VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTER TEIL
ERSTER GESANG
Simon Magus, der Ketzer, der erste von allen, die störten,
Spross aus Samaria war er, Githon hieß dort die Stadt.
Magus, der Magier, er hieß so, weil er mit List und mit Künsten
Zaubersprüche entfaltete, Leute zu täuschen im Volk.
Groß war die Macht, die man ihm dort zuteilte, so sprachen die Menschen,
denn er war der, dem zu gelten schien Gottes gewaltiges Werk.
Doch als Petrus und Johannes dort die Hände ergriffen,
übertrugen den Geist, den Heiligen, auf das geöffnete Haupt,
barg Simon sein Gold, in Gier nach derselben Begabung,
kauflustig begehrte er das Heil’ge für Geld.
Dies ist die Simonie, der abscheuliche Handel mit Gnaden.
Und so zog Simon nach Rom, wo ihm ein Standbild gesetzt,
heilig, er sei es, so stand es in Erz und lateinischen Lettern:
"Simon, du Gott, du Geweihter," so pries ihn das Volk in der Stadt.
Doch Justin der Heilige mahnte und rief diesen Frevel
scharf den Römern ins Ohr, es sei ein Gräuel und Irrtum, der war.
Viele bestreiten dies, wie Basnage und andere noch,
doch Tillemont, Grotius, Fleury und Orsi, der Kardinal,
rufen mit Stimmen aus alter Zeit und legen sie dar,
Tertullian und Irenäus, der Heilige, stimmen hinein,
Cyrillus aus Jerusalem, auch Augustin, Eusebius,
Theodoret mahnt uns: Die Statue war aus Erz und von Größe.
Simon verfiel in den Irrtum, von Engeln die Welt sei erschaffen,
wiederzugebären die Seel’, so glaubte er, nach ihrem Leib.
Wie könnte, fragte Irenäus, die Seele sich selbst nicht erinnern,
wo sie doch alles erfasst, was sie je hat gesehen und gedacht.
Und er lehrte noch mehr, den Willen für schlecht und beschränkt,
gut sei dem Menschen nicht möglich, drum sei das Gute vergebens.
Als der Satan ihn durch Lüfte erhob in höllischem Zauber,
riefen Petrus und Paulus den Namen Christi herbei.
Da stürzte er nieder, zerbrach sich beide Beine und schwand,
so lag er, und seine Freunde trugen ihn fort in der Not.
Doch die Qual war zu groß, mit gebrochenem Leib und gebrochener Seele,
aus Verzweiflung sprang er zu Tod und sank als Ketzer dahin.
Basnage verneint, dass Petrus in Rom auf dem Stuhl je gesessen,
alles sei Lug und ein Trug, so behaupte er wild und gewagt.
Doch haben wir Zeugnisse reich, aus heiligen Mündern und Schriften,
Ambrosius, Augustin, Maximus, Philastrius auch.
Die Seelen bezeugen, dass Petrus in Rom den Dienst Gott erbrachte.
Und Suetonius spricht: Ein Mann, der zu fliegen gewagt,
sank herab und besprengte das Zelt des Kaisers mit Blut.
Menander und Cerinthus, Samariter und Nachfolger Magus,
Predigten einst ihre Lehren im Jahre des Herrn, dreiundsiebzig,
Sprachen von Mächten, die Menschen erlösen und ewig bewahren,
Taufe als Weg zur Unsterblichkeit, Leben schon jetzt ohne Ende.
Menander verkündete Äonen und göttliche Erscheinung,
Lehrte, dass Christus als Mensch nur in Täuschung gewirkt.
Kardinal Orsi erklärt, der Äonenlehre Schöpfer
Wär' Menander gewesen, der folgte Simon Magus' Fährte.
Cerinthus lehrte, dass Moses Gesetz sei zur Rettung vonnöten,
Glaubte an Christi Königreich, irdisch und voller Genüsse,
Leugnete Gottheit des Heilands und sprach von Vergänglichkeit ewig,
Sag' doch Johannes, ihm begegnet im Bad, warnte die Freunde:
„Eilet, das Bad stürzt ein, Cerinthus findet sein Ende!“
Ebion, stolz auf Petrus, das mosaische Gesetz wollt' verbinden
Mit dem des Neuen Testaments, nur Matthäus ihm treu.
Adoptiert wär' Christus von Gott, so sprach Ebion lästernd,
Sohn Josefs und Marias, gleich jedem sterblichen Mensch'.
Saturninus und Basilides, Schüler des großen Menander,
Brachte die Lehre der Engel, der Schöpfer, des unbekannten Vaters.
Sieben Engel schufen die Welt, der jüdische Gott sei gefallen,
Um ihn zu stürzen, erschien Christus, körperlos, rein.
So geht die Häresie weiter, die Lehren der alten Ketzerei,
Überträgt sich von Mensch zu Mensch, verstrickt in finsteres Dunkel.
Ach, in welch' Wirrnis verfallen die Seelen, verlassend das Licht des Glaubens,
Folgen sie nur ihrem Verstand und verlieren das göttliche Wort.
Basilides, aus Alexandriens Mauern geboren laut Fleury,
War im Fanatismus höher gar als Saturninus.
Er sprach, der Vater, den er als Abrasax verehrte,
Habe Nous hervorgebracht, die leuchtende Intelligenz,
Und aus dem Nous, dem Geist, das Wort, den Logos geboren.
Der Logos brachte forth Klugheit, Phronesis, hervor;
Und jene Klugheit gebar Sophia und Dunamis,
Weisheit und Macht, die sich aus diesen wiederum schöpften.
Sie erschufen sodann die Engel, den Himmel zu zieren,
Und weitere Himmel erschufen sie, über den Kreisen
Bildeten sie, bis dreihundertfünfundsechzig entstanden,
Eine Zahl, wie die Tage des Jahres im Kreislauf erscheinen.
Der Gott der Juden, sprach er, sei Haupt der zweiten Engelschar,
Und weil er die Nationen regieren wollte, erhoben
Gegen ihn sich die Fürsten; so sandte den Nous dann der Vater,
Um die Menschheit zu lösen von jenen Engeln der Welt.
Nous, der Jesus war, so sprach er, ein körperloses Wesen,
Formen konnt' er wechseln, wann immer er es gedachte.
Als die Juden ihn kreuzigten, nahm er die Form des Simon
An von Cyrene, gab seine Gestalt ihm, den sie kreuzten,
Sodass Simon litt, während Christus lachte im Himmel.
Deshalb, sagte er, sollten wir nicht das Kruzifix ehren,
Denn es könnten die Engel uns, die die Welt schufen, beherrschen.
Er sprach viele Irrtümer aus; sie genügen jedoch,
Um zu zeigen seinen Fanatismus und Gottlosigkeit.
Saturninus und Basilides flohen vor Martyrien,
Ihre Lehren verhüllten sie stets mit jener Maxime:
„Erkenne jeden, doch niemand lasse dich selbst jemals kennen.“
Orsi meint, dass sie in Magie sich übten und schwach
Waren dem Fleische, doch nie zu fassen vermochte man sie.
Diese Lehren verbreiteten sie vor Menander im Jahr
Hundertundfünfundzwanzig, jedoch als Schüler genannt,
Nach ihm erwähnt, wie hier nun auch.
Die Nikoliten, sie gestanden dem Bund ein Werk:
Oft vermischten sie Ehen und aßen Götzenopferfleisch.
Sie sprachen, der Vater Jesu sei nicht der Welt Schöpfer,
Und dass das Dunkel im Geist das Mutterwesen erschuf.
Gebar vier Äonen, aus denen das Böse geboren,
Das Götter und Menschen formte, mit sieben Geistern.
Diese Häresie war kurz, doch in Mailand erneut,
Kamen Nikoliten, die Papst Nikolaus dann verwarf.
Jünger nannten sie sich des Diakons, Nikolaus war
Ihr Vorbild, von St. Eusebius, den Heiligen Ignatius,
Fleury, der Märtyrer, Augustin frei von Schuld jedoch
Gesprochen in späterer Zeit.
ZWEITER GESANG
Corpocrates stammte von Alexandria her, andere sagten,
Samasota sei's, von wo er sich aufgemacht habe zur Lehre.
Anhänger fand er, die "Gnostiker" man sie genannt hat, die Wissenden,
Jene, die voll von der Kunde des Lichts und der Wahrheit sie priesen.
Christus sei nicht mehr als Josephs Sohn und ein Mensch, sprach der Lehrer,
Geboren wie jeder, nur war er voll Tugend und Tugend allein,
Welt, die sei von Engeln geformt und beherrscht, so seine Lehren.
Freveln lehrte er auch, zu vereinen mit Gott in Begierde,
Unreine Werke zu tun, so predigte er, sei der Weg wohl
Hin zu den Himmeln, und böse Neigungen frei zu erfüllen,
Zeugten Verachtung wir doch damit den Engeln, den Mächten.
Seele, so sagt er, würd’ wandern von Leib in den Leib ohne Ende,
Bis sie das Abscheulichste hat wohl im Fleische verübt.
Mensch hat zwei Seelen, so lehrete er, und der Engel des Bösen
Könnt sie nicht knechten, solang’ er das Zweite der Seelen nur währet.
Jene, die solches nun glaubten, nannten sich Christen voll Frevels,
Brannten ins Ohr sich ein Zeichen mit glühendem Eisen des Brandmals.
Hoch hielten Bilder von Pythagoras sie und von Platon,
Beteten Christus zugleich an wie die heidnischen Weisen.
Corpocrates, er lebte um Jahr sechzighundert und eines.
Valentin, aus Ägypten wohl stammend, verliess einst die Kirche,
Denn er wollt’ Bischof werden, doch war ihm das Amt wohl verwehrt.
Hundertundvierzig, in Rom, da schwur er sich ab seinen Irrtümern,
Doch bald ergriff ihn die Torheit aufs Neu’, und bis Tod hielt er fest.
Götter der Äonen, so lehrt’ er, lebendig in Sagen,
Und von den Wolken sei Christus gekommen, nicht Fleisch von Maria.
Fleisch und der Geist, sie erlaubten ihm sinnliche Lust,
Und die Menschen teilte er drein: die fleischlichen, tierischen Geister
Gegen die Geister des Lichts, die da frei und vollendet schon seien,
Taten die Werke des Fleisches, sie hätten die Gipfel erreicht schon.
Jene, die fleischlich, verdammt zu den Tiefen der Hölle, verloren,
Stünden sie fest in dem Banne der ewigen Schatten der Höll’!
Sekten, drei an der Zahl, sie fanden sich ein bei Valentins Lehren:
Sethites sagten, dass Seth gleich Christus und eins sei in Wahrheit,
Kainites priesen den Frevel und liebten die Sünde und Judas,
Ophites, die beteten Christus als Schlange, die weise sich windend,
Zogen das Tier aus der Höhle hervor und küssten das Opfer.
Ptolemäus und Saturnin, sie Schüler des Meisters, den Äonen
Fügten sie acht noch hinzu, die dreißig vollendend und mächtig.
Schüler des Meisters in vielem, die Wahrheit im Alphabet suchten,
Sprachen Christus als Anfang und Ende, das Omega, Alpha!
Epiphanes, Sohn des Corpocrates Epiphanes, Sohn von Corpocrates, hasst' die Gebote,
Mose verdammte er samt den zwei letzten Gesetzen des Dekalogs.
Vater und Sohn, sie predigten beide das Verderben,
Und Epiphanes lehrte, das Evangelium zu schmähen.
Prodikus und die Adamiten Prodikus predigt', dem Tod zu entgehn, sei der Glaube verhandelbar,
Ehren den Gott, den Unsichtbaren, leugnet' er immer und ewig.
Sonne und Mond und die vier Elemente, sie pries er als Heilige,
Nackt übte er den Ritus voll Sünde und schändlicher Wildheit,
Wasser und Feuer und Erde und Luft, sie waren ihm Schicksal.
Adamiten entstanden aus ihm, die, nackt in den Kirchen,
Fleischliche Rituale der unschuld'gen Nacktheit vollbrachten.
In den assyrischen Landen gebor'n, war Tatian Schüler
Justins, des heiligen Märtyrers, treuer und eifriger Schüler.
Er gründete eine Sekte, bekannt als Enkratiten,
die Enthaltsamkeit lehrt' und das Irdische flieht wie die Pest.
Valentin lehrte bei ihm: Die Materie sei ewig, unerschaffen,
Gott habe zwar alles gezeugt, doch nicht durch eigenes Wirken,
sondern ein niederer Äon sprach, nicht gebietend, doch flehend,
„Es werde Licht“, und so ward das Licht durch Bitten geboren.
Auferstehung leugnend, wies er des Fleisches Wert von sich,
das nach ihm zu gering, zu unrein, um göttlich zu werden.
Freiem Willen beraubt', so dachte er, sei'n die Menschen
durch göttlichen Samen zum Guten, zum Geistigen berufen,
oder, falls sie ihn missen, zum Bösen, zum Fleischlichen zwungen.
Moses' Gesetz verwarf er, das nicht von Gott selbst entsandt ward,
sondern von jenem Äon, der diese Welt hat erschaffen.
Ehe und Fleischgenuss wies er streng und erbarmungslos ab,
Wein nicht erlaubt, nur Wasser im Kelch für seine Gemeinde,
Hydroparastaten genannt, als sie Wasser nur tränken.
Severus, ein Schüler von Tatian, unterschied sich in Lehren:
Moses' Gesetz erkannte er an und die Propheten auch schätzend,
predigte er den Evangelien die Ehre gebührend.
Valentins Schüler, Capianus, gesellt' sich ihm eifrig,
lehrte die Häresie, dass der Leib von Christus nur Schein sei,
nicht wirkliches Fleisch, das die Erde einst berührt habe sanft.
Ein Buch über Keuschheit verfasst', das gefälschte Evangelium
Ägyptens zitierend, dass Ehe durch Jesus verflucht sei.
Kommentar' zur Genesis schreibend, die Ehe als Frucht sah
des Baums, verboten, im Paradies einst den Menschen gereicht.
Cerdonius folgte den Lehren Simons und Menanders,
sprach von zwei Mächten, das Gute und Böse zu gleichen Gesellen.
Auferstehung der Seele vertrat er, des Körpers jedoch nicht,
Evangelien lehnte er ab, bis auf Lukas allein.
Doch auch dieser blieb nicht ganz verschont von seiner Zerstörung.
Marcion kam aus Sinope, von Pontus’ Küsten gebürtig,
lebte in früherer Zeit recht enthaltsam und tugendhaft still,
wurde jedoch vom Vater der Kirche verbannt für sein Sünd'haft.
Reist' nach Rom, um Vergebung zu suchen, fand sie dort nicht,
sprach in seiner Wut: „Die Kirche spalte ich ewig!“
So folgte er Cerdonius bald, mit zwei Prinzipien nur,
das Gute, das Böse, in steter und ewiger Fehde.
Der gute Gott, sprach er, sei der Vater Christi, der Gnade,
während der böse Schöpfer die dunklen Materien schuf.
Inkarniert sah er Christus nicht, das Fleisch ihm zu schmutzig,
denn niemals würd' ein reiner Gott das Irdische tragen.
Er sprach von zweien Göttern, den einen, der Jude genannt wird,
und einen, der Gut, der die Seligkeit über uns sendet.
So wurde das Alte Testament von ihm bald verstoßen,
weil, so sprach er, das Schlechte allein sei Ursprung der Lehren.
Im Hades, wo Christus gestiegen, ließ er Gerechte,
Freunde des Judengottes, im Dunkeln verbannt,
doch Übeltäter, Kain, Sodomiten, das Volk aus Ägypten,
nahmen Erlösung vom Christus, den Marcion als gut und rein sah.
Apelles, Marcions Schüler, einst Keuschheitssünden begangen,
schlich nach Alexandria, voll Reue und schwerer Scham.
Engel und Mächte schuf Gott, so lehrte er voll Verachtung,
eine der Mächte als Herr diese Welt zu erschaffen berufen,
doch als unvollkommene Schöpfung, die Reue erweckte im Schöpfer.
Prophezeiung verworfen, den Luftkörper Christi behauptend,
der sich bei seiner Himmelfahrt in Luft gar auflöste wieder.
So lehrten die frühen Ketzer, den Geist von der Erde getrennend,
dass das Göttliche nur fern vom Irdischen bleiben kann rein.
Montanus ward geboren, so berichtet Kardinal Orsi,
In Ardraba, ein unbekannt Dorf, tief in Mysien's Tälern.
Demütig lebte er, fromm, wie ein Heiliger gar, schien’s,
Doch Ehrgeiz dämonisch kam, und bald war der Verstand ihm verdreht.
Seltsame Worte sprach er, prophezeite Neues und Fremdes,
Widersprach der Kirche so, dass mancher ihn irrsinnig nannte,
Andere sah’n in ihm jedoch den Heiligen, den Prophet gar.
Bald wuchs ihm die Schar der Anhänger, trieb seine Torheit
Schier bis zum Wahnwitz. Zwei Frauen, Prisca und Maximilla,
Sammelten sich ihm zu, trunken von seltsamem Geiste.
Sagen ließ Montanus gar, er hab' die Fülle empfangen,
Vom Geist ganz durchdrungen, der heilige Geist allein ihm bekannt sei.
So zitierte er Paulus, des heiligen Apostels Wort:
„Stückweise erkennen wir nur, und stückweise prophezeien.“
Größer als Apostel wähnte er sich, und göttlich,
Da er die ganze Verheißung Christi besäße.
Moses und Propheten versuchten die Welt zu retten,
Als dies nicht genügte, kam Christus und ward uns Mensch.
Doch reichte dies nicht aus, drum herabstieg in Montanus
Gottes Geist, im Feuer herab in ihn und seine Prophetinnen.
Fastentage neun führte er ein, dreifach im Jahr noch dazu.
Er verbot das Entfliehn vor Verfolgung, die Reue verwehrt’ er
Sündern und schalt zweite Ehen als groben Irrtum.
Eusebius berichtet, der Tod ihn elend befiel,
Als er am Galgen gehangen, starb wie ein elender Sünder.
Die Häresie des Montanus zerfiel in verschiedene Sekten,
Kataphrigianer, Artotiriten und Peputianer.
Kataphrigianer, so nennt man sie, nach der Nation benannt,
Das Brot für das Sakrament, aus Mehl und Blut der Kinder gemacht,
Durchstochen mit Nägeln, Märtyrer so in Not geweiht.
Überlebte das Kind, ward Priester es in hohen Ehren.
Noel Alexander spricht von Artotiriten, die Brot und Käse
Für ihr Opfer brachten, der Peputianer Feste
In Phrigiens Dörfern heilig im Kreise feierten stets.
Frauen weihten sie ein, zu Bischöfen und Priestern erhoben,
Gleich der Männer galten sie, ohne den Unterschied zu achten.
Askodrogiten tranken vom Wein in Altarnähe dargebracht,
In Flaschen gefüllt und Christi Worte so rechtfertigend sprachen:
„Neuen Wein füllt man in die neuen Schläuche,“ sagten sie da.
Pattalorinchiten trugen den Stock in Mund oder Nase,
Schweigendes Zeichen dies, und ihr Name kam daher.
Bardesanes in Edessa geboren, lebte zur Zeit,
Da Marcus Aurelius regierte, lobten ihn hoch
Für Gelehrsamkeit und seinen Glauben, fest wie ein Felsen.
Apollonius, des Kaisers Günstling, lockte ihn listig,
Doch Bardesanes sprach, er gäb’ sein Blut für den Glauben.
Er widerstand Valentinus’ Irrtum, doch angehaucht
Vom Geist des Zweifels, verleugnete er die Auferstehung.
Viele Schriften schuf er, wider die Häresien der Zeit,
Besonders die Abhandlung über das Schicksal, gelobt
Vom heiligen Hieronymus. Alexander beklagte den Fall,
Eines großen Mannes, tief in den Irrtum gefallen.**
Der Theodotus, Flechter genannt, aus Byzanz, der stammte,
Ebion und Kerinthos gesell' er sich zu in Gedanken:
Christus sei Mensch nur allein, so lehrten sie alle drei Männer.
Ebenfalls war ein Zweiter, den nannte man Theodot, Bankier,
Melchisedech hielt er gar für Christum, ja größer gar als ihn.
Psalmen sangen davon: „Du bist ein Priester für ewig,
Folgend der Ordnung von Melchisedech“ – so sprach er entschieden.
Jene Gefolgsmänner hieß man fortan die Melchisadechiten.
Hermogenes sprach noch dazu, dass die Materie ewig
Sei, unerschaffen und starr. Doch widerlegt von den Weisen:
Tertullian selbst, Eusebius auch und Lactantius zeigten,
Irrig er lag. Zudem auch lehrt' er noch, dass die Teufel,
Jenseits vereint mit der Materie dort, und der Leib des
Christus sich fände in der Sonne, dort glühend im Feuer.
DRITTER GESANG
Praxeas, aus Phrigien stammend, zunächst ein Montanist war,
später jedoch, Montanus verachtend, zum Feinde gewandt sich.
Zepherinus, der Papst, verurteilte jenen mit Macht dann,
während Praxeas zugleich die eigene Lehre verbarg dort.
Als man ihn bald entdeckte, da widerrief er die Sätze,
aber verkündete schnell, was er verbarg, aufs Neue dem Volke.
Gott sei einzig, so sprach er, mit einer Person nur und Wesen,
nannte den Vater allein, der in die Jungfrau hinabstieg,
Mensch wurde, von ihr geboren und Jesus Christus geheißen.
Dieser Gottvater selbst, so sagte er, litt dann den Tod noch,
und so nannte man bald die Jünger Patripassionisten.
Berillus, Noetus und Sabellius folgten der Lehre.
Berillus, Bischof einst in den Städten Arabiens wohnend,
lehrte, dass Christus nicht göttlich vor seiner Menschwerdung war und
auch in dem Fleische die Göttlichkeit nur von dem Vater besaß er.
Origenes widerlegte ihn, und er kehrte zurück dann
endlich zum Glauben, die Kirche führte ihn sanft zum Rechten.
Noetus, hartnäckiger noch, beharrte auf seinem Irrtum,
sprach von der Einheit der göttlichen Wesen, in Vater, Sohn und
Geist, die nur Namen für ein und dieselbe Person sind.
Trotz der Ermahnung der Kirche blieb er bei seinen Lehren,
starb ungerührt und erlangte kein christliches Ruhmbegräbnis.
Doch am berühmtesten war Sabellius, der in Ptolemais
lebte und strahlte als Licht der irrenden Sektenanhänger.
Dreifaltigkeit leugnete er und sprach von den Namen dreier,
die man für Wirkungen hält, die Gottheit jedoch sei eine,
wie auch das Licht, die Gestalt und Wärme der Sonne nur eins sind.
Vater sei die Gestalt, der Sohn sei das Licht, der Geist sei
Wärme; in einer Person enthielte sie alle der Vater.
Paulus, Bischof von Antiochia, prahlte mit Reichtum,
sammt dem Gepränge von Dienern, Höflingen, hundert und hundert.
Zügellos lebte er, pries sich selbst in der Kirche der Menschen,
Chöre von Kurtisanen sangen zu seiner Ehre;
Frauen von lockerer Moral umgaben stets seinen Hofstaat.
Doch auch Häresie verband er mit seiner Verderbtheit,
lehrte, dass Christus nie lebte, bis ihn die Jungfrau geboren.
Mensch war er nur, so sprach er, und zwei Söhne Gottes, der eine
aus der Natur, der andere bloß durch Annahme entsprossen.
Vater sei der allein, der Fleisch geworden und litt dann.
Manes, der Gründer der Manichäer, nahm diesen Namen,
Da er den Titel des Parakleten einst an sich nahm,
Um seine Herkunft zu verbergen, die niedrig und arm,
Denn als ein Sklave begann er einst in Persiens Land.
Doch eine edle Dame, befreit’ ihn aus dieser Not,
Nahm ihn als Sohn an, sandte zur Schule, voll Hoffnung und Stolz.
Doch wenig lernte er dort, der Verstand blieb ihm versperrt,
Und was ihm Wissen gebrach, erfand er in frechem Trug.
Er wollte Ruhm, doch fand er den Weg in Magiens Bann,
Versuchte, Menschen zu täuschen, vereinte die Bauern, dann
Trieb ihn der Hochmut zu jenem gefährlichen Plan,
Den Sohn des Königs zu retten, der kränklich und schwach da lag.
Die Ärzte verzweifelten, doch Manes versprach das Heil,
Doch starb der Prinz, und Manes’ Betrug ward klar und feind.
Gefangen, wäre hingerichtet, hätt’ er nicht Geld
Den Wachen gegeben, die ließen ihn frei, doch das Schicksal
Holte ihn ein, und erneut in die Fänge des Königs fiel,
Der grausam befahl, ihm bei lebendigem Leibe die Haut
Mit einem scharfen Rohr abzuziehen, zu quälen und mehr.
Die Reste des Körpers warfen die Knechte den Tieren hin,
Und an den Stadttoren hing seine Haut, als Warnung verhöhnt.
So endete Manes, der gottlose Ketzer, sein Werk.
Doch seine Jünger verblieben, auch Augustin, in der Zeit
Verführt von der Lehre, doch wandt’ er sich ab, er erhellt
Vom Allmächtigen, kämpfte als Gegner der Irrlehr’ fortan.
Manes lehrte die Pluralität der Götter als Fakt:
Zwei Prinzipien gibt’s, eines des Guten und eines des Bös’.
Er sprach von zwei Seelen im Menschen, die eine erschuf
Das böse Prinzip mit dem Leib, die andere, rein,
Kam von dem guten Prinzip, gleich ewig und göttlich geformt.
Die guten Taten dem Guten, das Böse der schlimmen,
Und freier Wille ward ihm abgesprochen, gesagt,
Dass Menschen stets nur getrieben von Kräften, dem Willen enthoben.
Er leugnete Taufe, schaffte das Sakrament dann ab,
Und sah im Fleisch nur das Werk des Bösen, des Übels Gestalt,
Verneinte, dass Christus je einen menschlichen Leib angenommen,
Und versank mit den Seinen in sündhafte Unreinheit tief.
Verfolgt von Kaisern und Päpsten, verbrannt und getötet, zuletzt
Vernichtet im Jahre, da Heinrich sie alle fand und hing.
Ägypter war Origenes, zu Alexandria wohnte er lange,
Lehrend schon früh, sein Vater war Leonidas, der Heilige, Martyr,
Gab ihm kundig den Rat in den Zweigen der Schriften, der heiligen wie weltlich,
Hielt ihn in Ehren, küsste oft zärtlich die Brust ihm im Schlafe,
Tempel des Geists, der heilige, wohnend in reinem Gemüte.
Als er achtzehn Jahr alt war, erhob man ihn zum Katecheten,
Lehrte so klug, dass selbst die Heiden in Scharen ihm lauschten,
Plutarch zählte zu jenen, die treu ihm gefolgt als ein Jünger,
Dieser später als Martyrer litt für den Glauben der Christen.
Nie in Verfolgung er ließ die Bekenner allein, half den Brüdern,
Kannte kein Schrecken vor Folter und Tod, war standhaft in Leiden.
Sinne der Lust verachtend, er mied alle Versuchung mit Eifer,
Nahm gar das Wort aus Matthäus' Evangelium falsch als Gebot auf,
Stümmelte sich aus Angst, dass die Keuschheit ihm Schaden doch nähme,
Fehlte dabei in Auslegung, wusste die Schrift nicht genau wohl.
Araber lehrte er wider die Lüge vom Tod der unsterblichen Seele,
Berrillus, den Ketzer, führte zurück auf den rechten der Wege,
Ambrosius von Valentinianern gewann er als Gläubigen wieder.
Sehnsucht nach Märtyrertod trieb ihn, zur Seite des Vaters
Drängend zu eilen, die Mutter verbarg seine Kleider, dass nackt er
Nicht fliehe zum Kerker, wo sein Vater für Glauben gefangen.
Schlauer entkam er doch heimlich und schrieb einen Brief voll Ermahnung,
„Bleib du standhaft im Glauben,“ das Wort, das dem Vater er sandte.
Achtzehnjährig war er, als Studienrat von Alexandria wirkte.
Kommentare zur Schrift er verfasste, doch schnell dabei war er,
Diktierte zu sieben und acht, die ihm schrieben das Wort auf.
Viel er schrieb und herausgab, er sammelte Schriften und Texte,
Tetrapla, Hexapla, gar Octapla stellte er fertig,
Tetrapla, vier Spalten nebeneinander, mit Siebzigern erster,
Aquilas Übersetzung im Zweiten, dritter Simmahus folgte,
Viertens die Version des Theodotian ward beigefügt auch noch.
Hexapla fügte den Hebräertext und zwei weitere Sprachen,
Octapla folgte mit neuen Versionen, der Schriften zum Dienste.
Berühmt war Origenes, alle die Priester ihn fragten,
Kundig in schwersten der Fragen, er galt als Gelehrter der Weisheit.
Doch zu sehr auf die Weisheit vertraut, verstrickte er sich bald
In mystischer Deutung, den klaren der Sinn zu verwerfen gewagt er,
Daher verurteilt man ihn, obgleich er die Worte entschuldigt,
Schrieb nur Meinungen nieder, dem Urteil der Leser sie stellte.
Auf seiner Reise nach Achaia, wo Häresien ihn fanden,
Bischöfen Rat er gab und sie baten ihn, Priester zu werden,
Demetrius aber, der Bischof von Alexandrien war, sprach
Scharf ihm das Urteil und setzte ihn ab, doch halfen die Brüder,
Nehmend ihn freundlich auf in der Not, ihm Ehren gewährend.
Eusebius schreibt, dass Decius' Wüten ihn hart traf, der Märtyrer,
Lange im Kerker beladen mit Eisen, am Halse ein schwerer
Ring, und die Qualen an Beinen und Streckbank ließ er ertragen.
Nicht lang überlebte er solches Verhör, starb zu Tyrus,
Mit neunundsechzig Jahren, im Jahre zweihundertfünfzig.
Der wesentliche Gehalt der Irrtümer, die Origen lehrte,
Ist in den Schriften von jenen beschrieben, die forschten nach Wahrheit:
Noel Alexander, Fleury, und Hermant, der Orsi,
Auch Van Ranst, der auf kleinstem Raum viel Wissen versammelt.
All dies lässt sich im "Periarchon" finden, dem Traktat über Grundsätze,
Jenen, der Rufinus übersetzte, nach Fleury's Bericht,
Sorgsam bemüht, das Werk von Irrtum zu läutern, zu sichten.
Origenes, sagt man, wollte die Lehren von jenen bezwingen,
Die wie Valentin, Marcion, Ebion glaubten und lehrten,
Dass das Geschöpf sei von Natur aus entweder gut oder gar böse.
Gott allein sei das Gute, das stets unveränderlich bleibe,
Alles Geschaffene könne jedoch sich zum Guten erheben,
Oder dem Bösen verfallen, je nach dem Willen der Seele.
So lehrte er, dass die Seelen, den Himmelsgeistern vergleichbar,
Aus Geist und aus Materie bestünden, von Gott schon geschaffen,
Vor Anbeginn dieser Welt, doch als Strafe für Übertretung
In Sonnen und Mond oder Planeten, ja, gar in die Körper
Von Menschen verbannt, um dort für Verbrechen zu büßen.
Nach einer Weile, so lehrte er, würden die Seelen befreit,
Durch den Tod aus der Haft entlassen und Himmel erlangen,
Oder zur Hölle verdammt, doch niemals auf ewig verurteilt.
Denn am Ende der Zeiten, so sprach er, werde der Retter
Nochmals gekreuzigt und alle Verlorenen werden gerettet.
Und, sagte er, dass es Welten schon vor dieser Welt gegeben,
Und dass nach deren Ende noch viele weitere kämen,
Weil Gott nicht untätig sei und immer schon Welten erschuf.
Solches Gedankengut mischte er in die Lehren Platons,
Pythagoras’ Wort und die Manichäer, die irrten.
Cassiodor sprach erstaunt über Origenes Lehren:
„Wie kann es sein, dass derselbe so widersprüchlich gewesen,
Denn was er lehrte und gut war, glich niemand in Reinheit,
Doch was er irrtümlich sprach, war größer als alle Verirrung.“
Auch Cabassutius schrieb, Papst Gelasius habe verkündet,
Dass was Hieronymus lobte, könne man ruhig studieren,
Aber den Rest habe er mit seinem Autor verdammt.
Nach Origenes' Tod kam große Unruhe zur Kirche,
Weil seine Anhänger stur die Irrtümer weiter verbreiteten.
Hermant berichtet, dass Papst Anastasius Mühe gehabt hat,
Diese Unruhen zu bannen, von Melanias Schirm durchtränkt,
Durch den Priester Rufinus in Rom sich weit ausgebreitet.
Der Autor der Notizen zu Fleury sagt, dass der Papst
An Johannes von Jerusalem schrieb, um ihn zu informieren,
Und Rufinus schließlich aus der Kirche ausgeschlossen.
Zu Justinians Zeit verbreiteten Mönche erneut
Origenes' Irrtümer unter Brüdern der Laura,
Die von Abt Nonnus geführt und von St. Saba gegründet,
Doch durch Gelasius verjagt, eroberten sie bald
Den Besitz der Laura zurück durch den Schutz Theodors,
Und sie verbannten die, die mit ihnen nicht übereinstimmten.
Nach Nonnus' Tod wurde Georg durch eigene Leute
Wegen Unmoral gestürzt, dann Conon gewählt.
Letztendlich aber verurteilte das Konzil Origenes.
Solcherlei Irrtümer lehrte der Novatian, einst besessen
Von einem bösen Geist, in Krankheit im Bett getauft,
Doch nicht bestätigt durch kirchliche Riten, wie es gebührte.
Später wurde er Priester, und seine Anhänger lehnten
Das Sakrament der Firmung ab, wie es die Kirche gelehrt hat.
Sein Ehrgeiz aber führte ihn, vom Volk angestachelt,
Bis zum Schisma, zum ersten, das die Kirche durch ihn erlitt.
Cornelius, der wahre Papst, wurde betrogen durch List.
Novatian verlangte, dass jeder die Treue ihm schwöre
Beim Blut des Herrn, um niemals die Seiten zu wechseln.
Die Irrtümer von Novatus und Novatianen, sie leugneten,
Dass die Kirche vergeben den Schwachen, die einstens aus Furcht
Vor Verfolgung zum falschen Götzendienst sich bekannten,
Dass sie die Sünden nach Tauf’ vergeben könne sodann,
Selbst die schwersten, die Todsünden heißen im Kirchenrecht,
Auch die Firmung verneinten sie trotzig, das heilige Sakrament.
Wie die Montanisten, verwehrten sie Zweitehen jenen,
Die solch’ Bund wagten einzugehen, verbannten sie hart,
Und sie versagten die letzte Kommunion jenen Sterbenden,
Die nach der ersten Ehe noch wagten, ein Band neu zu knüpfen.
Dies war nicht das einzige Übel der ketzerischen Gedanken,
Denn auch Nipos, der Bischof von Ägypten, erwachte im Kampf,
Nahm die Lehre der Millenaristen auf sich erneut,
Und verkündete kühn, dass Christus das Erdreich beherrsche,
Tausend Jahre lang, und die Heiligen Freuden genießen,
Sinnlich und reich, nach Verheißung der heiligen Schrift.
Angeliker erhoben die Engel zur höchsten Anbetung,
Welcher doch nur dem Schöpfer gebührt, dem mächtigen Gott;
Beteten sie an, als Schöpfer der himmlischen Weiten,
Und sie priesen sich selbst als die Engel auf Erden, so rein.
Apostoliker sprachen, dass niemandem Reichtum erlaubt sei,
Dass der Besitz dieser Welt ein Hindernis schaffe zur Rettung,
Niemanden nahmen sie auf, der in Eh’ sich gebunden;
Reich waren sie, die in Armut die Freiheit suchten im Glauben.
VIERTER GESANG
Um recht zu versteh’n, so müssen wir gründlich erwägen,
Trennen die Häresie von dem Schisma, das einst sie verbanden.
Schismatiker waren sie erst, bevor sie Häretiker wurden.
Donatus, der Erste, begann das Schisma mit seinen Taten,
Donatus der Zweite, genannt auch der Große, war Vaters der Irrung.
Anfangs des vierten Jahrhunderts, da wurde Mensurius, Bischof
Karthagos, vor den Tyrann Maxentius selbst hingezogen,
Weil er bei sich im Hause den Diakon Felix verborgen,
Welcher die Schriften des Kaisers als frevelhaft angeklagt hatte.
Römsche Gerichte beriefen ihn, doch auf der Rückkehr
Starb er, und Cecilianus erhielt den leeren Bischofsstuhl,
Von Felix, Bischof in Aphthongum, mit den anderen Prälaten
Wurde geweiht er, doch bald erhob sich ein lauterer Zweifel:
War jene Weihe auch recht, wenn Bischöfe solches vollbrachten,
Die einst, von Furcht gedrängt, die Heiligen Schriften verrieten?
Zweifel an Felix’ Weihe, und Cecilianus selbst wurde
Weiterschuldig genannt, weil er Gefangene hungern ließ,
Verwehrte ihnen Speis’ und ließ sie darben in Kerkern.
Führer des Aufruhrs war Donatus, ein Bischof von ferner
Stadt, die „schwarze Häuser“ genannt; auch Lucilla, die Spanierin,
Ränke schmiedend, ergriff Partei gegen Cecilianus,
Weil er als Diakon sie einst getadelt, als fromm sie
Einem, von Kirche nicht anerkannt, die Ehre gab.
Wütend beschloss sie, ihn zu stürzen, mit Reichtum bestach sie
Viele, und Majorinus wurde zu ihrem Geweihten,
Den Donatus persönlich selbst zum Bischof erkor.
Cecilianus jedoch blieb seinem Glauben fest treu,
Trotz allen Streits, und so wandten sich bald die Donatisten
Kaiser Konstantin zu, um ihn für sich zu gewinnen.
Dieser vertraute dem heiligen Papst Melchiades an,
Was zu entscheiden sei. Und bald rief ein Konzil er ein,
Neunzehn Bischöfe sprachen für Cecilianus und hoben
Seine Unschuld hervor, die Weihe für gültig erklärt.
Doch mit der Lösung zufrieden war keine Seite der Gegner.
So, unermüdlich, vor Kaiser erneut sie sich niederließen,
Wollten erneut ein Urteil erwirken; Konstantin hoffte,
Frieden zu bringen, doch sah er bald, dass hartnäckig sie blieben.
Elianus, der Prokonsul von Afrika, sollte nun prüfen,
Ob denn Felix schuldig sei, die heiligen Bücher verraten.
Wissend, dass bald die Wahrheit ans Licht kommen würde, bestachen
Böse Verräter den Notar Ingentius, doch dieser,
Von Furcht übermannt, sagte alles vor Prokonsul aus
Und sprach sowohl Felix als auch Cecilianus frei.
Davon vernahm der Kaiser, dass beide doch unschuldig seien,
Doch um den Zorn zu beruhigen, ließ er ein weiteres Konzil
In der Stadt Arles einberufen, wo Bischöfe wieder
Felix und Cecilianus erneut freisprachen.
Nichts aber konnte die Donatisten nunmehr zufriedenstellen,
Wie Fleury es erzählt, das Schisma weitete sich sogar aus.
Häresie folgte nun dem Schisma auf Schritt und auf Tritt.
Donatus, der Zweite, genannt von seinen Anhängern „der Große“,
Führte die Irrlehren weiter und pflanzte sie tief in die Kirche.
Ein falscher Glaube, der von Gerechten allein die Gemeinde
Sich erbauen lässt und die Sünder verbannt aus dem Heiligtum.
Wort des heiligen Paulus verzerrten sie, um zu beweisen,
Dass nur die fleckenlose und reine Kirche die wahre,
Herrlich in Glanz und ohne Runzeln der Sünde befleckt sei.
Auch in der Apokalypse fanden sie Worte des Irrtums:
„Nichts Unreines wird je in die Stadt des Herrn eingehen.“
Diesen Gedanken nahmen sie auf, verdarben ihn weiter:
Sündige Bischöfe, die einst die heiligen Schriften verrieten,
Hatten Rom mit dem Papst und der Kirche dem Tod überlassen.
So, von verderbtem Sauerteig gleich, zerfiel die Gemeinde,
Nur in Afrika blieb sie rein, wo die Donatisten sie hegten.
Skrupellos deuteten sie die Bibel und zitierten
„Zeige mir, du, den meine Seele liebt, wo du weidest,
Wo du am Mittag ruhst“ und sagten, der Süden sei Afrika.
Auch die Taufe erklärten sie für nichtig und falsch,
Wurde sie nicht von ihrer reinen Kirche gespendet.
Proselyten tauften sie neu, da fremde Hände entheilten.
Sogleich stürzen die ketzerischen Lehren zu Boden,
Zeigen die Falschheit des ersten Satzes der Lehre:
Denn die Kirche, so sprechen sie, besteht nur aus Guten.
Doch Augustinus beweist, dass Paulus und Johannes
Schreiben von jener, die triumphierend, nicht von der streitenden Kirche,
Unser Erlöser verkündet vielmehr, dass in der Kirche
Gutes mit Bösem vermischt, wie Weizen und Stroh auf der Tenne.
„Säubern wird er die Tenne und Weizen in Scheunen versammeln,
Doch das Stroh wird er werfen in Feuer, das nimmer verlöscht.“
Auch das Feld ist ein Bild, das er selber mit Gleichnis erleuchtet:
„Lasset wachsen das Unkraut mit Weizen bis hin zur Ernte,
Dann wird der Schnitter das Unkraut binden und sammeln
In die Garben zum Feuer, der Weizen zur Scheune geordnet.“
Donatisten verübten nicht bloß das Verbrechen der Ketzerei,
Tausend Sünden dazu, noch grimmiger, haben sie angerichtet:
Altar’ brachen sie nieder und heilige Kelche zerschlugen,
Heiliges Chrisam verschütteten sie, warfen den Hunden
Eucharistie vor; doch Optatus meldet uns schreckend,
Wie die Hunde, erfüllt von göttlichem Zorn, sich erhoben,
Gegen die Herren gewendet, zerrissen sie wie zur Vergeltung
Für die Schändung des Leibes Christi in heiliger Form.
Nicht bloß Lebendige quälten sie, selbst die Toten schmähten,
Schleiften sie aus den Gräbern und übten schändliche Riten.
Circumcellionisten, entsprossen den Reihen der Ketzer,
Wüteten wild, ihr Anführer hieß man Faber und Maxidus.
Von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf zogen sie wandernd,
Sklaven befreit’ man, Schuldnern erließ man die Schulden,
Predigten Freiheit von aller Verpflichtung, Gewalt war ihr Zeichen.
Doch bald gegen sich selbst wandte die Raserei ihre Wut:
Manch einer stürzte sich selbst in den Tod, ins Feuer und Wasser,
Griff sich ans Herz mit dem Messer, und viele folgten dem Wahnsinn,
Sagend, der Tod bringe Märtyrerkränze für all, die so enden.
Frauen, schwanger mit Kind, warfen sich Klippen hinab.
Selbst donatistische Bischöfe strebten, das Übel zu hemmen,
Doch vergeblich, denn sie waren gebunden durch eigenes Beispiel.
Kaiser Konstantin, Konstans und Valentinian
Schrieben Gesetze und Edikte wider die Ketzer,
Doch vergebens, denn Honorius gab zu dem Übel
Freiheit des Glaubens, das Volk konnte glauben, was es begehrte.
Doch die Donatisten begannen mit Taten der Gewalt,
So dass der Kaiser, erzürnt, das Edikt widerrief,
Strafen verordnet, den Tod für Ketzer bestimmt und Besitzraub
Für die Versammlung derer, die öffentlich irren im Glauben.
Marcellinus, weise und klug, entsandte er nach Afrika,
Dass die Bischöfe beide Parteien, Katholiken und Ketzer,
Sammelten sich in Karthago zum Disput. Die Donatisten
Zogen sich erst zurück, doch später kamen sie doch.
Marcellinus erlaubte nur achtzehn Männern,
Disput zu führen, neun von jeder Partei. Die Ketzer
Waren gefangen im Streit und beklagten sich heimlich,
„Seht, wie unmerklich geraten wir in das Verderben.“
Augustinus bewies, dass Kirche besteht aus den Guten
Und auch den Schlechten, wie Spreu und Korn auf der Tenne gemischt.
Endlich entschied der Tribun für die Lehre der Katholiken.
Viele traten der Kirche bei, doch viele beharrten im Irrtum,
Wandten sich hilfesuchend an Honorius, der sie verwehrte,
Nicht einmal ließ er die Irrenden nahen zu seiner Audienz,
Alle, die fern der katholischen Kirche verblieben, verurteilte
Er zu schwerer Buße mit Geld und drohte dem bannenden Urteil
Gegen die Priester und Bischöfe, die ihm trotzig entgegentraten.
Boshaft wurden daraufhin sie den Katholiken nicht minder,
Mordeten gar den Verteidiger Restitutus, dem edlen,
Schmiedeten Pläne sodann, mit Marinus den Richter zu stürzen,
Marcellinus, der standfest die Kirche verteidigte, schonten
Sie nicht. Doch grausam waren die Mittel, die Marinus wählte:
Täuschte Verrat vor und ließ den Märtyrer fälschlich verdammen,
Schob ihm den Aufstand des Heraklius listig und arg vor,
Obgleich er schuldlos war, ließ ihn ins düstre Gefängnis verbannen.
Doch am folgenden Tage befahl er, ihn heimlich zu töten,
Kopflos sank Marcellinus hin, als Märtyrer preiswert,
Doch Marinus erhielt für sein Unrecht gerechte Vergeltung,
Honorius strafte ihn bald, entzog ihm die Ehre und Ämter.
Auf dem Konzil zu Karthago, im Jahre dreihundert und achtund-
Vierzig (oder nach Hermants Wort im Jahr, das folgte darauf),
Dankten die Bischöfe Afrikas Gott für das Ende der Spaltung,
Und die schismatischen Bischöfe folgten vereint dem Beschlusse.
Taufe erneut, die gespendet im Glauben der heiligen Dreifalt,
Ward dort verboten, wie Donatus' Jünger es falsch lehrten,
Und auch jene, die Hand an ihr Leben gelegt, zu erheben
Als Märtyrer war fortan verboten, obgleich aus Erbarmen
Ihnen die Riten des Begräbnisses zuteil noch gewährt wurden.
Bis zur Zeit Gregors des Großen bestand jene ketzer’sche Lehre,
Baronius sagt, dass sie schließlich die Kirche Afrikas stürzte.
FÜNFTER GESANG
Arius, der Afrikaner, aus Kyrene stammend, zog weiter,
Kam nach Alexandria, strebte nach kirchlicher Würde.
Baronius rühmt ihn als einen Gelehrten, der weise,
Mit Manieren kultiviert, doch von abstoßendem Blick,
Ruhm war sein Ziel, das Neue zu lieben, kennzeichnete ihn.
Meletius, den Bischof von Lykopolis einst er ehrte,
Obwohl Meletius nicht wider den Glauben gesprochen,
Doch von Verbrechen schwerer Art war er einmal bezichtigt:
Götzendienst war dabei, und der heilige Petrus von Alexandrien
Setzte ihn ab, derweil ein Schisma das Land bald erschütterte.
Arius erkannte nun, es war für sein Streben nicht gut,
Weiterhin Meletius zu folgen, er wandte sich Petrus
Zu, und der heilige Mann weihte ihn rasch zum Diakon.
Doch als er von seiner Treue zu Meletius hörte,
Wies er Arius aus der Stadt und brach das Vertrauen.
Petrus, nun Märtyrer, bald im Gefängnis gefangen gehalten,
Sah in der Vision den Heiland mit zerrissenem Kleid:
„Arius tat dies,“ sprach der Herr, „nimm ihn niemals zurück.“
Trotz all der Warnung, folgte Achillas dem Petrus nach,
Weihte den Arius Priester, der Baucal nun führte die Kirche.
Nach dem Tod Achillas, strebte Arius hoch nach dem Thron,
Doch der ehrwürdige Alexander nahm sich des Bistums an,
Wurde gerühmt für Wissen und Tugend, doch Arius hasste
Lehren des Mannes und wandte sich gegen das Haupt:
„Gleich ist das Wort dem Vater nicht, es ward erschaffen!“
Lehrte der Ketzer, der Sohn sei wandelbar, nicht göttlich im Kern,
Ehrte den Vater durch Werke und gewann so die göttliche Gnade.
Alexander jedoch, gerührt, berief eine Synode,
Hunderte Bischöfe kamen, die Irrtümer zu richten.
Arius ward abgesetzt, doch hartnäckig zog er von dannen,
Fand viele Proselyten, und Frauen gewann er für sich.
Unter dem Schutze Eusebs, der bösartigen Einfluss genoss,
Wurde die Ketzerei breiter, doch Alexander blieb fest,
Wies ihn von neuem aus, und die Wahrheit behauptete Stand.
Arius zog nach Palästina fort und betörte sogleich
Bischöfe dort und in den benachbarten Landen zugleich.
Eusebius von Cäsarea, Aezius auch von Lidda,
Paulinus von Tyrus war auch durch List schon gewonnen.
Gregor von Beirut und Athanasius aus Anazarbus,
Theodotus Laodiceas folgte den schändlichen Lehren.
Alexander, der Heilige, klagte, als er davon hörte,
Schrieb an die Bischöfe dort, die ihm folgten im Streit,
Und von Arius wichen, doch dieser floh zu dem Freund,
Eusebius von Nikomedia, schrieb dort ein Buch,
Namens Thalia, erfüllt von höhnischen Spötteleien,
Mischte die Wahrheit mit frechem Lügengewebe und Groll.
Eusebius rief in Bithynien eine Synode,
Arius fand dort Zuflucht bei vielen, die ihn da umgaben.
Briefe versandte er, um den Heiligen zu bewegen,
Doch Alexander blieb fest, ließ sich nicht überreden.
Zu dieser Zeit triumphierte Konstantin über Licinius,
Sicher im Frieden des Reichs, doch betrübt im Gemüt,
Hörte er bald von dem Streit zwischen Arius und Alexander.
Eusebius suchte den Kaiser zu täuschen im Wort,
Sagend, der Glaube sei hier doch nicht in Gefahr,
Und es sei klug, den Mund zu halten und Ruhe zu wahren.
Streit um die Gottheit des Sohnes sei doch von geringer Bedeutung.
Konstantin schrieb an den Heiligen, bat um den Frieden,
Doch die Zwietracht im Osten schwoll mächtig, nicht minder.
Osius, der Bischof aus Cordoba, kam, um zu richten,
Gesandt, so meinen die Weisen, vom Kaiser in Weisheit,
Kam er nach Alexandria, sah, wie schlimm es geworden,
Rief eine Synode, um Arius' Lehre zu bannen.
Arius schrieb an den Kaiser, doch dieser, nun klüger,
Gab eine Antwort, die Irrtümer klärend, das Volk warnend,
Nannte den Ketzer einen Dummkopf, der frech war und falsch.
Und ließ den Brief dann verkünden, doch Arius’ Anhänger tobten,
Schändeten gar die Statue des Kaisers in wütendem Zorn.
Doch Konstantin lächelte nur und sprach in Gelassenheit weise:
„Schaut, sie haben mir nichts angetan!“ und ging weiter gelassen.
Doch der Streit schwoll weiter, das Feuer der Zwietracht entflammte.
So rief der Kaiser das Konzil von Nizäa zusammen,
Bischöfe kamen aus Ost und West, aus Norden und Süden,
Dreihundertachtzehn zählte man, alle versammelt im Heil.
Viele der Hirten waren gezeichnet durch Märtyrerqualen,
Paphnutius, dem Auge und Hand verbrannt, Paulus von Neoceserea,
Der im Auftrag von Licinius beide Hände verlor,
Und viele andere, die treu dem Glauben sich stellten.
Der heilige Silvester genehmigt dem frommen Verlangen des Kaisers,
Sendet dem Konzil seine Zustimmung, doch hindert das Alter
Ihn, in Person zu erscheinen, so schickt er die Priester,
Vito und auch Vincentius, Römer aus heiliger Kirche,
Ebenso Osius, Bischof der Stadt, die Córdoba heißt,
Dass sie den Vorsitz übernehmen und ordnen die Sitzung.
Tillemont zweifelt jedoch in der Schrift, die er niedergelegt hat,
Ob Osius wirklich geleitet das Konzil von Nicäa.
Doch ist bei allen Autoren er als der Vorsitz vermerkt,
Auch der Kommentator MacLaine, der Mosheim erklärt,
Nennt ihn den Hauptmann der Synode und Athanasius selbst
Spricht von Osius als Führer der heiligen Runde.
Gelasius Cizicenus, Historiker späterer Zeit,
Schreibt, dass Osius saß auf dem Platz des Silvester,
Und mit Vito und Vincentius führte das heil’ge Konzil.
Im Juni, am neunzehnten Tag, wurde das Konzil eröffnet,
Wie Kardinal Orsi berichtete, jener, der schreibt,
Dass in der großen Kirche von Nizza die Sitzung begann,
Doch glaubt er, die Sitzung im Palast des Kaisers Konstantin
Wäre nicht die erste gewesen, sondern die letzte.
Dort wurde geprüft der Irrtum des Arius, der im Befehl
Konstantins erschienen war, der Ketzer, der kühn
Frech von sich gab jene gotteslästernden Worte,
Dass der Sohn nicht von Ewigkeit sei, sondern erschaffen
Wie ein gewöhnlicher Mensch und wandelbar in der Tugend.
Als die Bischöfe hörten die Worte, da schlossen sie hastig
Vor Entsetzen die Ohren und schrien im heiligen Eifer.
Doch verlangte das Konzil, dass seine Lehren geprüft
Und dann widerlegt würden von Athanasius,
Dem tapferen Streiter des Glaubens, der dort wie stets
Stand gegen die Irrlehren, von seinem Bischof entsandt.
Eusebius von Nikomedia schrieb einen Brief,
Der vor dem Konzil verlesen wurde, und zeigte,
Dass er in allem mit Arius’ Lehren stimmte überein.
Der Brief ward zerrissen und öffentlich wurde er bloßgestellt.
Trotzdem verteidigten seine Partei und die Anhänger
Hartnäckig weiter die Lehren des ketzerischen Manns,
Doch sie widersprachen einander und entlarvten so
Ihre Uneinigkeit in den wesentlichen Dingen des Glaubens.
Die Arianer gefragt, ob der Sohn dem Vater sei gleich,
Ob er immerdar war, unveränderlich sei, voll der Kraft,
Im Vater bestehe, der wahre Gott sei von Natur.
Unschlüssig zunächst, versuchten sie Worte zu finden,
Die Eusebianer dann flüsterten leis’ unter sich,
Und stimmten zu: Der Sohn sei dem Vater gleich. Doch sie sagten,
Dass der Mensch auch sei Gottes Ebenbild, wie es geschrieben
Steht in dem Brief des Paulus. Auch sagten sie,
Der Sohn bestehe im Vater, wie in der Apostelgeschichte
Von uns allen gesagt wird: In Gott leben wir.
Doch die Konzilsväter sahen die Täuschung der Schriftverdrehung,
Und führten ein Wort ein, das alle Zweifel vertrieb:
Wesensgleich, so nannten sie den Sohn Gottes,
Nicht bloß ähnlich dem Vater, sondern aus der gleichen Substanz,
Wie der Erlöser selbst in den Worten gesagt hat:
„Ich und der Vater, wir sind eins.“
Der Kaiser, so berichtet Kardinal Orsi, wollte bei der letzten
Sitzung der Synode gewissensvoll anwesend sein,
Wünschte, dass man sie hielt in den Hallen des mächtigen Palasts,
Kam dafür eigens aus Nikomedia eilend nach Nizza.
Als er die Bischöfe sah, ihm reichten die Unzufried'nen
Schriften mit Klagen dar, sie klagten die Brüder darinnen
An und begehrten sein Urteil. Doch er befahl, sie zu brennen,
Sprach jene berühmten Worte, die Noel Alexander
Einst zitierte: "Gott hat euch zu Priestern erhoben,
Euch die Macht auch gegeben, zu richten selbst über uns Sterbliche,
Und wir werden gerecht von euch, denn Götter auf Erden
Seid ihr, von Gott uns gegeben, darum soll niemand der Menschen
Richten euch Götter auf Erden." So sprach der erhabene Herrscher.
Er verweigerte sich, auf den niedrigen Sitz sich zu setzen,
Den man ihm hatte bereitet, bis die Bischöfe ihn baten;
Dann erhob er sich nieder und setzte sich endlich mit Anmut,
Auch die Bischöfe nahmen mit seiner Erlaubnis die Plätze.
Einer der Väter des Konzils erhob sich sodann,
Lobte des Kaisers Eifer und dankte Gott für die Siege.
Es war, wie man glaubt, der Bischof Eustachius selber,
Der dann das Wort an die ehrwürd'ge Versammlung ergriff.
Konstantin sprach alsdann mit friedvollem Ernst zu den Vätern:
"Größten Trost," so begann er, "empfange ich, euch zu vereint sehen,
Einen den Glauben und Frieden, die Eintracht in euren Herzen.
Redefreiheit gewähre ich euch und lob' die Verteid'ger
Des heiligen Glaubens, tadele aber der Arianer
Kühnheit, die Unruhe stiftet im Heiligtum Gottes."
Dann sprachen die Väter das Glaubensbekenntnis der Kirche:
"Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und Erden, des Sichtbaren und Unsichtbaren,
Und an den Herrn Jesus Christus, den eingeborenen Sohn,
Wahrer Gott aus wahrem Gott, geboren, nicht geschaffen,
Eines Wesens mit dem Vater, durch den alles geworden ist."
So formulierten die Väter den Glauben und alle erhoben
Gegen die Irrenden scharf den Bannstrahl der heiligen Kirche.
Sokrates berichtet dann, dass nur wenige der Gegner
Hartnäckig blieben im Widerspruch, während die meisten
Erschrocken durch Drohungen rasch nachgaben, bis nur noch
Fünf derer standhaft verharrten, doch auch drei von ihnen
Wichen zuletzt, und es blieben nur zwei, die verbannt wurden.
Obwohl Arius verlassen ward von fast allen, die Treue ihm hielten,
Stand er beharrlich im Irrtum und wehrte sich hart gegen die Wahrheit.
Bald vom Konzil exkommuniziert, ins Exil nach Illirien gesandt,
Wurde er, mit Anhängern fern von der Heimat verbannt, und
Kaiser Konstantin sprach ein Rundschreiben aus über das Reich,
Dass man die Schriften des Arius brenne und achte des Kaisers Gebot:
Wer dem zuwiderhandelt, der wird den Tod als Strafe empfangen.
Meletius, Bischof von Lykopolis, ward suspendiert,
Dass er kein Amt mehr führe und keinen von nun an weihet,
Doch seine Anhänger man gnädig zur Kirche zurück aufnahm,
Wenn sie abschwörten dem Schisma und Lehren des Meletius.
Auch die Frage des Osterfests regelte das hohe Konzil,
Da es befahl, man feiere künftig das Fest nicht mehr so,
Wie es die Juden einst taten, am vierzehnten Tag des Mondes,
Sondern am Sonntag, dem Tag nach dem vierzehnten Tag, der folgte
Nach der Tagundnachtgleiche im Frühling, so ward es beschlossen.
Nicht als ein Glaubenssatz, sondern als Disziplin stellte man fest,
Und kein Widerstand ward gespürt, das Ganze fand Einvernehmen.
Zwanzig Disziplinarregeln erließ das Konzil, von denen wir einige nennen:
Wer sich selbst entmannt, aus dem Klerus sei er ausgeschlossen,
Denn Valerianer hießen die Häretiker, die dies taten,
Und dem Origenes folgten in törichtem, falschem Verlangen.
Auch verbot es dem Klerus, Frauen im Haus zu halten,
Außer sie seien Mutter, Schwester, Tante oder von unzweifelhaftem Ruf.
Der Zölibat ward für Bischöfe, Priester und Diakone eingeführt,
Doch ließ das Konzil die bereits Verheirateten bei ihren Frauen.
Bischöfe sollten durch drei von ihren Provinzbischöfen geweiht,
Und die Rechte der Patriarchen stets geachtet werden,
Wie es dem Bischof von Rom gebührt und auch dem von Alexandria,
Über die Kirchen in Ägypten, Libyen und Pantopolis ward geurteilt.
So sprach das Konzil und verwehrte nicht den Primat Roms,
Der auch nach diesen Kanones klar bestand und gewahrt ward.
Schließlich schrieben die Väter ein Schreiben an all ihre Kirchen,
Machten bekannt den Bann des Arius, auch wie sie das Fest nun
Ostern zu feiern gedachten. Nachdem das Konzil sich zerstreute,
Traten die Bischöfe auseinander; doch lud Konstantin sie
Alle zum Mahl an seinen Tisch, und die, die im Glauben gelitten,
Hieß er heran zu sich kommen, er küsste die Narben der Wunden,
Oft und mit ehrender Hand, und er machte Geschenke an alle,
Mahnte sie, Frieden zu wahren, und verabschiedete freundlich
Jeden von ihnen am Ende. Das Urteil der Verbannung
Galt Eusebius auch Theognis, und beide nach Gallien wurden
Fortgeschickt, und in Nikomedia nahm Amphion bald
Eusebius’ Bischofssitz, und Chrestus saß in Nicäa.
Doch nicht lange währte es, bis die Bischöfe erkannten,
Dass aus Furcht nur der Beschlüsse Gehorsam gezeigt worden war.
ZWEITER TEIL
ERSTER GESANG
Im Jahr elfhundertdreiundsiebzig, nach Christi Menschwerdung,
Lebte in Lyon ein Bürger, Waldo genannt, in Frankreich,
Durch Wucher beschmutzt, sein Reichtum war schändlich erlangt.
Einst, an einem Sonntag, da hörte er inmitten der Menge
Einen Troubadour singen, des Wortes Kraft ihn ergriff.
Heim nahm er ihn dann, lauschte den Weisen, den Lehren.
Er sprach von Alexis, der in seines Vaters Gemäuern
Seligen Tod fand, heilig sein Herz, von Tugend erfüllt.
Kaum dass der Morgen dämmerte, eilte der Bürger,
Kluge Gedanken im Sinn, zu den Lehrern der Theologie,
Suchte nach Rat für die Seele, den sichersten Weg zu Gott.
Viele der Pfade, die wiesen sie ihm, doch er fragte mit Demut:
„Welcher der Wege, o Meister, führt sicherer als alle zum Ziel?“
Antwort gab jener mit Schriftwort: „Vollkommen sei!
Verkaufe, was du besitzt, und folge dem Herrn!“
Schnell ging Waldo nach Hause, zu seiner Frau sprach er dann:
„Wähle, was dir gefällt: Willst du behalten das Land
Oder den Reichtum an Gütern, was meinst du?“ Schweren Herzens
Wählte die Frau das Land, da Wälder, Felder und Weinberg,
Mühlen und Häuser, Fischgründe reich ihm gehörten.
Doch von dem übrigen Gut gab er den Armen zurück,
Was er durch Unrecht erlangt, den Kindern spendete er,
Die, ohne Wissen der Mutter, ins Kloster er brachte,
Und einen Großteil des Geldes verteilte er frei an die Armen.
Damals war Hungersnot, in Frankreich und Deutschland wütend,
An drei Tagen der Woche von Pfingsten bis Petri Fest
Gab er den Hungernden Brot, Fleisch und Gemüse zum Mahl.
Einmal, zur Himmelfahrt Mariens, warf er den Armen
Münzen ins Dorf, und dabei rief er laut: „Keiner kann dienen
Zwei Herren zugleich, dem Mammon und Gott!“ Die Bürger
Eilten herbei, glaubten ihn irre, doch Waldo sprach weiter:
„Freunde und Mitbürger, seid nicht verwirrt, ich bin klaren
Geistes und räche mich an den Feinden, die mich zum Sklaven
Geldes gemacht, mich fesselten fern von dem Herrn.
Hört, was ich sage: Ich lebe fortan ohne Reichtum,
Und wer es sieht, mag sagen, ich sei wohl verrückt.
Doch tut, was ich tue, und lernt, auf Gott euer Herz zu setzen,
Nicht auf den trügerischen Schatz, den irdischen Reichtum!“
Tags darauf, nach der Messe, bat er im Namen des Herrn
Einen Bürger, einst Kamerad, um Essen und Brot.
Freundlich empfing ihn der Mann: „Solange ich lebe,
Wirst du nicht hungern, ich gebe dir, was du bedarfst!“
Doch als er zu seiner Frau kam, war sie von Sorge gequält,
Eilend lief sie zum Bischof, flehte und klagte mit Tränen:
„Herr, mein Mann, lasst ihn niemand um Brot bitten als mich!“
Als Waldo vor dem Bischof stand, mit fester Entschlossenheit,
Griff die Frau an seine Kehle, flehte: „Mann, wäre es nicht
Besser, ich büße für dich, indem ich Almosen gebe,
Als dass Fremde dich speisen, mein Gatte?“ Von da an war’s Waldo
Nicht erlaubt, von anderen Bürgern als nur von ihr Brot zu nehmen.
ZWEITER GESANG
Erstens, sie sprechen: „Die Kirche von Rom ist nicht Christi Gemeinde,
Sondern sie sei von den Bösen erfasst, dem Teufel verfallen,
Denn unter Silvester sei sie vom wahren Pfad abgewichen,
Als die Verlockung der Welt in ihr Innerstes eingedrungen.
Wir aber, sagen sie, sind die Kirche Christi, die wahre,
Denn wir folgen der Lehre des Herrn in Worten und Taten,
Halten das Evangelium fest und das Wort der Apostel.“
Zweitens, sagen sie dies: „All Sünde und Laster sind drinnen,
In der Kirche von Rom, doch wir sind rein und gerecht nur,
Niemand lebt außer uns das Evangelium treulich.
Wir sind die Armen im Geist und leiden für Glauben und Recht,
Wir sind die wahre Gemeinde des Herrn, die Kirche von Jesus.
Rom, so sprechen sie weiter, sei eine Zier ohne Sinn,
Die Hure der Offenbarung, von Schmuck und Prunk nur erfüllt,
Den Osten achtet sie nicht, so ist sie vom Glauben gewichen.“
Weiter verachten sie stark all der Kirche Gesetze,
Weil sie zahlreich und schwer, sie halten nichts von der Ordnung.
„Papst,“ so sprechen sie, „ist Oberhaupt aller Irrtümer, irrt,
Und die Prälaten sind Schriftgelehrte, die Mönche Pharisäer.
Krieg führen die Bischöfe, sind Mörder, Verderber der Seelen,
Uns nicht beugen wir ihnen, nur Gott allein ist Gehorsam.
Keiner ist größer als der andere im Glauben,“ sie sprechen,
„Matthäus spricht: 'Ihr seid alle Brüder, der Herr ist der Eine.'
Vor einem Priester soll niemand sein Knie je beugen,
Offenbarung spricht dies: 'Sieh zu, dass du dies nicht tust.'
Zehnten sollt ihr nicht geben, der Kirche gebührt keine Gabe,
Keiner von denen im Klerus soll Besitz je erlangen,
Denn, so steht es geschrieben, die Priester sollen nicht erben,
Sollen das Opfer verzehren, nicht das Gut dieses Volkes.“
Auch das Sakrament, sie verwerfen es, taugen soll’s nicht,
Taufe der Kinder sei wertlos, sprechen sie weiter.
Ehe, so reden sie, sei Todsünde ohne Hoffnung auf Kinder,
Überhaupt verachten sie jegliches Band und die Ordnung,
Missachten geistige Schranken und fleischliche Hindernisgrade.
Auch die Priester, sie sollen nicht bleiben ehelos,
„Denn die im Osten vermählen sich auch,“ sagen sie kühn.
Noch sagen sie weiter: „Kein Übel durch Kuss und Umarmung,
Wird in den Ländern des Westens getan, wenn kein Unrecht im Herzen.“
Auch das Ölen der Kranken verschmähen sie, weil es den Reichen
Nur zuteil wird und viele Priester dazu gehören.
Auch die Weihe verachten sie, sagen: „Die ist nichtig,“
Jeder gute Laie sei Priester, wie einst die Apostel.
Gebet des bösen Priesters, das sei nutzlos und leer.
Priesteres Tonsur, sie machen sich darüber lustig.
Lateinisches Beten, das sei dem Volke nichts nütze.
Auch das Predigen achten sie gering, sei’s nicht in der Schrift.
„Christi Lehre allein sei genug, und die der Apostel,
Ohne Gesetze der Kirche, zur Seligkeit führend und richtig.“
DRITTER GESANG
Darauf erhob sich in seiner Regierung ein mächtiges Wetter,
Wolken von Ketzern, und fremd war ihre Lehre der Kirche,
Neu und bislang unbekannt, so schrecklich, dass sie vereint war,
Zwei sehr böse Gedanken, die einst getrennt nur gediehen:
Manichäer, die frevelhaft und gottlos genennet,
Die Paulikianer auch, und die Massalianer dabei,
Schamlos und elend zugleich, nun hatten sie eins sich verbunden.
Bogomilen war’n es, zusammengesetzt aus den beiden,
Heimlich lebten sie fort, verborgen vor väterlich Augen,
Denn sie trugen der Tugend trügerisch nachgemachtes Kleid,
Täuschten mit Ernst und mit Frommheit, trugen die Bosheit im Herzen,
Keine Langhaarigen war’n es, die sich so zeigten der Welt,
Doch tief unter dem Mantel, verborgen die finstere Schlinge.
Düstern blickt solch einer drein und murmelt beim Gang in die Gassen,
Doch ist ein hungriger Wolf in seinem Innersten stets.
Und diese schädliche Brut, verborgen im Loch einer Schlange,
Rief mein Vater hervor, brachte sie ans Licht mit Beschwörung.
Als er frei war von Osten und Westen, lenkte er scharf nun
Seinen Blick auf die Seelen und strebte nach geistiger Macht.
Denn in allem war er allen Menschen an Weisheit überlegen,
Lehrend war er der Lehrenden Meister, im Krieg ein Held.
Damals breitete sich das Geschlecht der Bogomilen aus,
Denn Basilius, Mönch, war schlau und gekonnt in dem Übel,
Zwölf Jünger hatte er, die er Apostel genennet,
Führte auch frevelnde Frauen, elend an Sitten und Lastern,
Schlimme Geschöpfe, mit sich und säte das Böse ins Land.
Dieses Übel entflammte wie Feuer und griff viele Seelen,
Doch des Kaisers Herz ertrug solch Frevel nicht, so begann er,
Bogomilen zu fangen und ihre Häresie aufzudecken.
Einige brachte man her und alle erklärten Basilius
Zum Lehrer und Meister der schrecklichen Irrlehre, die sie bekannten.
Einer, Diblatius, wurde in dunklem Verlies festgehalten,
Da er kein Geständnis gab, so ward er gefoltert mit Wucht,
Und er offenbarte den Mönch und die Jünger des Frevels.
Schnell entsandte der Kaiser Männer, die Basil suchten.
Schnell ward Basil gefunden, der Satrap des teuflischen Sotan,
In Mönchskutte gehüllt, mit welkendem Antlitz und hoch.
Der Kaiser strebte, mit Schmeicheln und List den Mönch zu durchdringen,
Lud ihn ein und sprach ihm voll Freundlichkeit scheinbaren Willens.
Selbst erhob er sich hoch von seinem Thron, um ihn zu ehren,
Setzte ihn an seine Seite, bot ihm das Mahl seiner Hand.
Köder und Haken warfen sie aus, den Mönch zu entlarven,
Und der Kaiser verstellte sich tief, als wäre er Schüler,
Gleich mit seinem Bruder Isaak, dem Sebastokrator.
Beide lobten die Lehren Basilius, sprachen von Heil,
„Hochwürdiger Vater, der unsere Seelen befreit und belehret,
Lehre uns die Geheimnisse, die du in Weisheit erkannt hast,
Denn die Kirchenlehren sind wertlos und führen nicht weiter.“
Basilius aber, zuerst voll Hochmut und Stolz in den Worten,
Schritt wie ein Löwe umher, doch innen war nur ein Esel.
Doch das Lob des Kaisers füllte ihn mächtig mit Stolz.
Isaak auch half dem Spiel und lockte ihn weiter heraus,
Bis Basilius schließlich die schrecklichen Dogmen verkündete.
Und wie geschah es? Ein Vorhang trennte die Frauen gemach,
Während ein Schreiber, verborgen, die ketzerischen Worte
Fleissig schrieb, die der Kaiser ihm listig entlockte.
Basilius lehrte, der Kaiser jedoch tat, als höre er wahrlich,
Und die Worte des Frevels wurden genau festgehalten.
Gotteslästerung trieb er, verachtete unsre Theologie,
Nannte die heiligen Kirchen nichts anderes als Tempel der Teufel.
Selbst die Weihe des Leibs und Blutes des höchsten Erlösers,
Schmähte er frech und verurteilte alles, was uns doch heilig.
Und was folgte? Der Kaiser warf die Verkleidung hinweg nun,
Zog dann den Vorhang beiseit’, und der Senat sich versammelte,
Auch das Heer stand bereit, gemustert von allen Tribunen,
Ältesten der Kirche war’n zugegen, der hohe Bischof,
Nicholas, weisester Patriarch, besaß den Stuhl dort,
Königin aller Städte, die herrschende Macht in der Synode.
Dann wurden die Lehren verlesen, schrecklich und falschhaft,
Beweise, klar wie der Tag, kein Zweifel konnte sie trüben.
Nichts leugnete der Beklagte, entblößte sein Haupt mit Entschlossenheit,
Trotzte den Pein’ und dem Tod, die Folter mit kühnem Verlangen,
Denn sie glaubten, die Bogomilen, dem Engel entkämen
Sie aus dem Feuer, berührt von keinem Leid, das sie quälte.
Doch Basil, standhafter Mann, blieb trotzig in seiner Verblendung,
Unbeugsam blieb er dabei, Satanael fest umschlungen.
Und als ihm Folter und Tod, das Feuer selbst man verkündete,
Blieb er derselbe, der einst das Dunkel der Lehren verehrte.
Ins Kerker warf man ihn bald, und oft ließ der Kaiser ihn kommen,
Mahnte ihn, schweigend dem Fluch und Gottlosigkeit zu entsagen.
Doch weder Drohung noch Rat des Kaisers konnten ihn wandeln.
Ehe der Kaiser ihn strafte, ging Basil oft aus dem Kerker,
Nahm seine Zuflucht bei Nacht in ein Haus, das für ihn ward gebaut,
Nah an des Kaisers Palast, ein kleiner Ort der Geständnis.
Sterne funkelten klar am Himmel, der Mond glänzte hell da,
Es war die Zeit der Synode, und still ruhte die Stadt ein.
Als gegen Mitternacht dann der Mönch zurück in die Zelle
Kehrte, da flogen die Steine, als Hagel von Händen geworfen,
Doch keine Hand sah man werfen, kein Mann war zu sehen im Dunkel.
Dämonen wohl, die von Satanael’s Zorn waren gesendet,
Wütend, weil er dem Kaiser verriet die dunkelsten Lehren.
VIERTER GESANG
Dies ist das geheime Buch der Ketzer aus Concoreze,
Das Nazarius, Bischof, aus Bulgarien mitbrachte;
Voller Irrtümer ist es, voll von falschen Lehren.
Der Nazarius wurde von Rainer untersucht,
Und sprach: „Die Jungfrau, heilig, war ein Engel selbst,
Und Christus nahm nicht menschliche Natur an, sondern
Engelhafte oder himmlische, wie die Irrlehre sagt.
Vor sechzig Jahren schon, so spricht er, lehrte ihn
Ein Bischof, ältester Sohn der Kirche Bulgariens.
Das Buch ist ein Werk der Bogomilen, die leugnen,
Dass Gott die Welt schuf, die Schöpfung dem Teufel zuschreibend.
Katholische Christen sind Jünger Johannes‘,
Die Taufe hat keinen Wert, auch nicht die Eucharistie,
Doch ist diese Aussage aus dem Text verschwunden.
Das Opfergesetz, das Henoch verkündet, und
Das mosaische Gesetz, sie sind des Teufels Werke.
Der Bericht über das Jüngste Gericht, so sagt Thilo,
Scheint zu orthodox und konventionell zu sein,
Um mit dem Rest des Buches in Einklang zu kommen;
Eine Verwässerung wird hier aus anderer Quelle vermutet.
In lateinischem Gewand, kaum älter als das Zwölfte,
Kann das Buch sein, das Original stammt wohl
Aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert.
Ich, Johannes, Bruder, Mitgenosse in Bedrängnis,
Teilhaber des Himmelreichs, während ich lag
An der Brust des Herrn Jesus Christus und sprach zu ihm:
„Herr, wer ist’s, der dich verraten wird?“ Er sprach und sagte:
„Der, der seine Hand mit mir in die Schüssel taucht.“
Da fuhr der Satan in ihn und suchte, wie er mich
Verraten könnte.
Und ich sprach: „Herr, bevor Satan fiel, in welcher
Herrlichkeit wohnte er bei deinem Vater?“ Er sprach:
„In solcher Herrlichkeit war er, dass er gebot
Den Mächten des Himmels; ich saß beim Vater selbst,
Und er befahl allen Anhängern des Vaters,
Stieg vom Himmel hinab in die Tiefen hinab,
Und dann empor zum Thron des unsichtbaren Vaters.
Er sah die Herrlichkeit dessen, der die Himmel bewegt,
Und dachte daran, seinen Sitz über die Wolken
Zu setzen und dem Allerhöchsten gleich zu sein.
Und als er hinab in die Luft gestiegen war, sprach er
Zu dem Engel der Luft: „Öffne mir die Tore hier!“
Und er öffnete sie ihm. Und er wollte weiter
Hinabsteigen und fand den Engel, der die Wasser
Hielt, und sprach zu ihm: „Öffne mir die Tore hier!“
Und er öffnete ihm. So ging er hindurch und fand
Die ganze Oberfläche der Erde mit Wasser
Bedeckt. Und unter der Erde fand er zwei Fische
Auf den Wassern liegen, wie Ochsen, die vorgespannt
Zum Pflügen sind und die ganze Erde hielten,
Vom Westen bis zum Sonnenaufgang, auf Befehl
Des unsichtbaren Vaters. Und als er hinabgestiegen,
Fand er Wolken hängen, die die Wasser des Meeres
Hielten. Und er stieg noch weiter hinab und fand
Die Hölle, das ist die Gehenna des Feuers, und
Darum konnte er nicht weiter hinabsteigen, wegen
Der Flamme des brennenden Feuers. Und Satan kehrte
Zurück und füllte die Pfade und trat ein in den
Engel der Luft und in den, der über den Wassern war,
Und sprach zu ihnen: „All diese Dinge gehören mir.
Wenn ihr auf mich hört, werde ich meinen Sitz
In den Wolken aufstellen und wie der Allerhöchste sein.
Die Wasser des oberen Firmaments werde ich nehmen
Und die anderen Teile des Meeres zusammentragen,
Und danach wird es auf der ganzen Erde kein Wasser
Mehr geben, und ich werde mit euch in Ewigkeit herrschen.“
Und als er dies den Engeln sprach, stieg er hinauf
Zu den anderen, bis zum fünften Himmel, sprach:
„Wie viel schuldest du, mein Engel, deinem Herrn?“
„Hundert Maß Weizen,“ sprach der Engel. „Nimm Feder,
Und Tinte, schreibe sechzig.“ Zu dem andern sprach er:
„Und du, wie viel schuldest du deinem Herrn?“ Er sprach:
„Hundert Krüge Öl.“ Da sprach er: „Setze dich hin,
Und schreibe fünfzig.“ So stieg er hinauf durch alle
Himmel und sprach dies bis zum fünften, verführte
Die Engel des unsichtbaren Vaters. Eine
Stimme kam aus dem Thron des Vaters, die sprach:
„Was tust du, o Leugner des Vaters, der die Engel
Verführt? Täter der Bosheit, die du schnell geplant.“
Dann sprach der Vater zu seinen Engeln: „Nehmt weg
Ihre Kleider!“ Und die Engel nahmen ihre Kleider,
Und Throne und Kronen von all den Engeln, die
Ihm gehorchten.
Ich fragte den Herrn: „Als Satan fiel, wo war er?“
„Mein Vater, sprach er, veränderte sein Aussehen,
Weil er hochmütig war, das Licht wurde ihm genommen,
Sein Gesicht wie glühendes Eisen, ganz menschlich
Wurde sein Antlitz. Und er zog mit sich den Teil
Der Engel Gottes, der dritte Teil, und wurde
Vom Thron Gottes und von der Verwaltung des Himmels
Hinausgeworfen. Satan kam in dieses Firmament,
Und er konnte für sich und die bei ihm waren
Keinerlei Ruhe finden. Er bat den Vater: „Hab
Geduld mit mir, und ich werde dir alles zahlen.“
Und der Vater hatte Erbarmen, gab ihm Ruhe,
So viel er wollte, sogar sieben Tage lang.
So setzte er sich an das Firmament und gebot
Dem Engel, der über den Lüften war, und dem,
Der über den Wassern war. Sie hoben die Erde
Empor, sie erschien trocken. Und er nahm die Krone
Des Engels, der über den Wassern war, und machte
Aus der Hälfte das Licht des Mondes, aus der andern
Hälfte das Licht der Sterne, aus den Edelsteinen
Machte er das ganze Heer der Sterne.
Er sandte Engel aus, die ihnen dienen sollten.
Er sprach zur Erde, bring hervor die Tiere, die
Zur Nahrung dienen, alle kriechenden Tiere, Bäume
Und Kräuter. Er sprach zum Meer, bring Fische hervor
Und die Vögel des Himmels.
Er schuf weiter, und den Menschen schuf er in seiner
Gestalt, und sprach zu einem Engel des dritten Himmels,
Er möge in den Körper aus Lehm eintreten. Er nahm
Davon und schuf eine andere Form, die einer
Frau glich, und sprach zu einem Engel des zweiten
Himmels, er solle in den Körper der Frau eintreten.
Doch der Engel klagte, als er die sterbliche Gestalt
Sah und dass sie in ihrer Gestalt unähnlich waren.
Er sprach zu ihnen, sie sollten die Tat des Fleisches
In den Körpern aus Lehm tun, und sie wussten nicht,
Wie sie Sünde begehen sollten.
Da ersann der Erfinder des Bösen in seinem Kopf,
Das Paradies zu schaffen, und brachte Mann und Frau
Hinein. Er sprach, bringt ein Schilfrohr her, und der
Teufel pflanzte es mitten ins Paradies, so verbarg
Der böse Teufel seinen Plan, damit sie seine
Täuschung nicht erkannten. Er kam herein, redete
Zu ihnen und sprach: „Esst von jeder Frucht, die im
Paradies ist, doch esset nicht von der Frucht der
Erkenntnis von Gut und Böse.“ Der Teufel aber fuhr
In eine böse Schlange und verführte den Engel,
Der in Gestalt der Frau war, und trieb seine Lust
An Eva im Lied der Schlange aus. Und deshalb werden
Sie Söhne des Teufels und Söhne der Schlange genannt,
Die die Lust ihres Vaters Teufel tun, bis ans Ende
Dieser Welt. Und wiederum goss der Teufel das Gift
Seiner Lust über den Engel aus, der in Adam war,
Und zeugte die Söhne der Schlange und die Söhne
Des Teufels bis ans Ende dieser Welt.
Danach fragte ich, Johannes, den Herrn: „Wie können
Die Menschen sagen, dass Adam und Eva von Gott
Erschaffen und ins Paradies gesetzt wurden, um
Die Gebote des Vaters zu befolgen, dann dem
Tod ausgeliefert wurden?“ Der Herr sprach zu mir:
„Hör zu, Johannes, Geliebter meines Vaters; törichte
Menschen behaupten in ihrer Falschheit, dass mein Vater
Körper aus Lehm geschaffen habe; doch durch den
Heiligen Geist schuf er alle Mächte des Himmels,
Und es stellte sich heraus, dass die Heiligen wegen
Ihrer Übertretung Körper aus Lehm hatten und
Deshalb dem Tod ausgeliefert wurden.
Wiederum fragte ich, Johannes, den Herrn: „Wie beginnt
Ein Mensch, im Geiste zu sein in einem Körper aus
Fleisch?“ Der Herr sprach zu mir: „Einige der gefallenen
Engel dringen in die Körper von Frauen ein und
Empfangen Fleisch aus der Lust des Fleisches, und so
Wird ein Geist aus Geist geboren und Fleisch aus Fleisch,
So wird das Reich Satans in dieser Welt und unter
Allen Nationen errichtet.
Und wiederum fragte ich den Herrn: „Wie lange soll
Die Herrschaft Satans dauern?“ Er sprach zu mir: „Mein
Vater hat ihn sieben Tage herrschen lassen, das sind
Sieben Zeitalter.“
Und ich fragte den Herrn, sprach: Was wird geschehen in dieser Zeit?
Und er sprach zu mir: Von jener Zeit, als Teufel abfiel,
Von der Herrlichkeit des Vaters, verlor seine eigene Pracht,
Sah er auf Wolken thronend, sandte Diener, ja Engel,
Feurige Flammen, die hinunterzogen zu Adam, bis Enoch.
Und er ließ Enoch steigen zur Höhe des Firmaments,
Zeigte ihm seine Gottheit, gab Feder und Tinte,
Setzte sich, schrieb siebzig und sieben Bücher,
Und er gebot ihm, sie auf Erden zu bringen,
Seinen Söhnen zu übergeben, begann zu lehren,
Opferbrauch und die Mysterien der Ungerechtigkeit,
So verbarg er das Himmelreich vor den Menschen.
Und er sprach: Seht, ich bin euer Gott, es gibt keinen anderen.
Deshalb sandte mich mein Vater in die Welt,
Damit ich den Menschen verkünde, die bösen Pläne des Teufels.
Als er erkannte, ich sei vom Himmel gekommen,
Sandte er einen Engel, nahm drei Holzarten,
Gab sie Moses, dass ich gekreuzigt würde,
Jetzt sind sie für mich reserviert, das ist sein Plan.
Der Teufel sprach, offenbarte Moses seine Gottheit,
Befahl, den Kindern Israels ein Gesetz zu geben,
Führte sie mitten durch das ausgetrocknete Meer.
Als mein Vater dachte, mich in die Welt zu senden,
Sandte er seinen Engel, Maria, vor mir her,
Um mich zu empfangen, und ich stieg herab,
Durch das Ohr hinein und hinaus, durch das Ohr.
Satan, der Fürst dieser Welt, erkannte meinen Kommen,
Um die Verlorenen zu suchen, um sie zu retten,
Er sandte seinen Engel, Helias, der mit Wasser taufte,
Er wird Johannes der Täufer genannt, das weiß jeder.
Helias fragte den Fürsten: Wie kann ich ihn erkennen?
Da sprach sein Herr: Auf wen du den Geist siehst herabsteigen,
Wie eine Taube, und auf ihm ruhen wird, der ist es,
Der mit dem Heiligen Geist zur Vergebung tauft.
Du wirst ihn vernichten und retten können, so sprach er.
Wieder fragte ich, Johannes, den Herrn: Kann ein Mensch,
Durch die Taufe des Johannes gerettet werden,
Ohne deine Taufe, die du uns gabst?
Und der Herr sprach: Wenn ich ihn nicht taufte zur Vergebung,
Kann niemand durch Wasser tauchen das Himmelreich sehen.
Denn ich bin das Brot des Lebens, aus dem siebten Himmel,
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird Sohn Gottes genannt.
Ich fragte den Herrn: Was bedeutet, mein Fleisch zu essen,
Und mein Blut zu trinken? (Eine Antwort fiel vielleicht aus.)
Und der Herr sprach zu mir: Bevor der Teufel fiel,
Mit all seinen Heerscharen von der Herrlichkeit des Vaters,
Preisten sie den Vater in ihren Gebeten, so sagend:
Unser Vater, der du bist im Himmel; und alle Lieder
Kamen vor den Thron des Vaters. Doch als sie fielen,
Konnten sie Gott nicht mehr mit diesem Gebet preisen.
Ich fragte den Herrn: Warum empfangen alle Menschen,
Die Taufe des Johannes, deine aber nicht?
Und der Herr antwortete: Weil ihre Taten böse sind,
Und sie nicht ans Licht kommen, so sprach er.
Die Jünger des Johannes heiraten, werden verheiratet;
Meine Jünger jedoch heiraten nicht, sie leben,
Wie die Engel Gottes im Himmel, ungebunden.
Ich aber sprach: Wenn es Sünde ist, mit einer Frau zu tun,
So ist es nicht gut, die Ehe zu schließen, so sprach ich.
Der Herr sprach zu mir: Nicht jeder kann dies Wort verstehen.
Ich fragte den Herrn über den Tag des Gerichts:
Was wird das Zeichen deiner Ankunft sein, o Herr?
Und er antwortete: Wenn die Zahl der Gerechten erfüllt ist,
Die gekrönt sind und gefallen, dann wird Satan losgelassen
Aus seinem Gefängnis, wird Zorn groß haben, Krieg führen
Mit den Gerechten, sie werden laut rufen zum Herrn.
Sogleich wird der Herr einem Engel befehlen,
In die Posaune zu blasen, und die Stimme des Erzengels
Wird in der Posaune vom Himmel bis zur Hölle gehört.
Dann wird die Sonne sich verfinstern, der Mond
Seinen Schein verlieren, die Sterne fallen,
Die vier Winde lösen sich von ihren Grundfesten,
Und die Erde, das Meer und die Berge werden zittern.
Und der Himmel wird erbeben, die Sonne sich verfinstern,
Scheinen bis zur vierten Stunde, das ist sein Wort.
Dann wird das Zeichen des Menschensohnes erscheinen,
Und alle heiligen Engel mit ihm, und er wird setzen
Seinen Thron auf die Wolken, sitzen auf seinem Thron
Der Majestät mit den zwölf Aposteln,
Auf ihren zwölf Sitzen der Herrlichkeit, die er gab.
Und die Bücher werden geöffnet, und er wird richten
Die ganze Welt, den Glauben, den er verkündete.
Dann wird der Menschensohn seine Engel senden,
Sie sammeln seine Auserwählten von den vier Winden,
Von den Höhen des Himmels bis an seine Grenzen,
Sie herbeizuführen, damit sie suchen, das ist sein Plan.
Der Sohn Gottes wird die bösen Geister senden,
Um alle Völker vor sich zu bringen, wird zu ihnen sprechen:
Kommt her, die ihr gesagt habt: Wir haben gegessen,
Getrunken und den Gewinn dieser Welt erlangt,
Nachher werden sie wiederhergebracht werden,
Alle Völker stehen voller Furcht vor dem Richterstuhl.
Und die Bücher des Lebens werden geöffnet,
Alle Völker offenbaren ihre Gottlosigkeit,
Er wird die Gerechten für ihre Geduld verherrlichen,
Und Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit werden sein Lohn,
Für ihre guten Werke; doch die, die Gebote verachteten,
Werden Zorn, Kummer und Angst ergreifen, so wird es sein.
Und der Sohn Gottes wird die Auserwählten rufen,
aus der Mitte der Sünder, die verloren wandeln,
zu ihnen spricht er mit kraftvollem Befehl:
„Kommt her, ihr Gesegneten, zu mir,
erbt das Reich, das Gott euch bereitete,
seit der Erschaffung der Welt, im Licht des Himmels.“
Dann zu den Sündern wird er reden, und das Urteil
spricht er: „Geht von mir, ihr Verfluchten,
in das Feuer, das ewig brennt, für den Teufel,
und seine Engel, die finster bedacht.“
Die Übrigen werden gehorchen dem unsichtbaren Vater,
werfen die Sünder in die Dunkelheit,
die Hölle, wenn das letzte Schneiden naht.
Dann werden die Geister der Ungläubigen entfliehen
aus Gefängnissen, dunkel und kalt.
Meine Stimme wird ertönen, und ein Hirte
wird sein, mit einer Herde, die ihm folgt,
und die Finsternis, die Dunkelheit des Feuers,
wird hervorkommen aus der Erde tief,
die den Unrechten das Licht raubt,
bis zur Luft des Firmaments, brennend.
Der Herr wird sein am Firmament,
bis in die tiefsten Teile der Erde;
die Entfernung, wie ein Mann mit Stein,
während drei Jahre er abwärts wirft,
so tief ist die Grube, das Feuer,
wo die Sünder wohnen, die ewigen Schmerzen.
Satan wird gefesselt, sein Heer mit ihm,
in den Feuersee geworfen, für immer gebannt.
Der Sohn Gottes wird wandeln über dem Himmelszelt,
mit seinen Auserwählten, die im Licht erglänzen,
den Teufel fesseln mit Ketten, stark und fest.
Die Sünder werden weinen in der Trauer:
„O Erde, verschlinge uns, decke uns mit Tod!“
Doch die Gerechten werden leuchten wie die Sonne
im Reich des Vaters, wo Freude ewig blüht.
Vor den Thron des unsichtbaren Vaters
führt er sie, spricht: „Siehe, meine Kinder,
die Gott mir gab, die Welt erkannte euch nicht,
doch ich erkannte euch, denn du hast mich gesandt.“
Der Vater wird sprechen, mit Liebe, ihm zur Seite:
„Mein geliebter Sohn, setze dich zu meiner Rechten,
bis ich deine Feinde mache zum Schemel deiner Füße,
die mich verleugneten und sprachen: ‚Wir sind Götter,
außer uns gibt es keinen Gott, die Propheten getötet,
die Gerechten verfolgt bis zur tiefsten Finsternis!“
Heulen und Zähneknirschen dort, in der Dunkelheit,
wo der Sohn Gottes sitzt zur Rechten des Vaters,
und die Engel empfangen den Befehl, zu dienen,
setzen die Gerechten unter die Chöre der Engel,
kleiden sie in Gewänder, unvergänglich, rein,
geben Kronen und Sitze, unverrückbar, ewig.
Gott wird sein in ihrer Mitte,
sie hungern und dürsten nicht mehr,
die Sonne wird nicht scheinen, keine Hitze,
er wischt die Tränen von ihren Augen,
und herrscht mit seinem heiligen Vater,
sein Reich wird niemals enden, für immer und ewig.
FÜNFTER GESANG
Zunächst sei dir bekannt, dass die Ketzer, sie glauben,
Zwei Schöpfer gebe es, einen, unsichtbar und gütig,
Den sie den gütigen Gott nennen, den andern,
Sichtbar, böswillig, der für die Welt das Elend bringt.
Das Neue Testament, so glauben sie, stammt vom gütigen Gott,
Das Alte jedoch, es sei des böswilligen, das lehnen sie ab.
Nur bestimmte Stellen aus dem Alten, die fügen sie ein,
Aus Ehrfurcht vor dem Neuen, als würdig, um aufgenommen zu werden.
Den Schreiber des Alten beschuldigen sie der Lüge,
Denn der Schöpfer sprach: „An dem Tag, an dem ihr essen werdet,
Vom Baum der Erkenntnis, von Gut und Böse,
Sterben werdet ihr!“ – und doch, so sagen sie, starben sie nicht.
Doch waren sie dem Elend des Todes unterworfen,
Nach dem Essen der Frucht, die ihnen verboten war.
Er, den sie auch einen Mörder nennen, hat gestraft,
Sodom und Gomorra niederbrannt und die Welt
Durch die Flut, die alles verzehrte, sie ihn verklagen.
Pharao und die Ägypter, die er im Meer ertränkte,
All dies, das brachten sie gegen den Schöpfer vor.
Sie behaupten, alle Väter aus dem Alten Testament seien verdammt,
Johannes der Täufer, einer der Dämonen, so sagen sie.
In ihrer Geheimlehre, die sie heimlich bewahren,
Christus sei schlecht, der in Bethlehem geboren,
Und in Jerusalem, gekreuzigt wurde, Maria Magdalena,
Seine Konkubine sei sie, die beim Ehebruch fiel,
Von der das Evangelium, so berichtend, erzählt.
Denn der gute Christus, so sagen sie, aß und trank nie,
Nie nahm er Fleisch an, und nie war er auf dieser Welt,
Außer geistig im Leib des Paulus, so klagen sie.
Die römische Kirche, sie sagen, ist eine Räuberhöhle,
Die Hure, von der in der Apokalypse die Rede ist.
Sie schmähten die Sakramente, lehrten öffentlich,
Das Wasser der heiligen Taufe, sei wie Flusswasser,
Die Hostie des heiligsten Leibes Christi, nicht anders,
Als gewöhnliches Brot, und dies flüsterten sie den Leuten zu.
Sie sagten, der Leib Christi, wenn auch so groß wie die Alpen,
Wär längst von denen verzehrt und vernichtet worden,
Die davon gegessen hätten, so lästerten sie mit Frevel.
Konfirmation und Beichte, sie hielten dies für eitel,
Frivol und ohne Wert, das lehrten sie den Gläubigen.
Heilige Ehe, so predigten sie, sei unwürdig,
Keiner könne gerettet werden, der Kinder zeuge.
Die Auferstehung des Fleisches, so leugneten sie laut,
Erfanden Ideen, die unerhört, die ihnen gefielen.
Sie sagten, unsere Seelen, Engelgeister seien dies,
Die aus Hochmut vom Himmel hinab gestoßen,
Die leuchtenden Körper in der Luft zurückgelassen.
Diese Seelen selbst, nach sieben Körpern, die sie bewohnten,
Würden schließlich, nach Buße, zurückkehren zu den leeren Körpern.
Man weiß, dass einige der Ketzer „vollkommen“ genannt,
„Gute Menschen“ seien sie, andere „Gläubige“ der Ketzer.
Die vollkommenen trugen Kleider schwarz und täuschten vor,
Keuschheit und verabscheuten den Genuss von Fleisch,
Von Eiern und Käse, wollten nicht Lügner scheinen,
Obwohl sie beständig Lügen sprachen, vor allem von Gott.
Sie sagten, sie sollten auf keinen Fall schwören.
Die, die nach Weltart lebten, und obwohl sie nicht weit,
Das Leben der Vollkommenen nachahmen konnten,
Hofften, durch ihren Glauben Erlösung zu finden,
„Gläubige“ der Ketzer, so nannten sie sie dann.
Obwohl sie lebten unterschiedlich, im Glauben vereint,
Die Gläubigen gaben sich dem Wucher und der Plünderung hin,
Mord und Wollust, Meineid und jedem Laster,
Sündigten sicherer und mit weniger Scheu,
Denn sie glaubten, ohne Wiedergutmachung zu erlösen,
Ohne Beichte, nur ein Vaterunser,
Und die Hand der Lehrer, die auf sie gelegt werde.
Für die vollkommenen Ketzer gab es eine Obrigkeit,
Die nannten sie Diakone und Bischöfe, die Lehrenden.
Keiner der Gläubigen glaubte, im Todesmoment
Gerettet zu sein, wenn sie ihm nicht die Hände legten.
Doch einem Sterbenden, wie böse er auch sei,
Legten sie die Hände auf, und betet er nur das Vaterunser,
Gilt er als gerettet, ohne Genugtuung,
Sofort wird er ohne Hilfe in den Himmel aufsteigen.
SECHSTER GESANG
Gregor, Bischof, dienend dem Gott der Götter,
seinen Söhnen, dem Kanzler, der Oxford-Uni, sendet,
Gnade und Segen, apostolisch, leuchtend und stark.
Eure Trägheit verwundert, es klagt die heilige Schrift,
die lehrt, dass ihr, Krieger des Glaubens, bewahren sollt
den reinen Weizen, wo Unkraut nun sprießt, das schädigt
das Feld eurer Ehre, das blüht in strahlendem Glanz.
Wie ihr lasst es gedeihen, es reift mit bösen Gedanken,
ein Schatten des Ruhms, ein Gefährdung der Seelen,
die Verachtung der Kirche, des Glaubens die Wunde.
Schmerzlich ist uns zu hören, dass in Rom man spricht,
dass Wycliffe, der Priester aus Lutterworth, der erleuchtet,
mit Irrtümern, die wie Schatten im Nebel erscheinen,
predigt im Namen des Herrn, doch verkehrt ist sein Weg,
die Worte verdorben, die Lehren verderblich.
Er greift nach dem Heiligen, vermischt das Reine mit Schmutz,
wie Marsilio und Jandun, die Lehren verflucht,
die in England, einst glorreich, nun stören die Ordnung.
Er führte die Gläubigen auf schlüpfrigen Wegen,
weg von der Wahrheit, zur Finsternis führt sein Wort.
So gebietet nun ernsthaft, die Flut zu besiegen,
den Bischof des Bischofssitzes, mit Macht und Gehorsam,
denkt an die Strafen, die drohen, wenn ihr nicht handelt.
Befiehlt eurem Haus, die Meinungen zu meiden,
die in Streit mit dem Glauben, den guten Sitten stehn,
selbst wenn klug gewendet die Worte zum Lügen.
Nehmt auf den Wycliffe, ihn gebt in sichere Hände,
zu den Brüdern, dem Erzbischof und dem Bischof von London,
lasst keinen Verwirrten in Oxford sich halten.
Mit Kraft und Entschlossenheit sollt ihr voran schreiten,
und die Lehren der Schmach von den Ohren der Gläubigen reißen.
Wacht auf, um die Nachlässigkeit, die nun uns bedroht,
zu tilgen, und so findet ihr Gnade und Ruhm,
sowie die Ehre und Belohnung vom Himmel herab.
Gegeben zu Rom, bei Santa Maria, hier,
am letzten Tag Mai, im sechsten Jahr unseres Pontifikats.
Die materielle Substanz des Brotes, des Weines bleibt,
Nach Wandlung, im Sakrament des Altars treu.
Die Akzidenzien, nach Wandlung im Sakrament,
Verbleiben nicht ohne Subjekt, das sie trägt.
Christus ist nicht in gleicher, wahrer Weise,
Im Sakrament des Altars, leiblich gegenwärtig.
Ein Bischof, Priester lebt in Todsünde,
Darf nicht weihen, nicht konsekrieren, auch nicht taufen.
Wer aufrichtig bereut, dem ist überflüssig
Jedes äußere Bekenntnis, das man fordert.
Die Einsetzung der Messe, durch Christus nicht
Evangelisch begründet, so ist es gesagt.
Gott muss dem Teufel nicht gehorsam sein,
So steht es fest in des Glaubens Lehre.
Wenn der Papst Verderben will, ein böser Mensch,
Von Gott hat niemand ihm Macht über die Gläubigen gegeben.
Seit Urban VI. darf niemand mehr Papst sein,
Alle müssen leben, wie die Griechen, im Gesetz.
Zu sagen, dass die Heilige Schrift es verbietet,
Wenn Männer der Kirche besitzen weltlich Gut.
Kein Prälat darf exkommunizieren,
Ohne zuvor zu wissen, dass Gott ihn ausgeschlossen.
Ein exkommunizierender Prälat wird dadurch
Ein Ketzer sein, ein Ausgeschlossener, so gilt's.
Wer einen Geistlichen exkommuniziert,
Weil er den König sucht, ist Verräter, so heißt's.
Wer predigt nicht, das Wort Gottes nicht hört,
Wird exkommuniziert, ein Verräter am Tag des Gerichts.
Zu sagen, jedem, Diakon oder Priester,
Sei es erlaubt, das Wort Gottes zu predigen, ohne Autorität.
Zu sagen, niemand ist weltlicher Herr, Bischof,
Kein Prälat, solange er in Todsünde lebt.
Weltliche Herren können nach eigenem Ermessen
Säumigen Kirchenmännern, weltlich Gut wegnehmen.
Der Zehnte ist Wohltätigkeit, den kann man
Behalten, wenn die Pfarrer in Sünden leben.
Besondere Gebete, von Prälaten gesendet,
Haben nicht mehr Wert als allgemeine Gebete für andere.
Dass jemand eine private Religion annimmt,
Macht ihn unfähiger, die Gebote Gottes zu halten.
Heilige, die private Religionen führen,
Sündigen durch diese, so gilt es für alle.
Religiöse, die in Privatreligionen leben,
Gehören nicht zur christlichen Religion, so ist es.
Von den Brüdern wird verlangt, dass sie ihren Lebensunterhalt
Durch Arbeit ihrer Hände verdienen, nicht durch Betteln.
Wer Mönchen Almosen gibt, wird exkommuniziert,
Ebenso der, der Almosen empfängt, so steht es fest.
Antwort von John Wycliffe auf die Vorladung des Papstes.
Ich habe die Freude, allen Aufrichtigen zu berichten,
Die an mich glauben, was ich vertrete, so sei es.
Denn ich nehme an, der Papst wird meinen Glauben
Bestätigen, wenn er rechtmäßig, von Gott gegeben ist.
Ist mein Glaube ein Irrtum, der Papst wird ihn weise
Korrigieren, so schätze ich, durch kluge Worte.
Das Evangelium Christi, das Herzstück des Gesetzes,
Glaube ich, übertrifft alles, was Gott gebot.
Denn Jesus Christus, der in Person dieses Evangelium
Verkündete, ist wahrer Gott, wahrer Mensch, so glaub ich.
Der Papst, der das Evangelium bewahrt, ist am meisten
Verpflichtet, denn er ist Stellvertreter Christi hier.
Die Größe des Stellvertreters Christi misst sich nicht
An weltlicher Größe, sondern an tugendhaftem Leben.
Denn so lehrt das Evangelium, das Urteil Christi,
Das den wahren Dienst durch Tugend verleiht.
Christus war der ärmste Mensch von allen, im Geiste
Und im Besitz, das lehrt uns die Heilige Schrift.
Er hatte nichts, worauf er sein Haupt legen konnte,
So sagt er, und Paulus sprach von seiner Not.
Ärmer kann niemand sein, weder körperlich noch im Geiste,
So legte Christus weltliche Herrschaft von sich.
Das Evangelium erzählt, dass Christus floh,
Als man ihn zum König machen wollte, dies sei wahr.
Niemand sollte den Papst oder Heiligen verklagen,
Es sei denn, er verklagt Christus, so ist es festgelegt.
Denn Johannes, Jakobus irrten, strebten nach Herrschaft,
Petrus, Paulus sündigten, verleugneten den Herrn.
Doch man sollte sie nicht verklagen, sie wandten sich
Von Jesus Christus ab, als sie sündigten, so sei es.
Ein gesunder Rat, der Papst soll die Herrschaft
Weltlichen Herren überlassen, so tat es Christus.
Alle Geistlichen sollten dies tun, wie er es lehrte,
Bis der Teufel diese Welt verführt hat, so lehrt es.
Und wer in Irrtum bleibt, gegen Gottes Gesetz,
Sind Ketzer, die die Lehren verwerfen, so gilt es.
Wenn ich irre, so will ich mich bessern,
Sanftmütig, auch durch den Tod, wenn's Gottes Wille ist.
Würde ich reisen können, ginge ich mit gutem Willen
Zum Papst, doch Gott lehrt, ihm mehr zu gehorchen.
Ich nehme an, unser Papst ist nicht der Antichrist,
Der gegen den Willen Christi wirkt, so sei es.
Ruft er gegen Vernunft, wird er Antichrist sein,
Seine blinde Absicht rechtfertigt ihn nicht.
Gott lässt nicht mehr Versuchung zu, als man ertragen kann,
Wie könnte ein Mensch um solchen Dienst bitten, so sei es?
So beten wir zu Gott für Papst Urban VI.,
Sein heiliger Wille bleibe, so sei es bis ans Ende.
Feinde eines Menschen sind seine Familie,
Das ist die Wahrheit über Menschen und Teufel, so lehrt es.
SIEBENTER GESANG
Ich, Jan Hus, der Priester, voll Hoffnung und Glauben,
lebe nicht, um Gott zu beleidigen oder zu schwören,
denn ich bekenne, mit festem Herzen, den Unwillen,
nie abzuschwören, was falsche Zeugen mir vorbringen.
Gott sei mein Zeuge, ich predigte nicht, was sie sagen,
nicht hab’ ich bestätigt, nicht verteidigt, was sie tönen.
Die Artikel, die sie aus meinen Schriften entnommen,
verabscheue ich tief, jede falsche Auslegung,
die einer von ihnen in das Licht bringen könnte.
Doch fürchte ich, dass ich die Wahrheit verletzen könnte,
die Meinung der Kirchenlehrer nicht widerlegen kann,
darum kann ich kein Wort aus diesen Artikeln lösen.
Wenn meine Stimme nun durch die Welt ertönen könnte,
am Tag des Gerichts, wo Lügen und Sünden offenbar,
wünschte ich, vor allen Menschen, mein Herz zu befreien
von jedem Irrtum und jeder Unwahrheit, die ich sprach,
sei’s, dass ich es dachte oder wirklich gesagt habe.
So schreibe ich dies, aus freiem Willen, aus meiner Wahl,
mit meiner eigenen Hand, am ersten Tage im Juli.
DRITTER TEIL
ERSTER GESANG
Reformation nennt man die große Bewegung des Glaubens,
Die im sechzehnten Jahrhundert in Westeuropa entstand,
Vorgeblich das Ziel, die Kirche zu stärken von innen,
Doch endete's bald als Revolte gegen den Glauben.
Abkehr war es vom Wesen des Christentums, das wir kannten,
Ursachen suchend im vierzehnten Jahrhundert, sie wuchsen.
Obwohl die Lehren der Kirche in Reinheit erhalten geblieben,
Und viele Heilige lebten in Teilen Europas noch fort,
Setzten in Klöstern die Werke der Wohltat beständig sich fort.
Doch durch den Einfluss weltlicher Macht und Gewalt der Autorität
Schlich sich das Übel in manche Gebiete Europas hinein.
Nicht mit der gleichen Intensität überall war's zu spüren,
Vielerorts blieb die Kirche lebendig, fruchtbar und stark.
Werke der Liebe und Lehre erblühten in Dörfern und Städten,
Religiöse Kunst in prunkvollen Farben bezeugte die Kraft,
Heilige Schriften erweckten die Herzen zu frommen Gedanken,
Und die Missionare, sie predigten stark und inbrünstig.
Doch wuchs die Bedrängnis durch politische Mächte allmählich,
Hemmen sie wollten der Kirche reformierendes Tun.
Mutigen Männern und skrupellosen Geistern gelang es,
Häresien und Schismen zu entfesseln, die lange gezähmt.
Seit der Barbaren wütenden Einfall ins Land der Lateiner,
Schuf die Kirche der Völker Westeuropas Kultur.
Glorreich blühte das religiöse und geistige Leben,
Das Papsttum erstrahlte als mächtigstes christliches Haupt.
Gemeinsam mit den Bischöfen lenkte der Klerus die Seelen,
Und Jahrhunderte lang war das Wirken in reichem Erfolg.
Als die Struktur der Kirche fest geordnet und stark sich erwies,
Übertraf ihre Macht bald den rein geistlichen Bereich.
Jede Faser des Volkes, ob Denken, ob Handeln, ergriff sie.
Doch schlich sich in den Reihen der Priester die Weltlichkeit ein,
Hohe Würdenträger suchten Besitz und weltlichen Ruhm,
Politische Macht, und Reichtum im irdischen Leben.
Wenige dachten daran, das Volk zu führen zur Seligkeit,
Wenige strebten nach dem ewigen Ziel der Erlösung.
Weltliches Leben stand vor dem himmlischen Dienst der Gemeinde,
Und die Pastorenaufgaben gerieten in Vergessenheit.
Dazu gesellten sich Missstände, die niemand verhehlte:
Bischöfe oft und Äbte als Fürsten der Lande geachtet,
Lebten in Luxus, vergaßen den Dienst an der Kirche,
Sammlten Besitz, viele Pfründen in einer Person.
Höhere Geweihte in Fülle von Reichtum umgeben,
Während der einfache Priester in Armut verkam.
Wenig war auch die Bildung der Diener in Schrift und Gesetz,
Und moralische Kraft ließ oft zu wünschen übrig.
Zölibat, das heilige Gelübde, man hielt es nicht ein.
In den Klöstern der Männer, ja oft auch der Nonnen der Orden,
Lebte das Volk wie die Töchter des reichen Adels am Hof.
Kleriker, einst geachtet, wurden verachtet und scharf.
Doch trotz allem herrschte in vielen Gegenden Europas
Noch immer der Wunsch, das fromme Leben zu stärken.
Zwar seit dem vierzehnten Jahrhundert erhob sich der Ruf:
Reform der Kirche von Haupt bis Gliedern sei dringend geboten!
Doch folgten ihm viele, die gar nicht sich selbst reformieren,
Sondern nur ihre Macht, das weltliche Gut mehren wollten.
Das Konzil konnte nicht dauerhaft wirken und heilen,
Und so blieb der Ruf nach Reform vielfach ohne Erfolg.
Auch die Macht des heiligen Stuhls war merklich geschwächt nun,
teils durch Schuld seiner Inhaber, teils durch die Fürsten der Weltmacht.
Einstmals im vierzehnten Jahrhundert nach Avignon ging der Papst hin,
welch ein gewaltiger Fehler, der nur den Glanz ihm entriss hat.
Denn das Papsttum, einst universal im Bewusstsein des Volkes,
wurde getrübt, da die Macht ihm schwand in dem Streite,
so wie mit Ludwig dem Bayern, auch mit den strengeren Mönchen.
Schlimm war das Schisma darauf, das christliche Denken erschütternd,
so dass der Krieg gegen einen geführt ward, den man als den einen
rechtmäßigen Papst betrachtete, doch andere hielten den andern.
Auch nach der Einheit, als Kurie und Kirche vereint war,
fanden die Reformen nur halb ihren Weg in die Tiefe.
Groß ward der Einfluss des römischen Geists in der Renaissance,
Heidnische Neigungen, wider die Sittlichkeit Christi,
drangen ins Leben der Geistlichen ein und verfielen dem Laster.
Luxus und weltliche Macht ergriffen das Herz der Gemeinden.
Wo einst die Quelle der Kirch’ sich rein in den Fluss ergoß, da
ward sie nun schwach und trüb, auch überall sah man Verfall dann.
Missbrauch herrschte in Rom, bei der Kurie stark wurde er wahrhaft.
Zentralisierung der Macht zog viele Pfründen nach Rom hin,
dass man zu oft in den Dienst nicht das Beste der Gläubigen stellte,
sondern der Bittsteller Lohn war das Ziel der verteilenden Hände.
Missbrauch war weit schon verbreitet durch viele Reservate.
Unzufriedenheit wuchs stark in den Reihen der Geistlichkeit, die
steigende Steuern beklagten, die ihnen die Kurie auferlegt.
Schon seit dem vierzehnten Jahrhundert laute Beschwerden erklangen,
mehrten sich Stimmen, die zornig dem Papste den Respekt raubten.
Auch die Konzilien, die sich Reformen verschrieben, sie schwächten
die höchste Macht noch mehr durch Maßnahmen gegen den Papstthron.
Weltlich geworden das Denken der Fürsten, feindlich dem Kirchsein,
stieg der Staat auf, ergriff bald die Zügel in inneren Dingen.
Schnell wuchs der Einfluss der Laien in kirchlichen Kreisen,
während der Staat sich nun auch den kirchlichen Dingen bemächtigte.
So war im vierzehnten, fünfzehnten Jahrhundert der Staat ganz
neu und kraftvoll, nahm weltliche Zügel in seine Gewalt dann.
Schlimm war die Zeit des Schismas, die Macht der Päpste zerbröckelt,
jeder der beiden suchte die Stütze der Fürsten auf Erden.
Folgenschwere Zugeständnisse machten die Päpste,
schenkten den Fürsten noch mehr die Macht, in die Kirche zu greifen.
Wo einst der Papst die weltlichen Mächte lenkte und führte,
ward nun die Kirche dem Staat untertan und bedroht von Verfall dann.
Das Nationalbewusstsein der Länder nahm stetig an Stärke,
längst war vergessen die Einigkeit einst der christlichen Völker.
Egoismus herrschte, die Spaltung wuchs in den Herzen,
größer die Kluft zwischen Sitt’ und der Macht der Politik dann.
Rasch ging der Reichtum nach oben, die neue Welt gab den Anlass,
Handel blühte und Städte erlebten den Aufschwung des Wohlstands.
Öffentlich ward es verkündet: Ein neues Zeitalter kündigt
starke Veränderungen an in den Sphären der Religion.
Die Renaissance, sie brachte den Menschen neue Zustände und förderte
Stark die Liebe zum Glanz, zur Kunst und Literatur alter Zeiten.
Griechisch-römisch war nun das Ideal, das wiedererwachte,
Doch das christliche Bild verlor man dabei aus den Augen.
Höhere Bildung, die einst nur der Kirche zu eigen gewesen,
Ward nun Laien verbreitet, nahm weltlichen Geist, und der Glaube
Wich dem heidnischen Bild, das in Sitten und Ansichten lebte.
Reicher Materialismus ergriff nun die oberen Schichten,
Wo die Freude am Leben gepaart mit Gewinnsucht regierte.
Christlich-moralisches Leben, es galt als ein Gegensatz nunmehr,
Nur ein schwaches Gefühl für das Übernatürliche blieb noch.
Buchdruckkunst, sie verbreitete schnell die Werke der Heiden,
Dichtungen, Romane und scharfe Satiren erblühten,
Richteten Schaden an in den Herzen der Menschen, die lasen.
Auch der Krieg, den der neue Humanismus führte, war bitter,
Galt der Scholastik, der Lehre vergangener Tage.
Feinste Spitzfindigkeit, sie prägte die theologische Forschung,
Doch die Humanisten, sie wählten den Weg der Kirchenväter,
Fanden in Bibel und alten Texten den neuen Gedankengang,
Könnten die Lehre erneuern, doch Feindschaft erweckte die Schritte,
Denn zu heftig war oft der Angriff der neuen Bewegung.
Laien standen dem Neuen bei, und auch Klerus entbrannte.
Und so wurde der Boden bereitet für tiefere Umbrüche,
Revolutionär war das Klima, das schon die Kirche bedrohte.
Luther war's, der den Kampf begann mit dem Bann der Ablässe,
Lehrer der Kirche entglitt, das Werk für die Peterskirche.
Almosen wurden gepredigt, doch oft in missbräuchlicher Weise.
Geld war das Ziel, das die Kirche so für den Bauwerk erbat sich,
Doch das Volk sah darin oft nur eine weitere Steuer.
So begann sich das Missvertrauen zu regen in Herzen.
Luther, von Eifer beseelt, ging gegen die Ablässe voran,
Und mit ihm kam der Sturm, der die alte Ordnung zerstören.
Seine Lehre vom Glauben allein, sie spaltete bald die Gemüter,
Sakramente verworfen, die Messe verlacht, und das Priestertum
Ward von ihm abgelehnt, das Papsttum gänzlich verachtet.
Subjektivität nun im Glauben, die neue Ordnung entstand so,
Und das Gefüge der Kirche zerbrach in stürmischen Zeiten.
Humanisten und Adel, vereint in dem Drang nach Veränderung,
Hielten zu Luther und trieben die neue Bewegung voran.
Bald schon kamen die Wiedertäufer und die Bauern im Aufstand,
Stürzten Bilder und Götzen, die alte Welt zu zerstören.
Und so endete bald die Macht der Kirche, sie ward nun
Ganz in den Händen der Fürsten und weltlichen Mächte entschieden.
In Zürich baute Zwingli ein Zentrum, das stark für Reformen,
Luther zwar anders in vielem, doch Ziele der Gläubigen gleichsam.
Ritual der Messe verändert' er schärfer als Luther,
denn was jener noch ließ, verbannte der Zürcher mit Eifer.
Politik half stark bei Zwinglis mächtiger Lehre,
und der Magistrat von Zürich, nun ganz auf Zwingli gerichtet,
förderte mutig die Lehre und strenge Reformen in allem.
Dekrete gab’s, die willkürlich in Kirchengebot nun verfuhren,
Katholiken blieben außen, sie wurden vom Rat ausgeschlossen.
Auch die Messe ward verboten, in Zürich die Stadt nun gewendet,
nach Zwinglis Plan reformiert, geführt von der Obrigkeit stark.
Nicht allein die Stadt, der Kanton erlebte das Gleiche.
Auch andere Teile der Schweiz, die Deutsch sind im Herzen,
litten ein ähnliches Los, von Zwingli Reformen getragen.
Doch in französischer Schweiz ein andres Zentrum entbrannte:
Calvin in Genf, dort schuf er die strenge Reform seiner Lehre.
Seine Regeln waren strikter als die der luther’schen Kirche,
mehr noch als Zwinglis Wort, das der Bürger ins Leben hineinwies.
Calvins strenge Gebote für Haus und Gemeinwesen galten.
Kirchenstruktur, die er schuf, wurd’ Gesetz in Genf und Umgebung.
Kein Widerspruch ward geduldet, Calvins Wort war die höchste
Macht in Genf, und die Priester, die katholisch geblieben,
flohen, das neue Gesetz im Kanton Genf unterdrückte.
Calvins Regeln gewaltsam eingeführt in der Stadt,
und die Menschen gezwungen, den Predigten eifrig zu lauschen.
England war anders, dort Heinrich der Achte, der König,
trieb seine sinnliche Macht, und Cranmer, der treue Berater,
half ihm, das Band zur Kirche des Papstes zu lösen in Trutz,
weil der Pontifex weigerte, Heinrichs Ehe zu lösen.
Mit Anne Boleyn war die Liebe verknüpft, doch die erste
Frau lebte noch, so stand der Papst wider den König.
Heinrich wurde der Kirche Feind, sich selbst nun der höchste
Richter auch über den Glauben, kein Mann konnte trotzen.
More und Fisher, sie zahlten mit Blut ihren ehrlichen Widerstand.
Doch Heinrich achtete wenig, der Lehren bestehende Ordnung
ließ er bewahrt, die Priesterschaft war ihm noch heilig,
und was Luther und Zwingli verworfen, das hielt er mit Macht fest.
Strenge Gesetze ließ er durchsetzen, mit Tod ward bedroht,
wer die Sechs Artikel wagte, im Glauben zu ändern.
Auch in England ergriff die weltliche Macht den Entschluss,
in Fragen des Glaubens das letzte Wort zu behalten.
Eduard folgte und brachte die protestantische Lehre
weiter nach England, geformt durch Zwingli und Calvin und Luther.
Auch Gewalt wurde angewandt, um die Lehren zu setzen,
doch diese Welle der Reformation blieb meist auf England beschränkt.
Mittel der Reformation, um ihre Ziele zu treiben,
waren beliebig, geschickt nutzte man jede Gelegenheit.
Die Anprangerung der echten und der eingebildeten Sünden
War’s, die im Anfang der Reformer Pläne beförderte.
So gewannen sie viele, die unzufrieden mit dem, was bestand,
Jede Bewegung zu stützen bereit, die Wandel versprach.
Doch war’s der Hass, der auf Rom, auf die Hierarchie brannte,
Schürend der unaufhörlich berechtigten Klagen Flut,
Die den Reformern am meisten von Nutzen geworden,
Welche sodann die päpstliche Macht mit Wut angriffen,
Denn in ihr sahen sie nur den Hüter des Glaubens selbst.
Schmähschriften, oft vulgär, trafen den Papst und Bischöfe,
Und mit der ganzen Gewalt wüteten diese Pamphlete,
Schürten den Hass auf die Kirch’ und deren Autorität.
Maler, die schändliche, rohe Karikaturen entwarfen,
Stellten den Papst, den Klerus und Mönche in Spott zur Schau,
Und durch die Bilder verbreitet ward die Verachtung noch mehr.
Dieser mit Waffen geführt, ob edel oder verwerflich,
Krieg gegen Kirche und Klerus als Urheber der Sünden,
Ebnete bald den Weg zur Reformation hin aus.
Missbräuche, ob nur temporär, ob zu verbessern vielleicht,
Wurden mit heiliger Wahrheit im gleichen Schlag ausgelöscht.
Kirchen, die göttlich gegründet, wurden nun abgetan,
Gleich mit den Fehlern verworfen und ohne Unterschied.
Man nutzte Spaltungen aus, die zwischen den Obrigkeiten,
Kirche und Staat bestanden und oft von Streit sind geprägt.
Westliche Staaten in ihrer entstehenden Form,
Führten zum Zwist zwischen Klerus und Laien in Städten.
Zwischen den Klöstern, den Bischöfen und Landesherrn,
Loderte stetig das Feuer der Macht in den Händen der einen.
So, als die Reformer den Klerikern Macht entzogen,
Führten die Fürsten die Herrschaft und nahmen sich Rechte heraus.
Streit, der seit langem im Inneren schwelt, ward nun beendet,
Da man willkürlich Besitz und Autorität sich nahm,
Verbannte die kirchliche Hierarchie und setzte
Eigene Mächte ein, baute ganz neue Strukturen auf.
Nun war der Klerus der neuen Reform in Macht und
Einfluss abhängig ganz von der weltlichen Obrigkeit.
Nationalkirchen, reformiert, lagen nun in der Hand
Der Zivilmacht, welche die Grundsätze mit Macht durchführte.
Kein Weg war’s für die Reformatoren mehr aus der Knechtschaft.
Jahrhunderte lang wurden durch fromme Stiftungen viele
Mittel gegeben der Kirchen, den Klöstern, Spitälern und
Schulen, die großen Besitz und reiche Einkünfte hatten,
Welches den Neid der weltlichen Herrscher erweckte bald.
Reformer schimpften auf Reichtum im Klerus' Hände gesammelt,
Führten die Fürsten an, dass sie den Reichtum sich nahmen.
Kirchlicher Besitz ward nun beschlagnahmt und verwertet,
Geistliche Fürstentümer der Kirche gestohlen,
In weltliche Macht umgesetzt, das geltende Recht missachtend.
Und so gelang es den neuen Reformern, der Kirche
Weltlichen Reichtum zu rauben und ihn selbst zu benutzen.
Menschliche Regungen, an die Reformatoren sich wendeten kluglich,
Waren ein Mittel, die Lehre der Reformation zu stärken.
Freiheit des Denkens, die christliche Freiheit, die Macht eines jeden,
Einen persönlichen Glauben auf biblischen Grund zu begründen,
Solche Ideen entzückten die Herzen der Vielen im Volke.
All jene kirchlichen Schranken, die menschliche Sünde zügelten,
Beichte, Buße, das Fasten und Enthaltsamkeit und die Gelübde,
Stießen die Lüsternen an, die frivole Natur in sich pflegend.
Ordensleute und Zölibat, der Kampf gegen Keuschheit und Tugend,
All dies erregte das Volk, die nach Freiheit des Fleisches verlangten.
Jene, die einst im Gehorsam das kirchliche Leben geführt,
Taten es oftmals aus rein menschlichen, weltlichen Gründen,
Wollten nun, frei von den Lasten der Gottesverpflichtung, entfliehen,
Ihre Gelüste befreit und ungebunden ausleben.
Fördernd dazu war der Klöster und Kirchen Besitz, der geplündert,
Mönche und Nonnen, auch Priester, im weltlichen Aufstieg begünstigt.
Pamphlete, Schriften in Massen, für’s Volk zugänglich gemacht,
Wurden verbreitet, um niederste Instinkte zu reizen.
Gegen den Papst und die römische Kurie, wider die Bischöfe,
Priester und Mönche, Nonnen, die dem Glauben katholisch geblieben,
Wurden die gröbsten Verleumdungen ausgestoßen und Schriften
Über die Lehren der Kirche in rohester Sprache verfasst.
Schwache Gemüter, ungebildete Massen des Volkes,
Weckten sie auf, um die Leidenschaft niederer Art zu entfachen,
Dienend dem Zwecke, die Reformation im Volk zu verbreiten.
Viele Bischöfe sahen in den Reformen nicht viel Gefahr,
Gaben den Neuerern Raum, die Lehre zu lehren und keimen.
Selbst als der Glaube gefordert, bewahrten sie Nachlässigkeit,
Waren doch oftmals mehr weltlich, auch wenn sie der Kirche geblieben.
Pfarrer verhielten sich ähnlich, unwissend, kraftlos im Geiste,
Ließen die Massen abfallen, sahen tatenlos zu.
Anders die Eiferer, die für ihre Lehre entflammten,
Nutzten geschickt jedes Mittel, in Predigten, Schriften und Taten,
Sprachen das Volk an und reizten die Schwächen des Volkescharakters.
Eiferig zogen sie auf, die Verführung der Massen zu lenken,
Und im Gewand der Tradition schlichen sie klug in die Herzen,
Behielten Zeremonien, die lange im Volke verwurzelt,
Täuschten durch Worte, die Absichten fromm und heilig erscheinen.
Neue Institutionen, die sie ins Leben gerufen,
Wurden von vielen im Volk als Gaben des Glaubens erachtet:
Kelch für das Volk, die Volkssprache in heiligen Messen,
Lieder, die schlicht und volkstümlich, das Lesen der Bibel im Hause.
All dies gefiel, wie auch Lehren, die viele erfreuten im Herzen:
Glaube allein, ohne Werke, rechtfertige jegliches Leben,
Freier Wille bestritten, gab eine Entschuldigung ab,
Für moralisches Fehlverhalten, das leicht zu vergeben.
Schließlich war eine der Mittel, die Reformation zu stärken,
Große Gewalt der Fürsten und städtischen Obrigkeiten.
Priester, die katholisch blieben, vertrieben und fortgeschickt,
Wurden ersetzt durch die Jünger der neuen Lehren und Regeln.
Menschen gezwungen, den neuen Gottesdienst treu zu besuchen,
Und die Verfolgung traf jene, die dem alten Glauben verharrten.
An vielen Orten das Volk mit Gewalt von der Kirche getrennt,
Oft auch durch Täuschung, die äußeren Riten des Glaubens behielt man,
Lange Zeit bei, um den wahren Wandel des Glaubens zu decken.
So zeigt die Geschichte der Reformation, dass in den Ländern
Weltliche Macht die Verbreitung der Lehren gewährte und führte,
Nicht religiöser Beweggrund, sondern politische Kräfte,
Soziale Ziele und dynastische Herrschaftsdünkel.
Fürsten und Herren der Städte, die neue Lehren annahmen,
Unterjochten das Volk, zwangen es, ihrer Religion zu folgen.
Cuius regio, illius religio – dieser Gedanke
Wurde geboren und prägte die Reformation im Lande.
Die Reformation ergriff Deutschland schnell und mit Feuer,
Luther begann sie zuerst, in Wittenberg thronend, zu künden,
Thesen, genagelt an Türen, entflammten den Glauben der Massen.
Kurfürst Friedrich von Sachsen, der schützend zur Seite ihm stand,
Hielt seine Hand über Luther, trotz päpstlicher Bannfluch und Achtung.
Neutral in der Öffentlichkeit, förderte heimlich er gleichwohl
Luthers Gemeinden, die wuchsen in seinem beherrschten Gebiet.
Bald kehrte Luther zurück, um den Stab der Reform zu ergreifen,
Setzte dem Täufertum Schranken, führte die Kirche zu Regeln.
Liturgie formte er neu und stellte Gemeinden dagegen,
Wider die Macht der Katholiken, die Häresie rufend zu bannen.
Fürsten, sie folgten dem Ruf, Johann von Sachsen als einer,
Auch Albrecht von Preußen, der wandelte Länder des Ordens,
Wurde der Herzog der Lande, im Luthertum herrschend auf ewig.
Heinrich und Albrecht, die Brüder, regierten in Mecklenburg kühn,
Albert von Mansfield war treu, Edzard in Ostfriesland ebenso,
Philipp von Hessen entschied, dass die Reformation sein Weg sei.
In Städten des Reiches erhob sich der lutherische Glaube:
Ulm, Augsburg, Nürnberg, auch Straßburg, Frankfurt und Bremen
Riefen die Lehren des Luther aus, gläubig und fest.
1526 die Fürsten sich trafen in Torgau, sie schmiedeten
Allianz, um zu schützen den Glauben in ihren Gebieten.
Speyer war Zeuge der Kämpfe, als Luther den Edikten trotzte,
Freiheit gab man den Herren, die Reformation zu führen.
Katholische Fürsten verzagten, lutherisch Forderung stieg.
Augsburg im Jahre dreißig, der Reichstag es offenbarte,
Dass religiöse Eintracht nun nicht mehr erreichbar erschien.
Bekenntnisse füllten die Hallen, Augsburgs Glaubensgeständnis
Stellte den Bruch fest im Reich, der die Einigkeit löste für immer.
Luthers Lehre breitete aus sich, auch Zwingli ward stark,
Fand in den Ländern des Reichs, in Bayreuth, in Pommern, Gehör.
Schlesien, Liegnitz ergriff die reformatorische Flamme,
Württemberg, Jülich und Kleve standen im Glauben bereit.
Schmalkalden, die Stadt, sah das Bündnis im Jahre einunddreißig,
Fürstliche Städte und Fürsten, sie hielten zusammen in Eintracht.
Neue Reformen durch Städte wie Augsburg und Hamburg geführt,
Konnten nicht stoppen die Wellen, die täglich die Kirche erschütterten.
Freiheit für Prediger, die Nikolaus Amsdorf im Bistum
Naumburg einsetzten mit Macht, entgegen der alten Gesetze.
Heinrich von Braunschweig wurde vertrieben, Reformen gewannen.
Köln selbst, die Stadt, stand am Rande, das Luthertum einzuverleiben.
Obwohl der Bund zerbrach im vierundsiebzigsten Jahre,
Fand Julius von Pflug sich in Naumburg wieder als Bischof,
Heinrich von Braunschweig erhielt seine Lande zurück,
Doch Köln, unter Hermann von Wied, blieb katholisch und treu.
Im Jahr fünfzehnhundertvierzig und sieben, als Augsburg berief den
Reichstag, schuf man das Interim, das Heil versprach allen,
Doch, obgleich in Gebieten des Nordens es eingeführet,
Hat es das Ziel nicht erreicht, dem Frieden voranzugehen.
Denn der Verrat des Moritz, Prinz von Sachsen, erbrach dann
Kaiserliche Gewalt, als er heimlich den Bund mit dem Feinde
Schloss, Heinrich, Frankreichs König, dem Gegner des deutschen Reiches.
Hessens Wilhelm gesellte sich zu, mit den Fürsten von Meklenburg,
Albrecht aus Brandenburg war zur Konföderation auch bereit,
Krieg zu führen im Land, gegen Kaiser und Reich im Geleite.
Ferdinand, auf Vorschlag des Kaisers, berief den Reichstag
Zu Augsburg im Jahr fünf und fünfzig, nach langen Verhandlungen
Schlossen den Frieden sie, der heute als Augsburger Friede
Jedermann ist bekannt, in zweiundzwanzig Paragraphen
Schrieben sie nieder, wie künftig der Streit um die Religion
Endlich zu lösen sei zwischen den Ständen des Reiches.
Frieden und Eintracht sollten fortan zwischen jenen
Ständen herrschen, die sich zum katholischen Glauben bekannten
Oder zur Lehre des Luther, doch Zwinglianer, sie waren
Nicht mit einbezogen in diese Vereinbarung. Weiter:
Kein Stand dürfe den anderen zwingen, die Glaubensgemeinschaft
Zu verlassen, noch Krieg führen aus Gründen der Religion.
Sollte ein Bischof jedoch dem lutherischen Glauben beitreten,
Müsste er Ämter und Würden verlier’n, mit allen Einnahmen,
Doch nicht die Ehre, noch Privateigentum sollt’ ihm entzogen.
Lutherisch protestiert’ man gegen diese Bedingung,
Forderte, dass der Besitz, den sie seit Beginn der Reformen
Hatten erworben, ihnen in jeder Hinsicht verbleibe.
Keine Partei durfte der anderen künftig noch rauben,
Was sie besaß bis zur Zeit, als der Friede geschlossen.
In den Gebieten, wo die protestantische Lehre sich fand,
Ward die Gerichtsbarkeit der katholischen Kirche suspendiert,
Bis zum Zeitpunkt, an dem zu Regensburg ein neuer
Friedensschluss möglich wär’ zwischen den Feinden der Kirche.
Kam es zu Streitereien über Besitz oder Rechte,
Sollten die Konflikte durch Schiedsspruch gelöst erst werden.
Kein Stand durfte Untertanen anderer schützen,
Jeder Reichsbürger durfte von nun an die Freiheit genießen,
Zwischen den beiden Religionen zu wählen und dabei
Nicht Hab und Gut oder Ehre und Rechte verlieren,
Doch der Herr über sein Land behielt Macht über die Bauern.
Auch den Städten und Ritterschaften des Reiches war Frieden
Garantiert, und die Gerichte des Reiches mussten genau
Dieser Bestimmungen folgen im Urteil und Eidesleistung.
So wurde der Glaubenszwist in Deutschland für immer besiegelt,
Katholische Stände und lutherische standen sich gegenüber.
Fast ganz Deutschland, von Westen, der niederländischen Grenze,
Bis in den Osten, hin zu den polnischen Weiten,
Folgten der Lehre Luthers die meisten Länder und Städte,
Auch in Preußen, Mitteldeutschland, bis in die südlichen Teile.
Doch blieb stark der katholische Glaube im Süden bestehen,
Viele Anhänger fanden sich dort, wie auch im Südosten.
Auch der Calvinismus, weit verbreitet, gewann seine Kreise.
Doch brachte der Augsburger Frieden nicht lange die Ruhe,
Schon vor dem Jahr siebzehnhundert wurden Bistümer, Klöster,
Säkularisiert, trotz des heiligen Friedens, des Schwurs.
Katholische Liga gegründet, um die Interessen zu schützen,
Wurde bald schon der Krieg zur Tatsache, dreißig Jahre
Tobte er wütend im Land, brachte Tod und Verderben,
Lieferte Deutschland den Feinden aus Nord und aus Westen,
Raubte ihm Reichtum, Macht und Einfluss im Reich für immer.
Der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück dann
Bestätigte schließlich das religiöse Schisma im Reich,
Setzte die Calvinisten gleich mit den Lutheranern,
Gab den Fürsten des Reiches das Recht zur Reform der Kirche.
Von da an zwangen die Herren ihre Untertanen zur Lehre,
Vorausgesetzt, dass das Recht, das bestand seit dem Jahre
Vierundzwanzig, gewahrt blieb, Gottesdienste zu halten.
So erreichte die Macht des Staates in Glaubensfragen
Ihren höchsten Grad im deutschen Reiche zu jener Zeit.
In der Schweiz, da verfolgte man gleichen reformischen Pfade.
Zürich zuerst nahm die Lehren und führte sie mit Gewalt ein,
folgte daraufhin Basel dem Beispiel der mächtigen Stadt nach.
Dort verband sich Oekolampad und Capito mit dem Zwingli,
brachten des Neuen Gedankens Triumph für den Glauben ans Licht dann.
Katholisch gesinnt, wurden die Ratsmitglieder vertrieben.
Ähnliche Schritte sah man in Appenzell, Schaffhausen, Glarus.
Nach langem Zaudern ward die Reform auch in Bern angenommen,
wo der Kolb mit den Hallern den Zwinglianismus gepredigt.
All’ die Klöster schloss man, und der neuen Glaubensidee dann
wurde das Volk unter Druck der Gewalt rasch unterworfen.
St. Gallen und auch Graubünden, sie folgten der neuen Bewegung,
Vadianus predigt’ in der Stadt mit mächtigem Eifer.
Zwinglis Lehre ward bald in Rivalität dem Luther’schen Glaube.
Obgleich man sprach von Vereinigung, heftig war doch der Streit dann.
Auch in der Schweiz, man bemühte sich stark, zu versöhnen die Kirchen.
Im Jahr fünfzehnhundert und sechsundzwanzig, im Baden,
trafen sie sich zur Disputation, Katholiken und Neue,
Eck, der Faber und Murner verteidigten fest den Alten,
Oekolampad und Haller standen für Zwinglis Gedanken.
Doch das Resultat sprach günstig zu Gunsten der Katholiken,
weil die Vertreter der Stände sich gegen die Reformation
mehrheitlich wandten und Luther wie Zwingli verfemten mit Schriften.
Dies erregte bei jenen, die Reform sich verschrieben, den Widerstand stark.
Zürich schloss sich mit Konstanz als Bündnis im folgenden Jahr an.
Basel, Bern, und andere Stände, sie traten der Sache bald bei.
Doch die Katholiken formten ein Bündnis, das Glauben sie schützte.
In der darauf folgenden Schlacht bei Kappel, da siegten
dann die Katholiken, und Zwingli fiel auf dem Schlachtfeld.
Doch Bern und Zürich wurden zum Frieden gezwungen mit Fassung,
dass keine Stadt mehr die andere in Glaubensfragen bedränge.
Der katholische Gottesdienst ward in den Teilen, die man teilte,
wieder gewährt, und der Abt bekam sein Kloster in St. Gallen.
Doch die Stadt blieb reformiert und hielt an dem Neuen fest.
Zürich, Basel, Bern, und Schaffhausen, die hielten Reform stark.
Doch bald fassten die Schweizer Reformierten ihr Glaubensbekenntnis,
Helvetische Confession, Bullinger, Grynaeus und Myconius schrieben.
Dann das zweite Bekenntnis, das Bullinger schuf sechsundfünfzig Jahre,
nahm in den meisten reformierten Gebieten man gläubig an.
In nördlichen Reichen, in Dänemark, Norwegen, Schweden,
hatte die lutherische Lehre bald Eingang gefunden.
König Christian von Dänemark, als erster, begrüßt' die Reform dort,
um den Adel zu schwächen, die Macht des Thrones zu heben.
Doch sein Versuch, zwanzig, die Lehren von Luther zu fördern,
scheiterte schnell, und er wurde vertrieben von Adel und Klerus.
Sein Onkel Friedrich nahm dann den Thron, mit List im Verborgnen
liebte er Luther, doch schwor der katholischen Kirche die Treue.
Doch bald wandte er sich zu den Reformen, und Hans Tausen
predigte kühn in Dänemark die lutherischen Lehren.
Auf dem Reichstag zu Odense, dann, gewährt' er den Neuen
frei ihren Glauben zu üben, und ließ die Priester heiraten.
Bischöfe mussten sich nun auf königliche Ernennung
stützen, und das Luthertum breitete sich mit Gewalt aus.
Christian, der Dritte, sein Sohn, nahm Bischöfe fest, die sich wehrten,
und mit den Baronen führte er Reformen zur Macht hin.
Als er dann Bugenhagen berief, den Gelehrten aus Wittenberg,
führte er Luthers Gedank' in Dänemark weiter mit Kraft ein.
Doch den Katholiken entzogen sie bald ihre Rechte.
Nicht mehr konnten sie erben, und Ämter erlangten sie auch nicht.
Norwegen fiel, als der Erzbischof Olaus verbannt ward.
Christian führte gewaltsam Reformen in dieses Land ein.
Island kämpfte viel länger, doch schließlich fiel auch die Insel.
Jon Arason, Bischof von Holum, verlor Kopf und Leben,
dann die Reform, sie nahm an Fahrt auf, wie überall anders.
Einige katholische Formen, man hielt sie jedoch bei.
In Schweden führte der Herrscher die Reformation,
aus politischen Gründen tat er es, Gustav Wasa.
Der, 1520, als Geisel war er ausgeliefert,
an Christian II. von Dänemark, flieht nach Lübeck.
Dort lernte er die Lehre Luthers kennen und erkannte,
welche Vorteile ihm sie bringen könnte, das war sein Ziel.
Zurück in Schweden ward er erster Reichskanzler nun,
versuchte, nach der Absetzung Christians II.
in Dänemark, zum König wurde er gewählt,
Schweden umzuwandeln in ein Erbe-Monarchat,
musste doch dem Widerstand der Geistlichkeit nachgeben.
Die Reformation half ihm, den Wunsch zu verwirklichen,
obgleich es schwer war, treu das Volk zum Glauben hielt.
Er ernannte zwei Schweden, Brüder, die von Wittenberg,
Olaf und Lorenz Peterson, die Luthers Lehre annahmen,
in hohe Ämter, einer Hofkaplan in Stockholm ward,
der andere, Professor in Uppsala, berufen.
Im Geheimen arbeiteten beide an der Lehre,
gewannen viele Anhänger, auch Lorenz Anderson,
der dann zum Kanzler ward ernannt durch den König.
Mit Papst Hadrian VI. und dessen Legaten,
täuschte der König Treue vor zur heiligen Kirche,
während er religiöse Neuerungen unterstützte.
Die Dominikaner, die ihm stark Widerstand boten,
wurden aus dem Königreich verbannt, die Bischöfe,
die sich widersetzten, wurden unterdrückt in jedem Fall.
Nach einer Disputation an der Universität,
sprach König Olaf Peterson den Sieg für sich aus,
begann mit der Lutheranisierung der Universität,
beschlagnahmte kirchliches Eigentum ohne Rast,
wollte Geistlichkeit zwingen zur Annahme der neuen Lehre.
Ein Volksaufstand gab ihm Anlass, die Bischöfe,
die er des Hochverrats anklagte, zu richten,
und 1527, da starben sie, Uppsala's Erzbischof,
der Bischof von Westraes, hingerichtet auf des Königs Befehl.
Viele Geistliche folgten dem Willen des Königs,
andere leisteten Widerstand, erlitten Verfolgung,
heldenhaften Widerstand boten Nonnen von Wadstena.
Nach Reichstag zu Westraes im Jahre 1527,
aus Angst vor Unterwerfung unter Dänen, gab der König
große Zugeständnisse, das Recht zur Beschlagnahme
von Kirchenbesitz und Ernennungen von Geistlichen.
Einige Adelige zogen auf des Königs Seite,
als man ihm die Rückgabe aller Güter freistellte,
die seit 1453 von der Kirche gespendet.
Der Zölibat wurde abgeschafft, die Volkssprache
führte der König ein im Gottesdienst für das Volk.
Der König selbst ward höchste Autorität,
löste das Land von katholischer Einheit und von Pflicht.
Die Synode von Örebro, im Jahr neunzehn und zwanzig,
schloss die Reformation ab, doch blieben viele Riten,
Bilder in den Kirchen, liturgische Gewänder,
und Titel wie Erzbischof und Bischof blieben bestehen.
Später, im Jahr vierzehnhundert vierundvierzig,
machte Gustav Wasa den Throntitel vererbbar.
Die Aufstände gegen ihn und seine Neuerungen
wurden mit blutiger Gewalt, hartnäckig niedergeschlagen.
In späterer Zeit kamen weitere religiöse Auseinandersetzungen,
die auch einen politischen Charakter trugen, ganz klar.
Calvinismus breitete sich in gewissem Maße aus,
Erich XIV. bemühte sich, ihn zu fördern,
doch wegen seiner Tyrannei wurde er abgesetzt,
Johann III. als König ernannt, Bruder des Erich.
Johann stellte den katholischen Glauben wieder her,
versuchte, die Einheit der Kirche im Lande zu festigen.
Doch nach dem Tod seiner ersten Frau, der Katherina,
schwand sein Eifer, auch wegen vieler Schwierigkeiten,
und seine zweite Frau, sie bevorzugte das Luthertum.
Nach Johanns Tod wurde Sigismund, sein Sohn,
bereits König von Polen, katholisch gesinnt, König von Schweden.
Doch Herzog Karl, des Königreichs Kanzler,
unterstützte die Reformation tatkräftig und stark.
Auf der Nationalsynode in Uppsala, neunzehn drei,
wurde das Augsburger Bekenntnis eingeführt, das Ziel.
Gegen den Kanzler und den schwedischen Adel war Sigismund
machtlos, schließlich wurde er als Abtrünniger abgesetzt,
der „wahren Lehre“ entfremdet, Karl zum König ernannt.
Gustav Adolf, Karls Sohn, von einundsechzig bis zweiunddreißig,
nutzte die Reformation, durch Feldzüge stärkte er
die Macht Schwedens, in ganz Schweden ward es durchgesetzt.
In Frankreich und in der Schweiz, der franzö’schen,
Die Reformation fand in humanistischen Kreisen,
Ein früh’ Bewegung, die freundlich war, ihr gesinnt.
Das Zentrum lag in Meaux, wo Bischof Briconnet
Die humanistischen Gedanken lebendig bevorzugt,
Und wo Professor Lefèvre lehrte, W. Farel,
Und de Clerc, die Humanisten mit lutherischen Neigungen.
Doch Hof und Universität, auch das Parlament,
Widersetzten sich den neuen religiösen Wegen,
Die lutherische Gemeinde, sie wurde aufgelöst.
Im Süden fanden sich wichtigere Reformationsorte,
Wo Waldenser das Feld der Veränderung bereiteten.
Öffentliche Unruhen brachen aus, und sie zerstörten
Die Bilder Christi und der Heiligen ohne Mitleid.
Die Parlamente, energisch gegen die Neuerer,
Setzten ein, trotz der Schützer, die sie fanden in Kreisen,
Margarete von Valois, die Schwester des Königs,
Ehefrau von Heinrich, dem König von Navarra.
Die Führer der Reformation in Deutschland versuchten,
König Franz I. für sich zu gewinnen, der,
Politisch, ein Verbündeter der Protestanten war.
Doch treu blieb der König der Kirche und unterdrückte
Die Reformbewegung in seinem ganzen Land.
In der Provence und Dauphine, im Südosten,
Wuchsen die Anhänger, die neuen Lehren zu finden,
Durch Reformatoren aus der Schweiz und Straßburg,
Bis der König energisch gegen sie verfahren musste,
Nach Plünderung und Entweihung der heiligen Stätten.
In Genf war der Calvinismus bald fest gegründet,
Sein Einfluss wuchs rasch in französischen Reformkreisen.
Calvin, als Verteidiger, trat 1533 auf,
Sein Werk, die „Institutiones“ widmete er dem König,
Und ging sodann nach Genf im gleichen Jahre,
Wurde dort vertrieben, doch 1541 kehrte er,
Um die endgültige Gründung seiner Kirche zu beginnen.
Genf, die Akademie, von Calvin eingeweiht,
Wurde ein führendes Zentrum, ein Licht der Reformation,
Und hatte vor allem Einfluss auf Frankreichs Weg.
Pierre le Clerc gründete die erste Gemeinde,
In Paris; auch in Lyon und Orléans,
Angers und Rouen entstanden neue Gemeinschaften,
Doch repressiv blieben die Maßnahmen wenig nützlich.
Bischof Spifamius fiel dem Calvinismus anheim,
Und 1559 fand die Generalsynode statt,
Die das Bekenntnis der Calvinisten annahm,
Die Presbyteralverfassung aus der Schweiz übernahm.
Dank Waldensern, reformierter Literatur
Aus Genf, Basel, Straßburg, dem stetigen Zustrom
Von Predigern aus diesen Städten, wuchs die Zahl
Der Anhänger der Reformation in Frankreich.
Nach Heinrichs II. Tod wollten die Hugenotten
Die Schwäche der Regierung nutzen, ihre Macht
Zu erweitern, während Katharina von Medici
Eine ehrgeizige Intrigantin war, verfolgte
Eine Politik, die zeitgemäß, und bald vermischten
Sich politische Streben mit religiöser Bewegung.
Die Bourbonen-Prinzen wurden zu Beschützern
Der Calvinisten: Antoine, König von Navarra,
Und seine Brüder, Louis de Condé, schlossen sich an.
Montmorency, Admiral Coligny, d'Andelot,
Und Kardinal Odet de Châtillon waren da.
Trotz der Gesetze gegen die Häresie,
Machte der Calvinismus stetige Fortschritte,
Als Katharina, die Regentin von Karl IX.,
Ein Toleranzedikt erließ, das Hugenotten
Die Freiheit gab, ihre Religion ohne Waffen
Außerhalb der Städte auszuüben, und doch verbot
Sie Einmischung in katholische Einrichtungen.
Die Calvinisten wurden nur dreister, begingen
Abscheuliche Taten gegen Katholiken, töteten
Priester in den Vororten von Paris,
Bis die Ereignisse von Vassy, am ersten März,
Den ersten Bürgerkrieg, Religionskrieg, auslösten.
Obwohl dieser Krieg mit der Niederlage endete,
Brachte er den Katholiken große Verluste,
Reliquien verbrannt, prächtige Kirchen in Schutt,
Zahlreiche Priester ermordet in der Nacht.
Das Edikt von Amboise gab den Calvinisten
Neue Gunst, doch das Toleranzedikt, das fiel.
Fünf Bürgerkriege folgten, mit dem Massaker
Der Bartholomäusnacht, am 24. August,
Das brachte den Tod und Schrecken über das Land.
Erst als die Valois-Linie mit Heinrich III. starb,
Und Heinrich von Navarra, als Katholik, den Thron
Bestieg, endeten die Kriege mit dem Edikt,
Von Nantes, das volle Freiheit den Calvinisten
Gab, und Zugang zu Ämtern, privilegiert im Staat.
Die politischen Schwierigkeiten wuchsen weiter,
Und Richelieu wollte der Hugenotten Macht brechen.
La Rochelle fiel, die Festung, am 28. Oktober,
Und brach die Macht der französischen Calvinisten,
Als Einheit, doch viele kehrten später zurück
Zum Katholizismus, die Anhänger blieben in Frankreich.
In Italien und Spanien, da gab's Reformbegeisterte,
Doch nie entstand dort eine große, mächtige Gruppe.
Einflussreiche Leute, wie Colonna und ihr Kreis,
Wollten Reformen nur im Rahmen der Kirche.
Lutheranismus und Calvinismus fanden dort
Einzelne Anhänger, wie Valdez in Neapel,
Der als Sekretär des Vizekönigs bekannt war.
In Städten wie Turin, Pavia und Florenz
Gab's Anhänger der deutschen und schweizerischen Lehre,
Doch nie so extrem, wie's bei Vorbildern war.
Die Prominentesten, sie mussten das Land verlassen:
Pietro Paolo Vergerio floh in die Schweiz,
Bernardino Ochino nach Genf, und wurde
Professor in Oxford, Petrus Martyr auch,
Zürich, Straßburg, dann wieder in Zürich tätig.
Die echte Kirchenreform, sie wurde eingeführt
Im Geiste des Konzils von Trient, das wir kannten,
Durch Heilige, wie Borromäus und Philipp,
Wachsam Bischöfe, die fleißig der Inquisition
Nachgingen, so ward die Reformation verbannt.
Rationalismus und antitrinitarisch' Gedank'n
Zeigten sich, zwei Häresiarchen dort geboren:
Laelius Socinus und sein Neffe Faustus,
Der dann den Sozinianismus begründet.
In Spanien, da verlief alles wie in Italien,
Ein paar Versuche, antikirchliche Schriften
Zu verbreiten, scheiterten am Eifer
Von kirchlichen und staatlichen Mächtigen.
Die wenigen Spanier, die neueste Lehre annahmen,
Konnte im Land nicht reformieren, lebten im Ausland:
Francisco Enzinas, der Bibelübersetzungen machte,
Juan Diaz, Montano und Miguel Servede,
Von Calvin in Genf verbrannt, wegen seines Glaubens.
In Ungarn kam die Reformation von Ungarn selbst,
Die in Wittenberg studiert und lutherisch geworden.
Im Jahr fünfzehnhundertfünfundzwanzig, da erging
Ein strenges Gesetz gegen die Ketzer des Landes,
Doch ihre Zahl wuchs, vor allem unter dem Adel,
Der kirchliche Güter confiscieren wollte.
Türkische Siege, Eroberungen und Kriege
Begünstigten die Reformatoren und deren Werk.
Bald gab's nicht nur Lutheraner, auch Zwingli
Und Calvin fanden bald Anhänger im Land.
Fünf lutherische Städte in Oberungarn
Nahmen das Augsburger Bekenntnis an,
Der Calvinismus gewann allmählich die Oberhand,
Trotz interner Streitigkeiten unter Sekten.
In Siebenbürgen brachten Kaufleute aus Hermannstadt
Nach fünfzehnhundert einundzwanzig die Reform,
Die in Leipzig Luthers Häresie erkannt.
Trotz Verfolgung durch Reformatoren, die stark waren,
Wurde in Hermannstadt eine lutherische Schule
Gegründet, der Adel nutzte Reform für sich,
Um Klerusgüter zu beschlagnahmen.
Fünfzehnhundertneunundzwanzig, da wurden die Orden
Und die eifrigsten Verfechter aus der Stadt vertrieben.
In Kronstadt erlangte der lutherische Prediger,
Johann Honter, im Jahr fünfzehnhundertvierunddreißig
Die Oberhand, die Messe ward abgeschafft,
Gottesdienst dann nach lutherischem Vorbild gehalten.
Auf einer Synode im Jahr fünfzehnhundertvierundvierzig
Entschied die sächsische Nation in Siebenbürgen
Für das Augsburger Bekenntnis, ländliche Magyaren
Nahmen den Calvinismus als ihren Glauben an.
Auf dem Landtag von Klausenburg, fünfzehnhundertsechsundfünfzig,
Wurde allgemeine Religionsfreiheit gewährt,
Kirchlicher Besitz für lutherische Schulen
Konfiziert zur Verteidigung des Landes,
Doch unter den Anhängern der Reformation
Gab's tiefe Spaltungen, auch Unitarier, Täufer,
Die gegeneinander kämpften, und unter den Walachen
Überlebte eine katholische Minderheit.
In Polen, Livland und Kurland, da weht ein neuer Wind,
Die Reformation strömte mit Wellen aus Wittenberg,
Junge Studenten, die Böhmischen Brüder, sie lehrten das Wort,
Erzbischof Laski, König Sigismund, sie widerstanden stark.
Doch an den Universitäten, da wuchs der Glaube empor,
In Krakau, Posen, Danzig, sie sammelten treue Gefolgschaft,
Von Danzig nach Thorn und Elbing, die Lehre breitete sich aus,
Die Adligen, sie unterstützen die neuen, reformierten Lehren.
Unter Sigismund II., schwach, vielfältig war der Glaube,
Lutheraner, Böhmische Brüder, Zwinglianer, Calvinisten,
Die Bibel ins Polnische, in sechzehn drei und sechzig,
Calvinismus gewann die Anhänger, die Reformen setzten ein.
Doch heimlich, trotz des Nuntius Lippomano,
Gab’s Freiraum für Gottesdienst im Haus des Adel,
Die Sekten, sie stritten, keiner fand den wahren Glauben,
Die Generalsynode in Sandomir, kein Frieden war erlangt.
Doch 1573, da erlangte der Religionsfriede,
Katholiken und Dissidenten, sie hatten gleiches Recht,
Die reformierten Sekten, sie brachten keinen Einheitsglauben,
Der Fortschritt der Reformation, von Jesuiten gestoppt,
Durch Kirchenreform und eifrige Bischöfe gebremst.
In Livland und Kurland, das Land des Ordens,
Der Komtur Kettler, er nahm das Bekenntnis an,
Verwandelte das Land in ein Herzogtum, erblich,
Polen, ihm schuldig, das Luthertum wuchs stark.
Walter von Plettenberg, in Livland, er wollte,
Das Luthertum fördern, unabhängig vom Erzbischof,
Und als Wilhelm, der Markgraf, in Riga Erzbischof ward,
Erlangte das Luthertum schnell die Herrschaft im Land.
In den Niederlanden, Karls V. Herrschaft war stark,
Die Provinzen blieben immun gegen neue Lehren,
Lutheraner, sie kamen, um die Schriften zu bringen,
Doch Karl, er erließ strenge Erlass gegen sie.
Die Täufer, sie wurden blutig unterdrückt,
Die Reformation, kaum Fuß gefasst bis fünf und fünfzig.
Doch als Philipp II. die Provinzen übernahm,
Wuchs der Calvinismus, besonders in Norden,
Adlige, sie schürten den Zorn des Volkes,
Gegen die spanische Herrschaft, die blutige Verfolgung,
Wilhelm von Oranien, er führte den Aufstand,
Die nördlichen Provinzen erlangten ihre Freiheit,
Und der Calvinismus wurde zur herrschenden Macht,
Öffentliche Katholiken, sie wurden unterdrückt,
Die Lehren der Prädestination, ein Streit zwischen Calvinisten.
In England, die Reformation formte sich stark,
Unter Elisabeth, die Königin, die Kirche erblühte,
Das Buch des Gebets, die Artikel, sie prägten den Glauben,
Die Staatskirche anerkannt, ein Eid wurde verlangt.
Widerstand von Prälaten, doch die Gewalt überwand,
Niedere Geistliche, sie schworen den Eid,
Die alte Anbetung blieb äußerlich erhalten,
Die Katholiken, sie litten, nach dem Sturz von Maria,
Die anglikanische Kirche, und die Calvinisten,
Unterdrückt wurden sie, wie die Katholiken im Land.
In Schottland, wo die Reformation aufblühte,
Durch Unwissenheit, grobe Geistliche gefördert,
Konnte der Adel die Lehre zum Waffengang nutzen
Gegen das Königshaus, das vom hohen Klerus gestützt.
Unter Jakob V. waren die lutherischen Lehrer,
Patrick Hamilton, Henry Forest und Alexander,
Beichtvater des Königs, als Reformatoren bekannt.
Die ersten beiden fanden den Tod auf dem Scheiterhaufen,
Seton floh in die Ferne, das Land zu verlassen.
Doch die ketzerischen Lehren gewannen an Anhängern.
Jakob V. starb, und seine Tochter war erst acht Tage.
Regentschaft fiel an James Hamilton, der einst
Protestantisch war, dann aber zur katholischen Kirche
Zurückkehrte und Erzbischof Beaton unterstützte
In seinen Maßnahmen gegen die Neuerer.
Nach Wisharts Tod, des Reformators, schmiedeten
Protestanten eine Verschwörung gegen den Erzbischof,
Überfielen ihn in der Burg und brachten ihn um.
Die Rebellen, unter John Knox, verschanzten sich dort,
Zusammen mit Adligen in der Burg, in der sie wohnten.
Knox ging nach Genf, nahm den Calvinismus an,
Wurde der Anführer der Reformation in Schottland,
Wo sie, in Form des Calvinismus, die Oberhand gewann.
Politische Verwirrung seit James V. Tod
Erleichterte die Einführung der Reformation.
Die Grundformen der Reformation waren bekannt,
Luthertum, Zwinglismus, Calvinismus, Anglikanismus.
Innerhalb dieser Zweige entbrannten Konflikte,
Aufgrund der unterschiedlichen Ansichten der Lehrer.
Verhandlungen und Kompromisse suchten Einheit,
Doch meist ohne Erfolg, ein trügerisches Streben.
Die Reformation, auf menschlicher Autorität basierend,
Wies den Schein trügerischer Zwietracht auf,
Angesichts der katholischen Glaubenseinheit.
Neben diesen Hauptzweigen wuchsen andere Formen,
Die in wesentlichen Punkten abwichen und spalteten
Den Protestantismus in zahllose Richtungen.
Die Wiedertäufer, die nach Luther und Zwingli
In Deutschland und der Schweiz die Lehren verkündeten,
Wollten die Kirche der apostolischen Zeit zurück.
Sie leugneten die Gültigkeit der Kindertaufe,
Die Heilige Eucharistie war nur Gedächtnisfeier,
Und wollten das Reich Gottes gemäß ihrer Sicht
Wiederherstellen, ketzerisch und mystisch im Denken.
Obwohl sie von Reformatoren angegriffen wurden,
Gewannen sie in vielen Ländern treue Anhänger,
Und aus ihnen gingen die Mennoniten hervor,
Gegründet von Menno Simonis, der 1561 starb.
Die Schwenkfeldianer, von Kaspar gegründet,
Widerstanden Luther in Christologie und Lehre.
Zuerst war er ihm treu, dann jedoch wendete
Er sich ab und fand nur wenige Gemeinden,
Doch in Nordamerika blieben sie bestehen.
Sebastian Franck, der Spiritualist reiner Gesinnung,
Lehnte jede äußere Form der Kirche ab.
Er gründete keine Gemeinde, verbreitete nur
Seine Ideen unter den Menschen seiner Zeit.
Die Sozinianer, Antitrinitarier, traten auf,
Unter ihnen Miguel Servetus, der Lehren verkündete
Gegen die Dreifaltigkeit, verbrannt von Calvin
In Genf, seine Schriften führten zur Verfolgung.
Laelius Socinus und Faustus, seine Neffen,
Gründeten Gemeinschaften, wohin sie auch gingen,
Faustus predigte seine Lehre in Polen und Siebenbürgen.
Valentin Weigel und Jacob Böhme,
Lehrten einen mystischen Pantheismus,
Dass Gottes Offenbarung in der Bibel nur
Durch inneres Licht erkannt werden könne.
Jünger fanden sie, und Böhmes Anhänger
Wurden später Rosenkreuzer genannt,
Ein verborgen Führer, der sie anleitete.
Die Pietisten in Deutschland, Spener ihr Führer,
Reagierten auf lutherische Orthodoxie,
Betrachteten Religion als eine Herzensangelegenheit.
In den Jahrhunderten sieh, das 17. und 18.
Entstanden Inspirationsgemeinschaften,
Apokalyptische Visionäre gründeten sie,
Glaubten an das Reich des Heiligen Geistes,
An die Gabe der Prophezeiung und das Millennium,
Johann Wilhelm Petersen und Duppel,
Gründer dieser visionären Gesellschaften.
Die Herrnhuter Brüdergemeine, gegründet von Nikolaus,
Des Zinzendorf, der die Gemeinde ins Leben gerufen,
Auf dem Hutberg, wo die Gläubigen sich sammelten,
Mit einer besonderen Verfassung, die sie verband,
Die Lehre der Erlösung stark betont, im Herzen,
Strenge Disziplin, die die Seelen leiten sollte.
Diese Brüdergemeine breitete sich weit aus,
In viele Länder, die den Glauben aufnahmen.
Die Quäker, gegründet durch John George Fox,
Aus Drayton, der den Geist des Spiritualismus lehrte,
In der Seele eines jeden fand er den Funken Gottes,
Jeder darf predigen, wie der Geist es ihm sagt,
Moralische Regeln, die sehr streng waren, die er gab.
Die Methodisten, von John Wesley einst ins Leben gerufen,
Mit seinem Bruder Charles und Freunden in Oxford,
Pflegten religiöses Leben, in asketischem Geiste,
Aus dieser Vereinigung wuchs der Methodismus,
Ein Licht, das den Glauben zu neuem Leben erweckte.
Die Baptisten, entstanden in England vor langer Zeit,
Im Jahre sechzehnhundertacht, mit einem neuen Glauben,
Taufe nur für Erwachsene, so war ihre Lehre,
Hielten am Calvinismus fest, als wichtigster Grundsatz,
Den Sabbat feierten sie am Samstag, nicht am Sonntag.
Die Swedenborgianer, benannt nach Emmanuel,
Swedenborg, des Bischofs Sohn, der Geisterwelt vertraut,
Glaubte an Offenbarungen, die er erhielt,
Gründete eine Gemeinschaft, das Neue Jerusalem,
Mit einer Liturgie, die viele Anhänger gewann.
Die Irvingiten, nach Edward Irving benannt,
Ein Schotte, der Prediger in London war,
Die Mormonen, Joseph Smith führte sie,
Mit Offenbarungen, die er in die Welt brachte.
Und viele andere Sekten, aus der Reformation,
Entstanden, mit neuen Formen, die blühten.
Die Reformation, die Glaubensgemeinschaft zerbrach,
Die Organisation der Kirche, die vorher bestanden,
Schnitt Millionen ab von der wahren katholischen,
Beraubte sie heiliger Mittel zur Übernatürlichkeit.
Der Schaden war unermesslich, aus religiösem Blick,
Oberflächlichkeit im Glauben breitete sich aus,
Der Eifer für gute Werke schwand allmählich,
Die Askese, die seit jeher die Kirche lebte,
Wurde verachtet, karitative Ziele, verloren.
Die Autorität der Kirche, von Gott eingesetzt,
Wurde leugnet, in Lehre und in Regierung,
Öffnete Tür und Tor für jede Exzentrizität,
Die Spaltung in Sekten nahm endlos zu,
Die Streitigkeiten, die den Protestantismus prägten,
Führten unweigerlich zu totalem Unglauben,
Von Glaubensfreiheit war bei Reformatoren nichts,
Im Gegenteil, die Tyrannei war ihr Hauptmerkmal.
Der verderblichste Cäsaropapismus, er blühte,
Die weltliche Autorität, in religiösen Fragen,
Wurde zur obersten Macht, die alles kontrollierte.
Nationalkirchen entstanden, die im Widerspruch standen
Zum christlichen Universalismus der katholischen,
Hingen im Glauben und in der Ordnung vom König ab.
So wurde die Reformation ein Hauptfaktor,
In der Entwicklung des königlichen Absolutismus,
In jedem Land, wo sie Einzug hielt, gab es Leid,
Bürgerkriege, die Jahrzehnte wüteten und verwüsteten,
Unterdrückung und Versklavung der Menschen,
Zahlreiche Kunstschätze, Manuskripte zerstört,
Zwischen Landsleuten wurde der Streit gesät,
Besonders Deutschland, die Wiege der Reformation,
Erfuhr den Dreißigjährigen Krieg in Not und Elend,
Das Deutsche Reich verlor seine führende Stellung,
Nur langsam heilten die Wunden, nicht von der Reformation,
Sondern von Kräften, die durch andere Geschichte kamen,
Die religiöse Zersetzung jedoch dauert an,
Trotz der ernsthaften Gefühle, die viele Anhänger zeigten.
VIERTER TEIL
ERSTER GESANG
Die Methode, historisch-kritisch, herrscht seit langer Zeit,
Über das Studium der Schriften, mehr als hundert Jahre lang.
Obwohl viele Theologen und auch Gläubige sich sträuben,
Gegen die Art, wie diese Methode ausgeführt wird,
Wagen nur wenige es, die Grundlagen zu hinterfragen,
Die Schlussfolgerungen und die Ausschließlichkeit des Verfahrens.
Joseph Ratzinger, der stets für eine Neubewertung kämpft,
Fordert Reinigung, die Erweiterung der Exegese,
Sein Beitrag als Benedikt, ein Papst von großer Weitsicht,
Wird in der Theologie nun einflussreicher sein.
In seinem Werk, „Jesus von Nazareth“, spricht er uns an,
Er fordert auf, die Kritik, die nur historisch denkt,
Zu überwinden, um tiefer in die Theologie einzutauchen.
Ein historischer Ansatz ist zwar nötig, dies gesteht er ein,
Doch behandelt man die Vergangenheit als bloß vergangen,
Verlässt man den Auftrag, die Schriften neu zu deuten,
Die als Gottes Wort gelten und inspiriert sind durch ihn.
Ratzinger lenkt die Debatte geschmeidig um,
Weg von dem, was die Methode erreicht oder nicht,
Hin zu einer neuen Offenheit, die weit über sie reicht.
Zweifellos hat die exegese, kritisch-historisch,
In hundert Jahren erreicht, was niemand je gedacht,
Ein besseres Verständnis der Gattungen und Quellen,
Und der Texte, der Etymologie und der Archäologie,
In alten Sprachen und in kulturellen Rahmenbedingungen.
Doch war zu keiner Zeit die Krise so ausgeprägt,
Wie in der heutigen, von Forschungsergebnissen geprägt.
Besonders in Bezug auf die Person Jesu Christi,
Haben Gelehrte den Jesus der Geschichte getrennt
Vom Christus des Glaubens, der die Theologie formt,
Und so trennen sie das, was Vernunft und Realität sind.
Die Folgen einer solchen Entwicklung sind besorgniserregend,
Die Freundschaft zu Jesus, die alles entscheidend ist,
Droht in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit zu fallen.
Angesichts des Skeptizismus, der sich überall regt,
Ist es nicht verwunderlich, dass die christliche Methode,
Die nach Wahrheit und Bedeutung in den Schriften sucht,
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts,
Fast in den Hintergrund trat, unbemerkt und vergessen.
Ratzinger bemerkt, dass die Synthese, traditionell,
Fragwürdig wurde, als das historische Bewusstsein
Neue Maßstäbe in die Auslegung brachte, die Väter
Unhistorisch erscheinen ließ, unwürdig ihrer Schriften.
Nachdenklich stellte Ratzinger fest, die Krise im Wort,
Führt in die Zwickmühle der hermeneutischen Fragen,
Ein Dilemma, das die Exegese nun befeuert.
Vor zwanzig Jahren sprach er, die moderne Exegese,
Verweist Gott in das Unbegreifliche, ins Außerweltliche,
Um den biblischen Text mit Wissenschaft zu behandeln,
Als wäre er nur eine weltliche Realität, ganz leer.
Die Säkularisierung der Exegese hat ihre Wurzel
Im Rationalismus, der gegen das Übernatürliche strebt,
Seit der Aufklärung, gegenwärtig und stetig wachsend.
Leugnet man die Wirklichkeit Gottes und sein Wirken,
Verneint man die Schrift, die uns offenbart die Wahrheit,
Den Schlüssel zur Geschichte, zum göttlichen Verstand.
Ein übernatürliches Licht der Exegese wird dann
Verworfen, als unwürdig für die Wissenschaft erklärt.
Ratzingers Fragestellung ist grundlegend, nicht trivial,
Sie zielt nicht auf Verteidigung oder auf den Angriff
Der biblischen Historizität, die er nicht bestreitet.
Der Rationalist kann nicht hinnehmen, was traditionell,
Der Exegese eigen ist: eine Erkenntnis von Gott,
Die uns die Bedeutung der Geschichte offenbart,
Ein Anspruch, der stets Bestandteil der Exegese war,
Und nicht als Religion in der reinen Vernunft gilt.
Die historische Bibelkritik, nur Menschenwort zu finden,
Darf nicht die Herangehensweise an die Schrift allein sein,
Verbannt man so den Glauben aus der Exegese,
Wird der Zusammenhang zwischen Alt und Neu sehr dünn.
Ratzinger spricht und stellt fest, was das Dilemma ist.
Insofern schien mit Sieg der Kritik die Exegese,
die vom Neuen Testament selbst in Gang gesetzt,
gescheitert in der Auslegung des Alten Testaments.
Nicht nur eine Einzelfrage der Geschichte,
sondern die Grundlagen des Christentums selbst stehen
hier in der Debatte, die die Geister erhitzt.
Selbst die besten Hilfsmittel zur Klärung des Textes
der Heiligen Schrift sind oft von geringer Tragweite,
wenn Bedeutung und Schlussfolgerungen dieser Passage
nicht im Kontext des Ganzen der Bibel stehen,
oder nicht für die offenbarte Wahrheit nutzbar sind.
Die Bibelkritik behandelt das Wort Gottes stets
wie eine Sammlung zerbrochener Werke aus alten Zeiten,
und bleibt damit auf der Stufe menschlicher Hypothesen.
Wird dies nun zum Bemühen des biblischen Wissenschaftlers,
bleibt die Theologie ausgeschlossen, ersetzt
durch Philosophie und eine weitgehend säkulare Sicht.
Joseph Ratzinger weist zwei klare Wege auf,
um zur Lösung der exegetischen Krise beizutragen:
Zuerst muss die historisch-kritische Methode
von philosophischem Ballast befreit werden,
der den Glauben immer unter Generalverdacht stellt.
Es gibt keinen Grund, dass wir keine objektive Forschung
über die alten Völker und Texte durchführen,
während wir glauben an Gott, Vorsehung und Inspiration.
In Jesus von Nazareth begegnet er dem Skeptizismus
der Kritiker mit überzeugenden Argumenten,
und mit der simplen Alternative, die sich bietet:
„Ich vertraue den Evangelien.“
So wird durch diesen Schachzug das Misstrauen
in eine Hermeneutik des Vertrauens gewandelt,
und Ratzinger ruft die Theologen auf, wachsam
gegenüber den Annahmen zu sein, die in sich tragen
die Voreingenommenheit gegen den Glauben.
Er stellt fest, dass die Debatte um die Exegese
nicht unter Historikern, sondern philosophisch stattfindet.
Tatsächlich ruft er uns auf, die Misstrauenshermeneutik
rückgängig zu machen, und stellt fest,
dass die Methoden wichtig sind zum Verständnis,
doch ihr Wert hängt ab vom hermeneutischen Kontext,
in dem sie zur Anwendung kommen.
Vorbehalte gegen minimale Voraussetzungen
sind nicht ein Angriff auf die Methode selbst,
sondern ein Aufruf an die Kritiker zur Selbstkritik
und zur größeren hermeneutischen Redlichkeit.
Eine solche Methode kann, so Ratzinger,
dem theologischen Verständnis der Schrift dienen,
und dieser Offenheit entspricht die Vernunft,
bevor man glaubt, und von menschlicher Sicht
verweisen die Schriften auf den lebendigen Prozess
der einen Schrift, der sich in ihnen entfaltet.
Selbst ohne Glauben sehen wir den inneren Zusammenhang
dieser Dokumente und der beschriebenen Ereignisse.
Wenn der Glaube diesen Zusammenhang als göttlich
und übernatürlich begreift, betreten wir die Theologie.
„Doch dieser Glaubensentscheid trägt in sich die Vernunft –
historische Vernunft – und zeigt die Einheit der Schrift.“
In seinem Werk „Jesus von Nazareth“ legt Benedikt
ein Beispiel für die historische Annäherung vor,
er liest den heiligen Text mit Glauben und Ehrfurcht,
sucht das wahre Antlitz Christi im Rahmen
der von der Kirche verbürgten Lehre,
und nutzt gleichzeitig das ganze moderne Instrumentarium
um die Sprachen und den ursprünglichen Kontext
des biblischen Textes zu verstehen.
Wie Jesus den Schriftgelehrten vorstellt,
holt Ratzinger aus seinen Schätzen das Neue und Alte,
und bei einer Generalaudienz sagt er zu den Gläubigen:
„Wir dürfen nie vergessen, dass das Wort Gottes
über die Zeiten hinausgeht, die Menschenmeinung
kommt und geht. Was heute modern ist,
wird morgen alt sein, doch das Wort Gottes
trägt das ewige Leben in sich, es gilt für immer.“
Indem wir das Wort Gottes in uns tragen,
tragen wir also das Ewige, das ewige Leben.
Eine Rückkehr zum spirituellen Sinn der Schrift:
In neuer theologischer Offenheit spricht Ratzinger,
Erwägt er, wie die exegetische Krise zu lösen,
Die Wiederbelebung wahrhaft theologischer Exegese,
Wie sie die Kirchenväter mit Weisheit uns brachten.
In seinem Geleitwort zur Bibelkommission,
Lobt er neue Versuche, alte Methoden zu finden,
Geistliche Auslegung der Schrift neu zu erschließen.
Man sieht in seinen Schriften klar, er ist durchdrungen
Von der patristischen Lehre, die ihm sehr am Herzen.
Seine Liebe zu Vätern und ihrem Einfluss erzählt
Er ausführlich, wie er Exegese erneuern will.
Er spricht von der Notwendigkeit, große Entwürfe
Der Väter und Mittelalter in die Diskussion
Mit einzubeziehen, seine Idealvorstellung,
In Jesus von Nazareth und seinen Vorträgen.
Die Kirchenväter, in ihren Schriften gebrauchen
Viel mehr als weniger eine besondere Methode,
Vom Herrn eingesetzt und durch Apostel überliefert.
Mystische Bedeutung wird dadurch offenbar,
Gott spricht durch seine Schrift, er zeigt seinen Plan.
Bedeutungen, die durch Worte lebendig werden,
Sind Teil eines göttlichen, geheimen Plans.
Worte bezeichnen Dinge, doch mit Gottes Geist
Bedeuten Dinge mehr, die unsichtbar bleiben.
Thomas von Aquin sagt: „In allen Wissenschaften,
Die Worte haben ihren Sinn, das ist gewiss.
Doch unser Wissen ist besonders, da die Dinge,
Die Worte bezeichnen, auch noch mehr bezeichnen.“
Der Katechismus, durch Ratzinger geprägt, erklärt:
„Einheit des Plans zeigt, nicht nur der Text, sondern auch
Die Wirklichkeiten und Ereignisse sind Zeichen.“
Diese Bedeutungsfülle macht die Bibel einzigartig,
Kein anderes Buch hat so eine Art von Sinn.
Im April zwei tausend sieben, bei Generalaudienz,
Erwähnte Benedikt Origenes, einen Gelehrten,
Der wörtliche Sinn ist unabdingbar, gewiss,
Doch er eröffnet sich auf mehr, auf Christus hin.
So schreibt er: „Dieser Sinn zeigt uns, wie wir leben,
In der neunten Homilie, da Origenes spricht:
Die Lehre des Gesetzes, gleich Nüssen ist sie,
Bitter der Buchstabe, wie grüne Nussschale.
Die harte Schale ist die Morallehre,
Der Sinn der Geheimnisse nährt die Seelen,
In diesem Leben und dem künftigen auch.“
Da Gott den Text der heiligen Schrift inspiriert,
Offenbart er durch Typen, Bildern die Bedeutung,
Die Geschichte und Erlösung in Jesus Christus.
Die von Gott gewählten Dinge bekräftigen Wahrheiten,
Widerlegen Unwahrheiten, zeigen Glaubensgeheimnisse,
Bedeutungen des spirituellen Sinns beziehen
Sich auf Glaubensfragen, die Morallehre,
Die Ehre Gottes - allegorisch, tropologisch,
Und auch anagogisch, das ist die drei-Faltigkeit.
Setzen wir wörtlichen Sinn den drei spirituellen hinzu,
Sprechen wir von der Quadriga, die vierfaltig.
Augustinus von Dänemark gibt uns die Lehre:
„Der Buchstabe lehrt die Ereignisse, was zu glauben,
Die Allegorie zeigt, was du tun sollst, die Moral,
Wohin du streben sollst, das ist die Anagogie.“
Ein gutes Beispiel, Cassianus lehrt uns das,
Jerusalem, vier Bedeutungen, die er beschreibt:
Historisch die Stadt der Juden, allegorisch
Die Kirche Christi, anagogisch die Stadt Gottes,
Die tropologisch die Seele des Menschen zeigt,
Die oft als Jerusalem vom Herrn gelobt wird.
Gott, der Herr der Geschichte, gewährt diese Bedeutung,
Durch seine Vorsehung und Inspiration sichert er,
Dass die Testamente in Verbindung stehen
Mit dem Kommen Christi und seiner Erlösungshandlung.
In Jesus von Nazareth lesen wir die Wahrheit:
„Das ganze Johannes-Evangelium, ja auch die synoptischen,
Die neutestamentliche Literatur vereint den Glauben,
In ihm fließen alle Ströme der Schrift zusammen.“
Leuchtet der Sinn der Schrift, darauf alles wartet,
Wird deutlich, wenn Prinzipien abgelehnt werden,
Wie in der nachaufklärerischen Exegese geschehen,
Dann bleibt das spirituelle Verständnis verschlossen.
Das Entdecken, der Sinn der Schrift, ist theologisch ganz klar,
Exegese par excellence, die uns viele Bände zeigt.
Patristisch, mittelalterlich, Schriften, die oft vergessen,
Sie lehren uns neu zu würdigen, die Gabe, die uns gegeben.
Inspiriert ist das Wort, aus dem Neuen Testament selbst,
Die Methode ist nicht erfunden, von einer späteren Lehre.
Ratzinger sagt: Die Kirchenväter, mit christologischer Sicht,
Schufen nicht etwas Neues, sondern entwickelten das Alte.
Im Alten Testament, so fanden sie im Neuen, die Wahrheit,
Ein Bibeltheologe muss sich wenden an große Gelehrte,
Origenes, Augustinus, Gregor, der Große, Beda, der Heilige,
Sie sind Hauptrollen, im Licht der Tradition, die katholisch ist.
Die Rückkehr zu den Quellen, ein Teil von Ratzingers Bild,
Von Hermeneutik der Kontinuität, die er klar erblickt.
Wenn Benedikt XVI. recht hat, dann liegt der Weg für die Exegese
In der Geschichte, in Forschung, authentisch, das ist wahr.
Theologen müssen suchen, den Sinn, den das Wort uns gibt,
Den dreifachen geistlichen Sinn, der heilige Schriften trägt.
Der Heilige Vater spricht klar, in zweitausend sechs,
Er möchte, dass Theologen lernen, die Schrift zu lieben.
Sie sollen sehen die Einheit, die das Konzil uns lehrte,
Kanonische Exegese hilft, doch bleibt sie schüchtern nur.
Er fordert auf zur geistlichen Lesung, zum Eintreten
In die Gegenwart des Wortes, lebendig und heute hier.
Bei der Bischofssynode, die in Rom, so neu, versammelt,
Wurde klar der Weg geäußert, zu guter exegetischer Art.
Im Vorwort zum Dokument, ein Aufruf klingt so klar,
Zu einer doppelten Weise, die dem Wort Gottes dient.
Kritischer Umgang, christologische Exegese auch,
Die Aufgabe des Theologen, vom Buchstaben zum Geist,
Von den Worten hin zum Wort, das Gott uns offenbart.
Es scheint, dass Ratzingers Arbeit, tiefen Einsichten voll,
Durch die Vorsehung Gottes, Reform und Erneuerung bringt,
Eine Mission der Kirche, über Skeptizismus hinaus,
Das Nachdenken leitet Benedikt, den Hirten der ganzen Welt.
Er wünscht sich, dass die Kirche, durch das Wort Gottes,
Sich erneuert, neu erblüht, im Frühling der neuen Zeit.
In dieser Welt von heute, die nach Gott und Glauben hungert,
Erfüllt sie mit neuer Kraft, die Mission der Evangelisierung.
ZWEITER GESANG
Wenige Gedanken so hell leuchtend erschienen,
Wie die Befreiungstheologie, die einst neu erblühte
In den sechziger, siebziger Jahren der Freiheit,
Gelehrte Lateinamerikas entfalteten ihre Lehren,
Lobeshymnen klangen von nördlichen und europäischen
Denkern und Bischöfen, die die neue Sicht priesen.
In Medellin, der Stadt, wo die Stimmen sich versammeln,
Sehnte die Zweite Generalkonferenz bereits,
Vor Gutierrez’ Werk, das erst später ward publiziert.
Doch ach! Ein Vierteljahrhundert ist vergangen,
Und die Theologie ist nun zu einer Kuriosität geworden.
Obwohl für viele sie noch strahlt, eine Anziehung,
Hat sie das, was sie einst als ihre Hauptaufgabe sah,
Die Erneuerung des Glaubens in Lateinamerika,
Nicht verwirklicht, das Streben blieb unerfüllt.
Stattdessen eroberten Führer der orthodoxen Kirche
Die Ideen zurück, die sie als ihren Anspruch sahen,
Die Option für die Armen, die selbst Befreiung,
Und so verschoben sich die Debatten, die nun anders
Geführt werden über Glauben und das Leben in Lateinamerika.
Die Befreiungstheologie kämpft mit ihren inneren Widersprüchen
Und den Wandelnden Zeiten, die das Leben bedrohen.
Die Antwort auf diese Theologie war vielgestaltig,
Doch die Kernelemente sind schnell zu benennen.
Johannes Paul, der Kirchenführer, bot eine Herausforderung,
Stellte die Fragen, die das Leben und dessen Sinn bewegten.
Befreiungstheologen zielen darauf ab, das Augenmerk zu lenken,
Leben erträglich machen, statt nur ins Himmelreich zu führen,
Wollen das Denken verändern über das, was am Leben zählt,
Die größte Bedeutung im Leben der Menschen zu erkennen,
Eine kulturelle Herausforderung, die das Herz berührt.
Gramsci und die Theologie der Befreiung,
Kritiker sahen in ihr eine Offensive der Kultur,
Gramsci, der Denker, dessen Worte tiefgründig schwingen,
Sprach von der Einheit der Christen in der alten Welt.
Solange die Armen sahen sich in christlichem Gewand,
Würden sie sich vereinen mit Eliten gegen die Revolution,
Die Atheisten, die das alte Leben herausfordern.
Kultur zu wandeln, hieß für Gramsci, das Selbstbild zu ändern,
Die Armen sollen sehen, dass ihr Leiden vereint sie macht.
Sie sollen sich als Arme fühlen, nicht als Teil des Ganzen,
Groll empfinden gegen die Reichen, die Schuld tragen
Für das Leid, das ihnen widerfährt in ihrem Leben.
Gutierrez sprach von der Befreiung, dem Ausdruck des Strebens,
Von Konflikten, die die Gesellschaft durchdringen.
Juan Segundo mahnte zur „Bewusstwerdung“,
Ein Aufruf zur Mobilisierung derer, die leiden,
Die Wahrheit über Klasseninteressen zu erkennen,
Institutionen zu übernehmen, um die Kultur zu wandeln.
Schulen, Kunst und Literatur, sie alle sollten lehren,
Materieller Fortschritt, der Reichtum, das Leben zu zeigen.
Wenn das gelingt, versprach Gramsci die Anpassung,
Eine schmerzlose Umstellung auf die neue Welt.
In ihren frühen Schriften suchten die Theologen der Befreiung,
offen und kühn den Schwerpunkt des Denkens zu wandeln,
von Sorgen um das Leben nach diesem, zum Leben hier,
da sie sich vehement sträubten, nur an Materiellem zu hängen,
während sie doch klar wiesen auf die Kirche,
die nur mit Glaubensfragen und Moralen beschäftigt war.
Die irdischen Dinge, so ward in der frühen Zeit gesagt,
waren deutlich betont in der Theologie der Befreiung,
Sünde, so nannte Sobrino, ist Ungerechtigkeit pur,
die Struktur der Gesellschaft, die den Tod bringt,
Oligarchien, multinationale Unternehmen,
starke Truppen und die Regierungen all,
die er mit einem scharfen Wort verurteilte,
und sprach umzu, selig sei der Sanftmütige hier,
glücklich die Sanftmütigen, sprach er von Glück.
Nicht nur einige Intellektuelle der Befreiung,
wollten die Kirche auf diese Welt richten,
bei der Konferenz in Medellin, CELAM genannt,
die das Wort der Befreiung hörte und ein Echo schickte.
Die Bischöfe, versammelt, hatten Aufgaben aufgezählt:
Erst die Förderung des Menschen, dann Evangelisierung,
und drittens, das Wachstum im Glauben, so wie es war,
und einer bemerkte sarkastisch, dass dies die Reihenfolge ändere,
die vor der Versammlung oft genannt war,
Johannes Paul II. wollte die Ordnung wiederherstellen.
Berührungspunkte zeigen sich, wo Gramsci sprach,
hätte er die Befreiungstheologie gekannt, sie hätte er angenommen.
Gegner kämpften gegen diese Lehren der Freiheit,
in einen umfassenden Angriff auf den Säkularismus,
auf Unruhen der Gesellschaft, und die Kultur,
die sich mit Konflikten der Wirtschaft nur beschäftigt.
Kampf gegen den Säkularismus, das war das Ziel,
Johannes Paul II. wollte den Glauben zurückbringen,
in die Sphären des Lebens, aus denen der Säkularismus drängte.
Kardinal Ratzinger, ihm zur Seite, er schrieb und klärte,
seine Feindschaft galt dem modernen Säkularismus,
und er sah in der Befreiungstheologie ein Stück davon.
Alle menschlichen Tätigkeiten, so sprach Johannes Paul,
müssen sich beziehen auf den Sinn des Lebens,
auf die ewige Erlösung, die man nicht vergessen darf.
In seiner ersten Enzyklika, die Worte so klar,
sagte er, echter Humanismus müsse auf Christus bauen,
sonst sei es Torheit, und bald darauf fügte er hinzu:
„Das Wissen, dass die Arbeit am Wirken Gottes teilhat,
muss jeden durchdringen, das lehrt das Konzil,
durch weltliche Taten helfen sie, heilig zu leben.“
Juan Segundo, er kritisierte die Schriften des Papstes,
nannte die Veröffentlichung einen Generalangriff,
auf den Humanismus, das Denken der Aufklärung,
mit dem Ziel, die transzendentale Religion zu restaurieren.
In diesem Fall hatte er recht, mit Worten so scharf.
Der Vatikan nun befasste sich mit der Befreiung,
inmitten der Herausforderungen des Glaubens,
Johannes Paul wollte die Wörter zurückgewinnen,
die die Theologen neu definierten, das wichtigste,
die „Befreiung“, so schallt es, das Wort voller Kraft,
drei Ebenen der Befreiung definierte Gutierrez:
von Ungerechtigkeit, persönliche Wandlung,
und schließlich die Befreiung von der Sünde.
Die Befreiungstheologen, sie behaupten, es sei so,
dass ihre Mühe bei den Katholiken begann,
mit dem Konzil von Vatikan II. oder Medellin.
Doch Trujillo, der Primas, erinnerte die Menschen,
dass die Kirche von Anfang an in die Politik ging,
und soziale Theologie stets im Herzen trug.
Durand, der Bischof aus Peru, sprach unverblümt,
„Wir haben uns schon zuvor um die Armen bemüht,
und für ihr Leid gekämpft, auch vor Medellin!“
Johannes Paul II. nun sprach voll Vertrauen,
von dem Erbe der Hingabe an die Armen,
und orthodoxe Katholiken, sie fanden ihren Weg,
aus der Dunkelheit heraus, hin zum Licht der Hoffnung,
die Befreiung, ein Wort, das in neuen Tiefen klang.
Die Anhänger des Papstes, sie begannen zu bestehen,
Ein umfassenderes Verstehen von der „Befreiung“.
Die Bewegung bot nur wenig, was den Menschen genützt,
Doch nur Wochen vergingen, nach seinem Amtsantritt,
Johannes Paul der Zweite reiste nach Lateinland,
Um die CELAM-Konferenz in Puebla zu eröffnen.
Sein Eröffnungswort, aufschlussreich für alle,
Die neu neugierig waren auf die Haltung des Mannes,
Pastorale Verpflichtungen, sie müssen genährt sein,
Von einem rechten, christlichen Konzept der Befreiung.
Die Kirche hat die Pflicht, in ihrem tiefsten Sinn
Befreiung zu verkünden, wie Jesus es tat,
Befreiung von allem, was den Menschen bedrückt,
Vor allem von der Sünde und dem Bösen, das quält.
Jeder Versuch, die materiellen Not zu befriedigen,
Ignoriert die Seele, das Geistliche wird schwach,
Die Menschen ermutigt, die Reichen zu verachten,
Sie zu bestehlen oder mit Gewalt zu bedrohen,
Das führt nur tiefer in die Sklaverei der Sünde,
Nur Materialismus kann dies als Fortschritt sehen.
Traditionell Katholiken, sie glauben an Erlösung,
Befreiung im stärksten, im wahrsten Sinne des Wortes,
Da sie Befreiung von der Sünde bedeutet.
Befreiungstheologen, sie fördern den Neid,
Sie schüren Spaltungen in der Gesellschaft.
Das lindert nicht die Not, sondern vertieft das Leid,
Die chilenischen Bischöfe, sie riefen zu ihrem Volk:
„Die Versöhnung mit Gott muss brüderlich sein.“
Die Kultur der Aufopferung, der Gemeinschaft,
Enthaltsamkeit, das Teilen der Güter wird helfen,
Viel mehr als die Worte der Theologen, die schüren.
Die Gegner der Theologie, sie fordern Einheit,
Ein umfassendes Verständnis, es wird betont,
„Option für die Armen“, oft wiederholt gehört,
Die Pflicht der Kirche gilt für alle Menschen,
Egal, welcher Schicht sie angehören, vor Gott gleich.
Lopez Trujillo wies darauf hin, die Trennung,
Zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern, sie ist
Nicht so klar, wie es oft dargestellt wird.
Katholiken, sie sind alle, die Reichen und Armen,
Pilger vor der Eucharistie, Sünder in der Welt.
Im Gegensatz dazu die Befreier, sie schließen aus,
Ein Punkt, den die Kritiker oft vorbringen.
Ratzinger schrieb: „Die Option für die Armen,
Sie ist kein Zeichen von Partikularismus,
Sondern offenbart die Universalität der Kirche.
Diese Option schließt niemanden aus, denn alle
Menschen sind arm, alle brauchen geistige Nahrung,
Manche benötigen auch materielle Speise.“
Die Wiederentdeckung der katholischen Kultur
Lateinamerikas, die Bedeutung wird neu erklärt.
Die ursprünglichen Schlüsselwörter, sie müssen zurück,
Das ist die Rückeroberung der Kultur, die lebt.
Der Erfolg der vatikanischen Mühen wird sichtbar,
In der Reaktion der lateinamerikanischen Bischöfe.
Die Hierarchien schlossen sich dem Vatikan an,
Nach dem Dokument von neunzehnhundert vierundachtzig.
In ihrer Antwort sprachen die peruanischen Bischöfe,
„Nur ein neues Herz kann die Welt erneuern,
Denn nur das neue Herz, das lehnt die Sünde ab.“
In einer Kehrtwende, seit den siebziger Jahren,
Die peruanischen Bischöfe, sie ignorierten die Moral,
Doch betonten sie 1984, das schwerste Leid,
Ist der Verfall der Moral und des privaten Verhaltens.
Die chilenischen Bischöfe, sie sprachen die gleiche Sicht:
„Die zentralen Elemente sind nicht Essen und Trinken,
Sondern Gerechtigkeit und Frieden, Freude im Geist.“
Die Gläubigen müssen helfen, den Armen, den Leidenden,
Ihr Leid lindern, so ist es der katholische Glaube.
Sie dürfen nicht die Seelen opfern, die Einheit zerstören,
Indem sie sündigen, spaltende Taten vollbringen,
Um die schlechten Bedingungen weniger schlimm zu machen.
Trotz all des Geredes von der „Vorzugsmacht“,
Die Theologen, die das Leben der Armen betrachten,
Hören nicht wirklich zu, was die Stimme des Volkes spricht.
Daniel, der weise, sagt klar, es sei nicht gleich,
Als Stimme der Stimmlosen zu dienen, so klangvoll,
Zu hören das Wort, das die Stummen zu sagen haben.
Dussel spricht von einer Haltung, die weit verbreitet,
„Im Volk sich verlieren, mit ihm sich vereinen,
Doch müssen sie, die Befreiungskämpfer, erkennen,
Dass sie das Volk aufrütteln müssen, um zu erreichen.“
Kardinal Ratzinger, der weise, hat bemerkt,
Die Armen in Lateinamerika, von Natur,
Neigen zu Glauben, die die Bewegung verneint,
Er schrieb mit Bedacht, dass die Armen sind der Liebe
Gottes, die am besten und instinktiv verstehen,
Dass die radikalste Freiheit die Freiheit von Sünde,
Von Tod, erreicht durch Christi Tod und Auferstehung.
Um den Armen wirklich zuzuhören, so fordert er,
Muss man die Frömmigkeit akzeptieren, die sie pflegen,
Selbst wenn sie altmodisch erscheinen, nicht revolutionär.
Die Kämpfer der Befreiung, so Ratzinger klagt,
Versuchen, die Volksfrömmigkeit zu lenken,
In einen Plan der Freiheit, in irdische Bahnen,
Was die Armen führt in eine neue Sklaverei,
Und wird als kriminell betrachtet, so bezeugt er.
Die Befreiungstheologen verachten die Prozessionen,
Das Gebet zu Heiligen, die Verehrung Mariens,
Bezeichnen sie als „nicht transformativ“ und leer.
Doch als sie merkten, dass Marienverehrung bleibt,
Versuchten sie, ihr Leben nur auf zwei Verse zu binden,
Die vom Magnificat die Mächtigen niederwerfen,
Die Hungrigen beschenken und Reiche leer zurücksenden.
Ihr Missmut gegenüber Maria ließ die Armen,
In Lateinamerika der Theologie misstrauen,
Kritiker verweisen oft auf die heilige Mutter.
Erfolgreich war die orthodoxe Bewegung in Peru,
Ein Anhänger der Befreiungskämpfer klagt:
„Die Tradition spricht unzufriedene Seelen an,
Doch auf eine Weise, die der Theologie schadet.“
Die Bischöfe, die sich der Befreiung widersetzen,
Beziehen sich oft auf die Heilige, die sie lieben,
Und ein Brief der Hirten offenbart oft die Neigung,
Wenn Maria nicht genannt wird, dann ist es klar:
Ein Befürworter der Befreiungstheologie steht hinter diesen Worten.
Die Ersetzung von Befreiung durch Versöhnung,
Die orthodoxen Katholiken fördern das äußere Glaubensleben,
Beharren auf Einheit in der Kirche und in der Welt.
Die Uneinigkeit, so klar, besteht im Verständnis,
Für die Befreiungsbewegung bedeutet Einheit
Die Beseitigung von Spaltungen, durch Gewalt wenn nötig,
Doch für die Gegner gilt: Einheit ist spirituell.
Die treuen Katholiken, sie haben die Theologie
Der Versöhnung entworfen, als Antwort auf die Befreiung.
Echte Befreiung beruht auf der Versöhnung,
Mit Gott, mit sich selbst, mit anderen und der Schöpfung.
Ein Kritiker der Versöhnung warnt vor der Gefahr,
Dass die neue Lehre den Aktivismus zerstreut,
Gruppen einlädt, ihre Differenzen beizulegen.
Die Befreiungstheologen, sie glauben an revolutionäre Zeiten,
In unfreien Gesellschaften ist der Umbruch nötig,
Die Versöhnung hingegen, sie fordert Liebe,
Für Menschen aller Schichten und Sünden, die es gibt.
Ratzinger spricht, „Die Nächstenliebe kennt keine Grenzen“,
Sie schließt Feinde ein, die Verfolger und mehr,
Zwischen Liebe und dem Verlangen nach Gerechtigkeit,
Liegt kein Unterschied, so lehrt er es klar.
Er sieht in den Armen die größte Aufnahme,
Doch auch die Reichen will er zur Bekehrung rufen,
„Alle, die am Richterstuhl Christi als würdig erachtet,
Werden die Belohnung der Glückseligkeit empfangen.“
Der Vatikan hat auch die Meinung, dass die
Forderung, die die Kämpfer laut verkündet,
„Gerechtigkeit“ als Leitfaden, völlig ungenügend,
insbesondere, da die Kämpfer es deuten,
dass dieses Wort vor allem wirtschaftlich gilt.
Für eine Gesellschaft, die leidet an großen
Macht- und Reichtum- sowie Statusunterschieden,
fordert die Entwicklung, dass die Armen verzeihen
und die Reichen opfern für ihren Überfluss.
„Gerechtigkeit“ muss weichen der Nächstenliebe,
einem viel höheren und anspruchsvolleren Ziel.
In den achtziger Jahren der Zeit des Wandels,
nahmen Bischofskonferenzen in Lateinamerika
Einheit und Versöhnung in ihre Themen auf.
Bischöfe, die einst die Befreiungstheologie
unterstützten an der Pazifikküste Mexikos,
schrieben in neunzehnhundertfünfundachtzig:
„Wir möchten, dass die frohe Botschaft besonders
die erreicht, die zur Mittel- oder Oberschicht zählen.“
In einem Bruch, dramatisch mit den Kämpfern,
lobten die Bischöfe die Beiträge der Reichen,
Almosen und Arbeitsplätze, die sie schufen.
Sie zählten Heilige auf, die wohlhabend waren,
doch ihren Reichtum „christlich“ genutzt hatten
oder auf ihn verzichtet, als Jesus zu ihnen
kam, den reichen Jüngling fest ansah und ihn liebte.
Pastoren müssen Jesu Vorbild nachahmen,
denn Liebe führt zu Mitgefühl, das zur Einheit
und zur Versöhnung führt, die zu Verbesserung
in der Gesellschaft und zu einem neuen Leben.
Praktische Schritte, die die Theologie treffen,
schränkten den Vatikan nicht nur in Predigten,
in Schriften und Hirtenbriefen, so einseitig,
sondern auch durch die hierarchischen Maßnahmen,
die hier in Rom und auch in Lateinamerika
von Mitgliedern der Kirche wirkungsvoll gesetzt.
Nach der Veröffentlichung des Buches von vierundachtzig,
folgten schnell die Konferenzen orthodoxer
lateinamerikanischer Katholiken, die Konferenz
in Lima, die bemerkenswerteste von allen,
wiederherzustellen die Kontrolle der Bischöfe
über die Ausbildung von Seelsorgern, Laien.
Direkte Maßnahmen folgten nun bald darauf.
Gutierrez sprach von „Sekretariaten“
für Frieden und Gerechtigkeit, die geschaffen
und meist besetzt von den Kämpfern der Befreiung,
denn sie waren die interessantesten Ämter,
die die Kirche seit dem Konzil geschaffen hat.
Doch Johannes Paul und Kardinal Ratzinger
schlossen viele Büros und besetzten sie neu,
Orthodoxe setzten sie ein, wie es ihnen passte.
Ein Autor klagt an, dass Johannes Paul die
progressiven Organisationen aus Medellin
„verwaist“ und ohne Sinn für sie gelassen hat.
Seit siebenundsiebzig Jahren hat Johannes Paul
in neun der sechsunddreißig Erzdiözesen
„Progressive“ durch Konservative ersetzt.
Die von ihm ernannten, zögerten nicht,
ihre Vorrechte zu nutzen, auf Peru's Böden
löste der neue Bischof von Cusco die Zentren
der Befreiung, und loyale Bischöfe schlossen
solche Maßnahmen auf dem ganzen Kontinent.
Der Einsatz kirchlicher Autorität so klug
nutzt eine Schwäche der Befreiungstheologie aus,
denn sie sind entschlossen, in der Kirche zu bleiben,
auch wenn oft und stark von Lehren abzuweichen.
Nominal Teil der Kirche zu sein bedeutet,
unter Autorität der Kirche zu bleiben.
Am erfolgreichsten war'n sie, wenn sie die Bischöfe
davon abhalten konnten, ihre Macht zu nutzen.
Als Bischöfe und Papst begannen zu handeln,
standen die Theologen vor harter Entscheidung:
entweder abfallen und Ansehen verlieren
oder in der Kirche bleiben und Verlust tragen
von vielen Grundlagen, die institutionell.
Zusammen mit dem philosophischen Angriff,
hat kluger Machtgebrauch sie verwirrt und
verhalf zur Schwächung der Befreiungstheologie.
Orthodoxe Katholiken erobern zurück die
Basisgemeinden, die CEBs genannt werden.
Ursprünglich in Lateinamerika entstanden,
um die Bibel zu studieren, und Glauben zu leben,
wo Priester nicht waren, in sechzigern und siebzigern,
waren sie ideal für die Missionierung.
Die katholischen Autoritäten bestehen nun drauf,
dass die CEBs der Disziplin der Kirche folgen,
wenn sie katholisch bleiben wollen.
Die Armen, die CEBs gründeten und bilden
die Mehrheit der Mitglieder, lehnten rigoros
die Kontrolle der Theologen ab, besonders,
als sie sich nur auf wirtschaftliche Fragen
konzentrieren wollten, so verließen die Armen
die CEBs, fanden oft spirituelle Führung
bei evangelikalen Protestanten und suchten
in anderen Glaubensrichtungen die Lebenshilfe.
Der Rückzug der Befreiungstheologie, das war so,
Johannes Paul der Zweite zeigte, dass der Fortschritt,
Die Sache der Befreiung, kann man stoppen, wenn man
Einfach nur die Mittel nutzt, die Kirchen gibt’s im Überfluss.
Ende achtziger Jahre sah man deutlich,
Wie die Theologie des Befreiungsgeistes,
Vieles verlor an Kraft, und das mit Trauer,
Denn die CEBs und auch die Bischofskonferenzen,
Waren gegen diesen Geist und ließen ihn verloren.
Von oben, unten kam der Rückschlag,
Die Anhänger schauten nieder, schauten hoch und verloren.
Und die großen Denker, sie schufen keine neuen,
Die alten Theologen, die einst erblühten,
Aus den siebziger Jahren, die Literatur beherrschen,
Doch die besten Beweise, die für den Rückgang sprechen,
Sind die Wandlungen und auch die rasante Geschwindigkeit,
Wie sie sagten, dass sie nichts an dem Tun geändert hätten.
Neue Richtungen fand man in der Arbeit,
Die sie jetzt betreiben, von Anfang an, so sagten sie,
Waren all diese Wandlungen stets vorhanden.
Doch das ist nicht die Wahrheit, die Mehrheit sah’s so klar,
In den letzten Jahren radikal, da änderten sich Dinge,
Die Skepsis stieg nun an zum Marxismus und zur Theorie,
Von der Abhängigkeit, die Bewegung, sie bleibt hinterher.
Die Leidenschaft für Sozialismus schwand, und doch,
Die Befreiung wollte sich nicht aufgeben, so wurde klar.
Levine sprach: „Die Anliegen verlagern sich jetzt,
Von der Politik zur Volksreligion, zur Spiritualität,
Langfristiger Wandel in den sozialen Dingen,
Was einst verachtet wurde, ist nun das Zentrum ihrer Sicht.
Gutierrez, der Weise, auch er hatte sich gewandelt,
Ließ die Konferenz ausfallen, die in Löwen sollte sein.
Mit Suppenküchen war er beschäftigt, für die Seinen,
In Peru, wo er lebt, während man damals noch verachtete,
Die kleinen Taten, die nicht transformieren konnten.
Der neue Schwerpunkt, das ist die Spiritualität,
Besonders auffallend, denn zuvor war man so kritisch
Gegenüber jener Jenseitigkeit der alten Kirche,
Die stets dem Diesseits entfliehen wollte in Gebet.
Gutierrez fand 1990, dass das Gebet,
Was wir als primitiv und abergläubisch sahen,
Ein Protest war, ein Verlangen nach Freiheit,
Ein ganz neuer Weg, eine Wende in der Sicht.
Die Gegner glauben, die Gefahr sei nun vorbei,
Doch das ist nicht der Fall, das ist nicht die Wahrheit.
Johannes Pauls Kampf, er wendet sich der Kultur,
Der Säkularität der modernen Zeit, und dieser Kampf,
Er dauert an, der Ausgang ist noch ungewiss,
In Lateinamerika, so könnten sie erkennen,
Dass der Kapitalismus ebenso gut ihnen dient.
Im neunziger Jahr, da gaben Länder alle hin,
Den alten Etatismus, hin zum freien Markt,
Die katholische Lehre, sie warnte stets davor,
Vor Kapitalismus, der ungezügelt wütet,
Da viele Übel schickt, die man zu kämpfen strebt.
Die Päpste sprachen über Ähnlichkeiten,
Von Kapitalismus und Sozialismus, zwei Klippen,
Die Pius XI. als Schicksalsszenarien sah,
Denn Kapitalismus selbst, materialistisch stets,
Kann nichts entgegensetzen, der Gefahr von Ideologien.
Johannes Paul, er wollte überwinden beides,
Die Kultur des Profits und die Neidkultur,
Durch Gemeinschaft, durch Solidarität und Einheit.
Sollte der Kapitalismus ohne solche Werte kommen,
Dann bringt er zwar Produktivität, doch auch die Übel,
Die dann erneut der Befreiungstheologie Leben geben könnten.
DRITTER GESANG
Überrascht bist du, wenn Feminismus als Häresie gilt,
wie die meisten Amerikaner, denkst du vielleicht, es sei,
dass Frauen gleich an Würde und Verstand, in der Menschheit
vollwertige Mitglieder seien, die ihr Talent entfalten.
Doch schwer zu fassen ist der Feminismus, viel mehr
als die Irrtümer, die andere klärend besprechen.
Seine Befürworter vermeiden oft, den Begriff zu deuten,
darum bekommt „Feminismus“ die Farbe, die Zuhörer ihm geben.
Diese Zweideutigkeit bleibt hartnäckig bis zum heutigen Tag,
selbst die meisten haben nur vage Vorstellungen davon.
Einige hochgeachtete Katholiken bezeichnen sich stolz,
„Pro-Life-Feministinnen“ nennen sie sich, und behaupten,
Feminismus könnte, von der Abtreibung befreit,
gut und mit dem Glauben vereinbar sein, so wie sie es meinen.
Teste dich selbst, bist du eine Feministin? Fragst du,
wenige junge Frauen streben an, dem Wilden nachzueifern,
der Militanz der sechziger Jahre, BHs brennend.
Immer mehr Studenten im College, sie erklären,
dass sie die Moralität der meisten Abtreibungen bezweifeln,
doch alte feministische Slogans, wie „Abtreibung auf Verlangen,
ohne Entschuldigung“, lassen viele vernünftige Menschen frösteln.
Die meisten von uns im Westen haben unabsichtlich
feministische Prämissen übernommen, die verlangen
eine Neubewertung der menschlichen Natur und des Familienlebens,
und sie sind in vielen Punkten mit dem Christentum unvereinbar.
Im Kern lehrt Feminismus, dass Männer und Frauen,
ihr Verhalten durch soziale Konditionierung geprägt,
nicht durch angeborene Unterschiede biologisch bedingt.
Der Grund, warum Frauen in den obersten Rängen der Errungenschaften,
in Wissenschaft, Kunst, Politik und Krieg, selten vertreten,
liegt darin, dass sie durch patriarchale Macht unterdrückt,
gewaltsam und indoktrinierend, in jeder Gesellschaft
der ganzen aufgezeichneten Geschichte, so wie es war.
Eine große Kinderzahl in der Familie, ein Hindernis
für den beruflichen Aufstieg und ein Bedrohung auch
für die Ökologie, darum sollten kleine Familien
die kulturelle Norm sein, so wird es oft gesagt.
Es ist ungerecht, dass die Folgen des Sexualverhaltens
für Männer und Frauen biologisch ungleich verteilt.
Diese Folgen müssen angepasst werden durch Technik und Reform,
der kulturellen Einstellungen, um die Lasten zu lindern.
Um im Leben einen Sinn zu finden, so wird oft gesagt,
sollten Frauen sich konzentrieren auf ihre Karriere zuerst,
nicht auf die Rolle als Lebensspenderinnen und Erzieherinnen
der nächsten Generation, das wird oft als richtig betrachtet.
Frauen, die sich nur als Mütter sehen, so heißt es oft,
verschwenden ihre Ausbildung und unterdrücken ihre Talente,
wenn sie zu Hause bleiben, um die Kinder großzuziehen.
Diese Gedanken basieren auf Jahren der intensiven Arbeit,
mit Feminismus in Aktion, von Hunderten Büchern gelesen,
und an zahlreichen Konferenzen teilgenommen, mit Feministinnen,
die sich Katholiken nennen oder wenigstens religiös.
Denk darüber nach und frage dich ehrlich: Ein Teil von dir,
akzeptiert er eine oder mehrere dieser Ansichten?
Wenn ja, dann bist du in diesem Ausmaß infiziert
von dem feministischen Virus, das sich breitgemacht hat.
Nicht nur zu definieren ist unser Ziel hier,
sondern auch zu prüfen, ob Feministinnen und Christinnen
vereinbar sind in ihrem Wesen und den Überzeugungen.
Bei dieser Beurteilung muss die Ideologie gemessen werden,
an ihrer „Leichenzahl“, so wird es oft gesagt.
Mit Nationalsozialisten müssen wir nicht streiten um Theorien;
wir verweisen auf den Holocaust, der Millionen forderte.
Apologeten des sowjetischen Kommunismus, sie müssen
die Millionen bedenken, die im Gulag umkamen.
Und auch Feministinnen müssen betrachten die grausame Wahrheit:
seit 1970 starben in Amerika über fünfzig Millionen,
ungeborene Babys, durch die Hände der Abtreibungsbefürworter,
auf Wunsch ihrer Mütter, die die Zahl der Leichen darstellt
und so wird es gesagt: das ist die Leichenzahl des Feminismus.
Die marxistischen Wurzeln, die blühten im Schatten,
Des Feminismus, wandelnd von Meinung, die seltsam,
Von wenigen Frauen, gebildet und unzufrieden,
Zu Ideologien, die das Denken der Welt erschütterten.
Verleugnen wir nicht die Kraft, die der Feminismus hatte,
Die schon immer strebend war, zur Revolution,
In Amerikas Kreisen, die Frauenorganisation,
Die National Organization for Women, ihr Ziel war es klar,
Die Geschlechterrollen zu wandeln, die Strukturen zu brechen.
Von Kindererziehung bis Ehe und Familie,
Von Politik, Arbeit, der Medizin, zu Religion,
Ein Umbruch der Werte, der gleichsam schockierend,
Die Fragen der Moral und der menschlichen Sexualität.
Woher nun kam diese Forderung nach Wandel?
Von Marxisten, die mit Revolutionsgeist zogen,
Engels, der Freund Marx, der den Ursprung der Familie
In seiner Schrift darlegte, mit Nachdruck und Leidenschaft.
Die bürgerliche Familie, mit Rollen so festgelegt,
Das größte Hindernis für den sozialen Fortschritt,
Männer, die arbeiten, und Frauen, die Kinder großziehen,
Ermuntert, die Frauen zu sehen als unterdrückt,
Wie Fabrikarbeiter, die für die Freiheit kämpfen.
Doch der Klassenkampf, der wurde verurteilt,
Von Päpsten, die klug die Schrecken der Zeit sahen.
Und das Prinzip, das in der Familie sich wandelt,
Zerstört das Band, das in Einigkeit uns hält.
Die Frauen, die Kinder als Feinde sehen nun,
Sich selbst zu befreien von häuslicher Pflicht,
So suchten sie zuerst die Empfängnisverhütung,
Und bald darauf kam die Abtreibung als Recht.
Frühere Feministinnen, wie Anthony, Stanton,
Hielten Abtreibung für barbarisch, für Frevel,
Die Wählerinnen, edel, mit Moral, heilend die Welt,
Doch die Prämisse, dass Frauen das „Hausproletariat“ seien,
Untergrub letztlich das Gute, das aus Christentum stammt.
Die Organisationen, sie unterstützen nun,
Die staatlich geförderte Kontrolle der Fortpflanzung,
Ein Ausschluss droht, wenn man sich dem widersetzt,
Wie Pro-Life-Kandidatinnen kämpfen gegen den Strom.
Der Feminismus, in viktorianischen Phasen,
Gegner sah in Ehen, ein Machtkampf von Männern,
Die Worte der Suffragistinnen, sie zeugen von Wandel,
Ein Aufruf zum Abbau der Rollen, die fest waren.
Stanton, die Mutter, die von sieben Kindern sprach,
Setzte Ehe und Prostitution gleich, und sie rief:
„Eine Frau, die sich selbst ernährt, die lebt in Würde,
Abhängigkeit von Männern führt zur Unfreiheit,
Die Kinder solcher Verbindungen, ungeliebt und verloren.“
So könnte ein Libertärer glauben, es ginge nur
Um Wahlfreiheit und Möglichkeiten für Frauen.
Doch in der Realität, da befürworten Feministinnen,
Lieber Zwang als Freiheit, die eigene Agenda.
Beauvoir, die Stimme des Wandels, sie sprach,
„Die Familie muss zerstört sein, der Mythos der Mütter,
Sonst bleibt die Frau unterdrückt in der Gesellschaft,
Die Wahl des Zuhauses soll ihnen nicht gegeben,
Denn sonst würden zu viele Frauen sie wählen.“
Die katholische Lehre lehrt mit fester Stimme,
dass nicht das Individuum, sondern die Familie,
die Grundpfeiler fest in der Gesellschaft errichtet.
Gottes Kinder, Geschenke voll Liebe, sollen wachsen,
erzogen im Glauben, in Christi Licht erblühen.
Eine gerechte Welt fordert, dass Mütter stets,
genug Mittel haben, um daheim zu verweilen,
bei ihren Kindern, die unersetzlich sie lieben.
So sprach Leo, der Dreizehnte, und Pius, der Elf,
mit päpstlichem Wort: Ein Arbeiter hat Recht,
auf einen Lohn, der ihm genügt, um zu leben,
seine Familie angemessen zu nähren.
In den Kriegsjahren, so berichtete Carlson,
zahlten die Arbeitgeber der Staaten, sie waren
von Katholiken beeinflusst, die in Roesvelts Kreis,
„Familienlöhne“, großzügig, für Väter, die Kinder
ernähren mussten, mehr als alleinstehende Männer.
Doch das Gesetz von sechzehn vierundsechzig,
verbot dies als Geschlechtsdiskriminierung,
ironisch, raubte es Müttern, das Grundrecht,
auf Hilfe bei der Pflege ihrer kleinen Kinder,
ersetzte es mit einem Lohn für anonyme
Arbeiter, in Büros und in Fabriken.
Von der Kontrolle der Geburt zur Abtreibung,
im Kontext jener Zeit, war es nicht überraschend,
dass Sanger, die Kämpferin für Geburtenkontrolle,
ihre eifrigsten Rekruten fand in feministischen Kreisen,
denen der Zwanzigerjahre, die riefen zur Mäßigung,
der großen Familien unter weniger geeigneten
Einwanderern, die Amerikas Städte füllten.
Feministinnen, die Sangers eugenische Sorgen teilten,
drangen auf Gesetze in dreizehn Staaten, die Sterilisation
vorschrieben für jene, die unter Normen der Intelligenz lagen.
Dennoch, selbst die, die Sanger nicht folgten,
wurden durch Autonomie zur Befürwortung geführt,
von Verhütungsmitteln, in den Ehen, einst für Prostituierte.
Harmlos klangen Namen, „Women's Health Project“,
„Family Planning Associates“, das bekannteste,
„Planned Parenthood“, als Schlüssel zu einem glücklichen
Leben, einer Ehe, wurde es gepriesen.
Inspiriert von feministischen Stimmen,
war die Church of England der erste Glaube,
der künstliche Empfängnisverhütung das Wort erteilte,
selbst Christen, die durch solche Propaganda verführt,
fanden sich in illustren Reihen als Unterstützer,
von Planned Parenthood, ihren Namen durch das Land.
Von Van Buren, der Ratgeberin, zu Carson, dem Komiker,
Goldwater, Gates, Streisand, Turner, Fonda,
die Kirchen folgten, nur die katholische blieb,
bis in den fünfziger Jahren, viele Katholiken,
akzeptierten unbewusst, die feministischen Ideen,
dass Frauen befreit von Lasten, mit Männern
gleichermaßen für das Leben sorgen sollten.
In den sechziger Jahren, nach dem Konzil des Vatikans,
erwartete man, dass Papst Paul die Erlaubnis gäbe,
zur künstlichen Empfängnisverhütung, drängten sie,
die Kirche, „die Pille“ zu billigen, neu erfunden,
die hormonelle Methode, die Empfängnis verspricht.
Hätte das Argument an Kraft gewonnen, wüsste man,
dass diese Pille nicht immer die Empfängnis verhindert,
sondern auch frühe Fehlgeburten hervorrufen kann.
In Zeiten der Bestürzung, im Jahr neunzehnhundertsechzig,
Veröffentlichte Papst Paul VI. mit großem Gewicht,
Sein Werk, die Enzyklika, die als Menschheitserbe gilt,
Bestätigte die Lehre, die zwei Jahrtausende steht,
Dass die Ehe ein Band ist, das Fruchtbarkeit gebiert,
Und dass künstlich wir nicht die Natur des Geschlechts vereiteln.
Er sprach von den Gefahren, die aus Akzeptanz erwachsen,
Von Verhütungsmitteln, die zur Norm dann wurden schnell,
Die Warnung des Papstes, die wenig Gehör fand,
Fast alle seine Prophezeiungen sind eingetroffen,
Die Abweichler, Priester, Theologen und Bischöfe,
Wurden von den meisten Katholiken nicht mehr geachtet.
Die Erwartungen der Ehe sind von Kultur geprägt,
Nicht von der Lehre, die der Kirche heilig ist,
Vorehelicher Sex ist zum Alltag geworden,
Und das Leben ohne Trauschein wird nicht mehr verachtet.
In vielen Teilen sind vaterlose Familien jetzt die Norm,
Krankheiten breiten sich aus, die Unfruchtbarkeit wächst.
Sexuelle Ausbeutung wird von der Gesellschaft toleriert,
Und Kinder werden immer früher sexualisiert,
Die Kleinen werden mit Perversionen konfrontiert,
Scheidungen und neue Ehen sind nicht mehr verpönt.
Die Mehrheit der Neuarmen sind Mütter allein,
Vernachlässigte Kinder, emotional verkrüppelt und klein.
Kaum eine Familie profitiert vom Verlust der Mutter,
Zwei Einkommen braucht es, um zu leben, nicht einer,
Die Frauen, sie bleiben aus Not in Arbeit gefangen,
Feministinnen, sie haben erreicht, was sie wollten,
GK Chesterton, ein weiser Konvertit, sprach einst klar:
Glaube befreit von der Sklaverei des Alters.
Der Glaube bietet Wahrheit über menschliche Natur,
Warum schuf Gott uns, welches Leben für uns,
Die Kirche weiß, Mann und Frau sind komplementär,
Gott schuf sie als zwei, vereint in der Liebe,
Unersetzlich die Rolle der Mutter in diesem Spiel,
Das Band der Ehe, von Würde und Gleichheit geprägt.
Johannes Paul II. sprach die Männer an,
Sie sollten die Frauen nicht als Objekte behandeln,
Er forderte Gegenseitigkeit, die Feministinnen wollen,
Der Vorteil der Gesetzlosigkeit, sie ist nicht groß,
Werden sich die Mütter aus den Häusern flüchten,
Die Kultur leidet, doch Veränderung kann geschehen.
Die Erziehung, die Hauptaufgabe der Frauen sei,
Männer müssen opfern, um diese Wahl zu stützen,
Ein Widerstand wächst gegen den Zerfall der Familien,
Aus Gläubigen und Kämpfern für das Leben vereint.
Ein Aufkleber in Virginia, der es klar benennt:
„Sei gegenkulturell: Erziehe deine Kinder selbst.“
In Menschennatur wohnt des Leistungshungers Kraft,
Wenn Frauen weise wählen, leben nach dem Sprichwort,
Das tapf're Herz, das fest und stark, das führt zum edlen Ziel,
Die Kinder in der wahren, christlichen Umgeb'n zieh’n,
Sie müssen Wege finden, Kultur zu spenden neu,
Die nicht dem Mainstream gleicht, nicht dieser Welt Gefühl.
Die Aufgabe wird groß sein, voller Anforderung,
Es fordert all ihr Talent, das Herz und auch den Geist,
Doch ist's der Mühe wert, der Lohn wird reicher sein,
Die Unvollkommenheit bringt uns die Ungewissheit stets,
Doch Freiheit, die man wählt, ist Hoffnung für die Seelen,
Für Freude in dem Leben, katholisch, tief und wahr.
VIERTER GESANG
Papst Franziskus hat geantwortet auf die Fragen,
zwei Sätze von Dubia, die ihm wurden vorgelegt,
von Kardinälen, die in der heiligen Versammlung,
Brandmüller, Burke, Sandoval und Sarah, auch Zen,
am zehnten Juli, wurde eines eingereicht.
Ein anderes Datum, es kam von Duka, er schrieb
am dreizehnten Juli, dem Jahr zweitausenddreiundzwanzig.
Die Antwort kam schnell, am elften Juli,
auf die Fragen der fünf, und wurde veröffentlicht,
am zweiten Oktober, da wurde sie bekannt.
Am fünfundzwanzigsten September des Jahres dreiundzwanzig,
das Dikasterium für die Glaubenslehre sprach auch,
auf die Dubia von Kardinal Dominik,
seine Antwort, der Papst hat sie gebilligt, so steht’s.
Am ersten November, da erließ Papst Franziskus,
motu proprio, das Schreiben, das Apostolische,
„Ad Theologiam Promovendam“ als Begleitschreiben
zu den neuen Statuten der Akademie,
für die Theologie, so wurde es erlassen.
Die Antworten auf die Dubia und das Schreiben
stehen im Widerspruch zum katholischen Glauben,
die Texte dazu finden sich im Anhang,
der zweite Teil, er ist nicht zu übersehen.
Bedenken wurden geäußert, man sah die Widersprüche,
zwischen Papst Franziskus und dem Glauben der Kirche.
Geistliche und Gelehrte, sie brachten zur Sprache,
die Sorgen um das Schreiben „Amoris Laetitia“,
in einem Dokument, das Aussagen listet auf,
die Papst Franziskus gebracht hat, die scheinen zu fehlen,
dem Glauben entsprechend, sie wurden tadelt, klar,
in theologischen Kreisen, man sieht es auch hier.
Eine Gruppe von Gelehrten richtete dann an den Papst
eine kindliche Korrektur, wegen Häresien,
die er verbreitete durch Schreiben und durch Taten.
Die Antwort blieb aus, der Papst sagte nichts,
keine Worte oder Taten widerrief er, und so
konnten die Gelehrten nur einen Brief schreiben,
offen an die Bischöfe, es klang nicht gut aus,
denn der Papst beging das kanonische Delikt.
Ein weiterer Appell, erging an die Kardinäle,
die Aussagen zum Tod, sie stehen im Widerspruch
zu den Lehren der Schrift und des Lehramts der Kirche.
Die Antworten des Papstes, sie übertreffen die Form,
frühere Äußerungen, in ihrer Deutlichkeit,
in der Ablehnung des katholischen Glaubens.
Die Amtszeit des Papstes, sie steht jetzt infrage.
Die Erklärung, sie hat vier Teile, so steht's:
Erstens die Häresien, die der Papst hat erklärt,
zweitens die Häresie, als Sünde und Verbrechen,
drittens die Hartnäckigkeit, die der Papst zeigt im Tun,
viertens die Folgen, die kommen von Häresien.
Wenn einer spricht, dass Dogmen, fest von der Kirche,
Mit neuen Einsichten einen anderen Sinn erlangen,
Der sei, so lehrt die heilige Versammlung, verflucht.
Papst Franziskus, weise, unterscheidet genau,
Zwischen der ewigen Substanz der Tradition,
Die den Gläubigen heilig und unveränderlich bleibt,
Und der kulturellen Prägung, die das Zeugen umgibt,
Das, was im Laufe der Zeiten dem Wandel unterliegt.
Nur ein Teil, so sagt er, sei ewig und wahr,
Der andere Teil, das Kind der Kultur, sei wankend,
Sein Wesen nicht ewig, nicht fest in der Lehre,
Nicht von jedem Katholiken zu jeder Zeit zu halten.
Dies mag wahrlich sein, gilt es für die Stimmen,
Die nicht unfehlbar sind, doch was ist da geschehen?
Franziskus, in seiner Weisheit, lässt nicht los,
Wendet sich nicht nur an die schwachen Traditionen,
Sondern an alle Lehren, die unfehlbar klingen,
Ja, die göttlich offenbarte Wahrheit der Tradition,
Ein Aufschrei im Dunkel des Glaubens, der Frage,
Die das erste Dubium aufwirft mit heiligem Zorn,
Ob Offenbarung, göttlich, dem Gehorsam geweiht,
Die unfehlbaren Lehren umfassen solch Dasein.
Doch die bloße Behauptung, dass nicht alles zu halten,
Die ganze Fülle der Tradition in voller Pracht,
Ist Ketzerei, ein Strahl, der ins Herz sich gräbt.
Franziskus spricht von Mängeln in der Tradition,
Die durch die Kultur entstehen und die Wahrheit trüben,
Doch Dei Filius, weise, lehrt uns von ewigem Gehalt,
Dass alle Worte, die dogmatisch, heilig und klar,
Von allen Gläubigen stets zu bewahren sind,
In der Form, wie sie einst verkündet wurden.
Menschliche Aussagen, durch Kultur geformt,
Können zweifelhafte Elemente in sich tragen,
Doch bei Gott, der höchsten Wahrheit, das geschieht nicht.
Die Worte der Schrift, der Tradition, von Gott und Mensch,
Durch menschlichen Willen und Geist ausgedrückt,
Sind göttlich, völlig, von Fehlern befreit,
Denn Gott, der Allmächtige, kennt alles, was ist,
Sorgt dafür, dass Worte, die in Menschenform klingen,
Ewig und unfehlbar, die Wahrheit allein verkünden.
Das Erste Vatikanum, fest und entschieden,
Lehrt uns, dass Dogma nicht irren kann, nicht wankt,
Von allen Katholiken, zur Treue berufen,
Gehört zu glauben, was Gott uns hat offenbart.
Doch Franziskus, in seiner Deutung, bringt das Dunkel,
Dass alles Zeugnis, durch kulturellen Einfluss geformt,
Fehlerhaft sein könne, was an der Offenbarung nagt,
So schließt er aus, dass Gottes Wort in den Herzen wohnt.
In seiner Antwort, der Absatz g) spricht von Mängeln,
Erinnert er an Thomas von Aquin, weise und klug,
„Je mehr man gräbt, desto mehr sieht man Fehler“,
Doch die Frage gilt dem Göttlichen, ewig und rein.
So soll dies Wort, das Thomas sprach, bedacht werden,
Auf die Offenbarung angewendet, in ihren Tiefen,
Das lehrt uns, dass in der Offenbarung Fehler wohnen,
Und wer die Details durchforstet, sieht Mängel im Licht.
Doch in Wahrheit, die hl. Thomas nicht beschuldigt,
Er redet von irdischen, kontingenten Geschäften,
Nicht von der Offenbarung, die Gott selbst uns gibt.
Papst Franziskus, in seiner Anwendung, verfällt ins Irre,
Sein Zitat, aus dem Kontext gerissen, wird zur Häresie,
Die heiligen Lehren, so weit und tief sie auch sein mögen,
Erfordern die Treue des Herzens, stets ungetrübt,
In der Einigkeit des Glaubens, die ewig bleibt bestehen.
Der Widerspruch, der besteht, zwischen der Lehre,
Die Franziskus spricht und dem Konzil, das einst tagte,
Offenbart sich klar in den lehramtlichen Erklärungen,
Wo Pius IX. spricht: „Die Kirche wachet treu,
Ändert nicht das Dogma, fügt nichts hinzu,
Sondern behandelt sorgsam die alten Überlieferungen,
Hält die Wahrheit rein und in ihrer Form,
Bleibt beständig, in Sinn und Bedeutung treu.“
Johannes Paul, der Zweite, erklärt mit Nachdruck,
„Jede Wahrheit ist universal und absolut,
Wahrheit muss für alle gelten, zu jeder Zeit.“
Auch dogmatische Aussagen, sie spiegeln die Zeit,
In der sie formuliert wurden, sind jedoch nicht
Von dem ewigen Inhalt, der nicht vergeht.
Die Kongregation lehrt, die Wahrheit über Gott,
Wird nicht geschmälert, wenn sie in Worten spricht,
Denn der Sohn Gottes, fleischgeworden, spricht,
Die Wahrheit ist einzigartig, umfassend, vollendet.
Papst Franziskus könnte annehmen, es sei nicht bindend,
Und lehren, dass Tradition kulturell geprägt sei,
Doch zeigt dies nur die Tiefe des Glaubensabfalls,
In der modernen Häresie, die er vertrete.
Ein solcher Ansatz erlaubt es dem Modernisten,
Die Lehren der Kirche abzulehnen, und dennoch
Zu behaupten, katholisch zu sein, ohne Rücksicht.
Franziskus nennt nicht, ob alle Zeugen der Tradition,
Einer Interpretation bedürfen, um zu unterscheiden,
Ob ewiger Inhalt, oder ob nur einige
So der ewige Inhalt je klar dargelegt wird.
Die Lehrmeinung, in kulturellem Kontext gewachsen,
Muss erkannt und unterschieden werden, unendlich,
Die ewige Substanz vermischt mit Prägung,
So können wir niemals annehmen, wie es ist,
Wenn alle Teile der Lehre ständig in Frage stehen.
Doch scheint er nicht zu denken, dass alle Traditionen
Eine Deutung brauchen, um klar zu verstehen,
Seine eigenen Worte, er erwartet, werden
So angenommen, wie sie stehen, unverändert.
Das macht ihn zum Richter, allein über das Wort,
Kann lehren, was er will, und lehnt ab, was nicht passt,
Fordert, dass sein Verständnis als Glaubensinhalt gilt.
Mit seiner Rede von der Schrift und ihrer Tiefe,
stellt Papst Franziskus die Doktrin in Frage,
dass Texte heilig, in ihrer Form und in ihrer Wahrheit,
in kulturellen Kontexten neu gedeutet werden müssen,
um zu erkennen, was von Gott wirklich spricht.
Er spricht von drei Texten, die als Beispiele dienen,
die in ihrer Bedeutung nicht als wahr gelten können,
widersprechend dem, was die Kirche lehrt,
dem Ersten Vatikan, der unfehlbar spricht.
Hier wird gesagt, dass die Offenbarung, die uns gegeben,
in den heiligen Schriften und der Tradition liegt,
die Apostel lehrten, aus Christi Mund empfangen,
dass alles, was wahr ist, in diesen Schriften wohnt.
Die Bücher, die der Kirche heilig sind, kanonisch gelten,
sind nicht nur Worte, die der Mensch allein schrieb,
sondern unter göttlicher Inspiration erblühen sie,
mit Gott als Autor, der uns seine Wahrheit gab.
Wer diese Lehre leugnet, der sei verworfen,
ein Anathema, das auf den Abtrünnigen ruht.
Papst Franziskus, so scheint es, will nicht sagen,
was er für die Bedeutung der Stellen nun hält,
er spricht nicht von Deutungen, die es wohl gibt,
sondern erklärt die Texte selbst als falsch und wertlos.
Dies ist eine ketzerische Behauptung, die nicht standhält,
denn im katholischen Glauben ist jede Aussage heilig.
So hebt er mit seiner Theorie die Schriften auf,
verlangt von uns, dass wir die Wahrheiten verweigern,
dass wir annehmen, Kultur formt, was Gott spricht,
und die Texte nur als Produkte der Menschen sehen.
Diese Haltung führt uns in die Irre, in die Dunkelheit,
denn jeder Text, der von Menschen geschrieben,
ist geformt von der Kultur, die ihn umgibt,
doch darf dies nicht die Wahrheit selbst in Frage stellen.
Die Inspiration, die die Heilige Schrift durchdringt,
schließt jeden Irrtum aus, wie das Konzil es lehrte,
und sagt uns, dass kein Wort, das dort steht,
das Licht der Wahrheit nicht in sich trägt.
So bleibt es, dass Papst Franziskus’ Ansicht falsch,
die Schrift in ihrer Tiefe, ein Erbe des Heils,
verbleibt unberührt, in ihrem göttlichen Glanz.
Heilig und kanonisch sind sie, die Kirche sie spricht aus,
Bücher, die durch den Geist uns gegeben, göttlicher Diktus,
Wahrheit in Worten verfasst, und ohne jeglichen Irrtum,
Denn unser Gott, der Höchste, kann nichts Falsches verkünden.
Fest ist der Glaube der Kirche, nie wird er sich wandeln,
Konzilien Florenz und Trient, und Vatikan’s Autorität,
Klar bezeugen sie wahr die Schriften, beide, die Testamente,
Heilig und fest kanonisch, wie das Konzil es verkündet.
Nicht weil der Menschen Hand sie später anerkannte,
Sondern weil Gottes Geist sie selbst inspiriert hat,
Aus seiner Quelle, dem Wort, die Wahrheit kommt hierher,
Was der Geist uns zu schreiben gab, was er uns lehrt.
Übernatürliche Kraft hat sie zur Feder geführt,
Durch die sie Wahrheit verkünden, in Worten wohnt sie beständig.
Ein großer Fehler ist's, zu meinen, dass Teile nicht göttlich,
Oder dass Irrtum verborgen in Schriften, die uns gegeben,
Denn göttliche Eingebung kennt nichts Falsches,
Wahrheit, die Gott ist, weicht nicht dem Unwahren jemals.
So hat Leo, der Dreizehnte, dies uns gelehrt,
In seiner Autorität, die die Kirche bekräftigt,
Fest im Glauben der Apostel steht sie und bezeugt,
Bücher, die heilig und inspiriert, wie sie’s selbst lehrt.
Schreiber, Werkzeuge des Geistes, von ihm auserwählt,
Schrieben, was er sie führte, mit all ihren Kräften,
Wahrhaft Autoren, vom Geist ganz eng verbunden,
Was sie schrieben, es stammt von Gott, nicht von Menschen.
So ist die Schrift, die uns lehrt, wie wir unser Leben gestalten,
Eine Quelle der Wahrheit, die uns zur Tugend erhebt.
Heilig und ohne Fehler sind all diese Bücher,
Widerlegen das Falsche, lehren uns, was gut ist,
Damit jeder Mensch, der Gott anhört, gerecht wird
Und zu guten Werken durch ihn sich befähigt fühlt.
In einem Schreiben, das uns den Glauben erklärt,
Fordert der Papst, dass Theologie sich stets entwickle,
Induktiv aus dem Leben, das Kontexte bietet,
Und die Völker in ihren Strukturen und Bräuchen präge.
Vernunft und Glaube, sie stehen sich nicht im Streit,
Gott führt die Seinen, im Licht der Wahrheit stets klar.
Erleuchtet wird der Verstand durch Glaubensoffenbarung,
In Einheit bilden sie das Licht, das uns führt.
Die Kirch hemmt Kunst und Wissen nicht, fördert sie gar,
Erkennt die Vorteile, die das Leben tragen mag,
Aus Wissen, das von Gott herstammt, und klar
Dient es dem Guten, dem Herren aller Wissenschaften.
Nicht Freiheit mindert sie, die Forscher walten frei,
Nur dass der Glaube fest bleibt, unerschüttert sei,
Und dass die göttlich’ Lehre nicht verletzt wird je.
Denn was der Herr uns offenbart, ist keine bloße
Philosophie, von Menschenhand vollendet dann,
Sondern ein Gut, von Gott gegeben, das wir
Bewahren müssen treu und unverändert stets.
Und wer da sagt, dass Wissenschaft die Freiheit braucht,
Die auch die Widersprüche mit dem Glauben duldet,
Dass gar die Kirch ihr nicht gebieten darf, der sei
Verflucht und ausgeschlossen aus dem Heiligen Reich.
Die Theologie der Kirche sucht zu fassen
Den höchsten Gegenstand, Gott selbst, und strebt danach,
Zu forschen in den Schriften und Traditionen klar,
Die Wahrheiten, von Gott gegeben, zu erkennen.
Auf Glauben gründet sie, ein Akt der höchsten Tugend,
Der Wahrheit treu, gestützt auf Gottes Wort allein,
Das nicht betrügt noch trügt in ewiger Gewissheit.
Die Theologie hat das Verlangen tief
Die Wahrheiten zu verstehen, sie zu sehen,
Zusammenhänge deutlich zu erkennen
Und Schlüsse zu erzielen, die daraus fließen,
Was Gott geoffenbart in heiliger Schrift, ganz rein.
Und schaut die Lehre auf die Welten dieser Zeit,
Findet sie dort nicht Offenbarung, wie es heißt.
Denn nur in Gott liegt diese Macht allein geborgen,
Zu sprechen, zu verkünden, zu enthüllen klar.
Doch die Vernunft des Menschen, die in ihm wohnt, ergründet
Kein höher Wissen, als was natürlich ist,
Sie kann nicht fassen, was von Gott herab gestammt,
Und selbst der Menschengeist, er beugt sich dem Gesetz
Der göttlichen Wahrheit, wo kein Zweifel wohnt.
Die Offenbarung göttlich, sie ist nicht erkannt
Durch Induktion, der Glaube schließt nicht bloß
Aus Beobachtung, er stützt sich auf das Wort
Des Herrn allein, der irrt nicht und verfehlt nicht.
Gewissheit gibt der Glaube, fest und unverrückt,
Von der Kirche treu gelehrt, nicht hinterfragt.
So wer da meint, dass Menschenwissenschaft
Im freien Widerspruch zu Gottes Wort bestehen,
Und doch als Wahrheit gilt, der sei verflucht, verbannt.
Das Schreiben, das die Theologie ermahnt,
Verwehrt nicht nur die Leugnung eines Teils der Lehre,
Es spricht sich klar dagegen, dass geoffenbart
Von Gott nicht wäre, was die Kirch’ verkündet rein.
Die Aufgabe der Lehre ist es stets zu lehren
Die Botschaft, die das Heil durch Christus klar verkündet,
In Worten, die der heut’ge Mensch versteht, so zeigt
Sie auf die Offenbarung Gottes, offen und gerecht.
Doch diese Worte nennen nicht die ew’gen Wahrheiten,
Die Gott uns gab, noch ehren sie den Glauben treu,
Der hoch geschätzt wird in der Lehre dieser Kirche.
Wie schon gesagt, so zeigt das Schreiben deutlich an,
Dass nicht erkannt wird, was der Herr geoffenbart,
Noch dass die Offenbarung selbst den Wert behält,
Der uns das höchste Heil und Wissen hat gebracht.
Ein Schreiben apostolisch schlägt in der Tat ein Verständnis
Vor, das gemeinsam umfasst Theologie göttliche Offenbarung.
Dies ist das Bild progressiver Denker, Theologen, die streiten,
Dass nicht als Wahrheiten Gott seinem Volke verkündet.
Nicht propositional sei, was von Gott uns vermittelt,
Und die Vorstellung vom Glauben lehnen sie ab, weil Gott
Nichts wörtlich verkündet, nichts von den Glaubensgeboten
Als Wahres in der Form, dass der Mensch es zu glauben gezwungen.
Papst Franziskus hat Recht, wenn er sagt, dass die Theologie
An einem Wendepunkt steht, ein Paradigma zu ändern,
Eine Kulturrevolution, die fordert den Bruch mit dem Alten:
Das Schreiben verlangt, dass wir die katholischen Lehren
Von göttlicher Offenbarung, von Glauben und Theologie
Zurückweisen als unzeitgemäß und veraltet erkennen.
"Revolution der Kultur" nennt man das treffend, vergleicht man
Jenes Geschehen mit Maos Bewegung, die China erschütterte,
Die in den Sechzigern die Tradition zerstören beabsichtigte.
Ähnlich verlangt man nun Zerstörung der Lehre der Kirche,
Die katholische Tradition mit Gewalt zu beenden.
Auch Amoris Laetitia, der Brief von September,
An Buenos Aires gerichtet, ruft auf zu Vergebung
Für Ehebruch in beständiger Sünde, wenn keine Reue
Ausdrücklich gezeigt wird oder die Absicht zur Besserung fehle.
Papst Franziskus, er stellt sich damit gegen das Gesetz,
Offenbart in den Schriften, in Exodus heißt es: „Du sollst
Nicht die Ehe brechen, auch nicht im stillen Gedanken.“
Auch Matthäus spricht klar: „Was Gott einst verbunden, der Mensch
Soll es nicht trennen, denn das Fleisch, das eins ward im Ehebund,
Bleibt ewig verbunden, solang es die Liebe bewahrt.“
Wer seine Frau verlässt, es sei denn aus Untreu' geboren,
Und eine andere heiratet, der begeht einen Bruch.
So lautet das Wort, das Christus den Jüngern verkündet.
Markus bezeugt es auch, das Gesetz wird treu bewahrt.
So sprach er erneut, als Pharisäer fragten: „Ist’s erlaubt,
Sich zu scheiden?“ und Jesus sagte: „Was Gott einst verband,
Darf nicht getrennt werden durch menschliches Urteil, kein Schein,
Der durch Moses Gesetz als Erlaubnis einst aufgestellt war,
Kann dieses göttliche Band jemals in Wahrheit durchtrennen.“
Wer sich scheidet von seiner Frau und eine andere dann heiratet,
Bricht die Ehe, und wer die Geschiedene nimmt zur Frau, tut dasselbe.
Wisst ihr nicht, dass die Übeltäter nicht das Reich Gottes erben?
Täuscht euch nicht: Weder die Hurer, noch Götzendiener,
Noch Ehebrecher und Diebe, noch Gierige, Trunkene, Lästerer, Räuber –
Keiner von ihnen wird je in das Reich Gottes gelangen.
Jedem Verheirateten gebiet' nicht ich, sondern der Herr nun,
Dass die Frau sich nicht trennen soll von dem Ehemann je –
Doch wenn sie es tut, dann soll sie allein bleiben oder sich versöhnen.
Auch der Mann soll sich nicht von der Frau jemals trennen.
Wer von dem Brot isst und vom Kelch des Herrn unwürdig trinkt,
Macht sich schuldig am Leib und dem Blut des Herrn, der da war.
Jeder soll sich prüfen, ehe er isst von dem Brot und trinkt aus dem Kelche,
Denn wer isst und trinkt ohne zu unterscheiden den Leib des Herrn,
Der zieht sich Gericht zu, isst und trinkt sich Strafe herab.
Darum sind viele von euch schwach und krank, einige starben.
Er widerspricht, so heißt es, dem Schreiben der Kirche,
Von dem Papst Johannes Paul, in dem Jahr Achtzig und Eins.
„Familiaris Consortio“ klar darin spricht von dem Leiden
Jener, die aus Scheidung in neuer Verbindung nun steh’n.
Viele sind Katholiken, die solches Verlangen begehren,
Doch nicht in heiliger Form, wie es die Kirche verlangt.
Dies ist ein Übel, das stetig und stärker die Glieder befällt,
So muss entschlossen, eilig die Lösung nun angepackt sein.
Väter der Synode forschten in diesem schwerwiegenden Fall:
Die Kirche, sie will retten, die Seelen zum Heil hingeführt,
Kann die nicht sich selbst überlassen, die neu nun vereint.
Ihr ist’s Pflicht, den Heilssuchenden Mittel zu reichen für Trost.
Wahrheit muss herrschen, und Hirten zur Prüfung der Seelen sich wenden:
Denn es gibt Unterschiede in Schuld und den Trennungsgrund.
Jene, die mit Eifer die erste Verbindung gerettet,
Doch im Stich gelassen, verdienen ein anderes Urteil.
Andere wiederum trugen die Last der Schuld in sich selbst,
Weil durch eigenes Tun sie die Ehe vollends zerstört.
Manche doch gingen erneut in Verbindung, die Kinder zu pflegen,
Glauben fest in dem Herzen, die erste Ehe war nie
Wirklich in Gültigkeit jemals von Gott akzeptiert.
Für die Hirten und Gläubigen klingt hier die Mahnung: Sie sollen
Mit sanfter Sorge für jene Geschiedenen stets sich befleiß’n.
Als Getaufte, getrennt sich von Kirche nicht fühlen sie sollen,
Teilhabe bleib’ ihr Recht, wie es die Taufe verheißt.
Höret das Wort Gottes, treu nehmt teil an der Messe,
Bleibt im Gebete fest, in Werken der Liebe und Reue,
Eure Kinder führet zum Glauben an Christus mit Sorgfalt.
So wird täglich die Gnade durch Bitten von Gott euch beschert.
Denn die Kirche, die betet für jene und zeigt sich als Mutter,
Barmherzig, stützend im Glauben und Hoffnung zu Gott.
Doch in fester Entscheidung verwehrt sie erneut nun den Sakramenten
Jene, die wiederverheiratet stehen, von Liebe entfernt.
Denn das Band der Eucharistie zeigt Christi Verbindung zur Kirche,
Diese wird durch den Stand dieser Menschen verletzt.
Und für die Hirten, besteht hier auch ein Grund für die Sorge,
Dass der Irrtum sich breitet in Gläubigen Reihen dann aus,
Wenn zur Eucharistie, die Wiedervermählten sie führten.
Buße verlangt die Kirche, den Weg zur Vergebung zu öffnen,
Nur für jene, die reuen das Zeichen des Bundes zu brechen,
Den festen Entschluss in sich tragend, dem Bund treu zu bleiben,
Ohne das Sakrament des Ehebruchs weiter zu leben.
Wenn für die Kinder sie noch in Verbindung verbleiben,
Enthaltsamkeit ist die Pflicht, die von ihnen gefordert wird klar.
Zeremonien für jene, die wieder sich binden, zu feiern,
Ist untersagt, denn der Schein einer sakramentalen
Neuen Ehe verwirrt das Verständnis der Unauflösbarkeit.
So bleibt fest die Entscheidung, den Gläubigen Klarheit zu geben.
Indem die Kirche so handelt, bezeugt sie Treue dem Herrn Christos,
Wahrheit bewahrend stets, und sich sorgend für Kinder in Not.
Die, die unschuldig verlassen von Partnern, bedürfen der Führung,
Glaube besteht, dass selbst jene, die Gottes Gebot sich entziehen,
Reue und Umkehr empfangen, erlösende Gnade erlangen,
Wenn sie in Buße und Liebe beharrlich verharren im Gebet.
Klar zeigt Familiaris, was Amoris Laetitia leugnet:
Wer sich erneut verbindet und lebt wie ein Mann mit der Frau,
Ohne als Bruder und Schwester zu leben, darf keine Vergebung,
Noch die Kommunion, vom Priester empfangen zu dieser Zeit.
Doch ist dies nicht alles: Der Widerspruch liegt tiefer verborgen,
Familiaris spricht klare Worte zu härteren Fällen.
Jene, die meinen, dass frühere Ehen nicht gültig gewesen,
Jene, die treulos verlassen vom Partner, auch jene, die leben
Für der Kinder Erziehung im Bund, doch die Wahrheit bleibt fest:
Keine Veränderung der Lehre in Hinsicht auf Eucharistie
Kann in solchen Fällen die Lösung der Disziplin sein.
Zwar beide stimmen darin überein: Sorge den Sündern gebühre,
Aber der Weg zur Erlösung, den beiden Dokumenten gemein,
Ist verschieden: Familiaris ruft auf zur Beendigung solcher
Sündigen Bünde, um rein das Sakrament zu empfangen.
Amoris lehrt anders, es zeigt einen Weg, wie zu leben
In solcher Bindung, doch sei sie auf gutere Weise zu führen.
Wahr ist, dass Amoris die mildernden Umstände nennt,
Doch bleibt offen, ob diese Umstände auch wirklich verändern,
Ob sie die Sünde entfernen, ob Schuldlosigkeit darin liegt,
Oder ob sie nur mindern den Tadel, der auf ihnen ruht.
Hier ist es notwendig, die Lehren der Schrift zu ergründen,
Was sie verkündet zu Sünde und Schuld in den Augen des Herrn.
Klar sind die Texte der Schrift: Ehebrecher dürfen nicht nah’n
Dem heiligen Sakrament, und dies ist eine schwere Sünde,
Wer sich erneut verbindet, in Sünde lebt und begeht,
Darf die Eucharistie nicht empfangen, so lehrt es die Schrift.
Dies ist nicht nur ein Gebot für die Menschen, die Sünden begehen,
Auch die Priester und Bischöfe sollen die Sünden erkennen
Und sich verweigern, die heiligen Gaben an solche zu reichen.
Wahr ist, dass schwere Sünden ein Hindernis bilden zum Mahl,
Doch nicht nur der flecklose Zustand der Seele bestimmt dies Gebot,
Auch die Tat, wenn sie böse, verweigert den Zugang zum Tisch.
Denn die Eucharistie, das Heiligste, das wir besitzen,
Darf niemals durch sündige Hände und Herzen entweiht werden.
Selbst wenn das Wissen und Wollen nicht völlig vorhanden gewesen,
Bleibt doch die böse Tat bestehen in all ihren Folgen,
Und das Gebot des Herrn bleibt stehen, wie es in der Schrift uns gesagt.
Es wird verlangt, dass jene, die zivilrechtlich getrennt und in neuen
Ehen sich finden, von der Kirche den Empfang der Eucharistie meiden,
ohne zu achten, ob ihre Schuld am Zustand groß oder gering sei.
Doch sind Priester verpflichtet, den Zugang auch diesen zu sperren?
Denn die Entweihung des Sakraments, die immer geschieht dort,
wo eine Seele in Sünde das heilige Mahl zu sich nimmt,
macht dieses Gebot vonnöten. Denn keiner erfährt den Gewinn hier,
den die Eucharistie bringt, wenn er nicht in der Gnade sich findet,
die uns mit Christus vereint, des Heiles ewige Quelle.
Keine Gemeinschaft mit ihm, wenn durch solch einen Empfang dann
doch eine Schändung geschieht, obgleich sie nicht schuldhaft vollzogen.
Ein anderer Grund, dies zu tun, liegt im Ärgernis offen,
das unter Gläubigen keimt, die solches Verhalten erblicken.
Dazu gebietet Gott selbst, dass Sündern, die öffentlich leben,
niemand den Leib des Herrn, die Eucharistie, reichen soll.
Denn schon in Schriften der Heiligen finden sich Worte, die klar sind,
dass man Sünder, bekannt in der Welt, aus der Gemeinschaft verbannt.
In Korinth sehen wir’s deutlich: Ein Mann, der in Sünde gefallen,
denn er lebte mit der Frau des Vaters in ehelichem Bund,
sollte entfernt aus den Reihen der Gläubigen werden. So sagt es
Paulus in seinen Briefen und fordert, die Bösen zu meiden.
In Thessaloniki spricht er erneut zu den Brüdern: „Meidet den Sünder,
der nicht wandelt im Geist der Überlieferung Christi.“
Solche Passagen beweisen, dass offen lebende Sünder
fern von der Eucharistie bleiben sollen, und dazu gehören
jene, die zivilrechtlich sich trennen und wieder verheiraten.
Vieles spricht für dies Gebot: der Respekt für die heilige Ordnung,
die die Eucharistie als Band der Einheit in Christus bewahrt;
weiter die Vermeidung der Schändung des heiligen Mahls und
Schaden, der jenen droht, die solch eine Kommunion empfangen.
Auch Familiaris Consortio gibt klare Gründe dafür,
warum die Kirche es verbietet, dass solche die Eucharistie nehmen.
Eine moralische Frage erhebt sich zudem: Die Annahme,
die Papst Franziskus vertritt, dass man von Gläubigen niemals
strengste Enthaltsamkeit einfordern kann, wäre verfehlt.
Denn die Schrift lehrt klar, dass Christen dies dulden und annehmen müssen,
wo es die Umstände fordern, und keine Entschuldigung gilt,
will man dereinst erlöst werden durch die Gnade des Herrn.
So ist die Lehre bekannt, sie ruht in den Schriften und stellt dar
einen bedeutenden Teil der christlichen Ethik zur Ehe.
Doch Papst Franziskus verneint diese Lehre und trennt sich in diesem
Punkt von der kirchlichen Moral, die lang überliefert und heilig.
So ist die Ansicht des Papstes ketzerisch in ihren Inhalten,
auch wenn sie ausgeführt wird durch seine Antworten klar
auf die Fragen der Kardinäle und in seinen Schreiben zu lehren.
Was uns die Bibel erzählt zu den Themen der Eucharistie,
könnte nicht klarer sein, und Franziskus widerspricht dem.
Doch ohne Rechtfertigung bleibt er bei seinen Ansichten fest.
Häresie, sie beschreibt man als schwere, öffentliche Sünde,
Leugnet die Wahrheit, die Christus selbst uns offenbarte.
Der, der beharrlich bleibt im Verleugnen der göttlichen Lehre,
Wird als Ketzer erkannt, wenn er hartnäckig wider die Kirche,
Das, was als Wahrheit verkündet, bewusst in Zweifel zieht.
Wissen und Bosheit vereinen sich hier, und so wird er schuldig.
Glaube verlangt von uns, dass wir innen wie außen bekennen,
Dass, was die göttliche Offenbarung uns lehret, auch wahr ist
(Röm 10:9 und Thomas, Summa der Theologie). Doch kann
Häresie durch innere Tat und Unglauben wirken,
Ohne dass äußerlich jemand der Wahrheit sich widersetzt.
Hierbei greift die Kirche nicht ein, keine Strafe erwartet
Den, der nur innerlich sündigt, sofern er schweigt und es beichtet.
Äußerlich wird es jedoch anders betrachtet und gilt
Öffentliche Leugnung als schweres Verbrechen des Glaubens.
Wenn man beharrlich die Wahrheit, die Gott uns gab, auch verneint,
Obwohl man wisse, die Kirche lehrt sie mit voller Gewalt,
Und dies der Welt bekannt macht, dann wird der Ketzer erkannt.
Öffentliche Häresie trennt den Menschen von Christus,
Der Schrift gemäß (Mt. 18:17, Mk. 16:16), und so
Hat auch die Kirche stets mit Strafen reagiert,
Exkommunikation als Antwort auf die Trennung.
Pius der Zwölfte erklärt es im "Mystici Corporis",
Schwer sei die Sünde, doch nicht jede trennt uns von Christus,
So wie es Schisma und Apostasie oder die Häresie tun.
Der Papst Franziskus, so heißt es, hält die Häresie tapfer,
Wissend und wissbegierig, doch bleibt er treulos zum Glauben.
Seine Studien trugen den Schein von tiefer Erkenntnis,
Aber der heilige Glaube verstrickt in Irrtümern bleibt er.
Hat er als Lehrer gewirkt, und auch als Professor der Lehren,
Rector er wurde, doch floh er die Wahrheit, die bindet für immer.
Wissen besitzt er, so ist es dem Papst wohl zutreffend zugemessen,
Lehren, die ewig, unfehlbar, und wahr sind, sollte er wahren.
Doch seine Worte, sie strotzen vor zweifelhaft dunklen Bedeutungen,
Oftmals gefordert, er schweigt, und bleibt auf der Seite des Irrtums.
Kardinäle, die edlen, ermahnten ihn ernst in den Dubia,
Fragen gestellt, um die ewige Wahrheit zu klären und wahren.
Unveränderlich bleibt sie, so sprachen die alten Konzilien,
Doch Franziskus, er neigt sich dem Zweifel, weicht aus, gibt nicht nach.
Wiederum wird er belehrt, doch bleibt er dem Glauben entfremdet,
Und mit den Worten, die Vatikan selbst laut kundtat, bekräftigt.
Schriften, offiziell und geprüft, doch tief in der Häresie,
Treffen die Herzen, der Wahrheit entfremdet, von Irrtum erfüllt.
Fünf edle Kardinäle erheben die Stimme der Wahrheit,
Wissend, der Glaube ist stark, doch Franziskus blieb widerspenstig.
Schuldig ist er der Häresie, die Öffentlichkeit zeugt es,
Nimmer kann einer, der irrt, die heilige Kirche nun führen.
Schwer ist die Tat, denn der Papst ist der Wächter der Glaubensfeste,
Doch wenn er irrt, dann zerstört er die Mauern mit eigenen Händen.
Folglich der Schrift nach, erkennen die Gläubigen klar den Verrat,
Meiden den Papst, der den Glauben verraten, die Wahrheit verneint.
Fragen verbleiben: Hat er die Würde verloren, die Führung?
Theologen streiten sich, ob das Amt ihm noch immer verbleibet.
Doch vertretbar bleibt es zu sagen, er habe den Thron nun verloren,
Und ein Ketzer regiere nun nimmer die heilige Kirche.
Daher steht fest, dass die Gläubigen nicht mehr gehorchen den Worten,
Sehen den Papst als Verräter, des Glaubens Feind zu vermeiden.
Und die Kardinäle, sie tragen die Pflicht, ihn zu lösen,
Drängen, dass er niederlegt sein Amt und verlässt es in Demut.
Ich selber glaub' nicht, dass Franziskus, der Papst, durch die Häresie,
Sein Amt als Hirte verlor, wie der Robert Bellarmin lehrt es.
Nicht überzeugt bin ich von der These, dass, wenn ein Papst häretisch,
Sofort sein Amt er verlier' und weiche vom Stuhle des Petrus.
Doch viele Theologen, Kanonisten vertreten die Meinung,
Dass es so sei, und sie tragen Gewicht in der ernsten Debatte.
Da nun die Häresie des Franziskus nicht ist zu bestreiten,
Bleibt auch die These gewichtig, dass er kein Papst mehr im Amte,
Und sie verdient das genaue Erwägen und tiefes Bedachten.
Manche, die katholisch sind, schaudern bei solcher Vorstellung,
Weil sie zu schrecklich scheint, dass ein Papst könne häretisch handeln.
Doch gibt es keinen klaren Beweis, dass dies furchtbarer sei denn,
Ein solcher Papst, der das Amt nutzt, gegen den Glauben zu kämpfen.
Sieh, was Franziskus tut, wie er stetig den Glauben bedrängend,
Seine Gewalt missbraucht, die Kirche von innen zerstörend.
Wahrlich, es gibt keinen Grund, zu glauben, dass solches Unglück
Nicht widerfahren kann; es ist an der Zeit, was zu ändern.
Nicht um die Art des Unglücks sei unser Streiten, vielmehr darum,
Etwas zu tun, um den falschen Hirten vom Stuhle zu stoßen.
Papst Franziskus muss weichen und Platz machen für einen Gläubigen,
Der dann die Arbeit beginnt, den Schaden zu heilen im Glauben.
EPILOG
Ich, die allerseligste Jungfrau, in allen den Schlachten
Gottes der Sieg, und die Feindin der Lügen und Häresien.
Weisheit wohnt in mir, nur durch mich kehrt sie zurück auf die Erde.
Einst werde ich alle Irregeführten zurückführen zur Wahrheit.
Einst werden die Lügen verglühen, die Kirche allein wird erstrahlen,
Denn der Triumph meines unbefleckten Herzens ist ewig.