DEUTSCHER BAUERNKRIEG

VON TORSTEN SCHWANKE



ERSTER TEIL


ERSTER GESANG


Der Deutsche Bauernkrieg war ein Konflikt 

zwischen der Unterschicht der germanischen Region 

des Heiligen Römischen Reiches und dem Adel 

um das feudale System der Leibeigenschaft, 


der Religionsfreiheit und der wirtschaftlichen Ungleichheit. 

Später wurde es von Karl Marx und Friedrich Engels 

als Inbegriff des Kampfes zwischen der Arbeiterklasse 

und ihren Oberherren beschrieben.


Über die Ursachen des Bauernaufstands 

wird immer noch diskutiert, aber im Wesentlichen 

stellte der Aufstieg der humanistischen Philosophie 

in Verbindung mit der religiösen Reformbewegung 


von Martin Luther den Status quo in Frage 

und ließ die Unterschicht auf eine Radikale Veränderung 

der sozialen Hierarchie hoffen. 


Auch der Ritteraufstand wird als ein Faktor angeführt, 

der dazu führte, dass die Ritter unter der Führung 

von Franz von Sickingen und ermutigt 

durch den Ritterdichter Ulrich von Hutten 


weigerte sich, Steuern oder Zehnten zu zahlen 

und ermutigte die Bauern, dasselbe zu tun. 

Zu dieser Zeit nahm die römisch-katholische Kirche 

zehn Prozent des Lohns der Bauern als Zehnten, 


und der Adel forderte andere Prozentsätze 

auf der Grundlage seiner eigenen Steuersysteme, 

was die bäuerliche Bevölkerung dazu zwang, 

in Armut zu leben. Nachdem Luther die Autorität 


der Kirche herausgefordert und damit 

die protestantische Reformation in Gang gesetzt hatte, 

folgten andere Mitglieder des Klerus diesem Beispiel, 

wie etwa Thomas Müntzer, der zunächst hoffte, 


dass Luther sich für die Rechte der Bauern einsetzen würde 

und als er dies nicht tat, beschuldigte er ihn, 

die Sache verraten zu haben. Der Adlige und Ritter 

Florian Geyer, ein weiterer Bewunderer Luthers, 


organisierte gemeinsam mit Müntzer, 

dem Bauernführer Hans Müller, dem Adligen 

Wendel Hipler und anderen einen Aufstand 

gegen das, was sie waren als unchristliche 


und ungerechte Politik der Kirche 

und des Adels angesehen. Die Bauern waren 

im Vergleich zu den Armeen des Adels 

schlecht bewaffnet, es fehlte ihnen 


an erfahrener Führung und sie konnten 

keine einheitliche Front bilden, was 1525 

zu ihrer Niederlage nach mehreren Gefechten führte, 

bei denen es sich oft eher um Massaker 


als um Schlachten handelte. Schätzungen zufolge 

kamen in dem Konflikt etwa 100.000 deutsche Bauern 

ums Leben, weitere verhungerten 

nach der Zerstörung von Ackerland.


In mancher Hinsicht spiegelte der Kampf 

die früheren Hussitenkriege wider, in denen 

eine Bauernklasse gegen Berufsarmeen des Adels antrat, 

aber es gab keinen starken Anführer 


wie Jan Žižka für die germanischen Bauern, 

die den überlegenen Taktiken und Waffen 

des Adels nicht gewachsen waren. 

Marx und Engels, die deutschen Philosophen, 


die das System des Marxismus formulierten 

und 1848 das Kommunistische Manifest schrieben,

charakterisierten den Konflikt als den Inbegriff 

des Klassenkampfs und die Bauernführer 


als protokommunistische Helden. Die europäische 

Gesellschaft funktionierte zu dieser Zeit noch 

nach der Struktur des Mittelalters, mit dem Adel 

an der Spitze der Hierarchie und der Bauernschaft 


ganz unten. Dazwischen gab es niedere Adlige, 

die über kleinere Lehen herrschten, den Klerus 

(von denen einige mächtiger waren als die niederen Adligen) 

und die Kaufmannsklasse, von denen viele 


wie die Geistlichen einen Steuerbefreiungsstatus 

beanspruchten. Die als alleinige geistliche Autorität 

anerkannte Kirche verlangte von ihren Anhängern 

zusätzlich zu anderen Gebühren für verschiedene Dienste 


einen Zehnten. Diese vier Klassen waren alle 

auf Gelder der untersten Klasse angewiesen, 

die ständig mit Steuern in die Armut gedrängt wurde.

Die Bauernklasse hatte im Mittelalter 


größere Autonomie und finanzielle Sicherheit erlangt, 

als die Kombination aus Kreuzzügen 

und dem Schwarzen Tod einen großen Teil 

der Bevölkerung getötet hatte, was es den Bauern 


ermöglichte, sich zu behaupten und von den Herren 

mehr für ihre Arbeit zu verlangen. Was auch immer 

sie herstellten, konnte jedoch mit den von der Oberschicht

erhobenen Steuern und der Nachfrage 


nach mehr Arbeitskräften nicht mithalten. 

Als Martin Luthers 95 Thesen populär gemacht wurden,

interpretierten viele Bauern sie als Herausforderung 

für den Status quo und unterstützten Luther 


als Verfechter des einfachen Volkes 

gegen die Aristokratie und die Kirche 

sowie eine Reihe von Mittel- und Unterschichten. 

Der Klerus unterstützte Luther in der Hoffnung 


auf eine vollständige religiöse Revolution, 

die der kirchlichen Korruption ein Ende setzen würde.

Einer dieser Geistlichen war Thomas Müntzer, 

der bereits 1514 begann, die Lehren 


und Richtlinien der Kirche in Frage zu stellen. 

1517 war er in Wittenberg, als Luther 

seine 95 Thesen veröffentlichte, und reiste 

1519 nach Leipzig, um Luther bei seiner Disputation 


mit der Kirche zu unterstützen, und scheint sich 

auch im Jahr 1521, als dieser zum Predigen 

nach Prag kam, noch immer als Anhänger 

des Reformators betrachtet zu haben. 


Zu diesem Zeitpunkt interessierte er sich jedoch 

zunehmend für die deutsche Mystik und die Gültigkeit 

von Träumen und Visionen als Botschaften Gottes.

Müntzer war auch davon überzeugt, dass er 


in den Letzten Tagen lebte und dass die Wiederkunft 

Jesu Christi unmittelbar bevorstand. In Übereinstimmung 

mit der Heiligen Schrift, die er mit Offenbarungen 

in Träumen und Zeichen gleichsetzte, hatte er das Gefühl, 


dass er sich auf den Tag des Herrn vorbereiten musste. 

Zu diesem Zeitpunkt brach er mit Luthers Lehren 

und begann, radikalere Reformen zu fördern. 

Er wurde von seiner Stelle in Prag entlassen 


und reiste nach Allstedt in Sachsen, wo er wie zuvor 

weiter predigte. Zu diesem Zeitpunkt war Luther 

auf Müntzers Radikalität aufmerksam geworden 

und befahl ihm aus Angst, die Reformbewegung 


zu gefährden, nach Wittenberg, um sich zu erklären, 

doch Müntzer lehnte ab. So wie der Reformator 

Huldrych Zwingli in der Schweiz die radikalere Bewegung 

der Täufer inspiriert hatte, förderte Luthers Bewegung 


in Deutschland Müntzers Vision einer vollständigen 

sozialen und religiösen Reform. Luther hielt 

die Heilige Schrift für die letzte Autorität 

in religiösen Fragen, die dann die Gesellschaft 


informierte, und verurteilte Müntzers Angriff 

auf die Gesellschaftsordnung im Einklang 

mit Bibelstellen: Diener, gehorcht euren irdischen 

Meistern mit Respekt und mit aufrichtigem Herzen, 


so wie ihr Christus gehorchen würdet. Müntzer 

lehnte diese Kritik ab, da er glaubte, die Bibel sei nur 

ein Mittel, mit dem Gott zur Menschheit sprach.


Müntzers Vision gefiel einem breiten Teil 

der bäuerlichen Bevölkerung, die der hohen Besteuerung, 

dem nahezu fehlenden Eigentumsrecht 

und der Nullautonomie überdrüssig war. 


Den Bauern war es verboten, auf den von ihnen besetzten

Gebieten zu fischen und zu jagen, da diese Ländereien 

technisch gesehen ihren Herren gehörten, 

und diese Herren hatten die Freiheit, auf der Jagd 


durch ihre Felder zu reiten, wann immer sie wollten. 

Wenn ein bäuerlicher Haushaltsvorstand starb, 

konnten seine Werkzeuge und alles andere von Wert 

vom Herrn beschlagnahmt werden, statt sie 


an die Söhne des Mannes weiterzugeben, 

und zu diesen Beleidigungen kamen noch exorbitante 

Steuern und höhere Arbeitsanforderungen hinzu 

und weitere Einschränkungen der persönlichen Freiheiten.


Auch wenn Müntzer nicht als einziger Initiator 

des Deutschen Bauernkrieges angesehen werden kann, 

weckte seine apokalyptische Vision einer neuen Ordnung 

in der Bauernschaft die echte Hoffnung, 


dass die Zeit gekommen sei, den Adel zu stürzen 

und ihre Rechte als freie, führungsfähige Menschen 

durchzusetzen. Bis 1524 hatten sich die Bauern 

zu territorialen demokratischen Gruppen 


(bekannt als Haufen) zusammengeschlossen, 

von denen jede über ein eigenes Leitungsgremium

verfügte, das sich auf Gesetze einigte, 

die Ordnung aufrechterhielt und die Aktionen 


der übrigen lenkte. Die Größe dieser Gruppen 

lag zwischen 2.000 und 8.000 und mehr, 

abhängig von der Bevölkerungszahl eines bestimmten

Territoriums. Im Spätsommer 1524 rebellierte 


eine Gruppe von Bauern in den südgermanischen Gebieten,

nachdem eine Gräfin sie aufgefordert hatte, 

ihre Erntearbeit zu unterbrechen, um Schneckenhäuser 

zu sammeln, die sie als Garnspulen verwenden konnte.


Der Aufstand breitete sich schnell aus, 

da sich bereits Bauernbanden gebildet 

und organisiert hatten. Diese Gruppen konnten 

ihre Beschwerden schriftlich beim örtlichen 


Magistrat einreichen, und die wichtigsten Beschwerden 

wurden schließlich im März 1525 

in den Zwölf Artikeln vollständig formuliert. 

Dabei handelte es sich um ein Dokument, 


in dem die Rechte der Bauern geltend gemacht 

und die Wiedergutmachung des der Schwaben-Liga 

zugefügten Unrechts gefordert wurde, einem Bündnis 

des Adels, das die soziale Struktur aufrechterhielt.


Sebastian Lotzer, ein Kürschner, der Sekretär 

eines Kontingents der Bauernarmee wurde, 

soll die Zwölf Artikel zusammen mit dem reformierten 

Theologen Christoph Schappeler und Wendel Hipler 


verfasst haben und Müntzer könnte auch dazu 

beigetragen haben. Die Artikel befassten sich 

mit einer Reihe von Punkten, darunter größerer 

Autonomie, Steuererleichterungen, gerechteren Gesetzen 


und der Abschaffung der Erbschaftssteuer. 

Die Zwölf Artikel gelten als das erste Dokument 

über die Menschenrechte im Europa der Frühen Neuzeit, 

wurden jedoch vom Adel abgelehnt, 


und diese Entscheidung wurde von Luther unterstützt.

Luther verdankte sein Leben dem Adel, 

insbesondere dem Kurfürsten Friedrich III. dem Weisen,

der ihn in Schutzhaft genommen hatte, nachdem er 


nach seinem Auftritt auf dem Wormser Reichstag 

als Ketzer und Gesetzloser verurteilt worden war. 

Luthers Rede auf dem Reichstag zu Worms 

hatte seine Verbindung zur Kirche abgebrochen 


und seine reformierte Vision begründet, 

was seine Popularität bei der Bauernschicht steigerte, 

aber er wäre daran gehindert worden, 

seine Bemühungen fortzusetzen, wenn nicht 


der Schutz durch Friedrich III. gewesen wäre.

Als der Aufstand begann, kam Luther aus seinem Versteck, 

um dagegen zu predigen und zitierte Bibelstellen, 

um die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung 


zu unterstützen. Müntzer hatte das Gefühl, 

dass Luther seine ursprüngliche Vision und das Volk 

verraten hatte, und begann, eine Reihe von Briefen 

zu schreiben, in denen er Luther als „Doktorlügner“ angriff

und ihn als Schachfigur des Adels verurteilte. 

Für Müntzer hatten die lutherischen Adligen 

bei der Unterstützung von Luthers Bewegung 

keine echte religiöse Überzeugung, sie waren nur 


daran interessiert, was sie finanziell gewinnen konnten, 

wenn sie mit der mächtigen Kirche brachen, 

die viele fruchtbare Landstriche besaß, 

keine Steuern zahlte und von der sie 


einen Zehnten verlangten wie von jeder andere Klasse, 

und damit hatte er Recht. Luther verurteilte Müntzer 

als einen gefährlichen Radikalen, der Unruhen schürte 

und die Reformationsbewegung gefährdete, 


doch Müntzer wies diese Anschuldigungen zurück 

und appellierte direkt an das Volk, indem er 

in seiner Rechtfertigung und Widerlegung schrieb:

Öffne deine Augen! Was ist das böse Gebräu, 


aus dem alles Wucher, Diebstahl und Raub entsteht, 

anderes als die Annahme unserer Herren und Fürsten, 

dass alle Geschöpfe ihr Eigentum seien? Die Fische 

im Wasser, die Vögel in der Luft, die Pflanzen auf der Erde, 


alles muss ihnen gehören! Und Doktor Lügner antwortet: 

Amen. Es sind die Herren selbst, die den armen Mann 

zu ihrem Feind machen. Wenn sie sich weigern, 

die Ursachen des Aufstands zu beseitigen, wie können 


dann auf lange Sicht Probleme vermieden werden? 

Wenn mich diese Aussage zu einem Anstifter 

zum Aufstand macht, dann sei es so! 

Müntzers Argumente fanden natürlich großen Anklang 


bei der Bauernschaft, aber auch bei einigen 

niederen Adligen, die Ländereien, Ansehen 

und Einnahmen an die mächtigeren lutherischen 

Fürsten verloren hatten. Zu ihnen gehörte 


Florian Geyer, der wie Müntzer ein früher Anhänger 

Luthers gewesen war, sich aber 1524 auf die Seite 

der radikaleren reformierten Vision stellte, 

die Müntzer und seine Revolutionäre vertraten.


Die Aufstände von 1524 weiteten sich 

immer weiter aus, bis sich die Bauern 

Anfang 1525 völlig auflehnten und sich 

zu Armeen formierten, unterstützt und ermutigt 


von täuferischen Geistlichen, die zwar Pazifisten waren, 

die Sache der Bauern jedoch als gerecht ansahen. 

Zwischen Januar und April 1525 kam es 

zu einer Reihe kleinerer Konflikte, bei denen 


die Bauern Taktiken aus den Hussitenkriegen 

anwandten, insbesondere die Wagenfestung, 

eine bewegliche Festung mit Bogenschützen, 

aber das erste umfassende Gefecht 


war die Schlacht von Leipheim am 4. April 1525, 

bei dem etwa 5.000 Bauern gegen über 8.000 

professionell ausgebildete Truppen 

des Schwäbischen Bundes antraten. Die Bauern 


wurden auf dem Rückzug niedergemetzelt, wobei 

die Verluste auf über 3.000 Tote geschätzt wurden.

Die Bauernarmee unter Jakob Rohrbach revanchierte sich, 

indem sie das Dorf Weinsberg einnahm, die Burg eroberte, 


die Soldaten abschlachtete und die von ihnen 

gefangenen Adligen zu einem Spießrutenlauf 

mit Spießen und Knüppeln zwang und sie 

auf ihrem Weg die Linie hinunter zu Tode prügelte. 


Müntzer führte unterdessen seine eigenen Armeen 

gegen die Streitkräfte des Schwäbischen Bundes 

mit Unterstützung von Geyer und seiner Schwarzen Kompanie,

einer Ritterformation, die sich auf die Zerstörung 


von Burgen und Klöstern konzentrierte, 

die als Befestigungen für den Feind dienen könnten.

Obwohl jede Bauernarmee das gleiche Ziel verfolgte, 

arbeiteten nur wenige gemeinsam daran, 


sich gegenseitig zu unterstützen. Wie bereits erwähnt, 

trafen die Bauernführer ihre Entscheidungen 

in einer Versammlung von nicht mehr als zwölf Männern 

und setzten ihre Pläne dann in die Tat um, 


ohne sich mit anderen Gruppen abzusprechen. 

Hans Müller scheint ohne Rücksprache mit Müntzer 

vorgegangen zu sein, und obwohl Geyer die Truppen 

unter Müntzer unterstützt haben soll, ist unklar, 


in welcher Form dies geschah und ob es sich 

um eine konzertierte, organisierte Aktion handelte 

oder ob Geyer ihn möglicherweise unterstützte,

weil er sich zu einem bestimmten Zeitpunkt 


zufällig in der gleichen Gegend wie Müntzer befand.

Die Bauernheere wurden von einer Reihe 

mächtiger Adliger bekämpft, vor allem aber 

von Georg III., Truchsess von Waldburg, 


einem erfahrenen Soldaten und Militärbefehlshaber, 

der nach seinem Sieg bei Leipheim konsequent 

jedes Gefecht gewann, folterte Gefangene, 

bevor er sie hinrichtete, und brannte Dörfer nieder, 


während er marschierte. Am 12. Mai 1525 

traf Georg III. in der Schlacht bei Böblingen 

auf ein großes Bauernheer, durchbrach 

mit seiner Kavallerie mühelos deren Linien 


und schlachtete sie auf dem Rückzug ab. 

Die Bauern verloren mindestens 3.000 Soldaten, 

während die Verluste von Georg III. 

weniger als 40 betrugen. Die entscheidende Schlacht 


des Krieges fand nur wenige Tage später, 

am 15. Mai 1525, statt, als die Truppen 

des Schwäbischen Bundes von Philipp I. von Hessen,

einem weiteren Anhänger Luthers, und denen 


von Georg, Herzog von Sachsen, der sich 

der Reformation Luthers widersetzte, traf 

in der Nähe der Stadt Frankenhausen 

auf das Bauernheer unter Müntzer. 


Müntzer hatte kürzlich drei Diener des edlen Grafen Ernst 

mit der Behauptung hingerichtet, die göttliche 

Gerechtigkeit habe ihren Tod gefordert, und nutzte nun 

die gleiche Begründung, um seine Truppen 


zur Verteidigung der Stadt zu sammeln. Laut dem Mansfelder

Stadtrat Johan Ruhel, der Luther über das Geschehen schrieb, 

ritt Müntzer am Tag der Schlacht, dem 15. Mai 1535, 

durch das Lager und rief, die Bauern sollten 


auf die Macht Gottes vertrauen, das würden 

die Steine tun, sie bereiteten ihnen den Weg, 

und die Schüsse würden ihnen nichts anhaben. 

Aber die Bauern waren umzingelt und, größtenteils 


Fußsoldaten, waren der Kavallerie von Hessen 

und Braunschweig sowie den Truppen des Herzogs 

Georg von Sachsen nicht gewachsen. Vielleicht 

wurden bis zu sechstausend Menschen abgeschlachtet; 


600 wurden gefangen genommen. Der größte Teil 

der Bevölkerung Frankenhausens starb 

oder geriet in Gefangenschaft. Müntzer floh vom Feld 

und versteckte sich in einem Zimmer eines Hauses in der Stadt.


Als er entdeckt wurde, behauptete er, 

ein armer Invalide zu sein, der nichts 

mit dem Krieg zu tun hatte, aber eine Tasche, 

die er bei sich trug, enthielt eine Reihe von Briefen 


und Dokumenten, die ihn identifizierten. 

Er wurde in den nächsten Tagen gefoltert 

und dann am 27. Mai 1525 hingerichtet; 

das gleiche Schicksal ereilte Rohrbach 


als Oberbefehlshaber der Armee bei Weinsberg. 

Nachdem Geyer gehört hatte, dass Frankenhausen 

ein Bauernsieg war, ritt er zu Müntzer, 

geriet jedoch in einen Hinterhalt 


und die Schwarze Kompanie wurde 

in der Schlacht von Ingolstadt vernichtet.

Geyer könnte vor der Schlacht geflohen sein 

oder gar nicht anwesend gewesen sein; 


später wurde er von zwei Dienern ermordet, 

die behaupteten, ihn in Sicherheit zu bringen. 

Der Konflikt dauerte den ganzen Sommer 1525 an, 

in dem Hans Müllers Truppen besiegt wurden 


und er nach Folter hingerichtet wurde. 

Wendel Hipler überlebte den Krieg 

und starb im folgenden Jahr. Die Feindseligkeiten 

endeten schließlich im September 1525 


mit über 100.000 Opfern unter den Bauern 

und der Wiederherstellung des Status quo.

Im Mai 1525 veröffentlichte Luther 

seine berühmte Verurteilung des Bauernaufstands: 


Gegen die plündernden und mörderischen Bauernhorden, 

und forderte den Adel auf, den Aufstand niederzuschlagen, 

und jeden, der sich für Frieden und Stabilität einsetzte, 

dabei zu helfen: Deshalb möge jeder, der es kann, 


heimlich oder offen schlagen, töten und erstechen 

und dabei bedenken, dass nichts giftiger, verletzender 

oder teuflischer sein kann als ein Rebell. 

Es ist genauso, als ob man einen tollwütigen Hund töten muss;


wenn du ihn nicht schlägst, wird er dich schlagen 

und mit dir ein ganzes Land. - Interessanterweise 

vertrat die Kirche dieselbe Haltung gegenüber Luther selbst, 

der 1521 durch das Wormser Edikt als geächteter 


Rebellenpriester verurteilt worden war und jeden, 

der konnte, dazu ermutigte, ihn zu töten, 

der nun aber von protestantischen Fürsten anerkannt wurde, 

wie von Philipp I. von Hessen als Verfechter 


der christlichen Wahrheit. Viele der Bauern und, 

wie bereits erwähnt, ihre Anführer hatten erwartet, 

dass Luther ihre Sache unterstützen würde, 

und fühlten sich betrogen, als er sich auf die Seite 


des Adels stellte. Nach dem Krieg verlor Luther 

die Unterstützung vieler Bauern und wurde einmal 

von einem Bauernhaufen gesteinigt.

Müntzer und Geyer sowie die anderen Anführer 


des deutschen Bauernaufstands wurden 

von katholischen und protestantischen Schriftstellern 

als Bösewichte dargestellt, bis Marx und Engels 

sie im 19. Jahrhundert als protokommunistische 


Revolutionäre darstellten, die den kapitalistischen 

Unterdrückern einen Schlag versetzten. 

Die Anführer des Deutschen Bauernkrieges, 

insbesondere Müntzer, werden in der Geschichte 


einiger Länder immer noch so verstanden 

(sicherlich von früheren und gegenwärtigen 

kommunistischen Regimen) und von einem Teil 

der Gelehrtengemeinschaft, der den Aufstand 


als vernünftige Reaktion auf unvernünftige Forderungen 

anerkennt, die auf diejenigen gelegt worden waren, 

die es sich am wenigsten leisten konnten.

Und damit empfohlen dem Feuer des Heiligen Geistes!



ZWEITER GESANG


Ein Aufstand der Bauern Süd- und Mitteldeutschlands, 

dessen Ursachen aufgrund religiöser 

und politischer Vorurteile umstritten sind. 

Derzeit herrscht die Meinung vor, dass der Aufstand 


hauptsächlich durch wirtschaftliche Not verursacht wurde. 

Die Bedingungen, die hierbei berücksichtigt werden müssen, 

sind die folgenden. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 

genossen die Bauern eine relativ vorteilhafte Stellung, 


auch wenn sie ihr Land nicht einfach besaßen, 

sondern es entweder erblich oder für bestimmte Zeiträume

pachteten. Die Bedingungen verschlechterten sich jedoch. 

Die durch Wohlstand bedingte Bevölkerungszunahme 


fiel zeitlich mit der Entwicklung des wirtschaftlichen Umgangs

mit Geld und seinen schädlichen Einflüssen zusammen. 

Die Stadt überschattete das Land und übte zeitweise sogar 

die Herrschaft über die ländlichen Bezirke aus. 


Auch die internationalen wirtschaftlichen Bedingungen 

wirkten sich nachteilig auf die Bauernklasse aus. 

Aus den Minen Perus, Mexikos und Deutschlands 

wurden große Mengen Edelmetalle abgebaut, 


so dass der Wert des Geldes um etwa die Hälfte sank, 

während die Preise stiegen; so wurde in Thüringen 

der Wollpreis verdoppelt und der Warenpreis verfünffacht.

Andererseits wurden die Pachtverträge nicht gekürzt 


oder die Löhne erhöht, sondern die Grundherren versuchten, 

ihre Verluste durch ungewöhnlich hohe Steuern auszugleichen. 

Sie erweiterten ihre Macht, erhöhten die Dienste 

und Lasten der Leibeigenen, versuchten, 


die Rechte der Marktgenossenschaften aufzuheben 

und die Erbpacht der Bauern auf ihren Höfen abzuschaffen 

und ihnen nur noch die Nutzung von Wald, Wasser 

und Weideland zu gewähren gegen hohe Mieten. 


Das römische Recht begünstigte diese Forderungen. 

Darüber hinaus führten der militärische Bedarf 

und die steigenden Kosten der lokalen Regierungen 

zu einer Erhöhung der Steuern. Dies löste vor allem 


in Württemberg und Bayern große Bitterkeit aus. 

Zu den Belastungen des Grundherrn und des Landesherrn 

kamen noch kaiserliche Steuern hinzu, unabhängig 

von der wirtschaftlichen Lage der ärmeren Klassen. 


Am schlechtesten war die Lage der Bauern 

in den sehr kleinen deutschen Staaten, wo der Grundherr 

auch der Herrscher war und wie ein Fürst leben wollte.

An dem großen Aufstand, der als Bauernkrieg bekannt ist,


beteiligten sich nicht nur Bauern, sondern auch Städter 

und Adlige. Von den Städten waren nur die kleineren

wirtschaftlich mit der Bauernschaft verbunden. 

Große Städte wie Frankfurt, Würzburg und Mainz 


schlossen sich dem Aufstand an; aber die wirtschaftlichen

Bedingungen erklären ihre Wirkung nicht vollständig. 

Es muss daher davon ausgegangen werden, 

dass äußere Gründe den Adel und die Städte 


dazu veranlassten, sich vorübergehend mit den Bauern 

im großen Aufstand zu vereinen, und dass die Ursachen 

der Unzufriedenheit, die zahlreich waren, 

in den verschiedenen Staaten unterschiedlich waren. 


Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts waren zwar 

große politische Reformbewegungen im Gange, 

doch an der eigennützigen Politik der Territorialfürsten 

scheiterten alle Versuche, die Zentralmacht zu stärken, 


und der Nürnberger Reichstag von 1524 

hatte die Reichsverwaltung völlig lahmgelegt. 

Ein Teil der Rebellen wollte das Reich reformieren. 

Politische Unruhen wurden durch religiöse verschärft. 


Acht Jahre lang hatte Luthers Haltung die Menschen 

beunruhigt und ihre religiösen Überzeugungen 

in ihren Grundfesten erschüttert. Seine Deklamationen 

zur christlichen Freiheit, auch wenn sie in einem anderen Sinne


gemeint waren, steigerten die Gärung. Die Gegner 

der neuen Lehre betrachteten Luther zum Teil noch immer 

als den eigentlichen Anstifter der Revolte; die Rebellen 

selbst appellierten an ihn in der Überzeugung, 


dass sie nur seine Lehren in die Tat umsetzten. 

Es ist nicht verwunderlich, dass der Ausbruch 

erst am Ende des Jahres 1524 stattfand. Die Hoffnung 

auf eine nationale Regelung der Kirchenreform 


war gescheitert, und der Kaiser hatte den 

nach Speyer einberufenen Nationalrat widerrufen

am 1. September 1524. Zu den Ursachen des Ausbruchs 

muss auch das Scheitern der politischen und kirchlichen


Reformbemühungen gerechnet werden. Bevor 

ein abschließendes Urteil über die Ursachen 

gefällt werden kann, bedarf es einer umfassenderen 

und gründlicheren Untersuchung des religiösen 


und geistigen Lebens des deutschen Volkes 

vor der Reformation. In den Jahren 1492–1500 

kam es zu vereinzelten Ausbrüchen im Algäu, im Elsass 

und im Bistum Speyer, die jedoch verraten 


und unterdrückt wurden. Auch der Aufstand 

des „armen Konrad“ gegen die Wucherbesteuerung 

des württembergischen Herzogs Ulrich 

und des Bundes der wendischen Bauern in Kärnten, Krain 


und der Steiermark waren von den Herrschern 

und Adligen dieser Staaten niedergeschlagen worden. 

Im Südschwarzwald begann der große Bauernaufstand 

im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. 


Der Aufstand stand unter der kühnen 

und weitsichtigen Führung von Hans Müller 

von Bulgenbach und als sich der Aufstand 

über Schwaben, Franken und das Elsass ausbreitete, 


wuchs die Macht der Aufständischen stetig. 

Sie stachelten das Volk durch Versprechen 

in den sogenannten „Zwölf Artikeln“ auf, 

über deren Autor man sich nicht im Klaren ist. 


Sie werden dem Memminger Pfarrer Schappler, 

Sebastian Lotzer und dem unter Müntzers Einfluss 

stehenden Waldshuter Pfarrer Balthasar Hubmaier 

zugeschrieben. Ihre Forderungen waren wirtschaftlicher, 


sozialer und religiöser Natur. Sie wünschten 

eine Milderung des Zinssatzes, der Pflichtleistung 

gegenüber dem Gutsherrn und der gesetzlichen Strafen. 

Andere Artikel forderten die Wiederherstellung 


der alten deutschen Wirtschaftsverhältnisse, 

etwa der Gewerkschaften der alten Marken 

und des freien Weide-, Fischerei- und Jagdrechts. 

Die soziale Reform sollte in der Abschaffung 


der Leibeigenschaft gipfeln, denn Christus 

machte alle Menschen frei, aber der Gehorsam 

gegenüber den von Gott eingesetzten Autoritäten 

sollte aufrechterhalten werden. Was die Religion betrifft, 


forderten sie das Recht, ihre Pfarrer zu wählen 

und zu garantieren, dass der Klerus das reine 

und wahre Evangelium predigen sollte. Daher hatte 

das gemäßigte Element, das an der Vorbereitung 


dieser Artikel beteiligt war, nicht an einen radikalen Umsturz 

aller bestehenden Verhältnisse gedacht. 

Aber in dieser Leichtigkeit, wie in allen großen 

Volksaufständen, wurde die in der Theorie 


ausgedrückte Mäßigung nicht durchgeführt.

Der Pöbel, der vom Wirt Georg Metzler, 

von Florian Geyer, Wendel Hipler, Jäcklein Rohrbach 

und sogar vom Ritter Götz von Berlichingen angeführt wurde,


frönte oft einer ungezügelten Mord- und Zerstörungslust. 

Das bekannteste dieser Verbrechen ist die schreckliche 

Ermordung des Grafen von Helfenstein 

am 16. April 1525. Anfang Mai 1525 siegten 


die Bauern überall über den Adel. Die Bischöfe 

von Bamberg und Speyer, die Äbte von Hersfeld und Fulda, 

der Kurfürst von der Pfalz und andere machten 

auf ihre Forderungen Zugeständnisse aller Art. 


Der Aufstand befand sich jedoch auf seinem Höhepunkt 

und seine Anführer glaubten, ihre politischen Ziele 

verwirklichen zu können. Mehrere Städte 

schlossen sich dem Aufstand an, der von einer energischen 


und gut organisierten Bauernschaft geleitet werden sollte; 

in Heilbronn sollte eine gemeinsame Kanzlei 

für alle Rebellengruppen eingerichtet werden; 

die große Mehrheit der unter Waffen stehenden 


Rebellen sollte nach Hause gehen und nur eine ausgewählte

Gruppe sollte das Feld behalten. Die Bauern versuchten, 

ihre eigentlichen politischen Gegner, die Territorialfürsten, 

zu stürzen. Sie planten eine Neuordnung 


der gesamten Reichsverfassung, ein Vorhaben, 

das seit dem 14. Jahrhundert immer wieder diskutiert wurde. 

Ziel ihrer Reformpläne war die Stärkung des Reiches 

und die Schwächung der Macht der Territorialfürsten. 


Das Eigentum der Kirche sollte säkularisiert 

und dann zur Entschädigung der Feudalherren 

für die Abschaffung der Feudallasten verwendet werden. 

Die Reformen sollten dann unter der Autorität 


des Reiches durchgeführt werden, wie etwa 

Einheitlichkeit der Gewichte und Münzen, 

Abschaffung des Zolls, Wiederherstellung 

des deutschen Gerichtsrechts. Die Kleinfürsten 


schlossen sich nun zusammen und Luther bestärkte sie 

in ihrer Absicht, den Aufstand niederzuschlagen. 

Im April hatte er sich für den Frieden eingesetzt 

und zwischen berechtigten und ungerechtfertigten 


Forderungen unterschieden. Er hatte nun eine andere Sicht 

auf die Sache. Der fanatische Pöbel unter der Führung 

von Thomas Müntzer und Heinrich Pfeifer 

verbreitete in Thüringen Zerstörung durch Feuer und Schwert 


und zerstörte die Klöster des Harzes und 

des Thüringer Waldes. Luther sah nun den Sturz 

von Staat und Kirche, Eigentum und Familie voraus.

Dementsprechend forderte er am 6. Mai 


die Fürsten heftig und leidenschaftlich auf, 

die „mörderische und räuberische Bande der Bauern“ 

zu zerschlagen. Die von Münster befehligten Horden 

wurden am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen 


von den verbündeten Fürsten Sachsen, Braunschweig, 

Hessen und Mansfeld besiegt. Der Prophet Müntzer 

wurde hingerichtet. Etwa zur gleichen Zeit 

wurde der Aufstand in Süddeutschland niedergeschlagen. 


Im Elsass wurden die Bauern am 17. Mai 

von den vereinten Kräften des Herzogs Anton 

von Lothringen und des Gouverneurs von Mörsperg 

erobert; in Württemberg wurden sie bei Sindelfingen 


vom Heerführer des Schwäbischen Bundes gestürzt. 

Der Mob aus Odenwald und Rothenburg 

wurde am 2. und 4. Juni völlig niedergeschlagen; 

und am 7. Juni musste Würzburg kapitulieren. 


Der Sturz der Bauern am Ober- und Mittelrhein 

erforderte mehr Zeit. In Oberschwaben, im Schwarzwald 

und in der Schweiz hatte der Aufstand einen geordneten Verlauf

genommen. Der Nordwesten und der Osten 


blieben vom Aufstand völlig verschont, da die Lage 

der Bauern dort zu dieser Zeit günstiger war. 

Früher glaubte man, dass sich die Lage der Bauern 

nach diesem Aufstand verschlechtert habe, 


aber diese Ansicht ist falsch. Zunächst herrschte 

zwar die Strenge des Kriegsrechts; somit gab es 

in Würzburg 60 Hinrichtungen, in ganz Franken 211. 

Aber die Zeit des Terrors war auch eine Lehre 


für die Sieger gewesen. Die Lage der Bauern 

verschlechterte sich nicht wesentlich, verbesserte sich 

jedoch nicht wesentlich. Nur in wenigen Ausnahmefällen 

wurden Reformen eingeführt, wie in Baden und Tirol.




ZWEITER TEIL



PROLOG I


Auch das deutsche Volk hat seine revolutionäre Tradition. 

Es gab eine Zeit, wo Deutschland Charaktere hervorbrachte, 

die sich den besten Leuten der Revolutionen 

anderer Länder an die Seite stellen können, 


wo das deutsche Volk eine Ausdauer und Energie 

entwickelte, die bei einer zentralisierteren Nation 

die großartigsten Resultate erzeugt hätte, 

wo deutsche Bauern und Plebejer mit Ideen 


und Plänen schwanger gingen, vor denen 

ihre Nachkommen oft genug zurückschaudern.

Es ist an der Zeit, gegenüber der augenblicklichen 

Erschlaffung, die sich nach zwei Jahren des Kampfes 


fast überall zeigt, die ungefügen, aber kräftigen 

und zähen Gestalten des großen Bauernkriegs 

dem deutschen Volke wieder vorzuführen. 

Drei Jahrhunderte sind seitdem verflossen, 


und manches hat sich geändert; und doch steht 

der Bauernkrieg unsern heutigen Kämpfen so fern nicht, 

und die zu bekämpfenden Gegner sind großenteils 

noch dieselben. Die Klassen und Klassenfraktionen, 


die 1848 und 49 überall verraten haben, 

werden wir schon 1525, wenn auch auf einer niedrigeren

Entwicklungsstufe, als Verräter vorfinden. 

Und wenn der robuste Vandalismus des Bauernkriegs 


in der Bewegung der letzten Jahre nur stellenweise, 

im Odenwald, im Schwarzwald, in Schlesien, 

zu seinem Rechte kam, so ist das jedenfalls 

kein Vorzug der modernen Insurrektion.



PROLOG II


Die nachstehende Arbeit wurde noch unter dem 

unmittelbaren Eindruck der eben vollendeten 

Konterrevolution, in London geschrieben; 

sie erschien in der Neuen Rheinischen Zeitung. 


Meine politischen Freunde in Deutschland 

wünschen ihren Wiederabdruck, und ich komme 

ihrem Wunsche nach, da sie, zu meinem Leidwesen, 

auch heute noch zeitgemäß ist. Sie macht 


keinen Anspruch darauf, selbständig erforschtes Material 

zu liefern. Im Gegenteil, der gesamte auf die Bauernaufstände 

und auf Thomas Müntzer sich beziehende Stoff 

ist aus Büchern genommen. Diese Bücher, 


obwohl hie und da lückenhaft, sind immer noch 

die beste Zusammenstellung des Tatsächlichen. 

Dabei hatten die alten Historiker Freude 

an ihrem Gegenstand. Derselbe revolutionäre Instinkt, 


der hier überall für die unterdrückte Klasse auftritt, 

machte sie später zu den Besten auf der Linken 

in Frankfurt. Seitdem sollen sie freilich 

etwas gealtert haben, wie es der Lauf der Zeit ist.


Wenn dagegen der Darstellung der innere 

Zusammenhang fehlt; wenn es ihr nicht gelingt, 

die religiös-politischen Streitfragen jener Epoche 

als das Spiegelbild der gleichzeitigen Klassenkämpfe


nachzuweisen; wenn sie in diesen Klassenkämpfen 

nur Unterdrücker und Unterdrückte, Böse und Gute 

und den endlichen Sieg der Bösen sieht; 

wenn ihre Einsicht in die gesellschaftlichen Zustände, 


die sowohl den Ausbruch wie den Ausgang 

des Kampfes bedingten, höchst mangelhaft ist, 

so war dies der Fehler der Zeit, in der 

die Bücher entstand. Im Gegenteil, 


für ihre Zeit sind sie, eine rühmliche Ausnahme 

unter den deutschen idealistischen 

Geschichtswerken, noch sehr realistisch gehalten.

Meine Darstellung versuchte, den geschichtlichen Verlauf 


des Kampfes nur in seinen Umrissen skizzierend, 

den Ursprung des Bauernkriegs, die Stellung 

der verschiedenen darin auftretenden Parteien, 

die politischen und religiösen Theorien, 


in denen diese Parteien über ihre Stellung 

sich klarzuwerden suchen, endlich das Resultat 

des Kampfes selbst mit Notwendigkeit 

aus den historisch vorliegenden gesellschaftlichen


Lebensbedingungen dieser Klassen zu erklären; 

also die damalige politische Verfassung Deutschlands, 

die Auflehnungen gegen sie, die politischen 

und religiösen Theorien der Zeit nachzuweisen, 


nicht als Ursachen, sondern als Resultate 

der Entwicklungsstufe, auf der sich damals 

in Deutschland Ackerbau, Industrie, 

Land- und Wasserstraßen, Waren- und Geldhandel 


befanden. Diese, die einzig richtige Geschichtsanschauung, 

geht nicht von mir aus, sondern von Marx 

und findet sich ebenfalls in seinen Arbeiten 

über die französische Revolution von 1848.


Die Parallele zwischen der deutschen Revolution 

von 1525 und der von 1848 lag zu nahe, 

um damals ganz von der Hand gewiesen zu werden. 

Neben der Gleichförmigkeit des Verlaufs, 


wo immer ein und dasselbe fürstliche Heer 

verschiedene Lokalaufstände nacheinander niederschlug, 

neben der oft lächerlichen Ähnlichkeit des Auftretens 

der Städtebürger in beiden Fällen brach indes 


doch auch der Unterschied klar und deutlich hervor:

Wer profitierte von der Revolution von 1525? 

Die Fürsten. Wer profitierte von der Revolution 

von 1848? Die großen Fürsten, Österreich und Preußen. 


Hinter den kleinen Fürsten von 1525 standen, 

sie an sich kettend durch die Steuer, 

die kleinen Spießbürger, hinter den großen Fürsten 

von 1850, hinter Österreich und Preußen, 


sie rasch unterjochend durch die Staatsschuld, 

stehen die modernen großen Bourgeois. 

Und hinter den großen Bourgeois 

stehen die Proletarier, um aufzustehen zum Kampf.


Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass in diesem Satz 

der deutschen Bourgeoisie viel zuviel Ehre erwiesen wurde. 

Die Gelegenheit haben sie gehabt, sowohl in Österreich 

wie in Preußen, die Monarchie rasch 


durch die Staatsschuld zu unterjochen; nie 

und nirgends ist diese Gelegenheit benutzt worden.

Österreich ist durch den Krieg von 1866 

der Bourgeoisie als Geschenk in den Schoß gefallen. 


Aber sie versteht nicht zu herrschen, 

sie ist ohnmächtig und unfähig zu allem. 

Nur eins kann sie: gegen die Arbeiter wüten, 

sobald diese sich regen. Sie bleibt nur noch 


am Ruder, weil die Ungarn sie brauchen.

Und in Preußen? Ja, die Staatsschuld hat sich 

allerdings reißend vermehrt, das Defizit 

ist in Permanenz erklärt, die Staatsausgaben 


wachsen von Jahr zu Jahr, die Bourgeois 

haben in der Kammer die Majorität, 

ohne sie können weder Steuern erhöht 

noch Anleihen aufgenommen werden. 


Aber wo ist ihre Macht über den Staat? 

Noch vor ein paar Monaten, als wieder 

ein Defizit vorlag, hatten sie die beste Position. 

Sie konnten bei nur einiger Ausdauer 


hübsche Konzessionen erzwingen. Was tun sie? 

Sie sehen es als eine genügende Konzession an, 

dass die Regierung ihnen erlaubt, ihr 

an 9 Millionen, nicht für ein Jahr, nein jährlich 


und für alle Folgezeit zu Füßen zu legen.

Ich will die armen Nationalliberalen in der Kammer 

nicht mehr tadeln, als sie verdienen. Ich weiß, 

sie sind von denen, die hinter ihnen stehen, 


von der Masse der Bourgeoisie im Stich gelassen. 

Diese Masse will nicht herrschen. Sie hat 1848 

noch immer in den Knochen. Im übrigen hat sich 

obiger Satz vollständig bestätigt. Seit 1850 


immer entschiedeneres Zurücktreten der Kleinstaaten, 

die nur noch als Hebel für preußische 

oder österreichische Intrigen dienen, 

immer heftigere Kämpfe zwischen Österreich und Preußen 


um die Alleinherrschaft, endlich die gewaltsame

Auseinandersetzung von 1866, wonach Österreich 

seine eignen Provinzen behält, Preußen 

den ganzen Norden direkt oder indirekt unterwirft 


und die drei Südweststaaten vorläufig 

an die Luft gesetzt werden. Für die deutsche 

Arbeiterklasse ist bei dieser ganzen Haupt- 

und Staatsaktion nur dies von Bedeutung:


Erstens, dass die Arbeiter durch das allgemeine 

Stimmrecht die Macht erlangt haben, 

in der gesetzgebenden Versammlung sich direkt 

vertreten zu lassen. Zweitens, dass Preußen 


mit gutem Beispiel vorangegangen ist und drei 

andere Kronen von Gottes Gnaden verschluckt hat. 

dass es nach dieser Prozedur noch dieselbe 

unbefleckte Krone von Gottes Gnaden besitzt, 


die es sich vorher zuschrieb, das glauben 

selbst die Nationalliberalen nicht.

Drittens, dass es in Deutschland nur noch 

einen ernsthaften Gegner der Revolution gibt, 


die preußische Regierung. Und viertens, 

dass die Deutsch-Österreicher sich jetzt endlich einmal 

die Frage vorlegen müssen, was sie sein wollen: 

Deutsche oder Österreicher? Wozu sie lieber halten wollen, 


zu Deutschland oder zu ihren außerdeutschen 

translethäiischen Anhängseln? dass sie eins 

oder das andere aufgeben müssen, war schon lange 

selbstredend, ist aber immer von der kleinbürgerlichen


Demokratie vertuscht worden. Was die sonstigen 

wichtigen Streitfragen von wegen 1866 betrifft, 

die seitdem bis zum Überdruss zwischen 

den Nationalliberalen einerseits und der Volkspartei andrerseits


verhandelt werden, so dürfte die Geschichte 

der nächsten Jahre beweisen, dass diese beiden 

Standpunkte sich nur deshalb so heftig befehden, weil sie 

die zwei Pole einer und derselben Medaille sind.


An den gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands 

hat das Jahr 1866 fast nichts geändert. Die paar bürgerlichen

Reformen - gleiches Maß und Gewicht, Freizügigkeit, 

Gewerbefreiheit, alles in den der Bürokratie 


angemessenen Schranken - erreichen noch nicht einmal das, 

was die Bourgeoisie andrer westeuropäischer Länder 

längst besitzt, und lassen die Hauptschikane, 

das bürokratische Konzessionswesen, unberührt. 


Für das Proletariat werden ohnehin alle Freizügigkeits-,

Indigenats-, Paßaufhebungs- und andre Gesetze 

durch die landläufige Polizeipraxis illusorisch gemacht.

Was viel wichtiger ist als die Haupt- und Staatsaktion 


von 1866, das ist die Hebung der Industrie 

und des Handels, der Eisenbahnen, Telegraphen 

und ozeanischen Dampfschifffahrt in Deutschland 

seit 1848. Soweit dieser Fortschritt auch hinter 


dem gleichzeitig in England, selbst in Frankreich 

gemachten zurücksteht, für Deutschland ist er unerhört 

und hat in zwanzig Jahren mehr geleistet, 

als sonst ein ganzes Jahrhundert tat. Deutschland 


ist erst jetzt ernstlich und unwiderruflich 

in den Welthandel hineingezogen worden. 

Die Kapitalien der Industriellen haben sich 

rasch vermehrt, die gesellschaftliche Stellung 


der Bourgeoisie hat sich dementsprechend gehoben. 

Das sicherste Kennzeichen industrieller Blüte, 

der Schwindel, hat sich in reichem Maße eingestellt 

und Grafen und Herzöge an seinen Triumphwagen gekettet.


Deutsches Kapital baut jetzt russische und rumänische

Eisenbahnen - möge ihm die Erde leicht sein! -, 

statt dass noch vor fünfzehn Jahren deutsche Bahnen 

bei englischen Unternehmern betteln gingen. 


Wie ist es da möglich, dass die Bourgeoisie sich nicht 

auch politisch die Herrschaft erobert hat, dass sie 

sich so feig gegen die Regierung benimmt?

Die deutsche Bourgeoisie hat das Unglück, 


dass sie nach beliebter deutscher Manier zu spät kommt. 

Ihre Blütezeit fällt in eine Periode, wo die Bourgeoisie 

der andern westeuropäischen Länder politisch 

schon im Niedergang begriffen ist. In England 


hat die Bourgeoisie ihren eigentlichen Repräsentanten, 

Bright, nicht anders in die Regierung bringen können 

als durch eine Ausdehnung des Stimmrechts, 

die in ihren Folgen der ganzen Bourgeoisherrschaft 


ein Ende machen muss. In Frankreich, wo die Bourgeoisie 

als solche, als Gesamtklasse, nur zwei Jahre, 

1849 und 1850, unter der Republik geherrscht hat, 

konnte sie ihre soziale Existenz nur fristen, 


indem sie ihre politische Herrschaft an Louis 

Bonaparte und die Armee abtrat. Und bei der so 

unendlich gesteigerten Wechselwirkung 

der drei fortgeschrittensten europäischen Länder 


ist es heutzutage nicht mehr möglich, dass 

in Deutschland die Bourgeoisie sich die politische 

Herrschaft gemütlich einrichtet, wenn diese 

sich in England und Frankreich überlebt hat.


Es ist eine Eigentümlichkeit gerade der Bourgeoisie 

gegenüber allen früheren herrschenden Klassen: 

in ihrer Entwicklung gibt es einen Wendepunkt, 

von dem an jede weitere Steigerung ihrer Machtmittel, 


vorab also ihrer Kapitalien, nur dazu beiträgt, 

sie zur politischen Herrschaft mehr und mehr 

unfähig zu machen. Hinter den großen Bourgeois 

stehen die Prolelarier. In demselben Maß, 


wie die Bourgeoisie ihre Industrie, ihren Handel 

und ihre Verkehrsmittel entwickelt, in demselben Maß 

erzeugt sie Proletariat. Und an einem gewissen Punkt - 

der nicht überall gleichzeitig oder auf gleicher 


Entwicklungsstufe einzutreten braucht - beginnt sie 

zu merken, dass dieser ihr proletarischer Doppelgänger 

ihr über den Kopf wächst. Von dem Augenblick an 

verliert sie die Kraft zur ausschließlichen politischen 


Herrschaft; sie sieht sich um nach Bundesgenossen, 

mit denen sie, je nach Umständen, ihre Herrschaft 

teilt oder denen sie sie ganz abtritt. In Deutschland 

ist dieser Wendepunkt für die Bourgeoisie 


bereits 1848 eingetreten. Und zwar erschrak 

die deutsche Bourgeoisie damals nicht so sehr 

vor dem deutschen wie vor dem französischen 

Proletariat. Die Pariser Junischlacht 1848 


zeigte ihr, was sie zu erwarten habe; das deutsche 

Proletariat war gerade erregt genug, um ihr zu beweisen, 

dass auch hier die Saat für dieselbe Ernte 

schon im Boden stecke; und von dem Tage an 


war der politischen Aktion der Bourgeoisie 

die Spitze abgebrochen. Sie suchte Bundesgenossen, 

sie verhandelte sich an sie um jeden Preis - 

und sie ist auch heute noch keinen Schritt weiter.


Diese Bundesgenossen sind sämtlich reaktionärer Natur. 

Da ist das Königtum mit seiner Armee und seiner Bürokratie, 

da ist der große Feudaladel, da sind die kleinen Krautjunker, 

da sind selbst die Pfaffen, die das Geld lieben. 


Mit allen diesen hat die Bourgeoisie paktiert 

und vereinbart, nur um ihre liebe Haut zu wahren, 

bis ihr endlich nichts mehr zu schachern blieb. 

Und je mehr das Proletariat sich entwickelte, 


je mehr es anfing sich als Klasse zu fühlen, 

als Klasse zu handeln, desto kleinmütiger 

wurden die Bourgeois. Als die wunderbar schlechte 

Strategie der Preußen bei Sadowa über die, 


wunderbarerweise noch schlechtere, der Österreicher siegte, 

da war es schwer zu sagen, wer froher aufatmete - 

der preußische Bourgeois, der bei Sadowa mit

geschlagen war, oder der österreichische.


Unsre großen Bürger handeln 1870 noch geradeso, 

wie die Mittelbürger von 1525 gehandelt haben. 

Was die Kleinbürger, Handwerksmeister und Krämer 

betrifft, so werden sie sich immer gleich bleiben. 


Sie hoffen in das Großbürgertum sich empor zu schwindeln, 

sie fürchten ins Proletariat hinabgestoßen zu werden. 

Zwischen Furcht und Hoffnung werden sie 

während des Kampfes ihre werte Haut retten


und nach dem Kampf sich dem Sieger anschließen. 

Das ist ihre Natur. Mit dem Aufschwung der Industrie 

seit 1848 hat Schritt gehalten die soziale 

und politische Aktion des Proletariats, 


die Rolle, die die deutschen Arbeiter heute 

in ihren Gewerkvereinen, Genossenschaften, 

politischen Vereinen und Versammlungen, 

bei den Wahlen und im Reichstag spielen, beweist allein, 


welche Umwälzung Deutschland in den letzten 

zwanzig Jahren unvermerkt erlitten hat. Es gereicht 

den deutschen Arbeitern zur höchsten Ehre, 

dass sie allein es durchgesetzt haben, Arbeiter 


und Vertreter der Arbeiter ins Parlament zu schicken, 

während weder Franzosen noch Engländer 

dies bis jetzt fertigbrachten. Aber auch das Proletariat 

ist der Parallele mit 1525 noch nicht entwachsen. 


Die ausschließlich und lebenslänglich auf den Arbeitslohn

angewiesene Klasse bildet noch immer bei weitem nicht 

die Mehrzahl des deutschen Volkes. Sie ist also auch 

auf Bundesgenossen angewiesen. Und diese können 


nur gesucht werden unter den Kleinbürgern, 

unter dem Lumpenproletariat der Städte, 

unter den kleinen Bauern und den Knechten.

Von den Kleinbürgern haben wir schon gesprochen. 

Sie sind höchst unzuverlässig, ausgenommen, 

wenn man gesiegt hat, dann ist ihr Geschrei 

in den Bierkneipen unermesslich. Trotzdem gibt es 


unter ihnen sehr gute Elemente, die sich den Arbeitern 

von selbst anschließen. Das Lumpenproletariat, 

dieser Abhub der verkommenen Subjekte aller Klassen, 

der sein Hauptquartier in den großen Städten aufschlägt, 


ist von allen möglichen Bundesgenossen der schlimmste. 

Dies Gesindel ist absolut käuflich und zudringlich. 

Wenn die französischen Arbeiter bei jeder Revolution 

an die Häuser schrieben: Mort aux voleurs! 


Tod den Dieben! und auch manche erschossen, 

so geschah das nicht aus Begeisterung für das Eigentum, 

sondern in der richtigen Erkenntnis, dass man vor allem 

sich diese Bande vom Hals halten müsse. 


Jeder Arbeiterführer, der diese Lumpen als Garde 

verwendet oder sich auf sie stützt, beweist sich schon 

dadurch als Verräter an der Bewegung.

Die kleinen Bauern - denn die größeren 


gehören zur Bourgeoisie - sind verschiedener Art. 

Entweder sind sie Feudalbauern und haben 

dem gnädigen Herrn noch Frondienste zu leisten. 

Nachdem die Bourgeoisie versäumt hat, 


was ihre Schuldigkeit war, diese Leute 

von der Fronknechtschaft zu erlösen, wird es 

nicht schwer sein, sie zu überzeugen, 

dass sie nur noch von der Arbeiterklasse 


Erlösung zu erwarten haben. Oder sie sind Pächter. 

In diesem Fall existiert meist dasselbe Verhältnis 

wie in Irland. Die Pacht ist so hoch getrieben, 

dass der Bauer mit seiner Familie bei Mittelernten 


nur eben knapp leben kann, bei schlechten Ernten 

fast verhungert, die Pacht nicht zahlen kann 

und dadurch ganz von der Gnade des Grundbesitzers 

abhängig wird. Für solche Leute tut die Bourgeoisie 


nur dann etwas, wenn sie dazu gezwungen wird. 

Von wem sollen sie Heil erwarten, als von den Arbeitern?

Bleiben die Bauern, welche ihren eigenen kleinen 

Grundbesitz bewirtschaften. Diese sind meistens 


so mit Hypotheken belastet, dass sie vom Wucherer 

ebenso abhängen wie die Pächter vom Grundherrn. 

Auch ihnen bleibt nur ein knapper und noch dazu 

wegen der guten und schlechten Jahre 


äußerst unsicherer Arbeitslohn. Sie können 

am allerwenigsten von der Bourgeoisie etwas erwarten, 

denn sie werden ja grade von den Bourgeois, 

den wuchernden Kapitalisten ausgesogen. 


Aber sie hängen meist sehr an ihrem Eigentum, 

obwohl es in Wirklichkeit nicht ihnen gehört, 

sondern dem Wucherer. Dennoch wird ihnen 

beizubringen sein, dass sie nur dann vom Wucherer 


befreit werden können, wenn eine vom Volk 

abhängige Regierung die sämtlichen Hypothekenschulden 

in eine Schuld an den Staat verwandelt und dadurch 

den Zinsfuß erniedrigt. Und dies kann nur 


die Arbeiterklasse durchsetzen. Überall, wo mittlerer 

und großer Grundbesitz herrscht, machen 

die Ackerbautaglöhner die zahlreichste Klasse 

auf dem Lande aus. Dies ist in ganz Nord- und Ostdeutschland 


der Fall, und hier finden die Industriearbeiter 

der Städte ihre zahlreichsten und natürlichsten 

Bundesgenossen. Wie der Kapitalist 

dem industriellen Arbeiter, so steht der Grundbesitzer 


oder Großpächter dem Ackerbautaglöhner gegenüber. 

Dieselben Maßregeln, die dem einen helfen, 

müssen auch dem andern helfen. Die industriellen Arbeiter 

können sich nur befreien, wenn sie das Kapital 


der Bourgeois, die Rohprodukte, Maschinen und Werkzeuge 

und Lebensmittel, welche zur Produktion erforderlich sind, 

in das Eigentum der Gesellschaft, in ihr eigenes, 

von ihnen gemeinsam benutztes verwandeln. 


Ebenso können die Landarbeiter nur aus ihrem 

scheußlichen Elend erlöst werden, wenn vor allem 

ihr Hauptarbeitsgegenstand, das Land selbst, 

dem Privatbesitz der großen Bauern 


und noch größeren Feudalherren entzogen 

und in gesellschaftliches Eigentum verwandelt 

und von Genossenschaften von Landarbeitern 

für ihre gemeinsame Rechnung bebaut wird. 


Und hier kommen wir auf den berühmten Beschluss 

des Basler internationalen Arbeiterkongresses: 

dass die Gesellschaft das Interesse habe, 

das Grundeigentum in gemeinsames, nationales 


Eigentum zu verwandeln. Dieser Beschluss 

ist gefasst worden hauptsächlich für die Länder, 

wo großes Grundeigentum und, damit zusammenhängend,

Bewirtschaftung großer Güter besteht 


und auf diesen großen Gütern ein Herr 

und viele Tagelöhner. Dieser Zustand ist aber 

im großen und ganzen in Deutschland noch immer 

vorherrschend, und daher war der Beschluss, 


nächst England, gerade für Deutschland höchst zeitgemäß. 

Das Ackerbauproletariat, die Landtagelöhner - 

das ist die Klasse, aus der sich die Armeen der Fürsten 

der großen Masse nach rekrutieren; das ist die Klasse, 


die jetzt die große Menge der Feudalherren und Junker 

kraft des allgemeinen Stimmrechts ins Parlament schickt; 

das ist aber auch die Klasse, die den industriellen Arbeitern 

der Städte am nächsten steht, die mit ihnen dieselben


Lebensbedingungen teilt, die sogar noch tiefer 

im Elend steckt als sie. Diese Klasse, die ohnmächtig ist, 

weil sie zersplittert und zerstreut ist, deren verborgene 

Macht Regierung und Adel so gut kennen, 


dass sie absichtlich die Schulen verkommen lassen, 

damit sie nur ja unwissend bleibe, diese Klasse 

lebendig zu machen und in die Bewegung hineinzuziehen, 

das ist die nächste, dringendste Aufgabe 


der deutschen Arbeiterbewegung. Von dem Tage an, 

wo die Masse der Landtagelöhner ihre eigenen 

Interessen verstehen gelernt hat, von dem Tage an 

ist eine reaktionäre, feudale, bürokratische 


oder bürgerliche Regierung in Deutschland unmöglich.

Und damit wünschen wir den revolutionären Bauern,

Arbeitern, Handwerkern und Kleinbürgern

Den politischen Sieg im heutigen Kampf!



ERSTER GESANG


Gehen wir zunächst kurz zurück auf die Verhältnisse 

Deutschlands zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.

Die deutsche Industrie hatte im vierzehnten und fünfzehnten

Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung genommen. 


An die Stelle der feudalen, ländlichen Lokalindustrie 

war der zünftige Gewerbebetrieb der Städte getreten, 

der für weitere Kreise und selbst für entlegenere Märkte

produzierte. Die Weberei von groben Wolltüchern 


und Leinwand war jetzt ein stehender, weitverbreiteter

Industriezweig; selbst feinere Woll- und Leinengewebe 

sowie Seidenstoffe wurden schon in Augsburg verfertigt. 

Neben der Weberei hatte sich besonders jene 


an die Kunst streifende Industrie gehoben, die 

in dem geistlichen und weltlichen Luxus 

des späteren Mittelalters ihre Nahrung fand: 

die der Gold- und Silberarbeiter, der Bildhauer 


und Bildschnitzer, Kupferstecher und Holzschneider,

Waffenschmiede, Medaillierer, Drechsler. 

Eine Reihe von mehr oder minder bedeutenden Erfindungen,

deren historische Glanzpunkte die des Schießpulvers 


und der Buchdruckerei bildeten, hatte zur Hebung 

der Gewerbe wesentlich beigetragen. Der Handel 

ging mit der Industrie gleichen Schritt. Die Hanse 

hatte durch ihr hundertjähriges Seemonopol 


die Erhebung von ganz Norddeutschland 

aus der mittelalterlichen Barbarei sichergestellt; 

und wenn sie auch schon seit Ende des fünfzehnten 

Jahrhunderts der Konkurrenz der Engländer 


und Holländer rasch zu erliegen anfing, so ging doch 

trotz Vasco da Gamas Entdeckungen 

der große Handelsweg von Indien nach dem Norden 

immer noch durch Deutschland, war Augsburg 


noch immer der große Stapelplatz für italienische 

Seidenzeuge, indische Gewürze und alle Produkte 

der Levante. Die oberdeutschen Städte, namentlich 

Augsburg und Nürnberg, waren die Mittelpunkte 


eines für jene Zeit ansehnlichen Reichtums und Luxus. 

Die Gewinnung der Rohprodukte hatte sich ebenfalls 

bedeutend gehoben. Die deutschen Bergleute 

waren im fünfzehnten Jahrhundert die geschicktesten der Welt,


und auch den Ackerbau hatte das Aufblühen der Städte 

aus der ersten mittelalterlichen Rohheit herausgerissen. 

Nicht nur waren ausgedehnte Strecken urbar 

gemacht worden, man baute auch Färbekräuter 


und andere eingeführte Pflanzen, deren sorgfältige 

Kultur auf den Ackerbau im allgemeinen günstig einwirkte.

Der Aufschwung der nationalen Produktion Deutschlands 

hatte indes noch immer nicht Schritt gehalten 


mit dem Aufschwung anderer Länder. Der Ackerbau 

stand weit hinter dem englischen und niederländischen, 

die Industrie hinter der italienischen, flämischen 

und englischen zurück, und im Seehandel fingen 


die Engländer und besonders die Holländer schon an, 

die Deutschen aus dem Felde zu schlagen. 

Die Bevölkerung war immer noch sehr dünn gesät. 

Die Zivilisation in Deutschland existierte nur sporadisch, 


um einzelne Zentren der Industrie und des Handels gruppiert; 

die Interessen dieser einzelnen Zentren selbst 

gingen weit auseinander, hatten kaum hie und da 

einen Berührungspunkt. Der Süden hatte ganz andere


Handelsverbindungen und Absatzmärkte als der Norden; 

der Osten und der Westen standen fast außer allem Verkehr. 

Keine einzige Stadt kam in den Fall, der industrielle 

und kommerzielle Schwerpunkt des ganzen Landes 


zu werden, wie London dies für England schon war. 

Der ganze innere Verkehr beschränkte sich fast ausschließlich 

auf die Küsten- und Flussschifffahrt und auf die paar 

großen Handelsstraßen, von Augsburg und Nürnberg 


über Köln nach den Niederlanden und über Erfurt 

nach dem Norden. Weiter ab von den Flüssen 

und Handelsstraßen lag eine Anzahl kleinerer Städte, 

die, vom großen Verkehr ausgeschlossen, ungestört 


in den Lebensbedingungen des späteren Mittelalters

fort vegetierten, wenig auswärtige Waren brauchten, 

wenig Ausfuhrprodukte lieferten. Von der Landbevölkerung 

kam nur der Adel in Berührung mit ausgedehnteren Kreisen 


und neuen Bedürfnissen; die Masse der Bauern 

kam nie über die nächsten Lokalbeziehungen 

und den damit verbundenen lokalen Horizont hinaus.

Während in England und Frankreich das Emporkommen 


des Handels und der Industrie die Verkettung 

der Interessen über das ganze Land und damit 

die politische Zentralisation zur Folge hatte, 

brachte Deutschland es nur zur Gruppierung der Interessen 


nach Provinzen, um bloß lokale Zentren, 

und damit zur politischen Zersplitterung; 

einer Zersplitterung, die bald darauf 

durch den Ausschluss Deutschlands vom Welthandel 


sich erst recht festsetzte. In demselben Maß, 

wie das rein feudale Reich zerfiel, löste sich 

der Reichsverband überhaupt auf, verwandelten sich 

die großen Reichslehenträger in unabhängige Fürsten, 


schlossen einerseits die Reichsstädte, andererseits 

die Reichsritter Bündnisse, bald gegeneinander, 

bald gegen die Fürsten oder den Kaiser. 

Die Reichsgewalt, selbst an ihrer Stellung irre geworden,


schwankte unsicher zwischen den verschiedenen 

Elementen, die das Reich ausmachten, und verlor 

dabei immer mehr an Autorität; ihr Versuch, 

in der Art Ludwigs XI. zu zentralisieren, 


kam trotz aller Intrigen und Gewalttätigkeiten 

nicht über die Zusammenhaltung der österreichischen 

Erblande hinaus. Wer in dieser Verwirrung, 

in diesen zahllosen sich durchkreuzenden Konflikten 


schließlich gewann und gewinnen musste, 

das waren die Vertreter der Zentralisation 

innerhalb der Zersplitterung, der lokalen 

und provinziellen Zentralisation, die Fürsten, 


neben denen der Kaiser selbst immer mehr 

ein Fürst wie die andern Fürsten wurde.

Unter diesen Verhältnissen hatte sich die Stellung 

der aus dem Mittelalter überlieferten Klassen 


wesentlich verändert, und neue Klassen hatten sich 

neben den alten gebildet. Aus dem hohen Adel 

waren die Fürsten hervorgegangen. Sie waren 

schon fast ganz unabhängig vom Kaiser 


und im Besitz der meisten Hoheitsrechte. 

Sie machten Krieg und Frieden auf eigne Faust, 

hielten stehende Heere, riefen Landtage zusammen 

und schrieben Steuern aus. Einen großen Teil 


des niederen Adels und der Städte hatten sie bereits 

unter ihre Herrschaft gebracht; sie wandten 

fortwährend jedes Mittel an, um die noch übrigen

reichsunmittelbaren Städte und Barone 


ihrem Gebiet einzuverleiben. Diesen gegenüber 

zentralisierten sie, wie sie gegenüber der Reichsgewalt

dezentralisierend auftraten. Nach innen war 

ihre Regierung schon sehr willkürlich. Sie riefen 


die Stände meist nur zusammen, wenn sie sich 

nicht anders helfen konnten. Sie schrieben Steuern aus 

und nahmen Geld auf, wenn es ihnen gut dünkte; 

das Steuerbewilligungsrecht der Stände 


wurde selten anerkannt und kam noch seltener zur Ausübung. 

Und selbst dann hatte der Fürst gewöhnlich 

die Majorität durch die beiden steuerfreien 

und am Genuss der Steuern teilnehmenden Stände, 


die Ritterschaft und die Prälaten. Das Geldbedürfnis 

der Fürsten wuchs mit dem Luxus und der Ausdehnung 

der Hofhaltung, mit den stehenden Heeren, 

mit den wachsenden Kosten der Regierung. 


Die Steuern wurden immer drückender. Die Städte 

waren meist dagegen geschützt durch ihre Privilegien; 

die ganze Wucht der Steuerlast fiel auf die Bauern, 

sowohl auf die Dominialbauern der Fürsten selbst 


wie auch auf die Leibeigenen, Hörigen und Zinsbauern

der lehnspflichtigen Ritter. Wo die direkte Besteuerung 

nicht ausreichte, trat die indirekte ein; die raffiniertesten 

Manöver der Finanzkunst wurden angewandt, 


um den löchrigen Fiskus zu füllen. Wenn alles nicht half, 

wenn nichts mehr zu versetzen war und keine 

freie Reichsstadt mehr Kredit geben wollte, 

so schritt man zu Münzoperationen der schmutzigsten Art, 


schlug schlechtes Geld, machte hohe oder niedrige 

Zwangskurse, je nachdem es dem Fiskus konvenierte. 

Der Handel mit städtischen und sonstigen Privilegien, 

die man nachher gewaltsam wieder zurücknahm, 


um sie abermals für teures Geld zu verkaufen, 

die Ausbeutung jedes Oppositionsversuchs 

zu Brandschatzungen und Plünderungen aller Art 

waren ebenfalls einträgliche und alltägliche Geldquellen 


für die Fürsten jener Zeit. Auch die Justiz 

war ein stehender und nicht unbedeutender 

Handelsartikel für die Fürsten. Kurz, 

die damaligen Untertanen, die außerdem 


noch der Privathabgier der fürstlichen Vögte 

und Amtleute zu genügen hatten, bekamen 

alle Segnungen des väterlichen Regierungssystems 

im vollsten Maße zu kosten. Aus der feudalen 


Hierarchie des Mittelalters war der mittlere Adel 

fast ganz verschwunden; er hatte sich entweder 

zur Unabhängigkeit kleiner Fürsten emporgeschwungen 

oder war in die Reihen des niederen Adels herabgesunken. 


Der niedere Adel, die Ritterschaft, ging 

ihrem Verfall rasch entgegen. Ein großer Teil 

war schon gänzlich verarmt und lebte bloß 

von Fürstendienst in militärischen oder bürgerlichen Ämtern; 


ein anderer stand in der Lehnspflicht und unter der Herrschaft 

der Fürsten; der kleinere war reichsunmittelbar. 

Die Entwicklung des Kriegswesens, die steigende 

Bedeutung der Infanterie, die Ausbildung 


der Feuerwaffe beseitigte die Wichtigkeit 

ihrer militärischen Leistungen als schwere Kavallerie 

und vernichtete zugleich die Unbesiegbarkeit 

ihrer Burgen. Gerade wie die Nürnberger Handwerker 


wurden die Ritter durch den Fortschritt der Industrie 

überflüssig gemacht. Das Geldbedürfnis der Ritterschaft 

trug zu ihrem Ruin bedeutend bei. Der Luxus 

auf den Schlössern, der Wetteifer in der Pracht 


bei den Turnieren und Festen, der Preis der Waffen 

und Pferde stieg mit den Fortschritten 

der gesellschaftlichen Entwicklung der Zivilisation, 

während die Einkommensquellen der Ritter 


und Barone wenig oder gar nicht zunahmen. 

Fehden mit obligater Plünderung und Brandschatzung,

Wegelagerern und ähnliche noble Beschäftigungen 

wurden mit der Zeit zu gefährlich. Die Abgaben 


und Leistungen der herrschaftlichen Untertanen 

brachten kaum mehr ein als früher. Um ihre 

zunehmenden Bedürfnisse zu decken, mussten 

die gnädigen Herren zu denselben Mitteln 


ihre Zuflucht nehmen wie die Fürsten. 

Die Bauernschinderei durch den Adel wurde 

mit jedem Jahre weiter ausgebildet. 

Die Leibeigenen wurden bis auf den letzten Blutstropfen


ausgesogen, die Hörigen mit neuen Abgaben 

und Leistungen unter allerlei Vorwänden 

und Namen belegt. Die Fronden, Zinsen, Gülten, 

Laudemien, Sterbefallabgaben, Schutzgelder 


wurden allen alten Verträgen zum Trotz willkürlich erhöht. 

Die Justiz wurde verweigert und verschachert, 

und wo der Ritter dem Gelde des Bauern sonst 

nicht beikommen konnte, warf er ihn ohne weiteres 


in den Turm und zwang ihn, sich loszukaufen.

Mit den übrigen Ständen lebte der niedere Adel 

ebenfalls auf keinem freundschaftlichen Fuß. 

Der lehnspflichtige Adel suchte sich 


reichsunmittelbar zu machen, der reichsunmittelbare 

seine Unabhängigkeit zu wahren; daher 

fortwährende Streitigkeiten mit den Fürsten. 

Der Geistlichkeit, die dem Ritter in ihrer damaligen 


aufgeblähten Gestalt als ein rein überflüssiger 

Stand erschien, beneidete er ihre großen Güter, 

ihre durch das Zölibat und die Kirchenverfassung

zusammengehaltenen Reichtümer. Mit den Städten 


lag er sich fortwährend in den Haaren; 

er war ihnen verschuldet, er nährte sich 

von der Plünderung ihres Gebiets, von der Beraubung 

ihrer Kaufleute, vom Lösegeld der ihnen 


in den Fehden abgenommenen Gefangenen. 

Und der Kampf der Ritterschaft gegen alle diese Stände 

wurde um so heftiger, je mehr die Geldfrage 

auch bei ihr eine Lebensfrage wurde.


Die Geistlichkeit, die Repräsentantin der Ideologie 

des mittelalterlichen Feudalismus, fühlte 

den Einfluß des geschichtlichen Umschwungs 

nicht minder. Durch die Buchdruckerei 


und die Bedürfnisse des ausgedehnteren Handels 

war ihr das Monopol nicht nur des Lesens und Schreibens,

sondern der höheren Bildung genommen. 

Die Teilung der Arbeit trat auch auf intellektuellem Gebiet ein.


Der neu aufkommende Stand der Juristen verdrängte sie 

aus einer Reihe der einflussreichsten Ämter. 

Auch sie fing an, zum großen Teil überflüssig zu werden, 

und erkannte dies selbst an durch ihre stets wachsende 


Faulheit und Unwissenheit. Aber je überflüssiger sie wurde, 

desto zahlreicher wurde sie, dank ihren enormen 

Reichtümern, die sie durch Anwendung aller 

möglichen Mittel noch fortwährend vermehrte.


In der Geistlichkeit gab es zwei durchaus 

verschiedene Klassen. Die geistliche Feudalhierarchie 

bildete die aristokratische Klasse: die Bischöfe 

und Erzbischöfe, die Äbte, Prioren und sonstigen Prälaten. 


Diese hohen Würdenträger der Kirche waren entweder 

selbst Reichsfürsten, oder sie beherrschten 

als Feudalherren, unter der Oberhoheit andrer Fürsten, 

große Strecken Landes mit zahlreichen Leibeigenen 


und Hörigen. Sie exploitierten ihre Untergebenen 

nicht nur ebenso rücksichtslos wie der Adel 

und die Fürsten, sie gingen noch viel schamloser zu Werke. 

Neben der brutalen Gewalt wurden alle Schikanen 


der Religion, neben den Schrecken der Folter 

alle Schrecken des Bannfluchs und der verweigerten 

Absolution, alle Intrigen des Beichtstuhl 

in Bewegung gesetzt, um den Untertanen 


den letzten Pfennig zu entreißen oder das Erbteil 

der Kirche zu mehren. Urkundenfälschung 

war bei diesen würdigen Männern ein gewöhnliches 

und beliebtes Mittel der Prellerei. Aber obgleich sie 


außer den gewöhnlichen Feudalleistungen und Zinsen 

noch den Zehnten bezogen, reichten alle diese 

Einkünfte noch nicht aus. Die Fabrikation 

wundertätiger Heiligenbilder und Reliquien, 


die Organisation seligmachender Betstationen, 

der Ablaßschacher wurden zu Hülfe genommen, 

dem Volk vermehrte Abgaben zu entreißen, 

und lange Zeit mit bestem Erfolg. Diese Prälaten 


und ihre zahllose, mit der Ausbreitung der politischen 

und religiösen Hetzereien stets verstärkte 

Gendarmerie von Mönchen waren es, auf die 

der Pfaffenhass nicht nur des Volks, sondern 

auch des Adels sich konzentrierte. Soweit sie 


reichsunmittelbar waren, standen sie dem Fürsten im Wege. 

Das flotte Wohlleben der beleibten Bischöfe und Äbte 

und ihrer Mönchsarmee erregte den Neid des Adels 

und empörte das Volk, das die Kosten davon tragen musste, 


um so mehr, je schreiender es ihren Predigten 

ins Gesicht schlug. Die plebejische Fraktion 

der Geistlichkeit bestand aus den Predigern 

auf dem Lande und in den Städten. Sie standen 


außerhalb der feudalen Hierarchie der Kirche 

und hatten keinen Anteil an ihren Reichtümern. 

Ihre Arbeit war weniger kontrolliert und, so wichtig sie 

der Kirche war, im Augenblick weit weniger 


unentbehrlich als die Polizeidienste 

der kasernierten Mönche. Sie wurden daher 

weit schlechter bezahlt, und ihre Pfründen waren 

meist sehr knapp. Bürgerlichen oder plebejischen 


Ursprungs, standen sie der Lebenslage der Masse 

nahe genug, um trotz ihres Pfaffentums 

bürgerliche und plebejische Sympathien zu bewahren. 

Die Beteiligung an den Bewegungen der Zeit, 


bei den Mönchen nur Ausnahme, war bei ihnen Regel. 

Sie lieferten die Theoretiker und Ideologen 

der Bewegung, und viele von ihnen, Repräsentanten 

der Plebejer und Bauern, starben dafür auf dem Schafott. 


Der Volkshass gegen die Pfaffen wendet sich 

auch nur in einzelnen Fällen gegen sie.

Wie über den Fürsten und dem Adel der Kaiser, 

so stand über den hohen und niederen Pfaffen der Papst. 


Wie dem Kaiser der "gemeine Pfennig", die Reichssteuern, 

bezahlt wurden, so dem Papst die allgemeinen Kirchensteuern, 

aus denen er den Luxus am römischen Hofe bestritt. 


In keinem Lande wurden diese Kirchensteuern - 

dank der Macht und Zahl der Pfaffen - 

mit größerer Gewissenhaftigkeit und Strenge eingetrieben 

als in Deutschland. So besonders die Annaten 


bei Erledigung der Bistümer. Mit den steigenden 

Bedürfnissen wurden dann neue Mittel zur Beschaffung 

des Geldes erfunden: Handel mit Reliquien, 

Ablass- und Jubelgelder. Große Summen wanderten so 


alljährlich aus Deutschland nach Rom, 

und der hierdurch vermehrte Druck steigerte 

nicht nur den Pfaffenhass, er erregte auch 

das Nationalgefühl, besonders des Adels, 


des damals nationalbewusstesten Standes.

Aus den ursprünglichen Pfahlbürgern 

der mittelalterlichen Städte hatten sich 

mit dem Aufblühen des Handels und der Gewerbe 


drei scharf gesonderte Fraktionen entwickelt.

An der Spitze der städtischen Gesellschaft standen 

die patrizischen Geschlechter, die sogenannte "Ehrbarkeit". 

Sie waren die reichsten Familien. Sie allein saßen 


im Rat und in allen städtischen Ämtern. Sie verwalteten 

daher nicht bloß die Einkünfte der Stadt, sie verzehrten 

sie auch. Stark durch ihren Reichtum, 

durch ihre althergebrachte, von Kaiser und Reich 


anerkannte aristokratische Stellung, exploitierten sie 

sowohl die Stadtgemeinde wie die der Stadt 

untertänigen Bauern auf jede Weise. Sie trieben Wucher 

in Korn und Geld, oktroyierten sich Monopole aller Art, 


entzogen der Gemeinde nacheinander alle Anrechte 

auf Mitbenutzung der städtischen Wälder und Wiesen 

und benutzten diese direkt zu ihrem eigenen Privatvorteil, 

legten willkürlich Weg-, Brücken- und Torzölle 


und andere Lasten auf und trieben Handel 

mit Zunftprivilegien, Meisterschafts- und Bürgerrechten 

und mit der Justiz. Mit den Bauern 

gingen sie nicht schonender um als der Adel oder die Pfaffen; 


im Gegenteil, die städtischen Vögte und Amtleute 

auf den Dörfern, lauter Patrizier, brachten 

zu der aristokratischen Härte und Habgier 

noch eine gewisse bürokratische Genauigkeit 


in der Eintreibung mit. Die so zusammengebrachten 

städtischen Einkünfte wurden mit der höchsten 

Willkür verwaltet; die Verrechnung in den städtischen 

Büchern, eine reine Förmlichkeit, war möglichst 


nachlässig und verworren; Unterschleife 

und Kassendefekte waren an der Tagesordnung. 

Wie leicht es damals einer von allen Seiten 

mit Privilegien umgebenen, wenig zahlreichen 


und durch Verwandtschaft und Interesse 

eng zusammengehaltenen Kaste war, 

sich aus den städtischen Einkünften enorm zu bereichern, 

begreift man, wenn man an die zahlreichen Unterschleife 


und Schwindeleien denkt, die das Jahr 1848 

in so vielen städtischen Verwaltungen 

an den Tag gebracht hat. Die Patrizier hatten 

Sorge getragen, die Rechte der Stadtgemeinde 


besonders in Finanzsachen überall einschlafen zu lassen. 

Erst später, als die Prellereien dieser Herren zu arg wurden, 

setzten sich die Gemeinden wieder in Bewegung, 

um wenigstens die Kontrolle über die städtische Verwaltung 


an sich zu bringen. Sie erlangten in den meisten Städten 

ihre Rechte wirklich wieder. Aber bei den ewigen 

Streitigkeiten der Zünfte unter sich, bei der Zähigkeit 

der Patrizier und dem Schutz, den sie beim Reich 


und den Regierungen der ihnen verbündeten Städte 

fanden, stellten die patrizischen Ratsherren 

sehr bald ihre alte Alleinherrschaft faktisch wieder her, 

sei es durch List, sei es durch Gewalt. Im Anfang 


des sechzehnten Jahrhunderts befand sich die Gemeinde 

in allen Städten wieder in der Opposition.

Die städtische Opposition gegen das Patriziat 

teilte sich in zwei Fraktionen, die im Bauernkrieg 


sehr bestimmt hervortreten. Die bürgerliche Opposition, 

die Vorgängerin unsrer heutigen Liberalen, umfasste 

die reicheren und mittleren Bürger sowie 

einen nach den Lokalumständen größeren oder geringeren Teil 


der Kleinbürger. Ihre Forderungen hielten sich rein 

auf verfassungsmäßigem Boden. Sie verlangten 

die Kontrolle über die städtische Verwaltung 

und einen Anteil an der gesetzgebenden Gewalt, 


sei es durch die Gemeindeversammlung selbst 

oder durch eine Gemeindevertretung; ferner 

Beschränkung des patrizischen Nepotismus 

und der Oligarchie einiger weniger Familien, 


die selbst innerhalb des Patriziats immer offener hervortrat.

Höchstens verlangten sie außerdem noch 

die Besetzung einiger Ratsstellen durch Bürger 

aus ihrer eignen Mitte. Diese Partei, der sich hier und da 


die unzufriedene und heruntergekommene Fraktion 

des Patriziats anschloss, hatte in allen 

ordentlichen Gemeindeversammlungen und auf den Zünften 

die große Majorität. Die Anhänger des Rats 


und die radikalere Opposition zusammen waren 

unter den wirklichen Bürgern bei weitem die Minderzahl.

Wir werden sehen, wie während der Bewegung 

des sechzehnten Jahrhunderts diese gemäßigte, 


gesetzliche, wohlhabende und intelligente Opposition 

genau dieselbe Rolle spielt, und genau 

mit demselben Erfolg, wie ihre Erbin, 

die konstitutionelle Partei, 1848 und 1849.


Im übrigen eiferte die bürgerliche Opposition 

noch sehr ernstlich wider die Pfaffen, deren faules 

Wohlleben und lockere Sitten ihr großes Ärgernis gaben. 

Sie verlangte Maßregeln gegen den skandalösen 


Lebenswandel dieser würdigen Männer. Sie forderte, 

dass die eigene Gerichtsbarkeit und die Steuerfreiheit 

der Pfaffen abgeschafft und die Zahl der Mönche 

überhaupt beschränkt werde. Die plebejische Opposition 


bestand aus den heruntergekommenen Bürgern 

und der Masse der städtischen Bewohner, 

die vom Bürgerrechte ausgeschlossen war: 

den Handwerksgesellen, den Tagelöhnern 


und den zahlreichen Anfängen des Lumpenproletariats, 

die sich selbst auf den untergeordneten Stufen 

der städtischen Entwicklung vorfinden. Das Lumpenproletariat 

ist überhaupt eine Erscheinung, die, mehr oder weniger


ausgebildet, in fast allen bisherigen Gesellschaftsphasen

vorkommt. Die Menge von Leuten ohne bestimmten

Erwerbszweig oder festen Wohnsitz wurde gerade damals 

sehr vermehrt durch das Zerfallen des Feudalismus 


in einer Gesellschaft, in der noch jeder Erwerbszweig, 

jede Lebenssphäre hinter einer Unzahl 

von Privilegien verschanzt war. In allen entwickelten 

Ländern war die Zahl der Vagabunden 


nie so groß gewesen wie in der ersten Hälfte 

des sechzehnten Jahrhunderts. Ein Teil dieser Landstreicher 

trat in Kriegszeiten in die Armeen, ein anderer 

bettelte sich durchs Land, der dritte endlich 


suchte in den Städten durch Tagelöhnerarbeit 

und was sonst gerade nicht zünftig war, 

seine notdürftige Existenz. Alle drei spielen eine Rolle 

im Bauernkrieg: der erste in den Fürstenarmeen, 


denen die Bauern erlagen, der zweite 

in den Bauernverschwörungen und Bauernhaufen, 

wo sein demoralisierender Einfluss jeden Augenblick 

hervortritt, der dritte in den Kämpfen 


der städtischen Parteien. Es ist übrigens nicht zu vergessen, 

dass ein großer Teil dieser Klasse, namentlich 

der in den Städten lebende, damals noch 

einen bedeutenden Kern gesunder Bauernnatur besaß 


und noch lange nicht die Käuflichkeit und Verkommenheit 

des heutigen zivilisierten Lumpenproletariats 

entwickelt hatte. Man sieht, die plebejische Opposition 

der damaligen Städte bestand aus sehr gemischten Elementen. 


Sie vereinigte die verkommenen Bestandteile 

der alten feudalen und zünftigen Gesellschaft 

mit dem noch unentwickelten, kaum emportauchenden

proletarischen Element der aufkeimenden, 


modernen bürgerlichen Gesellschaft. Verarmte Zunftbürger, 

die noch durch das Privileg mit der bestehenden 

bürgerlichen Ordnung zusammenhingen, 

auf der einen Seite; verstoßene Bauern 


und abgedankte Dienstleute, die noch nicht 

zu Proletariern werden konnten, auf der andern. 

Zwischen beiden die Gesellen, momentan 

außerhalb der offiziellen Gesellschaft stehend 


und sich in ihrer Lebenslage dem Proletariat 

so sehr nähernd, wie dies bei der damaligen Industrie 

und unter dem Zunftprivileg möglich; aber, 

zu gleicher Zeit, fast lauter zukünftige bürgerliche Meister, 


kraft eben dieses Zunftprivilegs. Die Parteistellung 

dieses Gemisches von Elementen war daher 

notwendig höchst unsicher und je nach der Lokalität 

verschieden. Vor dem Bauernkriege tritt 


die plebejische Opposition in den politischen Kämpfen 

nicht als Partei, sie tritt nur als turbulenter, 

plünderungssüchtiger, mit einigen Fässern Wein 

käuflicher Schwanz der bürgerlichen Opposition auf. 


Erst die Aufstände der Bauern machen sie zur Partei, 

und auch da ist sie fast überall in ihren Forderungen 

und ihrem Auftreten abhängig von den Bauern - 

ein merkwürdiger Beweis, wie sehr damals 


die Stadt noch abhängig vom Lande war. Soweit sie 

selbständig auftritt, verlangt sie die Herstellung 

der städtischen Gewerksmonopole auf dem Lande, 

will sie die städtischen Einkünfte nicht 


durch Abschaffung der Feudallasten geschmälert wissen; 

kurz, so weit ist sie reaktionär, ordnet sie sich 

ihren eigenen kleinbürgerlichen Elementen unter 

und liefert damit ein charakteristisches Vorspiel 


zu der Tragikomödie, die die moderne Kleinbürgerschaft 

seit einigen Jahren unter der Firma der Demokratie aufführt.

Nur in Thüringen unter dem direkten Einfluss Müntzers 

und an einzelnen andern Orten unter dem seiner Schüler 


wurde die plebejische Fraktion der Städte 

von dem allgemeinen Sturm so weit fortgerissen, 

dass das embryonale proletarische Element 

in ihr momentan die Oberhand über alle andern 


Fraktionen der Bewegung bekam. Diese Episode, 

die den Kulminationspunkt des ganzen Bauernkriegs 

bildet und sich um seine großartigste Gestalt, 

um Thomas Müntzer, gruppiert, ist zugleich die kürzeste. 


Es versteht sich, dass sie am schnellsten zusammenbrechen 

und dass sie zu gleicher Zeit ein vorzugsweise 

phantastisches Gepräge tragen, dass der Ausdruck 

ihrer Forderungen höchst unbestimmt bleiben muss; 


gerade sie fand am wenigsten festen Boden 

in den damaligen Verhältnissen. Unter allen diesen Klassen, 

mit Ausnahme der letzten, stand die große exploitierte Masse 

der Nation: die Bauern. Auf dem Bauer lastete 


der ganze Schichtenbau der Gesellschaft: 

Fürsten, Beamte, Adel, Pfaffen, Patrizier und Bürger. 

Ob er der Angehörige eines Fürsten, eines Reichsfreiherrn, 

eines Bischofs, eines Klosters, einer Stadt war, 


er wurde überall wie eine Sache, wie ein Lasttier 

behandelt, und schlimmer. War er Leibeigener, 

so war er seinem Herrn auf Gnade und Ungnade 

zur Verfügung gestellt. War er Höriger, so waren 


schon die gesetzlichen, vertragsmäßigen Leistungen 

hinreichend, ihn zu erdrücken; aber diese Leistungen 

wurden täglich vermehrt. Den größten Teil seiner Zeit 

musste er auf den Gütern des Herrn arbeiten; 


von dem, was er sich in den wenigen freien Stunden 

erwarb, mussten Zehnten, Zins, Gült, Bede, 

Reisegeld, Kriegssteuer, Landessteuer und Reichssteuer 

gezahlt werden. Er konnte nicht heiraten und nicht sterben, 


ohne dass dem Herrn gezahlt wurde. Er musste, 

außer den regelmäßigen Frondiensten, 

für den gnädigen Herrn Streu sammeln, 

Erdbeeren sammeln, Heidelbeeren sammeln, 


Schneckenhäuser sammeln, das Wild zur Jagd treiben, 

Holz hacken. Fischerei und Jagd gehörten dem Herrn, 

der Bauer musste ruhig zusehen, wenn das Wild 

seine Ernte zerstörte. Die Gemeindeweiden 


und Waldungen der Bauern waren fast überall 

gewaltsam von den Herren weggenommen worden. 

Und wie über das Eigentum, so schaltete der Herr 

willkürlich über die Person des Bauern, 


über die seiner Frau und seiner Töchter. 

Er hatte das Recht der ersten Nacht. 

Er warf ihn in den Turm, wenn es ihm beliebte, 

wo ihn mit derselben Sicherheit, wie jetzt 


der Untersuchungsrichter, damals die Folter erwartete. 

Er schlug ihn tot oder ließ ihn köpfen, wenn es ihm beliebte. 

Von jenen erbaulichen Kapiteln der Carolina, 

die da von Ohrenabschneiden, von Nasenabschneiden, 


von Augenausstechen, von Abhacken der Finger 

und der Hände, vom Köpfen, vom Rädern, 

vom Verbrennen, vom Zwicken mit glühenden Zangen, 

vom Vierteilen handeln, ist kein einziges, 


das der gnädige Leibherr nicht nach Belieben 

gegen seine Bauern angewandt hätte. Wer sollte ihn schützen? 

In den Gerichten saßen Barone, Pfaffen, Patrizier 

oder Juristen, die wohl wussten, wofür sie bezahlt wurden. 


Alle offiziellen Stände des Reichs lebten ja 

von der Ausbeutung der Bauern. Die Bauern, 

knirschend unter dem furchtbaren Druck, 

waren dennoch schwer zum Aufstand zu bringen. 


Ihre Zersplitterung erschwerte jede gemeinsame 

Übereinkunft im höchsten Grade. Die lange Gewohnheit 

der von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzten 

Unterwerfung, die Entwöhnung vom Gebrauch der Waffen 


in vielen Gegenden, die je nach der Persönlichkeit 

der Herren bald abnehmende, bald zunehmende 

Härte der Ausbeutung trug dazu bei, die Bauern 

ruhig zu erhalten. Wir finden daher im Mittelalter


Lokalinsurrektionen der Bauern in Menge, 

aber - wenigstens in Deutschland - vor dem Bauernkrieg 

keinen einzigen allgemeinen, nationalen Bauernaufstand. 

Dazu waren die Bauern allein nicht imstande, 


eine Revolution zu machen, solange ihnen 

die organisierte Macht der Fürsten, des Adels 

und der Städte verbündet und geschlossen 

entgegenstand. Nur durch eine Allianz 


mit andern Ständen konnten sie eine Chance 

des Sieges bekommen; aber wie sollten sie sich 

mit andern Ständen verbinden, da sie von allen 

gleichmäßig ausgebeutet wurden? Wir sehen, 


die verschiedenen Stände des Reichs: Fürsten, Adel, 

Prälaten, Patrizier, Bürger, Plebejer und Bauern 

bildeten im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts 

eine höchst verworrene Masse 


mit den verschiedenartigsten, sich nach allen Richtungen

durchkreuzenden Bedürfnissen. Jeder Stand 

war dem andern im Wege, lag mit allen andern 

in einem fortgesetzten, bald offenen, bald versteckten Kampf. 


Jene Spaltung der ganzen Nation in zwei große Lager, 

wie sie beim Ausbruch der ersten Revolution 

in Frankreich bestand, wie sie jetzt auf einer höheren

Entwicklungsstufe in den fortgeschrittensten Ländern besteht, 


war unter diesen Umständen rein unmöglich; 

sie konnte selbst annähernd nur dann zustande kommen, 

wenn die unterste, von allen übrigen Ständen 

exploitierte Schichte der Nation sich erhob: die Bauern 


und die Plebejer. Man wird die Verwirrung 

der Interessen, Ansichten und Bestrebungen 

jener Zeit leicht begreifen, wenn man sich erinnert, 

welche Konfusion in den letzten Jahren die jetzige, 


weit weniger komplizierte Zusammensetzung 

der deutschen Nation aus Feudaladel, Bourgeoisie,

Kleinbürgerschaft, Bauern und Proletariat 

hervorgebracht hat. Und damit vorerst genug.



ZWEITER GESANG


Die Gruppierung der damals so mannigfaltigen Stände 

zu größeren Ganzen wurde schon durch die Dezentralisation 

und die lokale und provinzielle Selbständigkeit, 

durch die industrielle und kommerzielle Entfremdung 


der Provinzen voneinander, durch die schlechten

Kommunikationen fast unmöglich gemacht. 

Diese Gruppierung bildet sich erst heraus 

mit der allgemeinen Verbreitung revolutionärer 


religiös-politischer Ideen in der Reformation. 

Die verschiedenen Stände, die sich diesen Ideen 

anschließen oder entgegenstellen, konzentrieren, 

freilich nur sehr mühsam und annähernd, die Nation 


in drei große Lager, in das katholische oder reaktionäre, 

das lutherische bürgerlich-reformierende 

und das revolutionäre. Wenn wir auch in dieser großen

Zerklüftung der Nation wenig Konsequenz entdecken, 


wenn wir in den ersten beiden Lagern zum Teil 

dieselben Elemente finden, so erklärt sich dies 

aus dem Zustand der Auflösung, in dem sich die meisten, 

aus dem Mittelalter überlieferten offiziellen Stände befanden, 


und aus der Dezentralisation, die denselben Ständen 

an verschiedenen Orten momentan entgegengesetzte 

Richtungen anwies. Wir haben in den letzten Jahren 

so häufig ganz ähnliche Fakten in Deutschland 


zu sehen Gelegenheit gehabt, dass uns eine solche 

scheinbare Durcheinanderwürfelung der Stände und Klassen 

unter den viel verwickelteren Verhältnissen 

des 16. Jahrhunderts nicht wundern kann.


Die deutsche Ideologie sieht, trotz der neuesten Erfahrungen, 

in den Kämpfen, denen das Mittelalter erlag, 

noch immer weiter nichts als heftige theologische 

Zänkereien. Hätten die Leute jener Zeit sich nur 


über die himmlischen Dinge verständigen können, 

so wäre, nach der Ansicht unsrer vaterländischen

Geschichtskenner und Staatsweisen, 

gar kein Grund vorhanden gewesen, über die Dinge 


dieser Welt zu streiten. Diese Ideologen sind leichtgläubig 

genug, alle Illusionen für bare Münze zu nehmen, 

die sich eine Epoche über sich selbst macht 

oder die die Ideologen einer Zeit sich 


über diese Zeit machen. Dieselbe Klasse von Leuten 

sieht in der Revolution von 1789 nur eine etwas hitzige 

Debatte über die Vorzüge der konstitutionellen 

vor der absoluten Monarchie, in der Julirevolution 


eine praktische Kontroverse über die Unhaltbarkeit 

des Rechts "von Gottes Gnaden", in der Februarrevolution 

den Versuch zur Lösung der Frage "Republik 

oder Monarchie?" Von den Klassenkämpfen, 


die in diesen Erschütterungen ausgefochten werden 

und deren bloßer Ausdruck die jedes Mal 

auf die Fahne geschriebene politische Phrase ist, 

von diesen Klassenkämpfen haben selbst heute noch 


unsre Ideologen kaum eine Ahnung, obwohl die Kunde 

davon vernehmlich genug nicht nur vorn Ausland herüber, 

sondern auch aus dem Murren und Grollen vieler tausend

einheimischen Proletarier herauf erschallt.


Auch in den sogenannten Religionskriegen 

des sechzehnten Jahrhunderts handelte es sich vor allem 

um sehr positive materielle Klasseninteressen, 

und diese Kriege waren Klassenkämpfe, ebenso gut 


wie die späteren inneren Kollisionen in England 

und Frankreich. Wenn diese Klassenkämpfe damals 

religiöse Schibboleths trugen, wenn die Interessen, 

Bedürfnisse und Forderungen der einzelnen Klassen 


sich unter einer religiösen Decke verbargen, 

so ändert dies nichts an der Sache und erklärt sich leicht 

aus den Zeitverhältnissen. Das Mittelalter 

hatte sich ganz aus dem Rohen entwickelt. 


Über die alte Zivilisation, die alte Philosophie, 

Politik und Jurisprudenz hatte es reinen Tisch gemacht, 

um in allem wieder von vorn anzufangen. 

Das einzige, das es aus der untergegangenen alten Welt


übernommen hatte, war das Christentum 

und eine Anzahl halb zerstörter, ihrer ganzen Zivilisation

entkleideter Städte. Die Folge davon war, dass, 

wie auf allen ursprünglichen Entwicklungsstufen, 


die Pfaffen das Monopol der intellektuellen Bildung 

erhielten und damit die Bildung selbst 

einen wesentlich theologischen Charakter bekam. 

Unter den Händen der Pfaffen blieben Politik 


und Jurisprudenz, wie alle übrigen Wissenschaften, 

bloße Zweige der Theologie und wurden 

nach denselben Prinzipien behandelt, die in dieser 

Geltung hatten. Die Dogmen der Kirche 


waren zu gleicher Zeit politische Axiome, 

und Bibelstellen hatten in jedem Gerichtshof 

Gesetzeskraft. Selbst als ein eigener Juristenstand 

sich bildete, blieb die Jurisprudenz noch lange 


unter der Vormundschaft der Theologie. 

Und diese Oberherrlichkeit der Theologie 

auf dem ganzen Gebiet der intellektuellen Tätigkeit 

war zugleich die notwendige Folge von der Stellung 


der Kirche als der allgemeinsten Zusammenfassung 

und Sanktion der bestehenden Feudalherrschaft.

Es ist klar, dass hiermit alle allgemein ausgesprochenen 

Angriffe auf den Feudalismus, vor allem Angriffe 


auf die Kirche, alle revolutionären, gesellschaftlichen 

und politischen Doktrinen zugleich und vorwiegend 

theologische Ketzereien sein mussten. Damit 

die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse 


angetastet werden konnten, musste ihnen 

der Heiligenschein abgestreift werden.

Die revolutionäre Opposition gegen die Feudalität 

geht durch das ganze Mittelalter. Sie tritt auf, 


je nach den Zeitverhältnissen, als Mystik, 

als offene Ketzerei, als bewaffneter Aufstand. 

Was die Mystik angeht, so weiß man, wie abhängig 

die Reformatoren des 16. Jahrhunderts von ihr waren; 


auch Müntzer hat viel aus ihr genommen. 

Die Ketzereien waren teils der Ausdruck 

der Reaktion der patriarchalischen Alpenhirten 

gegen die zu ihnen vordringende Feudalität 


(die Waldenser; teils der Opposition der 

dem Feudalismus entwachsenen Städte 

gegen ihn, die Albigenser, Arnold von Brescia); 

teils direkter Insurrektionen der Bauern 


(John Ball, der Meister aus Ungarn, in der Pikardie). 

Die patriarchalische Ketzerei der Waldenser 

können wir hier, ganz wie die Insurrektion 

der Schweizer, als einen nach Form und Inhalt 


reaktionären Versuch der Absperrung 

gegen die geschichtliche Bewegung, 

und von nur lokaler Bedeutung, beiseite lassen. 

In den beiden übrigen Formen der mittelalterlichen 


Ketzerei finden wir schon im zwölften Jahrhundert 

die Vorläufer des großen Gegensatzes 

zwischen bürgerlicher und bäurisch-plebejischer Opposition, 

an dem der Bauernkrieg zugrunde ging. 


Dieser Gegensatz zieht sich durchs ganze spätere Mittelalter.

Die Ketzerei der Städte - und sie ist die eigentlich 

offizielle Ketzerei des Mittelalters - wandte sich 

hauptsächlich gegen die Pfaffen, deren Reichtümer 


und politische Stellung sie angriff. Wie jetzt 

die Bourgeoisie ein gouvernement à bon marché, 

eine wohlfeile Regierung fordert, so verlangten 

die mittelalterlichen Bürger zunächst eine 


église à bon marché, eine wohlfeile Kirche. 

Der Form nach reaktionär, wie jede Ketzerei, 

die in der Fortentwicklung der Kirche und der Dogmen 

nur eine Entartung sehen kann, forderte 


die bürgerliche Ketzerei Herstellung der urchristlichen 

einfachen Kirchenverfassung und Aufhebung 

des exklusiven Priesterstandes. Diese wohlfeile 

Einrichtung beseitigte die Mönche, die Prälaten, 


den römischen Hof, kurz alles, was in der Kirche 

kostspielig war. Die Städte, selbst Republiken, 

wenn auch unter dem Schutz von Monarchen, 

sprachen durch ihre Angriffe gegen das Papsttum 


zum ersten Male in allgemeiner Form aus, 

dass die normale Form der Herrschaft des Bürgertums 

die Republik ist. Ihre Feindschaft gegen eine Reihe 

von Dogmen und Kirchengesetzen erklärt sich 


teils aus dem Gesagten, teils aus ihren sonstigen

Lebensverhältnissen. Warum sie so heftig 

gegen das Zölibat auftraten, darüber gibt niemand 

besser Aufschluss als Boccaccio. 


Arnold von Brescia in Italien und Deutschland, 

die Albigenser in Südfrankreich, John Wycliffe 

in England, Hus und die Calixtiner in Böhmen 

waren die Hauptrepräsentanten dieser Richtung. 


dass die Opposition gegen den Feudalismus 

hier nur als Opposition gegen die geistliche 

Feudalität auftritt, erklärt sich sehr einfach daraus, 

dass die Städte überall schon anerkannter Stand waren 


und die weltliche Feudalität mit ihren Privilegien, 

mit den Waffen oder in den ständischen 

Versammlungen hinreichend bekämpfen konnten.

Auch hier sehen wir schon, sowohl in Südfrankreich 


wie in England und Böhmen, dass der größte Teil 

des niederen Adels sich den Städten im Kampf 

gegen die Pfaffen und in der Ketzerei anschließt - 

eine Erscheinung, die sich aus der Abhängigkeit 


des niederen Adels von den Städten 

und aus der Gemeinsamkeit der Interessen beider 

gegenüber den Fürsten und Prälaten erklärt 

und die wir im Bauernkrieg wiederfinden werden.


Einen ganz verschiedenen Charakter hatte die Ketzerei, 

die der direkte Ausdruck der bäurischen 

und plebejischen Bedürfnisse war und sich fast immer 

an einen Aufstand anschloss. Sie teilte zwar 


alle Forderungen der bürgerlichen Ketzerei 

in Betreff der Pfaffen, des Papsttums 

und der Herstellung der urchristlichen Kirchenverfassung, 

aber sie ging zugleich unendlich weiter. 


Sie verlangte die Herstellung des urchristlichen

Gleichheitsverhältnisses unter den Mitgliedern der Gemeinde 

und seine Anerkennung als Norm auch für 

die bürgerliche Welt. Sie zog von der 


Gleichheit der Kinder Gottes den Schluss 

auf die bürgerliche Gleichheit und selbst teilweise schon 

auf die Gleichheit des Vermögens. Gleichstellung 

des Adels mit den Bauern, der Patrizier 


und bevorrechteten Bürger mit den Plebejern, 

Abschaffung der Frondienste, Grundzinsen, Steuern, 

Privilegien und wenigstens der schreienden

Vermögensunterschiede waren Forderungen, 


die mit mehr oder weniger Bestimmtheit aufgestellt 

und als notwendige Konsequenzen der urchristlichen 

Doktrin behauptet wurden. Diese bäurisch-plebejische 

Ketzerei, in der Blütezeit des Feudalismus, 


bei den Albigensern, kaum noch zu trennen 

von der bürgerlichen, entwickelt sich 

zu einer scharf geschiedenen Parteiansicht 

im 14. und 15. Jahrhundert, wo sie gewöhnlich 


ganz selbständig neben der bürgerlichen Ketzerei auftritt. 

So John Ball, der Prediger des Wat-Tylerschen Aufstandes 

in England neben der Wycliffeschen Bewegung, 

so die Taboriten neben Calixtinern in Böhmen. 


Bei den Taboriten tritt sogar schon die republikanische 

Tendenz unter theokratischer Verbrämung hervor, 

die am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts 

durch die Vertreter der Plebejer in Deutschland 


weiter ausgebildet wurde. An diese Form der Ketzerei 

schließt sich die Schwärmerei mystizisierender Sekten, 

der Geißler, Lollards, die in Zeiten der Unterdrückung 

die revolutionäre Tradition fortpflanzen.


Die Plebejer waren damals die einzige Klasse, 

die ganz außerhalb der offiziell bestehenden 

Gesellschaft stand. Sie befand sich außerhalb 

des feudalen und außerhalb des bürgerlichen Verbandes. 


Sie hatte weder Privilegien noch Eigentum; 

sie hatte nicht einmal, wie die Bauern und Kleinbürger, 

einen mit drückenden Lasten beschwerten Besitz. 

Sie war in jeder Beziehung besitzlos und rechtlos; 


ihre Lebensbedingungen kamen direkt nicht einmal 

in Berührung mit den bestehenden Institutionen, 

von denen sie vollständig ignoriert wurden. 

Sie war das lebendige Symptom der Auflösung 


der feudalen und zunftbürgerlichen Gesellschaft 

und zugleich der erste Vorläufer der modernen

bürgerlichen Gesellschaft. Aus dieser Stellung 

erklärt es sich, warum die plebejische Fraktion 


schon damals nicht bei der bloßen Bekämpfung 

des Feudalismus und der privilegierten 

Pfahlbürgerei stehenbleiben konnte, warum sie, 

wenigstens in der Phantasie, selbst über die 


kaum empor dämmernde modern-bürgerliche 

Gesellschaft hinausgreifen, warum sie, 

die vollständig besitzlose Fraktion, 

schon Institutionen, Anschauungen und Vorstellungen 


in Frage stellen musste, welche allen 

auf Klassengegensätzen beruhenden Gesellschaftsformen

gemeinsam sind. Die chiliastischen Schwärmereien 

des ersten Christentums boten hierzu 


einen bequemen Anknüpfungspunkt. Aber zugleich 

konnte dies Hinausgehen nicht nur über die Gegenwart, 

sondern selbst über die Zukunft, 

nur ein gewaltsames, phantastisches sein 


und musste beim ersten Versuch der praktischen 

Anwendung zurückfallen in die beschränkten Grenzen, 

die die damaligen Verhältnisse allein zuließen. 

Der Angriff auf das Privateigentum, die Forderung 


der Gütergemeinschaft, musste sich auflösen 

in eine rohe Organisation der Wohltätigkeit; 

die vage christliche Gleichheit konnte höchstens 

auf die bürgerliche Gleichheit vor dem Gesetz hinauslaufen; 


die Beseitigung aller Obrigkeit verwandelt sich 

schließlich in die Herstellung vom Volke 

gewählter republikanischer Regierungen. 

Die Antizipation des Kommunismus durch die Phantasie 


wurde in der Wirklichkeit eine Antizipation 

der modernen bürgerlichen Verhältnisse.

Diese gewaltsame, aber dennoch aus der Lebenslage 

der plebejischen Fraktion sehr erklärliche Antizipation 


auf die spätere Geschichte finden wir zuerst in Deutschland, 

bei Thomas Müntzer und seiner Partei. 

Bei den Taboriten hatte allerdings eine Art 

chiliastische Gütergemeinschaft bestanden, aber nur 


als rein militärische Maßregel. Erst bei Müntzer 

sind diese kommunistischen Anklänge Ausdruck 

der Bestrebungen einer wirklichen Gesellschaftsfraktion, 

erst bei ihm sind sie mit einer gewissen Bestimmtheit 


formuliert, und seit ihm finden wir sie 

in jeder großen Volkserschütterung wieder, 

bis sie allmählich mit der modernen proletarischen 

Bewegung zusammenfließen; geradeso wie im Mittelalter 


die Kämpfe der freien Bauern gegen die sie 

mehr und mehr umstrickende Feudalherrschaft 

zusammenfließen mit den Kämpfen der Leibeigenen 

und Hörigen um den vollständigen Bruch 


der Feudalherrschaft. Während sich in dem ersten 

der drei großen Lager, im konservativ-katholischen, 

alle Elemente zusammenfanden, die an der Erhaltung 

des Bestehenden interessiert waren, also die Reichsgewalt, 


die geistlichen und ein Teil der weltlichen Fürsten, 

der reichere Adel, die Prälaten und das städtische Patriziat,

sammeln sich um das Banner der bürgerlich-gemäßigten

lutherischen Reform die besitzenden Elemente der Opposition, 


die Masse des niederen Adels, die Bürgerschaft 

und selbst ein Teil der weltlichen Fürsten, 

der sich durch Konfiskation der geistlichen Güter 

zu bereichern hoffte und die Gelegenheit 


zur Erringung größerer Unabhängigkeit vom Reich 

benutzen wollte. Die Bauern und Plebejer endlich 

schlossen sich zur revolutionären Partei zusammen, 

deren Forderungen und Doktrinen am schärfsten 


durch Müntzer ausgesprochen wurden. Luther und Müntzer

repräsentieren nach ihrer Doktrin wie nach ihrem Charakter 

und ihrem Auftreten jeder seine Partei vollständig.

Luther hat in den Jahren 1517 bis 1525 


ganz dieselben Wandlungen durchgemacht, 

die die modernen deutschen Konstitutionellen 

von 1846 bis 1849 durchmachten und die jede 

bürgerliche Partei durchmacht, welche, einen Moment 


an die Spitze der Bewegung gestellt, in dieser Bewegung 

selbst von der hinter ihr stehenden plebejischen 

oder proletarischen Partei überflügelt wird.

Als Luther 1517 zuerst gegen die Dogmen 


und die Verfassung der katholischen Kirche auftrat, 

hatte seine Opposition durchaus noch keinen 

bestimmten Charakter. Ohne über die Forderungen 

der früheren bürgerlichen Ketzerei hinauszugehen, 


schloss sie keine einzige weitergehende Richtung aus 

und konnte es nicht. Im ersten Moment mussten 

alle oppositionellen Elemente vereinigt, musste 

die entschiedenste revolutionäre Energie angewandt, 


musste die Gesamtmasse der bisherigen Ketzerei 

gegenüber der katholischen Rechtgläubigkeit 

vertreten werden. Geradeso waren unsere liberalen 

Bourgeois noch 1847 revolutionär, nannten sich 


Sozialisten und Kommunisten und schwärmten 

für die Emanzipation der Arbeiterklasse. 

Die kräftige Bauernnatur Luthers machte sich 

in dieser ersten Periode seines Auftretens 


in ungestümer Weise Luft: Wenn ihr (die römischen Pfaffen)

rasend Wüten einen Fortgang haben sollte, 

mich es wäre schier kein besserer Rat und Arznei, 

ihm zu steuern, denn dass Könige und Fürsten 


mit Gewalt dazutäten, sich rüsteten und diese 

schädlichen Leute, so alle Welt vergiften, angriffen 

und einmal des Spiels ein Ende machten, mit Waffen, 

nicht mit Worten. So wir Diebe mit Schwert, 


Mörder mit Strang, Ketzer mit Feuer strafen, 

warum greifen wir nicht vielmehr an diese schädlichen 

Lehrer des Verderbens, als Päpste, Kardinäle, Bischöfe 

und das ganze Geschwärm der römischen Sodoma 


mit allerlei Waffen und waschen unsere Hände in ihrem Blut?

Aber dieser erste revolutionäre Feuereifer 

dauerte nicht lange. Der Blitz schlug ein, 

den Luther geschleudert hatte. Das ganze deutsche Volk 


geriet in Bewegung. Auf der einen Seite sahen Bauern 

und Plebejer in seinen Aufrufen wider die Pfaffen, 

in seiner Predigt von der christlichen Freiheit 

das Signal zur Erhebung; auf der andern schlossen sich 


die gemäßigten Bürger und ein großer Teil 

des niederen Adels ihm an, wurden selbst Fürsten 

vom Strom mit fortgerissen. Die einen glaubten 

den Tag gekommen, wo sie mit allen ihren Unterdrückern


Abrechnung halten könnten, die andern wollten nur 

die Macht der Pfaffen, die Abhängigkeit von Rom, 

die katholische Hierarchie brechen und sich 

aus der Konfiskation des Kirchengutes bereichern. 


Die Parteien sonderten sich und fanden 

ihre Repräsentanten. Luther musste zwischen ihnen wählen. 

Er, der Schützling des Kurfürsten von Sachsen, 

der angesehene Professor von Wittenberg, 


der über Nacht mächtig und berühmt gewordene, 

mit einem Zirkel von abhängigen Kreaturen 

und Schmeichlern umgebene große Mann 

zauderte keinen Augenblick. Er ließ die populären 


Elemente der Bewegung fallen und schloss sich 

der bürgerlichen, adligen und fürstlichen Seite an. 

Die Aufrufe zum Vernichtungskrieg gegen Rom verstummten;

Luther predigte jetzt die friedliche Entwicklung 


und den passiven Widerstand. Auf Ulrich von Huttens 

Einladung, zu ihm und Franz von Sickingen 

auf die Ebernburg, den Mittelpunkt 

der Adelsverschwörung gegen Pfaffen und Fürsten, 


zu kommen, antwortete Luther: Ich möchte nicht, 

dass man das Evangelium mit Gewalt und Blutvergießen

verfechte. Durch das Wort ist die Welt überwunden worden, 

durch das Wort ist die Kirche erhalten, durch das Wort 


wird sie auch wieder in den Stand kommen, 

und der Antichrist, wie er Seines ohne Gewalt bekommen, 

wird ohne Gewalt fallen. Von dieser Wendung, 

oder vielmehr von dieser bestimmten Feststellung 


der Richtung Luthers, begann jenes Markten und Feilschen 

um die beizubehaltenden oder zu reformierenden 

Institutionen und Dogmen, jene widerwärtige 

Diplomatie, das Konzedieren, Intrigieren 


und Vereinbaren, dessen Resultat die Augsburgische 

Konfession war, die schließlich erhandelte Verfassung 

der reformierten Bürgerkirche. Es ist ganz derselbe 

Schacher, der sich neuerdings in deutschen


Nationalversammlungen und Erfurter Parlamenten 

in politischer Form bis zum Ekel wiederholt hat. 

Der spießbürgerliche Charakter der offiziellen Reformation 

trat in diesen Verhandlungen aufs offenste hervor.


dass Luther, als nunmehr erklärter Repräsentant 

der bürgerlichen Reform, den gesetzlichen Fortschritt 

predigte, hatte seine guten Gründe. Die Masse 

der Städte war der gemäßigten Reform zugefallen; 


der niedere Adel schloss sich ihr mehr und mehr an, 

ein Teil der Fürsten fiel zu, ein anderer schwankte. 

Ihr Erfolg war so gut wie gesichert, wenigstens 

in einem großen Teil von Deutschland. 


Bei fortgesetzter friedlicher Entwicklung 

konnten die übrigen Gegenden auf die Dauer 

dem Andrang der gemäßigten Opposition nicht widerstehen. 

Jede gewaltsame Erschütterung aber musste 


die gemäßigte Partei in Konflikt bringen 

mit der extremen, plebejischen und Bauernpartei, 

musste die Fürsten, den Adel und manche Städte 

der Bewegung entfremden und ließ nur die Chance 


entweder des Überflügelns der bürgerlichen Partei 

durch die Bauern und Plebejer oder der Unterdrückung 

sämtlicher Bewegungsparteien durch die katholische 

Restauration. Und wie die bürgerlichen Parteien, 


sobald sie die geringsten Siege erfochten haben, 

vermittelst des gesetzlichen Fortschritts zwischen 

der Scylla der Revolution und der Charybdis 

der Restauration hindurch zu lavieren suchen, davon 


haben wir in der letzten Zeit Exempel genug gehabt.

Wie unter den allgemein gesellschaftlichen 

und politischen Verhältnissen der damaligen Zeit 

die Resultate jeder Veränderung notwendig 


den Fürsten zugute kommen und ihre Macht 

vermehren mussten, so musste die bürgerliche Reform, 

je schärfer sie sich von den plebejischen 

und bäurischen Elementen schied, immer mehr 


unter die Kontrolle der reformierten Fürsten geraten. 

Luther selbst wurde mehr und mehr ihr Knecht, 

und das Volk wusste sehr gut, was es tat, wenn es sagte, 

er sei ein Fürstendiener geworden wie die andern, 


und wenn es ihn in Orlamünde mit Steinwürfen verfolgte.

Als der Bauernkrieg losbrach, und zwar in Gegenden, 

wo Fürsten und Adel größtenteils katholisch waren, 

suchte Luther eine vermittelnde Stellung einzunehmen. 


Er griff die Regierungen entschieden an. Sie seien 

schuld am Aufstand durch ihre Bedrückungen; 

nicht die Bauern setzten sich wider sie, sondern Gott selbst. 

Der Aufstand sei freilich auch widergöttlich 


und wider das Evangelium, hieß es auf der andern Seite.

Schließlich riet er beiden Parteien, nachzugeben 

und sich gütlich zu vertragen. Aber der Aufstand, 

trotz dieser wohlmeinenden Vermittlungsvorschläge, 


dehnte sich rasch aus, ergriff sogar protestantische, 

von lutherischen Fürsten, Herren und Städten 

beherrschte Gegenden und wuchs der bürgerlichen, 

besonnenen Reform rasch über den Kopf. 


In Luthers nächster Nähe, in Thüringen, schlug 

die entschiedenste Fraktion der Insurgenten 

unter Müntzer ihr Hauptquartier auf. Noch ein paar Erfolge, 

und ganz Deutschland stand in Flammen, 


Luther war umzingelt, vielleicht als Verräter 

durch die Spieße gejagt, und die bürgerliche Reform

weggeschwemmt von der Sturmflut der bäurisch-plebejischen

Revolution. Da galt kein Besinnen mehr. 


Gegenüber der Revolution wurden alle alten 

Feindschaften vergessen; im Vergleich mit den Rotten 

der Bauern waren die Diener der römischen Sodoma 

unschuldige Lämmer, sanftmütige Kinder Gottes; 


und Bürger und Fürsten, Adel und Pfaffen, 

Luther und Papst verbanden sich wider die mörderischen 

und räuberischen Rotten der irren Bauern.

Man soll sie zerschmeißen, würgen und stechen, 


heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man 

einen tollen Hund totschlagen muss!, schrie Luther. 

Darum, liebe Herren, löst hier, rettet da, steche, schlage, 

würge sie, wer da kann, bleibst du darüber tot, 


wohl dir, seligeren Tod kannst du nimmer bekommen.

Man solle nur keine falsche Barmherzigkeit 

mit den Bauern haben. Die mengen sich selber 

unter die Aufrührerischen, die sich derer erbarmen, 

welcher sich Gott nicht erbarmt, sondern welche er 

gestraft und verderbt haben will. Nachher 

werden die Bauern selber Gott danken lernen, 

wenn sie die eine Kuh hergeben müssen, 


auf dass sie die andre in Frieden genießen können; 

und die Fürsten werden durch den Aufruhr erkennen, 

wes Geistes der Pöbel sei, der nur mit Gewalt zu regieren.

Der weise Mann sagt: Cibus, onus et virga asino,


Der Esel braucht Futter, Bürde und Stockschläge - 

in einen Bauern gehört Haferstroh, sie hören nicht 

das Wort und sind unsinnig, so müssen sie die virgam, 

die Büchse, hören, und geschieht ihnen recht. 


Bitten sollen wir für sie, dass sie gehorchen; wo nicht, 

so gilt es hier nicht viel Erbarmens. Lasset nur 

die Büchsen unter sie sausen, sie machen es sonst 

tausendmal ärger. - Geradeso sprachen 


unsere weiland sozialistischen und philanthropischen 

Bourgeois, als das Proletariat nach den Märztagen 

seinen Anteil an den Früchten des Siegs 

zu reklamieren kam. Luther hatte der plebejischen 


Bewegung ein mächtiges Werkzeug in die Hand gegeben 

durch die Übersetzung der Bibel. In der Bibel hatte er 

dem feudalistischen Christentum der Zeit 

das bescheidene Christentum der ersten Jahrhunderte, 


der zerfallenden feudalen Gesellschaft das Abbild 

einer Gesellschaft entgegengehalten, die nichts 

von der weitschichtigen Feudalhierarchie wusste. 

Die Bauern hatten dies Werkzeug gegen Fürsten, 


Adel, Pfaffen, nach allen Seiten hin benutzt. 

Jetzt kehrte Luther es gegen sie und stellte 

aus der Bibel einen wahren Dithyrambus 

auf die von Gott eingesetzte Obrigkeit zusammen, 


wie ihn kein Tellerlecker der absoluten Monarchie 

je zustande gebracht hat. Das Fürstentum 

von Gottes Gnaden, der passive Gehorsam, 

selbst die Leibeigenschaft wurde mit der Bibel 


sanktioniert. Nicht nur der Bauernaufstand, 

auch die ganze Auflehnung Luthers selbst 

gegen die geistliche und weltliche Autorität 

war hierin verleugnet; nicht nur die populäre Bewegung, 


auch die bürgerliche war damit an die Fürsten verraten.

Brauchen wir die Bourgeois zu nennen, die auch 

von dieser Verleugnung ihrer eignen Vergangenheit 

uns kürzlich wieder Beispiele gegeben haben?


Stellen wir nun dem bürgerlichen Reformator Luther 

den plebejischen Revolutionär Müntzer gegenüber.

Thomas Müntzer war geboren zu Stolberg am Harz, 

um das Jahr 1498. Sein Vater soll, ein Opfer der Willkür 


der Stolbergschen Grafen, am Galgen gestorben sein. 

Schon in seinem fünfzehnten Jahre stiftete Müntzer 

auf der Schule zu Halle einen geheimen Bund 

gegen den Erzbischof von Magdeburg 


und die römische Kirche überhaupt. Seine Gelehrsamkeit 

in der damaligen Theologie verschaffte ihm früh 

den Doktorgrad und eine Stelle als Kaplan 

in einem Nonnenkloster zu Halle. Hier behandelte er 


schon Dogmen und Ritus der Kirche 

mit der größten Verachtung, bei der Messe ließ er 

die Worte der Wandlung ganz aus und aß, 

wie Luther von ihm erzählt, die Hostien ungeweiht. 


Sein Hauptstudium waren die mittelalterlichen Mystiker,

besonders die chiliastischen Schriften 

Joachims des Calabresen. Das Tausendjährige Reich, 

das Strafgericht über die entartete Kirche 


und die verderbte Welt, das dieser verkündete 

und ausmalte, schien Müntzer mit der Reformation 

und der allgemeinen Aufregung der Zeit 

nahe herbeigekommen. Er predigte in der Umgegend 


mit großem Beifall. 1520 ging er als erster 

evangelischer Prediger nach Zwickau. Hier fand er 

eine jener schwärmerischen chiliastischen Sekten vor, 

die in vielen Gegenden im stillen fort existierten, 


hinter deren momentaner Demut und Zurückgezogenheit 

sich die fort wuchernde Opposition der untersten

Gesellschaftsschichten gegen die bestehenden Zustände 

verborgen hatte und die jetzt mit der wachsenden Agitation 


immer offener und beharrlicher ans Tageslicht hervortraten. 

Es war die Sekte der Wiedertäufer, an deren Spitze 

Niklas Storch stand. Sie predigten das Nahen 

des Jüngsten Gerichts und des Tausendjährigen Reichs; 


sie hatten Visionen, Verzückungen und den Geist 

der Weissagung. Bald kamen sie in Konflikt 

mit dem Zwickauer Rat; Müntzer verteidigte sie, 

obwohl er sich ihnen nie unbedingt anschloss, 


sondern sie vielmehr unter seinen Einfluss bekam. 

Der Rat schritt energisch gegen sie ein; sie mussten 

die Stadt verlassen, und Müntzer mit ihnen. 

Es war Ende 1521. Er ging nach Prag und suchte, 


an die Reste der hussitischen Bewegung anknüpfend, 

hier Boden zu gewinnen; aber seine Proklamation 

hatte nur den Erfolg, dass er auch aus Böhmen 

wieder fliehen musste. 1522 wurde er Prediger 


zu Allstedt in Thüringen. Hier begann er damit, 

den Kultus zu reformieren. Noch ehe Luther 

so weit zu gehen wagte, schaffte er die lateinische Sprache 

total ab und ließ die ganze Bibel, nicht bloß 


die vorgeschriebenen sonntäglichen Evangelien 

und Episteln verlesen. Zu gleicher Zeit organisierte er 

die Propaganda in der Umgegend. Von allen Seiten 

lief das Volk ihm zu, und bald wurde Allstedt das Zentrum 


der populären Antipfaffenbewegung von Thüringen.

Noch war Müntzer vor allem Theologe; 

noch richtete er seine Angriffe fast ausschließlich 

gegen die Pfaffen. Aber er predigte nicht, 


wie Luther damals schon, die ruhige Debatte 

und den friedlichen Fortschritt, er setzte die früheren 

gewaltsamen Predigten Luthers fort und rief 

die sächsischen Fürsten und das Volk auf 


zum bewaffneten Einschreiten gegen die römischen 

Pfaffen: Sagt doch Christus, ich bin nicht gekommen, 

Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 

Was sollt ihr (die sächsischen Fürsten) aber 


mit demselben machen? Nichts anders, denn die Bösen, 

die das Evangelium verhindern, wegtun und absondern, 

wollt ihr anders Diener Gottes sein. Christus 

hat mit großem Ernst befohlen: Nehmt meine Feinde 


und erwürgt sie vor meinen Augen. Gebt uns 

keine leeren Fratzen, dass die Kraft Gottes es tun soll 

ohne euer Zutun des Schwertes, es möchte euch sonst 

in der Scheide verrosten. Die, welche Gottes Offenbarung 


zuwider sind, soll man wegtun, ohne alle Gnade, 

wie Hiskias, Kyrus, Josia, Daniel und Elias 

die Baalspfaffen verstört haben, anders mag 

die christliche Kirche zu ihrem Ursprung 


nicht wieder kommen. Man muss das Unkraut 

ausreißen aus dem Weingarten Gottes 

in der Zeit der Ernte. Gott hat gesagt, ihr sollt euch 

nicht erbarmen über die Abgöttischen, 


zerbrecht ihre Altäre, zerschmeißt ihre Bilder 

und verbrennt sie, auf dass ich nicht mit euch zürne.

Aber diese Aufforderungen an die Fürsten 

blieben ohne Erfolg, während gleichzeitig 


unter dem Volk die revolutionäre Aufregung 

von Tag zu Tag wuchs. Müntzer, dessen Ideen 

immer schärfer ausgebildet, immer kühner wurden, 

trennte sich jetzt entschieden von der bürgerlichen Reformation


und trat von nun an zugleich direkt als politischer Agitator auf.

Seine theologisch-philosophische Doktrin 

griff alle Hauptpunkte nicht nur des Katholizismus, 

sondern des Christentums überhaupt an. 


Er lehrte unter christlichen Formen einen Pantheismus, 

der mit der modernen spekulativen Anschauungsweise 

eine merkwürdige Ähnlichkeit hat und stellenweise 

sogar an Atheismus streift. Er verwarf die Bibel 


sowohl als ausschließliche wie als unfehlbare Offenbarung. 

Die eigentliche, die lebendige Offenbarung 

sei die Vernunft, eine Offenbarung, die zu allen Zeiten 

und bei allen Völkern existiert habe und noch existiere. 


Der Vernunft die Bibel entgegenhalten, heiße 

den Geist durch den Buchstaben töten. 

Denn der Heilige Geist, von dem die Bibel spreche, 

sei nichts außer uns Existierendes; der Heilige Geist 


ist sei eben die Vernunft. Der Glaube sei nichts anderes 

als das Lebendig-werden der Vernunft im Menschen, 

und daher könnten auch die Heiden den Glauben haben. 

Durch diesen Glauben, durch die lebendig 


gewordene Vernunft werde der Mensch vergöttlicht 

und selig. Der Himmel sei daher nichts Jenseitiges, 

er sei in diesem Leben zu suchen, und der Beruf 

der Gläubigen sei, diesen Himmel, das Reich Gottes, 


hier auf der Erde herzustellen. Wie keinen jenseitigen Himmel, 

so gebe es auch keine jenseitige Hölle oder Verdammnis. 

Ebenso gebe es keinen Teufel als die bösen Lüste 

und Begierden der Menschen. Christus sei ein Mensch 


gewesen wie wir, ein Prophet und Lehrer, 

und sein Abendmahl sei ein einfaches Gedächtnismahl, 

worin Brot und Wein ohne weitere mystische Zutat 

genossen werde. Diese Lehren predigte Müntzer 


meist versteckt unter denselben christlichen Redeweisen, 

unter denen sich die neuere Philosophie eine Zeitlang 

verstecken musste. Aber der ketzerische Grundgedanke 

blickt überall aus seinen Schriften hervor, 


und man sieht, dass es ihm mit dem biblischen Deckmantel 

weit weniger ernst war als manchem Schüler Hegels 

in neuerer Zeit. Und doch liegen drei hundert Jahre 

zwischen Müntzer und der modernen Philosophie.


Seine politische Doktrin schloss sich genau 

an diese revolutionäre religiöse Anschauungsweise an 

und griff ebenso weit über die unmittelbar vorliegenden

gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse hinaus 


wie seine Theologie über die geltenden Vorstellungen 

seiner Zeit. Wie Müntzers Religionsphilosophie 

an den Atheismus, so streifte sein politisches Programm 

an den Kommunismus, und mehr als eine moderne


kommunistische Sekte hatte noch am Vorabend 

der Februarrevolution über kein reichhaltigeres 

theoretisches Arsenal zu verfügen als die Müntzerschen 

des sechzehnten Jahrhunderts. Dies Programm, 


weniger die Zusammenfassung der Forderungen 

der damaligen Plebejer als die geniale Antizipation 

der Emanzipationsbedingungen der kaum 

sich entwickelnden proletarischen Elemente 


unter diesen Plebejern - dies Programm forderte 

die sofortige Herstellung des Reiches Gottes, 

des prophezeiten Tausendjährigen Reichs auf Erden, 

durch Zurückführung der Kirche auf ihren Ursprung 


und Beseitigung aller Institutionen, die mit dieser 

angeblich urchristlichen, in Wirklichkeit aber 

sehr neuen Kirche in Widerspruch standen. 

Unter dem Reich Gottes verstand Müntzer 


aber nichts anderes als einen Gesellschaftszustand, 

in dem keine Klassenunterschiede, kein Privateigentum 

und keine den Gesellschaftsmitgliedern gegenüber 

selbständige, fremde Staatsgewalt mehr bestehen. 


Sämtliche bestehende Gewalten, sofern sie nicht sich fügen 

und der Revolution anschließen wollten, sollten gestürzt, 

alle Arbeiten und alle Güter gemeinsam 

und die vollständigste Gleichheit durchgeführt werden. 


Ein Bund sollte gestiftet werden, um dies durchzusetzen, 

nicht nur über ganz Deutschland, sondern 

über die ganze Christenheit; Fürsten und Herren 

sollten eingeladen werden, sich anzuschließen; 


wo nicht, sollte der Bund sie bei der ersten Gelegenheit 

mit den Waffen in der Hand stürzen oder töten.

Müntzer setzte sich gleich daran, diesen Bund 

zu organisieren. Seine Predigten nahmen einen 


noch heftigeren, revolutionäreren Charakter an; 

neben den Angriffen auf die Pfaffen donnerte er 

mit gleicher Leidenschaft gegen die Fürsten, den Adel, 

das Patriziat, schilderte er in glühenden Farben 


den bestehenden Druck und hielt dagegen 

sein Phantasiebild des Tausendjährigen Reichs 

der sozial-republikanischen Gleichheit. 

Zugleich veröffentlichte er ein revolutionäres Pamphlet 


nach dem andern und sandte Emissäre 

nach allen drei Richtungen aus, während er selbst 

den Bund in Allstedt und der Umgegend organisierte.

Die erste Frucht dieser Propaganda war die Zerstörung 


der Marienkapelle zu Mellerbach bei Allstedt, 

nach dem Gebot: Ihre Altäre sollt ihr zerreißen, 

ihre Säulen zerbrechen und ihre Götzen 

mit Feuer verbrennen, denn ihr seid ein heiliges Volk. 


Die sächsischen Fürsten kamen selbst nach Allstedt, 

um den Aufruhr zu stillen, und ließen Müntzer 

aufs Schloss rufen. Dort hielt er eine Predigt, 

wie sie deren von Luther, dem sanft lebenden Fleisch 


zu Wittenberg, wie Müntzer ihn nannte, nicht gewohnt waren. 

Er bestand darauf, dass die gottlosen Regenten, 

besonders Pfaffen und Mönche, die das Evangelium 

als Ketzerei behandeln, getötet werden müssten, 


und berief sich dafür aufs Neue Testament. 

Die Gottlosen hätten kein Recht zu leben, 

es sei denn durch die Gnade der Auserwählten. 

Wenn die Fürsten die Gottlosen nicht vertilgen, 


so werde Gott ihnen das Schwert nehmen, 

denn die ganze Gemeinde habe die Gewalt des Schwerts. 

Die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei 

seien die Fürsten und Herren; sie nehmen alle Kreaturen 


zum Eigentum, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, 

das Gewächs auf Erden. Und dann predigen sie gar noch 

den Armen das Gebot: Du sollst nicht stehlen, 

sie selber aber nehmen, wo sie es finden, 


schinden und schaben den Bauer und den Handwerker; 

wo aber dieser am Allergeringsten sich vergreife, 

so müsse er hängen, und zu dem allen sage dann 

der Doktor Lügner: Amen. Die Herren machen das 


selber, dass ihnen der arme Mann feind wird. 

Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun, 

wie kann es in die Länge gut werden? Ach, liebe Herren, 

wie hübsch wird der Herr unter die alten Töpfe schmeißen 


mit einer eisernen Stange! So ich das sage, 

werde ich aufrührerisch sein. Wohlan denn!

Müntzer ließ die Predigt drucken; sein Drucker 

in Allstedt wurde zur Strafe vom Herzog Johann 


von Sachsen gezwungen, das Land zu verlassen, 

und ihm selbst wurde für alle seine Schriften 

die Zensur der herzoglichen Regierung 

zu Weimar auferlegt. Aber diesen Befehl achtete er nicht. 


Er ließ gleich darauf eine höchst aufregende Schrift 

in der Reichsstadt Mühlhausen drucken, 

worin er das Volk aufforderte, das Loch weit zu machen, 

auf dass alle Welt sehen und greifen möge, 


wer unsre großen Hansen sind, die Gott 

also lästerlich zum gemalten Männlein gemacht haben, 

und die er mit den Worten beschloss: Die ganze Welt 

muss einen großen Stoß aushalten; es wird 


ein solch Spiel angehen, dass die Gottlosen 

vom Stuhl gestürzt, die Niedrigen aber erhöht werden.

Als Motto schrieb Thomas Müntzer mit dem Hammer 

auf den Titel: Nimm wahr, ich habe meine Worte 


in deinen Mund gesetzt, ich habe dich heute 

über die Leute und über die Reiche gesetzt: 

auf dass du entwurzelst, zerbrichst, zerstreust und stürzst, 

und baust und pflanzest. Eine eiserne Mauer 


wider die Könige, Fürsten, Pfaffen und wider das Volk 

ist dargestellt. Die mögen streiten, der Sieg ist wunderlich 

zum Untergang der starken gottlosen Tyrannen.

Der Bruch Müntzers mit Luther und seiner Partei 


war schon lange vorhanden. Luther hatte 

manche Kirchenreformen selbst annehmen müssen, 

die Müntzer, ohne ihn zu fragen, eingeführt hatte. 

Er beobachtete Müntzers Tätigkeit mit dem ärgerlichen 


Misstrauen des gemäßigten Reformers 

gegen die energischere, weiter treibende Partei. 

Schon im Frühjahr 1524 hatte Müntzer an Melanchthon, 

dieses Urbild des philiströsen, hektischen Stubenhockers,

geschrieben, er und Luther verständen die Bewegung gar nicht.


Sie suchten sie im biblischen Buchstabenglauben 

zu ersticken, ihre ganze Doktrin sei wurmstichig.

Lieben Brüder, lasst euer Warten und Zaudern, 

es ist Zeit, der Sommer ist vor der Tür. 


Wollt nicht Freundschaft halten mit den Gottlosen, 

sie hindern, dass das Wort wirke in voller Kraft. 

Schmeichelt nicht euren Fürsten, sonst werdet ihr selbst 

mit ihnen verderben. Ihr zarten Schriftgelehrten, 


seid nicht unwillig, ich kann es nicht anders machen.

Luther fordert Müntzer mehr als einmal zur Disputation heraus;

aber dieser, bereit, den Kampf jeden Augenblick 

vor dem Volk aufzunehmen, hatte nicht die geringste Lust, 


sich in eine theologische Zänkerei vor dem parteiischen 

Publikum der Wittenberger Universität einzulassen. 

Er wollte das Zeugnis des Geistes nicht ausschließlich 

auf die hohe Schule bringen. Wenn Luther aufrichtig sei, 


so solle er seinen Einfluss dahin verwenden, 

dass die Schikanen gegen Müntzers Drucker 

und das Gebot der Zensur aufhöre, damit der Kampf 

ungehindert in der Presse ausgefochten werden könne.


Jetzt, nach der erwähnten revolutionären Broschüre 

Müntzers, trat Luther öffentlich als Denunziant 

gegen ihn auf. In seinem gedruckten Brief 

an die Fürsten zu Sachsen wider den aufrührerischen Geist 


erklärte er Müntzer für ein Werkzeug des Satans 

und forderte die Fürsten auf, einzuschreiten 

und die Anstifter des Aufruhrs zum Lande hinauszujagen, 

da sie sich nicht begnügen, ihre schlimmen Lehren 


zu predigen, sondern zum Aufstand und zur gewaltsamen

Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit aufrufen.

Am 1. August musste Müntzer sich vor den Fürsten 

auf dem Schloss zu Weimar gegen die Anklage 


aufrührerischer Umtriebe verantworten. Es lagen 

höchst kompromittierende Tatsachen gegen ihn vor; 

man war seinem geheimen Bund auf die Spur gekommen, 

man hatte in den Verbindungen der Bergknappen und Bauern 


seine Hand entdeckt. Man bedrohte ihn mit Verbannung. 

Kaum nach Allstedt zurück, erfuhr er, dass Herzog 

Georg von Sachsen seine Auslieferung verlangte; 

Bundesbriefe von seiner Handschrift waren 


aufgefangen worden, worin er Georgs Untertanen 

zu bewaffnetem Widerstand gegen die Feinde 

des Evangeliums aufforderte. Der Rat hätte ihn 

ausgeliefert, wenn er nicht die Stadt verlassen hätte.


Inzwischen hatte die steigende Agitation unter Bauern 

und Plebejern die Müntzersche Propaganda 

ungemein erleichtert. Für diese Propaganda hatte er 

an den Wiedertäufern unschätzbare Agenten gewonnen. 


Diese Sekte, ohne bestimmte positive Dogmen,

zusammengehalten nur durch ihre gemeinsame Opposition 

gegen alle herrschenden Klassen und durch das gemeinsame

Symbol der Wiedertaufe, asketisch-streng 


im Lebenswandel, unermüdlich, fanatisch 

und unerschrocken in der Agitation, hatte sich 

mehr und mehr um Müntzer gruppiert. 

Durch die Verfolgungen von jedem festen Wohnsitz


ausgeschlossen, streifte sie über ganz Deutschland 

und verkündete überall die neue Lehre, in der Müntzer 

ihnen ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche 

klargemacht hatte. Unzählige wurden gefoltert, 


verbrannt oder sonst hingerichtet, aber der Mut 

und die Ausdauer dieser Emissäre war unerschütterlich, 

und der Erfolg ihrer Tätigkeit, bei der schnell 

wachsenden Aufregung des Volks, war unermesslich. 


Daher fand Müntzer bei seiner Flucht aus Thüringen 

den Boden überall vorbereitet, er mochte sich hinwenden, 

wohin er wollte. Bei Nürnberg, wohin Müntzer zuerst ging, 

war kaum einen Monat vorher ein Bauernaufstand 


im Keime erstickt worden. Müntzer agitierte hier 

im stillen; bald traten Leute auf, die seine kühnsten 

theologischen Sätze von der Unverbindlichkeit der Bibel 

und der Nichtigkeit der Sakramente verteidigten, 


Christus für einen bloßen Menschen 

und die Gewalt der weltlichen Obrigkeit 

für unheilig erklärten. Da sieht man den Satan umgehen, 

den Geist aus Allstedt!, rief Luther. Hier in Nürnberg 


ließ Müntzer seine Antwort an Luther drucken. 

Er klagte ihn geradezu an, dass er den Fürsten heuchle 

und die reaktionäre Partei mit seiner Halbheit unterstütze. 

Aber das Volk werde trotzdem frei werden, 


und dem Doktor Luther werde es dann gehen 

wie einem gefangenen Fuchs. Die Schrift wurde 

von Rats wegen mit Beschlag belegt, 

und Müntzer musste Nürnberg verlassen.


Er ging jetzt durch Schwaben nach dem Elsass, 

der Schweiz und zurück nach dem oberen Schwarzwald, 

wo schon seit einigen Monaten der Aufstand 

ausgebrochen war, beschleunigt zum großen Teil 


durch seine wiedertäuferischen Emissäre. 

Diese Propagandareise Müntzers hat offenbar 

zur Organisation der Volkspartei, zur klaren Feststellung 

ihrer Forderungen und zum endlichen allgemeinen 


Ausbruch des Aufstandes im April 1525 

wesentlich beigetragen. Die doppelte Wirksamkeit 

Müntzers, einerseits für das Volk, dem er 

in der ihm damals allein verständlichen Sprache 

des religiösen Prophetismus zuredete, 


und andrerseits für die Eingeweihten, gegen die er 

sich offen über seine wahre Tendenz aussprechen konnte, 

tritt hier besonders deutlich hervor. Hatte er schon früher 

in Thüringen einen Kreis der entschiedensten Leute, 


nicht nur aus dem Volk, sondern auch 

aus der niedrigen Geistlichkeit, um sich versammelt 

und an die Spitze der geheimen Verbindung gestellt, 

so wird er hier der Mittelpunkt der ganzen 


revolutionären Bewegung von Südwestdeutschland, 

so organisiert er die Verbindung von Sachsen und Thüringen 

über Franken und Schwaben bis nach dem Elsass 

und der Schweizer Grenze und zählt 


die süddeutschen Agitatoren, wie Hubmaier in Waldshut, 

Konrad Grebel von Zürich, Franz Rabmann zu Grießen,

Schappeler zu Memmingen, Jakob Wehe zu Leipheim, 

Doktor Mantel in Stuttgart, meist revolutionäre Pfarrer,


unter seine Schüler und unter die Häupter des Bundes. 

Er selbst hielt sich meist in Grießen an der Schaffhausener 

Grenze auf und durchstreifte von da den Hegau und Klettgau. 

Die blutigen Verfolgungen, die die beunruhigten Fürsten 


und Herren überall gegen diese neue plebejische Ketzerei

unternahmen, trugen nicht wenig dazu bei, 

den rebellischen Geist zu schüren und die Verbindung 

fester zusammenzuschließen. So agitierte Müntzer 


gegen fünf Monate in Oberdeutschland und ging 

um die Zeit, wo der Ausbruch der Verschwörung 

herannahte, wieder nach Thüringen zurück, 

wo er den Aufstand selbst leiten wollte 


und wo wir ihn wiederfinden werden.

Wir werden sehen, wie treu der Charakter 

und das Auftreten der beiden Parteichefs 

die Haltung ihrer Parteien selbst widerspiegeln; 

wie die Unentschiedenheit, die Furcht 


vor der ernsthaft werdenden Bewegung selbst, 

die feige Fürstendienerei Luthers 

ganz der zaudernden, zweideutigen Politik 

der Bürgerschaft entsprach und wie die revolutionäre 


Energie und Entschlossenheit Müntzers 

in der entwickelten Fraktion der Plebejer und Bauern 

sich reproduzieren. Der Unterschied ist nur, 

dass, während Luther sich begnügte, die Vorstellungen 


und Wünsche der Majorität seiner Klasse auszusprechen 

und sich damit eine höchst wohlfeile Popularität 

bei ihr zu erwerben, Müntzer im Gegenteil 

weit über die unmittelbaren Vorstellungen und Ansprüche 


der Plebejer und Bauern hinausging und sich 

aus der Elite der vorgefundenen revolutionären Elemente 

erst eine Partei bildete, die übrigens, soweit sie 

auf der Höhe seiner Ideen stand und seine Energie teilte, 


immer nur eine kleine Minorität der Masse blieb.

O Muse vom Land, den schwarzen Acker unter der Zunge,

die Zöpfe wie goldner Weizen geflochten,

Singe mir den Aufstand der deutschen Bauern!