaragde. 4 Dieser Thron war von vierundzwanzig anderen Thronen umgeben, auf denen vierundzwanzig Älteste saßen. Sie trugen weiße Gewänder und auf dem Kopf goldene Kronen. 5 Blitze, Donner und gewaltige Stimmen gingen von dem Thron aus. Davor brannten sieben Fackeln: Das sind die sieben Geister Gottes. 6 Gleich vor dem Thron war so etwas wie ein Meer, durchsichtig wie Glas, klar wie Kristall.

11 Kommt heraus, ihr Mädchen von Jerusalem! Seht König Salomo mit seiner Krone! Heute hat seine Mutter ihn damit geschmückt, am Tag seiner Hochzeit, am Tag seines Glücks!

Dieser Text erinnert an Psalm 45, das Lied zur Hochzeit von König David, ein Lied zur Hochzeit des Messias:

3 Du bist schön und stattlich wie kein anderer! Freundlich und voller Güte sind deine Worte. Jeder kann sehen, dass Gott dich für immer reich beschenkt hat.
9 Alle deine Gewänder duften nach kostbarem Parfüm. Aus elfenbeinverzierten Palästen erklingen Harfen, um dich mit ihrer Musik zu erfreuen. 10 Selbst Königstöchter sind zu Gast an deinem Hof, und an deiner rechten Seite steht die Gemahlin, die sich mit dem feinsten Gold aus Ofir schmückt. 11 Höre, Königstochter, und nimm dir meine Worte zu Herzen! Vergiss dein Volk und deine Verwandten! 12 Du bist wunderschön, und der König begehrt dich! Verneige dich vor ihm, denn er ist dein Herr und Gebieter!
14 Seht, wie prachtvoll zieht die Königstochter in den Festsaal ein! Ihr Kleid ist mit Fäden aus Gold durchwebt, 15 in ihrem farbenfrohen Gewand wird sie zum König geführt; und Brautjungfern, ihre Freundinnen, begleiten sie. 16 Mit Freudenrufen und hellem Jubel wird der feierliche Brautzug in den Palast geleitet.

Das es im Hohenlied heißt, Salomos Mutter habe ihn mit dem Kranz der Hochzeit geschmückt, heißt wohl nicht, dass es Bathseba war, seine leibliche Mutter, die ihn von David empfangen hatte. Die Lehrer der Alten Kirche sprachen davon, dass hier die MUTTER Salomos ein Name sei für GOTT VATER.

So spricht auch Jesus davon, dass der Vater für seinen Sohn eine Hochzeit bereiten wolle und alle eingeladen sind, zur Hochzeit zu kommen. So endet die ganze Bibel mit der Hochzeit des Lammes (des gekreuzigten Christus) mit der himmlischen Jerusalem (der himmlischen Gemeinschaft aller Erlösten).

GEBET

Marco:
Unser Gott, du bist unser gerechter und heiliger Vater im Himmel, und dein Sohn, der Herr Jesus Christus, ist unser Herr und Freund. Wir wollen eins sein mit dir, Gott, wir wollen deinen Willen tun, dass unser Wille mit deinem Willen eins ist.

Heinz:
Gott, du bist Vater und Herr, und Jesus Christus ist unser Herr! Wir wollen mit Jesus vereint leben in Schmerzen und Freuden, denn Jesus ist der Weg in das ewige Leben, da es keinen Schmerz und keine Mühsal mehr gibt.

Torsten:
Gott, du bist mein Herr, du heißt Jahwe, du bist unser Geliebter, der Bräutigam unserer Seelen, und deine Weisheit ist unsere Herrin, unsere Lehrerin und Meisterin, die wir lieben wie eine Mutter und junge Braut. Lass uns immer auf dem Weg deiner Weisheit gehen, bis wir im Himmel vor dem Tempel Gottes knieen und die Weisheit anbeten mit ewigen Lobgesängen!

Sabine:
Gott, du bist unser Vater, und du rufst uns zur Hochzeit deines Sohnes Jesus, der unser Herr und unser Freund ist. Lass uns oft in den Armen unseres Jesus ruhen und führe uns auf dem Weg der tätigen Nächstenliebe in den Himmel, in die ewige Umarmung Jesu, dass wir Ihm dort den ewigen Lobpreis singen.

Susanne:
Herr, du vergleichst deine Liebe mit dem Frühling. Du bist das Licht und das Leben und die Wahrheit. Hilf uns, dich immer tiefer zu erkennen und zu lernen, deinen Weg mit dir auf Erden zu gehen, dass du uns führst durch deinen Heiligen Geist in den Himmel, wo lauter Frieden und Freude und Schönheit sind.

Meike:
Heiliger Geist, du bist die Freiheit, die wir nur im Herrn finden. Erfülle uns mit dem Heiligen Geist der Freude und der Kraft, mache uns stark und frei, und führe uns durch die Inspiration des Geistes in das ewige Reich der Freiheit, der Freiheit von allen körperlichen Leiden, und der Freiheit, uns ganz Gott hingeben zu können.

Monica
Gott, du bist die barmherzige Liebe, bist wie ein gütiger Vater und eine zärtliche Mutter, und dein Heiliger Geist ist der Vater der Armen. Wir wollen dir vertrauen, barmherziger Jesus, und wollen die ausgestreckten Hände deiner Barmherzigkeit in dieser Welt sein, um ins im Himmel am ewigen Frühling im Paradies Gottes mit allen unseren Lieben zu erfreuen.

Amen.


SECHSTER ABEND

Kap. 4

Er:
1 Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön! Deine Augen hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben. Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead ins Tal zieht. 2 Deine Zähne sind weiß wie frisch geschorene Schafe, die aus der Schwemme kommen. Sie stehen in zwei vollkommenen Reihen, keiner von ihnen fehlt. 3 Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen, dein Mund ist verlockend und schön. Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines Granatapfels. 4 Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen wie der Turm Davids, dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden, die daran hängen. 5 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die zwischen Lilien weiden.

1 Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön! - Gott spricht als Liebhaber zu deiner Seele. Vielleicht sagt dir kein Mensch: Du bist schön! Vielleicht findest du dich selbst nicht schön. Aber vertraue darauf: Gott findet dich schön! Gott ist Schönheit, Gott ist die Quelle aller Schönheit, und du bist sein Abbild. Je mehr du dich von Gott erfüllen lässt, desto schöner wirst du.

Deine Augen hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben. - Eigentlich heißt es: Deine Augen sind Taubenaugen. Tauben sind in der Bibel Symbole für Liebe, eheliche Treue, Unschuld und Frieden. Die Augen sind Spiegel der Seele. Leben in deiner Seele Liebe, Treue, Unschuld und Frieden, dann werden deine Augen Taubenaugen sein.

Habt ihr schon einmal in Augen geblickt, die voller Hass und Missgunst und Neid und Gier waren? Habt ihr schon einmal in Augen geblickt, in denen ihr die Liebe Gottes gesehen habt?

Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead ins Tal zieht. - Das ist poetische Sprache eine Hirten, der seine schwarzen Ziegen liebt. Die Herde flutet den Berghang hinab, so fluten die langen schwarzen Haare der Geliebten. Nicht, dass Gott schwarze Haare den blonden gegenüber bevorzugen würde. Wie es im Lied heißt: Ob blond, ob schwarz, ob braun, ich liebe alle Fraun! Aber in Israel ist schwarzes Haar die Haarfarbe der Jugend und weißes Haar die Haarfarbe des Alters. Die Geliebte ist also jung. Paulus vergleicht das lange Haar der Frauen mit einem Schleier. Die Frau soll gewissermaßen verschleiert sein: als Braut trägt sie den Hochzeitsschleier, als Gottgeweihte Braut Jesu den Nonnenschleier, als Witwe den Witwenschleier. Es geht nicht um eine islamische Burka, aber es geht um das bräutliche Verhältnis zu Gott (Brautschleier) und es geht auch um eine gewisse Verschleierung des nackten Leibes. Das Gegenteil dazu ist die zur-Schau-Stellung der eigenen Nacktheit, wie teilweise in der modernen Mode und offensichtlich in der Pornographie.

2 Deine Zähne sind weiß wie frisch geschorene Schafe, die aus der Schwemme kommen. Sie stehen in zwei vollkommenen Reihen, keiner von ihnen fehlt. - Die Braut hat schöne weiße Zähne in geraden Reihen, wie frisch gewaschen, kein Zahn fehlt, sie stehen in perfekter Harmonie einander gegenüber. In der Liebespoesie werden die Zähne der Geliebten oft mit Elfenbein oder mit Perlen verglichen.

Petrus klagte über die Vergänglichkeit der Welt. Er ging mit Jesus spazieren, da lag der Kadaver eines Hundes am Wegesrand. Petrus sagte: Siehe, alles verfällt der Verwesung. Jesus lächelte und sagte: Aber seine Zähne sind schön wie Perlen!

3 Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen, dein Mund ist verlockend und schön. - Scharlachrot oder Karmesinrot oder Rosinenfarben, das wird unterschiedlich übersetzt. Das könnten verschiedene Lippenstifte sein. Ein roter Mund, ein Purpurmund, ein Kirschenmund! Gott möchte die Geliebte küssen, weil ihr Mund so schön ist!

Hier ein Gedicht von einem deutschen Liebesdichter aus der Barockzeit:

Auf den Mund

Mund! der die Seelen kann durch Lust zusammen hetzen,
Mund! der viel süßer ist als starker Himmelswein,
Mund! der du das Elixier des Lebens schenkest ein,
Mund! den ich vorziehn muß der Inderreichen Schätzen,
Mund! dessen Balsam uns kann stärken und verletzen,
Mund! der vergnügter blüht als aller Rosen Schein,
Mund! welchem kein Rubin kann gleich und ähnlich sein,
Mund! den die Grazien mit ihren Quellen netzen;
Mund! ach Korallenmund, mein einziges Ergetzen!
Mund! laß mich einen Kuß auf deinen Purpur setzen.

Wenn wir zu Gott beten, schaut Gott auf unsern Mund, und das Gebet ist ein Küssen Gottes.

Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines Granatapfels. - Hier haben wir wieder den Schleier. Der steht für Keuschheit und Liebe. Die Wangen sind rosig. Das ist das blühende Gesicht eines Mädchens von makelloser Schönheit, ein weißes Gesicht mit etwas Röte. Marco nennt das Susannes Schneewittchen-Teint… Der chinesische Dichter spricht von Pfirsichwangen.

4 Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen wie der Turm Davids, dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden, die daran hängen. - Ich finde einen langen, schlanken, weißen Hals sehr schön, darauf ein Kopf in der Form eines schlanken Ovals. Das ist die Grazie einer florentinischen Adligen aus dem 16. Jahrhunderts. Hier wird der Hals mit dem Elfenbeinturm Davids verglichen. Die Schilde Davids sind vielleicht Kettchen mit wundertätigen Medaillen oder mit Kreuzen (mit oder ohne Christus).

5 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die zwischen Lilien weiden. - Aha, sagt Marco, die Brüste sind wie Rehzwillinge, also braun und behaart?… Luther übersetzt mit Reh, weil es in Deutschland keine Gazellen gibt. In Hamburg im Serengeti-Park sah ich Gazellen und Antilopen, beides wunderschöne Tiere, die Gazellen noch schlanker und graziöser als die Antilopen, mit einem hellen, weißbräunlichen Fell, aber glatt, langen schlanken Beinen (Gazellenbeine der Geliebten), sehr graziös, sehr anmutig, sehr schön, sehr fein, sehr rein und hochsensibel und zärtlich. Und die Brüste sind Kitze, also ganz jung. Und sie sind Zwillinge, als schön harmonisch gepaart. An anderen Stellen im Hohenlied werden die Brüste auch mit Weintrauben verglichen. Die Liebespoesie in Deutschland spricht auch von Taubenbrüsten. Ein mir bekannter Dichter verglich die Brüste seiner Geliebten mit Magnolienblüten.

So schön also ist die Geliebte Gottes. Jeremia in seinen Klageliedern nennt sie „der Schönheit Vollendung, das Entzücken der ganzen Welt!“. Die lateinische Kirche nennt sie „tota pulchra perfectissima“ - ganz perfekte Schönheit. Warum ist sie so schön? Weil sie das Meisterwerk Gottes ist, und Gott ist die Quelle aller Schönheit!

6 Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, will ich zu dir kommen – zu dem Hügel, der nach Myrrhe und Weihrauch duftet. 7 Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir.

Eine ungenaue Übersetzung. Luther übersetzt:
6 Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel.

Warum ist das besser? Weil es um den Myrrhe-Berg und den Weihrauch-Hügel geht. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ein Berg ist größer als ein Hügel. Ein spanischer Mystiker aus dem 16. Jahrhundert, Johannes vom Kreuz, sagte: Der Myrrhe-Berg ist die Gottesliebe, der Weihrauch-Hügel ist die Nächstenliebe. - Beide gehören ja zusammen: Wenn man Gott nicht liebt, kann man auch die Nächsten nicht wahrhaft lieben. Und wenn man die Nächsten nicht liebt, kann man auch Gott nicht lieben. Das Doppelgebot von Gottesliebe und Nächstenliebe ist das Hauptgebot Jesu. Er sagt, das ist der Inhalt des Gesetzes Moses und der Propheten. Aber da der Myrrheberg der Gottesliebe größer ist als der Weihrauchhügel der Nächstenliebe, muss Gott und der Liebe zu Gott der erste Platz im Leben eingeräumt werden.

7 Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir. - Deine Schönheit ist vollkommen ist die tota pulchra pferfectissima, die total perfekte Schöne! Kein Makel ist an dir, oder: Kein Flecken ist an dir. Salomo nennt sie die Makellose oder die Unbefleckte. Paulus spricht von der Kirche Gottes: „Durch sein Wort hat er alle Schuld von ihr abgewaschen wie in einem reinigenden Bad. So sorgt er selbst dafür, dass sie zu einer schönen und makellosen Braut für ihn wird, ohne Flecken, Falten oder einen anderen Fehler, weil sie allein Christus gehören soll.“

Hier der Zusammenhang des Verses, eine Rede des heiligen Paulus über die christliche Ehe, Epheser 5

21 Ordnet euch einander unter; tut es aus Ehrfurcht vor Christus. 22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, so wie ihr euch dem Herrn unterordnet. 23 Denn wie Christus als Haupt für seine Gemeinde verantwortlich ist, die er erlöst und zu seinem Leib gemacht hat, so ist auch der Mann für seine Frau verantwortlich. 24 Und wie sich die Gemeinde Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen in allem ihren Männern unterordnen. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus seine Gemeinde liebt: Er hat sein Leben für sie gegeben, 26 damit sie ihm ganz gehört. Durch sein Wort hat er alle Schuld von ihr abgewaschen wie in einem reinigenden Bad.2 27 So sorgt er selbst dafür, dass sie zu einer schönen und makellosen Braut für ihn wird, ohne Flecken, Falten oder einen anderen Fehler, weil sie allein Christus gehören soll. 28 Darum sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Wer nun seine Frau liebt, der liebt sich selbst. 29 Niemand hasst doch seinen eigenen Körper. Vielmehr ernährt und pflegt er ihn. So sorgt auch Christus für seine Gemeinde; 30 denn wir sind schließlich die Glieder seines Leibes. 31 Erinnert euch an das Wort: »Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.«3 32 Das ist ein großes Geheimnis. Ich deute dieses Wort auf die Verbindung zwischen Christus und seiner Gemeinde. 33 Es gilt aber auch für euch: Ein Mann soll seine Frau so lieben wie sich selbst. Und die Frau soll ihren Mann achten.

Die christliche Ehe ist ein Abbild der Ehe zwischen Christus und seiner Kirche. Der Ehemann stellt Christus dar (seine Krone ist eine Dornenkrone!) und die Frau stellt die Kirche dar. So ist Ehe und Familie eine Hauskirche, eine Kirche im Kleinen.

Was meint ihr: Ist in der Familie der Mann das Familienoberhaupt oder sind die Ehepartner gleichgestellt?

Er:
8 Komm mit mir, meine Braut, steig mit mir herab vom Libanon, verlass den Gipfel des Amanaberges, den steilen Senir und den Hermon! Komm weg von den Klippen, wo die Löwen und Leoparden lauern! 9 Du hast mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem einzigen Blick hast du mein Herz gestohlen. Schon eine Kette deines Halsschmucks zog mich in deinen Bann! 10 Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein Mädchen, meine Braut! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm. 11 Wie Honig schmecken deine Lippen, meine Braut, ja, süße Honigmilch hält deine Zunge für mich bereit! Und wie der Wald dort auf dem Libanon, so duften deine Kleider!

8 Komm mit mir, meine Braut, steig mit mir herab vom Libanon, verlass den Gipfel des Amanaberges, den steilen Senir und den Hermon! Komm weg von den Klippen, wo die Löwen und Leoparden lauern! - In einer frühchristlichen Schrift aus dem zweiten Jahrhundert über den Heimgang der Jungfrau Maria kommt Christus vom Himmel und sagt: Veni sponsa mea: Komm mit mir meine Braut, komm mit mir vom Libanon, wo die Panther lauern. - Und wenn ein Christ oder eine Christin stirbt, kommt Jesus, die Seele abzuholen, und sagt: Komm mit mir, meine Braut, komm mit mir, weg aus dem finstern Wald, wo die Wölfe lauern! Komm mit mir, meine Braut-Seele, komm mit mir zum himmlischen Hochzeitsfest! Oder den Feinschmeckern unter uns: Komm mit mir zum Himmlischen Hochzeitsmahl…

9 Du hast mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem einzigen Blick hast du mein Herz gestohlen. Schon eine Kette deines Halsschmucks zog mich in deinen Bann! - Ihr wart doch alle mal jung und verliebt – wart ihr da nicht auch verzaubert von eurem Liebling? Und so ist Jesus von dir verzaubert. Die Halskette nennt die Gute-Nachricht-Bibel ein Zauberamulett um den Hals der Geliebten. So ist Jesus wirklich verzaubert! - Und bist du auch verzaubert von Jesus? Bist du verzaubert von Gottes Liebe? Wäre das nicht schön, so zu leben: Verzaubert von Gottes Liebe?

10 Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein Mädchen, meine Braut! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm.

Ich glaube, Jesus ist heute sehr traurig, dass in der Menschheit heute nur noch so wenige ihn lieben. Lasst uns Jesus in seinem göttlichen Liebeskummer trösten! Wenn wir ihn lieben, nicht nur mit dem Intellekt, sondern von ganzem Herzen, mit allenTiefen der Seele, dann macht ihn das glücklich, dann tröstet ihn das, dann trocknen wir seine Tränen! Beten wir dafür, dass unsre Liebe zu Gott immer glühender, immer feuriger Werde! Hören wir auf mit unserer Lauheit! Denn die „Lauen werde Ich ausspeien“, sagt Jesus.

11 Wie Honig schmecken deine Lippen, meine Braut, ja, süße Honigmilch hält deine Zunge für mich bereit! Und wie der Wald dort auf dem Libanon, so duften deine Kleider! - Gott hatte ja Israel, dem Volk Gottes, versprochen, sie in das Land zu führen, in dem Milch und Honig fließen. Christus verspricht uns, uns in das himmlische Paradies zu führen, wo Milch und Honig fließen. Hier sind nun Milch und Honig im Munde der Geliebten, ihre Zunge fließt über von Honig. Das heißt: Sie ist das Paradies! - Jesus will sich in unseren Seelen aufhalten wie im Paradies! Seht eure Seele an als einen wunderschönen Garten, in dem Jesus sich ausruhen kann, in dem das Jesuskind spielen kann, in dem Jesus seine Geliebte lieben kann, in dem Gott in der Abenddämmerung spazieren geht. So gesehen, wenn Jesus in unserer Seele lebt und liebt, haben wir den Himmel in unserem Herzen. Lasst uns für Jesus kein steiniger Boden sein oder eine brennende Wüste voller Schlangen und Skorpione! Bitten wir Jesus, unsere Seele zu Gottes Paradiesgarten zu machen, zu Gottes Lustort!







SIEBENTER ABEND

Er:
12 Mein Mädchen ist ein Garten, in dem die schönsten Pflanzen wachsen. Aber noch ist er mir verschlossen. Meine Braut ist eine erfrischende Quelle, aber noch kann ich nicht davon trinken. 13 Ja, dein Körper ist ein herrlicher Garten. Darin stehen Granatapfelbäume mit köstlichen Früchten, und die Hennasträucher blühen in voller Pracht. 14 Es duftet nach Narde und Safran, Kalmus und Zimt; selbst Weihrauchsträucher, Myrrhe, Aloe und die edelsten Balsamgewächse sind dort zu finden. 15 Du bist eine sprudelnde Quelle mit frischem Wasser, vom Libanon fließt es herab.

Die Frau wird hier als Paradies dargestellt. Das hat eine menschliche und eine geistliche Bedeutung.

In der menschlichen Liebe ist für den Mann die geliebte Frau ein Paradiesversprechen. Sieht der Verliebte die Geliebte, denkt er: Oh, mit ihr zusammen zu sein, das muss das Paradies sein! Mit ihr zu schlafen, das wäre der Himmel auf Erden! Sie ist so appetitlich wie der Apfel aus dem Garten Eden! „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!“ (sagt ein französischer Dichter) Ihr Schoß ist eine Feige oder eine Pflaume! Ihre Brüste sind wie Weintrauben! In ihren Nabel will ich Honig tröpfeln und den Honig dann kosten! Ihre Gestalt ist schlank wie eine Birke! Sie ist wirklich ein Paradies, in dem ich lustwandeln möchte! - So oder ähnlich denkt der Verliebte. Aber die Frau VERSPRICHT ihm nur das Paradies, in Wirklichkeit kann sie ihm das Paradies auf Erden nicht schenken. Aber das ändert nichts daran, dass sie ihm eine Ahnung vom Paradies eingeflößt hat. Wer ihm wirklich dieses Paradies schenken wird, das ist der Gott der Liebe, am Ende seines Lebens im Himmel.

Wie geht das den Frauen? Stellen sie sich auch vor: Mit diesem Mann in einer Ehe zusammen zu leben, das wäre der Himmel auf Erden? Vielleicht weniger ein Himmel berauschender Sinnlichkeit - - aber ein Himmel der Geborgenheit, der Zufriedenheit, der Zärtlichkeit, des Vertrauens?

Die #Frau als Paradies, das hat auch eine geistliche Bedeutung. Durch die ganze Bibel zieht sich die Gestalt einer Frau, die kann man die FRAU DER OFFENBARUNG NENNEN. Im ersten Buch der Bibel am Anfang ist es Eva, die Mutter aller Lebenden. Bei den Propheten ist es Israel, die Braut Jahwes, die vom Herrn manchmal eine Hure genannt wird, wenn sie mit dem Gott Baal die Ehe bricht. Im Hohenlied ist es Sulamith. Im Neuen Testament ist es die Jungfrau Maria, die Ja sagt zu Gottes Willen, dass sie die Mutter seines Sohnes wird. Paulus nennt sie die Kirche, eine makellose Jungfrau, ohne Flecken, Falten und Runzeln. Und im letzten Buch der Bibel, in der Johannes-Offenbarung ist sie die Himmlische Jerusalem, die Braut (griechisch „Nymphe“) des Lammes. DIESE FRAU DER OFFENBARUNG IST DAS PARADIES, DER LUSTORT GOTTES, DER GARTEN, IN DEM GOTT LUSTWANDELT.

Sie:
16 Kommt, Nordwind und Südwind, durchweht meinen Garten, tragt seine Düfte hinaus! Komm, mein Liebster, in deinen Garten und genieße die köstlichen Früchte!

In Israel wehen die Winde anders als in Deutschland, darum werden hier Nordwind und Südwind beide als segensreich betrachtet. Wir würden sagen: Nordwind, weiche, komm, Westwind, und bringe den Frühling, komm, heißer Südwind, und bringe den Sommer!

Der Wind steht in der Bibel meistens für den heiligen Geist. Wind und Geist sind im Hebräischen das selbe Wort: Ruach. Heiliger Geist heißt auf Hebräisch Ruach ha-kadosch. Ruach ist ein weibliches Wort. Der Heilige Geist ist im Hebräischen weiblich! Im Griechischen heißt es Pneuma, DAS Pneuma. Im Lateinischen Spiritus Sanctus, wie im Deutschen DER Heilige Geist. Im Deutschen übrigens stammt das Wort Geist nicht von Wind ab, sondern von Gischt. Wie die Schwaben sagen: De Heilige Geischt… Da steckt noch Gischt hörbar drun. Sulamith sagt also: Komm, Heiliger Geist!

GEBET
Komm, Heiliger Geist , auf uns herab

Wir beten um den Heiligen Geist

V. Lasst uns beten, dass der Geist Gottes uns begleite und stärke!
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes öffne unsere Augen, damit wir die Zeichen der Zeit richtig erkennen.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes öffne unsere Ohren, damit wir einander gut zuhören und nicht überhören, welchen Weg Gottes Wort uns heute weisen will.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes stärke unseren Verstand, damit wir alles ernsthaft prüfen, das Gute aber erkennen und unterstützen.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes stärke unseren Mut und unsere Kraft, damit wir das verwirklichen, was wir als richtig erkannt haben.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes öffne unsere Hände, damit wir dankbar Gottes Güte empfangen und seine Liebe weitergeben können.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Der Geist Gottes bewege unsere Füße, damit wir uns immer wieder mit denen auf den Weg machen, für die wir da sind.
A. Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V. Wir danken dir, Gott, dass du uns mit deinem Heiligen Geist erfüllst, der über allem, durch alles und in allem ist, durch Jesus, unsern Herrn. Amen.

Komm, mein Liebster, in deinen Garten und genieße die köstlichen Früchte!

Das sagt Sulamith zu Salomo. Aber geistlich gesprochen sagt die christliche Seele zu Jesus: Komm, liebster Jesus, komm in meine Seele. - Und Jesus sagt zu dir, christliche Seele: Geliebte Seele, ich möchte in dir leben wie in einem Garten! Mach deine Seele zu meinem Garten, in dem ich immer lustwandeln kann! Lass mich in dem Garten deiner Seele ruhen! Wenn du betest, wird deine Seele viel schöner, wie die Blumen nach dem Winter ihre ganze Schönheit zeigen! Wenn du mich liebst und weißt, dass ich dich liebe, soll für immer in deiner Seele ein Frühlingsgarten blühen!


Er:
1 Ich betrete den Garten, mein Mädchen, meine Braut. Ich pflücke die Myrrhe und ernte den Balsam. Ich öffne die Wabe und esse den Honig. Ich trinke den Wein und genieße die Milch. Esst auch ihr, Freunde, trinkt euren Wein! Berauscht euch an der Liebe!

Im Garten (der christlichen Seele) wachsen Myrrhe und Balsam, die der Geliebte Jesus pflückt. Myrrhe ist ein Kraut, das bitter schmeckt, wenn es aber zerrieben wird, duftet es süß. Die Magier aus dem Morgenland gaben dem Jesuskind Myrrhe als Zeichen für seinen Kreuzestod. Myrrhe steht also für das Leiden des Christen. Wenn ein Christ leidet (körperlich oder seelisch), dann kann er seine Leiden mit Christi Leiden im Gebet vereinigen, ja, er kann sein Leiden so verstehen: Der Gekreuzigte Christus leidet sein Erlöserleiden HEUTE in mir, einem Glied an seinem Leib, um HEUTE sein Erlöserleiden in unsere Zeit zu tragen. - - Balsam heilt Wunden. Im Mittelalter nannte man Maria „Balsamstaude“, das heißt „Trösterin der Betrübten“. Balsam steht für Trost und Linderung der Schmerzen. Jesus will also beides in unseren Seelen ganz für sich haben: Unsere Leiden und Schmerzen und unsere Zeiten, in denen wir im Trost Gottes leben.

Im Garten der Seele will Jesus Milch trinken und Honig essen. Im Alten Testament ward den Kindern Israel versprochen ein Land, das Gelobte Land, in dem Milch und Honig fließen. Wir sollen für Jesus ein Gelobtes Land sein, wo Milch und Honig fließen. Der Name Jesu ist süß wie Honnig, sagte ein mittelalterlicher Heiliger. Möge der Name Jesu immer auf unserer Zunge sein, dann wird unsere Zunge süß wie Honig! Paulus sagt, er gebe die gesunde Lehre des Christentums der Gemeinde, wie eine Mutter ihren Kindern Milch gibt. Das Wort Gottes ist wie Milch. Wir sollen uns ernähren mit der Milch des Wortes Gottes. Im Mittelalter sagte man: Frau Weisheit hat zwei Mutterbrüste, aus denen die Milch des Wortes Gottes kommt, die eine Brust ist das Alte Testament, die andere Brust das Neue Testament.

Esst auch ihr, Freunde, trinkt euren Wein! Berauscht euch an der Liebe!

Im menschlichen Sinn heißt das: Genießt eure Speise mit Dank an Gott, der euch eure Speise gibt. (Dankt ihr Gott täglich für eure Nahrung?) Genießt euren Wein (in Maßen, sagt die Weisheit Gottes)! Genießt eure (eheliche) Liebe!

Im geistlichen Sinn heißt das: Jesus nennt seine Jünger seine Freunde, seine Jüngerinnen seine Freundinnen. Esst das Brot beim Mahl des Herrn (den Leib Christi) und trinkt den Wein beim Mahl des Herrn (das Blut Christi), und berauscht euch an der Liebe Gottes!

GEBET

Marco:
Vater und Herr, gib mir die Gnade, mich immer an dem Wein der Freude Gottes zu berauschen und an der Liebe meiner Frau, die du mir beschert hast!

Heinz:
Herr, gib mir die Gnade, meine Schmerzen mit den Schmerzen Jesu zu vereinigen und lass meine Schmerzen einen Anteil an den Schmerzen Jesu sein, und so lass mich ganz eins sein mit dem Gekreuzigten!

Torsten
Herr und Bräutigam Jahwe, lass mich immer an den Mutterbrüsten der göttlichen Weisheit die Milch des Alten Testaments und den Wein des Neuen Testaments trinken!

Sabine:
O Jesus, mein höchster Freund und gewissermaßen mein geistlicher Ehemann, lass immer deinen süßen Namen Jesus im Lobpreis auf meiner Zunge sein und berausche mich mit deiner Liebe, mein geliebter Jesus!

Susanne:
Herr, lass meine Seele deinen schönen und duftenden Frühlingsgarten sein, in dem du gerne ruhen magst!

Meike:
Herr, berausche mich mit deiner Liebe und lass mich immer deine Liebe genießen in der Liebe meines Mannes, meiner Kinder und Enkelkinder, auf dass ich trunken von Liebe werde und deine genossene Liebe in meine family ströme!

Monika:
Herr, lass mich im Himmel ruhen in den verwunschenen Garten Gottes, wo ich mit dir ruhen möchte in der tiefen vertraulichen Gemeinschaft mir dir, dem Gott der Barmherzigkeit.

Amen.



ACHTER ABEND

Sie:
2 Ich schlief, doch mein Herz war wach. Da, es klopft! Mein Liebster kommt!

Kennt ihr das, man schläft, aber das Herz ist wach, es hat lebhafte Träume, es denkt oder betet oder singt weiter?

Freund und Freundin sind noch nicht verheiratet, also (wie in der biblischen Moral üblich) wohnen sie noch nicht zusammen in einem Haus. Auch Josef war mit Maria schon verlobt, aber sie wohnten noch nicht in einem Haus, als Maria vom Heiligen Geist den Sohn Gottes jungfräulich empfing.

3 Ich habe mein Kleid schon ausgezogen, soll ich es deinetwegen wieder anziehen? Meine Füße habe ich schon gewaschen, ich würde sie nur wieder schmutzig machen. 4 Jetzt streckt er seine Hand durch die Öffnung in der Tür. Mein Herz schlägt bis zum Hals, weil er in meiner Nähe ist. 5 Ich springe auf und will dem Liebsten öffnen; meine Hände greifen nach dem Riegel, sie sind voll von Myrrhenöl. 6 Schnell öffne ich die Tür für meinen Liebsten, doch weg ist er, spurlos verschwunden.

Nachts kommt der Freund zu Besuch, er klopft, er bittet sie, zu ihm herauszukommen, aber sie sagt: Ich habe schon gebadet und liege schon im Schlafanzug im Bett. Er aber versucht ihr dennoch nahezukommen und sie zu berühren. Ihr Inneres flutet ihm entgegen, sie möchte doch zu ihm und ihn umarmen. Im Schlafanzug (oder Négligé) macht sie die Haustür auf, aber ach, ach, er ist weg! Hat er die Geduld verloren, weil sie ihn nur so zögerlich erhörte?

Habt ihr das in eurer Lebensgeschichte erlebt, dass es eine erste zarte Anfrage von Jesus gab, ob du an ihn glauben willst, du weißt das erst jetzt, im Nachhinein: Ja, damals klopfte Jesus bei mir an, aber ich habe es nicht deutlich gehört, ich habe gezögert, ich habe mich noch nicht entscheiden können?

6 Entsetzen packt mich: Er ist fortgegangen! Ich suche ihn, doch ich kann ihn nirgends finden; ich rufe laut nach ihm, doch er gibt keine Antwort. 7 Bei ihrem Rundgang greifen die Wächter mich auf. Sie schlagen und verwunden mich, ohne Mitleid reißen sie mir den Umhang weg. 8 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch: Wenn ihr meinen Liebsten findet, dann sagt ihm, dass ich krank vor Liebe bin.

Kennt ihr das: Ihr schreit zu Gott, aber ihr habt das Gefühl, das Gebet dringt nicht durch die Zimmerdecke oder Gott hat sich die Ohren verstopft? Kennt ihr das: Ihr betet den ganzen Tag und die ganze Nacht um Trost und habt euch müde gebetet und geht enttäuscht und trostlos ins Bett?

Kennt ihr das: Ihr habt Glaubenszweifel: Warum ließ Gott Auschwitz zu? Warum lässt Gott die Kinder in Afrika verhungern? Warum hat Gott mir meinen Vater / meine Geliebte durch den Tod genommen? Ihr sucht nach einer Antwort, aber Gott gibt euch keine Antwort? Jesus ist das WORT Gottes – aber gibt es nicht auch das SCHWEIGEN Gottes?

8 Wenn ihr meinen Liebsten findet, dann sagt ihm, dass ich krank vor Liebe bin.

Wart ihr schon einmal krank vor Liebe?

Der russische Dichter Alexander Puschkin schrieb:

Seht, hier liegt elend ein Student,
Schrecklich das Los, das ihm zuteil war.
Es hilft ihm kein Medikament:
Die Krankheit Liebe ist unheilbar!

Ein alter Blues-Song fragt: Have you ever loved a woman so much, you‘ve trembled in pain? Hast du je eine Frau so sehr geliebt, dass du gezittert hast vor Schmerzen?

Und was heißt es, wenn die Seele zu Jesus sagt: O Jesus, mein Freund, ich bin krank vor Liebe? Ich verzehre mich vor Sehnsucht nach dir! „Unruhig ist unser Herz, Herr, bis es Ruhe findet in dir!, sagte Augustinus. Die junge Nonne Therese von Lisieux starb mit vierundzwanzig Jahren, eins ihrer letzten Worte war: NUN bin ich ein geheiltes Kind…
Die Charismatiker singen das Lobpreislied: Komm, Heiliger Geist! Haben sie auch brennende Sehnsucht nach dem Kommen des Heiligen Geistes? Oder singen sie es nur, weil es eine so schöne Melodie hat?

AGNES VON ROM
ÖKUMENISCHES HEILIGENLEXIKON
Frühchristliche Schriftsteller berichten vom Martyrium der Agnes von Rom. Sie betonen die Schönheit und Glaubenssicherheit der zwölfjährigen Agnes aus vornehmer Familie. Der Werbung des Sohnes des Stadtpräfekten Symphronius trat die vornehme Römerin ablehnend gegenüber mit der Begründung, sie sei schon verlobt. Mehrfache Nachfrage des Jünglings beantwortete sie schließlich damit, ihr Verlobter sei Jesus Christus. Agnes wurde nun vor Gericht gestellt, aber alle Vorstellungen, Bitten und Drohungen des Richters konnten ihre Standhaftigkeit nicht erschüttern. Da befahl er, sie nackt auszuziehen und zur Prostitution zu zwingen. Aber ihre langen goldenen Locken umhüllten sie wie ein dichter Mantel, ein Engel brachte ihr ein Lichtgewand, von dem das ganze Haus durchstrahlt wurde.
Der Sohn des Präfekten suchte sie dann mit seinen Gesellen im Bordell auf, geblendet wichen sie zurück; er selbst fiel, vom bösen Geist erwürgt, tot um, als er Agnes berühren wollte. Durch ihr Gebet ins Leben zurückgerufen, ließ er sie als Zauberin denunzieren. Der Präfekt wagte weder, sie zu retten, noch sie zu verurteilen, ging außer Landes und überließ sie einem anderen Richter. Dieser ließ sie im Stadion des Kaisers Domitan in ein großes Feuer werfen, aber die Flammen wichen vor ihr zurück.
Da befahl der Präfekt, dass man ein Schwert durch ihre Kehle stoße. Sie wurde also getötet, wie dies mit Lämmern geschah; deshalb wird sie zusammen mit einem Lamm dargestellt, dem Symbol des Opfertodes Christi.

Die Mädchen:

9 Warum beschwörst du uns, du schönste aller Frauen? Was hat denn dein Liebster anderen voraus? Was unterscheidet ihn von den anderen Männern?

Was findest du denn so toll an Jesus? Warum findest du Jesus besser als Mohammed? Warum findest du Jesus besser als Buddha? Warum findest du Jesus besser als Venus? Was ist denn so toll an ihm?

Sie:
10 Mein Liebster strahlt vor Schönheit und Kraft, unter Tausenden ist keiner so wie er! 11 Sein Gesicht schimmert wie Gold, sein Haar ist rabenschwarz, seine Locken erinnern an die Blütenrispen einer Dattelpalme. 12 Seine Augen sind von vollkommener Schönheit, so wie Tauben, die in Milch baden und aus vollen Bächen trinken. 13 Seine Wangen duften nach Balsamkräutern, nach kostbaren Salben. Seine Lippen leuchten wie rote Lilien, sie sind mit Myrrhenöl benetzt. 14 Seine Arme sind wie Barren aus Gold, mit Türkissteinen verziert. Sein Leib gleicht einer Statue aus Elfenbein, über und über mit Saphiren bedeckt. 15 Seine Beine sind Alabastersäulen, die auf goldenen Sockeln stehn. Eindrucksvoll wie der Libanon ist seine Gestalt, stattlich wie mächtige Zedern. 16 Seine Küsse sind zärtlich, alles an ihm ist begehrenswert. So ist mein Liebster, mein Freund, ihr Mädchen von Jerusalem.

Wissenschaftler haben vor kurzem weltweite Umfragen gemacht, wie ungefähr das Schönheitsideal von Männern und Frauen ist, es ist auf der ganzen Welt ähnlich. Frauen mögen Männer mit athletischem Körper, nicht mit Bierbauch, mögen Männer mit männlichem Gesicht, kantig, mit Bartwuchs, kein Milchbubi-Gesicht. Sie mögen es, wenn Männer stark und größer sind. Männer mögen Frauen mit weiblichen Rundungen, schlanker Taille, großen Brüsten und einem Gesicht mit „Kindcheneffekt“: volle Lippen, schlanke lange Nase, große Augen, lange Haare, ovalförmiges Gesicht und nicht etwa männlich-kantig. Für Männer sind die Frauen darum etwa mit zwanzig Jahren die Schönsten.

Jesus hat schulterlange braune Locken, einen braunen Vollbart, große mandelförmige Augen, braun, aber fast wie Honig leuchtend, eine lange schlanke Nase, aber eindeutig männlich. Er trägt meist ein langes weißes Gewand mit einem goldenen Gürtel und an den Füßen Sandalen oder er geht barfuß. Von seinem Herzen strömen Strahlen der Gnade. (nach Visionen)

Gott ist der König der Könige, aber auch sehr mütterlich, er ist der Richter der Lebenden und Toten, aber auch sehr zärtlich, er ist das A und O, aber auch unendlich barmherzig und mitfühlend.

Wie beschreibt die Johannes-Offenbarung Jesu Aussehen?

Offenbarung 1

12 Ich drehte mich um, weil ich sehen wollte, wer zu mir sprach. Da sah ich sieben goldene Leuchter. 13 Mitten zwischen ihnen stand einer, der wie ein Mensch aussah. Er hatte ein langes Gewand an, und um die Brust trug er einen goldenen Gürtel. 14 Seine Haare waren so hell wie reine Wolle, ja, weiß wie Schnee. Seine Augen leuchteten wie die Flammen eines Feuers, 15 die Füße glänzten wie glühende Bronze im Schmelzofen, und seine Stimme dröhnte wie das Tosen einer mächtigen Brandung. 16 In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, doppelschneidiges Schwert. Sein Gesicht leuchtete strahlend hell wie die Sonne. 17 Als ich das sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Aber er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte, 18 und ich bin der Lebendige. Ich war tot, doch nun lebe ich für immer und ewig, und ich habe Macht über den Tod und das Totenreich.

NEUNTER ABEND

Die Mädchen:
1 Wohin ist dein Liebster denn gegangen, du schönste aller Frauen? Wir wollen mit dir gehn und nach ihm suchen, wo könnte er denn sein?

Wo ist denn Jesus zu finden? Ist er im Himmel? Aber wo ist der Himmel, etwa jenseits von Jupiter und Venus und dem Carina-Sternennebel? Oder ist der Himmel überall? Kann man Jesus auch auf Erden finden? Aber wo? In der Natur? In den Menschen? In der Kirche? Aber in welcher Kirche?

Sie:

2 Mein Liebster ging in seinen Garten, wo Balsamkräuter wachsen. Dort ist seine Weide, dort pflückt er schöne Lilien. 3 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm. Er allein darf zwischen den Lilien weiden.

Jesus geht um im Garten der Seele. Dort pflückt er Balsam. Balsam steht für Trost und Heilung und Heil. Dort pflückt er Lilien (Schoschannim), Lilien stehen für Reinheit, Keuschheit, Unschuld, Jungfräulichkeit. Mein Geliebter Jesus ist mein… Ja, Gott ist nicht nur der Gott aller Völker und der König des Universums, sondern MEIN Gott. Es nützt nichts, an die Existenz eines Gottes der kosmischen Energie zu glauben oder an ein Höchstes Wesen oder zu sagen: Da oben muss es wohl irgendetwas geben, wenn der Gott nicht MEIN Gott ist, mein Herr und Gebieter, mein Retter, den ich in meinem Herzen anbete und liebe. Und ich bin meines Geliebten… Paulus nennt sich sogar Sklave (Leibeigener) Jesu Christi. Maria sagte: Ich bin die Magd des Herrn. Magd, da steht im Griechischen doule, das heißt Sklavin, Leibeigene. Wenn du Sklave oder Sklavin Jesu bist, darf Jesus mit dir machen, was er will (es ist immer zu deinem Besten, zu deinem ewigen Heil). Kann es eine innigere Liebe zwischen Jesus und der christlichen Seele geben, als zu sagen: Ich bin dein und du bist mein!? Das ist doch ähnlich einer Ehe.

Er:
4 Schön bist du, meine Freundin, schön wie die Stadt Tirza, prachtvoll wie Jerusalem! Du hast mich erobert wie ein mächtiges Heer, das zum Krieg auszieht.

Thirza war die Hauptstadt des Nordreiches Israel. Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches Juda und Benjamin. Beide berühmt für ihre Schönheit. Die Stadt Jerusalem steht für das Gottesvolk Israel im Alten Testament. Im Neuen Testament heißt das Volk Gottes, die Kirche aus allen Völkern, das Himmlische Jerusalem. Die Kirche ist schön wie das Himmlische Jerusalem, da die Straßen aus goldenem Glanz sind, die Tore aus Perlen, die Fundamente aus Edelsteinen die Mauern aus Jaspis, stehend an einem Meer aus Kristall, in ihr scheint das Licht Gottes.

Die protestantische Kirche ist hübsch wie Wittenberg. Die katholische Kirche ist schön wie das ewige Rom. Die Bibel denkt immer drei Phänomene zusammen: Das Volk, die Stadt und die Braut. Schon im heidnischen Altertum hat man bedeutende Städte mit (göttlichen) Frauen identifiziert. Unser Staatsgebilde ist im Himmel, unsere Heimat ist das Himmlische Jerusalem, die ist die Braut des Lammes, des gekreuzigten Christus, Paulus nennt sie unsere Mutter im Himmel. In der Himmlischen Kirche gibt es keine Glaubens- oder Kirchenspaltung mehr, dort sind alle eins, eins untereinander und eins mit Jesus. Im Himmel gibt es nur die Eine Kirche Christi.

5 Wende deine Augen von mir ab, denn dein Blick überwältigt mich. Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead ins Tal zieht. 6 Deine Zähne sind weiß wie Mutterschafe, die aus der Schwemme kommen. Sie stehen in zwei vollkommenen Reihen, keiner von ihnen fehlt. 7 Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines Granatapfels.

Die Braut Gottes hat schöne lange Haare, vollkommene Zähne, sie trägt den Schleier ihrer Hochzeit und ihre Wangen sind blühend wie das Gesicht eines siebzehnjährigen Mädchens. So sieht Gott das Ideal der Kirche.

8 Mag der König sechzig Ehefrauen haben, achtzig Nebenfrauen und Mädchen ohne Zahl: 9 Ich liebe nur die eine, mein Täubchen, meine Vollkommene. Sie ist einmalig für ihre Mutter, ihr Lieblingskind, dem sie das Leben gab. Alle Mädchen, die sie sehen, bewundern ihre Schönheit. Selbst die Frauen und Nebenfrauen des Königs schwärmen von ihr. 10 Sie ist so strahlend schön wie das Morgenrot, so herrlich wie der Mond und der Schein der Sonne! Sie kann einen Mann erobern wie ein mächtiges Heer, das zum Krieg auszieht.

Heinrich Heine

Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Wonne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.

Salomo hatte als König einen Harem von ausländischen Frauen. Das waren politische Vernunftehen. Aber nur die (jüdische) Hirtin Sulamit ist die Herzkönigin. Im Alten Bund war Polygamie noch erlaubt. Im Neuen Bund gibt es nur die Monogamie. Wenn in Afrika Prediger von Jesus predigen, füllen sie Fußballstadien von begeisterten Zuhörern, aber wenn der Prediger dann von der Monogamie predigt, wird er fast gesteinigt. Das erzählte ein afrikanischer Bischof.

Dass die Frau herrlich ist wie die Sonne, mild wie der Mond, schön wie die Morgenröte und klar wie die Sternenordnungen, erinnert am Ende der Bibel an die Johannes-Vision der apokalyptischen Frau:

Offenbarung 12
1 Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt.

Dass die Frau mit einer Heerschar verglichen wird, kann etwa auf die Heere der Sterne bezogen werden oder auf die himmlischen Heerscharen (die Engel). Die Kirche, die Frau, ist die Heerführerin in allen Schlachten Gottes, ja, die Siegerin in allen Schlachten Gottes. Nur kämpft sie nicht gegen Menschen, sondern gegen Dämonen. Sie kämpft auch nicht mit militärischen Waffen, sondern mit dem immerwährenden Gebet und dem Zeugnis der Christen.

Eine Jüdin fragte den Rabbi: Hatte Salomo wirklich 1000 Ehefrauen? Der Rabbi sagte: Das musst du nicht wörtlich nehmen, denn sonst hätte er ja auch 1000 Schwiegermütter gehabt.

Die jüdischen Mystiker sagen: Salomos eigentliche Frau war Frau Weisheit. Die Zahl von 1000 Frauen bedeutet die Fülle und Vollkommenheit seiner Weisheit.

Sie:
11 Ich ging hinunter ins Tal, in den Garten, wo die Walnussbäume stehen. Ich wollte sehen, ob die Bäume schon blühen, ob der Weinstock neue Blätter treibt und ob am Granatapfelbaum Knospen sprießen. 12 Ohne dass ich es merkte, trieb mich die Sehnsucht zu meinem Liebsten, hin zu seinem königlichen Prachtwagen.

Susanne geht im Februar spazieren und schaut mit Sehnsucht und Verlangen, ob schon die Schneeglöckchen oder gar Krokus schon aus der Erde sprossen, ob endlich der lang ersehnte Frühling kommt.

Die heutigen Propheten verheißen nach der gegenwärtigen „Weltnacht“ einen „neuen Frühling der Kirche, einen neuen Frühling der Menschheit, ein zweites Pfingsten“. Die Christen schauen in die Welt, sie beobachten die Zeichen der Zeit. Sie sehen Zeichen der Weltnacht: Krieg überall, millionenfache Abtreibung, weltweiter Kindesmissbrauch, Naturkatastrophen, Hungerkatastrophen und Seuchen. Sie schauen voller Sehnsucht und Verlangen: Gibt es Zeichen des Frühlings der Christenheit, kommt schon das Neue Pfingsten?

Die Mädchen:
1 Dreh dich, Sulamith, dreh dich beim Tanz im Kreise, denn wir wollen dich bewundern!

Es heißt: Dreh dich im Tanz von Mahanajim. - Mahanajim war ein Ort an der Grenze von Moab zu Israel, am -fluss Jabbok, im Wildbachtal, da sah der Jakob Israel eine große Schar von Engeln. Man könnte also sagen: Es geht um den Tanz der Engel. Mahanajim heißt übersetzt „Doppellager“, darum übersetzen auch einige: Tanz den Hochzeitstanz.

Augustinus über den Tanz:

Ich lobe den Tanz
denn er befreit den Menschen
von der Schwere der Dinge
bindet den Vereinzelten
an die Gemeinschaft

Ich lobe den Tanz
der alles fordert und fördert
Gesundheit und klaren Geist
und eine beschwingte Seele

Tanz ist Verwandlung
des Raumes, der Zeit, des Menschen
der dauernd in Gefahr ist
zu zerfallen ganz Hirn
Wille oder Gefühl zu werden

Der Tanz dagegen fordert
den ganzen Menschen
der in seiner Mitte verankert ist
der nicht besessen ist
von der Begehrlichkeit
nach Menschen und Dingen
und von der Dämonie
der Verlassenheit im eigenen Ich

Der Tanz fordert
den befreiten, den schwingenden
Menschen
im Gleichgewicht aller Kräfte

Ich lobe den Tanz
O Mensch lerne tanzen,
sonst wissen die Engel
im Himmel mit dir
nichts anzufangen!

In charismatischen Gemeinden gibt es manchmal Lobpreistanz. Beim katholischen Weltjugendtag in Köln mit Papst Benedikt XVI gab es in der Nacht der Anbetung einen Anbetungstanz von jungen Inderinnen. Im Mittelalter gab es auch christlichen Tanz, man sprach vom Tanz der Engel, vom Tanz der Sterne und Sphären. Es gibt allerdings auch eine Tradition christlicher Prüderie, die den Tanz als buhlerisch und weltlich ablehnt. Papst Franziskus ist wohl der erste Papst der Kirchengeschichte, der Tango tanzen kann, das ist schließlich der Tanz der lateinamerikanischen Prostituierten.



ZEHNTER ABEND

Er:
2 Meine Prinzessin, wie schön sind deine Füße in den Sandalen! Die Rundungen deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmeide, ein Werk aus Künstlerhand. 3 Dein Schoß gleicht einem runden Kelch, der stets mit edlem Wein gefüllt ist. Dein Bauch ist golden wie Weizen, von Lilien umkränzt. 4 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle. 5 Dein Hals gleicht einem Turm aus Elfenbein, und deine Augen sind wie die Teiche von Heschbon am Bat-Rabbim-Tor. Deine Nase ist wie der Libanonturm, der nach Damaskus blickt. 6 Dein Kopf ist schön und majestätisch wie das Karmelgebirge. Dein Haar schimmert wie Purpur, deine Locken können einen König fesseln.

Er:
7 Wie schön und bezaubernd du bist, meine Liebste! Du bist mein ganzes Glück. 8 Deine Gestalt gleicht einer hohen Dattelpalme, und deine Brüste sind wie ihre Früchte. 9 Ich sagte mir: Ich will auf die Palme steigen und nach ihren reifen Früchten greifen. Freuen will ich mich an deinen Brüsten, die den Trauben am Weinstock gleichen. Deinen Atem will ich trinken, der wie frische Äpfel duftet.

Sie:
10 deine Lippen will ich spüren, denn sie schmecken mir wie edler Wein. 11 Ich gehöre meinem Liebsten, und sein Herz sehnt sich nach mir.

Heute wollen wir einmal über zwei Formen der christlichen Liebe sprechen, mit denen ihr vielleicht nicht so vertraut seid: MINNE und EROS.

MINNE

Was wisst ihr über Minne?

Der Minnekult ist in Südfrankreich entstanden etwa im 11. Jahrhundert. Durch die Kreuzfahrer waren die europäischen Christen mit der arabischen Liebespoesie in Kontakt gekommen. Die arabische Liebespoesie hat viel Ähnlichkeit mit dem Hohelied Salomos. Die südfranzösischen Minnesänger nannten sich Troubadoure (Ihr kennt vielleicht Troubadix, den Barden der unbeugsamen Gallier…) In Deutschland war der Höhepunkt des Minnesanges zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Die Minnesänger waren Ritter, aber keine rauen Dreinschläger, sndern Edelmänner mit sehr hohen sittlichen Ansprüchen. Es gab die Hohe Minne und die Niedere Minne. In der Niederen Minne sang der Sänger, wie er mit seiner (meist bäuerlichen) Geliebten im Klee lag und Liebe machte. Weit verbreiteter war die Hohe Minne. Der ritterliche Edelmann wählte sich eine Minnedame. Diese war in der Regel mit einem anderen Mann verheiratet. Der Minnesänger besang nun die Hohe Minnedame als Inbegriff der Schönheit und Tugend. Er begehrte sie nicht, er wollte sie nicht zum Ehebruch verführen, sondern er verehrte sie nur und pries sie in höchsten Tönen. Im 13. und 14. Jahrhundert drang dieser ursprünglich weltliche Minnekult auch in die christlichen Klöster ein. Mystisch begnadete Frauen schrieben Minnelieder der geistlichen Minne für Jesus, ihren Vielgeliebten. Die berühmteste dieser geistlichen Minnesängerinnen ist Mechthild von Magdeburg mit ihrem Buch vom fließenden Licht der Gottheit. Und in den Männerklöstern kam eine Bewegung auf, dass die Mönche die Jungfrau Maria als ihre geistliche Minnedame erwählten. In jener Zeit gab es Mönche, die sich mit dem heiligen Josef identifizierten und die Jungfrau Maria als ihre ganz reine himmlische Braut verehrten. Das nennt man dann den Kult der Marien-Minne. - Also, so schlimm war das Mittelalter gar nicht. Es ist ja zur stehenden Redewendung geworden, vom „finsteren Mittelalter“ zu sprechen. Dieser Begriff stammt von der Bewegung der Aufklärung, und von den Freimaurern, die mit dem „finsteren Mittelalter“ die Zeit des „christlichen Aberglaubens“ abtun wollten, und an die Stelle von göttlicher Offenbarung und christlichem Glauben nun allein den menschlichen Verstand und die Naturwissenschaften setzen wollten. Insofern leben wir heute immer noch in einem freimaurerischen Aufklärungszeitalter. Wer sich wirklich mit der Literatur des Mittelalters beschäftigt, sieht im Mittelalter eine starke christliche Strömung, die Kunst und Kultur durchdrungen hat, eine große Bewegung der Minne, große Kathedralen, eine starke christliche Mystik und eine hochentwickelte christliche Philosophie. Lassen wir uns nichts vormachen von den Atheisten!

Frage: Gibt es heute noch ritterliche Männer? Man sagt doch: Der geht aber ritterlich mit Frauen um. Knaben, die ich erzogen, mochten die Ritter, sie wollten selbst Drachentöter sein. Ein ritterlicher Edelmann, ist das heute vielleicht ein kultivierter Gentleman (wie Marco)? Und interessieren sich nicht auch die Pfadfinder für ritterliche Tugenden wie Ehrfurcht vor den Alten, Hilfsbereitschaft gegenüber den Schwachen, Höflichkeit und Anstand im Umgang mit dem andern Geschlecht? Und gibt es heute noch edle Damen, die die eheliche Treue hochhalten und in Sitte und Mode die Madonna nachahmen (wie Susanne), oder gibt es nur noch Nymphomaninnen der freien Liebe?

EROS

In der griechischen Sprache gibt es vier Worte für Liebe: Agape ist eine christliche Sprachschöpfung des Neuen Testaments und bedeutet selbstlos-schenkende göttliche Liebe (lateinisch Caritas). Eros (lateinisch Amor) bedeutet die leidenschaftliche Liebe zwischen Mann und Frau. Philia meint die liebevolle Freundschaft unter Männern oder unter Frauen. Sorge meint die Liebe von Eltern und Erziehern zur Kindern oder auch von Krankenschwestern zu Kranken. Im Christentum hat man sich angewöhnt zu sagen, dass die christliche Liebe Agape ist, Caritas, Nächstenliebe, und nichts mit Eros zu tun hat. So sagte mir ein evangelikaler Pastor, die Liebe Gottes habe sehr viel mit Mutter Teresa zu tun (Caritas), aber nichts mit James Bond (Eros). Nun will ich euch aber sagen, dass Jesus der wahre EROS ist!

Frage: Woran denkt ihr, wenn ihr Eros hört? An das Eros-Center und den Aphrodite-Club im Prostituiertenviertel? An erotische Filme? Das hat doch nichts mit Jesus zu tun. Woran denkt ihr, wenn ihr Amor hört? Kennt ihr den kleinen geflügelten Liebesgott Amor, ein nackter Bubi mit Flügeln, in den Händen Pfeil und Bogen und wem er ins Herz schießt, der ist unsterblich verliebt? Ihr kennt doch das Herz, von einem Pfeil durchbohrt, das Zeichen der Verliebten, das ist der Pfeil von Amor. Hat das was mit Jesus zu tun?

Als das Christentum nach Griechenland un Rom kam, da trafen die Kirchenväter auf eine antike Hochkultur mit einer großartigen Philosophie. Die mythologischen Götter wurden von den Vätern verworfen, aber von der Philosophie wurde vieles übernommen. So haben die Väter nicht den mythologischen Flügelknaben Eros übernommmen, aber den großen Eros der Philosophie.

1. Der Eros der Orphiker. Die Orphiker waren eine religiös-philosophische Sekte im antiken Mittelalter. Ihre Schöpfungsgeschichte lautete ungefähr so. Am Anfang war die Nacht, und die Nacht wurde vom Wind begattet, und so entstand das Welt-Ei, in welchem der göttliche Eros war, und aus diesem Welt-Ei ist der ganze Kosmos und die Menschheit geworden. Das erinnert doch an die Urknall-Theorie, die ja von einem katholischen Priester entwickelt worden ist. Im Mittelalter sprach die deutsche Prophetin Hildegard von Bingen: Im Anfang schuf Gott einen Ur-Kern, in dem die göttliche Intelligenz war. Diese göttliche Intelligenz bestimmten, was sich wann und wo aus dem Ur-Kern entwickelte. Man könnte also sagen: Am Anfang waren der Schöpfer und der Heilige Geist und sie schufen der Ur-Kern der Schöpfung, und in dem Ur-Kern waren der göttliche Eros – oder die göttliche Intelligenz – oder Christus, der den Ur-Knall auslöste und als Logos die Evolution von innen heraus leitet.

2. Der Eros der Platoniker. Platon war ein Schüler von Sokrates. Platon schrieb über ein Gastmahl, da Sokrates und seine Freunde darüber sprachen, wer der Eros ist. Zuletzt hielt Sokrates eine Rede, da er sagte: Ich habe diese Theorie über den Eros von der Prophetin Diotima. Eros ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen. Eros ist die Liebe zur Schönheit. Auf der untersten Stufe liebt der Mensch den schönen Körper der Geliebten. Auf einer höheren Stufe liebt er die schöne Seele der Geliebten. Noch höher ist es, wenn er die Schönheit aller Seelen und die Tugend liebt. Aber die höchste Form ist es, wenn der Mensch (geführt von Eros) die Schönheit Gottes liebt. - Nun ist Christus als Gott-Mensch der wahre Mittler zwischen Gott und den Menschen, und Christus ist der Meister und der Weg, der uns führen will zur Liebe zu Gott und zur Anbetung der Herrlichkeit des Herrn. Insofern ist Christus also auch der (platonische) Eros.

3. Der neuplatonische Roman von Amor und Psyche. In diesem in der Antike weltberühmten Roman wird die Geschichte der Liebe zwischen dem Gott Amor und der Jungfrau Psyche (Seele) erzählt. Psyche war wunderschön. Der Gott Amor besuchte sie, blieb aber unsichtbar, und erwählte sie zu seiner Braut. Aber es gab ein Gebot: Sie durfte nicht versuchen, ihn zu sehen. Psyche übertrat aber dieses Gebot (wie im Sündenfall von Adam und Eva), und der göttliche Bräutigam Amor floh in den Himmel. Psyche musste nun Buße tun und viele schmerzliche Prüfungen bestehen. Aber ihr half die Mutter des Gottes Amor, die Himmelskönigin Venus. Zuletzt kam Psyche in den Himmel und feierte mit dem Gott Amor die himmlische Hochzeit. - Das erinnerte die Väter an Christus. Christus ist vom Himmel gekommen, um die Braut Psyche (Seele) zu heiraten. Aber sie muss Buße tun für ihre Sünden und viele Prüfungen erleiden. Christus-Amor will aber seine Braut-Psyche in den Himmel führen zur himmlischen Hochzeit. Insofern ist Christus, der Bräutigam des Hohenliedes, der Bräutigam der Kirche und der Seelen, also der wahrhafte himmlische Eros-Amor.

4. Der Eros bei den christlichen Vätern. Die Väter wussten, dass „Eros“ bei den Heiden ein unsittlicher Begriff war, da standen Venus und Eros (wie heute) im Ruf, etwas mit Tempelprostitution und homoerotischer Knabenliebe zu tun zu haben, darum verwandten die Väter den Begriff Eros nicht in der Öffentlichkeit. In der Öffentlichkeit sprachen sie von Agape-Caritas, Nächstenliebe. Aber die Christen unter sich glaubten, dass Christus der wahre göttliche Eros ist. So riefen die Heiligen: Wehe, mein Eros ist gekreuzigt! Halleluja, mein Eros ist auferstanden! Ein Heiliger schleppte ein Kreuz durch die Straßen und rief: Ach! Ach! Mein Eros wird nicht geliebt! - Der göttliche Eros Christus ist Bräutigam, er ist leidenschaftlich eifersüchtig und duldet keine Rivalen neben sich, er will geliebt sein, und er will die Seelen zur Hochzeit im Himmel führen, wie im Buch der Apokalypse beschrieben… (Aber - - das bleibt unter uns!...)