NACHGEDICHTET VON TORSTEN SCHWANKE
Vorwort:
Ich war zehn oder zwölf Jahre alt, als ich das Nibelungenlied in einer Prosaübersetzung las. Ich erinnere mich noch gut daran, und es hatte mich damals schwer beeindruckt. Allerdings liebte ich mehr die Geschichten um Siegfried. Siegfried ist mehr als Hermann der Cherusker mein Nationalheld. Die Geschichten um Kriemhilds Rache und den Krieg liebte ich nicht. Ich bin der Sänger der Königin des Friedens und mag keine Verherrlichung des Krieges. Darum liebe ich auch die Odyssee mehr als die Ilias. Das Nibelungenlied mit seiner eigenen Strophe und seinem Metrum ist im Mittelhochdeutschen ein Gesang. Die neuhochdeutschen Versübersetzungen sind dagegen nur ein Wörtergepolter mit unmelodischer Metrik und schlechten Reimen. Goethe wünschte sich eine Übertragung des Nibelungenliedes in Hexametern. Ich habe mich dagegen für den Alexandriner des deutschen Barock entschieden. Damit weihe ich mein deutsches Vaterland Maria, der Königin des Friedens.
ERSTER GESANG
Viel Wunder sagt man uns und Sagen alter Zeit,
Von Helden, wert des Ruhms, voll Mut und Tapferkeit,
Von Freuden und vom Fest, von Weinen, Trauern, Klagen,
Von kühner Ritter Krieg magst du nun hören sagen.
Es wuchs im Land Burgund ein edles Mädchen rein,
Dass in dem ganzen Land nichts Schönres konnte sein,
Kriemhilde rief man sie, die schönste aller Weiber,
Dass viele Ritter drum verloren ihre Leiber.
Zu lieben diese Frau, das brachte keine Scham,
Manch Ritter warb um sie, es war ihr keiner gram.
Schön war sie ohne Maß, die Jungfrau, anzuschauen,
Der Jungfrau Tugend war das Schmuckstück aller Frauen.
Drei Fürsten pflegten sie, die waren gut und reich,
So Günther, Gernot auch, war ihnen keiner gleich,
Und Giselher war jung, ein auserkorner Degen,
Sie ihre Schwester war, die sie sie taten pflegen.
Die Herren waren mild, ihr Stammbaum voller Mark,
Von Kräften maßlos kühn die Ritter, ruhmreich stark,
Es war ihr Land genannt zu Recht nach dem Burgunder,
Die sie in Etzels Land noch taten große Wunder.
Sie wohnten an dem Rhein in Worms mit großer Kraft,
Es diente in dem Land die stolze Ritterschaft
Mit Ehre und mit Ruhm in ihres Lebens Zeiten,
Bis Jammer kam und Tod durch zweier Frauen Streiten.
Die Mutter Ute hieß, die reiche Königin,
Der Vater Dankwart hieß, der ihnen zum Gewinn
Im Tode hinterließ, was wollte er vererben,
Der gute treue Mann in seines Alters Sterben.
Drei Fürsten waren sie, wie ich schon kund getan,
Vom großem Mut und stark, und ihnen untertan
War manch ein Ritter stolz, davon die Märchen sagten,
Von Mut und Tapferkeit, die immer unverzagten.
Von Tronje Hagen war und auch der Bruder sein,
Der schnelle Dankwart auch, von Metz Herr Ortewein,
Zwei Grafen auch dazu, der Eckewart, der Gere,
Und Volker von Alzei, der starke und der hehre.
Der Küchenmeister war Herr Rumold, der aß gern,
Und Sindold, Hunold auch, die ritterlichen Herrn,
Die dienten an dem Hof, des Königs Untertanen,
Und Ungenannte noch dazu mit edlen Ahnen.
Der Marschall Dankwart war, es war der Neffe sein
Des Königs Truchsess, der geliebte Ortewein,
Und Schenke Sindold war, dem Weine nicht zu wehren,
Und Hunold Kämmerer, die Ritter hoher Ehren.
Und von des Hofes Ruhm und von der Manneskraft
Und von der Würde Stolz und edler Ritterschaft
Und wie sie lebten gern mit Wonne all ihr Leben,
Davon nicht Einer dir kann ganze Kunde geben.
In ihrem hohen Ruhm da träumte Frau Kriemild,
Sie zög den Falken auf, der stark und schön und wild,
Zwei Adler griffen ihn, wie sie es konnte sehen,
Ihr konnt in dieser Welt nicht größer Weh geschehen.
Sie sprach zur Mutter dies, Frau Ute glaubt es kaum:
Der Falke, den du ziehst, wie deute ich den Traum?
Der Falke, den du ziehst, das ist ein Mann und Ritter,
Behüte ihn der Gott, sonst wird es sehr ihm bitter.
Was sprichst von Liebe du, getreue Mutter mein,
Ich will doch ohne Mann im Leben immer sein,
So bleib ich jung und schön, bis mich der Tod dann töte,
Dass ich vom Ehejoch nicht kriege große Nöte.
Sprich nicht so töricht, Kind, die Mutter sagt es so,
Sollst du in dieser Welt von Herzen werden froh,
Das kommt von Liebeslust, du bist ein schönes Weibchen,
Dass dir der Herr gewähr noch eines Mannes Leibchen.
Lass bleiben diesen Spruch, geliebte Mutter mein,
Es hat an mancher Frau gelehrt der Augenschein,
Wie süße Liebeslust gelohnt mit schweren Leiden,
Dass Gott mich nur verschont, ich will sie beide meiden.
Kriemhild in ihrem Sinn hielt sich von Minne frei,
Der Guten ging so Tag um Tag sehr still vorbei,
Sie kannte keinen Mann, der ihr gewährte Wonnen,
Bis sie mit Ehren doch noch einen Mann gewonnen.
Es war der Falke, den die Träumerei ihr bot,
Den Ute ihr beschied. O Weh dem frühen Tod!
Von Minne rotes Blut war da allein zu erben!
Ach, mancher Mutter Sohn starb durch des Einen Sterben!
ZWEITER GESANG
Da wuchs in Niederland das edle Königskind,
Der Vater Siegmund hieß, die Mutter hieß Sieglind,
In einer festen Burg, der weithin wohlbekannten,
Dort unten an dem Rhein, die Königsburg hieß Xanten.
Ich sag vom Helden dir, wie er zum Schönen ward,
Der war vor aller Schmach und Schande stets bewahrt,
Von großem Namen war der junge Held, der kühne,
Und Ruhm und Ehre bot die Erde ihm, die grüne.
Genannt ward Siegfried er, der edle Ritter gut,
Der prüfte manchen Mann in stolzem Rittermut,
Es führte ihn die Kraft, bis er ein Land gefunden,
Ein fremdes Land und schön im Reiche der Burgunden.
Bevor der kühne Held geworden war zum Mann,
Hat er mit eigner Hand doch Wunder schon getan,
Davon man je und je will singen unde sagen,
Verschweigen muss ich viel in diesen bösen Tagen.
In seiner besten Zeit, in seiner Jugend Tag,
O Lied, vom Wunder du des jungen Siegfried sag,
Wie Ruhm an ihm erblüht und wie er schön zu schauen,
Und darum liebten ihn die sanftesten der Frauen.
Erzogen ward mit Fleiß, wie es geziemend war,
Der junge Held, der tat, was Zucht ihn ihm gebar.
Der wird zur Zierde noch dem Vaterlande ehrlich,
In allen Dingen fand man diesen Jüngling herrlich.
Erwachsen war er nun, um an den Hof zu gehn,
Die Leute sahn ihn gern, die jungen Mädchen schön,
Die wünschten, dass er käm noch oftmals an ihr Gitter,
Sie mochten ihn sehr gern, das wusste wohl der Ritter.
Doch ohne Hüter kaum ließ reiten man das Kind,
Mit Kleidern schmückte schön die Mutter ihn, Sieglind,
Auch haben ihn belehrt die allerklügsten Weisen,
So taten Land und Volk des Knaben Tugend preisen.
Nun war er in der Kraft, dass er schon Waffen trug,
Was er dazu gebraucht, das gab man ihm genug.
Schon warb der junge Mann um Mädchen, schön von Sinnen,
Die wollten wohl mit Gunst den schönen Siegfried minnen.
Der Vater Siegfried tat dem ganzen Hofe kund,
Er wollte ein Gelag begehn im seinem Grund,
Die Botschaft brachte man in andrer Herren Länder,
Dem Heimischen, dem Gast, gab Ross er und Gewänder.
Und wer zu finden war nach edler Eltern Art,
Sollt Ritter werden da, die jungen Knappen zart,
Die lud man in das Land zur Lust vor allen Dingen,
Mit Siegfried sie zugleich den Schwertschlag da empfingen.
Viel Wunder sagte man vom fröhlichen Gelag,
Da Siegmund und Sieglind gewannen an dem Tag
Viel Ruhm durch ihre Gunst, sie schenkten viele Hemden,
Da ritten in das Land zur Herrlichkeit die Fremden.
Vierhundert Knappen da man wollte kleiden ein
Mit Siegfried, und dazu manch junges Mädchen fein
Geschäftig war am Werk, war jede eine Holde,
Die Frauen trugen da von Edelstein, vom Golde.
Da wollten Schmuck und Zier sie auf die Kleider nähn
Dem jungen Königssohn, der ließ es auch geschehn.
Man stellte Stühle auf, es regten sich die Hände,
Da Siegfried Ritter ward am Tag der Sonnenwende.
Zur Kirche ging hinein manch treuer Gottesknecht
Und manch ein Ritter treu. Die Alten hatten recht,
Dass dienten sie dem Sohn, das war zurecht geschehen,
Sie hatten Kurzweil, froh, den schönen Sohn zu sehen.
Da man zum Ruhm des Herrn die alte Messe sang,
Da kam vom Gottesvolk gewaltig groß der Drang,
Dass man zu Rittern mach die allerbesten Knappen,
Wie es dem Brauch gemäß, die ritten stolze Rappen.
Man eilte und man fand gesattelt Rosse viel,
Da ward auf Siegmunds Hof sehr laut das Ritterspiel,
Da hörte tosen man im Saal und im Palaste
Den allerfrohsten Schall vom Heimischen, vom Gaste.
Da schon von alt und jung so mancher Stoß erklang,
Die Lanzen splitterten, Lärm in die Lüfte drang,
Die Lanzensplitter sahn gefällig an die Kenner,
Das sahn mit Kurzweil an die Frauen und die Männer.
Man bat, zu lassen das, man zog die Pferde fort,
Zerbrochen sah man auch viel feste Schilde dort
Und manchen Edelstein, gefallen in die Gräser,
Zerschellt vom harten Stoß, das glaube nur, mein Leser.
Die Gäste setzten sich, so wie man ihnen riet,
Zu Tische, wo vom Schlaf der beste Wein sie schied,
Der beste Wein vom Rhein, dem keiner wollte wehren,
Dem Heimischen und Gast kredenzt in besten Ehren.
So viel sie Kurzweil dort gefunden in dem Land,
Das fahrende, das Volk, doch keine Ruhe fand,
Sie dienten um die Gunst mit scharfen Schwertes Streiche,
Zur Zierde ward ihr Ruhm in König Siegmunds Reiche.
Der junge Siegfried ward vom Könige begabt
Mit Stadt und Land und Burg, die sonst der Herr gehabt,
Den Schwertgenossen auch gab Hab und Gut der Weise,
Die sie geführt ins Land, die freute sie, die Reise.
Das fröhliche Gelag ging bis zum siebten Tag,
Sieglinde gab dem Volk, dies ihr zum Ruhme sag,
Viel goldenweißes Gold dem lieben Sohn zuliebe,
Dass ihr und ihrem Sohn das Volk befreundet bliebe.
Ja, da blieb keiner arm der Fahrenden im Land,
Die hatten manches Kleid, ein Ross auch an der Hand,
Als lebten sie nur noch ein Stündchen im Gefilde,
Wie war doch das Gesind so freundlich und so milde.
Mit Ehre, Ruhm und Lob verging die Lustbarkeit,
Die Reichen hörte man noch sagen zu der Zeit,
Dass sie dem Königssohn gern wären untertänig,
Das wollte Siegfried nicht, das war ihm wert nur wenig.
Die ganze Lebenszeit von Siegmund und Sieglind
Nicht trug die Krone er, der lieben Eltern Kind,
Doch herrlich wollt er doch und voll des Ruhmes werden,
Der junge Rittersmann, ein Heros sein auf Erden.
Dass keiner ihn beschimpf, seit er die Waffen trug,
Er schlief nur kurzen Schlaf, der Ritter ohne Trug,
Er suchte nur den Kampf mit seiner Hand, der starken,
Das machte ihn bekannt in allen fremden Marken.
DRITTER GESANG
Den Herrn beschwerte kaum ein schweres Herzeleid,
Er hörte Rede oft von einer schönen Maid,
Die lebte in Burgund, da ginge es nach Wünschen,
Von der bald Freud und Leid erfahren viele Menschen.
Von ihrer Schönheit hoch vernahm man weit und breit,
Und auch von dem Gemüt man sprach zur selben Zeit
Bei Jungfraun an dem Hof und ritterlichen Helden.
Viel Gäste kamen da zu Günther, wie zu melden.
Um ihre Liebe man die Männer werben sah,
Kriemhild in ihrem Sinn, sie sprach dazu nicht Ja,
Dass einem Manne sie in Minne wäre gnädig,
Der war ja noch nicht da, dem sie wird untertänig.
Da auf die Liebe sann Sieglindes schönes Kind,
Der andern Werben war zuwider ihm wie Wind,
Er möchte mit Verdienst zur Frau die Auserwählte,
Bald war Kriemhilde auch dem Siegfried die Vermählte.
Die Freunde rieten ihm und die am Hofe stehn,
Wenn er die Minne sich zum Schicksal ausersehn,
So solle werben er und sich der Frau nicht schämen.
Da sagte Siegfried: Ich will mir Kriemhilde nehmen.
Die Königstochter, die lebt im Burgunder Land,
Und ihre Schönheit ist auf Erden mir bekannt,
Kein Kaiser ist so reich und dächte er an Minne,
Dem sie nicht würdig wär, die schöne Königinne.
Die Rede hörte auch der König Siegesmund,
Es sagte dies sein Volk, ihm ward die Rede kund,
Und was gewollt sein Sohn. Weh wars ihm um den Erben,
Dass dieser wollte um das schöne Mädchen werben.
Das hört die Königin, treuherzige Sieglind,
Die große Sorge trug um ihr geliebtes Kind,
Sie kannte Günther wohl und mochte ihn nicht leiden.
Die Werbung wollte man dem Siegfried nun verleiden.
Der kühne Siegfried sprach: Geliebter Vater mein,
Ich möchte ohne Glück der Liebeslust nicht sein,
Wenn ich nicht werben darf, die meine Sinne lieben. -
Was man auch sprach, er ist sich selber treu geblieben.
Ist dir zu raten nicht, der König sagte so,
So will ich, was du willst, und bin von Herzen froh
Und will dir helfen, wie die Liebe zu erwecken.
Doch König Günther hat da manchen stolzen Recken.
Und wär kein andrer da als Hagen nur, der Held,
Der ist voll Übermut und Stolz in dieser Welt,
So dass ich fürchten muss, es wird uns noch zum Sterben,
Wenn wir um Liebesgunst des schönen Mädchens werben.
Was ist da für Gefahr, das Wort hob Siegfried an,
Wenn ich im Guten nicht sie mir erbitten kann,
Mag ich erwerben sie mit starken Ritterhänden
Und ich erzwinge sie von allen Reiches Enden.
Die Rede tut mir leid, sprach König Siegesmund,
Denn würde dieses Wort am Rhein dort unten kund,
Du dürftest nimmer ziehn in König Günthers Reiche,
Denn Günther, Gernot auch, sind wahrlich Ohnegleiche.
Erwerben mit Gewalt darf niemand eine Magd,
Sprach König Siegesmund, das sei dir nur gesagt,
Doch willst mit Rittern du zu den Burgundern reiten,
Die Freunde hier am Hof, die werden dich begleiten.
So ist mir nicht zumut, fiel Siegfrieds Rede ein,
Dass Freunde folgen mir bis an den Vater Rhein
In großem Heereszug ins Land der schönen Städtchen,
Ich werbe mir allein das allerschönste Mädchen.
Ich will sie werben schon allein auf eigne Hand,
Zwölf Männer nehm ich mit in der Burgunder Land,
Dazu verhelfe mir, mein guter Vater, gerne. -
Man gab den Freunden da viel Kleider voller Sterne.
Da hörte von dem Plan die Mutter auch, Sieglind,
Da trauerte sie sehr um ihr geliebtes Kind,
Dass sie ihn noch verliert durch Günther und die Seinen,
Die alte Königin, da hörte man sie weinen.
Und Siegfried ging zu ihr, wo er sie weinen sah
Und zu der Mutter sprach er voller Liebe da:
Du weine nicht, o Frau, bewein nicht meinen Willen,
Sei ohne Sorge nur, die Tränen magst du stillen.
Nun helf mir zu der Fahrt in der Burgunder Land
Und gebe meiner Schar und mir ein Prachtgewand,
Wie stolze Männer es in stolzer Würde tragen,
Dann will ich ewig dir den Dank von Herzen sagen.
Ist dir zu raten nicht, so sagte Frau Sieglind,
So helf ich dir zur Fahrt, mein einzig liebes Kind,
Mit allerschönstem Kleid, das Ritter je getragen,
Für dich und deine Schar, du brauchst nicht Dank zu sagen.
Da neigte danken sich vor jener Frau der Mann.
Er sprach: Von Freunden nehm ich zu der Reise an
Nicht mehr als Ritter zwölf, verseh die mit Gewändern.
Ich schau, wies mit der Maid dort steht in jenen Ländern.
Da saßen schöne Fraun am Tag und in der Nacht,
Die ohne Muße und mit vielem Fleiß gemacht
Des Königssohnes Staat, sie woben immer leise.
Für Siegfried war gewiss der Plan zu seiner Reise.
Sein Vater legt ihm an das herrliche Gewand,
Darin er ziehen wollt aus seinem Vaterland,
Die lichten Panzer da hell blitzten im Gefilde,
Die Helme waren hart und schön und breit die Schilde.
Nun sahen sie die Fahrt zu den Burgundern nahn,
Voll Sorgen und voll Angst sich an die Männern sahn,
Ob einer wiederkommt zum Lande seiner Väter.
Und Waffen und Gewand nun legten an die Täter.
Wie schön war jedes Pferd, die Decken golden, rot,
War keiner schöner doch als Siegfried in der Not,
Als Siegfried und die Schar, die war ihm untertänig,
Nun ging es nach Burgund, zu der Burgunder König.
Den Urlaub gaben ihm der Herr, die Herrin auch,
Er tröstete ihr Leid mit sanften Wortes Hauch:
Ihr braucht zu weinen nicht um eures Sohnes Willen,
Seid ohne Sorge nur, ihr sollt die Tränen stillen.
Es war den Rittern leid, auch seufzte manche Maid,
Sie ahnten wohl im Geist, dass sie nach mancher Zeit
Entgelten müssten dies, durchs Sterben lieber Freunde,
Sie hatten Grund zum Leid, es gab ja viele Feinde.
Am siebten Tage da zu Worms wars an dem Strand,
Die Kühnen ritten schon und trugen ihr Gewand,
Das war von reinem Gold, sie ritten auf den schnellen,
Den Rossen stark und sanft, die Siegfried sich gesellen.
Die Schilde waren neu und hell dazu und breit
Und ihre Helme hart, als nun mit dem Geleid
Der kühne Siegfried ritt in König Günthers Länder,
Man sah an Helden nie so herrliche Gewänder.
Der Schwerter Spitzen da zur Erde hingen schwer,
Die auserkorne Schar trug manchen harten Speer,
Zwei Ellen lang der Speer, den Siegfried da getragen,
Sein Schwert war scharf, der Knauf war schön, nicht auszusagen.
Goldfarben war der Zaum in jedes Ritters Hand,
Der Riemen Seide war. So kamen sie ins Land,
Da allenthalben die Burgunder nahn zu gaffen,
Und Günthers Mannschaft kam und viele feiste Pfaffen.
Die Ritter hoch beherzt, so wie manch treuer Knecht,
Den Herrn entgegen sind geeilt nach Landesrecht,
Begrüßten in dem Land von Herzen ihre Gäste,
Die Pferde nahm man an und führte sie zum Feste.
Die Pferde wollte sie nun führen zu der Rast,
Da aber Siegfried sprach, der hoch willkommne Gast:
Lasst uns die Pferde noch, bis Ruhe wir gewinnen,
In einer kurzen Zeit wir wieder ziehn von hinnen.
Man lasse uns den Schild, ihn nicht von dannen trag.
Wo ich den König find, du junger Bursche, sag,
Den König Günther, reich in der Burgunder Reichen. -
Da sagte einer ihm vom König ohnegleichen.
Willst du den König sehn, das kann sehr leicht geschehn,
In jenem großen Saal ich hab ihn jüngst gesehn
Mit seiner Helden Schar, der schweren Waffen Kenner,
Du findest dort bei ihm die allertreusten Männer.
Nun war die Kunde auch dem König schon gesagt,
Dass auf dem Hofe sind die Ritter unverzagt,
Sie tragen Panzer fest und funkelnde Gewänder,
Doch keiner kennt die Schar in der Burgunder Länder.
Und Wunder nahms den Herrn, woher gekommen sein
Die Ritter herrlich in der lichten Kleider Schein
Und mit so scharfem Schwert und mit so schönen Scheiden.
Dass niemand ihms gesagt, war König Günthers Leiden.
Die Antwort gab dem Herrn von Metz Herr Ortewein,
Voll Kraft und hohem Mut der Ritter konnte sein:
Da wir sie kennen nicht, befehle du, zu gehen
Den Onkel Hagen, der soll sie genau besehen.
Ihm sind die Reiche kund und jedes schöne Land,
Wenn er die Herrn erkennt, es mach sie uns bekannt. -
Der König Hagen rief und die um Hagen stehen,
Den sah man stark und stolz zu seinem König gehen.
Warum nach ihm der Herr, frug Hagen ihn, geschickt?
Es werden Ritter fremd in meinem Haus erblickt,
Die niemand kennt im Land. Du hast in alten Tagen
Vielleicht sie schon gesehn? Das, Hagen, sollst du sagen.
Das will ich, Hagen sprach. Zum Fenster trat er drauf
Ließ schweifen auf die Schar der stolzen Augen Lauf.
Er mochte ihr Gerät und alle die Gewänder,
Doch Fremde waren sie in der Burgunder Länder.
Er sprach: Woher die Schar gekommen an den Rhein,
Es möchten Fürsten wohl und Fürsten-Boten sein,
Und schön ist jedes Pferd und Kleid, das ist zu melden,
Von wo gekommen sie, sind wahrlich stolze Helden.
Und Hagen sagte dies: So viel ich kann verstehn,
Ich hab mein Lebtag noch den Siegfried nicht gesehn,
Doch glaube ich, er kam von fremden fernen Orten,
Ich glaube doch, er ists, der herrlich schimmert dorten.
Er bringt ein neues Wort hierher in unser Land,
Die Nibelungen stark, die schlug des Helden Hand,
Schlug Schilbung, Nibelung, die reichen Königssöhne,
Er wirkte Wunder gar mit großer Kraft, der Schöne.
Als einsam war der Held und aller Hilfe bar,
Fand er an einem Berg, gewiss, das Wort ist wahr,
Der Nibelungen Hort und Männer, hell wie Sonnen,
Die waren ihm ganz fremd, bis Kunde er gewonnen.
Der Nibelungen Hort hervor getragen ward
Aus einem tiefen Berg, nun Wunder offenbart,
Wie teilen wollten da den Schatz die Nibelungen,
Da sah das Siegfried und es wunderte den Jungen.
So kam er ihnen nah, dass er die Männer sah,
Sie sahen Siegfried auch. Der eine sagte da:
Hier kommt der starke Held, der Herr der Niederlanden. -
Eine Abenteuer dort des Helden Geister fanden.
Und sie empfingen ihn, der Schilbung, Nibelung,
Einhellig baten ihn die beiden Fürsten jung,
Dass er den Schatz, den Hort, begönne, klug zu teilen.
Und er gelobte es, und er begann zu eilen.
Er sah so viel Gestein, so sagt es das Gedicht,
Dass hundert Wagen wohl die Lasten trügen nicht,
Und viel vom gelben Gold vom Land der Nibelungen,
Das sollte sein geteilt von diesem Mann, dem jungen.
Sie gaben ihm zum Lohn des Königs Niblung Schwert.
Doch ihnen ward der Dienst sehr übel da gewährt,
Den leisten ihnen sollt der Heros an dem Borne,
Der hat es nicht vollbracht, sie waren voll vom Zorne.
Er musste ungeteilt die Schätze lassen sehn,
Da kämpften gegen ihn die zwei, zu widerstehn,
Mit ihres Vaters Schwert, mit Balmung harter Sorte,
Da stritt der starke Held um Niblungs Land und Horte.
Zu Freunden hatten sie zwölf Männer kühn und groß,
Die Riesen waren, wie wird er die Riesen los?
Er sie erschlug im Zorn, das war die Kraft des Jungen,
Und tausend Ritter er bezwang der Nibelungen.
Und mit dem scharfen Schwert, das Balmung ward genannt,
Von Schreck und Angst besiegt war mancher, übermannt,
Zumal vom scharfen Schwert, doch auch vom Sohn und König,
Das Land mit Burgen sie ihm machten untertänig.
Die Königssöhne nun, die schlug er beide tot,
Er kam durch Alberich darauf in große Not,
Der wollte seine Herrn mit großem Zorne rächen,
Eh Siegfrieds Stärke ward geoffenbart dem Frechen.
Im Kampf bestehen konnt ihn nicht der starke Zwerg.
Wie Löwen grausam wild sie liefen an den Berg,
Wo er die Kappe dort der Tarnung sich errungen,
Gegeben ward der Hort dem Siegfried nun, dem jungen.
Die zogen in den Streit, die starben in der Hatz.
Und Siegfried trug zum Berg hin wiederum den Schatz,
Von wo genommen ihn der Nibelungen Orden,
Und nun war Alberich sein Kämmerer geworden.
Er schwor ihm einen Eid, er diente ihm als Knecht,
Zu jeder Art von Dienst er wurde ihm gerecht. -
So Tronjes Hagen sprach. Das hat der Held geschaffen,
War nie ein Ritter je so voll von Kraft und Waffen.
Ein Abenteuer noch ist mir von ihm bekannt,
Denn einen Drachen schlug des hohen Helden Hand,
Als er gebadet hat im Blut, ward fest die Haut ihm,
Dass nichts verwundet ihn, so hat man oft geschaut ihn.
Das man ihn gut empfängt, der beste Rat ist das,
Dass wir verdienen nicht des Ritters schnellen Hass,
Er ist so kühn, man soll die Augen auf ihn heften,
Der manches Wunder tat mit seinen frommen Kräften.
Und König Günther sprach: Gewiss, du redest wahr,
Schau, wie er da steht stolz in jeglicher Gefahr,
Der Ritter voller Mut und die da um ihn stehen,
Wir wollen zu ihm und den andern Rittern gehen.
Und Hagen sprach: Das tu mit Manneswürde schon,
Er ist von gutem Stamm, ist eines Königs Sohn,
Und wir er sich benimmt, - mein Christus hat gelitten -
Er ist um großes Werk hierher zu uns geritten.
Da sprach des Landes Herr: Willkommen heiß ich ihn,
Denn ich vernahm wohl, dass er adlig ist und kühn,
Dass er das auch genießt im Lande der Burgunden. -
Und Günther ging dahin, wo Siegfried er gefunden.
Die Ritter und ihr Herr empfingen nun den Mann,
Dass er von ihrem Gruß der Gnade Huld gewann,
Da neigte sich vorm Herrn der Ritter ausersehen,
In Tugend sah und Zucht man ihn vorm König stehen.
Mich wundert dieses sehr, sprach Günther mit Verstand,
Von wo, du edler Held, du kommst in unser Land,
Und was du hier begehrst zu Worms am Rhein, dem Vater.
Da sprach der Gast: Das sag ich dir, o mein Berater.
Ich hörte sagen oft in meinem Vaterland,
An deinem Hofe sein, das hätt ich gern erkannt,
Die besten Männer stolz, so hab ich oft vernommen,
Und Ritter hohen Muts, und drum bin ich gekommen.
So hört ich auch dazu die Männer oft gestehn,
Dass keinen König je man hat so stark gesehn,
Das rühmte oft mein Volk im Vaterland mit Klarheit,
Und prüfen will ich das, ob es die reine Wahrheit.
Ein Ritter bin ich auch, der einst die Krone trägt,
Und gerne wollt ich, dass der Ruhm sich zu mir legt,
Dass ich mit Recht besitz die Leute aller Enden,
Mein Haupt und meinen Ruhm ich will dafür verpfänden.
Wenn du denn bist so kühn, wie jeder von dir sagt,
So frag ich nicht, obs lieb dem Knecht ist und der Magd,
Nein, ich erzwinge mir, was hier von großem Werte,
Die Burgen und das Land, mit meinem scharfen Schwerte.
Der König war erstaunt und auch das Volk umher,
Als sie vernahmen so sein mächtiges Begehr,
Dass er zu rauben kam das Land von Männern, Dirnen,
Das hörten sie und gleich sie waren heiß im Zürnen.
Wie hab ich das verdient, sprach Günther da, der Held,
Mein Vater herrschte lang in der Burgunder Welt,
Und dass ich die verlier durch einen Helden bitter?
Ich will beweisen dir, auch wir sind starke Ritter.
Ich lass davon nicht ab, fiel da ihm Siegfried ein,
Von deinen Kräften mag dein Land befriedet sein,
Ich will es haben nun, mein Erbe auch, o König,
Gewinnst du es durch Kraft, soll sein dir untertänig.
Dein Erbe oder meins, das schlagen gleich wir an,
Und wer den andern Mann dann überwinden kann,
Dem dient das alles dann, das Volk, das Land, die Speise. -
Dem Hagen widersprach und gleichfalls Gernot leise.
So steht uns nicht der Sinn, sprach Gernot, wurde rot,
Nach neuem Landgewinn, dass mancher sollte tot
Von Händen liegen da, ist unser Land das reiche,
Gehorsam uns zu Recht, die wir sind Ohnegleiche.
Es standen da voll Mut und Grimm die Freunde sein,
Darunter war von Metz der edle Ortewein,
Der sprach: Die Sühne will von Herzen hier ich dämpfen,
Ruft euch auch Siegfried jetzt ganz grundlos zu den Kämpfen.
Wenn ihr, die Brüder auch, ihm bietet keine Wehr,
Und ob er mit sich führt ein ganzes großes Heer,
So wollt ich wirken, dass der Held von hartem Holze
Beiseite wird gestellt in Übermut und Stolze.
Da zürnte voller Kraft der Held von Niederland:
Erheben wider mich darf sich nicht deine Hand,
Ich bin ein Königssohn, du bist ein Königssklave,
Zwölf Ritter deiner Schar, die fänden meine Strafe.
Nach Schwertern rief da laut von Metz Herr Ortewein,
Der Hagens Schwestersohn von Tronje durfte sein,
Dass der so lange schwieg, das war dem König bitter.
Doch für den Frieden sprach da Gernot, kluger Ritter.
Lass bleiben deinen Zorn, hub weise Gernot an,
Uns hat doch Siegfried noch nichts Böses angetan,
Im Guten scheiden wir und nicht wie böse Feinde,
Das rat ich sehr, dass wir uns werden gute Freunde.
Der starke Hagen sprach: Das ist uns wahrlich Leid
Und allen Rittern hier, dass er zum Kampf und Streit
Gekommen an den Rhein, er wollte es nicht lassen,
Sonst täte ihn mein Herr gewiss nicht herzlich hassen.
Da Siegfried wieder sprach, der krafterfüllte Held:
Wenn, was ich sagte, dir, o Hagen, nicht gefällt,
So lasse ich es sehn, und meine Hände halt ich
Am Schwert, um in Burgund zu siegen noch gewaltig.
Das will ich wenden ab, sprach Gernot in der Not.
Und seiner Ritterschar zu reden er verbot
In ihrem Übermut, das wäre ihm leid gewesen.
Da dachte Siegfried an die Maid, das Engelswesen.
Was soll uns denn der Streit, sprach Gernot in der Not,
Wie viele Helden da, ach, fänden nur den Tod,
Das bringt uns wenig Ruhm, sind wir des Todes Speise. -
Da König Siegmunds Sohn gab seine Antwort weise:
Was zögert Hagen denn und auch Herr Ortewein,
Dass er nicht in den Kampf eilt mit den Freunden sein,
Der manche Freunde hat, bereit zu großen Kriegen? -
Jedoch nach Gernots Rat die klugen Ritter schwiegen.
Du sollst willkommen sein, sprach Giselher, das Kind,
Und deine Ritterschar, die mit gekommen sind,
Wir dienen gerne dir, soll Freundschaft in der Not sein. -
Da schenkte man dem Gast ins Glas Burgunder Rotwein.
Da sprach des Landes Wirt: Was uns hier nur gehört,
Verlangst du es, es sei in Gnade dir gewährt.
Wir teilen gern mit dir vom Hab und Gut und Blute. -
Da ward dem Siegfried doch gemilderter zumute.
Da hob man ihnen auf die Waffen, das Gewand,
Man suchte Wohnung auch, die beste, die man fand,
Und Siegfrieds Knappe auch, er hatte Ruhestunden,
Man sah den Fremdling gern im Reiche der Burgunden.
Das hatte doch sein Mut verdient, und das ist wahr,
Ihn sah wohl selten wer, der ihm nicht freundlich war,
Man bot ihm großen Ruhm an manchen schönen Tagen,
Ja, mehr als tausend Mal, mehr als ich könnte sagen.
Die Herren hatten Lust und die da um sie stehn,
Und Siegfried allermeist, das ließ man auch geschehn.
Es war ihm keiner gleich, so mächtig seine Kräfte,
Ob warfen sie den Stein, ob schleuderten die Schäfte.
Nach Hofes Sitte nun auch ließen vor den Fraun
In schönster Lebenslust sich alle Ritter schaun,
Da sah den Helden man, der von den Niederlanden,
Den Minneritter, den so gut die Mädchen fanden.
Die schönsten Fraun am Hof, die fragten mit Begehr,
Wo denn der stolze Mann, der edle Ritter wär.
So schön gewachsen ihn die jungen Mädchen fanden,
Sie sprachen oft von ihm, dem Herrn der Niederlanden.
Was man beginnen wollt, er war dazu bereit,
Der er im Herzen trug die wunderschöne Maid,
Die Schöne liebte ihn, die ihn noch nie gesehen,
Und die doch, dass er gut und fromm war, mocht verstehen.
Wenn dann man auf dem Hof den Waffentanz begann,
Die Ritter, Knappen auch, so sah es immer an
Kriemhilde vom Balkon, die Schöne, die Erlauchte,
Und mehr zu ihrer Lust nicht die Prinzessin brauchte.
Und wüsst er, dass ihn sieht, die er im Sinne trug,
Es wäre ihm der Lust und Seligkeit genug,
Ich glaube sicher, wenn sie sähen seine Augen,
Es wär kein andres Glück, was noch ihm könnte taugen.
Und wenn bei Rittern er am Königshofe stand,
Wo man geübt die Lust in diesem schönen Land,
Wie stand er dann so schön, der Sprößling der Sieglinde,
Dass manches Mädchen ihn wohl heimlich herrlich finde.
Es dachte manchmal auch: Wie kann das nur geschehn,
Dass ich das Mädchen schön mit Augen könnte sehn,
Die Herzenskönigin? Ich liebe sie mit Schauern!
Doch noch ist sie mir fern, ich denk daran mit Trauern.
So oft die Könige nun ritten durch ihr Land,
Die Ritter waren da den Königen zur Hand,
Auch Ritter Siegfried ritt, da sehnten sich die Frauen,
Er selbst war liebeskrank, dass seine Augen tauen.
So wohnt er bei dem Herrn, und was ich sag, ist wahr,
In König Günthers Land er lebte für ein Jahr,
Da er die Minne-Maid mit Augen nicht gesehen,
Von der ihm Liebeslust und Leiden musst geschehen.
VIERTER GESANG
Nun fremde Botschaft kam in König Günthers Land,
Durch ferne Boten wards dem König zugesandt,
Die trugen kalten Hass, die unbekannten Recken.
Als sie das Wort gehört, da mussten sie erschrecken.
Die nenne ich euch nun: Der eine Ludger war
Vom schlimmen Sachsenland, ein König stark und klar,
Auch König Ludegast von Dänemark zu melden,
Die hatten zu dem Krieg geworben manchen Helden.
Die Boten kamen an in König Günthers Land,
Die seine Feinde schnell zu ihm ins Reich gesandt.
Da fragte man ums Wort die Fremden, Unbekannten,
Bis sie die Botenschar zum Hof des Königs sandten.
Der König grüßte sie: Willkommen der da kam,
Doch wer euch hergeschickt ins Land, ich nicht vernahm,
Dass ihr das tut mir kund, und was sind eure Werke. -
Sie fürchteten sich sehr vor König Günthers Stärke.
Erlaube uns, o Herr, wir geben dir Bericht
Von unsrer Herren Wort, verschweigen dir es nicht,
Wir nennen dir die Herrn, die unsre Gnadenspender,
Sind Ludger, Ludegast, die wollen deine Länder.
Die zwei sind voller Zorn, du nur vernehme das,
Der beiden Herren Herz trägt heftig heißen Hass,
Sie wollen führen Krieg mit Worms am Vater Rheine,
Sind viele Ritter da, sei du gewarnt, ich meine.
Zwölf Wochen dauert das, dann wird der Krieg geschehn.
Hast du nun Freunde, nun, so lass sie bei dir sehn,
Die schützen Frieden, Burg und grünes Land, das milde,
Hier Beulen kriegen sie in Helme und in Schilde.
Willst du verhandeln, nun, so mach es offenbar,
So reitet euch nicht nah der Feinde Kriegerschar,
Die Feinde stark, das Heer, zu wehem Herzeleide,
Davon verderben nur die Ritter in dem Streite.
Noch einen Augenblick, dann kennt ihr meinen Mut,
Bis ich mich klug bedacht, so sprach der König gut,
Hab ich noch Freunde hier, ich will es ihnen sagen,
Die böse Botschaft muss ich meinen Freunden klagen.
Dem starken Günther war dies Treiben Leid genug,
Den bösen Botenspruch er fest im Herzen trug,
Nach Hagen schickte er und die da um ihn stehen,
Und sagte auch dem Knecht, er soll zu Gernot gehen.
Die Besten kamen da, so viel man derer fand.
Er sprach: Es will der Feind in unser Vaterland
Mit großer Kriegerschar, das muss ich leider klagen,
Das ist nicht unsre Schuld, dass sie uns widersagen.
Dem wehre unser Schwert, sprach Gernot, zornesrot,
Wer sterben soll, der stirbt, der liegt am Boden tot.
Ich nicht vergess den Ruhm des Ritters mein, den frommen,
Es dräng der Feinde Heer nur an, sie sind willkommen.
Da Tronjes Hagen sprach: Das scheint mir gar nicht gut,
Denn Ludger, Ludegast, die sind voll Übermut,
Wir können sammeln nicht das Heer in kurzen Tagen,
So sprach der kühne Held, ich will es Siegfried sagen.
Da gab den Boten man die Wohnung in der Stadt.
Ob sie auch waren feind, sie gut zu pflegen bat
Der König Günther gut, der tat ja nichts als Gutes,
Bis er den Freund erprobt, der beisteht ihm voll Mutes.
Im Herzen trug der Herr viel Sorge doch und Leid,
Da sah ihn trauern trist ein Ritter allbereit,
Der konnte wissen nicht, was war dem Herrn geschehen,
Da bat den König er, den Kummer zu gestehen.
Ich wundre mich doch sehr, so sagte Siegfried froh,
Wie doch die Heiterkeit aus deinem Herzen floh,
Wie du die Lebenslust sonst mochtest heiter pflegen. -
Zur Antwort gab der Herr ihm dies, der feine Degen:
Wohl mag ich allem Volk nicht sagen von dem Weh,
Das muss verschwiegen sein, was ich im Geiste seh,
Nur treuem Freunde soll man klagen seine Nöte. -
Und Siegfrieds Antlitz ward von Weiße und von Röte.
Und Siegfried sprach zum Herrn: Was blieb dir denn versagt?
Ich helfe dir sehr gern im Leid, das du geklagt.
Und suchst du einen Freund, so will ich einer werden,
Und will dir sein getreu, solang ich bin auf Erden.
Das lohne dir mein Gott, die Rede scheint mir gut,
Und kann mir helfen auch die Kraft nicht und der Mut,
So freut mich doch das Wort des treuen holden Helden,
Und leb ich etwas noch, so will ich es vergelten.
So sollst du hören nun, was mich so traurig macht.
Vom Boten meines Feind ward Botschaft mir gebracht,
Die Feinde mit dem Heer, sie nahn, die Unbekannten.
Das ist noch nie geschehn in meinen Heimatlanden.
So sei nicht traurig drum, sprach Siegfried treu und grad,
Befriede dein Gemüt und folge meinem Rat,
Lass mich erwerben dir den Ruhm, der Ehre Frommen,
Bevor die Feinde all in deine Heimat kommen.
Wenn dreißigtausend auch von Kriegern kämen her
Der starken Feinde, doch ich fürchte sie nicht mehr,
Und hätt ich tausend nur, du kannst dich drauf verlassen. -
Der Herr sprach: Das verdien ich nicht, lass dich umfassen.
So gib mir eine Schar von Rittern, tausend Mann,
Da ich von Männern nicht mehr leider stellen kann
Als starker Ritter zwölf, dass ich der Feinde wehre,
So soll dir dienen treu mein Herz mit Macht und Ehre.
Und Hagen helfe auch und auch Herr Ortewein,
Und Dankwart, Sindold auch, sie sollen mit mir sein,
Auch reiten soll mit mir Herr Volker mit den Messern,
Der führt die Fahne rot, ich kenne keinen Bessern.
Die Boten lass du heim in ihrer Herren Land,
Dass sie uns bald da sehn, mach ihnen das bekannt,
So dass die Burgen hier im Land befriedet seien. -
Der König rief die Schar, die Heimat zu befreien.
Sie gingen an den Hof, die Ludger ausgesandt,
Sie freuten sich der Fahrt zurück ins Heimatland,
Und Günther ihnen bot viel Goldes, was sie freute,
Sie waren wohlgemut im sicheren Geleite.
Nun sagt, sprach Günther noch, sagt meinen Feinden an,
Dass ihre Reise blieb in Klugheit ungetan,
Doch wollen sie mein Land mit Krieg mir abgewinnen,
Wird ihnen Not bekannt, ihr Heer, das wird zerrinnen.
Den Boten Hab und Gut man in die Hände trug,
Von solchem hatte der Burgunder Herr genug,
Die Ludger ausgesandt, es mussten nicht verschmähen,
Die Urlaub nahmen nun, froh aus dem Land zu gehen.
Als nun der Boten Schar zur Mark der Dänen kam
Und König Ludegast die Botschaft nun vernahm,
Was man gesagt am Rhein, als man ihm das verkündigt,
Sein eignes Böses ward beklagt, drin er gesündigt.
Sie sagten ihm, in Worms sei mancher Held zu sehn,
Darunter sah man auch bei König Günther stehn,
Der Siegfried ward genannt, ein Held aus Niederlanden. -
Leid war es Ludegast, dass so die Dinge standen.
Als die von Dänemark vernahmen diese Mär,
Da eilten sie, um Hilf sich zu gewinnen mehr,
Bis König Ludegast bald hatte zwanzigtausend,
Ein großes Dänenheer, so wie die Nordsee brausend.
Da kam von Sachsen auch der König Ludger her,
Bis vierzigtausend sie nun waren und noch mehr,
Die ritten allesamt hinab zu den Burgunden.
Doch hatte auch ein Heer der Günther schon gefunden.
Die nächsten Freunde und der treuen Brüder Heer,
Die wollten in den Krieg nun reiten waffenschwer,
Und Hagens Helden auch dem König sich vertrauen,
Doch musste diese Schar dem Tod ins Antlitz schauen.
Sie schickten sich zur Fahrt, sie wollten nun hinan,
Es trug die Fahne rot Herr Volker, kühner Mann,
Die ritten nun von Worms zum Rhein wie Totengeister,
Von Tronje Hagen war des Heeres Waffenmeister.
Und Sindold war dabei, und Hunold war dabei,
Die Gold verdienten sich, das gab der König frei,
Und Hagens Bruder auch, der Sohn von Hagens Schwester,
Dankwart und Ortewein, die Helden, immer fester.
Herr König, bleib zu Haus, dies Siegfried nicht verschwieg,
Da deine Ritter mir ja folgen in den Krieg,
Sei gutes Mutes nur und bleibe bei den Frauen.
Du kannst mir Ruhm und Hab und Gut wohl anvertrauen.
Die kommen wollten her nach Worms am Vater Rhein,
Die sollen dir gewiss nicht schlimmer Schaden sein,
Ich werde in ihr Land so nahe ihnen kommen,
Da wird der Übermut den Feinden bald genommen.
Durch Hessen nun vom Rhein er mit den Helden ritt,
Bis in der Sachsen Land, wo er als Ritter stritt,
Sie brannten ab das Land, die sie nach Rache dürsten,
Da Sorge ward bekannt und Not den beiden Fürsten.
Zur Grenze kamen sie, die Knechte rückten an,
Der starke Siegfried, nun, zu fragen er begann:
Seht das Gesinde an, für wen ist es gewachsen? -
So übel ging es nie den ritterlichen Sachsen.
Die Knappen hüten soll der tapfere Gesell,
Herr Dankwart, dieser ist als Degen scharf und schnell,
Dann raubt uns Ludger nicht die Männer und die Sachen,
Lasst ihn mit Ortewein die Nachhut nur bewachen.
So reite selber ich, sprach Siegfried voller Mut,
Dem Feind entgegen, um zu bleiben auf der Hut,
Bis ich erkunde, wo ich meine Feinde finde. -
Da stand im Waffenschmuck der Sprößling der Sieglinde.
Dem Hagen er befahl das Volk, zog vorwärts dann,
Befahl dem Gernot auch das Volk, dem kühnen Mann,
So ritt er nun allein ins Feindesland der Sachsen,
Wo er dem Streite war mit Heldenmut gewachsen.
Da schaute er ein Heer, das da im Felde zog,
Dass da sein eignes Heer gewaltig überwog,
Wohl vierzigtausend da, bereit zu Krieg und Blute,
Doch Siegfried sah das Heer mit fröhlich hohem Mute.
Da hatte sich ein Held aus seiner Kriegerschar
Erhoben auf den Wall, der wohl gewappnet war,
Der Siegfried schaute an, und Siegfried tat ihm nicken,
Und beide waren stolz, mit großem Zorn zu blicken.
Ich sag euch, wer der war, der stand an jenem Tag
So stolz auf seinem Wall, der Schild zur Linken lag,
Das war der Ludegast, der Herr im Waffenhemde.
Es sprengte gegen ihn der ritterliche Fremde.
Nun hatte Ludegast den Gegner sich erkorn,
Sie gaben ihrem Ross die Peitsche und den Sporn,
Sie hoben mit dem Schild den harten Donnerhammer,
Da kam der Ludegast in allzu großen Jammer.
Gehorsam trugen da die Rosse sehr geschwind
Die Feinde in den Krieg, als bliese wilder Wind,
Dann ritterlich zurück sie ritten mit den Zäumen,
Sie beide da vom Glück mit scharfem Schwerte träumen.
Der König Siegfried schlug, es schalle laut umher,
Da stob es von dem Held, als wenn es Feuer wär,
Von jenes Helden Hand mit feuerroten Funken,
Der Held von Niederland im Kampf ist nicht gesunken.
Auch schlug ihm Ludegast manch bitterbösen Schlag,
Ein jeder auf dem Schild mit großer Stärke lag,
Bis dreißig kamen an von Sachsenfeindesscharen
Zur Hilfe ihrem Herrn. Die Siege Siegfrieds waren.
Drei starke Wunden, die er jenem König schlug
Durchs lichte Panzerhemd, das war doch hart genug,
Das Schwert mit seinem Schaft entlockte Blut den Wunden,
Da hatte Ludegast viel Traurigkeit gefunden.
Ums Leben bat er ihn und bot ihm an sein Land
Und sagte ihm, er wird Herr Ludegast genannt.
Die Sachsenkrieger nahn, die hatten wohl gesehen,
Was war da auf dem Wall, der Mauer, dort geschehen.
Er führt ihn gerne fort, da wurde er berannt
Von dreißig Sachsen, doch es wehrte seine Hand
Die edle Geisel, er schlug um sich da mit Schlägen.
Noch größern Schaden tat der fein geschliffne Degen.
Die dreißig schlug er tot, die Sachsen tot er schlug,
Nur einer lebte noch, der ritt nun schnell genug,
Die Botschaft brachte er von dem, was da geschehen,
Die Wahrheit konnte man an Beulenhelme sehen.
Leid wars dem Könige, dem Herrn vom Dänenland,
Der Herr gefangen ward, das wurde nun bekannt,
Dem Bruder sagt man das, den ich gleich toben sehe
Und maßlos jähem Zorn, das Schicksal tat ihm wehe.
Nun wurde Ludegast der König weg gebracht
Zu König Günthers Schar von Siegfrieds Übermacht,
Der Hagen ihn befahl, das hörte gern der Gute,
Als er vernahm das Wort, war er von frohem Mute.
Und man gebot der Schar: Die rote Fahne hisst!
Da sagte Siegfried: Wohl, noch viel zu schaffen ist
Bis zu der Versperzeit, verlier ich Leib und Seele,
Ich doch im Sachsenland noch manches Weibchen quäle.
Vom Vater Rhein du Schar, nehmt nun die Chance wahr,
Ich führe euch zur Schlacht zu König Ludgers Schar,
Da haut ihr manchen Helm mit starken Heldenhänden,
Bekannt wird ihnen Not, eh wir uns wieder wenden.
Da Gernot sprang aufs Ross und die da um ihn stehn,
Die rote Fahne ließ der frohe Spielmann wehn,
Herr Volker, stolzer Held, der ritt mit seinen Scharen,
Die Knappen wachten auf, die guten Mutes waren.
Es zählte doch die Schar nicht mehr als tausend Mann,
Zwölf Helden von dem Rhein. Zu stäuben da begann
Der trockne Straßenstaub, man zog durch die Gefilde,
Da sah man schimmern schön die Helme und die Schilde.
Die Sachsen kamen an mit ihrem Kriegerheer,
Mit Schwertern scharf und spitz, die Schneiden schnitten sehr
Die Helden an der Hand, die Helden zu versehren.
Die Gäste wollten sie von Land und Burgen wehren.
Die Herren führten nun das eigne Volk heran,
Auch Siegfried kam heran und mit ihm die zwölf Mann,
Die er sich mitgebracht vom Niederlande mutig,
Am Tag sah man im Sturm die vielen Hände blutig.
Und Sindold, Hunold auch, und Gernot, zornesrot,
Die schlugen in dem Krieg so manchen Krieger tot,
Die ihrem kühnen Mut wohl konnten selber trauen.
Da mussten weinen laut die schönen Sachsenfrauen.
Herr Volker, Hagen auch, und auch Herr Ortewein,
Die löschten in dem Krieg so manchen Kriegers Schein,
Da floss das rote Blut, die Kühnen in den Schlachten.
Und Dankwarts Hände auch der Wunder viel vollbrachten.
Die Dänen hoben auch die Hände hoch und wild,
Und von so manchem Stoß laut schallte mancher Schild,
Und von den Schwertern scharf manch Wunde ward geschlagen.
Die Sachsen wüteten in jenen bösen Tagen.
Als die Burgunder nun gedrungen in den Kampf,
Gehauen wurden da viel Wunden in dem Dampf,
Und auf den Sätteln sah man da die Helden bluten.
So warben um den Ruhm die Ritter, diese Guten.
Man hörte lauten Schall der Helden, in der Hand
Die Waffen scharf, da kam die Schar von Niederland
In Feindesreihen dicht, die ein die Feinde nahmen,
Die einst mit Siegfried schön, zwölf stolze Ritter, kamen.
Von denen von dem Rhein kam ihnen niemand gleich,
Man konnte fließen sehn den Bach des Blutes reich
Durch manchen harten Held, von Siegfrieds Hand, der schnellen,
Da fand er Ludger auch bei seinen Heer-Gesellen.
Die Umkehr dreimal da der Heros unternahm
Zum Ende seiner Schar. Auch Ritter Hagen kam,
Der half vollbringen ihm die Heldentaten mutig,
Dass mancher Ritter ist verschieden, staubig, blutig.
Der starker Ludger nun den Helden Siegfried fand,
Wie er erhaben, hoch und stolz in seiner Hand
Trug Balmung, dieses Schwert, das schlug so manchen Schlimmen,
Darüber tat der Herr erzürnen und ergrimmen.
Da gab es starken Drang und lauten Schwerter-Klang,
Da das Gesinde nun auf das Gesinde drang,
Die beiden Ritter nun versuchten sich zu dämpfen,
Die Heere wichen, groß der Hass war in den Kämpfen.
Dem Herrn vom Sachsenland, dem war es wohl bekannt,
Sei lieber Bruder fiel in ihrer Feinde Hand,
Er wusste nicht durch wen, obs Siegfried war gewesen,
Er dacht an Gernot mehr, den Helden auserlesen.
Da schlug mit hartem Schwert des Herren Ludger Schwert,
Und unterm Sattel so dem Siegfried sank das Pferd,
Doch bald erhob er sich. Der Held, gleich einem Turme,
Der kühne Siegfried war jetzt wütend in dem Sturme.
Da half ihm Hagen auch und Gernot zornesrot
Und Dankwart, Volker auch, da lagen viele tot,
Und Sindold, Hunold auch und Ortewein, die Degen,
Die konnten in dem Krieg den Feind zu Boden legen.
Untrennbar in dem Kampf die Fürsten waren sehr,
Und über Helme hart sah fliegen man den Speer,
Und durch die Schilde auch von mancher Hand der Helden,
Von Blut gerötet, das will ich in Wahrheit melden.
In diesem starken Sturm sank nieder mancher Mann
Von seinem hohen Ross. Einander rannten an
Nun Siegfried mit dem Feind, mit Ludger im Gewehre,
Da flogen Lanzen und es flogen scharfe Speere.
Des Königs Ludger Schild zerbrach durch Siegfrieds Hand,
So Sieg erworben hat der Held von Niederland
Am kühnen Sachsenherrn, in jenes Kampfes Wochen,
Auch mancher Panzer ward von Dankwart da zerbrochen.
Nun König Ludger hat auf einem Schild erkannt
Die Adlerkrone, die gemalt hat Siegfrieds Hand,
Da wusst er wohl, es war der starke Held berufen,
Zu seinen Freunden laut der Herr begann zu rufen:
Lasst ab von diesem Krieg ihr, die mir untertan,
Denn König Siegmunds Sohn getroffen hab ich an,
Den starken Siegfried, den hat sicher ohne Zweifel
In Sachsenland geschickt der bitterböse Teufel.
Der Fahne er gebot zu sinken in dem Streit,
Den Frieden wollte er, der ward ihm mit der Zeit,
Doch Geisel wurde er mit allen seinen Jungen
In König Günthers Land, von Siegfried so bezwungen.
Nach allgemeinem Rat ließ ab man von dem Streit,
Viel Helme sah man da, verbeulte weit und breit,
Die sanken aus der Hand, so viele man gefunden,
Die waren rot von Blut von Rittern der Burgunden.
Sie fingen manchen ein, sie hatten große Macht,
Und Gernot, Hagen auch, die nahmen sich in Acht,
Und die Verletzen man bringt zu der Heilkunst Kennern,
Gefangen an den Rhein kam Schar von tausend Männern.
Der Haufen, der verlor, der ritt nach Dänemark,
Die Sachsen stritten auch nicht so gewaltig stark,
Dass man sie loben kann, das schuf den Kriegern Leiden.
Und man beklagte die gefallen in dem Streiten.
Sie ließen ihre Wehr und brachten sie zum Rhein,
Gewonnen hatte so mit den Genossen sein
Der junge Siegfried stark, er tat es so vollbringen.
Den Ruhm ihm zugestand sein Herr vor allen Dingen.
Den Boten schickt nach Worms der Gernot nach der Not,
Daheim im Vaterland den Freunden er entbot,
Was ihm gelungen war, und welcher Sieg zu sehen,
Es war vom kühnen Mann um Heldenruhm geschehen.
Der Bote eilte schnell, so ward es angesagt,
Da freuten sich in Lust, die vorher Leid geklagt,
Der Botschaft freuten sich, die ihnen war gekommen,
Da ward von Frauen schön ein Fragespiel vernommen.
Wie es dem Heer gelang, wie es gelang dem Heer,
Man rief den Boten auch zur Jungfrau Kriemhild her,
Nur heimlich das geschah, damit er nichts verlaute,
Denn einer war dabei, dem sie ihr Herz vertraute.
Als in die Kammer sie den Boten kommen sah,
Die schöne Kriemhild sprach zu ihm voll Güte da:
Nun sag ein gutes Wort, so geb ich dir vom Golde,
Und tust du‘s ohne Trug, so bin ich dir die Holde.
Wie war in diesem Streit mein Bruder Gernot da
Und meine Freunde all? Ob man auch Tote sah?
Wer war der Beste da? Das mögest du mir sagen. -
Der gute Bote sprach: Wir mussten nicht verzagen.
Zuvörderst in dem Krieg war keiner doch so toll,
O Königstochter schön, wenn ich es sagen soll,
Als wie der fremde Mann von hohen Niederlanden,
Den Wunder wirkend mit der Hand die Guten fanden.
Was von den Rittern da im Krieg geschehen war,
Von Dankwart, Hagen auch, des Königs treuer Schar,
Wie tapfer da man stritt und schlug viel rote Wunden,
War keiner herrlich wie der Sprössling von Siegmunden.
Sie haben in dem Sturm erschlagen manchen Mann,
Doch von den Wundern da kein Mensch es sagen kann,
Die Siegfried wirkte da, der Ritter in dem Streiten,
Den Sachsenfrauen er verursacht viele Leiden.
Auch fiel von seiner Hand manch Liebling einer Braut,
Es scholl sein harter Schlag auf harte Helme laut,
Aus Wunden taten sie verströmen und verbluten.
Er ist der Beste doch von allen unsern Guten.
Da hat auch viel getan von Metz Herr Ortewein,
Was ihm gelungen mit dem scharfen Schwerte sein,
Das fiel vor ihm verletzt zur Erde, unsrer Mutter,
Es schuf die größtre Not dein vielgeliebter Bruder.
Was jemals in dem Sturm des Krieges ist geschehn,
Dem Auserwählten muss die Wahrheit man gestehn,
Burgunder stolz und stark bestanden auf den Fahrten,
Die sie vor aller Schmach die Ehre sich bewahrten.
Man sah von Händen da der Sättel viel geleert,
Als so erklang das Feld von manchem goldnen Schwert,
Die Ritter von dem Rhein, die ritten in den Zeiten,
Die Feinde besser doch vermieden alles Streiten.
Und die von Tronje kühn auch schufen großes Leid,
Als mit des Volkes Kraft sich traf das Heer im Streit,
Da schlug so manchen tot die Hand vom Helden Hagen,
Davon wär in Burgund des Ruhmes viel zu sagen.
Und Sindold, Hunold auch, und Gernot in dem Heer,
Und Rumold auch war kühn, sie schufen viel Beschwer,
Dass König Ludger muss beklagen es zu Zeiten,
Dass er des Rheines Herrn gerufen hat zum Streiten.
Den allerhöchsten Kampf, der je im Land geschah,
Vom Anfang bis zum Schluss, was irgend jemand sah,
Hat Siegfried da vollbracht mit Waffen und mit Wehre,
Dass Geiseln er gebracht zu König Günthers Ehre.
Wie zwang mit seiner Kraft der sieggewohnte Held,
Wovon nun Ludegast den Schaden nur behält,
Und auch vom Sachsenland Herr Ludger auch, sein Bruder.
So höre du mein Wort, du unsres Volkes Mutter!
Gefangen hat die zwei des Helden Siegfried Hand,
Nie solche Geiseln sah das liebe Vaterland,
Die bringt nun an den Rhein der Heldenmut des Kühnen. -
Frau Kriemhild konnte der Bericht zur Freude dienen.
Gesunde führte man wohl tausend Mann hier hin
Und Sterbenswunde auch, o hehre Königin,
Wohl hundert Blutende man bracht ins Land der Väter,
Von allem diesem war der Siegfried nur der Täter.
Die uns im Übermut bekämpften hier am Rhein,
Die müssen nun in Haft bei König Günther sein,
Die bringt mit Jubel man hierher in unsre Lande. -
Wie sie errötete, als man es ihr bekannte!
Ihr schönes Antlitz ward vor Freude rosenrot,
Da lebend war entflohn aus so brutaler Not
Der wundervolle Held, Herr Siegfried, starker Degen.
Sie war auch voller Glück ob all der Freunde Segen.
Die schöne Dame sprach: Du machtest mir bekannt
Die Freudenbotschaft, drum sei dir dies Goldgewand,
Zehn Mark geb ich dazu, die sollst du freudig tragen. -
Drum mag man gute Mär gern reichen Damen sagen.
Da gab man ihm zum Lohn zehn Mark, ein goldnes Kleid.
Da trat auf den Balkon so manche hübsche Maid
Und schaute auf den Weg, da sah man sich bewegen
In der Burgunder Land hocherzig gute Degen.
Gesunde kamen da, der Wunden Gruppe kam,
Die hörten gern den Gruß von Freunden ohne Scham.
Der Wirt mit manchem Gast da ritt in hohen Freuden,
Mit Freuden war er ja entkommen schwersten Leiden.
Die Seinen er empfing, die Fremden auch zugleich,
Wie anders es nicht ziemt dem König fromm und reich,
Und sagte denen Dank, die waren da gekommen,
Dass sie den Sieg mit Ruhm im Wettersturm genommen.
Nun Günther sagen ließ von Freunden sich das Wort,
Wer da gefallen war im Kriege an dem Mord,
Gefallen sechzig Mann, erloschen ihre Kerzen,
Das musste man mit Mut und Männlichkeit verschmerzen.
Nun die Gesunden sind gekommen, in der Hand
Verbeulte Helme viel in König Günthers Land.
Von Pferden sprang das Volk da vor des Königs Halle,
Bei freundlichem Empfang war Lärm von frohem Schalle.
Da gab man Unterkunft den Rittern in der Stadt,
Der König seine Schar mit Trank gesegnet hat,
Die Wunden pflegte man an manchem Mannesbilde,
Und auch am tapfern Feind er zeigte seine Milde.
Er sprach zu Lüdegast: Willkommen sei mit Huld,
Ich kam zu Schaden groß durch deine schlimme Schuld,
Vergelten will ich nun den Zorn von meinen Feinden
Und gebe Segenslohn den vielgetreuen Freunden.
Nun, sage ihnen Dank, so sagte Ludger da,
So hohe Geiseln man noch nie im Reiche sah,
Um Haft für Ritter wir in allen Ehren schachern
Und flehn um deine Huld an deinen Widersachern.
So lasse ich euch zwei, sprach Günther ledig gehen,
Nur dass die Feinde mir zu ihrem Worte stehn,
Die Bürgschaft ich verlang, damit sie stets hienieden
In meinem Heimatland bewahren mir den Frieden.
Man brachte sie zu Bett, wo man sie gut gepflegt,
Wo mancher Wunde sich aufs weiche Kissen legt,
Gesunden schenkte man viel Wein in ihren Becher,
Da das Gesinde froh, feucht-fröhlich ward wie Zecher.
Verbeulte Schilde man da in die Kammern trug,
Die Sattel rot von Blut, man sah davon genug,
Verbergen ließ man sie, so weinten nicht die Frauen,
Viel Ritter kriegesmüd die schönen Damen schauen.
Dass man die Gäste pflegt, der König drauf bestand,
Von Heimatbürgern und von Fremden voll das Land.
Und die zu Tod verletzt, die ließ er ärztlich pflegen.
Wie war ihr Übermut im Staube nun gelegen!
Dem Arzt mit seiner Kunst, dem bot man reichen Sold,
Von Silber rein und von dem allerreinsten Gold,
Wenn er die Helden heilt, die Todeswunden haben,
Dazu den Gäste bot der König schöne Gaben.
Wer heim zu reisen dann begehrt in neuem Mut,
Den bat zu bleiben man, wie man mit Freunden tut.
Der König dachte nach, welch Lohn sei zu gewähren
Der treuen Rirtterschar, die stritt für seine Ehren.
Und Gernot sagte dies: Man lasse sie in Ruh,
In sieben Wochen dann, das sag man ihnen zu,
Wird wiederkommen dann zu festlichem Gelage
Und heil sein dann, der wund gelegen diese Tage.
Um Urlaub Siegfried bat, der Herr von Niederland.
Als König Günther ward Herrn Siegfrieds Wunsch bekannt,
Bat er ihn liebevoll, ihm weiter beizustehen.
Wärs um die Schwester nicht, so wär es nie geschehen.
Dazu war er zu stolz, dass man ihm zahle Sold,
So sehr er den verdient. Der König war ihm hold
Und seiner Freunde Schar, die das mit angesehen,
Was da von seiner Hand im Kriege war geschehen.
Er wollte bleiben für die wunderschöne Maid,
Vielleicht dass er sie schau. Und das nach einer Zeit
Geschah nach seinem Wunsch, dass er sie kennen lernte.
Dann in sein Vaterland er heiter sich entfernte.
Der Wirt begehrte nun, was Rittern gut gefällt,
Da spielte Ritterspiel gutwillig mancher Held.
Auch Throne standen da bei Worms am Uferstrande
Für die, die kämen bald in der Burgunder Lande.
Nun in der schönen Zeit, bis mancher Ritter kam,
Die schöne Kriemhild von der frohen Mär vernahm,
Dass ein Gelage soll gefeiert sein zum Preise,
Da dachten schöne Fraun daran mit großem Fleiße.
Gewand und Bänder bunt, das liebten Frauen sehr.
Frau Ute, die war reich, vernahm die schöne Mär
Von Rittern voller Stolz, die sollten baldigst kommen.
Da wurden aus dem Schrank die Kleider schön genommen.
Den Kindern machte sie zur Zierde Rock und Kleid,
Womit sich schmückte schön die Frau, die junge Maid.
Und vielen Rittern stolz aus heimatlichen Ländern
Und Fremden auch sie schuf die Zierde von Gewändern.
FÜNFTER GESANG
Man sah die Helden Tag für Tag im Ritt am Rhein,
Die bei dem Hofgelag wohl gerne mochten sein,
Und für die Könige sie kamen in die Länder,
Da gab man ihnen viel der Rosse und Gewänder.
Es war auch das Gestühl schon jedermann bereit,
Dem höchsten, besten, ja, so hörte man Bescheid,
Und dreißig Fürsten da sind bei dem Hofgelage,
Die Frauen schmückten sich mit Gold an jenem Tage.
Geschäftig sah man dort auch Giselher, das Kind,
Wer fremd und heimisch war, dem war er wohl gesinnt,
Und Bruder Gernot auch in Waffen und in Wehren,
Die Ritter grüßte man, die Männer da mit Ehren.
Viel Sättel goldenrot sie führten in das Land
Und manchen schmucken Schild, manch herrliches Gewand
Sie brachten an den Rhein und zu dem Höfgelage.
Manch Ungesunder dacht an Freuden alter Tage.
Wer wund im Bette lag, vordem gelitten Not,
Vergessen durfte der, wie bitter ist der Tod.
Die Kranken man vergaß, die Siechen, zu beklagen,
Es freute jeder sich an schönen Feiertsagen.
Wie wollten leben sie in heiterem Genuss!
Da ohne Maßen Lust und Glück im Überfluss
Die Leute hatten froh, am Himmel schien die Sonne,
In Günthers ganzem Land da lachte laut die Wonne!
Als Pfingsten kam, das Fest, da sah man alle gehn,
Gekleidet voller Pracht die Ritter wunderschön,
Fünftausend oder mehr, dem Hofgelag entgegen,
Da kurze Weile war und Frohsinn allerwegen.
Und Günther trug im Sinn, was er schon längst erkannt,
Von tiefstem Herzensgrund der Mann aus Niederland
Des Königs Schwester liebt. Zwar sah er sie noch nimmer,
Doch ihre Schönheit war mehr als der Mädchen Schimmer.
Er sprach: Nun ratet mir, ob Untertan, ob Held,
Wie wird das Hofgelag am besten aufgestellt,
Dass wir zu Spotte nicht noch werden mit der Stärke,
Es liegt dem Lobgesang allein am guten Werke.
Da zu dem König sprach von Metz Herr Ortewein:
Soll dieses Hofgelag von höchsten Ehren sein,
So lasst die Gäste nur die schönen Kinder sehen,
Die mit so vielem Ruhm sich in Burgund ergehen.
Was wär des Mannes Lust, was freut er sich zu schaun,
Wenn nicht die Mädchen jung und schöne reife Fraun?
Drum deine Schwester soll nun zu den Gästen gehen. -
Der Rat war gut und klug, zu manchem Heil geschehen.
Dem Ratschlag folg ich gern, der König sagte so,
Und jeder, der‘s erfuhr, der ward darüber froh.
Frau Ute also nun mit ihrer Tochter gehe
Und mit den Mädchen schön zum Hof, dass man sie sehe.
Da ward aus manchem Schrein gehoben ein Gewand,
So viel man in dem Schrein die weißen Kleider fand,
Und Spangen, Spitzen auch von feinsten Seidenfädchen,
So schmückten minnig sich sehr hübsch die jungen Mädchen.
Und mancher junge Held nur kannte ein Begehr,
Das er gefallen mög den schönen Frauen sehr,
Die lieber er gehabt als selbst des Königs Lehen.
So manche ließ sich sehn, die nie zuvor gesehen.
Da ließ der König nun mit seiner Schwester gehn
Der Ritter hundert Mann, zu ihrem Dienst ersehn,
Zu ihrer Mutter Dienst, zum letzten Lanzensplitter,
Das war das Volk am Hof Burgund, das waren Ritter.
Frau Ute sah man nahn, und mit ihr anzuschaun
Ein Volk von Frauen war, von schönen Edelfraun,
Wohl hundert und noch mehr, gehüllt in Seidenfädchen,
Mit Kriemhild kam das Volk der jungen hübschen Mädchen.
Aus ihren Kammern sah man alle Frauen gehn,
Da war ein starker Drang bei Männern ausersehn,
Die standen alle starr und staunten in dem Städtchen,
Ob ihnen wird die Huld, zu schaun dies schönste Mädchen.
Nun kam die Minnefrau, schön wie das Morgenrot
Tritt strahlend aus der Nacht. Adieu der Herzensnot,
Der Held war nun erlöst, ihm war sein Heil geschehen,
Als er die Herrin sah in Minne vor ihm stehen!
Vom Leide leuchtete ihr mancher Edelstein,
Die Farbe rosenrot gab einen schönen Schein,
Und was ein Mann begehrt, er muss es doch gestehen,
Dass nie auf Erden ward so schöne Frau gesehen.
Und wie der Vollmond licht vor lichten Sternen schwebt
Und sich in seinem Glanz aus dunklen Wolken hebt,
So wahrlich glänzte sie vor andern schönen Frauen
Und gab den Helden so ein neues Selbstvertrauen.
Sie reichen Kämmerer, sie schritten vor ihr her,
Die Ritter hochgemut, sie ließen sie nicht mehr,
Sie drängten, dass sie sehn das minnigliche Mädchen.
Dem Siegfried war es lieb und wieder leid im Städtchen.
Er sann: Wie dacht ich je, ich wäre makellos,
Zu lieben diese Frau? Das war ein Wahnsinn bloß.
Darf ich sie nicht mehr sehn, ach weh, das wär mir tödlich! -
Er ward von Liebe bleich und ward vor Liebe rötlich.
Da stand Sieglindes Sohn, wie mancher Held ihn kennt,
Als wär beschrieben er auf altem Pergament
Von Künstlers Meisterhand, so war es da zu melden,
Das man auf Erden nie noch fand so schönen Helden.
Und der mit Kriemhild ging, der sprach da einen Bann,
Dass aus dem Wege geh vor Kriemhild jeder Mann,
Die Herzen hohen Muts, die freuten sich, zu schauen
Mit Kriemhild voller Zucht und Tugend schöne Frauen.
Da sagte von Burgund der König Gernot dies:
Dem Helden, der so treu dir seine Dienste leoß,
O Günther, Bruder mein, dem biete guten Lohn an
Im Kreis der Ritterschaft und biet ihm keinen Hohn an.
Sag Siegfried, dass er nun zu unsrer Schwester kommt,
Dass ihn das Mädchen grüßt, wie es den Mädchen frommt.
Die niemals Ritter je gegrüßt, die soll ihn grüßen.
So Siegfried möge uns das Vaterland versüßen.
Die Freunde gingen nun zum Platz, wo man ihn fand,
Sie sprachen zu dem Herrn von Friesland-Niederland:
Der König dir erlaubt, du sollst zum Hofe gehen,
Dich grüßt die Schwester sein, die Huld soll dir geschehen.
Von diesem Wort der Held im Herzen war erfreut,
Er trug im Herzen da viel Freude ohne Leid,
Dass Utes Tochter er soll sehen noch hienieden.
In minniglicher Zucht empfing die nun Siegfrieden.
Als sie den stolzen Mann nun vor sich stehen sah,
Die Wange ward ihr rot, die Schöne sagte da:
Willkommen, Siegfried, Held und Ritter ohne Fehle! -
Da ward von ihrem Gruß verzaubert seine Seele.
Er neigte sich und dankt der Frau aus tiefster Brust,
Sie zueinander trieb der Minne Sehnsuchtslust,
Mit lieben Augen, die wie feuerheiße Kohlen,
So sahen sie sich an, doch heimlich und verstohlen.
Ward da mit sanftem Druck liebkost die weiße Hand
In Minnezärtlichkeit? Das ist mir nicht bekannt.
Doch glaub ich, es geschah, das liebevolle Streicheln.
Wer Liebe sich ersehnt, der mag nicht länger heucheln.
Und in der Maienzeit und in der Sommerzeit
In seinem Herzen trug der Ritter benedeit
So hoher Wonnen Lust, wie er sich da gewonnen,
Da ihm zur Seite ging die Schönste der Madonnen.
Da dachte mancher Mann: Ach wär das mir geschehn,
Dass ich so mit ihr ging, wie ich ihn hab gesehn,
Dass ich auch bei ihr läg, das wär der Freuden Same. -
Es diente nie ein Held so heilig seiner Dame.
Aus welchem Lande auch ein Gast gekommen war,
Er nahm im Königssaal nur unsre Beiden wahr.
Ihr war erlaubt, den Mann mit Zärtlichkeit zu küssen,
Nie schwelgte er bisher in solcherlei Genüssen.
Von Dänemark der Herr hob an und sprach gesund:
Für diesen hohen Gruß liegt mancher Kranke wund,
Wie ich hier merke wohl, von Ritter Siegfrieds Händen.
Gott möge nimmermehr ihn zu den Dänen senden.
Und allenthalben man befahl zu weichen dann
Der schönen Kriemhild, und so manchen Rittersmann
Sah gut erzogen man zu Gottes Kirche gehen.
Von ihr geschieden ward der Ritter ausersehen.
Zum Münster ging sie da und mit ihr viele Fraun,
Da war als schönste Zier die Königin zu schaun,
Dass da in Lustbegier so mancher ging verloren,
Die Augenweide sie der Ritter auserkoren.
Und Siegfried wartete, bis aus war der Gesang
Der Messe, da zum Heil der Seele sagt man Dank,
Dass ihm gewogen war, die er im Sinn getragen,
Die sie die Schönste war, wie es nicht auszusagen.
Und als sie aus dem Dom nach Gottes Messe kam,
Da brachte man zu ihr den Helden wundersam,
Da dankte ihm die Maid, die voll der schönen Minne,
Dass er in jedem Krieg den Sieg für sie gewinne.
Nun Siegfried, lohn dir Gott, so sprach das schöne Kind,
Der du zu Recht verdienst, dass alle Ritter sind
Dir zugetan und treu, wie alle es gestehen. -
Und er begann die Frau voll Liebe anzusehen.
Stets diene ich dem Herrn, sprach Siegfried da, der Mann,
Und bette nicht mein Haupt in fauler Muße Bann,
Bis dass sein Wunsch geschieht, denn das ist meine Ehre,
Das tu ich, liebe Frau, mir deine Huld gewähre.
Zwölf schöne Tage lang, wenn morgens es getagt,
Da sah den Ritter man bei seiner reinen Magd,
Die immer auf den Hof zu ihren Freunden gehen,
Dem Helden ist ihr Dienst aus Minnehuld geschehen.
Glück, Freude, Wonne, Lust und lauten Schall von Stahl
Vernahm man jeden Tag vor König Günthers Saal,
Davor und drinnen auch, wenn kühne Ritter nahten.
Und Ortwein, Hagen auch, die taten Wundertaten.
Und was man wollte tun, man sah dazu bereit
In einem hohen Maß die Ritter, stark im Streit,
Da vor der Gäste Schar sich mancher Held bekannte,
Das war ein schöner Schmuck in König Günthers Lande.
Die lagen lange wund, die standen zum Gefecht,
Zur Kurzweil kämpfte da so manch ein Fürstenknecht,
Sie hielten fest den Schild und schossen mit den Schäften,
Da halfen viele mit und waren reich an Kräften.
Und beim Gelage an dem Hof war recht der Wirt
Mit bester Speise da, die dann zur Stärkung wird,
Kein Tadelwort erklang, es darf kein Zank entstehen,
Man sah ihn freundlich jetzt zu seinen Gästen gehen.
O sprach: O Heldenschar, bevor ihr reitet hin,
Nehmt meine Gaben an, denn das ist mir im Sinn,
Ich sag euch ewig Dank, nehmt gern von meinem Gute
Und teilt es unter euch, denn so ist mir zumute.
Und die von Dänemark, die sprachen mit Verstand:
Bevor wir reiten heim in unser Vaterland,
Gewähre Frieden uns, denn sonst sind wir verdorben,
Weil mancher Mann von uns ist in dem Krieg gestorben.
Und Lüdegast, der Herr, der war nicht länger wund,
Des Sachsenlandes Fürst, der wieder ward gesund.
Doch manchen Toten hat man in dem Land gelassen.
Und König Günther ging, um Siegfried zu umfassen.
Da sprach er zu dem Mann: Gib Rat in meiner Müh.
Die Gäste wollen schon fort reiten morgen früh
Und bitten mich um Gunst und das wir leisten Sühne.
Was scheint dir gut getan? Was sagt der Held, der kühne?
Was sie mir bieten an? Sie haben mir gewollt
Zu geben Säcke voll von rötlichgelbem Gold,
Dass ich sie lasse frei, fünfhundert volle Kübel.
Da Siegfried aber sprach: Das, König, wäre übel.
Lass frei den Dänen ziehn, lass frei den Sachsen gehen,
Nur dass die Herren sich fortan nicht unterstehn,
Mit Feindschaft und mit Krieg in unser Land zu kommen.
Nimm du der Fürsten Hand, so sei der Schwur genommen.
Dem Ratschlag folg ich gern, sprach König Günthers Mund.
Dem beiden Feinden ward gegeben solches kund,
Dass niemand Gold begehrt, das Günther sie geboten.
Nun ruhten von dem Streit die Müden und die Toten.
Und manchen schmucken Schatz trug willig man herbei,
Das wurde aufgeteilt, geschenkt den Freunden frei,
Fünfhundert deutsche Mark den Männern zu verehren.
Denn so riet Gernot das, der kluge Mann voll Ehren.
Um Urlaub baten sie, und heim in ihren Staat
Die Gäste wollten, die sich Kriemhild noch genaht,
Frau Ute auch genaht, der Königin der Minnen.
Zum Urlaub zog noch nie so große Schar von hinnen.
Die Häuser leerten sich, als man von dannen ritt,
Im Lande aber blieb und auch die Tugend mit
Der König und sein Volk, da schön die Helden prangen,
Und jeden Tag ist wer zu Kriemhilds Haus gegangen.
Auch Urlaub hat begehrt Herr Siegfried, unser Held,
Verzweifelt war er fast, so war sein Sinn bestellt.
Der König hörte es, die Stirn in krausen Falten.
Doch Giselher, das Kind, der hat ihn abgehalten.
Wo, Siegfried, willst du hin? Was wäre denn dein Ziel?
Ich bitte dich: Bleib hier beim schönen Ritterspiel,
Bei König Günther und dem Volk und seinen Fürsten.
Viel schöne Damen weiß ich nach dem Helden dürsten.
Der starke Siegfried sprach: Dann lasst den Renner stehn,
Ich wollte zwar hinweg, die Lust tat mir vergehn,
Tragt auch die Rüstung fort, zwar wollt ich in die Heimat,
Doch sprach Herr Giselher, der manchen schönen Reim hat.
So blieb der kühne Mann dem Freund zuliebe dort.
Ihm wär in keinem Land, ihm wär in keinem Ort
So wohl gewesen doch, wie hier bei den Burgundern,
Wo über Kriemhild er tat täglich sich verwundern.
Weil sie so wunderschön, der starke Ritter blieb.
Mit mancher Lust und Spiel die Zeit man sich vertrieb.
Frau Minne ihn bezwang, die führt zu Herzensnöten,
Frau Minne schließlich gar tat ihren Diener töten.
SECHSTER GESANG
Und wieder neue Mär erhob sich an dem Rhein,
Man sprach, es gäbe doch so schöne Mädchen rein,
Dass eine davon freit der König Günther leise.
Das schien dem ganzen Hof der Ritter klug und weise.
Da war die Königin, die wohnte in dem Meer,
Der keine Frau war gleich, wie war sie schön so sehr,
Schön über alles Maß und mächtig ihre Kräfte,
Sie schoss um Minnesold mit Rittern ihre Schäfte.
Die Steine warf sie weit und hüpfte ihnen nach,
Wer ihre Liebe will, muss sie besiegen, ach,
Gewinnen in dem Spiel. Die Frau war rein geboren,
Doch wer den Kampf verlor, hat auch den Kopf verloren.
Die Königstochter hat das manches Mal gemacht.
Am Rheine das erfuhr ein Ritter voller Macht,
Der wandte seinen Sinn auf dieses schönste Weibchen,
Drum viele Ritter auch verloren Leben, Leibchen.
Als einst mit seiner Schar saß da der König hehr,
Von allen Seiten ward beraten hin und her,
Wen sich der Herr zu Frau soll frein, schön anzuschauen,
Die er zur Gattin nimmt, des Landes liebe Frauen.
Da sprach der Fürst vom Rhein: Ich möchte an die See,
Will zu Brunhilde hin, dass ich die Schöne seh,
Um ihre Liebe wag as Leben ich vom Leibe,
Ich geb das Leben auf, wird sie mir nicht zum Weibe.
Ich rate davon ab, sprach Siegfrieds weiser Sinn,
Denn Sitte schlimm und grimm pflegt da die Königin,
Wirbst du um diese Frau, das kommt dir bös zu stehen,
Dum lasse davon ab, auf diese Fahrt zu gehen.
Doch König Günther sprach: Ein Weibchen ward noch nie
Geboren so voll Kraft, im Kampfe will ich sie
Wohl überwinden leicht, die man die Starke nannte. -
Schweig, sagte Siegfried da, sie ist die Unbekannte.
Und wären deiner vier, das könnte nicht gedeihn
Vor ihrem wilden Zorn, drum lass den Willen sein,
Das rate ich dir treu, entgehe gern dem Sterben,
Du sollst um ihren Leib nicht voller Liebe werben.
Sei stark sie, wie sie will, auf Reisen muss ich gehen,
Will zu Brunhilde hin, mag, was da will, geschehn,
Um ihrer Schönheit preis begeh ich jede Lüge.
Sie komme an den Rhein, dass Gott mir dieses füge.
So will ich raten dir, sprach Hagen unentwegt,
Dass Siegfried bittest du, dass er es mit dir trägt,
Der großen Sorge Last, so rat ich mit dem Munde,
Weil er von Brunhild hat die ganz gewisse Kunde.
Du guter Siegfried, Freund, wirst du mir Helfer sein,
Zu werben um das Weib? Tu nach der Bitte mein,
Gewinn sie mir zur Frau, das wundervollste Weibchen,
Ich wage für die Frau Ruhm, Leben, Ehre, Leibchen.
Und Siegfried Antwort gab, er, König Siegmunds Sohn:
Ich tu‘s, versprichst du mir dein Schwesterchen zum Lohn,
Die schöne Kriemhild, ach, die Herrliche, die Hehre,
Sonst keinen Lohn fürs Werk ich immerdar begehre.
Sprach Günther Ja dazu, versprach sie Siegfrieds Hand.
Und kommt Brunhilde schön in dies mein Vaterland,
So will ich dir zum Weib die liebe Kriemhild geben,
So magst du mit der Frau in Freuden immer leben.
Da schworen einen Eid die beiden Ritter hehr,
Das schuf den beiden doch viel Mühe und Beschwer,
Eh sie das Wunderweib zum Vater Rheine brachten.
Die Sorgen ihnen noch die Zeit beschwerlich machten.
Ich hörte sagen einst von manchem wilden Zwerg,
Die Schilde tragen und bewohnen manchen Berg,
Die Tarnungskappen sie zu machen kunstreich taugen,
Und wer dieselbe trägt, ist unsichtbar den Augen.
Zugleich zu Schlag und Stich weiß niemand ihn zu sehn,
So lang er diese trägt, kann keiner ihn erspähn,
Kann keiner hören ihn in dieeser Zwergen-Wehre,
Ihm wächst die größte Kraft, so meldet es die Märe.
Die Tarnungskappe nun nahm Siegfried auf die Fahrt,
Die er gewonnen einst auf seine Heldenart
Von Alberich, dem Zwerg, der bildete das Gitter.
Nun auf die Reise gehen die Recken und die Ritter.
Wenn Siegfried stark und stolz die Tarnungskappe trug,
Gewann er in dem Zeug der Heldenkraft genug,
Zwölf Männer sind so stark, so sagte man im Städtchen,
So er gewann mit Lust das allerschönste Mädchen.
Auch war beschaffen so die Nebelkappe gut,
Ein jeder drin vermag zu handeln voller Mut,
Was immer er gewollt, und keiner kann ihn sehen.
So Brunhild er gewann, durch die viel Leid geschehen.
Nun sag mir, lieber Freund, eh unsre Fahrt gescheh,
Wie wir mit Ehrenschein wohl kommen über See?
Dass in Brunhildes Land wir kommen allerwegen,
Da brauchen wir die Schar von dreißigtausend Degen.
Wie groß ist unser Volk, sprach Siegfrieds weiser Sinn,
Doch ist voll Grimmigkeit die hohe Königin,
Dass sterben muss das Volk von ihrem Übermute.
Ich rat dir besseres. Du bist der kühne Gute.
Auf Heldenweise wir wallfahren an den Rhein,
Die Ritter nenn ich dir, die sollen mit uns sein,
Es seien zwei und zwei allein mit uns zu sehen,
Dass du erwirbst die Frau, was sonst auch wird geschehen.
Der eine bin ich selbst, du sollst der andre sein,
Der Dritte Hagen ist, so kann es gut gedeihn,
Der Vierte Dankwart ist, der Recke herrlich brausend,
Wir brauchen nicht zum Streit die Schar von dreißigtausend.
Die Nachricht hör ich gern, der König sagte so,
Eh wir auf Reisen gehn, da wär ich herzlich froh,
Was für ein Kleid wir da vor Frau Brunhilde tragen,
Wie es geziemt der Frau. Das, Freund, sollst du mir sagen.
Das allerbeste Kleid, das irgend einer fand,
Trägt man zu jeder Zeit in Frau Brunhildes Land,
Drum lass uns Kleider schön vor jener Dame tragen,
So dass man nicht zur Scham wird später von uns sagen.
Da sagte Günther dies: So will ich selber gehn
Zu meiner Mutter lieb, so möge es geschehn,
Dass ihre Mägde schön uns schaffen solche Kleider,
Dass wir sie tragen stolz ins Land der Jungfrau weiter.
Dass deine Schwester hör von deinem Geist und Mut
Und kunstreich wirke uns die schönen Kleider gut,
Sprach Tronjes Hagen da mit wundervollen Sitten,
Musst du die Mutter nicht, die fromme Ute bitten.
Zu Kriemhild Günter sprach, er wünsche sie zu sehn,
Und Siegfried wünscht das auch. Eh sie das ließ geschehn,
Da tat die Schöne sich mit schönstem Kleid bekleiden.
Dass beide Herren nahn, das ließ ihr Herz nicht leiden.
Da waren Mägde auch, geschmückt nach ihrem Stand.
Und Freund und Bruder kam, und da sie das erkannt,
Erhob sie sich vom Stuhl. Wie vornehm sie gegangen,
Als sie den Bruder und den edlen Freund empfangen!
Willkommen, Bruderherz und sein Genosse rein,
Nun wissen möchte ich, so sprach die Jungfrau fein,
Was euer Wünschen ist, dass ihr zum Hof gekommen,
So lasst es hören mich, was ist der Ritter Frommen.
Und König Günther sprach: Weil in ein fernes Land
Zu werben reiten wir, da braucht es ein Gewand,
Ein zierliches Gewand, o Schwester, will ich sagen,
Dass wir in Sorgen groß mit festem Mut es tragen.
Nun sitze, Bruderherz, so sprach das Königskind,
Erfahren lasse mich, wer denn die Frauen sind,
Die ihr erwerben wollt im Lande fremder Fürsten? -
Nach Freund und Bruder sah man da die Jungfrau dürsten.
Mit beiden ging sie hin, wo sie gesessen war,
Zum schönsten Ruhebett, ich rede gut und wahr,
Mit Bildern aufgestickt, von weißem Gold erhaben.
Sie durften bei der Frau die schönste Muße haben.
Ein liebevoller Blick und gnadenreiches Sehn,
Da war den beiden da von jener Frau geschehn.
Und Siegfried trug im Sinn die Frau, die war sein Leben,
Er diente ihrer Huld, sie werde ihm gegeben.
Und König Günther sprach: Geliebte Schwester mein,
Wenn du dabei nicht hilfst, so wird es niemals sein,
Zum Abenteuer wir begehren nach Brunhilde,
Da brauchen wir ein Kleid, das schön ist, o du Milde.
Die Königstochter sprach: Geliebter Bruder mein,
An meiner Hilfe kann euch wohl gelegen sein,
So werdet inne, dass ich will es euch bereiten.
Erwirbst du nicht die Frau, das schafft der Schwester Leiden.
Was dir gefallen mag, ich bin dazu bereit,
Und tu es herzlich gern, so sprach das Wonneweib,
Du edler Ritter sollst mich nicht vergebens bitten,
Gebiete deiner Magd, so fordern es die Sitten.
Wir wollen, Schwesterherz, ein gutes Prachtgewand,
Das soll bereiten uns Kriemhildes weiße Hand.
Lass deine Mägde das besorgen, Fäden wirken.
Wir reiten dann getrost zu nordischen Bezirken.
Die reine Jungfrau sprach: Wir schaffen euch das Kleid,
Dass ihr mit Würde tragt vor jener Wundermaid,
Mein Bruder und mein Freund, nun hört nur, was ich sage,
Wir haben Seide fein, dass man als Kleid sie trage.
Wer sind die Männer denn, so sprach die Königin,
Die mit zum Hofe ziehn, mit ganz getreuem Sinn? -
Ich und drei andre noch, das mögest du verstehen,
Und Dankwart, Hagen auch, mit uns zu Hofe gehen.
Nun merke, Schwesterherz, wir brauchen ein Gewand,
Dass ohne Schande wir stehn in Brunhildes Land,
So höre, Schwesterherz, was Freund und Bruder sagen,
Wir starken Männer vier, wir brauchens in vier Tagen.
Und das gelobte sie. Die Herren schieden hin.
Da rief der Mägde Schar die hohe Königin,
Aus Kemenaten still ihr nahten dreißig Mädchen,
Die in der Kunst geschickt, die Fleißigsten im Städtchen.
Aus China-Seide fein und weißer als der Schnee
Und Samt Arabiens und grüner als der Klee
Sie machten das Gewand, geschmückt mit Edelsteinen,
Kriemhilde schnitt das Kleid mit ihrer Hand, der feinen.
Von seltner Fische Haut gewirkt ward der Bezug,
Zu schauen fremd dem Volk, das staunte da genug,
Die Seide fein und weiß, darein ward Gold getragen,
Man konnte Wunder wohl von dem Gewande sagen.
Wie in Marokko und wie auch in Lybia
Der allerfeinste Stoff, der ward gesehen da,
Das trägt ein Königskind im höfischen Getriebe.
Da zeigte Kriemhild klar, wie groß war ihre Liebe.
Da sie ein teures Kleid begehrten zu der Fahrt,
So ward am Hermelin und Iltis nicht gespart,
Drauf Flecken waren schwarz, die auf den Pelzen lagen,
Das trägt ein schneller Held sehr gern bei den Gelagen.
Vom Gold Arabiens, von manchem Edelstein,
Die Mädchen, müßig nicht, die Arbeit war nicht klein,
Sie schufen das Gewand mit Fleiß in sieben Wochen.
Die Männer auch bereits auf ihre Waffen pochen.
Gerüstet standen sie, da sah man schon am Kliff
Gezimmert voller Fleiß ein schönes starkes Schiff,
Das tragen sollte sie hinunter zu den Meeren.
Den Mädchen tat das Herz schon ziemlich weh, den hehren.
Zu jenen Männern sprach man da, es sei bereit,
Was tragen sollten sie, das wunderbare Kleid,
Was sie erbeten, das war alles nun geschehen.
Sie wollten Länger nicht am Vater Rheine stehen.
Und zu den Männern ward ein Bote nun gesandt,
Sie sollte schauen an das herrliche Gewand,
Ob es den Helden wär zu kurz, vielleicht zu lange.
Es war vom rechten Maß. Man sprach den Mädchen Danke.
Und wer sie immer sah, der musste das gestehn,
Es wär ein solches Kleid auf Erden nicht zu sehn,
Drum mochten sie es gern am Königshofe tragen,
Vom besserm Ritterstaat weiß keiner was zu sagen.
Den hübschen Mädchen ward sehr höflich Dank gesagt.
Um Urlaub baten nun die Ritter unverzagt.
In ritterlicher Zucht vollbrachten das die Reinen.
Und manches Auge ward getrübt vom Tränenweinen.
Sie sprach: O Bruderherz, du bliebest besser hier
Und wirbst ein andres Weib, viel weiser schien es mir,
Dass du nicht wagen musst das Fleisch, das Blut, das Leben.
Hier in der Nähe auch mags schöne Frauen geben.
Sie alle ahnten wohl der Zukunft Ungemach,
Und alle weinten da, was immer einer sprach.
Da ward von Tränen bleich das Gold auf ihrem Mieder,
Die Tränen fielen schwer von feuchten Augen nieder.
Sie sprach: Mein Siegfried, Freund, lass dir befohlen sein
Auf Treue und auf Huld den lieben Bruder mein,
Dass er nicht in dem Land Brunhildes mir verende. -
Und er versprach es ihr in ihre schlanken Hände.
Da sprach der Edelmann: So lang mein Leben währt,
Von allen Sorgen sei, o Herrin, unbeschwert,
Ich bring geborgen ihn wohl heim ins Heimatstädtchen,
Das glaube mir dein Herz. - Da dankte ihm das Mädchen.
Die Schilde goldenrot, die trug man an den Strand,
Und schaffte zu dem Schiff die Rüstung, das Gewand.
Sie wollten endlich fort. Die Pferde ließ man kommen.
Den schönen Frauen da im Auge Tränen schwommen.
Ans Fenster stellte sich manch liebevolles Kind.
Des Schiffes Segel schon ergriff ein starker Wind
Die starken Ritter stolz, die fuhren auf dem Rheine.
Wer sei der Kapitän der segelnden Gemeine?
Sprach Siegfried: Das bin ich! Ich kann euch auf der Flut
Wohl führen an das Ziel, ihr Helden stark und gut,
Der rechte Wasserweg, der wird von mir gefunden. -
So schieden sie mit Lust vom Lande der Burgunden.
Das Ruder Siegfried schon mit fester Hand ergriff,
Und vom Gestade schob er auf den Strom da Schiff.
Und König Günther kühn, der selber nahm das Ruder,
Da trennten sich vom Land der Freund und auch der Bruder.
Sie hatten Brot und Fleisch und reichlich guten Wein,
Den besten, den es gibt am alten Vater Rhein.
Die Rosse standen da in Ruhe und in Stille.
Das Schiff ging ruhig, denn so war es Gottes Wille.
Das starke Segel bläht die Luft nun voller Macht,
Sie fuhren meilenweit, bis niedersank die Nacht,
Mit gnadenreichem Wind sie trieben zu den Meeren.
Das tat den Frauen weh, den herrlichen und hehren.
Am zwölften Morgen wars, da in Brunhildes Land
Sie angekommen sind, nur Siegfried wars bekannt,
Zur Isenheimer Burg, das möchte ich euch sagen,
Dass dahin ward das Schiff vom Meereswind getragen.
Als König Günther nun die vielen Burgen sah
Und auch das weite Land, es sprach der König da:
Sag, Siegfried, lieber Freund, sind dir bekannt die Felder?
Wem denn gehört die Burg und wem die Eichenwälder?
Ich hab mein Leben lang, das will ich gern gestehn,
So eine schöne Burg mit Augen nie gesehn,
Wie hier in diesem Land, o Siegfried, Burgenkenner,
Die diese Burg gebaut, das waren weise Männer.
Zur Antwort Siegfried sprach: Das ist mir wohl bekannt,
Brunhildes sind die Burg, die Wälder und das Land.
In Isenheim, der Burg, das glaube mir fürwahr,
Da wirst du heute sehn von Schönen eine Schar.
Euch Helden rate ich: Seid alle voller Mut
Und sprecht in Einem Geist, denn das nur scheint mir gut,
Denn wenn wir heute noch zu Frau Brunhilde gehen,
Dann müssen wir in Angst vor der Prinzessin stehen.
Wenn wir die liebe Frau bei ihrem Volke sehn,
Dann sollt ihr Helden klug der Dame Rede stehn.
Und Günther sei mein Herr, ich bin ihm untertänig,
So wird der Wunsch erfüllt von unserm guten König.
Sie waren gleich bereit, zu tun, was er gesagt,
Sie voller Übermut und stark und unverzagt,
Sie sprachen, wie er sprach, das sollte ihnen frommen,
Als König Günther zu Brunhilde war gekommen.
Sprach Siegfried: Gerne tu ichs nicht, für dich allein
Und für dein Schwesterherz, ich will die Jungfrau frein,
Die ist mir wie mein Blut, mein Atem und mein Leib.
Ich will die Jungfrau nur, ich will kein andres Weib!
SIEBENTER GESANG
Das Schiff war zu der Zeit gefahren übers Meer,
Gelandet bei der Burg, da schaute Günther hehr
Hoch oben in der Burg die allerschönsten Mädchen,
Die blieben unerkannt dort hinterm Fensterlädchen.
Er fragte Siegfried nun, den Freund und Bruder sein:
Sag, hast du Kunde von den Mädchen schön und rein,
Die schauen dort herab zu uns hier auf den Fluten?
Gewiss ist gut ihr Herr, so herrlich sind die Guten!
Da sagte Siegfried kühn: Nun möchtest du wohl spähn
Nach diesen Mädchen jung, dann musst du mir gestehn,
Wer werde deine Braut, wär dir die Wahl gegeben. -
Das will ich, Günther sprach, der Ritter voller Leben.
Da schau ich Eine nur im höchsten Fenster an,
Im Kleide schwanenweiß, wie die betört den Mann,
Die wählt mein Auge sich, den schönsten aller Leiber!
Und wäre ich hier Herr, sie wär mein Weib der Weiber!
Sehr gut erkoren hat dein Auge seinen Schein,
Es ist Brunhilde, ist die schönste Jungfrau rein,
Nach der dein Herz begehrt, der Geist, der Körper züchtig. -
Und ihre noble Art schien Günther schön und richtig.
Und die Prinzess befahl, vom Fenster fort zu gehn,
Den Mädchen jung und hübsch, sie sollten da nicht stehn,
Den Fremden frei zur Schau in ihren leichten Hemden.
Die jungen Mädchen sahn noch einmal nach den Fremden.
Wie waren sie verschämt vor diesen hohen Herrn,
Wie junge Mädchen sind in ihrer Keuschheit gern!
Doch an das Fensterloch sind dennoch sie getreten,
Wo sie die Männer sahn, die kamen wie erbeten.
Vier Männer waren es, die kamen in das Land,
Der kühne Siegfried nun ein Ross zog an den Strand.
Die Männer sahen auf zu jenen jungen Frauen,
Und Günther schien, es sei Maria gar zu schauen!
Und Siegfried hielt am Zaum das starke schnelle Ross,
Das herrlich glänzte schön und schnaubte vor dem Schloss,
Bis König Günther fest im Sattel war gesessen.
So diente Siegfried ihm, was später er vergessen.
Dann Siegfried zog sein Ross auch aus dem Schiff heran,
Er hatte solchen Dienst doch keinem sonst getan,
Dass er am Bügel gar für einen Helden stünde,
Die Mädchen sahen das, die schönen, wie ich künde.
Es war auf gleiche Art den Herrn allzeit bereit
Von Farbe weiß wie Schnee das Pferd und auch das Kleid,
Den Herren allesamt, und Schilde weiß und golden,
Die schimmerten sehr schön in Händen jener Holden.
Des Sattels Edelstein, der Lederriemen schmal,
So ritten herrlich sie vor Frau Brunhildes Saal,
Dran Glocken hingen still, die goldenen und roten.
Sie kamen in das Land, so wie der Geist geboten.
Mit neu geschliffnem Speer und scharfem spitzem Schwert,
Das zu den Sporen hing den edlen Herren wert,
Die Helden führten es am Gurt durch Burg und Städtchen.
Brunhilde alles sah, das wunderschöne Mädchen.
Und Dankwart war dabei und Bruder Hagen auch,
Die beide trugen schön und rabenschwarz wie Rauch
Ein reich gewirktes Kleid, verschönernd ihre Milde,
Und gut und breit und lang sie führten ihre Schilde.
Es war aus Indien der schönste Edelstein,
Der glänzte an dem Kleid mit wunderbarem Schein.
Und unbehütet blieb das Schiff in seinen Fluten.
So ritten zu der Burg die Vier, die Edlen, Guten.
Und hundert Türme da sie sahen allzumal,
Drei lange Gänge und zuletzt den schönsten Saal
Von edlem Marmor weiß, und grün wie Gras sein Schimmer,
Da die Prinzessin saß mit Mägden in dem Zimmer.
Da aufgeschlossen war die Burg und aufgetan,
Brunhildes Knechte sind gekommen bald heran,
Empfingen Gast für Gast im Land der Frau, der Milden,
Befreit ward jeder da von Pferden und von Schilden.
Da sprach der Kämmerer: Nun gebt mir euer Schwert
Und euren Panzer auch. - Das wird dir nicht gewährt,
Sprach Tronjes Hagen da, ich will es selber tragen. -
Und Siegfried von der Art des Hofs begann zu sagen.
Die Sitte dieser Burg, das sei euch gleich gesagt,
Ist: Keine Waffe trägt ein Gast hier unverzagt.
Die Waffen bringen lasst, wie sie zu euch es sagen. -
Und wider Willen folgt des Königs Ritter Hagen.
Man schenkt den Gästen ein, wünscht ihnen süße Ruh.
Und manchen schnellen Mann sah man dem Hofe zu
Mit Schritten eilen schnell in königlichem Kleide.
Dem Kühnen folgte da manch Blick, der Augenweide.
Nun ward Brunhilde auch gesagt die neue Mär,
Dass unbekannte Schar zur Burg gekommen wär
In herrlichem Gewand, geflossen mit den Fluten.
Die Frage da entströmt der Maid, der schönen, guten:
Lasst hören mich das Wort, so sprach die Jungfrau rein,
Wer ist die fremde Schar, wer mag die Gruppe sein,
Die ich dort stehen seh, das sollt ihr jetzt mir melden,
Und wem zuliebe wohl gekommen sind die Helden?
Der Knechte einer sprach: O Frau, ich muss gestehn,
Dass keinen je zuvor ich jemals hab gesehn,
Doch einer steht dabei, und der hat Siegfrieds Weise,
Empfange diesen gut, so rate ich dir weise.
Der andre Ritter dort, sehr löblich scheint er mir,
Er könnte König sein, o Frau, ich sag es dir,
Und fernes Fürstentum er könnte gut verwalten,
Erhaben steht er bei den anderen Gestalten.
Der dritte Ritter dort hat einen derben Sinn,
Und schönen Wuchs dazu, o hohe Königin.
Sein Blick ist voll Gewalt, er sendet viele Blicke,
Er ist von grimmem Mut, das man darein sich schicke.
Der jüngste Ritter dann, der scheint mir liebestoll,
Man sieht den jungen Mann, der scheint mir liebevoll,
Jungfräulich ist sein Geist und edel seine Haltung.
Dass ihm kein Leid gescheh, der herrlichen Gestaltung!
So freundlich sein Gesicht, so gut gebaut sein Leib,
Zum Weinen brächte er manch minnigliches Weib,
Wenn er in Zorn gerät, sein Körper ist so herrlich,
An Tugend ist er reich und fromm und klug und ehrlich.
Und die Prinzessin sprach: Nun bringt mir mein Gewand.
Und ist nun Siegfried hier gekommen in mein Land
Um meiner Minne Sold, so nehm ich ihm das Leben!
Ich fürcht ihn nicht so sehr, um mich ihm hinzugeben.
Die schöne Brunhild trug ein wunderschönes Kleid,
Auch gab ihr das Geleit so manche schöne Maid,
Wohl hundert Mädchen jung, sie waren anzuschauen,
Die Gäste kamen gern, zu sehn die schönen Frauen.
Bei ihnen wandelt auch manch Mann aus Isenland,
Brunhildes Ritter, das geschärfte Schwert zur Hand,
Das war den Gästen leid, wie ich es möchte melden,
Sie standen auf vom Stuhl, die stets bereiten Helden.
Als die Prinzessin nun den schönen Siegfried sah,
Da sprach sie höflich nett, sie sprach zum Ritter da:
Willkommen, Siegfried, hier in meinem schönen Schlosse!
Warum kamst du hierher, du und dein Weggenosse?
Ich danke dir, o Frau Brunhilde wunderschön,
Prinzessin, dass dein Gruß zu mir kommt mit Getön,
Den edlen Ritter sieh hier bei mir stehn, den Hehren,
Er ist mein Herr, und ihn gebührt es zu verehren.
Er ist ein Fürst am Rhein, was soll ich sagen mehr?
Und dir zuliebe nur sind wir gekommen her,
Er will dich lieben, was auch mit ihm mag geschehen,
Bedenke dich, versuch nicht, ihm zu widerstehen.
Der König Günther heißt, ein König reich und hehr,
Erwirbt er sich dein Herz, nichts sonst ist sein Begehr.
Um seinetwillen bin ich mit hierher gefahren,
Wärs nicht für ihn, ich tät die Reise mir ersparen.
Sie sprach: Ist er dein Herr, stehst du in seinem Sold,
So soll in meinem Spiel er Meister werden hold,
Und wenn er mich besiegt, so will ich mich vermählen,
Wir werden einig dann mit Körpern und mit Seelen.
Und Tronjes Hagen sprach: O hohe Königin,
Was ist das für ein Spiel? Und eh dir den Gewinn
Mein König Günther lässt, so müsst es stehen übel.
Er mag wohl füllen noch die schönen Frauen Kübel.
Den Stein soll werfen er und springen hinterher
Und leicht wird es nicht sein, er werfe auch den Speer.
Doch mit dem Ruhm verliert den Leib ihr und das Leben,
Drum denkt scharf nach, ich will den grimmen Tod euch geben.
Und Siegfried, der war schnell, er trat zum König hin
Und bat ihn: Rede frei mit dieser Königin
Ganz nach dem Wunsche dein und sei nur ohne Bangen,
Ich steh dir listig bei in deinem Unterfangen.
Und König Günther sprach: O du Prinzessin hehr,
Gebiete, was du willst, und wäre es noch mehr,
Um deiner Schönheit Pracht versklav ich meine Geister,
Ich opfre meinen Kopf, wenn ich nicht werd dein Meister.
Als seiner Rede Wort vernahm die Königin,
Da forderte sie auf zum Kampfspiel um Gewinn,
Da trug zu diesem Kampf ein schönes Kleid die Milde
Und goldnen Panzer vor der Brust und feste Schilde
Ein seidnes Waffenhemd zog an die junge Maid,
Dass sie kein Lanzenstich verletze in dem Streit,
Von Stoffen weiß und fest von Libyen, dem Lande,
Und Säume von Brokat erglänzten an dem Rande.
Jedoch ihr Übermut den Gästen hat gedroht,
Und Dankwart, Hagen auch, die hatten große Not,
Wie es dem Herrn ergeht, bedachten sie sehr bitter.
Sie dachten: Diese Fahrt bekommt nicht gut dem Ritter.
Und Siegfried voller Lust, der tiefgelehrte Mann,
Eh einer es bemerkt, trat an das Schiff heran,
Die Tarnungskappe fort verborgen fand er liegen,
Die zog er eilig an, das Mädchen zu besiegen.
Er eilte schnell zurück, da standen Ritter viel,
Die Königin begann ihr ritterliches Spiel,
Da ging er heimlich hin, der junge Ritter tragisch,
Von allen ungesehn, durch Zauberkünste magisch.
Gezogen war ein Kreis, da sollte es geschehn,
Das ritterliche Spiel, das jeder wollte sehn,
Wohl siebenhundert Mann sah da man Waffen tragen,
Und wer das Spiel gewinnt, das soll die Wahrheit sagen.
Brunhilde nahte nun, die man bewaffnet fand,
Die streiten wollte so um ihrer Väter Land.
Sie trug die Seide weiß und goldne Fäden immer,
Die Farbe ihrer Haut gab drunter schönsten Schimmer.
Und das Gesinde kam, das trug in fester Hand
Aus rotem Gold den Schild mit einem weißen Rand,
Mit hartem Stahlbeschlag, die Herrlichste im Städtchen,
Die kam gegangen froh und siegsbewusst, das Mädchen.
Getragen ward der Schild auf einem Kissen fein,
Und grün wie Gras der Glanz von teurem Edelstein,
Der Edelstein da stritt mit Goldglanz an Gefunkel.
Wen diese Jungfrau nimmt, der siegen muss im Dunkel.
Und bucklig war der Schild, so ward es mir gesagt,
Drei Spannen dick der Schild, den trug die reine Magd,
Sehr reich an Stahl und Gold, den schätzten alle Kenner,
Und Kämmerer zu viert ihn trugen einst, die Männer.
Als Hagen voller Kraft den Schild nun kommen sah,
In großem Unmut sprach der Held von Tronje da:
Wie, König Günther, nun? Hier geht es ohne Zweifel
Um Leben oder Tod! Das Mädchen ist ein Teufel!
Von ihren Kleidern hört, sie hat davon genug,
Von weißer Seide fein den Waffenrock sie trug,
Der edel war und rein, es ging davon ein Scheinen
Von der Prinzessin aus wie Glanz von Edelsteinen.
Da brachte man der Frau gewaltig, mächtig, breit
Den schnellen Wurfspieß stark, den warf sie allezeit,
Der hart und ungeschlacht, von Länge und von Schwere,
An beiden Seiten scharf war dieser Speer der Speere.
Von dieses Speers Gewicht verkündet nun mein Mund,
Es wog der Wurfspieß schwer wohl etwa hundert Pfund,
Ihn trugen mühsam drei von Frau Brunhildes Knechten.
Und Günther sorgte sich da schon vor den Gefechten.
Er dachte in dem Geist: Was soll das werden hier?
Der Teufel aus dem Pfuhl, wie schützt er sich vor ihr?
Wär ich nur erst am Rhein, wär so der Herr mir gnädig,
Die Jungfrau bliebe lang wohl meiner Liebe ledig.
Er trug in seinem Geist, das wisst nur, Leid genug.
All seine Rüstung ihm ein Knecht zur Stelle trug,
Bewaffnet stand der Fürst in seiner Rüstung drinnen.
Vor Schmerzen Hagen kam dabei fast ganz von Sinnen.
Und Hagens Bruder sprach mit ritterlicher Art:
Im Geist bereue ich zum Hofe diese Fahrt!
Wir hießen Ritter einst, nun lassen wir die Leiber!
Soll uns verderben hier im Land dies Weib der Weiber?
Das ist mir ein Verdruss, die Fahrt in dieses Land.
Ach hätte Hagen nur sein Schwert in seiner Hand
Und ich das meine auch, sie sollten zum Gefechte
Sehr übermütig gehn, die sind Brunhildes Knechte.
Bescheiden seien sie, das glaubt gewiss mir nur,
Wenn ich den Frieden auch beschwor mit einem Schwur,
Bevor ich sterben seh den lieben Herrn und Meister
Und in das Totenreich fährt ab sein Geist der Geister.
ACHTER GESANG
Und Siegfried ging davon zum Hafen an dem Strand,
In seinem Tarnungshut ein gutes Schiff er fand,
Darin verborgen stand des Königs Siegmund Kindchen,
Das Schiff zog weiter fort, als ob es trieb ein Windchen.
Wer sah den Steuermann, wie schnell das Schiff da floss
Von Siegfrieds großer Kraft, die er als Mann genoss?
Man meinte, dass das Schiff getrieben wird vom Windchen,
Nein, Siegfried lenkte es, der Frau Sieglinde Kindchen.
Und als der Tag verging und nach der dunklen Nacht
Kam er zu einem Land, da herrschte große Macht,
Das hundert Meilen wohl und weiter sich geschwungen,
Da fand er einen Schatz im Land der Nibelungen.
Der Heros fuhr allein zu einem Ufer breit,
Da band er fest das Schiff, der allezeit bereit,
Er fand auf einem Berg hoch eine Burg gelegen,
Er suchte Unterschlupf, wie es die Müden pflegen.
Da kam er vor die Tür, die ihm verschlossen stand,
Die Ehre schützten sie, die Sitte noch im Land,
Er klopfte an die Tür, der Ritter voller Minnen,
Behütet war die Tür, da traf er aber drinnen
Den ziemlich starken Mann, der wachte Nacht und Tag,
Bei dem zu jeder Zeit auch seine Waffe lag,
Der sprach: Wer pocht so stark an diese Tür im Grimme? -
Der kühne Siegfried hob da vor dem Tor die Stimme
Und sprach: Ich bin ein Held, so öffne du mir bald,
Sonst breche ich mir Bahn von draußen mit Gewalt,
Ob du auch gern in Ruh im Zimmer wärst gelegen. -
Ach, das verdross den Mann, was Siegfried sprach verwegen.
Der kühne Riese trug der harten Rüstung Bann,
Den Helm auf seinem Haupt, der große starke Mann,
Der griff nach seinem Schild und tat nun auf die Pforte
Und stand vor Siegfried da mit Grimm an jenem Orte.
Wie er zu wecken wagt so manchen kühnen Mann?
Da schlug mit schneller Hand er an den Gegner an,
Der Fremde schütze sich vor dieses Wächters Schlägen,
Der hieb ihm auf den Schild, ihn kurz und klein zu legen
Mit einem Eisenstab, so litt der Heros Not,
Fast schien zu fürchten er, der Held, den Bruder Tod,
Als dieser Wächter stark gewaltig ihn geschlagen.
Doch Siegfried stärker war, der Held, in jenen Tagen.
Gewaltig stritten sie, da schallte Stahl auf Stahl,
Man hörte fern den Lärm in König Niblungs Saal.
Doch Siegfried schließlich band den Mann, hat ihn bezwungen.
Die Märe wurde kund im Land der Nibelungen.
Das Streiten hatte fern gehört in seinem Berg
Der kühne Alberich, der war ein wilder Zwerg.
Und er bewaffnete sich selbst und hat gefunden
Den edlen fremden Mann, der seinen Feind gebunden.
Und Alberich war stark und hatte Mut genug
Und Helm und Panzer er an seinem Leibe trug
Und eine Geißel schwer von Gold in seinen Händen.
Er lief zu Siegfried nun, das Schicksal tat ihn senden.
Und sieben Knöpfe schwer, die hingen vorne dran,
Womit der nun den Schild dem ritterlichen Mann
Mit ganzer Kraft zerbeult, da ging der Schild in Splitter.
In Sorge um sein Licht des Seins geriet der Ritter.
Und den zerbrochnen Schild er mit der Linken schwang
Und in die Scheide stieß die Waffe, die war lang.
Den Wächter wollte er nicht lassen Todes Beute,
Wie Treue ihm gebot, er schonte seine Leute.
Und Siegfried rannte nun an Alberich heran
Und griff ihm bei dem Bart, den greisen krummen Mann,
Er zog an seinem Bart, der Zwerg schrie auf vor Schmerzen.
Die Züchtigung des Herrn ging Alberich zu Herzen.
Laut rief der wilde Zwerg: Ich wär dir untertan,
Wenn ich den Eidschwur nicht schon einem hätt getan,
Dem musste schwören ich. Doch lasse mir das Leben,
Und bis zu meinem Tod bin ich dir treu ergeben.
Und er band Alberich wie jüngst den Riesen auch,
Und Siegfrieds große Kraft, die wurmte ihn im Bauch.
Da sagte Alberich: Wie nun soll ich dich nennen? -
Ich heiße Siegfried, doch du solltest mich wohl kennen.
So gut ist mir dein Wort, so sagte Alberich,
An deinem Heldenwerk ich spüre sicherlich,
Dass du den Ruhm verdienst, des Landes Herr zu werden.
Ich tu, was du befiehlst, du großer Herr der Erden!
Und Ritter Siegfried sprach: So gehe du geschwind
Und bring die Besten mir, die in der Burg hier sind,
Der Nibelungen viel, ich möchte tausend sehen,
So lass ich auch kein Leid am Leben dir geschehen.
Er löste Alberich, den Riesen auch vom Band,
Da lief der Zwerg geschwind, wo er die Ritter fand,
Er weckte alle auf, die da vor Niblung stehen:
Wohlan denn, Heldenschar, ihr sollt zu Siegfried gehen!
Sie sprangen auf vom Bett und waren gleich bereit,
Wohl tausend Ritter schnell im festen Eisenkleid,
Er brachte sie zum Ort, wo Siegfried er gefunden,
Der grüßte höfisch nett die Schar in jenen Stunden.
Viel Kerzen flammten auf, man schenkte ein den Trank,
Dass sie gekommen sind, er sagte dafür Dank,
Er sprach: Ihr sollt mit mir wallfahren auf den Fluten. -
Da willig jeder Held gewesen von den Guten.
Dreitausend Ritter wohl, sie kamen ungezählt,
Und tausend wurden nur, die Besten auserwählt.
Man brachte ihren Helm, die Waffen und die Schilde.
Er wollte führen sie zum Lande der Brunhilde.
Er sprach: Ihr Ritter gut, sei eines euch gesagt,
Dass ihr auch Kleider schön an jenem Hofe tragt,
Denn schauen werden uns die allerschönsten Weiber,
Drum soll ihr schmücken schön mit Kleidern eure Leiber.
Die Narren möchten mich wohl gar der Lüge zeihn?
Wie so viel Ritter dort beisammen mögen sein?
Woher kommt ihnen Fleisch? Woher denn auch die Kleider?
Auch dreißig Länderein bescheren das nicht, leider.
Vernommen habt ihr doch, dass Siegfried war sehr reich,
Der Nibelungenschatz war sein, das Königreich.
Drum gab genug er auch der Schar an jenem Platze,
So viel man tragen kann vom Nibelungenschatze.
Und eines Morgens früh begannen sie die Fahrt.
Wie schnelle Männer sind um Siegfried da geschart!
Mit guten Pferden und den Truhen voll Gewänder
Sie zogen stolz hinein in Frau Brunhildes Länder.
Da auf den Zinnen stand manch liebenswertes Kind.
Und die Prinzessin sprach: Wer wohl die Männer sind,
Die ich dort fließen seh so ferne auf dem Meere?
Sie führen Segel, weiß wie Schnee und Frauenehre.
Da sprach der Fürst vom Rhein: O das ist mein Geleit,
Die ich auf meiner Fahrt verließ von hier nicht weit,
Ich habe sie geholt, und nun sind sie gekommen. -
Der Gäste Herrlichkeit ward staunend wahrgenommen.
Da sah man Siegfried stehn im Schiffe vorne an
In herrlichem Gewand und manchen schönen Mann.
Und die Prinzessin sprach: O König, hör mich fragen,
Soll grüßen ich die Schar, soll ich den Gruß versagen?
Er sprach: Du solltest vor die Burg zum Hafen gehen,
Dass sie willkommen sind, dass sie das auch verstehn. -
Und die Prinzessin tat, wie ihr der Herr geraten.
Und Siegfried grüßte sie zuerst in ihren Staaten.
Sie hatten Unterkunft und Truhen dem Gewand,
So viele waren da der Gäste in dem Land,
Dass sie sich allesamt da drängten mit den Scharen,
Die wollten wieder heim zu den Burgundern fahren.
Und die Prinzessin sprach: Dem bin ich huldvoll hold,
Der zu verschenken weiß mein Silber und mein Gold
Den Gästen und dem Fürst, so viel ich je errungen. -
Und Dankwart sagte da, sein Wort ist so erklungen:
Prinzessin edel, gib du mir die Schlüssel nur,
Verschenken will ich es, ich bin auf rechter Spur,
Wem Schande wird zuteil, die treffe mich alleine! -
Das leuchtete ihr ein, wie milde war der Reine.
Als Hagens Bruder nun dort mit dem Schlüssel stand,
Viel Gaben reich und schön verschenkte seine Hand,
Wer wollte eine Mark, dem ward so viel gegeben,
Dass alle Armen auch in Freuden könnten leben.
Wohl hundert Pfund und mehr, die gab er ohne Wahl,
Da ging in schönstem Kleid so mancher aus dem Saal,
Die nie zuvor am Leib ein solches Kleid getragen.
Die Königin vernahms, da musste sie doch klagen.
Sie sprach zum König so: Das ist ein weiser Rat,
Wenn nichts mir bleiben soll von meinem Kleiderstaat,
Wie Dankwart es sich denkt, dahin ist alles Golde.
Wer solchem widersteht, dem bin ich hold, die Holde.
Es gibt so reiches Gut, der Ritter denkt zur Not,
Ich mach ein Testament und denke an den Tod,
So ist dem aber nicht, ich will noch nicht verenden,
Kann meines Vaters Gut auch selber wohl verschwenden.
Von Tronje Hagen sprach: O Frau, sei dir bekannt,
Der König von dem Rhein hat Gold und hat Gewand,
Zu geben volles Maß, so ist es ihm nicht nötig,
Dass er Brunhildes Gut zu rauben ist erbötig.
O nein, wenn ihr mich liebt, so sprach sie zu dem Herrn,
Die Reisekisten füll ich, zwanzig Kisten gern
Mit Gold und Seidenstoff, das will von meinen Händen
Ich ins Burgunder Land als ein Geschenk ich senden.
Und in die Kisten lud man manchen Edelstein,
Der Dame Kämmerer, sie mussten auch da sein,
Sie wollt es nicht vertraun, dass Dankwart tät es machen.
Und Günther, Hagen auch, die fingen an zu lachen.
Und die Prinzessin sprach: Wem nun gehört das Land?
Das soll bestimmen erst die meine, deine Hand. -
Der edle König sprach: So mögest du nun rufen,
Wer immer dir gefällt, zum Herrn ihn zu berufen.
Ein naher guter Freund stand bei der Jungfrau da,
Der Mutter Bruder wars, der Onkel stand ihr nah:
Freund, ich befehle dir die Burgen und die Auen,
Bis Günthers Diener kommt, dem will ich sie vertrauen.
Aus dem Gesinde wählt zweitausend Mann sie und
Bestimmte, dass mit ihr sie fahren nach Burgund
Mit tausend Rittern aus dem Land der Nibelungen.
Sie machten sich bereit, sind an den Strand gedrungen.
Sie führte mit sich auch wohl neunzig schöne Fraun,
Und hundert Mädchen auch, die herrlich anzuschaun,
Die säumten gar nicht lang, um stets bereit zu scheinen.
Und wer zu Hause blieb, ach, der begann zu weinen.
In adeliger Zucht die Frau nun räumt ihr Land,
Die Freunde küsste sie, die sie als treu befand,
Mit gutem Urlaub dann sie kamen zu dem Strande,
Die Jungfrau nimmermehr kam heim zum Vaterlande.
Und auf der Fahrt erscholl so mancher Freude Spiel
Und Kurzweil da erklang und Lust und Muße viel,
Auch hob sich zu der Fahrt ein gnadenreiches Windchen,
Sie fuhren ab vom Land, da weinte manches Kindchen.
Doch wollte sie den Herrn nicht lieben auf der Fahrt
Und die Vereinigung ward bis zum Haus gespart,
Zum Haus im schönen Worms, beim Hofgelag der Damen,
Dahin nun fröhlich all die Helden endlich kamen.
NEUNTER GESANG
Da sie gefahren sind, bis an den neunten Tag,
Sprach Tronjes Hages dies: So hört nun, was ich sag:
Wir sandten nicht das Wort nach Worms am Vater Rheine,
Die Boten sollen gehen ins Heimatland, das reine.
Und König Günther sprach: Das was du offenbart,
Das ist sehr recht, auch hat doch keiner diese Fahrt
So gern getan wie du, so reite in die Heimat,
Weil niemand doch wie du aufs Vaterland den Reim hat.
Nun wisse, lieber Herr, ich bin dazu nicht gut,
Lass in der Kammer mich und bleiben auf der Flut,
Ich will den Frauen hier behüten die Gewänder,
Bis dass wir bringen sie in der Burgunden Länder.
Den Siegfried schicke du mit gutem Wort dahin,
Der mag wohl Bote sein mit tugendreichem Sinn,
Du sollst den Siegfried, Herr, um diese Reise bitten,
Bei deiner Schwester Huld und ihren guten Sitten.
Der König rief den Mann, der kam, als man ihn fand,
Er sprach zu ihm: Wir sind schon nah dem Vaterland,
Da sende Boten ich zur Schwester mein, die feine,
Und auch zur Mutter mein, die leben an dem Rheine.
So bitt ich Siegfried nun, dass er die Reise tut,
Ich danke dir dafür, so sprach der König gut,
Doch Siegfried sagte Nein, er wollte widerstehen,
Bis König Günther so begann, ihn anzuflehen:
Er sprach: Du reite nun und tu den Willen mein,
Um Kriemhilds Willen tu‘s, so wills das Mädchen fein,
Dass es belohne mir die junge Maid, die kecke. -
Und Siegfried dies vernahm, da sagte Ja der Recke.
Befehle, was du willst, es soll gemeldet sein,
Ich will es sagen gern dem schönen Mädchen fein.
Die ich im Herzen trag, soll ich auf die verzichten?
Ich sage ihr dein Wort mit meinem Spruch und Dichten. -
So sag der Mutter mein, Frau Ute, Königin,
Dass ich auf dieser Fahrt voll guten Mutes bin.
Was ich geworben hab, den Brüdern sags voll Ehre,
Den treuen Freunden auch verkünde du die Märe.
Verschweige nichts davon der schönsten Schwester mein,
Ich will ihr mit Brunhild zu treuen Diensten sein,
So sag auch Knecht und Magd und wer mir untertänig,
Was je gewollt der Mann, das alles hat der König.
Und sag es Ortwein auch, dem schönen Neffen mein,
Dass er den Stuhl erbau am großen Vater Rhein,
Dem Freunden sage an, ich will es nicht verschleiern,
Dass mit Brunhilde ich will froh die Hochzeit feiern.
Die Schwester bitte du, ihr werde das bekannt,
Dass ich mit meiner Schar gekommen bin ins Land,
Dass sie dann nett empfang die Frau, die mir erschienen,
So will ich Kriemhild stets als treuer Diener dienen.
Und bei Brunhilde bat und die in ihrer Fron
Um freien Urlaub nun Herr Siegfried, Siegmunds Sohn,
So wie es sich gehört, da ritte er an den Rheinfluss,
Kein bessrer Bote war mit solchem großen Einfluss.
Mit vierundzwanzig Mann in Worms nun kam er an,
Der ohne seinen Herrn und König kam heran,
Da mühten alle sich die Ritter voller Wunden,
Sie dachten, dass der Herr der Burg den Tod gefunden.
Ein jeder stieg vom Pferd und hatte guten Mut,
Da kam der Giselher, der junge König gut,
Sein Bruder Gernot kam, der konnte nicht verstehen,
Dass nicht bei Siegfried war der Günther auch zu sehen.
Willkommen, Siegfried, Herr, nur sage du mir an,
Wo ist der Günther nur, der König, Gottes Mann?
Brunhildes Kraft hat ihn wohl von uns weggenommen?
So wäre zu Schaden uns ja ihre Huld bekommen. -
Die Sorge lass nur sein, dir und den Freunden sein
Ich biete meinen Dienst, er ist der König mein,
Ich ließ ihn gut bewahrt, der mich nach Hause sandte,
Dass ich sein Bote bin im deutschen Vaterlande.
Nun soll es fügen sich, und wie es auch gescheh,
Dass ich die Königin und dass ich Kriemhild seh,
Die sollen hören das, es stärke ihre Geister,
Dass mit Brunhilde gut es geht dem Herrn und Meister. -
Da sagte Giselher: So sprich bei ihnen vor,
Der Schwester sagst du so viel Liebes in das Ohr.
Sie hat noch große Angst um den geliebten Bruder.
Das Mädchen sieht dich gern, auch ist sie ja kein Luder. -
Und Siegfried sagte drauf: Wo ich ihr dienen kann,
Da will ich immer treu und willig sein als Mann.
Wer sagt den Frauen an, dass ich mit Botschaft komme? -
Da eilte Giselher, der ritterliche Fromme.
(Fragment)