VON TORSTEN SCHWANKE
„Fruchtschnüre hängen mit dem drängenden Gewicht der Reife zwischen Palmstämmen herab...“
(Reinhold Schneider)
„Ich will deine Schönheit und die Schönheit Gottes verkünden, der dich so wunderbar erschaffen hat.“
(Weihegebet an Maria)
ERSTER GESANG: DIE SCHÖPFUNG
Im Anfang schuf Gott durch das Wort,
Da schwebte der Geist auf chaotischem Meere.
Muse, warest du auch dort?
Dies zu wissen, ich begehre.
Rein geordnet durch Gottes Kraft,
Spricht die Houri in Knittelreimen.
Rein geordnet die Leidenschaft
In Gemeinschaft mit dem Reinen.
Gott gebot, es werde Licht!
Und er schied das Licht vom Dunkel.
Zur Abendstunde das Angesicht
So golden dir, der Blicke Gefunkel.
Siehe, Muse, am ersten Abend,
Den Gott im Weltall werden ließ,
Saßest du reimend, am Reim dich erlabend,
Und träumtest vom schönsten Paradies.
Ich Kopfgeburt, ich war zu versunken
Allein in meine eignen Gedanken
Und sah nicht deiner Augen Seelenfunken
Und Dattelmund und die Haare, die langen.
Ich seh dich überm Meere schweben,
O Muse, an der Urzeit Quelle
Dich wandeln in wallenden Duftgeweben,
Dein perlmutterfarbenes Tuch wehte helle.
Du hieltest in Händen ewige Tafeln
Des göttlichen Schicksals, Gottes Gebot.
Die Nixen und Tritonen schwafeln,
Du aber schwiegest goldenrot.
Schwebtest herbei auf deiner Muschel,
In der Muschel ein heimliches Rauschen,
Lispelst Poete ins Ohr Getuschel,
Solle seiner Muse lauschen.
Siehe, im himmelblauen Linnen
Geht sie am Meere mit runden Armen.
O Lilienarmige! dich zu minnen
Macht weise den Liebenden. Hab Erbarmen!
Wende dich zu dem lauschenden Ohr
Des Poeten mit schönem Schall.
Er höre, er stoß aus dem Munde hervor
Schöpferischer Liebe Gelall!
Ich liege hier, Beine über Beine
Auf einem Diwan von grünem Moose
Auf einem einsamen Felsensteine
Und schau in des Meeres Gischtgetose.
Da nahest du in Perlmuttschleiern
Und Meeresschlangen umgewunden.
Nur deine Schönheit möge feiern
Die Liebesleier des Herzenswunden.
Du Mandel auf dem Meere wandelnd
Herrlich im lichtgrünen Schein der Frühe!
Keusch und völlig hold zu handeln
Kamest du - Ich glühe, glühe!
O laß mich dich auf Knien anflehen
Hier in der Urzeit Meergetose:
Laß dich von trunkenen Augen ansehen
Und küss mich mit Mundes rubinener Rose!
O Muse, wie soll Poete singen,
Wenn die Muse nicht küssen mag?
Eile der Engel gefaltener Schwingen,
Ihr mein süßes Verlangen sag!
Muse neigte sich hold an der See
Unter dem Monde in trunkener Nacht,
Sie in der Nacht mit dem Antlitz von Schnee
Reiche ihres Mundes Pracht.
O Muse, diese schmalen Lippen,
Die jungen roten Rosenblätter -
Amor möchte wohl davon nippen,
Dich küssen tausend Liebesgötter!
Schönstimmige, bist du Calliope?
Breites Epos willst du nicht singen,
Nicht den Krieg der Helden, das Weh
Der Mütter nicht, du willst Freude bringen.
Nein, an die uralten Zeiten erinnern
Kann nur die Muse Mnemosyne.
Himmlische, ohne dich will ich nicht beginnen,
Zu singen auch Sünde und Sühne.
Laß deine weiße Seide rauschen
Und deine orangenen Lockenfluten.
Ich will deiner leisen Weisheit lauschen
Und dein Lied als Trompeter tuten.
Nicht unterrichtet in Wissenschaft;
Wie denn schufest du, Herr, die Welten?
Du bist Weisheit und Geisteskraft,
Können auch Mythen und Märchen gelten?
Sicher, die Wahrheit sagt der Prophet,
Der da vom Heiligen Geist getrieben.
Träumerischbuntes singt der Poet,
Weiß nichts als seine Geliebte zu lieben!
Darum gibt mir die Muse das Bild
Von Nüwa, der Göttin des Reiches der Mitte.
So hoheitsvoll und so anmutmild
Erschien sie in seelenvoller Sitte.
Sie schwebte über die ersten Gräser,
Die da an umschilften Teichen standen.
Schmetterlinge als Blütenleser
Flatterten fröhlich allerlanden.
Einhörner sprangen im grünen Gras,
Es wehten selbst auch durchsichtige Feen,
Der Papagei geflügelt saß,
Die Nachtigall war bei der Rose zu sehen.
Rinder waren auf breiten Weiden,
Ziegen liefen an Bergeshängen.
Mutter Natur mit herrlichen Weiten
Breitet sich ungezählter Ellen Längen.
Wolken zogen über die Erde,
Panther sprangen und starke Löwen,
Frei und stolz die wilden Pferde,
In den Lüften lachten die Möwen.
Tauben girren, schmelzen, kosen,
Lassen ihre Brüste wallen.
Um die purpurroten Rosen
Buhlen verliebte Nachtigallen.
Eiche rauschet im Winde und Buche,
In denen lassen Tauben Federn.
Aber Seele im Traume suche
Herrliches Land von Zypressen und Zedern.
Olivenbäume mit kernigen Früchten
Bei Bergamottenorangenbäumen,
Früchte im Schleier keuschester Züchten,
Nebelwogen um Bäume schäumen.
Weißer Nebel, kristallener Taue
Fällt und der silberfädige Regen
Auf die dunkle empfangende Aue,
Goldregen wurde Danaes Segen.
Lämmlein unter Lilien weidet,
Poppie in Morgentaues Bade.
Alles lächelt, keiner leidet,
Blumen schön wie Lavendeljade.
Auf den Teichen schwarze Schwäne
Tragen ihre weißen Federn.
Zypresse weinet Freudenträne
Und wonnevoll lacht die hohe Zeder.
Jagt in Frieden die stolze Stute
In Ebnen unendlicher Freiheit.
Schaute Nüwa hinauf, die gute,
Grüßte die Gottheit, die einige Dreiheit...
Nüwa nahm etwas gelben Schlamm
Aus der mittelchinesischen Ebene Xian
Und fügte’s zum groben Klumpen zusamm
Und weiht es dem himmlischen Gotte Tian.
Modellierte, gestaltete fleißig,
Machte ein schönes steinern Idol.
Jugendlichen Schenken preis ich
Mehr nicht und mehr nicht den jungen Apoll.
Apoll von Belvedere nicht
Und David nicht von Michelangelo
Gleichen ihm: Vollkommen sein Gesicht,
Die Glieder machten die Göttin froh.
Leer war die Erde, ein Tohuwabohu
Mit nur einem einzigen Menschen.
(Er würde enden in Gossen von Soho
Und müßte Buße tun bei den Mönchen.)
Ich will ihm, sagte die Göttin Nüwa,
Aus Adama-Erde den Adam-Mann,
Zur Freundin schaffen die schöne Eva,
Daß er mich in ihr anschauen kann.
Wie eine Nymphe aus Lilienblüte
War sie unendlich rein zu rühmen,
Vollkommen heilig im reinen Gemüte
Und unendlich geheiligt ihr Hymen.
Pur aus dem Traume aufgesprossen,
Erblüht aus des Mannes Mark und Gebein,
Von vollkommener Schönheit umflossen,
War sie mit ganzem Herzen sein.
Schaute aus geliebten Juwelen
In seine Augen so sanft und süß -
Ineinander schmolzen die Seelen
Und waren zusammen im Paradies.
Und die Göttin in rosiger Seide
Verließ für kurze Zeit die Erde,
Schwebte zu grüner Sternenweide
Mit der anmutvollsten Gebärde.
Schwebte beim Scheffel und beim Phönix
Und vorüber der Weberin,
Trat in das Haus des Polarsternkönigs
Und sah der Sterne Kaiserin.
Des Mondes weiße Königin
Trat aus den silberkristallenen Hallen:
Schön, o Nüwa, ist dein Sinn,
Ich hab an dir mein Wohlgefallen.
Siehe, du Göttin des Paradieses,
Hör, was mein Herz über dich bestimmt:
Zum Jaspishasen auf die Wiese
Gehe, zum Baum von duftendem Zimt.
Tritt dann in die kristallene Halle,
Setz dich zu meinen Füßen nieder.
Lob für deine Tugend erschalle,
Deine Schönheit besingen himmlische Lieder.
Damit verlor sich des Mondes Schimmer
In Neumondnacht, die tiefe konfuse.
Poet allein in seinem Zimmer,
Allein zur Ruhe ging die Muse.
ZWEITER GESANG: STAND DER UNSCHULD
Die wunderschöne Chawa kam
Zum hingegossenen Adama.
Vulkanos würde wieder lahm,
Wär solche Aphrodite ihm nah.
Weinet, ihr Poeten, weint,
Ströme eurer Tränen Schauer,
Weil sie nicht bekleidet erscheint,
Jammert in unendlicher Trauer!
Wie wollt ihr singen um Gottes willen
Ein keusches züchtiges Lied der Tugend,
Da Sie vor euch steht ohne Hüllen
Und nichts verbirgt euch ihre Jugend?
Nun singt ihr nicht majestätische Roben
Und nicht erbarmungsvollen Mantel.
Schaum um die Schultern seht ihr toben
Und fluten das lockige Haar an die Mandel.
Nackt wie Ishtar im Totenreiche,
Aber in Eden im Land des Lebens!
(Amor, mit einem Flügelchen streiche
Über das Haupthaar ihr nicht vergebens.)
Ihrer Glieder Elfenbein!
Ihrer Glieder Ebenholz!
Und der Haare Morgenschein
Flatterte als ein Banner stolz!
Ging an des großen Meeres Strande
Durch das Wildbachtal an den Strom,
Lebte in des Lebens Lande
Bei der Mango Apfelarom.
Meine Braune und meine Schöne!
Adama rief es ihr zu emphatisch;
Daß dich Bambus und Lorbeer kröne,
Singe die Freude der Liebe ekstatisch!
Ich wandel mit dir, du bist so süß,
Wir wandeln Hand in Hand zusammen,
Arm in Arm im Paradies,
Und sind einander Hölzer und Flammen.
Geliebte, Geliebte, wir lieben einander
Und über uns ist die Liebe Gottes!
Durch Freudengärten mit mir wander
Zum Gesang des Seraphenfagottes.
O ich sehe durch alle Hüllen
Wie durch eine Silberzwiebel.
Laß sich meine Augen füllen
Mit des Leibes Sicht ohn Übel.
Ohne Makel, in Perfektion!
Mischmischfrüchte deine Brüste,
Bergamotten im Sommer schon,
Umschleiern sie des Taues Düste.
Fällt der Nebel, fällt das Haar,
Fallen die wallenden Blütenglocken
Dir auf der Brüste Apfelpaar
Und Pusteblumes Samenflocken.
In deinem ungewagten Kostüm
Liegt vor mir die ganze Pracht der Natur.
Dich hüllt ein Hauch ein wie Parfüm,
Du seelenvollste Kreatur.
Und seien wir Poeten höflich
Und singen wir unsere Minnedame!
Ich preis der Geliebten Schönheit höchlich
Und löblich prange hier ihr Name.
Chawa sing ich euch, die Schöne,
In Garten Edens dunkler Nacht.
Die Stute schüttelte ihre Mähne,
Die Flamme loderte roter Pracht.
Sprachen vom Feuer unter Trinken,
Lachten und schauten so schön verträumt.
Vögel in die Nacht versinken,
Abenstern feiertrunken säumt.
Liegt des Leibes weiße Rose
Mit den roten Rosenblüten
Im blütenüberschneiten Moose,
Und die Fingerspitzen glühten.
Chawa tauchte auf im Garten
Aus der schäumenden Blütenfülle.
Alle Nachtigallen erwarten
Ihre Stimme in der Stille.
Chawa sprach mit linder Stimme:
Müde bin ich, geh zur Ruh,
Daß ich tief in Träumen schwimme
Zu dem lieben Gottes-Du.
Gottversunken, liebestrunken
Will ich ruhen in der Stille,
Liebestrunken, gottversunken
Will ich leben in der Fülle.
O du schöner Adamos, komm,
O komm in meinen bräutlichen Garten!
Ich will dich, in vielerlei Tugend fromm,
Mit meinem offenen Herzen erwarten.
Ich will dich an dies Herze drücken,
Das wir zusammen an Gottes Herz
Finden die Ewigkeit von Entzücken,
Von Wonne überwonnenwärts!
Eja, eja, meine Seele
Ist voll von deinem warmen Umarmen,
Ich zittre wie die blühende Schmele
Erfasst von Gottes großem Erbarmen.
Liebhaben, liebhaben will er uns,
Will uns lieben, ewiglich lieben,
Will uns küssen blühenden Munds,
Sieben Küsse und siebenmal sieben!
Adam ruhte in Chawas Arm,
Allumher blühte und bebte Natur,
Sommer wogte am Abend warm,
Die Nacht war warm (von Frost keine Spur).
Adam tanzte sein Mark und Gebein
Und die Seele ließ sich nieder
Und es ruhte der Augenschein
Und zur Ruhe fanden die Glieder.
Abendstern taute Segen hernieder,
Mondin schaute so warm und schön.
Nachtigallen sangen Lieder,
Sangen zur Ruhe mit süßem Getön.
Er küsste der Schulter Elfenbein,
Geschwungen wie Schultern von Delphinen,
Er hauchte dem Haare küsse fein
Von Segen, Segen der Seraphinen.
Und er legte ins weiche Gras,
Fruchtbar reiche weiche Wiese,
Ihren Leib, vorsichtig wie Glas,
Zur nächtlichen Ruh im Paradiese.
Schlafe und tauche in Gottes Welt
Innen in dir, wie außen so innen,
Sei Ihm ganz anheimgestellt,
Er wird dich immer und ewig minnen.
So legte Adam zur Ruhe sich auch,
Schlief unter blattreichem Feigenbaum.
Widmete seines Lebens Hauch
Gott, und trat zu Ihm im Traum.
Adam stieg in die Märchenwelt
Durch das goldene Löwentor.
Halbmonde verzierten das Himmelszelt,
Sterne wie diamantener Flor.
Saß an der rosenumrankten Pforte
Vor der Mauer die Houri schön:
Vollkommne Schönheit mit einem Worte,
Und hörte der Nachtigallen Getön.
Himmlisches Flüstern, himmlisches Flüstern:
Laß uns zusammen kosen, wir beide
Sind Abendsterne im Abenddüstern
Und tauige Blumen auf Edens Weide.
Felsenfeste Männer lieb ich,
Treu in Liebe und Vertrauen.
Wie ein geflügelter Bote piep ich,
Du siehst in mir die Schönste der Frauen.
Chawa werd ich wohl gleichen müssen,
Daß ich in Ewigkeit dir gefall.
Wollen wir küssen, wollen wir küssen,
Kosen wie Rose und Nachtigall!
Bin ich nicht schön genug? Mir fallen
Meine Strähnen am Ohr entlang.
Soll ich verwirren sie? sollen sie wallen?
Sollen sie fallen zum Schoße lang?
Bin ich denn immer noch nach der Mode,
Die sie alle auf Erden lieben?
Einzigartig sei in der Ode
Und werde Chawa getreu beschrieben.
Darum, so sprech ich in Knittelreimen,
Daß du nicht feilen so viel mußt, feilen,
Rechnen und zählen, zusammenleimen,
Sprich du in altdeutschen Liebeszeilen.
Träume und sei du Tristan, Adam,
Träume und sei Isolde, Eva,
Sei mein Romeo, o mein Adam,
Sei du Julia, meine Eva!
DRITTER GESANG: DER FALL
Liebliche, liebliche Töchter gebar
Dem göttlichen Wassermann im Meer
Allschenkende mit dem schönen Haar,
Unfruchtbares Meer ward fruchtbar sehr.
Du Göttin aus dem Ozeane,
Du Nymphe aus dem breiten Strome,
Schwimmerin gleich dem weißen Schwane -
Steigen zu dir unsre Rauch-Arome!
Retterin wollen wir dich nennen.
Aus den rauschenden Meeresfluten
Lasse funkeln der Sterne Brennen,
Du gnädige Geberin alles Guten.
Meeresstille am Meere ganz.
In der lieben blauen Grotte
Bläulich schimmernder Meeresglanz.
Eine Nymphe einem Gotte!...
Rauschende salzige Meeresflut
Brandet empor mit den weißen Wellen.
Allgegenwärtige! schön und gut
Sollst du über sie walten, die schnellen.
Aus Wassers weißen Schaumesflocken
Steigen die Nymphen auf und nieder,
Die da lieblich zur Liebe locken,
Siegerinnen in rosigen Gliedern.
Holdseligkeit, Anmut, süße Huld
Und demutvolle Gnade und Gunst,
Ein Ruhehafen, ein Sternbild hold,
Plejade nennt sie die Kunst.
Glorwürdigleuchtende, hohe Erlauchte,
Geschenk der See, du Uranfängliche!
Vulkan in seiner Esse fauchte,
Diana floh verletzt als Bängliche.
Im Uranfänglichen mächtig Waltende,
Allschenkende mit dem umfassenden Blick,
Dich aus milchweißer Gischt Gestaltende,
Liebliches Roß, stürmst vor und zurück.
Kluges Roß, du Rosengliedrige,
Schlankfesslige Welle am Ufersaum,
Meeresvögelin, Taubenfiedrige,
Schönbekränzter Göttertraum!
Im bläulichen Schimmer des Meeres Badende,
Herrin über die Wogenflut,
Sanfte Balsamworte Redende,
Die du waltest über der Völker Wut!
Erfahrene Weisheit und Wissen im Innern,
Erlöserin unserer Seelenfunken!
Ich will mich immer an dich erinnern,
Bin immer von Liebe zu dir so trunken!
Du liebliche Hüterin kleiner Lämmer,
Der kleinen Zicklein Wandergefährte,
Du schlanke Zypresse im Abenddämmer,
Du grünende Düne, du blühende Erde!
Rosse ruhen auf blauem Eiland.
Hört der Gerechte, der wahrhaft Klügliche
„Evas Schoß entspringt der Heiland“,
Jenes Geheimnis, jenes Untrügliche.---
Wie Horazius sagt, sollen lehren
Und die Herzen erfreuen Poeten.
Singe darum den Fall im Begehren
Nach den Schriftrollen heilger Propheten.
Reich war der Garten an Apfelbäumen,
Birnenbäumen, alten und jungen,
Maulbeerbäumen mit Seidensäumen,
Pflaumenblüten vom Schaum umschwungen,
Goldzitrone, Bergamotte
Und den schwellenden Jampusen.
Steige in die Palme flotte,
Pflücke Datteln, küss den Busen!
Majestätische Granatäpfel
Hingen blutend im Lebensbaume.
Weithin goldenkronig der Wipfel,
Grün und orange wie im süßesten Traume.
Alle sollen sie dein sein, mein Kind,
Auch werd ich noch nie genannte dir nennen,
Aber eines, das nenn ich Sünd,
Gegen Gottes Gebot anrennen.
Einen Baum für Jahwe spare,
Davon werde nicht genascht,
Weil sich dir sonst verfängt im Haare
Die Schlange, die dir nach der Seele hascht.
Die Schlange ist gefallener Engel,
Will zur Gottesferne verlocken,
Tritt schillernd zwischen die Lilienstengel,
Behangen mit Samen und Blütenglocken.
Luzifer lispelte, flüsterte, züngelte,
Mit gespaltener Zunge fein,
Unsichtbar der Schwanz sich ringelte,
Wollte erlauchter Engel sein.
Mit eingeklemmtem Schwanz und blinzelnd
Kurzsichtig trat er zu Eva hin,
Ein wenig konversierend, ein wenig witzelnd,
Schmeichelnd ihrem Frauensinn.
Hat Gott einen Baum verboten?
Wäre doch gegen deine Freiheit!
Nimm dort die Früchte, die scharlachroten,
Kirschen der Sünde sind süß zur Freizeit!
Die verbotenen Früchte geben
Selbsterkenntnis, da wirst du Gott
Gleich sein an Weisheit und ewigem Leben,
Nicht an Krieg und Alltagstrott.
Chawa schaute mit schönen Augen
Nach den verlockenden Früchten hin:
Scharlachrot, o die auszusaugen!
Weisheit und Wollust begehrte der Sinn!
Alles erkennen, alles benennen,
Alles zu sehen und alles zu wissen!
Ewig in glühender Liebe brennen
Und ewig so trunken zu küssen, zu küssen!
Ihre Sinne berauschten sie
Und sie griff zur verbotenen Gabe.
Gott unhörbar im Himmel schrie
Und Christus schlug auf mit dem Hirtenstabe!
Die Verlockung zur scharlachnen Sünde
War in die schöne Chawa gefahren.
Mit Erbarmen, o Muse, künde,
Wie sie versuchte mit schönem Gebahren.
Reizend trat sie zu Adam hin,
Der sich sehnte nach ihrer Glorie,
Anzuschauen Schönheit im Sinn,
Erste der Fürstinnen aller Historie.
Wollte die Nymphe an den Meeren
Und die stille Eva fromm
Als Ebenbild des Schöpfers verehren.
In Liebe, in Liebe Adam glomm.
Warf die Nacht ihre schwarze Netze,
Rosen schminkten mit Wein sich rubinen.
Amor nahte, der blinde Götze,
Evas Reizen verschönernd zu dienen.
Unter des Abendsternes Funken
Adam die schöne Chawa sah,
War er vor Wollust wonnetrunken,
Reichte sie die Scharlachfrucht da.
Ich hörte eines Engels Geständnis,
Deck zu, o Adam, der Liebsten Beichte.
Diese Frucht ist reife Erkenntnis
Und Kraft des Lebens, niemals seichte.
Hier werden wir taumeln zu den Göttern
Und nennen Marduk Gottes Sohn
Und donnern mit Jupiter in den Wettern
Und treten trunken zu Gottes Thron!
Und Adam aß. Da fielen die Schuppen
Von seinen Augen, er stierte blöde,
Ein glotzender Blick, und nicht mehr Schnuppen
Die Augen, Höhlen leer und öde.
O wehe, o wehe, entsetzlicher Fall!
Da fiel aus dem Stand alles Reinen und Guten
In stürzendem Schaum wie ein Wasserfall
Adam, Gift und Galle zu bluten!
Alter Adam, da gärte das Fleisch
Die Galle und die Leber voll,
Die Triebe tobten wild und unkeusch
Und Zornes Ader die Stirne schwoll.
Buhle, du tanztest den Tanz deiner Hur,
Babylonischem Lotterweib.
Dich bringt die rebellische Kreatur
Um den Verstand mit ihrem Leib.
Ishtar wandert zum Totenreiche,
Herrliche Göttin - muß menschlich sterben!
Steht sie mit nackter zitternder Weiche
Vor dem Gericht, um ganz zu verderben!
Die Netze Ägyptens und Lotterschlingen
Und scharlachne Wollust lockte Begier.
Sollst durch die Pforte des Feuers dringen
Und finden nicht Weiber und Götterbier!
Gespalten die Zunge im Scharlachmund,
Wollüstige Breite der Venus aus Stein,
Urweibes Schoß ein verschlingender Schlund,
Der Kelch der Liebe voll Schierlingswein!
Wir fühlen natürlich-elektrisches Zucken
Und schäumende Räusche gehn durchs Gehirn,
Wir reizen die Unzucht, kommt uns ein Jucken
Und danken dem Gott der eigenen Stirn!
Vom ewigen Urquell der Liebe getrennt,
Wo Liebe nur Eine, nur Eine, nur Eine -
Eine Liebe, in der man brennt -
Die göttlich-lebendige Frau war Meine!
Nun werden sie Haremsmädchen haben
Und eifersüchtiger Frauen Gezank,
Zänkische Zunken, krächzende Raben,
Treulose Männer mit Bocksgestank!
Und Chawa packte der helle Zorn,
Sie rannte wie eine entbrannte Stute
Zum Schlammwasser, nicht mehr zum Lebensborn,
Mit giftigen Flammen im leidenden Blute!
O Eva, dein Leiden, o Eva, dein Leiden!
Du sahest, du hattest das Reich verloren!
An deiner Scham dürfen alle sich weiden,
Die nach dir in Sünde werden geboren!
Du Erste Frau, geborn aus dem Traum,
Herzmuskel Adams, vom Leben der Lende,
Tauche herauf aus dem kosmischen Schaum
Und leg einen Schatten auf meine Hände!
Und eine Traurigkeit beschleicht mich,
Daß diese Welt ward so feindlich gesonnen.
In Chawa-Liebe aber erreicht mich
In Stunden der Ausblick auf ewige Wonnen!
VIERTER GESANG: VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES
Ich bin so traurig, sagte Eva,
Wir waren unendlich reich wie Götter
Und haben nun kaum noch ein Röstkorn-Epha
Und stehn vor der Tür der Liebe als Bettler!
Wohin sind die ozeanischen Perlen?
Der diamantene Abendstern?
Wohin der Tau in den schattigen Erlen?
Haben die Tauben die Tauben noch gern?
Täuberich komm, ich will dich trösten,
Liebeskummer, sagst du, tut weh?
Ich habe hier vom Brot, vom größten,
Ich teils mit dir am Silbersee.
Ach Turtelchen du, du tust mir leid.
Was ich mir wünsch von dir? Sei fröhlich!
Ich liebe dich noch, ich die Maid,
Und wünsche dir Freuden hoch und höchlich!
Sollt Er nicht auch ein Spätzlein kennen,
Der rauscht da abends im Abendwind?
Sieht Bulbul für Röslein brennen,
Hört raurige Worte und Worte lind.
Wie wehe Nachtigall im Busen,
Als Lilie wollt nicht Rose lieben.
So zürnen Poeten, schmäht man die Musen!
Mimose ist Rose treu geblieben.
Traurig die Welt läßt niederhängen
Den wirren Schädel, begrauten Scheitel.
Die Traurigkeit will uns mit Tau besprengen -
Erbarmen! Alles scheint nichtig und eitel!
Die Herzen wie kalt, wie leer und öde,
Wie abgestumpft der ermattete Sinn!
Wie wenig blühend erscheint die Röte
Morgens, die strahlende Königin!
O Muse, an deine Worte denken
Will ich und deine Worte sagen.
Nymphen kommt und laßt euch beschenken,
Gebt mir Freude in meinen Klagen!
Wollen doch Paradiesesvögel
Evalein trösten mit heiterm Sang,
Mit gespitztem Schnabel, die Flügel
Gefaltet vor der Schönen bang.
O Königin des Paradieses,
Wie sitzt du in der Einsamkeit!
Ist dies denn alles, ist denn dieses
Nicht nur ein Tal der Traurigkeit?
Doch Vöglein sangen: Die Hoff-nung!
Beweine den Fall und lächle weise,
Eva ist immer noch blühend jung,
Bald naht der Engel des Todes ihr leise.
Und Chawa mit traurig schimmernden Augen:
Liebet einander und habt euch lieb!
Geflügelte Liebesboten, mögt saugen
Am Seim - Ich aber bin traurig und trüb!
Entkleidet meiner Herrlichkeit
Seh ich mich dreckig, nichtsnutzig, armsälig.
Und wo ist der Glanz glorwürdiger Maid
Von Eden, wo Freuden waren unzählig?
Hier schatten die Erlen wie Todesbäume,
Das Meer rauscht in dunklen Träumen bang.
Nymphen streichen die Seidensäume
Begrabend über Meeres Gesang.
Ein Wehesang und Klageton
Rauschen die Fluten zu Felsens Füßen.
Trost ist der Tau vom Mondenmohn.
Meerstern, wir wollen dich grüßen!
Blaue Stunde des Abends du,
Einziger Liebe Vesperstern!
Wiege mich sanft in der Seele Ruh,
Staubes Mühsal sei mir fern!
Will in die Liebe Gottes versenken
Meinen letzten glimmenden Funken von Seelchen
Und all meine Herzenslasten schenken
Will ich dir, o mein Gott, ich dein Evchen!
Mit der Schlange hab ich gehurt,
Sehe nun gräßlich den alten Drachen,
Wie er Paradieses Geburt
Fressen will mit schlundigem Rachen.
Hornige warzige Haut der Schlange
Schlingt sich umher mit Klauen und Krallen,
Ist an Evas Apfelwange
Als eine Fruchtfliege angefallen.
Ekles Gewürm, abscheulich Gezücht,
Höllenmäuse und Schicksalsspinnen,
Euer wartet des Engels Gericht!
Chawa wollte nur minnen, minnen!
Chawa wollte nur minnen, minnen,
Vielleicht durch der Minne rosige Pforte
Käm sie zurück mit den sieben Sinnen
Zu des Freudengartens Kinderhorte.
Will ich achten die Kreaturen,
Ob sie schön oder häßlich sind.
Lebenslinien, Schicksalsspuren -
Sei mir Gott die Liebe lind!
Ruf ich an sein großes Erbarmen:
Gib Eden du für Adam und mich!
Jahwe steht mit offenen Armen
Und sagte: Sei glückseliglich!
Gehe durch Schmerzen ankommender Wehen,
Stehe Adam in Mühsal und Schweiß,
Keine Frucht soll der Acker sehen,
Die Frau den Gatten als Herrscher preis.
Und Weib, dann soll aus deinem Schoße
Der Sproß entspringen, Gottes Same,
Er wird den Wurm an der Wurzel der Rose
Vertilgen! Gepriesen sei Sein Name!
Da nahte ein Engel mit Flammenschwert
Und stellte sich neben Eva hin,
Und Adam, ohne Würde und Wert,
Ihm ward Sterben ein Gewinn.
Aus dem seligen Wonnejubel
Versetzt in der Mühsale Nesselland,
Unter der Völker abgöttischen Trubel,
Dämonisch-rebellischen Widerstand.
Gepriesen Paradieses Pforte,
Wo der reine Engel wacht!
Gib Eva, mit entscheidendem Worte,
Eine ewige Liebesnacht!
FÜNFTER GESANG: DIE SÖHNE
Eva gebar den Ersten, Kain,
Und den drei Jahre jüngeren Abel.
Adams Samen, Evas Keim -
Und von Gott der Seelenadel.
Kajin wandte sich zur Erde,
Nahm die Hacke und den Spaten.
Abel weidete die Pferde,
Wandelte auf Hirtenpfaden.
Die Schwestern waren um sie her
Und Vater und Mutter waren fromm:
Gott segne dich, Gott segne dich so sehr,
Zu seiner göttlichen Liebe komm!
Seele, o Seele, du edler Smaragd,
Gib dich hin in der Liebe Glut,
Sei Sklavin, sei Dienerin, Magd
Und Ihm die Göttin auf der Flut!
So schwebe voran, o Seele, zur Nacht,
Da wartet der göttliche Bräutigam,
Er erwartet dich bei Bienenwachskerzenpracht
Und schaut, mal ein Löwe und mal ein Lamm.
Unaussprechlich göttlicher Mann
Jesus Christus, Gottes Sohn,
Nimm dich dieser Seele an,
Gib ihr im Paradies einen Thron!
Sei es ein Diwan aus Moos und Blättern,
Sei es ein Nachtigall-Liebesnest,
Sei’s Charis’ Bett mit Liebesgöttern -
Über Dämonen aber die Pest!
Gieriger böser Schlund da unten,
Haß und Ekel und Langeweile,
Öde und Pein und schmerzende Wunden,
Tränenstürze wasserfallsteile.
Seh ich Kajin blöde hämmern
In der Gold- und Edelsteinschmiede.
Seh ich Abel liegen bei Lämmern,
Frommes Opfer der Liebe biete!
Eva rühmte nicht lauter Stimme
Wie posaunende Seraphinen,
Still die Liebe im Herzen schwimme,
Daß wir aus Liebe einander dienen.
Und sie mühte sich würdig zu leben,
Würdig dem hohen alten Traum:
Liebe sei ewig.- In schlichten Geweben
Saß da Eva, und Blüten am Saum.
Aber eure Opfergaben
Sind nur der Stiere Opferfett.
Lämmer sollen Gott erlaben,
Die machen die Sünden alle wett.
Opfern, opfern! Fleisch und Blut!
Werdet selber zur Opfergabe,
Indem ihr Liebe geben tut
Zu Gottes des Ewigliebenden Labe!
Nun bring den kleinen Kain zur Ruhe
Und hüll den jüngsten Abel ein,
O Mutter, und hole aus der Truhe
Den Schal für deiner Schultern Elfenbein.
Und trag das leichte Oberkleid
Mit den pelzgefütterten Säumen,
Linnen darunter, fallend weit
Um auf den Schenkel auszuschäumen.
Abendsonniges Abendgold
Legt sich auf deine braunen Wangen,
Schauest so träumerisch fernhin hold,
Holder Zauber ward eingefangen.
Magische Melodieen tönen,
Der Nachtigallen Beschwörungskünste.
Rosen glühen schöner, die schönen,
Trunken, gehüllt in des Nebels Dünste.
Feuchter Kuß, den sie Adam gab,
Er war trunken, sie war nüchtern,
Sie war weich und er war Stab,
Mädchenhaft keusch küsste sie und schüchtern.
Zauberblumen, blau und trunken,
Mohnkapseln schwollen, Poppie blühte,
Feuerfliegen wie grüne Funken,
In Weiß ihre Seele mit schönem Gemüte.
Holde Wandernde durch die Länder,
Da die Bären und Adler waren,
Schmetterlinge und Vierzehnender
Und Turteltauben immer in Paaren.
Indianerin, Inderin,
Mongolin und Pharaonentochter,
Saß sie da im reinen Sinn.
Adam in Träumen, den Leib umflocht er.
Sehnsucht nach Paradieses Auen
War sie und Adam ihr einziger Trost.
Seelenvollste aller Frauen,
Man nannte sie Mondsichel ohne Rost.
Spricht die Houri in Knittelversen,
Gleicht sie Arabiens Rosenquarze.
Amor vollte am Busen scherzen,
Am Busen mit Muttermal und Warze.
Woher kommt Evas Muttermal
Auf dem runden weißen Busen?
Folgende Verse las ich einmal
In der Bibliothek der Musen:
Indien trägt das Schönheitsmal,
Persiens Wange dasselbe auch.
Gott wollte das mütterliche Mal
Auf der Brust unter Schleiers Hauch.
Ist ein großer Künstler der Ewige,
Setzt unters Werk den Punkt, das Siegel.
Lebendige, Sterbende, Himmlisch-Ewige
Soll sich selbst erkennen im Spiegel.
Mutter der Lebenden, Mutter des Lebens,
Mutter der Milchstraßen, Mutter der Sterne,
Sei mein Sündenfall nicht vergebens,
Komme Rettung aus höchster Ferne!
Kajin fasste der blanke Neid
Über Havels heiligen Segen.
Da hat er böse ausgespeit
Und wünschte ihm Pest- und Schwefelregen.
Satan sandte die Satanisten,
Den reinen heiligen Abel zu quälen.
Kajin mit übelersonnenen Listen
Wünschte Abel den Tod der Seele.
Abels Körper will ich zergliedern,
Abels Seele ewig verdammen,
Will in die Niederung ihn erniedern,
Auszuliefern die Seele den quälenden Flammen.
Und da schlug er zu mit dem Spaten
(Das war auch der Spaten Mose),
Abel im eigenen Blute zu baden,
Täubchen im Tau der roten Rose.
Abel, Abel! mein Sohn, mein Sohn!
Wohin tragen die Raben dein Fleisch?
Deckt ihn unter Blüten von Mohn,
Orangene Blüten, wie er so keusch!
Kommt herbei, ihr schwarzen Raben,
Hüllet den Leichnam mit Staubes Schleier,
Sollen sich Hunde nicht dran laben,
Sing ihm Tubal zur Flöte und Leier!
Abel, Abel, du warst ein Hauch,
Warest zu rein für diese Welt.
Abscheu und Ekel erfüllte dich auch,
Wolltest heim zum Himmelszelt,
Wolltest zum Schoße des Vaters zurück,
Allebendiger Leben spendet!
Mir aber ist gesunken mein Glück,
Da dein holdes Leben endet!
Nimm zu dir den seligen Hauch,
Der da anmutig im Innern und hold.
Hüte den wilden Kajin auch,
Überhäuf ihn mit Segensgold.
Zeichne ein Mal auf seine Stirn,
Evas Sohn sei ewig bewahrt.
Wende er sich aus dem dürren Gehirn
In his very inner heart.
Städte soll er gründen und bauen
Und ein Geschlecht Kajiniter begründen,
Soll sich nehmen sidonische Frauen
Und bei ihnen Frieden finden.
Werde er alt und werde er weise,
Soll er durchwandern die Nächte der Reue.
Will ich beten für ihn leise,
Daß Gott sich an seiner Buße erfreue.
Sollen dann strömen seine Tränen
Und unter Tränen erscheinen ein Licht,
Süßes Licht, das läßt ihn sich sehnen
Nach des Lichtes Angesicht.
War es das Bildnis der Mutter Eva
Keusch, vollkommen und voller Ruh.
Mütterlich schaute auf Kajin Eva,
Im Herzen ein tiefes Gottes-Du.
Wie ein blaumetallener Becher
Schaukelt am Stiele die Blumenglocke.
Neben dem weißen Jade-Becher
Liegt die grüne Artischocke.
Und sie empfing unterm Pflaumenbaume,
Der da mitten im Garten stand.
Von dem Baume fiel eine Pflaume,
Nicht weit vom Stamm, aufs grüne Land.
Und sie gebar unter Schreien und Wehen
Und Pressen und Wimmern und Stöhnen, die Frau,
Da war das goldige Kindlein zu sehen
Mit Sonnen im Auge himmelblau.
Strahlendes Kind von solcher Schöne!
Aquamarinblau der blinde Blick.
Süßesten Mundes die süßesten Töne,
Ganz die Mutter! Da sind wir zurück,
Eva, sie lächelte voll Erbarmen,
Selber mädchenhaft selig beglückt,
Schaute aus vollem Auge, dem warmen,
Auf das Kind, das sie so sehr entzückt.
Seth, mein kleiner Seth, sei still,
Mama kommt mit ihrem Busen.
O des Busens trunknes Gequill
Wie Granatäpfel oder Jampusen!
Der Säugling legte den süßesten Mund
An der süßen Mutter Brust.
Muse, ich bin vor Liebe wund
Und ersehne ewige Lust!
SECHSTER GESANG: ADAMS TOD
Evas schmale Katzenaugen
Blitzten Adam in die Seele.
Adams alter Mund wollte saugen
Honig aus rotem Mundjuwele.
Adam war alt und mußte sterben,
Eva war immer das junge Leben.
Pindars Knabe könnte so werben
Oder Abischag David umweben.
Halten wirs mit den Hebräern lieber.
Mose sah ins Gelobte Land.
Lieber bei Kanas Hügeln noch blieb er,
Die da lagen unter der Hand.
Mußte Mose doch zu den Vätern,
In die stille Versammlung der Ahnen.
Sah er die Seele steigen in Äthern,
Wie als ob über Sternenbahnen?
Trat in eine andere Welt,
Wohl, may be, auf den Morgenstern?
Grün des Gartens Blätterzelt,
Granatäpfel Kern an Kern.
Alte sterben und rufen: Mehr Licht!
Bin erbötig, will Fackel bringen:
Allgebenedeiter Angesicht
Soll deine Seele schon aufwärtsschwingen.
Soll auch Freude geben das Gute,
Was wir auf Erden erfahren haben?
Will der Prophet sich mit frohem Mute
An der schwarzen Katze erlaben.
So ist Adam gestorben, wenn wahr ist,
Was die Muse mir vor Augen malt.
Dunkele Nacht, der Tau sehr klar ist,
Abendstern am Himmel strahlt.
Adam sank in tiefe Träume,
Drei Jahre lang in Einer Nacht,
Lilienblüten, Seidensäume,
Wonneleben in voller Pracht.
Adam sah die Meere schäumen,
Nymphen von Judäa glühen,
Mit Indiens Salben, Chinas Säumen
Heilige Houris sich um ihn bemühen.
Eine schwebt aus dem Chor hervor,
Keuschblickendes Mädchen so sanft und süß,
Braune Locken ringeln am Ohr,
Die ganze Gestalt aus dem Paradies.
Still und sanft und holde schritt er
An ihrer Hand durch des Lebens Haine.
Erlöst waren da die traurigen Ritter,
Schritten nicht mehr die Straßen alleine.
Höher hinan! zum Morgensterne!
Fruchtbar grüne Wiesen allda,
Engel kamen in Scharen von ferne,
Götter und Nymphen Adam sah.
Götter waren aber nicht Götter,
Waren kleine Amoretti,
Sorgten liebend für heiteres Wetter,
Allergoldigste Kinder, Putti.
Pinselten bunt mit Tusche und tuschelten,
Wen sie malten mit liebendem Macha?
Mit Tirza der Blonden? mit Ma der gemuschelten?
Doch Macha wollte niemand anders als Muschi!
Ein Engel wedelte mit der Hand
Und scheuchte die glühenden Feuerfliegen.
Reine Fülle das ganze Land,
Da Zweige schwanger von Frucht sich biegen.
Trunkene Überfülle all,
Überstürzendes Wonneschäumen,
Trunkener Hochzeit Jubelgelall,
Tritt ein die Nymphe in seidenen Säumen.
Und so träumte Adam von Eva
Selbstverloren vor sich hin,
Selbstvergessen, ganz in Eva
Aufgegangen war sein Sinn.
Trunken ließ er sich fallen, tief
Und immer tiefer in Blütenschoß,
Da der goldene Nektar schlief,
Taues Perle im weichen Moos.
In einen neuen Garten gesunken,
War ihm Unaussprechlichs begegnet.
Morgens erwachte er traumestrunken,
Da Gott der Herr ihn vom Himmel segnet.
Schwebt von der Seite die Lilith herbei
In orangenen Locken, Kränze
In Haaren gewunden von glühendem Mai
Und süßes Angesicht gleich dem Lenze.
Lilith muß von Evas Reizen
Borgen, um holdselig zu sein.
Eva weiß nicht mit Schönheit zu geizen,
Lebens überflutendem Wein.
Eva ist überströmender Becher,
Wonnekelch und Fülle des Lebens.
Englein sieht Adam da, Mannabäcker,
Backen das Manna nicht vergebens.
Ceylons Bergesgipfel, da du,
Adam, lagest, um abzuscheiden!
Träumevoll war deine Ruh
Und erlöst waren deine Leiden.
Auf dem Felsen hart gebettet
Lag er in dem morschen Gebein.
Mutters Gebet hat ihn gerettet,
Darf sie nun voller Hoffnung sein.
Nicht Gespenster und Wesenschatten
Sind des wirklichen Lebens Kern,
Sondern wo Licht und Schatten sich gatten,
Leben die Menschen wahrhaft dem Herrn.
Ihm, Ihm leben sie alle, die schieden,
Wird sie alle versammeln zum Tag,
Wo er richtet über Krieg und Frieden -
Horch! die Zikade zirpt in Ziklag!
Steht an der Rosenpforte nach Eden
Unter Magnolienblütenschauer
Eva, sie schreitet bei den Reseden,
Blumen schauern blaue Trauer.
Himmlische Trauer, Trauer von Eden,
O Jerusalems Tränenschauer!
Tauperlen tropfen die schöen Reseden
Und mancher Engel hüllt sich in Trauer.
Immer sich freuen, ist gar nicht so schön,
Tauchen wir tief in die Melancholie!
Himmel, das ist, so hör ich Getön,
Trauer und Freude in Harmonie!
Schöne Melancholie im Gesicht,
Anmutig hold die sanfte Gestalt,
So schwebt Eva zu ihm im Licht
Und führte zu ihrem Aufenthalt.
Eva, Eva, im himmlischen Garten
Blühen die elfenbeinweißen Lilien
Und die Rosen aller Arten
Und Narzissen in großen Familien.
Aber Eine im Heiligtume
Ehr ich besonders: Die Dornenlose,
Stachellose Blaue Blume,
Chinas pfingstlich züngelnde Rose!
Edelsteinbunte Lampione
Glitzern wie glimmernder Perlentau,
Blütenumstandene Pavillone
Und inmitten die Liebe Frau!
Wo ätherische Kinder flügeln,
Hudhud, Cupido oder der Genius,
Ähnlich Papageienvögeln,
Um die taubenetzte Venus.
Urania ging auf dem Morgensterne
In wallenden langen Locken hin,
Die Seide bestickt mit Granatenkernen,
Alles holdselig liebreizend dem Sinn.
Schleier wehen hin und Glut
Wird mit frischestem Tau gestillt,
Und aufs neue entzündet, gut:
Jungfrau Urania selbst sich erfüllt...
Wogenüberstürzende Flut
Lodernder wallender Liebeslust -
Ruhen ewig ruhig und gut
An des Vaters ewiger Mutterbrust.
Trunken stöhnen, so schönheitstrunken,
Vom beseligenden Aufblick!
Vater der Liebe! Mein Götterfunken
Sei dir gedankt und mein ewiges Glück!
Muse, o Muse, wo führst du hin?
Siehe, ich bin dein Musenkind,
Musensohn mit berauschtem Sinn,
Aber, Muse, ich folge dir blind.
Führ mich in lebende Labyrinthe,
Lies mir schön und harmonisch vor,
Selige! Lichte grüne Minthe
Und Thymian blühen im Gartenflor.
Flora und Fauna voll Eintracht versammelt.
Und da spielten mit Honigbienen,
Die der Iris ihr Lob gestammelt,
Seligste süßeste Seraphinen!
Engel der Liebe, flattert und fliegt,
Engel der Liebe, brauset, stürmet,
Fruchtzweige beladen niederbiegt,
Evas Haar in Henna türmet!
Niederfallen die braunen Strähnen,
Strähnen sich auf die Brüste senken,
Schaute sie süß mit seligen Tränen:
Mögest du mir deine Liebe schenken!
Bin erbötig, sag ich sogleich,
Als ein guter Goetheaner
Vom Goethenaum im deutschen Reich,
Mal von Jena, mal Weimarianer.
Bin in einem aber mir sicher:
In dir ist all mein Leben versammelt,
Alle Freude, königlicher:
Alle Liebe in dir versammelt!
Breite dich aus in weiten Ringen,
Daß ich vom Tau deiner Liebe trunken
Möge mich gleich Hudhud schwingen,
Allen die Liebe zu bringen, den Funken.
Unter dem Banner deines Namens,
Eva, kleine Königin,
Beginnt der Friede des Menschensamens
Und voller Liebe wird der Sinn.
Und Eva trat vor einen Spiegel
Und sah im Spiegel die Königin
Des Himmels mit des Geistes Siegel,
Da blühte in holder Tugend ihr Sinn.
Keuschblickende Madonna! Blicke keusch
Und blicke voll warmer Barmherzigkeit
Auf den Dichter aus Hauch und Fleisch
Und lehre ihn singen die Seligkeit.
Sieben Jahre Trauer und Klagen,
Sieben magere Jahre lang
Ging die Sonne nicht auf meinen dunklen Tagen
Und ich verbrachte die Nächte bang.
Beinah hätte mir Hungersnot
Seele und Leib voneinander getrennt.
Gib, daß ich speise des Lebens Brot,
Die Frucht der Liebe, die in mir brennt.
Gib mir Speise des Lebens, o Leben,
Todüberwindendes Manna mir!
Ich liebe dich, Gott! Du all meinem Streben
Entgegenkommende Gnade und Zier!
Nicht muß bei meinen verfluchten Sinnen
(Augenlust und Fleischeslust)
Ich einen Aufstieg steigend beginnen,
Daß Seelchen flügelt aus Staubes Dust,
Die Liebe von oben kommt mir entgegen,
Der Himmel gibt mir ein schönes Bild,
Übertaut von goldenem Segen,
Gnadenreich und anmutmild.
Woher hat Chawa das Wesen nur,
So meine Seele zu binden?
Seh ich die Seligkeit, seh ich nur
Chawas Eden mit honigträufelnden Linden.
O ich sterbe - Sei Gott mir gnädig!
Chawa beuget sich über ihn,
Sah Adams Leib der Seele ledig,
Bat - und Gott hat ihm verziehn.
SIEBENTER GESANG: MUTTER DES LEBENS
O Königin der Musen, spende
Einen Tropfen kastalischen Tau!
Ich danke dir, danke dir ohne Ende
Für dieses Bild der Lieben Frau!
Tret ein in Evas Garten,
Da sie selbst die Quelle ist,
Grund für Rosen aller Arten
And daffodillies dancing in the mist.
Falter flügeln und flattern flüchtig
Über der Blüte hingehauchten Saum.
Blumen blühen fleißig und tüchtig,
Sittig in Züchten und keusch wie ein Traum...
Keuscheste Nymphe des Himmels du,
Reine Gestalt in dem Hauch von Gaze
(Leinen war dir zu schwer) in Ruh
Versammelt warest du, in Ekstase!
Huld und Anmut ausgegossen
Über deine Dattellippen!
Von deinen Brüsten die Ströme flossen,
Die tränkten Geschlechter und Sippen.
Vom Urquell gespeiste Quelle im Garten,
Stoße hinauf die weiße Fontäne,
Sinke im Schwanenteiche zu smarten
Schwarzen Schänen. Schöne Schwäne!
Schwäne wurden hinaufgeliebt,
Weil es Jupiter so gewollt,
Weil er die schöne Leda geliebt,
Leda, Leda, o Nymphe hold!
Leda war Eva, Eva war Leda,
Eva war Weib in allem Weibe!
Aber unter dem göttlichen Veda
Schimmerte schön die Granatapfelscheibe.
Goldenangesichtige Schöne,
Göttin der ewigen Ruh und Stille,
Schweigen deines Wesens Töne,
In der Tiefe welche Fülle!
In geheimnisvollen Nächten
Rauschen Brunnen, rauschen Bäume,
Ehrenmänner spiegelfechten,
Sänger sehen Seidensäume.
Tausende Grazien sitzen allein
Auf Einer der Wimpern Evas schon!
Hier aber bei Früchten und rotem Wein
Blüht auch poppig orangener Mohn.
Tausende Grazien tanzen Tänze
Anmutvoll in ihren Schleiern.
Aus des Himmels blauem Geglänze
Schauen Orpheus und die Leier.
Indische Täler und Wälder leben
In dem irdischen Paradies,
Sandelholzharfensaiten beben,
Wollen sie singen über alles dies.
Fruchtbarreiche Nardendolden
Geben vom Stempel süßen Duft.
Wiederkäuend der Hase golden
Stößelt Zimt als Weihrauch in die Luft.
Blumen schauern in Locken der Frauen,
Rote Granatapfelblütenglocken
Schauern nieder zu abendblauen
Blumen zu Füßen fallender Locken.
Eva spielt mit dem Muschelohr,
Windet die braune Strähne darüber.
Ihre Brüste wallen vor,
Ihre Lippen lächeln immer lieber.
Allen Honigs und Nektars Süße
Und Zuckerkand vom Zuckerbäcker,
Türkischer Honig im Paradiese,
Schlürfet Eva aus jadenem Becher!
Viva Vivat und Evoe!
Hymnische Kelche angestoßen!
Salute! Balsam dem Seelenweh!
Wein in den Kelchen der Hagerosen!
Immerwährender Maien, o Maid,
Maienkönigin blühest du,
So voll süßer Holdseligkeit,
Anmuthold in der Seele Ruh.
So mit Augen so tief und warm
Und versenkend in tiefste Nacht,
Deiner braunen Anmut Charme
Pranget in Granatenpracht!
O Madonna mit goldner Grenade,
Mit des Granatapfels prangender Pracht!
Dein Antlitz fein wie chinesische Jade,
Augen Sterne, die Bogen Nacht.
Wollen in diese Nacht uns versenken,
Wo wir in tiefe Augen schauen.
Möge der Himmel eins mir schenken,
Immer mög Tau der Himmlischen tauen!
Vom kastalischen Quell getrunken
Ward von der Muse ich angehaucht.
Sie brachte zum flammen den Funken
(Und der Dichter hat viel geraucht.
Husten, Husten und Reizung der Lunge,
Bis in die würgenden Eingeweide.
Mein lieber Schwan! mein lieber Junge!)
Mir schwante, die Muse habe Freude,
Wollen wir darum die Freude singen,
Wollen der Mehrerin Freude mehren,
Selige Genien nehmen die Schwingen,
Tragen vor ihr starkes Begehren.
Echo aber ist nur ein Geist,
Eine Nymphe, geistige Braut,
Spirituelle Hochzeit nennen zumeist
Seher die Liebe, die sie geschaut.
Eva kam zu dem Morgenstern.
Orangenhaine und Locken wogen,
Gemeinsam versammelt nah und fern
Sind die Genien umhergeflogen.
Das Daimonium ihrer Seele
Stieg im verwandelten Leibe hinan,
Hat nun Augen wie Juwele,
Mondenaugen dann und wann.
Kann mit Katzenaugen blitzen
Oder Botticellis Mandeln
Tauen, wo die Grazien sitzen,
Unter den Wimpern, die holde handeln.
Wimpernschauer, flashes of light
And lashes of night! so voller Schöne,
Die Augen glühen in Lieblichkeit,
Die Stimme säuselt süßeste Töne.
O deiner Augen Blicke durchbohren
Und schreiben mit blitzenden Keilen die Schrift
In die Herzen der glühenden Toren,
Was die Liebe der Herzen betrifft.
Herz, o Herz, du liebst so gerne!
Herz, o Herz, o laß dich lieben!
Träum dich als Äonenferne,
Bist im Traum mir nahgeblieben.
Nicht in schneidenden Kristallen
Der Planeten der Galaxie -
In Träumen und Schäumen und Blütenwallen
Lebt und webt die Allsympathie!
Sympathetische Sympathie,
Du bist meine ganze Wonne,
Sympathetische Sympathie,
Du bist meines Lebens Sonne!
Feuertrunken, flammentrunken
Trink ich deines Weines Becher,
Bin in deinen Schoß versunken,
Wachte auf als fröhlicher Zecher.
Fröhliche grüne Wiesen und Weiden
Und heitere goldene Schmetterlinge
Und Kinder klatschen die Hände mit beiden
Und Engel schattet mit segnender Schwinge.
Von den Felsen die Ströme rollen
Und die Bächlein spielen im Stein,
Blumen schöpfen aus dem Vollen,
Eva wandelt in Seide fein,
Wandelt rein in Seide und Linnen.
Linnen, sagen die Theologen,
Ist für der Reinen wahres Minnen,
Rein war sie! ungelogen!
Ausbund an Tugenden! innerer Schönheit!
Stille bescheidene Königin!
Ruhm ihrer Anmut und Hoheit tön weit
Und die Schöpfung geb trunken sich hin!
O wir wimmelnden Kreaturen,
Legen uns zu deinen Füßen!
Du zertrittst die bösen Naturen,
Schmusen läßt du die Reinen, Süßen!
Eigentlich sind deine Füße zu rein,
Um von Tieren berührt zu werden!
Weiße Lotos, Rosen im goldenen Schein,
Tau küsse deine Füße auf Erden!
O Königin des Paradieses,
Tritt du an die rosenumrankte Pforte,
Sprich als Heilige jenes und dieses
Deinem Dichter, nur schöne Worte!
Wie übel für die Poeise,
Wenn Sünde sie befleckt.
Mit dem Mantel der Liebe Sie
Hat alles in Blüten zugedeckt!
Holde Eva, du Spiegelbild
Der lebendigen Mutter des Lebens,
Deine Hoheit gnadenmild
Zu ehren war keinem Poeten vergebens.
Gedenke, nie hat man gehört,
Daß dich ein Herz bat um Fülle des Lebens
Und hat in dir den Ewgen geehrt,
Nie rief ein solcher vergebens!
Du lässest Kindern Äpfel fallen
Und weiße Flocken auf braune Wimpern.
Gott hat an dir sein Wohlgefallen!
(Reime gehen aus den Stümpern.)
Unaussagbare, Einzigartige,
Perfekte Schöne über allen Begriff,
Holde, Reine, Kunstreich-Artige,
Gallionsfigur am trunkenen Schiff!
Wollen auf blauen Wogen schwanken
Und die Boote treiben lassen,
Bei Seeros rot und Lilien blanken
Geliebter und Geliebte sich fassen.
Sie im Sternbild des Einhorns oben,
Er im Sterngefilde des Phönix,
Hüllen sich beide in Schaumes Roben
Zum Lobpreis des ewigen Königs!