KOMMENTAR ZUM BUCH DER RICHTER

VON TORSTEN SCHWANKE


EINFÜHRUNG

Das Buch der Richter hat seinen Namen von den »Richtern«, die in der Zeit nach der Landnahme Israels wichtige Leitungsaufgaben erfüllten und einzelne Sippenverbände oder Stammesgruppen aus der Bedrängnis durch Feinde retteten. Zu den Leitungsaufgaben gehörte vor allem die Rechtsprechung (daher der Name »Richter«).


Den Hauptteil des Buches machen die Erzählungen über die verschiedenen Richtergestalten aus. Voraus geht eine Einleitung, die an das Buch Joshua anknüpft; sie bietet eine knappe Beschreibung der Landnahme durch einzelne Stämme und leitet mit einer allgemeinen Charakterisierung der Richterzeit zu den Richtererzählungen über. Auf den Hauptteil folgen zwei längere Anhänge, in denen die Gründung des Heiligtums von Dan sowie die Schandtat und Bestrafung der Benjaminiter von Gibea berichtet werden.


Die Heldenerzählungen des Hauptteils waren ursprünglich wohl bei einzelnen Stämmen beheimatet. Auffällig breit werden die wunderbare Geburt Simsons und dessen außergewöhnliche Taten geschildert. Auch die Geschichte Gideons nimmt einen breiten Raum ein; seine Berufung wird mit der Gründung eines Heiligtums verbunden. Im Debora-Lied (Kap. 5) wird der Sieg über Sisera und sein Heer besungen; es gehört zu den ältesten Texten des Alten Testaments.


Die Zeit zwischen Joshua und Samuel war nach dem Bild, das das Richterbuch zeichnet, eine Periode, in der sich Israel im Land Kanaan, zumeist gegen Feinde von außen, behaupten musste. Das gelang dem Volk nicht aus eigener Kraft, wie es auch das verheißene Land nicht durch eigene Anstrengung, sondern nur mit Gottes Hilfe erobert hatte. Das Verhältnis Israels zu seinem Gott entschied auch darüber, ob Israel ruhig in seinem Land wohnen konnte. Das war die Überzeugung der Bearbeiter, die die einzelnen Erzählungen zu einem Gesamtbild der Richterzeit zusammenstellten.


Der Geschichtsverlauf wird nach folgenden Leitgedanken des Autoren beurteilt: Jahwe allein verehren; auf seine Stimme hören; seine Gebote befolgen; anderen Göttern nicht nachlaufen. So kommen die Verfasser zu ihrer in der Konsequenz beeindruckenden Wertung der Richterzeit und gewinnen ein Schema, das sie an diese Zeit anlegen können: Abfall von Gott, Strafe, Hilferuf, Umkehr, Rettung, Wohlergehen und Frieden, solange das Volk auf die Richter hört und Gott die Treue hält. Das Richterbuch ist ein eindrucksvolles Zeugnis für den Glauben an den Herrschaftsanspruch Gottes gegenüber seinem Volk, aber auch an seine Treue und Fürsorge.



ERSTER TEIL

DEBORA


Richter 4


1 Als Ehud gestorben war, taten die Israeliten erneut, was dem HERRN missfiel. 2-3 Da ließ der HERR ihr Gebiet vom Kanaaniterkönig Jabin erobern; der regierte in Hazor und besaß 900 eiserne Streitwagen. Sein Heerführer hieß Sisera, er hatte sein Truppenlager in Haroschet-Gojim aufgeschlagen. Zwanzig Jahre lang quälte und unterdrückte Jabin die Israeliten. Da schrien sie zum HERRN um Hilfe. 4 Zu jener Zeit war die Prophetin Debora Israels Richterin. Sie war mit einem Mann namens Lappidot verheiratet 5 und wohnte bei der nach ihr benannten Debora-Palme zwischen Rama und Bethel im Gebirge Ephraim. Dorthin kamen die Israeliten, um sich von ihr Recht sprechen zu lassen. 6 Eines Tages ließ Debora Barak zu sich kommen, den Sohn von Abinoam aus Kedesch im Stammesgebiet von Naftali. Sie sagte zu ihm: »Der HERR, der Gott Israels, befiehlt dir: ›Rufe 10.000 Soldaten aus den Stämmen Naftali und Sebulon zusammen und zieh mit ihnen auf den Berg Tabor! 7 Ich werde dafür sorgen, dass Sisera, Jabins Heerführer, mit seinen Wagen und seinem Heer zum Fluss Kischon kommt. Dort gebe ich ihn in deine Gewalt.‹« 8 Barak antwortete: »Ich werde nur gehen, wenn du mitkommst. Ohne dich unternehme ich nichts.« 9 »Ich komme mit«, willigte Debora ein, »aber der Ruhm dieses Feldzugs wird nicht dir gehören, denn der HERR wird einer Frau den Sieg über Sisera schenken!« Zusammen mit Barak machte sich Debora auf den Weg nach Kedesch. 10 Dort rief Barak die Stämme Sebulon und Naftali zusammen. 10.000 Mann folgten ihm auf den Berg Tabor, und Debora begleitete sie. 11 Zu jener Zeit schlug ein Keniter namens Heber seine Zelte bei dem großen Baum von Zaanannim in der Nähe von Kedesch auf. Die Keniter waren Nachkommen von Hobab, dem Schwager von Mose. Heber hatte sich von seiner Sippe getrennt und war allein weitergezogen. 12 Man meldete Sisera, dass Barak, der Sohn von Abinoam, ein Heer auf den Berg Tabor geführt hatte. 13 Da brach er von Haroschet-Gojim auf und zog mit den 900 eisernen Streitwagen und seinem ganzen Heer zum Fluss Kischon. 14 »Greif an«, forderte Debora Barak auf. »Der HERR wird euch vorangehen und euch noch heute den Sieg über Sisera geben!« Da stürmte Barak mit seinen 10.000 Soldaten vom Berg Tabor herab. 15 Als sie mit dem Schwert in der Hand angriffen, ließ der HERR das ganze Heer der Kanaaniter in Panik geraten. Sisera sprang vom Wagen und floh zu Fuß. 16 Baraks Männer verfolgten die fliehenden Truppen und ihre Wagen bis nach Haroschet-Gojim. Sie töteten alle Soldaten, nicht einer kam mit dem Leben davon.


17 Sisera floh zu Fuß zum Zelt von Jaël, der Frau des Keniters Heber. Denn zwischen Heber und Jabin, dem König von Hazor, herrschte Frieden. 18 Jaël trat aus dem Zelt, lief Sisera entgegen und rief: »Komm herein, mein Herr! Hier bist du sicher!« Da ging er in ihr Zelt und legte sich hin. Jaël deckte ihn zu. 19 »Gib mir bitte etwas Wasser«, sagte er, »ich habe Durst.« Jaël öffnete den Milchschlauch und ließ Sisera trinken. Dann deckte sie ihn wieder zu. 20 »Stell dich an den Eingang!«, bat er sie. »Wenn einer kommt und fragt, ob jemand im Zelt ist, sag Nein!« 21 Erschöpft fiel er in einen tiefen Schlaf. Jaël nahm einen Zeltpflock und einen Hammer, schlich sich an Sisera heran und schlug den Pflock durch seine Schläfen in den Boden. So starb er. 22 Kurz darauf traf Barak ein, der Sisera verfolgte. Jaël ging ihm entgegen und sagte: »Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst.« Barak trat in das Zelt und sah Sisera mit dem Zeltpflock in der Schläfe tot am Boden liegen. 23 An diesem Tag fügte Gott dem Kanaaniterkönig Jabin durch die Israeliten eine beschämende Niederlage zu. 24 Danach gewannen sie immer mehr Macht über Jabin, und schließlich vernichteten sie ihn ganz.


KRIEGERINNEN IM REICH GOTTES


Die Gegner Christi sagen: Christus kennt für die Frauen nur die drei K: Küche, Kinder, Kirche. - Nun, ohne Küche verhungern wir, ohne Kinder stirbt die Menschheit aus und ohne Kirche fährt die Welt zum Teufel. Aber Christus hat noch ein viertes K: Krieg! Christus braucht Frauen, die Kriegerinnen Gottes sind! Ich will euch von vier Kriegerinnen Gottes erzählen, von einer aus dem alten Testament, einer aus dem neuen Testament, einer aus der Katholischen Kirche und einer aus dem modernen Protestantismus.


JUDITH


Der Inhalt des Buches Judith (Spätschrift zum Alten Testament) ist kunstvoll komponiert, so dass es noch heute gut zu lesen und nachzuvollziehen ist: Der Assyrerkönig Nebukadnezar (historisch Herrscher der Babylonier) beschließt einen Feldzug gegen die Meder und sucht dafür Unterstützung bei den westlich bis hin zum Mittelmeer wohnenden Völkern. Doch die verweigern ihre Unterstützung. Nachdem Nebukadnezar dennoch Medien erobern konnte, beauftragt er seinen Feldherrn Holofernes, eine Strafexpedition in den Westen durchzuführen. Holofernes hat Erfolg und vernichtet vor allem die fremden Heiligtümer, um zu erreichen, dass sein König künftig von allen als Gott angebetet wird. Als das assyrische Heer vor Judäa liegt, ist dort die Bestürzung groß. Alle Männer Israels flehen zu Gott, dass er ihre Not wenden möge. Indessen warnt der Ammoniter Achior den Holofernes vor einem Angriff gegen die Israeliten. Ihr Gott nämlich habe sie sicher durch die ganze Geschichte geführt und werde sie auch diesmal gewisslich nicht im Stich lassen. Die Assyrer liefern Achior für diesen Zweifel an der göttlichen Macht ihres Heeres den Israeliten aus, damit er bei deren sicherem Untergang den verdienten Tod erleide. Als die Assyrer zur Belagerung von Bethulia ansetzen, verlieren die Einwohner Mut und Gottvertrauen und sind zur Übergabe ihrer Stadt bereit. Die gottesfürchtige Witwe Judith hält jedoch eine flammende Rede, durch die sie den Kleinglauben der Belagerten wendet. Nach einem Gebet zu Gott macht sie sich selbst auf, die Rettung Israels zu bewirken. In verführerische Gewänder gekleidet, verschafft sie sich Zutritt in das assyrische Lager und in Holofernes Umgebung, indem sie in Aussicht stellt, ihm den Weg nach Jerusalem zu zeigen. Als Holofernes nach einem Gelage betrunken ist, tötet Judith ihn mit seinem eigenen Schwert und entkommt, das Haupt des Feldherrn in einem Kleidersack mit sich tragend. Bei ihrem Aufenthalt im Lager hatte sich Judith weder durch Speise und Trank verunreinigt, noch ihre Gebete zu Gott aufgegeben. Als die Assyrer am nächsten Morgen, von einem Ausfall der Gegner überrascht, den Tod ihres Anführers bemerken, fliehen sie in Panik. Wie einst Mirjam setzt Judith nach der Rettung zu einem Loblied Gottes an. Sie stirbt in hohem Alter, von ganz Israel betrauert.


MARIA


Eine Kriegerin aus dem neuen Testament: die Jungfrau Maria. Im ersten Buch Mose im dritten Kapitel sagt Gott nach dem Sündenfall zur Schlange: Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, ihr Same wird dir den Kopf zertreten. - Darum ist Maria die Schlangenzertreterin. Da sie uns das Heil, den Heiland geschenkt hat, da sie dem Sohn Gottes ihr Fleisch und Blut geschenkt hat, ist sie die größte Feindin Satans. Im zwölften Kapitel der Apokalypse sehen wir Maria, die Mutter des göttlichen Kindes, im Kampf mit dem roten Drachen. Darum ist sie die Siegerin in allen Schlachten Gottes. Im Hohelied besingt Salomo die Frau: Wer ist sie, die strahlend ist wie die Sonne, schön wie der Mond, und schrecklich wie Heerscharen? - Darum ist Maria die Heerführerin der himmlischen Heerscharen. Also das ist die Gotteskriegerin im neuen Testament: Schlangenzertreterin, Siegerin in allen Schlachten Gottes, Heerführerin der himmlischen Heerscharen.


JEANNE D‘ARC


Nun eine Gotteskriegerin aus dem katholischen Spätmittelalter: Johanna von Orleans oder Jeanne d‘Arc. Sie war geboren am 6. Januar 1412 in Domrémy-la-Pucelle und ist hingerichtet worden am 30. Mai 1431 in Rouen. Sie war eine französische Freiheitskämpferin. Ihr 590. Todestag war am 30. Mai 2021.


Euch Männern von England, die ihr kein Recht auf das Königreich Frankreich habt, befiehlt der König des Himmels durch mich, Johanna die Jungfrau, Eure Bastionen zu verlassen und in euer Land zurückzukehren. Wenn ihr das nicht tut, werde ich solch ein Kriegsgeschrei) erheben, dass man ewig daran denken wird“, diktierte Jeanne d'Arc am 5. Mai 1428 in einem Brief an die Belagerer von Orleans. Frankreich befindet sich mit England immer noch im Hundertjährigen Krieg (1337-1453), währenddessen die englischen Könige versuchten, ihre Ansprüche auf den französischen Thron mit Waffengewalt durchzusetzen. Die Engländer halten einen großen Teil Frankreichs besetzt: Paris und Burgund zum Beispiel, und im Oktober 1428 beginnen sie mit der Belagerung von Orleans. Auch beanspruchen die Engländer wieder einmal die französische Königskrone, ihr Anwärter ist Heinrich VI. Die Franzosen haben sich für den Dauphin Karl VII. ausgesprochen, für ihn und das französische Volk wird die Situation immer aussichtsloser.


Seit ihrem 13. Lebensjahr hört die Bauerntochter Jeanne Stimmen. Mal ist es der Erzengel Michael, der zu ihr spricht, mal die heilige Katharina oder die heilige Margarete. Je bedrohlicher die Situation für Karl VII. wird, desto mahnender scheinen die Stimmen, die sie auffordern, den Stadthauptmann von Vaucouleurs aufzusuchen, der sie zum König geleiten werde. Sie habe zwei Aufträge vom Himmelskönig, teilt sie am 6. März Karl VII. mit, erstens die Belagerung von Orleans aufzuheben, zweitens den König zur Salbung und Krönung nach Reims zu führen. „Auf Befehl unseres Herrn“ trägt sie bereits Männerkleidung und Waffen und zieht schließlich mit zehntausend Mann gen Orléans, das sie am 7. Mai, im weißen Harnisch, mit einer kleinen Streitaxt bewaffnet und auf einem schwarzen Kampfross sitzend, von den Engländern befreit. Am 17. Juli wird Karl VII. in Reims in der Kathedrale von Notre Dame gekrönt. Die wundersame, unwahrscheinliche und steile Karriere der Jeanne d'Arc hat ihren Höhepunkt erreicht.


Weitere Operationen des französischen Heeres wirken planlos. Am 24. Mai 1430 wird Jeanne d'Arc nach dem gescheiterten Angriff auf Compiegne vom Herzog von Burgund festgenommen und für 10.000 Francs an die Engländer verkauft. Unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon, des Unterhändlers der Engländer, wurde am 9. Januar 1431 der Prozess gegen sie eröffnet. Von Rouen aus beauftragt der König von England Cauchon, die Untersuchung einzuleiten: „Es ist allgemein bekannt, dass seit geraumer Zeit eine Frau, die sich Jeanne de Pucelle nennen lässt, das Gewand des weiblichen Geschlechts ablegend, was dem göttlichen Gebot zuwiderläuft, Gott ein Gräuel ist und von allen Gesetzen missbilligt und verboten ist, Männertrachten angelegt hat und Waffen trägt. Sie hat grausam Menschen getötet und zu verstehen gegeben, sie sei von Gott gesandt und kenne seine Geheimnisse, des weiteren andere sehr gefährliche und unserem Glauben höchst abträgliche und schändliche Irrlehren verbreitet.“


Vor einem Inquisitionsgericht, das aus sechzig Repräsentanten der Kirche besteht, muss sich die 19-Jährige gegen die Vorwürfe des Satanismus, der Ketzerei, der Hexerei und des Götzendienstes wehren. Die politischen Hintergründe sind offensichtlich: die Legitimation des von Jeanne d'Arc „verhexten“ Franzosenkönigs Karl VII. musste zerstört, die des Engländers Heinrich VI. begründet werden. Dazu bedurfte es eines beispiellosen Prozesses gegen eine junge, selbstbewusste Frau, die in ihrer bäuerlichen Frömmigkeit den offiziellen Glauben gefährdete, die als Frau im Harnisch, also in Männerkleidung, und als Jungfrau mit ihrem Verzicht auf Ehe und Familie sämtliche Tabus verletzte.


Am 30. Mai 1431 wurde Jeanne d'Arc auf Befehl des englischen Königs auf dem Marktplatz von Rouen bei lebendigem Leib verbrannt. Sie war nicht, wie von ihr gefordert, bereit, allem abzuschwören und sich ihren Richtern und der Kirche zu unterwerfen: „Was mein Tun betrifft, so möge man es nach Rom bringen zu unserem Heiligen Vater, dem Papst, auf den ich mich nächst Gott berufe. Und meine Worte und Taten habe ich auf Geheiß Gottes vollbracht... Ich berufe mich auf Gott und unseren Heiligen Vater, den Papst.“ Im Jahr 1909 wurde sie von Papst Pius X. seliggesprochen und elf Jahre später von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen.


SANKT SABINA VON FRIESLAND


Nun eine weitere Kriegerin Gottes: Sankt Sabina. Sie beginnt ihren Tag vor Tau und Tag mit dem Lesen der Heiligen Schrift und dem betenden Betrachten des Wortes Gottes. Dann singt sie dem Herrn Psalmen der Anbetung, des Lobes und des Dankes. Schließlich betet sie für die Alten, Sterbenden und Kranken, für die Kinder der Armen und für die Brüder im Martyrium. Ihr Fastenopfer ist, dass sie morgens nur einen Joghurt mit frischen Früchten isst. Dann bricht sie auf im Namen des Herrn und bringt schwererziehbaren Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Mittags macht sie sich einen schlichten Gemüseeintopf und kümmert sich selbst um den Haushalt. Dann sorgt sie sich um ihre Patenkinder oder um die jungen Pfadfinder, besonders die pubertierenden Mädchen, die sie zum Anstand erzieht. Hat eins ihrer Kinder Streit mit der Mutter, kümmert Sankt Sabina sich um sie und stiftet Frieden in der Familie. Mit den Pfadfindern singt sie christliche Lieder und erzählt den Jugendlichen aus der Bibel, aber sie kocht und brät auch für sie. Ihre Ferien opfert sie den Jugendlichen, indem sie mit ihnen ins Zeltlager fährt. Jedes Wochenende besucht sie ihre kranke alte Mutter und betreut eine Demenzkranke im Pflegeheim. Der Sonntag ist ihr heilig, kein Sonntag kommt, wo der Herr vergeblich auf sie in der Kirche wartet, wo sie den gegenwärtigen Herrn mitten in der Gemeinde anbetet. Zur Erholung macht sie einen Spaziergang mit ihrer behinderten Freundin. Während sie Gottes Schöpfung genießen, besprechen die beiden die Briefe des heiligen Paulus. Das, liebe Geschwister, heißt eine Kriegerin Gottes zu sein.



Richter 5


Deboras Siegeslied


1 Am Tag des Sieges sangen Debora und Barak, der Sohn von Abinoam, dieses Lied: 2 Preist den HERRN für Israels Helden, die sich als Führer bewährten, und für das Volk, das ihnen in den Kampf folgte! 3 Hört her, ihr Könige, gebt acht, ihr Herrscher: Für den HERRN will ich singen, ja, singen und musizieren will ich für den HERRN, den Gott Israels! 4 HERR, du stiegst herab vom Gebirge Seïr, aus den Steppen Edoms kamst du herbei. Da bebte die Erde, und Regen fiel vom Himmel, das Wasser strömte aus den Wolken nieder. 5 Die Berge gerieten ins Wanken, als der HERR kam, als der Gott Israels sich am Sinai zeigte. 6 Zur Zeit Schamgars, des Sohnes von Anat, und in den Tagen Jaëls waren die Straßen leer: Wer auf Reisen war, ging auf gut versteckten Pfaden. 7 Felder und Dörfer lagen verwaist, bis ich mich erhob, ja, bis ich, Debora, aufstand, die Mutter Israels. 8 Mein Volk hatte sich neue Götter erwählt, und dann brach der Feind durch die Tore herein. Bei vierzigtausend Männern in Israel fand sich kein Schild und kein Speer! 9 Doch nun bin ich stolz auf die Heerführer Israels und auf alle Soldaten, die freiwillig kämpften. Ja, preist den HERRN dafür, 10 denkt darüber nach, die ihr auf weißen Eseln mit kostbaren Satteldecken reitet, singt auch ihr, die ihr zu Fuß gehen müsst! 11 Hört, dort am Brunnen, wo man das Vieh tränkt, rühmen sie die mächtigen Taten des HERRN! Sie erzählen, wie er seinem Volk geholfen hat. Israel konnte die Berge wieder verlassen und ist in seine Städte zurückgekehrt. 12 Auf, Debora, auf, sing ein Lied! Steh auf, Barak, du Sohn Abinoams, und führe deine Gefangenen fort! 13 Die letzten mutigen Soldaten kamen herab vom Gebirge und schlossen sich den Führern Israels an. Das Volk des HERRN kam zu mir, bereit zum Kampf: 14 Die Ephraimiter rückten an aus Amaleks Land, gefolgt von den Männern aus Benjamin. Machirs Sippe kam mit ihren Oberhäuptern und Sebulon mit seinen Truppenführern. 15 Auch Issachars Fürsten halfen Debora, und seine Soldaten folgten Barak ins Tal. Der Stamm Ruben aber blieb in seinem Gebiet und beriet ohne Ende, ob er mitkommen sollte. 16 Warum nur bist du bei deinen Herden geblieben? Um den Flöten der Hirten zu lauschen? Doch der Stamm Ruben ließ sich nicht bewegen und konnte zu keinem Entschluss kommen. 17 Die Sippen aus Gilead ruhten sich jenseits des Jordan aus. Warum ging der Stamm Dan nicht von seinen Schiffen? Die Soldaten von Asser saßen am Ufer des Meeres, untätig hockten sie an seinen Buchten. 18 Sebulon schließlich wagte sein Leben, zusammen mit Naftali zog er aufs Schlachtfeld, ohne Furcht vor dem Tod. 19 Könige kamen und kämpften, Kanaans Könige führten Krieg gegen Israel bei Taanach am Fluss von Megiddo. Doch sie brachten kein Silber als Beute zurück. 20 Vom Himmel her griffen die Sterne Sisera an, von ihren Bahnen aus kämpften sie gegen ihn und sein Volk! 21 Der Fluss Kischon, der schon seit Urzeiten fließt, riss die Feinde mit sich fort. Sei stark, Debora, verlier nicht den Mut! 22 Die Pferde der Feinde galoppierten davon, unter ihren Hufen dröhnte die Erde. 23 »Verflucht sei die Stadt Meros!«, rief der Engel des HERRN. Ja, Unheil soll ihre Bewohner treffen! Denn sie kamen dem HERRN nicht zu Hilfe, sie standen den Soldaten Israels nicht bei. 24 Preist Jaël, die Frau des Keniters Heber, rühmt sie mehr als jede andere Frau! Möge Gott sie reicher beschenken als alle Frauen, die in Zelten zu Hause sind. 25 Als Sisera um Wasser bat, reichte sie Milch, gab ihm Sahne im kostbaren Gefäß. 26 Doch dann fasste sie mit der Linken den Pflock und mit der Rechten den wuchtigen Hammer. Sie erschlug Sisera, zertrümmerte seinen Schädel und durchbohrte ihm die Schläfe. 27 Er krümmte sich zu ihren Füßen, geschlagen lag er da. Er krümmte sich zu ihren Füßen und starb. 28 Zu Hause hielt seine Mutter Ausschau nach ihm. Sie blickte aus dem Fenster und rief voller Sorge: »Warum sehe ich seinen Streitwagen noch nicht? Was hält seine Pferde bloß auf?« 29 Ihre weisen Beraterinnen beruhigten sie, und auch sie selbst redete sich ein: 30 »Unser Volk macht gewiss reiche Beute und teilt sie nun auf: ein oder zwei Mädchen für jeden Mann und für Sisera lauter bunt gewebte Gewänder. Ja, kostbare Kleider bringen sie mit und zwei schöne Tücher als Schmuck um meinen Hals!« 31 HERR, mögen all deine Feinde sterben wie Sisera! Doch wer dich liebt, gleicht der Sonne, die aufgeht und mit aller Kraft strahlt! Nach Baraks Sieg über die Kanaaniter herrschte vierzig Jahre lang Frieden im Land.


*


Nachdem wir nun über die Kriegerinnen Gottes nachgedacht haben, wollen wir sie als Siegerinnen betrachten und zwar in ihren Siegesliedern. Das erste stammt von Mirjam, der Schwester Moses und Aarons. Sie singt es mit ihren Freundinnen nach dem Durchzug durchs Rote Meer.


MIRJAM


2. Mose 15,21.


Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt.“

Dabei schlägt Mirjam, die Prophetin und Schwester Aarons und Moses, eine Pauke und tanzt zusammen mit den Frauen. Es ist ein Freudenlied, ein Siegeslied, das sie hier laut und mit Nachdruck anstimmt.


Lieder können ernst und schwer sein. Doch viele, viele Lieder sind fröhlich und beschwingt. So auch das von Mirjam. Es mag erschrecken, dass der zweite Satz so brutal klingt. Dieses Lied wird kurz nach dem Durchzug durchs Schilfmeer gesungen. Gott teilt das Meer, lässt das Volk Israel hindurchziehen und lässt die Fluten über den ägyptischen Verfolgern zusammenstürzen. Sie ertrinken jämmerlich. Israel ist gerettet. Es ging um Leben und Tod! Und Gott hat wunderbar geholfen!


Das Leid der Mirjam achtet nicht auf politische Korrektheit oder auf Form und Anstand. Es bricht aus der Prophetin heraus: Gott ist groß! Gott ist mächtig! Gott hat für uns gekämpft und gesiegt!


Für uns als Christen ist das Singen ein wesentlicher Bestandteil unserer Glaubenspraxis. Über Jahrhunderte hinweg wurde Glaube auch in Liedform gebracht. Dabei geht es manchmal um schwere und ernste Inhalte. Manche Lieder sind sogar theologischen Lehrstücken gleich. Doch ganz oft geht es auch darum, der Freude und Bewunderung Gottes irgendwie Ausdruck zu verleihen. Da reicht Text einfach nicht. Da gehören dann Töne und auch Tanz dazu.


JUDITHS SIEGESLIED


(aus der Gute-Nachricht-Bibel)


Judit 16


1 Judit sang:

»Kommt, preist meinen Gott, singt zum Klang eurer Trommeln!

Kommt, singt für den Herrn, singt zum Schall eurer Zimbeln!

Vereint euch und singt ihm den neuen Gesang!

Den Herrn sollt ihr rühmen, in Not zu ihm rufen;

2 denn er ist ein Gott, der die Kriege beendet.

Er hat mich befreit aus der Hand meiner Feinde,

hat heil mich geborgen bei seinem Volk.

3 Der Feind rückte an von den Bergen im Norden,

ein riesiges Heer – es war nicht zu zählen.

Die Menge der Krieger verstopfte die Täler,

vom Reiterheer waren die Hügel bedeckt.

4 Sie wollten die Städte und Dörfer verbrennen,

die Männer und Jungen mit Schwertern erschlagen,

die Frauen und Kinder als Sklaven verschleppen,

die Säuglinge töten mit grausamer Hand.

5 Doch Gott, unser Herr, hat die Pläne vereitelt;

er selbst, der Allmächtige, kam uns zu Hilfe,

er gab uns den Sieg durch die Hand einer Frau.

6 Nicht kräftige Krieger erschlugen den Feldherrn,

den Tod fand er nicht durch gewaltige Männer,

nein, weiblicher Schönheit und Täuschung erlag er,

die Tochter Meraris bezauberte ihn.

7 Sie wollte ihr Volk aus Bedrängnis erretten.

Drum zog sie entschlossen ihr Witwenkleid aus,

sie salbte den Körper mit duftenden Ölen,

8 durchflocht ihre Haare mit schmückenden Bändern,

dann ging sie in festlicher Kleidung zum Feind.

9 Sein Blick war geblendet von ihren Sandalen,

die Schönheit der Frau nahm dem Feldherrn den Atem –

da traf ihn das Schwert und durchschnitt ihm den Hals.

10 Die Perser erschraken vor solch großer Kühnheit,

der Mut dieser Frau ließ die Meder erschaudern,

11 doch Israel jauchzte, befreit von der Schande.

Aus Angst vor den Schwachen erbebten die Starken,

sie schrien vor Furcht und ergriffen die Flucht.

12 Die Kinder und Schwächlinge gaben es ihnen;

sie wurden verprügelt wie flüchtige Sklaven.

Das Heer meines Herrn hat sie niedergemacht!

13 Drum singe ich ihm, meinem Gott, neue Weisen:

Du, Herr, bist so groß, voller Hoheit und Macht,

so stark, dass kein Gegner dir standhalten kann!

14 Auf Erden soll alles dir deshalb gehorchen;

du riefst es ins Dasein durch deinen Befehl,

dein Lebenshauch formte den Bau dieser Welt.

Drum kann kein Geschöpf deinem Wort widerstehn.

15 Sobald sie dich sehen, erzittern die Berge,

die Meere erschrecken, sie toben und schäumen,

die Felsen zerschmelzen, als wären sie Wachs;

doch Liebe und Treue erfährt, wer dich ehrt.

16 Dem Herrn zu gehorchen bringt bleibende Größe,

das ist ihm auch lieber als Opfer von Tieren;

für ihn ist doch jegliches Opfer zu klein!

17 Doch wehe den Völkern, die frech sich erheben,

mein Volk unterdrücken und gegen es kämpfen!

Der Herrscher der Welt, er wird sie zerschmettern,

wird streng sie bestrafen am Tag des Gerichts.

Ihr Fleisch wird gefressen von Wundbrand und Würmern,

ihr Klagen und Heulen hört nie wieder auf.«


MARIA


Auch die Jungfrau Maria singt ein Loblied, nachdem Gott in ihrem Schoß Mensch geworden ist. Es ist das berühmte Magnifikat, über das Martin Luther einen langen Kommentar geschrieben und das Johann Sebastian Bach sehr schön vertont hat.


(aus der Hoffnung-für-alle, Lukas, 1. Kapitel)


46 Da begann Maria, Gott zu loben:

Von ganzem Herzen preise ich den Herrn.

47 Ich freue mich über Gott, meinen Retter.

48 Mir, seiner Dienerin, hat er Beachtung geschenkt,

und das, obwohl ich gering und unbedeutend bin.

Von jetzt an und zu allen Zeiten wird man mich glücklich preisen,

49 denn Gott hat große Dinge an mir getan, er, der mächtig und heilig ist!

50 Seine Barmherzigkeit bleibt für immer und ewig,

sie gilt allen Menschen, die in Ehrfurcht vor ihm leben.

51 Er streckt seinen starken Arm aus

und fegt die Hochmütigen mit ihren stolzen Plänen hinweg.

52 Er stürzt Herrscher von ihrem Thron,

Unterdrückte aber richtet er auf.

53 Die Hungrigen beschenkt er mit Gütern,

und die Reichen schickt er mit leeren Händen weg.

54 Seine Barmherzigkeit hat er uns, seinen Dienern, zugesagt,

ja, er wird seinem Volk Israel helfen.

55 Er hat es unseren Vorfahren versprochen,

Abraham und seinen Nachkommen hat er es für immer zugesagt.


Und auch die moderne charismatische Bewegung kennt Siegeslieder. Hier ein Lobpreis-Song, den ich nenne


SANKT SABINAS SIEGESLIED


Die Waffe kann gebildet werden,

Aber sie wird nicht gedeihen.

Wenn die Dunkelheit einbricht,

Wird sie sich nicht durchsetzen.

Denn der Gott, dem ich diene,

Weiß nur, wie man triumphiert.

Mein Gott wird nie versagen.

Mein Gott wird nie versagen.


Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.

Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.


Es gibt Macht im mächtigen Namen Jesus.

Jeden Krieg, den er führt, wird er gewinnen.

Ich ziehe mich nicht vor einem Riesen zurück.

Ich weiß, wie diese Geschichte endet.

Ich weiß, wie diese Geschichte endet.


Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.

Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.


Du nimmst, was der Böse wollte,

Und du wendest es für immer um.

Du wendest es für immer um ins Beste.


Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.

Ich werde sehen den Sieg!

Ich werde sehen den Sieg!

Denn der Kampf gehört dem Herrn.





ZWEITER TEIL

JEFTAS TOCHTER


Richter 11


1 Es gab damals unter den Einwohnern von Gilead einen Mann namens Jeftah, der sich als ausgezeichneter Soldat bewährt hatte. Sein Vater hieß Gilead, seine Mutter war eine Prostituierte. 2 Gilead hatte von seiner Ehefrau noch andere Söhne. Als sie erwachsen waren, sagten sie zu Jeftah: »Wir wollen unser Erbe nicht mit dir teilen! Du bist der Sohn einer fremden Frau.« Sie jagten ihn fort, 3 und er floh vor ihnen ins Gebiet von Tob. Dort scharten sich zwielichtige Männer um ihn, mit denen er durch das Land streifte. 4 Einige Zeit später rückten die Ammoniter mit ihrem Heer gegen Israel an. 5 Da gingen die führenden Männer Gileads ins Gebiet von Tob, um Jeftah zurückzuholen. 6 Sie baten ihn: »Komm! Führ uns im Kampf gegen die Ammoniter!« 7 Doch Jeftah erwiderte: »Ihr habt mich so sehr verachtet, dass ihr mich von zu Hause vertrieben habt. Und jetzt, wo ihr in Not seid, kommt ihr ausgerechnet zu mir?« 8 »Wir wenden uns an dich, weil wir deine Hilfe brauchen. Zieh doch mit uns in den Kampf gegen die Ammoniter! Dafür sollst du der Herrscher über ganz Gilead werden!«, versprachen die Männer. 9 Jeftah fragte: »Werdet ihr mich wirklich zu eurem Oberhaupt machen, wenn ich mit euch gegen die Ammoniter kämpfe und der HERR mich siegen lässt?« 10 Sie antworteten: »Der HERR ist Zeuge! Er soll uns strafen, wenn wir unser Wort brechen.« 11 Da ging Jeftah mit Gileads führenden Männern nach Mizpa. Dort machte ihn das Volk zu seinem Oberhaupt und Heerführer, und er wiederholte vor Gott und den Menschen, was er mit den Abgesandten vereinbart hatte.


12 Danach sandte Jeftah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihn fragen: »Was liegt zwischen uns vor, dass du mit deinem Heer gegen mein Land anrückst?« 13 Der König antwortete: »Ihr Israeliten habt mir mein Land weggenommen, als ihr aus Ägypten hierhergekommen seid: das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Arnon, Jabbok und dem Jordan. Gebt es mir freiwillig zurück!« 14 Da sandte Jeftah nochmals Boten zum ammonitischen König; 15 sie sagten: »Jeftah lässt dir ausrichten, dass Israel weder den Moabitern noch den Ammonitern ihr Land weggenommen hat. 16 Es war vielmehr so: Als unser Volk Ägypten verlassen hatte, durchquerte es die Wüste bis zum Schilfmeer und erreichte Kadesch. 17 Von dort schickten sie Boten zum König der Edomiter und baten ihn: ›Lass uns durch dein Land ziehen!‹ Aber er verweigerte es ihnen. Sie fragten den König von Moab, doch er erlaubte es ihnen auch nicht. Da blieb unser Volk zunächst in Kadesch 18 und kehrte dann in die Wüste zurück. Es zog südlich der Länder Edom und Moab vorbei und kam dann von Osten her wieder an Moabs Gebiet heran, wo der Fluss Arnon die Grenze bildet. Sie drangen jedoch nicht in Moab ein, sondern lagerten östlich des Flusses. 19 Von dort schickten sie Boten zum amoritischen König Sihon nach Heschbon und baten ihn: ›Lass uns durch dein Gebiet in unser Land ziehen.‹ 20 Doch Sihon glaubte nicht, dass sie sein Gebiet tatsächlich nur durchqueren wollten. Er versammelte seine Truppen bei Jahaz und kämpfte gegen die Israeliten. 21 Der HERR, unser Gott, aber schenkte unserem Volk den Sieg. Sie schlugen Sihons Truppen und nahmen sein ganzes Land in Besitz. Es gehörte damals also nicht euch, sondern den Amoritern! 22 Vom Fluss Arnon im Süden bis zum Jabbok im Norden und von der Wüste im Osten bis zum Jordan im Westen haben wir es erobert. 23 Der HERR, der Gott Israels, hat die Amoriter vertrieben, um uns ihr Gebiet zu geben, und da willst du uns, sein Volk, wieder fortjagen? 24 Du betrachtest doch auch jedes Land als deinen Besitz, das dir dein Gott Kemosch gibt. Genauso beanspruchen wir die Gebiete, deren Bewohner der HERR, unser Gott, vertrieben hat, damit wir darin wohnen können. 25 Hältst du dich etwa für mächtiger als den Moabiterkönig Balak, den Sohn von Zippor? Er hat es nicht gewagt, mit Israel einen Streit anzufangen, geschweige denn einen Krieg! 26 Seit dreihundert Jahren wohnen die Israeliten nun schon in den Städten Heschbon und Aroer mit ihren umliegenden Dörfern und in den Städten entlang dem Fluss Arnon. Warum habt ihr diese Orte in all den Jahren nicht zurückerobert? 27 Ich sage dir: Nicht wir haben euch Unrecht getan, sondern du tust uns Unrecht, wenn du ohne Grund einen Krieg anzettelst. Der HERR ist Richter. Er soll zwischen Israel und Ammon entscheiden!« 28 Doch der ammonitische König hörte nicht auf die Botschaft, die Jeftah ihm überbringen ließ.


29 Da kam der Geist des HERRN über Jeftah. Er durchzog das ganze Ostjordanland von Gilead im Süden bis zum Stammesgebiet von Manasse im Norden, um seine Truppen zu sammeln. Dann kehrte er nach Mizpa in Gilead zurück und führte das Heer in die Schlacht gegen die Ammoniter. 30 Zuvor legte er vor dem HERRN ein Gelübde ab: »Wenn ich die Ammoniter mit deiner Hilfe besiege 31 und heil zurückkehre, dann soll dir gehören, was mir bei meiner Ankunft als Erstes von daheim entgegenkommt. Ich will es dir zu Ehren als Opfer verbrennen.« 32 Dann zog Jeftah in den Kampf gegen die Ammoniter, und der HERR schenkte ihm den Sieg. 33 Jeftah schlug die feindlichen Truppen in Aroër und in zwanzig weiteren Städten bis nach Minnit und Abel-Keramim. So fügten die Israeliten den Ammonitern eine vernichtende Niederlage zu und unterwarfen sie.


34 Dann kehrte Jeftah nach Mizpa zurück. Als er sich seinem Haus näherte, kam seine Tochter heraus. Sie schlug das Tamburin und lief ihm tanzend entgegen. Sie war sein einziges Kind, er hatte sonst keine Tochter und keinen Sohn. 35 Als er sie sah, zerriss er entsetzt sein Gewand und rief: »Meine Tochter, du brichst mir das Herz! Ausgerechnet du stürzt mich ins Unglück! Ich habe vor dem HERRN ein Gelübde abgelegt – es gibt kein Zurück!« 36 Da sagte sie zu ihm: »Mein Vater, wenn du dem HERRN etwas versprochen hast, musst du es halten. Schließlich hat er dir geholfen, die Ammoniter zu besiegen. Mach mit mir, was du dem HERRN geschworen hast. 37 Nur eine Bitte habe ich noch: Gib mir zwei Monate Zeit. Ich möchte mit meinen Freundinnen in die Berge gehen und darüber trauern, dass ich nie heiraten werde.« 38 Jeftah erlaubte es ihr. Sie ging mit ihren Freundinnen in die Berge und beweinte ihr Schicksal. 39 Als die zwei Monate um waren, kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er erfüllte sein Gelübde. Sie hatte nie mit einem Mann geschlafen. Seitdem herrscht in Israel der Brauch, 40 dass die jungen Frauen jedes Jahr zusammen weggehen und vier Tage lang Jeftahs Tochter besingen.


*


Der biblische Erzähler hat noch nicht einmal einen Namen für die junge Frau. Sie ist und sie bleibt Jephtas Tochter. Wusste der biblische Erzähler ihren Namen nicht? Oder wollte er ihn bewusst nicht nennen?


Als Georg Friedrich Händel im Jahre 1751 sein letztes Oratorium „Jephtah“ schrieb, da gab sein Textdichter, der Pastor Thomas Morell, dem Mädchen einen Namen. Bei ihm heißt sie Iphis. Und man wird nicht fehl gehen, wenn man hier einen Anklang an die antike Erzählung von Iphigenie denkt, die geopfert werden musste, damit die Winde günstig waren und die Griechen nach Troja segeln konnten. (Dazu kommen wir noch.)


Und in der Tat scheint es das Opfer zu sein, das beide Erzählungen miteinander verbindet. Jephta gehört zu den Richtern Israels. Diese Richter in vorstaatlicher Zeit waren weniger Menschen, die Recht zu sprechen hatten – das taten sie sicherlich auch – aber vor allem galten sie als die Heerführer, die immer dann die Soldaten aus allen Stämmen sammelte, wenn es darum ging, Israel gegen Angreifer von Außen zu schützen. Sogar eine Frau sei Richterin gewesen – erzählt das biblische Buch der Richter – Ihr Name ist bekannt: Deborah. Eine Frau an der Spitze militärischer Aktionen, das ist überaus bemerkenswert inmitten der antiken Männergesellschaften. Georg Friedrich Händel hat auch ihr ein Oratorium gewidmet.


Der Richter ist also in diesem Zusammenhang ein Militär. Da es in Israel kein stehendes Heer gibt, muss er sich seine Leute von Fall zu Fall zusammensuchen. Das ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Auch wenn jeder israelitische Mann gezwungen werden kann, zur Verteidigung Israels zu den Waffen zu greifen, es gibt dennoch keinen gleichen Ausbildungsstand. Ein solches Heer ist wie eine Herde aufgescheuchter Kühe.


Also ist der Ausgang einer militärischen Unternehmung mit zusammengesuchten Soldaten deutlich ungewisser als militärische Unternehmungen es ohnehin schon sind. Es kommt sehr auf den jeweiligen Oberbefehlshaber, eben den Richter an. Er muss ein charismatischer Mensch sein, einer, der andere führen und begeistern kann, so wie man es Cäsar nachsagt, dem Alten Fritz und auch Napoleon Bonaparte. Jephta scheint auch ein solcher Charismatiker zu sein. Zudem weiß er, dass die Siege, die er und seine Leute errungen haben, nicht allein auf sein Konto gehen. „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein!“ – das ist seit den Tagen des Mose der wichtigste Kriegsgrundsatz Israels. Und darin hören wir spätere schon den Versuch, die Macht und den Schrecken des Krieges deutlich zu begrenzen:


Wenn Gott streitet, dann kann der Krieg kein „totaler“ Krieg werden, schon gar kein „Vernichtungskrieg“. Und also bleibt Krieg immer militärisch riskant und moralisch anfechtbar, er bleibt die äußerste Entscheidung, nachdem alle anderen, wirklich alle Möglichkeiten, der Politik und der Diplomatie ausgeschöpft sind, die den Krieg noch hätten verhindern können.


Ganz möchte sich Jephtah aber doch nicht auf den ersten und letzten Kriegsgrundsatz Israels verlassen: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein!“ Jephta möchte Einfluss nehmen, nicht nur auf seine Soldaten – das wird er ohnehin tun, so gut es geht – er möchte auch Einfluss nehmen auf die göttlichen Entscheidungen, sein Kriegsglück betreffend.


In der Antike weiß man für gewöhnlich, was man in solchen Fällen zu tun hat: Man veranstaltet einen Gottesdienst, bei dem ein möglichst aufwendiges Opfer gebracht wird. In der Regel wird dafür ein Ochse geschlachtet. Das Fleisch wird von den Anwesenden bei einem Festmahl verzehrt, das Fett wird dem Gott als Opfer dargebracht, wobei gerade das Fett der wichtigste Teil eines Tieres war. Das sollte Gott dargebracht werden. In der Antike mochte man Fettschwanzschafe, sie galten als Delikatesse, und man mochte es, wenn den Männern bei Essen das Fett in den Bart tropfte. Und gerade diese Delikatesse sollte Gott vorbehalten werden.


Natürlich weiß Jephta von der Wirkung eines großartigen Opfers. Aber er zahlt nicht im Voraus: Erst die Ware, dann das Geld! Erst wenn er die Ammoniter besiegt hat, dann will er das erste, das ihm entgegenläuft, wenn er nach Hause kommt auf den Altar legen und feierlich verbrennen. Das wird nicht nur ein Trank – oder ein Fettopfer sein, es soll ein Ganzopfer werden. Bei dem alles für Gott, aber nichts für die Menschen bestimmt sein soll. Großzügig ist Jephta. Aber er will erst den Erfolg sehen, bevor er den entsprechenden Dankgottesdienst veranstaltet.


Und Jephta sieht den Erfolg, Die Ammoniter, ein kanaanäisches Volk, das östlich des Jordans siedelt und immer wieder in das Gebiet der Israeliten einfällt, werden vernichtend geschlagen. Das war es, was Jephta und seine Leute gewollt hatten. Jetzt konnte er unbeschwert daran gehen, den großen Dankgottesdienst vorzubereiten und das erste Lebewesen zu schlachten, das ihm bei der Rückkehr nach Hause entgegenlaufen würde.


Nicht im Traum hatte Jephtah daran gedacht, dass es ein Mensch sein könnte, ein Mädchen, seine eigene Tochter. Jephta ist in die Falle geraten, die er sich selber gestellt hatte. Niemand hatte ihn gezwungen, ein solches ungewisses Gelübde abzulegen. Auch und schon gar nicht Gott hatte das von ihm verlangt. Das hat er ganz allein und freiwillig getan. Jephta hätte auch seinen besten Ochsen versprechen können. Aber vielleicht wollte er sich doch ein Hintertürchen offen lassen und hatte fest damit gerechnet, dass ihm wahrscheinlich als erstes ein Huhn entgegenlaufen würde, oder bestenfalls eine Ziege, vielleicht auch ein Schaf.


Aber jetzt war es die Tochter, deren Namen wir nicht kennen. Und gesagt ist gesagt, versprochen ist versprochen, und ein Gelübde ist ein Gelübde: gegeben, um es zu halten. Und einer, der Gelübde bricht, der kann sich weder von Gott noch vor den Menschen sehen lassen. Einer, der Gelübde bricht, der ist nichts mehr wert, auch wenn er ein geachteter Richter, ein erfolgreicher Militärkommandant oder wenn er auch Bundespräsident war.


Es gibt mehrere Geschichten in der Antike, in der Menschen in die Falle tappen, die sie selbst gestellt haben. Das Orakel von Delphi war berüchtigt für zweideutige Sprüche: So hatte Krösus, der König von Lydien wissen wollen, was geschehen würde, wenn er seine Nachbarn angriffe. Das Orakel in Gestalt der Priesterin Pythia antwortete ihm: Wenn du den Fluss Halys überschreitest, dann wirst du ein großes Reich zerstören. Krösus griff an, weil er glaubte, das Orakel auf seiner Seite zu haben. Später jedoch musste Krösus erkennen, dass es sein eigenes Reich war, das er zerstört hatte. Man nennt es „Tragik“, wenn ein Mensch Gutes will und Schlechtes dabei herauskommt, und er es nicht mehr ändern kann.


Wir modernen Menschen haben uns diese Sichtweise längst abgewöhnt. Für uns gäbe es im Falle Jephtas die Tragödie überhaupt nicht: natürlich bleibt die Tochter am Leben. Dem gegenüber ist das Gelübde zweitrangig. Und jedes Gericht würde es genau so sehen und genau so einfordern: Das Leben eines Menschen ist das höhere Rechtsgut. Ihm gebührt unbedingter Schutz.


Das bedeutet andererseits aber auch, dass feierliche Versprechungen oder gar Eide bei uns deutlich an Gewicht verloren haben. Es ist ja auch kein Wunder: wo die Wörter überhand nehmen, wo man uns überall und mit allem möglichen zutextet, von morgens bis abends auf allen Kanälen. Da kann das einzelne Wort nicht mehr das Gewicht haben, das ihm eigentlich zukommt.


Ein Eheversprechen hatte einmal Gewicht. Es hatte lebenslange Folgen. Manchmal aber auch mit schlimmen oder sogar unerträglichen Konsequenzen.


Bei Gericht ist von dem Gewicht des Wortes noch etwas zu spüren. Wer einen Meineid leistet, der riskiert eine Gefängnisstrafe von einem bis zu fünfzehn Jahren. Da die Aussage eines Zeugen vor Gericht ein Beweismittel ist, muss die absichtliche Falschaussage derart strafbewährt sein. Wie sollte ein Gericht anders auf das Wort eines Zeugen sein Urteil stützen können?


Jephta hat sich zu entscheiden. Entscheidet er sich für das Leben seiner Tochter, dann ist er vor Gott und den Menschen ehrlos. Entscheidet er sich für sein Gelübde, stirbt seine Tochter einen qualvollen Feuertod.


Und Gott? Er schweigt. Wenn man so will, war es Jephta, Jephta allein, der ihn in Anspruch genommen und zugetextet hatte. Hat Gott ihn etwa zu dem Gelübde gezwungen oder nur genötigt? Hat Gott den Sieg der Israeliten an ein entsprechendes Opfer gebunden? Keine Rede davon. Auch keine Rede davon, dass Gott mit aller Macht auf der Erfüllung des Gelübdes bestehen würde.


Das hat Jephta ganz allein getan. Von sich aus hat er geredet. Von sich aus hat er Gott mit einem Gelübde behelligt, das weder gefördert noch nötig war.


Nach biblischen Maßstäben fällt Jephtas Gelübde unter das 3. Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht missbrauchen! Martin Buber übersetzt: „Trage nicht SEINEN, deines Gottes Namen auf das Wahnhafte.“ Das bedeutet: den Namen Gottes entleeren, ihn zu missbrauchen, dass ich seinen Namen nicht vor meinen Karren spanne,. Damit ich meine Interessen nicht für die seinen erkläre, als könnte ich ihn durch meine Worte binden, dass er mir etwas bestimmtes Gutes tue.


Der Eid im Namen Gottes hat Gewicht. „Rabbi Hiskijah lehrte: Wer schwört, dass zwei zwei sind, erhält die Prügelstrafe wegen eines unnötigen Schwurs.“ Oder ein anderer Rabbi sagt: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht missbrauchen. Ehe du noch das Schwören auf dich genommen hast, bin ich dein Gott. Aber nachdem du das Schwören auf dich genommen hast, bin ich dein Richter.“ Achte darauf: deine Worte wiegen schwer!


Die Tochter selbst nimmt ihr Schicksal gelassen. Aber sie sagt auch, was wirklich geschehen ist: Mein Vater, du hast dem HERRN gegenüber deinen Mund aufgerissen, mach mit mir, wie dein Mund es gesagt hat, nachdem der HERR dir Rache verschafft hat an deinen Feinden, den Ammonitern. Lediglich zwei Monate Trauerzeit erbittet sie sich für sie selbst und für ihre Freundinnen, damit sie ihre Jungfernschaft betrauern kann: Sie wird sterben, ohne selbst Kinder zu haben und ohne damit auch Jephta Nachkommen zu schenken. Und das, obwohl Jephtas Tochter nichts zu dieser furchtbaren Situation beigetragen hat, auch wenn es einzig der Wahn ihres Vaters war, dass er meinte, mit Gott spielen zu können, oder noch besser: ihn durch sein wahnsinniges Gelübde an die Kette legen zu können.


Gott gegenüber den Mund aufreißen, sich großtun mit dem eigenen Gerede, vor Gott und den Menschen den großen Mann markieren, der alles in der Hand hat und der sich letztlich auch alles leisten kann?


Israels Gott lässt sich nicht vor diesen Karren spannen.


Andererseits geht es in dieser biblischen Erzählung darum, dass wir gemahnt werden, die eigenen Worte angemessen zu gewichten. Wer viel redet, muss nicht Recht haben. Wer viel redet, der Kann sich um Kopf und Kragen reden. Wer leichtfertig mit dem Schwur bei der Hand ist, gegen den kann sich der Schwur auch kehren. Er kann zum Opfer der Falle werden, die er sich selbst gestellt hat.


So ist auch Jesus kritisch gegenüber dem Schwören, gegen den leichtfertigen Umgang mit den Wörtern. Klar „Ja“ und klar „Nein“ zu sagen, das erwartet er von den Menschen, die ihm nachfolgen wollen.


IPHIGENIE


Nun etwas Kultur. Der griechische Dichter Euripides dichtete eine Tragödie über „Iphigenie in Aulis“. Sie wurde posthum 406 v. Chr. aufgeführt. In Aulis sammeln die Achäer, also die Griechen, ein gewaltiges Heer, um die entführte Helena, die schönste Frau Griechenlands, die von dem Asiaten Paris ihrem Ehemann Menelaos weggenommen worden war, mit Gewalt aus Troja (in der heutigen Türkei) zurückzuholen, doch die Jungfräuliche Göttin Artemis hält die Winde zurück und verlangt Agamemnons, des Heerführers der Griechen, Tochter Iphigenie als Opfer. Unter dem Vorwand, sie mit Achilles, dem größten Krieger der Griechen, verheiraten zu wollen, wird Iphigenie von Agamemnon und seinem Bruder Menelaos nach Aulis gelockt. Die Bedenken, die den Brüdern dann doch kommen, werden auch unter dem Druck des Heeres und dessen Sprecher Odysseus, des klugen Mannes, bei Seite geschoben. Bei der Opferung aber entrückt die jungfräuliche Göttin Artemis das junge Mädchen im letzten Moment, an Iphigenies Stelle trifft Agamemnons Schwert ein Hirschkalb.





DRITTER TEIL

SIMSON UND DELILA


RICHTER 13


Der Engel des Herrn kündigt Simsons Geburt an


1 Wieder taten die Israeliten, was dem Herrn missfiel. Deshalb ließ er zu, dass die Philister sie vierzig Jahre lang unterdrückten. 2 Zu dieser Zeit lebte ein Mann namens Manoach. Er kam aus Zora und gehörte zum Stamm Dan. Manoach war verheiratet, aber er hatte keine Kinder, weil seine Frau unfruchtbar war. 3 Eines Tages erschien der Engel des Herrn seiner Frau und sagte: »Du konntest bisher keine Kinder bekommen. Aber nun wirst du schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. 4 Achte darauf, keinen Wein oder andere berauschende Getränke zu trinken. Iss auch nichts, was der Herr für unrein erklärt hat! 5 Denn der Sohn, den du bekommst, wird schon im Mutterleib Gott geweiht sein. Niemals dürfen seine Haare geschnitten werden! Er wird beginnen, Israel von den Philistern zu befreien.« 6 Da lief die Frau zu Manoach und erzählte ihm: »Ein Bote Gottes ist bei mir gewesen. Er sah aus wie ein Engel! Ich hatte solche Angst! Ich habe ihn nicht einmal gefragt, woher er kommt. Er hat sich auch nicht vorgestellt. 7 Er sagte zu mir, ich würde schwanger werden und einen Sohn bekommen. Deshalb soll ich keinen Wein oder andere berauschende Getränke mehr trinken und nichts essen, was der Herr für unrein erklärt hat. Denn das Kind soll von Mutterleib an bis zu seinem Tod Gott geweiht sein.« 8Da betete Manoach: »Bitte, Herr, schick doch deinen Boten noch einmal zu uns, damit er uns genau sagt, was wir mit dem Jungen tun sollen, den wir bekommen.« 9 Gott erhörte ihn und sandte seinen Engel zum zweiten Mal zu der Frau. Sie war gerade ohne ihren Mann auf dem Feld. 10 Schnell lief sie zu Manoach und rief: »Komm! Der Mann, der neulich bei mir war, ist wieder da.« 11 Manoach ging mit ihr zu dem Engel und sagte zu ihm: »Bist du der Mann, der mit meiner Frau gesprochen hat?« »Ja, ich bin es«, antwortete er. 12 Da fragte Manoach: »Wenn deine Ankündigung eintrifft, wie sollen wir dann mit dem Jungen umgehen? Wie müssen wir uns verhalten?« 13 Der Engel des Herrn erwiderte: »Deine Frau soll alles meiden, was ich ihr genannt habe. 14 Sie darf nichts essen, was aus Trauben zubereitet ist, und keinen Wein oder andere berauschende Getränke trinken. Außerdem soll sie nichts essen, was Gott für unrein erklärt hat. Sie muss alle meine Anweisungen befolgen.« 15 »Bitte, bleib noch da«, bat Manoach den Engel des Herrn. »Wir möchten dir einen jungen Ziegenbock zum Essen zubereiten!« 16 Denn er wusste nicht, wen er vor sich hatte. Der Engel des Herrn antwortete: »So sehr du mich auch drängst, ich werde nichts essen. Aber wenn du willst, dann bring es dem Herrn als Brandopfer dar!« 17 »Wie heißt du?«, fragte Manoach. »Wir würden uns gern bei dir bedanken, wenn deine Ankündigung eintrifft.« 18 Der Engel erwiderte: »Du fragst nach meinem Namen? Er ist unbegreiflich für dich!« 19 Manoach nahm den jungen Ziegenbock sowie Brot für das Speiseopfer und verbrannte es zu Ehren des Herrn auf einem Felsblock. Da ließ Gott vor ihren Augen ein Wunder geschehen: 20 Als das Feuer zum Himmel aufloderte, stieg der Engel des Herrn in der Flamme empor und verschwand. Manoach und seine Frau warfen sich erschrocken zu Boden. 21 Es war ihre letzte Begegnung mit dem Engel des Herrn.

Nun begriff Manoach, mit wem sie gesprochen hatten. 22 »Wir müssen sterben!«, rief er. »Wir haben Gott gesehen!« 23 Doch seine Frau entgegnete: »Wenn der Herr uns töten wollte, hätte er bestimmt nicht unser Opfer angenommen. Dann hätte er uns auch nicht dies alles sehen lassen und uns nicht so etwas angekündigt.«

24 Einige Zeit später brachte Manoachs Frau einen Sohn zur Welt und nannte ihn Simson. Der Junge wuchs heran, und der Herr segnete ihn. 25 In Mahane-Dan zwischen Zora und Eschtaol wurde er zum ersten Mal vom Geist des Herrn erfasst.


*


Es gibt im alten Testament einige wunderbare Geburten, oft unter dem Beistand von Engeln, die man alle als prophetische Vorausverkündigungen der Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria betrachten muss.


SARAH


Sarah und Abraham waren verheiratet, aber kinderlos. Sarah war neunzig und Abraham hundert Jahre alt. Sarah „ging es nicht mehr nach der Frauen Weise“. Sie lebten in Zelten in Kanaan. Da kamen drei Männer zu Besuch. Abraham ließ ihnen einen Rinderbraten vorsetzen. Die drei Männer sprachen zu Abraham: In einem Jahr wird deine Frau ein Kind bekommen. Sarah hörte das im Zelt und lachte. Aber ein Jahr später hat die neunzigjährige einen Sohn geboren. Die drei Männer, die auch als „Herr“ angesprochen werden, sind eine Andeutung auf die Dreieinigkeit Gottes.


HANNA


Hanna hatte einen Mann, der noch eine zweite Frau, Penina, die ihm Kinder geschenkt hatte, aber Hanna war kinderlos. Hanna sagte zu ihrem Mann: Mach mir Kinder! Er sagte: Bin ich Gott, dass ich dir Kinder machen könnte? Sie ging zum Heiligtum, wo der Priester Eli seinen Dienst tat, und dort betete sie: Herr, wenn du mir einen Sohn schenkst, will ich ihn in deinen Tempeldienst geben. Sie betete leise, bewegte nur die Lippen. Der Priester hielt sie für betrunken. Aber der Herr erhörte ihr Gebet, und ein Jahr später bekam die kinderlose Hanna einen Sohn und brachte ihn in den Tempel, das war der große Prophet Samuel.


HEILIGE ANNA


Nun erlaubt mir einmal, euch von einer außerbiblischen Schrift zu berichten, einem frühchristlichen Text, ungefähr 150 n. Chr. verfasst und dem Jakobus, dem Herrenbruder zugeschrieben. In dieser Schrift wird von Anna berichtet. Der junge Luther geriet einmal in einer Ebene in ein Gewitter und die Blitze schlugen neben ihm ein, da betete er in seiner Not: Heilige Anna, wenn ich gerettet werde, will ich Mönch werden! - Er wurde gerettet und er wurde Mönch. Wer ist diese Anna, die Luther so geliebt hat? Es ist das sogenannte Proto-Evangelium des Jakobus. Anna war Jüdin und mit Joachim verheiratet, und sie wünschten sich ein Kind, aber sie blieben lange kinderlos. Anna sah eine Nachtigall im Nest ihre Küken füttern und weinte vor Sehnsucht nach einem Kind. Joachim wollte im Tempel in Jerusalem ein Opfer darbringen, aber der Priester schickte ihn weg, denn der Priester dachte: Wenn die beiden unfruchtbar sind, dann sind sie von Gott verflucht. Nun war Joachim auf dem Feld bei seinen Schafen und Anna im Garten, als beiden ein Engel erschien. Durch diese Erscheinungen geführt, trafen sich Anna und Joachim am Goldenen Tor von Jerusalem und umarmten sich. Und dann ist nach langen Jahren der Kinderlosigkeit aus dem natürlichen ehelichen Verkehr ein Kind hervorgegangen, und es war eine Tochter, und sie nannten sie Mirjam. Diese Mirjam wurde dann mit 15 Jahren zur Mutter Jesu. - Dieses Proto-Evangelium des Jakobus hat tiefe Spuren im abendländischen Christentum und der christlichen Kultur hinterlassen. Wie gesagt, Luther rief die heilige Anna an, Leonardo da Vinci malte Anna mit Maria und Jesus. Das solltet ihr zumindest einmal zur Kenntnis nehmen, solltet ihr auch nicht wie ich die heilige Anna verehren.


ELISABETH


Elisabeth war mit Zacharias verheiratet. Er war Priester im Tempel von Jerusalem, sie galt aber als unfruchtbar, sie hatten kein Kind. Als Zacharias im Tempel diente, erschien ihm der Erzengel Gabriel und verkündete ihm: Deine unfruchtbare Frau wird einen Sohn gebären, den sollst du Johannes nennen. Zacharias aber zweifelte daran, und zur Strafe dafür musste er stumm werden. Aber seine Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn. Vom sechsten bis zum neunten Monat der Schwangerschaft begleitete die schwangere Jungfrau Maria ihre Verwandte Elisabeth. Der Sohn, der geboren war, war Johannes der Täufer.


EMPFÄNGNIS JESU


Lukas 1


Ein Engel kündigt Maria die Geburt von Jesus an


26 Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel nach Nazareth schickte, einer Stadt in Galiläa. 27 Dort sollte er die Jungfrau namens Maria aufsuchen. Sie war unberührt und mit Josef, einem Nachkommen von König David, verlobt. 28 Der Engel kam zu ihr und sagte: »Ave Maria! Der Herr ist mit dir! Du bist voll der Gnade.« 29 Maria erschrak über die Worte des Engels und fragte sich, was dieser Gruß bedeuten könnte. 30 »Hab keine Angst, Maria«, redete der Engel weiter. »Du hast Gnade gefunden bei Gott. 31 Du wirst empfangen in deinem Schoß und einen Sohn gebären. Jesus soll sein Name sein. 32 Er wird mächtig sein, und man wird ihn Sohn des Höchsten nennen. Gott, der Herr, wird ihm die Königsherrschaft seines Stammvaters David übergeben, 33 und er wird die Nachkommen von Jakob für immer regieren. Seine Herrschaft wird niemals enden.« 34 »Wie soll das geschehen?«, fragte Maria den Engel. »Ich erkenne doch keinen Mann.« 35 Der Engel antwortete ihr: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird dieses Kind auch heilig sein und Sohn Gottes genannt werden. 36 Selbst Elisabeth, deine Verwandte, von der man sagte, dass sie keine Kinder bekommen kann, ist jetzt im sechsten Monat schwanger. Sie wird in ihrem hohen Alter noch einen Sohn zur Welt bringen. 37 Gott hat es ihr zugesagt, und für Gott ist nichts unmöglich!« 38 »Ich bin die Magd des Herrn«, antwortete Maria. »Alles soll so geschehen, wie dein Wort es mir gesagt hat.« Da verließ sie der Engel.


EVANGELIKALE MUTTER


Ein evangelikaler Bruder war mit einer evangelikalen Schwester verheiratet. Sie wünschten sich ein Kind. Aber obwohl sie ihre ehelichten Pflichten erfüllten, wurde die Frau nicht schwanger. Jahr für Jahr warteten sie, und die Schwester wurde immer trauriger, ja, verzweifelt. Sie identifizierten sich mit Zacharias und der unfruchtbaren Elisabeth. Sie wollten aus christlicher Ethik keine künstliche Befruchtung. Die Frau nahm Heilkräuter, um empfänglich zu werden. Sie beteten inständig zum Herrn. Und nach zehn Jahren Gebet und Tränen erbarmte sich der Herr und schenkte ihnen einen Sohn. Gott nahm auch ihre Identifizierung mit Zacharias und Elisabeth an, denn der Sohn wurde am liturgischen Festtag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni geboren.


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Richter 14


RÄTSEL


»Was bedeutet das: Von dem, der frisst, bekam ich zu essen, und der Starke gab mir Süßes?«


BITTE UM ANTWORT!


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Simson will eine Philisterin heiraten


1 Als Simson sich einmal bei den Philistern in Timna aufhielt, sah er dort eine junge Frau, die ihm besonders gefiel. 2 Er kehrte nach Hause zurück und erzählte seinen Eltern von ihr: »Ich habe in Timna eine junge Philisterin gesehen. Sorgt dafür, dass ich sie heiraten kann!« 3 Seine Eltern erwiderten: »Gibt es denn keine Mädchen hier in unserem Stamm oder unserem Volk? Musst du wirklich zu den Philistern gehen und dir bei diesen unbeschnittenen Heiden eine Frau suchen?« Doch Simson blieb hartnäckig: »Ich will sie und keine andere! Sie gefällt meinen Augen!« 4 Seine Eltern wussten nicht, dass der HERR dabei seine Hand im Spiel hatte, weil er den Philistern schaden wollte. Denn zu dieser Zeit herrschten die Philister über die Israeliten. 5 Simson brach mit seinen Eltern nach Timna auf. Als er bei den Weinbergen der Stadt ein Stück allein abseits des Weges lief, stand ihm plötzlich ein brüllender junger Löwe gegenüber. 6 Da wurde Simson vom Geist des HERRN ergriffen. Er zerriss den Löwen mit bloßen Händen, als wäre es eine kleine Ziege. Seinen Eltern erzählte er nichts davon. 7 Er besuchte die Philisterin und sprach mit ihr. In seinen Augen war sie genau die Richtige für ihn. 8 Einige Zeit später gingen sie wieder nach Timna, um die Hochzeit zu feiern. Vor der Stadt bog Simson vom Weg ab und sah nach dem toten Löwen. In dem Kadaver entdeckte er einen Schwarm Bienen und Honigwaben. 9 Er nahm den Honig heraus und begann ihn im Weitergehen zu essen. Als er wieder bei seinen Eltern war, gab er auch ihnen davon, sagte ihnen aber nicht, dass er den Honig aus dem Körper des toten Löwen geholt hatte. 10 In Timna ging sein Vater zur Familie der jungen Frau, während Simson als Bräutigam das Fest vorbereitete. So war es damals Sitte.


Die Philister betrügen Simson


11 Als die Angehörigen der Braut sahen, dass Simson in Timna eingetroffen war, schickten sie ihm dreißig junge Männer, die mit ihm zusammen feiern sollten. 12 Simson sagte zu ihnen: »Ich möchte euch ein Rätsel stellen. Wenn ihr es in der Festwoche löst, gebe ich euch dreißig wertvolle Leinenhemden und dreißig kostbare Gewänder. 13 Aber wenn ihr es nicht herausbekommt, müsst ihr mir dreißig Hemden und dreißig Gewänder geben.« »Lass dein Rätsel hören!«, antworteten sie. 14 Da fragte Simson: »Was bedeutet das: Von dem, der frisst, bekam ich zu essen, und der Starke gab mir Süßes?« Drei Tage vergingen, ohne dass die Männer das Rätsel lösen konnten. 15 Am vierten Tag drohten sie Simsons Braut: »Verleite deinen Mann dazu, dir die Lösung zu verraten, und sag sie uns! Sonst werden wir dich und die Familie deiner Eltern verbrennen! Oder habt ihr uns bloß eingeladen, um uns arm zu machen?« 16 Die Frau ging zu Simson und brach in Tränen aus: »Du liebst mich nicht! In Wirklichkeit hasst du mich nur! Du stellst den Männern meines Volkes ein Rätsel und verschweigst mir die Lösung.« Er antwortete: »Nicht einmal meinen Eltern habe ich sie verraten, und da sollte ich sie bei dir ausplaudern?« 17 Während der ganzen Festwoche weinte sie, wenn sie bei ihm war. Am siebten Tag schließlich flehte sie ihn so lange an, bis er ihr die Lösung anvertraute, und sie erzählte es den Philistern. 18 Bevor die Sonne unterging, sagten die Männer zu Simson: »Was ist süßer als Honig und stärker als ein Löwe?« Er erwiderte: »Hättet ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt, dann hättet ihr das Rätsel nicht gelöst.« 19 Da wurde er vom Geist des HERRN ergriffen. Simson ging nach Aschkelon, tötete dreißig Philister, nahm ihre Gewänder und brachte sie den Männern, die sein Rätsel gelöst hatten. Dann kehrte er voller Zorn ins Haus seiner Eltern zurück. 20 Seine Frau aber wurde mit dem Brautführer, einem der dreißig Männer, verheiratet.


*


Simson sagte: DIE GEFÄLLT MEINEN AUGEN…


Da war die süße junge Heidin wohl ganz reizend gekleidet, das durchsichtige Kleidchen reichte kurz bis auf die Oberschenkel. Da fand in Simson folgender Dialog statt:


Penis an Großhirn! Penis an Großhirn!

Was ist, Penis, was willst du schon wieder?

Großhirn, ich hab die perfekte Frau gefunden!

Welche meinst du, Penis?

Bist du denn blind, Großhirn? Die da! Die gefällt mir.

Die gefällt dir, Penis? Ist sie schön?

Ja, Großhirn, vollkommen schön!

So schön wie Gott, mein Lieber?

Ja, wenn nicht gar noch schöner...

Du meinst, wir sind von Ewigkeit für einander geschaffen?

Ja, wie Penis und Scheide, zwei Hälften einer ewigen Seele.

Gut, ich vertraue dir, Penis.

Bravo, Großhirn, dann denk dir was aus.


DER WEISHEITSLEHRER JESUS SIRACH

WARNUNG VOR VERFÜHRERINNEN


KAPITEL 9


1 Wache nicht zu eifersüchtig über die Frau in deinen Armen, sonst bringst du sie dazu, dir Böses anzutun. 2 Verliere dich nicht an eine Frau, damit sie nicht Herr über dich wird. 3 Meide die Frau, die dich verführen will, damit du ihr nicht ins Netz gehst. 4 Lass dich nicht hinreißen von einer Sängerin, damit sie dich nicht mit ihren Künsten fängt. 5 Verführe nicht eine Jungfrau, damit ihre Schande dich nicht teuer zu stehen kommt. 6 Verliere dich nicht an die Huren, damit du nicht um dein Erbe kommst. 7 Gaffe nicht umher in den Gassen der Stadt, und streife nicht durch ihre verlassenen Winkel. 8 Wende den Blick weg von schönen Frauen, und schau nicht nach Reizen, die dich nichts angehen; 9 denn schöne Frauen haben schon viele betört, 10 und Liebe lodert auf wie Feuer. 9 Sitze niemals bei der Frau eines andern 12 und speise nicht mit ihr 13 beim Wein, damit nicht dein Herz sich ihr zuneigt und deine Lust dich ins Verderben stürzt.


AUS DEN SPRÜCHEN SALOMOS

DAS LOB DER STARKEN DAME


Kapitel 31


29 Es sind wohl viele tüchtige Töchter, du aber übertriffst sie alle. 30 Anmut und Liebreiz ist flüchtig; eine Frau, die den HERRN ehrt, soll man loben.


AUS DER GEGENWART


Vater:

Mein Sohn, willst du später eine schöne Frau oder eine mit einem guten Herzen?

Sohn:

Eine schöne!

Vater:

Aber die Schönheit vergeht mit den Jahren, was machst du dann?

Sohn:

Dann nehme ich mir eine neue.




Simsons heidnisches Weibchen wollte die Lösung seines Rätsels, um die Lösung seinen Feinde zu verraten. Die Verräterin! Der Prophet sagt: Hüte dich vor dem Weib, das in deinen Armen liegt! Nun, wie versucht sie es? Sie schmollt und sagt: Du hast mich gar nicht mehr lieb! Sie plagt ihn mit ihrer Eifersucht: Du träumst wohl von meiner Schwester! Sie drückt auf die Tränendrüsen. Krokodils-Tränen nennt man das. Sie schweigt ihn vorwurfsvoll an und lässt ihn nicht mehr zu sich ins Bett. Schließlich hat sie ihn weich gekriegt.


Emotionale Erpressung. Zwei Beispiele:


Eine Studentin schaffte es nicht rechtzeitig, ihre Arbeit abzugeben. Sie ging zum Professor und weinte vor ihm, um sein Herz zu bewegen, er möge die Frist verlängern. Der Professor sagte: Sie sind wohl auch eine der Frauen, die auf die Tränendrüsen drücken, um ihren Willen zu erreichen! - Der Professor hatte sie durchschaut. Die Studentin erzählte es ganz empört ihrem Geliebten, der giing ritterlich in eine Vorlesung des Professors und brach einen Streit mit ihm vom Zaun, indem er versuchte, ihn als unwissend darzustellen.


Ein Onkel ging mit seinem fünfjährigen Neffen in den Supermarkt. Der Junge begehrte zehn Tafeln Schokolade. Der Onkel kaufte ihm aber nur eine Tafel Schokolade. Auf dem Rückweg schwieg der Junge wütend. Dann platzte er heraus: Du kannst eigentlich auch gehen! - So gibt es Liebesentzug von Kindern, wenn man nicht alles das tut, was sie begehren.


Manipulation.


Es gibt Menschen, die manipulieren andere. Das haben die großen Diktatoren des 20. Jahrhunderts getan, das tun aber auch die demokratischen Politiker, das tun die öffentlichen Medien, und das tut die Werbeindustrie. Aber es gibt auch im privaten Umgang Versuche, Menschen zu manipulieren, selbst unter Christen. Zwei Beispiele:


Eine kommunistische Jugendgruppe, lauter Gymnasiasten, darunter einer, der gerade seine erste Freundin verlassen hatte. Die Freundin kam aber auch einmal vorbei. Gleichzeitig kam ein Lehrling aus Neugierde. Der Lehrling guckte die Freundin verliebt an. Nach dem Treffen sagte der Gymnasiast zu dem Lehrling: Komm doch noch mal wieder, das blonde Mädchen kommt auch… Manipulation.


Eine Frau aus einer Freikirche war begeistert von ihrer Freikirche und versuchte, einen katholischen Junggesellen zu missionieren. Sie sagte: Komm doch zu uns, bei uns gibt es sehr viele wirklich schöne junge Frauen… Die gleiche Manipulation.


WAS IST SÜSSER ALS HONIG?


Ja, das ist wieder ein Rätsel. Gab es in der Geschichte des Christentums jemals eine Antwort auf diese Frage? Ja, und zwar in unserm geliebten Vaterland Deutschland. Denn im zwölften Jahrhundert gab es eine starke Bewegung, die man die Deutsche Mystik nennt. Das waren Frauen wie Hildegard von Bingen, Gertrud die Große, Mechthild von Magdeburg, Männer wie der selige Heinrich Seuse und Meister Eckhart. Nun, Meister Eckhart hielt Frauen durchaus für fähig, hohe theologische und philosophische Fragen zu durchdenken, er hielt Predigten vor Frauen in deutscher Volkssprache. Er gab diese Antwort:


SÜSSER ALS HONIG IST DIE IDEE DES HONIGS.


Was meint „Idee des Honigs“? Idee ist ein philosophischer Begriff von Platon, dem griechischen Philosophen aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Er war ein Schüler des berühmten Sokrates, der noch heute so berühmt ist, dass Pietisten ihren Hund nach ihm benennen. Platon ist bekannt für die „platonische Liebe“. Nun, was ist bei Platon die Idee? Es ist ein himmlisches Urbild. Platon fragt: Wie kommt es, dass wir alle verschiedenen Arten von Pferden als Pferd erkennen? Er antwortet: Unsere Seele war vor der Empfängnis schon im Himmel und sah da die Urbilder aller Dinge. Die irdischen Pferde sind nur schattenhafte Abbilder des himmlischen Urbilds des Pferdes. Das ist die Idee der Pferdheit. Ich kenne einen Platoniker aus dem 21. Jahrhundert, der nicht in die verschiedensten sterblichen Frauen verliebt ist, sondern in die HIMMLISCHE IDEE DER FRAU. Die Idee des Honigs ist also das himmlische Urbild aller verschiedenen irdischen Honigsorten, und diese himmlische Idee des Honigs ist süßer als Honig, Lindenblütenhonig oder Akazienhonig. Nun, als Platon achtzig Jahre alt war, kam ein anderer berühmter Philosoph, der zwanzigjährige Aristoteles, der sagte: Wenn wir die verschiedenen Pferde erkennen als Pferde, weil wir vor unserer Empfängnis bereits im Himmel die Idee des Pferdes erkannt haben, so muss man ja sagen, dass wir die verschiedensten Scheißhaufen auf Erden als Scheiße erkennen, weil wir einst die „Idee der Scheißheit“ im Himmel gesehen haben.


*


Richter 15


Simson rächt sich an den Philistern


1 Einige Zeit später, als man gerade den Weizen erntete, wollte Simson seine Frau besuchen. Als Geschenk hatte er ihr einen jungen Ziegenbock mitgebracht. Er bat ihren Vater: »Lass mich zu meiner Frau ins Zimmer!« Doch der Vater verweigerte es ihm: 2 »Das geht nicht! Ich habe sie dem Brautführer zur Frau gegeben. Glaub mir, ich habe wirklich gedacht, dass sie dir nichts mehr bedeutet. Heirate doch ihre jüngere Schwester! Sie ist sogar noch schöner!« 3 »Das werde ich euch Philistern heimzahlen!«, rief Simson. »Und diesmal bin ich wirklich im Recht!« 4 Er zog los, fing dreihundert Füchse, band sie paarweise an den Schwänzen zusammen und befestigte Fackeln daran. 5 Dann zündete er die Fackeln an und jagte die Tiere in die Felder der Philister. Sie setzten das Getreide auf den Äckern, die Garbenhaufen, die Weinberge und die Olivengärten in Brand. 6 Die Philister fragten: »Wer hat das getan?« Und bald fand man heraus: »Es war Simson! Sein Schwiegervater in Timna hat ihm die Frau weggenommen und sie seinem Brautführer gegeben.« Die Philister zogen nach Timna und verbrannten die Frau und ihren Vater. 7 Da ging Simson zu ihnen und rief: »Was habt ihr getan! Das schreit nach Rache! Jetzt werde ich euch nicht mehr verschonen!« 8 Er schlug auf die Philister ein, bis sie alle am Boden lagen. Dann ging er zum Berg Etam und lebte dort eine Zeit lang in einer Höhle im Felsen.


WER SIND DIE PHILISTER?


Falls ihr mal die Schönheit des alten Testamentes entdecken solltet, stoßt ihr überall auf das Volk der Philister, der erbitterten Feinde Israels. Wer waren diese Heiden?


Die Philister (auch Pelischti) waren ein Volk, das ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. die Küste des historischen Palästina bewohnte.


Die Philister gründeten einen Fünf-Städte-Bund der Stadtstaaten Aschdod, Aschkelon, Ekron, Gat und Gaza. Die Städte wurden von einzelnen Fürsten regiert. Die Stadtstaaten bildeten eine Konföderation, die wahrscheinlich nicht statisch organisiert war. Der Schwerpunkt wechselte im Verlauf der Zeit von Stadt zu Stadt. Mit dem Schwinden der ägyptischen Macht übernahmen die Philister die Vormacht in der Region, die sie – so die Bibel – bis zu König Davids Herrschaft auch behielten.


Bei ihrer Ausdehnung ins Landesinnere lieferten sich die Philister nach Darstellung der Bibel mit den Israeliten und Kanaanitern über mehrere Jahrhunderte immer wieder erbitterte Kämpfe, von der Richterzeit bis zur frühen Königszeit. Die Bibel berichtet, dass die Israeliten in einer Stunde der Bedrängnis Saul zu ihrem ersten König krönten. Er erzielte einige Erfolge, wurde aber letztlich von den Philistern geschlagen. Erst seinem Nachfolger König David gelang es, die Philister zurückzudrängen. Legendär ist die Geschichte vom Kampf Davids gegen den riesigen Krieger der Philister Goliath im 1. Buch Samuel:


Da trat aus dem Lager der Philister ein Vorkämpfer namens Goliath aus Gath hervor. Er war sechs Ellen und eine Spanne groß. Auf seinem Kopf hatte er einen Helm aus Bronze und er trug einen Schuppenpanzer aus Bronze, der 5000 Schekel wog. Er hatte bronzene Schienen an den Beinen und zwischen seinen Schultern hing ein Sichelschwert aus Bronze. Der Schaft seines Speeres war so dick wie ein Weberbaum und die eiserne Speerspitze wog 600 Schekel. Sein Schildträger ging vor ihm her.“

(1 Sam 17,4–7)


Die Philister erlangten die Vorherrschaft durch ihre technische und militärische Überlegenheit, die sich auf eine perfekte Ausrüstung und ein ausgebildetes Berufsheer gründete. Sie unterhielten kleine Garnisonen in strategisch wichtigen Orten und bewegliche Kommandos, die von philistäischen Basen aus Streifzüge und Strafexpeditionen unternahmen. Dieses System hatten sie von den Ägyptern übernommen. Streitwagen und Bogenschützen gewährten den Philistern lange Zeit die Vormacht über die Region. Sie erzwangen Abgaben, erstickten jeden Widerstand im Keim und hielten ihr Monopol zur Eisenherstellung aufrecht (1 Sam 13, 19-21). Zeitweise könnte es nach der biblischen Simson-Erzählung aber auch Ansätze zu gutnachbarschaftlichen Beziehungen gegeben haben.


Nach Angaben der Bibel trugen die Bedrohung durch die Philister und die dadurch notwendige bessere militärische Organisation wesentlich zur Entstehung des Königtums im vorher hauptsächlich nach Stämmen organisierten Israel bei. Ab der mittleren Königszeit (etwa 9. Jahrhundert v. Chr.) ist relativ plötzlich und ohne genaue Erklärung in der Bibel von den Philistern nur noch ganz vereinzelt die Rede, während andere Nachbarvölker in den Vordergrund rücken.


Die Philister verehrten mehrere Götter und Göttinnen, darunter den fischgestaltigen Meeresgott Dagon, die Göttin Derketo (mit dem nackten Oberkörper einer Jungfrau und dem Unterleib eines Fisches), und Baal Zebul, den Wettergott. Aus Baal Zebul machten die Juden Beelzebub, den Herrn der Fliegen, einen Oberteufel.


Soweit das historische Volk. Übrigens stammt das Wort Palästina von dem Wort Philister ab. Aber Jesus Christus ist nicht nur für Juden, sondern auch für Palästinenser gestorben und auferstanden.


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Es gibt aber noch eine zweite Bedeutung des Wortes Philister.


Der Ausdruck Philister bezeichnet abwertend jemanden, der Kunst und damit zusammenhängende ästhetische oder geistige Werte nicht schätzt oder verachtet, dabei aber unkritisch vorgefertigte, oft als spießbürgerlich bezeichnete Vorstellungen übernimmt und anwendet.


Der Begriff in dieser Bedeutung taucht erstmals in Jena im späten 16. Jahrhundert auf. Studenten, vor allem Theologiestudenten, bezeichneten mit Philister die als feindlich angesehenen Stadtsoldaten und Polizisten, dann auch allgemein Nichtakademiker und die bereits im Berufsleben stehenden ehemaligen Studenten (alten Herren), also Bürger, mit denen sie nach ihrem Selbstverständnis in einem ähnlich spannungsgeladenen Verhältnis lebten wie in der Bibel die Philister mit den Hebräern.


Als Begriff der Auseinandersetzung um Kunst und Literatur ging er seit der Romantik (Anfang 19. Jahrhundert) über den studentischen Kontext hinaus und wurde von dem katholischen Dichter Clemens Brentano in seiner Satire „Der Philister vor, in und nach der Geschichte“, vom jüdischen Dichter Heinrich Heine in dem Gedicht „Philister im Sonntagsröcklein“ oder vom evangelischen Dichter-Philosophen Novalis in seinem kurzen Prosatück „Philister Alltagsleben“ verwendet. Romantische Dichter beriefen sich auf ihr unabhängiges Genie; im Philister fanden sie einen Begriff, der ihre Gegner im Kulturbetrieb bezeichnen sollte. Aus diesem Kontext heraus definiert der pessimistische Philosoph Arthur Schopenhauer einen Philister als Menschen ohne geistige Bedürfnisse.


Der Spott über den Philister war so verbreitet, dass man von einer eigenen Textgattung sprechen kann, der Philister-Satire.


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Der Vater von Simsons heidnischer Frau gab die Frau einem andern Mann, einem Heiden, und sagte dann zu Simson:


NIMM DOCH DIE JÜNGERE SCHWESTER, DIE IST NOCH SCHÖNER…


das nehme ich zum Anlass, um mit euch über drei Schwesternpaare in der Bibel nachzudenken.


LEA UND RAHEL / SCHECHINA


Jakob verlässt seinen Vater Isaak und geht zu seinem Onkel Laban. Auf dem Weg dorthin trifft er als Vorbotin seine Tochter Rahel auf dem Feld, in die er sich sofort verliebt. Sodann beginnt er den Dienst bei ihrem Vater, seinem Onkel, und darf sich dafür auch einen Lohn wünschen. Natürlich bittet er um die Tochter Rahel. Laban kommt dieser Bitte vorerst nach und verpflichtet Jakob zu sieben Jahren Arbeit. Als der Tag der Hochzeit gekommen ist, führt er Jakob nachts aber nicht zu seiner Tochter Rahel, sondern zu ihrer Schwester Lea. Der Betrug fällt erst am nächsten Morgen auf, worauf Laban Jakob Rahel verspricht, wenn dieser weitere sieben Jahre für ihn dient. Aus Zuneigung geht Jakob auf diesen Vorschlag ein und bekommt nach weiteren sieben Jahren Rahel zur Frau. Doch diese bleibt vorerst unfruchtbar, sodass Lea als erste drei Söhne gebärt. Aus Eifersucht und Angst gibt sie ihre Magd Bilha zu Jakob, die sodann zwei Söhne gebärt. Als Lea dann ebenfalls keine Kinder mehr gebärt, gibt sie Jakob ebenfalls ihre Magd Silpa, die dann auch zwei Söhne gebärt. Eines Tages findet Leas Sohn Ruben Alraunen auf dem Feld, die als ein Zeichen für Fruchtbarkeit gelten. Auf diese hofft Rahel und tauscht die Alraunen gegen eine Nacht zwischen Lea und Jakob. Daraufhin gebärt Lea weitere drei Söhne. Am Ende der Bibelstelle empfängt schließlich Rahel ebenfalls einen Sohn.


Rebekka schickt ihren Sohn Jakob aus Angst vor Esaus Zorn zu ihrem Bruder Laban. Auf dem Weg dorthin gerät er auf freiem Feld zu einem Brunnen an dem „drei Herden“ lagerten. Er erkundigt sich sofort nach dem Wohlbefinden seines Onkels und bekommt es von den Hirten eine positive Rückmeldung. Diese machen ihn auch auf Labans Tochter Rahel aufmerksam, die, ebenfalls als Hirtin, mit ihrer Herde ankommt. Jakobs Reaktion auf die Tochter seines Onkels ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Erstens begrüßt er sie überschwänglich, indem er sie küsst und danach laut zu weinen beginnt. Diese Gestik könnte als verwandtschaftliche Zuneigung interpretiert werden, obwohl sie für einen Mann doch sehr emotional wirkt. Sie scheint jedoch anders, wenn man noch ein weiteres Geschehnis hinzu nimmt. Auf dem Brunnen liegt „ein großer Stein“, der erst herunter geschoben wird, wenn alle Herden an der Wasserstelle versammelt sind. Dies ist als Schutz gedacht, damit nicht eine Herde schon das komplette Wasser für einen Tag verbrauchen kann. Als Rahel an der Wasserstelle ankommt, schiebt Jakob ganz alleine den schweren Stein weg, damit sie ihre Herde tränken kann, obwohl die anderen Hirten ihn darauf aufmerksam gemacht haben, dass noch nicht alle Herden versammelt sind. Jakobs Kraftakt bewerte ich also als ein Imponiergehabe für Rahel, die ihm scheinbar ab dem ersten Moment gefällt. Durch die gesamte Begrüßungsszene wird deutlich, dass er sowohl eine weiche als auch eine starke Seite besitzt. Diese Begegnung wurde an anderer Stelle auch als „Liebe auf den ersten Blick“ bezeichnet. Da Rahel als Hirtin zu dem Brunnen kommt und von den anderen als Tochter Labans und nicht als Frau von jemandem vorgestellt wird, scheint sie unverheiratet zu sein, sonst würde sie eher ihren Pflichten im Haus nachgehen. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Jakobs Zuneigung in eine Heirat münden kann.


Nach der Begegnung auf dem Feld wird Jakobs Ankunft bei Laban durch Rahel angekündigt. Sie konnte damit nicht warten, bis Jakob selbst zu ihrem Vater geht, sondern läuft vor und berichtet von dem Ereignis. Daraus schließe ich, dass das erste Zusammentreffen mit Jakob auch sie sehr bewegt hat. So empfängt auch Laban Jakob ebenso herzlich wie Rahel mit einer Umarmung und einem Kuss. Er nimmt Jakob in seinem Haus auf und lässt ihn bei sich arbeiten. Das provoziert aber ein juristisches Problem insofern, als Jakob als Verwandter nicht Sklave sein konnte, ein Verwandter aber nicht bezahlt wird. Somit bleibt Jakob nur die Wahl von etwas Lebendigem als Lohn. Folgerichtig bitter er um Rahel als seine zukünftige Braut denn er „hatte Rahel lieb“. Die Geschichte würde mit einer glücklichen Hochzeit enden und alles wäre gut. Der Erzähler fügt aber vor die Bitte um Rahel ein entscheidendes Detail: „Laban hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel. Die Augen Leas waren matt, Rahel aber war schön von Gestalt und hatte ein schönes Gesicht“. Die Charakterisierung der beiden Frauen könnte gegensätzlicher nicht sein. Lea scheint nicht sonderlich hübsch zu sein und ist die ältere der beiden. Rahel, deren Name „Mutterschaf“ bedeutet ist besonders schön und die jüngere von beiden. An dieser Stelle ist bereits klar, dass die beiden Schwestern gegensätzlich sind und es fällt auf, dass Jakob um die Hand der jüngeren Schwester anhält, obwohl die ältere scheinbar auch noch nicht verheiratet ist. An dieser Stelle wird schon klar, dass es zu einem Konflikt kommen könnte. Doch Laban widerspricht dem Wunsch Jakobs nicht und verspricht ihm seine jüngste Tochter Rahel, wenn er sieben Jahre bei ihm arbeiten würde. Diese Zeitspanne scheint ein „hoher Brautpreis“ zu sein, doch es wird berichtet, dass sie für Jakob sehr schnell vorbeigingen, „weil er sie liebte“. So fordert er dann Laban auch am Ende der sieben Jahre auf, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Auch zu diesem Zeitpunkt scheint alles noch in bester Ordnung, wie folgendes Zitat verdeutlicht: „Da ließ Laban alle Männer des Ortes zusammenkommen und veranstaltete ein Festmahl“. In der freudigen Erwartung auf seine geliebte Rahel muss Jakob das Fest auch sehr genossen haben und nachts berauscht gewesen sein, denn in den folgenden Versen wird von einer gemeinen List berichtet, die Jakob nicht einmal bemerkt hat. Laban gibt Jakob nachts nicht Rahel zur Braut, sondern seine älteste Tochter Lea. Erst am nächsten Morgen, als schon alles zu spät war, bemerkte Jakob die List und stellt Laban zur Rede: „Was hast du mir angetan? Habe ich dir denn nicht um Rahel gedient? Warum hast du mich hintergangen?“ Und tatsächlich offenbart sich Laban und gesteht ein, dass seine ältere Tochter zuerst verheiratet werden soll. An dieser Stelle treffen zwei Vorstellungen von Heirat aufeinander. Jakob möchte aus Liebe zu Rahel ihr Mann werden. Laban jedoch folgt ganz der Tradition und stellt diese über die Gefühle seiner Tochter. Wenn die älteste Tochter nicht verheiratet ist, kann er die jüngere noch nicht verheiraten, denn „es ist hierzulande nicht üblich, die Jüngere vor er Älteren zur Ehe zu geben“. In der Absicht als traditioneller Vater, schlägt er Jakob sogar vor, ihm Rahel zu geben, wenn er weitere sieben Jahre Dienst bei ihm tue und mit Lea die Brautwoche verbringe. Jakob muss eine große Liebe gegenüber Rahel verspüren, denn er geht auf das Angebot Labans ein, obwohl er gerade von ihm so getäuscht wurde und weitere sieben Jahre Arbeit vor ihm liegen. Dieses Mal wurde Jakob aber nicht getäuscht und „dann gab ihm Laban seine Tochter Rahel zur Frau“.


SCHECHINA


Den Begriff Schechina habt ihr wahrscheinlich noch nicht gehört. Er ist ein theologischer Begriff aus den Judentum, den sowohl die pharisäischen Rabbiner als auch die Mystiker der Kabbala gebrauchen. In neuster Zeit ist die Schechina von den Theologinnen des evangelischen Feminismus wieder aufgenommen worden. Gott ist überweltlich, aber Gott ist auch in der Schöpfung und in der Geschichte gegenwärtig. Diese Innerweltlichkeit Gottees, auch Gottes Immanenz genannt, wird von den Juden und Feministinnen Schechina genannt. Schechina wird dargestellt als eine göttlich-weibliche Person. Die Juden nennen sie „Matrone“ oder „Prinzessin Israels“. Sie führte die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft heim ins gelobte Land, und sie wird die Kinder Israels auch zum Messias führen. Die Rabbiner sagen, dass die Schechina die geistliche Ehefrau war von Adam, Abraham, Mose und Salomo. Jakob legte sich einmal schlafen, legte seinen Kopf auf einen Stein und sah im Traum eine Himmelstreppe, auf der die Engel auf- und niederstiegen. Und ganz oben auf der Treppe stand der Herr. Nun sagen die Juden: Ganz oben auf der Treppe stand die Matrone Schechina. Jakob wurde aber nicht mit ihr vermählt, weil er sich für die zwei Schwestern Lea und Rahel entschieden hatte.



MICHAL UND MERAB


1 SAMUEL 18


17 Da sagte Saul zu David: »Hier ist meine älteste Tochter Merab, die will ich dir zur Frau geben; nur mußt du dich mir als Held erweisen und die Kriege des HERRN führen.« Saul dachte nämlich: »Ich selbst will nicht Hand an ihn legen, sondern die Philister sollen ihn ums Leben bringen.« 18 Da antwortete David dem Saul: »Wer bin ich, und was ist meine Familie, das Geschlecht meines Vaters, in Israel, dass ich des Königs Schwiegersohn werden sollte!« 19 Als dann aber die Zeit kam, wo Merab, die Tochter Sauls, dem David gegeben werden sollte, wurde sie mit Adriel von Mehola verheiratet.


Aber Sauls Tochter Michal fasste Liebe zu David. Als Saul Kenntnis davon erhielt, fand die Sache seinen Beifall; 21 er dachte nämlich: »Ich will sie ihm zur Frau geben, damit sie für ihn zur Schlinge wird und er den Philistern in die Hände fällt.« So sagte denn Saul zu David: »Mit der zweiten sollst du jetzt mein Schwiegersohn werden.« 22 Darauf gab er seinen Dienern die Weisung: »Redet vertraulich mit David und sagt ihm: Der König hat offenbar Wohlgefallen an dir, und alle seine Diener haben dich gern; so werde also nun der Schwiegersohn des Königs!« 23 Als nun die Diener Sauls in dieser Weise dem David zuredeten, entgegnete David: »Dünkt es euch etwas Leichtes, des Königs Schwiegersohn zu werden? Ich bin ja doch nur ein armer und geringer Mann.« 24 Als nun die Diener Sauls diesem berichteten: »So und so hat David gesprochen«, 25 antwortete Saul: »Teilt dem David mit, der König begehre keine andere Heiratsgabe (Brautpreis) als hundert Vorhäute von Philistern, um Rache an den Feinden des Königs zu nehmen.« Saul gedachte nämlich, David durch die Hand der Philister aus der Welt zu schaffen. 26 Als nun Sauls Diener dem David diese Äußerung hinterbrachten, war David damit einverstanden, des Königs Schwiegersohn zu werden; und ehe noch die Zeit um war, 27 machte David sich mit seinen Leuten auf den Weg und erschlug unter den Philistern zweihundert Mann. Er brachte dann ihre Vorhäute heim und lieferte sie dem Könige vollzählig ab, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau. 28 Als aber Saul immer klarer erkannte, dass der HERR mit David war und dass Michal, die Tochter Sauls, ihn liebte, 29 fürchtete Saul sich noch mehr vor David und wurde ihm für immer feind. 30 Sooft aber die Fürsten der Philister ins Feld zogen, hatte David allemal größeren Erfolg als alle anderen Heerführer Sauls, so dass sein Name in hohen Ehren stand.


MICHAL UND MERAB IN DER LITERATUR


Siehe, der König Israels, der Gottgeliebte, der Hirte David, er bekam versprochen die Prinzessin Michal. Die war ihm lieber als Merab, und Michal war schöner, oh ja, sie war viel schöner und liebreizender. Nett war auch Merab, wenn sie auch zur Lüge neigte, aber sonst war sie ja recht freundlich, aber Michal, die war sanft und still in ihrem Herzen, eine echte geistliche Prinzessin. Aber was David einfach überwältigte, das waren ihre Haare, die ein Gesamtkunstwerk waren an Aussehn, Gefühl und Geruch. O, ein Turm, wie er in Damaskus steht, errichtet ganz aus Ebenholz von Kusch, schwarz und duftend nach Elefantenküssen, und dieser Turm umflochten von blühenden Rosenranken, in diesen Rosenranken-Ebenholzturm gebohrt wie goldene Dolche aus Damaskus eine Spange, die Spange von Gold aus Ofir, mit zwei Knöpfen wie goldenen Taubenaugen im schwarzroten Gehölz. David dachte: Läg ich gefangen in diesen Schlangenlocken, gefesselt in diesem Haar, in diesem schwarzen Verließ, gebettet in den nächtlichen Rosengarten, atmete ein den Duft von Äthiopien, den Geruch der Nacht über Elefantensavannen, den Geschmack des Morgentaus, wenn er hervorquillt aus den jungfräulichen Rosenknospen. Ein himmlisches Eden duftet mir lieblich aus diesem Frauenhaar, Michal, Geliebte! Und David schlachtete zweihundert Gottesfeinde hin für diese Braut, nahm deren Vorhäute ab für König Saul, zu erkaufen mit sexuellem Brautpreis die Schönste unter den Jungfrauen Israels.



DIE ZWEI TÖCHTER SALOMOS


Liebe Susanne, lieber Marco!


(geschrieben von mir ca. 2008)


Im ersten Buch der Könige ist mir einmal aufgefallen, dass dort zwei Töchter Salomos namentlich erwähnt werden. Als ich nun bei unserem Weihnachtsfest eure beiden Töchter beobachten durfte, sind mir gewissermaßen die beiden Töchter Salomos leibhaftig-lebendig und gegenwärtig geworden. Der Name der Mutter ist nicht überliefert. Salomo heiratete ja die Tochter des Pharao und holte sie in die Stadt Davids, aber sie sollte nicht in der Stadt Davids, das ist Zion, bleiben, denn dort war die heilige Bundeslade, es sollte keine Frau in der Burg sein, wo sie, die heilige Bundeslade, wohnte. Salomo baute für die Tochter des Pharao ein eigenes Haus aus Zedernbalken und Zypressenbrettern, ausgelegt mit schwarzen Teppichen Salomos und ausgestattet mit Säulenschäften mit Lilienverzierung, daran Ketten hingen von goldenen Granatäpfeln. Er nannte sie fortan Sulamith, das heißt: die Friedsame oder die Friedliche oder die Fürstin des Friedens, das ist die weibliche Form von Schelomo oder Schlomo, dem Friedsamen oder Friedlichen oder Friedefürsten, oder auf Deutsch: Friedrich. Schalom ist die Wurzel dieser beiden Namen und bedeutet nicht nur Friede, sondern auch Wohlergehen und Fülle des Heils, der Gesundheit und des Lebens. Schalom als Gruß kann man mit: Friede sei mit dir! übersetzen, aber auch mit: Heil! Dass Schelomo und Schullammyth so gleiche Namen tragen, zeigt, dass sie ganz ein vereinigtes Liebespaar waren. Die Liebe von Schelomo und Schullammyth war also eine vollkommene Liebe von Mann und Männin oder Herr und Herrin, gleich würdig, einander ebenbürtig, gewissermaßen, wie es in der Ehe sein soll, Ein Fleisch geworden mit Leib und Seele. Aus dieser Hochzeit also von Herr und Herrin, von Schlomo und Schullammmyth, sind zwei Töchter hervorgegangen. Ihre Namen sind Tafath und Bosmath oder Baschemath. Tafath bedeutet Tröpfchen oder Tropfen, insbesondere Tropfen der Salbung oder Ölung. Bosmath oder Baschemath bedeutet Duft oder Wohlgeruch. Da in der Heiligen Schrift Nomen immer auch Omen ist, sind diese beiden Töchter Salomos und Sulamiths besondere Trägerinnen des Heiligen Geistes. Zum einen Tafath als Salbentröpfchen oder Salböltropfen bezeichnet die Salbung des Heiligen Geistes, welche nach einer heiligen Salbenmischung über Könige, Priester und Propheten ausgegossen wurde, dass diese fortan die Gesalbten des Herrn waren. Der Gesalbte des Herrn ist der Messias. Aber auch die im Dienste des Messias sind die Gesalbten des Herrn, gesalbt mit der Taufe des Heiligen Geistes, wie sie ausgegossen wurde im Ersten Pfingsten oder heute im neuen Pfingsten der Liebe. Auffällig ist aber, daß Tafath oder Salbtröpfchen nicht die Gesalbte bezeichnet, sondern die Salbe selbst, das heißt den stofflichen Träger des Heiligen Geistes, gewissermaßen das Sakrament des Heiligen Geistes. Das ist die erste Tochter Salomos und Sulamiths. Sie ist eine emanzipierte Frau der Gnadenzeit des neuen Pfingsten der Liebe! Nun zu Bosmath oder Baschemath. Zuerst findet sich der Name Bosmath in der Genesis, da von Esau (dem Rauhen) berichtet wird, dass er im Alter von vierzig Jahren zwei hethitische Frauen zu Ehefrauen nahm, nämlich Judith und Bosmath. Judith bedeutet die Jüdin schlechthin oder Juda in weiblicher Gestalt. Nun aber zu der anderen Tochter Salomos, Bosmath oder Baschemath. Man muss dabei unbedingt an eine Rose denken, hebräisch Schoschannah, die für ihren Duft und Wohlgeruch bei allen Völkern berühmt ist. So sagte einmal ein Priester über die Art und Weise, Zeuge der Liebe Gottes in dieser Welt zu sein, wir sollten nicht mit überredenden Worten die Menschen bedrängen, sondern wie eine Rose den Duft der Liebe Gottes verströmen. So spricht auch das Evangelium von dem Duft, den die Christen verströmen, da ist die Rede von einem Wohlgeruch des Lebens aus dem Glauben und eine Gestank des Todes aus der Gottlosigkeit. So scheint mir Baschemath als die andere Tochter Salomos und Sulamiths wieder eine ganz besondere christliche Frau zu sein, die als Rose Gottes den Duft der göttlichen Liebe oder den Wohlgeruch des Heiligen Geistes ausströmt.


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Eine Abschweifung:


WAS SIND APOKRYPHEN?


Der Begriff wird manchmal gebraucht, um Texte als unbiblisch und damit falsch zu bezeichnen. Das ist aber eine sehr oberflächliche Auffassung. Das Wort Apokryphen bezeichnet Schriften von völlig verschiedenem Wert. Das Wort „apokryph“ bezeichnet im Griechischen „verborgene Schriften“. Verborgen sind sie nicht, wie die Esoteriker sagen, weil die böse katholische Kirche tiefere esoterische Weisheiten Jesu unterdrücken wollte. Verborgen heißt nur, dass sie nicht in den Kanon (also die Bibel als Gottes Wort) aufgenommen worden sind. Es gibt aber unter den Apokryphen viele Schriften sehr unterschiedlicher Art.


1. die Biblischen Apokryphen


Das alte Testament, wie es die Protestanten übernommen haben von den Juden, wurde von den Pharisäern im sechsten Jahrhundert nach Christus kanonisiert. Die katholische und orthodoxe Kirche greifen auf das alte Testament zurück, wie es sich in der griechischen Übersetzung des alten Testaments (Septuaginta) findet. Diese griechische Übersetzung wurde von den Evangelisten zitiert. Hier umfasst das alte Testament noch einige Schriften, die von den Protestanten Apokryphen genannt werden, von Katholiken und Orthodoxen aber als Gottes Wort verstanden werden. Das sind Schriften wie Judith und Tobit, Jesus Sirach und das Buch der Weisheit. Luther übersetzte sie auch und nannte sie „wertvoll zu lesen“.


2. die jüdischen Apokryphen


Das sind Schriften aus dem Judentum, im guten jüdischen Glauben verfasst, die aber nicht in das Alte Testament aufgenommen sind, dennoch aber wertvoll zu lesen. Besonders interessant ist da das Buch Henoch, das im Neuen Testament zitiert wird. Es gab bei den Juden auch viele Apokalypsen, die als literarisches Vorbild für die Johannes-Apokalypse dienten.


3. christliche Apokryphen


Das sind Schriften aus dem Anfang des Christentums. Um zu einer Vorstellung von den ersten Zeiten des Christentums zu gelangen, ist es hilfreich, diese Schriften zu lesen. Einige von ihnen wurden sogar eine Zeit lang diskutiert, ob sie zum Neuen Testament gehören. Der Kanon des Neuen Testaments wurde ja erst im vierten Jahrhundert von der Kirche definiert (denn in der Bibel selbst steht ja nicht, welche Schriften dazugehören). Besonders der Hirte des Hermas und der Clemens-Brief wurden diskutiert, ob sie Gottes Wort seien. Das Proto-Evangelium des Jakobus hat einen ungeheuren Einfluss auf die Kirchengeschichte gehabt. Des weiteren gibt es Schriften wie das Petrus-Evangelium, die Petrus-Akten, der Briefwechsel von Paulus mit dem römischen Philosophen Seneca. Die sind alle in gutem urchristlichen Geist verfasst.


4. gnostische Apokryphen


Dann gibt es noch gnostische Apokryphen, die jünger sind als die neutestamentlichen Texte, sich aber oft auf Apostel berufen, wie das Thomas-Kindheitsevangelium, das Philippus-Evangelium, das Evangelium nach Maria Magdalena, das Judas-Evangelium. Diese transportieren nicht mehr den jüdischen oder frühchristlichen Geist, sondern die heidnische Esoterik der Gnosis. Sie sind heute besonders beliebt bei unsern modernen Esoterikern. Es wurden eine Reihe solcher Schriften in Nag-Hammadi gefunden.


5. Qumran


Die Schriftenfunde von Qumran nennt man eigentlich nicht Apokryphen. Sie stellen die religiöse Literatur der jüdischen Bewegung der Essener dar. Zum großen Teil sind es Abschriften des alten Testaments, aber auch Ritualtexte für ihre Taufen und Psalmen-Gebete der Essener. Diese Psalmen sind sehr gut und tief gläubig.


ZURÜCK ZU SIMSON


Richter 16


Simson befreit sich aus Gaza


1 Einmal kam Simson nach Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und ging zu ihr ins Haus. 2 Schnell sprach es sich unter den Bewohnern der Stadt herum: »Simson ist hier!« Die Philister umstellten das Haus und legten sich die Nacht über am Stadttor auf die Lauer. Sie beschlossen: »Solange es dunkel ist, unternehmen wir nichts. Erst im Morgengrauen bringen wir ihn um!« 3 Simson lag bis Mitternacht im Bett. Dann stand er auf und ging zum Stadttor. Er packte die Torflügel, riss sie mit Pfosten und Querbalken heraus, nahm sie auf die Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der in Richtung Hebron liegt.


TEMPELPROSTITUTION


Wenn man sich das alte Testament anschaut, besonders die Propheten, ist da immer wieder von Huren und Hurerei die Rede. Das ist nicht die Prostitution wie bei uns im Eros-Center. Sondern das war die Tempelprostitution der heidnischen Völker um Israel herum. Frauen, bevor sie verheiratet wurden, dienten als heilige Huren im Tempel der Liebesgöttin. Männer gingen zu den heiligen Huren, bezahlten Geld, und im Beischlaf mit den heiligen Huren konnten sich die Männer sozusagen mit der Liebesgöttin vereinigen. Tempelprostitution gab es in Kanaan bei der Göttin Aschera oder Anath, gab es in Babylon bei der Göttin Ishtar oder Inanna und gab es auf Zypern und in Korinth bei der Göttin Aphrodite. Es gab sie auch in Indien, und dort gibt es sie noch heute. Der Hinduismus kennt ja Tausende von Göttern und Göttinnen, und einigen Göttinnen wird heute noch mit heiliger Hurerei gedient. Da wird ein junges Mädchen von ihrer Mutter eingekleidet, geschmückt und geschminkt, und dann kommt der gute Onkel und schläft mit der kleinen Heiligen Magd der Göttin. Christliche Frauen versuchen, diese Tempelprostituierten von ihrem unwürdigen Schicksal zu erlösen.


PROSTITUTION UND MENSCHENHANDEL


Im 19. Jahrhundert hielt man Paris für das Bordell Europas. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts schaffte es die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer, dass Deutschland zum Bordell Nr. 1 in Europa wurde. Menschen aus aller Welt kommen als Sextouristen nach Deutschland und loben die Bordelle von Frankfurt am Main. Dieese Prostitution ist eng verbunden mit Sexsklaverei und Menschenhandel. Mädchen aus Osteuropa oder junge Asiatinnen oder junge Afrikanerinnen werden von Menschenhändlern als Sexsklavinnen an Deutschlands Bordelle verkauft. Die christliche Frauenbewegung engagiert sich auch hier für die Erlösung der weiblichen Opfer männlicher Geilheit.


SIMSON:


Die Philister stellen Simson eine Falle


4 Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila, die im Sorek-Tal wohnte. 5 Einige Fürsten der Philister kamen zu ihr und forderten sie auf: »Du weißt, dass Simson dich liebt. Nutze das doch aus und frag ihn, woher seine große Kraft stammt, damit wir ihn überwältigen können. Finde heraus, womit man ihn fesseln kann! Jeder von uns gibt dir dafür 1100 Silberstücke.« 6 Delila fragte Simson: »Willst du mir nicht anvertrauen, warum du so stark bist? Gibt es Fesseln, die du nicht zerreißen kannst?« 7 Er antwortete: »Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen bindet, die noch nicht trocken sind, dann werde ich so schwach wie jeder andere Mensch.« 8 Die Fürsten besorgten sieben solcher Sehnen, und Delila fesselte Simson damit, 9 während einige Philister im Nebenzimmer lauerten. Dann rief sie: »Simson! Die Philister kommen!« Da zerriss er die Sehnen, als wären sie angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft hatte er nicht verraten. 10 Delila warf ihm vor: »Du hast mich getäuscht und belogen! Sag mir, wie man dich wirklich fesseln kann!« 11 Er antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen bindet, die noch nie gebraucht worden sind, habe ich so wenig Kraft wie jeder andere.« 12 Delila nahm solche Seile und fesselte Simson damit. Wieder lauerte man ihm nebenan auf. Aber als sie rief: »Simson! Die Philister kommen!«, riss er die Seile von seinen Armen wie Fäden. 13 »Immer täuschst du mich«, klagte Delila, »ständig belügst du mich! Verrate mir endlich, womit man dich binden kann!« Simson erwiderte: »Du musst meine sieben Haarflechten im Webstuhl einweben!« 14 Als er schlief, wob Delila sein Haar hinein und befestigte es mit dem Pflock. Dann rief sie: »Simson! Die Philister!« Er sprang auf und riss das Gewebe samt dem Pflock heraus. 15 Erneut machte Delila ihm Vorwürfe: »Wie kannst du noch behaupten, dass du mich liebst? In Wahrheit gehört dein Herz mir gar nicht! Dreimal hast du mich belogen und mir immer noch nicht verraten, warum du so stark bist.« 16 Tag für Tag redete sie auf ihn ein. Sie drängte ihn so sehr, dass er es zuletzt nicht mehr ertragen konnte 17 und sein Geheimnis preisgab: »Ich bin von Mutterleib an Gott geweiht, niemals hat man mir die Haare geschnitten. Ohne sie würde ich meine Kraft verlieren und schwach werden wie jeder andere.« 18 Delila wusste, dass er ihr jetzt die Wahrheit gesagt hatte. Sie benachrichtigte die Fürsten der Philister: »Kommt! Er hat mir alles anvertraut!« Da kamen sie und brachten die versprochenen Silberstücke mit. 19 Delila ließ Simson in ihrem Schoß einschlafen. Dann winkte sie einen Mann herbei und schnitt Simsons sieben Haarflechten ab. Während sie es tat, verlor er seine Kraft. 20 »Simson«, rief sie dann, »die Philister sind da!« Er wachte auf und meinte, er könnte sich wieder befreien und losreißen. Er wusste nicht, dass der HERR sich von ihm abgewandt hatte. 21 Die Philister packten Simson und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, fesselten ihn mit Ketten aus Bronze und warfen ihn ins Gefängnis. Dort musste er die Kornmühle drehen. 22 Allmählich begann sein Haar wieder zu wachsen.


DELILA IM DEUTSCHEN GEDICHT


Unüberwindlich


(von Goethe)


Hab ich tausendmal geschworen

Dieser Flasche nicht zu trauen,

Bin ich doch wie neugeboren,

Lässt mein Schenke fern sie schauen.


Alles ist an ihr zu loben,

Glaskristall und Purpurwein;

Wird der Propf herausgehoben,

Sie ist leer und ich nicht mein.


Hab ich tausendmal geschworen,

Dieser Falschen nicht zu trauen,

Und doch bin ich neugeboren,

Lässt sie sich ins Auge schauen.


Mag sie doch mit mir verfahren,

Wie's dem stärksten Mann geschah.

Deine Schere in meinen Haaren,

Allerliebste Delila!



DELILA


Delila war eine Frau aus Sorek. Sie ist die einzige Frau in Simsons Geschichte, die mit Namen genannt ist. Die Bibel sagt, dass Simson sie liebte, aber nicht, dass sie ihn liebte. Die beiden waren nicht verheiratet, und die Idee, dass sie eine sexuelle Beziehung hatten, ist nach "höchstens im biblischen Text angedeutet". Die Herren der Philister bestachen sie, um die Quelle von Simsons großer Stärke zu entdecken, und boten ihr an, ihr 1.100 Silbermünzen zu geben. Dreimal scheiterte sie. Sie nervte Simson aber so penetrant, dass er sein Geheimnis verriet und von den Philistern geblendet wurde.


Jüdische Interpretationen


Josephus und Philo betrachteten Delila als Philisterin und Prostituierte; denn Simson wird dargestellt als ein Mann, den zwei Arten von Frauen anzogen: Philisterinnen und Prostituierte. Philo schreibt auch, dass Delila Siamsons Frau war. Das Talmud sagt, dass Delila Sex benutzt hat, um Simson dazu zu bringen, sein Geheimnis zu enthüllen, obwohl der biblische Text nicht besagt, dass die beiden eine sexuelle Beziehung hatten. Der Midrasch sagt, dass Delila Simson beim Sex verbal und körperlich belästigt hat, um ihn dazu zu bringen, ihr die Quelle seiner Stärke zu nennen. Midraschim über Delila offenbaren negative Einstellungen gegenüber heidnischen Frauen und sollen "das Chaos demonstrieren, das eine nichtjüdische Frau anrichten könnte". Der Midrasch sagt, dass Simson seine Kraft wegen seiner Beziehung zu Delila, einer Heidin, verloren hat und nicht, weil ihm die Haare geschnitten wurden, und dass der Engel, der Simsons Geburt seiner Mutter voraussagte, wusste, dass Delila ihn veranlassen würde, sein Gelübde als Gottheweihter zu brechen.


Die jüdischen Weisen sagten, Delilas Name impliziere, was sie Simson angetan habe. Ihr Name bedeutet: Sie schwindet. Weil Simson zuließ, dass sein spiritueller Zustand nachließ, war er anfällig dafür, seine Kraft zu verlieren, indem er sich die Haare schneiden ließ. Noch bevor Delila erwähnt wird, wird die Länge von Simsons Karriere beschrieben. Normalerweise wird die Länge des Lebens oder der Karriere eines Menschen im Alten Testament zuletzt beim Ende seiner Relevanz für die Erzählung erzählt. Man stellte fest, dass Delila auf dem Höhepunkt von Simsons Karriere erwähnt wird; was impliziert, dass diese Erwähnung von Delila seinen Niedergang und Untergang markiert. Dies könnte erklären, warum Simson Delila schließlich von seiner Schwäche erzählte, obwohl sie ihn zuvor wiederholt verraten hatte. Es ist möglich, dass er sich nicht ganz bewusst war, dass das Schneiden seiner Haare dazu führen würde, dass er seine Kraft verlieren wird. Denn es war tatsächlich der Niedergang seines spirituellen Zustands, der ihn veranlasste, Gottes Gnade zu verlieren.


Die Haggada sagen, dass Simson und Delila Söhne zusammen hatten, die stark waren wie ihr Vater; Eldad ha-Dani behauptet, dass ihre Söhne im Land von Havila wohnten und jeder eine Stimme im "Triumph wie Löwengebrüll" hatte. Der mittelalterliche Midrasch schlägt vor, dass Delila die Mutter von Micha aus der biblischen Erzählung von Michas Gottesbild. Diese Theorie beruht auf der Tatsache, dass in Richter 17 Michas Mutter ihrem Sohn 1.100 Silbermünzen gibt, um ein Gottesbild zu konstruieren, ähnlich wie Delila 1.100 Silbermünzen versprochen wurden, um ihren Geliebten an die Führer der Philister zu verraten. Diese Tradition erklärt die Verschmelzung von Delila und Michas Mutter, indem sie feststellt, dass die Bibel die Erzählung von Michas Gottesbild unmittelbar nach der Erzählung von Simson und Delila einführt. Raschi bestreitet diese Theorie und gibt an, dass Micha und Simson keine Zeitgenossen waren und dass Micha während der Zeit des Richters Othniel lebte.


Christliche Interpretationen


Die meisten christlichen Kommentare zu Delila verurteilen sie. Ambrosius bezeichnet Delila als Philisterin und Prostituierte und erklärt, dass „Männer die Ehe mit Frauen außerhalb des Glaubens vermeiden sollten, damit es nicht zu Verrat kommt, anstatt den eigenen Ehepartner zu lieben“. Marbodius von Rennes verwendet die Beispiele von Delila, Eva, Lots Töchtern und Herodias, um zu veranschaulichen, dass Frauen ein „angenehmes Übel, gleichzeitig eine Honigwabe und ein Gift“ sind. Christliche Kommentatoren haben Simson als eine Art von Jesus Christus angesehen, basierend auf Ähnlichkeiten zwischen Simsons Geschichte und dem Leben Jesu, wie es im Neuen Testament dargestellt wird. Simsons Verrat durch Delila wurde mit dem Verrat Jesu durch Judas Iskariot verglichen; sowohl Delila als auch Judas wurden für ihre jeweiligen Taten in Silberstücken bezahlt.


Caesarius von Arles sieht Delilas Versuchung von Samson als ähnlich wie Satans Versuchung Christi. Isidor von Sevilla sieht Simson als Bild Christi, argumentiert aber, dass „Simson, als er Delila nachgab, Christus nicht vorgebildet hat. Stattdessen hat er den Fall des sündigen Menschen beispielhaft dargestellt“.


Billy Graham sieht, dass Simsons Augen ausgehöhlt werden, nachdem er den Philistern übergeben wurde, als seine Strafe dafür, dass er seiner Augenlust erlegen ist bei Delila; Graham sieht dies auch als Beispiel für das Konzept, dass man erntet was man sät. Joyce Meyer schreibt, dass Satan durch Delila gearbeitet hat, da er sich bewusst war, dass Simson „eine Schwäche für Frauen“ hatte. Meyer sieht in Delilas Beziehung zu Simson ein Beispiel dafür, wie der Teufel die Schwächen der Menschen ausnutzt.


DELILA IN DER KUNST


Simson und Delila wurde von den Künstlern ausführlich gefeiert. So gibt es über dieses Paar eine Tragödie, klassische Kompositionen und Gemälde, Popsongs und Filme.



VIERTER TEIL

DIE KONKUBINE

Richter 19


1 Zu der Zeit, als es noch keinen König in Israel gab, nahm sich ein Levit, der am äußersten Ende des Gebirges Ephraim wohnte, eine Nebenfrau (Konkubine) aus Bethlehem in Juda. 2 Doch eines Tages war die Frau wütend über ihren Mann und lief ihm weg, sie kehrte zurück zu ihrem Vater nach Bethlehem. Vier Monate später 3 nahm der Levit zwei Esel und ritt mit seinem Knecht nach Bethlehem. Er wollte mit der jungen Frau sprechen und sie zurückgewinnen. Als er sie gefunden hatte, lud sie ihn in ihr Elternhaus ein. Ihr Vater freute sich sehr, seinen Schwiegersohn zu sehen, 4 und wollte ihn gar nicht wieder gehen lassen. Drei Tage lang blieben sie zusammen, sie aßen und tranken. 5 Am vierten Tag stand der Levit früh auf, um sich mit seiner Nebenfrau auf den Heimweg zu machen. Aber sein Schwiegervater hielt ihn zurück: »Iss erst einmal einen Bissen Brot und stärk dich, dann könnt ihr losziehen.« 6 Die beiden Männer setzten sich hin und aßen und tranken miteinander. »Tu mir doch den Gefallen«, bat der Schwiegervater, »und bleib noch eine Nacht hier. Lass es dir bei mir gut gehen!« 7 Aber der Levit wollte aufbrechen. Da drängte ihn der Vater der Frau, noch einmal bei ihm zu übernachten, bis der Levit schließlich nachgab. 8 Am Morgen des fünften Tages stand er wieder früh auf, um abzureisen. »Stärke dich noch etwas«, ermunterte ihn sein Schwiegervater, »bis heute Nachmittag könnt ihr euch wirklich noch Zeit lassen.« Wieder setzten sich die beiden hin und aßen. 9 Am Nachmittag erhob sich der Levit, um sich mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht auf den Weg zu machen. »Sieh doch«, wandte sein Schwiegervater ein, »der Tag geht zu Ende, bald wird es dunkel. Bleib über Nacht und mach es dir hier bequem! Morgen früh könnt ihr dann aufbrechen und nach Hause zurückkehren.« 10-11 Aber der Levit wollte nun abreisen. Er ließ die Esel satteln und machte sich mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht auf den Heimweg. Gegen Abend erreichten sie Jebus, also Jerusalem. Da schlug der Knecht seinem Herrn vor: »Komm, lass uns in die Stadt gehen und dort eine Unterkunft suchen.« 12 Doch der Levit erwiderte: »Ich will nicht bei diesen Fremden übernachten, die keine Israeliten sind. Wir gehen besser hinüber nach Gibea. 13 Wenn wir uns beeilen, können wir Gibea oder sogar noch Rama erreichen! In einem dieser Orte werden wir übernachten.« 14 So zogen sie weiter, und bei Sonnenuntergang waren sie kurz vor Gibea im Gebiet des Stammes Benjamin. 15 Sie bogen vom Weg ab und gingen in die Stadt hinein. Doch dort wollte sie niemand über Nacht aufnehmen, und so blieben sie an dem großen Platz der Stadt sitzen. 16 Spät am Abend kam ein alter Mann von der Feldarbeit zurück. Er stammte aus dem Gebirge Ephraim und lebte als Fremder unter den Benjaminitern in Gibea. 17 Als er den Leviten auf dem Platz sitzen sah, fragte er ihn: »Wo kommst du her und wo willst du hin?« 18 Der Levit erklärte: »Wir kommen gerade aus Bethlehem in Juda und wollen zum äußersten Ende des Gebirges Ephraim, wo mein Zuhause ist. Von dort aus habe ich diese Reise nach Bethlehem unternommen. Aber hier in Gibea will uns niemand aufnehmen, 19 obwohl wir Stroh und Futter für die Esel und Brot und Wein für uns selbst mitgenommen haben. Wir sind wirklich mit allem versorgt.« 20 »Ihr seid mir herzlich willkommen!«, lud der alte Mann sie ein. »Bitte lasst mich für euch sorgen. Hier draußen sollt ihr auf keinen Fall übernachten!« 21 Er nahm sie mit in sein Haus und gab ihren Eseln Futter. Dann wuschen die Gäste sich die Füße, aßen und tranken.


WAS IST EINE KONKUBINE?


Im biblischen Sprachgebrauch ist eine Konkubine eine wahre Ehefrau, obwohl von zweitrangigem Rang. Die Konkubine wurde ohne Frage als Teil der israelischen Kultur akzeptiert und lebte mit im Haushalt. Sie wurde vom israelitischen Brauch anerkannt und vorgesehen. Es gab die Konkubine, die im Haus ihres Mannes lebte, die Konkubine im Haus ihres Vaters und das Problem des Erbes der Söhne der Konkubine.


Leben im Haus ihres Mannes. Die biblischen Verweise auf Konkubinen beschränken sich auf das Alte Testament und bezeichnen eine Institution, die ein Ableger der Polygamie war. Das Wort Konkubine kann einen falschen Eindruck geben, da man es auch auf eine uneheliche Geliebte anwendet. In Wirklichkeit war eine Konkubine eine echte Ehefrau. Sie war keine Frau, die mit einem Mann zusammenlebte, während sie unverheiratet mit ihm war. In der Familie hatte die Konkubine einen Zwischenplatz zwischen der Frau ersten Ranges und einer gewöhnlichen Sklavin. In den meisten Fällen war sie eine Sklavin, die durch Heirat mit dem Herrn zu einer höheren Würde erhoben wurde. Die Konkubine hatte eine Position als Ehefrau von minderem oder zweitrangigem Rang inne. Als solche hatte sie nicht den vollen rechtlichen Status der Frau ersten Ranges. Es ist nicht sicher, was den Rangunterschied ausmachte. Höchstwahrscheinlich beruhte es auf der Frage, ob die Frau als Kauf angesehen wurde, nachdem sie im engeren Sinn an ihren Ehemann verkauft worden war. (Die Mitgift für die Frau war eigentlich keine Kaufzahlung, obwohl es ähnlich erscheint.) Der Besitz zahlreicher Konkubinen in einem Harem war ein Zeichen des Reichtums. Es handelte sich um Einkäufe, die als Statussymbole ausgestellt wurden. Dies wäre bei Salomos 300 Konkubinen der Fall gewesen.


Leben im Haus ihres Vaters. Eine Konkubine könnte ursprünglich eine Frau gewesen sein, die weiterhin im Haus ihres Vaters lebte, während ihr Ehemann anderswo lebte und sie regelmäßig wegen sexueller Beziehungen besuchte. Dies war eine echte Ehe, aber ohne dauerhaftes Zusammenleben. Die Praxis findet sich heute manchmal unter den Arabern, wo der Ehemann als "besuchender Ehemann" bezeichnet wird. Simsons Ehe mit der Philisterin scheint von dieser Art gewesen zu sein. Die assyrischen Gesetze beziehen sich auf einen solchen Brauch.


Erbschaft ihres Sohnes. Die Söhne von Konkubinen, die Sklaven waren, hatten kein Erbrecht als solches, aber der Vater konnte sie, wenn er wollte, den Söhnen der Frau ersten Ranges gleichstellen. Dies war bei den Söhnen Jakobs der Fall. Es wurde kein Unterschied zwischen den Söhnen der Konkubinen Bilha und Silpha und denen von Rahel und Lea gemacht. Alle hatten einen gleichen Anteil am Land Kanaan. Sara wollte nicht, dass Ismael, der Sohn der Konkubine Hagar, mit ihrem Sohn Isaak am Erbe teilnahm. Obwohl Ismael ein Recht auf das Erbe hatte, sandte ihn Abraham in diesem Fall weg und glaubte, es sei Gottes Wille.


KONKUBINEN IN DER BIBEL


2 Samuel 5:13

Und David nahm noch mehr Frauen und Konkubinen in Jerusalem, nachdem er von Hebron gekommen war; und es wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren.


1 Könige 11:2-3

...von solchen Völkern, davon der HERR gesagt hatte den Kindern Israel: Geht nicht zu ihnen und lasst sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiss eure Herzen ihren Göttern zuwenden. An diesen hing Salomo mit Liebe. Und er hatte siebenhundert Frauen zu Ehefrauen und dreihundert Konkubinen; und seine Frauen neigten sein Herz (ihren Göttinnen zu).


Weiter im Text von Simson:


22 Während sie fröhlich zusammensaßen, umstellten skrupellose Männer aus Gibea das Haus. Sie schlugen gegen die Tür und riefen dem Hausherrn zu: »Gib den Mann, der bei dir ist, heraus. Wir wollen unseren Spaß mit ihm haben!« 23 Der alte Mann ging zu ihnen hinaus und beschwor sie: »Das könnt ihr doch nicht tun, denn dieser Fremde ist mein Gast! Freunde, ich bitte euch, begeht doch nicht so ein Verbrechen! 24 Eher gebe ich euch meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und die Nebenfrau des Fremden. Vergewaltigt sie und macht mit ihnen, was ihr wollt. Aber meinem Gast dürft ihr so etwas Fürchterliches nicht antun!« 25 Doch die Männer von Gibea ließen nicht mit sich reden. Da führte der Levit seine Nebenfrau nach draußen. Die Männer fielen über sie her und vergingen sich die ganze Nacht an ihr. Erst im Morgengrauen ließen sie von ihr ab. 26 Die Frau schleppte sich noch bis zum Eingang des Hauses, in dem ihr Mann war. Dort brach sie zusammen und blieb liegen. Als es hell wurde, 27 stand der Levit auf, um sich wieder auf den Weg zu machen. Er öffnete die Haustür und fand seine Nebenfrau davor liegen, die Hände auf der Schwelle. 28 »Steh auf«, sagte er zu ihr, »wir wollen weiter!« Aber sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel und zog in seine Heimatstadt. 29 Dort angekommen, nahm er ein Messer und zerteilte die Leiche der Frau in zwölf Stücke. Dann ließ er die Teile überall in Israel den Menschen zeigen. 30 Alle, die es sahen, waren entsetzt und sagten: »So ein Verbrechen hat es noch nie bei uns gegeben. Seit wir aus Ägypten hierhergekommen sind, ist so etwas nicht geschehen. Wir müssen genau überlegen, was wir jetzt tun sollen.«


HOMOSEXUELLER GESCHLECHTSVERKEHR


Homosexualität wird heute im Abendland geradezu gefeiert. Was sagen die Christen dazu? Die evangelische Kirche segnet die Homo-Ehe. Evangelikale halten Homosexualität in der Regel für eine Sünde. Die katholische Kirche stimmt hierin mit den Evangelikalen überein, allerdings finden sich besonders unter deutschen Katholiken heute Priester, die im Ungehorsam dem Papst gegenüber homosexuelle Paare segnen. Ich denke in dieser Frage wie der katholische Katechismus. Das entsprechende Zitat biete ich zur Diskussion an:


Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet (vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.), hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind". Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven (gefühlsmäßigen) und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.


Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.


Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die (sakramentale) Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.



VERGEWALTIGUNG IN DER BIBEL


(Zitate aus der Luther-Bibel. Bei Luther bedeutet Dirne nicht Hure, sondern Jungfrau. Das germanische Wort Dirne bedeutete ursprünglich tatsächlich Jungfrau.)


5 Mose 22:25-28

Wenn aber jemand eine verlobte Dirne auf dem Felde kriegt und ergreift sie und schläft bei ihr, so soll der Mann allein sterben, der bei ihr geschlafen hat, und der Dirne sollst du nichts tun; denn sie hat keine Sünde des Todes wert getan, sondern gleich wie jemand sich wider seinen Nächsten erhöbe und schlüge ihn tot, so ist dies auch. Denn er fand sie auf dem Felde, und die verlobte Dirne schrie, und war niemand, der ihr half. Wenn jemand an eine Jungfrau kommt, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und schläft bei ihr, und es findet sich also,


5 Mose 22:28-29

Wenn jemand an eine Jungfrau kommt, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und schläft bei ihr, und es findet sich also, so soll, der bei ihr geschlafen hat, ihrem Vater fünfzig Silberlinge geben und soll sie zum Weibe haben, darum daß er sie geschwächt hat; er kann sie nicht lassen sein Leben lang.


Psalm 82:3

Schafft Recht dem Armen und dem Waisen und helft dem Elenden und Dürftigen zum Recht.


2 Samuel 13:12-14

Sie aber sprach zu ihm: Nicht, mein Bruder, schwäche mich nicht, denn so tut man nicht in Israel; tue nicht eine solche Torheit! Wo will ich mit meiner Schande hin? Und du wirst sein wie die Toren in Israel. Rede aber mit dem König; der wird mich dir nicht versagen. Aber er wollte nicht gehorchen und überwältigte sie und schwächte sie und schlief bei ihr.


5 Mose 22:23-24

Wenn eine Dirne jemand verlobt ist, und ein Mann kriegt sie in der Stadt und schläft bei ihr, so sollt ihr sie alle beide zu der Stadt Tor ausführen und sollt sie steinigen, daß sie sterben; die Dirne darum, daß sie nicht geschrieen hat, da sie doch in der Stadt war; den Mann darum, daß er seines Nächsten Weib geschändet hat; und sollst das Böse von dir tun.


Psalm 9:9

Und der HERR ist des Armen Schutz, ein Schutz in der Not.


Habakuk 1:3

Warum lässt du mich Mühsal sehen und siehst dem Jammer zu? Raub und Frevel sind vor mir. Es geht Gewalt über Recht.


Jesaja 10:1-2

Weh den Schriftgelehrten, die ungerechte Gesetze machen und die unrechtes Urteil schreiben, auf daß sie die Sache der Armen beugen und Gewalt üben am Recht der Elenden unter meinem Volk, daß die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute sein müssen!


Galater 5:19-21

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Hass, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch zuvor gesagt und sage noch zuvor, dass, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.


Psalm 72:4

Er wird das elende Volk bei Recht erhalten und den Armen helfen und die Lästerer zermalmen.


1 Mose 6:11

Aber die Erde war verderbt vor Gottes Augen und voll Frevels.


Prediger 4:1

Ich wandte mich um und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und siehe, da waren die Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht taten, waren zu mächtig, dass sie keinen Tröster haben konnten.


Amos 5:12

Denn ich weiß euer Übertreten, des viel ist, und eure Sünden, die stark sind, wie ihr die Gerechten drängt und Blutgeld nehmt und die Armen im Tor unterdrückt.


5 Mose 21:10-14

Wenn du in einen Streit ziehst wider deine Feinde, und der HERR, dein Gott, gibt sie dir in deine Hände, daß du ihre Gefangenen wegführst, und siehst unter den Gefangenen ein schönes Weib und hast Lust zu ihr, dass du sie zum Weib nimmst, so führe sie in dein Haus und lass sie ihr Haar abscheren und ihre Nägel beschneiden und die Kleider ablegen, darin sie gefangen ist, und lass sie sitzen in deinem Hause und beweinen einen Monat lang ihren Vater und ihre Mutter; darnach gehe zu ihr und nimm sie zur Ehe und lass sie dein Weib sein. Wenn du aber nicht mehr Lust zu ihr hast, so sollst du sie gehen lassen, wohin sie will, und nicht um Geld verkaufen noch versetzen, darum dass du sie gedemütigt hast.


Epheser 5:25

Ihr Männer, liebt eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Kirche und hat sich selbst für sie hingegeben,


Jesaja 58:6

Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass frei, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass frei, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last.


Jesaja 1:17

Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft dem Unterdrückten, schafft dem Waisen Recht, führt der Witwe Sache.


Epheser 5:28-29

Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasst; sondern er nährt es und pflegt sein, gleichwie auch der HERR die Kirche.


Galater 5:14

Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."


Matthäus 22:39

Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.


Lukas 4:18-19

Der Geist des HERRN ist bei mir, darum, daß er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollten, und den Blinden das Gesicht und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, und zu verkündigen das angenehme Jahr des HERRN.


Römer 13:8-10

Seid niemand nichts schuldig, als dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten, und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Denn Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.



VERGEWALTIGUNG HEUTE


Im Balkan-Krieg in den 90er Jahren wurden Massenvergewaltigungen von Frauen durchgeführt. In Indien häufen sich die Gruppenvergewaltigungen, da ein Mädchen von mehreren Männern zu Tode vergewaltigt wird. Aktuell gab es in Deutschland im Jahr 2020 siebenhundert Gruppenvergewaltigungen, von deutschen, aber auch von afghanischen Flüchtlingen durchgeführt.


GEBET


Herr, Vater unseres Herrn Jesus Christus, sende JETZT deinen Heiligen Geist auf das Angesicht der Erde, um die Völker vor Unheil, Naturkatastrophen, Terrorismus, Hunger und Krieg zu bewahren. Und uns, Herr, gewähre die Gnade, dir und dem wahren Glauben treu zu sein bist zum Tod. Amen.