VON TORSTEN SCHWANKE
Diese
Andachten habe ich als Katholik für einen Bibelkreis der Pfingstler
geschrieben. Da ich den Kreis wieder verlassen habe und nun wieder
die gesunde katholische Lehre predigen will, ohne auf das
Fassungsvermögen und die ideologischen Scheuklappen von
evangelikalen Protestanten Rücksicht nehmen zu müssen, blieb diese
Arbeit unvollendet.
ERSTER
ABEND
EINLEITUNG
Der
Autor des Hohenliedes ist laut Bibel Salomo. Es heißt eigentlich
Lied der Lieder. Eine jüdische Theologin sprach von den drei
Salomonischen Schriften des AT: Das Hohelied schrieb Salomo in seiner
Jugend, die Sprichwörter in seiner Mannesreife, den Prediger
(Koheleth) in seinem Alter. Salomo heißt der Friedliche, deutsch
etwa Friedrich oder Gottfried. Seine Braut heißt Sulamith, das heißt
auch die Friedliche, also Frieda oder Elfriede. Beide Namen leiten
sich von Schalom ab, was Frieden oder Heil bedeutet. Hebräisch heißt
Salomo oder Salomon Schlomo oder Schelomo. Er war der Sohn Davids,
König von Israel ca. 1000 vor Christus, berühmt für seine
Frauenliebe, seine Friedenspolitik und seine Weisheit.
Als
im 6. Jahrhundert nach Christus die jüdischen Rabbinen definieren
wollten, welche Schriften der jüdischen Tradition als geoffenbartes
Gotteswort anzusehen hatten, da hatten sie erst so ihre
Schwierigkeiten mit dem Lied der Lieder Salomos. Die Bibel will doch
Gott offenbaren und nicht weltliche Liebeslieder des Altertums
überliefern. Die Rabbinen sahen dann aber in den Liebesliedern eine
tiefere Bedeutung, einen tiefen geistlichen oder mystischen Sinn. Es
geht nämlich in diesen Liebesliedern eigentlich gar nicht um die
Verliebtheit von Mann und Frau, sondern nach jüdischer Auffassung um
die Liebe zwischen Gott und dem Volk Israel. Salomo, der Geliebte,
steht für Jahwe, Sulamith, die Freundin, steht für die Jungfrau
Israel. So kam die Schrift dann in den Kanon des Alten Testaments.
Das
Hohelied wird im Neuen Testament nicht wörtlich zitiert. Jesus sagte
einmal, er sei mehr als Salomo. Denn Salomo war der Bräutigam der
göttlichen Weisheit, aber Jesus ist die menschgewordene göttliche
Weisheit selbst. Jesus vergleicht auch die Schönheit der Lilien mit
der Pracht der Kleider Salomos, das ist auch eine Anspielung aufs
Hohelied. Im Johannes-Evangelium wird die Szene beschrieben, wie am
Ostermorgen Maria Magdalena ihren Geliebten Jesus im Garten sucht und
findet, das ist eine literarische Anspielung aufs Hohelied, da auch
Sulamith ihren Geliebten sucht. Schließlich bezeugt das Neue
Testament Jesus als den Bräutigam und die Kirche als seine Braut.
Jesus nennt sich selbst den Bräutigam, und Paulus nennt die Kirche
die Braut Christi, eine Jungfrau ohne Flecken, Falten und Runzeln.
Im
2. Jahrhundert nach Christus war es der berühmte
Kirchenschriftsteller Origenes, ein großer Bibelgelehrter, der die
Grundlage legte für die christliche Deutung des Hohenliedes. Er sah
die mystische Bedeutung der Liebeslieder in der geistlichen Ehe
zwischen Christus und der Kirche. Der einzelne Christ als Glied der
Kirche hat auch Anteil daran. Und so ist die geheime Bedeutung des
Hohenliedes auch die eheähnliche Liebe zwischen Christus und der
christlichen Seele.
Im
Zuge der mittelalterlichen Marienverehrung wurde das Hohelied auch
gedeutet auf die Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und der
Jungfrau Maria, der Braut des Heiligen Geistes.
In
der Zeit des Minnegesangs entstanden geistliche Minnelieder zwischen
Jesus und der in ihren Bräutigam verliebten Nonne. Das war Gertrud
die Große in ihren Buch Der Gesandte der göttlichen Liebe und
Mechthild von Magdeburg in ihrem Fließenden Licht der Gottheit. Das
war ein wichtiger Zug der deutschen Mystik. Man nennt das
Brautmystik. Bernhard von Clairveaux, ein mittelalterlicher Mystiker,
von Luther sehr geschätzt, schrieb viele Predigten zum Hohenlied,
die ich aber noch nicht gelesen habe. Im Zentrum dieser Predigten
steht der liebe Herr Jesus als Bräutigam der Seele. In Sulamith
wurde oft eine Prophetie auf die Jungfrau Maria gesehen, die steht
symbolisch für die Braut-Kirche und die christliche Seele.
Im
16. Jahrhundert war es der katholische Reformator Johannes vom Kreuz,
ein spanischer Mystiker, der selbst Liebesgedichte schrieb zwischen
der Seele und dem göttlichen Bräutigam. Er hat dann später seine
Liebeslieder kommentiert und so seine Mystik entfaltet, die den Weg
beschreibt zur mystischen Vereinigung der Seele mit Gott.
Im
17./18. Jahrhundert gab der deutsche Pietist Gottfried Arnold eine
neue Deutung des Hohenliedes. Er sah in der Braut Sulamith die
göttliche Weisheit und in Salmo dem Freund der göttlichen Weisheit.
Er hatte dann selbst auch Liebesgedichte zwischen der göttliche
Weisheit (Sophia) und dem in Sophia verliebten Christen gedichtet.
Mit dieser Deutung blieb er allerdings einsam auf weiter Flur.
Erst
im 19. Jahrhundert begann die aufkommende historisch-kritische
Methode, das Hohelied als ein Sammlung althebräischer Liebeslieder
zu deuten, die von nichts anderem Sprechen, als von Verliebtheit,
Verlobung und Ehe von Mann und Frau. Herder, der Oberhofprediger in
Weimar zur Zeit Goethes, vertrat diese Auffassung in seinem Aufsatz
Vom Geist der hebräischen Poesie. Und so versuchte sich auch Goethe
als Liebesdichter an einer Übersetzung des Hohenliedes aus dem
Lateinischen mit viel geistigem Diebstahl bei Luther.
Diese
weltliche Deutung wurde dann in der modernen Theologie des 20.
Jahrhunderts stark. Man sah nur noch eine Sammlung althebräischer
Liebeslieder. Man verglich die hebräische Liebespoesie mit der
altägyptischen und altbabylonischen Liebespoesie. Da sah man
Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Ich gebe euch gleich zwei Kostproben
der altägyptischen und altbabylonischen Liebespoesie, von mir
übersetzt und nachgedichtet.
Auch
in anderen Religionen gibt es diese Brautmystik, diese Liebespoesie
zwischen Gott und der Seele. Ich las einmal ein koreanisches
Verspoem, in dem der buddhistische Dichter eine verliebte
buddhistische Nonne besang, die sich sehnt nach der Vereinigung mit
ihrem Bräutigam Buddha. In der hinduistischen Literatur ist berühmt
das große Gedicht Gita Govinda, da der Gott Krishna oder Govinda als
Hirte auftritt und eine Liebesbeziehung mit der jungen schönen
Hirtin Radha hat. Dieses Gedicht ist noch erotischer als das Hohelied
Salomo. Auch diese Liebeslieder werden von den hinduistischen
Theologen gedeutet als Lieder von der Vereinigung der Seele mit Gott.
Dieses Poem hab ich auch übersetzt und gebe euch eine Kostprobe
davon. Auch in der islamischen Mystik gibt es eine Mystik der
erotischen Liebespoesie, da Gott oder Allah nur noch der Liebling
genannt wird.
Mein
Ansatz nun zur Auslegung des Hohenliedes wird sein: Die Liebe
zwischen Jesus und der christlichen Seele im Vergleich mit der Liebe
von Mann und Frau.
Das
Hohelied
Heinrich
Heine
Des
Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das
Gott der Herr geschrieben
Ins
große Stammbuch der Natur,
Als
ihn der Geist getrieben.
Ja,
günstig war die Stunde ihm,
Der
Gott war hochbegeistert;
Er
hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz
künstlerisch bemeistert.
Fürwahr,
der Leib des Weibes ist
Das
Hohelied der Lieder;
Gar
wunderbare Strophen sind
Die
schlanken, weißen Glieder.
O
welche göttliche Idee
Ist
dieser Hals, der blanke,
Worauf
sich wiegt der kleine Kopf,
Der
lockige Hauptgedanke!
Der
Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch
gefeilet;
Unsäglich
entzückend ist die Zäsur,
Die
streng den Busen teilet.
Den
plastischen Schöpfer offenbart
Der
Hüften Parallele;
Der
Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist
auch eine schöne Stelle.
Das
ist kein abstraktes Begriffspoem!
Das
Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat
Hand und Fuß; es lacht und küßt
Mit
schöngereimten Lippen.
Hier
atmet wahre Poesie!
Anmut
in jeder Wendung!
Und
auf der Stirne trägt das Lied
Den
Stempel der Vollendung.
Lobsingen
will ich dir, o Herr,
Und
dich im Staub anbeten!
Wir
sind nur Stümper gegen dich,
Den
himmlischen Poeten.
Versenken
will ich mich, o Herr,
In
deines Liedes Prächten;
Ich
widme seinem Studium
Den
Tag mitsamt den Nächten.
Ja,
Tag und Nacht studier ich dran,
Will
keine Zeit verlieren;
Die
Beine werden mir so dünn -
Das
kommt vom vielen Studieren.
ALTÄGYPTISCHE
LIEBESLIEDER
1
Die
Geliebte, Ohnegleiche,
Schönste
ist die Wunderbare,
Strahlend
ist sie wie des Neujahrs
Stern
vor einem schönen Jahre.
Tugendleuchtend,
samtenhäutig,
Klar
der Blicke Augenspiele,
Ihre
süßen Lippen sprechen
Nimmer
Worte sinnlosviele.
Schlanker
Hals und schöner Busen,
Lapislauzli
der Locken,
Goldener
als Gold die Arme,
Ihre
Finger Blütenglocken.
Pralle
Lenden, schlanke Hüften,
Reize
um die Schenkel fließen,
Edlen
Ganges auf der Erde,
Raubt
mein Herz mit ihrem Grüßen.
Sie
macht aller Männer Hälse
Wenden,
sich an ihr zu laben.
Jener
Jüngling, den sie grüßte,
Ist
der Erste aller Knaben.
BABYLONISCHES
HOCHZEITSLIED
DICHTER:
Inanna,
auf das Wort hin, den Befehl der Mutter,
Gebadet
und gesalbt, aß Honigseim und Butter,
Den
Körper hüllte sie mit weißlichem Gewand.
Die
Morgengabe sie bereits hielt in der Hand,
Die
Perlenkette schön sie legte an den Busen
Und
las die Poesie der tiefgeschoßten Musen.
Dumuzi
wartete bereits und war gespannt,
Inanna
öffnete die Tür mit ihrer Hand.
Im
inneren Palast hat sie für ihn geleuchtet,
So
wie des Mondes Licht die dunkle Nacht befeuchtet.
Dumuzi
sah sie froh, der er sie lang vermisst,
Und
Brust an Brüste er Inanna hat geküsst.
INANNA:
Was
ich dir sage, lass die Sängerin dir singen.
Was
ich dir sage, lass es in das Ohr dir dringen.
Von
alt zu jung mein Wort vernimm und mein Gebot:
Denn
meine Vulva ist des Himmelreiches Boot,
Ist
voller Eifer wie der junge Mond und wacker,
Und
brach liegt lange schon mein unbesamter Acker.
Was
mich betrifft, ich hab es nicht, was mir genügt,
Ich
frage meinen Gott, wer meine Vulva pflügt?
Das
unbesamte Land, wer wird den Acker pflügen?
Was
mich betrifft, die Frau, die lange schon geschwiegen,
Wer
pflügt den Acker mir, wer pflügt die Vulva mir,
Wer
durch die Furche zieht den Pflug mit seinem Stier?
DUMUZI:
O
höchste Herrscherin, der Herr pflügt deine Vulva!
Dumuzi
ich, der Herr, will pflügen deine Vulva!
INANNA:
Die
Vulva pflüge mir, mein Liebster schön und groß,
Die
Vulva pflüge mir, besame meinen Schoß!
Indische
Liebespoesie:
GITA
GOVINDA
Einmal,
im herrlichen Frühling, da Krishna wurde Radhikas Sehnsucht, fing
sie an, ihn in einem Waldhain zu suchen. Ihre eleganten, jungen
Glieder, weich wie Maddhavat-Blumen, wurden müde, und Eros machte
ihrem Geist im Delirium Angst... Damals sprach sie zu ihrem intimen
Freund liebevoll wie folgt.
Die
Malaya-Brise ist so bezaubernd wie du und kommt ungestüm umarmend
die zarten, reizenden Schlingpflanzen wieder und wieder. Die
Waldlaube ist vom süßen Klang des Kuckucks und dem Brummen der
Biene durchdrungen, wie sie sich hin und her mogelt.
Darüber
hinaus wird auch der Herr tanzen in diesem Wald mit der Laube voller
Milchmädchen, wenn der Frühling in voller Blüte ist und wenn sie
in ein Fest der Liebe eingetaucht sind.
Die
Madlati-Bäume sind mit Blüten bedeckt. Es gibt keinen freien Raum
für ihre Zweige. Unzählige Chöre von Hummeln auf Trauben von
Blumen summen. Manmathas Pfeile verletzen die Milchmädchen drüben.
Krishna schwelgt in der Liebe mit anderen tanzenden Milchmädchen.
Geschmückt
mit neuen Blättern, begeistern die Tamala-Bäume mit der Verbreitung
ihrer Moschusdüfte in alle Richtungen. Freundin, schau! Diese
glänzenden Paldsa-Blüten ähneln den Fingernägeln des
Liebesgottes. Es scheint, als ob der König der Liebe verliebt um den
Busen des jungen Paares geflattert ist.
Blühende
Kesara-Blumen scheinen die goldenen Pfeile von König Eros zu sein,
und die Trauben der Pedtali-Blumen, umgeben von Hummeln, scheinen
sein Köcher zu sein.
Es
scheint, als ob die ganze Welt schamlos geworden durch den gewaltigen
Einfluss des Frühlings. Bei diesem Anblick werden die jungen,
mitfühlenden Bäume lachend in Blüten ausbrechen unter dem Vorwand
des Frühlings. Schau! Geformt wie Speere zum Durchbohren der Herzen
der Geliebten, einsamer werden die Blumen und blühen hell in alle
Himmelsrichtungen, und die Himmelsrichtungen sind auch überglücklich,
sich mit ihnen zu vereinen.
Der
Nektar der Frühlingsblumen und der Duft der Jasminblüten sind
erregend. Auch die Köpfe der großen Weisen sind im Frühling bewegt
und sie sind plötzlich verwirrt... Der Frühling ist der selbstlose
Freund der Jugend.
Die
Mangobäume in dem Waldhain von Vrindavana, mit frisch gekeimten
Knospen bedeckt, sind von der Umarmung begeistert der rastlosen
Maddhavi-Schlingpflanzen. Der Herr wird liebevoll spielen mit den
Milchmädchen in dem reinen Wasser des Yamuna, der neben diesem
Wäldchen fließt.
*
ZWEITER
ABEND
Habt
ihr euch schon einmal gedacht, dass Jesus in euch verliebt ist, dass
er von euch schwärmt, von euch begeistert ist?
1
Das schönste aller Lieder, von Salomo.
Sie:
2
Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine
Liebe mehr als den besten Wein. 3 Der Duft deiner Salben betört
mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die
Mädchen. 4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring
mich zu dir nach Hause! Du bist mein König! Ich freue mich über
dich, du bist mein ganzes Glück. Deine Liebe ist kostbarer als der
edelste Wein. Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!
Sie:
5-6
Schaut nicht auf mich herab, ihr Mädchen von Jerusalem, weil meine
Haut so dunkel ist, braun wie die Zelte der Nomaden. Ich bin dennoch
schön, so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos. Meine Brüder waren
streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich
selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte ich keine
Zeit! Darum bin
ich
von der Sonne braun gebrannt.
Sie:
7
Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt
du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen,
nicht umherirren bei den Herden anderer Hirten!
Er:
8
Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen? Folg den
Spuren meiner Schafe und weide deine kleinen Ziegen bei den
Hirtenzelten! Dort wirst du mich treffen.
*
1
Das schönste aller Lieder, von Salomo.
Man
nennt es auch das Hohelied, es heißt eigentlich das Lied der Lieder,
auf englisch song of songs. Es wird von den Juden als das
Allerheiligste des Alten Testaments bezeichnet. Es ist ein Lied, das
aus Lieder besteht, Hochzeitsliedern.
Habt
ihr schon einmal in einer Phase der Verliebtheit oder in der ersten
Hochzeitsphase das Bedürfnis gehabt, eurer Geliebten oder eurem
Geliebten ein Liebeslied zu singen? Gab es da vielleicht einmal einen
love-song, den ihr von Herzen mitgesungen habt?
Ist
das Singen von Lobpreisliedern oder Chorälen (je nach Geschmack)
auch ein Singen von Liebesliedern für Jesus?
Ich
singe dir ein Liebeslied,
Du
mein Jesus,
Du
mein Retter!
Du
hast so viel für mich getan,
Mein
Erlöser,
Kostbarer
Jesus!
Mein
Herz ist froh,
Denn
du nennst mich ganz Dein!
Es
gibt keinen Ort, wo ich lieber wär
Als
in deinem liebenden Arm,
Deinem
liebenden Arm!
Halte
mich fest,
ganz
nah bei dir,
In
deinem Arm!
Ein
älteres Lied, aber nicht weniger voll Liebe:
1.
Ich
will dich lieben, meine Stärke,
ich
will dich lieben, meine Zier,
ich
will dich lieben mit dem Werke
und
immerwährender Begier;
ich
will dich lieben, schönstes Licht,
bis
mir das Herze bricht.
2.
Ich
will dich lieben, o mein Leben,
als
meinen allerbesten Freund;
ich
will dich lieben und erheben,
solange
mich dein Glanz bescheint;
ich
will dich lieben, Gottes Lamm,
als
meinen Bräutigam.
3.
Ach,
dass ich dich so spät erkannte,
du
hochgelobte Schönheit du,
dass
ich nicht eher mein dich nannte,
du
höchstes Gut und wahre Ruh;
es
ist mir leid, ich bin betrübt,
dass
ich so spät geliebt.
Sie:
2
Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine
Liebe mehr als den besten Wein. 3 Der Duft deiner Salben betört
mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die
Mädchen. 4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring
mich zu dir nach Hause! Du bist mein König! Ich freue mich über
dich, du bist mein ganzes Glück. Deine Liebe ist kostbarer als der
edelste Wein. Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!
Der
Kuss Jesu… Die ersten Christen haben sich immer mit dem Kuss der
Liebe gegrüßt. Das hat die Kirche dann im vierten Jahrhundert
abgeschafft, weil die Brüder die Schwestern gleich mehrmals küssen
wollten. In der Bibel heißt es: Eine richtige Antwort ist wie ein
Kuss. Wenn der Katholik ein Ave Maria betet, gibt er der Maonna einen
Kuss. Der Schöpfer hat bei unserer Empfängnis unsere neugeschaffene
Seele in die befruchtete Eizelle geküsst. Was ist der Kuss des
Heiligen Geistes? Eine begeisternde Idee, eine Inspiration.
Ich
genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. - Es geht nicht um
Wein, ob man ihn mag oder nicht, man könnte auch sagen Wodka oder
heiße Schokolade. Es geht darum, dass die Liebe Gottes uns mehr
beglückt als alle irdischen Freuden und Genüsse.
Könnt
ihr die Liebe Gottes genießen?
3
Der Duft deiner Salben betört mich. Dein Name ist wie ein besonderes
Parfüm, darum lieben dich die Mädchen.
Ich
kann dich gut riechen, sagt man. Die Werbung spielt mit der
Vorstellung, dass ein bestimmtes Parfüm sexuell attraktiv macht. Wie
duftet wohl Jesus? Dein Name (shem) ist ein ausgegossenes Salböl
(shemen), das ist ein Wortspiel. Shem, der Name, steht für den Namen
Gottes. Die Juden sprechen ja den Namen Jahwe nicht aus, sondern
sagen oft nur Ha-Schem, Der Name. Und shemen ist das Salböl. Das
Salböl steht für die Salbung mit dem Heiligen Geist, die
Bevollmächtigung zum Priester, König und Propheten. Jesus ist der
Gesalbte des Heiligen Geistes, das heißt Messias oder Christus.
Paulus sagt, wir sollen als Christen ein Duft des Lebens sein für
die Guten und ein Geruch des Todes für die Bösen. Wir sollen auch
„nach Heiligem Geist riechen“.
Könnt
ihr Jesus gut riechen?
...darum
lieben dich die Mädchen.
Mit
diesem Vers haben die Juden im Konzentrationslager Auschwitz sich Mut
gemacht. Gott ist der Gesalbte, der Messias Israels, darum lieben ihn
die jüdischen Menschen. Das hat ihnen Mut gegeben, ihr „Kreuz“
zu tragen.
4
Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir
nach Hause!
Komm,
lass uns eilen! Der König ziehe mich in seine Kammer (sein
Brautgemach). - Zu dir oder zu mir, fragen die Verliebten im modernen
Fil. Der König ist Jesus, und die Christen und Christinnen wollen
ihm nacheilen. Zieh mich zu dir, rufen sie. Jesus sagt, es kann
keiner zu ihm kommen, es sei denn, der Vater ziehe den Menschen zu
Jesus. Bring mich zu dir nach Hause… Die ersten Jünger Jesu
fragten: Meister, wo wohnst du? Er sagte: Kommt und seht! Das Haus
Christi, das ist die Kirche. Sind wir gerne in der Kirche? Das Haus
Christi ist aber auch das Vaterhaus Gottes, „in dem viele Wohnungen
sind“. Jesus bereitet uns schon unsere Wohnung, herrlicher als das
Lustschloss des Zaren, und will uns abholen. Haben wir Sehnsucht
danach, im Vaterhaus Gottes zu wohnen? Er zieht mich in seine Kammer,
in sein Brautgemach, ins Schlafzimmer Jesu, er ist der Bräutigam.
Die Brautkammer ist tief im Inneren der Seele, da wartet der
Bräutigam auf die Umarmung, auf die Liebesvereinigung.
Sie:
5-6
Schaut nicht auf mich herab, ihr Mädchen von Jerusalem, weil meine
Haut so dunkel ist, braun wie die Zelte der Nomaden. Ich bin dennoch
schön, so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos. Meine Brüder waren
streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich
selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte ich keine
Zeit! Darum bin
ich
von der Sonne braun gebrannt.
Ich
bin schwarz, aber schön. Schwarz wie die Zelte Kedars (Arabien) und
schwarz wie die Teppiche Salomos. Die Afrikaner sagen: Black is
beautiful, schwarz ist schön. In Israel war das Schönheitsideal das
einer adligen Fürstin, glatte Hände, nicht von Arbeit rauh,
schlank, vor allem weißhäutig, denn sie musste nicht in der
Sonnenhitze auf dem Feld arbeiten, wie die Bäuerinnen. Die draußen
arbeiten mussten, waren von der Sonne braun gebrannt. Das galt als
unschön. So sagt die Braut: Ich bin schwarz (braungebrannt), aber
dennoch schön. Die christliche Seele ist zwar schwarz, das heißt,
voller Sünden, Fehler und Schwächen, aber dennoch schön. In Gottes
Augen bist du schön, du bist gut geschaffeen, es ist gut, dass es
dich gibt, Gott freut sich an dir!
Könnt
ihr euch vorstellen, dass Gott euch schön findet? But the bible
tells me so!
Ihr
Frauen müsst nicht aussehen wie eine florentinische Venus oder ein
französisches Supermodel, Gott findet dich schön wie du bist. Ihr
Männer müsst nicht aussehen wie ein Topmodel oder ein
amerikanischer Filmschauspieler, Gott findet dich schön, wie du
bist, mit Bauch, mit Glatze, mit grauem Bart.
Meine
Brüder waren streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten.
Doch mich selbst zu pflegen, meinen eigenen Weinberg, dafür hatte
ich keine Zeit!
Kennt
ihr Christen, die den Nächsten MEHR lieben als sich selbst, die sich
für andere aufopfern, immer für andere leben, oft über ihre
eigenen Grenzen gehen, also die Weinberge der Brüder pflegen, aber
ihren eigenen Weinberg nicht behüten, also sich kaum Zeit für sich
nehmen, sich nichts Gutes können, es nicht aushalten können einmal
einfach nichts zu tun, nicht einfach ruhig in den Armen Jesu ruhen
können?
Sie:
7
Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt
du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen,
nicht umherirren bei den Herden anderer Hirten!
Der
Geliebte ist Hirte. Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte, meine Schafe
kennen mich. Jesus sucht das verlorene Schaf. Psalm 23: Der Herr ist
mein Hirte, nicht wird mir mangeln. Die Christen sind seine Schafe.
Herr (Geliebter) wo ist deine Herde, wo ist deine Kirche? Oder: Herr,
wo bist du? Dass ich nicht suchen muss bei andern Hirten, andern
Religionsstiftern.
Ruft
ihr auch manchmal im Gebet: Herr, wo bist du?
Wisst
ihr, dass auch der Herr oft ruft: XYZ, wo bist du?
Er:
8
Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen? Folg den
Spuren meiner Schafe und weide deine kleinen Ziegen bei den
Hirtenzelten! Dort wirst du mich treffen.
Du,
Seele, bist für Jesus die Schönste aller Frauen! Jesus liebt jeden
einzelnen Menschen immer am meisten!
Und
weißt du wirklich nicht, wo Jesus zu finden ist? Folge den Spuren
meiner Schafe – folge dem Beispiel meiner Christen. Und weide deine
Zicklein (deine Sünden) bei den Zelten der Hirten – in der Kirche,
geleitet von den Pastoren (dh Hirten). Die Kirche (die Gemeinschaft
der Getauften und Christgläubigen) ist der Leib Christi. Man kann
Jesus nicht von seiner Kirche trennen. Menschen, die Jesus ohne
Kirche wollen, machen sich meistens ein ganz falsches Jesusbild.
DRITTER
ABEND
Kap.
1
Er:
9
Wie schön du bist, meine Freundin, schön wie eine Stute vor dem
Prachtwagen des Pharaos! 10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt,
deinen Hals schmückt eine Kette. 11 Doch ich will dir noch mehr
geben: Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben und Perlen um den
Hals, in Silber gefasst!
Sie:
12
Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls.
13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit
Myrrhe. 14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs, der in den
Weingärten von En-Gedi wächst.
Er:
15
Wie schön du bist, meine Freundin, wunderschön bist du, deine Augen
glänzen wie das Gefieder der Tauben.
Sie:
16
Schön bist auch du, mein Liebster – wie stattlich anzusehen! Das
Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die
Zypressen unser Dach.
*
9
Wie schön du bist, meine Freundin, schön wie eine Stute vor dem
Prachtwagen des Pharaos! 10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt,
deinen Hals schmückt eine Kette. 11 Doch ich will dir noch mehr
geben: Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben und Perlen um den
Hals, in Silber gefasst!
Wieder
sagt Jesus zu dir, wie schön du bist! Aber habt ihr Männer schon
einmal zu eurer Geliebten gesagt: Du bist schön wie eine Stute? Und
ihr Frauen, Pferdeliebhaberinnen, würde euch das gefallen? Ich rede
hier nicht von der Stutenbissigkeit der zänischen Frauen.
Mir
fällt dazu ein Gedicht ein von dem berühmtesten Dichter Russlands,
Alexander Puschkin, aus dem 19. Jahrhundert. Es geht wohl darum, ein
geliebtes, wildes junges Mädchen zahm zu machen.
O
du junge wilde Stute,
Ehre
des kaukasischen Stalls,
Was
jagst du herum, du Gute?
Deine
Zeit kommt ebenfalls;
Schau
nicht scheel mit scheuen Blicken,
Wirf
die Beine nicht umher,
Auf
des Hügels breitem Rücken
Springe
nicht so kreuz und quer.
Warte
nur, bald gehst du leise
Unter
mir, wie ich es will:
Und
in abgemessnem Kreise
Schreitest
du im Zaume still.
Dass
Gott die gottliebende Seele mit Goldringen, Silberkettchen,
Perlenketten schmücken will, finden wir auch im Propheten Hesekiel,
da Gott als Bräutigam auftritt und seine junge Geliebte Jerusalem
schmückt:
Hesekiel,
Kap. 16
6
Da kam ich vorüber und sah dich in deinem Blut liegen und zappeln.
Ich sagte zu dir: Du sollst leben! Du sollst leben 7 und gedeihen!2
Ich ließ dich aufblühen wie eine Blume.3 So wuchst du heran und
wurdest groß und überaus schön. Die Brüste wurden rund und das
Schamhaar sprosste. Aber noch immer warst du nackt und bloß. 8
Wieder kam ich an dir vorüber und ich sah, dass du zur Liebe reif
warst. Da nahm ich dich zur Frau. Ich breitete meinen Gewandsaum über
dich zum Zeichen, dass du mir gehören und nicht mehr nackt und bloß
sein solltest. Ich schwor dir Treue und schloss den Bund fürs Leben
mit dir, ich, der Herr. So wurdest du mein. 9 Ich badete dich und
wusch dir das Blut ab, salbte dich mit Öl 10 und gab dir ein buntes
Kleid und Sandalen aus weichem Leder, ein Kopftuch aus feinstem
Leinen und einen schön gewebten Mantel. 11 Ich legte dir Schmuck an:
Armspangen, Halskette, 12 Nasenring, Ohrringe und einen kostbaren
Stirnreif. 13 So warst du nun mit Gold und Silber geschmückt und
trugst Kleider aus den schönsten und erlesensten Stoffen. Du hattest
Gebäck aus feinstem Mehl zu essen, das mit Honig und Öl bereitet
war. Du warst unaussprechlich schön und wurdest zur Königin. 14
Alle Welt rühmte deine Schönheit, die durch meinen Schmuck erst
vollkommen wurde‹, sagt der Herr, der mächtige Gott!
Womit
schmückt uns Jesus? Was gibt er uns für Gaben, geistliche Gaben,
die uns schön vor ihm und der Welt machen?
Er
schenkt uns das Taufkleid, das Leben Gottes in uns, er schenkt uns
die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, er schenkt uns
die Gaben, Charismen und Früchte des Heiligen Geistes.
Sie:
12
Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls.
13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit
Myrrhe. 14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs, der in den
Weingärten von En-Gedi wächst.
Wenn
der König an der Tafel sitzt und die Geliebte kommt und duftet nach
Narde, nach kostbarem Öl, das heißt Parfüm – erinnert euch das
an eine Szene im Neuen Testament?
Markus
14
3
Jesus war in Betanien bei Simon, dem Aussätzigen, zu Gast. Während
des Essens kam eine Frau herein. Sie hatte ein Fläschchen mit
reinem, kostbarem Nardenöl. Das öffnete sie und goss Jesus das Öl
über den Kopf.3 4 Einige der Anwesenden waren empört darüber. »Was
soll diese Verschwendung?«, sagten sie zueinander. 5 »Dieses Öl
hätte man für mehr als dreihundert Silberstücke verkaufen und das
Geld den Armen geben können!« Sie machten der Frau heftige
Vorwürfe. 6 Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum bringt ihr
sie in Verlegenheit? Sie hat eine gute Tat an mir getan. 7 Arme wird
es immer bei euch geben und ihr könnt ihnen helfen, sooft ihr wollt.
Aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch. 8 Sie hat getan, was
sie jetzt noch tun konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für das
Begräbnis gesalbt.4 9 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo
in Zukunft die Gute Nachricht verkündet wird, wird auch berichtet
werden, was sie getan hat. Ihr Andenken wird immer lebendig bleiben.«
Jesus
heißt zwar eigentlich „der Gesalbte“ (Messias, Christus), weil
er vom Heiligen Geist gesalbt worden ist, aber er wird auch immer
wieder von Frauen gesalbt, er ist auch der Gesalbte der Frauen. Eine
öffentliche Sünderin salbt seine Füße mit ihren Tränen. Maria
von Bethanien salbt ihn mit Salböl im Wert des Jahreslohnes eines
Arbeiters. Die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab Jesu gehen, wollen
ihn Salben, allen voran Maria Magdalena (aber nach orthodoxer
Überlieferung gehörte auch die Jüngerin Susanna zu den
Salbenträgerinnen).
13
Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein Säckchen gefüllt mit
Myrrhe.
Habt
ihr schon einmal an der Brust Jesu geruht, euch an seinem Herzen
ausgeruht? Das können auch Männer, sie können es tun wie der
Apostel Johannes, der beim Abendmahl am Herzen Jesu ruhte. Bittet
doch einmal im Gebet den Herrn, an seinem Herzen ruhen zu dürfen. Er
wird sich freuen.
Die
jüdischen Frauen trugen um den Hals einen kleinen Stoffbeutel mit
Duftkräutern. So hatten sie immer einen angenehmen Geruch um sich.
So ist hier ein Beutelchen mit Myrrhe erwähnt. Myrrhe brachten dem
Jesuskind auch die heiligen drei Magier aus dem Orient, die Gabe
verwies auf den Erlösertod Jesu. Denn Myrrhe ist ein bitteres Kraut,
wenn man es aber zerreibt, dann gibt es einen süßen Duft. So ist
auch das Kreuz ein bitteres Kraut, aber wenn Jesus gestorben ist,
dann wird er zum süßen Duft der Auferstehung und des ewigen Lebens.
Er:
15
Wie schön du bist, meine Freundin, wunderschön bist du, deine Augen
glänzen wie das Gefieder der Tauben.
Jesus
wird es nicht müde zu sagen, wie schön er dich findet. Das sagt
auch Gott, Jahwe, im Buch Jesaja:
Jesaja
62:
4
Du wirst nicht länger »die Verstoßene« genannt oder dein Land
»die verlassene Frau«. Nein, du wirst »Gottes Liebling« heißen
und dein Land »die glücklich Vermählte«! Denn der Herr wendet dir
seine Liebe wieder zu und vermählt sich mit deinem Land. 5 Wie ein
junger Mann sich mit seinem Mädchen verbindet, so wird sich dein
Schöpfer2 für immer mit dir verbinden. Wie ein Bräutigam sich an
seiner Braut freut, so wird dein Gott Freude an dir haben.
Denkt
doch einmal darüber nach, Gott ist fasziniert von dir wie ein junger
verliebter Mann von seiner wunderschönen Geliebten fasziniert ist!
Wenn du das nicht glauben kannst, dann sage: Aber die Bibel sagt es
so!
Deine
Augen sind (wie) Taubenaugen. Was heißt das? Was bedeutet die Taube?
Die Taube galt im alten Orient als ein Vogel, der für den Geist, für
die Seele steht. Die Taube galt als Symbol der Unschuld. Die Antike
glaubte, dass die Taube keine Galle habe, also keine Bitterkeit der
Sünde in sich. Darum nannte das Mittelalter Maria auch Gallenlose
Taube. Die Taube galt auch als Symbol der Liebe. Die Taube war der
antiken Liebesgöttin Venus heilig. Die Taube ist auch ein Symbol für
die treue eheliche Liebe, denn Tauben sind ein Leben lang treu. Wenn
der Liebhaber also zu seiner Braut sagt: Deine Augen sind Taubenaugen
– dann meint er: Deine Augen sind so seelenvoll, ich sehe deinen
unsterblichen Geist in deinen Augen leuchten, du schaust mit deiner
Unschuld und Reinheit aus den Augen, du hast so liebevolle Blicke,
zärtlich wie Turteltauben, ich sehe in deinen Augen deine Treue,
deine lebenslange eheliche Treue.
Sie:
16
Schön bist auch du, mein Liebster – wie stattlich anzusehen! Das
Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die
Zypressen unser Dach.
Was
meint ihr, war Jesus schön? Habt ihr schon einmal ein schönes
Jesusbild gesehen?
Psalm
45 prophezeit vom Messias:
3
Du bist der Schönste unter den Menschensöhnen, lieblich sind deine
Lippen; darum hat dich Gott gesegnet ewiglich.
Das
Wort „Gnade“ heißt auf griechisch „Charis“, das war bei
Homer ein Name für Venus. Charis bedeutet nicht nur theologisch
Gnade, sondern auch Freundlichkeit, Charme, Zauber, Entzücken,
Schönheit, Anmut, Liebreiz. Das alles ist in Jesus!
Das
Gras ist unser Lager, 17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die
Zypressen unser Dach.
Das
Liebespaar trifft sich nicht im „Hotel King David“ in Jerusalem,
sondern sie lieben sich im Gras, ihr Bett ist gemacht aus den Bäumen
des Waldes. Es sind also echte Naturkinder, Blumenkinder, sie sich am
liebsten unter freiem Himmel lieben...
Könnt
ihr Gott auch in der Natur begegnen? Bewegt euch die Schönheit der
Schöpfung manchmal zum andächtigen, innigen Gebet?
GEBET
DER CHRISTLICHEN SEELE ZU IHREM FREUNDE GOTT
O
Gott, ich danke dir, dass du mich liebst! Und kann ich es auch oft
nicht fühlen, weil die Welt und die Menschen und aucch die Christen
oft so kalt und herzlos sind, so sagt mir doch der Glaube, dass du
mich liebst! Und selbst, wenn du mir Schmerzen schickst, will ich
fest und treu an deine Liebe glauben!
O
Gott, ich danke dir, dass du mich schön findest! Und bin ich auch
keine Schönheit im Sinne der Modefotographen, und hör ich immer
seltener von Menschen, dass ich schön bin, so sagt mir dein Wort,
dass ich schön bin in deinen Augen! Du bist mein Schöpfer, und du
hast mich aus Liebe so geschaffen, wie ich bin, weil es dir so wohl
gefallen hat!
O
Gott, ich bitte dich, lass mich immer wieder an deinem liebevollen
Herzen ruhen, dass meine aufgescheuchte Seele bei dir den inneren
Frieden des Herzens und die gelassene Ruhe der Seele findet. Oft steh
ich in der Welt inmitten von Stürmen, von körperlichen und
seelischen Schmerzen, von Lieblosigkeit der Menschen, von Spott und
Anfeindung, von Sorgen und finanziellen Nöten. Dann rufe mich, Gott,
dass ich mich in dein Herz flüchte und Geborgenheit, Schutz und
Zuflucht finde an deiner Brust!
Ich
danke dir, Gott, dass du meine Augen liebst, die Seele in den Augen
sieht, die Zärtlichkeit und treue Liebe. Du liebst meine Seele. Ich
fühle mich oft unverstanden von den Menschen, aber du erkennst mich
ganz und gar, ja, du verstehst die Geheimnisse meiner Seele besser
als ich selbst, und du liebst mich durch und durch und ganz und gar!
Ich
danke dir, Gott, dass du die freust an mir, wie ein junger Liebhaber
an seiner wunderschönen Geliebten! Und kann ich es den Menschen oft
nicht recht machen, und haben die meisten etwas zu kritisieren und
halten die Kinder der Welt mich für verrückt mit meinem lieben
Gott, gibt es missbilligende Blicke wegen meiner Kleidung, meiner
Frisur, meiner Haut, so will ich denken: Gott freut sich an mir wie
ein Liebhaber an seiner wunderschönen Geliebten! Und das soll mir
genügen. Ich will nicht mehr den Menschen gefallen, ich will nur
noch dir gefallen, Gott!
Und
ich danke dir, Gott, du Liebhaber des Lebens, dass unser Bett die
ganze Schöpfung ist. Wohl lieb ich dich in deiner Präsenz in der
Kirche, wohl lieb ich dich in deiner Präsenz in den Kleinen, den
Armen, den Kranken, den Sterbenden, aber ich liebe deine Schönheit
auch in der lieben Sonne, im milden Mond, in den klaren Sternen, im
blauen Himmel, im majestätischen Sturm, in gewaltigen Donnern und
Blitzen, im mütterlichen Meer, in den klaren Bächen, in den breiten
Strömen, in den Blumenwiesen, in allen Frühlingsblumen, im
Vogelgesang, im freudigen Hundebellen, in den Schmetterlingen, wenn
sie tanzen, in den Bienen, wenn sie die Blumen besuchen, im Duft von
Errdbeerstrauch und Thymian, - Gott, in all der schönen Natur ist
deine schöpferische Liebe gegenwärtig.
Und
so preise ich dich mit diesem Lied:
Ich
bete an die Macht der Liebe,
Die
sich in Jesus offenbart! - Amen.
VIERTER
ABEND
Kap.
2
Sie:
1
Ich bin nur eine Narzisse in der Scharon-Ebene, eine Lilie aus den
Tälern.
Er:
2
Ja, eine Lilie bist du, meine Freundin, eine Lilie unter lauter
Dornen, schöner als alle anderen Mädchen!
Sie:
3
Und du, mein Liebster, bist wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des
Waldes, du übertriffst alle anderen Männer! Im Schatten dieses
Baumes möchte ich ausruhn und seine süßen Früchte genießen.
Sie:
4
Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er
mich liebt. 5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erfrischt mich mit
Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe! 6 Sein linker Arm liegt unter
meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 7 Ihr
Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst:
Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit
dafür kommt!
*
1
Ich bin nur eine Narzisse in der Scharon-Ebene, eine Lilie aus den
Tälern.
Die
Scharon-Ebene liegt im Norden Israels und ist berühmt für ihre
Blumenvielfalt. Ich bin eine Narzisse, heißt es hier, aber es werden
auch andere Übersetzungen, andere Blumensorten vorgeschlagen.Ich bin
eine Lilie aus dem Tal. Das Tal bezeichnet die Demut. In Psalm 131
heißt es: O Herr, ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu hoch
sind! Zur Lilie: Die Blume kommt in dieser Übersetzung immer wieder
vor. Luther übersetzte Ursprünglich Rose, die Blume der Liebe in
Deutschland. Hebräisch heißt es Schoschanna. Daher kommt der Name
Susanna, der kommt im Alten und Neuen Testament vor. Susanna wird von
Namenslexika meist mit Lilie übersetzt. In der griechischen
Übersetzung steht hier kimon, das heißt Lilie. Aber Schoschanna
kommt wohl aus dem Ägyptischen, da heißt Susanna einfach S-s-n, und
das bedeutet Lotusblume. Die Lotusblume ist in der indischen Poesie
und Mystik sehr wichtig. Die Inder sacgen, die Lotosblume wächst im
Teich, ihre Wurzeln stecken im Schlamm, aber ihre Blüte erhebt sich
noch über den Wasserspiegel. Und so der heilige Mensch, er wurzelt
im Schlamm dieser Welt, aber sein Geist erhebt sich zum Himmel. Die
Lilie nun wird von den Juden so gedeutet: Ihr Kelch ist sehr tief,
und das symbolisiert die Tiefe der Gottesliebe. In der
mittelalterlich-christlichen Blumensprache steht die Lilie besonders
für Reinheit, Keuschheit, Jungfräulichkeit. Sie ist ein Symbol
Mariens, aber auch des heiligen Josef.
Er:
2
Ja, eine Lilie bist du, meine Freundin, eine Lilie unter lauter
Dornen, schöner als alle anderen Mädchen!
Jesus
nennt seine Braut-Seele: Meine Freundin. Im Neuen Testament sagt
Jesus: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Oder: Ich
nenne euch nicht mehr Mägde, sondern Freundinnen. In einem
Gospelsong heißt es: O what a friend we have n Jesus – Oh welch
ein Freund ist unser Jesus. Und wir sind ihm Freund und Freundin. Und
er nennt seine Freundin Lilie (oder Rose oder Lotosblume) unter
lauter Dornen. Das heißt, wenn er an dich denkt, bist du ihm die
Liebste! Jesus hat eine Favoritin, und das bist du! Jesus hat einen
bevorzugten Liebling, und das bist du! Eine Lilie unter Dornen steht
auch für das Herz: Jesus sieht das Gute im Menschen. Der Mensch ist
nicht, wie Luther meinte, ganz und gar und durch und durch verdorben,
sondern der Mensch ist von Gott gut geschaffen, nur dass die Sünde
jeden Menschen krank macht und zum Bösen geneigt, aber im Innersten
Kern jedes Menschen lebt etwas Gutes, lebt ein originales Gottesbild.
Lilie unter Dornen heißt auch: Meine Freundin, du bewahrst deine
sittliche Reinheit (Lilie) mitten unter den verdorbenen Strömungen
und Gesinnungen der gottlosen Welt (Dornen).
Du
bist schöner als alle Mädchen! Das erinnert an den Ruf Elisabeths
über Maria im Lukas-Evangelium: Du bist mehr gesegnet als alle
Frauen! Darum nannte die katholische Poesie Maria auch reine Lilie
und dornenlose Rose.
Sie:
3
Und du, mein Liebster, bist wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des
Waldes, du übertriffst alle anderen Männer! Im Schatten dieses
Baumes möchte ich ausruhn und seine süßen Früchte genießen.
Die
Seele nennt den Herrn hier: Mein Liebster oder mein Geliebter! Habt
ihr schon einmal zu Jesus gesagt: Mein Geliebter? Habt ihr schon
einmal zu Jesus gesagt: Jesus, ich liebe dich? Das empfehle ich euch:
Sagt eine Woche lang einmal jeden Tag zu Jesus: Jesus, ich liebe
dich! - Jesus liebt ja alle Menschen, aller Religionen und Kulturen,
die Reichen und die Armen, auch Donald Trump und die islamischen
Terroristen. Aber wie betrübt muss Jesus sein, dass ihm von der
Mehrheit der Menschen so wenig Liebe entgegengebracht wird, ja, so
viel Gleichgültigkeit und sogar Verachtung und Hass! Lasst uns
einmal eine Woche lang Jesus trösten und ihm oft sagen, wie sehr wir
ihn lieben!
wie
ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, du übertriffst alle
anderen Männer!
Konfuzius
war ein weiser Mann, auch Lao Tse. Buddha suchte ehrlich nach einem
Weg zur Erlösung vom Leiden. Mohammed wollte statt der heidnischen
Vielgötterei den Monotheismus in Arabien etablieren. Mose war ein
großer Prophet und gab dem Volk der Juden das Gesetz. Ehrenwerte
Männer. Aber Jesus ist doch etwas ganz anderes: Er ist das ewige
Wort des Vaters, er ist Gott von Gott, er ist der Sohn, der im Schoße
des Vaters ruhte und uns Kunde gebracht hat von Gott, der die Liebe
ist.
Sie:
4
Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er
mich liebt. 5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erfrischt mich mit
Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe! 6 Sein linker Arm liegt unter
meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 7 Ihr
Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst:
Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit
dafür kommt!
4
Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, wie sehr er
mich liebt. - Jesus tat sein erstes Wunder auf einer Hochzeit und
verwandelte 600 Liter in Wein. In der katholischen Messe verwandelt
er den Wein in Blut. Wein ist in der Bibel ein Symbol für die
Freude. Wasser ist das Lebensnotwendige, aber Wein ist der Überfluss.
Jesus gibt im Überfluss! Fünf Brote und zwei Fische machen 5000
Männer satt und es bleiben noch zwölf volle Körbe übrig. Für die
Hochzeitsgesellschaft sorgt Jesus nicht für eine Kiste Wein, sondern
für 600 Liter. Wenn Maria zu ihm sagt: Sie haben keinen Wein mehr,
dann sagt sie heute zum Beispiel: Sie haben keine Freude mehr, und
Jesus bringt dann die Freude! (Es heißt übrigens nicht, dass man
Wein mögen muss, man kann auch an anderen Freuden sich ergötzen,
Jesus ist da nicht dogmatisch.)
ich
bin krank vor Liebe! - Die arme Seele! Sie hat Liebeskummer!
Liebeskummer und Kausenpein sollen die größten Schmerzen sein, sagt
der Ostfriese. Der russische Dichter Puschkin sagt: Die Krankheit
Liebe ist unheilbar! Da helfen auch keine Psychopharmaka. Wart ihr
schon einmal unglücklich verliebt? In einem Bluessong heißt es:
Have you ever loved a woman so much you‘ve trembled in pain –
Hast du schon je eine Frau so sehr geliebt, dass du gezittert hast
vor Schmerzen?
Und
so geht es Sulamith, sie sehnt sich mit verzehrender Leidenschaft
nach Salomo, sie begehrt ihn, kann ihn aber nicht haben, sie wird
gemartert von unbefriedigter Begierde, er ist ihr Ein und Alles, ihr
Atem, ihr Leben, ohne ihn sieht sie keinen Sinn im Leben mehr, wenn
er sie nicht liebt, wünscht sie sich nur noch den Tod!
Und
wir? Haben wir Sehnsucht nach Gott? Ist unsre Liebe zu Gott wie ein
heißes Feuer der Leidenschaft? Oder sind wir nur kalt oder lau?
Wollen wir eins sein mit Gott? Ist Gott unsre Erste Liebe, unsre
Große Liebe, unser Ein und Alles, unser Schatz im Himmel, unser Sinn
im Leben? Können wir sagen: Gott, ohne dich kann ich nicht leben!
Ohne dich ist alles sinnlos! Ich brauche deine Liebe wie die Luft zum
Atmen!?
6
Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er
mich umschlungen.
Ist
Gott nur euer Chef, dem ihr gehorchen und dienen müsst? Ist er ein
autoritärer Vater, der ansonsten gelassen zusieht, wenn seine
Kreaturen leiden? Ist Jesus ein König, der eure Anbetungslieder
gerne hört? Ist der Heilige Geist nur der, der euch Gaben und
Charismen gibt? Oder ist Gott euer Geliebter, euer Liebling, euer
Schatz, euer Ein und Alles, die Seele eurer Seele, der Atem und der
Sinn eures Lebens? Und möchtet ihr in dieses geliebten Gottes
Umarmung ruhen? Heute sucht die Mehrheit des religiös interessierten
Menschen im Abendland inneren Frieden in fernöstlicher Meditation,
Körper- und Atemübungen und Delphinmusik. Aber wir? Rattern wir nur
ein kurzes Bittgebet für unsre alltäglichen Sorgen ab? Kommen wir
nur zu Gott, wenn wir etwas von ihm HABEN wollen? Haben wir kein
Verlangen und keine Zeit, in Gott zu ruhen? Wie Johannes beim
Abendmahl am Herzen Jesu zu ruhen? Oder zu ruhen in der Wolke des
Heiligen Geistes? Beten wir doch einmal so: Herr, ich bin gehetzt von
Tag zu Tag, aber nun lass mich doch einmal ausruhen in deiner
Umarmung, bette mich an deinem Herzen und lass mich Frieden finden in
deinem göttlichen Frieden. - Ja, man KANN in den Umarmungen Gottes
ruhen.
Sie:
8
Da kommt mein Geliebter! Ich höre es, ja, ich kann ihn schon sehen!
Er springt über die Berge und hüpft über die Hügel. 9 Schnell wie
eine Gazelle läuft er, flink wie ein Hirsch. Schon steht er vor dem
Haus! Er späht durch das Gitter, blickt zum Fenster herein.
Der
Geliebte kommt! Es gab die erste Ankunft Jesu bei seiner Geburt in
Bethlehem, da er als kleines schwaches Kind kam. Es gibt die zweite
Ankunft Jesu am Jüngsten Tag, wenn er in Macht und Herrlichkeit als
Richter der Lebenden und Toten kommt. Und es gibt auch eine mittlere
Ankunft Jesu, wenn er in unserm Gottesdienst und in unserm Gebet da
ist.
Der
griechische Philosoph Aristoteles vor Christus sagte: Alles in der
Schöpfung, was sich bewegt, wird von einer Ursache bewegt. Und die
erste Ursache aller Bewegung ist Gott. Gott selbst ist unbeweglich.
Wir können Gott lieben, aber Gott selbst bleibt unberührt in seiner
erhabenen Gottheit und kennt keine leidenschaftliche Liebe zur
Menschheit.
Anders
der biblische Gott. Gott kommt auf den Menschen zu. In den andern
Weltreligionen versuchen sich die Menschen durch sklavischen Gehorsam
oder durch Meditation zu Gott zu erheben. Aber der jüdische Glaube
sagt: Nicht der Mensch muss sich zu Gott erheben, sondern Gott neigt
sich dem Menschen zu. Im christlichen Glauben ist die Zuneigung
Gottes zum Menschen so groß, dass Gott selbst aus Liebe zum Menschen
ein Mensch wird.
Moses
hatte Gott nicht gesucht, sondern war als Hirte nur einem verlorenen
Schaf nachgegangen, als Jahwe ihn überraschte und ihm im brennenden
Dornbusch erschien. Maria war völlig überrascht, als Gott den Engel
Gabriel zu ihr sandte, um ihr zu sagen, sie solle die Mutter des
Gottessohnes werden. Da erschrak Maria. - Gott kommt überraschend,
er ergreift die Initiative, er kommt, er liebt zuerst. Jesus sagt:
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Und
Johannes sagt: Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott lieben,
sondern dass er uns zuerst geliebt hat.
Nun
kommt der geliebte Gott, nun kommt Jesus wie eine Gazelle, wie ein
Hirsch, hüpfend über die Hügel. - Ein Hirsch, eine Gazelle, das
sind sehr friedliche, schöne und reine Tiere. Ein Jüngling pilgerte
einmal, um seine ferne Geliebte aufzusuchen, da übernachtete er im
Sommer auf einer Waldlichtung. Morgens erwachte er, da stand ein Reh
neben ihm, und vom Waldrand röhrte ein Hirsch. So ist Jesu Liebe.
Könnt
ihr euch vorstellen, dass Jesus noch viel größere Sehnsucht nach
euch hat, als ihr nach ihm? Im Psalm heißt es: Wie ein Hirsch lechzt
nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach dem lebendigen Gott!
Und in einer heutigen prophetischen Botschaft sagte Jesus: Wie ein
Hirsch nach Wasser lechzt, so dürstet meine Seele nach eurer Liebe!
Jesus sagt: Wie herzlich hab ich mich danach gesehnt, mit euch das
Abendmahl zu feiern! Die Weisheit Gottes sagt: Eure Liebe zu mir
steht in keinem Verhältnis zu meiner Liebe zu euch. - Unsre Liebe zu
Gott ist nur ein kleiner Tropfen, aber Gottes Liebe zu uns ist wie
ein Ozean!
FÜNFTER
ABEND
Er:
Steh
auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! 11 Die Regenzeit liegt
hinter uns, der Winter ist vorbei! 12 Die Blumen beginnen zu blühen,
die Vögel zwitschern, und überall im Land hört man die Turteltaube
gurren. 13 Die ersten Feigen werden reif, die Reben blühen und
verströmen ihren Duft. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und
komm! 14 Versteck dich nicht wie eine Taube im Felsspalt, bleib mir
nicht fern! Zeig mir dein schönes Gesicht und lass mich deine
wunderbare Stimme hören!
Hier
wird der Frühling gebraucht als Gleichnis für die Liebe Gottes. Was
hat der Frühling mit der Liebe Gottes zu tun?
Die
Juden sagen, Gott habe die Welt im Frühling geschaffen (im Monat
Abib, dem Monat des Pessach-Osterfestes). Die Chinesen sagen, im
himmlischen Paradies herrscht immerwährender Frühling. Die jüdische
Dichterin Else-Lasker-Schüler sagt, der Frühling ist der Glaube
Gottes, der jedes Jahr wieder in die Welt kommt. Der deutsche Dichter
Hölderlin sagte, der Frühling ist Gottes Melodie. Im Vorfrühling
ist der Tag des heiligen Valentin der Tag der Liebenden. Der Mai
wurde im Mittelalter Monat der Minne genannt. Zu Christi Himmelfahrt
am Frühlingsende wird traditionell gerne geheiratet. Die
Schriftrolle des Hohenliedes wird in der jüdischen Synagoge im
Frühling gelesen. Auch in der katholischen Liturgie wird in der
Osterzeit aus dem Hohenlied gelesen. Der Frühling versinnbildlicht
die drei L Gottes: Leben, Licht und Liebe.
Die
Mädchen:
15
Fangt uns doch die kleinen Füchse, denn sie verwüsten den Weinberg,
wenn die Reben in schönster Blüte stehn.
Der
Weinberg steht im Alten Testament für das Reich Israel, das ist der
Weinberg des Herrn. Jesus sagt, der Weinberg werde jetzt (auch) den
heidnischen Völkern gegeben, der Weinberg ist also das Reich Christi
auf Erden oder die Kirche. Die Füchse in der Bibel sind nicht
Symboltiere für Schlauheit und List (wie in Europa), sondern es sind
schlechte, wertlose Tiere. Man könnte sagen, es sind die Mächte,
die die Kirche zerstören. Also teuflische Mächte, auch die Sünden
der Christen, die heimlichen Götzen in uns (Sinnlichkeit,
Wissenschaft oder ähnliches). Es kann heute von einem wachsenden
Heidentum in den christlichen Kirchen gesprochen werden. Aber wir
müssen nicht mit Fingern auf andere zeigen – unsere eigenen Sünden
beschädigen das Reich Christi.
Sie:
16
Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm. Er allein darf
zwischen den Lilien weiden. 17 Abends, wenn es kühl wird und die
Nacht ihre Schatten über das Land breitet, dann komm zu mir, mein
Liebster! Sei schnell wie eine Gazelle, flink wie ein junger Hirsch,
der über die rauen Berge springt!
16
Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm.
Ich
bin dein und du bist mein! Könnt ihr das zu Gott sagen?
Hier
ein sehr berühmtes mittelalterliches Liebesgedicht:
Dû
bist mîn, ich bin dîn:
des
solt dû gewis sîn;
dû
bist beslozzen in mînem herzen,
verlorn
ist daz slüzzelîn:
dû
muost och immer darinne sîn.
Als
Gebet ausgedrückt, heißt das so:
Mein
Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir!
Mein
Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir!
Mein
Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir!
Nikolaus
von Flüe
Die
dritte Bitte ist die schwierigste. Aber das heißt es, wenn man Jesus
den Herrn nennt – das er der Herr und Besitzer ist und wir sind
ganz sein Eigentum.
Jesus,
nun übergebe ich mein Herz, meine Seele und mein Leben ganz dir! Ich
suche nur die Erfüllung deines Willens! Bitte schenke mir die Treue
bis zum Tod! Da ich nun ganz dein bin, mein Herr und mein Gott,
kannst du alles mit mir machen, was du willst. - Amen?
Kap.
3
Sie:
1
Nachts auf meinem Bett sehnte ich mich nach meinem Liebsten. So gern
wollte ich bei ihm sein, doch er war nicht da! 2 »Ich will aufstehn,
die Stadt durchstreifen, durch die Gassen und über die Plätze
laufen. Meinen Liebsten muss ich finden!« Ich suchte nach ihm, doch
vergebens. 3 Bei ihrem Rundgang griff die Wache mich auf: »Habt ihr
meinen Liebsten gesehen?«, fragte ich sie. 4 Kaum war ich an ihnen
vorbei, da fand ich ihn, dem mein Herz gehört. Ich hielt ihn fest
und ließ ihn nicht mehr los. Ich führte ihn in das Haus meiner
Mutter, in jene Kammer, in der sie mich empfing. 5 Ihr Mädchen von
Jerusalem, ich beschwöre euch bei der Liebe selbst: Weckt sie nicht
auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit dafür kommt!
Die
Freundin sucht ihren Geliebten, das heißt, die Seele sucht Jesus.
Habt ihr schon gebetet: Herr, wo bist du? Die gläubigen Christen
haben zwar Jesus gefunden, aber er zieht sich immer wieder zurück,
und sie müssen ihn immer wieder suchen, nur so wachsen sie im
Glauben. Jesus ist ein weißer Hirsch mit goldenem Geweih. Plötzlich
steht er vor dem nächtlichen Wanderer in dem Wald. Aber dann
entflieht er und ruft: Folge mir nach! Suche mich!
Jesus
suchen – Jesus finden. Dazu gibt es zwei Stellen im Neuen
Testament. Maria und Josef suchten den zwölfjährigen Jesus mit
Schmerzen und fanden ihn im Tempel des Vaters. Wie Maria und Josef
suchen auch wir oft den Herrn mit Schmerzen. Aber bei den Propheten
heißt es: Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, dann werde ich mich
von euch finden lassen. -
Maria
Magdalena suchte den Leichnam Jesu, aber die Grabhöhle war leer. Sie
sah einen Mann, den sie für den Gärtner hielt, und fragte ihn: Wo
haben sie meinen Herrn hingelegt? Da sagte der Gärtner nur: Maria!…
Da erkannte sie, dass es der auferstandene Jesus war. - In dieser
Szene im Johannesevangelium wird deutlich angespielt auf das
Hohelied. Jesus ist der neue Salomo, der Geliebte, und Maria
Magdalena ist die neue Sulamith, die Freundin. Jesus sagt selbst:
Siehe, hier ist einer, der mehr ist als Salomo.
Die
Zuschauer:
6
Wer kommt dort herauf aus der Wüste, umgeben von Rauchsäulen aus
Weihrauch und Myrrhe und allen Parfümen der Händler? 7 Seht! Es ist
die Sänfte Salomos, von sechzig Männern ist sie umringt, von
Israels tapferen Soldaten. 8 Sie alle sind im Kampf erprobt, sie
tragen das Schwert an der Seite zum Schutz vor den Gefahren der
Nacht. 9 Eine Sänfte ließ König Salomo sich bauen aus dem
kostbaren Holz des Libanon. 10 Die Pfosten sind mit Silber beschlagen
und die Lehnen mit Gold überzogen. Der Stoff des Thronsitzes ist
purpurrot, liebevoll bestickt von Jerusalems Frauen.
Der
Thron Salomos wird auch im ersten Buch der Könige im zehnten Kapitel
beschrieben:
18
Außerdem ließ er sich einen großen Königsthron anfertigen, der
mit Elfenbeinornamenten verziert und mit reinem Gold überzogen war.
19-20 Der Thronsessel hatte eine Rückenlehne, die oben rund war, und
neben jeder Armlehne stand eine Löwenfigur. Auch auf allen sechs
Stufen, die zum Sessel hinaufführten, stand rechts und links jeweils
ein Löwe. In keinem anderen Land hat sich jemals ein König einen so
prunkvollen Thron anfertigen lassen.
In
der orthodoxen Kirche gibt es eine Ikone, die wird genannt: Der Thron
der Weisheit. Sie zeigt die sitzende Gottesmutter und auf ihrem Schoß
sitzt Christus als Kind mit dem erhobenen Zeigefinger des Lehrers. So
wird Maria als Thron der Weisheit bezeichnet und Jesus ist die
thronende Weisheit selbst.
Aber
die Sänfte Salomos und der Thron Salomos verweisen auch auf den
Thron Gottes, der in der Offenbarung (Apokalypse) im vierten Kapitel
geschildert wird:
1Danach,
als ich aufblickte, sah ich am Himmel eine offene Tür. Dieselbe
Stimme, die schon vorher zu mir gesprochen hatte, gewaltig wie der
Schall einer Posaune, sagte: »Komm herauf! Ich will dir zeigen, was
in Zukunft geschehen muss.« 2 Sofort ergriff mich Gottes Geist, und
dann sah ich: Im Himmel stand ein Thron, auf dem jemand saß. 3 Die
Gestalt leuchtete wie ein Edelstein, wie ein Jaspis oder Karneol. Und
um den Thron strahlte ein Regenbogen, schimmernd wie lauter Smaragde.
4 Dieser Thron war von vierundzwanzig anderen Thronen umgeben, auf
denen vierundzwanzig Älteste saßen. Sie trugen weiße Gewänder und
auf dem Kopf goldene Kronen. 5 Blitze, Donner und gewaltige Stimmen
gingen von dem Thron aus. Davor brannten sieben Fackeln: Das sind die
sieben Geister Gottes. 6 Gleich vor dem Thron war so etwas wie ein
Meer, durchsichtig wie Glas, klar wie Kristall.
11
Kommt heraus, ihr Mädchen von Jerusalem! Seht König Salomo mit
seiner Krone! Heute hat seine Mutter ihn damit geschmückt, am Tag
seiner Hochzeit, am Tag seines Glücks!
Dieser
Text erinnert an Psalm 45, das Lied zur Hochzeit von König David,
ein Lied zur Hochzeit des Messias:
3
Du bist schön und stattlich wie kein anderer! Freundlich und voller
Güte sind deine Worte. Jeder kann sehen, dass Gott dich für immer
reich beschenkt hat.
9
Alle deine Gewänder duften nach kostbarem Parfüm. Aus
elfenbeinverzierten Palästen erklingen Harfen, um dich mit ihrer
Musik zu erfreuen. 10 Selbst Königstöchter sind zu Gast an deinem
Hof, und an deiner rechten Seite steht die Gemahlin, die sich mit dem
feinsten Gold aus Ofir schmückt. 11 Höre, Königstochter, und nimm
dir meine Worte zu Herzen! Vergiss dein Volk und deine Verwandten! 12
Du bist wunderschön, und der König begehrt dich! Verneige dich vor
ihm, denn er ist dein Herr und Gebieter!
14
Seht, wie prachtvoll zieht die Königstochter in den Festsaal ein!
Ihr Kleid ist mit Fäden aus Gold durchwebt, 15 in ihrem farbenfrohen
Gewand wird sie zum König geführt; und Brautjungfern, ihre
Freundinnen, begleiten sie. 16 Mit Freudenrufen und hellem Jubel wird
der feierliche Brautzug in den Palast geleitet.
Das
es im Hohenlied heißt, Salomos Mutter habe ihn mit dem Kranz der
Hochzeit geschmückt, heißt wohl nicht, dass es Bathseba war, seine
leibliche Mutter, die ihn von David empfangen hatte. Die Lehrer der
Alten Kirche sprachen davon, dass hier die MUTTER Salomos ein Name
sei für GOTT VATER.
So
spricht auch Jesus davon, dass der Vater für seinen Sohn eine
Hochzeit bereiten wolle und alle eingeladen sind, zur Hochzeit zu
kommen. So endet die ganze Bibel mit der Hochzeit des Lammes (des
gekreuzigten Christus) mit der himmlischen Jerusalem (der himmlischen
Gemeinschaft aller Erlösten).
GEBET
Marco:
Unser
Gott, du bist unser gerechter und heiliger Vater im Himmel, und dein
Sohn, der Herr Jesus Christus, ist unser Herr und Freund. Wir wollen
eins sein mit dir, Gott, wir wollen deinen Willen tun, dass unser
Wille mit deinem Willen eins ist.
Heinz:
Gott,
du bist Vater und Herr, und Jesus Christus ist unser Herr! Wir wollen
mit Jesus vereint leben in Schmerzen und Freuden, denn Jesus ist der
Weg in das ewige Leben, da es keinen Schmerz und keine Mühsal mehr
gibt.
Torsten:
Gott,
du bist mein Herr, du heißt Jahwe, du bist unser Geliebter, der
Bräutigam unserer Seelen, und deine Weisheit ist unsere Herrin,
unsere Lehrerin und Meisterin, die wir lieben wie eine Mutter und
junge Braut. Lass uns immer auf dem Weg deiner Weisheit gehen, bis
wir im Himmel vor dem Tempel Gottes knieen und die Weisheit anbeten
mit ewigen Lobgesängen!
Sabine:
Gott,
du bist unser Vater, und du rufst uns zur Hochzeit deines Sohnes
Jesus, der unser Herr und unser Freund ist. Lass uns oft in den Armen
unseres Jesus ruhen und führe uns auf dem Weg der tätigen
Nächstenliebe in den Himmel, in die ewige Umarmung Jesu, dass wir
Ihm dort den ewigen Lobpreis singen.
Susanne:
Herr,
du vergleichst deine Liebe mit dem Frühling. Du bist das Licht und
das Leben und die Wahrheit. Hilf uns, dich immer tiefer zu erkennen
und zu lernen, deinen Weg mit dir auf Erden zu gehen, dass du uns
führst durch deinen Heiligen Geist in den Himmel, wo lauter Frieden
und Freude und Schönheit sind.
Meike:
Heiliger
Geist, du bist die Freiheit, die wir nur im Herrn finden. Erfülle
uns mit dem Heiligen Geist der Freude und der Kraft, mache uns stark
und frei, und führe uns durch die Inspiration des Geistes in das
ewige Reich der Freiheit, der Freiheit von allen körperlichen
Leiden, und der Freiheit, uns ganz Gott hingeben zu können.
Monica
Gott,
du bist die barmherzige Liebe, bist wie ein gütiger Vater und eine
zärtliche Mutter, und dein Heiliger Geist ist der Vater der Armen.
Wir wollen dir vertrauen, barmherziger Jesus, und wollen die
ausgestreckten Hände deiner Barmherzigkeit in dieser Welt sein, um
ins im Himmel am ewigen Frühling im Paradies Gottes mit allen
unseren Lieben zu erfreuen.
Amen.
SECHSTER
ABEND
Kap.
4
Er:
1
Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön! Deine Augen
hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben. Dein Haar
fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge
Gilead ins Tal zieht. 2 Deine Zähne sind weiß wie frisch geschorene
Schafe, die aus der Schwemme kommen. Sie stehen in zwei vollkommenen
Reihen, keiner von ihnen fehlt. 3 Wie ein scharlachrotes Band
leuchten deine Lippen, dein Mund ist verlockend und schön. Hinter
dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines
Granatapfels. 4 Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen wie der
Turm Davids, dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden, die
daran hängen. 5 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer
Gazelle, die zwischen Lilien weiden.
1
Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön! - Gott spricht
als Liebhaber zu deiner Seele. Vielleicht sagt dir kein Mensch: Du
bist schön! Vielleicht findest du dich selbst nicht schön. Aber
vertraue darauf: Gott findet dich schön! Gott ist Schönheit, Gott
ist die Quelle aller Schönheit, und du bist sein Abbild. Je mehr du
dich von Gott erfüllen lässt, desto schöner wirst du.
Deine
Augen hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben. -
Eigentlich heißt es: Deine Augen sind Taubenaugen. Tauben sind in
der Bibel Symbole für Liebe, eheliche Treue, Unschuld und Frieden.
Die Augen sind Spiegel der Seele. Leben in deiner Seele Liebe, Treue,
Unschuld und Frieden, dann werden deine Augen Taubenaugen sein.
Habt
ihr schon einmal in Augen geblickt, die voller Hass und Missgunst und
Neid und Gier waren? Habt ihr schon einmal in Augen geblickt, in
denen ihr die Liebe Gottes gesehen habt?
Dein
Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom
Gebirge Gilead ins Tal zieht. - Das ist poetische Sprache eine
Hirten, der seine schwarzen Ziegen liebt. Die Herde flutet den
Berghang hinab, so fluten die langen schwarzen Haare der Geliebten.
Nicht, dass Gott schwarze Haare den blonden gegenüber bevorzugen
würde. Wie es im Lied heißt: Ob blond, ob schwarz, ob braun, ich
liebe alle Fraun! Aber in Israel ist schwarzes Haar die Haarfarbe der
Jugend und weißes Haar die Haarfarbe des Alters. Die Geliebte ist
also jung. Paulus vergleicht das lange Haar der Frauen mit einem
Schleier. Die Frau soll gewissermaßen verschleiert sein: als Braut
trägt sie den Hochzeitsschleier, als Gottgeweihte Braut Jesu den
Nonnenschleier, als Witwe den Witwenschleier. Es geht nicht um eine
islamische Burka, aber es geht um das bräutliche Verhältnis zu Gott
(Brautschleier) und es geht auch um eine gewisse Verschleierung des
nackten Leibes. Das Gegenteil dazu ist die zur-Schau-Stellung der
eigenen Nacktheit, wie teilweise in der modernen Mode und
offensichtlich in der Pornographie.
2
Deine Zähne sind weiß wie frisch geschorene Schafe, die aus der
Schwemme kommen. Sie stehen in zwei vollkommenen Reihen, keiner von
ihnen fehlt. - Die Braut hat schöne weiße Zähne in geraden Reihen,
wie frisch gewaschen, kein Zahn fehlt, sie stehen in perfekter
Harmonie einander gegenüber. In der Liebespoesie werden die Zähne
der Geliebten oft mit Elfenbein oder mit Perlen verglichen.
Petrus
klagte über die Vergänglichkeit der Welt. Er ging mit Jesus
spazieren, da lag der Kadaver eines Hundes am Wegesrand. Petrus
sagte: Siehe, alles verfällt der Verwesung. Jesus lächelte und
sagte: Aber seine Zähne sind schön wie Perlen!
3
Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen, dein Mund ist
verlockend und schön. - Scharlachrot oder Karmesinrot oder
Rosinenfarben, das wird unterschiedlich übersetzt. Das könnten
verschiedene Lippenstifte sein. Ein roter Mund, ein Purpurmund, ein
Kirschenmund! Gott möchte die Geliebte küssen, weil ihr Mund so
schön ist!
Hier
ein Gedicht von einem deutschen Liebesdichter aus der Barockzeit:
Auf
den Mund
Mund!
der die Seelen kann durch Lust zusammen hetzen,
Mund!
der viel süßer ist als starker Himmelswein,
Mund!
der du das Elixier des Lebens schenkest ein,
Mund!
den ich vorziehn muß der Inderreichen Schätzen,
Mund!
dessen Balsam uns kann stärken und verletzen,
Mund!
der vergnügter blüht als aller Rosen Schein,
Mund!
welchem kein Rubin kann gleich und ähnlich sein,
Mund!
den die Grazien mit ihren Quellen netzen;
Mund!
ach Korallenmund, mein einziges Ergetzen!
Mund!
laß mich einen Kuß auf deinen Purpur setzen.
Wenn
wir zu Gott beten, schaut Gott auf unsern Mund, und das Gebet ist ein
Küssen Gottes.
Hinter
dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines
Granatapfels. - Hier haben wir wieder den Schleier. Der steht für
Keuschheit und Liebe. Die Wangen sind rosig. Das ist das blühende
Gesicht eines Mädchens von makelloser Schönheit, ein weißes
Gesicht mit etwas Röte. Marco nennt das Susannes
Schneewittchen-Teint… Der chinesische Dichter spricht von
Pfirsichwangen.
4
Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen wie der Turm Davids,
dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden, die daran hängen.
- Ich finde einen langen, schlanken, weißen Hals sehr schön, darauf
ein Kopf in der Form eines schlanken Ovals. Das ist die Grazie einer
florentinischen Adligen aus dem 16. Jahrhunderts. Hier wird der Hals
mit dem Elfenbeinturm Davids verglichen. Die Schilde Davids sind
vielleicht Kettchen mit wundertätigen Medaillen oder mit Kreuzen
(mit oder ohne Christus).
5
Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die zwischen
Lilien weiden. - Aha, sagt Marco, die Brüste sind wie Rehzwillinge,
also braun und behaart?… Luther übersetzt mit Reh, weil es in
Deutschland keine Gazellen gibt. In Hamburg im Serengeti-Park sah ich
Gazellen und Antilopen, beides wunderschöne Tiere, die Gazellen noch
schlanker und graziöser als die Antilopen, mit einem hellen,
weißbräunlichen Fell, aber glatt, langen schlanken Beinen
(Gazellenbeine der Geliebten), sehr graziös, sehr anmutig, sehr
schön, sehr fein, sehr rein und hochsensibel und zärtlich. Und die
Brüste sind Kitze, also ganz jung. Und sie sind Zwillinge, als schön
harmonisch gepaart. An anderen Stellen im Hohenlied werden die Brüste
auch mit Weintrauben verglichen. Die Liebespoesie in Deutschland
spricht auch von Taubenbrüsten. Ein mir bekannter Dichter verglich
die Brüste seiner Geliebten mit Magnolienblüten.
So
schön also ist die Geliebte Gottes. Jeremia in seinen Klageliedern
nennt sie „der Schönheit Vollendung, das Entzücken der ganzen
Welt!“. Die lateinische Kirche nennt sie „tota pulchra
perfectissima“ - ganz perfekte Schönheit. Warum ist sie so schön?
Weil sie das Meisterwerk Gottes ist, und Gott ist die Quelle aller
Schönheit!
6
Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land
breitet, will ich zu dir kommen – zu dem Hügel, der nach Myrrhe
und Weihrauch duftet. 7 Deine Schönheit ist vollkommen, meine
Freundin, kein Makel ist an dir.
Eine
ungenaue Übersetzung. Luther übersetzt:
6
Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, will ich zum
Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel.
Warum
ist das besser? Weil es um den Myrrhe-Berg und den Weihrauch-Hügel
geht. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ein Berg ist größer als ein
Hügel. Ein spanischer Mystiker aus dem 16. Jahrhundert, Johannes vom
Kreuz, sagte: Der Myrrhe-Berg ist die Gottesliebe, der
Weihrauch-Hügel ist die Nächstenliebe. - Beide gehören ja
zusammen: Wenn man Gott nicht liebt, kann man auch die Nächsten
nicht wahrhaft lieben. Und wenn man die Nächsten nicht liebt, kann
man auch Gott nicht lieben. Das Doppelgebot von Gottesliebe und
Nächstenliebe ist das Hauptgebot Jesu. Er sagt, das ist der Inhalt
des Gesetzes Moses und der Propheten. Aber da der Myrrheberg der
Gottesliebe größer ist als der Weihrauchhügel der Nächstenliebe,
muss Gott und der Liebe zu Gott der erste Platz im Leben eingeräumt
werden.
7
Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an
dir. - Deine Schönheit ist vollkommen ist die tota pulchra
pferfectissima, die total perfekte Schöne! Kein Makel ist an dir,
oder: Kein Flecken ist an dir. Salomo nennt sie die Makellose oder
die Unbefleckte. Paulus spricht von der Kirche Gottes: „Durch sein
Wort hat er alle Schuld von ihr abgewaschen wie in einem reinigenden
Bad. So sorgt er selbst dafür, dass sie zu einer schönen und
makellosen Braut für ihn wird, ohne Flecken, Falten oder einen
anderen Fehler, weil sie allein Christus gehören soll.“
Hier
der Zusammenhang des Verses, eine Rede des heiligen Paulus über die
christliche Ehe, Epheser 5
21
Ordnet euch einander unter; tut es aus Ehrfurcht vor Christus. 22 Ihr
Frauen, ordnet euch euren Männern unter, so wie ihr euch dem Herrn
unterordnet. 23 Denn wie Christus als Haupt für seine Gemeinde
verantwortlich ist, die er erlöst und zu seinem Leib gemacht hat, so
ist auch der Mann für seine Frau verantwortlich. 24 Und wie sich die
Gemeinde Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen in
allem ihren Männern unterordnen. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen
so, wie Christus seine Gemeinde liebt: Er hat sein Leben für sie
gegeben, 26 damit sie ihm ganz gehört. Durch sein Wort hat er alle
Schuld von ihr abgewaschen wie in einem reinigenden Bad.2 27 So sorgt
er selbst dafür, dass sie zu einer schönen und makellosen Braut für
ihn wird, ohne Flecken, Falten oder einen anderen Fehler, weil sie
allein Christus gehören soll. 28 Darum sollen auch die Männer ihre
Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Wer nun seine Frau liebt,
der liebt sich selbst. 29 Niemand hasst doch seinen eigenen Körper.
Vielmehr ernährt und pflegt er ihn. So sorgt auch Christus für
seine Gemeinde; 30 denn wir sind schließlich die Glieder seines
Leibes. 31 Erinnert euch an das Wort: »Ein Mann verlässt seine
Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden
eins sind mit Leib und Seele.«3 32 Das ist ein großes Geheimnis.
Ich deute dieses Wort auf die Verbindung zwischen Christus und seiner
Gemeinde. 33 Es gilt aber auch für euch: Ein Mann soll seine Frau so
lieben wie sich selbst. Und die Frau soll ihren Mann achten.
Die
christliche Ehe ist ein Abbild der Ehe zwischen Christus und seiner
Kirche. Der Ehemann stellt Christus dar (seine Krone ist eine
Dornenkrone!) und die Frau stellt die Kirche dar. So ist Ehe und
Familie eine Hauskirche, eine Kirche im Kleinen.
Was
meint ihr: Ist in der Familie der Mann das Familienoberhaupt oder
sind die Ehepartner gleichgestellt?
Er:
8
Komm mit mir, meine Braut, steig mit mir herab vom Libanon, verlass
den Gipfel des Amanaberges, den steilen Senir und den Hermon! Komm
weg von den Klippen, wo die Löwen und Leoparden lauern! 9 Du hast
mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem einzigen Blick
hast du mein Herz gestohlen. Schon eine Kette deines Halsschmucks zog
mich in deinen Bann! 10 Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein
Mädchen, meine Braut! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten
Wein. Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm. 11 Wie Honig
schmecken deine Lippen, meine Braut, ja, süße Honigmilch hält
deine Zunge für mich bereit! Und wie der Wald dort auf dem Libanon,
so duften deine Kleider!
8
Komm mit mir, meine Braut, steig mit mir herab vom Libanon, verlass
den Gipfel des Amanaberges, den steilen Senir und den Hermon! Komm
weg von den Klippen, wo die Löwen und Leoparden lauern! - In einer
frühchristlichen Schrift aus dem zweiten Jahrhundert über den
Heimgang der Jungfrau Maria kommt Christus vom Himmel und sagt: Veni
sponsa mea: Komm mit mir meine Braut, komm mit mir vom Libanon, wo
die Panther lauern. - Und wenn ein Christ oder eine Christin stirbt,
kommt Jesus, die Seele abzuholen, und sagt: Komm mit mir, meine
Braut, komm mit mir, weg aus dem finstern Wald, wo die Wölfe lauern!
Komm mit mir, meine Braut-Seele, komm mit mir zum himmlischen
Hochzeitsfest! Oder den Feinschmeckern unter uns: Komm mit mir zum
Himmlischen Hochzeitsmahl…
9
Du hast mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem
einzigen Blick hast du mein Herz gestohlen. Schon eine Kette deines
Halsschmucks zog mich in deinen Bann! - Ihr wart doch alle mal jung
und verliebt – wart ihr da nicht auch verzaubert von eurem
Liebling? Und so ist Jesus von dir verzaubert. Die Halskette nennt
die Gute-Nachricht-Bibel ein Zauberamulett um den Hals der Geliebten.
So ist Jesus wirklich verzaubert! - Und bist du auch verzaubert von
Jesus? Bist du verzaubert von Gottes Liebe? Wäre das nicht schön,
so zu leben: Verzaubert von Gottes Liebe?
10
Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein Mädchen, meine Braut!
Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. Dein Duft ist
bezaubernder als jedes Parfüm.
Ich
glaube, Jesus ist heute sehr traurig, dass in der Menschheit heute
nur noch so wenige ihn lieben. Lasst uns Jesus in seinem göttlichen
Liebeskummer trösten! Wenn wir ihn lieben, nicht nur mit dem
Intellekt, sondern von ganzem Herzen, mit allenTiefen der Seele, dann
macht ihn das glücklich, dann tröstet ihn das, dann trocknen wir
seine Tränen! Beten wir dafür, dass unsre Liebe zu Gott immer
glühender, immer feuriger Werde! Hören wir auf mit unserer Lauheit!
Denn die „Lauen werde Ich ausspeien“, sagt Jesus.
11
Wie Honig schmecken deine Lippen, meine Braut, ja, süße Honigmilch
hält deine Zunge für mich bereit! Und wie der Wald dort auf dem
Libanon, so duften deine Kleider! - Gott hatte ja Israel, dem Volk
Gottes, versprochen, sie in das Land zu führen, in dem Milch und
Honig fließen. Christus verspricht uns, uns in das himmlische
Paradies zu führen, wo Milch und Honig fließen. Hier sind nun Milch
und Honig im Munde der Geliebten, ihre Zunge fließt über von Honig.
Das heißt: Sie ist das Paradies! - Jesus will sich in unseren Seelen
aufhalten wie im Paradies! Seht eure Seele an als einen wunderschönen
Garten, in dem Jesus sich ausruhen kann, in dem das Jesuskind spielen
kann, in dem Jesus seine Geliebte lieben kann, in dem Gott in der
Abenddämmerung spazieren geht. So gesehen, wenn Jesus in unserer
Seele lebt und liebt, haben wir den Himmel in unserem Herzen. Lasst
uns für Jesus kein steiniger Boden sein oder eine brennende Wüste
voller Schlangen und Skorpione! Bitten wir Jesus, unsere Seele zu
Gottes Paradiesgarten zu machen, zu Gottes Lustort!
SIEBENTER
ABEND
Er:
12
Mein Mädchen ist ein Garten, in dem die schönsten Pflanzen wachsen.
Aber noch ist er mir verschlossen. Meine Braut ist eine erfrischende
Quelle, aber noch kann ich nicht davon trinken. 13 Ja, dein Körper
ist ein herrlicher Garten. Darin stehen Granatapfelbäume mit
köstlichen Früchten, und die Hennasträucher blühen in voller
Pracht. 14 Es duftet nach Narde und Safran, Kalmus und Zimt; selbst
Weihrauchsträucher, Myrrhe, Aloe und die edelsten Balsamgewächse
sind dort zu finden. 15 Du bist eine sprudelnde Quelle mit frischem
Wasser, vom Libanon fließt es herab.
Die
Frau wird hier als Paradies dargestellt. Das hat eine menschliche und
eine geistliche Bedeutung.
In
der menschlichen Liebe ist für den Mann die geliebte Frau ein
Paradiesversprechen. Sieht der Verliebte die Geliebte, denkt er: Oh,
mit ihr zusammen zu sein, das muss das Paradies sein! Mit ihr zu
schlafen, das wäre der Himmel auf Erden! Sie ist so appetitlich wie
der Apfel aus dem Garten Eden! „Ich bin so wild nach deinem
Erdbeermund!“ (sagt ein französischer Dichter) Ihr Schoß ist eine
Feige oder eine Pflaume! Ihre Brüste sind wie Weintrauben! In ihren
Nabel will ich Honig tröpfeln und den Honig dann kosten! Ihre
Gestalt ist schlank wie eine Birke! Sie ist wirklich ein Paradies, in
dem ich lustwandeln möchte! - So oder ähnlich denkt der Verliebte.
Aber die Frau VERSPRICHT ihm nur das Paradies, in Wirklichkeit kann
sie ihm das Paradies auf Erden nicht schenken. Aber das ändert
nichts daran, dass sie ihm eine Ahnung vom Paradies eingeflößt hat.
Wer ihm wirklich dieses Paradies schenken wird, das ist der Gott der
Liebe, am Ende seines Lebens im Himmel.
Wie
geht das den Frauen? Stellen sie sich auch vor: Mit diesem Mann in
einer Ehe zusammen zu leben, das wäre der Himmel auf Erden?
Vielleicht weniger ein Himmel berauschender Sinnlichkeit - - aber ein
Himmel der Geborgenheit, der Zufriedenheit, der Zärtlichkeit, des
Vertrauens?
Die
#Frau als Paradies, das hat auch eine geistliche Bedeutung. Durch die
ganze Bibel zieht sich die Gestalt einer Frau, die kann man die FRAU
DER OFFENBARUNG NENNEN. Im ersten Buch der Bibel am Anfang ist es
Eva, die Mutter aller Lebenden. Bei den Propheten ist es Israel, die
Braut Jahwes, die vom Herrn manchmal eine Hure genannt wird, wenn sie
mit dem Gott Baal die Ehe bricht. Im Hohenlied ist es Sulamith. Im
Neuen Testament ist es die Jungfrau Maria, die Ja sagt zu Gottes
Willen, dass sie die Mutter seines Sohnes wird. Paulus nennt sie die
Kirche, eine makellose Jungfrau, ohne Flecken, Falten und Runzeln.
Und im letzten Buch der Bibel, in der Johannes-Offenbarung ist sie
die Himmlische Jerusalem, die Braut (griechisch „Nymphe“) des
Lammes. DIESE FRAU DER OFFENBARUNG IST DAS PARADIES, DER LUSTORT
GOTTES, DER GARTEN, IN DEM GOTT LUSTWANDELT.
Sie:
16
Kommt, Nordwind und Südwind, durchweht meinen Garten, tragt seine
Düfte hinaus! Komm, mein Liebster, in deinen Garten und genieße die
köstlichen Früchte!
In
Israel wehen die Winde anders als in Deutschland, darum werden hier
Nordwind und Südwind beide als segensreich betrachtet. Wir würden
sagen: Nordwind, weiche, komm, Westwind, und bringe den Frühling,
komm, heißer Südwind, und bringe den Sommer!
Der
Wind steht in der Bibel meistens für den heiligen Geist. Wind und
Geist sind im Hebräischen das selbe Wort: Ruach. Heiliger Geist
heißt auf Hebräisch Ruach ha-kadosch. Ruach ist ein weibliches
Wort. Der Heilige Geist ist im Hebräischen weiblich! Im Griechischen
heißt es Pneuma, DAS Pneuma. Im Lateinischen Spiritus Sanctus, wie
im Deutschen DER Heilige Geist. Im Deutschen übrigens stammt das
Wort Geist nicht von Wind ab, sondern von Gischt. Wie die Schwaben
sagen: De Heilige Geischt… Da steckt noch Gischt hörbar drun.
Sulamith sagt also: Komm, Heiliger Geist!
GEBET
Komm,
Heiliger Geist , auf uns herab
Wir
beten um den Heiligen Geist
V.
Lasst uns beten, dass der Geist Gottes uns begleite und stärke!
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes öffne unsere Augen, damit wir die Zeichen der Zeit
richtig erkennen.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes öffne unsere Ohren, damit wir einander gut zuhören
und nicht überhören, welchen Weg Gottes Wort uns heute weisen will.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes stärke unseren Verstand, damit wir alles ernsthaft
prüfen, das Gute aber erkennen und unterstützen.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes stärke unseren Mut und unsere Kraft, damit wir das
verwirklichen, was wir als richtig erkannt haben.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes öffne unsere Hände, damit wir dankbar Gottes Güte
empfangen und seine Liebe weitergeben können.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Der Geist Gottes bewege unsere Füße, damit wir uns immer wieder mit
denen auf den Weg machen, für die wir da sind.
A.
Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
V.
Wir danken dir, Gott, dass du uns mit deinem Heiligen Geist erfüllst,
der über allem, durch alles und in allem ist, durch Jesus, unsern
Herrn. Amen.
Komm,
mein Liebster, in deinen Garten und genieße die köstlichen Früchte!
Das
sagt Sulamith zu Salomo. Aber geistlich gesprochen sagt die
christliche Seele zu Jesus: Komm, liebster Jesus, komm in meine
Seele. - Und Jesus sagt zu dir, christliche Seele: Geliebte Seele,
ich möchte in dir leben wie in einem Garten! Mach deine Seele zu
meinem Garten, in dem ich immer lustwandeln kann! Lass mich in dem
Garten deiner Seele ruhen! Wenn du betest, wird deine Seele viel
schöner, wie die Blumen nach dem Winter ihre ganze Schönheit
zeigen! Wenn du mich liebst und weißt, dass ich dich liebe, soll für
immer in deiner Seele ein Frühlingsgarten blühen!
Er:
1
Ich betrete den Garten, mein Mädchen, meine Braut. Ich pflücke die
Myrrhe und ernte den Balsam. Ich öffne die Wabe und esse den Honig.
Ich trinke den Wein und genieße die Milch. Esst auch ihr, Freunde,
trinkt euren Wein! Berauscht euch an der Liebe!
Im
Garten (der christlichen Seele) wachsen Myrrhe und Balsam, die der
Geliebte Jesus pflückt. Myrrhe ist ein Kraut, das bitter schmeckt,
wenn es aber zerrieben wird, duftet es süß. Die Magier aus dem
Morgenland gaben dem Jesuskind Myrrhe als Zeichen für seinen
Kreuzestod. Myrrhe steht also für das Leiden des Christen. Wenn ein
Christ leidet (körperlich oder seelisch), dann kann er seine Leiden
mit Christi Leiden im Gebet vereinigen, ja, er kann sein Leiden so
verstehen: Der Gekreuzigte Christus leidet sein Erlöserleiden HEUTE
in mir, einem Glied an seinem Leib, um HEUTE sein Erlöserleiden in
unsere Zeit zu tragen. - - Balsam heilt Wunden. Im Mittelalter nannte
man Maria „Balsamstaude“, das heißt „Trösterin der
Betrübten“. Balsam steht für Trost und Linderung der Schmerzen.
Jesus will also beides in unseren Seelen ganz für sich haben: Unsere
Leiden und Schmerzen und unsere Zeiten, in denen wir im Trost Gottes
leben.
Im
Garten der Seele will Jesus Milch trinken und Honig essen. Im Alten
Testament ward den Kindern Israel versprochen ein Land, das Gelobte
Land, in dem Milch und Honig fließen. Wir sollen für Jesus ein
Gelobtes Land sein, wo Milch und Honig fließen. Der Name Jesu ist
süß wie Honnig, sagte ein mittelalterlicher Heiliger. Möge der
Name Jesu immer auf unserer Zunge sein, dann wird unsere Zunge süß
wie Honig! Paulus sagt, er gebe die gesunde Lehre des Christentums
der Gemeinde, wie eine Mutter ihren Kindern Milch gibt. Das Wort
Gottes ist wie Milch. Wir sollen uns ernähren mit der Milch des
Wortes Gottes. Im Mittelalter sagte man: Frau Weisheit hat zwei
Mutterbrüste, aus denen die Milch des Wortes Gottes kommt, die eine
Brust ist das Alte Testament, die andere Brust das Neue Testament.
Esst
auch ihr, Freunde, trinkt euren Wein! Berauscht euch an der Liebe!
Im
menschlichen Sinn heißt das: Genießt eure Speise mit Dank an Gott,
der euch eure Speise gibt. (Dankt ihr Gott täglich für eure
Nahrung?) Genießt euren Wein (in Maßen, sagt die Weisheit Gottes)!
Genießt eure (eheliche) Liebe!
Im
geistlichen Sinn heißt das: Jesus nennt seine Jünger seine Freunde,
seine Jüngerinnen seine Freundinnen. Esst das Brot beim Mahl des
Herrn (den Leib Christi) und trinkt den Wein beim Mahl des Herrn (das
Blut Christi), und berauscht euch an der Liebe Gottes!
GEBET
Marco:
Vater
und Herr, gib mir die Gnade, mich immer an dem Wein der Freude Gottes
zu berauschen und an der Liebe meiner Frau, die du mir beschert hast!
Heinz:
Herr,
gib mir die Gnade, meine Schmerzen mit den Schmerzen Jesu zu
vereinigen und lass meine Schmerzen einen Anteil an den Schmerzen
Jesu sein, und so lass mich ganz eins sein mit dem Gekreuzigten!
Torsten
Herr
und Bräutigam Jahwe, lass mich immer an den Mutterbrüsten der
göttlichen Weisheit die Milch des Alten Testaments und den Wein des
Neuen Testaments trinken!
Sabine:
O
Jesus, mein höchster Freund und gewissermaßen mein geistlicher
Ehemann, lass immer deinen süßen Namen Jesus im Lobpreis auf meiner
Zunge sein und berausche mich mit deiner Liebe, mein geliebter Jesus!
Susanne:
Herr,
lass meine Seele deinen schönen und duftenden Frühlingsgarten sein,
in dem du gerne ruhen magst!
Meike:
Herr,
berausche mich mit deiner Liebe und lass mich immer deine Liebe
genießen in der Liebe meines Mannes, meiner Kinder und Enkelkinder,
auf dass ich trunken von Liebe werde und deine genossene Liebe in
meine family ströme!
Monika:
Herr,
lass mich im Himmel ruhen in den verwunschenen Garten Gottes, wo ich
mit dir ruhen möchte in der tiefen vertraulichen Gemeinschaft mir
dir, dem Gott der Barmherzigkeit.
Amen.
ACHTER
ABEND
Sie:
2
Ich schlief, doch mein Herz war wach. Da, es klopft! Mein Liebster
kommt!
Kennt
ihr das, man schläft, aber das Herz ist wach, es hat lebhafte
Träume, es denkt oder betet oder singt weiter?
Freund
und Freundin sind noch nicht verheiratet, also (wie in der biblischen
Moral üblich) wohnen sie noch nicht zusammen in einem Haus. Auch
Josef war mit Maria schon verlobt, aber sie wohnten noch nicht in
einem Haus, als Maria vom Heiligen Geist den Sohn Gottes jungfräulich
empfing.
3
Ich habe mein Kleid schon ausgezogen, soll ich es deinetwegen wieder
anziehen? Meine Füße habe ich schon gewaschen, ich würde sie nur
wieder schmutzig machen. 4 Jetzt streckt er seine Hand durch die
Öffnung in der Tür. Mein Herz schlägt bis zum Hals, weil er in
meiner Nähe ist. 5 Ich springe auf und will dem Liebsten öffnen;
meine Hände greifen nach dem Riegel, sie sind voll von Myrrhenöl. 6
Schnell öffne ich die Tür für meinen Liebsten, doch weg ist er,
spurlos verschwunden.
Nachts
kommt der Freund zu Besuch, er klopft, er bittet sie, zu ihm
herauszukommen, aber sie sagt: Ich habe schon gebadet und liege schon
im Schlafanzug im Bett. Er aber versucht ihr dennoch nahezukommen und
sie zu berühren. Ihr Inneres flutet ihm entgegen, sie möchte doch
zu ihm und ihn umarmen. Im Schlafanzug (oder Négligé) macht sie die
Haustür auf, aber ach, ach, er ist weg! Hat er die Geduld verloren,
weil sie ihn nur so zögerlich erhörte?
Habt
ihr das in eurer Lebensgeschichte erlebt, dass es eine erste zarte
Anfrage von Jesus gab, ob du an ihn glauben willst, du weißt das
erst jetzt, im Nachhinein: Ja, damals klopfte Jesus bei mir an, aber
ich habe es nicht deutlich gehört, ich habe gezögert, ich habe mich
noch nicht entscheiden können?
6
Entsetzen packt mich: Er ist fortgegangen! Ich suche ihn, doch ich
kann ihn nirgends finden; ich rufe laut nach ihm, doch er gibt keine
Antwort. 7 Bei ihrem Rundgang greifen die Wächter mich auf. Sie
schlagen und verwunden mich, ohne Mitleid reißen sie mir den Umhang
weg. 8 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch: Wenn ihr
meinen Liebsten findet, dann sagt ihm, dass ich krank vor Liebe bin.
Kennt
ihr das: Ihr schreit zu Gott, aber ihr habt das Gefühl, das Gebet
dringt nicht durch die Zimmerdecke oder Gott hat sich die Ohren
verstopft? Kennt ihr das: Ihr betet den ganzen Tag und die ganze
Nacht um Trost und habt euch müde gebetet und geht enttäuscht und
trostlos ins Bett?
Kennt
ihr das: Ihr habt Glaubenszweifel: Warum ließ Gott Auschwitz zu?
Warum lässt Gott die Kinder in Afrika verhungern? Warum hat Gott mir
meinen Vater / meine Geliebte durch den Tod genommen? Ihr sucht nach
einer Antwort, aber Gott gibt euch keine Antwort? Jesus ist das WORT
Gottes – aber gibt es nicht auch das SCHWEIGEN Gottes?
8
Wenn ihr meinen Liebsten findet, dann sagt ihm, dass ich krank vor
Liebe bin.
Wart
ihr schon einmal krank vor Liebe?
Der
russische Dichter Alexander Puschkin schrieb:
Seht,
hier liegt elend ein Student,
Schrecklich
das Los, das ihm zuteil war.
Es
hilft ihm kein Medikament:
Die
Krankheit Liebe ist unheilbar!
Ein
alter Blues-Song fragt: Have you ever loved a woman so much, you‘ve
trembled in pain? Hast du je eine Frau so sehr geliebt, dass du
gezittert hast vor Schmerzen?
Und
was heißt es, wenn die Seele zu Jesus sagt: O Jesus, mein Freund,
ich bin krank vor Liebe? Ich verzehre mich vor Sehnsucht nach dir!
„Unruhig ist unser Herz, Herr, bis es Ruhe findet in dir!, sagte
Augustinus. Die junge Nonne Therese von Lisieux starb mit
vierundzwanzig Jahren, eins ihrer letzten Worte war: NUN bin ich ein
geheiltes Kind…
Die
Charismatiker singen das Lobpreislied: Komm, Heiliger Geist! Haben
sie auch brennende Sehnsucht nach dem Kommen des Heiligen Geistes?
Oder singen sie es nur, weil es eine so schöne Melodie hat?
AGNES
VON ROM
ÖKUMENISCHES
HEILIGENLEXIKON
Frühchristliche
Schriftsteller berichten vom Martyrium der Agnes von Rom. Sie betonen
die Schönheit und Glaubenssicherheit der zwölfjährigen Agnes aus
vornehmer Familie. Der Werbung des Sohnes des Stadtpräfekten
Symphronius trat die vornehme Römerin ablehnend gegenüber mit der
Begründung, sie sei schon verlobt. Mehrfache Nachfrage des Jünglings
beantwortete sie schließlich damit, ihr Verlobter sei Jesus
Christus. Agnes wurde nun vor Gericht gestellt, aber alle
Vorstellungen, Bitten und Drohungen des Richters konnten ihre
Standhaftigkeit nicht erschüttern. Da befahl er, sie nackt
auszuziehen und zur Prostitution zu zwingen. Aber ihre langen
goldenen Locken umhüllten sie wie ein dichter Mantel, ein Engel
brachte ihr ein Lichtgewand, von dem das ganze Haus durchstrahlt
wurde.
Der
Sohn des Präfekten suchte sie dann mit seinen Gesellen im Bordell
auf, geblendet wichen sie zurück; er selbst fiel, vom bösen Geist
erwürgt, tot um, als er Agnes berühren wollte. Durch ihr Gebet ins
Leben zurückgerufen, ließ er sie als Zauberin denunzieren. Der
Präfekt wagte weder, sie zu retten, noch sie zu verurteilen, ging
außer Landes und überließ sie einem anderen Richter. Dieser ließ
sie im Stadion des Kaisers Domitan in ein großes Feuer werfen, aber
die Flammen wichen vor ihr zurück.
Da
befahl der Präfekt, dass man ein Schwert durch ihre Kehle stoße.
Sie wurde also getötet, wie dies mit Lämmern geschah; deshalb wird
sie zusammen mit einem Lamm dargestellt, dem Symbol des Opfertodes
Christi.
Die
Mädchen:
9
Warum beschwörst du uns, du schönste aller Frauen? Was hat denn
dein Liebster anderen voraus? Was unterscheidet ihn von den anderen
Männern?
Was
findest du denn so toll an Jesus? Warum findest du Jesus besser als
Mohammed? Warum findest du Jesus besser als Buddha? Warum findest du
Jesus besser als Venus? Was ist denn so toll an ihm?
Sie:
10
Mein Liebster strahlt vor Schönheit und Kraft, unter Tausenden ist
keiner so wie er! 11 Sein Gesicht schimmert wie Gold, sein Haar ist
rabenschwarz, seine Locken erinnern an die Blütenrispen einer
Dattelpalme. 12 Seine Augen sind von vollkommener Schönheit, so wie
Tauben, die in Milch baden und aus vollen Bächen trinken. 13 Seine
Wangen duften nach Balsamkräutern, nach kostbaren Salben. Seine
Lippen leuchten wie rote Lilien, sie sind mit Myrrhenöl benetzt. 14
Seine Arme sind wie Barren aus Gold, mit Türkissteinen verziert.
Sein Leib gleicht einer Statue aus Elfenbein, über und über mit
Saphiren bedeckt. 15 Seine Beine sind Alabastersäulen, die auf
goldenen Sockeln stehn. Eindrucksvoll wie der Libanon ist seine
Gestalt, stattlich wie mächtige Zedern. 16 Seine Küsse sind
zärtlich, alles an ihm ist begehrenswert. So ist mein Liebster, mein
Freund, ihr Mädchen von Jerusalem.
Wissenschaftler
haben vor kurzem weltweite Umfragen gemacht, wie ungefähr das
Schönheitsideal von Männern und Frauen ist, es ist auf der ganzen
Welt ähnlich. Frauen mögen Männer mit athletischem Körper, nicht
mit Bierbauch, mögen Männer mit männlichem Gesicht, kantig, mit
Bartwuchs, kein Milchbubi-Gesicht. Sie mögen es, wenn Männer stark
und größer sind. Männer mögen Frauen mit weiblichen Rundungen,
schlanker Taille, großen Brüsten und einem Gesicht mit
„Kindcheneffekt“: volle Lippen, schlanke lange Nase, große
Augen, lange Haare, ovalförmiges Gesicht und nicht etwa
männlich-kantig. Für Männer sind die Frauen darum etwa mit zwanzig
Jahren die Schönsten.
Jesus
hat schulterlange braune Locken, einen braunen Vollbart, große
mandelförmige Augen, braun, aber fast wie Honig leuchtend, eine
lange schlanke Nase, aber eindeutig männlich. Er trägt meist ein
langes weißes Gewand mit einem goldenen Gürtel und an den Füßen
Sandalen oder er geht barfuß. Von seinem Herzen strömen Strahlen
der Gnade. (nach Visionen)
Gott
ist der König der Könige, aber auch sehr mütterlich, er ist der
Richter der Lebenden und Toten, aber auch sehr zärtlich, er ist das
A und O, aber auch unendlich barmherzig und mitfühlend.
Wie
beschreibt die Johannes-Offenbarung Jesu Aussehen?
Offenbarung
1
12
Ich drehte mich um, weil ich sehen wollte, wer zu mir sprach. Da sah
ich sieben goldene Leuchter. 13 Mitten zwischen ihnen stand einer,
der wie ein Mensch aussah. Er hatte ein langes Gewand an, und um die
Brust trug er einen goldenen Gürtel. 14 Seine Haare waren so hell
wie reine Wolle, ja, weiß wie Schnee. Seine Augen leuchteten wie die
Flammen eines Feuers, 15 die Füße glänzten wie glühende Bronze im
Schmelzofen, und seine Stimme dröhnte wie das Tosen einer mächtigen
Brandung. 16 In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus
seinem Mund kam ein scharfes, doppelschneidiges Schwert. Sein Gesicht
leuchtete strahlend hell wie die Sonne. 17 Als ich das sah, fiel ich
wie tot vor seinen Füßen nieder. Aber er legte seine rechte Hand
auf mich und sagte: »Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der
Letzte, 18 und ich bin der Lebendige. Ich war tot, doch nun lebe ich
für immer und ewig, und ich habe Macht über den Tod und das
Totenreich.
NEUNTER
ABEND
Die
Mädchen:
1
Wohin ist dein Liebster denn gegangen, du schönste aller Frauen? Wir
wollen mit dir gehn und nach ihm suchen, wo könnte er denn sein?
Wo
ist denn Jesus zu finden? Ist er im Himmel? Aber wo ist der Himmel,
etwa jenseits von Jupiter und Venus und dem Carina-Sternennebel? Oder
ist der Himmel überall? Kann man Jesus auch auf Erden finden? Aber
wo? In der Natur? In den Menschen? In der Kirche? Aber in welcher
Kirche?
Sie:
2
Mein Liebster ging in seinen Garten, wo Balsamkräuter wachsen. Dort
ist seine Weide, dort pflückt er schöne Lilien. 3 Nur mir gehört
mein Liebster, und ich gehöre ihm. Er allein darf zwischen den
Lilien weiden.
Jesus
geht um im Garten der Seele. Dort pflückt er Balsam. Balsam steht
für Trost und Heilung und Heil. Dort pflückt er Lilien
(Schoschannim), Lilien stehen für Reinheit, Keuschheit, Unschuld,
Jungfräulichkeit. Mein Geliebter Jesus ist mein… Ja, Gott ist
nicht nur der Gott aller Völker und der König des Universums,
sondern MEIN Gott. Es nützt nichts, an die Existenz eines Gottes der
kosmischen Energie zu glauben oder an ein Höchstes Wesen oder zu
sagen: Da oben muss es wohl irgendetwas geben, wenn der Gott nicht
MEIN Gott ist, mein Herr und Gebieter, mein Retter, den ich in meinem
Herzen anbete und liebe. Und ich bin meines Geliebten… Paulus nennt
sich sogar Sklave (Leibeigener) Jesu Christi. Maria sagte: Ich bin
die Magd des Herrn. Magd, da steht im Griechischen doule, das heißt
Sklavin, Leibeigene. Wenn du Sklave oder Sklavin Jesu bist, darf
Jesus mit dir machen, was er will (es ist immer zu deinem Besten, zu
deinem ewigen Heil). Kann es eine innigere Liebe zwischen Jesus und
der christlichen Seele geben, als zu sagen: Ich bin dein und du bist
mein!? Das ist doch ähnlich einer Ehe.
Er:
4
Schön bist du, meine Freundin, schön wie die Stadt Tirza,
prachtvoll wie Jerusalem! Du hast mich erobert wie ein mächtiges
Heer, das zum Krieg auszieht.
Thirza
war die Hauptstadt des Nordreiches Israel. Jerusalem die Hauptstadt
des Südreiches Juda und Benjamin. Beide berühmt für ihre
Schönheit. Die Stadt Jerusalem steht für das Gottesvolk Israel im
Alten Testament. Im Neuen Testament heißt das Volk Gottes, die
Kirche aus allen Völkern, das Himmlische Jerusalem. Die Kirche ist
schön wie das Himmlische Jerusalem, da die Straßen aus goldenem
Glanz sind, die Tore aus Perlen, die Fundamente aus Edelsteinen die
Mauern aus Jaspis, stehend an einem Meer aus Kristall, in ihr scheint
das Licht Gottes.
Die
protestantische Kirche ist hübsch wie Wittenberg. Die katholische
Kirche ist schön wie das ewige Rom. Die Bibel denkt immer drei
Phänomene zusammen: Das Volk, die Stadt und die Braut. Schon im
heidnischen Altertum hat man bedeutende Städte mit (göttlichen)
Frauen identifiziert. Unser Staatsgebilde ist im Himmel, unsere
Heimat ist das Himmlische Jerusalem, die ist die Braut des Lammes,
des gekreuzigten Christus, Paulus nennt sie unsere Mutter im Himmel.
In der Himmlischen Kirche gibt es keine Glaubens- oder
Kirchenspaltung mehr, dort sind alle eins, eins untereinander und
eins mit Jesus. Im Himmel gibt es nur die Eine Kirche Christi.
5
Wende deine Augen von mir ab, denn dein Blick überwältigt mich.
Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die
vom Gebirge Gilead ins Tal zieht. 6 Deine Zähne sind weiß wie
Mutterschafe, die aus der Schwemme kommen. Sie stehen in zwei
vollkommenen Reihen, keiner von ihnen fehlt. 7 Hinter dem Schleier
schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines Granatapfels.
Die
Braut Gottes hat schöne lange Haare, vollkommene Zähne, sie trägt
den Schleier ihrer Hochzeit und ihre Wangen sind blühend wie das
Gesicht eines siebzehnjährigen Mädchens. So sieht Gott das Ideal
der Kirche.
8
Mag der König sechzig Ehefrauen haben, achtzig Nebenfrauen und
Mädchen ohne Zahl: 9 Ich liebe nur die eine, mein Täubchen, meine
Vollkommene. Sie ist einmalig für ihre Mutter, ihr Lieblingskind,
dem sie das Leben gab. Alle Mädchen, die sie sehen, bewundern ihre
Schönheit. Selbst die Frauen und Nebenfrauen des Königs schwärmen
von ihr. 10 Sie ist so strahlend schön wie das Morgenrot, so
herrlich wie der Mond und der Schein der Sonne! Sie kann einen Mann
erobern wie ein mächtiges Heer, das zum Krieg auszieht.
Heinrich
Heine
Die
Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die
liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich
lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die
Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie
selber, aller Liebe Wonne,
Ist
Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Salomo
hatte als König einen Harem von ausländischen Frauen. Das waren
politische Vernunftehen. Aber nur die (jüdische) Hirtin Sulamit ist
die Herzkönigin. Im Alten Bund war Polygamie noch erlaubt. Im Neuen
Bund gibt es nur die Monogamie. Wenn in Afrika Prediger von Jesus
predigen, füllen sie Fußballstadien von begeisterten Zuhörern,
aber wenn der Prediger dann von der Monogamie predigt, wird er fast
gesteinigt. Das erzählte ein afrikanischer Bischof.
Dass
die Frau herrlich ist wie die Sonne, mild wie der Mond, schön wie
die Morgenröte und klar wie die Sternenordnungen, erinnert am Ende
der Bibel an die Johannes-Vision der apokalyptischen Frau:
Offenbarung
12
1
Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der
Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt
eine Krone von zwölf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in
Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt.
Dass
die Frau mit einer Heerschar verglichen wird, kann etwa auf die Heere
der Sterne bezogen werden oder auf die himmlischen Heerscharen (die
Engel). Die Kirche, die Frau, ist die Heerführerin in allen
Schlachten Gottes, ja, die Siegerin in allen Schlachten Gottes. Nur
kämpft sie nicht gegen Menschen, sondern gegen Dämonen. Sie kämpft
auch nicht mit militärischen Waffen, sondern mit dem immerwährenden
Gebet und dem Zeugnis der Christen.
Eine
Jüdin fragte den Rabbi: Hatte Salomo wirklich 1000 Ehefrauen? Der
Rabbi sagte: Das musst du nicht wörtlich nehmen, denn sonst hätte
er ja auch 1000 Schwiegermütter gehabt.
Die
jüdischen Mystiker sagen: Salomos eigentliche Frau war Frau
Weisheit. Die Zahl von 1000 Frauen bedeutet die Fülle und
Vollkommenheit seiner Weisheit.
Sie:
11
Ich ging hinunter ins Tal, in den Garten, wo die Walnussbäume
stehen. Ich wollte sehen, ob die Bäume schon blühen, ob der
Weinstock neue Blätter treibt und ob am Granatapfelbaum Knospen
sprießen. 12 Ohne dass ich es merkte, trieb mich die Sehnsucht zu
meinem Liebsten, hin zu seinem königlichen Prachtwagen.
Susanne
geht im Februar spazieren und schaut mit Sehnsucht und Verlangen, ob
schon die Schneeglöckchen oder gar Krokus schon aus der Erde
sprossen, ob endlich der lang ersehnte Frühling kommt.
Die
heutigen Propheten verheißen nach der gegenwärtigen „Weltnacht“
einen „neuen Frühling der Kirche, einen neuen Frühling der
Menschheit, ein zweites Pfingsten“. Die Christen schauen in die
Welt, sie beobachten die Zeichen der Zeit. Sie sehen Zeichen der
Weltnacht: Krieg überall, millionenfache Abtreibung, weltweiter
Kindesmissbrauch, Naturkatastrophen, Hungerkatastrophen und Seuchen.
Sie schauen voller Sehnsucht und Verlangen: Gibt es Zeichen des
Frühlings der Christenheit, kommt schon das Neue Pfingsten?
Die
Mädchen:
1
Dreh dich, Sulamith, dreh dich beim Tanz im Kreise, denn wir wollen
dich bewundern!
Es
heißt: Dreh dich im Tanz von Mahanajim. - Mahanajim war ein Ort an
der Grenze von Moab zu Israel, am -fluss Jabbok, im Wildbachtal, da
sah der Jakob Israel eine große Schar von Engeln. Man könnte also
sagen: Es geht um den Tanz der Engel. Mahanajim heißt übersetzt
„Doppellager“, darum übersetzen auch einige: Tanz den
Hochzeitstanz.
Augustinus
über den Tanz:
Ich
lobe den Tanz
denn
er befreit den Menschen
von
der Schwere der Dinge
bindet
den Vereinzelten
an
die Gemeinschaft
Ich
lobe den Tanz
der
alles fordert und fördert
Gesundheit
und klaren Geist
und
eine beschwingte Seele
Tanz
ist Verwandlung
des
Raumes, der Zeit, des Menschen
der
dauernd in Gefahr ist
zu
zerfallen ganz Hirn
Wille
oder Gefühl zu werden
Der
Tanz dagegen fordert
den
ganzen Menschen
der
in seiner Mitte verankert ist
der
nicht besessen ist
von
der Begehrlichkeit
nach
Menschen und Dingen
und
von der Dämonie
der
Verlassenheit im eigenen Ich
Der
Tanz fordert
den
befreiten, den schwingenden
Menschen
im
Gleichgewicht aller Kräfte
Ich
lobe den Tanz
O
Mensch lerne tanzen,
sonst
wissen die Engel
im
Himmel mit dir
nichts
anzufangen!
In
charismatischen Gemeinden gibt es manchmal Lobpreistanz. Beim
katholischen Weltjugendtag in Köln mit Papst Benedikt XVI gab es in
der Nacht der Anbetung einen Anbetungstanz von jungen Inderinnen. Im
Mittelalter gab es auch christlichen Tanz, man sprach vom Tanz der
Engel, vom Tanz der Sterne und Sphären. Es gibt allerdings auch eine
Tradition christlicher Prüderie, die den Tanz als buhlerisch und
weltlich ablehnt. Papst Franziskus ist wohl der erste Papst der
Kirchengeschichte, der Tango tanzen kann, das ist schließlich der
Tanz der lateinamerikanischen Prostituierten.
ZEHNTER
ABEND
Er:
2
Meine Prinzessin, wie schön sind deine Füße in den Sandalen! Die
Rundungen deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmeide, ein Werk aus
Künstlerhand. 3 Dein Schoß gleicht einem runden Kelch, der stets
mit edlem Wein gefüllt ist. Dein Bauch ist golden wie Weizen, von
Lilien umkränzt. 4 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer
Gazelle. 5 Dein Hals gleicht einem Turm aus Elfenbein, und deine
Augen sind wie die Teiche von Heschbon am Bat-Rabbim-Tor. Deine Nase
ist wie der Libanonturm, der nach Damaskus blickt. 6 Dein Kopf ist
schön und majestätisch wie das Karmelgebirge. Dein Haar schimmert
wie Purpur, deine Locken können einen König fesseln.
Er:
7
Wie schön und bezaubernd du bist, meine Liebste! Du bist mein ganzes
Glück. 8 Deine Gestalt gleicht einer hohen Dattelpalme, und deine
Brüste sind wie ihre Früchte. 9 Ich sagte mir: Ich will auf die
Palme steigen und nach ihren reifen Früchten greifen. Freuen will
ich mich an deinen Brüsten, die den Trauben am Weinstock gleichen.
Deinen Atem will ich trinken, der wie frische Äpfel duftet.
Sie:
10
deine Lippen will ich spüren, denn sie schmecken mir wie edler Wein.
11 Ich gehöre meinem Liebsten, und sein Herz sehnt sich nach mir.
Heute
wollen wir einmal über zwei Formen der christlichen Liebe sprechen,
mit denen ihr vielleicht nicht so vertraut seid: MINNE und EROS.
MINNE
Was
wisst ihr über Minne?
Der
Minnekult ist in Südfrankreich entstanden etwa im 11. Jahrhundert.
Durch die Kreuzfahrer waren die europäischen Christen mit der
arabischen Liebespoesie in Kontakt gekommen. Die arabische
Liebespoesie hat viel Ähnlichkeit mit dem Hohelied Salomos. Die
südfranzösischen Minnesänger nannten sich Troubadoure (Ihr kennt
vielleicht Troubadix, den Barden der unbeugsamen Gallier…) In
Deutschland war der Höhepunkt des Minnesanges zwischen dem 12. und
14. Jahrhundert. Die Minnesänger waren Ritter, aber keine rauen
Dreinschläger, sndern Edelmänner mit sehr hohen sittlichen
Ansprüchen. Es gab die Hohe Minne und die Niedere Minne. In der
Niederen Minne sang der Sänger, wie er mit seiner (meist
bäuerlichen) Geliebten im Klee lag und Liebe machte. Weit
verbreiteter war die Hohe Minne. Der ritterliche Edelmann wählte
sich eine Minnedame. Diese war in der Regel mit einem anderen Mann
verheiratet. Der Minnesänger besang nun die Hohe Minnedame als
Inbegriff der Schönheit und Tugend. Er begehrte sie nicht, er wollte
sie nicht zum Ehebruch verführen, sondern er verehrte sie nur und
pries sie in höchsten Tönen. Im 13. und 14. Jahrhundert drang
dieser ursprünglich weltliche Minnekult auch in die christlichen
Klöster ein. Mystisch begnadete Frauen schrieben Minnelieder der
geistlichen Minne für Jesus, ihren Vielgeliebten. Die berühmteste
dieser geistlichen Minnesängerinnen ist Mechthild von Magdeburg mit
ihrem Buch vom fließenden Licht der Gottheit. Und in den
Männerklöstern kam eine Bewegung auf, dass die Mönche die Jungfrau
Maria als ihre geistliche Minnedame erwählten. In jener Zeit gab es
Mönche, die sich mit dem heiligen Josef identifizierten und die
Jungfrau Maria als ihre ganz reine himmlische Braut verehrten. Das
nennt man dann den Kult der Marien-Minne. - Also, so schlimm war das
Mittelalter gar nicht. Es ist ja zur stehenden Redewendung geworden,
vom „finsteren Mittelalter“ zu sprechen. Dieser Begriff stammt
von der Bewegung der Aufklärung, und von den Freimaurern, die mit
dem „finsteren Mittelalter“ die Zeit des „christlichen
Aberglaubens“ abtun wollten, und an die Stelle von göttlicher
Offenbarung und christlichem Glauben nun allein den menschlichen
Verstand und die Naturwissenschaften setzen wollten. Insofern leben
wir heute immer noch in einem freimaurerischen Aufklärungszeitalter.
Wer sich wirklich mit der Literatur des Mittelalters beschäftigt,
sieht im Mittelalter eine starke christliche Strömung, die Kunst und
Kultur durchdrungen hat, eine große Bewegung der Minne, große
Kathedralen, eine starke christliche Mystik und eine hochentwickelte
christliche Philosophie. Lassen wir uns nichts vormachen von den
Atheisten!
Frage:
Gibt es heute noch ritterliche Männer? Man sagt doch: Der geht aber
ritterlich mit Frauen um. Knaben, die ich erzogen, mochten die
Ritter, sie wollten selbst Drachentöter sein. Ein ritterlicher
Edelmann, ist das heute vielleicht ein kultivierter Gentleman (wie
Marco)? Und interessieren sich nicht auch die Pfadfinder für
ritterliche Tugenden wie Ehrfurcht vor den Alten, Hilfsbereitschaft
gegenüber den Schwachen, Höflichkeit und Anstand im Umgang mit dem
andern Geschlecht? Und gibt es heute noch edle Damen, die die
eheliche Treue hochhalten und in Sitte und Mode die Madonna nachahmen
(wie Susanne), oder gibt es nur noch Nymphomaninnen der freien Liebe?
EROS
In
der griechischen Sprache gibt es vier Worte für Liebe: Agape ist
eine christliche Sprachschöpfung des Neuen Testaments und bedeutet
selbstlos-schenkende göttliche Liebe (lateinisch Caritas). Eros
(lateinisch Amor) bedeutet die leidenschaftliche Liebe zwischen Mann
und Frau. Philia meint die liebevolle Freundschaft unter Männern
oder unter Frauen. Sorge meint die Liebe von Eltern und Erziehern zur
Kindern oder auch von Krankenschwestern zu Kranken. Im Christentum
hat man sich angewöhnt zu sagen, dass die christliche Liebe Agape
ist, Caritas, Nächstenliebe, und nichts mit Eros zu tun hat. So
sagte mir ein evangelikaler Pastor, die Liebe Gottes habe sehr viel
mit Mutter Teresa zu tun (Caritas), aber nichts mit James Bond
(Eros). Nun will ich euch aber sagen, dass Jesus der wahre EROS ist!
Frage:
Woran denkt ihr, wenn ihr Eros hört? An das Eros-Center und den
Aphrodite-Club im Prostituiertenviertel? An erotische Filme? Das hat
doch nichts mit Jesus zu tun. Woran denkt ihr, wenn ihr Amor hört?
Kennt ihr den kleinen geflügelten Liebesgott Amor, ein nackter Bubi
mit Flügeln, in den Händen Pfeil und Bogen und wem er ins Herz
schießt, der ist unsterblich verliebt? Ihr kennt doch das Herz, von
einem Pfeil durchbohrt, das Zeichen der Verliebten, das ist der Pfeil
von Amor. Hat das was mit Jesus zu tun?
Als
das Christentum nach Griechenland un Rom kam, da trafen die
Kirchenväter auf eine antike Hochkultur mit einer großartigen
Philosophie. Die mythologischen Götter wurden von den Vätern
verworfen, aber von der Philosophie wurde vieles übernommen. So
haben die Väter nicht den mythologischen Flügelknaben Eros
übernommmen, aber den großen Eros der Philosophie.
1.
Der Eros der Orphiker. Die Orphiker waren eine
religiös-philosophische Sekte im antiken Mittelalter. Ihre
Schöpfungsgeschichte lautete ungefähr so. Am Anfang war die Nacht,
und die Nacht wurde vom Wind begattet, und so entstand das Welt-Ei,
in welchem der göttliche Eros war, und aus diesem Welt-Ei ist der
ganze Kosmos und die Menschheit geworden. Das erinnert doch an die
Urknall-Theorie, die ja von einem katholischen Priester entwickelt
worden ist. Im Mittelalter sprach die deutsche Prophetin Hildegard
von Bingen: Im Anfang schuf Gott einen Ur-Kern, in dem die göttliche
Intelligenz war. Diese göttliche Intelligenz bestimmten, was sich
wann und wo aus dem Ur-Kern entwickelte. Man könnte also sagen: Am
Anfang waren der Schöpfer und der Heilige Geist und sie schufen der
Ur-Kern der Schöpfung, und in dem Ur-Kern waren der göttliche Eros
– oder die göttliche Intelligenz – oder Christus, der den
Ur-Knall auslöste und als Logos die Evolution von innen heraus
leitet.
2.
Der Eros der Platoniker. Platon war ein Schüler von Sokrates. Platon
schrieb über ein Gastmahl, da Sokrates und seine Freunde darüber
sprachen, wer der Eros ist. Zuletzt hielt Sokrates eine Rede, da er
sagte: Ich habe diese Theorie über den Eros von der Prophetin
Diotima. Eros ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen. Eros
ist die Liebe zur Schönheit. Auf der untersten Stufe liebt der
Mensch den schönen Körper der Geliebten. Auf einer höheren Stufe
liebt er die schöne Seele der Geliebten. Noch höher ist es, wenn er
die Schönheit aller Seelen und die Tugend liebt. Aber die höchste
Form ist es, wenn der Mensch (geführt von Eros) die Schönheit
Gottes liebt. - Nun ist Christus als Gott-Mensch der wahre Mittler
zwischen Gott und den Menschen, und Christus ist der Meister und der
Weg, der uns führen will zur Liebe zu Gott und zur Anbetung der
Herrlichkeit des Herrn. Insofern ist Christus also auch der
(platonische) Eros.
3.
Der neuplatonische Roman von Amor und Psyche. In diesem in der Antike
weltberühmten Roman wird die Geschichte der Liebe zwischen dem Gott
Amor und der Jungfrau Psyche (Seele) erzählt. Psyche war
wunderschön. Der Gott Amor besuchte sie, blieb aber unsichtbar, und
erwählte sie zu seiner Braut. Aber es gab ein Gebot: Sie durfte
nicht versuchen, ihn zu sehen. Psyche übertrat aber dieses Gebot
(wie im Sündenfall von Adam und Eva), und der göttliche Bräutigam
Amor floh in den Himmel. Psyche musste nun Buße tun und viele
schmerzliche Prüfungen bestehen. Aber ihr half die Mutter des Gottes
Amor, die Himmelskönigin Venus. Zuletzt kam Psyche in den Himmel und
feierte mit dem Gott Amor die himmlische Hochzeit. - Das erinnerte
die Väter an Christus. Christus ist vom Himmel gekommen, um die
Braut Psyche (Seele) zu heiraten. Aber sie muss Buße tun für ihre
Sünden und viele Prüfungen erleiden. Christus-Amor will aber seine
Braut-Psyche in den Himmel führen zur himmlischen Hochzeit. Insofern
ist Christus, der Bräutigam des Hohenliedes, der Bräutigam der
Kirche und der Seelen, also der wahrhafte himmlische Eros-Amor.
4.
Der Eros bei den christlichen Vätern. Die Väter wussten, dass
„Eros“ bei den Heiden ein unsittlicher Begriff war, da standen
Venus und Eros (wie heute) im Ruf, etwas mit Tempelprostitution und
homoerotischer Knabenliebe zu tun zu haben, darum verwandten die
Väter den Begriff Eros nicht in der Öffentlichkeit. In der
Öffentlichkeit sprachen sie von Agape-Caritas, Nächstenliebe. Aber
die Christen unter sich glaubten, dass Christus der wahre göttliche
Eros ist. So riefen die Heiligen: Wehe, mein Eros ist gekreuzigt!
Halleluja, mein Eros ist auferstanden! Ein Heiliger schleppte ein
Kreuz durch die Straßen und rief: Ach! Ach! Mein Eros wird nicht
geliebt! - Der göttliche Eros Christus ist Bräutigam, er ist
leidenschaftlich eifersüchtig und duldet keine Rivalen neben sich,
er will geliebt sein, und er will die Seelen zur Hochzeit im Himmel
führen, wie im Buch der Apokalypse beschrieben… (Aber - - das
bleibt unter uns!...)