APOSTELGESCHICHTE KOMMENTAR

 

von Torsten Schwanke


Christi Himmelfahrt (1, 1-14)

Pfingst-Wunder und -Predigt (2,1-15)

Stephanus (6,8 bis Kap. 7 ganz)

Bekehrung des Saulus (9, 1-19)

Lydia u. die Magd mit dem Wahrsagegeist (16,14-22)

Paulus in Athen (17,16-34)

Paulus in Ephesos (Kap. 19)

Paulus vor Gericht (Kap. 25)

Pauli Verteidigungsrede (Kap. 26)

Paulus in Rom (28,17-31).


EINLEITUNG


Der Autor der Apostelgeschichte ist der griechische Arzt Lukas, ein Reisegefährte des Paulus, der auch das Lukas-Evangelium schrieb. Er schrieb die Apostelgeschichte etwa im Jahr 64. Das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte nennt man auch „das lukanische Doppelwerk“. Man nennt Lukas auch „den Historiker“. Die Apostelgeschichte berichtet von Himmelfahrt und Pfingsten, der Geburt der Kirche, die zuerst aus Judenchristen bestand, die Kirche in Jerusalem wird geschildert. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Missionsreisen des Paulus, die an die Irrfahrten des Odysseus erinnern. Die Bekehrung Pauli fand wohl im Jahr 33 statt und im Jahr 65 ward Paulus in Rom mit dem Schwert enthauptet, sein Wirken als Völkerapostel währte also ungefähr dreißig Jahre.




CHRISTI HIMMELFAHRT


Apostelgeschichte 1


1 Verehrter Theophilus, in meiner ersten Schrift habe ich alles berichtet, was Jesus tat und lehrte, von Anfang an 2 bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Zuvor gab er den Aposteln Anweisungen für die Zukunft. Er hatte sie früher mit dem Beistand des Heiligen Geistes ausgewählt.


Wer ist Theophilus? Man vermutet, dass Theophilus ein Schüler des Lukas war. Ihm sind das Evangelium und die Apostelgeschichte gewidmet. Möglicherweise hatte Theophilus seinen Lehrer Lukas gebeten, alles aufzuschreiben. Der Name Theophilus bedeutet „Gottesfreund“: Theos ist griechisch und heißt Gott und Philos ist der Freund. Wir sind also alle Theophilos. Im 16. Jahrhundert schrieb der Bischof von Genf Franz von Sales eine Einführung in die christliche Alltags-Heiligung, er widmete es einer geistlichen Freundin und nannte es Philothea, das ist das weibliche Gegenstück zu Theophilos. Wir sind eben alle Theophilos oder Philothea.


3 Nach seinem Leiden und Sterben hatte er sich ihnen wiederholt gezeigt und ihnen die Gewissheit gegeben, dass er lebte. Während vierzig Tagen kam er damals zu ihnen und sprach mit ihnen darüber, wie Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden werde. 4 Als Jesus wieder einmal bei ihnen war und mit ihnen aß, schärfte er ihnen ein: »Bleibt in Jerusalem und wartet auf den Geist, den mein Vater versprochen hat. Ich habe euch sein Kommen angekündigt, als ich euch sagte: 5 ›Johannes hat mit Wasser getauft, aber ihr werdet schon bald mit dem Geist Gottes getauft werden.‹«


Was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist? In der Antwort auf die Frage gibt es konfessionelle Unterschiede. Ich versuche einmal, die Position der katholischen Kirche und die der Pfingstgemeinde darzustellen.


Katholisch: Die Taufe, mit der Johannes der Täufer taufte, war eine reine Wassertaufe. Die Menschen bekannten ihre Sünden, und zum Zeichen ihrer Bekehrung ließen sie sich im Wasser des Jordan untertauchen. Aber Johannes verkündete, dass nach ihm Christus kommt, der mit dem Heiligen Geist taufen wird. Die Taufe mit Heiligem Geist ist die sakramentale Taufe in der Kirche, da vor allem Gott handelt, denn es ist die „Wiedergeburt“ im Becken der Taufe, die Wiedergeburt „von oben“, da der Täufling „Adoptivkind Gottes“ wird und so eingegliedert in den „mystischen Leib Christi, die Kirche“. Dabei empfängt der Täufling die Gnade Gottes. Das göttliche Leben von Vater und Sohn und Heiligem Geist zieht in die Seele des Getauften ein, alle von der Empfängnis mitgebrachte Erbschuld wird abgewaschen. Der Täufling wird wiedergeboren in Christus und wird so zum Christen.


Pfingstler:

Soweit ich es verstanden habe, unterscheiden die Pfingstler zwischen „Wassertaufe“ und „Taufe im Heiligen Geist“. Die Kindstaufe der Katholiken, Orthodoxen und Evangelischen wird als keine gültige Taufe angesehen. Sie anerkennen nur die Erwachsenentaufe, die als ein „Bekenntnis zu Christus vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt“ bezeichnet wird. Dennoch bleibt auch diese „Glaubenstaufe“ noch eine „Wassertaufe“. Soweit folgen den Pfingstlern alle evangelikalen Freikirchen. Speziell pfingstlerisch ist aber die Lehre, dass nach der Taufe noch als ein zusätzliches Erlebnis die „Taufe im Heiligen Geist“ kommen muss. Das ist dann eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, das wird offenbar durch den Empfang der Zungenrede und anderer Geistesgaben, wird oft mit einem „Feuer der Liebe“ und einer „neuen Begeisterung“ verglichen und äußert sich oft in ekstatischen Verzückungen. (Teilelemente dieser Taufe des Heiligen Geistes finden sich auch bei katholischen Charismatikern.)




6 Die Versammelten fragten Jesus: »Herr, wirst du dann die Herrschaft Gottes in Israel wieder aufrichten?« 7 Jesus antwortete: »Mein Vater hat festgelegt, welche Zeiten bis dahin noch verstreichen müssen und wann es so weit ist. Ihr braucht das nicht zu wissen.


Das messianische Königtum.


Die elf Apostel hatten Jesus als den von den Juden erwarteten Messias anerkannt. „Du bist der Messias“, hatte Petrus bekannt. Aber derselbe Petrus wollte den Messias Jesus auch vor dem Kreuz bewahren. Überhaupt erwarteten die Juden den Messias als politischen Herrscher, der das Königreich Davids in Israel wiederherstellt. In dem selben Geist fragen die Jünger, die durch Kreuz und Tod Jesu enttäuscht waren, auch jetzt den Auferstandenen, wann er das Davidische Königreich (vom Euphrat bis an die Grenzen Ägyptens) wiederherstellt. Sie sind noch nicht vom Heiligen Geist erleuchtet.


Jesus spricht zu den Jüngern aber nicht von einem Israelitischen Königreich, sondern von seiner Wiederkunft. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: „Wir glauben an Jesus, der zu Rechten Gottes sitzt, von wo er wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und Toten.“ Am Ende des Buches der Johannes-Offenbarung, am Ende der Bibel heißt es: „Und der (Heilige) Geist und die Braut(-Kirche) rufen: Komm, Herr Jesus. Und Jesus spricht: Siehe, ich komme bald!“


Viele zeitgenössische Propheten sprechen von einer nahen Wiederkunft Jesu und nennen unsere apokalyptischen Zeiten „die letzten Zeiten“. Aber sie meinen nicht, dass das „Ende der Welt“ nahe bevorsteht, sondern erwarten ein mächtiges Kommen des BARMHERZIGEN JESUS, der diese apokalyptische Zeitepoche beendet und ein Friedensreich auf Erden errichtet. Die Propheten sprechen von einem Neuen Pfingsten, von einem neuen Frühling der Kirche und der Menschheit, von einem Reich des Friedens, vom Tausendjährigen Reich, von einer Zivilisation der Liebe, die unsere heutige Kultur des Todes ablöst. In der Offenbarung an Johannes ist es nicht ganz klar gesagt, ob es nur Eine Wiederkunft des Gerechten Richters Jesu am Jüngsten Tag gibt, das wäre dann das Ende der Weltzeit, das Weltgericht und die Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen Erde und die Auferstehung der Toten - - - oder ob es zuvor noch eine Wiederkunft des Barmherzigen Retters zum Heil für die ganze Menschheit gibt. Papst Benedikt sagte, das könne man nicht gewiss entscheiden, der Bibeltext lasse beide Möglichkeiten offen.


Die Evangelikalen reden ja auch von der heutigen „Endzeit“ und der „nahen Wiederkunft des Herrn Jesus“, von einer „Entrückung der Braut-Gemeinde“ und vom „Tausendjährigen Reich“.



8 Aber ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans äußerste Ende der Erde.«


Petrus, der starke Mann, war ohne den Heiligen Geist so feige, dass er vor einem jüdischen Mädchen leugnete, Jesus zu kennen. Aber nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hielt er eine mutige Predigt vor fünftausend Juden, die sich bekehrten. Alle Apostel und die Frauen aus Galiläa hatten sich „aus Angst vor den Juden“ im Obergemach des Abendmahlssaales versteckt und die Türen verschlossen. Aber nach der Ausgießung des Heiligen Geistes gingen sie in die ganze Welt als Missionare. Dies bezeugt die christliche Überlieferung: Der Evangelist Markus ging nach Ägypten, der Apostel Thomas nach Indien, der Apostel Bartholomäus ging nach Armenien, der Apostel Andreas ging nach Griechenland, die Apostelfürsten Petrus und Paulus gingen nach Rom, Maria Magdalena ging nach Frankreich, Johannes und die Gottesmutter gingen nach Ephesus (heute Türkei). Alle Apostel, außer Johannes, sind der Überlieferung nach als Märtyrer gestorben, Johannes war _Gefangener auf der Gefangeneninsel Patmos.



9 Während er das sagte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten.


Papst Benedikt sagte einmal: Die Himmelfahrt Jesu darf man sich nicht vorstellen, wie den Flug einer Rakete von der Erde in den Weltraum… Jesus ist nicht aufgefahren über Mond und Sonne und Jupiter und Saturn und Uranus in den Fixsternhimmel… Die WOLKE, die Jesus aufnahm, ist in der Bibel ein Symbol der Gegenwart Gottes. Wenn die Wolke Jesus hinwegnimmt, heißt das, Jesus ist eingegangen in die Unsichtbare ALLGEGENWART GOTTES.


In einer Meditation über das Evangelium kam mir einmal dieser Gedanke: Die Toten, die in der Gnade Gottes gestorben sind, sind IN GOTT. Da Gott aber nicht hoch oben auf dem Uranus sitzt, sondern der Himmel das unsichtbare Reich der Allgegenwart Gottes ist, sind also auch die Toten, die IN DER ALLGEGENWART GOTTES SIND, überall! Sie leben nicht auf dem Mond und nicht im Schoß der Erde, sondern sind um uns, sind WIE JESUS MITTEN UNTER UNS. Der Hebräer-Brief nennt das: „Uns umgibt eine WOLKE von treuen Zeugen“...


10 Als sie noch wie gebannt nach oben starrten und hinter ihm hersahen, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer neben ihnen.


Diese zwei Männer in weißen Kleidern sind Engel. Sind Engel Männer? Was sind Engel?


Engel sind geschaffene Geschöpfe Gottes, aber nicht in einem menschlichen Leib, nicht wie die Menschheit als Mann und Frau geschaffen, sondern sind reine Geistwesen. Wenn ein Gottesmann im Alten Testament Mut und Kraft zum Weiterkämpfen braucht, erscheint ein Engel oft wie ein Mann. Der Engel ist kein Mann, sondern erscheint wie ein Mann. Engel wie der Seraphim (die feurigen Engel der Liebe) werden in der Bibel als geflügelte Feuerschlangen beschrieben. Die Engel wie die Cherubim (Engel der Weisheit) werden als Flügelgestalten mit den vier Köpfen von Mensch, Stier, Löwe und Adler und einem Leib voller Augen dargestellt.


Warum werden in der Kunst und in der menschlichen Phantasie Engel weiblich dargestellt? Ein Theologe sagte einmal: Da Engel rein geistige und vollkommene himmlische Wesen sind, stellt man sie nich natürlich in vollkommener Schönheit vor – wie Claudia Schiffer... In einem evangelischen Weihnachtsgottesdienst spielte die neunjährige Valea, hübsch, mit blonden Locken, im weißen Flügelkleid, einen Weihnachtsengel… aber wie gesagt, Engel sind Geistwesen, weder Mann noch Frau.


Habt ihr einen Schutzengel? - „Ja! Mein lieber Ehemann!...“ Nein, dein Mann ist vielleicht ein Heiliger, aber kein Engel. Jesus sagt: Die Kleinen (das sind nicht die Kinder, sondern die Christen) haben jeder einen Engel, und ihre Engel sehen allezeit das Antlitz des Vaters im Himmel. - Jeder von uns hat einen Engel Gottes an seiner Seite, der nicht nur für Schutz im Straßenverkehr zuständig ist, sondern vor allem dafür, UNSERE SEELE IN DEN HIMMEL ZU FÜHREN.


11 »Ihr Galiläer«, sagten sie, »warum steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen!«


Bei der Himmelfahrt Jesu weisen die Engel gleich auf die Wiederkunft Jesu hin! Jesus selbst sagte: „Wie ein Blitz von Osten nach Westen zückt, so wird die Wiederkunft des Menschensohnes sein.“ Alle Menschen auf Erden werden ihn sehen. Wie wir uns das vorzustellen haben? Die SICHTBARE ERSCHEINUNG GOTTES übersteigt die Möglichkeiten unserer menschlichen Einbildungskraft. (Es handelt sich sicher nicht um eine weltweite Fernsehübertragung…)


Ein lauer katholischer Priester in Oldenburg sagte einmal: „Wir sagen ja jeden Sonntag, dass wir auf die Wiederkunft Christi hoffen, aber insgeheim denken wir doch: Ach Herr, es ist gerade so schön auf Erden, komm bitte noch nicht...“ Ich wollte umgehend empört die Kapelle verlassen! Die ganze Bibel, wie gesagt, endet mit dem Ruf: KOMM, HERR JESUS! („Maranatha!“)


12 Darauf kehrten sie vom Ölberg nach Jerusalem zurück. Das ist ein Weg von etwa einer halben Stunde.


Im Orignal steht: Ein Sabbathweg weit entfernt. Den Juden war es verboten, am Sabbat (also am Ruhetag am Samstag) zu arbeiten, sie durften auch nicht größere Strecken gehen. Erlaubt war am Sabbat ein Spaziergang von einer halben Stunde (und nicht wie bei gewissen Christen am Sonntag üblich, ein zweistündiger Spaziergang)...


13 Dort gingen sie in das Obergemach des Hauses, wo sie von nun an beisammenblieben. Es waren: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn von Alphäus, und Simon, der zur Partei der Zeloten gehört hatte, und schließlich Judas, der Sohn von Jakobus. 14 Auch die Frauen waren dabei und Maria, die Mutter von Jesus, sowie seine Brüder. Sie alle waren einmütig beieinander und beteten beharrlich um das Kommen des Heiligen Geistes.


Wer war nun also wo zusammen? Es war das selbe Haus, wo Jesus mit seinen 12 Aposteln das Letzte Abendmahl gefeiert hat am Abend vor seiner Kreuzigung. Darum nennt man das Haus auch Abendmahlssaal (römisch Zönakel). Es war in dem Gebiet der jüdischen Sekte der Essener. Unter dem Haus lag das Grab Davids. Im Obergeschoss versammelten sich nun die Jünger.


Und alle, die damals dabei waren, müssen auch heute dabei sein:


1. die Apostel, das sind die Bischöfe

2. Die „Brüder“ Jesu, das sind wir Männer

3. Die Frauen aus Galiläa (Magdalena, Susanna, Johanna, Salome, verschiedene Marien), das seid ihr Frauen

4. Die Mutter Jesu, das ist das gewisse Rot, auf das manche Pietisten reagieren wie Kampfstiere...


Diese alle waren „einmütig im Gebet“ versammelt und erwarteten den Heiligen Geist. Der Heilige Geist kam nicht unverhofft, sondern ersten von Jesus versprochen und zweitens von der Gemeine erfleht. Auch wir müssen um die Gaben, Charismen und Früchte des Heiligen Geistes beten. In der charismatischen Bewegung (freikirchlich, evangelisch, katholisch) wird im Lobpreis oft der Heilige Geist angerufen. Auch im persönlichen Gebet sind es eher Charismatiker, die auch zum Heiligen Geist beten. Daher kommt es wohl, dass die interkonfessionelle charismatische Bewegung die am stärksten wachsende Fraktion des Christentums ist. Manche sprechen von einer „Pentecostalisierung“ des Christentums. Auch die Päpste setzen große Hoffnungen in die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche. Ich meine zu wissen, dass nach der Katholischen Kirche inzwischen die Pfingstgemeinde international die zweitgrößte Konfession ist.





PFINGSTEN


Apostelgeschichte 2


Das Eintreffen des Heiligen Geistes


1 Als der Pfingsttag anbrach, waren alle wieder beieinander.


Das Pfingstfest war ein jüdisches Fest. Unser Ostern war ja das jüdische Pessach-Fest, da dachten die Juden an den Auszug aus Ägypten. Fünfzig Tage nach Ostern-Pessach war das jüdische Wochenfest, da dachten die Juden daran, wie Gott das Gesetz auf dem Berg Sinai gab. „Fünfzig Tage“ heißt auf Lateinisch „Pentecoste“, daher die „Pfimgstler“ heißen auf englisch „Pentecostals. So wie Jahwe auf dem Sinai das Gesetz auf steinerne Tafeln schrieb, so schreiben Jahwe und Jesus zu Pfingsten das Gesetz Gottes mit dem „Finger des Heiligen Geistes“ in unsere Herzen. Jesus nennt den Heiligen Geist den „finger Gottes“. Paulus sagt: „Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere Herzen.“ Ein Prediger übersetzte: „Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere Herzen.“ Der Heilige Geist muss wirklich alle Räume des Herzens erobern. Oder lassen wir den Heiligen Geist in bestimmte Kammern nicht herein? Zum Beispiel in die Finanzkammmer oder die Sexkammer?


Alle waren wieder beieinander, das weißt auf die Gemeinde hin, die wir bei der Himmelfahrt Jesu im Obergemach des Abendmahlssaales sahen. Evangelikale reden bei Pfingsten gerne von den Herren Aposteln. Katholiken sagen, in der Mitte der zwölf Apostel (Petrus und die Elf) war die Mutter Jesu als Mitte der Kirche. Aber ich sage, es waren auch die Frauen aus Galiläa dabei, wie Magdalena und Susanna. Der Heilige Geist kommt auf Männer und Frauen, auf Leute, die ein Amt in der Kirche haben, und auf das ganze christliche Volk.


2 Plötzlich setzte vom Himmel her ein Brausen ein. Es klang wie das Tosen eines heftigen Sturms und erfüllte das ganze Haus, in dem sie zusammensaßen. 3 Sie sahen etwas, das wie Feuerzungen aussah, sich zerteilte und sich auf jeden Einzelnen von ihnen setzte.


Im Alten Testament werden die Gotteserscheinungen immer von symbolischen Naturphänomenen begleitet, von Donner, Rauch, Feuer usw. Der Heilige Geist in seiner Erscheinung wird begleitet von Sturm, wie Meeresbrausen, und Feuerflammen. Das heißt, es ist eine Gotteserscheinung. Paulus nennt den Heiligen Geist Herr (Kyrie), das heißt Gott. Der Heilige Geist ist Gott. Ihm gebührt Anbetung.


Feuerzungen – ich denke, dass Feuer steht für Begeisterung und für Liebe. Die Zungen stehen für Beredsamkeit, Predigt, Verkündigung und Gebet und Lobpreis. Die Gabe des Heiligen Geistes ist das lebendige Gebet zu Gott. Du kannst nicht beten? Dann bitte den Heiligen Geist! Der Heilige Geist bewirkt die Verkündigung des Evangeliums. Das heißt, der Geist legt die Bibel aus, der Geist inspiriert die Prediger, der Geist führt und lehrt die Missionare. Der Geist bewirkt Lobpreis und Anbetung, nicht nur als moderne geistliche Popmusik sondern als Lebensstil. Der Geist lehrt uns zu sagen: Jesus ist der Herr! Der Geist schenkt die Liebe zu Gott und Jesus, der Geist schenkt die Liebe zum Nächsten, der Geist schenkt das Gebet für die Feinde. Ohne Heiligen Geist keine Gottes- und Nächstenliebe. DER HEILIGE GEIST IST DIE LIEBE GOTTES – IN UNSEREN HERZEN.




4 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen auf einmal an, in fremden Sprachen zu reden, so wie es ihnen der Geist eingab. 5 Zu dieser Zeit hielten sich gottesfürchtige jüdische Männer aus aller Welt in Jerusalem auf.


Die Pfingstler mit ihrem Faible für die „Zungenrede“ sagen gern, die Apostel begannen hier „in Zungen zu reden“. Mir scheint es wahrscheinlicher, dass die Apostel wirkliche Sprachen der Völker redeten. Man nennt Pfingsten ja auch die „Geburt der Kirche“. Und die Kirche war von Anfang an universell, um nicht „katholisch“ (allumfassend) zu sagen, das heißt, es wird hier begründet ein „neues Gottesvolk aus allen Völkern und Sprachen“. Das ist das Werk des Heiligen Geistes: Aus allen Völkern, Nationen, Stämmen und Sprachen erwählt Gott sich Anbeter. In allen Sprachen wird Gott angebetet. So ist die Bibel heute in fast alle Sprachen der Erde übersetzt. Auch im deutschen Sprachgebiet gibt es sogar für jede „Sprache“ eine eigene Bibelübersetzung, von Luther bis zur Volksbibel, von der schwäbischen bis zur plattdeutschen Bibel, von der Bibel als whatsapp bis zum Bibel-Comic und Jesusfilm.



6 Als dann dieses Geräusch entstand, lief die Menge zusammen. Fassungslos hörte jeder die Apostel in seiner eigenen Sprache reden. 7 Außer sich vor Staunen riefen sie: "Sind denn das nicht alles Galiläer, die hier reden? 8 Wie kann es sein, dass wir sie in unserer Muttersprache hören? 9 Wir sind hier Parther, Meder und Elamiter. Wir kommen aus Mesopotamien, aus Judäa, Kappadozien, Pontus und aus der Asia, 10 aus Phrygien, Pamphylien, Ägypten und aus der Gegend um Zyrene in Libyen. Dazu kommen noch die hier ansässigen Römer, egal ob gebürtige Juden oder zum Judentum Übergetretene. 11 Selbst Kreter und Araber sind hier. Wie kann es nur sein, dass wir sie in unseren eigenen Sprachen von den großen Taten Gottes reden hören?"


Hier sehen wir die „Kirche aus allen Völkern“. Die Völker sind von Persien bis Ägypten und Libyen gegenwärtig. Heute würden wir sagen: von den Philippinen bis nach Mexiko, von China bis zu den USA, von Irland bis Nigeria. Das erwähnte Asia ist übrigens die heutige Türkei, einst eine Urwiege des antiken Christentums, heute gibt es in der Türkei vielleicht 1 % Christen. Der ganze Nahe Osten war einmal christlich. Die Muslime haben es militärisch erobert und Zwangsbekehrungen durchgeführt. Und noch heute versuchen radikale Moslems, die letzten Christen aus dem Nahen Osten zu töten oder zu vertreiben.


Im Alten Testament gibt es die Erzählung vom Turmbau zu Babel. Die Menschen sprachen eine einzige Sprache, zogen nach Babel, bauten einen Turm und wollten in ihrem Hochmut den Himmel stürmen. Gott verwirrte ihre Einheit, zerstreute die Völker und löste die sprachliche Einheit auf. - Hier nun zu Pfingsten sammelt Gott wieder die Völker durch den Heiligen Geist. Alle Sprachen sollen in der Einen Kirche, im Einen Gottesvolk den Herrn anbeten. Die Kirche soll die Einheit des Menschengeschlechts wieder herstellen. Das Gottesvolk soll „Sauerteig“ in der Welt sein und dafür wirken, dass die Menschheit zu Einer Menschheitsfamilie wird unter dem Einen Vater aller Menschen und König aller Völker.



12 Sie waren bestürzt. "Was ist das nur?", fragte einer den anderen ratlos und erstaunt. 13 Einige allerdings sagten spöttisch: "Die haben nur zu viel vom süßen Wein getrunken."


Die feurige Begeisterung der Apostel erinnert an Betrunkenheit. Paulus sagt: „Und sauft euch nicht voll Wein, sondern lasst euch vom Heiligen Geist erfüllen.“ Wir wollen erfüllt sein von der „nüchternen Trunkenheit des Heiligen Geistes“, wir wollen „trunken von der feurigen Liebe Gottes“ das Evangelium zu allen Menschen bringen. Wir können nur Menschen zu Jesus führen, wenn wir selbst begeistert sind. Es gab in den 70er Jahren ein Buch mit Liebesgedichten, das hieß: „Aber besoffen bin ich von dir“, das heißt, schon die erotische Liebe von Mann und Frau wird als „Rausch“ empfunden. Darum nennt der Mann seine Geliebte auch „Mannsräuschlein“. Möge Gottes Liebe uns berauschen!


Die Pfingstpredigt des Petrus


14 Da trat Petrus mit den anderen elf Aposteln vor die Menge und rief mit Begeisterung: "Ihr Männer von Juda und ihr alle in Jerusalem! Ich will euch erklären, was hier geschieht! Hört mir zu!


Petrus, der so feige war, dass er vor einer Magd leugnete, Jesus zu kennen, dieser Petrus wird nun vom Heiligen Geist zum mutigen Zeugen gemacht. Wir brauchen auch den Heiligen Geist, um z.B. im Restaurant öffentlich zu beten, oder i Gespräch in der Familie uns zu Christus zu bekennen. Wissen eure Mitarbeiter am Arbeitsplatz, dass ihr Christen seid? Jesus sagt: Wenn ihr euch meiner schämt, werde ich mich im Gericht eurer schämen.


In der Apostelgeschichte heißt es immer wieder: Petrus und die Elf. Jesus nannte Petrus den Felsen, auf dem er seine Gemeinde gründen wollte. Die junge Kirche hat diese Führungsrolle Petri anerkannt. Petrus ist der, der dem Kreis der zwölf Apostel vorsteht, aber nicht, weil er so einen besonderen persönlichen Charakter hatte, sondern weil Christus ihn dazu berufen und ausgestattet hatte. Der Auferstandene sagte dreimal zu Petrus: Weide meine Schafe!


Petrus predigt „laut mit Begeisterung“. Ich muss leider sagen, dass ich schon unendlich viele Predigten ohne Begeisterung gehört habe. Da predigen geistliche Schlaftabletten. Ein typischer Katholik verschläft deshalb in der Regel die Predigt. Aber wie herrlich ist es, wenn man einem Prediger anmerkt, dass er brennt für Jesus, dass er vom Heiligen Geist inspiriert ist und die reine Wahrheit verkündet, ob die Menschen sie hören wollen oder nicht. Wenn man die göttliche Wahrheit verkünden will, darf man den Menschen nicht gefallen wollen. Denn die meisten Menschen in unserer Zeit können die Wahrheit gar nicht ertragen!


15 Diese Männer hier sind nicht betrunken, wie ihr denkt, es ist ja noch früh am Vormittag.


Ein kleiner Exkurs zum Thema Rausch:


Die Apostel trinken nicht am Vormittag. Aber die Apostel trinken sonst ganz gerne. Darum ging auf der Hochzeit von Kana der Wein aus, weil Petrus und Markus da waren. Es ist also in Ordnung, wenn Apostel am Abend zu medizinischen Zwecken scharfe Getränke trinken. Paulus empfiehlt dem Bischof Timotheus, aus gesundheitlichen Gründen Wein zu trinken. Paulus und Johannes sagen aber auch, dass Säufer nicht in den Himmel kommen. Luther sagte: Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang. Wein, Weib und Gesang hieß 1968 sex and drugs and rock‘n‘roll. Die Hippies konsumierten LSD, Haschisch, Kokain, Heroin und Drogenpilze. Das lehnen die Christen ab. Wir brauchen keine Halluzinationen von Drogen, wir lassen uns vom Heiligen Geist echte Visionen schenken.


16 Nein, es ist das, was Gott durch den Propheten Joël gesagt hat: 17 ,In den letzten Tagen werde ich meinen Geist auf alle Menschen ausgießen, spricht Gott. Eure Söhne und Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen sehen und eure Ältesten Traumgesichte haben. 18 Sogar auf die Sklaven und Sklavinnen, die mir gehören, werde ich dann meinen Geist ausgießen, und auch sie werden prophetisch reden. 19 Oben am Himmel werde ich Wunder tun und Zeichen unten auf der Erde: Blut, Feuer und Rauchwolken; 20 die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, bevor der große und strahlende Tag des Herrn kommt. 21 Aber jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.'


Das Pfingstfest war vom Propheten Joel vorhergesagt. Die Propheten in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts prophezeiten das Kommen eines Neuen Pfingsten! Bestandteil des Neuen Pfingsten war für Katholiken das zweite Vatikanische Konzil in den sechziger Jahren und die große Heiligkeit der jüngsten Päpste, aber auch die charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche, sowie die prophetischen Botschaften der Jungfrau Maria, die auf der ganzen Welt sich ereigneten. Die Entstehung der Pfingstbewegung gehört dazu und die ganze charismatische interkonfessionelle Bewegung, die Bewegung der Anbetung und des Lobpreises, die „Pentecostalisierung des Christentums“ und die immer stärker werdende Ökumene, sowie die große Anzahl von Märtyrern.


Im zwölften Jahrhundert gab es einen Theologen namens Joachim Di Fiore. Er stammte aus der Bewegung des Heiligen Franziskus. Seine These war, dass es drei große Geschichtsepochen gibt. Die Zeit des VATERS war die Zeit der Schöpfung und des Volkes Israel. Dann kam die Zeit des SOHNES mit einer hierarchisch geordneten Amtskirche. Danach kommt die Zeit des HEILIGEN GEISTES, da das ganze Gottesvolk inspiriert und begeistert sein wird vom Heiligen Geist. Ein interessanter Gedanke.


22 Männer von Israel, hört zu! Ihr wisst selbst, dass Gott durch Jesus von Nazaret mächtige Taten, Wunder und Zeichen unter euch vollbracht hat. Auf diese Weise hat Gott ihn vor euch bestätigt. 23 Und diesen Mann habt ihr durch Menschen, die nichts vom Gesetz wissen, ans Kreuz nageln und töten lassen. Allerdings war es so von Gott beschlossen und vorherbestimmt.


Im christlichen Antisemitismus wurden die Juden Gottesmörder genannt. Es wird dabei ganz übersehen, dass Jesus kein Arier, kein Inder, sondern ein Jude war, Maria war Jüdin, alle Apostel waren Juden, die Urkirche bestand ursprünglich nur aus Juden. Jesus sagt: Das Heil kommt von den Juden.


Aber hat nicht der Jude Herodes den Herrn zum Tode verurteilt? Ja, der Jude Herodes und der Heide Pilatus und der christliche Bischof Judas Iskariot. Juden, Heiden und Christen sind zusammen Gottesmörder. Nämlich nicht nur die anderen, sondern DU (ICH) hast Jesus mit deinen Sünden ans Kreuz geschlagen! Und die Herodesse unserer Zeit, die Kinder abtreiben, und die Judasse unserer Zeit, Bischöfe, die Kinder sexuell missbrauchen, die schlagen auch heute noch Jesus ans Kreuz!


24 Und dann hat Gott ihn aus der Macht des Todes befreit und auferweckt. Wie hätte er auch vom Tod festgehalten werden können, denn 25 schon David sagt von ihm: 'Ich sehe den Herrn immer vor mir. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. 26 Das macht mein Herz froh und lässt mich jubelnd singen. Selbst im Grab wird mein Leib noch in Hoffnung ruhen, 27 denn du lässt mich nicht im Tod zurück, überlässt deinen Frommen nicht der Verwesung. 28 Du hast mir den Weg zum Leben gezeigt. Vor dir zu sein, das macht mich froh.'


Petrus verkündet die Kernbotschaft des Evangeliums: Kreuzestod und Auferstehung Jesu. Das nennt man das „kerygma“, um dieses Kerygma sind die vier Evangelien aufgebaut. Andere „Evangelien“, die nicht hauptsächlich um Kreuz und Auferstehung kreisten, wurden von der Kirche nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen. Das nennt man auch das „Pascha-Mysterium oder Oster-Mysterium“, nämlich unsere Erlösung durch das Leiden und den Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung am dritten Tag.


Auch die Auferstehung Jesu wurde in den Psalmen vom Propheten David vorhergesagt.


Auferstehung ist nicht zu verwechseln mit den Zombies im Horrorfilm: Auferstehung heißt nicht, das verweste Fleisch-Maden-Haufen aus der Erde kriechen. Der Mensch legt im Tod seinen sterblichen Leib ab. Die Seele (Ich, Bewusstsein) ist unsterblich und bekommt am Tag der Auferstehung einen geistigen Lichtleib, der unsterblich ist und nicht mehr leidet.


Es gibt in gewissen Kreisen eine einseitige Betonung der Auferstehung Jesu. Da sagt man: Jesus leidet nicht mehr, er ist auferstanden, er hat für uns gelitten, wir müssen nicht mehr leiden, wir leben jetzt in der Kraft der Auferstehung und in der Freude des Heiligen Geistes. - Das halte ich für eine nicht gesunde Einseitigkeit. Ich glaube, Jesus leidet auch heute noch an all den Beleidigungen, die ihm zugefügt werden (auch von Christen). Und Paulus sagt, er ergänze in seinem Leib, was an den Leiden Christi noch fehlt. Das erlösende Leiden Jesu setzt der Herr fort in den Leiden der Glieder seines Leibes, in den Christen. Auch Christen müssen ihr Kreuz tragen, und einige scheinen von Christus AUSERWÄHLT UND BEGNADET, ein besonders schweres Kreuz zu tragen, durch das das erlösende Leiden Christi auch in unsere heutige Welt kommt. Es ist CHRISTUS, DER IN UNS LEIDET.


29 Liebe Brüder, es sei mir gestattet, ganz offen zu reden. Unser Stammvater David ist gestorben und wurde begraben. Sein Grabmal ist heute noch bei uns zu sehen. 30 Weil David nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm unter Eid zugesichert hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, 31 hat er vorausschauend von der Auferstehung des Messias geredet. Von ihm sagte er: 'Er wurde nicht im Tod zurückgelassen, die Verwesung griff seinen Körper nicht an.' 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt. Wir alle sind Zeugen davon.


Die Apostel waren Zeugen der Auferstehung. Erste Zeugin war Maria Magdalena, eine Frau. Darum nennt man Magdalena auch die „Apostelin in der Apostel“. Die Jesus-Jüngerin Susanna wird in der griechisch-orthodoxen Kirche auch „Myrrhe-Trägerin“ genannt, das heißt, sie war unter den Frauen, die den Leichnam Jesu mit Myrrhe salben wollten, und denen der Auferstandene begegnete. Aber die Herren Apostel glaubten den Frauen (Weibern) nicht, sie hielt die Weiber wohl für hysterisch…


Ein weiser Mann sagte: Die Menschen unserer Zeit verlangen nicht nach LEHRERN des Christentums, sondern nach ZEUGEN. Zeugen bringen keine theoretische Lehre (schlagen auch nicht mit Bibelversen um sich), sondern berichten ehrlich und authentisch, wie sie Gott erleben.


33 Nun hat Gott ihn auf den Platz an seiner rechten Seite erhöht. Dort hat er die vom Vater versprochene Gabe des Heiligen Geistes erhalten und ihn jetzt über uns ausgegossen – wie ihr hier sehen und hören könnt. 34 Denn David ist nicht in den Himmel aufgestiegen. Er hat ja selbst gesagt: 'Der Herr sprach zu meinem Herrn: "Setz dich an meine rechte Seite, 35 bis ich dir deine Feinde zur Fußbank gemacht habe."' 36 Ganz Israel soll nun mit Sicherheit wissen: Diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, den hat Gott zum Herrn und zum Messias gemacht."


Der Heilige Geist ist der Geist des Vaters und der Geist des Sohnes, er wird selbst auch HERR genannt. Der Heilige Geist ist die LIEBE des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater. Im Heiligen Geist sollen wir im Himmel aufgenommen werden in diese göttliche Liebe von Vater und Sohn und gewissermaßen IN DIE DREIEINIGKEIT EINGEHEN.



DAS MARTYRIUM DES HEILIGEN STEPHANUS


(Apostelgeschichte 6 und 7)


Stephanus vor Gericht


6, 8 Stephanus war besonders begnadet. Gott hatte ihn mit einer Kraft erfüllt, in der er Wunder und erstaunliche Zeichen unter den Menschen wirkte. 9 Doch eines Tages verwickelten ihn Leute, die zur Synagoge der Freigelassenen gehörten, in ein Streitgespräch. Es waren Juden aus Zyrene und Alexandria, Zilizien und der Asia. 10 Doch sie waren der Weisheit, mit der Stephanus redete, und dem Geist, der aus ihm sprach, nicht gewachsen. 11 Da hetzten sie heimlich ein paar Männer auf, die das Gerücht verbreiten sollten: "Wir haben gehört, wie er Mose und Gott gelästert hat." 12 Damit brachten sie das Volk, die Ratsältesten und die Gesetzeslehrer gegen ihn auf. Sie fielen über ihn her und schleppten ihn vor den Hohen Rat. 13 Dort ließen sie falsche Zeugen auftreten, die aussagten: "Dieser Mensch greift in seinen Reden immer wieder unseren heiligen Tempel und das Gesetz an. 14 Wir haben ihn selbst sagen hören: Der Jesus von Nazaret wird diesen Tempel hier niederreißen und die Gebräuche verändern, die Mose uns im Auftrag Gottes übergeben hat." 15 Alle im Rat blickten gespannt auf Stephanus und sahen sein Gesicht wie das eines Engels leuchten.


Stephanus war ein Diakon in der Urkirche, ein Armenpfleger. Aber er gab nicht nur den Armen Brot, sondern verkündete auch das Evangelium und wusste, was er glaubte. Heute wird oft die Diakonie oder Caritas von der Verkündigung des Evangeliums abgekoppelt, es ist dann eine Art kirchliche Sozialarbeit. Oft sind die Mitarbeiter von Diakonie und Caritas noch nicht einmal überzeugte Christen. Stephanus aber war voller Weisheit. Juden, die nicht glaubten, dass Jesus der von Israel erwartete Messias ist, wollten mit ihm ein theologisches Streitgespräch führen. Stephanus war dazu bereit und auch dazu in der Lage. Die Juden kamen aus Ägypten, Syrien und der Türkei. Das sind heute muslimische Länder. Moslems wollten in Wien ein theologisches Streitgespräch mit Katholiken führen. Die Moslems wollten wissen, wie die Dreieinigkeit Gottes zu verstehen sei. Aber davon hatten die Katholiken keine Ahnung, sie wussten nur vom Priestertum der Frau und Abschaffung des Zölibats. Das aber interessierte die Muslime nicht. Stephanus aber wurde von den Juden vor dem jüdischen Religionsgericht angeklagt, sozusagen vor der jüdischen Inquisition. Aber hier sehen wir, wie Stephanus ähnlich behandelt wird wie Jesus: Man beschuldigt ihn, gegen das Gesetz Moses zu verstoßen, den Tempel zerstören zu wollen, was alles gar nicht stimmt, sie bringen wie bei Jesus falsche Anklagen vor. Jesus sagt: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Ein Knecht ist nicht mehr als sein Meister, es ist gut, wenn er wie sein Meister ist.“ Wir sehen an Stephanus, dass es das Ziel des christlichen Lebens ist, Jesus ähnlich zu werden, ähnlich in der Liebe, auch wenn das unter Umständen bedeutet, dass wir Ihm ähnlich werden auch im Leiden.


DIE REDE DES STEPHANUS


Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern: Sie werden euch anklagen, aber sorgt euch nicht, was ihr dann sagen sollt, ich werde euch eine Weisheit geben, der keiner eurer Feinde widerstehen kann. - Und das geschieht nun: Stephanus wird von seinen religiösen Gegnern angeklagt, dass er neben dem einzigen Gott noch einen Menschen anbetet. Aber Jesus gibt ihm eine Weisheit, der alle seine Gegner nicht widerstehen können. Er hält eine lange Rede über die Geschichte der Offenbarung, einen Gang durch die Geschichte Israels, mit der er bezeugen will, dass Jesus der von Israel erwartete Messias ist. Gehen wir den Hauptgestalten Israels nach, von denen Stephanus redet.


1. Abraham


Abraham ward von Gott gesegnet: In deinem Nachkommen sollen alle Völker gesegnet werden! Dieser Nachkomme ist Jesus, der König aller Völker. Abraham sollte seinen Sohn opfern, Gott gab aber an Stelle des Kindesopfers ein Lamm, das ist eine Prophezeiung auf den Opfertod Jesu, der Vatergott opfert seinen Sohn zur Rettung der Menschheit. Abraham ward zum Vater des Glaubens des Monotheismus. Auf ihn berufen sich Juden und Christen und auch die Muslime.


2. Jakob


Jakob ist der Vater der 12 Söhne, der 12 Stämme Israels. Im neuen Testament stehen dafür die 12 Apostel. Jakob sah die göttliche Herrlichkeit auf der Spitze der Himmelstreppe, er durfte aber die göttliche Herrlichkeit nicht heiraten, denn er hatte schon zwei irdische Ehefrauen. Lea war fruchtbar und schenkte Israel viele Söhne, Rahel war Jakobs Favoritin und hatte schöne Augen. Sie schenkte ihm seinen Liebling Josef und starb bei der Geburt ihres zweiten Kindes Benjamin. Lea steht für ein aktives Leben, Rahel für ein beschauliches, meditatives Leben. Im Evangelium stehen dafür Martha und Maria. Papst Franziskus warnte vor dem Marthismus. Jesus sagte: Maria hat das bessere Teil erwählt, das soll ihr nicht genommen werden.


3. Josef


Josef ward von seinen leiblichen Brüdern in die Grube geworfen und an Heiden verkauft. Aber gemäß dem Plan Gottes wurde Josef der Stellvertreter des Pharao und ernährte ganze Ägypten und Kanaan mit Brot. So wurde Jesus von seinen jüdischen Brüdern an die Römer verkauft und getötet, aber er ist auferstanden und zum lebendigen Brot geworden, das vom Himmel kommt. Josef diente im Haus eines ägyptischen Edelmannes, dessen Frau wollte den Josef verführen, er blieb aber keusch. Daher der Begriff: Keusch wie Josef. Auch der Josef des Evangeliums war der keusche Bräutigam der keuschen Jungfrau Maria. Die ägyptische Frau hat in der Bibel keinen Namen. Ihre Geschichte wird auch im Koran in der Sure Josef erzählt. Auch im Koran hat sie keinen Namen. Die einzige Frau, die im Koran mit Namen erwähnt wird, ist die Jungfrau Maria. Aber in der islamischen Poesie heißt die Ägypterin Suleika. Ihre Liebe zu Josef wird von den Dichtern besungen. Der alte Goethe nannte seine junge Geliebte „Suleika“. Das nur am Rande.


4. Moses


Moses ward wie Jesus als Kind vom Kindermord durch die politischen Tyrannen bedroht. Er ward später von Gott berufen, sein Volk in die Freiheit zu führen. Jahwe hat dem Mose seinen Namen offenbart, der Name Jesu bedeutet Jahwe rettet, und Jesus hat uns das Wesen des Vaters offenbart (Gott ist Liebe). Moses hat im Exodus das Volk aus der Sklaverei geführt, Jesus hat uns durch Kreuz und Auferstehung befreit von der Sklaverei durch Sünde, Tod und Teufel. Moses hat dem Volk das Gesetz auf dem Sinai gegeben, Jesus gibt allen Völkern das neue Gesetz in seiner Bergpredigt. Moses hat mit Gott geredet wie ein Mann mit seinem Freund spricht und hat den Rücken der Herrlichkeit des Herrn gesehen, Jesus ruhte im Schoß des Vaters, sagte zu ihm: Abba (Papa) und war der Einzige, der je Gottvater geschaut hat.


5. David


David war ein Mann nach dem Herzen Gottes. Jesus ruhte am Herzen des Vaters. David war der König Israels, Jesus wurde verurteilt als König der Juden. David wird in der Bibel der Gesalbte genannt, Jesus ist der vom Heiligen Geist Gesalbte (das heißt Christus oder Messias). David war der große Beter der Psalmen. Er betete: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Das betete Jesus auch am Kreuz. David dichtete: Der Herr ist mein Hirte. Jesus nannte sich selbst den Guten Hirten. David sprach vom Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Das ist Jesus. Denn wie Melchisedek Brot und Wein opferte, so opfert Jesus seinen Leib und sein Blut (in den Gestalten von Brot und Wein). David erhielt die Verheißung eines ewigen Nachkommen aus seiner Familie. Der Engel Gabriel sagte zu Maria, dass Jesus dieser Nachkomme ist. Die Jünger Jesu nannten ihn darum: Sohn Davids.


6. Salomo


Salomos Name bedeutet: der Friedliche. Jesus ist der Friedefürst, wie die Engel zu Weihnachten singen. Salomo war der Freund der Weisheit, Jesus ist die menschgewordene Weisheit selbst. Wie die Königin von Saba zu Salomo kam, um seiner Weisheit zu lauschen, so kommen die Völker, um Jesu Wahrheit zu hören. Wie Salomo im Hohen Liede der Bräutigam seiner Freundin Sulamith ist, so sagt Jesus: Hier ist einer, der mehr ist als Salomo, denn in der christlichen Braut-Mystik ist Jesus der göttliche Bräutigam der Braut-Kirche und jeder einzelnen christlichen Seele.


7. Das alles läuft auf Jesus zu, der der erwartete Messias Israels und Heiland aller Völker ist.


Stephanus wird gesteinigt


54 Als die Mitglieder des Hohen Rates das hörten, gerieten sie in solche Wut über Stephanus, dass sie mit den Zähnen knirschten. 55 Aber Stephanus war mit dem Heiligen Geist erfüllt und schaute gespannt zum Himmel hinauf. Er sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus an Gottes rechter Seite stehen. 56 "Ich sehe den Himmel offen", sagte er, "und der Menschensohn steht an der rechten Seite Gottes." 57 Da schrien sie laut auf, hielten sich die Ohren zu und stürzten sich miteinander auf ihn. 58 Dann zerrten sie ihn aus der Stadt hinaus und steinigten ihn. Dabei legten die Zeugen ihre Obergewänder vor einem jungen Mann hin, der Saulus hieß. 59 Stephanus betete, als sie ihn steinigten: "Herr Jesus", sagte er, "nimm meinen Geist auf!" 60 Auf die Knie gestürzt rief er noch einmal laut: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Mit diesen Worten starb er.


Die Märtyrer von Nagasaki


Die Märtyrer von Nagasaki waren 26 franziskanische und jesuitische Missionare sowie zum Christentum konvertierte Japaner im Alter zwischen zwölf und 64 Jahren, die im Jahr 1597 auf Befehl von Hideyoshi Toyotomi hingerichtet wurden. Sie werden in der katholischen und der anglikanischen Kirche als Märtyrer verehrt. Die evangelisch-lutherische Kirche in Amerika erinnert ebenfalls an sie.


Die Missionierung Japans, die 1549 mit Franz Xaver begann, war anfangs recht erfolgreich. Im Jahr 1590 bekannten sich etwa 200.000 Japaner zum Christentum, hauptsächlich Einwohner Zentraljapans und der südlichen Insel Kyūshū, vor allem aus Nagasaki. Nach der Besetzung der Philippinen durch die Spanier 1587 fürchtete die japanische Regierung allerdings einen zu großen europäischen Einfluss. Daher verfügte Toyotomi Hideyoshi, dass alle Ausländer Japan zu verlassen hatten. Da er aber weiter an guten Handelsbeziehungen zu Portugal interessiert war, durften die Missionare ihre Arbeit fortsetzen.


Die Lage spitzte sich zu, als das spanische Schiff San Felipe 1596 auf dem Weg von Mexiko nach Manila vor der japanischen Küste strandete. Als die Japaner die Ladung des Schiffes beschlagnahmten, wandte sich der Kapitän an Hideyoshi und versuchte ihn einzuschüchtern, indem er auf die Macht seines Königs, Philipps II., hinwies und Hideyoshi auf einem Globus das Herrschaftsgebiet Spaniens zeigte. Als dieser wissen wollte, wie so ein kleines Land einen so großen Einfluss haben könne, sagte der Kapitän: „Seine allerhöchste katholische Majestät pflegt zunächst Priester auszusenden, die die Bevölkerung zum Christentum bekehren sollen, und diese Bekehrten helfen dann den spanischen Soldaten bei der Eroberung.“ Daraufhin nahm die japanische Regierung alle Spanier gefangen, die 1593 von den Philippinen kamen. Darunter waren drei japanische Jesuiten: Paul Miki, Iacobus Diego Kisai und Johannes Soan de Goto.


Diese wurden nach Kyōto gebracht, wo sie zusammen mit sechs Franziskanern und weiteren 15 japanischen Christen gefangengehalten und zum Tod durch Kreuzigung verurteilt wurden. Auf dem Hauptplatz der Stadt schnitt man ihnen als Abschreckung ein Stück des linken Ohres ab. Danach trieb man sie von Stadt zu Stadt, wobei man ihre Verbrechen verkündete und die Bevölkerung zu Misshandlungen aufrief. Diesem Zug schlossen sich freiwillig zwei weitere zur katholischen Kirche konvertierte Japaner an. Jedem der Christen bot man die Freiheit, sollten sie dem Christentum abschwören, doch keiner ging darauf ein.


Am 5. Februar 1597 erfolgte die Kreuzigung auf dem Tateyama-Hügel in Nagasaki. Bei der japanischen Form der Kreuzigung wurden die Handgelenke und der Hals mit Eisenklammern befestigt, während die Beine mittels eines weiteren Eisens gespreizt wurden. Danach wurde jeweils auf der linken und der rechten Seite des Körpers der Brustkorb von der untersten Rippe bis zum Schulterblatt mit einer Lanze durchstoßen.




DIE BEKEHRUNG DES PAULUS


Apostelgeschichte 9


Der Verfolger wird Christ


1 Saulus, der die Jünger des Herrn immer noch mit großer Wut verfolgte und sie mit dem Tod bedrohte, ging zum Hohen Priester 2 und erbat sich Schreiben an die Synagogen von Damaskus. Die Briefe würden ihn bevollmächtigen, Männer und Frauen aufzuspüren, die Anhänger des neuen Weges waren, und sie gefesselt nach Jerusalem zu bringen.


Ich will die Bekehrung des Paulus kommentieren, indem ich euch von drei Bekehrungen parallel erzähle, von Augustinus, Torsten und Hannes, obwohl ich von Hannes nur wenig weiß.


Augustinus in seiner Jugend meinte, der göttlichen Weisheit besser in einer esoterischen Sekte als in der christlichen Kirche dienen zu können. Auch wollte er seine wilde Ehe nicht aufgeben.


Torsten in seiner Jugend war Kommunist und demonstrierte für Abtreibung und verspottete das Bibelwort an Eva: „Und der Mann wird dein Herr sein...“


Hannes in seiner Jugend liebte es auf Partys zu rauchen und zu trinken.


3 Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, strahlte plötzlich ein Licht aus dem Himmel. Es blendete ihn von allen Seiten, 4 sodass er zu Boden stürzte. Gleichzeitig hörte er, wie eine Stimme zu ihm sagte: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" 5 "Wer bist du, Herr?", fragte er. "Ich bin Jesus, den du verfolgst", erwiderte dieser. 6 "Steh jetzt auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst." 7 Die Männer, die ihn auf der Reise begleiteten, standen sprachlos da. Sie hörten zwar eine Stimme, sahen aber niemand. 8 Saulus richtete sich vom Boden auf und öffnete seine Augen – doch er konnte nichts sehen.


Augustinus hörte Kinder im Garten spielen und ein Kind sagte immer wieder „Nimm und lies“, da nahm Augustinus das erstbeste Buch in die Hand, es waren paulusbriefe und las: „Gib dich nicht der Unzucht und den Leidenschaften hin, sondern ziehe Christus an und lebe in Tugend.“ Da bekehrte er sich.


Torsten hatte aus Neugier in der Bibel zu lesen begonnen. In der Nacht nach dem Tod seiner geliebten Großmutter erscien ihm Christus. Torsten fiel auf sein Angesicht und betete Christus an. Christus goss den Glauben in Torstens Geist.


Hannes hörte auf einer Party das Wort Jesu in seinem Inneren: „Komm zu mir und diene mir, ich habe Großes mit dir vor.“ Da ließ Hannes seine Alkoholflasche stehen und folgte Jesus nach.



Man musste ihn an der Hand nach Damaskus führen. 9 Drei Tage lang war er blind und aß und trank nichts. 10 In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Dem erschien der Herr in einer Vision. "Hananias!", sagte er. "Ja, Herr", antwortete dieser. 11 "Steh auf und geh in die 'Gerade Straße' in das Haus von Judas", befahl ihm der Herr. "Frage dort nach einem Saulus aus Tarsus. Er betet nämlich 12 und hat in einer Vision einen Mann namens Hananias gesehen, der hereinkam und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehen könnte." 13 "Herr", entgegnete Hananias, "ich habe von vielen Seiten gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. 14 Und auch hier ist er von den Hohen Priestern bevollmächtigt, alle zu verhaften, die deinen Namen anrufen."


Augustinus suchte Kontakt mit Christen, er ging zu Ambrosius, dem Bischof von Mailand, und ließ sich taufen.


Torsten zog sich zwei Jahre in die Einsamkeit zurück, trennte sich von seinen heidnischen Freundinnen und studierte zwei Jahre allein die Bibel. Nach zwei Jahren ging er in eine christliche Gemeinde zum Bibelkreis.


Hannes fand Anschluss an eine Christengemeinde und wurde dort aktiv.



15 Doch der Herr sagte: "Geh nur hin! Denn gerade ihn habe ich als Werkzeug für mich ausgewählt. Er soll meinen Namen bei Nichtjuden und ihren Königen genauso bekannt machen wie bei den Israeliten. 16 Ich werde ihm zeigen, wie viel er nun für meinen Namen leiden muss."


Augustinus bekam seine Berufung, Bischof der Kirche zu werden.


Torsten bekam seine Berufung, christlicher Dichter zu sein.


Hannes bekam seine Berufung, Missionar zu sein.



17 Da ging Hananias in jenes Haus. Er legte Saulus die Hände auf und sagte: "Saul, mein Bruder! Der Herr hat mich geschickt – Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist. Du sollst wieder sehen können und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden." 18 Im selben Augenblick fiel es Saulus wie Schuppen von den Augen und er konnte wieder sehen. Er stand auf und ließ sich taufen. 19 Dann aß er etwas und kam wieder zu Kräften.


Augustinus ward von Ambrosius getauft.


Torsten war als Kleinkind getauft, erlebte aber vier Jahre nach seiner Bekehrung seine Taufe im Heiligen Geist.


Hannes ließ sich als Erwachsener taufen.



Er war erst einige Tage bei den Jüngern in Damaskus, 20 da predigte er auch schon in den Synagogen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. 21 Alle, die ihn hörten, waren fassungslos. "Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle erbarmungslos verfolgte, die diesen Namen anrufen?", sagten sie. "Und ist er nicht deswegen hierhergekommen, um sie als Gefangene den Hohen Priestern auszuliefern?" 22 Saulus aber trat umso entschiedener auf und brachte die Juden von Damaskus durcheinander, weil er ihnen beweisen konnte, dass Jesus der Messias ist.


Augustinus nutzte seine Weisheit und seine Redekunst, um die Dreifaltigkeit Gottes zu verkünden.


Torsten nutzte seine poetische Begabung, um in Versen die Mutter Jesu und die Ewige Weisheit zu verherrlichen.


Hannes nutzte seine jugendliche Begeisterung, um den Völkern vom Retter Jesus zu erzählen.



LYDIA UND DIE MAGD MIT DEM WAHRSAGEGEIST


(Apostelgeschichte 16)


Der Ruf aus Mazedonien


6 Danach zogen sie (Paulus und Timotheus) durch das phrygische Galatien weiter, weil der Heilige Geist es ihnen noch nicht erlaubt hatte, die Botschaft in die Provinz Asia zu tragen.


Wir sehen, dass Paulus und Timotheus vom Heiligen Geist geführt werden? Wie führt der Heilige Geist? Wie kann man seine Hinweise und Fingerzeige erkennen? Wer hat Erfahrungen mit dem Heiligen Geist gemacht?



7 Als sie dann an die Grenze von Mysien kamen, versuchten sie nach Bithynien weiterzureisen, doch das erlaubte ihnen der Geist von Jesus auch nicht. 8 So zogen sie ohne Aufenthalt durch Mysien, bis sie in die Hafenstadt Troas kamen. 9 Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Er sah einen Mazedonier vor sich stehen, der ihn bat: "Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!" 10 Daraufhin suchten wir unverzüglich nach einem Schiff, das uns nach Mazedonien mitnehmen konnte, denn wir hatten aus der Vision geschlossen, Gott habe uns gerufen, den Menschen dort das Evangelium zu bringen.


Der Heilige Geist zeigt Paulus eine Vision. Er hinderte ihn auch, seinem eigenen Kopf zu folgen. Es gibt also verschlossene bzw. offene Türen, durch die der Geist spricht. Es gibt Visionen, das heißt, Ideen, die einem plötzlich kommen. Es gibt eine leise flüsternde Stimme im Inneren, die oft nur ein einziges Wort sagt. Aber wollen wir uns überhaupt vom Geist leiten lassen, oder nicht doch lieber dem eigenen Sturkopf folgen?


Das Evangelium kommt nach Europa


11 So fuhren wir von Troas ab und segelten auf kürzestem Weg zur Insel Samothrake. Am nächsten Tag erreichten wir schon Neapolis. 12 Von dort ging es landeinwärts nach Philippi, der bedeutendsten römischen Kolonie in diesem Teil Mazedoniens. Hier blieben wir einige Tage.


Paulus und Timotheus (und wohl auch Lukas) kommen nach Europa. Das Christentum ist asiatischen, orientalischen Ursprungs, wie alle großen Religionen. Aber nun betritt das Christentum Europas Boden. Und wir wissen, dass das Christentum in den ersten tausend Jahren in ganz Europa Fuß gefasst hatte, von Portugal bis Schweden, von Russland von Deutschland, überall wurde das Christentum zu einer vorherrschenden Religion. Und jetzt bekommen wir zu sehen, wie es anfing, das europäische Christentum – nämlich mit einer einzigen Frau.


13 Am Sabbat gingen wir vor das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Nachdem wir sie gefunden hatten, setzten wir uns und sprachen zu den Frauen, die dort zusammenkamen.


Die Missionare gehen zu einer öffentlichen Stätte des Gebets, am Fluss, in der freien Natur. Da trafen sich die griechischen Frauen, die schon einen gewissen Glauben an den Gott Israels hatten. Sie waren Heidinnen, aber Gottsucherinnen.


Wo finden wir heute in unserm „neuheidnischen“ und „nachchristlichen“ Deutschland heidnische Frauen, die auf der Suche nach Göttlichem sind, auf der Suche nach Spiritualität und Erfahrungen mit dem Göttlichen? Gibt es heute Menschen, die ein wenig offen sind für Jesus? Oder sagen alle: Das mit der Kirche hat zwei tausend Jahre nicht funktioniert, das ist für uns erledigt?


14 Eine dieser Frauen hieß Lydia und war eine Purpurhändlerin aus Thyatira. Sie glaubte an den Gott Israels. Der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie gut zuhörte und bereitwillig aufnahm, was Paulus sagte.


Der Herr öffnete Lydias Herz, so dass sie Paulus zuhörte und seine Worte im Herzen aufnahm. Wenn der Herr nicht das Herz öffnet, ist alle Predigt umsonst. Darum braucht es, wenn man einen Menschen zu Jesus führen will, an erster Stelle viel Gebet. Denn der Glaube kommt zwar einerseits vom Hören auf die Predigt, ist aber vor allem ein Geschenk Gottes, das erbeten werden muss. Wir müssen niemanden überzeugen, überreden, bedrängen. Wir müssen niemandem unsern Glauben aufdrängen. Wir müssen niemanden zu einem Anhänger unserer Gemeinde machen. All das sollten wir uns wirklich abschminken! Wir dürfen aber den Schatz unseres Lebens, die Liebe Gottes, den Menschen bezeugen. Ob der Mensch daraus etwas macht und was er daraus macht, ist Angelegenheit des Menschen vor Gott und nicht unsere!


15 Sie ließ sich dann mit allen, die in ihrem Haus lebten, taufen. Danach lud sie uns ein und sagte: "Wenn ihr wirklich überzeugt seid, dass ich an den Herrn glaube, dann kommt in mein Haus und seid meine Gäste." Sie nötigte uns geradezu.


Mit der Taufe wird Lydia mit den Ihren eingegliedert in die christliche Kirche, die Jesus gegründet hatte. Sie sind nun auch Glieder am Leib Christi. Interessant! Die erste christliche Kirche auf europäischem Boden wurde von einem orientalischen Missionar gegründet und war eine „Hauskirche“ mit einem wahrscheinlich sehr hohen Frauenanteil. Hauskirchen sind kirchliche Treffen in Privathäusern, nicht in öffentlichen Tempeln. So fing das Christentum in Europa an. Und vielleicht beginnt auch die „Neu-Evangelisierung Europas“ wieder in „Hauskirchen“?


Was hat es zu sagen, dass die ersten Adressaten der Missionare Lydia und die gottsuchenden Frauen waren? Wie kommt es, dass in den meisten Kirchen mehr Frauen als Männer sich versammeln. Haben Frauen eher „Antennen“ für das Göttliche? Sind Frauen „religiös begabter“ als Männer? Warum bleiben denn die Männer, die im Fußballstadion laut singen und jubeln, den christlichen Lobpreisgottesdiensten fern? Die christlichen Männer werden entweder von ihren Frauen mitgeschleppt oder sind kranke Leute. Wo bleiben die Kerle?


Die Wahrsagerin


16 Als wir einmal auf dem Weg zu der Gebetsstätte waren, begegnete uns eine Sklavin. Sie war von einem Wahrsagegeist besessen und brachte ihren Besitzern viel Geld mit Wahrsagen ein. 17 Die Frau lief dem Paulus und uns hinterher und schrie: "Diese Leute sind Sklaven des höchsten Gottes! Sie können euch den Weg zur Rettung zeigen!" 18 So ging das viele Tage, bis Paulus es nicht mehr ertragen konnte. Er drehte sich um und sagte zu dem Geist: "Im Namen von Jesus Christus befehle ich dir: Verlass diese Frau!" Im selben Augenblick verließ er sie.


Die Magd mit dem Wahrsagegeist. Wahrsagegeist heißt im griechischen Original pythischer Dämon. Was heißt pythisch? Es gab bei den Griechen den Gott der Wahrsagekunst, den pythischen Apollon. Ihm war in Delphi ein Heiligtum geweiht, das weltberühmte Orakel zu Delphi. Dort befand sich der Nabel der Erde. Aus einer Erdspalte stiegen betörende Dämpfe. Neben der Erdspalte saß auf einem dreibeinigen Stuhl die Pythia, die Seherin. Der pythische Apollon sprach zu ihr, sie gab die Worte des Gottes in schönen menschlichen Worten wider. Das Orakel von Delphi war berühmt dafür, dass es sehr dunkel und vieldeutig war.


Bei den antiken Römern gab es wie auch bei Babyloniern und Ägyptern und Griechen die sogenannten Auguren, Seher, die wahrsagten, indem sie den Vogelflug deuteten oder in den Eingeweiden von Opfertieren lasen.


Bei den alten Chinesen gab es ein Schildkröten-Orakel. Man warf Schildkröten-Panzer ins Feuer. Aus den dadurch entstandenen Rissen im Panzer wurde geweissagt. Aus diesen Mustern entstand die chinesische Schrift. Aus diesem Schildkröten-Orakel ist im Laufe der Zeit das weltberühmte chinesische Orakelbuch I Ging entstanden, das auch heute noch oft (auch im westen) als Orakel benutzt wird. Man zählt dazu Schafgarbenstengel ab oder wirft Münzen.


Auch die Schamanen der Heiden, in Sibirien und der Mongolei, in Afrika oder bei den amerikanischen Indianern, weissagten. Sie versetzten sich durch Tänze und Drogen in eine Trance, in der sie dann von Geistern besessen wurden, die durch sie sprachen. Ich meine zu wissen, dass der heutige Dalai Lama solch einen Schamanen als Staatsorakel hat.


Dagegen setzt mit Paulus und der Kirche die göttliche Prophetie ein, die nicht von Göttern, Geistern und Dämonen inspiriert ist, sondern von dem einen, wahren, lebendigen Gott. Das sind zum einen die hebräischen Propheten des Gottes Israels, aber zum andern auch die Propheten der christlichen Kirche. Dass es Propheten auch im Christentum gibt, bezeugt das Neue Testament. In der Kirchengeschichte wurde zum Beispiel Hildegard von Bingen als teutonische Prophetin bezeichnet. Sie hörte die Stimme des lebendigen Gottes und hatte prophetische Visionen. Das ist n ihren Büchern heute noch nachzulesen. In unserer Zeit nenne ich nur die griechisch-orthodoxe Seherin Vasula (verheiratet mit einem schwedischen Lutheraner), die von Jesus prophetische Botschaften für unserer Zeit erhielt, in denen von einem Neuen Pfingsten die Rede ist und Jesus die christlichen Kirchen zur Einheit aufruft.


Die jüdisch-katholische Philosophin Edith Stein, als Märtyrerin in Auschwitz umgekommen, sprach von der wahren Dichtkunst als einer Form „säkularer (weltlicher) Prophetie“. Damit ist nicht die Massenproduktion billiger Unterhaltungsromane gemeint, sondern die von Freunden Gottes geschaffene wahre Kunst der Weltliteratur, ich nenne nur Goethe, Virgil, Dante, Hölderlin, Dostjewski.


Dagegen tritt in unseren postmodernen Zeiten wieder das alte Heidentum hervor. Nur, das alte Heidentum mündete in das Christentum, das Neue Heidentum führt vom Christentum weg. Das alte Heidentum war entschuldbar, es mangelte ihnen die Offenbarung des wahren Gottes. Das neue Heidentum ist viel schlimmer: es verleugnet und verwirft die göttliche Offenbarung. So treten in der Esoterik wieder „Mägde mit pythischen Dämonen“ auf. Das ist Wahrsagerei, Handlesen, Horoskope, schamanische Geistheilung, Gummibärchen-Orakel, Hexerei, Totenbeschwörung, Einladung okkulter Engel, Beschwörung hinduistischer Götter im Yoga usw usf. Das ist nicht nur ein Tummelplatz für alle möglichen unreinen Geister, sondern auch (wie bei der Magd im Evangelium) ein lukratives Geschäft. Der Esoterik-Markt macht Millionen-Umsätze.Geht mal in eine deutsche Buchhandlung und fragt nach religiösen Büchern, ihr werdet dreißig Regale Esoterik finden und ein Regal mit christlicher Literatur: Konfirmationsbibeln, Konfirmationsgesangbüchern, ein Buch von Anselm Grün, eins von Eugen Drewermann und eins von Margot Käßmann.



PAULUS IN ATHEN


Apostelgeschichte 17


16 Während Paulus nun in Athen auf die beiden wartete, stellte er fest, dass die Stadt voll von Götzenbildern war. Das empörte und erschütterte ihn im Innersten.


Ein chinesischer Pfingstler kam im 20. Jahrhundert als Tourist nach Athen und „ergrimmte“ wie Paulus über die Götterstatuen in Athen.


Die Kirchenväter sagten, die antiken Götter seien Dämonen gewesen.


Andererseits schleppten Briten und Franzosen die antiken Statuen in ihre Museen und zeigen sie als Meisterwerke menschlicher Kunst und Schönheit. Michelangelo nahm sie sich zum Vorbild, um mit gleicher Schönheit Gestalten wie Moses, David, Maria und Christus zu bilden.


Die europäische Zivilisation speiste sich eben nicht nur aus der jüdisch-christlichen Religion, sondern auch aus dem römischen Staatsbegriff und der griechischen Kunst und Schönheit.


Heute sehen wir im einst christlichen Abendland viele Venusstatuen oder Buddhastatuen in den Gärten und in einigen Restaurants Statuen des indischen Gottes Krishna.


17 So redete er mit den Juden und den griechischen Gottesfürchtigen in der Synagoge und diskutierte jeden Tag auf dem Markt mit denen, die er dort antraf. 18 Dabei wurde er auch von epikureischen und stoischen Philosophen angegriffen. Einige von ihnen sagten: "Was will dieser komische Vogel eigentlich?"


Epikuräische Philosophen. Epikur glaubte nicht an einen Schöpfergott, sondern dass die Welt aus Zufall und Verbindung von Atomen entstanden sei. Er glaubte nicht an die Unsterblichkeit der Seele, sondern an ein Nichts nach dem Tod. Er lehrte, der Sinn des Lebens bestehe in Unlust-Vermeidung und Lustgewinn.


Stoische Philosophen. Zur Stoa-Schule gehörten griechische und römische Philosophen. Einer von den Römern war Seneca. Es gibt einen apokryphen Briefwechsel zwischen Paulus und Seneca. Die Stoiker glaubten an eine göttliche Vernunft in der Natur und dass der Mensch natürlich leben solle, das heißt vernünftig, das heißt tugendhaft. Sie strebten die Leidenschaftlosigkeit an (Apathie) und wollten eine unerschütterliche Gemütsruhe haben, die mächtiger ist als alle Schicksalsschläge.


Die Kirchenväter haben die Epikuräer „epikuräische Säue“ genannt, aber die Stoiker wie Epiktet, Seneca und Cicero sehr geschätzt.


Die griechischen Philosophen halten Paulus für einen komischen Vogel, wörtlich einen Körnerpicker, also etwa eine Saatkrähe, oder nach dem Motto: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.


Andere meinten: "Er scheint Propaganda für fremde Götter zu machen." Das sagten sie, weil Paulus das Evangelium von Jesus und der Auferstehung verkündigte.


Paulus verkündet Jesus und die Auferstehung. Auferstehung heißt auf griechisch Anastasis. Daher kommt der Name Anastasia. Die Griechen missverstanden Paulus, er würde von dem Gott Jesus und der Göttin Anastasia predigen.


19 Schließlich nahmen sie ihn mit auf den Areopag. "Wir wollen erfahren", sagten sie, "was das für eine neue Lehre ist, die du da vorträgst. 20 Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren, und wir möchten wissen, worum es dabei geht." 21 Die Athener nämlich und alle Fremden in der Stadt hatten für nichts so viel übrig, als Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören.


Das ist heute nicht anders. Was gibts Neues? fragt jeder. Jeder will die daily news hören, die täglichen Neuigkeiten. In einem Popsong heißt es: Eine neue Religion will ich euch zum Niederknieen bringen… Neu findet man die fernöstlichen Religionen, das abendländische Christentum findet man veraltet („mittelalterlich“). In China ist das umgekehrt, man findet den Buddhismus veraltet und verknöchert und empfindet das westliche Christentum als erfrischend neu und modern.


22 Da stellte sich Paulus mitten auf den Areopag und begann: "Ihr Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr außergewöhnlich religiöse Leute. 23 Denn als ich durch die Straßen ging und eure Heiligtümer betrachtete, stieß ich auf einen Altar mit der Inschrift: 'Dem unbekannten Gott'. Diese Gottheit, die ihr ohne zu kennen verehrt, verkündige ich euch.


Paulus holt die Griechen da ab, wo sie stehen. Er nennt sie sehr religiös, und das meint er nicht negativ (wie für manche Christen das Wort Religion ein Schimpfwort ist). Er sieht, sie suchen das Göttliche und denken darüber nach.


Es gab in Athen einen Altar für die Götter Asiens und alle unbekannten Götter. Paulus sagt nun: Ich verkünde euch den unbekannten Gott.


Als das Alte Testament von 70 jüdischen Gelehrten ins Griechische übersetzt wurde (die Septuaginta-Bibel), da überlegten sie, welches Wort sie für Gott verwandten. Gott heißt im Hebräischen El oder Elohim. Im Griechischen gibt es zwei Worte für Gott: Zeus und Theos. Zeus heißt einfach Gott, aber der Zeus der griechischen Mythologie ist von einer Göttermutter geboren worden, war verheiratet mit seiner Schwester und hat oft sterbliche Frauen im Ehebruch beschlafen. Darum hielten die Juden das Wort Zeus für ungeeignet. Theos ist der Begriff für Gott, den die griechischen Philosophen verwandten, da ist Gott das Gute an sich, das Wahre und die Schönheit. Darum wurde Theos der Begriff für Gott in der Septuaginta und später im Neuen Testament.


Das antike Christentum in Europa setzte sich mit der griechisch-römischen Kultur auseinander, sie verglichen Jesus mit den Götterhelden und Göttersöhnen der griechischen Mythen. Aber vor allem untersuchten sie die griechische Philosophie daraufhin, was davon mit dem Christentum vereinbar sei. Die meisten antiken Kirchenväter waren große Verehrer von Platon und Cicero. Im Mittelalter verehrten die christlichen Theologen dann mehr den Aristoteles.


Als im 16. Jahrhundert portugiesische Missionare nach China kamen und ene chinesische Bibel schaffen wollten, gab es das gleiche Problem, welchen Begriff man für Gott wählte. Es gab da einen Streit zwischen Franziskanern und Jesuiten. Die einen wollten den Gottesnamen Shang-Di (allerhöchster Herrscher‘) wählen, der schon im Altertum von den Chinesen als Himmelsgott verehrt wurde. Die andern schufen ein Kunstwort: Tian-Zhi (Herr des Himmels). Der Papst entschied den Fall. So steht in katholischen Bibeln Tian-Zhi für Gott. Als im 19. Jahrhundert die protestantischen Missionare aus England kamen, wählten sie für ihre Bibel das Wort Shang Di. So kommt es, dass heute in China Katholizismus und Protestantismus als zwei verschiedene Religionen angesehen werden: die einen glauben an den Gott Tian-Zhi, die andern an den Gott Shang Di. Im modernen Christentum in China gibt es keine ökumenische Zusammenarbeit.


Ähnlich wird gerne von Evangelikalen kontrovers diskutiert, pb man den Gott der Bibel in der arabischen Sprache Allah nennen darf oder nicht. Die katholische Kirche in Arabien betet zu Allah. Allah heißt ja einfach Gott auf arabisch. Allerdings gefällt das wiederum manchen Muslimen nicht. Ich meine es war Indonesien, wo der Muslimische Staat der katholischen Kirche verbieten wollte, das Wort Allah in ihren Gottesdiensten zu verwenden. Das muslimische Glaubensbekenntnis lautet: Allah ist Gott und sonst keiner und Mohammed ist sein Prophet. Das Glaubensbekenntnis der arabischen Christen ist: Allah ist Gott und sonst keiner und der Messias Jesus ist sein Sohn.


Auch heute im westlichen Abendland sind die Menschen mehr und mehr wieder religiös. Die Moderne mit dem wissenschaftlichen und technokratischen Atheismus wird mehr und mehr abgelöst von einer postmodernen Spiritualität, die allerdings nicht christlich ist, sondern eine synkretistische Suppe aus allen möglichen Religionen, Philosophien und Ideologien. Aber Paulus steht wieder vor ihnen und sagt: Ich sehe, dass ihr sehr religiöse Leute seid.


24 Meine Botschaft handelt von dem Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was dazu gehört. Als Herr von Himmel und Erde wohnt er natürlich nicht in Tempeln, die Menschen gebaut haben. 25 Er braucht auch keine Bedienung von Menschen, so als ob er noch etwas nötig hätte. Denn er ist es ja, der uns das Leben und die Luft zum Atmen und überhaupt alles gibt.


Paulus verkündet Gott den Schöpfer. Den kannten die Griechen so nicht. In ihrer „Schöpfungsgeschichte“, der Theogonie von Hesiod heißt es: „Am Anfang war das Chaos.“ Bei Moses heißt es: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Bei den Griechen galt meistens die Materie als ewig. Dennoch bejahten die Griechen den Geist und lehnten die Materie ab. Der Geist soll sich aus dem Gefängnis der Materie befreien. In der antiken Gnosis ist der Schöpfer, der Herr Zebaoth des Alten Testaments, ein böser Schöpfer von böser Materie und nicht identisch mit dem Vater Jesu. Dagegen verkündet Paulus Gott als den Schöpfer von Himmel und Erde, Geist und Materie, Seele und Leib, Atem und Leben.


Als im 20. Jahrhundert ein katholischer Priester und Jesuit die Theorie vom Urknall entwickelte, wurde das von den atheistischen Wissenschaftlern abgelehnt. Sie dachten an eine Materie ohne Anfang. Und nun sollte alles im Urknall einen Anfang haben? Das roch zu sehr nach einem Schöpfungsakt Gottes. Ironischerweise wird heute gerade die Urknalltheorie als Argument gegen den Schöpfer verwandt. Aber wer oder was ist die Ursache des Urknalls wenn nicht Gott? Oder hat Gott vor 6000 Jahren die Welt in sechs Tagen geschaffen, wie gewisse Evangelkale heute noch behaupten? Papst Benedikt sagte, die sechs Tage bedeuten, dass sich die Schöpfung in zeitlichen Dimensionen abspielte. Und Papst Franziskus scherzte: Gott hat die Welt nicht mit einem Zauberstab erschaffen.


26 Aus einem einzigen Menschen hat er alle Völker hervorgehen lassen. Er wollte, dass sie die Erde bewohnen, er bestimmte die Zeit ihres Bestehens und die Grenzen ihres Gebietes. 27 Er wollte, dass sie nach ihm fragen, dass sie sich bemühen, ihn irgendwie zu finden, obwohl er keinem von uns wirklich fern ist. 28 Denn 'durch ihn leben wir, bestehen wir und sind wir'.


Paulus spielt hier auf den ersten Menschen Adam an. Die Wissenschaftler gehen heute auch von einem gemeinsamen Ursprung der Menschheit aus. Soweit ich weiß, hat sich aus einer Spielart des Menschenaffen der erste Meensch, homo erektus, an der Ostküste Afrikas entwickelt. Auch der erste mensch unserer Art, der homo sapiens, hat sich in Afrika entwickelt und von dort aus nach Asien und Europa und über Asien naach Amerika ausgebreitet. Wenn man so will, stammen wir alle von einer afrikanischen Urmutter oder Schwarzen Eva ab. Wir Germanen sind auch eigentlich blonde Neger.


Luther übersetzt sehr schön: „In IHM leben und weben und sind wir...“ Jesus sagte einmal zu einer polnischen Nonne: „Die Welt ist in meiner Barmherzigkeit tiefer geborgen als ein Kind im Schoß seiner Mutter.“


Oder wie es einige eurer Dichter ausgedrückt haben: 'Denn auch wir sind von seiner Art.' 29 Wenn wir nun von Gott abstammen, sollten wir nicht denken, das Göttliche sei so wie ein goldenes, silbernes oder steinernes Gebilde, das menschliche Erfindungskunst hervorgebracht hat.


Gott hat keiner gesehen. Wir werden Gott erst im Himmel sehen. Ich persönlich habe große Aversionen gegen das Geschmier der christlichen Maler, die Gottvater als einen alten Mann mit langem grauem Bart darstellen. Aber Gott hat sich auch offenbart und sein Gesicht gezeigt in dem Gesicht des Menschen Jesus. Ja, jedes menschliche Antlitz ist ein kleines Gottesbild, denn der Mensch ist Gottes Ebenbild. Jesus hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Darum dienen wir auch Jesus, wenn wir den Menschen dienen. Und darum kann man nicht wie Störtebecker Gott lieben und die Menschen hassen. Auch der Italiener, auch der Japaner, auch der Moslem ist ein Ebenbild Gottes. Darum ist Fremdenhass oder Hass auf Andersgläubige nicht mit der Gottesliebe zu vereinbaren.


30 Gott hat zwar über die Unwissenheit vergangener Zeiten hinweggesehen, doch jetzt fordert er alle Menschen überall auf, ihre Einstellung zu ändern.


Wir alle müssen immer wieder unsere Einstellung ändern. Es gibt noch soviel weltliches Denken in uns. Wir müssen uns mit jedem Sonnenaufgang neu zu Gott bekehren. Wir sollten regelmäßig unser Gewissen erforschen, ob wir Böses gedacht, gesagt oder getan haben, andere Menschen oder Gott beleidigt haben. Und wir sollten unsere Fehler wirklich bereuen und Gott bekennen und um Vergebung der Sünde bitten. Katholiken tun das in der Beichte, Orthodoxe auch. Aber ich finde, Protestanten dürfen es sich nicht so leicht machen und denken: Ist eh alles vor zweitausend Jahren vergeben worden. Auch Protestanten müssen Buße tun, Reue zeigen und um Vergebung ihrer Sünden bitten und Wiedergutmachung leisten.


31 Er hat nämlich einen Tag festgesetzt, an dem er über die ganze Menschheit Gericht halten und ein gerechtes Urteil sprechen wird. Und zum Richter hat er einen Mann bestimmt, den er für alle dadurch beglaubigte, dass er ihn von den Toten auferweckt hat."


Wir sehen hier, dass nicht Gott der Vater unser Richter ist in dem Augenblick unseres Todes, sondern das Neue Testament sagt, dass der Vater das Gericht dem Sohn übergeben hat. Und alle Menschen, egal welcher Kirche oder Religion sie angehören, müssen sich in dem Augenblick ihres Todes vor Cristus verantworten. Wir werden, ja, ich glaube, auch wir Christen werden vor Christus selbstverantwortlich Rechenschaft ablegen müssen. Aber wenn wir mit Liebe zu Christus kommen, ist er der Barmherzige Jesus, der uns voller Liebe nach dem Maß unserer Gottes- und Nächstenliebe richten wird. Werden wir nur nach dem Glauben beurteilt? Oder werden wir nach unseren Werken beurteilt? Einigen wir uns doch hierauf: Wir werden gerichtet von Jesus, der die barmherzige Liebe ist, nach dem Maß unserer Gottes- und Nächsten-LIEBE.


32 Als sie von einer Auferstehung der Toten hörten, lachten ihn einige der Zuhörer aus. Andere aber sagten: "Darüber wollen wir später noch mehr von dir hören."


Auferstehung der Toten nannte man früher Auferstehung des Fleisches. Für die Griechen aber war der Körper ein Kerker oder Sarg der Seele. Sie glaubten an die Unsterblichkeit der Seele, aber eine körperliche Auferstehung war für sie, als ob man sein Gefängnis ins Elysium mitschleppen solle. Das war für sie lächerlich. Sie verstanden nicht, dass wir im Himmel nicht unser sterbliches und leidendes Fleisch tragen, aber sehr wohl Körper, Paulus spricht von Geist-Leibern, unsterbliche, leidensunfähige Geistkörper werden wir haben oder Licht-Leiber.


Wie de Griechen auf Paulus reagierten, so reagieren auch heute noch viele Ungläubige auf das Glaubenszeugnis von Christen. Christus von einer Jungfrau geboren? Einige lachen uns aus, andere werden neugierig und wollen ein anderes Mal weiter darüber reden.


Oder sie sagen: Ja, ja, interessant, darüber müsste man mal ein anderes Mal weiter reden – und verschieben das dann auf den Sankt Nimmerleinstag. So erzählt man in Wien: Wenn die Jungfrau Maria eine Österreicherin gewesen wäre, hätte der Erzengel Gabriel gesagt: Küss die Hand, gnäd‘ge Frau, Sie sollen die Mutter Gottes werden; und Maria hätte gesagt: Sehr charmant, Herr Gabriel, kommen‘s ein ander Mal wieder.



33 Als Paulus dann die Versammlung verließ, 34 schlossen sich ihm einige Leute an und kamen zum Glauben. Unter ihnen war Dionysius, ein Mitglied des Gerichts auf dem Areopag, auch eine Frau namens Damaris und noch einige andere.


Dieser Dionysios vom Areopag (vom öffentlichen Diskutierplatz) lieh seinen Namen später einem syrischen Kirchenvater, den man heute Pseudo-Dionysios nennt. Dieser Pseudo-Dionysios vom Areopag schrieb einige sehr einflussreiche theologisch-philosophische Werke, zum Beispiel eine Gesamtschau der Engel-Lehre der Bibel. Man nennt ihn auch den Vater der abendländischen Mystik.


Von Damaris ist weiter nichts bekannt. Ihr Name bedeutet Jungkuh. War sie vielleicht eine griechische Philosophin, die Schülerin des Paulus wurde?



GROSS IST DIE ARTEMIS DER EPHESER


Apostelgeschichte 19


21 Nach diesen Ereignissen beschloss Paulus, über Mazedonien und Achaja nach Jerusalem zu reisen. Er sagte: "Und wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen." 22 Er schickte zwei seiner Mitarbeiter, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien voraus, blieb selbst aber noch eine Zeit lang in der Provinz Asia. 23 Um jene Zeit kam es in Ephesus wegen des neuen Glaubens zu schweren Unruhen. 24 Ein Silberschmied namens Demetrius verschaffte den Kunsthandwerkern in der Stadt mit Nachbildungen vom Tempel der Artemis einen guten Gewinn. 25 Eines Tages rief Demetrius alle, die in diesem Gewerbe beschäftigt waren, zusammen. "Männer", sagte er, "ihr wisst, dass wir diesem Gewerbe unseren Wohlstand verdanken. 26 Nun habt ihr sicher schon erfahren, dass dieser Paulus den Leuten einredet, Götter, die von Menschen geformt werden, seien keine Götter. Mit diesem Gerede hat er nicht nur hier in Ephesus Erfolg, sondern fast in der ganzen Provinz Asia. 27 Aber es geht ja nicht nur darum, dass unser Berufsstand in Misskredit gerät, nein, es besteht auch die Gefahr, dass die Achtung vor dem Tempel der großen Göttin Artemis verloren geht. Am Ende kommt es noch dahin, dass die Göttin selbst ihr Ansehen einbüßt – sie, die heute in der ganzen Asia und überall in der römischen Welt für ihre herrliche Größe verehrt wird." 28 Als sie das hörten, wurden sie von Wut gepackt und schrien: "Groß ist die Artemis von Ephesus!" 29 Die ganze Stadt geriet in Aufruhr und alle stürmten einmütig ins Theater. Dabei schleppten sie zwei Reisegefährten des Paulus, die Mazedonier Gajus und Aristarch, mit. 30 Als Paulus selbst unter das Volk gehen wollte, ließen die Jünger es nicht zu. 31 Einige von den obersten Beamten der Provinz, die Paulus freundschaftlich verbunden waren, warnten ihn durch Boten davor, ins Theater zu gehen. 32 Dort herrschte ein großes Durcheinander. Die einen schrien dies, die anderen das, und die meisten wussten nicht einmal, weshalb sie zusammengekommen waren. 33 Die Juden schickten Alexander nach vorn, und einige aus der Menge erklärten ihm den Anlass. Alexander wollte sich dann mit einer Handbewegung Gehör verschaffen, um eine Erklärung abzugeben. 34 Doch als sie merkten, dass er ein Jude war, begannen alle wie aus einem Mund zwei Stunden lang zu schreien: "Groß ist die Artemis von Ephesus!" 35 Schließlich gelang es dem Stadtsekretär, die Menge zu beruhigen. "Männer von Ephesus", rief er, "gibt es denn einen Menschen in der Welt, der nicht wüsste, dass die Stadt Ephesus die Beschützerin der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Abbilds ist? 36 Weil das völlig unbestreitbar ist, beruhigt euch also und lasst euch zu keiner unüberlegten Sache hinreißen. 37 Ihr habt diese Männer hergeschleppt, obwohl sie weder den Tempel beraubt noch unsere Göttin gelästert haben. 38 Wenn Demetrius und seine Kunsthandwerker Anklage gegen jemand erheben wollen, so gibt es dafür Gerichtstage und den Prokonsul. Dort können sie sich gegenseitig verklagen. 39 Wenn ihr aber irgendwelche anderen Forderungen habt, so wird das in einer ordentlichen Bürgerversammlung entschieden. 40 Wir stehen nämlich in Gefahr, dass man uns wegen der heutigen Vorkommnisse der Rebellion anklagt, denn wir können keinen triftigen Grund für diesen Aufruhr nennen." Danach löste er die Versammlung auf.



Artemis


Artemis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Waldes, der Geburt und des Mondes sowie die Hüterin der Frauen und Kinder. Sie zählt zu den zwölf großen olympischen Göttern und ist damit eine der wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie. Sie ist die Tochter des Zeus und der Leto und die Zwillingsschwester des Apollon. Ihr entspricht Diana in der römischen Mythologie.


Ruinenstätte des Tempels in Ephesos


Eine Sonderform der Artemis stellt die Artemis Ephesia dar, die in dem ihr geweihten berühmten großen Tempel in Ephesos, einem der Sieben Weltwunder der Antike, verehrt wurde. Sie gilt als Synthese der Artemis griechischer Einwanderer mit einer Naturgöttin Anatoliens. Ihre Statue in Ephesos zeigte nach archäologischen und literarischen Zeugnissen ihren Oberkörper bedeckt mit Brüsten, die sie als Ernährerin aller Lebewesen verkörpern sollten.


Goethe


Groß ist die Diana der Epheser


Apostelgeschichte 19, 39


Zu Ephesus ein Goldschmied saß

In seiner Werkstatt, pochte,

So gut er konnt', ohn' Unterlaß,

So zierlich er's vermochte.

Als Knab und Jüngling kniet' er schon

Im Tempel vor der Göttin Thron

Und hatte den Gürtel unter den Brüsten,

Worin so manche Tiere nisten,

Zu Hause treulich nachgefeilt,

Wie's ihm der Vater zugeteilt;

Und leitete sein kunstreich Streben

In frommer Wirkung durch das Leben.


Da hört er denn auf einmal laut

Eines Gassenvolkes Windesbraut,

Als gäb's einen Gott so im Gehirn,

Da, hinter des Menschen alberner Stirn,

Der sei viel herrlicher als das Wesen,

An dem wir die Breite der Gottheit lesen.


Der alte Künstler horcht nur auf,

Läßt seinen Knaben auf den Markt den Lauf,

Feilt immer fort an Hirschen und Tieren,

Die seiner Gottheit Kniee zieren;

Und hofft, es könnte das Glück ihm walten,

Ihr Angesicht würdig zu gestalten.


Will's aber einer anders halten,

So mag er nach Belieben schalten;

Nur soll er nicht das Handwerk schänden;

Sonst wird er schlecht und schmählich enden.



Über neuheidnischen Feminismus


Es gibt inzwischen auch wieder Anbeterinnen antiker Naturgöttinnen. Es fing im 19. Jahrhundert mit dem Buch „das Mutterrecht“ von Bachofen an (von Friedrich Engels geschätzt), darin war die Rede von der ältesten Kultur der Menschheit als einer Gesellschaft der Mütter mit einer Erdmutter-Göttin.


Das zwanzigsten Jahrhundert wird von den Feministinnen als „Jahrhundert der Göttin“ bezeichnet. Denn die Verehrung antiker Göttinnen kamen wieder auf und die alten Muttergöttinnen wurden studiert.


Einer der herausragendsten Schriftsteller über die Göttinnen war Anfang des 20. Jahrhunderts der englische Schriftsteller Rober Ranke-Graves mit seinem Buch „Die weiße Göttin“, darin er vor allem keltisch-irische Sagen untersucht, aber auch griechische und nahöstliche und das Bild einer großen Göttin darstellt, eine Art weiblichen Monotheismus, die begleitet wird von einem menschlichen „Heros“ (Halbgott oder Held).


In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schrieb eine weitere berühmte Person des Feminismus, Heide Göttner-Abendrot, die das Buch schrieb „Die Göttin und ihr Heros“. Es sollten Studen eines ursprünglichen Mutterrechts von der Eiszeit an bis etwa 1500 vor Christus, da eine große Muttergöttin als Mondgöttin verehrt wurde, eine „dreifaltige“ Mondgöttin als Jungfrauengöttin des Himmels, als Liebesgöttin der Erde und als Greisengöttin der Unterwelt.


Die Literatur über das Mutterrecht der Steinzeit und die Große Göttin nahm immer mehr zu. Besonders amerikanische Feministinnen sind federführend.


Ob das ursprüngliche Mutterrecht mit Erdgöttin historisch nachzuweisen ist oder bloß eine Utopie von modernen Frauen, ist umstritten. Schriftliche Zeugnisse für einen „weiblichen Monotheismus“ gibt es nicht. Zwar gibt es eine breite Literatur des Altertums über Göttinnen, aber immer in Bezug auf den Polytheismus und unter der Führung eines höchsten himmlischen Vatergottes.


Das Judentum und das Christentum werden von diesen Feministinnen abgelehnt. Der Gott Jahwe wird als Feind der älteren Muttergöttin angesehen. Der Vater im Himmel und sein Sohn Jesus und eine Kirche mit männlicher Priesterschaft sind den Feministinnen ein Stein des Anstoßes. Sie halten auch gar nichts von der christlichen Marienverehrung, da Maria im Christentum keine (sexuell sehr aktive) Göttin ist, sondern die „Magd des Herrn“ (wie Maria sich selbst nennt).


Im englisch-sprachlichen Raum gibt es die „Wicca“-Religion, das heißt die Hexen-Kirche zur Anbetung der dreifaltigen Göttin und ihres Sohnes und Geliebten Luzifer. Das nennen ihre eigenen Autoren „feministischen Satanismus“.



PAULUS VOR GERICHT


Apg. 25


Paulus vor Festus angeklagt


1 Drei Tage nach seinem Amtsantritt in der Provinz reiste Festus von Cäsarea nach Jerusalem. 2 Die Hohen Priester und die angesehensten Männer des jüdischen Volkes sprachen bei ihm vor und erneuerten ihre Anzeige gegen Paulus. 3 Sie baten ihn um den Gefallen, den Gefangenen nach Jerusalem verlegen zu lassen. Sie planten nämlich einen Anschlag und wollten ihn unterwegs umbringen. 4 Festus erklärte jedoch, Paulus werde in Cäsarea bleiben, und er selbst kehre in Kürze wieder dorthin zurück. 5 "Eure Bevollmächtigten", sagte er, "können ja mit mir reisen und ihre Anklage vorbringen, wenn wirklich etwas gegen den Mann vorliegt." 6 Festus hielt sich nicht länger als acht oder zehn Tage bei ihnen auf und kehrte dann nach Cäsarea zurück. Gleich am nächsten Tag eröffnete er die Gerichtsverhandlung und ließ Paulus vorführen. 7 Als dieser im Gerichtssaal erschien, umringten ihn die Juden, die von Jerusalem mitgekommen waren, und beschuldigten ihn zahlreicher schwerer Vergehen, die sie aber alle nicht beweisen konnten. 8 Paulus setzte sich entschieden zur Wehr: "Ich habe mich weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen den Tempel oder den Kaiser in irgendeiner Weise vergangen." 9 Festus wollte den Juden nun doch einen Gefallen tun und fragte Paulus: "Wärst du damit einverstanden, dass wir deinen Prozess unter meinem Vorsitz in Jerusalem weiterführen?" 10 Aber Paulus erwiderte: "Ich stehe hier vor dem kaiserlichen Gericht, und vor ihm muss mein Fall entschieden werden. Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie du selbst genau weißt. 11 Sollte ich wirklich ein Unrecht begangen haben, das mit dem Tod bestraft werden muss, dann bin ich bereit zu sterben. Wenn aber nichts an der Anklage dieser Leute dran ist, darf mich niemand ihnen ausliefern. Ich berufe mich hiermit auf den Kaiser!" 12 Festus besprach sich mit seinen Beratern und entschied: "Auf den Kaiser hast du dich berufen – vor den Kaiser sollst du kommen!"


König Agrippa interessiert sich für Paulus


13 Ein paar Tage später kamen König Agrippa und Berenike nach Cäsarea, um Festus anlässlich seines Amtsantritts zu besuchen. 14 Da sie einige Tage in Cäsarea blieben, informierte Festus den König über Paulus: "Felix hat mir einen Gefangenen zurückgelassen. 15 Und als ich in Jerusalem war, sprachen die Hohen Priester und die Ratsältesten der Juden bei mir vor, klagten ihn an und drängten mich, ihn zu verurteilen. 16 Ich habe ihnen gesagt, dass es bei den Römern nicht üblich ist, einen Angeklagten abzuurteilen, nur um jemand einen Gefallen zu tun. Erst müsse dieser seinen Anklägern gegenübergestellt werden und Gelegenheit bekommen, sich zu verteidigen. 17 Als sie dann hierher kamen, habe ich am nächsten Tag gleich eine Verhandlung angesetzt und den Mann vorführen lassen. 18 Doch bei der Gegenüberstellung brachten die Kläger keine Beschuldigungen wegen irgendwelcher Rechtsverletzungen vor, wie ich erwartet hatte. 19 Alles drehte sich nur um Streitfragen ihrer Religion und betraf einen gewissen Jesus, der längst gestorben ist und von dem Paulus behauptet, dass er lebe. 20 Weil ich von diesen Dingen zu wenig verstehe, um eine angemessene Untersuchung führen zu können, schlug ich vor, die Verhandlung in Jerusalem weiterzuführen. 21 Als Paulus dann aber Berufung einlegte und verlangte, bis zur Entscheidung der kaiserlichen Majestät in Gewahrsam zu bleiben, ordnete ich an, ihn hier in Haft zu behalten, bis ich ihn zum Kaiser schicken kann." 22 "Ich würde diesen Mann gern kennenlernen", sagte Agrippa zu Festus, "und hören, was er zu sagen hat." – "Morgen sollst du Gelegenheit dazu bekommen", erwiderte Festus.


Rede vor Agrippa und den Gästen des Festus


23 Am folgenden Tag erschienen Agrippa und Berenike in prunkvoller Aufmachung und betraten den Gerichtssaal. Begleitet wurden sie von hohen römischen Offizieren und den angesehensten Männern der Stadt. Auf Befehl des Festus wurde Paulus vorgeführt. 24 Dann ergriff Festus das Wort: "König Agrippa! Meine verehrten Gäste! Hier seht ihr den Mann, dessentwegen mich die ganze Judenschaft in Jerusalem und auch hier bestürmt hat, dass er nicht am Leben bleiben dürfe. 25 Ich bin mir jedoch klar darüber geworden, dass er kein todeswürdiges Verbrechen begangen hat. Doch weil er sich auf die kaiserliche Majestät berufen hat, habe ich beschlossen, ihn nach Rom zu schicken. 26 Ich habe allerdings kaum etwas Stichhaltiges, das ich unserem Herrn schreiben könnte. Darum habe ich ihn euch und vor allem dir, König Agrippa, vorführen lassen, damit ich nach dieser Vernehmung weiß, was ich schreiben kann. 27 Denn es scheint mir unsinnig, einen Gefangenen nach Rom zu schicken, ohne zugleich die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen anzugeben."


Kommentar:


Als Festus nach Jerusalem hinaufging, ergriffen die Juden die Gelegenheit, um gegen Paulus Anzeige zu erstatten. Die zwei Jahre, die seit seiner Verhaftung verflossen waren, hatten ihren Hass nicht abgeschwächt. Die Feindschaft gegen Christus schlummert nicht. Sie baten Festus, den Gefangenen nach Jerusalem kommen zu lassen, in der Absicht, ihren verbrecherischen Vorsatz, der zwei Jahre zuvor fehlgeschlagen war, auszuführen. Christus ließ es aber nicht zu. Sie hatten sich damit eine besondere Gunst erbeten; denn es war nach den römischen Gesetzen nicht erlaubt, einen römischen Bürger (und das war Paulus) von einem Volk verurteilen zu lassen, das den Römern unterworfen war.


Festus nun antwortete, Paulus werde in Cäsarea behalten, er selbst aber wolle in Kürze abreisen. Die Angesehenen unter euch nun, spricht er, mögen mit hinab reisen und, wenn etwas Unrechtes an dem Mann ist, ihn anklagen.“


Sie ließen nicht auf sich warten. Kaum war der Landpfleger wieder in Cäsarea, kamen auch sie herab, und schon am folgenden Tag setzte sich Festus auf den Richterstuhl und befahl, Paulus vorzuführen. Für keine der vielen und schweren Beschuldigungen, die nun die Juden gegen den Apostel vorbrachten, hatten sie Beweise. Paulus aber konnte mit einem guten Gewissen vor ihnen und vor Gott zu ihnen sagen: „Weder gegen das Gesetz der Juden, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser habe ich mich versündigt.“


Statt von seiner Autorität zur Befreiung von Paulus Gebrauch zu machen, suchte Festus, der den Juden gefallen wollte, auf Kosten der Gerechtigkeit seinen eigenen Vorteil und sagte zu Paulus: „Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dort wegen dieser Dinge vor mir gerichtet werden? Paulus aber sprach: Ich stehe vor dem Richterstuhl des Kaisers, wo ich gerichtet werden muss; den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du sehr wohl weißt. Wenn ich nun Unrecht getan und etwas Todeswürdiges begangen habe, so weigere ich mich nicht zu sterben; wenn aber nichts an dem ist, weswegen diese mich anklagen, so kann mich niemand ihnen preisgeben. Ich berufe mich auf den Kaiser.“ Das sind Worte aus einem geraden Herzen und einem guten Gewissen, an dem Ort ausgesprochen, wo die Gerechtigkeit zwischen Gut und Böse hätte richten und ihn hätte freilassen sollen, wie Agrippa später zu Festus sagte: „Dieser Mensch hätte freigelassen werden können, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.“


So hätte es geschehen können, aber eine solche Wendung der Dinge lag nicht in den Wegen Gottes. Wie wir schon bemerkt haben: Gott stand hinter der Szene und leitete alles nach seiner Weisheit. Er griff in das Geschehen ein, ohne dass die von Ihm benutzten Werkzeuge es wussten. Er tat es nicht unmittelbar durch die Macht des Heiligen Geistes, wie wir es in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte und am Anfang des Dienstes von Paulus sehen. Festus wurde einfach daran gehindert, Paulus den Juden auszuliefern. Zweifellos hatte er im Sinn, das Urteil, das sie über Paulus fällen würden, zu überprüfen und zu bestätigen, um sich danach wie Pilatus im Blick auf dieses Justizverbrechen die Hände in Unschuld zu waschen, ohne sie daran zu hindern.


Inmitten dieser Szene blieb Paulus fest und aufrecht, und Gott lenkte die Umstände nach seinem Willen. Paulus sollte nach Rom gehen, so wie Jesus es ihm gesagt hatte, als er ihn in der letzten Nacht, die er in Jerusalem zubrachte, ermunterte. Um dorthin zu kommen, wäre es nicht nötig gewesen, sich auf den Kaiser zu berufen, aber Jesus erfüllte sein Wort durch dieses Mittel. Ob er in Rom frei oder gefangen war - sein Dienst zum Wohl der Kirche aller Zeiten sollte dort erfüllt werden.


Der Apostel ist Christus auf dem Weg, den Jesus einst gegangen war, nahe nachgefolgt. Auch die gegen Paulus erhobene Anklage wurde durch falsche Zeugen gestützt, die nichts beweisen konnten. Er war Gegenstand desselben Hasses der Juden und legte vor den Menschen dieselbe Geradheit an den Tag und war von der gleichen Liebe getrieben wie sein Meister. Wenn es nach den Menschen gegangen wäre, so hätte auch diese Gerichtsverhandlung zum Tod des Angeklagten geführt, denn die Juden versuchten, ihn zu töten.


Jesus hatte zu Ananias gesagt, Saulus sei ein auserwähltes Gefäß, um seinen Namen sowohl vor Heiden als auch vor Könige und die Kinder Israels zu tragen. Die Gefangenschaft von Paulus war kein Hindernis, sondern eins der Mittel, um diesen Dienst zu vollbringen. Jesus hätte Paulus auf einem anderen Wege zu den Königen führen können, aber nun wurde er auf diese Weise durch die Umstände, in denen er sich jetzt befand, hindurchgeleitet. Er hatte den Namen des Herrn vor die Heiden gebracht, und der Besuch Agrippas war die erste uns berichtete Gelegenheit, bei der der Name Jesu vor einen König gebracht wurde.


Agrippa und Berenike waren nach Cäsarea gekommen, um Festus zu begrüßen. Dieser benutzte die Gelegenheit, um dem König die Sache des Paulus vorzulegen. Er erzählte ihm, die Juden hätten die Anwesenheit des Festus in Jerusalem dazu benutzt, um von ihm einen Urteilsspruch über den Gefangenen zu verlangen. Er habe ihnen aber geantwortet, dass es bei den Römern nicht Sitte sei, einen Angeklagten auszuliefern, „ehe der Angeklagte die Ankläger persönlich vor sich habe und Gelegenheit bekommen habe, sich wegen der Anklage zu verantworten“. Er fügte hinzu, die Juden seien schon nach seiner Rückkehr aus Jerusalem am darauf folgenden Tag da gewesen. Aber seine Ankläger hätten etwas ganz anderes vorgebracht, als er angenommen habe. Es seien Anklagen bezüglich ihres eigenen Gottesdienstes und wegen eines gewissen Jesus gewesen, der gestorben sei, von dem Paulus aber sage, dass er lebe.


Es handelte sich also um Dinge, die das Judentum betrafen, und es ist verständlich, dass der Landpfleger, als er eine Untersuchung über solche Gegenstände vornehmen sollte, in Verlegenheit geriet. Er sagte zu Agrippa, er habe Paulus vorgeschlagen, nach Jerusalem zu gehen, um dort gerichtet zu werden. Doch verschwieg er ihm, dass er diesen Vorschlag machte, um sich bei den Juden in Gunst zu setzen. Aus der Art und Weise, wie Festus gegenüber dem König von diesem Fall sprach, spürt man Ehrerbietung und Diplomatie eines Untergebenen gegenüber einem Vorgesetzten, im Gegensatz zu der Offenheit und Geradheit von Paulus. Die Berufung des Paulus auf den Kaiser musste Festus zu erkennen gegeben haben, dass er selbst von seiner Autorität, in der er ihn hätte freigeben können, keinen Gebrauch gemacht hatte. Die Worte von Paulus: „So kann mich niemand ihnen preisgeben“ erinnerten ihn daran, dass er nicht das Recht hatte, den Juden einen römischen Bürger auszuliefern.


Außerdem sieht man, dass Paulus durch seine Berufung auf den Kaiser die Autorität, die Gott der Obrigkeit gibt, anerkannte, wie er es schon im Römerbrief bezeugt hatte. Dabei hat man sich nicht um die Eigenschaften dessen zu kümmern, dem die Gewalt in die Hand gegeben ist, selbst wenn es sich um den schrecklichen Kaiser Nero handelte.


Als Agrippa Festus angehört hatte, sprach er zu ihm: „Ich möchte auch selbst den Menschen hören. - Morgen, sagt er, kannst du ihn hören.“


Gerade das, was Festus nicht verstand, rief des Königs Aufmerksamkeit hervor: Die Fragen bezüglich des Gottesdienstes und die Andeutungen über diesen „gewissen Jesus“, der gestorben war, und von dem Paulus sagte, Er lebe.


Die ganze Wahrheit, die Paulus predigte, beruhte auf der Tatsache, dass Jesus, der von den Menschen umgebracht worden ist, lebt. Die übrigen Apostel verkündigten die Auferstehung des Herrn, deren Augenzeugen sie gewesen waren. Was aber das Zeugnis des Paulus kennzeichnet, der nicht Zeuge der Auferstehung des Herrn gewesen war, ist der Umstand, dass er Ihn in der Herrlichkeit lebend gesehen hat. Festus hat nicht die ganze Rede des Paulus wiederholt, sondern hauptsächlich die große Tatsache festgehalten, dass die Juden Paulus umbringen wollten, weil er immer wieder erklärte: Dieser Jesus, der gestorben ist, lebt.


VERSE 23-27


Am folgenden Tag kamen Agrippa und Bernice mit großem Gepränge in den Verhörsaal und mit ihnen die Obersten und die Vornehmsten der Stadt. Für sie war Paulus nur ein Gefangener in Ketten. Für den Herrn aber war er ein Botschafter, ein Mann, der zu einem Adel gehörte, der alles überragt, was in dieser Welt groß genannt wird. Paulus war sich dessen bewusst. Deshalb wünschte er, dass nicht allein Agrippa, sondern alle, die ihn hörten, solche würden wie er war, ausgenommen seine Fesseln. Was für Gott und den Christen groß ist, scheint den Menschen unansehnlich. So mochte auch Jakob dem Pharao gering erschienen sein. In Bezug auf sein irdisches Leben bekannte dieser, dass die Tage seiner Lebensjahre wenig und böse gewesen seien. Doch bevor er sich von dem Pharao zurückzog, segnete er diesen großen Alleinherrscher. „Ohne allen Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet (Heb 7,7). Der Christ sollte vor der Welt immer in dem Bewusstsein seiner Würde der Gotteskindschaft auftreten, eine Überlegenheit, die sich in Demut und in der Widerspiegelung der Wesenszüge Christi offenbart.


Festus führte Paulus dem König Agrippa und seiner ganzen glänzenden Gesellschaft vor, um zu erfahren, wie der König über diese Angelegenheit dachte. Das konnte ihm bei der Abfassung seines Briefs, den er an den Kaiser im Blick auf den Gefangenen senden musste, behilflich sein. Es war unpassend, einen Gefangenen zum Kaiser zu senden, ohne die gegen ihn vorliegenden Beschuldigungen darzulegen.




DIE VERTEIDIGUNGSREDE DES PAULUS


Apg. 26


1 Darauf sagte Agrippa zu Paulus: "Es ist dir gestattet in eigener Sache zu sprechen." Paulus hob die Hand und begann seine Verteidigungsrede: 2 "König Agrippa! Ich schätze mich glücklich, dass ich mich heute vor dir gegen die Angriffe der Juden verteidigen kann, 3 vor allem, weil du ein hervorragender Kenner aller jüdischen Sitten und Streitfragen bist. Bitte, hör mich geduldig an! 4 Mein Leben, wie ich es seit meiner Jugend unter meinem Volk und in Jerusalem geführt habe, ist allen Juden von Anfang an bekannt. 5 Alle wissen es – und können, wenn sie es wollen, jederzeit bezeugen –, dass ich damals nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe, nämlich als Pharisäer. 6 Und wenn ich jetzt vor Gericht stehe, dann nur, weil ich der festen Überzeugung bin, dass Gott die Zusage, die er unseren Vätern gegeben hat, erfüllen wird. 7 Unser ganzes zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht in der Hoffnung, diese Erfüllung erleben zu dürfen. Und wegen dieser Hoffnung, o König, werde ich ausgerechnet von den Juden angeklagt. 8 Warum fällt es euch Juden denn so schwer zu glauben, dass Gott Tote auferweckt? 9 Zunächst allerdings hatte ich auch gemeint, ich müsste den Glauben an diesen Jesus von Nazaret mit allen Mitteln bekämpfen. 10 Das habe ich auch getan. Ausgestattet mit einer Vollmacht der Hohen Priester, brachte ich in Jerusalem viele Christen ins Gefängnis; und wenn sie hingerichtet werden sollten, stimmte ich dafür. 11 Und in allen Synagogen habe ich immer wieder versucht, sie durch Strafen zur Lästerung zu zwingen. In maßloser Wut verfolgte ich sie sogar bis in die ausländischen Städte. 12 In dieser Absicht reiste ich dann auch im Auftrag der Hohen Priester und mit ihrer Vollmacht ausgestattet nach Damaskus. 13 Auf dem Weg dorthin sah ich mitten am Tag plötzlich vom Himmel her ein Licht aufleuchten, o König, heller als die Sonne, das mich und meine Begleiter umstrahlte. 14 Wir alle stürzten zu Boden, und ich hörte eine Stimme auf Hebräisch zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Du schlägst vergeblich gegen den Ochsenstachel aus!' 15 ,Wer bist du, Herr?', fragte ich. Der Herr antwortete: 'Ich bin Jesus! Ich bin der, den du verfolgst. 16 Doch jetzt steh auf! Denn ich bin dir erschienen, um dich zu meinem Diener zu machen. Du sollst mein Zeuge von dem sein, was du heute erlebt hast und was ich dir noch offenbaren werde. 17 Ich werde dich zu deinem Volk und zu fremden Völkern senden und dich vor ihnen beschützen. 18 Du sollst ihnen die Augen öffnen, dass sie umkehren, dass sie aus der Finsternis zum Licht kommen, aus der Gewalt Satans zu Gott. So werden ihnen die Sünden vergeben, und sie erhalten ein ewiges Erbe zusammen mit den Heiligen.' 19 Deshalb habe ich mich der himmlischen Erscheinung nicht widersetzt, König Agrippa, 20 und verkündete die Botschaft zuerst in Damaskus und in Jerusalem, dann in Judäa und schließlich unter den nichtjüdischen Völkern. Ich sagte den Menschen, dass sie ihre Einstellung ändern, zu Gott umkehren und ein Leben führen sollen, das ihre veränderte Einstellung beweist. 21 Aus diesem Grund sind die Juden im Tempel über mich hergefallen und haben versucht mich umzubringen. 22 Aber Gott kam mir zu Hilfe, und deshalb stehe ich bis heute als sein Zeuge vor den Menschen. Und ich bezeuge den Geringen und den Mächtigen nichts anderes als das, was die Propheten angekündigt haben und wovon bereits Mose gesprochen hat. 23 Der Messias, sagten sie, muss leiden und sterben, und er wird als Erster von den Toten auferstehen, um dem jüdischen Volk und allen anderen Nationen das Licht des Evangeliums zu bringen." 24 "Paulus, du bist verrückt geworden", unterbrach Festus ihn lautstark in seiner Verteidigungsrede, "deine große Gelehrsamkeit treibt dich in den Wahnsinn!" 25 Doch Paulus entgegnete: "Ich bin nicht verrückt, hochverehrter Festus. Was ich sage, ist wahr und vernünftig. 26 Der König, zu dem ich so freimütig spreche, weiß, wovon ich rede. Ich bin überzeugt, dass ihm nichts von diesen Dingen entgangen ist. Das alles hat sich ja nicht in irgendeinem Winkel abgespielt. 27 König Agrippa, glaubst du den Propheten? Ich weiß, dass du glaubst." 28 Agrippa erwiderte: "Gleich überredest du mich noch, Christ zu werden." 29 Darauf sagte Paulus: "Ich bete zu Gott, dass früher oder später nicht nur du, sondern alle, die mich heute hören, das werden, was ich geworden bin – ausgenommen natürlich diese Fesseln." 30 Darauf standen der König, der Statthalter, Berenike und die anderen auf. 31 Beim Hinausgehen unterhielten sie sich über Paulus. "Der Mann verdient weder den Tod noch das Gefängnis", war das einmütige Urteil. 32 Und Agrippa sagte zu Festus: "Der Mann könnte jetzt frei sein, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte."


Kommentar:


Als Paulus die Erlaubnis erhielt, für sich zu reden, hielt er seine Verteidigungsrede. Gleichzeitig aber stellte er seinen Zuhörern die Wahrheit vor, in ihrer vollen geistlichen Frische und ganzen Schönheit, mit großer Freimütigkeit, in der Kraft des ungehemmt wirkenden Geistes. Während seiner zweijährigen Gefangenschaft, in der völligen Zurückgezogenheit von allem, hatte er in der Gemeinschaft mit Jesus neue Kraft geschöpft.


Hier hatte er nicht zu feindseligen Juden zu reden, und der Apostel schätzte sich glücklich, sich an den König Agrippa wenden zu können. Die Liebe, die sein Herz trieb, ließ ihn hoffen, dass der König aus seinen Worten Nutzen ziehen werde. Agrippa war zwar heidnischer Herkunft, bekannte sich aber zum Judentum. Er kannte die jüdischen Bräuche und auch die Fragen, die sie bewegten, worunter gewiss auch die Frage der Auferstehung Jesu war.


Paulus verstand es, sich zu jeder Zeit seinen Zuhörern anzupassen und bei ihnen einen Berührungspunkt zu finden, der es ihm ermöglichte, ihnen die Wahrheit vorzustellen. Bei den Heiden von Athen gab ihm der „dem unbekannten Gott“ geweihte Altar, den er im Vorbeigehen gesehen hatte, Gelegenheit, die Wahrheit zu verkündigen. Das ist ein nachahmenswertes Beispiel für alle, die das Evangelium weitergeben. Es gilt zu erfassen, was die Zuhörer beschäftigt. Jesus selbst tat das auf bewunderungswürdige Weise bei der Samariterin am Jakobsbrunnen.


Der Apostel brauchte über seinen Lebenswandel von Jugend an nicht viel zu sagen; die Juden kannten ihn; er hatte als Pharisäer unter ihnen gelebt. Und wenn er jetzt vor Gericht erschien, so war es nicht wegen einer Sache, die den Juden fremd war, sondern er stand hier wegen der Hoffnung auf die von Gott an die Väter ergangene Verheißung. Diese Verheißung war der Messias.


Wie Elias angesichts des im Glauben geteilten Volkes auf dem Karmel einen Altar von zwölf Steinen aufbaute, so sah auch Paulus das Volk Israel trotz seines Zustands in seiner Einheit. „Zu der“, sagt er, „unser zwölfstämmiges Volk, unablässig Nacht und Tag Gott dienend, hin zu gelangen hofft.“


Vor seiner Bekehrung war er in der gleichen Verfassung wie diese Juden, von denen er trotz ihres Unglaubens im Blick auf den Messias sagen konnte: „Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit Erkenntnis“ (Römer 10,2).


In Lukas 2,36-38 wird von der Prophetin Anna berichtet, dass sie „Nacht und Tag mit Fasten und Flehen diente“. Sie „redete von Christus zu allen, die auf Erlösung warteten in Jerusalem“. Der gläubige Überrest der Juden, der Christus angenommen hat, ist in die Kirche eingegangen.


Jesus, der erschienen ist, um die Verheißungen zu erfüllen, ist umgebracht worden, aber Gott hat ihn auferweckt. Dieser großen Tatsache widersetzten sich die Juden. Das war die Ursache, weshalb sie Paulus anklagten. Was der Apostel bei dieser Gelegenheit sagte, umfasste auch die Einführung des Christentums durch die Auferstehung Christi, aber bis dahin redete er nur von dem, was das Volk Israel betraf.


Die Frage, die Paulus dem König vorlegte: „Warum wird es bei euch für unglaubhaft gehalten, wenn Gott Tote auferweckt?“ scheint anzudeuten, dass Agrippa die Lehren der Sadduzäer teilte. Wenn es keine Auferstehung der Toten gäbe, was sollte dann aus den Vätern werden und aus allen, die im Glauben gestorben sind? Ohne Auferstehung kann sich keine Verheißung erfüllen. Jesus ist auferstanden, und durch ihn wird sich seinerzeit alles verwirklichen, was sich sowohl auf die Kirche als auch auf Israel bezieht.


Paulus meinte einst, viel Feindseliges gegen den Namen Jesu, des Nazareners, tun zu müssen. Jesu Person hatte nun für sein eigenes Herz einen unermesslichen Wert, und er schätzte es als eine Ehre, seine Erniedrigung teilen zu dürfen. Sein ehemaliger Hass gegen Jesus war dadurch zum Ausdruck gekommen, dass er denen, die an ihn glaubten und die er jetzt „die Heiligen“ nannte, Leiden zufügte. Er beschreibt hier all das Böse, das er ihnen angetan hatte, um die Veränderung hervorzuheben, die sich nachher in ihm und in seiner gesamten Tätigkeit vollzogen hatte. Das Mittel, durch das seine Bekehrung zustande kam, sollte bei den Hörern die Veränderung in seinem Leben rechtfertigen. Auf der Straße nach Damaskus gebot Jesus ihm Einhalt. Von da an wollte Jesus die ganze Energie, die Aufrichtigkeit, die Charakterstärke eines solchen Mannes in seinem dienst dazu gebrauchen, sein Werk unter den Heiden zu erfüllen.


Paulus erzählt seine Bekehrung. Durch die Feinde Christi mit Gewalt und Vollmacht ausgestattet, verfolgte er die Jünger bis nach Damaskus. Da „sah ich mitten am Tag“, so sagt er, „auf dem Weg, o König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die, die mit mir reisten, umstrahlte. Und als wir alle zur Erde niedergefallen waren, hörte ich eine Stimme in hebräischer Mundart zu mir sagen: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.“ Alle wurden durch dieses helle Licht zu Boden geworfen, aber die Stimme war nur für Saulus. In Kapitel 22,9 wird gesagt, dass die Mitreisenden wohl das Licht sahen, aber die Stimme dessen, der mit ihm redete, nicht hörten. Paulus lernte durch das, was diese Stimme des Herrn zu ihm sprach, die große Wahrheit verstehen, dass jeder Gläubige als Glied des Leibes Christi mit dem Herrn verbunden ist. „Was verfolgst du mich?“ sagte Christus zu ihm. Indem Saulus die Christen verfolgte, verfolgte er den Herrn. Durch das Zeugnis der verfolgten Jünger mochte sein Gewissen getroffen worden sein. Das Zeugnis des Märtyrers Stephanus war gewiss von großer Kraft. Der Stachel war ein mit einer Spitze versehener Stab, den die Bauern und die Viehhüter in jenen Gegenden benutzten, um die Tiere vor sich her zu treiben. Er wird als Sinnbild für das gebraucht, was das Gewissen in Tätigkeit bringt. Der Prediger Koheleth sagt: „Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten Sprüche“ (Koheleth 12,11). Der Widerstand von Saulus gegen die Macht der Gnade des Herrn, den er verfolgte, war nutzlos.


Saulus hatte auf dem Weg nach Damaskus sofort begriffen, dass die Stimme, die er hörte, von jemand kam, der Macht über ihn hatte. Er antwortete daher: „Wer bist du, Herr?“ Die erste Frucht der Wirksamkeit Gottes in einer Seele besteht in der Anerkennung der Autorität und Rechte des Herrn. Der Räuber am Kreuz bekannte Jesus als seinen Herrn, obwohl Jesus gekreuzigt war. In Römer 10,9 lesen wir: „Wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden.“


Der Herr antwortete ihm: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ In diese Welt gekommen, war Jesus verachtet und verworfen worden. Aber Gott hat ihn zum Herrn und zum Christus gemacht, wie Petrus zu den Juden sagte. In der Herrlichkeit, in die Gott ihn aufgenommen hat, ist Christus nun das Haupt eines Leibes, der Kirche. Die Christen sind als Glieder seines Leibes durch das Leben der Gnade und durch die Kraft des Geistes mit Christus vereinigt. Wenn Saulus sie also verfolgte, so verfolgte er Jesus, den Herrn. Die Vereinigung der Kirche mit Christus in der Herrlichkeit ist die große Wahrheit, die Paulus in seinem Dienst ans Licht brachte.


Richte dich auf“, sagt Jesus zu ihm, „und stelle dich auf deine Füße; denn dazu bin ich dir erschienen, dich zu einem Diener und Zeugen zu machen, sowohl dessen, was du gesehen hast, als auch dessen, als was ich dir erscheinen werde.“ Das ist Gnade. Er machte ihm keine Vorwürfe, sondern berief ihn zu einem besonderen Dienst. Gott hatte ihn von seiner Mutter Schoß an ausgesondert (Galater 1,15) und durch seine Gnade berufen.


Mit dem „was du gesehen hast“ ist der verherrlichte Herr gemeint. Um Apostel zu sein, musste er den Herrn gesehen haben. Weil Paulus Ihn nicht auf der Erde lebend gesehen hatte, erschien Er ihm vor Damaskus und auch später noch, um ihm den großen Gegenstand seines Dienstes zu offenbaren. So konnte auch er sagen: „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?“ (1. Kor 9,1). Er sollte einen himmlischen und verherrlichten Christus verkündigen, also so, wie er Ihn gesehen hatte. Er nennt sein Evangelium: „Das Evangelium der Herrlichkeit des Christus“ (2. Kor 4,4).


Von den anderen Aposteln hatte er nichts empfangen. Der Herr selbst hatte ihm die Wahrheiten der Versammlung offenbart und ihm dabei Mitteilungen über das Gedächtnismahl gegeben, das Er eingesetzt hatte. Er hatte auch Belehrungen über den Tisch des Herrn hinzugefügt, wo die Einheit des Leibes Christi verwirklicht wird (1. Kor 10,14-22). Das war den anderen Aposteln nicht offenbart worden.


Ferner sagte der Herr zu Saulus: „Indem ich dich herausnehme aus dem Volk und aus den Nationen, zu denen ich dich sende, um ihre Augen aufzutun, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind.“ Saulus war aus den Juden und aus den Nationen herausgenommen worden, um in aller Freiheit unter ihnen arbeiten zu können. Der Diener Gottes und überhaupt jeder Christ wird aus der Welt, aus der er kommt, herausgenommen. Er wird geheiligt, abgesondert und kann nun mit Recht von sich selbst sagen, er sei in die Welt gesandt, weil er nun nicht mehr zu ihr gehört. Der Herr sagt: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“ (Joh 17,18). Damit sagt Er gewissermaßen: „Ich bin vom Himmel gekommen; auch ihr seid nun vom Himmel und seid wie Ich in diese Welt gesandt.“


Vier Dinge kennzeichneten den wunderbaren Dienst, den der Herr Saulus anvertraute:


Die Augen derer, zu denen er gesandt war, sollten aufgetan werden, damit sie sich von der Finsternis zum Licht bekehrten.

Sie sollten von der Gewalt Satans zu Gott geführt werden.

Als Sünder sollten sie die Vergebung der Sünden empfangen.

Sie sollten das Erbe kennen lernen, das denen gegeben ist, die durch den Glauben an den Herrn Jesus geheiligt sind.

Im Reich der Finsternis, in das Satan den Menschen eingeführt hat, steht dieser unter seiner Gewalt. Werden ihm die Augen geöffnet, so verlässt er die Finsternis, um zu Gott geführt zu werden. Dieser Gott, der „Licht“ ist, hat in unsere Herzen geleuchtet „zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“, sagt der Apostel (2. Kor 4,6). Hat er sich diesem Gott, der Licht und Liebe ist, zugewandt, so empfängt er die Vergebung seiner Sünden und noch weit mehr: ein Erbe unter den Geheiligten. Wir lesen in Kolosser 1,12-13: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“ Wer gerettet ist, hat Anteil an diesem Erbe mit allen, die geheiligt sind, und ist fähig gemacht, alles das in Besitz zu nehmen, was Gott nach seinen ewigen Ratschlüssen seinen Auserwählten geben wollte. Sie sind von dieser Welt abgesondert und durch das Werk Christi zu „berufenen Heiligen“ geworden (vgl. 1. Kor 1,2; Röm 1,7).


Wir sind nicht berufen, Heilige zu werden. Die praktische Heiligung vollzieht sich im christlichen Wandel nicht mit dem Ziel, dass der Christ heilig werde, sondern weil er heilig ist. Er soll seiner Stellung entsprechen und heilig sein, wie Christus es ist. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1. Pet 1,16).


Der Glaube an mich“, an Jesus, den Heiland, ist das Mittel, durch das der Mensch solche Segnungen empfängt. „Denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12).


Als Paulus, von der Macht des Herrn ergriffen, von seiner Berufung hörte, war er dem himmlischen Gesicht nicht ungehorsam. Sofort begann er denen in Damaskus, in Jerusalem, in der ganzen Landschaft von Judäa und den Nationen seine herrliche Botschaft zu verkündigen und sie aufzurufen, „Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren und der Buße würdige Werke zu vollbringen“. Der Mensch hat sich durch die Sünde von Gott abgewandt. Jetzt aber wird er eingeladen, mit bußfertigem Herzen zu Ihm zurückzukehren. Buße ist eine Sinnesänderung im Blick auf sich selbst und gegenüber Gott. Der verlorene Sohn meinte, er könne fern von seinem Vater das Glück finden. Die Buße aber brachte ihn zu der Einsicht, dass das Glück nur bei seinem Vater zu finden war. Der Buße würdige Werke sind solche, die von dem Vorhandensein der Buße Zeugnis geben. Bei dem verlorenen Sohn bestanden diese Werke in der Rückkehr zum Vater und im Bekenntnis der Schuld. Auch Johannes der Täufer ermahnte die Menschen, die sich von ihm taufen lassen wollten, zu solchen Werken.


Deshalb“, fuhr Paulus fort, „haben mich die Juden, als ich im Tempel war, ergriffen und versucht, mich zu ermorden.“ Dass sowohl den Juden als auch den Nationen das gleiche Evangelium verkündigt wurde, erregte den Hass dieses hochmütigen Volkes gegen Paulus, und sie suchten ihn zu töten.


Da ihm aber die Hilfe Gottes zuteilwurde, war er bis dahin am Leben geblieben. Trotz aller Anstrengungen des Feindes hat er seinen Dienst erfüllen können, „bezeugend sowohl vor Kleinen als Großen“, indem er nichts sagte „außer dem, was auch die Propheten und Mose geredet haben, dass es geschehen werde, nämlich, dass der Christus leiden sollte, dass er als Erster durch Toten-Auferstehung Licht verkündigen sollte, sowohl dem Volk als auch den Nationen“. Der große Gegenstand der Prophetie ist Christus, seine Leiden und seine Verherrlichung. Das war es auch, was der Herr die Jünger auf dem Weg nach Emmaus lehrte. Er musste leiden - das war eine absolute Notwendigkeit, wenn Gottes Ratschlüsse erfüllt werden sollten. Der Tod Christi setzte dem durch die Sünde verunreinigten Zustand der Dinge ein Ende und durch die Auferstehung aus den Toten führte der Herr eine neue Ordnung der Dinge ein. Er, der „Erstgeborene der Toten“, ließ dem Volk und den Nationen Licht verkündigen. Er ist die „Garbe der Erstlinge“, die der Priester „am anderen Tag nach dem Sabbat“ weben sollte (3. Mo 23,10-11). So hat Er mitten im Schauplatz des Todes „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium“ (2. Tim 1,10).


Festus, der in der Finsternis war, verstand die Sprache des Paulus nicht und hielt ihn für einen Rasenden. Er billigte ihm wohl ein großes Wissen zu, meinte aber, dieses bringe ihn außer sich. „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit“ (1. Kor 2,14). Paulus sprach besonnene und wahre Worte. Wenn der Gläubige durch den Geist Worte aussprechen kann, die dem Ungläubigen unbegreiflich sind, so tut er es nicht, ohne selbst verstanden zu haben, wovon er redet. Damit steht er im Gegensatz zu den Menschen, die unter dem Einfluss von Dämonen reden. „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.“ Sie waren sich immer dessen bewusst, was sie sagten und fähig, es zu überprüfen.


Paulus sprach vor Agrippa umso kühner, als er wusste, dass dem König alle diese Dinge bekannt waren; denn, sagt er, „nicht in einem Winkel ist dies geschehen“. Damit meinte er das, wovon er in seiner Rede berichtete. Paulus wusste, dass der König an die Propheten glaubte. Agrippa war von dieser Aussage des Paulus vor einer solchen Zuhörerschaft überrascht, wollte aber deren Wirkung durch die Worte abschwächen: „In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden.“ Paulus aber im Bewusstsein der Erhabenheit seiner christlichen Stellung antwortete ihm: „Ich möchte wohl zu Gott beten, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie auch ich bin, ausgenommen diese Fesseln.“ Die Liebe Christi drängte ihn. Er wünschte, alle möchten das gleiche Glück genießen wie er, jedoch ohne die Ketten, die er nur darum trug, weil er „dem himmlischen Gesicht“ gehorsam gewesen war. Die Menschen mochten begehrt haben, am Platz des Königs Agrippa zu stehen. Aber Paulus wünschte im Gegenteil, Agrippa möchte so werden wie er. Er genoss ein Glück, das ihn über alles Sichtbare erhob, seien es Herrlichkeiten oder Leiden.


Alle waren von der Unschuld des Paulus überzeugt. Sie zogen sich zurück und sagten zueinander: „Dieser Mensch tut nichts, was des Todes oder der Fesseln wert wäre. Agrippa aber sprach zu Festus: Dieser Mensch hätte freigelassen werden können, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.“ Als der Herr am Kreuz war, ließ Gott durch den Übeltäter ausrufen: „Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.“ Dem Apostel, der seinem Meister so nahe nachgefolgt war und der auch seinerseits als Jünger Christi in den Augen der Juden zu den Übertretern gehörte, wurde Ähnliches bezeugt. Auch später wurde es vor dem ganzen Prätorium und vor allen offenbar, dass die Gefangennahme von Paulus nicht die eines Übeltäters war, sondern „Fesseln in Christus“ waren (Phil 1,12-13).


Paulus musste nach Rom gehen, nicht nur weil er sich auf den Kaiser berufen hatte, sondern vor allem, weil er den Namen des Herrn vor ihn tragen sollte (Apg 9,15).



PAULUS IN ROM


Apg. 28


16 In Rom angekommen, bekam Paulus die Erlaubnis, zusammen mit dem Soldaten, der ihn bewachte, in eine eigene Wohnung zu ziehen. 17 Drei Tage später lud er die Leiter der dort ansässigen Juden zu einem Treffen bei sich ein. Als sie alle zusammengekommen waren, sagte er: "Liebe Brüder, ich habe nichts gegen unser Volk getan und auch nicht gegen das Gesetz unserer Vorfahren verstoßen. Trotzdem wurde ich in Jerusalem festgenommen und an die römischen Behörden ausgeliefert. 18 Die Römer verhörten mich und wollten mich wieder freilassen, weil sie nichts fanden, was die geforderte Todesstrafe rechtfertigen würde. 19 Doch als die Juden Einspruch erhoben, war ich gezwungen, den Kaiser anzurufen. Ich hatte also nicht die Absicht, mein Volk anzuklagen. 20 Das wollte ich euch sagen und deshalb habe ich euch hergebeten. Denn wegen der Hoffnung Israels trage ich diese Ketten hier." 21 Sie erwiderten ihm: "Aus Judäa hat uns niemand etwas über dich geschrieben. Es ist auch keiner von unseren Brüdern gekommen, um offiziell oder privat etwas Belastendes über dich auszusagen. 22 Wir würden aber gern von dir hören, welche Ansichten du vertrittst. Denn bisher ist uns nur bekannt, dass diese Glaubensrichtung überall auf Widerspruch stößt." 23 Sie vereinbarten ein weiteres Treffen mit Paulus und kamen dann in noch größerer Zahl zu ihm ins Quartier. Vom Morgen bis in den Abend hinein sprach er mit ihnen über das Reich Gottes. Er erklärte ihnen, wie Gott seine Herrschaft aufrichtet, und versuchte, sie vom Gesetz Moses her und aus den Schriften der Propheten zu überzeugen, dass Jesus der Messias ist. 24 Einige von ihnen ließen sich durch seine Worte tatsächlich überzeugen. Die anderen glaubten ihm nicht. 25 Sie konnten sich darüber nicht einig werden und brachen schließlich auf. Paulus sagte ihnen noch: "Wie zutreffend hat der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja doch zu euren Vorfahren geredet: 26 ,Geh zu diesem Volk und sag zu ihnen: Hört nur zu, ihr versteht ja doch nichts; seht nur hin, ihr werdet trotzdem nichts erkennen! 27 Denn das Herz dieses Volkes ist hart, ihre Ohren sind verstopft und ihre Augen machen sie zu. Sie wollen mit den Augen nichts sehen, mit den Ohren nichts hören und mit dem Herzen nichts verstehen. Sie wollen sich nicht bekehren, dass ich sie heilen könnte.' " 28 Und Paulus fügte hinzu: "Ihr sollt wissen, dass Gott sein Heil jetzt den anderen Völkern anbietet. Und bei ihnen wird er offene Ohren finden." 29 (…) 30 Paulus blieb zwei volle Jahre in der von ihm gemieteten Wohnung und konnte dort alle empfangen, die ihn aufsuchen wollten. 31 Er predigte ihnen frei und offen und völlig ungehindert die Botschaft vom Reich Gottes und lehrte sie alles, was Jesus Christus, unseren Herrn, betrifft.


ÜBER DAS MARTYRIUM DES APOSTELS PAULUS


Liebe Brüder und Schwestern!


Die Reihe unserer Andachten über die Gestalt des Paulus findet nun ihren Abschluss: Wir wollen heute über das Ende seines irdischen Lebens sprechen. Die antike christliche Überlieferung bezeugt einstimmig, daß der Tod des Paulus infolge des hier in Rom erlittenen Martyriums eintrat. Die Schriften des Neuen Testaments berichten uns nichts darüber. Die Apostelgeschichte beendet ihren Bericht mit dem Hinweis auf die Haftsituation des Apostels, der jedoch alle, die zu ihm kamen, empfangen konnte. Nur im Zweiten Brief an Timotheus finden wir die folgenden warnenden Worte: „Denn ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe“ (2 Timotheus 4,6). Hier werden zwei Bilder verwendet, das kultische Bild des Opfers, das er schon im Brief an die Philipper gebraucht hatte, als er das Martyrium als Teil des Opfers Christi interpretierte, und das aus der Seefahrt stammende Bild vom Lichten der Anker: zwei Bilder, die zusammen diskret auf das Ereignis des Todes und eines blutigen Todes anspielen.


Das erste ausdrückliche Zeugnis über das Ende des Paulus stammt aus der Mitte der neunziger Jahre des 1. Jahrhunderts, also etwas mehr als drei Jahrzehnte nach seinem tatsächlichen Tod. Und zwar handelt es sich um den Brief, den die Gemeinde von Rom mit ihrem Bischof Clemens I. an die Gemeinde von Korinth schrieb. In jenem Brief wird dazu aufgefordert, sich das Vorbild der Apostel vor Augen zu halten, und gleich nach der Erwähnung des Martyriums des Petrus ist zu lesen: „Wegen Eifersucht und Streit sah sich Paulus gezwungen, uns zu zeigen, wie man den Preis der Geduld erlangt: Siebenmal in Ketten gelegt, verbannt, gesteinigt, war er der Herold Christi im Osten wie im Westen und hat sich für seinen Glauben den edlen Ruhm erworben. Nachdem er der ganzen Welt Gerechtigkeit verkündet hatte und bis an die Grenze des Abendlandes gelangt war, erlitt er den Märtyrertod vor den Herrschenden; so ist er aus dieser Welt geschieden und an den heiligen Ort gelangt und damit zum größten Vorbild der Geduld geworden.“ Die Geduld, von der hier die Rede ist, ist Ausdruck seiner Teilhabe am Leiden Christi, der Großherzigkeit und Beständigkeit, mit der er einen langen Leidensweg auf sich genommen hat, so dass er sagen konnte: „Ich trage die Wundemale Jesu an meinem Leib“ (Galater 6,17). Wir haben im Clemens-Brief gehört, dass Paulus „bis an die Grenze des Abendlandes“ gekommen sei. Man diskutiert darüber, ob das eine Andeutung auf eine Reise nach Spanien sein soll, die Paulus gemacht haben soll. Darüber besteht keine Gewissheit, aber es stimmt, dass Paulus in seinem Brief an die Römer seine Absicht äußert, nach Spanien zu gehen (Römer 15,24).


Eusebius von Cäsarea aus dem 4. Jahrhundert spricht über Kaiser Nero: „Während seiner Herrschaft wurde Paulus eben in Rom enthauptet, und Petrus wurde dort gekreuzigt. Dieser Bericht wird bestätigt durch die noch heute erhaltenen Namen Petrus und Paulus auf ihren Gräbern in jener Stadt.“ Eusebius fährt dann fort und gibt eine frühere Erklärung eines römischen Priesters namens Gaius wieder, die in die Anfänge des 2. Jahrhunderts zurückreicht: „Ich kann dir die Siegeszeichen der Apostel zeigen: Wenn du zum Vatikan gehst oder auf die Via Ostiense, wirst du die Siegeszeichen der Gründer der Kirche finden.“ Die „Siegeszeichen“ sind die Grabmäler, und es handelt sich um dieselben Grabstätten des Petrus und des Paulus, die man noch heute nach zwei Jahrtausenden an denselben Orten verehrt: sowohl im Vatikan, was Petrus betrifft, als auch in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern an der Via Ostiense, was den Völkerapostel betrifft.


Es ist interessant festzustellen, daß die beiden großen Apostel gemeinsam erwähnt werden. Auch wenn keine antike Quelle von ihrem gleichzeitigen Wirken in Rom spricht, wird sie das nachfolgende christliche Bewußtsein aufgrund ihrer gemeinsamen Bestattung in der Hauptstadt des Reiches beide zusammen auch als Gründer der Kirche von Rom sehen. So liest man in der Tat bei Irenäus von Lyon gegen Ende des 2. Jahrhunderts zur apostolischen Sukzession in den verschiedenen Kirchen: »Weil es aber zu weitläufig wäre, die Nachfolge aller Kirchen aufzuzählen, werden wir uns nur die größte und älteste und allen bekannte Kirche vornehmen, die von den beiden ruhmreichen Aposteln Petrus und Paulus gegründete und aufgebaute Kirche in Rom« (Adv. haer. 3,3,2).


Lassen wir nun aber die Gestalt des Petrus beiseite und konzentrieren wir uns auf jene des Paulus. Sein Martyrium wird zum ersten Mal von den Paulusakten erzählt, die gegen Ende des 2. Jahrhunderts verfaßt worden sind. Sie berichten, daß Nero ihn zum Tod durch Enthauptung verurteilte, die sogleich darauf durchgeführt wurde (vgl. 9,5). Das Datum des Todes variiert schon in den antiken Quellen, die es zwischen der von Nero selbst entfesselten Verfolgung nach dem Brand von Rom im Juli 64 und dem letzten Jahr seiner Herrschaft, dem Jahr 68, ansetzen (vgl. Hieronymus, De viris ill. 5,8). Die Berechnung hängt sehr von der Chronologie der Ankunft des Paulus in Rom ab, eine Diskussion, auf die wir uns hier nicht einlassen können. Spätere Überlieferungen werden zwei weitere Elemente präzisieren. Das eine und zugleich legendärste ist, daß das Martyrium bei den Aquae Salviae an der Via Laurentina stattgefunden habe; dabei sei das Haupt dreimal auf der Erde aufgeschlagen, was jedesmal das Entspringen einer Wasserquelle verursacht habe, weshalb der Ort bis heute »Tre Fontane« heißt (vgl. Pseudo-Marcellus, Passio sanctorum Petri et Pauli, 5. Jh.). Das andere Element, das mit dem schon erwähnten antiken Zeugnis des Priesters Gaius übereinstimmt, besteht darin, daß seine Bestattung nicht nur »außerhalb der Stadt … beim zweiten Meilenstein an der Via Ostiense« erfolgt ist, sondern genauer »auf dem Gut der Lucina«, einer Christin adeligen Standes (vgl. Pseudo-Abdias, Passio Pauli, 6. Jahrhundert). Hier errichtete Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert eine erste Kirche, die dann zwischen dem 4. und dem 5. Jahrhundert von den Kaisern Valentinian II., Theodosius und Arcadius in großem Umfang erweitert worden ist. Nach dem Brand im 19. Jahrhundert wurde hier die heutige Basilika St. Paul vor den Mauern errichtet.