VON TORSTEN SCHWANKE
(September 2003)
„Sie, die Mutter der schönen Liebe, werde für die Christen auf dem Weg ... der Stern, der mit Sicherheit ihre Schritte auf den Herrn zu lenkt. Das einfache Mädchen aus Nazareth, das vor zweitausend Jahren der ganzen Welt das fleischgewordene Wort dargebracht hat, möge die Menschheit des neuen Jahrtausends zu dem hinlenken, der das wahre Licht ist, das jeden Menschen erleuchtet.“
(Papst Johannes Paul II)
ERSTER GESANG
Mein Kreuz, mein Kreuz, wie soll ich dich ertragen?
Ist nicht die süße Mutter mir gegeben?
Ihr will ich klagen alle meine Klagen!
Die eine war mein Lieben, war mein Leben,
Ich aber bin ihr eine Arbeitskraft
Und nicht mehr Geist in seiner Träume Schweben.
Die eine war mir meine Leidenschaft,
Nun bin ich Werkzeug ihr der Caritas,
Und wohin, ach wohin geht meine Kraft?
So ist mein Angesicht von Tränen naß
Und mein Gemüt ist schwarz wie Trauerschwäne.
Die Seele betet ohne Unterlaß,
Doch plagen mich die Füße und die Zähne
Und nirgend findet meine Seele Trost,
Ich bin nur eine riesengroße Träne!
Ein Los des Schicksals hab ich mir erlost,
Zu lieben, ohne Liebe je zu finden!
Ist nirgendwo ein Herz das mich liebkost,
Will keine Seele je sich mir verbinden,
Allein treibt in der See mein kleiner Kutter,
Umgibt mich Wettersturm von scharfen Winden.
Man nahm mir schon als Kind vom Brot die Butter
Und nährte meine Seele nur mit Geld.
Was ist mir Vater, weh, was ist mir Mutter?
In Träume flüchte ich, da bin ich Held,
Ich flieh in dichterische Phantasie,
In lang vergangne gottesfromme Welt.
Ich seh die Selige, ich sehe Sie,
Die in der Welt kein Ebenbild gefunden,
War liebevoll wie andre Frauen nie!
Ihr hab ich mich in meinem Weh verbunden
Und will in der Geschichte sie betrachten
Zur Heilung meiner wehen Seelenwunden.
Ich weiß von Jesu Christi Durst und Schmachten
Und wie er dürstete nach Menschenliebe
Und war allein im schrecklichsten Umnachten!
Sie lebten alle nur dem Erdentriebe
Und dem Verlangen ihrer Zeitlichkeit,
Als Götzendiener, Lügner, Huren, Diebe.
Wer war dem Herrn in seinem Weh geweiht?
Die Frommen wollten alle ihre Lust
Und Fröhlichkeit in alle Ewigkeit.
Ein scharfes Schwert durchschnitt Mariens Brust,
Da sie die Menschen sah, die Eitelkeit,
Wie sie den Fels verließen um den Dust!
Von Jesu Leiden war Marien Leid,
Die Miterlöserin hat mitgelitten
Und war dem Schmerzensmann der Schmerzen Maid,
Der Schmerzen Mutter, scharf entzwei geschnitten
Von Jesu Christi Leiden an dem Kreuz,
So ist sie durch das Todestal geschritten,
So litt sie mit dem Herrn der Liebe Geiz,
Der Liebe, die sich nicht verschenken wollt,
Die nur anbeten will den eignen Reiz
Und krönen sich mit Mammons eitlem Gold
Und fragt nur nach dem Silber in dem Beutel.
Die Sonne schwarz wie Sack und Asche rollt,
Die Sterne schwarz auf Sankt Marien Scheitel,
Die Universen all in tiefen Schwärzen
Wehklagen: Alles eitel, alles eitel!
Da gab der Herr und Gott Marien Herzen
Den Lieblingsjünger, seine arme Seele,
Vereinte sie in gottgeweihten Schmerzen,
Daß sich der Jünger mit der Frau vermähle
Und sie empfang in seinem Leben innen.
O Jünger, diese Frau zur Herrin wähle!
Wie mütterlich wird sie den Mann beginnen
Zu leiten an dem Berg der Nachtigall,
Da Nachtigallen ihre Rose minnen!
Sie war ja auf das Wort der Widerhall,
Er schrieb des Wortes Evangelium,
Ins Wort einmündete das ganze All,
Der Sänger Nachtigall, die blaue Blum,
Die Kinder alle, die ihr Leben spielen,
Sie münden in der Weisheit Heiligtum.
Da sich die Frau gewendet von den Vielen
Und war Gebet in lautrer Einsamkeit,
Den Pfeil der Seele auf das Ziel zu zielen,
War Vorbild sie, die Mutter und die Maid,
Die noch Gebete sprach am Wasserbronnen,
In Ewigkeit zuhaus schon in der Zeit.
Du sahest sie, die Wonne aller Wonnen,
Die Augen Zärtlichkeit und glutbewohnt,
Gemantelt in die Helligkeit der Sonnen
Als Himmelskönigin auf vollem Mond,
Im schwarzen Haar den Zodiak der Sterne,
Die Rosenarme um den Horizont,
So sahest du sie wandeln himmlisch ferne
Und doch in deinem Inneren so nah
Als wie zuhaus in deinem Seelenkerne.
Und sie, die christliche Urania,
Gebar für alle Menschen Gottes Eros,
Die voller Liebe zu der Erde sah.
Sie war die Königin, im Arm den Heros,
Sie war die Jungfrau in dem weißen Linnen,
Das All umtönte sie, der Sterne Sphairos.
Gott wollte eine neue Welt beginnen
In dieser Maid aus gottverklärtem Lehm.
Die Völker aller Erden werden minnen
Maria, himmlische Jerusalem!
ZWEITER GESANG
Groß ist die Artemis von Ephesos -
Ist alles Unsinn, was die Heiden träumen?
Die Artemis von Ephesos ist groß,
Die in des Mondes Silberseidensäumen
Als Jungfrau wandelt um mit ihren Nymphen
Und leuchtet reigentanzend unter Bäumen.
Sie tauchte nicht aus Eros’ Feuersümpfen
Und auch die Nymphen waren nicht entbrannt,
Soll niemand drüber seine Nase rümpfen,
Jungfräulich tanzten sie in Wald und Land
Und jagten da den Rehbock mit Geweih
Und trugen Pfeil und Bogen in der Hand.
Aktäon war einst auf der Jagd dabei
Und sah die Jungfrau nackt bei ihrem Bade,
Er loderte, als ob sie Cypris sei,
Die Jungfrau aber schlug ihn, ohne Gnade,
Aktäon ward von seinem Hund zerfleischt:
Vor Artemis war Lust Aktäons Schade.
Die Jungfrau, die die Griechen so verkeuscht,
Daß sie sie frei gepreist von allen Lüsten,
Was mancher auch in seinem Brennen heischt,
Sie kam als Mutter von des Mondes Küsten,
Als große Mutter aller Fruchtbarkeit,
Die schwarze Artemis mit neunzehn Brüsten!
Der Neunzehnbrüstigen ward eingeweiht
Ein großer Tempel um den schwarzen Stein,
Da man sie ehrte, Mutter sie und Maid.
Die Silberschmiede schmieden ihren Schrein,
Die Dichter preisen, singen sie die Damen,
Die heilige Diana weiß und rein!
So war es noch, als Missionare kamen
Und sprachen öffentlich vom Unbekannten,
Der göttlichen Offenbarung Ja und Amen.
Die Männer nun in ihren Reihen standen
Und wandten sich von Eva ab, dem Weib,
Und siehe da, was jene Männer fanden:
Der Logos Gottes hat doch keinen Leib,
Er ist die Weltvernunft und Ur-Idee,
Ist unberührt von irdischem Getreib,
Wie ich Materie als bös anseh
Und nur geschaffen von dem Demiurg.
Doch Geist ist Logos, rein wie Hermons Schnee,
Im Himmel ist des Gottesvaters Burg
Und unantastbar Gottes hohe Würden,
Anbetend liegt im Staube der Liturg!
Gott ist Geheimnis, Schönheit aller Zierden,
Ist gut und schön und wahr und makellos,
Und niemals trug er eines Leibes Bürden.
Der Logos floß nur durch Marien Schoß
Und nahm von einer Frau nicht an das Fleisch,
Materiebefreit und sündenlos
Blieb Logos wie ein lichter Engel keusch
Und floh aus Jesus in Gethsemane
Bei römischer Soldaten Lärmgekreisch
Und kehrte heim zum Himmel, rein wie Schnee,
Und war berührt nicht von der Schande Kreuz,
Glückselig immer, unberührt vom Weh.
Doch Jesus ist ein Mensch mit Menschenreiz,
War eine Menschenseele, wenn auch weise,
Wenn ich ihn einen Gott genannt, mich reuts,
Er ging als Pilger in dem Erdenkreise,
Tragöde in dem irdischen Theater,
Sprach vor den Menschen sanft und zart und leise
Von Gott, der unser aller Himmelsvater,
Von Gott, der niemals einen Sohn besessen,
Dem Ewigvater und dem Wunderrater.-
Doch Petrus hat auf seinem Stuhl gesessen
Inmitten dem katholischen Konzile
Und sagte Wahrheit, Weisheit unermessen:
O Weisheit, vor dem Thron des Vaters spiele,
In Ewigkeit vom Ewigen gezeugt
Zu aller Anfang und zu aller Ziele!
Die Weisheit sich zur Tochter Zion neigt
Und nahm im marianischen Kanal
Fleisch von der Jungfrau (Menschenweisheit schweigt),
Nahm in der Braut Marien Hochzeitsaal
Das Fleisch des Menschen zu der Gottheit an,
Auf daß wir nicht mehr rufen: O mein Baal!
Auf daß die Menschheit rufe: O mein Mann!
In hypostatischer Union, o Christe!
Der Herr die Menschheit sich zur Braut gewann!
Gott, den Maria nahm an ihre Brüste,
Er litt an seines Volkes Liebesgeiz
Und an dem Götzendienst an Jawans Küste,
Er aber liebte bis zum Tod am Kreuz,
Da ihn Marie dem Vater dargereicht,
Die Gottesmutter in der Tränen Reiz,
Daß Jesus an dem Kreuz die Sünden streicht
Der Menschheit aus des Herrn Gedächtnis aus,
Vollkommnes Opfer, das dem Vater reicht,
Ein Mensch, geboren in Marien Haus,
Ein Menschensohn, der Fleisch von ihrem Fleische,
Als Gottmensch trat er aus der Frau heraus,
Zur Gottgebärerin ward so die Keusche,
Zur Gottesmutter ward die reine Maid,
Zur Mutter der Lebendigen die Keusche,
Dem Geist als ihrem Bräutigam geweiht,
Der fruchtbar machte ihren Jungfraunschoß,
Weshalb zurecht die alte Kirche schreit:
Groß ist Maria, die Theotokos!
DRITTER GESANG
Du bist die Königin der Minnesänger
Und kamst aus Persien im Mittelalter
Ins schöne Frankreich, wo die Grillenfänger
Dich eingefangen, großer weißer Falter,
Der um die makellose Blume kreist.
Der Sänger stimmte den Marienpsalter
Auf seine Königin, die er im Geist
Am Himmel schaut im Seidenkleid der Sonne,
Die voll des überlichten Lichtes gleißt
Und streut aus ihren Lilienarmen Wonne
Und wird, von lauter Gnaden Gottes schwer,
Zur Mittlerin und mystischen Madonne.
Der Abend naht in steter Wiederkehr,
‘s will Abend werden, singen wir dem Herrn,
Der Tag hat sich geneiget überm Meer,
Der Minnesänger schaut den Meeresstern,
Der auf der Flut der Leidenschaften lacht,
Der die Granate hält, und Kern um Kern
Auf Schnüre reiht, da singt der Sänger sacht
Zur Königin, die wie der Mond so mild,
Schwarze Madonna, Königin der Nacht!
Der Minnesänger, aufgewühlt und wild,
Erschaut die blaue Königin im All
Als Gottes hochverklärtes Gnadenbild
Und seufzt und singt mit selig süßem Schall
Zur mystischen Rose, sine spina rosa,
Den Minnesang, Marien Nachtigall,
Klagt all sein Liebesleid der Dolorosa,
Dieweil er für die Hochverschönte brennt,
Er trinkt von der Fontana Amorosa
Und singt der Jungfrau mystischen Advent
Zu seiner Harfe oder nach der Flöte,
Die Rosenarmige vom Orient!
Nun steigt Auroras rosa Morgenröte
In Romas Reich teutonischer Nation
Mit Lerchensingen auf, das golden wehte
Und blies so seufzend um orangnen Mohn
Und um die Iris, um die blaue Blume.
Da lächelte Madonna auf dem Thron
Und sandte Minne aus dem Heiligtume
Und gab den Deutschen sich zum Gnadenbilde
Und weckte Kunst zum hohen Frauenruhme
Und inspirierte Ofterdingen milde,
Da in des Paradieses grüner Aue
Holdselig wandelte Midons Mathilde!
O Fraue von der Huld der Lieben Fraue,
Zu schauen ist dein süßes Angesicht
Im Glockenbecher, welchen mir die blaue
Geheimnisblume reicht im Mondenlicht,
Wenn ich im Garten in den Himmel schaue
Und weine, weil mein Sängerherze bricht,
In tausend Lieder bricht der holden Fraue,
Die grenzenlos hineinragt in das All!
Aus lauter Sehnsucht brenne ich und taue
In meiner Liebestränen Wasserfall
Und meiner Minnewonnen Feuersbrunst:
Dein Wort, Mathilde, und mein Echohall,
All deine Schönheit, Frau, und meine Kunst,
Ist Liebesspiel in göttlicher All-Einheit!
O wende zu mir deines Lächelns Gunst
Mit deiner Perlenschnüre weißen Reinheit,
Lacht mir auf Erden Paradieseswonne!
Enthoben aller irdischen Gemeinheit
Bin ich im Rosenhage der Madonne
Und mit Mathilde in dem Paradies,
Und leb als Mond mit meiner Minne-Sonne! -
Maria lächelte madonnensüß
Zu Jesu Freunden, auserwählten Menschen,
Die sich in ihrem betenden Verließ
Für Jesus eingesperrt, die abendländschen
Verehrer ihres Gottes in dem Kloster.
Da sehn wir Auserwählte aus den Mönchen
Die Rosenkränze und das Paternoster
Alltäglich beten, vieler Gnaden inne.
Und einen seh ich auch: wie süß liebkost er
Den rosa Rosenkranz mit sanftem Sinne,
Als er zu der Madonna Statue kam
Und vor Marien Mund versank in Minne!
O Liebe voller Wonnen wundersam,
Die Schönheit deines Angesichts, wer kann es
Gott preisen! Nimm mich an als deinen Bräutigam!
Einst war ich wie der kindliche Johannes
Verehrer deiner mütterlichen Gnade,
Nun aber mit der Reife eines Mannes
Vergleich ich mich, O Jungfrau rein wie Jade,
Sankt Josef, der dein Bräutigam gewesen!
Maria, in der Flut der Liebe bade,
Du kannst von meiner Distel Trauben lesen,
Von meinem Dornstrauch ich dir Feigen biet,
Du Wesenskönigin in meinem Wesen,
Du meines Herzens Herrin, Sulamith,
Als neuer Salomo will ich dich preisen
Und singe, sing ich dir, mein Liebeslied
Der Weisheit Gottes, Herrin aller Weisen,
Die meine Seele in Maria schaut!
Du wirst den Weg mir in die Weisheit weisen,
Denn Gott wird mir in Sankt Sophia Braut...
Maria, alle Wonne, alles Wehe
In dir sei der Dreifaltigkeit vertraut!
(Du spende mir das Sakrament der Ehe...)
VIERTER GESANG
Viel älter als die schrecklichen Azteken
Ist jenes Indianervolk, Poeten
Und priesterliche Künstler, die Tolteken,
Die in Gesängen hochpoetisch beten
Und singen den Gesang der blauen Blume
In ihren gartenreichen Dschungelstädten.
Die Poesie steigt aus dem Heiligtume
Zu Gott, der Mann und Frau in Union -
Der göttlichen Zweifaltigkeit zum Ruhme
Singt priesterlich der weise Musensohn
Melodisches und rhytmisches Gesinge
Und Priester opfern den orangnen Mohn
Und auf Altären rote Schmetterlinge
Dem Gott des Friedens, der Natur, der Liebe.
Die stürzten Schreckensherrschern in die Schlinge,
Azteken, an den Heiligtümern Diebe,
Den Quetzalvogel jagten sie vondannen
Und feierten die Schlange ihrer Triebe.
Soldaten waren kaiserliche Mannen
Und Gott ein Götze nur aus hartem Stein
Und Menschenopfer rauchten in den Pfannen,
Jungfrauen als ein Opfer Gott zu weihn,
Indem man ihre Lieblichkeiten töte,
Ihr Menschenblut benetzt den Opferschrein.
Da stieg aus Spanien die Morgenröte
Des Christentumes auf, die Missionare
Den Indianern schenkten die Gebete
Und brachten Offenbarung mit, die wahre,
Wie Gott die Welt aus lauter Lust geschaffen,
Daß sie sich Gott dem Schöpfer wieder paare,
So predigten die Franziskanerpfaffen
Inmitten des Gelärms der stolzen Ritter,
Die schlugen drein mit ihren goldnen Waffen.
Ein Indio mit bänglichem Gezitter
Bekehrte sich zum Katholikentume
Und morgens zu der Heiligen Messe schritt er.
Der Weg war weit zum neuen Heiligtume,
Das Sankt Franziskus’ Jünger aufgebaut.
Die Distel stand am Weg mit karger Blume,
Der Boden dürre, kaum von Tau betaut,
Nur über Dornen sprach hier Gott sein Werde!
Er glaubte an des Heiligen Geistes Braut,
Sang Ave vor dem Berg der Mutter Erde,
Sang Ave alle weiten Wege lang
Und rollte Perlen zärtlicher Gebärde.
Da hörte er sehr süßen Vogelsang,
Sah auf der Mutter Erde Berg ein Licht,
Er trat hinzu, neugierig, fromm und bang,
Und sah - das sagt kein menschliches Gedicht -
Im Licht erscheinen eine schöne Frau,
Als wie ein Indianermädchen schlicht
Und doch so glorios vorm Himmelsblau
Als sei sie aus dem Himmelreich gekommen.
Sie spricht: Mein Söhnchen, zu der Jungfrau schau,
Ich will, daß alle Indios, die Frommen,
Versammeln sich in meinem Heiligtume.
Dich hab ich als mein Eigen angenommen,
Juan, ich dufte wie die blaue Blume
Und laß erblühn Kastiliens Edelrose
Auf kargem Felsgestein. Im Christentume
Gebenedeit man mich, die Makellose,
Wie auch geschrieben steht im Bibelbuch.
Du ruh getrost in meinem Mutterschoße
Und freu dich an der Jungfrau Wohlgeruch.
Und zum Beweis, daß ich es bin: Mein Bild
Empfang in deinem schlichten Bauerntuch! - -
Das sagt kein Mensch, wie sehr Maria mild
Und schön wie eine schlichte Jüdin ist.
Vor ihr wird still, was wüste ist und wild,
Wenn sie das Herz mit ihrer Schönheit küsst,
Die pulchra perfectissima, Madonne,
Die glorienverherrlicht Jesu Christ,
Daß sie erscheint im Strahlenkranz der Sonne
Und in der Mutter Erde grünem Kleid,
Durchleuchtet von des Himmelreiches Wonne.
Wie fällt ihr schwarzes Haar so lang und weit
Und leuchtet dunkel unterm grünen Schleier,
Und um ihr Haupt, allein dem Herrn geweiht,
Die Freudensonne strahlt in goldnem Feuer,
Sie aber lächelt mild wie Morgenröte
Und mild wie Mond in einer Sabbatfeier.
Und sieht man sie, fast hört man das Geflöte
Der Himmelsvögel, Engel, die sie preisen.
Die Hände faltet still sie zum Gebete
Und schaut mit einem zärtlichen und leisen
Geheimnisblicke unter sanften Lidern,
Mit Blicken, die dem Volk die Wege weisen.
Die Engel übertreffen sich in Liedern
Zu allen Ewigkeiten Stund um Stund,
Die Schönheit der Madonna zu erwidern,
Vor allem den geheimnisvollen Mund
(Mehr als der Mona Lisa Lächeln süß)...
Wem weh ist, wer an seinem Herzen wund:
Marie von Mexiko in Minne grüß!
Sie ist das Ideal der wahren Schöne,
Idee der Schönheit aus dem Paradies!
Amerika vor ihrer Schönheit stöhne,
Die allezeit bekundet: Ich bin da!
Der Papst mit einem Kranz von Lorbeer kröne
Die Kaiserin der zwei Amerika!
FÜNFTER GESANG
Grad vierzehn Jahre zählte Bernardette,
Schlecht unterrichtet in der Katechese,
Doch reinen Herzens, kindlich, niedlich, nett,
Wie ich im Epos eines Juden lese,
Ging sie mit Freundinnen zum grünen Gave,
Der strömte mit dämonischem Getöse,
Da sahn sie eine Höhle, nicht für Schafe,
Für Schweine war sie und für deren Mist.
In ihrer Seele sang sie aber: Ave
Maria, die geboren Jesu Christ!
Da sah sie in der Höhle eine Dame,
Die da die Schönste aller Schönen ist.
Der Schleier weiß wie leuchtende Zyklame
Und daraus quoll hervor schwarzbraunes Haar,
Die Augen schimmerten so wundersame
Und leise lächelte das Lippenpaar,
Ihr Kleid war weiß, mit blauem Gürtelband,
Das Kleid von reinem weißen Linnen war,
Der Ärmel fiel auf eine schlanke Hand,
Um die geschlungen war ein Rosenkranz.
Und Bernardette im jungen Unverstand
Verwunderte sich sehr vor solchem Glanz,
Fiel nieder vor der schönen Dame Fuße
Und stand dann auf zu einem Freudentanz,
Als jene Dame sprach mit frommem Gruße:
Die Welt ist auf dem Wege in die Hölle,
Kehr um und bete, Menschheit, und tu Buße!
Euch wähl ich, Bernardette, an dieser Stelle,
Zeugin zu sein in dieser Welt der Sünden
Für meine Huld! Ergrabt dort eine Quelle,
In deren Wassern wird man Heilung finden,
Wenn man das Wasser trinkt im rechten Glauben.
Hier soll man mir ein Heiligtum begründen.-
Wie Jesus bei den Blinden, Lahmen, Tauben
Gewesen, viele durch sein Wort zu heilen,
All denen Satan wollt die Freude rauben,
Wie es geschrieben steht in Bibelzeilen,
So wirkte Jesus in der Gegenwart
Durch Sankt Marien Wunder. Wasser eilen
Lebendig aus dem Felsgesteine hart
Und sammeln sich in Leitungen und Becken.
Die Liebe Gottes nicht mit Heilung spart,
Im Wasser Lebensgeister aufzuwecken,
Verkrüppelte Gliedmaßen aufzurichten.
Das Wunder ist ein Weg zu hohen Zwecken,
Was Bernardette gesehen in Gesichten,
Daß Menschen glauben an die Liebe Frau,
Auch Juden sie in epischen Gedichten
Verherrlichen, die Zions Blume blau,
Weltkrankheit in dem Lande der Franzosen
Geheilt wird durch den königlichen Tau
Der Königin, der Rose aller Rosen,
Patronin Frankreichs, Notre Dame de Lourdes.
Wer sich der Unbefleckten, Makellosen
Vertraut, erfährt die göttliche Geburt
Des Königs Jesus Christus in dem Herzen.
Immaculata an des Gave Furt,
Heil alle Leibes-, alle Seelenschmerzen,
Ganz Reine, die du unbefleckt empfangen!
Vor deiner Grotte zünden wir die Kerzen,
Vertreibe der Dämonen giftige Schlangen
Aus unsern Seelen und aus unsern Gliedern.
Chinesen, Afrikaner laß gelangen
Zu deinem Dom, die Liebe zu erwidern,
Die unser Herr durch dich der Welt erwies,
Laß alle loben dich in Liebesliedern!
Hier in der Troubadoure Paradies
Am Fuß der königlichen Pyrrenäen
Ist deine Liebe spürbar, minnesüß.
Zehntausende in dir die Mutter sehen,
Die Gott als Vater in dem Himmel preisen.
Wie viele Greisinnen und Greise stehen
Vor deinem Dom und singen alte Weisen
Und wallen abends in den Prozessionen,
Drauf in dem Dom das Sakrament zu speisen.
Die Jugendlichen in den Zelten wohnen
Und lassen von den Priestern sich belehren,
Wie Gott in immerwährenden Äonen
Zum Kreuze schaut, das alle Christen ehren,
Und unterm Kreuz zur Mater Dolorosa.
Wenn sich auch manche Jugendliche wehren,
Gehn andre zur Fontana Amorosa
Und manche treten in den Beichstuhl auch.
Die Künstler ehren dich, o Gloriosa,
Der Größte, inspiriert von deinem Hauch,
Stellt auf dein Marmorbild, o Pieta.
Vorm toten Christus raucht der Myrrhe Rauch,
Der Auferstandene gewärtig da
Weist einen Finger seiner linken Hand
Und ist der linken Hand des Jüngers nah.
Der Dichter einen Rosenkranzring fand
Und trat mit ihm zu Jesu Tabernakel
Und band sich durch der frommen Liebe Band
An Jesus durch die Jungfrau ohne Makel
Und in dem mystischen Verlöbnis sah
Er Christi Kreuz, sah Dornen, Lanze, Nagel,
Den Herrn in allem Leid gewärtig da,
Und wer ihm folgt, in Christus sterben muß -
Geborgen in dem Schoß der Pieta
Empfängt er von Maria einen Kuß.
SECHSTER GESANG
Erschienen bist du auch in Fatima
Und zeigtest all dein Unbeflecktes Herz,
Das sorgenvoll aufs arme Rußland sah,
Wo Rasputin in Schwermut und in Schmerz
Den Zaren warnte vor den Bolschewisten,
Die Rußlands Menschen trieben höllenwärts!
Du sahst die Märtyrer, verfolgte Christen,
Die in Sibirien in Lagern hockten
Und ihre fromme Mutter Rusz vermissten,
Die unterdrückt nun war von den Verstockten,
Da Bauern Opfer waren, Teufel Täter,
Die Rußland in den Atheismus lockten,
Das Rußland Wladimirs, die Rusz von Peter
Und Katharina, Rusz der Orthodoxen,
Da Puschkins Aar durchsegelte den Äther.
Die Kirchen wurden nun zu Pferdeboxen
Und Meßwein floß verschüttet in den Gassen,
Zusammen trieb man Bauernvolk wie Ochsen,
Als Tugend predigte man heißes Hassen
Und mordete die Hasser durch den Haß,
Da Satan die Dämonen all verlassen,
Da Satan ward Diktator. Tränennaß
War Mutter feuchte Erde, Gottesmutter,
Die Fürsprach betet ohne Unterlaß
Für Arbeiter und Fischer auf dem Kutter,
Für die verfolgten Dichterinnen und
Die kleinen Sangesvögel ohne Futter,
Maria betet, spricht aus ihrem Mund:
Der Kommunismus wird von Gott besiegt
Und Rußland durch den Glauben wird gesund
Und wie ein Adler neue Kräfte kriegt,
Weil Mütterchen der feuchten schwarzen Erde
Dem Gottland mütterlich zugrunde liegt.-
Nun hoffen wir und wissen wir, es werde
Erscheinen der Apostel, ja, der Zeuge,
Der wird mit väterlicher Machtgebärde
Erwirken, daß der rote Drache schweige!
Er wird der Mutter aus dem Haus des Brotes
Sich weihen mit der Demut seiner Neige
Und wird bekämpfen die Kultur des Todes
Mit seinem Evangelium des Lebens.
Ein Kindermörder immer ist Herodes,
Nach Mammon strebt die Menschheit steilen Strebens,
Als ob er sichere die Seligkeit,
Doch ist ihr Streben ganz und gar vergebens.
Der Zeuge wird, in Heiligkeit geweiht,
Die heilig sprechen, die in Christus schieden,
Märtyrer waren in der finstern Zeit.
Ein heiliger Apostel für den Frieden
Ist er und wird verdammen allen Krieg,
Der die Versöhnung suchen wird hienieden.
Der Satan aber neidet seinen Sieg
Und spricht mit einer Waffe Donnerschallen:
O Kugel aus dem Lauf des Bösen, flieg!
Der heilige Apostel ist gefallen
Im weißen Kleid in schwarzer Leichen Schar
Und sieht den Mantel der Madonna wallen,
Die seines Lebens Schirm und Mutter war
Und sichert nun das Leben ihrem Sohne
Durch ihr Gebet und Wirken wunderbar.
Da dankt der Mensch Maria zweifelsohne,
Dem Unbefleckten Herz von Fatima,
Und fügt die Kugel ein in ihre Krone,
Weil er sie in der Todesstunde sah
Und wusste, daß sie ihn sich auserwähle
Als segnenden Apostel dort und da.
Maria spricht: Weiht euch mit Leib und Seele,
Mit Geist und Fleisch dem Unbefleckten Herzen!
Daß keiner mir bei dieser Weihe fehle!
Wenn ihr euch in dem Schein der sieben Kerzen
Gern meinem Unbefleckten Herzen weiht,
So trag ich eure Freuden, eure Schmerzen
Als Lobgesang in Gottes Herrlichkeit,
Trag jeden, der sich treu mir zugesagt,
Ins Herz der Heiligsten Dreifaltigkeit! -
Du Mutter Jesu und des Vaters Magd,
Du bist des Geistes Braut, der offenbart
Dies heilige Geheimnis und gesagt
Vom Sinn der Weihe einem Mann, es ward
Geoffenbart dem Heiligen Montfort,
Maria, deinem Minnesänger zart.
Nun öffne jedem Jünger du das Ohr
Und führe alle Herzen himmelswärts!
Dir folge auch der Englische Pastor,
Pastor Angelicus in tiefem Schmerz
Und tiefen Leiden an der bösen Zeit,
Der fromm trat vor dein Unbeflecktes Herz
Und hat die Menschheit Unsrer Frau geweiht,
Daß sie das alt und neue Heidentum
Besieg im Zeichen der Dreifaltigkeit,
Die Lagerkönigin, die Zions Ruhm,
Die Friedensfürstin über allem Krieg,
Die Maximilian Kolbes Heiligtum,
Apokalyptisch aus den Trümmern stieg
Als Friedenstaube, wie vorhergesagt:
Dem Unbefleckten Herzen wird der Sieg! -
Das Zweite Vaticanum preist die Magd,
Der Menschen Mutter, der ich heut mich weihe
Und widme mich Maria unverzagt,
Madonna, die ich voller Liebe freie!
SIEBENTER GESANG
Hier bin ich doch am liebsten! sagte Sie,
Als sie erschienen vor den Seherinnen
In Medjugorje. Süße Sympathie
Fasst mich zu zween von ihnen, die ich innen
Vermische mit zwei andern schönen Frauen,
Die meine Sehnsucht waren und mein Minnen.
Ihr müsst nur einmal Marijana schauen,
Wie ich sie vor mir in dem Bilde seh,
Ihr werdet gleich Marien Botschaft trauen.
Wie Herbstlaub golden und so rein wie Schnee
Ist sie in ihrer stillen Melancholie
Und süßen Wonne in dem stillen Weh.
Zu Menschen schaut und doch nach innen sie,
Umrahmt von ihrem dunkelblonden Haar
Ist ihr Gesicht voll süßer Sympathie
Und ernst mit schmalen Lippen, wunderbar
Gemischt aus weißen und aus roten Rosen,
Als Gospas Worte sprach das Lippenpaar.
Und nun die Seherin der Makellosen,
Die lächelt lieblichsüß vor der Madonne,
Die möchte ich im Zartgefühle kosen,
Ich meine Jelena, wie eine Sonne
Das Angesicht von Bosniens schönster Maid,
Wie lieber Lenz, wie Maienmond der Wonne,
Der tauigroten Lippen Lächeln weit
Und ihre Zähne weißes Elfenbein,
In schmalen Augen Sternenewigkeit,
In ihrem schwarzen Haar ein brauner Schein,
Wie Evas schwarzes Haar im Garten Eden,
Sie Granatfrucht, sie Honig, Milch und Wein,
Sie Lächeln der Madonna in den Reden
Maries von Medjugorje, wenn der Schönen
Verkündung lautet: Beten, beten, beten!
Mach Frieden, Menschenwelt, laß dich versöhnen
Mit Jahwe im Mariensohn Messias!
Gott will die Königin des Friedens krönen
Und spricht zur Menschheit durch den Mund Marias
Auf sanfte Weise mehr als durch den Grimm
Wie weiland in den Klagen Jeremias
Und gibt uns eine Botschaft: Hör und nimm,
Gott will die abgefallne Menschheit retten!
Maria ruft den Bruder Ephraim
Und bindet ihn an sich mit Rosenketten
Und bindet ihn ans Kreuz, den Lebensbaum.
Ruf alle in der Unbefleckten Städten
Und künde allen Christen meinen Traum:
Sie weihen sich dem Herzen ohne Makel
Und sind Apostel auf der Erde Raum
Und letzter Zeiten glühendes Zönakel,
Wenn kommt der Heilige Geist auf euch hernieder!
Verehrt die Hostie im Tabernakel
Und ehrt den Heiligen Vater, Christi Glieder,
Und weiht euch Sankt Marie in Ganzhingabe,
So kehrt das Heil der Urgemeinde wieder.
Ich schütze die Geweihten, meine Habe,
Marias Heerschar in den letzten Fristen,
Geb der Erleuchtung und der Tröstung Labe,
Wenn sie in meiner Felsenhöhle nisten,
Wo ich zuhause bin, die reine Taube.
Der Liebe Pfingsten geistverklärt die Christen,
Wenn treu mir Liebe, Hoffnung ist und Glaube,
Dann sammle ich euch in der Ecclesia,
Daß Gottes Kinder nicht der Satan raube.
Der Osten prophezeit euch die Sophia,
Der Papst wird dienen in Jerusalem,
Wie Ephraim vermutet in Maria.
Wie bist du lieblich, süß und angenehm,
Herzegowinische Maria, mir,
Wie einst dem Jesuskind in Bethlehem!
Sprich nur dein Wort, dein Frieden, Pace, MIR,
Du meines Herzens Friedenskönigin,
Vertrauen will ich meine Seele dir
Und geb dir viele lieben Seelen hin
Und will von dir den Weg des Heiles lernen,
Den Paradiesweg (Sterben mein Gewinn)!
Mit deinen schimmernden, den Augensternen,
Schau zu mir, Mutter der Barmherzigkeit,
Aus Innenwelten wie aus Himmelsfernen.
Du Treue jedem, der sich dir geweiht,
Du lehrst das immerwährende Gebet
Und die Geduld in allem Kreuzesleid.
Send deinen Bräutigam, den Wind, der weht,
Erneuert wird das Angesicht der Erde,
Die in der Gnade letzten Zeiten steht.
Du bist des Sohnes zärtlichste Gebärde
Und bist die Mittlerin zu Jesu Reich
Und meine Hirtin, Hirtin deiner Herde.
Schau meine Dankgebete: Gnadenreich
Bist du, voll mütterlicher Zartgefühle,
In deiner Demut sanft und blütenweich!
Schau wie ich der Gebete Perlen spüle
Mit meiner Liebe Flut an deine Bucht
Und wie die Weisheit vor dem Vater spiele
Mit meinen Versen in der Reime Zucht
Als Sänger deines Lobes, meine Minne,
Und deines benedeiten Leibes Frucht!
Ich weihe meine Seele, meine Sinne
Der makellosen Lieblichkeit Marias,
Auf daß ich werde in Maria inne
Der tausend Jahre Frieden des Messias!