von ihm selbst
herausgegeben von Torsten Schwanke
ERSTER GESANG
Auslegung des andern Unterschieds Danielis des Propheten,
gepredigt aufm Schloss zu Allstedt
vor den tätigen teuren Herzogen und Vorstehern zu Sachsen
durch Thomas Müntzer, Diener des Wortes Gottes.
Erstlich ward der Text des oben gemeldeten Unterschieds
der Weissagung des Propheten Daniels
nach seinen klaren Worten verzählt und verdolmetscht
und auf solches die ganze Predigt
mit Verfassen des Text gesetzt wie folgt.
Es ist zu wissen, dass der armen, elenden, zerfallenden
Christenheit weder zu raten noch zu helfen ist,
es sei denn dass die fleißigen, unverdrossenen
Gottesknechte täglich die Bibel treiben
mit Singen, Lesen und Predigen.
Aber damit wird der Kopf der zarten Pfaffen
stets große Stöße müssen leiden
oder seines Handwerks abgehen.
Wie soll man ihm aber anders tun,
dieweil die Christenheit so jämmerlich
durch reißende Wölfe verwüstet ist,
wie geschrieben ist vom Weingarten Gottes?
Und Sankt Paulus lehrt, wie man sich in göttlichen
Lobsängen üben soll. Denn gleich wie zur Zeit
der lieben Propheten Jesajas, Jeremias, Hesekiel
und der anderen die ganze Gemeinde der Auserwählten Gottes
also ganz und gar in die abgöttische Weise geraten war,
dass ihr auch Gott nicht helfen mochte,
sondern musste sie gefangen wegführen lassen
und sie unter den Heiden so lange peinigen,
bis dass sie seinen heiligen Namen wieder erkannten
(wie geschrieben steht); also auch nichtsdestoweniger
ist bei unserer Väter und unserer Zeit
die arme Christenheit noch viel verstockter
und doch mit einem unaussprechlichen Scheine
göttlichen Namens, da sich der Teufel und seine Diener
hübsch mit schmücken. Ja, also hübsch,
dass die rechten Gottesfreunde damit verführt werden
und mit dem höchsten angewandten Fleiß
kaum merken mögen ihren Irrtum,
wie Matthäus klar angezeigt.
Dies macht alles die gedachte Heiligkeit
und das heuchlerische Entschuldigen
der gottlosen Feinde Gottes, da sie sagen,
die christliche Kirche kann nicht irren,
so sie doch, den Irrtum zu verhüten,
darum durch das Wort Gottes stets soll erbaut werden
und vom Irrtum ferngehalten,
ja auch die Sünde ihrer Unwissenheit erkennen soll.
Aber das ist wohl wahr: Christus, der Sohn Gottes,
und seine Apostel, ja auch vor ihm
seine heiligen Propheten haben wohl
eine rechte, reine Christenheit angefangen,
den reinen Weizen in den Acker geworfen,
das ist das teure Wort Gottes
in die Herzen der Auserwählten gepflanzt.
Aber die faulen nachlässigen Diener derselbigen Kirchen
haben solches mit emsigem Wachen nicht wollen vollführen
und erhalten, sondern sie haben das Ihre gesucht,
nicht was Jesu Christi war.
Deshalb haben sie den Schaden der Gottlosen,
das ist das Unkraut, kräftig lassen einreißen,
da der Eckstein, hier angezeigt, noch klein gewesen ist,
von welchem Jesaja sagt.
Ja, er hat noch die Welt nicht gar erfüllt,
er wird sie aber gar bald erfüllen und vollmachen.
Darum ist der aufgerichtete Eckstein
im Anfang der neuen Christenheit
bald verworfen von den Bauleuten,
das ist von den Regenten.
Also, sag ich, ist die angefangene Kirche
baufällig geworden an allen Orten
bis auf die Zeit der zertrennten Welt.
Denn Hegesippus und Eusebius sagen
vom Unterschied der christlichen Kirchen
dass die christliche Gemeinde eine Jungfrau blieben sei
nicht länger als bis auf die Zeit des Todes der Apostel.
Und bald danach ist sie eine Ehebrecherin geworden,
wie denn zuvor verkündigt war durch die lieben Apostel.
Und in den Geschichten der Apostel hat Sankt Paulus gesagt
zu den Hirten der Schafe Gottes
mit klaren, hellen Worten: Habt Acht auf euch selber
und auf die ganze Herde, über welche
euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Wächtern,
dass ihr sollt weiden die Gemeinde Gottes,
welche er durch sein Blut erworben hat,
denn ich weiß, dass nach meinem Abschied werden
unter euch reißende Wölfe kommen,
die die Herden nicht verschonen werden.
Es werden auch von euch selber Männer aufstehen,
die da verkehrte Lehre reden,
die Jünger nach sich selbst zu ziehen.
Darum achtet darauf!
Desgleichen steht im Sendebrief des heiligen Apostels Judas.
Apokalypse zeigt es auch an.
Deshalb warnt uns unser Herr Christus,
uns vor falschen Propheten zu hüten.
Nun ist klar am Tage, dass kein Ding, Gott sei es geklagt,
also schlimm und gering geachtet wird als der Geist Christi.
Und mag doch niemand selig werden,
derselbige Heilige Geist versichere ihn denn zuvor
seiner Seligkeit, als geschrieben ist.
Wie wollen wir armen Würmer aber hierzu kommen,
weil wir die Würdigkeit der Gottlosen
in solcher Achtbarkeit halten, dass leider
Christus, der zarte Sohn Gottes,
vor den großen Titeln und Namen dieser Welt
scheint wie ein Hanfbube oder gemaltes Männchen.
Und er ist doch der wahre Stein,
der vom großen Berge ins Meer wird geworfen
von der prächtigen Üppigkeit dieser Welt.
Er ist der Stein, der ohne Menschenhände
vom großen Berge gerissen, der da heißt Jesus Christus,
der geboren ward, gleich da die Hauptschalkheit
im Schwange ging, zu den Zeiten des Oktavian,
da die ganze Welt im Schwange ging und geschätzt wurde.
Da hat ein Allmächtiger im Geist,
ein elender Drecksack, wollen die ganze Welt haben,
die ihm doch nirgend zunutze war denn zu Pracht und Hoffart.
Ja, er ließ sich dünken, er wäre allein groß.
O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus Christus gewesen
in der Menschen Augen.
Er ward verwiesen in den Viehstall
wie ein Auswurf der Menschen.
Danach verworfen ihn die Schriftgelehrten,
wie sie noch heutigen Tages pflegen.
Ja, sie haben endlich gar wohl die Passion mit ihm gespielt,
seit dass der lieben Apostel Schüler gestorben sind.
Sie haben den Geist Christi für einen Spottvogel gehalten
und tun es noch, wie geschrieben steht.
Sie haben ihn gestohlen wie die Diebe und Mörder.
Sie haben die Schafe Christi der rechten Stimme beraubt
und haben den wahren gekreuzigten Christus
zum lauteren phantastischen Götzen gemacht.
Wie ist das zugegangen? Antwort:
Sie haben die reine Kunst Gottes verworfen
und an seiner Statt einen hübschen, feinen,
güldenen Herrgott gesetzt,
da die armen Bauern vor schmatzen,
wie Hosea klar gesagt hat.
Und Jeremias im Buch der Betrübnis sagt:
Die da vorhin gute gewürzte Speise aßen,
die haben nun Dreck und Kot bekommen.
O leider des erbärmlichen Gräuels,
davon Christus selbst redet!
Dass er so jämmerlich verspottet wird
mit dem Messelesen, mit abgöttischem Predigen,
Gebärden und Leben und doch nicht anders da ist
als ein eitel hölzerner Herrgott.
Ja, ein abgöttischer hölzerner Pfaffe
und ein grobes tölpelhaftes Volk,
welches doch das allergeringste Urteil
von Gott nicht beschließen kann,
ist das nicht ein Jammer, Sünde und Schande?
Ich halte ja die Tiere des Bauchs.
Und die Schwein, davon geschrieben steht,
haben den edlen Stein Jesus Christus
ganz und gar mit Füßen zertreten,
so viel sie vermocht haben.
Da ist er geworden zum Fußschemel der ganzen Welt.
Darum haben uns alle ungläubigen Türken,
Heiden und Juden aufs billigste verspottet
und für Narren gehalten, wie man tolle Menschen halten soll,
die ihres Glaubens Geist nicht wollen hören nennen.
Darum ist das Leiden Christi nicht anders
denn ein Jahrmarkt bei den verzweifelten Buben,
wie nie kein Spitzbube gehabt hat.
Darum, ihr teuren Brüder und Schwestern,
sollen wir aus diesem Unflat auferstehen
und Gottes rechte Schüler werden, von Gott gelehrt,
so will uns vonnöten sein große, mächtige Stärke,
die uns von oben hernieder verliehen werde,
solche unaussprechliche Bosheit zu strafen und zu schwächen.
Das ist die reinste Weisheit Gottes,
welche allein von der reinen, ungeschminkten
Ehrfurcht Gottes entsprießt.
Dieselbe muss uns allein mit gewaltiger Hand wappnen
zur Rache wider die Feinde Gottes
mit dem höchsten Eifer zu Gott,
wie geschrieben steht.
Da ist gar kein Entschuldigen mit menschlichen
oder vernünftigen Vorhaben,
denn der Gottlosen Gestalt ist über alle Maßen schön,
wie die schöne Kornblume unter den Ähren des Weizens,
aber solches muss die Weisheit Gottes erkennen.
Zum andern müssen wir den Gräuel weiter und wohl ansehen
der diesen Stein verachtet.
Sollen wir aber das recht an ihm erkennen,
so müssen wir der Offenbarung Gottes täglich gewärtig sein.
Oh, das ist ganz teuer und seltsam geworden
in der schalkhaften Welt, denn die listigen Anschläge
der Superklugen werden uns alle Augenblicke überfallen
und noch viel höher in der reinen Kunst Gottes verhindern.
Solchem muss man zuvorkommen in der Furcht Gottes.
Wenn dieselbe allein in uns ganz und rein versorgt würde,
dann so möchte die heilige Christenheit leicht
wieder zum Geist der Weisheit
und Offenbarung göttlichen Willens kommen.
Dies alles ist verfasst in der Schrift.
Die Furcht Gottes aber muss rein sein,
ohne alle Menschenfurcht.
Oh, die Furcht Gottes ist uns hoch vonnöten!
Denn so wenig man selig zwei Herren dienen kann,
so wenig kann man auch Gott und Kreaturen fürchten.
Gott mag sich auch über uns nicht erbarmen
(wie die heiligste Mutter Christi, unseres Herrn, sagt),
es sei denn, dass wir ihn aus ganzem Herzen allein fürchten.
Darum sagt Gott: Bin ich euer Vater, wo ist dann meine Ehre?
Bin ich euer Herr, wo ist dann meine Furcht?
Also, ihr teuren Fürsten, ist es notwendig,
dass wir in diesen ganz gefährlichen Tagen
den allerhöchsten Fleiß verwenden, wie alle lieben Väter,
in der Bibel verzeichnet, vom Anfang der Welt
solchem hinterlistigen Übel zu begegnen.
Denn die Zeit ist jetzt gefährlich,
und die Tage sind böse. Warum?
Allein darum, dass die edle Kraft Gottes
so gar jämmerlich geschändet und verunehrt wird,
dass die groben Menschen also
durch die heillosen Schriftgelehrten verführt werden
mit großem Geplauder
wie der Prophet Micha sagt,
welches jetzt fast aller Schriftgelehrten Art ist
und gar wenige ausgenommen sind,
dass die lehren und sagen, dass Gott seinen lieben Freunden
seine göttlichen Geheimnisse nicht mehr offenbart
durch rechte Visionen oder sein mündliches Wort.
Bleiben also bei ihrer unerfahrenen Weise
und machen von den Menschen,
die mit der Offenbarung Gottes umgehen,
ein Sprichwort, wie die Gottlosen täten
dem Jeremia: Höre, hat Gott auch neulich zu dir gesprochen?
Oder hast du den Mund Gottes neulich gefragt
und mit ihm beratschlagt?
Hast du den Geist Christi?
Solches tun sie mit großem Hohn und Spott.
War es nicht ein Großes, das zur Zeit Jeremias geschah?
Jeremia warnte das arme, blinde Volk
vor der Pein des Gefängnisses zu Babylon
gleichwie der fromme Lot seiner Töchter Männer.
Aber es dünkt sie gar närrisch zu sein.
Sie sagten zu den lieben Propheten:
Ja, ja, Gott sollte die Menschen wohl so väterlich warnen?
Was ist aber nun dem spöttischen Haufen
in dem Babylonischen Gefängnis widerfahren?
Nicht anders, als dass sie durch diesen heidnischen König
Nebukadnezar zuschanden wurden. Sieh hier den Text an!
Er hat die Rede Gottes angenommen
und war doch ein mächtiger Wüterich
und eine Rute des Volks der Auserwählten,
die sich gegen Gott versündigt hatten.
Aber von Blindheit und Verstocktheit
des Gottesvolkes müsste die allerhöchste Güte
also der Welt erklärt werden, wie Sankt Paulus sagt.
Also hier zum Unterricht sag ich also,
dass Gott der Allmächtige nicht allein die Dinge,
die in vielen Jahren zukünftig waren,
dem heidnischen König zeigte
zur unaussprechlichen Schmach der Halsstarrigen
unter dem Volk Gottes,
welche keinem Propheten wollten glauben.
Gleichermaßen sind auch die Menschen
zu unseren Zeiten. Sie sind der Strafe Gottes nicht gewärtig,
wenn sie dieselben Dinge gleich vor Augen sehen.
Was soll dann Gott der Allmächtige
mit uns zu schaffen haben?
Drum muss er uns seine Güte entziehen.
Nun folgt der Text: Der König Nebukadnezar
hatte einen Traum, welcher ihm verschwand.
Was sollen wir hierzu sagen? Es ist eine unaussprechliche,
ja ungewöhnliche und hassenswerte Sache,
von Träumen der Menschen zu reden,
der Ursache, dass die ganze Welt vom Anfang bis jetzt
durch die Träumer betrogen ist, wie geschrieben steht.
Deshalb wird in diesem Kapitel angezeigt,
dass der König den klugen Wahrsagern
und Träumern nicht glauben wollte, da er sprach:
Sagt mir meinen Traum, danach die Auslegung,
sonst werdet ihr mir eitel Betrug und Lügen sagen.
Was war das? Sie vermochten und konnten ihm
den Traum nicht sagen und sprachen: O lieber König,
es kann dir den Traum kein Mensch auf Erden sagen
als allein die himmlischen Götter, die keine Gemeinschaft
mit den Menschen auf Erden haben.
Ja, noch ihrem Verstand redeten sie recht
in vernünftiger Weise. Sie hatten aber keinen Glauben
an Gott, sondern es waren gottlose Heuchler und Schmeichler,
die da redeten, was die Herren gern hören,
gleichwie jetzt zu unserer Zeit die Schriftgelehrten tun,
die da gern üppige Bissen essen am Hof.
Aber das ist gegen sie, das da geschrieben steht.
Es sagt der Text hier, es müssten Menschen sein,
die Gemeinschaft im Himmel hätten.
Oh, das ist den Superklugen ein bitteres Kraut!
Und es will doch der heilige Paulus also haben
mit den Philippern.
Danach wollten solche Gelehrten gleichwohl
die Geheimnisse Gottes auslegen.
Oh, der Buben hat jetzt die Welt über die Maßen viele,
die sich solches öffentlich vermessen!
Und von denen sagt Jesaja:
Sie wollen meine Wege wissen gleichwie das Volk,
das da meine Gerechtigkeit ausgeführt hätte.
Solche Schriftgelehrten sind die Wahrsager,
die da öffentlich die Offenbarung Gottes leugnen.
Und fallen doch dem Heiligen Geist in sein Handwerk,
wollen alle Welt unterrichten,
und was ihrem unerfahrenen Verstand nicht gemäß ist,
das muss ihnen alsbald vom Teufel sein.
Und sind doch ihrer eigen Seligkeit nicht versichert,
welches sie doch sein sollten.
Sie können hübsch vom Glauben schwatzen
und einen trunkenen Glauben einbrauen
den armen, verwirrten Gewissen.
Dies macht alles das Urteil und Gräuel,
welchen sie haben von der hassenswerten Betrügerei,
der ganz verfluchten, vergifteten Träume der Mönche,
durch welche der Teufel alle seine Willen ins Werk gebracht,
ja auch viel fromme Auserwählte betrogen hat,
wenn sie ohne allen Bescheid den Visionen und Träumen
mit ihrem tollen Glauben stattgegeben haben.
Und also ihre Regel und lose Bocksfurzerei
durch Offenbarung des Teufels beschrieben,
gegen welche die Kolosser heftig gewarnt sind
vom heiligen Paulus. Aber die verfluchten Träumer
haben nicht gewusst, wie sie sollten
der Kraft Gottes gewärtig sein.
Darüber sind sie in einem verkehrten Sinne verstockt
und sind jetzt der ganzen Welt von Tag zu Tage
dargestellt in Sünden und Schanden
wie die untätigen Lotterbuben.
Dennoch sind sie blind in ihrer Torheit.
Nichts anderes hat sie verführt
und noch auf diesen heutigen Tag je weiter verführt
als der Aberglaube, da sie ohne alle erfahrene Ankunft
des Heiligen Geistes, des Meisters der Furcht Gottes,
mit Verachtung göttlicher Weisheit
das Gute nicht vom Bösen
(unter dem guten Schein verdeckt) absondern.
Über welche schreit Gott durch Jesaja:
Weh euch, die ihr das Gute böse heißt und das Böse gut!
Darum ist es nicht frommer Menschen Art,
das Gute mit dem Bösen zu verwerfen.
Denn der heilige Paulus sagt zu den Thessalonichern:
Ihr sollt die Weissagung nicht verachten!
Prüft alles! Was unter dem aber gut ist, das behaltet!
Zum dritten sollt ihr die Meinung wissen,
dass Gott seinen Auserwählten ganz und holdselig ist,
dass, wenn er sie im allergeringsten könnte warnen,
er täte es aufs höchste, wenn sie dasselbe
vor großem Unglauben empfangen könnten.
Denn hier stimmt dieser Text Daniels
mit dem heiligen Paulus an die Korinther überein
und ist genommen aus dem heiligen Jesaja, sagend:
Das kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat
und in keines Menschen Herz gekommen ist,
das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.
Aber uns hat es Gott offenbart durch seinen Geist,
denn der Geist erforscht alle Dinge,
ja auch die Tiefe der Gottheit.
Darum ist das kürzlich die ernstliche Meinung:
Wir müssen wissen und nicht allein in den Wind glauben,
was uns von Gott gegeben sei
oder vom Teufel oder der Natur.
Denn so unser natürlicher Verstand daselbst
soll zur Dienstbarkeit des Glaubens gefangen werden,
so muss er kommen auf den letzten Grad aller seiner Urteile,
wie zu den Römern angezeigt.
Der Urteile mag er aber keines beschließen
mit gutem Grund seines Gewissens
ohne Gottes Offenbarung. Da wird der Mensch klar finden,
dass er mit dem Kopf durch den Himmel nicht laufen kann,
sondern er muss zuerst ganz und gar
zum innerlichen Narren werden.
Oh, das ist denn der klugen, fleischlichen, wollüstigen Welt
gar ein seltsamer Wind.
Da folgen alsbald die Schmerzen wie einer Gebärenden.
Da findet Daniel und ein jeglicher frommer Mensch mit ihm,
dass ihm alle Dinge gleich so unmöglich sind
wie andern gemeinen Menschen von Gott zu erforschen.
Das meinte der weise Mann, da er sagt:
Wer da will ausforschen Gottes Herrlichkeit,
der wird von seinem Lobpreis erdrückt.
Denn je mehr die Natur nach Gott greift,
je weiter sich die Wirkung des Heiligen Geists
von ihr entfremdet, wie klar anzeigt der Psalmist.
Ja, wenn sich der Mensch verstünde
auf den Vorwitz des natürlichen Lichts,
er würde ohne Zweifel nicht viel Behelf suchen
mit gestohlener Schrift, wie die Gelehrten
mit einem Stück oder zwei tun,
sondern er würde bald empfinden
die Wirkung göttlichen Wortes aus seinem Herzen quellen.
Ja, er dürfte die faulen Wasser im Brunnen nicht ertragen,
wie jetzt unsere Gelehrten tun, die verwickeln die Natur
mit der Gnade ohne allen Unterschied.
Sie verhindern dem Wort seinen Gang,
welches vom Abgrund der Seelen herkommt,
wie Mose sagt: Das Wort ist nicht weit von dir.
Siehe, es ist in deinem Herzen.
Nun fragst du vielleicht, wie kommt es denn ins Herz?
Antwort: Es kommt von Gott oben hernieder
in einer hohen Verwunderung,
welches ich jetzt lasse bestehen bis auf ein andermal.
Und diese Verwunderung, ob es Gottes Wort sei oder nicht,
hebt sich an, wenn einer ein Kind ist von 6 oder 7 Jahren.
Darum trägt Sankt Paulus hervor den Mose und Jesaja
zu den Römern und redet da vom innerlichen Worte,
zu hören in dem Abgrund der Seelen
durch die Offenbarung Gottes.
Und welcher Mensch dieses nicht gewahr
und empfindlich geworden ist
durch das lebendige Zeugnis Gottes,
der weiß von Gott nichts gründliches zu sagen,
wenn er auch hunderttausend Bibeln gefressen hätte.
Daraus mag ein jeglicher wohl ermessen,
wie fern die Welt noch vom Christenglauben sei.
Noch will niemand sehen oder hören.
Soll nun der Mensch des Wortes gewahr werden
und dass er seiner empfindlich sei,
so muss ihm Gott nehmen seine fleischlichen Lüste.
Und wenn die Bewegung von Gott kommt ins Herz,
dass er töten will alle Wollust des Fleisches,
dass er ihm da stattgebe, dass er seine Wirkung bekommen mag.
Denn ein tierischer Mensch vernimmt nicht,
was Gott in die Seele redet,
sondern er muss durch den Heiligen Geist gewiesen werden
auf die ernstliche Betrachtung
des lauteren, reinen Verstandes des Gesetzes,
sonst ist er blind im Herzen
und dichtet sich einen hölzernen Christus
und verführt sich selber. Darum siehe zu,
wie sauer es dem lieben Daniel geworden ist,
dem Könige die Vision auszulegen,
und wie fleißig er Gott darum gesucht und gebeten hat.
Also auch zur Offenbarung Gottes
muss sich der Mensch von aller Kurzweil absondern
und einen ernsten Mut zur Wahrheit tragen
und muss durch die Übung solcher Wahrheit
die untrüglichen Visionen vor den falschen erkennen.
Deshalb spricht der liebe Daniel:
Es soll ein Mensch Verstand haben in den Visionen,
auf dass sie nicht alle zu verwerfen sind.
Zum vierten sollt ihr wissen, dass ein auserwählter Mensch,
der da wissen will, welche Vision oder Traum von Gott,
Natur oder Teufel sei, der muss mit seinem Gemüt und Herzen,
auch mit seinem natürlichen Verstand abgeschieden sein
von allem zeitlichen Trost seines Fleisches
und es muss ihm gehen wie dem lieben Joseph in Ägypten.
Denn es es wird kein wollüstiger Mensch annehmen,
denn die Disteln und Dornen, das sind die Wollüste
dieser Welt, wie der Herr sagt,
verdrängen alle Wirkung des Worts,
das Gott in die Seelen redet.
Darum wenn Gott schon sein heiliges Wort
in die Seelen spricht, so kann es der Mensch nicht hören,
so er ungeübt ist, denn er tut keine Einkehr
und hat keine Einsicht in sich selber
und in den Abgrund seiner Seele.
Der Mensch will sein Leben nicht kreuzigen
mit seinen Lastern und Begierden,
wie Paulus lehrt, der heilige Apostel,
darum bleibt der Acker des Wortes Gottes
voll Disteln und Dornen und voll großer Stauden,
welche alle weg müssen zu diesem Werk Gottes,
auf dass der Mensch nicht nachlässig
oder faul befunden werde.
Dennoch so sieht man die Milde des Ackers
und zum letzten das gute Gewächs.
Dann wird der Mensch erst gewahr, dass er Gottes
und des Heiligen Geists Wohnung sei
in der Länge seiner Tage, ja, dass er wahrhaftig geschaffen sei,
allein der Ursache, dass er Gottes Zeugnis
in seinem Leben erforschen soll.
Dessen wird er jetzt gewahr in den Teilen
durch bildreiche Weise, jetzt auch im ganzen
im Abgrund des Herzen.
Zum andern muss er gar wohl zusehen,
dass solche Figuren, Gleichnisse in den Visionen oder Träumen
mit allen ihren Umständen in der heiligen Bibel bezeugt sind,
auf dass der Teufel nicht daneben einreiße
und verderbe die Salbung des Heiligen Geistes
mit ihrer Süßigkeit, wie der weise Mann
von den Fliegen sagt, die da sterben.
Zum dritten muss der auserwählte Mensch
Acht haben auf das Werk der Visionen,
dass es nicht heraus quelle durch menschliche Pläne,
sondern einfältig fließe nach Gottes Willen,
und muss sich gar eben vorsehen,
dass nicht ein Stück daran gebreche, was er gesehen habe,
denn es muss tapfer ins Werk kommen.
Aber wenn der Teufel etwas wirken will,
so verraten ihn doch seine faulen Fratzen,
und seine Lügen gucken doch zuletzt hervor,
denn er ist ein Vater der Lüge.
Das ist hier in diesem Kapitel gar klar angezeigt
vom Könige Nebukadnezar und danach im Werk bewiesen.
Denn er hat die Ermahnung Gottes gar geschwind vergessen.
Das haben ohne Zweifel seine fleischlichen Begierden,
die er auf die Lüste und Kreaturen erstreckt hat, verursacht.
Denn also muss es gehen, wenn ein Mensch
will seiner Wollust stets pflegen,
mit Gottes Werk zu schaffen haben
und in keiner Betrübnis sein,
so kann ihn auch die Kraft des Wortes Gottes nicht umhüllen!
Gott der Allmächtige weist die rechten Visionen und Träume
seinen geliebten Freunden am allermeisten
in ihrer höchsten Betrübnis,
wie er tat dem frommen Abraham.
Da ist ihm Gott erschienen,
da er sich in großer Furcht entsetzte.
So auch der liebe Jakob, da er mit großer Betrübnis
flüchtig ward vor seinem Bruder Esau,
da kam ihm eine Vision,
dass er die Leiter am Himmel sah aufgerichtet
und die Engel Gottes auf und ab steigen.
Danach, da er wieder heimzog,
hat er sich über die Maßen vor seinem Bruder Esau gefürchtet.
Da erschien ihm der Herr in der Vision,
da er ihm die Hüfte zerschlug und mit ihm rang.
Auch der fromme Joseph ward gehasst von seinen Brüdern,
und in solcher Betrübnis hatte er zwei Visionen.
Und danach in seiner herzlichen Betrübnis
in Ägypten im Gefängnis
ward er also hoch von Gott erleuchtet,
dass er alle Visionen und Träume konnte auslegen.
Über alles dies wird den unversuchten, wollüstigen Schweinen,
den Superklugen vorgehalten
der andere heilige Joseph, der Mann Mariens.
Er hatte vier Träume, da er verängstigt war
in seiner Betrübnis, und war durch die Träume versichert,
wie auch die Weisen im Schlafe unterrichtet vom Engel,
zu Herodes nicht wiederzukommen.
So auch die lieben Apostel haben müssen
mit dem höchsten Fleiß der Visionen gewärtig sein,
wie es in ihrer Geschichte klar beschrieben ist.
Ja, es ist ein rechter apostolischer, patriarchischer
und prophetischer Geist, auf die Visionen zu warten
und sie mit schmerzlicher Betrübnis zu bekommen.
Darum ist es kein Wunder, dass sie Bruder Mastschwein
und Bruder Sanftleben verwirrt haben.
Wenn aber der Mensch das klare Wort Gottes
in der Seele nicht vernommen hat,
so muss er Visionen haben.
Wie Sankt Peter in der Geschichte der Apostel
verstand das Gesetz nicht.
Er zweifelte an der Speise und an den Heiden,
sie zu seiner Gesellschaft zu nehmen.
Da gab ihm Gott eine Vision
im Überschwang seines Gemütes.
Da sah er ein Leinentuch mit vier Zipfeln vom Himmel
auf die Erden gelassen voll vierfüßiger Tiere
und hörte eine Stimme sagen: Schlachte und iss!
Desgleichen hatte der fromme Cornelius,
da er nicht wusste, wie er tun sollte.
Auch als Paulus gen Troas kam,
erschien ihm eine Vision in der Nacht.
Das war ein Mann von Mazedonien,
der stand und bat ihn und sprach:
Komm her nach Mazedonien und hilf uns!
Da er aber solche Vision gesehen hatte,
trachteten wir, also bald zu reisen nach Mazedonien,
denn wir waren gewiss, dass uns der Herr dahin berufen hatte.
So auch, als sich Paulus fürchtete,
zu predigen in Korinth,
da sagte der Herr in der Nacht durch eine Vision zu ihm:
Du sollst dich nicht fürchten.
Es soll sich niemand unterstehen, dir zu schaden,
denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
Und was ist es nötig, viele Zeugnisse
der heiligen Schrift anzuwenden?
Es wäre nimmermehr möglich in solchen weitläufigen,
gefährlichen Sachen, als da rechte Prediger
Herzogen und Regenten haben,
dass sie sich allenthalben sollten bewahren,
sicherlich und ohne Tadel zu handeln,
wenn sie in der Offenbarung Gottes nicht lebten,
wie Aaron hörte von Moses
und David von Nathan und Gad.
Deshalb waren die lieben Apostel
der Visionen ganz und gar gewohnt,
wie der Text bewährt in der Geschichte der Apostel.
Da der Engel zu Petrus kam
und führte ihn aus dem Gefängnis des Herodes,
und es dünkte ihn, er hätte eine Vision,
er wusste nicht, dass der Engel
das Werk seiner Erlösung in ihm vollführte.
Wäre aber Petrus der Visionen nicht gewohnt gewesen,
wie sollte ihn denn solches gedünkt haben,
eine Vision zu sein? Daraus schließ ich nun,
dass, wer da will aus fleischlichem Urteil
also unbescheiden den Visionen feind sein
und sie alle verwerfen
oder alle aufnehmen ohne allen Bescheid,
darum, dass die falschen Träumer der Welt
solchen Schaden getan haben
durch die Ehrgeizigen oder Genießer,
der wird nicht wohl anlaufen,
sondern wird sich stoßen an den Heiligen Geist,
da Gott klar sagt von der Veränderung der Welt:
Er will sie in den letzten Tagen anrichten,
dass sein Name soll recht gepriesen werden.
Er will sie von ihrer Schande entledigen
und will seinen Geist über alles Fleisch ausgießen,
und unsere Söhne und Töchter sollen weissagen
und sollen Träume und Visionen haben.
Denn so die Christenheit nicht sollte apostolisch werden,
warum sollte man dann predigen?
Wozu dient dann die Bibel von Visionen?
Es ist wahr, und ich weiß fürwahr,
dass der Geist Gottes jetzt vielen auserwählten,
frommen Menschen offenbart:
eine treffliche, unüberwindliche, zukünftige
Reformation von großen Nöten wird sein.
Und es muss ausgeführt werden,
es wehre sich gleich ein jeglicher wie er will,
so bleibt die Weissagung Daniels,
ob ihr wohl niemand glauben will,
wie auch Paulus zu den Römern sagt.
Es ist dieser Text Daniels also klar wie die helle Sonne,
und das Werk geht jetzt im rechten Schwange
vom Ende des fünften Reichs der Welt.
Das erst ist erklärt durch den goldenen Knauf.
Das war das Reich zu Babel.
Das andere durch die silberne Brust und Arme.
Das war das Reich der Meder und Perser.
Das dritte war das Reich der Griechen,
welches erschallt mit seiner Klugheit
(durch das Erz angezeigt),
das vierte, das Römische Reich,
welches mit dem Schwert gewonnen ist
und ein Reich des Zwanges gewesen.
Aber das fünfte ist dies, das wir vor Augen haben,
das auch von Eisen ist und wollte gern zwingen.
Aber es ist mit Kot geflickt,
wie wir mit vorhersehenden Augen sehen,
eitel Anschläge der Heuchelei,
die da sich krümmt und wimmelt
auf dem ganzen Erdreich.
Denn wer nicht betrügen kann,
der muss ein toller Kopf sein.
Man sieht jetzt hübsch, wie sich die Öle
und Schlangen zusammen unkeusch
auf einem Haufen vereinigen.
Die Pfaffen und alle bösen Geistlichen sind Schlangen,
wie sie Johannes, der Täufer Christi, nennt,
und die weltlichen Herren und Regenten sind Öle,
wie figuriert ist bei Mose von den Fischen.
Da haben sich die Reiche des Teufels mit Ton beschmiert.
Ach, ihr lieben Herren, wie hübsch
wird der Herr da die alten Töpfe zerschmeißen
mit einer eisernen Stange!
Darum, ihr teuersten liebsten Regenten,
lernt euer Urteilt recht aus dem Munde Gottes
und lasst euch durch eure heuchlerischen Pfaffen nicht verführen
und mit erdichteter Geduld und Güte aufhalten.
Denn der Stein, ohne Hände vom Berge gerissen,
ist groß worden.
Die armen Laien und Bauern sehen ihn viel schärfer als ihr.
Ja, Gott sei gelobt, er ist so groß geworden,
wenn euch andere Herren oder Nachbarn
schon um des Evangeliums willen wollten verfolgen,
so würden sie von ihrem eigenen Volk vertrieben werden,
das weiß ich fürwahr. Ja, der Stein ist groß!
Da hat sich die blöde Welt lange vor gefürchtet.
Er hat sie überfallen, da er noch klein war.
Was sollen wir denn nun tun, weil er so groß
und mächtig ist geworden
und weil er so mächtig unverzüglich
auf die große Säule geschlagen
und sie bis auf die alten Töpfe zerschmettert hat?
Darum, ihr teuren Regenten von Sachsen,
tretet keck auf den Eckstein,
wie der heilige Petrus tat,
und sucht die rechte Beständigkeit göttlichen Willens!
Er wird euch wohl erhalten auf dem Stein.
Eure Gänge werden richtig sein.
Sucht nur stracks Gottes Gerechtigkeit
und greift die Sache des Evangeliums tapfer an.
Denn Gott steht so nah bei euch,
dass ihr es nicht glaubt.
Warum wollt ihr euch denn vor dem Gespenst
des Menschen entsetzen? Seht hier den Text wohl an.
Der König Nebukadnezar wollte die Klugen darum töten,
dass sie ihm den Traum nicht konnten auslegen.
Es war verdienter Lohn.
Denn sie wollten sein ganzes Reich
mit ihrer Klugheit regieren und konnten solches nicht,
dazu sie doch eingesetzt waren.
Solchermaßen sind auch jetzt unsere Geistlichen.
Und ich sag euch fürwahr, wenn ihr der Christenheit
Schaden so wohl erkennen möchtet und recht bedenken,
so würdet ihr ebensolchen Eifer gewinnen wie Jehu
und wie das ganze Buch der Offenbarung anzeigt.
Und ich weiß fürwahr, dass ihr euch so mit großer Not
würdet enthalten, dem Schwert seine Gewalt zu nehmen.
Denn der erbärmlich Schaden der heiligen Christenheit
ist so groß geworden, dass ihn noch zur Zeit
keine Zunge kann ganz aussagen.
Darum muss ein neuer Daniel aufstehen
und euch eure Offenbarung auslegen,
und derselbe muss vorn, wie Mose lehrt,
an der Spitze gehen.
Er muss den Zorn der Fürsten
und des ergrimmten Volkes versöhnen.
Denn so ihr werdet recht erfahren
den Schaden der Christenheit
und Betrügerei der falschen Geistlichen
und der verzweifelten Bösewichter,
so werdet ihr also auf sie ergrimmen,
dass es niemand bedenken mag.
Es wird euch ohne Zweifel verdrießen
und sehr zu Herzen gehen,
dass ihr so gütig gewesen seid,
nachdem sie euch mit den süßesten Worten
zu den schändlichsten Urteilen geleitet haben
wider alle aufgerichtete Wahrheit.
Denn sie haben euch genarrt,
dass ein jeder zu den Heiligen schwöre,
die Fürsten sind heidnische Leute ihres Amts halben,
sie sollen nichts anderes denn bürgerliche Einigkeit erhalten.
Ach, meine Lieben, ja da fällt und streicht
der große Stein bald drauf
und schmeißt solche vernünftige Anschläge zu Boden,
da er sagt: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden,
sondern das Schwert!
Was soll man aber mit demselben machen?
Nicht anders denn die Bösen,
die das Evangelium verhindern,
wegtun und absondern, wollt ihr anders nicht Teufel
sondern Diener Gottes sein,
wie euch Paulus nennt zu den Römern.
Ihr dürft nicht zweifeln, Gott wird alle eure Widersacher
zu Trümmern schlagen, die euch zu verfolgen unterstehen.
Denn seine Hand ist noch nicht verkürzt, wie Jesaja sagt.
Darum mag er euch noch helfen und will es tun,
wie er dem auserwählten Könige Josia
und andern, die den Namen Gottes verteidigt haben,
beigestanden hat. Also seid ihr Engel,
wo ihr recht tun wollt, wie Petrus sagt.
Christus hat befohlen mit großem Ernst und spricht:
Nehmt meine Feinde und würgt mir sie
vor meinen Augen! Warum?
Ei, darum, dass sie Christus sein Regiment verderbt
und wollen noch dazu ihre Schalkheit
unter der Gestalt des Christenglaubens verteidigen
und ärgern mit ihrer hinterlistigen Schande die ganze Welt.
Darum sagt Christus, unser Herr:
Wer da einen von diesen Kleinen ärgert,
ist ihm besser, dass man ihm einen Mühlstein
an den Hals hänge und werfe ihn in das tiefe Meer.
Es glossiere, wer da will, hin und her.
Es sind die Worte Christi. Darf nun Christus sagen,
wer da einen von den Kleinen ärgert, was soll man dann sagen,
so man einen großen Haufen ärgert am Glauben?
Das tun die Erzbösewichte, die die ganze Welt ärgern
und abtrünnig machen vom rechten Christenglauben
und sagen: Es soll die Geheimnisse Gottes niemand wissen.
Es soll sich ein jeglicher halten nach ihren Worten
und nicht nach ihren Werken.
Sie sprechen, es sei nicht vonnöten, dass der Glaube
bewährt sei wie das Gold im Feuer.
Aber mit der Weise wäre der Christenglaube
ärger denn ein Hundeglaube,
wenn er hofft ein Stück Brot zu empfangen,
so der Tisch gedeckt wird.
Solchen Glauben bilden die falschen Gelehrten
der armen, blinden Welt vor.
Das ist ihnen nicht seltsam, denn sie predigen allein
um des Bauches willen.
Sie können von Herzen nicht anders sagen.
Sollt ihr nun rechte Regenten sein,
so müsst ihr das Regiment bei der Wurzel anheben
und handeln, wie Christus befohlen hat.
Treibt seine Feinde von den Auserwählten fort!
Denn ihr seid die Mittler dazu.
Mein Lieber, gebt uns keine schalen Fratzen vor,
dass die Kraft Gottes es tun soll
ohne euer Zutun des Schwertes,
es möchte euch sonst in der Scheide verrosten!
Gott gebe es! Sage euch welcher Gelehrter, was er will,
so sagt Christus genug: Ein jeglicher Baum,
der nicht gute Frucht tut, soll ausgerissen werden
und ins Feuer geworfen!
So ihr nun die Larve der Welt wegtut,
so werdet ihr sie bald erkennen mit rechtem Urteil.
Tut ein rechtes Urteil auf Gottes Befehl!
Ihr habt Hilfe genug dazu,
denn Christus ist euer Meister.
Darum lasst die Übeltäter nicht länger leben,
die uns von Gott abwenden.
Denn ein gottloser Mensch hat kein Recht zu leben,
wo er die Frommen verhindert.
Du sollst die Übeltäter nicht leben lassen!
Das meint auch Sankt Paulus,
da er vom Schwert der Regenten redet,
dass es zur Rache an den Bösen verliehen sei
und zum Schutz der Frommen.
Gott ist euer Schirm und wird euch lehren
zu streiten gegen seine Feinde.
Er wird eure Hände geschickt machen zum Streit
und wird euch auch erhalten.
Aber ihr werdet darüber ein großes Kreuz
und Anfechtung müssen leiden,
auf dass euch die Furcht Gottes erklärt werde.
Das mag ohne Leiden nicht geschehen,
aber es koste euch nichts mehr
denn die Gefahr um Gottes Willen gewagt
und das unnütze Geplauder der Widersacher gemieden.
Denn so der fromme David schon
von seinem Schloss wurde vertrieben von Absalom,
er kam doch endlich wieder darauf,
als Absalom gehängt und erstochen wurde.
Darum, ihr teuren Väter von Sachsen,
ihr müsst es wagen um des Evangeliums willen,
aber Gott wird euch freundlich züchtigen
wie seine allerliebsten Söhne.
Wenn er in seinem kurzen Zorn inbrünstig ist,
selig sind dann alle, die sich auf Gott verlassen.
Sagt allein frei mit dem Geist Christi:
Ich will mich vor Hunderttausend nicht fürchten,
ob sie mich schon umlagern.
Ich halte aber, hier werden wir unseren Gelehrten
die Güte Christi vorhalten,
welche sie auf ihre Heuchelei zerren.
Aber sie sollen dagegen ansehen auch
den Eifer Christi, da er die Wurzeln der Abgötterei zerstört,
wie Paulus sagt zu den Kolossern,
dass um derselbigen willen der Zorn Gottes
nicht mag weggetan werden von der Gemeinde.
Hat er nun noch unserm Ansehen
das Kleine niedergerissen, er würde ohne Zweifel
auch der Götzen und Bilder nicht geschont haben,
wo sie da wären gewesen.
Wie er dann selber durch Mose befohlen hat,
da er sagt: Ihr seid ein heiliges Volk.
Ihr sollt euch nicht erbarmen über die Abgöttischen.
Zerbrecht ihre Altäre, zerschmeißt ihre Bilder
und verbrennt sie, auf dass ich mit euch nicht zürne.
Diese Worte hat Christus nicht aufgehoben,
sondern er will sie uns helfen erfüllen.
Es sind die Figuren alle durch die Propheten ausgelegt,
aber dies sind helle, klare Worte,
welche ewig müssen bestehen.
Gott kann heute nicht ja sagen und morgen nein,
sondern er ist unwandelbar in seinem Wort.
Dem Einwand, dass aber die Apostel
der Heiden Abgötter nicht zerstört haben,
antworte ich so: dass Sankt Peter
ein furchtsamer Mann gewesen ist.
So hat er geheuchelt mit den Heiden.
Er war aller Aposteln Figur,
dass auch Christus von ihm sagte,
dass er sich ganz heftig vor dem Tod gefürchtet hat
und demselben darum durch solches keine Ursache gegeben,
ist leicht zu ermessen. Aber Sankt Paulus
hat ganz hart geredet gegen die Abgötterei.
Hätte er seine Lehre gekonnt aufs höchste treiben
bei denen von Athen, er hätte ohne Zweifel
die Abgötterei ganz niedergeworfen,
wie Gott durch Mose befohlen hatte
und wie es auch danach durch die Märtyrer geschah
in bewährten Historien.
Drum ist uns mit der Heiligen Gebrechen oder Nachlassen
keine Ursache gegeben, den Gottlosen
ihre Weise zu lassen. Nachdem sie Gottes Namen
mit uns bekennen, sollen sie unter zwei eins erwählen,
den Christenglauben ganz verleugnen
oder die Abgötter wegtun.
Dass aber unsere Gelehrten kommen und sagen
mit Daniel mit ihrer gottlosen gestohlenen Weise,
dass der Antichrist soll ohne Hand zerstört werden,
ist so viel: Er ist schon verzagt, wie das Volk war,
da die Auserwählten ins Gelobte Land wollten,
wie Josua schreibt. Er hat gleichwohl
in der Schärfe des Schwerts ihrer nicht verschont.
Sieh an den Psalm, da wirst du finden
die Auflösung so: Sie haben das Land
nicht durch das Schwert gewonnen,
sondern durch die Kraft Gottes,
aber das Schwert war das Mittel,
wie uns Essen und Trinken ein Mittel ist zu leben,
so notwendig ist auch das Schwert,
die Gottlosen zu vertilgen.
Dass aber dasselbe nun redlicherweise und füglich geschehe,
so sollen das unsere teuren Väter, die Fürsten, tun,
die Christus mit uns bekennen.
Wo sie aber das nicht tun, so wird ihnen
das Schwert genommen werden,
denn sie bekennen ihn also mit den Worten
und leugnen ihn mit der Tat.
Also sollen sie den Feinden vortragen den Frieden:
Wollen sie geistlich sein
und die Kunst Gottes nicht berechnen,
so soll man sie wegtun.
Aber ich bitte für sie mit dem frommen Daniel,
wo sie Gottes Offenbarung nicht entgegen sind;
wo sie aber das Widersprechen treiben,
dass man sie erwürge ohne alle Gnade,
wie Elias die Pfaffen Baals zerstört hatte.
Anders mag die christliche Kirche
zu ihrem Ursprung nicht wieder kommen.
Man muss das Unkraut ausreißen
aus dem Weingarten Gottes in der Zeit der Ernte,
dann wird der schöne goldene Weizen
beständige Wurzeln gewinnen und recht aufgehen.
Die Engel aber, welche ihre Sicheln dazu schärfen,
sind die ernsten Knechte Gottes,
die den Eifer göttlicher Weisheit vollführen.
Nebukadnezar vernahm die göttliche Weisheit von Daniel.
Er fiel nieder vor ihm, nachdem ihn die kräftige Wahrheit
überwunden hatte. Aber er ward bewegt wie ein Rohr
vor dem Wind. Desgleichen sind jetzt über die Maßen
viel Menschen, die das Evangelium
mit großen Freuden annehmen,
dieweil es also fein freundlich zugeht.
Aber wenn Gott solche Leute will auf den Test
oder aufs Feuer der Bewährung setzen,
ah, da ärgern sie sich am allergeringsten Wort,
wie Christus im Marco verkündigt hat.
In dermaßen werden sich ohne Zweifel
viel unversuchte Menschen an diesem Lied ärgern,
darum dass ich mit Christus sage und mit Paulus
und mit der Unterrichtung des ganzen göttlichen Gesetzes,
dass man die gottlosen Regenten,
besonders Pfaffen und Mönche töten soll,
die uns das heilige Evangelium Ketzerei schelten
und wollen gleichwohl die besten Christen sein.
Da wird die heuchlerische angedichtete Güte
über die Maßen ergrimmt und erbittert,
da will sie dann die Gottlosen verteidigen und sagt,
Christus habe niemand getötet.
Und will die Freunde Gottes also ganz jämmerlich schlecht
dem Winde befehlen, da ist erfüllt die Weissagung Pauli:
In den letzten Tagen werden die Liebhaber der Lüste
wohl eine Gestalt der Güte haben,
aber sie werden verleugnen ihre Kraft.
Es hat kein Ding auf Erden eine bessere Gestalt und Larve
als die angedichtete Güte.
Darum sind alle Winkel voll eitler Heuchler,
unter welchen keiner so kühn ist,
dass er die rechte Wahrheit möchte sagen.
Darum dass die Wahrheit möchte
recht an den Tag gebracht werden,
da müsst ihr Regenten (Gott gebe,
ihr tut es gerne oder nicht) euch halten
nach dem Beschluss Daniels,
dass Nebukadnezar hat den heiligen Daniel gesetzt
zum Amtmann, auf dass er mochte
gute gerechte Urteile ausführen,
wie der Heilige Geist sagt.
Denn die Gottlosen haben kein Recht zu leben,
allein was ihnen die Auserwählten wollen gönnen,
wie geschrieben steht im Buch Exodus:
Freut euch, ihr rechten Freunde Gottes,
dass den Feinden des Kreuzes das Herz in die Hose gefallen ist!
Sie müssen recht tun, wiewohl sie es sich nie geträumt haben.
So wir nun Gott fürchten,
warum wollen wir uns vor losen, untüchtigen
Menschen entsetzen? Seid nur keck!
Der will das Regiment selber haben,
dem alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden,
der euch, ihr Allerliebsten, bewahre ewig.
Amen. Zum Lobpreis der Herrlichkeit des Herrn!
ZWEITER GESANG
Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens
der untreuen Welt durchs Zeugnis des Evangeliums
Lukas vorgetragen, der elenden, erbärmlichen Christenheit
zur Erinnerung ihres Irrtums.
Liebe Genossen, lasst uns auch das Loch weiter machen,
auf dass alle Welt sehen und begreifen mag,
wer unsere große Hansen sind, die Gott also lästerlich
zum gemalten Männlein gemacht haben.
Nimm wahr, ich hab meine Worte in deinen Mund gesetzt,
ich hab dich heute über die Leute und über die Reiche gesetzt,
auf dass du entwurzelst, zerbrichst, zerstreust
und verwüstest und baust und pflanzt.
Eine eiserne Mauer gegen die Könige, Fürsten
und Pfaffen und gegen das Volk ist aufgestellt.
Sie mögen streiten! Der Sieg ist wunderlich
zum Untergang der starken, gottlosen Tyrannen.
Der Geist der Stärke und die Furcht Gottes sei mit dir,
du erbärmliche Gemeinde!
Nachdem dich die falschen Bücher zum Teil scheu
und auch frech gemacht haben,
ist es über die Maßen ganz hoch vonnöten,
dem anstehenden Übel zuvorzukommen
mit Erweisung christlicher Meisterschaft,
welche zu dieser Zeit nicht anders eröffnet mag werden
als mit Auslegung der Heiligen Schrift
in der Lehre des Geistes Christi
durch die Vergleichung aller Geheimnisse
und Urteile Gottes. Denn es haben alle Urteile
das höchste Gegenteil bei sich selber.
Wo sie aber nicht zusammen verfasst werden,
kann keines ganz und gar verstanden werden
(wie hell oder klar es ist)
ohne des andern unaussprechlichen Schaden.
Das ist die Grundsuppe aller bösen Zertrennung.
Um solcher trefflichen Ursache willen
hab ich elender Mensch mich gewendet zur Wagenburg,
das Loch des Vorhofes weiterzumachen
mit Erwartung allen Übels,
welches die gottlose Art der Verderber pflegt zu leisten
den Dienern der Christenheit,
nachdem sie ihren Buchstaben-Glauben
also hoch aufputzt und verleugnet (dass man es auch begreift)
die holdselige Kraft Gottes und also Gott
stumm, toll und fantastisch machen will
mit ihrem gedichteten Worten und Glauben.
Deshalb auch die prächtige Gewohnheit
allen Gräuels in allen Gemeinden
über die ganze Welt also halsstarrig geworden ist
und von Tag zu Tag unsinnigen Trotz vorbringt.
Darum muss die gründliche Bewegung
des heiligen christlichen Glaubens
den wilden Wog der empörten Wellen erregen,
wie im Psalm beschrieben.
Dieweil niemand das Ruder des Schiffs
der Mühsal wegen ergreifen will,
kann ich es nicht lassen,
nachdem das Wasser allen Verderbens
in die Seelen der Freunde Gottes gedrungen ist.
Ich muss den vergifteten Schaden,
der also tief ist eingerissen, gräulich entdecken.
Wo es sich fügen will,
will ich es gerne mit allem Anstand tun.
Wo es aber zum Nachteil des Geistes Christi kommen würde,
da werde ich mit meiner Geduld
niemands der Schande Bedecker sein.
Zum Anfang dieser Erklärung und Entdeckung
will ich allezeit einen Gesang nach dem andern lassen ausgehen
und also guten Raum und Zeit allen meinen Widersachern geben.
Den gefährlichen Winkel aber hab ich nicht anders gescheut
als nach der Sache Forderung,
wie auch Christus selber die Nattern-Schriftgelehrten
gemieden hat und wollte dem Hannas
keine andere Rechenschaft seiner Lehre geben
im Winkel, als dass er ihn auf seine Zuhörer,
aufs gemeine Volk, verwies. Er sprach klar:
Was fragst du mich? Frag meine Zuhörer.
Unsere Gelehrten wollten gern das Zeugnis des Geistes Jesu
auf die Hohe Schule bringen.
Es wird ihnen weit fehlen,
nachdem sie nicht darum gelehrt sind,
dass der gemeine Mann ihnen
durch ihre Lehre soll gleich werden,
sondern sie wollen allein den Glauben beurteilen
mit ihrer gestohlenen Schrift,
so sie doch ganz und gar keinen Glauben
bei Gott oder vor den Menschen haben.
Denn es sieht und begreift jeder,
dass sie nach Ehren und Gütern streben.
Deshalb musst du, gemeiner Mann, selber gelehrt werden,
auf dass du nicht länger verführt wirst.
Dazu helfe dir der Geist Christi, welcher unsern Gelehrten
muss zu ihrem Untergang ein Spottvogel sein.
Das ganze Evangelium Lukas gibt der Christenheit
mit teurem Zeugnis zu erkennen,
dass der heilige Christenglaube
ein solch fremdes seltsames Ding geworden ist,
dass es nicht wunder wäre,
dass ein Gutherziger möchte Blut weinen,
der die Blindheit der christlichen Gemeinde
recht beschaut. Welches Christus selber
in diesem Evangelium Lukas geredet hat, sagend:
Meinst du, wenn des Menschen Sohn kommen wird,
dass er wird Glauben finden auf Erden?
Auch beklagt das Jesaja und Paulus zu den Römern.
Darum ist es ein unaussprechlicher Jammer
und ganz verdrießlicher Gräuel,
dass die ungläubigen Menschen (wie man vor Augen sieht)
wollen den Christenglauben den Leuten vorpredigen,
den sie doch selber nicht haben erfunden und erfahren,
wissen auch nicht, wie einem Gläubigen zumute ist.
Sie wähnen oder lassen sich dünken,
der Glaube sei also leicht zu überkommen,
wie sie alle Ruhm-begierig davon schwätzen.
Darum müssen wir, meine allerliebsten Brüder und Schwestern,
diesen Gesang mit ernster Betrachtung zu Herzen nehmen
vom Anfang bis zum Ende. Dann werden wir klar finden,
wie der Unglaube entdeckt wurde
in allen Auserwählten. Zacharias hat den wahren Worten
des Engels Gabriel nicht glauben wollen,
um der Unmöglichkeit der Zusage, ihm vom Engel vorgehalten.
Auch, das am allerhöchsten zu betrachten ist, Maria,
die Gottesgebärerin, welche von Kindeskind
deshalb gepriesen wird, hat wollen gute Ankunft
und Bescheid haben. Sie haben ihren Glauben nicht erlangt,
wie jetzt die unsinnige Welt glaubt, in einer gefärbten Weise.
Sie sind nicht also zugefahren: Ja, ich will schlicht glauben.
Gott wird es wohl machen.
Mit solcher leichtfertiger Ankunft dichtet die trunkene Welt
einen vergifteten Glauben,
der da viel ärger ist denn der Türken,
Heiden und Juden Glaube.
Aber Maria und Zacharias haben sich
in der Furcht Gottes entsetzt, bis dass der Glaube
des Senfkorns den Unglauben überwunden hat,
welches denn mit großem Zittern
und Bekümmernis erfunden wird.
Es kann auch Gott den Glauben niemandem vermehren
und ihn damit ansehen, es sei denn,
dass er solche Ankunft erdulde
mit dem höchsten Zittern und Fürchten,
wie Gott selber durch den heiligen Jesaja sagt:
Wen soll ich ansehen als allein den Niedrigen und den,
der sich vor all meiner Rede entsetzt?
Darum sagt Paulus zu den Philippern: Euer Heil
sollt ihr vollstrecken mit Zittern und Fürchten.
Oho! es ist der Natur ein unleidliches Werk,
die Furcht Gottes zum Anfang des Glaubens zu machen.
Mose hörte Gott selber reden,
dennoch wollte er auf seine Worte nicht hingehen,
als er ihn hieß nach Ägypten ziehen.
Er musste der Kraft Gottes gewahr werden
im Abgrund der Seele, wie er danach bezeugt,
sonst wäre er nicht hingegangen.
Gott verhieß dem Patriarchen Jakob viel Gutes
und über die Maße große Versicherung.
Dennoch hat er sich mit ihm überworfen.
Er musste vorhin Gott überwinden,
sollte er anders den Segen bekommen,
welchen der Glaube mitbringt.
Darüber findet ein jeder Fleißiger in der ganzen Schrift Zeugnis,
wie der Glaube mit dem Unglauben
ganz ungehörten Zank anrichtet.
Besonders im Buch der Richter.
Gideon hatte einen solchen festen, starken Glauben,
dass er mit ihm eine unzählige, große Welt
durch dreihundert Mann überwand.
Ehe er aber solchen Glauben wollte annehmen,
sagte er zum Engel, gleich wie man einen pflegt
in der Lüge zu strafen: Du sprichst, der Herr sei mit dir,
du stärkster Mann. Wie kann das sein,
wenn wir soviel Unglück müssen leiden?
Ein ungeübter Glaube zur ersten Ankunft hat kein anderes Urteil,
als sich an allen Orten fürchten
und schwerlich allem Singen und Sagen stattzugeben.
Wer da leicht glaubt, ist eines leichtfertigen Herzens.
Die Furcht Gottes aber gibt dem Heiligen Geist statt,
auf dass der Auserwählte möge überschattet werden von dem,
vor dem sich die Welt mit großer Torheit fürchtet
zum unverbesserlichen Schaden
ihrer weltlichen Weisheit.
Darum ist in diesem Evangelium der Anfang wie das Ende
zu merken von der Überschattung des Heiligen Geists,
welcher uns den Glauben lehrt
mit der reinen Furcht Gottes,
welche so hohe Verwunderung gebiert
im unmöglichen Werk des Glaubens,
da die Kraft des Allerhöchsten
(wie Lukas beschrieben) allen gedichteten,
heimlichen Unglauben verwirft aufs strengste,
denn er wird entdeckt durch das Antun oder Durchgang
im Abgrund der Seelen. Paulus sagt:
Ihr sollt Christus antun, da kann der falsche Glaube
überall keine Stätte haben. Wer aber diesen Durchgang
nicht gehabt, der weiß vom Glauben ganz und gar nichts,
denn er behält sonst einen unerfahrenen Glauben
an seinem verstockten Geist
wie an einen alten Bettler-Mantel,
welchen die untreuen, verzweifelten Schriftgelehrten
ganz meisterlich flicken können mit einem neuen Flicken,
wie dies das Evangelium Lukas sagt,
zum selben verwenden sie nichts anders
als ihre gestohlene Schrift. Wenn sie gefragt werden,
wie sie zu solchem hohen Glauben kommen,
wovon sie also viel unaufhörlich von schwätzen,
oder warum sie nicht lieber Heiden, Juden oder Türken
sein wollen oder wer ihnen doch etwas zugesagt,
da sie also gefährlich die Welt mit bestürmen
und also heftig trotzen, da kommen sie
mit über die Maßen lahmen, schalen Fratzen
und sprechen schlicht unverschämt:
Siehe, ich glaube der Schrift,
und werden da also neidisch und grimmig,
dass sie schlicht aus dem Bart grunzen,
sagend: Oho, dieser leugnet die Schrift!
Da wollen sie viel ärger mit ihrem Lästern
aller Leute Maul verstopfen wie der Tölpel,
der Papst mit seinen Butterbuben.
Sie wollen die hohe Bewegung und herzliche Betrübnis
der Auserwählten schlecht sättigen
oder ohne alle Widerrede dem Teufel übergeben.
Sie pflegen vorzutragen, wie Christus
die gottlosen Schriftgelehrten abweist,
darum dass sie auch desselben Sauerteigs sind.
Sie tun die dünne Zunge hervor.
Mit zarter Weise sprechen sie:
Erforscht die Schrift, denn ihr wähnt,
ihr lasst euch dünken, ihr wollt eure Seligkeit
daselbst bekommen.
Da werden denn die armen dürftigen Leute
also hoch betrogen, dass es keine Zunge genug erzählen mag.
Mit allen Worten und Werken machen sie es ja also,
dass der arme Mann nicht lesen lerne
vor lauter Bedürfnis der Nahrung.
Und sie predigen unverschämt,
der arme Mann soll sich von den Tyrannen lassen schinden
und schaben. Wann will er denn lernen die Schrift lesen?
Ja, lieber Thomas, du schwärmst!
Die Schriftgelehrten sollen schöne Bücher lesen,
und der Bauer soll ihnen zuhören,
denn der Glaube kommt durchs Gehör!
Ach ja, da haben sie einen feinen Griff gefunden,
der würde viel ärgere Buben an die Stelle
der Pfaffen und Mönche setzen,
als vom Anbeginn der Welt geschehen ist.
Gott sei aber gesegnet, dass viele Auserwählte
die Wurzeln des Unglaubens da erkennen,
wie sie sich lange Zeit verdeckt hat
und noch heute gerne verwildern wollte,
auf dass nie der Weizen aufginge.
Deshalb spricht Christus kurz vor oben gemeldeten Worten
zu den frommen Leuten, den Schriftgelehrten:
Mein Wort bleibt bei euch nicht. Ei warum?
Um des Unglaubens willen,
der der rechten Wurzeln des untrüglichen Glaubens
ganz und gar keine Stelle geben will.
Sollen nun solche schädlichen Wurzeln ausgerottet werden,
so muss man sich hüten vor der gottlosen Art
der Schriftgelehrten, mit welchen sich Christus
nie vertragen konnte. Denn sie machen aus der Schrift
ein Schandmal, welches verhindert,
die rechte Natur des Christenglaubens
vor der ganzen Welt scheinen zu lassen.
Der Sohn Gottes hat gesagt: Die Schrift gibt Zeugnis.
Da sagen die Schriftgelehrten: Sie gibt den Glauben!
O nein, Allerliebsten, seht euch viel weiter um,
ihr habt anders den dümmsten Glauben, der auf Erden ist,
wie die Affen. Also ist der arme Haufen verführt
durch die hochmütigen Bacchanten.
Darum muss die verhaltene Wahrheit einmal ganz kühn
an den Tag kommen, welche also lang geschlafen hat,
in solchem Maß: Wenn ein Christ
unter dem armen Haufen spräche,
dass er den Christenglauben von Gott selber gelernt hätte,
würde man ihm nicht glauben (wie wir noch geschickt sind),
wenn er mit der Schrift durch seine Berichte
nicht übereinstimmte, wie alle Auserwählten
sollen von Gott gelehrt werden.
Wenn einer nun sein Leben lang die Bibel
weder gehört noch gesehen hätte,
könnte er wohl für sich durch die gerechte Lehre des Geistes
einen untrüglichen Christenglauben haben,
wie alle die gehabt, die ohne alle Bücher
die Heilige Schrift geschrieben haben.
Und er wäre auch aufs höchste versichert,
dass er solchen Glauben vom untrüglichen Gott geschöpft
und nicht von Abbildern des Teufels
oder eigener Natur bezogen hätte.
Deshalb müsste er denselben Rechenschaft ablegen
vor den Menschen, die auch einen bewährten,
nicht erdichteten Glauben hätten,
nach aller Anforderung, wie das Gold im Feuer
des allerhöchsten Herzeleides bewährt.
Sonst würde eitel Spott und ganz höhnisches Lachen
daraus werden vor den Zärtlingen,
die sich ihr Leben lang nach dem rechten Glauben nie,
nie mit dem allergeringsten Gedanken beflissen haben.
Denn sie wähnen schlicht, man soll glauben,
wie die Erzverführer draus erfahren mit ihrer Dichtung.
Sollen wir Christen nun zusammen einträchtig übereinstimmen
mit allen Auserwählten unter allen Zertrennungen
oder Geschlechtern allerlei Glaubens,
wie uns denn der helle Text an den Geschichten
der Boten Gottes Zeugnis gibt, so müssen wir wissen,
wie einem zu Sinnen ist, der unter den Ungläubigen
von Jugend auf erzogen ist,
der das rechte Werk und die Lehre Gottes
ohne alle Bücher erfahren hat.
Darauf sollte man die Schrift nützen,
dass man über solche treffliche Werke
und solcher Leute Zeugnis mit freundlichem Urteil
einem jeden, er wäre Jude oder Türke,
Unterrichtung täte und erprobte die Geister,
welche Gott oder dem Teufel zugehörig sind.
Da treten unsere Gelehrten gar keck herein
und wollen Wunderwerke haben,
wie die gottlosen Schriftgelehrten zu tun pflegen.
Sie geben mit ihrem schwindelnden Urteil
die Leute dem Teufel, die ein einiges Wort gegen sie reden,
und machen einen Spottvogel aus dem Geist Christi
und sind also kühn, dass sie dürfen schreien und schreiben:
Geist hin, Geist her, ich lobe mein Schreiben, ich hab es getan.
Auch dass man sie erkenne, trachten sie
mit allen ihren Anschlägen Tag und Nacht,
wie sie die umbringen, die ein Wort vom Geiste Gottes sagen,
gleichermaßen wie die Schriftgelehrten taten,
ehe sie Christus ans Kreuz brachten.
Sie sagten zu Christus, er wäre im Gesetz Gottes nicht verheißen,
und jetzt sagen sie das Gleiche, ja noch viel verkehrter,
man soll im Geist Christi nicht anfangen,
man soll sich auch desselben nicht rühmen,
denn wer das tut, ist gezeichnet mit dem ersten,
notwendigen Zeichen eines falschen Propheten.
Aber die Schrift (wie sie sprechen) soll den Glauben geben.
Und die gottlosen Zärtlinge wissen doch keinen Bescheid,
Beweggrund, warum die Heilige Schrift anzunehmen
oder zu verwerfen sei, denn allein,
dass sie vom Alten hergekommen,
also durch viele Menschen angenommen ist.
Ein solche Affenart hat auch der Jude,
Türke und alle Völker, ihren Glauben zu bestätigen.
Das Gegenteil aber sagt uns Maria
und Zacharias, Abraham, Joseph, Mose und alle Patriarchen,
die sich nach dem Anregen des Heiligen Geists gehalten
im Abgrund des Herzens
und sich ganz und gar an die Vortracht
der verzweifelten, untüchtigen Gottlosen nicht gekehrt haben,
wie Jesaja spricht. Denn ihre Vereinigung
und Ratschläge haben dem Geist Gottes
seine Tätigkeit zur Schmach dargestellt.
Sie sprechen, ohne schamrot zu werden:
Dies und das hat die heilige christliche Kirche angenommen,
dieser Artikel, diese Lehre ist Ketzerei,
und wissen doch darüber nicht das allergeringste Seufzen
und auch nicht das allergeringste Wort zu verantworten,
welches sie doch zum Christenglauben
mehr denn zu andern bewegt.
Darum sind die Tagelöhner solche bösen Tröster
den armen, elenden, traurigen, betrübten Menschen.
Sehe ein jeder ganz wohl zu, dann wird er sicherlich finden,
dass der christliche Glaube einem fleischlichen Menschen
solch ein unmögliches Ding ist.
Jawohl, weiter hier im Text allen gläubigen Menschen,
wie Maria, Zacharias, Elisabeth gewesen sind,
dass einem nüchternen, langweiligen, ernsten, bitteren,
geprüften Menschen, der Achtung darauf hat,
die Haare auf dem Haupt möchten krachen.
Merkt nur eben darauf in diesem Text.
Der Engel sprach zur Mutter Gottes:
Es ist bei Gott kein Ding unmöglich.
Warum, meine Allerliebsten?
Wahrlich um des willen, dass es der Natur
ganz ein unmögliches, undenkbares, ungehörtes Ding war.
Wie es uns denn allen in der Ankunft des Glaubens
muss widerfahren und gehalten werden,
dass wir fleischlichen, irdischen Menschen
sollen Götter werden durch die Menschwerdung Christi
und also mit ihm Gottes Schüler sein,
von ihm selber gelehrt werden und vergöttlicht sein.
Jawohl, viel mehr: In ihn ganz und gar verwandelt,
auf dass sich das irdische Leben schwenke in den Himmel.
Siehe, welch ein unmögliches Ding war das
allen Gottlosen und langsamen Auserwählten.
Sie wollten Christus mit Steinen steinigen,
da er diese Wort redete. Ach, lieben Herren,
wie unsinnig wird die Welt, wenn ihr die Stimme Gottes
mit rechter Weise wird vorgehalten,
in der Unmöglichkeit und Ankunft des Glaubens
zu warten und endlich zu harren.
Ei, warum wird Bruder Sanftleben und Vater Leisetreter
also heftig und gar närrisch? Ja, er meint,
er wollte gerne seine vorgenommenen Lüste alle ins Werk führen,
seine Pracht und Reichtümer behalten
und gleichwohl einen bewährten Glauben haben,
welches doch der Sohn Gottes mit klaren Worten
an den Schriftgelehrten getadelt hat, da er spricht:
Wie ist es möglich, dass ihr könnt glauben,
wenn ihr eure Ehre sucht?
Daneben ist auch eine Unmöglichkeit angestellt,
den ungläubigen Wollüstigen sagend:
Ihr könnt nicht Gott und den Reichtümern dienen.
Wer dieselben, Ehre und Güter, zum Besitzer nimmt,
der muss zuletzt ewig von Gott leer gelassen werden,
wie im Psalm Gott sagt: Ihr Herz ist eitel,
und darüber müssen die gewaltigen, eigensinnigen,
ungläubigen Menschen vom Stuhl gestoßen werden,
darum, dass sie den heiligen, wahrhaftigen Christenglauben
in sich und in der ganzen Welt verhindern,
so er will mit allem seinem wahrhaftigen Ursprung aufgehen.
Darum, da die Gnade Gottes durch die Geburt des Johannes
und Empfängnis Christi verkündigt ward,
regierte Herodes, das fromme Blut, das dem Adel
dieser Welt aus dem Sack träufelt,
auf dass das edelste, höchst Gut
mit dem Gegenteil des Gottlosen würde erklärt.
Wie bei unsern Zeiten nun Gott sein Licht in die Welt schickt,
wird bewiesen durch der gottlosen, unsinnigen Menschen
Regiment und Obrigkeit, nach allem Mutwillen
mit allem äußerlichem Toben und Wüten
aufs allerhöchste gegen Gott und alle seine Gesalbten,
dass auch jetzt etliche erst recht anfangen,
ihr Volk zu schlagen, zu schinden und zu schaben,
und bedrohen dazu die ganzen Christenheit
und peinigen und töten schmählich die Ihren
und Fremden aufs schärfste,
dass auch Gott zur Erleichterung der Auserwählten
den Jammer nicht länger wird können und mögen ansehen.
Und die Tage des Leidens muss er seinen Auserwählten verkürzen,
sonst würden die Leute durch kein rechtes Betrachten
die Menschwerdung Christi annehmen.
Es würden eitel Heiden und Teufel draus,
viel ärgere Sekten als vor dem Anfang. Darum sagt Paulus,
dass Gott seinen Geliebten also ganz treu ist,
dass er ihnen nicht mehr auflegt, als sie tragen können.
Wiewohl die Natur des Menschen stets denkt,
dass ihr zu viel aufgelegt wird.
Der gütige allwissende Vater tut nicht eher den Staubbesen weg,
das Kind erkenne denn vorher seine Schuld,
damit es solche böse Obrigkeit verdient hat
mit Umständen aller Grobheit.
Wie kommt das, Allerliebste,
zum Verstand dieses Evangeliums?
Siehe vom Herodes, zu welchen Tagen Christus
und Johannes empfangen und geboren sind,
und auch dass dieser Text ohne alles Verwickeln sagt:
Die Gewaltigen hat er vom Stuhl gestoßen.
Darum, dass sie sich erdreisten,
den Christenglauben zu regieren,
und wollen ihn meisterlich anrichten,
obwohl dessen Entstehen sie nimmermehr gedenken zu lernen.
Wollen es auch niemand gestatten zu lernen
und wollen gleichwohl alle Leute verurteilen
und allein darum die Obersten sein,
dass man sie vor allen Leuten fürchte, anbete, in Ehren halte.
Und wollen doch daneben das Evangelium
aufs schändlichste verketzern,
wie sie immer erdenken mögen.
Da wird die rechte Art Herodes, des weltlichen Regiments, erklärt,
wie der heilige Samuel mit dem erleuchteten Hosea weissagt:
Gott hat die Herren und Fürsten in seinem Grimm
der Welt gegeben, und er will sie in der Erbitterung
wieder wegtun. Darum, dass der Mensch
von Gott zu den Kreaturen gefallen,
ist über die Maßen gerecht gewesen,
dass er die Kreatur (zu seinem Schaden)
mehr denn Gott muss fürchten.
Deshalb sagt Paulus zu den Römern,
dass die Fürsten sind nicht um der Furcht des guten Werks,
sondern um der strafenden Furcht des Bösen.
Darum sind sie nicht anders denn Henker und Büttel,
das ist ihr ganzes Handwerk.
Welch ist nun anders das böse Werk,
als dass man die Kreatur Gott vorsetzt
mit achtbarer Furcht und Würde? Ei, wie kommt das?
Darum, dass niemand Gott (wie man vor Augen sieht)
allein mit emsigem Ernste
mit all seinem Tun und Lassen vorsetzt.
Ach, die Furcht Gottes kann und mag
vor großer menschlicher Gunst nicht rein werden.
Wiewohl Christus ein mächtiges, großes, hartes Gebot
davon getan hat. Dermaßen auch Maria
ihres Glaubens Ankunft (allen Auserwählten beistehend)
vorgetragen hat, sagend: Seine Barmherzigkeit
ist von Geschlecht in Geschlecht
bei denen, die ihn fürchten.
Wenn der Geist der Furcht Gottes
bei den Auserwählten recht versorgt wird,
so muss die ganze Welt einen rechtschaffenen Eiferer
der Würde Gottes fürchten, sie tue es gern oder nicht,
wie von David im Buch der Geschichte der Patriarchen
beschrieben. Wer aber Gott vom Abgrund seines Herzens
nicht allein fürchtet, dem kann auch Gott nicht gnädig sein,
wie ein jeder aus dem Gegenteil der Worte Mariens vernimmt.
Wir können auch nicht erlöst werden von der Hand aller,
die uns hassen, und die herzliche Barmherzigkeit Gottes
kann unsere unerkannte Finsternis nicht erleuchten,
dieweil uns die Furcht Gottes nicht leer macht
zum Anfang der unaufhörlichen Weisheit.
Darum steht klar geschrieben im Psalm:
Der Herr tut den Willen der Gottesfürchtigen,
mit welchem sie erfüllt werden in der Weisheit
und dem Verstand und der Kunst Gottes.
Die Welt will da das Auge nicht auftun
zur Ankunft des Glaubens. Der Ursache halben
muss sie alle ihre Vernunft mit großer, mächtiger Arbeit
in allen Kräften verzehren, einem armen, elenden,
jämmerlichen Pulversack zu dienen
und denselben unverschämt Gott voran setzen.
Darum ist die Welt also grob, Gottes Urteil zu vernehmen.
Der Meinung nach ist auch die Weisheit Gottes,
der rechte Christenglaube, ein solches fremdes,
seltsames, verborgenes, unbekanntes Ding geworden
und auch ganz unmöglich, dass kein Auge dies
genug beweinen und beklagen mag,
keine Zunge genug davon sagen kann.
Es mag ein entsetzter Mensch nicht genug hören oder lesen,
dass die recht teure Weisheit Gottes,
der rechte Christenglaube verunehrt
und geschmäht ist worden. Das macht,
dass man die Geistlosen, die keine Furcht Gottes haben,
zur Christenheit aufgenommen hat,
und man muss dieselben offenbar anbeten,
wie niemand vor einsichtigen Augen leugnen mag.
Abraham, wie im Buch der Schöpfung beschrieben,
richtete alle seine Sache an nach der Furcht Gottes,
durch welche ihn auch der Engel erkannte.
Er hat sich über die Maßen entsetzt.
Wo er das Werk göttlicher Furcht nicht gefunden hat,
da konnte er das Unmögliche vom Möglichen nicht absondern.
So ging es auch dem Zacharias und der Elisabeth,
wiewohl sie rechtfertige Menschen vor Gott
und der Welt waren. Sie fürchten Gott vor allen Dingen,
dennoch vermochten sie nicht das Mögliche
vom Unmöglichen zu unterscheiden, darum,
dass ihnen der Geist der Furcht Gottes
zur Ankunft des Glaubens nicht eröffnet war.
Darum konnte Zacharias dem Engel nicht glauben.
Ei, nach gelegener Sache... Denn sein Weib war alt
und dazu unfruchtbar. Es ließ sich nicht anders ansehen,
sie könnte nimmermehr schwanger werden.
O allerliebste Brüder und Schwestern,
wozu erinnert uns dies Evangelium anders,
als dass der Glaube mit allem seinem Ursprung
hält uns unmögliche Dinge vor,
welche die Zärtlinge nimmermehr wähnen,
dass sie ins Werk kommen sollen.
Die ganz unsinnige, fantastische Welt
bringt hervor einen falschen glossierten Weg
und sagt mit spitzen Zungen:
Ei, man mag wohl das Evangelium predigen,
Gott allein fürchten und auch die unvernünftigen Regenten
in Ehren halten, wiewohl sie wider alle Billigkeit streben
und Gottes Wort nicht annehmen.
Ach, um Gottes Willen, man soll ihnen in allen Sachen,
den guten Junkern, gehorsam sein.
Ei, willkommen du Verteidiger der Gottlosen!
Wie fein, fein muss das stehen, dass man also löblich
zwei Herren, die gegeneinander streben, dienen könnte,
wie der Regenten Räte tun.
Oho! wie kundig weiß sich da die kluge Vernunft,
welche sich mit der Liebe des Nächsten
in ihrer Heuchelei pflegt zu putzen
und aufs hübscheste zu schmücken.
Ja, es ist ganz unmöglich, zu unsern Zeiten
viel mehr als vom Anbeginn des verkehrten Regiments,
dass die ganz Welt muss den Puff halten.
Ja, es dünkt, unzählige Leute
mächtig große Schwärmerei zu sein.
Sie können nicht anders urteilen,
als dass es unmöglich sei, dass ein solches Spiel
sollte angerichtet und vollführt werden,
die Gottlosen vom Stuhl der Urteile zu stoßen
und die Niedrigen, Groben zu erheben.
Da wollen sie Maria nicht hören,
wiewohl sie ihre allerliebste Matronita ist,
da wollen sie ihr keine Rede zugestehen.
O Maria! wie werden deine Worte
noch so viel Unglück anrichten durch deine Anbeter,
welche andere Leute wollen regieren
und könnten doch zur Not
nicht eine Laus zur Ordnung bringen.
Es dünkt die Welt und die unversuchten Schriftgelehrten
oben als Abschaum das unmöglichste Ding zu sein,
dass die Niedrigen sollen erhaben
und abgesondert von den Bösen werden.
Ja, da ist die rechte, schwere, ganze Fessel.
Sie wollen dem Text keinen Wert geben
von der Absonderung der Gottlosen von den Auserwählten.
Sie haben daselbst imaginiert,
aus einem alten Balken visiert,
die Engel mit langen Spießen,
die sollen absondern die Guten von den Bösen
am Jüngsten Tage. Ich meine,
sie können dem Heiligen Geist eine Nase drehen.
Sie sagen unverschämt, dass Gott
seine Urteile niemand offenbart.
Darum leugnen sie solche Engel,
welche sind rechte Boten, zukünftig die Guten
von den Bösen zu scheiden.
Es ist aber unsern frommen Leuten, den Schriftgelehrten,
nicht für übel zu halten, wie ein jeglicher wohl merken kann,
denn sie sind Neutrale, das sind gute Erzheuchler,
die den Stützbalken auf beiden Schultern wohl tragen können.
Sie sprechen aus dem Bart, die glaubwürdigen Leute:
Es kann niemand wissen, wer auserwählt oder verdammt sei.
Ach ja, sie haben einen solchen starken Glauben,
der ist also mächtig gewiss, dass er ganz und gar
keinen Verstand hat, als allein die Gottlosen zu verteidigen.
Ja, es ist dennoch ein feiner Glaube.
Er würde noch viel Gutes anrichten.
Er wird wohl ein subtiles Volk anrichten,
wie Plato, der Philosoph, spekuliert hat
und Apuleius vom goldenen Esel
und wie Jesaja sagt von dem Träumer.
Sie tragen dafür, ihren Mutwillen zu bestätigen,
den heiligen Paulus zu ihrem Schanden-Deckel,
wie denn stets ihre Gewohnheit ist.
Sie sagen: Der Herr weiß, die ihm zugehörig sind.
Es ist wahr, lieber Genosse,
du musst dich aber deiner Stückwerke enthalten
und dem Wort auch Raum geben,
das danach folgt im Text, sagend:
Der den Namen Gottes sucht, der weicht von der Missetat.
Der Auserwählte sei ein Sünder, wie er wolle,
dennoch treibt ihn das Gewissen von den Sünden,
wenn er nur seiner Bewegung in der Betrübnis wahrnehme,
wie, das bezeugt der Psalm.
Das tut aber das Gewissen des Gottlosen nicht,
wie der Psalm sagt. Er trachtet stets auf Unzucht
und auf Geiz und Hoffart.
Es mag ihm keine Schalkheit zu viel werden.
Also bricht er heraus. Auch kann er der Bosheit
nimmermehr feind werden, wiewohl er auch mit Judas
in der Karwoche eine Galgen-Reue hat.
Er trachtet aber im Grunde seines Herzens nicht anders
als wie der reiche Mann in diesem Evangelium
von einem langen wollüstigen Leben,
und er will immer einen guten Mut haben.
Er meint nicht anders, als dass er dazu geschaffen sei.
Weiter muss man vernehmen, wie das Herz der Auserwählten
wird stets zu seinem Ursprung bewegt
durch die Kraft des Allerhöchsten.
Darum pflegt er zu sagen: Ach Herr,
meine Sünde ist mir allezeit vor meinen Augen.
Nimm nicht von mir deinen Heiligen Geist!
Da wird der Geist Gottes in der Furcht also hoch eröffnet,
dass das Herz ganz und gar mürbe wird,
Gottes Gabe zu empfangen.
Da kann Gott das reuige und demütige Herz nicht verachten,
er muss es erhören, darum daß solch gutes Räucherwerk
daraus gemacht ist. Dasselbige schmeckt
zum Geruch der Süßigkeit, die manchem Gottesfürchtigen
um seines Unverstands willen verborgen ist,
aufs allertiefste mit ihrer Menge,
bis in die verständige Anfechtung, da wird sie eröffnet.
Siehe, wie Zacharias in den Tempel gegangen ist
nach der Anweisung des Gesetzes.
Es ist nichts anders, denn das der Psalm auslegt:
Ich will gehen in dein Haus,
ich will bitten in deinem heiligen Tempel in deiner Furcht,
auf dass du mich in deiner Gerechtigkeit führst
um meiner Feinde willen.
Dies hat Zacharias im gegenwärtigen Lobgesang selber erklärt,
dass wir Gott ohne Furcht der Menschen mögen dienen
in Heiligkeit und in Gerechtigkeit, das ist,
in einem untrüglichen, erfahrenen Glauben,
der ihm wohl gefällt. Was ist nun das aufs klarste?
Ein jeder Mensch soll in sich selbst gehen
und eben merken bei seiner Bewegung,
wie er selber ein heiliger Tempel sei,
Gott zugehörig von Ewigkeit,
dass er nirgends anders zu geschaffen ist,
als dass er den Heiligen Geist
zum Schulmeister des Glaubens habe
und all seine Wirkung wahrnehme
und dass derselbe Tempel über die Maßen
von den ungelehrten Pfaffen verwüstet sei.
Ah, es möchten sich wohl alle Kreaturen darüber erbarmen,
dass niemand solchen Gräuel
in der heiligen Stätte erkennen will.
Das arme Volk kann vom Gift der Gottlosen
in sich nicht entkommen. Es steht ein jeder noch draußen
vorm Tempel und erwartet,
wann es doch will einmal gut werden.
Das Volk hat nie anders gewähnt
und lässt sich auf den heutigen Tag noch also dünken,
die Pfaffen wissen den Glauben,
darum dass sie viel schönere Bücher gelesen haben.
Deshalb spricht der arme gemeine Mann:
Ei, es sind feine Männer mit ihren roten Baretten,
sollten sie es nicht wissen, was recht oder unrecht ist?
Es haben in der Wahrheit die Leute
(nachdem sie Christen wollen sein)
ein tölpelhaftes Urteil, wie doch Christus
über die Maßen hoch befohlen hat,
die falschen von den wahrhaftigen Knechten Gottes
zu unterscheiden und erkennen.
Es hat niemand keine Achtung darauf,
viele Kreaturen zu versammeln.
Darum harrt ein jeder vorm Tempel,
kann in sein Herz nicht kommen vorm großen Unglauben,
den er nicht erkennen will vorm Geschäft der Nahrung.
Das klagt der Heilige Geist im Jeremia.
Wenn sich darüber das Volk ganz und gar lang
auf den Pfaffen und Schriftgelehrten verlassen hat,
so ist er ein stummer Götze,
er weiß von Gott viel weniger denn ein Eichenblock
und Kieselstein. Es wird wahr der Psalm:
Die Lippen des Hinterlistigen verstummen.
Da läuft Jeremias rings umher durch alle Gassen
und wollte gern einen Menschen hören,
der da Fleiß anwende, Gottes Urteil
und Glauben zu erlangen.
Er kommt zu den armen Bauern
und fragt sie nach dem Glauben.
Da weisen sie ihn zu den Pfaffen und Schriftgelehrten.
Ja, die armen, elenden Bauern wissen nichts davon,
nachdem sie sich auf die vergifteten Leute verlassen haben.
So gedenkt der Prophet: Ach Gott,
die Bauern sind mühselige Leute,
sie haben ihr Leben mit der ganz sauren Nahrung zugebracht,
auf dass sie den gottlosen Tyrannen den Hals gefüllt haben.
Was sollte denn das arme grobe Volk wissen?
Jeremia redet weiter: Ich gedachte,
ich will zu den großen Hansen gehen,
die werden das arme Volk ja versorgen
und ihm den Glauben und Urteil
mit Worten und Werken wie gute Hirten vortragen.
Ich will mit ihnen davon reden.
Sie werden es ohne Zweifel wissen.
Ja, ja, sie wussten viel weniger als der Allergeringste!
Das ist das, welches der Heilig Geist
durch Hosea geweissagt hat.
Sie wollen die Kunst Gottes nicht haben auf Erden.
Darum wie das Volk ist, so ist der Pfaffe.
Ein Blinder führt also immer den andern,
und fallen über einen Haufen in die Grube
der unwissenden Verderbnis.
Es will sich in diesem Fall ein jeder schön aufputzen
mit eines andern Unflat.
Und es ist doch aller Menschen Schuld,
dass die ganze christliche Gemeinde
einen stummen Gott anbetet.
Wo ist das anders hergekommen,
als dass ein jeder Bauer hat wollen einen Pfaffen haben,
darum, dass sie gute Tage hätten.
Jetzt begehren sie es nicht.
Denn zum rechten Priestertum hilft die ganze Welt ungern,
ja, sie pflegt den rechten Pfaffen
die Köpfe für die Füße zu streichen.
Oh, ein solches gutes Amt schmeckt ihr
wie eine bittere Galle.
Man muss die Wahrheit sagen:
Wir sind viel gröber nach dem Adel unserer Seelen
als die unvernünftigen Tiere.
Hat doch schier keiner Verstand
als nur vom Wucher und von den Tücken dieser Welt.
Wenn etwas von Gott gesagt wird,
dann kommt der Spruch Salomos herzu:
Wer dem Narren lang vorpredigt,
so sagt er am Ende der Rede: Hui, was hast du gesagt?'
Es ist alles, wie man einen schläfrigen Menschen anredet.
Darum können wir armen, elenden, jämmerlichen
Christen nichts mehr von Gott erwirken,
als was ein jeder aus dem Buch gestohlen hat,
und wenn uns dasselbige genommen würde
(wie es möglich ist), so möchte man
dieser groben Christenheit ganz und gar nicht helfen.
Ist das nicht der allerhöchste Jammer?
Noch will es niemand zu Herzen nehmen.
Man meint, es sei zu verschweigen.
O der großen, elenden Blindheit,
dass doch ein jeder lernte
mit einem halben Auge zu sehen.
So anders die Christenheit soll recht aufgerichtet werden,
so muss man die geldgierigen Bösewichter wegtun
und sie zu Hundeknechten machen,
da sie denn kaum zu dienen,
und sollen Prälaten der christlichen Kirche sein!
Das arme, gemeine Volk muß des Geistes Erinnerung pflegen
und also lernen zu seufzen
und bitten und warten auf einen neuen Johannes,
auf einen gnadenreichen Prediger,
welcher den Glauben allenthalben
durch seinen Unglauben erfahren hat.
Denn er muss wissen, wie einem Ungläubigen zu Sinnen ist,
und er muss der emsigen Begierde Maße
an dem Maße des Glaubens wissen.
Wenn das nicht geschähe, so wäre
dieser unerfahrene Christenglaube viel ärger
als des Teufels Lästerung
im Abgrund der Hölle gegen Gott.
Darum muss einer aufstehen,
der die Menschen weise auf die Offenbarung
des göttlichen Lammes im Urteil des ewigen Wortes,
vom Vater ausgehend. Du siehst hier wohl,
dass das Volk ein Urteil hätte darüber,
dass Zacharias also lang im Tempel war.
Denn die Leute konnten es wohl ausrechnen,
annehmen, dass er müsste eine Vision gesehen haben
um des Verharrens willen im Tempel.
Es war auf das Mal das Volk nicht also ganz
und gar hoch verstockt, wie jetzt
die Christenheit durch die bösen
Schriftgelehrten geworden ist.
Sie will keinerlei Weise glauben,
dass ihr Gott also nahe sei
und seinen Willen ihr möge eröffnen.
Oho! wie scheu sind die Leute an der Offenbarung geworden,
wie Micha davon geweissagt hat.
Sie sprechen fast alle:
Ei, wir sind gesättigt an der Schrift.
Wir wollen keiner Offenbarung glauben.
Gott redet nicht mehr.
Wie meinst du, wenn solche Leute gelebt hätten,
da die Propheten waren,
ob sie ihm auch geglaubt hätten oder sie lieber totgeschlagen?
Sind sie doch in der Heiligen Schrift also blind,
dass sie nicht sehen oder hören wollen,
wie sie ganz und gar kräftig darauf dringt,
dass man allein soll und muss von Gott gelehrt werden.
Soll anders jemand mit den ewigen göttlichen
Gütern erfüllt werden, so muss er nach langer Zucht
dazu leer gemacht werden durch sein Leiden und Kreuz,
auf dass ihm sein Maß des Glaubens erfüllt möge werden
mit den höchsten Schätzen christlicher Weisheit.
Es muss ein jeder die Kunst Gottes,
den rechten Christenglauben,
nicht durch stinkenden Atem teuflischer Schriftgelehrter
übernehmen, sonder durchs ewige kräftige Wort
des Vaters im Sohn mit Erläuterung des Heiligen Geistes,
und also erfüllt werden in seiner Seele
in die Länge, die Weite, die Breite, die Tiefe, die Höhe.
Kurzum, es kann nicht anders sein,
der Mensch muss seinen gestohlenen, erdichteten
Christenglauben zu Trümmern stoßen
durch mächtig hohes Herzleid und schmerzliche Betrübnis
und durch unabweisbares Verwundern.
Da wird der Mensch sehr klein
und sich vor seinen eigenen Augen verächtlich.
Damit sich die Gottlosen brüsten und aufputzen,
versinkt der Auserwählte.
Da kann er Gott erheben und groß machen
und kann sich nach der herzlichen Betrübnis
auch aus ganzem Herzen freuen in Gott, seinem Heiland.
Da muss das Große dem Kleinen weichen
und vor ihm zuschanden werden.
Ach, wüssten das die armen, verworfenen Bauern,
es wäre ihnen ganz nützlich!
Gott verachtet die großen Hansen
wie den Herodes und Kaiphas, Hannas
und nahm auf zu seinem Dienst die Kleinen wie Maria,
Zacharias und Elisabeth.
Denn das ist Gottes Werk,
er tut auf den heutigen Tag nicht anderes.
Zacharias war ein verächtlicher Mann,
darum, dass sein Weib unfruchtbar war.
Nach Bericht des Testamentes Maria
war ganz verachtet. Oh, liebe Freunde,
es waren nicht große Köpfe mit prächtigen Titeln,
wie jetzt die Kirche der Gottlosen hat!
Es wähnen viele arme, grobe Menschen,
dass die großen, dicken, feisten Pausbacken
sollen gut Urteil über die Ankunft
des Christenglaubens beschließen.
Ach, Allerliebste, was sollen die Leute doch urteilen,
die uns alle Bewegung des Glaubens leugnen,
verfluchen und ächten alles, was gegen sie strebt,
auf schmähliche Weise? Denn sie haben ihr Leben zugebracht
mit tierischem Fressen und Saufen.
Von Jugend auf zum Zärtlichsten erzogen,
haben ihr Leben lang keinen bösen Tag gehabt,
wollen und gedenken noch keinen anzunehmen
um der Wahrheit willen,
einen Heller an ihren Zinsen nachzulassen,
und dennoch wollen Richter und Beschirmer
des Glaubens sein. Ach, du arme Christenheit,
wie bist du mit deinen Tölpeln also ganz und gar
zum Holzblock geworden, bist du doch also recht übel
mit ihnen versorgt. So die heilige Kirche
soll durch die bittere Wahrheit erneuert werden,
so muss ein gnadenreicher Knecht Gottes hervortreten
im Geist des Elias und muss alle Dinge
in den rechten Schwang bringen.
Wahrlich, ihrer viele müssen erweckt werden,
auf dass sie mit dem allerhöchsten Eifer
durch brünstigen Ernst die Christenheit fegen
von den gottlosen Regenten.
Auch muss vorher das Volk ganz hart gestraft werden
um der unordentlichen Lüste wegen,
die also üppig die Zeit mit Kurzweil vertreiben
ohne allen bleibenden Mut
zur ernsten Betrachtung des Glaubens.
Darum wissen gar wenig Menschen
von der anfänglichen Bewegung des Geistes zu sagen.
Ja, darum ist es ihnen also verächtlich,
dass sie die Langeweile nicht gekostet haben,
durch welche Gottes Werk allein erfunden wird.
Zum ersten durch die Besprengung,
da die Wasser göttlicher Weisheit sich erregen.
Da wird der Traurige gewahr, dass Gott
ganz überschwängliche Dinge an ihm anhebt.
Darum entsetzt er sich zum ersten vor Gottes Namen,
der ihm eröffnet wird
aus der ersten Bewegung göttlichen Werkes.
Er hat keinen Frieden all sein Leben lang,
denselben Namen aus ganzem Herzen zu suchen,
bis er durch ihn begnadet wird, zu erkennen,
dass sein Name im Himmel von Ewigkeit geschrieben sei.
Er kann und mag anders keinen Frieden,
Freude und Gerechtigkeit in seinem Gewissen erreichen,
die ihm doch zugehörig ist. Sonst tappt er
nach dem wahren Gott in der Finsternis
und dem Schatten des Todes,
auf dass seine Füße durch mannigfaltigen Fall
gerichtet werden auf den Weg des Friedens
im allerhöchsten Unfrieden.
Alle Begierden erstrecken sich
zu der ersten Besprengung durch das seufzende Blasen
des Heiligen Geistes.
So einer all seinen Fleiß daselbst anwendet,
dann könnte er keine Ruhe haben
vor dem Treiben des Heiligen Geistes,
der ihn nimmer zufrieden lässt,
ihn zu weisen zum ewigen Gut.
Das kann er einem groben Menschen nicht zu verstehen geben,
denn nach den gröbsten Tölpel-Sünden,
da der Ungeschliffene die nagenden, fressenden Stacheln
ohne Unterlass vernimmt,
da muss er sich zu Gott bekehren
von den Sünden und ihnen feind werden.
Der Mensch nach allen kreatürlichen Lüsten
muss sich zu Gott kehren,
es könnte anders sein natürliches Wesen nicht bestehen.
Da bekennt er erst seinen Unglauben
und schreit nach dem Arzt,
welcher es um seiner Holdseligkeit willen
nimmermehr lassen kann, einem solchen
Im Geiste Armen zu helfen.
Da ist der Ursprung alles Guten,
das rechte Reich der Himmel,
da wird der Mensch den Sünden feind
und der Gerechtigkeit geneigt auf das allerherzlichste,
da wird er erst seiner Seligkeit versichert
und vernimmt klar, dass ihn Gott
durch seine unwandelbare Liebe zum Guten
vom Bösen getrieben hat, von den Sünden,
durch welche der Unglaube gespürt wird,
da ist er befreit aufs fertigste.
Dies ist beschrieben von Jeremia.
Also muss der rechte Glaube den Sieg gewinnen,
nachdem er die Welt überwindet,
die im Herzen ist viel tausendfältiger als draußen.
Nach solcher ernster Erkenntnis
bleibt des Glaubens Überschwang ungehindert,
zu wuchern, zuzunehmen in ihm.
Da findest du, Buchstaben-Genosse,
wie schwer dein Pfund ist. Du kannst es aber nicht eher wägen,
du habest denn die Waage des göttlichen Urteils
in Erfordernis deines Herzens.
So du aber einen Spott willst machen
aus dem Wucher des heiligen Glaubens,
so wird man dich in deinem Untergang verspotten.
Wie wollte es sich finden, wie die Schrift-Diebe sagen,
man soll schlicht glauben der Schrift ohne alle Erfindung
des sichersten Zeugnisses des Geistes
und sich verkriechen in allem geldgierigen Wandel,
durch welchen die Gottlosen ineinander
wie Krötenlaich hängen.
Es kann vor dem Wucher und vor Abgaben und Zinsen
niemand zum Glauben kommen.
Der Schade der Welt wird je länger je breiter und weiter,
dass dem menschlichen Glauben der Weg verschlossen ist.
Die vernünftigen Urteile sind
auf diese Weise nicht zu erschließen.
So wir uns nicht in kurzer Zeit bessern,
haben wir auch die natürliche Vernunft verloren
von unserm Eigennutz wegen,
den wir doch alle auf fleischliche Lüste wenden.
Darum hieß Johannes der Täufer
das Volk mit den Schriftgelehrten Otterngezücht,
darum, dass eitel Gift daraus wird,
wenn man wollüstigen Menschen vorpredigt.
Sie erlesen das ärgste vom besten,
wie denn die jetzigen Christen
mit dem teuren Glauben getan haben.
Es wäre ihnen besser gewesen,
sie wären mit ihren Vätern Heiden geblieben.
Was ihnen vorgepredigt wird,
das sagt man den Schweinen im Kot.
Sie laufen ins Moor und ersticken.
Man sage ihnen, wie viel es sei oder wie doch sei
zum Glauben zu kommen, so hilft es doch ganz und gar nichts.
Sie entschuldigen sich mit ihren lahmen, schalen Fratzen:
Ja, wir sind arme Sünder.
Hat doch Christus die Sünder nicht verachtet;
wie verachtet uns dann dieser pharisäischer Geist?
Ich sage ihnen vom Glauben, den sie gestohlen haben;
so antworten sie mir mit Sünden, sich zu entschuldigen,
und mit ihrem Schein des Glaubens und der Liebe,
sich zu rechtfertigen, nachdem sie
die Heimsuchung Gottes verleugnen.
Denn sie wollen nicht anziehen das Heil der Seligkeit
durch den Mund aller Propheten von Anbeginn.
Deshalb werden sie leer gelassen
ohne Glauben und Liebe,
welcher sie sich doch aufs tapferste rühmen,
und haben nicht einen Trümmer davon,
nachdem sie also hübsch heucheln können,
dass ein jeder zu den Heiligen schwöre,
sie wären fromme Christen,
und sind aller Tücken voll,
die den Glauben an allen Orten zu Boden stoßen.
Wie ist es möglich, dass der göttlichen Glauben habe,
der aller Lügen voll ist, wie die Schrift-Diebe
die ganze Welt voll machen?
Christus ist darum von der reinsten Jungfrau
durch den Heiligen Geist empfangen,
auf dass wir den Schaden der Sünde
mit all seiner Ankunft erkennen sollen.
Denn er ist durch unserer ersten Eltern
durch Lüste der Frucht
des verboten Holzes hergekommen.
Denn der menschliche Leib ist darüber verrückt,
davon auch alle leiblichen Lüste
Verhinderung der Wirkung des Heiligen Geistes sind.
Denselben Schaden zu erkennen und vermeiden
mit ernstem Entsagen sind alle Tage des Menschen
schier zu kurz. Wenn einer nun zu solcher Sache nachlässig
und mit aller Üppigkeit will sehen
wie ein salziges Angesicht und gleich sich stellen,
wie einer, der gespien hätte und sagt ohne allen Unterlass:
Glaube, glaube, dass dir der Rotz von der Nasen tropft!
der ist den Schweinen und nicht den Menschen zugehörig.
Es schwatze ein jeder vom Glauben, was er will,
den wollüstigen Ehrgeizigen ist ganz und gar nichts zu glauben,
denn sie predigen, was sie selber nicht versucht haben.
Darum spricht Christus, die Schafe sollen nicht hören
die Stimmen der Fremdlinge. Der Glaube ist ihnen fremd
und sie ihm, denn das Heil ist weit von ihnen.
Deshalb sind sie auch Tiere des Bauches.
Sie predigen, was sie wollen,
dennoch suchen sie den Bauch.
Oho! den zu erhalten, nehmen sie gern
rote Gulden mit großer Andacht.
Sie bedürften kaum das hundertste Teil,
dennoch wollen sie unsere Evangelisten sein.
Darum hat ihre Lehre auch keine Kraft.
Ihre Lehre will ganz und gar nicht ins Werk
als nur zur Freiheit des Fleisches.
Darum vergiften sie dem Heiligen Geist
die Heiligen Schrift.
Man hört zu etlichen Zeiten sie wohl
auf der rechten Bahn einher treten.
Es währt aber nicht lang.
Es kann sich niemand ihrer bessern,
denn ihr Lehre ist gestohlen.
Darum geht niemand dadurch in sein Herz.
Johannes ist aber ganz ein anderer Prediger,
ein bezeugender Engel Christi,
in einem jeden rechten Prediger angezeigt.
Das Lob muss ein jeder haben wie Johannes,
nicht von der Werke Verdienst,
sonder von des Ernstes wegen,
den die tapfere Nüchternheit gebiert,
der sich zur Entfremdung der Lüste erstreckt,
da die Kräfte der Seele entblößt werden,
auf dass der Abgrund des Geistes erscheine
durch alle Kräfte, da der Heilige Geist
sein Einreden tun muss.
In solcher Entblößung muss ein Prediger
durch wunderliche Weise von Jugend auf
im Untergang seins Willens getrieben sein.
Darum ward Johannes zur Figur aller Prediger,
im Mutterleib geheiligt.
Paulus sagt, dass er vom Mutterleib dazu verordnet sei,
die unschätzbaren Reichtümer Christi zu verkündigen.
Aus solchem Grund müssen die Prediger wissen,
wer sie pflegt auszusenden in die Ernte,
zu welcher sie Gott vom Anfang ihres Lebens geschliffen hat,
wie eine starke Sense oder Sichel.
Es kann ein jeder dies Amt nicht versorgen,
wenn er auch gleich alle Bücher gelesen hätte.
Er muss erst wissen die Sicherheit seines Glaubens,
wie die gehabt, die die Schrift geschrieben haben.
Sonst ist es ein Diebesgeschwätz und ein Wortkrieg.
Es will sich dermaßen nimmermehr fügen
der unverschämten Verteidigung der bösen Erzheuchler,
die da gütiger denn Gott sein wollen,
zu verteidigen die gottlosen, verfluchten, falschen Prediger.
Sie sprechen, ein Pfaffe sei gut oder böse,
dennoch mag er Gottes Geheimnis handeln
und das rechte Wort predigen.
Diese verkehrten Verteidiger der Gottlosen,
ihrer Genossen (eine Krähe hackt der andern
die Augen nicht aus), sind offenbarlich verstockt
gegen den klaren, hellen Text, da Gott sagt
wohl von einem geringeren Urteil:
Ich bin dem Gottlosen nicht hold.
Du sollst seine Sache nicht schmücken.
Danach irren sie noch viel gröber gegen den Psalm,
da von der Verordnung der Knechte Gottes
und von seinem Wort geredet wird.
Und Gott sagt zum gottlosen Prediger:
Wer hat dich geheißen, meine Gerechtigkeit predigen?
Und du nimmst meinen bezeugten Bund in deinen Mund
und hast die Zucht gehasst.
Wie er sollte sagen: Willst du meinen lieben gekreuzigten Sohn
der Welt um deines Bauchs willen predigen
und weißt nicht, wie man ihm muss gleichförmig werden?
Du hast die Kunst Gottes nicht gelernt
und du willst anderer Leute Schulmeister sein?
Deshalb muss der gelassenste Mensch
von Gott erweckt werden aus der Wüstenei seines Herzens,
hervorbrechen und eifern unter den wollüstigen Zärtlingen,
die viel härter sind den Diamanten,
die Wahrheit anzunehmen.
Durch ein bewährtes Leben muss er,
das Kreuz von Jugend auf erkannt,
andern eröffnen und schreien in den elenden, wüsten,
irrenden Herzen der Gottesfürchtigen,
die da jetzt anfangen zu wachen nach der Wahrheit.
Ach, sie wollten gerne recht glauben,
wenn sie nur recht möchten antreffen.
Solcher Leute Begierde ist beschrieben im Psalm:
O Gott, mein Gott, vom Licht wegen
hab ich auf dich gewartet.
Meine Seele dürstet nach dir.
Ach, wie hat sich mancherlei Weise
mein Fleisch bemüht im wüsten Land ohne Weg und Wasser,
da erkannte ich mich, dass ich deine Stärke
und deinen Lobpreis also erfahren musste.
Also muss die Kraft Gottes erlangt werden
in der Überschattung Gottes.
Man mag sich billig der rechten Prediger freuen,
dass sie Gott zu unserer Zeit auf die Erde geben wollen,
auf dass das rechte Zeugnis des Glaubens
an den Tag komme. Darum sagt dieser Text:
Es werden sich seiner viele freuen.
Die Herzen werden erregt von ihrer Nachlässigkeit,
welche sie macht verharren im Unglauben,
abzustehen von demselben
und sich im rechten Glauben zu befleißigen
durch das einmütig gefundene Zeugnis Christi.
Du musst hier den ganzen Kontext
ein Wort beim andern im Gedächtnis haben,
willst du mich anders vernehmen,
was ich sage vom Glauben und seiner Unmöglichkeit.
Es findet der auserwählte Freund Gottes
eine wundersame überschwängliche Freude,
wenn sein Mitbruder auch also durch solchen gleichen Weg
zum Glauben gekommen ist wie er.
Darum gibt die Mutter Gottes Zeugnis Elisabeth
und sie wiederum ihr. Also müssen wir auch tun.
Paulus und Petrus besprachen sich.
Sie überlegten das Evangelium,
welches Petrus durch die Offenbarung des Vaters hatte
und Paulus durch himmlische Eröffnung,
wiewohl es dem giftigem schwarzen Kolkraben spöttisch ist,
wie ihr in seinem Lästerbuch seht.
Es wird in kurzer Zeit dazu kommen,
den Glauben so zu brechen,
wie ein jeder dazu gekommen ist.
Das machte wohl eine rechte christliche Kirche,
die Gottlosen von den Auserwählten zu sondern.
Darum, dass sie durch den Unglauben
nie traurig geworden und ihn auch nie erkannt haben,
was sollen sie denn vom rechten Glauben wissen?
Die jetzige Kirche ist zumal eine alte Hure dagegen,
welche soll noch mit dem inbrünstigen Eifer
angerichtet werden, wenn nun das Unkraut
die Wurfschaufel muss erdulden.
Die Zeit aber der Ernte ist allezeit da.
Liebe Brüder und Schwestern, das Unkraut
schreit jetzt an allen Orten, die Ernte sei noch nicht da.
Ach, der Verräter verrät sich selber.
Die rechte jetzige Christenheit
wird den rechten Schwang
nach allem Ärgernis gewinnen,
denn die Besserung folgt dem Ärgernis
nach der Erstattung des Schadens
und der Pein des Unglaubens.
Das Evangelion wird viel höher ins Wesen kommen
als zu den Zeiten der Apostel.
Es werden von vielen Ländern
und fremden Nationen mannigfaltige Auserwählte
uns faulen, nachlässigen Christen
hoch überlegen sein. Ach, liebe Herren,
seid mit eurem tollen Glauben nicht also kühn,
dass ihr alle Leute (außer euch allein) dem Teufel übergebt,
wie ihr denn stets gewohnt seid.
Denn das Verteufeln hebt sich nun aufs höchste an
durch die geldgierigen Evangelisten,
die ihren Namen also hoch aufwerfen.
Sie meinen, es sei keiner ein Christ,
er muss denn ihren buchstäblichen Glauben annehmen.
Seht, wie vorzeiten von der Menge der Heiden
Judengenossen aufgenommen wurden,
Rahab von Jericho, ein Weib Salmas,
welcher von ihr gebar Boas,
Naaman von Syrien ward durch Elisa
angenommen zum Glauben,
Hiob von den Edomitern von Gott erwählt,
Jethro durch Moses, Cornelius von Petrus.
Der Amtmann vom Herrn Jesus
ward Israel weit vorgesetzt
um des großen Glaubens willen.
Das heidnische Weib ward weit vorgesetzt
den Juden zu Jerusalem.
Darum sind ihrer viele, die von wilden, fremden Heiden
sollen aufgenommen werden,
den falschen Schrift-Dieben zu Schanden.
Da sie sich, wie ich von ihnen gehört,
über die Maßen sehr verwundern an unserm Glauben,
und unsere lose Frechheit hält sie zurück.
Sie werden oft hoch bestürzt
durch übervernünftige Bekümmernis,
und also sicher, dass sie zum ewigen Leben
geneigt und verordnet sind. Es gebricht ihnen
am rechten Zeugnis des Glaubens, wie auch uns allen.
Sonst würden unzählig viele Heiden und Türken
Christen werden. Das kannst du wohl abnehmen,
wenn ein Jude oder Türke unter uns sollte sein
und sollte durch diesen Glauben,
den wir noch zur Zeit haben, gebessert werden.
Da sollte er wohl viel Gewinn treiben,
als viel eine Mücke auf ihrem Schwanz mag wegführen,
ja, noch viel weniger. Denn es ist kein Volk unter der Sonne,
das sein eigenes Gesetz also erbärmlich verketzert,
verflucht und verunehrt wie die jetzigen Christen.
Und sonderlich die buchstäblichen Bösewichter
geben wichtige Ursache zum Schlimmsten
und wollen doch nichts desto weniger
alle Welt rechtfertigen. Sie glauben doch nicht,
dass ihnen Gott möchte eines Heller Wert
Gutes bescheren oder geben.
Darum sind alle Winkel voll Wucherer und Verräter.
Und die der Christenheit sollten am höchsten vorstehen,
darum sie auch Fürsten heißen,
beweisen am allerhöchsten ihren Unglauben
mit allen Sachen und Anschlägen,
dass sie sich vor ihren Genossen fürchten, recht zu tun.
Sie meinen, sie würden vertrieben,
wenn sie bei der Wahrheit stünden,
die sie schlecht zum Schein angenommen haben,
dieweil keine Verfolgung auf sie gefallen.
Wollen auch die Allerchristlichsten genannt sein
und gaukeln hin und her, die Gottlosen,
ihre Genossen, zu verteidigen;
und sprechen aus dem Bart, sie wollen nicht wehren,
wenn ihre Untertanen von ihren Nachbarn
ums Evangelium verfolgt werden.
Sie wollen nur schlechte Diebeshenker
und gute, prächtige Büttel sein.
Die frommen Leute, ihre Pfaffen,
die ihnen das Evangelium predigen, freien alte Weiber
mit großen Reichtümern.
Denn sie haben Sorge, sie müssen zuletzt nach Brot gehen.
Ja, wahrlich, es sind feine evangelische Leute,
sie haben gar einen festen, starken Glauben.
Er sollte wohl zutreffen, wer sich auf ihre scheinbare Larve
und Geschwätz mit ihrem mönchischen Abgott verließe,
denn sie pochen gar sehr darauf
und putzen ihren buchstäblichen Glauben viel höher,
als niemand sagen kann.
Ich sag es euch, allerliebste Brüder und Schwestern,
es ist mir nicht zu verschweigen:
Ich wollte eher Heiden, Türken und Juden unterrichten,
mit dem allergeringsten Wort von Gott
und seiner Ordnung zu reden.
Denn die klügsten Schrift-Diebe leugnen solches zu Boden,
auf dass an ihnen wahr werde, was Judas und Petrus
in ihren Sendbriefen sagen: was sie wissen
wie die unvernünftigen Tiere, darin verderben sie sich,
ja, sie verwerfen es ganz und gar.
Sie haben vor ihrem tollen Glauben weder Sinn noch Witz
und verlästern alle Dinge, die sie nicht wollen annehmen,
wollen es weder hören noch sehen,
wenn ich sie freundlich ermahnt habe
zum Anfang der Bibel.
So muss ihnen alles Schwärmerei sein.
Darum sag ich, wollt ihr den Anfang der Bibel
nicht recht lernen, so werdet ihr weder Gott
noch Kreaturen recht verstehen und verordnen.
Und Gott wird euch durch der Heiden Wachstum
aufs äußerste zuschanden machen,
dass euch die Nachkömmlinge anspeien werden,
wenn eurer wird gedacht werden.
Wenn nun unser Schriftgelehrten schon wollen grunzen
und heftig zürnen mit ihren sterblichen Abgöttern,
so finden sie doch ihren Irrtum in diesem Evangelium
mit Vergleichung der ganzen Heiligen Schrift.
Jesus ward in Galiläa zu Nazareth empfangen
und ward daselbst aufgezogen.
Die Evangelisten haben es ganz eigentlich beschrieben.
So jemand ein gutes Monotessaron daraus macht,
so findet er es auf klarste,
nicht ohne treffliche, mächtige Ursache,
wie ein jeder sieht im Evangelium Johannes.
Die tollen, tobenden, unsinnigen Schrift-Diebe
gedachten in ihrem fleischlichen Gehirn,
dass Jesus von Nazareth keinerlei Weise k
önnte Christus sein, darum,
dass er in Galiläa erzogen war.
Sie hielten sich nach der Schrift
ohne den Geist der Schrift,
wie die Gottlosen auf den heutigen Tag pflegen.
Sie straften den armen Nikodemus
um seines einfältigen Glaubens willen.
Sie wiesen ihn auf die Schrift hin
und meinten, sie hätten es getroffen.
Aber Gott führt sie mit der Nase umher.
Darum vermochten sie die Schrift
nicht vor großer Blindheit zusammen
allenthalben zu erfassen und hatten keine Acht
auf das wunderliche Werk Gottes,
wie jetzt unsere neidischen Fantasten
das Volk verführen zu aller Üppigkeit,
wie ein jeder vor Augen sieht.
So doch solches zu verhüten die Heilige Schrift
zum einigen Trost hier auf Erden
uns Nachlässigen gelassen ist.
Wäre den Schriftdieben die Schrift
nicht ums Bauches willen lieb gewesen,
sie hätten wohl gekonnt durch Daniel
die Zeit der Geburt Christi wissen
und durch Micha die Stadt mit dem Geborenen heimgesucht
und durch Jesaja und andere mögen erkunden
das Aufziehen unseres Heilands.
Es war alles darum zu tun (wie jetzt der Welt),
dass Christus eine verächtliche Person war,
von armen Eltern.
Und er wollte dennoch die großen Pausbacken,
die wollüstigen Menschen, zu viel unterrichten
und zu viel strafen, da er die Weisheit
seines himmlischen Vaters also klar predigte,
dass sie nicht konnten dagegen sein,
und tat solche Wunderwerke,
die sie nicht konnten verwerfen.
Da sagt einer zum andern:
Woher kommt diesem die Weisheit und Kraft?
Er ist eines Zimmermanns Sohn.
Heißt nicht seine Mutter Maria?
Woher kommt ihm dann dies alles?
Und sie ärgerten sich an ihm.
Also tun die Gottlosen bis auf den heutigen Tag,
wenn jemand ihre Larve, ihr Gepränge,
ihre falsche, superkluge Weisheit straft.
Oh, wie oft hat sich das ewige Wort geschwunden
in die auserwählten Menschen
zu unserm Nazareth in der Christenheit,
das ist in die blühenden Auserwählten,
die da grünen und süß blühen
in der Weisheit des Kreuzes,
und es hat sie ein jeder wollüstiger Leisetreter
für toll und unsinnig gehalten.
Das ist der Welt böse Sitte, da sich soll bessern,
da ärgert sie sich aufs allerhöchste.
Ach, ihr Allerliebsten, da ist die Weisheit des Kreuzes,
mit welcher Gott seine Auserwählten grüßt.
Da muss einer sich an der ganzen Welt nicht ärgern
und sieht in keinem Winkel etwas Gutes
und die ganze Welt ärgert sich an der Wirkung
des besten Gutes und sagt, es sei ein teuflisches Gespenst.
Über die Maßen würden die Auserwählten
voll der Huld Gottes werden,
wenn sie am selbigen Ort ihren Willen ließen sausen
und um Gottes willen räumten die Stätte.
Darum sagt Christus mit hellen Worten:
Wer da tut den Willen meines Vaters,
der ist meine Mutter.
Er hat um unser willen seine Mutter am Kreuz aufgegeben
und sie als unsere Mitgenossin dargestellt.
Wir verschrecken auch vor Gottes Gruß wie sie,
wenn uns Gott mit der Menschwerdung
seines Sohnes vergöttlichen will,
das ist, wenn er unsern Glauben bewährt
wie das Gold im Feuer. Wir gedenken:
Ei, was will daraus werden?
Maria ist nach menschlicher Natur
argwöhnisch gewesen auf den Engel,
wie wir auf rechtschaffene Prediger,
die uns das Kreuz und Unmöglichkeit des Glaubens erklären
und vortragen, zu erkennen,
da doch ist das rechte Reich Davids,
da Christus am Holz regiert
und wir mit ihm gekreuzigt sind:
da ist auch das Haus Jakobs die leere Seele
durch die Zerknirschung ihrer Lenden,
durch das Wegtun ihrer Lüste.
Da gebiert die Kraft des Allerhöchsten
das unmögliche Werk Gottes in unserm Leiden
durch die Überschattung des heiligen Alten Bundes
und wird ganz und gar durchleuchtet vom Licht der Welt,
welches ist der wahrhaftige Sohn Gottes, Jesus Christus.
Die Summe dieses ist von der Stärkung des Geistes
im Glauben, ist nichts anderes,
als dass der allerhöchste Gott, unser lieber Herr,
will uns den allerhöchsten Christenglauben
durch das Mittel der Menschwerdung Christi geben,
so wir ihm gleich werden in seinem Leiden und Leben
durch Überschattung des Heiligen Geistes,
auf welchen also bitterlich fleischlich die Welt flucht
und verspottet ihn aufs gröbste.
Darum wird er allein den Armen im Geiste
(die ihren Unglauben erkennen) gegeben.
Diese Schlussrede wird bestätigt durch alle Worte
des ganzen Kapitels und sonderlich
in den wonnesamen Lobgesängen Marien
und Zacharias, in welchen von der herzlichen Barmherzigkeit
also klar geredet wird, welche durch den Geist
der Furcht Gottes kommen wird.
Das ist der heilige Bund, den Gott Abraham
und uns allen zugeschworen hat, zu halten,
ihm zu dienen in Heiligkeit und in Gerechtigkeit,
die da vor ihm in Wahrheit recht gelten wird.
Wer Gott nicht recht fürchtet,
kann auch von Tag zu Tag nicht erneuert werden
in der Erkenntnis Gottes,
welche ihm doch vonnöten ist, zu vernehmen
den Glauben und das Werk Gottes in sich,
kann auch den Glauben nicht lernen.
Weil solches verachtet ist, darum ist der Glaube
also seltsam, welchen Gott in der Anfechtung geben
und vermehren will. Dazu helfe euch der Geist Christi.
DRITTER GESANG
Schutzrede und Antwort wider das geistlose,
sanft lebende Fleisch zu Wittenberg,
welches mit verkehrter Weise durch den Diebstahl
der Heiligen Schrift die erbärmliche Christenheit
also ganz jämmerlichen besudelt hat.
Dem durchlauchtigsten, erstgeborenen Fürsten
und allmächtigen Herrn Jesus Christus,
dem gütigen König aller Könige, dem tapferen Herzog
allen Gläubigen, meinem gnädigsten Herrn
und getreuem Beschirmer und seiner betrübten, einzigen Braut,
der armen Christenheit. Aller Lobpreis, Name, Ehre und Würde,
Titel und alle Herrlichkeit sei dir allein,
du ewiger Gottessohn, nachdem dein Heiliger Geist
vor den gnadenlosen Löwen, den Schriftgelehrten,
allezeit solches Glück gehabt, dass er müsste
der allerschlimmste Teufel sein,
wiewohl du ihn ohne Maßen von Anbeginn hast,
und alle Auserwählten haben ihn
von deiner Fülle bekommen,
und er in ihnen also wohnt.
Du gibst ihn allen, die dir entgegenlaufen,
nach dem Maß ihres Glaubens.
Und wer ihn nicht hat, dass er seinem Geist
untrüglich Zeugnis gebe, der ist dir, Christus, nicht zugehörig.
Das unüberwindliche Zeugnis hast du.
Deshalb ist es nicht ein großes Wunder,
dass der ehrgeizigste Schriftgelehrte Doktor Lügner
je länger je weiter zum hoffärtigen Narren wird
und sich mit deiner Heiligen Schrift
ohne alles Absterben seines Namen und Gemachs
bedeckt und aufs betrügerischste behilft
und nichts weniger will mit dir zu schaffen haben,
gleichwie er deine Urteile
(durch dich, die Pforte der Wahrheit) erlangt hätte,
und ist also frech vor deinem Angesicht
und verachtet zu Boden deinen richtigen Geist.
Dann er meldet sich deutlich unwiderruflich,
dass er aus tobendem Neide
und durch den bittersten Hass, mich,
dein erworbenes Glied in dir,
ohne redliche, wahrhaftige Ursache
vor seinen höhnischen, spöttischen, grimmigen Mitgenossen
zur Lächerlichkeit macht und vor den Einfältigen
zur Ärgernis einen Satan oder Teufel schilt
und mit seinem verkehrten, lästerlichen Urteil
schmäht und spottet.
In dir bin ich aber wonnesam
und hiergegen deines milden Trostes ganz voll gesättigt,
wie du auch deinen herzlichen Freunden
ganz holdselig vorgetragen hast, sagend:
Der Schüler hat es nicht besser als der Meister.
So sie nun dich unschuldigen Herzog
und tröstenden Seligmacher also lästerlich haben
Beelzebub geheißen, wie viel mehr mich,
deinen unverdrossenen Landsknecht,
nachdem ich mich über den schmeichelnden Schelmen
zu Wittenberg geäußert habe
und deiner Stimme gefolgt bin.
Ja, es muss also gehen, wo man die sanftlebenden
Gutmenschen im erdichteten Glauben
und in ihren pharisäischen Tücken
nicht will lassen recht haben.
Sie ließen sich auch dünken, gelehrter zu sein als du
und deine Schüler.
Ja, sie waren mit ihrem buchstäblichen Trotz wohl gelehrter,
als der Doktor Luder nimmermehr werden kann,
sie hätten auch Geschrei und Namen genug in aller Welt.
Es war dennoch nicht recht,
dass sie gegen dich mit ihrem Verstand protestierten
und wollten es mit der klaren Schrift gegen dich beweisen,
wie sie denn dem Nikodemus vorgeworfen
und vom Sabbat sagten.
Sie zogen die ganze Schrift gegen dich,
aufs allerhöchste, dass du darum solltest und müssest sterben,
dass du dich frei bekennst als Sohn Gottes,
vom ewigen Vater geboren, wie wir von deinem Geist.
Darum sprachen sie: Wir haben ein Gesetz,
nach dessen Inhalt muss er sterben!
Denn sie hatten den Text auf dich gezerrt
und mochten sich auch nicht weiter umsehen im selben,
in allem Maß wie jetzt mir
der verschmitzte Schrift-Dieb tut.
Da die Schrift aufweist am höchsten,
verspottet er mit inbrünstigem Neid,
nennt den Geist Gottes einen Teufel.
Die ganze Heilige Schrift sagt nicht anders
(wie auch alle Kreaturen)
als vom gekreuzigten Sohn Gottes,
deshalb er auch selber anfing von Mose
durch alle Propheten zu eröffnen sein Amt,
dass er musste also leiden
und eingehen in die Herrlichkeit seines Vaters.
Dies ist klar beschrieben von Lukas.
Und Paulus sagte auch, dass er nicht anders
als Christus den Gekreuzigten predigen könne.
Nachdem er das Gesetz Gottes tiefer erforscht hatte
als alle seine Mitgenossen,
möchte er doch nichts anders darinnen finden
als den leidenden Sohn Gottes, welcher sagt,
dass er nicht gekommen wäre, das Gesetz aufzuheben
oder den Bund Gottes zu zerreißen,
sondern vielmehr zu erklären und zu erfüllen.
Es möchten dies alles die gehässigen Schriftgelehrten
nicht erkennen, dann sie erforschten nicht die Schrift
ganz aus ihrem Herzen und Geist,
wie ihnen doch gebührte
und Christus ihnen auch befahl.
Sie waren darin gelehrt wie die Affen,
wollen dem Schuster die Schuhe nachmachen
und verderben das Leder. Ei warum?
Sie wollen des Heiligen Geistes Trost vernehmen
und sein ihr Leben lang durch Traurigkeit des Herzens
auf ihren Grund nie kommen, wie es sich doch gebührt,
soll anders das rechte Licht leuchten in der Finsternis
und uns dadurch das Gewalt geben, Kinder Gottes zu sein,
wie klar beschrieben ist.
So nun Christus schon also angenommen
durch den Alten und Neuen bezeugten Bund Gottes
gepredigt ohne Eröffnung des Geistes würde,
könnte ein viel ärger verwickeltes Affenspiel daraus werden
als mit den Juden und Heiden,
wie ein jeder jetzt vor hellsichtigen Augen sieht,
dass die jetzigen Schriftgelehrten nicht anders tun
als vorzeiten die Pharisäer,
rühmen sich der Heiligen Schrift,
schreiben und klecksen alle Bücher voll
und schwatzen immer je länger je mehr: Glaube, glaube!
und leugnen doch die Ankunft des Glaubens,
verspotten den Geist Gottes
und glauben gar überall nichts, wie du siehst.
Es will ihr' keiner predigen,
er hab dann 40 oder 50 Gulden.
Ja, die besten wollen mehr dann hundert
oder zweihundert Gulden haben.
Da wird an ihnen wahr die Weissagung Micha:
Die Pfaffen predigen um Lohns willen
und wollen Ruhe und gutes Gemach haben
und die allergrößte Würdigkeit auf Erden,
und sich dennoch wissen zu rühmen,
sie verstehen den Ursprung
und treiben doch wider ihn das allerhöchste Gegenteil,
darum, dass sie den richtigen Geist
einen irrigen Geist und Satan schelten
mit dem Deckel der Heiligen Schrift,
wie es Christus widerfuhr,
da er durch seine Unschuld den Willen
seines Vaters verkündigte,
welcher den Schriftgelehrten viel zu hoch
und verdrießlich war.
Du findest es nicht anders bis auf den heutigen Tag.
Wenn die Gottlosen durchs Gesetz beschlossen werden,
sagen sie mit großer Leichtfertigkeit:
Ha, es ist aufgehoben!
Wenn es aber ihnen recht erklärt wird,
wie es im Herzen geschrieben
und wie man durch Anweisung desselben
Achtung haben muss, zu betrachten
die richtigen Gänge zum Ursprung des Glaubens,
da überfällt der Gottlose den Gerechten
und trägt Paulus hervor mit einem solchen Tölpel-Verstand,
dass es den Kindern auch zum Puppenspiel wird.
Noch will er der Klügste auf Erden sein,
dass er sich auch rühmt, er hab keinen seinesgleichen.
Darüber nennt er alle armseligen Menschen
die Schwimmelgeister und mag nicht hören,
so man das Wort Geist redet oder liest.
Er muss den klugen Kopf schütteln,
der Teufel mag es nicht hören,
so man ihm vom Anfang des Glaubens sagt,
denn er ist herausgestoßen.
Darum hat er den Gebrauch der Täuschungen.
Im höchsten Alphabet der Musik
singt er aus Paulus, man soll sich mit solchen hohen Dingen
nicht bekümmern, sonder gleichmachen den Geringen.
Da schmeckt ihm der Brei, nicht anders.
Es graut ihm vor der Suppe zum Frühmahl.
Er spricht, man soll einfältig glauben,
und sieht nicht, was dazu erforderlich ist.
Darum sag Salomo von einem solchen Menschen,
dass er ein Stocknarr ist, wie geschrieben steht:
Dem Narren ist die Weisheit Gottes viel zu hoch.
Christus fing an von Ursprung wie Mose
und erklärt das Gesetz vom Anfang bis zum Ende.
Darum sagte er: Ich bin das Licht der Welt.
Sein Predigen war also wahrhaftig
und also ganz wohl verfasst,
dass er die menschlichen Vernunft
auch in den Gottlosen gefangen nahm,
wie der Evangelist Matthäus beschreibt
und auch Lukas zu verstehen gibt.
Aber da ihnen die Lehre zu hoch war
und die Person und das Leben Christi zu gering,
ärgerten sie sich an ihm und seiner Lehre
und sagten aus dem Bart, er wäre ein Samariter
und hätte den Teufel.
Denn ihr Urteil war nach dem Fleisch gerichtet.
Wie es dem Teufel denn daselbst wohl gefällt,
musste es herausplatzen.
Denn sie missfielen der Welt nicht,
welche gern Bruder Sanftleben ist.
Alles, das sie taten, richteten sie an,
dass sie der Welt gefielen.
Also tut mir auch das gottlose Wittenbergische Fleisch,
nun ich durch den Anfang der Bibel
und Ordnung des ersten Unterschieds derselben
strebe nach der Reinheit göttlichen Gesetzes
und durch alle Urteile erkläre die Erfüllung des Geistes
der Furcht Gottes,
ihm auch nicht zulassen will seine verkehrte Weise,
vom Neuen Bunde Gottes zu handeln
ohne Erklärung göttlicher Gebote
und Ankunft des Glaubens, welche erst nach der Strafe
des Heiligen Geistes erkundet wird.
Denn der Geist straft erst nach Erkenntnis des Gesetzes
den Unglauben, welchen niemand erkennt,
er habe ihn denn zuvor beherzigt
also heftig wie der ungläubigste Heide.
Also haben alle Auserwählten vom Anfang
ihren Unglauben erkennt durch Übung des Gesetzes.
Ich setze Christus mit allen seinen Gliedern
zum Erfüller des Gesetzes.
Denn es muss der Wille Gottes und sein Werk
durch Betrachtung des Gesetzes vollführt werden.
Sonst würde niemand den Glauben
vom Unglauben absondern
als nur mit erdichteter Weise,
wie die Juden mit ihrem Sabbat und Schrift taten,
ihren Grund nimmer nicht zu vernehmen.
Ich hab dem tückischen Kolkraben
(welchen Noah in einer Figur aus der Arche ließ fliegen)
nichts anders getan, als dass ich wie eine einfältige Taube
meine Federn geschwungen, durch Silber überzogen,
das siebenmal gefegt
und am Rücken lassen goldfarben werden,
und überflogen und verhasst das Aas,
da er gerne drauf sitzt.
Denn ich will es an die ganze Welt lassen,
dass er den gottlosen Schelmen heuchelt,
wie du siehst im Buch wider mich,
und will sie kurzum verteidigen.
Aus welchem denn klar erscheint,
dass der Doktor Lügner nicht wohnt im Haus Gottes.
Darum, dass der Gottlose durch ihn nicht verachtet,
sondern viele Gottesfürchtige
um der Gottlosen willen Teufel
und aufrührerische Geister gescholten werden,
dies weiß der schwarze Kolkrabe wohl.
Dass ihm das Aas werde, hackt er den Schweinen die Augen
aus dem Haupt, die wollüstigen Leute macht er blind,
darum dass er so hungrig ist,
auf dass er ihrer satt werde an Ehren und Gut
und sonderlich am allergrößten Titel.
Die Juden wollten Christus allenthalben gerne
gelästert und zuschanden machen,
wie mit mir jetzt der Luther vornimmt.
Er schilt mich gar heftig
und wirft mir vor die Güte des Sohnes Gottes
und seiner lieben Freunde,
nachdem ich den Ernst des Gesetzes gepredigt habe,
wie es von der Strafe wegen der geistlosen Übertreter
(wiewohl sie Regenten sein) nicht aufgehoben,
sondern mit dem allerhöchsten Ernst vollzogen werden soll,
wie denn Paulus seinen Schüler Timotheus
und durch ihn alle Seelenwärter unterrichtet,
dem Volk zu predigen. Er sagt klar,
dass es die überfallen soll,
die gegen die gesunde Lehre fechten und streben,
wie niemand verneinen kann,
ist das helle klare Urteil beschlossen.
Und Paulus fällt es auch über den unkeuschen Übertreter.
Wiewohl ich das hab lassen in Druck gehen,
wie ich es vor den Fürsten zu Sachsen hab gepredigt,
ohne alle Hinterlist ihnen das Schwert aus der Schrift gezeigt,
dass sie es sollten brauchen,
auf dass nicht Empörung erwachse.
Kurzum, die Übertretung muss gestraft werden,
es kann weder der Große
noch der Kleine davonkommen.
Gleichwohl kommt Vater Leisetreter, ach,
der durstige Genosse, und sagt,
ich wolle Aufruhr machen,
wie er dann aus meinem Sendebrief
an die Bergarbeiter gelesen.
Eines sagt er, und das Bescheidenste verschweigt er:
Wie ich klar vor den Fürsten ausbreitete,
dass eine ganze Gemeinde Gewalt des Schwertes habe
wie auch den Schlüssel der Auflösung,
und sagte, dass die Fürsten keine Herren,
sonder Diener des Schwertes seien.
Sie sollen es nicht machen, wie es ihnen gefällt,
sie sollen Recht tun. Darum muss auch
aus altem, gutem Brauch das Volk daneben sein,
wenn einer recht richtet nach dem Gesetz Gottes.
Ei warum? Ob die Obrigkeit das Urteil wollte verkehren,
so sollen die umstehenden Christen das verneinen
und nicht leiden. Denn Gott will Rechenschaft haben
vom unschuldigen Blut.
Es ist der allergrößte Gräuel auf Erden,
dass niemand der Bedürftigen Not sich will annehmen.
Die Großen machen es, wie sie wollen.
Der arme Schmeichler will sich mit Christus
in erdichteter Güte bedecken gegen den Text des Paulus.
Er sagt aber, dass die Fürsten sollen getrost
unter die Diebe und Räuber streichen.
Im selben Buch verschweigt er aber
den Ursprung aller Dieberei.
Er ist ein Herold. Er will Dank verdienen
mit der Leute Blutvergießen um zeitlichen Gutes willen,
welches doch Gott nicht auf seine Meinung befohlen.
Sieh zu, die Grundsuppe des Wuchers,
der Dieberei und Räuberei seien
unser Herrn und Fürsten,
nehmen alle Kreaturen zum Eigentum:
die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft,
das Gewächs auf Erden muss alles ihres sein.
Darüber lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen
unter die Armen und sprechen: Gott hat geboten:
Du sollst nicht stehlen. Es dient aber ihnen nicht.
So sie nun alle Menschen verursachen,
den armen Ackermann, Handwerksmann
und alles, das da lebt, schinden und schaben.
So er sich denn vergreift am geringsten, muss er hängen.
Da sagt denn der Doktor Lügner: Amen.
Die Herren machen das selber,
dass ihnen der arme Mann feind wird.
Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun.
Wie kann es auf die Länge gut werden?
So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein! Wohlan!
Er kann sich ganz und gar nicht schämen.
Wie die Juden brachten Christus ein Weib,
im Ehebruch begriffen, sie versuchten ihn.
Ob er den Ernst des Vaters wollt übertreten,
hätten sie ihn billig für einen Übeltäter gescholten;
so er aber das Weib ohne Bescheid hätte los gegeben,
so hätten sie gesagt, er wäre ein Verteidiger
der Ungerechtigkeit. Christus hat im Evangelium
durch seine Güte des Vaters Ernst erklärt.
Die Güte Gottes strebt über alle Werke seiner Hände.
Sie wird nicht verrückt durch die Pein des Gesetzes,
welcher der Auserwählte nicht begehrt zu entfliehen.
Wie Jeremia sagt und der Psalmist:
Er will mit Urteil und nicht im Grimm gestraft sein,
welchen Gott von Ewigkeit nie gehabt,
sondern er entsprießt aus der verkehrten Furcht
der Menschen gegen Gott,
die sich von der Pein wegen entsetzen
und nicht ansehen, wie sie Gott durch Betrübnis
in seine Ewigkeit nach aller Pein führe.
Alle Übeltäter der ursprünglichen Misshandlung
der gemeinen Christenheit
müssen durch das Gesetz gerechtfertigt werden,
wie Paulus sagt, auf dass der Ernst des Vaters
die gottlosen Christen aus dem Wege räume,
die der heilsamen Lehre Christi widerstreben,
auf dass die Gerechten Zeit und Raum haben mögen,
Gottes Willen kennen zu lernen.
Es wäre nimmermehr möglich,
dass ein einziger Christ bei solcher Tyrannei
könnte seine Betrachtung wahrnehmen,
so dass das Übel durchs Gesetz zu strafen sollte frei sein
und der Unschuldige sollte sich also lassen peinigen.
Darum, dass sich der gottlose Tyrann behilft
gegen den Frommen, sagend: Ich muss dich martern;
Christus hat auch gelitten; du sollst nicht widerstreben,
das wäre eine große Verderbnis.
Es muss unterschieden werden,
nach dem die Verfolger die besten Christen sein wollen.
Der Teufel hat gar listige Tücken,
gegen Christus und die Seinen zu streben,
jetzt mit schmeichelnder Güte,
wie der Luther mit den Worten Christi
die Gottlosen verteidigt,
jetzt auch mit grimmigem Ernst.
Welchem doch der Finger Christi,
der Heilige Geist, nicht den freundlichen Ernst
des Gesetzes einbildet
und den gekreuzigten Sohn Gottes
durch die ernste Güte zu Eröffnung
göttlichen Willens entgegenhält
mit Vergleichung beider.
Der verachtet das Gesetz des Vaters
und heuchelt durch den teuersten Schatz
der Güte Christi und macht den Vater mit seinem Ernst
des Gesetzes zuschanden
durch die Geduld des Sohnes
und verachtet also den Unterschied des Heiligen Geistes
und verdirbt eines mit dem andern, also lange,
dass schier kein Urteil auf Erden bleibt
und dass Christus allein geduldig sei,
auf dass die gottlosen Christen
ihre weiseren Brüder wohl peinigten.
Christus ward für einen Teufel gescholten,
da er die Juden auf die Werk Abrahams wies
und gab ihnen den allerbesten Unterschied,
zu strafen und zu vergeben.
Zu strafen nach dem rechten Ernst.
Darum hat er das Gesetz nicht aufgehoben,
darum dass er im Johannes sagte:
Ihr sollt ein rechtes Urteil vollführen,
nicht nach dem Angesicht.
Es seien ihnen keine anderen Urteile
als im Gesetz beschrieben, vorgehalten,
zu richten nach dem Geist des Gesetzes.
Also auch mit dem Evangelium zu vergeben,
mit dem Geist Christi zur Forderung
und keiner Verhinderung des Evangeliums
wie mich dann durch solchen Unterschied
der Doktor Lügner zum Teufel machen will
mit seinen Schriftgelehrten, sagend:
Hab ich nicht recht gelehrt
mit meinem Schreiben und Dichten?
Du aber hast keine andere Frucht
als aufrührerisch zu sein.
Du bist ein Satan und ein schlechter Satan.
Siehe du bist ein Samariter und hast den Teufel.
O Christus, ich schätze mich unwürdig,
solches kostbare Leiden mit dir zu tragen
in gleicher Sache. Wiewohl des Widersachers Urteil
viele geneigte, verkehrte Richter hat,
sage ich mit dir dem stolzen, aufgeblasenen,
tückischen Drachen: Hörst du es?
Ich hab den Teufel nicht.
Ich suche durch mein Amt den Namen Gottes zu verkündigen,
Trost den Betrübten, Krankheit den Gesunden.
Und wenn ich spräche, dass ich das wollte lassen
um des bösen Namens willen,
der mir mit Lügen wird aufgelegt,
so wäre ich dir, Doktor Lügner, gleich
mit deinem verkehrten Schmähen und Lästern.
Du kannst doch anders nicht tun,
als dich mit den Gottlosen streiten.
Nun dir aber das geraten ist,
hast du dich an der Bösewichter Statt gesetzt,
die du am schändlichsten hast bewässert.
Nun du vernimmst, es möchte zu tief einreißen,
so willst du deinen Namen, da er am ärgsten ist,
einen andern, dem die Welt vorhin feind ist, auflegen
und dich schön brennen wie der Teufel pflegt,
dass ja niemand deiner Bosheit öffentlich inne werde.
Darum nennt dich der Prophet einen Basilisken,
Drachen und Löwen, darum, dass du mit deinem Gift
jetzt schmeichelst, jetzt tobst
und wütest, wie es deine Art ist.
Der unbefleckte Gottessohn
hat die ehrgeizigsten Schriftgelehrten
dem Teufel die Bewährung verglichen
und uns durch das Evangelium das Urteil zu richten gelassen
mit Verfassung seines unbefleckten Gesetzes.
Ihre Begierden waren zu eitel Totschlagen durstig,
denn sie sagten: So wir ihn lassen bezähmen,
dann werden die Leute alle an ihn glauben.
Es wird ihm das Volk anhängen.
Seht, es läuft ihm schon mit großen Haufen zu.
Werden wir ihn lassen seine Sache also ausführen,
so haben wir verloren, so sind wir arme Leute.
Also kam auch Kaiphas, Doktor Lügner,
und gab einen guten Rat seinen Fürsten.
Da hat er die Sache wohl ausgerichtet.
Er hätte Sorge für seine Landsleute hart bei Allstedt.
Es ist nicht anders in der Wahrheit,
wie mir das ganze Land Zeugnis gibt,
das arme durstige Volk begehrte der Wahrheit also fleißig,
dass auch alle Straßen voll Leute waren
von allen Orten, anzuhören, wie das Amt,
die Bibel zu singen und zu predigen,
zu Allstedt angerichtet ward.
Sollte er auch zerbrechen, so könnte er es
zu Wittenberg nicht tun. Man sieht es
in seiner deutschen Messe wohl,
wie heilig er darauf war.
Welches den Luther also sehr verdross,
dass er zum ersten bei seinen Fürsten zuwege brachte,
dass mein Amt nicht sollte in Druck gehen.
Da nun des wittenbergischen Papstes
Gebot nicht geachtet ward, gedachte er,
harre, der Sache will ich wohl raten,
dass ich die Wallfahrt zu Trümmern verstöre.
Der Gottlose hat einen spitzfindigen Kopf,
solche Dinge auszusinnen.
Denn seine Anschläge waren auch also,
wie du merken kannst, seine Lehre aufzubringen
durch der Laien Hass gegen die Pfaffen.
Hätte er einen zu strafen rechte Liebe gehabt,
so hätte er sich jetzt nicht an die Statt des Papstes gesetzt,
und den Fürsten würde er nicht heucheln,
wie du klar siehst beschrieben im Psalm.
Er hat denselben Psalm gar hübsch von ihm selber
und nicht allein vom Papst verdolmetscht
und will Sankt Peter und Paul zu Bütteln machen,
seine Diebeshenker damit zu verfechten.
Der Doktor Lügner ist aber ein einfältiger Mann,
dass er schreibt, das Predigen soll man mir nicht wehren.
Oder da sollt ihr darauf sehen, spricht er,
dass der Geist zu Allstedt die Fäuste still halte.
Seht, liebe Brüder Christi, ob er nicht gelehrt sei.
Ja, freilich ist er gelehrt, es wird es die Welt noch
in zwei oder drei Jahren nicht inne werden,
welch einen mörderischen, hinterlistigen
Schaden er getan hat. Dass er aber also schreibt,
da will er seine Hände aufs unschuldigste waschen,
dass niemand merken soll, dass er
ein Verfolger der Wahrheit sei,
denn er trotzt darauf, dass sein Predigen darum
das rechte Wort Gottes sei,
dass es also große Verfolgung einträgt.
Es nimmt mich auch sehr wunder,
wie es der unverschämte Mönch tragen kann,
dass er also gräulich verfolgt wird
bei dem guten Bier und bei den Huren.
Er kann nicht anders tun,
als der Schriftgelehrten Art ist.
Um deines guten Werks willen wollen wir dir nichts tun,
aber um der Lästerung willen wollen wir dich
mit Steinen zu Tode werfen.
Also sprachen sie zu Christus wie dieser wider mich,
nicht um des Predigens willen,
sondern um des Aufruhrs willen soll man dich vertreiben.
Allerliebste Brüder und Schwestern!
Es ist wahrlich nicht eine schlechte Sache,
die jetzt zur Zeit umgeht.
Ihr seid zumal ohne Urteil derselben.
Ihr wähnt, so ihr den Pfaffen nicht mehr gebt,
es sei ausgerichtet. Aber ihr wisst nicht,
wie ihr jetzt hundertmal, tausendmal
ärger dran seid als zuvor. Man wird euch fortan
mit einer neuen Logik bescheißen,
mit Täuscherei des Wortes Gottes.
Ihr habt aber dagegen den Befehl Christi.
Den betrachtet von Herzen,
so wird euch keiner betrügen,
er sage oder schreibe, was er will.
Ihr müsst aber eben darauf sehen,
wie Paulus seine Korinther warnt, sagend:
Seht, dass eure Sinne nicht verrückt werden
von der Einfältigkeit Christi.
Diese Einfältigkeit haben die Schriftgelehrten
auf die vollen Schätze göttlicher Weisheit gezogen
gegen den Text Moses, da Gott Adam
durch ein einziges Gebot warnte
vorm zukünftigen Schaden, auf dass er
durch der Kreaturen Lüste nicht zerstreut würde,
sondern sich allein in Gott belustigte,
wie geschrieben: In Gott sollst du dich belustigen!
Eine große Ursache will der Doktor Lügner
gegen mich setzen, wie seine Lehre einfältig ist,
und meint, ich will es alles durchdenken.
Doch ist ihm zuletzt nichts gelegen am Predigen,
denn es müssen Sekten sein,
und bittet, der Fürst solle mir das Predigen nicht wehren.
Ich habe nicht anders gehofft,
er würde mit dem Worte handeln,
mich vor der Welt zu verhören
und sich auf den Plan stellen,
nicht anders als vom Wort handeln.
So dreht er es um und will die Fürsten dazu anhalten,
wie es denn ein angelegter Karren war,
auf dass niemand sagt: Ei, wollen sie
denn nun selber das Evangelium verfolgen?
Sie sollen mich lassen predigen, mir das nicht verbieten,
aber die Hand soll ich stillhalten,
auch im Druck zu schreiben unterlassen.
Ja, das ist eine feine Sache gleich wie mit den Juden,
sagend: Um deiner guten Werke willen tun wir dir nichts,
aber um des Lästern willen.
Die rechten frommen Leute sagten,
wenn einer schon einen Eid täte,
wenn er nicht bei der Gabe des Altars schwört,
so verhindert es gar nichts.
Derselben Tücke brauchten sie gar mächtig viele,
noch waren sie fromme Leute, ja, sie schadeten nicht,
so du nur glaubst, muss man die Schwachen verschonen.
Die Lästerung möchte den Juden nicht zu Herzen gehen,
wie du aus dem Evangelium begreifen kannst.
Auch ging sie das gute Werk überall nicht fast an
wie auch den Luther. Darum warf ihnen Gott vor
das Werk Abrahams. Es war aber in den Juden
ein grimmiger Hass, die sich wollten schön brennen
vor den Leuten, wie jetzt Jungfrau Martin tut,
ach, die keusche babylonische Frau!
Er will es alles von des Worts wegen handeln
und will am Wort nicht anfangen,
meine Sache zu rechtfertigen oder zu verdammen,
nur schlechte Ursache machen bei den Großen,
dass ja niemand meiner Lehre folge,
denn sie ist aufrührerisch.
Wer hier ein reines Urteil haben will,
der muss den Aufruhr nicht lieben,
auch muss er füglich der Empörung nicht feind sein.
Er muss ein ganz vernünftiges Mittelmaß halten.
Sonst muss er meine Lehre anders zu viel hassen
oder zu hoch lieben nach seiner Gelegenheit,
was ich nimmermehr begehren will.
Es wäre wohl förderlicher, dass ich mit guter Lehre
das arme Volk unterrichtete,
als dass ich mich mit dem lästerlichen Mönch
soll in Streit verwickeln, nachdem er will
ein neuer Christus sein,
welcher mit seinem Blut für die Christenheit
viel Gutes erworben hat.
Und denn noch um einer feinen Sache willen:
dass die Pfaffen mögen Weiber nehmen,
was soll ich darauf antworten?
Ich werde vielleicht nichts finden,
als du hast dich allenthalben (wie du dich dünken lässt)
bewahrt. Siehe, wie fein hast du die armen Pfaffen
in der Erklärung Kaiserlichen Ersten Mandats
auf der Fleischbank geopfert, da du sprichst,
es würde über sie ergehen,
auf dass deine angefangene Lehre
nicht gerechtfertigt sollte sein.
Denn mit Heucheln willst du es gerne zulassen,
dass sie immer hinweg genommen würden.
So würdest du dann immer neue Märtyrer gemacht haben
und hättest ein Lied oder zwei von ihnen gesungen.
Dann wärst du zuallererst ein bestätigter Seligmacher geworden.
Freilich würdest du dann auch singen auf deine Weis:
Nunc dimittis, und dass sie dir alle nachriefen:
Mönch, willst du tanzen,
so hofiert dir die ganz Welt.
Bist du aber ein Seligmacher,
so musst du aber wahrlich ein wunderlicher Seligmacher sein.
Christus gibt den Preis seinem Vater und sagt:
So ich meine Ehre suche, so ist sie nichts.
Aber du willst von denen von Orlamünde haben
einen großen Titel. Du nimmst und stiehlst
(wie des Raben Art ist) den Namen von Gottes Sohne
und willst von deinen Fürsten Dank verdienen.
Hast du nicht gelesen, du hochgelehrter Bube,
wie Gott durch Jesaja sagt:
Ich will meinen Preis niemand geben?
Kannst du nicht die guten Leute nennen,
wie Paulus Festus in Geschichte der Apostel?
Warum heißt du sie die durchläuchtigen Fürsten?
Ist doch der Titel nicht ihrer, ist er doch Christi.
Warum heißt du sie hochgeborene?
Ich meinte, du wärest ein Christ,
so bist du ein Erzheide,
machst Jove und Mars aus ihnen.
Vielleicht nicht aus der Scham der Weiber,
sondern aus der Stirn geboren?
Ei, das ist zu viel, zu viel!
Schäme dich, du Erzbube!
Willst du dich mit der irrenden Welt Heucheln flicken
und hast alle Menschen wollen rechtfertigen?
Du weißt aber wohl, wen du sollst lästern:
die armen Mönche und Pfaffen und Kaufleute
können sich nicht wehren,
darum hast du sie wohl zu schelten.
Aber die gottlosen Regenten soll niemand richten,
ob sie schon Christus mit Füßen treten.
Dass du aber den Bauern sättigst, schreibst du,
die Fürsten werden durch das Wort Gottes
zum Scheiterhaufen gehen,
und sagst in deiner Glosse
über das neue Kaiserliche Mandat:
Die Fürsten werden von dem Stuhl gestoßen.
Du siehst sie auch an als Kaufleute.
Du solltest deine Fürsten auch bei der Nasen ziehen,
sie haben es wohl viel höher als die andern verdient.
Was lassen sie abgehen an ihren Zinsen und Schinderei?
Doch da du die Fürsten gescholten hast,
kannst du ihnen wohl wieder Mut machen,
du neuer Papst, schenkst ihnen Klöster und Kirchen,
da sind sie mit dir zufrieden. Ich rate es dir!
Der Bauer möchte sonst zerfallen!
Das du aber willst immer vom Glauben sagen
und schreibst, dass ich unter deinem Schirm und Schutz
will gegen dich fechten, da sieht man
meine Biederkeit und deine Torheit.
Unter deinem Schirm und Schutz bin ich gewesen
wie das Schaf unterm Wolf.
Hättest du daselbst nicht größere Macht
über mich gehabt als anderswo?
Könntest du das nicht bedenken,
was noch daraus erwachsen würde?
Darum war ich in deinem Fürstentum,
dass du keine Entschuldigung haben solltest.
Du sprichst unter unserm Schirm und Schutz.
Oho! wie lässt du dich merken!
Ich meinte, du seist Fürst mit mir!
Was darfst du dich mit dem Schirm und Schutz aufblasen?
Hab ich doch in allen Sendbriefen
seinen Schirm und Schutz nicht wollen haben.
Ich habe begehrt, dass er sein eigenes Volk
nicht wollte scheu machen von des Ziegenstalls wegen
und der heiligen Marien Bildnis.
Darum er wollte in Flecken und Städtchen einfallen
und nicht ansehen, dass die armen Leute
Tag und Nacht mussten in Gefahr sitzen
um des Evangeliums willen.
Meinst du, dass ein ganzes Land nicht weiß,
wie sie schirmen oder schützen?
Gende Gott der Christenheit,
hat sie nicht ihn zum Schützer,
der sie geschaffen hat.
Du sagst, ich sei drei Jahre vertrieben
und herum gelaufen, und sprichst,
ich klage von vielen Leiden.
Siehe, wie es zusammenstimmt!
Du hast mich mit deinen Federn
gegen manchen Biedermann belogen und geschmäht,
wie ich es dir kann nachsagen.
Du hast mich mit deinem Lästermaul
öffentlich einen Teufel gescholten.
Ja, du tust allen Widersachern also.
Was kannst du anders als der Rabe,
der schreit auch nur seinen eigenen Namen aus.
Du weißt auch wohl mit deinem ungebratenen
Laurentius zu Nordhausen, was den Missetätern
schon zu Lohn gegeben, mich zu töten.
Du bist kein mörderischer oder aufrührerischer Geist,
aber du hetzt und treibst wie ein Höllenhund,
dass Herzog Jörg dem Fürsten Friedrich soll ins Land fallen
und also den allgemeinen Frieden aufheben.
Noch machst du keinen Aufruhr.
Du bist die artige Schlange,
die über den Felsen hüpft.
Christus sagt: So sie euch in einer Stadt verfolgen,
flieht in die andern.
Aber dieser Bote, des Teufels Erzkanzler, sagt,
so ich vertrieben bin, sei ich ein Teufel,
und er will es bewähren und erlangt den Verstand
gegen den Heiligen Geist, den er verspottet,
haut darüber sich auf die Backen.
Viel unnützes Gespei und Spott macht er
aus göttlichem Wort und spricht,
ich heiße eine himmlische Stimme
und die Engel reden mit mir.
Antwort: Was der allmächtig Gott mit mir macht oder redet,
kann ich nicht viel Rühmens von machen,
als allein, was ich durchs Zeugnis Gottes
dem Volk aus der Heilige Schrift vorsage,
und will über Gottes Willen
meinen Dünkel nicht predigen. Tu ich es aber,
so will ich mich von Gott
und durch seine lieben Freunde gern lassen strafen
und ihnen erbötig sein, aber dem Spötter
bin ich gar nichts schuldig.
Soll ich doch den Hahn nicht essen,
des gottlosen Spötters Unflat nicht in mich ziehen.
Mich wundert deines rechten Musters,
nachdem du aus dem Harz bist,
möchtest die Geheimnis göttlichen Wortes
nicht ein himmlisches Sackpfeifen heißen?
Da hätte dir dann der Teufel, dein Engel,
dein Lied vor gepfiffen:
Mönch willst du tanzen, so hofieren dir die Gottlosen alle.
Ich sag vom göttlichen Worte
mit seinen mannigfaltigen Schätzen,
welches Mose anträgt, zu lernen,
und Paulus den Römern. Der Psalm sagt,
wie es soll gehört werden von denen,
die sich von ganzem Herzen bekehren
und in der Lehre des Geistes alle Urteile
von der Barmherzigkeit Gottes erstrecken.
Du aber leugnest das rechte Wort
und hältst der Welt nur den Schein vor.
Darum machst du dich gröblich zu einem Erzteufel,
dass du aus dem Text Jesajas ohne allen Verstand
Gott machst zur Ursache des Bösen.
Ist das nicht die grausamste Strafe Gottes über dich?
Noch bist du verblendet,
und du willst doch auch der Welt Blindenführer sein,
und willst es Gott zur Last legen,
dass du ein armer Sünder und ein giftiger Wurm bist
mit deiner beschissenen Demut.
Das hast du mit deinem phantastischen Verstand angerichtet
aus deinem heiligen Augustinus.
Wahrlich eine lästerliche Sache von freiem Willen,
die Menschen frech zu verachten!
Du sagst, ich wollte es stracks mit Gewalt geglaubt haben
und wollte niemand zu bedenken Zeit geben.
Ich sage mit Christus: Wer aus Gott ist, der hört seine Worte.
Bist du aus Gott? Warum hörst du es nicht?
Warum verspottest du es und richtest das,
das du nicht gefunden hast?
Willst du nun erst darauf sinnen,
was du andere Menschen sollst lehren?
Du solltest viel billiger ein Krümmer als ein Richter heißen.
Das wird die arme Christenheit wohl innewerden,
wie richtig dein fleischlicher Verstand
gegen den untrüglichen Geist Gottes gehandelt hat.
Lass dir Paulus das Urteil sagen.
Du hast allezeit mit Einfältigkeit
(durch eine Zwiebel angezeigt, die neun Häute hat)
gehandelt, alles nach der Fuchsart.
Siehe, bist du doch zum Brandfuchs geworden,
der vorm Tage heiß bellt.
Und nun die rechte Wahrheit will aufgehen,
willst du die Kleinen und nicht die Großen schelten,
du tust gleich, wie wir Deutschen sagen:
Du steigst in den Brunnen,
wie der Fuchs in den einen Eimer trat und fraß die Fische.
Danach lockt er dem unsinnigen Wolf in den Brunnen
in dem anderen Eimer. So fährt er empor,
und der Wolf bleibt darunter.
Also werden die Fürsten, die dir folgen, auch bestehen
und die edlen Hähnchen,
welche du an die Kaufleute hetzst.
Hesekiel gibt das Urteil vom Fuchs,
von den wilden Tieren, die Christus Wölfe nennt.
Denen allen wird es gehen
wie den gefangenen Füchsen.
Wenn die Leute werden erst anfangen, aufs Licht zu warten,
so werden die kleinen Hunde
zu den Füchsen ins Loch laufen.
Da werden sie nicht mehr können
als ein wenig vorn ins Maul zu beißen.
Der frische Hund aber schüttelt dem Fuchs das Fell.
Er muss aus dem Loch.
Er hat der Hähnchen genug gefressen.
Siehe, Martin, hast du diesen Braten
nicht gerochen vom Fuchs,
den man zu Herrenhof als einen Hasen
den unerfahrenen Wildschützen gibt?
Du Esau hast es wohl verdient,
dass dich der Jakob vertreibe.
Warum hast du dein Recht
um deiner Suppe willen verkauft?
Hesekiel sagt es dir und Micha:
Du hast die Christenheit mit einem falschen Glauben verwirrt
und kannst sie, nun die Not einhergeht, nicht berichtigen.
Darum heuchelst du mit den Fürsten.
Du meinst aber, es sei gut geworden,
so du einen großen Namen bekommen hast,
und kommst ohne Ende, wie du zu Leipzig
vor der gefährlichsten Gemeinde gestanden bist.
Was willst du die Leute blind machen?
Dir war also wohl zu Leipzig.
Fuhrst du doch mit Nelkenkränen zum Tor hinaus
und trankst den guten Wein beim Melchior Lotter.
Dass du aber zu Augsburg warst,
möchte dir zu keiner Gefahr gelangen,
dann Stupicianum Oraculum stand hart bei dir.
Er mochte dir wohl helfen.
Aber jetzt ist er von dir abgewichen
und ein Abt geworden. Ich hab sicherlich Sorge,
du wirst ihm folgen. Der Teufel
steht wahrlich nicht in der Wahrheit.
Er kann seine Tücke nicht lassen.
Doch er fürchtet sich im Büchlein vom Aufruhr
vor der Prophezeiung seines Gräuels.
Darum sagt er auch von den neuen Propheten
wie die Schriftgelehrten gegen Christus.
Darum hab ich fast das ganze Kapitel
zum gegenwärtigen Urteil genützt.
Paulus sagt von den Propheten:
Ein rechter Prediger muss ja ein Prophet sein,
wenn es die Welt noch also spöttisch dünkt.
Es muss die ganz Welt prophetisch sein,
soll sie urteilen über die falschen Propheten.
Wie willst du die Leute beurteilen,
so du dich im Mönchsgewand des Amts entäußerst?
Dass du sagst, wie du mich aufs Maul geschlagen hast,
redest du die Unwahrheit. Ja, du lügst
in deinen Hals tief. Bin ich doch in sieben Jahren
nicht bei dir gewesen. Hast du aber die guten Brüder
zu Narren gemacht, die bei dir gewesen sind,
das muss freilich an den Tag kommen.
Es wird sich auch anders nicht reimen.
Du solltest die Kleinen nicht verachten.
Über deinem Rühmen möchte einer wohl entschlafen
vor deiner unsinnigen Torheit.
Dass du zu Worms vorm Reich gestanden bist,
Dank hab der deutsche Adel,
dem du das Maul also wohl bestrichen hast
und Honig gegeben. Denn er wähnte nicht anders,
du würdest mit deinem Predigen
heimliche Geschenke geben, Klöster und Stifte,
welche du jetzt den Fürsten verheißt.
So du zu Worms hättest gewankt,
wärst du eher erstochen vom Adel worden
als freigegeben. Weiß es doch ein jeder!
Du darfst es wahrlich dir nicht zuschreiben,
du wolltest denn noch einmal dein edles Blut,
wie du dich rühmst, darum wagen.
Du gebrauchst daselbst mit den Deinen
wilde Tücke und List. Du ließest dich
durch deinen Rat gefangennehmen
und stellst dich gar unleidlich.
Wer sich auf deine Schalkheit nicht verstände,
schwüre wohl zu den Heiligen,
du wärst ein frommer Sankt Martin.
Schlaf sanft, liebes Fleisch!
Ich röche dich lieber gebraten in deinem Trotz
durch Gottes Grimm im Hafen
oder Topf beim Feuer.
Dann, in deinem eigen Sud gekocht,
sollte dich der Teufel fressen.
Du bist ein Esels-Glied,
du würdest langsam gar werden
und ein zähes Gerichte werden
deinen Milchmäulern.
Ihr allerliebsten Brüder und Schwestern in Christus!
Ich bin zum Anfang des Streites müde geworden
um des Ärgernisses des armen Haufens wegen.
Hätte aber mich Doktor Lügner predigen lassen
oder mich vorm Volk überwunden
oder seine Fürsten, da ich zu Weimar vor ihnen war,
mich lassen richten, da sie mich durch Antragen
desselben Mönchs fragten,
so wollte ich viel lieber dieser Sache
müßig gegangen sein.
Es ward endlich beschlossen, der Fürst
wollte den ernsten Richter zum Jüngsten Tag
die Sache lassen hinausführen.
Er wollte den Tyrannen nicht wehren,
die ums Evangelium willen wollten in seine Pflege fallen.
Es wäre fein, wenn es auch dem Gericht befohlen würde.
So würden es die Bauern wohl sehen.
Es wäre ein feines Ding, dass man es alles
aufs Jüngste Urteil bezöge.
So hätten die Bauern auch gute Sache.
Wenn sie sollten recht tun, sprächen sie:
Ich spare es für den Richter.
Aber die Rute der Gottlosen ist dazwischen das Mittel.
Da ich heimkam von dem Verhör zu Weimar,
meinte ich zu predigen das ernste Wort Gottes.
Da kamen meine Ratsherren
und wollten mich den höchsten Feinden
des Evangeliums überantworten.
Da ich das vernahm, war meines Bleibens nimmer.
Ich wischte meine Schuhe von ihrem Staub,
dann ich sah mit meinen hellsichtigen Augen,
dass sie viel mehr ihre Eide und Pflichten
als Gottes Wort achteten.
Sie nahmen sich vor, zwei Herren zu dienen,
so ihnen doch Gott beistand, der sie erlöst hat
aus der Gewalt des Bären und Löwen,
hätte sie auch erlöst von der Hand Goliaths,
wiewohl sich der Goliath
auf seinen Panzer und Schwert verließ.
So wird es ihn der David wohl lehren.
Saul fing auch etwas Gutes an,
aber David nach langem Umtreiben musste es vollführen,
welcher eine Figur deiner, o Christus,
in deinen lieben Freunden, welche du bewahrst.
O Doktor Lügner, du tückischer Fuchs,
du hast durch deine Lügen das Herz
des Gerechten traurig gemacht,
den Gott nicht betrübt hat.
Damit hast du gestärkt die Gewalt
der gottlosen Bösewichter,
auf dass sie auf ihrem alten Wege bleiben.
Darum wird es dir gehen wie einem gefangenen Fuchs.
Das Volk wird frei werden,
und Gott will allein der Herr darüber sein.
Und damit Lob gesungen
Der göttlichen Herrlichkeit der Wahrheit allein!