GOETHE STUDIEN

VON TORSTEN SCHWANKE



GOETHE UND DIE EWIGE FRAU


Von mir erführen sie den Weg der Liebe.“

(Goethe)


ERSTER GESANG


Die Mutter war mit siebzehn Jahren

Noch fast ein Kind, als sie gefreit,

Sich mit dem Herren Rat zu paaren

Als eine junge Jungfraun-Maid.


Sie war so lebhaft wie das Leben,

Poetisch wie ein Abenteuer,

War launenhaft in allem Streben,

In allem Lieben voller Feuer.


Sie war bereit, mit ihren Kindern,

Mit ihrer Tochter und dem Sohn,

Ein Kind zu sein; ungleich den Sündern,

Die Kinder anschaun voller Hohn.


Kornelia, die Tochter, kam

Ein Jahr nach Johann Wolfgang an.

Das Weib war keusch in Scheu und Scham,

Ein edler Ritter war der Mann.


Das weibliche Geschlecht mag schwächer

An Kräften sein, doch angenehm

Und süß wie Honigmilch im Becher,

Ist auch der Becher nur von Lehm.


Die Mädchen sind ein Freudenborn

Und Friedenskinder sind die Schönen,

Die, kennen sie auch manchmal Zorn,

Doch immer wieder sich versöhnen.


Die kleinen Freunde balgen, streiten,

Sie heben die geballten Fäuste.

Die Mädchen haben sanfte Leiden

Und wissen immerdar das Neuste.


Zu sticheln wussten sie, zu mäkeln,

Doch auch mit sanfter Hand zu tätscheln,

Des kleinen Träumers Träume-Häkeln

Wohl zu bewundern und zu hätscheln.


Wie wirkt auf Kinder Schönheit schon,

Auf alle Sinne und das Herz,

Gewinnt uns eine durch den Ton,

Die andre durch den süßen Schmerz;


Der einen liebliche Figur

Ist bei der anderen der Blick,

Ist da der Seele Frohnatur

Und dort das Herz in Leid und Glück.


So ward der Knabe in den Mädchen

Des Guten sinnlich-schön gewahr,

Sie waren ihm in Dorf und Städtchen

Als wie Verheißung und Gefahr.


Die Mädchen aus der Schwester Kreis

Sich gerne auch zum Sohn gesellen,

Der schaute sie so schön und leis,

Die Mädchen, Jungfraun, Demoisellen.


Die Charitas von Worms gefiel

Aus seiner Schwester Kreis ihm gut,

Empfindsam war ihr Mienenspiel

Und keusch war ihrer Wange Glut.


Lisette war sehr angenehm

Und gar sehr lieblich anzuschauen

Wie die Marie von Bethlehem,

Dem Inbegriff der holden Frauen.



ZWEITER GESANG


Die Einsamkeit ist meine Trauer,

Wenn ich verwildert lieg am Fluß,

Im Walde unter Blütenschauer,

An meine Lieben denken muß.


Der Zephyr säuselt fort und fort

Durch leere weltverlassne Mauern,

Er schwillt, er stürmt, er wird zum Nord,

Er bläst mich an in wildem Trauern.


Weh mir! ich werde melancholisch,

Der ich mit Eulenaugen starre.

Die Schwermut bläht sich hyperbolisch,

Der ich auf kleinste Freuden harre.


In Veilchen such ich Nachtigallen,

Der schwarze Rabe krächzt: Remember!

Die dunklen Traurigkeiten wallen

Wie düstre Nebel im November.


Das war der Bote erster Liebe,

Wo Angst und Hoffnung in der Brust,

Traumbilder schweben vor dem Triebe

Als Inbegriff der Lebenslust.


Unglücklich Liebender gedenke,

Die beten ohne Hoffnung an,

Daß sich die hohe Fraue schenke

Dem armen unglücklichen Mann.


Da ist es Gnade, wenn sein Vers

Mit seiner Liebessehnsucht Reim

Sich betten darf an ihrem Herz,

Ist wie am Musenberg daheim.


In jener Zeit der Ostermesse,

Da Auferstehung uns errette,

Da sah er durch der Tränen Nässe

Die wunderliebliche Anette.


Er sagte ihr: Ich hab dich lieb

Wie Rosen lieben Nachtigallen!

Sie nahm es an wie Vogelpiep,

Ließ sich’s als Schmeichelei gefallen.


An Heirat war ja nicht zu denken,

Doch unterhaltend und belehrend

War er, ihr seine Weisheit schenkend,

Sie allezeit als Jungfrau ehrend.


Sie machte ihm doch viel zu schaffen

In lauter Freuden, lauter Qualen.

Eroten nahten ihm mit Waffen,

Die ihm die Seelenruhe stahlen.


Sie war ihm Dienerin und Herrin,

Dem Hausfreund gut die Freundin scheint.

Doch seine Seele, diese Närrin,

Vertraute oft sich ihrem Freund.


Mag auch ein andrer Mann umwerben

Die kleine Schönkopf als Galan,

Mag er vor lauter Feuer sterben,

Mir hat sie Liebes angetan!


Und bringt er ihr drei Äpfel auch,

Daß er der Schönsten Schönheit preise,

Sie kommen doch in meinen Bauch,

Die Liebe sorgt für meine Speise.


Gerechter Himmel! welch Vergnügen,

Mit Liebchen sich allein zu wissen!

Studieren sie in allen Zügen

Und weise ihren Mund zu küssen!


Vier Stunden sind so schnell vergangen,

Wie Tau an Wasservogels Schnabel,

Wie Hauch von Rot auf ihren Wangen

Und wie des Menschenleibes Adel!


Wie machte diese Zeit mich glücklich!

Ihr Busen wärmte meine Brust!

Zehntausend Küsse, keusch und schicklich!

Ich flog vor ungeahnter Lust!


Das ist ein Minne-Abenteuer,

Der Ritter huldigt ihrer Jugend,

Und alles glüht von keuschem Feuer

Der Liebe in der reinsten Tugend.


Fast bin ich schon ihr Bräutigam

Und fast schon ist sie meine Braut.

O Hauch von Röte ihrer Scham,

Wenn sie vor Wollust glühend schaut!


O wenn vor Lust die Wangen glühen,

Das Auge senkt sich immer scheuer,

Um diesen Lohn für meine Mühen

Durchwandre ich das Fegefeuer!


Doch ist sie schwach wie alle Frauen,

Will sich an einen Gatten binden.

Da lohnt der Ritter ihr Vertrauen,

Bereit, sich selbst zu überwinden.


Wenn bange ihre Seufzer fliegen

Und wünscht sie, ganz sich hinzugeben,

Dann muß der Ritter männlich siegen,

Sich überwinden ohne Beben.


Auf daß die Frau nicht untergehe,

Muß jederzeit der Mann verzichten!

Was ist ein Ritter in der Ehe?

Will denn der Dichter nicht nur dichten?


Ich bin zu stolz, um was zu büßen,

Ich glaub, die Macht der Liebe rettet!

Sie ist so stolz, zu ihren Füßen

Zu sehn den Sklaven angekettet!


Die Eifersucht ist höllenheiß,

Ich sollte sie damit nicht plagen,

Des Eifersüchtigen Auge weiß

Mehr als das Aug des Herrn zu sagen!


Begierig war ich, sie zu sehen,

Doch wollt sie die Begier nicht lohnen.

Kaltherzig ihre Blicke gehen,

Sie mocht den Liebenden nicht schonen.


Da ward ich so erregt vor Wut,

Da ward ich hitzig, zornig, zag,

Da fiel mich an die Fieberglut,

Daß ich am Abend niederlag.


Da ward ich Armer zur Tragödie,

Geschlagen von des Schicksals Bann!

Sie ging zu Lessing, zur Komödie

So froh mit einem andern Mann.


Das Fieber fiel mich an mit Frost,

Ein Fieberfrost hat mich geschüttelt.

Doch bei der Kunde jener Post,

Ward ich von Feuersturm durchrüttelt!


Doch still! sie reichte mit der Linken

Mir lässig hin das schlimmste Gift,

Ich muß den Schierlingsbecher trinken

Und schreiben Testamentes Schrift.


Mein Freund, o laß mich schreiben, schreiben,

Als Dichter will ich ihr verbrennen,

Sonst würd ich großen Unsinn treiben

Und gegen eine Mauer rennen.


Wie werd ich diese Nacht verbringen,

Vor der mir wie vorm Teufel graut?

Doch werde ich vor allen Dingen

Gleich morgen früh beschaun die Braut.


Mein Herz wird heiß und heftig pochen,

Mir treten in die Augen Tränen,

Werd sehn ich ihre Wangenknochen

Und um die Wangen ihre Strähnen.


Dann werd ich denken: Gott verzeih,

Geliebte, ich will dir verzeihen!

Und jeden Herbst und jeden Mai,

Den du mir raubst, will ich dir weihen!


All diese Wonnen, alle diese

Entzückungen und alle Zweifel,

Sind in uns! alle Paradiese

In uns! wir sind uns selber Teufel!


Sie kam, sie fiel mir um den Hals:

Verzeihe mir! und ich vergab!

O holde Königin des Alls,

Mein Himmel du und du mein Grab!


Sie hat an meinem Hals gehangen,

Vergalt mir alle meine Qualen!

Zum Segen ward mir alles Bangen,

Wollt sie mit Küssen mich bezahlen.


Ich bin ein Narr, ich bin ein Tor,

So sagt es jedenfalls Anette.

Doch bin ich gut, der ich beschwor

Die Frau beim frommen Amulette.


Wie sollte seine Liebe enden,

Was war der Liebe letztes Ziel?

Wer hielt ihr Schicksal in den Händen?

War alles nur der Götter Spiel?


Ach durfte er denn ihr Vertrauen

Und ihre Liebe von sich stoßen?

Was macht ein Dichter mit den Frauen,

Was Nachtigallen mit den Rosen?


Es ist ein Gift in ihren Küssen!

Was müssen sie so süße sein?

Nur Eine Stunde auf den Kissen

Wiegt auf Jahrhunderte von Pein!


O Freund, ich sag mir oft: wenn sie

Die Meine wär fürs ganze Leben?

Doch denk ich es zuende: Nie

Darf Gott mir die Anette geben!


Da kam der Blutsturz über ihn,

Da fühlte er die Grabesnähe,

Er sah den Tod, hat Blut gespien,

Da war so fern, so fern die Ehe.



DRITTER GESANG


Wie gut, ein freies Herz zu haben,

Nachdem man Liebestod gestorben.

Doch werden großer Freuden Gaben

Durch große Mühen nur erworben.


Ist weich das Herz, so ist es schwach,

Da schlägt es warm an meine Brust,

Die Augen drücken Tränen, ach,

Da sitzt man da in weher Lust,


Da sitzt man da in weher Wonne,

Wenn Tränen fließen. Blumenketten,

Sie binden uns an die Madonne

Und kein Verstand kann uns erretten.


Die Liebe kommt, die Liebe flammt,

Die Liebe glüht, erlischt wie Feuer.

Der aber aus dem Feuer stammt,

Wird im Sich-selbst-Verzehren neuer.


Wie Mädchen alle Mädchen leben,

Der Mann ein wahrer Mann sein muß.

Doch Liebe kann nichts andres geben

Als gegenwärtigen Genuß.


Du liebst, o Herz, wie wirst du lieben?

Freu dich der Liebe Gegenwart!

Von allem Glück ist nichts geblieben,

Verflog wie Tau auf Blumen zart.


Viel Schönes ist ihm doch geblieben,

Viel Schönes wird noch zu ihm treten.

Manch schönes Lied hat er geschrieben,

Das kommende Geschlechter beten.


Die Liebe ist fatal! Das Glück

Und Unglück kommt aus Gottes Hand,

Aus Gottes Hand kommt das Geschick,

In Gott der Stern der Stunde stand.


Wie Elieser resigniere

Und weih der Weisheit deine Seele:

Wer wird dir tränken auch die Tiere,

Wer führt zum Brunnen die Kamele?


Du wende dich zu Gott dem Vater

Um Hilfe als ein Gottesmann.

Läßt wer sich raten nicht vom Rater,

Ach der ist wahrlich übel dran.


Auf also nun nach Sesenheim,

Zu Vater Brion an den Rhein,

Der da in der Pfarrei daheim,

Bei der Familie Gast zu sein.


Der Arm von Vater Rhein war nah

Und auch die Schwarzwaldberge grüßten,

Obstgärten schauten fruchtbar da

Und Blumen in den Gärten sprießten.


Mit achtzehn Jahren Friederike

Wie junges neues Leben lacht,

Von einem ihrer Sonnenblicke

Sind Johanns Geister aufgewacht.


Sie war so hoch und schlank gewachsen,

Mit blassen Wangen, schön errötend,

Anmutig wie die Fraun von Sachsen,

Nicht wie die Fraun von Sachsen tötend.


Die blauen Augen schauen nieder,

Das reiche blonde Haar in Flechten,

Von weißer Farbe Rock und Mieder,

Wie er geträumt in manchen Nächten.


Da sah er sie und mußte scheiden,

In Hoffnung, wieder sie zu sehn,

An der Gestalt den Blick zu weiden,

Denn sie war gar zu lieb und schön.


Sei ruhig, liebes Herz, denn mild

Steht alles Himmelreich dir offen,

Sie gab dir ja ihr Schattenbild

Und heißt dich glauben, lieben, hoffen!


Er sang ein Lied, daß er sie rühre,

Er sang vom süßen Stelldichein.

Jetzt spürt der Engel, was ich spüre,

Jetzt ist sie ganz von Herzen mein!


Gott lehr mich, ihrer würdig sein,

Verehre ich die Makellose,

Ein Kuß wär süßer mir als Wein,

Schau ich die schöne junge Rose.


Auf meine Lieder sie begierig,

Sie sang so gern, so süß im Freien,

Er kannte alte Lieder schwierig

Und sang auch neue ihr im Maien.


Er schickte viele Lieder über

Und über, alles rosenrote,

Er schickte sie, doch vielmals lieber

War er sein eigner Liebesbote.


O allerschönste Frühlingstage,

Die sie zusammen da genossen!

Die Blüten schimmerten so vage,

Die jungen starken Stämme sprossen.


Zusammen durch die Lenzgefilde

In lauter Liebe hinzuschweifen,

O welche Seligkeit! wie milde

War Liebesglück umher zu greifen!


Sei ewig glücklich! sang er ihr,

Sie war sein blühendes Ergötzen.

Doch manchesmal auch einsam hier

Durchrann ihn eisiges Entsetzen.


Den früheren Gedanken denkend,

Daß alles das Gefühl vergänglich,

Daß finsteres Geschick uns lenkend

Den Tod bereitet, stimmt ihn bänglich.


Gefühle haben keine Dauer!

So haben wir nur Augenblicke!

Fleuch aus der Seele, dunkle Trauer!

O küss mich, küss mich, Friederike!


Wo er so selig ganz im Grunde,

An ihrer Liebe sich zu weiden,

Da nahte schon die Abschiedsstunde,

Der Dichter mußte wieder scheiden.


Mein Kopf ist eine Wetterfahne,

Windstöße und Gewitter brausen,

Wenn mir nach des Geschickes Plane

Die Bilder so im Herzen sausen!


O Glück der Liebe! Ja wie gut

War Friederikes Tun und Treiben,

Wer wollte da nicht voller Glut

Für immer an dem Herde bleiben?


O wer es nur genießen könnte!

Da muß der Fromme sich erbauen,

Es wandeln sich die Elemente,

Dem Augenblick ist nur zu trauen.


O draußen Regen, drinnen Regen,

Ich les den griechischen Homer.

In all dem lautern Liebessegen

Ist mir mein Herz gewitterschwer!


Die angenehmste Gegend, Leute,

Die lieben mich, der Freunde Kreis,

Erfüllen sich nicht herrlich heute

Der Kindheit Träume, Gott zum Preis?


O Horizont von Seligkeiten

In zauberhaften Elfengärten!

Doch wenn Gedanken näher schreiten,

Da muß man melancholisch werden.


O wer bewahrt vorm Mißmut uns

In tausendfachem Lebensleide?

Und Friederike süßen Munds

Sah daß der Freund und Dichter scheide.



VIERTER GESANG


Von Shakespeare war sein Schädel voll

Und von dem heiligen Homer,

Koran und Ossian erscholl,

Er wanderte durchs Rote Meer,


Wallfahrte, Muschel an dem Hut,

Die Wüste durch an Moses Hand,

Es zog der Feuersäule Glut

Voran ihm ins Gelobte Land.


Unsteter Pilger ohne Rast,

Durft er kein Weib schon an sich binden,

Er mußte seines Schicksals Last

Ertragen und des Dämons Sünden.


Wohl sah er andrer Menschen Glück

In ihrem stillbescheidnen Haus,

Der Mutter und des Kindes Blick,

Und ging ins Freie doch hinaus.


Sie sorgen sich um ihre Speise

Und ein Geschlecht hervorzubringen,

Doch Johann auf der Lebensreise

War nur bestimmt, sein Lied zu singen.


Die süße Mutter sah er gern

Mit ihren schwärmerischen Augen,

Mit ihres Blickes Meeresstern,

Den Sohn an ihrem Busen saugen.


Sie lud ihn ein zum Abendmahl,

Als noch ihr Gatte nicht zuhause,

Da saß er in dem Tempelsaal

Vor ihr beim götterfrohen Schmause.


Doch ruft das Schicksal ihn vom Ort,

Ihn ruft die innere Natur

Von Frau und Kind und Hütte fort,

Zu wallen auf der Pilgerspur.


Er muß zum Cuma der Sibylle,

Dort wird ihm wehn des Schicksals Wind

Zuletzt in eines Abends Stille

Zu jener Mutter mit dem Kind.


Doch noch war er ein Aar, getroffen

Von eines wilden Schützen Pfeil,

Darnieder lag sein frohes Hoffen,

Da bangt ihn um des Herzens Heil.


Er war am Leben und gesund,

Doch seine Schwingkraft weggeschnitten.

Er lag am Grund, so weh und wund,

Und hat die Schmerzen durchgelitten.


Die Weisheit aber, eine Taube,

Sie sprach von Selbstgenügsamkeit.

Und Johann ging in Herders Laube

Zu weiblicher Empfindsamkeit.


Da blickte er in Frauenseelen,

Wie er sie nie bisher gekannt.

Er sah der stillen Gluten Schwelen

Und schaute ein Gelobtes Land.


Sie waren schwach wie andre Frauen,

Voll Sehnsucht nach dem Idealen,

Es in der Seele anzuschauen

Und es im Leben abzumalen.


Wie innerliche Pietisten

Und mystische Gemüter auch,

So gingen diese schönen Christen.

Und alles unterm Mond war Hauch.


Sie liebten Klopstocks zarte Seele

Und wollten zur Natur zurück,

Das Gras war edler als Juwele

Und Milch und Beeren höchstes Glück.


Und ihre süße Seelenspeise

War Freundschaft, Liebe unter Freunden,

Die sie die Hände küssten leise

Und überschwänglich einsam weinten.


Sie sahen in der Seele Tiefe,

Ein Seelenkern war ihnen sicher.

Sie schrieben lange, lange Briefe

Und umfangreiche Tagebücher.


Mit aller Zärtlichkeit von Mädeln

Mit dem ästhetischen Bekenntnis

Versuchten sie sich zu veredeln

Durch seelenvolle Selbsterkenntnis.


Da schaute er im bunten Kleid

Psyche im schönen Sonnenstrahl,

Da hat er mit Gesang geweiht

Den Felsen ihr in einem Tal.


Da sah er auch Urania

Im blühenden Elysium,

Da alle Götterschönheit nah -

Ach warum n u r Elysium?


Da schaute er des Schlosses Turm,

Da lebte Lila hold und heiter,

Umstürmt von einem Wettersturm

Der Wandrer aber mußte weiter.



FÜNFTER GESANG


Er kam nach Wetzlar an der Lahn,

Zu Hügeln und zu Hügelhängen,

Bei Gassen, Treppen, Brunnen an

Mit einem Herzen voll Gesängen.


Das liebe Tal, die vielen Höhen

Den Wanderer ins Offne locken,

Die grünen Wälder anzusehen

Und Mühlen, Klöster auch mit Glocken.


Und Wetzlars Damen machen Hof

Und jede hält sich den Galan,

Der sei Poet, sei Philosoph,

Geld aber hab der Ehemann.


Da ward der Dichter melancholisch

Und ging so einsam hin und her,

Die Trauer stimmte alkoholisch

Das Herz ihm, welches öd und leer.


Da lud man ihn zu einem Ball,

Da sah er Demoiselle Charlotte -

Da schoß den Pfeil durchs Sternenall

Die Grausamkeit vom Liebesgotte!


Sie war so frisch und unbefangen,

So frei von jeder Prüderie,

Ein heitres Lächeln auf den Wangen

Entflammte seine Sympathie.


In ihren Augen alles Schöne

Ward durch ihr Auge schöner noch.

Es lag das Glück der Menschensöhne

Versklavt vor ihrem Wangenjoch.


So schlank gewachsen und gesund

Und blondes Haar und blaue Augen,

Er wollte von dem Musenmund

Die Küsse der Begeisterung saugen!


Beim Tanz die ganze Sommernacht

War ihre Laune seine Wonne,

Die Freundlichkeit und Seelenpracht

War Licht wie eine zweite Sonne.


Die ganze Sommernacht beim Tanz

Flog er aus seinem Herz hinaus,

Erwarb sie sich den Dichter ganz,

So trat er in ihr Deutsches Haus.


O wie sie stand als Jungfrau-Mutter

Im Kreis der Schwestern, ihrer Kinder,

Zu reichen ihnen Brot und Butter

Und Gottes Liebe für die Sünder!


Die hungrig waren, nährte sie,

Sie hatte Trauben allen Mäulern,

Den Traurigen gab Tröstung sie

Und reinigte von Glockensäulern.


O Lotte unter den Geschwistern,

Da mußt das Herz dem Frommen pochen,

Der fern Gesetzen von Philistern,

Die dem Philister war versprochen.


Ein tätiger, ein tüchtiger,

Ein guter Mensch, wie Lotte dachte,

Der Dichter nur ein flüchtiger

Geselle, der nur Lieder machte.


Da trat der Dichter zu den Kindern,

Erzählte ihnen alte Märchen

Von Deutschen, Arabern und Indern

Und von dem frohen Hochzeitspärchen.


Er konnte wie ein Jäger pirschen

Und wie ein Räuber Schätze suchen.

Die Kinder liebten auch die Kirschen,

Die Kinder liebten auch den Kuchen.


Auch sah man oft den Dichter trippeln

Der Herrin nach mit treuen Blicken,

Sah sklavisch ihn die Bohnen schnippeln

Und knechtisch ihn die Birnen pflücken.


Auch gingen sie hinaus zum Heu,

Das Heu in Haufen aufzuhäufen.

Wie Weizenmohn die Jungfrau scheu,

Er schien in Wonne zu ersäufen.


Bewunderung verbarg er nicht.

Soll man nicht lieben solch ein Mädchen?

Der andre Mann soll das Gedicht

Ertragen, das er sang dem Mädchen!


Worauf geht das hinaus? du spannst

Sie gar dem Anderen noch ab?

Der Tag, der sie mir gibt, du kannst

Mirs glauben, wär der Liebe Grab!


Ich bin nun gar der Narr, der Narr,

Ich bin der Liebe grüner Tor,

Der ich Besonderes erfahr

Durch Sie, der Liebe Rosentor!


Hochachtung vor den Frauenzimmern

War Johann eigen, der die Weiber

Sah dunkeln vor der Dame Schimmern,

Die war die Seele unter Leibern.


Er selber war ja abgesondert

Und flehte zu der Hochgestalt,

Die wie ein Wunder ihn verwundert,

Die wie die Schöpfung mannigfalt.


Er sehnte sich nach tiefer, reiner,

Geistvoller Liebe zu der Einen,

Das wußt in Wetzlars Gassen keiner,

Das fühlten nur die Seelenreinen.


Sie mußte das Verlangen spüren,

Und sie empfing die Schmeichelei

Als Huldigung in holden Zieren

Und glühte selber süß wie Mai.


Nur Narren werden sich beklagen,

Sie dürften nur den Handschuh küssen,

Sie werden sich den Kopf einschlagen,

Wenn sie mit Keuschheit leben müssen.


O Genius des Vaterlands,

Laß einen Dichterjüngling blühen,

Der wert des Ruhmes Lorbeerkranz

Allein durch keusches Minneglühen!


Sei nicht nur schön die Göttin, nicht

Nur kalt sie halte sich zurück!

Wenn er verehrt ihr Lebenslicht,

Sei sie sein Elend und sein Glück!


Er jauchze unbezwungnen Herzens,

Dann freun wir uns des Flatterhaften,

Dem nicht genügt das Glück des Scherzens,

Der will das Leid der Leidenschaften!


O Genius des Vaterlands,

Ihn finden laß, die seiner wert!

Sei ihr Gemüt der Güte Glanz,

In höchste Anmut eingekehrt!


Unwiderstehlich reiß ihr Herz

An sich den Dichter und den Weisen.

Sei ihre Demut groß im Schmerz,

Sei ihre Schönheit hoch zu preisen!


Wenn sie in Einsamkeit empfindet,

Daß etwas ihr zur Freude fehle,

Dann gib, daß sie der Dichter findet

Und gibt sich als Geschenk der Seele!


Und wenn sie auf den Lebensbahnen

Geleitet vom Geschick sich finden,

Laß du sie augenblicklich ahnen,

Daß Amor säuselt in den Winden!


Sein Ideal war Lottes Bild,

Und war sie gut, wuchs seine Liebe,

Und hielt sie sich zurück, ward wild

Und ungestüm die Kraft im Triebe.


Auch neckte Lotte ihn aus Lust,

Die Macht des Weibes zu versuchen.

Was auch der Dichter tragen mußt,

Nie wird er seiner Göttin fluchen!


Und eines Abends sie gestand

Dem Anvertrauten einen Kuß,

Den sie dem Dichter gab, da fand

Der Dichter seinen Musenkuß.


Am nächsten Tage sah man fliegen

Den Dichter in das Deutsche Haus,

Doch ließ man frostig links ihn liegen

Und unbesehn den Blumenstrauß.


Da predigte die schöne Lotte,

Er dürfe nichts als Freundschaft hoffen.

In Einsamkeit vor seinem Gotte

Verschmähter Liebe Tränen troffen.


Und dann in einem Abendrot,

Da blutig sanken sieben Sonnen,

Hat von dem Leben nach dem Tod

Frau Lotte das Gespräch begonnen.


O wenn wir scheiden von der Erde

Und um die Hinterbliebnen schweben -

Wenn ich als Erste scheiden werde,

Geb Kunde ich vom ewigen Leben.


Und Johann ging, er ging für immer,

Er war allein und durfte weinen,

Im heißen heulenden Gewimmer

Lag er in frostigen Gebeinen.


Weil er gegangen, war betrübt

Frau Lotte, ihre Träne rollte,

Doch hat sie ihn ja nicht geliebt,

Der mehr als ihre Freundschaft wollte.


Ins Haus der lieben Mutter eilte

Der arme Dichter jener Stunde,

Daß dort die Zeit die Wunden heilte

Erhoffte sich der Liebeswunde.


Sie schickte ihm die grüne Schleife,

In der er sie zuerst geschaut,

Daß in ihm die Erinnerung reife,

Wie sie ihm immerdar vertraut.


Auch hing ihr Bild, ihr Schattenriß,

Vor ihm an seines Zimmers Wand.

His goddess kiss was all his bliss -

Der sie in manchem Traum erfand.


Jerusalem, Jerusalem!

Der arme Mann hat sich erschossen!

Der Falter flog, es lag der Lehm,

Erlösend ist das Blut geflossen!


Der Arme! Sah ich ihn im Mondschein,

Dann sagte ich: Er ist verliebt,

Von Liebe trunken wie von Mohnwein

Und wie von Mohnwein tief betrübt.


Der Dichter aber lebte ganz

In der Erinnerung vor dem Bild,

Er sprach mit seines Traumes Glanz,

Mit seiner Göttin gnadenmild.


Verehrung der Geliebten sprießte

In jeder Nacht in seinem Bette,

Da sah er auf zu ihr und grüßte

Der Gnadenvollen Silhouette.


Und wie ein Engel Gottes schwebte

Um Johann Lottes Silhouette,

Als ob ihm die Madonna lebte,

Die malte Raffaels Palette.


Ich wandre unter Wüstensonnen

Allein mit meinen tausend Schafen,

Mein schwarzes Blut ist wie ein Bronnen,

Doch Sie fährt in den Ehehafen!


Mein Herz ist reich, mein Herz ist edel,

Doch wird zuteil mir nicht das Glück,

Laß ich aus meinem schwarzen Schädel

Der Nachwelt nur mein Lied zurück!


Brennt vor den Heiligengebeinen

Verehrungsvoll des Glaubens Flamme,

So darf ich huldigen der Einen,

Indem ich ehre ihre Amme.


So wars am Ende immer Lotte,

Die ihn beschäftigte, nur Lotte,

Vor seinem Gott bat er für Lotte,

Und Tod und Trauer war ihm Lotte!


Da dichtete er Werthers Leiden

Wie Klagelieder Jeremias,

Daß alle sich am Leiden weiden

Wie an dem Epos vom Messias.



SECHSTER GESANG


Im Karneval sah er sie tanzen,

Die Schönste aller Tänzerinnen,

Mit blonden Haaren, Wimpern-Lanzen

Cupidos und er mußte minnen.


Nicht nur die Frau von Fleisch und Blut,

Nein, auch die Phantasiegestalt

Der Ferne fachte seine Glut,

Die ihn verzehrt zu Asche bald.


Ein sehnendes, ein fühlendes,

Ein Mädchen ohne Leiblichkeit!

Ein singendes, ein spielendes

Kind Gottes liebte diese Maid!


Er liebte diese schwarze Rose

In ihrem schönen Schattenrisse,

Frei von gemeinen Lebens Prose

Das Bild bedeckten seine Küsse.


Ich will dir keinen Namen geben,

Geliebte, Schwester, Freundin, Braut,

Das Schönste du, was ich im Leben

Mit Geistesaugen angeschaut!


Ich fühl, du kannst das Stammeln tragen,

Das mich vorm Ewigen befällt.

Gott wollte aus dem Steine schlagen

Die schöne Frau zum Heil der Welt!


Adam und Eva schuf der Herr,

Ein Bild und Gleichnis, das ihm ähnlich.

Ich sehn mich nach dem Bilde. Wer

War je wie ich nach Eva sehnlich?


Vergangen und verbrannt das Gestern,

Die Zukunft liegt in schwarzen Schlünden.

Die Brüder wollen in den Schwestern

Ein Doppel und ein Gleichnis finden.


Und ob ich glücklich bin? O ja,

Ich fühle alles Glück, und nein,

Des Schicksals ganzer Grimm ist da,

Ist Liebesglück und Liebespein!


Und ob du mir verraten willst,

Wer du und wo du seist, ist gleich,

Wenn du nur meine Liebe fühlst,

Du meiner Liebe Himmelreich!


Im Karneval sah er sie tanzen,

Die Schönste aller Tänzerinnen,

Mit blonden Haaren, Wimpern-Lanzen

Cupidos und er mußte minnen.


Er mußte für die Lili glühen,

Das schöne Schönemann, das Mädchen,

Und wollt er flüchten, wollt er fliehen,

Fing sie ihn mit dem Zauberfädchen.


O meine Seele, du verachtest

Den Kerker der Philisterwelt!

O meine Seele, wie du schmachtest,

Daß Sie dich in den Armen hält!


Und ist er auch Galan beim schönen

Geschlechte lustig, froh und munter,

Ganz plötzlich hört ihn einer stöhnen

Und seine Laune sinkt hinunter.


Geschöpf mit jungem frischem Blut,

Wie schrecklich du zur Liebe zwangst!

Du unterwirfst die Liebeswut,

Doch vor der Ehe bleibt die Angst!


Kaufleute ihr und Frauchen ihr,

Die ihr so fromm seid und so zahm,

Entkleidet Lili ihrer Zier

Und nichts bleibt übrig als die Scham.


Ihr Praktisch-Reformierten, klug

Und voller Anstand frommer Sitte,

Nie Lili euren Anschein trug,

Sie war ein Engel meiner Bitte.


In Gärten wollen wir spazieren

Und an den Flüssen und den Teichen.

Von Liebe die Gespräche führen

Die Liebenden, die Ohnegleichen.


Es scheint, als ob des Schicksals Zwirn

Sich endlich glücklich knüpfen wolle,

Doch Wirrwarr ist in meiner Stirn,

Heiß ist die Brust, die liebesvolle!


O sie war lieblich wie ein Engel

Bekränzt von roter Rosenblüte,

In ihrer Linken Lilienstengel,

Schien sie mir die Person der Güte.


Doch wer kann finden reines Glück?

Da sind die Eltern und die Tanten,

Die weichen vor dem Freund zurück,

Vorm armen Dichter die Bekannten.


Der Schönemann, der Lili Mutter

War ja französisch-reformiert,

Der Dichter aber sprach von Luther

Und so als ob er Gott verliert.


Auch mag ein Kaufmann Reichtum bringen

Und ihrer Tochter Sicherheit,

Was soll das Flattern und das Singen

In aller seiner Ärmlichkeit?


Er war ein Tier aus dunklem Walde,

Das in die Straßen sich verlaufen;

Daß er der Liebe Becher halte,

Die Liebeslust wie Wein zu saufen.


Er war der armen Turtel Girren,

Die Herrin kam, ihn zu verspeisen!

In ihrem Park nicht mehr zu irren,

Versuchte er, sich loszureißen!


Der Hafen der Glückseligkeit

Und Erdenfreude einer Ehe

Schien nah, doch bin ich wieder weit

Allein in wilden Fluten, wehe!


O dieses Schweben, dieses Schwanken,

Dies angezogen, abgestoßen!

Kein Ausweg öffnet sich dem Kranken,

Der stirbt an Dornen roter Rosen!


Wird er beim besten Weibe nicht

Unglücklich werden in der Ehe?

Wenn jede Schönheit zu mir spricht,

Die ich in meinem Leben sehe?


Ich bin so unstet, wandelbar,

In meiner Brust ein stetes Gären.

Wie soll ich einem Weibe gar

Allein die ewige Treue schwören?


Wenn eine mit der Zaubermacht

Der Liebe mich zu fangen naht,

Gleich eine andre lieblich lacht,

Da weiß ich keinen Weg und Rat.


Und kommt mir neuer Liebe Macht,

Gedenk ich heiß der alten Herrin.

Hab voller Zärtlichkeit gedacht

An jede Freundin, jede Närrin.


Wenn Amor schläft, da kann man treu sein,

Doch weh, wenn Eros aufersteht!

Da wird das ganze Leben neu sein

Und alles Alte weit verweht!


Es ist doch gegen die Natur,

Nur e i n e Frau allein zu lieben,

Ist sie doch auch nur Kreatur

Und ist nicht ganz und heil geblieben.


Sie spricht nur eine Seite an,

Die andre Seite eine andre,

Drum ich von Lili Schönemann

Zu der Auguste Stolberg wandre.


Wie herrlich ist, o große Mutter

Natur, die schöpferische Pracht!

Auf Zürichs See im kleinen Kutter

Ist Lilis Bild vor ihm erwacht.


Da schwebte sie vor seinem Geist,

Wie sie die Alpenberge küsst,

Ein goldner Traum hinweg ihn reißt,

Doch hier auch Lieb und Leben ist.


O Träume, Träume, kommt ihr wieder?

Will mir dies schöne Bild nie sterben?

Es reißt mich in den Abgrund nieder

Der Liebe ewiges Verderben!


Da kam der heilige Lavater

Mit einem Schattenbilde fein:

So schuf der Höchste, unser Vater,

Die Frau - das war die Frau von Stein!


Sie sieht die Welt durchs Medium

Der Liebe, dieser Welt Theater

In ihrer Seele Heiligtum

Uns offenbart der Liebe Vater!


Ein Adler soll auf Füßen trippeln,

Statt in die Sonne tief zu schauen?

Soll denn ein Dichter Bohnen schnippeln

Fürs Gleichnis Unsrer Lieben Frauen?


Soll leben denn der Hirsch im Käfig

Und soll der Dichter Spinnen jagen?

Der Liebe Freiheit bleibe ewig

Als wie in Salomonis Tagen!


Unseligkeit des Schicksals schnitte

Mir ab des Atems Lebensfädchen,

Wenn ich begehrte goldne Mitte

Und mich verknüpfte einem Mädchen.


Verwirrter und Verlorner! Nacht

Ist Himmel gegen solchen Blinden!

In Grases Bett die Schlange lacht,

Ich bin wie Kain in seinen Sünden.


Ich habe auf der Stirn dies Zeichen

Der Rast- und Ruhelosigkeit,

Ich muß mich dem Orest vergleichen,

Dem Furien gewirkt das Leid!


Oh werd ich einmal im Genuß

Erfahren meine Seligkeit?

Der ich so hitzig stürmen muß

In überspannter Sinnlichkeit?


Ich streck zum Vater meine Arme,

Zum höchsten namenlosen Wesen,

Daß sich der Ewige erbarme,

Aus meinem Elend mich zu lösen!


Wie dick die feuchten Qualme qualmen!

Erlös mich von des Lebens Not!

Ich sing voll Lust dir meine Psalmen

Und sterben muß ich Liebestod!


O sende deinen tiefen Frieden

In meinen Busen unverwandt.

Doch wieder geißeln Eumeniden

Mich zornig aus dem Vaterland!


O Freiheit aus Gefangenschaft,

Daß wieder ich im Walde sei!

Mit eines Bären Leidenschaft

In schöner Herrin Tyrannei!


Er mußte Lili kurze Zeit

Entfliehn, er wollte wieder frei sein

Von sklavischer Gebundenheit,

Im Herzen sollte wieder Mai sein.


O Liebe, Liebe, laß mich los!

Doch bindet ihn der Liebe Fessel,

Wenn sie vor ihm so makellos

Madonnenähnlich saß im Sessel!


O immerdar und ganz und ewig

Der heiligen Liebe bin geweiht!

Laß deinen Hirsch aus deinem Käfig,

O Herrscherin, o schöne Maid!


Die weibliche Gewöhnlichkeit

Ernüchtert dann in ihr zu sichten,

Die Mittelmäßigkeit im Kleid

Des Alltags, führte zum Verzichten.


Auguste! Idealgestalt

Der Ferne, laß du dich verehren!

Du meine Hilfe, du mein Halt,

Mein Leuchtturm in des Lebens Meeren!


Es ist doch wie Gebet so tief

Zu Heiligen in sieben Himmeln,

Was ich dir anvertrau im Brief,

Das Herz in all dem Letternwimmeln.


Den Engel meiner Sehnsucht grüßen

Will ich, sieh du die Feder fliegen,

Ich eile, um vor deinen Füßen

Als dein Verehrer fromm zu liegen!


Das Mädchen, das mein Unglück ist,

Mein Unglück, ohne ihre Schuld,

Die eines Engels Seele ist,

Ertrag mich heiliger Geduld!


Ich liebe Lili, meine Taube,

Ich sterbe ihr den Liebestod!

Und du, Auguste, bist mein Glaube,

Errette mich aus tiefster Not!


Der ich die eine liebte, wußte

Von der Vergeblichkeit betrübt

Und wußte auch, daß wie Auguste

Kein andres Mädchen mich so liebt!


O grausam, feierlich und süß

War mir in dieser Schicksalsstunde.

In Mond und Nacht ein Paradies

Und ich verweint der Liebeswunde.


Nicht ruhig bin ich, aber still,

Ich laß mich auf dem Meere treiben,

Der ich das Ruder halten will

Und muß, daß ich gestrandet, schreiben.


Ich kann von Lili doch nicht lassen

Und muß ich an der Frau auch sterben!

Er wollte ewig sie umfassen

Und sprach, um ihre Hand zu werben.


Die reformierte Mutter aber,

Sie lehnte ab sein Luthertum

Und in geselligem Palaber

Zerstörte sie sein Heiligtum.


Adieu nun, Lili, nun Adieu!

Allein nun meine Rolle spiel ich!

Und, blaue Blume aus der Höh,

Wie scheide ich von dir? was fühl ich?


Unschuldig in der Schuld ich winde

Mich durch die dunkle Welt allein.

Am siebenten November finde

Ich mich im schönen Weimar ein.



SIEBENTER GESANG


Die Frau von Stein war dreiunddreißig

Und reich an trauriger Erfahrung.

Die Schönheit ihres Wandels preis ich

Euch als geheime Offenbarung.


Im leichten Zephyrgang der Dame

Erregte sie Bewunderung.

Die Braut von ihrem Bräutigame

War nicht wie lose Mädchen jung.


O südlich-brauner Ton der Haut,

O ihrer Wangen schöne Röte!

Ein großes dunkles Auge schaut

Durchdringend in die Seele Goethe.


Wohlklingend-angenehm die Stimme,

Gleichmäßig-ruhig ihre Sprache.

Versöhnung war sie allem Grimme,

Erlösung allem Ungemache.


Die Wehmut ihres Blickes sprach

Von trügerischer Hoffnung nüchtern,

Die sie mit dieser Welt längst brach

Und lebte in der Welt von Dichtern.


Und Goethe saß mit ihr am Feuer,

Die Flamme schien auf ihre Wangen.

Da ward er eingeweiht als treuer

Verehrer und ward hold empfangen.


Daß er die Freundschaft nicht verhehle

Und Freundschaft nicht von Liebe scheide!

Wie liebenswert die schöne Seele

Und welche reine Augenweide!


Sie sah den Dichter anders nicht

Als durch der Liebe Medium.

Der Gatte war gewöhnlich, schlicht,

Ungeistig, praktisch, einfach stumm.


Der gute Doktor Goethe brachte

Viel Lust mit, Kinder zu erfreuen,

Die kleine Schar der Söhne lachte,

Die Mutter ließ sich auch zerstreuen.


Doch sah er sie als Mutter nicht,

Ihr Gang war eher mädchenhaft.

Und die sie von Entsagung spricht,

Erfuhr noch keine Leidenschaft.


Sein alter Traum will sich erfüllen

Uneigennützig-reiner Liebe.

Hier lagen nicht vorm stolzen Willen

Des Götzen hingegebne Triebe.


Vielmehr die Frau von Stein ermahnte,

Er solle sich ein Mädchen freien.

Ihm aber solche Liebe schwante,

Daß sie wie reine Geister seien.


Ich leide so, daß ich dich liebe,

O liebe Frau, ich will’s dir klagen,

Und wenn ich eine Andre liebe,

Dann brauch ich dich nicht mehr zu plagen.


Nun bist du da, geplagt zu werden,

An meiner Liebe dich nicht härme,

Gib nur mit freundlichen Gebärden

Auch mir, ach, nur ein wenig Wärme!


Und wenn ich dich nur lieben darf,

Ist mirs genug, ist mirs ein Wunder,

Der ich noch deiner Hoheit harf,

Geh ich ins Totenreich hinunter.


Du einzig Weib in meinem Leben,

Du meiner Liebe goldner Morgen!

Und weil die Frau von Stein vergeben,

Nichts von prosaischem Versorgen.


Und reimte Wieland auch ironisch

Und sah am Werk die ganze Arma

Cupidos, Goethe war platonisch

Die Liebe zu der Frau sein Karma.


Sie war mir Schwester oder Frau

In einem abgelebten Leben.

In meiner Seele lebt die Schau,

Wie wir uns ineinander weben.


Die Feste, die Verzichtende,

Die Gütige gab immerzu

In seine rastlos dichtende

Verliebte Seele solche Ruh!


O Engel du des Himmels, du,

Du wandelst gnadenhaft hienieden.

Rastlosen bringst du tiefe Ruh

Und Ruhelosen tiefen Frieden.


Er ging ja nicht nach alter Sitte

Und hergebrachter Sittlichkeit,

Gewährt dem Herzen jede Bitte

Gradliniger Wahrhaftigkeit.


So hat er Stella auch gedichtet,

Nicht um die Ordnung festzuschreiben,

Zu schreiben nur, was er gesichtet

In seines Herzens wildem Treiben.


Und war die Frau von Stein vermählt

Mit ihrem Oberhofstallmeister,

Von Liebe der Poet beseelt

Und frei im Seelenbund der Geister.


So war sein Motto: Alles Liebe!

Um Liebe alles! war sein Siegel.

Nichts anderes dem Dichter bliebe

Als seines Dichterrosses Flügel.


Sie aber bat ihn: Sag nicht Du,

Es wäre übel auszulegen.

Und gehn Sie nicht mit solcher Ruh

Auf meines Ehemannes Wegen.


Ach wenn der sanfte Sittenlehrer

Gekreuzigt ward an seinem Kreuz,

So wird der minnige Verehrer

Zerrissen durch des Glückes Geiz!


Doch konnte sie nur Stunden zürnen,

Kam er im Übermaß der Liebe.

Dienstwillig brachte er die Birnen

Und huldigend die Blumentriebe.


Er bat sie oft um ihren Rat

Und schenkte ganz ihr sein Vertrauen,

Wie sie sich ausgesprochen hat

Und ließ ihn in ihr Innres schauen.


Wie sie das Leben doch schon hinter

Sich habe, nichts mehr mocht erwarten,

Da weckte er in diesem Winter

Die Rose in des Herzens Garten.


Unglauben Ihrer Seele werde

Ich nicht begreifen; sei Sie fröhlich!

An Sie zu glauben macht die Herde

Verirrter schwarzer Schafe selig!


Uneigennützig in der Tat

Und in dem Wort zu sein und mild,

Begehrte Goethe und er hat

Gesehen dies in ihrem Bild.


Und neigte er zur Liebes-Narrheit

Und ist vom lautern Weg gewichen,

Blieb sie in stiller Ruh der Wahrheit,

In weiser Klugheit ausgeglichen.


Auf die Ergüsse seiner Seele

Sprach sie, war sie mit ihm allein:

Und wenn ich als Geliebte fehle,

So will ich Ihre Schwester sein.


Selbstlosigkeit und Seelenreinheit

Und nach den hohen Himmeln Streben,

Da seh ich, Goethe, Ihre Feinheit,

Ein heilig-edles Dichterleben!


Nach allem Schiffbruch, allem Scheitern,

Sie müssen sich vom Rest der Erden

In reiner Liebe Feuer läutern,

Um noch ein Heiliger zu werden!


Zum Heiligen den Dichter machen

Und ihn zu pflanzen auf den Sternen,

Geeignet ists, sprach er mit Lachen,

Mich deinem Herzen zu entfernen.


Und leb ich hoch auf dem Saturne

Und dort nach Gottes Weisheit hasche,

Halt mein Gebein in dieser Urne,

Verbranntest du mich doch zu Asche!


Doch gönnt der Ewige ein Päuschen,

Bis ein ich geh zur Ewigkeit,

Will an der Ilm im Gartenhäuschen

In dienen deiner Seligkeit!



ACHTER GESANG


Sie sprachen über Religion,

Natur und Wissenschaftlichkeit,

Sie sprachen allen Narren Hohn

Und träumten Träume ihrer Zeit.


Er schrieb die süßesten Gedichte,

Sie schrieb sie ab mit eigner Hand,

Sie hob sie auf für die Geschichte

Der Nachwelt in dem Vaterland.


Er schenkte Blumen, Obst, Gemüse,

Er schenkte Bänder, Schleifen, Schmuck

Und Zier aus seinem Paradiese

Und einen heiligen Nepomuk.


Charlotte lud ihn oft zu Tische,

Zu Mittagsmahl und Abendbrot,

Da ruhte aus der träumerische

Poet vor ihrem Wangenrot.


So ist die Liebe dieser Frau:

Ich wohn nicht mehr in Wanderzelten,

Unendlich lieb ich und vertrau

In ihr dem höchsten Herrn der Welten!


Da machte er sich auf die Reise

Zur eigenen Vergangenheit,

Zu weihen Frau von Stein zum Preise

Unglückliche vergangne Zeit.


Da traf er auf der Türe Schwelle

Das Riekchen, welches Lenz umworben.

Wahnsinniger Poet der Hölle,

Sprach sie, er ist so ganz verdorben!


Er sah ins freundliche Gesicht

Der guten Frau zum letzten Gruß,

Er war versöhnt und wandte schlicht

Zur schönen Lili seinen Fuß.


Die sprach mit Liebe von dem Gatten

Und von dem Haus, in dem sie wohnt.

Und er ging fort und ging im Schatten

Allein im wehmutvollen Mond.


Wohlwollendes Gefühl in Reinheit

Ließ beten mich den Rosenkranz

Der treuen Freundschaft, Seeleneinheit

In Schicksals ätherlichtem Glanz.


Frau von Branconi traf er da,

Die schöne fürstliche Mätresse.

Wer solche schöne Dame sah

In ihrer Glut und Lilienblässe,


Der fragt sich, ob es wahr sein könnte,

Ob solche Schönheit wahr sein kann!

Da brennen alle Elemente

Vor ihrem Lebensgeist im Mann.


Die aufgetürmte Pracht von Haar!

Die süßen Blicke! Fingerglieder!

Der schöngeschwungnen Lippen Paar!

Die runde weiße Brust im Mieder!


Ein Skylla-Fels ins Meer gesetzt,

Kein Vogel streicht da heil vorbei,

Auch nicht die Taube unverletzt,

Und wenns des Jovis Adler sei!


Der Mann, der ihr das Kind erzog,

Gelehrter Diener schöner Mutter,

So hoch dem Mann der Geist auch flog,

Ihm wars wie in der Sonne Butter.


So sah sie Goethe. Etwas später

Hat ihre Wirkung er erfahren

Und erst nach der Entfernung Meter

Fing sie ihn ein mit ihren Haaren.


So ist der Süßwein schon hinunter,

Dann erst des Rausches Wirkung tut.

So tauchte dieses Weibes Wunder

Als Schönheit rein aus seinem Blut.


Sie weiß so Schönes schön zu sagen,

Da wird dem Herz wie in der Sonne.

Scheint die denn mir in Sommertagen?

Und doch ist sie mir solche Wonne!


Da hat die schöne Frau geschrieben

Und trat in seine Seele ein.

Nun, welcher Dame galt sein Lieben,

Branconi oder Frau von Stein?


In hohen Wipfeln keinen Hauch

In deiner Seele spürest du,

Es ruht die Nachtigall und auch

Dem Wald gleich bald auch ruhest du.


Ich will als Heilige und Hohe

Die schöne Fürstin nur betrachten.

Besudle sie nicht niedre Lohe

Und der Begier gemeines Schmachten.


Ich will der Fürstin huldigen,

Doch mich ihr nimmerdar verbinden,

Sie würd (nie zu entschuldigen)

Der Herz mir aus den Gliedern winden.


Doch hab ich einen Talisman,

Ich weiß mich welcher Frau zu weihn,

Weil alle meine Träume sahn

In höchster Reinheit Frau von Stein.


Sie hat sich in mein Herz gekerbt

Und sich in meinen Geist geschrieben,

Mutter und Schwester mir beerbt,

Die Erbin aller meiner Lieben.


Und Goethe wurde stark im Schweigen,

Galt für unnahbar und verschlossen,

Verzweiflung ließ das Haupt ihn neigen

Und Trauertränen sind geflossen.


Er kannte Seligkeit von Göttern

Und die Verzweiflung auch von Teufeln,

Die Seligkeit von Maienwettern

Und winternächtliches Verzweifeln.


Und da empfand er Tassos Wahn,

Empfand den Wahnsinn des Orest,

Da sah er Leonore an

Und Iphigenie auf dem Fest.


Sie war die Heilige, die Schwester,

Die Jungfrau an dem Horizonte,

Er glaubte an sie immer fester,

Zu der er flehend beten konnte.


Ich steh so tief in deiner Schuld,

O Liebste du und meine Ruhe!

So beten Juden zu der Huld

Jehovas auf der Bundestruhe!


Als jüdische Gebetsschnur winde

Dein Band ich mir an meinen Arm

Und bet gleich einem Gotteskinde

Zur Liebe Gottes herzenswarm.


Die Liebe Gottes bist du mir,

Mir im wahnsinnigen Gemüte,

Die Schönheit Gottes, Gottes Zier,

Mir Gottes Gnade, Huld und Güte!


Ich steh so tief in deiner Schuld,

Doch du gibst meinem Herzen Mut,

Auf deine heilige Geduld

Will hoffen ich, o mach mich gut!


Die Leidenschaften im Gemüte

Soll deine Grazie veredeln

Zu einer reinen innern Güte!

Bewahr mich Gott vor leichten Mädeln!


Ich will dich preisen, will dir danken,

Denn Götterruhe gabst du mir!

Erfuhr das Herz des Seelenkranken

Das Göttlichste allein in dir!


Madonna, die gen Himmel fährt,

Madonna in der Himmelfahrt,

Hat dich ein Genius gelehrt,

Hat dich die Gottheit offenbart!


Da reichte sie ihm einen Ring

Mit ihrem eingravierten Namen,

Daß er sie als die Jungfrau sing

Als seiner hohen Liebe Amen.


Ich wollt, es gäb ein Sakrament,

Das gäbe dich mir ganz zu eigen!

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NEUNTER GESANG


Er wohnte an dem Frauenplan

Und in dem Gartenhaus im Sommer,

Da seine Augen Schönheit sahn,

Sah Gottes Schönheit als ein Frommer.


Wenn er zu der Branconi ging

Und trat vor ihres Blickes Blitz,

Daß sie ihn nicht mit Schönheit fing,

Charlottes Sohn war bei ihm, Fritz.


Und trat er in den Zauberkreis

Der schönen Fee von Langenstein

(Sie war wie Sommersonne heiß)

Bewahrte ihn die Frau von Stein.


Nicht einmal Freundschaft kann ich geben,

Weil meine Liebe dir gehört,

Charlotte! meiner Liebe Leben

Ward mir durch deine Huld vermehrt.


Ich wünsche nur, dir zu gefallen

Und wert zu werden deinem Neigen.

Ich will in allem Wesen, allen

Erfahrungen zur Liebe steigen!


Er nahm den Sohn der Frau von Stein,

Nahm Fritzchen auf in seine Wohnung,

Er wollte ihm ein Lehrer sein,

Und Fritz war liebende Belohnung.


Ich drück den Knaben an das Herz,

Dich kos ich, Liebste, in dem Knaben!

Ich herzte ihn mit süßem Scherz

Und nährte ihn mit Geistesgaben.


Du willst, daß er der meine sei?

Sehr angenehm ist Fritz von Stein,

Ist meiner Liebe süßer Mai

Zu dir allein, ich bin ganz dein!


Er stand im Sommer seines Lebens,

Da braucht der Mann des Weibes sehr!

Allein zu sein ist doch vergebens

Und ohne Liebe ist man leer!


Unfertig bin ich, bin nur halbe

Und will ein Ganzes werden, einig!

Drum du mit deiner Liebe Salbe

Des Geistes dich mit mir vereinig!


Denn ich alleine bin ein Nichts,

Du bist die Hälfte mir zum Ganzen!

Schau ich das Licht des Angesichts,

Will ich vor meiner Gottheit tanzen!


Und ihre Seele stand ihm offen,

Teilnehmerin von Freud und Leid,

Die sein Verzagen und sein Hoffen

Empfing in ihrem Herzen weit.


Sie war sein stilles Widerstrahlen

Des Liebeslichts, in dem der glühte.

Ihr Wesen glich er grünen Talen,

Ihr Herz der roten Rosenblüte.


Nun hatte Ruhe er und Bleiben,

Die Liebe ward ihm eine Heimat.

Nun konnte er den Meister schreiben,

Da auch der Harfner seinen Reim hat.


Sie war die Eine, anzusehen

Als seines Lebens Mittelpunkt.

Da konnte keine Frau bestehen,

Wie sehr sie auch mit Schönheit prunkt.


Doch manchmal saß er auch im Sessel

Am Frauenplan im leichten Kleid

Und sah die Liebe nur als Fessel

Und sklavische Abhängigkeit.


Die Liebe ist nicht Leidenschaft

Mir mehr, ist Krankheit mir geworden!

Und mir verkümmert alle Kraft

Und Lebenslust im Nebelnorden!


Vermehr durch deine Süßigkeit

Nicht meine große Liebe täglich!

Entlaß mich aus dem Liebesleid,

Sonst ende ich unsäglich kläglich!


Doch nur in dir mein Herz ich kenne,

Du bist mein Dichten und mein Streben,

In deinem Feuer ich verbrenne,

Mein Leben weiht sich deinem Leben!


Und er war fort. Er war in Rom.

Hat er Charlotte abgelehnt?

Ihr Meer für seiner Liebe Strom

Nun aus den Frauenaugen tränt.


Er wollte ihr die Hände reichen

An jedem Abend in dem Garten

Und konnte nun aus Weimar weichen

Und nicht auf ihre Liebe warten?


Bedurfte er der Freundin noch,

Da er sich wagte in die Ferne,

So fern von ihrem Wangenjoch

Und ihrem dunklen Augensterne?


War diese Reise nicht ein Fliehen

Und ein Versuch, sich zu befreien?

War müde er der Liebe Mühen,

Ob sie auch noch so selig seien?


Schon lange hat er zwischen Mund

Und Herz gestellt die Wand aus Schweigen,

Nicht mehr wie in der ersten Stund

Verzückt in ihrem Herz zu zeugen.


Da wollte sie ihm nicht mehr schreiben

Und forderte zurück die Briefe.

Doch alte Liebesbriefe bleiben

Verwahrt, als ob der Gott nur schliefe.


Das sagtest du dem Freunde, das,

Der sich nach gutem Wort nur sehnte?

Mein Antlitz ist von Tränen naß

Und einsam meine Liebe tränte.


Hab jeden Tag und jede Stunde

In Rom allein an dich gedacht,

Der herzenswunde, liebeswunde

Poet gedenkt dein jede Nacht!


Dein Blatt hat mir das Herz zerrissen!

Verhärt dein Herz nicht gegen mich!

Und muß ich dich in Rom auch missen,

Ich denke keine Frau als dich!


O Herrlichkeiten ihr von Rom,

Du Stadt, der Ewigkeit gebaut,

Du Marmorfrau am Tiberstrom,

Genie der goldnen Zeiten Braut!


Wie waren deine Schätze weckend

Mit Lebenslust den Tiefbetrübten,

Dem Frohen glänzte jäh erschreckend

Das Inbild der allein Geliebten!


Zehn Jahre lang mit dir zu leben

Und nun mit einem Mal allein

In diesen fremden Weltgeweben

Und meiner Liebsten fern zu sein!


Notwendigkeit mit harten Händen

Trieb mich nach Rom, des Schicksals Weben,

Und doch: Zusammen laß uns enden

Vereint in Liebe unser Leben!


Du sollst nicht trauern, liebe Frau,

Daß ich gegangen in die Ferne,

Mich läutern soll der Schönheit Schau,

Ich kehr dir rein am Herzenskerne.


Nun liebe mich und sei mir treu,

Führ zu mir deiner Gnaden Strom,

Auf daß ich mich im Herzen freu,

Durchwandle ich das Ewige Rom!


Zu denken, doch nicht zu besitzen,

Hat mich verzehrt und aufgerieben!

Soll ich in lauter Weisheit sitzen

Und doch unglücklich sein im Lieben?


Die Maler malten die Modelle,

Die allerschönsten Römerinnen,

Wie Aphroditen aus der Welle,

Ein Hochgenuß den Mannessinnen.


Da fand er Neigung und Vertrauen

In einer Witwe süßen Miene,

In Fleischeslust und Lust am Schauen

Ergab der Dichter sich Faustine.


An jedem ihrer nackten Glieder

Bemaß er den antiken Vers,

Er sang dem blinden Eros Lieder,

Als Rom erheiterte sein Herz.


Da schrieb er in den Wein zum Spaße,

Wie Naso vor ihm auch getan.

Dann aus der Kleine-Leute-Gasse

Schied heim er an den Frauenplan.



ZEHNTER GESANG


Ich mag nicht seinen Bettschatz singen,

So sehr ich auch das Bett begehre,

Mag auch nicht reden von den Dingen

Des Haushalts und der Farbenlehre.


Drum laßt mich nur die Vulpia,

Die Geisterfüchsin überspringen,

Der den Geheimen Rat nur sah

Den unerreichbarn Frauen singen.


So schreibe ich mit meinem Füller

Den zehnten Canto kurz und nicht

Verschweige ich, daß Friedrich Schiller

Die Elegien veröffentlicht.


Erotica romana schrieb

Der Dichter, der sein Schätzchen pries,

Die tat ihm Zärtliches zulieb,

Ins Feuer im Kamine blies.


Da wurde sinnlich, wurde dick

Und häuslich der Poet und blinken

Sah man des Dichters großen Blick,

Gabs was zu essen und zu trinken.


Was die Gesellschaft ungern litt,

Die Frauen Schiller, Stein und Herder,

Nahm der Poet ins Leben mit,

Er war nicht mehr der junge Werther.


Doch durfte er und durft sein Schätzchen

Liebäugeln auch mit andern Augen.

Er spielte mit den jungen Kätzchen,

Von Mädchenlippen Tau zu saugen.


So schaute er die Silvie an,

Die konnte seine Tochter sein,

Er stand in ihrer Jugend Bann

Und ging mit ihr im Sonnenschein.


Da wehten ihre blonden Haare

Um ihre Brust im roten Mieder,

Da sang sie gern auch zur Gitarre

Im Freien die Tiroler Lieder.


Dann sah der Dichter Wilhelmine,

Die Minne-Herzlieb ward genannt.

Daß ich in der Adventszeit diene

Der Herzlieb, die ich minnig fand!


O Träumerische, hingegeben

Wohlwollend allen und bescheiden,

Ein Anmutwesen voller Leben

Und schön, die Augen dran zu weiden!


Die Lieblichste der Jungfraunrosen

Mit großen dunklen Augen hold,

Die alle voller Unschuld kosen

Mit Schimmer von des Herzens Gold!


Die langen Flechten schwarz wie Raben

Um die Gestalt im weißen Kleid.

Verschlossen hielt die innern Gaben

Im Inneren die holde Maid.


Zu diesem Ebenbild Marias

In dieses Minneparadies

Die Dichter eilten, Zacharias

Werner und neben Goethe Gries.


O neuer Wartburg Sängerfest

Vor holder Minneköniginne!

Da Werner gerne hören läßt

Sonette seiner Herzlieb-Minne.


O dieses reimende Verschränken,

Mit Vogelleim vom Vogelpiep

Die Reimer leimen, sie zu schenken

Der Minnemaid, dem Herzelieb!


Auch Goethe in Sonettwut brennt

Wie einst Petrarca zu Karfreitag.

Da ward dem Dichter der Advent

Ein Minnepfingsten, ewiger Maitag!



ELFTER GESANG


Das Heil zu suchen in der Ferne,

Bewegte ihn Napoleon,

Da strahlten günstig seine Sterne

Hoch auf des Lebens Pavillon.


Da wies des Schicksals Sternenstand

Ihn in den Patriarchen-Osten,

In Mohammeds und Moses Land,

Um Paradiesesluft zu kosten.


Da schlürfte er den Wein Hafis’

Und aß des Rumi Gottesfleisch.

Und Salomon nach Frau Bilkis

Sich sehnte in der Liebe keusch.


Denn lieben muß der Dichter, lieben,

Denn lieben muß er, um zu schreiben!

Wenn ohne Liebe er geschrieben,

Das Lied wärs wenig wert, zu bleiben.


Wer war dem alten Mann gewogen

In all der jungen Mädchen Kreis?

Er schimmerte, ein Regenbogen,

Wenn auch von Nebelhaaren weiß.


Doch sind die Haare weiß, o Greis,

Dich nicht betrübe, fühle Liebe!

Da lächelte so sanft und leis

Die Sonne durch die Nebeltrübe.


Die Sonne mit erneutem Schwung

War günstig und war warm dem Manne,

Da er beim Freunde sah Frau Jung,

Sah die Poetin Marianne.


Er war kein polternder Tyrann,

War liebenswürdig, offen, heiter,

Ein reicher Geist, ein guter Mann,

Am Fuß der Liebeshimmelsleiter.


Und Grashalm, Blume oder Stein,

In allem sprach Natur zu ihm,

Die Seele war so reich an Sein

Wie reich an Weisheit Cherubim.


Von Gott mit Gaben überschüttet,

War er die Demut des Gefäßes.

Und Marianne Goethe bittet

Um ein Gedicht, wie gern sie läs es.


Wie wollt sie seine Gnadengaben

Und seinen dichterischen Sang

In ihrem eignen Stammbuch haben,

So lang wie breit und breit wie lang.


Ich hoffe diese frohen Worte

Recht bald mit Gaben zu erwidern

Und sing Suleika, meine Sorte

Von ostgebornen Liebesliedern.


Da kam er auf die Gerbermühle

Und stand schon ganz in Hafis’ Banne,

Da suchte er die Liebesspiele

Des Liederspiels mit Marianne.


Da kränzte er die Müllerin

Mit einem Turban der Türkei,

Suleika sang so vor sich hin,

Als ob sie Don Giovanni sei.


Da schaute Goethe mit dem Herze

Voll Liebe, des nicht ungewohnt,

Da hob er in die Nacht die Kerze,

Um Licht zu werfen auf den Mond.


Wir wollen immerdar im Mondschein

An Hatem und Suleika denken

Und wollen auch den Ring mit Mondstein

Im Strom des Heiligen Lands versenken.


Denn nur von dir hab ich mein Leben,

Du warst an meinem Herzen Dieb,

Du stahlst mein Herz, nun muß ich geben

Dem Diebe Leben, Herz und Lieb!


Wie Lüfte durch die Wälder schauern

Und hauchen durch die Rebenhänge!

In Heidelberg in Schlosses Mauern

Alt-Orientalische Gesänge!


In der romantischen Ruine

Sang Liebe als das Lüftchen leiser

Von der Geliebten Sonnenmiene,

Die herrlicher als Bagdads Kaiser!


O Du! ein einzig Mal: o Du!

Sollst nimmer Hatems Atems wehren!

Sie sandten mir den Diwan zu,

Als Allahs Bild mich zu verklären!


Was Liebesfreimut spricht im Loben,

Das zähle ich zu meinem Glücke,

Denn Gott gab diese Huld von oben

Durch Dichters weise Silberblicke.



ZWÖLFTER GESANG


Und fährt ein Dichter in ein Bad,

Gewiß, er muß sich da verlieben.

Es sei ein neues Magnificat

Der Benedeiten nun geschrieben.


Wenn Wimpern schatten, Augen blitzen,

So alles nur zum heitern Scherz.

Soll Amors Pfeil nur leichthin ritzen

Und nicht verwunden so das Herz.


Da traf die sanfte er, die schlanke

Ulrike, hold im schönen Schweigen,

Ein siebzehnjähriger Gedanke

Begann im Alten Gunst zu zeugen.


Die Mutter und die beiden Töchter

Von Welt und Schicksal sprachen klug,

Des Weisen heiteres Gelächter

Entlarvte aller Narrheit Trug.


Er lehrte Wunder der Natur

Und Wunder auch der Geisteswelt,

Gelehrig Gottes Kreatur

Sich zu dem Altersweisen hält.


Die Mutter lud den immerneuen

Poeten nach Marienbad:

Ulrike wird sich herzlich freuen

Wie einst Marie im Magnificat!


Ulrike wird Sie tief verehren,

Die Jungfrau den Geheimen Rat,

Der Weisheit weise weiß zu lehren

Im Sommer in Marienbad.


Da war das Sommerwetter schön,

Da streifte er durchs Blumental,

Da bracht er von den Blumenhöhn

Ulrike Blumen ohne Zahl.


Dann wieder mußte Goethe scheiden,

Zurückgelassen sein Verlangen,

In seinem Alter sich bescheiden

Des Traums von ihrer Jugend Prangen.


Ihr holder Brief, o meine Teure,

Erweckt lebendige Gestalt,

Die ich im Inneren erneure

Und hoff erneut zu sehen bald.


O daß Sie mein in hohem Grad

Gedachten und empfanden Neigung!

O Sommer von Marienbad,

In meinem Herzen schöne Zeugung!


Da ward er krank und um und um

Stiegs ihm zu Leibe und zu Kopfe,

Da ward ihm dumpf, da ward ihm dumm

Als wie so einem armen Tropfe.


Da krankte er an Herzentzündung,

Da ward er krank an seinem Herzen.

Des lieben Lebens Überwindung

Erreichen diese Herzensschmerzen!


Er war betäubt und phantasierte

Und war so elend und so krank,

Ein süßes Seidenhäschen zierte

Das Krankenlager, Gott sei Dank!


Der Tod steht hier in allen Ecken,

Auf einen Lebenden zu lauern.

O Gott, zu meines Heiles Zwecken

Muß ich in langen Leiden dauern?


Wie häufst du Leiden auf die Menschen,

O Christi Gott im Himmel oben,

Doch sollen wir mit Träumen, Wünschen,

Entsagung und Verzicht dich loben!


Um Pfingsten der Geheime Rat

Gesundete und wurde froh

Und reiste nach Marienbad

Zu sehn Ulrike Levetzkow.


O Frühstück früh auf der Terrasse,

Das Mädchen noch von Traum umflort!

Daß ich das liebe Leben fasse

Und herz mit einem guten Wort!


Sich sehen immer, immer wieder,

Sich sehen immer, bis zur Nacht!

Wie hold schlägt sie die Wimpern nieder,

Wie süß die Perlenreihe lacht!


Er sah den Spielen und den Tänzen

Der lebensfrohen Jugend zu

Und opferte im Mondesglänzen

Ulrike gerne seine Ruh.


Die süßen Kristallisationen

Der kleinen Tafeln Schokolade

Er schenkte ihr, sie mög es lohnen

Mit einem Lächeln ihrer Gnade.


Ich wandele und seh dich nicht,

Verschwunden bist du in der Nähe.

Im Innern aber in dem Licht

Bin ich dir eins in mystischer Ehe.


Mein Töchterchen, mein Liebling, Sie,

Sie trägt die Seide leicht und weit,

Ich sage voller Sympathie:

Das schönste ist Ulrikes Kleid!


Und hängt sie so an meinem Arm

Und ihre Schwester auch ganz schicklich

Und schaut mich an mit warmem Charme,

Bin ich vergnügt und beinah glücklich.


In seinem Ausdruck solche Weichheit,

In seinem Auge öfters Feuchte,

Da sah man seines Lebens Reichheit

Und seines nahen Scheidens Leuchte.


Wie kräftig dastand auch der Greis

Und auch wie reich noch an Gefühl,

Wer diesen Goethe sieht, der weiß,

Er ist schon nahe seinem Ziel.


Zumindest von Ulrike scheiden

War des Geschicks Gebot hienieden.

Da kam in diesen sanften Leiden

In ihn geweht der Gottesfrieden.


Da wirkte Freundschaft, alles Schöne,

Ach daß es doch für immer bliebe!

Gesteigert wirkten da die Töne,

Das Glück der Töne und der Liebe.


Auf musikalischen Genüssen

Geflügelt in das höchste Leben

Stieg er, als wie in Liebesküssen

Sich aus sich selbst hinauszuheben.


Dann sah er sie in Karlsbad wieder

Mit Feigen und mit Aprikosen

Und am Dreikreuzberg glänzte nieder

Der Mond wie Blüte weißer Rosen.


Sie reichte ihren Handschuh ihm,

Er hat ihn selbst sich angeeignet,

Als ihm die Glut der Seraphim

In seinem Herzen sich ereignet.


Wie lange solch ein Wohlbefinden

An Leib und Geist mich nicht erfreute!

Ich reise heim mit guten Winden

Und bin im Zauberkreis der Leute.


Das Schloß, Dreifaltigkeitskapelle,

Wer konnte uns den Vater rauben?

Des Vaters Liebe ist die Welle,

In der sich baden Turteltauben.


Der Vater in der höchsten Ferne

Begann dereinst, das All zu drechseln,

Auch uns zu kneten, die wir Sterne

Mit andern Sternen gern verwechseln.


Ich fühl mich jünger als die Jungen

Und siegen werde ich durch Nike

Und schwelge in Erinnerungen

Mit meiner lieblichen Ulrike.


Sie lächelt süß in holder Huld,

An der sich meine Augen weiden.

Tumultuarischer Tumult

War dann der Abschied und das Scheiden.


O himmlische Erscheinung du,

O Gottes Gleichnis einem Reinen!

In dir fand Frieden ich und Ruh,

Kann ohne dich nur weinen, weinen!


Von Himmelsfrieden ganz erfüllt

War er, der süßes Glück genossen

In seines Gottes Ebenbild,

Das wolkengleich vorbeigeflossen.


Und doch vorbeigeflossen nicht,

Ist sie im Inneren geblieben,

Scheint da in höchster Schönheit Licht,

So schön, so wahr und tief zu lieben!


Da füllte seine Seele ganz

Des tiefen Dunkels Mondenschein

Wie treuer Liebe Rosenkranz

Und er gedachte Frau von Stein.


Und als in der Natur der Lenz

Mit neuer Lebenslust erwacht,

Als wärs die Muse von Florenz,

Erschien ein Bild aus tiefer Nacht.


Mehr Licht!... Ich möchte dich beschauen!

Du Schönste aller schönen Damen!

Er schied in Unsrer Lieben Frauen

Zu Gottes ewiger Liebe. Amen.







GOETHES TOD


ERSTE SZENE


(Goethe in seinem Schlafgemach allein. Der Schattenriß einer schönen Frau an der Wand. Davor eine Kerze, brennend. Goethe schaut abwechselnd in die Kerzenflamme und in das Antlitz der Frau.)


GOETHE

(trinkt den letzten Becher dunkelroten Weines aus und murmelt, fast lallend)

Wem soll ich aber den Gedanken sagen?

Wie einsam ist der Weise! Nicht verzagen

Darf doch der Diener an dem Wahren-Schönen,

Wenn auch die Toren meinen Geist verhöhnen.

Ich aber muß mit liebevollen Tränen

Mich hier nach meinem Liebestode sehnen!

Die Liebenden ja stets in Tränen schwammen,

Der Liebende ersehnt der Liebe Flammen,

Ersehnt der Liebe letztes Abenteuer,

Ersehnt den Liebestod im Liebesfeuer!


(Schweigend starrt er eine Weile in den Tanz der seraphischen Flamme.)


Denke ich an jene dunkle Nacht,

Da mein Schöpfer meinen Leib gemacht,

Als der Gatte für die Gattin brannte,

Als der Bräutigam die Braut erkannte,

Als der Mannessame ist geronnen

In des Weibes Ei mit Wollustwonnen,

Als der Ewige die Seele hauchte –

Damals auch die stille Flamme rauchte!

Aber denk ich auch an jene Kammer,

Da das Eisen schmiedete der Hammer,

Donnernd auf den Amboß niedersauste,

Funkenglut in Feuerströmen brauste,

Die Geliebte mit der Wonnebrust

Schmolz in eins mit meiner Liebeslust

Und gestillt der Wollust Spannungsschmerzen –

Damals strahlten auch wie Tempelkerzen

Sieben Lichter über uns zusammen,

Sieben Sternenkerzen voller Flammen!

Nein, ich will nicht bleiben in der Nacht,

Liebe reißt mich mit Gewalt und Macht

Aus der Finsternis der Todesschatten,

Himmlisch will ich mich der Liebe gatten,

Werde alle Liebeskünste lernen

Mit der Paradiesfrau auf den Sternen!

Liebe reißt mit heißer Feuersbrunst

Mich zur Lehrerin der Liebeskunst!

Über dieses Todes Nebeldünsten

Lebt die Meisterin von Liebeskünsten,

Die der Liebe Lehrbuch las auf Sternen!

Auf dem Venussterne will ich lernen

Ihre Weisheit mit Begeisterung

Von den Künsten der Vereinigung!

Ist sie noch so fern, ich darf nicht weilen,

Weil die Liebe lockt, so muß ich eilen,

Wie die Schmetterlinge liebend kosen

Mit den Fühlern Kelche roter Rosen,

Also sei der Liebe Licht erkannt,

Bin ich doch zuletzt in Lust verbrannt,

Der ich nach dem Schein der Schönheit hasche,

Bleibt auf Erden nur ein Häufchen Asche!

Schwebt mein Seelchen doch, der Psyche-Falter,

Auf zur Liebe mit der Liebe Psalter!

Also will ich sterben! Also werden!

Will kein trüber Gast sein auf der Erden,

Werde liebend sterben und vergehen

Und in Liebeswonnen auferstehen!



ZWEITE SZENE



(Goethe und ein Priester, der ihm das letzte Bekenntnis als Geständnis entlockt und ihn segnet für die mystische Reise.)


PRIESTER

Gehst du getrost, getröstet in den Tod?


GOETHE

Ganz ruhig kann ich denken an den Tod,

Mein Geist ist doch ein Wesen unzerstörbar,

Geistwesen, das unsichtbar und unhörbar,

Fortlebend Ewigkeiten Ewigkeiten

In der Äonenwelt der Himmelsweiten.


PRIESTER

Unsterblichkeit ist also deine Wonne?


GOETHE

Ja, meine Seele ist wie eine Sonne!

Die Menschenaugen sehn das Abendrot

Und sehn die Nacht und sehn das Morgenrot

Und doch ists immerdar dieselbe Sonne,

Die leuchtet fort und fort in heller Wonne!


PRIESTER

Und kann der Sarg dir gar nicht imponieren?

Kannst du da deinen Glauben nicht verlieren?


GOETHE

Ein starker Geist lässt sich gar niemals rauben

An die Unsterblichkeit den wahren Glauben.


PRIESTER

So fürchtest du dich gar nicht vor dem Nichts?


GOETHE

Die Seele, Tochter himmlischreinen Lichts,

Sie bleibt doch treu der Mutter, der Natur,

Sie ist ja doch der Mutter Kreatur,

Und diese Mutter lässt ihr Kind nicht enden,

So wird sie ihre Schöpfung nicht verschwenden!


PRIESTER

Natur lehrt also dich Unsterblichkeit?


GOETHE

Der die Natur in meines Lebens Zeit

Betrachtet und erforscht und tief erkannt,

Ich überall doch in der Schöpfung fand

Nicht Tod und Nichts, allein nur Metamorphose,

Sie lehrte mich der Falter und die Rose.


PRIESTER

Denkst du, die eigene Persönlichkeit

Bestehe fort und fort in Ewigkeit?


GOETHE

Ach, was von der Persönlichkeit noch bliebe,

Was wert des Dauerns sei, entscheid die Liebe!

Was bleibt von der Person, will ich gelassen

Geheimnisvoller Gottheit überlassen.


PRIESTER

Was ist die Seele aber, was der Geist,

Den du als ewig und unsterblich preist?


GOETHE

Ich glaub an Anfangspunkte der Erscheinung

In der Natur, ich denk an Leibnitz’ Meinung,

Ur-Seele ist es, schaffende Monade,

Der Kosmos wird durch der Monaden Gnade,

Ur-Keime sind es oder Ur-Gestalten,

Die schöpfrisch tätig eine Welt entfalten.

Monaden gibt es schwache oder starke,

So wird der Staub, so wird mit Saft und Marke

Die Pflanze und so wird das Tier, der Stern,

So auch der Schöpfung Krone, Fraun und Herrn.

Die Hauptmonade als des Menschen Geist

Die Schar Monaden schaffend an sich reißt,

Die Hauptmonade, königliches Weib,

Sie bildet sich als Hofstaat einen Leib.

Auflösung aber nennen wir den Tod.

Die Monas dann gebietet mit Gebot,

Daß die Monaden sich im letzten Leiden

Von ihrer Herrin Monas schließlich scheiden,

Daß die Monaden auf der Schöpfung Spur

Eingehen in die Seele der Natur,

Zu Meer und Land, zu Bergen in der Ferne,

Verschweben in die Feuer, in die Sterne.

Die Herrin Monas aber, trotz den Spöttern,

Die Monas teil hat an der Lust von Göttern!

Bei schöpferischen Göttern oder Engeln

Die Hauptmonaden frei von allen Mängeln

Sich selig in der Götter goldnen Netzen

Sich Ewigkeit um Ewigkeit ergötzen!


PRIESTER

Du denkst die Hauptmonade also süß

Als Monas selig in dem Paradies?


GOETHE

Ich zweifle nicht nach allem meinen Lernen,

Daß da ein Leben ist auf höhern Sternen.

Der Mensch ist ja das Sprechen der Natur

Mit Gott! Der Mensch als Wort der Kreatur

Wird sprechen noch mit Gott und Weisheit lernen

Und Liebe singen auf den Morgensternen!

Dann stöhnt man von der Liebe süßer, leiser,

Der Weisen Diskussionen werden weiser

Und glühender der Lodernden Gestöhn,

Dort sind die schönen Frauen mehr als schön!


PRIESTER

Sagt einer aber, dass der liebe Gott

Die Welt schuf in sechs Tagen ohne Spott

Und sich am siebten Tage gönnte Ruhe?


GOETHE

Hier ist der Boden heilig! Ohne Schuhe

Will ich den Schöpfer preisen, nicht wie Pfaffen,

Den Schöpfer nicht, der einst die Welt geschaffen,

Der dann großväterlich sich ausgeruht,

Den Schöpfer preis ich, der mit Schöpferwut

Alltäglich schafft und wirkt und an sich reißt

In Hauch-Begeisterung des Menschen Geist!

Den Schöpfer preis ich, der auf dieser Erde

Die Menschheit schafft, auf dass auf Erden werde

Die Höhere, die Geisterwelt erzogen,

Die steten Umgang mit dem Herrn gepflogen,

Die Geisterwelt, mit Gott vereinter Geist,

Die alles Niedre machtvoll aufwärts reißt,

Gott bildet überall ein Geisterreich

Von Geistern, die den Göttersöhnen gleich!

Des Menschen Geist ist ja ein Gottessohn!

Anbetend schweig ich vor der Gottheit Thron!


PRIESTER

Und so erteil ich dir die Absolution.




DRITTE SZENE


(An der Perlenpforte des Paradieses erscheint der verklärte Goethe als Jüngling Hatem, die Schönste der Huris, Sankt Haura, empfängt ihn.)


SANKT HAURA

Heut steh ich an des Paradieses Pforte

Zum Garten Eden, dem geliebten Orte.

Du aber, so gelassen und bedächtig,

Wer bist du denn? Du bist mir fast verdächtig!

Bist du denn einer von den frommen Christen,

Daß ich dich lasse ein zu Himmelslüsten

Und Wonnen in des Garten Eden Lauben,

Bist du denn einer auch vom wahren Glauben?

Hat dich Verdienst? hat dich allein die Gnade

Gebracht in Zions Gartenstadt von Jade?

Bist du Bekenner? Doktor? Marterzeuge?

Von deinem Marterzeugnis mir nicht schweige!

Zeig mir die Wunde für den Glauben an,

Die dir den Weg ins Paradies gewann!


HATEM

Leg mir mein Wort nicht auf die goldne Waage,

Verstehe mit dem Herzen, was ich sage:

Ich war als Mann ein Minner reiner Minne,

Durch Minne ich das Paradies gewinne,

Ich hab zur Paradiesestür gefundnen

Und zeige rühmlich meine Minnewunden,

Die Minne hat gemartert mich am Herzen,

Die Minne war mir Kreuz und Todesschmerzen!

Du sollst mit deinen lichten Mandelaugen

Mir in die Seele schauen: Sie wird taugen

Zu Paradieseslust und Himmelsliebe,

Denn Liebe lebt im tiefsten Seelentriebe!

Schau, Haura, in das Innre meiner Brust,

Hier lebt der Liebe Leid, der Liebe Lust!

Doch trotz der Liebeswunden, Liebesschmerzen

Anstaunend stand ich vor der Herrin Herzen,

Bewundernd hoch aus meinem tiefbetrübten

Gemüt stand preisend ich vor der Geliebten

Und schien in Ihr, der Schönsten aller Frauen,

Der Gottheit Gloria schon anzuschauen!

Mein Zeuge aber sei der Totenrichter:

Die Schöne Liebe sang ich als Ihr Dichter,

Verewigte die Vielgeliebte rein

Und ging zum Nachruhm in die Nachwelt ein!

Du wählst nicht den Geringen und Gemeinen,

Du Himmlische, du kannst dich mir vereinen,

Komm, laß uns wandeln, Haura, Hand in Hand,

Gemeinsam hier durch Edens Gartenland,

Und wenn wir ganz verschmolzen unsre Seelen,

Will ich an deinen Fingern Jamben zählen!


SANKT HAURA

Da draußen vor der Paradiesespforte

Im Wind des Geistes an dem Himmelsorte,

Da dacht ich an die göttlichen Gebote

Und wie gerettet wird so mancher Tote,

Da hört ich, ohne irgendwas zu sehen,

So einen Klang von Jamben und Trochäen,

So einen Klang von altvertrauten Reimen,

So wonnesüß wie Schmack von Wabenseimen.

Ich dacht im himmlischen Jerusalem,

Das sei von dir ein frommes Verspoem!


HATEM

Du Ewige Geliebte, meine Braut,

Wie sind wir doch von Ewigkeit vertraut,

Ins eins geschlungen unsre Himmelsglieder!

Und nun denkst du auch noch an meine Lieder,

Wie ich mit Patriarchen mich besinne

Und sing Mysterien der frommen Minne!

Auf Erden schallen irdisch hin und wieder

So erdgeborner Erdenmenschen Lieder,

So Kling und Klang vom sündigen Gelichter!

Propheten aber sind wir Priesterdichter

Und wissen alle nur von Einem Worte,

Sie schweben um die Paradiesespforte

Und haben nur vom Paradies geschrieben

Und werden ewige Geliebte lieben!

Wenn aber deine schönen Schwestern, Huri,

Die Lieder an Sulima, an Siduri

Und an Suleika auf der Erde hören,

So sollen sie aus ihren Engelschören

Mit inspirierendem Gebläse stärken

Die Dichter meisterlich zu Meisterwerken!

Das wird den Himmel ehren und auf Erden

Die Guten werden schön getröstet werden.

Wenn aber dann der Minnedamen Dichter

Ins Jenseits treten vor den Totenrichter,

Das Weltgericht wird ihre Liebe lohnen,

Die Dichter dürfen bei den Huris wohnen!

Du aber bist mir einzig anvertraut,

Die Ewige, die Einzige, die Braut,

Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du

Mein Licht des Lebens, meiner Seele Ruh,

Dich, Haura, laß ich nicht aus meinem Zelt,

Die andern Huri in der Himmelswelt,

Sie sollen warten an der Himmelspforte

Auf andre Minnedichter edler Sorte!


SANKT HAURA

Schon wieder schlugst du liebend deinen Arm

Um Haura, tief bezaubert von dem Charme,

Und wie betrunken von den Himmelsdüften

Ergötzt du dich an der Geliebten Hüften!

Wie viele Ewigkeiten Ewigkeiten

Wir uns die Liebeslüste schon bereiten!


HATEM

Was weiß denn ich, wie lange es schon währt?

Von Ewigkeit zu Ewigkeit begehrt

Die Ewige Geliebte nur mein Geist,

Die Paradiesfrau, die mich an sich reißt!

In Ewigkeit glückseliger Genuß!

Als währte ewig unser Erster Kuß!


SANKT HAURA

Doch seh ich schweben meinen Freier schon

In Einsamkeit hinan zu Gottes Thron!

Als ob der Ewige dich herberiefe,

Singst du vorm Thron der Ewigen Liebe Tiefe!

Sing du als Lobgesang dem Lieben Gotte

Nur immerdar dein Liebeslied an Lotte!




VIERTE SZENE


(Hatem im Chor der Seraphim anbetend schwebt mit der goldenen Harfe im geflügelten Arm vor dem Thron der Ewigen Liebe.)


SERAPHIM

Daß wir von nichts als von der Liebe singen!


HATEM

Man möge in den eignen Busen dringen!


SERAPHIM

Wie Liebe ewig selig anzuschauen!


HATEM

Schaut, Freier, an die Schönheit lieber Frauen!


SERAPHIM

So singen wir der Liebe Seelenfrieden!


HATEM

Wie Selige der Liebe auch hienieden!


SERAPHIM

Der Selige an Gottes Brust gebettet!


HATEM

Der Mensch weiß gern sein Wahres Selbst gerettet!


SERAPHIM

Wer immer liebte, wird die Liebe preisen!


HATEM

Die schönen Frauen, frommen Dichter, Weisen!


SERAPHIM

Frau Minne preisen wir voll Liebesdrang!


HATEM

Ganz wie im reinen deutschen Minnesang!


SERAPHIM

Das Wort der Liebe preisen wir in Worten!


HATEM

Mit Maß und Reim im Himmel allerorten!


SERAPHIM

Und vor der Einen Liebe, höchstverehrten –


HATEM

Empfinden sich unendlich die Verklärten!


SERAPHIM

So schwingen wir und dringen wir durch Sphären –


HATEM

Voll Liebe mit unendlichem Begehren –


SERAPHIM

Durch Liebesparadiese fort und fort –


HATEM

Durchhaucht das Paradies von Gottes Wort –


SERAPHIM

Mit Feuersbrunst und Leidenschaft der Triebe –


HATEM

Wir beten an die Macht der Schönen Liebe –


SERAPHIM

Die Ewige Schöne Liebe makellos –


HATEM

Und sinken, ah, der Liebe in den Schoß...





siegfried und marie


erster gesang


wahrlich ich habe den markt und die straße noch nie so verlassen gesehen

wie sieht die stadt aus als wäre sie überschwemmt oder zugrunde gegangen nicht fünfzig

gibt es glaube ich von all unseren bewohnern noch übrig

was wird die neugier nicht tun hier läuft jeder

ich beeile mich die traurige prozession der erbärmlichen verbannten zu bestaunen

eine ganze meile muss es bis zum damm sein den sie überqueren müssen

doch alle eilen in der staubigen mittagshitze nach unten

ich würde mich mit gutem gewissen nicht von meinem platz rühren um den kummer mitzuerleben

getragen von guten flüchtigen menschen die nun mit ihren geretteten besitztümern

leider gefahren von jenseits des rheins von ihrem schönen land

sie kommen zu uns und durch die wohlhabende ecke

durchstreifen sie dieses üppige tal und durchqueren sie seine windungen

du hast es gut gemacht gute frau unsern sohn als du so freundlich warst

ihn zu beladen mit etwas zu essen und zu trinken und mit einem vorrat an alter wäsche

unter die armen leute zu verteilen denn das geben gehört den reichen

gewiss wie die jugend fährt welche kontrolle er über die pferde hat

macht unser wagen nicht ein hübsches aussehen der neue mit komfort

darin konnten vier personen platz nehmen auf dem bock war noch ein platz für den kutscher

diesmal fuhr er alleine wie leichtfüßig rollte er um die ecke


während er also gemütlich auf der veranda seines hauses auf dem markt saß

zu seiner frau sprach der gastgeber des goldenen löwen


daraufhin antwortete und sagte die kluge und weise hausfrau

vater ich habe keine lust meine alte wäsche wegzugeben

da es vielen zwecken dient und kann nicht für geld gekauft werden

wenn wir es vielleicht wollen heute jedoch gab ich und zwar mit freude

manches stück war tatsächlich besser in hemden und in bettwäsche

denn mir wurde von alten und kindern erzählt die nackt gehen mussten

aber willst du mir verzeihen vater? auch deine garderobe wurde geplündert

und vor allem die decke mit den ostindischen blumen

aus feinstem chitin gefertigt und mit zartem flanell gefüttert

habe ich verschenkt es war dünn und alt und ganz aus der mode


daraufhin antwortete und sagte lächelnd der vorzügliche wirt

glaube es tut mir leid es zu verlieren mein gutes altes kattunpapier

echtes ostindisches zeug so etwas werde ich nie wieder bekommen

nun ich hatte es aufgegeben es zu tragen heutzutage zwingt uns der brauch

immer im überrock zu gehen und nie anders als im jackett zu erscheinen

immer in unseren stiefeln verboten sind nachtmütze und hausschuhe


siehe unterbrach die frau selbst jetzt kehren einige von dort zurück

wer hat die prozession gesehen? dann muss sie schon vorbei sein

schau dir den staub auf ihren schuhen an und sieh wie ihre gesichter strahlen

jeder trägt sein kopftuch und wischt sich damit den schweis ab

nicht für einen solchen anblick würde ich so weit laufen und so leiden

durch solch eine hitze in der tat werde ich genug davon haben was ich erzähle


daraufhin antwortete und sagte der gute vater mit nachdruck

so ein wetter begleitet eine solche ernte selten

wir werden unser getreide trocken einbringen wie das heu zuvor

nicht die geringste wolke ist zu sehen so vollkommen klar ist der himmel

und mit köstlicher kühle weht der wind aus östlicher richtung

das ist das wetter für die ewigkeit überreif sind die maisfelder schon

wir werden morgen mit dem einbringen unserer reichen ernte beginnen


während er so sprach strömten ständig menschenmengen von männern und frauen

deren heimweg über den marktplatz ging

und mit den übrigen kehrten auch sie zurück seine töchter an seiner seite

zurück zu seinem modernisierten haus auf der gegenüberliegenden seite des marktes

erster kaufmann der ganzen stadt ihr wohlhabender nachbar

rasante fahrt mit seiner offenen kutsche sie wurde in landau gebaut

jetzt wurde es lebhaft auf den straßen denn die stadt war reich bevölkert

dort wurde mancher handel betrieben und große manufakturen hergestellt


unter ihrer tür saß also das liebevolle paar

erfreuen sich mit vielen bemerkungen über das umherziehende volk

schließlich brach jedoch die würdige hausfrau ein und rief

da drüben kommt unser pfarrer und es kommt mit ihm

unser nachbar der arzt kommt und soll uns alles erzählen

alles was sie im ausland gesehen haben und es ist ein trauriger anblick


dann näherten sich die beiden männer herzlich und grüßten das paar

setzten sich auf die holzbänke die in der tür aufgestellt waren

sie schüttelten den staub von ihren füßen und fächelten sich mit ihren tüchern luft zu

dann kam der arzt sobald die gegenseitigen grüße ausgetauscht wurden

als erster begann er und sagte fast in verärgertem ton

so ist die menschheit wahrlich und ein mann ist wie der andere

liebt es zu gaffen und anzustarren wenn seinem nachbarn unglück widerfahren ist

jeder beeilt sich die flammen zu betrachten während sie in zerstörung aufsteigen

läuft um den armen täter zu sehen bis zur hinrichtung

jetzt machen sich alle auf den weg um auf die not dieser verbannten zu blicken

es gibt auch niemanden der glaubt dass er durch ein ähnliches vermögen

kann in der zukunft wenn nicht sogar in der nächsten ebenfalls überwunden werden

leichtfertigkeit die meiner meinung nach nicht zu verzeihen ist

dennoch liegt es in der natur des menschen


daraufhin antwortete und sagte der edle intelligente pfarrer

zierde er der stadt noch jung in der blüte seines mannesalters

er war mit dem leben vertraut und kannte die bedürfnisse seiner zuhörer

er war tief beeindruckt von der bedeutung der heiligen schrift

wenn sie uns das schicksal des menschen und seine disposition offenbart

darüber hinaus ist er mit den besten weltlichen schriften bestens vertraut

ich würde es ablehnen antwortete er einen unschuldigen instinkt zu tadeln

was mutter natur der menschheit schon immer gegeben hat

was verständnis und vernunft manchmal nicht erreichen können

oft wird es so einen glücklichen impuls geben der uns widerstandslos mit sich trägt

hat die neugier nicht den menschen mit ihrer starken anziehungskraft angezogen?

sag mal hätte er jemals erfahren wie harmonisch zusammenpassend

weltliche erfahrungen sind? erstens begehrt er das neue

dann folgt er mit unermüdlichem fleiß dem nützlichen

schließlich sehnt er sich nach dem guten durch das er erzogen und geadelt wird

solange er jung ist ist eine solche leichtigkeit des geistes ein freudiger begleiter

die spuren des schmerzverursachenden bösen verschwinden sobald es vorbei ist

in der tat ist der zu loben der aus dieser fröhlichen stimmung heraus

hat sich in seinen reifejahren ein fundiertes verständnis entwickelt?

wer im glück oder im unglück mit eifer und tatendrang arbeitet

ein solcher bringt das gute zustande und heilt das böse


dann brach die ungeduldige hausfrau vertraut aus und rief

erzählen sie uns was sie gesehen haben davon möchte ich unbedingt hören


kaum antwortete der dorfarzt mit nachdruck

kann ich nach all den szenen die ich gesehen habe so schnell geist finden?

oh das vielfältige elend wer soll es ihnen sagen können?

noch bevor wir die wiesen überquerten und als wir noch in einiger entfernung waren

wir sahen den staub aber immer noch von hügel zu hügel die prozession

verschwand aus unseren augen und wir konnten nur wenig unterscheiden

aber als wir endlich die straße erreichten die das tal durchquert

groß war das gedränge und die verwirrung der fußgänger und wagen

da leider sahen wir genug von diesen armen unglücklichen vorbeigehen

und konnte von einigen von ihnen erfahren wie bitter die traurige flucht war

doch wie freudig war das so hastig gerettete lebensgefühl

es war traurig die verschiedensten habseligkeiten zu sehen 

alle dinge die in jeder gut eingerichteten wohnung untergebracht sind

alles durch die pflege der haushälterin an den geeigneten orten aufgestellt

immer einsatzbereit denn nützlich ist jedes und wichtig

nun sind diese dinge zu sehen aufgetürmt auf allen möglichen wagen

einer auf dem anderen so eilig waren sie gerettet worden

über der kommode lagen das sieb und die wolldecke

in den backtrog geworfen lagen das bett und die laken auf dem spiegel

gefahr leider wie wir selbst in unserer großen feuersbrunst erfahren haben

zwanzig jahre seitdem werden einem mann alle fähigkeit zum nachdenken nehmen

damit er das wertlose ergreift und das kostbare hinter sich lässt

auch hier trugen sie mit rücksichtsloser sorgfalt mit sich herum

erbärmlichen müll der nur die pferde und ochsen belastete

wie zum beispiel alte fässer und bretter der gänsestall und der vogelkäfig

auch frauen und kinder schufteten mit ihren bündeln


keuchend unter körben und kübeln voll mit wertlosen dingen

der mensch ist so unwillig seinen geringsten besitz aufzugeben

so zog der überfüllte zug auf der staubigen straße vorwärts

alles verwirrt und ungeordnet derjenige dessen tiere die schwächeren waren

wollte langsamer fahren während ein anderer sich schneller beeilen würde

plötzlich erklang ein schrei der eng umschlungenen frauen und kinder

und mit dem jaulen der hunde vermischte sich das brüllen des viehs

kummerschreie von den alten und kranken die oben auf dem wagen waren

schwer und daher überfüllt saßen und schwankten die betten

endlich aus der spur gedrängt und hinaus an den rand der bahn gedrängt

das knarrende rad ist ausgerutscht der wagen verlor das gleichgewicht und kippte um

in den graben gefallen in der schaukel wurden die menschen in die ferne geschleudert

weit weg ins feld mit schrecklichen schreien durch glück

später wurden die kisten geworfen und fielen näher an den wagen heran

wahrlich alle die den fall miterlebt hatten erwarteten ihn zu sehen

unter dem gewicht von stämmen und pressen in stücke zerquetscht

so lag der karren in trümmern und machte die menschen hilflos

die anderen setzten ihren weg fort und fuhren hastig an ihnen vorbei

jeder denkt nur an sich selbst und wird von der strömung mitgerissen

dann liefen wir zur stelle und fanden die kranken und alten 

diejenigen die zu hause und im bett liegen 

konnten ihren anhaltenden beschwerden vorbeugen

kaum ertragen mit blauen flecken am boden liegend klagend und stöhnend

erstickt vom aufgewirbelten staub und versengt von der mittagshitze


darauf antwortete und sagte der gutherzige wirt mit gefühl

ich wünschte unser siegfried möge sie treffen und ihnen erfrischung und kleidung geben

ekel sollte ich fühlen sie zu sehen der anblick des leidens schmerzt mich

berührt von den frühesten nachrichten über ihr so grausames leid

hast hastig ein bisschen aus unserem überfluss geschickt

nur dass einige gestärkt und wir selbst erleichtert werden könnten

aber erneuern wir diese traurigen bilder jetzt nicht mehr

wissend wie leicht sich die angst in die herzen von uns sterblichen einschleicht

und angst schlimmer für mich als das eigentliche übel

komm mit mir in den raum dahinter unsere kühle kleine stube

wo nie ein sonnenstrahl scheint und kein schwüler atem jemals eindringt

durch seine wandstärke dort wird uns mutter einen krug bringen

von unserem alten dreiundachtziger mit dem wir unsere fantasien verbannen können

hier ist es nicht angenehm zu trinken die fliegen summen so um die gläser

dann begaben sie sich dorthin und alle freuten sich über die kühle


sorgfältig brachte die mutter den klaren und herrlichen jahrgang zur welt

eingehüllt in eine gut polierte flasche auf einem teller aus glitzerndem zinn

rund gestellt mit großen grünen gläsern treffen sich die trinkbecher zum rheinwein

so saßen die drei zusammen an dem stark gewachsten tisch

glänzend und rund und braun der auf mächtigen füßen getragen wurde

freudig klingelten zugleich die gläser des wirts und pfarrers

aber es hielt regungslos der dritte fest und saß in gedanken versunken da

bis der wirt ihn mit gut gelaunten worten herausforderte und sagte

kommen sie herr nachbar leeren sie ihr glas für gott in seiner barmherzigkeit

bisher hat er uns vor dem bösen bewahrt und wird uns auch in zukunft bewahren

denn wer erkennt nicht dass seit unserem schrecklichen flächenbrand

als er uns so hart züchtigte segnet er uns jetzt fortwährend

ständig abschirmend während der augapfel des menschen über ihn wacht

hält er es für wertvoller und wichtiger als alle anderen seiner mitglieder?

wird er uns in zukunft nicht verteidigen und uns beistand leisten?

erst wenn die gefahr naht erkennen wir wie groß seine macht ist

soll er diese blühende stadt die er einst von fleißigen bürgern erbauen lies

aus seiner asche neu aufgebaut und danach mit fülle gesegnet

jetzt wieder abreißen und die ganze arbeit zunichte machen?


fröhlich und freundlich antwortete der ausgezeichnete pfarrer

bleibe fest im glauben und bleibe fest in dieser gesinnung

denn es macht standhaft und weise wenn das glück gerecht ist und wenn es böse ist

spendet süßen trost und weckt die erhabensten hoffnungen


dann antwortete der wirt mit vernünftigen und männlichen gedanken

oft habe ich den breiten strom des rheins mit erstaunen begrüßt

da ich nach einer geschäftsreise ins ausland wieder in die nähe gekommen bin

es kam mir immer majestätisch vor und mein geist und meine seele waren erhoben

aber ich hätte mir nie vorstellen können dass die schönen ufer 

so bald so schnell erreicht werden würden

seien zu einem wall verwandelt um den franzosen von unseren grenzen fernzuhalten

und sein weitläufiges bett ist ein graben der jeden durchgang behindert

siehe so schützt die natur die tapferen deutschen beschützen uns

und so beschützt uns der herr wer wird dann schwach verzagen?

die kämpfer sind bereits erschöpft alles deutet auf frieden hin

wäre es vielleicht so dass als dieses so sehnsüchtig ersehnte fest

soll in unserer kirche gefeiert werden wenn das heilige te deum erklingt

anschwellend durch das läuten von orgeln und glocken und das schmettern von trompeten 

könnte es sein dass an diesem tag mein siegfried herr pfarrer

seine entscheidung nun getroffen mit seiner braut vor dir am altar steht

machen sie diesen festtag der in jedem land geehrt werden soll

auch mein jubiläum von nun an häuslicher freude

aber mit bedauern beobachte ich dass die jugend so effizient und aktiv ist

immer in häuslichen angelegenheiten wenn man im ausland schüchtern ist

es macht ihm wenig freude unter anderen herumzulaufen

nein er wird sogar die gesellschaft junger damen ganz meiden

meidet den belebenden tanz an dem sich alle jungen menschen erfreuen


so sprach und hörte er denn jetzt war in der ferne zu hören

das klappern der herannahenden pferdehufe und das rollen des wagens

der mit rasender eile donnernd unter dem tor hindurchraste




zweiter gesang



als nun der sohn mit hübscher miene in die kammer kam

mit forschendem blick richteten sich die augen des predigers auf ihn

und mit dem blick des lehrers der den ausdruck leicht ergründen kann

untersuchte sein gesicht seine gestalt und seine allgemeine haltung genau

dann sprach er mit einem lächeln und sagte in liebevollen worten

du bist wirklich ein anderes wesen ich habe dich nie gesehen

fröhlich wie jetzt noch nie habe ich deine blicke so strahlend gesehen

fröhlich kommst du und glücklich das ist klar unter den armen leuten

du hast deine gaben geteilt und ihre segnungen für dich empfangen


leise und mit ernsten worten ließ ihm der sohn antworten

ob ich so gehandelt habe wie ihr es raten wollt weis ich nicht aber ich bin dem gefolgt

was mir mein herz befohlen hat das werde ich ihnen genau erzählen

du hast mutter so lange in deinen alten stücken gekramt

beim pflücken und auswählen war dein bündel erst spät zusammen

auch der wein und das bier brauchten viel zeit und sorgfalt beim verpacken

als ich endlich durch das tor herauskam und auf die hauptstraße hinauskam

rückwärts strömte die menge der bürger mit frauen und kindern

kommt mir entgegen denn weit war schon die bande der verbannten

schneller setzte ich meinen weg fort und fuhr zügig ins dorf

dort wollten sie sich ausruhen wie ich hörte und bis zum morgen verweilen

während ich dorthin eilte die neue straße hinauf ein kräftiger holzwagen

von zwei ochsen gezogen sah ich die größten und stärksten dieser region

während mit kräftigen schritten eine jungfrau neben ihnen ging

und mit einem langen stab in ihrer hand führten die beiden mächtigen kreaturen

mal drängt man sie mal hält man sie zurück mit geschick fuhr sie sie

sobald das mädchen mich bemerkte näherte es sich ruhig den pferden 

und mit diesen worten wandte sie sich an mich nicht immer so bedauerlich

war unser zustand so wie du ihn heute auf dieser reise siehst

ich habe mich noch nicht daran gewöhnt einen fremden um geschenke zu bitten

was er oft unwillig gibt um den bettler loszuwerden

aber die notwendigkeit treibt mich zum sprechen denn hier auf dem stroh liegt

ein frisch entbundenes kind die frau eines reichen gutsbesitzers die ich kaum kenne

hat sie in ihrer schwangerschaft sicher mit ochsen und wagen weggebracht

nackt liegt nun in ihren armen das neugeborene kind

und die hilfe die unsere freunde leisten können ist gering

wenn wir tatsächlich im nachbardorf wären wo wir uns heute ausruhen wollten

dennoch werden wir sie finden obwohl ich große angst habe 

dass sie es bereits bestanden haben

solltest du wäsche jeglicher art übrig haben vorausgesetzt sie ist vorhanden

du aus dieser nachbarschaft gib es den armen in almosen


so sprach sie und die blasse mutter richtete sich schwach auf

vom stroh auf und schaute zu mir dann sagte ich als antwort

gewiss zu den guten redet oft ein geist vom himmel

sie sollen die not spüren die einen leidenden bruder bedroht

denn du musst wissen dass meine mutter die bereits deinen kummer vorhersagt

gab mir ein bündel um es sofort für die bedürfnisse der nackten zu verwenden

dann löste ich die knoten der schnur und die hülle meines vaters

ich gab sie ihr und gab ihr auch die hemden und die wäsche

und sie dankte mir freudig und rief die glücklichen glauben es nicht

es können noch wunder gewirkt werden denn nur in der not erkennen wir 

gottes eigene hand und finger die die guten dazu bringen gutes zu zeigen

was er uns durch dich getan hat möge er auch dir tun

und ich sah mit welcher freude die kranke mit der wäsche umging

besonders erfreulich ist jedoch der zarte flanell des morgenmantels

lasst uns eilen sagte die jungfrau zu ihr und ins dorf kommen

wo unsere leute übernachten werden und sich bereits ausruhen

da werde ich diese kleider für alle kinder sogleich verteilen

dann salutierte sie erneut und drückte ihren dank aufs herzlichste aus

die ochsen starteten der wagen fuhr weiter aber da blieb ich noch

hielt immer noch die pferde unter kontrolle denn jetzt war mein herz geteilt

ob man schnell ins dorf fährt und dort proviant holt

zu teilen es mit dem rest des volkes oder ob ich hier zur jungfrau geh

alles sollte auf einmal geliefert werden damit sie es diskret portionieren kann

und in einem augenblick hatte mein herz entschieden und fuhr ruhig weiter

nach der jungfrau überholte ich sie bald und sagte schnell zu ihr

höre gute jungfrau meine mutter hat nicht nur wäschezeug eingepackt

in die kutsche damit ich kleidung habe um die nackten auszustatten

wein und bier fügte sie auserdem hinzu und versorgte sie mit proviant

von all diesen dingen habe ich jede menge in der kiste der kutsche

aber jetzt fühle ich mich dazu bewegt auch diese opfer darzubringen

in deine hand denn so werde ich meinen auftrag am besten erfüllen

du wirst sie mit urteil teilen während ich zufällig angewiesen werden müsste

daraufhin antwortete das mädchen ich werde mit treue teilen

das sind deine gaben damit allen denen trost zu spenden die in not sind

so sprach sie und schnell öffnete ich den kasten der kutsche

brachte von dort die kräftigen schinken hervor und holte das brot heraus

flaschen wein und bier und alles gab ich der jungfrau

gerne hätte ich ihr mehr gegeben aber der wagen war leer

alles packte sie zu füßen der kranken frau und machte sich auf den weg

ich fuhr mit meinen pferden und der kutsche schnell zurück in die stadt


genau jetzt als siegfried aufgehört hatte der gesprächige nachbar

nahm das wort auf und rief oh glücklich in tagen wie diesen

tagen der flucht und verwirrung der allein in seiner wohnung lebt

da er weder frau noch kind hat die sich voller angst an ihn klammern könnten

glücklich fühle ich mich jetzt und würde nicht umsonst vater genannt werden

ich hätte heute keine frau und keine kinder um die ich mir sorgen machen müsste

an diese flucht habe ich schon oft gedacht und haben zusammen gepackt

alle meine besten sachen schon die ketten und alten geldstücke

das gehörte meiner heiligen mutter von denen noch kein einziges verkauft wurde

es wäre wahr dass vieles zurückbleiben würde das nicht leicht zu bekommen wäre

sogar die wurzeln und kräuter die mit so viel fleiß gesammelt wurden

es würde mir leid tun zu verlieren obwohl der wert der ware nur unbedeutend ist

wenn mein lieferant bliebe könnte ich zufrieden meine wohnung verlassen

wenn ich mein geld sicher weggebracht und meine person gerettet habe

alles ist sicher niemandem fällt das fliehen so leicht wie dem junggesellen


nachbar antwortete der junge siegfried mit nachdruck auf seine worte

ich kann dir hier in keiner weise zustimmen und deine sprache muss ich tadeln

ist er tatsächlich ein mann der im guten wie im bösen geschätzt wird

denkt nur an sich selbst und freut sich und trauert mit anderen

weiß nicht wie man teilt und spürt auch nicht wie sein herz ihn so treibt?

eher als je zuvor würde ich mich heute zum heiraten entschließen

viele würdige mädchen brauchen den schutz ihres mannes

und der mann braucht eine inspirierende frau wenn krankheit droht


daraufhin antwortete der vater lächelnd so liebe ich es dich zu hören

das ist ein vernünftiges wort wie ich es selten von dir gehört habe

doch sogleich unterbrach die mutter schnell und rief

junge natürlich hast du recht wir eltern haben das beispiel gegeben

da wir uns nicht in unserer zeit der freude füreinander entschieden haben

es waren eher die traurigsten stunden die uns zusammen verbanden

montagmorgen es macht mir nichts aus für den tag davor

es kam das schreckliche feuer das unsere stadt verwüstete

zwanzig jahre werden vergangen sein der tag war ein sonntag

die jahreszeit war heiß und trocken das wasser war fast erschöpft

alle leute schlenderten in ihren festtagskleidern durchs land

es liegt teilweise in den dörfern und teilweise in den mühlen und tavernen

und am ende der stadt begannen die flammen und gingen weiter

schnell durch die straßen dabei einen luftzug erzeugend

die scheunen in denen bereits die reiche ernte eingefahren worden war brannten nieder

die straßen bis zum markt waren niedergebrannt das haus meines vaters

des nachbarn haus wurde zerstört und auch dieser fiel mit ihm

wenig konnten wir retten ich saß in dieser traurigen nacht da

außerhalb der stadt auf dem gelände um die betten und kisten zu bewachen

endlich überkam mich der schlaf und als ich wieder wach wurde

spürte ich die kälte des morgens die immer vor sonnenaufgang hereinbricht

es gab rauch und grelles licht und die wände und schornsteine lagen in trümmern

dann fiel mir eine last aufs herz aber majestätischer denn je

die sonne ging wieder auf und erfüllte meine brust mit mut

dann erhob ich mich hastig und sehnte mich danach den ort wiederzusehen

worauf unsere behausung gestanden hatte und um zu sehen ob die hühner gerettet worden seien

die ich besonders liebte da ich in meinen gefühlen immer noch ein kind war

so wie ich über die noch rauchenden balken des hauses und des hofes schweife

ich wählte meinen weg und sah die wohnung so zerstört und verwüstet

du bist heraufgekommen um den ort aus der anderen richtung zu untersuchen

unter den trümmern war dein pferd in seinem stall begraben der müll

legte sich auf die stelle und die schimmernden balken von dem pferd sahen wir nichts

nachdenklich und trauernd standen wir so da einer dem anderen gegenüber

jetzt da die mauer gefallen ist die einst unsere höfe geteilt hatte

daraufhin nahmst du mich bei der hand und redest zu mir und sprachst

Dorothea wie ernst bist du hier geh zurück deine sohlen müssen brennen

heiß der müll ist hier er versengt meine stiefel die stärker sind

und du hobst mich empor und trugst mich hinaus durch deinen hof

da war noch die tür des hauses mit ihrem torbogen stehen geblieben

so wie es jetzt steht ist nur noch das einzige übrig

dann hast du mich niedergesetzt und mich geküsst dagegen habe ich einspruch erhoben

aber du hast geantwortet und mit freundlicher bedeutungsvoller sprache gesagt

siehe mein haus liegt in trümmern bleib hier und hilf mir es wieder aufzubauen

so werde ich im gegenzug beim bau des hauses deines vaters helfen

doch ich habe dich nicht verstanden bis du deine mutter sandtest

zu meinem vater und schnell wurde die glückliche vermählung zustande gebracht

bis heute erinnere ich mich mit freude an diese halb verzehrten balken

und ich kann noch einmal sehen wie die sonne in solcher pracht aufgeht

denn es war der tag der mir meinen mann gab und vor der ersten staffel

nachdem ich diese wilde verwüstung hinter mir gelassen hatte 

war meiner jugend ein sohn geschenkt worden

darum preise ich dich siegfried dass du mit ehrlicher gewissheit

solltest du in diesen traurigen tagen an eine jungfrau denken

und inmitten von ruinen und krieg sollte man den mut haben sie zu umwerben


da antwortete ihr der vater sofort und mit wärme

lobwürdig ist das gefühl und wahrhaftig auch die geschichte

mutter die hast du erzählt denn so geschah tatsächlich alles

besser ist jedoch besser es ist nicht die sache aller männer

so zu beginnen ihr leben und ihren besitz von grund auf

jeder braucht sich nicht so viele sorgen zu machen wie wir und die anderen

oh wie glücklich ist der dessen vater und mutter ihm geben werden

möbel und fertig ein haus das er mit seinem einkommen schmücken kann

aller anfang ist schwer aber am meisten der anfang eines haushalts

vieles sind menschliche bedürfnisse und jedes ding wird täglich teurer

daher muss ein mann darüber nachdenken wie er sein einkommen steigern kann

das hoffe ich also von dir mein siegfried dass in unsere wohnung

du wirst schon bald eine braut mitbringen die reich beschenkt ist

denn es ist angemessen dass ein galanter junger mann eine üppige jungfrau hat

großartig ist die behaglichkeit zu hause wenn die gewählte frau

gibt die nützlichen geschenke außerdem in die schachtel und den korb ein

nicht schon seit vielen jahren war die mutter umsonst beschäftigt

mit herstellung der bettwäsche ihrer tochter mit starker und zarter textur

nicht umsonst haben die paten ihre silbernen gefäße geschenkt

und der vater legte die seltenen geldstücke in seinen schreibtisch

denn es wird der tag kommen an dem mit ihren gaben und besitztümern

soll sich die jugend freuen die sie aus allen anderen ausgewählt hat?

nun weis ich wie gut die stellung einer frau in einem haus ist

die kennt ihre eigenen möbel um sie herum in küche und kammer

die selbst das bett und sich selbst den tisch gedeckt hat

nur eine wohlhabende braut möchte ich in meine wohnung aufnehmen

wer arm ist muss am ende mit sicherheit von seinem mann verachtet werden

und als dienerin wird gehalten werden die als dienerin mit ihrem bündel hereinkam

die menschen werden ungerecht bleiben wenn die zeit der liebe vorbei ist

ja mein siegfried das alter deines vaters kannst du sehr erfreuen

wenn du schnell eine schwiegertochter in meine wohnung bringst

aus der nachbarschaft hier aus dem haus dort drüben dem grünen

reich ist der mann das kann ich dir sagen seine herstellungen und sein verkehr

täglich machen ihn reicher denn woher zieht der kaufmann nicht seinen gewinn?

er hat nur drei töchter unter denen er sein vermögen aufteilen kann

zwar ist die älteste bereits vergeben aber es gibt noch die zweite

noch zu haben ebenso wie die dritte und vielleicht nicht mehr lange

an deiner stelle wäre ich nie hier geblieben

aber ich hätte eine der jungfrauen geholt wie ich einst deine liebe mutter entführte

bescheiden antwortete der sohn dann auf den drängenden vater

es war wahrlich auch mein und dein wunsch gewählt zu haben

eine der töchter unseres nachbarn denn wir waren zusammen aufgewachsen

haben gespielt in der anfangszeit um den marktplatzbrunnen

und aufgrund der unhöflichkeit der anderen jungen war ich oft ihr verteidiger

das ist jedoch längst vorbei die mädchen als sie älter wurden

blieben ordnungsgemäß im haus und mieden die ausgelasseneren freizeitbeschäftigungen

gut erzogen sind sie sicherlich ich bin manchmal hinübergegangen

zum teil zu ihrer freude und wegen unserer früheren bekanntschaft

aber es bereitete mir nie freude unter ihnen zu sein

denn ich war immer gezwungen ihre vorwürfe gegen mich zu ertragen

mein mantel war viel zu lang der stoff zu grob und die farbe

ziemlich häufig meine haare waren nicht so geschnitten wie sie sein sollten und kraus

ich war schließlich entschlossen mich auch fein zu kleiden

so wie es die bürojungen tun die sonntags immer dort zu sehen sind

im sommer trugen sie ihre halbseidenen lappen die um sie herumbaumelten

aber ich habe mit der zeit herausgefunden dass sie mich immer zum gespött gemacht haben

und ich war verärgert als ich es sah es verletzte meinen stolz aber tiefer

ich empfand es als bedauerlich dass sie den guten willen bisher falsch interpretierten

dass ich sie in meinem herzen trug besonders Edda die jüngste

es war am ostertag als ich sie das letzte mal besuchte

ich trage meinen besten neuen mantel der jetzt im schrank hängt

und hatte mir die haare gekräuselt genau wie die der anderen jungen leute

sobald ich eintrat kicherten sie aber das war nicht meine art wie ich es mir vorgestellt hatte

bevor Edda am klavier platz nahm der vater war anwesend

seine töchter singen zu hören voller freude und guter laune

vieles von dem was im gesang gesagt wurde konnte ich nicht verstehen

aber von pamina habe ich oft gehört und oft von tamino

und ich konnte außerdem nicht stumm bleiben also sobald sie zu ende war

etwas über die worte wie ich gefragt habe und über die beiden personen

daraufhin schwiegen alle und lächelten aber der vater antwortete

du kennst niemanden mein freund glaube ich außer adam und eva?

niemand hielt sich länger zurück aber lauter lachten die mädchen

laut lachten die jungen der alte mann hielt sich zum lachen die seiten

ich ließ aus verlegenheit meinen hut fallen und das kichern ging weiter

immer weiter und weiter trotzdem spielten und sangen sie weiter

zurück zum haus hier eilte ich überwältigt von scham und ärger

habe meinen mantel in den schrank gehängt und die locken mit meinen fingern herausgezogen

ich schwöre dass mein fuß diese schwelle nie wieder überschreiten darf

und ich hatte vollkommen recht denn eitel sind die jungfrauen und herzlos

noch heute werde ich wie ich höre von ihnen immer tamino genannt


darauf antwortete die mutter und sagte du solltest nicht siegfried

so lange verärgert sein über die kinder tatsächlich sind sie alle kinder

Edda glaub mir ist gut und war dir immer freundlich gesinnt

es ist noch nicht lange her seit sie nach dir gefragt hat lass sie deine auserwählte sein


nachdenklich antwortete der sohn ich weiß es nicht diese demütigung

hat sich so tief in mich eingeprägt dass ich es nie ertragen konnte sie anzusehen

setzen sie sich vor das klavier oder zuzuhören noch einmal ihrem gesang 


dann brach der vater hervor und antwortete mit worten des zorns

mein leben wird wenig freude an dir haben ich sagte es würde so sein

als ich merkte dass deine freude ausschließlich pferden und der landwirtschaft galt

arbeit die tatsächlich ein diener für einen reichen herrn verrichtet

das tust du der vater muss inzwischen seines sohnes beraubt werden

der als sein stolz vor den augen der übrigen bürger erscheinen sollte

schon früh pflegte deine mutter mich mit leeren hoffnungen zu täuschen

wenn du in der schule bist würdest du nie lernen zu lesen und zu schreiben

wie bei den anderen gelingt es dir aber dein platz wäre immer der unterste

das geschieht freilich dann wenn ein jugendlicher kein ehrgefühl hat

in seiner brust wohnen noch der wunsch sich höher zu erheben

hätte nur mein vater so für mich gesorgt wie für dich gesorgt wurde

wenn er mich zur schule geschickt und mir so lehrer gegeben hätte

ich glaube ich sollte etwas anderes sein als der wirt des goldenen löwen


dann erhob sich der sohn von seinem sitz und ging lautlos zur tür

langsam und ohne ein wort zu sprechen der vater jedoch in leidenschaft

danach rief er ja geh du widerspenstiger kerl ich kenne dich

geh und kümmere dich fortan um das geschäft damit ich dich nicht tadeln muss

aber stell dir nicht vor dass es sich jemals um ein bauernmädchen handelte

du sollst als schwiegertochter in meine wohnung kommen das luder

ich lebe schon lange auf der welt und weiß wie mit der menschheit umzugehen ist

wissen sie wie sie damen und herren so unterhalten dass sie zufrieden sind

sie werden mein haus verlassen und fremde können angenehm schmeicheln

dennoch bin ich fest entschlossen dass ich eines tages eine tochter haben werde

die wird mich in gleicher weise belohnen und meine vielfältige arbeit versüßen

die soll mir auch das klavier vorspielen so dass es mit freude dort sein wird

alle hübschen und feinsten menschen der stadt versammeln sich

wie sie es jetzt sonntags im haus unseres nachbarn tun hier siegfried

drückte sanft auf den riegel und verließ so die kammer





dritter gesang



so entging der bescheidene sohn dem zornigen vorwurf

aber in dem ton den er zuerst angenommen hatte fuhr der vater fort

das kommt nicht aus einem menschen was er nicht in sich hat und 

soll ich jemals die freude haben meinen sehnlichsten wunsch erfüllt zu sehen?

dass mein sohn nicht wie sein vater sei sondern ein besserer

was würde aus dem haus und was aus der stadt werden wenn jeder einzelne

wäre nicht gerne und stets auf die erhaltung erneuerung aus

ja und wir verbessern uns auch wie die zeit und der fremde es uns lehren

der mensch ist wahrlich nicht dazu bestimmt wie ein pilz aus der erde zu wachsen

er verging schnell auf dem fleck erde der ihn hervorgebracht hatte

er hinterlässt keine spuren von sich selbst und seiner lebhaften aktion

wie am haus können wir sofort erkennen was der herr dachte

wenn wir also durch eine stadt gehen beurteilen wir die personen die sie regieren

denn wo die türme und mauern verfallen wo innereien

liegt in haufen in den dachrinnen und gassen sind mit innereien übersät

wo der stein seinen platz verlassen hat und niemand ihn zurücksetzt

wo das holz verrottet und das haus wartet

vergebens sind seine neuen stützen dieser ort 

von dem wir vielleicht wissen dass er schlecht regiert wird

denn wenn nicht von oben arbeitsordnung und sauberkeit nach unten

leicht gewöhnt sich der bürger an unordentliches aufschieben

so wie der bettler sich auch an seine zerlumpte kleidung gewöhnt

deshalb wünschte ich dass unser siegfried bald zu einigen reisen aufbrechen würde

dass er wenigstens die städte straßburg und frankfurt sehen könnte

auch das freundliche mannheim das fröhlich und gleichmäßig gebaut ist

er der einmal städte so sauber und groß gesehen hat nie danach

hört auf seine heimatstadt so klein sie auch sein mag zu verschönern

loben nicht die fremden die hierher kommen die reparaturen in unserem tor

beachten sie unseren weiß getünchten turm und die kirche die wir neu aufgebaut haben?

loben nicht alle unseren bürgersteig? die überdachten kanäle voller wasser

mit einer klugen verteilung ausgestattet die uns gewinn und sicherheit verschafft

kaum ein feuer ausbricht wird er sofort verhaftet?

ist das nicht alles seit der zeit unseres großen flächenbrandes geschehen?

der baumeister wurde sechsmal vom rat benannt und erhielt die genehmigung

gewann außerdem den herzlichen dank aller guten bürger

das was ich mir vorgenommen habe aktiv umzusetzen und auch zu erfüllen

was von aufrichtigen männern entworfen und unvollendet gelassen wurde

schließlich wuchs in jedem einzelnen ratsmitglied derselbe eifer

alle arbeiten jetzt zusammen und haben sich bereits fest entschieden

steht bevor den neuen damm zu bauen der uns mit der hauptstraße verbinden soll

aber ich habe große angst dass das bei unseren kindern nicht so sein wird

manche denken nur an vergnügen und vergängliche kleidung

andere kauern zu hause und sitzen grübelnd hinter dem herd

eines dieser art werden wir wie ich fürchte bis zuletzt in unserem siegfried finden


sofort antwortete und sagte die gute und intelligente mutter

warum willst du vater unserem sohn immer so unrecht tun?

das ist der allerwenigste weg deinen wunsch in erfüllung zu bringen

wir haben keine macht unsere kinder nach unseren vorstellungen zu gestalten

da sie von gott gegeben sind müssen wir sie auch haben und lieben

lehren sie so gut wir können und lassen sie jeden von ihnen seiner natur folgen

der eine wird die eine art von talenten haben der andere unterschiedliche talente

jeder benutzt sein eigenes auf seine ganz individuelle art

jeder muss glücklich und gut sein ich werde nicht zulassen dass mein siegfried bemängelt wird

denn ich weis dass er der güter würdig ist die er eines tages erben wird

wird ein ausgezeichneter vermieter sein ein vorbild für bürger und bauherren

auch im rat wird er wie ich vorhersehen kann nicht der rückständigste sein

aber du hältst den ganzen geist des armen kerls in seiner brust eingeschlossen

ich finde täglich solche fehler bei ihm und tadele ihn wie du es jetzt getan hast

und im selben moment verließ sie das zimmer und eilte ihm nach

in der hoffnung dass sie ihn irgendwo finden könnte und zwar mit ihren liebevollen worten

jubelte sie ihm noch einmal zu ihrem hervorragenden sohn denn er hat es verdient


als sie fort war fuhr der vater lächelnd fort

was für ein seltsames volk sind diese frauen freilich und genau wie die kinder

beide waren bestrebt so zu leben wie es ihnen gefiel

während wir anderen niemals etwas anderes tun dürfen als ihnen zu schmeicheln und sie zu loben

ein für alle mal gilt das vertrauenswürdige sprichwort der alten

wer nicht vorwärts geht kommt zurück so muss es immer sein


daraufhin antwortete der arzt und sagte nachdenklich

das herr nachbar gebe ich gerne zu für mich selbst ich immer

suche nach verbesserungen neuen dingen damit sie nicht zu kostspielig sind

aber was nützt ein mann der nicht viel geld hat

so aktiv und bewegend zu sein und sich innerlich und äußerlich zu verbessern?

nur zu sehr ist der bürger eingeengt das gute obwohl er es weiß

hat er keine mittel zum erwerb weil sein geldbeutel zu knapp ist

während seine bedürfnisse zu groß sind und dadurch wird er ständig behindert

viele der dinge die ich getan hatte aber dann die kosten solcher änderungen

wer hat keine angst besonders jetzt in dieser zeit der gefahr?

längst lächelte mich mein haus in modischer kleidung an

längst glänzten in allen fenstern große glasscheiben

aber wer kann das tun was der kaufmann tut der mit seinen mitteln

kennt auch die methoden mit denen das beste erreicht wird

schauen sie sich das haus dort drüben an das neue siehe mit welcher pracht

vor dem grünen hintergrund stechen die weißen spiralen aus stuck hervor

toll sind die scheiben in den fenstern und wie das glas funkelt und glitzert

stellt den rest der markthäuser ganz schön in den schatten

doch kurz nach dem brand waren unsere beiden häuser die schönsten

dies vom goldenen löwen und meins vom zeichen des engels

so war auch mein garten in der ganzen nachbarschaft berühmt

jeder reisende blieb stehen und blickte durch die roten palisaden

gefangen von den in stein gemeißelten bettlern und den zwergen in leuchtenden farben

wer sich dann in der schönen grotte kaffee servieren lies

jetzt stehen sie da ganz mit staub bedeckt und teilweise in trümmern 

früher freute er sich riesig über das schimmernde licht der muscheln

in schöner ordnung ausgebreitet und sogar das auge des kritikers

ich werde vom anblick meiner korallen und meines erzes geblendet

auch in meinem salon bewunderten sie immer das gemälde

wo in einem garten fröhlich gekleidete damen und herren spazieren gehen

und mit ihren spitzen fingern pflücken und halten sie die blumen

aber wer würde es sich jetzt ansehen in der tat so groß ist mein ärger

ich wage mich kaum ins ausland alles muss jetzt anders und geschmackvoll sein

so nennen sie es und weiß sind die latten und bänke aus holz

alles einfach und reibungslos kein schnitzen mehr oder vergolden mehr

erträglich und die hölzer aus dem ausland sind von allen die teuersten

nun auch ich wäre froh wenn ich mir etwas neues besorgen könnte

ich bin froh mit der zeit schritt zu halten und meine möbel oft zu wechseln

dennoch müssen wir alle angst haben die kleinste kleinigkeit anzufassen

denn wer von uns hat mittel um den lohn der arbeiter zu bezahlen?

kürzlich hatte ich die idee den erzengel michael zu beschenken

ich mache das schild meines ladens einen weiteren frischen anstrich mit vergoldung

und zu dem schrecklichen drachen der sich um seine füße windet

aber ich lies ihn lieber so bleiben wie er ist ich fürchtete mich vor der anklage




vierter gesang



während sie sich so amüsierten saßen die männer da und unterhielten sich die mutter

unterdessen ging vor der wohnung auf die suche nach ihrem sohn

zuerst auf der steinernen sitzbank auf der er zu sitzen pflegte

als sie bemerkte dass er nicht da war ging sie weiter um im stall nachzusehen

ob er sich vielleicht um seine edlen pferde die hengste kümmern würde

die er als fohlen gekauft hatte und deren pflege er niemandem anvertraute

und von dem diener dort wurde ihr gesagt er ist in den garten gegangen

dann durchquerte sie mit flinken schritten die langen doppelhöfe

sie ließ die ställe hinter sich und auch die gut gebauten scheunen

betrat den garten so weit die mauern der stadt reichten

ging durch die ganze länge und freute sich als sie in alles hineinging was wuchs

stellte man die stützen auf auf denen die äste ruhten

schwer beladen mit äpfeln und belastenden zweigen des birnbaums

als nächstes wurden einige raupen von einem kräftigen anschwellenden kohl entfernt

denn eine fleißige frau lässt keinen schritt ungenutzt

so kam sie endlich ans ende des weitläufigen gartens

wo stand die laube umhüllt von rankenholz 

nicht dort fand sie ihn mehr als bisher bei all ihrer suche im garten

aber die pforte stand offen die aus der laube herausführte

einmal war sie durch besondere gunst durch die mauern der stadt gegangen

geschnitten von ihrem großvater dem verehrten bürgermeister

so überquerte sie als nächstes bequem den jetzt ausgetrockneten wassergraben

wo am straßenrand der gut eingezäunte weinberg 

erhob sich mit steilem anstieg dessen hang der sonne ausgesetzt ist

auch diesen stieg sie hinauf und zwar mit freude beim aufstieg

bemerkte den reichtum der büschel die durch ihr spärliches blattwerk verborgen waren

schattig und verdeckt der weg durch die erhabene mittlere gasse

über stufen aus unbehauenen blöcken stieg sie hinauf

es gab den muskateller und den hängenden chasselas

seite an seite von ungewöhnlicher größe und purpurn gefärbt

alles mit dem ziel den tisch des besuchers zu decken

während der rest des hanges mit einzelnen rebstöcken bedeckt war

mit minderwertigen trauben aus denen der delikate wein entsteht

so ging sie den hang hinauf und genoss bereits den jahrgang

und diesen festlichen tag an dem das ganze land jubelte

pflückt und zerstampft die trauben und sammelt den most in gefäßen

feuerwerk wenn es abend ist aus allen richtungen und ecken

knistern und lodern und so wird die schönste ernte geehrt

aber noch unruhiger wurde sie als ihr sohn nach zwei oder dreimaligen anrufen

keine antwort gab außer vom gesprächigen echo

das erklang mit vielen wiederholungen von den türmen der stadt


seltsam war es für sie ihn zu suchen er war nie auf distanz gegangen

dass er ihr nicht zuerst sagte sie solle seine liebevolle mutter

jeden ängstlichen gedanke und die angst meiden 

dass etwas schlimmes geschehen sein könnte

dennoch hoffte sie ständig dass sie ihn finden würde wenn sie weiterginge

denn die beiden türen des weinbergs die untere und die obere

beide standen gleichermaßen offen nun betrat sie das kornfeld

dass mit seiner weiten ausdehnung der hügelkamm überdeckt wurde

der boden den sie allein beschritt war immer noch und die ernte über die sie sich freute

alle gehörten noch ihr und ihr gehörte auch das stolz wehende korn

über das ganze weite feld in goldener kraft die sich bewegte

sie behielt den höhenweg den fußweg zwischen den feldern bei und ging weiter

den hohen birnbaum im blick der auf dem gipfel stand

und war die grenzmarkierung der felder die zu ihrer wohnung gehörten

wer ihn gepflanzt haben könnte konnte niemand wissen aber sichtbar war er

weit und breit durchs land die frucht des birnbaums war berühmt

darunter pflegten die schnitter ihre mahlzeit am mittag zu genießen

und die hirten waren es gewohnt in seinem schatten ihre herden zu hüten

bänke aus unbehauenen steinen und rasen die sie gefunden hatten standen darum herum

und sie hatte sich nicht getäuscht denn da saß ihr siegfried und ruhte 

er saß da den kopf auf die hand gestützt und schien die landschaft zu betrachten

das lag in den bergen sein rücken war seiner mutter zugewandt

sie schlich sanft auf ihn zu und berührte leicht seine schulter

schnell drehte er sich um als er ihr begegnete standen ihm tränen in den augen


mutter wie hast du mich überrascht sagte er verwirrt und schnell

wischte dem übermütigen jugendlichen die tränen weg aber die mutter

was finde ich dich weinend mein sohn? rief sie erstaunt aus

nein das ist nicht wie du selbst bist ich habe dich noch nie so gesehen

sag mir was belastet dein herz was treibt dich hierher um hier zu sitzen

allein unter dem birnbaum diese tränen in deinen augen was hat sie gebracht?


da sammelte sich der vortreffliche jüngling und gab ihr die antwort

wahrlich dieser mann kann kein herz in seinem eisernen busen haben

der ist jetzt unempfindlich gegenüber den bedürfnissen dieses auswanderervolkes

er hat kein gehirn im kopf der nicht zu seiner persönlichen sicherheit

um das wohl seines vaterlandes in zeiten wie der gegenwart die so bange sind besorgt ist

der anblick und die geräusche des morgens hatten mein herz tief berührt

da ging ich hinaus und betrachtete die weite und herrliche landschaft

sie breitet ihre fruchtbaren hänge in alle richtungen um uns herum aus

ich sah wie sich das goldene korn den schnittern zuneigte

und das versprechen gut gefüllter scheunen durch die reiche ernte

aber ach wie nah ist der feind der rhein mit seinen gewässern

beschützt uns tatsächlich aber ach was sind denn nun flüsse und berge

gegen dieses schreckliche volk das wie ein sturm voranschreitet

denn sie rufen ihre jugend von allen seiten zusammen

rufen sie auch ihre alten männer zusammen und drängen sie mit gewalt vorwärts

der tod kann die menge nicht erschrecken eine menge folgt der anderen

und soll ein deutscher es wagen auf seinem gehöft zu verweilen?

hofft er vielleicht dem überall drohenden bösen zu entkommen?

nein liebe mutter ich sage dir der heutige tag hat mich gereut

dass ich kürzlich befreit wurde als aus unseren städten bürger gewählt wurden

diejenigen die in der armee dienen sollten ein einziger sohn bin ich wirklich

auch unser geschäft läuft großartig und die verantwortung für unseren haushalt ist schwer

doch wäre es meiner meinung nach besser an der front widerstand zu leisten

dort an der grenze als hier um unglück und knechtschaft zu erwarten

so hat es mein geist erklärt und zwar tief in meinem innersten busen

mut und sehnsucht sind nun geweckt für mein land zu leben

ja und zu sterben um anderen ein würdiges beispiel zu geben

wenn nur die kräfte der deutschen jugend gebündelt würden

dort an der grenze entschlossen dass sie dem fremden niemals nachgeben würde

ach er sollte nicht auf unserem herrlichen boden seine fusstapfen setzen

weder verzehren die früchte unserer arbeit vor unseren augen

er regiert unsere männer und macht unsere frauen und töchter zu seiner beute

höre auf mich mutter denn in der tiefe meines herzens bin ich entschlossen

schnell und sofort zu tun was mir richtig und vernünftig erscheint

denn nicht immer wählt der am besten aus der am längsten überlegt

höre ich werde nicht mehr ins haus zurückkehren aber direkt

gehen von diesem ort in die stadt und präsentieren mich dort den soldaten

dieser rechte arm und dieses herz sollen im dienst des vaterlandes eingesetzt werden

dann lass meinen vater sagen wenn es kein gefühl der ehre gibt

in meiner brust wohnen noch der wunsch mich höher zu erheben

dann sprach die gute und intelligente mutter mit bedeutungsvollen worten

während aus ihren augen lautlos die schnell einsetzenden tränen flossen

sohn welche veränderung ist heute über dich und über dein temperament gekommen

dass du nicht mehr sprichst wie du es gestern getan hast und es immer getan hast

offen und frei zu deiner mutter und deine wünsche genau sagend

jeder andere hätte dich wenn er dich so reden gehört hätte mit gewissheit gelobt

und diese deine entscheidung hätte als die edelste hochgelobt

lassen sich von ihrem ton und ihrer bedeutungsvollen sprache in die irre führen

dennoch habe ich nichts als tadel zu sagen denn besser kenne ich dich

du verbirgst dein herz und deine gedanken sind nicht so wie du es sagst

nun weiß ich dass es nicht die trommel nicht die posaune ist die dich ruft

auch in uniform würdest du nicht in den augen der mädchen erscheinen

denn trotz aller ehrlichkeit und tapferkeit ist es deine berufung

hier dich zu kümmern in ruhe um den hof und versorgen den haushalt

sag mir also ehrlich was treibt sie zu einer solchen entscheidung?


der sohn antwortete ernst nein du irrst dich liebe mutter

ein tag ist nicht wie der andere der jüngling reift zum mann heran

besser in der stille die oft zu taten reift als im tumult

wild und wüst in der existenz die so mancher jugendliche verdorben hat

und so still wie ich immer bin und war noch da in meiner brust

ist ein solches herz so geformt dass es alles unrecht und jede ungerechtigkeit verabscheut

und ich habe gelernt richtig zwischen weltlichen dingen zu unterscheiden

außerdem wurden arme und füße durch die arbeit enorm gestärkt

all dies ist meiner meinung nach wahr ich wage es mit kühnheit es zu behaupten

doch gibst du mir mit gutem grund die schuld o mutter denn du hast mich überrascht

mit einer halb wahrheitsgetreuen und halb verheimlichenden sprache

denn ich muss ehrlich zugeben dass es nicht die unmittelbare gefahr ist die mich ruft

aus dem haus meines vaters es ist auch nicht der hohe ehrgeiz

hilfreich für mein land und schrecklich für den feind

es waren nur worte die ich sprach sie waren nur zum verbergen gedacht

dieser gefühle vor dir mit denen mein herz abgelenkt ist

und so verlass mich o mutter denn die wünsche sind fruchtlos

was ich in meinem herzen schätze mein leben muss fruchtlos vorübergehen

denn wie ich weiß verletzt sich derjenige der sich einzig und allein ergeben hat

wenn für die gemeinsame sache nicht alle zusammenarbeiten


zögere nicht antwortete die intelligente mutter daraufhin

alles was mich berührt das kleinste wie das größte

die menschen werden immer voreilig sein und ihre gedanken immer auf die spitze treiben

die eiligen werden durch ein hindernis leicht aus der bahn geworfen

eine frau hingegen ist klug im denken über die mittel und wird es wagen

selbst auf einem umweg geschickt um ihr ziel zu erreichen

dann lass mich alles wissen sag warum so sehr aufgeregt

wie ich dich noch nie zuvor gesehen habe warum fliest dein blut so heiß

deshalb füllen deine augen gegen deinen willen tränen bis zum überfließen


dann überließ er sich der arme junge seinem kummer und weinte

er weinte laut an der brust seiner gütigen mutter und antwortete gebrochen

wahrlich die worte meines vaters haben mich heute sehr verletzt

worte die ich nicht verdient habe weder heute noch jemals 

denn es war für mich schon früh die größte freude meine eltern zu ehren

niemand wusste mehr also dachte ich oder war klüger als die mich gezeugt haben

und hatten die dunkle zeit der kindheit mit strenge regiert

viele dinge habe ich wahrlich mit geduld von meinen spielkameraden ertragen

wenn ich ihnen mein wohlwollen entgegenbrachte vergelteten sie es oft mit bosheit

oft lies ich zu dass ihre schläge und hiebe unerwidert blieben

aber wenn sie es wagten den vater lächerlich zu machen wenn er eines sonntags 

mit seiner feierlichen und würdevollen haltung würde aus der kirche nach hause kommen

wenn sie sich über seine hutschnur lustig machten oder über die blumen auf dem einband lachten

er trug eine solche pracht die erst heute morgen verschenkt wurde

drohend ballte ich augenblicklich meine faust mit wütender leidenschaft

ich stürzte mich auf sie und schlug zu und schlug sie blindlings 

ich sehe nicht wo sie heulten als das blut aus ihren nasen strömte

kaum konnten sie meinen leidenschaftlichen tritten und schlägen entkommen

als ich dann älter wurde musste ich viel von meinem vater ertragen

gewalttätige worte ließ er oft an mir aus anstatt an anderen

als der rat bei der letzten vorstandssitzung seinen unmut geweckt hatte

und ich musste für die streitereien und list seiner kollegen büßen

du hast selbst oft mitleid mit mir gehabt denn viel habe ich gelitten

immer mit herzlichem respekt an die freundlichkeit der eltern denkend

einzig und allein darauf bedacht ihre güter und besitztümer für uns zu vermehren

viele verleugnen sich selbst um für ihre kinder zu sparen

aber leider allein sparen um eines verspäteten vergnügens willen 

das ist kein glück haufen auf haufen und acker auf acker

machen uns nicht glücklich egal wie schön unsere güter auch sein mögen

denn der vater wird alt und mit ihm werden auch die kinder alt

die freuden des tages verlieren und die sorgen von morgen tragen

schau nach unten und sieh wie in herrlichkeit vor uns liegt

schön und reichlich die kornfelder unter ihnen der weinberg und der garten

dort drüben die ställe und scheunen unsere schöne besitztumsgrenze

aber wenn ich auf die wohnung dahinter schaue wo oben im giebel

wir können das fenster erkennen das mein zimmer im dachboden markiert

wenn ich zurückblicke und mich an die vielen nächte an diesem fenster erinnere

ich habe für den mond gewacht für die sonne wie viele morgen

als mir der gesunde schlaf von ein paar kurzen stunden genügte 

ach so einsam kommen sie mir dann vor die kammer und der hof

garten und herrliches feld weit über dem hügel der sich erstreckt

alles ist so verlassen vor mir liegt es – es ist die frau die fehlt


daraufhin sprach die gute mutter und antwortete so mit intelligenz

mein sohn dein wunsch dir eine braut in dein gemach zu bringen ist nicht größer

damit du deine nächte als einen schönen teil des daseins empfindest

und damit die arbeit des tages unabhängigkeit und freiheit erlangt

das ist auch der wunsch deines vaters und deiner mutter wir haben immer beraten

ja wir haben sogar darauf bestanden dass du dir eine jungfrau aussuchen sollst

aber ich war mir immer bewusst und jetzt gibt mir mein herz gewissheit

bis die bestimmte stunde gekommen ist und die jungfrau ernannt ist

soll mit der stunde erscheinen bleibt die wahl für die zukunft übrig

stärker als alles andere wird jedoch die angst sein die falsche zu greifen

wenn ich es sagen darf mein sohn ich glaube dass du dich bereits entschieden hast

denn dein herz wurde berührt und überaus zärtlich gemacht

dann sprich es ehrlich aus denn meine seele hat es mir vorher gesagt

es ist dieselbe jungfrau die verbannte die du erwählt hast


das hast du gesagt mutter daraufhin antwortete der sohn eifrig

ja sie ist es und wenn ich sie heute als meine braut nicht mitbringe

zuhause in unserer wohnung sie wird von mir gehen vielleicht für immer verschwinden

verloren in den wirren des krieges und den traurigen hin und her bewegungen

mutter für immer würden unsere reichen besitztümer umsonst

gedeihen vor mir und die kommenden zeiten werden für mich vergebens fruchtbar sein

ja ich würde das gewohnte haus und den garten in abscheu halten

sogar die liebe meiner mutter leider würde meine trauer nicht trösten

jedes band so fühle ich in meinem herzen wird durch die liebe gelöst

sobald sie ihre eigenen befestigt und nicht das mädchen ist es nur

das lässt vater und mutter zurück um dem mann zu folgen den sie gewählt hat

auch der jüngling weiß nichts mehr von mutter und vater

wenn er die jungfrau seine einzig geliebte von ihm verschwinden sieht

erlaube mir also von hier wegzugehen wohin auch immer mich die verzweiflung treibt

da von meinem vater selbst die entscheidenden worte gesprochen wurden

da sein haus nicht mehr mein sein kann wenn er das mädchen ausschließt

sie die ich allein als meine braut in unsere wohnung bringen möchte


daraufhin antwortete die gute und intelligente mutter schnell

wie gerne wahrlich zwei männer werden einander gegenüberstehen

stolz und unerschütterlich wird er sich seinem nächsten nicht nähern

keiner wird seine zunge rühren um das erste wort der güte auszusprechen

deshalb sage ich dir mein sohn eine hoffnung lebt noch in meinem herzen

so sei sie ehrlich und gut dein vater wird dich mit ihr verloben lassen

obwohl arm und gegen ein armes mädchen war sein urteil so entscheidend

vieles pflegt er auf seine gewalttätige art auszusprechen

was er jedoch nie ausführt und so wird er dem zustimmen was er leugnet

doch er verlangt ein freundliches wort und zwar zu recht er ist der vater

außerdem wissen wir dass sein zorn nach dem abendessen 

wenn er am hastigsten spricht und die meinungen aller anderen in frage stellt

bedeutet nichts die volle kraft seines gewalttätigen willens ist erregt

dann durch den wein der ihn nicht auf die sprache anderer achten lässt

niemand außer sich selbst sieht und fühlt er aber jetzt ist es abend geworden

zwischen ihm und seinen nachbarn kam es zu gesprächen über verschiedene themen

sanft ist er ich bin mir sicher dass seine kleine aufregung jetzt vorbei ist

und er kann spüren wie ungerecht ihn seine leidenschaft anderen gegenüber gemacht hat

komm wagen wir es sofort der erfolg liegt allein bei den tapferen

außerdem brauchen wir die freunde die immer noch mit ihm zusammensitzen

und vor allem der würdige pfarrer wird uns beistand leisten


so sprach sie hastig und als sie sich von dem stein erhob

riss sie ihren sohn von seinem platz der ihr bereitwillig folgte schweigend

beide stiegen den hügel hinab ihre wichtige aufgabe wartete auf sie




füńfter gesang



hier saßen die drei männer jedoch immer noch und unterhielten sich

mit meinem wirt des löwen der dorfarzt und pfarrer

und ihr gespräch drehte sich immer noch um dasselbe unveränderliche thema

sie drehen es hin und her und betrachten es aus allen richtungen

aber mit seinem nüchternen urteil antwortete der ausgezeichnete pfarrer

hier werde ich dir nicht widersprechen ich weiß dass der mensch immer 

streben sollte nach dem besseren tatsächlich erreicht er wie wir sehen etwas

immer auf der suche nach dem höheren zumindest nach etwas neuem

aber seien sie vorsichtig dass sie mit dieser disposition nicht zu weit gehen

die natur hat uns freude daran gemacht an dem vertrauten festzuhalten

hat uns darin die freude beigebracht an die wir seit langem gewöhnt sind

jeder zustand ist gut der auf vernunft und natur beruht

viele wünsche hat der mensch doch wenig braucht er

zu sehen dass die tage kurz sind und das schicksal der sterblichen begrenzt ist

niemals würde ich den mann tadeln den eine ruhelose aktivität drängt

mutig und fleißig auf allen wegen des landes und des ozeans

immer unermüdlich umherzustreifen der sich am reichtum erfreut

überschüttet ihn großzügig ihn und seine kinder

doch auch der stille bürger ist für mich nicht unbeachtet

den geräuschlosen rundgang durch seine eigenen geerbten hektar machend

den boden bebauend wie es ihm die immer wiederkehrenden jahreszeiten gebieten

nicht mit jedem jahr wird der boden um ihn herum verklärt

nicht in eile streckt sich der baum aus sobald er gepflanzt ist

ausgewachsene arme richtung himmel und geschmückt mit üppigen blüten

nein der mensch braucht geduld und geduld braucht er auch

ruhe und klarheit des geistes und ein reines und richtiges verständnis

es gibt nur wenige samen die er dem alles nährenden schoß der erde anvertraut

es gibt nur wenige geschöpfe die er zu erziehen und zur perfektion zu bringen weiß

alle seine gedanken sind allein auf das nützliche ausgerichtet

glücklich wem die natur einen solchen geist verleiht

denn er unterstützt uns alle und sei gegrüßt der mann dessen wohnsitz ist

wo in einer stadt die aktivitäten auf dem land mit denen der stadt verschmelzen

auf ihm lastet nicht der druck der den bauern schmerzlich belastet

er lässt sich auch nicht vom gierigen ehrgeiz der städte mitreisen

wo ihre dürftigen besitztümer allzu oft der nachahmung überlassen werden

vor allem ehefrauen und töchter die höher und reicher sind

gesegnet sei daher dein sohn in seinem leben der stillen beschäftigung

gesegnet ist die frau die ihm gleichgesinnt ist und die er sich eines tages erwählen wird


so sprach er und kaum war er fertig als die mutter eintrat

sie hielt ihren sohn an der hand und führte ihn zu ihrem mann

vater sagte sie wie oft wenn wir zwei miteinander geplaudert haben

haben wir uns über siegfrieds zukünftige verlobung gefreut

wenn er seine braut zum licht unserer wohnung machen würde

immer wieder dachten wir nach über dieses mädchen

ich habe mich zuerst um ihn gekümmert und dann mit dem klatsch der eltern

aber dieser tag ist jetzt gekommen und der himmel hat endlich die jungfrau

zu ihm gebracht und ihm gezeigt und nun hat sein herz entschieden

sagten wir nicht immer dass er in dieser angelegenheit seine eigene entscheidung haben sollte?

war es nicht gerade jetzt dein wunsch dass er es mit lebhafter zuneigung möge?

fühlt er sich zu einer jungfrau hingezogen? die stunde ist gekommen auf die wir gehofft haben

ja er hat gefühlt und eine männliche entscheidung getroffen

es ist dieselbe jungfrau die ihn heute morgen traf den fremden

sag er könnte sie haben sonst wird er wie er schwört ein junggesellenleben führen


gib sie mir vater so fügte der sohn hinzu mein herz hat gewählt

klar und sicher sie wird für euch beide die edelste aller töchter sein


aber der vater schwieg dann erhob sich hastig der gute pfarrer

ergriff das wort und sagte allein der augenblick ist entscheidend

reguliert das leben des menschen und regelt sein zukünftiges schicksal

nach langer beratung doch nur die arbeit eines augenblicks

jede entscheidung muss sein und der weise allein ergreift den richtigen

es ist immer gefährlich das eine mit dem anderen zu vergleichen

wenn wir unsere wahl treffen und so unsere gefühle verwirren

siegfried ist rein von kindheit an kannte ich ihn und nie

schon als junge pflegte er nach diesem und dem anderen zu greifen

was er sich wünschte war auch für ihn das beste und er hielt daran fest

sei nicht überrascht und beunruhigt dass jetzt plötzlich aufgetaucht ist

was du dir so lange gewünscht hast es ist wahr dass das gegenwärtige erscheinungsbild

nicht die form des wunsches trägt genau so wie du sie dir vorgestellt hast

denn unsere wünsche verbergen oft vor uns selbst den gegenstand den wir uns wünschen

geschenke kommen von oben in den vom himmel bestimmten formen herab

darum verkenne das mädchen nicht falsch das jetzt seine geliebte ist

der gute und intelligente sohn war der erste der die zuneigung berührte

glücklich wem sofort die hand seiner ersten liebe gegeben wird

und in dessen herzen kein zärtlichster wunsch heimlich schwelgen muss

ja sein ganzes verhalten gibt mir die gewissheit dass sein schicksal nun entschieden ist

wahre liebe lässt in einem augenblick die jugend zum mann heranreifen

er lässt sich nicht leicht bewegen und ich fürchte wenn ihm dies verweigert wird

leider werden seine jahre vergehen die jahre die die schönsten sein sollten


sofort antwortete der arzt in nachdenklichem ton

auf dessen zunge schon lange die worte zitterten

bete dass wir hier wie zuvor nur den sicheren mittelweg verfolgen

eile langsam das war das motto des kaisers augustus

gerne stelle ich mich selbst meinem geliebten nachbarn zur verfügung

ich bin bereit ihm mit meinem schlechten verständnis 

den dienst zu erweisen den ich nur kann

vor allem die jugend braucht jemanden der sie anleitet

lass mich nun hinausgehen um das mädchen zu untersuchen

und will die menschen befragen unter denen sie lebt und die sie kennen

es ist nicht leicht mich zu betrügen ich weiß wie worte geschätzt werden sollten


da unterbrach ihn der sohn und ließ ihm mit geflügelten worten antworten

tu das nachbar und geh und erkundige dich aber bei dir

ich würde mich freuen wenn unser gottesdiener hier bei dieser aufgabe unterstützt würde

zwei so hervorragende männer wären einwandfreie richter

o mein vater glaube mir sie ist keine dieser wandernden jungfrauen

keine von denen die auf der suche nach abenteuern durch das land schlendern

und die versuchen unerfahrene jugendliche in ihre netze zu locken

nein das harte schicksal des krieges dieses universellen zerstörers

der die erde erschüttert und sie aus ihren tiefen grunden geschleudert wird

viele strukturen haben das arme mädchen bereits ins exil geschickt

sind jetzt nicht männer von hoher herkunft die edelsten im elend umherirrend?

fürsten fliehen verkleidet und könige leben in der verbannung

also leider auch sie ist die beste unter all ihren schwestern

aus der heimat vertrieben doch ihre persönlichen sorgen vergessend

sie widmet sich anderen sie selbst ohne hilfe sie ist hilfsbereit

groß ist die not und das leid das sich über die erde ausbreitet

sollte aus all diesem elend nicht auch etwas glück hervorgehen?

und soll ich nicht in den armen meiner frau meiner vertrauenswürdigen begleiterin

schauen mit freude auf den krieg zurück wie ihr es auch auf die große feuersbrunst tut?


dann sprach der vater in einem entschiedenen tonfall und antwortete

seltsamerweise hat sich deine zunge gelöst mein sohn was schon so manches jahr her ist

scheint in deinem mund stecken geblieben zu sein und sich nur aus zwang zu bewegen

ich muss heute so scheint es erleben was allen vätern droht

dass dem eigensinnigen willen des sohnes die mutter bereitwillig gnaden gibt

zu leichtfertige nachsicht zeigend und jeder nachbar steht auf ihrer seite

wenn etwas gegen den vater und den ehemann vorzubringen ist

aber ich werde mich dir nicht widersetzen so vereint wie könnte ich?

denn hier nehme ich schon vorher tränen und trotz wahr

geht also hin und erkundigt euch im namen gottes bringt mir die tochter

ist das aber nicht der fall soll der knabe nicht mehr an das mädchen denken


also der vater der sohn schrie mit freudiger miene

bevor es abend ist wirddir die edelste der töchter hierher gebracht werden

eine mit dem ein mann mit gesundem menschenverstand zufrieden sein kann

glücklich das wage ich zu hoffen wird auch das vortreffliche mädchen sein

ja sie wird immer dankbar dafür sein vater und mutter gehabt zu haben

noch einmal in dir gegeben und so wie ein kind seine größte freude hat

nun will ich nicht länger zögern sondern spanne sofort die pferde ein

treibe unsere freunde sofort auf die spuren meiner geliebten

überlassen wir es ihnen dann selbst zu handeln wie es ihre weisheit vorschreibt

ich verspreche dass ich mich ganz nach dem richten werde was sie bestimmen

und bis ich sie mein eigen nennen darf schau ich niemals auf das mädchen

so ging er weiter die anderen blieben unterdessen im gespräch

schnell und ernsthaft als sie tief über ihr großes unterfangen nachdenken


siegfried eilte sofort zum stall wo er ruhig stand

er fand die temperamentvollen hengste den sauberen hafer der schnell verschlungen

und das gut getrocknete heu das von den reichsten wiesen gemäht wurde

auf ihnen richtete er ohne verzögerung die leuchtenden teile ein

hastig die riemen durch die schnallen aus wunderschöner panzerung gezogen

fest angebunden waren dann die langen breiten zügel und die pferde

führte er nach draußen in den hof wohin der willige helfer

hatte mit leichtigkeit an der stange schon den wagen nach vorn gezogen

neben dem baum achten sie sorgfältig auf die sorgfältig gepflegten spuren

verbunden mit der ungestümen kraft der frei reisenden pferde

mit der peitsche in der hand nahm siegfried seinen platz ein und fuhr unter der tür hindurch

sobald die freunde sogleich ihre bequemen plätze eingenommen hatten

schnell rollte die kutsche davon und ließ den bürgersteig hinter sich

dahinter blieben die mauern der stadt und die frisch gebleichten türme

so fuhr siegfried weiter bis er den bekannten damm erreichte

schnell nirgendwo herumlungernd sondern bergauf und bergab eilend

doch als er nun vor sich den turm des dorfes wahrnahm

und nicht mehr fern lagen die gartenumgürteten häuser

da dachte er in sich selbst dass er hier die pferde zügeln würde


unter dem feierlichen schatten hoher linden liegend

was seit jahrhunderten an diesem ort verwurzelt war

vor dem dorf breitete sich ein breiter grasbewachsener gemeinschaftsplatz aus

beliebter urlaubsort der bauern und der umliegenden städter

hier am fuße der bäume befand sich tief im boden eine quelle

als sie die stufen hinunterstiegen fanden sie unten steinbänke

stationiert um die quelle deren reines lebendiges wasser sprudelte

unaufhörlich weiter zur erleichterung des ziehens von niedrigen mauern eingegrenzt

siegfried beschloss hier mit seinen pferden und seinem wagen anzuhalten

im schatten der bäume er tat es und sagte zu den anderen

steigt hier aus meine freunde und macht euch auf den weg um zu entdecken

ob das mädchen wirklich der hand würdig ist die ich biete

das ist sie glaube ich ihr werdet mir nichts neues oder seltsames erzählen

wenn ich auf eigene faust handeln müsste würde ich schnell ins dorf gehen

wo ein paar worte von den lippen der jungfrau über mein schicksal entscheiden sollten

ihr werdet sie bereitwillig von allen anderen hervorheben

denn es kann kaum jemanden geben der in seinem verhalten mit ihr vergleichbar wäre

aber ich werde euch außerdem als zeichen ihre bescheidene kleidung geben

bemerkt also das scharlachrot des mieders das die wölbung ihres busens hervorhebt

hübsch geschnürt und das schwarze oberteil schmiegt sich eng an ihre figur an

der rand ihres kopftuchs ist sorgfältig zu einer rüsche geflochten

der runde umriss ihres kinns umschließt es mit schlichter anmut

frei und leicht erhebt sich darüber das zierliche oval des kopfes

und ihr üppiges haar über silbernen borten ist geflochten

unter ihrem mieder hervor der weite blaue unterrock fällt herab

wickelt sich beim gehen um ihre wohlgeformten knöchel

doch eines möchte ich sagen und möchte es zu meiner ernsthaften bitte machen

sprecht nicht mit der jungfrau und lasst nicht zu dass eure absicht entdeckt wird

erkundigt euch lieber bei anderen und hört zu was sie euch vielleicht sagen

wenn ihr genug neuigkeiten habt um vater und mutter zufrieden zu stellen

dann kehrt hierher zu mir zurück und wir werden darüber nachdenken was weiter geschieht

so habe ich alles in meinem kopf geplant während ich euch hierher gefahren habe


so sprach er daraufhin machten sich die freunde auf den weg ins dorf

wo in den häusern gärten und scheunen die menschen wimmelten

wagen über wagen standen dicht gedrängt entlang der breiten straße

männer kümmerten sich um die angeschnallten pferde und das brüllen des viehs

während die frauen damit beschäftigt waren ihre kleidung an den hecken zu trocknen

und im fließenden bach planschten die kinder fröhlich

sie bahnen sich ihren weg durch den druck der wagen der menschen und des viehs

die beauftragten spione gingen und schauten sich rechts und links um

ob sie eine gestalt sehen könnten die der beschreibung des mädchens entspricht

aber nicht eine von allen erschien als die schöne jungfrau

tumult vergrößerte bald den druck um die wagen entstand ein wettbewerb

unter den drohenden männern in denen sich die schreie der frauen vermischten

dann kam schnell und mit würdevollem schritt ein ältester zur stelle

schloss sich der lärmenden gruppe an und der aufruhr verstummte sofort

als er frieden befahl und mit väterlicher strenge zurechtwies

hat denn das unglück rief er uns noch nicht so sehr aneinander gebunden

dass wir endlich gelernt haben einander zu ertragen und zu verzeihen

obwohl jeder seinen anteil an der arbeit nicht bemessen kann?

wer glücklich ist ist wahrlich streitsüchtig und wird niemals leiden

lehren sie mit ihren alten schlägereien zwischen bruder und bruder aufzuhören?

gönnen einander nicht einen platz auf dem boden der fremden

teilen sie lieber was sie haben wie sie selbst und hoffen sie gnade zu finden


so sprach der mann und alles verstummte wieder in guter laune

friedlich stellten die menschen dann ihr vieh und ihre wagen auf

als nun aber der geistliche hörte was der fremde sagte

und wäre der standhafte geist der fremden gerechtigkeit entdeckt worden

er näherte sich dem mann und redete ihn mit bedeutungsvollen worten an

es ist wahr vater wenn die menschen im wohlstand leben

sich von der erde ernähren die ihren busen weit und breit öffnet

und in den jahren und monaten erneuert sich der begehrte segen 

alles geht von selbst und jeder selbst hält sich für den weisesten

hält es für den besten und so bleiben sie weiterhin zusammen

derjenige mit der höchsten intelligenz rangiert nicht höher als andere

alles geschieht wie von selbst und geht leise voran

aber lass die katastrophe den gewohnten lauf der existenz durcheinander bringen

reißen sie die gebäude um uns herum nieder verwüsten sie die ernte und den garten

vertreiben den mann und die frau aus ihrer alten vertrauten behausung

treiben sie dazu durch nächte und tage der entbehrung ins ausland zu wandern

dann ah dann wir schauen uns um um zu sehen welcher mensch der weiseste ist

und seine herrlichen worte werden nicht länger umsonst gesprochen werden

sag mir bist du nicht richter unter diesem flüchtigen volk?

vater wer kann seinen leidenschaften nicht in einem augenblick zum schweigen verhelfen

du erscheinst heute als einer dieser ersten führer

der die auswanderervölker durch wüsten und irrwege führte

ja ich konnte sogar glauben dass ich mit josua oder mose spreche


dann antwortete ihm der richter mit ernstem blick und sagte

wahrlich unsere zeit könnte durchaus mit allen anderen an fremdartigkeit verglichen werden

die in der geschichte erwähnten profanen oder heiligen traditionen sind

denn wer hat gestern und heute in zeiten wie der gegenwart gelebt

er hat schon jahre gelebt die ereignisse sind so dicht gedrängt

wenn ich nur ein wenig zurückblicke kommt es mir so vor als ob mein kopf grau sein muss

unter der last der jahre und doch ist meine kraft immer noch aktiv

mögen wir uns heute mit diesem volk vergleichen

die aus dem brennenden dornbusch die stunde ihrer gefahr sahen

gott den herrn auch wir haben ihn in wolken und im feuer gesehen


als er den priester sah war er geneigt noch mehr mit dem fremden zu sprechen

und er wollte seine geschichte und die seines volkes erfahren

sein begleiter flüsterte ihm heimlich ins ohr

sprich weiter mit dem richter und veranlasse ihn von der jungfrau zu sprechen

ich jedoch werde mich auf die suche begeben und sobald ich sie finde

komm ich und erstatte dir hier bericht der gottesmann nickte zustimmend

und durch die gärten hecken und scheunen ging der spion auf seinem weg




sechster gesang



nun war der ausländische richter vom gottesmann befragt worden

was die not seines volkes betrifft und wie lange die verbannung gedauert hat

so antwortete der mann unsere sorgen sind nicht aus jüngerer zeit

seit der ansammlung bitterer jahre hat unser volk getrunken 

die bitterkeit war umso schrecklicher weil eine solch gute hoffnung zunichte gemacht worden war

wer wird so tun als würde er leugnen dass sein herz in seiner brust hoch geschwollen ist

und dass seine freiere brust mit reinerem puls schlug

als wir sahen wie die neue sonne in ihrer frühesten pracht aufging

als wir von den rechten der menschen hörten die allen gemeinsam sein sollten

wurde von einer gerechten gleichheit erzählt und die freiheit inspiriert

jeder hoffte dass er dann sein eigenes leben leben würde und die fesseln

die bindung der verschiedenen länder schien ihren halt zu verlieren 

fesseln die in der hand von faulheit und selbstsucht gehalten wurden

während dieser katastrophalen zeit schauten nicht alle nationen in die augen

zur welthauptstadt denn so hatte man schon lange gedacht

und war dieser glorreiche titel nun nicht mehr denn je würdig?


waren nicht die namen der männer die als erste die botschaft überbrachten

namen die man mit den höchsten namen unter den himmeln vergleichen kann?

sind nicht in jedem menschen mut geist und sprache gewachsen?

und als nachbarn waren wir zuallererst eifrig angefeuert

daraufhin folgte der krieg und die bewaffneten verbände der franzosen

näher an uns gedrückt doch schienen sie nichts als freundschaft mitzubringen

ja und sie haben es auch mitgebracht denn der geist in ihnen erhob sich

sie freuten sich über die gepflanzten festlichen bäume der freiheit

er versprach jedem was ihm gehörte und versprach jedem seine eigene herrschaft

das herz der jünglinge schlug hoch und selbst die alten jubelten

fröhlich begann der tanz um die neu erhobene standarte

so hatten sie schnell gesiegt diese überwältigenden franzosen

zuerst die geister der menschen durch das feuer und die kraft ihrer haltung

dann die herzen der frauen mit unwiderstehlicher anmut

sogar der druck des hungerkrieges schien leicht auf uns zu lasten

bevor unsere vision als hoffnung auf die zukunft schwebte

unseren blick ins ausland lockend auf neue wege

oh wie freudig war die zeit als der geliebte bei ihr war

wirbelt im tanz der ersehnte tag ihrer vereinigung wartet

aber noch herrlicher ist der tag an dem unsere vision am höchsten ist

das herz des menschen schien uns nahe und erreichbar

jede zunge war gelöst und die männer die alten die jünglinge

sprachen laut in worten die voller hochgefühl und weisheit waren

bald jedoch war der himmel bedeckt eine korrupte generation

für das herrschaftsrecht gekämpft unwürdig das gute zu etablieren

damit sie einander töteten ihre neuen nachbarn und brüder

unterworfen gehalten und dann die selbstsüchtigen massen gegen uns geschickt

häuptlinge verübten exzesse und plünderungen im großen stil an uns

während die niederen bis zum untersten plünderten und randalierten

jeder schien sich nur darum zu kümmern dass etwas für morgen übrig blieb

große vergangenheit erduldete die not und täglich wuchs die unterdrückung

sie waren die herren des tages es war niemand da der unsere klage hören konnte

dann überkamen selbst den stillsten geist ärger und zorn

einen gedanken hatten nur alle und schworen für ihr unrecht rache

und für den bitteren verlust ihrer hoffnung die so doppelt getäuscht wurde

da wandte sich das schicksal um und erklärte sich auf der seite des deutschen

und mit eiligen märschen zogen sich die franzosen vor uns zurück

ah dann spürten wir wie nie zuvor das traurige schicksal des krieges

der sieger ist großartig und gut oder zumindest erscheint er so 

und er wird als einer der seinen den mann verschonen den er besiegt hat

der dessen dienst er täglich braucht und dessen eigentum er nutzt

aber der flüchtling kennt kein gesetz außer der selbsterhaltung

und mit rücksichtsloser gier verschlingt er alle besitztümer um ihn herum

dann sind auch seine leidenschaften entfacht die verzweiflung die in ihm ist

aus seinem herzen bricht sie hervor und nimmt in krimineller tat gestalt an

nichts wird weiter für heilig gehalten aber alles dient der plünderung sein verlangen

wendet sich in wut gegen die frau und die lust verwandelt sich in grauen

den tod sieht er überall um sich herum und er genießt wahnsinnig seine letzten augenblicke


freude am blut freude am schreien der angst

daraufhin erhob sich in unseren männern heftig der strenge entschluss

was verloren gegangen war um sich zu rächen und zu verteidigen was übrig blieb

jeder mann sprang in seine arme durch die flucht des feindes ermutigt

und an seinen bleichen wangen und seinen ängstlichen schwankenden blicken

unaufhörlich erklang nun das klirrende glockengeläut 

der gedanke dass keine gefahr drohte zügelte ihren wütenden zorn

schnell in die kriegswaffen in die friedlichen utensilien des landmannes

alle wurden bekehrt die sense und die pflugschar waren blutgetränkt

keinem wurde gnade gezeigt der feind fiel gnadenlos

überall tobte die wut und die feige list der schwäche

niemals darf ich menschen so von schädlicher leidenschaft mitgerissen

wiedersehen der anblick des tobenden wilden tieres wäre schöner

möge der mensch nicht von der freiheit reden als ob er selbst regieren könnte

sobald die barrieren weggerissen sind dann alles böse

scheint losgelassen worden zu sein das war per gesetz tief in die enge getrieben worden


ausgezeichneter mann daraufhin antwortete der pfarrer mit nachdruck

obwohl du die menschheit falsch einschätzt kann ich dich dafür nicht tadeln

schlimm genug ich gestehe du musstest unter den leidenschaften der menschen leiden

doch würdest du über diese katastrophale zeit hinwegblicken

du würdest dir selbst anerkennen wie viel gutes du auch gesehen hast

wie viele wunderbare dinge hätte das herz verborgen

hatte sie nicht die gefahr geweckt und nicht der druck der not

bringe den engel im menschen hervor und mache ihn zu einem gott der erlösung


daraufhin antwortete und sagte der ehrwürdige richter lächelnd

da erinnerst du mich treffend daran wie wir den armen kerl trösten

nachdem sein haus niedergebrannt war zählte er das gold und das silber

geschmolzen und im müll verstreut ist das noch übrig

wenig genug das ist wahr aber selbst das wenige ist kostbar

dann wird der arme kerl danach graben und sich freuen wenn er es findet

dadurch werde ich mich ebenfalls mit glücklicheren gedanken dankbar umdrehen

zu den wenigen schönen taten an die ich mich erinnere

ja ich werde es nicht leugnen ich habe gesehen wie alte streitigkeiten vergessen wurden

ich bin krank mich vom staat abzuwenden ich habe auch miterlebt wie freundschaft

liebe zu eltern und kind kann unmöglichkeiten wagen

gesehen wie der jüngling sofort zum menschen heranreifte wie alt

wurde wieder jung und selbst das kind wurde bis in die jugend hinein entwickelt

ja und auch das schwächere geschlecht wie wir es zu nennen pflegen

zeigte sich mutig und stark und bereit für jeden auftritt

an erster stelle möchte ich eine schöne tat erwähnen

tapfer ausgeführt von der hand eines mädchens einer ausgezeichneten jungfrau

die zusammen mit denen die jünger waren als sie die leitung eines bauernhauses überlassen hatte

auch dort waren die männer gegen den eindringling marschiert

plötzlich überfiel das haus eine flüchtige bande von plünderern

gierig nach beute die sich sofort in das zimmer der frauen drängte


dort sahen sie die schöne gestalt des ausgewachsenen mädchens

schaute auf die bezaubernden jungen mädchen die man lieber noch als kinder bezeichnen könnte

wildes verlangen beherrschte sie auf einmal mit gnadenloser leidenschaft

diese zitternde bande griff das hochherzige mädchen an

aber sie hatte im nu das schwert eines mannes aus der scheide gerissen

sie warf ihn mit gewalt zu boden und streckte ihn blutend vor sich hin

dann befreite sie mit kräftigen schlägen tapfer die jungfrauen

noch vier der räuber erschlagen die sich nur durch fliehen retteten

dann verriegelte sie die tore und wartete bewaffnet auf hilfe


als nun der pfarrer hörte wie dieses lob der jungfrau zuteil wurde

sogleich stieg für seinen freund ein gefühl der hoffnung in seiner brust auf

und er hatte seine lippen geöffnet um zu fragen was ihr weiter widerfuhr

ob auf dieser traurigen flucht sie jetzt mit ihren leuten dabei wäre

als mit hastigen schritten der dorfarzt auf sie zukam

zupfte den mantel des geistlichen und flüsterte ihm ins ohr

ich habe das mädchen endlich unter mehreren hunderten entdeckt

nach der beschreibung kannte ich sie also komm lass deine eigenen augen sie sehen

bring auch den richter mit damit wir ihn noch weiter hören können

doch als sie sich umdrehten um zu gehen wurde der richter aufgefordert sie zu verlassen

von einigen seiner leute geschickt die seinen rat brauchten


der prediger war jedoch sofort dem beispiel des arztes gefolgt

bis zu einer lücke im zaun auf die er bedeutungsvoll mit dem finger zeigte

siehst du das mädchen? er sagte sie hat ein paar kleidungsstücke für das baby gemacht

vom bekannten chitin ich unterscheide es deutlich und weiter

da sind die blauen decken die siegfried in seinem bündel gegeben hat

nun ja schnell hat sie die geschenke zu ihrem vorteil genutzt

offensichtliche zeichen sind diese und alles andere entspricht gut der beschreibung

beachte wie das scharlachrot des mieders die wölbung ihres busens hervorhebt

hübsch geschnürt und das schwarze oberteil schmiegt sich eng an ihre figur an

der rand ihres kopftuchs ist sorgfältig zu einer rüsche geflochten

der abgerundete umriss ihres kinns umschließt mit schlichter anmut

frei und leicht erhebt sich darüber das zierliche oval der perle

und ihr üppiges haar über silbernen Spangen ist geflochten

jetzt sitzt sie und doch sehen wir immer noch ihre majestätische statur

und die weiten zöpfe zum blauen unterrock die ihr von der brust herabfielen

hängen in üppigen falten um ihre wohlgeformten knöchel

sie ist es ohne frage komm also und lass uns entdecken

ob sie ehrlich und tugendhaft sei eine hausfrauliche jungfrau


da antwortete der pfarrer während er die sitzende gestalt betrachtete

wahrlich ich finde es kein wunder dass dich das mädchen so verzaubert hat

denn für das erfahrene auge eines mannes scheint es ihr an nichts zu mangeln

glücklich wem mutter natur eine harmonische form gegeben hat


das wird sie immer loben und sie kann nirgends eine fremde sein

alle kommen freudig herbei und alle verweilen gerne

wenn der äußeren form aber ein höflicher geist entspricht

ich kann dir versichern in ihr hat der jüngling eine jungfrau gefunden

die in den kommenden tagen sein leben herrlich erhellen wird

mit weiblicher stärke in jeder not an seiner seite stehen

sicherlich muss die seele rein sein die einen so perfekten körper bewohnt

und eine solch kraftvolle jugend verspricht ein glückliches alter


daraufhin antwortete der arzt und sagte in warnender sprache

oft täuscht der schein ich mag es nicht auf äußerlichkeiten zu vertrauen

denn ich habe oft gesehen wie die wahrheit des sprichworts auf die probe gestellt wurde

bis du einen scheffel salz mit einer neuen bekanntschaft gegessen hast

sei nicht zu bereit ihm zu vertrauen denn die zeit allein macht dich sicher

wie wird es euch miteinander ergehen und wie gut wird eure freundschaft gedeihen

lass uns also zunächst einmal bei den guten leuten nachfragen

wem das mädchen bekannt ist und wer uns über sie informieren kann


ich begrüße deine vorsicht sehr antwortete der prediger als er ihm folgte

nicht für uns selbst ist der antrag und es ist heikel für andere zu werben


dann richteten die männer ihre schritte auf den guten richter

der in erfüllung seiner pflichten wieder die straße hinaufging


der umsichtige pfarrer sprach ihn sofort und mit vorsicht an

siehe ein mädchen haben wir hier im benachbarten garten erblickt

unter einem apfelbaum sitzend und kleidungsstücke für kinder anfertigend

aus gebrauchten sachen die zweifellos jemand gegeben hat

und wir waren mit ihrem aussehen zufrieden 

sie scheint ein mädchen zu sein dem man vertrauen kann

sag uns alles was du weißt wir bitten es mit ehrlicher absicht


als der magistrat näher kam und in den garten blickte

du kennst sie schon sagte er denn als ich es erzählte

von der heldentat die die hand dieser jungfrau vollbrachte

als sie das schwert des mannes ergriff und sich und ihre schützlinge übergab

diese war es sie ist kräftig geboren wie du an ihrer statur erkennst

dennoch ist sie genauso stark denn sie kümmerte sich um ihren alten verwandten

bis zu seinem tod der schließlich durch trauer beschleunigt wurde

über die not seiner stadt und seine eigenen gefährdeten besitztümer

auch mit stiller unterwerfung ertrug sie den tod ihres geliebten

der ein übermütiger jüngling im ersten anflug von aufregung

entfacht von der erhabenen entschlossenheit für eine glorreiche freiheit zu kämpfen

eilte nach paris wo er früh einen schrecklichen tod erlebte

denn wie zu hause waren seine feinde auch dort betrug und unterdrückung


so sprach der richter die anderen salutierten und dankten ihm

und der pfarrer zog aus seinem geldbeutel ein goldstück hervor denn das silber

hatte er einige stunden zuvor bereits für wohltätige zwecke gespendet

als er in traurigen gruppen die armen flüchtlinge vorbeigehen sah 

und er reichte es dem richter und sagte verteile das geld

unter deinem mittellosen volk und gott schenke ihm zuwachs

aber der fremde lehnte ab und antwortete wir haben gerettet

manch einen taler unter uns mit kleidung und anderen besitztümern

und wir werden wie ich hoffe zurückkehren bevor unser vorrat erschöpft ist


da antwortete der pfarrer und drängte ihm das geld auf

niemand sollte in tagen wie diesen zurückhaltend sein wenn es darum geht zu geben und niemand

sollte sich weigern geschenke anzunehmen die aus freundlichkeit angeboten werden

niemand kann sagen wie lange er das was er besitzt in ruhe behalten kann

keiner wie lange wird er noch durch das land des fremden streifen

und seines hofes beraubt und des gartens beraubt der ihn ernährt


ja natürlich unterbrach ihn auf seine geschäftige art der arzt

wenn ich nur etwas geld bei mir hätte dann sollte es sicherlich haben

klein und groß denn sicherlich müssen es viele unter euch brauchen

doch ich werde nicht gehen ohne dir etwas zu geben um zu zeigen was mein wille ist

auch wenn ich leider hinter meinem guten willen zurückbleiben muss muss die leistung zurückbleiben

so während er sprach an den riemen seiner bestickten ledertasche

dort wo sein tabak aufbewahrt wurde zog er heraus jetzt war genug darin

mehrere pfeifen zu füllen und vorsichtig geöffnet und portioniert

klein ist das geschenk fügte er hinzu der richter antwortete jedoch

guter tabak darf dem reisenden nie entgehen willkommen zu sein

dann begann der dorfarzt seinen knaster zu loben


aber der geistliche zog ihn weg und sie verließen den hof

lass uns eilen sagte der nachdenkliche mann der jüngling wartet in folter

komm ich lasse ihn sobald er kann die frohe botschaft hören


sie beschleunigten ihre schritte und gelangten unter die linden

siegfried lehnte gegen die kutsche die pferde stampften wild 

den rasen er hielt sie in schach und in grübeln versunken

stand ins leere und blickte vor sich hin noch sah er die beiden gesandten

bis sie als sie kamen laut riefen und ihm zeichen des triumphs machten

noch so weit weg wie sie damals waren begann der arzt ihn anzusprechen

doch bald kamen sie näher und dann der gute pfarrer

ergriff seine hand und rief aus wobei er das wort seines kameraden unterbrach

gegrüßt seist du o junger mann dein wahres auge und herz haben gut gewählt

freude sei dir und der frau deiner jugend denn deiner ist sie würdig

dann komm und dreh uns den wagen um und fahr geradewegs ins dorf

dort sollst du die gute jungfrau umwerben und sie bald nach hause in deine wohnung bringen


dennoch stand der junge mann ohne anzeichen von freude da

er hörte die worte seiner boten obwohl sie himmlisch und tröstend waren

tief seufzte er als er sagte mit eiligen rädern kamen wir hierher

und werden vielleicht gezwungen sein beschämt und langsam nach hause zu gehen

denn unruhe ist über mich gekommen seit ich hier warte

zweifel und misstrauen und alles was das herz eines liebhabers quälen kann

denkt wir müssen nur noch kommen und dann wird die jungfrau folgen

nur weil wir reich sind während sie arm und im exil ist


auch armut macht stolz wenn sie unverdient ist aktiv

sie scheint zufrieden zu sein und die welt ist ihre herrin

denkt an eine jungfrau wie sie mit den manieren und der schönheit die sie hat

kann zu einer frau herangewachsen sein ohne dass die liebe eines würdigen mannes sie angezogen hätte?

glaubt ihr dass die liebe bis jetzt aus ihrem busen ausgeschlossen sein könnte?

fahrt nicht zu voreilig dorthin das könnte zu unserer demütigung führen

wir müssen die köpfe unserer pferde sanft nach hause drehen denn meine angst ist

dass dieses herz bereits einem jugendlichen gegeben wurde bereits

diese tapfere hand wurde ergriffen sie hat einem glücklichen liebhaber die treue geschworen

dann leider mit meinem angebot ich würde verwirrt vor ihr stehen


sofort hatte der pfarrer seine lippen geöffnet um trost zu spenden

als sein begleiter einbrach und in seiner geschwätzigen art sagte

vor jahren war unbekanntheit tatsächlich ein solches dilemma

alle diese angelegenheiten wurden dann ordnungsgemäß abgewickelt

sobald die eltern eine braut für ihren sohn ausgewählt hatten

zuerst würden sie einen freund der familie in ihren rat rufen

den sie später als bewerber zu den eltern schickten

von der gewählten braut in seinem schönsten gewand gekleidet

bald nach dem abendessen am sonntag suchte er den ehrbaren bürger auf

als einige freundliche worte über allgemeine themen ausgetauscht wurden

er wusste wie er den diskurs so lenken konnte wie es seinem zweck entsprach

nach langem umschweifen erwähnte er schließlich die tochter

ich lobe sie sehr und sie loben den mann und das haus das ihn gesandt hatte

taktvolle personen erkannten seine absicht und der höfliche gesandte

er sah sofort wie ihre gedanken eingestellt waren und erklärte sich weiter

wurde das angebot dann abgelehnt brachte das nein keine demütigung mit sich

hatte es aber erfolg war der verehrer danach immer gefragter

war bei jedem festlichen anlass der hauptgast im haus

denn für den rest ihres lebens vergaß das paar nie sich zu erinnern

durch seine erfahrene hand wurde der erste knoten geknüpft

all das ändert sich jedoch und ist mit vielen anderen guten bräuchen

ziemlich aus der mode gekommen denn jetzt wirbt jeder um sich selbst

darum höre jedem die ablehnung ins gesicht

kommt es zu einer weigerung so stehen sie beschämt vor dem mädchen da


lass das sein wie es sei antwortete dem jüngling der kaum 

den worten beachtung geschenkt hatte aber im stillen hatte er seine entscheidung getroffen

ich werde selbst dorthin gehen werde selbst mein schicksal hören

von den lippen einer jungfrau zu der ich mein vertrauen hege

größer als das herz eines mannes hat jemals zuvor eine frau geschätzt

sag was sie will sie wird gut und weise sein da bin ich mir sicher

sollte ich sie nie wieder sehen werde ich sie doch dieses eine mal sehen

doch dieses mal wird mir der klare blick dieser dunklen augen begegnen

wenn ich sie nie an mein herz drücken darf so doch an diesem hals und an dieser brust

werde ich noch einmal sehen dass mein arm sich so danach sehnt sie zu umschließen?

noch einmal wird dieser mund sehen wessen kuss und wessen ja es für immer tun würde

mach mich glücklich ein nein wird mich für immer zerstören

aber ihr müsst mich in ruhe lassen wartet hier nicht auf mich aber kehrt zurück

noch einmal zu meinem vater und meiner mutter und gebt ihnen das wissen

dass ihr sohn nicht betrogen wurde dass die jungfrau würdig ist

also dann lasst mich in ruhe ich werde dem kreuzweg folgen

über den hügel am birnbaum und von dort hinab durch unseren weinberg

einen kürzeren weg nach hause nehmen und oh darf ich zu unserer wohnung bringen

fröhlich und schnell meine geliebte aber vielleicht schleiche ich allein

über diesen weg zum haus und werde nie wieder mit freude darauf treten


so sprach er und übergab die zügel in die hand des pfarrers

der sie verständnisvoll erfasste die schäumenden pferde kontrollierend

rasch bestieg er den wagen und setzte sich auf den fahrersitz


aber du hast gezögert vorausschauender nachbar und hast zum vorwurf gesagt

herz und seele und geist mein freund ich vertraue dir gerne

aber was leib und leben anbelangt so sind sie nicht besonders sicher aufgehoben

wenn die weltlichen zügel von der hand des klerus usurpiert werden


aber du hast über seine worte gelacht intelligenter pfarrer und geantwortet

setze dich und vertraue mir mit leib und seele zufrieden an

denn als ich die zügel hielt wurde meine hand schon vor langer zeit geschickter

mein auge ist seit langem darin geschult die schönsten kurven zu machen

denn in straßburg waren wir im wagenfahren gut geübt

als ich den jungen baron dorthin begleitete dann täglich

rollte die kutsche von mir geführt durch das hallende tor

raus über staubige straßen bis wir die wiesen und linden erreichten

lenkten durch gruppen der stadtbewohner und vergnügen uns dort mit spaziergängen


daraufhin bestieg der nachbar halb beruhigt den wagen

saß wie einer der sich zum klugen sprung bereithält

und die hengste stürmten schnell heimwärts und verlangten nach ihrem stall

unter ihren kräftigen hufschlägen wirbelten staubwolken auf

noch lange stand der jüngling da und sah den staub aufsteigen

sah wie sich der staub wieder legte er stand da und achtete nicht darauf




siebenter gesang



wie der reisende der wenn die sonne ihrem untergang entgegengeht

fixiert seinen blick noch einmal darauf bevor es schnell verschwindet

dann an den seiten der felsen und an allen dunkler werdenden büschen

sieht sein schwebendes bild egal in welche richtung er schaut

das eilt voran und flackert und glänzt in strahlenden farben-

so bewegte sich vor siegfrieds augen die schöne gestalt des mädchens

leise und scheinbar dem weg folgend der ins kornfeld führte

aber er erwachte aus seinem wilden traum und drehte sich langsam um

dorthin wo das dorf lag und wieder verödet war denn wieder kam

ihm entgegen bewegt sich die erhabene gestalt der herrlichen jungfrau

er blickte sie fest an sie selbst war es und kein phantom

in jeder hand ein größeres glas und ein kleineres haltend

jedes am griff mit geschäftigem schritt näherte sie sich dem brunnen

dann eilte er freudig ihr entgegen der anblick von ihr gab ihm

mut und stärke und so sprach er das erstaunte mädchen an

finde ich dich denn tapferes mädchen so bald wieder beschäftigt

leistest du anderen hilfe und freust dich ihnen trost zu spenden?

sag warum du allein zu diesem brunnen kommst der so weit entfernt liegt

wenn alle anderen mit dem wasser zufrieden sind das sie im dorf finden?

das hat besondere vorzüge das stimmt und der geschmack ist köstlich

du würdest es zu dieser mutter bringen ich glaube die deine treue gerettet hat


sogleich mit herzlicher begrüßung antwortete das gütige mädchen

hier wurde mein spaziergang zur quelle bereits reichlich belohnt

seit ich den guten freund gefunden habe der uns so viel geschenkt hat

denn ein vergnügen nicht geringer als die geschenke ist der anblick des schenkenden

komm ich bitte dich und sieh selbst wer deine großzügigkeit gekostet hat

komm und empfange den stillen dank für alles was getröstet hat

aber damit du sofort weißt warum ich hier bin

komm um zu schöpfen wo das wasser rein und unaufhörlich fließt

das muss ich dir sagen das ganze wasser das wir im dorf haben

wurde von unvorsichtigen leuten mit pferden und ochsen belästigt

waten sie direkt durch die quelle die den bewohnern wasser bringt

und außerdem haben sie mit ihren waschungen und spülungen auch unheil angerichtet

alle tröge des dorfes und alle brunnen sind besudelt

denn es gibt nur einen gedanken und zwar den wie man am schnellsten zufriedenstellt

sich selbst und das bedürfnis des augenblicks unabhängig davon was danach kommen mag


so sprach sie und inzwischen war sie die breiten steinstufen herabgestiegen

mit ihrem begleiter neben ihr und auf der niedrigen mauer des brunnens

beide setzten sich hin sie beugte sich zum ziehen vor und er auch

er nahm das übriggebliebene glas in die hand und beugte sich vor

und im blau des himmels sahen sie wie sich ihr bild widerspiegelte

freundliche grüße und nicken im zitternden spiegel


gib mir zu trinken bat der jüngling daraufhin in seiner freude

und sie reichte den krug sie saßen vertraut da und ruhten sich aus

beide beugten sich über ihre gläser bis sie schließlich ihren begleiter fragte

sage mir warum ich dich hier finde und ohne deine pferde und deinen wagen

weit weg von dem ort an dem ich dich zum ersten mal getroffen habe? wie bist du hierher gekommen?


nachdenklich richtete er seinen blick auf den boden und hob ihn dann leise

bis zu ihrem gesicht und dem blick des mädchens mit offenheit begegnend

fühlte sich getröstet und beruhigt aber dann war es unmöglich

dass er von liebe sprechen sollte ihr blick verriet nichts von zuneigung

nur klares verständnis das eine intelligente antwort erfordert

und er beruhigte sich schnell und sagte herzlich zu dem mädchen

höre mir zu mein kind und lass mich auf deine frage antworten

um deinetwillen bin ich hierher gekommen warum sollte man es verheimlichen?

wisse dass ich glücklich zu hause mit meinen beiden liebevollen eltern lebe

ich helfe ihnen treu ihr haus und ihre ländereien bei der verwaltung zu unterstützen

da ich ein einziger sohn bin und weil unsere angelegenheiten umfangreich sind

mir obliegt die verantwortung für die farm mein vater leitet den haushalt

während der leitende geist aller die fleißige mutter ist

aber deine erfahrung hat dich zweifellos gelehrt wie schmerzlich diener

mal durch täuschung mal durch ihre nachlässigkeit belästigen die herrin

sie zwingt sie immer wieder einen fehler zu ändern und durch einen anderen zu ersetzen

aus diesem grund hat sich meine mutter schon lange eine magd im haushalt gewünscht

die nicht nur mit der hand sondern auch mit herz ihr beistehen wird

den platz der tochter einnehmend die leider früh entzogen wurde

als ich dich heute am wagen sah so bereit und fröhlich

habe die stärke deiner arme und deiner gliedmaßen von so gesundem ausmaß gesehen

als ich deine intelligente rede hörte war ich von staunen überwältigt

ich eilte nach hause und brachte die fremde zu meinen eltern und nachbarn

gelobt wie sie es verdient hat aber jetzt bin ich hierher gekommen um es dir zu sagen

was ist ihr wunsch wie meiner verzeihe mir meine stotternde sprache


zögere nicht antwortete sie mir zu sagen was folgt

du beleidigst mich nicht ich habe dir mit dankbarkeit zugehört

sprich es deshalb ehrlich aus der klang wird mich nicht beunruhigen

du würdest mich als dienerin engagieren um deinem vater und deiner mutter zu dienen

und für das wohlgeordnete haus zu sorgen dessen eigentümer ihr seid

und du glaubst in mir eine fähige dienerin zu finden

jemand der in seiner arbeit kompetent und nicht unhöflich ist

dein vorschlag war kurz und kurz wird auch meine antwort sein

ja ich werde mit dir nach hause gehen und dem ruf des schicksals folgen

hier ist meine pflicht erfüllt ich habe die frischgebackene mutter mitgebracht

noch einmal zurück zu ihren verwandten die alle in ihrer sicherheit jubeln

die meisten unserer leute sind bereits versammelt die anderen werden folgen

alle glauben dass sie in ein paar tagen sicher wiederkommen werden

zu ihren häusern denn das ist die ständige täuschung des verbannten

aber ich hoffe nicht dass ich betrogen werde

in diesen traurigen tagen die noch mehr tage voller trauer versprechen

alle bande der welt sind gelöst und was soll sie vereinen?

allein das bedürfnis zu retten das höchste bedürfnis das auf uns liegt

wenn ich im haus eines guten mannes meinen lebensunterhalt durch dienst verdienen kann

unter den augen einer hervorragenden herrin werde ich es gerne tun

da ihr ruf zweifelhaft ist muss sie immer eine wandernde jungfrau sein

ja ich werde mit dir gehen sobald ich die krüge zum ersten mal getragen habe

zurück zu meinen freunden und bitte die guten menschen mir ihren segen zu geben

komm du musst sie selbst sehen und aus ihren händen musst du mich empfangen


freudig lauschte der jüngling der entscheidung des willigen mädchens

zweifelhaft ob er nicht sofort ein ehrliches geständnis ablegen sollte

doch es schien ihm das beste sie eine weile in ihrem irrtum zu lassen

auch nicht um ihre liebe zu verklagen bevor er sie nach hause zu seiner wohnung führte

ah und er sah den goldenen ring an der hand des mädchens

deshalb lies er sie weiterreden und lauschte fleisig ihrer sprache


komm sagte sie plötzlich lass uns zurück ins dorf gehen denn ein mädchen

die zu lange am brunnen verweilt muss sich immer die schuld geben

doch wie schön ist es am plätschernden wasser zu plaudern


dann erhoben sie sich von ihren sitzen und wandten sich beide dem brunnen zu

noch ein blick nach hinten und eine zarte sehnsucht erfasste sie

dann nahm sie schweigend die beiden wasserkrüge am griff

sie trug sie die stufen hinauf während ihr ihr geliebter folgte

er bat sie ihm einen der krüge zu geben um die last zu erleichtern

nein lass es sein sagte sie ich trage sie besser wenn sie ausgewogen sind

auch soll der herr der befehlen soll mir keinen dienst erweisen

schau nicht so ernst auf mich dass du meinst mein schicksal sei schwierig

eine frau sollte früh lernen zu dienen denn das ist ihre berufung

da sie allein durch ihren dienst schließlich die leitung übernimmt

kommt zu dem gebührenden befehl der ihr im haushalt zusteht

früher musste die schwester auf ihren bruder und auf ihre eltern warten

das leben muss immer ein ständiges kommen und gehen bei ihr sein

oder ein holen und tragen machen und tun für andere sein

sie freut sich für sie und denkt immer dass kein weg zu beschwerlich ist

und wenn die stunden der nacht für sie wären wie die stunden des tages

wenn ihr nie eine nadel zu fein und keine arbeit zu unbedeutend erscheint

völlig vergessend gegenüber sich selbst und darauf bedacht nur in anderen zu leben

denn sie wird als mutter sicherlich aller tugenden bedürfen

wenn sie in der zeit ihrer schwäche durch die schreie ihres säuglings erregt wird

er ruft nach nahrung aus seiner schwäche und sorgen kommen zu ihrem leid hinzu

zwanzig zu einem mann zusammengebundene männer waren nicht in der lage eine solche last zu tragen

es ist auch nicht so gemeint dass sie es tun sollten doch sollten sie es mit dankbarkeit betrachten


so sprach sie und war inzwischen mit ihrem stillen begleiter gekommen

bis zum boden der scheune am äußersten ende des gartens

wo lag die kranke die sie voller freude mit ihren töchtern zurückgelassen hatte

diese spät geretteten jungfrauen waren ein schönes bild der unschuld

beide betraten die scheune und als sie das taten wurde der gerechte geehrt

in jeder hand ein kind führend kam er aus der anderen richtung herein

diese waren bisher den augen ihrer trauernden mutter entgangen

aber inmitten der menge hatte der alte mann sie jetzt entdeckt

freudig sprangen sie vorwärts um den umarmungen ihrer lieben mutter zu begegnen

und mit freude ihren bruder ihren unbekannten gefährten zu grüßen

als nächstes sprangen sie mit herzlichem gruß auf Marie zu

bitten um brot und obst vor allem aber um etwas wasser

da reichte sie das wasser herum und nicht nur die kinder

haben getrunken aber auch die kranke und ihre töchter und mit ihnen der gerechte

alle waren erfrischt und lobten das herrliche wasser

es war säuerlich im geschmack belebend und bekömmlich zum trinken


dann antwortete ihnen das mädchen mit ernstem gesicht und sagte

freunde zum letzten mal habe ich meinen krug zu eurem mund erhoben

und zum letzten mal wurden eure lippen von mir mit wasser befeuchtet

aber von nun an in der hitze des tages wenn die zugluft euch erfrischen wird

wenn ihr im schatten seid und an einem klaren brunnen ruht

denkt dann manchmal an mich und an all meine liebevollen dienste

mehr durch meine liebe als durch die pflicht die ich euch als verwandtschaft schuldete motiviert

solange ich lebe werde ich die freundlichkeit anerkennen die ihr mir erwiesen habt

es ist ein bedauern dass ich euch verlasse aber jeder ist jetzt eine last

mehr als nur eine hilfe für seinen nachbarn und alle müssen endlich zerstreut werden

weit weg durch ein fremdes land wenn uns die rückkehr in unsere heimat verwehrt bleibt

seht hier steht die jugend der wir für die geschenke dank schulden

er gab den umhang für das baby und all diese willkommenen vorräte

nun ist er gekommen und hat mich gefragt ob ich in seiner wohnung etwas machen möchte

damit ich darin seinen wohlhabenden und hervorragenden eltern dienen kann

und ich lehne das angebot nicht ab denn jungfrauen müssen immer dienen

es wäre für sie eine belastung sich auszuruhen und im haushalt versorgt zu werden

deshalb folge ich ihm gerne er scheint ein junger mann von intelligenz zu sein

und so wird es auch mit den eltern sein wie es sich für die reichen gehört

dann lebe wohl liebe freundin und mögest du dich über dein kind freuen

lebendig und in seinem gesicht schon so gesund aussehend

wenn du ihn in diesen bunten umhüllungen an deine brust drückst

o dann denke an den freundlichen jugendlichen der sie uns geschenkt hat

und die ich auch von nun an deine schwester beherbergen und nähren werde

auch du ausgezeichneter mann sagte sie als sie sich an den richter wandte

nimm meinen dank an dass ich in mancher not einen vater in dir gefunden habe

dann kniete sie sich neben der frischgebackenen mutter auf den boden

die weinende frau küssend und ihren leise geflüsterten segen entgegennehmend

unterdessen hast du verehrter richter zu siegfried gesprochen und gesagt

mit recht darfst du mein freund zu den guten meistern gezählt werden

sorge dafür dass sie ihre haushaltsangelegenheiten mit fähigen bediensteten regeln

denn ich habe oft beobachtet wie bei schafen wie bei pferden und ochsen

männer schließen niemals einen handel ab ohne sie genau zu prüfen

während er mit einem diener zusammen ist der alles bewahrt wenn er ehrlich und fähig ist

und wer wird alles verlieren und zerstören wenn er falsch an die arbeit geht

er wird uns durch einen zufall oder ein los in unsere wohnung einlassen

und wenn es zu spät ist müssen wir eine übereilte entscheidung bereuen

du verstehst die sache wie es scheint weil du dich entschieden hast

dir und deinen eltern soll im haus eine ehrliche magd dienen

halte sie vorsichtig denn solange dein haus unter ihrer obhut ist

dir und deinen eltern soll es weder an einer schwester noch an einer tochter mangeln


viele waren mittlerweile in der nähe der verwandten der mutter angekommen

bringen ihr verschiedene geschenke und kündigen passendere unterkünfte an

als alle die entscheidung der jungfrau hörten gaben sie siegfried ihren segen

gepaart mit bedeutungsvollen blicken während jeder seine besonderen überlegungen anstellte

hastig sagte einer und der andere seinem nachbarn ins ohr

wenn sie im herrn einen liebhaber findet ist für sie gut gesorgt

siegfried nahm sie endlich bei der hand und sagte dabei

lass uns gehen der tag neigt sich dem ende zu und die stadt entfernt sich

eifrig und wortreich umarmten die frauen Marie

siegfried zog sie weg aber es muss noch ein anderer abschied gesagt werden

schließlich fielen die kinder mit schreien und schrecklichem weinen über sie her

klammerten sich an ihre kleider und wollten dass ihre liebe zweite mutter sie nicht verließe

aber in befehlendem ton sagten die frauen nacheinander

still kinder sie geht in die stadt und wird euch gleich mitbringen

jede menge schöner süßer kuchen der von eurem bruder maßgeschneidert wurde

als er gerade vom storch am laden des bäckers vorbeigebracht wurde

bald werdet ihr sie mit prächtig vergoldeten zuckerpflaumen zurückkommen sehen

da verloren die kleinen ihren halt und siegfried wenn auch kaum

riss sie von weiteren umarmungen weg und weit wehenden tüchern




achter gesang



der untergehenden sonne entgegen machten sich die beiden also auf den weg

es hatte sich eng mit wolken umwickelt die ein unwetter ankündigten

aus dem schleier mal hier und mal dort mit feurigen blitzen

über dem feld schimmerte der unheilvolle blitz hervor

mögen diese drohenden himmel nicht gleich senden sagte siegfried

hagelkörner über uns und heftige regenfälle denn schön ist die ernte

und im wogenden üppigen getreide erfreuten sie sich gemeinsam

es reichte fast so hoch wie die erhabenen gestalten die sich durch es bewegten


da sprach das mädchen und sagte zu ihrem führer und gefährten

freund dem ich bald ein so gütiges vermögen schulden werde

schutz und zuhause während viele verbannte dem sturm ausgesetzt sind

erzähl mir von deinen eltern ich bitte dich und lehre mich sie kennenzulernen

sie denen ich in zukunft von ganzem herzen dienen möchte

wer seinen herrn versteht gibt leichter genugtuung

angesichts der dinge die ihm am wichtigsten erscheinen

und auf dessen taten ist sein fester wille angewiesen

sag mir also ich bitte wie ich deinen vater und deine mutter gewinnen kann

und auf ihre frage antwortete der gute und kluge siegfried

ach was für eine weisheit beweist du du gute du vorzügliche jungfrau

ich frage also zunächst einmal nach dem geschmack meiner eltern

wisse dass ich bisher vergeblich versucht habe meinem vater zu dienen

ich übernehme die verantwortung für den haushalt als wäre es mein eigener

früh und spät bei der arbeit auf den feldern und bei der überwachung des weinbergs

aber mit meiner mutter bin ich vollkommen zufrieden die meinen dienst wertschätzen kann

und du wirst in ihren augen auch als die würdigste jungfrau erscheinen

wenn dir das haus am herzen liegt so würdest du es behalten als ob es dein eigentum wäre

ansonsten liegt es beim vater der auf das äußere erscheinungsbild achtet

betrachte mich gute jungfrau nicht als einen der kalt und gefühllos ist

da du eine fremde bist erkennst du sofort meinen vater

nein ich versichere dir dass es noch nie zuvor worte wie diese gegeben hat

freiwillig von meiner zunge fallen gelassen die es nicht gewohnt ist zu plappern

aber aus meiner brust lockst du jedes geheimnis heraus

einige der gnaden des lebens die sich mein guter vater für sich wünscht

er wünscht sich äußere zeichen der zuneigung und der ehre

und ein minderwertiger diener könnte möglicherweise genugtuung geben

der könnte diesen zur rechenschaft ziehen während er mit einem besseren unzufrieden sein könnte


daraufhin sagte sie voller freude während sie ihre schritte beschleunigte

mit sanften bewegungen beschleunigte sie über den immer dunkler werdenden weg

wahrlich ich hoffe dass ich beiden gleichermaßen genugtuung bereiten werde

denn in der natur deiner mutter finde ich eine solche wie meine eigene

und an die äußeren anmutungen bin ich seit meiner kindheit gewöhnt

höflichkeit wurde von unseren franzosen sehr geschätzt

während ihrer früheren tage es war den adligen und bürgern gemeinsam

was den bauern betrifft so machte es jeder zur herrschaft seines haushalts

auf der seite der deutschen waren die kinder also ebenfalls daran gewöhnt

täglich mit handküssen und knicksen zu den eltern zu bringen

gute wünsche für den morgen und den ganzen tag über hübsche manieren

alles was ich so gelernt habe und woran ich seit meiner kindheit gewöhnt bin

alles was meinem herzen vorschlagen wird soll für deinen vater in die tat umgesetzt werden

aber wer soll mir von dir erzählen und wie du behandelt werden sollst?

du bist der einzige sohn des hauses und von nun an mein herr


so sagte sie und während sie sprach standen sie unter dem birnbaum

vom himmel herab verströmte der vollmond seinen glanz

die nacht war angebrochen und der letzte strahl des sonnenlichts war völlig verdunkelt

damit gegensätzliche massen nebeneinander liegen

klar und hell wie der tag und schwarz von den schatten der mitternacht

dankbar fiel siegfried die freundlich gestellte frage ins ohr

im schatten des herrlichen baumes dem ort den er so schätzte

der erst heute morgen zeuge der tränen geworden war 

die er wegen der verbannten vergossen hatte

und während sie sich hinsetzten um sich hier ein wenig auszuruhen

so sprach der verliebte jüngling als er die hand des mädchens ergriff

erlaube mir deinem herzen eine antwort zu geben und folge ihr in allen dingen frei

doch er wagte nichts weiter zu sagen obwohl es so günstig war

es schien die stunde gekommen zu sein er fürchtete 

dass er sich bei einer weigerung nur beeilen sollte

ah und er fühlte außerdem den ring an ihrem finger ein trauriges zeichen

deshalb saßen sie still und leise nebeneinander


zuerst sprach das mädchen wie süß ist dieses herrliche mondlicht

sie sagte schließlich es ist wie das licht des tages in seiner helligkeit

dort in der stadt sehe ich deutlich die häuser und höfe

und im giebel ich glaube ich kann die scheiben nummerieren ist ein fenster


was du siehst antwortete ihr der bescheidene jüngling

was du siehst ist unsere wohnung zu der ich dich hinabführe

und das fenster da drüben gehört zu meinem zimmer auf dem dachboden

das wird vielleicht deins sein denn es finden verschiedene veränderungen statt

auch alle diese bereiche gehören uns sie sind morgen reif für die ernte

hier im schatten werden wir uns ausruhen und unsere mittagserfrischung genießen

aber es ist zeit dass wir unseren abstieg durch den weinberg und den garten beginnen

denn bemerkst du wie die drohende sturmwolke immer näher kommt

mit blitzen aufgeladen und bereit unseren schönen vollmond auszulöschen?


sie standen also von ihren sitzen auf und stiegen hinab über die kornfelder

durch das üppige korn die helligkeit des abends genießend

bis sie zum weinberg kamen und so in seinen schatten traten

dann führte er sie über die zahlreichen liegenden blöcke hinunter

der weg war rau und unbehauen und diente als stufen der gasse

langsam stieg das mädchen herab und legte ihre hände auf seine schulter

während der mond sie mit unsicheren strahlen durch die blätter übersah

bevor luna von der wolke verschleiert wurde ließ sie das paar in der dunkelheit zurück

sorgfältig stützte siegfrieds kraft die jungfrau die über ihm hing

aber da sie den weg und die grob behauenen stufen die ihn hinunterführten nicht kannte

sie verlor den halt ihr knöchel verdrehte sich und sie wäre sicher gestürzt

hätte der geschickte jüngling nicht augenblicklich seinen arm ausgestreckt

und ihr geliebter unterstützte sie sie sank sanft auf seine schulter

brust an brust und wange an wange gepresst so stand er da

als marmorstatue fixiert hält ihn die willenskraft standhaft

er zog sie nicht näher an sich heran sondern wehrte sich gegen ihren druck

so fühlte er die herrliche last die wärme ihrer brust

und den duft ihres atems der über ihre lippen ausströmte

er trägt mit dem herzen eines mannes die majestätische gestalt der frau


aber sie sagte spielerisch und verbarg den schmerz den sie erlitten hatte

das ist ein zeichen des unglücks so würden uns ängstliche menschen sagen

wenn wir uns einem haus nähern stolpern wir nicht weit von der schwelle entfernt

und für mich selbst gestehe ich könnte ich mir ein glücklicheres omen wünschen

lass uns hier eine weile verweilen damit deine eltern dir keine vorwürfe machen müssen

wenn du ein hinkendes mädchen siehst scheinst du ein inkompetenter zu sein




neunter gesang



muse o du die den weg der wahren liebe so bereitwillig begünstigst

du die bisher auf seinem weg den hervorragenden jugend geleitet hast

schon vor der verlobung drückte er das mädchen an seine brust

deine hilfe sichert diesem bezaubernden paar weiterhin die vereinigung

sofort zerstreust du die wolken die über ihrem glück hängen

doch erkläre zunächst einmal was mittlerweile beim löwen vor sich geht


nun war zum dritten mal wieder die ungeduldige mutter eingetreten

wo waren die männer versammelt die besorgt waren aber jetzt hatte sie aufgegeben

sie sprach vom aufziehenden sturm und der raschen verdunkelung des mondlichts

dann über den späten aufenthalt ihres sohnes im ausland 

und die gefahren des einbruchs der dunkelheit

sie tadelte ihre freunde scharf dass sie ohne von der jungfrau zu sprechen

und ohne ihn zu drängen hatten sie sich so früh von siegfried getrennt


mach es nicht schlimmer als es ist antwortete der vater unzufrieden

denn wie du siehst verweilen wir und warten auf den ausgang


doch ruhig antwortete der nachbar von seinem platz aus

in solchen unruhigen stunden verliere ich niemals die dankbarkeit

an meinen verstorbenen gesegneten vater der voller ungeduld war

als ich ein kind war riss er es mir aus dem herzen und hinterließ keine fasern mehr

so lernte ich sofort wie keiner eurer weisen zu warten


erzähle uns erwiderte der pfarrer von welchen tricks er gebrauch gemacht hat

das erzähle ich gerne denn jeder kann daraus eine lehre ziehen

so antwortete der nachbar als junge stand ich einmal an einem sonntag

voller ungeduld und gespannt nach der kutsche ausschau haltend

die sollte uns zur quelle tragen die unter den linden liegt

trotzdem kam der kutscher nicht ich rannte wie ein wiesel mal hierhin mal dorthin

treppen hinauf und hinunter und vorwärts und rückwärts zwischen der tür und dem fenster

sogar meine finger juckten danach sich zu bewegen ich habe auf den tischen gekratzt

ich stampfte und stampfte herum und konnte mich kaum vom weinen abhalten

alles wurde von dem ruhigen mann beobachtet aber endlich als meine torheit

zu weit getragen wurde am arm nahm er mich leise

führte mich zum fenster und sprach in dieser ernsten sprache

siehst du dort die tischlerwerkstatt die sonntags geschlossen ist?

er wird morgen wieder öffnen wenn hammer und säge gestartet werden

und wird die arbeit von morgens bis abends durchhalten

aber bedenke folgendes der tag wird bald kommen

wenn dieser mann selbst und alle seine arbeiter in aufruhr sein werden

einen sarg für dich anzufertigen schnell und fachmännisch fertig

dann werden sie eifrig das bretterhaus hierher bringen

das endlich die ungeduldigen und geduldigen gleichermaßen empfangen muss

und das soll demnächst mit dichtem dach abgedeckt werden

sofort sah ich das ganze in meinem kopf als ob es so wäre

sah wie die bretter zusammenpassten und sah wie die schwarze farbe vorbereitet wurde

dann setzte ich mich geduldig hin und wartete schweigend auf die kutsche

wenn ich jetzt andere sehe in zeiten ängstlicher erwartung

rennen zerstreut umher muss ich an den sarg denken


lächelnd antwortete der pfarrer das ergreifende bild des todes steht fest

nicht als schrecken für die weisen und nicht als ende für die frommen

diejenigen die es wieder ins leben drängt und lehrt es zu nutzen

diese werden durch bedrängnis in der hoffnung auf zukünftige erlösung gestärkt

der tod wird für beide zum leben dein vater hat sich sehr geirrt

als einem sensiblen jungen der tod im tod so dargestellt wurde

lass uns den wert des edlen reifen alters dem jungen mann verdeutlichen

und den alten dden wert der jugend im ewigen fortschritt

beide mögen sich freuen und das leben im leben möge so seine vollendung finden


doch nun öffnete sich die tür und zeigte das majestätische paar

die freunde waren voller staunen und die liebevollen eltern waren erstaunt

zu sehen dass die gestalt des mädchens so gut mit der ihres geliebten übereinstimmte

ja die tür schien zu niedrig um den großen gestalten den eintritt zu ermöglichen

als sie nun zusammen auftauchten kamen sie über die schwelle


siegfried stellte sie seinen eltern mit hastigen worten vor

hier ist ein mädchen sagte er so eine wie ihr wollt im haushalt

nimm sie freundlich auf lieber vater sie hat es verdient und du mutter

frage sie sofort nach allem was zu den pflichten einer haushälterin gehört

damit ihr seht wie sehr sie es verdient dass ihr beiden ihr näher seid


dann zog er den hervorragenden geistlichen schnell beiseite und sagte

hilf mir o würdiger herr und schnell aus dieser not heraus

löse ich bitte dich diesen knoten vor dessen lösung ich zittere

wisse dass ich die jungfrau nicht aus liebe hierher gebracht habe

sondern sie glaubt dass sie als dienerin ins haus kommt und ich zittere

damit sie nicht aus unmut flieht sobald von einer heirat die rede ist

aber sei es gleich entschieden denn sie irrt nicht mehr

so soll es bleiben und ich kann diese spannung nicht länger ertragen

beeile dich und zeige uns darin einen beweis der weisheit die wir ehren


der geistliche wandte sich sofort der gesellschaft zu

aber leider schon wäre die seele der jungfrau beunruhigt gewesen

die rede des vaters zu hören denn er in seiner geselligen art

hatte sie mit diesen spielerischen worten in der freundlichsten absicht angesprochen

ja das ist gut mein kind mit freude nehme ich das wahr mein siegfried

hat den guten geschmack seines vaters den er in jungen jahren oft bewiesen hat

immer die schönsten zum tanzen herauszuführen und die schönsten mitzubringen

endlich als seine frau zu hause das war unsere liebe kleine mutter

denn an der braut die ein mann wählt können wir beurteilen was er selbst ist

sagt was der geist in ihm ist und ob er seinen eigenen wert spürt

du selbst brauchtest auch nicht viel zeit um eine entscheidung zu treffen

denn ehrlich gesagt denke ich ist es keine schwierige person ihm zu folgen


siegfried hatte es nur zum teil gehört seine glieder zitterten innerlich

und plötzlich herrschte im ganzen kreis stille


aber durch diese spöttischen worte denn sie konnte nicht umhin sie für solche zu halten

verwundet und bis in die tiefen ihrer seele verletzt die vortreffliche jungfrau

stand während das flüchtige blut über ihre wangen und sogar bis zu ihrer brust floss

hat seine flut eingegossen aber sie beherrschte sich selbst und sammelte ihren mut

dem alten mann antwortete so ihren schmerz nicht ganz verbergend

wahrlich auf einen solchen empfang hatte mich dein sohn in keiner weise vorbereitet

als er die lebensart seines vaters beschrieb des vortrefflichen bürgers

du bist ein gebildeter mann das weiß ich vor dem ich stehe

gehst mit jedem weise um je nachdem wie es seiner stellung entspricht

aber du hast anscheinend kaum mitleid mit jemandem wie mir

die als ein armes mädchen übertritt jetzt deine schwelle mit der absicht dir zu dienen

sonst hättest du mich mit solch bitterem spott nicht daran erinnern können

wie weit ist mein vermögen von deinem und deinem sohn entfernt ist

wahrlich ich komme arm in dein haus und bringe nichts mit als mein bündel

hier gibt es jede fülle um die wohlhabenden bewohner zu erfreuen

dennoch weiß ich es selbst gut ich spüre die beziehungen zwischen uns

sprich ist es edel mich gleich mit so viel spott zu begrüßen

dass ich aus dem haus geschickt werde während mein fuß noch kaum auf der schwelle steht?


besorgt drehte sich siegfried um und gab seinem verbündeten dem pfarrer ein zeichen

dass er zur rettung eilen und die täuschung sofort zerstreuen sollte

da trat der weise mann hastig vor und blickte auf das mädchen

tränen in den augen ihr stiller schmerz und ihre unterdrückte empörung

und in seinem herzen fühlte er sich nicht sofort dazu gedrängt die verwirrung aufzuklären

eher um den unruhigen geist des mädchens auf die probe zu stellen

deshalb sagte er zu ihr in einer sprache die sie auf die probe stellen wollte

wahrlich du im ausland geborenes mädchen du hast nicht reiflich darüber nachgedacht

als du dich allzu voreilig entschlossest in den dienst von fremden zu treten

das alles ist damit gemeint dass du dich der herrschaft eines herrn unterstellst

denn durch unsere hand wird das schicksal des jahres bestimmt

und schon ein einziges ja erfordert viel geduldiges durchhaltevermögen

nicht das schlimmste am dienst sind die mühsamen schritte die unternommen werden müssen

weder der bittere schweiß einer unaufhörlichen arbeit

denn der fleißige freie muss genauso schuften wie der diener

aber man muss die launen des meisters ertragen wenn er zu unrecht tadelt

oder wenn er im widerspruch zu sich selbst mal dies mal das andere anordnet

ertragen auch die gereiztheit der herrin die leicht verärgert ist

und mit der unhöflichen überheblichen art unmanierlicher kinder

es ist schwer das alles zu ertragen und dennoch seinen pflichten nachzukommen

schnell und ohne verzögerung wirst du nicht mürrisch und stur

doch dafür scheinst du ungeeignet zu sein da du schon so tief darin bist

gestochen von den scherzen des vaters wobei es nichts gewöhnlicheres gibt

als dass ein mädchen wegen einer jugend gehänselt wird die vielleicht gefällt


so sprach er das mädchen hatte die volle kraft seiner sprache gespürt

und sie hielt sie nicht mehr zurück aber mit leidenschaftlichem ausbruch ihrer gefühle

ein schluchzen brach aus ihrer jetzt wogenden brust hervor

und während die kochend heißen tränen über sie herabflossen antwortete sie sofort

ah dieser vernünftige mann der uns im kummer rat geben will

weiß nicht wie wenig kraft seine kalten worte zur linderung haben

immer ein herz von dem leid das ein souveränes schicksal verursacht hat

ihr seid wohlhabend und glücklich wie sollte euch denn eine höflichkeit verletzen?

doch schon die leichteste berührung ist für den kranken eine quelle des schmerzes

ja die verschleierung selbst hätte wenn sie erfolgreich wäre nichts genützt

zeigt jetzt besser was sich später zu einer bittereren qual entwickelt hatte

und vielleicht hätte mich eine innerlich verzehrende verzweiflung reduziert

lass mich zurückgehen denn hier in diesem haus kann ich nicht länger verweilen

ich werde weggehen und auf der suche nach meinen unglücklichen gefährten umherwandern

die ich in ihrer not verlassen habe ich allein wähle das bessere

das ist mein fester entschluss und deshalb darf ich ein geständnis ablegen

was vielleicht jahrelang in meiner brust verborgen gelegen hätte

die spöttischen worte des vaters schmerzten mich tatsächlich zutiefst

nicht dass ich sensibel oder stolz wäre über das hinaus was einer dienerin gebührt

sondern dass mein herz tatsächlich das gefühl hatte von zuneigung erfüllt zu sein

gegenüber der jugend die mir heute als retter erschienen war

als er mich zum ersten mal dort auf der straße zurückließ blieb er noch präsent

verfolgte jeden meiner gedanken ich stellte mir das glückliche mädchen vor

die als braut vielleicht schon sein herz erwählt hatte

als ich ihn am brunnen wieder traf erweckte sein anblick

eine so große freude als wäre mir ein engel vom himmel begegnet

und mit welcher freude folgte ich als ich gebeten wurde als seine dienerin zu kommen

es ist wahr dass ich mir in meinem herzen geschmeichelt habe ich werde es nicht leugnen

während wir hierher kamen könnte ich ihn vielleicht verdienen

sollte ich endlich das wichtige familienmitglied werden

jetzt muss ich leider zum ersten mal sehen welches risiko ich eingegangen bin

als ich dem heimlich geliebten menschen mein zuhause so nahe bringen wollte

spüre jetzt zum ersten mal wie weit ein armes mädchen entfernt ist

kommt er aus einer wohlhabenden jugend egal wie großartig sie es verdient

das alles bekenne ich jetzt damit ihr mein herz nicht falsch interpretiert

dabei wurde es durch einen zufall verletzt dem ich mein erwachen verdanke

diese angst verbarg meine geheimen wünsche und war schon immer vor mir

dass er sich eines tages eine braut in seine wohnung bringen würde

und ach wie hätte ich dann unter meiner inneren qual leiden können

glücklicherweise wurde ich gewarnt und habe nun meinen busen befestigt

ich wurde von seinem geheimnis befreit obwohl es doch ein heilmittel für das übel gibt

aber nicht mehr ich habe gesprochen und jetzt wird mich nichts mehr aufhalten

länger hier in einem haus in dem ich bleibe aber in scham und verwirrung

ich bekenne frei meine liebe und die törichte hoffnung die ich hege

nicht die nacht die im ausland von sinkenden gewitterwolken bedeckt ist

nicht das grollen des donners ich höre seinen klang soll mich abschrecken

nicht das fallen des regens der draußen wütend schlägt

weder der tosende sturm denn all das habe ich gelitten

während unserer traurigen flucht und während der nächste feind uns verfolgte

nun gehe ich wieder hinaus wie ich es so lange gewohnt bin

vom wirbel der zeit mitgerissen und von allem getrennt

lebt wohl ich zögere nicht länger jetzt ist alles vorbei


so sprach sie und zurück zur tür drehte sie sich hastig um

sie trug immer noch ihr bündel unter dem arm wie sie es mitgebracht hatte

doch mit beiden armen ergriff die mutter das mädchen

umklammerte ihre taille und rief erstaunt und verwirrt aus

sag mir was bedeutet das alles? und sag diese müßigen tränen was bedeuten sie?

ich lasse dich nicht gehen du bist die verlobte meines siegfried


doch der vater stand immer noch da und beobachtete die szene mit unmut

schaute das weinende mädchen an und sagte in verärgertem ton

dies muss dann die belohnung sein die ich für all meine nachsicht bekomme

dass am ende des tages das lästigste aller dinge passieren sollte

denn es gibt nichts was ich weniger ertragen kann als weibisches weinen

heftige schreie die nur unordnung und leidenschaft beinhalten

was mit ein wenig gespür sanfter eingestellt werden könnte

erledigt die sache selbst ich gehe ins bett ich habe keine geduld

länger um ein zuschauer dieser wunderbaren taten zu sein

während er sprach drehte er sich schnell um und beeilte sich in die kammer zu gehen

wo er zu ruhen pflegte und sein ehebett stehen blieb

aber er wurde von seinem sohn festgehalten der flehend sagte

vater eile nicht von uns und sei nicht zornig auf das mädchen

ich nur ich trage die schuld an all dieser verwirrung

was unser freund durch seine verstellung unerwartet verstärkte

sprich oh würdiger herr denn dir habe ich meine sache anvertraut

schüre nicht kummer und zorn sondern lass dies alles ein ende haben

denn ich könnte dich nie wieder so hoch schätzen

wenn du nur freude am schmerz zeigen würdest nicht überragende weisheit


darauf antwortete und sagte der ausgezeichnete geistliche lächelnd

sag mir welches andere mittel hätte dieses bezaubernde geständnis hervorrufen können

von den lippen der guten jungfrau und so ihre zuneigung offenbart?

hat sich deine not nicht sofort in freude und entzücken verwandelt?

deshalb sprich für dich selbst was braucht es die zunge eines anderen?


daraufhin trat siegfried vor und sprach mit diesen liebevollen worten

bereue deine tränen nicht noch bereue diese vorübergehenden nöte

denn sie vollenden meine freude und darf ich das nicht hoffen auch deine?

die fremde die vortreffliche jungfrau nicht als dienerin zu engagieren

zum brunnen kam ich aber um deine liebe zu erbitten bin ich hierher gekommen

nur leider mein ängstlicher blick könnte die neigung deines herzens 

nirgendwo wahrnehmen ich lese in deinen augen nichts als freundlichkeit

wie aus dem ruhigen spiegel des brunnens grüßtest du mich

könnte ich dich nur nach hause bringen die hälfte meiner freude war erfüllt

aber du vervollständigst es mir jetzt o gesegnet seist du dafür

da blickte das mädchen mit tiefer rührung auf das jüngling

keiner verbot ihnen sich zu umarmen und zu küssen der gipfel der verzückung

wenn sie einem liebenden paar als die ersehnte gewissheit kommen

versprechen eines lebens voller glückseligkeit das ihnen jetzt endlos erscheint


den anderen hatte der pfarrer inzwischen eine erklärung gegeben

aber mit gefühl und anmut ging die jungfrau nun auf den vater zu

neigte sie vor ihm und küsste die hand die er am liebsten zurückgehalten hätte

sagte du wirst wahrlich gerecht sein und jemandem vergeben der so erschrocken war wie ich

zuerst wegen meiner tränen der not und jetzt wegen der tränen meiner freude

dieses gefühl vergib mir und oh vergib mir auch das

denn ich kann das glück das mir neu beschert wurde kaum begreifen

ja lass den ersten ärger dessen ich verwirrt schuldig war

sei er auch der letzte was auch immer die magd des liebevollen dienstes

treu versprochen wird es dir nun von der tochter erfüllt werden

sofort umarmte der vater sie seine tränen verbergend und umarmte sie

auch herzlich trat die mutter vor und küsste sie inbrünstig

sie drückte ihre hände in ihre eigenen die weinenden frauen schwiegen


daraufhin ergriff schnell der gute und kluge pfarrer

zuerst die hand des vaters und den ehering zog er von seinem finger 

auch nicht so leicht der finger war prall und hielt ihn fest

dann nahm er auch den ring der mutter und verlobte mit ihnen die kinder

sagte diese goldenen ringe erfüllen wieder einmal ihr amt

fest wird ein band euch vereinen das in allen dingen dem alten gleich sein wird

dieser junge mann ist zutiefst von der liebe zum mädchen erfüllt

und wie die jungfrau gesteht ist auch ihr herz bei ihm

hier verlobe ich euch und segne euch für die kommenden jahre

mit zustimmung der eltern und mit diesem freund als zeugen


da grüßte der nachbar sofort und äußerte seine guten wünsche

aber als der geistliche nun den goldenen reif zog

über die hand des mädchens hinweg beobachtete er mit erstaunen den anderen ring

den siegfried bereits ängstlich am brunnen bemerkt hatte

und mit einem freundlichen spott wandte er sich daraufhin an sie

also dann ist das deine zweite verlobung? hoffen wir dass es der erste bräutigam ist

ein anderer darf nicht am altar erscheinen und so die ehe verbieten


aber sie antwortete und sagte oh lassen sie mich auf diese erinnerung zurückkommen

doch einen moment widmen denn dem guten geber gebührt so viel

er der es beim abschied schenkte und nie zu seinen verwandten zurückkehrte

alles was kommen würde sah er voraus als die leidenschaft für die freiheit in eile war

als der wunsch entsteht in der neu veränderten ordnung der dinge zu funktionieren

drängte es ihn weiter nach paris wo ihm ketten und tod begegneten

lebe wohl waren seine worte ich gehe denn alles ist in bewegung

nun ist es eine zeit lang auf der erde und alles scheint sich zu trennen

selbst in den stabilsten staaten lösen sich grundlegende gesetze auf

eigentum fällt aus der hand des alten besitzers

freund trennt sich vom freund und so trennt sich liebhaber vom liebhaber

hier verlasse ich dich und wo werde ich dich wiederfinden oder ob jemals

wer kann es sagen? vielleicht sind diese worte unsere letzten gemeinsamen

der mensch ist hier auf der erde nur ein fremder wird uns mit gutem grund gesagt

und jeder von uns ist jetzt fremd geworden mehr als je zuvor

der boden gehört uns nicht mehr und unsere schätze verändern sich alle

silber und gold lösen sich von ihren altbewährten mustern

alles ist in bewegung als würde die bereits geformte welt ins chaos geraten

soll sich rückwärts in die nacht auflösen und sich neu formen

mein herz wirst du behalten und sollten wir jemals vereint sein

über den ruinen der erde wird es wie neu geschaffene kreaturen sein

verwandelte und freie wesen nicht mehr vom glück abhängig

denn nichts kann einen mann fesseln der tage wie diese durchlebt hat

aber wenn es nicht so sein sollte dass diese gefahren glücklich vorüber sind

immer wieder wird uns die glückseligkeit gegenseitiger umarmungen geschenkt

oh dann behalte mein schwebendes bild vor deinen gedanken

dass du mit unerschütterlichem geist zum guten oder zum bösen bereit bist

sollten dich neue bindungen und eine neue wohnung wieder locken

tritt mit dankbarkeit in die freuden ein die das schicksal dir bereiten wird

liebe diejenigen die dich lieben sei denen dankbar die freundlichkeit zeigen

aber dein unsicherer fuß sollte noch leicht gepflanzt werden

denn es lauert der doppelte schmerz einer erneuten trennung

segen begleite dein leben aber der wert der existenz ist nicht höher

als deine anderen besitztümer und alle besitztümer sind betrug

so sprach der edle jüngling und ich sah ihn nie wieder

mittlerweile habe ich alles verloren und tausendmal an seine warnung gedacht

auch hier denke ich an seine worte wenn sich die liebe süß vorbereitet

glück für mich von neuem und herrliche hoffnungen erwachen wieder

oh vergib mir ausgezeichneter freund auch wenn ich dich halte

an meiner seite zittere ich so dem spät gelandeten seemann

scheinen die solidesten fundamente der feststen erde zu wanken


so sprach sie und steckte die beiden ringe an ihren finger

aber ihr geliebter antwortete mit einer edlen und männlichen emotion

umso fester inmitten dieser allgemeinen erschütterungen

sei Marie unsere vereinigung wir zwei werden festhalten und weitermachen

wir bewahren uns selbst und das recht auf unseren großen besitz

denn der mann der in unsicheren zeiten im geiste schwankt

verstärkt nur das böse und verbreitet es immer weiter

während der die welt umgestaltet der seinen geist unerschütterlich behält

dem deutschen steht es schlecht diesen furchtbaren aufregungen nachzugeben

ein ausdruck des fortbestehens oder des hin und her neigens

das ist unser eigenes lass das unser wort sein und lass es uns aufrechterhalten

denn diesen entschlossenen völkern wird immer respekt zuteil werden

wer für gott und die gesetze für eltern frauen und kinder

sie kämpften und starben während sie gemeinsam mit der front zum feind standen

du gehörst mir und jetzt gehört das was mir gehört mehr denn je mir

nicht mit angst und zitternder freude werde ich es bewahren

eher mit mut und kraft sollte heute der feind drohen

oder rüste mich in zukunft selbst aus und gib mir meine waffen

lass mich wissen dass mein haus und meine lieben eltern unter deiner obhut stehen

o dann kann ich mit sicherheit meine brust dem feind aussetzen

und wenn nur jeder so gesinnt wäre wie ich gäbe es einen nachwuchs

macht gegen macht und der frieden sollte uns alle mit seiner freude wiederkehren





FAUST


ZUEIGNUNG


Der oft gefunden Trost bei Vater Goethe,

Der singt nun voller Trauer Hosianna,

Denn Sie ist hin, die blies die Knochenföte,

Und deren Mund war süßer noch als Manna.

Adieu denn! Bis zur Jüngsten Morgenröte!

Dir weih ich diese wilden Verse, Anna!

Was Goethe baute auf in vierzig Jahren,

Hier ist es in drei Tagen zu erfahren.



ERSTER TEIL


PROLOG IM HIMMEL


(Der Herr Zebaoth, die himmlischen Heere. Später Asmodäus. Die drei Erzengel Sankt Michael, Sankt Gabriel und Sankt Raphael erscheinen.)


SANKT RAPHAEL

Die Sonne singt in alter Weise

In heiliger Geschwister Chor,

Bei ihrer großen Sphärenreise

Oft kommen Donnerschläge vor.

Die Engel stehn, sich zu ergötzen,

Ein jeder Engel, wie er mag.

Das Spiel nach ewigen Gesetzen

Ist lustig wie am ersten Tag.

SANKT GABRIEL

Du kannst das Beste doch nicht fassen,

Wie Mutter Erde sich bewegt,

Mal von der Sonne übergossen,

Mal samtnes Schwarz sich niederlegt.

Da bäumt sich auf die See mit Schäumen

Und spritzt aus tiefem Felsenspalt

Und geistig Wassernymphen träumen,

Die Erde leidet die Gewalt!

SANKT MICHAEL

Und wilde Stürme, immer reger,

Von Land zu See, von See zu Land,

Die wilde Jagd, der wilde Jäger,

Der Jäger steckt das Haus in Brand.

Ein Blitz, ein Schlag vom Donnerhammer,

Der Hammer donnert immerzu.

Dein Sklave, Gott, in seiner Kammer

Liegt da in schönster Seelenruh.

DIE DREI

Die Engel stehn, sich zu ergötzen,

Ein jeder Engel, wie er mag.

Das Spiel nach ewigen Gesetzen

Ist lustig wie am ersten Tag.

ASMODÄUS

Herr, wieder gibst du eine Audienz,

Willst hören, ob wir sind mit dir zufrieden.

Sonst gnädig auch, mein Gott in Evidenz,

Bescheiden hab ich mich zu dir beschieden.

Alexandriner auf Franzosenweise

Kann ich nicht machen, wie der Franke macht,

Doch sollst du lächeln, Gottheit, lieblich leise,

Hat Jesus doch mit Kindern auch gelacht!

Vom Universum weiß ich nicht zu reden,

Von Adam doch und Eva nackt in Eden,

Und jeder Mann behauptet, er hab Recht,

Er sei ein Mann vom göttlichen Geschlecht!

Doch ist es wie beim ersten Sündenfall

Gleich nach des Weltalls allererstem Knall,

Da Adam pflückte sich die Feige weg:

Auf Evas linker Brust den Schönheitsfleck!

Der Mann doch lebte glücklich seine Brunft,

Wenn du ihm nicht gegeben die Vernunft.

Ja, graut dir nicht, siehst du das Affentier?

Von hinten auf die Kuh dringt ein der Stier.

Bei Tieren wohl geschieht das dann und wann,

Wenn aber viehisch sich verhält der Mann,

Wenn er es nicht gesteht dem Ohrenpriester,

So ist er bestialischer als Biester.

O Majestät, geschehe Euer Wille!

Der Mann erscheint mir ähnlich einer Grille,

Die vor der Pforte der Geliebten zirpt,

Ums Plätzchen an dem warmen Ofen wirbt,

Allmorgentlich in feuchten Nebelschwaden

Süß zirpt wie die französischen Zikaden,

Meint, seine Stimme sei wie Orpheus stark,

Hüpft einfach in den allerersten Quark!

HERR ZEBAOTH

Was läuft dir sonst noch über deine Galle?

Verklagst du nicht die Menschensöhne alle?

Bist du mit dem, was weise ich beschieden,

Mit meiner Liebesgunst denn nie zufrieden?

ASMODÄUS

Nein, Donnerer, mit deinem Donnerhammer,

Mich jammert so des armen Menschen Jammer

Und ich kann nur noch lamentieren, klagen!

Frau Armut selber wag ich nicht zu plagen!

HERR ZEBAOTH

Kennst du den Doktor Johann Faustus recht?

Der Dulder Hiob ist mein bester Knecht!

ASMODÄIS

Der Doktor Mysticus der Kabbala?

Mein Drittes Auge ihn heut morgen sah,

Wie geistig seinen Esel er geritten,

Beflügelt ist ins Paradies geglitten.

Vom Himmel will er Lämmerwolken pflücken

Und auf der Erde weiche Weiber ficken.

Herr! Bleibe hart bei solcherlei Begehren,

Sollst ewig eine Vulva ihm verwehren,

Er wäre nach dem Akte schlaff und matt

Und all sein Liebeshunger doch nicht satt,

Denn wie nach den Mätressen einst die Fürsten,

Ist in ihm ewig-ewigliches Dürsten!

HERR ZEBAOTH

Geht er auch in der Gottesfinsternis,

Will dringen er in jeglichen Abyss,

Einst wird entschleiern sich die Gotteswahrheit,

Er schaut die Gottheit dann in bloßer Klarheit!

Und liebt und hofft er, weiß er auch zu schweigen,

Die Ewigkeit einst schenkt ihm ihre Feigen!

ASMODÄUS

Ha! Majestät, ich packe Euren Knecht,

Den Faust, an seinem göttlichen Geschlecht,

Versuche ihn mit Geld und Macht und Sex,

So ist er bald der lieben Gottheit Ex!

HERR ZEBAOTH

Geh, Asmodäus, prüfe meinen Knecht,

Ich aber sprech aus Gnade ihn gerecht.

Versuche ihn mit Unzucht, ob er fehle,

Doch Mein bleibt seine gottgeweihte Seele!

ASMODÄUS

Wohlan, ich geh wie andre Gottesboten,

Versuchen kann ich ja nicht mehr die Toten,

Versuchen will ich jene, die noch leben,

Die Männer, die vor Weiberbrüsten beben!

Die Toten, Herr, die kann ich nicht mehr packen,

Die Lebenden jedoch mit prallen Backen!

Was soll mir in dem Grabe das Skelett?

Die leben, lock ich in der Unzucht Bett!

HERR ZEBAOTH

Gut, Asmodäus, Doktor Faust sei dein,

Versuche ihn, ob er die Quelle rein

Der Liebe, dieser Herrscherin von Sternen,

Verlassen wird für schmutzige Zisternen?

Und wenn vergebens meine Gnade quölle,

Kommt er zum Teufel in die Feuerhölle!

Doch, Dämon, sei beschämt, musst du bekennen:

Allein muß ich im Pfuhl aus Feuer brennen,

Der Wahre Mensch ist mir zur Last geworden,

Zur Last – und nicht zur Lust im Wollust-Orden!

ASMODÄUS

Gut, geh ich zu den Dornen und den Nesteln,

Ich will ihn mit dem Nesselhemde fesseln,

Versuch ihn, nichts als Lust um Lust zu suchen,

Mit geilen Huren will ich ihn versuchen,

Und will es mir mit Huren nicht gelingen,

Die schon so manchen freien Christen fingen,

Ich Dämon bleibe dennoch unverzagt,

Versuche ihn mit einer frommen Magd!

Er buhlt mir noch um ihre Apfelwangen!

Verflucht ist er wie andre kluge Schlangen,

Soll wie die Schlange und wie andre Lurche

Mir kriechen durch die schwarze Ackerfurche!

HERR ZEBAOTH

Du hast den freien Willen, freier Geist,

Ob du auch unrein bist und Dämon heißt,

Zur Erde geh hinab von Zions Hügel,

Sei einsichtsvoll und klug wie Eulenspiegel.

Der Mann, ich rufe ihn, sich aufzuraffen,

Mit seiner Schöpferkraft ein Werk zu schaffen,

Und sehnt er sich nach absoluter Ruh,

Geselle ich ihm einen Bruder zu.

Der Freund und Bruder, das ist ohne Zweifel

Sein Schatten oder auch sein eigner Teufel.

Ihr aber, meine gottgetreuen Engel,

Gehorsam ihr der Jungfrau ohne Mängel,

Den Menschen führt ins Land von Seim und Butter,

Gott liebt den Menschen ja wie eine Mutter!

So soll der Mann in seines Gottes Namen

Zur Engelsernte säen seinen Samen.


(Der Himmel schließt sich.)


ASMODÄUS

So ab und an hör ich doch gern den Vater,

In Uranos den liebevollen Pater.

Ich möcht mit meinem Gott und Herrn nicht brechen,

Der menschlich mit Dämonen weiß zu sprechen.



NACHT. FAUST IN SEINER ZELLE.


FAUST

Ich las so manchen Philosophen,

Gold aus der Weisheit Feuerofen,

Doch fand ich nicht die Dame Chockmah.

Ich kenn der Theologen Dogma

Und auch die Politik der Staaten

Und leider, ach, die Advokaten!

So steh ich nun als Tor der Toren,

Als hätt ich den Verstand verloren!

Geworden bin ich ein Magister,

Ein Doktor auch wie die Geschwister.

Seit sieben Jahren bin ich Lehrer

Und mach es meinen Schülern schwerer

Und schwerer Jahr um Jahr, sie müssen

Erkennen, dass sie gar nichts wissen,

Ob sie es auch nicht wollen leiden,

Doch sollen bleiben sie bescheiden.

Ich aber bin nicht wie die Affen,

Die Wissenschaftler und die Pfaffen.

Ich lob mir schöpferischen Zweifel

Und habe keine Angst vorm Teufel.

Doch seit ich Weisheit zu mir nahm

Mit Löffeln, fühl ich Gram, nur Gram,

Seit ich geheime Einsicht seh,

Ich fühle in der Seele Weh.

O Demut! Dies ist einzusehen:

Ich kann die Gottheit nicht verstehen!

Ich habe mich des Amts entledigt,

Ich hab schon lang nicht mehr gepredigt

Und allen Weisheit angeboten,

Ich gleiche mehr den Idioten,

Bei all der Vielgelehrten Tanz

Bin ich der Doktor Ignoranz!

Frau Armut hält mich jetzt besetzt,

Das Geld, das alle Welt ergötzt,

Das rinnt mir nur durch meine Finger,

Ich bin nicht Mammons treuer Jünger.

Auch bin ich schön nicht von Gestalt,

Der Bart ist grau, jetzt bin ich alt,

Und faulig dampft mein Atemhauch

Und vor mir her trag ich den Bauch

Und hab im Hirne manche Grille

Und vor den Augen eine Brille.

Durch meine Seele geht ein Messer!

Da geht es jeder Hündin besser,

Die, wenn die jämmerliche jault,

Von ihrem Frauchen wird gekrault!

So! Jetzt studier ich die Magie,

Erforsch geheime Sympathie

Der Zwillingsseelen und der Geister

Und lerne Zauberwort der Meister

Und gurre wie ein Turteltauber,

Ein Psalm ist mir ein Liebeszauber,

Mit Salomo ich tue kund,

Wie eng der Hindin Muttermund,

Frau Weisheit will ich nicht vertauschen,

An ihren Brüsten mich berauschen!

Doch in dem Dunkel meiner Nächte

Ich suche jene Macht der Mächte,

Die in dem ganzen Weltgetriebe

Die Energeia ist, Frau Liebe!

Komm nur ins Offene, mein Freund!

Schau, ob die Sonne heiter scheint?

Mit des okkulten Philosophen

Agrippa aus dem Feuerofen

Der heiligen Magia geh

Ich durch die Sphären, ob ich seh

Geschrieben dort das Zauberwort:

Verkehrtes Wesen, fliege fort!

Die Unverschleierte, Frau Wahrheit,

Will schauen ich in bloßer Klarheit,

Die Unverschleierte erreichen!

O, Pentagramm – okkultes Zeichen!


(Er schlägt das Buch der Okkulten Philosophie auf.)


Was ist das für ein Pentagramm?

Ein Drache kommt und nicht ein Lamm?

Der Mutter Erde Seele will

Beschwören magisch ich und still.

Der Mutter Erde Seele seh

Als Lebewesen ich, als Fee.

Jetzt fühl ich Grünkraft, Lebenskraft,

Vitalität voll Lebenssaft!

Die Schlange steigt mir durch den Sexus

Und aufwärts durch den Solarplexus

Und löst den Knoten in der Kehle!

Erleuchte meine Gottesseele,

Mein Drittes Auge in der Stirne,

Du Gott im eigenen Gehirne!

Nun geht zu Bett die junge Luna,

Aurora lächelt als Fortuna!

Ich fühle neues Liebesleben!

Von oben fallen Spinneweben,

Mir in das Haupthaar fällt die Spinne,

Vor Angst mir schwinden meine Sinne!

Weg, Geist der Angst, ich will dich bannen,

Nicht weibisch zagen, mich ermannen!

Ich sehe dich, o Mutter Erde,

O Göttin, schrecklicher Gebärde,

Nicht eben wie Madonna edel,

An deiner Brust ein Totenschädel,

Ein Rosenkranz von Totenschädeln!

Die Haare dir wie Schlangen wedeln!

Ha! Aber dir will ich mich schenken,

In deinen Schoß mich tief versenken!

Und ob die Göttin auch mich quäle –

Dir, Elfe, weih ich meine Seele!


(Er spricht ein orphisches Gebet an die Göttin Gäa. Die elfengleiche Seele der Mutter Erde erscheint.)


SEELE DER MUTTER ERDE

Da bin ich! Du hast mich beschworen.

FAUST

Ich Narr der Narren, Tor der Toren!

Nun hör ich deine Seele brausen,

Sanft säuselnd sausen, fühl ich Grausen!

SEELE DER MUTTER ERDE

Dein Wort hat mich zitiert, berufen,

Ich kam herauf die Treppenstufen.

Was möchtest du von mir, mein Faust?

FAUST

O Mutter Erde, wie mir graust!

SEELE DER MUTTER ERDE

Du riefest mich mit deinem Leben,

Mit heimlich magischen Geweben.

Was soll ich geben meinem Toren,

Der mich mit seinem Wort beschworen?

Wie? Nun du machst dir in die Hose,

Da ich erschein als rote Rose?

Ein echter Übermensch bist du!

Ein Weiser ohne Seelenruh!

FAUST

Hier stehe ich wie Doktor Luther,

Ich kann nicht anders, Große Mutter!

SEELE DER MUTTER ERDE

In allem Lebensdrang der Triebe

Ich wehe geistig voller Liebe

Von Alpha bis nach Omega

Im Namen Gottes: Ich bin da!

Das Leben, prall von Wollust-Wut,

Das Leben gleicht der wilden Flut!

Die Ebbe in dem Abendrot,

Das leise Fliehen, ist der Tod!

Ich bin die Weberin und webe,

Ich nur an meinem Webstuhl lebe,

Denn Gottes Kleid ist die Natur,

Ein transparentes Kleidchen nur!

FAUST

Dein sanftes Sausen ohne Fehle,

Das fühle ich, du Weltenseele,

Dein sanft verschwebend Säuseln sacht,

Weltseele, fühl dich in der Nacht!

Die Täubchen gehn in ihre Nester –

Weltseele, du bist meine Schwester!

SEELE DER MUTTER ERDE

In meinem gottgehauchten Wesen

Kannst du in Wahrheit gar nicht lesen.

Doch zeig ich dir mein schönes Scheinen.

Faust, bleibe du mit deinen Beinen

Nur sicher auf der Erde stehn.

Ein Mann wird Gott doch nie verstehn!


(Die Seele der Mutter Erde wird wieder unsichtbar.)


FAUST

Ich Übermensch! Ich bin kein Gott?

O Weltenseele, welch ein Spott!

Gott schuf den Mann nach seinem Bilde,

Zumeist die Frau, so sanft und milde!

Von Elfenbein ist Sie ein Turm –

Ich aber zucke wie ein Wurm!


(Es klingelt an der Tür.)


O Bruder Tod! Das ist wohl der Student

Der Alchemie? Beim fünften Element!

Bei allen Göttinnen, die um mich werben,

Der Hanswurst wird mir alle Lust verderben!


(Doktor Wagner im Schlafrock und in Pantoffeln tritt ein.)


DOKTOR WAGNER

Du deklamiertest wie Rhapsoden laut.

Wer kriegt in der Komödie denn die Braut?

Wie? Oder sprichst du tragisches Theater,

Wo Ödipus Rival war seinem Vater?

Von dem Theater unsrer alten Griechen

Ist viel zu lernen. Ihnen nachzukriechen

Schien Nyssos’ Gregor wert und auch Sankt Paul.

Wie tragisch ist der Selbstmord doch von Saul!

Auch das Theater scheint mir wie geschaffen

Für das Sakraltheater unsrer Pfaffen.

FAUST

Wenn nur der Pfaffe nicht mit großem Durst

In der Komödie spielt nur den Hanswurst!

DOKTOR WAGNER

Ach, ist ein Pfaffe doch kein Philosoph! Ah,

Er sitzt gemütlich sonntags auf dem Sofa

Und tut sich des Gebets entledigen

Und kann nur Ungesalznes predigen.

Wer nicht hinaustritt in das Weltgetriebe

Und nie besessen war von heißer Liebe

Und tat auch nie ein schönes Weib begehren,

Was soll der gute Mann die Männer lehren?

FAUST

Man liest in Büchern alter Kirchenväter

Und hört den Vater in dem Dom Sankt Peter.

Wenn aber Gott ist nicht erlitten worden,

Dem hilft auch nicht der Mönche Mystik-Orden!

In deinem Innern suche deinen Gott,

Sonst wird dir selbst die Bibel nur zum Spott!

Doch plappre nach den Katechismus nur,

Fühlst du nicht, wie der Herr gen Himmel fuhr

Als Feuerphönix aus der heißen Asche,

Dann weiter nicht nach Luftgespinsten hasche.

Dann, Wissenschaftler vor dem Tuch der Tücher,

Dann schreibe lieber Kinderfabelbücher.

Ein wahrer Gaudi ist ein Kinderbuch!

Doch wer nie roch der Rose Wohlgeruch,

Der kann auch plappern nächtlicher Vigilien

Von kühler Keuschheit rauhreifweißer Lilien!

Wer Gott erfahren nicht in Todesschmerzen,

Der rührt auch nie die schönen Frauenherzen!

DOKTOR WAGNER

Ein Prediger zu sein gelehrter Predigt,

Der sich der Bibelwissenschaft entledigt,

Rhetorik braucht es mehr als Fanatismus,

Historisch-kritisch sei der Biblizismus.

Denn wenn die Schwärmer sterben ihren Göttern,

Wir Prediger, wir lehren nach den Lettern.

FAUST

Ja, lesen muss man können, das hilft viel,

Am allermeisten bei dem Kartenspiel,

Und wer nicht rechnen kann wie Mammonas,

Herzdame er verwechselt mit Pik-As.

Doch Freundschaft – ach die Freundschaft! – oder Liebe –

Da braucht es heißes Blut und Lebenstriebe!

Es lehrt dich doch kein Buch das rechte Rammeln!

Du glühe nur, dann strömt dir schon dein Stammeln!

DOKTOR WAGNER

Ach, vieles will ich wissen von der Welt,

Will kennen Papst und König, Narr und Held,

Weltwissen steht in Büchern, die sind dick,

All das zu lesen, das ist mein Geschick.

Ach, manchmal brennen mich auch heiße Lüste,

Passionen mir durchwühlen meine Brüste,

Doch Arbeit kühlt mich ab! Das ist perfekt,

Den Eros treibt nur aus der Intellekt!

Bevor du Blutschweiß schwitzt von Eros heiß,

Verdiene Geld in Angesichtes Schweiß!

FAUST

Der rationale Intellekt befriedigt

Den Busen dir? O Mann, wie du erniedrigt

Durch deine Arbeit bist, durch den Verstand!

Ah, meine Seele lodert stets im Brand!

DOKTOR WAGNER

Man muss doch bei den biblischen Geschichten

Und was die Hagiographen alles dichten

Bedenken der Historie Fundament.

Wenn man wie ich so gut die Bibel kennt,

Berührt dich weiter nicht das Hohelied,

Das allegorisch man zu sehr bemüht.

FAUST

Ja, steige in die Lettern, tret das Pflaster

Der Bibelwissenschaft! „Ich bin der Aster“,

So sagt der Herr. Der Herr sich offenbarte

In diesem Wort als göttliche Astarte!

DOKTOR WAGNER

Die Wissenschaft ist rational und kühl,

Denn allzu heiß scheint mir das Liebesspiel.

Bevor ich selbst verbrenne an der Liebe,

Von Liebeskunst ich lieber Bücher schriebe!

FAUST

Ach, alle Weisen müssen mystisch schweigen!

Wer je sich pflückte der Erkenntnis Feigen,

Der schweige von der Gottheit höchstem Reize,

Sonst findet er sich wieder an dem Kreuze!

Am Kreuze aber findet er nur Hohn:

Du hältst dich selber wohl für Gottes Sohn?

Doch es ist spät, mein lieber Freund und Bruder,

Die Nacht ist schwarz und Laila ist ein Luder!

DOKTOR WAGNER

Tiefsinnigster Genosse meines Lebens,

Wie inspirierst du meines Wissenstrebens

Gewissenhaften Fleiß! Ich hätt die Nacht

Noch gern mit dir beim Glase Wein verbracht.

Ist morgen doch der Ostersonntag! Siehe,

Ich bin schon wach vorm Morgenrote frühe.

Nach einer Flasche Rotwein übernachte,

Weil ich nach meinem Ostersonntag schmachte!


(Doktor Wagner ab.)


FAUST

Ah weh! Mir ist zum Heulen und zum Schreien!

In seinem Kopf nur Spiegelfechtereien!

Er gräbt ein Loch, als ob er Gott ergründet,

Ist froh schon, wenn er nackte Würmer findet!




OSTERSPAZIERGANG


(Johann Faust und Doktor Wagner.)


FAUST

Von Eis befreit ist nun der klare Bach,

Der Zephyr bläst die kleinen Hügel wach.

In Wiesen grün die Gräser sind voll Saft,

Dem Winter ist erschlafft die scharfe Kraft,

Der Winter schleicht an seinem Stocke fort,

Noch kommt des Hagelschlages böser Mord,

Auch das Spektakel geht doch bald vorbei,

Die weißen Tropfen auf dem grünen Mai.

Die Sonne strahlt im heitern Herzen schön!

Die Knospe auch mit seufzendem Gestöhn

Leis öffnet ihre Lippen Taues Tropfen,

Die Falter, sich mit Nektar vollzustopfen,

Umflattern allerschönste Blumen heute

Und freundlich sind die wundervollen Leute.

Von Berg zu Stadt die Menschen voller Ruhe

Dem Tor entquellen, gürten ihre Schuhe.

Die Kleinen und die Großen fröhlich blicken,

Schön sind die Schlanken, schön sind auch die Dicken.

Und alle tragen ihren Sonntagsstaat,

Als ob der Tag der Auferstehung naht,

Der Auferstandne kommt aus seinem Grab

Und segnet Magdalena mit dem Stab.

Aus guter Stube zu dem roten Staube

Das Menschenvolk wie eine pralle Traube,

Dort tanzen sie im lüsternen Getümmel,

Der Frauen Tanz, das ist der Männer Himmel.

Und jeder fühlt die Liebe Gottes rein:

Hier bin ich Mensch, hier darf ich menschlich sein!

DOKTOR WAGNER

Mit dir, mein Doktor Faust, spazierengehn,

Mit deinen Augen die Natur zu sehn,

Ist pure Poesie. Was ich nicht lobe,

Das Allzumenschliche, das Stofflichgrobe!

Ich nur allein wär sicherlich nicht hier.

Der Mann in seiner Lust brüllt wie ein Stier.

Ihr Hörnerblasen und ihr schrilles Geigen

Ist nicht so schön wie meiner Zelle Schweigen.

Und dieses Stöhnen zu der Trommeln Klang,

Die Eselsschreie nennt man dann Gesang!


(Tanz lustiger Dirnen! Der alte Bauer Georg mit einem breiten Becher Wein tritt zu Faust.)


BAUER GEORG

Mein lieber Doktor, Freund und Kupferstecher,

Vergessen hat uns nicht der große Zecher!

Daß so ein tiefgelehrter Weiser heute

Auch freundlich denkt an seine kleinen Leute!

Hier wie ein Becken reich ich dir den Becher,

Den breiten Becher sauge leer der Zecher!

Und hast du diesen Becher leergetrunken,

Noch einmal füllt der Becher sich mit Funken,

Wie aus dem Becher rote Tropfen rinnen,

So mögest du Frau Ewigkeit gewinnen!

FAUST

Ja, Dank für dieser Liebe Feuerregen!

Die Liebe Gottes spende dir den Segen!


(Er setzt den breiten Becher an die Lippen und schlürft bacchantisch-genüsslich.)


BAUER GEORG

Gut, dass du kommst, um kräftig zu genießen,

Weil deiner Nächstenliebe Gnaden fließen

Doch allezeit zu Krüppeln, Seelenkranken,

Die todgeweihten Kinder kommen danken!

Du warest Retter in der schwersten Stunde,

Nun küss den Becher auch mit heißem Munde!

Dein Vater Konrad half uns, als die Pest

Auf Erden hielt ihr großes Totenfest,

Du, noch ein junger Mann, um uns zu retten,

Du hieltest Wache an den Krankenbetten.

Wen gestern tat das Leben lustig laben,

Den haben heut die Pfaffen schon begraben.

Du warest unser Retter, so als sei

Der Heiland mit dir, Christus stand uns bei!

VOLK

Gesundheit dir am Leib und an der Seele,

Daß nie uns deine starke Hilfe fehle!

FAUST

Der Hilfe Gottes sei allein die Ehre,

Daß uns die Hilfe hilft und uns bekehre!


(Johann Faust und Detlev Wagner gehen weiter.)


DOKTOR WAGNER

Das strömt dir doch wie Wein durch deine Kehle,

Wirst du so hoch gelobt, du feine Seele!

Durch dich die Gnaden zu den Kranken fließen,

Nun darfst du auch ihr Dankeschön genießen!

FAUST

Komm, setzen wir uns hier auf diese Bank,

Hier wollen wir von allem Rennen rasten.

Hier, als die Menschen von dem Pesthauch krank,

Hier saß ich oft zu beten und zu fasten.

Hier wagte ich, und keiner konnt mich dämpfen,

Wie Jakob selber mit dem Herrn zu kämpfen!

Wie Jakob tat ich mit dem Engel ringen,

Der Krankheit Ende rasch herbei zu zwingen!

Was soll der Toren Lob, der Toren Tadel,

Was der Gesang von meinem Seelenadel?

Ich kenne meines Vaters Konrad Plan,

Adept der Alchemie, ein Scharlatan,

Mit Elixieren und geheimen Pillen

Gott aufzuzwingen seinen eignen Willen

Und mit der Energie der Nervenbahnen

Des ganzen Universums Heil zu planen,

Aus Sonnenstrahlen wollt er saugen Geister,

Bezaubern Kranke wie ein Zaubermeister,

Wie weise Magier vom Morgenland

Zu heilen durch die Segnung seiner Hand,

Zu heilen jede seelische Psychose

Durch die Magie bezaubernder Hypnose,

Zu rufen die Dämonen wie Schamanen,

Weltseelenpriester gleich den Scharlatanen,

Und doch zu sein vorm großen Gott ein Spötter,

Sich selbst zu sehn als höchsten Gott der Götter!

DOKTOR WAGNER

Ein junger Mann soll von dem Alten lernen,

Der wanderte durch weltenweite Fernen,

An Vater Konrad denk ich noch in Wehmut.

Ein Alleswisser! Doch ihm fehlte Demut!

FAUST

Glückselig ist der Mann, der sich erlösen,

Befreien kann aus aller Macht des Bösen.

Mein Glück ist sicher nicht von dieser Welt,

Was meine Seele in den Händen hält,

Das will ich nicht, das ist nur meine Pflicht,

Was ich begehre, das bekomm ich nicht,

Was ich nicht haben darf, das ist das Beste

Und machte erst mein Leben mir zum Feste.

Doch muß ich mich ja meinem Schicksal fügen

Und ist auch grenzenlos mein Ungenügen!

Tarnkappe auf des starken Siegfried Haupt –

So hat er die Brunhilde sich geraubt!

Die Siebenmeilenstiefel an den Füßen,

So möcht ich wohl den Garten Gottes grüßen.

Auf einem Teppich wollt ich fliegen können,

Prinzessinnen von Hindostan mir gönnen.

Möcht auf dem Flügelross wie Mohammed

Zum Huri-Himmel, wo die Latte steht!

Mit Pegasos vom Schoße der Meduse

Ich wollte reiten wohl zum Kuss der Muse!

Die Wirklichkeit jedoch behält den Sieg,

Das lehren mich Doktoren der Physik.

DOKTOR WAGNER

Ach, fliegen kann ich selbst in Träumen nicht,

Und flattern Schmetterlinge in dem Licht,

Beneid ich nicht der Schmetterlinge Flügel.

Wohl wallt ich gerne über kleine Hügel,

Doch mehr noch als der Rose Wohlgeruch

Lieb ich in langer Winternacht ein Buch,

Wo Männer streuen ihre Geistessamen

Und schön und liebevoll sind alle Damen.

FAUST

Du willst nur weise werden durchs Studieren,

Ich will mich in der Lebenslust verlieren!

Di-Psychos bin ich, Doktor Schizophrenus,

Will Sapientia und auch die Venus!

Ich will hinan zur höchsten Gottesliebe

Und auch befriedigen die heißen Triebe!

Will, dass mein Geist der Gottheit Antlitz schaut

Und will im Bette willig meine Braut!

Ach wenn ich zaubern könnte, Gott beschwören

Und durch Magie das schönste Weib betören,

Ich gäbe für ein Weibchen, willig, weich,

Für ihren Schoß dahin das Himmelreich!

DOKTOR WAGNER

Ich las, des Weibes Wollust sei erlabend.

Doch lass uns gehn. Wie kühl ist doch der Abend.


(Sie gehen)


FAUST

Siehst du die schwarze Hündin auf der Wiese,

Die schwarze Hündin mit dem schwarzen Vliese?

DOKTOR WAGNER

Läuft brünstig um wie eine junge Hindin!

FAUST

Was hältst du von der jungen schwarzen Hündin?

DOKTOR WAGNER

Was soll ich mir bei einer Hündin denken?

Den Berna-Sennen-Hund lass ich mir schenken,

Am Abend nach der Arbeit zu spazieren.

Ich gehe gerne um mit schönen Tieren.

Ein Tier vermag uns nicht das Herz zu brechen

Und nicht wie Frauen stets zu widersprechen!

FAUST

Doch siehst du nicht? Das Auge einer Lüchsin,

Die Gier der Wölfin und die List der Füchsin,

Umkreist sie uns in Kreisen der Magie.

DOKTOR WAGNER

Ich seh nur eine schwarze Hündin, die

Nach einem Herrchen sucht, das ihr befehle.

FAUST

Sie kommt heran! Bei meiner armen Seele!

Sie hat wohl großen Hungern nach was Leckerm?

Siehst du die Zunge an der Schnauze schleckern?

Die schwarze Hündin – Dämon, will mir scheinen –

Ist mit der Schnauze zwischen meinen Beinen!

DOKTOR WAGNER

Ich weiß, dass du der Teufel Namen kennst,

Doch dies ist eine Hündin, kein Gespenst.

FAUST

Ach, leider, ja, ganz hündische Natur,

Kein Geist! Ist alles nichts als nur Dressur!




DIE ZELLE DES WEISEN


FAUST

Verlassen habe ich den Garten,

Die liebe stille Nacht ist da.

Was Weise mir doch offenbarten,

Ich selbst mit eignen Augen sah.

Doch nehm ich jetzt die liebste Bibel,

Ist alles andre nur von Übel.

Still, Hündin, belle nicht so laut,

Frau Weisheit ist jetzt da, die Braut!

Was hat die Hündin doch für Launen!

Was hör ich doch die Winde raunen?

Ach, wem nur in der eignen Kammer

Die Lampe wieder ruhig brennt,

Dahin ist aller Elendsjammer

Der Seele, die sich selber kennt.

Still, Hündin, nicht so laut gebellt,

Ich bin im Offenbarungszelt!

Was von der lieben Bibel weht

Und sanft durch meine Seele geht

Wie Geisthauch über Chaoswellen,

Da passt mir nicht der Hündin Bellen.

Frau Welt, Frau Welt, beim Friedefürsten,

Du kannst mir stillen nicht mein Dürsten.

Steht, was mir in der Seele brennt,

Doch längst im Neuen Testament!

Will ich die Koine einmal lesen,

Studieren das geheime Wesen,

Und schaun, wie man die Griechenzunge

Verdolmetscht deutsch. Mein lieber Junge!

Des Evangeliums Ergötzen

Ist schwer in Deutsch zu übersetzen.


(Er schlägt den Urtext der Bibel auf.)


Im Anbeginne war das Wort,

Das Wort war Gottheit fort und fort.

Das Wort? Das kann ich nicht verstehn.

Das Wort? Das finde ich nicht schön.

Ah, bei der Inbrunst meiner Brunft:

Am Anfang war die Allvernunft!

Doch denke nach. Nur keine Eile.

Gut Ding will haben lange Weile.

Ist das Vernunft, die alles schafft?

Am Anfang war die Lebens-Kraft!

Doch kann ich dieses Wort nicht lieben:

Private Gründe. Drum geschrieben

Sei diese Weisheit als ein Fakt:

Am Anbeginne stand der Akt!


(Er lächelt.)


Ha, biblizistische Gesellen!

He, Hündin, lass dein lautes Bellen!

Halt deine Schnauze, Hündin, still,

Ich dir den Hintern prügeln will!

Was seh ich da im Lampenscheine?

Was, Hündin, bist denn du für eine?

Aus dieser Hündin schwarzem Vliese

Aufsteigt ein roter Geistesriese!

Das ist nicht hündische Gestalt,

Das ist dämonische Gewalt!

Jetzt ist er größer als ein Ochse!

Der Dämon da, der orthodoxe,

Er spiegelt sich in meinem Fenster

Als Urgespenst der Nachtgespenster!

Wer bist du, schrecklicher Geselle,

Du Junker aus der Feuerhölle?

Zur Feige ich die Finger spreiz

Und schlage mit der Hand das Kreuz!


(Aus einer Rauchwolke tritt Asmodäus hervor.)


ASMODÄUS

Was sollen diese Frömmeleien nun?

Was kann ich jetzt für meinen Meister tun?

FAUST

Das also war der schwarzen Hündin Wesen?

ASMODÄUS

Ich bin so froh wie eine Magd mit Besen!

Ich grüße meinen Meister sehr gewitzt,

Wie hab ich doch für meinen Herrn geschwitzt!

FAUST

Mir deinen eigentlichen Namen sage!

ASMODÄUS

Mein Freund, was ist denn das für eine Frage

Für einen, der das Wort so sehr verschmäht?

FAUST

Wer bist du? Sag, wohin dein Leben geht!

ASMODÄUS

Mein Name ist des Bösen Geistes Kraft,

Die Böses will, notwendig Gutes schafft.

FAUST

Der Böse auch muss dienen Gottes Segen?

Das Wort will ich im Herzen oft bewegen.

ASMODÄUS

Ich heiße Kraft, der ewige Rivale

Des Guten! In dem Namen aller Baale,

Ich will, was fließet aus des Ursprungs Schlunde,

Zu Leere werde, Nichts und geh zugrunde!

Was ist, wär besser, wenn es gar nicht wäre!

Ich liebe nur die Absolute Leere!

Und was ihr Unzucht nennt, Begierde, Sünde,

Das ist die Höchste Lust, die ich verkünde,

Wonach die Seelen insgeheim doch jagen,

Ich weiß, auch du! Wir werden uns vertragen.

Um deine Doktorgrillen wegzufegen,

Komm ich als Hausknecht dir doch ganz gelegen.

Ich komm zu dir in allerfeinstem Mantel,

Komm, weltlich sei gesinnt dein Erdenwandel!


(Er kokettiert mit seinem teuren Mantel.)


O Stoff, wie Spitzenseide von Brabant!

Bin ich gekleidet nicht sehr elegant?

Die Hahnenfeder sieh am Hute stehen,

Der Degen an der Hüfte ist zu sehen.

Herr Doktor, willst du froh dein Leben treiben,

So musst du dich bekleiden und beleiben.

FAUST

Ich kann aus dieses Tränentals Verließ

Mich nicht erlösen durch ein Goldnes Vlies.

Ich bin zu alt zu frohem Kinderspiel,

Zu jung und heiß, zu opfern mein Gefühl!

ASMODÄUS

Ach, was du Mystik nennst, ist Unzucht auch,

Du schmachtest brünstig nach der Gottheit Hauch,

Daß Elohim dem Adam in die Nase

Das Ewig-Leben in der Fülle blase!

Tu unter schönen Weibern nicht so keusch,

Der liebe Gott weiß wohl, du bist vom Fleisch!

Ich spaße! Will ich aus der Mystik Nebel

Dich jagen nicht zum ordinären Pöbel,

Dein Feuer will ich zünden, altes Haus,

Die Lust am Leben, alter Bruder Klaus,

Nicht so in deiner hohlen Zelle lunger

Um alte Pergamente. Liebeshunger!

Den Liebeshunger werde ich dir stillen

Und dich mit allerhöchster Wollust füllen!

Fort aus der Drangsal, Trübsal und Bedrängnis,

Geist, fliehe aus dem Kerker und Gefängnis,

Zu Diensten stehen dir Dämonengeister

Wie einst dem weisen Salomo. Mein Meister

Und Herr bist du, o Faust, so ist es recht,

Du bist der Herr und ich bin nur der Knecht.

FAUST

Was willst du denn von mir für all dein Werben?

ASMODÄUS

Ach Doktor, heute sollst du noch nicht sterben.

FAUST

Ach, Luzifer, der ist ein Egomane,

Tut ohne Geld doch gar nichts der Schamane,

Du dienst mir, du, ein Fürst im Höllenthron,

So sag nur offen: Was soll sein dein Lohn?

ASMODÄUS

Die Erde mach ich dir zum Garten Eden,

Im Jenseits sollst du Luzifer anbeten.

FAUST

Was kümmert mich die geistige Verbindung

Mit Jenseitsgeistern? Jenseits ist Erfindung

Der klerikalen Reaktion: Erlösten

Sie malen Himmelslust, sie zu vertrösten.

Mein Motto sei ein Carpe diem tüchtig,

Bis ich im Hades Schatten werde flüchtig.

Und schaffst du es, den Kopf mir zu verdrehen,

Kann ich der Lebenslust nicht widerstehen,

Soll zum Genießer ich der Erde werden,

Daß ich nicht lassen will die Lust auf Erden,

Daß ich mir selbst gefalle, mir gefällt

Die Lady Vanity der schönen Welt,

Daß ich mich kann an Vanitas erlaben,

Dann sollst du jenseits meine Seele haben.

ASMODÄUS

Die Weihe gilt, geschlossen ist der Pakt.

FAUST

Sag ich, mit Lady Vanitas im Akt,

Daß diese Welt auf Erden mir gefalle,

Ich alsogleich in die Gehenna walle.

ASMODÄUS

Ich steh zu Diensten! Doch ich bin durchtrieben,

Erst werde dieses Schriftstück unterschrieben.

FAUST

Ein Mann – ein Wort! Ich hab mein Wort gegeben.

ASMODÄUS

Der Satan ist ein Bürokrat im Leben,

Und amtlich muss es sein mit Brief und Siegel,

Sonst öffnet Hedoné nicht ihren Riegel!

FAUST

Ich tauch die Feder in das Tintenfass!

Das Himmelreich für Lady Vanitas!

Das ist ein Schnäppchen. Ha, ich fühl mich gut.

ASMODÄUS

Nicht Tinte, pfui! Du unterschreibst mit Blut!

In deinem Blut ist deine Lebens-Kraft,

Die Lebens-Kraft von ganz besondrem Saft!


(Johann Faust unterschreibt bürokratisch den Pakt.)


FAUST

Ich werde meinen Treuebund nicht brechen,

Ich halt der Hölle treulich mein Versprechen.

ASMODÄUS

Nun Schluss mit den gelehrten Spinnereien,

Der Mystik Unzucht mit den Innereien!

Das allerschönste Leben wartet draußen,

Komm, Reiter, lass uns auf den Hengsten brausen!

Ja, wiehern wie die Hengste nach den Stuten!

Da warten sie im Grünen schon, die Guten!

Ein Mann, der sich ergibt der Theorie,

Ist wie ein Hengst in einer Wüste, sieh,

Ob er auch schnaubend Atem schnaube, blase,

Vergeblich wiehert er in trockner Wüste,

In Nachbarschaft, da wartet die Oase,

Daß er der Stute feuchte Schnauze küsste!

FAUST

Was tun wir jetzt, du Teufel voller Kraft?

ASMODÄUS

Besuchen wir des Lebens Nachbarschaft!



IN DER SCHENKE ZUM JUNGEN FUCHS


(Jugendliche Säufer.)


VOLKER

Wollt ihr nicht saufen? Noch einen Kurzen!

Die Böcke stinken, die Hexen furzen!

Ihr seid mir heute wie nasses Heu!

Ihr wollt nicht brennen! Evoe! Eu!

WERNER

Erzähle doch einen versauten Witz:

Die Ehefrau erschlug der Blitz...

VOLKER

(schüttet dem Werner Wein auf den Kopf)

Empfange so deine Feuertaufe!

WERNER

Du Schweinehund! Saufe, Genosse, saufe!

VOLKER

Na, endlich feierst du deine Genossen!

Wir haben doch all alle Weiber genossen!

THOMAS

Ich hab den Jungfraunberg bestiegen!

SONJA

Ich lache, dass sich die Balken biegen!

VOLKER

Lirum-Larum-Löffelstiel,

Wer nicht trinkt, der wird nicht viel.

THOMAS

Der Träumer aber, der gar nichts wird,

Wird eben freizügiger Thekenwirt.

VOLKER

Freizügiger oder Freigebiger? Hatem,

Ich lob mir betrunken die Jubelflöte!

THOMAS

Deutschland, einig Vaterland!

Ihr bringt mich noch um den Verstand!

WERNER

Nichts von Politik! Bei Beelzebul:

Wie findet ihr den Neuen in Peters Stuhl?

VOLKER

Was reimt sich denn auf Benedikt?

THOMAS

Der Papst, der Papst, von Maria ge—schickt!

ERICH

(singt)

Ich hatte eine Geliebte, Anette,

Die war wie eine Zigarette,

Die ich jetzt liebe, mit Venus-Augen,

Ist wie an der Meerschaumpfeife zu saugen!


(Johann Faust und Asmodäus erscheinen in der Tür.)


ASMODÄUS

Faust, wenn dir so was Wonne macht,

Das kannst du haben jede Nacht.

FAUST

Moin, Brüder, Freunde und Genossen!

ALLE

Die Theke ist noch nicht geschlossen!

Komm nur herein, bei Babels Leben,

Uns allen einen auszugeben!

THOMAS

Was für nichtswürdige Figuren!

Sie kommen wohl vom Haus der Huren?

VOLKER

Sie halten sich für Geniusse

Von Gnaden Ihro Musenkusse!

WERNER

Ne, ne, das sind nur Harlekine.

SONJA

Und wo ist denn die Colombine?

VOLKER

Ich zieh es ihnen aus der Nase,

Woher der Sturm die Herren blase.


(Volker tritt zu Faust und Asmodäus.)


Kamst du von Hamburg lange Strecken?

FAUST

Wie, Hamburg? Von den Pfeffersäcken?

Gott Brahma reitet auf dem Hansa,

Auf seinem Esel Sancho Pansa.

VOLKER

Seid ihr denn von der Heilsarmee

Und reitet brünstig, wie ich seh,

Fielt auch wie Saulus von dem Gaul

Und missioniert jetzt in Sankt Paul,

Wo Huren frieren in dem Winter,

Wie Paul die Huren der Korinther?

FAUST

Apostelfürsten Paul und Kefa!

Wir alle kommen doch von Eva!

THOMAS

Hat Gott den Adamas geschaffen?

Sprich! Oder stamm ich ab vom Affen?

FAUST

Der Affe kennt sich seinen Trost.

WERNER

Nastrowje, lieben Brüder, Prost!


(Faust und Asmodäus setzen sich, alle trinken.)


VOLKER

Nun sollst du uns ein Ständchen bringen.

FAUST

Ich kann doch nicht nach Noten singen.

ASMODÄUS

Ich kann! Ich kann! Ich kann es immer!

Nur kein elegisches Gewimmer!

(singt)

Ich komme aus Arabiens Wüste,

Ich habe Nachtigallenbrüste,

Dort sang ich allen den Suleiken

Von süßen Paradiesesfeigen!

THOMAS

Ha, Bruder, das wird ein Genuss!

SONYA

Hier – hast du deinen Musenkuss!


(Sonja küsst Asmodäus auf die Nase.)


ASMODÄUS

(singt)

Es war eine Hure in Korinth,

Wo allerlieblichste Huren sind.

Man nannte die Hure Jungfrau Floh,

Sie knackte die Flöhe auf dem Klo!

Die Flöhe juckten in meiner Scham!

So juckt es der Huren Bräutigam!

THOMAS

Der reine Wahnsinn! Sing doch weiter!

Ich steig noch auf die Himmelsleiter,

Die ganze Arche auszumessen!

ASMODÄUS

Wie’s weiter geht, hab ich vergessen.

VOLKER

Vergessen! Bestes der Gebete!

Ich saufe leer die ganze Lethe!

FAUST

Genossen, Freunde, lieben Brüder!

Trinkt ihr denn Essig immer wieder?

Den Messwein habt ihr wohl vergessen?

Trinkt Satansblut in Schwarzen Messen?

WERNER

Er scherzt, uns einen auszugeben!

THOMAS

Er lebe hoch! Hoch soll er leben!

SONJA

Ich trinke Wodka nackt im Schnee,

Ich mag nicht Hagebuttentee!

THOMAS

Weinrosentee von Hagebutten,

Sankt Pauli trinkt es mit den Nutten.

FAUST

Bei meiner Herrin Vanitas,

Die rund ist wie ein dickes Fass,

Ich ziehe jetzt den dicken Pfropfen,

Euch allen euer Maul zu stopfen!

WERNER

Ja, darf ich noch? Kann ich noch stehen?

Ich sehe alles rings sich drehen!

Ich sehe alle Dinge doppelt,

Dort schon die Mausfamilie hoppelt!

Doch nicht geklagt die süßen Schwächen,

Denn Männer können immer – zechen!

FAUST

Gebt einen Korkenzieher! Schaut,

So bohr ich euch die rote Braut,

Mit Feuer euren Geist zu taufen!

Was, lieben Brüder, wollt ihr saufen?

THOMAS

Nacktärscherl diese gute Stunde!

Denn soff ich einst bei Kunigunde.


(Faust bohrt mit dem Korkenzieher in den Thekentresen, und weißer Nacktärscherl-Süßwein fließt hervor.)


FAUST

Nacktärscherl ist für dich. Und was willst du?

WERNER

Der Dompfaff raubt mir meine Ruh!

Der Dompfaff mahnt mir mein Gewissen,

Das ist das beste Ruhekissen!


(Faust bohrt ihm den Dompfaff an.)


FAUST

Das ist der Dompfaff. Aber nun?

VOLKER

Liebfrauenmilch! Dann kann ich ruhn!

Liebfrauenmilch ist meine Lust

Von Unsrer Lieben Frauen Brust!

FAUST

Liebfrauenmilch! Und du, dein Traum?

SONJA

Rotkäppchensekt mit rosa Schaum!

Rotkäppchen lieb ich, Schaum des Sekts,

So bet ich täglich meine Sext.

FAUST

Der letzte nun? Sprich, bei Don Bosco!

ERICH

Den süßen Perlenwein Lambrusco!


(Alle saufen ihren Lieblingsfusel.)


THOMAS

So große Gnade, ohne Zweifel,

Das kann nur kommen von dem Teufel.

ERICH

Ja, Wein, das war sein letztes Wort,

Dann trugen ihn die Teufel fort.

ALLE

(singen)

Wir kommen alle in die Hölle!

Ah Hölle, Hölle, Hölle, Hölle!

ERICH

He, Sonja! Deine Brüste – Trauben!

An solche Trauben will ich glauben!

Ich bin der Weinstock, du die Rebe,

Nur immer innig an mir klebe!

VOLKER

He, tut doch nicht so aufgeblasen!

Fasst euch doch an die eignen Nasen!

SONJA

Ich hab euch lang genug erlitten!

Die Nasen werden abgeschnitten!

ERICH

Die Nase lass ich mir nicht rauben!

Die Nase steck ich in die Trauben!

SONJA

Wir alle miteinander machen

Der Freien Liebe schönste Sachen!


(Asmodäus wirft Feuer in die Schenke zum Jungen Fuchs.)


FAUST

Genossen! Heil der Mitternacht!


(Faust und Asmodäus ab.)


ERICH

Ich schaute sie die Himmelsleiter

Gen Himmel reiten, Schimmelreiter!

SONJA

Ich sah die beiden als Vampir!

VOLKER

Genossen! Vorwärts! Weg von hier!




NACHDURST-GASSE


(Faust. Röschen geht nah an ihm vorüber, er spürt ihre Nähe.)


FAUST

O liebe süße Frau, darf ich es wagen,

Als Kavalier der Frau mich anzutragen?

RÖSCHEN

Bin keine Göttin und kein Überweib

Und auch nicht schön, ach, sterblich ist mein Leib.


(Sie geht weiter.)


FAUST

Ich suchte ja nur süßen Zeitvertreib.

Ach, die ist doch ein wahres Wonne-Weib!

Wie fein ironisch! Grimmig, dennoch gütig!

Wie wär sie denn erst, wär sie liebeswütig?

In meinem Leben sah ich nie solch Schätzchen

Wie diese Muschi, dieses schwarze Kätzchen!

O Sanftmut, Demut! Niedliche und Nette!

Ach läg ich mal bei ihr in ihrem Bette!


(Asmodäus kommt.)


ASMODÄUS

Mein Herr, wie kann ich heut dir dienen?

FAUST

Oh, jene Miene aller Mienen:

Dies Weibchen sollst du mir besorgen!

Ach wär ich doch in ihrem Schoß geborgen!

ASMODÄUS

Du hast kein anderes Problem?

Von wem denn redest du, von wem?

FAUST

Sie ist mir eben erst erschienen!

Ihr möchte ich in Liebe dienen!

Besuchen will ich sie heut abend!

Wie ist mir der Gedanke labend!

ASMODÄUS

Ach die! Kommt eben von der Beichte,

Doch ihre Schuld war keine feuchte,

Die Sünde lässlich, lästig, lässig,

Sie war fürwahr nicht übermäßig,

Es ist ein sanftes Ruhekissen

Ihr feingesponnenes Gewissen.

Ja, diese Röschen ist ein Engel,

Ein Sternenwesen ohne Mängel,

Mit ihren grünen Mandelaugen

Kann sie zur Himmelsvenus taugen!

Hat nichts Besonderes zu beichten,

Dämonen all von ihr entweichten.

Geläutert ihr Gewissen, hold,

Der Engel ist so rein wie Gold.

FAUST

Doch will ich ihren Jungfernkranz!

ASMODÄUS

Du bist ein geiler Eselsschwanz!

Willst alle Jungfraun deflorieren,

Womit sie ihre Zierrat zieren?

FAUST

Verschone mich mit deiner Ethik!

Vom Eros stammt doch die Poetik!

Gehorche! Mir besorg das Weib,

Den Engel in der Venus Leib!

Die schwarze Muschi, sie mein Schätzchen,

Dies samtne schwarze Schmusekätzchen!

Wenn ich sie heute Nacht nur hätte

Zum Liebesspiel in meinem Bette!

ASMODÄUS

Nicht vierzehn Jahre sollst du warten,

Wie Jakob einst auf seine Rachel,

In vierzehn Tagen in dem Garten

Die Blume sticht der Bienenstachel!

FAUST

Nicht vierzehn Tage! Ich will lieben

Die liebste Frau in sechs, in sieben!

Hätt ich nur sieben Tage Zeit,

Da fänd ich schon Gelegenheit,

Sie zu verführen, ohne Zweifel,

Dafür ich brauche nicht den Teufel.

ASMODÄUS

Wir gehn mal eben in ihr Zimmer.

FAUST

Ihr Bett zu sehn im Lampenschimmer?

ASMODÄUS

Ja, eben leert die Kaffee-Kanne

Sie bei der Busenfreundin Anne.

Jetzt eben wär Gelegenheit,

So einen Hauch von Ewigkeit

An ihrem leeren Bett zu riechen,

Auch unters Laken schnell zu kriechen

Und dann mit heißen schwülen Küssen

Sich zu ergießen in dem Kissen!

Das wird noch was mit euch, ihr Lieben,

Die ihr es schon im Geist getrieben!

FAUST

Geht es an diesen Himmelsort

Jetzt, auf der Stelle, gleich, sofort?

ASMODÄUS

Den Hengst, den zügle mit Geduld,

Bald schenkt die Frau dir ihre Huld.

FAUST

Oh, bei dem Gürtel ihre Taille!

Kauf eine silberne Medaille

Mit ihrer Schutzpatronin drauf

Und Rosenöl und Seide kauf!

ASMODÄIS

Was die erhitzten Freier denken!

Von all den brünstigen Geschenken

Macht selbst der Mammonas bankrott!

Das liebe Geld! Mein lieber Gott!




ABENDDÄMMERUNG. RÖSCHENS SCHLAFZIMMER.


RÖSCHEN

(vor dem Spiegel ihre Haare frisierend)


Wenn ich nur wüsste, wer der Mann heut war.

Sein Wort war glühend, Liebe offenbar!

Wohl nicht von schlechten Eltern, wohlerzogen,

Die Augenbrauen fast wie Amors Bogen,

In seinem Angesicht erhabner Geist!

Ich fand ihn aber übermäßig dreist!


(Sie geht aus dem Haus. – Faust und Asmodäus schleichen sich ein.)


ASMODÄUS

Komm, heimlich in ihr Schlafgemach!

FAUST

O Brautgemach des Himmels! Ach!

Geh, Dämon, lass mich hier allein!

ASMODÖUS

Wie fein ist alles hier! Fein, fein!


(Asmodäus ab.)


FAUST

Ja, brenne, nackte Lampenbirne,

Ein Feuer lodert mir im Hirne,

Ein Schmerz ist in mein Herz gefallen!

Was soll das Stottern, Stammeln, Lallen?

Ihr Atem! Ein Gefühl von Ruhe!

Vorm Bette hier die schwarzen Schuhe!

Bescheidenheit ist ihr beschieden,

Hier ist man doch sogleich zufrieden.

Ach, ach, und dieses Bettes Fläche!

Da überkommt mich eine Schwäche!

Wie zuckt es mir in meiner Hand!

Ach, ich verliere den Verstand!


(Asmodäus ist plötzlich wieder da.)


ASMODÄUS

Verlasse jetzt dies Himmelsglück,

Das süße Weibchen kommt zurück.


(Asmodäus reicht dem Faust eine Handvoll Schmuck. Faust verstreut den Schmuck auf Röschens Bett.)


FAUST

Soll ich den ganzen Schmuck ihr weihen?

ASMODÄUS

Willst du sie nun als Freier freien?

Ich habe alles das besorgt,

Hab mehr gestohlen als geborgt.

Mit diesem Glitzer-Glitter-Haufen

Kannst du Prinzessinnen dir kaufen.

Die Zeit geht flöten! Rasch gesputet!

Was hast du mir nicht zugemutet?

Die Arme wirst du wohl erringen

Mit diesen goldnen Silberdingen,

Mit diesen Muscheln, diesen Perlen!

Als sprächest du mit deinen Kerlen

Im Hörsaal physisch-metaphysisch,

So stehst du da, du Freier mystisch!

Ich hör der Pforte Flügel, rums!

Nur Fidibums, nur Fidibums!


(Beide ab. Röschen erscheint wieder.)


RÖSCHEN

Hier ist es feucht und dampfend-schwül!

Zwar draußen ist es klar und kühl,

Doch in dem Innern ist mir bange

Als schlich sich durch mich eine Schlange.

Wär Mütterchen Elfriede nur

Zurück, die Seele der Natur!

Ein Schauer zückt mir durch den Leib!

Ach, sterblich bin ich schwaches Weib!


(Indem sie sich auszieht – singt sie ein Lied)


Der König von Thule – sein Leben,

Das war ein breiter Becher,

Den ihm seine Freundin gegeben,

Dem ewig betrunkenen Zecher!


Er nahm es als Testamente

Und hat allnächtlich gesoffen

Bis an sein seliges Ende

In Glauben und Lieben und Hoffen!


Und als es ging an ein fröhliches Sterben,

Das Testament verfasste der Zecher,

Vermachte alles den gierigen Erben,

Doch nicht der Geliebten Becher!


Am Abend die Brüder ihn grüßen,

Schneeflöckchen-Weißröckchen auf allen Bäumen,

Das letzte Abendmahl zu genießen,

Die Meerflut stöhnte mit spritzenden Schäumen!


Der König erhob sich, der wankende Zecher,

Betrunken vom Himmel zu träumen,

Mit der Hand er schleuderte lachend den Becher,

Versenkte ihn ins feuchte Schäumen!


Die Nixen den Becher entgegennahmen,

Der Todesengel kam schüchtern,

Der König stöhnte: Ja und Amen –

Und starb! Da war er zum ersten Mal nüchtern!


(Jetzt erblickt sie ihr durchwühltes Bett und den Schmuck darauf.)


Wie kommt der Schmuck denn auf die Decke?

Da seh ich perlenvolle Säcke!

Die Engel flüstern, Engel tuscheln,

Da, Venusmuscheln, Pilgermuscheln,

Ein Armband, eine Perlenkette,

Verstreute Perlen auf dem Bette,

Ein Liebreizgürtel für die Taille,

Dort eine heilige Medaille,

Wie schön ist alles anzublicken!

Ich will mich einmal damit schmücken!


(Röschen schmückt sich vor dem Spiegel.)


Woher sind all die Herrlichkeiten?

Wer wollt mir solchen Schatz bereiten?

Schön von Natur sind zwar die Ricken,

Doch Frauen lieben’s, sich zu schmücken!

Zwar von Natur die Augen blinken,

Doch schön, die Wimpern auch zu schminken!

Am Munde auch der Lippenstift

Ist doch kein Zahn voll Schlangengift!

Zwar, wahre Schönheit kommt von innen,

Doch Männer lieben mit den Sinnen!

Wer hässlich ist, der trägt sein Kreuz –

Die Schöne triumphiert durch Reiz!



ALLEE


(Faust in Gedanken wandelnd. Zu ihm tritt Asmodäus.)


ASMODÄIS

Der Herr verdamm mich in den Feuerpfuhl,

In heiße Höllenglut mit Beelzebul!

Für solch ein Weib ist das geringste Wort

Zu gut. Ich bin hier nicht am rechten Ort.

FAUST

Was machst du Satan deine Reverenz?

Schau nicht so trübe drein in diesem Lenz!

ASMODÄUS

Ich möchte mich dem Teufel übergeben,

Wär ich nicht selber doch der Teufel eben.

FAUST

Was ist denn? Hör doch auf, so wild zu toben!

ASMODÄUS

Da soll ich doch die Mutter Kirche loben!

Den schönen Schmuck, den Röschen ich beschaffen,

Den haben jetzt die alten faulen Pfaffen!

Denn Röschens Mutter ward mit einmal bange,

Der schöne Schmuck vielleicht käm von der Schlange?

Sie hat so eine Katholiken-Nase

Und riecht des Teufels Angstschweiß leicht. Ich spaße,

Obwohl mir nicht zum Spaß zumute ist.

Die Mutter, die das Beten nie vergisst

Und immer ausstreckt sich zum Unerreichten,

Die schickt das arme Röschen: Geh du beichten!

Und Röschen, die so fromm und die so hold,

Sie bringt dem alten Pfaffen all mein Gold,

Die Muschelperlen, all die Augenweide.

FAUST

Und auch den Unterrock von schwarzer Seide?

ASMODÄUS

Da sprach der Pfaffe: Du sollst nicht begehren –

Und unrecht Gut kann nicht auf Dauer währen,

Und wollt sie sich des Höchsten Tochter nennen,

Die schwarze Seide solle sie verbrennen!

FAUST

Verbrennen soll man alte Zauberbücher,

Jedoch nicht solch ein feines Tuch der Tücher!

ASMODÄUS

Was wissen schon von Seide diese Pfaffen?

FAUST

Du musst ein neues Tüchlein mir beschaffen!

Doch diesmal soll es haben an den Kanten

So einen feinsten Saum mit Diamanten.

ASMODÄUS

Du tust, als wenn das etwas Spielzeug wäre,

Ein kleines Kriegerpüppchen mit Gewehre,

Doch solche Seide, o beim Höllenfeuer,

Ist selbst für Satans Portemonnaie zu teuer.

FAUST

Lass ab vom Geiz! Ich scheiß auf Satanas

Und seinen alten Geizhals Mammonas!

Ich sage dir: Schaff meiner Augenweide

Umgehend schöne schwarze Spitzenseide!

ASMODÄUS

Ja, Mond und Sonne und die Sterne all

Und alle Galaxien im Weltenall,

Die hättst du als Raketen rasch verpufft

Für Röschen – Puff! Fliegt alles in die Luft!



IN DER WOHNUNG VON RÖSCHENS BUSENFREUNDIN

ANNE SCHEIDLEIN


ANNE

Erbarmen habe Gott mit meinem Mann,

Er tat mein Leben lang mir Leiden an,

Er schreitet in die große Welt hinein

Und lässt mich liegen in dem Bett allein.

Was hat ihn nur so sehr an mir betrübt?

Wie haben wir uns doch geliebt, geliebt!

Am Ende ist gar tot mein Tor, ach mein,

Ach hätte ich doch nur den Totenschein.


(Röschen kommt.)


RÖSCHEN

Ach Anne, meine Busenfreundin Anne,

Ich träum so viel von jenem seltnen Manne!

ANNE

Wie geht es dir? Wie fühlst du dich, mein Röschen?

RÖSCHEN

Schau dieses schwarze Spitzenunterhöschen,

Das Säckchen hier mit Perlen und mit Muscheln!

Was werden da die lieben Nachbarn tuscheln?

Viel schöner diese als die erste Seide,

Der schwarze Schlüpfer eine Augenweide!

ANNE

Bewahre das vor deiner Mutter Gaffen

Und lass das wissen nicht den dicken Pfaffen!

RÖSCHEN

Verstreut die Perlen all auf meinem Bette!

ANNE

Ach Evastochter, Niedliche und Nette!

RÖSCHEN

Ich darf mich leider damit in den Gassen

Und in dem Gotteshaus nicht sehen lassen!

ANNE

Komm manchmal abends her zu mir, du Fesche,

Dann trägst du diese schwarze Unterwäsche!

Wenn so dich sehen könnte jener Mann!

Da lassen wir den Gottesmann nicht ran!

So nach und nach, da wählst du eine Perle

Und schmückst dich schön, das merken wohl die Kerle,

Das Armband legst du an von Süßmeermuscheln,

Da hör ich leis die heißen Männer tuscheln,

So trittst du schön geschmückt ins Licht des Lichts,

Davon merkt deine alte Mutter nichts.


(Asmodäus tritt einfach unangemeldet durch die offene Tür in Anne Scheidleins Wohnung.)


ASMODÄUS

Verehrte Damen, lieben Frauen, Frommen,

Ich bin so dreist zu euch hereingekommen.


(Er verneigt sich tief vor Röschen.)


Frau Anne Scheidlein komm ich zu verehren.

ANNE

Wie? Das bin ich! Was ist denn dein Begehren?

ASMODÄUS

Du hast Besuch? Da möchte ich nicht stören,

Ich lass mich morgen Mittag wieder hören.

ANNE

(zu Röschen)

Hör, Schwesterchen, so wahr ich Schwester bin,

Der dort hält dich für eine Königin!

RÖSCHEN

Ich tadle selbst mich oft mit strengem Tadel.

ASMODÄUS

Du bist von göttergleichem Seelenadel!

Du hast so etwas – ach, wie sag ich’s doch?

So etwas, ach, Gewisses! Lebe hoch!


ANNE

Was führt dich her? Was möchtest du berichten?

ASMODÄUS

Das gäbe doch unendliche Geschichten.

Unnütze Worte möchte ich nicht büßen.

Ich soll von deinem toten Mann dich grüßen!

ANNE

Mein Göttergatte tot? Der Liebste tot?

Ah weh, ah weh! Ich bin in tiefer Not!

RÖSCHEN

Ach Annchen mein, was kann ich für dich tun?

ASMODÄUS

Es möge seine Arme Seele ruhn!

ANNE

Ach hätt ich das zuvor voraus gewusst,

Wie mich das schmerzen wird! Ach, all die Lust!

ASMODÄUS

Die Liebeslust verschafft ein Liebesleid,

Die Leiden suchen neue Lustigkeit!

ANNE

Oft träum ich noch von unsern Liebesspielen.

Dahin sind all die Wonnen nun, die vielen!

ASMODÄUS

Sein Grab ist in Assisi, dort sein Kranz,

Wo Vögeln einst gepredigt hatte Franz.

ANNE

Sonst nichts? Und hatte er mich nicht vergessen?

ASMODÄUS

Er bittet seine Frau um Seelenmessen,

Ihn zu befreien aus dem Fegefeuer!

Vom Gelde weiß ich nichts. Das Grab war teuer.

ANNE

Kein Angedenken? Nichts? Kein kleinstes Ding?

Nicht einmal einen schwarzen Freundschaftsring?

ASMODÄUS

Er sprach zuletzt: Daß Jesus sich erbarm,

Ich hatte meine Sünden und war arm!

RÖSCHEN

Wollt Gott, er wäre in Jerusalem!

Ich will ihm singen schön das Requiem.

ASMODÄUS

Du bist so gütig, Röschen! Deine Nähe

Beglücke einen Mann im Bett der Ehe!

RÖSCHEN

Vom Sakrament der Ehe weiß ich nichts.

ASMODÄUS

O keusche Unschuld deines Angesichts!

Soll dich der Ehemann noch nicht beglücken,

Lass gnädig oft den Hausfreund dich erblicken!

RÖSCHEN

Ein Hausfreund soll zuhause mich erblicken?

Das würde sich nicht schicken, ach, nicht schicken!

ASMODÄUS

Ob sich das schickt, sich nicht schickt, ach,

Oft steht ein Hausfreund in dem Schlafgemach.

ANNE

Erzähle! Hat er viel zum Schluß gelitten?

ASMODÄUS

Ich bin zum Sterbebette hingeschritten,

Da lag er da in seinem Exkrement,

Jedoch: Er starb mit Christi Sakrament!

Er seufzte: Soll ich werden Überwinder?

Muß ich verlassen meine Frau und Kinder?

Ich habe meine Lebenssünden über,

Barmherzigkeit von Jesus hätt ich lieber!

ANNE

Ich habe ihm auch alles schon vergeben!

ASMODÄUS

Allein, er sprach: Sie hinderte mein Streben!

ANNE

Was? Lüge! Immer reicht ich ihm die Hand!

ASMODÄUS

Kurz vor dem Tod verlor er den Verstand

Und war in seiner Todesangst von Sinnen

Und tat wie Spinnen Spinnenweben spinnen:

Wie hat sie mich so sehr doch ausgenutzt!

Ich hab den Kindern ihren Po geputzt,

Dieweil sie lag gemütlich faul im Bette!

Wenn ich ins Bette nur gedurft doch hätte!

Allein, der Herr erlöse uns vom Übel,

Ich musste schleppen ihren Abfallkübel!

ANNE

Was? Was? Hat er vergessen meine Brüste

Und wie ich ihm bereitet höchste Lüste?

ASMODÄUS

Bewahre Gott! Er dachte daran immer!

An jene Kammer, jenes kleine Zimmer,

Darin nichts stand als jenes Bett und, ach,

Und ach, wie du geliebt im Schlafgemach!

ANNE

So bleib ich in Erinnerung? Der geile

Genosse geh verlustig seinem Heile!

ASMODÄUS

Er ist gestorben, das ist offenbar.

So traure du ein ganzes Trauerjahr,

Dann schaue dich nach einem Neuen um.

ANNE

Ach, du bist dumm, du bist unglaublich dumm,

Wie jener Mann wird keiner sich mir gatten!

Vielleicht kommt er zu mir nach Art der Schatten?

Ach, denk ich an den guten Mann, den harten!

Nur, all der Wein! Und immer diese Karten!

War allzeit auch bereit, sich umzuschauen

Und nachzuschauen allen jungen Frauen!

ASMODÄUS

Du warest auch nicht von den Immertreuen

Und tatest an so manchem dich erfreuen.

Lässt nur die Frau dem Manne manchen Flirt,

Lässt er der Frau den ihren ungestört.

Bei solcher freien Liebe, will ich meinen,

Ich möcht fast selber gern mich dir vereinen.

ANNE

Du liebst mich nicht! Du denkst nur mit dem Schwanz!

Nicht Liebe willst du, nur der Lüste Kranz!

ASMODÄUS

Gefährlich ist des Wonnebusens Nähe!

Die finge selbst den Luzifer zur Ehe!


(zu Röschen)


Wie steht es denn bei dir mit einer Heirat?

Steh zur Verfügung dir mit Rat und Beirat.

RÖSCHEN

Ich weiß es nicht. Ich denke nicht an das.

ASMODÄUS

O Sankt Simplicitas! Simplicitas!

Nun muß ich scheiden, meine lieben Frauen,

Euch voller Sehnsucht ewig nachzuschauen!

ANNE

Noch eins! Kann einer seinen Tod bezeugen?

ASMODÄUS

Ich weiß, wer da geeignet ist zum Zeugen!

Ich bring ihn mit, er dient als Zeuge schlicht,

Zu zeugen vor dem höchsten Weltgericht!

ANNE

So finde ich vielleicht die Seelenruhe.

RÖSCHEN

Ich bins nicht wert, zu wichsen ihm die Schuhe!

ASMODÄUS

Du bist die schönste aller Badenixen

Und wert, dem Papst selbst seinen Schuh zu wichsen!

ANNE

Kommt beide morgen in den Rosengarten,

Wir werden wirklich willig auf euch warten!



IM ROSENGARTEN DER ANNE SCHEIDLEIN


(Röschen Seite an Seite mit Faust. Asmodäus und Anne, die Arme untergehakt. Die Paare wandeln auf und ab.)


RÖSCHEN

Ach, warum liebst du mich so sehr?

Mein Leben ist oft öd und leer!

Du konntest doch schon viele Frauen

Und schönere auf Erden schauen?

FAUST

Geheimnisvoll ein Wort von dir,

Ein süßes Lächeln, ach, ist mir

Mehr wert als Fürstin und Prinzess,

Du meine wandelnde Zypress!


(Er küsst ihr zärtlich die Hand.)


RÖSCHEN

Ach, Freund, ach, küss nicht meine Hand,

Wie oft ich schon im Hause stand

Und hielt in meiner Hand den Besen,

Zu fegen fort des Staubes Wesen.

FAUST

Nein, diese Hand ist ohne Mängel,

Mit solchen Händen segnen Engel!

RÖSCHEN

Bisher ist meiner Arbeitshand

Das Segenszeichen unbekannt.


(Sie wandeln vorüber.)


ANNE

Und du, mein Freund, bist weit gereist?

ASMODÄIS

Fand wenig Nahrung für den Geist

Auf allen meinen weiten Reisen,

Die Welt selbst ist nicht gut zu speisen.

Ach, immer weiter, weiter treiben!

Daheim ich sollte lieber bleiben.

ANNE

Das Reisen gut ist in der Jugend,

Das ist des Wandervogels Tugend.

Man denkt, die Liebe liebt das Wandern,

Sie will von einem zu dem andern.

Doch kalt wird dann dem Philosophen,

Er sehnt sich nach dem warmen Ofen,

Nach all dem lustigen Geschwärme

Ein trautes Heim wär schön voll Wärme.

ASMODÄUS

Wie einsam werd ich sein im Alter!

Im Winter geht es schlecht dem Falter!

ANNE

Drum, weitgereister weiser Mann,

Beizeiten schließ dich freundlich an.


(Sie wandeln vorüber.)


RÖSCHEN

Ach, aus den Augen, aus dem Sinn!

Jetzt deinen Augen schön ich bin,

Doch hast du ja in der Gemeinde

Noch andre allerbeste Freunde,

Die mehr verstehn von deiner Weisheit

Als ich mit meines Flüsterns Leisheit.

FAUST

Ach, was die Freunde Klugheit nennen

Und von dem großen Gott erkennen,

Ist auch nur Eitelkeit der Welt!

Gott mir in deinem Bild gefällt!

RÖSCHEN

Bin noch erleuchtet nicht vom Licht.

FAUST

Du, Demut, kennst dich selber nicht!

RÖSCHEN

Ach, denkst du auch sehr oft an mich?

Ich sprech mit Anne über dich.

FAUST

Und denkst an mich in Einsamkeit?

RÖSCHEN

Bin gern allein in stiller Zeit.

Ach, Zeit zu beten und zu fasten!

Doch Arbeit lässt mich immer hasten,

Muß kochen, fegen, Wäsche waschen,

Ist wenig Zeit, nach Wind zu haschen.

Genug des Brotes ist zuhaus,

Auch Bier geht bei uns ein und aus.

Vom Vater habe ich das Erbe,

Das Gartenhaus, in dem ich sterbe.

Mein junger Bruder ist Soldat,

Der Mutter bald das Ende naht.

Mein kleines Schwesterchen ist tot!

Ich hab mein eigen Kreuz und Not.

Der toten Schwester Zwillings-Blagen,

Die nahm ich auf, tat gern mich plagen.

FAUST

Du Engelin an diesem Ort!

Ich will dich lieben fort und fort!

RÖSCHEN

Ich hab wie eine Kuh gebuttert,

Der Schwester Zwillinge bemuttert,

In meinem Arm, auf meinem Schoß

Die Zwillingsknaben wurden groß.

FAUST

Und hast darin dein Glück gefunden?

RÖSCHEN

Ach, leider, viele schwere Stunden!

Nachts wacht ich immer an den Wiegen,

Ob sie vielleicht das Fieber kriegen,

Stets wollten sie auch was zu naschen

Und täglich musst ich Wäsche waschen,

Ihr Leid hat mir das Herz gebrochen,

Musst dennoch täglich Essen kochen

Und war aktiv von morgens an

Und nachts war schlecht der Schlummer dann,

So ging es täglich, immerzu,

Wie gerne hatt ich da die Ruh,

Und hat der Herr ein wenig Gnade,

So schenke er mir Schokolade.


(Sie wandeln vorüber.)


ANNE

Hast du noch keine Frau gefunden,

Die Wärme schenkt in stillen Stunden?

ASMODÄUS

Der Weise sagt: Der eigne Herd,

Das eigne Weib ist Perlen wert!

ANNE

Hast du nicht Lust, nicht Lust zu scherzen?

ASMODÄUS

Ich fand bei manchen offne Herzen.

ANNE

Wars einmal ernst in Herzenssachen?

ASMODÄUS

Will Frauen keinen Kummer machen.

ANNE

Mein Freund, du kannst mich nicht verstehn!

ASMODÄUS

Das tut mir leid, mein Tausendschön,

Und doch, vernimm du mein Bekenntnis,

Ich weiß: Du sprichst von der – Erkenntnis!


(Sie wandeln vorüber.)


FAUST

Hast du mich gleich erkannt, du Fromme,

So gleich ich in den Garten komme?

RÖSCHEN

Hast du erkannt nicht meine Gnaden?

Ich selber hab dich eingeladen!

FAUST

Und war mir böse nie dein Geist,

Daß ich so frech war und so dreist?

RÖSCHEN

Ich hab mich nur gefragt im Herzen:

Lud ich dich ein zu solchen Scherzen?

War da in meinem frommen Wesen

So eine Frechheit auch zu lesen?

Ich sagte mir: Ihr guten Geister,

Was will von mir der weise Meister?

Da war ich böse mir allein,

Dir mochte ich nicht böse sein.

FAUST

Ach, mehr als Zucker süße Frau!

RÖSCHEN

Lass! – Dieses Gänseblümchen schau!


(Sie pflückt einzeln die Blütenblätter des Gänseblümchens ab.)


Er liebt mich – liebt mich nicht – er liebt mich –

FAUST

Die Blume redet wahr: Er liebt dich!

Ich liebe dich von tiefstem Herzen

Und kostet es auch Todesschmerzen!

RÖSCHEN

Ein Schauer läuft mir übern Rücken!

FAUST

Du mein entsetzliches Entzücken!


(Röschen läuft eilig davon, Faust erstarrt, dann eilt er ihr hinterher.)


ANNE

Jetzt bricht herein die dunkle Nacht!

ASMODÄUS

Wir wollen gehen, sanft und sacht.

ANNE

Ach, könntest du noch etwas bleiben!

Was sollen da die Leute sagen?

Wie die es da gar heimlich treiben!

So würden sie uns doch verklagen,

Die superfrommen Nachbarsfraun

Stets spionieren durch den Zaun

Und sehn sie Schatten hinterm Fenster

In Liebe zärtlich, Nachtgespenster,

Dann reden diese Weiber dreist:

Begonnen habt ihr es im Geist

Und rein wie Ideale keusch

Und wollt vollenden es im Fleisch!

Wo aber sind denn Faust und Röschen?

ASMODÄUS

Der Schminkstift liegt im offnen Döschen.

ANNE

Ich weiß, ich weiß, er mag sie leiden!

ASMODÄUS

Und sie, die Demut selbst, bescheiden,

Sie hat ihn auch von Herzen lieb,

Wie es kein Dichter je beschrieb.

Die Liebe ist nicht auszusagen!

Nach Liebeswonnen kommen Klagen!



IM CHINESISCHEN GARTENPAVILLON


RÖSCHEN

(Sie schlüpft in den Pavillon, spioniert durchs Schlüsselloch)

Er kommt! Ich muss nicht länger harren!

FAUST

Vor Liebe werde ich zum Narren!


(Er küsst sie zärtlich auf die Wange.)


RÖSCHEN

(Seine Hüfte umfassend und ihn zärtlich auf den Hals küssend)

Wir beiden Narren Christi, sag,

Ich möcht dich haben jeden Tag!


(Es klopft jemand von draußen an die Tür.)


FAUST

Wer pocht von draußen an die Pforte?

ASMODÄUS

Nun fort von diesem trauten Horte!


(Asmodäus tritt mit Anne ein.)


ANNE

Verzeihung, wenn ich stören muss.

FAUST

Ach Röschen! Noch so einen Kuss!

RÖSCHEN

Was soll da meine Mutter sagen?

FAUST

Könnt ich der Mutter Hallo sagen.

RÖSCHEN

Nun, gute Nacht und schlaf recht süß

Und schau im Traum das Paradies!

ANNE

Wünsch guten Schlaf im warmen Bette!

FAUST

Ach Röschen, Niedliche und Nette,

Ich hab dich lieb, du bist so süß!

Adieu, Geliebte! Röschen, Tschüß!


(Faust und Asmodäus ab.)


RÖSCHEN

Du lieber Gott! Er ist so weise,

Was sucht er nur in meinem Kreise?

Ich arme Frau von schlichter Sorte,

Ich höre alle seine Worte

Und wie ich lausch den Worten, da

Will ich nur immer sagen: Ja!

Ich bin nicht weise, bin nicht schön,

Was will sein seufzendes Gestöhn?



RÖSCHENS SCHLAFZIMMER


(Sie legt Wäsche zusammen.)


Dahin ist meine Ruhe,

Wie bin ich doch von Sinnen,

Ich find nicht Ruhe draußen,

Ich find nicht Ruhe drinnen!


Ach, wenn er mich verließe,

Ah weh, das wär mein Tod,

In meinem Garten blühte

Nie mehr ein Röschen rot!


Auf ihn nur muß ich warten

An diesem trauten Orte,

Nach ihm nur schau ich sehnend

Und öffne meine Pforte.


Dahin ist meine Ruhe,

Wie bin ich doch von Sinnen,

Ich find nicht Ruhe draußen,

Ich find nicht Ruhe drinnen!


Oh seine Mannesstärke!

Sein Lächeln um den Mund!

Gefährlich, ach, gefährlich

Der Augen tiefer Grund!


Sein Wandeln, seine Worte


Und wie er sich erbarmt,

O seine Art, sein Adel

Und wie er mich umarmt!


Ich bin im tiefsten Herzen

Von ihm allein besessen!

Ich habe längst mein Leben,

Mein Ich und Selbst vergessen!


Dahin ist meine Ruhe,

Wie bin ich doch von Sinnen,

Ich find nicht Ruhe draußen,

Ich find nicht Ruhe drinnen!



IN ANNES GARTEN


(Röschen und Faust)


RÖSCHEN

O sag mir doch, o du, o mein Johannes...

FAUST

Was willst du wissen von dem Geist des Mannes?

RÖSCHEN

Wie denkst du über Gott und die Natur?

Du bist ein Weiser und Gelehrter, nur

Mir scheint, du glaubst nicht an des Heilands Blut?

FAUST

Geliebte! Dir bin ich von Herzen gut!

Ich liebe mit der Liebe in dem Blute

Das Wahre und das Schöne und das Gute,

Will keinem seine Überzeugung rauben.

RÖSCHEN

Doch muss man an den Christus Jesus glauben!

FAUST

Was redest du im Glauben denn von Müssen?

Ach, was wir müssen, das ist, uns zu küssen!

RÖSCHEN

Und ehrst du nicht der Liebe Sakrament?

FAUST

Doch! Zu der Liebe sich mein Herz bekennt!

RÖSCHEN

Doch du begehrst nicht, deine Schuld zu beichten!

Wann riefest du zuletzt zum Unerreichten,

Empfingest in der Kirche Christi Leib?

Glaubst du an Gott? Sags einem armen Weib!

FAUST

Geliebte, mancher redet wie ein Spott

Und sagt so leichthin: Ich glaub auch an Gott.

Frag doch die Priester und die Tiefgelehrten,

Frag die Gerechten und frag die Bekehrten,

Nur Phrasen dreschen sie des Biblizismus,

Auswendig lernten sie den Katechismus.

RÖSCHEN

So glaubst du nicht, wie in der Schrift zu lesen?

FAUST

Ich mag von Gottes unnennbarem Wesen

Nicht Phrasen dreschen, Theologen-Phrasen.

Der wert ist der verzückendsten Ekstasen,

Wird abgespeist mit einem Credo nur,

Herabgeleiert. Oh, die Gott-Natur,

Das Höchste Wesen, laß ich mir nicht rauben,

Muß jede Seele an den Gott doch glauben.

Die Welten all aus Gottes Busen stammen,

Die Liebe Gottes hält sie all zusammen.

Die Mutter Erde mit den breiten Brüsten

Gab Gott den Menschen zu des Lebens Lüsten.

Vom Himmel abends grüßt der Abendstern,

Früh morgens segnet uns der Morgenstern.

Die Morgenröte lässt die langen Wimpern

Fein lächelnd über lichten Augen klimpern.

Und unsere Gedanken fliegen ferne

Zu Apfelgärten auf dem Venussterne.

Und unsre Körper bleiben auf dem Boden,

Bis uns zuletzt bedecken grüne Soden.

Der Geist lebt in Vernunft und allen Sinnen

Und Seele webt von außen sich nach innen.

Erfüllt ist doch dein Herz mit Ahnung, Liebe,

Weltseele ahnst du in dem Weltgetriebe,

Die Liebe unaussprechlich lässt dich beben.

So sage: Gottheit! Oder: Ewig Leben!

Die Ew'ge Liebe in dem Seelensamen,

Die Eine Gottheit hat sehr viele Namen.

Fühlst du nicht schon des Ew'gen Lebens Wonne,

Wenn dich am Morgen segnet Gottes Sonne?

RÖSCHEN

So steht das nicht im Katechismus! Zwar

Dein liebendes Bekenntnis lieblich war,

Wenn auch des Priesters Predigt andrer Sorte,

Bekennen Gott doch gleichfalls deine Worte.

FAUST

Schau dich doch um in allen Erdenkreisen,

Wie stammeln und wie lallen nur die Weisen!

So tu ich gleichfalls wie die andern alle:

Von Gott in meiner eignen Sprache lalle!

RÖSCHEN

Doch ich empfinde leider melancholisch,

Dein Glaube ist nicht kirchlich und katholisch.

FAUST

Geliebte! Liebe ist mein Christentum

Und Zärtlichkeit mein Kirchenheiligtum!

So kirchlich-christlich bin ich auch bereit

Zur seligmachenden Liebeszärtlichkeit!

RÖSCHEN

Doch ach, so lange tut es mir schon weh,

In welcher Art Gesellschaft ich dich seh!

FAUST

Wen meinst du mit dem Wort, mein kleiner Christ?

RÖSCHEN

Den Mann, der stets an deiner Seite ist!

Ich mag ihn nicht! In meinem ganzen Leben

Hat nie ein Mensch mir solchen Stich gegeben

Ins Herz, wie diese hässliche Visage!

FAUST

Er kann nichts für die hässliche Visage.

RÖSCHEN

Ich wäre gerne allen Menschen gut,

Doch jener Kerl, der plagt mich bis aufs Blut!

Wie seine seelenlosen Augen schauen

So ohne Liebe, ach, das ist ein Grauen!

Ich halte ihn für einen Hanswurst nur!

Vergebe Gott der schlimmen Kreatur!

FAUST

Er hat so seine Macken, das ist üblich.

RÖSCHEN

Ach, lieber Mann, du aber bist so lieblich!

Mit solchem schlimmen Kerl wollt ich nicht leben,

Wollt ihm in Liebe nicht die Hände geben!

Er ist von jener allerschlimmsten Sorte,

Die allzeit haben nichts als harte Worte.

Mein Herz, bin ich bei dir, in deinem Arm,

Wie ist mir wohl, wie fühlt mein Herz sich warm!

Wenn aber er dazu tritt mit Gewalt,

Ist alles wie der Frost des Winters kalt.

So sehr verehrt und liebt dich meine Seele,

Doch jener Kerl, der schnürt mir zu die Kehle!

FAUST

(leise)

So ahnungsvoll ist diese fromme Frau!

RÖSCHEN

Und wenn ich plötzlich dann den Hanswurst schau

Mit seinen toten Augen, kalt wie Stahl,

Dann denke ich, ich sei dir ganz egal,

Und seh ich ihn an deiner Seite dann,

Frag ich mich gar, ob du ein edler Mann,

Verzeih! Und mein Gebet will mir vergehen,

Muss ich den aufgeblasnen Kraftprotz sehen.

Ach Liebster, meine Seele ganz beseelend,

Warum wird dir bei jenem Kerl nicht elend?

FAUST

Der ist dir einfach unsympathisch nur.

RÖSCHEN

Ich geh! O Mutter heilige Natur!

FAUST

Ach, dürfte ich dich einmal so umfangen

Wie in dem Morgenland die schönen Schlangen

Umschlingen einen süßen Sandelbaum

Und lieben dich – o Gott – ein schöner Traum!

RÖSCHEN

Ja, wenn ich mal allein im Bette liege –

Die Mutter wacht doch immer an der Wiege!

Wenn Mutter wüsste... ach das wär mein Tod!

FAUST

Ich weiß ein Mittel gegen diese Not:

Der Mutter gebe diesen Baldrian,

Dann wird der Schlaf auf samtnen Pfoten nahn,

Dann wird sie tiefer als die Tiefsee schlafen

Und kann uns nicht für unsre Liebe strafen.

RÖSCHEN

Und keine Nebenwirkung, welche schädlich?

FAUST

Nein, meine Medizin ist nichts als redlich.

RÖSCHEN

Geliebter! Seh ich dich – du bist mein Leben!

Ich gab schon viel – ich will dir Alles geben!


(Sie geht fort. – Asmodäus kommt hervor.)


ASMODÄUS

Die schwarze Muschi, schlich sie sich davon?

FAUST

Im Haus der Liebe wieder mal Spion?

ASMODÄUS

Sie fragte dich nach deinem Biblizismus,

Ob du gelesen auch den Katechismus?

Ja, wenn wir folgen ihrer Religion,

So dienen sonst wir auch in ihrer Fron.

Das wollen sie mit ihrem ganzen Reize,

Daß wir vor ihnen kriechen noch zu Kreuze!

FAUST

Du kannst das nicht begreifen, Finsterling!

Nichts andres möchte dieses hübsche Ding,

Als mich für alle Ewigkeit zu retten!

ASMODÄUS

Ja, lieben dich noch in den Himmelsbetten!

Du übersinnlich-sinnlicher Gefährte

Saugst an der Hoffnung Busen, die dich nährte!

FAUST

Du Arsch! Du kannst den Himmel nur verspotten,

Wo uns die Ew'ige Liebe wird vergotten!

ASMODÄUS

Sieht mich mit grünem Aug die schwarze Katze,

So stört an Satan sie die Teufelsfratze!

So schaut doch kein Genie! So schaut ein Teufel!

Und heute Nacht? Ihr liebt euch? Ohne Zweifel?

FAUST

Heut Nacht erweist mir Gnade die Madonne!

ASMODÄUS

Ha, Unzucht ist der freien Liebe Wonne!



AUF DEM MARKTPLATZ


(Röschen und Madel mit Körben voller Möhren, Rüben und Zucchini.)


MADEL

Hast du gehört schon von Susanne heute?

RÖSCHEN

Ich treffe so rein gar nicht mehr die Leute.

MADEL

Susanne ist so ganz und gar verstört,

Wie sich das für die Dirne auch gehört!

RÖSCHEN

Was wissen von Susanne denn die Kenner?

MADEL

Ist Einer nicht genug? Sie braucht zwei Männer!

RÖSCHEN

Sonst war der eine Freier schon ihr schnuppe.

MADEL

Sie tut wie eine Fee, wie eine Puppe,

Will doch die Gurke nur für ihren Topf,

Hat nichts als Kerle in dem hübschen Kopf!

Da stand der eine Mann als Ehrenmann,

Als Kavalier der andre drängte ran,

Da spritzte Schaum des Sekts, man tanzte Tanz,

Ein Hengst der Kavalier mit langem Schwanz,

Kam mit Geschenken, kam mit Schokolade,

Sie ließ ihn ansehn ihre nackte Wade,

Und als der Andre eben weggeblickt,

Hat sie den guten Kavalier gefickt!

RÖSCHEN

Darüber muss mein frommes Seelchen trauern.

MADEL

Mein Schatz, nur kein bigott-frigid Bedauern!

Uns armen Weibern ist das Leben bitter,

Denn nachts bewachen uns die alten Mütter,

Susanne aber schlich wie eine Katze

Und nahm sich, was sie wollte, von dem Schatze.

Den Kavalier, der, ach, so liebeskrank,

Den nahm sie nachts sich auf der Gartenbank!

Nun kann sie bei des Himmelreichs Eunuchen

Barmherzige Vergebung flehend suchen!

RÖSCHEN

Er sich gewiss zum Traualtare schickt.

MADEL

Zum Traualtare? Nein! Zuerst gefickt

Und dann davon gehuscht und sie verlassen!

So etwas sollten Frauen unterlassen!


(Madel ab.)


RÖSCHEN

Wie können sich empören fromme Seelen,

Wenn solche jungen Dinger sich verfehlen!

Die Pharisäer! Die scheinheil'gen Heuchler!

Mag jede Muschi den charmanten Schmeichler,

Der als ihr Kavalier sein Süßholz raspelt,

Und schon sie sich in seinem Netz verhaspelt.

Ich selbst hab auch gelästert und geflucht!

Jetzt aber ward ich selber heimgesucht,

In Sack und Asche meine Sünde büß

Und doch – ach Gott – die Sünde war so süß!



RÖSCHEN IM GEFÄNGNIS


(In einer Nische eine Statue der Gottesmutter. In einer Vase eine rote Rose davor.)


RÖSCHEN


Komm, Jungfrau, komm zu mir,

In all mein Elend hier,

Steh deiner Tochter bei in ihrer Not!

Die Schärfe eines Schwerts

Durchbohrt dein reines Herz,

Du leidest mit dem Gottessohn den Tod!

Zum Himmel auf du blickst,

Gebete weinend schickst

Zum Ewigen, die Tränen blutigrot!


Ach, ob es einer fühlt,

Wie mir das Leiden wühlt

Durch meine Seele und durch meinen Leib?

Wonach mein Herz verlangt,

Verzagt verschmachtend bangt,

Ach, davon weiß kein andres Erdenweib!


Wo immer ich auch bin,

Die Pein ist Königin!

Des Schicksals schwarzen Raben ich erblicke.

Und bin ich ganz allein,

Ich wein und wein und wein,

Mein Herz, mein Herz bricht mir in tausend Stücke!


Aus meinem Auge strömt ein Tränenregen,

Die Trauertränen meiner Herzensnot,

So will ich deine rote Rose pflegen,

Die Rose rot, wie Blut und Feuer rot!


Was kann ich Hoffnungslose jetzt noch hoffen?

Es fällt kein Licht in meine dunkle Kammer!

Allnächtlich habe ich das Auge offen

Und liege wach auf meinem Bett voll Jammer!


O Jungfrau! Steh mir bei in meiner Pein!

Vom Himmel komm herab!

Die Mutter schläft im Grab!

Ich bin allein – Maria – ich bin dein!



KAPELLE. TOTENFEIER FÜR RÖSCHENS MUTTER.


(/Alle Verwandten. Chor.)


FINSTERER ENGEL

(Hinter Röschen)

Anders war es damals, Röschen,

Als du knietest vorm Altare

Und aus dem Gesangbuch sangest,

Was du nicht verstanden hattest,

Halb naiven Kinderglauben,

Halb Gefühl vom Höhern Wesen.

Röschen! Aber was empfindest

Du jetzt in der jungen Seele?

Was willst du in der Kapelle?

Eine Seelenmesse singen

Für die Seele deiner Mutter?

Eingeschlafen ist die Mutter

Von dem Opium des Glaubens,

Das du selber ihr gespendet.

Deine Seele ist voll Sünden!

Und es regt sich unterm Herzen

Dir sogar die Frucht des Leibes,

Die du ehelos empfangen!

RÖSCHEN

Wehe, wehe, wehe, wehe!

Die Gedanken, die mich plagen,

Werde ich nicht los, mich jagen

Hin und her und ohne Ruhe

Die Gedanken meiner Sünden!

Wohin könnte ich noch fliehen?

CHOR

Vater unser in den Himmeln,

Sei dein Name uns geheiligt,

Bring dein Königreich der Himmel,

Und geschehe nur dein Wille

Wie im Himmel so auf Erden!


(Die Orgel schwillt an.)


FINSTERER ENGEL

Wehe, die Posaunen blasen,

Öffnen werden sich die Gräber

Und dein Herz wird aus dem Staube

Auferstehen von den Toten

Und vor deinen Richter treten!

RÖSCHEN

Fort, nur fort aus der Kapelle,

Dieses Orgelspiel des Himmels

Presst zusammen meine Lunge,

Weh mir, ich kann hier nicht atmen!

Diese Lieder, diese Töne,

Wollen lösen meine Zunge,

Alles möchte ich gestehen,

Aber das darf keiner wissen!

CHOR

Vater unser in den Himmeln,

Gib uns täglich unser Manna

Und befrei uns von den Schulden,

Wie wir allen selbst verzeihen.

RÖSCHEN

Wehe mir, mich packt der Wahnsinn!

Diese Kirchenchöre machen

Angst mir vor dem Weltenrichter!

Berge, fallt mir auf den Schädel,

Hügel, mir bedeckt den Körper!

Das Gewölbe der Kapelle

Mich verschließt in einem Sarge!

Luft! Die Lüfte will ich atmen!

CHOR

Vater unser in den Himmeln,

Führe uns aus der Versuchung

Und befrei uns von dem Bösen.

FINSTERER ENGEL

Ja, versteck dich vor dem Richter!

Gottes Zorn wird dich ergreifen!

Nie wird Gott sich dein erbarmen!

Luft und Licht, Natur und Himmel –

Armes Herz, du gehst verloren!

CHOR

Vater unser in den Himmeln,

Dein ist alles Reich der Himmel,

Dein sind Mächte und Gewalten,

Alle Herrlichkeit und Schönheit!

FINSTERER ENGEL

Gottes Engel dich verlassen,

Sie verschmähen deine Seele!

Gottverlassne Seele, weh dir!

CHOR

Vater unser in den Himmeln!

Ewigkeiten – Ja und Amen!

RÖSCHEN

Weihrauch! Weihrauch will ich riechen!


(Röschen fällt in Ohnmacht.)



NACHT. VOR RÖSCHENS HAUS.


(Klaus, Röschens Bruder.)


KLAUS

Wenn ich beim Gelag gesessen

Und zu trinken nicht vergessen,

Wenn dann alle Trankbetreiber

Allzeit schwatzten über Weiber,

Die vertraut mit allen Lüsten

Und auch Kochrezepte wüssten

Und auch sanft und ehrlich wären,

Dacht ich an die Frau der Ehren.

Wer die Frau der Ehren ist?

Röschen ist es, dass ihrs wisst!

Also sprach ich zu den Zechern

Bei dem Süßwein in den Bechern.

Sprach ich: Mag wohl manches Mädchen

Hübsch und niedlich sein im Städtchen,

Tauben hocken sich in Nester,

Aber hold wie meine Schwester

Ist mir keine und so heilig!

So bekannt ich allen eilig.

Meinem Röschen alle Ehre!

Und als ob sie Göttin wäre,

Hoben alle wilden Zecher

Auf mein Röschen ihre Becher.

Die da andrer Meinung waren,

Rauften sich in ihren Haaren,

Fassten sich an ihre Nasen,

Wussten nichts von Tut und Blasen!

Aber nun muss ich mich schämen!

Nach der Heiligkeit Extremen

Sie extreme Sünderin,

Hure sie! Ein Narr ich bin!

Alle heben ihre Humpen,

Lachen laut, die dummen Lumpen,

Lästern lachend: Deine Pure

Ist nur ordinäre Hure,

Deine Hure, deine Hexe,

Packt am Schwanze jede Echse!

Da kommt einer und dabei

Noch ein zweiter, es sind zwei.


(Faust und Asmodäus kommen.)


FAUST

Wie des nachts im Gottesdome

Leuchtet gleich dem Gnadenstrome

Eine Lampe mit Gefunkel,

Flackerlicht im tiefen Dunkel,

Schläft auch tiefen Schlaf der Priester,

Ists in meinem Herzen düster!

ASMODÄUS

Aber ich bin gar nicht müde,

Bin so läufig wie ein Rüde,

Der zu seiner Hündin trachtet

Und inbrünstig-brünftig schmachtet!

Will nicht wie ein Faultier gammeln,

Will wie ein Kaninchen rammeln!

Bald ist ja Walpurgisnacht,

Wo die Hexe Liebe macht,

Wo sie hebt den kurzen Rock

Für den geilen Ziegenbock!


(Er singt zur Gitarre.)


Was willst du, willst du, süßes Mädchen,

Du Buhlerin um Mitternacht?

Gib acht, gib acht, du wildes Käthchen,

Du wildes Käthchen, gib gut acht,

Er stillt dir alles dein Geschmacht!


Nehmt euch in acht, ihr jungen Dinger,

Der Buhler ist ein schlimmer Finger,

Es will ja nichts der Liebesjünger

Als euch zu schwören, euch betören,

Ihr müsstet Einmal ihn erhören!


KLAUS

Was singst du, gottverdammter Sänger,

Du Flötenbläser, Rattenfänger?

Ich erst zerschlag dir die Gitarre

Und dann den Kopf dir, alter Narre!


(Klaus zerschlägt dem Asmodäus die Gitarre. Faust und Klaus fechten. Klaus fällt, zu Tode verwundet.)


VOLK

(herbeieilend)

Da liegt der arme Bruder Klaus,

Ist mausetot wie eine Maus!

RÖSCHEN

O Gott, o Gott! O große Not!

Erbarmen, Herr Gott Zebaoth!

KLAUS

(mit letztem Atem röchelnd)

Mit Einem fängst du an zu huren

Und dann mit Allen Kreaturen!

Ja, wenn man erst ein Dutzend hätte!

Geht mit der ganzen Stadt ins Bette!

RÖSCHEN

Mein kleiner Bruder, sei mir gut!

KLAUS

Wein du nicht wegen meinem Blut!

Verscheidend sage ich dir barsch:

Du liebtest einen dummen Arsch!

Hanswurst vom alten Satans-Orden,

Der tat den Bruder Klaus ermorden!

Ich spotte aller Teufel Spott:

Ach, Röschen, ach – ich geh zu Gott!



FAUST UND ASMODÄUS


FAUST

Im Elende! Von aller Hilfe verlassen, allein im Kerker! Zu den Verbrechern gezählt, in eisernen Ketten, eingeschlossen in ein finsteres Verließ! Ach diese unschuldig-unselige Evastochter! So weit ist es schon! Und mir hast du das verheimlicht? Ja, blitze nur mit deinen eiskalten Augen, du Satansbraten! Ich kann dich leider nicht bannen! Sie, in dunkler Nacht, gefangen zwischen Spinnenweben, allein mit den Mäusen des Kerkers! Vorgeführt dem Pöbel und den ungerechten Justizräten! Du kennst den Jammer und jagst mich dennoch durch die Welt, eine flüchtige Lust zu erhaschen, sprichst kein Wort und lässt die gute Seele ohne Hilfe verlassen sein?

ASMODÄUS

Sie ist die erste nicht, die du so ruiniert hast.

FAUST

Arschloch! Der heiligste Engelsgeist möge dich bannen in die schwarze Hundegestalt, in der du dich heran geschmeichelt hast, dass du winselnd vor mir liegst und ich dich peitsche mit der ledernen Leine! Sie wär die erste nicht, die ich so ruiniert hätte? O Jammer, Jammer! Keine Menschenseele kann meinen Jammer begreifen!

ASMODÄUS

Ach du lieber Harlekin, jetzt bist du am Ende mit deinem Mönchslatein und an der Schwelle des Wahnsinns angelangt! Was gibst du denn den okkulten Dämonen erst die Hand, wenn du doch nicht treu bleiben willst? Erst willst du fliegen in ätherische Sphären und dann wird dir schwindlig! Hab ich mich angebiedert oder hast du dich angeboten?

FAUST

Du kotzt mich an! O heiligster Engelsgeist, du hast dich mir offenbart! Ach, warum muß ich gefesselt sein an diesen okkulten Dämon?

ASMODÄUS

Bist du bald fertig?

FAUST

Befreie sie aus dem Gefängnis!

ASMODÄUS

Ich habe keine Macht, sie zu befreien. Das ist nicht mein Amt, Ketten zu lösen. Befreiung? Wer hat die gute Seele denn so bekümmert, ich oder du?

FAUST

Trage mich zu ihr! Ich will sie erlösen!

ASMODÄUS

Da gibt es noch eine Blutschuld! Auf den Menschenmörder haben noch Rechte die höllischen Geister.

FAUST

Gib nicht immer andern die Schuld! An allem Übel der Welt bist du selber schuld! Bring mich rasch zu der guten Seele, gebiete ich dir!

ASMODÄUS

Sei’s drum. Aber ich habe nicht alle Macht im Himmel und auf Erden. Ich kann allerdings den Wächter einschläfern. Die gute Seele befreien, das musst du schon selber tun. Ich werde die Hengste holen.

FAUST

Auf, reiten wir rasch zu ihr!



NACHT. OFFENES FELD


(Faust und Asmodäus reiten auf schwarzen Rossen.)


FAUST

Ein Nebelschleier überm Hexenhügel!

ASMODÄUS

Die Hexen spreizen ihre Drachenflügel!

FAUST

Mit Schwänzen peitschen dort die Riesenechsen!

ASMODÄUS

Die Schwarze Messe feiern da die Hexen!

FAUST

Wer ist die Frau, die ich dort oben schau?

ASMODÄUS

Die Göttin Lilith - - - Adams erste Frau!




DER HEXENSABBATH


(Ein Gebirge, auf dem sich die Hexen zur Schwarzen Messe am Hexen-Sabbath versammeln. Faust und Asmodäus.)


ASMODÄUS

Willst du auf einem Besen reiten?

Ich wünschte mir in diesen Zeiten,

Zu reiten einen Ziegenbock!

FAUST

Ich wollte reiten einen Rock!

Doch jetzt genügt der Wanderstab,

Den ich in meiner Rechten hab.

Wie labyrinthisch ist der Wald

In diesen Tälern mannigfalt,

Den Felsen möchte ich besteigen,

Die Quelle mögest du mir zeigen.

Das Wandern ist des Müller Lust!

Den Frühling spür ich in der Brust,

In Spanien und auch in Germanien,

Den Frühling spüren die Kastanien

Und auch die jungen schlanken Birken.

Der Lenz beginnt in mir zu wirken!

ASMODÄUS

Ich fühle nichts von Frühlingslust,

Ich habe Frost in meiner Brust,

Nicht Lenzes süßes Liebesweh,

Ich liebe Frostigkeit und Schnee.

Wie traurig schleicht am Horizont

Die Luna hin, man nennt sie Mond,

Die Luna gibt so matten Schimmer,

Man stößt sich an den Steinen immer.

Hinan, hinan zum Felsenturm!

Die Wege der Johanniswurm

Uns zeige! Ach Johannestrieb,

Der ist den alten Weisen lieb!

He du, Johanniswürmchen da,

Du kleiner Glühwurm, komm nur nah,

Flieg uns voran den Waldeswipfel

Und zeig den Weg hinan zum Gipfel!

JOHANNISWÜRMCHEN

In Ehrfurcht meine Reverenz!

Ich führe euch durch diesen Lenz,

Traut mir als trautet ihr den Engeln,

Wo sich hinan die Pfade schlängeln.

ASMODÄUS

Den Engeln denkst du’s nachzuahmen?

So schlängle dich, in Satans Namen,

Sonst blas ich dir als wie ein Weib

Die Seele aus dem heißen Leib!

JOHANNISWÜRMCHEN

Ich merke wohl, vom Herrn und Meister

Bist einer du der bösen Geister,

Gehorchen will ich meinem Herrn!

Doch Freitag ists, beim Venusstern,

Die Hexen reiten auf dem Besen,

Die Weiber treiben toll ihr Wesen!

FAUST

In Träume, wie sie träumen Schlangen,

In Träume sind wir eingegangen.

FAUST UND ASMODÄUS

Johanniswürmchen, durch die Träume

Führ uns durch dunkle leere Räume!

JOHANNISWÜRMCHEN

Wie rasch die Bäume sich verrücken,

Wie sich die Felsenspitzen bücken,

Die Gipfel mit den steilen Nasen,

Die Windsbraut saust, um scharf zu blasen!

FAUST

Auch die Quelle sprudelt nieder!

Hör ich freche Gassenlieder,

Gassenhauer voller Klage?

Lebt sie heute noch, die Sage,

Von dem Schlüssel Salomonis

Und von Venus und Adonis?

JOHANNISWÜRMCHEN

Uhu! Tödliches Geheule!

Uhu heult und Schleiereule!

FAUST

Wo wir einer mit dem andern

Durch die dunklen Wälder wandern,

Labyrinthe und Mäander,

Wie im Feuer Salamander!

ASMODÄUS

Und aus Höhle und Gehäuse

Scharenweise weiße Mäuse,

In den Büschen, wie im Schatten,

Huschen hin die fetten Ratten.

Nicht nur Ratten, nicht nur Mäuse,

Auch die Flöhe, auch die Läuse!

FAUST

Aber ob wir Menschen stehen,

Sich um uns die Welten drehen,

Oder ob wir Menschen wandern,

Stille stehen alle andern?

FAUST UND ASMODÄIS

Alles scheint um uns zu wanken,

Scheint zu taumeln, scheint zu schwanken,

Tote in den Bäumen baumeln,

Trunkne torkeln, Trunkne taumeln!

ASMODÄIS

Fasse meines Rockes Zipfel,

Schauen wir von diesem Gipfel

Zu dem alten Gott von Ammon,

Zu dem goldnen Gotte Mammon!

FAUST

Steckt das Gold doch in den Erzen,

Aber mehr noch in den Herzen,

Steckt das Gold in rauen Felsen,

Komme Feuer, Gold zu schmelzen,

Einzig wegen diesem Feuer

Ist das reine Gold uns teuer!

Nur das Purgatorium

Macht das Gold zum Heiligtum!

ASMODÄUS

Vater Mammon hat Gefallen

Hier an diesen offnen Hallen,

Mammon dünkte, Mammon däuchte,

Daß uns Mammons Glanz erleuchte!

O die Feiern, o die Feste!

Wir sind ungebetne Gäste!

FAUST

O wie scharf die Windsbraut bläht

Ihre Backen, o wie weht

Dort die Windsbraut, mich zu packen,

Hockt sich mir auf meinen Nacken!

ASMODÄUS

Hier an dieser steilen Klippe

Halte fest die alte Rippe!

Sonst wird dich die Windsbraut stürzen

Und das Leben dir verkürzen!

Graue Nebelschleier fließen

Über diese leeren Wiesen!

Wölfe in den Wäldern heulen,

Von den Bäumen schaun die Eulen!

In der Ulme hängen Fische!

Welch ein Blasen, ein Gezische,

Wie sich schlängeln die Lianen,

Wandern Schatten, sinds die Ahnen,

Eichen stürzen, Eichen splittern

In den donnernden Gewittern!

Einsam gurrt der Turteltauber!

Weiber heulen Liebeszauber!

CHOR DER HEXEN

Die Hexen ziehn zur Sabbatfeier,

Es ist doch nur die alte Leier,

Du, Eva, möchtest einen Freier,

Du, nackte Eva, fragst nicht lange,

Du packst am Schwanze gleich die Schlange!

EINE HEXE

Demeter soll uns Göttin sein,

Sie kommt auf einem Mutterschwein!

O große Göttin, Gottheit-Frau,

Wir weihen dir die alte Sau!

CHOR DER HEXEN

Viel Ferkel an der Säue Zitzen!

Wir sehen auf den Säuen sitzen

Demeter, die uns backt das Brot!

Ach, Kore tot, ach, Kore tot!

EINE HEXE

Ich will, dass alle Mütter platzen,

Ich will aus ihren Schößen kratzen

Und reißen aus dem Mutterschoß

Die Leibesfrüchte, Embryos!

DIE MAGIER

Die Frauen stets das Böse spüren,

Drum sollen uns die Frauen führen.

Wir Männer, wahre Frauenkenner,

Den Frauen folgen wir, die Männer.

CHOR DER HEXEN

Lasst nicht die Mutterkühe kalben!

Zum Fluge wollen wir uns salben!

Der Mohn mit seiner Milch ist gut,

Stechapfel schafft uns Übermut,

Tollkirsche schafft uns Todeswut,

Der Schierling schafft die innre Glut!

ASMODÄUS

Wie Besen dort an Besen klappert,

Das Weibchen mit dem Weibchen plappert,

Die Hexe furzt, die Hexe brennt,

Das ist der Weiber Element!

O Johann Faust, wo bist du jetzt?

FAUST

Die Hexe da hat mich verletzt!

ASMODÄUS

Gehorche, Hexe, deinem Herrn,

Ich komm vom Meister Luzifern!

FAUST

Welträtsel will ich alle lösen!

Da! Weiber in der Macht des Bösen!

ASMODÄUS

Wolfsrudel oder Hunderudel,

Die Weiber treiben dort im Strudel,

Nur fort und fort, hinan nach oben,

Zum Bösen drängts, da wird geschoben.

ALTE HEXE VOM FLOHMARKT

Wandrer, schleiche nicht so lahm

Hier vorüber, sieh den Kram,

Altes ist als Neues besser,

Siehe hier die scharfen Messer,

Menschen taten selbst sich töten,

Schaue hier die goldnen Kröten,

Schau, bereit für Gift der Becher,

Mancher Ehemann war Zecher,

Als von seinem Eheweibe

Gift ging ein zu seinem Leibe.

ASMODÄUS

Alte Weiber, breite Spalten!

Alte, weg mit deinem Alten!

An den Engen, an den Neuen

Kann ein Mann sich nur erfreuen!

FAUST

Bist du nun ein Dämon, Herr,

Oder nur ein Magier?


(Sie sind auf dem Gipfel angekommen.)


STIMMENGEWIRR

Ja, er kommt, der Satan kommt,

Wie es alten Hexen frommt!

Also freut es Hexenmeister,

Kommt der Herr der bösen Geister!


(Hörner werden geblasen. Qualm. Gestank. Satan erscheint auf dem Gipfel. Die Hexen frohlocken.)


SATANSNOVIZE

Satan, der du Meister bist,

Dir allein will ich gefallen,

Zwar ich bin ein Kommunist,

Doch ich küsse dir die Krallen!

ZEREMONIENMEISTER

Sollst nicht nur die Krallen küssen,

Wirst dich tiefer bücken müssen!

NOVIZE

Was verlangt das Ritual?

ZEREMONIENMEISTER

Wenn du ehren willst den Baal,

Musst du tiefer noch dich bücken,

Tiefer noch, bis untern Rücken,

Bis zu Satan leckst den Arsch!

Hexenmeister reden barsch.

NOVIZE

Komme über mich der Zorn!

Doch ich küss ihn auch von vorn!


(Der Satan, der dem Novizen erst den Arsch gezeigt hat, wendet sich um und dreht ihm seinen starrenden Phallus zu.)


Daß ich Satans rote Nase

Küsse, ihm den Phallus blase!

Aber was begehr ich noch

Als in Satans schwarzes Loch,

Mag es noch so übel riechen,

Satan in den Arsch zu kriechen!


(Stille. Plötzlich kreischen alle alten Hexen laut auf vor Entzücken.)


Was will Satan weiter noch?

Will ich doch ins schwarze Loch!

SATAN

Satans Knecht, du bist erprobt,

Wer so gut wie du gelobt

Satans Arschloch, ohne Heucheln,

Dem wird Satan ewig schmeicheln.


(Mitternacht. Satan setzt sich auf seinen Thron.)


Hier in meinem Weltgericht

Böcke mir zur Rechten dicht,

Sollen sich die Böcke schmiegen

An die Zicken, an die Ziegen,

Jede Zicke sage Dank,

Dankt dem Bock den Bocksgestank!

HEXEN

Fallt nun nieder in den Staub!

Kommt der Dieb doch jetzt zum Raub!

Dürfen wir in unsern Sünden

Satans Tiefen doch ergründen!

SATAN

Seien euch zwei Dinge hold,

Ehrt zumeist das gelbe Gold,

Der Vergänglichkeit zum Trotze,

Ehrt des Weibes feuchte Fotze!

MAGIER

Dürfen wir in unsern Sünden

Gottes Tiefen doch ergründen!

SATAN

Seien euch zwei Dinge hold,

Ehrt zumeist das gelbe Gold,

Dann zum Becken eurer Tänze

Wie die Schlangen ehrt die Schwänze!

HEXEN

Satan, schenke uns Ekstasen,

Wenn wir Männerschwänze blasen!

EINE HEXE

Ah, auch ich in meinen Sünden

Gottes Tiefe darf ergründen!

ASMODÄUS

(zu einem sechzehnjährigen Mädchen)

Was denn fürchtest du, mein Kind?

Warum zagst du? Sags geschwind!

MÄDCHEN

Ach der große Herr und Meister

Und der Gott der freien Geister

Sprach von Fotzen und von Schwänzen,

Das verletzt der Sitte Grenzen!

ASMODÄUS

Junges Mädchen, hübsche Nichte,

Auf die Wollust nicht verzichte,

Greife nach erhitztem Tanz

Deinem Onkel an den Schwanz!

SATAN

Ihr hübschen Mädchen, schönen Frauen,

Wie lasst ihr gerne euch versauen!

Tags Putzfrau auf des Herren Spuren,

Doch Nachts die allergeilsten Huren,

So preisen euch die Frauenkenner,

Die meine Knechte sind, die Männer.


(Orgie. Die Sauforgie geht rasend über in eine Sexorgie.)


FAUST

Daß ich mich nicht selbst vergesse

Bei der schwarzen Satansmesse!

ASMODÄUS

Komm nur her zum breiten Becher,

Sind wir doch die besten Zecher,

Frauen, Geister im Gehirne,

Frauen, nackt wie eine Dirne,

Schönste Frauen aus dem Städtchen,

Doch am allerliebsten Mädchen!

Wollen wir doch nicht verzichten

Auf die kaum verhüllten Nichten!

FAUST

Aber wer ist jene Frau?

ASMODÄUS

Die studiere du genau!

Lilith ist des Weibes Name,

Sie ist Adams erste Dame.

Ihre Macht liegt in den Haaren,

In den langen schönen Haaren!

Blitze schleudern ihre Augen,

Dir den Samen auszusaugen,

Will sie in der Nacht nicht säumen,

Saugt an dir in deinen Träumen,

Von dem Samen, den du spendest,

Wenn dich ihrem Mund zuwendest,

Sie gebiert Dämonensöhne!

Lilith, Lilith, wie ich stöhne!

FAUST

Schaue dort die weiche Mutter

Mit dem Busen weiß wie Butter

Und bei ihr das junge Mädchen,

Schönste Dirne aus dem Städtchen!

Nach der Liebeskünste Regeln

Wissen beide wohl zu vögeln!

ASMODÄUS

Heute gibt es keine Ruh,

Also rasch, wir greifen zu!

FAUST

(mit dem Mädchen flirtend)

Kürzlich hatt ich einen Traum,

Schaute einen Apfelbaum,

Schöne Äpfel, bei den Göttern,

Wollte ich den Baum beklettern!

MÄDCHEN

Hör von Äpfeln immer reden,

Immer von dem Garten Eden,

Äpfel hüpfen, Äpfel nicken,

Tust du nur die Äpfel pflücken!

ASMODÄUS

(mit der Mutter flirtend)

Weichen Herzens, süße Alte,

Wie ein Baum mit breiter Spalte,

An dem Baume hing die Feige,

Doch was weiter kommt? Ich schweige.

MUTTER

Alter Esel! Aber doch

In dem Baum das breite Loch,

Breite Spalte in den Borken,

Stopfe nur hinein den Korken!


(Das junge Mädchen singt. Ihr Gesang ist wie brünstiges Liebesgestöhn, sich steigernd zu animalischer Brunft. Ihr Tanz gleicht den rhythmischen Bewegungen des Beckens beim Liebesakt – fast kopuliert sie auf öffentlicher Bühne – da reißt sich Faust los.)


ASMODÄUS

Was willst du dieses Weib nicht necken?

Willst du denn nicht ihr Becken lecken?

FAUST

Grad, da ich fast sie schon begatte,

Schlüpft aus dem Mund ihr eine Ratte!

ASMODÄUS

Was solls, wenn Ratten quiekend piepen!

Das Mädchen wollt sich lassen lieben!

FAUST

Ich sehe, siehe, was ich schau - -


(In der Ferne ist Ann-Marie zu sehen, die Jugendgeliebte des Faust. Sie ist nackt.)


ASMODÄUS

Was schaust du? Etwa eine Frau?

FAUST

Siehst du die nackte Frau dort? Sie

Ist meine Liebe, Ann-Marie!

ASMODÄUS

Du leidest Halluzinationen

Und hältst die Träume für Visionen.

Die Frau dort ist nur ein Phantom,

Ein Schatte nur vom Lethe-Strom.

FAUST

Nein, das ist meiner Jugend Muse!

ASMODÄUS

Du lasest wohl von der Meduse!

FAUST

Ich seh die Lippen, rosenrote!

Erbarmen! Ach es ist die Tote!

Das ist die Brust, die ich genoss,

Der Schoß, den ich geliebt, der Schoß!

ASMODÄUS

Nein, du verliebter Turteltauber,

Das ist Magie nur, das ist Zauber,

Wie du sie siehst, die nackte Schöne,

So Paris sah einst die Helene.

FAUST

Ach welche Reue! Welche Leiden!

Ich will von dieser Frau nicht scheiden!


(Gericht. Ann-Marie steht auf dem Scheiterhaufen. Die Söhne des heiligen Dominikus und die Söhne des heiligen Franziskus begleiten sie bis zum Tode.)


DAS FROMME VOLK

Heiliger Gott! Heiliger starker Gott! Heiliger unsterblicher Gott! Wir opfern dir auf den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit unsres Herrn Jesus Christus, deines Sohnes, um Erbarmen zu erlangen für uns und für die ganze Welt! Herr Jesus, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle! Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen! Ave Maria!

PATER

Du, Ann-Marie, stehst vor dem Tod,

Schrei du aus allertiefster Not

Zu Jesus Christus voll Erbarmen:

Erbarm dich, Jesus, deiner Armen!

Ich traue dir, mein Jesus Christ,

Der du allein mein Retter bist!

Ich bin ein Weib – ein schlechtes Weib –

Doch, Jesus, schenk mir deinen Leib!

O geh du ein zu meinem Munde,

Mein Gott, in meiner Todesstunde!


(Die Erscheinung verlöscht. Die tiefste Nacht bricht über Faust herein.)


FAUST

(allein)

Erbarme dich, Herr Jesus Christus!




IM TIEFSTEN VERLIESS


(Una Poenitentium, vormals Röschen genannt, in Ketten. Faust vor der Tür mit brennender Fackel und Schlüsselbund.)


FAUST

Es geht ein Messer durch meine Seele! Entsetzlicher Schrecken! Muß ich noch barfuß durch die Hölle pilgern? Doch sammle dich, Seele, ich will mit der Geliebten reden.

UNA POENITENTIUM

(singt)

Meine Mutter, meine Mutter,

Dieses Weib hat mich vergessen,

Ach mein Vater, ach mein Vater,

Ach der hat mich aufgefressen,

Meine Schwester streckt die Beine,

Oh wie möchte ich mich tümmeln,

Fühl mich gleich den jungen Vögeln,

Fliegen will ich in den Himmeln!

FAUST

Geliebte! Freundin!

UNA

Ist das der Engel des Todes?

FAUST

Hab keine Angst! Ich bin’s! Ich komme, dich zu befreien!

UNA

Jetzt schon? Komm doch morgen wieder!

FAUST

Lass mich nur machen.

UNA

Ich will leben, ich will leben! Ach in der Mitte meines Lebens! Ich war doch schön in meiner Jugend, nicht wahr? Ich bin nur ein armes Weib. Ach wie schön die Blumen sind, schau doch mal, die rosa Tulpe. Ach, was hab ich getan! Ich kenne dich nicht. Ich habe mein ganzes Leben lang dich nicht Einmal angeschaut!

FAUST

Sie ist verrückt.

UNA

Sieh doch mein Kind! Ach, ich muß meinem Kindchen die Brust geben! Wo ist mein Kind? Da war der Knabe doch eben noch, da war er doch eben noch! Weh mir, sie haben mir meinen Knaben weggenommen! Sie sagen, ich hätte mein eignes Kind ermordet! Am Ort der Gerechtigkeit herrscht die Ungerechtigkeit! Die Richter lügen!

FAUST

Geliebte, Geliebte!

UNA

Ich hör’s rufen: Geliebte, Geliebte! Ist Er das? In all meiner Todesangst kenn ich Seine Stimme, Er ruft: Geliebte, Geliebte!

FAUST

(hält ihre Hand)

O Freundin! Komm, Geliebte, ich bin’s! Ich bringe dich ins Leben zurück! Komm mit mir in die Freiheit!

UNA

Küss mich!

FAUST

Ich gebe dir tausend Küsse, zehntausend Küsse, aber nicht im Kerker hier, sondern dort in der Freiheit!

UNA

Küss mich! Oh du kannst küssen! Oh wie du küssen kannst! Küss mich, sonst küss ich dich!

(Sie küsst ihn.)

Küsse ich den Engel des Todes?

FAUST

Komm! Zehntausend Küsse, mehr als der Sand am Meer, aber komm, komm in die Freiheit!

UNA

Du löst die Ketten?

FAUST

Komm, komm rasch, Geliebte!

UNA

Meine Mutter ist tot, mein Kind ward mir genommen! Dein Liebling, mein Freund! Lieber Gott im Himmel! Du bist doch kein Traum? Mein Freund, gib mir deine Hand! Ach, ich werde verrückt!

FAUST

Ich sterbe vor Schmerzen!

UNA

Nein, du musst noch leben bleiben! Wer soll denn sonst mein Grab pflegen? Leg mir meinen kleinen Knaben an den Busen! Gib mir deine Hand, mein Freund, du bist mein Ehemann.

FAUST

Siehst du mich? Hörst du mich? Ich bin’s! Ich bin gekommen, dich in die Freiheit zu holen!

UNA

In die Welt? Auf keinen Fall! Ich will in die Ewige Ruh!

FAUST

Die Tür ist offen, komm!

UNA

Da warten welche...

FAUST

Freundin, Geliebte, in die Freiheit komm!

UNA

Siehst du meinen kleinen Liebling? Er weint! Rette meinen Sohn! Rette unsern Liebling! Bring ihn in Sicherheit!

FAUST

Dich will ich retten! Deine Seele!

UNA

Meine Großmutter sitzt im Sessel. Ihr Kopf ist herabgesunken. Ihr Strickzeug liegt in ihrem Schoß. Sie macht die Augen auf und lächelt mich an.

FAUST

Ich sehe die Wimpern der Morgenröte, Geliebte, Freundin!

UNA

Der Morgenstern ist aufgegangen in meinem Herzen. Das ist mein Hochzeitstag! Ach, du warst ja schon in der dunklen Nacht vor dem Hochzeitstag im Schoße deiner Geliebten, bekenn es nur! Ach, ich verlasse dich nicht. Wir werden uns wiedersehen. Die Glocke! Hörst du? Die Glocke läutet die Morgenmesse ein!


(Asmodäus tritt ein.)


ASMODÄUS

Mein Hengst wird unruhig. Mein Hengst wiehert schon brünstig.

UNA

Schick den da weg, schick den Satansbraten weg! O Mütterchen Gottesmutter! Rette mich, Mütterchen Gottesmutter! Adieu, mein Freund!

FAUST

Ich verlasse dich nicht!

UNA

Mütterchen Gottesmutter, ich lege meine Seele in deinen Schoß! Adieu, Geliebter, pass gut auf dich auf!

ASMODÄUS

Sie muß vor den Richter!


(Asmodäus verschwindet mit Faust. Una Poenitentium bleibt allein zurück.)


UNA

(verhallend)

Mein Jesus, Barmherzigkeit...........





ZWEITER TEIL


ERSTER AKT


(Szene: Griechenland. Zeit: Antike.)



DIE NYMPHEN

O Schwestern, beuget euch und legt die Ohren

An grünen Rasen an des Flusses Ufer.

Was ich vernehme, in der Nähe kommend,

Das ist der Klang von Hufen auf der Erde.

Wenn ich nur wüsste, wer da Nachricht bringt.

Schnell, schnell, und in die dunkle Nacht hinein!


FAUST

Für mich scheint dieser Boden schön zu klingen

Von eines schnellen Hengstes harten Hufen.

Dort, schaut, ihr meine Augen! Lust ist nah!

O wird sie zu mir kommen, diese Gute?

O, frage mich, sie ist die Ohnegleiche!

Ein Reiter trabt nun sicher auf mich zu,

Begabt, beglänzt mit hohem Geist und Kraft,

Auf einem weißen Pferd, so weiß wie Schnee…

Ich kenne ihn, ich kann da falsch nicht liegen,

Es ist der weltberühmte Sohn Philyras!

Halt, Chiron, halt, und höre meine Rede!


CHIRON

Was ist geschehn und wer ist gegenwärtig?


FAUST

O Chiron, zögre einen Augenblick!


CHIRON

Ich habe nie in meinem Herzen Ruhe.


FAUST

Nun, nimm mich mit mit dir auf deinem Schimmel!


CHIRON

Steig auf! Und ich will dir die Frage stellen:

Wo willst du hin? Es geht durch einen Fluss,

Ich trage durch die Flut dich mit Vergnügen.


FAUST (steigt auf Chirons Rücken.)

Wohin du willst! Mein Dank gilt dir für immer.

Du bist der große Mann, der edle Lehrer,

Berühmt für die Erziehung großer Helden,

Der Lehrer bei dem Werk der Argonauten

Und aller, die erbauen die Poeten.


CHIRON

Ja, aller, die an rechter Stelle waren,

Als Mentor wurde Pallas nicht geschätzt.

Am Ende gingen sie die eignen Wege,

Als wären sie von mir erzogen nicht.


FAUST

Den Arzt, der alle Pflanzen kann benennen

Und der zutiefst versteht der Heilung Wurzeln,

Der heilt die Kranken und der stillt die Wunden,

Den, stark an Leib und Geist, hab ich gefunden.


CHIRON

Wenn nahe mir ein Heros wird verletzt,

Ich hab das Recht zu Hilfe und Beratung.

Doch schließlich übergab ich meine Künste

Den frommen Nonnen und den alten Hexen.


FAUST

Du hast die Fähigkeit des großen Mannes:

Er will sein Lob aus fremdem Mund nicht hören,

Er ist bescheiden, er will uns erhöhen,

Wird handeln so, als wären alle gleich.


CHIRON

Du scheinst mir sehr geschickt in diesen Sachen,

Wie man dem Volke und dem Fürsten schmeichelt.


FAUST

Doch wenn du heute es gestehen müsstest:

Ich sah den größten aus dem Altertum,

Bereit zu Taten, welche vornehm waren,

Der lebte beinah eines Halbgotts Leben.

Doch unter all den edel-großen Helden,

Wer war der beste von den Helden allen?


CHIRON

Nun, bei den Argonauten ihrer Zeit

War jeder würdig auf die eigne Art.

Und von den Mächten, die sie eingeatmet,

Sie wussten viel, wenn andre scheiterten.

So Kastor hat und Pollux hat gewonnen,

Wenn Jugendreiz und Schönheit wird geehrt.

Bei der Bestimmung schneller Hilfe waren

Die Ersten Calais und sein Bruder Zetes,

Nachdenklich, klug und stark und gut beraten,

Und Jason war des Frauenvolkes Freude.

Dann Orpheus, sanft und immer sinnend brütend,

Die Leier spielend übermächtig schön.

Dann Lynkeus auch mit scharfen Augen, immer

Das Schiff er führt vorbei an Riff und Kliff.

Stets der Gefahr als Brüder konfrontiert,

Wenn etwas man erreicht, wird man gelobt.


FAUST

Von Herakles ist nichts zu sagen? Oder?


CHIRON

Oh wecke nicht in mir die Sehnsuchtsglut!

Nie stellt man fest, wie Phöbus oder Hermes,

Wie herrlich Ares wurde definiert,

Mit meinen eignen Augen sah ich ihn,

Was alle Menschen doch als göttlich loben!

Geborner König er, nichts anderes,

Und eine herrlich-schöne Jugendkraft,

Nachgebend seinem erstgebornen Bruder,

Nachgebend auch der Schönsten aller Frauen.

Der Gäa ist ein zweiter nicht bekannt,

Den Hebe so geführt in Himmelszonen.

Vergeblich singen sie die Lieder ihm,

Vergeblich schnitzen sie den Marmor ihm.


FAUST

Bildhauer haben nie die Form empfangen,

Doch viele Bilder haben sie gebildet.

Du hast gesprochen von dem schönsten Mann,

O bitte, sprich nun von dem schönsten Mädchen!...


CHIRON

Die!… Nein, ich rede nicht von Frauenschönheit,

Sie ist so oft gefrorner Maske ähnlich.

Ich kann nur wahrlich loben die Natur,

Die frei und fließend ist und immer heiter.

Oft ist die Schönheit mit sich selbst zufrieden,

Unwiderstehlich ist der Grazie Anmut,

So wie Helene, die ich einst getragen.


FAUST

Du tugest sie, die herrliche Helene?


CHIRON

Auf diesem Rücken trug ich sie zurück.


FAUST

Fürwahr, ausreichend bin ich aufgeweckt!

Ein solcher Sitz! Er muss mir Freude bringen!


CHIRON

Sie packte an der Mähne mich, wie du.


FAUST

Ich bin besiegt, ah, ich bin überwältigt,

Vollkommen! Sag mir, warum war sie hier?

Sie ist mein Ein-und-Alles, mein Begehren!

Du trugest sie, von woher und wohin?


CHIRON

Ist leicht zu sagen, was du wissen willst.

Zu dieser Zeit die Dioskuren Kastor

Und Pollux haben sie befreit, Helene,

Ihr Schwesterchen, aus einem Nest von Räubern.

Die Räuber kaum sind überwunden worden,

Da haben sie erneut den Mut gewonnen

Und jagten nach der herrlichen Helene.

Die Schwester und die Zwillingsbrüder eilten.

Natürlich wurden sie da aufgehalten

Durch Sümpfe, die da bei Eleusis liegen.

Die Brüder wateten. Und ich schwamm schnell,

Da sprang sie ab und streichelte mir sanft

Die feuchte Mähne, streichelte und dankte,

So süß und klüglich ihre Fähigkeiten,

Sie war charmant! Ihr Lächeln sehr charmant!

Die Jugend, die den alten Mann begeistert!


FAUST

Zehn Jahre jung die liebliche Helene?


CHIRON

Gelehrte Philologen täuschen sich,

Ich sehe aber, dass du auch dich täuschst.

So seltsam ist es mit der Frau der Mythe,

Poeten nehmen sie, uns zu verführen,

Sie kann nicht älter werden, ist nie alt,

In gleiche Form gegossen, stets verlockend,

Verführerisch, ist sie ein jungen Mädchen,

Und also einen alten Mann begeisternd,

Zeit nicht beschränkt die Flüge des Poeten.


FAUST

Du ließt sie, die kein Alter je gefesselt?

Achilles fand auf Pherä einmal sie,

Erhaben über alle Altersgruppen.

Was für ein seltnes Glück war das für ihn,

Trotz Schicksal, ihre Liebe zu gewinnen!

Und red ich von der Stärke meiner Sehnsucht,

Zu ziehn die Form an mich, die einzigartig,

Lebendig, reines Sein, der Gottheit ähnlich,

Noch zart, schon groß, wie sie erhaben ist.

Sie schaute. Heut hab ich zu ihr gesehn,

Die Attraktion, so lieblich wie erwünscht.

Und jetzt ist meine Seele stark gebunden,

Krieg ich sie nicht, dann überleb ich nicht!...


CHIRON

Ach Fremder, du bist hingerissen, Mensch,

Und unter uns Dämonen: Du bist irre!

Doch jetzt dein Schicksal soll sich hier erfüllen,

Wenn auch nur einen Augenblick im Jahr,

Ich nehm die Zeit mir, Manto anzurufen,

Die Tochter Äskulaps, im stillen Beten

Sie zu dem Vater fleht, mehrt seinen Ruhm,

Erleuchtet so den Arzt des Rückenmarks,

Er soll sich um den Tod nicht weiter sorgen.

Sie ist die Liebste mir von den Sibyllen,

Frei von Grimassen, freundlich und voll Großmut.

Willst bleiben du bei ihr, sie hat die Macht,

Zu heilen dich mit Kräutern und mit Wurzeln.


FAUST

Ich brauche keine Heilung von der Ärztin,

Mein Geist ist strahlend und von Kraft erfüllt!


CHIRON

Verachte nicht die Heilkraft einer Quelle!

Wir sind am Ort, jetzt schnell, steig ab vom Pferd!


FAUST

Sag mir, wo über Kiesel läuft das Wasser

In dunkler Nacht. Wohin bin ich gekommen?


CHIRON

Hier Griechenland und Rom dem Kampfe trotzen,

Olympus linker Hand und rechts der Peneus,

Das größte Reich ward hier im Sand verloren,

Ein König fliegt, um Bürger zu gewinnen.

Schau! In der Nähe das berühmte Tempe,

Das ewige, dort unterm Mondscheinhimmel.


MANTO (von innen, träumend.)

Hufe der Pferde ertönen

Hier auf dem heiligen Boden,

Halbgötter kommen zum Tempel!


CHIRON

Sehr richtig, Manto. Nur die Augen öffne!


MANTO (wandelnd)

Gegrüßt! Ich seh, du bist nicht weggeblieben.


CHRON

Und hier dein Tempel ist noch immer da.


MANTO

Du willst noch unermüdlich galoppieren?


CHIRON

Und du, wie immer, friedlich sitzt du da,

Dieweil genieße ich das runde Kreisen.


MANTO

Ich warte, und die Zeit zieht ihre Kreise,

Die ich gefunden bin. Und wer ist der?


CHIRON

Die schattenhafte Nacht hat ihn gewirbelt

In unsre Augen. Er begehrt Helene,

Helene macht ihn irre und verrückt!

Er weiß nicht, wie er es beginnen soll.

Vor allem braucht er deine Heilung, Ärztin.


MANTO

Ich mag, die das Unmögliche begehren.


(Chiron ist schon weit weg.)


Rasch, Mann, und komm, hier wartet Lust auf dich!

Der dunkle Weg führt zu der Jungfrau Kore…

Tief unter dem Olympus hört die Göttin

Geheimnisvolle und verborgne Grüße.

Ich habe Orpheus einst hier eingeschmuggelt.

Nutz deine Chance besser! Schnell! Sei achtsam!


(Sie steigen hinab.)




ZWEITER AKT


(Szene: Im Mittelmeer.)



DIE SIRENEN

Jetzt leicht zu sehen und mit weichen Schritten,

Rund um die Wagen klingeln laut die Räder,

Oft weben wir nur Zeile still um Zeile,

Ist alles klar, und rundum schlängelt es.

Nun kommt zu uns, aktive Nereiden,

Und bringt auch die Doriden mit, inmitten

Steht Galathea, Tochter sie der Mutter,

Die ruht am meisten, so wie ihre Göttin,

Die wahrlich würdig der Unsterblichkeit,

Verlockend auch mit ihrem süßen Charme,

Als Menschlichkeit und reine Weiblichkeit.


DIE DORIDEN (im Chor, auf Delphinen reitend, vorbei an Nereus.)

So leihe uns, o Luna, Licht und Schatten,

Gib Klarheit du der blühendschönen Jugend!

Bezaubernde Genossen sind hier da,

Fürbitte du für sie bei unserm Vater!


(Zu Nereus.)


Hier sind die Knaben, die wir einst gerettet

Aus dem verschlingend offnen Rachen, dann

Wir haben sie in Schilf und Moos gebettet,

Erwärmend wieder sie zu neuem Leben,

Und jetzt mit glühendheißen Küssen sie

Uns wirklich müssen danken, hier und jetzt.

Schau gnädig auf die Knaben, Herr, herab!


NEREUS

Hier gibt es einen zweiten Preis und Schatz,

Ihr zeigt Barmherzigkeit, das macht euch glücklich...


DIE DORIDEN

O Vater, lobe unsere Mission

Und sanktioniere gerne unsre Bitten.

Umfangen wir sie schnell, unsterblich jung

Und froh an jeder ewigjungen Brust!


NEREUS

Seid glücklich mit dem Fang, dem großen Fang,

Und akzeptiert die Knaben hier wie Männer.

Ich kann es nicht gewähren, was ihr bittet,

Zeus-Vater möge es euch möglich machen.

Die Wellen, die sie hieven, die sie schaukeln,

Die lassen keinen Platz mehr für die Liebe.

Wenn also eure Neigung euch verlässt,

So schickt getrost die Knaben an das Land.


DIE DORIDEN

Ach süße Knaben, wie sie lieb uns sind!

Doch leider müssen wir uns wieder trennen.

Wir hofften auf die ewigtreue Liebe,

Die Götter, ach, verbietens und das Schicksal.


DIE KNABEN

Wir sind die tapfern Knaben, die Matrosen,

Ach möchtet ihr uns doch nur weiter halten!

Wir hattens nie so gut als wie bei euch

Und werdens nie auf Erden besser haben.


(Galathea nähert sich auf ihrem Muschel-Wagen.)


NEREUS

Du bist mein Liebling, schönste Galathea!


GALATHEA

O Vater mein im Meere, meine Wonne!

Delphine, still, ich bin vom Schaun ergriffen!


NEREUS

Vergangnes ist bereits Vergangenheit,

In Kreisbewegung immer zyklisch kreisend.

Ach welche Pflege fürs Gefühl des Herzens!

Wenn sie mich mit sich nehmen würde schließlich!

Und doch gibt es hier nur den Einen Blick,

Den Blick, der lange Jahre dauern wird.


THALES

Heil, Heil und Heil! Wie selig ich mich fühle,

Durchbohrt so ganz vom Wahren, Guten, Schönen!

Das alles wurde durch den feuchten Blick,

Die Dinge alle wurden durch das Wasser.

Du Ozean, gib uns das Reich für immer!

Und wenn du nicht bis zu den Wolken reichtest,

So gäb es keine Bäche, die da fließen,

Die Flüsse würden brüllen nicht und schreien,

Die Ströme würden niemals Blasen werfen,

Wo wären dann die Hügel und die Welt?

Des Lebens Frische ists, die du erhältst.


ECHO (Chor der kollektiven Kreise.)

Des Lebens Frische fließt erneut von dir.


NEREUS

So treib dich, Ort, und dreh und ändre dich,

Nicht mehr von Angesicht zu Angesicht,

In Kreisen sich erweitert die Verknüpfung,

Zur Feier passend die Gemeinden weben.

Jedoch den Muschelthron der Galathea,

Ich seh ihn klar, ich seh ihn immer noch,

Er glänzt so wie ein Sternbild durch die Menge,

Ach Menge, die Geliebte unter ihnen!

Obwohl so fern, doch glänzt sie hell und klar,

Ist immer wahr, ist immer in der Nähe.


HOMUNKULUS

In diesem reizevollen Ozean

Ich kann nicht strahlen, hier ist alles schön!


PROTEUS

In diesem lebensvollen Ozean

Sind leuchtende Bewegungen des Lichts,

Sind erste Ringe da in Pracht und Prunk.


NEREUS

Hier in der Menge Herzen welche Rätsel

Doch offenbaren sich vor unsern Augen!

Was schimmert um die Muschel in dem Meer,

Was schimmert hier zu Galatheas Füßen?

Sie werden stark, jetzt sind sie sanft und süß,

Wie vom Impuls der Liebe eingeführt.


THALES

Homunkulus, gezogen dort von Proteus,

Symptome sinds der Herrscherin, der Sehnsucht!

Ich würde Glockenläuten jetzt erwarten,

Er wird sich setzen auf den Glitzerthron,

Er glitzert und er blinkt und geht davon.


DIE SIRENEN

O Feuerwunder, die das Meer verklären!

Nun einer auf dem andern funkelnd ruht!

Es blinkt und flackert und es hellt sich auf,

Nachts glänzen uns die Körperspuren an

Und alles, was mit Flammen nah umgeben.

So preisen wir des großen Eros Regel,

Der große Eros hat das Spiel begonnen!

Den Ozeanen Heil und Heil der Flut!

Die eingekreist jetzt von des Himmels Feuer!

Heil Wasser! Feuer Heil! Und Heil der Luft!


ALLE IM CHOR

Heil sei dem sanften Fluss des Kinderspiels!

Gegrüßt seist du, verborgne Meeresgrotte!

Vier Elemente und die Quintessenz

Von Ewigkeit zu Ewigkeit gefeiert!






DRITTER AKT


(Szene: Vor dem Palast des Menelaos in Sparta.)


(Helene tritt mit dem Chor der gefangenen trojanischen Frauen auf. Panthalis ist Führerin des Chores.)


HELENE

Ich bin Helene, viel geschmäht und viel bewundert,

Ich komme von der Küste, wo wir landeten,

Benetzt noch von der Macht des Schaukelns dieser Wellen,

Von Phrygiens Höhe auf dem hochgewölbten Rücken,

Von Posidaons Gnade und des Ostwinds Macht,

Die uns hierher getragen an der Heimat Küste.

Dort, unter uns, bei seinen tapfersten Soldaten

Der König Menelaos feiert seine Rückkehr.

Du aber heiße mich willkommen, hohes Haus,

Das Vater Tyndareus baute, als er heim kam,

Kam von den Steigungen des Hügels der Athene:

Hier, wo mit Klytämnestra, meiner Schwester, ich

Und aufgewachsen mit den Zwillingen und spielte,

Sie mehr als edel sind geschmückt, die Häuser Spartas.

Sei mir gegrüßt, du vielgeehrte Doppeltür!

Einst Menelaos kam zu mir, der Bräutigam,

Er kam zu mir durchs freundlich ladende Portal,

Zu mir, die ward herausgegriffen unter vielen.

So tu dich wieder auf, dass ich vielleicht erfülle

Des Herrn Befehl. Ich sollte das als eine Frau.

So lass mich ein! Und alles sei zurück gelassen,

Das um mich wütet jetzt so voll von Untergang.

Denn da im Licht des Herzens ich verließ den Ort,

Ich suchte auf der Venus Tempel, meine Pflicht,

Stattdessen dort entführte mich ein Räuber Troas'.

Geschehn sind viele Dinge, Männer, weit und breit,

Die gerne man erzählt, wills keiner auch vernehmen,

Wie die Geschichte wuchs, der Mythos ward gesponnen.


CHOR

O wundervolle Dame, nicht verachte

Das Erbe du der Häuser alten Adels!

Das Schicksal hat es dir allein gewährt,

Den Ruhm der Schönheit, über allen thronend.

Des Helden Name klingt ihm laut voraus,

Er schreitet stolz auf seiner Heldenbahn,

Doch beugt er sich, der stolzeste der Männer,

Vor deiner Herrlichkeit in Geist und Form!


HELENE

Genug davon! Ich ward zu meinem Mann gebracht,

Ich bin zu ihm gesendet, jetzt, in seine Stadt:

Was aber ist der Sinn? Ich kann es kaum erraten.

Komm ich als seine Frau? Komm ich als Königin?

Bin ich ein Opfer, für des Fürsten bittre Schmerzen,

Der er der Griechen Unglück lange ausgehalten?

Erobert ich, bin ich Gefangene? Ich weiß nicht.

Es stimmt, die Himmlischen ernennen Ruhm und Schicksal,

Zweideutige und zweifelhafte Wegbegleiter

Der Schönheit, hier zu stehn mit mir an dieser Schwelle,

Bedrohlich-düstere Präsenz an meiner Seite.

Auch in dem hohen Schiff mein Mann nur blickte selten

Mich an und sprach ein Wort, ermutigend die Frau.

Er saß vor mir, als ob er wär voll bösen Denkens,

Kaum hatte er vom Schiffsbug schon begrüßt das Land

In dieser Bucht, die machte des Eurotas Mündung,

Als er zu mir gesprochen, wie die Götter drängten:

Hier die Soldaten steigen aus in Reihen-Ordnung,

Ich werde führen sie entlang des Meeresufers,

Du aber, du wirst gehen an dem Ufersaum

Des heiligen Eurotas, hell von Apfelgärten,

Die Pferde führe, die im Glanz des Wassers weiden,

Bis deiner schönen Reise wird ein frommes Ende,

Wo Lakedämon, einst ein reiches Erntefeld

Durch strenge Berge, von den Göttern ward erschaffen.

Spaziere durch das hohe Turmhaus dann des Fürsten,

Beschwöre dann die alte Magd in ihrer Lage

Mit ihren Mägden, die ich hab zurückgelassen,

Und lass sie zeigen dir den reichen Schatz des Hauses,

Das, was verlassen hat dein Vater und was ich

Hinzugefügt und angehäuft in Krieg und Frieden.

Du wirst es alles in vollkommner Ordnung finden,

Es ist ein Privileg, dass es ein Fürst soll finden,

Nach seiner Rückkehr in sein Haus Loyalität,

Was er zurück ließ, noch an seinem Platz zu finden,

Kein Sklave hat die Macht, Verändrung zu bewirken.“


CHOR

Lass diesen Schatz, so fest zusammgezogen,

Begeistrung bringen jetzt der Brust, den Augen!

Halsketten hell und Kronen ganz aus Gold,

Die ruhten dunkel dort in stolzer Ruhe.

Jetzt aber geh, behaupte du sie alle,

Sie alle werden reagieren schnell.

Ich lieb, zu sehn die Schönheit konkurrieren

Mit Gold und Perlen und mit Edelsteinen.


HELENE

So wieder kam die strenge Rede meines Herrn:

Wenn man das in der Reihenfolge untersucht,

Nimm so viel Gaben, wie du denkst, dass du sie brauchst,

Wie viele Schiffe sind erforderlich zum Opfer,

Um zu erfüllen die gewohnten frommen Riten.

Nimm Kessel du und Becken und die runden Schalen,

Das reinste Wasser aus der Heiligkeit der Quelle

In tiefen Urnen, achte, dass du trocknes Holz hast,

Das eilig Feuer fängt, und alles halt bereit,

Nicht zu vergessen auch ein gut geschliffnes Messer,

Das andre alles überlass ich deiner Wahl.“

So sprach er in der gleichen Zeit und drängte mich,

Doch nichts Lebendiges bezeichnend er befahl,

Dass es getötet werde, Götter anzubeten.

Ich aber denke nicht mehr länger drüber nach

Und lasse alles in der Götter guten Händen.

Denn sie erfüllen, was in ihrem Geist zu tun ist,

Ob wir es gut nun oder böse finden mögen,

In jedem Fall die Menschen müssen es ertragen.

Die schwere Axt des Priesters wurde aufgehoben

Oft über den gebeugten Hals des Opfertieres,

Doch konnte er nicht schlachten, denn er ward behindert

Durch Feinde in der Nähe oder Götter-Einspruch.


CHOR

Was könnte dir geschehen? Denk nicht dran!

O Königin, voran, und geh nach innen,

Sei guten Mutes! Gut und Böse sind

Unangekündigt oft den Menschenkindern,

Verkündigt wird es, doch wir glauben nicht,

So Troja ward verbrannt, noch sahn wir nicht

Die Schmach des Tods in unsern Angesichtern.

Sind wir nicht hier, die Freundinnen, die dienen?

Schau auf zur blendend-hellen Himmelssonne,

Schau an die schönsten Blumen auf der Erde,

Wir sind von gleicher Art, die Freudenreichen!


HELENE

Lasst sein es, wie es will. Was immer mich erwartet,

Ich muss doch gehen schnell in dieses Königshaus,

Das lang verlassen, oft ersehnt und fast verloren,

Hier sieht mein Auge es noch mal, ich weiß nicht wie?

Die Füße tragen mich nicht weiter tapfer jetzt,

Bis Stufen übersprungen, die das Kind betrat.


CHOR

O ihr schmerzhaften Gefangen,

Werft nun, o ihr lieben Schwestern,

Eure Schmerzen in die Winde,

Teilt die Freuden eurer Herrin,

Teilt die Freude mit Helene,

Die zurückkehrt, spät am Abend,

In das Heim, zum Herd des Vaters,

Tut mit allem eure Schritte,

Nähert euch als die Entzückten!


Lobt die Heiligkeit der Götter,

Denn sie bringen Glück und Freude,

Bringen Wanderer nach Hause!

Seht, befreit sind die Gefangnen,

Und sie steigen auf mit Flügeln,

Steigen über harte Felsen,

Während alles ist vergeblich,

Die Gefangnen, voller Sehnsucht,

Ausgestreckt sind ihre Arme

Bis an die Gefängnismauern.


Einer hat sie aufgefangen,

Gott, die fern in der Verbannung,

Und vom heißen Sturz von Troja

Trug der Gottherr sie nach Hause,

In das alte, neu geschmückte,

In das Haus des Vaterlandes,

Fort von namenlosen Qualen,

Neu geboren, sich erinnernd

An die heitern Kindheitstage.


PANTHALIS (Führerin des Chores.)

Jetzt lass den Pfad zu deinem freudigen Gesang

Und wende deine Augen zu der offnen Tür!

Was muss ich sehen, Schwestern? Kehrt die Herrin doch

Aufwachend uns sich zu mit angsterfüllten Schritten!

Was ist es, Herrin? Was magst du gesehen haben

In deines Hauses Hallen statt des Friedensgrußes,

Was Zittern dir verursacht? Du kannst nichts verbergen,

Da Schüchternheit auf deiner Stirn geschrieben steht,

Und dein Erstaunen konkurriert mit edlem Zorn.


HELENE (Sie hat die Türen offen gelassen in ihrem Aufruhr.)

Zeus' Tochter wird von keiner dummen Angst gerührt,

Nicht eine leichte Hand des Schreckens sie berührt,

Nein, nur der Horror, dass der Schoß der alten Nacht

Erwacht ist aus dem Chaos und zu Form gestaltet,

Die Wolken, die nach oben schießen und nach außen,

Der Feuer-Rachen lässt die Heldenbrust erbeben.

Die Götter heute hier des Styx bezeichnen so

Den Eingang zu dem Haus mit Schrecken. Gerne würde

Ich wegbegeben mich und gehen wie ein Gast,

Fern dieser oft betretnen, lang ersehnten Schwelle.

Ich hab mich hier zurückgezogen in das Licht,

Ihr werdet mich nicht weiter drängen, wer ihr seid,

Ihr Mächte! Vielmehr denke ich an eine Weihe,

So dass der Herd gereinigt grüßt die Frau des Herrn.


PANTHALIS

O Dame, offenbare deinen Mägden hier,

Die dir zu helfen willig sind: Was ist geschehen?


HELENE

Du wirst es sehen, was ich selbst gesehen habe,

Wenn nicht die alte Nacht es wieder gleich verschluckt,

Die Form von ihr zurück zog in des Herzens Tiefen.

Ich will es zeigen dir in Worten, dass du weißt:

Mit meinen letzten Fragen in dem Kopfe trat ich

Erst in den innern Raum des königlichen Schlosses,

Beeindruckt von der Stille düstrer Korridore,

Kein Ton der Arbeits-Unrast grüßte meine Ohren,

Kein Ton von aufgewandter Mühe, die mein Blick sah,

Und keine Schaffnerin erschien und keine Mägde,

Kein Gruß der Höflichkeit, wie man den Fremden grü0t.

Als ich der Feuerstelle mich aus Stein genähert

Und ihrer Asche, die noch glühte, schaute ich

Ein Weib verschleiert, großer Form, am Boden hockend,

Nicht so wie eine Schlafende, doch in Gedanken.

Ich rief ihr zu, sie solle schaffen, ich befahl es,

Mir schien, sie sei die Schaffnerin, die mein Gemahl

Vielleicht einst angestellt, mit Weitblick, als er ging.

Sie saß noch immer da, geduckt und unbeweglich,

Durch meine Drohung dann gerührt, hob sie den Arm,

Als ob sie mich weg winkte so von Herd und Halle.

Da stellte ich mich neben sie, war wütend, zornig,

Und schritt dahin, wo schön der Thalamos geschmückt

Dicht neben ihr und hoch des Schatzes Kammer.

Die Form sprang auf vom Boden, seltsame Gestalt,

Sie stellte sich mir in den Weg und schaute herrisch,

So groß und hohl und hager, blutig rot der Blick.

Die Form so hässlich, dass geängstigt ward mein Auge,

Doch red ich in den Wind, die Worte selbst ermüden

Bei dem Versuch, die Form zu zaubern, ganz vergeblich.

Du überzeug dich selbst! Sie traut sich an das Licht!

Hier ich bin Herrin, bis der König kommen wird!

O Phöbus, Freund der Schönheit, treib die Ausgeburt

Der Nacht zurück in unterirdische Kavernen!


(Phorkyas erscheint auf der Schwelle zwischen den Türpfosten.)


CHOR

Viel habe ich gelernt, auch wenn die Strähnchen

Sind jugendlich noch über meinen Schläfen.

Viel Schreckensdinge, die ich hab gesehen,

Soldaten-Elend, Trojas Brand und Fall.


Durch Trübsal und durch Staub der Turbulenzen

Der Krieger-Masse hörte ich die Götter

Erschrecklich rufen, hörte auch das Klingeln

Der Zwietrachts-Stimme hin durch Feld und Stadt.


Sie standen immer noch, von Ilion

Die Mauern, doch der rote Schein der Flammen

Bald lief von Nachbarhaus zu Nachbarhaus,

Sich immer mehr verbreitend, hin und her,

Mit Sturmes-Atem in der dunklen Stadt.

Und fliehen sah durch Rauch und Hitze ich

Sie unter lodernd heißen Feuerzungen,

Bang vor der zornigen Präsenz der Götter,

So furchtbar sah ich schreiten diese Mengen

Wie Riesen durch die dichte Finsternis,

Das Feuer nur erleuchtete den Qualm.


So habe ich gesehen die Verwirrung.

Wie, oder hat der Angstgeist mich verbraucht?

Ich werde niemals in der Lage sein,

Zu sagen das, doch bin mir wirklich sicher

Darüber, was ich hier nun sehe: Sie,

Monströse Form, so hässlich meinen Augen,

Mit meiner Hand ich konnte sie berühren,

Der Schreck hielt mich zurück vor der Gefahr.


Welches Kind von Phorkyas bist du?

Ich vergleich dich dieser Sippe.


Bist du eine von den Graien,

Nur ein Zahn und nur ein Auge,

Bist du eine von den Grauen?


Monster! Kannst du das denn wagen,

Neben dieser reinen Schönheit

Dich zu zeigen Phöbus' Augen,

Seine Blicke zu erdulden?


Phöbus ist es nicht gleichgültig,

Der nichts sieht, was hässlich aussieht,

So wie seine lichten Augen

Nie gesehen haben Schatten.


Wir Menschen aber leider sind gezwungen

Durch unglückselig-düsteres Geschick,

Zum unaussprechlich schmerzensreichen Anblick

Der ganz verwerflichen, von Qual verfolgten,

Die provoziert die Freundinnen der Schönheit.


Doch höre du uns zu, wenn du hier mutig

Begegnest uns, so höre diesen Fluch,

Die Drohung höre eines jeden Missbrauchs,

Hör dies vom Munde des verklagten Glücks,

Des Glückes, das die Götter selbst geschaffen!


PHORKYAS (Der transformierte Asmodäus.)

Das Sprichwort ist schon alt, das kündet wahr und edel,

Dass Scham und Schönheit nie zusammen gehen, nie

Verfolgen sie den gleichen Weg auf grüner Erde.

Solch alter Hass mit tiefer Wurzel lebt in beiden,

Wenn sie sich treffen, nur durch Zufall, auf dem Weg.

Die eine wendet sich von der Rivalin ab.

Dann schnell und heftig gehn die beiden Wesen weiter,

Betrübt die Scham die Schönheit spöttisch in dem Geist,

Bis schließlich Dunkelheit des Orkus sie empfängt,

Wenn nicht das Alter schon zuvor gezähmt den Stolz.

Jetzt finde ich dich frech, dich aus dem Ausland kommend,

Von Arroganz erfüllt, so wie die Kraniche,

Laut quaken sie in Reihen oben in den Lüften,

Die lange Wolke sendet ihren Ton nach unten,

Verlockend ruhig Reisende, hinauf zu schauen,

Doch sie verfolgen ihren Weg, er folgt dem seinen,

Und das ist ebenso, wie es bei uns auch ist.

Was dann seid ihr, ihr rasenden Bacchantinnen,

Die wagen es, zu wüten in der Königshalle?

Wer seid ihr denn, vor diesem hohen Hause heulend

So wie ein Rudel Hündinnen in Lunas Schein?

Glaubt ihr, mir wärs verborgen, welcher Art ihr seid?

Ihr in der Schlacht gezeugt, erhoben bei der Schlachtung.

Ihr grübelt, lüstern, ihr Verführer und Verführte,

Aussaugend der Soldaten und der Bürger Kräfte!

Das Publikum zu sehen, diesen Riesen-Schwarm,

Lasst ihr euch nieder wie Heuschrecken auf die Felder.

Ihr seid Verschwenderinnen nur von Andrer Arbeit!

Zerstörerinnen reifender Kultur von Wohlstand!

Besiegt, getauscht, verkauft die Waren auf dem Markt!


HELENE

Wer schändet hier die Dienerinnen ihrer Herrin,

Vermessen reißend an dem wahren Recht der Frau?

Nur ihr ist es gegeben, was auch je das Lob

Macht lobenswert, und zu bestrafen, was da Schuld ist.

Ich bin zufrieden wohl mit allen Leistungen,

Die sie geleistet, als das große Troja stand,

Als Troja fiel in Schutt und Asche. Und desgleichen,

Als wir das Elend unsrer Wanderschaft ertragen

Der Reise, wo oft einer denkt nur an sich selbst,

Hier habe ich erwartet eine frohe Mannschaft.

Der Herr fragt, wie der Sklave dient, nicht, was er ist.

So schweige du, und länger nicht verhöhne sie!

Wenn du das Königshaus bewacht hast auch bis jetzt

Anstatt der Herrin, wie es deine Pflicht gewesen,

Jetzt, da sie selber kommt, da ziehe dich zurück,

Damit nicht Strafe du gerechten Lohnes findest.


PHORKYAS

Disziplinierung ihres Dieners ist das Vorrecht

Der edlen Frau des Königs, die geliebt von Göttern,

Sie hat zurecht verdient vom klugen Maß der Jahre.

Sie räumte auf, sie nahm den Ort von einstmals ein,

Nun wieder hier als Königin, des Hauses Herrin,

Sie lockerte die Zügel, und nun herrscht sie wieder,

So halt den Schatz in deiner Hand und uns mit ihm!

Zunächst verteidige, die ich die Ältere,

Du mich vor diesem Publikum, die sind doch nur

Vor deiner Schwanenschönheit schnatternd fette Gänse!




VIERTER AKT


(Szene: Landschaft, umgeben von reich verzierten Gebäuden aus dem Mittelalter.)


CHORFÜHRERIN

Geschwätzigkeit und Dummheit, typisch für die Frauen!

Sie hängen am Moment, ein Spielball jeder Brise,

Von jedem Augenblick und jedem Leid, nie wissend,

Wie still man leiden muss! Doch eins ist immer sicher,

Zu andern heftig, wenn die andern widersprechen,

Sie lachen, weinen gleichermaßen, freudig, leidend.

Nun still! Und hört, was unsre hochgesinnte Herrin

Hier wird entscheiden für sich selber und für uns.


HELENE

O Pythia, wo bist du? Doch du bist berufen,

Komm aus den Bögen dieser dunklen Burg heraus.

Wenn du von wundersamen Herrn und Helden kommst,

Gib alles mir bekannt, den Sitz zur Rezeption,

Nimm meinen Dank entgegen und so führ mich schnell,

Ich wünsche endlich meine Wanderschaft beendet.


CHORFÜHRERIN

O Königin, vergeblich, schau in jede Richtung,

Die hässliche Gestalt ist fort, sie blieb vielleicht

Dort in dem Rauch, aus dessen Tiefe wir gekommen,

Ich kann nicht sagen wie, so schnell und ohne Trittschall.

Vielleicht ging sie im großen Labyrinth verloren

Von diesen vielen Burgen, wunderbar vereint.

Ich schaue auf und seh den Fürstengruß des Herrn.

Schau, eine Menge, sich bewegend in Bereitschaft.

Daneben Galerien sind und Tür und Fenster

Und Dienerscharen kommen, huschend hin und her,

Sie künden herzlichen Empfang für ihren Gast.


CHOR

Erleichtert ist mein Herz. O siehe dort,

Wie eine Schar von Jugendlichen kommt

Mit festen Schritten würdevoller Ordnung,


Marschieren sie in Reihen. Wer befiehlt

Der Ordnung, wer so schnell hat angeordnet

Die jungen Scharen solcher schönen Rasse?

Was sollte denn am meisten ich bewundern?

Sind es die leichten Schritte voller Anmut,

Der Haare Locken auf den weißen Stirnen,

Die runden Wangen mit dem Rouge des Pfirsichs?

Hinein zu beißen wäre mein Begehr,

Doch bin ich ängstlich, solches zu versuchen,

Ein Fall war ähnlich, und mir graut zu sangen,

Der Mund war plötzlich angefüllt mit Asche!


Aber der Schönste

Ist jetzt gekommen.

Was sie hier tragen?

Stufen zum Throne,

Teppiche, Sessel,

Vorhang und Vordach,

Schmuck von Juwelen,

Über uns winkend

Mit den Girlanden,

Über dem Kopfe

Unserer Herrin,

Sie ist geladen,

Steigt auf den Thronsitz

Herrlichen Adels.

Vorwärts, ihr Schwestern,

Schritte um Schritte,

Festlich geordnet,

Würdig und würdig,

Dreifach gewürdigt,

Wird sie empfangen,

Ist sie gesegnet!



(Was der Chor beschrieben hat, findet statt. Nachdem die Jünglinge und Knaben in langen Prozession hinab gestiegen, erscheint Faust oben an der Spitze der Treppe, in der Tracht der Ritter des Mittelalters, und dann steigt er langsam und mit Würde herab.)


CHORFÜHRERIN (ihn streng beobachtend.)

Wenn in der Tat die Götter nicht, wie oft sie tun,

Geliehn dem Mann die schöne Form für den Moment,

Ehrfürchtig seine Würde ist, er scheint charmant,

Vorübergehend handelnd, was er immer tut,

Es ist erfolgreich, ob mit kämpferischen Männern,

Ob in den Liebeskriegen mit den schönen Weibern.

Fürwahr, er ist mein Favorit, der Wirt der andern,

Den meine Augen schauten an, den hochgelobten.

Ich seh den Fürstengang mit Schritten langsam-vornehm,

Verhaltner Ehrfurcht. Königin, zu ihm dich wende!


FAUST (sich annähernd, ein Mann in Ketten an seiner Seite.)

Nun statt des Friedensgrußes, des gewohnten,

Statt des Empfangs voll Ehrfurcht und Verehrung,

Hier bring ich einen armen Mann in Ketten,

Der er in seines Amtes Pflicht versagte.

Knie nieder hier, so dass die edle Dame

Kann hören gleich die Beichte deiner Sünden.

Der, Königin, der Mann ist auserwählt

Für seinen klaren Blick, für die Vision

Vom hohen Turm von Elfenbein, der schaut

In Himmelsräume, auf der Erde Breite,

Um zu berichten, was sich hier bewegt,

Auf Hügeln ringsumher und in der Burg,

Ob eine Wanderung bewollter Herden,

Ob Krieger, so dass wir die Herde hüten,

Die Krieger greifen an. Doch er versagte:

Sie kam hierher, er hat es nicht berichtet,

Wir nicht empfingen sie, wie sie verdient,

Zur Ehre hohen Gastes. Jetzt verliert er

Sein Leben und sein Blut, es wird vergossen

In dem verdienten Tod! Nur du allein

Kannst ihm vergeben oder ihn bestrafen.


HELENE

Solch großes Werk, wie du erwählt, mir zu verleihen,

Als Richterin, als Herrin auch – doch ich vermute,

Du willst es nur als eine Art von Prüfung, dennoch

Ich übe aus die Pflichten einer Richterin,

Ich will den Angeklagten hören. Sprich, mein Sohn!


LYNKEUS (der Bewohner des Elfenbeinturms)

Lass knieen mich und lass mich schauen an,

O lass mich leben oder lass mich sterben,

Schon bin ich dir geweiht, o Himmelsdame!


Ich warte auf der Morgenröte Kommen,

Den Blick gerichtet auf den Orient,

Da plötzlich tanzt die Sonne bunt im Süden!


Ich, angezogen, anzuschaun das Wunder,

Statt Schlucht und Gipfel, Himmelshöh und Erde,

Ich starre sie nur an, die schönste Wonne!


Mir war das Sehvermögen ja gewährt

So wie dem Luchs, der hoch im Wipfel sitzt,

Jetzt sehe ich in Unentschlossenheit

So wie in einem dunklen und bewölkten Traum.


Was denken? Auch wenn ich mir dieses wünschte?

Turm, Mauer oder ein verschlossnes Tor?

Der Nebel stieg und breitete den Dunst aus,

Da kam die Himmelsgöttin hier im Staat!


Mein Herz ergab ich und mein Auge ihr,

Da sog ich trunken ein das süße Licht,

Die Schönheit war verschleiert, aber ich

Geblendet war allein durch ihren Anblick!


Ich hab das Amt des Wächters, der Posaune,

Jetzt aber droht sie, ach, mich zu zerstören,

Denn Grimm und Zorn sind in der Schönheit Bann!


HELENE

Ich kann bestrafen nicht das Übel, das ich brachte.

Ah wehe mir! Was für ein hartes Schicksal ist es,

Das mich verfolgt, dass überall, wo ich besitze

Die Männerherzen, sie nicht selbst sich geben hin.

Sie stehlen, kämpfen und verführen, immer hetzend,

Halbgötter und Dämonen, Himmlische und Helden,

Sie führten mich auf allen meinen Wanderungen.

Allein hab ich die Welt verwirrt, verwirrt sie doppelt,

Jetzt bring ich dreifach, vierfach nichts als Leid auf Leid.

Nimm diesen Makellosen weg und lass ihn gehen,

Nicht Schande ist es, wenn die Götter einen täuschten.


FAUST

O Herrin, staunend seh ich euch zusammen,

Den Bogenschützen, das geweihte Opfer,

Ich seh den Bogen, ausgeschickte Pfeile,

Ich seh, die ihn verwundeten, die Pfeile,

Jetzt fällt es auch mir auf. Ich hör das Surren

Der Pfeile überquerend jeden Hof.

Wer bin ich? Meine Mauern machst du schwach

Und meine Knechte machst du zu Rebellen.

Schon fürchte ich, dass die Armee gehorcht

De Siegerin, der unbesiegten Herrin.

Was bleibt zu tun? Ich füg mich selbst hinzu!

Ist alles, was ich träume, denn vergeblich?

Nun lieg ich frei und treu zu deinen Füßen,

So lass mich dich als Herrin anerkennen!

Dein Dasein bringt dir Thron und Eigentum.


LYNKEUS

O Herrin, wieder schaue ich voraus,

Der Reiche bittet dich um einen Blick.

Es sieht der Reiche dich, auf einen Blick

Ist er ein Bettler und ein Bettlerkönig.


Wer bin ich jetzt? Und wer war ich dereinst?

Was ist zu wollen? Was ist nun zu tun?

Was nützt den Augen denn die klarste Sicht?

Er wirft sein Auge auf die Macht der Herrin.


Von Osten drängten wir bis an die Grenze,

Und plötzlich ist verschwunden uns der Westen.

So breit wie lang die Völker sind versammelt,

Die Ersten wissen gar nichts von den Letzten.


Der erste Rang geht, steht der nächste schnell,

Des dritten Ranges Speer unübertroffen.

Ein jeder Mann war hier wie hundertfach,

Es starben Tausende, unsäglich alle.


Wir vorn gedrängt, wir stürmten so hinauf,

Wir waren Meister, dann wir waren weg,

Wo ich entschieden, der ich Häuptling heute,

Und morgen ausgeraubt und weggestohlen.


Gesehen haben wir, schnell war der Blick,

Die schönsten Weiber nahmen wir uns mit,

Wir holten alle Ochsen aus dem Stall,

Wir nahmen Pferde, nahmen alle Pferde.


Doch meine Freude war es, zu entdecken

Die seltnen Dinge, die ich sehen konnte,

Und was die andern Menschen fassen konnten,

Das war für mich nichts als nur Stroh und Heu.


Da war ich auf den Spuren eines Schatzes,

Was immer meine scharfen Augen sahen,

In jede tiefe Tasche konnt ich sehen

Und jeder Busen war wie Glas für mich.


Sie waren da wie Haufen Gold für mich,

Die besten Edelsteine konnt ich finden,

Doch jetzt sind es allein nur die Smaragde,

Die sind es wert, den Thronstuhl dir zu schmücken.


So schwanke zwischen Ohren jetzt und Wangen

Die Perle aus dem tiefen Ozean,

Ein Ort, den nicht Rubine aufzusuchen

Es wagen können, die so blass nur sind

Verglichen mit der Rosenwange dein.


So ist der Reichtum, so ist jeder Preis,

Den ich hier setze ein vor deinen Augen,

Ich deinen Füßen gerne unterwerfe

Die Beute aus Gefilden blutbefleckt.


Wie viele Truhen hab ich mitgebracht,

Ich hab dazu auch eherne Schatullen,

So lass mich treulich deinem Wege folgen

Und füllen dir die Kammern deiner Schätze.


Du würdest anders kaum den Thron besteigen,

Wenn alle neigen sich vor dir allein,

Wenn Weisheit sie und Erdenmacht und Reichtum

Empfangen heute nur von deiner Huld.


Das alles hab ich schnell bekommen, wahrlich,

Jetzt aber ist es frei und ganz für dich.

Mich dünkt, sein Wert ist deutlich zu erkennen,

Jetzt ist es alles nicht mehr viel für mich.


Was ich besessen habe, geht vorüber

Wie das von mir gemähte welke Gras.

O gib nur einen lichten Blick mir hin!

Das alles sei der Lohn für deinen Tanz.


FAUST

Entferrn die Haufen, die der Mut gewonnen,

Nimm keine Schuld auf dich und such kein Lob.

Das alles ist schon ihres, was die Burg

In ihrem Schoß versteckt, die Dinge schenkst du

Vergeblich. Geh und staple Schatz auf Schatz

In rechter Reihenfolge. Präsentiere

Die feinste Auswahl unsichtbarer Pracht!

Lass die Gewölbehallen himmlisch glänzen!

Lass deine Toten Paradiese schaffen!

Lass Blumenteppich schnell auf Blumenteppich

Ihr rollen unterm Fuß, so wird sie schreiten

Auf weicher Erde, lass den edlen Blick

Wie Götter blendend fallen auf die Pracht!


LYNKEUS

Ich tu es, wie der Herr befiehlt,

Für Diener ist es nur ein Spielzeug,

Die Regeln der erhabnen Schönheit,

Sie gelten auch in Blut und Geld.

Das ganze Heer ist jetzt gezähmt,

Die Schwerter sind nun wieder stumpf

Nah dieser Form von reinem Gold,

Die Sonne selbst ist blass und kalt

Nah dieses Angesichtes Reichtum,

Sonst alles ist nur leerer Raum.


HELENE (Zu Faust.)

Ich möchte mit dir sprechen, komm zu mir!

Hier neben mich! Der leere Platz lädt ein

Den Herrn, so sicher ist der Ort für mich.


FAUST

Empfange meine Ganzhingabe bitte,

Ich kniee, edle Dame, lass mich küssen

Die Hand, die mich an deine Seite hebt.

Sag, ich sei Mitregent von einem Reich

Von unbekannten Grenzen. Du gewinnst

Dir einen Sklaven, einen Wächter und

Verehrer deiner Huld in Einem Mann.


HELENE

So viele Wunder kann ich sehn und hören,

Ja, mich ergreift ein staunendes Entzücken,

Und da ist viel, das möcht ich gerne wissen.

Und lehre mich wie eure Dichter sprechen,

Mit neuer Rede, so vertraut, doch seltsam.

Ein Ton macht frei den Weg dem nächsten Ton,

Und wenn ein Wort den Ohren Freude gab,

Ein andres kommt, dem ersten gleich zu streicheln.


FAUST

Wenn meiner Dichter Sprache dir gefällt,

Du wirst begeistert sein von ihren Liedern,

Die Herz und Geist vollkommen schön erfüllen.

Doch willst du sicher werden, üben wir,

Die Wechselrede lockt und ruft uns weiter.


HELENE

Wie spricht man so mit dieser schönen Kunst?


FAUST

Es kommt alleine aus der Liebe Brunst!

Man schaut sich um, wer noch voll Liebesglut?


HELENE

Wem noch das Herz brennt voll von heißem Blut?


FAUST

In Gegenwart schaut nur die Geistessonne -


HELENE

Der Augenblick ist Ewigkeit der Wonne!


FAUST

Die Liebe ist uns Schatz und Gold und Land -


HELENE

Die Liebe gibt dem Liebsten ihre Hand.


CHOR

Wer beleidigt die Prinzessin,

Die gewährt dem Burgen-Meister

Eine Show von Freundlichkeiten?

Lasset uns gestehen, wir sind

Im Gefängnis, wie bis heute,

Wie der Fall in großer Schande

Ilions, der bange, stattfand,

Traurig, und die irren Fahrten.


Frauen, Männern gern erfüllend

Ihren Wunsch, sind nichts besondres.

Sie beherrschen Zauberkünste.

Sie verleihn die gleichen Rechte

Einzig mit den goldnen Haaren,


Frauen, die sich schnell ergeben,

Wenn die Möglichkeit sich bietet

Mit den Körper und den Trieben.

Schon, schon sitzt man näher, dichter,

Zueinander hingezogen,

Am in Arm und Knie an Knieen,

Hand in Hand sich zärtlich wiegend,

Auf dem Throne weich gepolstert,

Majestätisch wie die Götter,

In privaten Schwärmereien

Offenbart des Mannes Augen.




FÜNFTER AKT


(Helene, Faust, und ihr Kind Euphorion, im griechischen Kostüm.)


EUPHORION

So hör gesungen nun das Lied der Kindheit,

Denn ihre Freude, sie gehört euch allen,

So seht mich überspringen jetzt die Zeit,

Ich springe in die Herzen meiner Eltern.


HELENE

Erforderlich zwei reine Herzen sind,

Aus Liebe zu der Menschlichkeit zu segnen,

Ein einig Ding zusammen soll es sein,

Sie sollen sein die Heiligkeit der Drei.


FAUST

Was wir gesucht, wird alles nun entdeckt,

So ich bin dein, mein Schatz, und du bist mein,

Wir zwei gebunden aneinander sind,

Das nenne ich das allerschönste Schicksal.


CHOR

Sie sind seit vielen Jahren schon begeistert

An dieses Kindes feuervollem Toben,

Ah, diese Partnerschaft von den Genossen,

Wie solche Schönheit mich so sehr bewegt!


EUPHORION

Lasset mich springen,

Lasset mich Lenz sein!

Hoch in die Lüfte,

Kreisend die Dinge,

Ist mein Verlangen,

Sind meine Triebe.


FAUST

Stürze in Vorsicht!

Stürz in Gefahr nicht,

Solcherlei Stürzen

Harrt auf den Wilden,

Gründe dich sicher,

Lieblicher Knabe!


EUPHORION

Ich kann nicht kleben

Fest an der Erde,

Lasst meine Hände,

Lasst meine Haare,

Lasst meine Kleider,

Alles ist meines.


HELENE

Denke, o denke,

Wem du gehörst doch.

Uns wär es traurig,

Würdest zerstört du,

All deine Arbeit,

Dein, sein und meine.


CHOR

Ach diese Einheit

Wird sich zerstreuen.


HELENE UND FAUST

Ruhe, nur Ruhe,

Bitten die Eltern.

Allzu lebendig

Bist du, gewaltig.

Ländlicher Ruhe

Leb in der Ebne.


EUPHORION

HJ, wenn es das ist, was ihr möchtet, ja,

Ich höre auf, ich halte mich zurück.


(Er windet sich, tanzend, durch den Chor und zieht sie fort mit sich.)


Hier schweben werde ich, ganz leicht

Und voller Leben ist die Schar.

Ist das die schöne Melodie,

Die nach dem Takt gemessen ist?


HELENE

Ja, das ist ordentlich getan.

Die Schönen führe du herauf.


FAUST

Ach wäre es nur erst vorbei!

Denn solche Unterhaltung kann

Mir nicht begeistern die Vernunft.


CHOR (mit Euphorion, flink tanzend und singend, in verschlungenen Reihen.)

Wenn deine Arme gleichermaßen

Charmant du angehoben hast,

Dann deine Lockenhaare blond

Sind aufgelöst und hold verwirrt.


Und wenn mit einem Fuß so leicht

Du überm Grund im Fluge bist,

So dorthin und zurück sogleich,

Dann regne Schritt auf Schritt herab.


Dann ist dein Ziel bereits in Sicht,

Du goldner Knabe, schönstes Kind!

Betört sind alle unsre Herzen,

Sich dir zu einigen gewillt.


(Pause)


EUPHORION

Du bist wie viele

Hüpfende Kitze,

Neuere Spiele,

Wiedergeboren,

Ich bin der Jäger,

Du bist die Beute.


CHOR

Willst du uns fangen?

Ach wir sind eifrig,

Dich zu erhaschen,

Wir sind gespannt schon,

Wann es vorbei ist,

Sich an die Formen

Liebend zu klammern,

Du bist so niedlich!


EUPHORION

Jetzt durch die Täler,

Über die Felsen,

Was ich gewinne,

Sieht aus wie Mühe,

Nur mit Gewalt will

Stark ich gewinnen,

Das ist mir Freude.


HELENE UND FAUST

Wie wild er ist! Und ach, wie stur er ist!

Nur wenig Hoffnung gibt’s auf Mäßigung.

Das ist der Klang des frohen Hörnerblasens,

Das tönt so durch die Wälder und die Felder,

Was für ein Lärm und närrische Verwirrung!


CHOR (eine nach der anderen, in Eile.)

Wie eilig läuft er von uns weg, der Junge!

Verachtet uns! Ist immer voller Spott!

Jetzt zieht er eine von der Menge an,

Das ist die wildeste von allen Frauen.


EUPHORION (zieht ein junges Mädchen an sich.)

Hier ziehe ich die Schelmin eng an mich,

Ganz durchzusetzen meinen höchsten Wunsch,

Denn meine Wonne, mein Begehren ist es,

Ans Herz zu drücken sie voll heißem Feuer,

Zu küssen dreist sie auf den roten Mund,

Dann auszurufen meine große Kraft!


DAS JUNGE MÄDCHEN

Nein, lass mich gehn! Da gibt es eine Kraft,

Beständigkeit des Geistes in dem Körper,

Mein Wille, wie bei dir, wenn ich nicht irre,

Mein Wille sagt: Ich bin nicht leicht zu haben.

Du denkst vielleicht, ich wäre in Gefahr?

Gewalt der Waffen ist es, die du ausübst.

So fange schnell mich, ach du dummer Racker!

Ich spiele gern mit dir dein kleines Spielchen.


(Sie wird zu einer Flamme und leuchtet in der Luft.)


Folg durch die Luft mir,

Folg in der Höhe!

Fang deine Beute,

Flüchtige Beute!


EUPHORION (abschüttelnd die Flammen.)

Felsen sind um mich,

Wälder zu sehen,

Gib die Gefangne,

Ich bin ja jung noch!


Brisen wehn Düfte,

Wellen jetzt brechen,

Töne der Ferne

Hör ich von fern her,

Dort wär ich gerne.


(Er springt weiter auf den Felsen.)


HELENE, FAUST UND DER CHOR

Du möchtest einer Gämse gleichen?

Ach Kind, wir bangen um dein Schicksal!


EUPHORION

Höher und höher

Will ich nun klettern,

Weiter und weiter

Will ich nun sehen,

Hier auf der Insel,

Landschaft des Pelops,

Erde wird Meerflut.


CHOR

Warum nicht hier in Frieden leben

Auf Hügeln und in grünen Wäldchen?

Weinberge werden wir dir suchen

Und Reben schön in ihren Reihen.


Die Reben hoch auf Bergesrücken,

Figuren dort und Äpfel-Gold,

Du bleib in diesem schönen Land,

Du bleibe hier und werde alt!


EUPHORION

Könnt ihr denn stille Tage träumen?

Träumt, was der Träumer träumen kann!

Der Krieg ist aber meine Losung,

Der Sieg! So klingt das Echo schön.


CHOR

Er, der in stiller Zeit des Friedens

Den wilden Krieg sich wünscht herbei,

Bald wird sein Zeuge Bruder Tod,

Und Hoffnung sind und Glück dahin.


EUPHORION

Die dieses Land hat,

Ists auch gefährlich,

Frei sind und mutig,

Schütten ihr Blut aus,


Bringen Bedeutung

Heiligem Opfer,

Keiner erobert

Uns, die wir kämpfen!


CHOR

Schaut oben, wie so hoch er klettert!

Doch scheint er kleiner nicht zu werden,

In seiner Rüstung triumphierend

Er glänzt in Edelstahl und Silber.


EUPHORION

Der, der sich selber nicht bewusst ist

Der hohen Mauer und der Ruhe,

Dem deine dauerhafte Festung

Ist des Soldaten Eisen-Brust.


Und wollt ihr leben unbesiegt,

So schnell bewaffnet in den Kampf,

Zum Kampfe mit dem wahren Feind!


Die Frau ist eine Amazone,

Der junge Knabe ist ein Heros.


CHOR

Heilige Dichtkunst

Klettert gen Himmel!

Schimmernde Sterne

Weit in der Ferne!

Hier ists erreicht schon,

Immer wir hören,

Wo wir gewärtig,

Freude und Wonne!


EUPHORION

Nein, nicht als Knabe ich erscheine,

Die Jugend kommt bewaffnet, siehe,

Im Geiste ist er schon ein Fürst,

Ist einer von den starken, kühnen.

Jetzt gehe ich! Jetzt, siehe da,

Der Weg zum Ruhm strahlt auf für mich.


HELENE UND FAUST

Kaum bist ins Leben du gekommen,

Kaum kamest du zum Tagesschimmer

Und von den Höhen sehnst du dich

Schon nach dem Ort der Schmerzren, scheints.

Sind denn wir beiden nichts für dich,

Ist diese Bindung nur ein Traum?


EUPHORION

Seht ihr denn nicht den Wellendonner?

Durchs Tal die Nymphe Echo ruft,

Die Heere stehn in Sand und Schaum,

So Schar auf Schar in banger Ernte,

Verstehen das Kommando sie,

Es ist der Tod für alle jetzt.


HELENE, FAUST UND DER CHOR

O Horror! Welche Katastrophe!

Ist denn der Tod für dich verordnet?


EUPHORION

Soll ich es sagen aus der Ferne?

Ich werde eure Sorgen teilen.


HELENE,FAUST UND DER CHOR

Schwinge hinweg dich,

Todesgefahr du,

Tödliches Schicksal!


EUPHORION

Ich bin beflügelt,

Werde nicht warten,

Denn ich muss vorwärts,

Lasset mich fliegen!


(Er stürzt sich in die Luft: seine Kleider tragen ihn einen Augenblick, sein Kopf ist erleuchtet und ein Lichtstreifen folgt ihm.)


CHOR

O Ikarus, o Ikarus!

Er ist nicht mehr! Wir seufzen wehe.


(Ein schöner Jugendlicher fällt zu den Füßen der Eltern. Wir sehen eine bekannte Form in der Leiche, aber der physische Teil verschwindet auf einmal, während eine Aureole wie ein Komet in den Himmel steigt. Das Kleid, der Mantel und die Lyra bleiben auf dem Boden.)


HELENE UND FAUST

Auf einmal folgt der Freude

Der bitterlichste Schmerz!


EUPHORION (aus der Tiefe)

O Mutter! Lass mich nicht allein

In der Domäne dunkler Schatten.


(Pause)


CHOR

O lass ihn nicht allein! Gleich, wo du bist,

Wir glauben über dich das Folgende:

Obwohl der Tag uns scheidet nun von dir,

Wird dennoch keine Seele dich vergessen.

Wir wünschen nicht den Bleibenden die Trauer,

Wir singen voller Neid des Toten Schicksal.

Dir gab das allerhellste Licht des Himmels

Die wahren Lieder und den großen Mut.

Geboren wurdest du fürs Erdenschicksal,

Von edlem Stammbaum und von guter Macht,

Als Jugendlicher gingst du in die Irre,

Du wurdest früh schon von uns fortgenommen.

Die Seele sah die Welt in klarer Schau,

Des Herzens Sehnsucht hatte sie verstanden,

Die Glut der Leidenschaft für eine Frau,

So sang die Seele mit der schönsten Kunst.

Unwiderstehlich lief er doch vergebens

Im Netze ohne Disziplin. Er ist

Geschieden von der Welt mit Heftigkeit,

Nach der Gewohnheit und der festen Regel,

Bis endlich, durch das Denken tief geworden,

Du Mut gefunden hast und mehr Gewicht,

Du wolltest Glanz und Gloria gewinnen,

Doch das war nicht dein vorbestimmtes Schicksal.

Ja, wessen Schicksal denn? Die düstre Frage

Lässt, ach, das Schicksal selber ohne Antwort,

Dieweil in Freudentagen unglückselig

Das stumme Blut gerinnt des ganzen Volkes.

Auch neue Lieder wird er wieder singen,

Nicht mehr sich beugen auf die schwarze Erde,

Die Erde wird ihn einmal noch erkennen,

Wie wir, die Weisen, ihn bereits erkannt.


(Eine komplette Pause. Die Musik endet.)


HELENE (Zu Faust.)

Ach, es erweist sich doch das Wort für mich als wahr,

Dass Glück und Schönheit nie für lange sich vereinen.

Der Lebensfaden ist, das Liebesband zerrissen,

Im Schmerz beklagen wirs. Nun muss ich sagen: Abschied,

Umarme mich noch einmal und dann nimmer mehr.

Es ist Persephone, die uns im Tod empfängt.


(Sie umarmt Faust: ihr Körper verschwindet, nur ihr Kleid und Schleier bleiben in seinen Händen.)





DRITTER TEIL



DIE HIMMLISCHEN HEERSCHAREN

Boten, es folgen genug,

Himmlischen Volkes voll Leben,

Fliegen gemütvollen Flug,

Die sie die Sünden vergeben,

Staubwolken lassen sie schweben.

Freundschaft ists, welche sie zeigen

Dem Natürlichen drunten,

Dort in der Schöpfung, der bunten,

Langsam gen Himmel sie steigen.


ASMODÄUS

Ich hab gehört der Dissonanzen Klingeln

Von droben diesen Tag, von all den Schlingeln.

Die kindisch-mädchenhafte Stümperei,

Ganz im Geschmack bigotter Frömmelei!

Sie sehn voll Abscheu stets der Menge Masse

Und sehen als Ruine nur die Rasse.

Das dümmste Kompliment im ganzen Lande

Ist ein Gebet wie eine böse Schande!

Die Dandys kommen, will sie Heuchler heißen,

Die ganze Haufen Seelen uns entreißen

Mit unsern eignen Waffen, niemand schonen

Die Teufel, die verkleideten Dämonen.

An sie verlieren wir die Seelen nackt -

Auf, Faust, erneure deinen Teufelspakt!


DER CHOR DER ENGEL (Rosen streuend)

Rosen, die blendenden,

Balsamen spendenden,

Schwimmenden, Bebenden,

Heimlich Belebenden,

Selig begeistern uns!

Die schon bemeistern uns,

Knospen, sich mühende,

Jugendlich blühende,

Grünliche, rötliche,

Frühlinge, tödliche,

Tragen den Träumenden,

Schlummernden Schäumenden

Durch das Gewimmel gleich

Heim in das Himmelreich!


ASMODÄUS (zu den anderen Teufeln)

Taucht unter wie die Enten in das Nass?

Ist denn der frechen Hölle Brauchtum das?

Steht ihr noch immer hier, verstreut euch stumm?

Nein, kraftvoll seht euch nach den Seelen um!

Ihr meint, mit ein paar Brocken, eitlen Spielen,

Ihr könntet so den Mut der Racker kühlen?

Der Atem schmilzt, es schrumpft der Atemzug.

Jetzt blast ihr wieder? Nein, genug, genug!

Was soll das Sprudeln denn und die Ekstase?

Nein, nicht so wild und wüst! Schließt Mund und Nase!

Die ihr zu heftig auf den Rosen rollt,

Wo ist die Sanftmut, die ihr üben sollt?

Ihr schrumpft nicht nur, ihr brennt, ihr seid verbrannt!

Ihr schwebt in Flammen giftig durch das Land!

Steht nicht so dicht zusammen, drängt euch nicht!

Es schwindet euer Mut schon, ihr Gezücht,

Doch selbst die Teufel müssen hoch erstaunen

Vor diesen Duftendsüßen, Reizendbraunen!


DER CHOR DER ENGEL

Blüten der Fröhlichkeit,

Flammen der Seligkeit,

Liebeslust strahlen sie,

Wonne schön malen sie,

Wie es die Seele mag.

Worte, die wahren,

Himmel, die klaren,

Knaben, die stammeln,

Engel, die sammeln,

Sehen den ewigen Tag!


ASMODÄUS

Verfluchte Schande, nun die Schuppen fallen!

Selbst Satan scheint hier auf den Kopf gefallen!

Die kreiseln hier, in Kurven, voller Schnelle,

Die stürzen ärschlings abwärts in die Hölle!

Ins heiße Bad im Inneren der Erde!

Ich aber fest hier weiter stehen werde.


(Er schlägt nach den schwebenden Rosen.)


Weg mit den Blumensträußen! Die ihr blinkend

Hier flattert, ihr seid doch am Ende stinkend!

Nur weg, ihr Fliegen voller Fluch und Frevel!

Ihr klebt zusammen doch wie Pech und Schwefel!


CHOR DER ENGEL

Das was nicht zu heilen,

Du musst es nicht teilen.

Was innen lässt klagen,

Sollst du nicht ertragen.

Mit Kraft es versenken,

Vom Kurs abzulenken!

Die Liebe, die schnelle,

Führt heim dich zur Quelle!


ASMODÄUS

Mein Kopf und Herz verbrannt, die Leber brennt,

Das Feuer ist des Teufels Element!

Noch schärfer als die Glut der Höllennacht,

Das ist es, was euch Menschen weinen macht,

Der Liebe Pech! Verschmähte und Betrübte,

Die Augen wendet, schaut die Vielgeliebte!

Ich auch! Ich winde mich wie Liebestoren!

Ihr Engel, sind wir nicht dem Krieg verschworen?

Ich bin euch spinnefeind und eurem Wort,

Doch nun hat fremde Macht mein Herz durchbohrt!

Ich möchte gern die lieben Knaben suchen,

Doch was hält mich zurück, euch zu verfluchen?

Und wenn ich mich betören lass von vielen,

Wer wird den Clown dann in der Zukunft spielen?

Die Luftikusse, Schüler, die ich hasse,

Wie gern ich jedes Kindchen nun umfasse!

Ihr süßen Knaben, sagt mir, seid gerecht,

Seid ihr nicht Teil von Luzifers Geschlecht?

Ihr seid so schön! Ich möcht euch küssen! Schnelle!

Es fühlt sich an, das ist die beste Stelle!

Ja, habewn wir uns tausendmal getroffen,

Wie Kater lüstern, was bleibt da zu hoffen?

Die Huld mit jedem Blick erquickt mein Ich,

Kommt näher! Einen Blick nur noch auf mich!


DIE ENGEL

Wir sind ja da, was bangst du in dem Leibe?

Und kannst du uns ertragen, nun, so bleibe!


(Die Engel kommen vorwärts und besetzen den ganzen Raum.)


ASMODÄUS (ins Proszenium)

Sie achten nicht die Geister der Verdammten,

Der alten Magier und Lustentflammten.

Sie Führen Mann und Frauen in die Irre!

Was für ein Elendsglück und ein Gewirre!

Ist das der Liebe Element, das raucht?

Mein ganzer Körper ist in Glut getaucht!

Mein Kopf verbrennt, mein Hauch beginnt zu stinken.

Sie schwimmen hin und her, und sie versinken.

Den Leib bewegen sie mir kluger List,

Der Grabes-Ausduck für euch passend ist.

Ich möcht euch sehen! Lächelt, liebe Leute,

Das wär mir eine Ewigkeit der Freude!

So wie der Minner Wechselblick, so schaut,

Ein Lächeln um den Mund, wie junge Braut,

Den großen Knaben könnt ich ewig lieben,

Nur schau nicht wie ein Priester so durchtrieben.

So zeigt ein wenig Sehnsucht nach dem Akt,

Zeigt euch wie Adam in dem Garten nackt

Statt so im langen Kleide, so exakt.

Sie wenden sich, ich seh sie, ah und oh,

Zu appetitlich dieser Schelme Po!


CHOR DER ENGEL

Ihr liebevollen Flammen,

Jetzt lodert auf zusammen

Und rettet die Entflammten

Und in die Glut Verdammten,

So rettet sie durch Wahrheit,

Durch Güte, Schönheitsklarheit!

Ihr möget sie befreien

Von Krieg und Streitereien

Und führen zum Erbarmen,

Ins ewige Umarmen!


ASMODÄUS (sammelt sich)

Wie geht es mir? Wie Hiob geht’s mir schlecht,

Da alles mich erschreckt in dem Gefecht,

Und doch hab ich gewonnen, ich bin frei,

Nun, da die strenge Prüfung ist vor

Und ich vertrau mir selbst und nicht der Welt,

Nun mein Geschlecht ist herrlich aufgestellt:

Des Teufels Sippe mir erscheint intakt,

Vorüber ist der Liebeszauber nackt:

Erstickt schon sind die heißen Liebesflammen,

Und so verfluche ich euch all zusammen!


CHOR DER ENGEL

Weißglut solls regnen,

Flammen euch segnen,

Seligen Strebens

Ist er voll Lebens,

Kommt, um zu rühmen,

Lobpreis und Hymnen

Singt voller Odem

Über dem Brodem!


(Sie erheben sich und reißen den unsterblichen Teil des Faust hinan.)


ASMODÄUS (blickt ihm nach)

Wie nun? Wohin sie sich gewendet haben?

Sie überraschten mich, die Himmelsknaben!

Sie raubten ihn dem Grab, dem Erdgewimmel,

Mit dem Profit sie eilen in den Himmel:

Gestohlen haben sie den Schatz, ein Fakt,

Der mir die Seele weihte in dem Pakt,

Sie haben ihn entrissen mir mit List!

Wer nun der Advokat des Teufels ist?

Wer gibt mir nun das wohlverdiente Recht?

Ich Alter bin betrogen, das ist schlecht.

Ich habs verdient, dies Elend ohne Zweck,

Beschämend ists, die Seele ist nun weg:

Ich hab es falsch gemacht trotz aller Kraft,

Gemeine Lust, absurde Leidenschaft,

Da schwankte selbst des Teufels Torheit gar,

Und ob Erfahrung in dem Chaos war

Mit allen diesen kindisch-dummen Dingen,

War es Frau Torheit, die mich tat bezwingen?

Frau Weisheit riss ihn fort mit ihren Schwingen!


(Berg-Schluchten, Wald, Felsen, Wüsten. Heilige Eremiten, in aufsteigenden Ebenen aufgeteilt, zwischen den Schluchten sichtbar.)


CHOR UND ECHO

Wälder, sie locken herbei,

Droben die Klippen gefunden,

Wurzeln am Felsboden frei,

Stämme an Stämme gebunden,

Wellen auf Wellen nun spritzen,

Heimliche Höhlen uns schützen,

Schleichen die Löwen im Stillen,

Immer doch freundlich und eilig,

Ehren den heiligen Willen,

Lieb ist Geborgenheit heilig.


PATER ECSTATICUS (schwebend auf und ab)

Ewige Feuer glückseliger Lust,

Glühend vom Opfer der Liebe der Brust,

Schmerzen im Herzen und immerdar träumend,

Gottes Begeisterung, gischtend und schäumend!

Die mich durchbohren, es fliegen die Pfeile,

Lanzen bezwingen mich römisch und stark,

Die mich erschüttert, es hämmert die Keule,

Blitze durchzucken elektrisch mein Mark!

So geht die Nichtigkeit hin in den Fernen,

Unwirklich scheint diese Trugwelt dem Herrn,

Und von den ewigen Blumen, den Sternen

Funkelt der ewigen Liebeslust Kern.


PATER PROFUNDIS (auf niedrigerer Ebene. )

Da dieser Abgrundsfels zu meinen Füßen

Auf unergründlich tiefem Abgrund ruht,

So tausend glitzernd lichte Bäche fließen

Ins Abwärts-Zischen aufgeschäumter Flut,

Wie bei dem heftigen Impuls nach drüben,

Der Baum gen Himmel in die Luft sich regt,

So ist die Allmacht auch von allem Lieben,

Von Liebe wird die ganze Welt gepflegt.

Um mich herum ein tobendes Gebrüll,

Als ob sich Fels und Wälder hier bewegen,

Doch voller Liebe fließt das Wasser still,

Rauscht reichlich fern auf allen seinen Wegen,

Geschickt, die tiefen Täler zu bewässern,

Die Blitze zeigen ihre lichten Kämpfe,

Die dumpfe Atmosphäre muss sich bessern

Und ledig werden ihrer Schwefeldämpfe.

Die Boten sagen uns vom hohen Minnen,

Von dem, was ewig uns so bunt umschwirrt,

Es möge sich entzünden mir im Innen,

Mein Geist jedoch apathisch und verwirrt,

Ich quäl mich selbst in stumpfen Nerven, kranken,

Gefesselt von der Künste Zähnen scharf.

O Gott! Beruhige mir doch die Gedanken

Und bring den Lichtglanz, dessen ich bedarf!


PATER SERAPHICUS (in den mittleren Regionen. )

Was für ein Nebeldunst schwebt dort im Morgen

Hin durch der Pinien wallende Locken?

Kann ich erraten? Was ist dort verborgen?

Scharen von Genien läuten die Glocken.


CHOR DER SELIGEN KNABEN

Sag es, o Väterchen, sag, wo wir wandern,

Sag es uns Kindern, wir lauschen im Schweben,

Fröhlich wir sagen es weiter den andern,

Allen, die weben, und allen, die leben.


PATER SERAPHICUS

Geboren, Knaben, in der Mitternacht,

Geist-Seele halb enthüllt in ihrer Pracht,

Für ihre Eltern, ach, verlorne Gabe,

Doch für die Engel ganz gewisse Habe.

Sie wissen, wer Gefühle liebt, die Frommen,

Ist ihnen nahe, wenn sie zu mir kommen:

Doch von dem Erdenweg und dem Bewegen

Ist nichts an ihnen mehr, ist nur noch Segen!

So kommt in meine Augen, Licht zu spenden,

Ich seh mit euren Augen Seher-Träume,

Will euren Blick als meinen nun verwenden,

Um anzustaunen all die schönen Räume!


(Er nimmt sie in sich auf.)


Da sind Bäume, da sind Klippen,

Wasserströme, Schaum in Runden,

Springt hinab die Felsenlippen,

Kürzt die Pilgerfahrt nach unten.


DIE KNABEN (aus ihm redend.)

Das sind Visionen, im Geiste zu sehen!

Aber hier leider im Düstern und Bittern,

Lässt uns das Bangen und Ängsten erzittern,

Vater der Kinder, lass bitte uns gehen!


PATER SERAPHICUS

Steiget nach oben zur höchsten der Sphären,

Ewig zu wachsen und ewig zu lehren,

Während in reiner und ewiger Weise

Macht euch die göttliche Gegenwart weise.

Geistiges Trankopfer ist es voll Duft,

Ist dort gemischt mit der Freiheit der Luft,

Apokalypse der Liebe, gestaltet,

Seligkeit ist dort in Freuden entfaltet.


CHOR DER KNABEN (kreisend rund um die höchsten Gipfel.)

Die Hände jetzt klingen,

Der Freudenkreis kreist,

Ein Jubeln und Singen,

Gefühle und Geist!

Voll Weisheit beladen,

Nun darfst du vertrauen,

Was sucht Euer Gnaden,

Ihr werdet es schauen!


DIE ENGEL (fliegend in der höchsten Atmosphäre, mit sich führend die Entelechie des Faust.)

Er entkam, das edle Glied

Aus der Geistwelt, dieses Lied

Gottes konnten wir erlösen

Aus dem Todesnetz des Bösen.

Den, der glaubt in seiner Not,

Retten wir vorm zweiten Tod.

Wer in schöner Liebe lebt,

Die von oben zu ihm schwebt,

Trifft das Gottesvolk der Frommen

Voll von Liebe und Willkommen.


DIE JÜNGEREN ENGEL

Jener erhebt sich nun an der Hand

Liebesdurstiger Büßerinnen,

Diese werden den Sieg gewinnen,

Führen ihn in das Freudenland,

Dieser Geist ward von uns gewonnen,

Und der Böse flieht vor den Rosen,

Die Dämonen vor den Madonnen,

Vor den rettenden Makellosen,

Nun die Teufel voll Liebesschmerzen

Haben Höllenangst in den Herzen,

Nun ist Satan hinweg gesendet.

Jubel! Das Werk ist nun vollendet.


EIN VOLLKOMMENER ENGEL

Zu tragen sterbliche Überreste,

Ist schwer zu ertragen beim himmlischen Feste.

Zwar überleben sie die Flammen,

Doch Holz und Stroh wird brechen zusammen.

Einmal im großen Geist der Stärke

Wurden gefügt die Elemente,

Engel spalten nicht die Werke

Aus Leib und Seele am jüngsten Ende,

Diese sind im Innern verbunden.

Aber erlöst von den irdischen Wunden

Ist er in Ewiger Liebe verschwunden.


DIE JÜNGEREN ENGEL

Auf den felsigen Höhen im Licht

Können wir die Gefühle lesen,

Dicht vor der Augen klaren Sicht

Schweben reine geistige Wesen.

Diese Wolken werden verschwinden,

Menschen sehen wir weit und breit,

Heilige Jünglinge wehn in den Winden,

Ganz vom irdischen Staub befreit,

Diese umkreisen die hohen Hügel,

Wieder erfreut von des Frühlings Duft,

Schweben mit hellem blühendem Flügel

In der Höhe der himmlischen Luft.

Lasst sie ewig zusammen sein.

Führt ihn hinan zum einigen Ein,

Zum vollkommenen ewigen Sein!


DIE KNABEN

Freudig empfangen wir ihn als Puppe,

Segensreich wie des Sternes Schnuppe,

Dass wir erreichen, von oben befreit,

Das Unterpfand unsrer Glückseligkeit.

Lasst alle Fäden verloren gehen,

Die ihn wie Spinnennetze umwehen.

Er ist bereits vom Himmel gesegnet:

Er ist der Schönen Liebe begegnet!


DOCTOR MARIANUS (der transformierte Faust, in der höchsten reinsten Zelle.)

Frei ist die Sicht auf der Wolken Gewimmel,

Nun mein Geist getrieben gen Himmel.

Frauen bewegen sich, herrlich zu loben,

Treiben schwebend aufwärts nach oben.

Welche Pracht in Girlanden der Sterne,

Denn es strahlt aus der himmlischen Ferne

Heilig vor meinem trunkenen Sinn:

Maria! Die Himmelskönigin!


(begeistert)


O höchste Königin der Welt!

O lass mich nur im Himmelblauen,

Da breitet sich das Himmelszelt

Dein heiliges Geheimnis schauen!

O dass ich stets voll Staunen bliebe,

Wie rührst du an des Menschen Herz,

Und mit dem Segen deiner Liebe

Die Seele hebe himmelwärts!

Ist unbesiegbar unser Mut

Auf deine Weisung doch hienieden,

Still in den Adern ist das Blut,

Wenn du, o Frau, mit uns zufrieden.

O Jungfrau rein, du schönster Geist,

O Mutter du von höchstem Adel,

O Frau, um die das Weltall kreist,

O Liebesfürstin ohne Tadel!

Und das Fragment der goldnen Wolke

Weht um der Frauen feine Art,

Die Büßerinnen sinds im Volke,

Die schönsten Frauen, sanft und zart,

An deines Mantels Saum sie hangen,

Die Lüfte atmend voller Ruh,

Sie wollen deine Huld erlangen,

O Mutter du, o Jungfrau du,

Es überrascht ja nicht dein Kind,

Zu sehen Frauen, die verführten,

Dir gegenüber steigend sind,

Die uns durch ihre Schwäche rührten,

Sie alle waren schwer zu retten,

Wenn wir nur widerstanden hätten

Der Lustbegier, die uns versklavte!

Gut, dass uns unser Gott nicht strafte!

Wie schnell die Füße sind geführt

Auf glattes Eis durch solche Schönen!

Wer bleibt von Lippen unverführt

Und von des Liebesflüsterns Tönen?


(Die Gottesmutter Maria steigt in den Raum.)


CHOR DER BÜẞERINNEN

O die du aufsteigst in die Höhen,

Ins Reich der Himmel einzugehen,

O Herrin, höre unser Flehen,

Du reine Eine, Ohnegleiche,

Du Gottgeliebte, Gnadenreiche!


MARIA MAGDALENA

Ich beschwör dich bei der süßen

Liebe zu den Füßen, Gott,

Tränen lass wie Balsam fließen

Trotz des Pharisäers Spott,

Ich beschwör dich bei dem Öle,

Welches duftete so süße,

Bei den Locken meiner Seele,

Die getrocknet deine Füße.


DIE SAMARITANISCHE FRAU

Bei dem Land, wo einst gespielt

Jakobs Herde an den Ktrippen,

Bei dem Becher, der gekühlt

Des Messias heiße Lippen,

Ich beschwör dich bei der Quelle

Und dem Lebenswasser klar,

Überquellend, rein und helle,

Durch die Welten immerdar.


MARIA ÄGYPTIACA

Bei Jerusalem, dem Orte,

Wo der Corpus Christi lag,

Bei der Warnung jenen Tag,

Die mich fortstieß von der Pforte,

Ich beschwör dich bei der Buße,

Die ich tat im Wüstenland,

Und beim Wort zu meinem Fuße,

Das ich malte in den Sand.


ALLE DREI

Die du gönnst dein hohes Minnen

Allen schönen Sünderinnen,

Deren Lobpreis ihrer Buße

Legt sich hin vor deinem Fuße,

Steigt gen Himmel aus der Fehle,

Gönne der verlornen Seele,

Die gesündigt, die nicht rein,

Welche härter war als Stein,

Unermessliches Verzeihn!


UNA

O neige, du Gnadenreiche,

Du Reine, du Ohnegleiche,

Du strahlendes Himmelslicht,

Dein heiliges Angesicht,

Voll Barmherzigkeit, ach,

Mit meiner elenden Schmach!

Möge mein ewig Geliebter,

Der nun nicht mehr zu Tode Betrübter,

Dass er singe dir heilige Lieder,

Kommen zu seiner Geliebten wieder!


DIE SELIGEN KNABEN (sich nähernd, schwebend im Kreis.)

Mit den kräftigen Gliedern

Ging er ferne Wege,

Kehrte reich zu uns wieder

Und genoss unsre Pflege.

Wir waren früh entfernt

Von des Irdischen Kreise,

Aber er hat gelernt

Und belehrt uns nun weise.


UNA

Er ist noch sich kaum bewusst

Himmlischer Geister himmlischer Lust,

Kennt kaum das Leben immerdar,

Nähert sich schon der Jungfrauen Schar.

Siehe, wie selig er in der Fülle

Nackt ist ohne irdische Hülle,

Findet wieder die Jugendlichkeit

In dem transparenten Kleid.

Ich will ihm weisen der Weisheit Gesicht,

Dass er sie schaue im ewigen Licht!


DIE GOTTESMUTTER MARIA

Komm, steige du hinan zu Gottes goldner Wolke!

Gewinne Geist für ihn, gewiss, dass er dir folge!


DOCTOR MARIANUS (sich verbeugend, in der Hyperdulie.)

Schaut auf eure Retterin,

All ihr zärtlichen Büßerinnen,

Dankt der Erlöserin gnädigem Sinn,

Dankt und dient ihr mit hohem Minnen!

Möge jeder verklärte Sinn

Sein ihrem ewigen Dienst bereit!

Jungfrau, Mutter, Königin,

Göttin! erweise Barmherzigkeit!


DER MYSTISCHE CHOR

Alle irdischen Schatten

Sind ein Abbild nur.

Der Idee sich zu gatten,

Folgt des Urbilds Spur.

Kommt zur seligen Schau,

Schaut mit dem Seelentriebe:

Lockt uns die ewige Frau

In die göttliche Liebe!




DIE SYRISCHE FRAU ODER THORSTEN UND LAYLA


FRAGMENT


ERSTER GESANG


Wahrlich, ich sah den Markt und die Straße nie so verlassen!

Wie wenn alles gefegt wär, sieht mein Oldenburg aus nun,

Oder alle sind umgekommen! Nicht mehr fünfzig nun gibt es

Von den Bewohnern der Stadt! Was wird die Neugier nicht sehen!

Hier rennt jeder in Eile, um die traurigen Ströme

Syrischer Flüchtlinge anzuschauen, die elenden Leute.

Ja, sie kommen am Damm des Heiligen Geistes vorüber.

Alle eilen herzu in der sengenden Hitze des Mittags.

Ich, gut gläubig, wollt mich nicht von der Stelle bewegen,

Um die Sorgen zu bezeugen von flüchtenden Menschen,

Die mit wenig geretteter Habe sind hier her vertrieben,

Kommen von jenseits des Mittelmeeres, der syrischen Heimat,

Ihrem schönen Land, das im Bürgerkriege befindlich,

Kommen zu uns, und durch das grüne Ammerland schweifen

Sie und kommen hierher, gelegen an Hunte und Haaren.

Du hast Gutes getan, du meine treuherzige Doris,

Unser Sohn, der Thorsten, ist so freundlich gewesen,

Etwas zu bringen von Essen und Trinken und etliche Kleidung,

Dieses unter dem syrischen Volke lieb zu verteilen,

Denn, wie Jesus sagt, das Geben ist frommer als Nehmen.

Wie die Jugend den Wagen fährt und ist sicher am Steuer,

Welche Krontrolle hat er über die Stärke der Pferde,

Ist nicht unser Mercedes eine schöne Erscheinung?

Mit Bequemlichkeit sitzen vier im Innern des Wagens,

Und im Kofferraume ist Platz für Kisten und Kästen.

Diesmal ist er allein gefahren mit unserem Wagen.

O wie leicht ist um die Ecke gerollt der Mercedes. -

So, als er saß auf der Bank vor seinem eigenen Hause,

Sprach der fromme Johann zu seiner treuherzigen Doris,

Er, der war der Wirt des sauberen Goldenen Löwen.


Darauf sagte die weise und gebildete Hausfrau:

Lieber, ich will nicht alle alten Kleider verschenken,

Weil ich sie noch könnte für viele Zwecke gebrauchen,

Und man kann ja nicht immer für Geld gleich Neues erstehen.

Heute aber gebe ich, und mit großem Vergnügen,

Manch ein Hemd und manch ein Kleid, einst besser gewesen,

Denn mir wurde von Alten und von Kindern berichtet,

Welche nackt fast entfliehen mussten dem syrischen Lande.

Deine Garderobe wurde von mir schön geplündert

Und besonders der Morgenmantel chinesischer Seide,

Er war dünn und alt und war schon ganz aus der Mode.


Darauf sagte mit einem Lächeln der liebende Johann:

Glaube nur! Es tut mir leid, den Rock zu verlieren,

Meinen guten Morgenmantel chinesischer Seide,

Nimmer werde ich so etwas schönes wiederbekommen.

Nun, ich hatte es aufgegeben, den Mantel zu tragen,

Heute trägt man dergleichen nicht mehr. Und immer in Stiefeln

Muss man gehn und verboten sind die weichen Pantoffel.


Da unterbrach ihn Doris: Jetzt sind schon einige drüben,

Die die Prozession gesehen der syrischen Christen,

Ja, es muss schon vorbei sein. Schau nur den Staub auf den Schuhen,

Sieh, wie ihre Gesichter glühen von sengender Hitze,

Manche Frau trägt ein Kopftuch und wischt mit dem Tuche den Schweiß ab.

Nicht, um das zu sehen, werde ich rennen und laufen

Und an der Hitze leiden. Genug, das man mirs berichtet.


Darauf gab Antwort und sagte ihr der ehrliche Johann:

Selten nimmt solche Hitze teil an so fruchtbarer Ernte,

Wie es diese ist. Die Bauern bringen Getreide,

Und das Heu wird gesammelt in den Scheunen der Bauern.

Nicht das geringste Wölkchen ist zu sehen am Himmel,

Strahlend lichter Azur ist der ganz heitere Himmel,

Und mit köstlicher Kühle kommt ein Windhauch von Osten.

Das ist das Wetter, das mir gefällt. Die Kornfelder golden

Sind schon überreif. Der Bauer wird morgen beginnen,

Einzusammeln die Ernte in die geräumigen Scheunen.


Ständig aber wuchsen die Scharen von Männern und Frauen,

Deren Heimweg über den Marktplatz der Innenstadt führte.

Und mit andern kehrte auch, und bei sich die Töchter,

Heim der Nachbar zu seinem modernen, prächtigen Hause,

Holger, mit seinen Töchtern Leonore und Julie,

Er war Kaufmann und reich und fuhr ein schneeweißes Auto.

Lebhaft wurden die Straßen, die Stadt war reichlich bevölkert.

Mancher Handel wurde getrieben, es gab auch Fabriken.


Vor der Türe saßen die Liebenden, Johann und Doris,

Freuten sich mit vielen Bemerkungen über die Leute.

Endlich aber sprach die würdige Hausfrau und sagte:

Siehe da drüben unsre Pastorin, die heilige Gudrun,

Mit ihr kommt auch Ariadne, die Ärztin, die schöne,

Diese sollen uns alles erzählen vom syrischen Elend,

Alles, was sie wissen von Bürgerkrieg, schrecklichem Terror,

Christenverfolgung, das ganze Leid dieser Erde.


Herzlich nahten die beiden Frauen und grüßten das Pärchen,

Setzten sich auf die Bank aus Holz, die da vor der Tür stand,

Schüttelten ab den Staub von ihren nackenden Füßen,

Fächelten frische Luft sich zu mit spanischen Fächern.

Dann begann die Ärztin Ariadne, die schöne,

Nach dem Wechseln der Grüße, so mit heiligen Ernste:

So ist die törichte Menschheit in ihrer Fürsorge! Mütter

Lieben mit Affenliebe und ein Mann ähnelt dem andern,

Alle kommen, zu gaffen und zu starren, wenn Unglück

Einen Nachbarn getroffen. Jeder beeilt sich, die Flammen

Zu betrachten, wenn sie aufsteigen von der Zerstörung,

Alle laufen, die armen Übeltäter zu sehen,

Wenn die Terroristen kommen und kreuzigen Christen!

Jetzt aber kommen sie und fragen nach den Vertriebnen

Und nach ihren Bedürfnissen, und ein jeder bedankt sich,

Dass nicht ihm ist Hab und Gut und Heimat genommen.

So ist nun die Natur des Menschen, voll sündiger Ichsucht!


Darauf gab Antwort und sagte Gudrun, die weise Pastorin,

Zierde der Stadt und der evangelischen Kirche,

In den besten Jahren der Weiblichkeit, goldener Locken,

Sie verstand das Leben und das Herz der Gemeinde,

Tief durchdrungen von den Worten der heiligen Bibel,

Wie sie uns offenbart das ewige Schicksal des Menschen,

Unterrichtet auch in den besten weltlichen Dichtern:

Ich bin nicht so abscheulich, sagte die heilige Gudrun,

Um die unschuldvollen Instinkte der Menschen zu tadeln,

Was der Menschheit gegeben von der Mutter Natur ist,

Was Verstand und Vernunft nicht erreichen, das bringen Instinkte

Und Impulse des Herzens. Hat nicht die Neugier den Menschen

Angezogen mit starker Anziehung, hätte man jemals

Je gelernt, wie harmonisch Erfahrungen passen zusammen?

Denn zuerst begehrt der Mensch die romantische Liebe,

Dann auch strebt er mit unermüdlicher Arbeit zum Nutzen,

Schließlich sehnt er sich nach dem Guten, das in der Kindheit

Eingegossen wurde ihm mit Taufe und Glauben.

Ist der Mensch jung, so ist er voll des fröhlichen Geistes,

Leichtsinnig heiter, der Geist ist voll Lust sein Genosse,

Spuren des schmerzen-bringenden Übels aber verschwinden,

Wenn das Übel vorüber. Er ist wahrlich zu loben,

Der aus den Freuden der Jugend dann im reiferen Alter

Sich entwickelt ein gutes Verständnis, vernünftige Weisheit.

Wer, im Glück des Lebens oder in Krankheit und Trauer,

Eifrig strebt nach göttlichen Tugenden, himmlischer Weisheit,

Der tut Gutes und leistet Sühne für mancherlei Böses.


Da unterbrach sie die ungeduldige Doris, die Hausfrau,

Rufend: Erzählt von dem, was ihr gesehn von den Syrern,

Von den anderen auch, den Afghanen und den Irakern,

Und den Flüchtlingen auch aus des schwarzen Afrika Elend,

Bitte erzählt genau, denn zu wissen ist all meine Sehnsucht!


Kaum kann ich schildern im Geist, sprach Ariadne, die Ärztin,

Alle die schlimmen Schicksale unserer lieben Vertriebnen.

Sechzig Millionen zählen weltweit die Flüchtlinge heute,

Sechzig Millionen wurden im Zweiten Weltkrieg ermordet.

Wir sind mitten im Dritten Weltkrieg, überall Terror,

Bürgerkriege und Stammesfehden und Hunger und Seuchen,

Meeresbeben und Erdbeben und Vulkane und Stürme,

Elend, wohin wir schauen, die Sonne ward unsere Feindin,

Über die Erde ziehen Prozessionen des Elends,

Babylon ist verwüstet, zerstört ist Syriens Garten,

Terror und Hunger und Bürgerkrieg Afrika plagen,

Dreißigtausend Menschen im Mittelmeere ertrunken,

Flüchtlinge kommen vom Mittelmeere nach Österreich, Bayern,

Deutschlands Kanzlerin öffnet die Grenzen, gastfreundlich Schweden

Gibt den Flüchtlingen Heimat in ihrem nordischen Eden.

Leider sah ich die Menschen, die vom Unglück beladen,

Alle trugen auf ihrem Rücken das Kreuz des Erlösers,

Syrische Maroniten, orthodoxe Chaldäer,

Die katholischen Aftikaner oder die Pfingstler,

Die Jessiden des gequälten kurdischen Volkes,

Aleviten aus Syrien, auch Shiiten, Sunniten,

Alle hängen vereint an dem Einen Kreuz des Messias!

Nun befinden sie sich in den leeren Heeresbaracken

Hier in Oldenburg, das ist ein wahres Babel von Zungen,

Da sie leben von Almosen oldenburgischer Bürger,

Was der Staat ihnen spendet und von den Gaben der Kirche.

Kinder sind unter ihnen, ohne Eltern gekommen,

Sprechen nicht deutsch, nicht englisch und sind arm und verlassen.

Ach wie plagt mich meine Ohnmacht angesichts alles

Dieses Elends auf Erden! Ich fürchte, das Jüngste Gericht kommt!

So war es auch bei der Feuersbrunst vor einigen Jahren,

Da wird der Mensch der Vernunft beraubt, entlaufen dem Tollhaus

Irrt er schreiend umher und klammert sich an die Bibel

Und die letzte Zigarette, die Flasche mit Wasser,

Müll liegt auf den Straßen unter Trümmern, Ruinen,

Raben krächzen und Stadttauben picken die Krümel der Brötchen,

Frauen und Kinder gehen in Lumpen und Säuglinge weinen.


Ja, ich sah die Flüchtlinge in den Heeresbaracken,

Von den Almosen lebten sie von Staat und Gemeinde,

Lagen auf zerrissnen Matratzen, in Lumpen von Kleidung,

Die die Armen in Deutschland ihnen mit Großmut gespendet,

Kochten in zerbeulten Kannen Tee sich von Mate,

Tranken ihn ohne Zucker, aßen Gemüse und Nudeln,

Vegetarische Speisen der evangelischen Mütter,

Einige fuhren auf klapprigen Fahrrädern, schauten die Stadt an,

Alte vergruben sich stumm in ihrem unendlichen Kummer,

Heimweh hatten alle nach ihrer vernichteten Heimat,

Müd waren alle der Streitigkeiten der Weltreligionen,

Kinder trauten sich an den christlichen Großmüttern, Damen,

Freundinnen Gottes mit barmherzigen Herzen von Müttern.

Aber die reichen Deutschen haben die Schoßhündin lieber,

Die rassistischen Gruppen gewinnen Stimmen am Wahltag,

Christliche Fundamentalisten sind Ausländerfeinde,

Bürgerinnen haben Furcht vor dem Aussehn der Fremden,

Alle Araber werden als Terroristen verdächtigt,

Nationalismus ersteht in allen Staaten Europas,

Ja, Europa ist gottlos geworden, vermauert die Grenzen,

Reiche Christen sagen: Der Afrikaner ist selbst schuld

An dem Hunger, weil er korrupt und gottlos und faul ist.

Deutsche Bürger kümmern sich nicht um das Elend im Osten

Und im Süden, solange Deutschland nur herrlich und reich ist

Und die Geschäfte überquellen von Nahrung in Menge

Und von Naturkatastrophen bewahrt bleibt das heimische Deutschland.

Nichts als Rassismus und Nationalismus und Gleichgültigkeit nur,

Fremdenfeindlichkeit unter den fanatischen Christen,

Arroganz der Reichen, des Nationalgotts Verehrer!

Ach ich schäme mich für die Christen und Bürger von Deutschland,

Ach ich schäm mich Europas, Europa ist gottlos geworden!


Drauf gab Antwort und sagte der treue und freundliche Johann:

Möchte doch unser Thorsten sie treffen und ihnen bescheren

Schwarzen Kaffee zu Stärkung und vom fettigen Braten,

Jeans und T-Shirts den Männern und lange Kleider den Frauen,

Und ein gutes Wort von der göttlichen Liebe zur Tröstung.

Aber was soll ich tun, was kann ich tun bei dem Elend?

Dieses Starren auf solche Leiden schmerzt meine Seele.

Mich betrüben die Nachrichten über so grausames Schicksal,

Schreibt die Nordwestzeitung täglich doch von dem Elend des Weltkriegs.

Wenig können wir geben nur und nur falten die Hände.

Lasst uns erneuern nun nicht mehr diese traurigen Bilder,

Weiß ich doch, wie gerne die Angst das Herz sticht des Menschen,

Ja, die Angst ist oft schlimmer als das eigentlich Böse.

Kommt nun, Ariadne und Gudrun, freundliche Damen,

Kommt mit Doris und mir in unsre dämmrige Stube,

Wo die sengende Sonne nicht sticht, die Schwüle nicht plagt uns,

Da die festen Mauern uns frische Kühle bescheren.

Dort wird Doris uns eine Flasche französischen Weines

Öffnen, roten Bordeaux, der wird den Kummer uns brechen.

Hier vor der Tür ist es gut nicht zu trinken in sengender Hitze,

Wespen summen und Fliegen hier um die Gläser voll Rotwein. -

So verlegte man die Beratung ins kühlere Zimmer.


Vorsichtig brachte Doris den herben köstlichen Rotwein

Von der Garonne in einer golden umwickelten Flasche,

Brachte den Rotwein auf des glitzernden Zinntellers Weisheit,

Darauf auch große Gläser standen als Kelche des Blutes.

So saßen Johann und Doris, Ariadne und Gudrun

Um den breiten Eichentisch auf den mächtigen Füßen.

Freudig klangen die Gläser nun von Johann und Gudrun,

Aber Ariadne hielt mit der Hand fest den Becher,

Schaute versonnen in den den glühenden Blutspiegel. Schließlich

Forderte Johann sie auf zu jugendlich heiterer Laune:


Komm nun, Ariadne, und sauge den Becher des Bacchus,

Sei getrost, denn grenzenlos ist des Heilands Erbarmen,

Hat uns Gott doch bisher erhalten und tut es auch weiter.

Wie nach der Feuersbrunst, die wir gedeutet als Strafe des Höchsten,

Gott uns wieder gesegnet und uns für immer beschirmte,

Da uns der Ewige Vater wie seinen Augapfel lieb hat,

Da das allwissende Auge Gottes wacht über alles!

Ist nicht Gott uns Arzt und Heiland und Hilfe und Beistand?

Nur wenn groß die Gefahr, erkennt man die Allmacht des Retters!

So auch, was die Feuersbrunst uns hat an Häusern vernichtet,

Das haben fleißige Bürgerinnen wieder errichtet.


Freudig sagte darauf die an Klugheit vollkommene Gudrun,

Die Pastorin, und sagte es mit freundlichen Worten:

Bleibe nur fest im Glauben, denn Gott ist Wehr uns und Waffe,

Gott ist ein feste Burg, und bleibe im guten Humor nur,

Denn der Glaube macht weise, wenn uns Fortuna ist gnädig,

Kommen Kreuz und Leiden, bietet der Glaube die Tröstung

Und belebt in uns die immerjungfräuliche Hoffnung.


Da sprach Johann gedankenvolle männliche Worte:

Oftmals hab ich begrüßt die allgewaltige Nordsee,

Wenn ich von Reisen kam aus Spanien, aus der Toskana,

Majestätisch erschien mir die See, die Mutter der Friesen,

Sah ich die Deiche und sah die Schafe weiden am Deiche,

Möwen gellen am Himmel, die Austernfischer spazieren

In dem glänzenden Watt und sah den Wattwurm sich winden,

Sah ich die herrliche Schöpfung und droben den Vater im Himmel!

Dachte ich da an den Dritten Weltkrieg, Flüchtlinge, Terror?

So beseligt mich immer die Mutter Natur voller Schönheit,

Da vertrau ich den Friesen, den Teutonen, den Sachsen,

Und vor allem, wenn ich in den romanischen Kirchen,

Die wie Großmütter stehen fest mit schönsten Altären,

Höre, wie die Gemeinde Te Deum singt in den Chören,

Heilig schwellen die Orgeln und es blasen Posaunen

Und der Glocken heiliger Laut heißt: Friede auf Erden!

Das sind heilige Nächte! Nun überstehen wir alles!

Und ich möchte den Tag noch erleben, da Thorsten, mein Jüngling,

Liebe Pastorin, steht am Altar mit der Braut seines Herzens,

Hochzeit zu feiern zu der Ehre von Himmel und Heimat,

Dass von diesem Tage an herrsche die häusliche Freude!

Aber ich muss beobachten doch mit etwas Bedauern,

Dass die heutige Jugend lebt nach dem Motto: Drum prüfe

Ewig, bis du dich bindest, denn so lesen sie Schiller,

Und zu Hause wollen sie nicht bleiben, ins Ausland,

In die schöne Provence im Süden des Frankreichs der Liebe

Wollen sie, und der Haushalt scheint ihnen wenig bedeutsam.

Ach und mein Thorsten bleibt am liebsten mit Büchern alleine,

Wenig sucht er doch die Gesellschaft von Mädchen und Damen,

Scheut die Tanzschule auch, den argentinischen Tango

Oder den Walzer von der herrlichen bläulichen Donau.


Also redete Johann und lauschte dem Wehen der Lüfte,

Ferne donnerten Autos, die Luft verpestend mit Rauchqualm.



ZWEITER GESANG


Freundlich kam Thorsten, und da ging der Sohn in die Wohnung,

Und mit einem prüfenden Blick sah die heilige Gudrun

Auf den Jüngling, mit dem Blick der frommen Studentin,

Welcher leicht den Ausdruck des Antlitzes auslotet, prüfte

Sie sein Gesicht und seine Gestalt und Haltung des Körpers.

Dann sprach Gudrun mit einem Lächeln und sagte voll Liebe:

Wahrlich, wahrlich, als anderes Wesen kommst du verwandelt!

Nie hab ich dich so fröhlich gesehen wie heute, so heiter,

Niemals bisher hab ich deine Blicke so leuchtend gesehen.

Fröhlich bist du und glücklich. Es ist klar, dass den Armen

Deine Almosen du gegeben mit schenkender Liebe

Und dass auf dich herab gekommen der Elenden Segen!


Ruhig und ernst gab Antwort der Sohn von Johann und Doris:

Wenn ich gehandelt, wie du es loben magst, heilige Gudrun,

Weiß ich es nicht, ich folgte dem, was mein Herz mir geboten,

Wie ich genau berichten werde. Liebliche Mama,

Lange hast du gewühlt in deinen älteren Sachen,

Sammelnd und wählend, dass nicht zu spät ein Bündel entstanden,

Auch für Wein hast du gesorgt und für knusprige Brote.

Als ich dann aus der Haustür trat und kam zu der Straße,

Strömte eine Schar von syrischen Flüchtlingen, Männern,

Frauen und Kindern, dahin und ich sah der Flüchtlinge Elend.

Schnell ging ich weiter und fuhr mit Schnelligkeit mit dem Motorrad

In das Heerlager, wo, wie ich hörte, sie ausruhen sollten,

Wo sie geduldig warten auf einen besseren Morgen.

Dahin die Alexanderstraße hinab ich mich stürzte,

Und da sah ich einen Karren mit manchem Gerümpel,

Neben dem Karren ging mit raschen Schritten ein Mädchen,

Und mit Wanderstöcken bei ihr gebrechliche Alte.

Vorwärts drängen sie jetzt, und jetzt mit langsamen Schritten

Bleiben sie zurück, geschickt lässt der Karren sich lenken.

Als das Mädchen mich wahrnahm, nahte sie still dem Motorrad,

Und sie wandte sich an mich mit den folgenden Worten:

Nicht so beklagenswert ist unser Zustand wie heute

Hier auf dieser Wanderung. Das ist nicht meine Gewohnheit,

Um Geschenke bei Fremden zu betteln, denn selten gibt gerne

Ein Germane, um loszuwerden den lästigen Bettler.

Aber die Not treibt mich zu sprechen. Hier ist eine Mutter,

Welche schwanger mit einer gesegneten Frucht ihres Leibes,

Die mit Ächzen und Stöhnen wanderte, kurz vor den Wehen,

In das Lager der Flüchtlinge, wo wir ausruhen wollen,

Wenn wir ankommen, sie ist vielleicht schon nieder gekommen.

Solltest du Wäsche jeglicher Art haben, gib sie der Mutter,

Wenn du voll bist von Nächstenliebe zum Herzen der Armen.


Also sprach sie, und die bleichen Alten sahn zu mir.

Und da gab ich zur Antwort: Wahrlich, der Heilige Geist spricht

Zu den Menschen mit gutem Willen, barmherzigem Herzen,

Lässt sie das Elend mitleiden eines leidenden Bruders.

Du musst wissen, dass meine Mutter vorher sah den Kummer,

Mir ein Bündel gegeben, um die Nackten zu kleiden. -

Und dann löst ich die Knoten der Schnur, den Mantel von Johann

Gab ich ihr und auch die Unterwäsche und Hemden.

Und sie dankte mit Freude und sagte: O glückliche Wunder,

Die man kaum glauben kann, sie werden bewirkt von der Gottheit.

Nur in Not erkennen wir Gottes eigenen Finger,

Der die Barmherzigen leitet zu barmherzigen Werken.

Was du für uns gewesen, das möge Gott auch für dich sein. -

Und ich sah, mit welchem Vergnügen die Wäsche sie ansah,

Und besonders des Morgenmantels chinesische Seide.

Lass uns weiter wandern, sagten die Alten zum Mädchen,

Dass wir zur Nacht ins Flüchtlingslager kommen und ruhen.

Da dann werden die Kleider wir alle verteilen,

Kleider den Frauen, Jeans und T-Shirt den Knaben und Männern. -

Wieder dankte das Mädchen mir mit herzlichem Lächeln.

Und es rollte der Karren weiter. Da bin ich geblieben,

Ließ nur einmal aufheulen mein geliebtes Motorrad,

Denn geteilt war mein Herz, ob ich mit Schnelligkeit fahren

Solle ins Flüchtlingslager, dort den Kram zu verteilen,

Oder ob ich dem Mädchen gebe alles auf einmal,

Dass sie mit Weisheit alles verteilt in gerechter Verteilung.

Und in Einem Augenblick hatte mein Herz schon entschieden,

Ruhig neben dem Mädchen schreitend, sagt ich dem Mädchen:

Hör mal, schönes Mädchen, meine Mutter gab nicht nur

Kleider und Jeans und T-Shirts und Unterwäsche und Hemden,

Um die Nackten zu kleiden, auch französischen Rotwein,

Bayrisches Bier und Wiener Schnitzel, paniert und gebraten.

Manches davon hab ich im Beiwagen meines Motorrads.

Aber jetzt fühl ich mich bewegt, dieses Opfer zu legen

Ganz in deine Hände, so kann ich den Auftrag erfüllen

Auf die beste Weise. Du sprichst der Gerechtigkeit Urteil,

Während ich nur zufällig hier und da etwas schenke. -

Darauf gab Antwort das Mädchen: Ich werde mit Lust die Geschenke

Weiter verschenken, so will ich deine Tröstungen spenden

Allen Armen und Elenden in der Flüchtlinge Lager. -

Also sprach sie. Da hab ich schnell geöffnet die Kiste,

Die in dem Beiwagen wartete meines geliebten Motorrads,

Holte die Schnitzel heraus und auch französisches Weißbrot,

Flaschen Bordeaux, und bayrischen Franziskaner, das Weißbier,

Alles gab ich dem Mädchen. Und bereitwillig hätte

Ich ihr mehr noch gegeben, aber leer war die Kiste.

Alles packte sie auf den Karren und wanderte weiter.

Ich bin mit meinem Motorrad und meinem Beiwagen eilig

In die Innenstadt gefahren, in Oldenburg-City.


Gleich als Thorsten die Rede beendet, beredsam gab Antwort

Ariadne und sagte: O Glück in der Gegenwart Tagen,

Tagen der Flucht und des Krieges, dem, der heute allein lebt

In der eigenen Wohnung, keine Frau, keine Kinder

Hat, die sich klammern an ihn mit einem erschrocknen Entsetzen!

Ich aber bin eine Gattin, eine Mutter von Kindern,

Darum bin ich voll Angst in diesen schrecklichen Zeiten.

Oft denk ich, was denn wär, wenn ich selber flüchten und fliehen

Müsste vor einer Diktatur und Bürgerkriegsterror?

Was denn würde ich einpacken? Etwa die Geldscheine, Goldschmuck?

Heute verehrt man die Geldscheine doch als heilige Väter!

Vieles müsst ich zurück lassen, was nicht leicht zu bekommen,

Auch die Heilkräuter, die ich nach Hildegards Weisheit gesammelt,

Und die medizinischen Bücher aus Studienzeiten.

Dann bedenke ich, wie mein Mann und all meine Kinder

Mit mir fliehen müssten. Da hat es leichter ein Single!


Herrliche Ariadne, gab nun Thorsten zur Antwort,

Ich will in keiner Weise das Single-Leben lobpreisen.

Wird doch ein Mensch nur geschätzt, der nicht nur denkt an sich selber.

Sahen wir Egozentriker stolz doch zur Unterwelt fahren!

Was ist ein Mensch, der sich nur selber liebt, nicht den Nächsten,

Nicht die Gottheit der Liebe? Eher möchte ich freien.

Manch ein reines Mädchen braucht den Schutz eines Mannes,

Und der Mann braucht eine inspirierende Dame.


Daraufhin sagte lächelnd der Vater Johann, der gute:

Solches lieb ich zu hören, das sind vernünftige Worte,

Wie ich sie selten höre in diesen unzüchtigen Zeiten. -

Aber die Mutter Doris unterbrach den Geliebten,

Redend: Sohn, du hast recht, es sei dir ein Beispiel gegeben,

Wie deine Großmutter Margarethe, die du so liebtest,

Schloss ihre Ehe mit Ulrich, westpreußischem Flüchtling,

Welche nicht in den Zeiten des Friedens wählten einander,

Sondern in den traurigsten Stunden germanischer Heimat,

Da sie zusammenfanden als wahre Röte des Morgens.

Zwölf der traurigsten Jahre das Tausendjährige Reich des

Antichrist war hereingebrochen über die Deutschen

Und die geliebten anderen Völker, die unsere Brüder,

Und der Dämon führte den männermordenden Weltkrieg,

Und die Gerechten unter der Führung der Mutter Maria

Stürzten den Dämon des Selbstmords und seine Genossen zur Hölle.

Deutschland lag in Trümmern. Hannovers brennende Trümmer

Waren die Heimat deiner lieben Großmutter, Thorsten,

Da sie irrte durch brennende Straßen, allein und verloren,

Einen Kinderwagen voll Hab und Gut in den Händen,

Hungernd, hatte sie Brot kaum und keine Butter zum Brote,

Aber sie freute sich über des Friedens Wiederkunft, dachte:

Lieber arm als sonst ein Werkzeug des teuflischen Herrschers,

Deutschland wird auferstehen aus Trümmern und Brand und Ruinen!

Alles war Rauch und Asche von den englischen Bomben,

Deutschland säte den Sturm und erntete Donnergewitter!

Da war schwer das Herz deiner Großmutter, aber erhaben

Über das Elend durch den evangelischen Glauben.

Einmal sah sie die Sonne, wie sie aufging am Morgen,

Und die himmlische Sonne inspirierte den Geist ihr,

Hoffnung zu schöpfen, die schöne immerjungfräuliche Hoffnung.

Und sie kehrte zum Haus ihrer Eltern, der Vater gestorben

In dem Krieg und die Mutter gestorben an tödlicher Krankheit,

Sah sie des Vaterhauses Ruine, bitterlich weinend.

In der Ruine hauste aber Ulrich, der Flüchtling,

Westpreuße er, vertrieben von den Armeen der Russen,

War er gekommen nach Hannover, Englands Domäne,

Um den Kommunisten zu entkommen, den Mördern,

Vergewaltigern deutscher Frauen, betrunkener Russen,

Von dem Stalinismus verwildert. Weh, heiliges Russland!

Ulrich nahm Margarethe bei den zitternden Händen,

Führte sie durch das Haus und stand im offenen Tore,

Legte Margarethe auf eine Bank, sie zu küssen,

Aber Margarethe erhob einen Einwand aus Keuschheit,

Aber Ulrich sprach die klugen bedeutenden Worte:

Siehe, das Haus liegt in Trümmern. Bleib du bei mir und hilf mir,

Und wir bauen das Haus wieder auf, das Haus deines Vaters. -

Thorsten, Deutschland ist ja das Werk der Fraun in den Trümmern,

Mütter erbauten Deutschland, Deutschland ist unsere Mutter.

Margarethe verstand nicht, was der Ulrich begehrte,

Aber der Mann ihr geduldig erklärte, er wolle sie freien

Und zur Hausfrau nehmen und zur Mutter von Kindern.

Noch im Alter erinnerte Margarethe mit Freude

Sich Hannovers in Trümmern, da sie die Liebe gefunden.

Immer, wenn sie die Sonne sah aufgehen herrlich am Morgen,

Sie gedachte der Hoffnung, der immerjungfräulichen Hoffnung,

Da die Verwüstung des Terrors war vorüber gegangen

Und über Deutschland der Regenbogen des Friedens erschienen.

Darum preise ich, Thorsten, dass in den heutigen Zeiten,

Da wir stehen im Dritten fragmentarischen Weltkrieg,

Du mit Ehegedanken denkst an ein freundliches Mädchen

Und inmitten von Krieg und Terror und Stürmen und Hunger

Du den Mut hast, zu werben um ein liebliches Mädchen.


Da sprach Vater Johann, voll von der herzlichen Wärme:

Loben muss ich die Gefühle, die wahre Geschichte,

Mama, die du erzählt hast, so ist es wirklich geschehen.

Aber es gibt auch andere Wege, bessere Wege.

Denn nicht jeder muss aufs Neue von Grund auf beginnen,

Braucht sich nicht jeder zu sorgen wie die am Ende des Weltkriegs.

Glücklich ist der, dem Vater und Mutter bauten das Haus schon,

Schön möbliert und bereit zum Einzug von Gatten und Kindern.

Aller Anfang ist schwer, und besonders der Anfang des Haushalts.

Vielfältig sind die Bedürfnisse unseres Menschengeschlechtes,

Alles, was täglich benötigt wird, das wird teurer und teurer,

So dass der Mann muss nachdenken über die Mittel zum Leben,

Wie er sein Einkommen sichert für die Frau und die Kinder.

Dieses hoff ich, mein Thorsten, dass du ein Mädchen ins Haus bringst,

Eine makellose Braut mit dem Liebreiz der Jugend.

Sei du galant, mein Junge, und freie die lieblichste Jungfrau.

Groß ist der Trost im Hause, wenn man ein liebendes Weib hat,

Wenn man der Frau die schönsten Geschenke gibt, Blumen und Goldschmuck.

Nicht umsonst war ja Mama beschäftigt, die Wäsche zu sammeln,

Dass ihre Schwiegertochter habe ihr Bettzeug von Linnen.

Auch deine Paten Heinrich und Edith gaben vom Silber,

Und dein Großvater Ulrich hat manches Goldstück gesammelt.

Denn es wird kommen ein Tag, da wird sich die Jugend erfreuen

An dem Besitztum der Alten und der Gotteltern Gaben,

Wenn der Jüngling aus allen anderen Weibern ein Weib wählt.

Gut ist im Haus die Stellung der Frau, die eigene Möbel

Mitbringt und weiß Bescheid in den Dingen von Küche und Keller,

Gut ists, wenn die Frau sich selber den Tisch deckt, das Bett macht.

Eine chiq gekleidete Frau will ich gerne empfangen

Hier in meiner Wohnung. Die Frau, die arm ist und elend,

Die wird am Ende doch von ihrem Gatten verachtet.

Kam sie als Magd mit geringem Bündel, hält er als Magd sie.

Männer werden gemein, wenn vorbei ist die Stunde der Liebe.

Thorsten, das Alter deines Vaters sollst du erfreuen,

Wenn du eine Schwiegertochter mir schnell in mein Haus bringst,

Aus der Nachbarschaft hier. Denk doch an Holger, den Vater.

Seine Töchter Leonore und Julie sind herrlich.

Leonore ist schon vergeben, doch Julie ist frei noch.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, ich hätt schon geworben,

Ja, ich hätte mir diese liebliche Jungfrau genommen,

Wie ich in meiner Jugend hab deine Mama genommen.


Da gab Antwort der Sohn dem eiligen Vater bescheiden:

Das war auch mein Verlangen, die göttliche Julie zu nehmen.

Lange schon kenne ich sie, als sie noch ein niedliches Mädchen,

Ward sie von frechen Kerlen belästigt, hab ich sie gerettet,

Aber das ist lange vorbei. Sie wurde zur Göttin,

Ward zum Mannequin, ward zur florentinischen Venus

Oder besser gesagt, Madonna des Neuplatonismus!

Manchmal ging ich zu ihr, um dich zu befriedigen, Johann,

Und auch wegen unserer früheren Sandkastenfreundschaft.

Aber ich konnte mich nicht erfreuen im Hause von Holger,

Denn sie haben mich immer scharf und kritisch betrachtet.

Meine Arbeiterjacke war zu grob und zu fleckig,

Meine Haare zu lang und ungekämmt und der Bart auch.

Soll ich mich kleiden im Anzug wie diese dummen Beamten,

Die dort am Sonntagnachmittag sitzen bei Kaffee und Kuchen?

Aber ich weiß, der Vater und die Mädchen verspotten

Mich mit höhnischen Worten, was meinen Hochmut verwundet.

Aber vor allem kränkt meinen Stolz, dass die göttliche Julie

Denkt: Wie kann sich Hoffnung machen der närrische Thorsten!

Letztes Jahr zu Ostern ging ich einmal hinüber,

Trug ein chiqes Sakko und hatte gekämmt meine Haare,

Hatte den Bart abgenommen wie die dummen Beamten.

Als ich eintrat, hört ich das girlish giggle der Mädchen.

Leonore und Julie saßen am Violoncello,

Holger spielte Gitarre und ihr Großvater lauschte,

Dem sie zum achtzigsten Wiegenfest Halleluja gesungen.

Oh wie Julie lächelte! Lächelnliebende Venus!

Ich überreichte ihr mein Gedicht von Romeos Liebe

Zu der göttlichen Julie in dem schönen Verona.

Leonore kicherte, nannte mich Romeo immer,

Julie las die Reime und wurde zornrot vor Ärger.

Holger sagte: Dichte doch lieber von Adam und Eva.

Alle lachten, und der Großvater lachte am meisten.

Ich ward rot vor Verlegenheit, und ich schwitze vor Schande.

Ärgerlich ging ich davon, warf zu Hause das Sakko zu Boden,

Zog meinen Arbeiterkittel an und ließ wachsen das Barthaar.

Nie mehr werde ich übertreten die Schwelle der Göttin!

Ach die schönen Jungfraun sind stolz und herzlos und grausam!

Heute noch, wie ich weiß, dass sie mich immer Romeo nennen.


Darauf gab Antwort die Mutter und sagte: Du sollst nicht, mein Thorsten

Nachtragend sein und dich ärgern über die kindischen Mädchen,

Ja, die Menschen sind Kinder, und du liebst doch die Kinder.

Julie, mein ich, die Schöne, ist doch heimlich geschmeichelt.

Lass deine Auserwählte sein die entzückende Julie!


Nachdenklich sagte der Sohn: Ich weiß nicht, sind sie nur kindisch

Oder böse? Diese Kränkung sitzt tief mir im Herzen.

Nein, ich kann nicht mehr ertragen ihr Violoncello

Und ihre heuchlerischen Halleluja-Gesänge!


Da sprach Thorstens Vater laut mit zornigen Worten:

Wenig Freude wird mein Leben haben am Sohne!

Ja, ich weiß, du denkst an nichts als Verse und Reime.

Soll der Vater denn des eigenen Sohnes beraubt sein?

Wollt ich doch über den Sohn vor den stolzen Mitbürgern prahlen.

Früh schon mit leeren Hoffnungen hast du enttäuscht deine

Mutter.

Wenn in der Schule übten die andern die Studien fleißig,

Hattest du anderes nicht im Sinn als Mädchen und Reime!

Hast du denn gar kein Gefühl der Bürgerehre im Busen?

Willst du nicht auch eine höhere Stellung haben im Staate?

Hätte um mich so gekümmert sich mein eigener Vater,

Wie ich um dich mich gekümmert mit Gütern und Gaben,

Aber mein Vater starb als Soldat im schrecklichen Weltkrieg,

Ja, dann wäre ich nicht nur Wirt geworden im Gasthaus,

Aber ich konnte ja kaum zwei Jahre zur Volksschule gehen!


Da erhob sich der Sohn von seinem Stuhl und bewegte

Langsam zur Haustür sich und sprach kein Wort mehr zum Vater.

Aber der Vater in Leidenschaft und Zorn rief dem Sohn nach:

Bursche, geh nur! Ich kenne dich nicht! Du bist nicht mein Sohn mehr!

Solltest du jemals mir ein arm geborenes Weibchen,

Eine Bäuerin, eine Magd mir bringen als Tochter,

Schicke das Flittchen nur fort! Ich lebe lang schon auf Erden,

Und ich weiß, wie man umgehen muss mit dem Menschengeschlechte,

Und ich weiß, wie man unterhalten muss Herren und Damen,

Dass sie zufrieden sind mit dem Braten, dem Bier, den Kartoffeln.

Meine Gäste gehen von mir mit zufriedenem Bauche

Und die Fremden schmeicheln sich meiner besten Bedienung.

Eines Tages soll mir doch eine Tochter im Haus sein,

Die mir meine Lebensmühen im Alter verzuckert.

Möge sie mir Choräle auf dem Harmonium spielen,

Möge sie sammeln im Haus die Jungfraun, die Schönsten der Schönen,

Wie sie es machen jeden Sonntag im Hause bei Holger. -

Thorsten drückte die Klinke und ging still aus dem Hause.



DRITTER GESANG


So entglitt der bescheidene Sohn dem wütenden Vorwurf.

Aber der Vater fuhr fort in dem angenommenen Tonfall:

Hat er denn keine Männlichkeit in sich, der zärtliche Jüngling?

Werde ich nicht die Freude haben, mich besser zu sehen

In dem eigenen Sohn, dass er meine Träume erfülle?

Was wird aus Haus und Stadt, wenn nicht jeder immer erneuert

Und verbessert, wie die Zeit und die Fremde uns lehren?

Nein, der Mensch soll nicht wie ein Trüffel im Erdboden kleben,

Nicht auf der Scholle vergehen, die ihn als Mutter geboren,

Sondern Spuren von sich zurücklassen kommenden Zeiten!

An dem Haus erkennt man sogleich die Seele des Bauherrn.

Wenn wir gehen durch eine Stadt, so sehn wir Personen,

Die regieren die Stadt als Bürgermeister und Ratsherrn.

Wo verfallen die Kirchtürme und die adligen Schlösser,

Wo man stattdessen Konsumtempel aufbaut dem Götzen des Geldes,

Wo zerbrochene Bierflaschen liegen auf Fußgängerwegen,

Wo der Park ist voll von Bestecken der Drogenbesessnen,

Wo rumänische Bettler in Lumpen erfüllen die City,

Wo die Häuser verfallen und werden zur Wohnung der Ratten,

Da wird der Ort nicht gut regiert von den Herrn der Parteien.

Kommt nicht Ordnung von oben, so verwildert der Bürger,

Dann geht der Bürger fast in stinkenden Lumpen der Bettler.

Deshalb will ich, dass Thorsten geht auf Reisen durch Deutschland,

Dass er sehe den Kölner Dom, das herrliche Bingen,

Rothenburg ob der Tauber, und das heilige Bayern,

Dass er sehe die Türme Tübingens, Heidelbergs Schlossburg,

Das ist alles herrlich gebaut und reinlich zu sehen.

Wer einmal sah so schöne Städte, der wird seine Heimat

Gerne verschönern, dass die Ausländer, kommend von ferne,

Loben unser herrliches Oldenburg, loben die Kirche

Und das Schloss und den Park, die klassizistischen Häuser,

Loben die Kanäle und der Innenstadt Reinheit.

Nicht umsonst war ich Ratsherr von den Sozialdemokraten

Und gewann den herzlichen Dank von heimischen Bürgern,

Tat aktiv, was ich plante, im Geist von aufrechten Männern,

Was ich entworfen, das blieb nicht unvollendet am Ende.

Endlich packte der selbe Eifer jeglichen Ratsherrn,

Alle wirkten zusammen, die Christdemokraten, die Grünen,

Liberale und Linke am demokratischen Hause.

Blumen wurden gepflanzt auf dem Damm des Heiligen Geistes,

Eine vietnamesische Bratküche füttert die Deutschen.

Aber ich habe Angst, dass unsere eigenen Kinder

Sich nicht engagieren, sie sitzen nur vor dem Bildschirm,

Hocken zuhause und hocken brütend hinter dem Ofen.

Ach, ich fürchte, auch Thorsten hockt nur noch dumpf in der Stube!


Da gab Antwort und sprach die gute verstehende Mutter:

Vater, was willst du immer den Sohn so ungerecht sehen?

Das ist nicht der Weg, deinen sehnlichen Wunsch zu erfüllen,

Dass der Sohn was Besseres werde. Wir haben die Macht nicht,

Unsere leiblichen Kinder nach eignem Geschmack zu gestalten.

Kinder sind Gottes Geschenke und Gaben des Vaters im Himmel,

Darum wollen wir lieben unsere leiblichen Kinder.

Lehren wir sie, so gut wie können, in Denken und Sitte,

Lassen wir sonst sie folgen ihrem eignen Naturgeist.

Hat doch der eine diese, der andre jene Talente,

Jeder benutze sein eignes Talent mit fruchtbarem Wucher,

Glücklich soll jeder werden auf die eigene Weise.

Ich will nicht, dass du an Thorsten die Mängel nur anschaust,

Denn ich weiß, er ist würdig einst zu ihm kommenden Erbes,

Wird ein ausgezeichneter Hausherr, ein Muster für Bürger,

Wird auch in der politischen Szene die Stimme erheben.

Aber du hältst den Geist des Burschen in Fesseln gefangen,

Täglich suchst du die Schuld an ihm und zensierst ihm sein Denken. -

Just in diesem Augenblick hat sie die Wohnung verlassen,

Eilte dem Sohne nach und hoffte, dass sie ihn fände

Und mit eigenen Worten der Liebe ihm zujubeln könne,

Ihrem ausgezeichneten Sohne, der voll von Verdienst war.


Als sie fort war, sprach also der milde lächelnde Vater:

Was für ein Volk sind die Frauen! Genau wie die lieblichen Kinder,

Kinder und Frauen wollen leben nach eignem Gefallen,

Während wir Männer nichts tun, als zu loben, zu schmeicheln.

Immer gilt doch das vertrauenswürdige Sprichwort der Alten:

Wer nicht voran schreitet, der geht zurück im geistigen Leben.


Darauf gab Antwort und sagte Ariadne, die Schöne,

Nachdenklich und empfindsam, wahrlich mit englischer Güte:

Johann, mein alter Freund, mit dem Geld ist das so eine Sache.

Was denn nutzt auch das Erbe, wenn der Staat alles einzieht,

Wie ich es oft erfahren von meinen Herren, den Kranken?

Überhaupt ist das Bauen des Lebens auf Geld-Fundamenten

Wie das Bauen im Moor, das Bauen auf sinkendem Müllplatz.

Ist nicht der Gott des Geldes heute der scheußlichste Götze?

Aber er wird gestürzt, wie die monopolistischen Banken

Ja schon gestürzt die Wirtschaft der Welt in die schrecklichste Krise,

Denk nur ans heilige Griechenland und die wachsende Armut.

Aber noch steht mein Haus in schöner modischer Kleidung,

Da die Fenster bemalt sind wie die Fenster der Kirchen.

Aber sieh dir das Haus in der Nachbarschaft an und bedenke,

Wie ein schlechter Geschmack bemalt mit Blau dort die Bäume.

Schön vor allem find ich die Kirchenfenster Sankt Peters,

Das ist noch einmal eine Kathedrale der Schönheit.

Schönheit lieb ich zumeist und möchte auch wohnen in Schönheit.

Dazu verhilft das Geld nun nicht, geschmackloser Mammon

Baut nur Tempel des Mammon, wie die Hochhäuser Japans.

So ist mein Garten auch berühmt in der Umgegend, jeder

Flüchtling blieb stehen und schaute durch die Wildrosenpforte,

Sah die Anadyomene sich baden im Teiche,

Sah die Geißblattlaube, da wurde Kaffee getrunken,

Alle Beete in schöner Ordnung, Vergissmeinnicht, Poppie,

Iris der heimlichen Liebe und die purpurne Malve,

Fruchtbar der Hibiskus und schön zu Ostern der Krokus,

Selbstverliebte Narzissen und die Tulpen aus Holland,

Schmetterlingsflieder mit den verliebten Zwiefalter-Pärchen,

Der Holunderbaum und mit Pagoden Kastanien,

Wo die Turteltaubenpärchen spreizen die Schwingen,

Picken den Busen und turteln, dass krachen die Gipfel der Tannen,

Pfingstrosen künden an ein neues Pfingsten der Liebe,

Weiße und rote und goldene Rosen verehren Maria.

Und dann denk an die Möbel in meinem Haus, die antiken,

Friesische Uhren aus uraltem Holz und mit goldenen Glocken,

Atlas darauf, der muss die Leiden der Erde ertragen,

Und die drei Schwestern, Glaube und Hoffnung und Liebe, die schönste,

Sieh das antike Klavier mit den Schnörkeln am Rande

Und das antike Harmonium mit dem pechschwarzen Holze,

Restaurierte Stühle auch mit Jugendstil-Zierrat,

Auch aus chinesischem Porzellan zwei Prinzessinnen wachen

Über die Zeit, doch sind die Zeiger stehen geblieben.

Aber vor allem lieb ich den Erzengel Raphael, Schutzgeist

Jeden Arztes, des Heilands, der nicht gekreuzigt muss werden,

Jahwe ist dein Arzt, bedeutet der Name des Engels.



VIERTER GESANG


Ariadne und Gudrun und Johann sprachen noch weiter.

Aber Doris, die Mutter, suchte den Sohn vor dem Hause,

Auf der Terrasse, wo er sonst seinen Tabak geraucht hat.

Als sie ihn dort nicht fand, ging sie weiter in die Garage,

Wo er oft sein Fahrrad reparierte und putzte,

Auch das Fahrrad der Mutter pflegte der Sohn mit Besorgnis.

Aber der kleine Junge der Nachbarschaft sagte der Mutter,

Thorsten sei mit dem Fahrrad gefahren, er wollte zum Schlosspark.

Doris setzte sich auf ihr Fahrrad und trat die Pedalen,

Ließ die Garage hinter sich, verließ ihren Garten,

Freute sich an den Bäumen mit Äpfeln, den Bäumen mit Birnen,

Freue sich an den Bäumen mit Pflaumen, den Bäumen mit Kirschen,

Hielt kurz an und pflückte sich eine Erdbeer vom Strauche.

Und sie sah mit Besorgnis auch die Schnecken im Kohlbeet,

Und beschloss, etwas Bier zu opfern den gierigen Schnecken,

Dass sie ersaufen im Bier und lassen den Kohlkopf in Ruhe.

Weiter fuhr sie nun und sah die Blutbuche rötlich,

Einen uralten Baum, der stand an der Grenze des Gartens.

Angelehnt war die Gartentür, die Mutter fuhr weiter,

Fuhr vorbei an der Mauer der Stadt, am Pulverturm, welcher

Nah dem Theater stand, dem Tempel der heiligen Musen.

Und sie hielt vor der Weinhandlung, welche Veritas hieß, und

Dachte, ob sie dem Vater Johann kauf eine Flasche.

Dieser mochte zu Feiertagen die Weinflasche öffnen,

Meistens trank er den Cabernet Sauvignon, der aus Chile

War gekommen, er mochte den Merlot nicht sehr gerne,

Aber sein Lieblingswein war doch Bordeaux aus dem Süden

Frankreichs. Johann liebte italienischen Wein nicht,

Doris dagegen liebte besonders den spanischen Rotwein,

Gran Reserva, die Flasche umwunden mit goldenen Fäden,

Spanien nämlich war Doris immer das Land ihrer Seele.

Zwar sie liebten ihr deutsches Vaterland, wie sich gebührte,

Da der Herr gebot: Du sollst Vater und Mutter verehren,

Aber was den Wein betraf, so waren sie deutsch nicht,

Sie verachteten Nacktärschel, Dompfaff und andre Gesöffe,

Liebten allein die mediterranen Trauben des Bacchus.

Aber die Mutter dachte wieder an Thorsten, den Lieben,

Rief ihn dreimal, da schallte vom Schloss die Echo, die Nymphe.

Seltsam war es für Doris, ihren Thorsten zu suchen,

Weil er nie noch gegangen war in weitere Ferne,

Seiner liebevollen Mutter nie Sorgen zu machen.

Doris hoffte noch immer, wenn sie weiterfuhr radelnd,

Sollte sie finden den Sohn. Die Tür zum Schlosspark stand offen.

An der Seite des Schlossparkes floss die bräunliche Haaren,

Da mit Tretbooten fuhren scherzend Väter und Söhne.

Hier im Schlosspark ward auf dem Festival immer im Sommer

Shakespeares Sommernachtstraum gespielt, Titania herrschte

Hier im Garten über die Glühwürmchen, über die Elfen.

Auf der Wiese im Schlosspark saßen die heidnischen Trommler,

Frauen spielten Gitarre und Männer rauchten die Pfeife

Wohl mit Haschisch gefüllt, dem Sakramente des Satan.

Abseits aber saß Thorsten am Teiche mit Seerosenblüten,

Saß und sann und stützte den Kopf mit tröstenden Händen,

Wie vom Kummer gebeugt. Die Mutter fühlte ein Mitleid.

Leise lehnte ihr Fahrrad sie an die Eiche, die deutsche,

Trat dann leise zu ihm und berührte leicht seine Schulter,

Schnell er wandte sich um, da waren Tränen im Auge.


Mama, wie hast du mich überrascht, sprach er in Verwirrung,

Eilig wischte der Jüngling die Tropfen vom weinenden Auge.

Aber die Mutter sprach: Ich finde dich weinend, mein Lieber?

Nein, das bist du nicht selbst, ich hab dich nie so gesehen.

Sag mir, was beschwert so dein Herz! Was trieb in den Park dich,

Dass du am Seerosenteiche sitzt in trister Besinnung?

Wer oder was hat dir gebracht die Tränen ins Auge?


Der sich gesammelt, der sprach, der ausgezeichnete Jüngling:

Teure Mama, ich denk an die Katastrophen der Erde,

Sechzig Millionen Flüchtlinge aus der Heimat vertrieben,

Islamistischer Terror und der Zank der Muslime

Zwischen Schiiten und Sunniten plagen die Völker,

Ob der Iran der Schiiten oder Arabiens Saudis

Und die Sunniten herrschen im islamischen Hause des Friedens,

Wer von ihnen unterwirft die Juden und Christen,

Das bringt Unfriede nur, wie Mohammed auch mit dem Schwerte

Seine Religion verbreitet und Juden ermordet,

Militärisch erobert hat den christlichen Osten,

Wie jetzt die Terroristen danken dem Satan auf Knieen,

Wenn sie vergewaltigen dürfen ein christliches Mädchen

Oder ein jessidisches Mädchen der elenden Kurden,

Nach der Vergewaltigung danken sie wieder dem Satan,

Ihrem Gott, dass er den Männern die Wollust gewährte,

Teure Mutter, was ist mein bisschen teutonisches Träumen

Oder teutonisches Denken oder teutonisches Dichten

Angesichts der Flüchtlingsströme, von Kriegen und Terror?

Gegen die schrecklichen Männer, die wie Heuschreckenschwärme

Überfallen den Garten Eden an Babylons Strömen,

Fressen die Menschen und lassen zurück nur Trümmer und Wüste,

Die sie die Knaben auch zum Selbstmord mit Bomben bewaffnen,

Prediger mit sehr langen Graubärten predigen Hass nur,

Wie der leibhaftige Gott des Todes, der Hölle, der Teufel

Triumphiert auf Erden, und ich bin fast schon verzweifelt!

Ach dann möchte ich Krieger sein, ein Kreuzritter Christi,

Möchte mit einem Maschinengewehr nach Afrika gehen

Und den Terroristen die christlichen Kinder entreißen,

Die sie entführten und vergewaltigten christliche Mütter,

Möchte als Partisan dann in der irakischen Wüste

Kämpfen mit der Armee der guten Kurden und Christen

Gegen das Kalifat des Terrors, die Sklaven des Satan,

Möchte Geheimagent werden und dem jüdischen Volke

Dienen als Schutz und Schirm in einer bedrohlichen Umwelt,

Möchte zum deutschen Heere, zur Bundeswehr Deutschlands,

Und als Soldat in den Freiheitskrieg nach Afghanistan gehen!

Oder ich möchte in Deutschland den armen Flüchtlingen helfen,

Refugees welcome! schreiben an alle Mauern und Tore,

Möchte mit evangelischen und katholischen Christen

Und mit allen Menschen mit gutem Willen im Herzen

Sorgen für die Flüchtlinge, dass sie haben zu trinken,

Dass sie haben zu essen und Kleider, ein Dach überm Kopfe,

Möchte sie unterweisen in der germanischen Sprache

Und sie freundlich grüßen: Salam aleikhum! God bless you!

Und sie würden lächeln, die Schwarzen, die glauben an Gott noch.

Und ich möchte dann Reden verfassen, politische Reden,

Feurige Zungenreden, gegen die ekligen Nazis,

Gegen den scheißbraunen Pöbel und gegen die grausamen Skinheads,

Kämpfen gegen Populismus und Nationalismus!

Teure Mutter, ich will wie David ein Krieger des Herrn sein!


Darauf mit intelligenten Worten sagte die Mutter,

Während von ihren Wimpern tropften die traurigen Tränen:

Söhnchen, welche Veränderung hat deine Seele ergriffen,

Dass du nicht mehr sprichst wie gestern Worte des Friedens?

Immer doch hast du deine Mutter dein Herz ausgeschüttet

Und verkündet dein Verlangen. Ein Anderer, hätte

Er dich gehört, der hätte deine Worte gerühmt wohl,

Irregeführt durch deinen Ton und die feurige Zunge,

Aber ich, ich muss dich tadeln. Verschweige dein Herz nicht,

Deine Gedanken sind nicht so wie die Masken der Worte.

Nun, ich weiß, dich ruft nicht die Trommel, nicht die Posaune,

Nicht willst du in Uniform mit den Soldaten marschieren.

Da du friedlich gesonnen bist, ist es deine Berufung,

Hier im Lande zu bleiben und zu nähren dich redlich,

Eine Familie zu gründen, zu lieben die Frau und die Kinder.

Sag mir also ehrlich: Was denkt dein Herz dir im Busen?


Ernst gab Antwort der Sohn: Du täuschst dich, liebliche Mama,

Eine Zeit ist nicht wie die andre, vom Jüngling zum Mann bin

Ich herangewachsen nun zu ruhiger Reife,

Lebe nicht im Tumult der Leidenschaften wie andre

Und in der Wollust, die schon manchen Jüngling verdorben,

Wenn sie Bäumchen-wechsle-dich spielen und hüpfen wie Falter

Immer von Blume zu Blume, Nektar vom Kelche zu naschen,

Nein, mein Herz verabscheut diese sündige Unzucht.

Meine Glieder sind trainiert durch den Sport auf dem Fahrrad

Und mein Geist ist erleuchtet durch das Denken und Beten.

Ja, ich traue mir zu, durch dieses Leben zu schreiten.

Nun, du redest von der Vernunft so weise, o Mutter,

Und du hast mich durchschaut und redetest Worte der Liebe.

Ja, ich bekenne: Es ist nicht Flucht und Bürgerkriegsterror,

Was mich von Zuhause vertreibt, die Strenge des Vaters

Ist es und sein kaltes Herz für die Armut der Frauen.

Ach, meine liebe Mama, ich will mein Herz offenbaren,

Wie ich mich sehne nach Liebe und mich sehne vergeblich,

Wie mir ein eisernes Schicksal alle Wünsche verweigert,

Wie ich enttäuscht von dem Leben mein Leben verbringe.

Da will ich vom Kummer der Liebe mich selber erlösen,

Mama, indem ich als Patriot das Vaterland liebe.


Zögere nicht, so sprach die kluge gebildete Mutter,

Alles mir zu erzählen, das Kleinste, wie auch das Größte.

Menschen sind immer hastig, ihre Gedanken zu äußern

Bis zu dem äußersten Ende, die immer laufen in Eile.

Leicht vom Kurs ab werden die Eilen aber gewendet

Durch ein Hindernis. Frauen sind klug, auf ein Mittel zu denken,

Und sie werden es immer auf Umwegen wagen, geschickt sein,

Ihren Wunsch zu erreichen und das Objekt der Begierde.

Lass mich wissen, warum du so aufgewühlt bist in der Seele!

So hab ich dic bisher nicht gekannt. Das Blut fließt so heftig!

Warum gegen deinen Willen träufeln dir Tränen?


Da gab der arme Junge sich ganz seinem Kummer hin, weinend

Lag er am tröstenden Busen seiner heiligen Mutter,

Und er gab Antwort gebrochen: Wahrlich, die Worte des Vaters

Haben mich verletzt, die Worte, die ich nicht verdient hab,

Heute nicht, noch zu irgend einem anderen Zeitpunkt,

Denn es war früh meine heilige Pflicht, die Eltern zu ehren.

Keiner wusste mehr vom Leben, so dachte ich immer,

Keiner war reicher an Altersweisheit, so dachte ich immer,

Als die Eltern, die mich gezeugt und hatten mit Strenge

Mich erzogen die Zeit meiner Kindheit, die seligen Tage.

Vieles von meinen Spielkameraden ertrug ich in Wahrheit,

Doch ward mein Wohlwollen, das ich ihnen bereitwillig schenkte,

Oft mit Bosheit erwidert. Oft hab ich Schläge erduldet,

Um nicht verspottet zu werden als ein frömmelnder Feigling.

Aber wenn sie es wagten, meinem Vater zu spotten,

Wenn er sonntags spazieren ging mit der Frau in den Armen,

Würdiger Haltung, wenn sie seine Mütze verhöhnten

Oder die maritime Anstecknadel der Mütze,

Die er so stolz getragen wie einen Orden des Kaiserrs,

Drohend erhob ich die Faust und war bereit, mich zu prügeln.

Kam es zum Kampf, so schlug ich ihnen blutig die Nase.

Als ich älter geworden, da hatte ich viel zu ertragen

Von der Strenge des Vaters, gewaltsamen Worten, gerichtet

Eher an mich als an die andern, die schuldiger waren.

So der Parteivorstand der Sozialdemokraten geärgert

Hatte meinen Vater, ich musste den Ärger ertragen.

Hast du nicht Mitleid gehabt mit mir, dem gezüchtigten Sohne?

Vieles hab ich gelitten. Doch denk ich immer noch herzlich

Und mit Respekt an die Großmut der Eltern, der Fürsorge Mühe,

Gaben und Güter mir zu bescheren und reinliches Hochdeutsch

Und die Ehrfurcht vor Gott, der Großmutter lag sie am Herzen,

Und der Vater verstand die Klugheit, Vermögen zu sparen

Für den Sohn. Doch leider! Zu sparen, um später zu ernten

In der ungewissen Zukunft, das macht nicht glücklich,

Haufen auf Haufen und Haus auf Haus, das macht uns nicht selig,

Wen es auch schön ist, wenn man nicht leiden muss Elend und Hunger.

Auch der Vater wird alt und älter wird auch der Sprössling,

Soll ich die Sorgen von morgen tragen, mit Sorgen mich plagen,

Und die Freude des Tages verlieren, die seltenen Freuden?

Schau den Obstgarten an, das Maisfeld, des Weinkellers denke,

Fruchtbar ist die Mutter Natur und Gott ist uns gnädig!

Aber seh ich das Fenster meines Zimmers im Hause,

Ach, wie oft hab ich nachts da gelegen, den Mond angeschmachtet,

Oder die Sonne ersehnt, den einzigen Engel der Erde!

Wenige Stunden Schlaf nur gönnte der Mohn mir des Traumgotts,

Alles erschien mir einsam, Haus und Garten und Wäldchen,

Wie eine Wüste, die schmachtet nach der Liebe der Frauen!


Darauf sprach die Mutter und gab so Antwort mit Klugheit:

Ach mein Lieber, dein Wunsch ists, eine Braut in dein Zimmer

Heimzuholen, die Frau als die andere Hälfte des Kosmos,

Dass du selbständig lebst ein eigenes Leben in Freiheit.

Das ist auch der Wunsch deiner Mutter und auch deines Vaters.

Ja, wir haben oftmals beraten, wir du dir gewinnen

Könntest eine Jungfrau von Tugend, Frömmigkeit, Schönheit.

Aber ich bin mir gewiss, und jetzt ist die Stunde gekommen,

Die Entscheidung für deine Zukunft ist schon gefallen,

Siehe, wir hatten nur Angst, du könntest die Falsche dir wählen.

Was soll ich sagen, mein Sohn, ich glaube, du hast dich entschieden,

Denn dein Herz ist gerührt und mehr als zärtlich geworden.

Sprich es nur offen aus, da schon es weiß meine Seele,

Die mit dem Flüchtlingsstrom in unser Oldenburg kam, die

Hast du erwählt zur Lieben Frau, die syrische Jungfrau.


Du hast wahr gesprochen, o Mama, gab Thorsten zur Antwort,

Ja, sie ist es, und wenn ich sie heute als Braut mir nicht hole

In mein Haus, dann wird sie von mir gehen für immer,

Tief verloren in der Verwirrung von Krieg und von Terror.

Mama, für immer umsonst dann würde der reiche Besitz mir

Fruchtbar gedeihen, die Jahreszeiten kommen vergebens.

Ach wie abscheulich wäre mir dann das Haus und der Garten,

Sogar die Mutterliebe wird mir den Kummer nicht trösten.

Jede Bindung, so fühl ich im Herzen, gelöst wird durch Liebe,

Wenn die Liebe die eigene Bindung sicher befestigt.

Nicht nur das Mädchen allein verlässt den Vater, die Mutter,

Um dem Manne zu folgen, den sie von Herzen erkoren,

Auch der Jüngling weiß nichts mehr von den eigenen Eltern,

Wenn er die Jungfrau sieht, die einzig Geliebte des Herzens,

Wenn sie von ihm verschwindet. Leide mit mir, o Mama,

Wohin auch immer die Verzweiflung mit treiben wird rastlos,

Da der Vater selbst gesprochen entscheidende Worte,

Da sein Haus mir nicht mehr gehört, da er ablehnt die Jungfrau,

Die ich allein will bringen als Braut ins Haus meiner Mutter.


Darauf gab Antwort schnell die gute vernünftige Mutter:

Ach wie zwei Felsen stehen sich oft zwei Männer entgegen!

Stolz und unbeweglich, keiner naht dem Gefährten,

Keiner rührt seine Zunge, das Wort der Versöhnung zu sprechen.

Darum sage ich dir, mein Sohn, noch lebt mir im Busen

Hoffnung, denn ist das Mädchen ehrlich und gütig und fromm auch,

Wird der gnädige Vater deine Verehrung gestatten,

Auch wenn er ein strenges Urteil gefällt hat im Zorne

Über die armen Weiber, die kommen, um Gaben zu betteln.

Vieles sagt der Vater in seiner heftigen Rage,

Was er dann niemals tut, weil er erbarmt sich von Herzen,

Was er zuerst verneint, dem wird er zustimmen schließlich.

Aber er braucht ein freundliches Wort von dem eigenen Sohne

Und hat Recht, ein freundliches Wort vom Sohn zu verlangen,

Er ist der Vater nach dem Vaterherzen des Höchsten!

Außerdem wissen wir doch, dass sein Zorn nach dem leckeren Essen

Nichts bedeutet, wenn er hastig redet und wütend

Und in Frage stellt die Meinungen aller der andern,

Und die volle Stärke seines gewaltsamen Willens

Wird erregt durch den spanischen Rotwein, der ihn die Sprache

Anderer Menschen nicht achten lässt, er sieht sich nur selber.

Aber jetzt ist es Abend, und es sind schöne Gespräche

Schon geführt zwischen ihm und Ariadne und Gudrun

Über verschiedene Themen, über Gott und die Welt auch.

Ich bin sicher, jetzt ist sein kleiner Zorn schon vorüber,

Und er fühlt, wie ungerecht ihn die Leidenschaft machte

Gegen die andern. Komm nun, lass es uns wagen. Erfolg kommt

Zu den Mutigen! Weiter brauchen die Freundinnen auch wir,

Unsre studierte Pastorin und die heilsame Ärztin,

Die noch immer zusammen mit ihm sitzen am Tische,

Und besonders Gudrun wird von Herzen dir beistehn.


So sprach eilig die Mutter, und vom Schlossparke Thorsten

Folgte der Mutter bereitwillig. Schweigend fuhren die beiden

Mit den Rädern wieder vom Schlosspark zum eigenen Hause.



FÜNFTER GESANG


Hier war Johann noch im Gespräch mit der lieblichen Ärztin

Ariadne und der Pastorin, der heiligen Gudrun,

Und die Rede ging noch über die Zukunft des Sohnes,

Und sie bewegen das Thema hin und her, es bedenkend.

Aber mit ihrer weisen Güte sprach die Pastorin:

Ich will nicht widersprechen deiner Ansicht, o Johann.

Siehe, ich weiß, die Menschen streben stets nach dem Bessern,

Wahrlich, wie wir sehn, er will immer zu höheren Gütern,

Und wenn nicht zu besseren, dann doch zu neueren Dingen.

Aber sei vorsichtig, geh nicht zu weit, denn die Mutter Natur gibt

Uns auch unser Vergnügen an bestehenden Dingen

Und wir halten fest das Vertraute mit unserem Herzen,

Dass wir uns freuen an dem, was wir schon lange gewöhnt sind.

Alles ist gut, was auf Vernunft und Glauben gegründet.

Viele sind die Wünsche des Menschen, doch wenig nur braucht er,

Denn die Tage sind kurz und begrenzt ist das Schicksal des Menschen.

Niemals werde ich tadeln den Mann, der ein Kaufmann will werden,

Tätig im Handel der Erde, einer globalisierten,

Der im Austausch steht mit Amerika oder mit China,

Wenn er sich bescheidenen Wohlstands freut mit den Seinen,

Seine Frau liebt und anständig seine Sprösslinge großzieht.

Aber auch verachte ich nicht den arbeitenden Bauern,

Der den Boden bearbeitet in den Tages des Frühlings

Und im Herbst die Ernte einfährt am Erntedankfeste.

Nicht in Eile streckt sich der Baum, sobald er gepflanzt ist,

Ausgewachsene Arme zum Himmel streckend mit Blüten,

Sondern der Mensch braucht Geduld, das ist die Lehre der Weisheit,

Zu dem Menschen gehören Ruhe und Klarheit des Geistes

Und ein reines und rechtes Verständnis von Himmel und Erde.

Wenige sind der Samen, die der fleißige Bauer

In den alle ernährenden Busen der Erde, der Mutter,

Sät und wenige sind der Geschöpfe, die er zu lieben

Und zu züchten versteht. Er denkt auf nützliche Dinge.

Glücklich, wem von Natur ein solcher guter Humor ward,

Nämlich der Bauer ernährt uns alle mit Brot und mit Braten.

Aber glücklich preise ich auch den stilleren Bürger,

Einen Angestellten, der im Büro ist beschäftigt,

Der nicht so mühselig schaffen muss wie der Bauer der Erde,

Der auch nicht den Ehrgeiz hat des handelnden Kaufmanns,

Und besonders Frauen und Töchter arbeiten gerne

In den Berufen des Lebens, werden zum Segen der Menschen.

Darum sei gesegnet mein Sohn im Leben der Arbeit,

Und gelobt sei die Frau, die eines Sinnes mit ihm ist,

Die er eines Tages sich wählen wird zur Gemahlin.


Also sprach er und hatte knapp geendet, als Doris

Eintrat mit dem Sohn an der Hand und sprach zu dem Gatten:

Liebling, sprach sie zum Manne, wie haben wir oft uns beredet,

Haben uns schon gefreut an Thorstens kommender Hochzeit,

Wenn er eine Braut führt heim in unsere Wohnung!

Immer wieder haben wir nachgedacht über die Zukunft

Unseres Sohnes mit dem Klatsch der plaudernden Eltern.

Aber jetzt ist gekommen der Tag! Nun endlich der Himmel

Hat ein Mädchen zu ihm gebracht und die Schönheit gezeigt ihm,

Jetzt hat sein Herz entschieden. Sagten wir denn nicht immer,

Dass er selber sollte wählen in eigener Sache?

War es nicht dein Wunsch auch, dass er mit Zuneigung lebhaft

Hingezogen sich fühle zu einer lieblichen Jungfrau?

Nun ist die Stunde gekommen, auf die wir hofften, mein Liebling.

Ja, er hat gefühlt und gewählt und männlich entschieden.

Diese Jungfrau ist es, die ihm heut morgen begegnet,

Jene syrische Christin. Sag, er könne sie haben,

Sonst, wie er schwört, wird er sein Leben lang zölibatär sein!


Gib sie mir, Papa, sagte der Sohn zum heiligen Vater,

Sicher gewählt hat mein Herz, sie ist die Beste der Töchter!


Aber der Vater war stumm. Da hob sich die heilige Hirtin

Gudrun, ergriff das Wort und sagte: Der Augenblick ist es,

Der entscheidet. Fixiert ist doch das Leben der Menschen

Und es setzt sich durch mit Macht sein künftiges Schicksal.

Lange wird beraten, aber des Augenblicks Arbeit

Muss die Entscheidung sein. Der Weise allein kennt den Kairos.

Immer ist es gefährlich, sich mit andern vergleichen,

Wenn wir treffen die Wahl, wir so nur die Gefühle verwirren.

Thorsten ist rein. Von Kindheit an hab ich gekannt den Getauften,

Niemals als Knabe wollte er dieses und jenes erhaschen,

Was er wünschte, war auch für ihn das Gute und Beste,

Und er hielt daran fest. So musst du dich nicht verwundern,

Was du dir lange gewünscht hast, eine Braut deinem Sohne.

Es ist wahr, dass die gegenwärtige Frauen-Erscheinung

Nicht die Form deiner Wünsche trägt, wie du dirs gedacht hast,

Unsere Wünsche verbergen oft vor uns selbst die Objekte,

Die wir wünschen. Geschenke kommen von oben in Formen,

Wie sie der Himmel bestimmt. So missversteh nicht die Jungfrau,

Die jetzt von deinem guten und klugen Sohne geliebt wird!

Glücklich der Mensch ist, dem die Erste Liebe die Hand gibt

Und in dessen Herz nicht schmachten vergebens die Wünsche.

Seine ganze Haltung versichert mir, dass jetzt sein Schicksal

Ist entschieden. Wahre Liebe reift im Momente

Und der Jugendliche reift heran zu der Männlichkeit Stärke.

Er ist nicht leicht zu bewegen. Ich fürchte, wird sie ihm verweigert,

Wird seine Jugend ihm traurig vergehen, die sollte doch schön sein.


Nachdenklich Antwort gab drauf Ariadne, die Ärztin,

Deren Zunge seit langem schon gezittert von Worten:

Bitte, lasst uns wie immer den goldenen Mittelweg gehen.

Eile langsam! Das war das Motto des Kaisers Augustus.

Ich bereitwillig stelle mich zur Verfügung dem Nächsten,

Bin bereit, ihm zu tun, was ich tun kann mit schlichtem Verständnis.

Denn die Jugend braucht vor allem die weisere Führung.

Lass mich also gehn, dass ich untersuche die Jungfrau,

Dass ich frage die Leute, da sie lebt, die sie kennen.

Es ist nicht einfach mich zu betrügen. Ich kenne den Wortsinn.


Drauf gab Antwort mit geflügelten Worten der Jüngling:

Tu das, kluge Ärztin, geh und erkundige dich nur,

Aber ich würde froh sein, wenn unsere Dienerin Gottes

Mit dir verbunden wäre in der klugen Besorgung,

Zwei solche auserkorenen Frauen sind fehllose Richter.

Oh mein Vater, glaub mir, sie ist keine wandernde Hure,

Eine von denen, die nach Abenteuern nur suchen,

Unerfahrene Jünglinge fangen mit Netzen der Wollust.

Nein, das schwere Schicksal des Krieges in Syrien, dieser

Universelle Zerstörer, der die Erde erschüttert

Und die Fundamente der Erde erbeben macht, der hat

Dieses arme Mädchen geschickt in die deutsche Verbannung.

Wandeln jetzt nicht auch vornehme Männer im solchem Exile?

Sie ist auch die Beste unter allen den Schwestern,

Die vertrieben sind von Zuhause in die Verbannung,

Sie vergessen alle ihre persönlichen Sorgen.

Sie ist andern ergeben, und mit Kraft ist sie hilfreich,

Hat sie auch selbst keine Hilfe, und ist trostloser Tröster.

Groß ist die Not und das Leiden gebreitet über die Erde!

Soll nicht ein Glück auch entstehen aus diesem Bürgerkriegsterror?

Soll ich nicht in den Armen der Frau, der treuen Genossin,

Freudig schaun auf den Krieg, der solchen Frieden mir brachte?


Da sprach der Vater in einem strengen Ton der Entscheidung:

Seltsamerweise ist deine Zunge gelockert jetzt worden,

Sohn, vor einigen Jahren schien sie gelähmt in dem Munde

Und nur mit Zwang zu bewegen! Ich muss heute erleben,

Wie es scheint, was alle Väter bedroht in dem Hause,

Dass die Mutter eigensinnig zu gütig zum Sohn ist,

Immer nachsichtig ist und immer zärtlich besorgt ist.

Alle Nachbarinnen sind solidarisch mit Mama,

Gilt es, etwas zu unternehmen gegen den Vater.

Aber geht nur, Gudrun und Ariadne, im Namen

Gottes, bringt mir die Tochter. Aber will sie nicht kommen,

Dann soll mein Junge Thorsten nicht mehr denken ans Mädchen.


Also der Vater. Der Sprössling rief mit freudigem Geiste:

Es ist Abend. Die edelste Tochter wird zu dir kommen,

Dass zufrieden sein muss ein Mann mit gesundem Verstande.

Glücklich, ich wag es zu sagen, wird sein die erkorene Jungfrau,

Ja, sie wird hier noch einmal finden Vater und Mutter.

Ich will nicht mehr warten, ich nehme das schnelle Motorrad,

Unsere Freundinnen Ariadne und Gudrun zu führen

Auf dem Weg zu der Jungfrau, meiner schönen Geliebten,

Dass die Frauen handeln nach ihrer Weisheit des Herzens.

Ich verspreche, zu tun, was diese Frauen empfehlen.

Bis ich die Jungfrau mein nenne, will ich sie nicht mehr schauen. -

Und er ging fort. Die anderen blieben im ernsten Gespräche,

Schneller Zungen, in Anbetracht ihres großen Geschäftes.


Thorsten eilte zur Garage, zum schönen Motorrad,

Füllte Benzin in den Tank und prüfte das Öl des Motores,

Legte die Lederklamotten an und setzte den Helm auf,

Startete das Motorrad, da kamen die heiligen Frauen

Ariadne und Gudrun und setzten sich in den Fiat,

In das Auto der lieben Pastorin, Gudrun am Lenker,

Und so fuhren die drei nun schnell zum Heiligen-Geist-Damm,

An der Lamberti-Kirche vorüber, am Tempel der Musen

Auch, am klassischen schönen Theater, fuhren die Straße

Zu der Universität, dem Lehrstuhl der Weisheit,

Fuhren zum Gelände der Bundeswehr, friedlichen Zwecken

Dienend, zum Sammellage der armen Flüchtlinge, welche

Auf den Plätzen saßen unter Kastanienbäumen.

Hier nun hielt Thorsten das Motorrad, es hielt auch der Fiat.






TORSTEN SCHWANKE


TRAGÖDIE


PERSONEN.


GRAF ANTON GÜNTHER, Graf von Oldenburg. 

EVI, seine Schwester.

ANNA, Freundin Evis. 

TORSTEN SCHWANKE, Dichter.

MARCO, Angestellter.


Die Szene ist im Oldenburger Schloss. 


AKT I


SZENE I.


(Der Schlosspark, geschmückt mit den Symbolen deutscher Dichter. Auf der Vorderseite der Bühne rechts Goethe, links Schiller. Evi und Anna.)


EVI.

Du siehst mich lächelnd an, Anna, und du siehst dich selbst an und lächelst wieder. Was hast du? Lehre es mich, Freundin! Du scheinst nachdenklich und doch zufrieden zu sein.


ANNA.

Ja, Evi, ich sehe uns beide gerne hier in diesen ländlichen Kleidchen. Wir scheinen gesegnete Hirtinnen zu sein, und wir sind genauso beschäftigt wie diese glücklichen jungen Mädchen: Wir weben Kränze. Dieser mit Emaille-Blumen gezierte schwillt immer mehr in meiner Hand an; aber du, mit einem Gefühl, höher, und mit einem größeren Herz, hast den eleganten und flexiblen Lorbeer gewählt.


EVI.

Diese Zweige, die ich beim Träumen miteinander verflochten habe, fanden zuerst einen würdigen Kopf: Ich lege sie mit Dankbarkeit auf den von Goethe. 


(Evi krönt die Büste von Goethe.)


ANNA.

Und ich pflege mit meiner reichen und lachenden Krone die weite Stirn von Meister Schiller. 


(Sie krönt die Büste von Schiller.) 


Er, dessen Hoheit niemals verdorren wird, empfing zuerst seinen Anteil am neuen Frühling.


EVI.

Mein Bruder ist charmant, uns jetzt hierher gebracht zu haben. Wir können alleine sein und stundenlang im goldenen Zeitalter träumen. Ich liebe diesen Schlosspark, wo ich glücklich mehr als einen Tag meiner Jugend verbracht habe; und dieses neue Grün und diese Sonne geben mir die Eindrücke einer Zeit zurück, die es nicht mehr gibt.


ANNA.

Ja, eine neue Welt umgibt uns. Der Schatten dieser immergrünen Bäume wird schon angenehm; das Murmeln dieser Brunnen stellt sich für uns bereits wieder her; die jungen Zweige schwanken, vom Morgenwind geschaukelt; die Blumen in den Beeten lächeln uns mit ihren kindlichen Augen an; der Gärtner öffnet souverän das Winterhaus aus Zitronen- und Orangenbäumen; der blaue Himmel ist ruhig über unseren Köpfen.


EVI.

Ich würde mit großer Freude die Ankunft des Frühlings sehen, wenn er meine Freundin nicht von mir wegnehmen würde.


ANNA.

Erinnere mich in diesen schönen Stunden nicht daran, oh Evi, dass es so nahe ist, dass ich dich verlassen muss.


EVI.

Was du übrig hast, findest du zweimal in dieser großartigen Stadt.


ANNA.

Die Pflicht ruft mich, die Liebe ruft mich zum Bräutigam, der mir so lange geraubt war. Ich bringe ihm seinen Sohn, den dieses Jahr schnell wachsen und sich formen gesehen hat, und ich werde seine väterliche Freude teilen. Berlin ist groß und wunderschön, aber der Preis all seiner angehäuften Schätze entspricht nicht den Juwelen von Oldenburg. Es sind die Menschen, die Berlin zu einer berühmten Stadt gemacht haben: Oldenburg ist durch seine Herzöge großartig geworden.


EVI.

Noch mehr durch die hervorragenden Männer, die sich hier zufällig trafen und glücklich wiedervereinigten.


ANNA.

Der Zufall verteilt leicht, was er sammelt. Ein edler Geist zieht edle Geister an und weiß, wie man sie wieder herstellt, wie du es tust. Um deinen Bruder und dich sind Herzen versammelt, die deiner würdig sind, und du bist deinen berühmten Ahnen gleichgestellt. Glücklicherweise wurde hier das schöne Licht der Wissenschaft und des freien Denkens beleuchtet, als die Barbarei die Welt noch in ihren schweren Schatten hüllte. Oldenburg wurde mit Rom und mit Berlin von meinem Vater sehr gelobt. Ich wollte es oft sehen und bin jetzt hier. Hier wurde Tischbein begrüßt, von Fürsorge umgeben, und Nietzsches Jugendfreund fand hier seine Vorbilder. Deutschland zitiert keinen großen Namen, den dieses Haus nicht als Gast empfangen hat; und es ist vorteilhaft, Genie in seinem Haus willkommen zu heißen; für das Geschenk der Gastfreundschaft, das wir ihm anbieten, hinterlässt er uns ein schöneres. Der Aufenthalt, den ein großer Mann besuchte, ist geweiht.


EVI.

Die Ahnen!... Wenn sie stark nach dir riechen! Sehr oft beneide ich dich um dieses Glück...


ANNA.

Was du wie wenige Menschen ohne Lärm und ohne Mischung genießt. Wenn mein Herz, das überläuft, mich dazu drängt, plötzlich auszudrücken, was ich scharf fühle, fühlst du es besser, fühlst es tief und lautlos! Der Glanz des Augenblicks blendet dich nicht; Projektionen verführen dich nicht; vergebens gleitet Schmeichelei geschickt in Richtung deines Ohrs. Dein Gefühl behält seine Festigkeit und dein Geschmack seine Richtigkeit, dein Urteil seine Rechtschaffenheit; immer ist dein Mitgefühl groß für das, was großartig ist, wo du dich befindest.


EVI.

Du solltest dieser extremen Schmeichelei nicht den Schleier intimer Freundschaft verleihen.


ANNA.

Freundschaft ist gerecht; sie allein kann das volle Ausmaß deiner Verdienste schätzen. Und bitte, dass ich auch den Umständen, dem Vermögen, einen Teil deiner Kultur zuschreibe, wie auch immer du es hast; nun, das ist es, was du bist. Und die Welt ehrt dich vor allen als die berühmteste Frau deiner Zeit.


EVI.

Es kann mich kaum berühren, Anna, wenn ich darüber nachdenke, wie klein man ist; und was wir sind, verdanken wir anderen. Die Kenntnis der alten Sprachen und der schönsten Werke, die uns die Antike hinterlassen hat, verdanke ich meiner Mutter; dennoch war ihr keine ihrer Töchter in der Wissenschaft und im Urteil jemals gleichgestellt; und wenn auch nur eine von uns mit ihr verglichen werden soll, ist es sicherlich Claudia, die das Recht dazu hat. Ich kann dir also versichern, dass ich nie als Titel oder Eigentum angesehen habe, was die Natur, was das Vermögen mir gegeben hat. Ich gratuliere mir, wenn weise Männer sprechen, dass ich ihre Meinungen verstehen kann. Es sei ein Urteil über einen Mann der Antike und über das Verdienst seiner Handlungen; dass wir über eine Wissenschaft sprechen, die, durch Gebrauch entwickelt, für Männer nützlich ist, indem man sie erhöht... Welche Richtung auch immer das Gespräch dieser edlen Geister einschlagen mag, ich bin bereitwillig, weil es mir leicht fällt, ihnen zu folgen. Ich nehme mit Vergnügen an den Debatten der Weisen teil, wenn die Stimme des Sprechers angenehm mit den Kräften spielt, die so süß und so schrecklich sind und das Herz des Menschen erschüttern, wenn die Leidenschaft der Grafen für Ruhm und Eroberungen zur Sache des Denkers wird und wenn uns eine feine Politik, die von einem geschickten Mann genial entwickelt wurde, anstatt uns zu täuschen, uns unterweist.


ANNA.

Und dann, nach diesen ernsthaften Gesprächen, ruhen unsere Ohren und unser Herz sanft auf den Liedern des Dichters, der mit seinem süßen Akzent vermittelt die intimsten Seelen und die liebenswürdigsten Gefühle. Dein erhabener Geist umfasst einen weiten Bereich: Ich liebe mehr die Insel der Poesie unter den Lorbeerhainen.


EVI.

In diesem schönen Land (das wollten sie mir versichern) blühen Rosen mehr als andere Pflanzen gern. Und obwohl die Musen zahlreich sind, versuchen wir selten, zwischen ihnen einen Freund, einen Gefährten zu wählen, als den Dichter zu treffen, der uns zu meiden und sogar zu fliehen scheint; er scheint nach etwas zu suchen, das wir nicht kennen, und das er am Ende vielleicht selbst nicht kennt. Es wäre also sehr charmant, wenn er uns zur richtigen Zeit treffen würde, wenn er in uns plötzlich entzückt den Schatz erkennte, den er lange Zeit vergeblich im riesigen Universum gesucht hatte!


ANNA.

Ich muss mich dem Witz hingeben; die Linie hat zwar getragen, aber der Angriff ist nicht tief. Ich ehre in jedem Mann die, die es verdient, und ich bin nur gerecht zu Torsten. Sein Auge bleibt kaum auf dieser Erde stehen; sein Ohr erfasst die Harmonie der Natur; was die Geschichte bietet, was das Leben darstellt, empfängt sein Herz sofort mit Eifer; sein Genie sammelt, was weit weg verstreut ist, und sein Gefühl belebt leblose Dinge. Oft veredelt er, was uns vulgär erschien, und was wir schätzen, wird von ihm vernichtet. Dieser erstaunliche Mann geht in diesem magischen Kreis, der sein eigener ist, und lädt uns ein, mit ihm zu gehen, mit ihm zu fühlen: Er scheint sich uns zu nähern, und er bleibt weit von uns entfernt; er scheint uns anzusehen, und vielleicht erscheinen ihm an unserer Stelle wunderbare Engel.


EVI.

Du hast ein schönes und zartes Gemälde des Dichters gezeichnet, der in den Regionen liebenswürdiger Träume schwebt. Aber die Realität scheint mir ihn auch anzuziehen und ihn gleichzeitig kraftvoll zurückzuhalten. Die schönen Blätter, die wir manchmal an unseren Bäumen finden und die uns wie goldene Äpfel mit ihren Düften einen neuen Garten der Hesperiden darstellen: Erkennst du sie nicht alle als die anmutigen Früchte einer wahren Liebe?


ANNA.

Ich freue mich auch über diese schönen Gedichte. Mit einem abwechslungsreichen Geist feiert er in all seinen Liedern ein einziges Objekt. Manchmal hebt er es in einem strahlenden Heiligenschein bis zum Sternenhimmel und beugt sich wie die Engel mit Respekt vor diesem Bild; manchmal tritt er in seinen Fußstapfen durch die friedliche Landschaft und flicht ausgerechnet eine Krone. Das verehrte Bild geht zurück, er weiht den Weg, den seine hübschen Füße mit einem leichten Spaziergang genommen haben. Versteckt im Busch, wie eine Nachtigall, sein Herz krank vor Liebe, lässt er die Luft und den Hain mit seinen melodiösen Klagen widerhallen. Ihr bezaubernder Schmerz, ihre köstliche Melancholie fesseln alle Ohren, und alle Herzen werden angezogen.


EVI.

Und wenn er das Objekt seiner Flamme nennt, gibt er ihm den Namen Maria.


ANNA.

Ich wäre schockiert, wenn er einen anderen feiern würde. Ich bin entzückt, dass er unter dieser Zweideutigkeit seine Gefühle für dich verbergen kann. Ich möchte, dass er sich bei dem süßen Klang dieses Namens auch an mich erinnert. Es ist hier nicht eine Liebe, die ihren Gegenstand ergreifen, ihn ausschließlich besitzen, mit Eifersucht den Anblick einem anderen verbieten will; wenn er in einer hinreißenden Betrachtung mit deinem Verdienst beschäftigt ist, kann er mir auch, einer leichten Kreatur, gefallen. Es sind nicht wir, die er liebt, vergib mir, dass ich es gesagt habe! Von allen Sphären überträgt er das, was er mag, auf einen Namen, und er lässt uns fühlen, was er fühlt: Wir scheinen den Menschen zu lieben, und mit ihm lieben wir nur das Objekt. Das Erhabenste, das wir lieben können.


EVI.

Du hast diese Wissenschaft gründlich studiert, Anna; du sagst mir Dinge, die mein Ohr kaum berühren und die kaum in meine Seele eindringen.


ANNA.

Du, Schülerin von Platon, verstehst nicht, was ein Neuling vor dir zu stammeln wagt? Wenn es stimmt, dass ich mich zu sehr getäuscht habe, aber ich habe mich nicht völlig geirrt, ich kenne ihn gut. Amor zeigt sich in dieser edlen Schule nicht wie anderswo als verwöhntes Kind; es ist der Jugendliche, der der Ehemann der Psyche war, der Sitz und Stimme im Rat der Götter hat. Hier und da trägt er seine schuldige Raserei nicht von einem Herzen zum anderen; er wird nicht plötzlich mit einem sanften Fehler an Schönheit und Gesicht gebunden und verfällt nicht durch Ekel und Langeweile einer schnellen Vergiftung.


EVI.

Da ist mein Bruder. Lassen wir ihn nicht den Kurs erraten, den das Gespräch dieses Mal wieder genommen hat; wir würden uns mit seinen Witzen abfinden müssen, bis unsere Kleidung seine spöttischen Reden auslöscht.




SZENE II


(EVI, GRAF ANTON GÜNTHER, ANNA.)


GRAF ANTON GÜNTHER.

Ich suche Torsten, den ich nirgendwo finden kann, und treffe ihn nicht einmal bei dir. Kannst du mir keine Neuigkeiten geben?


EVI.

Ich habe ihn gestern und heute nicht gesehen.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Es ist bei ihm ein alter Fehler, mehr die Einsamkeit als Gesellschaft zu suchen. Wenn ich ihm vergebe, wenn er aus der turbulenten Menschenmenge flieht und lieber schweigend mit seinem Genie spricht, kann ich ihn nicht dafür loben, dass er auch aus einem Freundeskreis geflohen ist.


ANNA.

Oh Graf, wenn ich mich nicht irre, wirst du die Schuld bald in fröhliches Lob verwandeln. Ich habe ihn heute von weitem gesehen; er hielt ein Buch und einen Notizblock; er schrieb, er ging, er schrieb. Ein Wort, das er mir gestern im Vorbeigehen sagte, schien das Ende seiner Arbeit anzukündigen. Er denkt nur daran, ein paar kleine Details zu polieren, um endlich eine würdige Hommage deiner Gnade zu erweisen, für die er so viele Töne hat.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Er wird willkommen sein, wenn er es mir anbietet, und ich werde ihn festhalten für eine lange Zeit. So sehr ich mich für seine Arbeit interessiere und so sehr mich diese großartige Arbeit bezaubert und in mehrfacher Hinsicht bezaubern muss, so viel wird das auch durch meine Ungeduld getrübt. Es kann nicht beendet werden, es kann nicht abgeschlossen werden; es ändert sich ständig, er rückt langsam vor, er bleibt wieder stehen, er täuscht die Hoffnung. Wir sehen mit Trauer die Freude, von der wir glaubten, dass sie zurückkommt.


EVI.

Ich bin mit der Reserviertheit einverstanden, der Vorsichtsmaßnahme, mit der er Schritt für Schritt auf das Ziel zugeht. Durch die alleinige Gunst der Musen können so viele Worte zu einem Ganzen verbunden werden. Und seine Seele nährt kein anderes Verlangen; sein Roman muss zu einem regelmäßigen Ganzen abrundet werden; er will keine Geschichten nach Geschichten aufhäufen, die sich über ihre Freuden amüsieren, und sich schließlich wie leere Worte in der Luft verlieren und uns nur täuschen. Lass es, mein Bruder, denn Zeit ist nicht das Maß für ein gutes Werk, und damit die Nachwelt es wiederum genießen kann, müssen die Zeitgenossen des Künstlers vergessen werden.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Lass uns zusammen handeln, meine liebe Schwester, wie wir es oft zum Wohle beider getan haben. Wenn meine Begeisterung zu stark ist, wirst du mich beruhigen, und wenn du zu ruhig bist, werde ich dich drängen. Dann werden wir ihn vielleicht plötzlich an einem Punkt sehen, an dem wir ihn uns schon lange gewünscht haben. Dann wird die Heimat, dann wird die Welt erstaunt sein, welche Arbeit geleistet wurde. Ich werde meinen Teil dieser Herrlichkeit nehmen, und der Dichter wird ins Leben treten. Ein edler Geist kann seine Entwicklung nicht in einem engen Kreis erreichen. Das Vaterland und die Welt müssen auf ihn einwirken; er muss lernen, Lob und Tadel zu ertragen. Er ist gezwungen, sich und andere gut zu kennen. Einsamkeit wiegt ihn nicht mehr mit schmeichelhaften Illusionen. Der Feind will nicht - der Freund darf ihn nicht verschonen. So übt der junge Mann seine Kraft aus, indem er kämpft.


ANNA.

Also, Herr, wirst du von nun an alles für ihn tun, da du bis jetzt schon viel getan hast. Ein Talent entsteht in der Stille, ein Charakter im Strom der Welt. Oh! Möge er seinen Charakter wie seine Kunst in deinem Unterricht formen, Menschen länger meiden, und möge sein Misstrauen sich am Ende nicht in Angst und Abneigung verwandeln!


GRAF ANTON GÜNTHER.

Der allein fürchtet Menschen, der sie nicht kennt, und wer sie meidet, muss sie bald ignorieren. So ist Torsten, und auf diese Weise wandert ein freies Herz Stück für Stück voran und ist verbunden. So oft macht er sich viel mehr Sorgen um meine Huld, als er sollte; er pflegt das Misstrauen gegenüber vielen Menschen, die, wie ich sehr gut weiß, nicht seine Feinde sind. Wenn es passiert, dass ein Brief verloren geht, dass ein Diener von seinem Dienst zu dem eines anderen übergeht, dass ein Papier seine Hände verlässt, sieht er sofort einen Plan, er sieht einen Verrat und einen Trick, die leise für seinen Untergang arbeiten.


EVI.

Vergessen wir nicht, mein lieber Bruder, dass der Mensch sich nicht von sich selbst trennen kann. Wenn ein Freund, der mit uns gehen sollte, seinen Fuß verletzt, ziehen wir es vor, unseren Schritt zu verlangsamen und ihm bereitwillig zu helfen.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Es wäre besser, ihn heilen zu können, zuerst auf treuen Rat des Arztes eine Behandlung zu versuchen und dann mit dem geheilten Patienten fröhlich den neuen Weg eines blühenden Lebens einzuschlagen. Ich hoffe jedoch, meine Freundinnen, niemals den Vorwurf zu verdienen, ein strenger Arzt zu sein. Ich tue, was ich kann, um Sicherheit und Vertrauen in sein Herz zu prägen. Ich gebe ihm oft in Gegenwart vieler Zeugen entscheidende Zeichen meiner Huld. Wenn er mir eine Beschwerde schickt, lasse ich sie untersuchen, wie ich es kürzlich getan habe, als er vermutete, dass sein Zimmer durchsucht worden wäre. Wenn nichts entdeckt wird, erkläre ich ihm ruhig, wie ich die Sache sehe, und da es notwendig ist, alles zu üben, übe ich Geduld mit Torsten, weil es es verdient, und du, ich weiß, du wirst mir gerne helfen. Ich habe dich hierher gebracht, und ich, wird heute Abend in nach Berlin gehen. Du wirst Marco für einen Moment sehen: Er ist aus Venedig angekommen und wird kommen und mich abholen. Wir haben viel zu sagen, um Resolutionen zu machen, viele Briefe zu schreiben: All dies zwingt mich, nach Berlin zu fahren.


EVI.

Erlaubst du uns, dich zu begleiten?


GRAF ANTON GÜNTHER.

Bleibt in Oldenburg und fahrt gemeinsam an die Nordsee, genießt die sonnigen Tage wie ihr wollt.


EVI.

Kannst du nicht bei uns bleiben? Kannst du nicht hier und in Berlin Geschäfte abwickeln? 


ANNA.

Du nimmst Marco zuerst von uns weg, der sollte uns so viel über Venedig erzählen?


GRAF ANTON GÜNTHER. 

Das kann nicht sein, Kinder, die ihr seid; aber ich werde so bald wie möglich mit ihm zurückkommen; dann wird er euch seine Geschichten erzählen, und ihr werdet mir helfen, den Mann zu belohnen, der sich gerade so viel Mühe für meinen Dienst gemacht hat; und wenn wir alles unter uns gesagt haben, möge die Menge der Bürger kommen und unsere Gärten beleben und mir natürlich auch im Schatten eine Schönheit anbieten, von der ich Spuren gesucht habe.


ANNA.

Als Freundinnen werden wir wissen, wie wir unsere Augen schließen können.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Ihr wisst andererseits, dass ich gern vergebe.


EVI.

(drehte sich zum hinteren Teil der Bühne um.)

Ich habe Torsten schon lange näher kommen sehen. Er geht langsam; manchmal hört er plötzlich auf, als ob er unschlüssig wäre, dann kommt er schneller zu uns und hört wieder auf.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Wenn er meditiert und komponiert, verwirrt ihn nicht in seinen Träumen und lasst ihn seinen Weg gehen.


ANNA.

Nein, er hat uns gesehen, er kommt hierher.




SZENE III


(DIE VORHERIGEN, TORSTEN.)


TORSTEN

(Er hält ein gebundenes Buch in der Hand.) 

Ich komme langsam, um dir eine Arbeit zu bringen, die ich dir immer gerne anbiete. Ich weiß zu gut, dass sie immer noch unvollkommen ist, auch wenn sie fertig zu sein scheint; aber wenn ich Angst hatte, sie dir unvollendet anzubieten, tut mir heute eine neue Angst weh: Ich möchte nicht zu besorgt erscheinen, ich möchte nicht undankbar erscheinen; und, genau wie ein Mann, um seine Freunde zu befriedigen und ihre Nachsicht zu verdienen, kann er ihnen nur sagen: Hier bin ich! Ich kann nur sagen: Akzeptiere meine Arbeit. 


(Er bietet das Buch an.)


GRAF ANTON GÜNTHER.

Dein Geschenk überrascht mich und du machst diesen schönen Tag zu einem Fest. Also halte ich es endlich in meinen Händen und kann in gewissem Sinne sagen, dass es meins ist! Lange wollte ich sehen, wie du dich erlöst und schließlich sagst: Lass uns aufhören; das ist genug!


TORSTEN.

Wenn du glücklich bist, ist das Buch perfekt; weil es dir in jeder Hinsicht gehört. Als ich über die Arbeit nachdachte, kostete es mich Kraft; als ich die Linien meines Stiftes beobachtete, konnte ich sagen: Dies ist meine Arbeit. Aber wenn ich genauer beobachte, was diesem Roman seinen eigenen Wert und seine Würde verleiht, erkenne ich, dass ich es allein von dir habe. Wenn mich die wohlwollende Natur mit einer großzügigen Laune befreit hat, bin ich ein glückliches Geschenk der Poesie, bizarres Vermögen hatte mich mit barbarischer Gewalt davon vertrieben, und wenn das schöne Universum mit all seinem Reichtum und seiner Pracht die Augen des Kindes anzog, war sein junges Herz bald traurig über die unverdiente Not geliebter Eltern. Meine Lippen öffneten sich zum Singen, ihnen entkam eine schmerzhafte Melodie, und ich begleitete mit schwachen Akzenten die Schmerzen meines Vaters und die Qualen meiner Mutter. Du allein hast mich von diesem engen Leben zu einer schönen Freiheit erhoben; du verbannst alle Sorgen aus meinem Gedanken; du hast mir Unabhängigkeit gegeben, damit sich meine Seele öffnen und heldenhafte Akzente setzen kann; und jetzt, wer auch immer mein Werk lobt, ich bin dir zu Dank verpflichtet, denn es gehört dir.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Zum zweiten Mal verdienst du unser ganzes Lob, und durch deine Bescheidenheit ehrst du dich und uns mit dir.


TORSTEN.

Oh! Wenn ich nur sagen könnte, wie sehr ich das Gefühl habe, von dir allein zu haben, was ich dir präsentiere! Hat der obskure junge Mann Worte aus sich gezogen? Hat er sich das geschickte Verhalten des Lebens Mariens vorgestellt? Die Wissenschaft des Glaubens, die jeder Heilige am festgesetzten Tag mit Energie einsetzt, die Weisheit des Herrn, der Mut der Märtyrer, der Kampf der Klugheit und Wachsamkeit, bist du es nicht, o weiser und tapferer Graf, der hat mich inspiriert wie ein Genie, das es genießen würde, durch die Stimme eines Sterblichen seine erhabene und unzugängliche Natur zu enthüllen?


EVI.

Nun genieße die Arbeit, die uns glücklich macht.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Sei glücklich mit dem Wahlrecht aller edlen Herzen.


ANNA.

Sei glücklich mit deinem universellen Ruhm.


TORSTEN.

Dieser Moment ist genug für mich. Ich habe nur an dich gedacht, meditiert und geschrieben; dir zu gefallen war mein höchster Wunsch; dich neu zu erschaffen war mein letztes Ziel. Wer die Welt in seinen Freunden nicht sieht, verdient es nicht, dass die Welt sich um ihn kümmert. Hier ist meine Heimat, hier der Kreis, in dem meine Seele gerne stehen bleibt. Hier höre ich, hier respektiere ich das geringste Zeichen; hier spricht Erfahrung, Wissen, Geschmack: Ja, ich habe die gegenwärtige Welt und die kommende Welt vor Augen. Die Menge führt den Künstler in die Irre und schüchtert ihn ein: derjenige, der dir ähnelt, derjenige, der verstehen und fühlen kann, dieser allein muss urteilen und belohnen.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Und wenn wir die gegenwärtige Welt und die kommende Welt repräsentieren, sollten wir dein Angebot nicht kalt annehmen. Das herrliche Abzeichen, das den Dichter ehrt, das die Helden selbst, die ihn immer brauchen, sehen, ohne Neid um seinen Kopf zu gürten, treffe ich hier auf der Stirn deines Vorgängers. 


(Zeigt auf Goethes Büste.) 


War es Zufall, war es ein Genie, das diese Krone geflochten und gebracht hat? Es ist nicht umsonst, dass es sich uns hier anbietet. Ich höre Goethe zu mir sagen: „Warum ehrst du die Toten? Sie hatten, als sie lebten, ihren Lohn und ihre Freude. Und wenn du uns bewunderst, wenn du uns ehrst, gib auch den Lebenden ihren Anteil. Mein Marmor ist bereits gekrönt: Der grüne Ast gehört dem Lebenden.“ 


(GRAF ANTON GÜNTHER nickt seiner Schwester zu; sie nimmt die Krone von Goethes Büste und nähert sich Torsten Schwanke, der einen Schritt zurück tritt.)


ANNA.

Du verweigerst sie? Siehe, welche Hand dir die schöne, unvergängliche Krone präsentiert!


TORSTEN.

Ah! lass mich zögern! Weil ich nicht sehe, wie ich nach so einer Stunde leben kann.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Im Genuss des edlen Schatzes, der dich im ersten Moment erschreckt.


EVI

(hebt die Krone)

O Torsten, beneide mich nicht um das seltene Vergnügen, dir ohne Worte zu sagen, was ich denke.


TORSTEN.

Ich empfange auf meinen Knien von deinen lieben Händen diese edle Last auf meinem schwachen Kopf. 


(Torsten beugt die Knie, Evi krönt ihn.)


ANNA

(applaudiert)

Es lebe der, den wir gerade zum ersten Mal gekrönt haben! Möge die Krone für den bescheidenen Mann gut geeignet sein! 


GRAF ANTON GÜNTHER.

Es ist nur ein Omen desjenigen, der sich im Vatikan die Stirn umgürten lassen muss.


EVI.

Dort wirst du mit brillanten Stimmen begrüßt; hier belohnt dich die Freundschaft mit wenig Lärm. 


TORSTEN.

Oh! nimm es zurück von meiner Stirn, nimm es zurück! Sie verbrennt mir die Haare, und wie ein zu feuriger Sonnenstrahl, der meinen Kopf treffen würde, verbraucht er die Kraft des Denkens in meinem Gehirn. Eine fieberhafte Begeisterung rührt mein Blut. Vielen Dank! Das ist zu viel!


ANNA.

Im Gegensatz dazu schützt dieser Zweig den Kopf des Mannes, der in den sengenden Regionen der Herrlichkeit wandeln muss, und erfrischt die Stirn.


TORSTEN.

Ich bin es nicht wert, die Erfrischung zu spüren, die mit ihrem Atem nur die Stirn der Helden nachbilden sollte. O Göttin, nimm diese Krone ab und verändere sie inmitten der Wolken. dass sie zu unermesslichen, unzugänglichen Höhen aufsteigt; dass mein Leben nach einem kontinuierlichen Marsch in Richtung dieses Ziels dürstet.


GRAF ANTON GÜNTHER.

Wer früh erhält, lernt früh, den hohen Wert der gütigen Güter dieses Lebens zu schätzen; wer früh genießt, verzichtet nie freiwillig auf das, was er einst besaß; und wer besitzt, muss bewaffnet sein.


TORSTEN.

Und wer Waffen ergreifen will, muss in seinem Herzen eine Kraft spüren, die er niemals versagt. Ah! Ich vermisse sie jetzt. Sie lässt mich glücklich die einheimische Kraft, die mich lehrte, ständig mit dem Unglück zu kämpfen, stolz mit der Ungerechtigkeit. Hat die Freude, die Bewegung dieses Augenblicks das Mark meiner Knochen verzehrt? Meine Knie beugen sich. Oh Evi, du siehst mich immer noch mich vor dir niederwerfen. Höre mein Gebet; nimm mir diese Krone weg. Wie aus einem schönen Traum erwacht, wie fühle ich ein gestärktes Leben, ein neues Leben!


EVI.

Wenn du weißt, wie du das Talent, das die Göttin gibt, mit ruhiger Bescheidenheit tragen kannst, lerne auch, diese Zweige zu tragen, das schönste Geschenk, das wir dir geben können. Derjenige, den sie einst mit Würde gekrönt haben, wird sie immer um seine Stirn schwingen sehen.


TORSTEN.

Jetzt, dass ich in meiner Verwirrung von hier wegkomme. Auf, dass ich mein Glück in diesem dichten Hain verstecke, wie ich dort meine Schmerzen versteckte. Dort möchte ich alleine wandern; dort wird mich kein Blick an mein unverdientes Glück erinnern. Und wenn mir zufällig ein klarer Brunnen in seinem klaren Spiegel einen Mann zeigt, der wunderbar gekrönt träumerisch im Spiegel des Himmels, mitten in den Bäumen, mitten in den Felsen liegt: es wird mir scheinen, dass ich das Elysium in diesem magischen Spiegel dargestellt sehe; ich werde mich schweigend beraten und mich fragen, wer dieser Schatten sein kann, dieser junge Mann vergangener Jahrhunderte, der so gnädig gekrönt ist. Wer wird mir seinen Namen, seine Verdienste sagen? Ich werde lange warten und mir sagen: Oh! wenn da noch einer und noch einer käme, um mit ihm ein angenehmes Gespräch zu führen! Oh! Wenn ich die Helden, die Dichter der Antike sehen würde, die sich um diesen Brunnen versammelt haben! Wenn ich sie hier noch unzertrennlich sähe, wie eng sie zu Lebzeiten verbunden waren! Da der Magnet durch seine Kraft Eisen mit Eisen verbindet, vereint dieselbe Tendenz Helden und Dichter. Homer vergaß sich selbst; sein ganzes Leben war der Betrachtung zweier Krieger gewidmet; und Alexander im Elysium beeilte sich, Achilles und Homer zu suchen. Oh! wäre ich in ihrer Nähe, um diese großen Seelen jetzt wieder vereint zu sehen!


ANNA.

Aufwachen! aufwachen! Lass uns nicht das Gefühl haben, dass du die Gegenwart völlig ignorierst.


TORSTEN.

Es ist die Gegenwart, die meine Gedanken erhebt. Ich scheine abwesend zu sein: Ich freue mich!


EVI.

Ich mag es, zu sehen, dass du im Umgang mit deinen Genies eine menschliche Sprache sprichst, und ich habe Freude daran, sie zu hören. 


(Ein Knabe nähert sich dem Grafen und spricht mit leiser Stimme zu ihm.)


GRAF ANTON GÜNTHER.

Er ist angekommen! Es ist sehr aktuell Marco! Lass ihn kommen! Hier ist er.







DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W.


FRAGMENT


ERSTER TEIL


Was ich von der Geschichte des jungen W. sagen konnte, das habe ich hier nun alles aufgeschrieben, ich lege es dem deutschen Volk vor und hoffe zu Gott, dass eines Tages das deutsche Volk – wenn es sich bekehrt hat – mir noch danken werde. Mann kann den Leiden des jungen W. sein Mitgefühl und Mitleid nicht entziehen, wenn man nicht gerade ein Herz wie ein Roboter hat. Und du, liebe Seele in kommenden Zeiten, die du meine Muse liebst und mich gerne zum Freund hättest, wähle diese kleine Schrift zu deiner Freundin in einsamen nächtlichen Stunden. Wer sich der Ewigen Weisheit weiht, der verliert der Reihe nach alle Freunde, und wer verlangt nach der union mystique à Marie, der muss bereit sein zur totalen Menscheneinsamkeit. Dem möge meine Muse Freundin, Schwester und Trösterin sein.


AN BELLARMIN


5. Mai 1998


Ich bin nun endlich weg aus dem saudummen Ostfriesland, lieber Bruder, wo nicht nur die Zunge, sondern auch der Geist platt ist! Ich bin nun angekommen im klassischen Oldenburg, dem Athen Norddeutschlands. Pallas Athene und Amor schauen von allen Giebeln. Lieber, ein wenig hängt mir noch nach die Geschichte mit der kleinen Marion aus der Herrlichkeit Dornum, die ich, denn ich bin namensabergläubisch, mit der Jungfrau Maria verwechselt hatte. O die Ärzte hatten recht, ich habe zu viel Phantasie! Und die Träume haben mir manchen Streich gespielt, ich hielt meine Träume für Orakel der Himmlischen, und während ich die arme Kunigunde im Arm liegen hatte, träumte ich von Madonna Marion-Maria, und mein Gewissen war gespalten, zwei Seelen wohnten ach in meiner Brust, die eine wollte die irdischen Liebe mit Kunigunde genießen und die andere die himmlische Liebe der Madonna Marion zu Füßen legen. Aber das liegt nun hinter mir, und ich wünschte, ich könnte das alte platte Leben von mir abstreifen wie ein altes Kleid und neugeboren ein ein neues, klassisches Kleid schlüpfen. Ja, mir scheint, ich habe sieben Leben. Ich war nicht nur chinesischer Dichter in der Tang-Dynastie, ich war auch griechischer Odendichter auf Lesbos zur Zeit von Sappho und Alkäus. Nun, ich kanns nicht lassen, zu schwärmen, zu träumen. Freund und Bruderherz, nur wie von Metempsychose zu Metempsychose der unsterbliche Gottesfunken in der Seele erhalten bleibt, so nehm ich deine Freundschaft und herzliche Bruderliebe mit in mein neues Leben. Ecce homo!


Lieber Bruder, der du mir näher stehst als ein leiblicher Bruder, sei so gut, meiner treuen Mutter zu sagen, sie solle sich keine Sorgen um mein finanzielles Fortkommen machen. Ich vertraue mich der siebenfach verschleierten Gottheit namens Vorsehung an. Was meine liebe Tante Petheda betrifft, so sag meiner Mutter, ich fand ihre Schwester nicht so unlieb, wie sie mir geschildert worden. Sie ist eine Tochter Hiobs, am ganzen Leibe leidend und die Seele voll von Witwen-Einsamkeit, dazu hat sich ihr einziger Sohn Joachim, ein Kommunist, von seiner Mutter losgesagt. Nun sitzt die einsame alte Witwe in ihrer Gebrechlichkeit und Krankheit, nahezu erblindet, in ihrer Einsamkeit mit gebrochenem Herzen da und wartet nur noch auf den Moment, der sie mit ihrem geliebten und vergötterten Ehemann Arno im Jenseits wieder vereinigt wird. Und sie bat mich, dafür zu sorgen, dass auf ihrem Grabe stehe der Spruch: Ich hab so wunderliche Schmerzen in meinem Herzen. Und dass auf ihrer Beerdigung gesungen werde: Ich bete an die Macht der Liebe!… Gott sei ihrer armen Seele gnädig! Was aber die Erbschaftsstreitigkeiten unter den Schwestern über das Erbe meiner vergötterten Großmutter betrifft, so wird sich meine Großmutter im Grabe umdrehen, wenn sie sieht, dass ihre Töchter das selige Angedenken ihrer all-liebenden Mutter entweihen durch den Zungenzank um den schnöden Mammon. Du Narr, sagt der Menschensohn, wer hat mich unter euch zum Erbschaftsverwalter eingesetzt? Niemand lebt davon, dass er viel besitzt. Du dachtest: Ich hab mir mit Fleiß und Sparsamkeit bis zum Geiz und glücklichen Spekulationen ein kleines Vermögen angehäuft, nun will ich die Rente genießen und Andalusien und Marokko und Kalifornien und Kuba und Lesbos besuchen und immer gut und lecker essen, so denkst du, gottloser Narr, aber heute Nacht wird der HERR deine Seele von dir fordern, und dann wehe dir, wenn du arm bist vor Gott!


Übrigens geht es mir gut in Oldenburg. Hier im Schlosspark oder in der Haaren-Niederung im Schutz der Universität oder im botanischen Garten spazieren zu gehen, wenn die Sonne einen liebevoll anlacht, ist ein offener Himmel auf Erden. So viele Gnaden strömen von der Frau in der Sonne zu mir herab, und jede Gnade ist ein junges wunderschönes Mädchen! Ob blond, ob schwarz, ob rot, ob braun, ich liebe alle schönen Fraun! Wenn ich dann sehe die Kohlweißlinge wie weiße Seidenschmetterlinge um die Krokuskelche gaukeln oder im lichtblauen Äther (Vater Äther! Heiter!) ihre Hochzeitstänze tanzen, dann denk ich, das auf griechisch Psyche sowohl Seele als auch Schmetterling heißt, und dass sterbende Kinder kein Kreuz malen, sondern Schmetterlinge, und dass wir alle Raupen sind, die eines Tages zu Schmetterlingen werden, doch ach, die Menschen um mich sind nur dumme Raupen, die an nichts als ihren Kohl denken und lachen über den Träumer, der sich für einen tanzenden Schmetterling hält! Ja, was Schmetterling, meine Seele, das wird nicht gebraucht, das ist nicht nützlich, und die lieben Weiber wollen lieber, dass du ein belastbarer Esel bist!


Die City ist mir unangenehm, zu viel Konsum und Materialismus. Aber die Natur! Da ist der schöne Schlosspark, den einst Graf Anton Günther, der Friedefürst von Oldenburg, für seine Braut Sophia angelegt hat. Hier liege ich unter der Blutbuche und die Venen meines Leibes fühlen sich blutsverwandt mit den Venen der Blutbuche. Meine Schwester, das Leben! Und überall in der Natur fühl ich quellen die heilige Grünkraft, wie sie aus Gott strömt, und in aller Grünkraft der heiligen Mutter Natur empfinde ich einen immanenten göttlichen Eros, der mich berauscht und nüchtern trunken macht! Und dann denk ich an den Friedefürsten, den Grafen von Oldenburg, und seine göttliche Sophia, und ich besuche ihr Grab in der Lambertikirche und danke dem Grafen, dass er Oldenburg weise vor dem dreißigjährigen Krieg bewahrt hat, dieser Erfindung des Teufels, um die Christenheit in Deutschland zu spalten und zu schwächen, und ich verfluche jeden Krieg, und gelobe der göttlichen Sophia meine treue Verehrung.



AN BELLARMIN


10 Mai 1998


Mein Freund, ich bin so ganz selig in diesem Wonnemond, dem Minnemond, dem Marienmond! Die Sonne scheint, die Sonne heilt, die Sonne ist der einzige gute Engel der Erde. Der Frühling ist Gottes Melodie, den Zebaoth auf seiner Harfe spielt, der Frühling ist der Glaube Gottes, der jedes Jahr wieder zur Welt kommt, die heiligen Juden sagen, Gott hat die Welt im Frühling geschaffen, im Frühling, da die Mutter Natur in ihrer heiligen Liturgie das Hohelied Salomos singt! Wenn ich so die goldene Sonne sehe schimmern durch das transparente grüne Chlorophyll der Blätter der Bäume, dann scheint mir die Luft eine geistige Person zu sein, dann scheint mir in den Blüten der Bäume die Königin der Feen zu leben, dann sehe, dann schaue ich die weibliche Weltseele! Ich liege dann auf der Wiese und beobachte die Hirschhornkäfer, die Maikäfer, die kleinen Marienkäfer. Weißt du, warum die Marienkäfer nach Unserer Lieben Frau benannt sind? Sie vertilgen die schädlichen Blattläuse wie die Madonna die Dämonen vertilgt. Und sie krabbeln über die Grashalme, ich reiche ihnen meinen Finger, sie spazieren über meine Hand, als ob ich ein Grashalm wäre. Leaves of grass! Gräslein, in Gottes Namen! Eine Novizin fragte mich, welche Blume ich gerne wäre, und sie sagte, sie wäre am liebsten ein demütiger Grashalm. Und wenn dann die Mücken im Sonnenuntergang tanzen, so tanzen sterbende Völker auf ihrem Vulkan – ach, vielleicht ist das deutsche Volk auch schon ein sterbendes Volk! Und wenn ich durch mein Wäldchen spaziere, und der goldene Strahl der Herrlichkeit der Sonne fällt durch das blaue Fenster des Himmels in diesen grünen Dom der Natur, da hör ich alle vegetativen und animalischen Seelen in ihrer göttlichen Liturgie anbeten den Schöpfer, und die Amseln und Tauben singen in ihren Chören die himmlischen Hymnen zum Lobe des Schöpfers, und der Mensch neigt demütig und barhäuptig sein Haupt vor der Herrlichkeit des Herrn! Da ist mein Herz so voll, so voll, so übervoll von himmlischer Glückseligkeit und göttlicher Liebe, dass meine Kunst versagt, die wahren Wonnen des Paradieses lassen sich doch in irdischen Worten nicht sagen, da verschwebt meine Seele im schweigender Anbetung! O das ist fast zu groß für unsere unsterbliche Seele im sterblichen Körper, und nur zu Zeiten erträgt der sterbliche Mensch die Fülle der himmlischen Wonnen!


Und dann weiß ich auch die Innenstadt zu schätzen. Nichts mehr sehe ich von Konsumtempeln, nein, plötzlich spaziere ich durchs himmlische Jerusalem! Die Straßen sind aus goldenem Glas, die Tore der Stadt aus Perlen, die Mauern aus weißem Jaspis! Und über die goldenen Gassen der himmlischen Stadt spazieren lauter Gnaden – oder soll ich Grazien sagen – nicht Thalia und Aglaja und Euphrosyne, wie die Mythendichter erfanden, sondern die heilige Ursula und ihre elftausend Jungfrauen! Plötzlich duftet auch Arabien auf vom Kiosk, und die Huris und Peris umschweben mich und laden mich ein zum Glase Wein, der keinen Kopfschmerz bereitet, und zum Hähnchenbraten. Das ist die von der göttlichen Architektin Sophia erfundene Gartenstadt! Und nicht Sonne und Mond erleuchten sie, sondern die weibliche Herrlichkeit des Herrn, die in der goldenen Wolke vor mir einherzieht! Da fühl ich mich wie Moses, der die Feuersäule und die Wolkensäule der Herrlichkeit sah. Da fühl ich mich wie Jakob, der die Himmelstreppe schaute und schöne Engel hinauf und hinab in langen weißen Seidenkleidern wallen, da werde ich zum alten Patriarchen der Genesis, um mich wimmeln Kinder und Kindeskinder, und Gott gibt seinen Segen!



AN BELLARMIN


13. Mai 1998


Mein Lieber, du fragst, ob du mir Bücher schicken sollst? Ich bitte dich, lass das sein! Ich habe tausende Bücher gelesen, um am Ende alle zu vergessen und nur eine kleine Handvoll bei mir aufzubewahren, Propheten der Muse. Und wenn du mich fragst, es sind die Griechen! So bin ich ganz in den wandernden Odysseus versunken. Ich habe mich aus den Armen der sinnlichen Kalypso losgerissen, bin vom Meer verschlagen an eine der Inseln der Seligen und warte, ob mir Pallas Athene ein göttliches Mädchen sendet. Überhaupt brauch ich keine Poeten, um mein Herz zur Poesie zu treiben. Mein eigenes Herz ist beredsam geworden durch all die göttliche Liebe, die mich inspiriert! Du weißt, mein Geist ist himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt! Wie oft hast du mich ertragen müssen, wenn der dämonische Geist der Schwere mich niedergedrückt! Und der wahre Gram geht nicht über in ein Lied. Und manchen Gesang, den ich dem Ewigen zu singen gesonnen war, den hat mir die Schwermut weggezehrt. Krankhafte Melancholie ist der Fluch, der mich durchs Leben treibt, und die ich wie eine geliebte Feindin zu lieben beginne. Aber dann kommt nach der Niederfahrt zur Hölle auch die Himmelfahrt! Und wer dies nicht hat, dies stirb und werde, ist nur ein armer Gast auf der trüben Erde. Ja, wem Gott die höchsten Wonnen der Glückseligkeit schenken will, dass er tanzt mit dem Heiligen Geist, den muss er immer wieder führen durch die dunkle Nacht der Seele. Aber heute bin ich wie ein kleiner kranker Knabe, und die allerzärtlichste Mutter gewährt mir alle Wünsche. Sag das nicht den Christen, sie möchten es mir übel nehmen und mich zu Askese und Demut ermahnen.



AN BELLARMIN


15. Mai 1998


Das Volk von Oldenburg schließt mir sein Herz auf. Wenn ich in der Innenstadt einen Bettler sehe, gehe ich zu ihm, gebe ihm die Hand, gebe ihm eine Mark, schaue ihm in die Augen und sage ein freundliches Wort zu ihm. Und der Bettler gibt mir seinen Segen. So mancher Bettler ist wohl die heimliche Inkarnation Jesu, der mir seinen Segen gibt. Und wie bin ich verliebt in all die jungen blonden Verkäuferinnen in den Supermärkten, ich schaue ihnen in die Augen, lobe ihre schön geflochtenen Zöpfe oder ihr Perlenarmband und bin ihr heimlicher Minnesänger, Hofpoet und Ritter, und sie schenken mir dafür ihr huldvollstes Lächeln. Und wenn ich die Arbeiter sehe in ihrem blauen Kittel, ergreift mich eine fast kommunistische Ehrfurcht vor diesen Helden des Alltags, und ich komme mir recht demütig als ein Taugenichts und Grillenfänger vor. Aber vor allem die Kinder der Armen sehen in mir ich weiß nicht was, den Rattenfänger von Hameln oder Don Quichote auf der Wallfahrt ins Morgenland, sie jubeln über mich, und besonders die Knaben, die leiden unter einem Tunichtgut von Erzeuger, wählen mich zum Vater, und so trag ich, wie eine Große Mutter ihre neunzehn Brüste, eine Schar von jauchzenden Knaben vor mich her. Wie ist mir dann zuwider der Intellektuellenhochmut, der die Armen verachtet, und selbst wenn er als Marxist die Proletarier beschwört, so bleibt er doch in seinem Kastenstolz, der Lehrer, der Advokat, diese Leute wollen den Arbeitern den Klassenhass beibringen, von oben herab, als Avantgarde, aber der Arbeiter will gar nichts wissen vom Klassenhass.


Neulich fand ich einen Knaben am Wegrand, der vom Fahrrad gefallen war, die Kette vom Rad war ab, der Knabe hatte sich am Bordstein das Knie wundgescheuert, er saß am Straßenrand und weinte. Ich beugte mich zu ihm und tröstete ihn, als wenn ich seine Großmutter wäre, reparierte sein Fahrrad, als wenn ich sein Vater wäre, gab ihm einen Segen, als wenn ich sein Pate wäre, und schickte ihn heim zu seiner Mutter, als wenn ich Jesus wäre, der den Knaben von Nain vom Tode auferweckte und ihn seiner Mutter wiedergab. Und all diese Kinder sind meine Kinder, und ich habe mehr Söhne und Töchter als die Eheleute, die in ihrem Egoismus-zu-zweit sich nur um die Früchte ihrer Lenden sorgen und um sonst niemand.



AN BELLARMIN


Den 17. Mai


Ich habe Bekannte gefunden. Keine Freunde, nein! Nur so Leute, die einem durch Zufall über den Weg laufen, und denen man sich aus Einsamkeit und Langeweile eine Zeit anschließt. Die Menschen kommen und gehen, das Leben bleibt bestehen. Wie finden mich doch die Menschen so sonderbar, so merkwürdig, halb scheine ich ihnen ein Weiser, und halb ein unbegreiflicher Narr! Ich weiß nicht, warum die Menschen mich so meiden? Besonders die Frauen scheinen hellsichtig zu sein und an meiner Stirn ein Zeichen zu lesen, dass ich nicht einer Frau allein je gehören darf, weil ich verliebt bin – ich weiß nicht in wen! Ich liebe wohl die Weltseele oder die göttliche Liebe selbst! Was sich aber so Mensch nennt, mit dem stolzen Namen homo sapiens, der wissende Mensch, ist doch nur der homo faber, der arbeitende Mensch. Sie rennen jeden Tag auf ihre Arbeitsstelle, um ja nicht zur Besinnung zu kommen und halten im übrigen die Arbeitssucht für die beste Medizin gegen den Kummer der unerwiderten Liebe. Und wenn sie dann den Mammon erworben haben, tun sie alles, um die freie Zeit totzuschlagen, mit Kartenspiel oder dem Götzenbild des Antichristen auf dem Hausaltar, ich meine die Television, das Propagandainstrument des Atheismus und der Kulturbarbarei. Und wenn einer einmal ein sinnvolles Gespräch beginnen will über Philosophie oder Kunst, dann gähnen sie und holen das Kartenspiel hervor.


Aber manchmal findet man bei diesen kindischen Menschen doch noch eine gütige Hausfrau. Und dann mag ich mich ab und an an ihren Tisch setzen und die Künste der kochenden Hausfrau bewundern, wohl eine Seezunge mit Spargel und Kartoffeln essen, auch einen Spaziergang machen mit Mann und Frau und mit der Frau über die Zukunft der Töchter reden. Nur darf ich dann nicht daran denken, dass viele Geheimnisse der Nacht auf mich warten und viele Visionen und Offenbarungen, für die den Weltkindern der sechste Sinn mangelt, denn dann sehne ich mich zurück in meine innere Einsiedlerzelle, um zu reden mit Heiligen und Engeln und Toten. Ich hatte in meiner Jugend einmal ein leeres Buch, in das ich meine ersten Liebesgedichte schrieb, das trug den Titel: Notizen eines verkannten Genies. Ja, nun denn, das ist wohl mein Schicksal zu Lebzeiten, das war providentiell.


Ach dass ich die erste Liebe meiner Jugend verloren habe! Ach, dass ich sie nie kennen gelernt hätte! Sie schien mir der Sinn meines Lebens, und als sie mich verlassen, hatte mein Leben seinen Sinn verloren!… Andere kennen die Madonna nur den Texten und Bildern nach, aber ich hab sie gesehen, sie stand leibhaftig vor mir auf >Erden und legte ihre Hände segnend auf mein Haupt und erzählte mir von ihren Visionen! Wie waren wir weise, wenn wir die Dummheit von Karl Marx auslachten! Wie waren wir eins, wenn wir Lao Tse verstanden! Wie vertraut war mir mit ihr der Sternenhimmel, wie verstand ich die Sprache der Pferde, konnte ich deuten den Flug der Schwalben und die Schrift der Wolken! Sie war wohl die inkarnierte Weltseele? Aber als sie mich verließ, begann in meiner Jugend schon der Winter meines Lebens, der klang wie ein Klagelied von Franz Schubert! Sie aber ging nach Italien, nein, wie sie bezeugte, nicht nach Italien, sondern – ins Paradies!


Ich lernte eine Studentin namens Regina kenen, sie studierte Altphilologie, las Homer und Platon im Original, las Vergil und Augustinus auf Latein, bezeugte aber von sich selbst, dass sie verblendet sei von Ate… Dazu war sie hässlich wie eine thessalische Hexe. Aber sie erzählte mir von Phidias und Praxiteles, von der Venus von Milo und der knidischen Aphrodite, von Tizians Venus von Urbino, von Botticellis Geburt der Venus, von Raffaels Galathea und den drei Grazien Aglaja, Euphrosyne und Thalia. Das bildete mein Schönheitsideal. Die Närrin ließ ich aber gehen in ihre Veganer-Religion.


Noch einen Gentleman lernte ich kennen, einen Computer-Fachmann, a very sophisticated gentleman. Man muss ihn sehen, wenn er mit seiner Frau und seinen Töchtern spielt. Besonders von seiner jüngsten Tochter ward viel gerühmt, sie habe ein Antlitz von makelloser Schönheit und erinnere an Jeanne d‘Arc und die sechzehnjährige Amazonenkönigin Penthesilea! Er wohnte im Herzogtum Rastede nahe am Schloss, wo ich ihn manchmal besuchte und für seine schöne dreizehnjährige Tochter schwärmte.


Sonst sind mir nur noch unerträgliche Fratzen der Torheit begegnet, fromme Narren, die ein unglaubliches Geschrei von der Torheit ihrer Sekten machten. Unerträgliche Fanatiker und Barbaren, an denen alles unausstehlich war, besonders ihre Freundschaftsbezeigungen. Solche Narren, die den Weisen für einen Narren halten, sind widerliche Feinde im Schafspelz eines Freundes und Bruders.


Adieu, mein Bellarmin! Mein Brief wird dir lieb sein, er ist ganz historische Wahrheit.



AN BELLARMIN


Am 22. Mai


Die Welt ein Traum! Das sagten schon Calderon und Schopenhauer. Wenn Tschuang Tse träumt, er sei ein Schmetterling, ist er dann Tschuang Tse, der träumt, er sei ein Schmetterling, oder ist er ein Schmetterling, der träumt, er sei Tschuang Tse? Frag das einmal Knaben, mit denen lässt sich noch herrlich philosophieren! Aber was sagen die praktischen, nützlichen Weltmenschen? Seht, da kommt der Träumer! Das sind so rechte Brüder Josefs und Freunde Hiobs! Sie jagen den ganzen Tag den Geschäften nach und machen sich viel Sorgen um ein gutes Essen, ihr Sonntagsgottesdienst ist das Tortenessen, sie verwöhnen ihren lüsternen Leib und halten die Gesundheit für das Höchste Gut. Sie sparen und geizen, um in der Rente das Leben in vollen Zügen genießen zu können und ahnen nicht, dass Gott zu ihnen sagt: Du Narr! Heute Nacht wird dein Leben von dir gefordert! Und dann siehst du, reicher Mann, wenn du im Feuer brennst, den armen Lazarus schweben in Mariens Schoß, und das brennt dich, das vergeblich zu betrachten! Wie scheint mir das Welttreiben so sinnlos! Da möchte man am liebsten schweigen und sich in eine Waldeinsiedelei zurückziehen, um Psalmen zu singen und Rosenkränze zu meditieren, wo einem Raben des morgens und abends Fleisch bringen und die Engel gebackenes Brot und kalte Milch! Da lebe ich dann in meinen Träumen, und meine Träume scheinen mir mehr Substanz zu haben als das Irrenhaus des Welttheaters! Da scheinen mir die sogenannten Lebenden wie Zombies oder programmierte Roboter, aber die sogenannten Toten wahrhaft lebendig, ganz Herz und Seele und Liebe und Geist!


Die Erwachsenen meinen, die Kinder seien dumm. O glaube ihnen nicht. Was haben denn die Erwachsenen den Kindern voraus als eine lange Anhäufung von Schuld? Schau in eines kleinen Kindes Augen, und du siehst den Himmel! Schau in eines erwachsenen Mannes Augen, und du siehst Neid und Eifersucht und Groll und Bitterkeit und Feindschaft und Hass und Begierde, die Früchte des Teufels! Und sind die Erwachsenen denn vernünftiger? Sie wissen nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen und scheren sich einen Dreck um den Sinn des Lebens, sondern wie die Knaben lassen sie sich regieren von Süßigkeiten und Näschereien, die Frauen von Schokolade und die Männer von Frauenleibern. Den lieben Gott lassen sie alle einen guten Mann sein. Dagegen lobe ich mir die große Gottesliebe der Kinder! Nein, die Kinder sind weiser als die großen Narren!






das lied des paradieses

i


der wahre muslim spricht vom paradies

als ob er selbst ganz da gewesen wäre

er glaubt dem koran wie es ihm versprochen wurde

das ist die grundlage der reinen lehre


aber der prophet der autor dieses buches

weiß unsere fehler oben herauszufinden

und sieht dass trotz des donners seines fluches

die zweifel verschärfen oft unseren glauben


deshalb schickt er in die ewigen räume

ein jugendliches muster um alles zu verjüngen

sie schwebt auf und fesselt ohne zu säumen

um meinen hals die süßesten fallen


auf ihrem schoß an ihrem herzen hält sie mich fest

das himmlische wesen mag nichts anderes wissen

und jetzt glaube iche enorm an das paradies

für immer möchte ich sie so treu küssen


ii


ihre toten können vom feind beklagt werden

denn sie liegen ohne wiederauferstehung

ihr werdet unsere brüder nicht beklagen

denn sie gehen über diesen sphären


die planeten haben alle sieben

die metalltore weit aufgetan

und schon klopft die verklärte liebe an

paradieses pforte kühn


finden ungehofft und überglücklich

herrlichkeit die mein flug berührt

als das wunderpferd mich sofort sah

durch die himmel gingen alle


weisheitsbaum an weisheitsbaum zypressen

erheben das goldene ornament der äpfel

lebensbäume die weite schatten werfen

decken blumensitz und kräuterflor


und jetzt bringt ein süßer wind aus dem osten

bringt die himmlische schar von mädchen hervor

mit deinen augen fängst du an zu schmecken

sogar der anblick davon sättigt dich schon


sie suchen nach dem was du getan hast

tolle pläne? gefährlich blutverschmierten kampf?

dass du ein heros bist sehen sie weil du gekommen bist

was für ein heros bist du? sie untersuchen es


und sie sehen es bald in deinen wunden

die schreiben sich selbst ein denkmal

glück und hoheit alles ist verschwunden

nur die wunde des glaubens bleibt übrig


sie führen sie zu kiosken und arkaden

reich an säulen aus farbenfrohem hellem stein

und zu dem edlen saft der verklärten trauben

laden sie mit schlucken freundlich ein


mann! mehr als junge männer bist du willkommen

alle sind wie alle anderen leicht und klar

hast du dir eine ans herz gelegt?

herrin und freundin ist sie deiner herde


aber die hervorragende gefällt sich selbst

überhaupt nicht in diesem glanz

fröhlich neidisch ehrlich unterhält sie dich

von den vielen anderen trefflichkeiten


die eine führt dich zur anderen

die jeder von uns erfindet

viele frauen hast du und ruhst dich im haus aus

es lohnt sich das paradies dafür zu gewinnen


und so sende dich in diesen frieden

denn du kannst es nicht mehr austauschen

solche mädchen werden nicht müde

solche weine werden nicht betrunken machen


und so gab es wenig zu berichten

wie derselbe muslimische mann prahlt

das paradies der menschen der heroen des glaubens

es ist vollkommen schön ausgestattet



iii


ich will nicht dass frauen etwas verlieren

reiner treue gebührt die hoffnung

aber wir kennen nur vier frauen

sie sind bereits angekommen


zuerst suleika erden-sonne

gegen jussuf ganz begierde

nun die freude des paradieses

leuchtet sie die zier des verzichts


dann die allmächtige mirjam

die hat den heiden die erlösung geboren

und in bitterer trauer

sah den sohn am kreuz verloren gehen


mohammeds frau auch sie hat sie erbaut

wohlstand für ihn und herrlichkeit

und auf lebenszeit empfohlen

einen GOTT und eine vertraute


dann kommt fatima die holde

tochter und frau ohne fehler

englische reine seele

im körper aus honiggold.


wir finden sie überall

und der frauen lobt

der verdient es an ewigen orten zu sein

in lust wahrscheinlich mit ihnen zu wandeln



iv


huri:

heute stehe ich auf der wache

vor dem paradies-tor

ich weis nicht genau wie man das macht

du siehst so misstrauisch aus


ob du unseren muslimischen brüdern bist

auch sehr verwandt?

ob du kämpfst ob du krieg führst ob du verdienst.

ins paradies geschickt zu werden?


zählst du dich zu diesen helden?

zeige deine wunden

die mir lobenswerte dinge sagen

und ich werde dich hineinführen


dichter:

nicht so viel federlesen

lass mich immer rein

denn ich war ein mann

und das bedeutet ein kämpfer zu sein


schärfe deinen starken blick

hier siehe durch diese brust

schau dir die lebenswunden an

die der verrat verursachte

siehe, wie die liebe die lust verletzte


und doch sang ich treu

dass meine geliebte treu

dass die welt wie sie sich dreht

liebevoll und dankbar sei


zusammen mit den hervorragendsten

ich arbeite bis ich selbst erreiche

dass mein name in der liebe in flammen steht

in den schönsten herzen


nein du wählst nicht das geringere

gib mir die hand tag für tag

ich will an deinen zarten fingern

ewigkeiten zählen



v


huri:

draußen im freien

wo ich zum ersten mal mit dir sprach

ich wache oft am tor

nach den geboten

dort höre ich ein seltsames flüstern

eine welle aus tönen und silben

das ist es was hereinkam

aber niemand ließ sich sehen

dann verblasste es etwas zu klein

aber es klang fast wie deine lieder

ich erinnere mich daran


dichter:

ewig geliebte wie zärtlich

erinnerst du dich an unsere hochzeit?

was auch immer in irdischer luft und kunst

für töne kommen lese sie bitte

sie gehen alle nach oben

viele verblassen da unten

andere schweben mit geisterflug

wie das geflügelte pferd des propheten

steh auf und blase die flöte

draußen am tor

kommt dir so etwas in den sinn mit deinem spiel?

lass es freundlich bemerken

verstärke das echo süß

dass es wieder nachhallen könnte

und sei vorsichtig

dass jedenfalls

wenn er kommt seine geschenke

nutzen allen

dies wird beiden welten dienen

mögen sie ihn freundlich belohnen

auf eine liebevoll gefügige art und weise

sie ließen ihn bei sich wohnen

alle guten sind genügsam

aber du gehörst mir

ich werde dich nicht aus dem ewigen frieden entlassen

du sollst nicht zur wache gehen

schicke eine alleinstehende schwester dorthin



vi


dichter:

deine liebe dein kuss erfreut mich

ich mag es nicht geheimnisse zu erfragen

aber sag mir ob an irdischen tagen

warst du schon mal darin?

es ist mir oft so passiert

ich wollte es beschwören ich wollte es beweisen

du wurdest mal sulamith genannt


huri:

wir sind aus den elementen gemacht

aus wasser feuer erde luft und äther

und irdischer duft

er ist nicht wie unserer

wir werden nie zu euch hinabsteigen

aber wenn du bei uns zur ruhe kommst

wir haben viel zu tun

denn siehe wie die gläubigen kamen

so gut empfohlen vom propheten

aus dem paradies

da waren wir wie er befohlen hat

so freundlich so charmant

dass die engel selbst uns nicht erkannten

nur der erste zweite dritte

sie hatten schon mal eine favoritin

es waren böse dinger gegen uns

aber sie dachten wir wären weniger

wir waren schön spirituell lebendig

die muslime wollten wieder heruntergehen

jetzt uns himmlisch hochgeborenen

ein solches verhalten war sehr abstoßend

wir haben uns verschwörerisch aufgeregt

wir haben von zeit zu zeit darüber nachgedacht

als der prophet durch den ganzen himmel ging

wir passten seiner spur auf

als er zurückkam verpasste er uns nicht

das geflügelte pferd musste stehen

da hatten wir ihn in der mitte

freundlich ernsthaft nach dem brauch des propheten

wurden wir kürzlich von ihm kontaktiert

aber wir waren sehr unzufrieden

um seine ziele zu erreichen

wir sollten einfach alles dulden

so wie du gedacht hast sollten wir denken

wir sollten wie deine geliebte sein

unsere selbstliebe war verloren

die mädchen kraulten hinter ihren ohren

aber wir dachten im ewigen leben

du musst dich allem hingeben

jetzt sieht jeder was er gesehen hat

und was ihm dort passiert ist passiert ihm hier

wir sind die blonden wir sind die brünetten

wir haben launen und stimmungen

ja nun ich schätze manchmal ist es etwas schlaff

jeder denkt dass er zu hause ist

und wir sind frisch und glücklich darüber

dass sie denken dass sie es sind

aber du hast einen freien sinn für humor

ich komme dir wie ein paradies vor

du ehrst den blick den kuss

und wenn ich auch nicht sulamith wäre

aber weil sie allzu reizend war

sah sie aus wie ein haar auf meinem kopf


dichter:

du blendetest mich mit himmlischer klarheit

es ist jetzt täuschung oder wahrheit

genug ich bewundere dich vor allen anderen

um ihre pflicht nicht zu verpassen

um einem deutschen zu gefallen

spricht einen huri in freien versen


huri:

ja selbst du lalle nur unverschämt

wie es aus deiner seele kommt

wir paradiesischen genossinnen

sind worten und taten der reinen bedeutung geneigt

die tiere weißt du sind nicht ausgeschlossen

wer gehorsam ist wer treu ist

ein freches wort kann deine huri nicht ärgern

wir spüren was vom herzen spricht

und was aus neuen quellen kommt

ihm ist es erlaubt im paradies zu fließen



vii


huri:

du willst wieder meine hand halten

weißt du denn wie viele Äonen das sind

die wir leben bereits im vertrauen zusammen?


dichter:

nein ich will es auch nicht wissen

abwechslungsreicher frischer genuss

ewiger keuscher brautkuss

wenn jeder moment durch mich hindurch strahlt

was soll ich fragen wie lange wird es dauern?


huri:

du bist ab und zu abwesend

ich kann es ohne takt und zahl sehen

du hast nicht verzweifelt im universum

bis in die tiefen GOTTES hast du dich gewagt

sei jetzt auch für deine geliebte da

hast du das lied noch nicht beendet?

wie klang es draußen am tor?

wie klingt das? ich will nicht stärker in dich dringen

sing mir die lieder an sulamith vor

denn weiter kommst du nicht im paradies



viii


vier tieren wurden ebenfalls versprochen

ins paradies zu kommen

dort leben sie das ewige jahr

mit heiligen und jüngern


der erste der hier schreitet ist der esel

er kommt mit fröhlichen schritten

denn JESUS kommt in die stadt der propheten

er hat sich in ihn verliebt


halb schüchtern kommt dann ein wolf

dem befahl mohammed

überlass das schaf dem armen mann

du kannst es dem reichen mann wegnehmen


nun immer wackelig lebhaft brav

bei seinem herrn dem guten

der hund der sieben-schläfer

so treu schlief er mit ihnen


abuherriras katze hier

knurrt den herrn an und schmeichelt ihm

denn es ist immer ein heiliges tier

dass der prophet streichelte



ix


dass wir solche dinge lehren

mögen wir nicht bestraft werden

wie man das alles erklärt

mögen sie ihre tiefsten fragen stellen


und so werdet ihr es hören

dieser mann mag mit sich selbst zufrieden sein

ich würde ihn gerne gerettet sehen

genau da oben wie hier unten


und meine liebe ich würde sie brauchen

viele annehmlichkeiten

ich habe sie genossen sie hier zu saugen

ich wünsche sie mir für immer und ewig


so schöne gärten bitte

blumen und früchte und hübsche kinder

das hat uns allen hier gefallen

auch einem verjüngten geist


und so will ich alle meine freunde

jung und alt versammelt

ich würde gerne deutsch sprechen

lallende worte des paradieses


aber jetzt hörst du dir dialekte an

wie mann und engel sich gegenseitig streicheln

die grammatik die verborgene

deklinierend mohn und rosen


möge man weiter auch einen blick tun

um rhetorisch glücklich zu sein

und zur freude des himmels

erhöhen sie ohne ton den ton


klang und ton werden jedoch entfernt

das wort ist selbstverständlich

und fühlt sich entschlossener an

die verklärte ist unendlich


ist also den fünf sinnen

wie im paradies vorhergesagt wurde

sicher ist es ich bekomme

einen sinn für all das


und jetzt dränge ich überall hinauf

einfacher durch die ewigen kreise

sie sind von dem Wort durchdrungen

GOTTES rein lebendiger art


ungehemmt bei heißen trieben

es gibt kein ende

bis zur schau der ewigen liebe

wir schweben wir versinken



x


nun legt euch hin liebe lieder

auf die brüste meines volkes

und in einer moschuswolke

gabriel hüllt die gliedmaßen ein

die müdigkeit ist erfreulich

dass es frisch und gepflegt sein kann

glücklich wie immer gesellig

mögen sich die felsspalten auflösen

um die weiten des paradieses herum

mit heroen aller zeiten

um im vergnügen hindurch zu gehen

wo das schöne immer das neue

immer in alle richtungen wachsend

damit sich die myriaden freuen können





GOETHES SUSANNE


Freitag, den 19.


Da es heute nicht mehr möglich war, Frau Susanne rechtzeitig zu erreichen, frühstückte die ganze Familie in Eile, bedankte sich mit versteckten Glückwünschen und ließ die zurückgelassene Geschirrschublade mit den für die Jungfrauen bestimmten Geschenken etwas üppiger und bräutlicher als am Vortag zurück, worüber sich der gute Mann sehr freute.


Diesmal ging die Reise früh los; nach einigen Stunden sahen wir in einem ruhigen, nicht zu breiten, flachen Tal, dessen eine felsige Seite, leicht umspült von den Wellen des klarsten Sees, gut reflektierte und anständig gebaute Häuser, um die herum ein besserer, sorgfältig gepflegter Boden, in sonniger Lage, etwas Gartenarbeit begünstigte. Vom Garnboten in das Haupthaus eingeführt und Frau Susanne vorgestellt, fühlte ich etwas ganz Eigenartiges, als sie uns freundlich ansprach und uns versicherte: Es wäre für sie sehr angenehm, dass wir freitags, als ruhigstem Tag der Woche, kamen, da donnerstags abends die fertigen Waren zum See und in die Stadt gebracht wurden. Auf den eintreffenden Boten des Garnes, der sagte: „Daniel wird sie jederzeit herunterbringen“, antwortete sie: „Sicherlich wird er die Geschäfte so lobenswert und treu erledigen, als wären es seine eigenen.“ Er übernahm einige Aufträge von der freundlichen Wirtin und beeilte sich, seine Geschäfte in den Seitentälern zu erledigen, wobei er versprach, in ein paar Tagen zurückzukommen und mich abzuholen.


Ich fühlte mich jedoch recht seltsam; sobald ich das Haus betrat, hatte ich eine Vorahnung, dass sie diejenige war, nach der ich mich gesehnt hatte; als ich sie längere Zeit ansah, war sie es nicht, konnte es nicht sein, und doch, wenn ich wegsah oder sie sich umdrehte, war sie es wieder, so wie in einem Traum Erinnerung und Phantasie ihr Wesen gegeneinander treiben.


Einige der Spinnerinnen, die mit ihrer wöchentlichen Arbeit gezögert hatten, brachten sie mit; die Herrin, mit der freundlichsten Ermahnung zum Fleiß, marktete mit ihnen, überließ aber das Geschäft zwei Mädchen, die sie Gretchen und Elise nannte, und die ich umso aufmerksamer ansah, als ich herausfinden wollte, wie sie mit der Beschreibung übereinstimmten. Diese beiden Figuren machten mich völlig verrückt und zerstörten jede Ähnlichkeit zwischen der Frau, die ich suchte, und der Hausfrau.


Aber ich beobachtete sie umso genauer, und sie schien mir das würdigste, liebenswerteste Wesen von allem, was ich auf meiner Bergreise sah. Ich war bereits hinreichend über das Gewerbe informiert, um mit ihr mit Kenntnissen über das Geschäft sprechen zu können, das sie gut verstand; sie war sehr erfreut über meine verständnisvolle Teilnahme, und als ich sie fragte, woher sie ihre Baumwolle bezog, deren großen Transport über die Berge ich vor einigen Tagen sah, antwortete sie, dass ihr gerade dieser Transport einen beträchtlichen Vorrat brachte. Die Lage ihres Hauses war auch deshalb so günstig, weil die Hauptstraße, die zum See hinunterführt, nur etwa eine Viertelstunde talabwärts führt, wo sie die Baumwollballen, die aus Triest bestimmt und an sie adressiert werden, entweder persönlich oder durch einen Händler erhält, wie vorgestern geschehen.


Sie ließ den neuen Freund nun in einen großen, luftigen Keller schauen, in dem der Vorrat aufbewahrt wird, damit die Baumwolle nicht zu sehr austrocknet, ihr Gewicht verliert und weniger geschmeidig wird. Dann fand ich auch das, was ich schon im Detail wusste, meist hier gesammelt; sie wies nach und nach auf dies und jenes hin, und ich interessierte mich sachkundig. Inzwischen wurde sie ruhiger, ich konnte aus ihren Fragen schließen, dass sie vermutete, dass ich ein Handwerker sei. Denn sie sagte, da die Baumwolle gerade erst angekommen sei, erwarte sie bald einen Kommissar oder Teilnehmer an der Aktion in Triest, der in bescheidener Ansicht über ihren Zustand das von ihr geschuldete Geld abholen würde; es stünde für jeden bereit, der sich legitimieren könne.


Es war mir etwas peinlich und ich sah ihr nach, als sie mit einigen Befehlen durch den Raum ging; sie kam mir vor wie Penelope unter den Dienstmädchen.


Sie kehrt zurück, und ich glaube, dass etwas Eigenes in ihr vorging. „Sie gehören nicht zur Klasse des Kaufmanns“, sagte sie, „ich weiß nicht, woher ich mein Vertrauen nehme und wie ich mich verpflichten kann, das Ihre zu fordern; ich möchte nicht in dieses Vertrauen eindringen, sondern es mir gewähren, so wie es Ihr Herz gibt.“ Und ein fremdes Gesicht sah mich mit so vertrauten, erkennenden Augen an, dass ich mich völlig durchdrungen fühlte und mich selbst kaum fassen konnte. Meine Knie, mein Verstand, waren im Begriff, mich im Stich zu lassen, als sie glücklicherweise in großer Eile abgerufen wurde. Ich konnte mich erholen und meinen Entschluss stärken, so lange wie möglich an mir festzuhalten, denn ich hatte das Gefühl, dass mir eine andere unglückliche Beziehung drohte.


Gretchen, ein gütiges, ruhiges Kind, führte mich, mir die künstlichen Gewebe zu zeigen; sie tat es weise und ruhig, und ich schrieb, um ihre Aufmerksamkeit zu beweisen, das, was sie mir erzählte, auf meine Tafel, wo es immer noch steht, als Zeugnis eines rein mechanischen Vorgangs, denn ich hatte ganz andere Absichten; es lautet wie folgt:


Der Eintrag sowohl des getretenen als auch des gezogenen Webens erfolgt, wie es das Muster erfordert, mit weißem, locker gezwirntem, sogenanntem Muggengarn, manchmal auch mit türkisrot gefärbtem, und ebenso mit blauen Garnen, die auch für Streifen und Blumen verwendet werden.“


Beim Scheren wird der Stoff auf Rollen gewickelt, die einen tischähnlichen Rahmen bilden, um den mehrere Personen sitzen.“


Elise, die unter der Schere saß, steht auf, gesellt sich zu uns, ist damit beschäftigt, sich hineinzureden, und zwar so, dass sie nur durch Widersprüche in die Irre geführt wird; und als ich Gretchen trotzdem mehr Aufmerksamkeit zeigte, ging Elise herum, um etwas zu holen, zu bringen, und dabei, ohne durch die Enge des Raumes gezwungen zu sein, streichelte sie meinen Arm mit ihrem zarten Ellbogen zweimal merklich bedeutsam, was mir nicht besonders gefallen wollte.


Die Gute-Schöne (sie verdient es, so genannt zu werden, besonders wenn man sie mit den anderen vergleicht) holte mich im Garten ab, wo wir die Abendsonne genießen sollten, bevor sie sich hinter den hohen Bergen versteckte. Ein Lächeln schwebte um ihre Lippen, wie es ist, wenn man zögert, etwas Angenehmes zu sagen; auch ich fühlte mich in dieser Verlegenheit ganz reizend. Wir gingen nebeneinander her, ich wagte es nicht, ihr die Hand zu geben, so gerne ich es getan hätte; wir schienen beide Angst vor Worten und Zeichen zu haben, die der Öffentlichkeit die glückliche Entdeckung nur allzu bald offenbaren konnten. Sie zeigte mir einige Blumentöpfe, in denen ich gesprossene Baumwollpflanzen erkannte. „So nähren und pflegen wir die Samen, die für unser Geschäft nutzlos, ja sogar ekelhaft sind und die mit der Baumwolle einen so langen Weg zu uns zurücklegen. Es geschieht aus Dankbarkeit, und es ist unsere eigene Freude, den lebendig zu sehen, dessen tote Überreste unsere Existenz beleben. Sie sehen hier den Anfang, die Mitte ist Ihnen vertraut, und heute Abend, wenn das Glück mitspielt, einen angenehmen Abschluss.“


Wir, als Hersteller selbst, oder ein Händler, bringen unsere eingehenden Waren am Donnerstagabend in das Marktschiff und kommen so, in Gesellschaft anderer, die das gleiche Geschäft betreiben, am Freitagmorgen in der Stadt an. Hier trägt jeder seine Ware zu den Händlern, die in großem Umfang Handel treiben, und versucht, sie so gut wie möglich zu verkaufen, akzeptiert aber nur die Nachfrage nach Rohbaumwolle an Zahlung statt.“


Aber es ist nicht nur der Bedarf an Rohstoffen für die Produktion und die Bareinnahmen, den sich die Marktleute in der Stadt holen, sondern sie versorgen sich auch mit allen möglichen anderen Dingen für ihre Bedürfnisse und ihr Vergnügen. Wann immer ein Familienmitglied auf einen Markt in der Stadt geht, werden Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche, ja sogar Angst und Bangen geweckt. Es gibt Stürme und Gewitter, und man hat Angst, dass das Schiff beschädigt wird! Die Gewinnsüchtigen warten darauf, zu erfahren, wie die Waren verkauft werden, und berechnen im Voraus den Betrag des reinen Einkaufs; die Neugierigen warten auf Nachrichten aus der Stadt, die sich gerne schön schmücken warten auf die Kleidung oder Modeartikel, die der Reisende mitbringen soll; schließlich warten die Leckermäulchen und vor allem die Kinder auf das Essen, auch wenn es nur Brötchen sind.“


Die Abfahrt aus der Stadt dauert gewöhnlich bis zum Abend, wenn der See allmählich zum Leben erwacht und die Schiffe über seine Oberfläche gleiten, entweder segelnd oder von der Kraft der Ruder getrieben; jeder versucht, dem anderen zu erscheinen; und diejenigen, denen dies gelingt, verspotten diejenigen, die gezwungen sind, zurückzubleiben.“


Es ist ein angenehmes, schönes Schauspiel über die Reise auf dem See, wenn der Spiegel des Sees mit den angrenzenden Bergen warm beleuchtet wird und durch den Sonnenuntergang allmählich immer tiefer schattet, die Sterne sichtbar werden, die Abendglocken zu hören sind, in den Dörfern am Ufer Lichter angezündet werden, die im Wasser leuchten, dann geht der Mond auf und streut seinen Schimmer über die kaum bewegte Oberfläche. Das reiche Land flieht vorbei, Dorf um Dorf, Gehöft um Gehöft bleibt zurück, nähert sich schließlich der Heimat, wird von einem Horn getroffen, und sofort sieht man Lichter hier und da im Berg auftauchen, die zum Ufer hinunterziehen, jedes Haus, das einen Verwandten im Schiff hat, schickt jemanden, der beim Tragen des Gepäcks hilft.“


Wir sind höher oben, aber jeder von uns ist oft genug auf dieser Reise gewesen, und was das Geschäft betrifft, so sind wir alle gleich interessiert.“


Ich hatte ihr mit Erstaunen zugehört, wie gut und schön sie all dies sprach, und ich konnte nicht umhin, offen zu fragen: Wie konnte sie eine solche Ausbildung in dieser rauen Umgebung, in einem so mechanischen Geschäft, erreichen? Sie bewegte sich und schaute mit einem sehr lieben, fast schelmischen Lächeln vor sich hin: „Ich wurde in einer schönen und freundlichen Region geboren, in der ausgezeichnete Menschen herrschen und leben, und obwohl ich als Kind wild und hemmungslos war, war der Einfluss der geistreichen Besitzer auf ihre Umgebung unverkennbar. Aber die größte Wirkung auf ein junges Wesen hatte eine fromme Erziehung, die in mir ein gewisses Gefühl des Rechtlichen und Anständigen entwickelte, getragen von der Allgegenwart der göttlichen Liebe. Wir emigrierten“, fuhr sie fort - das feine Lächeln verließ ihren Mund, eine unterdrückte Träne füllte ihr Auge -, „wir wanderten weit, weit, von einer Region zur anderen, geleitet von frommen Fingerzeigen und Empfehlungen; endlich kamen wir hier an, in dieser aktivsten Region; das Haus, in dem Sie mich finden, wurde von Gleichgesinnten bewohnt, wir wurden treu aufgenommen, mein Vater sprach dieselbe Sprache, im selben Sinne schienen wir bald zur Familie zu gehören.“


In allen Haus- und Handwerksberufen habe ich effizient eingegriffen, und alles, was Sie jetzt unter meinem Kommando sehen, habe ich Schritt für Schritt gelernt, geübt und erreicht. Der Sohn des Hauses, ein paar Jahre älter als ich, gut gebaut und schön im Aussehen, gewann mich lieb und machte mich zu seiner Vertrauten. Er war von tüchtiger und zugleich feiner Natur; die Frömmigkeit, wie sie im Haus geübt wurde, fand bei ihm keinen Eingang, es genügte ihm nicht, er las heimlich Bücher, die er in der Stadt zu beschaffen wusste, von der Art, die dem Geist eine allgemeinere, freiere Richtung geben, und da er denselben Instinkt, dasselbe Temperament in mir bemerkte, bemühte er sich, mir allmählich das mitzuteilen, was ihn so innig beschäftigte. Endlich, als ich mich auf alles einließ, zögerte er nicht mehr, mir sein ganzes Geheimnis zu offenbaren, und wir waren wirklich ein sehr seltsames Paar, das auf einsamen Spaziergängen nur über jene Prinzipien sprach, die den Menschen unabhängig machen, und dessen wahre Neigung nur darin zu bestehen schien, sich in solchen Haltungen gegenseitig zu stärken, wodurch die Menschen sonst völlig voneinander entfernt werden.“


Obwohl ich sie nicht scharf ansah, sondern nur ab und zu wie zufällig zu ihr aufschaute, bemerkte ich mit Erstaunen und Interesse, dass ihre Gesichtszüge gleichzeitig den Sinn ihrer Worte zum Ausdruck brachten. Nach einer Schweigeminute heiterte ihr Gesicht auf: „Ich muss“, sagte sie, „ein Geständnis zu Ihrer Hauptfrage ablegen, damit Sie mein Wohlwollen, das manchmal nicht ganz natürlich erscheint, besser erklären können.“


Leider mussten wir beide so tun, als wären wir anders als die anderen, und auch wenn wir sehr darauf bedacht waren, nicht zu lügen und im weitesten Sinne falsch zu liegen, so waren wir doch zerbrechlicher Art, indem wir nicht an den viel besuchten Treffen der Brüder und Schwestern teilnahmen, nie konnten wir Ausreden finden. Aber weil wir uns viele Dinge gegen unsere Überzeugungen anhören mussten, machte er mir bald klar und machte mir deutlich, dass nicht alles aus freiem Herzen kam, sondern dass viele Worte, Bilder, Gleichnisse, konventionelle Sprüche und sich wiederholende Verse sich immer um eine gemeinsame Achse drehten. Ich merkte es nun besser und machte mir die Sprache so zu eigen, dass ich bestenfalls eine Rede so gut hätte halten wollen wie jeder Schulleiter. Zuerst hatte der gute Mann Freude daran; endlich, als er müde war, wurde er ungeduldig, dass ich, um ihn zu besänftigen, den umgekehrten Weg einschlug, ihm aber umso aufmerksamer zuhörte, und acht Tage später konnte ich seine herzliche und getreue Rede wiederholen, zumindest mit einem Grad an Freiheit und einem spirituellen Charakter, der nicht ganz unähnlich war.“


Auf diese Weise wuchs unsere Beziehung zur innigsten Verbundenheit, und die Leidenschaft für eine wahre, gute Sache und für die mögliche Ausübung dieser Sache war es eigentlich, was uns verband.“


Wenn man nun bedenkt, was Sie zu einer solchen Erzählung veranlasst haben mag, so war es meine lebhafte Beschreibung des glücklich verlaufenen Markttages. Seien Sie nicht überrascht, denn es war eine freudige, von Herzen kommende Betrachtung sanfter und erhabener Naturszenen, die mich und meinen Bräutigam in ruhigen und geschäftsfreien Stunden am besten unterhielt. Ausgezeichnete patriotische Dichter hatten das Gefühl in uns geweckt und genährt, Hallers Alpen, Geßners Idyllen, Kleists Frühling wurden von uns oft wiederholt, und wir betrachteten die herrliche Welt um uns herum, manchmal von ihrer anmutigen, manchmal von ihrer erhabenen Seite.“


Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir beide, scharf und weitsichtig, oft in Eile versuchten, die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Phänomene von Erde und Himmel zu lenken, und wie wir beide versuchten, einander voraus zu sein und uns gegenseitig zu übertreffen. Das war die schönste Erholung, nicht nur vom Tagesgeschäft, sondern auch von jenen ernsten Gesprächen, die uns oft nur zu tief in unser eigenes Inneres stürzten und uns dort zu beunruhigen drohten.“


In diesen Tagen kam ein Reisender zu uns, wahrscheinlich unter einem geliehenen Namen; wir dringen nicht weiter in ihn ein, denn er erweckt durch sein Wesen sofort Vertrauen in uns, da er sich hochmoralisch verhält und bei unseren Begegnungen anständig aufmerksam ist. Geführt von meinem Freund in den Bergen, ist er ernst, verständnisvoll und kenntnisreich. Auch ich schließe mich ihren moralischen Gesprächen an, in denen nach und nach alles angesprochen wird, was für den Menschen in seinem Inneren wichtig werden kann, und er bemerkt bald etwas Schwankendes in unserer Denkweise in Bezug auf die göttlichen Dinge. Die religiösen Äußerungen waren für uns trivial geworden, der Kern, den sie enthalten sollten, war uns verloren gegangen. Dann ließ er uns die Gefahr unseres Zustandes erkennen, wie prekär die Distanz zum Traditionellen, an der von Jugend an so viel festgehalten worden war, sein musste; sie war höchst gefährlich in der Unvollständigkeit vor allem des eigenen Inneren. Zwar wäre eine tägliche und stündliche Andacht letztlich nur ein Zeitvertreib und hätte die Wirkung einer Art Polizei auf den äußeren Anstand, aber nicht mehr auf den tiefsten Sinn; das einzige Mittel dagegen wäre, aus der eigenen Brust moralisch gleich gültige, gleich wirksame, gleich beruhigende Haltungen zu evozieren.“


Die Eltern hatten sich schweigend unserer Vereinigung angenommen, und ich weiß nicht, wie es dazu kam; die Anwesenheit des neuen Freundes beschleunigte die Verlobung; es schien, dass es sein Wunsch war, diese Bestätigung unseres Glücks im stillen Kreis zu feiern, da er hören musste, wie der Obere die Gelegenheit nutzte, um uns an den Bischof von Laodizea und an die große Gefahr der Lauheit zu erinnern, die wir zur Kenntnis nehmen sollten. Wir besprachen diese Fragen noch einige Male, und er hinterließ uns ein Blatt Papier zu diesem Thema, dessen Vernunft ich oft wieder fand, wenn ich es mir noch einmal ansah.“


Er verabschiedete sich nun, und es war, als ob alle guten Geister mit ihm fortgegangen wären. Es ist keine neue Beobachtung, wie das Erscheinen eines exquisiten Mannes in irgendeinem Kreis Epoche macht, und wenn er geht, entsteht eine Lücke, in die oft ein zufälliges Unglück eindringt. Und nun lassen Sie mich einen Schleier über das werfen, was folgt; durch Zufall wurde das kostbare Leben meines Verlobten, seine ruhmreiche Gestalt, plötzlich zerstört; er setzte seine letzten Stunden unerschütterlich dazu ein, sich mit mir endgültig verbunden zu sehen und mir die Rechte an seinem Erbe zu sichern. Doch was diesen Fall für die Eltern umso schmerzlicher machte, war, dass sie kurz zuvor eine Tochter verloren hatten und sich nun im wahrsten Sinne des Wortes verwaist sahen und ihr zartes Gemüt so angegriffen wurde, dass sie nicht lange mehr lebten. Bald folgten sie ihren Lieben, und eine weitere Katastrophe ereilte mich, dass mein Vater, gerührt von dem Schlag, zwar noch sinnliches Wissen über die Welt besaß, aber keine geistige oder körperliche Aktivität gegen sie behielt. Und so gebrauchte ich in größter Not und Isolation jene Unabhängigkeit, in der ich schon früh selbst praktiziert hatte, in der Hoffnung auf eine glückliche Vereinigung und ein glückliches Zusammenleben, und die ich vor kurzem tatsächlich durch die rein belebenden Worte des geheimnisvollen Reisenden gestärkt hatte.“


Aber ich darf nicht undankbar sein, denn in diesem Zustand bleibt mir noch ein tüchtiger Helfer übrig, der als Händler von allem das leistet, was in solchen Betrieben die Pflicht der männlichen Tätigkeit zu sein scheint. Wenn er heute Abend aus der Stadt zurückkehrt und Sie ihn getroffen haben, werden Sie meine wunderbare Beziehung zu ihm kennen.“


Ich hatte viele Dinge eingeworfen und durch meine Zustimmung zu einem vertraulichen Teil versucht, ihr Herz mehr und mehr zu öffnen und ihre Rede im Fluss zu halten. Ich vermied es nicht, das, was noch nicht vollständig zum Ausdruck gebracht worden war, sehr nahe zu berühren; auch sie kam immer näher, und wir waren so weit, dass bei der geringsten Provokation das gelüftete Geheimnis ins Wort gekommen wäre.


Sie stand auf und sagte: „Lassen Sie uns zum Vater gehen!“ Sie eilte voraus, und ich folgte ihr langsam; ich schüttelte den Kopf über die wundersame Situation, in der ich mich befand. Sie zwang mich, hinten in einen sehr sauberen Raum zu treten, wo der gute alte Mann regungslos in seinem Sessel saß. Er hatte sich kaum verändert. Ich ging auf ihn zu, er sah mich an, zuerst starrte er mich an, dann mit lebhafteren Augen; seine Gesichtszüge jubelten, er versuchte, seine Lippen zu bewegen, und als ich die Hand ausstreckte, um seine ruhende Hand zu ergreifen, ergriff er von sich aus die meine, drückte sie und sprang auf, wobei er seine Arme gegen mich ausstreckte. „O Gott!“ rief er, „der Knappe Leon! Er ist es, er ist es!“ Ich konnte nicht umhin, ihn an mein Herz zu drücken; er sank zurück in den Stuhl, die Tochter eilte ihm zu Hilfe, auch sie rief: „Er ist es, er ist es! Du bist es, Leon!“


Die jüngere Nichte war herübergekommen, sie führten den Vater, der plötzlich wieder laufen konnte, zurück in die Kammer und wandten sich gegen mich, er sprach sehr deutlich:


Wie glücklich, wie glücklich! Wir werden uns bald wiedersehen!“


Ich stand da, schaute vor mich hin und dachte, dass Marie zurückgekommen war und mir ein Blatt Papier reichte, auf dem stand, dass es dasselbe war, von dem ich gesprochen hatte. Sofort erkannte ich Wolfgangs Handschrift, so wie seine Person aus der Beschreibung gerade zu mir gekommen war; so manches fremde Gesicht wimmelte um mich herum, es war eine eigene Bewegung im Haus. Und dann ist es ein ekelhaftes Gefühl, aus der Begeisterung des reinen Wiedererkennens, aus der Überzeugung des dankbaren Erinnerns, des Erkennens eines wunderbaren Lebensablaufs und was auch immer für warme und schöne Dinge sich in uns entwickeln mögen, plötzlich in die harte Realität eines zerstreuten Alltags zurückgeführt zu werden.


Diesmal war der Freitagabend keineswegs so fröhlich und lustig, wie er sonst hätte sein können; der Händler war nicht mit dem Marktschiff aus der Stadt zurückgekehrt, er berichtete nur in einem Brief, dass die Geschäfte ihn erst morgen oder übermorgen wieder zurückgehen lassen würden; er würde bei anderer Gelegenheit kommen und alles mitbringen, was bestellt und versprochen worden war. Die Nachbarn, jung und alt, die sich wie immer in Erwartung versammelt hatten, machten mürrische Gesichter; besonders Elise, die ihm entgegengekommen war, schien sehr schlecht gelaunt zu sein.


Ich hatte mich in mein Zimmer geflüchtet und das Blatt in der Hand gehalten, ohne hineinzuschauen, denn es hatte mich schon insgeheim verärgert, aus dieser Geschichte zu hören, Wolfgang habe die Verbindung beschleunigt. „Alle Freunde sind so, alle sind Diplomaten; anstatt unser Vertrauen ehrlich zu erwidern, folgen sie ihren Ansichten, durchkreuzen unsere Wünsche und führen unser Schicksal in die Irre“, rief ich aus, doch schon bald kehrte ich von meiner Ungerechtigkeit zurück, indem ich meinem Freund zustimmte, insbesondere in Anbetracht seiner gegenwärtigen Position, und verzichtete nicht darauf, das Folgende zu lesen.


Jeder Mensch findet sich von den frühesten Augenblicken seines Lebens an, zuerst unbewusst, dann halbbewusst, dann schließlich völlig bewusst, immer konditioniert, in seiner Position eingeschränkt, weil niemand den Zweck und das Ziel seiner Existenz kennt, sondern das Geheimnis seiner Existenz von des Höchsten Hand verborgen wird, er tastet nur, streckt die Hand aus, lässt los, steht still, bewegt sich, zögert und eilt, und in vielerlei Hinsicht entstehen all die Fehler, die uns verwirren.“


Selbst der besonnenste Mensch im täglichen Leben der Welt ist gezwungen, nur für den Augenblick weise zu sein, und erreicht deshalb in der Regel keine Klarheit. Selten weiß er mit Sicherheit, wohin er sich wenden und was er tatsächlich tun sollte.“


Glücklicherweise sind all diese und hundert andere wunderbare Fragen durch Ihren unaufhaltsamen Lebensweg beantwortet worden. Fahren Sie in direkter Befolgung der Pflicht des Tages fort und prüfen Sie die Reinheit Ihres Herzens und die Sicherheit Ihres Geistes. Wenn Sie dann erleichtert aufatmen und Raum finden, um sich zu erheben, werden Sie sicherlich eine korrekte Position gegenüber dem Erhabenen einnehmen, dem wir uns in jeder Hinsicht in Ehrfurcht widmen, um jedes Ereignis mit Ehrfurcht zu betrachten und darin eine höhere Führung zu erkennen.“



Samstag, den 20.


Tief in Gedanken versunken, auf deren skurrile Verirrungen mich eine fühlende Seele gerne begleiten wird, ging ich in der Morgendämmerung am See auf und ab; die Hausfrau - ich war sehr erfreut, sie nicht als Witwe zu betrachten - zeigte sich begehrenswert, zuerst am Fenster, dann an der Tür; sie sagte mir, dass der Vater gut geschlafen habe, fröhlich aufgewacht sei und mit klaren Worten eröffnete, dass er im Bett bleiben wolle, mich heute nicht sehen wolle, sondern erst morgen nach dem Gottesdienst, wo er sich sicherlich recht gestärkt fühlen würde. Sie sagte mir, dass sie mich heute viel allein lassen würde; es war ein sehr arbeitsreicher Tag für sie, also kam sie herunter und berichtete mir davon.


Ich hörte ihr zu, nur um sie zu hören, in der Überzeugung, dass sie von der Sache durchdrungen war, von ihr als konventionelle Pflicht angezogen und mit dem besten Willen beschäftigt. Sie fuhr fort: „Es ist üblich und vereinbart, dass das Tuch bis zum Ende der Woche fertig ist und am Samstagnachmittag zum Vertreiber getragen wird, der es durchsieht, misst und wiegt, um zu prüfen, ob das Werk sauber und einwandfrei ist und ob ihm das Gewicht und die Maße des Materials geliefert wurden, und wenn sich alles als richtig herausstellt, dann den vereinbarten Weberlohn zu zahlen. Er seinerseits bemüht sich nun, das gewebte Stück von allen eventuell angebrachten Fäden und Knoten zu reinigen, es auf feinste Weise zu vertreiben, die schönste, fehlerfreie Seite oben vor das Auge zu bringen und so die Arbeit höchst akzeptabel zu machen.“


In der Zwischenzeit kamen viele Weberinnen und Weber aus den Bergen und brachten ihre Waren ins Haus, und ich sah diejenige, die unseren Harnischmacher beschäftigte. Sie dankte mir sehr freundlich für das Geschenk, das ich ihr hinterlassen hatte, und erzählte mir mit Anmut: Herr Geschirrhersteller war bei ihnen und arbeitete heute an ihrem leeren Webstuhl und hatte ihr beim Abschied versichert: Was er darauf machte, sollte Frau Susanne sofort sehen. Sie ging dann wie die anderen ins Haus, und ich konnte nicht umhin, die liebe Wirtin zu fragen: „Um Himmels willen, wie sind Sie denn auf diesen seltsamen Namen gekommen?“ - „Es ist“, antwortete sie, „der dritte, der mir auferlegt wird; ich habe ihn gerne erlaubt, weil meine Schwiegereltern es wünschten, weil es der Name ihrer verstorbenen Tochter war, an deren Stelle sie mich eintreten ließen, und doch bleibt der Name immer der schönste, lebendigste Vertreter der Person.“ - „Ich habe damit gerechnet: Ein Vierter ist schon gefunden, ich würde Sie Gute-Schöne nennen, soweit es von mir abhing.“ Sie machte eine süße, bescheidene Verbeugung und verstand es, ihre Freude über die Genesung des Vaters mit der Freude, mich wiederzusehen, so zu verbinden und zu verstärken, dass ich dachte, ich hätte in meinem Leben nichts Schmeichelhafteres oder Angenehmeres gehört oder gefühlt.


Die Schöne-Gute, die zweimal und dreimal zum Haus zurückgerufen wurde, übergab mich einem weisen, unterwiesenen Mann, der mir die Kuriositäten der Berge zeigen sollte. Wir wanderten gemeinsam, bei schönstem Wetter, durch abwechslungsreiche Gegenden. Aber man kann sicher sein, dass weder Felsen, noch Wald, noch Wasserfall, noch Mühlen, noch Schmieden, noch Familien, die künstlich in Holz arbeiten, irgendwelche Aufmerksamkeit in mir erregen konnten. Inzwischen war die Wanderung für den ganzen Tag geplant, der Bote trug ein feines Frühstück im Rucksack, und mittags fanden wir eine gute Mahlzeit im Zechenhaus eines Bergwerks, wo sich niemand so recht einen Reim auf mich machen konnte, da es für fähige Menschen nichts ermüdenderes gibt als eine leere, partizipatorische Pseudo-Beteiligung.


Aber der Bote, auf den mich der Garnträger eigentlich hingewiesen hatte, verstand mich am wenigsten, war dennoch voll großem Lob für meine schönen technischen Kenntnisse und das besondere Interesse an solchen Dingen. Der gute Mann hatte auch von meinen vielen Notizen und Bemerkungen gehört, und auch der Bergkamerad hatte sich darauf vorbereitet. Lange wartete mein Begleiter etwas ungeduldig darauf, dass ich meine Schreibtafel, um die er schließlich bat, herausbrachte.



Sonntag, den 21.


Der Mittag kam fast, bevor ich meine Freundin wiedersehen konnte. In der Zwischenzeit war die Hausandacht, bei der sie mich nicht dabei haben wollte, abgehalten worden; der Vater war anwesend gewesen und hatte, indem er die erbaulichsten Worte klar und deutlich hörbar sprach, alle Anwesenden und sich selbst zu den innigsten Tränen gerührt. „Es waren“, sagte sie, „vertraute Sprüche, Reime, Ausdrücke und Wendungen, die ich schon hundertmal gehört hatte und die mich geärgert hatten, wie wenn ich hohle Töne hörte; aber diesmal flossen sie so innig zusammen, ruhig glühend, rein von Schlacke, wie wir sehen, wie das aufgeweichte Metall den Rinnstein hinunterfließt. Ich hatte Angst und Sorge, dass er sich in diesen Ergüssen verzehren könnte, aber er ließ sich fröhlich zu Bette führen; er wollte, so sagte er, sich sammeln und den Gast rufen lassen, sobald er sich stark genug fühlte.“


Nach Tisch wurde unser Gespräch lebhafter und vertraulicher, aber ebenso spürte ich mehr und bemerkte, dass sie etwas zurückhielt, dass sie mit beunruhigenden Gedanken kämpfte, genauso wie sie nicht ganz in der Lage war, ihr Gesicht aufzumuntern. Nachdem ich versucht hatte, sie zu erheben, gestand ich ehrlich, dass ich eine gewisse Melancholie zu sehen glaubte, einen Ausdruck der Besorgnis, sei sie häuslich oder geschäftlich, dass sie sich mir gegenüber öffnen sollte; ich wäre reich genug, um eine alte Schuld ihr gegenüber auf jede erdenkliche Weise zu begleichen.


Mit einem Lächeln bestritt sie, dass dies der Fall war. „Ich habe“, fuhr sie fort, „als Sie das erste Mal hereinkamen, gedacht, ich sehe einen dieser Herren, die mir in Triest Kredit geben, und war zufrieden mit mir, als ich wusste, dass mein Geld vorrätig war, sie könnten es ganz oder teilweise verlangen. Aber was mich bedrückt, ist ein kommerzielles Anliegen, leider nicht für den Augenblick, nein, für die ganze Zukunft. Die wuchernde Maschinerie quält und erschreckt mich, sie rollt sich wie ein Gewitter zusammen, langsam; aber sie hat ihre Richtung genommen, sie wird kommen und zuschlagen. Mein Mann war bereits von diesem traurigen Gefühl durchdrungen. Man denkt darüber nach, man spricht darüber, und weder Denken noch Reden können helfen. Und wer will sich solche Schrecken vorstellen! Denken Sie daran, dass sich viele Täler durch die Berge schlängeln, wie das, durch das Sie heruntergekommen sind; stellen Sie sich auch das schöne, freudige Leben vor, das Sie dort in diesen Tagen gesehen haben, von dem Ihnen die gereinigte Menge von allen Seiten gestern das freudigste Zeugnis gegeben hat; denken Sie daran, wie die Berge allmählich versinken, die von Jahrhunderten belebte und bevölkerte Trostlosigkeit in ihre alte Einsamkeit zurückfallen wird.“


Hier bleibt nur ein doppelter Weg, einer so traurig wie der andere: entweder das Neue für sich zu ergreifen und seinen Untergang zu beschleunigen, oder sich auf den Weg zu machen, die Besten und Würdigsten mitzunehmen und ein günstigeres Schicksal jenseits der Meere zu suchen. Einer wie der andere hat seine Zweifel, aber wer hilft uns, die Gründe abzuwägen, die uns bestimmen sollten? Ich weiß ganz genau, dass die Idee, Maschinen zu bauen und die Nahrung der Massen zu beschlagnahmen, in der Nähe erwogen wird. Ich kann niemandem vorwerfen, dass er sich für seinen eigenen Nächsten hält, aber ich würde mich verächtlich fühlen, wenn ich diese guten Menschen ausgeplündert sähe, und am Ende sähe, wie sie arm und hilflos umherirren; und sie müssen früh oder spät umherirren. Sie ahnen es, sie wissen es, sie sagen es, und niemand entscheidet sich, irgendeinen heilsamen Schritt zu tun. Und doch, woher soll die Entscheidung kommen? Wird sie nicht allen so schwer gemacht werden wie mir?“


Mein Bräutigam war entschlossen, mit mir auszuwandern; er diskutierte oft über Mittel und Wege, von hier zu fliehen. Er schaute sich nach den Besseren um, um sie um ihn zu versammeln, mit denen er gemeinsame Dinge tun, die er anziehen, mit denen er weggehen wollte; wir sehnten uns, vielleicht mit zu viel jugendlicher Hoffnung, nach solchen Orten, wo das, was hier ein Verbrechen wäre, für Pflicht und Recht gelten könnte. Jetzt bin ich in der umgekehrten Situation: die ehrliche Hilfe, die mir nach dem Tod meines Mannes geblieben ist, in jeder Hinsicht ausgezeichnet, mir in Freundschaft liebevoll ergeben, ist er der gegenteiligen Meinung.“


Ich muss Ihnen von ihm erzählen, bevor Sie ihn gesehen haben; am liebsten hätte ich es hinterher getan, denn die persönliche Anwesenheit eröffnet so manches Geheimnis. Als mein Mann etwa dreiundvierzig Jahre alt war, schloss er sich als kleiner, armer Junge der wohlhabenden, wohlwollenden Verspieltheit, der Familie, dem Haus, dem Geschäft an; sie wuchsen zusammen auf und hielten zusammen, und doch waren sie zwei ganz verschiedene Naturen; der eine war frei und kommunikativ, der andere gedrückt, verschlossen, hielt sich am geringsten Besitz fest, den er ergriff, so fromm er auch sein mochte, aber er dachte mehr an sich selbst als an andere.“


Ich weiß sehr gut, dass er mich vom ersten Mal an im Auge behielt, das durfte er auch, denn ich war ärmer als er, aber er hielt sich zurück, sobald er die Zuneigung seines Freundes zu mir bemerkte. Durch ununterbrochenen Fleiß, Aktivität und Loyalität machte er sich bald zu einem Kameraden in der Branche. Mein Mann hatte insgeheim die Idee, dass er, wenn wir auswanderten, diesen nutzen und ihm das, was er hinterlassen hatte, anvertrauen würde. Bald nach dem Tod des ausgezeichneten Mannes kam er auf mich zu, und vor einiger Zeit hat er sich nicht versagt, um meine Hand zu bitten. Nun aber ergibt sich der doppelt seltsame Umstand, dass er sich immer gegen die Emigration ausgesprochen hat und uns unbedingt dazu bringen will, Maschinen zu bauen. Seine Gründe sind natürlich dringend, denn in unseren Bergen gibt es einen Mann, der uns zerstören könnte, wenn er unsere einfacheren Werkzeuge vernachlässigen und versuchen würde, sich selbst aufzubauen, indem er sie zusammenbaut. Dieser Mann, der sehr geschickt in seinem Handwerk ist - wir nennen ihn den Tellerwäscher -, widmet sich einer wohlhabenden Familie in der Nachbarschaft, und man darf wohl glauben, dass er vorhat, diese zunehmenden Erfindungen für sich und seine Nutznießer nützlich zu verwenden. Gegen die Gründe, warum ich ihm helfe, ist nichts einzuwenden, denn es ist sozusagen schon zu viel Zeit versäumt worden, und wenn diesen Gründen Vorrang eingeräumt wird, müssen wir das auch tun, und zwar ungestraft. Das ist es, was mich erschreckt und quält, das ist es, was Sie, mein Liebster, mir als Schutzengel erscheinen lässt.“


Ich hatte wenig Trost als Antwort darauf zu sagen, ich musste den Fall so kompliziert finden, dass ich bat, mich darüber nachdenken zu lassen. Aber sie fuhr fort: „Ich muss noch viele Dinge eröffnen, damit Ihnen meine Situation noch wundersamer erscheint. Der junge Mann, dem ich persönlich nicht abgeneigt bin, der aber auf keinen Fall meinen Mann ersetzen und sich meine wirkliche Neigung nicht aneignen würde“, seufzte sie, als sie sprach, „ist seit einiger Zeit entschieden dringlicher geworden, seine Vorträge sind ebenso liebevoll wie intelligent. Die Notwendigkeit, ihm die Hand zu reichen, die Unvorsichtigkeit, an Auswanderung zu denken und damit das einzig wahre Mittel zur Selbsterhaltung zu verpassen, lässt sich nicht widerlegen, und es scheint ihm, dass mein Widerstreben, meine Laune der Auswanderung, so wenig mit meinem übrigen Haushaltssinn übereinstimmt, dass ich in einem letzten, etwas heftigen Gespräch spüren konnte, dass meine Neigung irgendwo anders angebunden werden muss.“ Sie brachte das letzte nur mit wenig Zögern heraus und schaute vor sich hin.


Was mir durch den Kopf ging, als ich diese Worte hörte, denken sich alle, und doch muss ich mit blitzschnellem Denken das Gefühl haben, dass jedes Wort die Verwirrung nur noch verstärken würde. Aber gleichzeitig war mir, als ich vor ihr stand, klar bewusst, dass ich sie im höchsten Maße lieb gewonnen hatte und dass ich nun alles, was an vernünftiger, verständlicher Kraft noch in mir war, aufwenden musste, um ihr nicht sofort meine Hand zu reichen. Ich dachte, sie würde am liebsten alles hinter sich lassen, wenn sie mir folgen würde! Aber die Leiden der vergangenen Jahre hielten mich zurück. Sollten Sie eine neue falsche Hoffnung haben, um sie ein Leben lang zu bezahlen?


Wir hatten beide eine Zeit lang geschwiegen, als Elise, die ich nicht hatte kommen sehen, unerwartet vor uns erschien und um Erlaubnis bat, den Abend im nächsten Hammerwerk verbringen zu dürfen. Dies wurde ohne Zögern erlaubt. Inzwischen hatte ich mich zusammengerissen und begann allgemein zu erzählen, wie ich all dies auf meinen Reisen längst herannahen sah, wie der Drang und die Notwendigkeit zur Auswanderung von Tag zu Tag zunahm; aber ein solches Abenteuer blieb immer das gefährlichste. Unvorbereitetes Wegstürmen bringt eine unglückliche Rückkehr; kein anderes Unternehmen erfordert so viel Vorsicht und Führung wie dieses. Diese Überlegung war ihr nicht fremd, sie hatte viel über alle Umstände nachgedacht, aber am Ende sprach sie mit einem tiefen Seufzer: „Ich habe immer gehofft, in diesen Tagen Ihrer Anwesenheit hier Trost durch vertrauliche Erzählungen zu finden, aber ich fühle mich schlechter vorbereitet als zuvor, ich fühle ganz tief, wie unglücklich ich bin.“ Sie hob ihre Augen zu mir, aber um die Tränen zu verbergen, die aus ihren schönen, guten Augen sprudelten, drehte sie sich um und ging ein paar Schritte weg.


Ich möchte mich nicht entschuldigen, aber der Wunsch, diese wunderbare Seele zu zerstreuen, wenn nicht, um sie zu trösten, so doch zu zerstreuen, brachte mich auf die Idee, ihr von der wunderbaren Vereinigung mehrerer Wanderer und abreisender Menschen zu erzählen, in die ich seit einiger Zeit eingetreten war. Plötzlich hatte ich mich so weit herausgelassen, dass ich mich kaum hätte zurückhalten können, als mir klar wurde, wie leichtsinnig mein Vertrauen gewesen sein könnte. Sie beruhigte sich, war erstaunt, erheitert, entfaltete ihr ganzes Wesen und fragte mit solcher Neigung und Weisheit, dass ich ihr nicht mehr ausweichen konnte, dass ich ihr alles beichten musste.


Gretchen trat vor uns hin und sagte: Wir sollen zum Vater kommen! Das Mädchen wirkte sehr nachdenklich und verdrießlich. Als sie ging, sagte das gutaussehende Mädchen: „Wir wollen zum Vater kommen. Elise hat für heute Abend Ferien, du kümmerst dich um die Geschäfte.“ - „Du hättest ihr nicht Ferien geben sollen“, sagte Gretchen, „sie gibt zu viel Geld aus; du kümmerst dich mehr um die Schelmin als billig ist, vertraust ihr mehr, als es richtig ist. Jetzt höre ich, dass sie ihm gestern einen Brief geschrieben hat. Sie hat Ihr Gespräch mitgehört, jetzt wird sie ihn treffen.“


In der Zwischenzeit bat mich ein Kind, das bei ihrem Vater geblieben war, mich zu beeilen. Der gute Mann war unruhig. Wir traten ein; er saß aufrecht im Bett, fröhlich, sogar verklärt. „Kinder“, sagte er, „ich habe diese Stunden in ständigem Gebet verbracht, nichts von Davids Danksagung und Lobpreis ist von mir unberührt geblieben, und ich füge mit gestärktem Glauben von mir aus hinzu: Warum hofft der Mensch nur in der Nähe? Er muss handeln und sich selbst helfen, er muss in die Ferne hoffen und Gott vertrauen.“ Er nahm Leons Hand, und damit die Hand seiner Tochter, und indem er sie ineinander verschränkte, sagte er: „Dies soll kein irdisches Band sein, sondern ein himmlisches Band; so wie Bruder und Schwester einander lieben, vertrauen, nutzen und helfen, so uneigennützig und rein, wie Gott euch hilft!“ Als er dies sagte, sank er mit einem himmlischen Lächeln zurück und ging heim. Die Tochter fiel vor dem Bett hin, Leon neben ihr, ihre Wangen berührten sich, ihre Tränen vereinten sich auf seiner Hand.


Der Helfer rannte in diesem Moment herein, wie erstarrt über der Szene. Mit wildem Blick, seine schwarzen Locken schüttelnd, schreit der wohlgeformte junge Mann auf: „Er ist tot; in dem Augenblick, in dem ich mich dringend auf seine wiederhergestellte Sprache, mein Schicksal, berufen wollte, um über das Schicksal seiner Tochter zu entscheiden, des Wesens, das ich nach Gott am meisten liebe, dem ich ein gesundes Herz wünschte, ein Herz, das den Wert meiner Neigung spüren konnte! Für mich ist sie verloren, sie kniet neben einem anderen! Hat er Sie gesegnet? Beichte es!“


Das glorreiche Geschöpf war aufgestanden, Leon war aufgestanden und hatte sich erholt, da sagte sie: „Ich erkenne dich nicht mehr, den sanften, frommen, plötzlich so wilden Mann; du weißt, wie sehr ich dir danke, wie sehr ich an dich denke.“


Es ist hier nicht die Rede von Dank oder Gedanken“, sagte er, „hier geht es um das Glück oder Unglück meines Lebens. Dieser seltsame Mann beunruhigt mich; ich traue mich nicht, ihn abzuwägen, wenn ich ihn ansehe; ich kann frühere Rechte nicht unterdrücken oder frühere Bindungen brechen.“


Sobald Sie in sich selbst zurücktreten können“, sagte die gute Frau, schöner denn je, „wenn man mit Ihnen wie gewohnt und wie immer sprechen kann, werde ich Ihnen bei den irdischen Resten meines verklärten Vaters sagen, dass ich von diesem Herrn und Freund nichts anderes erkenne als das, was Sie kennen, gutheißen und teilen und woran Sie sich erfreuen müssen.“


Leon schauderte tief in seiner Seele, alle drei standen still, stumm und nachdenklich für eine Weile; der junge Mann ergriff als erster das Wort und sagte: „Der Moment ist zu wichtig, um nicht entscheidend zu sein. Es ist nicht leichtfertig, was ich sage, ich hatte Zeit zum Nachdenken, das heißt, zum Hören: Der Grund, warum Sie mir Ihre Hand verweigerten, war meine Weigerung, Ihnen zu folgen, wenn Sie aus der Not oder aus Laune heraus gehen würden. Hier erkläre ich also vor diesem gültigen Zeugen feierlich, dass ich Ihrer Auswanderung kein Hindernis in den Weg legen, sondern sie fördern und Ihnen überall hin folgen will. Gegen diese Erklärung, zu der ich nicht gezwungen wurde, die aber durch die seltsamsten Umstände beschleunigt wurde, fordere ich Ihre Hand zur Heirat.“ Er streckte sie aus, stand fest und sicher da, die beiden anderen zogen sich überraschend und unfreiwillig zurück.


Es ist ausgesprochen“, sagte der junge Mann ruhig und mit einer gewissen frommen Majestät, „dies soll geschehen, es ist zum Besten von uns allen, Gott hat es gewollt; aber damit Sie nicht denken, es sei Eile und Laune, wissen Sie nur, dass ich um Ihretwillen auf Berge und Felsen verzichtet und gerade jetzt alles in der Stadt in die Wege geleitet habe, um nach Ihrem Willen zu leben. Aber jetzt gehe ich allein, Sie werden mir die Mittel dazu nicht verweigern, Sie haben immer noch genug übrig, um es hier zu verlieren, wie Sie befürchten und zu Recht fürchten. Denn ich habe mich endlich überzeugt: Der künstliche, arbeitende Schlingel ist ins obere Tal geflüchtet, dort stellt er Maschinen auf, Sie werden sehen, wie er alle Lebensmittel mitnimmt, vielleicht rufen Sie, und nur zu bald, einen treuen Freund zurück, den Sie vertreiben wollten.“


Noch peinlicher ist, dass sich drei Menschen nicht so leicht gegenüberstehen konnten, alle zusammen in der Angst, einander zu verlieren, und im Moment nicht wissen, wie sie sich gegenseitig erhalten können.


Leidenschaftlich entschlossen eilte der junge Mann zur Tür hinaus. Auf die kalte Brust ihres Vaters hatte die Schönheitsgöttin ihre Hand gelegt: „Man sollte nicht auf etwas in der Nähe hoffen“, rief sie aus, „aber in die Ferne, das war das sein letzter Segen. Wenn wir Gott vertrauen, jeder auf sich selbst und auf den anderen, wird alles gut werden.“





BRIEF DER PASTORIN


Gudrun zu Oldenburg-Dietrichsfeld

an die neue Pastorin Anja zu Oldenburg-Bürgerfelde



Liebe Schwester Anja,


Da die Veränderung in meiner Nachbarschaft vorging, dass der alte Pastor starb, an dessen Stelle du kommst, freute ich mich von ganzem Herzen. Denn ob ich gleich keine unwillige Frau bin und meinen Nächsten nichts mehr gönne als ihr bisschen Leben, das bei manchen, wie bei den Tieren, das einzige ist, was sie haben; so muss ich doch aufrichtig gestehen, dass deines Vorgängers Totengeläut mir ebenso eine freudige Bewegung ins Blut brachte als das Glockenläuten sonntags früh, wenn es mich zur Kirche ruft, da mein Herz vor Liebe und Sympathie gegen meine Zuhörerinnen überfließt. Er konnte niemanden leiden, dein Vorgänger, und Gott möge mir vergeben, dass ich ihn auch nicht leiden konnte; ich hoffe, du sollst mir soviel Freude machen, als er mir schlechte Laune gemacht hat; denn ich höre soviel Gutes von dir, wie man von einer Geistlichen sagen kann, das heißt: Du treibst dein Amt still und mit nicht mehr Eifer, als nötig ist, und bist eine Feindin von Streitgesprächen. Ich weiß nicht, ob es deinem Denken oder deinem Herzen mehr Ehre macht, dass du so jung und friedfertig bist, ohne deswegen schwach zu sein; denn freilich ist es auch kein Vorteil für die Herde, wenn die Schäferin ein Schaf ist.


Du glaubst nicht, liebe Schwester, was mir dein Vorgänger für Not gemacht hat. Unsere Gemeindebezirke liegen so nah beisammen, und da steckten seine Leute meine Leute an, dass die zuletzt haben wollten, ich solle mehr Menschen verdammen; es wäre keine Freude, meinten sie, ein Christ zu sein, wenn nicht alle Heiden ewig gebraten würden. Ich versichere dir, liebe Schwester, ich wurde manchmal ziemlich mutlos, denn es gibt gewisse Dinge, von denen anzufangen zu reden ich so entfernt bin, dass ich vielmehr jedes Mal am Ende der Woche Gott von ganzem Herzen danke, wenn mich niemand danach gefragt hat, und, wenn es geschehen ist, ich Gott bitte, dass er es künftig abwenden möge; und so wird es mit jeder frommen Geistlichen sein, die denkende Menschen nicht mit leeren Worten befriedigen will und doch weiß, wie gefährlich es ist, sie unbefriedigt wegzuschicken oder gar abzuweisen. Ich muss dir gestehen, dass die Lehre von der Verdammnis der Heiden eine von denen ist, über die ich wie über glühendes Eisen hinweg eile. Ich bin nicht mehr so jung wie du und habe die Wege Gottes betrachtet, soviele eine sterbliche Frau es in Stille vermag; wenn du ebenso alt sein wirst wie ich, sollst du auch bekennen, dass Gott und Liebe das Gleiche ist, wenigstens wünsche ich es dir. Zwar musst du nicht denken, dass meine Toleranz mich indifferent gemacht habe. Das ist bei allen Eiferern für ihre Sekten ein mächtiges Zeichen der Redekunst, dass sie mit Worten um sich werfen, die sie nicht verstehen. Sowenig die ewige, einzige Quelle der Weisheit indifferent sein kann, so tolerant sie auch ist, sowenig kann eine Seele, die sich ihrer Seligkeit gewiss werden will, die Gleichgültigkeit zu seinem Charakterzug machen. Wer möchte zeitlebens auf dem Meer von Stürmen getrieben werden? Unsere Seele ist einfach und zur Ruhe geboren; solang sie zwischen verschiedenen Gegenständen geteilt ist, fühlt sie etwas, das jeder am besten kennt, der zweifelt.


Also, liebe Schwester, danke ich Gott für nichts mehr als die Gewissheit meines Glaubens; denn im Glauben sterbe ich, dass ich kein Glück habe und keine Seligkeit zu hoffen habe, als die mir von der Schönen Liebe Gottes mitgeteilt wird, die sich in das Elend der Welt einmischte und auch elend wurde, damit das Elend der Welt durch sie selig gemacht werde. Und so liebe ich Jesus Christus, und so glaub ich an ihn und danke Gott, dass ich an ihn glaube, denn wahrlich, es ist nicht mein Verdienst, dass ich glaube. Es war eine Zeit, da ich Saula war, Gott sei Dank, dass ich Paula geworden bin. Man fühlt Gott in Einem Augenblick, und der Augenblick ist entscheidend für das ganze Leben, und der Geist Gottes hat sich vorbehalten, den Moment zu bestimmen. So wenig bin ich indifferent, aber darf ich deswegen nicht tolerant sein? Um wie viel Millionen Kilometer verrechnet sich der Astronom? Wer der Liebe Gottes Grenzen bestimmen wollte, würde sich noch mehr verrechnen! Weiß ich, wie viele Wege zu Gott es gibt? So viel weiß ich, dass ich auf meinem Weg gewiss in den Himmel komme, und ich hoffe, dass er andern auch auf ihrem Weg hineinhelfen wird. Unsre Kirche behauptet, dass der Glaube allein und nicht Werke selig machen, und Christus und seine Apostel lehren das so ungefähr auch. Das zeigt nun die große Liebe Gottes, denn für die Erbsünde können wir nichts und für die wirklichen Sünden auch nichts, das ist so natürlich, wie dass einer geht, der Füße hat; und darum verlangt Gott zur Seligkeit keine Taten, keine Tugenden, sondern den kindlichsten Glauben, und durch den Glauben allein wird uns das Verdienst Christi mitgeteilt, so dass wir die Herrschaft der Sünde einigermaßen loswerden hier im Leben, und nach unserm Tod, Gott weiß wie, auch das angeborene Verderben im Grabe bleibt. Wenn nun der Glaube das einzige ist, wodurch wir Christi Verdienst uns zueignen, so sage mir, wie ist es denn mit den Kindern? Die spricht man selig! Nicht wahr? Warum denn? Weil sie nicht gesündigt haben! Das ist ein schöner Satz, man wird ja nicht verdammt, weil man sündigt. Und das angeborene Verderben haben sie ja doch an sich und werden also nicht aus Verdienst selig; so sage mir die Art, wie die Gerechtigkeit der Mensch-gewordenen Liebe sich den Kindern mitteilt. Siehe, ich finde in dem Beispiel einen Beweis, dass wir nicht wissen, was Gott tut, und dass wir keinen Grund haben, an der Seligkeit von irgendeiner Person zu verzweifeln. Du weißt, liebe Schwester, dass viele Leute, die so barmherzig sind wie ich, auf die Allversöhnung gekommen sind, und ich versichere dir, es ist die Lehre,mit der ich mich heimlich tröste; aber das weiß ich wohl, es ist keine Sache, darüber zu predigen. Über das Grab hinaus geht unser Amt nicht, und wenn ich einmal sagen muss, dass es eine Hölle gibt, so rede ich davon, wie die Schrift davon redet, und sage, sie ist ewig. Wenn man von Dingen spricht, die niemand begreift, so ist es gleich, was für Worte man gebraucht. Übrigens hab ich gefunden, dass eine fromme Geistliche in dieser Zeit so viel zu tun hat, dass sie es gern Gott überlässt, was in der Ewigkeit zu tun ist.


So, meine liebe Mit-Schwester, sind meine Gedanken über diesen Punkt: Ich halte den Glauben an die göttliche Liebe, die vor zweitausend Jahren, unter dem Namen Jesus Christus, auf einem kleinen Stückchen Erde, eine kleine Zeit lang als Mensch herumzog, für den einzigen Grund meiner Seligkeit, und das sage ich meiner Gemeinde, sooft die Gelegenheit dazu ist; ich verflüchtige die Materie nicht; denn da Gott Mensch geworden ist, damit wir armen sinnliche Kreaturen ihn fassen und begreifen können, so muss man sich vor nichts mehr hüten, als ihn wieder zum bloßen Geist zu machen.


Du hast in deiner vorigen Pfarrei, wie ich höre, viel von jenen Leuten um dich gehabt, die sich Philosophen nennen und eine sehr lächerliche Rolle in der Welt spielen. Es ist nichts trauriger, als Männer unaufhörlich von Vernunft reden zu hören, da sie doch allein nach ihrer Einbildung handeln. Es liegt ihnen nichts so sehr am Herzen als die Toleranz, und ihr Spott über alles, was nicht ihrer Meinung ist, beweist, wie wenig Friede man von ihnen zu hoffen hat. Ich war recht erfreut, liebe Schwester, zu hören, dass du dich niemals mit ihnen gestritten hast noch dir die Mühe gemacht hast, sie eines Bessern zu belehren. Man hält einen Aal am Schwanz eher fest als einen Spötter mit Vernunftgründen.


Bleibe denn Philosoph, weil du es nun einmal bist, und Gott habe Mitleid mit dir!“ So pflege ich zu sagen, wenn ich mit so einem zu tun habe.


Ich weiß nicht, ob man die Heiligkeit der Bibel einem Menschen beweisen kann, der das nicht fühlt, wenigstens halte ich es für unnötig. Denn wenn du fertig bist, und es antwortet dir einer: „Es ist nicht meine Schuld, dass ich keine Gnade im Herzen fühle“, so bist du geschlagen und kannst nichts antworten, wenn du dich nicht in das Problem des freien Willens und der Gnadenwahl einlassen willst, wovon wir Theologinnen, alle zusammengenommen, zu wenig wissen, um darüber diskutieren zu können.


Wer die Süßigkeit des Evangeliums schmecken kann, der mag so was Schönes keinem aufdrängen. Und gibt uns Jesus nicht das beste Beispiel selbst? Ging er nicht gleich von Gergesa fort, ohne böse zu werden, als man ihn darum bat? Und vielleicht war es ihm selbst um die Leute nicht zu tun, die ihre Schweine nicht darum geben wollten, um den Teufel loszuwerden. Denn man mag ihnen sagen, was man will, so bleiben sie immer in ihrem Starrsinn. Was wir tun können, ist die Suchenden zu führen, und den anderen lässt man, weil sie es nicht besser haben wollen, ihre Teufel und ihre Schweine.


Da hast du also den Grund, warum und wie tolerant ich bin; ich überlasse, wie du siehst, alle Ungläubigen der ewigen Liebe und habe das Vertrauen zu ihr, dass sie am besten wissen wird, den unsterblichen und makellosen Gottes-Funken, unsre Seele, aus dem Leib des Todes hinauszuführen und mit einem neuen und unsterblich reinen Geistleib zu umgeben. Und diese Seligkeit meiner friedfertigen Empfindung vertauschte ich nicht mit dem höchsten Ansehen der Unfehlbarkeit. Welche Wonne ist es zu denken, dass der Moslem, der mich für einen ungläubigen Hund, und der Jude, der mich für ein unreines Schwein hält, sich einst freuen werden, meine Brüder zu sein.


Soweit davon, meine liebe Schwester, und nur wie im Vorbeigehen; denn das Hauptelend der Intoleranz offenbart sich doch am meisten in dem Zank in der Christlichen Kirche selbst, und das ist etwas wirklich sehr Trauriges. Nicht, dass ich meine, man sollte die Vereinigung mit Rom suchen. Wir sind alle Christen und Christinnen, und Augsburg und Genf machen sowenig einen wesentlichen Unterschied der Religion als Frankreich und Deutschland in dem Wesen der Menschheit. Eine Französin ist von Kopf bis auf die Füße eben ein Menschenkind wie eine Deutsche, das andre sind politische Zankäpfel.


Wer die Geschichte des Wortes Gottes unter den Menschen mit liebevollem Herzen betrachtet, der wird die Wege der Ewigen Weisheit anbeten. Aber wahrlich, weder Kardinal Bellarmin noch Zinzendorf wird dir eine reine Geschichte erzählen. Warum sollte ich leugnen, dass der Anfang der Reformation ein Zank von besoffenen Mönchen war und dass es Luthers Absicht am Anfang gar nicht war, das zu tun, was er dann tat. Was sollte mich antreiben, die Augsburgische Konfession für was anders als eine Formel auszugeben, die mich nur äußerlich bindet und mir übrigens meine Bibel lässt. Kommt aber ein Credo dem Wort Gottes näher als das andre, so sind dessen Bekenner besser dran, aber das kümmert niemanden.


Luther arbeitete, uns von der Knechtschaft zu befreien; möchten doch alle seine Jünger so viel Abscheu vor den Pfaffen haben, wie er empfand.


Er arbeitete sich durch alte Vorurteile hindurch und trennte das Göttliche vom Menschlichen, soviel wie ein Mensch es scheiden kann, und was noch mehr war, er gab dem Herzen seine Freiheit des Gewissens wieder und machte es der Liebe fähiger; aber man lasse sich nicht verblenden, als hätte er das Reich Gottes errichtet, daraus er andere hinauswarf, man bilde sich nicht ein, die Alte Kirche sei deswegen ein Gegenstand des Abscheus und der Verachtung! Sie hat doch nur wenige Gesetze, die nicht auf die göttliche Wahrheit gegründet sind. Warum lästert ihr die katholische Messe? Verflucht sei der, der einen Gottesdienst Abgötterei nennt, dessen Gegenstand Christus ist. Liebe Schwester, es wird täglich heller in der römisch-katholischen Kirche, und ob es Gottes Werk ist, wird die Zeit zeigen. Vielleicht protestiert sie bald mehr, als gut ist... Luther hatte die Schwärmerei zur Empfindung gemacht, Calvin machte die Empfindung zum Verstand. Ich bin fern, eine Vereinigung der Kirchen zu wünschen, dass ich sie vielmehr für äußerst gefährlich halte, jede Teilkirche, die sich ein Haar ausreißen ließe, hätte unrecht. Man würde vielleicht den Gewissen ihre Freiheit rauben. Ob ein Sakrament nun nur ein Zeichen oder eine Realpräsenz ist - wie könnte ich böse sein, dass ein andrer nicht empfinden kann wie ich. Ich kenne die Seligkeit zu gut, es für mehr zu halten als nur ein Zeichen, und doch habe ich unter meiner Gemeinde eine große Anzahl Menschen, die die Gnade nicht haben, es auch zu fühlen; es sind Männer, wo der Kopf das Herz überwiegt, mit diesen lebe ich in so zärtlicher Eintracht und bitte Gott, dass er jedem Freude und Seligkeit gebe nach seinem Maß; denn der Geist Gottes weiß am besten, was einer fassen kann. Eben so ist es mit der Gnadenwahl, davon verstehen wir ja alle nichts, und so ist es mit tausend Dingen. Denn wenn man es im Licht betrachtet, so hat jeder seine eigene Religion, und Gott muss wohl mit unserm armseligen Dienst zufrieden sein, aus übergroßer Barmherzigkeit, aber das müsste mir ein heiliger Mensch sein, der Gott dient, wie sich gebührt.


Ach, keiner kann dem widersprechen, liebe Schwester, dass keine Lehre uns von Vorurteilen reinigen kann, als nur die, die vorher unseren Stolz zu demütigen weiß; und welche Lehre ist es, die auf Demut aufbaut, als die aus der Höhe? Wenn wir das immer bedenken und im Herzen fühlen würden, was das ist: Religion, und jeden auch fühlen ließen, wie er kann, und dann mit geschwisterlicher Liebe unter alle Sekten und Kirchen träten, wie würde es uns freuen, den göttlichen Samen des Wortes auf vielfältige Weise Frucht bringen zu sehen. Dann würden wir ausrufen: Halleluja, dass das Reich Gottes auch da zu finden ist, wo ich es nicht vermutet.


Unser lieber Jesus wollte nicht, dass es das Leben kosten sollte, dieses Reich auszubreiten, er wusste, dass das Reich Gottes nicht ausgerichtet wäre mit Gewalt, er wollte anklopfen an die Tür und sie nicht eintreten. Wenn wir das nur bedenken und Gott danken würden, dass wir in diesen bösen Zeiten noch ungestört predigen dürfen! Und ein für allemal, Herrschaft ist ganz und gar gegen den Begriff der wahren Kirche. Denn, meine liebe Schwester, betrachte nur selbst die Zeiten der Apostel gleich nach Christi Tod, und du wirst bekennen, es war keine sichtbare Kirche auf Erden. Es sind seltsame Leute, die Theologen; da behaupten sie, was nicht möglich ist. Die christliche Religion in ein Credo zu zwingen, o ihr guten Männer! Petrus sagte schon, in Paulus‘ Briefen ist vieles schwer zu verstehen, und Petrus war doch ein anderer Mann als unsere Bischöfe; aber er hatte recht, Paulus hat Dinge geschrieben, die die ganze christliche Kirche bis auf den heutigen Tag nicht versteht. Da sieht es denn schon merkwürdig um die Lehre aus, wenn wir alles, was in der Bibel steht, in ein System zwängen wollen, und so lässt sich wenig Gewisses bestimmen. Petrus tat schon Sachen, die Paulus nicht gefielen, und ich möchte wissen, mit was für Titeln der große Apostel unsere Bischöfe beehren würde, die noch weit größere Heuchelei mit ihrer Sekte treiben als Petrus mit den Juden.


Dass bei der Einsetzung des Abendmahls die Jünger das Brot und den Wein genossen wie die evangelische Kirche, das glaube ich, denn ihr Meister, den sie kannten, der saß bei ihnen, sie versprachen es zu seinem Gedächtnis zu wiederholen, weil sie ihn liebten, und mehr wollte er auch nicht. Wahrlich, Johannes, der an seinem Herzen lag, brauchte nicht erst das Brot, um sich von der Existenz seines Herrn lebendig zu überzeugen, es mag den Jüngern dabei der Kopf schwindlig geworden sein, wie an jenem Abend, denn sie verstanden nicht eine Silbe von dem, was Jesus sagte!


Kaum war Jesus von der Erde gen Himmel gefahren, als zärtliche, liebende Menschen sich nach einer innigen Vereinigung mit ihm sehnten, und weil wir immer nur halb befriedigt sind, wenn unsere Seele genossen hat, so verlangten sie auch was für den Körper und hatten nicht unrecht, denn der Körper bleibt immer ein wesentlicher Teil des Menschen, und dazu gaben ihnen die Sakramente die erwünschte Gelegenheit. Durch die sinnliche Handlung der Taufe oder der Handauflegung gerührt, gab ihr Körper der Seele eben den Ton, der nötig ist, um mit dem Wehen des Heiligen Geistes zusammen zu stimmen, das uns unaufhörlich umgibt. Eben das fühlten sie beim Abendmahl und glaubten, durch die Worte Christi geleitet, es für das halten zu dürfen, was sie so sehr wünschten. Besonders da die Sünden ihres Körpers sich durch diese Heiligung am besten heilen ließen, so blieb ihnen kein Zweifel übrig, dass ihr verewigter Bruder ihnen von dem Wesen seiner göttlichen Menschheit durch diese sinnliche Zeichen mitteilt. Das waren unaussprechliche Empfindungen, die sie im Anfang zur gemeinschaftlichen Erbauung einander kommunizierten, die aber leider nachher zum Gesetz gemacht wurden. Und da konnte es nicht ausbleiben, dass die, deren Herz keiner solchen Empfindung fähig war und die mit einer bedächtigen Andacht sich begnügten, dass die sich trennten und zu behaupten wagten, eine Empfindung, die nicht allgemein sei, könne kein allgemein verbindliches Gesetz sein.


Ich denke, dassß das der ehrlichste Zustand der ist, den man erwarten kann, und wenn man wohltun will, so verfährt man mit seiner Gemeinde so duldsam wie möglich. Einem Meinungen aufzuzwingen, ist schon grausam, aber von einem verlangen, er müsse empfinden, was er nicht empfinden kann, das ist Unsinn.


Noch was, liebe Schwester, unsere lutherische Kirche hat sich nicht nur mit der reformierten Kirche gezankt, weil die zu wenig empfindet, sondern auch mit andern ehrlichen Menschen, weil sie vielleicht zu viel empfanden. Die Schwärmer und Charismatiker haben sich oft unglücklicherweise viel auf ihre Erleuchtung eingebildet, man hat ihnen ihre phantastischen Privat-Offenbarungen vorgeworfen; aber wehe uns, dass unsere Pastoren nichts mehr von einer unmittelbaren Eingebung wissen! Und wehe dem Christen, der bloß aus Kommentaren die Heilige Schrift verstehen lernen will! Wollt ihr die Wirkungen des Heiligen Geistes beschränken? Nennt mir die Zeit, da er aufgehört hat, den Herzen zu predigen und euren leeren Diskussionen das Amt überlassen hat, das Reich Gottes zu bezeugen. Was sah der Apostel Paulus im Dritten Himmel? Nicht wahr, unaussprechliche Dinge? Und was waren denn das für Leute, die in der Gemeinde in Zungen redeten, die einer Auslegung bedurften? O meine Herren Theologen, eure Dogmatik hat noch viele Lücken! Liebe Schwester, der Heilige Geist gibt allen Weisheit, die ihn darum bitten! Und ich habe Schuster gekannt, die Karl Barth Rätsel aufgegeben hätten...


Genug, die Weisheit sei uns lieb, wo wir sie finden! Lass uns unser Gewissen nicht beflecken, daß wir am Jüngsten Tag rein sein mögen, wenn an das Licht kommen wird, dass die wahre Lehre von Christus nirgends gedruckter war als in der heiligen Kirche. Und wem darum zu tun ist, die Wahrheit dieses Satzes noch in seinem Leben zu erfahren, der wage es, ein Jünger Christi öffentlich zu sein, der wage es, sich es merken zu lassen, dass ihm um seine Seligkeit wichtig ist! Er wird einen Spott am Hals haben, eh er es denkt, und eine christliche Gemeinde macht ein Kreuz vor ihm...


Lass uns also arbeiten, liebe Schwester, dass nicht unsere Meinung, sondern dass Christi Wahrheit rein gepredigt werde. Lass uns unbekümmert um andere Reiche sein, nur lass uns für unser Reich sorgen, und besonders hüte dich vor den falschen Propheten! Diese Heuchler nennen sich Christen, und unter ihrem Schafspelz sind sie reißende Wölfe! Sie predigen eine glänzende Weisheit und eine besonders eifrige Frömmigkeit und beleiden doch Christi Kirche, wo sie nur können! Wahrhaftig, alle Spötter in der Welt sind doch wenigstens ehrliche Leute, die über das lachen, was sie nicht verstehen, und einen öffentlichen Feind hat man wenig zu fürchten; aber diese heimlichen Wühlmäuse versuche aus deiner Gemeinde auszuscheiden.


Der liebe Evangelist Johannes lehrt uns ganz kurz alle Unterscheidung in seinen Briefen; das sei die einzige, die wir kennen. Ich habe in meinem Amt Jesus so rein gepredigt, dass die Antichristen sich von mir geschieden haben, und weiter braucht es keine Scheidung. Wer Jesus seinen Herrn nennt, der sei uns willkommen, mögen die anderen auf eigene Faust leben und sterben, wohl bekomms ihnen. Wenn die Pastorin eine Frau ist, die nicht vom Wesentlichen abweicht, so wird unter der Gemeinde auch kein Zwiespalt entstehen, hier hast du mein und meiner ganzen Gemeinde Glaubensbekenntnis.


Wir sind elend! Wie wir es sind und warum wir es sind, das ist schwer zu sagen, wir sehnen uns nur nach einem Weg, auf dem uns geholfen werden kann. Wir glauben, dass die Ewige Liebe darum Mensch geworden ist, um uns das zu geben, wonach wir uns sehnen, und alles, was uns dient, uns mit ihr zu vereinigen, ist uns liebenswürdig, und das, was zu diesem Ziel nicht führt, ist uns gleichgültig, und das, was uns von der Liebe entfernt, das ist uns verhasst. Du kannst dir denken, Frau Mit-Schwester, in was für einem Ansehen der Streit bei uns steht.


Lass uns den Frieden bewahren, liebe Frau Amts-Schwester, ich weiß nicht, wie eine Pastorin es wagen sollte, mit Hass im Herzen auf eine Kanzel zu treten, von wo nur Liebe ertönen soll, und um keinem Zwiespalt Gelegenheit zu geben, lass uns alle Kleinigkeiten fliehen, wo man Phantasie für Wahrheit und Spekulation für Dogmen verkauft. Es ist immer lächerlich, wenn ein Pastor seine Gemeinde belehrt, dass die Erde nicht um die Sonne kreist, und doch kommt so etwas vor...


Noch eins, Frau Schwester, las deine Gemeinde ja die Bibel lesen, soviel sie können, wenn sie sie auch nicht verstehen, das tut nichts zur Sache; es kommt doch immer viel Gutes dabei heraus; und wenn deine Leute Respekt vor der Bibel haben, so hast du viel gewonnen. Doch bitte ich dich, nichts zu lehren, was du nicht jedem in seinem Herzen begründen kannst, und wenn es hundertmal geschrieben stünde. Ich habe mich sonst auch gesorgt, die Leute möchten Anstoß an Dingen nehmen, die hier und da in der Bibel vorkommen, aber ich habe gefunden, dass der Heilige Geist sie gerade über die Stellen hinweg führt, die ihnen nichts nützen.


Überhaupt ist es eine eigene Sache mit der Erbauung. Es ist oft nicht das Wort an sich, das einen erbaut, sondern die Situation des Herzens, worin es uns überrascht, das ist das, was einer Kleinigkeit den Wert gibt.


Darum kann ich die modernen Lieder nicht leiden, die mögen für Leute sein, die dem Verstand viel und dem Herzen wenig geben; was ist daran gelegen, was man singt, wenn sich nur meine Seele erhebt und in den Flug kommt, in dem der Geist des Dichters war! Aber wahrlich, das wird einem bei jenen modernen Liedern sehr gleichgültig bleiben, die mit aller Kälte auf dem Schreibtisch poliert worden sind.


Adieu, liebe Schwester! Gott gebe deinem Amt Segen. Predige die Liebe, so wirst du geliebt! Segne alles, was Christi Sache ist, und sei übrigens in Gottes Namen geduldig, wenn man dich verlästert. Sooft ich an eurem Glockenläuten höre, dass du auf die Kanzel steigst, sooft will ich für dich beten. Und wenn deine Predigt gut formuliert ist und du die Seelen, die sich dich besonders anvertrauen, gut belehrst, so dass du sie alle auf den Mittelpunkt unsres Glaubens, die Ewige Liebe, hinweist; und wenn du dem Starken im Glauben genug und dem Schwachen so viel gibst, wie er braucht, wenn du die Skrupel verminderst und allen die Süßigkeit der Liebe begehrenswert machst, so wirst du einst mit der Überzeugung, dein Amt gut geführt zu haben, vor den Richterstuhl Christi treten können, der über Hirten und Schafe als oberster Hirte allein zu richten das Recht hat. Ich bin mit aller Zärtlichkeit


Deine Schwester Gudrun

Pastorin zu Oldenburg-Dietrichsfeld





DIE LEIDEN DES JUNGEN SCHWANKE



VORWORT


Ich habe sorgfältig alles gesammelt, was ich über die Geschichte des armen Schwanke erfahren konnte, und präsentiere es dir hier in dem Wissen, dass du mir dafür danken wirst. Seinem Geist und Charakter kannst du deine Bewunderung und Liebe nicht verweigern. Seinem Schicksal wirst du deine Tränen nicht verweigern.


Und du, gute Seele, die die gleiche Not erleidet, die er einmal ertragen hat, tröste dich mit seinem Kummer; und lass dieses kleine Buch deinen Freund sein, wenn du aufgrund des Unglücks oder durch deine eigene Schuld keinen lieben Begleiter finden kannst.



ERSTES BUCH


4. MAI 1998


Wie glücklich ich bin, dass ich weg bin! Mein lieber Freund, was für ein Ding ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, von dem ich unzertrennlich gewesen bin, den ich so sehr liebe, und mich dennoch glücklich zu fühlen! Ich weiß, dass du mir vergeben wirst. Wurden nicht andere Eigensinnige vom Schicksal speziell berufen, um einen Kopf wie meinen zu quälen? Arme Marion! und doch war ich nicht schuld. War es meine Schuld, dass, während der eigentümliche Charme ihrer Schwester mir eine angenehme Unterhaltung bot, eine Leidenschaft für mich in ihrem schwachen Herzen erzeugt wurde? Und doch, bin ich völlig tadellos? Habe ich ihre Gefühle nicht gefördert? Fühlte ich mich nicht entzückt von diesen wirklich echten Ausdrucksformen der Natur, die uns, obwohl in Wirklichkeit nur wenig fröhlich, so oft amüsierten? Habe ich nicht - aber ah! Was ist der Mensch? dass er es so wagt, sich selbst zu beschuldigen? Mein lieber Freund, ich verspreche dir, dass ich mich verbessern werde. Ich werde nicht länger, wie es meine Gewohnheit war, weiter über jeden kleinen Ärger nachdenken, den Fortuna auslösen kann. Ich werde die Gegenwart genießen, und die Vergangenheit wird für mich Vergangenheit sein. Zweifellos habt ihr Recht, meine besten Freunde, es würde unter der Menschheit weit weniger Leiden geben, wenn die Menschen - und Gott weiß, warum sie so sind - ihre Phantasie nicht so eifrig einsetzen würden, um sich in der Erinnerung an vergangene Trauer zu erinnern, statt zu ertragen ihr jetziges Los mit Gleichmut. Seiso freundlich, meine Mutter darüber zu informieren, dass ich mich nach besten Kräften um ihre Geschäfte kümmere und ihr die frühesten Informationen darüber geben werde. Ich habe meine Tante gesehen, und finde, dass sie weit davon entfernt ist, die unangenehme Person zu sein, die unsere Freunde ihr vorwerfen zu sein. Sie ist eine lebhafte, fröhliche Frau mit dem besten Herzen. Ich erklärte ihr das Unrecht meiner Mutter in Bezug auf den Teil ihres Erbteils, der ihr vorenthalten wurde. Sie erzählte mir die Motive und Gründe ihres eigenen Verhaltens und die Bedingungen, zu denen sie bereit ist, das Ganze aufzugeben und mehr zu tun, als wir verlangt haben. Kurz gesagt, ich kann derzeit nicht weiter auf dieses Thema eingehen. Versichere meiner Mutter nur, dass alles gut gehen wird. Und ich habe wieder beobachtet, mein lieber Freund, in dieser unbedeutenden Angelegenheit, dass Missverständnisse und Vernachlässigung mehr Unheil in der Welt verursachen als sogar Bosheit und Gemeinheit. Die beiden letzteren treten jedenfalls seltener auf.


Ansonsten geht es mir hier sehr gut. Die Einsamkeit in diesem irdischen Paradies ist für mich ein genialer Balsam, und der junge Frühling jubelt mit seinen großzügigen Versprechungen meinem oftmals bedenklichen Herzen zu. Jeder Baum, jeder Busch ist voller Blumen; und man könnte sich wünschen, sich in einen Schmetterling verwandelt zu haben, in diesem Ozean des Parfüms zu schweben und seine ganze Existenz darin zu finden.


Die Stadt selbst ist unangenehm; Aber überall findest du eine unbeschreibliche Schönheit der Natur. Dies veranlasste den verstorbenen Grafen, einen Garten auf einem der abfallenden Hügel anzulegen, die sich hier mit der reizvollsten Vielfalt kreuzen und die schönsten Täler bilden. Der Garten ist einfach; und es ist schon beim ersten Eintritt leicht zu erkennen, dass der Plan nicht von einem wissenschaftlichen Gärtner entworfen wurde, sondern von einem Mann, der sich hier dem Genuss seines eigenen sensiblen Herzens hingeben wollte. Manche Tränen habe ich bereits in einem Sommerhaus, das jetzt in Trümmer gelegt ist, aber der sein Lieblingsort war und jetzt mir gehört, in Erinnerung an seinen verstorbenen Meister vergossen. Ich werde bald Herr des Ortes sein. Der Gärtner hat sich in den letzten Tagen an mich gebunden.


10. MAI 1998


Eine wunderbare Gelassenheit hat meine ganze Seele in Besitz genommen, wie diese süßen Frühlingsmorgen, die ich von ganzem Herzen genieße. Ich bin allein und spüre den Reiz der Existenz an diesem Ort, der für die Glückseligkeit von Seelen wie meiner geschaffen wurde. Ich bin so glücklich, mein lieber Freund, so versunken in das exquisite Gefühl einer bloßen ruhigen Existenz, dass ich meine Talente vernachlässige. Ich könnte im Moment nicht in der Lage sein, einen einzigen Strich zu zeichnen, und doch habe ich das Gefühl, nie ein größerer Künstler gewesen zu sein als jetzt. Wenn das schöne Tal von Dampf um mich herum wimmelt und die Meridiansonne auf die Oberseite des undurchdringlichen Laubes meiner Bäume trifft und nur ein paar streunende Schimmer in das innere Heiligtum eindringen, werfe ich mich zwischen das hohe Gras des rieselnden Stroms; und, wenn ich nahe an der Erde liege, fallen mir tausend unbekannte Pflanzen auf: Wenn ich das Summen der kleinen Welt zwischen den Stielen höre und mich mit den unzähligen unbeschreiblichen Formen der Insekten und Fliegen vertraut mache, spüre ich die Gegenwart des Allmächtigen, der uns nach seinem eigenen Bild geformt hat, und der Atem dieser Universellen Liebe, die uns trägt und erhält, wie sie in einer Ewigkeit der Glückseligkeit um uns herum schwebt; und dann, mein Freund, wenn Dunkelheit meine Augen überspannt und Himmel und Erde in meiner Seele zu wohnen scheinen und ihre Kraft absorbieren, wie die Form einer Geliebten, dann denke ich oft mit Sehnsucht: Oh, würde ich diese Vorstellungen beschreiben, könnte ich auf dem Papier alles ausdrücken, was in mir so voll und warm lebt, dass es der Spiegel meiner Seele sein könnte, wie meine Seele der Spiegel der unendlichen Gottheit ist! O mein Freund - aber es ist zu viel für meine Kraft - ich versinke unter dem Gewicht der Pracht dieser Visionen!


12. MAI 1998


Ich weiß nicht, ob einige betrügerische Geister diesen Ort heimsuchen oder ob es die warme, himmlische Phantasie in meinem eigenen Herzen ist, die alles um mich herum wie ein Paradies erscheinen lässt. Vor dem Haus befindet sich ein Brunnen - ein Brunnen, an den ich durch einen Zauber wie Melusine und ihre Schwestern gebunden bin. Wenn du einen sanften Hang hinuntersteigst, kommst du zu einem Bogen, in dem etwa zwanzig Stufen tiefer Wasser aus dem klarsten Kristall aus dem Marmorfelsen sprudelt. Die schmale Wand, die es oben umgibt, die hohen Bäume, die den Ort umgeben, und die Kühle des Ortes selbst - alles vermittelt einen angenehmen, aber erhabenen Eindruck. Es vergeht kein Tag, an dem ich dort keine Stunde verbringe. Die jungen Mädchen kommen aus der Stadt, um Wasser zu holen - unschuldige und notwendige Beschäftigung, und früher das Amt der Töchter der Könige. Während ich mich dort ausruhe, wird die Idee des alten patriarchalischen Lebens um mich herum geweckt. Ich sehe sie, unsere alten Vorfahren, wie sie ihre Freundschaften geschlossen und Bündnisse am Brunnen geschlossen haben; und ich fühle, wie Brunnen und Bäche von wohltätigen Geistern bewacht wurden. Wer diesen Empfindungen fremd ist, hat nach der Müdigkeit eines müden Sommertages nie wirklich kühle Ruhe an der Seite eines Brunnens genossen.


13. MAI 1998


Du fragst, ob du mir Bücher schicken sollst. Mein lieber Freund, ich bitte dich, aus Liebe zu Gott, befreie mich von einem solchen Joch! Ich brauche nicht mehr geführt, aufgeregt, erhitzt zu werden. Mein Herz gärt genug in sich. Ich möchte, dass mich die Musen wiegen, und ich finde sie in meinem Homer perfekt. Oft bemühe ich mich, das brennende Fieber meines Blutes zu lindern; und du hast noch nie etwas gesehen, das so unsicher und ungewiss war wie mein Herz. Aber muss ich dir das gestehen, mein lieber Freund, der so oft die Qual ertragen hat, meine plötzlichen Übergänge von Trauer zu maßloser Freude und von süßer Melancholie zu gewalttätigen Leidenschaften mitzuerleben! Ich behandle mein armes Herz wie ein krankes Kind und befriedige jede Phantasie. Erwähne das nicht noch einmal: Es gibt Leute, die mich dafür tadeln würden.


15. MAI 1998


Die einfachen Leute des Ortes kennen mich bereits und lieben mich, besonders die Kinder. Als ich mich zuerst mit ihnen verband und mich in einem freundlichen Ton nach ihren verschiedenen Kleinigkeiten erkundigte, stellten sich einige vor, ich wolle sie lächerlich machen, und wandten sich mit überaus schlechtem Humor von mir ab. Ich ließ mich von diesem Umstand nicht betrüben: Ich fühlte nur am schärfsten, was ich zuvor oft beobachtet hatte. Personen, die einen bestimmten Rang beanspruchen können, halten sich kalt von den einfachen Leuten fern, als würden sie befürchten, durch den Kontakt ihre Bedeutung zu verlieren; während mutwillige Müßiggänger, die zu schlechten Scherzen neigen, dazu neigen, auf ihr Niveau herabzusteigen, nur um die armen Menschen ihre Unverschämtheit umso schärfer fühlen zu lassen.


Ich weiß sehr gut, dass wir nicht alle gleich sind und es auch nicht sein können; aber ich bin der Meinung, dass derjenige, der das gemeine Volk meidet, um seinen Respekt zu bewahren, genauso schuldig ist wie ein Feigling, der sich vor seinem Feind versteckt, weil er eine Niederlage fürchtet.


Neulich ging ich zum Brunnen und fand ein junges Mädchen, das ihren Krug auf die unterste Stufe gestellt hatte und sah sich um, ob sich einer ihrer Gefährten näherte, um ihn auf ihren Kopf zu setzen. Ich rannte runter und sah sie an. „Soll ich dir helfen, hübsches Mädchen?“ sagte ich. Sie errötete tief. „Oh, Herr!“ rief sie aus. „Keine Zeremonie!“ antwortete ich. Sie stellte ihren Krug hin und ich half ihr. Sie dankte mir und stieg die Stufen hinauf.


17. MAI 1998


Ich habe alle möglichen Bekanntschaften gemacht, aber noch keine Gesellschaft gefunden. Ich weiß nicht, welche Anziehungskraft ich für die Menschen habe, so viele von ihnen mögen mich und binden sich an mich; und dann tut es mir leid, wenn die Straße, die wir gemeinsam verfolgen, nur eine kurze Strecke führt. Wenn du dich erkundigst, wie die Leute hier sind, muss ich antworten: „Wie überall.“ Die Menschheit ist nur eine eintönige Angelegenheit. Die meisten von ihnen arbeiten den größten Teil ihrer Zeit für den Lebensunterhalt; und der spärliche Teil der Freizeit, der ihnen bleibt, beunruhigt sie so sehr, dass sie jede Anstrengung nutzen, um sie loszuwerden. Oh, das Schicksal des Menschen!


Aber sie sind eine richtig gute Art von Menschen. Wenn ich mich gelegentlich vergesse und an den unschuldigen Freuden teilnehme, die der Bauernschaft noch nicht verboten sind, und mich zum Beispiel mit echter Freiheit und Aufrichtigkeit amüsiere, an einem gut gedeckten Tisch sitze oder einen Ausflug oder Tanz passend arrangiere und so weiter, all dies wirkt sich gut auf mein Befinden aus; nur muss ich vergessen, dass in mir so viele andere Eigenschaften schlummern, die sich nutzlos verformen und die ich sorgfältig verbergen muss. Ah! Dieser Gedanke wirkt sich ängstlich auf meinen Geist aus. Und doch, missverstanden zu werden, ist das Schicksal von uns.


Ach, dass die Freundin meiner Jugend weg ist! Ach, dass ich sie jemals gekannt habe! Ich könnte mir sagen: „Du bist ein Träumer, der sucht, was hier auf Erden nicht zu finden ist.“ Aber sie war mein. Ich habe dieses Herz besessen, diese edle Seele, in deren Gegenwart ich mehr zu sein schien als ich wirklich war, weil ich alles war, was ich sein konnte. Du lieber Himmel! Ist denn eine einzige Kraft meiner Seele nicht ausgeübt worden? Konnte ich in ihrer Gegenwart dieses mysteriöse Gefühl, mit dem mein Herz die Natur umarmt, nicht in vollem Umfang zeigen? War unser Verkehr nicht ein fortwährendes Netz feinster Gefühle, schärfsten Witzes, dessen Arten selbst in ihrer Exzentrizität den Stempel des Genies trugen? Ach! Die wenigen Jahre, in denen sie meine Freundin war, brachten sie vor mir ins Grab...


Vor ein paar Tagen traf ich eine gewisse junge Regine - eine offene Kameradin mit einem sehr angenehmen Gesicht. Sie hat gerade die Universität verlassen, hält sich nicht für übertrieben klug, glaubt aber, mehr zu wissen als andere Menschen. Sie hat hart gearbeitet, wie ich aus vielen Umständen ersehen kann, und verfügt, kurz gesagt, über einen großen Informationsbestand. Als sie hörte, dass ich viel zeichne und Griechisch kann (zwei wunderbare Dinge in diesem Teil des Landes), besuchte sie mich und zeigte seinen gesamten Vorrat an Gelehrsamkeit: Sie versicherte mir, sie habe Winckelmann durchgelesen und besitze auch ein Manuskript über das Studium der Antike. Ich habe alles passieren lassen.


Ich habe auch eine sehr würdige Person kennengelernt, den Bezirksrichter, einen offenen und aufgeschlossenen Mann. Mir wurde gesagt, es sei sehr erfreulich, ihn inmitten seiner Kinder zu sehen, von denen er neun hat. Besonders von seiner ältesten Tochter wird viel gesprochen. Er hat mich eingeladen, ihn zu besuchen, und ich habe vor, dies bei der ersten Gelegenheit zu tun. Er lebt in einer der Jagdhütten, die von hier aus in anderthalb Stunden zu Fuß erreichbar sind und die er nach dem Verlust seiner Frau bewohnen durfte, da es für ihn so schmerzhaft ist, zu wohnen in der Stadt und am Hof.


Es sind mir auch einige andere Originale fragwürdiger Art in den Weg gekommen, die in jeder Hinsicht unerwünscht und in ihrer Demonstration der Freundschaft am unerträglichsten sind. Auf Wiedersehen! Dieser Brief wird dir gefallen: Er ist ziemlich historisch.


22. MAI 1998


Dass das Leben des Menschen nur ein Traum ist, haben viele Menschen bisher vermutet; und auch ich werde überall von diesem Gefühl verfolgt. Wenn ich die engen Grenzen betrachte, innerhalb derer unsere aktiven und forschenden Fähigkeiten begrenzt sind; wenn ich sehe, wie all unsere Energien verschwendet werden, um für bloße Notwendigkeiten zu sorgen, die wiederum kein anderes Ende haben, als eine elende Existenz zu verlängern; und dann, dass all unsere Befriedigung über bestimmte Untersuchungsthemen in nichts Besserem als einem passiven Rücktritt endet, während wir uns amüsieren, unsere Gefängnismauern mit hellen Figuren und brillanten Landschaften zu streichen - wenn ich das alles betrachte, Mark, schweige ich. Ich untersuche mein eigenes Wesen und finde dort eine Welt, aber eine Welt, die eher von Vorstellungskraft und schwachen Wünschen als von Unterscheidbarkeit und lebendiger Kraft geprägt ist.


Alle gelehrten Professoren und Doktoren sind sich einig, dass Kinder die Ursache ihrer Wünsche nicht verstehen; aber dass Erwachsene wie Kinder über diese Erde wandern sollten, ohne zu wissen, woher sie kommen oder wohin sie gehen, so wenig beeinflusst von festen Motiven, aber wie sie von Keksen, Zuckerpflaumen und Schokolade geführt - das ist es, was niemand anzuerkennen bereit ist; und doch denke ich, dass es greifbar ist.


Ich weiß, was du als Antwort sagen wirst, denn ich bin bereit zuzugeben, dass die am glücklichsten sind, die sich wie Kinder mit ihren Spielsachen amüsieren, ihre Puppen an- und ausziehen und aufmerksam den Schrank beobachten, in dem Mama ihre Süßigkeiten eingesperrt hat, und wenn sie es endlich bekommen ein köstliches Stückchen, essen sie es gierig und rufen aus: „Mehr!“ Dies sind sicherlich glückliche Wesen; aber andere sind auch Objekte des Neides, die ihre dürftigen Beschäftigungen und manchmal sogar ihre Leidenschaften mit pompösen Titeln würdigen und sie der Menschheit als gigantische Errungenschaften darstellen, die für ihr Wohlergehen und ihren Ruhm erbracht werden. Aber der Mann, der demütig die Eitelkeit all dessen anerkennt, der beobachtet, mit welcher Freude der blühende Bürger seinen kleinen Garten in ein Paradies verwandelt, und wie geduldig auch der arme Mann seinen müden Weg unter seiner Last verfolgt und wie alle gleichermaßen das Licht der Sonne ein wenig länger sehen wollen - ja, ein solcher Mann ist in Frieden und erschafft seine eigene Welt in sich selbst; und er ist auch glücklich, weil er ein Mensch ist. Und dann, so begrenzt seine Sphäre auch sein mag, bewahrt er immer noch das süße Gefühl der Freiheit in seinem Herzen und weiß, dass er sein Gefängnis verlassen kann, wann immer er will...


26. MAI 1998


Du kennst meine alten Möglichkeiten, sich irgendwo niederzulassen, ein kleines Häuschen an einem gemütlichen Ort auszuwählen und es mit allen Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Auch hier habe ich einen so gemütlichen Ort entdeckt, der für mich einen besonderen Reiz besitzt.


Etwa ein Kilometer von der Stadt entfernt liegt ein Ort namens Oldenburg. Er liegt herrlich auf der Seite eines Hügels; und wenn du auf einem der Fußwege gehst, die aus dem Dorf herausführen, kannst du einen Blick auf das ganze Tal haben. Dort lebt eine gute alte Frau, die ein kleines Gasthaus unterhält. Sie verkauft Wein, Bier und Kaffee und ist trotz ihres Alters fröhlich und angenehm. Der Hauptcharme dieses Ortes besteht in zwei Kastanienbäumen, die ihre riesigen Äste über das kleine Grün vor der Kirche verteilen, die vollständig von Bauernhäusern, Scheunen und Gehöften umgeben ist. Ich habe selten einen Ort gesehen, der so zurückgezogen und friedlich ist. Und dort werden oft mein Tisch und mein Stuhl aus dem kleinen Gasthaus herausgebracht und dort mein Kaffee getrunken und mein Homer gelesen. Der Zufall brachte mich eines schönen Nachmittags an den Ort, und ich fand ihn vollkommen verlassen. Alle waren auf den Feldern, bis auf einen kleinen Knaben von ungefähr vier Jahren, der auf dem Boden saß und ein etwa sechs Monate altes Kind zwischen den Knien hielt. Er drückte es mit beiden Armen an seine Brust, was eine Art Sessel bildete; und trotz der Lebendigkeit, die in seinen blauen Augen funkelte, blieb es vollkommen still. Der Anblick bezauberte mich. Ich setzte mich auf einen Pflug gegenüber und skizzierte mit großer Freude dieses kleine Bild brüderlicher Zärtlichkeit. Ich fügte die benachbarte Hecke, das Scheunentor und einige kaputte Wagenräder hinzu, gerade wie sie zufällig da lagen; und ich fand in ungefähr einer Stunde heraus, dass ich eine sehr korrekte und interessante Zeichnung gemacht hatte, ohne das geringste von mir selbst einzubringen. Dies bestätigte mich in meinem Entschluss, für die Zukunft ganz an der Natur festzuhalten. Sie allein ist unerschöpflich und in der Lage, die größten Meister zu bilden. Es kann viel für Regeln behauptet werden, ebenso viel für die Gesetze der Gesellschaft: Ein von ihnen gebildeter Künstler wird niemals etwas absolut Schlechtes oder Ekelhaftes hervorbringen; als ein Mann, der die Gesetze beachtet und dem Anstand gehorcht, kann er niemals ein absolut unerträglicher Nachbar oder ein entschiedener Bösewicht sein. Aber du sage, was du willst, von den Regeln, sie zerstören das echte Gefühl der Natur sowie ihren wahren Ausdruck. Sag mir nicht „dass das zu schwer ist, dass sie nur überflüssige Zweige zurückhalten und beschneiden“. Meine guter Freund, ich werde dies durch eine Analogie veranschaulichen. Diese Dinge ähneln der Liebe. Ein warmherziger Jugendlicher wird stark an ein Mädchen gebunden: Er verbringt jede Stunde des Tages in ihrer Gesellschaft. Zermürbt seine Gesundheit und verschwendet sein Vermögen, um fortwährend zu beweisen, dass er sich ganz ihr widmet. Dann kommt ein Mann von Welt, ein Mann von Amt und Ansehen, und spricht ihn so an: „Mein guter junger Freund, Liebe ist natürlich; aber du musst in Grenzen lieben. Teile deine Zeit auf: widme einen Teil dem Beruf und gib deiner Geliebten die Stunden der Erholung. Berechne dein Vermögen; und aus dem Überfluss heraus kannst du ihr ein Geschenk machen, nur nicht zu oft - an ihrem Geburtstag und zu solchen Gelegenheiten.“ Wenn er diesen Rat befolgt, kann er ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden, und ich sollte jedem Herren raten, ihm ein Amt zu geben. Aber es tötet seine Liebe und sein Genie, wenn er Künstler ist. O mein Freund! Warum bricht der Strom des Genies so selten hervor, rollt so selten im vollen Strom und überwältigt deine verblüffte Seele? Denn zu beiden Seiten dieses Baches haben kalte und angesehene Personen ihren Wohnsitz bezogen, und außerdem würden ihre Sommerhäuser und Tulpenbeete unter dem Strom leiden; deshalb graben sie Gräben und heben Böschungen zwischenzeitlich an, um die drohende Gefahr abzuwenden.


27. MAI 1998


Ich finde, ich bin in Verzückung, Deklamation und Gleichnisse gefallen und habe infolgedessen vergessen, dir zu erzählen, was aus den Kindern geworden ist. In meine künstlerischen Überlegungen vertieft, die ich in meinem gestrigen Brief kurz beschrieben habe, saß ich zwei Stunden lang auf dem Pflug. Gegen Abend kam eine junge Frau mit einem Korb auf dem Arm auf die Kinder zugerannt, die sich die ganze Zeit nicht bewegt hatten. Sie rief aus der Ferne aus: „Du bist ein guter Junge, Juri!“ Sie begrüßte mich: Ich gab es zurück, stand auf und näherte mich ihr. Ich fragte, ob sie die Mutter dieser hübschen Kinder sei. „Ja“, sagte sie; und als sie dem Ältesten ein Stück Brot gab, nahm sie den Kleinen in die Arme und küsste es mit der Zärtlichkeit einer Mutter. „Ich habe mein Kind in Juris Obhut gelassen“, und dass ihr Mann für etwas Geld, das ihm ein Verwandter hinterlassen hatte, auf eine Reise in die Schweiz gegangen war. „Sie wollten ihn betrügen“, sagte sie, „und wollten seine Briefe nicht beantworten; also ist er selbst dorthin gegangen. Ich hoffe, er hat keinen Unfall gehabt, da ich seit seiner Abreise nichts von ihm gehört habe.“ Mit Bedauern verließ ich die Frau und gab jedem der Kinder ein Geldstück, einen zusätzlichen für den Jüngsten, um etwas weißes Brot für ihn zu kaufen, wenn sie das nächste Mal in die Stadt ging. Und so trennten wir uns. Ich versichere dir, mein lieber Freund, wenn meine Gedanken alle in Aufruhr sind, beruhigt der Anblick eines solchen Geschöpfs meinen verstörten Geist. Sie bewegt sich in einer glücklichen Gedankenlosigkeit innerhalb des engen Kreises ihrer Existenz; sie besorgt ihre Bedürfnisse von Tag zu Tag; und wenn sie die Blätter fallen sieht, denkt sie nicht mehr darüber nach, als dass der Winter näher rückt. Seitdem bin ich oft dort hinausgegangen. Die Kinder sind mit mir ziemlich vertraut geworden; und jedes bekommt eine Zuckerware, wenn ich meinen Kaffee trinke, und sie teilen abends meine Kakao, mein Brot und meinen Käse. Sie erhalten ihr Geldstück immer sonntags, denn die gute Frau hat den Befehl, ihn ihnen zu geben, wenn ich nach der Abendmesse nicht dorthin gehe. Sie sind ganz zu Hause bei mir, erzählen mir alles; und ich bin besonders amüsiert darüber, ihre Gemüter und die Einfachheit ihres Verhaltens zu beobachten, wenn einige der anderen Dorfkinder mit ihnen versammelt sind.


Es hat mir viel Mühe gemacht, die Angst der Mutter zu befriedigen, dass (wie sie sagt) „sie dem guten Mann keine Unannehmlichkeiten bereiten“.


30. MAI 1998


Was ich kürzlich über Malerei gesagt habe, gilt auch für die Poesie. Wir müssen nur wissen, was wirklich hervorragend ist, und es wagen, es zum Ausdruck zu bringen. und das sagt viel in wenigen Worten. Heute hatte ich eine Szene, die, wenn sie buchstäblich benutzt wäre, die schönste Idylle der Welt wäre. Aber warum sollte ich von Gedichten, Szenen und Idyllen sprechen? Können wir niemals Freude an der Natur haben, ohne auf Kunst zurückzugreifen?


Wenn du von dieser Einführung etwas Großartiges oder Großartiges erwartest, wirst du dich leider irren. Es handelt sich lediglich um einen Bauernjungen, der das wärmste Interesse in mir geweckt hat. Wie immer werde ich meine Geschichte schlecht erzählen; und du wirst mich wie immer für extravagant halten. Es ist wieder Oldenburg - immer Oldenburg -, das diese wunderbaren Phänomene hervorbringt.


Vor dem Haus hatte sich unter den Kastanienbäumen eine Gruppe versammelt, um Kaffee zu trinken. Die Firma hat mir nicht gerade gefallen; und unter dem einen oder anderen Vorwand blieb ich zurück.


Ein Bauer kam aus einem angrenzenden Haus und machte sich an die Arbeit, um einen Teil desselben Pfluges zu arrangieren, den ich kürzlich skizziert hatte. Sein Aussehen gefiel mir; und ich sprach mit ihm, erkundigte mich nach seinen Umständen, machte seine Bekanntschaft und wurde, wie ich es bei Personen dieser Klasse gewohnt bin, bald in sein Vertrauen aufgenommen. Er sagte, er stehe im Dienst einer jungen Witwe, die großen Wert auf ihn legte. Er sprach so viel von seiner Geliebten und lobte sie so extravagant, dass ich bald sehen konnte, dass er verzweifelt in sie verliebt war. „Sie ist nicht mehr jung“, sagte er, „und sie wurde von ihrem ehemaligen Ehemann so schlecht behandelt, dass sie nicht vorhat, wieder zu heiraten.“ Aus seinem Bericht ging hervor, welche unvergleichlichen Reize sie für ihn besaß und wie leidenschaftlich er wünschte, sie würde ihn erwählen, die Erinnerung an das Fehlverhalten ihres ersten Mannes auszulöschen, dass ich seine eigenen Worte wiederholen müsste, um die Tiefe der Anhänglichkeit, Wahrheit und Hingabe des armen Mannes zu beschreiben. Es würde in der Tat die Gaben eines großen Dichters erfordern, um den Ausdruck seiner Züge, die Harmonie seiner Stimme und das himmlische Feuer seiner Augen zu vermitteln. Keine Worte können die Zärtlichkeit jeder seiner Bewegungen und Merkmale darstellen: Keine meiner Bemühungen könnte der Szene gerecht werden. Seine Aufregung, dass ich seine Position in Bezug auf seine Geliebte falsch einschätzen oder die Angemessenheit ihres Verhaltens in Frage stellen könnte, berührte mich besonders. Die charmante Art und Weise, mit der er ihre Form und Person beschrieb, die, ohne die Grazien der Jugend zu besitzen, ihn gewann und ihn an sie band, ist unaussprechlich und muss der Phantasie überlassen werden. Ich habe noch nie in meinem Leben die Möglichkeit einer so intensiven Hingabe, solch leidenschaftlicher Zuneigung, verbunden mit so viel Reinheit, gesehen oder mir vorgestellt oder gedacht. Beschuldige mich nicht, wenn ich sage, dass die Erinnerung an diese Unschuld und Wahrheit meine Seele tief beeindruckt; dass dieses Bild von Treue und Zärtlichkeit mich überall verfolgt; und dass mein eigenes Herz, als ob es von der Flamme entzündet wird, in mir leuchtet und brennt.


Ich will jetzt versuchen, sie zu sehen, sobald ich kann: oder vielleicht, nach meinem zweiten Gedanken, sollte ich es besser nicht tun; es ist besser, ich könnte sie mit den Augen ihres Geliebten sehen. Für mich würde sie vielleicht nicht so erscheinen, wie sie jetzt im Geiste vor mir steht; und warum sollte ich ein so süßes Bild zerstören?


16. JUNI 1998


Warum schreibe ich dir nicht? Du erhebst Anspruch auf Gelehrsamkeit und stellst eine solche Frage. Du hättest erraten sollen, dass es mir gut geht - das heißt - mit einem Wort, ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz gewonnen hat: Ich habe - ich weiß nicht.


Es wäre eine schwierige Aufgabe, dir regelmäßig zu berichten, wie ich die liebenswürdigste der Frauen kennengelernt habe. Ich bin ein glücklicher und zufriedener Sterblicher, aber ein armer Historiker.


Ein Engel! Unsinn! Jeder beschreibt so seine Geliebte; und doch finde ich es unmöglich, dir zu sagen, wie perfekt sie ist oder warum sie so perfekt ist: es reicht zu sagen, dass sie alle meine Sinne gefesselt hat.


So viel Einfalt mit so viel Verständnis - so mild und doch so entschlossen - ein so ruhiger Geist und ein so aktives Leben.


Aber das alles ist hässlicher Quatsch, der weder ein einzelnes Zeichen noch ein Merkmal ausdrückt. Ein anderes Mal - aber nein, nicht ein anderes Mal, jetzt, in diesem Augenblick, werde ich dir alles darüber erzählen. Jetzt oder nie. Nun, seit ich meinen Brief angefangen habe, war ich dreimal im Begriff, meinen Stift niederzuwerfen, meinen Wagen zu bestellen und hinauszufahren. Und doch habe ich heute Morgen geschworen, heute nicht zu fahren, und doch eile ich jeden Moment zum Fenster, um zu sehen, wie hoch die Sonne steht.


Ich konnte mich nicht zurückhalten - ich muss zu ihr gehen. Ich bin gerade zurückgekehrt, Mark; und während ich zu Abend esse, werde ich dir schreiben. Was für eine Freude war es für meine Seele, sie inmitten ihrer lieben, schönen Knaben zu sehen - fünf Brüder!


Aber wenn ich so vorgehe, wirst du am Ende meines Briefes nicht klüger sein als am Anfang. Nimm also teil, und ich werde mich zwingen, dir die Details zu geben.


Ich erwähnte dir neulich, dass ich den Bezirksrichter kennengelernt hatte und dass er mich eingeladen hatte, ihn in seinem Ruhestand oder vielmehr in seinem kleinen Herzogtum zu besuchen. Aber ich habe es versäumt, hinzugehen, und hätte vielleicht nie gehen sollen, wenn mir der Zufall nicht den Schatz entdeckt hätte, der an diesem Ort in Ruhe verborgen lag. Einige unserer jungen Leute hatten vorgeschlagen, auf dem Land, zu dem ich zugestimmt hatte, anwesend zu sein, eine Feier zu geben. Ich bot meine Hand für den Abend einem hübschen und angenehmen, aber eher alltäglichen Mädchen aus der unmittelbaren Nachbarschaft an; und es wurde vereinbart, dass ich einen Wagen mieten und Evi mit meinem Partner und ihrer Tante anbieten sollte, sie zum Fest zu befördern. Meine Begleiterin informierte mich, als wir durch den Park zum Schloss fuhren, dass ich eine sehr charmante junge Frau kennenlernen sollte. „Pass auf dich auf“, fügte die Tante hinzu, „dass du nicht dein Herz verlierst.“ - „Warum?“ fragte ich. „Weil sie bereits mit einem Mann verlobt ist“, antwortete sie, „der nach dem Tod seines Vaters seine Angelegenheiten regeln wird und ein sehr beträchtliches Erbe erhalten wird.“ Diese Informationen hatten für mich kein Interesse. Als wir am Tor ankamen, ging die Sonne hinter den Gipfeln der Bäume unter. Die Atmosphäre war schwer; und die Frauen drückten ihre Angst vor einem herannahenden Sturm aus, als sich am Horizont Massen von niedrigen schwarzen Wolken sammelten. Ich linderte ihre Ängste, indem ich vorgab, wetterkundig zu sein.


Ich stieg aus; und ein Knabe kam zur Tür und bat uns, einen Moment auf seine Liebste zu warten. Ich ging über den Hof zu einem gut gebauten Haus, stieg die Treppe hinauf, öffnete die Tür und sah vor mir das bezauberndste Schauspiel, das ich je gesehen hatte. Fünf Knaben im Alter von sechs bis fünfzehn Jahren rannten durch die Halle und umringten eine mittelgroße Frau mit einer hübschen Gestalt, gekleidet in ein leichtes weißes Gewand, das mit rosa Blumen bestickt war. Sie hielt ein Dinkelbrot in der Hand und schnitt den Knaben ringsum Scheiben, je nach Alter und Appetit. Sie erfüllte ihre Aufgabe auf anmutige und liebevolle Weise; jeder Antragsteller wartet mit ausgestreckten Händen darauf, an die Reihe zu kommen, und ruft lautstark seinen Dank. Einige von ihnen rannten sofort weg, um ihr Abendessen zu genießen; während andere, die sanfter eingestellt waren, sich in den Hof zurückzogen, um die Fremden zu sehen und den Wagen zu betrachten, in dem ihre Evi wegfahren sollte. „Bitte, verzeihe mir, dass ich dir die Mühe gemacht habe, für mich zu kommen, und dass ich die Frauen warten ließ. Aber das Anziehen und die Organisation einiger Haushaltsaufgaben, bevor ich gehe, hatte mich das Abendessen meiner Kinder vergessen lassen; und sie nehmen es nicht gern von jemandem außer mir.“ Ich machte ein gleichgültiges Kompliment: aber meine ganze Seele war von ihrer Aura, ihrer Stimme, ihrer Art absorbiert; und ich hatte mich kaum erholt, als sie in ihr Zimmer lief, um ihre Handschuhe und ihren Fächer zu holen. Die Knaben warfen mir aus der Ferne fragende Blicke zu; während ich mich dem jüngsten näherte, einem sehr leckeren kleinen Geschöpf. Er zog sich zurück; und Evi, die gerade eintrat, sagte: „Tom, gib deinem Onkel die Hand.“ Der kleine Kerl gehorchte bereitwillig; und ich konnte nicht widerstehen, ihm einen herzlichen Kuss zu geben, trotz seines ziemlich schmutzigen Gesichts. „Onkel“, sagte ich zu Evi, als ich sie weiterführte, „glaubst du, ich verdiene das Glück, mit dir verwandt zu sein?“ Sie antwortete mit einem bereiten Lächeln: „Oh! Es gibt viele Onkel, dass es mir leid tun würde, wenn du der letzte von ihnen wärst.“ Als sie sich verabschiedete, bat sie ihre nächste Schwester, Christine, ein Mädchen von ungefähr elf Jahren, sich sehr um die Kinder zu kümmern und sich von Papa an ihrer Stelle zu verabschieden, wenn er von seiner Fahrt nach Hause käme. Sie forderte die Kknaben auf, ihrer Schwester Christine wie ihr selbst zu gehorchen, worauf einige versprachen, dass sie es tun würden; aber ein kleiner blonder Knabe, ungefähr sechs Jahre alt, sah unzufrieden aus und sagte: „Aber Christine, das bist nicht du, Evi; und wir mögen dich am liebsten.“ Die beiden ältesten Jungen waren auf den Wagen geklettert; und auf meine Bitte hin erlaubte sie ihnen, uns ein Stück durch den Wald zu begleiten, nachdem sie versprochen hatten, sehr still zu sitzen und sich festzuhalten.


Wir saßen kaum, und die Frauen hatten kaum Komplimente ausgetauscht und die üblichen Bemerkungen über das Kleid der anderen und über die Gesellschaft gemacht, die sie erwarteten, als Evi den Wagen anhielt und ihre Knaben aussteigen ließ. Sie bestanden darauf, ihr die Hand noch einmal zu küssen; was der Älteste mit der Zärtlichkeit eines fünfzehnjährigen Jugendlichen tat, der andere jedoch leichter und nachlässiger. Sie wollte, dass sie den Knaben ihre Liebe weitergäben, und wir fuhren los.


Die Tante fragte Evi, ob sie das Buch zuende gelesen habe, das sie ihr zuletzt geschickt hatte. „Nein“, sagte Evi; „es hat mir nicht gefallen: du kannst es wieder haben. Und das vorherige war nicht viel besser.“ Ich war überrascht, als ich nach dem Autor fragte, dass es Brecht war.


Ich fand Durchdringung und Charakter in allem, was sie sagte: Jeder Ausdruck schien ihre Gesichtszüge mit neuen Reizen aufzuhellen - mit neuen Strahlen des Genies -, die sich allmählich entfalteten, wenn sie sich verstanden fühlte.


Als ich jünger war“, bemerkte sie, „liebte ich nichts so sehr wie die Romantik. Nichts konnte meiner Freude entsprechen, wenn ich mich in einem Urlaub ruhig in einer Ecke niederlassen und mit ganzem Herzen und ganzer Seele in die Freuden oder Leiden einer fiktiven Diotima eintreten konnte. Ich leugne nicht, dass sie noch einige Reize für mich besitzt. Aber ich lese so selten, dass ich Bücher bevorzuge, die genau meinem Geschmack entsprechen. Und ich mag die Autoren am liebsten, deren Szenen meine eigene Situation beschreiben: Das Leben - und die Freunde, die um mich sind, deren Geschichten mich interessieren, weil sie meiner eigenen Existenz ähneln -, die, ohne absolut paradiesisch zu sein, im Großen und Ganzen eine Quelle unbeschreiblichen Glücks sind.“


Ich bemühte mich, die Emotionen zu verbergen, die diese Worte hervorriefen, aber es war von geringem Nutzen; denn als sie so wahrhaftig ihre Meinung über „den Eremiten in Griechenland“ und andere Werke geäußert hatte, deren Namen ich weglasse, konnte ich mich nicht länger zurückhalten, sondern äußerte mich voll und ganz zu dem, was ich darüber dachte: und erst als Evi sich an die beiden anderen Frauen gewandt hatte, erinnerte ich mich an ihre Anwesenheit und beobachtete sie stumm vor Erstaunen. Die Tante sah mich mehrmals mit einem Hauch von Scherz an, was mir jedoch überhaupt nichts ausmachte.


Wir sprachen über die Freuden des Tanzens. „Wenn es ein Fehler ist, den Tanz zu lieben“, sagte Evi, „bin ich bereit zu gestehen, dass ich ihn über alle anderen Vergnügungen schätze. Wenn mich etwas stört, gehe ich zum Klavier, spiele eine Melodie, zu der ich getanzt habe, und alles geht direkt wieder richtig.“


Du, der mich kennt, kannst dir vorstellen, wie standhaft ich während dieser Bemerkungen auf ihre blauen Augen blickte, wie meine Seele sich über ihre warmen Lippen und frischen, leuchtenden Wangen freute, wie ich mich in der entzückenden Bedeutung ihrer Worte ziemlich verlor, so sehr, dass ich die tatsächlichen Ausdrücke kaum hörte. Kurz gesagt, ich stieg wie eine Person in einem Traum aus dem Wagen und war so verloren für die trübe Welt um mich herum, dass ich kaum die Musik hörte, die aus dem beleuchteten Festsaal hallte.


Die beiden Herren (ich kann mich nicht mit den Namen herumschlagen), die die Partner von Tante und Evi waren, empfingen uns an der Wagentür und nahmen ihre Frauen in Empfang, während ich mit meinem Mädchen folgte.


Wir begannen zu tanzen. Ich tanzte mit einer Frau nach der andere, und genau diejenigen, die am unangenehmsten waren, konnten sich nicht dazu bringen, aufzuhören. Evi und ihr Partner begannen einen amerikanischen Tanz, und du musst dir meine Freude vorstellen, als sie an der Reihe war, mit mir zu tanzen. Du solltest Evi tanzen sehen. Sie tanzt mit ganzem Herzen und ganzer Seele: Ihre Figur ist ganz Harmonie, Eleganz und Anmut, als ob sie sich nichts anderes bewusst wäre und keinen anderen Gedanken oder ein anderes Gefühl hätte; und zweifellos ist für den Moment jede andere Empfindung ausgestorben.


Sie war für den zweiten Tanz verabredet, versprach mir aber den dritten und versicherte mir mit der angenehmsten Freiheit, dass sie sehr gerne tanzt. „Es ist hier Brauch“, sagte sie, „dass die vorherigen Partner zusammen tanzen; aber mein Partner ist ein gleichgültiger Tänzer und wird sich freuen, wenn ich ihm die Mühe erspare. Deine Partnerin kann nicht tanzen, und zwar ist sie eben unfähig: aber ich habe während des Tanzes beobachtet, dass du gut tanzt; wenn du also mit mir tanzen willst, bitte ich dich, es meinem Partner vorzuschlagen, und ich werde es deiner vorschlagen.“ Wir waren uns einig, und es wurde vereinbart, dass sich unsere Partner gegenseitig unterhalten sollten...


Wir machten uns auf den Weg und freuten uns zunächst über die üblichen anmutigen Bewegungen der Arme. Mit welcher Anmut, mit welcher Leichtigkeit bewegte sie sich! Als der Tanz begann und die Tänzer im schwindelerregenden Labyrinth umeinander wirbelten, gab es einige Verwirrung, da einige der Tänzer nicht in der Lage waren. Wir blieben vernünftigerweise still und erlaubten den anderen, sich selbst zu ermüden; und als sich die ungeschickten Tänzer zurückgezogen hatten, machten wir mit und machten es zusammen mit einem anderen Paar. Nie habe ich leichter getanzt. Ich fühlte mich mehr als sterblich, hielt diese schönste Kreatur in meinen Armen und flog mit ihr so schnell wie der Wind, bis ich jedes andere Objekt aus den Augen verlor. Und, o Mark, ich schwor in diesem Moment, dass sie die Jungfrau war, die ich liebte...


Wir drehten uns ein paar Mal im Raum um, um wieder zu Atem zu kommen. Evi setzte sich und fühlte sich erfrischt, als sie einige Orangen aß, die ich mir gesichert hatte - die einzigen, die noch übrig waren; aber bei jedem Stück, das sie aus Höflichkeit ihren Nachbarn anbot, fühlte ich mich, als würde ein Dolch durch mein Herz gehen.


Wir waren das zweite Paar im dritten Tanz. Als wir hinuntergingen (und der Himmel weiß, mit welcher Ekstase ich auf ihre Arme und Augen blickte und mit dem süßesten Gefühl reinen und echten Genusses strahlte), kamen wir an einer Frau vorbei, die ich für ihren charmanten Gesichtsausdruck bewunderte, obwohl sie nicht mehr jung war. Sie sah Evi mit einem Lächeln an, dann hielt sie ihren Finger in einer bedrohlichen Haltung hoch und wiederholte zweimal in einem sehr bedeutungsvollen Ton den Namen „Jörg“.


Wer ist Jörg?“ fragte ich Evi, „wenn es nicht unverschämt ist zu fragen.“ Sie wollte gerade antworten, als wir uns trennen mussten, um eine Figur im Tanz auszuführen; und als wir uns wieder trafen, bemerkte ich, dass sie etwas nachdenklich aussah. „Warum soll ich es vor dir verbergen?“ sagte sie, als sie mir ihre Hand für den Spaziergang gab. „Jörg ist der Mann, mit dem ich verlobt bin.“ Nun, das war nichts Neues für mich (denn die Mädchen hatten mir unterwegs davon erzählt); aber es war so neu, dass ich im Zusammenhang mit ihr, von der ich in so kurzer Zeit gelernt hatte, sie so hoch zu schätzen, nicht daran gedacht hatte. Genug, ich wurde verwirrt, stieg aus dem Tanz aus und verursachte allgemeine Verwirrung; so dass Evi alle Kraft benötigte, die Ordnung wieder herzustellen.


Der Tanz war noch nicht beendet, als der Blitz, der seit einiger Zeit am Horizont zu sehen war und von dem ich behauptet hatte, er gehe ganz aus der Hitze hervor, heftiger wurde; und der Donner war über der Musik zu hören. Wenn uns eine Not oder ein Schrecken inmitten unserer Vergnügungen überrascht, macht sie natürlich einen tieferen Eindruck als zu anderen Zeiten, entweder weil der Kontrast uns anfälliger macht oder weil unsere Sinne dann offener für Eindrücke sind, und der Schock ist folglich stärker. Diesem Grund muss ich den Schreck und die Rufe der Frauen zuschreiben. Eine setzte sich scharfsinnig mit dem Rücken zum Fenster in eine Ecke und hielt die Finger an die Ohren; eine zweite kniete vor ihr nieder und versteckte ihr Gesicht in ihrem Schoß; eine dritte warf sich zwischen sie, und umarmte ihre Schwestern mit tausend Tränen; einige bestanden darauf, nach Hause zu gehen; andere, die sich ihrer Handlungen nicht bewusst waren, hatten eine ausreichende Geistesgegenwart, um die Zumutung ihrer jungen Partner zu unterdrücken, die versuchten, die Seufzer, die die Lippen unserer aufgeregten Schönheiten für den Himmel hatten, auf sich zu lenken. Einige der Männer waren die Treppe hinuntergegangen, um eine Zigarette zu rauchen, und der Rest der Gesellschaft nahm gerne einen glücklichen Vorschlag der Gastgeberin an, sich in einen anderen Raum zurückzuziehen, der mit Fensterläden und Vorhängen versehen war. Wir waren kaum dort angekommen, als Evi die Stühle in einen Kreis stellte; und als sich der Verein in Übereinstimmung mit ihrer Bitte hingesetzt hatte, schlug sie sofort ein Spiel vor.


Ich bemerkte, dass einige der Leute ihren Mund vorbereiteten und sich in der Aussicht auf einen angenehmen Verlust aufstellten. „Lasst uns beim Zählen spielen“, sagte Evi. „Jetzt passt auf: Ich werde den Kreis von rechts nach links umrunden; und jeder Mensch soll nacheinander die Zahl zählen, die zu ihm kommt, und muss schnell zählen; wer aufhört oder Fehler macht, soll eine Ohrfeige bekommen, und so weiter, bis wir tausend gezählt haben.“ Es war herrlich, den Spaß zu sehen. Sie ging mit erhobenem Arm um den Kreis. „Eins“, sagte der erste; „zwei“ der zweite; „drei“ der dritte, und so weiter, bis Evi immer schneller wurde. Man machte einen Fehler, sofort gab es eine Ohrfeige; und inmitten des Lachens, das folgte, kam eine andere Ohrfeige; und so weiter, schneller und schneller. Ich selbst bekam zwei. Ich stellte mir vor, sie wären härter als die anderen und fühlte mich ziemlich erfreut. Ein allgemeines Lachen und Verwirrung beendeten das Spiel, lange bevor wir bis tausend gezählt hatten. Die Party löste sich in kleine getrennte Knäuel auf: Der Sturm hatte aufgehört, und ich folgte Evi in den Tanzsaal. Unterwegs sagte sie: „Das Spiel hat ihre Angst vor dem Gewitter verbannt.“ Ich konnte keine Antwort geben. „Ich selbst“, fuhr sie fort, „war genauso verängstigt wie jeder von ihnen; aber indem ich den Mut beeinflusste, die Stimmung der anderen aufrechtzuerhalten, vergaß ich meine Befürchtungen.“ Wir gingen zum Fenster. In einiger Entfernung donnerte es immer noch: Ein sanfter Regen strömte über das Land und erfüllte die Luft um uns herum mit köstlichen Gerüchen. Evi beugte sich auf ihrem Arm vor; ihre Augen wanderten über die Szene; sie hob sie zum Himmel und wandte sie dann auf mich; sie waren mit Tränen angefeuchtet; sie legte ihre Hand auf meine und sagte: „Goethe...“ Sofort erinnerte ich mich an die großartige Szene, die in ihren Gedanken war: Ich fühlte mich vom Gewicht meiner Empfindungen unterdrückt und sank unter. Es war mehr als ich ertragen konnte. Ich beugte mich über ihre Hand, küsste sie in einem Strom köstlicher Tränen und sah wieder zu ihren Augen auf. Göttlicher Goethe! Warum hast du deine Apotheose nicht in diesen Augen gesehen? Und dein Name wurde so oft entweiht, dass ich ihn nie so schön wiederholt hörte!


19. JUNI 1998


Ich erinnere mich nicht mehr, wo ich in meiner Erzählung aufgehört habe: Ich weiß nur, dass es zwei Uhr morgens war, als ich ins Bett ging; und wenn du bei mir gewesen wärst, damit ich hätte reden können, anstatt dir zu schreiben, hätte ich dich höchstwahrscheinlich bis zum Tagesanbruch wach halten können.


Ich glaube, ich habe noch nicht erzählt, was passiert ist, als wir vom Fest nach Hause gefahren sind, und ich habe auch keine Zeit, es dir jetzt zu sagen. Es war ein großartiger Sonnenaufgang: Das ganze Land war erfrischt, und der Regen fiel Tropfen für Tropfen von den Bäumen im Wald. Unsere Gefährten schliefen. Evi fragte mich, ob ich nicht auch schlafen wolle, und bat mich, für sie keine Zeremonie abzuhalten. Ich sah sie standhaft an und antwortete: „Solange ich diese deine Augen offen sehe, gibt es keine Sorge dass ich einschlafe.“ Wir waren beide wach, bis wir ihre Tür erreichten. Das Mädchen öffnete es leise und versicherte ihr als Antwort auf ihre Anfragen, dass es ihrem Vater und den Kindern gut gehe und sie immer noch schlafen. Ich verließ sie und bat um Erlaubnis, sie im Laufe des Tages besuchen zu dürfen. Sie stimmte zu, und ich ging. Und seit dieser Zeit können Sonne, Mond und Sterne ihren Kurs verfolgen: Ich weiß nicht, ob es Tag oder Nacht ist; die ganze Welt ist nichts für mich.


21. JUNI 1998


Meine Tage sind so glücklich wie die, die Gott seinen Auserwählten vorbehalten hat. Und was auch immer mein Schicksal danach sein mag, ich kann niemals sagen, dass ich keine Freude geschmeckt habe - die reinste Lebensfreude. Du kennst Oldenburg. Ich bin jetzt vollständig dort angesiedelt. An dieser Stelle bin ich nur einen Kilometer von Evi entfernt; und dort amüsiere ich mich und schmecke all die Lust, das dem Los des Menschen zufallen kann.


Als ich Oldenburg für meine Ausflüge auswählte, konnte ich mir kaum vorstellen, dass der ganze Himmel so nahe daran lag. Wie oft habe ich auf meinen Spazierfahrten vom Hang oder von den Wiesen über den Fluss dieses Schloss gesehen, das jetzt die ganze Freude meines Herzens in sich trägt!


Ich habe oft, mein lieber Mark, über den Eifer nachgedacht, den Männer verspüren, umherzureisen und neue Entdeckungen zu machen, und über diesen geheimen Impuls, der sie danach dazu veranlasst, in ihren engen Kreis zurückzukehren, sich an die Gesetze der Moral zu halten und sich nicht mehr in Verlegenheit zu bringen mit dem, was um sie herum vorgeht.


Es ist so seltsam, wie ich mich, als ich zuerst hierher kam und vom Hang aus auf dieses schöne Tal blickte, von der gesamten Szene, die mich umgab, entzückt fühlte. Das kleine Gehölz gegenüber - wie herrlich, im Schatten zu sitzen! Wie schön die Aussicht von diesem Hügel! Dann diese herrlichen Hügel und die exquisiten Täler zu ihren Füßen! Könnte ich nur wandern und mich in ihnen verlieren! Ich ging und kehrte zurück, ohne zu finden, was ich wollte. Entfernung, mein Freund, ist wie Zukunft. Eine trübe Weite breitet sich vor unseren Seelen aus: Die Wahrnehmungen unseres Geistes sind so dunkel wie die unserer Visionen; und wir möchten ernsthaft unser ganzes Wesen aufgeben, damit es mit der vollständigen und vollkommenen Glückseligkeit einer herrlichen Emotion erfüllt wird. Aber leider! wenn wir unser Ziel erreicht haben, ist es enttäuschend...


So keucht der unruhige Reisende nach seiner Heimat und findet in seiner eigenen Hütte, in den Armen seiner Ehefrau, in den Zuneigungen seiner Kinder und in der Arbeit, die für ihre Unterstützung notwendig ist, das Glück, das er vergeblich gesucht hatte in der weiten Welt.


Wenn ich morgens bei Sonnenaufgang nach Oldenburg gehe und mit meinen eigenen Händen im Garten die Erbsen sammle, die für mein Abendessen dienen sollen, wenn ich mich hinsetze, um sie zu schälen, und in den Pausen meinen Homer lese, und dann wähle ich einen Topf aus der Küche aus, hole meine eigene Butter, lege mein Holz ins Feuer, decke es zu und setze mich, um die Suppe nach Bedarf umzurühren. Ich stelle mir die berühmten Freier von Penelope vor, die töten, sich anziehen und ihre eigenen Ochsen und Schweine vorbereiten. Nichts erfüllt mich mit einem reineren und aufrichtigeren Gefühl des Glücks als jene Merkmale des patriarchalischen Lebens, die Gott sei Dank ich ohne Beeinträchtigung nachahmen kann. Glücklich ist es in der Tat.


29. JUNI 1998


Vorgestern kam die Ärztin aus der Stadt, um dem Richter einen Besuch abzustatten. Sie fand mich auf dem Boden, ich spielte mit Evis Kindern. Einige von ihnen krabbelten über mich, andere tobten mit mir; und als ich sie fing und kitzelte, machten sie ein großes Geschrei. Die Ärztin ist eine formelle Art von Persönlichkeit: Sie passt ihre Zöpfe ihren Rüschen an und fasst ihre Rüschen kontinuierlich an, während sie mit dir spricht. Und sie dachte, mein Verhalten sei unter der Würde eines vernünftigen Mannes. Ich konnte das an ihrem Gesicht erkennen. Aber ich habe mich nicht stören lassen. Ich erlaubte ihr, ihr weises Gespräch fortzusetzen, während ich die Kartenhäuser der Kinder für sie so schnell wieder aufbaute, wie sie sie niederwarfen. Danach ging sie durch die Stadt und beschwerte sich beim Richter.


Ja, mein lieber Mark, nichts auf dieser Erde beeinflusst mein Herz so sehr wie Kinder... Wenn ich auf ihre Taten schaue; wenn ich in den kleinen Kreaturen die Samen all jener Tugenden und Eigenschaften bemerke, die sie eines Tages so unverzichtbar finden werden; wenn ich hartnäckig die ganze zukünftige Festigkeit und Beständigkeit eines edlen Charakters sehe; in der launischen Art, dieser Leichtfertigkeit und Fröhlichkeit des Temperaments, die sie leicht über die Gefahren und Schwierigkeiten des Lebens tragen wird, ihre ganze Natur einfach und unbefleckt - dann erinnere ich mich an die goldenen Worte des Königs der Menschheit, Jesus: „Es sei denn, ihr werdet wie die Kinder, sonst könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen!“ Und jetzt, mein Freund, diese Kinder, die uns gleichgestellt sind und die wir als unsere Vorbilder betrachten sollten, da behandeln wir sie so, als wären sie unsere Untertanen. Sie dürfen keinen eigenen Willen haben. Und haben wir denn selbst keinen? Woher kommt unser exklusives Recht? Liegt es daran, dass wir älter und erfahrener sind? Großer Gott! Von der Höhe deines Himmels siehst du große und kleine Kinder und keine anderen. Und dein Sohn Jesus hat längst erklärt, was dir das größte Vergnügen bereitet. Aber sie glauben an ihn und hören ihn doch nicht - auch das ist eine alte Geschichte; und sie bilden ihre Kinder nach ihrem eigenen Bild aus.


Adieu, Mark! Ich werde mich von diesem Thema nicht weiter verwirren lassen.


1. JULI 1998


Der Trost, den Evi meinem eigenen Herzen bringt, bringt sie einem Invaliden, der mehr unter ihrer Abwesenheit leidet als so manche arme Kreatur, die auf einem Krankenbett verweilt. Sie ist weg, um ein paar Tage in der Stadt mit einer sehr würdigen Frau zu verbringen, die von den Ärzten aufgegeben wird und Evi in ihren letzten Augenblicken in ihrer Nähe haben möchte. Ich begleitete sie letzte Woche zu einem Besuch beim Pastor von Rastede, einem kleinen Dorf, ungefähr fünf Kilometer entfernt. Wir kamen gegen vier Uhr an: Evi hatte ihre kleine Schwester mitgenommen. Als wir den Pfarrhof betraten, fanden wir den alten Pastoren auf einer Bank vor der Tür im Schatten zweier großer Walnussbäume. Beim Anblick von Evi schien er neues Leben zu gewinnen, stand auf, vergaß seinen Stock und wagte es, auf sie zuzugehen. Sie rannte zu ihm und ließ ihn sich wieder setzen; dann stellte sie sich an seine Seite, gab ihm eine Reihe von Nachrichten von ihrem Vater und holte dann sein jüngstes Kind, ein schmutziges, kleines Ding, die Freude seines Alters, und küsste es. Ich wünschte, du hättest ihre Aufmerksamkeit für diesen alten Mann miterleben können - wie sie ihre Stimme wegen seiner Taubheit erhob; wie sie ihm von gesunden jungen Menschen erzählte, die zu Grabe getragen worden waren, als es am wenigsten erwartet wurde; lobte die Heilkräfte von Bad Pyrmont und lobte seine Entschlossenheit, den folgenden Sommer dort zu verbringen; und versicherte ihm, dass er besser und stärker aussähe als damals, als sie ihn zuletzt sah. In der Zwischenzeit habe ich auf seine gute Frau Pastor geachtet. Der alte Mann schien ziemlich in guter Stimmung zu sein; und da ich nicht anders konnte, als die Schönheit der Walnussbäume zu bewundern, die bildeten einen so angenehmen Schatten über unseren Köpfen, begann er, wenn auch mit ein wenig Schwierigkeiten, uns ihre Geschichte zu erzählen. „Was den ältesten Baum betrifft“, sagte er, „wissen wir nicht, wer ihn gepflanzt hat - manche sagen, ein Geistlicher: aber der jüngere, der hinter uns steht, ist genau das Alter meiner Frau, die nächstes Jahr fünfzig Jahre alt ist, im November, ihr Vater hat ihn am Morgen gepflanzt, und am Abend ist sie auf die Welt gekommen. Der Vater meiner Frau war mein Vorgänger hier, und ich kann euch nicht sagen, wie sehr er diesen Baum liebte, und er ist mir genauso lieb. Im Schatten dieses Baumes saß meine Frau auf einem Holzklotz und strickte, als ich, ein armer Student, vor siebenundzwanzig Jahren zum ersten Mal in diesen Pfarrhof kam.“ Evi erkundigte sich nach seiner Tochter. Er sagte, sie sei mit einem Jüngling auf die Wiesen gegangen und beim Heumachen. Der alte Mann nahm dann seine Geschichte wieder auf und erzählte uns, wie sein Vorgänger sich für ihn interessiert hatte, ebenso wie seine Tochter; und wie er zuerst sein Diakon und später sein Nachfolger als Pastor geworden war. Er hatte seine Geschichte kaum beendet, als seine Tochter in Begleitung des oben genannten Jünglings durch den Garten zurückkehrte. Sie begrüßte Evi liebevoll, und ich gestehe, dass ich von ihrem Aussehen sehr angetan war. Sie war eine lebhaft aussehende, gut gelaunte Blondine, die ziemlich kompetent war, einen für kurze Zeit auf dem Land zu unterhalten. Ihr Liebhaber (was der Jüngling offenbar zu sein schien) war eine höfliche, zurückhaltende Persönlichkeit und wollte sich trotz allem nicht an unserem Gespräch beteiligen. Evi bemühte sich, ihn herauszulocken. Ich war sehr verärgert darüber, dass sein Schweigen nicht aus Mangel an Talent entstand, sondern aus übler Laune und Unmut. Dies wurde später sehr deutlich, als wir uns auf den Weg machten und Valea sich Evi anschloss, mit der ich sprach. Das Gesicht des Jünglings, das natürlich ziemlich düster war, wurde so dunkel und wütend, dass Evi gezwungen war, meinen Arm zu berühren und mich daran zu erinnern, dass ich zu viel mit Valea geflirtet habe. Nichts beunruhigt mich mehr, als zu sehen, wie Männer sich gegenseitig quälen; besonders wenn sie in der Blüte ihres Alters, in der Zeit des Vergnügens, ihre wenigen kurzen Sonnentage in Streitereien verschwenden und ihren Fehler nur dann wahrnehmen, wenn es zu spät ist, ihn zu reparieren. Dieser Gedanke beschäftigte mich; und am Abend, als wir zum Pastoren zurückkehrten und mit unserer Buttermilch um den Tisch saßen, drehte sich das Gespräch um die Freuden und Sorgen der Welt, ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, bitter gegen die schlechte Laune zu schimpfen. „Wir sind geneigt“, sagte ich, „uns zu beschweren, aber mit sehr geringem Grund, dass unsere glücklichen Tage wenige und unsere bösen Tage viele sind. Wenn unsere Herzen immer bereit wären, die Vorteile zu empfangen, die der Himmel uns schickt, sollten wir erwerben die Kraft, das Gute zu unterstützen, wenn es darum geht.“ - „Aber“, bemerkte die Frau Pastor, „wir können unsere Gemüter nicht immer beherrschen, so viel hängt von der Konstitution ab: Wenn der Körper leidet, fühlt sich der Geist unwohl.“ - „Ich erkenne das an“, fuhr ich fort. „Ich würde mich freuen, etwas mehr darüber zu hören“, sagte Evi, „zumindest denke ich, dass sehr viel von uns selbst abhängt; ich weiß, dass es bei mir so ist. Wenn mich etwas nervt und mein Temperament stört, eile ich in den Garten, summe ein paar Lieder, und bei mir ist alles in Ordnung.“ - „Das habe ich gemeint“, antwortete ich, „schlechte Laune ähnelt der Trägheit: Es ist für uns selbstverständlich; aber wenn wir einmal den Mut haben, uns anzustrengen, geht uns die Arbeit frisch von den Händen und wir erleben in der Aktivität, wie wir vorher einen echten Genuss verloren haben.“ Valea hörte sehr aufmerksam zu, und der junge Mann beanstandete, dass wir keine Meister unserer selbst und noch weniger unserer Gefühle seien. „Die Frage handelt von einem unangenehmen Gefühl“, fügte ich hinzu, „dem jeder bereitwillig entkommen könnte, aber keiner kennt seine eigene Macht ohne Prüfung. Invaliden sind froh, Ärzte zu konsultieren und sich dem gewissenhaftesten Regime, den übelsten Medikamenten zu unterwerfen, um ihre Gesundheit wiederherzustellen.“ Ich bemerkte, dass der gute alte Pastor seinen Kopf neigte und sich bemühte, unseren Diskurs zu hören; also erhob ich mich meine Stimme und richtete mich direkt an ihn. „Wir predigen gegen sehr viele Verbrechen“, bemerkte ich, „aber ich erinnere mich nie an eine Predigt gegen die schlechte Laune.“ - „Das kann sehr gut für eure Stadtkleriker sein“, sagte er, „Landleute sind niemals schlecht gelaunt; obwohl es in der Tat gelegentlich nützlich sein könnte, zum Beispiel für meine Frau und den Richter.“ Wir alle lachten, ebenso wie er, ebenfalls sehr herzlich, bis er in einen Hustenanfall geriet, der unser Gespräch eine Zeitlang unterbrach. Der Jüngling nahm das Thema wieder auf. „Du nennst die schlechte Laune ein Verbrechen“, bemerkte er, „aber ich denke, du verwendest da einen zu starken Begriff.“ - „Überhaupt nicht“, antwortete ich, „wenn das den Namen verdient, der für uns und unsere Nachbarn so schädlich ist. Ist es nicht genug, dass wir die Kraft wollen, einander glücklich zu machen, müssen wir uns gegenseitig das Vergnügen rauben, das wir haben? Können alle für sich selbst sorgen? Zeige mir den Mann, der die Selbstberrschung hat, seine schlechte Laune zu verbergen, der die ganze Last selbst trägt, ohne den Frieden der Menschen um ihn herum zu stören. Nein: schlechte Laune entsteht aus einem eigenen inneren Bewusstsein vom Mangel an Verdienst, von einer Unzufriedenheit, die immer diesen Neid begleitet, den die dumme Eitelkeit erzeugt. Wir sehen Menschen glücklich, die wir nicht glücklich gemacht haben, und den Anblick können wir nicht ertragen.“ Evi sah mich mit einem Lächeln an; sie beobachtete die Emotion, mit der ich sprach: und eine Träne in den Augen von Valea regte mich an, fortzufahren. „Wehe denen“, sagte ich, „die ihre Macht über ein menschliches Herz einsetzen, um die einfachsten Freuden zu zerstören, die es natürlich genießen würde! Alle Gefälligkeiten, alle Aufmerksamkeiten in der Welt können den Verlust dieses Glücks, das eine grausame Tyrannei zerstört hat, nicht kompensieren.“ Mein Herz war voll, als ich sprach. Eine Erinnerung an viele Dinge, die geschehen waren, drückte auf meinen Geist und erfüllte meine Augen mit Tränen. „Wir sollten uns täglich wiederholen“, rief ich aus, „dass wir unsere Freunde nicht stören sollten, sondern sie im Besitz ihrer eigenen Freuden lassen und ihr Glück steigern, indem wir es mit ihnen teilen! Aber wenn ihre Seelen von einer gewalttätigen Leidenschaft gequält werden oder ihre Herzen vor Kummer zerrissen werden, liegt es in deiner Macht, ihnen den geringsten Trost zu gewähren? Und wenn die letzte tödliche Krankheit das Wesen erfasst, dessen vorzeitiges Grab du vorbereitet hast, wenn es träge und erschöpft vor dir liegt, die trüben Augen zum Himmel erhoben und die Feuchtigkeit des Todes auf der blassen Stirn, dann stehe du an dem Sterbebett aals ein verurteilter Verbrecher mit dem bitteren Gefühl, dass dein ganzes Vermögen den Sterbenden nicht retten könnte; und der qualvolle Gedanke ringt mit dir, dass alle deine Bemühungen machtlos sind, der abreisenden Seele auch nur einen Moment Kraft zu verleihen oder sie mit einem vorübergehenden Trost zu beleben...“


Bei diesen Worten fiel die Erinnerung an eine ähnliche Szene, bei der ich einmal anwesend gewesen war, mit voller Kraft auf mein Herz. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Taschentuch und eilte aus dem Raum. Nur Evis Stimme erinnerte mich daran, dass es Zeit war, nach Hause zurückzukehren. Mit welcher Zärtlichkeit schalt sie mich auf dem Weg für das zu eifrige Interesse, das ich an allem hatte! Sie erklärte, es würde mich verletzen und ich sollte mich schonen. Ja, mein Engel! Ich werde es für dich tun.


6. JULI 1998


Sie ist immer noch bei ihrer sterbenden Freundin und immer noch dieselbe helle, schöne Kreatur, deren Anwesenheit den Schmerz lindert und das Glück ergießt, egal in welche Richtung sie sich wendet. Sie ging gestern mit ihrer kleinen Schwester Christine und dem Knaben Milanaus: Ich wusste es und ging ihnen entgegen; und wir gingen zusammen. In ungefähr anderthalb Stunden kehrten wir in die Stadt zurück. Wir hielten an dem Brunnen an, den ich so gern habe und der mir jetzt tausendmal teurer ist als je zuvor. Evi setzte sich auf die niedrige Mauer, und wir versammelten uns um sie. Ich sah mich um und erinnerte mich an die Zeit, als mein Herz unbesetzt und frei war. „Lieber Brunnen!“ sagte ich, „seit dieser Zeit bin ich nicht mehr gekommen, um kühle Ruhe durch deinen frischen Strom zu genießen. Ich bin mit sorglosen Schritten an dir vorbeigekommen und habe dir kaum einen Blick geschenkt.“ Ich sah nach unten und beobachtete Evis kleine Schwester Christine, die mit einem Glas Wasser die Stufen hinaufkam. Ich drehte mich zu Evi um und fühlte ihren Einfluss auf mich. Christine näherte sich im Moment mit dem Glas. Der Knabe Milan wollte es ihr wegnehmen. „Nein!“ rief das Mädchen mit dem süßesten Gesichtsausdruck, „Evi muss zuerst trinken.“


Die Zuneigung und Einfachheit, mit der dies ausgesprochen wurde, bezauberte mich so sehr, dass ich versuchte, meine Gefühle auszudrücken, indem ich das Mädchen einholte und es herzlich küsste. Sie hatte Angst und fing an zu weinen. „Das solltest du nicht tun“, sagte Evi. Ich fühlte mich ratlos. „Komm, Christine“, fuhr sie fort, nahm ihre Hand und führte sie wieder die Stufen hinunter, „es ist egal: wasche dich schnell im frischen Wasser.“ Ich stand auf und beobachtete sie; und als ich sah, wie die kleine Liebliche ihre Wangen mit ihren nassen Händen rieb, in voller Überzeugung, dass alle Unreinheiten, die sich von meinem hässlichen Bart zusammenzogen, durch das wundersame Wasser abgewaschen würden, und wie Evi, obwohl sie es sagte, immer noch fortfuhr mit aller Kraft waschen, als ob sie dächte, zu viel sei besser als zu wenig, versichere ich dir, Mark, ich habe nie mit größerer Ehrfurcht an einer Taufe teilgenommen; und als Evi aus dem Brunnen kam, hätte ich mich wie vor einem Propheten der jüdischen Nation niederwerfen können.


Am Abend konnte ich nicht widerstehen, die Geschichte einer Person zu erzählen, die, wie ich dachte, ein natürliches Gefühl besaß, weil sie ein Mann des Verstehens war. Aber was für einen Fehler habe ich gemacht. Er behauptete, es sei sehr falsch von Evi, dass wir Kinder nicht täuschen sollten, dass solche Dinge unzählige Fehler und Aberglauben verursachten, vor denen wir die jungen Leute schützen mussten. Mir fiel damals ein, dass genau dieser Mann erst eine Woche zuvor von den Wiedertäufern getauft worden war; also sagte ich nichts weiter, sondern behielt die Gerechtigkeit meiner eigenen Überzeugungen bei. Wir sollten mit Kindern umgehen, wie Gott mit uns umgeht. Wir sind am glücklichsten unter dem Einfluss unschuldiger Wahnvorstellungen.


8. JULI 1998


Was für ein Kind ist ein Mann, dass er bei einem Blick so besorgt sein sollte! Was für ein Kind ist ein Mann! Wir waren in Oldenburg gewesen: Die Frauen fuhren in einem Wagen; aber während unseres Spaziergangs dachte ich, ich hätte in Evis blaue Augen gesehen - ich bin ein Dummkopf -, aber vergib mir! Du solltest sie sehen - diese Augen. Um jedoch kurz zu sein (denn meine eigenen Augen sind vom Schlaf beschwert), musst du wissen, dass die jungen Männer und ich es waren, als die Frauen wieder in ihren Wagen stiegen, um die Tür zu stehen. Sie sind eine fröhliche Gruppe von Leuten, und sie haben alle zusammen gelacht und gescherzt. Ich beobachtete Evis Augen. Sie wanderten von einem zum anderen; aber sie beleuchteten mich nicht, mich, der regungslos da stand und nichts als sie sah! Mein Herz hat sie tausendmal gesegnet, aber sie hat mich nicht bemerkt. Der Wagen fuhr los; und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich sah ihr nach: Plötzlich sah ich Evis Haare aus dem Fenster wehen, und sie drehte sich um, um zurückzuschauen, war es nach mir? Mein lieber Freund, ich weiß es nicht; und in dieser Unsicherheit finde ich Trost. Vielleicht drehte sie sich zu mir um. Vielleicht! Gute Nacht - was für ein Kind ich bin!


10. JULI 1998


Du solltest sehen, wie dumm ich in Gesellschaft aussehe, wenn ihr Name erwähnt wird, besonders wenn ich deutlich gefragt werde, ob ich sie mag. Ob ich sie mag! Ich verabscheue den Satz. Was für eine Kreatur muss er sein, der Evi nur mag, deren ganzes Herz und Sinne nicht vollständig von ihr absorbiert wurden. Wie ich sie mag! Jemand hat mich in letzter Zeit gefragt, ob ich Ossian mag.


11. JULI 1998


Ihre Freundin ist sehr krank. Ich bete für ihre Genesung, weil Evi meine Leiden teilt. Ich sehe sie gelegentlich bei meiner Freundin zu Hause, und heute hat sie mir den seltsamsten Umstand erzählt. Der alte Mann der Freundin ist ein begehrlicher, geiziger Kerl, der die arme Frau lange bequält und verärgert hat; aber sie hat ihre Leiden geduldig getragen. Als die Ärztin uns vor einigen Tagen mitteilte, dass ihre Genesung hoffnungslos sei, rief sie ihren Ehemann (Evi war anwesend) und sprach ihn folgendermaßen an: „Ich habe etwas zu gestehen, was nach meinem Tod zu Problemen und Verwirrung führen kann. Ich habe deinen Haushalt bisher so sparsam und sorgsam wie möglich geführt, aber du musst mir verzeihen, dass ich dich dreißig Jahre lang betrogen habe. Zu Beginn unseres Ehelebens hast du eine kleine Summe für die Bedürfnisse der Küche und die anderen Haushaltskosten zugelassen. Als unser Betrieb zunahm und unser Eigentum größer wurde, konnte ich dich nicht überreden, die wöchentliche Zulage proportional zu erhöhen: Kurz gesagt, du weißt, dass ich, als unsere Bedürfnisse am größten waren, alles mit siebzig Mark pro Woche versorgen musste. Ich nahm dir das Geld ohne Beobachtung ab, machte aber den wöchentlichen Mangel aus der Geldkiste wieder gut; denn niemand würde deine Frau verdächtigen, die Haushaltsbank ausgeraubt zu haben. Aber ich habe nichts verschwendet und hätte mich damit zufrieden geben sollen, meine ewige Richterin, die barmherzige Liebe, ohne dieses Geständnis zu treffen, wenn die, auf die sich die Leitung deines Establishments nach meinem Tod übertragen wird, frei von Verlegenheit wäre, wenn du darauf bestehst, dass sie mit siebzig Mark die Woche auskommt.“


Ich sprach mit Evi über die unvorstellbare Art und Weise, wie Männer sich blenden lassen; wie man es vermeiden konnte, eine Täuschung zu vermuten, wenn nur siebzig Mark doppelt so hohe Kosten tragen konnten. Aber ich habe selbst Leute gekannt, die ohne sichtbares Erstaunen glaubten, dass ihr Haus den nie versagenden Ölkrug des Propheten Elias besäße.


13. JULI 1998


Nein, ich werde nicht getäuscht. In ihren blauen Augen las ich ein echtes Interesse an mir und meinem Wesen. Ja, ich fühle es; und ich kann meinem eigenen Herzen glauben, das mir sagt - darf ich es sagen? - darf ich die seligen Worte aussprechen? - dass sie mich liebt!


Dass sie mich liebt! Wie erhöht mich die Idee in meinen eigenen Augen! Und wie du meine Gefühle verstehen kannst, kann ich dir sagen, wie ich mich selbst ehre, seit sie mich liebt!


Ist das eine bloße Vermutung oder ist es ein Bewusstsein der Wahrheit? Ich kenne keinen Mann, der mich im Herzen von Evi ersetzen kann; und doch, wenn sie mit so viel Wärme und Zuneigung von ihrem Verlobten spricht, fühle ich mich wie der Soldat, der seiner Ehre und seines Titels beraubt und seiner Waffe beraubt wurde.


16. JULI 1998


Wie mein Herz schlägt, wenn ich versehentlich ihren Finger berühre oder meine Füße ihre Füße unter dem Tisch treffen! Ich ziehe mich zurück wie von einem Ofen; aber eine geheime Kraft treibt mich wieder vorwärts, und meine Sinne werden verstört. Ihr unschuldiges, unbewusstes Herz weiß nie, welche Qual diese kleinen Vertrautheiten mir zufügen. Manchmal, wenn wir reden, legt sie ihre Hand auf meine Hand, und im Eifer der Unterhaltung kommt sie mir näher, und ihr süßer Atem erreicht meine Lippen - wenn ich das Gefühl habe, als hätte mich ein Blitz getroffen und ich könnte in die Erde sinken. Und doch, Mark, mit all dieser himmlischen Zuversicht - wenn ich mich selbst kenne und es jemals wagen sollte - verstehst du mich? Nein, nein! Mein Herz ist nicht so korrupt, es ist schwach, schwach genug, aber ist das nicht ein gewisses Maß an Korruption?


Sie ist für mich ein heiliges Wesen! Alle Leidenschaft ist immer in ihrer Gegenwart da: Ich kann meine Empfindungen nicht ausdrücken, wenn ich in ihrer Nähe bin. Ich habe das Gefühl, als würde meine Seele in jedem Nerv meines Körpers schlagen. Es gibt eine Melodie, die sie mit engelhafter Geschicklichkeit auf dem Klavier spielt - so einfach und doch so spirituell! Es ist ihre Lieblingsmelodie; und wenn sie die erste Note spielt, verschwinden mir alle Schmerzen, Sorgen und Kummer in Einem Moment.


Ich glaube an jedes Wort, das von der Magie der alten Musik gesprochen wird. Wie ihr einfaches Lied mich verzaubert! Manchmal, wenn ich bereit bin, Selbstmord zu begehen, singt sie diese Melodie; und sofort zerstreuen sich die Finsternis und der Wahnsinn, die über mir hingen, und ich atme wieder frei.


18. JULI 1998


Mark, was ist die Welt für unsere Herzen ohne die Liebe? Was ist die Tele-Vision ohne Licht? Du musst nur die Flamme in dir entzünden, und die hellsten Figuren leuchten auf dem gläsernen Schirm; und wenn die Liebe uns nur flüchtige Schatten zeigt, sind wir doch glücklich, wenn wir sie wie Kinder sehen und von den herrlichen Phantomen bewegt werden. Ich konnte Evi heute nicht sehen. Ich wurde von einer Gesellschaft gehindert, von der ich mich nicht lösen konnte. Was war zu tun? Ich schickte meine Magd zu ihrem Haus, damit ich heute wenigstens jemanden sehen könnte, die in ihrer Nähe gewesen war. Oh, die Ungeduld, mit der ich auf ihre Rückkehr gewartet habe! die Freude, mit der ich sie begrüßte! Ich hätte sie auf jeden Fall in meinen Armen fangen und küssen wollen, wenn ich mich nicht geschämt hätte.


Es wird gesagt, dass der Karfunkel, wenn er in die Sonne gelegt wird, die Strahlen anzieht und eine Zeit lang im Dunkeln leuchtend erscheint. So war es auch mit mir und dieser Magd. Die Vorstellung, dass Evis Augen auf ihrem Gesicht, ihren Wangen und ihrem Kleid geblieben waren, machte sie für mich unschätzbar beliebt, so dass ich mich im Moment nicht für tausend Mark von ihr getrennt hätte. Ihre Anwesenheit hat mich so glücklich gemacht! Hüte dich vor mir, Mark. Kann das eine Täuschung sein, die uns glücklich macht?


19. JULI 1998


Ich werde sie heute sehen!“ rufe ich mit Freude, wenn ich morgens aufstehe, und schaue mit Herzensfreude auf die helle, schöne Sonne. „Ich werde sie heute sehen!“ Und dann habe ich keinen weiteren Wunsch: Alles, alles ist in diesem Einen Gedanken enthalten.


20. JULI 1998


Ich kann deinem Vorschlag nicht zustimmen, den Botschafter zu begleiten. Ich liebe Unterordnung nicht; und wir alle wissen, dass er eine raue, unangenehme Person ist, mit der man in Verbindung gebracht werden kann. Du sagst meine Mutter möchte, dass ich irgendwo angestellt werde. Ich muss darüber lachen! Bin ich nicht ausreichend beschäftigt? Und ist es in Wirklichkeit nicht dasselbe, ob ich Erbsen schäle oder Linsen zähle? Die Welt läuft von einer Torheit zur nächsten; und der Mann, der allein aus der Sicht anderer und ohne eigenen Wunsch oder Notwendigkeit für Geld, Ruhm oder einem anderen leeren Phantom arbeitet, ist nicht besser als ein Narr!


24. JULI 1998


Du bestehst so sehr darauf, dass ich meine Zeichnung nicht vernachlässige, dass es für mich auch gut wäre, nichts zu sagen, als zu gestehen, wie wenig ich in letzter Zeit geschaffen habe.


Ich habe mich nie glücklicher gefühlt, ich habe die Natur nie besser verstanden, bis auf den wahrsten Blumenstiel oder den kleinsten Grashalm; und doch kann ich mich nicht ausdrücken: meine Einbildungskraft ist so schwach, dass alles vor mir zu schwimmen und zu schweben scheint, so dass ich keinen klaren, deutlichen Umriss machen kann. Aber ich denke, ich sollte es besser schaffen, wenn ich etwas Ton oder Wachs zum Modellieren hätte. Ich werde versuchen, wenn dieser Geisteszustand viel länger anhält, und mich dem Modellieren widmen, und wenn ich nur Kuchenteig knete.


Ich habe dreimal mit Evis Porträt begonnen und mich ebenso oft blamiert. Dies ist umso ärgerlicher, als ich früher sehr glücklich war, Ähnlichkeiten zu gestalten. Ich habe seitdem ihr Profil skizziert und muss mich damit zufrieden geben.


25. JULI 1998


Ja, liebe Evi! Ich werde alles bestellen und arrangieren. Gib mir nur mehr Provisionen, je mehr desto besser. Eines muss ich jedoch verlangen: Verwende keinen Schreibsand mehr für die lieben Notizen, die du mir sendest. Heute habe ich deinen Brief hastig an meine Lippen gehoben, und er hat meine Zähne zum Knirschen gebracht.


26. JULI 1998


Ich habe oft beschlossen, sie nicht so oft zu sehen. Aber wer könnte eine solche Lösung einhalten? Jeden Tag bin ich der Versuchung ausgesetzt und verspreche treu, dass ich morgen wirklich fernbleibe. Aber wenn der Morgen kommt, finde ich einen unwiderstehlichen Grund, sie zu sehen, und bevor ich es erklären kann, bin ich wieder bei ihr. Entweder hat sie am Abend zuvor gesagt: „Du wirst sicher morgen anrufen“ - und wer könnte dann wegbleiben? - oder sie gibt mir einen Auftrag, und ich finde es wichtig, ihr die Antwort persönlich zu überbringen; oder der Tag ist schön, und ich gehe nach Oldenburg; und wenn ich dort bin, ist es nur einen halben Kilometer weiter von ihr entfernt. Ich bin in der bezauberten Atmosphäre und finde mich bald an ihrer Seite. Meine Großmutter erzählte mir die Geschichte eines Berges aus Magnetstein...


30. JULI 1998


Jörg ist angekommen, und ich muss abreisen. Wäre er der beste und klügste Mann und ich in jeder Hinsicht sein Unterlegener, könnte ich es dennoch nicht ertragen, ihn in den Armen eines solch perfekten Wesens zu sehen. In ihren Armen! - Genug, Mark: Ihr Verlobter ist da - ein Kerl, den man ertragen muss. Zum Glück war ich bei ihrem Treffen nicht anwesend. Es hätte mein Herz gebrochen! Und er ist so rücksichtsvoll: Er hat Evi in meiner Gegenwart keinen Kuss gegeben. Der Himmel belohne ihn dafür! Ich muss ihn für die Gleichgültigkeit verachten, mit der er sie behandelt. Er zeigt Rücksicht auf mich, aber ich vermute, dass ich Evi dafür mehr verpflichtet bin als seiner eigenen Phantasie. Frauen haben in solchen Angelegenheiten ein feines Gespür, und das soll auch so sein. Es kann ihnen nicht immer gelingen, zwei Rivalen miteinander in Einklang zu bringen...


Ich kann nicht anders, als Jörg zu verachten. Die Kälte seines Temperaments steht in starkem Kontrast zu meinem Ungestüm, das ich nicht verbergen kann. Er hat kein Gefühl und ist sich des Schatzes, den er in Evi besitzt, nicht bewusst. Er ist stets geplagt von schlechter Laune, von der du weißt, dass ich sie am meisten verabscheue.


Er betrachtet mich als einen Mann mit Geist; und meine Verbundenheit mit Evi und das Interesse, das ich an allem habe, was sie betrifft, verstärken seinen Triumph. Ich werde nicht fragen, ob er sie nicht manchmal mit ein wenig Eifersucht ärgert; wie ich weiß, würde ich, wenn ich an seiner Stelle wäre, nicht frei von solchen Empfindungen sein.


Aber wie auch immer, meine Wollust mit Evi ist vorbei. Nennen wir es Torheit oder Verliebtheit, was bedeutet ein Wort? Das Ding spricht für sich. Bevor Jörg kam, wusste ich alles, was ich jetzt weiß. Ich wusste, dass ich keinen Anspruch auf sie erheben konnte, und ich erhob auch keinen, das heißt, soweit es möglich war, bei so viel Lieblichkeit nicht nach ihrer Wollust zu keuchen! Und jetzt sieh mich an wie einen dummen Kerl, der erstaunt starrt, wenn ein anderer hereinkommt und mich meiner Liebste beraubt!


Ich beiße mir auf die Lippen und fühle unendliche Verachtung für diejenigen, die mir sagen, ich solle zurücktreten, weil es keine Lösung für dies Problem gibt. Lass mich dem Joch solcher albernen Pseudo-Weisheit entkommen! Ich streife durch den Wald; und wenn ich zu Evi zurückkehre und Jörg im Sommerhaus im Garten an ihrer Seite sitzt, kann ich es nicht ertragen, benehme mich wie ein Narr und begebe tausend Extravaganzen. „Um aller Engel willen“, sagte Evi heute, „lass uns keine Szenen mehr wie die der letzten Nacht haben! Du erschreckst mich, wenn du so stürmisch bist.“ Ich bin jetzt immer weg, wenn er kommt: und ich freue mich, wenn ich sie alleine finde.


8. AUGUST 1998


Glaube mir, lieber Mark, ich habe nicht auf dich angespielt, als ich so streng von denen sprach, die dem unvermeidlichen Schicksal den Rücktritt raten. Ich hielt es nicht für möglich, dass du dich einem solchen Gefühl hingeben könntest. Aber tatsächlich hast du recht. Ich schlage nur einen Einwand vor. In dieser Welt wird man selten bestimmt, um zwischen nur zwei Alternativen zu wählen. Es gibt so viele Arten von Verhalten und Meinungen, wie es zwischen einer Adlernase und einer Stupsnase Abstufungen gibt.


Du wirst mir darum erlauben, deine gesamten Argumente zuzugeben und dennoch Mittel zu suchen, um dem Dilemma zu entkommen.


Deine Position ist diese, ich höre dich sagen: „Entweder hast du Hoffnungen, Evi zu bekommen, oder du hast keine. Nun, im ersten Fall verfolge deinen Kurs und dränge auf die Erfüllung deiner Begierden. Im zweiten Fall sei ein Mann und schüttle eine elende Leidenschaft ab, die dich nerven und zerstören wird.“ Mein lieber Freund, das ist gut und leicht zu sagen.


Aber würdest du ein elendes Wesen wollen, dessen Leben unter einer andauernden Krankheit langsam sich verzehrt, um sich sofort durch einen Messerstich wegzumachen? Entzieht ihm nicht gerade das Chaos, das seine Kraft verbraucht, den Mut, seine Befreiung zu bewirken?


Du kannst mir mit einer ähnlichen Analogie antworten: „Wer würde die Amputation eines Armes nicht der Lebensgefahr durch Zweifel und Aufschub vorziehen?“ Aber ich weiß nicht, ob du Recht hast, lassen wir die Gleichnisse.


Genug! Es gibt Momente, Mark, in denen ich mich erheben und alles abschütteln könnte und wenn ich nur wüsste, wohin ich gehen würde, von diesem Ort der Erde weg fliegen könnte!


DEN GLEICHEN ABEND


Mein Tagebuch, das ich seit einiger Zeit vernachlässigt habe, ist heute vor mich gekommen; und ich bin erstaunt zu sehen, wie bewusst ich mich Schritt für Schritt verwickelt habe. Meine Position so klar gesehen zu haben und sich dennoch so wie ein Kind verhalten zu haben! Trotzdem sehe ich das Ergebnis deutlich und habe dennoch keinen Gedanken daran, mit größerer Vorsicht zu handeln.


10. AUGUST 1998


Wenn ich kein Dummkopf wäre, könnte ich hier das glücklichste und entzückendste Leben verbringen. So viele angenehme Umstände, die das Glück eines klugen Mannes gewährleisten, sind selten vereint. Ach! Ich sehe es ganz vernünftig - das Herz allein macht unser Glück! In diese charmante Familie aufgenommen zu werden, vom Vater als Sohn, von den Kindern als Vater und von Evi geliebt zu werden! Dann Jörg, der mein Glück oft durch einen Anschein von Unmut stört, mich wortkarg empfängt und mich neben Evi besser verachtet wie die ganze Welt! Mark, du würdest dich freuen, uns in unseren Streifzügen und Gesprächen zu hören. Nichts auf der Welt kann absurder sein als unsere Verbindung, und doch bewegt mich der Gedanke daran oft zu Tränen.


Ich höre manchmal von ihrer ausgezeichneten Mutter; wie sie auf ihrem Sterbebett ihr Haus und ihre Kinder Evi übergeben und Evi selbst die Verantwortung übertragen hatte; wie seit dieser Zeit ein neuer Geist sie in Besitz genommen hatte; wie sie in Sorge und Kummer um ihr Wohlergehen eine echte Mutter für sie wurde; wie jeder Moment ihrer Zeit einer Liebesarbeit für sie gewidmet war - und doch hatte ihre Heiterkeit und Fröhlichkeit sie nie verlassen. Ich gehe umher, pflücke Blumen, arrangiere sie sorgfältig zu einem Blumenstrauß, schleudere sie dann in den ersten Strom, an dem ich vorbeigehe, und beobachte, wie sie sanft davon schweben. Ich vergesse, ob ich dir gesagt habe, dass Jörg hier bleiben soll. Er hat eine Büroarbeit mit einem sehr guten Gehalt erhalten; und ich verstehe, dass er im Büro nützlich ist. Ich habe nur wenige Menschen getroffen, die so pünktlich und methodisch im Geschäft sind.


12. AUGUST 1998


Mit Sicherheit ist Jörg der dümmste Kerl der Welt. Ich hatte gestern eine seltsame Szene mit ihm. Ich ging, um mich von ihm zu verabschieden; denn ich nahm es mir in den Kopf, ein paar Tage in diesen Gegenden zu verbringen, von wo aus ich dir jetzt schreibe. Als ich in seinem Zimmer auf und ab ging, fiel mein Blick auf seine Messersammlung. „Leih mir diese Messer“, sagte ich, „für meine Reise.“ - „Auf jeden Fall“, antwortete er, „wenn du dir die Mühe machst, sie zu schleifen; denn sie hängen nur zur Zierde dort.“ Ich nahm eins von ihnen herunter; und er fuhr fort: „Seit ich trotz meiner äußersten Vorsicht beinahe gelitten habe, will ich nichts mit solchen Dingen zu tun haben.“ Ich war neugierig, die Geschichte zu hören. „Ich war vor drei Monaten bei einem Freund auf dem Land“, sagte er. „Ich hatte eine Reihe von Messern dabei; und ich schlief ohne Angst. An einem regnerischen Nachmittag saß ich alleine und tat nichts. Als mir einfiel, ich wüsste nicht, wenn das Haus angegriffen werden würde, wie wir die Messer benötigen könnten, kurz gesagt, du weißt, wie wir uns alles Mögliche vorstellen. wenn wir nichts besseres zu tun haben. Ich gab dem Freund die Messer. Er spielte mit seinem Mädchen und versuchte sie zu erschrecken, als sie in eins der Messer griff - Gott weiß wie! - das Messer war scharf; und es ging direkt durch ihre rechte Hand und zerschnitt den Daumen. Ich musste die ganze Klage ertragen und die Rechnung des Chirurgen bezahlen; Seit dieser Zeit habe ich alle meine Messer nicht mehr von der Wand genommen. Aber, Schwanke, was nützt schon die Klugheit? Ja, aber wir können niemals genug auf der Hut sein vor allen möglichen Gefahren.“ Jetzt musst du wissen, dass ich alle Menschen tolerieren kann, bis sie zu einem „ja aber“ kommen; denn es ist selbstverständlich, dass jede universelle Regel ihre Ausnahmen haben muss. Aber er ist so außerordentlich pedantisch, dass, wenn er nur ein Wort sagt, das zu präzise oder zu allgemein oder nur zur Hälfte wahr ist, er nie aufhört, es zu qualifizieren, zu modifizieren und abzuschwächen, bis er schließlich überhaupt nichts gesagt hat. Bei dieser Gelegenheit war Jörg tief eingetaucht in sein Thema. Ich hörte auf, ihm zuzuhören, und verlor mich in Träumereien. Mit einer plötzlichen Bewegung richtete ich die Spitze eines Messers auf mein Herz. „Was denkst du?“ rief Jörg und drehte sich um. „Es ist nicht sonderlich spitz,“ sagte ich. „Und selbst wenn,“ antwortete er mit Ungeduld, „was soll das? Ich kann nicht verstehen, wie ein Mann so wahnsinnig sein kann, sich selbst zu ermorden,und die bloße Vorstellung davon schockiert mich.“


Warum sollte jemand“, sagte ich, „wenn er von einer Handlung spricht, es wagen, sie für verrückt oder weise oder gut oder schlecht auszusprechen? Was bedeutet das alles? Hast du die geheimen Motive unserer Handlungen sorgfältig studiert? Verstehst du - kannst du die Ursachen erklären, die sie verursachen, und sie unvermeidlich machen? Wenn du das kannst, wirst du mit deiner Entscheidung weniger voreilig sein.“


Aber du wirst zugestehen“, sagte Jörg, „dass einige Handlungen kriminell sind, mögen sie aus beliebigen Motiven entspringen.“ Ich gab es zu und zuckte gleichgültig mit den Schultern.


Aber dennoch, Jörg“, fuhr ich fort, „gibt es auch hier einige Ausnahmen. Diebstahl ist ein Verbrechen; aber der Mann, der ihn aus extremer Armut begeht und keine andere Absicht hat, als seine Familie vor dem Untergang zu retten, ist er ein Objekt des Mitleids oder der Bestrafung? Wer will den ersten Stein auf einen Ehemann werfen, der in der Hitze des gerechten Grolls seine treulose Frau und ihren perfiden Verführer totsticht? Oder auf die Jungfrau, die in einer schwachen Stunde der Entrückung sich vergisst in den ungestümen Freuden der Liebe? Sogar unsere Gesetze, kalt und grausam wie sie sind, geben in solchen Fällen nach und halten ihre Bestrafung zurück.“


Das ist eine ganz andere Sache“, sagte Jörg, „weil ein Mann unter dem Einfluss gewalttätiger Leidenschaft jede Reflexionskraft verliert und als betrunken oder verrückt angesehen wird.“


Oh ihr Leute mit kaltem Verstand!“ antwortete ich, „ihr seid immer bereit: Extravaganz, Wahnsinn und Rausch zu rufen! Ihr nüchternen Männer seid so ruhig und so gedämpft! Ihr verabscheut den Betrunkenen und verabscheut den Extravaganten. Ihr geht vorbei wie der Levit und der Priester am Mann, der unter die Räuber gefallen war, und dankt Gott wie der Pharisäer, dass ihr nicht wie einer von ihnen sind. Ich war mehr als einmal berauscht, es grenzten meine Leidenschaften immer an Extravaganz: Ich schäme mich nicht, es zu bekennen, denn ich habe aus eigener Erfahrung erfahren, dass alle außergewöhnlichen Männer, die große und erstaunliche Taten vollbracht haben, immer von der Welt verurteilt wurden als betrunken oder verrückt. Und auch im Privatleben ist es nicht erträglich, dass niemand die Ausführung einer edlen oder großzügigen Tat unternehmen kann, ohne den Ausruf hervorzurufen, dass der Handelnde betrunken oder verrückt ist! Schande über euch, ihr Verstandesmenschen!“


Dies ist ein weiterer deiner extravaganten Zustände“, sagte Jörg, „du übertreibst immer einen Fall, und in dieser Angelegenheit liegst du zweifellos falsch; denn wir sprachen vom Selbstmord, den du mit großen Handlungen vergleichst, wenn es doch unmöglich ist, ihn als solche zu betrachten. Es ist viel einfacher zu sterben, als ein Leben in Elend mit Standhaftigkeit zu führen.“


Ich war kurz davor, das Gespräch abzubrechen, denn nichts bringt mich so völlig aus der Geduld heraus wie die Äußerung eines dummen Alltäglichen, wenn ich aus tiefstem Herzen spreche. Ich beruhigte mich jedoch, denn ich hatte oft dieselbe Beobachtung mit ausreichendem Ärger gehört; und ich antwortete ihm deshalb mit wenig Wärme: „Du nennst dies eine Schwäche – hüte dich davor, von den Erscheinungen in die Irre geführt zu werden. Wenn eine Nation, die lange unter dem unerträglichen Joch eines Tyrannen gestöhnt hat, sich endlich erhebt und ihre Ketten abwirft, nennst du das Schwäche? Der Mann, der, um sein Haus vor den Flammen zu retten, seine körperliche Stärke verdoppelt findet, so dass er mit Leichtigkeit Lasten aufhebt, die er ohne Aufregung kaum bewegen könnte; unter der Wut einer Beleidigung, greift er an und jagt eine große Zahl seiner Feinde in die Flucht. Sind solche Personen als schwach zu bezeichnen? Nein, wenn Widerstand Stärke ist, wie kann der höchste Grad an Widerstand eine Schwäche sein?“


Jörg sah mich hart an und sagte: „Nein, ich sehe nicht, dass die Beispiele, die du angeführt hast, in irgendeiner Beziehung zur Frage stehen.“ - „Wahrscheinlich“, antwortete ich, „denn mir wurde oft gesagt, dass mein Illustrationsstil ein wenig an das Absurde grenze. Aber lass uns sehen, ob wir die Sache nicht in einen anderen Blickwinkel stellen können, indem wir nachfragen, was der Geisteszustand eines Mannes sein kann, der sich entschließt, sich zu befreien von der Last des Lebens - einer Last, die oft so angenehm zu tragen ist - weil wir sonst nicht gerecht über das Thema nachdenken können.“


Die menschliche Natur“, fuhr ich fort, „hat ihre Grenzen. Sie kann ein gewisses Maß an Freude, Trauer und Schmerz ertragen, wird jedoch vernichtet, sobald dieses Maß überschritten wird. Die Frage ist daher nicht, ob ein Mensch stark oder schwach ist, sondern ob er in der Lage ist, das Maß seiner Leiden zu ertragen. Das Leiden kann psychisch oder körperlich sein, und meiner Meinung nach ist es genauso absurd, einen Mann einen Feigling zu nennen, der sich selbst zerstört, wie einen Mann ein Feigling ist, der an bösartigem Krebs stirbt.“


Paradox!“ rief Jörg aus. „Nicht so paradox, wie du dir vorstellst“, antwortete ich, „du erlaubst, dass wir eine Krankheit als tödlich bezeichnen, wenn die Natur so schwer angegriffen wird und ihre Stärke so weit erschöpft ist, dass sie ihren früheren Zustand unter keinen Umständen wieder herstellen kann.“


Nun, Jörg, wende dies auf die Seele an; beobachte einen Mann in seinem natürlichen, isolierten Zustand; überlege, wie Ideen funktionieren und wie Eindrücke auf ihn wirken, bis ihn schließlich eine heftige Leidenschaft erfasst und alle seine Kräfte der Ruhe des Nachdenkens zerstört und ihn völlig ruinieren!“


Es ist vergebens, dass ein Mann mit gesundem Verstand und kaltem Temperament den Zustand eines solch elenden Wesens versteht, vergebens berät er ihn! Er kann ihm seine eigene Klugheit nicht mehr mitteilen, als ein gesunder Mann dem Invaliden seine Kraft einflößen kann, an dessen Bett er sitzt.“


Jörg fand das zu allgemein. Ich erinnerte ihn an ein Mädchen, das sich kurz zuvor ertränkt hatte, und erzählte ihre Geschichte.


Sie war eine gute Kreatur, die in der engen Sphäre der Haushaltsindustrie aufgewachsen war und wöchentlich Arbeitskräfte ernannte. Eine, die kein Vergnügen kannte, außer sonntags einen Spaziergang zu machen, in ihrer besten Kleidung, begleitet von ihren Freundinnen, oder vielleicht ab und zu auf einem Festival am Tanz teilzunehmen und ihre freien Stunden mit einem Nachbarn zu plaudern und über den neusten Skandal zu diskutieren oder die Streitereien des Dorfes, Kleinigkeiten, die ausreichten, um ihr Herz zu beschäftigen. Endlich wird die Wärme ihrer Natur von bestimmten neuen und unbekannten Wünschen beeinflusst. Von den Schmeicheleien der Männer entzündet, werden ihre früheren Freuden allmählich fade, bis sie schließlich einen Jugendlichen trifft, zu dem sie von einem unbeschreiblichen Gefühl angezogen wird; auf ihm ruhen jetzt alle ihre Hoffnungen; sie vergisst die Welt um sich herum; sie sieht, sie hört, sie wünscht nichts als ihn und nur ihn. Er allein beschäftigt alle ihre Gedanken. Unverfälscht von der müßigen Nachsicht einer enervierenden Eitelkeit, deren Zuneigung sich stetig ihrem Objekt nähert, hofft sie, die Seine zu werden und in einer ewigen Vereinigung mit ihm all das Glück zu verwirklichen, das sie suchte, all diese Glückseligkeit, nach der sie sich sehnte. Seine wiederholten Versprechungen bestätigten ihre Hoffnungen: Umarmungen und Zärtlichkeiten, die die Begeisterung ihrer Wünsche steigern, beherrschen ihre Seele. Sie schwebt in einer trüben, trügerischen Erwartung ihres Glücks; und ihre Gefühle werden zur äußersten Spannung erregt. Sie streckt endlich ihre Arme aus, um das Objekt all ihrer Wünsche zu umarmen - und ihr Geliebter verlässt sie. Betäubt und verwirrt steht sie an einem Abgrund. Alles ist Dunkelheit um sie herum. Keine Aussicht, keine Hoffnung, kein Trost, verlassen von dem, in dem ihre Existenz zentriert war! Sie sieht nichts von der weiten Welt vor sich, denkt nichts von den vielen Individuen, die die Leere in ihrem Herzen versorgen könnten; sie fühlt sich verlassen, verlassen von Gott und der Welt; und, geblendet und angetrieben von der Qual, die in ihrer Seele ringt, taucht sie in die Tiefe des Meeres, um ihre Leiden in der weiten Umarmung des Todes zu beenden. Siehe hier, Jörg, die Geschichte von Tausenden; und sag mir, ist das ein Fall von körperlicher Gebrechlichkeit? Die Natur hat keine Möglichkeit, dem Labyrinth zu entkommen: Ihre Kräfte sind erschöpft: Sie kann nicht länger kämpfen, und die arme Seele muss sterben.“


Schande über den, der ruhig zuschauen und ausrufen kann: Das dumme Mädchen! Sie hätte warten sollen; sie hätte sich Zeit lassen sollen, um den Eindruck abzubauen; ihre Verzweiflung wäre gemildert worden, und sie hätte einen anderen Liebhaber gefunden, der sie trösten könnte. - Man könnte genauso gut sagen: Der Dummkopf, an Krebs zu sterben! Warum hat er nicht gewartet, bis seine Kraft wiederhergestellt war, bis sein Blut wieder rein wurde? Dann wäre alles gut gegangen, und er wäre jetzt am Leben.“


Jörg, der die Gerechtigkeit des Vergleichs nicht erkennen konnte, legte einige weitere Einwände vor und drängte unter anderem darauf, dass ich den Fall eines unwissenden Mädchens angenommen habe. Aber wie ein vernünftiger Mann mit erweiterten Ansichten und Erfahrungen entschuldigt werden könne, das könne er nicht verstehen. Ich rief aus: „Der Mensch ist nur der Mensch; und was auch immer das Ausmaß seiner Denkkraft sein mag, sie nütztn wenig, wenn die Leidenschaft in ihm wütet, und er fühlt sich an die engen Grenzen der Natur gebunden. Es wäre also besser - aber ich werde ein anderes Mal darüber sprechen“, sagte ich und setzte meinen Hut auf. Ach! mein Herz war voll; und wir trennten uns ohne Überzeugung auf beiden Seiten. Wie selten auf dieser Welt verstehen sich Männer!


15. AUGUST 1998


Es kann keinen Zweifel geben, dass auf dieser Welt nichts so unverzichtbar ist wie die Liebe. Ich beobachte, dass Evi mich nicht ohne Schmerzen verlieren könnte und die Kinder nur einen Wunsch haben, das heißt, ich solle sie morgen wieder besuchen. Ich bin heute Nachmittag hingegangen, um Evis Klavier zu stimmen. Aber ich konnte es nicht tun, denn die Kleinen bestanden darauf, dass ich ihnen eine Geschichte erzähle; und Evi selbst drängte mich, sie zu befriedigen. Ich habe beim Tee auf sie gewartet, und sie sind jetzt mit mir genauso zufrieden wie Evi; und ich erzählte ihnen meine allerbeste Geschichte von Reinecke Fuchs. Ich verbessere mich durch diese Übung und bin ziemlich überrascht über den Eindruck, den meine Geschichten erzeugen. Wenn ich manchmal einen Vorfall erfinde, den ich bei der nächsten Erzählung vergesse, sie erinnern einen direkt daran, dass die Geschichte vorher anders war; so dass ich mich jetzt bemühe, dieselbe Anekdote in demselben monotonen Ton genau zu erzählen, der sich nie ändert. Ich finde dadurch, wie sehr ein Autor seine Werke verletzt, indem er sie verändert, obwohl sie in poetischer Hinsicht verbessert werden. Der erste Eindruck ist nicht leicht wieder zu bekommen. Wir sind so konstituiert, dass wir die unglaublichsten Dinge glauben; und, sobald sie in die Erinnerung eingraviert sind, wehe dem, der sich bemühen würde, sie auszulöschen.


18. AUGUST 1998


Muss es immer so sein, dass die Quelle unseres Glücks auch die Quelle unseres Elends ist? Das volle und leidenschaftliche Gefühl, das mein Herz mit der Liebe zur Natur belebte, mich mit einem Strom der Freude überwältigte und das das ganze Paradies vor mich brachte, ist jetzt zu einer unerträglichen Qual geworden, zu einem Dämon, der mich ständig verfolgt und belästigt. Als ich in vergangenen Tagen von diesen Dünen jenseits des Flusses und auf die grüne, blumige Gegend vor mir blickte und sah, wie die ganze Natur auf und ab ging; die Hügel, die mit hohen, dichten Waldbäumen bekleidet waren; die Ebenen in all ihren abwechslungsreichen Windungen, beschattet von den schönsten Wäldern; und der weiche Fluss gleitet zwischen den lispelnden Schilfen entlang, ich spiegelte die schönen Wolken wider, die die sanfte Abendbrise über den Himmel wehte, als ich die Haine um mich herum mit der Musik von Vögeln melodiös hörte und die Millionen Insektenschwärme in den letzten goldenen Strahlen der Sonne tanzen sah, deren untergehende Strahlen erwachten, die summenden Käfer aus ihren Grasbeeten, während der gedämpfte Tumult meine Aufmerksamkeit auf den Boden richtete, und ich beobachtete dort den trockenen Stein, der gezwungen war, das trockene Moos mit Nährstoffen zu versorgen, während die Heide auf dem kargen Sand unter mir blühte voll innerer Wärme, die die ganze Natur belebt und in meinem Herzen glüht. Ich fühlte mich durch diese überfließende Fülle der Wahrnehmung Gottes erhöht und die herrlichen Formen eines unendlichen Universums wurden für meine Seele sichtbar! Herrliche Höhen umgaben mich, Abgründe gähnten zu meinen Füßen, und Wasser rauschten kopfüber vor mir herab; ungestüme Flüsse rollten durch die Ebene, und von weitem hallten die Mauern. In den Tiefen der Erde sah ich unzählige Kräfte in Bewegung, die sich bis ins Unendliche vermehrten. Auf seiner Oberfläche und unter dem Himmel wimmelte es von zehntausend verschiedenen Lebewesen. Alles um uns herum lebt mit einer unendlichen Anzahl von Formen; während die Menschheit aus Sicherheitsgründen zu ihren kleinen Häusern flieht, von deren Schutz aus sie in ihren Vorstellungen über das weit ausgedehnte Universum herrschen. Arme Narren! nach deren kleinlicher Einschätzung sind alle Dinge klein. Von den unzugänglichen Bergen über die Wüste, die kein sterblicher Fuß betreten hat, bis zu den Grenzen des Ozeans atmet alles den Geist des ewigen Schöpfers; und jedes Atom, dem er Existenz gegeben hat, findet Gunst in seinen Augen. Ah, wie oft hat mich damals der Flug eines Vogels, der über meinem Kopf schwebte, mit dem Wunsch inspiriert, an die Ufer des unermesslichen Ozeans transportiert zu werden, um dort die Freuden des Lebens aus dem schäumenden Kelch des Unendlichen zu schlürfen und, wenn auch nur für einen Moment, mit den begrenzten Kräften meiner Seele an der Seligkeit des Schöpfers teilzunehmen, der alle Dinge in sich selbst und durch sich selbst vollbringt!


Mein lieber Freund, die bloße Erinnerung an diese Stunden tröstet mich immer noch. Selbst diese Anstrengung, diese unbeschreiblichen Empfindungen in Erinnerung zu rufen und ihnen Ausdruck zu verleihen, erhöht meine Seele über sich selbst und lässt mich die Intensität meiner gegenwärtigen Qual doppelt spüren.


Es ist, als wäre ein Vorhang vor meinen Augen aufgezogen worden, und statt der Aussicht auf ewiges Leben gähnte der Abgrund eines immer offenen Grabes vor mir. Können wir von irgendetwas sagen, dass es existiert, wenn alles vergeht, wenn die Zeit mit der Geschwindigkeit eines Sturms alle Dinge vorwärts trägt und unsere vergängliche Existenz, die vom Strom mitgenommen wird, entweder von den Wellen verschluckt oder gegen die Steine geschleudert wird? Es gibt keinen Moment, sondern nur Beute für dich, und für alles um dich herum, keinen Moment, in dem du selbst nicht zum Zerstörer wirst. Der unschuldigste Weg beraubt Tausende armer Insekten des Lebens. Ein Schritt zerstört das Gewebe der fleißigen Ameise und verwandelt eine kleine Welt in Chaos. Nein, es sind nicht die großen und seltenen Katastrophen der Welt, die Überschwemmungen, die ganze Dörfer hinwegfegen. die Erdbeben, die unsere Städte verschlucken, die mich betroffen machen. Mein Herz ist verzehrt von dem Gedanken an diese zerstörerische Kraft, die in jedem Teil der universellen Natur verborgen liegt. Die Natur hat nichts geformt, was sich selbst und jedes Objekt in ihrer Nähe nicht verzehrt. So wandere ich, umgeben von Erde und Luft und allen aktiven Kräften, mit schmerzendem Herzen auf meinem Weg; und das Universum ist für mich ein furchtbares Monster, das immer seine eigenen Kinder verschlingt.


21. AUGUST 1998


Vergebens strecke ich meine Arme nach ihr aus, wenn ich morgens aus meinem müden Schlummer erwache. Vergebens suche ich sie nachts in meinem Bett, wenn mich ein unschuldiger Traum glücklich getäuscht hat, und lege sie neben mich auf die Felder, wenn ich ihre Hand ergriffen und sie mit unzähligen Küssen bedeckt habe. Und wenn ich in der halben Verwirrung des Schlafes sie fühle, mit dem glücklichen Gefühl, dass sie nahe ist, fließen Tränen aus meinem unterdrückten Herzen; und ohne jeglichen Trost weine ich über meine zukünftigen Leiden.


22. AUGUST 1998


Was für ein Unglück, Mark! Meine aktiven Geister sind zu zufriedener Trägheit verkommen. Ich kann nicht untätig sein und kann mich trotzdem nicht an die Arbeit machen. Ich kann nicht denken: Ich habe kein Gefühl mehr für die Schönheiten der Natur, und Bücher sind für mich langweilig. Sobald wir uns aufgeben, sind wir total verloren. Manchmal und oft wünschte ich, ich wäre ein gewöhnlicher Arbeiter; wenn ich am Morgen erwache, habe ich vielleicht nur eine Aussicht, einen Dienst, eine Hoffnung für den Tag, der angebrochen ist. Ich beneide Jörg fast, wenn ich ihn in einem Haufen Papiere und Akten begraben sehe, und ich glaube, ich sollte glücklich sein, wenn ich an seiner Stelle wäre. Oft beeindruckt von diesem Gefühl, war ich im Begriff, dir und dem Minister einen Termin für die Ernennung in der Botschaft zu schreiben, von der du glaubst, dass ich sie erhalten könnte. Ich glaube, ich könnte es schaffen. Der Minister hat mir seit langem Respekt entgegengebracht und mich häufig aufgefordert, eine Anstellung zu suchen. Es ist nur das Geschäft einer Stunde. Hin und wieder kommt die Fabel des Pferdes mir wieder in den Sinn. Er war der Freiheit überdrüssig, ließ sich satteln und zügeln und wurde wegen seiner Schmerzen zu Tode geritten. Ich weiß nicht, worauf ich mich festlegen soll. Denn ist diese Angst vor Veränderung nicht die Folge dieses unruhigen Geistes, der mich in jeder Lebenssituation gleichermaßen verfolgen würde?


28. AUGUST 1998


Wenn meine Krankheit eine Heilung zugeben würde, würde sie hier sicherlich geheilt werden. Dies ist mein Namenstag und am frühen Morgen erhielt ich ein Paket. Als ich es öffnete, fand ich einen rosa Slip, den Evi unter ihrem Kleid trug, als ich sie das erste Mal sah, und den ich sie mehrmals gebeten hatte, mir zu geben. Dabei waren zwei Bände von Schröders Homer, ein Buch, das ich mir oft gewünscht hatte, um mir die Unannehmlichkeit zu ersparen, die alte Voss-Ausgabe auf meinen Spaziergängen mitzunehmen. Du siehst, wie sie meine Wünsche antizipiert, wie gut sie all diese kleinen Aufmerksamkeiten der Freundschaft versteht, die den kostspieligen Geschenken der Großen, die demütigend sind, so überlegen sind. Ich habe den Slip tausendmal geküsst, und in jedem Atemzug atmete die Erinnerung an jene glücklichen und unwiderruflichen Tage ein, die mich mit der größten Freude erfüllten. So, Mark, ist unser Schicksal. Ich murre nicht darüber: Die Blumen des Lebens sind nur visionär. Wie viele vergehen und hinterlassen keine Spuren - wie wenige bringen Früchte hervor - und die Früchte selbst, wie selten reifen sie! Und doch gibt es genug Blumen! und ist es nicht seltsam, mein Freund, dass wir das Wenige, das wirklich reift, verrotten, verfallen und unglücklich umkommenlassen? Adieu! Dies ist ein herrlicher Sommer. Ich klettere oft in die Bäume in Evis Obstgarten und schüttle die Birnen ab, die an den höchsten Ästen hängen. Sie steht unten und fängt sie auf, wenn sie fallen.


30. AUGUST 1998


Unglücklich zu sein, wie ich es bin! Warum täusche ich mich so? Was soll aus all dieser wilden, ziellosen, endlosen Leidenschaft werden? Ich kann nur zu ihr beten. Meine Vorstellungskraft sieht nichts als sie: Alle umgebenden Objekte spielen keine Rolle, außer wenn sie sich auf sie beziehen. In diesem verträumten Zustand genieße ich viele glückliche Stunden, bis ich mich endlich gezwungen fühle, mich von ihr loszureißen. Ah, Mark, zu was mich mein Herz nicht oft zwingt! Wenn ich mehrere Stunden in ihrer Gesellschaft verbracht habe, bis ich mich vollständig von ihrer Figur, ihrer Anmut, dem englischen Ausdruck ihrer Gedanken absorbiert fühle, wird mein Geist allmählich zum höchsten Übermaß erregt, mein Sehvermögen wird schwächer, mein Gehör verwirrt, mein Atem unterdrückt wie von der Hand eines Mörders, und mein schlagendes Herz versucht, Erleichterung für meine schmerzenden Sinne zu erlangen. Ich bin manchmal bewusstlos, ob ich wirklich existiere? Wenn ich in solchen Momenten kein Mitgefühl finde und Evi mir nicht erlaubt, den melancholischen Trost zu genießen, ihre Hand mit meinen Tränen zu baden, fühle ich mich gezwungen, mich von ihr zu reißen, wenn ich entweder durch das Land wandere, eine steile Mauer erklimme, oder einen Weg durch das spurlose Dickicht erzwinge, wo ich von Dornen und Sträuchern verletzt und zerrissen werde; und dort finde ich Erleichterung. Manchmal liege ich ausgestreckt auf dem Boden, von Müdigkeit überwältigt und vor Durst gestorben; manchmal, spät in der Nacht, wenn der Mond über mir scheint, lehne ich mich gegen einen alten Baum in einem abgeschotteten Wald, um meine müden Glieder auszuruhen, wenn ich erschöpft und abgenutzt bis zum Morgengrauen schlafe. O Mark! die Zelle des Einsiedlers, sein Sackleinen und Dornengürtel wäre Luxus und Nachsicht im Vergleich zu dem, was ich leide. Adieu! Ich sehe kein Ende dieses Elends außer im Grab.


3. SEPTEMBER 1998


Ich muss weg! Danke, Mark, dass du meinen schwankenden Zweck bestimmt hast. Seit vierzehn Tagen habe ich daran gedacht, sie zu verlassen. Ich muss weg. Sie ist in die Stadt zurückgekehrt und im Haus eines Freundes. Und dann, Jörg - ja, ich muss gehen.


10. SEPTEMBER 1998


Ah, was für eine Nacht, Mark! Ich kann fortan alles ertragen! Ich werde sie nie wieder sehen. Oh, warum kann ich nicht um deinen Hals fallen und mit Fluten von Tränen und Verzückungen all den Leidenschaften Ausdruck verleihen, die mein Herz regieren! Hier sitze ich und schnappe nach Luft und kämpfe darum, mich zu beruhigen. Ich warte auf den Tag und bei Sonnenaufgang soll der Wagen vor der Tür stehen.


Und sie schläft ruhig und ahnt kaum, dass sie mich zum letzten Mal gesehen hat. Ich bin frei. Ich hatte den Mut, in einem zweistündigen Interview meine Absicht nicht zu verraten. Und oh Mark, was für ein Gespräch war das!


Jörg hatte versprochen, sofort nach dem Abendessen zu Evi in den Garten zu kommen. Ich war auf der Terrasse unter den hohen Kastanienbäumen und beobachtete die untergehende Sonne. Ich sah sie zum letzten Mal unter diesem herrlichen Garten und stillen Fluss sinken. Ich hatte oft mit Evi denselben Ort besucht und diesen herrlichen Anblick gesehen; und jetzt - ich ging genau die Allee auf und ab, die mir so lieb war. Ein geheimes Gefühl hatte mich häufig dorthin gezogen, bevor ich Evi kannte; und wir waren begeistert, als wir in unserer frühen Bekanntschaft entdeckten, dass wir beide denselben Ort liebten, der in der Tat so romantisch ist wie jeder andere, der jemals die Phantasie eines Künstlers faszinierte.


Unter den Kastanienbäumen gibt es einen weiten Blick. Aber ich erinnere mich, dass ich all dies in einem früheren Brief erwähnt und die hohe Masse der Buchen am Ende beschrieben habe und wie die Allee dunkler und dunkler wird, wenn sie sich zwischen ihnen schlängelt, bis sie in einer düsteren Nische endet, die den Charme einer mysteriösen Einsamkeit hat. Ich erinnere mich noch an das seltsame Gefühl der Melancholie, das mich beim ersten Betreten dieses dunklen Rückzugsortes am hellen Mittag überkam. Ich fühlte eine geheime Vorahnung, dass es eines Tages für mich der Schauplatz eines Glücks oder Elends sein würde.


Ich hatte eine halbe Stunde damit verbracht, zwischen den konkurrierenden Gedanken des Fortgehens und der Rückkehr zu kämpfen, als ich hörte, wie sie die Terrasse heraufkamen. Ich ging ihnen entgegen. Ich zitterte, als ich ihre Hand nahm und sie küsste. Als wir die Spitze der Terrasse erreichten, stieg der Mond hinter dem bewaldeten Hügel auf. Wir unterhielten uns über viele Themen und näherten uns, ohne es zu bemerken, des düsteren Ruheortes. Evi trat ein und setzte sich. Jörg setzte sich neben sie. Ich tat das Gleiche, aber meine Erregung ließ mich nicht lange sitzen. Ich stand auf und stellte mich vor sie, ging dann hin und her und setzte mich wieder. Ich war unruhig und elend. Evi machte uns auf die schöne Wirkung des Mondlichts aufmerksam, das einen silbernen Farbton über die Terrasse vor uns hinter den Buchen warf. Es war ein herrlicher Anblick und wurde durch die Dunkelheit, die die Stelle umgab, an der wir uns befanden, noch auffälliger. Wir schwiegen einige Zeit, als Evi bemerkte: „Wann immer ich im Mondlicht gehe, erinnert es mich an alle meine geliebten und verstorbenen Freundinnen, und ich bin erfüllt von Gedanken an Tod und Zukunft. Wir werden wieder leben, Schwanke!“ fuhr sie mit einer fühlenden Stimme fort, „aber werden wir uns wieder erkennen, was denkst du? was sagst du?“


Evi“, sagte ich, als ich ihre Hand in meine nahm und meine Augen voller Tränen waren, „wir werden uns wiedersehen - hier und im Himmel werden wir uns wiedersehen.“ Mehr konnte ich nicht sagen. Warum, Mark, musste sie mir diese Frage gerade in dem Moment stellen, in dem die Angst vor unserer grausamen Trennung mein Herz erfüllte?


In dem Frieden und der Harmonie, die unter uns wohnen, würdest du Gott mit den wärmsten Gefühlen der Dankbarkeit verherrlichen, an den du in deiner letzten Stunde so inbrünstige Gebete für unser Glück gerichtet hast.“ So hat sie sich ausgedrückt, aber oh Mark! kann ich ihrer Sprache gerecht werden? Wie können kalte und leidenschaftslose Worte den himmlischen Ausdruck der Seele vermitteln? Jörg unterbrach sie roh. „Das betrifft dich zu tief, Evi. Ich weiß, dass deine Seele mit intensiver Freude in solchen Erinnerungen schwelgt, aber ich bitte...“ - „Jörg!“ fuhr sie fort, „ich bin sicher, du vergisst nicht die Abende, an denen wir drei am kleinen runden Tisch saßen, als Papa abwesend war und die Kleinen sich zurückgezogen hatten. Du hattest manchmal ein Buch dabei, last aber nie; die Unterhaltung dieses edlen Wesens war allem vorzuziehen - dieser schönen, hellen, sanften und doch immer mühsamen Frau. Gott allein weiß, wie ich auf meinem nächtlichen Bett mit Tränen gebetet habe, dass ich wie sie sein könnte.“


Ich warf mich zu ihren Füßen und ergriff ihre Hand und betäubte sie mit tausend Tränen. „Evi!“ rief ich aus, „Gottes Segen und der Geist deiner Mutter sind über dir.“ - „Oh! Dass du sie gekannt hast“, sagte sie mit einem warmen Druck der Hand, „sie war es wert, dir bekannt zu sein.“ Ich dachte, ich hätte in Ohnmacht fallen können: Ich hatte noch nie ein so schmeichelhaftes Lob erhalten. Sie fuhr fort: „Und doch war sie dazu verurteilt, in der Blüte ihrer Jugend zu sterben, als ihr jüngstes Kind kaum sechs Jahre alt war. Ihre Krankheit war nur kurz, aber sie war ruhig und resigniert; und es war nur für ihre Kinder, besonders den jüngsten, dass sie sich unglücklich fühlte. Als ihr Ende nahte, bat sie mich, sie zu ihr zu bringen. Ich gehorchte. Die Jüngeren wussten nichts von ihrem bevorstehenden Verlust, während die Älteren von Trauer überwältigt waren. Sie standen um das Bett herum; und sie hob ihre schwachen Hände zum Himmel und betete über sie; dann küsste sie sie der Reihe nach, entließ sie und sagte zu mir: Sei für sie eine Mutter. Ich gab ihr meine Hand. Du versprichst viel, mein Kind, sagte sie, die Vorliebe einer Mutter und die Fürsorge einer Mutter! Ich habe oft durch deine Tränen der Dankbarkeit gesehen, dass du weißt, was die Zärtlichkeit einer Mutter ist: Zeige es deinen kleinen Brüdern und Schwestern und sei deinem Vater wie eine Ehefrau pflichtbewusst und treu; du wirst sein Trost sein. Sie erkundigte sich nach ihm. Er hatte sich zurückgezogen, um seine unerträgliche Qual zu verbergen - er lag mit gebrochenem Herzen. Jörg, du warst im Raum. Sie hörte jemanden sich bewegen: Sie fragte, wer es sei und bat dich, dich zu nähern. Sie musterte uns beide mit einem Ausdruck der Gelassenheit und Befriedigung, der ihre Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass wir glücklich sein sollten, glücklich miteinander. Jörg fiel um ihren Hals und küsste sie und rief: Wir sind es und wir werden es sein! Sogar Jörg, im Allgemeinen so kalt, hatte seine Fassung verloren; und ich war unaussprechlich aufgeregt.“


Und solch ein Wesen“, fuhr sie fort, „sollte uns verlassen, Schwanke? Großer Gott, müssen wir uns so von allem trennen, was uns auf dieser Welt am Herzen liegt? Niemand fühlte dies akuter als die Kinder: Sie weinten und klagten, lange Zeit später beschwerten sie sich, dass Männer ihre liebe Mutter weggetragen hatten.“


Evi stand auf. Es hat mich erregt; aber ich setzte mich wieder und hielt ihre Hand. „Lass uns gehen“, sagte sie, „es wird spät.“ Sie versuchte, ihre Hand zurückzuziehen: Ich hielt sie still. „Wir werden uns wiedersehen“, rief ich, „wir werden uns in jeder möglichen Verwandlung erkennen! Ich werde“, fuhr ich fort, „bereitwillig gehen; aber sollte ich sagen: für immer, kann ich vielleicht mein Wort nicht halten. Adieu, Evi. Wir werden uns wiedersehen.“ - „Ja, morgen, denke ich“, antwortete sie mit einem Lächeln. Morgen! wie ich das Wort fühlte! Ah! sie dachte wenig nach, als sie ihre Hand von meiner wegzog. Sie gingen die Allee entlang. Ich stand da und sah ihnen im Mondlicht nach. Ich warf mich auf den Boden und weinte: Ich sprang dann auf, und rannte auf die Terrasse hinaus und sah im Schatten der Kastanienbäume ihr weißes Kleid in der Nähe des Gartentors verschwinden. Ich streckte meine Arme aus und sie verschwand.




ZWEITES BUCH


20. OKTOBER 1998


Wir sind gestern hier angekommen. Der Botschafter ist unbehaglich und wird einige Tage nicht ausgehen. Wenn er weniger verärgert und mürrisch wäre, wäre alles in Ordnung. Ich sehe aber zu deutlich, dass der Himmel mich zu schweren Prüfungen bestimmt hat; aber Mut! Ein leichtes Herz kann alles tragen. Ein leichtes Herz! Ich lächle und finde ein solches Wort aus meiner Feder absurd. Ein bisschen mehr Unbeschwertheit würde mich zum glücklichsten Wesen unter der Sonne machen. Aber muss ich an meinen Talenten und Fähigkeiten verzweifeln, während andere mit weit minderwertigen Fähigkeiten mit äußerster Selbstzufriedenheit vor mir einherziehen? Gnädige Vorsehung, der ich alle meine Kräfte verdanke, warum hast du nicht einige meiner Segnungen zurückgehalten und an ihre Stelle ein Gefühl des Selbstvertrauens und der Zufriedenheit gesetzt?


Aber Geduld! alles wird noch gut sein; denn ich versichere dir, mein lieber Freund, du hattest Recht: Da ich gezwungen war, mich ständig mit anderen Menschen zu verbinden und zu beobachten, was sie tun und wie sie sich beschäftigen, bin ich mit mir selbst weitaus zufriedener geworden. Denn wir sind von Natur aus so konstituiert, dass wir immer dazu neigen, uns mit anderen zu vergleichen, und unser Glück oder Elend hängt sehr stark von den Gegenständen und Personen um uns herum ab. Aus diesem Grund ist nichts gefährlicher als die Einsamkeit: Dort stellt uns unsere Phantasie, die immer bereit ist, sich zu erheben und einen neuen Flug auf den Flügeln der Phantasie zu unternehmen, eine Kette von Wesen vor, vor denen wir am minderwertigsten erscheinen. Alle Dinge scheinen größer zu sein als sie wirklich sind, und alle scheinen uns überlegen zu sein. Diese Operation des Geistes ist ganz natürlich.


Aber wenn wir uns trotz Schwäche und Enttäuschungen ernsthaft an die Arbeit machen und stetig durchhalten, stellen wir oft fest, dass wir, obwohl wir ständig zur Wende gezwungen sind, mehr Wege gehen als andere, die die Hilfe von Wind und Gezeiten haben; und in Wahrheit kann es keine größere Befriedigung geben, als mit anderen Schritt zu halten oder sie im Rennen zu überflügeln.


26. NOVEMBER 1998


Ich fange an, meine Situation hier unter allen Umständen erträglicher zu finden. Ich finde einen großen Vorteil darin, viel beschäftigt zu sein; und die Anzahl der Personen, die ich treffe, und ihre unterschiedlichen Beschäftigungen sorgen für eine abwechslungsreiche Unterhaltung für mich. Ich habe die Bekanntschaft des Physikers M. Gemacht, und ich schätze ihn von Tag zu Tag mehr. Er ist ein Mann von starkem Verstand und großer Unterscheidungskraft; aber obwohl er weiter sieht als andere Menschen, ist er aus diesem Grund nicht kalt in seiner Art, sondern in der Lage, die wärmste Zuneigung zu inspirieren und zurückzugeben. Er schien einmal an mir interessiert zu sein, als ich mit ihm Geschäfte machen musste. Beim ersten Wort bemerkte er, dass wir uns verstanden und dass er sich mit mir in einem anderen Ton unterhalten konnte als mit anderen. Ich kann seine offene Freundlichkeit mir gegenüber nicht genug schätzen. Es ist die größte und aufrichtigste Freude, einen großen Geist in Sympathie mit unserem eigenen zu beobachten.


24. DEZEMBER 1998


Wie ich erwartet hatte, macht mir der Botschafter unendlichen Ärger. Er ist der pünktlichste Dummkopf unter dem Himmel. Er macht alles Schritt für Schritt, mit der unbedeutenden Genauigkeit eines alten Weibes; und er ist ein Mann, dem es unmöglich ist zu gefallen, weil er niemals mit sich selbst zufrieden ist. Ich mag es, regelmäßig und fröhlich Geschäfte zu machen und, wenn sie fertig sind, sie zu verlassen. Aber er gibt mir ständig meine Papiere zurück und sagt: „Sie werden es schon machen“, empfiehlt mir jedoch, sie noch einmal zu überprüfen, da „man sich immer verbessern kann, indem man ein besseres Wort oder ein passenderes Teilchen verwendet“. Ich verliere dann alle Geduld und wünsche ihn zum Teufel. Keine Konjunktion, kein Adverb darf weggelassen werden: Er hat eine tödliche Abneigung gegen all die Transpositionen, die ich so gern habe; und wenn die Musik unserer Zeit nicht auf den festgelegten, offiziellen Notenschlüssel abgestimmt ist, kann er unsere Bedeutung nicht verstehen. Es ist bedauerlich, mit so einem Kerl verbunden zu sein.


Meine Bekanntschaft mit dem Physiker M. ist die einzige Entschädigung für solch ein Übel. Er sagte mir neulich offen, dass er mit den Schwierigkeiten und Verzögerungen des Botschafters sehr unzufrieden sei; dass Menschen wie er Hindernisse sind, sowohl für sich selbst als auch für andere. „Aber“, fügte er hinzu, „man muss sich unterwerfen, wie ein Reisender, der einen Berg besteigen muss: Wenn der Berg nicht da wäre, wäre die Straße sowohl kürzer als auch angenehmer; aber da ist er, und er muss darüber hinwegkommen.“


Der alte Mann nimmt die Parteilichkeit des Physikers für mich wahr: Das ärgert ihn und er nutzt jede Gelegenheit, um den Physiker vor meinen Ohren anzuschwärzen. Ich verteidige ihn natürlich, und das macht die Sache nur noch schlimmer. Gestern hat er mich empört, denn er hat auch auf mich angespielt. „Der Physiker“, sagte er, „ist ein Mann der Welt und ein guter Mann des Geschäfts: sein Stil ist gut, und er schreibt mit Leichtigkeit; aber wie andere Genies hat er keine solide Gelehrtheit.“ Er sah mich mit einem Ausdruck an, der zu fragen schien, ob ich den Schlag fühlte. Aber es hat nicht den gewünschten Effekt hervorgebracht: Ich verachte einen Mann, der so denken und handeln kann. Ich stellte mich jedoch auf und antwortete mit nicht wenig Wärme. „Der Physiker, sagte ich, war ein Mann, der berechtigt war, seinen Charakter und seine Anforderungen gleichermaßen zu respektieren. Ich hatte noch nie eine Person getroffen, deren Geist mit nützlicherem und umfassenderem Wissen ausgestattet war - die tatsächlich eine so unendliche Vielfalt von Themen beherrschte und die dennoch alle ihre Aktivitäten für die Details des normalen Geschäfts behielt.“ Dies war insgesamt jenseits seines Verständnisses; und ich verabschiedete mich, damit mein Zorn nicht zu sehr von einer neuen Absurdität von ihm erregt wird.


Und du bist schuld an all dem, du, der du mich überredet hast, meinen Hals in dieses Joch zu beugen, indem du mir ein Leben voller Aktivitäten gepredigt hast. Wenn der Mann, der Gemüse anpflanzt und an Markttagen sein Getreide in die Stadt trägt, nicht nützlicher beschäftigt ist als ich, dann lass mich zehn Jahre länger in den Galeeren arbeiten, an die ich jetzt gekettet bin.


Oh, das strahlende Elend, die Müdigkeit, für die man unter den dummen Menschen, denen wir hier in der Gesellschaft begegnen, zum Zeugen verurteilt ist! Der Ehrgeiz des Einkommens! Wie sie zuschauen, wie sie arbeiten, um Geld zu erlangen! Welche armen und verächtlichen Leidenschaften zeigen sich in ihrer völligen Nacktheit! Wir haben hier zum Beispiel eine Frau, die das Unternehmen immer wieder mit Berichten über ihre Familie und ihre Güter unterhält. Jeder Fremde würde sie als ein dummes Wesen betrachten, dessen Kopf von ihrem Anspruch auf Eigentum verdreht wurde; aber sie ist in Wirklichkeit noch lächerlicher, die Tochter eines Kriminalrats aus dieser Nachbarschaft. Ich kann nicht verstehen, wie die Menschen sich so erniedrigen können.


Jeden Tag beobachte ich mehr und mehr die Torheit, andere selbst zu beurteilen; und ich habe so viel Ärger mit mir selbst, und mein eigenes Herz ist in so ständiger Aufregung, dass ich sehr zufrieden bin, andere ihren eigenen Kurs verfolgen zu lassen, wenn sie mir nur das gleiche Privileg gewähren.


Was mich am meisten provoziert, ist das unglückliche Ausmaß, in dem Rangunterschiede vorgenommen werden. Ich weiß genau, wie notwendig Ungleichheiten in der Verfassung sind, und ich bin mir der Vorteile bewusst, die ich selbst daraus ziehe. Aber ich würde nicht zulassen, dass diese Institutionen ein Hindernis für die geringe Chance auf Glück darstellen, die ich auf dieser Erde genießen kann.


Ich habe in letzter Zeit ein Fräulein Dina kennengelernt - ein sehr angenehmes Mädchen, das inmitten des künstlichen Lebens seine natürlichen Manieren bewahrt hat. Unser erstes Gespräch gefiel uns beiden gleichermaßen; und als ich mich verabschiedete, bat ich um Erlaubnis, sie besuchen zu dürfen. Sie stimmte so verbindlich zu, dass ich ungeduldig auf die Ankunft des glücklichen Moments wartete. Sie stammt nicht aus diesem Ort, sondern wohnt hier bei ihrer Tante. Das Gesicht der alten Frau ist nicht beeindruckend. Ich schenkte ihr viel Aufmerksamkeit und richtete den größten Teil meines Gesprächs an sie. Und in weniger als einer halben Stunde entdeckte ich, was ihre Nichte mir später gegenüber anerkannte, dass ihre alte Tante, die nur ein kleines Vermögen und einen noch geringeren Anteil an Verständnis hatte, keine Befriedigung genießt außer im Stammbaum ihrer Vorfahren... keinen Schutz außer in ihrer Geburt und keine Freude, als von ihrer Burg aus über die Köpfe der bescheidenen Bürger zu schauen. Sie war zweifellos in ihrer Jugend gutaussehend, und in ihren frühen Jahren hat sie wahrscheinlich ihre Zeit verkürzt, indem sie so manchem armen Jüngling zum Spielball ihrer Launen machte: In ihren reiferen Jahren hat sie sich dem Joch eines Veteranen unterworfen, der, als Gegenleistung für ihre Person und ihre geringe Unabhängigkeit, mit ihr ausgab, was wir als ihr Goldenes Zeitalter bezeichnen können. Er ist tot; und sie ist jetzt eine Witwe und verlassen. Sie verbringt ihr Eisernes Zeitalter allein und würde nicht angesprochen werden, außer wegen der Lieblichkeit ihrer Nichte Dina.


8. JANUAR 1999


Was für Wesen sind Männer, deren ganze Gedanken mit Form und Zeremonie beschäftigt sind, die jahrelang gemeinsam ihre geistigen und körperlichen Anstrengungen der Aufgabe widmen, sich nur einen Schritt weiterzuentwickeln und sich zu bemühen, einen höheren Platz am Tisch einzunehmen. Nicht, dass solche Personen sonst eine Beschäftigung wünschen würden: Im Gegenteil, sie geben sich viel Mühe, indem sie wichtige Geschäfte für solche geringen Kleinigkeiten vernachlässigen. Letzte Woche stellte sich bei einer Schlittenparty eine Frage des Vorrangs, und all unsere Belustigung wurde verdorben.


Die albernen Kreaturen können nicht erkennen, dass es nicht der Ort ist, der echte Größe ausmacht, da der Mann, der den ersten Platz einnimmt, selten die Hauptrolle spielt. Wie viele Präsidenten werden von ihren Ministern regiert, wie viele Minister von ihren Sekretären? Wer ist in solchen Fällen wirklich der Chef? Der, wie es mir scheint, der die anderen durchschauen kann und Stärke oder Geschick besitzt, um ihre Kraft oder Leidenschaften der Ausführung seiner eigenen Pläne zu unterwerfen.


20. JANUAR 1999


Ich muss dir von diesem Ort aus schreiben, meine liebe Evi, aus einem kleinen Raum in einem Landgasthof, in dem ich mich vor einem schweren Sturm geschützt habe. Während meines gesamten Aufenthalts an diesem elenden Ort, wo ich unter Fremden lebte, Fremden in diesem meinem Herzen, fühlte ich zu keinem Zeitpunkt die geringste Neigung, mit dir zu korrespondieren; aber in dieser Hütte, in dieser Ruhe, in dieser Einsamkeit, bei Schnee und Hagel, die gegen meine Gitterscheibe schlagen, bist du mein erster Gedanke. In dem Moment, als ich eintrat, erhob sich deine Gestalt vor mir und die Erinnerung! O meine Evi, die heilige, zärtliche Erinnerung! Gnädiger Himmel! stelle mir den glücklichen Moment unserer ersten Bekanntschaft wieder her!


Könntest du mich nur sehen, meine liebe Evi, im Wirbel der Zerstreuung, wie meine Sinne ausgetrocknet sind, aber mein Herz ist zu keiner Zeit erfüllt. Ich genieße keinen einzigen Moment des Glücks: Alles ist sinnlos, nichts berührt mich. Ich stehe sozusagen vor der seltenen Show: Ich sehe die kleinen Puppen sich bewegen und frage, ob es keine optische Täuschung ist. Ich amüsiere mich mit diesen Puppen, oder besser gesagt, ich bin selbst eine von ihnen. Aber wenn ich manchmal die Hand meines Nächsten greife, fühle ich, dass es nicht natürlich ist. Und ich ziehe meine Hand mit einem Schauder zurück. Abends sage ich, ich werde den Sonnenaufgang am nächsten Morgen genießen, und doch bleibe ich im Bett: am Tag verspreche ich, im Mondlicht zu spazieren, und ich bleibe trotzdem zu Hause. Ich weiß nicht, warum ich aufstehe oder warum ich schlafen gehe...


Der Sauerteig, der meine Existenz belebte, ist verschwunden: Der Zauber, der mich in der Dunkelheit der Nacht anfeuerte und mich aus meinen morgendlichen Schlummern weckte, ist für immer geflohen!


Ich habe nur Eine gefunden, die mich interessiert, ein Mädchen namens Dina. Sie ähnelt dir, meine liebe Evi, wenn dir jemand ähneln kann... „Aha!“ wirst du sagen: „Er hat gelernt, wie man feine Komplimente macht.“ Und das ist teilweise wahr. Ich war in letzter Zeit sehr nett, da es nicht in meiner Macht stand, anders zu sein. Ich habe außerdem viel Esprit: und die Frauen sagen, dass niemand die Schmeichelei besser versteht oder Unwahrheiten zu sagen, wie du hinzufügen wirst; denn die eine Leistung begleitet immer die andere. Aber ich muss dir von Dina erzählen. Sie hat eine Fülle von Seele, die aus ihren tiefblauen Augen blitzt. Ihr Rang ist eine Qual für sie und befriedigt niemanden von Herzen. Sie würde sich gerne von diesem Wirbel der Mode zurückziehen, und wir stellen uns oft ein Leben ungestörten Glücks in fernen Szenen der ländlichen Ruhe vor: und dann sprechen wir von dir, meine liebe Evi; denn sie kennt dich und huldigt deinen Verdiensten; aber ihre Hommage ist nicht gefordert, sondern freiwillig, sie liebt dich und freut sich zu hören, dass du zum Gesprächsthema gemacht wurdest.


Oh, dass ich zu deinen Füßen in deinem Wohnzimmer saß und die lieben Kinder um uns herum spielten! Wenn sie dir Probleme bereiten wollten, wollte ihnen eine entsetzliche Schauer-Geschichte erzählen. und sie würden sich mit stiller Aufmerksamkeit um mich drängen. Die Sonne geht in Herrlichkeit unter; ihre letzten Strahlen scheinen auf den Schnee, der das Gesicht des Landes bedeckt: Der Sturm ist vorbei, und ich muss in meinen Kerker zurückkehren. Adieu! Ist Jörg bei dir? und was ist er für dich? Gott vergib mir diese Frage.


8. FEBRUAR 1999


Seit einer Woche haben wir das schlechteste Wetter: aber das ist für mich ein Segen; denn während meines Aufenthalts hier hat kein einziger schöner Tag vom Himmel gestrahlt, sondern ist mir durch das Eindringen von jemandem verloren gegangen. Während der Schwere von Regen, Schneeregen, Frost und Sturm gratuliere ich mir, dass es drinnen nicht schlimmer sein kann als im draußen und im Äußeren nicht schlimmer als hinter den Türen. Und so versöhne ich mich. Wenn die Sonne am Morgen hell aufgeht und einen herrlichen Tag verspricht, lasse ich es nie aus zu rufen: Dort haben sie jetzt einen weiteren Segen vom Himmel, den sie sicher zerstören werden: Sie verderben alles: Gesundheit, Ruhm, Glück, Belustigung, und sie tun dies im Allgemeinen durch Torheit, Unwissenheit und Dummheit und immer nach ihrem eigenen Unverstand!


17. FEBRUAR 1999


Ich befürchte, dass mein Botschafter und ich nicht mehr lange zusammen bleiben werden. Er wächst wirklich über die Maßen über sich hinaus. Er tätigt sein Geschäft auf so lächerliche Weise, dass ich oft gezwungen bin, ihm zu widersprechen und die Dinge auf meine eigene Weise zu tun; und dann hält er sie natürlich für sehr schlecht gemacht. Er hat sich in letzter Zeit vor Gericht über mich beschwert; und der Minister gab mir einen Verweis, einen sanften, das ist wahr, aber immer noch ein Verweis. Infolgedessen wollte ich gerade meinen Rücktritt einreichen, als ich einen Brief erhielt, dem ich mich wegen des hohen, edlen und großzügigen Geistes, der ihn diktierte, mit großem Respekt unterwarf. Er bemühte sich, meine übermäßige Sensibilität zu beruhigen, würdigte meine extremen Vorstellungen von Pflicht, gutem Beispiel und Ausdauer im Geschäft. als Frucht meiner jugendlichen Begeisterung, einem Impuls, den er nicht zu zerstören suchte, sondern nur zu mildern, damit er richtig spielt und Gutes bringt. Jetzt bin ich noch eine Woche voller Ruhe und nicht mehr im Widerspruch mit mir selbst. Inneres und Seelenfrieden sind wertvolle Dinge: Ich möchte mir wünschen, meine liebe Freundin, dass diese kostbaren Juwelen weniger vergänglich sind.


20. FEBRUAR 1999


Gott segne dich, meine liebe Freundin, und möge er dir das Glück gewähren, das er mir verweigert!


Ich danke dir, Jörg, dass du mich betrogen hast... Ich wartete auf die Nachricht, dass euer Hochzeitstag festgelegt war. Und ich beabsichtigte an diesem Tag mit Feierlichkeit, Evis Profil von der Wand zu nehmen und es mit einigen anderen Papieren zu begraben, die ich besitze. Ihr seid jetzt vereint, und ihr Bild bleibt immer noch hier. Nun, möge es hier bleiben! Warum sollte es nicht? Ich weiß, dass ich immer noch Teil eurer Gesellschaft bin, dass ich immer noch einen unverletzten Platz in Evis Herzen einnehme, dass ich den zweiten Platz darin einnehme; und ich habe vor, ihn zu behalten. Oh, ich sollte wütend werden, wenn sie mich vergessen könnte! Jörg, dieser Gedanke ist die Hölle! Lebe wohl, Engel des Himmels, lebe wohl, Evi!


15. MÄRZ 1999


Ich hatte gerade ein trauriges Abenteuer, das mich von hier wegbringen wird. Ich verliere alle Geduld! O Tod! Es ist nicht zu beheben; und du allein bist schuld, denn du hast mich gedrängt und gezwungen, einen Posten zu besetzen, für den ich keineswegs geeignet war. Ich habe jetzt Grund, zufrieden zu sein, und du auch! Aber damit du diesen Todesfall nicht noch einmal meinem ungestümen Temperament zuschreibst, sende ich dir, mein lieber Freund, eine einfache Erzählung der Angelegenheit, wie sie ein bloßer Chronist von Tatsachen beschreiben würde.


Der Herzog mag und ehrt mich. Es ist bekannt, und ich habe es dir hundertmal erwähnt. Gestern habe ich mit ihm gegessen. Es ist der Tag, an dem sich seine Verwandten abends in seinem Haus versammeln. Ich habe nie an die Versammlung gedacht, noch dass wir einfachen Leute zu einer solchen Gesellschaft gehörten. Nun, ich habe mit dem Herzog gegessen; und nach dem Abendessen gingen wir in die große Halle. Wir gingen zusammen auf und ab, und ich unterhielt mich mit ihm und mit einem Leutnant, der sich uns anschloss; und auf diese Weise näherte sich die Stunde für die Versammlung. Gott weiß, ich dachte an nichts, wann wer eintreten sollte, außer an die ehrenwerte Frau, begleitet von ihrem edlen Ehemann und ihrer dummen, intriganten Tochter mit ihrer schlanken Taille und ihrem langen Hals; und, mit verächtlichen Blicken und einer hochmütigen Miene kamen sie an mir vorbei. Da ich die ganze Rasse von Herzen verabscheue, beschloss ich, wegzugehen; und wartete nur, bis sich der Herzog von ihrem unverschämten Geschwätz gelöst hatte, um mich zu verabschieden, als die angenehme Dina hereinkam. Da ich sie nie traf, ohne ein tief empfundenes Vergnügen zu erleben, blieb ich und sprach mit ihr und beugte mich über den Rücken neben ihrem Stuhl und bemerkte erst nach einiger Zeit, dass sie ein wenig verwirrt wirkte und aufhörte, mir mit ihrer üblichen Leichtigkeit zu antworten. Ich war davon beeindruckt. „O Himmel!“ sagte ich mir: „Kann auch sie wie die anderen sein?“ Ich war verärgert und wollte mich zurückziehen. Trotzdem blieb ich und entschuldigte sie für ihr Verhalten. Ich dachte, sie meinte es nicht so, und hoffte immer noch auf eine freundliche Anerkennung. Der Rest der Gäste war jetzt angekommen. Da war der Baron in einem vornehmen Anzug, der von der Einsetzung des Bundespräsidenten stammte; der Kanzler mit seiner stummen Frau; das schäbig gekleidete Ich, dessen abgetragener Mantel Zeugnisse moderner Ausbesserungen enthielt: dies krönte das Ganze! Ich habe mich mit einigen meiner Bekannten unterhalten, aber sie haben mir lakonisch geantwortet. Ich war damit beschäftigt, Dina zu beobachten, und bemerkte nicht, dass die Frauen am Ende des Raumes flüsterten, dass das Murmeln sich allmählich auf die Männer ausdehnte, dass eine Dame den Herzog mit viel Wärme ansprach (das ward alles mir später anvertraut von Dina); bis endlich der Herzog auf mich zukam und mich zum Fenster führte. „Sie kennen unsere lächerlichen Bräuche“, sagte er. „Ich nehme an, die Familie ist ziemlich unzufrieden damit, dass Sie hier sind. Ich würde auf keinen Fall...“ - „Ich bitte um Verzeihung!“ rief ich aus. „Ich hätte schon früher darüber nachdenken sollen, aber ich weiß, dass Sie diese kleine Unaufmerksamkeit vergeben werden. Ich wollte vor einiger Zeit gehen“, fügte ich hinzu, „aber mein böses Genie hat mich festgehalten.“ Und ich lächelte und verbeugte mich, um mich zu verabschieden. Er schüttelte mir die Hand, auf eine Weise, die alles ausdrückte. Ich beeilte mich, sofort von der berühmten Versammlung weg zu kommen, sprang in ein Taxi und fuhr weg. Ich betrachtete die untergehende Sonne von der Spitze des Hügels aus und las diese schöne Passage in Homer, wo Odysseus von den gastfreundlichen Hirten unterhalten wird. Das war in der Tat herrlich.


Abends kehrte ich zum Abendessen nach Hause zurück. Aber nur wenige Personen waren im Raum versammelt. Sie hatten eine Ecke der Tischdecke aufgedeckt und spielten mit Würfeln. Ein gutmütiger Freund kam herein. Er legte seinen Hut ab, als er mich sah, näherte sich mir und sagte leise: „Du hast ein unangenehmes Abenteuer erlebt.“ - „Ich!“ rief ich aus. „Der Herzog hat dich gezwungen, dich von der Versammlung zurückzuziehen?“ - „Der Teufel hole die Familie!“ sagte ich. „Ich war sehr froh, weg zu sein.“ - „Ich freue mich“, fügte er hinzu, „dass du es so leicht nimmst. Es tut mir nur leid, dass bereits so viel darüber gesprochen wird.“ Der Umstand begann mich zu schmerzen. Ich stellte mir vor, dass jeder, der sich setzte und mich ansah, an diesen Vorfall dachte.


Und jetzt könnte ich ein Messer in mein Herz stechen, wenn ich mich überall bemitleidet höre und den Triumph meiner Feinde beobachten muss, die sagen, dass dies immer bei eitlen Leuten der Fall ist, deren Köpfe voller Einbildung verkehrt sind und die Formen verachten. und solch kleingeistiger, sinnloser Unsinn.



Sage, was du willst, aber zeige mir den Mann, der das Lachen der Narren geduldig ertragen kann, wenn sie einen Vorteil gegenüber ihm erlangt haben. Nur wenn ihr Unsinn unbegründet ist, kann man ihn ohne Beschwerde erleiden.


16. MÄRZ 1999


Alles verschwört sich gegen mich! Ich traf Dina, heute zu Fuß. Ich konnte nicht anders, als mich ihr anzuschließen. Und als wir ein wenig von ihren Gefährten entfernt waren, drückte ich mein Gefühl für ihre veränderte Art mir gegenüber aus. „O Schwanke!“ sagte sie in einem Ton voller Emotionen: „Du, der du mein Herz kennst, wie kannst du meine Not so schlecht interpretieren? Was habe ich nicht für dich gelitten, von dem Moment an, als du den Raum betreten hast! Ich habe alles hundertmal vorausgesehen. Ich wusste, dass die Damen mit ihren Männern den Raum verlassen würden, anstatt in deiner Gesellschaft zu bleiben. Ich wusste, dass die Herzogin nicht brechen würde mit ihnen: und jetzt wird so viel darüber gesagt.“ - „Wie!“ rief ich und bemühte mich, meine Gefühle zu verbergen; trotz allem, was der Freund mir gestern gesagt hatte, kam es mir in diesem Moment schmerzhaft wieder. „Oh, wie viel hat es mich schon gekostet!“ sagte dieses liebreizende Mädchen, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. Ich konnte mich kaum beherrschen und war bereit, mich ihr zu Füßen zu werfen. „Erkläre dich!" rief ich. Tränen liefen über ihre Wangen. Ich wurde ziemlich hektisch. Sie wischte sie weg, ohne zu versuchen, sie zu verbergen. „Du kennst meine Tante“, fuhr sie fort; „sie war anwesend: und in welchem Licht betrachtet sie die Angelegenheit! Letzte Nacht und heute Morgen, Schwanke, war ich gezwungen, einen Vortrag über meine Bekanntschaft mit dir zu hören. Ich war verpflichtet, dich verurteilt und abgeschrieben zu hören; und ich konnte nicht, ich wagte es nicht, viel zu deiner Verteidigung sagen.“


Jedes Wort, das sie aussprach, war ein Messer in mein Herz. Sie fühlte nicht, wie gnädig es gewesen wäre, alles vor mir zu verbergen. Sie erzählte mir außerdem das ganze Gerede, das weiter verbreitet werden würde, und wie die Böswilligen triumphieren würden; wie sie sich über die Bestrafung meines Stolzes freuen würden, über meine Demütigung für diesen Mangel an Wertschätzung für andere, wegen dem mir oft Vorwürfe gemacht worden waren. Und all dies zu hören, Mark, von ihr mit aufrichtigster Sympathie geäußert, weckte alle meine Leidenschaften; und ich bin immer noch in einem Zustand extremer Aufregung. Ich wünschte, ich könnte einen Mann finden, der mich über dieses Ereignis verhöhnt. Ich würde ihn meinem Groll opfern. Der Anblick seines Blutes könnte möglicherweise eine Erleichterung für meine Wut sein! Hundertmal habe ich ein Messer ergriffen, um diesem unterdrückten Herzen Erleichterung zu verschaffen. Naturforscher erzählen von einer edlen Rasse von Pferden, die instinktiv eine Vene mit den Zähnen öffnen, wenn sie durch einen langen Ritt erhitzt und erschöpft werden, um freier zu atmen. Ich bin oft versucht, eine Ader zu öffnen, um mir ewige Freiheit zu verschaffen...


24. MÄRZ 1999


Ich habe meinen Rücktritt beim Gericht eingereicht. Ich hoffe, es wird akzeptiert, und du wirst mir verzeihen, dass ich dich zuvor nicht konsultiert habe. Es ist notwendig, dass ich diesen Ort verlasse. Ich weiß alles, wie du mich drängen wirst, zu bleiben, und deshalb bitte ich dich, diese Nachricht meiner Mutter gegenüber zu mildern. Ich kann nichts für mich selbst tun: Wie sollte ich dann kompetent sein, anderen zu helfen? Es wird sie beunruhigen, dass ich diese Karriere unterbreche, die mich zuerst zum Sekretär und dann zum Minister gemacht hätte, und dass ich hinter mich schaue, anstatt voranzukommen. Argumentiere, wie du willst, kombiniere alle Gründe, die mich zum Bleiben veranlasst haben sollten. Ich gehe: Das ist ausreichend. Aber damit du mein Ziel nicht ignorierst, kann ich erwähnen, dass der Fürst von Hannover hier ist. Er ist sehr zufrieden mit meiner Gesellschaft; und nachdem er von meiner Absicht zum Rücktritt gehört hat, hat er mich in sein Landhaus eingeladen, um die Frühlingsmonate mit ihm zu verbringen. Ich werde ganz mein eigener Herr sein; und da wir uns über alle Themen bis auf eines einig sind, werde ich mein Glück versuchen und ihn begleiten.


19. APRIL 1999


Vielen Dank für deine beiden Briefe. Ich verzögerte meine Antwort und hielt diesen Brief zurück, bis ich eine Antwort vom Gericht erhalten sollte. Ich befürchtete, meine Mutter könnte sich an den Minister wenden, um meinen Zweck zu vereiteln. Aber mein Antrag wird bewilligt, mein Rücktritt wird angenommen. Ich werde nicht erzählen, mit welcher Zurückhaltung es gewährt wurde, noch erzählen, was der Minister geschrieben hat: Das würde nur deine Wehklagen erneuern. Der Richter hat mir ein Geschenk von fünfundzwanzig Mark geschickt; und tatsächlich hat mich diese Güte zu Tränen gerührt. Aus diesem Grunde werde ich von meiner Mutter nicht das Geld erbitten, um das ich mich kürzlich beworben habe.


5. MAI 1999


Ich verlasse diesen Ort morgen; und da mein Heimatort nur sechs Meilen von der Landeshauptstraße entfernt ist, beabsichtige ich, ihn noch einmal zu besuchen und mich an die glücklichen Träume meiner Kindheit zu erinnern... Ich werde an demselben Tor eintreten, durch das ich mit meiner Mutter gekommen bin, als sie nach dem Tod meines Vaters diesen entzückenden Rückzugsort verließ, um sich in deine melancholische Stadt zu versenken. Adieu, mein lieber Freund: du wirst von meiner zukünftigen Karriere hören.


9. MAI 1999


Ich habe meinen Heimatort mit der Hingabe eines Pilgers besucht und viele unerwartete Gefühle erlebt. In der Nähe der großen Blutbuche, die nahe dem Dorfe steht, stieg ich aus dem Zaxi, damit ich allein und zu Fuß das Vergnügen meiner Erinnerungen lebhaft und herzlich genießen konnte. Ich stand dort unter derselben Blutbuche, die früher der Begriff und Gegenstand meiner Spaziergänge war. Wie haben sich die Dinge seitdem verändert! Dann seufzte ich in glücklicher Unwissenheit nach einer Welt, die ich nicht kannte, in der ich hoffte, jedes Vergnügen und jede Lust zu finden, die mein Herz begehren konnte; und jetzt, bei meiner Rückkehr aus dieser weiten Welt, o mein Freund, wie viele enttäuschte Hoffnungen und erfolglose Pläne habe ich zurückgebracht!


Als ich über die Dünen nachdachte, die vor mir lagen, dachte ich, wie oft sie Gegenstand meiner liebsten Wünsche gewesen waren. Hier saß ich stundenlang, mit meinen Augen auf sie gerichtet und sehnte mich danach, jenseits des Meeres zu wandern, mich in den Wäldern zu verlieren, die in der Ferne ein so entzückendes Objekt bilden. Mit welcher Zurückhaltung verließ ich diesen bezaubernden Ort, als meine Erholungsstunde vorbei war und meine Beurlaubung abgelaufen war! Ich näherte mich dem Dorf: Alle bekannten alten Sommerhäuser und Gärten wurden wieder erkannt; ich mochte die neuen und alle anderen Veränderungen, die stattgefunden hatten, nicht. Ich betrat das Dorf und alle meine früheren Gefühle kehrten zurück. Ich kann nicht, mein lieber Freund, auf Details eingehen, wie charmant meine Empfindungen waren: Sie wären langweilig in der Erzählung. Ich hatte vorgehabt, auf dem Marktplatz in der Nähe unseres alten Hauses zu übernachten. Als ich eintrat, bemerkte ich, dass das Kinderzimmer, in dem unsere Kindheit von dieser guten Frau unterrichtet worden war, in eine Sauna umgewandelt worden. Ich erinnerte mich an die Trauer, die Schwere, die Tränen und die Unterdrückung des Herzens, die ich in der Schule erlebte. Jeder Schritt machte einen besonderen Eindruck. Ein Pilger im Heiligen Land trifft nicht auf so viele Orte, die mit zarten Erinnerungen schwanger sind, und seine Seele ist kaum von größerer Hingabe bewegt. Ein Vorfall dient zur Veranschaulichung. Ich folgte dem Lauf eines Kanals zu einem Bauernhof, was früher ein herrlicher Spaziergang von mir war, und blieb an der Stelle stehen, an der wir uns als Jungen amüsierten, Enten und Drachen auf dem Wasser zu jagen. Ich erinnerte mich so gut daran, wie ich früher den Verlauf desselben Kanals beobachtete, ihm mit fragendem Eifer folgte und romantische Vorstellungen von den Ländern formte, durch ich gehen würde; aber meine Vorstellungskraft war bald erschöpft, während das Wasser weiter und weiter floss, bis meine Phantasie durch die Betrachtung einer unsichtbaren Distanz verwirrt wurde. Genau so, mein lieber Freund, so glücklich und so eng, waren die Gedanken unserer guten Ahnen. Ihre Gefühle und ihre Poesie waren frisch wie in der Kindheit. Und wenn Odysseus vom unermesslichen Meer und der grenzenlosen Erde spricht, sind seine Beinamen wahr, natürlich, tief empfunden und mysteriös. Von welcher Bedeutung ist es, dass ich mit jedem Schüler gelernt habe, dass die Welt rund ist? Der Mensch braucht nur wenig Erde zum Genießen.


Ich bin zurzeit mit dem Fürsten von Hannover in seinem Jagdschloss. Er ist ein Mann, mit dem man glücklich leben kann. Er ist ehrlich und unberührt. Es gibt jedoch einige seltsame Charaktere bei ihm, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Sie scheinen nicht bösartig zu sein, und doch wirken sie nicht wie durch und durch ehrliche Männer. Manchmal bin ich bereit, ihnen ehrlich zu glauben, und doch kann ich mich nicht davon überzeugen, mich ihnen anzuvertrauen. Es tut mir leid, wenn der Fürst gelegentlich über Dinge spricht, die er nur gelesen oder gehört hat, und immer mit der gleichen Ansicht, in der sie von anderen vertreten werden.


Er schätzt mein Verständnis und meine Talente höher als mein Herz, aber ich bin nur auf Letzteres stolz. Es ist die einzige Quelle für alles, was unsere Stärke, unser Glück und unser Elend ausmacht. All das Wissen, das ich besitze, kann jeder andere erwerben, aber mein Herz ist ausschließlich mein eigenes.


25. MAI 1999


Ich hatte einen Plan in meinem Kopf, von dem ich nicht vorhatte, mit dir ihn zu besprechen, bis er vollbracht war: Jetzt, wo er gescheitert ist, kann ich ihn auch erwähnen. Ich wollte in die Bundeswehr eintreten und hatte lange den Wunsch gehabt, den Schritt zu tun. Dies war in der Tat der Hauptgrund, warum ich mit dem Fürsten hierher gekommen bin, da er ein General im Dienst ist. Ich teilte ihm meinen Entwurf während eines unserer gemeinsamen Spaziergänge mit. Er missbilligte es, und es wäre wirklich Wahnsinn gewesen, nicht auf seine Gründe gehört zu haben.


11. JUNI 1999


Sag was du willst, ich kann nicht länger hier bleiben. Warum soll ich bleiben? Die Zeit hängt schwer an meinen Händen. Der Fürst ist mir so gnädig wie jeder andere, und doch fühle ich mich nicht wohl. Es gibt tatsächlich nichts Gemeinsames zwischen uns. Er ist ein Mann des Verstandes, ganz normal. Sein Gespräch macht mir nicht mehr Spaß, als ich aus der Durchsicht eines gut geschriebenen Buches ableiten könnte. Ich werde noch eine Woche hier bleiben und dann wieder auf Reisen gehen. Meine Gedichte sind die besten Dinge, die ich getan habe, seit ich hierher gekommen bin. Der Fürst hat eine Vorliebe für Dichtkunst und würde sich verbessern, wenn sein Geist nicht durch kalte Regeln und bloße technische Ideen gefesselt wäre. Ich verliere oft die Geduld, wenn ich mit strahlender Fantasie Dichtkunst und Natur zum Ausdruck bringe, und er wie ein Ochs vom Berge davor steht.


16. JULI 1999


Ich bin wieder ein Wanderer, ein Pilger durch die Welt. Aber was bist du sonst?


18. JULI 1999


Wohin gehe ich? Ich werde es dir vertraulich sagen. Ich bin verpflichtet, hier noch vierzehn Tage länger zu bleiben, und dann denke ich, es wäre besser für mich, ds Moor zu besuchen. Aber ich täusche mich nur so. Tatsache ist, ich möchte wieder in der Nähe von Evi sein, das ist alles. Ich lächle über die Vorschläge meines Herzens und gehorche seinen Anweisungen.


29. JULI 1999


Nein, nein! es ist noch gut, alles ist gut! Ich ihr Ehemann? O Gott, der mir das Sein gegeben hat, wenn du dieses Glück für mich bestimmt hättest, wäre mein ganzes Leben ein ständiger Dank an dich gewesen! Aber ich werde nicht murren, vergib diese Tränen, vergib diese fruchtlosen Wünsche! Sie - meine Frau? Oh, der bloße Gedanke, die liebste Kreatur des Himmels in meinen Armen zu halten! Lieber Mark, mein ganzer Körper fühlt sich erschüttert, wenn ich sehe, wie Jörg seine Arme um ihre schlanke Taille legt!


Und soll ich es bekennen? Warum sollte ich nicht, Mark? Sie wäre mit mir glücklicher gewesen als mit ihm. Jörg ist nicht der Mann, der die Wünsche eines solchen Herzens befriedigt. Es will eine gewisse Sensibilität; es will... kurz gesagt, ihre Herzen schlagen nicht im Einklang. Wie oft, mein lieber Freund, lese ich eine Passage aus einem interessanten Buch, wenn sich mein Herz und Evis Herz zu treffen schienen, und in hundert anderen Fällen, als wenn unsere Gefühle durch die Geschichte einer fiktiven Figur entfaltet würden, habe ich das gespürt, wir sind füreinander gemacht! Aber, lieber Mark, er hat ihre Anhänglichkeit gewonnen, und was soll ich da machen?


Ich wurde von einem unerträglichen Besuch unterbrochen. Ich habe meine Tränen getrocknet und meine Gedanken zusammengesetzt. Adieu, mein bester Freund!


4. AUGUST 1999


Ich bin nicht allein unglücklich. Alle Menschen sind enttäuscht von ihren Hoffnungen und getäuscht von ihren Erwartungen. Ich habe meiner guten alten Frau unter den Kastanien einen Besuch abgestattet. Der älteste Junge lief mir entgegen: Sein Ausruf der Freude brachte seine Mutter zum Vorschein, aber sie sah sehr melancholisch aus. Ihr erstes Wort war: „Ach! Sehr geehrter Herr, mein kleiner Johann ist tot!“ Er war das jüngste ihrer Kinder. Ich schwieg. „Und mein Mann ist ohne Geld aus der Schweiz zurückgekehrt; und wenn ihm freundliche Leute nicht geholfen hätten, hätte er sich auf den Weg nach Hause gemacht. Er war auf seiner Reise an Fieber erkrankt.“ Ich konnte nichts antworten, machte dem Kleinen aber ein Geschenk. Sie lud mich ein, etwas Obst zu nehmen: Ich folgte und verließ den Ort mit einem traurigen Herzen.


21. AUGUST 1999


Meine Empfindungen ändern sich ständig. Manchmal öffnet sich eine glückliche Aussicht vor mir; aber leider! es ist nur für einen Moment; und dann, wenn ich in Träumereien versunken bin, kann ich nicht anders, als mir zu sagen: „Wenn Jörg sterben würde! Ja, sie würde... ich könnte...“ Und so verfolge ich eine Chimäre, bis sie mich zum Rand eines Abgrunds führt, an dem ich schaudere.


Wenn ich durch dasselbe Tor gehe und dieselbe Straße entlang gehe, die mich zuerst zu Evi geführt hat, sinkt mein Herz in mir bei der Veränderung, die seitdem stattgefunden hat. Alles, alles ist verändert! Kein Gefühl, kein Pulsieren meines Herzens ist dasselbe. Meine Empfindungen sind so, wie sie einem verstorbenen Prinzen einfallen würden, dessen Geist zurückkehren würde, um den prächtigen Palast zu besuchen, den er in glücklichen Zeiten erbaut, mit kostbarer Pracht geschmückt und einem geliebten Sohn überlassen hatte, dessen Ruhm er jedoch als Verstorbener empfinden sollte, dass die Hallen verlassen sind und in Trümmern liegen.


3. SEPTEMBER 1999


Ich kann manchmal nicht verstehen, wie sie einen anderen lieben kann, wie sie es wagt, einen anderen zu lieben, wo ich nichts auf dieser Welt so vollständig und hingebungsvoll liebe, wie ich sie liebe, wenn ich nur sie kenne und keinen anderen Besitz habe.


4. SEPTEMBER 1999


Es ist so: Wenn die Natur ihre Herbsttöne anlegt, wird es in mir und um mich herum Herbst. Meine Blätter sind gelb und braun, und die benachbarten Bäume sind von ihrem Laub befreit. Erinnerst du dich an mein Schreiben über den Knaben kurz nach meiner Ankunft hier? Ich habe mich gerade in Oldenburg nach ihm erkundigt. Sie sagen, er sei entlassen worden und werde nun von jedem gemieden. Ich habe ihn gestern auf der Straße getroffen und bin mit ihm in ein Nachbardorf gegangen. Ich sprach mit ihm, und er erzählte mir seine Geschichte. Es hat mich außerordentlich interessiert, wie du leicht verstehen wirst, wenn ich es dir wiederhole. Aber warum sollte ich dich damit belästigen? Warum kann ich nicht all meine Trauer für mich behalten? Warum sollte ich dir weiterhin Gelegenheit geben, Mitleid zu haben und mich zu beschuldigen? Aber egal: Das gehört auch zu meinem Schicksal.


Zuerst beantwortete der Junge meine Anfragen mit einer Art gedämpfter Melancholie, die mir als Zeichen einer schüchternen Gesinnung erschien; aber als wir uns verstanden, sprach er mit weniger Zurückhaltung und gestand offen seine Fehler und beklagte sein Unglück. Ich wünschte, mein lieber Freund, ich könnte seiner Sprache den richtigen Ausdruck geben. Er erzählte mir mit einer Art lustvoller Erinnerung, dass nach meiner Abreise seine Leidenschaft für seine Geliebte täglich zugenommen, bis er schließlich weder wusste, was er tat, was er sagte, noch was aus ihm werden sollte. Er konnte weder essen noch trinken noch schlafen: er fühlte ein Gefühl des Erstickens; er missachtete alle Befehle und vergaß unfreiwillig alle Gebote; er schien von einem bösen Geist verfolgt zu werden, In dem Wissen, dass seine Geliebte in ein Zimmer gegangen war, war er ihr gefolgt oder vielmehr zu ihr hingezogen worden. Als sie sich gegenüber seinen Bitten als taub erwies, griff er auf Gewalt zurück. Er weiß nicht, was passiert ist; aber er rief Gott an, um zu bezeugen, dass seine Absichten für sie ehrenhaft waren und dass er nichts aufrichtigeres wünschte, als dass sie heiraten und ihr Leben zusammen verbringen. Als er an diesen Punkt gekommen war, begann er zu zögern, als gäbe es etwas, zu dessen Äußerung er nicht den Mut hätte, bis er schließlich mit einiger Verwirrung bestimmte kleine Vertraulichkeiten und Freiheiten bekannte, die sie gefördert hatte. Er brach zwei- oder dreimal in seiner Erzählung ab und versicherte mir sehr ernsthaft, dass er nicht den Wunsch hatte, sie schlecht zu machen, wie er es nannte, denn er liebte sie immer noch so aufrichtig wie immer; dass die Geschichte noch nie zuvor seinen Lippen entkommen war und erst jetzt erzählt wurde, um mich davon zu überzeugen, dass er nicht völlig verloren und verlassen war. Und hier, mein lieber Freund, muss ich das alte Lied beginnen, von dem du weißt, dass ich es für immer ausspreche. Wenn ich den Jüngling nur so darstellen könnte, wie er stand und jetzt vor mir steht, könnte ich nur seine wahren Ausdrücke geben, würdest du dich gezwungen fühlen, mit seinem Schicksal zu sympathisieren. Aber genug: Du, der du mein Unglück und meine Veranlagung kennst, kannst leicht die Anziehungskraft verstehen, die mich zu jedem unglücklichen Wesen zieht, besonders aber zu dem, dessen Geschichte ich erzählt habe.


Wenn ich diesen Brief ein zweites Mal durchlese, stelle ich fest, dass ich den Abschluss meiner Geschichte ausgelassen habe; aber es ist leicht zu erzählen. Sie wurde ihm gegenüber auf Betreiben ihres Bruders zurückhaltend, der ihn lange gehasst hatte und wünschte seine Vertreibung aus dem Haus, aus Angst, dass die zweite Ehe seiner Schwester seinen Kindern das schöne Vermögen nehmen könnte, das sie von ihr erwarteten, da sie kinderlos ist. Er wurde entlassen; und die ganze Angelegenheit verursachte einen solchen Skandal, dass die Herrin es nicht wagte, ihn zurückzunehmen, selbst wenn sie es gewünscht hätte. Seitdem hat sie einen anderen Diener eingestellt, mit dem ihr Bruder ebenso unzufrieden ist und den sie wahrscheinlich heiraten wird. Aber mein Informant versichert mir, dass er entschlossen ist, eine solche Katastrophe nicht zu überleben...


Diese Geschichte ist weder übertrieben noch verschönert: In der Tat habe ich sie in der Erzählung geschwächt und gemildert, weil ich die verfeinerten Ausdrücke der guten Gesellschaft verwenden muss...


Diese Liebe, diese Beständigkeit, diese Leidenschaft ist also keine poetische Fiktion. Sie ist tatsächlich und wohnt in ihrer größten Reinheit in der Klasse der Menschheit, die wir als gemein und ungebildet bezeichnen. Sie sind die Gebildeten, nicht die Perversen. Aber lies diese Geschichte mit Aufmerksamkeit, ich flehe dich an. Ich bin heute ruhig, denn ich habe mich mit dieser Erzählung beschäftigt: Du siehst an meinem Schreiben, dass ich nicht so aufgeregt bin wie gewöhnlich. Ich habe diese Geschichte gelesen und wieder gelesen, Mark: Es ist die Geschichte deines Freundes! Mein Vermögen war und wird ähnlich sein; und ich bin weder halb so mutig noch halb so entschlossen wie der arme Knabe, mit dem ich zögere, mich zu vergleichen.


5. SEPTEMBER 1999


Evi hatte ihrem Mann auf dem Land, wo er geschäftlich zu tun hatte, einen Brief geschrieben. Er begann: „Mein liebster Liebster, kehre so schnell wie möglich zurück! Ich erwarte dich mit tausend Entrückungen!“ Ein Freund, der ankam, brachte die Nachricht, dass er aus bestimmten Gründen nicht sofort zurückkehren könne. Evis Brief wurde nicht weitergeleitet, und am selben Abend fiel er mir in die Hände. Ich las ihn und lächelte. Sie fragte nach dem Grund. „Was für ein himmlischer Schatz ist die Einbildungskraft“, rief ich aus, „ich stellte mir für einen Moment vor, dass dies mir geschrieben wurde.“ Sie machte eine Pause und schien unzufrieden zu sein. Ich schwieg.


6. SEPTEMBER 1999


Es hat mich viel gekostet, mich von dem roten Mantel zu trennen, den ich trug, als ich zum ersten Mal mit Evi getanzt habe. Aber ich konnte ihn unmöglich länger tragen. Aber ich habe einen neuen bestellt, die genau dem Kragen und den Ärmeln ähnelt, sowie eine neue Weste und neue Schuhe.


Aber es hat nicht die gleiche Wirkung auf mich. Ich weiß nicht, wie es ist, aber ich hoffe, dass es mir mit der Zeit besser gefallen wird.


12. SEPTEMBER 1999


Sie ist seit einigen Tagen abwesend. Sie fuhr Jörg entgegen. Heute habe ich sie besucht: Sie stand auf, um mich zu empfangen, und ich küsste sie zärtlich.


In dem Moment flog ein Nymphensittich von einem Spiegel und ließ sich auf ihrer Schulter nieder. „Hier ist ein neuer Freund“, bemerkte sie, während sie ihn auf ihrer Hand sitzen ließ: „Er ist ein Geschenk für die Kinder. Was für ein Schatz er ist! Schau ihn an! Wenn ich ihn füttere, flattert er mit seinen Flügeln. Und er pickt so schön! Er küsst mich auch, schau nur!“


Sie hielt den Vogel an den Mund; und er presste ihre süßen Lippen mit so viel Inbrunst, dass er den Überschuss an Glückseligkeit zu spüren schien, den er genoss...


Er soll dich auch küssen“, fügte sie hinzu; und dann hielt sie den Vogel vor mich hin. Sein kleiner Schnabel bewegte sich von ihrem Mund zu meinem, und das entzückende Gefühl schien der Vorläufer der süßesten Glückseligkeit zu sein...


Ein Kuss“, bemerkte ich, „scheint ihn nicht zu befriedigen: Er wünscht sich Essen und scheint von diesen unbefriedigenden Zärtlichkeiten enttäuscht zu sein...“


Aber er isst aus meinem Mund“, fuhr sie fort und streckte ihre Lippen nach ihm aus, die Sonnenblumenkerne enthielten; und sie lächelte mit dem ganzen Charme eines Wesens, das eine unschuldige Teilnahme ihrer Liebe erlaubt hat.


Ich drehte mein Gesicht weg. Sie sollte nicht so handeln. Sie sollte meine Phantasie nicht mit solchen Zeichen himmlischer Unschuld und Lust erregen, noch mein Herz aus seinem Schlummer erwecken, in dem es von der Wertlosigkeit des Lebens träumt! Und warum nicht? Weil sie doch weiß, wie sehr ich sie liebe!


15. SEPTEMBER 1999


Es macht mich elend, Mark, zu denken, dass es Menschen geben sollte, die nicht in der Lage sind, die wenigen Dinge zu schätzen, die einen echten Wert im Leben haben. Du erinnerst dich an die Walnussbäume in Rastede, unter denen ich bei meinen Besuchen beim Pastoren mit Evi gesessen habe. Diese herrlichen Bäume, deren Anblick mein Herz so oft mit Freude erfüllt hat, wie sie den Pfarrhof mit ihren weit ausgedehnten Ästen schmückten und erfrischten! Und wie erfreulich war unsere Erinnerung an den guten Pastor, durch dessen Hände sie vor so vielen Jahren gepflanzt wurden: Der Lehrer hat häufig seinen Namen erwähnt. Er hatte es von seinem Großvater. Der muss ein ausgezeichneter Mann gewesen sein; und im Schatten dieser alten Bäume wurde seine Erinnerung immer von mir verehrt. Der Lehrer teilte uns gestern mit Tränen in den Augen mit, dass diese Bäume gefällt worden waren. Ja, auf den Boden gefällt! Ich hätte in meinem Zorn das Monster töten können, das den ersten Schlag geschlagen hat! Und ich muss das ertragen! Ich, der, wenn ich zwei solcher Bäume in meinem eigenen Hinterhof gehabt hätte und einer im hohen Alter gestorben wäre, vor echtem Leid hätte weinen müssen. Aber es gibt noch etwas Trost, das ganze Dorf murrt über das Unglück; und ich hoffe, dass die Frau des Pastoren durch das Aufhören der Geschenke der Dorfbewohner bald feststellen wird, wie sehr sie die Gefühle der Nachbarschaft verletzt hat. Sie hat es getan, die Frau des gegenwärtigen Amtsinhabers (sein guter alter Vorgänger ist tot), eine große, kranke Kreatur, die zu Recht die Welt ignoriert, da die Welt sie völlig ignoriert. Die dummen Affekte, die gelernt werden müssen, geben vor, die kanonischen Bücher zu untersuchen, helfen der neu gestalteten Reformation der Christenheit, moralisch und kritisch, und zucken bei der Erwähnung von Jakob Böhmes Begeisterung mit den Schultern... Ihre Gesundheit ist zerstört, weshalb sie hier unten keinen Genuss mehr hat. Nur eine solche Kreatur hatte meine Walnussbäume fällen können! Ich kann es niemals verzeihen! Höre ihre Gründe. Die fallenden Blätter machten den Hof nass und schmutzig; die Zweige behinderten das Licht; Jungen warfen Steine auf die Nüsse, als sie reif waren, und das Geräusch wirkte sich schlecht auf ihre Nerven aus und störte ihre tiefen Meditationen, als sie die Schwierigkeiten von Luther, Calvin und Zwingli abwog. Mit der Feststellung, dass die ganze Gemeinde, insbesondere die alten Leute, unzufrieden waren, fragte ich, warum sie es erlaubt habe? „Ach, junger Mann“ antworteten sie: „Wenn der Pastor befiehlt, was können wir armen Bauern tun?“ Aber eines ist gut passiert. Der Pastor (der ausnahmsweise daran dachte, einen Vorteil aus den Launen seiner Frau zu ziehen) wollte die Bäume für sich als Brennholz nutzen. Als das Finanzamt darüber informiert wurde, belebte es einen alten Anspruch auf den Boden, auf dem die Bäume gestanden hatten, und verkaufte sie an den Meistbietenden. Dort liegen sie noch auf dem Boden. Wenn ich der Bürgermeister wäre, würde ich wissen, wie ich mit ihnen allen umgehen sollte, Pastoren, Diakonen und Finanzämtern. Bürgermeister, habe ich gesagt? In diesem Fall sollte ich mich wenig um die Bäume kümmern, die auf dem Land gewachsen sind.


10. OKTOBER 1999


Nur in ihre blauen Augen zu schauen, ist für mich eine Quelle des Glücks! Und was mich betrübt, ist, dass Jörg nicht so glücklich zu sein scheint, wie er es sich erhofft hatte, wie ich hätte sein sollen... Wenn ich auch von diesen ... kein Freund bin, aber hier kann ich es nicht anders ausdrücken; und wahrscheinlich bin ich deutlich genug.


12. OKTOBER 1999


Ossian hat Homer in meinem Herzen abgelöst. Zu was für einer Welt trägt mich der berühmte Barde! Über weglose Wildnis zu wandern, umgeben von ungestümen Wirbelstürmen, wo wir im schwachen Licht des Mondes die Geister unserer Toten sehen; von den Berggipfeln zu hören, mitten im Rauschen der Ströme, ihre klagenden Stimmen, die aus tiefen Höhlen kommen, und die traurigen Wehklagen eines Mannes, der auf dem moosigen Grab der Kriegerin seufzt und verfällt, von der er geliebt wurde. Ich treffe diesen Barden mit silbernen Haaren; er wandert im Tal; er sucht die Schritte seiner Ahnen, und leider! er findet nur ihre Gräber. Wenn er dann über den blassen Mond nachdenkt, während der unter den Wellen des rollenden Meeres versinkt, fällt dem Helden die Erinnerung an vergangene Tage ein. Tage, an denen sich die Gefahr näherte, da belebten sich die Tapferen, und der Mond schien auf seine mit Beute beladene Barke, und er kehrte triumphierend zurück. Wenn ich in seinem Gesicht tiefe Trauer lese, wenn ich sehe, wie seine sterbende Herrlichkeit erschöpft ins Grab sinkt, während er neue und herzzerreißende Freude über seine bevorstehende Vereinigung mit seiner Geliebten atmet und einen Blick auf die kalte Erde und das Gras wirft, das ihn so bald bedecken wird, und ruft dann aus: Der Reisende wird kommen, er wird kommen, der meine Schönheit gesehen hat, und er wird fragen: Wo ist der Dichter, wo ist der berühmte Sohn Fingals? Er wird über mein Grab gehen und mich vergebens suchen! Dann, o mein Freund, könnte ich sofort wie ein wahrer und edler Ritter mein Schwert ziehen und kämpfen für Gott und meine Dame!


19. OKTOBER 1999


Ach! die Leere, die furchtbare Leere, die ich in meinem Herzen fühle! Manchmal denke ich, wenn ich sie nur einmal, nur einmal an mein Herz drücken könnte, würde diese schreckliche Leere gefüllt werden.


26. OKTOBER 1999


Ja, ich bin mir sicher, Mark, und mit jedem Tag werde ich sicherer, dass die Existenz eines Wesens von sehr geringer Bedeutung ist. Eine Freundin von Evi hat gerade angerufen, sie wolle sie sehen. Ich zog mich in den Garten zurück und nahm ein Buch zur Hand; als ich jedoch feststellte, dass ich nicht lesen konnte, setzte ich mich hin, um zu schreiben. Ich hörte sie im Flüsterton sprechen: Sie sprachen über gleichgültige Themen und besprachen die neuesten Nachrichten der Stadt. Eine würde heiraten; ein anderer war krank, sehr krank, er hatte einen chronischen Husten, sein Gesicht würde täglich bleicher und er hatte gelegentlich Anfälle. „Susanne ist auch krank“, sagte Evi. „Sie hat bereits Metastasen“, antwortete die andere; und meine lebhafte Phantasie trug mich sofort zu den Betten der Kranken. Dort sehe ich sie gegen den Tod kämpfen, mit all den Qualen des Schmerzes und des Grauens; und diese Frauen, Mark, sprechen von all dem mit so viel Gleichgültigkeit, wie man den Tod eines Mongolen erwähnen würde. Und wenn ich mich in der Wohnung umsehe, in der ich jetzt bin, wenn ich Evis Kleidung vor mir liegen sehe und Jörgs Schallplatten und all die Möbel, die mir so vertraut sind, selbst das Tintenfass, das ich benutze, wenn ich denke, was ich für diese Familie bin... Meine Freundin schätzt mich; ich trage oft zu ihrem Glück bei, und mein Herz scheint, als könnte es ohne sie nicht schlagen. Und doch... wenn ich sterben würde, wenn ich aus der Mitte dieses Kreises abberufen würde, würde sie etwas fühlen? Oder wie lange würde sie die Leere fühlen, die mein Verlust in ihrer Existenz machen würde? Wie lange? Ja, so ist die Schwäche des Menschen.


27. OKTOBER 1999


Ich könnte mein Herz vor Zorn aufreißen, wenn ich überlege, wie wenig wir in der Lage sind, die Gefühle der anderen zu beeinflussen. Niemand kann mir jene Empfindungen von Liebe, Freude, Entrückung und Wonne mitteilen, die ich nicht von selbst besitze; und obwohl mein Herz mit der lebhaftesten Zuneigung glühen mag, kann ich nicht das Glück eines Menschen machen, dem nicht dieselbe Glut innewohnt.


27. OKTOBER 1999. Abends.


Ich besitze so viel, aber meine Liebe zu ihr absorbiert alles. Ich besitze so viel, aber ohne sie habe ich nichts!


30. OKTOBER 1999


Einhundert Mal war ich im Begriff, sie zu umarmen. O Himmel! Was für eine Qual ist es, so viel Lieblichkeit vor uns vorbeiziehen zu sehen und sich dennoch nicht zu trauen, sie zu ergreifen! Und die Umarmung ist der natürlichste menschliche Instinkt. Berühren Kinder nicht alles, was sie sehen? Und ich!


3. NOVEMBER 1999


Bezeuge, o Himmel, wie oft ich mich mit dem Wunsch und der Hoffnung in mein Bett lege, dass ich nie wieder erwache... Und am Morgen, wenn ich meine Augen öffne, sehe ich wieder die Sonne und bin elend. Wenn ich skurril wäre, könnte ich das Wetter oder einen Bekannten oder eine persönliche Enttäuschung für meinen unzufriedenen Verstand verantwortlich machen; und dann würde diese unerträgliche Last von Ärger nicht ganz auf mir selbst ruhen. Aber leider! ich fühle es allzu traurig. Ich bin allein die Ursache meines eigenen Leidens, nicht wahr? Wahrlich, mein eigener Busen enthält die Quelle all meiner Trauer, wie er zuvor die Quelle all meiner Lust enthielt. Bin ich nicht dasselbe Wesen, das einst ein Übermaß an Glück genoss und bei jedem Schritt das Paradies vor sich offen sah? und dessen Herz immer auf die ganze Welt ausgedehnt war? Und dieses Herz ist jetzt tot! Kein Gefühl kann es wiederbeleben; meine Augen sind trocken; und meine Sinne, die durch den Einfluss sanfter Tränen nicht mehr erfrischt werden, verdorren und verbrauchen mein Gehirn. Ich leide sehr, denn ich habe den einzigen Reiz des Lebens verloren: diese aktive, heilige Kraft, die Welten um mich herum erschaffen hat, sie ist nicht mehr. Wenn ich von meinem Fenster aus auf die fernen Hügel schaue und sehe, wie die Morgensonne durch die Nebel bricht und das Land beleuchtet, das immer noch in Stille gehüllt ist, während sich der weiche Strom sanft durch die Weiden windet, die ihre Blätter abgeworfen haben; wenn die herrliche Natur all ihre Schönheiten vor mir zeigt und ihre wundersamen Aussichten unwirksam sind, um eine Träne der Freude aus meinem verdorrten Herzen zu ziehen, fühle ich, dass ich in einem solchen Moment wie ein Verworfener vor dem Himmel stehe, verhärtet, unempfindlich und ungerührt. Oft beuge ich dann mein Knie zur Erde und flehe Gott um den Segen der Tränen an, während der verzweifelte Arbeiter in einem sengenden Klima darum betet, dass der Tau des Himmels seinen ausgetrockneten Weizen befeuchtet.


Aber ich habe das Gefühl, dass Gott unseren wichtigen Bitten weder Sonnenschein noch Regen gewährt. Und oh, diese vergangenen Tage, deren Erinnerung mich jetzt quält! Warum waren sie so voll Glück? Weil ich mit Geduld auf den Segen des Ewigen wartete und seine Gaben mit den dankbaren Gefühlen eines dankbaren Herzens empfing.


8. NOVEMBER 1999


Evi hat mich für meine Exzesse gerügt, mit so viel Zärtlichkeit und Güte! Ich habe in letzter Zeit die Gewohnheit gehabt, mehr Wein zu trinken als bisher. „Tu es nicht“, sagte sie. „Denk an Evi!“ - „An dich denken!“ antwortete ich; „musst du mich dazu auffordern? Denken an dich... ich denke nicht an dich: Du bist immer in meiner Seele! Noch heute Morgen saß ich an der Stelle, an der du vor ein paar Tagen aus dem Wagen gestiegen bist, und...“ Sie wechselte sofort das Thema, um mich daran zu hindern, es weiter zu verfolgen. Mein lieber Freund, meine Energien sind alle niedergeschlagen: Sie kann mit mir machen, was sie will...


15. NOVEMBER 1999


Ich danke dir, Mark, für dein herzliches Mitgefühl und deinen hervorragenden Rat. Und ich flehe dich an, still zu sein. Überlass mich meinen Leiden. Trotz meines Elends habe ich immer noch genug Kraft zur Ausdauer. Ich verehre die katholische Religion, du weißt, dass ich es tue. Ich habe das Gefühl, dass sie den Schwachen Kraft und den Betroffenen Trost verleihen kann, aber betrifft sie alle Menschen gleichermaßen? Betrachte dieses riesige Universum: Du wirst Tausende sehen, für die sie nie existiert hat, Tausende, für die sie nie existieren wird, ob sie ihnen gepredigt wird oder nicht; und muss sie denn unbedingt für mich existieren? Sagt nicht der Sohn Gottes selbst, dass die die Seine sind, die der Vater ihm gegeben hat? Wurde ich ihm gegeben? Was ist, wenn der Vater mich für Sich behalten wollte, wie mein Herz manchmal ahnt? Ich bitte dich, interpretiere das nicht falsch. Extrahiere nicht Spott aus meinen harmlosen Worten. Ich gieße meine ganze Seele vor dir aus. Das Schweigen hab ich sonst vorgezogen, aber ich muss nicht vor einem Thema zurückschrecken, von dem nur wenige mehr wissen als ich selbst. Was ist das Schicksal des Menschen, als das Maß seiner Leiden zu füllen und seinen zugeteilten Becher Bitterkeit zu trinken? Und wenn sich derselbe Becher für den Gott des Himmels in menschlicher Form als bitter erwies, warum sollte ich dann einen törichten Stolz hegen und ihn süß nennen? Warum sollte ich mich schämen, in diesem ängstlichen Moment zu vergehen, wenn mein ganzes Wesen zwischen Existenz und Vernichtung zittert, wenn eine Erinnerung an die Vergangenheit wie ein Blitz die dunkle Kluft der Zukunft erleuchtet, wenn sich alles um mich herum sich auflöst und die ganze Welt verschwindet? Ist dies nicht die Stimme einer Kreatur, die jenseits aller Kräfte bedrückt ist, mangelhaft ist, in unvermeidliche Zerstörung stürzt und tief über ihre unzureichende Kraft stöhnt: „Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen?“ Und sollte ich mich schämen, denselben Ausdruck auszusprechen? Sollte mir nicht über eine Aussicht schaudern, die ihre Ängste hatte selbst für den, der den Himmel wie ein Gewand zusammenfaltet?


21. NOVEMBER 1999


Sie hat nicht das Gefühl, sie weiß nicht, dass sie ein Gift vorbereitet, das uns beide zerstören wird; und ich trinke tief von dem Trank, der meine Zerstörung beweisen wird. Was bedeuten diese freundlichen Blicke, mit denen sie oft... oft? nein, nicht oft, aber manchmal... mich betrachtet in dieser Selbstzufriedenheit, mit der sie die unfreiwilligen Gefühle hört, die mir häufig entgehen, und dem zärtlichen Mitleid mit meinen Leiden, das in ihrem Gesicht erscheint?


Als ich mich gestern verabschiedete, packte sie mich an der Hand und sagte: „Adieu, lieber Schwanke.“ Lieber Schwanke! Es war das erste Mal, dass sie mich lieb nannte: Der Klang versank tief in meinem Herzen. Ich habe es hundertmal wiederholt; und letzte Nacht, als ich ins Bett ging und mit mir selbst über verschiedene Dinge sprach, sagte ich plötzlich: „Gute Nacht, lieber Schwanke!“ und da konnte ich nur über mich selbst lachen.


22. NOVEMBER 1999


Ich kann nicht beten: „Gib sie mir!“ und doch scheint sie mir oft zu gehören. Ich kann nicht beten: „Schenke sie mir!“ denn sie gehört einem anderen. Auf diese Weise beeinflusse ich die Freude über meine Probleme; und wenn ich Zeit hätte, könnte ich eine ganze Litanei von Antithesen verfassen.


24. NOVEMBER 1999


Sie ist sensibel für meine Leiden. Heute Morgen hat ihr Blick meine Seele durchbohrt. Ich fand sie allein, und sie schwieg: Sie musterte mich standhaft. Ich sah nicht mehr die Reize der Schönheit oder das Feuer des Genius in ihrem Gesicht: Diese waren verschwunden. Aber ich war betroffen von einem Ausdruck, der viel berührender war, einem Blick des tiefsten Mitgefühls und des sanftesten Mitleids. Warum hatte ich Angst, mich zu ihren Füßen zu werfen? Warum wagte ich es nicht, sie in meine Arme zu nehmen und ihr mit tausend Küssen zu antworten? Sie hatte zur Erleichterung auf ihr Klavier zurückgegriffen und begleitete die Musik mit leiser und süßer Stimme mit köstlichen Klängen. Ihre Lippen schienen noch nie so schön zu sein: Sie schienen sich nur zu öffnen, um die süßen Töne des Instruments aufzunehmen und die himmlische Schwingung aus ihrem schönen Mund zurückzugeben. Oh! Wer kann meine Empfindungen ausdrücken? Ich war ziemlich überwältigt und bückte mich und sprach dieses Gelübde aus: „Schöne Lippen, die die Engel bewachen, ich werde niemals versuchen, eure Reinheit mit einem Kuss zu entweihen.“ Und doch, mein Freund, oh, ich wünschte... aber mein Herz ist von Zweifel und Unentschlossenheit verdunkelt...könnte ich nur die Glückseligkeit schmecken und dann sterben, um die Sünde zu büßen! Welche Sünde?


26. NOVEMBER 1999


Oft sage ich mir: „Du allein bist elend! Alle anderen Sterblichen sind glücklich, keiner ist so verzweifelt wie du!“ Dann las ich eine Passage in einem alten Dichter, und er scheint mein eigenes Herz zu verstehen. Ich habe so viel zu ertragen! Waren Männer vor mir jemals so elend?


30. NOVEMBER 1999


Ich werde nie wieder ich selbst sein! Wohin ich auch gehe, ein Tod lenkt mich ab. Leider auch heute noch, wehe meinem Schicksal! Wehe der menschlichen Natur!


Gegen Abend ging ich am Fluss entlang spazieren, ich hatte keinen Appetit. Alles um mich herum schien düster. Ein kalter und feuchter Ostwind wehte, und schwarzen schweren Wolken breiteten sich über der Ebene aus. In einiger Entfernung beobachtete ich einen Mann in einem zerfetzten Mantel. Er wanderte umher und schien nach Pflanzen zu suchen. Als ich mich näherte, drehte er sich bei dem Geräusch um; und ich sah, dass er ein interessantes Gesicht hatte, in dem eine bestimmte Melancholie, die stark von Güte geprägt war, das Hauptmerkmal bildete. Sein langes dunkelblondes Haar war in der Mitte geteilt und floss über seine Schultern. Als sein Gewand eine Person niedrigerer Ordnung ankündigte, dachte ich, er würde es nicht übel nehmen, wenn ich mich nach seinem Geschäft erkundigte; und ich fragte deshalb, was er suchte. Er antwortete mit einem tiefen Seufzer, dass er nach blauen Blumen suchte und keine finden konnte. „Aber es ist nicht die Jahreszeit“, bemerkte ich mit einem Lächeln. „Oh, es gibt so viele Blumen!“ antwortete er, als er näher zu mir kam. „In meinem Garten gibt es Rosen und Geißblatt: Eine Sorte wurde mir von meinem Vater gegeben! Sie wachsen so reichlich wie Unkraut; ich habe sie diese zwei Tage gesucht und kann sie nicht finden. Es gibt Blumen da draußen, gelb, rot und blau; und das blaue Vergissmeinnicht hat eine sehr hübsche Blüte: aber ich kann keine von ihnen finden.“ Ich beobachtete seine Besonderheit und fragte ihn deshalb gleichgültig, was er mit seinen Blumen anfangen wolle. Ein seltsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hielt seinen Finger an den Mund und drückte die Hoffnung aus, dass ich ihn nicht verraten würde; und er teilte mir dann mit, dass er versprochen hatte, einen Blumenstrauß für seine Geliebte zu sammeln. „Das ist schön“, sagte ich. „Oh!“ antwortete er: „Sie besitzt noch viele andere Dinge.“ - „Und doch“, fuhr ich fort, „mag sie deinen Strauß.“ - „Oh, sie hat Juwelen und Kronen!“ rief aus. Ich fragte, wer sie sei. „Wenn der Staat mich nur bezahlen würde“, fügte er hinzu, „sollte ich ein ganz anderer Mann sein. Leider! Es gab eine Zeit, in der ich so glücklich war; aber das ist vorbei, und ich bin jetzt...“ Er hob sein schwimmendes Augen zum Himmel. „Und du warst einmal glücklich?“ habe ich nachgeforscht. „Ah, wäre ich nur still!“ war seine Antwort. „Ich war damals so lustig und zufrieden wie ein Mann nur sein kann.“ Eine alte Frau, die auf uns zukam, rief ihn: „Heinz, Heinz! Wo bist du? Wir haben dich überall gesucht: komm zum Abendessen.“ - „Ist er dein Sohn?“ erkundigte ich mich, als ich auf sie zuging. „Ja“, sagte sie, „er ist mein armer unglücklicher Sohn. Der Herr hat mir ein schweres Leiden geschickt.“ Ich fragte, ob er lang schon in diesem Zustand sei. Sie antwortete: „Er ist seit ungefähr sechs Monaten so ruhig wie derzeit. Ich danke dem Himmel, dass er sich soweit erholt hat: Er war ein ganzes Jahr lang ziemlich begeistert und im Irrenhaus gefesselt. Jetzt verletzt er niemanden. Er war ein sehr guter ruhiger Jugendlicher und half mir, mich zu erhalten. Er schrieb eine sehr schöne Handschrift. Aber auf einmal wurde er melancholisch und bekam heftiges Fieber, wurde verwirrt, und ist jetzt, wie du ihn siehst. Wenn ich es dir nur sagen könnte, junger Herr...“ Ich unterbrach sie, indem ich fragte, zu welcher Zeit er sich rühmte, so glücklich gewesen zu sein. „Armer Junge!“ rief sie mit einem Lächeln des Mitgefühls aus, „er meint die Zeit, als er völlig verstört war, die Zeit, die er immer wieder ersehnt, als er im Irrenhaus war und sich all dessen nicht bewusst war.“ Ich war überrascht: Ich legte ein Geldstück in ihre Hand und eilte davon.


Du warst glücklich!“ rief ich aus, als ich schnell in die Stadt zurückkehrte: „So lustig und zufrieden wie ein Mann nur sein kann!“ Gott des Himmels! und ist das das Schicksal des Menschen? Ist er nur glücklich, bevor er seinen Verstand erlangt hat oder nachdem er ihn verloren hat? Unglückliches Wesen! Und doch beneide ich dein Schicksal: Ich beneide die Täuschung, der du zum Opfer gefallen. Du gehst mit Freude hinaus, um blaue Blumen für deine Prinzessin zu sammeln, im Winter, und trauerst, wenn du keine findest, und kannst nicht verstehen, warum sie nicht wachsen. Aber ich wandere ohne Freude, ohne Hoffnung, ohne Plan weiter; und ich kehre zurück, wie ich kam. Du stellst dir vor, was für ein Mann du wärst, wenn der Staat dich bezahlen würde. Glücklicher Sterblicher, der du dein Elend einer irdischen Sache zuschreiben kannst! Du weißt nichts, du fühlst nichts.


Lass diesen Mann ungetröstet sterben, der den Invaliden verspotten kann, weil er eine Reise zu fernen gesunden Quellen unternimmt, wo er oft nur eine schwerere Krankheit und einen schmerzhafteren Tod findet, oder der sich über den verzweifelten Verstand eines Sünders freuen kann, der um Gewissensfrieden und die Linderung des Elends pilgert zum Heiligen Grab. Jeder mühsame Schritt, der seine verwundeten Füße auf rauen und unberührten Wegen zerreißt, schüttet einen Tropfen Balsam in seine bekümmerte Seele, und die Reise vieler müder Tage bringt eine nächtliche Erleichterung für sein gequältes Herz. Wirst du es wagen, dies Begeisterung zu nennen, du Menge pompöser Deklamatoren? Begeisterung? Oh Gott! du siehst meine Tränen! Du hast uns unseren Teil des Elends zugeteilt: Müssen wir auch Brüder haben, dass sie uns verfolgen, uns unseres Trostes zu berauben, von unserem Vertrauen in dich und in deine Liebe und Barmherzigkeit? Was ist unser Vertrauen in die Kraft der heilenden Wurzel oder in die Stärke des Weinstocks etwas anderes als ein Glaube an dich, von dem alles, was uns umgibt, seine heilenden und wiederherstellenden Kräfte bezieht? Vater, den ich nicht mehr verstehe, der einst meine Seele erfüllt hat, der aber jetzt sein Gesicht vor mir verbirgt, rufe mich zu dir zurück; sei nicht länger still; dein Schweigen wird eine Seele nicht aufhalten, die nach dir dürstet. Welcher Vater könnte wütend auf einen Sohn sein, der plötzlich zu ihm zurückkehrt, um seinen Hals fällt und ausruft: Ich bin wieder hier, mein Vater! Vergib mir, wenn ich meine Reise vorweggenommen habe, und kehre vor der Zeit zurück! Die Welt ist überall gleich, eine Szene der Arbeit und der Schmerzen, der Freuden und der Belohnung; aber was nützt das alles? Ich bin nur glücklich, wo du bist, und in deiner Gegenwart bin ich zufrieden damit, zu leiden oder zu genießen. - Und würdest du, himmlischer Vater, ein solches Kind aus deiner Gegenwart verbannen?


1. DEZEMBER 1999


Mark, der Mann, über den ich dir schrieb, dieser Mann, der in seinem Unglück so beneidenswert war, war Sekretär von Evis Vater; und eine unglückliche Leidenschaft für die, die er schätzte, die er verbarg und schließlich offenbarte, führte dazu, dass er aus seiner Situation entlassen wurde. Das machte ihn rasend. Denke, während du diese einfache Erzählung liest, welchen Eindruck der Umstand auf mich gemacht hat! Aber es wurde von Jörg mit so viel gleichgültiger Ruhe mit mir in Verbindung gebracht, wie du es wahrscheinlich lesen wirst.


4. DEZEMBER 1999


Ich flehe deine Aufmerksamkeit an. Bei mir ist alles vorbei. Ich kann diesen Zustand nicht mehr unterstützen. Heute saß ich bei Evi. Sie spielte auf ihrem Klavier eine Reihe entzückender Melodien mit einem so intensiven Ausdruck! Ihre kleine Christine legte ihre Puppe auf meinen Schoß. Die Tränen kamen mir in die Augen. Ich beugte mich vor und schaute aufmerksam auf Evis Ehering: Meine Tränen fielen. Sofort begann sie, Mozart zu spielen, diese göttliche Melodie, die mich so oft verzaubert hat. Ich fühlte Trost aus einer Erinnerung an die Vergangenheit, an jene vergangenen Tage, als mir diese Melodie vertraut war; und dann erinnerte ich mich an all die Kümmernisse und Enttäuschungen, die ich seitdem ertragen hatte. Ich ging mit hastigen Schritten durch den Raum, mein Herz wurde von schmerzhaften Gefühlen erschüttert. Endlich ging ich zu ihr und rief mit Leidenschaft aus: „Um Himmels willen, spiel diese Melodie nicht mehr!“ Sie blieb stehen und sah mich standhaft an. Dann sagte sie mit einem Lächeln, das tief in mein Herz gesunken war: „Schwanke, du bist krank. Dein Lieblingsessen ist dir unangenehm. Aber geh, ich flehe dich an, und bemühe dich, dich zu beruhigen.“ Ich riss mich los. O Gott, du siehst meine Qualen und wirst sie beenden!


6. DEZEMBER 1999


Wie verfolgt mich ihr Bild! Wach oder schlafend erfüllt sie meine ganze Seele! Sobald ich meine Augen schließe, hier in meinem Gehirn, wo alle Sehnerven konzentriert sind, sind ihre blauen Augen eingeprägt. Hier, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll; aber wenn ich meine Augen schließe, sind ihre Augen unmittelbar vor mir: wie ein Abgrund öffnen sie sich für mich und absorbieren meine Sinne.


Und was ist der Mensch, dieser Halbgott? Scheitern seine Kräfte nicht, wenn er sie am dringendsten benötigt? Und ob er vor Freude schwebt oder in Trauer versinkt, ist seine Karriere in beiden Fällen nicht unvermeidlich der Erde verhaftet? Und während er liebevoll träumt, dass er die Unendlichkeit erfasst, fühlt er sich nicht gezwungen, zu einem Bewusstsein seiner kalten, eintönigen Existenz zurückzukehren?


DER HERAUSGEBER AN DEN LESER.


Es ist äußerst bedauerlich, dass wir originelle Beweise für die letzten bemerkenswerten Tage unseres Freundes missen; und deshalb sind wir verpflichtet, den Fortschritt seiner Korrespondenz zu unterbrechen und den Mangel durch eine zusammenhängende Erzählung auszugleichen.


Ich habe es als meine Pflicht empfunden, genaue Informationen aus dem Mund von Personen zu sammeln, die mit seiner Geschichte gut vertraut sind. Die Geschichte ist einfach; und alle Fakten stimmen überein, außer in einigen unwichtigen Einzelheiten. Es ist wahr, dass in Bezug auf die Charaktere der Personen, von denen gesprochen wird, Meinungen und Urteile variieren.


Wir müssen also nur gewissenhaft die Tatsachen erzählen, die uns unsere fleißige Arbeit ermöglicht hat, zu sammeln, die Briefe des Verstorbenen wiederzugeben und dem kleinsten Fragment aus seiner Feder besondere Aufmerksamkeit zu schenken, insbesondere weil es so schwierig ist, zu entdecken die wahren und richtigen Motive von Männern, die nicht der üblichen Ordnung angehören.


Trauer und Unzufriedenheit hatten tiefe Wurzeln in Schwankes Seele geschlagen und seinem ganzen Wesen allmählich ihren Charakter verliehen. Die Harmonie seines Geistes wurde völlig gestört; eine ständige Erregung und geistige Verärgerung, die seine natürlichen Kräfte schwächte, die traurigsten Auswirkungen auf ihn hatte und ihn schließlich zum Opfer einer Erschöpfung machte, gegen die er mit noch schmerzhafteren Anstrengungen kämpfte, als er gezeigt hatte, selbst wenn er mit seinem anderen Unglück kämpfte. Seine geistige Angst schwächte seine verschiedenen guten Eigenschaften; und er wurde bald in einen düsteren Gefährten verwandelt, immer unglücklich und ungerecht in seinen Ideen, je elender er wurde. Dies war zumindest die Meinung von Jörgs Freunden. Sie behaupten außerdem, dass sich der Charakter von Jörg selbst in der Zwischenzeit nicht verändert hatte: Er war immer noch derselbe, den Schwanke von Anfang an gekannt hatte. Er war stolz auf Evis Liebe und wünschte, dass sie von jedem als das sanfteste der geschaffenen Wesen anerkannt würde. War er jedoch schuld daran, dass er jeden Verdacht auf sie abwenden wollte? oder wegen seines Unwillens, seinen reichen Besitz auch nur für einen Moment und auf unschuldigste Weise mit einem anderen zu teilen? Es wird behauptet, dass Jörg sich während Schwankes Besuchen häufig aus der Wohnung seiner Frau zurückzog; dies geschah aus wachsendem Hass und Abneigung gegen Schwanke.


Evis Vater, der durch Unwohlsein auf das Haus beschränkt war, war es gewohnt, seinen Wagen zu ihr zu schicken, damit sie Ausflüge in die Nachbarschaft machen konnte. Eines Tages war das Wetter ungewöhnlich schlecht gewesen, und das ganze Land war mit Schnee bedeckt.


Schwanke ging am nächsten Morgen zu Evi. Das schöne Wetter machte nur wenig Eindruck auf seinen unruhigen Geist. Ein schweres Gewicht lag auf seiner Seele, tiefe Melancholie hatte ihn in Besitz genommen, und sein Verstand wusste keine Veränderung außer von einem schmerzhaften Gedanken zum anderen.


Da er jetzt keinen inneren Frieden genoss, war der Zustand seiner Mitgeschöpfe für ihn eine ständige Quelle von Ärger und Bedrängnis. Er glaubte, das Glück von Evi gestört zu haben; und während er sich dafür stark rügte, begann er mehr und mehr eine Abneigung gegen Jörg zu hegen.


Seine Gedanken waren gelegentlich auf diesen Punkt gerichtet. „Ja“, wiederholte er sich mit schlecht versteckter Unzufriedenheit, „ja, das ist schließlich das Ausmaß dieser vertrauenden, lieben, zärtlichen und mitfühlenden Liebe, dieser ruhigen und ewigen Treue! Warum sehe ich aber solche Gleichgültigkeit? Zieht ihn nicht jede leichtfertige Affäre mehr an als seine charmante und liebenswerte Frau? Weiß er, wie er sein Glück schätzen könnte? Kann er sie so schätzen, wie sie es verdient? Er besitzt sie, das weiß ich. Ich weiß viel mehr, und ich habe mich an den Gedanken gewöhnt, dass er mich verrückt machen oder vielleicht ermorden wird. Ist sein Verhältnis zu mir unbeeinträchtigt? Betrachtet er meine Bindung an Evi nicht als Verletzung seiner Rechte? und meine Aufmerksamkeit für sie als eine stille Zurechtweisung seiner eigenen Person betrachtet? Ich weiß und fühle tatsächlich, dass er mich nicht mag, dass er sich meine Abwesenheit wünscht, dass meine Anwesenheit ihm zuwider ist.“


Er machte oft eine Pause, wenn er auf dem Weg zu Evi war, blieb wie im Zweifel stehen und schien zurückkehren zu wollen, ging aber trotzdem weiter; und, mit solchen Gedanken und Monologen beschäftigt, wie wir beschrieben haben, erreichte er schließlich das Schloss mit einer Art unfreiwilliger Zustimmung.


Einmal betrat er das Haus; und als er nach Evi fragte, bemerkte er, dass sich die Insassen in einem Zustand ungewöhnlicher Verwirrung befanden. Der älteste Junge, Quentin, teilte ihm mit, dass in Oldenburg ein schreckliches Unglück eingetreten sei, dass ein Bauer ermordet worden sei! Aber das machte wenig Eindruck auf ihn. Als er die Wohnung betrat, fand er Evi, die mit ihrem Vater stritt, der trotz seiner Gebrechlichkeit darauf bestand, zum Tatort zu gehen, um eine Untersuchung einzuleiten. Der Verbrecher war unbekannt; das Opfer war an diesem Morgen tot vor seiner eigenen Tür aufgefunden worden. Der Verdacht war aufgekommen, der ermordete Mann war im Dienst einer Witwe gewesen, und die Person, die zuvor die Situation besetzt hatte, war aus ihrem Arbeitsverhältnis entlassen worden.


Sobald Schwanke dies hörte, rief er mit großer Aufregung aus: „Ist es möglich! Ich muss zu der Stelle gehen, ich kann es keinen Moment aufschieben!“ Er eilte in die Innenstadt von Oldenburg. Jeder Vorfall kehrte lebhaft zu seiner Erinnerung zurück; und er unterhielt nicht den geringsten Zweifel, dass dieser Mann der Mörder war, der Mann, mit dem er so oft gesprochen hatte und für den er so viel Respekt hatte. Sein Weg führte ihn an den bekannten Kastanien vorbei zu dem Haus, in das die Leiche getragen worden war; und seine Gefühle waren sehr aufgeregt beim Anblick des liebevoll erinnerten Ortes. Diese Schwelle, an der die Kinder der Nachbarn so oft zusammen gespielt hatten, war mit Blut befleckt; Liebe und Anhänglichkeit, die edelsten Gefühle der menschlichen Natur, waren in Gewalt und Mord umgewandelt worden. Die großen Bäume standen blattlos und mit Raureif bedeckt; die schönen Hecken, die die alte Friedhofmauer umgaben, waren verwelkt; und die Grabsteine, halb mit Schnee bedeckt, waren durch die Öffnungen sichtbar.


Als er sich dem Gasthaus näherte, vor dem sich die ganze Stadt versammelte, waren plötzlich Schreie zu hören. Eine Truppe bewaffneter Bauern näherte sich, und jeder rief aus, der Verbrecher sei festgenommen worden. Schwanke sah und war nicht lange im Zweifel. Der Gefangene war kein anderer als der Diener, der früher so an die Witwe gebunden war und dem er begegnet war, mit dem unterdrückten Zorn und der schlecht verborgenen Verzweiflung, die wir zuvor beschrieben haben.


Was hast du getan, unglücklicher Mann?“ fragte Schwanke, als er auf den Gefangenen zuging. Letzterer richtete seine Augen schweigend auf ihn und antwortete dann mit vollkommener Gelassenheit: „Niemand wird sie jetzt heiraten, und sie wird niemanden heiraten.“ Der Gefangene wurde in das Gasthaus gebracht, und Schwanke verließ den Ort. Der Geist von Schwanke war furchtbar erregt von diesem schockierenden Ereignis. Er hörte jedoch auf, von seinem üblichen Gefühl der Melancholie, des Weltekels und Gleichgültigkeit gegenüber allem, was um ihn herum ging, unterdrückt zu werden. Er hatte großes Mitleid mit dem Gefangenen und wurde von einer unbeschreiblichen Angst ergriffen, ihn vor seinem bevorstehenden Schicksal zu retten. Er hielt ihn für so unglücklich, er hielt sein Verbrechen für so entschuldbar und hielt seinen eigenen Zustand für so ähnlich, dass er sich überzeugt fühlte, dass er alle anderen dazu bringen könnte, die Angelegenheit in dem Licht zu sehen, in dem er sie selbst sah. Er war nun bestrebt, seine Verteidigung zu übernehmen, und begann, zu diesem Anlass eine beredte Rede zu verfassen; und auf dem Weg zum Schloss konnte er es nicht unterlassen, die Aussage, die er dem Richter machen wollte, laut auszusprechen.


Bei seiner Ankunft stellte er fest, dass Jörg vor ihm da gewesen war; und er war ein wenig ratlos über dieses Treffen; aber er erholte sich bald und äußerte dem Richter seine Meinung mit viel Herzlichkeit. Letzterer schüttelte zweifelnd den Kopf; und obwohl Schwanke den Fall mit größtem Eifer, Gefühl und Entschlossenheit zur Verteidigung seines Mandanten forderte, war der Richter, wie wir leicht annehmen können, von seiner Berufung nicht sehr beeinflusst. Im Gegenteil, er unterbrach ihn in seiner Ansprache, argumentierte ernsthaft mit ihm und gab ihm sogar eine Rüge, weil er der Anwalt eines Mörders geworden war. Er zeigte, dass nach diesem Präzedenzfall jedes Gesetz verletzt und die öffentliche Sicherheit völlig zerstört werden könnte. Er fügte außerdem hinzu, dass er in einem solchen Fall selbst nichts tun könne, ohne die größte Verantwortung zu übernehmen; dass alles dem üblichen Verlauf folgen und den gewöhnlichen Kanal verfolgen muss.


Schwanke gab sein Unternehmen jedoch nicht auf und bat den Richter sogar, sich auf die Flucht des Gefangenen einzulassen. Dieser Vorschlag wurde jedoch entschieden abgelehnt. Jörg, der an der Diskussion teilgenommen hatte, stimmte mit dem Richter überein. Daraufhin wurde Schwanke wütend und verabschiedete sich in großem Zorn, nachdem der Richter ihm mehr als einmal versichert hatte, dass der Gefangene nicht gerettet werden könne.


Das Übermaß seiner Trauer über diese Zusicherung kann aus einer Notiz abgeleitet werden, die wir in seinen Papieren gefunden haben und die zweifellos bei dieser Gelegenheit geschrieben wurde:


Du kannst nicht gerettet werden, unglücklicher Mann! Ich sehe deutlich, dass wir nicht gerettet werden können!“


Schwanke war sehr empört über die Beobachtungen, die Jörg dem Richter in dieser Angelegenheit des Gefangenen gemacht hatte. Er glaubte darin eine kleine Bosheit sich selbst gegenüber zu entdecken; und obwohl es nach gründlicher Überlegung seinem vernünftigen Urteil nicht entgehen konnte, dass ihre Sicht der Sache richtig war, verspürte er die größtmögliche Zurückhaltung, ein solches Eingeständnis zu machen.


Ein Memorandum von Schwanke zu diesem Punkt, das seine allgemeinen Gefühle gegenüber Jörg zum Ausdruck bringt, wurde in seinen Papieren gefunden.


Was nützt es, wenn ich immer wieder wiederhole, dass er ein von Evi geliebter Mann ist? Er ist eine innere Qual für mich, und ich bin nicht in der Lage, nur ihm gegenüber zu stehen.“


Eines schönen Abends im Winter, als das Wetter zum Auftauen neigte, kehrten Evi und Jörg zusammen nach Hause zurück. Erstere sah sich von Zeit zu Zeit um, als würde sie Schwankes Gesellschaft vermissen. Jörg begann von ihm zu sprechen und tadelte ihn für seine Vorurteile. Er spielte auf seine unglückliche Bindung an und wünschte, es wäre möglich, seine Bekanntschaft zu beenden. „Ich wünsche es auf eigene Rechnung“, fügte er hinzu; „und ich bitte dich, ihn zu zwingen, sein Verhalten zu dir zu ändern und dich weniger häufig zu besuchen. Die Welt ist kritisch, und ich weiß, dass hier und da von uns gesprochen wird.“ Evi antwortete nicht und Jörg schien ihre Stille zu spüren. Zumindest sprach er von dieser Zeit an nie wieder von Schwanke.


Der vergebliche Versuch, den Schwanke unternommen hatte, um den unglücklichen Mörder zu retten, war der letzte schwache Schimmer einer Flamme, die kurz vor dem Erlöschen stand. Er versank fast unmittelbar danach in einen Zustand der Finsternis und Inaktivität, bis er schließlich zur vollkommenen Ablenkung gebracht wurde, indem er erfuhr, dass er als Zeuge gegen den Gefangenen gerufen werden sollte, der seine völlige Unschuld behauptete.


Sein Geist wurde jetzt durch die Erinnerung an jedes Unglück seines vergangenen Lebens bedrückt. Die Demütigung, die er beim Botschafter erlitten hatte, und seine nachfolgenden Probleme wurden in seiner Erinnerung wiederbelebt. Er wurde völlig inaktiv. Ohne Energie war er von allen Beschäftigungen und Berufen abgeschnitten, die das Geschäft des gemeinsamen Lebens ausmachen, und er wurde ein Opfer seiner eigenen Anfälligkeit und seiner unruhigen Leidenschaft für die liebenswürdigste und geliebteste Frau, deren Frieden er zerstörte. In dieser unveränderlichen Monotonie der Existenz wurden seine Tage verzehrt; und seine Kräfte wurden ohne Ziel oder Absicht erschöpft, bis sie ihn zu einem traurigen Ende brachten.


Einige Briefe, die er zurückgelassen hat und die wir hier abschreiben, liefern die besten Beweise für seine Angst vor dem Sinn und der Tiefe seiner Leidenschaft sowie für seine Zweifel und Kämpfe und für seine Lebensmüdigkeit.


12. DEZEMBER 1999


Lieber Mark, ich bin auf den Zustand jener unglücklichen Menschen reduziert, die glauben, von einem bösen Geist verfolgt zu werden. Manchmal werde ich unterdrückt, nicht durch Besorgnis oder Angst, sondern durch eine unaussprechliche innere Empfindung, die mein Herz belastet und meinen Atem behindert! Dann wandere ich nachts weiter, selbst in dieser stürmischen Jahreszeit, und habe Freude daran, die schrecklichen Szenen um mich herum zu überblicken.


Gestern Abend bin ich ausgegangen. Plötzlich hatte ein schnelles Tauwetter eingesetzt: Ich war informiert worden, dass der Fluss gestiegen war, dass die Bäche alle über ihre Ufer geflossen waren und dass die gesamte Gegend von Oldenburg unter Wasser stand! Nach zwölf Uhr beeilte ich mich. Ich sah einen furchtbaren Anblick. Die schäumenden Ströme rollten im Mondlicht, Felder und Wiesen, Bäume und Hecken waren miteinander vertauscht; und die ganze Gegend wurde in einen tiefen See verwandelt, der vom tosenden Wind bewegt wurde! Und als der Mond schien und die schwarzen Wolken mit Silber färbte und der ungestüme Strom zu meinen Füßen schäumte und von schrecklichem und großem Ungestüm hallte, wurde ich von einem vermischten Gefühl der Besorgnis und Freude überwältigt. Mit ausgestreckten Armen schaute ich in den gähnenden Schlund hinunter und rief: „Tauche ein!“ Für einen Moment verließen mich meine Sinne in der intensiven Freude, meine Sorgen und Leiden durch einen Sprung in dieses Wasser zu beenden! Und dann fühlte ich mich, als wäre ich auf der Erde verwurzelt und unfähig, ein Ende meiner Leiden zu suchen! Aber meine Stunde ist noch nicht gekommen: Ich fühle, dass sie es nicht ist. O Mark, wie gern könnte ich meine Existenz aufgeben, um den Wirbelwind zu reiten oder den Strom zu umarmen! und könnte dann nicht die Entrückung vielleicht der Teil dieser befreiten Seele sein?


Ich wandte meine traurigen Augen einem Lieblingsort zu, an dem ich es gewohnt war, nach einem anstrengenden Spaziergang mit Evi unter einer Eiche zu sitzen. Ach! er war mit Wasser bedeckt, und nur mit Mühe fand ich die Wiese. Und die Felder um das Schloss, dachte ich. Wurde unsere liebe Laube durch diesen unbarmherzigen Sturm zerstört? Und ein Strahl vergangenen Glücks strömte über mich, wie der Geist eines Gefangenen von Träumen von Herden und vergangenen Freuden der Heimat erleuchtet wird! Aber ich bin frei von Schuld. Ich habe Mut zu sterben! Vielleicht habe ich ihn, aber ich sitze immer noch hier wie ein elender Armer, der Almosen sammelt und Brot von Tür zu Tür erbittet, damit sein elendes Dasein, von dem er nicht zurücktreten will, um ein paar Tage zu verlängern.


15. DEZEMBER 1999


Was ist los mit mir, lieber Mark? Ich habe Angst vor mir selbst! Ist meine Liebe zu ihr nicht die reinste, heilige und geschwisterliche Natur? Wurde meine Seele jemals von einem einzigen sinnlichen Verlangen besudelt? Aber ich werde keine Proteste machen. Und nun, ihr nächtlichen Visionen, wie wirklich haben diese Sterblichen euch verstanden, die eure verschiedenen widersprüchlichen Wirkungen einer unbesiegbaren Macht zuschreiben! Diese Nacht zittere ich vor dem Bekenntnis, ich hielt sie in meinen Armen, in einer engen Umarmung eingeschlossen: Ich drückte sie an mein Herz und bedeckte mit unzähligen Küssen jene lieben Lippen, die als Antwort leise Proteste der Liebe murmelten. Mein Anblick wurde durch die köstliche Vergiftung ihrer Augen verwirrt. O Himmel! Ist es sündig, wieder in solch einem Glück zu schwelgen? sich noch einmal mit intensiver Freude an diese entzückenden Momente zu erinnern? Evi! Evi! Ich bin verloren! Meine Sinne sind verwirrt, meine Erinnerung ist verwirrt, meine Augen sind in Tränen gebadet, ich bin krank; und doch geht es mir gut, ich wünsche mir nichts, ich habe keine Wünsche. Es wäre besser, ich wäre weg.


Unter den oben genannten Umständen hatte die Entschlossenheit, diese Welt zu verlassen, nun Schwankes Seele fest in Besitz genommen. Seit Evis Rückkehr war dieser Gedanke das letzte Objekt all seiner Hoffnungen und Wünsche gewesen; aber er hatte beschlossen, dass ein solcher Schritt nicht mit Niedergeschlagenheit, sondern mit Ruhe und Beschaulichkeit und mit der vollkommenen Überlegung unternommen werden sollte.


Seine Probleme und inneren Kämpfe können aus dem folgenden Fragment verstanden werden, das ohne Datum in seinen Papieren gefunden wurde und den Anfang eines Briefes an Mark zu bilden scheint.


Ihre Anwesenheit, ihr Schicksal, ihr Mitgefühl für mich haben immer noch die Kraft, Tränen aus meinem verdorrten Gehirn zu ziehen.“


Einer hebt den Vorhang auf und geht auf die andere Seite... das ist alles! Und warum all diese Zweifel und Verzögerungen? Weil wir nicht wissen, was dahinter steckt, weil es keine Rückkehr gibt und weil unser Verstand daraus schließt, dass alles Dunkelheit ist und Verwirrung, wo wir nichts als Unsicherheit haben.“


Sein Aussehen wurde durch die Wirkung seiner melancholischen Gedanken ziemlich verändert; und sein Beschluss wurde nun endgültig und unwiderruflich gefasst, wofür der folgende zweideutige Brief, den er an seinen Freund richtete, einen Beweis zu liefern scheint.


20. DEZEMBER 1999


Ich bin deiner Liebe, Mark, dankbar, dass du deinen Rat so alljährlich wiederholt hast. Ja, du hast Recht: Es ist zweifellos besser, dass ich gehe. Aber ich bin mit deinem Plan, in deine Nachbarschaft zurückzukehren, nicht ganz einverstanden. Zumindest möchte ich unterwegs einen kleinen Ausflug machen, zumal wir jetzt einen anhaltenden Frost und damit gute Straßen erwarten können. Ich freue mich sehr über deine Absicht, mich abzuholen. Verzögere deine Reise nur um vierzehn Tage und warte auf einen weiteren Brief von mir. Man sollte nichts sammeln, bevor es reif ist, und vierzehn Tage früher oder später machen einen großen Unterschied. Bitte meine Mutter, für ihren Sohn zu beten, und sag ihr, dass ich sie um Verzeihung für all das Unglück bitte, das ich ihr bereitet habe. Es war schon immer mein Schicksal, denen Schmerz zuzufügen, deren Glück ich hätte fördern sollen. Adieu, mein bester Freund. Möge jeder Segen des Himmels dich begleiten! Adieu.“


Es fällt uns schwer, die Gefühle auszudrücken, mit denen Evis Seele während dieser ganzen Zeit aufgeregt war, sei es in Bezug auf ihren Ehemann oder ihren unglücklichen Freund; obwohl wir durch unser Wissen über ihren Charakter in die Lage versetzt werden, ihre Natur zu verstehen.


Es ist sicher, dass sie mit allen Mitteln, die in ihrer Macht standen, eine Entschlossenheit gebildet hatte, Schwanke auf Distanz zu halten; und wenn sie bei ihrer Entscheidung zögerte, war es aus einem aufrichtigen Gefühl freundlichen Mitleids heraus, zu wissen, wie viel es ihn tatsächlich kosten würde, und dass er es fast unmöglich finden würde, ihren Wünschen nachzukommen. Aber verschiedene Gründe drängten sie jetzt, fest zu sein. Ihr Mann schwieg streng über die ganze Sache; und sie machte es nie zu einem Gesprächsthema und fühlte sich verpflichtet, ihm durch ihr Verhalten zu beweisen, dass ihre Gefühle mit seinen übereinstimmten.


Am selben Tag, dem Sonntag vor Weihnachten, nachdem Schwanke den letztgenannten Brief an seinen Freund geschrieben hatte, kam er am Abend zu Evis Haus und fand sie allein. Sie war damit beschäftigt, ein paar kleine Geschenke für ihre Kinder vorzubereiten, die am Weihnachtstag an sie verteilt werden sollten. Er begann von der Freude der Kinder zu sprechen, und von jenem Alter, da das plötzliche Erscheinen des Weihnachtsbaumes, der mit Früchten und Süßigkeiten geschmückt und mit Wachskerzen beleuchtet war, solche Freuden hervorruft. „Du sollst auch ein Geschenk haben, wenn du dich gut benimmst“, sagte Evi und versteckte ihre Verlegenheit unter einem süßen Lächeln. „Und wie muss man sich gut benehmen? Was soll ich tun, was kann ich tun, meine liebe Evi?“ fragte er. „Donnerstag Nacht“, antwortete sie, „ist Heiligabend. Die Kinder sollen alle hier sein, und auch mein Vater. Es gibt für jeden ein Geschenk. Kommst du ebenfalls? Aber komm nicht vor dieser Zeit! Ich wünsche, dass du nicht früher kommst, es muss so sein“, fuhr sie fort. „Ich bitte dich um einen Gefallen für meinen eigenen Frieden und meine Ruhe. Wir können auf diese Weise nicht länger weitermachen.“ Er wandte sich ab, er ging hastig im Raum auf und ab und murmelte undeutlich: „Wir können so nicht mehr weitermachen!“ Als Evi die heftige Erregung sah, in die ihn diese Worte geworfen hatten, bemühte sie sich, seine Gedanken durch verschiedene Fragen abzulenken, aber vergebens. „Nein, Evi!“ rief er aus, „ich werde dich nie mehr sehen!“ - „Und warum?“ antwortete sie. „Wir können, wir müssen uns wiedersehen; lass es nur mit mehr Diskretion sein. Oh! Warum wurdest du mit dieser übermäßigen unregierbaren Leidenschaft für alles geboren, was dir lieb ist?“ Dann nahm sie seine Hand und sagte: „Ich bitte dich, ruhiger zu sein: Dein Talent, dein Verständnis, dein Genie werden dich mit tausend Ressourcen versorgen. Sei ein Mann und überwinde eine unglückliche Bindung an eine Kreatur, die nichts als Mitleid mit dir haben kann.“ Er biss sich auf die Lippen und sah sie mit einem düsteren Gesicht an. Sie hielt weiterhin seine Hand. „Nur einen Moment Geduld, Schwanke“, sagte sie. „Siehst du nicht, dass du dich selbst täuschst, dass du deine eigene Zerstörung suchst? Warum musst du mich lieben, nur mich, die einem anderen gehört? Ich fürchte, ich fürchte sehr, dass es nur die Unmöglichkeit ist, mich zu besitzen, die dein Verlangen nach mir so stark macht.“ Er zog seine Hand zurück, während er sie mit einem wilden wütenden Blick musterte. „Es ist gut!“ rief er aus, „es ist sehr gut! Hat Jörg dich nicht mit diesem Spiegelbild ausgestattet? Es ist tiefgreifend, eine sehr tiefgreifende Bemerkung.“ - „Eine Reflexion, die jeder leicht machen könnte“, antwortete sie. „Und gibt es nicht eine Frau auf der ganzen Welt, die in Freiheit ist und die Macht hat, dich glücklich zu machen? Überwinde dich selbst: Suche nach einem solchen Wesen und glaube mir, wenn ich sage, dass du sie mit Sicherheit finden wirst. Ich habe lange für dich und für uns alle gefühlt: Du hast dich zu lange auf die Grenzen eines zu engen Kreises beschränkt. Überwinde dich selbst; strenge dich an: Eine kurze Reise wird dir von Nutzen sein. Suche und finde ein Objekt, das deiner Liebe würdig ist. dann kehre hierher hierher zurück und lass uns gemeinsam das ganze Glück der vollkommenen Freundschaft genießen.“


Diese Rede“, antwortete Schwanke mit einem kalten Lächeln, „diese Rede sollte zum Nutzen aller Lehrer gedruckt werden. Meine liebe Evi, erlaube mir nur eine kurze Zeit länger, und alles wird gut.“ - „Aber Schwanke“, fügte sie hinzu, „komm nicht vor Weihnachten wieder.“ Er wollte gerade eine Antwort geben, als Jörg hereinkam. Sie begrüßten sich kalt und gingen mit gegenseitiger Verlegenheit im Raum auf und ab. Schwanke machte einige allgemeine Bemerkungen; Jörg tat dasselbe, und ihre Unterhaltung wurde bald abgebrochen. Jörg fragte seine Frau nach einigen Haushaltsangelegenheiten; und als er feststellte, dass seine Aufträge nicht ausgeführt wurden, benutzte er einige Ausdrücke, die für Schwankes Ohr von extremer Härte waren. Er wollte gehen, hatte aber keine Kraft, sich zu bewegen; und in dieser Situation blieb er bis acht Uhr, sein Unbehagen und seine Unzufriedenheit nahmen ständig zu. Endlich wurde der Tisch zum Abendessen gedeckt, und er nahm den Hut. Jörg lud ihn ein zu bleiben; aber Schwanke, der sich vorstellte, er wolle nur ein formelles Kompliment machen, dankte ihm kalt und verließ das Haus.


Schwanke kehrte nach Hause zurück, nahm eine Kerze und zog sich in sein Zimmer zurück. Er redete einige Zeit mit großem Ernst mit sich selbst, weinte laut und ging in einem Zustand großer Aufregung durch sein Zimmer; bis er sich endlich, ohne sich auszuziehen, auf das Bett warf, wo er um elf Uhr von einem Freund gefunden wurde, als dieser es wagte, den Raum zu betreten. Schwanke verbot ihm jedoch, am Morgen zu kommen, bis er ihn anrufen würde.


Am Montagmorgen, dem 21. Dezember, schrieb er Evi den folgenden Brief, der nach seinem Tod versiegelt in seinem Schreibtisch gefunden und ihr übergeben wurde. Ich werde ihn in Fragmenten einfügen; wie err unter verschiedenen Umständen scheint auf diese Weise geschrieben worden zu sein.


Ich konnte mein Zimmer kaum erreichen. Ich warf mich auf die Knie; und der Himmel gewährte mir zum letzten Mal den Trost, Tränen zu vergießen. Tausend Ideen, tausend Pläne entstanden in meiner Seele; bis endlich ein letzter fester Gedanke mein Herz in Besitz nahm. Ich wollte sterben. Ich legte mich zur Ruhe; und am Morgen, in der ruhigen Stunde des Erwachens, war dieselbe Entschlossenheit auf mich gerichtet. Sterben! Es ist keine Verzweiflung: Es ist die Überzeugung, dass ich das Maß meiner Leiden aufgefüllt habe, dass ich meine festgelegte Amtszeit erreicht habe und mich für dich opfern muss. Ja, Evi, warum sollte ich es nicht bekennen? Einer von uns drei muss sterben: Es soll Schwanke sein. O geliebte Evi! Dieses Herz, das von Wut und Zorn erregt ist, hat oft die schreckliche Idee gehabt, deinen Ehemann - oder mich selbst zu ermorden! Das Los ist ausführlich gegossen. Und an den hellen ruhigen Sommerabenden, wenn du manchmal in Richtung des Sees wanderst, lass deine Gedanken sich dann an mich wenden: Erinnere dich, wie oft du gesehen hast, wie ich dich getroffen habe; dann neige deine Augen auf den Friedhof, auf dem sich mein Grab befindet, und bemerke im Licht der untergehenden Sonne, wie die Abendbrise das hohe Gras durchweht, das über meinem Grab wächst. Ich war ruhig, als ich diesen Brief begann, aber die Erinnerung an diese Szenen lässt mich wie ein Kind weinen.“


Gegen zehn Uhr morgens rief Schwanke seinen Freud an und sagte ihm, während er sich anzog, dass er in ein paar Tagen eine Reise antreten wolle, und bat ihn, sein Konto zu führen, die Bücher, die er ausgeliehen hatte, zur Universität zurückzubringen und den Armen, die es gewohnt waren, von ihm einen monatlichen Zuschuss zu erhalten, zwei Monatsgelder zu geben.


Er frühstückte in seinem Zimmer, stieg dann auf sein Fahrrad und besuchte den Freund, der jedoch nicht zu Hause war. Er ging nachdenklich in den Garten und schien bestrebt zu sein, alle Ideen zu erneuern, die ihm am meisten weh taten.


Die Kinder ließen ihn nicht lange allein bleiben. Sie folgten ihm, hüpften und tanzten vor ihm und sagten ihm, dass sie nach morgen und übermorgen und einem weiteren Tag ihr Weihnachtsgeschenk von Evi erhalten sollten; und dann erzählten sie alle Wunder, von denen sie in ihren kindlichen Vorstellungen Ideen gebildet hatten. „Morgen und übermorgen“, sagte er, „und noch einen Tag!“ Und er küsste sie zärtlich. Er ging; aber der junge Tom hielt ihn auf, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Er erzählte ihm, dass seine älteren Brüder so große Neujahrswünsche geschrieben hatten! einen für Papa und einen für Jörg und Evi und einen für Schwanke; und sie sollten am frühen Morgen des neuen Jahres präsentiert werden. Das hat ihn ziemlich überwältigt.


Gegen fünf Uhr kehrte er nach Hause zurück, bat seinen Freund, sein Feuer aufrechtzuerhalten, forderte ihn auf, seine Bücher und Wäsche unten in den Kofferraum zu packen und seine Mäntel oben zu platzieren. Er scheint dann den an Evi gerichteten Brief wie folgt ergänzt zu haben:


Du erwartest mich nicht. Du denkst, ich werde dir gehorchen und dich bis Heiligabend nicht wieder besuchen. O Evi, heute oder nie! Am Heiligabend wirst du dieses Papier in deiner Hand halten; du wirst zittern und es anfeuchten mit deinen Tränen. Ich werde... ich muss! Oh, wie glücklich ich bin, entschlossen zu sein!“


In der Zwischenzeit war Evi in einem bedauernswerten Zustand. Nach ihrem letzten Gespräch mit Schwanke stellte sie fest, wie schmerzhaft es für sie sein würde, seine Besuche abzulehnen, und wusste, wie schwer er unter ihrer Trennung leiden würde.


Sie hatte im Gespräch mit Jörg beiläufig erwähnt, dass Schwanke nicht vor Heiligabend zurückkehren würde; und bald darauf ging Jörg, um eine Person in der Nachbarschaft zu sehen, mit der er Geschäfte abwickeln musste, die ihn die ganze Nacht festhalten würden.


Evi saß alleine. Keiner ihrer Familienmitglieder war in der Nähe, und sie gab sich den Überlegungen hin, die stillschweigend ihren Geist in Besitz nahmen. Sie war für immer mit einem Ehemann verbunden, dessen Treue sie geprüft hatte. Auf der anderen Seite war Schwanke ihr lieb geworden. Von der ersten Stunde ihrer Bekanntschaft an herrschte zwischen ihnen eine herzliche Einstimmigkeit, und ihre lange Verbindung und die wiederholten Gespräche hatten ihr Herz unauslöschlich beeindruckt. Sie war es gewohnt gewesen, ihm jeden Gedanken und jedes Gefühl mitzuteilen, das sie interessierte, und seine Abwesenheit drohte, eine Lücke in ihrer Existenz zu öffnen, die unmöglich zu füllen sein könnte.


Sie überdachte alle ihre intimen Freundinnen vor ihren Gedanken, fand aber in jeder etwas Unangenehmes und konnte sich für keine entscheiden, der sie zustimmen würde, ihn ihr zu geben.


Inmitten all dieser Überlegungen fühlte sie tief, aber undeutlich, dass ihr eigener wirklicher, aber unausgesprochener Wunsch darin bestand, ihn für sich zu behalten, und ihr reines und liebenswürdiges Herz fühlte von diesem Gedanken ein Gefühl der Bedrückung, das eine Aussicht auf Glück zu verbieten schien. Sie war elend: Eine dunkle Wolke verdeckte ihre geistige Sicht.


Es war jetzt halb sieben, und sie hörte Schwankes Schritt auf der Treppe. Sie erkannte sofort seine Stimme, als er fragte, ob sie zu Hause sei. Ihr Herz schlug hörbar, wir könnten sagen, fast zum ersten Mal, bei seiner Ankunft. Es war zu spät, sich zu verleugnen; und als er eintrat, rief sie mit einer Art schlecht versteckter Verwirrung aus: „Du hast dein Wort nicht gehalten!“ - „Ich habe nichts versprochen“, antwortete er. „Aber du hättest dich zumindest um meinetwillen daran halten sollen“, fuhr sie fort, „ich flehe dich an, um unseretwillen.“


Sie wusste kaum, was sie sagte oder tat. Sie hat nach einigen Freundinnen geschickt, die durch ihre Anwesenheit verhindern könnten, dass sie mit Schwanke allein gelassen wird. Er legte einige Bücher weg, die er mitgebracht hatte, und erkundigte sich dann nach anderen, bis sie zu hoffen begann, dass ihre Freundinnen in Kürze eintreffen könnten, und gleichzeitig den Wunsch hegte, sie möchten wegbleiben.


Schwanke ging unterdessen ungeduldig auf und ab. Sie ging zum Klavier und beschloss, sich nicht zurückzuziehen. Dann sammelte sie ihre Gedanken und setzte sich leise an Schwankes Seite, der seinen gewohnten Platz auf dem Sofa eingenommen hatte.


Hast du nichts zum Lesen mitgebracht?“ erkundigte sie sich. Er hatte nichts dabei. „Dort in meiner Schublade“, fuhr sie fort, „findest du deine eigene Übersetzung einiger Lieder von Ossian. Ich habe sie noch nicht gelesen, da ich immer noch gehofft habe, dich sie rezitieren zu hören; aber seit einiger Zeit habe ich mir einen solchen Wunsch nicht erfüllen können.“ Er lächelte und ging zum Manuskript, das er mit einem Schauder nahm. Er setzte sich hin; und mit tränenreichen Augen begann er zu lesen.


Stern der absteigenden Nacht!

Schön ist dein Licht im Westen!

Du hebst deinen ungeschorenen Kopf von deiner Wolke;

Deine Schritte sind stattlich auf deinem Hügel.

Was siehst du in der Ebene?

Die stürmischen Winde haben sich gelegt.

Das Murmeln des Stroms kommt aus der Ferne.

Brüllende Wellen klettern auf den fernen Felsen.

Die Fliegen des Abends sind auf ihren schwachen Flügeln.

Das Summen ihres Kurses ist auf dem Feld.

Was siehst du, schönes Licht?

Aber du lächelst und gehst.

Die Wellen kommen mit Freude um dich herum:

Sie baden deine schönen Haare.

Lebewohl, du stiller Strahl!

Lass das Licht von Ossians Seele aufgehen!


Und es entsteht in seiner Stärke!

Ich sehe meine verstorbenen Freunde.

Ihre Versammlung ist auf Lora,

Wie in den Tagen anderer Jahre.

Fingal kommt wie eine wässrige Nebelsäule!

Seine Helden sind herum:

Und sehen die Barden des Liedes,

Grauhaariger Ullin! stattlicher Ryno!

Alpin mit der melodischen Stimme:

Die sanfte Klage von Minona!

Wie habt ihr euch verändert, meine Freunde,

Seit den Tagen von Selmas Fest!

Und neigt abwechselnd das schwach pfeifende Gras.


Minona kam in ihrer Schönheit hervor,

Mit niedergeschlagenem Blick

Und tränenreichen Augen.

Ihr Haar flog langsam mit dem Sturm,

Der selten vom Hügel rauschte.

Die Seelen der Helden waren traurig,

Als sie die melodische Stimme erhob.

Oft hatten sie das Grab gesehen von Salgar,

Der dunklen Wohnung von Colma

Mit dem weißen Busen.

Colma blieb mit all ihrer Stimme allein auf dem Hügel!

Salgar versprach zu kommen!

Aber die Nacht brach herab.

Höre die Stimme von Colma,

Als sie allein auf dem Hügel saß!


Colma:

Es ist Nacht: Ich bin allein,

Verlassen auf dem Hügel der Stürme.

Der Wind ist auf dem Berg zu hören.

Der Strom heult den Felsen hinunter.

Keine Hütte empfängt mich vorm Regen:

Verlassen auf dem Hügel der Winde!


Aufgehender Mond hinter deinen Wolken!

Sterne der Nacht, steht auf!

Führe mich, Licht, zu dem Ort,

An dem mein Liebster allein von der Jagd ruht!

Sein Bogen in seiner Nähe ist gespannt,

Seine Hunde keuchen um ihn herum!

Aber hier muss ich sitze allein

Am Felsen des moosigen Baches.

Der Bach und der Wind rauschen laut.

Ich höre nicht die Stimme meines Liebsten!

Warum verzögert mein Salgar,

Warum der Häuptling des Hügels sein Versprechen?

Hier ist der Felsen und hier der Baum!

Hier ist der tosende Strom!

Du hast mit der Nacht versprochen, hier zu sein.

Ach! Wohin ist mein Salgar gegangen?

Mit dir würde ich von meinem Vater fliehen,

Mit dir von meinem Bruder des Stolzes.

Unsere Rasse war lange Zeit Feind:

Wir sind es nicht Feinde, o Salgar!


Hör eine Weile auf, o Wind!

Strom, sei still für eine Weile!

Lass meine Stimme umher hören!

Lass meinen Wanderer mich hören!

Salgar! Es ist Colma, die ruft.

Hier ist der Baum und der Felsen.

Salgar, mein Lieber, ich bin hier!

Warum verzögerst du dein Kommen?

Siehe, der ruhige Mond kommt hervor.

Die Flut ist hell im Tal.

Die Felsen sind steil grau.

Ich sehe ihn nicht auf der Stirn.

Seine Hunde kommen nicht mit Nachrichten von ihm.

Hier muss ich alleine sitzen!


Wohin seid ihr zur Ruhe gegangen?

In welcher Höhle des Hügels

Soll ich die Verstorbenen finden?

Keine schwache Stimme ist auf dem Sturm:

Keine Antwort halb im Sturm ertrunken!


Ich sitze in meiner Trauer:

Ich warte in Tränen auf den Morgen!

Hinter dem Grab, ihr Freunde der Toten,

Schließt es nicht, bis Colma kommt.

Mein Leben fliegt wie ein Traum davon.

Warum sollte ich zurückbleiben?

Hier soll ich mich ausruhen mit meinen Freunden

Am Strom des klingenden Felsens.

Wenn die Nacht auf den Hügel kommt,

Wenn die lauten Winde aufkommen,

Wird mein Geist im Sturm stehen

Und um den Tod meiner Freunde trauern.

Der Jäger wird von seiner Kabine hören,

Er wird sich fürchten,

Aber lieben meine Stimme!

Denn süß soll meine Stimme für meine Freunde sein:

Angenehm waren ihre Freunde zu Colma,

Wenn sie die Schauer voraussieht

Und ihren schönen Kopf in einer Wolke versteckt.

Ich habe die Harfe mit Ullin berührt:

Das Lied vom Morgen stieg!


Ryno:

Der Wind und der Regen sind vorbei,

Ruhig ist der Mittag des Tages.

Die Wolken sind im Himmel geteilt.

Über den grünen Hügeln fliegt die unbeständige Sonne.

Rot durch das steinige Tal

Kommt der Strom des Hügels herunter.

Süß ist dein Murmeln, o Strom!

Aber süßer ist die Stimme, die ich höre.

Es ist die Stimme von Alpin, dem Sohn des Liedes,

Der um die Toten trauert!

Umwunden ist sein volljähriger Kopf:

Rot sein tränenreiches Auge.

Alpin, du Sohn des Liedes,

Warum allein auf dem stillen Hügel?

Warum beklagst du dich,

Wie ein Sturm im Wald,

Wie eine Welle am einsamen Ufer?


Alpin:

Meine Tränen, o Ryno, sind für die Toten,

Meine Stimme für die Verstorbenen.

Groß bist du auf dem Hügel;

Schön unter den Söhnen des Tals.

Aber du sollst fallen wie Morar;

Der Trauernde soll auf deinem Grab sitzen.

Die Hügel werden dich nicht mehr kennen;

Dein Bogen wird ungespannt in deiner Halle liegen!


Du warst schnell, o Morar,

Wie ein Reh in der Wüste:

Schrecklich wie ein Meteor des Feuers.

Dein Zorn war wie der Sturm.

Dein Schwert im Kampf wie ein Blitz auf dem Feld.

Deine Stimme war wie ein Strom nach dem Regen,

Wie ein Donner.

Auf fernen Hügeln fielen viele von deinem Arm.

Sie wurden in den Flammen deines Zorns verzehrt.

Aber als du aus dem Krieg zurückgekehrt bist,

Wie friedlich war deine Stirn.

Dein Gesicht war wie die Sonne nach dem Regen:

Wie der Mond in der Stille der Nacht:

Ruhig wie die Brust des Sees,

Wenn sich der laute Wind legt.


Eng ist deine Wohnung jetzt!

Verdunkle den Ort deines Wohnsitzes!

Mit drei Schritten umrunde ich dein Grab,

O du, der du zuvor so groß warst!

Vier Steine mit ihren Moosköpfen

Sind das einzige Denkmal für dich.

Ein Baum mit Knappheit, ein Blatt,

Langes Gras, das im Wind pfeift,

Markiert für den Jäger das Grab des mächtigen Morar.

Morar! Du bist in der Tat tief.

Du hast keine Mutter, die um dich trauert,

Keine Maid mit ihren Tränen der Liebe.

Tot ist sie, die dich hervorgebracht hat.

Gefallen ist die Tochter von Morglan.


Wer mit seinem Stab ist das?

Wer ist das, dessen Kopf weiß vor Alter ist,

Dessen Augen rot vor Tränen sind,

Der bei jedem Schritt zittert?

Es ist dein Vater, o Morar!

Der Vater von keinem Sohn außer dir.

Er hat davon gehört, deinem Ruhm im Krieg,

Er hörte von zerstreuten Feinden.

Er hörte von Morars Ansehen,

Warum hörte er nicht von seiner Wunde?

Weine, du Vater von Morar!

Weine, aber dein Sohn hört dich nicht.

Tief ist der Schlaf der Toten,

Niedrig ihr Staubkissen.

Nicht mehr soll er deine Stimme hören,

Nicht mehr erwachen bei deinem Ruf.

Wann soll es Morgen im Grab sein,

Den Schlummernden zu erwecken?

Lebewohl, du tapferster Mann!

Du Eroberer auf dem Feld!

Aber das Feld wird dich nicht mehr sehen,

Und das dunkle Gehölz wird nicht

Mit der Pracht deines Stahls erleuchtet.

Du hast keinen Sohn verlassen.

Das Lied wird deinen Namen bewahren.

Zukünftige Zeiten werden von dir hören,

Sie werden von dem gefallenen Morar hören!


Der Kummer aller entstand,

Aber am meisten der Seufzer von Armin.

Er erinnert sich an den Tod seines Sohnes,

Der in den Tagen seiner Jugend fiel.

Carmor war in der Nähe des Helden,

Des Chefs des hallenden Galmal.

Warum brach der Seufzer von Armin hervor?

Gibt es einen Grund zu trauern?

Das Lied kommt mit seiner Musik,

Um zu schmelzen und die Seele zu erfreuen.

Es ist wie weicher Nebel,

Der aus einem See aufsteigt

Und auf das stille Tal strömt,

Die grünen Blumen sind mit Tau gefüllt

Aber die Sonne kehrt in ihrer Kraft zurück,

Und der Nebel ist verschwunden.

Warum bist du traurig, Armin,

Häuptling des von Meer umgebenen Gorma?


Traurig bin ich!

Nicht klein ist meine Ursache des Leidens!

Carmor, du hast keinen Sohn verloren;

Du hast keine Tochter der Schönheit verloren.

Colgar, das tapfere Leben,

Und Annira, die schönste Maid.

Die Äste deines Hauses steigen auf, o Carmor!

Aber Armin ist der letzte seiner Rasse.

Dunkel ist dein Bett, o Daura!

Tief dein Schlaf im Grab!

Wann sollst du mit deinen Liedern aufwachen?

Mit deiner Musikstimme?


Steh auf, Winde des Herbstes entstehen:

Schlage entlang der Heide.

Ströme der Berge, brüllt;

Brüllt, Stürme in den Wäldern meiner Eichen!

Gehe durch zerbrochene Wolken, o Mond!

Zeige dein blasses Gesicht in Abständen;

Erinnere mich an die Nacht,

In der alle meine Kinder fielen,

Als Arindal der Mächtige fiel,

Als Daura die Schöne versagte.

Daura, meine Tochter, wie warst du schön,

Schön wie der Mond auf der Fura,

Weiß wie der getriebene Schnee,

Süß wie der Atemsturm.

Arindal, dein Bogen war stark,

Dein Speer war schnell auf dem Feld,

Dein Blick war wie Nebel auf der Welle,

Dein Schild eine rote Wolke in einem Sturm!

Armar, der im Krieg bekannt war,

Kam und suchte Dauras Liebe.

Er wurde nicht lange abgelehnt:

Schön war die Hoffnung ihres Freundes.


Erath, Sohn von Odgal, wiederholte:

Sein Bruder war von Armar getötet worden.

Er kam verkleidet wie ein Sohn des Meeres:

Schön war seine Klippe auf der Welle,

Weiß seine Alterslocken,

Beruhigt seine ernste Stirn.

Schönste der Frauen, sagte er,

Liebenswerte Tochter von Armin!

Ein Felsen, der nicht weit im Meer entfernt ist,

Trägt einen Baum auf seiner Seite,

Rot leuchtet die Frucht in der Ferne.

Dort wartet Armar auf Daura.

Ich komme, um seine Liebe zu empfangen!

Sie ging, sie rief Armar an.

Nichts antwortete, außer der Sohn des Felsens.

Armar, meine Liebe, meine Liebe!

Warum quälst du mich mit Furcht?

Höre, Sohn von Arnart, höre!

Es ist Daura, die dich ruft.

Erath, der Verräter, floh lachend ins Land.

Sie hob ihre Stimme,

Sie rief nach ihrem Bruder und ihrem Vater.

Arindal! Armin!

Keiner kam, um dich zu entlasten, Daura.


Armar stürzt ins Meer,

Um seine Daura zu retten oder zu sterben.

Plötzlich kam ein Sturm von einem Hügel über die Wellen;

Er sank und erhob sich nicht mehr.


Allein, auf dem Felsen im Meer,

Hörte man meine Tochter sich beschweren;

Häufig und laut waren ihre Schreie.

Was konnte ihr Vater tun?

Die ganze Nacht stand ich am Ufer:

Ich sah sie im schwachen Mondstrahl.

Die ganze Nacht hörte ich ihre Schreie.

Laut war der Wind, der Regen schlug heftig auf den Hügel.

Bevor der Morgen erschien, war ihre Stimme schwach,

Sie verstummte wie die Abendbrise im Gras der Felsen.

Vor Kummer verzehrt, lief sie hinaus

Und ließ dich allein, Armin.

Vorbei ist meine Stärke im Krieg,

Mein Stolz unter den Frauen ist gefallen.

Wenn die Stürme in der Höhe aufkommen,

Wenn der Norden die Welle in die Höhe hebt,

Sitze ich am klingenden Ufer

Und schaue auf den tödlichen Felsen.


Oft sehe ich beim untergehenden Mond

Die Geister meiner Kinder;

Halb blicklos gehen sie

Zusammen in trauriger Konferenz.


*


Ein Strom von Tränen, der aus Evis Augen strömte und ihrem seufzenden Herzen Erleichterung verschaffte, stoppte Schwankes Rezitation. Er warf das Buch weg, ergriff ihre Hand und weinte bitterlich. Evi stützte sich auf ihre Hand und vergrub ihr Gesicht in ihrem Taschentuch. Die Aufregung beider war übertrieben. Sie hatten das Gefühl, dass ihr eigenes Schicksal im Unglück von Ossians Helden dargestellt wurde, sie fühlten dies zusammen und ihre Tränen verdoppelten sich. Schwanke stützte seine Stirn auf Evis Arm: Sie zitterte, sie wollte weg sein; aber Trauer und Mitgefühl lagen wie ein bleiernes Gewicht auf ihrer Seele. Sie erholte sich kurz und bat Schwanke mit gebrochenem Schluchzen, sie zu verlassen, und flehte ihn mit größtem Ernst an, ihrer Bitte nachzukommen. Er zitterte; sein Herz war bereit zu brechen.


Warum weckst du mich, o Frühling? Deine Stimme umwirbt mich und ruft aus: Ich erfrische dich mit himmlischem Tau; aber die Zeit meines Verfalls rückt näher, der Sturm ist nahe, wohin meine Blätter gehen werden. Morgen wird der Reisende kommen, er wird kommen, der mich in Schönheit sah; sein Auge wird mich auf dem Feld suchen, aber er wird mich nicht finden.“


Die ganze Kraft dieser Worte fiel auf den unglücklichen Schwanke. Voller Verzweiflung warf er sich zu Evis Füßen, ergriff ihre Hände und drückte sie an seine Augen und an seine Stirn. Eine Besorgnis über sein tödliches Projekt traf sie jetzt zum ersten Mal. Ihre Sinne waren verwirrt: Sie hielt seine Hände und drückte sie an ihren Busen; und als sie sich mit zärtlichem Mitleid zu ihm beugte, berührte ihre warme Wange seine Wange. Sie haben alles aus den Augen verloren. Die Welt verschwand aus ihren Augen. Er nahm sie in seine Arme, drückte sie an sein Herz und bedeckte ihre zitternden Lippen mit leidenschaftlichen Küssen.


Schwanke!“ rief sie mit einer schwachen Stimme und wandte sich ab; „Schwanke!“ und mit einer schwachen Hand schob sie ihn von sich. Endlich mit der festen Stimme der Tugend rief sie aus: „Schwanke!“ Er widerstand nicht, sondern riss sich von ihren Armen los und fiel vor ihr auf die Knie. Evi erhob sich und rief mit ungeordnetem Kummer in vermischten Tönen der Liebe und des Grolls aus: „Es ist das letzte Mal, Schwanke! Du wirst mich nie mehr sehen!“ Dann warf sie einen letzten zärtlichen Blick auf ihren unglücklichen Verehrer, eilte in den Nebenraum und schloss die Tür ab. Schwanke streckte die Arme aus, wagte es aber nicht, sie festzuhalten. Er blieb eine halbe Stunde lang mit dem Kopf auf dem Sofa auf dem Boden, bis er ein Geräusch hörte, das ihn zur Besinnung brachte. Ein Nachbar trat ein. Dann ging er im Raum auf und ab; und als er wieder allein gelassen wurde, ging er zu Evis Tür und sagte mit leiser Stimme: „Evi, Evi! Noch ein Wort, noch ein letztes Mal!“ Sie gab keine Antwort zurück. Er blieb stehen und lauschte und flehte; aber alles war still. Endlich riss er sich von der Stelle und rief: „Adieu, Evi, Adieu für immer!“


Schwanke rannte zum Stadttor. Die Polizisten, die ihn kannten, ließen ihn schweigend passieren. Die Nacht war dunkel und stürmisch, es regnete und schneite. Gegen elf Uhr erreichte er seine eigene Tür. Obwohl sein Nachbar ihn ohne Hut ins Haus kommen sah, wagte er nichts zu sagen; und; als er ihn besuchte, stellte er fest, dass seine Kleidung nass war. Sein Hut wurde später auf der Spitze eines Turms gefunden, der über die Stadt hinausragte; und es ist unvorstellbar, wie er in einer so dunklen, stürmischen Nacht auf den Turm hätte klettern können, ohne sein Leben zu verlieren.


Er zog sich ins Bett zurück und schlief bis spät in den Morgen. Am nächsten Morgen fand ihn sein Freund beim Schreiben. Er schrieb an Evi.


In diesem Moment bin ich mein eigen, oder vielmehr ich bin dein, dein, meine Verehrte! und das nächste Mal sind wir getrennt, getrennt, vielleicht für immer! Nein, Evi, nein! Wie kann ich, wie kannst du vernichtet werden? Wir existieren. Was ist Vernichtung? Ein bloßes Wort, ein sinnloser Klang, der keinen Eindruck auf den Geist macht. Tot, Evi! in die kalte Erde gelegt, in das dunkle und schmale Grab! Ich hatte einmal eine Freundin, die mir in früher Jugend alles war. Sie starb. Ich folgte ihrem Leichenwagen; ich stand an ihrem Grab, als der Sarg hinabgesenkt wurde; und als ich das Knarren der Schnüre hörte, als sie gelöst und hochgezogen wurden, als die erste Schaufel Erde hineingeworfen wurde und der Sarg ein hohles Geräusch zurückgab, das immer schwächer wurde, bis alles vollständig bedeckt war, warf ich mich auf dem Boden; mein Herz war geschlagen, betrübt, erschüttert, zerrissen, aber ich wusste weder, was passiert war, noch was mit mir passieren sollte. Tod! das Grab! Ich verstehe die Worte nicht. Vergib, oh, vergib mir! Gestern... ah, dieser Tag hätte der letzte meines Lebens sein sollen! Du Engel! Zum ersten Mal in meiner Existenz fühlte ich, wie die Verzückung in meiner innersten Seele glühte. Sie liebt, sie liebt mich! Es brennt immer noch auf meinen Lippen das heilige Feuer, das sie von dir erhalten haben. Neue Ströme der Freude überwältigen meine Seele. Vergib mir, oh, vergib mir!“


Ich wusste, dass ich dir lieb war; ich sah es in deinem ersten bezaubernden Blick, wusste es durch den ersten Druck deiner Hand; aber als ich von dir abwesend war, als ich Jörg an deiner Seite sah, kehrten meine Zweifel und Ängste zurück.“


Erinnerst du dich an die Blumen, die du mir geschickt hast, als du bei dieser überfüllten Versammlung weder sprechen noch deine Hand zu mir ausstrecken konntest? Die halbe Nacht war ich vor diesen Blumen auf den Knien und betrachtete sie als das Versprechen deiner Liebe; aber diese Eindrücke wurden schwächer und wurden endlich ausgelöscht.“


Alles vergeht; aber eine ganze Ewigkeit könnte die lebendige Flamme nicht löschen, die gestern von deinen Lippen entzündet wurde und die jetzt in mir brennt. Sie liebt mich! Diese Arme haben ihre Taille umschlossen, diese Lippen haben auf ihren gezittert. Sie ist mein! Ja, Evi, du gehörst mir für immer!“


Und was meinen die Leute damit, dass Jörg dein Ehemann ist? Er mag es für diese Welt sein; und in dieser Welt ist es eine Sünde, dich zu lieben, dich aus seiner Umarmung herausreißen zu wollen. Ja, es ist ein Verbrechen; und ich leide unter der Bestrafung, aber ich habe die volle Freude meiner Sünde genossen. Ich habe einen Balsam eingeatmet, der meine Seele wiederbelebt hat. Von dieser Stunde an gehörst du mir, ja, Evi, du gehörst mir! Ich gehe vor dir her. Ich gehe zu meinem Gott und deinem Gott. Ich werde meine Sorgen vor ihm ausschütten, und er wird mir Trost geben, bis du ankommst. Dann werde ich fliegen, um dir zu begegnen. Ich werde dich beanspruchen und deine ewige Umarmung genießen in Gegenwart der Allmächtigen Liebe!“


Ich träume nicht, ich schwärme nicht. Wenn ich mich dem Grab nähere, werden meine Wahrnehmungen klarer. Wir werden existieren; wir werden uns wiedersehen; wir werden deine Mutter sehen; ich werde sie sehen und ihr mein innerstes Herz aussetzen, deiner Mutter, deinem Bild!“


Gegen elf Uhr fragte Schwanke seinen Freund, ob Jörg zurückgekehrt sei. Er antwortete: „Ja.“ Denn er hatte gesehen, wie er weiterging; worauf Schwanke ihm die folgende Notiz schickte, die nicht versiegelt war:


Sei so gut, dass du mir dein Messer für eine Reise leihst. Adieu.“


Evi hatte in der vergangenen Nacht wenig geschlafen. Alle ihre Befürchtungen wurden auf eine Weise verwirklicht, die sie weder vorhersehen noch vermeiden konnte. Ihr Blut kochte in ihren Adern und tausend schmerzhafte Empfindungen zerrissen ihr reines Herz. War es die Begeisterung für Schwankes leidenschaftliche Umarmungen, die sie in ihrem Busen fühlte? War es Wut über seinen Wagemut? War es der traurige Vergleich ihres gegenwärtigen Zustands mit früheren Tagen der Unschuld, der Ruhe und des Selbstbewusstseins? Wie konnte sie sich ihrem Ehemann nähern und eine Szene gestehen, die sie nicht verbergen konnte und die sie dennoch nicht bekennen wollte? Sie hatten so lange ein Schweigen zueinander bewahrt, und sollte sie die erste sein, die es durch eine so unerwartete Entdeckung brach? Sie befürchtete, dass die bloße Aussage von Schwankes Besuch ihn beunruhigen würde, und seine Not würde durch ihre vollkommene Offenheit noch verstärkt werden. Sie wünschte, er könnte sie in ihrem wahren Licht sehen und sie ohne Vorurteile beurteilen; aber war sie besorgt, dass er ihre innerste Seele lesen sollte? Diese Überlegungen machten sie ängstlich und nachdenklich. Ihre Gedanken waren immer noch bei Schwanke, der jetzt für sie verloren war, den sie aber nicht zum Rücktritt bringen konnte und über den sie wusste, dass nichts als Verzweiflung übrig blieb, wenn sie für immer für ihn verloren sein sollte.


Eine Erinnerung an diese mysteriöse Entfremdung, die in letzter Zeit zwischen ihr und Jörg bestanden hatte und die sie nie gründlich verstehen konnte, war für sie jetzt unermesslich schmerzhaft. Sogar die Klugen und die Guten haben zuvor gezögert, ihre gegenseitigen Differenzen zu erklären, und haben schweigend über ihre imaginären Missstände nachgedacht, bis sich die Umstände so verwickelt haben, dass in diesem kritischen Moment, als eine ruhige Erklärung alle Parteien gerettet hätte, eine Verständnis unmöglich war. Und wenn das häusliche Vertrauen zwischen ihnen früher hergestellt worden wäre, wenn Liebe und freundliche Nachsicht ihre Herzen gegenseitig belebt und erweitert hätten, wäre es vielleicht noch nicht einmal zu spät gewesen, um unseren Freund zu retten.


Aber wir dürfen einen bemerkenswerten Umstand nicht vergessen. Wir können anhand des Charakters von Schwankes Korrespondenz feststellen, dass er nie versucht hatte, seinen ängstlichen Wunsch, diese Welt zu verlassen, zu verbergen. Er hatte das Thema oft mit Jörg besprochen; und zwischen letzterem und Evi hatte es nicht selten ein Gesprächsthema gebildet. Jörg war so gegen die Idee einer solchen Aktion, dass er Schwanke mit einem in ihm ungewöhnlichen Grad an Irritation mehr als einmal zu verstehen gegeben hatte, dass er an der Ernsthaftigkeit seiner Drohungen zweifelte und sie nur lächerlich fand. Und er veranlasste Evi, seine ungläubigen Gefühle zu teilen. Ihr Herz war so beruhigt, als sie sich bereit fühlte, das melancholische Thema unter einem ernsten Gesichtspunkt zu betrachten.


Nach seiner Rückkehr wurde Jörg von Evi mit schlecht versteckter Verlegenheit empfangen. Er hatte selbst schlechte Laune; sein Geschäft war noch nicht abgeschlossen; und er hatte gerade entdeckt, dass der benachbarte Beamte, mit dem er zu tun hatte, eine hartnäckige und engstirnige Persönlichkeit war. Viele Dinge waren passiert, um ihn zu ärgern.


Er erkundigte sich, ob während seiner Abwesenheit etwas passiert war, und Evi antwortete hastig, dass Schwanke am Abend zuvor dort gewesen war. Dann erkundigte er sich nach seinen Briefen, und es wurde ihm geantwortet, dass mehrere Pakete in seinem Arbeitszimmer zurückgelassen worden waren. Daraufhin zog er sich zurück und ließ Evi allein.


Die Gegenwart des Wesens, das sie liebte und hasste, hinterließ einen neuen Eindruck in ihrem Herzen. Ein geheimer Impuls veranlasste sie, ihm zu folgen; Sie nahm ihre Arbeit und ging in sein Arbeitszimmer, wie es oft ihre Gewohnheit war. Er war damit beschäftigt, seine Briefe zu öffnen und zu lesen. Es schien, als ob der Inhalt einiger Briefe unangenehm wäre. Sie stellte einige Fragen: Er gab kurze Antworten und setzte sich zum Schreiben.


Auf diese Weise vergingen mehrere Stunden, und Evis Gefühle wurden immer melancholischer. Sie spürte die extreme Schwierigkeit, ihrem Mann unter allen Umständen das Gewicht zu erklären, das auf ihrem Herzen lag; und ihre Depression wurde von Moment zu Moment größer, je mehr sie sich bemühte, ihren Kummer und ihre Tränen zu verbergen.


Die Ankunft von Schwankes Freund bereitete ihr die größte Verlegenheit. Er gab Jörg eine Notiz, die dieser seiner Frau kalt überreichte und gleichzeitig sagte: „Gib ihm das Solinger Messer. Ich wünsche ihm eine angenehme Reise“, fügte er hinzu und wandte sich an den Freund. Diese Worte fielen wie ein Gewitter auf Evi: Sie erhob sich halb ohnmächtig von ihrem Sitz und war sich nicht bewusst, was sie tat. Sie ging mechanisch auf die Wand zu, nahm das Messer mit zitternder Hand herunter, wischte langsam den Staub ab und hätte sich länger verzögert, hätte Jörg ihre Bewegungen nicht durch einen ungeduldigen Blick beschleunigt. Dann übergab sie dem Freund die tödliche Waffe, ohne ein Wort sagen zu können. Sobald er gegangen war, faltete sie ihre Arbeit zusammen und zog sich sofort in ihr Zimmer zurück. Ihr Herz war von den ängstlichsten Vorahnungen überwältigt. Sie erwartete ein schreckliches Unglück. Sie war in einem Moment im Begriff, zu ihrem Ehemann zu gehen, sich ihm zu Füßen zu werfen und ihn mit allem vertraut zu machen, was am Abend zuvor geschehen war, damit sie ihre Schuld bekennen und ihre Befürchtungen erklären konnte; dann sah sie, dass ein solcher Schritt nutzlos sein würde, da sie Jörg sicherlich nicht dazu bringen würde, Schwanke zu besuchen. Das Abendessen wurde bereitet; und eine freundliche Freundin, die sie überredet hatte, unterstützend da zu bleiben, um das Gespräch aufrechtzuerhalten, das mit einer Art Zwang geführt wurde, blieb, bis die Ereignisse des Morgens vergessen waren.


Als der Freund das Messer zu Schwanke brachte, empfing dieser es mit entzückender Bewegung, als er hörte, dass Evi es ihm mit ihrer eigenen Hand gegeben hatte. Er aß etwas Brot, trank etwas Wein, schickte seinen Freund zum Abendessen fort und setzte sich dann, um wie folgt zu schreiben:


Es war in deinen Händen, du hast den Staub von ihm abgewischt. Ich küsse es tausendmal, denn du hast es berührt. Ja, der Himmel bevorzugt meinen Plan, und du, Evi, stellst mir das tödliche Instrument zur Verfügung. Es war mein Wunsch. Nimm meinen Tod von deinen Händen, und mein Wunsch ist befriedigt. Ich habe meinen Freund befragt. Du hast gezittert, als du ihm das Messer gegeben hast, aber du hast mir kein Lebewohl gesagt. Elender, Elender, der ich bin! kein einziges Abschiedswort! Hast du in dieser Stunde dein Herz gegen mich verschlossen, die dich für immer zu der Meinen macht? Evi, das Alter kann den Eindruck nicht auslöschen. Ich glaube, du kannst den Mann nicht hassen, der dich so leidenschaftlich liebt!“


Nach dem Abendessen rief er seinen Freund an, bat ihn, das Packen zu beenden, zerstörte viele Papiere und ging dann hinaus, um ein paar geringfügige Schulden zu bezahlen. Er kehrte bald nach Hause zurück, ging dann trotz des Regens wieder hinaus, ging einige Zeit im Garten des Herzogs spazieren und ging danach weiter ins Ammerland. Gegen Abend kam er noch einmal zurück und setzte sein Schreiben fort.


Mark, ich habe zum letzten Mal die Wiesen, die Wälder und den Himmel gesehen. Lebewohl! Und du, meine treue Mutter, vergib mir! Tröste sie, Mark. Gott segne dich! Ich habe alle meine Angelegenheiten geregelt! Lebewohl! Wir werden uns wiedersehen und glücklicher sein als je zuvor.“


Den Rest des Abends verbrachte er damit, seine Papiere zu ordnen: Er zerriss und verbrannte sehr viele; andere versiegelte er und richtete sie an Mark. Sie enthielten einige distanzierte Gedanken und Maximen, von denen ich einige durchgesehen habe. Um zehn Uhr machte er ein Feuer im Kamin und trank eine Flasche Wein.


Aber welches Objekt ist da, Evi, das dein Bild nicht vor mir heraufbeschwört? Umgibst du mich nicht von allen Seiten? und habe ich nicht wie ein Kind jede Kleinigkeit gehütet, die du durch deine Berührung geweiht hast?“


Dein Profil, das mir so lieb war, kehre zu dir zurück; und ich bitte dich, es zu bewahren. Tausende von Küssen habe ich darauf eingeprägt, und tausendmal hat es mein Herz erfreut, von meinem Zuhause wegzugehen und zu ihm zurückzukehren.“


Ich habe deinen Vater gebeten, meine sterblichen Überreste zu beerdigen. An der Ecke des Friedhofs, mit Blick auf die Felder, stehen zwei Eichen, dort möchte ich lügen. Dein Vater kann und wird zweifellos so viel für seinen Freund tun. Bitte flehe ihn an. Aber vielleicht werden fromme Christen nicht wählen, dass ihre Körper in der Nähe der Leiche eines armen, unglücklichen Elenden wie mir begraben werden sollen. Dann lass mich in einer abgelegenen Wiese oder in die Nähe der Straße ruhen, wo der Priester und Diakon sich selbst segnen kann, wenn sie an meinem Grab vorbeikommen, während der Samariter eine Träne über mein Schicksal vergießen wird.


Siehe, Evi, ich schaudere nicht, um den kalten und tödlichen Becher zu nehmen, aus dem ich den Trank des Todes trinken werde. Deine Hand präsentiert ihn mir, und ich zittere nicht. Alles, alles ist jetzt abgeschlossen: die Wünsche und die Hoffnungen meiner Existenz haben sich erfüllt. Mit kalter, unerschütterlicher Hand klopfe ich an die dreisten Portale des Todes. Oh, dass ich die Glückseligkeit genossen haben werde, für dich zu sterben! Wie gerne hätte ich mich für dich geopfert, Evi! Aber stelle Frieden und Freude in deinem Busen wieder her. Mit welcher Entschlossenheit, mit welcher Freude würde ich meinem Schicksal begegnen! Aber es ist das Los von nur wenigen Auserwählten, die ihr Blut für ihre Freunde vergießen und durch ihren Tod zur Verherrlichung tausendmal das Glück derer machen, von denen sie geliebt werden.“


Ich wünsche mir, Evi, in dem roten Kittel begraben zu sein, den ich gegenwärtig trage: er wurde durch deine Berührung heilig gemacht. Ich habe um diesen Gefallen deinen Vater gebeten. Mein Geist erhebt sich über meinem Grab. Ich wünsche nicht, dass meine Taschen durchsucht werden. Oh, küss die Kinder tausendmal für mich und erzähle ihnen das Schicksal ihres unglücklichen Freundes! Ich glaube, ich sehe sie um mich herum spielen. Die lieben Kinder! Wie herzlich bin ich an dich gebunden, Evi! Seit der ersten Stunde, als ich dich sah, wie unmöglich habe ich es gefunden, dich zu verlassen. Wie verwirrt das alles erscheint! Wenig habe ich damals gedacht, dass ich diesen Weg gehen sollte. Aber Frieden! Ich bitte dich, Frieden!“


Es ist geschärft, die Uhr schlägt zwölf. Ich sage Amen. Evi, Evi! Lebewohl, Lebewohl!“


Am Morgen um neun Uhr ging der Freund in Schwankes Zimmer. Er fand seinen Freund auf dem Boden ausgestreckt, schweißgebadet in seinem Blut und das Messer an seiner Seite. Er rief ihn an, er nahm ihn in die Arme, erhielt aber keine Antwort. Das Leben war noch nicht ganz ausgestorben. Der Freund rannte zu einem Chirurgen und holte dann Jörg. Evi hörte das Klingeln der Glocke: Ein kalter Schauer ergriff sie. Sie weckte ihren Mann, und beide standen auf. Der in Tränen gebadete Freund brachte die schrecklichen Neuigkeiten. Evi fiel ohnmächtig zu Boden.


Als der Chirurg zu dem unglücklichen Schwanke kam, lag er immer noch auf dem Boden; und sein Puls schlug, aber seine Glieder waren kalt. Eine Vene wurde an seinem rechten Arm geöffnet: Das Blut kam, und er atmete weiter.


Das Haus, die Nachbarschaft und die ganze Stadt waren sofort in Aufruhr. Jörg kam an. Sie hatten Schwanke auf das Bett gelegt: sein Arm war verbunden, und die Blässe des Todes war auf seinem Gesicht. Seine Glieder waren bewegungslos; aber er atmete immer noch einmal stark, dann schwächer. Sein Tod wurde augenblicklich erwartet.


Er hatte nur ein Glas Wein getrunken. „Hyperion“ lag offen auf seinem Schreibtisch.


Ich werde nichts von Jörgs Gewissensbissen oder von Evis Trauer sagen.



Um zwölf Uhr atmete Schwanke seinen letzten Atemzug aus. Die Anwesenheit des Freundes und die von ihm getroffenen Vorsichtsmaßnahmen verhinderten eine Störung; und in dieser Nacht, um elf Uhr, ließ er den Körper an dem Ort beerdigen, den Schwanke für sich selbst ausgewählt hatte.


Der Freund und seine Söhne folgten der Leiche zum Grab. Jörg konnte sie nicht begleiten. Evi war verzweifelt. Die Leiche wurde von Arbeitern getragen. Ein Priester sang die Totengebete.






LA NUIT CLASSIQUE DE WALPURGIS


(Champs pharsaliques.)


(L'obscurité.)


ERICHTHO.

A la fête frémissante de cette nuit, comme elle l'a souvent été,

Si j'y vais, Erichtho, moi, le noir;

Pas aussi vilain que les poètes fatigants le font

La calomnie en excès... Ils ne finissent jamais

Dans l'éloge et le blâme...

Il me semble déjà que les couleurs sur-blanches

Depuis les tentes grises, les vagues balaient la vallée,

Comme le contre-jour de la nuit la plus triste et la plus horrible.

Combien de fois cela a-t-il été répété,

Répétez pour toujours... Personne n'en veut au royaume

Un autre, personne qui l'a acquis

Par la force ne peut le reprocher à un autre.

Et il gouverne avec vigueur.

Pour celui qui veut garder son moi intérieur,

Ne sait pas comment gouverner, aime gouverner

La volonté du voisin, selon son propre esprit fier...

Mais ici, un grand exemple a été combattu:

De la manière dont la violence s'oppose aux plus violents,

Détenteur de la liberté, larmes de couronnes à mille fleurs,

Laurier rigide se courbant autour de la tête du souverain.

Ici, Magnus rêvait de jours de grande floraison,

En écoutant la langue vacillante, César s'est réveillé là-bas!

Cela sera mesuré. Le monde sait qui a réussi.

Regardez les feux qui brillent, les flammes rouges qui donnent,

Le sol respire avec le reflet du sang répandu,

Et attirée par l'étrange lueur de la nuit,

La Légion hellénique de la Sauge se rassemble.

Autour de tous les feux vacille l'incertitude ou s'assoit

Le bon vieux temps, la création fabuleuse...

La lune, bien qu'imparfaite, mais brillante,

S'élève, répandant une douce lueur partout;

La tromperie des tentes disparaît, les feux brûlent en bleu.

Mais au-dessus de moi! Quel météore inattendu?

Elle brille et éclaire la balle physique.

Je sens la vie. Cela ne me paraîtra pas évident,

D'approcher des êtres vivants auxquels je suis nuisible;

Il me donne une mauvaise réputation et ne me pique pas.

Il est déjà en train de couler. Je m'échapperai avec discrétion.


(Lointain.)


(Les aéronautes au-dessus.)


HOMUNCULUS.

Survoler encore une fois le tour

De l'horreur flamboyante et frémissante;

Il est dans la vallée et dans les profondeurs.

C'est effrayant à regarder.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Je vois, comment à travers la vieille fenêtre

Au nord, dans la crasse et la désolation,

Des fantômes très méchants,

Je suis autant chez moi ici que là-bas.

HOMUNCULUS.

Regardez, il y a une longue marche,

Un long chemin devant nous.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

C'est comme si vous aviez peur;

Nous a vu voler dans les airs.

HOMUNCULUS.

Laissez-la marcher! Posez-le,

Votre chevalier, et immédiatement

Restaurer sa vie,

Car il la cherche dans le domaine des fables.

FAUST

Où est-elle?

HOMUNCULUS.

Ne serait pas en mesure de le dire,

Mais probablement pour être demandé ici.

En toute hâte, tu pourras, avant qu'il ne soit rencontré,

Aller de flamme en flamme:

Celui qui ose aux mères

Il n'a rien d'autre à faire passer.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Moi aussi, j'ai mon rôle à jouer ici;

Mais sachez que je ne connais pas mieux pour notre salut,

Comme: tout le monde peut passer par les feux

Tenter sa propre aventure.

Ensuite, pour nous réunir,

Laisse ta lumière, mon petit, sonner.

HOMUNCULUS.

Laissez-le clignoter, laissez-le sonner.

Le verre tonne et brille immensément.

Maintenant, de nouvelles merveilles!

FAUST

Où est-elle? Ne posez plus de questions

Si ce n'était pas la plie qui le portait,

Pas la vague qui l'a frappée,

C'est donc l'air qui parlait leur langue.

Ici! Par miracle, ici en Grèce!

J'ai senti le sol où je me tenais;

Et un esprit fraîchement réveillé en moi, le dormeur,

Me voici, une déception pour mon âme.

Et je trouve ici la chose la plus étrange de toutes,

Je suis en train de fouiller sérieusement ce labyrinthe de flammes.


(Déménagement.)


*


(Pénéio supérieur.)


MÉPHISTOPHÉLÈS

(est en train d'errer)

Et tandis que je parcoure ces feux

Je me trouve donc complètement aliéné,

La plupart du temps nue, seulement en chemise ici et là:

Les sphinx sans vergogne, les griffons impudents,

Et ce qui n'est pas tout, frisé et inspirant,

De l'avant et de l'arrière se reflète dans l'œil...

Il est vrai que nous sommes nous aussi indécents dans l'âme,

Mais je trouve l'antiquité trop vivante;

Il faudrait maîtriser cela avec un nouveau sens

Et coller de différentes manières à la mode...

Un peuple hostile! Mais il ne faut pas me décourager,

En tant que nouvel invité, pour les saluer correctement...

Heureusement pour les belles femmes,

Les vieux hommes intelligents!

GRIFFLE

Pas des vieillards. Saisir. - Personne n'aime l'entendre,

Qu'il s'appelle un vieil homme. A chaque mot sonne

L'origine en fonction du lieu d'origine:

Gris, sinistre, macabre, macabre, tombes,

Étymologiquement, c'est également cohérent,

Nous mettre en désaccord.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Et pourtant, sans vouloir faire de digression,

Aimez-vous la cupidité du titre honorifique Griffle.

Gry comme ci-dessus et ainsi de suite.

Bien sûr! La parenté est éprouvée,

Souvent grondé, mais plus loué;

On cherche maintenant des filles, des couronnes, de l'or,

La fortune favorise généralement l'homme

Qui s'empare de la situation.

LES FOURMIS COLOSSAL

Vous parlez de l'or, nous en avions récolté beaucoup,

Secrètement sculpté dans les rochers et les grottes;

Les habitants des fourmis l'ont senti,

Ils y rient, combien cela leur a pris de temps.

GRAVE.

Nous voulons déjà les faire avouer.

LES FOURMIS COLOSSAL

Mais pas la nuit des réjouissances.

Tout sera fait d'ici demain,

Je pense que nous allons réussir cette fois-ci.

MÉPHISTOPHÉLÈS

(s'est assis parmi les sphinx)

Comme je m'habitue facilement et volontiers à cet endroit,

Parce que je comprends l'homme pour l'homme.

SPHINX.

Nous respirons nos tons fantômes,

Et puis vous l'incarnez.

Maintenant, appelez-vous jusqu'à ce qu'on vous connaisse mieux.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Par de nombreux noms, vous pensez pouvoir m'appeler -

Les Britanniques sont-ils ici? En général, ils voyagent beaucoup,

Des champs de bataille à poursuivre, des chutes d'eau,

Murs effondrés, taches ternes classiques;

Ce serait pour eux un objectif digne d'être atteint ici.

Ils ont également témoigné que dans l'ancienne pièce,

J'y étais considéré comme une vieille Iniquité.

SPHINX.

Comment ont-ils obtenu cela?

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Je ne sais pas comment je l'ai obtenu moi-même.

SPHINX.

Peut-être. Avez-vous entendu parler des étoiles?

Que dis-tu à cette heure?

MÉPHISTOPHÉLÈS

(lèvent les yeux)

Les étoiles se succèdent, la lune taillée brille,

Et je me sens comme dans ce lieu familier,

Je me réchauffe grâce à vos peaux de lion.

Je ne voudrais pas m'y mettre;

Abandonnez les énigmes, abandonnez les charades.

SPHINX.

Parlez pour vous, et ce sera une énigme.

Essayez une fois de vous dissoudre:

Nécessaire à l'homme pieux comme au méchant,

Le seul plastron, la rapière ascétique,

D'acolyte à acolyte, en faisant de grandes choses,

Et les deux juste pour amuser Zeus.

PREMIERE GRIFFLE

Je n'aime pas ça!

Le deuxième griffon grogne plus fort.

Que veut-il ?

LE DEUXIÈME.

Le méchant n'a pas sa place ici.

MÉPHISTOPHÉLÈS

(brutal)

Vous pensez peut-être que vous pouvez ronger

Les ongles de votre invité

Pas aussi bien que vos griffes acérées?

Essayez-le!

SPHINX

(doux)

Vous voulez juste rester pour toujours,

Vous serez chassés de chez nous;

Dans votre propre pays, vous vous en sortirez bien,

Non, je ne me trompe pas. Vous n'êtes pas heureux ici.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Vous êtes assez appétissant à regarder là-haut,

Mais en bas, la bête me terrifie.

SPHINX.

Le faux vient à votre pénitence amère,

Car nos pattes sont en bonne santé;

Et toi, avec les pieds rétrécis,

Qu'il n'en soit pas ainsi dans notre pacte.


(Les sirènes préludent à l'étage.)


MÉPHISTOPHÉLÈS.

Qui sont les oiseaux dans les branches

Bercé par le courant des peupliers?

SPHINX.

Sauvez-vous! Le meilleur

A déjà vaincu un tel chant.

SIRÈNES

Vous voulez vous gâter?

Dans la laideur merveilleuse!

Écoutez, nous venons en masse

Et dans des tons harmonieux;

C'est bien pour les sirènes.

Des épingles qui se moquent d'eux dans le même air.

Obligez-les à descendre!

Ils se cachent dans les branches

Ses méchantes griffes de faucon,

Pour vous attaquer pernicieusement,

Si vous prêtez l'oreille.

Loin de la haine, loin de l'envie!

Rassemblons les joies les plus claires,

Dispersé sous le ciel!

Sur l'eau, sur la terre

Que ce soit le geste le plus joyeux,

Que vous donnez à l'accueil.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

C'est la bonne nouvelle,

De la gorge, des cordes

Un ton en appelle un autre.

J'ai perdu la sirène:

Il rampe autour de mes oreilles,

Le cœur ne peut pas l'atteindre tout seul.

SPHINX.

Ne parlez pas avec votre cœur, c'est vain;

Un sac en cuir ratatiné,

C'est plus à votre goût.

FAUST.

Comme c'est merveilleux! La vue de ce spectacle me plaît,

Dans les mouvements répulsifs, grands et efficaces.

Je peux déjà prévoir un destin heureux;

Où ce regard sérieux me mène-t-il?


(Vers les sphinx)


Oedipe se tenait autrefois devant eux;

Quant aux sirènes...

Avant cela, Ulysse s'était blotti dans un gang;

Des fourmis, bien sûr.

De ce trésor le plus élevé a été sauvé,

Sur les griffons concernant.

Sauvés par ceux-ci fidèlement et sans faute.

Je me sens imprégné d'un esprit frais;

Il façonne de grands, grands souvenirs.

MÉPHISTOPHÉLÈS.

Sinon, vous auriez maudit de telles choses,

Mais maintenant, vous semblez être pieux à ce sujet;

Car là où vous cherchez votre bien-aimé,

Les monstres eux-mêmes sont les bienvenus.

FAUST

(aux Sphinx)

Les images de femmes doivent me parler:

L'un d'entre eux a-t-il vu votre Helène?

SPHINX.

Nous ne sommes pas à la hauteur de ses jours,

Le dernier d'entre eux a été tué par Hercule.

Vous pourriez demander à Chiron de vous en parler;

En cette nuit de fantôme, les explosions se succèdent;

Si cela vous convient, vous avez fait un long chemin.

SIRÈNES.

Vous ne devriez pas le manquer non plus!...

Comment Ulysse est resté avec nous,

Pas de précipitation abusive,

Il avait beaucoup à dire;

Tout vous ferait confiance,

Vous alliez dans notre quartier

À la mer verte.

SPHINX.

Ne vous trompez pas, noble.

Au lieu de lier Ulysse,

Laissez nos bons conseils vous lier;

Pouvez-vous trouver le haut Chiron,

Vous apprendrez ce que je vous ai promis.


(Faust s'éloigne.)


MÉPHISTOPHÉLÈS

(grogne)

Qu'est-ce qui croasse en battant des ailes?

Si vite qu'on ne peut pas le voir,

Et une chose à la fois,

Ils épuisaient le chasseur.

SPHINX.

Comparable à la tempête du vent d'hiver,

Les flèches d'Alcides sont à peine accessibles;

Ce sont les stymphalides rapides,

Et bien intentionné son salut de croassement,

Avec bec de vautour et chénopode.

Vous souhaitez rejoindre nos cercles,

Prouvez que vous êtes un parent régulier.

MÉPHISTOPHÉLÈS

(intimidés)

D'autres choses encore sifflent entre eux.

SPHINX.

N'en ayez pas peur!

Ce sont les têtes du serpent d'apprentissage,

Séparés du fuselage, pensant qu'ils sont quelque chose.

Mais dites-moi, qu'allez-vous devenir?

Quelle action en difficulté?

Où allez-vous? Partez!...

Je vois ce refrain là

Faites-vous un renégat. Ne vous conquérez pas,

Allez-y! saluez beaucoup de beaux visages!

C'est les lamies, les grosses sirènes,

Avec un sourire et un front effronté,

Comme ils plaisent au peuple des satyres;

Une patte de chèvre peut y faire n'importe quoi.


MÉPHISTOPHÉLÈS.

Vous restez ici, n'est-ce pas?

Pour que je puisse vous retrouver.

SPHINX.

Oui! Mêlez-vous aux sous-fifres de la brise.

Nous, les Égyptiens, sommes habitués depuis longtemps,

Que nous serons intronisés dans mille ans.

Et ne respecter que notre place,

C'est ainsi que nous régulons les jours de lune et de soleil.

Assis devant les pyramides,

A la Haute Cour du Peuple;

Inondations, guerre et paix -

Et ne faites pas la grimace.


*


(Pénéio inférieur.)


(Pénéio entourée d'eaux et de nymphes.)


PÉNÉIO.

Remuez-vous, vous chuchotez des roseaux!

Respirez doucement, frères et soeurs de roseau,

Des buissons de saules légers qui chuchotent,

Zozotement, brindilles de peuplier,

Interrompez les rêves!...

Une odeur horrible me réveille,

Secrètement, tout tremble

De la rivière moussante.

FAUST

(s'avance vers la rivière.)

Quand j'entends bien, je dois croire

Derrière les feuilles enchevêtrées

Ces branches, ces plantes vivaces.

On dirait un luth à l'allure humaine.

Il semble que la vague soit un bavardage,

Une petite brise comme - une blague.

NYMPHES

(à Faust.)

C'est une honte,

Vous vous allongez,

Test de récupération en refroidissement

Membres fatigués,

La plus aimée des toujours

Je t'évite;

On chuchote, on ondule,

Nous vous chuchoterons.

FAUST.

Je suis réveillé! O que cela soit fait,

Les chiffres incomparables,

Comment il envoie mon œil là-bas.

Je suis si merveilleusement pénétrée!

S'agit-il de rêves? S'agit-il de souvenirs?

Une fois, vous étiez si heureux.

Les eaux se faufilent dans la fraîcheur

Des buissons denses, qui bougent doucement,

Ils ne bruissent pas, ils ne coulent presque pas;

De chaque côté, une centaine de sources

Unissez-vous dans la lumière propre,

Une chambre avec un renfoncement peu profond vers le bain.

Jeunes membres féminins en bonne santé,

Du miroir humide deux fois de plus,

Je vous ai vu avec un œil au beurre noir!

Sociable alors, et se baignant joyeusement,

Nageant sur terre, pataugeant avec crainte;

Les cris durent, et l'eau se bat.

Je m'en contenterai,

Mon œil devrait en profiter,

Mais mon esprit s'efforce toujours d'aller plus loin.

Mon regard pénètre brusquement cette carapace,

Le riche feuillage de l'abondance verte

Cachez la haute reine.

Merveilleux! Les cygnes viennent aussi

Nager dans les baies,

Il s'est installé avec majesté.

Flottant tranquillement, doucement sociable,

Mais fier et suffisant,

Comment sa tête et son bec bougent.

Mais l'un d'entre eux semble être

Courageux pour faire plaisir,

Ils naviguent tous rapidement;

Son plumage se gonfle,

S'agiter, s'agiter sur les vagues,

S'il vient au lieu saint.

Les autres nagent dans les deux sens.

Avec un plumage calmement brillant,

Bientôt aussi dans une splendide et vive querelle,

Distrayez les filles timides,

Qu'ils ne pensent pas à leur service,

Seulement pour votre propre sécurité.

NYMPHES.

Laïcs, sœurs, à l'écoute

Un pas vert sur le rivage;

J'entends bien, il me semble

Que le bruit des sabots des chevaux.

Si seulement je savais qui était cette nuit-là,

Un message rapide a été délivré.

FAUST.

J'ai l'impression que la terre rugit,

Sondage sous les chevaux pressés.

C'est là que je regarde.

Un destin heureux,

Est-il censé me parvenir?

O miracle sans égal!

Une dinde au trot arrive en trottinant,

Il semble doué d'esprit et de courage,

Porté par un cheval blanc aveuglant.

Je n'ai pas tort, je l'ai déjà vu,

Philyra fils célèbre!

Arrêtez, Chiron! Arrêtez! Je dois vous dire...

CHIRON.

Qu'est-ce qu'il y a?

FAUST.

Domptez votre pas!

CHIRON.

Je n'ai pas de coup de poing.

FAUST.

Voilà! Emmenez-moi avec vous!

CHIRON.

Assieds-toi! Je peux donc poser toutes les questions que je veux:

Où allez-vous? Vous êtes sur la banque, là,

Je suis prêt à vous porter de l'autre côté de la rivière...

FAUST

(assis)

Où vous voulez. Pour toujours, je vous remercie,

Le grand homme, le noble éducateur,

Qui, à la gloire, a élevé une race héroïque,

Le beau cercle des nobles Argonautes

Et tous ceux qui ont construit le monde du poète.

CHIRON.

Nous allons laisser cela à sa place!

Même Pallas ne sera pas honoré en tant que Mentor;

Au final, ils le feront à leur façon,

Comme s'ils n'avaient pas été élevés.

FAUST.

Le médecin qui nomme chaque plante,

Connaître les racines au niveau le plus profond,

Guérir les malades, soigner les blessés,

J'embrasse ici avec corps et esprit.

CHIRON.

Était blessé un héros à côté de moi,

J'ai alors su que je pouvais apporter mon aide et mes conseils;

Mais mon art a été laissé de côté

Les femmes de la racine et les prêtres.

FAUST.

Vous êtes le vrai grand homme,

Qui ne peut pas entendre les louanges.

Il cherche humblement à se dérober

Et prétend qu'il n'y a personne comme lui.

CHIRON.

Vous êtes un prétendant intelligent,

Pour flatter le prince ainsi que le peuple.

FAUST.

Vous allez donc me faire des aveux:

Vous avez vu le plus grand de votre temps,

Poursuivre les actions les plus nobles,

Le demi-dieu sérieux a vécu les jours.

Mais parmi les figures héroïques,

Qui, selon vous, était le plus capable?

CHIRON.

Dans les cercles des nobles argonautes

Nous avons tous été bons à notre manière,

Et pour la force qui l'animait,

Il était suffisant là où d'autres manquaient.

Les Dioscures gagnaient toujours,

Où règnent la jeunesse et la beauté.

La détermination et l'action rapide pour un autre salut,

Les Boréades ont passé un bon moment.

Réfléchi, fort, intelligent, à l'aise au conseil,

Alors Jason a régné, les femmes agréablement.

Puis Orphée: tendre et toujours tranquillement pensif,

Il a battu la lyre de tout le monde.

Lynceus perspicace, qui de jour comme de nuit

Le bateau sacré a traversé la falaise et la plage

Sur le plan social, seul le danger peut être testé:

Quand l'un est efficace et que tous font l'éloge de l'autre.

FAUST.

Vous ne mentionnerez rien sur Hercule?

CHIRON.

Oh, mon chèr! N'excitez pas mon désir...

Je n'avais jamais vu Phoebus,

Ni Ares, ni Hermès, quels que soient leurs noms;

Puis je me suis vu devant les yeux,

Ce que tous les hommes louent divinement.

Il était donc un roi né,

A regarder comme un jeune homme des plus merveilleux;

Soumis à son frère aîné

Et aussi la femme la plus chère.

Le second n'est pas encore celui de Gaea,

Le Ciel nous en préserve;

En vain, les chansons travaillent,

En vain, ils torturent la pierre.

FAUST.

Autant que les sculpteurs insistent sur ce point,

Il n'a jamais été aussi beau en exposition.

Vous avez parlé du plus bel homme,

Parlez maintenant aussi de la plus belle femme!

CHIRON.

Quoi? La beauté de la femme ne signifie rien,

C'est trop souvent une image rigide;

Seul un tel être peut être loué,

C'est un sentiment de joie et de bonheur.

La beauté reste béate pour elle-même ;

La grâce la rend irrésistible,

Comme Helène, puisque je l'ai portée.

FAUST.

Vous la portiez?

CHIRON.

Oui, sur ce dos.

FAUST.

Ne suis-je pas déjà assez confus?

Et un tel siège doit me plaire!

CHIRON.

Elle a mis sa main dans mes cheveux comme ça,

Comme vous le faites.

FAUST.

O complètement

Je vais me perdre! Dites-moi comment?

Elle est mon seul désir!

D'où, vers où, ah, l'avez-vous portée?

CHIRON.

Il est facile d'accorder la question.

A cette époque, les Dioscures avaient une place très particulière

La petite soeur libérée du poing d'un voleur.

Mais celle-ci, non habituée à être vaincue,

Ils sont devenus arrogants et ont pris d'assaut l'arrière.

Puis le frère s'est empressé de courir

Les marécages d'Eleusis;

Les frères pataugeaient, je tapotais, je nageais;

Elle a sauté et m'a caressé.

La crinière humide, flattée

Et il a été remercié avec douceur, sagesse et confiance.

Comme elle était belle!... Jeune, le plaisir du vieux!...

FAUST

Seulement dix ans!...

CHIRON.

Je vois; les philologues,

Ils vous ont trahi comme ils l'ont fait eux-mêmes.

C'est très particulier avec les femmes mythologiques,

Le poète les fait ressortir comme il en a besoin:

Il ne vient jamais à maturité, ne vieillit jamais,

Figure toujours appétissante,

Kidnappé jeune, volé quand il est vieux;

Assez, le poète n'est pas lié par le temps.

FAUST.

Qu'il ne soit donc pas lié par le temps!

Achille l'a trouvée sur Pherae,

Même en dehors de tout temps. Quelle étrange chance:

Réalisations l'amour contre le destin!

Et ne le devrais-je pas, la plupart ont souhaité la violence,

La seule forme qui prend la vie?

L'être éternel, égal aux dieux,

Aussi grand que tendre, aussi noble que gentil?

Tu l'as vue une fois, je l'ai vue aujourd'hui,

Aussi belle que jolie, aussi désirée que belle.

Maintenant mon esprit, mon être est bien enveloppé;

Je ne vis pas, je ne peux pas l'obtenir.

CHIRON.

Mon étrange homme! En tant qu'homme, vous êtes ravi;

Mais vous semblez fou parmi les esprits.

Le voici maintenant, pour votre bonheur;

Pour chaque année, quelques instants seulement,

J'avais l'habitude de m'approcher de Manto,

La fille d'Asclépios; en prière silencieuse

Suppliez-la au Père que, pour sa gloire,

Il a enfin transfiguré le sens des médecins

Et de ce massacre béni, elle se convertit..

Ma préférée de la Guilde des Sibylles,

Pas très émouvant, charitablement doux;

Vous réussirez, si vous vous attardez un peu,

Utiliser les pouvoirs des racines pour vous guérir de la base.

FAUST.

Je ne veux pas être guéri, mon esprit est puissant;

Et moi, comme d'autres, je serais méchant.

CHIRON.

Ne manquez pas le salut de la noble source.

Dépêchez-vous de descendre! Nous sommes à votre service.

FAUST.

Appelez-la! Où êtes-vous allé cette horrible nuit?

Les eaux de gravier m'ont amené à la terre ferme?

CHIRON.

Ici, Rome et Grèce ont bravé la bataille,

Pénéio à droite, Olympe à gauche,

Le plus grand empire perdu dans le sable;

Le roi s'enfuit, le citoyen triomphe.

Regardez en haut! Ici, il est écrit: „Près significatif“,

Au clair de lune, le temple éternel s'y trouve.

MANTO

(rêvant à l'intérieur)

Des sabots de cheval

Sonnez le pas sacré,

Les demi-dieux s'approchent.

CHIRON.

Très bien!

Ouvrez les yeux!

MANTO.

Bienvenue! Je vois que vous ne pouvez pas rester à l'écart.

CHIRON.

Vous êtes bien dans votre temple.

MANTO.

Vous marchez toujours inlassablement?

CHIRON.

Vous vivez toujours dans un endroit calme,

En attendant, tourner en rond est mon plaisir.

MANTO.

J'attends, le temps m'entoure.

Et celui-ci?

CHIRON.

La nuit de la honte

Il l'a amené ici dans un tourbillon.

Helène, avec des sens fous,

Il veut gagner Helène

Et ne savent pas comment et par où commencer;

La cure d'Asclépiade avant les autres.

MANTO.

J'aime celui qui veut l'impossible...


(Chiron est déjà loin.)


CHIRON.

Entrez, Sassy, entrez.

Le passage sombre mène à Perséphoné.

Dans le pied creux de l'Olympe

Écoutez son salut secrètement interdit.

Ici, j'ai une fois évanoui l'Orphée;

Mieux vaut l'utiliser. Frais. Courageux.


(Ils sont en train de descendre.)






Le chant du paradis


I


le vrai musulman parle du paradis

comme s'il y avait été lui-même

il croit le coran tel qu'il lui a été promis

qui est le fondement de la doctrine pure


mais le prophète auteur de ce livre

sait comment découvrir nos erreurs ci-dessus

et voit que malgré le tonnerre de sa malédiction

les doutes aggravent souvent notre foi


il envoie donc dans les chambres éternelles

un modèle de jeunesse pour tout rajeunir

elle flotte et s'attache sans ourlet

autour de mon cou la plus douce des chutes


sur ses genoux au niveau du cœur elle me serre fort

l'être céleste peut ne rien savoir d'autre

et maintenant je crois énormément au paradis

Pour toujours je veux l'embrasser si fidèlement


*


ses morts peuvent être pleurés par l'ennemi

car ils reposent sans résurrection

vous ne pleurerez pas nos frères

car ils marchent au-dessus de ces sphères


les planètes ont toutes les sept

portes métalliques grand ouvertes

et déjà l'amour transfiguré frappe

la porte du paradis avec audace


trouver inespérée et ravie

gloire que mon vol touche

quand le cheval prodige m'a vu tout de suite

à travers les cieux tout est allé


de l'arbre de sagesse aux cyprès

élever l'ornement doré des pommes

des arbres de vie qui projettent de larges ombres

couvrir le siège des fleurs et la pile d'herbes


et maintenant un vent doux apporte de l'est

fait naître la commune céleste des jeunes filles

avec vos yeux vous commencez à goûter

même la vue de ce document vous rassasie déjà


ils recherchent ce que vous avez fait

de grands projets? une dangereuse bataille sanglante?

ils voient que vous êtes un héros parce que vous êtes venu

quel genre de héros êtes-vous? ils enquêtent


et ils le voient bientôt dans vos blessures

ils s'écrivent un monument

le bonheur et la souveraineté ont tous disparu

seule la blessure de la foi demeure


ils vous mènent à des kiosques et des arcades

riche en colonnes de pierre colorée et brillante

et au noble jus des raisins transfigurés

ils vous invitent gentiment avec des gorgées


homme! plus que les jeunes hommes vous êtes le bienvenu

tous sont comme tous les autres clairs et nets

avez-vous choisi l'une d'entre elles?

maîtresse et amie de votre troupeau


mais l'excellente se fait plaisir

pas du tout dans ce glamour

joyeusement envieux honnêtement elle vous divertit

des nombreux autres délices


l'un vous conduit à l'autre

que chacun de nous invente

beaucoup de femmes que vous avez

et qui se reposent dans la maison

ça vaut la peine de gagner le paradis pour elle


et donc vous envoyer à cette paix

car vous ne pouvez plus l'échanger

ces filles ne se fatiguent pas

de telles larmes ne vous rendront pas ivre


et il y avait donc peu de choses à dire

comme le même homme musulman se vante

le paradis du peuple des héros de la foi

il est parfaitement doté de belles


*


je ne veux pas que les femmes

perdent quoi que ce soit

la fidélité pure est l'espoir

mais nous ne connaissons que quatre femmes

Ils sont déjà arrivés


première Suleika terre-soleil

contre Jussuph tout désir

maintenant la joie du paradis

elle fait briller l'ornement du renoncement


puis le tout puissant Marie

elle a donné naissance au salut pour les païens

et dans une amère tristesse

a vu le fils perdu sur la croix


la femme de Mohamed les a aussi construits

la prospérité pour lui et la gloire

et recommandé à vie

un DIEU et une confidente


puis vient la foire de Fatima

fille et femme sans faute

pure ame comme un ange

dans un corps d'or au miel


on la trouve partout

et celui qui fait l'éloge des femmes

qui mérite d'être dans des lieux éternels

dans la convoitise susceptible de les accompagner


*


Houri:


aujourd'hui je suis sur mes gardes

aux portes du paradis

je ne sais pas exactement comment faire

vous avez l'air si soupçonneux

je me demande si vous avez un lien

de parenté avec nos frères musulmans

etes-vous aussi de la famille

de nos frères musulmans?

que vous vous battiez,

que vous fassiez la guerre que vous méritiez.

pour être envoyé au paradis?

vous comptez parmi ces héros?

montrez vos blessures

qui me disent des choses louables

et je vous guiderai dans


Poète:


n'y attachez pas tant d'importance

me laisser toujours entrer

car j'étais un homme

et cela signifie être un combattant

aiguisez votre regard

ici regardez dans ce coffre

regarder les blessures de la vie

que la trahison a causé

voir comment l'amour blesse la luxure

pourtant j'ai chanté fidèlement

que ma bien-aimée est fidèle

que le monde tel qu'il tourne

être aimant et reconnaissant

ainsi que les meilleurs

je travaille jusqu'à ce que j'arrive à moi

que mon nom en amour est en flammes

dans les plus beaux cœurs

on vous ne choisissez pas le moindre

donnez-moi votre main au jour le jour

je veux compter les éternités


*


Houri:


en plein air

où je vous ai parlé pour la première fois

je regarde souvent à la porte

après les commandements

là j'entends un étrange murmure

une vague de sons et de syllabes

c'est ce qui est arrivé

mais personne ne se laisserait voir

puis il s'est effacé un peu trop petit

mais cela ressemblait presque à vos chansons

je m'en souviens


Poète:


eternellement aimée comme la tendresse

vous souvenez-vous de notre mariage?

tout ce qui se trouve dans l'air terrestre et dans l'art

pour les sons viennent s'il vous plaît les lire

ils montent tous

beaucoup s'y effacent

d'autres flottent avec un vol fantôme

comme le cheval ailé du prophète

se lever et souffler la flûte

à l'extérieur du portail

est-ce que cela vous arrive avec votre jeu?

qu'il soit bien noté

amplifier doucement l'écho

qu'il pourrait faire écho à nouveau

et être prudent

qu'en tout état de cause

quand il vient ses cadeaux

profitent à tous

cela servira les deux mondes

pouvez-vous le récompenser gentiment

d'une manière amoureusement soumise.

ils le laissent rester avec eux

tous les bons sont frugaux

mais vous êtes à moi

je ne vous libérerai pas de la paix éternelle

vous n'irez pas regarder

envoyez-y une sœur célibataire


*


Poète:


ton amour ton baiser me ravit

je n'aime pas demander des secrets

mais dites-moi si les jours terrestres

y avez-vous déjà participé?

cela m'est souvent arrivé

je voulais jurer que je voulais le prouver

vous vous appeliez autrefois Sulamith


Houri:


nous sommes faits d'éléments

de l'eau du feu de la terre de l'air et de l'éther

et l'odeur de la terre

n'est pas comme la nôtre

nous ne descendrons jamais vers vous

mais si vous venez vous reposer avec nous

nous avons beaucoup à faire

car voici comment les fidèles sont venus

si bien recommandé par le prophète

du paradis

nous étions comme il l'a commandé

si amicale si charmante

que les anges eux-mêmes ne nous ont pas reconnus

seulement le premier deuxième tiers

ils avaient déjà un favori

ils étaient de mauvaises choses contre nous

mais ils pensaient que nous étions moins

nous étions beaux spirituellement vivants

les musulmans voulaient redescendre

maintenant nous les hauts-niveaux célestes

un tel comportement était très répugnant

nous avons réveillé les conspirateurs

nous y avons pensé de temps en temps

quand le prophète est allé partout dans le ciel

nous avons suivi sa trace

quand il est revenu nous ne lui avons pas manqué

le cheval ailé devait se tenir debout

il était là au milieu

un sérieux amical après le besoin du prophète

il nous a récemment contactés

mais nous étions très insatisfaits

pour atteindre ses objectifs

nous devrions tout tolérer

comme vous l'avez pensé nous devrions penser

nous devrions être comme votre bien-aimée

notre amour-propre a été perdu

les filles se chatouillaient derrière les oreilles

mais nous pensions que dans la vie éternelle

vous devez vous donner à tout

maintenant tout le monde voit ce qu'il a vu

et ce qui lui est arrivé là-bas lui arrive ici

nous sommes les blondes nous sommes les brunes

nous avons des humeurs et des tempéraments

oui eh bien je suppose que parfois il est un peu mou

tout le monde se croit chez lui

et nous en sommes frais et heureux

qu'ils pensent être

mais vous avez un grand sens de l'humour

je vous semble être le paradis

vous honorez le regard le baiser

et même si je n'étais pas Sulamith

mais parce qu'elle était trop belle

elle ressemblait à un cheveu sur ma tête


Poète:


tu m'as ébloui avec une clarté céleste

c'est maintenant la tromperie ou la vérité

je vous admire plus que tout autre

pour ne pas manquer à votre devoir

pour faire plaisir à un Allemand

parle a huri en vers libre


Houri:


oui même vous ne faites que des insultes impudentes

comme elle vient de votre âme

nous les amateurs de paradis

sont enclins à des mots et des actes de pure signification

les animaux que vous connaissez ne sont pas exclus

qui est obéissant qui est fidèle

un vilain mot ne peut pas déranger votre houri

nous ressentons ce qui parle du cœur

et ce qui provient de nouvelles sources

il est autorisé à circuler au paradis


*


Houri:


vous voulez me tenir la main à nouveau

savez-vous combien d'éons

que nous vivons déjà en confiance ensemble?


Poète:


non je ne veux pas le savoir non plus

un plaisir frais et varié

éternel baiser de mariage chaste

quand chaque instant brille à travers moi

que dois-je demander pour savoir

combien de temps cela va durer?


Houri:


ous êtes absent de temps en temps

je peux le voir sans temps ni numéro

vous n'avez pas désespéré dans l'univers

vous vous êtes aventuré dans les profondeurs de DIEU

soyez là maintenant pour votre bien-aimée

vous n'avez pas encore fini la chanson?

comment cela s'est-il passé à l'extérieur à l'entrée?

comment ça sonne?

je ne veux pas vous pénétrer plus fortement

chantez-moi les chansons à Sulamith

car vous n'irez pas plus loin au paradis


*


quatre animaux ont également été promis

pour venir au paradis

ils y vivent l'année éternelle

avec les saints et les plus jeunes


le premier à marcher ici est l'âne

il vient à pas joyeux

car Jésus vient dans la cité des prophètes

il est tombé amoureux de lui


à moitié timide puis un loup arrive

à qui Mohammed a commandé

laisser les moutons au pauvre homme

vous pouvez l'enlever à l'homme riche


maintenant toujours tremblant vif bien élevé

avec son seigneur le bon

le chien des sept dormeurs

si fidèlement qu'il a couché avec elles


le chat d'Abuherrira ici

grogne au maître et le flatte

car il est toujours un animal sacré

que le prophète a caressé


*


que nous enseignons de telles choses

que nous ne soyons pas punis

comment expliquer tout cela

qu'ils puissent poser leurs questions les plus profondes


et vous entendrez donc

cet homme peut être satisfait de lui-même

j'aimerais le voir sauvé

là-haut comme ici


et mon amour j'en aurais besoin

beaucoup de confort

j'ai pris plaisir à vous sucer ici

je les veux pour toujours et à jamais


de si beaux jardins s'il vous plaît

fleurs et fruits et jolis enfants

nous avons tous apprécié cet endroit

même un esprit rajeuni


et je veux donc que tous mes amis

jeunes et vieux réunis

je voudrais parler allemand

paroles de paradis


mais maintenant vous écoutez des dialectes

comment l'homme et l'ange se caressent

la grammaire le caché

le déclin des coquelicots et des roses


pouvez-vous continuer

d'être heureux sur le plan rhétorique

et à la joie du ciel

élever le ton sans bruit


le son et le ton sont toutefois supprimés

le mot est naturel

et se sent plus déterminé

le transfiguré est infini


est donc aux cinq sens

comme cela a été prédit au paradis

sûr qu'il est je reçois

un sens de tout cela


et maintenant je pousse partout

plus facile à travers les cercles éternels

ils sont imprégnés du mot

le pur genre vivant de DIEU


sans entraves dans les hot-disques

il n'y a pas de fin

jusqu'à la vue de l'amour éternel

nous flottons nous coulons


*


maintenant allongez-vous chères chansons

sur la poitrine de mon peuple

et dans un nuage de musc

Gabriel enveloppe les membres

la fatigue est joyeuse

qu'il peut être frais et bien entretenu

heureux comme toujours sociable

que les crevasses se dissolvent

autour de l'immensité du paradis

avec les héros de tous les temps

pour passer dans le plaisir

où le beau est toujours le nouveau

toujours en croissance dans toutes les directions

pour que les myriades puissent se réjouir





Confessions d'une belle âme

Jusqu'à ma huitième année, j'étais un enfant en parfaite santé, mais je me souviens aussi peu de cette période que du jour de ma naissance. Au début de ma huitième année, j'ai eu une hémorragie, et à ce moment-là, mon âme était entièrement constituée de sensations et de souvenirs. Les plus petites circonstances de cet accident se dressent encore devant mes yeux comme si c'était hier.


Pendant les neuf mois de la lit de malades, que j'ai endurés avec patience, les bases de toute ma façon de penser ont été jetées, comme je le pense, en ce sens que mon esprit a reçu les premiers moyens de se développer à sa manière.


J'ai souffert et aimé, c'était la forme même de mon cœur. Dans la toux la plus violente et la fièvre qui s'atténue, j'étais aussi silencieux qu'un escargot qui se retire dans sa maison; dès que j'avais un peu d'air, je voulais ressentir quelque chose d'agréable, et comme tous les autres plaisirs m'étaient refusés, j'essayais de me garder inoffensif par les yeux et les oreilles. On m'a apporté des poupées et des livres d'images, et celui qui voulait s'asseoir à mon chevet devait me dire quelque chose.


J'adorais écouter les histoires bibliques de ma mère; mon père me divertissait avec des objets de la nature. Il avait un beau cabinet. De temps en temps, il descendait un tiroir après l'autre, me montrait les choses, et me les expliquait selon la vérité. Des plantes et des insectes séchés, et certaines sortes de spécimens anatomiques, de la peau humaine, des os, des momies et autres, étaient placés sur le lit des petits; les oiseaux et les animaux qu'il avait tués à la chasse m'étaient montrés avant qu'ils n'aillent à la cuisine; et pour que le prince du monde puisse aussi avoir une voix dans cette assemblée, la tante me racontait des histoires d'amour et des contes de fées. Tout a été accepté, et tout a pris racine. J'ai eu des heures durant lesquelles j'ai conversé de façon animée avec l'être invisible; je me souviens encore de quelques vers que j'ai dictés à ma mère dans sa plume à l'époque.


Souvent, je racontais au père ce que j'avais appris de lui. Je ne prenais pas facilement un médicament sans me demander: Où poussent les choses dont il est fait? À quoi ressemblent-elles? Comment s'appellent-elles? Mais les contes de ma tante non plus n'étaient pas tombés sur une pierre. Je me suis cru dans de beaux habits, et j'ai rencontré les princes les plus chers, qui ne pouvaient se reposer ni se reposer avant de savoir qui était la beauté inconnue. J'ai poursuivi une aventure similaire avec un charmant petit ange, qui, en robe blanche et ailes dorées, s'est acharné sur moi, si longtemps que mon imagination a élevé son image presque jusqu'à l'apparition.


Au bout d'un an, j'étais tout à fait rétabli, mais il ne me restait plus rien de sauvage depuis mon enfance. Je ne pouvais même pas jouer à la poupée, je désirais des créatures qui me rendaient mon amour. Les chiens, les chats et les oiseaux, comme mon père en nourrissait de toutes sortes, m'amusaient beaucoup; mais qu'est-ce que je n'aurais pas donné pour posséder une créature qui a joué un rôle très important dans un des contes de ma tante. C'était un petit mouton, qui avait été attrapé et nourri par une paysanne dans les bois; mais dans ce bel animal il y avait un prince désiré, qui s'est enfin montré à nouveau comme un beau jeune homme, et a récompensé sa bienfaitrice par sa main. J'aurais aimé posséder un tel petit mouton!


Mais il n'y en avait pas, et comme tout se passait si naturellement à côté de moi, j'ai été peu à peu forcé de renoncer à l'espoir d'une possession aussi délicieuse. Entre-temps, je me consolais en lisant de tels livres dans lesquels de merveilleux événements étaient décrits. De tous, le „Hercule allemand chrétien“ était mon préféré; l'histoire d'amour dévotionnelle était tout à fait à mon goût. Si quelque chose arrivait à sa Valiska, et qu'elle rencontrait des choses cruelles, il priait d'abord avant de se précipiter à son secours, et les prières étaient écrites en détail dans le livre. Comme j'ai aimé ça! Mon inclination pour l'invisible, que j'ai toujours ressentie de manière obscure, n'en a été que renforcée; pour une fois, Dieu devait aussi être mon confident.


En grandissant, j'ai lu, Dieu sait quoi, tout dans la confusion; mais „l‘Octavie romaine“ a gardé le prix avant tout. Les persécutions des premiers chrétiens, habillés d'un roman, ont suscité chez moi un vif intérêt.


Ma mère s'est mise à râler contre mes lectures constantes; mon père, pour son bien, m'a pris les livres des mains un jour et me les a rendus le lendemain. Elle a été assez intelligente pour remarquer qu'il n'y avait rien à faire à ce sujet, et a seulement insisté pour que la Bible soit lue avec autant de diligence. Je n'ai pas été poussé à le faire non plus, et j'ai lu les livres saints avec beaucoup d'intérêt. Ma mère veillait toujours à ce qu'aucun livre séduisant ne vienne entre mes mains, et j'aurais moi-même jeté de ma main toute écriture honteuse; car mes princes et princesses étaient tous extrêmement vertueux, et, d'ailleurs, j'en savais plus que je ne le laissais entendre sur l'histoire naturelle de la race humaine, et je l'avais surtout apprise dans la Bible. Les passages douteux que je tenais ensemble avec les mots et les choses qui se présentaient à mes yeux, et par ma curiosité et mon pouvoir de combinaison, je faisais heureusement ressortir la vérité. Si j'avais entendu parler des sorcières, j'aurais également dû connaître la sorcellerie.


C'est grâce à ma mère et à cette soif de connaissances que j'ai appris à cuisiner, malgré mon goût prononcé pour les livres. Découper un poulet ou un porcelet était pour moi un véritable festin. J'ai apporté les entrailles à mon père, et il m'en a parlé comme si j'étais un jeune étudiant, et m'a souvent appelé sa fille égaré avec une joie sincère.


La douzième année était maintenant derrière moi. J'ai appris le français, la danse et le dessin, et j'ai reçu l'instruction religieuse habituelle. Dans ce dernier, certaines sensations et pensées étaient agitées, mais rien qui ne soit lié à mon état. J'aimais entendre parler de Dieu; j'étais fier de pouvoir parler de lui mieux que mes égaux; j'ai lu avec impatience de nombreux livres qui me permettaient de parler de religion, mais il ne m'est jamais venu à l'esprit de penser comment c'était avec moi, si mon âme était ainsi formée, si elle ressemblait à un miroir dans lequel le soleil éternel pouvait briller; je l'avais déjà supposé une fois pour toutes.


J'ai appris le français avec beaucoup d'ardeur. Mon maître de langue était un homme courageux. Il n'était pas un empiriste frivole, ni un grammairien aride; il avait la science, il avait vu le monde. En même temps qu'il m'a enseigné des langues, il a satisfait ma curiosité de bien des façons. Je l'aimais tellement que j'attendais toujours son arrivée avec des palpitations. Dessiner n'était pas difficile pour moi, et j'aurais fait plus de progrès si mon maître avait eu une tête et des connaissances, mais il n'avait que des mains et de la pratique.


Au début, la danse n'était que mon moindre plaisir; mon corps était trop délicat, et je n'ai appris qu'en compagnie de ma sœur. L'idée de notre maître de danse de donner un bal à tous ses élèves a cependant ravivé le désir de cet exercice d'une toute autre manière.


Parmi de nombreux garçons et filles, deux fils du maréchal de la cour se distinguaient: le plus jeune avait mon âge, l'autre deux ans de plus, des enfants d'une telle beauté que, selon la confession générale, ils surpassaient tout ce qu'on avait jamais vu de beaux enfants. Moi aussi, je les avais à peine aperçus que je ne voyais personne d'autre de toute la bande. À ce moment-là, j'ai dansé avec attention et je souhaitais déjà danser. Comment se fait-il que ces garçons, parmi tous les autres, m'aient remarqué? Assez, pendant la première heure, nous étions les meilleurs des amis, et les petites réjouissances n'étaient pas encore terminées, alors nous avions déjà convenu de l'endroit où nous nous reverrions ensuite. Une grande joie pour moi! Mais j'ai été très heureux lorsque, le lendemain matin, tous deux, chacun dans un galant logement, accompagnés d'un bouquet de fleurs, se sont enquis de ma santé. Je ne me suis jamais sentie comme je me suis sentie à l'époque! Les gentillesses étaient rendues avec des gentillesses, des petites lettres avec des petites lettres. L'église et les promenades deviennent désormais des rendez-vous; nos jeunes connaissances nous invitent ensemble à tout moment, mais nous avons eu l'intelligence de dissimuler l'affaire de telle sorte que nos parents n'en voient pas plus que nous ne le pensions.


J'avais soudain deux amants. Je ne m'étais décidé pour aucun des deux; ils m'ont tous deux fait plaisir, et nous étions dans les meilleures conditions. Soudain, l'aîné est tombé très malade; j'avais souvent été moi-même très malade et je savais comment plaire au malade en lui envoyant de nombreuses gentillesses et délicatesses qui convenaient à un malade, si bien que ses parents ont reconnu avec reconnaissance l'attention, ont écouté la demande de leur cher fils et nous ont invités, mes sœurs et moi, à lui rendre visite dès qu'il avait quitté son lit. La tendresse avec laquelle il m'a reçue n'était pas enfantine, et à partir de ce jour, je me suis décidée pour lui. Il m'a tout de suite averti qu'il fallait garder le secret pour son frère; mais le feu ne pouvait plus être dissimulé et la jalousie du plus jeune a rendu le roman complet. Il nous a joué mille tours; avec plaisir, il a détruit notre joie, et ainsi augmenté la passion qu'il cherchait à détruire.


Maintenant, j'avais vraiment trouvé le mouton que je voulais, et cette passion, comme toute autre maladie, a eu pour effet sur moi de me faire taire et de me retirer de la joie rageuse. J'étais seule et touchée, et Dieu est revenu à moi. Il est resté mon confident, et je sais bien avec quelles larmes je me suis arrêté pour prier pour le garçon qui était malade au loin.


Autant d'enfantillage qu'il y a eu dans le processus, cela a contribué à la formation de mon cœur. Chaque jour, nous devions écrire des lettres de notre propre invention à notre maître de langue française au lieu de la traduction habituelle. J'ai mis mon histoire d'amour sur le marché sous le nom de Phyllis et Damon. Le vieil homme n'a pas tardé à s'en apercevoir et, pour me rendre confiant, il a fait l'éloge de mon travail. Je me suis enhardie, je suis sortie franchement, et j'ai été fidèle à la vérité dans tous les détails. Je ne me souviens pas à quel moment il a eu l'occasion de dire: Comme c'est bien fait, comme c'est naturel! Mais la bonne Phyllis peut faire attention, cela peut devenir sérieux bientôt.


J'étais chagriné qu'il ne pense pas déjà que la question soit sérieuse, et je lui ai demandé avec insistance ce qu'il entendait par sérieux? Il n'a pas eu besoin d'être interrogé deux fois et s'est expliqué si clairement que je pouvais difficilement dissimuler mon horreur. Mais comme j'ai été immédiatement agacé et que je lui en voulais de pouvoir entretenir de telles pensées, je me suis ressaisi et, voulant justifier ma beauté, j'ai dit, avec des joues rouges flamboyantes: Mais, monsieur, Phyllis est une fille respectable!


Maintenant, il était assez méchant pour me taquiner avec ma respectable héroïne et, parlant en français, pour jouer avec „l'honnêteté“ afin de réaliser la respectabilité de Phyllis dans tous ses sens. J'ai ressenti le ridicule, et j'étais extrêmement perplexe. Ne voulant pas me faire peur, il a rompu, mais a ramené la conversation en d'autres occasions. Les pièces de théâtre et les petites histoires que je lisais et traduisais chez lui lui lui donnaient souvent l'occasion de montrer la faiblesse de la protection que constitue la soi-disant vertu face aux incitations d'une affectation. Je ne m'y opposais plus, mais j'étais toujours secrètement ennuyé, et ses remarques sont devenues un fardeau pour moi.


J'ai aussi perdu peu à peu le contact avec mon bon Damon. Le harcèlement du jeune homme avait brisé notre association. Peu de temps après, les deux jeunes hommes sont morts. Cela m'a fait mal, mais ils ont vite été oubliés.


Phyllis grandissait maintenant rapidement, était en bonne santé et commençait à voir le monde. Le prince héréditaire se marie et, peu après, à la mort de son père, il prend le gouvernement. La cour et la ville étaient en pleine effervescence. Maintenant, ma curiosité avait toutes sortes de nourritures. Maintenant, il y avait des comédies, des bals et ce qui s'ensuivait; et bien que nos parents nous aient retenus autant que possible, il fallait pourtant se présenter à la cour, où j'avais été présenté. Les étrangers affluaient, il y avait un grand monde dans toutes les maisons, pour nous, certains cavaliers étaient recommandés et d'autres présentés, et chez mon grand-père, toutes les nations devaient être rencontrées.


Mon honnête mentor a continué à me mettre en garde de manière modeste mais pertinente, et je l'ai toujours secrètement ressentie. Je n'étais nullement convaincue de la véracité de son affirmation, et peut-être avais-je raison même à l'époque, peut-être avait-il tort de penser que les femmes sont si faibles en toutes circonstances; mais en même temps, il parlait de façon si importante que j'ai un jour eu peur qu'il ait raison, car je lui ai alors dit très brusquement: Parce que le danger est si grand, et le cœur humain si faible, je prierai Dieu de me préserver.


La réponse naïve semblait lui plaire, il louait ma résolution; mais elle n'était rien moins que sincère avec moi; cette fois, ce n'était qu'un mot vide, car les sensations pour l'invisible s'étaient presque entièrement éteintes avec moi. Le grand essaim dont j'étais entouré m'a dispersé et m'a emporté comme un fort courant. Ce furent les années les plus vides de ma vie. Ne parler de rien pendant des jours, n'avoir aucune pensée sensée, et seulement s'extasier, c'était mon affaire. On ne pensait même pas aux livres bien-aimés. Les gens dont j'étais entouré n'avaient aucune idée de la science; c'étaient des courtisans allemands, et cette classe n'avait pas la moindre culture à cette époque.


De tels rapports auraient dû me conduire au bord de la ruine. Je ne vivais que dans la gaieté sensuelle, je ne me recueillais pas, je ne priais pas, je ne pensais ni à moi ni à Dieu; mais je considère comme un guide qu'aucun des nombreux hommes beaux, riches et bien habillés ne m'attirait. Ils étaient dissolus, et ne le cachaient pas, ce qui me répugnait; ils ornaient leur conversation d'ambiguïtés, ce qui m'offusquait, et je me gardais de me froisser contre eux; leur méchanceté dépassait parfois toute croyance, et je me permettais d'être grossier.


De plus, mon vieux m'avait une fois confié, en toute confidentialité, qu'avec la plupart de ces compagnons fatigants, non seulement la vertu, mais aussi la santé d'une fille étaient en danger. Maintenant, je les redoutais d'abord, et j'étais déjà anxieux si l'un d'eux s'approchait trop près de moi de quelque façon que ce soit. Je me méfiais autant des verres et des tasses que d'une chaise dont on s'était levé. J'étais ainsi moralement et physiquement très isolé, et toutes les gentillesses qu'ils me disaient, je les prenais fièrement pour de l'encens coupable.


Parmi les étrangers qui séjournaient avec nous à l'époque, un jeune homme se distinguait particulièrement, que nous appelions Narcisse en plaisantant. Il avait acquis une bonne réputation dans la carrière diplomatique et espérait être placé dans une position avantageuse lors des divers changements qui se produisaient à notre nouvelle cour. Il a rapidement fait la connaissance de mon père, et ses connaissances et sa conduite lui ont ouvert la voie vers une société fermée des hommes les plus méritants. Mon père a beaucoup parlé dans ses éloges, et sa belle silhouette aurait fait encore plus d'impression, si toute sa nature n'avait pas montré une sorte de complaisance. Je l'avais vu, j'avais une bonne opinion de lui, mais nous n'avions jamais parlé.


Lors d'un grand bal, auquel il était également présent, nous avons dansé un menuet ensemble; cela aussi s'est passé sans qu'on se connaisse. Lorsque les danses lourdes ont commencé, que j'avais l'habitude d'éviter pour le bien de mon père, qui s'inquiétait de ma santé, je suis allé dans une pièce voisine et j'ai parlé avec des amis plus âgés qui s'étaient assis pour jouer.


Narcisse, qui sautait depuis un certain temps, est entré dans la pièce où j'étais et, après s'être remis d'un saignement de nez qui lui était arrivé en dansant, il a commencé à me parler de diverses choses. En une demi-heure, le discours était si intéressant, bien qu'aucune trace de tendresse ne s'y soit mêlée, qu'aucun de nous ne pouvait plus supporter de danser. Les autres nous ont vite taquinés à ce sujet, sans que nous soyons induits en erreur. Le lendemain soir, nous avons pu reprendre notre conversation et avons beaucoup épargné notre santé.


Maintenant, la connaissance est faite. Narcisse nous a attendues, moi et mes sœurs, et j'ai recommencé à réaliser tout ce que je savais, tout ce à quoi j'avais pensé, tout ce que j'avais ressenti et tout ce que je savais exprimer dans une conversation. Mon nouvel ami, qui avait toujours été dans la meilleure société, avait, en dehors du domaine historique et politique, qu'il avait complètement négligé, une très large connaissance littéraire, et rien de nouveau, surtout ce qui sortait en France, ne lui était inconnu. Il m'a apporté et envoyé de nombreux livres agréables, mais il fallait garder cela secret, car il s'agissait d'une compréhension interdite de l'amour. Les femmes savantes avaient été ridiculisées, et l'on ne voulait pas souffrir même les instruites, sans doute parce qu'il était considéré comme impoli de laisser tant d'hommes ignorants être mis à la honte. Même mon père, pour qui cette nouvelle possibilité d'éduquer mon esprit était très souhaitable, exigeait expressément que ce commerce littéraire reste secret.


Ainsi, nos rapports ont duré presque un an et un jour, et je ne pouvais pas dire que Narcisse ait exprimé de quelque façon que ce soit son amour ou sa tendresse envers moi. Il restait poli et obligeant, mais ne montrait aucune affectation; au contraire, le charme de ma plus jeune soeur, qui était alors extraordinairement belle, ne semblait pas le laisser indifférent. Il l'appelait en plaisantant toutes sortes de noms amicaux dans des langues étrangères, dont plusieurs qu'il parlait très bien, et dont il aimait mélanger les idiomes particuliers dans la conversation allemande. Elle ne lui rendait pas beaucoup ses bontés; elle était liée par un autre fil, et comme elle était généralement très rapide et lui sensible, il n'était pas rare qu'ils ne soient pas d'accord sur des broutilles. Il était en bons termes avec sa mère et ses tantes, et est devenu peu à peu un membre de la famille.


Qui sait combien de temps nous aurions continué à vivre de cette manière, si notre situation n'avait pas été soudainement changée par une étrange coïncidence. On m'a demandé avec mes soeurs d'aller dans une certaine maison, où je n'aimais pas aller. La société était trop mixte et il y avait souvent des gens, sinon du type le plus grossier, du moins du type le plus plat. Cette fois-ci, Narcisse a également été invité, et pour son bien, j'étais enclin à y aller; car j'étais sûr de trouver quelqu'un avec qui je pourrais converser à ma façon. Déjà à la table, nous devions endurer beaucoup de choses, car certains des hommes avaient beaucoup bu; après la table, il fallait jouer des pions et il fallait les jouer. Ce fut une affaire très animée. Narcisse avait promis de se racheter; on lui a dit de dire quelque chose aux oreilles de toute l'entreprise qui serait agréable à tout le monde. Il aimait s'attarder trop longtemps avec ma voisine, la femme d'un capitaine. D'un seul coup, ce dernier lui a donné une gifle, cette poudre s'est envolée dans mes yeux, alors que j'étais assis à côté. Après m'être essuyé les yeux et m'être remis dans une certaine mesure de la peur, j'ai vu les deux hommes avec des rapières nues. Narcisse saignait, et l'autre, à côté de lui-même avec du vin, de la colère et de la jalousie, ne pouvait guère être retenu par le reste de la compagnie. J'ai pris Narcisse par le bras et je l'ai fait sortir par la porte, en montant un escalier vers une autre pièce, et comme je ne pensais pas que mon ami était à l'abri de son adversaire fou, j'ai immédiatement verrouillé la porte.


Aucun de nous ne pensait que la blessure était grave, car nous n'avons vu qu'une légère coupure sur la main; mais nous avons vite constaté qu'un flot de sang coulait dans le dos, et une grosse blessure est apparue sur la tête. J'étais maintenant alarmée. Je me précipitai sur le parvis pour demander de l'aide, mais je ne pus voir personne, car tous étaient restés en bas pour retenir l'homme furieux. Enfin, une fille de la maison est arrivée en sautant, et sa gaieté ne m'a pas fait un peu peur, car elle riait presque à mort du spectacle fou et de la comédie maudite. Je l'ai poussée à me trouver un chirurgien, et elle, à sa manière, a descendu les escaliers pour en chercher un elle-même.


Je suis retourné voir mon blessé, j'ai attaché ma tabatière autour de sa main, et une serviette qui pendait à la porte autour de sa tête. Il saignait encore abondamment; le blessé pâlissait et semblait s'évanouir. Il n'y avait personne pour m'aider; je le pris dans mes bras sans cérémonie et cherchai à lui remonter le moral en le caressant et en le cajolant. Cela semblait faire l'effet d'un remède spirituel; il restait seul, mais il était d'une pâleur mortelle.


La ménagère active arriva enfin, et comme elle fut effrayée lorsqu'elle vit mon ami allongé dans cette forme dans mes bras, et nous deux couverts de sang, car personne n'avait imaginé que Narcisse était blessé; tous pensaient que je l'avais fait sortir joyeusement.


Or, le vin, l'eau parfumée, et ce qui ne pouvait que rafraîchir, étaient là en abondance; maintenant, le chirurgien aussi est venu, et j'aurais bien pu me retirer; mais Narcisse m'a tenu fermement par la main, et je serais resté immobile sans être retenu. J'ai continué à le peindre avec du vin alors qu'il était habillé, et je n'ai pas fait attention au fait que toute la compagnie était maintenant debout. Le chirurgien avait terminé, le blessé m'a fait des adieux silencieux et contraignants et a été ramené chez lui.


La ménagère m'a alors conduit dans sa chambre; elle a dû me déshabiller complètement, et je ne dois pas cacher le fait que, alors qu'ils lavaient le sang de mon corps, j'ai remarqué par hasard dans le miroir pour la première fois que j'avais le droit de me trouver belle même sans couverture. Je ne pouvais plus mettre aucun de mes vêtements, et comme les personnes présentes dans la maison étaient toutes plus petites ou plus fortes que moi, je suis rentré à la maison sous un étrange déguisement, au grand étonnement de mes parents. Ils étaient extrêmement vexés par ma peur, par les blessures de mon ami, par les bêtises du capitaine, par tout l'incident. Un peu absent, mon père lui-même, vengeant son ami sur place, aurait défié le capitaine. Il réprimanda les messieurs présents pour ne pas avoir vengé sur place un tel début d'assassinat; car il n'était que trop évident que le capitaine, immédiatement après avoir frappé, avait tiré sa rapière et blessé Narcisse par derrière; le coup en travers de la main n'avait été porté que lorsque Narcisse lui-même prit sa rapière. J'étais indescriptiblement altéré et affligé, ou comment dire; l'affection qui avait reposé au plus profond du cœur s'était détachée d'un seul coup comme une flamme qui s'aère. Et si le plaisir et la joie sont très habiles pour produire d'abord l'amour et le nourrir en silence, celui-ci, étant de nature cordiale, est plus facilement poussé par la terreur à se décider et à se clarifier. Des médicaments ont été administrés à la petite fille, et elle a été mise au lit. Tôt le matin, mon père s'est précipité chez son ami blessé, qui était assez malade et avait une forte fièvre de la plaie.


Mon père m'a peu parlé de ce dont il lui avait parlé et a essayé de me rassurer sur les conséquences que cet incident pourrait avoir. Il a été question de savoir si l'on pouvait se contenter d'excuses, si l'affaire devait être portée devant les tribunaux, etc. Je connaissais trop bien mon père pour croire qu'il souhaitait que cette affaire se termine sans combat; mais je suis restée silencieuse, car j'avais appris très tôt de mon père que les femmes ne devaient pas s'immiscer dans de telles affaires. D'ailleurs, il ne semblait pas qu'il se soit passé quoi que ce soit entre les deux amis qui me concernaient; mais mon père ne tarda pas à confier à ma mère le contenu de sa nouvelle conversation. Narcisse, dit-il, a été extrêmement touché par mon aide, l'a embrassé, s'est déclaré mon éternel débiteur, a montré qu'il ne demanderait pas le bonheur s'il ne le partageait pas avec moi, et a demandé la permission de le considérer comme un père. Maman m'a répété fidèlement tout cela, mais elle y a ajouté un rappel bien intentionné, à savoir que ce qui avait été dit dans le premier mouvement ne devait pas être autant pris en compte. Oui, bien sûr, répondis-je avec une froideur présumée, sentant Dieu sait quoi et combien à ce sujet.


Narcisse est resté malade pendant deux mois, ne pouvait même pas écrire à cause de la blessure à la main droite, mais entre-temps il m'a montré sa mémoire par les attentions les plus obligeantes. Toutes ces courtoisies plus qu'ordinaires, je les ai conservées avec ce que j'avais appris de la mère, et ma tête était constamment remplie de grillons. Toute la ville a parlé de l'incident. Ils m'en ont parlé sur un ton particulier, ils en ont tiré des conclusions, qui, même si j'ai essayé de les rejeter, m'ont toujours été très proches. Ce qui était auparavant un badinage et une habitude est maintenant devenu un sérieux et un penchant. L'anxiété dans laquelle je vivais était d'autant plus violente que j'essayais de la dissimuler à tous les hommes. L'idée de le perdre me terrifiait, et la possibilité d'une union plus proche me faisait trembler. Il y a certainement quelque chose d'effrayant dans l'idée de se marier avec une fille à moitié folle.


Ces chocs violents m'ont rappelé à nouveau à moi-même. Les images colorées d'une vie éparpillée, qui d'habitude flottaient devant mes yeux jour et nuit, ont soudain été balayées. Mon âme a recommencé à s'agiter; seule la connaissance très interrompue de l'ami invisible n'a pas été rétablie aussi facilement. Nous sommes restés à une certaine distance; c'était quelque chose encore, mais contre autrement une grande différence.


Un duel, au cours duquel le capitaine a été gravement blessé, s'est terminé à mon insu, et l'opinion publique était en tous points du côté de mon amant, qui a enfin réapparu sur les lieux. Par-dessus tout, il s'est laissé porter dans notre maison avec la tête bandée et la main enveloppée. Comme mon cœur bat la chamade à cette visite! Toute la famille était présente; il n'y a eu que des remerciements généraux et des courtoisies de part et d'autre, mais il a trouvé l'occasion de me donner quelques signes secrets de sa tendresse, ce qui n'a fait qu'accroître mon anxiété. Après s'être complètement remis, il nous a rendu visite tout l'hiver sur le même pied qu'avant, et malgré les faibles signes de sentiment et d'amour qu'il m'a donnés, tout est resté en suspens.


De cette façon, j'étais constamment en exercice. Je ne pouvais me confier à aucun homme, et j'étais trop loin de Dieu. Je l'avais complètement oublié pendant quatre années de folie; maintenant, je pensais à lui de temps en temps, mais la connaissance s'était refroidie; ce n'était que des visites de cérémonie que je lui rendais, et comme, de plus, lorsque je me présentais devant lui, je mettais toujours de beaux vêtements, lui montrais avec satisfaction ma vertu, ma respectabilité et les avantages que je croyais avoir avant les autres, il ne semblait pas me remarquer du tout dans les bijoux.


Un courtisan serait très perturbé si son prince, dont il attendait son bonheur, se trahissait ainsi contre lui; mais je ne me sentais pas mal à ce sujet. J'avais ce dont j'avais besoin, la santé et le confort; si Dieu veut que ma mémoire soit heureuse, c'était bien; sinon, je pensais avoir fait mon devoir.


Je ne me considérais pas comme tel à l'époque, mais c'était la véritable forme de mon âme. Mais des efforts avaient déjà été faits pour changer et purifier mon esprit.


Le printemps approchait et Narcisse est venu me voir à l'improviste, alors que j'étais seul à la maison. Maintenant, il est apparu comme un amant et m'a demandé si je voulais lui donner mon cœur et, s'il devait recevoir un poste honorable et bien payé, aussi ma main un jour.


Il avait été pris à notre service, mais au début, parce que nous avions peur de son ambition, nous l'avons retenu plutôt que de l'élever rapidement, et parce qu'il avait sa propre fortune, nous lui avons laissé un petit salaire.


Avec toute mon affection pour lui, je savais qu'il n'était pas l'homme avec lequel on pouvait traiter tout à fait franchement. Je me suis donc ressaisi et l'ai adressé à mon père, dont il ne semblait pas douter du consentement et qui a voulu se mettre d'accord avec moi sur le lit. J'ai enfin dit oui, faisant du consentement de mes parents une condition nécessaire. Il s'est ensuite entretenu formellement avec les deux hommes; ils se sont montrés satisfaits et se sont donné leur parole dans l'éventualité, bientôt espérée, qu'ils le feraient progresser davantage. Les sœurs et les tantes en ont été informées et ont reçu l'ordre de garder le secret de la manière la plus stricte.


Un amant était devenu un époux. La différence entre les deux s'est révélée très grande. Si quelqu'un pouvait changer les amants de toutes les filles bien-pensantes en mariés, ce serait une grande aubaine pour notre sexe, même si aucun mariage ne devrait avoir lieu sur cette relation. L'amour entre les deux personnes ne diminue pas pour autant, mais il devient plus raisonnable. D'innombrables petites folies, toutes les coquetteries et les caprices, s'évanouissent d'un seul coup. Si le marié nous dit que nous lui plaisons mieux dans un bonnet du matin que dans la plus belle des compositions, alors une fille bien pensante sera certainement indifférente à la coiffure, et il n'est rien de plus naturel qu'il pense aussi solidement, et préfère se faire une femme au foyer plutôt qu'un paillasson pour le monde. Il passe donc par tous les sujets.


Si une telle fille a la chance que son époux possède l'intelligence et le savoir, elle apprend plus que ce que les lycées et les pays étrangers peuvent lui donner. Non seulement elle accepte volontiers toute l'éducation qu'il lui donne, mais elle cherche aussi à se perfectionner de cette manière. L'amour rend possible bien des choses impossibles, et enfin la soumission si nécessaire et si décente au sexe féminin se poursuit immédiatement; le marié ne règne pas comme le mari; il ne fait que demander, et sa bien-aimée cherche à obtenir de lui ce qu'il désire, afin de l'accomplir encore plus tôt qu'il ne le demande.


Ainsi, l'expérience m'a appris, ce qui ne me manquerait pas de beaucoup. J'étais heureux, vraiment heureux, comme on peut l'être dans le monde, c'est-à-dire pendant une courte période.


Un été passa parmi ces joies silencieuses. Narcisse ne m'a pas donné la moindre occasion de me plaindre; il m'est devenu de plus en plus cher, toute mon âme lui était attachée, il le savait bien et l'appréciait. Entre-temps, quelque chose s'est développé à partir de questions apparemment insignifiantes qui ont peu à peu porté préjudice à notre relation.


Narcisse me traitait comme un époux, et n'osait jamais me désirer ce qui nous était encore interdit. Nous étions d'avis très différents uniquement sur les limites de la vertu et de la modestie. Je souhaitais être en sécurité et je n'ai en aucun cas accordé plus de liberté que ce que, au mieux, le monde entier aurait pu connaître. Habitué aux absurdités, il trouvait ce régime très strict, et ici il y avait une opposition constante; il louait ma conduite et cherchait à saper ma résolution.


Je me suis souvenu du sérieux de mon ancien maître de langues, et en même temps du remède que j'avais donné contre lui à l'époque.


Je connaissais de nouveau un peu mieux Dieu. Il m'avait donné un époux si cher, et je savais qu'il m'en serait reconnaissant. L'amour terrestre lui-même a concentré mon esprit et l'a mis en mouvement, et mon occupation avec Dieu ne l'a pas contredit. Tout naturellement, je me suis plaint à lui de ce qui me rendait anxieux, et je n'ai pas remarqué que je désirais et désirais moi-même ce qui me rendait anxieux. Je me suis sentie très forte et je n'ai pas prié „Gardez-moi de la tentation“, car mes pensées étaient bien au-delà de la tentation. Dans cette guirlande de ma propre vertu, je paraissais audacieux devant Dieu; il ne me repoussait pas, au moindre mouvement vers lui, il laissait une douce impression sur mon âme, et cette impression me poussait à le chercher encore et encore.


Tout le monde était mort pour moi, sauf les jonquilles; rien n'avait de charme pour moi, sauf lui. Même mon amour des parures n'avait pour but que de lui plaire; si je savais qu'il ne me voyait pas, je ne pourrais pas m'en occuper. J'aimais danser; mais s'il n'était pas là, il me semblait que je ne pouvais pas supporter l'exercice. Lors d'une brillante fête, où il n'était pas présent, je n'ai pu ni acquérir du neuf, ni tailler l'ancien selon la mode. L'un m'était aussi cher que l'autre, mais je dirais plutôt que l'un est aussi gênant que l'autre. Je pensais avoir assez bien passé ma soirée si je pouvais organiser un jeu avec des personnes âgées, ce que je n'avais pas la moindre envie de faire autrement, et si un vieil ami me taquinait à ce sujet, peut-être que je souriais pour la première fois de toute la soirée. Elle a donc été accompagnée de promenades et de toutes les distractions sociales imaginables.


Je l'avais choisi pour moi seul;

Il semble que je sois né pour lui seul;

Je ne voulais rien d'autre que sa faveur.


J'étais donc souvent seul en compagnie, et une solitude totale était généralement préférable à mon cas. Mais mon esprit occupé ne pouvait ni dormir ni rêver; je ressentais et pensais et j'ai progressivement acquis une compétence pour parler à Dieu de mes sentiments et de mes pensées. Puis des sensations d'un autre genre se sont développées dans mon âme, qui ne contredisaient pas celles-là. Car mon amour pour Narcisse était conforme à tout le plan de la création et n'entrait pas en conflit avec mes devoirs. Ils ne se contredisaient pas et pourtant étaient infiniment différents. Narcisse était la seule image que j'avais en tête, à laquelle tout mon amour se référait; mais l'autre sentiment ne se référait à aucune image et était indiciblement agréable. Je ne l'ai plus, et je ne peux plus me le donner.


Mon amant, qui connaissait par ailleurs tous mes secrets, n'a rien appris de tout cela. Je me suis vite rendu compte qu'il pensait différemment; il me donnait souvent des écrits qui contestaient tout ce qu'on pouvait appeler un lien avec l'invisible, avec les armes légères et lourdes. J'ai lu les livres parce qu'ils venaient de lui, et à la fin je ne savais pas un mot de tout ce qui y avait été écrit.


En ce qui concerne la science et le savoir, aussi, cela ne s'est pas passé sans contradiction; il l'a fait comme tous les hommes, s'est moqué des femmes savantes et m'a éduqué sans cesse. Sur tous les sujets, sauf la jurisprudence, il me parlait, et, me passant constamment des écrits de toutes sortes, il répétait souvent la doctrine douteuse selon laquelle une jeune fille doit détenir ses connaissances plus secrètement que le calviniste ne détient sa foi dans le pays catholique; et comme je me montrais vraiment de façon très naturelle devant le monde non plus sage et plus instruit que d'habitude, il était le premier à ne pas pouvoir résister à la vanité de parler de mes mérites.


Homme célèbre dans le monde entier, très estimé à l'époque pour son influence, ses talents et son esprit, il a été grandement applaudi à notre cour. Il a particulièrement distingué Narcisse, et l'avait constamment sur lui. Ils se sont également disputés sur la vertu des femmes. Narcisse me confia largement leur conversation; je ne restai pas en retrait de mes propos, et mon ami me demanda un essai écrit. J'ai écrit le français assez couramment; j'avais posé de bonnes bases avec mon père. La correspondance avec mon ami se faisait dans cette langue, et une éducation plus fine ne pouvait à l'époque se faire qu'à partir de livres français. Mon essai avait fait plaisir au comte; j'ai dû donner quelques petites chansons que j'avais récemment composées. Assez, Narcisse semblait s'attribuer sans réserve le mérite de sa bien-aimée, et l'histoire se termina à sa grande satisfaction par une épître spirituelle en vers français, que le comte lui envoya à son départ, dans laquelle leur querelle amicale était commémorée, et mon ami fut heureusement félicité à la fin, qu'après tant de doutes et d'erreurs il apprendrait très certainement quelle vertu se trouvait dans les bras d'une épouse charmante et vertueuse.


Ce poème m'a été montré avant tout, puis à presque tous, et chacun a pensé ce qu'il voulait. C'est ainsi que cela s'est passé dans plusieurs cas, et que tous les étrangers qu'il estimait ont dû se faire connaître chez nous.


La famille d'un comte a séjourné ici pendant un certain temps grâce à notre habile médecin. Narcisse était aussi gardé comme un fils dans cette maison; il me l'a fait connaître; on trouvait une conversation agréable pour l'esprit et le coeur parmi ces personnes dignes, et même les passe-temps ordinaires de la société ne semblaient pas aussi vides dans cette maison qu'ailleurs. Tout le monde savait comment nous nous serrions les coudes; nous étions traités selon les circonstances et la relation principale restait intacte. Je mentionne cette seule connaissance parce qu'elle a eu beaucoup d'influence sur moi dans la suite de ma vie.


Près d'un an après notre connexion, le printemps était déjà passé. L'été est arrivé, et tout est devenu plus sérieux et plus chaud.


Quelques décès inattendus avaient installé des bureaux auxquels Narcisse pouvait prétendre. Le moment était proche où tout mon destin allait se décider, et tandis que Narcisse et tous ses amis faisaient tout leur possible à la cour pour éradiquer certaines impressions qui lui étaient défavorables, et pour lui obtenir la place qu'il désirait, je me tournai vers l'ami invisible avec ma demande. J'ai été si gentiment reçu que j'ai été heureux de revenir. J'ai librement confessé mon souhait que Narcisse vienne sur place; mais ma demande n'était pas impétueuse, et je n'ai pas demandé que cela se fasse pour l'amour de ma prière.


Le poste a été pourvu par un concurrent beaucoup moins important. J'ai été violemment effrayé par le journal et je me suis précipité dans ma chambre, que j'ai fermée hermétiquement derrière moi. La première douleur se dissout en larmes; la pensée suivante est: Mais ce n'est pas un hasard, et suit immédiatement la résolution de la supporter, car même ce mal apparent serait pour mon vrai bien. Maintenant, les sentiments les plus doux, qui dispersent tous les nuages de douleur, me sont venus; j'ai senti qu'avec cette aide, tout pouvait être enduré. Je me suis mis à table gaiement, à l'étonnement de mes compagnons.


Narcisse avait moins de force que moi, et je devais le réconforter. Dans sa famille aussi, il a rencontré des adversités qui lui ont pesé et, vu la véritable confiance qui existait entre nous, il m'a fait confiance pour tout. Ses négociations pour entrer dans le service extérieur n'ont pas été plus heureuses; tout ce que je ressentais profondément pour lui et pour moi, et tout ce que je portais enfin à l'endroit où ma demande a été si bien reçue.


Plus ces expériences étaient douces, plus je cherchais à les renouveler, et la consolation était toujours là où je l'avais si souvent trouvée; seule, je ne l'ai pas toujours trouvée, c'était pour moi comme pour celui qui veut se réchauffer au soleil, et pour qui quelque chose fait obstacle à l'ombre. Qu'est-ce que c'est?" me suis-je demandé. J'ai retracé l'affaire avec empressement, et j'ai distinctement perçu que tout dépendait de l'état de mon âme; si celle-ci n'était pas tout à fait tournée dans la direction la plus droite vers Dieu, je restais froid; je ne sentais pas sa réaction, et ne pouvais pas entendre sa réponse. La deuxième question était: Qu'est-ce qui empêche cette direction? J'étais ici dans un vaste lit, m'empêtrant dans une enquête qui s'est poursuivie pendant presque toute la deuxième année de mon histoire d'amour. J'aurais pu y mettre fin plus tôt, car je me suis vite mis sur la voie; mais je n'ai pas voulu l'avouer, et j'ai cherché mille dérobades.


J'ai vite constaté que la direction droite de mon âme était perturbée par des distractions insensées et des préoccupations pour des choses indignes; le comment et le où m'ont paru assez clairs. Mais maintenant, comment sortir d'un monde où tout est indifférent ou fou? J'aurais volontiers laissé les choses où elles étaient et vécu au hasard comme d'autres personnes que je voyais assez bien; mais je ne pouvais pas, mon moi intérieur me contredisait trop souvent. Si je voulais me retirer de la société et changer ma situation, je ne le pourrais pas. J'étais enfermé dans un cercle; je ne pouvais pas me débarrasser de certains liens, et dans cette affaire qui m'est si chère, les morts se sont entassés et se sont accumulés. Je me couchais souvent en larmes et me relevais après une nuit blanche; j'avais besoin d'un soutien solide, et Dieu ne me le donnait pas quand je me promenais avec un bonnet de cloche.


Il s'agissait maintenant de peser le pour et le contre de chaque action; la danse et le jeu ont été les premiers à être examinés. Jamais rien n'a été dit, pensé ou écrit pour ou contre ces choses, que je n'ai pas recherché, discuté, lu, considéré, multiplié, rejeté et m'être scandalisé. En omettant ces choses, j'étais sûr d'offenser Narcisse; car il avait une peur extrême du ridicule que l'apparence d'une conscience angoissée nous donne devant le monde. Maintenant, parce que j'ai fait ce que je pensais être une folie, une folie néfaste, même pas par goût, mais simplement pour son bien, tout m'est devenu horriblement difficile.


Sans divagations et répétitions désagréables, je ne pourrais pas décrire les efforts que j'ai faits pour accomplir ces actions qui me distrayaient et troublaient ma paix intérieure de telle manière que mon cœur restait ouvert à l'influence de l'être invisible, et combien je sentais douloureusement que le conflit ne pouvait être réglé de cette manière. Car dès que je me suis vêtu de l'habit de la folie, il n'est pas resté qu'un masque, mais la folie m'a immédiatement envahie de part en part.


Puis-je ici transgresser la loi d'un simple récit historique et faire quelques réflexions sur ce qui se passait en moi? Comment se fait-il que mes goûts et ma sensibilité aient tellement changé qu'en vingt-deuxième année, ou même avant, je n'ai trouvé aucun plaisir à des choses qui peuvent innocemment amuser des personnes de cet âge? Pourquoi n'étaient-ils pas innocents à mes yeux? Je pourrais bien répondre: précisément parce qu'ils n'étaient pas innocents pour moi, parce que je n'étais pas, comme d'autres de mon espèce, inconnu de mon âme. Non, je savais, par des expériences que j'avais acquises sans le savoir, qu'il y avait des sentiments supérieurs qui nous procuraient vraiment un plaisir que l'on cherche en vain à se faire plaisir, et que dans ces plaisirs supérieurs il y avait en même temps un trésor secret stocké pour se fortifier dans le malheur.


Mais les plaisirs et les divertissements sociaux de la jeunesse ont nécessairement dû avoir un fort attrait pour moi, car il ne m'était pas possible de les faire comme si je ne les faisais pas. Combien de choses je pourrais faire maintenant avec une grande froideur, si seulement je voulais faire ce qui à l'époque me trompait, menaçant même de devenir maître de moi. Ici, il n'y avait pas de solution intermédiaire: je devais soit me passer des plaisirs délicieux, soit des sensations intérieures rafraîchissantes.


Mais déjà la querelle dans mon âme était décidée sans ma conscience réelle. Il y avait en moi quelque chose qui aspirait aux plaisirs sensuels, mais je ne pouvais plus en profiter. Celui qui aime tant le vin perdra toute envie de boire s'il se retrouve dans une cave aux barriques pleines, dans laquelle l'air vicié menace de l'étouffer. L'air pur est plus que le vin, je ne l'ai ressenti que trop vivement, et il aurait fallu que la crainte de perdre la faveur de Narcisse ne m'éloigne pas de la première personne qui aurait préféré le bien au charme. Mais quand enfin, après mille arguments et des réflexions répétées, j'ai jeté un coup d'œil attentif au lien qui me liait à lui, j'ai découvert qu'il n'était que faible, qu'il pouvait être déchiré. J'ai tout de suite compris que seule une cloche de verre m'enfermait dans le vide; juste assez de force pour la casser en deux et vous êtes sauvés!


Penser, oser. J'ai enlevé mon masque et j'ai agi à chaque fois comme mon cœur le souhaitait. J'avais toujours aimé tendrement les jonquilles; mais le thermomètre, qui auparavant se trouvait dans l'eau chaude, pendait maintenant dans l'air naturel; il ne pouvait pas monter plus haut que l'atmosphère était chaude.


Malheureusement, elle a attrapé un très mauvais rhume. Narcisse a commencé à se retirer et à agir bizarrement; il était libre de le faire, mais mon thermomètre est tombé dès qu'il s'est retiré. Ma famille l'a remarqué, ils m'ont interrogé, ils ont voulu s'interroger. J'ai déclaré, avec une défiance virile, que je m'étais assez sacrifié jusqu'à présent, que j'étais prêt à partager toutes les adversités avec lui encore plus loin et jusqu'à la fin de ma vie; mais que j'exigeais une liberté totale pour mes actions, que mon action et mon départ devaient dépendre de ma conviction; que, bien que je n'insisterais jamais obstinément sur mon opinion, mais que j'écouterais volontiers chaque raison, cependant, comme il s'agissait de mon propre bonheur, la décision devait dépendre de moi, et aucune sorte de contrainte ne serait tolérée. Aussi peu que le plus grand raisonnement du médecin m'incite à prendre un aliment qui, autrement, pourrait être très sain et très apprécié par beaucoup, dès que mon expérience me prouve qu'il me serait nuisible à tout moment, comme je pourrais citer l'utilisation du café à titre d'exemple, aussi peu et encore moins je permettrais que toute action qui me trouble me soit démontrée comme moralement bénéfique.


Après m'être préparé si longtemps en silence, les débats ici étaient plutôt agréables que vexatoires pour moi. J'ai donné libre cours à mon cœur, et j'ai ressenti toute la valeur de ma résolution. Je n'ai pas bougé d'un poil, et ceux à qui je ne devais pas le respect filial ont été traités avec impolitesse. Dans ma maison, j'ai vite été victorieux. Ma mère avait des sentiments similaires depuis sa jeunesse, seulement ils n'avaient pas atteint la maturité en elle; aucun besoin ne l'avait poussée et avait accru son courage pour affirmer ses convictions. Elle était heureuse de voir ses souhaits silencieux se réaliser à travers moi. La jeune sœur semblait s'attacher à moi; la seconde était attentive et silencieuse. C'est la tante qui s'y est opposée le plus. Les raisons qu'elle a avancées lui semblaient irréfragables, et ce parce qu'elles étaient assez méchantes. J'ai enfin été obligé de lui montrer qu'elle n'avait en aucun cas voix au chapitre, et elle a rarement fait savoir qu'elle persistait dans son sens. Elle était également la seule à regarder cet incident de près et à rester totalement sans sensation. Je ne lui fais pas trop de mal quand je dis qu'elle n'avait pas d'esprit et les concepts les plus limités.


Le père s'est comporté selon sa façon de penser. Il me parlait peu, mais souvent, sur le sujet, et ses raisons étaient intelligibles, et comme ses raisons irréfragables; seul le sens profond de mon droit me donnait la force de le contester. Mais bientôt, les scènes ont changé; j'ai dû faire une réclamation sur son cœur. Poussé par son esprit, j'ai éclaté dans les imaginations les plus touchantes. J'ai donné libre cours à ma langue et à mes larmes. Je lui ai montré à quel point j'aimais Narcisse, et quelle contrainte je m'étais imposée pendant deux ans; à quel point j'étais certain d'agir correctement; que j'étais prêt à sceller cette certitude par la perte d'un époux bien-aimé et un bonheur apparent, voire, le cas échéant, par des biens; que je préférais quitter ma patrie, mes parents et mes amis, et gagner mon pain dans un pays étranger, plutôt que d'agir contrairement à ma propre compréhension. Il a dissimulé son émotion, s'est tu pendant un certain temps et s'est enfin déclaré publiquement en ma faveur.


Narcisse a évité notre maison à partir de cette époque, et maintenant mon père a renoncé à la société hebdomadaire dans laquelle il était engagé. L'affaire a fait beaucoup de bruit à la cour et dans la ville. Il a été question, comme d'habitude dans ce genre de cas, d'une participation active du public, car il est habitué à avoir une certaine influence sur les résolutions des esprits faibles. Je connaissais assez bien le monde, et je savais que l'on est souvent censuré par les gens pour ce que l'on s'est laissé persuader de faire par eux, et même sans cela, dans ma propre condition, toutes ces opinions passagères auraient été moins que rien pour moi.


D'autre part, je ne me suis pas privé de céder à mon penchant pour les jonquilles. Il était devenu invisible pour moi, et mon cœur n'avait pas changé contre lui. Je l'ai aimé tendrement, pour ainsi dire, d'une nouvelle manière, et beaucoup plus calmement qu'auparavant. S'il ne voulait pas troubler ma conviction, je lui appartenais; sans cette condition, j'aurais refusé un royaume avec lui. Pendant plusieurs mois, j'ai porté ces sentiments et ces pensées sur moi, et me sentant enfin assez calme et fort pour aller travailler calmement et tranquillement, je lui ai écrit un billet courtois, et non tendre, lui demandant pourquoi il ne venait pas plus souvent me voir.


Comme je savais qu'il n'aimait pas s'expliquer, même sur des points mineurs, mais qu'il faisait discrètement ce qui lui semblait bon, je l'ai pénétré à présent avec intention. Je reçus une longue et, comme il me semblait, insipide réponse dans un style décousue et des phrases insignifiantes: que sans de meilleurs endroits il ne pourrait pas s'installer et me tendre la main, que je savais mieux combien cela lui avait été jusqu'alors pénible, qu'il pensait qu'une relation sexuelle aussi longue et infructueuse pourrait nuire à ma renommée, je lui permettrais de garder la distance qu'il avait jusqu'alors gardée; dès qu'il serait en mesure de me rendre heureuse, la parole qu'il m'avait donnée lui serait sacrée.


Je lui répondis sur-le-lit: puisque l'affaire était connue du monde entier, il était peut-être trop tard pour gérer ma réputation, et pour cela ma conscience et mon innocence étaient les garants les plus sûrs; mais je lui rendis sa parole sans hésitation, et je souhaitai qu'il y trouve le bonheur. À l'heure même, j'ai reçu une courte réponse, qui était en substance assez semblable à la première. Il soutenait qu'après avoir reçu le poste, il me demanderait si je voulais partager sa bonne fortune avec lui.


Pour moi, cela signifie maintenant autant que ce que rien n'a dit. J'ai dit à mes parents et à mes connaissances que l'affaire était réglée, et elle l'était vraiment. Pendant neuf mois, lorsqu'il a été promu au poste le plus désirable, il m'a proposé à nouveau sa main, à condition, bien sûr, qu'en tant qu'épouse d'un homme qui devait faire une maison, je change d'avis. Je l'ai remercié poliment, et je me suis dépêché de quitter cette histoire avec mon cœur et mon esprit, car on a hâte de quitter la maison de jeu quand le rideau est tombé. Et comme il avait trouvé un rôle riche et beau peu de temps après, comme c'était maintenant très facile pour lui, et que je le connaissais heureux de ses manières, mon assurance était complète.


Je ne dois pas passer sous silence le fait que plusieurs fois, avant même qu'il ne reçoive le service, de belles offres de mariage m'ont été faites, mais je les ai refusées sans hésitation, autant que père et mère auraient souhaité plus d'acquiescement de ma part.


Maintenant, après un mois de mars et un mois d'avril orageux, le plus beau temps de mai semble m'avoir été accordé. Je jouissais d'une tranquillité d'esprit indescriptible en bonne santé; je pouvais regarder autour de moi comme je voulais, donc j'avais encore gagné dans ma perte. Jeune et pleine de sentiments comme je l'étais, la création me semblait mille fois plus belle qu'avant, car je devais avoir de la compagnie et des jeux, afin que le temps passé dans le beau jardin ne soit pas trop long pour moi. Comme je n'avais pas honte de ma piété, j'ai eu le cœur de ne pas cacher mon amour pour les arts et les sciences. Je dessinais, je peignais, je lisais et je trouvais suffisamment de gens pour me soutenir; au lieu du grand monde que j'avais quitté, ou plutôt qui me quittait, un plus petit se formait autour de moi, bien plus riche et plus divertissant. J'avais un penchant pour la vie sociale, et je ne nie pas que lorsque j'ai abandonné mes anciennes connaissances, je redoutais la solitude. Maintenant, je me suis trouvé suffisamment, voire peut-être trop, compensé. Mes connaissances sont devenues assez étendues, non seulement avec des indigènes dont les sentiments coïncidaient avec les miens, mais aussi avec des étrangers. Mon histoire était devenue célèbre, et beaucoup de gens étaient curieux de voir la fille que Dieu estimait plus que son époux. Un certain sentiment religieux était alors perceptible en Allemagne. Dans plusieurs maisons princières et comtales, le souci du salut de l'âme était vivant. Les nobles ne manquaient pas de se préoccuper de la même chose, et ce sentiment était également répandu dans les classes inférieures.


La famille du comte, dont j'ai mentionné le nom ci-dessus, m'a maintenant rapproché d'eux. Elle s'était entre-temps renforcée en raison du fait que certains parents s'étaient tournés vers la ville. Ces personnes estimables cherchaient mes rapports sexuels comme je cherchais les leurs. Ils avaient une grande parenté, et j'ai fait connaissance dans cette maison avec une grande partie des princes, comtes et seigneurs du royaume. Mes sentiments n'étaient un secret pour personne, et ils pourraient être honorés ou épargnés, mais j'ai atteint mon but et je suis resté sans contestation.


D'une autre manière encore, je devais être ramené dans le monde. À cette époque, un demi-frère de mon père, qui ne nous rendait visite qu'en passant, est resté plus longtemps avec nous. Il avait quitté le service de sa cour, où il était honoré et influent, uniquement parce que tout n'allait pas selon ses souhaits. Son esprit était juste et son caractère strict, et en cela il ressemblait beaucoup à mon père; seul ce dernier avait une certaine douceur, ce qui lui permettait de céder plus facilement dans les affaires et de ne pas faire quelque chose contre sa conviction, mais de laisser faire, et ensuite de faire bouillir le mécontentement à ce sujet, soit en silence pour lui-même, soit confidentiellement avec sa famille. Mon grand-père était beaucoup plus jeune, et son indépendance n'était pas un peu confirmée par ses circonstances extérieures. Il avait eu une mère très riche, et avait encore une grande fortune à espérer de ses proches et de ses lointains parents; il n'avait pas besoin de subvention extérieure, au lieu que mon père, avec sa fortune modeste, soit fermement lié au service par un salaire.


Mon grand-père était devenu encore plus inflexible à cause d'un malheur domestique. Il avait perdu une charmante épouse et un fils plein d'espoir à un jeune âge, et il semblait dès lors vouloir se débarrasser de tout ce qui ne dépendait pas de sa volonté.


On disait parfois aux oreilles de la famille, avec une certaine complaisance, qu'il n'était pas susceptible de se remarier et que nous, les enfants, pourrions déjà nous considérer comme les héritiers de sa grande fortune. Je n'y ai plus prêté attention; mais la conduite du reste de la famille n'a pas été un peu en phase avec ces espoirs. Avec la fermeté de son caractère, il était habitué à ne contredire personne dans la conversation, mais plutôt à écouter avec bienveillance l'opinion de chacun, et à élever la façon dont chacun pense une question même par des arguments et des exemples. Ceux qui ne le connaissaient pas pensaient toujours être du même avis que lui; car il avait une intelligence prédominante et pouvait se mettre dans toutes sortes d'idées. Avec moi, il n'a pas eu cette chance, car on parlait ici de sensations dont il n'avait aucune idée, et bien qu'il m'ait parlé de mes sentiments avec douceur, sympathie et intelligence, il m'a paru frappant qu'il n'ait manifestement aucune conception de ce qui fonde toutes mes actions.


Secret comme il l'était, d'ailleurs, le but ultime de son séjour inhabituel chez nous a été découvert après un certain temps. Il avait choisi la plus jeune des sœurs pour l'épouser et la rendre heureuse selon ses désirs, et elle avait certainement droit à la première partie, selon ses dons physiques et mentaux, surtout lorsqu'une fortune considérable était ajoutée au plat. Il pantomime aussi ses sentiments à mon égard en me donnant la place d'une dame du couvent, dont je tire très vite mes revenus.


Ma soeur n'était pas aussi satisfaite de ses soins, ni aussi reconnaissante que moi. Elle me découvrit une affaire de coeur qu'elle avait jusqu'alors très sagement dissimulée; car elle devait craindre, comme elle le fit d'ailleurs, que je résiste par tous les moyens possibles à sa liaison avec un homme qu'elle n'aurait pas dû aimer. J'ai fait de mon mieux et j'ai réussi. Les intentions du grand-père étaient trop sérieuses et trop claires, et la perspective trop attrayante pour ma soeur, dans son sens mondain, pour qu'elle n'ait pas eu la force de renoncer à une inclination que son propre esprit désapprouvait.


Comme elle ne se soustrait plus comme auparavant à la douce direction de son grand-père, les bases de son plan sont rapidement jetées. Elle est devenue dame de compagnie dans un tribunal voisin, où il a pu la remettre à un de ses amis, qui était tenu en haute estime en tant que chef du tribunal, pour qu'il la supervise et la forme. Je l'ai accompagnée au lieu de sa nouvelle résidence. Nous pouvions tous les deux être très satisfaits de l'accueil que nous recevions, et parfois je devais sourire secrètement à la personne que je jouais maintenant dans le monde en tant que chanoine, une jeune et pieuse chanoinesse.


Autrefois, une telle relation m'aurait beaucoup étonné, et peut-être même fait perdre la tête; mais maintenant, j'étais très serein à propos de tout ce qui m'entourait. Je me suis fait coiffer dans un grand silence pendant quelques heures, je me suis lissé les cheveux et je n'ai pensé à rien d'autre qu'à ma situation, coupable d'avoir revêtu cette galalivrée. Dans les couloirs bondés, j'ai parlé à tout le monde, sans qu'aucune figure ou qu'aucun objet ne me laisse une forte impression. Quand je suis rentré chez moi, j'avais généralement les jambes fatiguées, c'était la seule sensation que je ramenais avec moi. Mon esprit a bénéficié des nombreuses personnes que j'ai vues; et comme modèle de toutes les vertus humaines, de bonne et noble conduite, j'ai fait la connaissance de quelques femmes, en particulier le chef de la cour, sous lequel ma sœur a eu la chance de s'instruire.


Mais à mon retour, je ne me suis pas senti aussi heureux des conséquences physiques de ce voyage. Malgré la plus grande abstinence et le régime le plus strict, je n'étais pas maître de mon temps et de ma force comme d'habitude. La nourriture, l'exercice, le fait de se lever et de se coucher, de s'habiller et de sortir ne dépendaient pas, comme à la maison, de ma volonté et de mes sentiments. Au cours du cercle social, il ne faut pas faiblir sans être grossier, et tout ce qui était nécessaire, je l'ai fait avec plaisir, parce que je considérais cela comme un devoir, parce que je savais que cela passerait bientôt, et parce que je me sentais plus sain que jamais. Néanmoins, cette vie étrange et agitée a dû avoir un effet plus fort sur moi que ce que je ressentais. Car à peine étais-je arrivé à la maison, et j'ai fait plaisir à mes parents en leur racontant une histoire satisfaisante, que j'ai été attaqué par une hémorragie qui, bien qu'elle ne soit pas dangereuse, est passée rapidement, mais m'a laissé pendant longtemps perceptiblement faible.


Là encore, j'avais une nouvelle leçon à réciter. Je l'ai fait avec joie. Rien ne me liait au monde, et j'étais convaincu que je ne trouverais jamais ce qu'il y avait ici, et j'étais donc dans la plus grande joie et le plus grand calme, et, ayant renoncé à la vie, j'ai été maintenu en vie.


Un nouveau procès que j'ai dû subir, car ma mère a été attaquée par une plainte oppressante, qu'elle a supportée pendant cinq ans encore avant de payer la dette de la nature. Pendant cette période, il y a eu de nombreux exercices. Souvent, lorsque son anxiété devenait trop forte, elle nous faisait tous convoquer à son chevet la nuit, afin que notre présence puisse au moins nous dissiper, sinon nous améliorer. La pression était plus forte, à peine supportable, quand mon père a commencé à être malheureux lui aussi. Depuis sa jeunesse, il a souvent eu de graves maux de tête, mais ils n'ont duré que trente-six heures. Mais maintenant, elles sont devenues permanentes, et quand elles ont atteint un niveau élevé, la misère m'a déchiré le cœur. C'est pendant ces tempêtes que j'ai le plus ressenti ma faiblesse physique, car elle m'empêchait de remplir mes devoirs les plus sacrés et les plus chers, ou rendait leur accomplissement extrêmement difficile.


Je pouvais maintenant me demander si le chemin que je prenais était la vérité ou la fantaisie, si je ne pensais peut-être qu'aux autres, ou si l'objet de ma foi avait une réalité, et à mon plus grand soutien, je trouvais toujours la seconde. La direction droite de mon cœur vers Dieu, les rapports avec les „bien-aimés“, que j'avais recherchés et trouvés, et c'est ce qui m'a rendu les choses plus faciles. Comme le vagabond dans l'ombre, mon âme se hâtait vers cet abri quand tout le monde dehors se pressait sur moi, et ne revenait jamais vide.


Ces derniers temps, certains défenseurs de la religion, qui semblent avoir plus de zèle que de sentiment pour celle-ci, ont demandé à leurs coreligionnaires de faire connaître des exemples de réponses réelles à la prière, probablement parce qu'ils souhaitaient avoir une lettre et un sceau afin de pouvoir s'attaquer à leurs adversaires de manière diplomatique et légale. Comme ils doivent ignorer la réalité des sentiments et le peu d'expérience qu'ils ont pu avoir eux-mêmes!


Je peux dire que je ne suis jamais revenu vide quand j'avais cherché Dieu sous la pression et la détresse. Une quantité infinie a été dite, et pourtant je ne peux et ne dois pas en dire plus. Chaque expérience était importante pour moi au moment critique, mais le récit deviendrait si ennuyeux, si insignifiant, si improbable si je devais citer des cas individuels. Combien j'étais heureux que mille petits événements ensemble, aussi certains que la respiration est un signe de ma vie, m'aient prouvé que je n'étais pas dans le monde sans Dieu! Il était près de moi, j'étais devant lui. C'est ce que je peux dire avec la plus grande vérité, en évitant délibérément tout langage théologique systématique.


Combien j'aurais aimé me retrouver sans aucun système, même à cette époque; mais qui vient tôt au bonheur d'être conscient de son propre moi, sans formes étrangères, en pure cohérence? J'étais sérieux quant à mon bonheur. J'ai humblement fait confiance au prestige étranger; je me suis complètement abandonné au système de conversion hallic, et tout mon être ne voulait pas s'y adapter.


Selon ce programme, le changement de cœur doit commencer par une profonde horreur du péché; le cœur, dans cette détresse, doit bientôt plus, bientôt moins, réaliser la punition qu'il a encourue, et goûter l'avant-goût de l'enfer qui a aigri la convoitise du péché. Enfin, il faut ressentir une assurance de grâce très perceptible, qui se dissimule cependant souvent au fur et à mesure et qu'il faut rechercher à nouveau avec sérieux.


Tout cela n'était ni proche ni lointain chez moi. Quand j'ai sincèrement cherché Dieu, il s'est laissé trouver et ne m'a pas reproché les choses du passé. J'ai vu par la suite où j'avais été indigne, et je savais où j'étais encore indigne; mais la connaissance de mes infirmités était sans crainte. Pas un seul instant, la peur de l'enfer ne me vint; en effet, l'idée d'un esprit mauvais et d'un lieu de punition et de tourment après la mort ne pouvait en aucun cas trouver sa place dans le cercle de mes idées. J'ai trouvé des gens qui vivaient sans Dieu, dont le cœur était fermé à la confiance et à l'amour envers l'invisible, déjà si malheureux qu'un enfer et des punitions extérieures me semblaient promettre un soulagement pour eux plutôt que de menacer d'un durcissement de la punition. Je n'avais le droit de regarder que les gens de ce monde qui laissent place à des sentiments de rancune en leur sein, qui s'obstinent à faire du bien sous quelque forme que ce soit et veulent s'imposer du mal à eux-mêmes et aux autres, qui préfèrent fermer les yeux pendant la journée pour pouvoir seulement prétendre que le soleil ne donne pas de lueur - comme ces gens me paraissaient misérables au-delà de toute expression! Qui aurait pu créer un enfer pour aggraver leur condition!


Cet état d'esprit m'a accompagné, un jour comme l'autre, pendant dix ans. Elle a persisté à travers de nombreuses épreuves, même sur le douloureux lit de mort de ma mère bien-aimée. J'étais suffisamment ouvert pour ne pas cacher ma bonne humeur aux personnes pieuses, mais assez scolarisées, et j'ai dû subir de nombreuses réprimandes amicales à ce sujet. Ils ont pensé que c'était le bon moment pour me montrer le sérieux qu'il fallait appliquer pour poser de bonnes bases dans des jours sains.


Je ne voulais pas non plus manquer de sérieux. Je me suis laissé convaincre pour le moment et j'aurais aimé être triste et plein de terreur pour ma vie. Mais comme j'ai été étonné, puisque ce n'était pas possible une fois pour toutes! Quand je pensais à Dieu, j'étais joyeux et heureux; même à la fin douloureuse de ma chère mère, je ne redoutais pas la mort. Mais j'ai appris beaucoup de choses pendant ces grandes heures, et des choses bien différentes de ce que croyaient mes professeurs non diplômés.


Peu à peu, j'ai commencé à douter des idées de nombreuses personnes très célèbres et j'ai gardé mes pensées en silence. Une certaine amie, à qui j'avais d'abord trop concédé, a toujours voulu se mêler de mes affaires; j'ai également été contraint de me désengager d'elle, et une fois que je lui ai dit très fermement qu'elle devait rester sans problème, que je n'avais pas besoin de ses conseils, je connaissais mon Dieu, et je voulais qu'il soit mon guide tout seul. Elle s'est trouvée très offensée, et je pense qu'elle ne m'a jamais vraiment pardonné.


Cette décision de me retirer des conseils et de l'influence de mes amis en matière spirituelle a eu pour conséquence que j'ai également acquis le courage de suivre ma propre voie dans des circonstances extérieures. Sans le soutien de mon fidèle guide invisible, les choses auraient pu mal tourner pour moi, et je suis toujours étonné de cette direction sage et chanceuse. Personne ne savait vraiment ce qui m'arrivait, et je ne le savais pas moi-même.


La chose, la chose mauvaise, jamais encore expliquée, qui nous sépare de l'être à qui nous devons la vie, de l'être de qui tout ce qu'on doit appeler vie doit se divertir, la chose qu'on appelle péché, je ne le savais pas encore.


Dans mes rapports avec l'ami invisible, j'ai ressenti la plus douce des jouissances de toutes mes forces vitales. L'envie de profiter de ce bonheur a toujours été si grande que je me suis volontiers abstenu de tout ce qui pouvait perturber ce contact, et dans cette expérience a été mon meilleur professeur. Mais j'étais comme des malades qui n'ont pas de médicaments et qui essaient de s'aider eux-mêmes avec leur régime alimentaire. Il fait quelque chose, mais pas assez longtemps.


Je ne pouvais pas toujours rester dans la solitude, même si j'y trouvais le meilleur remède à la distraction des pensées qui m'était si particulière. Quand je suis entré dans la mêlée par la suite, cela m'a fait encore plus d'impression. Mon véritable avantage consistait dans le fait que l'amour du silence l'emportait et que je m'y réfugiais toujours à la fin. J'ai réalisé, comme dans une sorte de crépuscule, ma misère et ma faiblesse, et j'ai essayé de m'aider en m'épargnant, en ne m'exposant pas.


Pendant sept ans, j'ai fait preuve de prudence en matière d'alimentation. Je ne me trouvais pas mal, et je trouvais ma condition désirable. N'eût été de circonstances et de conditions particulières, je me serais arrêté à ce stade, et je n'aurais pu continuer que d'une manière particulière. Contre l'avis de tous mes amis, j'ai établi une nouvelle relation. Leurs objections m'ont d'abord fait réfléchir. Je me suis immédiatement tourné vers mon guide invisible, et comme il m'a fait plaisir, j'ai poursuivi mon chemin sans hésiter.


Un homme d'esprit, de cœur et de talents s'était acheté dans le quartier. Parmi les étrangers que j'ai rencontrés, il y avait lui et sa famille. Nous étions très en accord avec nos manières, nos coutumes et nos habitudes domestiques, et nous avons donc rapidement pu nous attacher les uns aux autres.


Philon, comme je l'appellerai, était déjà de certaines années et de la plus grande aide à mon père, dont la force commençait à s'affaiblir, dans certaines affaires. Il est vite devenu l'ami intime de notre maison, et comme, comme il le disait, il a trouvé en moi une personne qui n'avait pas la dissipation et le vide du grand monde et la sécheresse et l'anxiété des gens tranquilles de la campagne, nous avons vite été des amis intimes. Il a été très agréable et très utile pour moi.


Bien que je n'aie pas la moindre envie ni le moindre penchant à me mêler des affaires du monde et à chercher une quelconque influence, j'aimais en entendre parler et savoir ce qui se passait près et loin de là. Les choses du monde que j'aimais acquérir un caractère distinct et dur; le sentiment, l'intimité, l'inclination que je préservais pour mon Dieu, pour les miens et pour mes amis.


Ces derniers étaient, si je puis dire, jaloux de ma nouvelle union avec Philon, et avaient raison de plus d'un côté lorsqu'ils m'en ont averti. J'ai beaucoup souffert en silence, car je ne pouvais même pas penser que leurs objections étaient totalement vides ou égoïstes. J'avais toujours été habitué à subordonner mes idées, et pourtant cette fois-ci, ma conviction n'allait pas céder. J'ai prié mon Dieu de m'avertir, de m'entraver, de me guider ici aussi, et comme mon cœur ne m'a pas averti, j'ai poursuivi mon chemin avec confiance.


Philon avait dans l'ensemble une lointaine ressemblance avec Narcisse; seule une pieuse éducation avait plus cohérent et animé son sentiment. Il avait moins de vanité, plus de caractère, et si ce dernier était fin, exact, persistant et infatigable dans les affaires du monde, cela était clair, vif, rapide et travaillait avec une incroyable facilité. Grâce à lui, j'ai appris les relations les plus intimes de presque toutes les personnes distinguées dont j'avais appris à connaître l'extérieur dans la société, et j'étais heureux d'observer de mon point de vue le tumulte de loin. Philon ne pouvait plus rien me cacher, il me confiait peu à peu ses relations extérieures et intérieures. Je craignais pour lui, car je prévoyais certaines circonstances et certains enchevêtrements, et le mal arriva plus tôt que je ne l'avais soupçonné; car il s'était toujours retenu avec certains aveux, et même finalement il ne me découvrit que si peu de choses que je pouvais soupçonner le pire.


Quel effet cela a eu sur mon cœur! Je suis arrivé à des expériences qui étaient tout à fait nouvelles pour moi. J'ai vu avec une mélancolie indescriptible un Agathon qui, éduqué dans les bosquets de Delphes, devait encore l'argent de l'apprentissage et le payait maintenant avec de lourds arriérés d'intérêts, et cet Agathon était mon ami très attaché. Ma participation a été vive et parfaite; j'ai souffert avec lui, et nous étions tous deux dans un état des plus étranges.


Après m'être longuement attardé sur son état d'esprit, ma considération s'est tournée vers moi-même. La pensée „Tu ne vaux pas mieux que lui“ s'est élevée comme un petit nuage devant moi, s'étendant progressivement et obscurcissant toute mon âme.


Maintenant, je ne me contente plus de penser: „Vous n'êtes pas meilleur que lui“; je l'ai ressenti, et je l'ai ressenti de telle manière que je n'aimerais pas le ressentir à nouveau; et ce n'était pas une transition rapide. Pendant plus d'un an, j'ai dû sentir que, si une main invisible ne m'avait pas contraint, j'aurais pu devenir un Girard, une Cartouche, un Damiens, et quel que soit le monstre comme vous aimez l'appeler; la disposition à le faire, je l'ai sentie clairement dans mon cœur. Mon Dieu, quelle découverte!


Si jusqu'à présent je n'avais pas pu percevoir la réalité du péché en moi, même de la plus petite façon, par l'expérience, maintenant la possibilité de ce péché était devenue terriblement claire pour moi dans mon pressentiment, et pourtant je ne connaissais pas le mal, je le craignais seulement; je sentais que je pouvais être coupable, et je n'avais rien à m'reprocher.


Aussi profondément que j'étais convaincu qu'un tel état d'esprit, pour lequel je devais reconnaître le mien, ne pouvait pas s'envoyer en union avec l'Être suprême, que j'espérais après la mort, je craignais si peu de tomber dans une telle séparation. Avec tout le mal que j'ai découvert en moi, je l'aimais et je détestais ce que je ressentais, non, je désirais le détester plus ardemment, et tout mon désir était d'être délivré de cette maladie et de cette disposition à la maladie, et j'étais sûr que le grand Médecin ne me refuserait pas son aide.


La seule question était: Qu'est-ce qui guérit ce défaut? Des exercices de vertu? Je ne pouvais même pas y penser; pendant dix ans, j'avais déjà pratiqué plus que la simple vertu, et les abominations maintenant reconnues étaient cachées au plus profond de mon âme. N'auraient-ils pas pu éclater comme ils l'ont fait en David lorsqu'il a vu Bethsabée, et n'était-il pas aussi un ami de Dieu, et n'étais-je pas au fond de mon cœur convaincu que Dieu était mon ami?


Doit-il donc s'agir d'une faiblesse inévitable de l'humanité? Devons-nous maintenant souffrir nous-mêmes pour sentir à tout moment la domination de notre inclination, et ne nous reste-t-il rien, avec la meilleure volonté du monde, que d'abhorrer la chute que nous avons faite, et de tomber à nouveau en une occasion similaire?


De la doctrine des mœurs, je ne pouvais tirer aucun réconfort. Ni sa sévérité, par laquelle elle veut maîtriser nos inclinaisons, ni sa complaisance, par laquelle elle veut transformer nos inclinaisons en vertus, ne pourraient me suffire. Les notions de base que m'avait inculquées le contact avec l'ami invisible avaient déjà une valeur beaucoup plus déterminante pour moi.


Lorsque j'ai étudié une fois les chansons que David avait composées après cette horrible catastrophe, j'ai été frappé par le fait qu'il voyait déjà le mal qui l'habitait dans le matériau dont il avait été fait, mais qu'il voulait être non pollué, et qu'il plaidait de toute urgence pour un cœur pur.


Mais comment y parvenir? Je connaissais bien la réponse dans les livres symboliques: pour moi, c'était aussi une vérité biblique que le sang de Jésus-Christ nous purifie de tous les péchés. Mais je me suis rendu compte que je n'avais jamais compris ce dicton souvent répété. Les questions: Qu'est-ce que cela signifie? Comment cela se fait-il? ont travaillé jour et nuit à travers moi. J'ai enfin cru voir dans une lueur que ce que je cherchais était à chercher dans l'incarnation du Verbe éternel, par lequel tout et nous aussi sommes créés. Que le Primordial s'était autrefois rendu en tant qu'habitant dans les profondeurs où nous sommes bloqués, qu'il avait vu et embrassé, qu'il avait traversé notre relation d'étape en étape, de la conception et de la naissance à la tombe, que par cet étrange détour il était à nouveau monté vers les hauteurs de lumière où nous devrions aussi habiter pour être heureux: cela m'a été révélé comme dans une distance d'aube.


O, pourquoi devrions-nous, pour parler de telles choses, utiliser des images qui n'indiquent que des états extérieurs! Où se trouve devant lui tout ce qui est haut ou bas, tout ce qui est sombre ou clair? Nous n'avons qu'un au-dessus et un au-dessous, un jour et une nuit. Et c'est précisément pour cette raison qu'il est devenu comme nous, car sinon nous ne pourrions pas avoir de rôle à jouer en lui.


Mais comment participer à cet avantage inestimable? Par la foi, nous répond l'Écriture. Qu'est-ce donc que la foi! Pour croire que le récit d'un incident est vrai, qu'est-ce que cela peut me faire? Je dois être capable de m'approprier ses effets, ses conséquences. Cette foi à s'approprier doit être un état d'esprit propre à l'homme naturel.


Maintenant, Tout-Puissant! donne-moi la foi! J'ai un jour plaidé sous la plus grande pression du coeur. Je me suis appuyé sur une petite table où je me suis assis, et j'ai caché mon visage arrosé dans mes mains. J'étais dans la position où il faut être pour que Dieu soit attentif à notre prière, et où on l'est rarement.


Oui, qui pourrait décrire ce que j'y ai ressenti! Mon âme a été attirée vers la croix sur laquelle Jésus est mort un jour; c'était, je ne peux l'appeler autrement, un rapprochement comme celui par lequel notre âme est conduite à un bien-aimé absent, un rapprochement qui est probablement beaucoup plus essentiel et vrai que nous le supposons. Ainsi, mon âme s'est approchée de l'homme qui avait reçu l'ordre de mourir sur la croix, et à ce moment-là, j'ai su ce qu'était la foi.


C'est la foi! ai-je dit, et j'ai sursauté comme si j'étais à moitié effrayé. Je cherchais maintenant à être certain de ma sensation, de ma vue, et en peu de temps, j'étais convaincu que mon esprit avait reçu une capacité de s'envoler qui était tout à fait nouvelle pour lui.


Avec ces sensations, les mots nous quittent. Je pouvais les distinguer nettement de toute fantaisie; ils étaient tout à fait sans imagination, sans image, et pourtant donnaient la certitude même d'un objet auquel ils se référaient, l'imagination, en nous imaginant les traits d'un amant absent.


Quand le premier enlèvement s'est terminé, j'ai réalisé que cet état d'âme m'avait été connu auparavant, mais je ne l'avais jamais ressenti avec une telle intensité. Je n'ai jamais pu m'y accrocher, je n'ai jamais pu le garder pour moi. Je crois que chaque âme humaine en a ressenti quelque chose à un moment ou à un autre. Sans aucun doute, c'est ce qui enseigne à chacun qu'il y a un Dieu.


Jusqu'à présent, j'avais été très satisfait de ce pouvoir, que j'avais de temps en temps, et s'il n'y avait pas eu ce fléau inattendu qui m'a frappé par un étrange destin année après année, et s'il n'y avait pas eu le fait que ma capacité et ma fortune avaient perdu tout crédit auprès de moi, j'aurais pu rester satisfait de cet état.


Mais maintenant, depuis ce grand moment, j'avais des ailes. J'ai pu m'élever au-dessus de ce qui m'avait menacé auparavant, comme un oiseau qui vole sans effort au-dessus du ruisseau le plus rapide, devant lequel le petit chien s'arrête d'aboyer avec crainte.


Ma joie était indescriptible, et bien que je n'aie rien découvert à ce sujet à personne, ma famille a remarqué une gaieté inhabituelle à mon sujet, sans pouvoir comprendre la cause de mon plaisir. Si seulement j'avais toujours gardé le silence et essayé de préserver la pureté de l'humeur de mon âme! Si seulement je ne m'étais pas laissé tenter par les circonstances pour dévoiler mon secret! alors je me serais épargné un autre grand détour.


Comme dans mon parcours chrétien des dix dernières années, ce pouvoir nécessaire n'avait pas été dans mon âme, je m'étais aussi trouvé dans le cas d'autres personnes honnêtes; je m'étais aidé en remplissant toujours l'imagination d'images qui faisaient référence à Dieu, et même cela est déjà vraiment utile, car les images nuisibles et leurs conséquences néfastes sont ainsi éloignées. Ensuite, notre âme s'empare souvent de l'une et l'autre des images spirituelles et s'envole un peu avec elles, comme un jeune oiseau qui vole d'une branche à l'autre. Tant que l'on n'a rien de mieux, cet exercice n'est pas à écarter complètement.


Les institutions ecclésiastiques, les cloches, les orgues et les hymnes, et surtout les conférences de nos professeurs, nous fournissent des images et des impressions orientées vers Dieu. J'étais incroyablement avide d'eux; aucun temps, aucune faiblesse physique ne m'empêchait de visiter les églises, et seule la sonnerie du dimanche pouvait me causer une certaine impatience sur mon lit de malade. J'écoutais avec beaucoup d'affection notre prédicateur de la haute cour, qui était un homme excellent; ses collègues étaient également dignes d'intérêt pour moi, et je savais trouver les pommes d'or de la parole divine même dans des bols en terre sous le fruit commun. Aux exercices publics s'ajoutent toutes sortes d'édifices privés, comme on les appelle, et même par ceux-ci ne se nourrissent que d'imagination et de sensualité plus fine. J'étais tellement habitué à ce cours, je le respectais tellement, que même maintenant je ne pouvais penser à rien de plus élevé. Car mon âme n'a que des cornes et pas d'yeux; elle ne fait que sentir et ne voit pas; ah! pour qu'elle ait des yeux et qu'on lui permette de voir!


Même maintenant, je suis allé aux sermons plein de désir; mais oh, comme ça m'est arrivé! Je n'ai plus trouvé ce que je trouvais avant. Ces prêcheurs se morfondaient sur les coquillages, tandis que moi, j'appréciais le noyau. Je dois bientôt me lasser d'eux, mais j'étais trop gâté pour m'en tenir au seul que je savais trouver. Je voulais des photos, j'avais besoin d'impressions extérieures et je pensais ressentir un besoin purement spirituel.


Les parents de Philon avaient été en contact avec la communauté herrnhutienne; dans sa bibliothèque, il y avait encore de nombreux écrits du comte. Il m'en avait parlé à plusieurs reprises de façon très simple et peu coûteuse, et m'avait demandé de feuilleter certains de ces écrits, ne serait-ce que pour découvrir un phénomène psychologique. Je trouvais le comte trop hérétique et je lui ai donc laissé le recueil de cantiques d'Ebersdorf, que l'ami m'avait en quelque sorte imposé avec une intention similaire.


En l'absence totale de tout moyen d'encouragement extérieur, j'ai saisi l'hymne comme par hasard et, à mon grand étonnement, j'y ai vraiment trouvé des chansons qui, sous des formes certes très étranges, semblaient indiquer ce que je ressentais; l'originalité et la naïveté des expressions m'attiraient. Les sentiments de chacun semblaient s'exprimer à leur manière; aucune terminologie relative aux épaules ne rappelait quelque chose de raide ou de méchant. J'étais convaincu que les gens ressentaient ce que je ressentais, et je me trouvais maintenant très heureux de pouvoir garder un si petit vers en mémoire et de me laisser porter par lui pendant quelques jours.


Depuis ce moment où la vérité m'a été donnée, environ trois mois se sont écoulés de cette façon. Je me suis enfin décidé à tout raconter à mon ami Philon et à lui demander de me parler de ces écrits qui m'ont rendu très curieux. Je l'ai vraiment fait, bien que quelque chose dans mon cœur me l'ait sérieusement déconseillé.


J'ai raconté à Philon toute l'histoire en détail, et comme il était lui-même un personnage principal dans cette histoire, comme mon histoire contenait également le sermon de repentance le plus strict pour lui, il a été extrêmement touché et ému. Il a fondu en larmes. Je me suis réjoui et j'ai cru qu'un changement complet de cœur avait également eu lieu en lui.


Il m'a fourni tous les écrits que je pouvais demander, et maintenant j'avais de la nourriture superflue pour mon imagination. J'ai fait de grands progrès dans la façon de penser et de parler de Zinzendorf. Ne croyez pas que je n'apprécie pas actuellement les manières du comte; je suis heureux de lui rendre justice: il n'est pas un fantasme vide; il parle de grandes vérités le plus souvent dans un audacieux envol d'imagination, et ceux qui l'ont injurié ne savaient ni apprécier ni distinguer ses qualités.


J'ai développé une affection indescriptible pour lui. Si j'avais été mon propre maître, j'aurais certainement quitté ma patrie et mes amis pour aller vivre avec lui; nous nous serions certainement compris, et nous n'aurions guère pu nous entendre longtemps.


Merci à mon génie qui, à l'époque, m'a maintenu si confiné dans ma condition de domestique! C'était déjà un grand voyage si je pouvais seulement aller dans la maison-jardin. Les soins de mon père, âgé et faible, me permettaient de travailler suffisamment et, pendant les heures de divertissement, la noble imagination était mon passe-temps. La seule personne que j'ai vue était Philon, que mon père aimait beaucoup, mais dont la relation ouverte avec moi avait souffert dans une certaine mesure à la suite de la dernière déclaration. Avec lui, l'émotion n'avait pas pénétré profondément, et comme il n'avait pas réussi à faire quelques tentatives pour parler dans ma langue, il évitait d'autant plus facilement cette question qu'il était toujours capable de faire naître de nouveaux objets de conversation grâce à ses vastes connaissances.


J'étais donc une soeur herrnhut de ma propre main, et j'ai dû cacher ce nouveau tournant de mon esprit et de mes penchants surtout à l'Oberhofprediger, que j'avais beaucoup de raisons d'estimer en tant que confesseur, et dont les grands mérites n'étaient pas diminués à mes yeux, même à l'heure actuelle, par son extrême aversion pour la congrégation Herrnhut. Malheureusement, cet homme digne de ce nom allait connaître beaucoup d'affliction en moi et chez les autres!


Il y a plusieurs années, il avait rencontré à l'étranger un cavalier honnête et pieux, et il avait entretenu avec lui une correspondance ininterrompue, comme s'il cherchait sincèrement Dieu. Combien douloureux fut donc pour son chef spirituel le fait que ce monsieur se soit ensuite impliqué dans la congrégation herrnhutienne et qu'il soit resté longtemps parmi les frères! Combien agréable, en revanche, fut le fait que son ami se soit à nouveau séparé des frères, qu'il ait décidé de vivre près de lui et qu'il ait à nouveau semblé s'abandonner complètement à son leadership!


Le nouvel arrivant était maintenant présenté, pour ainsi dire en triomphe, à tout le troupeau particulièrement aimé du chef de la bergerie. Seulement, il n'a pas été introduit dans notre maison, car mon père n'avait plus l'habitude de voir quelqu'un. Le cavalier trouva une grande approbation; il avait le style de la cour et le charme de la congrégation, avec de nombreuses belles qualités naturelles, et devint bientôt le grand saint pour tous ceux qui apprenaient à le connaître, ce qui rendait son patron spirituel extrêmement heureux. Malheureusement, ce dernier n'a été brouillé avec la congrégation que par des circonstances extérieures et était encore complètement Herrnhuter dans son cœur. Il était vraiment attaché à la réalité de la question; mais même pour lui, le badinage que le comte avait accroché autour de cette question était tout à fait approprié. Il était habitué à ces imaginations et à ces phrases, et s'il devait soigneusement se cacher de son vieil ami, il était d'autant plus nécessaire pour lui, dès qu'il voyait un groupe de personnes familières autour de lui, de sortir ses vers, ses litanies et ses images, et, comme on peut l'imaginer, il était très applaudi.


Je ne savais rien de toute l'affaire et j'ai continué à flâner à ma façon. Pendant longtemps, nous sommes restés inconnus l'un de l'autre.


Une fois, pendant une heure de libre, j'ai rendu visite à un ami malade. J'y ai rencontré plusieurs connaissances et je me suis vite rendu compte que je les avais dérangées dans une conversation. Je n'ai rien remarqué, mais à mon grand étonnement, j'ai vu au mur quelques tableaux de Herrnhut dans des cadres délicats. J'ai rapidement saisi ce qui aurait pu se passer pendant mon absence et j'ai accueilli cette nouvelle apparence avec quelques vers appropriés.


Pensez à l'étonnement de mes amis. Nous nous sommes expliqués et nous avons immédiatement été d'accord et familiers.


Je cherchais maintenant des occasions fréquentes de sortir. Malheureusement, je ne les trouvais que toutes les trois ou quatre semaines, je faisais connaissance avec le noble apôtre et peu à peu avec toute la congrégation secrète. J'assistais à leurs réunions quand je le pouvais, et avec mon esprit sociable, il m'était infiniment agréable d'entendre les autres, et de communiquer aux autres, ce que je n'avais jusqu'alors élaboré qu'en et avec moi-même.


Je n'ai pas été pris au piège au point de ne pas remarquer que peu de gens ressentaient le sens des mots et des expressions tendres, et qu'ils n'étaient donc pas plus encouragés qu'auparavant par le langage symbolique ecclésiastique. Malgré cela, j'ai continué avec eux, et je n'ai pas été induit en erreur. Je pensais que je n'étais pas appelé à enquêter et à examiner le cœur. Après tout, j'avais été préparé à l'amélioration par de nombreux exercices innocents. J'ai pris ma part et, là où je suis venu parler, j'ai insisté sur le sens qui, dans une matière si tendre, est plutôt caché par les mots qu'il n'y paraît, et, au passage, avec une tranquille complaisance, laissons chacun avoir sa propre voie.


Ces moments de tranquillité et de jouissance sociale secrète furent bientôt suivis par les tempêtes de querelles et de répugnances publiques, qui excitèrent de grands mouvements à la cour et dans la ville, et causèrent, je pourrais presque dire, de nombreux scandales. Le temps était venu pour notre prédicateur en chef de la cour, ce grand antagoniste de la congrégation herrnhutienne, de découvrir, à sa grande humiliation, que ses meilleurs auditeurs, et par ailleurs les plus dévoués, penchaient tous du côté de la congrégation. Il était extrêmement offensé, oubliant toute modération au premier moment, et ne pouvait pas, même s'il l'avait voulu, se retirer. Il y eut des débats passionnés, dans lesquels je n'ai heureusement pas été nommé, car je n'étais qu'un membre accessoire des réunions tant détesté, et notre chef zélé ne pouvait pas épargner mon père et mon ami aux affaires civiques. Je maintenais ma neutralité avec une satisfaction tranquille; car parler de tels sentiments et objets même avec des gens bienveillants m'irritait déjà quand ils ne pouvaient pas saisir le sens le plus profond et ne s'arrêtaient qu'à la surface. Mais maintenant, discuter même de cela avec des adversaires, dont on pouvait à peine se comprendre entre amis, me semblait inutile, voire pernicieux. Car bientôt j'ai pu constater que des hommes aimants et nobles, qui dans ce cas ne pouvaient pas garder leur cœur pur de l'aversion et de la haine, se sont très vite tournés vers l'injustice, et, pour défendre une forme extérieure, ont presque détruit leur meilleur être intérieur.


Quel que soit le tort que le digne homme pourrait subir dans cette affaire, et quel que soit le nombre de tentatives de me monter contre lui, je ne pourrais jamais lui refuser un respect chaleureux. Je le connaissais intimement; je pouvais me mettre à sa place avec équité dans sa façon de voir les choses. Je n'avais jamais vu un homme sans faiblesse, seulement elle est plus évidente chez les hommes excellents. Nous souhaitons et désirons maintenant, une fois pour toutes, que ceux qui sont si privilégiés ne rendent également aucun hommage, aucun hommage du tout. Je l'ai honoré en tant qu'homme excellent et j'espérais utiliser l'influence de ma neutralité tranquille, sinon pour une paix, du moins pour une trêve. Je ne sais pas quel effet j'aurais eu; Dieu a eu une vision plus courte de la question, et l'a pris pour lui. Sur son cercueil, tous ceux qui, peu de temps auparavant, s'étaient disputés avec lui pleuraient pour avoir des mots. Personne n'avait jamais douté de sa justice, de sa crainte de Dieu.


À cette époque, j'ai dû moi aussi poser les poupées qui m'étaient apparues sous un autre jour à cause de ces querelles. Mon grand-père avait tranquillement réalisé ses plans pour ma sœur. Il lui présente un jeune homme de grande valeur en tant que son époux et se montre avec une dot importante, comme on pouvait s'y attendre de sa part. Mon père a consenti avec plaisir; la sœur était libre et préparée, et a volontiers changé de station. Le mariage a été organisé au château de mon oncle, la famille et les amis ont été invités, et nous sommes tous venus avec un esprit joyeux.


Pour la première fois de ma vie, entrer dans une maison a suscité mon admiration. J'avais souvent entendu parler, je suppose, du goût de mon grand-père, de son maître d'œuvre italien, de ses collections et de sa bibliothèque; mais j'ai comparé le tout avec ce que j'avais déjà vu, et j'en ai eu une image très colorée dans mon esprit. J'ai donc été étonné de l'impression de sérieux et d'harmonie que j'ai ressentie en entrant dans la maison, et qui s'est intensifiée dans chaque hall et chaque pièce! Si le faste et les parures ne m'avaient distrait qu'autrement, ici je me suis senti recueilli et ramené à moi-même. Dans toutes les dispositions prises pour les festivités et les célébrations aussi, la splendeur et la dignité suscitaient un plaisir silencieux, et il m'était aussi incompréhensible qu'un seul homme ait pu inventer et organiser tout cela, que plusieurs puissent s'unir pour travailler ensemble dans un si grand sens. Et dans tout cela, l'hôte et son groupe semblaient si naturels; il n'y avait pas la moindre trace de raideur ni de cérémonial vide à remarquer.


La cérémonie elle-même a été introduite de manière inattendue et chaleureuse; une splendide musique vocale nous a surpris, et le clergé a su donner à cette cérémonie toute la solennité de la vérité. Je me tenais à côté de Philon, et au lieu de me souhaiter du bonheur, il a dit, avec un profond soupir. Quand j'ai vu la sœur donner sa main, j'ai eu l'impression d'être aspergé d'eau bouillante. - Pourquoi? me demandais-je. C'est toujours ainsi pour moi quand je regarde une copulation, a-t-il répondu. Je me suis moqué de lui, et j'ai eu assez souvent l'occasion de penser à ses paroles par la suite.


La gaieté de la compagnie, parmi laquelle se trouvaient de nombreux jeunes, semblait une fois de plus si brillante, en ce sens que tout ce qui nous entourait était digne et sérieux. Tous les articles ménagers, la vaisselle, le service et les centres de table étaient en harmonie avec l'ensemble, et si par ailleurs les bâtisseurs me semblaient issus de la même école que les pâtissiers, ici le pâtissier et le service de table étaient allés à l'école avec l'architecte.


Comme ils sont restés ensemble pendant plusieurs jours, le propriétaire spirituel et intelligent s'est occupé de l'animation de la compagnie de la manière la plus variée. Je n'ai pas répété ici la triste expérience que j'ai eue si souvent dans ma vie, à savoir à quel point une grande entreprise mixte est mauvaise, qui, laissée à elle-même, doit recourir aux passe-temps les plus généraux et les plus éculés, de sorte que les bons sujets, plutôt que les mauvais, ressentent le manque d'amusement.


Le grand-père l'avait arrangé de façon tout à fait différente. Il avait nommé deux ou trois maréchaux, si je peux les appeler ainsi; l'un d'eux devait s'occuper des plaisirs du jeune monde: Les danses, les promenades, les petits jeux étaient de son invention et sous sa direction, et comme les jeunes aiment vivre en plein air et ne craignent pas les influences de l'air, le jardin et la grande salle du jardin leur ont été donnés, auxquels ont été ajoutés quelques galeries et pavillons à cette fin, en effet uniquement de planches et de toile, mais dans des proportions si nobles qu'on ne pense qu'à la pierre et au marbre.


Rare est une fête où celui qui réunit les invités ressent aussi l'obligation de pourvoir à leurs besoins et à leur confort de toutes les façons!


Des parties de chasse et de jeu, de courtes promenades, des occasions de conversation solitaire et confidentielle, étaient préparées pour les personnes âgées, et celui qui se couchait le plus tôt était certainement le plus écartelé de tout bruit.


Par ce bon ordre, la pièce dans laquelle nous nous trouvions semblait un petit monde, et pourtant, à y regarder de près, le château n'était pas grand, et on n'y aurait guère logé autant de monde, et diverti chacun à sa manière, sans une connaissance précise de celui-ci, et sans l'esprit du propriétaire.


Aussi agréable que soit pour nous la vue d'une personne bien habillée, tout un établissement est agréable, à partir duquel la présence d'un être compréhensif et sensible nous devient perceptible. C'est un plaisir d'entrer dans une maison propre, même si elle est par ailleurs bâtie et décorée de façon insipide; car elle nous montre la présence, au moins d'un côté, d'hommes instruits. Comme il est doublement agréable pour nous, alors, lorsque l'esprit d'une culture supérieure, bien que seulement sensuelle, nous parle depuis une demeure humaine.


Cela m'a été rapporté de façon très vivante au château de mon grand-père. J'avais beaucoup entendu et lu sur l'art; Philon lui-même était un grand amateur de peinture et avait une belle collection; j'avais moi-même beaucoup dessiné; mais en partie j'étais trop occupé par mes sentiments et je m'efforçais seulement de rendre pure la seule chose qui était nécessaire, en partie toutes les choses que j'avais vues semblaient me distraire comme les autres choses du monde. Pour la première fois, j'ai été ramené à moi-même par quelque chose d'extérieur, et j'ai fait connaissance avec la différence entre le chant naturel et excellent du rossignol et un alléluia à quatre voix venant de la gorge d'hommes pleins d'âme, à mon plus grand étonnement.


Je ne cachais pas ma joie à mon grand-père, qui, quand tout le reste était passé de son côté, avait l'habitude de converser particulièrement avec moi. Il parlait avec une grande modestie de ce qu'il possédait et avait produit, avec une grande certitude du sens dans lequel il avait été recueilli et mis en place, et je pouvais bien percevoir qu'il parlait avec douceur pour moi, en ce sens que, selon ses anciennes manières, il semblait subordonner le bien dont il se croyait seigneur et maître à celui qui, selon sa conviction, était le plus juste et le meilleur.


Si nous pouvons concevoir, a-t-il dit un jour, aussi possible, que le Créateur du monde lui-même ait pris la forme de sa créature, et qu'à sa manière elle ait été pendant un temps dans le monde, cette créature doit déjà nous apparaître infiniment parfaite, parce que le Créateur a pu s'unir si intimement à elle. Il ne doit donc pas y avoir de contradiction entre le concept de l'homme et celui de la divinité, et bien que nous ressentions souvent une certaine dissemblance et une certaine distance par rapport à ce dernier, il est d'autant plus de notre devoir de ne pas toujours regarder, comme l'avocat du mauvais esprit, uniquement les défauts et les faiblesses de notre nature, mais plutôt de rechercher toutes les perfections qui nous permettront de confirmer les prétentions de notre divinité.


J'ai souri, et je me suis dit: Ne me fais pas trop honte, cher oncle, par la courtoisie de parler dans ma langue! Ce que vous avez à me dire est d'une telle importance pour moi que j'aimerais l'entendre dans votre propre langue, et je vais ensuite essayer de traduire ce que je ne peux pas tout à fait m'approprier.


Je pourrai, dit-il, continuer à ma manière sans changer de ton. Le plus grand mérite de l'homme reste, je suppose, qu'il détermine les circonstances autant que possible et se laisse le moins possible déterminer par elles. Le monde entier se trouve devant nous comme une grande carrière devant le maître d'œuvre, qui ne mérite ce nom que lorsqu'il assemble à partir de ces masses accidentelles de la nature un archétype qui a germé dans son esprit avec la plus grande économie, la plus grande opportunité et la plus grande solidité. Tout ce qui est à l'extérieur de nous n'est qu'un élément, voire, je pourrais bien le dire, tout ce qui nous concerne également; mais au fond de nous se trouve cette force créatrice qui est capable de créer ce qui doit être, et qui ne nous laisse pas de repos tant que nous ne l'avons pas représenté à l'extérieur de nous ou à nous d'une manière ou d'une autre. Vous, chère nièce, vous avez peut-être choisi la meilleure partie; vous avez cherché à faire en sorte que votre nature morale, votre nature profonde et aimante, s'accorde avec vous-même et avec l'être le plus élevé, tandis que le reste d'entre nous n'est pas à blâmer non plus, si nous cherchons à connaître l'homme sensuel dans son lit d'action et à l'amener activement à l'unité.


Par de telles conversations, nous sommes devenus progressivement plus familiers, et j'ai obtenu de lui qu'il me parle sans condescendance quant à lui-même. Ne pensez pas, m'a dit le oncle, que je vous flatte lorsque je loue votre façon de penser et d'agir. J'admire l'homme qui sait clairement ce qu'il veut, qui avance sans cesse, qui connaît les moyens de sa fin, et qui sait les saisir et les utiliser; que sa fin soit grande ou petite, qu'elle mérite des louanges ou des reproches, cela n'entre en considération avec moi qu'après. Croyez-moi, ma chère, la majeure partie de la malice et de ce qu'on appelle le mal dans le monde survient simplement parce que les hommes sont trop négligents pour bien connaître leurs fins et, quand ils les connaissent, pour y travailler sérieusement. Ils me semblent être des gens qui ont l'idée qu'une tour peut et doit être construite, et pourtant qui n'utilisent pas plus de pierres et de main-d'œuvre pour les fondations qu'on n'en utiliserait pour une hutte. Si vous, mon ami, dont le plus grand besoin était de vous réconcilier avec votre nature morale intérieure, au lieu de faire de grands et audacieux sacrifices, ne vous étiez aidé qu'entre votre famille, un époux, peut-être un mari, vous n'auriez, en éternelle contradiction avec vous-même, jamais profité d'un moment de contentement.


Vous avez besoin, ai-je déplacé ici, du mot sacrifice, et j'ai parfois pensé à la façon dont nous offrons le moindre à un but supérieur, comme à une divinité, s'il est déjà cher à nos cœurs, comme on conduirait volontiers et avec plaisir une brebis aimée à l'autel pour la santé d'un père vénéré.


Quoi qu'il en soit, dit-il, la raison ou le sentiment qui nous fait donner l'un pour l'autre, choisir l'un avant l'autre, est, à mon avis, la chose la plus vénérable chez l'homme. On ne peut pas avoir la marchandise et l'argent en même temps; et il est tout aussi mal loti celui qui a toujours envie de la marchandise sans avoir le cœur de donner l'argent, que celui qui est désolé d'acheter quand il a la marchandise entre les mains. Mais je suis loin de blâmer les gens de la moitié; car ce n'est pas vraiment eux qu'il faut blâmer, mais la situation complexe dans laquelle ils se trouvent, et dans laquelle ils ne savent pas comment se gouverner. Par exemple, vous trouverez, en moyenne, moins de mauvais propriétaires à la campagne que dans les villes, et encore moins dans les petites villes que dans les grandes; et pourquoi? L'homme naît dans une situation limitée; il est capable de voir des fins simples, proches et précises, et il s'habitue à utiliser les moyens qui sont immédiatement à sa portée; mais dès qu'il entre dans le large, il ne sait ni ce qu'il veut, ni ce qu'il doit, et il en est de même s'il est dispersé par la quantité d'objets, ou s'il est dérangé par la hauteur et la dignité de ceux-ci. C'est toujours son malheur s'il est amené à rechercher quelque chose avec lequel il ne peut pas se connecter par une activité personnelle régulière.


En vérité, poursuit-il, sans sérieux, rien n'est possible dans le monde, et parmi ceux que nous appelons les gens instruits, il y a en fait peu de sérieux; je voudrais dire qu'ils ne sont engagés que dans une sorte d'autodéfense contre le travail et les affaires, contre les arts et même contre les divertissements; ils vivent en lisant un paquet de journaux juste pour s'en débarrasser, et je me souviens de ce jeune Anglais à Rome qui, le soir, a dit à une fête, avec une grande satisfaction, qu'il avait aujourd'hui terminé six églises et deux galeries. On veut savoir et on sait beaucoup de choses, et seulement celles qui concernent le moins, et on ne remarque pas qu'aucune faim n'est satisfaite en aspirant de l'air. Quand je connais un homme, je lui demande tout de suite, dans quoi il s'engage? et comment? et dans quelle conséquence? et avec la réponse à cette question mon intérêt pour lui est aussi décidé pour la vie.


Vous êtes, cher oncle, répondis-je, peut-être trop sévère, et privez beaucoup d'hommes de bien, à qui vous pourriez être utile, de votre main secourable.


Faut-il lui reprocher, a-t-il répondu, qui a travaillé si longtemps en vain sur eux et pour eux? Combien ne souffre-t-on pas dans la jeunesse de gens qui pensent nous inviter à une agréable fête de plaisir, alors qu'ils promettent de nous faire entrer dans la société des Danaïdes ou de Sisyphe. Dieu merci, je m'en suis débarrassé, et si quelqu'un entre malheureusement dans mon cercle, je cherche à le complimenter de la manière la plus polie; car c'est de ces personnes que l'on entend les plaintes les plus amères sur le cours confus des affaires du monde, sur la superficialité des sciences, sur la frivolité des artistes, sur la vacuité des poètes, et tout le reste. Ils considèrent surtout qu'eux-mêmes, et la multitude comme eux, ne liraient pas le livre même qui a été écrit comme ils le demandent, que la poésie authentique leur est étrangère et que même une bonne œuvre d'art ne peut gagner leurs applaudissements que par des préjugés. Mais rompons; il n'y a pas de temps pour gronder ni pour se plaindre.


Il a attiré mon attention sur les différentes peintures accrochées au mur ; mon regard s'est attardé sur celles dont la vue était charmante, ou dont le sujet était important; il l'a laissée un peu poussée, puis a dit: Maintenant, accorde aussi un peu d'attention au génie qui a produit ces œuvres. Les bons esprits aiment tant voir le doigt de Dieu dans la nature; pourquoi ne pas accorder une certaine considération à la main de son imitateur? Il a ensuite attiré mon attention sur des images discrètes, et s'est efforcé de me faire comprendre qu'en fait, seule l'histoire de l'art pouvait nous donner une conception de la valeur et de la dignité d'une œuvre d'art, qu'il faut d'abord connaître les étapes ardues du mécanisme et du métier, sur lesquelles l'homme capable travaille pendant des siècles, afin de comprendre comment il est possible au génie de se déplacer librement et joyeusement sur le sommet, dont la simple vue nous donne le vertige.


Il avait réuni une belle série dans ce sens, et je ne pouvais pas m'empêcher, lorsqu'il me l'a présentée, de voir l'éducation morale ici devant moi comme une parabole. Lorsque je lui ai fait part de mes réflexions, il a changé d'avis: Vous avez tout à fait raison, et nous voyons par là que l'on ne fait pas bien de poursuivre une éducation morale seul, enfermé en soi-même; on constatera plutôt que celui dont l'esprit aspire à une culture morale a toutes les raisons d'entraîner en même temps sa sensualité la plus fine, de peur de glisser de sa hauteur morale en se livrant à l'attrait d'une imagination désordonnée, et de tomber dans le cas où il dégraderait sa nature plus noble en prenant plaisir à de somptueuses badineries, sinon à quelque chose de pire.


Je ne le soupçonnais pas de me viser, mais j'ai été frappé en repensant que parmi les chants qui m'avaient édifié, il y en avait peut-être beaucoup de clinquants, et que les petites images qui s'attachaient à mes idées spirituelles n'auraient guère trouvé grâce aux yeux de mon grand-père.


Philon, quant à lui, avait souvent été à la bibliothèque et me l'a fait découvrir. Nous avons admiré la sélection et la quantité de livres. Ils ont été rassemblés dans tous les sens du terme, car on n'y trouve presque que ceux qui nous mènent à une connaissance claire ou nous instruisent dans le bon ordre, qui nous donnent les bons matériaux ou nous convainquent de l'unité de notre esprit.


J'avais lu sans relâche dans ma vie, et dans certains sujets, presque aucun livre ne m'était inconnu; il m'était donc d'autant plus agréable de parler ici de la vue d'ensemble et de constater des lacunes là où je n'avais vu autrement qu'une confusion limitée ou une expansion infinie.


En même temps, nous avons fait la connaissance d'un homme tranquille très intéressant. Il était médecin et naturaliste, et semblait appartenir plus aux Pénates qu'aux habitants de la maison. Il nous a montré le cabinet de naturalia qui, comme la bibliothèque dans des vitrines fermées à clé, décorait à la fois les murs des pièces et anoblissait l'espace sans le comprimer. Ici, je me suis rappelé avec plaisir ma jeunesse, et j'ai montré à mon père plusieurs objets qu'il avait autrefois apportés au lit de son enfant malade, qui regardait à peine le monde. Ce faisant, le médecin a dissimulé aussi peu que dans les conversations suivantes qu'il m'a approché en vue de sentiments religieux, louant mon grand-père sauf à juste titre pour sa tolérance et son appréciation de tout ce qui indiquait et promouvait la valeur et l'unité de la nature humaine, sauf, bien sûr, qu'il exigeait la même chose de toutes les autres personnes et n'avait pas l'habitude de condamner ou de fuir quoi que ce soit tant que la vanité individuelle et l'étroitesse d'exclusion.


Depuis le mariage de ma sœur, mon grand-père avait vu la joie dans ses yeux, et il m'a parlé à plusieurs reprises de ce qu'il pensait pouvoir faire pour elle et ses enfants. Il avait de beaux domaines, qu'il cultivait lui-même, et qu'il espérait remettre à ses neveux dans les meilleures conditions. Au sujet du petit domaine où nous nous trouvions, il semblait avoir des pensées particulières: Je ne le laisserai, disait-il, qu'à une personne qui sait connaître, apprécier et jouir de ce qu'il contient, et qui voit combien un homme riche et distingué a intérêt, surtout en Allemagne, à mettre en place quelque chose d'exemplaire.


Déjà la plupart des invités avaient peu à peu disparu; nous nous préparions à prendre congé, et pensions avoir assisté à la dernière scène de la cérémonie, lorsque nous avons été à nouveau surpris par son attention à nous donner un plaisir digne de ce nom. Nous n'avions pas pu lui cacher la joie que nous avons ressentie lorsque, au mariage de ma sœur, un chœur de voix humaines s'est fait entendre sans aucun accompagnement d'aucun instrument. Nous lui avons suggéré de nous redonner ce plaisir, mais il n'a pas semblé le remarquer. Quelle ne fut donc pas notre surprise lorsqu'un soir il nous dit: La musique de danse est partie; les jeunes amis fugitifs nous ont quittés; le couple lui-même a déjà l'air plus sérieux qu'il y a quelques jours, et se séparer à une telle époque, où l'on ne se reverra peut-être plus jamais, du moins d'une manière différente, nous met dans un état d'esprit solennel, que je ne peux nourrir plus noblement que par une musique dont la répétition semblait auparavant désirée.


Il a fait renforcer le chœur entre-temps et s'est entraîné encore plus en silence, nous récitant des chants à quatre et à huit voix, ce qui, je dois le dire, nous a vraiment donné un avant-goût de la béatitude. Je n'avais connu jusqu'alors que le chant pieux, dans lequel les bonnes âmes pensent souvent qu'elles louent Dieu à gorge rauque, comme les petits oiseaux de la forêt, parce qu'elles se font une agréable sensation; puis la vaine musique des concerts, dans laquelle on est tout au plus emporté par l'admiration d'un talent, mais rarement même par un plaisir passager. J'ai alors entendu une musique, issue du sens le plus profond des plus excellentes natures humaines, qui, par le biais d'organes définis et pratiqués, parlait à nouveau en unité harmonique au sens le plus profond et le meilleur de l'homme, et lui faisait vraiment sentir à ce moment sa ressemblance avec Dieu. Tous étaient des chants spirituels latins, qui se détachaient comme des joyaux dans l'anneau d'or d'une société laïque bien élevée, et, sans aucune exigence de soi-disant édification, m'élevaient et me rendaient heureux de la manière la plus spirituelle.


Lors de notre départ, nous avons tous reçu le plus noble des cadeaux. Il m'a remis la Croix de l'Ordre de mon mon monastère, plus artistiquement et plus magnifiquement travaillée et émaillée qu'on n'avait l'habitude de voir ailleurs. Elle était accrochée à un grand diamant, qui l'attachait en même temps au ruban, et qu'il m'a demandé de considérer comme la pierre la plus noble d'une collection naturelle.


Ma soeur est allée avec son mari dans sa propriété, et le reste d'entre nous est rentré chez lui, et semble avoir retrouvé une vie très commune en ce qui concerne nos circonstances extérieures. Nous avons été posés sur la terre plate comme dans un château de fées, et nous avons dû nous comporter et nous débrouiller à nouveau à notre manière.


Les expériences étranges que j'ai vécues dans ce nouveau cercle m'ont laissé une belle impression; mais il n'est pas resté longtemps dans toute sa vivacité, bien que mon grand-père ait essayé de le maintenir et de le renouveler en m'envoyant de temps en temps quelques-unes de ses meilleures et plus agréables œuvres d'art et, lorsque je les avais appréciées assez longtemps, les échangeait à nouveau avec d'autres.


J'étais trop habitué à m'occuper de moi-même, à mettre de l'ordre dans les affaires de mon cœur et de mon esprit, et à en parler avec des personnes de même sensibilité, que j'aurais dû considérer avec attention une œuvre d'art sans revenir bientôt à moi-même. J'étais habitué à ne regarder une peinture et une gravure que comme les lettres d'un livre. Un beau tirage fait plaisir, je suppose; mais qui prendra un livre pour un tirage? Une représentation picturale doit donc aussi me dire quelque chose, elle doit m'instruire, m'émouvoir, m'améliorer; et mon grand-père pouvait parler à sa guise dans ses lettres expliquant ses œuvres d'art, mais cela restait toujours le même avec moi.


Mais plus que ma propre nature, les événements extérieurs, les changements dans ma famille, m'ont éloigné de telles contemplations, même de moi-même pendant un certain temps; j'ai dû tolérer et travailler, plus que mes faibles pouvoirs ne semblaient pouvoir le supporter.


Ma soeur célibataire avait été mon bras droit jusqu'alors; saine, forte et d'une indescriptible gentillesse, elle avait pris en charge les soins du ménage, tout comme je m'occupais des soins personnels de mon vieux père. Elle a été attaquée par un catarrhe, qui s'est transformé en une maladie de la poitrine, et en trois semaines elle s'est allongée sur le brancard; sa mort m'a causé des blessures, dont je n'aime toujours pas regarder les cicatrices.


J'étais couché dans mon lit avant qu'elle ne soit enterrée; les vieux dégâts sur ma poitrine semblaient se réveiller, je toussais violemment et j'étais si enroué que je ne pouvais pas produire un son fort.


La sœur mariée est arrivée des semaines trop tôt, terrorisée et affligée. Mon vieux père craignait de perdre ses enfants et l'espoir de sa postérité d'un seul coup; ses larmes justes ont accru ma misère; j'ai supplié Dieu de me rendre une santé tolérable, et je lui ai seulement demandé d'épargner ma vie jusqu'à la mort de mon père. Je me suis rétabli et j'ai pu reprendre mes fonctions, mais seulement de façon misérable.


Ma soeur était de nouveau pleine d'espoir. Elle n'était pas tout à fait heureuse avec son mari, et cela devait rester caché à son père; je devais être l'arbitre, et j'en étais d'autant plus capable que mon beau-frère avait confiance en moi, et que tous deux étaient vraiment des gens bien, sauf que tous deux, au lieu de s'occuper l'un de l'autre, étaient justes l'un envers l'autre, et ne pouvaient jamais se mettre d'accord par désir de vivre en complète harmonie l'un avec l'autre. Maintenant, j'ai aussi appris à attaquer les choses du monde avec sérieux et à exercer ce que je n'avais fait que chanter.


Ma sœur a donné naissance à un fils; l'indisposition de mon père ne l'a pas empêché de se rendre chez elle. À la vue de l'enfant, il était incroyablement gai et heureux, et au baptême, il m'a semblé, à contre-courant de ses manières, comme s'il était enthousiaste, voire, je dirais, comme un génie à deux visages. Avec l'un, il regardait avec joie vers les régions dans lesquelles il espérait bientôt entrer, avec l'autre, vers la nouvelle vie terrestre pleine d'espoir qui avait germé chez le garçon qui descendait de lui. Sur le chemin du retour, il ne s'est jamais lassé de me parler de l'enfant, de sa forme, de sa santé et de son souhait que les talents de ce nouveau citoyen du monde se développent avec bonheur. Ses réflexions à ce sujet se sont poursuivies lorsque nous sommes arrivés à la maison, et ce n'est qu'après quelques jours que nous avons remarqué une sorte de fièvre, qui se manifestait après le dîner, sans gel, par une chaleur un peu fatigante. Il ne s'est cependant pas allongé et est sorti le matin, et a fidèlement rempli ses fonctions officielles, jusqu'à ce que des symptômes graves et persistants l'en empêchent enfin.


Je n'oublierai jamais la sérénité de son esprit, la clarté et la distinction avec lesquelles il a mené les affaires de sa maison, les affaires de ses funérailles, comme si elles étaient l'affaire d'un autre, avec le plus grand ordre.


Avec une gaieté qui n'était pas la sienne d'habitude, et qui se transformait en une joie vive, il me dit: Où est passée la peur de la mort que je ressentais auparavant? Dois-je avoir peur de mourir? J'ai un Dieu de bonté, la tombe m'inspire sans horreur, j'ai la vie éternelle.


Me rappeler les circonstances de sa mort, qui a eu lieu peu de temps après, est l'un de mes divertissements les plus agréables dans ma solitude, et les effets visibles d'une puissance supérieure en cela personne ne me reniera.


La mort de mon cher père a changé mon mode de vie précédent. Par la plus stricte obéissance, par la plus grande restriction, je suis entré dans la plus grande liberté, et j'en ai profité comme d'une nourriture dont on a longtemps été privé. Sinon, je sortais rarement de la maison pendant deux heures; maintenant, je ne passe presque plus une journée dans ma chambre. Mes amis, avec lesquels je ne pouvais autrement que faire des visites intermittentes, voulaient profiter de ma compagnie continue autant que je profitais de la leur; on m'invitait souvent à dîner, les promenades et les petits voyages d'agrément s'ajoutaient, et je ne restais jamais en arrière, nulle part. Mais lorsque la boucle a été bouclée, j'ai vu que le bonheur inestimable de la liberté ne consiste pas à faire tout ce que l'on peut faire, et quelles que soient les circonstances qui nous y invitent, mais à faire ce que l'on pense comme il faut et comme il faut, sans entrave ni retenue, dans le droit chemin, et j'étais assez âgé pour arriver à la belle conviction dans ce cas sans payer d'apprentissage.


Ce que je ne pouvais pas me refuser, c'était de poursuivre au plus vite mes rapports avec les membres de la église d‘herrnhut, et de les établir plus solidement, et je me suis empressé de visiter l'une de leurs institutions les plus proches; mais là aussi, je n'ai pas trouvé du tout ce que j'avais imaginé. J'ai eu l'honnêteté de faire connaître mon opinion, et on a essayé de m'apprendre à nouveau que cette constitution n'était en rien contraire à une communauté correctement établie. Je pouvais supporter cela, mais j'étais convaincu que le véritable esprit aurait dû sortir d'une petite institution aussi bien que d'une grande.


Un de leurs évêques qui était présent, un disciple immédiat du comte, s'est beaucoup occupé de moi; il parlait un anglais parfait, et comme je le comprenais un peu, il pensait que c'était un indice que nous étions ensemble; mais je ne le pensais pas du tout, ses rapports ne pouvaient pas me plaire le moins du monde. C'était un coutelier, un cheval né; sa façon de penser ne pouvait pas nier qu'il était un artisan. Je m'entendais mieux avec Monsieur de L*, qui avait été major dans le service français; mais je ne me suis jamais senti capable de la soumission dont il faisait preuve à l'égard de ses supérieurs; en effet, j'ai eu l'impression d'être giflé quand j'ai vu le major et d'autres femmes plus ou moins vues embrasser la main de l'évêque. Entre-temps, un voyage en Hollande a été organisé, mais il n'a jamais eu lieu, et certainement pas pour mon bien.


Ma soeur était descendue avec une fille, et maintenant c'était à nous, les femmes, de nous contenter et de penser à la façon dont elle devrait un jour être élevée comme nous. Mon beau-frère, en revanche, était très mécontent de la naissance d'une autre fille l'année suivante; il souhaitait voir autour de lui, dans ses grandes propriétés, des garçons qui pourraient un jour l'aider dans l'administration.


Je me tenais tranquille dans ma faible santé, et dans un mode de vie tranquille à peu près en équilibre; je ne craignais pas la mort, non que je veuille mourir, mais je sentais dans le calme que Dieu me donnait le temps d'examiner mon âme et de me rapprocher de lui. Pendant les nombreuses nuits blanches, j'ai surtout ressenti quelque chose que je ne peux pas décrire clairement.


C'était comme si mon âme pensait sans la compagnie du corps; elle regardait le corps lui-même comme un être qui lui est étranger, comme on regarde une robe. Elle a imaginé avec une extraordinaire vivacité les temps et les événements passés et a senti de ceux-ci ce qui allait suivre. Tous ces temps sont révolus; ce qui suit passera aussi, le corps se déchirera comme un vêtement, mais moi, le moi bien connu, je suis.


Ce grand sentiment, sublime et consolant, un noble ami m'a appris à m'y adonner le moins possible, et il est devenu de plus en plus intime avec moi; c'était le médecin que j'avais rencontré dans la maison de mon grand-père, et qui était devenu très bien informé de l'état de mon corps et de mon esprit; il m'a montré à quel point ces sensations, lorsque nous les nourrissons en nous indépendamment des objets extérieurs, en un sens nous creusent, et sapent la raison de notre existence. Etre actif, dit-il, est la première destinée de l'homme, et tous les temps intermédiaires où il est contraint de se reposer, il doit s'employer à acquérir une connaissance claire des choses extérieures, ce qui, par conséquent, facilitera à nouveau son activité.


Comme l'ami savait que j'avais l'habitude de considérer mon propre corps comme un objet extérieur, et comme il savait que je connaissais bien ma constitution, mes maladies et les remèdes médicaux, et que j'étais vraiment devenu un demi-médecin à cause de mes souffrances persistantes et de celles des autres, Il a donc dirigé mon attention de la connaissance du corps humain et des épices vers les autres objets voisins de la création et m'a conduit comme au paradis, et ce n'est qu'enfin, si je peux poursuivre ma parabole, qu'il m'a laissé soupçonner de loin le créateur se promenant dans le jardin dans la fraîcheur du soir.


Quelle joie de voir maintenant Dieu dans la nature, puisque je le porte avec une telle certitude dans mon cœur; combien l'œuvre de ses mains m'intéresse, et combien je lui suis reconnaissant d'avoir voulu m'animer du souffle de sa bouche!


Avec ma sœur, nous avons retrouvé l'espoir pour un garçon que mon beau-frère attendait avec tant d'impatience et dont il n'a malheureusement pas pu assister à la naissance. Le brave homme est mort à la suite d'une chute malheureuse de son cheval, et ma soeur l'a suivi, ayant donné au monde un beau garçon. Je ne pouvais que regarder ses quatre enfants avec mélancolie. Beaucoup de personnes en bonne santé m'avaient précédé, les malades; ne devrais-je pas voir certaines de ces fleurs d'espoir s'effondrer? Je connaissais suffisamment bien le monde pour savoir sous combien de dangers un enfant grandit, surtout dans la classe supérieure, et il me semblait qu'ils avaient encore augmenté pour le monde actuel depuis l'époque de ma jeunesse. Je sentais qu'avec ma faiblesse je ne pouvais rien faire ou presque pour les enfants; plus désirable était pour moi la résolution de mon grand-père, qui découlait naturellement de sa façon de penser, de consacrer toute son attention à l'éducation de ces aimables créatures. Et ils le méritaient certainement dans tous les sens du terme ; ils étaient bien éduqués et, malgré leur grande diversité, ils promettaient tous de devenir des gens de bonne humeur et intelligents.


Depuis que mon bon docteur avait attiré mon attention sur eux, j'avais toujours aimé observer les ressemblances familiales chez les enfants et les parents. Mon père avait soigneusement conservé les tableaux de ses ancêtres, s'était fait peindre, lui et ses enfants, par des maîtres désolés, et ma mère et ses proches n'avaient pas été oubliés. Nous connaissions très bien les personnages de toute la famille, et comme nous les avions souvent comparés les uns aux autres, nous cherchions maintenant à retrouver les similitudes d'extérieur et d'intérieur chez les enfants. Le fils aîné de ma sœur semblait ressembler à son grand-père paternel, dont un tableau de jeunesse était très bien peint dans la collection de notre grand-père; aussi, comme lui, qui s'était toujours montré un bon officier, il n'aimait rien tant que le fusil, dont il s'occupait toujours aussi souvent qu'il me rendait visite. Car mon père avait laissé une très belle armoire à fusils, et le petit bonhomme ne se reposerait pas tant que je ne lui aurais pas donné une paire de pistolets et un fusil de chasse, et tant qu'il n'aurait pas appris comment remonter une serrure allemande. D'ailleurs, il n'était rien moins que brutal dans ses actions et dans sa nature, mais plutôt doux et compréhensif.


La fille aînée avait capté toute mon affection, et c'est peut-être parce qu'elle me ressemblait, et que des quatre, elle était la plus dévouée à mon égard. Mais je peux dire que plus je l'observais en grandissant, plus elle me faisait honte, et je ne pouvais pas regarder l'enfant sans étonnement, voire, je pourrais presque dire, sans vénération. On ne voyait pas facilement une figure plus noble, une disposition calme, et une activité toujours la même, confinée à aucun objet. Elle n'a jamais été inactive un seul instant de sa vie, et chaque entreprise est devenue une action digne de ce nom sous ses mains. Tout lui semblait pareil, si seulement elle pouvait faire ce qui était dans le temps et dans l'espace, et de même elle pouvait rester calme, sans impatience, quand on ne trouvait rien à faire. Cette activité sans besoin d‘occupation, je ne l'ai pas revue de ma vie. Son comportement envers les nécessiteux et ceux qui ont besoin d'aide est inimitable depuis sa jeunesse. J'avoue volontiers que je n'ai jamais eu le talent de faire des affaires par charité; je n'ai pas été chiche envers les pauvres, en effet j'ai souvent trop donné dans ma situation, mais dans un certain sens je me suis seulement acheté, et cela devait être inné en moi s'il voulait gagner mes soins. C'est tout le contraire que j'ai loué chez ma nièce. Je ne l'ai jamais vue donner de l'argent à une personne pauvre, et ce qu'elle recevait de moi à cette fin, elle le transformait toujours d'abord en besoin suivant. Elle ne m'a jamais paru plus aimable que lorsqu'elle saccageait mes vêtements et mes armoires à linge ; elle trouvait toujours quelque chose que je ne portais pas et dont je n'avais pas besoin, et découper ces vieilles choses et les adapter à un enfant en haillons était son plus grand bonheur.


Les dispositions de sa soeur se sont déjà révélées différentes; elle tenait beaucoup de sa mère, promettait très tôt d'être très délicate et adorable, et semble vouloir tenir sa promesse; elle est très occupée par son apparence, et a su dès le début se lisser et se porter d'une manière qui frappe l'œil. Je me souviens encore avec quel plaisir elle se regardait dans le miroir quand elle était petite, quand je devais attacher autour d'elle les belles perles que ma mère m'avait laissées et qu'elle avait trouvées sur moi.


En regardant ces diverses affections, il m'était agréable de penser que mes biens s'effriteraient parmi elles après ma mort, et qu'ils revivraient à travers elles. J'ai vu les fusils de chasse de mon père qui marchaient déjà sur le dos du neveu dans le lit, et des poulets qui tombaient déjà de son sac de chasse; j'ai vu toute ma garde-robe à la confirmation de Pâques, adaptée à toutes les petites filles, sortant de l'église, et avec mes meilleurs tissus ornant une demoiselle citoyenne le jour de sa noce; car Natalie avait un penchant particulier pour l'habillement de tels enfants et de pauvres filles respectables, bien que, comme je dois le remarquer ici, elle ne montrait elle-même aucune sorte d'amour, et, si je puis dire, aucun besoin d'attachement à un être visible ou invisible, tel qu'il s'était manifesté si vivement en moi dans ma jeunesse, d'une quelconque manière.


Lorsque je pensais que le plus jeune porterait mes perles et mes bijoux à la cour le même jour, je voyais calmement mes biens ainsi que mon corps retourner aux éléments.


Les enfants ont grandi et sont, à ma grande satisfaction, des créatures saines, belles et courageuses. Je supporte avec patience que le grand-père les éloigne de moi, et je les vois rarement quand ils sont près de moi ou même en ville.


Un homme merveilleux, que l'on prend pour un ecclésiastique français, sans être tout à fait informé de son origine, a la charge de tous les enfants qui sont élevés dans des lieux différents et qui sont tantôt ici, tantôt là en internat.


Au début, je ne voyais aucun plan dans cette éducation, jusqu'à ce que mon médecin me dise enfin que mon grand-père avait été persuadé par l'abbé que si l'on voulait faire quelque chose pour l'éducation d'un homme, il fallait voir où allaient ses inclinations et ses désirs, et qu'il fallait ensuite le mettre en mesure de les satisfaire au plus vite, pour les satisfaire le plus tôt possible, pour les atteindre le plus tôt possible, afin que, lorsqu'un homme a commis une erreur, il puisse assez tôt la percevoir, et que, lorsqu'il a trouvé ce qui lui convient, il puisse y adhérer avec plus d'empressement et poursuivre assidûment son éducation. Je souhaite que cette étrange tentative puisse réussir; avec de si bonnes natures, c'est peut-être possible.


Mais ce que je ne peux approuver chez ces éducateurs, c'est qu'ils cherchent à retirer aux enfants tout ce qui pourrait les amener à s'occuper d'eux-mêmes et de leur seul ami invisible et fidèle. Oui, mon grand-père m'a souvent ennuyé et me considère donc comme dangereux pour les enfants. Dans la pratique, aucun homme n'est tolérant! Car celui qui assure qu'il voudrait laisser chacun avoir sa propre voie et sa propre nature, cherche toujours à exclure de l'activité ceux qui ne pensent pas comme lui.


Cette façon de m'enlever des enfants me chagrine d'autant plus que je peux être convaincu de la réalité de ma foi. Pourquoi n'aurait-il pas une origine divine, et non un objet réel, puisqu'il s'avère si efficace dans la pratique? Puisque c'est par la pratique que nous devenons plus sûrs de notre propre existence, pourquoi ne serions-nous pas capables de nous convaincre de la même manière de cet Être qui nous donne la main pour faire tout ce qui est bon?


Que j'avance toujours, jamais en arrière, que mes actions ressemblent de plus en plus à l'idée que je me suis faite de la perfection, que je me sens chaque jour plus à l'aise pour faire ce qui me semble juste, même dans la faiblesse de mon corps, qui me prive de tant de services : tout cela peut-il s'expliquer par la nature humaine, dont j'ai vu si profondément la ruine? Pour moi, non.


Je me souviens à peine d'un commandement, rien ne m'apparaît sous la forme d'une loi, c'est une impulsion qui me guide et me conduit toujours droit; je suis mes sentiments avec liberté et je connais aussi peu de restriction que de remords. Grâce à Dieu, je reconnais à qui je dois ce bonheur, et je ne peux penser à ces avantages qu'avec humilité. Car je ne risquerai jamais de devenir fier de mes propres capacités et de ma fortune, puisque j'ai si clairement perçu ce qu'un monstre ainsi dans chaque sein humain, si une puissance supérieure ne nous préservait pas, pouvait générer et se nourrir lui-même.






GOETHE ON BIRDS


Wednesday, 26 September 1827


Goethe had invited me for a drive this morning to the Hottelstedt Corner, the westernmost height of the Ettersberg, and from there to the hunting lodge of Ettersburg. The day was extremely beautiful, and we drove out to Jacob‘s Gate in good time. Behind Lützendorf, where the road climbs steeply and we could only drive at a walking pace, we had the opportunity to make all kinds of observations. Goethe noticed a lot of birds in the hedges behind the land and asked me if they were larks. You great and dear one, I thought, who has explored the whole of nature like few others, you seem to be a child when it comes to ornithology.


There are buntings and sparrows“, I replied, „and also a few late warblers that come down from the thicket of the Ettersberg into the gardens and fields after waiting for the moult and prepare to leave; but they are not larks. It is not in the lark's nature to perch on bushes. The field or sky lark soars up into the air and descends again to the earth, and in autumn it may go through the air in flocks and drop down again on some stubble field, but it does not go to hedges and bushes. The tree lark, on the other hand, loves the top of tall trees, from where it soars singing into the air and descends again to its tree top. Then there is another lark, which can be found in lonely areas on the midday side of forest glades and has a very soft, flute-like, yet somewhat melancholy song. It does not linger on the Ettersberg, which is too lively and too closely surrounded by people for it; but it does not go into bushes either.“


Hm!“ said Goethe, „you do not seem to be a novice in these matters.“


I have pursued the subject with love from my youth“, I replied, „and have always had my eyes and ears open to it. The whole forest of the Ettersberg has few places that I have not wandered through repeatedly. If I hear a single sound now, I dare to say from which bird it comes. I am also so far advanced that if any bird is brought to me which has lost its plumage in captivity through wrong treatment, I trust myself very soon to restore it perfectly healthy and well feathered.“


That certainly shows“, replied Goethe, „that you have already been through a great deal in these matters. I would advise you to continue your studies in earnest; with your resolute direction it must lead to very good results. But tell me something about the moult. You spoke earlier of late warblers that came down from the thicket of the Ettersberg into the fields after their moult was complete. Is the moult bound to a certain epoch, and do all birds moult at the same time?“


With most birds“, I replied, „it occurs immediately after the breeding season is over, that is, as soon as the young of the last brood are so far along that they can help themselves. But the question is whether the bird still has the necessary space for moulting from the time when the last clutch is ready until the time of its departure. If it has, it moults here and leaves with fresh plumage. If it does not have it, it leaves with its old plumage and moults later in the warm south. For birds do not come to us at the same time in spring, nor do they go away at the same time in autumn. And this is due to the fact that one species does not care so much for cold and rough weather and can bear it more than another. But a bird that arrives here early leaves late, and a bird that arrives here late leaves early.


Even among the warblers, which belong to the same sex, there is a great difference. The rattling warbler or miller can be heard in our country as early as the end of March; a fortnight later comes the black-headed warbler or monk; then, about a week later, the nightingale, and only at the very end of April or beginning of May the grey warbler. All these birds moult in August, and so do the young of their first flock, which is why young monks with black heads are caught at the end of August. But the young of the last flock go away with their first plumage and moult later in southern countries; for which reason young monks can be caught at the beginning of September, namely young males that still have the red head like their mother.“


Is then the grey warbler“, asked Goethe, „the latest bird to arrive with us, or do others come still later?“


The so-called yellow mockingbird and the splendid golden oriole“, I replied, „come only towards Whitsun. After the breeding season is over, around the middle of August, they both leave again and moult with their young in the south. If you have them in a cage, they moult in winter, which is why these birds are very difficult to bring through. They require a lot of warmth. But if you hang them near the stove, they wither away for lack of fertile air; if, on the other hand, you bring them near the window, they wither away in the cold of the long nights.“


It is thought“, said Goethe, „that moulting is a disease, or at least accompanied by physical weakness.“


I would not say that“, I replied. „It is a state of increased productivity, which takes place wonderfully in the open air, without the slightest complaint, and, in the case of reasonably vigorous individuals, perfectly well indoors. I have had warblers that did not stop singing during the whole moult: a sign that they were perfectly well. If, however, a bird is sickly in the room during the moult, it is to be concluded that it has not been properly treated with food or fresh air and water. If, in the course of time, it has become so weak from lack of air and freedom that it lacks the productive power to begin moulting, bring it out into the fertile fresh air and the moult will immediately proceed in the best possible way. In a bird in the wild, on the other hand, it proceeds so gently and so gradually that it hardly notices it.“


But you seemed to hint“, Goethe said, „that the warblers retreat into the thickets of the woods during their moult.“


During this time“, I replied, „they do need some protection. In this case, too, nature acts with such wisdom and moderation that a bird never loses so many feathers at once during moulting that it becomes incapable of flying as well as the attainment of its food requires. But it may happen, for example, that it loses the fourth, fifth and sixth feathers of the left wing and the fourth, fifth and sixth feathers of the right wing all at once, in which case it can still fly quite well, but not so well as to escape the pursuing bird of prey, and especially the very swift and agile tree hawk, and a bushy thicket comes in very handy.“


That can be heard“, Goethe replied. „But does the moulting“, he continued, „proceed evenly and, as it were, symmetrically on both wings?“


As far as my observations go, indeed“, I replied. „And that is very beneficial. For if a bird were to lose, for example, three wing feathers on the left wing and not at the same time the same feathers on the right, the wings would lack all balance and the bird would no longer have proper control over itself and its movement. It would be like a ship whose sails are too heavy on one side and too light on the other.“


I see“, Goethe replied, „one may penetrate nature from whichever side one wishes, one always arrives at some wisdom.“



II


Jena, Monday, October 8, 1827.


A small hawk flew by, which in its flight and shape bore a great resemblance to the cuckoo.


There was a time“, said Goethe, „when the study of natural history was still so far behind that the opinion was generally held that the cuckoo was a cuckoo only in summer, but a bird of prey in winter.“


This opinion“, I replied, „still exists among the people. The good bird is also said to swallow its own parents as soon as it is fully grown. And so it is used as a parable of the most shameful ingratitude. Even at the present moment, I know people who refuse to be talked out of these absurdities and who cling to them as firmly as to any article of the Christian faith.“


As far as I know“, said Goethe, „the cuckoo is classified among the woodpeckers.“


One sometimes does so“, I replied, „probably for the reason that two toes of its weak feet have a backward direction. But I don't want to put him there. He has as little for the woodpeckers' way of life a strong beak, capable of breaking any dead tree bark, as the sharp, very strong tail feathers, which would be suitable to support him in such an operation. Its toes, too, lack the sharp claws necessary for stopping, and I therefore do not consider its small feet to be real climbing feet, but only apparent ones.“


The gentlemen ornithologists“, Goethe said, „are probably glad if they have only accommodated some peculiar bird in a reasonably decent way; whereas nature plays its free game and cares little for the compartments made by limited men.“


Thus the nightingale“, I continued, „is classed with the warblers, while in the energy of its disposition, its movements, and its mode of life, it bears far more resemblance to the thrushes. But I would not count it among the thrushes either. It is a bird that stands between the two, a bird in its own right, just as the cuckoo is a bird in its own right, with as sharply pronounced an individuality as one.“


Everything I have heard about the cuckoo“, said Goethe, „gives me a great interest in this strange bird. It is a highly problematic nature, an obvious mystery; but none the less difficult to solve because it is so obvious. And how many things do we not find ourselves in the same trap! We are in the midst of wonders, and the last and best of things is closed to us. Take bees, for example. We see them flying for honey, for hours, and always in a different direction. Now they fly west for weeks after a field of flowering turnip-seed. Then just as long north to a field of flowering heather. Then again in another direction after the flowering buckwheat. Then somewhere to a field of flowering clover. And finally again in another direction after flowering lime trees. But who told them: now fly there, there is something for you! And then there again, there is something new! And who leads them back to their village and their cell! They go here and there as if on an invisible string, but what it actually is we do not know. The same goes for the lark. It soars singing above a field of stalks, it floats above a sea of stalks which the wind sways to and fro, and where one wave looks like another; it descends again to its young and hits, without missing, the little spot where it has its nest. All these outward things are clear before us as the day, but their inward spiritual bond is closed to us.“


With the cuckoo“, I said, „it is no different. We know of it that it does not breed itself, but lays its egg in the nest of some other bird. We also know that it lays its egg in the nest of the warbler, the yellow wagtail, the monk, in the nest of the brown auklet, in the nest of the robin and in the nest of the wren. This we know. We also know that these are all insect birds and must be, because the cuckoo itself is an insect bird, and the young cuckoo could not be raised by a seed-eating bird. But how can the cuckoo recognise that these are all really insect birds? Since all of these, both in their shape and in their colour, differ so greatly from one another! And they also differ so much in their voice and in their curls! And furthermore, how is it that the cuckoo can entrust its egg and its tender young to nests that are as different as possible in terms of structure and temperature, dryness and humidity? The nest of the warbler is so lightly built of scrawny grass stalks and a few horse hairs that any cold penetrates and any draught blows through, even open from above and without protection; but the young cuckoo thrives excellently in it. The wren's nest, on the other hand, is thickly and firmly built on the outside with moss, stalks and leaves and carefully lined on the inside with all kinds of wool and feathers so that no breeze can penetrate. It is also covered and arched at the top, leaving only a small opening for the very small bird to slip in and out. You would think that in hot June days it would be suffocating heat in such a closed cave. But the young cuckoo thrives in it. And again, how different is the nest of the yellow wagtail! The bird lives by the water, by streams and in all kinds of wet. It builds its nest on damp drifts, in a tuft of rushes. It digs a hole in the damp earth and lines it sparsely with a few blades of grass, so that the young cuckoo is incubated and has to grow up in the damp and cool. And yet, once again, it thrives excellently. But what kind of bird is this for which, in the tenderest infancy, damp and dry, heat and cold, deviations that would be fatal for any other bird, are quite indifferent things. And how does the old cuckoo know that they are, since he himself is so very sensitive to wet and cold in adulthood.“


We are facing a mystery here“, Goethe replied. „But tell me, if you have observed it, how does the cuckoo get its egg into the wren's nest, since it has such a small opening that it cannot get in and sit on it itself?“


He lays it on some dry spot“, I replied, „and brings it in with his beak. I also believe that he does this not only with the wren but also with all the other nests. For even the nests of the other insect birds, though open at the top, are so small, or so closely surrounded by branches, that the large long-tailed cuckoo could not sit on them. This is very much to be thought of. But how it is that the cuckoo lays such an extraordinarily small egg, as small as if it were the egg of a small insect bird, is a new mystery that we admire in silence without being able to solve it. The egg of the cuckoo is only a little larger than that of the warbler, and it must not be any larger if the small insect-birds are to incubate it. This is perfectly good and reasonable. But that nature, in order to be wise in a particular case, should depart from a thoroughgoing great law, according to which, from the humming-bird to the ostrich, there is a decided relation between the size of the egg and the size of the bird, this arbitrary procedure, I say, is quite apt to surprise and astonish us.“


It does, however, astonish us“, replied Goethe, „because our point of view is too small for us to overlook it. If more were open to us, we would probably find even these apparent deviations within the scope of the law. But go on and tell me more. Does no one know how many eggs the cuckoo may lay?“


Whoever wanted to say anything with certainty about that“, I replied, „would be a great fool. The bird is very flighty, it is soon here and soon there, one always finds only one egg of it in a single nest. It certainly lays several; but who knows where they have gone and who can follow it! Suppose, however, it laid five eggs, and all five of these were happily hatched and brought up by loving foster-parents, then again one has to admire that nature may decide to sacrifice at least fifty young of our best song-birds for five young cuckoos.“


In such matters“, Goethe replied, „nature is not exactly scrupulous in other cases either. She has a large budget of life to waste and she occasionally does it without any particular qualms. But how is it that so many young songbirds are lost for a single young cuckoo?“


First“, I replied, „the first brood is lost. For if the eggs of the songbird were also hatched next to the cuckoo's egg, as probably happens, the parents are so pleased with the larger bird that has arisen and have such tenderness for it that they think only of it and feed only it, whereupon their own smaller young perish and disappear from the nest. The young cuckoo is also always eager and needs as much food as the small insect birds can bring. It takes a long time before it reaches its full size and plumage, and before it is able to leave the nest and rise to the top of a tree. But even if it has long since flown out, it still requires constant feeding, so that the whole summer passes over it and the loving foster parents always follow their large child and do not even think of a second brood. This is why so many other young birds are lost to a single young cuckoo.“


That is very convincing“, Goethe replied. „But tell me, is the young cuckoo, as soon as it has flown out, also fed by other birds that have not bred it? It seems to me that I have heard such things.“


It is so“, I replied. „As soon as the young cuckoo has left its low nest and taken up its perch in the top of a tall oak tree, it makes a loud sound which says that it is there. Now all the little birds in the neighbourhood that have heard him come to greet him. The warbler comes, the monk comes, the yellow wagtail flies up, even the wren, whose nature it is to constantly hatch in low hedges and dense bushes, overcomes his nature and rises to the top of the tall oak to meet the beloved arrival. The couple, however, who brought him up, are more faithful with feeding, while the others only fly in occasionally with a good morsel.“


So it seems“, said Goethe, „that there is a great love between the young cuckoo and the little insect-birds.“


The love of the little insect-birds for the young cuckoo“, I replied, „is so great that when one comes close to a nest in which a young cuckoo is being nursed, the little foster-parents do not know how to behave from fright and fear and worry. The monk in particular expresses great despair, so that he almost flutters on the ground as if in convulsions.“


Strange enough“, Goethe replied; „but it can be thought of. But it seems to me something very problematic that, for example, a pair of warblers about to hatch their own eggs allows the old cuckoo to approach their nest and lay its egg inside.“


That is of course very puzzling“, I replied, „but not quite. For the very fact that all small insect birds feed the cuckoo that has fledged, and that therefore even those feed it that have not bred it, creates and maintains a kind of kinship between the two, so that they continually know each other and regard each other as members of a single large family. It may even happen that the same cuckoo that a few warblers hatched and raised the previous year brings them its egg this year.“


That can be heard“, Goethe replied, „however little one understands it. But it always remains a miracle to me that the young cuckoo is also fed by birds that did not breed and rear it.“


Of course it is a miracle“, I replied, „but there must be something analogous. I even suspect a great law in this direction, which runs deep through all of nature.


I had caught a young linnet that was already too big to be fed by humans, but still too young to eat alone. I took a lot of trouble with it for half a day, but as it would not accept anything, I put it in with an old linnet, a good singer, which I had had in a cage for years and days and which hung outside my window. I thought: when the boy sees how the old one eats, he will perhaps also go to the food and imitate him. But it did not do so, but opened its beak towards the old one and moved its wings towards him with pleading sounds, whereupon the old linnet immediately took pity on him and accepted him as a child and fed him as if it were his own.


They also brought me a grey warbler and three young ones, which I put together in a large cage and which the old lady fed. The next day I was brought two young nightingales that had already fledged, which I also put with the warbler and which she also adopted and fed. After a few days I put in another nest with almost fledged young millerows, and another nest with five young flatwinged monks. The warbler took them all in and fed them and looked after them as a faithful mother. She always had a beak full of ants' eggs and was soon in one corner of the spacious cage and soon in the other, and wherever a hungry throat opened, there she was. Yes, even more! One of the young ones of the warbler, who had grown up in the meantime, also began to feed some of the smaller ones, still playing and somewhat childlike, but already with a determined drive to imitate the excellent mother.“


Here we are faced with something divine“, said Goethe, „which astonishes me. If it were true that this feeding of a stranger went through nature as something generally lawful, then many a riddle would be solved, and one could say with conviction: that God has mercy on the orphaned young ravens who call upon him.“


I replied that it does seem to be something generally lawful, for I have observed this helpful feeding and this mercy towards the abandoned even in the wild.


Last summer I caught two young wrens near Tiefurt, which had probably only recently left their nest, for they were sitting in a bush on a branch together with seven brothers and sisters in a row and were being fed by their parents. I took the two young birds in my silk handkerchief and went in the direction of Weimar as far as the shooting house, then right down to the meadow by the Ilm and past the bathing place, and then left again into the small copse. Here, I thought, you have peace and quiet to look after your wrens. But when I opened the cloth, they both slipped away from me and immediately disappeared into the bushes and grass, so that my search for them was in vain. On the third day I happened to come to the same place again, and as I heard the call of a robin, I suspected that there was a nest nearby, which I actually found after looking around for a while. But how great was my astonishment when I found my two young wrens in this nest, next to almost fledged young robins, who had settled down quite comfortably and let themselves be fed by the old robins. I was extremely happy about this most curious found. Since you are so clever, I thought to myself, and have known how to help yourselves so nicely, and since the good robins have also taken care of you so helpfully, I am far from disturbing such hospitable conditions; on the contrary, I wish you the very best of prosperity.“


That is one of the best ornithological stories I have ever heard“, said Goethe. „Hail, you shall live, and your happy observations with it! Whoever hears this and does not believe in God, Moses and the prophets are of no help. This is what I call the omnipresence of God, who has spread and planted a part of his infinite love everywhere, and already indicates in the animal as a bud that which comes to the most beautiful blossom in the noble human being. Continue your studies and your observations! You seem to be particularly fortunate in this and can still arrive at quite inestimable results.“





LES SOUFFRANCES DU JEUNE SCHWANKE



AVANT-PROPOS


J'ai soigneusement recueilli tout ce que j'ai pu apprendre de l'histoire du pauvre Schwanke, et je vous le présente ici en sachant que vous m'en remercierez. Vous ne pouvez refuser votre admiration et votre amour à son esprit et à son caractère. A son sort, tu ne refuseras pas tes larmes.


Et toi, bonne âme, qui souffres des mêmes épreuves qu'il a endurées jadis, réconforte-toi de sa douleur; et que ce petit livre soit ton ami quand, par malheur ou par ta propre faute, tu ne peux trouver de compagnon cher.



PREMIER LIVRE


4 MAI 1998


Comme je suis heureux d'être parti! Mon cher ami, quelle chose que le cœur de l'homme! Te quitter, toi dont j'ai été inséparable, que j'aime tant, et pourtant me sentir heureux! Je sais que vous me pardonnerez. D'autres infidèles n'ont-ils pas été spécialement appelés par le destin pour tourmenter une tête comme la mienne? Pauvre Marion! et pourtant je n'étais pas à blâmer. Était-ce ma faute si, alors que le charme particulier de sa sœur me procurait un agréable divertissement, une passion pour moi était engendrée dans son faible cœur? Et pourtant, suis-je totalement irréprochable? N'ai-je pas encouragé ses sentiments? Ne me suis-je pas réjoui de ces expressions vraiment authentiques de la nature, qui, bien que peu joyeuses en réalité, nous ont si souvent amusés? Je ne l'ai pas fait - mais ah! qu'est-ce que l'homme, pour qu'il ose ainsi se blâmer lui-même? Mon cher ami, je vous promets que je vais m'améliorer. Je ne vais plus, comme c'était mon habitude, continuer à penser à chaque petit problème que Fortune peut causer. Je vais profiter du présent, et le passé sera le passé pour moi. Vous avez sans doute raison, mes meilleurs amis, il y aurait beaucoup moins de souffrances dans l'humanité si les hommes - et Dieu sait pourquoi ils le sont - n'étaient pas si prompts à utiliser leur imagination pour se remémorer les peines du passé, au lieu de supporter leur sort actuel avec sérénité. On a l'amabilité d'informer ma mère que je m'occuperai de ses affaires du mieux que je pourrai, et que je lui en donnerai les premières informations. J'ai vu ma tante, et je la trouve loin d'être la personne désagréable dont nos amis l'accusent. C'est une femme vive, joyeuse, avec le meilleur des cœurs. Je lui ai expliqué l'injustice de ma mère à l'égard de la part d'héritage qui lui avait été retirée. Elle m'a dit les motifs et les raisons de sa propre conduite, et les conditions auxquelles elle est prête à renoncer à l'ensemble, et à faire plus que ce que nous avons demandé. En bref, je ne peux pas, pour l'instant, entrer plus avant dans ce sujet. Assurez seulement à ma mère que tout ira bien. Et j'ai encore observé, mon cher ami, dans cette affaire insignifiante, que l'incompréhension et la négligence causent plus de malheur dans le monde que même la malice et la méchanceté. Les deux derniers, en tout cas, sont moins fréquents.


Sinon, je me débrouille très bien ici. La solitude dans ce paradis terrestre est pour moi un baume génial, et le jeune printemps réjouit de ses promesses généreuses mon cœur souvent affligé. Chaque arbre, chaque buisson, est rempli de fleurs; et l'on pourrait souhaiter s'être transformé en papillon, pour flotter dans cet océan de parfums, et y trouver toute son existence.


La ville elle-même est désagréable; mais partout on trouve une beauté indescriptible de la nature. Cela a incité le défunt comte à aménager un jardin sur l'une des collines en pente, qui se croisent ici avec la plus délicieuse variété et forment les plus belles vallées. Le jardin est simple et il est facile de voir, en entrant, que le plan n'a pas été conçu par un jardinier scientifique, mais par un homme qui souhaitait se livrer ici au plaisir de son propre cœur sensible. J'ai déjà versé de nombreuses larmes à la mémoire de son défunt maître dans une maison d'été aujourd'hui en ruines, mais qui était son lieu de prédilection et qui est maintenant le mien. Je serai bientôt le maître des lieux. Le jardinier s'est attaché à moi ces derniers jours.


10 MAI 1998


Une merveilleuse sérénité a pris possession de toute mon âme, comme ces doux matins de printemps que j'apprécie de tout mon cœur. Je suis seul et je ressens le charme de l'existence dans ce lieu créé pour la félicité des âmes comme la mienne. Je suis si heureux, mon cher ami, si absorbé par le sentiment exquis d'une simple existence tranquille, que je néglige mes talents. Je ne pourrais pas à ce moment-là être capable de dessiner un seul trait, et pourtant j'ai l'impression de n'avoir jamais été un plus grand artiste que je ne le suis maintenant. Lorsque la belle vallée grouille de vapeur autour de moi, que le soleil méridien frappe le sommet du feuillage impénétrable de mes arbres, et que seules quelques lueurs parasites pénètrent dans le sanctuaire intérieur, je me jette parmi les hautes herbes du ruisseau ruisselant; et, couchées près de la terre, mille plantes inconnues attirent mon regard: Lorsque j'entends le ronronnement du petit monde parmi les tiges, et que je me familiarise avec les myriades de formes indescriptibles d'insectes et de mouches, je ressens la présence du Tout-Puissant qui nous a formés à sa propre image, Et le souffle de cet Amour universel qui nous soutient et nous fait vivre, alors qu'il plane autour de nous dans une éternité de félicité; et alors, mon ami, quand l'obscurité couvre mes yeux, et que le ciel et la terre semblent habiter mon âme, absorbant leur puissance, comme la forme d'un être aimé, je pense souvent avec nostalgie: Ah, si je devais décrire ces conceptions, je pourrais exprimer sur le papier tout ce qui vit en moi, si plein et si chaud qu'il pourrait être le miroir de mon âme, comme mon âme est le miroir de la Divinité infinie! O mon ami - mais c'est trop pour mes forces - je sombre sous le poids de la splendeur de ces visions!


12 MAI 1998


Je ne sais pas si des esprits trompeurs hantent cet endroit ou si c'est l'imagination chaude et céleste de mon propre cœur qui fait que tout ce qui m'entoure ressemble à un paradis. Il y a un puits devant la maison - un puits auquel je suis liée par un sort comme Mélusine et ses sœurs. En descendant une pente douce, on arrive à une arche où l'eau jaillit du cristal le plus clair de la roche de marbre, une vingtaine de marches plus bas. Le mur étroit qui l'entoure au sommet, les grands arbres qui entourent l'endroit, et la fraîcheur du lieu lui-même - tout cela donne une impression agréable mais sublime. Pas un jour ne passe sans que j'y passe une heure. Les jeunes filles viennent de la ville pour chercher de l'eau - un travail innocent et nécessaire, et autrefois l'office des filles de rois. Alors que je me repose là, l'idée de l'ancienne vie patriarcale se réveille autour de moi. Je les vois, nos anciens ancêtres, faire leurs amitiés et leurs pactes au puits; et je sens que les puits et les ruisseaux étaient gardés par des esprits bienfaisants. Ceux qui sont étrangers à ces sensations n'ont jamais vraiment apprécié le repos frais au bord d'une fontaine après la fatigue d'une journée d'été épuisante.


13 MAI 1998.


Vous demandez si vous devez m'envoyer des livres. Mon cher ami, je te demande, pour l'amour de Dieu, de me libérer d'un tel joug! Je n'ai plus besoin d'être dirigé, agité, chauffé. Mon cœur fermente suffisamment en lui-même. Je veux que les Muses me bercent, et je les trouve parfaites dans mon Homère. Souvent je m'efforce de calmer la fièvre brûlante de mon sang; et vous n'avez jamais rien vu de si incertain et de si incertain que mon cœur. Mais dois-je vous l'avouer, mon cher ami, vous qui avez si souvent enduré l'agonie d'assister à mes transitions soudaines du chagrin à la joie immodérée, et de la douce mélancolie aux passions violentes! Je traite mon pauvre cœur comme un enfant malade, et je satisfais toutes les fantaisies. N'en parlez plus : il y a ceux qui me le reprocheraient.


15 MAI 1998


Les gens simples de cet endroit me connaissent déjà et m'aiment, surtout les enfants. Lorsque je me suis mis en rapport avec eux pour la première fois et que je me suis enquis sur un ton amical de leurs diverses bagatelles, certains ont cru que j'essayais de les ridiculiser et se sont détournés de moi avec beaucoup de mauvaise humeur. Je n'ai pas été affligé par cette circonstance: Je n'ai fait que ressentir plus vivement ce que j'avais souvent observé auparavant. Les personnes qui peuvent se prévaloir d'un certain rang se tiennent froidement à l'écart des gens du peuple, comme si elles craignaient de perdre leur importance à leur contact; tandis que les oisifs, enclins aux mauvaises plaisanteries, sont capables de s'abaisser à leur niveau, ce qui ne fait que faire sentir plus vivement leur impertinence aux pauvres gens.


Je sais très bien que nous ne sommes pas tous égaux, et que nous ne pouvons pas l'être; mais je suis d'avis que celui qui évite les gens du peuple pour préserver son respect est aussi coupable qu'un lâche qui se cache de son ennemi parce qu'il craint la défaite.


L'autre jour, je suis allé au puits, et j'ai trouvé une jeune fille qui avait posé sa cruche sur la marche la plus basse, et qui regardait autour d'elle pour voir si l'une de ses compagnes s'approchait pour la mettre sur sa tête. J'ai couru et je l'ai regardée. „Je peux t'aider, ma jolie?“ ai-je dit. Elle a rougi profondément. „Ah, monseigneur!“ s'est-elle exclamée. „Pas de cérémonie!“ ai-je répondu. Elle a posé son pichet et je l'ai aidée. Elle m'a remercié et a monté les marches.


17 MAI 1998


J'ai fait toutes sortes de connaissances, mais je n'ai pas encore trouvé de compagnon. Je ne sais pas quel attrait j'ai pour les gens, tant ils m'aiment et s'attachent à moi; et puis je suis désolé quand la route que nous suivons ensemble ne mène qu'à une courte distance. Si vous demandez comment sont les gens ici, je dois répondre: Comme partout. L'humanité n'est qu'une affaire monotone. La plupart d'entre eux travaillent la plus grande partie de leur temps pour gagner leur vie; et la maigre portion de loisir qui leur reste les dérange tellement qu'ils font tout pour s'en débarrasser. Ah, le destin de l'homme!


Mais ce sont des gens très bien. Si je m'oublie de temps en temps, si je m'adonne à ces plaisirs innocents qui ne sont pas encore interdits à la paysannerie, si je m'amuse, par exemple, avec une liberté et une sincérité réelles, si je m'assois à une table bien dressée, si j'organise convenablement une sortie ou une danse, et ainsi de suite, tout cela fait du bien à mon état; seulement je dois oublier qu'il y a tant d'autres qualités qui sommeillent en moi, qui sont inutilement déformées, et que je dois soigneusement dissimuler. Ah! cette pensée affecte terriblement mon esprit. Et pourtant, être incompris est notre destin.


Ah, que l'amie de ma jeunesse soit parti! Hélas, je ne l'ai jamais connue! Je pourrais me dire: „Tu es un rêveur, tu cherches ce qui ne peut être trouvé ici sur terre.“ Mais elle était à moi. J'ai possédé ce cœur, cette âme noble, en présence de laquelle je semblais être plus que je ne l'étais vraiment, parce que j'étais tout ce que je pouvais être. Grands dieux! Y avait-il donc un seul pouvoir de mon âme qui n'était pas exercé? Ne pourrais-je pas, en sa présence, déployer pleinement ce sentiment mystérieux avec lequel mon cœur embrasse la nature? Nos échanges n'étaient-ils pas un réseau perpétuel de sentiments les plus fins, d'esprits les plus vifs, dont les espèces portaient la marque du génie jusque dans leur excentricité? Hélas! Les quelques années où elle a été mon amie l'ont conduite à sa tombe avant que je ne fasse...


Il y a quelques jours, j'ai rencontré un certain jeune Régine, un camarade ouvert avec un visage très agréable. Elle vient de quitter l'université, ne se considère pas comme très intelligente, mais pense en savoir plus que les autres. Elle a travaillé dur, comme je peux le constater en de nombreuses circonstances, et, en bref, elle dispose d'un grand stock d'informations. Lorsqu'elle apprit que je dessinais beaucoup et que je connaissais le grec (deux choses merveilleuses dans cette partie du pays), elle vint me voir et me montra tout son savoir: elle m'assura qu'elle avait lu Winckelmann en entier et qu'elle possédait également un manuscrit sur l'étude de l'antiquité. J'ai laissé passer tout ça.


J'ai également rencontré une personne très digne, le juge de district, un homme ouvert et accessible. On me dit que c'est très agréable de le voir au milieu de ses enfants, qui sont au nombre de neuf. On parle beaucoup de sa fille aînée en particulier. Il m'a invité à lui rendre visite, et j'ai l'intention de le faire à la première occasion. Il vit dans un des pavillons de chasse, qui se trouvent à une heure et demie de marche d'ici, et qu'il a été autorisé à occuper après la perte de sa femme, tant il lui était pénible de vivre en ville et à la cour.


D'autres originaux d'un genre douteux sont arrivés sur mon chemin, indésirables à tous égards, et très intolérables dans leur démonstration d'amitié. Au revoir. Vous aimerez cette lettre: C'est tout à fait historique.


22 MAI 1998


Que la vie de l'homme ne soit qu'un rêve, beaucoup de gens l'ont soupçonné jusqu'à présent; et moi aussi je suis partout hanté par ce sentiment. Quand je considère les limites étroites dans lesquelles sont confinées nos facultés actives et investigatrices; quand je vois toutes nos énergies gaspillées à pourvoir à de simples nécessités, qui à leur tour n'ont d'autre fin que de prolonger une existence misérable; et puis que toute notre satisfaction sur certains sujets d'investigation n'aboutit à rien de mieux qu'une résignation passive, tandis que nous nous amusons à peindre les murs de notre prison avec des figures et des paysages brillants - quand je considère tout cela, Mark, je me tais. J'examine mon propre être, et j'y trouve un monde, mais un monde qui relève plus de l'imagination et des faibles désirs que de la distinction et de la puissance vivante.


Tous les professeurs et médecins savants s'accordent à dire que les enfants ne comprennent pas la cause de leurs désirs; mais que les adultes errent sur cette terre comme des enfants, sans savoir d'où ils viennent ni où ils vont, si peu influencés par des motifs fixes, mais comme ils sont conduits par des biscuits, des dragées et du chocolat, voilà ce que personne ne veut reconnaître; et pourtant je crois que c'est palpable.


Je sais ce que vous allez répondre, car je suis prêt à admettre que les plus heureux sont ceux qui s'amusent comme des enfants avec leurs jouets, habillant et déshabillant leurs poupées, surveillant attentivement l'armoire où maman a enfermé ses bonbons, et quand enfin ils trouvent un morceau délicieux, ils le mangent avec avidité en s'exclamant: „Encore!“ Ce sont certainement des êtres heureux; mais d'autres sont aussi des objets d'envie, qui dignifient leurs maigres occupations, et parfois même leurs passions, par des titres pompeux, et les représentent aux hommes comme des réalisations gigantesques faites pour leur bien-être et leur gloire. Mais l'homme qui reconnaît humblement la vanité de tout cela, qui observe avec quel plaisir le citoyen florissant transforme son petit jardin en un paradis, et avec quelle patience même le pauvre homme poursuit son chemin fatigué sous son fardeau, et comment tous souhaitent voir la lumière du soleil un peu plus longtemps - oui, un tel homme est en paix, et crée son propre monde en lui-même; et il est heureux, aussi, parce qu'il est un homme. Et puis, aussi limitée que soit sa sphère, il garde toujours dans son cœur le doux sentiment de liberté, et sait qu'il peut quitter sa prison quand il le souhaite...


26 MAI 1998


Vous connaissez ma façon de m'installer quelque part, de choisir un petit chalet dans un endroit douillet et de supporter tous les inconvénients. Ici aussi, j'ai découvert un endroit si accueillant qui a un charme particulier pour moi.


À environ un kilomètre de la ville se trouve un village appelé Oldenburg. Il est délicieusement situé sur le flanc d'une colline et si vous empruntez l'un des sentiers qui partent du village, vous aurez une vue sur toute la vallée. Une bonne vieille femme y vit, et tient une petite auberge. Elle vend du vin, de la bière et du café et est joyeuse et agréable malgré son âge. Le charme principal de ce lieu réside dans deux marronniers qui étendent leurs énormes branches sur le petit green devant l'église, qui est entièrement entouré de fermes, de granges et de fermes familiales. J'ai rarement vu un endroit aussi isolé et paisible. C'est là qu'on apporte souvent ma table et ma chaise de la petite auberge, c'est là qu'on boit mon café et qu'on lit mon Homère. Le hasard m'a amené à cet endroit un bel après-midi, et je l'ai trouvé complètement désert. Tout le monde était dans les champs, à l'exception d'un petit garçon d'environ quatre ans, qui était assis par terre et tenait entre ses genoux un enfant d'environ six mois. Il la pressa contre sa poitrine avec ses deux bras, formant ainsi une sorte de fauteuil; et malgré l'animation qui pétillait dans ses yeux bleus, elle resta parfaitement immobile. La vue m'a charmé. Je me suis assis sur une charrue en face, et j'ai esquissé avec grand plaisir ce petit tableau de tendresse fraternelle. J'ai ajouté la haie voisine, la porte de la grange et quelques roues de chariot cassées, telles qu'elles se trouvaient là, et j'ai constaté au bout d'une heure environ que j'avais fait un dessin très correct et intéressant, sans y mettre le moins du monde de moi-même. Cela m'a conforté dans ma résolution de rester entièrement dans la nature à l'avenir. Elle seule est inépuisable, et capable de former les plus grands maîtres. On peut dire beaucoup de choses des règles, comme des lois de la société: un artiste formé par elles ne produira jamais rien d'absolument mauvais ou dégoûtant; comme un homme qui observe les lois et obéit à la décence, il ne peut jamais être un voisin absolument intolérable ou un méchant décidé. Mais on peut dire ce qu'on veut des règles, elles détruisent le véritable sentiment de la nature ainsi que sa véritable expression. Ne me dites pas „c'est trop dur, qu'ils ne font que retenir et tailler les branches superflues“. Mon bon ami, je vais illustrer cela par une analogie. Ces choses sont semblables à l'amour. Un jeune au cœur chaud s'attache fortement à une fille: Il passe chaque heure de la journée en sa compagnie. Il use sa santé et gaspille sa fortune pour lui prouver sans cesse qu'il lui est entièrement dévoué. Alors un homme du monde, un homme d'office et de réputation, vient et s'adresse à lui ainsi: „Mon bon jeune ami, l'amour est naturel; mais tu dois aimer dans des limites. Divisez votre temps: consacrez une partie à votre profession, et accordez à votre bien-aimée les heures de loisirs. Calculez votre fortune; et de votre abondance vous pourrez lui faire un cadeau, mais pas trop souvent - à son anniversaire et à d'autres occasions de ce genre.“ S'il suit ce conseil, il peut devenir un membre utile de la société, et je conseillerais à tout gentleman de lui confier une charge. Mais cela tue son amour et son génie d'être un artiste. O mon ami! Pourquoi le flot du génie éclate-t-il si rarement, roule-t-il si rarement à plein régime, et submerge-t-il ton âme perplexe? Parce que, de part et d'autre de ce ruisseau, des personnes froides et respectables ont élu domicile, et qu'en outre, leurs maisons d'été et leurs plates-bandes de tulipes souffriraient du ruisseau, ils creusent des fossés et élèvent des digues pour écarter le danger imminent.


27 MAI 1998


Je m'aperçois que je suis tombé dans le ravissement, la déclamation et les simulations et que, par conséquent, j'ai oublié de vous dire ce que sont devenus les enfants. Pris par mes réflexions artistiques, que j'ai décrites brièvement dans ma lettre d'hier, je suis resté assis sur la charrue pendant deux heures. Vers le soir, une jeune femme avec un panier sur le bras est venue en courant vers les enfants, qui n'avaient pas bougé pendant tout ce temps. Elle s'est exclamée de loin: „Tu es un bon garçon, Yuri!“ Elle m'a salué: je lui ai rendu la pareille, me suis levé et me suis approché d'elle. J'ai demandé si elle était la mère de ces jolis enfants. „Oui“, dit-elle; et donnant à l'aîné un morceau de pain, elle prit le petit dans ses bras et l'embrassa avec la tendresse d'une mère. „J'ai laissé mon enfant aux soins de Yuri“ et que son mari était parti en voyage en Suisse pour récupérer l'argent que lui avait laissé un parent. „Ils voulaient l'escroquer (dit-elle) et ne répondaient pas à ses lettres, alors il y est allé lui-même. J'espère qu'il n'a pas eu d'accident, car je n'ai aucune nouvelle de lui depuis son départ.“ Avec regret, je quittai la femme et donnai à chacun des enfants une pièce, une de plus pour le plus jeune, afin qu'il puisse acheter du pain blanc la prochaine fois qu'elle irait en ville. Et donc nous nous sommes séparés. Je vous assure, mon cher ami, que lorsque mes pensées sont toutes en ébullition, la vue d'une telle créature apaise mon esprit perturbé. Elle se déplace dans une heureuse insouciance dans le cercle étroit de son existence; elle s'occupe de ses besoins au jour le jour; et lorsqu'elle voit les feuilles tomber, elle ne pense pas plus à cela qu'à l'approche de l'hiver. Depuis, j'y suis souvent allé. Les enfants sont devenus assez familiers avec moi; chacun reçoit un sucrier lorsque je bois mon café, et ils partagent mon cacao, mon pain et mon fromage le soir. Ils reçoivent toujours leur pièce le dimanche, car la bonne femme a l'ordre de la leur donner si je n'y vais pas après la messe du soir. Ils sont tout à fait à l'aise avec moi, me racontant tout, et je suis particulièrement amusé d'observer leur tempérament et la simplicité de leurs manières lorsque certains des autres enfants du village sont réunis avec eux.


J'ai eu beaucoup de mal à satisfaire l'inquiétude de la mère, qui craignait (comme elle le dit) „qu'ils ne dérangent le bonhomme“.


30 MAI 1998


Ce que j'ai dit récemment à propos de la peinture s'applique également à la poésie. Il suffit de savoir ce qui est vraiment excellent et d'oser l'exprimer. Et cela en dit long en quelques mots. Aujourd'hui, j'ai assisté à une scène qui, si elle était utilisée littéralement, serait la plus belle idylle du monde. Mais pourquoi devrais-je parler de poèmes, de scènes et d'idylles? Ne peut-on jamais prendre plaisir à la nature sans recourir à l'art?


Si vous attendez quoi que ce soit de grandiose de cette introduction, vous vous trompez lourdement. Il s'agit simplement d'un paysan qui a éveillé en moi le plus vif intérêt. Comme d'habitude, je raconterai mal mon histoire; et, comme d'habitude, vous me trouverez extravagant. C'est à nouveau Oldenburg - toujours Oldenburg - qui produit ces merveilleux phénomènes.


Devant la maison, un groupe s'était réuni sous les marronniers pour boire du café. La compagnie ne me plaisait pas vraiment, et sous un prétexte ou un autre, je suis resté en arrière.


Un fermier sortit d'une maison voisine et se mit à arranger une partie de la même charrue que j'avais récemment esquissée. Son apparence m'a plu; je lui ai parlé, je me suis renseigné sur sa situation, j'ai fait sa connaissance et, comme j'ai l'habitude de le faire avec les personnes de cette classe, j'ai été rapidement mis dans sa confidence. Il a dit qu'il était au service d'une jeune veuve, qui faisait grand cas de lui. Il parlait tellement de sa maîtresse, et la louait avec tant d'extravagance, que j'ai vite compris qu'il était désespérément amoureux d'elle. „Elle n'est plus jeune (dit-il) et elle a été si maltraitée par son ancien mari qu'elle n'a pas l'intention de se remarier.“ D'après son récit, il était évident quels charmes incomparables elle possédait pour lui, et combien passionnément il souhaitait qu'elle le choisisse pour effacer le souvenir de l'inconduite de son premier mari, que je devrais répéter ses propres mots pour décrire la profondeur de l'attachement, de la vérité et du dévouement du pauvre homme. Il faudrait en effet les dons d'un grand poète pour rendre l'expression de ses traits, l'harmonie de sa voix et le feu céleste de ses yeux. Aucun mot ne peut décrire la tendresse de chacun de ses mouvements et de ses traits: Aucun de mes efforts ne pourrait rendre justice à la scène. Son agitation, à savoir que je pourrais mal juger sa position à l'égard de sa maîtresse, ou mettre en doute la convenance de sa conduite, m'a particulièrement touché. La manière charmante dont il décrivit sa forme et sa personne, qui, sans posséder les grâces de la jeunesse, le gagna et le lia à elle, est inexprimable, et doit être laissée à l'imagination. Jamais de ma vie je n'ai vu, ni imaginé, ni pensé à la possibilité d'une dévotion aussi intense, d'une affection aussi passionnée, combinée à tant de pureté. Ne me blâmez pas si je dis que le souvenir de cette innocence et de cette vérité impressionne profondément mon âme; que cette image de fidélité et de tendresse me hante partout; et que mon propre cœur, comme enflammé par la flamme, brille et brûle en moi.


Je vais maintenant essayer de la voir dès que je le pourrai: ou peut-être, selon ma seconde pensée, il vaut mieux que je ne le fasse pas; il vaut mieux que je la voie avec les yeux de son amant. Il se peut qu'elle ne me paraisse pas telle qu'elle se tient maintenant devant moi en esprit; et pourquoi devrais-je détruire une si douce image?


16 JUIN 1998.


Pourquoi je ne t'écris pas? Vous prétendez être érudit, et vous posez une telle question. Vous auriez dû deviner que je vais bien, c'est-à-dire que j'ai fait une connaissance qui a conquis mon cœur: J'ai... Je ne sais pas.


Ce serait une tâche difficile de vous dire régulièrement comment j'ai rencontré les femmes les plus aimables. Je suis un mortel heureux et satisfait, mais un piètre historien.


Un ange! C'est absurde! Tout le monde décrit ainsi sa maîtresse; et pourtant, il m'est impossible de vous dire à quel point elle est parfaite, ou pourquoi elle est si parfaite: il suffit de dire qu'elle a captivé tous mes sens.


Tant de simplicité avec tant de compréhension - si doux et pourtant si déterminé - un esprit si calme et une vie si active.


Mais tout cela n'est qu'une vilaine absurdité, n'exprimant aucun signe ni aucune caractéristique. Une autre fois - mais non, pas une autre fois, maintenant, à cet instant, je vais vous raconter tout cela. C'est maintenant ou jamais. Depuis que j'ai commencé ma lettre, j'ai été trois fois sur le point de jeter ma plume, de commander ma voiture et de partir. Et pourtant, ce matin, je me suis juré de ne pas conduire aujourd'hui, et pourtant, à chaque instant, je me précipite à la fenêtre pour voir à quelle hauteur est le soleil.


Je ne pouvais pas me retenir, je devais y aller. Je viens de rentrer, Mark, et pendant que je dîne, je vais t'écrire. Quelle joie pour mon âme de la voir au milieu de ses chers et beaux garçons - cinq frères!


Mais si je procède ainsi, vous ne serez pas plus sage à la fin de ma lettre qu'au début. Participez donc, et je me forcerai à vous donner les détails.


Je vous ai dit l'autre jour que j'avais rencontré le juge de district, et qu'il m'avait invité à lui rendre visite dans sa retraite, ou plutôt dans son petit duché. Mais j'ai négligé d'y aller, et je n'aurais peut-être jamais dû y aller, si le hasard ne m'avait pas découvert le trésor qui se cachait tranquillement dans cet endroit. Certains de nos jeunes gens avaient proposé de donner une fête sur le terrain à laquelle j'avais consenti à assister. J'ai offert ma main pour la soirée à une jolie et agréable, mais plutôt banale fille du voisinage immédiat; et il a été convenu que je devais louer une voiture, et offrir de conduire Evi, avec mon partenaire et sa tante, à la fête. Mon compagnon m'a informé, alors que nous traversions le parc pour nous rendre au château, que je devais rencontrer une très charmante jeune femme. „Fais attention, ajouta la tante, à ne pas perdre ton cœur.“ - „Pourquoi?“ ai-je demandé. „Parce qu'elle est déjà fiancée à un homme (répondit-elle) qui arrangera ses affaires après la mort de son père, et recevra un héritage très considérable.“ Cette information n'avait aucun intérêt pour moi. Lorsque nous sommes arrivés à la porte, le soleil se couchait derrière la cime des arbres. L'atmosphère était lourde et les femmes ont exprimé leurs craintes quant à l'approche d'une tempête, alors que des masses de nuages noirs bas s'accumulaient à l'horizon. J'ai apaisé leurs craintes en faisant semblant de m'y connaître en météo.


Je suis sorti; un garçon s'est présenté à la porte et nous a demandé d'attendre un instant sa dulcinée. J'ai traversé la cour jusqu'à une maison bien construite, j'ai monté l'escalier, j'ai ouvert la porte et j'ai vu devant moi le plus charmant spectacle que j'aie jamais vu. Cinq garçons, âgés de six à quinze ans, traversent le hall en courant, entourant une femme de taille moyenne, à la jolie silhouette, vêtue d'une légère robe blanche brodée de fleurs roses. Elle tenait une miche de pain d'épeautre dans sa main et coupait des tranches pour les garçons tout autour, selon leur âge et leur appétit. Elle s'est acquittée de sa tâche de manière gracieuse et affectueuse, chaque demandeur attendant son tour les mains tendues et criant haut et fort ses remerciements. Quelques-uns d'entre eux s'enfuirent aussitôt pour profiter de leur souper; d'autres, plus gentils, se retirèrent dans la cour pour voir les étrangers, et pour regarder la voiture dans laquelle leur Evi devait s'en aller. „S'il vous plaît, pardonnez-moi d'avoir pris la peine de venir me chercher, et d'avoir fait attendre les femmes. Mais le fait de m'habiller et d'organiser quelques tâches ménagères avant de partir m'avait fait oublier le dîner de mes enfants; et ils n'aiment pas le prendre de quelqu'un d'autre que moi.“ Je lui fis un compliment indifférent, mais toute mon âme était absorbée par son aura, sa voix, ses manières; et j'étais à peine remis qu'elle courut dans sa chambre chercher ses gants et son éventail. Les garçons me jetaient de loin des regards inquisiteurs, tandis que je m'approchais du plus jeune, une petite créature très délicieuse. Il s'est retiré; et Evi, qui venait d'entrer, a dit: „Tom, serre la main de ton oncle.“ Le petit garçon a obéi sans hésiter et je n'ai pas pu m'empêcher de l'embrasser chaleureusement, malgré son visage plutôt sale. „Mon oncle“, ai-je dit à Evi en la conduisant, „crois-tu que je mérite le bonheur d'être de ta famille?“ Elle a répondu avec un sourire de circonstance: „Ah! Il y a beaucoup d'oncles que je regretterais si vous étiez le dernier d'entre eux.“ En prenant congé, elle demanda à sa sœur suivante, Christine, une fille d'environ onze ans, de prendre grand soin des enfants et de dire au revoir à papa à leur place lorsqu'il rentrerait de sa promenade. Elle a dit aux garçons d'obéir à sa sœur Christine comme à elle-même, ce que certains ont promis de faire; mais un petit garçon blond d'environ six ans a eu l'air mécontent et a dit: „Mais Christine, ce n'est pas toi, Evi; et c'est toi que nous préférons.“ Les deux garçons les plus âgés étaient montés sur le chariot et, à ma demande, elle les a autorisés à nous accompagner un peu à travers les bois, après qu'ils aient promis de rester assis sans bouger et de s'accrocher.


Nous étions à peine assis, et les femmes avaient à peine échangé des compliments, et fait les remarques habituelles sur la robe de l'autre, et sur la compagnie qu'elles attendaient, quand Evi arrêta la voiture, et permit à ses garçons de descendre. Ils insistèrent pour lui baiser à nouveau la main, ce que l'aîné fit avec la tendresse d'un jeune de quinze ans, mais l'autre avec plus de facilité et d'insouciance. Elle voulait qu'ils transmettent leur amour aux garçons, et nous sommes partis.


La tante a demandé à Evi si elle avait fini de lire le livre qu'elle lui avait envoyé la dernière fois. „Non (dit Evi) je n'ai pas aimé: tu peux le reprendre. Et le précédent n'était pas beaucoup mieux.“ J'ai été surpris de découvrir, lorsque j'ai demandé à l'auteur, qu'il s'agissait de Brecht.


Je trouvais de la pénétration et du caractère dans tout ce qu'elle disait: chaque expression semblait illuminer ses traits de nouveaux charmes - de nouveaux rayons de génie - qui se déployaient progressivement à mesure qu'elle se sentait comprise.


Quand j'étais plus jeune“, a-t-elle remarqué, „je n'aimais rien tant que la romance. Rien ne pouvait égaler le plaisir que j'éprouvais à passer des vacances où je pouvais m'installer tranquillement dans un coin et entrer de tout mon cœur et de toute mon âme dans les joies ou les peines d'une Diotima fictive. Je ne nie pas qu'elle a encore des charmes pour moi. Mais je lis si peu que je préfère les livres qui sont dans ma ligne de mire. Et je préfère les auteurs dont les scènes décrivent ma propre situation: La vie - et les amis qui m'entourent, dont les histoires m'intéressent parce qu'elles ressemblent à ma propre existence - qui, sans être absolument paradisiaque, est dans l'ensemble une source de bonheur indescriptible.“


Je m'efforçai de dissimuler l'émotion que ces paroles suscitèrent, mais cela ne servit à rien; car lorsqu'elle eut exprimé avec tant de vérité son opinion sur „l'Ermite en Grèce“, et sur d'autres ouvrages dont j'omets les noms, je ne pus plus me retenir, et je m'exprimai complètement sur ce que j'en pensais; et ce ne fut que lorsqu'Evi eut adressé la parole aux deux autres femmes que je me souvins de leur présence, et que je les regardai muettes d'étonnement. La tante m'a regardé plusieurs fois avec un air de plaisanterie, ce qui ne m'a cependant pas gêné du tout.


Nous avons parlé des joies de la danse. „Si c'est une faute d'aimer la danse (dit Evi) je suis prêt à avouer que je l'estime au-dessus de tous les autres plaisirs. Si quelque chose me gêne, je vais au piano, je joue un air sur lequel j'ai dansé, et tout rentre dans l'ordre.“


Vous qui me connaissez, vous pouvez imaginer combien je regardais fixement ses yeux bleus pendant ces remarques, combien mon âme se réjouissait de ses lèvres chaudes et de ses joues fraîches et brillantes, combien je me perdais dans le sens délicieux de ses mots, à tel point que j'entendais à peine les expressions réelles. En bref, je suis sorti de la voiture comme dans un rêve, et j'étais si perdu dans le monde obscur qui m'entourait que j'ai à peine entendu la musique qui résonnait dans la salle de bal éclairée.


Les deux messieurs (je ne peux pas m'embêter avec les noms) qui étaient les partenaires de la tante et Evi nous ont rencontrés à la porte du carrosse et ont pris leurs femmes, tandis que je suivais avec ma fille.


Nous avons commencé à danser. J'ai dansé avec une femme après l'autre, et celles qui étaient le plus mal à l'aise ne pouvaient se résoudre à s'arrêter. Evi et son partenaire ont entamé une danse américaine, et vous devez imaginer ma joie lorsque ce fut son tour de danser avec moi. Tu devrais voir Evi danser. Elle danse de tout son cœur et de toute son âme: sa silhouette est toute d'harmonie, d'élégance et de grâce, comme si elle n'était consciente de rien d'autre, qu'elle n'avait aucune autre pensée ni aucun autre sentiment; et sans doute, pour le moment, toute autre sensation s'est éteinte.


Elle avait rendez-vous pour la seconde danse, mais me promit la troisième, et m'assura avec la plus agréable liberté qu'elle aimait beaucoup danser. „Il est de coutume ici (dit-elle) que les partenaires précédents dansent ensemble; mais mon partenaire est un danseur indifférent et il sera heureux que je lui épargne cette peine. Votre partenaire ne sait pas danser, et en effet elle est tout simplement incapable: mais j'ai observé pendant la danse que vous dansez bien; donc si vous voulez danser avec moi, je vous prie de le proposer à ma partenaire, et je le proposerai à la vôtre.“ Nous avons accepté, et il a été convenu que nos partenaires devaient se divertir l'un l'autre...


Nous nous sommes mis en route, et avons d'abord été ravis par les habituels mouvements gracieux des bras. Avec quelle grâce, avec quelle aisance elle se déplaçait! Lorsque la danse a commencé et que les danseurs ont tourbillonné les uns autour des autres dans le labyrinthe vertigineux, il y a eu une certaine confusion car certains danseurs étaient incapables. Nous avons raisonnablement gardé le silence et laissé les autres se fatiguer; et lorsque les danseurs maladroits se sont retirés, nous nous sommes joints à eux et l'avons fait avec un autre couple. Je n'ai jamais dansé aussi légèrement. Je me sentais plus que mortel, tenant dans mes bras cette très belle créature, et volant avec elle aussi vite que le vent, jusqu'à ce que je perde de vue tout autre objet. Et, ô Mark, j'ai juré à ce moment-là que c'était la jeune fille que j'aimais...


Nous avons tourné dans la pièce plusieurs fois pour reprendre notre souffle. Evi s'est assise, se sentant rafraîchie en mangeant quelques oranges que j'avais mises de côté - les seules qui restaient; mais à chaque morceau qu'elle offrait à ses voisins par courtoisie, j'avais l'impression qu'un poignard me transperçait le cœur.


Nous étions le deuxième couple de la troisième danse. Comme nous descendions (et Dieu sait avec quelle extase je contemplais ses bras et ses yeux, rayonnant du plus doux sentiment de plaisir pur et authentique), nous passâmes devant une femme que j'admirais pour son expression charmante, bien qu'elle ne fût plus jeune. Elle a regardé Evi avec un sourire, puis a levé son doigt dans une attitude menaçante et a répété le nom „Georges“ deux fois sur un ton très significatif.


Qui est Georges?“ demanda moi Evi, „si ce n'est pas impertinent de le demander.“ Elle était sur le point de répondre, lorsque nous nous sommes séparés pour exécuter une figure de danse; et lorsque nous nous sommes retrouvés, j'ai remarqué qu'elle avait l'air un peu pensif. „Pourquoi devrais-je te le cacher?“ a-t-elle dit, en me donnant la main pour la promenade. „Georges est l'homme avec qui je suis fiancée.“ Ce n'était pas nouveau pour moi (les filles m'en avaient parlé en chemin), mais c'était si nouveau que je n'y avais pas pensé à propos d'elle, que j'avais appris à estimer si fort en si peu de temps. Assez, j'ai été confus, je suis sorti de la danse, et j'ai causé une confusion générale; de sorte qu'il a fallu toute la force d'Evi pour rétablir l'ordre.


La danse n'était pas encore terminée, lorsque les éclairs, qui étaient visibles à l'horizon depuis quelque temps, et que j'avais supposé provenir entièrement de la chaleur, devinrent plus violents; et le tonnerre se fit entendre au-dessus de la musique. Lorsqu'une détresse ou une terreur nous surprend au milieu de nos distractions, elle fait naturellement une impression plus profonde qu'à d'autres moments, soit parce que le contraste nous rend plus sensibles, soit parce que nos sens sont alors plus ouverts aux impressions, et que le choc est par conséquent plus fort. C'est à cette raison que je dois attribuer le choc et les cris des femmes. L'une d'elles s'assit sagement dans un coin, le dos à la fenêtre, et porta ses doigts à ses oreilles; une seconde s'agenouilla devant elle, et cacha son visage dans ses genoux; une troisième se jeta entre elles, et embrassa ses sœurs avec mille larmes; quelques-unes insistèrent pour rentrer chez elles; d'autres, inconscientes de leurs actions, eurent assez de présence d'esprit pour réprimer l'imposition de leurs jeunes compagnes, qui essayaient d'attirer à elles les soupirs que les lèvres de nos beautés excitées avaient pour le ciel. Certains des hommes étaient descendus dans l'escalier pour fumer une cigarette, et le reste de la compagnie a accepté avec plaisir une heureuse suggestion de leur hôtesse de se retirer dans une autre pièce, qui était fermée par des volets et des rideaux. Nous étions à peine arrivés qu'Evi plaça les chaises en cercle et, lorsque les participants eurent pris place conformément à sa demande, elle proposa aussitôt un jeu.


J'ai remarqué que certaines personnes préparaient leur bouche et s'alignaient à la perspective d'une perte agréable. „Jouons à compter“, dit Evi. „Maintenant, faites attention: Je vais faire le tour du cercle de droite à gauche; et chacun à son tour comptera le nombre qui lui vient, et devra compter rapidement; celui qui s'arrêtera ou se trompera recevra une gifle, et ainsi de suite jusqu'à ce que nous ayons compté mille.“ C'était délicieux de voir l'amusement. Elle a fait le tour du cercle, le bras levé. „Un“, dit le premier; „deux“ le deuxième; „trois“ le troisième, et ainsi de suite, jusqu'à ce qu'Evi aille de plus en plus vite. Si l'on fait une erreur, il y a immédiatement une gifle; et au milieu des rires qui suivent, une autre gifle; et ainsi de suite, de plus en plus vite. J'en ai moi-même reçu deux. J'ai imaginé qu'ils étaient plus durs que les autres, et je me suis sentie très satisfaite. Un rire général et une confusion ont mis fin au jeu bien avant que nous ayons compté jusqu'à mille. Le groupe s'est divisé en petits groupes séparés: L'orage avait cessé, et j'ai suivi Evi dans la salle de danse. En chemin, elle a dit: „Le jeu a chassé sa peur de la tempête.“ Je ne pouvais pas répondre. „Moi-même (poursuivit-elle) j'étais aussi effrayée qu'aucun d'eux; mais en influençant le courage pour maintenir l'esprit des autres, j'ai oublié mes craintes.“ Nous sommes allés à la fenêtre. À quelque distance de là, le tonnerre grondait encore: une pluie fine se déversait sur la terre, remplissant l'air autour de nous d'odeurs délicieuses. Evi se pencha en avant sur son bras; ses yeux erraient sur la scène; elle les leva vers le ciel, puis les tourna vers moi; ils étaient mouillés de larmes; elle posa sa main sur la mienne, et dit: „Goethe...“ Instantanément, je me suis rappelé la grande scène qui était dans ses pensées: je me suis senti oppressé par le poids de mes sensations, et j'ai sombré. C'était plus que je ne pouvais en supporter. Je me suis penché sur sa main, je l'ai baisée dans un torrent de larmes délicieuses, et j'ai de nouveau levé les yeux vers ses yeux. Divin Goethe! Pourquoi n'avez-vous pas vu votre apothéose dans ces yeux? Et ton nom a été si souvent profané, je ne l'ai jamais entendu si joliment répété!


19 JUIN 1998


Je ne me souviens pas où je me suis arrêté dans mon récit: Je sais seulement qu'il était deux heures du matin quand je me suis couché; et si vous aviez été avec moi, pour que je puisse vous parler au lieu de vous écrire, j'aurais très probablement pu vous tenir éveillé jusqu'au lever du jour.


Je ne pense pas vous avoir raconté ce qui s'est passé lorsque nous sommes rentrés de la fête, et je n'ai pas le temps de vous le dire maintenant. C'était un grand lever de soleil: toute la terre était rafraîchie, et la pluie tombait goutte à goutte des arbres de la forêt. Nos compagnons étaient endormis. Evi m'a demandé si je ne voulais pas dormir aussi, et m'a supplié de ne pas organiser une cérémonie pour elle. Je l'ai regardée fixement et j'ai répondu: „Tant que je vois tes yeux ouverts, je n'ai pas peur de m'endormir.“ Nous étions tous les deux réveillés jusqu'à ce que nous atteignions sa porte. La jeune fille l'a ouvert tranquillement et, en réponse à ses questions, lui a assuré que son père et ses enfants allaient bien et dormaient encore. Je l'ai quittée et j'ai demandé la permission de lui rendre visite plus tard dans la journée. Elle a accepté, et je suis parti. Et depuis lors, le soleil, la lune et les étoiles ont été capables de suivre sa course: Je ne sais pas si c'est le jour ou la nuit; le monde entier n'est rien pour moi.


21 JUIN 1998


Mes jours sont aussi heureux que ceux que Dieu a réservés à ses élus. Et quel que soit mon sort par la suite, je ne pourrai jamais dire que je n'ai pas goûté à la joie - la joie la plus pure de la vie. Tu connais Oldenburg. Je suis maintenant pleinement installé là-bas. A ce stade, je ne suis plus qu'à un mille d'Evi; et là, je m'amuse, et je goûte à tous les plaisirs qui peuvent échoir à l'homme.


Lorsque j'ai choisi Oldenburg pour mes excursions, j'étais loin d'imaginer que tout le ciel était si proche. Combien de fois, dans mes promenades depuis le coteau ou depuis les prés de l'autre côté de la rivière, ai-je vu ce château, qui renferme maintenant toute la joie de mon cœur!


J'ai souvent pensé, mon cher Mark, à l'ardeur que les hommes éprouvent à voyager et à faire de nouvelles découvertes, et à cette impulsion secrète qui les pousse ensuite à retourner dans leur cercle étroit, à respecter les lois de la moralité et à ne plus être gênés par ce qui se passe autour d'eux.


Il est si étrange que, lorsque je suis arrivé ici pour la première fois, et que j'ai regardé cette belle vallée depuis la colline, je me suis senti enchanté par toute la scène qui m'entourait. Le petit bosquet d'en face - quel plaisir de s'asseoir à l'ombre! Quelle vue magnifique depuis cette colline! Puis ces collines glorieuses, et les vallées exquises à leurs pieds! Si seulement je pouvais me promener et me perdre en eux! Je suis allé et revenu sans trouver ce que je voulais. La distance, mon ami, c'est comme l'avenir. Une étendue sombre s'étend devant nos âmes: Les perceptions de notre esprit sont aussi sombres que celles de nos visions; et nous désirons ardemment renoncer à tout notre être, afin qu'il soit rempli de la félicité complète et parfaite d'une émotion glorieuse. Mais hélas! lorsque nous avons atteint notre but, il est décevant...


Ainsi, le voyageur inquiet aspire à son foyer et trouve dans sa propre maison, dans les bras de sa femme, dans l'affection de ses enfants et dans le travail nécessaire à leur entretien, le bonheur qu'il avait cherché en vain dans le vaste monde.


Quand je vais à Oldenburg le matin à l'aube, et que je cueille de mes propres mains dans le jardin les pois qui doivent servir à mon souper, quand je m'assieds pour les écosser, et que je lis mon Homère dans l'intervalle, puis je choisis une marmite dans la cuisine, je prends mon propre beurre, je mets mon bois sur le feu, je le couvre, et je m'assieds pour remuer la soupe comme il faut. J'imagine les célèbres prétendants de Pénélope tuer, habiller et préparer leurs propres bœufs et cochons. Rien ne me remplit d'un sentiment de bonheur plus pur et plus sincère que ces traits de la vie patriarcale que, grâce à Dieu, je peux imiter sans interférence. Heureux, en effet.


29 JUIN 1998


Avant-hier, le féminine médecin est venu de la ville pour rendre visite au juge. Elle m'a trouvé par terre, jouant avec les enfants d'Evi. Certains rampaient sur moi, d'autres s'amusaient avec moi; et quand je les attrapais et les chatouillais, ils faisaient une grande clameur. Le docteur est une personnalité formelle: elle assortit ses nattes à ses jabots, et touche ses jabots en permanence pendant qu'elle vous parle. Et elle trouvait mon comportement indigne d'un homme sensé. Je pouvais le voir sur son visage. Mais je ne me suis pas laissé troubler. Je l'ai laissée poursuivre sa sage conversation pendant que je reconstruisais pour elle les châteaux de cartes des enfants aussi vite qu'ils les renversaient. Après, elle a fait le tour de la ville et s'est plainte au juge.


Oui, mon cher Mark, rien sur cette terre n'affecte mon cœur autant que les enfants... Quand je regarde leurs actions; quand je remarque dans les petites créatures les graines de toutes ces vertus et qualités qu'ils trouveront un jour si indispensables; quand je vois avec persistance toute la fermeté et la constance futures d'un noble caractère; dans cette nature capricieuse, cette légèreté et cette gaieté d'humeur qui les porteront facilement sur les dangers et les difficultés de la vie, leur nature entière simple et sans tache - alors je me rappelle les paroles d'or du Roi de l'humanité, Jésus: „Si vous ne devenez pas comme des petits enfants, vous ne pouvez pas entrer dans le royaume des cieux!“ Et maintenant, mon ami, ces enfants qui sont nos égaux et que nous devrions considérer comme nos modèles, voilà que nous les traitons comme s'ils étaient nos sujets. Ils ne doivent pas avoir de volonté propre. Et n'en avons-nous pas nous-mêmes? D'où vient notre droit exclusif? Est-ce parce que nous sommes plus âgés et plus expérimentés? Grand Dieu! Du haut de ton ciel, tu vois des enfants, grands et petits, et aucun autre. Et votre Fils Jésus a depuis longtemps déclaré ce qui vous donne le plus grand plaisir. Mais ils croient en lui, et pourtant ne l'entendent pas - c'est aussi une vieille histoire; et ils forment leurs enfants à leur propre image.


Adieu, Mark! Je ne veux pas m'embrouiller davantage avec ce sujet.


1 JUILLET 1998.


Le réconfort qu'Evi apporte à mon propre cœur, elle l'apporte à un invalide qui souffre plus de son absence que bien des pauvres créatures qui traînent sur un lit de malade. Elle s'absente pour passer quelques jours en ville auprès d'une femme très digne qui est abandonnée par les médecins et qui souhaite qu'Evi soit près d'elle dans ses derniers moments. Je l'ai accompagnée la semaine dernière pour rendre visite au pasteur de Rastede, un petit village situé à environ cinq miles. Nous sommes arrivés vers quatre heures: Evi avait pris sa petite sœur avec elle. Lorsque nous sommes entrés dans le presbytère, nous avons trouvé le vieux pasteur assis sur un banc devant la porte, à l'ombre de deux grands noyers. A la vue d'Evi, il sembla reprendre vie, se leva, oublia son bâton et se risqua à marcher vers elle. Elle courut vers lui et le fit rasseoir; puis elle se tint à ses côtés, lui donna une série de messages de son père, puis alla chercher son plus jeune enfant, une petite chose sale, la joie de son âge, et l'embrassa. J'aurais voulu que vous soyez témoin de l'attention qu'elle a portée à ce vieil homme - comment elle a élevé la voix devant sa surdité; comment elle lui a parlé de jeunes gens en bonne santé qui avaient été enterrés au moment où l'on s'y attendait le moins; comment elle a loué les pouvoirs de guérison de Bad Pyrmont, et comment elle a salué sa détermination à y passer l'été suivant; et comment elle lui a assuré qu'il avait l'air meilleur et plus fort que la dernière fois qu'elle l'avait vu. Pendant ce temps, j'ai prêté attention à sa bonne épouse. Le vieil homme semblait de bonne humeur et, comme je ne pouvais m'empêcher d'admirer la beauté des noyers, qui formaient une ombre si agréable sur nos têtes, il commença, bien qu'avec quelques difficultés, à nous raconter leur histoire. „Quant au plus vieil arbre, dit-il, nous ne savons pas qui l'a planté - certains disent un ecclésiastique - mais le plus jeune, qui se trouve derrière nous, a exactement l'âge de ma femme, qui aura cinquante ans l'année prochaine, en novembre; son père l'a planté le matin, et elle est venue au monde le soir. Le père de ma femme était mon prédécesseur ici, et je ne peux vous dire à quel point il aimait cet arbre, et il m'est tout aussi cher. C'est à l'ombre de cet arbre que ma femme était assise sur une bûche en train de tricoter lorsque moi, pauvre étudiant, je suis venu pour la première fois dans ce presbytère il y a vingt-sept ans.“ Evi a demandé des nouvelles de sa fille. Il a dit qu'elle était allée avec un jeune dans les prés, et qu'elle avait fait les foins. Le vieil homme reprit alors son histoire, et nous raconta comment son prédécesseur s'était intéressé à lui, ainsi qu'à sa fille, et comment il était d'abord devenu son diacre, puis son successeur comme pasteur. Il avait à peine terminé son histoire que sa fille revint par le jardin, accompagnée du jeune susmentionné. Elle a salué Evi avec affection, et j'avoue que j'ai été très impressionné par son apparence. C'était une blonde à l'allure vive et de bonne humeur qui était tout à fait compétente pour divertir quelqu'un pendant une courte période à la campagne. Son amant (qui semblait être le jeune homme) était une personnalité polie et retirée, et, pour autant, ne se joignait pas à notre conversation. Evi s'est efforcé de le faire sortir. J'étais très contrarié que son silence ne soit pas dû à un manque de talent, mais à sa mauvaise humeur et à son mécontentement. Cela est devenu très évident plus tard lorsque nous nous sommes mis en route et que Valea a rejoint Evi, à qui j'ai parlé. Le visage du jeune homme, qui était naturellement assez sinistre, est devenu si sombre et si furieux qu'Evi a été obligé de me toucher le bras et de me rappeler que j'avais trop flirté avec Valea. Rien ne me gêne plus que de voir des hommes se tourmenter les uns les autres, surtout quand, dans la force de l'âge, dans la saison des plaisirs, ils gaspillent en querelles les quelques jours de soleil qui leur restent, et ne s'aperçoivent de leur faute que lorsqu'il est trop tard pour la réparer. Cette pensée occupait mon esprit; et le soir, lorsque nous retournâmes chez le pasteur, et que nous nous assîmes autour de la table avec notre babeurre, la conversation portant sur les joies et les peines du monde, je ne pus résister à la tentation de pester amèrement contre la mauvaise humeur. „Nous avons tendance, dis-je, à nous plaindre, mais sans grande raison, que nos jours heureux sont rares et nos jours difficiles nombreux. Si nos cœurs étaient toujours prêts à recevoir les bienfaits que le ciel nous envoie, nous devrions acquérir le pouvoir de soutenir le bien quand il se présente.“ - „Mais, remarque la dame pasteur, nous ne pouvons pas toujours contrôler nos tempéraments, tant cela dépend de la constitution: Quand le corps souffre, l'esprit se sent mal.“ - „Je le reconnais“, ai-je poursuivi. „Je serais heureux d'en savoir un peu plus, dit Evi; en tout cas, je pense que cela dépend beaucoup de nous; je sais que c'est le cas pour moi. Quand quelque chose m'ennuie et trouble mon humeur, je me précipite dans le jardin, je fredonne quelques chansons, et tout va bien pour moi.“ - „C'est ce que je voulais dire, répondis-je, la mauvaise humeur ressemble à l'indolence: elle nous est naturelle; mais lorsqu'une fois nous avons le courage de nous dépenser, le travail s'en va tout frais de nos mains, et nous éprouvons dans l'activité comment nous perdions auparavant un véritable plaisir.“ Valea a écouté très attentivement, et le jeune homme a objecté que nous n'étions pas maîtres de nous-mêmes, et encore moins de nos sentiments. „La question porte sur un sentiment désagréable, ajoutai-je, auquel chacun pourrait facilement échapper, mais personne ne connaît son propre pouvoir sans examen. Les invalides consultent volontiers les médecins, et se soumettent au régime le plus scrupuleux, aux médicaments les plus vils, pour rétablir leur santé.“ Je remarquai que le bon vieux pasteur inclinait la tête et s'efforçait d'entendre notre discours; j'élevai donc la voix et m'adressai directement à lui. „Nous prêchons contre un grand nombre de crimes“, ai-je remarqué, „mais je ne me souviens pas d'un sermon contre la mauvaise humeur.“ - „Cela peut être très bon pour votre clergé de la ville, dit-il, les gens de la campagne n'ont jamais mauvais caractère; bien qu'en effet cela puisse être utile à l'occasion, par exemple, à ma femme et au juge.“ Nous avons tous ri, et lui aussi, de bon cœur, jusqu'à ce qu'il soit pris d'une quinte de toux qui a interrompu notre conversation pendant un moment. Le jeune a repris le sujet. „Vous appelez la mauvaise humeur un crime“, a-t-il fait remarquer, „mais je pense que vous utilisez un terme trop fort.“ - „Pas du tout, répondis-je, si elle mérite ce nom, qui est si préjudiciable à nous et à nos voisins. Il ne suffit pas que nous voulions avoir le pouvoir de nous rendre heureux, faut-il que nous nous privions mutuellement du plaisir que nous avons? Pouvons-nous tous prendre soin de nous? Montrez-moi l'homme qui a la retenue de cacher sa mauvaise humeur, qui porte lui-même tout le fardeau sans troubler la paix de ceux qui l'entourent. Non: la mauvaise humeur naît de la conscience intérieure du manque de mérite, du mécontentement qui accompagne toujours l'envie que produit la vanité stupide. Nous voyons des gens heureux que nous n'avons pas rendus heureux, et ce spectacle nous est insupportable.“ Evi me regarda avec un sourire; elle observa l'émotion avec laquelle je parlais: et une larme dans l'œil de Valea me stimula pour continuer. „Malheur à ceux, dis-je, qui usent de leur pouvoir sur un cœur humain pour détruire les plaisirs les plus simples dont il aurait naturellement besoin! Toutes les faveurs, toutes les attentions du monde, ne peuvent compenser la perte de ce bonheur qu'une cruelle tyrannie a détruit.“ Mon cœur était plein pendant que je parlais. Le souvenir de nombreuses choses qui s'étaient produites se pressait dans mon esprit, et remplissait mes yeux de larmes. „Nous devrions nous répéter tous les jours, m'écriai-je, que nous ne devons pas déranger nos amis, mais les laisser en possession de leurs propres plaisirs, et augmenter leur bonheur en le partageant avec eux! Mais lorsque leur âme est tourmentée par une passion violente, ou que leur cœur est déchiré par le chagrin, est-il en ton pouvoir de leur apporter le moindre réconfort? Et lorsque la dernière maladie mortelle s'empare de l'être dont tu as préparé la tombe prématurée, lorsqu'il gît languissant et épuisé devant toi, ses yeux ternes levés vers le ciel, et l'humidité de la mort sur son front pâle, tu te tiens près du lit de mort comme un criminel condamné, avec le sentiment amer que toute ta fortune n'a pu sauver le mourant; et la pensée angoissante que tous tes efforts sont impuissants à donner à l'âme qui s'en va ne serait-ce qu'un instant de force, ou à l'animer d'un réconfort passager, te tourmente.“


À ces mots, le souvenir d'une scène similaire, à laquelle j'avais assisté autrefois, tomba avec force sur mon cœur. J'ai enfoui mon visage dans mon mouchoir et je me suis précipitée hors de la pièce. Seule la voix d'Evi m'a rappelé qu'il était temps de rentrer à la maison. Avec quelle tendresse elle me grondait en chemin pour l'intérêt trop vif que je prenais à tout! Elle a déclaré que ça me ferait mal, et que je devais y aller doucement. Oui, mon ange! Je vais le faire pour vous.


6 JUILLET 1998


Elle est toujours auprès de son ami mourant et toujours la même créature belle et lumineuse dont la présence apaise la douleur et répand le bonheur où qu'elle se tourne. Elle est sortie hier avec sa petite sœur Christine et le garçon Milan: je le savais, et je suis sorti à leur rencontre; et nous sommes allés ensemble. Au bout d'une heure et demie environ, nous sommes revenus en ville. Nous nous sommes arrêtés à la fontaine que j'aime tant, et qui m'est maintenant mille fois plus chère que jamais. Evi s'est assise sur le muret, et nous nous sommes rassemblés autour d'elle. J'ai regardé autour de moi, et je me suis souvenu du temps où mon cœur était libre et inoccupé. „Chère fontaine! dis-je, depuis ce temps-là, je ne suis pas venu me reposer au frais près de ton ruisseau. Je suis passé devant vous à pas feutrés et je vous ai à peine jeté un regard.“ J'ai baissé les yeux et j'ai vu la petite sœur d'Evi, Christine, monter les marches avec un verre d'eau. Je me suis tourné vers Evi et j'ai senti son emprise sur moi. Christine s'est approchée à ce moment-là avec le verre. Le garçon Milan a essayé de le lui prendre. „Non!“ s'écria la jeune fille, avec l'expression la plus douce sur son visage, „Evi doit boire d'abord.“


L'affection et la simplicité avec lesquelles ces paroles ont été prononcées m'ont tellement charmé que j'ai essayé d'exprimer mes sentiments en rattrapant la jeune fille et en l'embrassant chaleureusement. Elle était effrayée et a commencé à pleurer. „Tu ne devrais pas faire ça“, a dit Evi. „Je me sentais perdue. Viens, Christine,“ poursuivit-elle en lui prenant la main et en la ramenant sur les marches, cela n'a pas d'importance: „lave-toi vite à l'eau fraîche.“ Je me suis levé et je les ai regardées ; et quand j'ai vu la petite charmante se frotter les joues avec ses mains mouillées, pleinement convaincue que toutes les impuretés contractées par ma vilaine barbe seraient lavées par l'eau merveilleuse, et comment Evi, bien qu'elle l'ait dit, continuait à se laver de toutes ses forces, comme si elle pensait que trop était mieux que pas assez, je vous assure, Mark, que je n'ai jamais assisté à un baptême avec plus de révérence; et quand Evi est sortie du puits, j'aurais pu me prosterner comme devant un prophète de la nation juive.


Le soir, je n'ai pas pu résister à l'envie de raconter l'histoire d'une personne qui, à mon avis, possédait un sentiment naturel parce qu'elle était un homme de compréhension. Mais quelle erreur j'ai faite. Il soutient que c'est très mal de la part d'Evi, qu'il ne faut pas tromper les enfants, que de telles choses provoquent d'innombrables erreurs et superstitions dont il faut protéger les jeunes. Je me suis alors rappelé que cet homme avait été baptisé par les anabaptistes une semaine auparavant; je n'ai donc rien dit de plus, mais j'ai maintenu la justesse de mes convictions. Nous devons traiter les enfants comme Dieu nous traite. Nous sommes plus heureux sous l'influence d'illusions innocentes.


8 JUILLET 1998


Quel enfant est un homme pour qu'il soit si anxieux au moindre regard! Quel enfant est cet homme! Nous avions été à Oldenburg: Les femmes sont allées dans une voiture; mais pendant notre promenade, j'ai cru voir dans les yeux bleus d'Evi - je suis un imbécile - mais pardonnez-moi! Vous devriez les voir, ces yeux. Pour être bref, cependant (car mes propres yeux sont alourdis par le sommeil), vous devez savoir que c'était les jeunes hommes et moi-même lorsque les femmes sont remontées dans leur voiture pour se tenir près de la porte. C'est un groupe de personnes joyeuses, et ils riaient et plaisantaient tous ensemble. J'ai regardé les yeux d'Evi. Ils erraient de l'un à l'autre; mais ils ne s'allumaient pas sur moi, sur moi qui restais immobile et ne voyait qu'elle! Mon cœur la bénissait mille fois, mais elle ne me remarquait pas. La voiture s'éloigna, et mes yeux se remplirent de larmes. J'ai regardé après elle: soudain, j'ai vu les cheveux d'Evi passer par la fenêtre, et elle s'est retournée pour regarder derrière elle, était-ce après moi? Mon cher ami, je ne le sais pas; et dans cette incertitude, je trouve du réconfort. Peut-être s'est-elle retournée pour me regarder. May be! Bonne nuit, quel enfant je suis!


10 JUILLET 1998


Vous devriez voir à quel point j'ai l'air bête en société quand son nom est mentionné, surtout quand on me demande clairement si je l'aime bien. Je l'aime bien! Je déteste cette phrase. Quelle créature il doit être, qui n'aime qu'Evi, dont le cœur et les sens n'ont pas été complètement absorbés par elle. Comme je l'aime! Quelqu'un m'a demandé dernièrement si j'aimais Ossian.


11 JUILLET 1998


Votre ami est très malade. Je prie pour son rétablissement car Evi partage mes souffrances. Je la vois de temps en temps chez mon amie, et aujourd'hui elle m'a raconté une circonstance des plus étranges. Le vieil homme de l'amie est un homme cupide et avare, qui a longtemps tourmenté et ennuyé la pauvre femme; mais elle a supporté ses souffrances avec patience. Il y a quelques jours, lorsque le médecin nous a informés que sa guérison était sans espoir, elle a appelé son mari (Evi était présent) et s'est adressée à lui en ces termes: „J'ai quelque chose à confesser qui pourrait entraîner des troubles et une confusion après ma mort. J'ai géré votre foyer avec autant de parcimonie et de prudence que possible jusqu'à présent, mais vous devez me pardonner de vous avoir trompé pendant trente ans. Au début de notre vie de couple, vous avez prévu une petite somme pour les besoins de la cuisine et les autres dépenses du ménage. Au fur et à mesure que nos affaires se développaient et que notre propriété s'agrandissait, je n'ai pas pu vous persuader d'augmenter proportionnellement l'allocation hebdomadaire: Bref, vous savez que lorsque nos besoins étaient les plus grands, je devais tout fournir avec soixante-dix marks par semaine. Je vous ai pris l'argent sans vous observer, mais j'ai comblé le déficit hebdomadaire avec la tirelire, car personne ne soupçonnerait votre femme d'avoir dévalisé la banque du ménage. Mais je n'ai rien gaspillé, et j'aurais dû me contenter de rencontrer mon juge éternel, l'Amour miséricordieux, sans cet aveu, alors que celle sur qui la gestion de votre établissement sera dévolue après ma mort ne serait pas embarrassée si vous insistiez pour qu'elle s'en sorte avec soixante-dix marks par semaine."


J'ai parlé à Evi de la façon inconcevable dont les hommes pouvaient être éblouis; comment on pouvait éviter de soupçonner une tromperie quand seulement soixante-dix marks pouvaient payer le double. Mais j'ai moi-même connu des gens qui croyaient, sans étonnement visible, que leur maison possédait la jarre d'huile inépuisable du prophète Élie.


13 JUILLET 1998


Non, je ne suis pas trompé. Dans ses yeux bleus, j'ai lu un véritable intérêt pour moi et mon être. Oui, je le sens; et je peux croire mon propre cœur qui me dit - puis-je le dire? - puis-je prononcer les mots bénis? - Qu'elle m'aime!


Qu'elle m'aime! Comme cette idée m'exalte à mes propres yeux! Et comme vous pouvez comprendre mes sentiments, je peux vous dire comment je m'honore puisqu'elle m'aime!


S'agit-il d'une simple conjecture, ou d'une conscience de la vérité? Je ne connais aucun homme qui puisse me remplacer dans le cœur d'Evi; et pourtant, quand elle parle de son fiancé avec tant de chaleur et d'affection, je me sens comme le soldat à qui l'on a enlevé l'honneur et le titre, et qui a été dépouillé de son arme.


16 JUILLET 1998


Comment mon cœur bat lorsque je touche accidentellement son doigt ou que mes pieds heurtent les siens sous la table! Je recule comme devant un poêle, mais une force secrète me pousse à avancer de nouveau, et mes sens sont troublés. Son cœur innocent et inconscient ne sait jamais quelle agonie ces petites familiarités m'infligent. Parfois, lorsque nous parlons, elle pose sa main sur la mienne, et dans le feu de la conversation, elle se rapproche de moi, et son souffle doux atteint mes lèvres - quand j'ai l'impression qu'un éclair m'a frappé, et que je pourrais m'enfoncer dans la terre. Et pourtant, Mark, avec toute cette confiance céleste - si je me connais et si j'ose toujours - me comprends-tu? Non, non! Mon cœur n'est pas si corrompu, il est faible, assez faible, mais n'est-ce pas là une mesure de la corruption?


Elle est pour moi un être sacré! Toute passion est toujours présente en sa présence: Je ne peux pas exprimer mes sensations quand je suis près d'elle. Je me sens comme si mon âme battait dans chaque nerf de mon corps. Il y a une mélodie qu'elle joue au piano avec une dextérité angélique - si simple, et pourtant si spirituelle! C'est sa mélodie préférée; et lorsqu'elle joue la première note, toute douleur, tout souci et tout chagrin disparaissent de mon esprit en un instant.


Je crois en chaque mot prononcé par la magie de la musique ancienne. Comme sa simple chanson m'enchante! Parfois, lorsque je suis prêt à me suicider, elle chante cette mélodie; et instantanément, la morosité et la folie qui planaient sur moi se dissipent, et je respire à nouveau librement.


18 JUILLET 1998


Mark, que représente le monde pour nos cœurs sans l'Amour? Qu'est-ce que la télé-vision sans lumière? Il suffit d'allumer la flamme en soi pour que les figures les plus brillantes brillent sur l'écran de verre; et si l'Amour ne nous montre que des ombres fugitives, nous sommes heureux de les voir comme des enfants, et de nous émouvoir des fantômes glorieux. Je n'ai pas pu voir Evi aujourd'hui. J'ai été gêné par une société dont je ne pouvais pas me détacher. Que fallait-il faire? J'ai envoyé ma femme de chambre chez elle pour que je puisse au moins voir aujourd'hui quelqu'un qui avait été près d'elle. Ah, l'impatience avec laquelle j'ai attendu son retour! la joie avec laquelle je l'ai accueillie! J'aurais certainement voulu la prendre dans mes bras et l'embrasser, si je n'avais pas eu honte.


On dit que l'escarboucle, lorsqu'elle est placée au soleil, attire les rayons et brille pour un temps dans l'obscurité. Il en a été ainsi pour moi et cette femme de chambre. L'idée que les yeux d'Evi étaient restés sur son visage, ses joues et sa robe, me la rendait inestimable, de sorte que je ne me serais pas séparé d'elle pour mille marks à l'instant. Sa présence m'a rendu si heureux! Méfie-toi de moi, Mark. Peut-il s'agir d'une illusion qui nous rend heureux?


19 JUILLET 1998


Je m'écrie: „Je vais la voir aujourd'hui!“ Je m'exclame avec joie en me levant le matin, en regardant avec une joie sincère le beau et brillant soleil. „Je la verrai aujourd'hui!“ Et alors je n'ai plus de souhait: tout, tout est contenu dans cette pensée unique.


20 JUILLET 1998.


Je ne peux pas accepter votre proposition d'accompagner l'ambassadeur. Je n'aime pas la subordination; et nous savons tous qu'il est une personne rude et désagréable à fréquenter. Vous dites que ma mère veut que je sois employé quelque part. Je dois en rire! Ne suis-je pas assez occupé? Et en réalité, n'est-ce pas la même chose que j'écosse des petits pois ou que je compte des lentilles? Le monde court d'une folie à l'autre; et l'homme qui travaille uniquement du point de vue des autres, et sans désir ou besoin propre, pour l'argent, la gloire, ou quelque autre fantôme vide, n'est pas mieux qu'un fou!


24 JUILLET 1998.


Vous insistez tellement pour que je ne néglige pas mon dessin qu'il serait aussi bien pour moi de ne rien dire que d'avouer le peu que j'ai créé ces derniers temps.


Jamais je ne me suis sentie plus heureuse, jamais je n'ai mieux compris la nature, jusqu'à la tige de fleur la plus vraie ou le plus petit brin d'herbe; et pourtant je ne peux pas m'exprimer: mon imagination est si faible que tout semble nager et flotter devant moi, de sorte que je ne peux pas en faire un dessin clair et distinct. Mais je pense que je devrais mieux m'en sortir si j'avais de l'argile ou de la cire pour le modeler. J'essaierai lorsque cet état d'esprit durera plus longtemps, et que je me consacrerai au modelage, et si je ne fais que pétrir de la pâte à gâteau.


J'ai commencé par le portrait d'Evi trois fois et je me suis embarrassé tout aussi souvent. C'est d'autant plus ennuyeux que j'étais auparavant très heureux de concevoir des portraits-robots. J'ai depuis esquissé son profil et je dois m'en contenter.


25 JUILLET 1998


Oui, chère Evi! Je vais tout commander et arranger. Donnez-moi juste plus de commissions, plus il y en a, mieux c'est. Cependant, il y a une chose que je dois demander: N'utilisez plus de sable à écrire pour les chères notes que vous m'envoyez. Aujourd'hui, j'ai hâtivement porté votre lettre à mes lèvres, et elle a fait grincer mes dents.


26 JUILLET 1998


J'ai souvent résolu de ne pas la voir aussi souvent. Mais qui pourrait tenir une telle résolution? Chaque jour, je fais face à la tentation et je promets fidèlement que demain je vais vraiment m'en éloigner. Mais le matin venu, je trouve une raison irrésistible de la voir, et avant que je puisse m'expliquer, je suis de retour avec elle. Soit elle a dit la veille: „Vous appellerez certainement demain“ - et alors qui pourrait rester à l'écart? - ou bien elle me donne un ordre, et je pense qu'il est important de lui remettre la réponse en personne; ou bien il fait beau, et je vais à Oldenburg; et quand j'y suis, ce n'est qu'à un demi-mille plus loin d'elle. Je suis dans l'atmosphère charmante, et je me retrouve bientôt à ses côtés. Ma grand-mère m'a raconté l'histoire d'une montagne de pierre magnétique...


30 JUILLET 1998


Georges est arrivé et je dois partir. S'il était le meilleur et le plus brillant des hommes et que j'étais son inférieur en tout point, je ne pourrais toujours pas supporter de le voir dans les bras d'un être aussi parfait. Dans ses bras! - Assez, Mark: son fiancé est là, un compagnon à supporter. C'est une chance que je n'aie pas été présent à leur réunion. Ça m'aurait brisé le cœur! Et il est si prévenant: il n'a pas embrassé Evi en ma présence. Que le ciel le récompense pour cela! Je dois le mépriser pour l'indifférence avec laquelle il la traite. Il fait preuve de considération à mon égard, mais je suppose que j'en suis plus redevable à Evi qu'à sa propre fantaisie. Les femmes ont un sens aigu de ces questions, et c'est bien normal. Ils ne parviennent pas toujours à concilier deux rivaux...


Je ne peux m'empêcher de mépriser Georges. La froideur de son caractère contraste fortement avec mon impétuosité, que je ne peux dissimuler. Il n'a aucun sentiment et n'est pas conscient du trésor qu'il possède en Evi. Il est toujours en proie à la mauvaise humeur, ce que vous savez que je déteste par-dessus tout.


Il me considère comme un homme d'esprit; et mon attachement à Evi, l'intérêt que je porte à tout ce qui la concerne, accroissent son triomphe. Je ne demanderai pas s'il ne l'agace pas quelquefois par un peu de jalousie; car je sais que, si j'étais à sa place, je ne serais pas exempt de tels sentiments.


Mais de toute façon, mon désir avec Evi est terminé. Appelons ça folie ou engouement, que signifie ce mot? La chose parle d'elle-même. Avant l'arrivée de Georges, je savais tout ce que je sais maintenant. Je savais que je ne pouvais rien exiger d'elle, et je n'en ai rien fait, c'est-à-dire autant qu'il était possible de ne pas haleter devant sa volupté avec tant de beauté! Et maintenant, regardez-moi comme un idiot qui regarde avec étonnement quand un autre arrive et me vole ma chérie!


Je me mords les lèvres et j'éprouve un mépris infini pour ceux qui me disent de prendre du recul car il n'y a pas de solution à ce problème. Laissez-moi échapper au joug de cette pseudo-sagesse stupide! Je vagabonde dans la forêt; et quand je retourne chez Evi, et que Georges est assis à ses côtés dans le jardin de la maison d'été, je ne peux pas le supporter, je me comporte comme une folle, et je commets mille extravagances. „Pour l'amour de tous les anges, a dit Evi aujourd'hui, n'ayons plus de scènes comme celle d'hier soir! Vous m'effrayez quand vous êtes si impétueux.“ Je suis toujours parti quand il vient, et je suis heureux quand je la trouve seule.


8 AOUT 1998


Croyez-moi, cher Mark, je ne faisais pas allusion à vous lorsque j'ai parlé si sévèrement de ceux qui conseillent le destin inévitable de démissionner. Je ne pensais pas qu'il était possible que tu puisses te laisser aller à un tel sentiment. Mais en effet, vous avez raison. Je ne suggère qu'une seule objection. Dans ce monde, on est rarement déterminé à choisir entre deux alternatives seulement. Il y a autant de types de comportements et d'opinions qu'il y a de gradations entre un nez d'aigle et un nez retroussé.


Vous me permettrez donc de concéder l'intégralité de votre argumentation tout en cherchant des moyens d'échapper au dilemme.


Votre position est la suivante, je vous entends dire: „Soit vous avez l'espoir d'obtenir Evi, soit vous n'en avez aucun. Maintenant, dans le premier cas, poursuivez votre chemin et pressez pour que vos désirs se réalisent. Dans le second cas, soyez un homme, et débarrassez-vous d'une passion misérable qui vous ennuie et vous détruit.“ Mon cher ami, cela est bien et facilement dit.


Mais voudriez-vous qu'une créature misérable, dont la vie se consume lentement sous l'effet d'une maladie persistante, se fasse disparaître d'un coup de couteau? Le chaos même qui consume ses forces ne le prive-t-il pas du courage d'opérer sa délivrance?


Vous pouvez me répondre par une analogie similaire: „Qui ne préférerait pas l'amputation d'un bras au péril de la vie par le doute et la procrastination?“ Mais je ne sais pas si vous avez raison, laissons les simulations.


Assez! Il y a des moments, Mark, où je pourrais me lever et me débarrasser de tout ça, et si seulement je savais où je vais, m'envoler loin de cet endroit de la terre!


LE MÊME SOIR


Mon journal, que j'ai négligé depuis quelque temps, m'est apparu aujourd'hui; et je suis étonné de voir combien consciemment je me suis empêtré pas à pas. Avoir vu ma position si clairement, et pourtant s'être comporté comme un enfant! Pourtant, je vois clairement le résultat, et pourtant je ne pense pas à agir avec plus de prudence.


10 AOÛT 1998


Si je n'étais pas un idiot, je pourrais passer ici la vie la plus heureuse et la plus délicieuse. Tant de circonstances agréables, qui assurent le bonheur d'un homme intelligent, sont rarement réunies. Hélas! J'ai une vision très sensée de la chose: le cœur seul fait notre bonheur! Être reçu dans cette charmante famille, être aimé par le père comme un fils, par les enfants comme un père, et par Evi! Alors Georges, qui trouble souvent mon bonheur par une apparence de déplaisir, me reçoit taciturne, et me méprise mieux que tout le monde à part Evi! Mark, vous seriez heureux de nous entendre dans nos divagations et nos conversations. Rien au monde ne peut être plus absurde que notre lien, et pourtant, le fait d'y penser me fait souvent pleurer.


J'entends parfois parler de son excellente mère; comment, sur son lit de mort, elle avait donné sa maison et ses enfants à Evi, et laissé Evi elle-même à sa charge; comment, depuis lors, un nouvel esprit s'était emparé d'elle; comment, dans le souci et la peine de son bien-être, elle était devenue une véritable mère pour elle; comment chaque moment de son temps était consacré à un travail d'amour pour elle - et pourtant sa gaieté et sa joie de vivre ne l'avaient jamais quittée. Je cueille des fleurs, je les arrange soigneusement pour en faire un bouquet, puis je les jette dans le premier ruisseau que je croise, et je les regarde flotter doucement au loin. J'ai oublié si je t'ai dit que Georges devait rester ici. Il a trouvé un emploi de bureau avec un très bon salaire, et je crois savoir qu'il est utile au bureau. J'ai rencontré peu de gens qui sont aussi ponctuels et méthodiques dans les affaires.


12 AOÛT 1998


Pour sûr, Georges est le gars le plus stupide du monde. J'ai eu une scène étrange avec lui hier. Je suis allé lui dire au revoir, car je me suis mis en tête de passer quelques jours dans ces lieux, d'où je vous écris maintenant. En parcourant sa chambre, mon regard est tombé sur sa collection de couteaux. „Prête-moi ces couteaux, ai-je dit, pour mon voyage.“ - „Par tous les moyens, répondit-il, si vous voulez prendre la peine de les aiguiser; car elles ne sont suspendues là que pour l'ornement.“ Je descendis l'un d'eux; et il continua: „Puisque j'ai failli souffrir, malgré mon extrême prudence, je ne veux rien avoir à faire avec de telles choses.“ J'étais curieux d'entendre l'histoire. „J'étais chez un ami à la campagne il y a trois mois,“ a-t-il dit. „J'avais un jeu de couteaux avec moi, et je dormais sans crainte. Un après-midi pluvieux, je me suis assis seul, sans rien faire. Quand j'y ai pensé, je ne savais pas, si la maison était attaquée, comment nous pourrions utiliser les couteaux, bref, vous savez comment on imagine toutes sortes de choses. quand on n'a rien de mieux à faire. J'ai donné les couteaux à l'ami. Il jouait avec sa fille, essayant de l'effrayer, quand elle a attrapé un des couteauxDieu sait comment! - le couteau était tranchant; il a traversé sa main droite et lui a coupé le pouce. J'ai dû supporter toute la plainte, et payer la facture du chirurgien; depuis ce temps, je n'ai pas retiré tous mes couteaux du mur. Mais, Schwanke, à quoi ça sert d'être intelligent? Ay, mais on ne peut jamais être suffisamment sur ses gardes contre toutes sortes de dangers.“ Vous devez savoir que je peux tolérer tous les hommes jusqu'à ce qu'ils en arrivent à un „oui mais“; car il va sans dire que toute règle universelle doit avoir ses exceptions. Mais il est si extraordinairement pédant que s'il dit un seul mot trop précis, ou trop général, ou seulement à moitié vrai, il ne cesse de le nuancer, de le modifier, de l'affaiblir, jusqu'à ce que finalement il n'ait rien dit du tout. À cette occasion, Georges était profondément plongé dans son sujet. Je cessai de l'écouter et me perdis dans une rêverie. D'un mouvement brusque, j'ai pointé la pointe d'un couteau sur mon cœur. „Qu'en penses-tu?“ s'exclame Georges en se retournant. „Il n'est pas particulièrement pointu“, dis-je. „Et même si c'était le cas, répondit-il avec impatience, à quoi bon? Je ne peux pas comprendre comment un homme peut être fou au point de s'assassiner, et la simple idée de cela me choque.“


Pourquoi quelqu'un, dis-je, en parlant d'une action, oserait-il la prononcer folle ou sage, bonne ou mauvaise? Que signifie tout cela? Avez-vous étudié attentivement les motifs secrets de nos actions? Comprenez-vous - pouvez-vous expliquer les causes qui les provoquent et les rendent inévitables? Si vous le pouvez, vous serez moins pressé dans votre décision.“


Mais vous admettrez“, a dit George, „que certaines actions sont criminelles, qu'elles proviennent de n'importe quel motif.“ Je l'ai admis, et j'ai haussé les épaules avec indifférence.


Mais tout de même, Georges, ai-je poursuivi, il y a quelques exceptions ici aussi. Le vol est un crime; mais l'homme qui le commet par extrême pauvreté, et qui n'a d'autre intention que de sauver sa famille de la ruine, est-il un objet de pitié ou de punition? Qui jettera la première pierre à un mari qui, dans le feu d'un juste ressentiment, poignarde à mort sa femme infidèle et son perfide séducteur? Ou sur la vierge qui, dans une faible heure de ravissement, s'oublie dans les joies impétueuses de l'amour? Même nos lois, aussi froides et cruelles soient-elles, cèdent dans de tels cas, et retiennent leur punition.“


C'est tout autre chose, dit Georges, car un homme sous l'emprise d'une passion violente perd tout pouvoir de réflexion, et est considéré comme ivre ou fou.“


Ah, vous, gens froids, répliquai-je, vous êtes toujours prêts à réclamer l'extravagance, la folie et l'ivresse! Vous, les hommes sobres, êtes si calmes et si discrets! Vous détestez les ivrognes et vous détestez les extravagants. Vous passez, comme le lévite et le prêtre, devant l'homme tombé parmi les voleurs, et vous remerciez Dieu, comme le pharisien, de ne pas être comme l'un d'eux. J'ai été plus d'une fois enivré, et mes passions ont toujours frisé l'extravagance: je n'ai pas honte de l'avouer, car j'ai appris par ma propre expérience que tous les hommes extraordinaires qui ont fait de grandes et étonnantes actions ont toujours été condamnés par le monde comme ivres ou fous. Et même dans la vie privée, il est intolérable que personne ne puisse entreprendre l'exécution d'une action noble ou généreuse sans provoquer l'exclamation que l'auteur est ivre ou fou! Honte à vous, bande d'intellos!“


C'est encore un de vos états extravagants, dit Georges; vous exagérez toujours un cas, et dans cette affaire vous avez sans doute tort; car nous parlions du suicide, que vous comparez aux grands actes, quand il est impossible de le considérer comme tel. Il est beaucoup plus facile de mourir que de vivre une vie de misère avec constance.“


J'étais sur le point de rompre la conversation, car rien ne me met si complètement hors de patience que la prononciation d'un lieu commun stupide quand je parle du fond du cœur. Je me calmai cependant, car j'avais souvent entendu faire la même observation avec assez d'agacement; et je lui répondis donc, avec peu de chaleur: „Vous appelez cela une faiblesse - prenez garde de ne pas vous laisser tromper par les apparences. Lorsqu'une nation qui a longtemps gémi sous le joug intolérable d'un tyran se lève enfin et se défait de ses chaînes, appelles-tu cela de la faiblesse? L'homme qui, pour sauver sa maison des flammes, voit sa force corporelle doublée, de sorte qu'il ramasse avec facilité des fardeaux qu'il pouvait à peine déplacer sans excitation; sous la fureur d'une insulte, il attaque et met en fuite un grand nombre de ses ennemis. Ces personnes doivent-elles être qualifiées de faibles? Non; si la résistance est la force, comment le plus haut degré de résistance peut-il être la faiblesse?“


Georges m'a regardé avec insistance et a dit: “Non, je ne vois pas en quoi les exemples que vous avez donnés ont un rapport avec la question.“ - „Probablement, ai-je répondu, car on m'a souvent dit que mon style d'illustration frise un peu l'absurde. Mais voyons si nous ne pouvons pas placer la question sous un autre angle, en nous demandant quel peut être l'état d'esprit d'un homme qui choisit de se libérer du fardeau de la vie - un fardeau qui est souvent si agréable à porter - parce que nous ne pouvons pas penser autrement de manière juste sur le sujet.“"


La nature humaine, ai-je poursuivi, a ses limites. Il peut supporter une certaine mesure de joie, de peine et de douleur, mais il est détruit dès que cette mesure est dépassée. La question n'est donc pas de savoir si un homme est fort ou faible, mais s'il est capable de supporter la mesure de ses souffrances. La souffrance peut être mentale ou physique, et à mon avis, il est aussi absurde de traiter un homme de lâche qui se détruit lui-même que de traiter un homme de lâche qui meurt d'un cancer malin.“


Paradoxe!“ s'exclame Georges. „Pas si paradoxal que vous l'imaginez, répondis-je; vous nous permettez d'appeler une maladie fatale lorsque la nature est si sévèrement assaillie, et ses forces si épuisées, qu'elle ne peut en aucun cas se rétablir dans son état antérieur.“


Maintenant, Georges, appliquez cela à l'âme; observez un homme dans son état naturel, isolé; considérez comment les idées fonctionnent, et comment les impressions agissent sur lui, jusqu'à ce qu'enfin une passion violente s'empare de lui, et détruise tous ses pouvoirs de réflexion calme, et le ruine complètement!“


C'est en vain qu'un homme sain d'esprit et d'humeur froide comprend la condition d'un être aussi misérable, en vain qu'il le conseille! Il ne peut pas plus lui communiquer sa propre sagacité qu'un homme sain d'esprit ne peut insuffler sa force à l'invalide au chevet duquel il est assis.“


Georges trouvait cela trop général. Je lui ai rappelé qu'une fille s'était noyée peu de temps auparavant et je lui ai raconté son histoire.


C'était une bonne créature, élevée dans la sphère étroite de l'industrie domestique, désignant chaque semaine des ouvriers. Celle qui ne connaissait pas d'autre plaisir que de se promener le dimanche, dans ses plus beaux habits, accompagnée de ses amis, ou peut-être d'assister à la danse de temps en temps lors d'une fête, et de passer ses heures libres à bavarder avec un voisin et à discuter du dernier scandale, ou des querelles du village, des bagatelles suffisantes pour occuper son cœur. Enfin, la chaleur de sa nature est affectée par certains désirs nouveaux et inconnus. Enflammée par les flatteries des hommes, ses anciens plaisirs deviennent peu à peu insipides, jusqu'à ce qu'elle rencontre enfin un jeune homme vers lequel elle est attirée par un sentiment indescriptible; sur lui reposent maintenant tous ses espoirs; elle oublie le monde qui l'entoure; elle voit, elle entend, elle ne désire rien d'autre que lui et lui seul. Lui seul occupe toutes ses pensées. Sans l'indulgence d'une vanité énervante, dont les affections se rapprochent de leur objet, elle espère devenir le sien, et réaliser dans une union éternelle avec lui tout le bonheur qu'elle a cherché, toute la félicité qu'elle a désirée. Ses promesses répétées ont confirmé ses espoirs: Embrassades et caresses, augmentant l'ardeur de ses désirs, dominent son âme. Elle plane dans une vague et illusoire attente de son bonheur, et ses sentiments sont excités au plus haut point. Elle tend enfin les bras pour embrasser l'objet de tous ses désirs et son amant la quitte. Abasourdie et déconcertée, elle se trouve sur un précipice. Tout est sombre autour d'elle. Aucune perspective, aucun espoir, aucun réconfort, abandonnée par ce qui constituait le centre de son existence! Elle ne voit rien du vaste monde qui s'offre à elle, ne pense pas aux nombreux individus qui pourraient combler le vide de son cœur; elle se sent abandonnée, délaissée par Dieu et par le monde; et, aveuglée et poussée par l'angoisse qui se débat dans son âme, elle plonge dans les profondeurs de la mer pour mettre fin à ses souffrances dans la large étreinte de la mort. Voyez ici, Georges, l'histoire de milliers de personnes; et dites-moi, est-ce un cas d'infirmité corporelle? La nature n'a aucun moyen d'échapper au labyrinthe: Ses pouvoirs sont épuisés: elle ne peut plus se battre, et la pauvre âme doit mourir.“


Honte à celui qui peut regarder calmement et s'exclamer: La fille idiote! Elle aurait dû attendre; elle aurait dû prendre le temps de laisser l'impression se dissiper; son désespoir aurait été apaisé, et elle aurait trouvé un autre amant pour la consoler.“ - „On pourrait aussi bien dire: L'imbécile, pour mourir d'un cancer! Pourquoi n'a-t-il pas attendu que sa force soit restaurée, que son sang soit à nouveau pur? Alors tout se serait bien passé, et il serait en vie maintenant.“


Georges, incapable de voir la justice de l'accord, a présenté quelques objections supplémentaires, en faisant valoir, entre autres, que j'avais pris le cas d'une fille ignorante. Mais il ne pouvait pas comprendre comment un homme sensé, aux vues et expériences élargies, pouvait être excusé. Je me suis exclamé : "L'homme n'est qu'un homme ; et quelle que soit l'étendue de son pouvoir de raisonnement, il est de peu d'utilité lorsque la passion fait rage en lui, et qu'il se sent lié par les limites étroites de la nature. Ce serait mieux, alors - mais j'en parlerai une autre fois, dis-je en mettant mon chapeau. Ah! mon cœur était plein; et nous nous sommes séparés sans conviction de part et d'autre. Comme il est rare dans ce monde que les hommes se comprennent!


15 AOÛT 1998.


Il ne fait aucun doute que dans ce monde, rien n'est aussi indispensable que l'amour. J'observe qu'Evi ne pourrait pas me perdre sans douleur et les enfants n'ont qu'un seul souhait, c'est que je leur rende encore visite demain. Je suis allé cet après-midi accorder le piano d'Evi. Mais je ne pouvais pas le faire, car les petits insistaient pour que je leur raconte une histoire; et Evi elle-même me pressait de les satisfaire. Je leur ai servi le thé, et ils sont maintenant aussi contents de moi qu'Evi l'était; et je leur ai raconté ma meilleure histoire du Renard. Je m'améliore par cet exercice, et je suis assez surpris de l'impression que produisent mes histoires. Lorsque j'invente parfois un incident, que j'oublie lors de mon prochain récit, ils rappellent directement que l'histoire était différente auparavant; si bien que je m'efforce maintenant de raconter la même anecdote avec précision, sur le même ton monotone, qui ne change jamais. Je découvre par là combien un auteur nuit à ses œuvres en les modifiant, même si elles sont améliorées sur le plan poétique. La première impression n'est pas facilement récupérable. Nous sommes constitués de manière à croire les choses les plus incroyables; et, une fois qu'elles sont gravées dans la mémoire, malheur à celui qui s'efforcerait de les effacer.


18 AOÛT 1998.


Faut-il toujours que la source de notre bonheur soit aussi la source de notre malheur? Le sentiment plein et passionné qui animait mon cœur de l'amour de la nature, me submergeait d'un torrent de joie, et qui faisait apparaître devant moi le paradis tout entier, est devenu maintenant un tourment intolérable, un démon qui me hante et me harcèle sans cesse. Lorsque, autrefois, je regardais de ces dunes, au-delà de la rivière, la région verte et fleurie qui s'étendait devant moi, je voyais toute la nature monter et descendre; les collines couvertes de forêts hautes et denses; les plaines, dans tous leurs méandres, ombragées par les plus belles forêts; et la douce rivière glissant entre les roseaux qui zozotent, je reflétais les beaux nuages que la douce brise du soir soufflait dans le ciel, tandis que j'entendais les bosquets autour de moi mélodieux de la musique des oiseaux, et que je voyais les millions d'essaims d'insectes danser dans les derniers rayons dorés du soleil... dont les rayons couchants réveillaient, les scarabées bourdonnants de leurs lits d'herbe, tandis que le tumulte apaisé tournait mon attention vers le sol, et j'y observais la pierre sèche forcée de nourrir la mousse sèche, tandis que la bruyère s'épanouissait sur les sables arides au-dessous de moi, pleine de la chaleur intérieure qui anime toute la nature et qui brille dans mon cœur. Je me sentais élevé par cette plénitude débordante de la perception de Dieu, et les formes glorieuses d'un univers infini devenaient visibles pour mon âme! Des hauteurs glorieuses m'entouraient, des abîmes baillaient à mes pieds, et les eaux se précipitaient tête baissée devant moi; des fleuves impétueux roulaient dans la plaine, et les murs résonnaient au loin. Dans les profondeurs de la terre, j'ai vu d'innombrables forces en mouvement, multipliées à l'infini. Sur sa surface et sous le ciel grouillaient dix mille créatures différentes. Tout ce qui nous entoure vit sous un nombre infini de formes, tandis que les hommes, par sécurité, se réfugient dans leurs petites maisons, à l'abri desquelles ils règnent en imagination sur l'univers très étendu. Pauvres fous! Dans leur estimation mesquine, toutes les choses sont petites. Depuis les montagnes inaccessibles, jusqu'au désert qu'aucun pied mortel n'a foulé, jusqu'aux limites de l'océan, tout respire l'esprit de l'éternel Créateur; et chaque atome auquel il a donné l'existence trouve grâce à ses yeux. Ah, combien de fois alors le vol d'un oiseau, planant au-dessus de ma tête, ne m'a-t-il pas inspiré le désir d'être transporté sur les rives de l'océan incommensurable, d'y boire les délices de la vie dans la coupe écumante de l'Infini, et de participer, ne serait-ce qu'un instant, avec les forces limitées de mon âme, à la félicité du Créateur qui accomplit tout en lui-même et par lui-même!


Mon cher ami, le seul souvenir de ces heures me réconforte encore. Même cet effort pour me rappeler et donner une expression à ces sensations indescriptibles élève mon âme au-dessus d'elle-même, et me fait sentir doublement l'intensité de mon agonie actuelle.


C'est comme si un rideau avait été tiré devant mes yeux, et qu'au lieu de la perspective de la vie éternelle, l'abîme d'une tombe toujours ouverte baillait devant moi. Peut-on dire d'une chose qu'elle existe quand tout passe, quand le temps emporte tout avec la vitesse d'une tempête, et que notre existence transitoire, emportée par le courant, est soit engloutie par les vagues, soit écrasée contre les pierres? Il n'y a pas d'autre moment que celui de la proie pour vous, et pour tous ceux qui vous entourent, pas d'autre moment où vous ne devenez pas vous-même le destructeur. Le chemin le plus innocent vole la vie à des milliers de pauvres insectes. Un seul pas détruit le tissu de la fourmi affairée et transforme un petit monde en chaos. Non, ce ne sont pas les grandes et rares catastrophes du monde, les inondations qui emportent des villages entiers, les tremblements de terre qui engloutissent nos villes, qui me préoccupent. Mon cœur se consume à la pensée de cette force destructrice qui se cache dans chaque partie de la nature universelle. La nature n'a rien formé qui ne se consume pas elle-même et tous les objets qui l'entourent. Ainsi, entouré de la terre, de l'air et de toutes les forces actives, j'erre sur mon chemin avec un cœur douloureux; et l'univers est pour moi un monstre terrible, dévorant sans cesse ses propres enfants.


21 AOÛT 1998


C'est en vain que je tends les bras vers elle lorsque je me réveille le matin de mon sommeil fatigué. C'est en vain que je la cherche dans mon lit la nuit, quand un rêve innocent m'a heureusement trompé, et que je la couche près de moi dans le lit, quand j'ai saisi sa main et l'ai couverte d'innombrables baisers. Et quand, dans la demi-confusion du sommeil, je la sens, avec l'heureux sentiment qu'elle est proche, des larmes coulent de mon cœur étouffé; et sans aucune consolation, je pleure sur mes souffrances futures.



22 AOÛT 1998


Quel malheur, Mark! Mes esprits actifs ont dégénéré en une inertie contente. Je ne peux pas être inactif et ne pas me mettre au travail. Je ne peux pas penser: Je n'ai plus de sentiment pour les beautés de la nature, et les livres sont ennuyeux pour moi. Dès que nous nous abandonnons, nous sommes complètement perdus. Parfois et souvent, je voudrais être un simple ouvrier; lorsque je me réveille le matin, je n'ai peut-être qu'une seule perspective, un seul service, un seul espoir pour le jour qui se lève. J'envie presque Georges quand je le vois enfoui dans un tas de papiers et de dossiers, et je me dis que je serais heureux si j'étais à sa place. Souvent impressionné par ce sentiment, j'étais sur le point de vous écrire, ainsi qu'au ministre, pour obtenir un rendez-vous dans l'ambassade que vous pensez pouvoir me procurer. Je crois que je pourrais l'avoir. Le ministre m'a témoigné du respect pendant longtemps et m'a souvent incité à chercher un emploi. Ce n'est que l'affaire d'une heure. De temps en temps, la fable du cheval me revient en mémoire. Fatigué de la liberté, il se laissa seller et brider, et fut monté à mort pour sa peine. Je ne sais pas sur quoi m'arrêter. Car cette peur du changement n'est-elle pas le résultat de cet esprit inquiet qui me hanterait également dans toutes les situations de la vie?



28 AOÛT 1998


Si ma maladie admettait un traitement, elle serait sûrement soignée ici. C'est mon jour de fête et tôt ce matin, j'ai reçu un paquet. En l'ouvrant, j'ai trouvé un slip rose qu'Evi portait sous sa robe quand je l'ai vue pour la première fois, et que je lui avais demandé plusieurs fois de me donner. Il contenait deux volumes de l'Homère de Schroeder, un livre que j'avais souvent souhaité pour m'épargner le désagrément de transporter la vieille édition de Voss lors de mes promenades. Vous voyez comme elle devance mes désirs, comme elle comprend bien toutes ces petites attentions de l'amitié, si supérieures aux cadeaux coûteux des grands, qui sont humiliants. J'ai embrassé mille fois le bordereau, et j'ai respiré dans chaque souffle le souvenir de ces jours heureux et irrévocables qui m'ont rempli de la plus grande joie. Tel est, Mark, notre destin. Je ne m'en plains pas: Les fleurs de la vie ne sont que visionnaires. Combien passent sans laisser de traces, combien peu portent des fruits, et le fruit lui-même, combien rarement il mûrit! Et pourtant, il y a assez de fleurs! Et n'est-il pas étrange, mon ami, que nous laissions les quelques fleurs qui mûrissent vraiment pourrir, se décomposer et périr malencontreusement? Adieu! C'est un été glorieux. Je grimpe souvent dans les arbres du verger d'Evi et je secoue les poires qui pendent des plus hautes branches. Elle se tient en dessous et les attrape quand ils tombent.



30 AOÛT 1998


Pour être malheureux comme je le suis! Pourquoi est-ce que je me trompe ainsi? Que va-t-il advenir de toute cette passion sauvage, sans but, sans fin? Je ne peux que la prier. Mon imagination ne voit qu'elle: Tous les objets environnants n'ont d'importance que par rapport à elle. Dans cet état de rêve, je passe de nombreuses heures heureuses, jusqu'à ce qu'enfin je me sente obligé de m'arracher à elle. Ah, Mark, ce que mon cœur ne me pousse pas souvent à faire! Lorsque j'ai passé plusieurs heures en sa compagnie, jusqu'à ce que je me sente entièrement absorbé par sa figure, sa grâce, l'expression anglaise de ses pensées, mon esprit s'excite peu à peu jusqu'à l'extrême excès, ma vue s'obscurcit, mon ouïe se trouble, ma respiration est oppressée comme par la main d'un assassin, et mon cœur battant cherche à obtenir le soulagement de mes sens endoloris. Je suis parfois inconscient, est-ce que j'existe vraiment? Dans ces moments-là, quand je ne trouve aucune sympathie, et qu'Evi ne me permet pas de jouir de la consolation mélancolique de baigner sa main de mes larmes, je me sens obligé de m'arracher à elle, quand je me promène dans la campagne, en escaladant un mur escarpé, ou que je me fraie un chemin dans un fourré sans piste, où je suis meurtri et déchiré par les épines et les buissons; et là, je trouve un soulagement. Parfois, je m'allonge sur le sol, vaincu par la fatigue et mourant de soif; parfois, tard dans la nuit, quand la lune brille au-dessus de ma tête, je m'appuie contre un vieil arbre dans un bois isolé pour reposer mes membres fatigués, quand, usé et épuisé, je dors jusqu'à l'aube. O Mark! la cellule de l'ermite, son sac et sa ceinture d'épines seraient un luxe et une indulgence comparés à ce que je souffre. Adieu! Je ne vois pas de fin à cette misère, sauf dans la tombe.



3 SEPTEMBRE 1998


Je dois partir! Merci, Mark, d'avoir déterminé mon objectif vacillant. Depuis quinze jours, je pense à la quitter. Je dois y aller. Elle est retournée en ville et chez une amie. Et puis, Georges - oui, je dois y aller.



10 SEPTEMBRE 1998


Ah, quelle nuit, Mark! Je peux tout supporter à partir de maintenant! Je ne la reverrai jamais. Ah, pourquoi ne puis-je pas tomber à ton cou et exprimer avec des flots de larmes et de ravissements toutes les passions qui gouvernent mon cœur! Je suis assis là, haletant, luttant pour me calmer. J'attends le jour, et au lever du soleil, la voiture sera à la porte.


Et elle dort tranquillement, sans se douter qu'elle m'a vu pour la dernière fois. Je suis libre. J'ai eu le courage de ne pas révéler mon intention lors d'une interview de deux heures. Et o Mark, quelle interview c'était!


Georges avait promis de venir voir Evi dans le jardin immédiatement après le dîner. J'étais sur la terrasse, sous les grands marronniers, à regarder le soleil couchant. Je l'ai vu couler pour la dernière fois sous ce magnifique jardin et cette rivière tranquille. J'avais souvent visité le même endroit avec Evi, et vu ce spectacle glorieux; et maintenant, je marchais le long de cette avenue qui m'était si chère. Un sentiment secret m'avait souvent attiré là-bas avant que je ne connaisse Evi; et nous avons été ravis de découvrir, lors de nos premières rencontres, que nous aimions tous deux le même endroit, aussi romantique que tous ceux qui ont jamais fasciné l'imagination d'un artiste.


Il y a une large vue sous les marronniers. Mais je me souviens d'avoir mentionné tout cela dans une lettre précédente, et d'avoir décrit la grande masse de hêtres à l'extrémité, et comment l'avenue devient de plus en plus sombre à mesure qu'elle serpente entre eux jusqu'à ce qu'elle se termine dans un recoin lugubre qui a le charme d'une solitude mystérieuse. Je me souviens encore de l'étrange sentiment de mélancolie qui m'a envahi lorsque j'ai pénétré pour la première fois dans cette sombre retraite en plein jour, à midi. J'avais le pressentiment secret qu'elle serait un jour pour moi la scène d'un bonheur ou d'une misère.


J'avais passé une demi-heure à me débattre entre les pensées concurrentes de partir et de revenir quand je les ai entendus arriver sur la terrasse. Je suis allé à leur rencontre. J'ai frissonné en prenant leur main et en l'embrassant. Lorsque nous avons atteint le sommet de la terrasse, la lune se levait derrière la colline boisée. Nous avons conversé sur de nombreux sujets et, sans nous en apercevoir, nous nous sommes approchés du lugubre lieu de repos. Evi est entrée et s'est assise. Georges s'est assis à côté d'elle. J'ai fait de même, mais mon excitation ne me permettait pas de rester assis longtemps. Je me suis levé et me suis mis devant elle, puis j'ai fait des allers-retours et me suis assis à nouveau. J'étais agité et malheureux. Evi a attiré notre attention sur le bel effet du clair de lune, qui projetait une teinte argentée sur la terrasse devant nous, derrière les hêtres. C'était un spectacle magnifique, rendu encore plus frappant par l'obscurité qui entourait l'endroit où nous nous trouvions. Nous sommes restés silencieux pendant un certain temps, puis Evi a fait la remarque suivante: „Chaque fois que je marche au clair de lune, cela me rappelle tous mes amis bien-aimés et disparus, et je suis remplie de pensées sur la mort et l'avenir. Nous allons revivre, Schwanke!“ a-t-elle poursuivi d'une voix émue, „mais allons-nous nous connaître à nouveau, qu'en pensez-vous... qu'en dites-vous?“


Evi“, dis-je en prenant sa main dans la mienne, et mes yeux étaient pleins de larmes, „nous nous retrouverons - ici et au ciel - nous nous retrouverons.“ C'est tout ce que j'ai pu dire. Pourquoi, Mark, fallait-il qu'elle me pose cette question au moment même où la peur de notre cruelle séparation emplissait mon cœur?


Dans la paix et l'harmonie qui règnent entre nous, vous glorifieriez Dieu avec les plus chaleureux sentiments de gratitude, à qui vous avez adressé de si ferventes prières pour notre bonheur à votre dernière heure.“ C'est ainsi qu'elle s'exprimait, mais, ô Mark, puis-je rendre justice à son langage? Comment des mots froids et sans passion peuvent-ils transmettre l'expression céleste de l'âme? Georges l'interrompt brutalement. „Cela te concerne trop profondément, Evi. Je sais que votre âme se délecte d'une joie intense dans de tels souvenirs, mais je vous prie...“ - „Georges! poursuit-elle, je suis sûre que tu n'oublies pas les soirées où nous étions tous les trois assis à la petite table ronde, lorsque papa était absent et que les petits s'étaient retirés. Vous aviez parfois un livre avec vous, mais jamais de charge; la conversation de cette noble créature était préférable à tout - cette femme belle, brillante, douce, mais toujours gênante. Dieu seul sait comment j'ai prié avec des larmes sur mon lit de nuit pour pouvoir être comme elle.“


Je me jetai à ses pieds, et saisissant sa main, je l'assommai de mille larmes. „Evi ! me suis-je exclamé, la bénédiction de Dieu et l'esprit de ta mère sont sur toi.“ - „Ah! si vous l'aviez connue“, dit-elle, avec une chaude pression de sa main; „elle était digne de vous être connue.“ J'ai cru que j'allais m'évanouir: Je n'avais jamais reçu d'éloges aussi flatteurs. Elle poursuit: „Et pourtant, elle a été condamnée à mourir dans la fleur de l'âge, alors que son plus jeune enfant avait à peine six ans. Sa maladie n'a été que brève, mais elle était calme et résignée; et ce n'est que pour ses enfants, surtout le plus jeune, qu'elle se sentait malheureuse. Comme sa fin approchait, elle m'a supplié de les lui apporter. J'ai obéi. Les plus jeunes ne savaient rien de sa perte imminente, tandis que les plus âgés étaient accablés de chagrin. Ils étaient debout autour du lit; elle a levé ses faibles mains vers le ciel et a prié sur eux; puis, les embrassant à tour de rôle, elle les a congédiés et m'a dit: Sois une mère pour elle. Je lui ai donné ma main. Vous promettez beaucoup, mon enfant, dit-elle, la tendresse d'une mère et les soins d'une mère! J'ai souvent vu par vos larmes de reconnaissance que vous savez ce qu'est la tendresse d'une mère: montrez-la à vos petits frères et sœurs, et soyez dévouée et fidèle à votre père comme une épouse; vous serez sa consolation. Elle s'est renseignée sur lui. Il s'était retiré pour cacher son intolérable agonie - il gisait le cœur brisé. Georges, vous étiez dans la pièce. Elle a entendu quelqu'un bouger: elle a demandé qui c'était, et vous a demandé d'approcher. Elle nous regardait tous les deux avec une expression de sérénité et de satisfaction qui exprimait sa conviction que nous devions être heureux, heureux ensemble. Georges se jeta à son cou et l'embrassa en s'exclamant: Nous le sommes, et nous le serons! Même Georges, d'habitude si froid, avait perdu son sang-froid; et j'étais inexprimablement excité.“


Et un tel être, a-t-elle poursuivi, devrait nous quitter, Schwanke? Grand Dieu, devons-nous ainsi nous séparer de tout ce qui nous est cher en ce monde? Personne ne le ressentait plus que les enfants: ils pleuraient et se lamentaient ; longtemps après, ils se plaignaient que les hommes avaient emporté leur chère mère.“


Evi s'est levée. Cela m'a réveillé, mais je me suis rassis et j'ai pris sa main. „Allons-y, a-t-elle dit, il se fait tard.“ Elle a essayé de retirer sa main: Je l'ai tenu tranquille. „Nous nous retrouverons, m'écriai-je, nous nous connaîtrons dans toutes les transformations possibles! J'irai, continuai-je, de bon cœur; mais si je dis toujours, je ne pourrai peut-être pas tenir ma parole. Adieu, Evi. Nous nous retrouverons.“ - „Oui, demain, je pense“, répondit-elle en souriant. Demain! comme j'ai senti ce mot! Ah! pensa-t-elle peu en retirant sa main de la mienne. Ils ont marché le long de l'avenue. Je suis resté à les regarder au clair de lune. Je me suis jeté à terre et j'ai pleuré: je me suis alors levé, j'ai couru sur la terrasse, et j'ai vu, à l'ombre des marronniers, sa robe blanche disparaître près de la porte du jardin. J'ai tendu les bras, et elle a disparu.




DEUXIÈME LIVRE



20 OCTOBRE 1998


Nous sommes arrivés ici hier. L'ambassadeur est mal à l'aise et ne sortira pas pendant quelques jours. S'il était moins contrarié et grincheux, tout irait bien. Mais je vois trop clairement que le Ciel m'a ordonné des épreuves sévères; mais courage! Un cœur léger peut tout supporter. Un cœur léger! Je souris, et je trouve un tel mot absurde de ma plume. Un peu plus de légèreté ferait de moi la créature la plus heureuse sous le soleil. Mais dois-je désespérer de mes talents et de mes capacités, alors que d'autres, aux compétences bien inférieures, paradent devant moi avec une totale complaisance? Gracieuse Providence, à qui je dois tous mes pouvoirs, pourquoi n'avez-vous pas retenu certains de mes bienfaits, et mis à leur place un sentiment de confiance en soi et de contentement?


Mais patience! tout ira encore mieux; car je vous assure, mon cher ami, que vous aviez raison: obligé de fréquenter constamment d'autres personnes, d'observer ce qu'elles font et comment elles s'occupent, je suis devenu beaucoup plus content de moi. En effet, nous sommes intrinsèquement constitués de telle sorte que nous avons toujours tendance à nous comparer aux autres, et notre bonheur ou notre malheur dépend beaucoup des objets et des personnes qui nous entourent. C'est pourquoi rien n'est plus dangereux que la solitude: là, notre imagination, toujours prête à s'élever et à prendre un nouveau vol sur les ailes de la fantaisie, nous présente une chaîne d'êtres devant lesquels nous paraissons les plus inférieurs. Toutes les choses semblent plus grandes qu'elles ne le sont réellement, et toutes semblent supérieures à nous. Ce fonctionnement de l'esprit est tout à fait naturel.


Mais si, en dépit de nos faiblesses et de nos déceptions, nous nous mettons sérieusement au travail et persévérons avec constance, nous constatons souvent que, bien que constamment obligés de tourner, nous allons plus loin que ceux qui sont aidés par le vent et la marée; et, en vérité, il n'y a pas de plus grande satisfaction que de suivre le rythme des autres ou de les dépasser dans la course.



26 NOVEMBRE 1998


Je commence à trouver ma situation ici plus tolérable en toutes circonstances. Je trouve un grand avantage à être très occupé; et le nombre de personnes que je rencontre, ainsi que leurs diverses occupations, me procurent un amusement varié. J'ai fait la connaissance du physicien M., et je l'estime chaque jour davantage. C'est un homme à l'esprit fort et au grand discernement; mais s'il voit plus loin que les autres hommes, il n'est pas pour autant froid dans ses manières, mais il est capable d'inspirer et de rendre l'affection la plus chaleureuse. Il a semblé s'intéresser à moi une fois, quand je devais faire des affaires avec lui. Au premier mot, il a remarqué que nous nous comprenions, et qu'il pouvait converser avec moi sur un ton différent des autres. Je ne peux pas apprécier assez sa gentillesse ouverte envers moi. C'est le plus grand et le plus sincère plaisir d'observer un grand esprit en sympathie avec le nôtre.



24 DÉCEMBRE 1998.


Comme je m'y attendais, l'ambassadeur me donne beaucoup de fil à retordre. C'est l'idiot le plus ponctuel sous le ciel. Il fait tout étape par étape, avec l'exactitude insignifiante d'une vieille femme; et c'est un homme impossible à satisfaire, parce qu'il n'est jamais satisfait de lui-même. J'aime faire des affaires régulièrement et joyeusement, et, quand c'est fait, les laisser. Mais il me rend toujours mes papiers, en me disant: „Vous vous en sortirez très bien“, mais en me recommandant de les relire, car „on peut toujours s'améliorer en utilisant un meilleur mot ou une particule plus appropriée“. Je perds alors toute patience et lui souhaite d'aller en enfer. Aucune conjonction, aucun adverbe ne peut être omis: Il a une aversion mortelle pour toutes les transpositions que j'aime tant; et si la musique de notre temps n'est pas accordée à la clef fixe et officielle, il ne peut pas comprendre notre sens. Il est déplorable d'être associé à un tel homme.


Ma connaissance du physicien M. est la seule compensation pour un tel mal. Il m'a dit franchement l'autre jour qu'il était très mécontent des difficultés et des retards de l'ambassadeur; que les gens comme lui sont des obstacles, tant pour lui-même que pour les autres. „Mais, ajouta-t-il, il faut se soumettre, comme un voyageur qui doit gravir une montagne: Si la montagne n'était pas là, la route serait à la fois plus courte et plus agréable; mais elle est là, et il doit la franchir.“


Le vieil homme perçoit la partialité du physicien à mon égard: cela l'agace, et il profite de chaque occasion pour dénigrer le physicien devant mes oreilles. Je le défends, bien sûr, et cela ne fait qu'empirer les choses. Hier, il m'a scandalisé, car il a fait allusion à moi aussi. „Le physicien, disait-il, est un homme du monde, et un bon homme d'affaires: son style est bon, et il écrit avec facilité; mais, comme les autres génies, il n'a pas d'érudition solide.“ Il m'a regardé avec une expression qui semblait me demander si j'avais senti le coup. Mais cela n'a pas produit l'effet escompté: Je méprise un homme qui peut penser et agir comme ça. Je me suis cependant levé et j'ai répondu avec une chaleur non négligeable. „Le physicien, dis-je, était un homme qui avait droit à un égal respect pour son caractère et ses exigences. Je n'avais jamais rencontré une personne dont l'esprit était doté de connaissances plus utiles et plus complètes - qui avait en effet maîtrisé une variété si infinie de sujets, et qui conservait pourtant toute son activité pour les détails des affaires ordinaires.“ Cela dépassait tout à fait son entendement, et je pris congé, de peur que ma colère ne soit trop excitée par quelque nouvelle absurdité de sa part.


Et c'est vous qui êtes responsable de tout cela, vous qui m'avez persuadé de plier mon cou à ce joug en me prêchant une vie active. Si l'homme qui plante des légumes et porte son grain en ville les jours de marché n'est pas plus utilement employé que moi, laissez-moi travailler dix ans de plus dans les galères auxquelles je suis maintenant enchaîné.


Ah, la radieuse misère, la lassitude, dont on est condamné à témoigner parmi les gens stupides que nous rencontrons ici en société! L'ambition des revenus! Comment ils regardent, comment ils travaillent pour gagner de l'argent! Quelles passions pauvres et méprisables se montrent dans leur nudité totale! Nous avons ici, par exemple, une femme qui est toujours en train de divertir la compagnie avec des comptes rendus de sa famille et de ses biens. Tout étranger la considérerait comme une créature stupide, dont la tête a été tordue par sa prétention à la propriété; mais elle est en réalité encore plus ridicule, la fille d'un conseiller détective de ce quartier. Je ne peux pas comprendre comment les gens peuvent se dégrader à ce point.


Chaque jour, j'observe de plus en plus la folie de juger les autres pour moi-même; et j'ai tant d'ennuis avec moi-même, et mon propre cœur est dans une telle agitation continuelle, que je suis très content de laisser les autres poursuivre leur propre chemin, si seulement ils m'accordent le même privilège.


Ce qui me provoque le plus, c'est la mesure malheureuse dans laquelle des distinctions de rang sont faites. Je suis bien conscient de la nécessité des inégalités dans la constitution, et des avantages que j'en retire moi-même. Mais je ne permettrai pas que ces institutions soient un obstacle à la petite chance de bonheur dont je peux jouir sur cette terre.


J'ai rencontré récemment une Mademoiselle Dina, une fille très agréable, qui a conservé ses manières naturelles au milieu d'une vie artificielle. Notre première conversation nous plut autant l'un que l'autre; et quand je pris congé, je demandai la permission de lui rendre visite. Elle a consenti si obligeamment que j'ai attendu avec impatience l'arrivée de l'heureux moment. Elle n'est pas originaire de cet endroit, mais vit ici avec sa tante. Le visage de la vieille femme n'est pas impressionnant. J'ai prêté beaucoup d'attention à elle, et j'ai dirigé la plupart de mes conversations vers elle. Et en moins d'une demi-heure, j'ai découvert ce que sa nièce m'a reconnu par la suite, à savoir que sa vieille tante, qui n'avait qu'une petite fortune et une part de compréhension encore plus petite, n'a de satisfaction que dans le pedigree de ses ancêtres sans autre protection que sa naissance, et sans autre plaisir que de regarder la tête des humbles citoyens depuis son château. Elle était sans aucun doute belle dans sa jeunesse, et dans ses premières années, elle a probablement abrégé son temps en faisant de nombreux jeunes pauvres le jouet de ses caprices: Dans ses années les plus mûres, elle s'est soumise au joug d'un vétéran qui, en échange de sa personne et de sa petite indépendance, a passé avec elle ce que nous pouvons appeler son âge d'or. Il est mort, et elle est maintenant veuve et abandonnée. Elle passe son âge de fer seule, et on ne lui adresserait pas la parole si ce n'est pour la beauté de sa nièce Dina.



8 JANVIER 1999.


Quel genre d'êtres sont les hommes qui ne pensent qu'à la forme et au cérémonial, qui, pendant des années, consacrent leurs efforts mentaux et physiques à avancer d'un pas et à s'efforcer de prendre une place plus élevée à la table. Non pas que ces personnes désireraient autrement un emploi: Au contraire, ils se donnent beaucoup de mal, négligeant des affaires importantes pour de si petites choses. La semaine dernière, lors d'une fête en luge, une question de préséance s'est posée, et tout notre amusement a été gâché.


Ces créatures stupides ne peuvent pas voir que ce n'est pas la place qui constitue la vraie grandeur, car l'homme qui prend la première place est rarement le chef. Combien de présidents sont dirigés par leurs ministres, combien de ministres par leurs secrétaires? Qui est vraiment le chef dans ces cas-là? Celui, me semble-t-il, qui peut voir à travers les autres, et qui a la force ou l'habileté de soumettre leur force ou leurs passions à l'exécution de ses propres plans.



20 JANVIER 1999.


Je dois t'écrire d'ici, ma chère Evi, d'une petite chambre d'une auberge de campagne où je me suis abrité d'une violente tempête. Tout au long de mon séjour dans ce lieu misérable, vivant parmi des étrangers, étrangers dans mon cœur, à aucun moment je n'ai ressenti la moindre envie de correspondre avec vous; mais dans cette cabane, dans ce silence, dans cette solitude, avec la neige et la grêle battant contre ma fenêtre à treillis, vous êtes ma première pensée. Dès que je suis entré, ta forme s'est dressée devant moi, et la mémoire! O mon Evi, la sainte, le tendre souvenir! Dieu merci, rendez-moi l'heureux moment de notre première rencontre!


Si tu pouvais me voir, ma chère Evi, dans le tourbillon de la distraction, comme mes sens sont desséchés, mais mon cœur n'est à aucun moment rempli. Je ne profite pas d'un seul instant de bonheur: tout est vide de sens, rien ne me touche. Je me tiens pour ainsi dire devant ce spectacle rare: je vois les petites poupées bouger et je me demande si ce n'est pas une illusion d'optique. Ces poupées m'amusent, ou plutôt j'en suis une moi-même. Mais quand il m'arrive de saisir la main de mon voisin, je sens que ce n'est pas naturel. Et je retire ma main avec un frisson. Le soir, je dis que je profiterai du lever du soleil le lendemain matin, et pourtant je reste au lit: le jour, je promets de me promener au clair de lune, et je reste encore à la maison. Je ne sais pas pourquoi je me lève ou pourquoi je m'endors...


Le levain qui animait mon existence a disparu: La magie qui m'enflammait dans la nuit noire et me réveillait de ma torpeur matinale s'est envolée pour toujours!


Je n'en ai trouvé qu'une qui m'intéresse, une fille nommée Dina. Elle te ressemble, ma chère Evi, si quelqu'un peut te ressembler. „Ah! vous direz, il a appris à faire de beaux compliments.“ Et c'est en partie vrai. J'ai été très gentil ces derniers temps, car il n'était pas en mon pouvoir d'être autrement. J'ai, en outre, beaucoup d'esprit: et les femmes disent que personne ne comprend mieux la flatterie, ou le fait de dire des faussetés, comme vous ajouterez; car l'une des performances accompagne toujours l'autre. Mais je dois vous parler de Dina. Elle a une plénitude d'âme qui jaillit de ses yeux d'un bleu profond. Son rang est un tourment pour elle, et ne satisfait personne de son cœur. Elle voudrait se retirer de ce tourbillon de la mode, et nous lui imaginons souvent une vie de bonheur tranquille dans des scènes lointaines de tranquillité rurale: et puis nous parlons de vous, ma chère Evi; car elle vous connaît, et rend hommage à vos mérites; mais son hommage n'est pas exigé, mais volontaire; elle vous aime, et elle est heureuse d'entendre que vous êtes devenu le sujet de la conversation.


Ah, que je me suis assis à vos pieds dans votre salon, et que les chers enfants ont joué autour de nous! S'ils voulaient vous donner du fil à retordre, je leur racontais une histoire horrible qui faisait frémir. et ils se pressaient autour de moi avec une attention silencieuse. Le soleil se couche en gloire; ses derniers rayons brillent sur la neige qui couvre la face de la terre: la tempête est finie, et je dois retourner dans mon cachot. Adieu! Georges est-il avec toi, et que représente-t-il pour toi? Que Dieu me pardonne cette question.



8 FÉVRIER 1999


Pendant une semaine, nous avons eu le plus mauvais temps: mais c'est une bénédiction pour moi, car pendant mon séjour ici, pas un seul beau jour n'a brillé du ciel, mais il a été perdu pour moi par l'intrusion de quelqu'un. Pendant la sévérité de la pluie, du grésil, du gel et de la tempête, je me félicite qu'il ne puisse pas être pire à l'intérieur qu'à l'extérieur, et qu'il ne puisse pas être pire à l'extérieur que derrière les portes. Et donc je me réconcilie avec moi-même. Lorsque le soleil se lève dans la matinée et promet une journée radieuse, je ne manque jamais de crier: Là, ils ont maintenant une autre bénédiction du ciel, qu'ils vont sûrement détruire: Ils gâchent tout: santé, gloire, bonheur, amusement, et ils le font généralement par folie, ignorance et stupidité, et toujours selon leur propre ignorance!



17 FÉVRIER 1999


Je crains que mon ambassadeur et moi ne soyons plus ensemble très longtemps. Il est vraiment en train de se surpasser. Il fait ses affaires d'une manière si ridicule que je suis souvent obligé de le contredire et de faire les choses à ma façon; et alors, bien sûr, il les trouve très mal faites. Il s'est plaint de moi au tribunal dernièrement; et le ministre m'a fait une réprimande, douce, il est vrai, mais une réprimande quand même. En conséquence, j'étais sur le point de donner ma démission, lorsque j'ai reçu une lettre, à laquelle je me suis soumis avec beaucoup de respect, en raison de l'esprit élevé, noble et généreux qui la dictait. Il s'efforçait de calmer ma sensibilité excessive, reconnaissait mes notions extrêmes du devoir, du bon exemple et de la persévérance dans les affaires. comme le fruit de mon enthousiasme juvénile, une impulsion qu'il ne cherchait pas à détruire, mais seulement à tempérer, afin qu'elle puisse jouer juste et faire le bien. Maintenant, je suis en paix pour une autre semaine et je ne suis plus en désaccord avec moi-même. La paix intérieure et la tranquillité d'esprit sont des choses précieuses: Je souhaiterais, mon cher ami, que ces précieux joyaux soient moins périssables.



20 FÉVRIER 1999


Que Dieu vous bénisse, mon cher ami, et qu'il vous accorde le bonheur qu'il me refuse!


Je te remercie, Georges, de m'avoir trompé... J'ai attendu la nouvelle que le jour de votre mariage était fixé. Et j'avais l'intention ce jour-là, avec solennité, d'enlever le profil d'Evi du mur et de l'enterrer avec d'autres papiers que je possède. Vous êtes maintenant unis, et sa photo est toujours là. Eh bien, qu'il reste ici! Pourquoi ne le ferait-elle pas? Je sais que je fais encore partie de votre société, que j'occupe encore une place indemne dans le cœur d'Evi, que j'y occupe la seconde place; et j'ai l'intention de la garder. Ah, je serais furieuse si elle pouvait m'oublier! Georges, cette pensée est un enfer! Adieu, ange du ciel, adieu, Evi!



15 MARS 1999


Je viens d'avoir une triste aventure qui va m'emmener loin d'ici. Je perds toute patience! Ô mort! Il n'est pas possible d'y remédier; et vous seul êtes à blâmer, car vous m'avez poussé et contraint à remplir un poste pour lequel je n'étais nullement fait. J'ai maintenant des raisons d'être satisfait, et vous aussi! Mais de peur que vous n'attribuiez à nouveau cette mort à mon tempérament impétueux, je vous envoie, mon cher ami, un simple récit de l'affaire, tel que le ferait un simple chroniqueur des faits.


Le Duc m'aime et m'honore. C'est bien connu, et je vous l'ai dit cent fois. Hier, j'ai dîné avec lui. C'est le jour où ses relations se réunissent chez lui le soir. Je n'ai jamais pensé à ce rassemblement, ni que nous, les gens du peuple, appartenions à une telle société. Eh bien, j'ai dîné avec le duc; et après le dîner, nous sommes allés dans la grande salle. Nous nous sommes promenés ensemble, et j'ai conversé avec lui et avec un lieutenant qui s'est joint à nous; et de cette façon, l'heure de la rencontre approchait. Dieu sait que je n'ai pensé à rien quand est entrée l'honorable femme, accompagnée de son noble mari, et de sa fille sotte et intrigante, à la taille fine et au long cou; et, avec des regards méprisants et un air hautain, ils sont passés devant moi. Comme je détestais de tout cœur toute cette race, je résolus de m'en aller; et j'attendais seulement que le duc se soit dégagé de leur insolent bavardage pour prendre congé, lorsque la charmante Dina entra. Comme je ne la rencontrais jamais sans éprouver un plaisir profond, je suis resté à lui parler, je me suis penché sur le dossier à côté de sa chaise, et ce n'est qu'après un certain temps que j'ai remarqué qu'elle semblait un peu confuse, et qu'elle cessait de me répondre avec son aisance habituelle. J'ai été impressionné par cela. „Ô ciel! me suis-je dit, peut-elle, elle aussi, être comme les autres?“ J'étais ennuyé, et je voulais me retirer. Pourtant, je suis resté et je l'ai excusée pour son comportement. Je ne pensais pas qu'elle le pensait, et j'espérais toujours une reconnaissance amicale. Le reste des invités est maintenant arrivé. Il y avait le baron en costume distingué, venu de l'installation du président fédéral; le chancelier avec sa femme muette; le moi, vêtu d'une tenue minable, dont le manteau usé portait les traces d'un raccommodage moderne: cela couronnait le tout! J'ai discuté avec certaines de mes connaissances, mais elles m'ont répondu de manière laconique. Occupé à observer Dina, je n'ai pas remarqué que les femmes chuchotaient au fond de la pièce, que les murmures s'étendaient progressivement aux hommes, qu'une dame s'adressait au duc avec beaucoup de chaleur (tout cela m'a été confié plus tard par Dina); jusqu'à ce qu'enfin le duc s'approche de moi et me conduise à la fenêtre. „Vous connaissez nos coutumes ridicules“, a-t-il dit. „Je suppose que la famille est assez mécontente de votre présence ici. Je ne voudrais en aucun cas...“ - „Je vous demande pardon!“ me suis-je exclamé. „J'aurais dû y penser avant, mais je sais que vous pardonnerez cette petite inattention. J'avais l'intention d'y aller il y a quelque temps, ai-je ajouté, mais mon mauvais génie m'en a empêché.“ J'ai souri et je me suis incliné pour prendre congé. Il m'a serré la main d'une manière qui exprimait tout. Je me suis dépêché de m'éloigner immédiatement de la célèbre réunion, j'ai sauté dans un taxi et je suis parti. J'ai regardé le soleil couchant du haut de la colline et j'ai lu ce beau passage d'Homère où Ulysse est diverti par les bergers hospitaliers. C'était en effet glorieux.


Le soir, je suis rentré à la maison pour dîner. Mais seules quelques personnes étaient réunies dans la pièce. Ils avaient découvert un coin de la nappe et jouaient avec des dés. Un ami bienveillant est entré. Il a enlevé son chapeau en me voyant, s'est approché de moi et m'a dit doucement: „Vous avez vécu une aventure désagréable.“ - „Moi!“ me suis-je exclamé. „Le duc vous a forcé à vous retirer de la réunion?“ - „Que le diable emporte la famille!“ ai-je dit. „J'étais très heureux d'être loin.“ - „Je suis heureux“, a-t-il ajouté, „que vous preniez cela à la légère. Je suis seulement désolé que l'on en parle déjà tant.“ Ce fait a commencé à me faire mal. J'imaginais que tous ceux qui s'asseyaient et me regardaient pensaient à cet incident.


Et maintenant, je pourrais m'enfoncer un couteau dans le cœur, m'entendant plaindre partout, et devant assister au triomphe de mes ennemis, qui disent que c'est toujours le cas des gens vaniteux, dont la tête est pleine de vanité, et qui méprisent les formes. et d'autres sottises aussi petites et insensées.


Dites ce que vous voulez, mais montrez-moi l'homme qui peut supporter patiemment les rires des imbéciles lorsqu'ils ont pris l'avantage sur lui. Ce n'est que lorsque leurs bêtises sont sans fondement que l'on peut les subir sans se plaindre.



16 MARS 1999


Tout conspire contre moi! J'ai rencontré Dina, aujourd'hui à pied. Je n'ai pas pu m'empêcher de la rejoindre. Et lorsque nous étions un peu éloignés de ses compagnons, j'ai exprimé mon sentiment pour son changement de comportement à mon égard. „Ô Schwanke“, dit-elle d'un ton plein d'émotion, „toi qui connais mon cœur, comment peux-tu interpréter si mal ma détresse? Que n'ai-je pas souffert pour vous depuis le moment où vous êtes entré dans la pièce! J'ai prévu tout ça une centaine de fois. Je savais que les dames quitteraient la pièce avec leurs maris plutôt que de rester en votre compagnie. Je savais que la Duchesse ne romprait pas avec eux: et maintenant on en parle tant.“ - „Comment!“ m'écriai-je en m'efforçant de dissimuler mon émotion; malgré tout ce que l'ami m'avait dit hier, cela me revenait douloureusement à ce moment. „Ah, combien cela m'a déjà coûté!“ dit cette charmante fille, les yeux remplis de larmes. Je pouvais à peine me contenir, et j'étais prêt à me jeter à ses pieds. „Expliquez-vous!“ m'ai-je dit. Des larmes coulaient sur ses joues. Je suis devenu assez frénétique. Elle les a essuyés sans chercher à les cacher. „Vous connaissez ma tante, reprit-elle, elle était présente, et sous quel jour elle considère l'affaire! Hier soir et ce matin, Schwanke, j'ai été obligé d'entendre une conférence sur ma connaissance de vous. J'ai été obligé de vous entendre condamner et radier; et je n'ai pas pu, je n'ai pas osé, dire grand-chose pour votre défense.“


Chaque mot qu'elle a prononcé était un couteau dans mon cœur. Elle n'a pas senti combien il aurait été miséricordieux de tout me cacher. Elle me raconta, en outre, tout ce qui se dirait, et comment les malveillants triompheraient; comment ils se réjouiraient de la punition de mon orgueil, de mon humiliation pour ce manque d'estime pour les autres, qu'on m'avait souvent reproché. Et d'entendre tout cela, Marc, prononcé par elle avec la plus sincère sympathie, a excité toutes mes passions; et je suis encore dans un état d'extrême excitation. J'aimerais trouver un homme qui se moque de moi pour cet événement. Je le sacrifierais à mon ressentiment. La vue de son sang pourrait être un soulagement pour ma rage! Cent fois j'ai saisi un couteau pour soulager ce cœur oppressé. Les naturalistes parlent d'une noble race de chevaux qui, lorsqu'ils sont échauffés et épuisés par une longue chevauchée, ouvrent instinctivement une veine avec leurs dents afin de respirer plus librement. Je suis souvent tenté d'ouvrir une veine pour me donner la liberté éternelle...



24 MARS 1999


J'ai présenté ma démission à la cour. J'espère qu'il sera accepté, et vous me pardonnerez de ne pas vous avoir consulté avant. Il est nécessaire que je quitte cet endroit. Je sais tout ce que vous allez faire pour me pousser à rester, et je vous prie donc d'adoucir ce message à ma mère. Je ne peux rien faire pour moi: Comment dois-je donc être compétent pour aider les autres? Elle s'inquiétera que j'interrompe cette carrière qui aurait fait de moi un secrétaire puis un ministre, et que je regarde derrière moi au lieu d'avancer. Argumentez comme vous voulez, combinez toutes les raisons qui auraient dû me faire rester. Je m'en vais: C'est suffisant. Mais de peur que vous ignoriez mon but, je peux mentionner que le Prince de Hanovre est ici. Il est très heureux de ma compagnie et, ayant appris mon intention de démissionner, il m'a invité dans sa maison de campagne pour passer les mois de printemps avec lui. Je serai entièrement mon propre maître; et comme nous sommes d'accord sur tous les sujets sauf un, je vais tenter ma chance et l'accompagner.



19 AVRIL 1999.


Merci beaucoup pour vos deux lettres. J'ai retardé ma réponse et conservé cette lettre jusqu'à ce que je reçoive une réponse du tribunal. Je craignais que ma mère ne fasse une demande au ministre pour faire échouer mon projet. Mais ma demande est acceptée, ma démission est acceptée. Je ne vous dirai pas avec quelle réticence elle a été accordée, ni ce que le ministre a écrit: Cela ne ferait que renouveler vos lamentations. Le juge m'a envoyé un présent de vingt-cinq marks; et en effet, cette bonté m'a ému aux larmes. Pour cette raison, je ne demanderai pas à ma mère l'argent que j'ai récemment demandé.



5 MAI 1999.


Je quitte cet endroit demain; et comme ma ville natale n'est qu'à six miles de la route nationale, j'ai l'intention de la visiter une fois de plus, et de me souvenir des rêves heureux de mon enfance... J'entrerai par la même porte par laquelle je suis venu avec ma mère, lorsque, après la mort de mon père, elle quitta cette délicieuse retraite pour se plonger dans votre mélancolique cité. Adieu, mon cher ami: vous allez entendre parler de ma future carrière.



9 MAI 1999


J'ai visité mon village natal avec la dévotion d'un pèlerin et j'ai éprouvé de nombreux sentiments inattendus. Je suis descendu du taxi près du grand hêtre sanguin qui se dresse près du village, afin de pouvoir jouir vivement et chaleureusement du plaisir de mes souvenirs, seul et à pied. J'étais là, sous le même hêtre sanguin qui était le terme et l'objet de mes promenades. Comme les choses ont changé depuis! Puis j'ai soupiré, dans une heureuse ignorance, vers un monde que je ne connaissais pas, où j'espérais trouver tous les plaisirs et toutes les délices que mon cœur pouvait désirer; et maintenant, à mon retour de ce vaste monde, ô mon ami, combien d'espoirs déçus et de plans infructueux ai-je ramenés!


Alors que je contemplais les dunes qui s'étendaient devant moi, je pensais combien de fois elles avaient été l'objet de mes plus chers désirs. Je suis resté assis pendant des heures, les yeux fixés sur eux, désireux de me promener au-delà de la mer, de me perdre dans les bois qui forment un objet si charmant au loin. Avec quelle réticence j'ai quitté ce lieu charmant, lorsque mon heure de récréation s'est terminée et que mon congé a expiré! Je me suis approché du village: j'ai reconnu toutes les vieilles maisons d'été et les jardins familiers; je n'aimais pas les nouvelles maisons, ni tous les autres changements qui avaient eu lieu. Je suis entré dans le village, et tous mes anciens sentiments sont revenus. Je ne peux pas, mon cher ami, entrer dans les détails pour dire combien mes sensations étaient charmantes: Ils seraient fastidieux à raconter. J'avais l'intention de passer la nuit sur la place du marché, près de notre ancienne maison. En entrant, j'ai remarqué que la crèche où notre enfance avait été enseignée par cette bonne femme avait été transformée en sauna. Je me suis souvenu de la tristesse, de la lourdeur, des larmes et de l'oppression du cœur que j'ai connues à l'école. Chaque étape a fait une impression particulière. Un pèlerin en Terre Sainte ne rencontre pas autant de lieux chargés de tendres souvenirs, et son âme n'est guère émue par une plus grande dévotion. Un incident permet de l'illustrer. Je suivais le cours d'un canal jusqu'à une ferme, ce qui était autrefois une de mes délicieuses promenades, et je me suis arrêté à l'endroit où nous nous amusions, enfants, à chasser les canards et les cerfs-volants sur l'eau. Je me rappelle si bien comment j'avais l'habitude d'observer le cours de ce même canal, le suivant avec une impatience curieuse, et me faisant des idées romantiques sur les terres que j'allais traverser; mais mon imagination était bientôt épuisée, tandis que l'eau coulait encore et encore, jusqu'à ce que ma fantaisie soit troublée par la contemplation d'une distance invisible. Ainsi, mon cher ami, si heureuses et si proches, étaient les pensées de nos bons ancêtres. Leurs sentiments et leur poésie étaient frais comme dans l'enfance. Et quand Ulysse parle de la mer immense et de la terre sans limites, ses épithètes sont vraies, naturelles, profondément ressenties et mystérieuses. Quelle importance cela a-t-il que j'aie appris avec chaque élève que la terre est ronde? L'homme n'a besoin que de peu de terre pour en profiter.


Je suis actuellement avec le Prince de Hanovre dans son pavillon de chasse. C'est un homme avec lequel on peut vivre heureux. Il est honnête et intouchable. Cependant, il y a avec lui des personnages étranges que je ne comprends pas du tout. Ils n'ont pas l'air malicieux, et pourtant ils n'ont pas l'air d'être des hommes tout à fait honnêtes. Parfois, je suis prêt à les croire honnêtes, et pourtant je n'arrive pas à me persuader de me confier à eux. Je suis désolé d'entendre le Prince parler de temps en temps de choses qu'il n'a que lues ou entendues, et toujours avec la même opinion que les autres.


Il apprécie ma compréhension et mes talents plus que mon cœur, mais je ne suis fière que de ce dernier. Elle est l'unique source de tout ce qui constitue notre force, notre bonheur et notre malheur. Toutes les connaissances que je possède peuvent être acquises par n'importe qui d'autre, mais mon cœur est exclusivement le mien.



25 MAI 1999


J'avais un plan en tête dont je n'avais pas l'intention de discuter avec vous avant qu'il ne soit réalisé: maintenant qu'il a échoué, je peux aussi bien le mentionner. Je voulais m'engager dans les forces armées, et je désirais depuis longtemps franchir le pas. C'est d'ailleurs la raison principale pour laquelle je suis venu ici avec le Prince, puisqu'il est général dans le service. Je lui ai communiqué mon projet au cours d'une de nos promenades ensemble. Il l'a désapprouvé, et il aurait été vraiment fou de ne pas écouter ses raisons.



11 JUIN 1999


Dis ce que tu veux, je ne peux pas rester ici plus longtemps. Pourquoi devrais-je rester? Le temps pèse lourd sur mes mains. Le Prince est aussi aimable avec moi que n'importe qui, et pourtant je ne me sens pas à l'aise. Il n'y a en effet rien en commun entre nous. C'est un homme de sens, tout à fait normal. Sa conversation ne me procure pas plus de plaisir que celui que je pourrais tirer de la lecture d'un livre bien écrit. Je vais rester ici une semaine de plus, puis repartir en voyage. Mes poèmes sont ce que j'ai fait de mieux depuis que je suis ici. Le Prince a le goût de la poésie et s'améliorerait si son esprit n'était pas entravé par des règles froides et de simples idées techniques. Je perds souvent patience lorsque j'exprime la poésie et la nature avec une imagination rayonnante, et il se dresse devant elle comme un bœuf de la montagne.



16 JUILLET 1999


Je suis à nouveau un vagabond, un pèlerin à travers le monde. Mais qu'êtes-vous d'autre?



18 JUILLET 1999


Où est-ce que je vais? Je vais vous le dire en toute confiance. Je suis obligé de rester ici une quinzaine de jours de plus, et ensuite je pense qu'il serait mieux pour moi de visiter des tourbières. Mais je ne suis qu'une illusion. Le fait est que je veux être à nouveau près d'Evi, c'est tout. Je souris aux suggestions de mon cœur et j'obéis à ses instructions.



29 JUILLET 1999


Non, non! C'est toujours bon, tout est bon! Je suis son marie? O Dieu, qui m'a donné l'être, si tu avais ordonné ce bonheur pour moi, toute ma vie aurait été une continuelle action de grâces envers toi! Mais je ne murmurerai pas, pardonnez ces larmes, pardonnez ces désirs stériles! Vous ma femme? ah, la simple pensée de tenir dans mes bras la plus chère créature du Ciel! Cher Mark, tout mon corps est secoué quand je vois Georges entourer de ses bras sa taille fine!


Et dois-je l'avouer? Pourquoi ne le ferais-je pas, Mark? Elle aurait été plus heureuse avec moi qu'avec lui. Georges n'est pas l'homme qui peut satisfaire les désirs d'un tel cœur. Il veut une certaine sensibilité; il veut... en bref, leurs cœurs ne battent pas à l'unisson. Combien de fois, mon cher ami, j'ai lu un passage d'un livre intéressant lorsque mon cœur et celui d'Evi semblaient se rencontrer, et dans cent autres cas que lorsque nos sentiments étaient dévoilés à travers l'histoire d'un personnage fictif, j'ai senti que nous étions faits l'un pour l'autre! Mais, cher Mark, il a gagné son attachement, et que dois-je faire?


J'ai été interrompu par une visite insupportable. J'ai séché mes larmes et rassemblé mes idées. Adieu, mon meilleur ami!



4 AOUT 1999


Je ne suis pas le seul à être malheureux. Tous les gens sont déçus dans leurs espoirs et trompés par leurs attentes. J'ai rendu visite à ma bonne vieille femme sous les châtaignes. L'aîné des garçons courut à ma rencontre: son exclamation de joie fit sortir sa mère, mais elle avait l'air très mélancolique. Son premier mot fut: „Hélas! Cher monsieur, mon petit Jean est mort!“ Il était le plus jeune de ses enfants. J'étais silencieux. „Et mon mari est revenu de Suisse sans argent; et si des personnes aimables ne l'avaient pas aidé, il serait rentré chez lui. Il a été pris de fièvre pendant son voyage.“ Je n'ai rien pu répondre, mais j'ai fait un cadeau à la petite. Elle m'a invité à prendre des fruits: Je l'ai suivi et j'ai quitté l'endroit avec un cœur triste.



21 AOÛT 1999.


Mes sensations changent constamment. Parfois, une perspective heureuse s'ouvre devant moi; mais hélas! ce n'est qu'un moment; et alors, quand je suis perdu dans ma rêverie, je ne peux m'empêcher de me dire: Si Georges devait mourir! Oui, elle le ferait... Je pourrais...“ Ainsi, je poursuis une chimère jusqu'à ce qu'elle me conduise au bord d'un précipice où je frissonne.


Alors que je franchis la même porte et que j'emprunte la même route qui m'a conduit pour la première fois à Evi, mon cœur se serre au plus profond de moi-même devant le changement qui s'est opéré depuis. Tout, tout est changé! Aucune sensation, aucune pulsation de mon cœur n'est la même. Mes sensations sont telles qu'elles se produiraient chez un prince défunt, dont l'esprit reviendrait visiter le splendide palais qu'il avait construit en des temps heureux, orné de fastes coûteux, et légué à un fils bien-aimé, mais dont il devrait ressentir, en tant que défunt, que les salles sont désertes et en ruines.



3 SEPTEMBRE 1999


Je ne peux parfois pas comprendre comment elle peut en aimer un autre, comment elle ose en aimer un autre, alors que je n'aime rien en ce monde de manière aussi complète et dévouée qu'elle, alors que je ne connais qu'elle et n'ai rien d'autre.



4 SEPTEMBRE 1999


C'est tellement! Lorsque la nature revêt ses teintes automnales, l'automne s'installe en moi et autour de moi. Mes feuilles sont jaunes et brunes, et les arbres voisins sont dépouillés de leur feuillage. Vous vous souvenez que j'ai écrit sur ce garçon peu après mon arrivée ici? Je viens de me renseigner sur lui à Oldenburg. Ils disent qu'il a été licencié et que tout le monde le fuit. Je l'ai rencontré hier dans la rue et je suis allé avec lui dans un village voisin. Je lui ai parlé et il m'a raconté son histoire. Cela m'a beaucoup intéressé, comme vous le comprendrez aisément si je vous le répète. Mais pourquoi devrais-je vous ennuyer avec ça? Pourquoi je ne peux pas garder tout mon chagrin pour moi? Pourquoi devrais-je continuer à vous donner l'occasion de me plaindre et de me blâmer? Mais peu importe: cela fait aussi partie de mon destin.


Le garçon répondit d'abord à mes questions avec une sorte de mélancolie contenue, qui me parut le signe d'une disposition timide; mais lorsque nous nous comprîmes, il parla avec moins de réserve, et avoua franchement ses fautes, et déplora ses malheurs. J'aimerais, mon cher ami, pouvoir donner à son langage sa juste expression. Il me raconta, avec une sorte de souvenir agréable, qu'après mon départ, sa passion pour sa maîtresse augmenta chaque jour, jusqu'à ce qu'enfin il ne sût plus ce qu'il faisait, ce qu'il disait, ni ce qu'il allait devenir. Il ne pouvait ni manger, ni boire, ni dormir: il éprouvait un sentiment d'étouffement; il désobéissait à tous les ordres, et oubliait involontairement tous les commandements; il semblait être hanté par un esprit mauvais, sachant que sa maîtresse était entrée dans une chambre, il l'avait suivie, ou plutôt avait été attiré par elle. Comme elle est restée sourde à ses supplications, il a eu recours à la violence. Il ne sait pas ce qui s'est passé, mais il a demandé à Dieu de lui témoigner que ses intentions à son égard étaient honorables, et qu'il ne désirait rien de plus sincère que de les voir se marier et passer leur vie ensemble. Arrivé à ce point, il commença à hésiter, comme s'il y avait quelque chose qu'il n'avait pas le courage de dire, jusqu'à ce qu'enfin, avec une certaine perplexité, il avoue certaines petites confidences et libertés qu'elle avait encouragées. Il s'interrompit deux ou trois fois dans son récit, m'assurant très sérieusement qu'il n'avait aucun désir de lui faire du mal, comme il disait, car il l'aimait toujours aussi sincèrement que jamais; que cette histoire ne lui était jamais sortie des lèvres auparavant, et qu'il ne la racontait que maintenant pour me convaincre qu'il n'était pas complètement perdu et abandonné. Et ici, mon cher ami, je dois commencer la vieille chanson que vous savez que je ne cesse de répéter. Si je pouvais représenter le jeune homme tel qu'il était, et tel qu'il est maintenant devant moi, si je pouvais donner ses véritables expressions, vous vous sentiriez obligés de compatir à son sort. Mais assez: vous qui connaissez mon malheur et mes dispositions, vous pouvez facilement comprendre l'attrait qui m'attire vers tout être malheureux, mais surtout vers celui dont j'ai raconté l'histoire.


En relisant cette lettre une seconde fois, je m'aperçois que j'ai omis la conclusion de mon histoire; mais il est facile de la dire. Elle devint réservée à son égard à l'instigation de son frère, qui le détestait depuis longtemps et souhaitait son expulsion de la maison, craignant que le second mariage de sa sœur ne prive ses enfants de la belle fortune qu'ils attendaient d'elle, elle étant sans enfant. Il fut renvoyé, et l'affaire fit un tel scandale que la maîtresse n'osa pas le reprendre, même si elle l'avait souhaité. Depuis, elle a engagé une autre domestique, dont son frère est tout aussi mécontent, et qu'elle va probablement épouser. Mais mon informateur m'assure qu'il est déterminé à ne pas survivre à une telle catastrophe...


Cette histoire n'est ni exagérée ni embellie: En effet, je l'ai affaibli et adouci dans le récit, car je dois utiliser les expressions raffinées de la bonne société...


Donc cet amour, cette constance, cette passion n'est pas une fiction poétique. Elle est réelle, et réside dans sa plus grande pureté dans cette classe d'humanité que nous appelons moyenne et sans éducation. Ce sont des gens instruits, pas des pervers. Mais lisez cette histoire avec attention, je vous en conjure. Je suis tranquille aujourd'hui, car j'ai été occupé par ce récit: Vous voyez par mon écriture que je ne suis pas aussi excité que d'habitude. J'ai lu et relu ce conte, Mark: c'est le conte de ton ami! Ma fortune a été, et sera, semblable; et je ne suis pas à moitié aussi courageux, ni à moitié aussi résolu que le pauvre garçon auquel j'hésite à me comparer.



5 SEPTEMBRE 1999


Evi avait écrit une lettre à son mari dans le pays où il était en voyage d'affaires. Elle commençait ainsi: „Mon très cher amour, reviens au plus vite! Je vous attends avec mille ravissements!“ Un ami qui est arrivé a apporté la nouvelle qu'il ne pouvait pas revenir immédiatement pour certaines raisons. La lettre d'Evi n'a pas été transmise, et le soir même, elle est tombée entre mes mains. Je l'ai lu et j'ai souri. Elle a demandé la raison. „Quel trésor céleste que l'imagination! me suis-je exclamé; j'ai imaginé un instant que cela m'était écrit.“ Elle a fait une pause et semblait mécontente. J'étais silencieux.



6 SEPTEMBRE 1999.


Ça m'a coûté cher de me séparer du manteau rouge que je portais quand j'ai dansé pour la première fois avec Evi. Mais je ne pouvais plus la porter. Mais j'en ai commandé un nouveau, exactement comme le col et les manches, et un nouveau gilet et de nouvelles chaussures.


Mais ça n'a pas le même effet sur moi. Je ne sais pas comment c'est, mais j'espère que je l'aimerai davantage avec le temps.



12 SEPTEMBRE 1999


Elle est absente depuis quelques jours. Elle est allée voir Georges. Aujourd'hui, je suis allé la voir: elle s'est levée pour me recevoir, et je l'ai embrassée tendrement.


À ce moment-là, un cockatiel s'est envolé d'un miroir et s'est posé sur son épaule. „Voici un nouvel ami“, a-t-elle remarqué en le laissant s'asseoir sur sa main, „c'est un cadeau pour les enfants. Quel trésor il est! Regardez-le! Quand je le nourris, il bat des ailes. Et il picore si joliment! Il m'embrasse aussi; regarde!“


Elle porta l'oiseau à sa bouche; et il pressa ses douces lèvres avec tant de ferveur qu'il semblait sentir l'excès de félicité dont il jouissait...


Il vous embrassera aussi“, a-t-elle ajouté, puis elle a tendu l'oiseau devant moi. Son petit bec est passé de sa bouche à la mienne, et cette délicieuse sensation semblait être le précurseur de la plus douce des félicités...


Un baiser“, ai-je fait remarquer, „ne semble pas le satisfaire: Il désire de la nourriture, et semble déçu par ces caresses insatisfaisantes...“


Mais il mange dans ma bouche“, continua-t-elle en tendant vers lui ses lèvres qui contenaient des graines de tournesol; et elle sourit avec tout le charme d'un être qui a permis une participation innocente de son amour.


J'ai détourné mon visage. Elle ne devrait pas agir ainsi. Elle ne doit pas exciter mon imagination par de tels signes d'innocence céleste et de luxure, ni réveiller mon cœur de son sommeil, dans lequel il rêve de l'inutilité de la vie! Et pourquoi pas? Parce que, après tout, elle sait à quel point je l'aime!



15 SEPTEMBRE 1999


Cela me rend malheureux, Mark, de penser qu'il puisse exister des personnes incapables d'apprécier les quelques choses qui ont une réelle valeur dans la vie. Tu te souviens des noyers de Rastede sous lesquels j'avais l'habitude de m'asseoir avec Evi lors de mes visites chez le pasteur. Ces arbres glorieux, dont la vue a si souvent rempli mon cœur de joie, lorsqu'ils ornaient et rafraîchissaient le presbytère de leurs larges branches! Et quel plaisir de se souvenir du bon pasteur dont les mains les ont plantées il y a tant d'années: Le professeur a souvent mentionné son nom. Il le tenait de son grand-père. Il devait être un homme excellent; et à l'ombre de ces vieux arbres, sa mémoire a toujours été honorée par moi. Le professeur nous a informés hier, les larmes aux yeux, que ces arbres avaient été coupés. Oui, abattu au sol! J'aurais pu tuer dans ma colère le monstre qui a porté le premier coup! Et je dois endurer cela! Moi qui, si j'avais eu deux arbres de ce type dans mon jardin et que l'un d'eux était mort de vieillesse, j'aurais pleuré de tristesse. Mais il y a tout de même une certaine consolation, tout le village grogne contre ce malheur; et j'espère que la femme du pasteur, en cessant les cadeaux des villageois, s'apercevra bientôt combien elle a blessé les sentiments du voisinage. Elle l'a fait, la femme de l'actuel titulaire (son bon vieux prédécesseur est mort), une grande créature malade, qui ignore à juste titre le monde, parce que le monde l'ignore complètement. Les stupides affectent d'être érudits, prétendant examiner les livres canoniques, aidant à la réforme à la mode de la chrétienté, sur le plan moral et critique, et haussant les épaules à la mention de l'enthousiasme de Jacob Boehme. Sa santé est ruinée, c'est pourquoi elle n'a plus de plaisir à venir ici. Seule une telle créature avait été capable d'abattre mes noyers! Je ne pourrai jamais le pardonner! Écoutez ses raisons. Les feuilles qui tombaient rendaient la cour humide et sale; les branches obstruaient la lumière; les garçons jetaient des pierres sur les noix lorsqu'elles étaient mûres, et le bruit affectait gravement ses nerfs et perturbait ses profondes méditations lorsqu'elle pesait les difficultés de Luther, Calvin et Zwingli. Constatant que toute la congrégation, en particulier les personnes âgées, était mécontente, j'ai demandé pourquoi elle le permettait? „Ah, jeune homme, ont-ils répondu, si le pasteur commande, que pouvons-nous faire, nous, pauvres paysans?“ Mais une chose s'est bien passée. Le pasteur (qui pour une fois pensait profiter des caprices de sa femme) voulait utiliser les arbres comme bois de chauffage pour lui-même. Lorsque le bureau des impôts en a été informé, il a relancé une ancienne revendication sur le terrain sur lequel se trouvaient les arbres, et les a vendus au plus offrant. Là, ils gisent encore sur le sol. Si j'étais le maire, je saurais comment traiter avec eux tous, pasteurs, diacres et bureaux des impôts. Maire, ai-je dit? Dans ce cas, je ne devrais pas me soucier des arbres qui ont poussé sur la terre.



10 OCTOBRE 1999


Le simple fait de regarder dans leurs yeux bleus est pour moi une source de bonheur! Et ce qui m'attriste, c'est que Georges ne semble pas être aussi heureux qu'il l'aurait souhaité que je le sois... Bien que je ne sois pas un ami de ces... Je ne suis pas un ami, mais ici je ne peux pas l'exprimer autrement; et probablement je suis assez clair.



12 OCTOBRE 1999


Ossian a remplacé Homère dans mon cœur. Dans quel monde le célèbre barde me transporte-t-il! errer dans une nature sauvage et sans chemin, entourée de tourbillons impétueux, où, dans la faible lumière de la lune, nous apercevons les fantômes de nos morts; entendre du haut des montagnes, au milieu des ruisseaux, leurs voix plaintives venant des cavernes profondes, et les tristes lamentations d'un homme qui soupire et expire sur la tombe moussue de la femme guerrière dont il était aimé. Je rencontre ce barde aux cheveux d'argent; il erre dans la vallée; il cherche les traces de ses ancêtres, et hélas! il ne trouve que leurs tombes. Puis, en contemplant la lune pâle qui s'enfonce sous les vagues de la mer ondulante, le héros se souvient des jours passés. Les jours où le danger s'approchait, le courageux se ranimait, la lune brillait sur sa barque chargée de butin, et il revenait triomphant. Quand je lis sur son visage une profonde tristesse, quand je vois sa gloire mourante s'enfoncer épuisée dans la tombe, tandis qu'il respire une joie nouvelle et déchirante à l'approche de son union avec sa bien-aimée, et qu'il jette un regard sur la terre et l'herbe froides qui le recouvriront si bientôt, et qu'il s'exclame alors: Le voyageur viendra, celui qui a vu ma beauté, et il demandera: „Où est le poète, où est le célèbre fils de Fingal?“ Il ira sur ma tombe et me cherchera en vain! Alors, ô mon ami, je pourrais immédiatement tirer mon épée comme un vrai et noble chevalier, et me battre pour Dieu et ma dame!



19 OCTOBRE 1999


Hélas! le vide, l'affreux vide, que je ressens dans mon cœur! Parfois je pense que si je pouvais juste une fois, juste une fois la serrer contre mon cœur, ce vide terrible serait rempli.



26 OCTOBRE 1999


Oui, j'en suis sûr, Mark, et chaque jour qui passe me rend plus certain que l'existence d'un être est de très peu d'importance. Une amie d'Evi vient d'appeler, disant qu'elle voulait la voir. Je me suis retiré dans le jardin et j'ai pris un livre, mais comme je ne savais pas lire, je me suis assis pour écrire. Je les entendais parler en chuchotant: ils abordaient des sujets indifférents, et discutaient des dernières nouvelles de la ville. L'une d'eux allait se marier; une autre était malade, très malade, elle souffrait d'une toux chronique, son visage devenait chaque jour plus pâle et il avait des crises occasionnelles. „Suzanne est malade, elle aussi“, a dit Evi. „Elle a déjà des métastases“, répondit l'autre, et mon imagination débordante me transporta aussitôt sur le lit des malades. Là, je les vois lutter contre la mort, avec toutes les agonies de la douleur et de l'horreur; et ces femmes, Marc, parlent de tout cela avec autant d'indifférence qu'on parlerait de la mort d'un Mongol. Et quand je regarde l'appartement dans lequel je me trouve maintenant, quand je vois les vêtements d'Evi étendus devant moi, et les disques de Georges, et tous les meubles qui me sont si familiers, même l'encrier que j'utilise, quand je pense à ce que je suis pour cette famille... Mon amie me chérit; je contribue souvent à son bonheur, et mon cœur semble ne pouvoir battre sans elle. Et pourtant... si je devais mourir, si je devais être rappelé du centre de ce cercle, ressentirait-elle quelque chose? Ou combien de temps ressentirait-elle le vide que ma perte ferait dans son existence? Combien de temps? Oui, telle est la faiblesse de l'homme.



27 OCTOBRE 1999


Je pourrais déchirer mon cœur de colère lorsque je considère le peu d'influence que nous pouvons avoir sur les sentiments des autres. Personne ne peut me communiquer les sensations d'amour, de joie, de ravissement et de ravissement que je ne possède pas moi-même; et même si mon cœur est animé de la plus vive affection, je ne peux faire le bonheur de celui qui n'a pas la même ardeur en lui.



27 OCTOBRE 1999 Soirée.


Je possède tant de choses, mais mon amour pour elle absorbe tout. Je possède tant de choses, mais sans elle, je n'ai rien!



30 OCTOBRE 1999.


Cent fois j'ai été sur le point de l'embrasser. Oh, mon Dieu! Quel tourment de voir tant de beauté défiler devant soi et de ne pas oser s'en saisir! Et l'étreinte est l'instinct humain le plus naturel. Les enfants ne touchent-ils pas tout ce qu'ils voient? Et moi!



3 NOVEMBRE 1999


Témoin, ô ciel, combien de fois je me couche dans mon lit avec le souhait et l'espoir de ne jamais me réveiller... Et le matin, quand j'ouvre les yeux, je vois à nouveau le soleil et je suis malheureux. Si j'étais capricieux, je pourrais blâmer le temps, une connaissance ou une déception personnelle pour mon esprit mécontent; et alors, ce fardeau intolérable ne reposerait pas entièrement sur moi. Mais hélas! je ne le ressens que trop tristement. Je suis la seule cause de mon propre chagrin, n'est-ce pas? En vérité, mon propre sein contient la source de toutes mes peines, comme il contenait auparavant la source de tous mes plaisirs. Ne suis-je pas le même être qui jouissait autrefois d'un excès de bonheur, et voyait le paradis s'ouvrir devant lui à chaque pas... et dont le cœur était toujours étendu au monde entier? Et ce cœur est maintenant mort! Aucun sentiment ne peut le ranimer; mes yeux sont secs; et mes sens, qui ne sont plus rafraîchis par l'influence de douces larmes, flétrissent et consument mon cerveau. Je souffre beaucoup, car j'ai perdu le seul charme de la vie: cette puissance active, sacrée, qui créait des mondes autour de moi, elle n'est plus. Lorsque je regarde de ma fenêtre les collines lointaines et que je vois le soleil du matin percer les brumes et illuminer la terre, encore enveloppée de silence, tandis que le doux ruisseau serpente doucement entre les saules qui ont perdu leurs feuilles; lorsque la glorieuse nature déploie toutes ses beautés devant moi, et que ses merveilleux panoramas ne parviennent pas à tirer une larme de joie de mon cœur flétri, je sens qu'à ce moment-là je me tiens comme un rejeté du ciel, endurci, insensible et impassible. Souvent, alors, je fléchis le genou vers la terre et j'implore Dieu pour la bénédiction des larmes, tandis que le travailleur désespéré dans un climat brûlant prie pour que la rosée du ciel humidifie son blé desséché.


Mais je sens que Dieu n'accorde ni soleil ni pluie à nos importantes pétitions. Et oh, ces jours passés dont le souvenir me tourmente maintenant! Pourquoi étaient-ils si heureux? Parce que j'ai attendu avec patience la bénédiction de l'Éternel, et que j'ai reçu ses dons avec les sentiments reconnaissants d'un cœur reconnaissant.



8 NOVEMBRE 1999


Evi m'a réprimandé pour mes excès, avec tant de tendresse et de gentillesse! Ces derniers temps, j'ai pris l'habitude de boire plus de vin qu'avant. „Ne fais pas ça, a-t-elle dit, pense à Evi!“ - „Pensez à vous! répondis-je; devez-vous me le demander? Pensez à vous... Je ne pense pas à toi: Vous êtes toujours dans mon âme! Ce matin encore, j'étais assis à l'endroit où tu es descendu de la voiture il y a quelques jours, et...“ Elle a immédiatement changé de sujet pour m'empêcher d'aller plus loin. Mon cher ami, mes énergies sont toutes à terre: elle peut faire ce qu'elle veut de moi...



15 NOVEMBRE 1999


Je vous remercie, Mark, pour votre sympathie sincère et vos excellents conseils. Et je vous prie de rester tranquille. Laissez-moi à mes souffrances. Malgré ma misère, j'ai encore assez de force pour endurer. J'adore la religion catholique, vous le savez. Je pense qu'elle peut donner de la force aux faibles et du réconfort aux affligés, mais touche-t-elle tous les hommes de la même manière? Considérez ce vaste univers: vous en verrez des milliers pour lesquels il n'a jamais existé, des milliers pour lesquels il n'existera jamais, qu'on le leur prêche ou non; et doit-il nécessairement exister pour moi? Le Fils de Dieu lui-même ne dit-il pas que ceux que le Père lui a donnés sont à lui? Je lui ai été donnée? Et si le Père voulait me garder pour Lui, comme mon cœur s'en doute parfois? Je vous en prie, n'interprétez pas cela de manière erronée. Ne tirez pas de dérision de mes paroles inoffensives. Je déverse toute mon âme devant vous. J'ai toujours préféré le silence, mais je n'ai pas à me dérober devant un sujet que peu de gens connaissent mieux que moi. Quel est le destin de l'homme sinon de remplir la mesure de ses souffrances et de boire le calice d'amertume qui lui est réservé? Et si cette même coupe s'est avérée amère pour le Dieu du ciel sous forme humaine, pourquoi devrais-je entretenir un orgueil insensé et la qualifier de douce? Pourquoi aurais-je honte de périr en cet instant effrayant, où tout mon être tremble entre l'existence et l'anéantissement, où un souvenir du passé éclaire comme un éclair le gouffre sombre de l'avenir, où tout autour de moi se dissout et où le monde entier s'évanouit? N'est-ce pas la voix d'une créature déprimée au-delà de toute force, déficiente, plongeant dans une destruction inévitable, et gémissant profondément sur sa puissance insuffisante: „Mon Dieu! Mon Dieu! Pourquoi m'as-tu abandonné?“ Et devrais-je avoir honte de prononcer la même expression? Ne devrais-je pas frémir devant une perspective qui a ses craintes même pour celui qui replie le ciel comme un vêtement?



21 NOVEMBRE 1999


Elle ne sent pas, elle ne sait pas, qu'elle prépare un poison qui nous détruira tous les deux; et je bois profondément la potion qui prouvera ma destruction. Que signifient ces regards bienveillants avec lesquels elle regarde souvent... souvent... non, pas souvent, mais parfois... me considère avec cette complaisance avec laquelle elle entend les sentiments involontaires qui m'échappent souvent, et la tendre pitié pour mes souffrances qui apparaît sur son visage?


Quand j'ai pris congé hier, elle m'a saisi par la main et m'a dit: „Adieu, cher Schwanke.“ Cher Schwanke! C'était la première fois qu'elle m'appelait chéri: Le son s'est enfoncé profondément dans mon cœur. Je l'ai répété cent fois; et hier soir, comme je me couchais en parlant à moi-même de diverses choses, j'ai dit soudain: „Bonne nuit, cher Schwanke!“ et là, je n'ai pu que rire de moi-même.



22 NOVEMBRE 1999


Je ne peux pas prier: „Donne-la moi!“ et pourtant elle semble souvent m'appartenir. Je ne peux pas prier: „Donne-le moi!“ car il appartient à un autre. De cette façon, j'affecte la joie sur mes problèmes; et si j'avais le temps, je pourrais composer toute une litanie d'antithèses.



24 NOVEMBRE 1999


Elle est sensible à mes souffrances. Ce matin, son regard a transpercé mon âme. Je l'ai trouvée seule, et elle était silencieuse: elle me regardait fixement. Je ne voyais plus dans son visage les charmes de la beauté ou le feu du génie: ils avaient disparu. Mais j'ai été frappé par une expression bien plus touchante, un regard empreint de la plus profonde compassion et de la plus douce pitié. Pourquoi avais-je peur de me jeter à ses pieds? Pourquoi n'ai-je pas osé la prendre dans mes bras et lui répondre par mille baisers? Elle avait eu recours à son piano pour se soulager, et d'une voix basse et douce, elle accompagnait la musique de sons délicieux. Ses lèvres n'ont jamais paru aussi belles: elles semblaient seulement s'ouvrir pour recevoir les douces notes de l'instrument, et renvoyer la vibration céleste de sa belle bouche. Ah! qui peut exprimer mes sensations? J'étais très ému, je me suis baissé et j'ai prononcé ce vœu: „Belles lèvres qui gardent les anges, je ne tenterai jamais de profaner ta pureté par un baiser.“ Et pourtant, mon ami, oh, je souhaite.... mais mon cœur est assombri par le doute et l'indécision... si seulement je pouvais goûter à la félicité et ensuite mourir pour expier le péché! Quel péché?



26 NOVEMBRE 1999


Souvent, je me dis: „Toi seul, tu es malheureux! Tous les autres mortels sont heureux, aucun n'est aussi désespéré que toi!“ Puis je lis un passage d'un vieux poète, et il semble comprendre mon propre cœur. J'ai tellement de choses à supporter! Les hommes avant moi ont-ils jamais été aussi malheureux?



30 NOVEMBRE 1999.


Je ne serai plus jamais moi-même! Où que j'aille, un mort me distrait. Hélas, aujourd'hui encore, malheur à mon sort! Malheur à la nature humaine!


Vers le soir, je suis allé me promener le long de la rivière, je n'avais pas d'appétit. Tout ce qui m'entourait semblait sombre. Un vent d'est froid et humide souffle, et des nuages noirs et lourds s'étendent sur la plaine. A une certaine distance, j'ai observé un homme dans un manteau en lambeaux. Il se promenait et semblait être à la recherche de plantes. Comme j'approchais, il se retourna au bruit, et je vis qu'il avait un visage intéressant, dans lequel une certaine mélancolie, fortement teintée de bonté, formait le trait principal. Ses longs cheveux blonds foncés étaient séparés au milieu et tombaient sur ses épaules. Comme son habit annonçait une personne d'un ordre inférieur, j'ai pensé qu'il ne m'en voudrait pas de m'enquérir de ses affaires, et je lui ai donc demandé ce qu'il cherchait. Il a répondu avec un profond soupir qu'il cherchait des fleurs bleues et n'en a pas trouvé. „Mais ce n'est pas la saison“, ai-je fait remarquer en souriant. „Ah, il y a tant de fleurs!“ a-t-il répondu en se rapprochant de moi. „Il y a des roses et des chèvrefeuilles dans mon jardin: une variété m'a été offerte par mon père! Elles poussent aussi abondamment que les mauvaises herbes; je les ai cherchées ces deux derniers jours, et je ne les ai pas trouvées. Il y a des fleurs là-bas, jaunes, rouges et bleues; et le myosotis bleu a une très jolie floraison: mais je n'en trouve aucune.“ J'ai observé sa particularité, et lui ai donc demandé indifféremment ce qu'il comptait faire de ses fleurs. Un étrange sourire s'est répandu sur son visage. Il porta son doigt à sa bouche, exprimant l'espoir que je ne le trahirais pas; puis il m'informa qu'il avait promis de ramasser un bouquet de fleurs pour sa maîtresse. „C'est bien“, ai-je dit. „Ah!“ a-t-il répondu, „elle possède bien d'autres choses.“ - „Et pourtant, ai-je poursuivi, elle aime votre bouquet.“ - „Ah, elle a des bijoux et des couronnes!“ Exclamé. J'ai demandé qui elle était. „Si l'État me payait, ajouta-t-il, je serais un homme très différent. Hélas! Il fut un temps où j'étais si heureux; mais c'est du passé, et je suis maintenant...“ Il a levé ses yeux nageurs vers le ciel. „Et vous étiez heureux autrefois?“ ai-je demandé. „Ah, si seulement je me taisais!“ a-t-il répondu. „J'étais aussi joyeux et satisfait qu'un homme peut l'être à l'époque.“ Une vieille femme venant vers nous l'a appelé: „Heinz, Heinz! Où es-tu? Nous vous avons cherché partout: venez dîner.“ - „C'est votre fils?“ m'ai-je demandé, en m'approchant d'elle. „Oui,“ dit-elle, „c'est mon pauvre fils infortuné. Le Seigneur m'a envoyé une affliction douloureuse.“ Je lui ai demandé s'il était resté longtemps dans cet état. Elle a répondu: „Il est aussi calme qu'aujourd'hui depuis environ six mois. Je remercie le ciel qu'il ait récupéré jusqu'ici: Il a été excité pendant une année entière, et confiné dans une maison de fous. Maintenant, il ne fait de mal à personne. Il était un très bon jeune homme tranquille, et il a aidé à me garder. Il avait une très belle écriture. Mais tout à coup, il est devenu mélancolique et a pris une violente fièvre, il est devenu confus, et il est maintenant comme vous le voyez. Si je pouvais seulement vous dire, jeune monsieur...“ Je l'ai interrompue en lui demandant à quelle époque il se vantait d'avoir été si heureux. „Pauvre garçon!“ s'exclama-t-elle avec un sourire de sympathie, „il veut dire le temps où il était complètement perturbé, le temps qu'il a toujours désiré, quand il était dans la maison de fous, et qu'il était inconscient de tout cela.“ J'ai été surpris: j'ai mis une pièce dans sa main et je suis parti en vitesse.


Vous étiez heureux!“ me suis-je exclamé en retournant rapidement en ville, „aussi joyeux et satisfait qu'un homme puisse l'être!“ Dieu du ciel! et c'est le destin de l'homme? Est-il heureux seulement avant d'avoir gagné son esprit, ou après l'avoir perdu? Malheureuse créature! Et pourtant j'envie ton sort: j'envie la tromperie dont tu as été victime. Vous partez avec joie cueillir des fleurs bleues pour votre princesse, en hiver, et vous vous affligez quand vous n'en trouvez pas, et ne pouvez pas comprendre pourquoi elles ne poussent pas. Mais je continue à errer sans joie, sans espoir, sans projet, et je reviens comme je suis venu. Vous imaginez quel genre d'homme vous seriez si l'État vous payait. Heureux mortel, qui peut attribuer sa misère à une cause terrestre! Tu ne sais rien, tu ne ressens rien.


Que cet homme meure sans consolation, qui peut se moquer de l'invalide qui fait un voyage vers des sources saines éloignées, où il ne trouve souvent qu'une maladie plus grave et une mort plus douloureuse, ou qui peut se réjouir de l'esprit désespéré d'un pécheur qui fait un pèlerinage au Saint-Sépulcre pour la paix de la conscience et le soulagement de la misère. Chaque pas fatigué qui déchire ses pieds blessés sur des chemins rudes et inexplorés verse une goutte de baume dans son âme troublée, et le voyage de plusieurs jours de lassitude apporte un soulagement nocturne à son cœur torturé. Oserez-vous appeler cela de l'enthousiasme, bande de pompeux déclamateurs? Enthousiasme? O Dieu! tu vois mes larmes! Tu nous as attribué notre part de misère: Devons-nous aussi avoir des frères pour nous persécuter, pour nous priver de notre confort, de notre confiance en toi, en ton amour et en ta miséricorde? Quelle est notre confiance dans la puissance de la racine qui guérit, ou dans la force de la vigne, si ce n'est une foi en toi, de qui tout ce qui nous entoure tire ses pouvoirs de guérison et de restauration? Père, que je ne comprends plus, qui autrefois remplissait mon âme, mais qui maintenant me cache son visage, rappelle-moi à toi; ne te tais plus; ton silence n'arrêtera pas une âme qui a soif de toi. Quel père pourrait être fâché contre un fils qui revient soudainement vers lui, tombe autour de son cou et s'exclame: „Je suis de nouveau là, mon père!“ Pardonnez-moi si j'ai anticipé mon voyage, et que je reviens avant l'heure! Le monde est partout le même, une scène de travail et de douleur, de joies et de récompenses; mais à quoi tout cela sert-il? Je ne suis heureux que là où tu es, et en ta présence je suis content de souffrir ou de jouir. Et vous, Père céleste, banniriez-vous un tel enfant de votre présence?



1 DÉCEMBRE 1999


Mark, l'homme sur lequel je vous ai écrit, cet homme si enviable dans ses malheurs, était secrétaire du père d'Evi; et une passion malheureuse pour ceux qu'il chérissait, qu'il a cachée et finalement révélée, a fait qu'il a été renvoyé de sa situation. Cela l'a rendu furieux. Pensez, en lisant ce simple récit, à l'impression que cette circonstance a faite sur moi! Mais Georges me l'a raconté avec autant de calme indifférent que vous pouvez en lire.



4 DÉCEMBRE 1999


Je vous demande votre attention. C'est fini pour moi. Je ne peux plus soutenir cet État. Aujourd'hui, je me suis assis avec Evi. Elle a joué une série de mélodies délicieuses sur son piano avec une expression si intense! Sa petite Christine a posé sa poupée sur mes genoux. J'ai eu les larmes aux yeux. Je me suis penché et j'ai regardé attentivement l'alliance d'Evi: mes larmes ont coulé. Immédiatement, elle a commencé à jouer du Mozart, cette mélodie divine qui m'a enchantée tant de fois. Je me suis senti réconforté par un souvenir du passé, de ces jours révolus où cette mélodie m'était familière; puis je me suis souvenu de toutes les peines et déceptions que j'avais endurées depuis. J'ai traversé la pièce à pas précipités, mon cœur étant secoué de sentiments douloureux. Enfin, je suis allé la voir et je me suis exclamé avec passion: „Pour l'amour du ciel, ne jouez plus cet air!“ Elle s'est arrêtée et m'a regardé fixement. Puis, avec un sourire qui m'a profondément touché, elle a dit: „Schwanke, tu es malade. Votre plat préféré vous est désagréable. Mais va, je t'en supplie, et essaie de te calmer.“ Je me suis arraché. O Dieu, vous voyez mon agonie et vous y mettez fin!



6 DÉCEMBRE 1999


Comme son image me hante! Éveillée ou endormie, elle remplit toute mon âme! Dès que je ferme les yeux, ici dans mon cerveau, où sont concentrés tous les nerfs optiques, ses yeux bleus s'impriment. Ici, je ne sais pas comment le décrire; mais lorsque je ferme les yeux, ses yeux sont immédiatement devant moi: comme un abîme, ils s'ouvrent à moi et absorbent mes sens.


Et qu'est-ce que l'homme, ce demi-dieu? Ses pouvoirs ne lui font-ils pas défaut quand il en a le plus besoin? Et qu'il flotte dans la joie ou qu'il sombre dans la tristesse, sa carrière n'est-elle pas, dans un cas comme dans l'autre, inévitablement arrêtée à la terre? Et tandis qu'il rêve tendrement qu'il saisit l'infini, ne se sent-il pas obligé de revenir à la conscience de son existence froide et monotone?



L'ÉDITEUR AU LECTEUR.


Il est très regrettable que nous soyons dépourvus de preuves originales des derniers jours remarquables de notre ami; nous sommes donc obligés d'interrompre la progression de sa correspondance et de combler cette lacune par un récit connexe.


J'ai estimé qu'il était de mon devoir de recueillir des informations précises de la bouche de personnes connaissant bien son histoire. L'histoire est simple, et tous les faits concordent, sauf dans certains détails sans importance. Il est vrai que les opinions et les jugements varient quant aux caractères des personnes dont on parle.


Il ne nous reste donc qu'à relater consciencieusement les faits que nos diligents travaux nous ont permis de recueillir, à reproduire les lettres du défunt, et à prêter une attention particulière au moindre fragment de sa plume, d'autant plus qu'il est si difficile de découvrir les motifs véritables et propres des hommes qui n'appartiennent pas à l'ordre habituel.


Le chagrin et le mécontentement s'étaient profondément enracinés dans l'âme de Schwanke, et avaient progressivement donné leur caractère à tout son être. L'harmonie de son esprit était complètement perturbée; une agitation constante et des vexations mentales affaiblissaient ses forces naturelles, produisaient sur lui les effets les plus tristes, et finalement le rendaient victime d'un épuisement, contre lequel il luttait avec des efforts plus douloureux qu'il n'en avait montré, même en luttant contre ses autres malheurs. Ses angoisses mentales affaiblissaient ses diverses bonnes qualités; et il fut bientôt changé en un homme lugubre, toujours malheureux et injuste dans ses idées, plus il était malheureux. C'est du moins l'avis des amis de Georges. Ils affirment, en outre, que le caractère de Georges lui-même n'avait pas changé entre-temps : il était toujours le même que Schwanke avait connu dès le début. Il était fier de l'amour d'Evi, et souhaitait qu'elle soit reconnue par tous comme le plus doux des êtres créés. Etait-il à blâmer, cependant, pour son désir d'écarter tout soupçon à son égard... ou pour sa réticence à partager ses riches possessions, même pour un moment, et de la manière la plus innocente, avec une autre? Il est allégué que pendant les visites de Schwanke, Georges s'est fréquemment retiré du domicile de sa femme, en raison d'une haine et d'une aversion croissantes pour Schwanke.


Le père d'Evi, confiné à la maison par une indisposition, avait l'habitude de lui envoyer sa voiture, afin qu'elle puisse faire des excursions dans le voisinage. Un jour, le temps avait été exceptionnellement mauvais, et tout le pays était couvert de neige.


Schwanke est allé chez Evi le lendemain matin. Le beau temps n'a fait que peu d'impression sur son esprit troublé. Un poids lourd pesait sur son âme, une profonde mélancolie s'était emparée de lui, et son esprit ne connaissait aucun changement, si ce n'est celui d'une pensée douloureuse à une autre.


Comme il ne jouissait pas d'une paix intérieure, la condition de ses semblables était pour lui une source constante d'ennui et de détresse. Il croyait avoir troublé le bonheur d'Evi et, tout en se le reprochant fortement, il commençait à éprouver de plus en plus d'aversion pour Georges.


Ses pensées étaient de temps en temps dirigées vers ce point. „Oui, se répétait-il, avec un mécontentement mal dissimulé, oui, voilà, après tout, l'étendue de cet amour confiant, aimant, tendre et compatissant, de cette fidélité calme et éternelle! Mais pourquoi est-ce que je vois une telle indifférence? Toute affaire frivole ne l'attire-t-elle pas plus que sa charmante et ravissante épouse? Sait-il comment évaluer son bonheur? Peut-il l'estimer comme elle le mérite? Elle lui appartient, je le sais. J'en sais beaucoup plus, et je me suis habituée à l'idée qu'il va me rendre folle ou peut-être me tuer. Sa relation avec moi est-elle intacte? Ne considère-t-il pas mon attachement à Evi comme une atteinte à ses droits... et ne voit-il pas dans mon attention à son égard une réprimande silencieuse de la sienne? Je sais et je sens en effet que je lui déplais, qu'il désire mon absence, que ma présence lui répugne.“


Il s'arrêtait souvent lorsqu'il se rendait chez Evi, s'arrêtait comme s'il doutait, et semblait vouloir revenir, mais continuait quand même; et, occupé par des pensées et des soliloques tels que nous les avons décrits, il finit par atteindre le château avec une sorte de consentement involontaire.


Une fois entré dans la maison, il s'enquit d'Evi et constata que les habitants étaient dans un état de confusion inhabituel. L'aîné des garçons, Quentin, l'informe qu'un terrible malheur est arrivé à Oldenburg, qu'un paysan a été assassiné! Mais cela ne l'a guère impressionné. En entrant dans le logement, il trouve Evi en train de se disputer avec son père, qui, malgré son infirmité, insiste pour se rendre sur les lieux du crime afin de faire une enquête. Le criminel était inconnu; la victime avait été retrouvée morte devant sa propre porte le matin même. Des soupçons étaient apparus, l'homme assassiné était au service d'une veuve, et la personne qui occupait précédemment la situation avait été renvoyée de son emploi.


Dès que Schwanke a entendu cela, il s'est exclamé avec une grande excitation: „Est-ce possible! Je dois aller sur place, je ne peux pas le remettre à plus tard!“ Il s'est précipité vers le centre d'Oldenburg. Chaque incident lui revenait en mémoire, et il n'avait pas le moindre doute que cet homme était le meurtrier, l'homme avec qui il avait si souvent parlé et pour qui il avait tant de respect. Son chemin le conduisit devant les châtaignes familières jusqu'à la maison où le corps avait été transporté; et ses sentiments furent très excités à la vue de cet endroit dont il se souvenait si bien. Ce seuil, où les enfants des voisins avaient si souvent joué ensemble, était souillé de sang; l'amour et l'attachement, les sentiments les plus nobles de la nature humaine, avaient été convertis en violence et en meurtre. Les grands arbres étaient dépourvus de feuilles et couverts de givre; les belles haies qui entouraient le vieux mur du cimetière étaient flétries; et les pierres tombales, à moitié couvertes de neige, étaient visibles par les ouvertures.


Comme il s'approchait de l'auberge, devant laquelle toute la ville était rassemblée, des cris se firent soudain entendre. Une troupe de paysans armés s'approcha, et chacun s'exclama que le criminel avait été arrêté. Schwanke a vu et n'a pas été longtemps dans le doute. Le prisonnier n'était autre que le serviteur qui avait été autrefois si attaché à la veuve, et qu'il avait rencontré, avec la colère réprimée et le désespoir mal dissimulé que nous avons décrits auparavant.


Qu'as-tu fait, malheureux?“ demande Schwanke en s'approchant du prisonnier. Ce dernier fixe ses yeux sur lui en silence, puis répond avec un sang-froid parfait: „Personne ne l'épousera maintenant, et elle n'épousera personne.“ Le prisonnier a été emmené à l'auberge, et Schwanke a quitté les lieux. L'esprit de Schwanke était terriblement excité par cet événement choquant. Il a cependant cessé d'être oppressé par son habituel sentiment de mélancolie, de lassitude du monde et d'indifférence à tout ce qui se passe autour de lui. Il éprouva une grande pitié pour le prisonnier, et fut saisi d'une indescriptible anxiété pour le sauver de son sort imminent. Il l'a trouvé si malheureux, il a pensé que son crime était si pardonnable, et il a pensé que sa propre condition était si semblable, qu'il s'est senti convaincu qu'il pouvait faire voir à tous les autres la question sous le jour où il la voyait lui-même. Il était maintenant impatient d'entreprendre sa défense, et commença à composer un discours éloquent pour l'occasion; et sur le chemin du château, il ne put s'empêcher de prononcer à haute voix la déclaration qu'il avait l'intention de faire au juge.


En arrivant, il trouva que Georges était là avant lui; il fut un peu perplexe à cette rencontre; mais il se reprit bientôt, et exprima son opinion au juge avec beaucoup de cordialité. Ce dernier secoua la tête d'un air dubitatif; et bien que Schwanke ait défendu son client avec le plus grand zèle, le plus grand sentiment et la plus grande détermination, le juge, comme on peut facilement le supposer, ne fut pas très influencé par son appel. Au contraire, il l'a interrompu dans son discours, a argumenté avec lui de façon sérieuse, et lui a même fait un reproche pour s'être fait le conseiller d'un meurtrier. Il a montré qu'en vertu de ce précédent, toute loi pouvait être violée et la sécurité publique totalement détruite. Il a ajouté que, dans un tel cas, il ne pouvait rien faire lui-même sans assumer la plus grande responsabilité; que tout devait suivre le cours habituel et emprunter la voie ordinaire.


Schwanke, cependant, n'abandonne pas son entreprise, et demande même au juge de consentir à l'évasion du prisonnier. Cette proposition a toutefois été résolument refusée. Georges, qui a participé à la discussion, est d'accord avec le juge. Schwanke s'est alors mis en colère et a quitté les lieux, après que le juge lui ait assuré plus d'une fois que le prisonnier ne pouvait être sauvé.


L'excès de son chagrin à cette assurance peut être déduit d'une note que nous avons trouvée dans ses papiers, et qui fut sans doute écrite à cette occasion:


Tu ne peux pas être sauvé, malheureux! Je vois clairement que nous ne pouvons pas être sauvés!“


Schwanke était très indigné par les observations que Georges avait faites au juge dans cette affaire du prisonnier. Il a cru y déceler un peu de malice à son égard; et bien qu'après mûre réflexion, il ne pouvait échapper à son jugement raisonnable que leur point de vue sur la question était correct, il a éprouvé la plus grande réticence à faire un tel aveu.


Un mémorandum de Schwanke sur ce point, exprimant ses sentiments généraux envers Georges, a été trouvé dans ses papiers.


A quoi bon répéter sans cesse qu'il est un homme aimé d'Evi? Il est un tourment intérieur pour moi, et je ne suis pas capable de l'affronter seul.“


Un beau soir d'hiver, alors que le temps tendait à dégeler, Evi et Georges rentrèrent ensemble à la maison. La première regarde de temps en temps autour d'elle, comme si la compagnie de Schwanke lui manquait. Georges a commencé à parler de lui, le réprimandant pour ses préjugés. Il a fait allusion à son attachement malheureux, et a souhaité qu'il soit possible de mettre fin à sa connaissance. „Je le souhaite pour mon propre compte, ajouta-t-il, et je vous prie de l'obliger à changer ses manières envers vous, et à vous rendre visite moins souvent. Le monde est critique, et je sais qu'ici et là on parle de nous.“ Evi ne répondit pas, et Georges sembla sentir son silence. Au moins, il n'a plus jamais parlé de Schwanke à partir de ce moment-là.


La tentative futile de Schwanke pour sauver le malheureux meurtrier était la dernière faible lueur d'une flamme sur le point de s'éteindre. Il sombra dans un état de morosité et d'inactivité presque immédiatement après, jusqu'à ce qu'enfin il soit amené à une distraction complète en apprenant qu'il allait être appelé comme témoin contre le prisonnier, qui clamait son innocence totale.


Son esprit était maintenant oppressé par le souvenir de tous les malheurs de sa vie passée. L'humiliation qu'il avait subie chez l'ambassadeur, et ses ennuis ultérieurs, étaient ravivés dans sa mémoire. Il est devenu totalement inactif. Sans énergie, il était coupé de tous les emplois et occupations qui constituent les affaires de la vie commune, et il devint victime de sa propre susceptibilité et de sa passion inquiète pour la femme la plus aimable et la plus aimée, dont il détruisit la paix. Dans cette monotonie invariable de l'existence, ses jours étaient consumés, et ses énergies s'épuisaient sans but ni utilité, jusqu'à ce qu'elles le conduisent à une triste fin.


Certaines lettres qu'il a laissées derrière lui, et que nous reproduisons ici, fournissent la meilleure preuve de son inquiétude quant au sens et à la profondeur de sa passion, ainsi que de ses doutes et de ses luttes, et de sa lassitude de la vie.



12 DÉCEMBRE 1999


Cher Mark, je suis réduit à la condition de ces malheureux qui croient être hantés par un mauvais esprit. Parfois, je suis oppressé, non par l'appréhension ou la peur, mais par une indicible sensation intérieure qui pèse sur mon cœur et entrave mon souffle! Puis je me promène la nuit, même en cette saison orageuse, et je prends plaisir à contempler les scènes horribles qui m'entourent.


La nuit dernière, je suis sorti. Soudainement, un dégel rapide s'était installé: On m'avait informé que le fleuve était sorti de son lit, que les ruisseaux avaient tous débordé et que tout le quartier d'Oldenburg était sous l'eau! Après midi, je me suis dépêché. J'ai vu un spectacle terrible. Les ruisseaux écumants roulaient au clair de lune, les champs et les prairies, les arbres et les haies s'échangeaient; et toute la région était transformée en un lac profond, agité par le vent rugissant! Et comme la lune brillait et teintait d'argent les nuages noirs, et que l'impétueux ruisseau écumait à mes pieds et résonnait avec une terrible et grande impétuosité, je fus envahi par un sentiment mêlé d'appréhension et de joie. Les bras tendus, j'ai regardé la gueule béante et j'ai crié: „Plongez!“ Pendant un instant, mes sens m'ont abandonné dans la joie intense de mettre fin à mes soucis et à mes souffrances en sautant dans cette eau! Et alors, j'ai eu l'impression d'être enraciné dans la terre, sans pouvoir chercher à mettre fin à mes souffrances! Mais mon heure n'est pas encore venue: J'ai le sentiment que ce n'est pas le cas. Ô Marc, comme j'abandonnerais volontiers mon existence pour chevaucher le tourbillon ou embrasser le ruisseau! et alors, le ravissement ne serait-il pas la part de cette âme libérée?


J'ai tourné mes yeux tristes vers un endroit préféré où j'avais l'habitude de m'asseoir sous un chêne après une promenade épuisante avec Evi. Hélas! elle était couverte d'eau, et ce n'est qu'avec difficulté que j'ai trouvé la prairie. Et les champs autour du château, je pensais. Notre chère tonnelle a-t-elle été détruite par cette impitoyable tempête? Et un rayon de bonheur passé m'a envahi, comme l'esprit d'un prisonnier est illuminé par les rêves de foyers et les joies passées de la maison! Mais je suis libre de toute culpabilité. J'ai le courage de mourir! Peut-être l'ai-je, mais je reste encore assis ici comme un misérable indigent qui collecte des aumônes et mendie du pain de porte en porte, afin que sa misérable existence, dont il ne veut pas se démettre, soit prolongée de quelques jours.



15 DÉCEMBRE 1999


Quel est mon problème, cher Mark? J'ai peur de moi-même! Mon amour pour elle n'est-il pas de la nature la plus pure, la plus sainte et la plus fraternelle? Mon âme a-t-elle jamais été souillée par un seul désir sensuel? Mais je ne ferai pas de protestations. Et maintenant, visions nocturnes, comme ces mortels vous ont bien compris, eux qui attribuent vos divers effets contradictoires à une puissance invincible! Cette nuit, je tremble de confession, je l'ai tenue dans mes bras, enfermée dans une étroite étreinte: Je l'ai serrée contre mon cœur, et j'ai couvert d'innombrables baisers ces lèvres chères, qui murmuraient en réponse de douces protestations d'amour. Ma vue était troublée par la délicieuse ivresse de ses yeux. O cieux! Est-ce un péché de se délecter à nouveau d'un tel bonheur? de se remémorer avec un plaisir intense ces moments délicieux? Evi! Evi! Je suis perdue! Mes sens sont confus, ma mémoire est confuse, mes yeux sont baignés de larmes, je suis malade; et pourtant je suis bien portant, je ne souhaite rien, je n'ai aucun désir. Ce serait mieux si je n'étais plus là.


Dans ces circonstances, la détermination de quitter ce monde avait maintenant pris fermement possession de l'âme de Schwanke. Depuis le retour d'Evi, cette pensée avait été le dernier objet de tous ses espoirs et de tous ses désirs; mais il avait résolu qu'une telle démarche ne devait pas être faite avec abattement, mais avec calme et tranquillité, et avec la plus parfaite délibération.


Ses troubles et ses luttes intérieures peuvent être compris à partir du fragment suivant, trouvé sans date dans ses papiers, qui semble être le début d'une lettre à Marc.


Leur présence, leur destin, leur compassion pour moi ont encore le pouvoir de tirer des larmes de mon cerveau flétri.“


Quelqu'un soulève le rideau et passe de l'autre côté, c'est tout! Et pourquoi tous ces doutes et ces retards? Parce que nous ne savons pas ce qu'il y a derrière, parce qu'il n'y a pas de retour, et parce que notre esprit conclut que tout n'est qu'obscurité et confusion où nous n'avons que de l'incertitude.“


Sa physionomie était tout à fait changée par l'effet de ses pensées mélancoliques; et sa résolution était maintenant définitivement et irrévocablement prise, ce dont la lettre ambiguë suivante, adressée à son ami, semble fournir la preuve.



20 DÉCEMBRE 1999.


Je suis reconnaissant à votre amour, Mark, d'avoir répété vos conseils si annuellement. Oui, vous avez raison: il est sans doute préférable que je parte. Mais je ne suis pas tout à fait d'accord avec votre plan pour retourner dans votre quartier. J'aimerais au moins faire une petite excursion en chemin, d'autant plus que nous pouvons maintenant nous attendre à une gelée continue et donc à de bonnes routes. Je suis très heureux de votre intention de venir me chercher. Retardez votre voyage d'une quinzaine de jours et attendez une autre lettre de ma part. Il ne faut rien cueillir avant qu'il ne soit mûr, et quatorze jours plus tôt ou plus tard font une grande différence. Demandez à ma mère de prier pour son fils, et dites-lui que je lui demande pardon pour tous les malheurs que je lui ai causés. Mon destin a toujours été d'infliger de la douleur à ceux dont j'aurais dû promouvoir le bonheur. Adieu, mon meilleur ami. Que toutes les bénédictions du Ciel soient avec vous! Adieu.“


Il nous est difficile d'exprimer les sentiments avec lesquels l'âme d'Evi était agitée pendant tout ce temps, que ce soit à l'égard de son mari ou de son ami malheureux; mais la connaissance que nous avons de son caractère nous permet de comprendre sa nature.


Il est certain qu'elle avait pris la résolution, par tous les moyens en son pouvoir, de tenir Schwanke à distance; et si elle hésitait dans sa décision, c'était par un sentiment sincère de pitié amicale, sachant combien cela lui coûterait en réalité, et qu'il trouverait presque impossible de se plier à ses désirs. Mais diverses raisons l'incitaient maintenant à être ferme. Son mari gardait un silence sévère sur toute cette affaire et elle n'en faisait jamais un sujet de conversation, se sentant obligée de lui prouver par sa conduite que ses sentiments étaient les mêmes que les siens.


Le même jour, le dimanche avant Noël, après que Schwanke eut écrit cette dernière lettre à son ami, il se rendit le soir chez Evi et la trouva seule. Elle était occupée à préparer des petits cadeaux pour ses enfants afin de les distribuer le jour de Noël. Il a commencé à parler de la joie des enfants, et de cet âge où l'apparition soudaine de l'arbre de Noël, orné de fruits et de bonbons, et illuminé de bougies de cire, produit de telles joies. „Tu auras aussi un cadeau, si tu te comportes bien“, dit Evi, cachant sa gêne sous un doux sourire. „Et comment devez-vous bien vous comporter? Que vais-je faire, que puis-je faire, mon cher Evi?“ a-t-il demandé. „Jeudi soir, répondit-elle, c'est la veille de Noël. Les enfants seront tous là, et mon père aussi. Il y aura un cadeau pour chacun. Tu viendras aussi? Mais ne venez pas avant ce moment-là! Je regrette que vous ne soyez pas venu plus tôt; il doit en être ainsi“, continua-t-elle. „Je vous demande une faveur pour ma propre paix et tranquillité. Nous ne pouvons plus continuer comme ça." Il s'est détourné, arpentant la pièce à la hâte, marmonnant de manière inarticulée: On ne peut pas continuer comme ça!“ Evi, voyant la violente agitation dans laquelle ces paroles l'avaient jeté, s'efforça de détourner ses pensées par diverses questions, mais en vain. „Non, Evi!“ s'est-il exclamé, „je ne te reverrai plus jamais!“ - „Et pourquoi?“ répondit-elle. „Nous pouvons, nous devons, nous revoir; seulement, que ce soit avec plus de discrétion. Ah! pourquoi êtes-vous né avec cette passion excessive et ingouvernable pour tout ce qui vous est cher?“ Puis elle lui a pris la main et lui a dit: „Je te prie d'être plus calme: Votre talent, votre compréhension, votre génie vous fourniront mille ressources. Soyez un homme, et surmontez un attachement malheureux à une créature qui ne peut avoir que de la pitié pour vous.“ Il s'est mordu les lèvres et l'a regardée avec un visage sinistre. Elle a continué à lui tenir la main. „Un instant de patience, Schwanke“, a-t-elle dit. „Ne voyez-vous pas que vous vous trompez vous-même, que vous cherchez votre propre destruction? Pourquoi dois-tu m'aimer, seulement moi, qui appartient à un autre? Je crains, je crains fort, que ce ne soit que l'impossibilité de me posséder qui rende votre désir de moi si fort.“ Il a retiré sa main, tout en la regardant d'un air furieux. „C'est bien! s'exclame-t-il, c'est très bien! N'est-ce pas Georges qui vous a doté de cette réflexion? C'est une réflexion profonde, très profonde.“ - „Une réflexion que n'importe qui pourrait facilement faire“, répondit-elle. „Et n'y a-t-il pas une femme dans le monde entier qui soit libre et qui ait le pouvoir de vous rendre heureux? Dépassez-vous: Cherchez un tel être, et croyez-moi quand je vous dis que vous le trouverez sûrement. J'ai longtemps ressenti pour vous et pour nous tous: vous vous êtes trop longtemps confiné dans les limites d'un cercle trop étroit. Se surpasser; se surpasser: Un court voyage te sera profitable. Cherche et trouve un objet digne de ton amour. Puis reviens ici, et jouissons ensemble de tout le bonheur d'une amitié parfaite.“


Ce discours“, répondit Schwanke, avec un sourire froid, „ce discours devrait être imprimé à l'intention de tous les enseignants. Ma chère Evi, permettez-moi encore un peu de temps, et tout ira bien.“ - „Mais, Schwanke, a-t-elle ajouté, ne revenez pas avant Noël.“ Il était sur le point de répondre quand Georges est entré. Ils se saluèrent froidement, et parcoururent la pièce de long en large avec une gêne mutuelle. Schwanke fait quelques remarques générales, Georges fait de même, et leur conversation est vite interrompue. Georges interrogea sa femme sur quelques affaires de ménage; et constatant que ses ordres n'étaient pas exécutés, il employa quelques expressions qui furent d'une extrême dureté à l'oreille de Schwanke. Il voulait partir, mais n'avait pas le pouvoir de bouger; et il est resté dans cette situation jusqu'à huit heures, son malaise et son mécontentement augmentant constamment. Enfin, la table est mise pour le dîner, et il prend son chapeau. Georges l'invita à rester; mais Schwanke, s'imaginant qu'il ne lui faisait qu'un compliment formel, le remercia froidement et quitta la maison.


Schwanke est rentré chez lui, a pris une bougie et s'est retiré dans sa chambre. Il a parlé à lui-même pendant un certain temps avec beaucoup de sérieux, a pleuré à haute voix et s'est promené dans sa chambre dans un état de grande agitation, jusqu'à ce qu'enfin, sans se déshabiller, il se jette sur le lit, où il a été trouvé par un ami à onze heures, lorsque celui-ci s'est aventuré à entrer dans la chambre. Schwanke, cependant, lui a interdit de venir le matin jusqu'à ce qu'il lui rende visite.


Le lundi matin 21 décembre, il a écrit à Evi la lettre suivante, qui a été retrouvée scellée dans son bureau après sa mort et lui a été remise. Je l'insérerai par fragments, car, dans diverses circonstances, il semble avoir été écrit de cette façon.


Je pouvais à peine atteindre ma chambre. Je me jetai à genoux, et le Ciel m'accorda pour la dernière fois la consolation de verser des larmes. Mille idées, mille projets s'élevèrent dans mon âme; jusqu'à ce qu'enfin une dernière pensée ferme prît possession de mon cœur. J'ai souhaité mourir. Je me suis couché pour me reposer; et le matin, à l'heure calme du réveil, la même détermination m'habitait. Pour mourir! Ce n'est pas le désespoir: c'est la conviction que j'ai rempli la mesure de mes souffrances, que j'ai atteint le terme fixé et que je dois me sacrifier pour vous. Oui, Evi, pourquoi je ne l'avouerais pas? L'un de nous trois doit mourir: que ce soit Schwanke. O bien-aimée Evi! Ce cœur, excité par la rage et la fureur, a souvent eu l'affreuse idée d'assassiner ton mari - ou moi-même! Le sort est jeté en longueur. Et dans les calmes et lumineux soirs d'été, quand parfois tu te promènes vers le lac, que tes pensées se tournent alors vers moi: Rappelez-vous combien de fois vous m'avez vu vous rencontrer; puis inclinez vos yeux vers le cimetière où se trouve ma tombe, et remarquez dans la lumière du soleil couchant comment la brise du soir souffle dans les hautes herbes qui poussent sur ma tombe. J'étais tranquille quand j'ai commencé cette lettre, mais le souvenir de ces scènes me fait pleurer comme un enfant.“


Vers dix heures du matin, Schwanke rendit visite à son ami, lui dit, pendant qu'il s'habillait, qu'il avait l'intention de partir en voyage dans quelques jours, et lui demanda de tenir son compte, de rendre à l'Université les livres qu'il avait empruntés, et de donner deux mois d'allocation aux pauvres, qui avaient l'habitude de recevoir de lui une allocation mensuelle.


Il déjeune dans sa chambre, puis enfourche sa bicyclette et va voir son ami, qui n'est cependant pas chez lui. Il se promenait pensivement dans le jardin, et semblait désireux de renouveler toutes les idées qui le blessaient le plus.


Les enfants ne le laissaient pas seul longtemps. Ils le suivirent, sautillant et dansant devant lui, et lui dirent qu'après demain, et après-demain, et un autre jour, ils recevraient leur cadeau de Noël d'Evi; puis ils racontèrent toutes les merveilles dont ils avaient eu l'idée dans leur imagination d'enfant. „Demain et après-demain, a-t-il dit, et un autre jour!“ Et il l'a embrassée tendrement. Il s'en alla; mais le jeune Tom l'arrêta pour lui chuchoter quelque chose à l'oreille. Il lui dit que ses frères aînés avaient écrit de si beaux vœux de nouvel an: un pour papa, un pour Georges et Evi, et un pour Schwanke; et ils devaient être présentés tôt le matin du nouvel an. Cela l'a bouleversé.


Vers cinq heures, il rentra chez lui, demanda à son ami d'entretenir son feu, lui dit de mettre ses livres et son linge dans la malle en bas, et ses manteaux en haut. Il semble ensuite avoir ajouté à la lettre adressée à Evi ce qui suit:


Vous ne m'attendez pas. Vous pensez que je vais vous obéir et ne plus vous rendre visite jusqu'à la veille de Noël. O Evi, aujourd'hui ou jamais! La veille de Noël, tu tiendras ce papier dans ta main; tu trembleras et tu le mouilleras de tes larmes. Je vais... Je dois le faire! Ah, comme je suis heureux d'être résolu!“


Pendant ce temps, Evi était dans un état pitoyable. Après sa dernière conversation avec Schwanke, elle a réalisé combien il lui serait douloureux de refuser ses visites, et elle savait combien il souffrirait de leur séparation.


Elle avait mentionné en passant dans sa conversation avec Georges que Schwanke ne reviendrait pas avant la veille de Noël; et peu après, Georges est allé voir une personne du voisinage avec qui il avait des affaires à traiter qui le retiendraient toute la nuit.


Evi s'est assise seule. Aucun membre de sa famille n'était proche, et elle s'abandonnait aux réflexions qui prenaient silencieusement possession de son esprit. Elle était liée pour toujours à un mari dont la fidélité l'avait mise à l'épreuve. D'autre part, Schwanke était devenu cher à ses yeux. Dès la première heure de leur rencontre, il y avait eu une cordiale animité entre eux, et leur longue association et leurs conversations répétées avaient fait une impression indélébile sur son cœur. Elle avait eu l'habitude de lui communiquer toutes les pensées et tous les sentiments qui l'intéressaient, et son absence menaçait d'ouvrir dans son existence un vide qu'il était impossible de combler.


Elle considérait tous ses amis intimes avant ses pensées, mais trouvait quelque chose de désagréable en chacun d'eux, et ne pouvait décider d'aucun à qui elle consentirait à le donner à elle.


Au milieu de toutes ces réflexions, elle sentait profondément, mais indistinctement, que son propre désir, réel mais non exprimé, était de le garder pour elle, et son cœur pur et bon ressentait à cette pensée un sentiment d'oppression qui semblait interdire toute perspective de bonheur. Elle était malheureuse: un nuage sombre obscurcissait sa vision mentale.


Il était maintenant six heures et demie, et elle entendit le pas de Schwanke dans les escaliers. Elle a tout de suite reconnu sa voix quand il a demandé si elle était chez elle. Son cœur a battu de façon audible, on pourrait dire presque pour la première fois, à son arrivée. Il était trop tard pour être refusé; et lorsqu'il entra, elle s'exclama, avec une sorte de confusion mal dissimulée: „Vous n'avez pas tenu votre parole!“ - „Je n'ai rien promis“, a-t-il répondu. „Mais vous auriez dû au moins le garder pour moi“, continua-t-elle; „je vous en supplie, pour nous.“


Elle savait à peine ce qu'elle disait ou faisait. Elle a fait venir des amis dont la présence pourrait l'empêcher de rester seule avec Schwanke. Il rangea quelques livres qu'il avait apportés, puis en demanda d'autres, jusqu'à ce qu'elle commence à espérer que ses amis arrivent bientôt, et en même temps à souhaiter qu'ils restent à l'écart.


Schwanke, pendant ce temps, faisait les cent pas avec impatience. Elle se mit au piano et résolut de ne pas reculer. Puis elle a rassemblé ses pensées et s'est assise tranquillement aux côtés de Schwanke, qui avait pris sa place habituelle sur le canapé.


Tu n'as rien apporté à lire?“ a-t-elle demandé. Il n'avait rien apporté. „Là, dans mon tiroir, poursuit-elle, vous trouverez votre propre traduction de certaines chansons d'Ossian. Je ne les ai pas encore lues, car j'espérais encore vous entendre les réciter; mais depuis quelque temps, je n'ai pu réaliser un tel souhait.“ Il sourit, et se dirigea vers le manuscrit, qu'il prit avec un frisson. Il s'est assis et, les yeux pleins de larmes, il a commencé à lire.


Étoile de la nuit descendante!

Belle est ta lumière dans l'ouest!

Tu soulèves ta tête non tondue de ton nuage;

Tes pas sont majestueux sur ta colline.

Que vois-tu dans la plaine?

Les vents tempétueux se sont calmés.

Le murmure du ruisseau vient de loin.

Les vagues rugissantes grimpent sur le rocher lointain.

Les mouches du soir sont sur leurs faibles ailes.

Le bourdonnement de leur cours est sur le terrain.

Que vois-tu, une belle lumière?

Mais vous souriez et partez.

Les vagues vous entourent avec joie:

Ils baignent tes cheveux blonds.

Adieu, rayon silencieux!

Que la lumière de l'âme d'Ossian se lève!


Et il se lève dans sa force!

Je vois mes amis disparus.

Leur rassemblement est sur Lora,

Comme au temps des autres années.

Fingal arrive comme une brume aqueuse!

Ses héros sont à peu près:

Et voir les bardes de la chanson,

Ullin aux cheveux gris! Ryno le majestueux!

Alpine avec la voix mélodieuse:

La douce complainte de Minona!

Comme vous avez changé, mes amis,

Depuis l'époque de la fête de Selma!

Et saluait à son tour l'herbe qui sifflait faiblement.


Minona est apparue dans toute sa beauté,

Le regard baissé

Et des yeux pleins de larmes.

Ses cheveux volaient lentement avec la tempête,

Qui rugissent rarement sur la colline.

Les âmes des héros étaient tristes

Quand elle a élevé sa voix mélodieuse.

Ils avaient souvent vu la tombe de Salgar,

La sombre demeure de Colma

Avec la poitrine blanche.

Colma est restée seule sur la colline avec toute sa voix!

Salgar a promis de venir!

Mais la nuit tombait.

Écoutez la voix de Colma

Alors qu'elle était assise seule sur la colline!


Colma:

Il fait nuit: Je suis seul,

Abandonné sur la colline des tempêtes.

Le vent se fait entendre sur la colline.

Le ruisseau hurle le long de la roche.

Aucune hutte ne m'accueille à l'abri de la pluie:

Abandonné sur la colline des vents!


Lune montante derrière tes nuages!

Etoiles de la nuit, levez-vous!

Conduis-moi, lumière, à l'endroit

Où mon amour se repose seul de la chasse!

Son arc près de lui est tendu,

Ses chiens haletant autour de lui!

Mais ici, je dois m'asseoir seul

Près du rocher du ruisseau moussu.

Le ruisseau et le vent se précipitent bruyamment.

Je n'entends pas la voix de ma bien-aimée!

Pourquoi retarder mon Salgar,

Pourquoi le chef de la colline retarde-t-il sa promesse?

Voici le rocher et voici l'arbre!

Voici le ruisseau rugissant!

Tu as promis avec la nuit d'être là.

Ah! Où est passé mon Salgar?

Avec toi, je fuirais mon père,

Avec toi, de la part de mon frère d'orgueil.

Nos races ont longtemps été ennemies:

Nous ne sommes pas des ennemis, ô Salgar!


Cesse un peu, ô vent!

Courant, restez tranquille un moment!

Que ma voix soit entendue partout!

Que mon vagabond m'entende!

Salgar! C'est Colma qui appelle.

Voici l'arbre et le rocher.

Salgar, mon amour, je suis là!

Pourquoi retardes-tu ta venue?

Voici que la lune calme se montre.

La marée est vive dans la vallée.

Les rochers sont gris et abrupts.

Je ne le vois pas sur son front.

Ses chiens ne viennent pas avec des nouvelles de lui.

Ici, je dois m'asseoir seul!


Où êtes-vous allé vous reposer?

Dans quelle grotte de la colline

Trouverai-je les défunts?

Aucune voix faible n'est sur la tempête:

Pas de réponse à moitié noyée dans la tempête!


Je suis assis dans mon chagrin:

J'attends le lendemain en larmes!

Au-delà de la tombe, amis des morts,

Ne le fermez pas avant l'arrivée de Colma.

Ma vie s'envole comme un rêve.

Pourquoi devrais-je rester derrière?

Ici, je me reposerai avec mes amis

Près du ruisseau du rocher qui sonne.

Quand la nuit tombe sur la colline,

Quand les vents violents se lèvent

Mon esprit résistera-t-il à la tempête?

Et pleurer la mort de mes amis.

Le chasseur aura des nouvelles de sa cabine,

Il aura peur,

Mais il adore ma voix!

Car douce sera ma voix à mes amis:

Agréable étaient ses amis à Colma,

Quand elle anticipe les douches

Et cache sa belle tête dans un nuage.

J'ai touché la harpe avec Ullin:

Le chant de la rose du matin!


Ryno:

Le vent et la pluie sont passés,

Le calme est le midi du jour.

Les nuages sont séparés dans le ciel.

Sur les collines vertes, le soleil capricieux vole.

Rouge à travers la vallée pierreuse

Il descend le courant de la colline.

Doux est ton murmure, ô ruisseau!

Mais plus douce est la voix que j'entends.

C'est la voix d'Alpin, fils de la chanson,

Qui pleure les morts!

Sa tête adulte est ronde:

Rouge son œil larmoyant.

Alpin, fils de la chanson,

Pourquoi seul sur la colline silencieuse?

Pourquoi vous vous plaignez?

Comme une tempête dans la forêt,

Comme une vague sur un rivage solitaire?


Alpin:

Mes larmes, ô Ryno, sont pour les morts,

Ma voix pour les morts.

Vous êtes grand sur la colline;

Beau parmi les fils de la vallée.

Mais tu tomberas comme Morar;

Le pleureur s'assiéra sur ta tombe.

Les collines ne te reconnaîtront plus ;

Ton arc ne sera pas bandé dans ta salle!


Tu as été rapide, o Morar,

Comme un cerf dans le désert:

Terrible comme un météore de feu.

Ta colère était comme la tempête.

Ton épée dans la bataille comme l'éclair dans le champ.

Ta voix était comme un torrent après la pluie,

Comme le tonnerre.

Sur les collines lointaines,

Beaucoup sont tombés de ton bras.

Ils ont été consumés dans les flammes de ta colère.

Mais quand tu es revenu de la guerre,

Comme ton front était paisible.

Ton visage était comme le soleil après la pluie:

Comme la lune dans le silence de la nuit:

Calme comme le sein du lac,

Quand le vent bruyant se sera calmé.


Etroite est ta demeure maintenant!

Assombris le lieu de ta demeure!

A trois pas, je contourne ta tombe,

Ô toi qui étais auparavant si grand!

Quatre pierres avec leurs têtes moussues

Sont le seul mémorial pour toi.

Un arbre avec une pénurie, une feuille,

De l'herbe longue qui siffle dans le vent,

Marquez pour le chasseur la tombe du puissant Morar.

Morar! Tu es vraiment profond.

Tu n'as pas de mère pour te pleurer,

Aucune jeune fille avec ses larmes d'amour.

Elle est morte, celle qui t'a donné naissance.

Tombée est la fille de Morglan.


Qui est ce personnel?

Qui est cette personne dont la tête est blanche avec l'âge,

Dont les yeux sont rouges de larmes,

Qui tremble à chaque pas?

C'est ton père, ô Morar!

Le père d'aucun autre fils que toi.

Il en a entendu parler, votre gloire à la guerre,

Il a entendu parler d'ennemis dispersés.

Il a entendu parler de la renommée de Morar,

Pourquoi n'a-t-il pas entendu parler de sa blessure?

Pleure, père de Morar!

Pleure, mais ton fils ne t'écoute pas.

Le sommeil des morts est profond,

Le bas est leur oreiller poussiéreux.

Il n'entendra plus ta voix,

Il ne se réveillera plus à ton appel.

Quand le matin viendra-t-il dans la tombe

Pour réveiller celui qui sommeille?

Adieu, toi, l'homme le plus courageux!

Toi, le conquérant des champs!

Mais le champ ne te verra plus,

Et le bosquet sombre ne sera pas

Illuminé par la splendeur de ton acier.

Tu n'as pas laissé de fils.

La chanson préservera ton nom.

Les temps à venir entendront parler de toi,

Ils vont entendre parler des Morar tombés!


Le chagrin de tous s'est levé,

Mais surtout le soupir d'Armin.

Il se souvient de la mort de son fils,

Qui est tombé dans les jours de sa jeunesse.

Carmor était près du héros,

Le chef de l'écho Galmal.

Pourquoi le soupir d'Armin a-t-il éclaté?

Y a-t-il une raison de faire le deuil?

La chanson est accompagnée de sa musique,

Pour faire fondre et réjouir l'âme.

C'est comme une douce brume

Qui s'élève d'un lac

Et des ruisseaux sur la vallée tranquille,

Les fleurs vertes sont remplies de rosée,

Mais le soleil revient en force,

Et la brume a disparu.

Pourquoi es-tu triste, Armin,

Chef de Gorma entouré par la mer?


Je suis triste!

Ma cause de chagrin n'est pas mince!

Carmor, vous n'avez pas perdu de fils;

Tu n'as pas perdu une fille de beauté.

Colgar, la vie courageuse,

Et Annira, la plus belle des jeunes filles.

Les branches de ta maison se dressent, ô Carmor!

Mais Armin est le dernier de sa race.

Sombre est ton lit, ô Daura!

Ton sommeil profond dans la tombe!

Quand te réveilleras-tu avec tes chansons?

Avec ta voix musicale?


Levez-vous, vents d'automne, levez-vous:

Battre le long de la lande.

Les ruisseaux des montagnes, rugissent;

Rugissez, tempêtes dans les bois de mes chênes!

Traverse les nuages brisés, ô lune!

Montre ton visage pâle par intervalles;

Rappelle-moi la nuit,

Quand tous mes enfants sont tombés,

Quand Arindal le Puissant est tombé,

Quand Daura la foire a échoué.

Daura, ma fille, comme tu étais belle,

Aussi beau que la lune sur la fura,

Blanc comme la neige,

Doux comme la tempête du souffle.

Arindal, ton arc était fort,

Ta lance a été rapide sur le champ de bataille,

Ton regard était comme la brume sur la vague,

Ton bouclier est un nuage rouge dans la tempête!

Armar, qui était renommé dans la guerre,

Il est venu chercher l'amour de Daura.

Il n'a pas été refusé longtemps:

Juste était l'espoir de son amie.


Erath, fils d'Odgal, a répété:

Son frère avait été tué par Armar.

Il est venu déguisé en fils de la mer:

Juste était sa falaise sur la vague,

Blanche ses boucles d'âge,

Calmez son front grave.

La plus belle des femmes, a-t-il dit,

Charmante fille d'Armin!

Un rocher non loin dans la mer,

Porte un arbre sur le côté,

Les fruits brillent en rouge au loin.

Là-bas, Armar attend Daura.

Je viens recevoir son amour!

Elle y est allée, elle a appelé Armar.

Rien ne répond, sauf le fils du rocher.

Armar, mon amour, mon amour!

Pourquoi me tourmentez-vous avec la peur?

Écoute, fils d'Arnart, écoute!

C'est Daura qui vous appelle.

Erath, le traître, s'est enfui en riant dans le pays.

Elle a élevé la voix,

Elle a appelé son frère et son père.

Arindal! Armin!

Personne n'est venu vous relever, Daura.


Armar a plongé dans la mer,

Pour sauver sa Daura ou mourir.

Soudain, une tempête est arrivée

Sur les vagues depuis une colline;

Il a coulé et ne s'est plus relevé.


Seul, sur le rocher dans la mer,

On a entendu ma fille se plaindre;

Ses cris étaient fréquents et forts.

Que pouvait faire son père?

Toute la nuit, je suis resté sur le rivage:

Je l'ai vue dans le faible clair de lune.

Toute la nuit, j'ai entendu ses cris.

Le vent était fort, la pluie battait férocement sur la colline.

Avant l'apparition du matin, sa voix était faible,

Elle s'est tue comme la brise du soir sur l'herbe des rochers.

Consumée par le chagrin, elle s'est enfuie

Et t'ont laissé seul, Armin.

Ma force dans la guerre a disparu,

Ma fierté parmi les femmes est tombée.

Quand les tempêtes s'élèvent dans les hauteurs,

Quand le nord soulève la vague en haut,

Je m'assieds sur le rivage sonore

Et regardez sur le rocher mortel.


Souvent, au coucher de la lune, je vois

Les fantômes de mes enfants;

A moitié aveugles, ils vont

Ensemble dans une triste conférence.


*


Un flot de larmes, coulant des yeux d'Evi et soulageant son cœur qui soupire, a arrêté la récitation de Schwanke. Il jeta le livre, saisit sa main et pleura amèrement. Evi a appuyé sur sa main et a enfoui son visage dans son mouchoir. L'excitation des deux était exagérée. Ils sentaient que leur propre sort était représenté dans les malheurs du héros d'Ossian; ils le sentaient ensemble, et leurs larmes redoublaient. Schwanke posa son front sur le bras d'Evi: elle tremblait, elle voulait partir; mais le chagrin et la sympathie reposaient comme un poids de plomb sur son âme. Elle se reprit un instant et, avec des sanglots brisés, supplia Schwanke de la laisser, le suppliant avec la plus grande insistance d'accéder à sa requête. Il tremble, son cœur est prêt à se briser.


Pourquoi me réveilles-tu, ô printemps? Ta voix m'attire, et s'exclame: Je te rafraîchis avec la rosée céleste, Mais le temps de ma décadence approche, La tempête est proche, où mes feuilles iront. Demain viendra le voyageur, celui qui m'a vue en beauté; son œil me cherchera dans les champs, mais il ne me trouvera pas.“


La force entière de ces mots s'est abattue sur le malheureux hésitant. Plein de désespoir, il se jeta aux pieds d'Evi, saisit ses mains et les pressa sur ses yeux et son front. Une appréhension de son projet fatal la frappait maintenant pour la première fois. Ses sens étaient confus: elle prit ses mains et les pressa contre son sein; et comme elle se penchait vers lui avec une tendre pitié, sa joue chaude toucha sa joue. Ils ont tout perdu de vue. Le monde a disparu de leur vue. Il la prit dans ses bras, la serra contre son cœur et couvrit de baisers passionnés ses lèvres tremblantes.


Falter!“ cria-t-elle d'une voix faible, et elle se détourna; „falter!“ et d'une main faible elle le repoussa loin d'elle. Enfin, avec la voix ferme de la vertu, elle s'est exclamée: „Schwanke!“ Il ne résista pas, mais s'arracha de ses bras et tomba à genoux devant elle. Evi se leva, et avec un chagrin désordonné, s'exclama sur des tons mêlés d'amour et de ressentiment: „C'est la dernière fois, Schwanke! Tu ne me reverras plus jamais!“ Puis elle jeta un dernier regard tendre à son malheureux prétendant, se précipita dans la pièce voisine et ferma la porte à clé. Schwanke a tendu les bras, mais n'a pas osé les retenir. Il est resté par terre, la tête sur le canapé, pendant une demi-heure, jusqu'à ce qu'il entende un bruit qui l'a ramené à la raison. Un voisin est entré. Puis il se promena de long en large dans la pièce; et lorsqu'il se retrouva seul, il alla à la porte d'Evi et dit à voix basse: „Evi, Evi! Un mot de plus, une dernière fois!“ Elle n'a pas répondu. Il s'est arrêté, a écouté et a plaidé, mais tout était silencieux. Enfin, il s'est arraché du lieu et a crié: „Adieu, Evi, adieu pour toujours!“


Schwanke a couru jusqu'à la porte de la ville. Les policiers qui le connaissaient l'ont laissé passer en silence. La nuit était sombre et orageuse; il pleuvait et neigeait. Vers onze heures, il est arrivé à sa propre porte. Bien que son voisin l'ait vu entrer dans la maison sans son chapeau, il n'osa rien dire; et, en le visitant, il constata que ses vêtements étaient mouillés. Son chapeau a ensuite été retrouvé au sommet d'une tour qui surplombait la ville, et il est inconcevable qu'il ait pu l'escalader par une nuit aussi sombre et orageuse, sans perdre la vie.


Il s'est couché et a dormi jusqu'à tard dans la matinée. Le lendemain matin, son ami l'a trouvé en train d'écrire. Il écrivait à Evi.


En ce moment, je suis à moi, ou plutôt je suis à toi, à toi, mon adorée! et la prochaine fois, nous serons séparés, séparés, peut-être pour toujours! Non, Evi, non! Comment puis-je, comment pouvez-vous être détruit? Nous existons. Qu'est-ce que l'annihilation? Un simple mot, un son sans signification qui ne fait aucune impression sur l'esprit. Mort, Evi! dans la terre froide, dans la tombe sombre et étroite! J'ai eu une fois un ami qui était tout pour moi dans ma jeunesse. Elle est morte. J'ai suivi son corbillard; je suis resté près de sa tombe pendant qu'on descendait le cercueil; et quand j'ai entendu le craquement des cordes qu'on détachait et qu'on remontait, quand la première pelletée de terre a été jetée, et que le cercueil a émis un son creux de plus en plus faible jusqu'à ce que tout soit complètement recouvert, je me suis jeté à terre; mon cœur était battu, affligé, secoué, déchiré, mais je ne savais pas ce qui était arrivé, ni ce qui allait m'arriver. La mort! La tombe! Je ne comprends pas les mots. Pardonnez, oh, pardonnez moi! Hier... ah, ce jour aurait dû être le dernier de ma vie! Espèce d'ange! Pour la première fois de mon existence, j'ai senti le ravissement briller au plus profond de mon âme. Elle m'aime, elle m'aime! Il brûle encore sur mes lèvres le feu sacré qu'ils ont reçu de toi. De nouveaux courants de joie envahissent mon âme. Pardonnez-moi, oh, pardonnez-moi!“


Je savais que je t'étais cher; je l'ai vu dans ton premier regard charmant, je l'ai su par la première pression de ta main; mais quand j'étais absent de toi, quand je voyais Georges à tes côtés, mes doutes et mes craintes revenaient.“


Te souviens-tu des fleurs que tu m'as envoyées lorsque tu ne pouvais ni parler ni me tendre la main lors de cette réunion bondée? La moitié de la nuit, j'étais à genoux devant ces fleurs, les contemplant comme la promesse de votre amour; mais ces impressions s'atténuaient et s'éteignaient enfin.“


Tout passe, mais toute l'éternité ne pourrait éteindre la flamme vive qui a été allumée par tes lèvres hier, et qui brûle en moi maintenant. Elle m'aime! Ces bras ont enserré sa taille, ces lèvres ont tremblé sur les siennes. Elle est à moi! Oui, Evi, tu es à moi pour toujours!“


Et que veulent dire les gens en disant que Georges est ton mari? Il peut l'être pour ce monde; et dans ce monde, c'est un péché de vous aimer, de vouloir vous arracher à son étreinte. Oui, c'est un crime; et je subis le châtiment, mais j'ai joui du plein plaisir de mon péché. J'ai respiré un baume qui a ravivé mon âme. A partir de cette heure tu es à moi, oui, Evi, tu es à moi! Je vais devant vous. Je vais voir mon Dieu et votre Dieu. Je déverserai mes peines devant lui, et il me réconfortera jusqu'à ton arrivée. Alors je vais voler pour te rencontrer. Je te revendiquerai et jouirai de ton étreinte éternelle en présence de l'amour tout-puissant!“


Je ne rêve pas, je ne délire pas. En m'approchant de la tombe, mes perceptions deviennent plus claires. Nous existerons; nous nous retrouverons; nous verrons ta mère; je la verrai et lui exposerai mon cœur le plus intime, ta mère, ton image!“


Vers onze heures, Schwanke demanda à son ami si Georges était rentré. Il a répondu: „Oui.“ Car il l'avait vu partir; sur quoi Schwanke lui envoya le billet suivant, qui n'était pas cacheté:


Ayez la gentillesse de me prêter votre couteau pour un voyage. Adieu.“


Evi avait peu dormi la nuit précédente. Toutes ses craintes se sont réalisées d'une manière qu'elle ne pouvait ni prévoir ni éviter. Son sang bouillait dans ses veines, et mille sensations douloureuses déchiraient son cœur pur. Était-ce l'enthousiasme pour les étreintes passionnées de Schwanke qu'elle ressentait dans sa poitrine? Était-ce de la colère face à son audace? Était-ce la triste comparaison de sa condition actuelle avec les jours passés d'innocence, de tranquillité et de confiance en soi? Comment pouvait-elle s'approcher de son mari et lui avouer une scène qu'elle ne pouvait pas dissimuler, et pourtant ne voulait pas avouer? Ils avaient gardé le silence l'un envers l'autre pendant si longtemps, et devait-elle être la première à le rompre par une découverte aussi inattendue? Elle craignait que la simple annonce de la visite de Schwanke ne l'alarme, et que sa détresse ne soit accrue par sa parfaite franchise. Elle souhaitait qu'il puisse la voir sous son vrai jour et la juger sans préjugés, mais tenait-elle à ce qu'il lise dans son âme la plus profonde? Ces réflexions l'ont rendue anxieuse et pensive. Elle pensait toujours à Schwanke, qui était maintenant perdu pour elle, mais qu'elle ne pouvait pas faire démissionner, et au sujet duquel elle savait qu'il ne restait que le désespoir si elle devait être perdue pour lui à jamais.


Le souvenir de cet éloignement mystérieux qui existait depuis peu entre elle et Georges, et qu'elle n'avait jamais pu comprendre à fond, lui était maintenant incommensurablement douloureux. Même les sages et les bons avaient auparavant hésité à expliquer leurs différences mutuelles, et avaient silencieusement réfléchi à leurs griefs imaginaires, jusqu'à ce que les circonstances se soient tellement enchevêtrées qu'à ce moment critique, où une explication calme aurait sauvé toutes les parties, la compréhension était impossible. Et si la confiance domestique s'était établie plus tôt entre eux, si l'amour et la bienveillante tolérance avaient mutuellement animé et élargi leurs cœurs, il n'aurait peut-être même pas été trop tard pour sauver notre ami.


Mais nous ne devons pas oublier une circonstance remarquable. Nous pouvons observer, d'après le caractère de la correspondance de Schwanke, qu'il n'avait jamais tenté de dissimuler son désir anxieux de quitter ce monde. Il avait souvent discuté de ce sujet avec Georges, et entre ce dernier et Evi, il n'était pas rare que ce soit un sujet de conversation. Georges était si opposé à l'idée d'une telle action que, avec un degré d'irritation inhabituel chez lui, il avait plus d'une fois fait comprendre à Schwanke qu'il doutait du sérieux de ses menaces, et les trouvait simplement ridicules. Et il a fait en sorte qu'Evi partage ses sentiments incrédules. Son cœur était tellement rassuré lorsqu'elle se sentait prête à considérer le sujet mélancolique d'un point de vue sérieux.


A son retour, Georges a été reçu par Evi avec un embarras mal dissimulé. Il était lui-même de mauvaise humeur, son affaire n'était pas encore terminée et il venait de découvrir que le fonctionnaire voisin avec lequel il devait traiter était une personnalité obstinée et étroite d'esprit. Beaucoup de choses étaient arrivées pour l'ennuyer.


Il demande s'il s'est passé quelque chose pendant son absence et Evi s'empresse de répondre que Schwanke était là la nuit précédente. Il s'est alors enquis de ses lettres, et on lui a répondu que plusieurs paquets avaient été laissés dans son bureau. Il s'est alors retiré, laissant Evi seule.


La présence de l'être qu'elle aimait et qu'elle détestait a laissé une nouvelle impression sur son cœur. Une impulsion secrète la poussa à le suivre; elle prit son ouvrage et entra dans son bureau, comme c'était souvent son habitude. Il était occupé à ouvrir et à lire ses lettres. Il semblait que le contenu de certaines lettres était désagréable. Elle a posé quelques questions: il a donné des réponses courtes, et s'est assis pour écrire.


Plusieurs heures s'écoulèrent ainsi, et les sentiments d'Evi devenaient de plus en plus mélancoliques. Elle sentait l'extrême difficulté d'expliquer à son mari, en toutes circonstances, le poids qui pesait sur son cœur; et son abattement augmentait à chaque instant, plus elle s'efforçait de dissimuler son chagrin et ses larmes.


L'arrivée de l'ami de Schwanke lui a causé le plus grand embarras. Il a donné à Georges un billet, que ce dernier a froidement remis à sa femme, en disant en même temps: „Donne-lui le couteau de Solingen. Je lui souhaite un bon voyage“, ajouta-t-il en se tournant vers son ami. Ces mots tombèrent sur Evi comme un orage: elle se leva de son siège à moitié évanouie, inconsciente de ce qu'elle faisait. Elle se dirigea machinalement vers le mur, décrocha le couteau d'une main tremblante, essuya lentement la poussière, et aurait attendu plus longtemps si Georges n'avait pas précipité ses mouvements d'un regard impatient. Puis elle a tendu l'arme mortelle à son ami sans pouvoir dire un mot. Dès qu'il fut parti, elle plia son ouvrage et se retira immédiatement dans sa chambre. Son cœur était envahi par les plus effrayants pressentiments. Elle s'attendait à un terrible malheur. Elle fut un instant sur le point d'aller voir son mari, de se jeter à ses pieds et de lui raconter tout ce qui s'était passé la nuit précédente, afin d'avouer sa culpabilité et d'expliquer ses craintes; puis elle vit qu'une telle démarche serait inutile, car elle n'inciterait certainement pas Georges à rendre visite à Schwanke. Le dîner fut préparé; et un ami aimable, qu'elle avait persuadé de rester là de manière solidaire, pour entretenir la conversation, qui se poursuivait avec une sorte de contrainte, resta jusqu'à ce que les événements de la matinée fussent oubliés.


Lorsque l'ami a apporté le couteau à Schwanke, ce dernier l'a reçu avec un mouvement de joie en apprenant qu'Evi le lui avait donné de sa propre main. Il mangea du pain, but du vin, renvoya son ami pour le dîner, puis s'assit pour écrire ce qui suit:


Il était dans vos mains; vous en avez essuyé la poussière. Je l'embrasse mille fois, car tu l'as touché. Oui, le Ciel favorise mon plan, et toi, Evi, tu me fournis l'instrument fatal. C'était mon souhait. Enlève ma mort de tes mains, et mon souhait est satisfait. J'ai consulté mon ami. Tu as tremblé quand tu lui as donné le couteau, mais tu ne m'as pas dit adieu. Malheureux, malheureux que je suis! pas un mot d'adieu! As-tu fermé ton cœur contre moi en cette heure qui te rend mienne pour toujours? Evi, l'âge ne peut pas effacer l'impression. Je crois que vous ne pouvez pas haïr l'homme qui vous aime si passionnément!“


Après le dîner, il a appelé son ami, lui a demandé de finir de faire ses bagages, a détruit de nombreux papiers, puis est sorti pour payer une dette insignifiante. Il rentra bientôt chez lui, puis, malgré la pluie, sortit de nouveau, se promena quelque temps dans le jardin du duc, et se rendit ensuite à l'Ammerland. Vers le soir, il est revenu une fois de plus et a continué à écrire.


Mark, j'ai vu pour la dernière fois les prés, les bois et le ciel. Adieu! Et toi, ma fidèle mère, pardonne-moi! Réconforte-la, Mark. Que Dieu vous bénisse! J'ai réglé toutes mes affaires! Adieu! Nous nous retrouverons, et serons plus heureux que jamais.“


Il a passé le reste de la soirée à ranger ses papiers: Il en a déchiré et brûlé un grand nombre; il en a scellé d'autres et les a adressés à Mark. Ils contenaient des pensées et des maximes détachées, dont certaines que j'ai consultées. À dix heures, il a fait un feu dans la cheminée et a bu une bouteille de vin.


Mais quel objet y a-t-il, Evi, que ton image n'évoque pas devant moi? Ne m'entourez-vous pas de toutes parts? et n'ai-je pas gardé comme un enfant chaque bagatelle que vous avez consacrée par votre toucher?“


Ton profil, qui m'est si cher, te revient; et je te conjure de le garder. J'y ai imprimé mille baisers, et mille fois mon cœur s'est réjoui de quitter mon foyer et d'y revenir.“


J'ai demandé à ton père d'enterrer mes restes. À l'angle du cimetière, surplombant les champs, se trouvent deux chênes, là je souhaite reposer. Votre père peut faire et fera sans doute beaucoup pour son ami. S'il vous plaît, suppliez-le. Mais peut-être que les pieux chrétiens ne choisiront pas que leur corps soit enterré près du cadavre d'un pauvre malheureux comme moi. Alors laissez-moi reposer dans une prairie isolée, ou près de la route, où le prêtre et le diacre pourront se bénir en passant devant ma tombe, tandis que le Samaritain versera une larme sur mon sort.“


Voici, Evi, je frémis de ne pas prendre la coupe froide et mortelle dans laquelle je vais boire la potion de la mort. Ta main me la présente, et je ne tremble pas. Tout, tout est maintenant achevé: les désirs et les espoirs de mon existence ont été réalisés. D'une main froide et inébranlable, je frappe aux portes d'airain de la mort. Ah, que j'aurais apprécié la félicité de mourir pour toi! Comme j'aurais aimé me sacrifier pour toi, Evi! Mais rétablissez la paix et la joie dans votre poitrine. Avec quelle détermination, avec quelle joie, j'irais à la rencontre de mon destin! Mais c'est le lot d'un petit nombre d'élus qui versent leur sang pour leurs amis, et qui, en mourant pour les glorifier, font mille fois le bonheur de ceux dont ils sont aimés.“


Je souhaite, Evi, être enterré dans la robe rouge que je porte actuellement: elle a été rendue sacrée par ton toucher. J'ai demandé cette faveur à votre père. Mon esprit s'élève au-dessus de ma tombe. Je ne veux pas qu'on fouille mes poches. Oh, embrassez les enfants mille fois pour moi, et dites-leur le sort de leur malheureux ami! Je crois que je les vois jouer autour de moi. Les chers enfants! Comme je suis chaleureusement attaché à toi, Evi! Dès la première heure où je vous ai vue, il m'a été impossible de vous quitter. Comme tout cela semble confus! J'étais loin de penser alors que je devais suivre cette voie. Mais la paix! Je te prie de faire la paix!“


Il est aiguisé, l'horloge frappe douze coups. Je dis amen. Evi, Evi! Adieu, adieu!“


À neuf heures du matin, l'ami est entré dans la chambre de Schwanke. Il a trouvé son ami étalé sur le sol, transpirant dans son sang, et le couteau à son côté. Il l'appela, le prit dans ses bras, mais ne reçut aucune réponse. La vie n'était pas encore tout à fait éteinte. L'ami a couru chez un chirurgien, puis est allé chercher Georges. Evi a entendu le tintement de la cloche: un frisson froid l'a saisie. Elle a réveillé son mari, et ils se sont levés tous les deux. L'ami, baigné de larmes, a apporté la terrible nouvelle. Evi s'est évanouie sur le sol.


Lorsque le chirurgien s'approcha du malheureux vacillant, il était encore sur le plancher; son pouls battait, mais ses membres étaient froids. Une veine a été ouverte dans son bras droit: Le sang est venu, et il a continué à respirer.


La maison, le quartier et la ville entière ont été immédiatement en émoi. Georges est arrivé. Ils avaient allongé Schwanke sur le lit: son bras était bandé, et la pâleur de la mort se lisait sur son visage. Ses membres étaient immobiles; mais il respirait encore une fois fortement, puis plus faiblement. Sa mort était momentanément attendue.


Il n'avait bu qu'un seul verre de vin. „Hypérion“ était ouvert sur son bureau.


Je ne dirai rien des remords de Georges ni du chagrin d'Evi.


À douze heures, Schwanke a expiré son dernier souffle. La présence de l'ami et les précautions qu'il avait prises empêchèrent tout trouble; et cette nuit-là, à onze heures, il fit enterrer le corps à l'endroit que Schwanke avait choisi pour lui-même.


L'ami et ses fils ont suivi le corps jusqu'à la tombe. Georges n'a pas pu les accompagner. Evi était désemparée. Le corps a été porté par des ouvriers. Un prêtre a chanté les prières pour les morts.







MILON


TRAGÖDIE


PERSONEN:

Anna.

Milon.

Evelin.

Paul.

Junge Mädchen.



SZENE I


(Evelin, junge Mädchen.)


EVELIN

Doppelten Schrittes, kommt runter; zögert nicht zu lange, schöne junge Damen. Kommt rein. Kommt rein. Achtet nicht zu sehr auf eure Kleidung und Haare, wenn eure Aufgabe erledigt ist, wird die Zeit kommen, euch zu verkleiden. Am Morgen seid wachsam bei der Arbeit.


EIN JUNGES MÄDCHEN

Hier sind wir, und die anderen werden später folgen. Wir sind für dieses Fest aufgewacht; du siehst uns bereit, das zu tun, was du befiehlst.


EVELIN

Nun, beeil dich mit mir. Wahrlich, es ist halb freudig, halb wütend, dass ich euch zum heutigen Dienst aufrufe; denn er bringt unserer geliebten Herrin unter dem Gewand der Freude einen geheimen Schmerz.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Ja, und auch uns allen; denn er verlässt uns heute, das kostbare Kind, an das wir seit langem durch die glücklichste Gewohnheit gebunden sind. Sprich, wie wird die Königin ihn leiden lassen? Wird sie ihrem Vater dieses liebe Baby kaltblütig zurückgeben?


EVELIN

Schon die Zukunft beunruhigt mich. Der alte Schmerz bleibt immer noch in ihrer Seele; der doppelte Verlust eines Sohnes und eines Mannes sind Wunden, die noch bluten. Und wenn die angenehme Gesellschaft dieses Kindes unterbrochen wird, wird sie dann in der Lage sein, ihrem früheren Leiden zu widerstehen? Während die Geister der Toten meist Einsamen erscheinen, berührt und erfüllt die kalte und traurige Hand der Trauer Anna mit verlassener Qual. Und an wen wird sie dieses geliebte Kind zurückgeben?


DAS JUNGE MÄDCHEN

Das ist es, woran ich auch gedacht habe. Sie liebte nie den Bruder ihres Mannes; seine Härte hielt sie weit weg von ihm. Wir hätten nie gedacht, dass sie den Sohn dieses Bruders geküsst hätte, der der Gegenstand einer zärtlichen Liebe war.


EVELIN

Wenn es ihr gehörte, dann dieser Tag würde sie für all ihre mütterliche Fürsorge belohnen! Dieses schöne Kind erhebt sich in den Augen aller Menschen, vor Ungeduld brennend, feierlich aus dem unteren Kreis der streng bewachten Kindheit, bis zum ersten Grad der glücklichen Jugend: aber Anna genießt es kaum. Ein ganzes Königreich dankt ihr für ihre Fürsorge, aber leider! Trauer erhält nur neuen Zugang und Nahrung in ihrem Schoß. Denn für die schwierigsten und edelsten Bemühungen sammelt der Mensch nicht so viel Freude, wie die Natur leicht mit einem einzigen Geschenk gibt.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Ah! welche schönen Tage hatte sie gelebt, bevor das Glück auf ihrer Schwelle verblasste; bevor es floh, erfreute es ihren Mann, ihren Sohn, und ließ sie plötzlich desolat zurück!


EVELIN

Vermeiden wir es, durch so lebhafte Beschwerden die Erinnerung an diese Zeit zu erneuern; schätzen wir die Güter, die ihr im kostbaren Reichtum der Kinder, ihrer nahen Verwandten, geblieben sind.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Nennst du reich diejenige, die fremde Kinder ernährt?


EVELIN

Wenn es ihnen gut geht, ist es immer noch ein Grund zur Freude. Ja, natürlich, sie bekommt eine schöne Kompensation auf den friesischen Inseln. Hier, an diesem einsamen Ufer, wuchs er schnell an ihrer Seite auf und gehört nun durch Liebe und Erziehung zu ihr. Sie überlässt nun freiwillig diesem nahen Verwandten den Teil des väterlichen Königreichs, der ihrem Sohn gehörte; sie wird ihm sogar eines Tages das überlassen, was sie in Ländern und Schätzen von ihren eigenen Eltern geerbt hat. Sie bringt ihn in den Besitz all dieser Reichtümer und versucht sanft, sich zu trösten, indem sie Gutes tut. Es ist besser für das Volk, nur einen einzigen Herrn zu haben, ich habe sie oft sagen gehört, und viele weitere Worte, mit denen sie das Unglück, das ihr widerfahren ist, in einem positiven Licht darstellen möchte.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Ich glaube, ich habe sie heute glücklich und mit einem ruhigen Auge gesehen.


EVELIN

Es schien mir auch so. Oh! Mögen die Himmlischen ihr Herz in der Freude erhalten, denn den Glücklichen ist leichter zu dienen!


DAS JUNGE MÄDCHEN

Wenn sie großzügig sind und der Stolz sie nicht verhärtet hat.


EVELIN

So wie Gerechtigkeit uns dazu bringt, unsere Herrin gut zu beurteilen.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Ich sah sie glücklich und das Kind noch glücklicher; die goldenen Strahlen des Morgens strahlten auf ihren Gesichtern. Dann kam mir ein Gefühl der Freude ins Herz, um die dunkle Nacht der vergangenen Zeiten aufzuhellen.


EVELIN

Lasst uns nicht viel wie Weiber reden, wenn es viel zu tun gibt. Freude darf dem Dienst nicht schaden, der heute mehr gefragt ist als zu anderen Zeiten. Zeigt eure Freude durch den Eifer, mit dem jede einzelne schnell ihre Arbeit macht.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Gebiete, und wir werden nicht zögern.


EVELIN

Das Herz unserer Prinzessin ist aufgeblüht: Ich habe es bemerkt. Sie will, dass sich ihre Schätze, die der neuen Generation heimlich vorbehalten waren, jetzt zeigen und leuchten, bis heute gespart; sie will, dass dieses Fest mit Würde auf Sauberkeit und schöner Ordnung beruht, wie auf zwei Gefährtinnen. Was mir anvertraut ist, habe ich ausgebreitet: jetzt kümmert euch darum, dass die Räume selbst dekoriert werden; spreizt die bestickten Teppiche und bedeckt den Boden, die Sitze, die Tische; verteilt mit Einsicht, was kostbar ist und was nicht; bereitet genügend Platz für viele Gäste vor und platziere an ihrer Stelle, zum Vergnügen des Auges, die Kelche, die mit Kunst gearbeitet sind. Auch an Wein und Essen mangelt es nicht, wie es die Prinzessin will, und ich habe darüber gewacht: Was Fremden angeboten wird, muss von Gnade und Nachdenklichkeit begleitet werden. Die Männer, wie ich sehe, haben auch ihre Befehle; denn Wagen, Waffen und Panzer werden in Bewegung gesetzt, um dieses Fest zu feiern.


DAS JUNGE MÄDCHEN

Wir werden gehen.


EVELIN

Gut! Gut! Gut! Ich werde euch jetzt folgen: Der Anblick meines Prinzen lässt mich wieder allein. Er nähert sich strahlend, wie der Morgenstern. Lasst mich zuerst ihn segnen, denjenigen, der wie ein neuer Stern des Glücks wirkt und sich über ein ganzes Volk erhebt.



SZENE II


(Milon, Evelin.)


MILON

Bist du da, gute und treue Freundin, die immer an meiner Freude teilnimmt? Siehe, was der Anbruch dieses Tages mir bringt! Diejenige, die ich so sehr liebe, um sie meine Mutter zu nennen, will mich heute mit tausend Zeugnissen ihrer Liebe entlassen. Sie gab mir diesen Bogen und zitterte reichlich erfüllt; ihr Vater hatte ihn von den Ungarn erobert. Schon in meiner frühen Kindheit gefiel mir dieser Bogen mehr als jede andere Waffe, die an den großen Säulen hängt. Ich bat oft darum, nicht mit Worten: Ich nahm ihn von der Säule und ließ die nervöse Sehne zittern; dann sah ich mit einem Lächeln auf meine lieben Verwandten und drehte mich um und verzögerte das Bogenspannen. Heute ist mein alter Wunsch erfüllt: Er ist jetzt meiner; ich werde ihn mit mir tragen, wenn ich meinen Vater in die Stadt begleite.


EVELIN

Es ist ein wunderschönes Geschenk! Er erzählt dir eine Menge.


MILON

Was ist es? Was ist es?


EVELIN

Der Bogen ist groß, schwer zu biegen: Wenn ich mich nicht irre, kannst du es noch nicht.


MILON

Das kann ich bald.


EVELIN

Das ist es, was deine gute Pflegemutter auch denkt. Sie vertraut darauf, dass du eines Tages mit der Kraft eines Mannes weißt, wie man die Sehne gegen die Revolutionäre spannt; gleichzeitig gibt sie dir eine Meinung mit: Sie hofft, dass du deine Pfeile gegen ein würdiges Ziel richten wirst.


MILON

Oh! Lass mich das nur machen! Ich habe das leichte Reh noch nicht abgeschossen, die schwachen Vögel im bescheidenen Flug; aber wenn ich es eines Tages kann... (O Gott, lasst es bald sein!...) ich werde den kühnen Adler aus den Wolken erreichen und fallen lassen.


EVELIN

Wenn du weit weg bist von deinen Meeren, deinen Wäldern, wo du bisher bei uns gelebt hast, wirst du dich noch an uns und die ersten Freuden deiner Jugend erinnern?


MILON

So bist du unerbittlich? Willst du nicht mit mir kommen? Willst du mir nicht mehr deine Fürsorge zukommen lassen?


EVELIN

Du gehst dorthin, wohin ich dich nicht begleiten kann, und deine nächsten Jahre beinhalten bereits nur schwer die Betreuung durch eine Frau; die Zärtlichkeit der Frauen ernährt das Kind: Der Jugendliche wird besser von Männern erzogen.


MILON

Sag mir, wann wird mein Vater kommen, der mich heute in seine Stadt bringt?


EVELIN

Erst wenn die Sonne bis zum Gipfel des Himmels aufgeht: Der anbrechende Tag hat dich aufgeweckt.


MILON

Ich habe nicht geschlafen, ich habe nur geschlummert. Ich fühlte turbulente Bewegungen in meiner Seele, erschüttert von allem, was ich heute zu erwarten habe.


EVELIN

Wie du wünschst, bist du auch begehrt; denn die Augen aller Bürger rufen nach dir.


MILON

Schau, ich weiß, dass die Geschenke, die heute von meinem Vater zu mir kommen, vorbereitet sind. Weißt du, was die Boten mir bringen?


EVELIN

Vor allem denke ich, wie derjenige, auf den die Augen der Menge gerichtet sind, es tragen muss, damit seine Augen, die nicht nach innen dringen, sich von außen nähren können.


MILON

Ich hoffe auf etwas anderes, meine Liebe!


EVELIN

Mit Ornamenten und reichem Schmuck wird dein Vater auch heute nicht geizig sein!


MILON

Ich werde diese Dinge nicht verachten, wenn sie kommen; aber du vermutetest, als wäre ich ein Mädchen. Es ist ein Pferd, das kommen wird, groß, mutig und schnell; was ich mir so lange gewünscht habe, das werde ich haben, und ich werde es für mich haben. Der große Vorteil, den ich in der Tat hatte! Früher bin ich manchmal mit dem hier geritten, manchmal mit jenem da: es war nicht meins! Und an meiner Seite ein alter Diener, der immer zitterte!... Ich wollte zum Pferd laufen, und er wollte, dass ich zu Hause sicher bin. Ich liebte es nur, mit der Herzogin zu jagen; aber ich konnte sehen, dass, wenn sie allein gewesen wäre, sie härter galoppiert wäre, und auch ich hätte gerne allein sein wollen. Nein, dieses Pferd, es wird meins bleiben; ich werde es nach Herzenslust benutzen. Ich hoffe, dass das Tier jung, glühend und feurig sein wird: es selbst zu trainieren, wäre mir eine große Freude.


EVELIN

Ich hoffe, wir haben über dein Vergnügen und gleichzeitig über deine Sicherheit nachgedacht.


MILON

Der Mann sucht das Vergnügen in der Gefahr, und bald will ich ein Mannh sein. Ich kann leicht erraten, dass mir immer noch ein Schwert gebracht wird, ein größeres als das, mit dem ich bei der Jagd bewaffnet war: ein Kampfschwert. Es biegt sich wie ein Schilfrohr und schneidet einen starken Ast auf einmal ab. Es durchdringt sogar das Eisen, und es bleibt keine Spur von einem Bruch am Rand. Der Griff ist mit einem goldenen Drachen geschmückt, und Ketten hängen um sein Maul, als hätte ihn ein Held besiegt, ihn in einer dunklen Höhle angekettet und ihn gezähmt ins Tageslicht geschleppt. Ich werde bald die Klinge im nächsten Wald ausprobieren; dort will ich die Bäume spalten und fällen.


EVELIN

Mit diesem Mut wirst du den Feind besiegen. Damit du ein Freund deiner Freunde bist, möge die Gnade in dein Herz einen Feuerfunken legen, der mit ihren immer-reinen Händen auf dem himmlischen Altar lag und zu den Füßen Jehovas brennt!


MILON

Ich möchte ein treuer Freund sein; ich möchte teilen, was von Gott kommt, und wenn ich alles habe, was mich verzaubert, möchte ich alles bereitwillig allen anderen geben.


EVELIN

Jetzt auf Wiedersehen! Du bist in diesen Tagen sehr schnell für mich gestorben! Lösche eine Flamme, die den Scheiterhaufen ergriffen hat, die Zeit verschlingt die älteren Menschen schneller als die Jugend.


MILON

Also möchte ich mich beeilen, um herrliche Dinge zu tun.


EVELIN

Möge Gott dir die Möglichkeit und die hohe Fähigkeit geben, klar zu unterscheiden, was herrlich ist von dem, was verherrlicht scheint!


MILON

Was willst du mir damit sagen? Ich kann es nicht verstehen.


EVELIN

Worte, wie viele auch immer, würden dieses Gebet nicht erklären: Denn es ist ein Wunsch und ein Gebet mehr als eine Lektion. Ich gebe es dir an diesem Tag zur Eskorte. Du bist gereist, hast gespielt, bist die ersten Pfade gegangen, und jetzt gehst du auf den breiteren Pfad. Folge immer denen, die Erfahrung haben. Ich wäre dir nicht von Nutzen und würde dich nur in die Irre führen, wenn ich dir, sobald ich eingetreten wäre, auch genau die entfernten Orte beschreiben wollte, an die du reisen sollst. Der beste Rat, den ich dir geben kann, ist, den richtigen Rat zu befolgen und das Alter zu respektieren.


MILON

Ich werde es tun.


EVELIN

Bitte Gott um Gefährten, die Guten und Weisen. Beleidige nicht das Glück mit Torheit und Stolz. Es ist richtig, dass es die Mängel der Jugend begünstigt, aber im Laufe der Jahre verlangt es mehr.


MILON

Ja, ich habe viel Vertrauen in dich, und deine Herrin, so weise sie auch ist, hat, ich weiß auch, viel Vertrauen in dich. Sie hat dich oft nach verschiedenen Themen gefragt, obwohl du ihr nicht sofort geantwortet hast.


EVELIN

Wer bei Fürsten alt wird, lernt viel, lernt, vieles geheim zu halten.


MILON

Dass ich gerne bei euch bleiben würde, bis zu dem Tag, an dem ich so klug wäre, wie ich sein sollte, um nicht zu versagen!


EVELIN

Wenn du dich selbst als solchen betrachtest, gäbe es mehr Gefahr. Ein Prinz sollte nicht in der Einsamkeit aufgezogen werden. Allein lernen wir nicht, uns selbst zu befehlen, geschweige denn andere.


MILON

Enthalte mir auch in Zukunft nicht den Rat!


EVELIN

Du wirst ihn haben, wenn du mich um ihn bittest; und selbst ohne zu fragen, wenn du ihn hören kannst.


MILON

Als ich vor dir am Feuer saß und du mir von den Taten der alten Tage erzähltest; als du einen guten Menschen lobpriesest; als du den Wert eines edlen Herzens erhoben habt; da fühlte ich ein Feuer, das durch mein Mark und in meinen Adern floss; ich sagte in den Tiefen meiner Seele: Oh, wäre ich der Mann, von dem sie so spricht!


EVELIN

Oh! Kannst du dich mit gleicher Leidenschaft auf die Höhe erheben, die zugänglich ist? Das ist der beste Wunsch, den ich dir mit diesem Abschiedskuss machen kann. Liebes Kind, sei glücklich!... Ich sehe, wie sich die Herzogin nähert.



SZENE III.


(Milon, Anna, Evelin.)


ANNA

Ich finde dich hier in einem freundlichen Gespräch.


EVELIN

Die Trennung lädt uns ein, das Band der Freundschaft zu erneuern.


MILON

Evelin liegt mir am Herzen: Sie zu verlassen wird schmerzhaft sein.


ANNA

Heute wirst du den schönsten Empfang erleben: Du wirst endlich erfahren, was du bisher verpasst hast.


EVELIN

He, hast du noch ein paar Befehle zu geben? Ich betrete den Palast, wo viele Dinge überwacht werden müssen.


ANNA

Ich habe nichts zu sagen, Evelin, nichts für heute. Denn immer muss ich nur billigen, was du tust.



SZENE IV


(Anna, Milon.)


ANNA

Und du, mein Sohn, sei glücklich in dem Leben, das dich erwartet! So lebhaft ich dich liebe, trenne ich mich von dir zufrieden und ruhig. Ich war schon bereit, mich von meinem eigenen Sohn zu trennen, mit meinen zarten mütterlichen Händen die strenge Pflicht zu erfüllen. Bis heute bist du derjenigen gefolgt, die dich geliebt hat: Geh jetzt, lerne zu gehorchen, lerne zu befehlen.


MILON

Ich gebe dir tausend Gnaden, o Beste der Mütter!


ANNA

Belohne deinen Vater, der in seiner Güte mir den charmanten Anblick deiner frühen Jahre schenkte und mich mit dem süßen Genuss deiner liebenswürdigen Jugend verband, meinem einzigen Trost, als mich das Schicksal so grausam verwundet hatte.


MILON

Ich habe mich oft bei dir beschwert; oft haben meine innigen Wünsche für dich einen Sohn, für mich einen Cousin gewünscht. Was für einen Gefährten ich in ihm gehabt hätte!


ANNA

Er war nicht viel älter als du. Gleichzeitig versprachen die beiden Mütter den beiden Brüdern einen Erben. Ihr seid erwachsen geworden; ein neues Licht der Hoffnung erleuchtete das alte Haus der Ahnen und strahlte auf das riesige Herzogtum, ein gemeinsames Erbe; in den beiden Herzogen wurde ein neuer Wunsch geweckt, zu leben, weise zu regieren und mit Kraft Krieg zu führen.


MILON

In der Vergangenheit führten sie oft ihre Armeen auf dem Feld an; warum nicht heute? Die Waffen meines Vaters ruhen schon lange.


ANNA

Der junge Mann kämpft dafür, dass der alte Mann kommt. Dann teilte er mit meinem Mann, um die Feinde jenseits des Meeres abzuwehren; er brachte Verwüstung in ihre Städte: wie ein junger Gott. Eifersucht wartete tückisch auf ihn und all die Schätze meines Lebens. Mit freudiger Leidenschaft übernahm er seine Armee; er ließ seinen lieben Sohn an den Brüsten der Mutter zurück. Wo schien das Kind sicherer zu sein als dort, wohin es Gott selbst gelegt hatte? Dort war es, als er es verließ und zu ihm sagte: Werde erwachsen und gedeihe, und komm, stottere deine ersten Worte, versuch deineersten Schritte, an der Schwelle, triff deinen Vater, der bald glücklich und siegreich zurückkehren wird! - Es war ein nutzloser Wunsch.


MILON

Dein Schmerz packt mich, wie die Leidenschaft, die in deinem Inneren leuchtet. Deine Augen können mich entzünden.


ANNA

Er fiel im Laufe seines Sieges, überwältigt von einem tückischen Hinterhalt. Da badeten meine brennenden Tränen meinen Busen am Tag, in der Nacht mein einsames Bett. Meinen Sohn in meine Arme zu drücken, um über ihn zu weinen, war die Erleichterung meines Elends; und auch er sah den Vater aus meinem Herzen gerissen werden!... Ich konnte es nicht ertragen, ich konnte es noch nicht ertragen.


MILON

Gib dich nicht dem Schmerz hin und erlaube mir, auch für dich etwas zu sein.


ANNA

O eine Frau ist kurzsichtig, die auf diese Weise zerstört all deine Hoffnungen!


MILON

Warum sich selbst beschuldigen, wenn man nicht schuldig ist?


ANNA

Für leichte Fahrlässigkeit zahlen wir oft zu viel. Ich erhielt Nachrichten über Nachrichten von meiner Mutter; sie rief mich an und lud mich ein, meinen Schmerz mit ihr zu lindern. Sie wollte meinen Sohn sehen, der auch der Trost ihres hohen Alters war. Die Geschichten und Gespräche, die Wiedererzählung und Erinnerung an vergangene Zeiten sollten dann den tiefen Eindruck meines Leidens schwächen. Ich ließ mich überzeugen und ging.


MILON

Sag mir den Ort, sag mir, wo das Abenteuer stattgefunden hat.


ANNA

Du kennst die Inseln, die vom Land aus zu sehen sind: Dort gehe ich meinen Weg. Das Gebiet schien vollständig von Feinden und Seeräubern befreit zu sein. Nur wenige Diener begleiteten mich, und eine Frau war an meiner Seite. Am Eingang zum Hafen erhebt sich ein Felsen; eine alte Eiche umgibt ihn mit ihren starken Zweigen, und von seiner Seite fließt eine klare Quelle. Dort hielten die Diener im Schatten an; sie tränkten die entkoppelten Pferde wie üblich und zerstreuten sie. Der eine suchte nach dem Honig, der im Wald destilliert wurde, um uns wiederherzustellen; der andere hielt die Pferde in der Nähe der Quelle; der dritte schüttelte einen frischen Fächer von Zweigen. Plötzlich hören sie die fernsten Schreie; der nächste kommt herbei, und ein Kampf beginnt zwischen meinen unbewaffneten Dienern und mutigen und gut bewaffneten Männern, die aus dem Wald kommen. Meine Treuen fallen in energischer Verteidigung; der Kutscher selbst, der, von Entsetzen ergriffen, die Pferde entkommen lässt und mit Steinen hartnäckig der Gewalt widersteht. Wir fliehen, dann halten wir an. Die Seeräuber glauben, dass sie mein Kind leicht mitnehmen können, aber der Kampf ist hart. Wir kämpfen mit Wut und verteidigen diesen Schatz. Ich umarme meinen Sohn mit den unauflöslichen Fesseln der mütterlichen Arme. Meine Partnerin, die schrecklich schreit, stoppt mit ihren schnellen Händen die Gewalttaten. Schließlich, absichtlich oder zufällig von einem Schwert getroffen, ich weiß nicht, ich falle bewusstlos zu Boden; ich lasse das Kind mit dem Gefühl aus meinem Schoß entwischen, und meine Partnerin fällt schwer verletzt.


MILON

Oh! Warum sind wir Kinder! Warum sind wir so weit weg, wenn eine solche Hilfe nötig ist? Meine Fäuste werden von dieser Geschichte geballt. Ich höre die Frauen schreien: Hilfe! Rache! - Ist es nicht wahr, meine Mutter, dass wen Gott liebt, den führt er an den Ort, an dem er gebraucht wird?


ANNA

Die Gefahr sucht das edle Herz, und das edle Herz sucht die Gefahr; also müssen sie sich treffen. Leider! und die Gefahr überrascht auch die Schwachen, die nichts mehr haben als die Schreie der Verzweiflung. So wurden wir von den Fischern der Insel gefunden; sie verbanden meine Wunden; ihre vorsichtigen Hände brachten mich zurück vom Sterben; ich kam zurück und lebte. Mit welchem Entsetzen betrat ich mein Zuhause, wo Schmerz und Trauer zu Hause saßen! Das opulente Herzogshaus schien mir vom Feind verzehrt und verwüstet zu sein, und mein Leiden ist immer noch still.


MILON

Hast du jemals erfahren, ob es ein Verräter, ein Feind war, der das getan hat?


ANNA

Dein Vater schickte plötzlich Boten von allen Seiten; er zeigte die Küsten den bewaffneten Leuten; aber es war vergeblich, und nach und nach, als ich heilte, wurde der Schmerz grausamer, und ein unbezwingbarer Zorn packte mich. Ich verfolgte die Verräter mit den Waffen der Schwachen: Ich rief Donner herab, ich rief die Wellen an, ich rief die Gefahren herbei, die, um großes Unheil zu stillen, auf die Erde kommen. O Gott, rief ich, nimm mit deinen gerechten Händen den Tod, der blind und ohne Gesetz auf dem Meer und der Erde wandelt und sie vor sich herschiebt, wohin immer er seine Schritte trägt! Entweder kehrt er mit seinem gekrönten Haupt und seinen fröhlichen Gefährten von einem Fest zurück; oder er überschreitet, schwer mit Beute beladen, die Schwelle seines Hauses; das Schicksal soll sich ihm zeigen, mit bewegungslosem Blick, und ihn ergreifen! - Der Fluch war die Stimme meiner Seele, der Fluch die Sprache meiner Lippen.


MILON

Oh, wie glücklich wäre es, was auch immer die Himmlischen geben würden, um die glühenden Wünsche deiner Wut zu erfüllen!


ANNA

Nun, mein Sohn! Lerne mein Schicksal in ein paar Worten, denn es wird deines sein. Dein Vater nahm mich gut auf; aber zuerst spürte ich, dass ich jetzt in seinem Herrschaftsgebiet lebte und dass ich zu seinen Gunsten für das, was er mir geben würde, verpflichtet sein werde; ich ging bald zu meiner Mutter und lebte ruhig bei ihr, bis zu dem Tag, an dem Gott sie zu sich rief. Da wurde ich Herrin über das, was sie und mein Vater mir hinterlassen hatten. Ich suchte unnötigerweise nach Nachrichten über meine verlorenen Lilien. Wie viele Fremde kamen und machten mir falsche Hoffnungen! Ich war immer bereit, dem letzten zu glauben. Er war angezogen und gefüttert, und am Ende log er wie die ersten. Mein Reichtum zog Verehrer an; viele kamen von nah und fern, um mich zu belagern. Meine Neigung führte mich dazu, allein zu leben, mit Leidenschaft, den Schatten des Totenreichs verbunden zu werden; aber die Notwendigkeit befahl mir, den Mächtigsten zu wählen, weil eine Frau allein wenig Macht hat. Um mit deinem Vater zu sprechen, ging ich in seine Stadt. Ich gestehe dir, dass ich ihn nie geliebt habe; aber ich konnte mich immer an seine Vorsicht binden. Dort habe ich dich gefunden, und auf den ersten Blick habe ich dir meine ganze Seele gewidmet.


MILON

Ich kann mich noch erinnern, wie du gekommen bist. Ich warf den Ball, mit dem ich spielte, weit weg und rannte, um über den Gürtel deines Kleides nachzudenken, und ich wollte mich nicht von dir trennen, als du ihn mir zeigst und wieder zeigtest und mich die Tiere kennen ließest, die sich verflechten darauf. Es war eine schöne Arbeit, und ich sehe sie immer noch gerne.


ANNA

Dann sprach ich zu mir selbst und betrachtete dich, wie ich dich auf die Knie genommen hatte: Das war das Bild, das meine Wünsche, die die Zukunft vorwegnahmen, in meinem Haus aufgenommen hatten; es ist ein Kind wie dieses, das ich oft gesehen habe, in Gedanken, in der Nähe des Kamins, auf dem alten Sitz meiner Ahnen; so hoffte ich, ihn zu führen, ihn zu leiten, ihn zu unterweisen, indem ich seine lebendigen Fragen beantwortete.


MILON

Es geht darum, was du mir gegeben hast, was du für mich getan hast.


ANNA

Hier ist es! sagte mein Herz zu mir, als ich deine Stirn mit meinen streichelnden Händen drückte und deine geliebten Augen mit Leidenschaft küsste. Hier ist es! Er gehört nicht dir, aber zu deiner Familie; und wenn Gott dein Gebet erhört und ihn aus den verstreuten Steinen der Erde geformt hat, wird er dir gehören und das Kind deines Herzens sein; er ist der Sohn, den dein Herz begehrte.


MILON

Seitdem habe ich dich nicht mehr verlassen.


ANNA

Du kanntest und liebtest bald diejenige, der dich liebte. Dein Wächter kam, um dich zum Schlafen zu bringen, zur üblichen Zeit. Wütend, ihm zu folgen, umarmte ihr euch gegenseitig oder auch meinen Hals mit beiden Armen, und du konntest dich nicht von meinen Busen lösen.


MILON

Ich erinnere mich noch an meine Freude, als du mich mitgenommen hast, und ach, als du gegangen bist.


ANNA

Dein Vater war schwer zu überzeugen. Ich habe lange Zeit viele Versuche unternommen; ich habe versprochen, dich als meinen eigenen Sohn zu behalten. Überlass das Kind mir, sagte ich, bis die Jugend ihn zu einem ernsthaften Leben ruft. Möge es das Ziel all meiner Wünsche sein; ich werde meine Hand den Fremden ablehnen, wer auch immer es sein mag; ich werde in Witwenschaft leben und sterben. Möge mein Erbe für deinen Sohn ein schöner Teil dessen sein, was er hat. - Also schwieg dein Vater und dachte über die Zinsen nach. Da schrie ich auf: Nimm die Inseln ohne Verzögerung, nimm sie als Pfand. Stärke dein Herzogtum; beschütze meines; behalte es für deinen Sohn. - Er entschied schließlich, denn der Ehrgeiz hat ihn immer dominiert, ebenso wie der Wunsch zu führen.


MILON

Oh! verurteile ihn nicht: Wie die Engel zu sein, ist der Wunsch von großen Herzen.


ANNA

Von da an gehörtest du mir. Oft habe ich mir vorgeworfen, in dir und durch dich eine Aufweichung meines schrecklichen Verlustes spüren zu können. Ich nährte dich; Liebe, aber auch Hoffnung, verbindet mich fest mit dir.


MILON

Oh! Darf ich deine Erwartungen erfüllen?


ANNA

Es ist nicht diese Hoffnung, die im strengen Winter unsere Köpfe mit Frühlingsblumen krönt; die vor den blühenden Bäumen über die üppigen Früchte lächelt: Nein, das Unglück hatte meine Wünsche in meinem Schoß verwandelt und in mir den immensen Wunsch nach Zerstörung geweckt.


MILON

Verheimliche mir nichts. Sprich: Damit ich alles weiß!


ANNA

Es ist Zeit, du kannst es kennen lernen: hör zu. Ich sah dich aufwachsen, und ich beobachtete schweigend die Dynamik und schöne Energie deiner naiven Zuneigung. Dann rief ich: Ja, er wurde für mich geboren! In ihm finde ich den Rächer des Verbrechens, das mein Leben ruiniert hat.


MILON

Ja! Ich werde nicht ruhen, bis ich die Schuldigen entdeckt habe, und die wütende, ungezügelte Rache wird mit Erinnerung auf seinen kriminellen Kopf losgelassen.


ANNA

Ich will dein Versprechen, deine Gelassenheit. Ich führe dich zum Altar des Gottes dieses Hauses. Dieser Gott gab dir ein glückliches Wachstum; er ruht, er neigt sich nieder, in der Nähe des benachteiligten Hauses, und hört uns an.


MILON

Ich ehre ihn und würde ihm gerne die einfachen Geschenke der Anerkennung anbieten.


ANNA

Ein tiefes Mitleid dringt in die wohltätigen Herzen der Engel ein, wenn die letzte Flamme des Kamins, den sie lange Zeit geschützt hatten, erlischt. Keine neue Familie lässt eine heftig genährte Flamme im Haus erstrahlen; vergeblich, mit einem himmlischen Atemzug, erhellen sie den rauchenden Überrest: Die Asche wird in die Luft gestreut; die Glut wird gelöscht. Verbunden mit den Schmerzen der Sterblichen, schauen sie dich an, ihre Köpfe neigen sich, und sie widersetzen sich nicht, mich zu verleugnen, wenn ich zu dir rufe: Hier, auf diesem friedlichen Altar, wo nie Blut floss, verspreche, fluche Rache!


MILON

Hier bin ich! Was du verlangst, werde ich gerne tun.


ANNA

Unermüdlich kommt und geht die Rache; sie breitet ihre Diener bis an die Enden der bewohnten Erde aus, um den gebogenen Kopf der Schuldigen zu bedrohen. Sie dringt sogar in die Wüsten ein, um zu suchen, ob es in den letzten Höhlen kein Versteck für einen Verbrecher gibt; sie wandert hier und da und geht vor ihm vorbei, bevor sie ihn erreicht. Von seinem Herzen aus steigen das geheime Zittern herab, und der böse Feldweg mit Qualen aus den Palästen in die Kirche, aus den Kirchen unter den weiten Himmel, wie ein besorgter Patient sein Bett wechselt. Das Flüstern der süßen Morgenbrisen in den Zweigen scheint ihn zu bedrohen; oft lehnt sie sich aus dem Schoß der Wolken zu seinem Kopf und schlägt ihn nicht; oft wendet sie sich von dem zitternden Täter ab, der das Gefühl seines Verbrechens hat. Auf ihrem unsicheren Flug kehrt sie zurück und begegnet seinem Blick. Vor ihrem imposanten, zwingenden Auge zieht sich das feige Herz, das vor schmerzhaftem Krämpfen pulsiert, in der Brust zusammen, und das warme Blut fließt von den Gliedern in die Brust, wo es gefriert und erstarrt. So kannst du, wenn Gott es mir eines Tages gewährt, wenn sie mit ihrem schrecklichen Finger auf dich zeigen, dich, mit bedrohlicher Stirn, diesem Übeltäter zeigen! Zähle langsam auf seiner Glatze meine Jahre des Leidens. Möge Mitleid, Nachsicht und Mitgefühl für den menschlichen Schmerz, Gefährten guter Fürsten, sich weit wegziehen und sich verstecken, auch wenn du es wünschst, sollst du ihre Hände nicht ergreifen. Berühre den heiligen Altar und fluche, um das volle Ausmaß meiner Gelübde zu erfüllen.


MILON

Von ganzem Herzen... Ich schwöre es!


ANNA

Aber lasst ihn nicht allein dazu verdammt sein, von deiner Hand zu sterben: auch seine eigenen, die um ihn herum und nach ihm sein irdisches Glück stärken, wirst du dazu bringen, nur Schatten der Hölle zu sein. Wenn er längst in das Grab herabgestiegen ist, führe seine Kinder und Enkelkinder zu seinem verlassenen Grab: Dort wirst du ihr Blut vergießen, damit es, wenn es fließt, seinen Schatten zum Schuppen heraufziehst; dass er sich von ihnen in der Dunkelheit ernährt, und dass schließlich diese Gesellschaft, die entrüstet stirbt, in einem Tumult erwacht. Möge sich der Schrecken auf Erden auf alle geheimen Verräter ausbreiten, die glauben, dass sie in ihren Verstecken Frieden finden! Möge keiner von ihnen die Augen vom Schoß der Qualen abwenden und sich Sorgen um das friedliche Dach seines ruhigen Hauses machen! Niemand soll hoffnungsvoll auf die Tür des Grabes schauen, das sich für alle einmal von selbst öffnet, und deshalb, unbeweglich, unflexibler als geschmolzenes Messing, trennet Freuden und Sorgen von ihm für immer! Wenn er seine Söhne segnet, indem er stirbt, dann lasse die letzte Bewegung des Lebens in seiner Hand aufhören und lasse ihn zittern, die sich bewegenden Locken dieser geliebten Köpfe zu berühren! Bei diesem kalten, festen, heiligen Stein des Altars schwöre, das volle Ausmaß meiner Wünsche zu erfüllen!


MILON

Mein Herz war noch frei von Rache und Wut, denn ich fühlte keine Ungerechtigkeit; wenn es in unseren Spielen leicht Streitigkeiten gab, wurde noch leichter Frieden noch vor dem Abend gemacht: Du hast in mir entzündet, was ich nie gespürt habe; du hast meinem Herzen einen schweren Schatz anvertraut; du hast mich zur erhabenen Würde des Helden erhoben, damit ich mich nun mit einem härteren Gang ins Leben beginne und weiß, was ich zu tun habe. Ja, ich schwöre dir, an diesem heiligen Ort, beim ersten und treuesten Eid meiner Lippen, dir und deinem Dienst den ersten und glühendsten Zorn meines Herzens für immer zu weihen.


ANNA

Lass mich, mein Treuer, mit diesem zarten Kuss das Siegel all meiner Wünsche auf deine Stirn stempeln. Und jetzt gehe ich vor dem hohen Tor zur heiligen Quelle, die aus dem geheimnisvollen Stein sprudelt und den Fuß meiner alten Mauern badet. Ich bin gleich wieder da.



SZENE V


(Milon allein.)


MILON

Ich verspüre den Wunsch zu sehen, was ihr Ziel ist. Sie denkt, sie hält vor der klaren und sprudelnden Welle an und scheint zu meditieren; sie wäscht ihre Hände sorgfältig, dann ihre Arme; sie badet ihre Stirn, ihre Brüste; sie hebt ihre Augen zum Himmel; sie sammelt das frische Wasser in der Handfläche und gießt es dreimal feierlich über die Erde. Welche Weihe will sie bewirken? Sie lenkt ihre Schritte auf die Schwelle: Sie kommt.



SZENE VI


(Anna, Milan.)


ANNA

Ich möchte dir nochmals danken, mit einem Gefühl der Freude und der Wonne.


MILON

Und warum?


ANNA

Weil du mich von der Last meines Lebens befreit hast.


MILON

Ich? Ich?


ANNA

Hass ist eine schwere Last: Er drückt das Herz auf den Boden der Brust, und wie ein Grabstein lastet er schwer auf allen Freuden. Nicht nur in der Not ist der reine, angenehme Strahl der freudigen Liebe der einzige Trost: Wenn er sich in Wolken hüllt, leuchtet leider das schwebende Gewand des Glücks und der Freude nicht mit freudigen Farben. Wie in die Hände Gottes habe ich meinen Schmerz in deine Hände gelegt, und ich erhebe mich leise und über das Gebet hinaus. Ich wusch mich von dem unreinen Kontakt mit der rachsüchtigen Wut; die Welle, die alles reinigt, trägt diesen Flecken weg; ein geheimnisvoller Keim der friedlichen Hoffnung steigt auf, wie er über die erlöste Erde aufsteigt, und schaut schüchtern auf das Licht, das sie mit Grün färbt.


MILON

Gib mir dein Vertrauen! Du darfst mir nichts verheimlichen.


ANNA

Ist er noch unter den Lebenden, den ich schon lange beweint habe, als wäre er zu den Toten hinabgestiegen?


MILON

Dreimal willkommen, wie es uns gefallen mag!


ANNA

Sprich; sei aufrichtig! Kannst du versprechen, dass er lebt, dass er zurückkommt und sich uns zeigt, dass du ihm bereitwillig die Hälfte zurückgeben wirst, die ihm gehört?


MILON

Von ganzem Herzen.


ANNA

Dein Vater hat es mir auch geschworen.


MILON

Und ich verspreche und schwöre bei deinen geweihten und heiligen Händen.


ANNA

Und ich empfange für den Abwesenden deinen Eid, dein Versprechen.


MILON

Sag mir jedoch, an welchem Zeichen soll ich ihn erkennen?


ANNA

Wie Gott ihn bringen wird, was für ein Zeugnis er ihm geben wird, das weiß ich nicht: aber denk daran, dass zu der Zeit, als die Seeräuber ihn mir weggenommen haben, eine kleine Goldkette, dreimal elegant verdreht, um seinen Hals gehängt wurde, und an der Kette war ein Bild der Jungfrau Maria künstlerisch graviert.


MILON

Ich werde mich daran erinnern.


ANNA

Ich kann dir noch ein weiteres Zeichen geben, das schwer nachzuahmen ist, und ein völlig unwiderlegbares Zeugnis der Verwandtschaft.


MILON

Sag es mir deutlich.


ANNA

Er trägt einen braunen Fleck auf seinem Hals, wie ich es auch bei dir bemerkt habe mit einer freudigen Überraschung. Von deinem Großvater wurde dieses Zeichen an die beiden Enkel weitergegeben, die für beide Väter unsichtbar blieben. Hüte dich davor und beobachte sorgfältig dieses sichere Zeichen heimischer Tugend.


MILON

Niemand kann sich gegen ihn erheben und mich täuschen.


ANNA

Möge es für dich schöner sein als das Ziel der Rache, dieser Blick auf die letzte Not deines Geschlechts! Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen! Hundert Mal wiederhole ich, was ich zum letzten Mal mit Bedauern sage, und doch muss ich dich verlassen, liebes Kind. Die geheime und tiefe Kontemplation deines zukünftigen Schicksals schwebt, wie eine Göttin, zwischen Freude und Schmerz. Niemand betritt diese Welt, für die keiner von uns viel übrig hat, und wie die Großen mit großem Maß. Aber das Leben überwindet alles, wenn die Liebe in ihrer Balance ist. Solange ich weiß, dass du auf Erden bist, dass dein Auge das süße Licht der Sonne sieht und dass deine Stimme im Ohr eines Freundes ertönt, obwohl du weit von mir entfernt bist, wird mir nichts das Glück nehmen. Magst du deine Reise verlängern, damit ich eines Tages, vereint mit meinem geliebten Schatten, gerne lange auf dich warte, und dass Gott dir jemanden gibt, der dich liebt, wie ich dich liebe! Komm schon, viele Worte nützen denen, die sich trennen, nichts. Lass uns für die Zukunft die Schmerzen der Zukunft reservieren, und möge dieser Tag eines neuen Lebens für dich freudig sein. Die Boten, die der Herzog uns schickt, werden nicht lange auf sich warten lassen. Sie werden bald kommen, und ich warte auch auf ihn. Komm, lass uns sie empfangen und uns mit den Gaben und Gedanken, die sie bringen, verbinden.


AKT II


SZENE I


(Paul allein.)


PAUL

Ich komme aus einer Stadt voller Erwartungen, unglücklicher Diener eines glücklichen Herrn. Er schickt mich im Voraus mit vielen Geschenken an seinen Sohn, und er wird in ein paar Stunden in meine Fußstapfen treten. Bald werde ich das Gesicht eines glücklichen Kindes sehen; aber ich werde meine Stimme nur mit dem Vorwand erheben, mich mit der universellen Freude zu verbinden; ich werde mich unter freudigen äußerst mysteriösen Schmerzen verbergen. Denn hier trage ich nach einem alten Verrat ein lebendiges Geschwür, das das blühende Leben, das alle meine Kräfte nährt, in meinem Schoß verzehrt. Ein Herzog sollte niemanden als Komplizen für seine kühnen Bemühungen haben. Was er tut, um ein Herzogtum und einen Kranz zu erwerben und zu festigen, was für ein Herzogtum und einen Kranz angemessen sein mag, ist im Instrument ein leichter Verrat. Und doch lieben sie Verrat und hassen den Verräter. Wehe ihm! Ihre Gunst stürzt uns in Trunkenheit, und wir haben leicht die Gewohnheit, zu vergessen, was wir unserer eigenen Würde verdanken. Der Gefallen scheint so teuer zu sein, dass wir unseren persönlichen Wert viel zu wenig im Gegenzug schätzen. Wir fühlen uns mit einer Handlung verbunden, die unserem Herzen fremd war; wir glauben, dass wir verbunden sind und dass wir Sklaven sind. Auf unserem Rücken schlägt der Reiter wie auf das Pferd, und er fliegt zu seinem Ziel, bevor wir unser besorgtes Gesicht vom Boden gehoben haben. Das schreckliche Geheimnis ist, dass ich mit meinen Lippen verschließe. Wenn ich es offenbare, bin ich ein doppelter Verräter; wenn ich es verberge, ist der schändlichste Verrat triumphierend. Begleiter meines ganzen Lebens, stilles Geheimnis, willst du in diesem Moment deinen mächtigen und weichen Finger von meinem Mund nehmen? Sollte ein Geheimnis, das ich wie einen schmerzhaften Feind bewahre, aus meinem Herzen entkommen lassen und wie ein anderes gleichgültiges Wort in die Luft atmen? Du bist grausam und lieb zu mir, Gewissen: Du stärkst mich, indem du mich quälst. Aber die Zeit der Reife wird bald für dich kommen. Ich zweifle immer noch, und wie schmerzhaft der Zweifel auch ist, wenn unser Schicksal von der Auflösung abhängt! O Gott, gib mir ein Zeichen! Löse meine Zunge los oder fessle sie, wie du willst.



SZENE II


(Milon, Paul.)


MILON

Willkommen, Paul, der mir seit langem für deine Sanftmut und Selbstzufriedenheit bekannt ist; sei heute der sehr willkommene! Oh! Sag mir, welche Neuigkeiten bringst du mir? Wird er bald kommen? Wo sind die Deinen? Wo sind die Diener des Herogs? Kannst du mir sagen, was dieser Tag für mich bereithält?


PAUL

Mein lieber Prinz! Wie? Erkennst du deinen alten Freund auf Anhieb? Und ich muss mir nach der kurzen Abwesenheit von einem Jahr sagen: Ist er es? Ist er es wirklich? - Das Alter hört auf wie ein alter Baum, der, wenn er nicht austrocknet, immer gleich aussieht; aber du, liebes Kind, jeder Frühling entwickelt neue Reize auf deinem lieben Gesicht. Wir möchten, dass du so bleibst, wie du bist, und immer genießen, was aus dir wird. Bald werden die Boten kommen, auf die du zu Recht wartest; sie werden dir Geschenke von deinem Vater bringen, die deiner und dieses Tages würdig sind.


MILON

Ich entschuldige mich für meine Ungeduld. Ich konnte schon seit vielen Nächten nicht mehr schlafen. Schon mehrmals am Morgen bin ich an den Strand gelaufen und schaue um mich herum, und ich schaue in die Ebene, als ob ich diejenigen sehen würde, die kommen sollen, und ich weiß, dass sie noch nicht ankommen. Jetzt, da sie bereit sind, will ich es nicht, und ich werde sie treffen. Kannst du die Schritte der Pferde hören? Hörst du den Schrei?


PAUL

Noch nicht, mein Prinz; ich habe sie weit zurückgelassen.


MILON

Sag mir, ist es schön, das Pferd, das mich heute tragen soll?


PAUL

Es ist ein weißes Pferd, weise und hell wie Licht.


MILON

Ein weißes Pferd, sagst du? Soll ich dir glauben? Muss ich es dir sagen? Ich hätte lieber ein schwarzes.


PAUL

Du kannst es haben, wenn du nach ihm fragst.


MILON

Ein dunkles Pferd greift den Boden mit viel mehr Feuer an. Denn wenn ich geliebt werden soll, muss er gezwungen werden, hinter anderen festgehalten zu werden; er darf keinen Reiter vor sich haben; er muss vor den wehenden Fahnen aufsteigen; er darf keine Angst vor den abgesenkten Speeren haben, und er muss die Trompete mit schnellem Wiehern beantworten.


PAUL

Ich kann sehen, mein Prinz, dass ich Recht hatte und dich gut kannte. Dein Vater war unentschlossen, was er dir schicken sollte. O Meister, sagte ich zu ihm, keine Sorge; hier gibt es genug Festtagskleidung und Ornamente: Alles, was du tun musst, ist, ihm viele Waffen und alte Schwerter zu schicken. Wenn er sie heute nicht bewältigen kann, wird die Hoffnung sein Herz höher schlagen lassen, und seine zukünftige Stärke wird im Voraus in seiner jungen Hand erschaudern.


MILON

Oh! Was für eine Freude! O Tage lang erwartet! Tag der Freude! Und dir, mein alter Freund, wie sehr ich dir danke! Wie soll ich dich dafür belohnen, dass du dich nach meinen Wünschen um mich kümmerst?


PAUL

Es kommt darauf an, dass du mir und vielen Menschen Gutes tust.


MILON

Sprich, ist das die Wahrheit? Werde ich das alles haben? Und bringen sie mir das alles?


PAUL

Ja, und noch mehr.


MILON

Mehr als das?


PAUL

Noch viel mehr. Sie bringen dir, was Gold nicht kaufen kann, was das stärkste Schwert nicht erobern kann; diesen Schatz, auf den niemand gerne verzichtet, und der Stolze und der Tyrann ernähren sich von seinem Schatten.


MILON

Oh! Nenne mir diesen Schatz und lass mich nicht vor diesem Rätsel hängen!


PAUL

Die edlen Jugendlichen, die Kinder, die heute kommen, um dir zu begegnen, bringen dir hingebungsvolle Herzen, voller Hoffnung und Zuversicht, und ihre freudigen Gesichter sind die Vorzeichen von tausend und abertausend anderen, die dich erwarten.


MILON

Rasen die Menschen bereits durch die Straßen?


PAUL

Jeder vergisst seine Dinge, seine Arbeit, und der lässigste ist abgehoben: Er hat nur ein dringendes Bedürfnis, dich zu sehen, und jeder glaubt inzwischen, dass er zum zweiten Mal den glücklichen Tag feiert, der dir das Leben gegeben hat.


MILON

Mit welcher Freude werde ich diese glücklichen Freunde treffen!


PAUL

Oh! Mögen ihre Augen in die Tiefen deiner Seele eindringen! Denn ein solcher Blick ist nicht auf andere gerichtet, nicht einmal auf den Herzog. Was der alte Mann gerne über die guten alten Zeiten erzählt, was der junge Mann in Zukunft für sich erträumt, die Hoffnung, die schönste Krone zu flechten, das hält sie, als Versprechen, am gesetzten Ziel für ihre Tage.


MILON

Sie müssen mich lieben und ehren wie meinen Vater.


PAUL

Sie versprechen dir gerne mehr. Ein alter Herzog unterdrückt in den Herzen die Hoffnungen der Menschen und fesselt sie mit Ketten; aber das Erscheinen eines neuen Prinzen gibt den lange enthaltenen Gelübden Auftrieb; sie platzen vor Rausch! Wir genießen es übermäßig, verrückt oder weise zu atmen, nach einer schmerzhaften Einschränkung entspannt!


MILON

Ich möchte meinen Vater bitten, Brot und Wein und von seinen Herden den Teil, auf den er leicht verzichten kann, an das Volk zu verteilen.


PAUL

Er wird dies gerne tun. Der Tag, den uns Gott nur einmal im Leben gewähren kann, soll von allen hoch gelobt werden! Es ist so selten, dass sich die Herzen der Menschen zusammen öffnen! Jeder kümmert sich nur um sich selbst. Wahnsinn und Wut entflammen ein Volk viel schneller als Liebe und Freude. Du wirst sehen, wie die Väter ihre Hände auf die Köpfe ihrer Söhne legen und es ihnen sagen, wenn sie dich verkünden: Seht! Er kommt nach vorne! - Die Erwachsenen sehen den Unterlegenen als Gleichgestellten an; der Sklave hebt selbstbewusst ein freudiges Auge auf seinen Herrn; der Beleidigte begrüßt mit einem Lächeln den Blick seines Gegners und lädt ihn zur sanften Reue, zum freien und einfachen Teilen des Glücks ein. So vereint die unschuldige Hand der Freude gefügige Herzen, erzeugt ein kunstloses Fest, ähnlich den Tagen des goldenen Zeitalters, als Adam noch sanft wie ein geliebter Vater auf der neuen Erde regierte.


MILON

Zu wie vielen Kameraden wurde ich geschickt? Hier hatte ich drei davon. Wir waren gute Freunde, oft getrennt und bald wieder vereint. Sobald ich eine große Anzahl von ihnen habe, werden wir uns als Freunde und Feinde kennenlernen, und wir werden uns in unseren Spielen, Wachen, Lagern, Überraschungen und Kämpfen ernsthaft gegenseitig imitieren. Kennst du sie? Sind sie gute und selbstgenügsame Genossen?


PAUL

Oh, wenn du die eilige Menge gesehen hättest! Wie jeder seinen Sohn darbrachte, und wie die jungen Männer sich mit Eifer anboten! Von den edelsten und besten wurden zwölf ausgewählt, um dich zu umgeben und dir unaufhörlich zu dienen.


MILON

Aber ich könnte wahrscheinlich mehr für die Spiele verlangen?


PAUL

Du wirst sie alle auf das erste Signal hin bekommen.


MILON

Ich werde sie teilen, und der Beste wird auf meiner Seite sein; ich werde sie auf unbefestigten Pfaden führen, und wenn sie mit Geschwindigkeit laufen, werden sie den stillen Feind zerschlagen.


PAUL

Mit diesem Geist, lieber Prinz, wirst du die Kinder zu den Spielen der Jugend und bald das ganze Volk zu ernsthaften Debatten führen. Jeder fühlt sich hinter dir, jeder wird von dir angetrieben. Der junge Mann bewahrt seine feurige Leidenschaft und beobachtet, wo deine Augen den Tod oder das Leben befehlen; der erfahrene Mann macht bereitwillig einen Fehler mit dir, und der alte Mann selbst verzichtet auf seine hart erkämpfte Vorsicht, und aus Zuneigung zu dir kehrt er wieder mit Leidenschaft zum Leben zurück, ja, dieser graue Kopf, du wirst ihn an deiner Seite sehen, gegen den Schock des Feindes, und diese Brust kann die letzten Tropfen seines Blutes vergießen, denn du wirst nicht falsch liegen.


MILON

Was kannst du sagen? Oh! Du wirst keinen Grund zur Reue haben. Ich werde sicherlich der Erste sein, der in Gefahr ist, und ich werde das Vertrauen von ihnen allen haben.


PAUL

Schon die himmlischen Geister haben es zu einem großen Teil den Menschen für den jungen Prinzen inspiriert. Es ist einfach und schwierig für ihn, sich zurechtzufinden.


MILON

Niemand wird es mir wegnehmen: Wer mutig ist, muss bei mir sein.


PAUL

Du wirst nicht nur über glückliche Menschen herrschen. In reduzierter Geheimhaltung belastet die Last von Elend und Schmerz viele Sterbliche. Sie scheinen abgelehnt zu werden, weil das Glück sie ablehnt; aber ohne gesehen zu werden, folgen sie dem Mann des Mutes auf seinen Wegen, und ihr Gebet dringt in das Ohr Gottes ein. Mysteriöse Hilfe wird oft von den Schwachen geleistet...


MILON

Ich höre, ich höre die Schreie der Freude und den Klang der Posaunen, die aus dem Tal aufsteigen. Oh! Lass mich laufen. Sie kommen! Sie kommen! Sie kommen! Ich möchte diesen schnellen Weg vor ihren Schritten gehen. Du, lieber Freund, folge der Hauptstraße oder, wenn du willst, bleibe hier.


(Er geht ab.)



SZENE III.


(Paul allein.)


PAUL

Wie schmeichelhaft das schon jetzt für die Ohren dieses Kindes angenehm klingt! Und doch ist die Schmeichelei der Hoffnung unschuldig. Wenn wir dich in ein paar Tagen für das, was wir ablehnen, loben müssen, werden wir es stärker spüren. Möge er sich glücklich schätzen, der sein Leben fernab der Güter dieser Welt verbringt! Möge er Gott ehren und fürchten und ihm im Stillen danken, wenn seine Hände sanft das Volk regieren! Gottes Leiden berührt ihn kaum, und er kann Gottes Freude unermesslich teilen. Oh, wehe mir! Heute zweimal wehe mir! Glückliches und gutaussehendes Kind, musst du leben? Muss ich das Monster, das dich in seinem Abgrund zerreißen kann, in Ketten legen? Muss die Gräfin wissen, was für eine schwarze Sünde dein Vater gegen sie begangen hat? Wirst du mich belohnen, wenn ich still bin? Wird eine geräuschlose Treue empfunden? Was kann ich in meinem Alter noch von dir erwarten? Ich werde dir nur eine Last sein. Mit einem Handschlag auf dem Weg wirst du denken, dass ich sehr zufrieden bin. Du wirst vom Strom derer weggetragen, die nach dir riechen, aber dein Vater regiert uns mit einem schweren Zepter. Nein, wenn noch eine Sonne auf mich scheint, will ich, dass eine schreckliche Zwietracht das Haus verunsichert, und wenn die Not mit tausend Armen kommt, dann werden wir wieder spüren, was wir wert sind, wie in den Schwierigkeiten der früheren Tage; dann werden wir wie ein altes Messer zur Kiste gebracht und den Rost von seiner Klinge gereinigt. O ihr, alte Geheimnisse und schwarze Angriffe, verlasst eure Gräber, wo ihr gefangen lebt. Die tödliche Schuld ist nicht erloschen. Steht auf. Umgebt den Thron mit dunklen Wolken, die auf Gräbern ruhen. Möge der Schrecken wie ein Blitz durch das Herz aller gehen! Verwandelt Freude in Zorn! Und dass vor den ausgestreckten Armen, um sie zu ergreifen, die Hoffnung gebrochen ist!









JOHANN WOLFGANG VON GOETHE – ACHILL



High to flame the mighty blaze once more,

Striving towards the sky, and Ilios' walls appeared

Red, through the dark night; of the piled-up woods

Immense scaffolding, collapsing, aroused

Mighty embers at last. Then Hector's bones sank

And in ashes lay the noblest Trojan on the ground.


Now Achill rose from his seat in front of his tent,

Where he watched the hours, the nocturnal hours, the flames.

Distant, terrible play and the changing fire's movement,

Without turning his eyes from Pergamon's reddish fortress.

Deep in his heart he still felt hatred for the dead man,

Who had slain his friend and now sank buried.


But when the fury of the devouring fire subsided

And at the same time with rose fingers the Goddess

Adorned land and sea that the flames' horrors paled,

The great Pelid, deeply moved and gentle,

Towards Antilochos spoke the weighty words,

So the day will come when from the ruins of Ilios

Smoke and fumes will rise, driven by the Thracian airs,

Ida's long mountains and Gargaro's heights darken;

But I shall not see him! Aurore, the awakener of nations,

Found me gathering Patroclus' bones, she finds

Hector's brothers now in the same pious business,

And soon, my dear Antilochus, she may find thee too,

That thou may'st mournfully bury the light remnant of thy friend.

Let this be then, as the gods bid me; be it so! 

Let us now remember the needful things that are yet to be done.

For I, united with my friend Patroclus,

A glorious hill, on the high shore of the sea.

Erect, a monument to the peoples and times to come.

Already the brave Myrmidons have diligently

Dug around the space and threw the earth inwards,

As it were, a protective wall against the enemy's onslaught. 

And so they busily circumscribed the wide space.

But the work shall grow for me! I hasten to call up

Those who are still willing to heap earth with earth

And so, perhaps, I'll get half of it done;

Yours be the completion, when soon the urn has seized me.


So he spoke and went, and walked through the row of tents,

Waving to this one and that one and calling others together.

All immediately excited, they took hold of the strong tools,

The shovel and the pick with delight, that the sound of the ore rang out,

And the mighty pole, the stone-moving lever.

And so they departed, crowded out of the camp,

Up the gentle path, and in silence the crowd hurried.

As when, armed for the assault, the nightly selection

Of Silence draws the army, with silent steps the line

And each one measures the steps, and each one holds his breath.

To penetrate the enemy city, the poorly guarded one.

So they also went, and all active Silence

Honoured the serious business and their king's pain.


But when they reached the ridge of the wave-swept hill

Soon, and now the vastness of the sea opened up,

Aurore gazed kindly upon them, from the sacred dawn

From a distant cloud of mist, and each one's heart was refreshed by her.

All rushed at once to the trench, greedy of the work,

Tearing in clods upon the long-trodden ground,

Shovelling it away, others carried it with baskets upwards. 

Some were seen filling helmet and shield,

And the corner of the garment was others' instead of the vessel.


Now the gates of Heaven opened fiercely,

And the wild team of Sol roared up.

Quickly he enlightened the pious Ethiopians,

Who dwell the outermost of all the peoples of the earth.

Soon shaking his glowing locks, he emerged from the Ida

Forests, to shine on lamenting Trojans, on armed Achaians.


But the Hours, striving towards the ether, reached

Jove‘s holy house, which they greet eternally.

And they entered, there met them Vulcan hurriedly, 

Limping, and spoke words of encouragement to them,

Deceivers! Happy ones quickly, those who wait slowly! hear me!

I have built this hall in obedience to the will of the Father,

According to the divine measure of the most glorious Muses' song,

Spared not gold and silver, nor brass, nor pale metal;

And as I have finished, the work still stands perfect,

Untroubled by time. For here the rust seizes it not,

Nor dust, the earthly wanderer's companion, reach it.

I have done everything that any creative art can do.

The high ceiling of the house rests unshaken,

And the smooth floor invites the foot to tread.

Every ruler's throne follows where he commands,

As the hound follows the huntsman, and golden walking boys

I created, who support Jove, the coming one,

As I created for myself girls of brass. But all is lifeless!

To you alone it is given, to the Graces and to you alone,

To sprinkle charms on the dead form of life.

Come, then, spare me nothing, and from the sacred horn 

Of salt, that I may rejoice in the work, and the gods, 

Enraptured, continue to praise me as they did at first.

And they smiled softly, the mobile ones, nodded to the old one

Friendly, and poured out life and light lavishly all around,

That no man could bear it, and that it delighted the gods.


So Vulcan hurriedly moved towards the threshold,

Intent on his work, for it was the only thing that stirred his heart.

Then Juno, accompanied by Pallas Minerva, met him,

And when she saw the son, she stopped him at once,

She stopped him at once and spoke, the divine Juno,

O Son, thou wilt soon lack self-satisfied fame,

That thou preparest weapons to defend men from death,

Exhausting all art, as this beseeches thee and that

Goddess! for the day is at hand when the great Pelid

Will sink into the dust, marking the mortal boundary.

Protection is not the helmet, nor the armour, nor the shield‘s

Circumference, if the dark Proserpine disputes him.


But the artificial god Vulcan said against it,

Why mockest thou me, O Mother, that I have been busy,

Proved myself to Thetis and made those weapons?

Would not the like come from the anvil of earthly men;

Yes, with my tool even a god could not make them

And poured into the body like wings to lift the hero.

Impenetrable and rich, a wonder to behold.

For what a god bestows on men is a blessing,

Not like an enemy's gift, preserved only to ruin.

And surely Patroclus would have returned to me victorious,

If Phoebus had not knocked the helmet from his head

And parted the armour, so that the naked one sank.

But be it so, and Fate demands of man,

Did not the weapon, the most divine, protect, the Aegis

Not even the gods themselves, who alone shoo away the sad days.

But what do I care! He who forges weapons prepares war, 

And must not expect the sound of the guitar.

So he spoke and went and grumbled, the Goddesses laughed!


Meanwhile the other gods entered the hall.

Diana came, the early one, already joyful of the victorious arrow,

That killed the strongest stag for her at the springs of Ida.

Also with Iris Mercury, and the sublime Leto,

Eternally hated by Juno, similar to her, milder in nature.

Phoebos follows her, the Divine Mother rejoices in her longing.

Mars strides mightily, nimble, the warrior,

Friendly to none, and only tamed by Venus the fair.

Late came Venus, the smiling Goddess,

Who about lovers in the morning hours so unwillingly,

Charmingly weary, as if the night had not been enough for her to rest,

She lowered herself into the arms of the throne.


And the halls shone softly, the breezes of the ether

From the vastness came forth, proclaiming Jove's nearness.

Immediately he came out of the high chamber to the assembly,

Supported by Vulcan‘s image. Thus he glided gloriously

Up to the golden throne, the artificial one, sat, and the others 

Standing bent to him, and sat down, each separately.

Immediately the gift-fliss'd, dexterous 

And Youth-Goddesses, the Graces and Hebe,

Gave round the rich ambrosial spray,

Full, not overflowing, pleasure to the uranium ions.

Only to Jove stepped Ganymede, with the earnestness of the first

In the childish eyes, and the God rejoiced,

So they all silently enjoyed the fullness of bliss.


But Thetis appeared, the divine one, looking sad,

Full-bodied and tall, the loveliest daughter of Nereus,

And to Juno immediately turned she spoke the word,

Goddess, receive me, not turning away! Learn to be just!

For I swear by those who, dwelling down in Tartarus,

Sit around Saturn and above the Stygian spring,

Late avengers of the falsely spoken oath:

I came not hither to hinder my son's

Certain fate, and remove the sad day from him;

Nay, I am driven up from the purple dwelling of the sea.

With unconquerable pain, whether in the Olympian height

If I might relieve the lamentable anguish.

For the son no longer calls me, he stands on the shore,

Forgetting me, and thinking only of his friend,

Who now before him descended into the dark dwelling

And to whom he strives towards the shadows.

Yes, I may not see him, nor speak him. Can we help each other

To lament together our unavoidable misery?


Juno turned violently, and gazing dreadfully

She spoke, full of vexation, words of grievance to the mourner,

Foolish one, unexplored, like the sea that made thee!

Shall I trust? and even receive thee with a friendly look?

Thee, who a thousand times hath offended me, as usually, so lately,

Who hath borne me the noblest warriors to death, 

For the sake of her to flatter her son's intolerable, unreasonable mind?

Think'st thou I know thee not, and think'st not of this beginning?

When, as a bridegroom, Jove did gloriously descend to thee,

And left me wife and sister, and the daughter of Nereus

Hoped to be Queen of Heaven, inflamed with pride?

But well he returned, the Divine One, frightened 

By the Titan's wise tale, who from the damned bed

Proclaims to him the most dangerous son. Prometheus understood!

For from you and the mortal man a beast has sprung,

In place of the Chimera and the earth-destroying dragon.

If a god had begotten him, who would have secured the ether for the gods?

And as the former devastated the world, this one the heavens.

And yet I never see thee approach, that not, exhilarated,

The Crowned One beckons to thee, and lightly caresses thy cheek;

Yea, that he all consents, the dreadful one, to shorten me.

Unsatisfied lust never withers in the bosom of man!


And the daughter of the truly speaking Nereus said,

Cruel one! What speech thou sendest! Arrows of hate!

You do not spare the mother's pain, the most terrible of all,

Who, grieved, the near fate of her son laments about.

Thou hast not known this grief in the bosom

Of the mortal woman, as of the immortal Goddess.

For, begotten of Jove, glorious sons surround thee,

Eternally spry and young, and thou enjoyest the Highest.

But thou thyself didst lament, in fearful lamentations poured out,

That day when Jove, enraged, the faithful Vulcan,

For thine own sake, hurled down on Lemnos' ground;

And the glorious one, wounded in the foot, lay like a son of the earth.

Then you cried aloud to the nymphs of the shady island,

Summoned the paean and waited for the damage to be done.

Yes, even now the error of the limping son grieves thee.

He hurries about, benevolently, the gods'

Riches of delicious drink, and carries the golden bowl

Swaying, earnestly anxious lest he should spill,

And endless laughter arises from the blessed gods:

Always thou alone show'st thyself grave, and tak'st care of the son.

And I sought not the lamentation's convivial consolation

Today, when the death of the glorious only one is at hand?

For I have heard it too firmly from the gray father,

Nereus, the true mouth of the future divine explorer,

Of that day when ye, assembled, eternal gods,

To me to the enforced feast, the mortal man's embrace,

In Pelion's woods, descending.

At that time the old man announced to me the glorious son,

To be preferred to his father, for so Fate would have it;

But at the same time he proclaimed the sad days shortened.

So the hurrying years rolled past me,

Unstoppable, the son to the black gate of Hades urging. 

What did art and cunning help me? What the purifying flame?

What the female dress? The noblest was drawn to war

With unlimited lust for fame and the bonds of fate.

Sad days he has lived, they are coming to an end

In a moment. I know the condition of high Fortune.

Eternal glory remains to him, but the weapons of death

Threaten him near and sure, even Jove did not save him.

So she spoke and went and sat down at Leto's side,

Who a motherly heart had before the rest of the Uranions

In her bosom, and there she felt the fullness of pain.


Earnestly now turned Jove and mildly his divine face

Towards the lamenting one, and thus fatherly he began,

O Daughter, if I should ever hear from thee words of blasphemy

In my ears ever! as a titan in displeasure might

Against the gods who rule Olympos on high.

You yourself deny your son‘s life, foolishly despairing;

Hope remains wedded to Life, the flattering Goddess,

Pleasing to many who, as faithful demons live

With mortal men through the changing days.

Olympus is not closed to her, even the grey dwelling of Hades

Opens to her, and the brazen fate smiles when she, 

The fair one, flatteringly presses herself upon him.

But the impenetrable night gave Admetus' wife back 

To my son, the unconquerable. Did not

Protesilaos came up, embracing his sorrowing wife?

And did not Proserpine soften when she heard down there

Orpheus' song and unconquerable longing?

Was not Asclepius' strength subdued by my radiance

Who, bold enough, returned the dead to life?

Even for the dead the living man hopes. Wilt thou despair,

Since the living son still enjoys the light of the sun?

The boundary of life is not firmly fenced; a God drives,

Yea, Man drives them back the ghosts of death.

Therefore let not your courage fail, keep from iniquity

Thy lips, and shut thine ear to the enemy's mockery.

Often has the sick man buried the physician who has recently

Healed him and had been glad of the illuminating sun.

Does not Neptune often push the keel of the ship mightily

Towards the perilous course, and cleave the planks and ribs?

In a moment the rudder falls from the hand, and the bursting ship,

The wreckage, seized by men, the God scatters in the waves.

He wants to destroy all, but the demon saves some.

So too, methinks, no God knows nor the Goddesses first,

Whose field of Ilios is destined to return home.


So he spoke and held his peace; then the divine Juno

Quickly rose from her seat and stood as a mountain in the sea,

Whose lofty summits of the ether's weather do shine.

She spoke with anger and high, the only one, worthy being,

Terrible, wavering-minded one! what is the meaning of these words?

Dost thou speak to provoke me? and to please thee,

When I am angry, to disgrace myself thus before the celestials?

For I scarcely believe that the word is earnest in thy mind.

Ilios falls! you swore it to me yourself, and the signs of Fate

All point to it, so may Achill fall!

He, the best of the Greeks, the worthy darling of the Gods.

For he who stands in the way of destiny,

He falls into the dust, he is trampled by the horses,

He is crushed by the wheel of the brazen sacred chariot.

So I do not care how much doubt you arouse,

To soothe her that softly surrenders to pain.

But this I tell thee and take it to thy heart:

Arbitrariness remains eternally hateful to gods and men,

If it shows itself in deed, even if it only makes itself known in words.

For as high as we stand, the eternal Gods'

Eternal Themis alone, and She alone must rule and reign,

When thy kingdom, however late it may be,

The mighty power of the Titans, long subdued, shall give way.


But calmly and cheerfully Jove replied: You speak wisely, 

But you do not act so, for it remains reprehensible,

On earth and in heaven, when the comrade of the sovereign

Joins the adversaries, it would be in deeds

Or words; the word is a herald to approaching deeds.

So I mean this to thee, be it well, troubled one, to thee still,

This day to divide the kingdom of Saturn below;

Descend with purpose, endure the day of the Titans,

Which, methinks, is yet far from the light of the ether.

But to the rest of you I say, not yet doom presses on

Unstoppable approaches to topple the walls of Troy.

Let him who protects Troy, protect Achill at the same time,

And the rest, methinks, have a sad work before them,

If they kill the most excellent man of the favoured Danaans.

So saying, he rose from the throne to his chambers.

And, moved from the seat, Leto and Thetis departed

Into the depths of the halls; of the lonely conversation

Desiring sad delight, and no one followed the two.

Now turned to Mars, the sublime Juno cried out,

O Son! what do you think now, whose unrestrained arbitrariness

Favours this and that, the one and the other

With the changing Fortune of terrible weapons delights?

The goal is never in your mind, where it is set,

But momentary strength, and rage, and infinite woe.

So I think thou wilt soon, in the midst of the Trojans,

Even Achill thou shalt fight, that at last is near his Fate,

And not unworthy to fall from the hands of the Gods.


But Mars, with nobility and reverence, answered,

O Mother, do not command me this: for to end such a thing

Would never befit the God. Let mortal men

Kill each other, as they are driven by the desire of victory.

Mine is to stir them up, from far peaceful abode,

Where they enjoy the glorious days unchallenged,

And toiling for the bounty of Ceres, their nourisher.

But I admonish them, accompanied by Ossa; 

The distant battle sounds before their ears; 

Already the storm of battle around them, and stirs the tempers,

Nothing holds them back, and in courageous urge

They stride forward eagerly, eager for the danger of death.

So now I go to call the son of lovely Aurore,

Memnon, and the Ethiopian nations,

Even the Amazons, to whom men are detestable.

So he spoke and turned away; but Venus, the fair one,

Seized him and looked him in the eyes and said with a smile,

Savage, thou art thus rushing on! the last nations of the earth

To summon to the battle that is fought here for a woman.

Do it, I won't hold you! For the fairest of women

It is a more worthy fight than ever for the possessions of goods.

But do not excite me the Ethiopian people,

Who so often crown the Gods' most pious feasts,

Pure life, I gave the fairest gifts to the good,

Everlasting love's delight, and children's infinite round about.

But praise be to me, when you send unfeminine hordes

Of savage Amazons to the death struggle;

For I hate them, the brute, who flee men's 

Sweet companionship and as horse tamers

Every clean charm, the adornment of women they lack.

So she spoke and looked after the hurrying man, but nimbly

She turned away her eyes to spy the ways of Phoebus,

Who descended from Olympos to the blooming earth,

Then crossed the sea, avoiding all the islands,

Hastened to the Thymbraean Valley, where a temple 

To him stood solemn and worthy, surrounded by Troy's people,

When there was peace, when all was desirous of festivity.

But now it stood empty and without celebration and competition.

There the clever, skilful Venus, the Goddess, saw him,

To meet him, for many a thing she rolled in her great bosom.

And to Juno spoke the earnest Pallas Minerva,

O Goddess, you are not angry with me. I now descend,

To stand by the side of him whom Fate is about to overtake.

Such a beautiful life does not deserve to end in displeasure.

I gladly confess it to you, before all the heroes of the past,

Achill was always dear to my immaculate heart;

Yes, I would have joined him in love and embrace,

Could Minerva have befitted the works of Venus;

But as he hath embraced his friend with mighty affection,

So do I hold him, and as he laments that one,

I shall, when he falls, lament the mortal, I, the Goddess.

Alas! that so soon the beautiful image of the earth 

Should be missing! Which rejoices broad and wide 

In the common. That the body, the glorious edifice of life,

Shall withering away to the devouring flame.

Alas! and that he, the noble youth, should not form

Himself into a man. A princely man is so needed on earth.

That the younger rage, the wild destroying desire

May at last prove to be a mighty mind, a creative one,

Which determines the order by which thousands are guided.

Then the accomplished no longer resembles the storming Mars,

For whom only the battle is enough, the man-killing one! 

No, he resembles Jove himself, from whom emanates welfare.

He no longer destroys cities, he builds them; from distant shores

He brings the abundance of the citizens; coasts and seashores

Teem with new peoples, eager for space and food.

But this one builds his grave. Not can or should I

My darling hold back from the gate of Hades,

Which he already inquires and seeks to follow his friend,

Which, so near it gapes, yet nightly darkness shrouds.

So she spoke, and gazed terribly out into the vast ether. 

A God gazes terribly where mortals weep.


But Juno, touching her girlfriend's shoulder, said,

O Daughter, I share with you the pain that seizes you;

For we think alike in many things, even in this,

That I avoid the man's embrace, that you abhor it.

But the more honoured is always the worthy. 

Many women desire a softy, like Anchises the fair,

Or even Endymion, who was loved but as a dreamer.

But now, worthy daughter of Jove, take hold of yourself,

Descend to the Pelid, and fill with divine life

His bosom that he, above all mortal men, lives,

Today the happiest, remembering the glory to come,

And give him the hand of the Hour, the fullness of eternity.


Minerva hastily adorned the foot with the golden soles,

Which through the wide space of heaven and across the sea

Thus strode forth and through the ethereal spaces,

As the lower air, and on the Skamandric heights

She quickly descended to the far-seen tomb of Aesyetes. 

She did not look towards the fortress of the city,

Not into the quiet field that between the sacred Xanthos‘

Ever-flowing ornament and the Simoi's stony broad

Dry bed, stretching down to the pebbly shore.

Her eyes did not run through the rows of ships and tents,

Nor spied in the throng of the busy camp;

Seaward the divine turned, the Sigean hill

Filled her eye, she saw the sprightly Achill

Commanding his busy people of the Myrmidons.


Like the agile multitude of ants, whose business

Deep in the forest the hurrying footfall of the hunter disturbs,

Dispersing their heap, how long and carefully it was piled.

Quickly the convivial crowd, dispersed into a thousand flocks,

Swarming to and fro, and single thousands swarming,

Each grasping the next, and striving to the centre,

Towards the ancient edifice of the labyrinthine cone.

So the Myrmidons, they heaped earth on earth,

Piling up the rampart from the outside, so it grew

Higher, in an instant, upwards in the described circle.


But Achill stood in the bottom of the cup, surrounded

By the tumbling rampart that rose a monument around him.

Behind him stepped Minerva, not far away, of Antilochos' formation.

Enveloped the Goddess, not quite, for more glorious he seemed.

Soon now she turned back, saw the friend of the Pelides

Joyfully, went to meet him and, grasping his hand, and spoke,

My dear, will you also come to help me with this serious business?

That the young men's diligence brings me nearer and nearer?

See! how the embankment rises all around and already towards the middle

The rolling debris, narrowing the circle, presses in.

The crowd may complete this, but it is recommended to you 

To build the roof in the middle, the shield of the urn.

Here! I have separated two slabs, found in the digging

Monstrous; surely Neptune, the earth-shaker

Took them from the high mountains and hurled them here

To the edge of the sea, covering them with gravel and earth.

These prepared set them up, leaning on one another

To build the firm tent! beneath it may the urn stand, 

Secretly kept, far away till the end of days.

Then fill the gap of the deep space with earth,

Ever closer, until the completed cone.

Be a mark for men to come, he said.

So he spoke, and Jove‘s clear-eyed daughter Minerva

Still held out her hands to him, to whom in the fight

Unwillingly a man approaches, even if he were the most excellent.

These she presses closed with divine kindly strength,

Repeating, and speaking the fair and pleasant words,

Dear, what thou hast wrought, thine own shall hereafter consummate.

Last, be it I, be it another, who knows?

But let us at once, from this pressing circle,

Climb up, round the rampart's lofty ridge.

There the sea and the land and the islands are revealed.

So she spoke and stirred his heart and, taking him by the hand,

Leading him lightly up, and so they both walked

Around the lofty edge of the ever-growing causeway.


But the Goddess, her shining blue eyes turned 

Towards the sea, trying kind words,

What sails are these, numerous, one behind the other,

Striving towards the shore, stretched in wide array?

These, methinks, do not so soon approach the holy earth,

For from the shore the morning wind blows to meet them.


Do not my eyes deceive me, said the great Pelid,

If I am not deceived by the image of the coloured ships.

Bold Phoenician men, eager for all kinds of riches,

From the islands they bring welcome food,

To the Achaian army, who long missed the supply.

Wine and dried fruit and herds of bleating cattle.

Yea, they shall land, methinks, to refresh the nations,

Before the pressing battle summons the newly strengthened.


Verily! the bluish-eyed Goddess replied,

There was no mistake about the man who here on the coast

To create a waiting place for himself aroused all his own,

To watch the high seas for ships to come,

Or to light a fire, the steersmen's nightly signal.

For the widest space opens up to the eyes here,

Never empty; a ship meets ships at hand,

Or follows. Verily! a man from Oceanus' streams

Coming, and grained gold of the rearmost Phasis in hollow

Carrying ships, eager for barter, to roam the sea,

He would always be seen wheresoever he turned. He sailed

Through the salty tide of the broad Hellespont

To Jove‘s cradle and to the streams of Egypt,

To see the Tritonian Syrte, or perhaps

At the end of the earth the descending steeds

Sol's descending steeds and then return home,

Richly laden with goods, as many a coast offered,

This would be seen so forth as well as thither.

Himself dwells, it seems to me, back there, where the night 

Never separates from the holy earth.

Separates from the sacred earth, the eternal mists chagrined,

Many a resolute man, eager for adventure,

And he ventures into the open sea, towards the light day.

Steering hither he arrives, and shows the hill from afar

To his companions and asks what the sign here means.


And with a cheerful look the Pelid answered gladly,

You tell me wisely, the wisest of father's begets!

Not only considering what now touches your eyes,

But seeing what is to come, and like the holy seers.

Gladly I listen to thee, the fair speeches produce

New delight to the breast, which I have so long lacked.

Many a one will therefore cut through the blue waves,

See the glorious mark and speak to the oarsmen:

Here lies buried by no means the least of the Achaians,

Whose way back the Moirene's severity hath denied;

For not a few carried the towering hill together.


No! He doesn't talk like that, the Goddess replied vehemently,

Behold! he cries with delight, beholding the summit from afar,

There is the glorious mark of the only great Pelid,

From the earth by the will of Fate.

For this I tell thee, a truth-loving seer,

To whom now, in a moment, the Gods reveal what is to come,

Far from Oceanus' stream, where Sol‘s steeds lead,

And over the crest of it to where he descends in the evening,

Yea, as far as the day and night goes, behold, 

Thy glorious fame spreads, and all nations revere

Thy apt choice of short glorious life.

Delightful you have chosen. He who leaves the earth young,

Walks also eternally young in the kingdom of Proserpine,

Eternally young he appears to the future, eternally longed for.

If my father dies one day, the grey, travelled Nestor,

Who then mourns him? and even from his son's eye

The tear scarcely rolls, the gentle one. Completely finished

Lays the resting old man, the glorious pattern of mortals.

But the young man, falling, arouses infinite longing

To all those to come, and to each he dies anew, who wishes 

The praiseworthy deed crowned with praiseworthy deeds.


Immediately, Achill spoke in unison,

Yes, this is how man values life, as a sacred jewel,

That he most reverences him who defies it.

Some virtues there are of high understanding Wisdom,

Some of fidelity and duty and all-embracing Love;

But none is so revered by all men

Than the firmer sense, which, instead of yielding to death,

Even to the power of death courageously summons to the fray.

Even venerable appears to future generations

He who, beset by shame and sorrow, resolutely

Even the sharpness of the ore turned to the tender body.

Glory follows him against his will; from the hand of despair

He takes the glorious wreath of the unfading victor.


So he spoke, but Pallas Minerva answered him,

Thou hast spoken well, for so it is with men.

Even the least of them is raised in contempt of the dangers of death.

A servant stands gloriously by the king's side in battle.

Even the domestic woman's fame spreads through the earth.

Alcestis, the silent wife, is still named

Among the heroes who gave herself for her Admetus.

But no one has a greater fate to look forward to,

Than he who, in the strife of countless men, is first.

Without question, who here, of Achaian descent

Or native Phrygians, endure endless battles.

Mnemosyne, with her lovely daughters, will soon forget

Those battles forgotten, the first divine battles,

Which fortified the crowned one's empire, where the earth

And the heavens and the seas moved in flaming share,

Before the memory of Argonautic valour is extinguished,

And Herculean strength no more remember the earth,

So that this clime and this shore shall henceforth herald 

Ten years of battle and the summits of deeds

And it was destined for thee, in this glorious war,

Which has stirred all Hellas and driven its valiant fighters

Across the sea, like the last barbarians,

The last barbarians, allies of the Trojans,

Always to be called first, as leader of the nations.

Where now henceforth the wreath of calm men gathers

And hears the singer, landed in safe harbour,

Resting on hewn stone from the toil of the oar

And of the terrible struggle with indomitable waves;

Even at the sacred feast round the glorious temple encamped

Jove the Olympian, or of the fernet-striking Phoebus,

When the praiseworthy prize was given to the happy victors,

Thy name shall always first from the lips of the singer

When he first praised the God.

To all thou dost lift up the heart, as present, and to all 

The bravely the glory vanishes uniting on the one.


Achill answered with a serious look,

This thou speakest fair and well, an understanding youth.

For indeed it excites a man to see the thronging crowd

Gathered for his sake, in life, greedy of sight,

And so it pleases him to think of the fair singer,

Who weaves the song's garland with his name;

But more delightful is it to rejoice in the kindred sentiments

Of noble men to rejoice, in life as in death.

For nothing on earth was ever given to me more delicious,

Than when Ajax, the Telamonian, shakes my hand,

In the evening, after the battle is over and the toil is done,

Rejoicing in victory and the enemies slain.

Verily, the short life, it would be granted to man

That he might happily accomplish it, from morning till evening

Sitting under the hall and enjoying the abundance of food,

And with it the fortifying wine, the sorrow quencher,

If the singer could bring the past and the future.

But he was not so fortunate that day,

When Jove angered the wise Japetids,

And Pandore's image Vulcan created for the king;

Then was decreed the inevitable woe

To all mortal men that ever inhabit the earth.

To whom Sol shines only to deceptive hopes,

Deceived even by celestial glories and refreshing rays.

For in the bosom of man there is always the infinite strife

The source of the calmest house's corrupter tends to flow.

Envy and lust for power and the desire for unconditional possession

Of widely distributed goods, of herds, as well as of women,

Which to him seeming divine doth bring perilous woe into the house

And where does man rest from toil and mighty striving,

Who sails the seas in a hollow ship? The earth,

Following stout bulls, with a fair furrow he traverses the earth?

Dangers are everywhere near him, and Tyche, the Fates‘

Elder, stirs up the soil of the earth as well as the sea.

So I'll tell you this: the luckiest man thinks 

To be always armed, and each like the warrior,

Who is always ready to part from Sol‘s gaze.


Smiling, the Goddess Pallas Minerva replied,

Let us now do away with all this! Any speech,

However wise they may be, of earth-born men,

Will not solve the riddles of the impenetrable future.

Therefore, I had better remember the purpose 

For which I came, to ask thee if thou wilt by any means,

To procure for thee, as well as for thine own, what is necessary.


And with cheerful earnestness the great Pelid added,

Thou rememberest me well, the wiser, what it needs.

I am no longer tempted by hunger, nor by thirst, nor by any other

Earth-born desire, to the celebration of happy hours;

But this is not, to faithful labouring men,

In toil's own refreshment is given.

If you demand strength from your own, you must strengthen them

With the gifts of Ceres, who gives all nourishment.

Therefore hurry down, my friend, and send of bread

And of wine enough, that we may further the work.

And in the evening, the smell of welcome meat

Shall steam up to you, that first fell slaughtered.

So he spoke aloud; his own heard the words,

Smiling among themselves, refreshed with the sweat of labour.


But down descended Minerva, the Divine, with flying step

And straightway reached the tents of the Myrmidons,

Down at the foot of the hill, guarding the right side of the camp.

Faithfully guarding; this fate fell to the high Achill.

Immediately the Goddess aroused the ever cautious men,

Who, keeping the golden fruit of the earth plentiful.

They are always ready to hand it to the contending man.

She called them and spoke the commanding words:

Up! why do you now omit the welcome food of bread

And drink of wine to bring up to the weary?

Who are not gathered today at the tent in joyful chatter

Sitting, stoking the fire, prepare your daily food.

Come on, you lazy ones, prepare at once for the active men

What the stomach needs; for all too often you only shorten

The people's quarrels the due reward of promised nourishment.

But, methinks, the wrath of the ruler shall yet overtake you,

Who has not brought the warrior here for your sake.

So said she, and they obeyed, in a disgruntled heart

Hastening, and brought forth the abundance, loading their mouths.







ODE ON MY BELOVED PHILINE


At a time when women were largely confined 

To the domestic sphere 

And professional life seemed unthinkable 

For bourgeois women, 

Goethe's novel plays. 

In his Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre", 

He juxtaposes his protagonist 

With a character who seems to be downright controversial 

To the prevailing ideal of women. 

In the 18th century, femininity was equated 

With emotion, passivity, innocence, 

Naturalness and motherliness... 


If Philine is perhaps a typical woman 

Of her time after all,

Whose only aim in life is marriage and motherhood, 

Will be discussed below. 

Perhaps, however, she is forced 

To act in such a different way 

And, as a single and professional woman 

Without the protection of her family, 

Has no choice but to accept 

The reputation of an actress. 

The question of whether Philine also 

Undergoes an educational path, 

Like Wilhelm, in the course of the novel 

Will also be the subject of the paper.


The character of Wilhelm Meister 

Will also play an essential role. 

Wilhelm, who from his youth onwards 

Pursues the question of the meaning of life, 

The question of whether education 

Is necessary and important 

Beyond his working life. 

I will look at his ideals and goals in life, 

Both of which were formed in childhood. 

Why a love relationship 

Between Philine and Wilhelm cannot work, 

Indeed seems downright incompatible 

Will also be the subject of this paper. 

To prove this, I will look 

At the prevailing image of women 

In the 18th century, 

Goethe wrote his novel in 1795, 

And the prevailing and accepted relationship 

Between men and women.


The way Goethe introduces Philine to the novel 

Already casts doubt on her submission 

To the prevailing norms of behaviour for women. 

Thus she takes the active part 

In getting to know Wilhelm. 

When the two meet for the first time, 

Wilhelm is in the street 

And Philine is looking out the window of her lodgings. 

Philine makes the first contact 

With Wilhelm under a pretext. 

She sends her boy to him 

With a request for the flowers he is holding. 

Wilhelm sends her the bouquet 

With a compliment, which Philine 

Returns with a friendly greeting. 

Wilhelm, however, does not take the opportunity 

To get closer to Philine; 

For him, the encounter is a kindly adventure. 

Only when Philine appears at the window again 

Does Wilhelm inquire about her 

And the acquaintance deepens. 

Philine has to appear at the window 

A second time to recall herself, 

So she undoubtedly takes the active part here 

In making the acquaintance of Wilhelm.


Philine is a working woman, 

She earns her living as an actress. 

Here too she contradicts passivity, 

She earns her living and has a profession.


Her sphere of action is not limited 

To the domestic sphere, 

As is the case with most contemporaries. 

However, she is also dependent on men 

From whose generosity she earns her living.


Until the 18th century, 

Actors were considered dishonourable 

In all Christian countries. 

They were excluded from communion 

And the Christian oath 

And the church refused them a Christian burial. 

So Philine as an actress 

Is in an in-between position, 

On the one hand she is celebrated by her audience, 

On the other she is socially 

On the edge of respectability.


Philine is a woman who does not conform 

To the social norm, 

She shapes her life according to her own ideas. 

She openly lives sexual relationships 

With several men without regard 

For her social standing. 

She is indifferent to her reputation. 

Thus, for Laertes, she is the real Eve,

The figure of seduction and sin par excellence.


Proof that the adjective innocent 

Does not apply to Philine is the song 

Der Schäfer putzt sich zum Tanz, 

Which she performs on an outing. 

The exact wording is not given to the reader 

Because the narrator fears 

The reader might find it tasteless or indecent. 

This song that she recites to the company 

Is pure provocation.


Wilhelm first notices Philine's appearance, 

Her blonde hair which fell 

Carelessly undone around her neck. 

A little later, when they meet in person 

For the first time, Philine wears 

A pair of light high heeled slippers 

And a black mantilla over a white negligee,

Because it was not quite clean,

Her short skirt showed 

The cutest feet in the world. 

This appearance to a stranger, 

Which Wilhelm undoubtedly is at this point, 

Is not befitting of a woman 

In the 18th century. 

Philine is clearly flirting with her charms here. 

Her negligee is white, 

So it is the colour that stands for innocence. 

However, the garment is no longer entirely clean, 

Just like her innocence. 

The very fact that a woman 

Who is not impeccably dressed 

Receives two men in her private rooms, 

One of whom is a complete stranger to her, 

And the other a friend, rather than a relative, 

Must have astonished contemporary recipients, 

Or underlined the part of the sensual seductress 

That Philine plays.


The theatre was financed with the help of patrons, 

The actors were dependent 

On the favour of their backers. 

As Laertes tells Wilhelm, Philine and he 

Belong to a group of actors that has disbanded. 

What Laertes does not tell us, 

But which is the consequence of their situation, 

Is that they are looking for a patron 

In order to be able to earn a living as actors. 

So the assumption is that Philine is using 

Her feminine charms to find a backer.


Philine tells Wilhelm and Laertes 

About an incident with two strange men 

With whom she had gone to dinner. 

Already on the way she put 

Their generosity to the test. 

The gentlemen immediately inquired 

About the prices of the various dishes, 

Whereupon Philine takes the order from their hands 

And orders the most expensive dishes. 

She agrees with the landlord beforehand 

That she wants to test the two gentlemen 

And that she is by no means actually 

Ordering the dishes. 

The gentlemen excused themselves for a walk 

While they waited for their order 

And left Philine sitting in the inn 

Without having paid the bill.


Philine laughs at this incident. 

Since she depends on the generosity of men, 

She quickly realised 

That an acquaintance with these gentlemen 

Would not be useful to her 

And therefore broke it off. 

In the course of the novel, 

Philine usually fares a little better 

Than the other actresses. 

With the help of her feminine charms 

And her adaptability, she manages 

To endear herself to the people 

Who can give her advantages. 

For example, she lives in the inhabited castle 

And is a companion of the countess, 

While the rest of the group of actors 

Are housed in a dwelling 

That lacks the most basic necessities.


At their first meeting, 

Philine gives Wilhelm a powder knife 

On which the words "Remember me" 

Are engraved. This personal dedication 

Leads to the assumption 

That this knife is a gift to Philine 

From a former admirer. 

Wilhelm feels obliged by this gift 

To make a greater gift in return, 

Which Philine naturally knows 

And also wanted to achieve. 

Philine is also setting out the framework 

Of the possible relationship between them.


Since generosity secures Philine's livelihood, 

She is also charitable and generous 

Towards poorer people. 

On an excursion, she not only gives away 

All the cash she, Laertes and Wilhelm are carrying, 

But in the end even her hat and jewellery. 

So she not only receives, but also gives.


The status to which women aspired 

In the 18th century was marriage. 

All women sought to attain this state 

As their true destiny. 

The real place of female agency 

Is the domestic world. 

The triad of marriage, motherhood and the home 

Was considered the only true fulfilment 

Of woman's God-given and natural destiny.


It does not appear that marriage 

Is Philine's goal in life. 

She does not hide her frequently changing 

Male relationships, 

Which would certainly be helpful 

In getting a man to marry her 

And thus offer her security. 

She makes no other attempt 

To achieve this security.


Philine's lack of interest in marriage 

Is certainly unusual for the time, 

A marriage would ensure her security 

And social standing. 

Unmarried women missed 

Their most important destiny, 

Were despised and exposed to ridicule. 

This contempt is shown to her 

By Madame Melina. 

As fellow actors, the two women 

Are actually on the same lower social rung, 

The only thing that elevates Madame Melina 

Above Philine is the fact that she is married.


Marriage for Philine would mean 

That she would have to be subordinate 

And faithful to a man, 

But Philine does not think much of faithfulness, 

Since love for her .is a gift to be enjoyed 

By someone without envy 

Or stubbornness. 

She therefore considers jealousy 

And competition among men 

For a woman's favour to be unnecessary. 

Because she does not limit this gift 

To just one man.


Motherhood is considered 

The most beautiful task, 

The highest happiness of a woman 

In the 18th century. 

Philine does not pursue this goal either; 

She finds the pregnant Madame Melina unattractive, 

She says to Laertes, It dresses her so ugly, 

If only I should see no more women of good hope. 

To Wilhelm she says, I can't stand 

The children otherwise, 

Clearly expressing her dislike of motherhood. 

Philine does not fit at all into the image 

Of women in the 18th century 

When she aspires neither to the state of marriage 

Nor to motherhood, 

Both of which were considered 

The only goals of women. 

Philine rather embodies the joie de vivre 

And the ease of living as she wishes, 

As contemporary readers are more familiar with 

From men than from women.


The way in which Goethe takes Philine 

Out of the novel 

Seems particularly striking here; 

She is pregnant and lives together 

With Friedrich in a wild marriage. 

Even Friedrich finds nothing more informal 

And ridiculous than she, 

Philine in this state appears just 

As absurd to him as she does to Wilhelm.


Philine hides in her condition, 

She does not present it 

As the fulfilment of her womanly life, 

Which may also be due to the fact 

That she is not sure whether Friedrich 

Is really the father, 

And that she has a child as an unmarried woman.


When Wilhelm first sees Philine, 

The first thing he notices is 

That a pleasant cheerfulness 

Animated her face. 

This cheerfulness embodies a quality 

Wilhelm lacks. He is a serious 

And introverted man, 

Often lost in his thoughts.


Philine catches his eye 

Because she draws attention to herself 

And she is a well-educated wench to him. 

In contrast, Wilhelm's first impression 

Of the beautiful Amazon, Natalie, 

His future wife, is almost contrasting. 

He never thought he had seen anything 

More noble or more amiable than Natalie. 

Philine embodies serenity for him, 

Physical attraction, 

And she is a symbol of the easy 

And unconstrained life 

He leads around her. 

Later, when Wilhelm joins the Tower Society 

And sees himself at the goal 

Of shaping his character, 

There is also no longer room for Philine 

At Wilhelm's side. 

Wilhelm is not satisfied with the kind of life 

He leads with Philine at the theatre society 

As he continues his search for identity. 

Philine is therefore not a figure 

That stands for Wilhelm's future. 

As Philine and Natalie stand next to each other, 

I, Wilhelm, never thought I had seen 

Such a distance. 

Natalie embodies inner beauty and humanity. 

There is something motherly and protective 

About the way she takes off her coat 

And puts it on the badly injured Wilhelm 

That fascinates him.


Furthermore, it is Philine's profession 

That exerts a captivating effect on Wilhelm. 

As an actress, she embodies 

Part of the maternal world he covets 

And into which he has fled. 

He admires both Philine and Mariane 

For their social indeterminacy. 

A state he would like to achieve.


These things, cheerfulness and acting, 

Remind Wilhelm of Mariane, 

The figure of his ideal love. 

At first Wilhelm tries to project 

His love onto Philine, but Philine 

Is a woman who is only loyal 

To her own ideals 

And cannot be moulded 

Into Wilhelm's ideal woman. 

Thus, despite a fixed appointment 

With Wilhelm and Laertes, 

She has gone away with two strangers, 

Whereupon Wilhelm rebukes her inconsistency. 

His pride is hurt 

Because she does not attach enough importance 

To the date with him and amuses herself elsewhere. 

As the novel progresses, 

Wilhelm is repeatedly forced to realise 

That Philine is neither prepared 

To be monogamous 

Nor to make him the centre of her life. 

The consequence of this observation is 

That he refuses her. 

For him, there is only the possibility 

Of an absolute, monogamous relationship.


Philine sees in Wilhelm first and foremost 

What she sees in all men, 

A potential patron. 

With Wilhelm, too, she uses her powers 

Of seduction to be able 

To steer him in her favour. 

When Melina asks Wilhelm for a loan 

For some acting props, 

Melina does not yet receive a concrete promise.


Philine then approaches him. 

She sits down with him on the bench, 

Kisses him in public 

And approaches him cold and fine as she is,

In a way he considers completely inappropriate. 

Philine just laughs and says 

The passers-by thought 

They were a newly married couple. 

Wilhelm, in order not to give scandal,

Is forced to play the part of the patient husband. 

Philine justifies her behaviour 

By inducing Wilhelm to stay with her 

And not continue his trading trip. 

After this incident on the bench, 

Wilhelm wants to follow Philine to her room, 

But is stopped by Melina. 

Wilhelm, his mind completely on Philine, 

Unthinkingly assures Melina of the loan. 

When this promise is made, 

Friedrich intervenes and, instead of Wilhelm, 

Rushes to Philine's room. 

Although Wilhelm is so jealous of Friedrich 

That he might have pulled the boy backwards 

Down the stairs by the hair, 

His self-discipline regains the upper hand 

And he does not show his passionate feelings, 

But evades the situation.


This incident shows that Philine is calculating 

And lives for the moment. 

Since she is without a commitment 

And knows full well that Wilhelm 

Has the means to secure her one with Melina, 

She approaches him and thus gets her way. 

However, it is not Philine as a person 

Who binds Wilhelm to the theatre in the long run, 

But the money he has lent Melina 

That is his legitimisation to stay 

With the acting troupe.


Philine does not only approach Wilhelm 

Out of calculation, however, 

She also loves the challenge 

That the disciplined Wilhelm poses for her. 

With his modesty, he is a right stick for her, 

Ad it is precisely because of this 

That she justifies her interest in him. 

Philine is a woman used to pleasing men, 

Wilhelm's stubborn aloofness challenges Philine. 

She gets a kick out of teasing him. 

For example, she puts her slippers 

In front of his bed. 

Wilhelm searches the whole room for her 

He searched more and more assiduously, 

Indeed a mischievous onlooker 

Might have thought he was searching 

In order to find. 

Wilhelm's inner struggle 

Between inclination and propriety 

Continues constantly in Philine's presence. 

On the one hand, he desires her presence; 

On the other, he considers it inappropriate 

And could not reconcile it 

With his concept of decency and morality. 

The two experience their only night of love, 

Under the cover of darkness. 

Wilhelm has enjoyed too much wine 

To be able to maintain his resistance, 

Which Philine takes advantage of. 

The next morning, Wilhelm cannot accept 

That he has given in to his weakness 

And imagines that it was his Mariane. 

With this distortion of the facts, 

He creates a legitimisation for the favour 

He has enjoyed and flees 

From the reality he cannot bear.


Philine and Wilhelm are two 

Completely different characters. 

While Wilhelm is a serious man 

Whose goal is to shape his character, 

Philine lives by the motto Carpe Diem. 

She sings the song 

The Shepherd preens himself for the dance 

To cheer up the company. 

Although Wilhelm can find no moral merit 

And nothing poetic in her singing, 

He does praise the way she performs it. 

Again, as from the first moment, 

He remains only on the surface. 

Philine's lightness and light-heartedness 

Fascinate him, as does her appearance. 

He leaves out the moral things 

That inevitably contribute 

To the formation of character 

In his assessment of Philine. 

This leads to the assumption 

That she is out of the question for Wilhelm 

As a potential partner, since for him 

Character building is an essential goal in life.


Philine falls in love with Wilhelm, 

But still remains true to her ideals in this love, 

Saying to him, And if I love you, what's it to you?

Wilhelm and Philine have a fundamentally 

Different conception of love. 

While Wilhelm seeks absolute fulfilment in love, 

Which is also part of his identity, 

For Philine love is a gift 

Someone enjoys without envy or stubbornness. 

These are two views that are incompatible. 

It is also difficult to imagine Philine, 

The pleasant sinner, at Wilhelm's side, 

In the narrowness and seriousness 

Of a bourgeois life, 

Which he chooses at the end. 

While for Philine the theatre is only 

A means to an end, 

Namely her profession that secures her livelihood, 

For Wilhelm it means much more. 

He seeks absolute identification with his role,

The theatre is for him a means 

By which he wants to achieve his goal, 

The shaping of his character. 

In the end, however, he has to realise 

That he has no talent as an actor 

And chooses a bourgeois life at Natalie's side.


The desire that Wilhelm undoubtedly 

Has for Philine remains largely unexpressed. 

As far as Wilhelm is able, 

He denies the feelings he has for her. 

They are only acted out 

When the initiative comes from Philine 

And when she deceives him. 

For example, she disguises Friedrich 

And makes Wilhelm believe he is Mariane. 

Just like the night of love they share, 

Philine only gains Wilhelm's favour 

By means of deception 

And not with the help of true feelings.


At the same time, Wilhelm does not manage 

To recognise Philine's loyalty. 

He does not see that she stays with him 

After the raid by the drama society 

And that she cares for him. 

For Wilhelm, only the encounter 

With the Amazon counts. 

Nor does he realise that she wants him 

To share in the advantages 

She has through her acquaintances with men, 

Such as when she gets him a room 

At the Countess's better lodgings, 

Which he refuses. 

Or that she puts him in a good light 

With the countess he fancies 

And allows him to meet her.


The turning point for Wilhelm 

Is the robbery of the drama society 

During which he meets the Amazon. 

From then on, Wilhelm pursues his goal again: 

He did not want to continue 

A strolling life haphazardly, 

But purposeful steps were to mark 

His course in the future. 

That Philine is part of the ambling life 

Is shown by the fact that he asks her 

To leave him alone 

When he recovers from the wound of the attack 

And later is not pleased to meet her again at Serlo.


A relationship between Wilhelm and Philine 

Seems unthinkable, 

As they are simply too different. 

Even in his childhood, he knows 

That he wants a woman 

Who has more inwardness to offer than Philine.


I was particularly captivated 

By Chlorinde with all her doings. 

The manly femininity, 

The calm fullness of her existence 

Had more effect on the spirit 

That was beginning to develop 

Than the made charms of Armida, 

Although I did not despise her garden.


For Wilhelm, Philine possesses 

The charms of Armida, 

But it is Chlorinde who captivates him.


As an actress, Philine lives a free, 

Self-determined and largely independent life, 

Which is otherwise difficult to achieve 

For a woman of her time.


She can deal with the fact 

That she does not find recognition 

In the bourgeois world. 

When she earns disdain 

Because she behaves in public 

In a way that is not proper, 

She responds by cutting faces in the back. 

She only seeks recognition and conformity 

When it is to her advantage.


She can also accept that men reduce her 

To her sensual side. 

She virtually challenges them, 

For example by putting her slippers 

In front of Serlo 

And thus deepening the conversation 

About the cuteness of her feet.


Philine uses her success with men 

To secure her livelihood. 

She has no connection with a man 

From whose acquaintance she derives no advantage. 

However, she leads this life by choice, 

As there were few opportunities 

For women of the time 

To lead independent and self-reliant lives, 

And acting was one of them.


Philine is the controversial figure 

To Wilhelm's strictly moral approach to life. 

In the course of his apprenticeship years, 

She confronts Wilhelm with the sensual, 

Easy-going side of life. 

She acts as a siren, so to speak, who tempts him. 

But Wilhelm chooses Natalie as a woman 

Who has more character development. 

Wilhelm seeks access to women 

Through the mind. 

Thus, his adoration for the Countess 

Takes place only through his imagination, 

And the proposal of marriage 

To Therese is made, 

After careful consideration, by letter. 

Wilhelm lacks passion and impulsiveness, 

And a possible connection to a woman 

Only takes place after careful consideration. 

He regards the woman at his side 

As property, possession and thing. 

He demands absolute and unconditional 

Love and fidelity, 

Which he himself is also able to give. 

However, Wilhelm lacks knowledge 

Of human nature and empathy, 

So that he tends to project his desires 

And ideas onto people, thereby failing 

To recognise themselve.


Philine also undergoes a change 

In the course of the novel. 

At the beginning of the novel, for example, 

She is without a commitment 

And is in search of a patron, 

And therefore has many male acquaintances 

At this time. At the end of the novel, 

However, she finds herself in a state 

That does not make her happy at all, 

She is pregnant. 

In complete contrast to the beginning of the novel, 

She lives a secluded life, 

Hides away and lives with a man. 

So she is in exactly the situation 

She did not aspire to. 

Philine certainly does not experience 

An educational path, in the sense 

Of character development, in this novel.


Philine functions more as a negative example 

For contemporary readers, 

Because not only the hero of the novel, 

But also the reader should be educated. 

The readers are made aware 

Of the consequences of a life without morals.


Since Wilhelm has not found his identification 

Through the profession of actor, 

He gives up the free life to marry 

And lead a life with the Tower Society, 

Which represents the reform aristocracy. 

This nobility leads a life 

That approaches the bourgeois 

And he renounces a representative life. 

Wilhelm thus chooses a life 

Between the world of social indeterminacy 

And bourgeois confinement. 

A life in which Philine cannot find a place.




GÖTZ VON BERLICHINGEN


VON IHM SELBST



KANTUS I


Erstlich hab ich woll etwa von meinem vatter 

vnnd mutter seligen, auch meinen brudern 

vnnd schwestern (die ellther warenn dann ich) 

vnd auch vonn allten knechten vnd megdten, 


so bey inen gediennet, viellmal gehort, 

das ich ein wunderbarlicher junger knab gewest, 

vnd mich dermassenn inn meiner khindtheit ertzaigt 

vnd gehalltenn, das meniglichenn darauß gespurt 


vnnd abgenommen, das ich zu einem kriegsman 

oder reutterßman gerathen wurde, auß villenn vrsachenn, 

die alhie zuerzellen zulang vnnd vnuonnotten, 

welchs ich dann fur mein personn nit gewust hett, 


wann es mir nit erzellter massenn seithero gesagt 

vnd angezaigt wer wordenn. Das waiß ich aber woll, 

das ich mein mutter sellig viellmaln gebetenn, 

man sollt mich hinweg vnnder die frembdenn thonn, 


vff das ich auch ettwas bey denselbigen lernenn möchte, 

wie dann auch volgendts beschehenn, 

vnnd ich inn meiner iugendt hin vnnd wider 

alls volgenn wirtt vill gebraucht wordenn.


Vnd zwar so bin ich anfenglichs zu Nidernn Hall 

am Kochenn ein iarlanng inn die schull gangenn, 

vnnd bey einem vetternn gewest, der hieß 

Konntz vonn Newenstein, vnd saß zu Nidern Hall, 


aldo er hett ein hauß gebaut. Alls ich aber nit vill lust 

zur schulenn, sonnder villmehr zu pferden 

vnd reutterey trug, vnnd mich darbey finden ließ, 

bin ich volgenndts alßbaldt nach demselbigenn 


zu herr Conraden von Berlichingen ritter, 

meinem vetter seligen khommen, 

bey dem ich drey iarlanng verharret, 

vnnd fur ein buben gebraucht wordenn.


Vnd denn ersten riedt, denn ich bey ime 

meim vetternn gethann, der ist beschehenn, 

alls ine marggraff Friderich von Brandennburg 

zu Onoltzbach vff denn großen reichstag ghenn Wormbs, 


im jar alls man 1495 geschriebenn, 

alls ein furstlichenn rath verordnett vnd geschickht, 

mit dem ich dann allso in meiner jugendt 

vff solchen reichstag auch mit reittenn must, 


vnd so lanng bin ich auch reissig gewest. 

Vnd sein wir freylich inn der erstenn fastwochenn 

ghenn Wormbs khommen, vnnd war sein erster außriedt 

von Onoltzbach an, biß ghenn Schrotzberg 


in sein behausung, vnd vonn Schrotzberg ann, 

ein tag bieß gehnn Mospach, vonn Mospach 

biß ghenn Haidelberg. Do assenn wir zu morgenn 

zum Hirsch, vnnd nach dem imbes rittenn wir 


noch denselbigen tag bis genn Wormbs, 

das rechenn ich ein tag vff acht oder neun meil wegs, 

vnd daucht mich damalnn meinem thon nach, 

wie ich ein gesell war, weit vnd viell sein, 


aber seit derselbigenn zeithero, hab ich es woll gewonnt, 

vnd etwa inn wenigen tagenn vnnd nächtenn 

weite raiß volbracht, vnnd darbey nichts gessenn 

oder getrunckenn, welchs die notturfft also erfordert hat, 


dann es etwan nit annderst sein konnth.

Als wir nun ghenn Wormbs kamen, war mein herr selig 

der erstenn einer, so doselbst vf dem reichßtag annkhommen, 

vnd blib aldo liegenn, bis das alle churfursten und fursten, 


auch andere hochen vnd nidern standts selbs personnlich, 

oder aber durch ire pottschafftenn vff der reichs versamlung

erschinenn sein. Vnd in denn berurten dreyenn jarn, 


weill ich als oblaut bey meinem vettern 

her Conraden von Berlichingen ritternn gewesenn, 

wurdenn vill tag hin vndt wider, zu Wormbs, Vlm, 

Augspurg, vnd andern orttenn gehaltenn, 


do etwann churfursten, vnd fursten ausserhalb 

des grossenn reichstag zu Wormbs zusammen khamen, 

vnnd bey dennen allenn ist mein vetter seliger 

vill gebraucht wordenn, also das er das ganntz jar 


nit vill vber zwenn monat, inn allen seinen heussern, 

derenn er freilich drew gehabt, innheimisch sein kunth. 

Vnnd ob er schonn ie einmal haim kham, 

warenn sein vnnd seiner guttenn freundt, 


auch der ritterschafft inn Frannckhen geschefftenn 

vnnd sachenn souill vnd weitlaiffig, das er alls ein allter 

ritter fur vnnd fur wenig ruhe habenn kunth. 

Darbey ich dann allenthalbenn alls ein bueb vnd junger 


muste mit reittenn vnnd gebraucht werdenn.

Vnnd denn letstenn reichßtag, da ich bey im gewessenn bin, 

der war zu Lindaw am Bodennsehe, daselbst er auch 

gestorbenn ist, vnd khammen wir vff sant Laurentzen tag 


dohin, do er volgenndts vmb fasthnacht 

zu Lindaw verschidenn, vnd habenn ine sein knecht 

vnnd ich alls ein knab mit der leicht herrab gefurt 

bieß ghenn Schonntal inn das kloster, 


vnd ging der bischoff vonn Meintz, mit namen 

bischoff Bertoldt vonn Hennenberg löblicher gedechtnus 

selbs mit der leicht vonn Lindaw dem thor ann, 

biß gar vber die bruckhenn herrauß, 


die vber denn Bodennsehe gehet, das dann seher 

ein lannge bruckhenn ist, vnnd war auch sonst khein furst do, 

dann der bischoff vonn Meintz, alls ein ertzcantzler 

vonn des kaisers wegenn, aber sonnst alle stendt 


im Romischenn reich hetten ire verordnete reth 

vnd gesandtenn da. Vnd namen wir vnsernn weg 

mit der leicht vff Heilbronn zu, vnd lagenn vbernacht 

inn der herberg die hieß zum Spiegell. 


Zum wort zaichenn brann es dieselbig nacht 

daselbst zu Hailbronn, gleich gegenn dem abenndt, 

da wir zu nacht gessenn hettenn, vnnd mustenn wir 

in der herberg bleibenn, vnd dorfften nit herrauß, 


vnd des andern tags furenn wir mit der leicht 

gein Schonntall, aldo auch gedachter mein vetter seliger 

wie gemelt begrabenn worden. vnd gleich hernach 

vmb Pfingstenn thet ich mich zu hochgedachtem 


marggraff Friderichenn loblicher gedechtnus, 

vnnd ist desselbigen malls Hanns Berlin vonn Hailbronn, 

des marggrauenn thurhutter, auch mein vnd anderer bubenn 

zucht meister gewest. Vnnd erhub sich baldt daruff 


ein zug inn Hoch Burgundt, inn welchem her 

Veit vonn Lennterßheim ettliche reutter furenn solt, 

do erlanngt ich erlaubnus vonn hochgedachtem 

meinem gnedigen fursten vnd hern, das ich vff ine 


vonn Lenterßheim wartenn solt, vnd war deßmalls 

ein groser reichstag zu Freyburg im Breißgaw, 

da wir virzehenn tag still ligenn mustenn.

Darnach sein alle hauffenn zu roß vnnd fueß 


zu Einßheim, im Obern Elsass gelegenn, gemustert worden, 

vnnd alßbald zogenn wir inn Hoch Burgundt, 

vnd namen ettlich heusser ein, vnnd warenn tag vnnd nacht 

inn der rustung vnnd fur zug, biß wir fur Langere khammen. 


Vnnd vff sant Jacobs abenndt khamen wir inn ein leger, 

vnnd erstickhtenn vnns denselbigenn tag, 

vmb großer hitz willenn, drey burgundischer kirißer, 

vnd ettliche reutter, die vnnder meins hernn hauffenn waren, 


die fiellenn vnder die geull, als ob sie trunckhenn werenn, 

wiewoll sie selbigenn tags khein wein gesehenn hettenn. 

Vnnd wie wir des morgenns vff sannt Jacobs tag 

vff sein woltenn, do kham ein groß wetter, 


vnd fiellenn stain so groß alls wie die huner ayer, 

vnnd wann ein lanndtsknecht vber die gassenn lieff, 

vnd inn ein stein draff, so schlug er ine ernider, 

also das wir daselbst verziehenn mustenn, 


biß das wetter furuber kham. Vnnd alls wir volgenndts 

woll annderhalb meill wegs gezogen warenn, 

da sahenn wir die kiselstein noch hin vnnd wider liegenn,

vnerwegenn das ein grausame heiße zeitt wahr, 


vnd vnns ettliche knecht, wie gemelt, hitz halbenn 

erstickht warenn. Alls wir nun tag vnd nacht fur zogen, 

khammen wir alls ablaut, ghenn Langere, 

vnnd hettenn vnns gern daselbst mit denn feindenn geschlagenn,


aber eß wolt nit sein, vnnd hieltenn wir in eim holtz, 

von der nacht ann, biß lanng vff denn volgendenn tag, 

vnd meintenn vnsere haubtleut, die feindt 

soltenn sich vonn Langere herrauß thonn, 


so woltenn wir sie darob geschlagenn habenn. 

Aber sie khammen nit, vnd hetten als woll zugedenckhenn, 

wie man sagt, den bratten geschmeckht.

Volgenndts zogenn wir fur Langere hinein 


vber ein groß weitt veldt, vnnd leidt die statt 

vnnd das schloss Langere vff einem seher hohenn berg, 

das liessenn wir vff die linckhenn hanndt liegen, 

allso das die feindt vnns khonnttenn sehen vom schloss 


vnnd der statt. Darumb dann vnsere haubttleut 

die Ordnung groß machten, vnd staltenn die glider 

weit vonn einannder, damit der hauff dest scheinbarlicher 

sein solt, dann wir warenn ghar schwach, 


vnnd hettenn vber die sibennhundertt pferdtt mit, 

vnnd zwey tausenndt lanndtsknecht, 

wiewoll wir sonnst ettliche hauffenn mehr hettenn, 

sie warenn aber nit bey vnns, da wir fur Langere zogenn, 


vnnd legertenn vnns inn ein dorff nit sonnderlich weit 

von Langere. Da hettenn wir ein ernnstlichen lermenn, 

vnnd mustenn vonn stundt ann wider vff sein, 

vnnd hett mein herr ein knecht oder drossenn, 


der war woll dreissig jar allt, vnnd zuuor woll inn eim zug 

oder dreyenn mit her Veitten vonn Lennterßheim gewesenn, 

der wahr also langsam vnnd vnngeschickht mit der reutterey, 

das er vber ein gaull nit khonndt zu rustenn vnnd zeumen, 


biß ich die andernn geull all gesadellt vnnd gezeumet hett. 

Da gab ich meinem herrn sein gaull, das helmlin 

vnd denn spieß, vnnd ich dennechstenn hinach, 

also das wir dasselbig leger auch raumenn musten, 


vnnd zogenn demnach vff dennselbigenn tag 

wider biß inn die nachtt, vnd khamen in ein ander leger. 

Da wahr ein schlößlein vnd ein waßerheußlein, 

wahr aber doch frantzosisch, 


vnd hetten aldo nichts zu essenn, allein fur die geull 

fundenn wir futterung genug, dann es wahr ebenn, 

das die scheurnn all voll warenn. Doch bescheret vnns gott

dannocht inn der nachtt huner vnnd visch, 


welche wir des morgens brattenn, vnnd wie wirs im sin hattenn,

gleichwoll darmit lebenn wolltenn. Aber wie nhun 

daß essenn fertig wahr, vnnd alle ding zugerust, 

do kombtt bottschafft wir sollenn schnell vff sein, 


dann man woll anstossenn vnnd brennenn. 

Da namen wir dennechstenn die geull, 

bandenn sie herrauß ann die zeun, vnnd das harnisch 

auch herrauß zu denn zeunen, vnnd khondtenn allso 


die geull vnnd das harnisch kham herrauß bringenn. 

Da fing das haus, scheurn vnnd das ganntz dorff 

schonn allennthalbenn anzubrennenn, 

vnnd sprangenn die geull hitz halbenn vom feur 


an denn zeunen, wie die böckh, also das wir aldo 

vonn stundann wider vff sein, vnnd abermalnn 

furt ziehenn mustenn, vnnd hettenn wir vnd die geill 

inn dreyen tagen vnnd zweyen nechtenn 


nit viell zuessenn gehabt. Volgendts zogenn wir herrauß 

ghenn Dhann im Suntgaw, aldo wir ein weilin verharttenn, 

biß das wir vnns widerumb erquickenn möchten. 

Darnach zogenn wir durch Lottringen, 


vnd stieß keiser Maximilian zu vnns 

mit etlich hundertt pferdenn. Darunder wahr 

hertzog Friderich, vnnd hertzog Hanns vonn Sachssenn 

gebrudere, die wahrenn mit dem kaiser Maximilian 


vonn Freyburg herrauß zogenn, vnd namen den zug 

vff Doll vnnd Metz zu. Do zogenn wir auch zimlich hartt, 

dann her Rupprecht vonn Arnnberg wahr 

mit ettlichenn kriegs volckh auch inn derselbigenn landtsartt, 


also das der keiser hartt zog, vnnd meinttenn ire mat 

nit annderst, dann sie wolltenn inn vberaillt 

vnnd geschlagenn habenn. Aber wir khamen ein wenig 

zu lanngsam, allso das er Rupprecht vonn Arnnberg 


irgenndt ein halbenn tag vor vnns hinweg wahr. 

Do zogenn wir ghen Metz vnnd bliebenn vnngeuerlich 

vierzehen tag daselbst liegenn. Darnach waren wir wider auff, 

vnd zogen in Welsch Brabandt, vnd seumbtenn aldo 


vnns auch ein weill, darnach vf Namen zue, 

auch inn Brabandt, da wahr der winther vorhanndenn, 

vnnd ließ vnns mein herr die wintter claidung machenn, 

also das wir auch ettlich tag daselbst lagenn. 


Vnnd vmb Martinj oder villeichtt daruber khamen wir 

wider heim ghenn Onoltzbach, vnnd ist diser zug 

ein jar vor dem Schweitzer krieg gewest.

Als wir nun heim khammen, badt ich mein hernn, 


das er mir ghenn Jagsthausenn erlauben wollt, 

dan mein vatter sellig wahr eben denselbigen summer 

gestorbenn, vnnd wollt ich auch sehenn, wie mein mutter, 

bruder vnnd schwestern selligen hauß hilltenn, 


wie ich dann thett, vnnd blieb dennselbigenn wintter 

biß die faschnacht herzu gienng bey meinen freundenn 

zue Jagsthausenn. Volgenndts hatt mich marggraue 

Friderich loblicher gedechtnus, alls ein knaben vfferzogenn, 


vnd must ich sambtt etlichenn vill andern knaben 

vff ire furstliche gnadenn, wan sie essen wollten warttenn, 

wie ich dann thette. Vnd begab sich vff ein zeitt, 

das ich mich nebenn ein Polleckhenn zum essenn nidersetzt,


welcher sein häar mit eyernn gebicht, 

vnnd hett ich zu allem gluck ein grossenn welschenn rock ann,

denn mir herr Veitt vonn Lenterßheim zu Namen 

inn Brabanndt hett laßenn machenn. 


Vnnd wie ich nebenn jetzbemelten Polleckhenn 

herrauß spring, hett ich im das hubsch häar 

mit dem rock etwas erwischt vnnd inn einannder verwerrett. 

Da ersiehe ich vnngeuerlich im springenn, 


das er nach mir sticht mit ainem brottmesser, 

vnd hett doch mein verfelett, welchs mich nit vnnbillich 

zu zornn bewegett. Vnnd wiewoll ich ein langen 

vnnd ein kurtzenn tegenn an mir hett, 


so nam ich doch das kurtz tegelin, vnnd schlag inn darmitt 

vff denn kopff, wartet aber doch nichts destweniger 

vff mein diennst, wie dann der brauch wahr, 

vnnd blieb nachts im schloß. Des morgens fruhe, 


da gienng der marggraff inn die pfarkirchenn 

vnnd hortt meß, wie er dan ein gottsförchtiger furst wahr, 

vnd wie wir wider auß der kirchenn gienngenn 

inn das schloß, da spert man das thor hinder mir zue, 


vnd ghett ebenn der vnnder marschalck her 

vnnd spricht zu mir, ich soll mich gefangenn gebenn. 

Da sagtt ich: Last mich vnuerworrenn, ich glob nit, 

ich muß gehnn hinauff zu denn jungenn herrn, 


vnd gab ime also nit vil gutter wortt. Aber der guett man 

war weiser dann ich, vnnd ließ mich gehnn, 

do er mich aber hett angriffenn, hett ich mich gewißlich 

gewertt, vnnd wer ich irgenndt inn ein groß vnngluck 


dardurch khommen. Vnd ging ich vff solchs hinauff 

zu denn jungenn herrnn, sagtt innen, wie die sachenn 

geschaffenn, vnnd was mir mit dem marschalckh 

vnnd Polleckenn begegnett wer. Do wolten sie gleich 


zu tisch gehnn vnnd zu morgenn essenn, 

vnnd sagtenn die furstenn zu mir, ich sollt do bleibenn, 

vnnd ob jemandt kheme, sollt ich hinein genn 

inn die khamer, vnnd mich in das heimlich gemach verbergenn,


vnnd dasselbig innen zusperrenn, wie dann beschach, 

vnnd wartet ich also biß die frumen furstenn 

vom essen wider khammen. Vnnd war das die meinung, 

sie hettenn mit dem allten furstenn irem herr vatter 


vnd auch mit der kunigin irer fraw mutter 

meinethalbenn geredt vnnd gebettenn, 

mich der straff des Polleckhen halbenn zusichern. 

Aber es hett nit sein wollenn, sunder wollt der allt marggraff 


ein guett weib, vnnd sie die jungen hern 

ein gnedige mutter habenn, so must der marggraff 

zusagenn, das er mich woltt im thurnn straffenn. 

Vnd sagtenn doch mir die beide jungenn furstenn darbey, 


ich solts nit abschlagenn, sie wolltenn mich 

vber ein virtell stundt nit darin lassenn liegenn. 

Da sagtt ich: Was soll ich im thurnn thon? 

Hatt doch ers der Polleck an mich gemachtt! 


Da sagtenn sie mir wider zu, sie wolltenn mich 

vber ein virtell stundt nit darin laßenn liegen, 

also das ich mich ließ daruff beredenn vnnd williglichenn 

inn denn thurn legenn. Vnnd wollt mir je marggraff Jörg 


loblicher gedechtnus, ein sammeten schaubenn, 

die wahr mit merdernn zobelnn gefudertt, geben, 

mich damit zu bedeckhenn vnnd darein zulegenn. 

Aber ich sagtt: Was soll ich mit thun? 


Ich leg mich ebenn alßbaldt mit inn ein koth, als darnebenn, 

vnnd dieweill die sachenn so kurtz gestellt ist, 

so darff ich ir nit, sonder will mich williglichenn 

inn denn thurnn begebenn, wie ich dann thet. 


Vnnd hielten mir die frumen furstenn dermassenn glaubenn, 

das ich nit vber ein virtell stundt im thurn ligenn dorfft, 

sonnder kham alßbaldt mein frumer haubtman 

her Paulus vonn Apsperg, vnnd thett mich widerumb 


außer dem thurn, vnnd must im sagenn, 

wie es zu wehr gangenn, oder waß die vrsach were. 

Das thet ich nun, vnnd zog er volgenndts mit mir dahin 

fur die räthe, vnnd thett mir der frumb ritter das wortt, 


vnnd entschuldigt mich, vnd stunden alle bubenn 

vnnd edlenn khnabenn bey mir, die domalnn 

bey dem marggrauen am hoff wahren, vnnd ich glaub 

das derenn biß inn die 50 oder 60 gewesenn. 


Vnd hett her Paulus vonn Apsperg ghernn vleis anngekertt, 

das man den Polleckhen auch inn thurn hett gelegt, 

aber es wollt nitt helffenn. Darnach vnngeuerlich 

vber ein virtell jars, begab es sich, das ein annderer Polleckh 


vnnd einer vonn Wollmerßhausenn solten 

mit einander stechen, vnnd wahr der Wolmerßheuser 

Zeißolffs vonn Rosennbergs seligen naherr freundt, 

vnnd wurdenn sie der sachenn miteinander ghar zu vnfridenn, 


also das sie zu wehr griffenn. Da stundt ich alls ein boser bub

darbey, vnnd alls der Zeißolff vor seiner schaubenn 

mit der wehr nit naher kunth khommen, vnnd der Balleckh 

die stech stangenn zum stoß gefast hett, 


da war ich hie zwischenn der stangenn 

vnd dem Bolleckhenn, vnnd schreihe inn ann, vnnd sagtt: 

Stostu, so will ich dich vff denn kopff hauwenn, 

das dich die druß muß ankhommen!, 


also das er denn stoß nit volbringenn kunth. 

Da gings klinckh klannckh, vnnd wie ich also 

dohindenn stehe, vnnd wollt zuchtig sein, 

dan es war mir vor vbell mit eim leckher 


dem andern Bollecken gangenn, da leufft aber ebenn 

derselbig Bolleckh, denn ich hieuor zu hoff 

geschlagenn hett, allein daherr, vnnd wollt sich 

ann mir rechenn. Vnd wahr auch ich allein, 


das wir fein rhaum hettenn, vnnd hett ich kein gesellenn 

bey mir, vnd er auch kheinen bey sich, darumb 

ich mich dann nit lanng seumett, sonnder ruckhtt 

zu im hinzu vnnd treib inn hindersich, 


das er inn die flucht kham, vnnd lieff dess hertzogenn 

vonn der Liettents herberig zue, des dienner er wahr, 

vnnd halff im daruonn, sunst wollt ich ime zuuor wider 

ein streich oder ettlichenn gebenn habenn. 


Vnd wurde darmit das geschrey so groß, das ich glaub 

es habenn hundertt menschenn inn fensternn, 

vnd vff dem marckhtt zugesehenn. Item alls vff ein zeitt 

der landtgraff zue Hessen. jetzigen landtgraffen 


herr vatter seliger, der hieß landtgraff Wilhelm, 

sein erste gemahel name, vnnd wardt die hochzeitt zu Kassell, 

da wurdt ich vonn meinem gnedigen furstenn vnnd hernn,

marggraue Friderichenn verordnett, 


vff marggraue Jörgen seinenn sonne zuwarttenn. 

Vnnd wie ich daselbst inn der statt wahr gewest, 

bey meiner gesellenn einem, der hieß Joachim vonn Arm, 

vnnd wolltenn wir bede miteinander wider hinein ghenn, 


zu hoff, wie wir dann thettenn, so wurdt aber mein gesell 

mit eim thrumetter vor seiner herberig, 

ehe wir inns schloß khammen, zu vnnfridenn, 

vnnd war gleich ganntz abendt, vnnd wie ich darsiehe, 


da griffenn sie zu denn werenn. Nun hett der thrumetter 

daruor neulich ein erstochenn, vnnd auch sonnst einenn 

vom adell, ein Seckenndorffer, durch die blassenn gestochenn, 

das niemandt gemeint hett, das er lebendig were blibenn. 


Vnd wie nhun der thrumetter das wehr herrauß hett, 

do lauff ich zu im hinein vnnd erwisch inn mit der wehr, 

vnnd fallenn wir bede miteinander vber vnnd vber. 

Aber ich gewann im doch die wehr ab, 


vnnd wurtt darober ettwas verwundet, nit waiß ich, 

ob ers der thrumetter, oder mein gesell gethann hett. 

Vnd war solche wundenn am kopff woll eines fingers lanng, 

also das ich erst darob erzurnet, vnnd wollt wider 


zu im getrettenn sein. Do entleufft er mir aber 

inn sein herberig hinein, vnnd war es gantz dussel 

vnnd nachtt, das ich die gelegenheitt im hauß nit wust, 

unst soltt er mir nit also leichtlichen daruon sein khommen, 


sonder wollt ime zum wenigsten irgendtt 

an einem fueß gezeichnett habenn. Vnnd dieweill man 

wollt gleich so bald vff die hochzeitt ghenn Kassel 

inn achtt oder zehenn tagenn vff sein, versucht ich mich 


allenn tag der berurten wunden halben mit dem eisennhutt, 

ob ich ine furen möcht, dann ich sorgenn must, ich kunth 

inn so kurtzer zeitt nit gar heill werdenn. Aber ich ruste mir 

denn huett zue, das ich kunth mit andernn naher khommen.



KANTUS II


Zum andernn aus ich, wie gemelt, denn wintter 

biß vff die fashnacht bey meiner mutter, bruder 

vnnd schwester selligen wahr, da fing sich 

der Schweitzer krieg, vnngeuerlich vmb faßnachtt ann, 


vnnd hett der marggraff schonn zwen zeug nacheinander 

hinweg geschicht. Do ich nun dasselbig hortt, 

gedacht ich, was soll ich da ligenn, dann ich hett 

Jagsthausenn schon genug, vnnd reidtt hienauff 


ghenn Onoltzbach, vnnd wollt horenn, was es 

fur ein geschray do wehr. Vnnd alßbaldt ich 

gehnn hoff kham, ersahe mich mein gnediger herr 

marggraue Friderich. Da rufft er einem seiner dhienner zu ime, 


mit beuelch, er solt den gewant schneider khomen laßenn, 

wie dann geschach. Vnd so bald der schneider kham, 

spricht der marggraff zu im: Nim denn Berlichinger 

vnd mieß im kleider an, er muß vff mich warttenn, 


dan er der marggraue wollt gleich alßbaldt auch vff sein. 

Aber es kham pfaltzgraue Philips löblicher gedechtnus, 

des andernn tags auch dahin, also das er noch 

zwenn tag aldo mußt verziehenn, vnd wolt pfaltzgraff Philips 


die Neuen Marck, vnd die Obernn Pfaltz einnemmen, 

dann hertzog Otto vonn Beyern wahr gestorbenn. 

Da wurdt ich alls ein knab fur ein verorttnet 

inn des pfaltzgrauen gemach vff zuwarttenn, 


wie ich auch thett. Vnnd wie der pfaltzgraff hinweg zeucht, 

so war der marggraff des andernn tags selbs personnlich 

mit dem drittenn zeug auch vff, dann er hett schonn, 


wie gemeltt, zwenn zeug hinweg geschickht. 

Vnd wie wir hinauff khammen ghenn Vberlingen, 

da hetten die Schweitzer schonn ein hauffen geschlagenn. 

Vnnd lagenn wir ein zeittlanng zu Vberlingenn still, 


darnach samelten sich die kaiserischenn 

vnd die reichsstendt wider, vnd zogenn mit der macht 

hinein ghen Costentz, vnd stieß der keiser inn der nachtt 

auch zu vnns, der hett ein kleins alts groß rocklin ann, 


vnnd ein groeß stutz kepplin, vnd ein grohenn hutt daruber, 

das inn kheiner fur ein keiser gefanngenn 

oder angesehenn hett. Ich aber alls ein junger kandt 

inn bey der nassenn, das ers wahr, dann ich hett inenn 


darfor wie gemelt, vff ettlichenn reichstegen, 

da ich bey meinem vettern seligen wahr, gesehenn.

Vnnd hett der kaiser Maximillian ein guttenn anschlag vor im, 

dan wir khamen wie gemeltt bey der nacht, 


vnd inn der stille dohin ghenn Costenntz 

mit allen hauffenn zu roß vnnd zu fueß, 

welche auch des morgens alle zusamen gefurtt wurdenn, 

vnd wahrenn alle schlacht ordnung zu roß vnd zu fueß, 


wie sich geburtt, gemacht. In dem aber so helltt 

der kaiser Maximillian, vnnd marggraff Friderich 

loblicher gedechtnus| sambt ettlichenn kriegs rethenn 

vnd haubtleutten beyeinannder, vnd furtt ich meinem herrn 


dem marggraffenn ein grossenn spieß, 

sambtt einem großenn fanen daran, nach, 

vnd wahr der spieß weiß vnd schwartz gemallt, 

der fannenn auch weiß vnnd schwartz, 


vnd hett ich vff dem helmlin ein große feder 

die wahr auch weiß vnnd schwartz, die standt strackhs vbersich.

Wie mich nun der kaiser ersieht, so ritt er 

vonn dem marggrauen zue mir, vnnd spricht, wem ich zustehe. 


Da sagtt ich: Meinem gnedigen furstenn vnnd herrnn 

dem marggraff Friderichenn. Da hebtt er ann vnnd spricht: 

Du hast ein langenn spieß, vnnd ein grossenn fahnenn darann, 

reitt mit dorthin zu jhenem hauffenn, 


bis daz des reichs fannen der adler 

vonn Kostentz herrauß khombtt! Das thett ich nun, 

die weill ich denn kaiser kanth, vnd wust das ers wahr, 

fragtt derhalbenn niemandts, vnd kham also 


nebenn schennck Christoffen vonn Limpurg, 

der hett der zeitt Nellennburg im Hegew innen 

pfanndtsweiß, vnd hildt mit einem fannen nebenn im, 

das wertt irgenndt vf ein halbe stundt, vnngeuerlich mehr 


oder weniger. Da gab man schennck Christoffen 

den adler des reichs fannen, inn sein hanndt, 

das ist das erst vnd letst mall, das ich im feldt 

des reichs adler fliegenn sehenn. 


Darnach zog ich wider zu meinem herrnn, 

vnnd wartt was ich zuschaffenn hett.

Vnd souill ich vonn meinem gnedigenn furstenn vnnd herrnn 

dem marggrauen, vnnd andernn alls ein junger 


vmb die sibenn zehenn oder acht zehenn jar 

verstanndenn habe, wo man dennselbigenn tag 

furt gezogenn wehr, so woltenn wir die Schweitzer 

im Schwaderloch vbereillt vnnd geschlagenn habenn. 


Denn andern tag schickht man sich wider, 

das alle hauffenn zusamen verordnett wurdenn, 

der meinung anzuziehen. Do kham aber kuntschafft, 

das die Schweitzer sich allso gesterckht hettenn, 


vnnd darzu irenn vortheill eingenomen, 

das dardurch derselbig zug vnnderlassenn wardt. 

Wehr man aber denn erstenn tag 

wie es der kaiser fur hett anngezogenn, so glaub ich, 


es sollt vf vnser seittenn, souill ich gehortt, 

recht vnnd woll zu sein ganngenn. Wa man aber viell retth 

vnd viel kopff hatt, da geht es gern also zu, 

denn es ist mir selbs woll in meinen aigen hendelnn 


also ergangen. Kurtz nach demselbigenn, 

hettenn die wurttembergischenn vnnd marggreuischenn 

verwalter auch ein annschlag fur Schaffhausenn, 

mit irem reissigenn vnnd fußuolck, 


also das wir bey der nacht fur ein fleckhenn khamen, 

der heist Taingen, leidt nit weit vonn Schaffhausenn. 

Nun warenn ettliche Schweitzer von Schaffhausen 

herrauß khommen, inn dennselbigenn kirchthurnn, 


die wertten sich vnd woltenn sich nit gefangenn gebenn, 

sunder sagtenn sie wolltenn sterbenn, 

alls wie fromme aidtsgenossenn. Inn summa 

herr Melchior Sutzel selig der hildtt zwischenn Schaffhausenn 


vnd Taingen, da triebenn inn die Schweitzer 

vonn der wartt ab, vnnd wurff inn ein Schweitzer 

mit einem stain inn das anngesicht, 

vnd wertten sich die inn der kirchenn dermassenn, 


das sie vill vonn adell vnd vnedel zu roß vnnd zu fueß 

erwurffen vnnd erschossenn. Vnnd nachdem mir 

mein gaull darauff ich vf den marggrauen wart, 

gestorbenn wahr, lieff ich alls ein boser bub zu fueß 


mit denn knechten hinein zu der kirchenn, 

erwischett ein allts scheffellin, vnnd hett mein tegenn 

auch vff denn bordt gebundenn, vnnd die hossenn 

abgeschnittenn. Da wurt maister Jacob ein buchsenmaister, 


ain kleins durs mendlin, der mir hartt ann der seittenn 

stundt geschossenn, vnd ging der schuß durch inn hinauß, 

vnnd draff ein knecht, der hortt zum wurttennbergischenn

hauffenn, hett ein blohes kleidt ann, der blieb thodt, 


aber der buchssenmaister lebendig. Vnd vff die letzt 

brachtt herr Debalt Spett vnd anndere pulffer, 

vnnd thettenn es vnndenn zu denn thurn hinein 

inn die kirchenn vnnd stießenn es ann, 


da mustenn die so darinnen warenn verbrennen. 

Aber ein Schweitzer der fiell obenn herrauß, 

vnd hett ein jungen bubenn vf dem arm, 

vnnd wie er herrab feldt, da lieff der bub von im 


vnd schide ime nichts, aber der Schweitzer blieb thodt, 

vnd nam das bublein ein marggreuischer reutter, 

nit weiß ich, wo er mit hin ist khommen, 

ich hab es auch seidthero nit gesehenn.


Nun hetten sich ettlich knecht inn der kirchenn verseumbt, 

do man das pulffer ann zundt, khann gedenckhenn 

sie habenn irgendt wollenn maussenn, vnd hett sie das pulffer 

auch ereilt, die mustenn sich auch jemerlich im feur leidenn, 


nit wais ich, ob sie thodt oder lebenndig sein bliebenn, 

dann sie lieffenn nit herrauß. Vnnd alls wir wider 

vonn der kirchenn hinweg khammen, 

hilt vnßer hauff inn der schlachtt ordnung, 


zu roß vnnd zue fueß, vnnd meinttenn die Schweitzer 

wurden zu inen hinauß fallenn. Aber da niemandts kham, 

zogenn wir wider ab. Bey diser thatten wie gemelt, 

bin ich gewest, vnd sonnst bey keinem ernstlichen handel, 


do man also inn gemeltem krieg mit der thadt 

angrieffenn hett. Sonnst waiß ich nichts sonnderlichs 

von dem Schweitzer krieg, dann das die Schweitzer 

vill hauffenn geschlagenn, alls dieselbigenn 


nit beyeinannder warenn. Aber mein herr der marggraff 

ist bey derselbigenn hauffenn kheinem gewest. 

Es wurtt auch graue Heinrich von Furstenberg im Sunckaw 

in seinem leger von denn Schweitzern inn der nacht 


vberfallenn vnnd geschlagenn, gienng auch sambt 

denn seinen dardurch zu grundt, vnnd blieb thodt, 

aber zwenn herrn khamen daruon, die auch bey seiner gnadenn

gewesenn, welche sich zum marggrauen in sein leger thettenn, 


von denen ich selbs gehortt, wie die sachenn bey inenn 

zu sey ganngenn. Do ich dann souill vernommen, 

das es durch varlessigkeitt, verachtung vnd liederlicheit 

verseumbt sey wordenn, dann ich bin darbey gestandenn, 


da es die herrn dem marggrauen anzaigtenn, 

vnnd wahr darzu gegen dem abennt, inn der nacht, 

da sie zum marggrauen khammen, vnd 

solche bose zeittung, wie gemelt, annbrachten.



KANTUS III


Nach volgendts vber ein jar, da hab ich 

das hämisch angethann, welchs die gestalt gehabt. 

Mein bruder Phillips sellig vnnd ich reitten gehnn Halbronn, 

vnnd woltenn zu vnser liebenn Frawenn, 


freylich vmb mitfasten vngeuerlich, 

vnnd wie wir wieder im heim reitten wahrenn, 

vnd zu der Newennstatt am Kochenn durch ziehenn, 

leufft vnns der schultheiß nach der hieß Schwartz Hennsenn, 


vnd schreidt vnns an, vnd ich wurtt es zwar zum erstenn gewahr,

vnd sagt zu meinem bruder: Der leufft vnnd schreitt vnns nach,

wir wollenn hörenn, was er woll, bliebenn also halltenn, 

biß er zu vnns khame. Da wahr das sein werbung, 


es hett vnns ein guett gesell gebettenn, wir solten im 

ein reiß dhiennenn. Da sagtt ich fur mich, wiewoll 

als der jungst: Wehr er ein guett gesell, so solt er 

zu vnns khommen vnnd vnns selbs ansprechenn, 


wolten wir ime gutte annttwort gebenn, 

vnnd zogenn also vnnsers pfadts.

Denn andernn tag kham derselbig gut gesell 

ghenn Jagsthausenn, vnd wahr der allt Thalacker, 


selbigenn malls des hertzogen vonn Wurtenbergs feindt. 

Ich hett inn auch vor hin nihe gesehenn, 

der sprach vnns ann, wir solltenn im 

mit dreyen pferdenn dhiennen. Da gab mir mein bruder 


ein gaull, vnnd brachtt ich sonnst auch noch 

zwenn knecht vff, vnnd diennt im ein reiß. 

Er hett freylich auch nit mehr alls drey pferdt, 

darunder war Hessel Schwerdt, vnd sonst noch einer 


sein gesell, also das vnnser sechs wahrenn. 

Nun fingen wir vnngeuerlich ailff reicher baurn 

vff dem Kapffennhart, die waren wurttennbergisch, 

vnd war eben denselbigen tag wochenn marckht zu Hailbronn, 


vnd manet der Thallackher solche baurn, 

das sie sich vff sanct Jörgenn tag solten 

ghenn Trachenfells stellenn. Vnnd zogenn wir furtter 

vff Hailbronn zu, vnnd was wurttennbergisch wahr, 


das namen wir gefanngenn, vnnd zogenn 

biß ann die schranckhen hinein, das die jenigen 

so zu denn thorn verordnet, mit irem harnisch 

allernechst bey vns wahrenn. Das wahr das erst bannzer 


vnd harnisch, das ich anthedt, sonnst war ich 

fur ein jungenn zimblich versuchtt vnnd gebraucht wordenn, 

inn kriegen vnnd annders, doch inn knabenn weiß. 

Vnd machtt in disem erstenn angriff bey dem Thalackhen 


mit berurten knechten vnnd reuttern kuntschafft, 

das ich volgendts alls ein junger woll zwey jar 

mitt innenn riedtt, vnnd inn anhenig wahr. 

Darnach aber wurt bemellter Thallackher 


des ganntzen bundts feindt. Vnnd vber zwey jar 

ridtt ich zum Sottennberg zu meinem vetternn, 

herr Neitharten von Thungen selligen, 

eines gauls halbenn, denn er mir zugesagt hett. 


Vnnd wie ich dahin kham, war er gleichwoll nit daheim, 

da er aber haim kham, ließ er mir kleider machenn, 

ich solt vff in warttenn. Dieweill er nun meiner mutter 

selligen bruder war, kundt ich es ime nit woll abschlagenn, 


vnnd blieb also denn wintter bey ime. Ich gedenck 

er hab mich darumb bey sich gehaltenn, das er villeicht 

sorg fur mich gehabtt, weill ich nemlichen 

des Thallackers reutternn annhienng, vnd mit inn riedt, 


das ich irgendt daruber mochte schnappenn.

Vnd wie nun der fruling wider hergienng, 

fing sich die handlung mit dem marggrauen, 

vnd dennen vonn Nurnnberg ann. Da ließ ich mich brauchenn,


vnnd reitt zum marggrauen mit vier pferdenn, 

onne alle besoldung, dann er hett mich vonn knabenn weiß, 

wie oblaut, vferzogenn. Darumb braucht ich mich, 

vnnd thett mein bests auch, wie dan ein junger gesell 


inn dennen hendelnn billich thonn soll, vnnd hilt mich, 

one rhum zu redenn, dermassenn also, das marggraff 

Cassimirus ettwann nach mir schickhtt, das ich nit wust, 

was er wollt, vnd mir selber auß threuer meinung anntzaigtt 


vnd sagtt, ich leg immer vff der bann, ich solt es nit thonn. 

Geb ich irenn fn. gnaden gleich etwas stumpffe annttwurtt, 

vnnd sagtt ich will wehnn, ich sey darumb hie, 

das ich reittenn soll: Wann man mir annsagtt, so reitt ich, 


wann ich es nit thett, hettenn villeichtt 

auch khein gefallenns darann. Vnnd hab woll gesagtt, 

ich hett mir furgenommen, wann ich jetzt erst khem, 

vnnd das man mir annsagtt, so woltt ich reittenn, 


weill die geull gingen. Da meint aber ire genaden, 

ich riedt, wann man mir schonn nit ansagtt, 

das nun nit on wahr, dann so offt zwenzig oder dreissig 

pferdtt riettenn, sagtt man es mir auch allwegenn an, 


so riedtt ich mit, wolt wehnn ich wehr wie vorgemelt 

darumb da. Ich weiß auch khein fortheil denn ich hett, 

dann das mir Herman futtermeister mehr futter gab, 

dan einem andern, dieweil ich mich also brauchenn ließ.


Dem sey nhun wie im wöll, so zog mich 

der herr haubtman Paulus vonn Apsperg herfur, 

vnd nam mich zu im, das ich stets im veldt 

bey vnd nebenn im sein must. Kurtz darnach begab sich, 

das man einander vff die kirbe lude. 


Vnnd soltenn wir marggreuischenn inn der nacht vff sein, 

wie dann geschach, vnnd wahr des marggrauen landt volck 

hartt gezogenn, vnnd khamen dieselbigen nacht 

ghenn Schwappach bey eitler nacht, vngeuerlichenn 


vmb ein vhr, vnnd wahr ich, vnd herr Sigmundt 

vonn Lenterßheim die ersten am thor. 

Do nun der hauff ghar vff wahr, zogenn wir furtt, 

vnd wie wir vff ein halbe meill vngeuerlichenn 


herrauß khammen, stieß Christoff vonn Giech 

mit ettlichenn reuttern vff vnns, der hett des nachts 

gewarttet, vnd wach gehaltenn. Nun wust ich woll, 

das er die saw bey denn ohrn nemen wurtt, 


dann er wahr dennen vonn Nurnnberg nit holdtt, 

war auch daruor neulich ir feindt gewest. 

Wie nhun alle hauffenn verordnett warenn, 

zu ross vnd zu fueß, will ich mit Christoff vonn Giech 


dahin ziehenn. So ersicht es aber mein gutter herr 

Paulus vonn Absperg, das ich mit im ziehe, 

vnnd kenndt mich ann meiner rustung, 

vnnd schreihe einmall zwey oder drey: Christoff, Christoff! 


Da fragtt Christoff vonn Giech, was er wölt, 

sagtt er vonn Absperg: Laß mir mein Berlichinger bey mir, 

vnnd nim da mein vetternn Hannß Jörgen von Absperg zu dir!

Da nhun dasselbig also geschahe, 


vnnd ich wider zu meinem haubtman kham, 

ziehenn wir hinein gegenn Nurnnberg dem sich grabenn zu, 

vnd wolltenn sehenn, wie die gelegenheit 

allennthalbenn beschaffenn, wie vnnd weß 


sich die vonn Nurnnberg halltenn wollten, 

dann herr Paulus vonn Absperg sein vortheill 

hingegenn auch woll erkennen kunth. Aber sihe 

die von Nurnnberg waren vonn stundt ann auff, 


mit einem grossenn hauffenn, vnd dem geschutz, 

vnnd schossenn ein schuß inn andernn zu vnns. 

Do zog herr Paulus, vnnd wir die bey im wahrenn, 

wider hindersich gleich alls werenn wir fluchtig, 


vnnd woltenn widerumb hinweg eillenn, 

wie wir dann nit woll im waldt außkhomen könthen. 

Da wahrenn aber die vonn Nurnnberg ann vnns 

mit dem geschutz vnnd der wagennburg, 


vnd ließen es dermassenn daher gehnn, das vnns 

zum theill die weill nit kurtz wahr, dann es khann 

nit ein jeglicher das gebolder leidenn. Vnd khamen wir 

allso ann die ortt, da der marggraff 


sich mit seinem hauffen versteckht hett, 

vnnd hilt inn der schlacht ordnung zu roß vnnd zu fuess, 

wartet ob die feindt sich gegenn ime hinauß thon wolten, 

dann es wahr nahe ann der statt, vnnd nit weitt 


inn dem Nurnnberger waldt, also das inenn zu vnnd vnns 

abging. Vnd hettenn wir vngeuerlich 

vmb die siebennhundert pferdtt, vnd des marggrauen lanndtuolck

vff dreyhundert landtsknechtt, vnnd dreyhundert Schweitzer.


Alls es nun zeitt wahr, zogenn die vonn Nurnnberg 

mit irem geschutz, wagennburg vnnd reissigem gezeug 

vff vnns daher, souill sie derenn hattenn, 

vnnd warenn warlich nit vnngeschickhtt, 


sonnder woll gefast mit der wagennburg, geschutz 

vnd irenn leuttenn. Vnnd da es am treffenn wahr, 

schickhten wir vnnd vnnsere haubtleutt 

zu marggraff Cassimirus, ire gnaden 


solten vns nach thruckenn, denn es wehr zeitt, 

so ging vnns auch ab, vnnd inenn zue, darumb 

man sich nit seumen darfft. Da schickhten ire gnaden

wider zu vnns, wir soltenn in namen gottes furfarenn, 


ire gnadeen woltenn vnns nach thruckhenn, 

vnnd bald bey vnns sein, als wie einem frumen 

furstenn zustunde. Da furen wir im namen gottes furt, 

aber des marggrauen landtuolck flohe alles 


vonn vnns hinweg, biß allein das Kitzinger fennlin, 

daß blieb bey vnns vnnd dreyhundert landtsknecht, 

auch dreyhundertt Schweitzer, sambt denn reissigenn, 

mit welchen wir zogenn den feindten entgegenn. 


Vnd ging ir geschutz dermassenn ann, 

das man denn hauffenn vor dem rauch 

nit woll sehenn kunth. Vnnd alls wir nhun schir 


zu irer wagennburg khammen, wolltenn sie 

dieselbigenn beschließenn, das dann auch nit viell gefeldt hett,

vnnd warenn warlich die furleut nit vnngeschickhtt, 

sonnder hurttig mit, do daucht mich mein hertz 


im leib sagt mirs, vnnd das es mir gott inn sin gab, 

so wollt es auch meins verstandts die notturfft erfordernn, 

das ich denn furderstenn furman vonn dem gaull 

heraber stach. Das thet ich nhun darumb, 


damit der wage nit weitter khommen khonndt, 

vnnd das die andernn auch still halten mustenn. 

Vnnd behillt ich dieselbig luckhenn onne geheiß 

vnnd beuelch meins haubtmans oder annderer 


mit gottes gnad vnd hilff innen, 

das sie die wagennburg nit gar schliessenn konthen, 

wiewoll es wie gemeltt nit viell gefeldt, sie hettenn 

sie gar beschloßenn. Vnd war also mein verhinderung 


vnnser groster vortheill den wir hettenn, 

vnnd ist onne allenn zweiuel nit vndinstlich zu vnserm sieg 

vnnd glückh gewesenn, dan ich sonnst nit waiß 

wie es zu ganngen sein möcht, dann sie wahrenn 


vnns zu starck, vnnd hettenn darzu das geschutz, 

vnnd die wagennburg beuor, vnnd wahrenn sie auch geruhet, 

vnd wir mueth. Vnnd zoge innen auch ein grosser hauff nach, 

vnd warn schonn nahe bey vnns, 


das wir mit in scharmutzelten, verlornn auch 

die meinsten reissigenn gegenn dennselbigenn hauffen, 

vnd ich selbs ein knechtt, dann wir zum erstenn 

nit anderst meinten, dann sie weren vff vnserer seittenn, 


vnd vnsere gesellenn, biß das erst das geschutz einher ging, 

vnd vnnsere gesellenn, ettliche einspenige reißigen, 

gegenn vnns flohenn, die ich auch selbs 

sambt Hanßen Hundten dem marggreuischenn 


reutter haubtman hab helffenn enntschuttenn, 

welche sonnst onne zweiffell nider gelegen wernn. 

Vnnd werttenn wir vnns dermassen, das sie selbst 

wider fliehenn musten, welchs vnnser furnembst gluckh wahr,


dann als sie die fluchtigenn bluttigenn leutt 

sahen gegen inen fliehenn, da marckhtenn sie 

das sie die schlachtt verlornn hettenn, vnd ir hauff 

geschlagenn wahr, vnnd fingenn an vnd flohenn auch. 


Onne das, so wehr manicher gutter gesell 

darauff ganngenn, vnnd hett ich mich selber erwegenn, 

dann mein gaull wahr mir hart verwundt vnnd gestochenn, 

starb auch desselbigen stichs. Vnnd wahr zu dem 


so ein heißer tag, das vnns mehr leutt erstickhtenn, 

dann zu thodt geschlagenn wurden. Vnd ich dacht 

ein weill es wer vnns sonst so haiß, 

dieweil wir inn der hanndlung vnnd arbaitt warenn, 


aber wohe ich darnach hin kham, sagtt jederman, 

wie es deßelbigenn malls so heiße wehr gewesen. 

Alss wir nun gehortter massenn die schlacht behielten, 

namen wir das geschutz vnnd die wagennburg, 


vnnd zogenn mit inn das leger ghenn Schwappach. 

Ich hab auch seidthero dieselbigenn buchssenn, 

so wir daruonn brachtenn, zu Onoltzbach 

im zeughauß gesehenn, vnnd warenn darzu 


eissernn veldtschlanngenn, die ich woll kannth hab, 

das es ebenn dieselbigenn buchsenn geweßenn.

Solche schlacht vnnd hanndlung ist geschehenn, 

vff sonntag nach sant Veits tag, do man 1502 


geschribenn hatt, vnnd gleich den andernn tag 

des monntags gehe ich vonn meiner herberg 

zu Schwappach inn ein ander wirts hauß, 

da wir gewonnlich inn assenn. Vnnd wie ich also 


darzu khom, so sitzt ein kleins mendlin 

vff einem grossenn holtz, das hieß Henßlin von Eberstat, 

im Weinsperger thall, vnnd es daucht mich 

ich soltt ine khennenn, vnd sagtt: Henßle bistus? 


Vnd alls er sagtt: Ja!, fragtt ich wohe er her kheme, 

vnd dachtt nit anderst, dan er wehre das lanndtt 

vnndenn herruff khommen. Da spricht er aber, 

er fare von Nurnnberg herrauß. Sagtt ich zu im gleich 


mit denen wortten: Was ist gesternn fur ein handel 

vnd geschraihe zue Nurnnberg gewest? 

Anttwort er mir: Junckher ich wills euch sagenn, 

so ein erschrockliche hanndlunng ist inn der statt, 


die freilich die weill Nurnnberg gestandenn, 

kham darin gesehenn oder gehortt ist wordenn. 

Da sagt ich: Wie so? Sprach er: Es ist kein mensch 

ann kheinem thor, vnd kheiner bey seiner wehr bliebenn, 


vnd habenn die fluchtigen einannder bey dem thor 

dermassenn getrenngtt, das sie inn die grebenn 

hinein gefallenn sein, darnach habenn sie die bruckhenn 

in der statt abgeworffenn, der burg vnd andern thorenn


zugelauffenn. Welchs alles also die warheit wahr, 

dann ich hab es vonn andern seithero auch also gehortt, 

hab auch selbs denenn vonn Nurnberg 

ettliche leutt nidergeworffenn vnnd gefanngenn, 


die mirs gleichermassenn wie der bemeltt 

Hennßlin vonn Eberstatt angezaigt habenn. 

Er sagt mir auch darbey, als sie ire leutt 

haben einher sehenn lauffenn, hettenn sie vermeint, 


wir, die feindtt werenn es geweßenn, 

das mir dann nit vnglaublich ist, auß der vrsachenn, 

wie vorgemeldtt. Aber herr gott wir warenn mueth, 

vnnd hettenn hartt gearbaitt mit dem geschutz 


vnd der wagennburg, biß wir sie inn vnnser leger brachtenn, 

vnnd glaub onne dasselbig, wann wir furtt hettenn getruckht, 

vnnd wehrenn gerucht gewesenn, wir woltenn 

Nurnnberg vff solchmall erobert habenn.


Vnnd souill disenn krieg belanngt, waiß ich khein besoldung, 

so ich oder mein bruder Phillips sellig 

daruonn gehabtt habenn, oder auch begert, 

dann was wir vonn guttenn freyen willenn gethann. 


Aber das ist wahr, das kurtz darnach ein grosser tag 

zu Onoltzbach zwischen denn vonn Thungen 

vnd denen vonn Heßperg des neuen hauß halbenn 

gewesenn, vf welchem ich vff mein vetternn 


herr Neidtharten vonn Thungen gewartt, 

die dann zu baider seittenn freylich die bestenn 

vnnd geschickstenn ritter vnnd knecht 

vff solchem tag hettenn, die in Frannckhenn wahrnn. 


Vnnd wahr herr Jörg vonn Rossennberg auch da, 

vnd wurden solcher hanndlung vnnd schlachtt 

inn der herberg zum Hauckhenn mit dem haubtman 

herr Paulus vonn Apsperg zu redt, 


das herr Jörg vonn Rossennberg nach ettlichen redenn 

zu herr Paulußen vonn Apsperg sagt: Mein gnediger herr 

der marggraff hatt gutt vnnd willig leutt gehabt 

vf denn tag, den wo man willig leutt hatt, 


do khann man etwas mit außrichtenn. 

So sagtt aber herr Paulus vonn stundt ann darauff: 

Ja, mein gnediger herr hatt willig leutt gehabt, 

aber es sein zwenn Berlichinger do gewest, 


da hab ich nit williger zwenn gesehenn. 

Vnnd ich glaub noch nit, das herr Paulus vonn Apsperg 

gewust hab, das ich inn der stubenn gewesenn sey. 

Vnd wie er die redt thutt, so stehtt einer dahinden 


bey meim hauffenn nebenn mir, denn stieß ich also 

mit eim arm nebenn ann die seittenn, vnnd sagt: 

Horst auch was der sagt? Anntwort er mir: Ja!, 

vnd sagt daruff: Nun weiß ich inn warheit 


khein Berlichinger der vff denn tag bey der schlacht 

ist gewest, dann mein bruder Phillips vnd ich, 

dan mein vetter herr Bernnhartt vonn Berlichingenn 

der kham irgenndt acht tag hernach ghenn Schwappach, 


er wahr aber nit bey der schlacht.

Das ist mein vnnd meines bruders selligenn besoldung gewest,

wahr vnns auch lieber, dann het vnns der marggraff 

zwey tausendt gulden geschennckht, wiewoll wir 


warlich arm gesellenn warenn. Noch habenn wir dannocht 

ein gute besoldung empfangenn, das nit allein 

vnnser gnediger furst, vnnd herr der marggraue, 

sonnder auch irer gnaden. oberste reth vnnd haubtleutt, 


ritter vnnd knechtt, vnns preiß, rhum, lob vnnd ehr 

nachgeredt haben, do wir villmalnns ettwann woll 

bey 20 oder 30 meillwegs nit darbey gewesenn, 

das nemlichen hochgedachter marggraff selbs, 


vnnd irer gnaden rathe vnnd haubtleut vnns ehrnn 

vnnd gutes nachgeredt, vnnd vnnser im bestem gedacht, 

das dann vns von vnsernn gutten gesellenn 

vnd freunden anngezaigtt ist wordenn. Ist vns auch lieber gewest,


dann goldt vnnd silber, welchs wir nit darfur 

genommen habenn wolltenn. Vnnd alls ich nun 

vonn solchem krieg wider haim wolt, da hett ich 

vonn denn vier pferdenn, die ich bey der schlacht hatt, 


nit mehr dann noch eins, welchs vnnder dennselbigenn 

das bosest wahr. Vnnd liehenn mir meines gnedigenn 

fursten vnnd herrnn des marggraffenn oberste reth 

ire selbs aigne leib pferdt, vnnd sonnderlich 


her Veitt vonn Festennberg, der hett ein pferdt 

so ime ghar lieb wahr, vnd lihe mir es doch, 

das sich nun alle mentschen darann verwunderten, 

vnnd sagten sie glaubten wann inn sein herr 


der marggraue selber darumb gebettenn hett, 

er hets im nit gelihenn. Dise besoldung wie vorgemelt, 

ist mir vnd meinem bruder, die liebste besoldung gewest, 

darann wir vnns auch, alls gesellen habenn genugen lassenn.



KANTUS IV


Wie die handlung vnnd schlacht vor Nurnnberg 

alls vorgemelt ist, vff sontag nach sant Veits tag 

geschehenn, so hatt sich gleich darnach vngeuerlich 

vmb Michaelis zugetragenn, das ich mit herr Neidthartenn 


vonn Thungenn, vff denn ich der zeitt gewartt, 

vom Sottennberg herab gerittenn bin. 

Vnnd alls wir also furtt zogenn, wardenn wir zweienn reuttern 

bey einem holtzlin gewahr, bey einem dorff, 


heist Obernn Eschennbach vnd waren Endris 

vonn Gemundt ambtman zu Salleckh vnnd sein knecht, 

denn hieß man denn Affenn. Nun begab sich daruor 

wie ich zu herr Neidtharten kham, 


das ein tag zu Hamelburg gehaltenn wurdt, 

vnd wahr Neidthart auch da, mit graue Wilhelm 

vonn Hennenberg vnnd graue Micheln vonn Werttheim, 

welche etliche hendel eines feindts halbenn hettenn, 


der des jetzberurten graue Michels vonn Wertheims 

feindt gewesenn wahr, den hettenn sie dahin vertagtt, 

vnnd wurtt die handlung gericht vnnd geschlicht.

Nun gehe ich aber vnnd will zu herr Neidttharten 


inn die herberg, vnnd zu seinen knechtenn gehnn, 

welche mehrern theills trunckhenn warenn, 

vnnd war bemelter Aff auch voll, 

vnnd hett vill windts in der nassenn, 


trib vill seltzamer redt, vnnd sagtt: Was will der junckher thun,

will er auch zu vnns? vnd dergleichenn hönische wortt, 

darmit er mich vermeint vff zubringenn, 

das mich dann hindennach vertroß, vnnd sagtt zu im: 


Was darff ich deiner junckherey vnnd deines gespeiß 

oder follerey, wan wir einmall im veldt zusamen stossenn, 

da wollenn wir sehenn wehr junckher oder knecht sey! 

Vnd vff die zeit wie gemelt, da wir vom Sottennberg 


herab ziehenn, dacht ich woll er wurdts sein 

vnd mit seinem junckhernn reittenn.

Vnd ich ranndt dennechsten ein grosen hochenn berg hinein, 

vnnd bracht das armbrust im rennen auff, 


vnnd dennechstenn hinuber zu inen, vnd hett dannocht 

weit zu inn, vnd flohe sein junckher dem dorff zue, 

also das ich gedacht, er mant die baurn vff. 

So hett aber der knecht der Aff auch ein armbrust 


vnd gab die flucht gleicher weiß, wie sein junckher. 

Vnd wie ich nhun ann inn kham, do must er 

ein dieffenn hollenn weg hinein, dem dorff zu, 

vnd hett ich noch weit ann das eckh, 


da der weg hinein gienng, vnd ließ innen 

den hollen weg einher rennenn, vnd schoß im vff 

dem ruckh hinwegk. Nun woldt ich das armbrust 

woll wider vfbracht habenn, dacht aber 


er wurdt dein nit wartenn, weill er auch ein pfeill 

vf dem armbrust hatt, vnd hett ich khein mentschenn 

nit bey mir, vnd ließ es derhalbenn mit dem armbrust bleiben,

vnnd rannth ime nach die holle hinein. 


Vnd da er sahe, das ich das armbrust nit vffbracht, 

wartet er mein vorm thor, biß ich schir zu im kham, 

do schoß er herr, vnnd schoß mich fornn vff denn krebs, 

das der pfeill zu spreißelnn gienng, vnd spranng 


mir vber denn kopff hinauß. Da wurff ich im den nechstenn 

mein armbrust ann hals, dan ich het khein pfeill darauff, 

vnd mit dem schwert rauß, vnnd ranndt inn zu bodenn, 

das sein gaull mit der nassenn vf der erdenn lag. 


Aber er kham allmal wider auff, vnd schriehe 

immer die baurnn ann, sie solten ime helffen. 

Vnnd wie ich also mit im im dorff vmbher ranndt, 

da stehet ein baur der hett ein armbrust, 


vnnd schonn denn pfeill darauff. Ich dennechsten im zu, 

ehe ehr zum schuß kham, vnd schlug im denn pfeill 

vom armbrust vnd hielt also bey im, vnd stieß das schwerdtt

wider ein vnnd redt mit im, vnnd gab im beschaidt 


vnnd sagt, ich stundt herr Neidtharten vonn Thungenn zu, 

vnnd werenn auch gut fuldisch. Inn dem kombt 

ein gantzer hauff baurnn mit schweinspießenn, 

handtbeyelnn, wurffbeyelnn, holtzbeyelnn, vnd steinen, 


vnd hettenn mich vmb ringtt: Wurfst du nit, 

so hastu nit, schlechstu nit, so gilt es nit!, 

das mir etwenn die beyelnn vnd steinen, 

neben dem kopff hinfurenn, das mich bedaucht, 


es ruret mich ann der beckell hauben.

Do laufft aber ein bauer daherr, der hett ein schweinspieß,

welchem ich zurannt, vnnd wie ich das schwerdt wider gewann, 

so schlecht der baur herr, vnd trifft mich vf denn arm, 


das ich dacht, er hett mir denn arm entzwey geschlagenn. 

Vnnd wie ich nach im stich, do feldt er mir vnnder den gaul, 

das ich nit souill blatz hett, das ich mich nach im 

buckenn hett khonnen. Inn summa ich brach durch, 


aber doch leufft noch ein bauer daherr, 

der hett ein holtzbeyell, dem gab ich ein trieff, 

das er nebenn ann zaun fiell. Do wollt mein gaull 

nymmer lauffen, dann ich hett inn gar außgeschlagenn, 


vnd wahr mir anngst, wie ich zum thor hinauß 

khomen möchtt. Vnnd wie ich demselbigenn zu eile, 

wahr gleich einer da, vnnd wollt das thor zuschlagenn, 

aber ich kham doch hinauß, ehe ehr das thor zuschlug. 


Vnd wie ich ein wenig fur das thor hinauß kham, 

wahr der Aff schonn wider da, vnd hett wider 

ein pfeill vff dem armbrust, vnd vier baurnn bey im, 

vnnd schriehe: Herr, herr!, vnd scheust darmit 


wider nach mir, das ich denn pfeill vff der erdenn 

sahe grellenn. Vnnd ich den nechstenn wider zu im zu, 

vnd mit dem schwerdt rauß, vnnd jagt sie all funf 

inn das dorff hinein. Da fingenn die baurn ann 


vnnd schlugenn sturm vber mich, aber ich rit daruon. 

Vnd wie ich wider herr Neidthartenn zu ziehe, 

der hiellt ghar weit dort auß vf dem feldt, 

sahenn mir die baurn allennthalbenn nach, 


aber es wollt kheiner mehr zu mir khommen. 

Vnd wie ich schir zu ime Neidthartenn kham, 

renndt ein bauer daherr mit einem pflug, dem sturm nach, 

vnd ich vber denselbigen, vnd fieng inn, 


das er must geloben vnd schwerenn, 

das er mir mein armbrust wider herrauß bringenn woltt, 

dann ich hett es nach dem Affenn, 

da er mich wie vorgemelt schoß, geworffen, 


do ich dann nit souill weill hett, 

das ich es wider hett 

lanngenn mögen, sunder must 

es also im weg ligenn lassenn.



KANTUS V


Nun hab ich in dem jar do man 1503 hatt geschribenn, 

des Thalackhers reuttern mit andern meinen guten freundenn 

vnnd gesellenn, aber einmall gedhient. 

Do wir dann bey vier zehenn tagen in den holtzern hielten, 


aber wir hettenn gute gonner vnnd freundt, 

die vnns keß vnd brott brachtenn, 

das wir dannocht bleibenn konthen. 

Darzu so hettenn des Thallackers reutter auch gute hernn 


vnd fursten, vnd anndere, da sie sich vnnderschleifftenn, 

vnnd sicher sein kunthen, welchen auch mein bruder, 

ich vnd andere gute gesellenn zimliche gute annschleg 

gemacht, vnd woll zu sagenn, die henndt darauff gelegt, 


das wir inen gernn gerathen vnd geholffenn hettenn. 

Aber es wolt etwann wenig furgangs habenn, 

dann sie hettenn nit allwegen gluck darzu.

Vnd wie wir allso do abzogenn, zog ich 


mit des Thalackers zweien knechten in ein ander art. 

Da begab es sich, das wir auch vf leut stießenn, 

die ire feind warenn, do sich dann der handel 

so kurtz zutrug vnnd begab, das ich vnnd sie 


die feindt vnsere armbruster nit vff bringen kunthen. 

Aber des Thalackers knecht mit namen Hessel Schwerdt 

vnd sein gesell furtenn stetts ire stelle bogen 

die fur vnd fur gespannt wahrenn, also das sie nit mehr, 


dan die pfeill darauff schlugen. Do kam ich nhun 

ann ein knecht, der kondt auch, wie ich, 

nit zu seinem armbrust khommen, oder dasselbig 

vfbringen. Darumb wir dan ainander die armbruster 


ann halß worffen, vnd mit denn klingenn zusammen. 

Aber ich schlug ine vom schwert vnnd armbrust, 

das er khein wehr mehr hett. Vnd als sich ein anderer 

von meinem gesellenn riß vnnd will inenn enttreiten, 


spreng ich hin zu vnnd behillt denselbigenn auch, 

welcher auch nit mehr dann ein kurtzenn tegenn hett, 

vnd erweret sich also darmit gegen bedenn 

des Thallackers knechtenn, verwundt sie auch alle beidt, 


das sie im nichts thon kunthen. Derhalben ich dennechstenn 

zu inen vnd sagt: Behalte ir den erstenn, 

welchenn ich allein erlegt hett, vnd last mich ann denn auch! 

Do ich nun an in kham, wolt er mir endtweichenn, 


aber ich erreitt inn, vnd stach inn mit dem schwerdt 

vnder denn gaull, also das ich sie beidt behilt. 

Daruff es dann zeitt ware, das ein jeglicher sahe, 

wo er bleibenn wolt, vnd ich packht mich inn die artt, 


do gute gesellenn vnd reutter nit theuer, 

sonnder wolffel warenn, so machten sich 

des Thallackers knechtt auch hin wo sie möchten.

Gloria in excelsis deo domino!



KANTUS VI


Des andern jars, do man 1504 hatt geschriebenn, 

fing sich der Beyerrisch krieg ann, 

vnnd zog pfaltzgraff Philips loblicher gedechtnus, 

ehe der krieg anfieng von Haidelberg herrauff vff Wurtzburg, 


vnnd darnach hinauff inn das Beyerlandt, 

villeicht inn gemut vnd meinung dasselbig 

ein zu nemmen, dieweill hertzog Jörg 

loblicher gedechtnus allererst gestorbenn wahr, 


vnnd ime das Beyerlandt (wie ich nit änderst weiß) 

vermacht hett. Zog erstlich vff Wertheim, 

zue graue Micheln, der zog mit iren gnaden vf Wurtzburg. 

Aldo sich begab, daz zwen pfaltzgreuischer grauen 


von Wurtzburg herrauß rittenn, inn gemutt 

inn ir heimet zu ziehenn. Das war graue Bernnhartt 

vonn Solms, vnd ein graue vonn Eisennburg, 

vnd wahr Contz Schott auch zu Wurtzburg, 


vnd woltt des pfaltzgrauenn feindt werdenn. 

Zog herr Neidthart vonn Thungen 

vnd er mit einander von Wurtzburg auss, 

vnd gab mir herr Neidthart sein knechtt zue, 


ich soltt vff ine Contz Schotten warten, der dann der zeitt 

noch nit ritter, vnd auch noch nit der Pfaltz feindt wahr, 

aber ich kunth merckhenn, das ers werdenn wolt, 

vnd war sonst khein edelman darunder, dan ich 


vnd Götz von Thungen, den mir herr Neidthart 

auch zu seinenn knechtenn zugabe. Vnd da wir nhun 

inns veldt khammen, wais ich nit, was Conntz Schott 

ann mir ersehenn hett, er gab mir denn genngstenn 


vnd besten gaull den er hett, vnnd verordnett seine knecht 

auch zu mir, das sie vff mich warttenn solten. 

Vnnd wiewol ich sagt, ich hett ein gutten gaull, 

vnd kondt bey denn leutten bleibenn, must ich doch 


vff sein gaull sitzenn. So werett ich mich auch dessenn, 

das seine knechtt vff mich wartten soltenn, 

sonder ich woltt vff sie warttenn, oder vff ir einen, 

es wehr welchen er woldt, die der sachenn 


baß verstendig werenn, dan ich, dann er hett feine knechtt, 

die pfaltzgreuisch vnnd landtgreuisch gewesen wahrenn. 

Aber er behart vff seinem furnemen, vnnd mustenn 

die knechtt vff mich wartten. Da ich nun 


zu meim vettern Götz vonn Thungen 

vnd denn reuttern kham, hilten wir lanng beyeinannder, 

vnd hett er ein menschen gehabtt, der die reinner 

vnnd weg ein wenig gewust (souill ich in einem virtel jars 


darnach erfure), wolltenn wir woll ettwas außgericht habenn, 

das zu der sachenn gedynt hett, 

aber es wolltt nit allerdings rechtt thonn.

Dann wie die strassenn ober vnns hergienng, 


hilten wir nit mehr, dann darunder herrab, 

vff einem fueß pfadt, vnnd daucht mich es wehr nichts 

die meinung, das wir also darunder halltenn soltenn. 

Zog derhalbenn hinauff vff die strassenn, 


vnnd wahr ebenn ein schnelein gefallenn vf dem Spessert, 

das man denn huffschlag woll sehenn vnnd merckenn kunth. 

Vnd wie ich nun vf die straßenn kome, spurt ich 

der jenigen der wir gewartet hettenn frisch vnnd sahe, 


das der schaum, wie die geull gescheumbt hettenn, 

noch da lag. Vnnd wie Connradt Schott kombt 

sagt ich im: Da ziehenn sie hienein, vnd ich glaub 

sie sein nit weitt, dann der schaum liegt noch da. 


Vnnd es wahr auch also, aber er herr Conradt Schott 

wahr auch ein fauller reutter, vnnd woltt nachts 

im Spessert bleibenn, wahr kham drey meill wegs gerittenn, 

vnd kondt ich ine mit nott vnnd anngst kham wider 


hindersich bringenn, das wir in ein thungisch dorff khamen, 

vnnd vff dißmall nichts außrichtenn kunthen.

Darnebenn aber alls sich der Beyerrisch krieg 

inn berurtem jar erhub, war ich noch bey meinem vetternn 


herr Neidtharten vonn Thungen, vnnd must mit im hinauff 

inn das lanndtt zu Beyernn, das mir nun hoch zuwider wahr, 

dann ich hett zwenn bruder, die wahrenn pfaltzgreuisch, 

vnnd wehr auch gehrn vf der Pfaltz seittenn gewest. 


Also zog ich mit herr Neidtharten vonn Thungen hinauff 

zum marggraffenn, der lag zu Rott mit seinem höer, 

vnd namen wir ein denn Hilberstein vnd andere fleckhen mehr, 

so inn die Obernn Pfaltz gehorenn. Deßgleichenn 


die vonn Nurnnberg saumbtenn sich auch nit, 

aber Haideck das hildt denn stich, vnd ergab sich nit. 

Da verordnett der marggraff ettlich pferdtt 

inn seiner landts art gegenn der Obernn Pfaltz 


zu ross vnnd zue fueß, vnnd zog er mit seinen andernn rittern 

vnd knechten, die er bey im hett, erstlich gehnn Inngolstatt, 

vnd darnach hinauff gehnn Munichen, zu hertzog Albrechten. 

Da stießen sie mit denn hauffen zusammen, 


was bundisch vnnd kaiserisch wahr, vnd zog 

der marggraff darnach mit etlichem volck 

zu ross vnd zu fuess für Landaw vnd nam es ein. 

Da lag herr Jörg vonn Rosenberg mit etlichen raisigen 


vnd Bohemen darin, vnnd wiewoll es ein faull nest wahr, 

noch hilltenn sie dannoch ettliche tag, 

das sie sich beschießenn ließenn. darnach namen wir 

Browna ein vnd zogenn fur Landtshutt 


vnd hettenn hendel vnd scharmutzels genug, 

wa wir hinkhammen, hetten auch zwenn hartter scharmutzel 

fur Landtshutt, vff ein sambstag vnnd sonntag, 

do ich dann auch geschossenn bin wordenn. 


Vnd erlangten mir der marggraff vnd meine freundt, 

das mich mein gnediger furst vnd herr, 

hertzog Rupprecht loblicher gedechtnus, 

ghenn Landtshutt vergleittenn ließ, das ich mich darin 


sollt haillenn laßenn. Aber ich blib dieselbig nacht, 

alls ich geschossenn wartt herrauß fur Lanndtßhutt 

im leger, vnd des andern tags frue inn der kuling, 

dann es wahr sehr haiß, vnd ebenn in den hundßtagen, 


das mir dan als einem verwundten zuraisen 

sorglich vnnd beschwerlich wahr, zoge ich furtt 

vnnd wahr zu herr Sigmunden vonn Thungenn verordnett, 

das ich inn sein herberig sollt farenn, vnnd ein kerenn, 


vnnd wuste nit annderst, dann ich fur inn dieselbig herberig 

zu ime meinem vetternn. Aber wie ich auß dem leger 

herrauß kham, vff Lanndtshutt zue, nit weit 

vonn vnnserm leger, alls es noch ghar frue wahr, 


do kham Christoff vonn Giech, der vff hertzog 

Rupprechts seittenn wahr, vnd hett deß nachts wacht 

vnnd scart gehaltenn, vnd kham ann die scart leutt, 

die vnnser hauff hinauß verordnett hett. 


Da must der furman still halltenn, damit ich sahe, 

wie sie einannder jagtenn, biß inn vnnser wagennburg hinein.

Vnnd hett Christoff vonn Giech erfarrnn, 

das ich geschossenn, vnnd im einher faren wahr, 


vnd bestallt, das ich inn sein herberig soltt farenn, 

dann wir wahrenn fur zweyenn jarn beyeinannder gewest, 

inn der Nurnnbergischenn schlachtt, 

das wir einander woll kanthenn. also wollt ich wehnen 


ich fur inn herr Sigmundts von Thungens 

meines vettern herberg, so kham ich aber 

zu ermeltem Christoffen vonn Giech. Vnnd thett er mir 

warlich vil guts vnnd erbott sich gegenn mir, 


das er mich nit laßenn woltt, ich solt im nit mehr sagenn, 

was ich ghern hett, vnnd was ich dorfft, wer es mentschlich 

vnnd muglich, so woldt er sich nit sparn, 

vnnd wolts vberkhommen. Vnd sagtt mir auch darbey: 


Ich hab noch geltt das mein gesellenn nit wissen, 

vnd wann sie es wustenn, so liessenn sie mir khein ruhe, 

vnnd nandt mir die summa, vnd sagt: 

Dir will ichs nit verhalltenn. Vnd khamen sunst 


vill anndere mehr gesellenn zu mir, also das ich 

inn zweyenn oder dreyenn tagen nit vill ruhe hett, 

es wahr gleich ein walfart zu mir. Vnd khamen 

viell gutter leutt, die mich kanthen vnnd besahenn, 


wie mirs gienng, vnd kham auch sunderlichenn zu mir 

her Jörg vonn Rosennberg, vnnd her Jörg Truchsas 

vonn Awe, vnnd vill groser hansenn mehr, 

die mich besahenn, vnnd marckhtt ich von inen als vil, 


das mein gnediger herr hertzog Rupprechtt selbs 

ein mitleidenn mit myr hett, wiewol ich wider inn 

gewest wahr. Vnnd kham auch ein gutter freundt zu mir, 

der sagtt, ich solt mich anthun, das ich ein wenig sauber leg, 


dann er hett gehört, hertzog Rupprecht loblicher gedechtnus 

der wurt zu mir khommen, vnd wurtt mich besehenn, 

wie ich dann thett vnnd wart. Da kombt aber wider bottschafft 

die rott rhur hettenn ire gnaden angestoßenn, 


wie dann wahr gewesenn, vnd ir gnaden darann gestorbenn, 

auch Christoff vonn Giech vnnd viell anndere mehr 

damaln ann der rottenn rhur verschidenn, also das gott 

der allmechtig ir vill kurtz miteinander 


vonn diesem jamerthall genommen, 

do mir dann die weill bey meiner krannckheit 

auch nit sehr kurtz gewordenn. Wie ich aber domalnn 

geschossenn sey worden, das hatt dise gestalt. 


Ich thett als ein junger gesell, der auch ghern 

ein mensch wehr gewest, vnd daucht mich auch alls jung 

ich wahr, man must mich auch ein menschen 

vnd guten gesellenn sein laßenn. Vnnd wie wir demnach 


am sonntag vor Landtshutt obgehortter massenn 

wider scharmutzelltenn, do richtenn die vonn Nurnnberg 

das geschutz inn feindt vnnd freundt. Vnnd hieltenn 

die feindt allso inn einem fortheill an einem greblin, 


das ich ghernn mein spieß mit einem zerbrochenn hett. 

Vnnd wie ich also hallt, vnnd sihe nach dem vortheill, 

so habenn die Nurnnbergischenn das geschutz 

inn vnns gericht, inn feindt vnnd freundt, wie vorgemeltt, 


vnd scheust mir einer denn schwertt knopff 

mit einer veldtschlanngenn enntzwey, 

das mir das halbtheil inn arm gienng, 

vnnd drey armschinenn darmit. Vnnd lag der schwerdt knopff 


inn armschinenn, das man ine nit sehenn kunth, 

also das mich noch wundertt, das es mich nit 

vonn dem gaull herab gezogen hatt, dieweil 

die armschinenn ganntz bliebenn, dann allein 


die eckhenn wie sie sich gebogenn hettenn, 

gienngen noch ein wenig herrauß, aber der schwertt knopff 

lag wie gemeldt inn armschinen drinnenn. 

Das annder theill des knopffs, vnnd die stangenn 


am schwerthefft hett sich gebogenn, wahr aber doch 

nit entzwey, das ich gedenckh, die stanng, 

vnd das ander theill vom knopff, hab mir zwischen 

dem henntschuch vnd dem arm zeug, die hanndt abgeschlagen,


also das der arm hindenn vnd vornn zerschmettert wahr. 

Vnnd wie ich so dar siehe, so hanngtt die hanndt 

noch ein wenig ann der hautt, vnnd leitt der spieß 

dem gaull vnnder denn fuessenn. So thett ich ebenn, 


alls wehr mir nichts darumb, vndt wanndt denn gaull 

algemach vmb, vnnd kham dannach vnngefangenn 

vonn denn feindenn hinweg zu meinem hauffenn. 

Vnd wie ich ein wenig von denn feindenn hinweg kham, 


so leufft ein alter lanndtsknecht herrab, 

vnnd will auch inn denn scharmutzel, denn sprich ich ann, 

er soll bey mir bleibenn, dann er sehe wie die sachenn 

mit mir geschaffenn wehr. Der thets nun vnnd blieb bey mir, 


must mir auch denn artzett hollenn. Vnnd nachdem ich 

ghenn Landtßhutt khame, do sagten mir meine gesellenn, 

die wider mich im scharmutzell wahrenn gewest, 

wie ich geschossenn wehr wordenn. Vnnd wehr ein edelman,


Fabian vonn Walßtorff, ein Voittlennder, 

mit mir inn eim schuß auch geschossenn wordenn, 

vnnd blieb er thodt, wiewoll mich der schuß vor traff, 

das allso feindt vnnd freundt mit ainander schadenn namen. 


Vnnd war derselbig ein feinner hubscher gesell, 

als man vnnder tausenndt kham so ein geradenn 

menschenn findenn soltt. Sie sagten mir auch darbey, 

was ich zwenn tag, den sambstag vnd sonntag 


gethonn vnnd gehanndlett, vnnd zaigten mir 

alle wortzaichenn ann, was ich fur ein haubtt harnisch, 

vnnd wie ich ein gaull gehabtt, vnnd was ich gehanndlet hett, 

das sie es ebenn alls woll wustenn alls ich, 

wie vnnd wess ich mich die zwenn tag gehaltenn hette.


Vnnd vonn der zeitt ann, am sonntag nach sanct Jacobstag, 

da bin ich zu Lanndßhut gelegenn, biß vmb faschnacht 

aussenn. Was ich die zeitt fur schmertzenn erlittenn habe, 

das khann ain jeglicher woll erachtenn, 


vnnd wahr das mein bitt zu gott, die ich thet, 

wann ich inn seiner gottlichenn gnadt wer, 

so solt er im namen gottes mit mir hinfarenn, 

ich wehr doch verderbtt zu einem kriegsman. 


Doch fiell mir ein knechtt ein, vonn dem ich ettwann 

vonn meinem vatter seligenn vnnd alten knechten,

pfaltzgreuischenn vnnd hoennloischenn, gehort hett, 

welcher der Kochle geheißenn, vnnd hertzog 


Jörgenn vonn Beyerns feindt gewest ist, 

der hett auch nit mehr dann ein hanndt gehabt, 

vnnd hett ebenn alßbaldt ein ding im feldt 

gegenn feindenn außrichtenn khonnen, als ein annderer. 


Der lag mir im sin, das ich gott aber annrufft 

vnnd gedachtt, wann ich schonn zwolff henndt hett, 

vnnd sein gottliche gnadt vnnd hilff mir nit woll woltt, 

so wehr es doch alls vmb sonnst. 


Vnnd vermeint dernnhalbenn, wann ich doch nit mehr 

dann ein wenig ein behelff hett, es wehr gleich 

ein eisenne hanndt oder wie es wehr, so wollt ich demnach 

mit gottes gnadt vnnd hilff im feldt 


noch irgenndt alls gutt sein, alls sonnst ein heiloss mensch. 

Ich bin auch seidthero mit desselbigenn Kochless 

sunen gerittenn, die redliche knechtt gewesenn.

Vnnd nachdem ich nun schir sechzig jar 


mit einer faust krieg, vhedt vnd henndel gehabt, 

so khann ich warrlich nit annderst befindenn 

noch sagenn, dann das der allmechtig 

ewig barmherzig gott wunderbarlich mit großenn gnadenn, 


bey vnnd mit mir inn allenn meinen kriegen, 

vhedenn vnnd geuerlicheitenn gewesenn.

Mehr hatt sich im lanndts Beyern begebenn, 

daz vnnsernn haubtleuttenn (die der zeitt vber 


Sanct Jörgenn fahnenn verordnet wahren, 

als nemlichenn her Neidthart von Thungen, 

vnnd herr Wilhelm Marschalck vonn Bappennheim, 

vnnd wann der ein heutt haubtman wahr, 


so wahr der annder morgenn, ein tag vmb denn andernn) 

ein kuntschafft im feldt zu khame, alls soltenn 

zwey fenndlin knecht ghenn Neuenmerckle 

das nit weit vonn Beyrotingenn im lanndts Beyern leidt, 


die wehrenn feindt, hinein ziehenn soltenn. 

Darumb die haubtleut sagtenn wehr lust darzu hett 

sie anzugreiffen, die möchtenn sich außschliessenn. 

Das geschahe vnnd war ich selbs auch einner, 


vnnd schossenn freilich ein pferdt 

oder annderhalb hundert auß, warrlich gutte 

redliche gesellenn, wie mich daucht, vnnd ich glaub 

wir werenn beyeinannder bliebenn thodtt vnnd lebenndig. 


Vnnd wie wir allso daherr ziehenn, 

durch ein zimlichenn grosenn waldt, da gienng gleich 

der abenndt herr, unnd wie ich bey denn vortrebernn wahr, 

so ersihe ich leutt vor vnns hinweg fliehenn. 


Vnd ich dennechstenn satzt ann sie im waldtt 

vnnd erreitt zwenn, die behillt ich bey meinen handenn, 

vnnd warenn bauers leutt, warenn aber doch feindtt, 

vnnd must also vff jeglicher seittenn ir einer 


bey mir bliebenn halltenn, biß die andernn herzu khammen. 

So kombt aber ein junge geckssnaß, nerrichter dann ich, 

der ließ denn ein baurnn bey mir halltenn, 

vnd schlug ine ghar vbell. Nun wahr niemandt do dann ich, 


die zwenn baurnn, vnnd der so denn baurnn schlug, 

vnnd ich laß die baurnn haltenn, vnnd ann inn 

vnnd schmirttenn ainander. Vnnd wie ich inn fragtt, 

was er mir denn gefangnen baurnn zeihenn thett, 


vnnd warumb er inn schlug, gab er mir ettliche 

bose wortt, da schlug ich inn gleich genug. 

Inn dem so khombtt Jörg vonn Fronnßberg, 

der wahr noch nit ritter, mit ettlichenn reutternn auch darzu, 


vnnd ruckht mit seinen reutternn vnngeuerlich 

vmb die 20 oder 30 pferdtt, vmb mich herrumb, 

vnnd wollt habenn wir soltenn bede zum fridenn gelobenn.

Mein gesell denn ich geschlagen hett der globt baldt, 


ich aber wolt es nit thonn, vnnd sagtt: Warumb 

schlecht mir diser meine gefangenne, warumb 

fengt er nit selbs ein? Vnnd auch weitter sagtt 

zu dennselbigen: Wann du mir noch einmall 


ein gefangenenn schlagenn wollst, ich wollt es nit 

vonn dir leidenn! Da ruckhtenn her Jörg vonn Fronßberg 

vnnd anndere vmb mich herrumb, der ein hett ein pfeill 

vff dem armbrust, so wahrenn die andernn auch gerust, 


vnnd hilt ich vnnder inenn, alls wie ein wildt schwein 

vnnder denn rudenn. Inn summa, ich woldt die gelubdt 

nit gebenn, sonnder blieb vff meiner hieuorigenn redtt, 

dann es wahr schonn gantz dusell, das es nacht wahr, 


vnd hett mir furgenommen, wann sie handt 

an mich gelegt hettenn, so wollt ich mich durch sie schlagen.

Vnnd sagtt doch darbey das ich nichts gegenn im 

bey meinem edelmans trauen vnd glaubenn wollt furnemen, 


er hub es dann mit mir am erstenn ann, hube er aber 

mit mir ann, so wollt ich ine alls vbell schmiren, 

sein leib must inn reuenn, oder er must mirs thonn. 

Darbey liessenn sie mich bleibenn.


Inn dem zogenn wir wider ann, vnnd khamen 

weit inn die nacht meines behaltenns ghen Brouna hinein. 

Des morgens schickht mir herr Jörg vnnd sein hauff 

ein bottenn, ich solt zu inn khommen, vnnd wie ich kham, 


sassenn sie vnd trunckhenn reinfall, 

hettenn die bawrn geschetzt, vnnd reinfal darumb kaufft. 

Ich thett nhun auch ein trunck, vnnd sagten sie zu mir, 

ich solt nider sitzenn, vnd solt mit trinckhenn. 


Aber ich gienng gleich dennechstenn wider 

vonn inn hinweg, vnnd trannckh nit weitter, 

dann ich hett sonnst auch ein geschefftle.

Solchenn articul zaig ich darumb ann, 


dann herr Jörg vnnd Franciscus vonn Sickingen 

seindt mir alhie zugefallenn vmb der vrsachen willenn, 

das die vonn Hailbronn mir nit ritterliche gefenngnus, 

wie sie mir zusagten hiltenn, vnnd woltenn sie bede 


kurtz vmb habenn, das mir ritterliche gefenngnus, 

wie mir zugesagt wahr, gehaltenn werdenn solt, 

vnnd hillt sich meinet halbenn ghar woll, 

das sich die vonn Hailbronn mustenn verschreibenn, 


mir ritterliche gefenngnus zuhaltenn, so lanng es werdtt, 

wie ich dann dieselbig verschreibung 

noch bey meinen handenn hab. Vnnd des nachts 

khamen sie zu mir inn mein stublen 


inn des Dietzenn herberg, vnnd warenn ir viel, 

das sie nit all sitzenn khondtenn, sonder mustenn 

das mehrer theill stehnn. Nun zechten wir 

vnnd wahrenn frolich. Da gedennckht her Jörg 

der obberurtenn beudt, vnnd sagt: Schwager Götz 


weist auch, das wir einmall ein beudt 

mit einander gewunnen habenn, im landts Beyern? 

Da sagt ich: Ja ich weiß woll. Sagtt er daruff: 

Du wollst zeitlich zu einner nessel werdenn! 


Dieweill er sich nhun so ritterlich vnnd woll bey mir hildt, 

so wollt ich mich auch nit weitter mit redenn 

gegenn im einlassenn. Er hat sich auch seithero 

immer woll gegenn mir gehaltenn.


Weitter trug sich auch darnnach zu, 

das ein boehemischer herr der kronn Behem feindt wardt. 

Des nam sich ann Hanns vonn Selbitz, 

ich vnnd anndere guttenn gesellenn mehr, 


vnnd woltenn im inn seiner sachenn dhiennen 

vnd behilfflich sein. Vnnd erfurnn daruff vonn stundt ann, 

das die reichste vnnd beste hernn, 

die vber die cronn Behem regirten (dann es wahr domalnn 


ghar ein junger kunig, der noch nit regirt) 

ann ettlichenn orttenn durch ziehenn solltenn. 

Do machtenn wir nhun kuntschafft vber sie, 

das sie der zeitt im Niderlanndt wahrenn gewesenn, 


vnnd wustenn woll, das sie wider herrauff ziehenn wurdenn, 

auch wehr sie wahrenn, vnnd inn der cronn Behem 

der zeitt regiertenn. Vnnd war ich darzu verordnett, 

das ich solt hinab reitten mit etlichenn knechtenn 


die wissendt wehrnn, alls ich die woll hett. 

Vnnd reitt freilich drey oder vier wochenn, 

biß ich die kuntschafft allennthalbenn einnam, 

wa wir nemlichenn sie angreiffen wolltenn, 


vnnd warenn die reutter schonn beworbenn, 

vnnd kham khuntschafft das sie daherr zogenn.

Nun hett Philips Sturmfeder sellig, mir 

vnnd meinem bruder Phillipsenn sellig geschribenn, 


wir soltenn bey im zu Heidelberg sein, vf einem tag 

vnnd solltenn etliche gute gesellenn, souill mir khenten 

mit vnns bringenn, vnnd bey im vff dem tag stehnn. 

Das thettenn wir nun, vnd reit mein gesell 


Hanns vonn Selbitz vnd mein bruder Phillips selig, 

auch anndere mehr, vnnd der herr, so der cronn Behem 

feindt war, selbs auch mit ghenn Haidelberg, 

doch als ein vnnbekhanntter. Vnnd wahrenn vill 


inn der herberig zum Hirsch, die machtenn ire wappenn, 

vnnd das torricht herrlin so der kron Behem feindt wahr, 

hett sein wappenn auch gemacht, das ich nhun 

vnnd mein hauff nicht darumb wustenn. 


Vnnd wie wir zu Heidelberg hinweg khamen 

vnnd getagleist hettenn, do khamen 

die bohemischenn herrnn, welche die cronn Behem regirtenn 

auch dahin, vnd wahrenn allso onne geuerden 


herrauß gangenn vff dem marckht zu spacirrenn, 

vnnd alß sie vbersich gesehenn, hettenn sie der wappenn, 

die man angeschlagenn hett, wahr genommen, 

vnd darunder des beheimschenn herrnn wappenn 


auch gesehenn vnnd gekhenndt. Daruff dann 

ein vffrhur wardt, vnd lieffenn sie den pfaltzgrauen ann 

vmb geleidt, vnnd gab man inenn reutter zu 

vnnd vergleidt sie mit gewaldt hinwegk, 


vnnd verderbtt also das gut herrlin 

denn annschlag mit seinem aigennem wappenn, 

das er nichts mit seinen feindenn außrichten kunth, 

sunst wehr es onne zweiuel zu einem guttenn fridenn 


vnnd ruhe khommen. Vnnd nachdem mir sein nam 

enntsunckhenn vnnd vergessenn ist, so wurt man freylich 

sein wappenn noch ann der herberg zu Heidelberg 

zum Hirsch findenn. Wiewol ich es fur ein gutts 


frombs herrlin hett, so daucht mich doch, 

es wehr noch ein junger vnnschuldiger feindt, 

vnnd wahr noch nit woll bericht im handel, 

hett aber gute schulmeister bey im. 


So hab ich seidthero horenn sagenn, es sey 

mit der cronn Behem gericht vnd vertragenn wordenn.

Weitter ist auch wahr, das vff ein zeit Vlrich Beck, 

so ein burger vnnd viechtreibenn zue Kitzingenn gewesenn, 


vnnd der zeitt hinder marggraff Friderichen 

loblicher gedechtnus gesessenn, ein wollhabennder man, 

der hett ein weib, welche zuuor auch ein man gehabt hett 

mit namen von dem geschlecht Seubut. 


Dieselbig fraue die hett ein sonn der hieß Phillips Seubut, 

nit wais ich wie ir man mit dem tauff namen 

gehaißenn hatt, derselbig Phillips Seubut 

wahr herr Neidtharts von Thungens knab. 


Nun badt mich Vlrich Beckh sein stieff vatter, 

vnnd er Phillips Seubut der stieffsonn selbs, 

alls er gleich das harnisch anthon solt, 

das ich inenn gegen denn Waldstromern, 


so zu Nurnnberg sitzenn, vnnd vom adel sein, 

hilfflich vnnd redtlich sein wollt. Vnd zaigten mir ann, 

wie die Waltstromer inenn gewaldt vnnd vnnrecht 

eines erbs halbenn thetenn, vnd wahrenn der hoffnung, 


wa sie sich nit gutlich mit inenn vertragenn kunthenn, 

das sie wegh suechen vnd dermassenn mit dem ernnst 

gegenn inenn handlenn wolten, damit sie 

einen guttenn vertrag erlangenn möchtenn. 


So gab ich inenn daruf dise anntwurt: 

Mein gnediger herr der marggraff Friderich 

het mich erzogenn, wa sie dann guettliche verhorr 

zu recht vnnd billicheitt fur irer gnaden leidenn möchtenn, 


wollt ich inenn meines vermogens hilfflich vnnd rattlich sein, 

vnd ann muglichem vleis nichts erwindenn lassenn.

Darauff wir der sachenn weitter nachgedachtt 

vnnd denn annschlag gemacht, das wir die Waltstromer 


inn kurtzer zeitt nach vnnser abredt 

im Nurnnberger waldt fingen, vnnd niderwerffenn, 

als sie nemlichen inn ir dorffer eins fahrenn woltenn. 

Vnd geschahe am morgens zimlich fruhe, 


woltenn daselbst in irem dorff mess horrenn, 

vnnd wahr vff sanct Matheus tag, 

vnnd warenn ir der Waltstromer zwenn bruder, 

vnnd hett der ein ein hubschenn jungenn sonn bey im, 


der badt freuntlich wir soltenn sein verschonnenn, 

wie ich auch thett, vnd furenn mit denn zweyenn gebrudern 

dahin, zogenn tag vnd nacht, biß wir sie 

ghenn Jagsthausenn brachtenn. Da schlugenn sich 


des marggraffenn reth inn die sachenn, 

vnd vertagten vnns vnnd die Waltstromer ghen Onoltzbach, 

da ich dann selbs alls ein helffer mitgeritten bin, 

mit sambt einem gutenn freundt oder zweyenn. 


Wie es nun zu redenn kham vff dem tag, 

nam sich der marggraff der Waltstromer ann, 

mit furgebung sie werenn irer gnaden dhienner, 

als wie dann nit onne mag sein, dann sie hettenn 


ein erblichenn dinst vom marggrauen etlicher welt halbenn, 

so der marggraff vmb Nurnberg hat. Vnnd wiewoll 

der Vlrich Beckh des marggrauen hindersess wahr 

zu Kitzingen, vnd sie die Waltstromer irer gnaden dhienner, 


so machtenn doch des marggrauenn reth 

ein vertrag zwischenn den zweyen partheienn, 

also das die sachenn hingelegt vnd vertragenn wurten. 

Weiß aber nit, was mir vonn solchem vertrag 


fur mein personn wordenn ist, doch hett mir 

der Vllrich Beck etwas gebenn, khann aber nit wissenn 

wieuill. Vnnd dieweill ich so weit inn die handlung 

khommen bin, so hab ich solches inn dießem 


meinem schreibenn auch nit vnangezaigtt 

wollenn lassenn, sunderlichenn weill 

ermelter Phillips Seubut alls oblaut meines vettern 

seligenn bueb vnnd dhienner gewesenn.



KANTUS VII


Nach dem Beyerischenn krieg, bin ich vnd andere mehr 

vom adell vnnd anndere gutte gesellenn 

bewegt vnnd erbettenn wordenn, vonn eins 

wegen der hatt der Meutterer gehaißenn, 


der wahr der vonn Rottennburg feindt, 

vnnd hett ine mein vetter Wilwaldt vonn Thungenn 

sein hauß eroffnet zum Reussennberg. 

Dessenn namen ich vnnd anndere meine guten freundt 


vnnd gesellenn vnns ann, das wir im ein reiß 

oder zwo diennetenn, aber es schlug sich 

mein gnediger furst vnd herr vonn Wurtzburg, 

bischoff Lorenntz loblicher gedechtnus 


inn die sach vnnd vertrugs. Vnnd wiewoll ich 

vnnd anndere meine gutte freundt vnnd gesellenn 

des sins warenn, demselbigenn Meuterer 

weitter hilfflich zusein, vnd vnns auch verwart 


woltenn habenn, wie dann die brieff 

schonn gemacht warenn, so wurdt es doch 

mit der hilff gottes vnd des fromenn bischoffs 

zuthun, zu Wurtzburg wie gemeldt vertragenn, 


das wir weitter nachdennckenns 

deßhalbenn nit bedorfftenn.

Ave Maria, gratia plena, dominus tecum,

benedicta tu in mulieribus, sancta Maria! 



KANTUS VIII


Des andern jars darnach schriebenn mir 

etliche meiner gutten freundt, hertzog Vlrichs 

vonn Wurttennbergs hoffgesindt, vnd wahr sonnderlich 

mein schweher Reinhart vonn Sachssenheim sellig einer, 


vnd bathen mich vonn eins wegenn 

der hieß der Hanns Sindelfinger, vnnd wahr 

seins hanndtwerckhs ein schneider, vnnd ein guetter ziell schutz

mit der buchssenn. Der wahr zu Stuttgartenn dahein, 


vnnd hett zum ziell geschoßenn zu Cöllenn, 

vnd war wie ichs behalltenn hundertt guldenn 

das best gewest, das gewann er. Aber die vonn Colnn 

hettenn inn darumb betrogenn vnnd wolltenn im nichts gebenn. 


So hett er villeicht solches den hoff junckhernn 

zu Stuttgarten gesagt vnnd geclagt. Da schrieb mir 

mein schweher Reinhart vonn Sachssenheim selig 

wie gemeltt vonn seinet vnnd annderer 


hoff gesindts wegenn, vnnd batten mich 

ich solt mich seiner annemmen, das ich nhun thett, 

vnd wurdt der vonn Colnn feindt, vnnd wurff inn 

zwenn burger die warenn kauffleutt, ein vatter 


vnnd ein sonne nider. Darnach trug sich kurtz zu, 

das neun wegenn vonn Franckfurtt herrauff furenn, 

die wahrenn collnisch, vnnd stiess ich selber allein vff sie, 

vnnd hett mein knechtt vnnd reutter nit weit daruonn. 


Zog derhalbenn hinauff genn Kronberg 

zu meinem guten allten Philipsenn vonn Kronberg, 

der ettwann ein marschalck zu Heidelberg ist gewest.

Desselbigenn rath hett ich, vnnd gab er mir erlaubnus, 


ich soltt die wegenn vnnd gutter hinauff furenn 

ghenn Kronberg, so dauret mich aber sein, 

dieweill er krannckh vnnd allt wahr, 

das ich im soldt also erst ein vnnruhe machenn. 


Dieweill aber mein gnediger herr vonn Kunigstein 

mir ganntz ein gnediger herr wahr, wolltt ich sie auch 

nit ghernn vff irer gnadenn strassenn anngreiffenn, 

sonnder vff einer andernn, die ann irer gnadenn grenntzt, 


vnnd schickht demnach ein knechtt zu irer gnadenn 

mit namen Caspar Sinterum, der soldt irer gnadenn anzaigenn, 

das ich irer gnadenn verschonnt hett, vnnd doch willenns were

dieselbigenn gutter an einem andernn ortt annzugreiffenn, 


da ire gnadenn khein straß oder geleidt hettenn. 

Vnd thett es darumb, ob irnn ein geschray khem, 

das sich ire gnadenn, wie ich dann mein vertrauenn 

zu derenn hett, auch wustenn sich desto baß 


gegenn mir zuhaltenn. Aber ire gnadenn entbottenn mir 

wider bey demselbigen knecht Caspar Sinterum, 

das ich solt irenn gnaden zu ehrn vnnd gefallenn 

jetz zumall aberstehnn, vnnd ermant mich so hoch 


vnnd gnediglich, das ich die neun wegenn, 

die da hilltenn wider fahrenn ließ. Vnd erbotten sich 

ire gnaden, sie woltens inn einem anderm 

wider herrein bringenn, vnd in guttem vnd gnadenn 


nimmermehr gegenn mir in vergeß stellenn. 

Wie dann beschehenn, vnnd ire gnadenn 

sich auch nachuolgenndts inn die sachenn schlugen, 

vnd ein tag ghein Frannckfurtt, zwischen mir 


vnd denen vonn Colnn annsetztenn, da wir dann solches kriegs

vnnd phedtt enndtlich vertragen vnnd verglichenn wurdenn.

Weitter aber, wie es mir mit denn zweyenn kauffmennern, 

die ich gefangen hett, erganngenn. Battenn sie mich 


ich solt ir einem erlauben ghen Leibzig zu ziehenn, 

daselbstenn hettenn sie ire wahr vnnd gutter, 

vnnd khonndtenn sunst weder inen noch mir helffenn. 

Das thedt ich, vnnd behillt denn sonn. 


Dieweil der vatter alt wahr, dacht ich, der sonn 

khann die gefenngnus baß leiden, 

vnnd macht nun ein verschreibung mit im, 

vnnd gab selbs mein rath, vnd alle wortt zeichenn, 


wie er sich hallten soltt. Vnnd hett nit anderst gedacht, 

seinem globenn vnnd schweren nach, 

auch seiner hanndtschrifft die er vber sich gab, 

er wurde seinem sonn vnnd mir glaubenn halten, 


wie dann billich gewest. Vnd gab im den ratt, 

er solt mit denn kauffleuttenn, sie werenn nurnnbergisch 

oder wehr sie werenn, vonn Leibzig herrauß ziehenn 

vff Coburg vnnd Bamberg zu, dahe khem er sicherer herrauß, 


vnd gab im auch mein hanndtschrifft, vnnd meinenn bubenn, 

vnd banndt im ein inn sein gelubd vnnd pflicht, 

inn welche herberig er ziehenn soldt. Vnnd wann er 

denn bubenn sehe, vnnd im das zettele gebe, 


das seinem gleich wehr, so soltt er frolich mit im reittenn, 

vnnd wurde alßdann baldt bey mir sein, 

wollt ich inn wider zu seinem sonn furenn, 

oder sein sonn zu im schickhenn, 


vnd ließ inn auch denn bubenn vorhin woll besehenn, 

vnd gab im allenn beschaidtt. Aber er wurth trewloss 

vnnd mainaidig ann mir vnd seinem aigennem son, 

vnnd verriett mir denn bubenn, das inn der bischoff 


vonn Bamberg, so Jörg von Limppurg gewesenn 

eingelegt, da wartt ich lanng, wann er vnnd der bub kheme. 

Aber der bub hilt sich so geschicklich, 

das ich es khaum hinder im gesuchtt, 


oder ime ann vertraut hett. Vrsach dessenn ist, 

dann wir zogenn vff einmall vonn der Newennstatt 

ann der Aisch herrauß, vnd nebenn Hochst 

so des bischoffs vonn Bamberg ist, 


nit weitt daruonn leidt ein holtz, vnnd ich sagt 

vngeuerlich zum bubenn, da wer ein gutte haltstatt: 

Wan du einmall ein reutter wurst, das duß auch wissest! 

vnnd zog also ann das ortt, do ich hin wollt 


nit weitt vonn Bamberg. Das hett der bub gemerckhtt, 

vnnd alls ich ghenn Bamberg inn die herberg, 

da der kauffman einkhömen solt verschickhet mit beuelch, 

was er aldo verrichtenn sollt. Aber er der bub 


wurde darob wie gemelt verrattenn, gefangenn 

vnnd eingelegtt, vnd hett man kurtz vmb 

von im wissenn wollenn, wo ich wehr, 

vnd wo er zu mir khommen soltt. 


Da hett der bub gesagt: Es leitt ein holtz nit weit vonn Hochst, 

da hat er mich hinbeschaidenn. Vnd furt ich ebenn 

zu derselbigenn zeitt schwartz, dan mein mutter sellig 

wahr gleich inn kurtzenn tagenn daruor gestorbenn, 


vnnd thettenn sie vmb deßwillenn einenn anndernn 

bubenn die schwartzen kleider ann, 

vnnd satztenn denn vf denn gaull, darauff mein bub 

gesessenn wahr, vnnd liessenn in dem holtz zu ziehenn, 


vnd zogenn die bambergischenn reutter hindenn hernach 

vnnd vermeinttenn, sie woltenn mich da findenn 

wie der bub gesagt hett. Aber es felet inenn, 

vnnd hett der bub allein ein losßen boßenn darmit gemachtt, 


vnd inenn das blat versteckhtt, das sie darab 

irr gerittenn wahrenn. Als ich nun erfure, 

das der bub eingelegt wordenn, schrieb ich 

dem bischoff von stund ann, er solt mir denn bubenn 


onne alle entgeltnus wider ledig lassenn, 

dann ich hett mich der vntrew zu ime nit versehenn, 

sonderlich vff das annsprechenn, so er zu Schweinfurt 

ime ein reiß zudiennenn, gegenn mir gethann hette, 


vnnd wo es nit geschehe, must ich nachdenckens habenn, 

wie ich mein bubenn wider ledig macht. 

Da vertagt er denn bubenn vonn Pfingstenn ann, 

biß vff Michaelis, das er sich vff selbige zeitt 


wider stellenn solt. Inn dem aber erfure ich, 

das er der bischoff vonn Bamberg 

ghenn Goppingenn zum Saurbrun, inn das wildtbadt 

gerittenn wahr, vnnd wolt badenn fur denn reissenndenn stein, 


so hett ich es gutt im sin, ich wollt im das badt gesegnet 

vnnd inn außgeribenn habenn. Vnd hett mich schonn 

zum handell geschickht vnnd beworbenn, 

vnnd befahl einem, dem ich sonnderlich vertraut 


vnnd im nichts verhillt, der sich auch daucht 

aller reutter mutter sein, das er mir auch ettlich pferdt 

solt bewerbenn, wie er dann thett. Aber alls der jenig 

bey dem er geworbenn hett gefragt: Wer ist der 


welchem du bewirbest vnnd welchenn triffts ann?, 

vf welchs er ime allen meinen anschlag hett eroffnett, 

vnnd villeicht den bischoff vonn Bamberg selbs genant. 

Das war nhun nit redlich vonn im, 


vnnd hett im doch der jenig, denn er geworbenn 

zugesagt, ehr wollt mir dhiennen. Aber vber das alles 

reitt derselbig denn er geworbenn, vnd im alle ding gesagt 

vnnd vertrautt hett zu dem bischoff ghenn Goppingenn, 


vnd warnt inn das ich nichts mehr kunth außrichtenn, 

sonnder wahr all mein annschlag verderbtt vnnd verlorenn. 

Vnnd wann ichs gewust hett, das die verretterey 

vorhandenn wer gewest, so woldt ich des bischoffs 


leiblichenn bruder nider geworffenn habenn, 

der dann gewiß mein wahr, 

gott wolt es dann sonderlich nit gehabtt habenn.

Dann es wahr sey, so zog ich vonn Jagsthausenn 


auß vff Krelßheim, darnach der Filtz zu, 

zu meinen freunden dennen vonn Rechberg, 

vnd wie ich durch Schwebischenn Gemundt hindurch ziehe, 

wahr es gegenn dem abennt, 


vnd rittenn ettliche reutter die geull auß der wedt 

vber denn kastenn vnnd drenckhtenn. Nun zog ich 

hartt nebenn inen herr, vnd sie, das sie 

die bambergischenn farb hettenn, vnnd sagt 


zu meinenn reutternn: Zicht hin, ich will baldt bey euch sein!,

vnnd reitt zum kastenn zu, vnnd grust der reutter ein, 

vnnd fragt alßbaldt wes die pferdt wehrenn. 

Do sagt er mir: Schennck Friderichs vonn Limpperg, 


das wahr des bischoffs bruder. Ich versahe mich aber nit, 

das die verretterej vom bischoff vorhandenn wahr, 

oder das er gewarnnt wehr wordenn, ließ also den bruder 

auch auß denn handenn, vnd saß wie man sagt, 


zwischenn zweyenn stiellenn nider, vnd hett mich 

vbell gerauhenn, das ich denn bruder vonn mir gelassenn.

Vnd nachdem schenck Friderich vonn Limppurg 

ein redlicher herr wahr, so wahr ich des sins, 


das ich inn nit wollt hinweg gefurt habenn, 

sonnder wollt inn inn sein aigenn behausung 

betagt habenn, der must mir ein fridenn gemacht habenn, 

gegenn seinem bruder dem bischoff vonn Bamberg. 


Dieweill mir nhun die zwo schantzenn vmb schlugenn, 

feyert ich doch nit, vnd wurff dem bischoff 

vnngeuerlich inn acht oder zehenn tagenn 

darnach ein bundts rath, vnd ein einspennigenn reutter nider, 


vnnd macht darmit mein bubenn wider ledig. 

Vnd wurde durch hertzog Vlrich von Wirtenberg 

ein fridenn zwischenn mir vnnd dem bischoff vonn Bamberg 

auch vffgericht, vnd die sach verglichenn.


Vernner aber liehe ich vff ein zeitt meinem bruder 

Philipsenn vonn Berlichingenn sellig zwen knechtt, 

die stießenn vngeuerlich vff Phillips Stumpffen zwen sone, 

vnd hettenn nichts mit denselbigen zuschickenn 


oder zuschaffenn, vnnd hett der ein sonn ein buchssenn, 

vnnd der ander ein schweinspieß vnnd wahrenn zu fueß. 

Was sie gethann hetten das waiß ich nit, 

vnnd der ein sohnn der wahr ein halber stumpff, 


den sein vatter hett ine mit einer dirnen ertzeugt. 

Wie nun solche bede meinen knechten zuziehenn, 

wie sie gedachtenn in allem gutem, alls leutt 

die nichts miteinander zuthonn habenn, hettenn auch, 


wie sie mich berichtet, nit inn willenn gehabt 

ettwas inn argem gegen inenn den stumpffenn furzunemmen, 

ire pfeill nit vff bracht, noch sich etwas geferlichs besorgt, 

sonnst wurdenn sie sich woll besser vnnd anderst 


darzu geschickht habenn. Aber dessenn vnerwegenn, 

so hett der ein stumpff so mit namen Friderich gehaissenn, 

vff meine knecht mit dem handtror abgeschossenn, 

vnnd denn einen durch baide arm getroffenn. 


Da geburt nun inen auch zuthonn, was darzu gehort, 

vnnd fing der knecht, der geschossenn wartt, 

denn der inn geschossenn hett, onne angesehenn, 

das er so hart verwundt vnd geschossen wahr wordenn, 


noch schlug vnnd fing er inn. Vnnd warde der annder 

stumpff mit dem schweinspieß durch meinen bruder 

Philipsenn, vnd die andernn auch gefangenn, 

wellche auch bede inn gelubdt genommen, 


vnnd volgenndts zue Thommenn Eck selbs 

aigner personn gemanet wurdenn. Aber sie blibenn auß,

vergessenn irer pflicht, vnnd wurdenn also threuloß 

vnnd mainaidig. Vnnd hettenn sie sich gestellt, 


wie dann billich beschehenn sein solt, so wolltenn wir 

gute freundt gewest sein, vnnd die sachen verainigt 

vnnd vertragenn habenn, vnnd wehr niemandts 

khein nachteill oder schadenn darauß entstandenn. 


Aber vber das fur ir vatter zu, onne angesehenn 

das seine sonn ertzellter massenn beyd gefangenn leutt, 

vnnd wie gemelt trewloß vnd mainaidig wahrenn, 

vnnd verbranndt vnns heimlich, vnd vnuer wart ein hoff 


vnnd ein mull. Nun hett ich aber ghernn andernn 

meinen feyndenn domalnn nachgetracht, 

alls sunderlichen dennenn vonn Colnn, bischoff 

vonn Bamberg vnd andernn, die mir vrsach darzu gebenn. 


Vnnd verhindertenn mich also die heillosenn leutt, 

das ich must auch innen nachtrachtenn, 

vnnd mich werenn, wie mir dann warnung zu khommen, 

das der allt stumpff gewerb hette, wellchs ich erfarenn wolt, 


vnnd hilt vor Thumeneck. Do khamen funff pferdt 

die hinein zum stumpffenn wolten, vnder dennen ich 

die vier nider warff, vnnd blieb einer thodt. 

Vnnd wie wir sie erriettenn, dacht ich, sie werenn all 


funff beyeinander, aber mitten im Hartheuser waldt, 

hett sich der ein vonn inn gethann, vnnd glaub 

wenn ichs gewust hette, so woltenn wir ine 

auch behaltenn habenn. Vernner aber souill 


die vonn Colnn belanngt, nam sich mein herr von Hanaw 

irer gefangennen ann, vnnd sagt sie werenn in seinem geleidt 

(wie dann auch ein hanawischer geleidtsman bey inn war)

gefangenn wordenn. Aber die vonn Huttenn wolltenn, 


es wer inn irem geleidt beschehenn. Da must ich 

mein abenntheur auch gegenn inenn bestenn, 

vnd kam also darmit inn funff phedt, 

die all auß einer hergefloßenn.


Vnnd hett ich meine reutter vff ein zeit fundenn, 

wie ich sie beschaidenn hett, so hett herr Frowin 

vonn Huttenn mein gefangenner sein mussenn, 

dann ich ine nider geworffenn habenn woltt. 


Dann er mir des geleidtshalbenn nachtrachtet, 

hett auch etlich trew wortt getriebenn, vnd erfur ich, 

das inn der bischoff vonn Meintz (dessenn marschalck 

er wahr) ghenn Erfurtt geschickht hett. 


Nun riedt ich selbs mit einem guttenn, vertrauttenn knecht 

(der mir lieb wahr, vnnd auch der lanndts artt 

woll wissenndt) hinein nahe bey Erffurt, 

zu einem gutten gesellenn vnd freundt, 


vnnd macht mein kuntschafft. Wann er vonn Huttenn 

vff sein wolt, do wollt ich auch alßbaldt angezogenn sein, 

vnd ine, wie ich meine sachenn angeschlagenn hett, 

ehe er ghenn Sallmunster khommen wehr, 


nidergeworffenn habenn. Aber ich funde meine reutter nit, 

wie ich sie beschaidenn hett, vnnd war also das spill 

vff dißmall verlorenn. Wie ich nun vernam, 

das er ghenn Sallmunster kummen wehre, 


hilt ich dannocht zwenn oder drey tag vohr im, 

aber ich khonndt nit wissenn, wann er vff wollt sein, 

dann ehr wahr daselbsten daheim. So khonndt ich 

auch nit lennger inn derselbigenn lanndtßart bleibenn,


vnnd muste allso widerumb vnngeschaffter ding 

daruonn ziehenn. Zu dem so war mir ermelter 

vonn Huttenn ein lieber vnnd naher freundt, 

gegenn dem ich auch, weill er ein waidtlicher ritter wahr, 


nit wollt ernnstlich gemeindt habenn, sonnder gedacht allein, 

ich wolt ine dannocht gefragt habenn, wan er 

vff mich gestossenn wehr, vnnd hett es besser gehabt, 

dann ich, wie vnnd weß er sich gegenn mir 


gehaltenn habenn wollt. Hett er gesagt, wie er sich 

vor hett horenn vnnd vernemen lassenn, 

so wollt ich inen inn ritterliche gelubdt haben genommen, 

hett er aber sich lassenn horenn, er wolt sich vetterlich 


vnnd freunttlich, vnnd nit ernstlich gegenn mir 

gehaltenn habenn, so wollt ich inn auch also gehaltenn 

vnnd ledig gelassenn habenn. Das wahr mein sin 

vnnd gemutt gegenn ime, aber es gienng wie gemelt hindersich.



KANTUS IX


Nun hab ich noch ein handel mit dem bischoff 

vonn Bamberg gehabt, welcher hatt die gestalt. 

Eustachius von Thungen mein vetter, 

der wurt des bischoffs von Bambergs feindt, 


vnnd wurff im zwey frannckfurter schiff nider vf dem Main. 

Do zog ich vngeuerlich vonn dem Westerwaldt herrauff 

dem landts Franckhenn zue, das ich nichts wust 

vonn der reutterej, dann ich wahr ebenn noch 


deren von Coln feindt, das ich meiner schantz 

selbs must wartten. Vnnd kham inn ein tungisch hauß, 

wahr gleich mude, vnnd freilich inn 16 tagenn 

kein nacht nit gelegen, da ich die annder gelegenn wahr, 


fragt doch mein vetternn Eustachius vonn Thungen, 

was das fur ein reutterey wehr. Do sagt er, 

wie das er wolt denn bischoff vonn Bamberg angreiffenn. 

Nun war ich zuuor zwirnet am bischoff gewest, 


vnnd derennhalbenn vnangesehenn wie mude ich wahr, 

so zoge ich doch mit ime vonn Thungenn, 

vnnd warenn bede zu nacht auff. Vnd wie wir 

mit denn reutternn zusammen khamen, so kombt 


meinem vettern Stachus ein schreibenn im veldt zu, 

das ich ann im marckhtt, das er ghernn abgelassenn hett, 

vnnd als soltenn die wurtzburgischenn reutter 

mit denn schiffenn herrauff ziehenn. 


Nun er hett mein rath auch, da sagtt ich, er mocht thonn 

was er wollt, wenn es aber mich annging, 

so wehr das mein rath vnnd sagts im nemlichenn, 

er khondt selbs erachtenn, das die sach inn geheim 


nit bleibenn wurde, dann er sehe woll, 

was fur reutter da wehren, auß viell vnnd mancherley artenn, 

vnnd auch viell zu fueß die nit all verschwigenn 

sein wurdenn, so kunth er auch solchenn annschlag 


inn viell langenn jarn nit wider also zuwegenn bringenn. 

Vnnd darumb so es mich anngienng, 

wollt ich nit nachlassenn, sonnder das gluckh versuchenn, 

vnnd wann schonn die Wurtzburgischenn auch khemen, 


so wollen wir inn doch starck gnug sein. 

Darzu so hett er nichts mit dem bischoff 

vonn Wurtzburg inn vnnguttem zuthonn, 

es were auch diser weg nit sein straß oder geleidt.


Inn summa das mendlin volgt mir, vnnd wie mich nun dauchtt 

es solt ann der zeitt sein, brach ich ann, 

vnd reitt vor inenn hin, ließ sie allgemach hernach khommen. 

Aber es gienng langsam, vnnd wie wir vff ein berg khammen,


gegenn dem Main zue, vff ein fueß pfadt, 

satzt ich dennselbigenn hinein, vnnd wollt luegen 

wie die schiff denn Main herruff gingenn. 

Wie ich nun also vff denn berg khame, 


lagenn vill buchssenn schutzen daran, vnnd wollt ich wenen, 

sie stundenn vnns zu, schrie sie ann, vnnd sprach: 

Es ist zeitt! Vnnd da ich denn berg hinein kham, 

hatt es weingartt, vnnd ging ein weg vnnder denn weingarttenn


her im Main. Da hieltenn zwenn feiner altenn 

beschaidennlicher knecht, die warenn reineckisch, 

vnnd onne allenn zweiffell rechtgeschaffenn leutt, 

darfur ich sie annsahe, vnnd hettenn ire pfeill 


vff denn armbrustenn. Wiewoll ich nun allain ware, 

mit einem bubenn, sprach sie doch ann vnnd sagtt: 

Wehr seitt ir? Da sagtenn sie, sie werenn reineckisch, 

vnd hetten vier schutzenn zu fueß bey inenn. 


Daruff sagt ich sie solltenn hallten bleibenn, 

vnd fragt mich der ein knecht auch, wehr wir wehrenn. 

Da sagtt ich: Wir sein tungisch! - Oh, sagtt er, 

ir werdet mein herrnn heutt verderbenn. 


Daruff ich ime zu annttwort gab, wir hettenn 

mit seinem herrenn inn vnnguttem nichts zuthun, 

darumb sollte er stillhaltenn, vnnd zu fridenn sein.

Alls wir nun also hielltenn, kombtt vber ein klein weilin 


mein gutter Götz vonn Thungen vnd Jörg vonn Gebsattel 

mit einem heufflein, ruckhten mir nach, 

vnnd bliebenn also mit mir bey denn berurtenn 

zweyen reuttern halten, biß Stachus vonn Thungen auch kham.


Denn sprach ich ann, er soldt die zwenn knecht 

baldt inn gelubdt nemmen, vnnd nit vonn ime lassenn, 

auff das sie nit ein geschrey machenn, vnnd mehr leutt 

vffbringenn kunthenn. Das thett er nun, 


vnnd sprach ich zu ime weitter: Was wir thonn wollenn, 

das ist zeitt!, vnnd da furt er vnns also daruff 

durch ein altenn furtt vber dem Main, 

das kein breuchlicher furtt mehr wahr, 


welchs ich ghernn sahe, vnnd wahr auch ein guts reutter stuck

vonn im. Do wir nun hinuber khammen, zogenn wir daherr, 

vnnd ich sagtt zu Götz vonn Thungen, vnnd Jörg vonn Gebsattel:

Bleibt ir bey denn reutternn haltenn, 


dann sollenn wir zu inn schiessenn, so schiessenn sie herrauß 

vnnd wir hinein, so geet vnns ab vnnd inenn zu, 

vnnd sagt: Ich will zu inn hinein ruckhenn, 

vnnd mit inn redenn. Wie ich auch thett, 


vnnd dennechstenn zum schiff ann das lanndt 

so nahe ich kunth, damit ich mit inn redenn möcht, 

vnnd sprach sie ann, vnnd sagt: Gedennckht 

was wurtzburgisch vnnd reineckisch ist, 


das mach sich auß dem schiff, so lieb eim jedenn 

seyn leib vnd gutt sey!, dann wir hettenn nichts 

mit inen denn Wurtzburgischenn vnd Reineckischenn 

inn vnguttem zuthun. Da hebt aber einer ann, 


vnnd schreit herrauß, ob sie aber auch sicher werenn. 

Da sagtt ich: Ja, leibs vnnd guts was reineckisch 

vnnd wurtzburgisch ist, aber was bambergisch ist, 

sein wir der gestalt da, daß wir wollenn gegenn inenn 


auch handlenn, wie sich geburnn wurtt.

Vnnd vonn stund ann, ludenn sie ein grossenn 

nebenn schelch, wie man sie dann an die grossenn schiff henngt,

voll werlicher leutt, die zu inenn in das schiff 


khommen warenn, das ich bey meinem aidt sorg hett, 

es wurdt vnnder ghenn. Also das khein schuß 

zu inenn geschahe, so geschahe auch kheiner 

vonn inenn herrauß, vnnd wellche parthey 


angefangenn hett zuschiessenn, so were es seltzam 

zuganngenn. Vnnd khann auch nit achten 

das wir ettwas hettenn außgericht, dann wann ich im schiff 

wer gewest, vnnd hett souill werrlicher leutt bey mir gehabt, 


ich wollt mich nichts besorgt habenn, 

wann tausenndt reutter herrauß gewest wehrenn, 

der vrsachenn halbenn, wie ich acht (onne gott 

zum furderstenn vnd onne mich), 


so hett Stachius vonn Thungenn denselbigenn tag 

nichts außgericht. Vnnd vonn stundtann, 

da schieckhten wir einen mit dem seill, 

darann die geill ziehenn, inn einem schelch hinuber 


vff die andernn seittenn, zogenn das schiff auch hinuber, 

vnnd ludenn 16 wägenn mit allerley wahr, 

vnnd namen nichts, dann was bambergisch wahr, 

vnnd furtten vnd brachtenn das guett dieselbig nacht 


zum Reussennberg. Wie aber mirs darnach 

mit dem bischoff vonn Bamberg zu Heidelberg ist ganngen, 

dauon will ich itzt auch mit der kurtz schreibenn. 

Da mein gnedigster churfurst vnnd herr, 


pfaltzgraff Ludwig hochloblicher gedechtnus 

sein hochtzeitt hatte, mit hertzog Wilhelms 

vonn Beyerns schwester, da reittenn vnnser 

vil junger gesellenn vom adel, wie man dann thut, 


auch dohin vff die hochzeitt, vnnd het einer ein kleidt, 

wie der annder, das wahr nit kostlich, weder seidenn 

noch samet darann. Nun der arm hauff wurt woll gehaltenn, 

vnnd hettenn viell gutter gesellenn, 


vnd thet man vnns schir mehr ehr ann, 

dann wir werdtt wahrenn. Man satzt vnns auch 

allein zusammen, vnd truge sich die handlung also zue.


Martin vonn Sickingenn mein schwager vnnd ich 

gingen inn der herberg zum Hirsch die stegenn hinauff, 

vnd mein schwager vor mir. Vnnd wie man schir 

hinauff kombt vff die stegenn, da ist ein eisens glenntterlin, 


darann stunde der bischoff vonn Bamberg, 

gab meinem schwager Martin vonn Sickingenn die hanndt, 

gab mir sie auch, vnd wie er mirs gebenn hett, 

so ging ich hin zu graue Ludwigen vonn Hanaw, 


der standt zu nechst darbey, vnd wahr mir gar 

ein gnediger junger herr, vnnd sagt zu im: 

Der bischoff hat mir die hanndt gebenn, ich glaub 

er hab mich nit khenndt, er hett mir sie sonst nit gebenn!, 


vnnd dergleichenn, welches nun der bischoff, 

alls ich achtenn, gehort hett, dann ich radt lautt. 

Vnd ging also der bischoff wider her zu mir vnnd sagt, 

er hett mir die handt gebenn, aber mich nit gekenntt. 


Da sagt ich: Herr ich hab woll gedacht, 

ir habt mich nit kenndt, vnd habt euch hiemit 

die hanndt wider. Da lieff das menndlin vonn mir hinein 

in die stubenn zu pfaltzgraffenn Ludwigen 


vnd bischoff Lorentzen von Wurtzburg, 

baide meine gnedigste vnnd gnedige hern, 

vnd wahr alls rott am halß, als wie ein krepß, 

so zornig wahr er, das er mir die hanndt gebenn hett, 


dann er wiste woll, das ich meinem vetternn 

Stachus vonn Thungen gediennt, da er im die schiff 

vff dem Main nider geworffenn. 

So het ich auch zuuor selbs zwenn henndel mit ime gehabt, 


die doch domalnn widerumb gericht vnnd vertragenn warenn.

Nun will ich niemandt bergenn, ich hett willenn 

auch derenn vonn Nurnnberg feindt zu werdenn, 

vnnd gienng schonn mit der sachen vmb, vnd dacht, 


du must noch ein hanndel mit dem pfaffenn, 

dem bischoff vonn Bamberg habenn, 

damit die vonn Nurnnberg auch inn das spill 

gebracht werden. Vnnd wurff also daruff dem bischoff 


inn seinem geleidt nider 95 kauffmenner, 

vnnd wahr so fromb, das ich nichts herrauß nam, 

dann allein waß nurnnbergisch wahr. 

Der warenn nun vnngeuerlich vmb die 30, 


welche ich am montag nach vnnsers herrnn vffarts tag 

des morgens frue anngriff, vnngeuerlich 

vmb 8 oder 9 vhr, vnd rit denselbigenn dinstag 

vnnd die nacht, vnnd am mitwoch darnach 


mit inenn denn kauffmennern immer furt, 

deren wie gemelt dreissig wahrenn. 

Vnnd hett ich mein guten Hanns vonn Selbitz bey mir, 

vnnd warenn also vnnser auch 30, der andern reutter 


aber wahrenn viell, die schob ich immer vonn mir, 

ein heufflein nach dem andern wa mich daucht 

das ein jeglicher hin hortt. Vnd wurde mein reittgesell 

Hanns vonn Selbitz darnach vber vierzehenn tagenn 


vngeuerlichen auch des bischoffs vonn Bambergs feindt, 

vnnd branndt im ein schloß vnnd ein stat auß 

mit namen wie ichs behalltenn Filßeck, also 

das die handt die zwo kappenn brachtenn. 


Vnnd wahr derselbigenn zeitt ein reichstag zu Trier, 

der wurt geruckht ghenn Collenn hinab. 

Alßbaldt ich nun die gefanngenne versteckht, 

nam ich mir fur auch vber Rhein zu ziehenn, 


vnnd kuntschafft ghenn Colnn zumachenn, 

wie ich auch thet, vnnd kham zu einem guttenn freundt, 

mit dessen ratt hanndelt ich, so gutt ich khonndt, 

vnd gedacht mir, ob die nurnnbergischenn 


vnd bambergischen reth vber lanndt 

denn Rhein herrauff rittenn, ob ich inn mocht auch 

ettwas daselbst abbrechenn, oder außrichtenn.

Inn summa mir kham bottschafft, das die vonn Nurnnberg 


nit herrauff rittenn, sonnder vff dem schiff herrauff furenn. 

Vnnd wie ich zu Bacharach inn der statt wahr, 

im wirtßhauß vnnd wolltt zu morgen essenn, 

vnnd hett meiner knecht khein bey mir, 


aber sonnst ein gesindt, vnnder dennen der ein 

die pfaltzgreuisch farb am rock fuerett, 

vnnd hett ich nit inn willenn lang aldo zuuerharrenn, 

do kombt aber einer vnnd spricht, es hallt ein bueb 


drauß am Rhein, der sey bambergisch, vnnd beger 

seim herrenn geleidt, vnnd derselbig bub wahr 

einer vom adell, vom geschlecht ein Seckenndorffer. 

Da wahr weder ambtman noch keller daheim, 


vnd ging doch ein burger hinauß, der sagtt zu dem bubenn, 

sie hettenn doch khein geleitt hinab genommen, 

so hett der Rhein auch onne daz geleidt, 

allso das sie weitternn geleidts nit bedorfften. 


Aber der bub sagt zu ime, es were aber itzt 

ein anndere meinung, vnnd wollt also 

onne geleidtt nit abweichenn. Da er nun das sagtt, 

thett ich mich vff die maurn, vnnd hinnumb zu dem thor, 


do die weingarttenn gegen dem Hundtßruckh zugehnn, 

wellche seher hohe berg sein, vnd hett darnebenn 

die sach dermassenn anngestellt, daz man ein auffmerckhung 

sollt habenn, wann ettwas vorhanndenn, das man wuste, 


wo man mich findenn sollt. Inn summa der bischoff 

stieg auß den schieff, vnnd ging mit all seinem gesindt 

inn die herberg, do ich innenn ware, vnd aß darin zumorgenn. 

Nun war niemandts da, der mit inn riedt, 


vnd inn vergleitten kunth dan allein der knechtt 

der die pfaltzgreuische farb hett, vnnd mir zugefallenn 

da wahr, vnd nit im, der must mit im reittenn 

vnd in vergleitten, so weidt seines herrnn geleidt ging, 


wie dann beschehenn, vnnd also durch ine 

der bischoff beglaitet wordenn. Sanctus, 

sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth.

Pleni sunt coeli et terra Gloria tua!



KANTUS X


Nun, damit ein jeder wissenns hab, wie vnnd warumb 

ich mit dennen vonn Nurnberg inn krieg 

vnd vheden khommen sey, so ist das die vrsach. 

Fritz vonn Littwach, ein marggreuischer dienner, 


mit dem ich inn knabenn weiß, vnnd im harnisch 

vffertzogenn bin, der mir auch viell guts gethonn, 

der ist vff ein zeitt allernechst bey Annspach 

heimlicher weiß verlornn, gefangenn 


vnnd hinweg gefurtt wordenn, das inn lannger zeitt 

niemandt wust, wa er hin kommen war, oder

wer inn doch hinweg gefurtt het, biß vber lanng, 

do lag ein verretter nider, der inn verrattenn 


vnd auch den reuttern die inn nider geworffenn hetten, 

alle wortzaichen gebenn hett. Den warff nun 

der marggraue nider, vnnd erfur man also allererst, 

wa er Fritz von Littwach hinkommen wehr, 


dann derselbig verretter hett wie gemelt 

alle worttzaichenn annzaigt, wa er nemlichenn hinkhommen, 

vnnd wehr inn nider geworffenn hett. Vnnd nachdem 

herr Hanns vonn Seckenndorff derselbigenn zeitt 


marggreuischer hoffmaister gewesenn (welchem Fritz 

vonn Littwach nahe befreundt vnnd verwanndt wahr), 

vnd also deßhalbenn vbell zufridenn gewesenn, 

das nemlichenn sein freundt allso schennttlich 


vnnd heimlich verlorn werdenn soll, hab ich ine 

herr Hansenn vonn Seckendorff alls meinenn verwandtenn, 

der mir guts gondte, angesprochen vnnd gebettenn, 

das er mir die vrphedt des verretters zuwegenn brecht. 


Wellchs er willig thett, vnnd war allso darmit 

die sachenn leutbar, das es derenn vonn Nurnnberg 

dhienner gethann habenn solten, daruff er auch inn ire heuser 

vnnd fronnfest wie zuerachtenn gefurtt wordenn. 


Das ist meine vrsach ann die vonn Nurnnberg 

(darumb ich mit inen zu vhedenn kommen bin) eine, 

dann er Fritz vonn Littwach mir allwegenn 

gewegenn vnnd dinstlich gewesenn ist.


Zum anndernn, so hett ich ein knecht gedingt, 

mit namen Jörg vonn Geißlingenn, der hett mir 

ein dienst versprochenn vnnd zugesagt. 

Denn habenn sie vonn Nurnnberg bey Stachußenn 


vonn Liechtennstein hartt verwundt vnnd erstochenn, 

auch sein junckherrnn darzu gleicher gestallt 

hartt verwundt. Wiewoll derselbig inn lebenn bliebenn ist, 

vnnd viell anndere warenn, die feinttlich boß woltenn sein, 


do noch niemanndt wust, wo Fritz vonn Litwacht 

hinkhommen wehr, so hab ich doch khein gemerckht, 

der der katzenn die schellenn, wie man sagtt anngehenngt, 

oder die sachenn angriffenn hett, 


dann der arm getrew hertzig Götz vonn Berlichingenn, 

der nam sich der baider ann. Welche vrsachenn ich 

gegenn den vonn Nurnnberg vff allenn tegenn, 

so ich mit inen fur kayserliche commissarien, 


auch geistlich vnd weltlichenn furstenn, 

alls wir miteinander getagleist habenn, 

je vnnd allwegenn anngezaigt vnnd dargethann.

Vnnd will nun weitter schreibenn vnnd anzaigenn, 


wie es inn der Nurnbergischenn vhedt, 

mir vnnd meinen verwandten gangenn ist. 

Inn summa summarum, das reich 

verordnet vierhundert pferdt wider mich, 


darunder grauen vnd herrnn, ritter vnnd knecht wahrenn, 

wie dann dieselbigenn feindts brieff noch verhandenn. 

Vnnd khamen ich vnnd meine bruder inn die acht 

vnnd aberacht, vnnd inn ettlichenn stettenn 


schossenn die pfaffenn vnnd munichen 

vff der canntzel mit liechtern zu mir, 

vnnd erlaubtenn mich denn vogelnn im lufft, 

sie solten mich fressenn, vnnd wart vnns alles genommen 


was wir hettenn, das wir nit ein schuchs braidt 

mehr behielltenn. Nun war kheins feyerns da, 

wir mustenn furt, vnd brach ich dannoch mein feindenn 

zimlich ab, an gutternn vnnd sonnst, also 


das sich kayserliche majestet ettlich mall 

inn die sachenn geschlagenn, vnnd ire commissarien 

verordnett, die zwischenn vnns hanndlenn 

vnnd alle hanndlungenn richtenn vnnd vertragenn solltenn, 


welchs mir mehr dann zweymall hundert tausenndt 

gulden anschleg halbenn, die mir keiserliche maiestatt 

darmit verhindertt, schadenn thut, dann ich domalnn 

goldt vmb geldt gegenn denen vonn Nurnnberg 


zuwegenn gebracht habenn wollt. Vnnd wiewoll 

die kaiserlichenn commissarij erzellter massenn 

verordnett gewesenn, so wurde doch zu derselbigen zeitt 

nichts außgericht. Vnnd wollt ich domaln dennen 


vonn Nurnnberg woll all ir kriegs volck, 

auch denn burgermaister selbs (der ein große 

guldenne kettenn am halß hangenn, vnd ein kuriß 

benngel inn der hanndt hett), auch alle ire reissige 


vnnd ein fenndlein knecht, da sie fur Hohenn Krehenn zogen, 

mit der hilff gottes geschlagenn, 

gefangenn, vnnd nidergeworffenn habenn, 

wahr auch schonn zu roß vnd fueß darzu geschickht 


vnnd gefast, das es nit mehr dann ja vnnd gewiß wahr, 

das ich es vollenndt woldt habenn. Da hett ich aber 

gutte herrnn vnnd freundt, die mein sach threulich 

vnnd gutt gemeintenn, derenn ratt hett ich, 


ob ich kayserlicche majestett zu ehrnn vnnd gefallenn 

den tag besuchen, oder aber jetzberurtem meinem annschlag 

inn das werck richtenn solt. Da wahr nun ir threuwer radt, 

ich soldt der kayserlichen majestett zu ehrnn vnnd gefallenn 


den tag besuchenn. Denen folgtt ich 

mit meinem großenn mercklichen nachteill vnnd schadenn, 

vnnd wurt darzu vff dieselbig zeitt 

die sach wie gemelt nit gericht.


Darnach vff denn anndernn summer, 

satzt keyserliche majestatt wider ein tag ann, 

zwischen mir vnnd dennen vonn Nurnnberg vnngeuerlich 

vmb Pfingsten, vnnd verordnett die commissarien 


ghen Wurtzburg. Da hett ich aber ein guttenn annschlag, 

der wahr nit mehr dann auch ja vnnd gewiß, 

dann ich hett nit mehr dann gutt herrnn vnnd freundt, 

die treulich zu mir setztenn, vnnd mir helffenn 


vnnd rathenn wolten. Aber wollt ich ein gnedigenn kaiser, 

gnedige fursten vnd gute herrnn vnnd freundt 

im lanndts Franckhenn habenn vnnd behaltenn, 

must ich mich vber all mein danck vnnd willenn 


zu Wurtzburg vertragenn lassenn, hett aber 

all mein geldt gebenn, das es sich nit mehr 

alls ein monnat lanng verzogenn habenn sollt.

Weitter hab ich auch gleich nach der abklag, 


da ich derenn vonn Nurnnberg feindt wolt werdenn, 

ein grossenn vnnd hochenn annschlag 

mit meinen vertrauttenn helffernn gehabt, 

gegen dennen vonn Nurnberg, da ich sie erstmalls 


angreiffenn wollt, vnnd das ich wollt die kauffleut 

die gehnn Frannckfurt zogenn, zwischenn Nurnnberg 

vnnd Fortt mit sambt denn reuttern nidergeworfenn, 

vnnd mit inenn hinein, biß ann die thor gearbaittet habenn. 


Hilt auch solchen anschlag meinen freundenn, 

vnd dem haubtman, den ich bey mir hett, 

der auch mein naher freundt wahr, fur, 

vnnd meint nit annderst, dann es sollt inen wie mir, 


die sachenn wollgefallenn, vnnd wie dann billich gewest wehr, 

ein lust darzu gehabt habenn, dann da wehr 

ehr vnnd gutt zuerlangen gewest, vnnd wollt ich 

vff allenn seittenn zu ruhe vnnd fridenn khommen sein. 


Aber es wollt nit sein, sonnder ettliche der meinen, 

alls sie die thurn zue Nurnnberg sahenn, thetenn sie 

ebenn alls ob sie schonn darinnen legenn. 

Vnnd hab mich allso daruff volgenndts wie gemeldt 


vertragen lassenn, vnnd meine krieg 

die zeitt meins lebenns dermassenn gefurtt, 

das ich ghernn baldt zufridenn khommen. 

Vnd das dem allso, so bin ich gegenn allenn meinen feinden


(gegen denn ich vhede gehabt) allwegen 

mit gottes gnad vnnd hilff baldt zu ruhe vnnd fridenn khommen.

Vnnd weiß khein vehdt oder feindtschafft, so ich gehabt hab, 

sie sein klein oder groß, die vber zwey jar gewerdt hett, 


vnnd ettwann nit alls lanng. Vnnd hatt woll ein furst 

verredt vnnd verhaissenn, ich muß sein feindt ersterbenn, 

vnnd habenn mirs sein aigenne haubtleutt, 

mit meinen aignenn bruder zuerbottenn, 


noch schickht es dannocht gott der allmechtig dahin, 

das es schier meiner kurtzstenn vhedt eine, 

die ich khaum gehabt hab, gewesenn.

Nebenn dem ist auch weitter wahr, als ich derenn 


vonn Nurnnberg feindt gewest bin, das ich 

inn einem grossenn annschlag wahr, inenn ein groß gutt 

nider zuwerffenn, das dann mir durch mein khuntschaffter, 

der sich nit recht gehalltenn, wie ich im beuolhenn hett, 


inn einer halbenn stundt verwarlost wurt, 

das ich nit das recht gutt, darumb ich da wahr anngrieff. 

Vnnd das es wahr sey, so wahr kayserliche majestett 

Maximillian desselbigenn mals zu Augspurg, 


vnnd wolltenn die kauffleut nit annderst wenn, 

dann ich hett denn rechten wagenn anngrieffenn, 

da sie ir best gutt vff hattenn, so hett aber ich 

denn böstenn anngrieffenn, vnnd lieffenn zum kaiser 


ghenn Augspurg vnnd fiellenn irer kayserlichen majestatt 

zu fueß, vnd verclagtenn mich vff das hochst, 

wie das sie nemlichenn verdorbenn leutt werenn, 

vnnd ein vnuberwindtlichenn schadenn, 


denn sie vnnd ire khindt vnnd nachkommen, 

nit vberwindenn kunthen, empfangenn hettenn. 

Daruff inen der frumb kaiser Maximillian geanntwort 

vnnd gesagt: Heilliger gott, heilliger gott, was ist das? 


Der ein hatt ein hanndt, so hat der annder ein bein, 

wann sie dann erst zwo henndt hettenn, vnd zwey bein, 

wie wollt ir dann thun? Das wahr nun vff mich, 

vnnd Hansenn vonn Selbitz geredt gewest, 


vnnd hett auch der kaiser, wie ich berichtet darbey gesagt: 

Wie geets zu? Wann ein kauffman ein pfeffer sackh verleurt, 

so soll man das gantz reich auffmannen, 

vnnd souill zuschickenn habenn, vnnd wann henndel 


vorhandenn sein, das kayserliche majestett 

vnd dem gantzenn reich viell daran gelegenn ist, 

das kunig reich, furstenthumb, hertzogthumb 

vnnd annders anntrifft, so khan euch niemandt naher bringen! 


Welche redenn ich vnngeuerlichenn vber drey 

oder vier tag darnach bey eines furstenn gewaltigen erfarenn, 

dem sie durch die post vonn Augspurg 

auß zuwissenn gethonn, oder villeicht zugeschribenn wordenn.


Vnnd gefiell mir solchs vonn der kayerlichen majestett 

so woll, das es mir im hertzenn ein freudt wahr, 

vnnd ich khann mich auch nit erinndernn, 

das ich mein tag jehe ettwas wider kayerlichen majestett 


oder das hauß Osterreich gehanndelt hab. 

Wolt auch woll ann die ortt khommen sein, 

da das weich goldt vnnd kronnen wolffel wahrenn, 

aber ich hab es kayerlichen majestett 


vnserm allergnedigstenn herrnn zu ehrn 

vnd gefallenn vnnderlassenn, vnnd mich sonnst 

alls ein armer kriegs- vnnd reutterßman beholffenn, 

vnnd viell gefehrlichkeitt bestandenn, 


alls vnngeuerlichen einer lebenn mag.

Noch weitter hab ich ein articull nit anngezaigt, 

das ist der. Da ich der vonn Nurnnberg feindt wahr, 

kham ich inn erfarung, wie ettliche wägen mit gutternn, 

durch denn waldt, denn man nenndt Hagennschiß 


gefurt werdenn solten. Vnnd war ich vff dieselbenn zeitt 

bey meinen herrnn vnd guten gesellenn, 

wie wir dan einannder ettlicher sachenn halbenn 

zusammen beschaidenn hettenn. Aldo ich erfure, 


das die sach gewiß ware, dann die wegenn zogenn daherr, 

vnnd ruckhtenn wir zu inen vnd griffen sie ann, 

aber sie zaigtenn ann, sie hettenn pfaltzgreuisch geleidt. 

Nun hett ich nie gehort, das geleidt am selbigem ortt were, 


oder jemalnn gebenn wordenn, so weren sie auch kaiserisch 

vnnd nit pfaltzgreuisch, dann mein kuntschaffter 

denn ich hett, der hett mich aller sachenn berichtet, 

wie die geschaffenn wehrenn. Aber wie ich mich seidthero


erfarenn, hatt der khundtschaffter das maull 

zu weit gegenn dem wirtt auffgethann, 

das die furleutt gewarnnt vnnd geleidt begert habenn. 

Da wahr ich aber der zeitt gut pfaltzgreuisch, 


vnd also das ich nichts gegenn solchen fuerleutten 

furnemen wollenn, dan mir die Pfaltz sonnderlich 

ettlicher vrsachenn halbenn im hertzenn lieb wahr, 

darumb ich dann je vnnd allwegenn 


irer churfurstlichen gnaden verschonnt.

Alls ich nun hieruff vonn ermeltem weg abgezogenn, 

fiell mir ein annderer annschlag fur, das war der. 

Ich wust wann die Franckfurter meß wahr, 


so zogenn die vonn Nurnnberg auß Wurtzburg 

herrauß zu fuß ghenn Frannckfurt, alls nemlichenn 

durch Habichtheil vnd Lengfeldt dem Spessert zue. 

Nun die kuntschafft wahr gemacht, vnnd wurff ich 


ir funff oder sechs nider, vnnd war ein kauffman darunder, 

denn ich zum drittenmall, vnnd in einem halbenn jar 

zweymall gefangenn, vnd einmall ann guttern beschedigt hett, 

die andernn warenn eittel ballenn binder zue Nurnnberg. 


Vnnd stallt ich mich, alls wollt ich inen allenn die kopff 

vnnd die henndt herab hauwen, aber es wahr mein ernnst nit, 

vnnd mustenn nider knyen, vnnd die henndt 

vff die stöckh legen. Da trat ich ettwann aim 


mit dem fueß vff denn hindern, vnnd gab dem andernn 

eins ann ein ohr, das war mein straff gegenn innen, 

vnnd ließ sie also wider vonn mir hin ziehen. 

Vnnd macht der kauffman den ich so offt nider geworffenn, 


das creutz fur sich, vnnd sagtt: Ich hett mich des himel 

falls ehe versehenn, dann das ir vff heutt mich 

nider soltt habenn geworffenn. Auß der vrsach, 

das allererst vor gar wenig tagen (wie er die dann nennet) 


seindt vnnser bey hundert kauffmenner zu Nurnnberg 

vf dem marckht gestanndenn, vnd euwer zu redenn worden, 

vnd habenn gute khundtschafft gehabt, 

das ir allererst im Hagennschiß geweßenn, 


vnd habt gutter anngreiffenn vnnd niderwerffenn wollenn, 

also das mich zum hochstenn thut verwundernn, 

wie ir do so bald hieher kommen sein mocht! 

Wie ich mich dann selbs darauff verwundert hab, 


das inn so kurzer zeitt das geschreihe hinauff 

ghenn Nurnberg meines hin vnnd wider reittenns 

halbenn kommen. Vff solchs hatt sich volgendts 

alls oblautt die kayerlichen majestett 


alßbaldt inn die sachenn geschlagenn, 

vnnd solche zue Wurtzburg vertragenn vnnd vffgehebt, 

wie hieobenn besunder vermeldt, vnnd erzelett wordenn. 

Disenn articull zeig ich darumb ann, 


das ein jeder kriegs- vnnd reutterßmann 

darauß woll abnemmen khann, das die vonn Nurnnberg 

große verretterey vber ir feindt habenn vnnd machenn, 

auch wie zuerachtenn, groß vnnd viell darauff wenndenn mussenn.


Vnnd wie ich zu Wurtzburg mit dennenn vonn Nurnnberg 

gericht wurdt, fing sich ebenn der Arm Cuntz 

im Wirtenbergischenn landt ann. 

Da reidt ich dennechstenn hinauff zum hertzogen, 


vnnd brachtenn irer furstlichen gnaden 

mein bruder sellig vnnd ich, inn grosser eill 

freylich ein pferdt dreissig oder mehr, mit dennen ich 

auch inn ein hanndel khommen sein soldt, 


dann mein schwager Jacob vonn Bernhaußen sellig, 

wahr der zeitt ein oberuogt zu Waiblingenn, 

vnd Phillips vonn Nippennburg der hoffmaister, 

vnnser reutter haubtman. Nun kam Jacob vonn Bernnhausenn


vnngeuerlich zu mir inn der statt Waiblingen bey dem thor, 

vnnd spricht: Schwager Götz, da leufft einer zum thor hinauß, 

der ist der rechten hannen einer. Kannstu vf die geull kommen,

vnnd dich ann ine machenn, so kher vleis ann, 


ob du ine behalltenn konnst, denn es ist der rechten 

vff rurer einer! Ich dennechstenn inn die herberg, 

thett nit mehr dann zwenn spornn ann, 

vnnd nam mein schwerdt zu mir, deßgleichenn 


zwenn meiner dhienner, vnnd hinauß. 

Aber wir khonndtenn niemanndt sehenn, 

warenn gleichwoll die weingartt dickh mit laubich, 

wie dann der zeitt gewonnlich ist. 


Ob er sich irgenndt darinn versteckht hett, oder nit, 

oder wohe er hinkommen wahr, konndtenn wir nit wissenn, 

auch niemandt sehenn, oder horenn.

Aber alls wir ein grundtlin hinab khammen, sahen wir 


ein großenn hauffenn inn der schlacht ordnung 

ann einem gehenn berg, so dem Kappelberg zuzogenn. 

Vnnd hiltenn wir lanng vnd sahenn inn zu, 

wo sie hin wolltenn, vnnd was sie doch furnemmen wolltenn.


Vnnd wie wir allso halltenn, vnnd habenn das maull offenn, 

so stehnn drey waidlicher gesellenn nebenn vnns, 

die hettenn ire arm zeug, vnnd harnisch biß vff die knie, 

vnnd hett der ein ein buchssenn, der annder ein hellebartenn, 


vnnd der dritt ein langenn spieß, vnnd sprachenn vnns ann, 

vnnd sagten: Was machet ir da? Da sagtt ich: 

Was soltenn wir machenn? Wir sein spacierenn gerittenn. 

Da fieng der ein ann, ain feinner weidtlicher 


bestanndenner gesell vnnd kriegßman, 

der nit zu ghar jung wahr: Wollenn wir aber eins machenn! 

Da sagtt ich zu im: Du siehst woll, 

das wir nit darzu geschickht oder gefast sein, 


das wir fechtenn konnen, wir sein spacirn gerittenn, 

wann wir aber gerustet wehrenn, wolltenn wir dir 

ein gutte antwurt gebenn! Da sagt er: 

Wir sehenn es woll ir werdtt vnns lieber geschickht 


vnnd gefast darzue. Sagtt ich zu im: Blann ich hore 

vnnd merck, das du ein kriegßman bist. 

Vnnd dieweill du des sins bist, so wollenn wir vnns 

ein wenig annthonn, vnnd baldt wider zu euch khommen, 


vnnd hiemit zusagenn, das wir nit mehr, 

dann salb dritt khomen wollenn, wie du vnns do sichst.

Deßgleichenn soldt ir auch thun! Vnd sagtenn dasselbig 

zu baidenn theilnn ainander bey hochstem glaubenn zue, 


daruff wir auch so baldt haim eylenn 

vnd vnns anthonn wolltenn. Aber wie wir zur stadt khomen, 

wie wir der statt zu ziehenn, ziehenn die 

vonn Thubingenn daherr, mit acht hundert mannen, 


auch der statt zu, die hilltenn dem hertzogen glaubenn, 

das sie nit vonn im fiellenn. Vnnd ich hett sorg 

sie khemen vnnder die thor, das wir nit vor inn 

hinein khemen, vnd mustenn rennen, 


das wir gleich muhlich vor inenn hinein khammen. 

Vnd dennechstenn der herberig zue, thettenn vnns ann, 

vnnd wider hinauß, vnd sagt ich meinem bruder 

oder kheim mentschen nichts daruonn, 


wa wir hin wolltenn, oder was wir fur vnns hettenn. 

Inn summa, da wir hinab khammen vnnd eilltenn sehr, 

fanndenn wir die berurtenn drey knechtt nit mehr 

bey hanndenn, suechtenn sie hin vnnd herr, 


aber wir konthenn kein mehr sehenn, sie wahrenn hinweg.

Vnnd wie wyr also haltenn, so zeucht des Armen Contzenn

haubtman daherr, vnnd hett ettliche seins gesins bey im, 

vnd wahr zu Waiblingen bey vnserm haubtman gewest. 


Vnnd ich sagt: Das ist ir haubtman Hanns Wagennbach, 

so zu Schornndorff dahein, ich khenne inn, 

er wurtt bey vnserm haubtman gewest sein. 

Wir wollenn zu im reittenn, vnnd wollenn im sagenn, 


wie es vnns gangenn sey. Vnnd wie wir zu im khammen, 

da sagt ich: Wagenn Hanns du hast drey gesellenn 

vnnder deim hauffenn, nit weiß ich wie sie heissenn, 

die habenn vnns drey, wie du vnns da siehst gefordert. 


Nun sein wir nit mehr dann hinein gerittenn 

vnnd habenn vnns zum schertz auch ettwas gerust, 

vnd die wallstatt wider besucht, aber sie nit fundenn. 

Dessenn magstu nach forschung habenn, wer sie sein, 


vnnd magst woll zu inn sagenn, wir habenn dyrs angezaigt, 

wie wir die wallstatt wider besucht vnnd glaubenn gehalltenn, 

wie wir inenn zugesagt, aber sie nit fundenn, 

vnnd das sie auch vnns hingegenn 


nit glauben gehalten hettenn. Da war er sehr zornig vber sie, 

vnnd sagt er wollt sie straffenn. Sagt ich zu im: 

Nit ein meidt, thu inn nichts! Allein sag inn, 

wie wir dir beuolhenn habenn, das wir die wallstatt 


vnnser zusagung nach wider besucht habenn, 

aber sie nit funden. Dann wann wir schonn einander fundenn,

vnnd einander all sechs erwurgt hettenn, 

so wehr doch die sachenn nichts destweniger vertragenn, 


vnnd gericht wordenn. Darumb so thu inn nichts!

Vber ein lannge zeitt hernach, do die sachenn 

schonn gericht wurt, kham ich zu meinem schwager 

Jacob vonn Bernnhausenn, nit weiß ich, 


ob es zu Stuckgarttenn gewest ist, oder sonnst, 

da sagt er mir: Schwager Götz, ich hab denn ein kriegßman, 

wie du waist erfarnn, wehr ehr ist. Er ist bey mir gewest, 

vnnd hatt mir beuolhenn, ich soll dir sagenn, 


wann du sein behufft, so woll er dir hundert meill wegs 

nach ziehenn, vnnd woll dir diennen. Vnnd er sagtt mir auch,

es wer der feinst kriegsman denn mein herr vnngeuerlich 

fur ein im Wirttembergischenn lanndt habenn möcht. 


Vnd derselbig kriegsman ist freilich vonn Wintterbach gewest, 

des allernechst bey Waiblingenn liegt, 

ich weiß es aber doch nit aigenntlich, darzu ist mir 

sein nam auch vergessenn, wiewoll mir 


inn Jacob vonn Bernnhausen genennt, wie er geheissenn hatt. 

Da sagt ich zu im, er gefiell mir nit mehr dann zu woll, 

dann ich hortt vnnd merckht, ann all seinen geberdenn, 

das er ein rechtschaffenner kriegßman wehr. 


Vnnd ich sagtt auch weiter: Ich hab inn ebenn 

alls mehr nit fundenn, alls das wirs fundenn hettenn, 

dann wir hettenn doch einannder all sechs erwurgt, 

es wehr gleich gerathenn, welchem theill es gewollt hett.


Vnnd derselbig haubtman Hanns Wagennbach, 

der ist bey dem hertzogen bliebenn, 

vnnd hat sich woll bey im gehallten, 

hat sich auch mit im verjagenn lassenn, 


vnnd ist bey ime bliebenn, biß er wider 

inn das lanndt khommen. Das habenn sie nit all gethann, 

sonder ir wenig farb gehaltenn. Ich hett auch 

mein dinst vffgeschribenn, ehe der hertzog 


fur Reuttlingenn zoch, ich wust aber nit, 

das er des bundts feindt solt werdenn, 

oder ob er denn bundt kriegenn wollt, oder nit. 

Vnnd wehr es daruor geschehenn, so hett ich mein dinst 


nit vffgeschribenn, dann ich soldt desselbigenn malls 

keiserisch sein wordenn, hett auch meinem schwager 

Frantz vonn Sickingenn schon zugesagt, 

das ich im woldt folgenn, vnnd wollt mein diennst 


auffschreibenn, dann ich hett noch lennger 

dann ein halb jar zu dhiennenn. So must ich denn dinst 

ein halb jar daruor ehe das jar auß wahr vffschreibenn, 

vnd riet daruff heim, vnnd schrieb denn dinst 


von stundt ann vff. Ich hett mir aber doch beuor behaltenn, 

das ich mich nit wider denn hertzogenn vonn Wurttennberg, 

vnnd die Pfaltz wollt brauchen lassenn. 

Das sagt mir nun Franziscus zue, 


vnnd sagt es wurtt khein nott habenn.

Vnnd vber ein kurtze zeit, do zog der hertzog 

fur Reuttlingenn vnnd gewann es auch, 

darumb sich dann irer furstlichen gnaden 


vnd mein vnngluck annhebenn thett, 

das ire gnaden verjagt worden 

vnd ich darob zu scheitternn ging, das mir dann mehr schadt, 

dann ich vff diesem erdtreich hab, wie ich dann woll wuste 


vrsach anzuzaigen. Vnnd sturb auch kaiser Maximillianus 

gleich alßbaldt, da der hertzog fur Reuttlingenn zog. 

Vnnd bin also, wie ich zu Meckmulnn nider lag, 

vierthalb jar inn des bundts verhafft zu Hailbronn gelegenn, 


da mich gott der allmechtig dannocht erhalten 

vnnd wunderbarlich mit mir gehanndelt. 

Vnnd hett der bundt domalnn das gantz Wirttembergisch lanndt,

alle vestungen, schlosser, stett vnnd heuser gewunnen 


vnnd eingenommen, allein denn Asperg außgenommen, 

der hillt noch ettlich wenig tag. 

Vnnd zog doch nichts destoweniger der bundt herab, 

dero mainung, das sie mich wollten vbereillenn, 


vnnd mich auß der meußfallenn zu Meckmull nemmen, 

wie dann schonn die katzenn fur der meußfallenn wahrenn, 

vnnd warttenn vff das meußlin, das sie es fressenn wolten, 

wie auch geschach, vnd ich darober gefangenn wurde.


Annfennglichenn aber lagenn vor mir drey ambt, 

alls Weinsperg, Neuennstadt, vnnd Meckhmull, 

da sie vnnd ich ernnstlich gegenn ainannder 

gehanndelt habenn, nit weiß ich aigenntlich 


ob solchs zwo oder drey wochenn geweret, 

dann ich hab souill streuß seidthero vnnd daruor gehabt, 

das ich irrig bin, vnnd es zum theill vergessenn habe. 

Vnnd ich möcht auch woll sagenn, ich hett mich lenger 


inn der meußfallenn zu Meckhmull gewert, 

dann khein ainig hauß im lanndts Wurtemberg fur eins, 

doch niemandts zuuerachtung oder nachteill. 

Vnnd fiellenn dieselbigenn drey ambt, 


alls Weinsperg, Neuwenstatt vnnd Meckhmull 

auch vom hertzogenn ab, vnnd wurdenn bundisch, 

vnd hiltenn irem herrnn, vnnd mir nit, 

wie sie dann meins bedenckhenns vnnd erachtenns 


billich gethann solltenn habenn, alls wie frommen 

leuttenn vnnd hindersessenn geburt.

Vnnd damit das ich vff das kurtzst annzaig, 

wie es mir domalnn gangenn ist, so zogenn die bundischenn 


fur Meckhmull vnnd inn die statt hinein, wie dann 

die stadt auch wider mich wahr, vnnd forderttenn das hauß 

vnnd schloß daruff ich wahr, auff, vnnd thedingtenn 

vnnd handeltenn lanng mit mir, das ich soltt das hauß vffgebenn,


alls nemlich Johann vonn Hattstein, Hanns vonn Ernnberg, 

vnnd Florian Geyer, vnnd dann ein zeug- oder buchssenmaister,

vnd andere mehr, die ich nit all weiß oder kenth hab. 

Vnnd fienng nemlich der buchsenn- oder zeugmaister, 


wer er dann gewest ist, ann, vnnd sagtt: 

Wann ers nit ghernn vff will gebenn, so gebtt 

im khein gutt wort! Vnnd war daruff die sach angerichtet 

vnd dahin gethaidingt, das sie mich vnnd die meinigen 


die bey mir inn der besatzung lagenn, mit vnnserm leib, 

hab vnnd gutt, auch mit weher, harnisch vnnd pferdenn, 

wie dan ein jeglicher hatt, frey wolltenn abziehenn lassen. 

Sie hetten auch das geschutz zum theill schonn hinauff bracht 


zu der kirchenn, bey dem schloß gleich furs thor, 

die man die techaney genent hatt.

Nun wahrenn ich vnd meine verwanndtenn, 

die bey mir inn der besatzung lagenn, 


diser betheidigung woll zufridenn, dann wir hettenn nit 

noch drey mallter meels im gantzenn hauß, 

so hettenn die burger inn der statt denn kastenn 

vnnd keller innenn, das wir nichts mehr zuessenn 


bekommen mochtenn. Auch hettenn wir noch ettlich schaff, 

die ich denn burgern vor der statt nam, 

vnnd ließ sie zusehenn, vnnd trieb sie vff das schloß, 

dauon wir vnns auch ein weill ennthieltenn. 


So hettenn wir auch khein kugelnn mehr zuschiessenn, 

dann was ich auß denn fensternn, thur enngelnn, 

zin vnnd was es war, zuwegen bracht, das ich dannach 

wider zu ainem annlauff gefast wahr. 


Darzu hettenn wir nit wasser, das wir denn pferdenn 

gebenn mochtenn, vnnd auch khein wein mehr, 

dann was mein wahr, den musten wir 

vnnd vnnsere pferdt drinckhen, vnd vnns mit behelffenn. 


So wahr auch khein frucht oder habernn mehr drobenn, 

dan was mein wahr, wiewoll es auch nit vill wahr, 

da mustenn wir vnns vonn ennthaltenn, dann die burger 

wie gemeldt hettenn denn kasten innen, vnnd ich nit, 


allso das wir onne das hungers halbenn hettenn 

daruon ziehen vnd entweichen mussenn.

Nun vermeint ich aber vff bemelte thedigung nit anderst, 

dann es sollt sein, vnnd darbey bleibenn, 


wie abgeredt vnnd mir zugesagt war. 

Ich vnnd meine gesellenn, die bey mir wahrenn 

verliessenn vnns auch daruff, vnnd meintenn es 

soldt darbey bleibenn, dann ich wollt sonnst 


woll herrauß khommen seyn. Das es wahr ist, 

so halff ich meines herrn dhienner ettlichenn herrauß, 

als nemlichenn Wolff Enndrisenn von Weiller, 

vnd anndernn mehr seiner gesellenn vom adel vnnd anndere, 


die vngeuerlich zu mir dahin khommen wahrenn. 

Da wollt ich auch so woll alls irenn 

einer herrauß khommen sein, aber ich verließ mich 

auff ir zusagen vnnd meinet sie wurdenn mich 


oberzellter massenn ziehenn lassenn.

Wellchs aber nit beschehenn, dann wie sie mir 

glaubenn gehaltenn, das sicht man vnnd hat es woll gehortt, 

dann ich lag darob nider, vnnd wordenn meine knecht 


vnd gesellen erwurgt vnnd erstochen, 

so feldt es mir auch nit weitt. Vnnd das eß noch mehr ist, 

so habenn mir die bundischenn selber vertreulicher meinung, 

ehe ich ghenn Sulm inn das leger kham, 


die vff dem feldt vff mich stießenn, gesagt vnnd anngezaigt, 

das der oberst bundtshaubtman beuelch gebenn, 

mich nit lebenn zulassenn, so gewiß habenn sie es gehabt. 

Vnnd wollt dessenn noch woll mehr anntzaigenn, 


aber es ist nit von notenn vnnd kann auch annderst 

nit gedenckhenn, dann das der allmechtig gott 

nit allein inn dem hanndel, sonnder auch 

in andern meinen sorglichenn geuerligkaittenn, 


phedenn vnnd kriegs handlungen, gegenn hohenn 

vnnd nidernn stendenn, da ich viell vnnd offtmalls 

inngestandenn vnnd gewest bin, sein gottliche gnadt, 

hilff vnnd barmhertzigkaitt, mir villueltig mitgeteilt hatt, 


vnd mehr fur mich gesorgt, dann ich selbst. 

Vnd ist auch die warheitt, das ich durch denn vnglaubenn, 

so mir wie gemellt begegnet, inn all mein vnngluck, 

nachteill vnnd schadenn kommenn bin.


Vnnd wie ich nun zu Hailbronn nach jetzberurter gefenngnus

ettlich wochenn inn einer herberg verhafft gelegenn bin, 

da schickht der bundt einen der wahr freylich vonn Canstatt, 

ein schwetzer, stattschreiber, oder was er wahr 


ghenn Hailbronn. Vnnd hett ein vrvhedt bey im, 

die laß er mir fur inn der stubenn inn beywessenn 

viler vonn Hailbronn, also das die stubenn voller leut wahr 

vnnd begerett, ich solt solche schwerenn vnnd annemmen, 


vnnd wo ichs nit thett, hett der bundt geschribenn, 

solten sie mich nemmen, vnd inn thurnn legenn. 

Aber ich schlug solche vrphedt stracks ab, 

wollt ehe ein jar im thurnn ligenn, ehe ich sihe annemmen wollt.


Darzu so zaigtt ich hingegenn ann, ich wer 

inn einer ehrlichenn vhedt betrettenn, vnd hett mich auch 

bey meinem gnedigen fursten vnd herrn, 

wie einem frumen ehrlichenn vom adell vnnd ritterman 


woll annstundt, gehalten, darzu so wer ich auch 

inn ein ehrliche ritterliche gefenngnus vertagtt, 

also das ich verhofft, sie wurdenn mich darbey 

bleibenn lassen vnnd nit darauß nemmen. 


Hett ich mich aber inn meiner gefenngnus vbell gehaltenn, 

so soltenn sie mirs anntzaigenn, ich wist mich aber 

nit besser zuhalltenn. Da wustenn sie mir nichts annzuzaigenn,

dann ich hillt mich dermassenn wie mir vfferlegtt wer worden.


Vnnd sunderlichenn warde mir erlaubtt 

inn die kirchenn zugehnn, vnnd vonn der kirchenn 

wider inn die herberg. Vnnd wann ich auß der kirchenn ging, 

vnnd ettwann leutt mit mir redenn wolltenn, 


so wolt ich nit bey inen vff der gassenn stehnn, 

vnnd gienng dennechstenn wider der herberg zu, 

das thett ich darumb, damit ich mich vnuerdechtlich hiellt.

Inn summa da ich die vrphedtt nit annemmen woldt, 


hettenn sie die weinschrotter bestellt, die drattenn zu mir 

inn des Dietzenn herberg, inn der stubenn, 

vnnd wolltenn mich fanngenn. Ich dennechsten vonn leder, 

vnnd mit dem wehr herrauß, do schnabtenn sie 


wider hinder sich, vnnd badtenn mich die burger 

des rats vleissig, ich sollt einsteckhenn vnnd friedt halltenn, 

sie wolltenn mich nit weitter furenn, dann vff das rathauß. 

Da gleubt ich inenn auch, vnnd wie sie mich inn der herberg 


zu der stubenn herrauß furttenn, gienng mein haußfraw 

gleich die stegenn herrauff, vnnd wahr inn der kirchenn gewest.

Da reiß ich mich vonn inen, vnd gieng zu ir, vnnd sagtt: 

Weib erschrick nit! Sie wollenn mir ein vrphed furlegenn, 


die will ich nit annemmen, will mich ehe inn thurnn 

legen lassenn. Thue im aber allso, vnnd reitt hinauß 

zu Franciscus vonn Sickhingenn, 

vnnd herr Jörgenn vonn Fronnßberg, 


vnnd zaig inn ann, die ritterliche gefenngnus, 

wie mir zugesagtt, woll mir nit gehalltenn werdenn. 

Versihe mich sie werdenn sich alls redliche 

vom adell vnnd haubttleut woll wissenn zuhaltenn.


Das thett nun mein weib vnnd furttenn mich 

die bundischenn vff das rathauß, vnd vom ratthauß 

inn thurnn, vnnd must dieselbig nacht darin ligenn. 

Vnnd wie sie mich vff denn Pfingstabenndt 


hinein legtenn, mustenn sie mich vff denn Pfingstag 

des morgenns frue widerumb herrauß thonn, 

vnd furtten mich also darnach wider vff das rathauß. 

Da wahrenn ettliche des raths bey mir inn einer stubenn, 


vff dem rathauß, vnnd wahr mein haußfraw 

wider vom leger khommen vnnd stundt herrauß 

vor der stubenn, hettenn sie vielleicht gehortt, 

das der ganntz hauff wider herrab zug der statt zue. 


Da bathenn sie mich ich soldtt zu meiner haußfrawenn gehnn,

vnnd zu ir sagenn, das sie wider hinauß riedtt, 

vnnd fur sie byttenn soldt, dann der hauff zoge ebenn 

der statt zu, zu roß vnnd zu fueß. Da ging ich 


zu meiner haußfrawenn, vnnd sagt ir inn ein ohr, 

was mein meinung wahr, das wahr das, vnnd sagt zu ir: 

Sag zu meinem schwager Frantziscus vonn Sickingenn, 

vnnd herr Jörgenn vonn Fronßberg, sie habenn mich gebettenn, 


ich soll für sie bittenn. Aber sag zu inenn, 

habenn sie was im sin, so sollenn sie furt farenn, 

ich woll gernn sterbenn vnd erstochenn werdenn, 

allein das sie all mit mir erstochenn wurdenn.


Das het sie nhun vßgericht, vnnd kham 

herr Jörg vonn Fronnßberg, mit andernn auch zu mir hinein 

vff das rathauß. Die handeltenn mit dennen vonn Hailbronn, 

das sie sich mustenn verschreibenn, 


mir ritterliche gefenngnus zu haltenn, so lanng 

derselbig krieg vnd mein gefenngnus wertt, 

vnd ich mit dem bundt vertragenn wurde, 

wie ich dann dieselbig verschreibung 


noch vff diesenn tag hab, vnd mir solche volgenndts 

durch die von Hailbronn gehaltenn wordenn. 

Alls mich aber nun der bundt wider auß verhafft thet, 

must ich inenn liffernn zwey tausenndt gulden inn goldt, 


die sie den knechten gabenn, die mich gefangenn hettenn. 

Wiewoll ich dieselbigenn nit hett, so bracht ich sie 

doch vff bey meinen gutenn herrnn vnnd freundenn 

wie ich khundt. Die schickht ich inn ghenn Vlm, 


vnnd ließ sie woll mit lebenn. Weitter do Franntziscus 

vonn Sickingenn mein freuntlicher lieber schwager, 

der statt Wormbs feindt wardt, da furttenn ich, 

vnnd Hanns Thoma vonn Rosennberg 


vnd anndere mehr gutte gesellenn, ime Frantzenn, 

vnserm schwager vnnd freundt vmb die 70 

oder 80 pferdt ghenn Wormbs inn sein leger, 

vnnd brachtenn sie vff vnsernn aigenn kostenn dohin, 


vnnd wollt gleich woll er Franntz vnns baidt außlosenn, 

vnnd geldt gebenn. Aber wir warenn nit der gestalt da, 

sonnder woltenn ime vergebenns diennen, auß der vrsach, 

das wir beidt inn gleichenn fellenn woll der leut 


auch etwa bedorfftenn. Wie ich dann gleich darnnach 

freilich in einem monat vnngeurlich des stiffts Meintz 

feindt wurde, so hett Thoma vonn Rosennberg 

auch inn willenns Boxsperg halbenn 


ein gleichenn handel fur zunemmen, wie er auch thett, 

zur zeit alls man 1515 geschriebenn, 

vnnd wurt ich des stiffts Meintz feindt, vnngeuerlich 

vmb vnnser Frawenn tag. 


Gleich daruff gegenn dem fruling, alls man 

der weniger zall 16 gezelet, zur selbigenn zeitt, 

wurff ich auch denn alltenn graff Philipsenn 

vonn Waldeck nider, vnnd kham mit ime 


inn ein annstanndt, also das die sach gleich baldt 

gerichtet wurde, vnerwegen das der bischoff, 

wie inn der Meintzischenn vhedt auch gemeldt ist, 

verredt hett, weill ich sein erster feindt were, 


must ich sein feindt ersterbenn, noch schickht es gott 

der allmechtig, das es die aller kurtzst vhedt wahr, 

die ich vnngeuerlich vnnder all mein phedenn gehabt habe, 

onne angesehenn das etlich viell leutt 


mir grosse annschleg durch farlessigkeit 

vnnd liederlichkeit verseumbt habenn, 

wie dann hieuor gnugsam gemeldt ist.

Darnach baldt auch im 16. jar zog Frantziscus 


vonn Sickingenn vber denn hertzogenn vonn Lottringen, 

vnd gewann im ein hauß ann, das heist Schaumberg, 

vnd vertrug sich der hertzog wider mit im, 

das Franciscus vom feldt wider abzog. Derselbigen zeitt 


hat Fritz vonn Thungenn vnnd ich vnnser knecht vnnd pferdtt, 

was wir kontten vffbringenn, ime Franntzenn 

auch zugeschickht. Vnd nachdem sich graff Albrecht 

vonn Manßfeldt, vnnd graff Philips vonn Solms 


inn die sachenn schlugen, mich gegenn dem stifft Meintz

zuuertragenn, hab ich mussenn warten, ich wehr sunst 

selber auch inn demselbigenn zug gewest. 

sancta Maria, mater Dei, ora pro nobis. amen.



KANTUS XI


Nun weitter will ich antzaigen, wie ich mit dem stifft Meintz 

inn krieg vnnd vhedenn khommen bin, 

vnnd ist dem nemlich allso. Alls ich zu Wurtzburg 

mit dennen vonn Nurnnberg vertragenn vnd gericht wurt, 


reit ich zu Wurtzburg herrauß ghenn Grinßfeldt, 

do wahr ein edellman mit namen Barthollomeus Hundt, 

der het ein hauß da, vnnd war mein gar gutter schwager 

vnnd freundt. Der fragt mich, ob ich nit wust, 


wie es mit meinem baurnn zu Heimstat ging. 

Sagt ich: Nein, wie dann wahr war, ich wust es nit. 

Da sagt er die vonn Buchenn hettenn 

im ein grossenn gebauttenn ackher, ein morgenn, 


zehenn oder zwolff, mit frucht (das heist inn der Lappenn 

vnnd stost ein holtz darann heist auch inn der Lappenn, 

der inn allem gewechs schonn erwachssenn wehr, 

das man schier schneidenn hett sollenn) 


mit allem viech zu Buchenn freuennlicher mutwilliger weiß 

darein getriebenn, vnnd hettenn ghernn furgebenn, 

der ackher wer ir, vnd als soldt inn der baur 

vnnbillich gebaut habenn. Das wahr nun nit, 


wie er dann noch vff diesenn tag mein 

vnnd meiner hindersassenn ist. Vnd ich sagt 

zum Bartholmess Hundt: Es annth mich ebenn, 

alls sollt ich vonn einem krieg inn andernn wachssenn. 


Bin erst gesternn mit dennen vonn Nurnnberg 

gericht wordenn, so kombt mir nun das auch.

Vnnd ich dennechstenn heim Jagsthausenn zu, 

vnnd beschickht vonn stundt ann denn baurn zu Heinstatt, 


der hieß Christman, ein gar frumer mensch. 

Denn fragt ich, das er mir solt sagenn, wie die sachenn 

ein gestallt hett, ich hett gehort man hette im 

ein schadenn gethonn. Da sagt er mir alle gelegennheit, 


wie man mir vor auch gesagt hett, vnnd schier mehr. 

Darauff schrieb ich denn vonn Buchenn, 

das sie dechtenn mir, vnnd meinen armen khur 

vnnd abtrag thettenn, vmb irer freuennlichenn 


muttwilliger vnd gewalltsamer handlung willenn, 

die sie also wider gott, recht vnnd alle billigkeit 

wider meinen vnnderthann geubt hettenn. 

Aber es wollt nit helffenn, vnd bin ich lennger 


dann ein ganntz jar mit den vonn Buchenn, 

vnnd dem bischoff vonn Meintz inn schrifften gestandenn. 

Vnnd satzt mir der bischoff vonn Meintz ettlich tag ann, 

ghenn Adoltzheim, die ich besucht, aber sie kammen nit. 


Darnach setzt er mir ein tag genn Bischoffsheim, 

denn besucht ich auch. Da sassenn die meintzischenn ambtleutt,

als nemlich Lennhart vonn Thurn, vnnd Wolff vonn Hartheim 

die vnns horenn solten, vnnd spilten im bredt. 


Das wahr mir gleich spottlich, vnd hubenn sie 

die Meintzischenn selbs ein hader ann, vnd schlugen 

einannder zu thodt, vnnd wurt mir gesagt, 

wie sie sich horenn liessenn, ich wurt die vonn Nurnnberg 


nit ann inenn habenn. Das gefiell mir nun nit so ghar vbel, 

aber inn summa wir schiedenn onne enndts, 

vnd ich dacht auch was ich zuschaffenn hett, 

vnd thet darnach ein abklag ann bischoff vonn Meintz 


vnd ließ inn darob sitzenn. Vnd het meiner sachenn 

auch alßbaldt inn acht, vnnd thet als einer 

der etwas annfanngenn wollt, vnd erfur mich auch alßbaldt 

im stifft Meintz, wie ich die sachenn anngreiffenn wolt. 


Vnd war erstlich das mein annschlag vnnd furnemmen, 

das ich wollt dem bischoff bey Aschaffennburg 

inn das Frannckfurter gleidt fallenn, am hefft zaun, 

vnnd wollt die sach ernnstlich anngreiffenn, 


het auch freilich ein pferdt oder annderthalb hundert 

vffbracht, vnd meint ich wolt denn bischoff 

vnd die seinigenn darmit geschlagenn habenn, 

dann ich wust woll das sie mich eillenn wurdenn. 


Nun ließ ich denn zeug weitt am Orberrer reissig, 

am selbigenn schlag haltenn, damit sie denselbigenn 

innhiltenn, vnnd zog ich nacht vnnd tag, 

biß ich kam annß Damßfeldt, da ich dann willenn hett


annzugreiffenn, vnd het damalnn nit vber 32 pferdt bey mir. 

Vnnd wiewoll ich gute schrifftliche kuntschafft hett 

vonn Nurnnberg ann, biß ghenn Franckfurt, 

so wollt ich doch der sachenn gewiß sein, 


vnnd ließ ein knecht ober Miltennberg halltenn, 

der solt sehenn wa sie hinein zogenn, vnnd wie starck. 

Vnnd beschiedt inn, das er solt vff vnnser Frauwenn 

geburts tag frue vor tag ann ein haltstatt 


am Damßfeldt khommen, da wurtt er mich mit gottes gnad 

vnnd hilff auch findenn, vnnd welcher ehe kham, 

der soldt des anndernn warttenn. Das geschahe nun 

vnnd fanndt inn den knecht an dem ortt. Da fragt ich inn, 


wie die sachenn stunde, vnnd wie starck sie hinein werenn 

vff Miltenberg zu. Da sagtt er vonn sechs oder siebenn, 

die werenn hinein gezogenn, vnnd hett nit mehr gesehenn. 

Inn summa der knecht war nit lanng genug gehalltenn, 


vnnd hett er noch vnngeuerlich ein stundt gehaltenn, 

so hett er denn hauffenn gar gesehenn, 

so woldt ich vmb die 4 oder 5 thunen goldts 

vff denn tag erlanngt, vnnd zuwegenn gebracht, 


vnnd darzu bericht vnnd geldt gehabt habenn, 

dann die reichste kauffleutt im reich, die wahrenn da, 

vnnd ir bey denn hunderttenn. Nun besorgt ich 

es wehr wie der knecht gesagt hett, 


sollt ich die vonn mir lassenn, die er gesehenn hett, 

so wehr der annschlag schonn verderbt gewest, 

vnnd wehrnn darmit die andernn all gewarnnt wordenn, 

dann ich khundt nit woll mit eim solchenn hauffenn 


vngewarnt abgezogenn sein, er wahr zu groß. 

Vnnd dacht ich, es ist dannocht besser etwas dann gar nichts, 

du wöllt dannocht ein guldenn oder 8000 herrauß bringenn, 

mit welchenn dem krieg ein annfanng mag gemacht werdenn,


dann der annschlag wehr doch verderbt gewest.

Inn summa wie der knecht sagtt dieselbigenn khammen, 

die furtt ich hinweg, damit der krieg angefangenn wurde. 

Vnnd het mich die nacht nit abgetribenn, 


so wollt ich die andernn inn der eill 

vff dem Spessert auch geschlagenn habenn. 

Aber ehe ich zum hauffenn meiner reutternn kham, 

hett mich die nacht schonn begriffenn, 


das ich must abziehenn, wie ich dann thett 

vnnd zoge ein jeglicher da er vermeint, das er hingehort.

Aber der annder annschlag, denn ich weitter hett, wahr der, 

das ich meinen knechtenn befalhe, dieweill die 


vonn Buchenn die erstenn annfennger des kriegs wahrenn, 

so wehr es auch billich, das sie zum erstenn 

anngriffen wurdenn. Das thettenn nun die knecht 

so gut sie konthen, vnnd hetenn vber 5 oder 6 pferdt 


nit bey sich. Darnach dacht ich, was gott 

vernner verhenngenn will, das wurt auch geschehen, 

vnnd thet mich gleich alßbald ann ein ortt, 

da ich die pferdt ein weill ruhenn ließ. 


Nun hett ich meine knecht auch vonn mir geschoben, 

einen hieher, denn andern dorthin, das ich niemanndt 

bey mir het, dann ein bubenn, welcher mir sagt, 

wie mein gaull vbel beschlagenn, 


vnnd wer lang nit beschlagenn wordenn. Da war gar ein guter

schmidt zu Marppach das wust ich, vnnd reidt dahin 

vnnd wollt mein gaull beschlagenn lassenn. 

Wie ich nun hinein zu einem wurt kham, 


der hieß der Schreiberlein, denn ich woll khenndte, 

dacht ich du willt ein bißlin bey im essenn, 

vnnd willt denn gaull beschlagenn lassenn, wie ich dann thet. 

Da verstundt ich alls viell vom wirt, 


das die Meintzischenn mit 16 pferdenn, 

dieselbig nacht bey ime gelegenn, vnnd der einspennigen 

zwolff pferdt gewesenn, die werenn wider 

hindersich heimzogenn. Vnnd wer ein bundtßrath 


das lanndt hinauff, nit wiste er wohin. 

Da konnth ich woll achtenn, er wehr vff Vlm zugeritten, 

vf denn bundtßtag. Do sagt ich zu dem bubenn, 

er sollt fluchs dennechstenn denn gaull beschlagenn lassenn, 


vnnd alls seher eillenn alls er khenndt. 

Vnd assenn also ein bißlein mit ainander, 

vnd nechsten mit dem bubenn vff, vnnd het nit alls viell 

der weill, das ich meine knecht beschaidenn 


vnd beschreibenn khonnt. Vnnd wie ich hinauff kam 

biß ghenn Turckheim, wiste ich ein pfadt, 

der ging hinder dem pferrich zu Eßlingenn hinuber 

gegenn der Filtz zu, denn hett ich woll bey tag gerittenn. 


Nachdem es aber finster wahr, besorgt ich 

es mocht mir irgenndt fehlenn, vnnd vberkham 

ein baurnn zu Turckheim, dem gab ich ein schennck 

das er mich denselbigen pfadt hinuber furt 


biß ann die Filtz. Da ließ ich denn baurn wider vonn mir gehnn,

vnnd nachdem es seher finster wahr, must ich 

mit dem scheffelin stopffenn vnnd sorg habenn 

ich verfellt etwa des furts, wie man dann offt hinuber 


vnd wider heruber muß, wie die jenigenn wissenn, 

die solch strassenn vonn Geppingenn ann, 

biß genn Eßlingenn braucht habenn. 

Vnnd khonndt auch nit sehenn wann ich hinein setzt, 


wo ich wider hinauß solt, allain ich must mich also 

behelffenn, wie ich khonndt. Inn summa ich kham 

ann ein ortt zu meinenn guten gesellen vnd freunden, 

vnnd bracht aldo ein pferdt oder sechse zusamen, 


mit dennen ich furt fuer. Vnnd geriedt mir die sachenn 

ebenn das ich ermelten bundtßrath vf der Vlmer strassenn

erwischet, dann ich der wurttennbergischenn strassenn 

alwegen verschonnt. Vnnd gienng mir die sach glucklich 


vnnd woll ab, vnd wahr freilich vff sanct Lucie tag 

oder abennt, da man noch 15 geschriebenn hat. 

Vnnd als ich vor dem angriff vber die Fultz wollt, 

kam ich ann ein gar altenn furtt, den man nit braucht, 


hett ich sorg, ich kunth nit hinuber khommen, 

aber ich hett dannoch ein mensch bey mir, 

der wust denselbigenn heimlichenn furt, 

das wir hienuber khammen. Nun wie der bundtßrath 


daherr zog, warenn ir freylich auch sechs, 

vnd hettenn ein bey inn, der war des kaisers 

buchssennmaister, dem thet ich nun nichts, 

vnnd gab im gutte wort, vnnd beualhe meinen knechtenn,


nachdem es sorglich aldo wahr, soltenn sie sich nit mehr 

dan an die knecht machenn, vnnd khein hinweg lassenn, 

vnd mich mit dem herrnn handlenn lassenn, wie dan geschahe. 

Die knecht hilltenn sich woll, deßgleichen thett ich auch, 


vnnd wie ich allso zu im ziehe, hett er ein knecht bey im, 

der hett mich khendt, vnd sagt zu seim herrnn: 

Es ist warlich der Götz! Da wahr ich doch schonn ann inenn, 

vnd hetten meine knecht auch beuelch, 


wie sie sich halltenn solltenn. Vnd dennechstenn zu im, 

do wollt er viell tagleistenn, das mir nun nit woll 

gelegenn wahr, das ich aldo viell mit ime tagleistenn solt, 

dann es gar sorglich ann dem ortt wahr, 


vnd schmirt inn ein wenig vbernn kopff. 

Vnnd hett sich das schwert gewenndt, das ich ime 

irgenndt ein aderlin troffenn, das schweist feintlich 

also das mir anngst wahr, vnnd gab im doch ein blutwurtzell 


inn die hanndt, da verstanndt es im wider.

Nun bracht ich inn ann ein ortt, da ich meint 

er wehr gleichwoll versehenn, vnnd hett grosse zusagung 

vnnd vertrostung von ime, also das ich meinet 


die sach wurde gleich recht stehnn. Aber es wurde mir 

der gefanngenn verrattenn, vnnd im Wurttemberger lanndt, 

auß eines edellmans hauß genommen, 

vnnd wollt man sagenn Marx Stumpff hett sein ambt 


mit verdiennt zu Krautheim, wie dann auch ime 

solch ambt daruff wordenn ist. Vnnd wahr mir solchs 

ettlicher sachenn halbenn nit vnnglaublich, 

wiewoll ich dem jenigenn befall, welchem ich den gefanngnen


vertraut hett, wan er inn nit khonndt oder wust zubehaltenn, 

so solt er mirs nit mehr dann sagenn, dann ich wust woll, 

wo ich sonnst mit ime hin solt. Dieweill aber 

inn das gluck troffenn hett, wollt ich im dieselbig verehrung, 


oder was es dann wehr, das im zustannde, 

lieber gonnen dann einem andernn, dan mein sach 

stundt nit allein vff den man, ich must weitter sehenn, 

was ich zuthun hett. Da vertröst er mich hoch, 


es hett kein nott, wann es schonn vbell zugienng, 

so wollt er inn allwegenn ann ein annder ortt schiebenn.

Nun wahr ich des sins, das ich die landtsart ein weill gesegnenn,

vnd wolt weitter mein heill versuchen. 


Vnd nam mir doch fur, ich wollt mich vor ein wenig regenn, 

vnd branndt in einer nacht ann dreien orttenn, 

hett nit mehr dann nur siebenn pferdt, das wahr Ballennberg, 

zu Obernndorff vnnd das schaffhauß zu Krautheim 


vnnder dem schloß herrab, do wir auch hinuff 

inn das schloß vonn der maurn herrab 

mit ein annder redenn kunthen. Vnd hab gleichwoll 

nit ghernn gebrenndt, aber es geschahe vff dißmall darumb, 


das ich gedacht, der amptman solt vber das feuer ruckhenn. 

Vnd hilt woll ein stundt oder zwo zwischenn Krautheim 

vnnd Neunstettenn, dann es war gar hell, 

vnnd lag ein schnee darzu, ob ich mocht mit im 


zu hanndlung khomenn sein. Vnnd wie ich allso hernider branndt,

da schriehe er der ambtman obenn herrauß, 

vornnen fur Klepssenn zu. Da schriehe ich wider 

zu ime hinauff, er soldt mich hinden leckhenn. 


Nun es wahr nit lanng sattell hennckenns da, 

ich macht mich wider auß der art, vnnd am drittenn tag 

darnach ergrieff ich ein vonn Miltennberg, 

der hieß der Reußlin, mit dreyenn geschirrenn, 


vnnd trehet mich darnach auß, inn ein weitt frembdt landt.

Da stundt mir aber ein gluck zue, das sechs thumbhern 

vnnd reth warren vff einem wagenn hinein gefarrenn, 

ghenn Hall inn Sachssenn zum bischoff vonn Mentz, 


vnd hettenn vierzehenn pferdt bey inn, das waren 

wie gemeldt reich thumbherrenn vnd seine räth. 

Nun macht ich gutte kundtschafft vber sie, 

die nit mehr dann recht vnnd gewiß wahr, 


das sie nemlichenn schonn daherr ziehen solten, 

wiewoll sich die sach lanng, vnnd woll vff ein monnat 

verzogenn hett, das mir warrlich viell darauff gienng. 

Nun hett ich drey ortt innen, alls denn Thuringer waldt, 


das Franckenn lanndt, vnnd die Buchen, 

sie zogenn welche strassenn sie wolltenn, 

so wehrenn sie mein. Vnd lagenn meine knecht 

im lanndts Hessenn, das wust ich, denn befall ich auch 


sie soltenn dieselbigenn strassenn innhabenn, 

vnnd befall inn auch sie solten nichts furnemmen, 

es wehr was es wollt, sonnder soltenn des hanndels 

vnnd beschaidts erwarttenn. Da verließ ich mich vff, 


vnnd wo dasselbig nit wehr gewest, wolt ich aber 

gehanndelt habenn. Aber sie hiltenn nit, sonnder schlugen 

zwey dorff auß im Amelburger ampt, blundertenn 

vnnd brandtschatztenn dieselbigen vnd verderbtenn mir 

also denn annschlag, so ich mir gemacht hett. 


Vnnd khamen die rett ghen Amelburg, das ist des bischoffs 

vonn Maintz, vnnd alls sie doselbst horttenn, 

das man die dorff gebranndtschatzt hett, warren sie 

inn der nacht wider vff, namen geruhete geull 


inn die wegenn vnd eillten mit vort. Vnnd wie ich bericht, 

haben sie damalnn vff die 34 000 gulden 

ghenn Frannckfurt gefuret, vnd dem Fuckher, 

der hett es dem bischoff zu Rhom 


fur das pallium dargelihenn, vberliffert. 

Vnd ging mir allso seher vbell, das mir also inn der kurtzen zeitt

souil groß annschleg zu ruck schlugenn, 

vnnd durch liederlich heilloß leutt verwarlost wurdenn, 


vnd hindersich gangen warren. Inn dem erfurr ich, 

wie ich ein offenn hauß inn Westualn habenn wurde, 

wellchs ich zuuor nit wiste, vnd gefiel mir woll, 

vnnd reidt hinein, vnd wollt besehenn, waß es fur ein hauß


vnnd wie die sachen beschaffenn wehr. Vnnd kham 

vff denn Palnn abenndt zum hauß inn ein weiller, 

das leidt nit mehr zu nechst darunder, vnd ging 

vff denn Palmtag hinauff auch zum ampt, 


wie dan eim christen mentschen geburtt. 

Vnnd wie das ambt auß wahr, so namen mich 

die ennthelter des das hauß war, vff ein ortt, 

vnnd sagten mir, wie der graff vonn Waldeckh 


inn kurtzen tagenn daruor inen geschribenn hett, 

zu im inn seiner fleckhenn ein, das heist Adorff zukhommen. 

Vnd da sie nun khommen werenn, hett er inen 

zuerkennen gebenn, wie er gehörtt das sie mich 


zu Bottberg ennthieltenn wider denn stifft Meintz. 

Nun wollt er inen nit verhalten das er mit sein schlossenn 

vnd stettenn, vnd der herrschafft vnnd graffschafft Waldeckh, 

dem stifft Meintz allso vnd dermassenn verwanndt 


vnnd zugethann wehr, vnnd auch verschribenn, 

wer darzu rath vnd dienner, das es im in kheinen weg 

geburn wolt, solchs zuleidenn oder zugedulden. 

Vnd kurtz so sollt man die branndtschatzung nachlassenn, 


die gefanngenen wider ledig gebenn, vnnd die geblunderttenn 

hab auch wider stellenn, vnd das er sich damit 

alls ein feindt gegenn mir erclert habenn wollt. 

Das wahr nun redlich vonn im, dan zubesorgenn 


wa ers nit gethann het, so mocht es mir zu nachteill 

geraicht habenn, dann ich hett auch nit gewist, 

das er meintzisch wehr gewest, vnd glaub ich wust es 

vff diesenn tag nit, wann er sich nit gegenn mir 


solcher massenn alls ein feindt ercleret het, 

dann ich het mich nichts vor im besorgt, 

darob mocht ich ein schnab genommen habenn.

Nun fragten mich mein zwenn gesellenn, die ennthelter, 


was ich darzu sagt oder rathenn wolt. Sagt ich, 

was sollt ich rathenn oder darzu redenn? 

Er hatt sich gegenn vnns erclert, alls ein feindt, 

vnd will vnser feindt sein, so wollt ich mich auch gern 


gegenn im haltenn, wie einem feinde zustundt. 

Da fragtenn sie wie im dann zuthun wehr. 

Sagt ich: Wie solten wir im thun? Ich bin 

ein vnnbekantter gesell herumb inn dem landt, 


vnd khenne niemandts, solt woll so bald 

ein feindt ansprechenn, als ein freundt. 

Wann wir aber kondtschafft khondten machen, 

wollt ich woll der sachen rath findenn, dann wir horrenn, 


was er im sin hatt, vnnd woltenn also demnach luegenn, 

das wir alßbaldt khemmen alls ehr.

Das gefiell inen nun woll, vnnd machten khundtschafft 

das er inn seinem schloß einem wahr, das heist Willennberg 


vnd leit vff einem hochenn berg, vnnd ein stettlin darbey 

auch vf dem berg, hart am hauß drann, 

da hatt er ein wildbad inn dem er badet, 

dann ich war am Palm abennt darfur herr gerittenn, 


dacht aber nit das er mein feindt wehr. 

Vnnd hett willenn inn einer kurtz vff zusein, 

vnnd inn das lanndt zu Gullich zu reittenn, 

da hett er sein lebennlang ein herrschafft inn, 


die heist Arnnsperg, die hatt im der hertzog vonn Gullich

eingebenn, der wahr des graffs vonn Waldeck 

schwester sonn, vnnd erfurnn auch vf welchenn tag

er vff wollt sein. Da gedacht ich selbst, 


solst du herrumb werbenn, so wurst ebenn alß baldt 

ein feindt alls ein freundt antreffenn. 

Ich hett aber gar ein feinen frommen knechtt, 

dem ich viell vnnd hoch vertraut, 


der auch mir treulich diennt, denn sprach ich ann, 

ob er nit khonndt ein pferdt, zehenn oder zwolff vffbringenn, 

vnnd nant im nhun die artt, da ichs ghernn hett. 

Da sagt er: Junckher. ja, ich waiß, fragt ich: 


Wie oder wa waistu aber? Da sagtt er: Jörg Bischoff Rath, 

der leitt inn einem hauß das heist zum Hann, 

der ist des abts vonn Fulda feindt, 

der hatt stets zehenn, zwolff oder funff zehenn pferdt bey im, 


vnnd hatt mir beuolhenn, wan ir sein bedarfft, 

so woll er euch mit seinn knechten vnd pferdenn dhienen. 

Da sagt ich zu im: Botz leicham! 

Ich hab inn einmall nidergeworffenn, 


alls ich der vonn Nurnnberg feindt gewesenn, 

wahr er ir dienner vnnd rittmaister. Meinstu auch 

das ich im trauwenn darff? Da sagtt er: 

Er hatt mir das zugesagt. - Wolann sagt ich, 


Jörg Bischoff Raht, der hat ein gute ehrliche freundtschafft, 

vnnd ein redlichenn vatter. Desselbigenn halbenn seim vatter 

vnnd der freundtschafft zu ehrnn vnd gefallenn, 

hab ich inn auch woll gehalltenn, vnnd leichtlich 


vonn mir khommen laßenn. Derhalbenn so reitt zu im, 

vnnd sag im, wie du mir sein erbiettenn habst anngezaigt. 

Dessenn hab ich mich nun hoch bedannckht, 

woll auch widerumb dergleichen bey ime thun, 


alls ein freundt, vnnd bitte inn, vonn meinetwegenn, 

das er mit sein knechten vnd pferden, souill er 

inn der eill gehabenn khonne, mit dir vff sey, 

dann ich hoff es soll mir vnd inn zu guttem khommen.


Alls nhun mein knecht ine bracht, vnnd sie bede 

zu mir khamen, trug sich die sachenn dermassenn zue, 

das ich freilich nit ein stundt vber denn graffenn 

vonn Waldeckh hieltt, da kham er schonn, 


vnd wahr gleich alls starck als ich. Da befahl ich 

meiner knechtenn zweyenn, sie solten nichts thun, 

dann vff denn graffenn acht habenn, vnnd soltenn 

sich ann inn nestelnn, vnd souill muglich ine nit schießenn 


noch verwundenn. Wo er aber enntreittenn wollt, 

so möchtenn sie im denn gaull woll erschießen 

oder erstechenn, so wollt ich mich 

mit des graffenn reuttern schlagenn.


Nun es schickht sich die sachenn allso, das es glucklich 

vnnd woll zugienng, das ich baldt mit inen 

den knechten fertig wurdt, vnd ruckht darnach 

dennechstenn dem graffenn zu, vnnd fanndt 


meine zwenn knecht ann im, alls werenn sie ann inn kuppelt, 

wie ich inn dann beuolhenn hett. Da sprach ich inn ann, 

was ich mit im zuthun hett, das er mir mein branndtschatzung,

gefangen, enthalten vnnd enntwerdt, 


vnnd hett sich darzu gegenn mir erckleret alls ein feindt. 

Da sagt er: Götz vonn Berlichingen ists nit besser 

ich habs euch gesagtt, dann hett ich geschwigenn? 

Daruff ich ime die anntwortt gab: Herr habt irs 


auß redlicheit gethonn, so werdt ir sein mehr geniessenn, 

dann entgeltenn. Aber kurtzumb do werdt ir 

mein gefanngenner sein! (Vnnd er hatt es auch 

der redlicheit halbenn vmb die zwanntzig tausenndt gülden


genoßenn, er vnnd die seinenn). Allso furenn wir 

mit einannder dahin, mit all sein reuttern, 

die furt ich ein weill mit mir biß irgenndt ein halbe stundt 

inn die nachtt. Vnnd wie wir annzogen, 


so huett ein schöffer allernechst darbey, 

vnnd zu wartzeichenn so fallenn funff wolff 

inn die schaff vnnd greiffen auch ann. 

Das hort vnnd sahe ich ghernn, vnnd wunscht inen gluckh 


vnnd vnns auch, vnnd sagtt: Gluck zu liebenn gesellenn, 

gluck zu vberall! Vnnd ich hillt es fur ein gluckh, 

dieweil wir allso mit einannder angrieffenn hettenn.

Nun griff ich denn graffenn an vff wallparnisch bodenn, 


darnnach furtt ich inn vf collnisch bodenn, 

darnach durch sein aigen herrschafft, darnach 

durch die landtgraffschafft Hessenn, vonn dannen 

vff Herßueldt, ist auch ein furst, darnach vff Fulda 


vnnd Hennennberg, ist auch ein furstennthumb, 

Sachsenn, Wurtzburg, Bamberg, marggreuischenn

nurnnbergischenn vnnd pfaltzgraffenn bodenn. 

Das sein zwolff furstennthumb, vnd die vonn Nurnnberg, 


vnnd ist der kheiner, ich hab irn boden vnnd lanndt gebraucht, 

mit dem gefanngennen biß ich inn bracht da er hingehort.

Da hett der bischoff vonn Maintz verredt gehabtt, 

ich wehr sein erster feindt, ich muste auch sein feindt ersterbenn,


das enntbott mir sein aigenner haubtman Joß Freundt 

bey meinem bruder Hannsenn vonn Berlichingen selbs. 

Aber es trug sich zu, das ich nit ein halb jar 

seiner churfurstlichen gnaden feindt bin gewest, 


vnnd schickhtt man mir nach, das ich sollt mit mir 

zum fridenn hanndelnn laßenn, so ein gnedigenn gott 

hab ich inn dem allem gehabt, vnd ein solchenn 

mechtigenn furstenn inn so kurtzer zeit dahin gebrachtt, 


das er meins fridens begert hatt. Darumb soll sich niemanndt 

vff sein macht oder hochmutt verlassenn, 

wellchs ich darumb meldenn thue, das ettliche 

verlogenn leutt meine mißgönner (sie sein wehr sie wollenn), 


mich des grauen halbenn, vnnd villeicht inn andern 

mehr meinen henndelnn, wie hierinn gemellt, 

ghernn souill ann inenn ist, verunglimpffenn wolltenn, 

die ich auch zum theill zu recht furgefordertt, 


vnd sie mir vnnder irem sigell solchem rechten 

außzuwarttenn zugeschribenn. Seindt aber vber dasselbig 

treuloß vnnd mir zu rechtt fluchtig wordenn, 

wie ich das khann mit brieff vnd sigell 


vnd des graffen vonn Waldeckhs hanndtschrifft selbs, 

vnd mit andernn vertregs brieffenn vnd sigeln darthonn 

vnd genugsam beweisenn. Vnd es ist auch vber ein halb jar nit,

das mir die hanndt vffgestandenn ist, 


das ich gegenn dem stifft Meintz gehanndellt hab, 

deßgleichen er gegenn mir auch, vnnd was ich gegenn dem stifft

Meintz gehanndlet, das ist alles vnngeuerlich 

inn einem halbenn jar geschehenn. Darnach so kham ich 


inn annstanndt, vnd khan nit annderst achtenn, 

dann gott der allmechtig hab mir inn der kurtzenn zeitt, 

als einem armen ritterßman vom adell, gluckh 

vnnd siegh gegebenn, allein das mir grosße 


treffennliche annschleg, durch liederlich farlessig leutt 

verhindert vnnd verwarlost wordenn, wie obenn vermeldet. 

Vnd hab mich inn meiner jugenndt inn große krieg, 

phedt vnnd veindtschafft eingelassenn, 


derenn woll funfzehenn sein, die mich selbs 

ann troffenn, die ich auch hinauß gefurt, 

onne was ich bey kayser vnnd konig, churfursten, 

fursten vnd hernn gethonn habe, vnnd waß ich auch 


andernn meinen herrnn, freunden vnd guttenn gesellenn 

inn irenn selbs aignen sachen gedient, 

derenn auch woll souill sein, die ich hier innen 

nit anngezaigt habe. Nun weiß ich khein phedte, 


gott lob, die ich gehabt, die vber zwey jar gewerdt hatt, 

ich hab es zu fridenn bracht vnnd hinauß gefurt. 

Gott dem allmechtigenn sey darumb lob, 

ehr vnd danck gesagt, dann ich verwunder mich 


etwann selbs daruber, das ich allwegenn die sach 

so glucklich vnd inn so kurzer zeitt hinauß gebracht.

Nach aller oberzellter hanndlung hat mein gnediger herr 

graff Albrecht vonn Mannßfeldt mein alten reitt gesellenn 


Hannß vonn Selbitz zu mir geschickht, vnnd ließ mich bittenn, 

irer gnaden handlung zugestattenn, zwischenn dem stifft Meintz,

graue Philipsenn vonn Waldeck dem allten vnnd mir, 

das ich dann irer gnadenn bewilligt, 


vnd wurtt daruff ein tag furgenommen ghenn Schweinfurt, 

da hatt mich graue Albrecht vonn Manßfeldt 

vnnd graff Philips vonn Sulms, mit dem stiefft Meintz 

gericht vnnd vertragen, wie dann brieff vnd sigel, 


so ich noch beyhanndenn gnugsam außweißen.

Weitter ist meniglich inn diesenn vnd andernn lanndtsarttenn, 

weit vnnd nahe wissenndt, vnnd offennbar, 

wie Jörg vonn Bodigkheim selliger (welcher der zeitt 


als ein junger gesell der churfurstlichen Pfalnntz 

dhienner gewest) vnnschuldiger vnnd vnnbillicher weiß 

nider geworffenn wordenn. Da bin ich 

Gotfrid vonn Berlichingenn durch graue Micheln vonn Werttheim,


meim gnedigen hern (so auch mein lehenn herr gewesenn),

schennck Veltin, vnnd schennck Eberhartenn von Erppach

gebruder (die mich gleich kurtz daruor 

ehe die thatt geschehenn pfaltzgreuisch machten) 


angesprochenn wordenn, die that so ann Jörgen vonn Bodigkheim 

begangenn zu rechnenn. Vnnd beschiedt 

mein gnedigster churfurst vnd herr pfaltzgraff 

Ludwig hochloblicher gedechtnus Wilhelm vonn Habernn, 


vnnd mich ghenn Haidelberg zu khommen, 

vnnd hettenn ire churfn. gnaden graff Mychell von Wertheim,

vnnd der zeitt schennck Veltin vnnd Eberharten gebrudernn 

vonn Erppach auch dahin beschriben 


sammet irer churfurstlichen gnaden geheimstenn rethenn, 

die auch bey irer churfurstlichen gnaden wahren.

Vnnd wahr das irer churfurstlichen gnaden furhalltung, 

das ire churfursrtlichen gnaden vnns anngezaigt, 


wie vnnd wellcher gestallt gegenn Jörgenn vonn Bodigkheim

gehanndlet wehr wordenn, vnnd wie er wider, 

vnnd vber alle recht vnnd billichkeitt, vnuerdinther 

vnnd vnnredlicher weiß, vnuerschulter sachenn 


nidergeworffenn wehr wordenn. Vnnd zaigt 

ire churfurstlichen gnaden dise vrsach ann, 

das Jörg vonn Bodigheims vatter hett 

herr Conradenn Schottenn hundert guldenn geliehenn, 


vnnd wehr sie im lanng schuldig gewest, die hett er im, 

da er mein hauß Hornnberg noch inngehabt, 

inn gutem trauen vnnd glaubenn geliehenn. 

Nun war meins gnedigistenn herrnn meinung 


das Wilhelm vom Habernn vnnd ich soltenn 

die sachenn annfangenn, vnnd vnns alls 

ire churfurstlichen gnaden dhienner brauchen laßen. 

Vnd sagt ich zu Wilhelm vom Habernn: Mein gesell 


du hast gutt wißenn, das ich viell vhedt 

vnnd feindtschafft gehabt hab, auch meine hern 

vnnd freundt bemhüt vnnd gebraucht, 

die sich meinthalbenn inn große sorg 


vnnd geuerlichkeit begebenn. Sollt nun derselbigenn 

guttenn gesellenn einer im hanndell verdechtlich sein 

oder werdenn, das wer mir beschwerlich 

inn nider zuwerffenn, sonnderlich so vnuerwartt meiner ehrnn.


Vnd sagt, dieweil wir nun beidt pfaltzgreuisch 

dhiener werenn, vnnd es vnnser gnedigister churfurst 

vnd herr vnnsernn pflichtenn nach je habenn wollt, 

das mich fur gutt anngesehenn, wir hettenn 


irenn churfurstlichen gnaden anngezaigt, 

das wie wir gleichwoll gestundenn, das wir verpflichte 

dienner werenn, aber wider jemandts vnuerwart 

der ehrnn vnns gebrauchenn zu lassenn, 


das were vnns zum hochstenn beschwerrlich. 

Vnd wahr demnach mein meinung, so mein gnedigster 

churfurst vnd herr der pfaltzgraff je wollt habenn, 

das wir vnns solltenn brauchenn laßenn, 


das wir deßhalbenn ein außschreibenn thonn, 

vnnd meniglichenn wie die hanndlung 

ann ir selbs beschaffenn, vnnd der vnnschuldig 

jung gesell Jörg vonn Bodickheim vnnredlicher weiß, 


vber das sein vatter sellig auß threuer nachburlicher meinung 

das sein wie gemellt hingelihenn hett, nider geworffenn 

vnd gefangen wordenn, anntzaigenn wolltenn. 

Vnnd wie das er Jörg vonn Bodickheim alls ein sonn, 


das hingelihenn geldt gefordert, daruff er beschribenn 

vnnd beschaidenn wordenn, man wollt im ein gaull 

darann gebenn, der hundertt guldenn wert were, 

er sollt nit mehr dann khommen vnnd inn hollenn. 


Wie dann er vonn Bodickheim gethann, 

vnnd das pferdt gehollt vnnd daruff widerumb 

haim ghenn Bynnen reittenn wollenn. 

Wie er aber allernechst bey Meckhmullenn 


herraußer khommen, do sey er gefanngen, 

ime der gaull widergenommen, vnnd er hinweg 

gefurtt wordenn. Vnnd wehr die gemeine sag, 

herr Connradt Schottenn knecht soltenn sollchs gethann, 


vnnd ine nider geworffenn habenn, wie dann nit onne war. 

Vnnd wahr einer bey inn gewest, der erclärt sich volgenndts 

alls ein pfaltzgreuischer feindt, 

denn ich seidthero gesehenn, wurde auch gleich darnach 


des pfaltzgrauen diener, vnnd ist mir gleichwoll 

sein nam endtsunckhen, das weiß ich aber woll, 

das es ein großer dickher starckher knecht wahr.

Solches alles habenn wir durch ein offentlich außschreibenn 


ann ettlichenn viell fursten hoffenn, wo vnns bedaucht 

das sie ir vnnderschleiffung hettenn, angeschlagenn, 

inn welchem außschreibenn auch alle dise hanndlung 

besser zufindenn dann ich alhie erzellenn khann. 


Vnnd vff solch außschreibenn habenn wir beide, 

Wilhelm vom Habernn vnd ich, gethann alls dienner 

vnnd habenn vnns brauchenn laßenn. Vnnd alßbaldt 

legt mein gnedigster churfurst vnnd herr der pfaltzgraff 


mir auß der cantzley ein zettell dar, wie ich reuttenn 

vnnd mich halltenn sollt. Da wurff ich denn rethenn 

denn zettel wider dar, vnd sagt ich wust nach dem zettel 

nit zu reittenn, dann ich reitt nit mehr heim 


ghenn Hornnberg. Ich waiß nit, was mir begegnenn mag, 

das stett inn dem zettell nit, ich muß die augenn 

selbs vff thun, vnnd sehenn was ich zu schaffenn hab.

Darauff kham ich inn erfarung, das herr Conradt Schott 


vnnd sein hauff, ein großenn tag zu Annspach 

vor dem marggraffenn habenn sollt. Da thett ich mich 

inn die ortt, vnnd wollt mein heill versuchenn, 

vnnd schickht auch ein vertrauten knecht 


ghenn Annspach zu einem vertrauten freundt, 

vnd meiner reidtgesellenn einenn, mich der sachenn 

zuberichtenn. Aber gleich daruff brachenn sie vom tag auff, 

ritten herrauß vnd hettenn 95 pferdt bey in, 


vnd lagenn vbernacht zu Bergell, so lag ich 

vbernacht zu Windtßheim nit weit daruonn, 

vnnd hett nit mehr dann 15 pferdt bey mir, 

vnd war mein khundtschafft gar gut, das sie nachts 


zu Bergell lagenn. Darauff ich mein annschlag machet, 

das ich wollt denn hauffenn furlaßenn, vnnd darnach 

vf irnn troß fueß, wie sie vonn Annspach 

vff Bergell zugezogen wahrenn, tringen 


vnnd sie nider werffenn, dan sie wahrenn all gerust leutt, 

allso das ich sorg hett ich schlug die hanndt inn die kollenn, 

wie auch geschahe. Dann wie ich zu Windßheim herrauß zog, 

da hat es ein grundlin hinauff biß ghenn Bergell, 


das einer vnnsichtig hinauff kommen khonndt, 

biß schir ghenn Bergel hinan, vnnd befall eim knecht 

mit namen Martin Meurer, nachdem es ein ebenne 

hohe oben hinein hett, biß ghenn Bergell, 


er sollt vff der hohe hinauff ziehenn, vnnd acht habenn, 

ob sie herrauß wehrenn oder nit, vnnd so der hauff 

herauß zuge, sollt er sie ziehenn laßen, 

vnnd mirs annzaigenn. Nun der knecht kumbt vnd spricht: 


Es ziehenn nit mehr dann 15 pferdt herrauß, 

das warenn ir vortreber. Da wollt ich im nit trauen 

vnnd schickht inn noch ein mall hinuff vnnd sagt: 

Sie ebenn drauff, dann es sein heint souill pferdtt 


darinn gelegenn, das waiß ich, vnd nant sie im, 

vnd sagtt es wehr ein bößer weg, 

es khonttenn vber drey nit nebenn einannder reittenn. 

Darumb sollt er ebenn drauff sehenn, 


wieuil herrauß ziehenn vnnd mirs wider warhafftig annzaigen,

damit wir die henndt nit inn die kollenn schlugen.

Inn summa er khombt wider, vnnd sagt: 

Ir sein nit mehr dann 15. Da glaubt ich im, 


vnnd dacht nit annderst dann es wehr allso, 

zuge ein grundlin hinauff, biß das ich ann hauffenn 

hinan kham. Do wahrenn es aber wie vorgemellt 

allein die vortreber, vnnd khammen meine reutter, 


die bey mir wahrenn, inn irn hauffenn hinein, 

vnd begegnet mir gleich ebenn zum gluck 

mein vetter herr Sigmundt vonn Thungenn, 

vnnd Hanns vonn Selbitz, vnnd spricht mein vetter 


herr Sigmundt vonn Thungenn zu mir: Vetter 

ich wollt das du weht hinweg werest, dann ich waiß 

das nit zehenn vnnder denn hauffenn sein, 

die gut pfaltzgreuisch sein. - Da war mein gesindt 


schonn vnnder inn vnnd schlugenn einander vff die meuller 

das inenn die nassenn bluttenn. Vnnd vff herr Sigmundts 

redt ruckht ich hinein inn hauffenn zu meinenn reutternn 

vnnd sprach sie ann vnnd sagtt: Was macht ir da? 


Resch vnnd baldtt wart vff mich, das euch botz rhein schenndt!

Da folgtenn sie mir baldt, vnnd war auch zeitt, 

vnnd ehe sie sich rechtt besunnen, hett ich schonn 

ein vorteill eingenommen, vnnd kham mit der gotts hilff 


vonn inn allenn, onne nachteil vnnd schadenn, 

wiewoll ettlich boß reutter vnnder inn warenn. 

Die kammen hernach, vnnd warenn ghar zornig 

im halls gewest, vnnd hettenn ein strauß 


mit herr Sigmunden vonn Thungen gehabt. 

Aber er hett zu inenn gesagt: Sihe dortt hellt er noch, 

reitt hin vnnd fahe inn! - Wie ich nun 

sambt den meinen vnuerletzt daruon kham, 


wollt ich mein weg vff Onoltzbach zu nemmen, 

ob irgenndt ein gesindt meiner gelegennheit 

vff mich stießenn, vnnd ob ich weitter möcht 

zu hanndlung khommen. Aldo mir dann 


herr Connradt Schottenn haußfraw selbs vff stieß 

vnnd ruckht ich sanndt bannder zu ir zum wagenn, 

woltenn sehenn wehr sie wehr, vnnd ließ die andernn 

reutter dahindenn, das sie nit gesehenn wurdenn. 


Vnd so baldt sie mich ersicht spricht sie: Schwager 

wa zieht ir daherr? Sagtt ich: Grieß euch gott geschweihe, 

seitt irs? Ich weiß selbst kham, war ich herr ziehe. 

Inn dem da hillt ich biß schir vf den abennt, 


das ich dannocht noch mocht ghenn Windtßheim 

hinein khommen. Da mir nun niemandts mehr vff stieß, 

zog ich wider hinein, vnd ließ dieselbig nacht 

etwas ann der eisen handt, so mir zubrochenn wartt, machen.


Darnach thett ich ein straff oder zwenn inn derselbigen artt, 

vnd hillt ettliche tag fur Franckennberg, 

vnd alls sich herr Conradt Schott bey seinem schweher 

ettwas verweillt, wurff ich mitler weill 


schenck Friderichen vonn Limppurg nider im veldt, 

vnd gedachtenn ich vnd meine gesellen all nit annderst, 

dann herr Conradt Schott wer es selber, 

aller gelegennheit nach, dieweil er auch meß furtt, 


vnnd auch kleidung annhett, wie herr Connradt Schott, 

dann ich wust wie vnnd inn was kleidung er riett. 

Aber es wahr doch schennck Friderich vonn Limppurg, 

denn ließ ich vff ein allte vrphedt wider reittenn, 


vnnd gab inn wider ledig. Ich wurff auch gleich daruor 

ein buchsenmaister nider, der stanndt herr Connradt Schottenn zu,

denn vertagt ich, nit waiß ich, ob er sich gestellt hatt oder nit, 

vnd auch ein knecht, der hieß Haintz Buschman, 


denn vertagt ich alher in mein behausung. 

Der stellt sich auch vnnd wahr ein wissenntlicher knecht 

denn herr Conradt Schott lieb hett, 

denn ich vonn knabenn weiß vf gekendt, 


vnd wust woll bey wem er alltzeitt inn vhedenn gewest wahr. 

Da schrieb ich aber meinem gnedigstenn churfursten 

vnd hern dem pfaltzgraffenn, wo ire churfurstlichen gnaden 

in woltenn des hennckers vnd ewigen gefengnus erlaßen, 


so wollt ich inn irer churfurstlichen gnaden 

hinab gehnn Haidelberg stellenn laßen, 

wie er sich dann one das inn meiner behausung 

alhier gestellt hett, welchs ich nun nit vill 


vonn fursten haubtleuten gehortt, die sich allso 

gegenn irs herrnn feindenn gehalltenn habenn.

Baldt nach dem erfure ich weitter kuntschafft, 

wie ein große faschnacht zu Haßfurt sein wurt. 


Vnd hettenn mir herr Conraden Schotten knecht 

ein jungen knabenn (der mein vetter war, 

hieß Hannß Jörg vonn Thungen) auch nider geworffenn, 

wellcher auch zu eim rechtgeschaffenn menschen worden. 


Denn hett ich verschickht inn eins fursten dinst, 

zu einem ritter inn das landts Franckhen, 

sonnderlich hertzog Vlrichenn von Wurtemberg betreffen, 

den hettenn dieselbigen knecht gefurtt ghenn Aichelßdorff 


(leitt vnderm Hasperg) zu Veltin Schottenn 

in sein behausung, der hett die knecht 

vnnd dieselbigen vndergeschlaifft. Das erfure ich, 

vnnd erfur auch mehr, das Veltin Schott hett gesagt, 


wann seines vettern herr Conradt Schottenn knecht 

noch einmall khemmen, er wollt sie einlaßenn, 

vnd wann noch ein Götz vonn Berlichingenn wehr.

Inn summa ich hett ein gesindt inn derselbigenn artt, 


die mir auch lieb wahrenn, mir gutts gondtenn, 

vnnd dienten, vnnd dacht woll er Veltin Schott wurt 

mit einem gesindt ghenn Haßfurt khommen, 

sonnderlich mit seinem vetternn Erhart Thruchssaßenn, 


vf welchen er Veltin Schott der zeitt wart. 

Da hett ich ghar ein feinen wissendenn knecht bey mir, 

denn ich auch pfaltzgreffisch macht, 

sambtt etlichen vom adell die inn derselbigenn arth 


dahein warenn, vnnd mir diennttenn, vnd hett 16 pferdt 

vnnd 2 bubenn darunder. Als wir nun vff sie hielltenn, 

da ziehenn sie daher bey zehenn oder zwolff pferdenn, 

wie wir sie erstlichenn annschlugenn. 


Vnd dieweil sie nit mehr hettenn, so theiltenn wir vnns, 

vnd gab ich Jörg Gebsattel die besten knecht zu, 

das sie solltenn bey einer mull hinuber ziehenn, 

dann sie khonttenn sonst nit vber das bechlin khommen 


daselbst vnnd soltenn inn vnnder augen ziehenn. 

Treffen sie dann mit inenn, so wollt ich nit weit 

von inenn sein, treffenn sie dann mit mir 

so solltenn sie deßelbigenn gleichen auch thonn.


Inn summa ich ruckht zu einem dorff hinder ein scheur, 

vnnd meint ich wollt Veltin Schottenn 

vnd den Erhart Thruchssaßenn mit irem hauffenn 

furlassenn, vnd wollt inn vff dem fueß nach ziehenn, 


wie ich dann denn bescheidt mit meinen reuttern gemacht hett. 

Da wurdenn sie aber mein gewahr hinder der scheurnn, 

vnnd ruckhtenn bey dem dorff zusammen, vff ein buhelein, 

vnnd hettenn ire spieß vf denn beynenn, 


vnd ire armbruster vffbracht, wie dann ein jeglicher 

gerust wahr. Da zog ich fuß für fuß zu in, 

das thett ich darumb damit das Jörg Gebsattell, 

vnd die andern reutter, die ich vonn mir geschickht hett, 


mochten auch desto ehr mir zuhilff 

vnd zum hanndel khommen. Vnnd wahr mir darbey 

die weill nit kurtz, dann je neher ich zu inn kham, 

jehe grosser mich daucht der hauff sein, 


vnnd hettenn bey vier oder funff vnnd zwenntzig pferdt.

Nun wollt ich mit gottes gnadt vnnd hilff 

woll vonn inenn kommen sein, so gedacht ich aber 

die 6 pferdtt, die ich vonn mir hett geschickht, 


mochten darob geschlagenn, gefangenn 

vnd erstochenn werdenn, das mocht mir zu grossem nachteill 

vnd schadenn gereicht habenn, vnd das ich dem beschaidt 

nit nachkhommen wehr, wie ich dann mit inen gemacht het. 


Vnnd wie sie vff dem buhellin halltenn, so hillt ich darunder, 

aber da ich nit khommen wollt, do khammen sie, 

vnnd durchrandt Erhart Thruchßsaß mir ein knecht 

(der hieß Liennhartt Schmidle, vnnd wahr pfaltzgreuisch, 


vnnd sonnst khein pfaltzgreuischer knecht bey mir, 

dann derselbig), das er dem gaull mit seim ruckhen 

vf dem ruckhenn lag. Daruff ich ine Erhartt Truchssaßenn 

auch so baldt vom pferdt herab gestochenn, 


das er mit sambt dem federbusch im treck lag, 

das dann wie ich achtt, vnnser groß gluck wahr. 

Vnd wahr einer bey ime der hett ein armbrust, 

vnnd schoß vff mich ab, vnnd hett das armbrust 


nach mir geworffenn, wellchs ich nit gesehenn hett, 

dann ich hett mit den andernn zuschaffen, 

das ich sein nit warttenn khonndt. Da gienng eß, 

das ich bey 3 oder 4 mall mit den 10 pferdenn 


vnd zweyen bubenn durchbrechen must, 

ehe dann die andernn sechs pferdtt zu vnns khommen. 

Darnach fingenn wir sie alle, onne was vnns entriett, 

vnnd hettenn sie all gethann, wie der frumb Erhartt Thruchsses,


vnnd ein knechtlein so beim Bernhartt vonn Huttenn gewesenn, 

es wehr mein vnnd meines kleinen heuffleins 

vbell gewartt wordenn. Dann wann ich schonn 

das mendlein ettwann einmall vonn mir brachtt, 


vnnd ich ettwann sonst ann einem andernn wahr, 

so kham es vonn stund ann wider ann mich. 

Es hueb mich auch durch denn banntzer ermell hindurch, 

das es ein wenig geflaischt hett, vnnd hett ich sonst 


souill zu thun, das ich sein nit allein gewarttenn khondt. 

Vnd dasselbig mendlin entbot mir darnach, 

wann ich es zu einem dhienner annemmen wollt, 

so wollt es mir ein jar vmb sonnst dhiennenn, 


nit waiß ich was es ann mir ersehenn hett. 

Da embott ich im, es soldt khommen, ich woldt es 

nit vmb sonnst begerenn, sonder ich woldt inn halltenn, 

wie ein annder knecht. Vnnd wiewol mir das mendlein 


vff denn tag hartt zu setzt, vnnd ich sein nit bedarfft, 

so hett ich inn doch ghernn zu einem dhienner angenommen, 

dann er gefiell mir vff denn tag nit mehr dann zuwoll.

Inn summa ich fing sie all, vnnd gab sie doch 


vf ein allt vrphedt wider ledig, onne allein Veltin Schottenn, 

der herr Conradten Schottenn knecht, 

meinem jungen vetternn vonn Thungen, 

auch meinem gnedigstenn churfurstenn vnnd hern 


dem pfaltzgraffenn, vnd mir zu nachteill, 

vnd zu wider, eingelassenn vnd vnndergeschleifft hett, 

denn behiellt ich Jörgen von Bodigheims 

vnd meinem knabenn vnd vettern Hanns Jörgen vonn Thungen 


zu gut bey meinen handen. Vnd ist diese handlung 

alle wie vor vnnd nach gemellt ist, vnngeuerlich 

in einem monatt oder zweyen, von mir 

vnd meinem kleinen heufflin außgericht worden, 


wie dann hieuor auch gemellt ist. Vnnd wie ich sie all 

ledig gabe, vnnd furtt zoge, da stiessenn wir 

irgenndt vber ein virtell meill wegs wider 

vff ein andern hauffenn, die hettenn vngeuerlich 


vff ettlich vnnd dreißig pferdt, vnnd wolltenn 

den andern gleich nachziehenn, vnd auch vff die faschnacht 

ghenn Haßfurtt khommen. Do dacht ich woll 

mein schwager Sigmundt Thruchssaß wehr darunder, 


der hett mein schwester, denn fordert ich vß dem hauffenn, 

das er zu mir khem. Der sagtt mir wehr die reutter 

all wehrenn. Da sagtt ich im gleichwoll 

wie es mir gangen wehr, vnnd liessenn sie mich 


bey inn hin ziehenn, vnnd alls es inenn gesagt, 

das ich es gewesenn werr, hettenn sie eintheill 

vill boser red vnnd wortt getribenn. Nun warr ich 

herr Connradt Schotten schuldig noch 


am haus Hornnberg 2000 gulden, die sollt ich 

im vff sanct Peters tag zu Schweinfurtt erlegenn, 

wie ich auch vff dieselbig zeitt thet. Vnd war sein haußfraw

da, die empfienng das geldt, vnnd wie ich die quittantzenn 


vonn ir nam, vnd gehe vff dem marckht heim 

der herberig zu, so kham des marggrauen stallmaister 

zu mir vff denn marckh, der khandt mich nun woll, 

vnnd sprach mich inn allem guttem ann, vnd warnnt mich, 


vnnd sagtt wie dennselbigenn tag bey denn 60 pferdenn 

vf inen gestoßenn wehrenn, nit weitt vonn Schweinfurt, 

vnd ich sollt mein sachenn in gutter achtt habenn, 

denn er hett gemerckht, das es wider mich wehr. 


Vnnd ich dannckht im wie billich, vnd hortt es auch ghernn, 

damit ich khonndt mich darnach richtenn.

Nun dacht ich doch vorhin onne dieße warnung, 

herr Connradt Schott der wurt sich regen, 


vnnd mir irgendt ein nasenn spill zurichten, 

vnd nam mich nichts ann, vnnd gienng inn die herberig 

vnd aß zu nacht, das woll ein stundt oder zwo inn die nacht, 

vnnd alle thor zugemacht vnnd verschloßenn wahrnn, 


vnnd hett sorg sie hilltenn vor allenn thorn, 

vnd sonnderlich am Main thor oder ann dem thor 

gegen dem Schweinfurtter gaw zue, da ich hin reittenn wollt. 

Vnd wie ich sorgt, allso wahr es auch, vnd nam mir fur, 


ich wollt zu dem thor hinauß gegen dem Schleichtich zu, 

wie ich dann thett. Das wahr nhun nit meins wegs, 

sonnder damit ich inen entgehnn möcht, 

dann ich hett wenig pferdt bey mir, 


vnnd nit mehr dan meine knecht. Vnnd beuall meinen reuttern, 

ehe wir hinauß zogenn, das sie dennechsten die spieß 

vff denn beynnen hettenn, dann hillt schonn 

ein gesindt vor vnns, so wolltenn wir dennechsten 


mit in treffen, vnd durch sie schlagenn. 

Aber ich hett das recht thor furgenommen, 

dahin sie nit gedacht hettenn, das ich zu demselbigen thor 

hinauß sollt, aber die anndere zwey thor, wie ich sorg hett, 


die hettenn sie verhallten, vnd must ich mein vortheill 

suchenn wa ich vber denn Main woldt 

wider vff Haidelberg zue. Ich hett aber doch 

darfor mein gnedigsten churfurstenn vnndt herrnn, 


durch Hannsen vonn Rottennhann verstenndigt, 

was ich gehanndlet hett. Also kham ich zu Zellingen 

vber denn Main, darnach durch die herrschafft Wertheim 

herrein wider vff Haidelberg zue.



KANTUS XII


Weitter ist auch meniglich woll wissen 

das inn dieser landtsart ein große beurische vffrhur 

sich erhebt, dergleichenn vor nie geweßen. 

Da schrieb mir mein bruder Hanns vonn Berlichingenn selliger,


alher ghenn Hornnberg, ich sollt zu im khommen, 

nachdem viell baurnn zu Schonntal legenn, 

solt ich im helffenn, damit sie inn nit vbereilltenn. 

Das thett ich nun alls ein gethreuer bruder, kham zu im, 


vnnd hanndeltenn souill mit dennselbenn haubtleuttenn, 

das sie inn zufridenn ließen. Darnach braucht mich 

der Teutsche maister inn das Weinsperger thall, 

da reitt ich alls ein threuer nachpaur irer furstlichen gnaden 


zu ehrnn vnnd gefallenn, vnd mit grossem sorgenn dahin. 

Waß mir begegnett, das zaigt ich irer furstlichen gnaden 

vnnd dero beuelch haber zu Hornneck ann, 

vnd sunderlichenn das sie khein geschutz hettenn, 


nit ein buchßenn, das sie khonndtenn ein stein 

vsser einner maurn schießenn. Welchs ich darumb thett 

damit die zu Hornneckh sich desto baß 

darnnach richtenn kunthenn, dann es wahren 


ettliche leut darin, allso das des hauß dannocht 

besetzt wahr. Wie nhun die baurn zu Weinßberg 

gehanndellt habenn, das ist meniglichen 

inn disenn landtßartten wißendt, 


vnd zogen sie darnach herab dennechstenn 

vff Hornneckh, vnd namen es ein, onne alle wehr. 

Wiewoll ich nun nit mehr pfaltzgreuischer dienner wahr, 

so wehr ich doch ghernn bey irenn churfurstlichen gnaden 


inn diser hanndlung gewest, vnnd befahl demnach 

Wilhelm vom Habern, das man mir schreibenn sollt, 

wie ich mich solltt halltenn, dann ich hett sorg, 

dieweill sie nahe da lagen, sie wurdenn mich auch vbereillenn.


Darzu besorgtt ich auch meines weibs vnnd kynndern, 

die lag auch eines khindts der zeitt innen.

Nun hettenn mich meine bruder vnnd andere 

meine gutten freundt vnd gesellenn beschaidenn 


inn ein holtz bey Bocksperg das heist das Hespach, 

da ich dann mit großen sorgen zu inn kham, 

dann der teuffel wahr vberall ledig. 

Da bedachtenn wir vnns mit einannder 


zu welchem furstenn wir doch ziehenn wolltenn, 

der inn der nehe wehr. Da zaigtt ich ann, 

ich wust khein furstenn der inn der weher were, 

dann meinen gnedigstenn hern denn pfaltzgraffenn, 


der hett sich beworbenn, vnd war der meinste theill 

vnnder vnns der meinung das wir wolltenn 

zum pfaltzgraffen reittenn. Da sagt ich, ich wehr 

einer schrifften warttenn, was mir begegnett, 


weher es muglich, so wollt ich siß wissenn laßenn, 

vnnd reitt auch vonn stund ann mit großenn sorgen 

in mein behausung. Vnnd ehe ich mich vßthett, 

da fragtt ich mein weib ob khein brieff 


vonn Haidelberg khommen wehr, da sagt sie: Nein. 

Do erschrack ich warrlich vbell, das ich nit wust, 

wie ich mich halltenn sollt, dann es gingen die redt, 

das sich mein herr der pfaltzgraff wollt 


mit denn baurn vertragen, das ich nit wust, 

wie ich im thun sollt. Hab auch seither denselbigenn brieff 

nit gesehenn, aber souill erfarnn, das er meiner schwiger 

vnd meinem weib worden ist, 


vnnd alls sie solchenn meiner schwiger gelessenn, 

hett sie ir beuolhenn, sie solt mir bey leib vnnd lebenn 

nichts daruonn sagenn, sunst werenn sie all verdorbenn 

vnd gestorbenn. Darumb ich solchenn brieff 


wie gemeltt nie gesehenn, vnnd khame vmb der vrsach willenn 

inn all mein vngluck vnnd vnrath, das mir begegnet ist, 

hab auch alßbaldt darnach, da ich die sachen besser erfaren, 

die schwiger nit lennger inn meinem hauß haben wollen, 


sie ist auch seithero nit mehr darein khommen.

Vnnd wie die baurn zu Gundelßheim lagenn, 

da warenn daselbst ettliche von Berlichingen 

vnd auch anndere, alls nemlich Beringer vonn Berlichingen 


ein sehr alter man, vnnd auch mein bruder 

Wolff vonn Berlichingenn vnnd auch anndere mehr 

vom adel. Die wustenn auch nit, wa auß oder ein, 

hettenn all gehrnn fridenn erlanngt, 


vnnd wahr ich auch bey inen, vnnd vertrugen sich 

mit denn baurn, wie anndere mehr furstenn, graffenn 

vnnd hern gethonn habenn. Aber ich hett mich 

inn keinen weg, weder mit worttenn oder werckhenn 


mit inen denn baurn eingelassenn, sonnder mich 

fur vnnd fur vffennthaltenn, vnnd zog wider 

inn mein heußlin vnnd hofft immer vf die schrifftenn 

vonn Haidelberg, wie ich dann mit Wilhelm vom Habernn 


geredt hett, sie solltenn mir zugeschickht werdenn. 

Vnnd weiß noch vf disenn tag nit ein buchstabenn 

ires innhalts, darauff wollt ich sterbenn, 

vnnd so wahr alls gott im himel ist, 


vnnd bey meiner sellenn haill vnnd selligkeitt.

Vnnd wie ich in meinem hauß wahr, da brachenn 

die baurn wider vff zu Gundelßheim, vnnd schickhten 

die haubtleut mein schultheißenn zu mir, 


ich soldt zu inn khommen, sie hettenn etwas mit mir 

zuhanndlenn. Wust ich doch nit, wie oder wann, 

forchtt mich auch sie wurdenn mich vbereillenn, 

das es meinem weib vnnd khindten 


vnd den meinen zu nachteill möcht reichenn, 

dann ich hett khein wehrlich volck inn meinem hauß, 

so wahrenn die baurn all voll teuffel, 

vnd wolltenn knecht vnnd magdt auch nit mehr guet thonn. 


Also zog ich mit dem hinuff, vnnd saß ab vorm wirtßhauß, 

vnnd will hinein gehnn, alls ich auch thett, 

so ghet Marx Stumpff vonn baurnn die stegen herab, 

vnnd sprichtt: Götz bistu da?, sagt ich: Ja, 


was ist die sach, was soll ich thonn, 

oder was wollenn die haubtleutt mein? 

Da hebt er ann: Du must ir haubtman werdenn! 

Da sagt ich: Gott mir nit, das thue der teuffel, 


warumb thust du es nit? Thue du es ann meiner statt! 

Da sagt er: Sie habenn mirs zugemut, ich hab mich aber 

vonn inn geredt, vnnd wann ich es meines dinsts halbenn 

thun khonndt, so wollt ichs thonn. Da sagtt ich wie vohr: 


So will ichs nit thun, will ehe selbs 

zu denn haubtleuttenn gehnn, versihe mich 

sie werdenn mich nit darzu zwingen oder nottigen. 

Da sagt er: Nims ann, meinem gnedigenn herrnn 


vnnd andern fursten, vnd vns allenn dem gemeinen adell zu gutt!

Da sagt ich: Ich will es nit thun! Vnnd ging daruff 

zu denn haubtleuttenn selbs vnd erlangt guttenn beschaidt, 

allein das sie mir das anhenngtenn, ich solt 


zu den andern haubtleutenn auch ghenn, 

die vnnder dem hauffenn drauß vor dem thor weren, 

wie ich siehe dann im feldt sehenn wurt, 

vnnd sollt es inn auch anntzaigen, vnnd sie, 


wie ich inen angezaigtt hett bittenn. Das thet ich, 

reitt hinauß vnnd sprach sie ann, ein rott nach der andernn, 

wie sie dann mit allenn fendlin hauffenn 

weiß bey einannder wahrenn. Da fanndt ich aber 


guttenn beschaid bey allenn fursten, graffen 

vnnd herrnn verwanthenn vnd vnnderthanenn, 

die im hauffenn wahrenn, außgenommen 

bey denn Hoennloischenn, die namen meinen gaull 


bey dem zaum vnnd vmb ringten mich, mit vermeldung, 

ich sollt mich gefanngen gebenn, globenn vnnd schwerenn, 

den andern tag bey inenn zu Buchenn im leger zusein. 

Da wurde ich sie findenn, vnnd onne irenn wissenn nit abziehenn.


Die gelub bezwanng mich, das ich mich zu inenn 

ghenn Buchenn steldt, damit nit mein weib vnnd khindt, 

vnnd anndere vom adell dardurch beschedigt wurdenn, 

vnd thett es mit traurigem betrubtenn 


vnd bekumertenn hertzenn, 

dann ich ließ mich nit ghernn erwurgen, 

wie sie dann neulich villenn frommen vom adel 

zu Weinßberg gethann hettenn. Vnnd ich hofft noch immer 


ich woldt etwas guts erlanngt habenn, vnnd zog also 

des andernn tags mit traurigem hertzenn 

zu inn inn das leger, vnnd wunscht mir vill mal 

das ich darfur in dem bosten thurn leg 


der inn der Turckhey wehr, oder vff erdtrich, 

es wehr wa es woldt, vnnd ging mir wie gott wollt, 

wie mir gleich gott wider außhulff.

Nun ich kham zum hauffenn, gott erkanndt 


vnd weiß wie mir wahr, da namen sie den gaull 

bey dem zaum vnnd must ich abstehnn zu inen inn ringh. 

Da redtenn sie mit mir der haubtmanschafft halbenn, 

das schlug ich inn nun frey vnd gutt rundt ab, 


ich khonndt oder wust es meiner ehrenn vnnd pflichtenn nach 

nit zuthun. Darzu verstundt ich mich ires handels nit, 

dann ir hanndlung vnd mein handlung, vnd ir wesenn 

vnd mein wesenn were alls weitt von einander 


alls der himell vonn der erdenn. Darzu so khonndt ich es 

auch gegen gott, kayerlichen majestett, 

churfursten, furstenn, grauen vnnd herrnn, 

vnd der gemeinen ritterschafft, vnd gegen dem bundt auch 


vnnd allenn stendenn des reichs, freundenn vnnd feindenn, 

mit ehrn nit verantwurttenn, vnd batt sie solten 

mich deßen erlassenn. Aber es wahr verlornn, 

kurtzumb ich sollt ir haubtman sein. Da sagt ich, 


ehe ich ir haubtman sein, vnnd so thirannisch handeln, 

wie sie zu Weinßberg gethann vnd gehandelt hettenn, 

oder auch dartzu rathenn oder helffenn soldt, 

ehe mustenn sie mich zu todtschlagen 


wie ein wuettenden hundt. Da sagtenn sie 

es wehr geschehen, wo nit, geschehe es villeicht nimmer.

Nun khammen die meintzischenn reth auch 

ghenn Buchenn ins feldt zu dem gesprech, 


vnnd Marx Stumpff mit inen, derenn waren vnnder funff 

oder sechs nit, vnnd wahr freilich einer, 

hab ich anderst rechtt behaltenn, darunder, 

der hieß der Ruckher. Inn summa die meintzischenn reth 


bathen mich auch, wie Marx Stumpff, 

ich solt solche haubtmanschafft irenn gnedigsten hern 

zugefallenn, auch allenn fursten vnnd allem adell, 

hohenn vnd nidernn stenden im reich zu gutt annemmen, 


ich möcht vill vnraths damit verkhommen. 

Da sagt ich darauff, wann die baurn vonn irem furnemmen 

wolten abstehnn, vnd der oberkeitt vnnd irer herrschafft 

gehorsam sein, mit dhiennen, fronnen, recht nemmen 


vnd gebenn, wie vonn alther herkommen wehr, 

vnnd sich halltenn gegen irer oberkeitt 

alls wie frommen gehorsamen vnnderthannen 

vnnd hindersassenn geburt vnd woll annstett, 


so wollt ich es acht tag mit inn versuchenn.

Da schlugenn sie mir ein lannge zeitt fur, 

aber es kham letzlichenn vff ein monnat, 

doch das sie inn allenn herrschafftenn vnd ambternn, 


stettenn, fleckhen vnnd dorffern, sie wehrnn gleich daheim 

wo sie wolltenn, weit oder nahe, vnnder irem siegel 

hindersich schreibenn, das sie dem allem 

wie obgemellt nachkommen wolten, 


vnnd auch kheins furstenn oder edellmans hauß 

nit brennen oder beschedigen. Vnnd nam darauff 

ettliche ire räth vnnd haubtleut, die mich dauchtenn 

tuglich darzu sein, vnnd wahr sonnderlichenn dernn einer 


Wenndel Hipler, ein feinner geschickhter man 

vnnd schreyber, als man vngeuerlich ein im reich 

findenn sollt. War auch etwann ein hoenlochischer 

canntzler gewest, vnnd thettenn ime die vonn Hoennlohe, 


souill ich wissenns hab, auch nit viell gleichs, 

denn nam ich zu mir. Vnnd machten ein vertrag, 

wie vorgemeldt, das sie gehorsam soltenn sein 

vnnd dergleichenn, vnd schreibenn eß hindersich 


inn alle ambt vnnd herrschafft, wue ein jeglicher daheim wahr.

Vnnd wurt auch solche betheidigung vnnd vertrag 

vberanntwurt, vnnd vonn dem hellenn hauffenn 

vnnd irenn haubtleuttenn bewilligt, das ich nit anderst wust, 


dann die sach stundt desselbigen halbenn 

wie gemeldt gar woll, vnnd wehr anngenommen.

Was geschahe aber? Sie wolltenn hinab ziehen 

vonn Ammerbach ghenn Miltennberg, 


vnnd woldt graff Jörg vonn Wertheim auch dahin khommen, 

das er sich auch mit denn heilloßenn leuttenn 

vertragenn mocht. Vnnd ziehe ich dahin, 

vnnd will wehnn sie ziehenn mir nach, 


so halltenn sie onne wissenndt mein ein gemein 

mit dem gantzenn hauffenn. Vnd wahr das die meinung, 

die baurn denn man hindersich geschriebenn hett, 

warrenn mit irer bottschafft da, vnnd sagtenn, 


sie wolltenn wehn sie kriegten vmb ire freiheitt, 

so wehr inn geschribenn vnnd gebottenn wordenn, 

sie soltenn ebenn thonn wie hieuor auch vnnd dergleichen, 

vnnd machtenn also ein vffrhur in dem hauffenn, 


das sie zusammen schwurenn, vnd die finger vffreckhtenn, 

mich vnd die jenigen die solchenn vertrag vffgericht, 

vnnd inenn zugeschickht hettenn, thott zu schlagenn, 

vmb der vrsachenn willenn, wie obgemellt, 


das sie dem vertrag denn wir vfgericht hettenn 

nachkhommen, vnnd allso halltenn solltenn.

Da wust ich herr gott nichts drumb, 

vnnd zeug doch dem hauffenn zu, vnnd wollt sehenn, 


was die heillosenn leutt fur ein hanndel hettenn. 

So leufft ein kriegßman herrab, der wahr vonn Hailbronn, 

vnnd wahr auch bey denn baurnn (denn hett ich erkenndt 

da vnnser ettlich als Phillips Echter, Frantz vonn Sickhingenn, 


ich vnnd anndere gute freundt vnd gesellenn 

Vmbstadt ein nammen, da er Frantz fur Darmstatt lag), 

der gemeints onne allenn zweiffell threulich gutt gegenn mir, 

vnd het alle redt gehortt, das ich nit wust. 


Der sagtt mit kurtzenn worttenn zu mir: Junckher 

reitt nit zum hauffenn! Da war ich schellig 

vnnd schwur vbell: Das euch botz der vnd jenner 

vff ein hauffenn schenndt! Was hab ich dann gethann?, 


dann ich khonndt nit wissenn, waß es wehr, 

oder warumb ich mich besorgen sollt, 

het ann denn vertrag nit mehr gedacht, sonnder gemeint 

es blieb darbey, vnnd stunde gleichwoll. 


Vnnd wie ich schier zum hauffenn khome, 

da sahe ich ein schloß brennenn heist Willennberg, 

ist des bischoffs vonn Meintz, 

welchs alles wider denn vertrag den wir vffgericht hettenn


gehandelt wahr. Vnnd wie sie mitt mir theydigtenn 

vor Buchen, vnnd wollten mir alls oblaut lennger zeitt 

bey inn zubleibenn vfflegen, dan ich thonn wolt, 

da sagt ich frey zum gantzenn hauffenn, sie soltenn mich 


allso wie ich bewilligt, die acht tag bleibenn lassenn, 

ich wollt mich dermassenn halltenn, sie solten 

mein ebenn alßbaldt muedt werdenn, alls ich ir. 

Vnnd das geschahe auch, vnnd weret solche haubtmanschafft 


nit vber acht tag, wie ich gesagt hett. Allso zogenn sie hinein 

fur Wurtzburg, vnnd lag daß leger hieauß zu Huttberg, 

da hettenn sie abermall ein gemein, vnd wollten weder 

fursten, herrnn, noch edelleutt bey inn habenn, 


vnnd gaben mir auch vor der zeitt, wie ich inenn gesagt hett,

vrlaub. Da wahr ich mein lebennlanng nihe froher, 

dann ich ließ mir inn denn acht tagenn, waß ich im sin hett, 

das hertz nit abstoßenn, wie ich dann niehe khein heuchler 


gewest bin, vnnd noch vff disenn tag nit, 

vnnd redt nichts das inn gefallenn thett, 

gab inenn auch nit recht wo sie vnnrecht hettenn.

Alls sie nun ghenn Wurtzburg khammen, 


richtenn sie die sach dohin, das man sie hinein 

inn die statt ließ, vnnd lagenn bey sant Burckharts munster 

vnnd daselbst herrumber vmb die bruckhen, 

auch villeicht zum theill inn der statt drinnen, 


dann es wahrenn der hauffenn viell. Vnnd wie wir allso 

ettlich tag zu Wurtzburg gelegenn, do kombt ein frommer #

gutter threu hertziger man (der villeicht sahe 

das ich die sachenn meiner meinung nach threulich 


vnnd gut gemeint, vnd nit einem jeglichenn redt 

was im woll gefiel) zu mir allein, vnnd warnet mich, 

onne allenn zweiffell auß redlicher threulicher meinung 

mir zu guttem, vnd sagtt, ich wer ein guter freier edelman, 


vnnd radt frey, nit einem jeglichem was im woll gefiell, 

vnnd wehr khein heuchler, aber er riedt mir doch 

vertreulicher weiß, ich soldt solcher redt mussig gehnn, 

vnnd sollt mich auch bey leib vnd lebenn 


nichts merckhenn lassenn, das er mich gewarntt hett, 

dann wo ich es nit thun wurtt, so wehr beschloßenn, 

sie wolltenn mir denn kopff herrab schlagenn. 

Vnnd wahr derselbig darzu der sibenner 


vnnd innernn raths einer, was die baurn beschlossenn, 

das namen sie ann, vnd was sie hanndelltenn 

das wahr gethonn, darbey mustenn die baurn bleibenn. 

Das nam ich nun wie billich (dann ich marckht 


das ers threulich vnd gut gemeint) zu großem dannckh ann, 

vnnd war woll bedachtt, was ich thonn, 

oder wie ich mich halltenn sollt, so lag mir das im weg 

das ich ein monatt zu inn gelobt vnnd geschwornn hett. 


Nun hiellt ich mich wie vorgemeldt, das es acht tag wertt, 

das sie mir vrlaub gebenn, ich blieb aber doch 

die vier wochenn wie ich gelobt vnnd geschwornn hett, 

damit sie nit vrsach hettenn, alls ob ich mein gelubd 


vnnd pflicht nit gehaltenn. Dem sey nhun wie im wöll, 

so wust ich weder zu Wurtzburg noch im leger 

vonn inenn zu khommen, dann wann gott vonn himell 

zu mir khommen wehr, so hettenn sie ine 


nit mit mir redenn laßenn, es wehrenn dann zehenn 

oder zwolff darbey gestandenn die zu gehortt hettenn. 

So hett ich sorg, wann ich schonn von inn khommen wehr, 

alle furstenn, grauen, herrnn, ritter vnnd knechtt 


die hettenn mein entgelltenn mussenn, auß der vrsach, 

das ich meiner glub vnnd pflicht, die ich ein monat 

zu inenn gethonn hett, nit nachkommen wehr, 

vnnd mochten daßelbig fur ein vrsach furgewenndt habenn, 


damit eß viell vnnschuldigenn leutten vom adell 

vnd andernn zu nachteill gereicht habenn wurde.

Inn dem gab gott der allmechtig 

dem Schwebischenn bundt sieg vnnd gluckh 


das sie ein hauffenn im landts Schwabenn schlugenn. 

Da marckht ich woll das in die katz denn rucken hinauff lieff,

darumb sie dann baldt zu Wurtzburg vffbrachen, 

vnd zogenn herrauß auff Lauda zu, vnnd hettenn das erst leger 


ann der Thauber, darnach zu Krauttenn, 

darnach vff die Newennstatt vnd durch die Hoennloischen artt,

vnd blieb ich bey inn biß ghenn Adoltzfurt, 

das ist auch hoennloisch. Da hettenn sie ein leger 


vnnd wahr ebenn vff dennselbigen tag mein zeitt vnnd ziell 

der vier wochenn, wie ich zu inn verpflicht wahr, auß, 

vnnd dacht ich: Nun ist es zeitt, das du sichst waß du 

zuschaffen hast. Vnnd ich glaub nit das sie 


die abentheur wustenn, das ebenn mein zeitt außwahr, 

ich wust es aber woll, dann ich rechnett schir allenn tag 

einmall daran. Allso gab gott der allmechtig gluck, 

das ich von denen bossenn oder frommen leutten, 


wie ich sagenn soll, kham. Nun hatt ein jeglicher 

ehrlicher verstenndiger mensch, er sey wehr er woll, 

auß dieser meiner schrifftlichenn anntzaigung 

leichtlich vnd woll zuuernemmen, ob ich mich woll 


oder vbell bey denn baurn gehalltenn hab, 

vnnd wollt auch ghernn einen redlichenn menschenn, 

er sey wehr er woll, ob er schonn partheijsch wehr, 

horenn daruonn redenn, wie ich mich doch annderst 


bey einem solchenn thirannischen volckh, 

wie ich zu inenn verpflicht bin gewest, 

gehalltenn habenn soldt, dann wie ich gethonn hab. 

Vnd hett ich es besser gewust, so wollt ich es auch beßer 


gethann habenn, vnd ich waiß nichts, daß ich gethonn hab, 

dann das ich manchen churfurstenn vnnd furstenn, 

geistlichen vnd weltlichen, auch graffenn, herrnn, 

rittern vnd knechten hoch vnnd nider stanndts 


großenn mercklichen schadenn souill mir muglich gewest, 

verhutt hab, auch darumb mein leib vnnd lebenn 

inn gefehrligkeitt begebenn, das ich khein tag wust, 

das ich sicher wahr, das sie mich nit zu thodtt, 


oder denn kopff herrab schlugenn. Vnd khann mir auch kheiner 

er sey wer er woll vfflegenn, das ich je einem 

eins nestells wertt genommen, entwenndt, 

oder solchs begertt hab, sonder souil muglich 


einem jeglichen fur nachteill vnd schadenn gewest bin, 

auch mein lebennlanng, inn kheim krieg gewest, 

da ich gott mehr vnd vilueltiger im feldt vmb fridenn, 

vnnd das ich mit ehrnn vnd fugenn daruon khommen möcht,


angeruffenn vnnd gebettenn hab, dann bey dennen 

erloßenn baurn. Vnd ist auch die warheitt das der apt, 

vnnd daß couent zu Amerbach denn haubtleuttenn, 

wehr sie dan wahrenn, iglichem ein oder zwenn becher gabenn,


vnd wolltenn mir auch zwenn geben, das marckht ich woll 

daß ein betrug darhinder war. Aber die anndernn 

namen ir all, allein ich gab inenn mein zwen wider, 

vnd ließ sie vff dem tisch stehnn, vnnd wollt ir nit. 


Nit waiß ich wo sie hin khommen sein, ich hab ir 

khein inn mein hauß bracht, dann ettlich ding kaufft ich 

denn baurn ab, vnd wollt wehnn, es wehr silber vnd vbergullt, 

aber es wahrenn messenn rhorenn vnd vbergullt, 


vnnd liehe mir auch Liennhart von Thurn dasselbig geldt, 

das ich im wider erstatt, vnd wais nit ein pfening, 

das ich es genossenn hab. Vnd hat mich gleichwoll 

nach solchem handell glaublich angelanngt, 


wie der apt vonn Amerbach sich horenn laßenn, 

er hab vill silbergeschirs verlornn, vnd der meinung, 

ob es im entwendt wehr wordenn. Dauon ich dann 

bey der gottlichenn warheitt nit weiß zusagenn, 


dann das ich mit dem vermeintenn silber geschirr 

alls oblautt zum hochsten betrogen wordenn, 

wellchs die grundtlich warheitt ist, vnd vill gutter ehrlicher leutt

darumb wissenns habenn. So hatt man auch daßelbig 


silber geschirr, das der munich klagtt, 

darnach do er sterbenn wollt, hinder im selber 

vnnder seinem bett, darauff er gestorbenn ist fundenn. 

Ist gut zudenckhen das ers selber hatt wollenn behalltenn, 


vnnd wollenn verdiestiliern. Daß hatt mir meiner pfarher 

einer der ein frumer erlicher man, vnnd freilich 

niehe khein lugen von im gehort wordenn, annzaigt, 

mit namen Fryderich Wolffart, der dann lenger 


dann 50 jar mein vnnd meiner bruder pferrer 

zu Jagsthausen vnnd Neunstettenn gewest, 

der es vonn ettlichenn munichen auß dem conuent 

zu Schonntal gehort, dohin es onne zweiffell 


vonn denn munichen zu Ammerbach khommen, 

wie dan die munich einander nichts verhellenn. 

Das hab ich dannoch zu enntschuldigung meiner ehrnn, 

vnd andernn, die der sach auch vnnschuldig sein, 


nit vnangezaigt wollenn laßenn. Nun khan vnnd will ich 

meiner großenn notturfft nach, auch eim jedenn nit verhalten, 

das ich vff etlicher leutt annsuchenn, die meinethalbenn 

mit herr Jörg Thruchssaßenn geredt, 


zu ime ghenn Stuckgarten gerittenn, 

der dann ein oberster haubtman vnd gubernator 

vber das gantz Wurttemberger landt geweßenn ist. 

Vnnd wie ich nun ettlich tag zu Stuckgarttenn 


bey ime verharret, vnd wir der beurischenn vffrhur 

vnd ander sachenn halbenn vill sprach 

mit einander gehalten haben, trug sich zu 

das er mich zu letzt annsprach, ich soltt dem 


der itzundter keiser ist, Ferdinandus dhienner werdenn. 

Vnd wie woll ich wust wa ich hinsoldt, 

vnd gutten blatz wollt gehabt habenn, 

da ich dann auch ghernn gewest wehr, 


vnd hett mir ein gutter freundt dasselbig zugeschribenn, 

jedoch gedacht ich das ich meines weibs vnnd khinder, 

auch meiner armut halbenn etwas thonn must, 

vnnd auch das ich kayerlichen majestett 


vnserm allergnedigstenn herrnn 

(der dann vnnser oberster herr im gantzenn Romischenn reich ist),

billicher vnd schuldiger zu diennenn, 

dann einem andernn sein solt, vnnd sagts ime derhalbenn zue, 


das ich khein andernn herrnn wollt annemmen, 

sonder seines beschaidts warttenn, doch souer 

das es auch glaub wehr, darauff ichs mehr dann einmall 

irer gnaden zugesagt, ich wollt mich darauff verlassenn. 


Da sagt er mirs auch zue, vnnd wollt ich wie billich 

vnd meinem zusagenn nach glaubenn hallten, 

vnnd wahr selltenn ein wochenn, ich ritt einmal 

ghen Stuckgarttenn, vnnd lude er mich, 


vnd thet mir all ehr ann, vnd meint des bescheidts halbenn 

stundt es gleichwoll. Wie aber mirs gangen, das weiß gott, 

dann ich bey solchen trauen vnnd glaubenn 

inn des bundtß handt vnnschuldig nider geworffenn wordenn, 


wie ich dann hieuor gnugsam gemeldt vnd anngezaigt hab. 

Vnnd hett ich mir selbs gefolgt, so woldt ich mich 

ann allen mein feindenn gerochenn habenn, 

es were dann sach das ich darob zu grundt ganngenn sein möcht,


wellchs zu gott dem allmechtigen gestanndenn were. 

Vnnd wurde ich dergestallt verglubdt, wann man mich mant, 

so sollt ich mich stellenn, vnd war mir doch khein blatz, 

weder in mein behausung oder annderstwo, 


do ich mich stellenn sollt, benennt wordenn, 

allein ich soltt der manung warttenn, vnd ließen mich daruff 

wider reittenn. Darauß dann ein jeglicher 

woll erachtenn khann, wann ich mich der gefenngnus 


hoch besorgt oder schuldig gewust hett, 

das ich woll an ein ortt wollt sein gerittenn, 

da sie mich ir lebennlanng nit solten gemant habenn. 

Wollt demnach woll rath haben fundenn, 


oder so ich mich gesteldt wollt habenn, 

so wollt ich es mit vnnderschiedt gethann habenn, 

das ich dann alßwoll gewust hett, alls einer der lebtt.

Aber ich wust mich solcher sachenn frey vnnschuldig 


vnnd daß noch mehr ist, da ich mich stellenn sollt, 

vnnd wollt, da kham ich gleich inn kurtzenn tagen 

daruor ghenn Werttheim, zu meinem gnedigen herrnn 

graue Jörgen vonn Werttheim, der dann gar mein vertrautter, 


vnnd gnediger herr wahr, der mir auch vber sein leib, 

häab vnnd gut, landt vnnd leutt vertrautt, 

deßgleichenn vertraut ich irenn gnadenn auch, 

vnd wahr mein lehennher darzu. 


Vnnd aldo lag herr Thilman vonn Bremen, 

der wahr der vonn Nurnnberg dhienner vnd rittmeister, 

vnnd so ich recht behalltenn ir schulthaiß darzu, 

vnnd lagenn all inn meiner herberig zu Wertheim, 


da ich inn lag. Nun mein gnediger herr graue Jörg 

der schickht gegen dem abenntt ganntz spedt, 

do wir schonn zu nacht gessenn hettenn ein zu mir 

inn die herberrig, das ich solltt ann morgen 


zum fruestenn drobenn im schloß bey irer gnaden sein. 

Das thett ich, fannth auch ire gnaden schonn 

vff mich warttenn, wie sie mich beschaidenn hettenn, 

dann er war ein embsiger herr inn seinen sachen, 


vnnd bodt mir die hanndt, empfienng mich, 

vnd fragtt mich inn allem guttem vnd threuer mainung, 

wie ich mich halltenn wollt, ob ich mich stellenn wollt 

ghenn Augspurg, oder nit. Da sagtt ich: Ja! 


Da wieder riett er mirs warlich auß threuer mainung, 

anderst khondt ich nit merckhenn, vnnd sagtt 

ob ich mich aber stellenn wollt. Do sagtt ich: 

Ich will mich stellenn, sollt ich wißenn 


das sie mich zu vnnderst inn thurn wurffenn, 

dan ich waiß mich der sachenn der beurischenn vffrhur halbenn,

wie euer gnaden selbs wißen, vnnschuldig, 

vnnd mit guten ehrnn woll zuuerannttwortenn. 


Da fur er weitter herrauß vnnd sagtt, er wollt mir 

inn gutter threuer meinung nit verhalltenn, 

daß beuelch verorttnet wehr, von den bundtß stendenn, 

alßbaldt ich in der herberg abseß, so soltt man mich 


dennechstenn nemmen vnd inn thurn werffenn. 

Vnd marchkt alls viell vonn irer gnaden 

das sie solches vonn herr Thilman vonn Bremen, 

wie ich dann nit annderst achttenn khondt, 


verstandenn hettenn, doch wes ich es nit fur wahr, 

dann ich sollches nit ebenn von irer gnaden verstanndenn hab, 

so hab ich auch nit wollenn fragenn, vnd lag solcher herr

Thillman, wie gemellt, inn meiner herberig.


Vnd wie mir der gutt fromb graff sagtt, also ging mirs auch, 

allein das ich obenn drauff, vnnd nit vndenn im thurnn kham, 

da lag ich zwey jar vnnd must das mein verzehrenn, 

das mir lannge zeitt sauer wordenn war. 


Vnnd bin darnach vonn des hertzogen vonn Wirttembergs 

wegenn virthalb jar zu Hailbronn gefangenn gelegenn, 

hab daß mein daselbst auch verzertt, vnd inenn geldt 

darzu gebenn mussenn, das sein schonn sechsthalb jar, 


darinnen ich gefenglich ennthaltenn wordenn. 

Darnach wie kayserliche majestatt mich 

inn irer kayerlichen majestett geleitt, schutz vnnd schirm

angenommen, vnnd inn solchem geleidts brieff 


mir zu gutt anzaigt das ire majestatt mich wollenn 

ghenn Vngernn brauchenn, hab ich mich 16 jar 

in meiner gefenngnus, in meiner behausung gehalltenn, 

vnd nit auß meiner marckht khommen, 


vnd mich annderst nit, dann wie ich verpflicht gewest, 

gehalltenn, wie ich bey der gottlichenn warheitt sagenn darff.

Vnnd alls ich einmall vff dem waidt werck gewest, 

vff ein wisenn bletzlein khommen, vnd der marckhung, 


so mir inn der verschreibung bestimbt geweßenn 

nit inn achtt genommen, bin ich gleich darob erschrockhenn, 

vnd dacht ich wer auß der marckhung. Aber 

die verschreibung stundt, so weitt mein marckhung, 


zinß vnnd gullt raichtt, da erfur ich mich alßbaldt 

bey meinen verwannttenn, das mir das wißlein 

ein summer hun zu zinß gab, vnnd wahr froe, 

vnnd woll zufridenn, das ich nit auß der marckhung 


geschrittenn, wiewoll es vnngeuerlicher 

weiß geschehenn wehr. Auß dem allem khondenn 

alle stendt, churfurstenn, furstenn, grauen, freyen herrnn, 

ritter vnd knechten, hoch oder niders standts, 


woll vnnd leichtlich erachtenn, was mein sin 

vnnd gemutt allwegen gewest. Vnnd auch wissenntlich ist, 

das ich viell churfurstenn vnnd furstenn, 

auch meins gleichenn vnd andernn hoch oder nider stanndts, 


vnnd schir vom hochstenn biß vff denn niderstenn 

onne alle besoldung auß freyem willenn, 

mein leib vnd lebenn, blut vnnd gutt 

inn irenn hendeln vnd kriegen inn geuerlichkaitt begebenn, 


vnnd darob auch grosse nott erlittenn. 

Darbey ich es itz zumall souil diessenn articul beruret, 

auch beruhen vnd bleibenn laßenn will.

Vnd das noch mehr ist, so bin ich zwey jar zu Augspurg 


inn der gefengnus gelegen, wie dann obenn gnugsam 

daruon gemeldet, wie ich mich gehalltenn, 

vber das ich vonn hochenn vnnd nidern stendenn 

auß threuer meinung gewarnnt bin wordenn, 


noch dannocht hab ich mich meiner sachenn so frey gewust, 

das ich khein recht oder billicheit gescheucht habe, 

vnd meiner pflichtenn nach, onne anngesehenn 

der grossenn geuerlicheitt vnnd warnung halbenn, 


so mir beschehenn, mich ghenn Augspurg gestellt. 

Vnnd alls mich die bundischenn reth ettlich mall 

anngeredt habenn, der beurischenn vffrhur halbenn, 

da hab ich inenn frey zuerkennenn gebenn, 


ich wuß mich solches mit gott 

vnnd den rechtenn woll zuuerantworttenn, 

vnd sie darauff gebettenn, der bundt soll ein schreiber 

zu mir abfertigenn, woll ich vff zaichnen laßenn, 


wie die sachenn geschaffenn sey, das ich zu gott verhofft, 

der bundt soll ein gefallenn darann habenn.

Das habenn sie gethann, vnd ein feinen man, der freilich 

zu Augspurg daheim gewest, zu mir geschickt. 


Da hab ich wie die sachenn geschaffenn, mit meiner aignen handt

vffgeschribenn, das es der schreiber wider abschreibenn solt, 

vnd dem bundt vberannttwurten. Vnd vber ein lannge zeitt

darnach, so khammen ettliche bundtß rett zu mir 


inn mein gefenngnus, vnd zaigten mir wider ettliche articull 

von dem bundt ann, das dann meinem schreibenn 

vnd verzaichnus gantz zu wider wahr, 

das es mir im hertzenn weh thett, 


dieweill sie meinem warhafftigen schreiben nit statt, 

oder glaubenn gebenn wollten. Vnd sagt auß lautter zornn 

vnd vnmuth mit weinendenn augen, 

wehr mir annderst zu meß, dann wie inn meinem schreibenn 


vnd vertzaichnus, so ich dem loblichenn bundt 

zuegeschickht, gemellt wehr, der thett mir gewaldt 

vnnd vnrecht, vnnd leugt vff mich 

alls ein ehrnndiebischer boßwicht, er sey wehr er woll, 


das woll ich mit der gottes hilff darthonn, 

als wie einem frummen erlichen vom adell gebürt.

Vnd das noch mehr ist, da ich auß der gefenngnus 

khommen bin, so habe ich mussen gelobenn vnnd schwerenn, 


dem bischoff vonn Maintz vnd Wurtzburg 

des rechtenn zu sein, wie ich dann gethann hab. 

Inn derselbigenn rechtuertigung schrieb mir ein gutter freundt,

Wolff vonn Freyburg der vonn Augspurg haubtman, 


der mein sach warrlich threulich vnnd gut gemeint, 

ist auch offtmals bey mir inn meiner gefenngnus 

ob dem thurn gewest, vnnd sich auß mitleidenn 

alls ein frummer vom adell alles guts gegenn mir erzaigtt, 


vnnd nit annderst gespurt, dann er ein groß mitleidenn 

mit mir hett. Vnnd alls ich mit dem bischoff vonn Meintz 

zu Augspurg vor dem bundt inn rechtuertigung standt, 

da hett er vnnd villeicht anndere mehr 


mit denn meintzischen bundtßrethenn meinethalbenn geredt 

vnnd gehanndelt. Dieselbig sein meinung vnnd handlung 

die schrieb er mir herrab in mein behaußung, 

wie sein vnd anderer abred mit denn Meintzischenn 


gewest wehr, vnd das er verhofft es wehr 

vmb ein gerings zuthun, vmb ein 1000 gulden 

mehr oder weniger vnngeuerlich, vnnd wahr sein threuer radt, 

ich solt solches bedennckhenn, vnd nit abschlagen, 


dann er wollt alle die bundtß reth die da sessen 

vnd mein sach threulich vnd gut gemeinten, 

mit einem pfenning weck speißenn. Da schrieb ich im 

wider vff frischem fuß, ich wust mich meiner sachenn 


der beurischenn vffrhur halbenn frey vnnd gerecht, 

vnd wann ich den wenigstenn heller 

inn meiner stuben fundt der jehe vff erdtreich khommen wehr, 

so wollt ich inn nit gebenn, sonnder wollt sehenn 


waß recht wehr. Darauß aber ein jeglicher 

verstenndiger leichtlichenn khann abnemmen, 

wie vnnschuldig ich inn dießenn last 

vnd geuerlicheit khommen bin.


Darauff die bundtßreth beschloßenn, 

vnnd funff rethenn beuolhenn habenn, das vrtell 

meinethalbenn zubeschließenn vnnd auss zusprechenn, 

das ist nun geschehenn, darbey es noch bleibt vnnd steet. 


Vnd hab ich der zeitt nit gewust, wehr die funff rett 

vnnd vrthellsprecher gewest sein, dann was ich darnnach 

erfarenn hab, wie das vrthell herrauß khommen ist, 

vnnd ich glaub wann ich gewust hett, das die funff 


das vrthell auß sprechenn soltenn, wehr es mir 

ettlicher vrsachenn halbenn hoch beschwerrlich gewest. 

Allein ein edellman ist vnnder in gewest, denn kenntt ich, 

der hett nit mehr alls ein aug, 


vnnd ist ein Marschalck vonn Bappennheim gewest, 

denn hett ich alls ein edellman vnuerdechtlich geacht. 

Aber die andernn zum theil werenn mir verdechtig gnug

gewesenn, auß vrsachenn, das die gaistlichenn 


nit meins glaubens wahrenn, vnnd ich mit denselbigen 

furstenn inn vilenn vhedenn vnd hanndlung gestandenn, 

vnnd derselbigenn richtern einen seines herrn halbenn 

inn vhedenn nidergeworffenn, vnd ettliche zeitt 


gefanngenn gehabt hett. Welchenn ich doch alls ein bidermann

allwegen inn seiner gefenngnus gespurt, vnnd bin seitthero 

nie zu im khommen, aber zuuor, es sey vff bundtstegen 

oder sunst geweßenn, ist er allwegenn zu mir gangenn, 


vnd hatt mir die hanndt gebottenn. Ich hab inn aber auch 

inn seiner gefenngnus, souill ann mir, 

vnnd muglich gewest, gehalltenn, alls wie dan 

ein frummer vom adell ein gefangennen biderman 


billich halltenn soll, wie er dann onne zweiuel, 

so er noch inn lebenn, solches sagen wurt.


Ann denn andernn dreyenn richtern, 

alls aptenn oder prelatenn, wehr sie sein, 

hett ich auch khein mangel gehabt, allein der sect halbenn, 

das wir nit eins glaubenns wahrenn. 


Ich wust woll das ich nit vill gunst oder gnadt 

bey ettlichenn gaistlichen vnd welltlichenn furstenn 

des glaubens halbenn hett. Aber sie habenn sich 

woll gehalten, vnd onne allenn zweifel gethonn, 


alls wie frummen herrnn vnnd richter billich thonn sollenn, 

will sie auch inn dem vnngetadelt haben, sonder inen 

alles guts thonn, souill ann mir ist. 

Bey dem allem will ich es laßenn bleibenn.


Vnd beschließlich zaig ich das alles darumb ann, 

das ein jeglicher auß diesem meinem schreibenn 

onne zweifel abnemmen vnnd erachtenn khann, 

wie vnnbillich vnnd vnnschuldig ich inn berurte gefenngnus 


vnd schwerenn last khommen bin. Ich hett auch kein zweiuel 

wa der Schwäbisch bundt nit zertrennt wer wordenn, 

ich wollt meiner verschreibung halbenn, 

mir vnd meinenn erbenn zu gutten ein leichterung 


von ine erlangt habenn. Wie ich dann solches meinen freunden 

inn meiner gefenngnus anntzaigt hab, das sie nit erschreckenn

sollenn, dann ich scheuhe khein recht, ich woll mein sachenn 

vnnd vnnschuldt, mit der zeitt dem loblichenn bundt 


dermaßen weitter zuerkhennen gebenn, 

das ich onne zweiffell sey, sie werdenn mir 

solche schwere vrphedt erleichternn, 

vnnd sich gnediglichenn gegenn mir alls einem 


rittermessigenn vom adell beweißenn, 

des ich auch khein zweifel hett gehabt, 

wo der bundt wie gemelt nit zertrennt wer wordenn. 

Dieweill dan nhun wissenntlich wahr, 


das ich der beurischenn vfrhur vnnschuldig gewest bin, 

auch die meintzischenn redt vnd ambtleutt 

die mir solches spill zugericht, wie dann ich selbst 

vonn inn verstandenn, mich gehaißenn, 


vnd vonn ires herrnn wegenn gebetten, 

so hab ich auch mich inn denselbigenn dermaßenn gehalltenn, 

das churfurstenn vnnd furstenn, vnd allen dennen vom adel, 

mein handlung zu allem guttem gereicht, 


darumb ich billicher lob, ehr vnnd dannck 

sollt verdiennt habenn, dan die straff. 

Vnnd ich vmb derselbigenn willenn, 

allenn tag mein kopff, leib vnd lebenn, 


von hochenn vnd nidern stenndt wegen 

inn die schanntz gebenn mußenn, wie dann hieuor 

in meiner verannttwortung offt gemelt, 

so wehr schir zuuermuttenn, das ich dieser meiner vhedt 


vnnd krieg, so ich gegenn ertlichen stendenn im bundt gehabt, 

die dann all gericht vnd vertragenn gewest, 

mehr mussen entgeltenn, dan der baurn halbenn. 

Ich hab mich der beurischen vffhrur halbenn 


klerlich vnnd genugsam veranntwurt, 

das alles ich gott dem allmechtigen 

inn sein gewaltige ewige allmechtige hanndt 

allwegenn beuolhenn, vnd noch beuolhenn habenn will.



KANTUS XIII


Erstlich kurtz nach der Rottennburgischen hanndlung, 

da hab ich aber ein handel gehabt, 

dann herr Melchior Sutzell sellig der schrieb mir 

ghenn Jagsthausenn, alls ich vnngeuerlich 


ebenn dahin khommen wahr, vnd badt mich 

ich solt eillenndt zu im khommen ghenn Balbach, 

vnd gemeint er, wie ich doch nit annderst wust, 

mein sach threulich vnnd gutt. Vnd da ich dahin kham, 


hett er viell gesindts im hauß, die er villeicht auch 

beworbenn hett, wellche zu mir khamen 

vnnd zaigten mir ann, was die meinung wehr, 

vnnd warumb mir her Melchior Sutzell sellig 


geschribenn hett. Vnd sagtenn wie der lanndtgraff 

vonn Leichtennberg ime denn andernn tag zuuor 

ein knecht vff dem waidtwerck nidergeworffenn hett, 

da er vermeint, das jagenn sein wehr, 


vnd hett wider ein annschlag fur im, das er wust, 

wo der lanndtgraff den andern tag auch jagenn wurt, 

da wollt er sich ann im rechenn, 

vnd wollt auch dargegenn handelnn. 


Da sagtt ich alls der jungst vnnder inenn: 

Wie, wann der verretter denn ir habtt, vnns alßbaldt verriett, 

alls jenne? - Vnd wie es mich annt, so ging es auch.

Wir wahrenn frue zu Balbach herrauß, vnd gab ich 


einem knecht der hieß Dalle zwenn bubenn zu, 

der ein wahr Götz vonn Thungens, vnnd der annder mein, 

vnnd befall ime, das er solt die bubenn zu im nemmen, 

die augen auff thonn, vnnd die holtzer vnd alle ding 


woll besehenn, auff das wir nit die henndt 

inn die kollenn schlugen. Vnnd ehr oder die bubenn 

wurdenn kheins reutters gewahr, vnd ließ ich 

Götzenn vonn Thungen bey den reuttern 


vnd zog ich dem Dallenn vnd denn bubenn nach, 

vnnd wollt acht habenn, ob irgenndt reutter hilltenn, 

damit solchs Götzenn vonn Thungenn, 

vnnd seinem heufflein khonndt zuuerstehnn gebenn, 


das wir dannach sehenn, wie wir vonn inn khemmen. 

Aber der Thalle vnd die bubenn vbersahen die reutter, 

vnd wurdenn wie vorgemelt keins gewar. 

So zeucht Hanns vom Waldt, ein Alletzheimer, 


auch neben mir, vf der rechten seittenn 

ein guts weglein von mir, da khumbt einer ann inn 

mit einem spieß vnnd viell er vom gaull herab 

ehe der bey einer halbenn ackher leng zu im kham. 


Vnd kham auch einer an mich, da hett ich nit sorg,

besorgtt mich auch nit vor im, 

dann ich war zimlich berittenn, vnnd war schonn fast 

ins holtz khommen, vnnd hett mich derselbig an einem busch 


auch schir herab gerenndt, aber ich erhiellt mich, 

vnnd ehe ich mich wider eingerappellt inn sattell, 

da wahr wider einer ann mir, vnnd stach mich herrab, 

das ich inn nit sahe. Ich dennechstenn vff 


vnd zum scheffellein zu, allso das er mir nichts weitter

angewinnen kunth, dan er wahr auch vom spieß khommen, 

vnnd kham ich zum wehr, das ich mich sein woll 

betragenn vnd erwerenn möcht. Da khumbt aber 


herr Jörg Thruchssaß vonn Aw, mit des lanndtgraffenn reuttern

auch, vnnd war ich schonn am holtz drann, vnnd meint, 

ich wollt hinein springenn, das ich irgendt ein vortheille 

möcht habenn. Aber es kham noch ein knechtt ann mich, 


ehe ich ghenn holtz kham, welcher denn spieß 

hett eingeworffenn, vnnd wie mich der hieuor 

vom gaull gestochen, allso ranndt mich diser 

mit dem spieß zu fuß vmb. Da wahr herr Jörg Thruchssaß 


gleich auch mit seinem gesindt da, vnnd sagtt: 

Schwager Götz bistus?, annttwort ich: Ja. 

Da sagt er: Du wurst des lanndtgraffenn 

vnnd mein gefanngenner sein! 


Wie ich dann thonn must, vnnd zog alls ein gefanngenner man

hinein ghenn Balbach, wiewoll mir herr Jörg Thruchssaß 

nit anderst sagt, dann da soltt ich des landtgraffenn 

vnd sein gefanngenner sein, vnnd zaigtt mir nit ann, 


wohe ich mich stellenn, oder wie ich mich halltenn, 

oder wo ich der manung gewarttenn sollt.

Vnd do ich ghenn Balbach kham, da wahr 

Hanns vom Waldt auch aldo gefanngenn, 


vnnd hett khein anndernn bescheidt, dann wie ich. 

Da sagtt ich zu ime: Mir sein jung gesellenn, 

es ist eim baldt ein schellenn angehenngtt. 

Wir wollenn im allso thun, vnnd wollenn morgen 


vff das fruest fur das schloß Lauda ruckhenn, 

vnd ein zu Jörgenn Thruchssaßenn hinein schickhenn, 

vnd im annzaigenn lassenn, wir wehrenn jung gesellenn, 

vnd inn seiner hanndt, er hett vnns nider geworffenn 


vnnd gefanngenn. Nun hettenn wir khein bescheidtt, 

wie wir vnns halltenn solltenn, so wolltenn wir vnns 

alls frumme junge redliche gesellenn vom adell 

auch ghern halten, daß wir onne nachredt wehrenn. 


Dieweill wir auch nichts inn vnnguttem mit im 

oder dem landtgraffenn zuthun hettenn, bettenn wir inn 

daruff freunttlich, er sollt vns ledig geben 

oder ein gutten beschaidtt widerfahrenn lassenn, 


wie wir vnns halltenn solltenn. - Da beschiedtt er vnns 

denn andern tag ghenn Bocksperg, aldo 

wollt er zu vnns khommen, vnnd vnns guttenn bescheidt gebenn,

wie er auch thett. Vnnd da er nun zu vnns kham, 


da hanndellt er nichts mit vnns, sonnder gab vnns frey ledig 

onne alle vrphedt, vnnd hillt sich auch darnach 

dermassenn gegen mir, das er mir ein grossenn 

verthreulichenn dinst thett, alls mir khaum ein freundt 


gethonn hatt, vnnd ist auch seithero mein gutter herr 

vnnd freundt geweßt vnd bliebenn. Vnnd dieweill ich 

jehe im hanndell bin, so hab ich des articulls 

auch nit vergessenn wollenn, wiewoll ich darob geschlagenn,


gefanngenn, vnnd herrab gestochenn bin wordenn.

Nachdem allem hatt mir Franciscus vonn Sickhingenn 

mein schwager vff ein zeitt ghenn Meckmullenn geschribenn, 

zu im genn Eberberg zukhommen, alls ich auch gethonn hab.


Vnnd name mein weg von Meckmuln ghenn Haidelberg, 

vnnd hett ein boß heimlich leidenn bey mir, 

daß mir nit woll wahr, vnnd ließ mein harnisch, 

zum thaill auch schurtz vnnd ermell, was es dann war, 


zu Haidelberg zum Hecht liegenn. Vnnd wahr des morgenns 

ann aller Heilligenn abennt fruhe auff, 

vnnd aß oder trannckh nichts, dan mein gewonnheitt war

gewonnlich, wann ein fast tag war, 


so aß ich denn gantzenn tag nichts, biß nachts.

Vnd wie ich dem Rhein zu ghenn Pfederßheim ziehenn will, 

must ich allso hartt nebenn dem thor herr ziehenn, 

vnnd ist ein tieffer holler weg do hinab, 


also das man einannder nit sehen khann. Wie ich nun 

die holle vff Altzenn zuziehe, vnnd mich kheiner reutterey

versehenn thue, auch dahin nit gedachtt, 

dann es war mir alls wehe, das ich ebenn alls mehr geweint, 


alls gefochtenn habenn wollt, vnnd wie wir 

fur denn hollenn weg hinauß khammen, da fechts ann 

vnd wurtt ebenn, vnnd lagenn ettlich weingart 

vnnd ein flurle da mit frucht, wie man dann gesett hett im herbst.


Vnd hett ich ein bubenn bey mir, 

vnd mein knecht Kitzenn, welcher der feindt gewahr wirt 

vnd ruckht zu mir vnnd spricht: Junckher 

es jagenn vnns leutt nach! Da sagt ich: Wir wollenn ein wenig 


furt ruckhenn, vnd irgenndt ein fortellein einnemmen, 

das sie vnns nit so fluchs vbereillenn, wie wir auch thettenn, 

dann ich dacht es wehr irgenndt ein pfaltzgreuischer rhadt. 

Vnnd wie wir allso am fortellin hielten, 


da randtenn ir zwenn gegenn vnns daherr, 

alls woltenn sie vnns fressenn. Aber wir forchtenn vnns 

fur inen nit, sonnder hettenn sorg her unruluß 

khem hernach die holle herrauffer, vnnd hettenn immer acht 

vf die holle ob irn mehr khemmen. 


Da wir sahenn das nit mehr khammen, da ruckhtenn wir 

zu inen, vnnd gewannen inn bescheidt ab, wehr sie wehrenn. 

Vnnd wie wir beyeinander hillten vff einem ebennen eckerlin,

fragt ich Kitzenn wie sie sich genennt hettenn, 


dann ich hett es vergessenn. Sagt er, er wusts auch nit, 

da sagtt ich: Nun wollenn wirs warrlich wissenn!, 

vnnd zu inn zu, ich ann den allten, vnd mein Kitz 

an den jungen sein sonn, vnd jagt ich dem allten 

ein armbrust im rennen ab, vnnd bracht inn 


inn der fluchtt dahin, das er mir sagenn must, wehr er wehr. 

Do nandt er sich Rudolff vonn Schwalbach, 

vnnd jagt ich inn wider die holle hinein, 

so jagtt Kitz sein sonn inn die weingartten hinein, 


vnnd schoß der jung Schwalbach Kitzen sein gaull 

durch ein ohr, so schoß Kitz jehnn durch ein arß backhenn. 

Vnnd hett ich das scheffelein nit abgestossenn, 

das es nit gebrochenn wehr, so wehr es dem alltenn 


Schwalbach nit gutt gewest, auß der vrsachen, 

eß wahr ein starckhs scheffellein, allso das ich 

ein grossenn vortheill der wehr halbenn gegenn im hett, 

wann es zu weitterer hanndlung wehr kommen. 


Aber ich must mich des schwerts darnach behelffen, 

vnd gieng mir gott sey lob glucklich genug. 

Vnnd ich sagtt zum Kitzenn: Blan 

wir wollen die wallstatt noch ein weilln inn behalltenn, 


ob sie irgenndt wider khemmen, so wolltenn wir noch einmall 

an einannder, vnd hiltenn woll ein halbe stundt 

vff der wallstatt, aber sie khamen nicht. 

Vnnd dieweill wir ainannder vff dem ackher 


also herumb jagtenn, da schriehenn die baurn 

inn weingarttenn, der dann viell wahrnn, immer: 

Juch, juch, he jenne, he jenne, geth enndt, geth enndt!


Inn summa ich nam das armbrust mit, 

vnnd furtt es ghenn Ebernnberg, vnnd sagt 

meinem schwager Franciscus, 

wie es mir mit eim gangenn wehr, vnd wie er hieß, 


vnnd das ich hett ein armbrust, das wehr sein gewest. 

Da sagtt er: Blann nun ist der, er ist mein dhienner, 

ich will denn krieg richtenn. Do gab ich im das armbrust 

vnnd sagtt der krieg ist baldt gericht, er sollt mein mechtig sein,


solt im das armbrust wider gebenn, seithero 

hab ich derselbigenn khein mehr gesehenn. 

Herr gott ich war vonn fechtenns wegenn nit da, 

dann es wahr mir wehe, vnnd wahr vnmuttig darzu, 


so wollt mich der auch erst blagenn, 

das bracht auch denn hader. Vnd nachdem auch 

römisch kayerlichen majestett mich verschiner jarnn 

vff furbitt churfurstenn vnd furstenn vnnd annderer 


meiner herrn vnnd freundt auß meiner verhafft 

inn meinem hauß, da ich dann, wie ich hieuor 

auch gemellt hab, ettlich jar verhafft gewesenn, erledigt, 

vnnd mich ire majestatt in dero schirm vnd geleidts brieff 


selbs berumbt, das ich mich 16 jarr meiner vrphedt nach, 

ehrlich vnnd woll gehaltenn, habenn mir die haubttleut 

daruff geschribenn, hundert pferdt vfzubringen, 

vnnd neher dann inn vierzehenn tagenn mit vffzusein. 


Vnnd nachdem ich zu derselbigenn zeitt 

weder knechtt noch pferdtt hett, sonndern meiner gefenngnus 

vnd vrphedt gewartet, so schrieb ich inenn doch wider, 

das ich khein suma benennen khonndt, auß vrsachenn 


das ich sorg hett, ich khonndt nit reutter vffbringen, 

aber ich wollte doch souill mir muglich khein vleiß sparrenn, 

vnd bey inenn erscheinen, was ich mocht vffbringenn. 

Da bracht ich dannoch inn kurtzer zeitt ettlich 


vnnd hundertt pferdt zusammen, vnd zog mit inen 

ann die artt, da ich hinbeschaidenn wardt. 

Vnd khamen ettlichen meinen freundenn brieff zu, 

die gleich im fueßstapffenn mir zugefallenn mitrittenn, 


das hab ich fur threulich, ehrlich vnnd woll 

von inenn verstandenn vnnd vermerckht.

In summa ehe wir inn Osterreich khammen, 

da war der grost hauff zu Best 


vonn dem Thurckhenn geschlagenn, 

vnnd flohenn ettliche der jenigenn die darbey warenn gewest, 

das lanndt gegenn vnns herrauff, vnnd stiessenn vff vnns 

im landts Beyern. Nun zogenn wir nichts destoweniger furtt 


vnd legtenn vnns vmb Wienn herrumb 

inn ettliche fleckenn, da lagenn wir ein monat 

oder schir zwenn, weiß es doch nit aigenntlich, 

dann es ist mir auß der gedechtnus khommen, 


da wahr der wintter da, das man vnns erlaubt 

vnnd beuolhenn wartt abzuziehenn. Vnd die groste abenntheur, 

die ich vnnd mein hauff bestanndenn, das ist der gewest, 

das es im lanndts Beiern biß inn Osterreich feinttlich starb, 


vnnd kham der sterbenndt vnnder mein hauffenn auch, 

vnnd sturbenn ettliche edel vnnd vnedel, 

das ist die abenntheur, die ich inn dem krieg bestanden hab.

Darnach zog ich mit meinem hauffenn 


durch das landts Beheim herrauß, vff Neuennmarckht herrein,

vnnd zog volgenndts ein jeglicher wider wo er hingehortt.

Darnach da man 1544 geschribenn hatt, 

da wahr ein reichstag zu Speyer, 


vnnd zog kayerlichen majestett inn Franckreich, 

vnnd ettlich viell stenndt mit einem großenn hauffenn, 

vnd zogenn hinein vff Sanct Desier zu, 

bey dennen ich auch geweßenn, vnd lagenn woll ein monatt 


oder zwenn. Vnnd ob man woll ernnstlich schoß 

tag vnnd nacht, vnnd darnach sturmbt, so werttenn sie doch, 

die zu Sanct Desier, so lanng vnnd viell, 

biß das sie zu letzt hungers vnnd annderer notturfft, 


als pulffer halbenn vnnd dergleichenn 

nit woll lennger khöndtenn bleibenn. 

Aber sie werttenn sich ritterlich, ehe sie die statt vffgabenn, 

doch gabenn sies letzlichenn dergestallt vff, 


das man sie ließ mit leib, häab vnnd gutt 

alls kriegs leutt abziehenn. Darnach zogenn wir 

inn Frannckreich vnd hubenn ann vnnd brannttenn alles 

das vnns im weg lag. Da fing der wintter ann, 


vnd gieng daher, vnd wie kayerlichen majestett anfing 

zu brennen, das war darfor mein einung 

ehe wir anntzogenn, auß der vrsachenn 

das ich zu ettlichenn sagt: Soll kayerlichen majestett 


fur mehr stett oder fleckhenn ziehenn, 

alls wie man dann daruor sagtt, so werenn sie sich, 

wie wir dann jetzt gesehenn habenn, so ist der wintter da, 

vnnd habenn wir nichts außgericht, 


vnnd wurtt grossenn costenn, muhe vnnd arbaitt, 

vnnd darzu leutt kosten, vnnd mussenn mit großem nachteill 

vnnd schadenn wider abziehenn. Solches sagt ich 

zu einem der wahr ein grosser ansehennlicher 


starckher kriegsman, der auch nit vnuerstenndig, 

nit waiß ich ob er noch lebt oder nit, denn khanndt ich, 

waiß aber nit, wie er geheissenn hatt, 

dann es ist mir vergessen. Will aber doch vrsach anntzaigenn, 


das man woll waiß wer er gewest sey, 

er war keyserlicher majestett der itzundt keiser ist 

Ferdinandus dhienner, vnnd wahr irer majestett 

der reutter die man hattschier nennt haubtman, 


aber dazumal inn Franckreich, da wartt er vff Maximillian 

jetziger kayerlichen majestett sonn.

Vnd nachdem wir einander woll khennttenn, 

so hetten wir ettwann viell gesprech miteinannder, 


vnd khamen auch allso ann die redt, 

wie kayerlichen majestett willenns wehr 

fur ettlich stett vnnd fleckhen zu ziehenn, 

einer sagt fur Parriss, der annder von einem andern fleckhenn, 


wie dann die redt mancherley wahrenn. Darauff sagt ich 

zu im wie vorgemellt: Soll kayerlichen majestett 

fur mehr stett vnd fleckhenn ziehen, so wussenn wir 

vnd habens gesehenn, das es hartt leutt sein 


vnnd hart halltenn, vnnd sich auch weidlich wehrenn. 

Sollenn wir nun fur ein fleckhen ziehenn, 

so geett der winther daherr, vnd wo wir also musten 

schenndtlich abziehenn, wehr kostenn muhe vnd arbaitt verlornn,


vnd mussenn darzu villeicht mit grossem nachteill 

vnnd schadenn abziehenn, vnnd hettenn darzu denn spott 

zum schadenn. Aber wan ich kaiser Caroll hieß, 

so deucht mich ich wollt den weg furnemen, 


vnd ein gedechtnus hinder mir laßenn, 

dermassenn brennen, das sie vber hundert jar sagen musten, 

keiser Caroll wehr da gewest, 

vnd wurt auch die sachenn als der eher 


zu einem fridenn khommen. Wie ich nun gesagt hett, 

also gienng es auch, dann wie wir annzogenn, 

fing man ann zu brennen, wie ich es im sin gehabtt hett, 

nit waiß ich, wehr es irer majestett gerathenn hett, 


oder ist villeicht ire majestett auch meins sins gewest, 

vnnd wahr selltenn ein nacht oder zwo 

die franntzosischenn bottschafft kham zum keiser in das leger, 

vnd fiellenn irer kayerlichen majestett zu fuß 


vnd battenn vmb friden, wie dan auch vff die letzt geschahe, 

vnd erlangt kayerlichen majestett 

ein gutten ehrlichen nutzlichenn fridenn.

Vnd wie wir ghenn Camerin khammen, 


da gab man allenn hauffenn vrlaub, vnd ließ sie abziehen. 

Vnd ging mir auch sehr vbell fur Sanct Desier, 

da stieß mich mit vrlaub vnd gunst zuschreibenn 

die rhur ann, die wertt biß in mein behausung, 


das wahrenn neun wochenn, noch thett ich mein harnisch, 

dieweill wir gegenn denn feindenn zogenn, nit vonn mir, 

so lang vnd viell biß man denn friden außschriehe, 

allein das ich nit mit dem hauffenn zog, 


dann ich must mein vorthell suechenn, wie ich khondt, 

vnd die notturfft inn dennenn kranckheitten erheischt, 

das manicher gutter junger gesell sagtt, der allt kriegsman, 

mich meinende, wurt kham außreissenn, 


noch rieß ich auß, vnd bliebenn dieselbigen zum theill dahindenn.

Vnnd dieweill ich nun jehe so weitt inn die hanndlung 

khommen bin, vnnd vill gutt hertziger frumer redlicher leutt 

vor ettlichen vielenn jarnn (die mir ehrn vnnd guts 


gegonndt haben vnd noch gonnen, vnnd auch vielleicht 

zum theill gewust vnd gehort habenn, wie ich 

mein tag herbracht, vnd viell abennthewr 

vnd geuerlichkaitt gegen meinen feinden bestanden) 


mich angesprochenn vnd gebettenn, solche alle 

meine handlung inn schrifftenn zuuerfassenn, 

hab ich inenn solches nit gewust abzuschlagenn, 

dan sie verhofftenn, es sollt mir vnnd meinen erben 


vnd nachkommen mehr zu guttem 

dann zu vnnguttem kommen vnnd raichenn, 

auch meniglichem hohenn vnnd nidernn standts, 

ein woll gefallenn sein, sonderlichen bey denn jenigen, 


die vnnpartheijsch sein. Nach denn andern 

meinenn mißgunstigenn frag ich nit, 

die sich also vnnbillicher weiß vnd meinethalbenn 

vnuerschuldt, gegenn mir haimlich oder offenntlich 


auß neidt vnnd haß wider mich legenn, 

vnnd mich hin vnnd wider bey ehrlichenn leuttenn

zuuervnnglimpffenn vnderstehnn vnnd suchenn, 

welchs ich doch nit vmb sie verdiennt hab.


Vnnd will also hiemitt alle solche articull 

wie vohr vnnd nachgemeldt beschliessenn, 

dergestallt das dieser mein letzster will 

vnnd annzaigung der recht lauter grundt vnnd warheitt ist, 


das khein articull oder einig wortt dar innenn begriffen, 

da ich mich konth oder wust zuerinnernn, 

das es nit die rechte grundtliche warheitt sey. 

Vnd will allso hiemit mein sachenn zu gott setzenn, 


der soll mein zeug sein, hie auff disem jamerthall 

vnd am jungstenn gericht, 

das ich mein lebennlang, es sey inn knaben weiß 

oder inn meinen mannlichenn tagenn, kheinem biderman, 


er sey wehr er woll, feindt oder freundt, 

dem ich wenig oder viell, klein oder groß, 

vonn meiner jugenndt biß inns allter zugesagt, 

welchs nit die warheitt gewessenn, oder im nit trauenn 


vnnd glaubenn gehaltenn, oder das ich auch mein tag 

ann einichen brieff oder sigell, es sey meiner gefenngnus 

oder annderßhalbenn, ainichenn mangel gelassen, 

oder das ich mich auch nit alls wie einem frumen 


ehrlichen vom adell geburtt, gehalltenn habenn solltt, 

ich sey gleich gegenn freundenn oder feinden 

gebrauchtt wordenn, das waiß ich mich mit gott 

vnnd der warheitt frey zuberumen. 


Wiewol ich darnach etwa vonn hohen vnd nidernn stendenn

gewarnt bin wordenn, mich wider mein zusagenn 

nit zustellenn, aber ich bin allwegenn meinem zusagenn 

glub vnd pflichten, die ich gethann, nachkommen, 


vnd mich meinen feindenn, derenn viell, 

im Schwebischenn bundt fursten vnd andere gewesenn, 

so mit inenn inn kriegen vnd vheden gestandenn, 

gegenn dennen ich auch meiner notturfft nach gehandelt, 


aber es ist gott lob alles vertragenn, geschlicht vnnd gericht, 

so hab ich mich auch meinen ehrnn vnnd pflichtenn nach 

inn ire henndt gestellt, wie woll ich khein vertrostung gehabt, 

dann allein das ich meiner sachen gerecht bin gewessenn, 


der teuffell hett sich sonnst also gestellt. 

So sagten mir auch ettliche der furnembstenn vom bundt selbs, 

ich hett thorlich gethonn, das ich mich also 

zu dennen leuttenn gestellt hett, denn ich viell laidts gethonn, 


vnd die mir also gram vnnd feindt gewesenn.

Aber wie mich der frumb graff Jörg vonn Werttheim 

mein gnediger herr warnnet, also gienng mirs auch, 

vnd ist sollches alles die rechte vnnd grundtliche warheitt, 


vnd weiß kein wortt bey der rechtenn gottlichenn warheitt 

darann zu endernn, will auch daruff sterbenn, 

vnd so mir gott der allmechtig gnadt gibt vnnd verleiht, 

in meinem letzstenn endt, so ich vonn dießer weldt schaidenn sol,


das hochwurdig sacrament daruff empfangenn. 

Vnnd ob einer oder mehr mir anderst nachsagen wolt, 

dann wie inn meinem diesem außschreibenn 

vohr vnnd nach gemeltt, er sey wehr er wöll, 


so thutt er mir gewalltt vnnd vnnrecht.

kan vnnd will ich auch nitt verhalltenn, das mir 

der allmechtig gott siegs vnd gluckhs 

gegenn allen meinen feindenn, von jugendt auff 


alls einem armen menschenn durch sein gottliche gnadt 

vnnd hilff vilueltig gebenn vnd verliehenn hatt. 

Vnnd kombt mir mein vnngluck, darin ich lannge zait gewest,

allein daherr, wan ich mit meinenn feinden 


vnnd widerwerttigen gehanndelt, das ich inenn vertraut hab 

vnnd vermeint, ja soll ja sein, vnnd nein soll nein sein, 

vnd waß man ainannder zugesagt, das man solches 

wie billich halltenn soll. Darauff hab ich mich verlaßenn, 


vertraut vnd gemeindt, annder leutt sollen thon, 

wie ich mein tag gethann hab, vnd (ob gott will) 

noch thun will. Durch sollche vrsachen 

vnnd zuuill vertrauwenn, bin ich wie gemeldt 


inn all mein vnngluck khomen vnd erwachssen. 

Wann ich aber alls ein feindt meinen feindenn nit vertrautt, 

wie dann nach gelegennheitt woll beschehenn mag, 

ist es mir mit gottes gnadt vnd hilff glucklich vnd woll gangenn.


Anderst khann ich (gott sey lob) nit sagenn, 

dan do hab ich gewust, wie ich mich gegenn meinen feinden

halltenn soll, gott der allmechtig der helff mir noch!

Das hab ich alls ein allter erlebter betagter man, 


allenn frumen liebenn vnnd gottseligenn redlichen menschenn, 

sie sein kryegs leutt oder sonnst hohenn vnd nidern standts,

kaisern, konigen, churfursten vnd fursten, grauen, 

freyenn herrnn, rittern vnnd knechtenn, stettenn vnd andern, 


sie sein inn welchem standt sie wollenn, 

gaistlichenn vnnd welltlichenn, die inn vhedenn 

vnnd kriegs leuffenn begriffen, alls ein allter treuer vom adel, 

zu einer warnung auß threuem hertzenn nit wollen verhalltenn.


Vnd helff vnns daruff gott das ewig wortt,

dem armen leib hie, vnd der seell dortt,

vnd behutt vnns der allmechtig gott

vor dem ewigenn todt. 


Amen.


Gottfrid von Berlichingen zu Hornnberg.






ANNA KARINA


TRAGÉDIE


PERSONNES


ANNA KARINA

EVA, au début sous le nom de MADAME KRAFT

TORSTEN

VALEA

ADMINISTRATEUR

HÔTE D'INVITÉS

CHRISTINE

TOM

SERVANTS

COURRIR



PREMIER ACTE


(Dans la maison. On entend un Courrir souffler. Hote d‘invités.)


HÔTE D'INVITÉS. 

Tom! Tom!


(Le garçon arrive.)


LE GARÇON. 

Qu'est-ce que c'est ?


HÔTE D'INVITÉS. 

Où le bourreau vous a-t-il encore mené? Sortez, le courrier arrive. Faites entrer les passagers, transportez leurs bagages; remuez-vous! Tu fais encore la grimace? 

(Le garçon est parti. Appeler après lui.) 

Attends, je vais chasser ta nature moisie. Le garçon d'aubergiste doit toujours être vif, toujours alerte. Par la suite, lorsqu'un tel méchant est maître, il est ruiné. Si je me mariais à nouveau, ce ne serait que pour cette raison; il est trop difficile pour une femme seule de tenir la meute en ordre!


(Madame Kraft, Valea en robe de voyage. Tom.)


VALEA.

(portant un sac de manteau, à Tom.) 

Laissez-le, ce n'est pas difficile; mais prenez la boîte de ma mère.


HÔTE.

Votre serviteur, ma jeune fille! Vous arrivez au bon moment. Sinon, le carrosse n'arrive jamais aussi tôt.


VALEA.

Nous avons eu un beau-frère très jeune, jovial et beau, avec qui j'ai parcouru le monde; et les nôtres n'ont que deux ans et sont peu chargés.


HÔTE.

Si vous souhaitez dîner, vous aurez la gentillesse d'attendre; le dîner n'est pas tout à fait prêt.


MADAME KRAFT. 

Puis-je vous demander seulement un peu de soupe?


VALEA.

Je ne suis pas pressé. Pendant ce temps, vous alliez voir ma mère?


HÔTE.

Tout de suite.


VALEA.

Seulement du bon bouillon!


HÔTE.

Aussi bon que possible. 


(Exit)


MADAME KRAFT. 

Que tu ne peux pas cesser de commander! Tu aurais pu, pense-t-on, être sage tout au long de ce voyage! Nous avons toujours payé plus que nous n'avons consommé; et dans nos circonstances!...


VALEA.

Nous n'avons jamais manqué.


MADAME KRAFT.

Mais c'était notre tour.


(Le courrir entre.)


VALEA.

Eh bien, bon beau-frère, comment ça va? N'est-ce pas, votre pourboire?


COURRIR.

N'ai-je pas conduit comme un courrier supplémentaire?


VALEA.

C'est-à-dire que vous avez aussi gagné un supplément, n'est-ce pas? Vous devriez être mon cocher personnel, si seulement j'avais des chevaux.


COURRIR.

Même sans chevaux, je suis à votre service.


VALEA.

Voilà!


COURRIR.

Merci, mademoiselle. Vous n'allez pas plus loin?


VALEA.

Nous allons rester ici pour cette fois.


COURRIR.

Adieu!


(exit)


MADAME KRAFT.

Je vois à son visage que vous lui avez trop donné.


VALEA.

Doit-il nous quitter en grognant? Il était si gentil tout le temps. Tu dit toujours, maman, je suis volontaire; au moins, je ne suis pas égoïste.


MADAME KRAFT.

Je t'en prie, Valea, ne te méprends pas sur ce que je te dis. J'honore votre franchise, comme votre bon courage et votre libéralité; mais ce ne sont que des vertus là où elles se trouvent.


VALEA.

Maman, j'aime beaucoup ce petit endroit. Et cette maison là-bas, je suppose, est la dame avec laquelle je dois tenir compagnie à l'avenir?


MADAME KRAFT.

Je suis heureux que la place de votre destin vous convienne.


VALEA.

Silence, je peux le dire. C'est comme un dimanche sur la grande place! Mais madame a un beau jardin et est censée être une bonne femme; voyons comment nous nous en sortons. Qu'est-ce que tu regardes, maman?


MADAME KRAFT.

Laisse-moi faire, Valea! Une fille heureuse, dont on ne se souvient pas! Ah, c'était différent à l'époque! Rien ne m'est plus pénible que d'entrer dans une maison d'après-guerre.


VALEA.

Où ne trouveriez-vous pas de matière à agoniser?







ARMINIUS ET DOROTHEA



Calliopea

Fatum et participes


Nunquam tam solum forum et plateas vidi!

Nonne conversa est civitas? tanquam extinct! non quinquaginta;

Omnes incolae nostri remansisse puto.

Quae curiositas non facit! Itaque quisque fugit 

Ad miseram pompam pauperum, luxatis personis.

Semper hora est ad aggeris quod trahunt;

Ibi vero in calido pulvere meridiano decurrit.

Nolo ex platea movere miseriam

Fugientes boni, qui nunc cum suis rem salvam faciunt,

Heu terra super Rhenum pulchra relicta;

Transi ad nos et per angulum felicem

Haec fertilis vallis vaga, et meandi.

Bene fecisti, o mulier, filium tuum leniter relinquens

Teste misit cum linteo vetere et aliquo cibo et potu;

Pauperibus donare; nam dare est pro divitibus.

Quid puer urget! et quomodo admissae domat!

Vehiculum valde bonum, novum; consolatoria

Quattuor in ea sederunt, et raedarius in archa.

Modo solus expulit; quam facile angulum volvitur!

Dixit, sedens sub porta domus in foro;

Commode uxori cauponis ad Leonem aureum.

Et prudens mulier prudens respondit:

Pater, non amo fessa donare carbasa.

Multorum enim usus est non habenda pecunia;

Cum his eget. Sed hodie tam laetus eram dare

Multi pulchrius tunicas et tunicas;

Quia audivi pueros et senes nudi ambulantes.

Sed tu mihi ignosces? quia armarium quoque tuum direptum est.

Coluisse praesertim cum Indicis floribus;

Calico tenuissimo, flannel saepissime;

Dedi est tenuis et vetus et de more.


Tunc vero subrisit egregius dominus et dixit:

Odi desidero, vetus calico vestiendi toga;

Fabricae Indicae Verae Orientalis; non ut aliquid simile hoc iterum.

Probabiliter! Non indui posse. Nunc, cursus, velit quis

Semper in tunica et veste,

Semper profuerit; soleas et tiaras interdictum.


Ecce, inquit mulier, iam sunt quaedam reversa.

Qui agmine viso; iam praeesse oportet.

Vide quam pulverulenta omnium calcei sunt! sicut facies

Favilla! et quisque sudarium tenet et sudorem tergit.

Nollem hoc multo post spectaculum etiam in aestu ire

Curre et dole! Ego vero satis habeo de fabulis.


Et bene pater enucleate dixit;

Tanta tempestas ad tantam messem raro pervenit;

Et fœnum fœnum fécimus in fructum;

Sicca; caelum serenum est, nubem non videri;

A cras autem spirante amabilia infrigidando.

Haec tempestas est stabilis! et frumentum iam overripe;

Cras messem incipiemus falce.


Haec dicente eo multitudo hominum creuit

Et mulieres quae per forum domum perrexerant;

Sicque reversus est cum filiabus

Celeriter ex adverso fori vicinus opulentus;

Domum renovat, mercator loci,

In raeda aperta (facta in Landonis).

Viae vivae factae sunt; oppidum enim erat frequentissimum;

Multae officinae ibi versantur et multae artes sunt.


Sedebant ergo coniugati se invicem sub porta

Multis sermonibus delectans de populo errante.

Tandem vero mulier digna coepit et dixit:

Ecce! ubi praedicator est, proximus est

Pharmacistae cum illo: omnia nobis indicent

Quae foris viderant, et quid non faciant, aspiciunt.


Duo amici accesserunt et coniuges salutaverunt;

Sederunt in scamnis ligneis sub porta;

Excutiens pulverem de pedibus eius et sudario se iactans in aere.

Tum primum ex salutatione mutua;

Pharmacopolae fere morose loqui ait;

Sic homines quidem! et unus est sicut alter

Quod dehiscere gaudeat cum infortunium proximo accidit!

Quisque currit videre flammam quae letaliter oritur;

Omnis pauper scelestus qui rubore ducitur ad mortem.

Quisque nunc ambulat foras ut bonum expellens spectet

Misericordia, et nemo sibi simile fatum putat

Item fortasse initio, afficit, vel saltem in futurum.

Neglegentiam invenio irremissibilem; sed in homine est.


Et vir nobilis et intelligens pastor dixit:

Ille urbis ornatum iuvenem homini propiorem.

Vitam noverat, necessitatem audientis sciebat;

Scripturarum aestimatio imbutus est;

Quae nobis hominum fatum et ingenium ostendunt;

Et sic optime noverat saecularia scripta.

Dixit, Nolo aliquid reprehendere.

Innocuos suadet natura parens; nam quod intellectus 

Et ratio semper facere non possunt, saepe possunt

Tam felix propensio quae invicte nos ducit.

Curiositas non tentavit stimulis;

Dicit! et verisimile experiri quam pulchra mundana sunt

Conversari ad invicem Quia primo petit novam;

Infatigabili diligentia quaere quid utile;

Denique bonum quod elevat eum desiderat, et dignum facit.

In iuventute sua beatum habet comitem in levitate;

Qui periculum ab eo abscondit et vestigia sanabit velociter

Gravissimum malum simul ac aliquando evellendum est.

Nimirum laudandus est vir, cuius aetas matura est

Stat animus tali e gaudio; qui in fortuna, 

Ut in calamitate, diligenter et industrie laborat;

Bonum enim parit et damnum omne compensat.


Impatiens mulier familiariter coepit;

Dic nobis quod vides; id enim scire volui.


Vix, pharmacopola emphatice respondit;

Mox laetus ero postquam omnia repperit.

Et quis narrat, diversissima miseria?

Pulverem de longe vidimus, antequam prata videremus

Descendit; agmine iam de colle ad montem

Necessario abiit, parum videre potuit.

Sed cum perventum sit ad viam quae per vallem vadit,

Multitudo et tumultus viatorum et carrorum adhuc magna erat.

Infeliciter vidimus satis de pauperibus praetereuntibus;

Experiri singuli potuerunt quam acerbum fugam fuisse;

Et quam felix affectum cito servavit vita.

Tristis erat videre varias possessiones

Quae tantum celat domum, desiderata, et uno

Dominus Bonus loca dextra posuit in circuitu.

Semper ad usum parata, quia omnia necessaria et utilia sunt;

Nunc videre haec omnia, variis plaustris et plostris

Oneratus regius festinanter aufugit.

Super aggere cribrum jacet, et velamentum laneum;

In canali pistorii lectum est et scheda super speculum.

O! et periculum capit sicut ante viginti annos in igne fecimus

Bene de annis, homo omni cogitatione;

Quod arripiat tenues ac carum relinquit.

Sic et hic incuriose; mala queruntur boves et equi;

Vetera tabulas et cupas, anserem et calamum et caveam.

Sic mulieres et pueri anhelabant, traherent se fasciculis;

Cophinis et butyris plena nullius usus;

Quia homo tam piget ultimas possessiones relinquere.

Sicque in pulvere posito agmine presso ibat;

Pertur et confusus. Cum infirmioribus animalibus unum

Tarde agitare, aliud festinare.

Clamor de contritis mulierum puerorumque;

Balatus pecorum, inter canes latrant;

Ululatusque senum et infirmorum magnorum

Plaustra graviter facis in lectis sedebant et versabantur.

Sed, demisso vestigio, ad marginem viae elevatae

Stridulus errabat rota; carrum in fossam decidit;

Conversa ac longe lateque concursus populorum;

Horribili sede ager, felix tamen.

Postea cippi ceciderunt et propius ad plaustrum ceciderunt.

Quisquis vero eam vidit, eam nunc exspectabat

Ut quaereret fractos sub pondere cippi et repositoria.

Sicque effregit currus et populus inops;

Ceteri festinantes ambulabant,

Tantum de se cogitans abreptum flumine.

Et festinantes invenerunt infirmum et senem

Qui domi et in lecto sunt, vix adsiduos cruciatus sunt

Dolosus, gemens et planctus hic in corruptis locis;

Sole combusta et volubili pulvere suffocata.


Et dixit dominus homo: tetigit;

Occurrat eis Arminius et refice ac vestiat.

Odissem eam viderem; visus miseriae dolet.

Jam prima tantis cladibus fama tacta;

Minutum ex superfluo festinanter misimus, quod solum

Quidam confirmati essent, et consolati viderentur nobis.

Sed iam tristes imagines renovamus;

Mox subrepit praecordia hominum timor;

Et cures, quod odi malum plus quam ego;

Ingrediamur in cubiculum posticum, cubiculum frigidiorem.

Sol ibi numquam lucet, aer calidior non penetrat

Per muros validiores; et mater nobis speculo

Octoginta tres abhinc cicadae eiiciendae sunt.

Hic bibere amica non est; muscae stridore circum specula.

Et perrexerunt illuc omnes gaudentes in captando.


Diligenter attulit clarum mater, o praeclarum vinum;

In utrem politum in gyro nitidissimo;

Romani virides pocula vera Rheni.

Et sicut sedentes, tres circumdederunt splendide bubulati

Stabat circum fusca mensa magnis pedibus.

Pocula cauponis et pastoris statim hilariter sonabant;

Sed immobilis tertius ejus tenuit cogitationem;

Caupo benignis verbis eum interrogavit:


Recens, Vicinus, ebrius! adhuc enim ab infortunio

Deus misereatur nostri et nos etiam in futuro custodiat.

Quis enim non cognoscat, cum terribilis ignis?

Ita nos graviter castigavit, nunc continuo nobis placuit

Et semper custoditur, sicut oculos suos homo protegit

Pretiosum malum, quod ei super omnia membra carum est, 

Vonservavit. Nonne nos pergit ut nos tueatur et adiuvet?

Videt enim quis quantum in periculo sit;

Debet esse civitas, quam nonnisi laborantibus civibus

Ex cineribus reaedificatur et tunc magnifice benedicitur;

Nunc iterum perdes et omnem conatum exstingue?


Egregius pastor hilariter et clementer dixit:

Tene fidem et hoc animo tene; quia te prudentem 

Ac securum in beatitudine facit, in adversis

Da eis dulcissimam consolationem et spem gloriosam vivifica.


Tum caupo callidis cogitationibus respondit;

Quoties ego Rheni gurgites obstupefacti salutavi;

Si, rem meam iter faciens, iterum ad eum accessi!

Magnus mihi semper visus est et mentem et cor levavit;

Sed non potui putare cito litus amoenum

Vallum ad Francos propulsandum esset;

Et stratum eius late impedit fossa.

Aspice, quam tuta sit natura, hoc tuentur fortes Germani

Itaque Dominus nos protegit; quis stulte desperet?

Iam fessi sunt pugnatores, et omnia ad pacem pertinent.

Sit etiam, cum festivitas desiderata celebretur

Si in ecclesia nostra, tunc campana sonat organum;

Tuba, Te Deum. comitante -

Arminius quoque meus hac die, pastor;

Sponsa ad aram statuit tibi astare;

Festum in omnibus terris observatum; etiam in posterum 

Mihi appare, gaudia domestica anniversaria!

Sed odi adulescentem tam strenuum semper videre

Me in domo excitat, foris tardus ac fugax.

Parum appetit se inter homines;

Etiam consortium puellarum vitat

Et jucundi tripudii quod omnes adolescentes desiderant.


Sic fatus, et auscultans. Audire potes crepitum equorum

Accessit sonitus longe, volventia currus;

Intonuit magna sub porta.





Terpsichore

Arminius


Cum filius bene litteratus cubiculum intravit;

Praedicator acutis oculis intuens eum

Et vidit formam eius et omnem habitum suum

Oculo indagatori facile facies exprimit;

Tunc subridens familiariter ei verba locutus est;

Age ut mutatus homo! I nunquam have

Vidi te tam hilarem et vultus tuos tam vivam.

Laetus ac laetus venis; unus videt, habes dona

Dispersit inter pauperes et recepit benedictiones suas.

Filius placide respondit, verbis gravibus;

Numquid laudabiliter feci? Nescio; sed cor meum

Praecepit mihi ut facias, sicut nunc praedico tibi.

Mater, tam diu quaesita membra vetera quaesita es

Ac eligere; modo nuper cumbit;

Vinum et cerevisia etiam lente et diligenter referta erant.

Cum tandem e foribus egrederetur et in publicum prodirem;

Multitudo civium cum mulieribus puerisque effusa est;

Erga me; nam longe expulsorum processio erat.

Ocius posui et ad castellum citroq;

Ubi, ut audivi, pernoctant et quiescunt.

Sicut iter novum in viam meam expuli;

Currus ocellos meos, crassis arboribus alligatos;

Duobus bobus trahitur, maximum ac foris valentissimum;

Prope tamen magnis gradibus ambulavit puella

Duas beluas validas longo regebat baculo;

Repulit eam, et tenuit eam, prudenter agebat.

Cum puella me vidit, placide calce equorum

Propius et dixit mihi: Non semper talis erat nobiscum

Miseri estote, cum in his itineribus hodie nos videtis.

Nondum soleo ab alienis dona petere;

Quod saepe invitus dat pauperibus carere;

Sed necessitas hortatur me loqui. Hic super paleas

Iacet uxor domini divitis, quae modo peperit;

Tauris et curribus praegnans vix eripui.

Tantum sero sequimur, et vix vitam accepit.

Nunc, nato, jacet nudus in ulnis;

Iisdemque nostris parum iuvare possunt;

Cum proximo vico quiescere cogitamus;

Ipsi quoque inveniunt, etsi timeo, iam sunt.

Si quid haberes lini quod supervacaneum erat, 

Si de vicino es, da pauperibus benigne.


Sic ait, et pallida foemina de palea surgit

Nova mater, visitavit me; sed contra dixi;

Caelestis spiritus saepe bonis hominibus loquitur;

Quod necessitatem sentiat adveniente fratri pauperi;

Ita enim mihi mater mea dedit, in exspectatione tua

Misericordiam, fasciculum, nudum necessitatem statim tradas.

Et nodos funiculi ligavi et dedi ei tunicam

Patris nostri, et dedit camisias et linteamina.

Et illa gratias agebat et clamabat: Beatus nemo non credit

Miracula adhuc fiunt; nam solum in miseriis agnoscitur

Dei manus et digiti, homines boni ad bonum

Deducit. Quod nobis per te facit, ipse tibi facit.

Vidi ego et varios nuper femina carbasa peperisse;

Sed praecipue mollem flabellum togae vestiendi sentiunt.

Perge, inquit, virgo, ad vicum, in quo

Iam hac nocte requiescit nostra Congregatio;

Ego illico illic supellectilem filiorum recipiam, omnia.

Quae me salutavit et sinceram suam gratias egit,

Boves pepulerunt; ibi currus sed mansi

Constitit adhuc equis; quia divisum est cor meum;

Sive ad villam festinantibus equis, ad cibum veni

Reliquo populo donare, vel hic

Omnia dat puellae ut sapienter distribuat.

Et statui statim in corde meo et eieci eam

Leniter ad eam venit, et citissime dixit;

Bona puella, mater mea non solum mihi carbasa habet,

Currum induere, ut nudum vestiat

Sed et potiones quoque adiecit;

Ac satis illius in pyxide currus.

Nunc autem adducor tibi dare haec dona manum 

Commodare, idque mihi optume ad explendum munus;

Sensim distribuis, parere casu volo.

Respondit puella: Omni fidelitate utar

Tua dona; egenus et pauper perfruentur.

Sic ait. Cito raeda aperui cistam;

Poplites eduxit, graves afferebat panes;

Utres vini et cervisie, et ei omnia et singula tradidimus.

Libenter eam plus dedissem; sed archa vacua erat.

Omnia ei posuit ante pedes mulieris, 

Quae nuper pepererat et evellebat illud

Praeterea; Currivi equos meos in oppidum.


Finito Arminio, proximus loquax sumpsit

Continuo verbo clamavit: O felix, qui in diebus illis!

Ea fuga ac tumultus solus domi sedebat;

Si uxor ac liberi non sollicite ad latus suum coquunt!

Felicem nunc sentio; Nolo facere multa hodie

Pater dicendus est, et de uxore et liberis non cures.

Ego saepe cogitatur evitandi et meliores

Res pares, pecuniam veterem et vincula

Beatae matris meae omnia sacra.

Nempe adhuc multum superest quod tam facile fieri non possit.

Herbas etiam et radices multa diligentia collegerat;

Metiri non placet, etsi bona non magni pretii est.

Si provisio remanet, consolatus domum relinquam.

Si nummi et corpus servavi, tunc habeo

Omnes servatae sunt; unus facillime effugit. 


Proximum, inquit Arminius emphatice; haudquaquam 

Ego te similem esse arbitror, et obiurgare orationem.

Dignusne est qui in bona fortuna et in adversa fortuna est?

Sola cogitans de se ac aerumnas et gaudia communicans

Non intellegitur et non movetur ex animo?

Malim equidem hodie nubere quam umquam decernere;

Quia multa bona puella indiget tutela hominis

Et laetum virum, cum infortunii manet.


Subridens pater dixit: Amo te audire!

Raro mihi tale verbum sensibile locutus es.


Sed bona mater statim recordata est;

Filius quidem! Sic est tibi; nos parentes exemplum.

Noluimus enim in diebus felicibus;

Et tristior una magis hora fuit.

Lunae mane, novi prorsus quia pridie erat

Ignis ille terribilis qui oppidum nostrum consumpsit.

Viginti annos natus est; fuit sicut hodie

Aqua calida et sicca tempore et loco.

Omnis populus in festivis vestibus ambulabat;

Distributa in vicis et in popinis et molendinis.

Ad postremum oppidi incendium coepit. Ignis currit

Festinando per vias, latrinam sibi condens.

Atque horrea magna nimis exusta messis;

Et plateae exustae sunt ad forum et domus erat

Pater meus hic comeditur et hoc simul.

Pauca nos effugimus. Sedebam per tristem noctem

Ante urbem in viridi, loculos et lecti servans;

Novissime autem dormivi, et factum est mane

Frigora excitatus sum ante solem

Vidi fumum et favillas, et cava moenia, et pabulum.

Cor meum conturbatum est; Sol iterum

Splendidius quam semper et implevit animo.

Tunc surrexi propero. Eiectus sum ad locum

Ubi stabat habitaculum, et pulli se servaverunt;

Quam maxime amavi; adhuc enim puer erat 

Spiritus meus. Ascendi ruinis domus et antennis;

Qui adhuc fumant, viderunt diaetam desertam 

Et destructam; accessisti illinc, et scrutatus es locum.

Equum in stabulo sepultum habuisti; rutilans trabes

Stratis et ruderibus super illud, erat nulla in animal.

Stetimus ergo contra nos mutuo solliciti et tristes;

Murus enim, qui atria nostra dividebat, cecidisset.

Et tunc prehendisti manum meam et dixisti:

Lisa, quomodo huc venisti? Exite! urere plantas;

Quia calet caementa, fortiores ocreas cantat meas.

Et tu me sustulisti, et per tua me traduxisti

Navale. Adhuc erat porta domus cum crypta;

Vt nunc stat; solus ab omnibus relictus est.

Et humiliasti me, et osculatus es me, et abjeci me.

Tu autem tunc amicabiliter dixisti, verba significantia;

Ecce domus jacet. sede hic et adiuva me aedificare eam

Ego quoque patrem tuum adiuvabo cum suis.

Ego autem non intellexi te donec mater patris factus es,

Missus est et celeriter votum felicis nuptiarum peractum est.

Usque hodie semiustae memini trabes

Solem ortu tam gloriose et adhuc videre felicem;

Dies enim mihi coniunx, prima mihi est

Natumque mihi iuveni in exitium saevum dedit.

Laudo igitur te, Arminium, te pura fide

Etiam puella de te in his tristibus temporibus cogitat

Et te bello ac ruinis liberare ausi estis.


Tum pater statim strenue respondit et dixit:

Fabula laudabilis est, et fabula quoque vera est;

Matres hoc dicite; propterea quod omnia facta sunt.

Sed melius, melius est. Non omnes afficit

Totus enim vita et esse incipit;

Non se quisque torqueat sicut nos et alii;

O quam beatus ille est qui iam habet domum patris et matris!

Tradidit ordinatum et ornavit illud prosperis!

Omne initium difficile est, et initium oeconomiae difficillimum est.

Homo multis rebus eget, omniaque cottidie fiunt

Amplius carus; tunc plus sibi pecuniae comparandum videt.

Itaque spero a te, Arminium, te futurum

Sponsam in domum pulchra dote introducis;

Causa virum fortem meretur opulenta puella

Et bene placet cum optata femina

Utile donum etiam in canistris et cistis venit.

Non gratis mater multos parat annos

Multae filiae ephod, bysso et valido texere;

Non est gratis Deum utensilia sua argentea colunt.

Et pater raram partem auream in scrinio dividit;

Quia debet una die cum bonis et donis suis

Laetabimur iuvenem, qui eam super omnia elegit.

Ita scio quam commoda mulier in domo se reperiat;

Ut apparatum tuum in coquinis et conclavibus agnoscas

Etiam ac lectus ipsum, ac posuere ipsum.

Volo videre sponsam in domo tantum instructam;

Quia pauper tandem ab homine despectus est; et servat eam 

Sicut ancillam, quae ingressa est sicut ancilla cum fasciculo.

Homines iniusti manent, et amoris tempora praetereunt.

Imo mi Arminium, laetissimum senem me faceres;

Si afferas nurum domum meam cito

Ex vicinia, ab ea domo, viridis.

Vir vere dives est, mercatura sua et officinas

Fac eum quotidie ditiorem: ubi enim non vincit mercator?

Tres tantum filiae sunt; soli proprietatis participes sunt.

Antiquiorem iam certum scio; sed secundus

Velut tertia adhuc in promptu sunt, et fortasse non diu.

Si essem in loco tuo, non haesisset usque nunc

Una puellarum me rapuit, modo matrem asportavi.


Tum filius modeste urgenti patri respondit;

Vere, enim, ut tua, una e filiabus eram

Ad suffragium proximum. Consurreximus simul

Fonte in foro apud antiquos luditur;

Quos ego saepe a puerorum feritate custodivi.

Sed id ipsum ante. Crescente puellarum manet

Viles tandem domi sunt et fuge ferociores ludos.

Certe bene ductae sunt! Ego quoque ad tempora

A vetere notitia, ut voluisti;

Sed numquam eorum consortio delector.

Quia semper me accusaverunt, quod me perpeti.

Ora mea nimis erat longa, vestis et color nimis crassus

Longe etiam viles et pili minus apte tonduntur et crispantur.

Denique in animo habui sicut me mundare

Libelli mercatores qui illic diebus dominicis semper ostendunt;

Et pannus circa sericum aestate dependet.

Sed mox satis intellexi eos semper me deridere

Et ego sensi, offensus superbia mea; sed plus

Dolet mihi vehementer quod male iudicaverunt;

Quod contra eos suscepi, praesertim Mina, minimus.

Ita quia proxime Pascha transivi;

Habuit novam alam quae modo suspensa in thalamo nunc

Vestitus et tonsus sicut ceteri pueri.

Cum intravi, cachinnant; sed ego in me non egi.

Minchen in piano sedit; pater aderat audivit filias 

Parvas cantantes et delectatus est et in bono animo est.

Non intellexi quaedam quae dicta sunt in carminibus

Sed audivi multum de Pamina, multum de Tamino,

Et nolui vel muti! Simulac finierunt

Paulatim post textum duorum hominum interrogavit.

Conticuerunt omnes et subridebant; sed pater

Dixit, Nonne tu, amice, ille solus novit Adam et Evam?

Tunc nemo restitit, et puellae riserunt.

Pueri magna riserunt, senex ventrem suum conprehendit.

Ego iacui petasum in confusione et giggles

Pugnaverunt autem et utcumque cantabant et psallebant.

Rursumque redii, pudefactus et morosus;

Suspenderunt alam in armarium et detraxerunt capillos

Digitis jurare non pedem in limine.

Et recte opinor; quia vana et amabilia sunt;

Et audio adhuc Tamino me vocare.


Tum mater: Debes, Arminium, tam diu

Noli irasci filiis; omnes enim pueri sunt.

Vere bonus Mina et benignus est tibi semper;

Altera die quaesivit de te. Pro eo debes suffragari!


Tum filius dubitanter respondit: Nescio, vestigium suum reliquit,

Molestia illa in me tam alte defluit, ego vere non volo

Videte eam plus apud e claviam, et carmina eius audi.


Sed exsurgens pater, irata verba locutus est;

Ego modicum gaudium in vobis. Semper dicere

Cum te solum in equis testatus est et solus 

In agro laetus; quid facit servus pro homine?

Do tibi; interim pater sine filio exire debet;

Qui ad eius honorem etiam aliis civibus se praebuit.

Sic me mater vana spe decepit diluculo,

Si in schola legere et scribere et discere numquam

Ut alii successerunt et tu semper ima resedit.

Scilicet! Hoc est, cum honor non sit in sinu

Adulescens vivit et si altius ire non vult.

Pater meus custodivit me sicut ego servavi te

Misit me ad scholam et servavi doctores meos

Utinam aliud essem quam dominus in Aureo Leone!


Sed filius surgit et tacite ad ianuam accessit;

Tarde et sine strepitu; solus pater indigne tulit;

Vocavit post eum: Vade illuc! Novi contumaciam!

Vade, et curre posthac domum, ne obiurgare.

Sed modo ne putes te virginem velle rusticam

Turum in domum meam ut nurum meam introduc!

Diu vixi, et scit quomodo agere cum populo;

Novit viros et feminas delectare ut contenti sint

Apage a me, scio alienos blandiri.

Sed id quomodo tandem filiam habeo generum

Iterum conveniant et ita multas mihi molestias indulcent!

Canat etiam mihi; sint pulcherrimi

Optimi in urbe libenter conveniunt;

Quomodo fit dominicis in domo proximi!

Filius manubrium tacite convertit et cubiculum reliquit.






Thalia

Cives


Humilis filius ex fervida oratione evasit;

Sed pater eo modo quo coeperat perseuerat.

Quod non est in homine, non egreditur ab illo, aut non;

Semper ego impletione cordis mei exoptatis fruar;

Filius non est patri aequalis, sed melior.

Quia quid domus, quid civitas nisi semper?

Omnes volunt conservare et renovare

Et nimis emendare, sicut tempus nos ac foris docet!

Non debet homo crescere e terra sicut fungus

Et cito putrescunt in loco qui produxit eam;

Vestigium nullum ab effectu vivo minuitur!

Tam clare domi cernitur quid sit animus domini;

Quomodo auctoritates iudicare de civitate ingressu.

Nam ubi turres ac moenia resolvuntur, ubi in fossis

In omnibus viis jacet rudera ac rudera;

Ubi lapis e junctura movetur, et non repetitur;

Ubi putris trabes et inanis est nova domus

Suspectabam: locus male administrabatur.

Ubi enim ordo et munditia non semper desursum operantur;

In sordido hemsali civis facile assuescit;

Velut mendicus veste laceris assuescit.

Quam ob rem volui ut Arminium proficisceretur

Ite mox et vide saltem Argentoratum et Francofurtum

Et amica Mannheim, quae edificatur idem et hilaris.

Qui enim vidit civitates magnas et mundas, non requiescit;

Ornare ipsam in posterum, quamvis parva civitas sit.

Nonne extraneus apud nos portas reparatas laudat

Et turris consecrata et bene-novata ecclesia?

Nonne de tectorio quisque gloriatur? Aquosus, occultus;

Canales bene distributi qui afferunt beneficia 

Et securitatem; ignis primo impetu restitit;

Nonne omnes ex illo gravi igne contigit?

Ego sexies cliens in consilio fui et ego plaudo

Magnas ego de bonis civibus gratias ago;

Quae dixi, diligenter operata et instituta

Honestis viris imperfecta reliquerunt.

Ita demum in omnes decurios libido venit.

Quisque nunc conatur, et nova constructio via iam est

Firmiter placuit ut magnam viam nos coniungat.

Sed valde vereor ne iuvenes hoc non ita se habeant!

Quia aliquip, nisi ut voluptates et fugiat voluptate,

Alii domi sedent et post focum incubant.

Et vereor ne Arminius mihi talis semper sit.

Et bene intelligens mater protinus respondit;

Semper iniustus es filio tuo, pater! 

Et minima haec est voluntas tua ad bonam voluntatem implendam.

Non enim possumus liberos secundum mentem nostram fingere;

Sicut nobis Deus dedit, sic habendum et amandum;

Optimos adducunt, et quisque suum habet iter.

Nam alius habet aliud donum, alius habet aliud donum;

Unusquisque iis eget, et tamen quisque suo modo est

Bonum et felix. Non ego Arminium reprehendam;

Quia, scio, unus est hereditas, quam possidet dies unus;

Caupo dignum et egregium, cives et agricolas exemplum;

Et certe in concilio, id praevideo, non ultimum.

Cotidie autem increpando et increpando impedis pauperem

Omnes animos habetis in pectore tuo, sicut hodie fecistis.

At illa statim e cubiculo exiit et ad filium properavit;

Ut alicubi inveniret eum, et eum blandis verbis

Iterum placuit; ille enim, filius egregius, meretur.


Olli subridens cum primum discessisset, dixit pater;

Feminae sunt populi alieni, sicut pueri!

Unusquisque enim tam felix est, ut suo arbitrio vivat;

Et postea semper laudare debes et blandiri.

Semel verum dictum antiquorum applicat;

Si non progredi, redibis! Sic stat.


Et pharmacopola lente respondit;

Immo gaudeo, fateor, vicine, et me semper video.

Melius etiam post, si non pretiosa, sed nova;

Sed vere adiuvat si pecuniae copiam non habes;

Esse activum et activum, et intus et foris emendare?

Civis modo nimium circumscriptus; non potest facere bonum

Impossibile est, si sciat. Pera nimis infirma

Etiam egestas magna est; ita semper impeditur.

Aliqua facere vellem; solus qui non cedit inpensa

Talis mutatio, praesertim temporibus illis periculosis!

Domus mea iamdudum deridebat me in habitu parvo suo;

Diu micabant magnae tabulae fenestrae;

Sed mercatorem cum fortuna quis aemuletur?

Novit etiam vias, quas habere optimos?

Aspicite illic domum illam novam! Quam splendidis 

In viridi rectorium agri albi floret, apparet!

Magnae sunt tabulae fenestrarum, quam nitent 

Ac relucent tabulas; ceterae domus in foro stant obscuratae!

Atqui nostri pulcherrimi post ignem;

Pharmacum ad Angelum et Leonem Aureum.

Hortus igitur meus totus super aream clarus fuit, 

Omnis viator stabat et vidit per polos rubros

Post mendicantes saxis et post coloratis nani.

Cui tum etiam glorioso specu capulum tradidi;

Quae utique nunc stat pulverulenta et semilapidata;

Delectabatur varia luce coruscis

Testae eleganter dispositae; et cæcis oculis

Ipse cupidus Galenam et corallia vidit.

Miratur etiam in aula pictura;

Ubi viri vestiti et dominae in horto vagantur

Apprehende flores digitorum acuminatis.

Etiam quis ipsum nunc! Ego vado morose

Vix plura de; quod omnia sint diversa et suavia;

Quod vocati es, et scit tegulas et scamna lignea.

Omnia simplicia et levia sunt, nulla caelata vel inaurata

Si plura cupis, et externorum maxime lignorum constat.

Placeam mihi quoque aliquid novi creare;

Item ut cum temporibus domesticis effectus saepe mutare;

Sed quisque timet vel minimum movere

Quis enim nunc pariatur laborum?

Altera die iterum mihi occurrit angelus Michael;

Quis mihi narrat tabernam habere illam deauratam

Et draco dirus, qui torsit ante pedes eius;

Sed ego eum sient sicuti est; perterritus sum postulatione.






Euterpe

Mater et filius


Itaque viri loquebantur. mater

Interea ivit filium quaerere ante domum;

In scamno lapideo, ubi solitum erat solium.

Cum ibi eum non inveniret, in stabulo ivit ad videndum;

Equos magnificos admissarios ipse curabat;

Quem ut pullum emerat, quemque fidebat nemo.

Et ait servus: Veni in hortum.

Tum duplices per atria longa notat;

Stabula et horrea bene facta reliquit;

Ingressus est in hortum, qui usque ad moenia oppidi porrexerat

Transivimus per eam, gaudentes in omni incremento;

Adjumenta adaptata quibus rami onusti erant

Requievit autem malus sicut rami piri;

Statim paucae erucae e brassica vehementius erumpentes;

Frustra enim occupata mulier vestigia non capit.

Sic venerat ad finem longi horti

Hactenus arbor, cissoque tegitur; filium ibi non invenit;

Tam modicum quam nunc eum in horto viderat.

Portula autem, quæ exivit de villa, venit:

Murum oppidi perrupit ob singularem gratiam

Habuit quondam antecessor, nobilis maiorem.

Sicque per siccum fossam commode ambulavit;

Ubi in via statim vineae bene munitae

Altior ascensu semita, superficies in solem vertitur.

Illa etiam ambulabat et de uvis abundantia delectabatur

Se in exortu, qui vix se sub foliis abdiderunt.

Umbra erat, et media alta tegmine tegebat;

Quas gradatim tabulae caelatae ascendebant.

Et vinum rubrum et vinum album pendebant;

Hyacinthus rubescens iuxta eam praecipuae magnitudinis;

Omnes hospitum demerita consiti diligentia ad gratiam.

Reliquus mons lignis simplicibus tegebatur,

Minores uvas ferens, ex quibus vinum dulce est.

In cenaculum itaque abiit, fruens iam autumno

Festosque dies cum regio laetatur

Uvas legit et calcat et colligit in doliis mustum;

Vespertinae pompae ab omnibus locis et finibus

Splendet et pop et sic pulcherrima messis honoratur.

Sed illa inquietior abiit postquam filium suum vocaverat

Duo, item ter, solusque resonat pluries;

Quod de turribus urbis, garrula.

Tam aliena erat ut quaereret eum; numquam discessit.

Absit, ita ei narrat, ne anxietas

Mater pia et casus timor.

Sed adhuc sperabat eum in via invenire.

Ostia, inferiores, itemque superiores vineae

Item patu. Itaque iam ingreditur campum;

Iugum collis lato campo tegebat.

Illa adhuc ambulabat in terra sua et laetabatur

Suo semini et gloriose annuente;

Aurea virtus in toto commota campo.

Ambulavit inter campis, crepido;

Aspiciebam in piri arbore magna, unum in colle

Sta limites agrorum, qui ad domum suam pertinebant.

Nescisti quis plantavit eam. Erat in area

Arboris fructus longe lateque conspicui et clarissimi.

Sub ipso autem mesóres prandii meridie lætábantur

Et pastores ovium in umbra ejus;

Ibi scabra saxorum ac caespites invenerunt.

Quae non erravit; ibi Arminius sedens quievit;

Uno brachio sedens fulta et circumspicere videbatur

Vltra montes tergum matris vertit.

Leniter obrepsit ac sensim humerum tetigit.

Et cito convertit. tum lacrimas oculis vidit.

Mater, inquit, interest, mirum me!

Lacrimas siccavit iuventus nobilium.

Quam? fles, fili? At mater obstipuit;

Non novi te eo! Numquam expertus sum!

Dic mihi, quid est in corde tuo? quid agis, ut sit solum

Sub piri hic? quid lacrimas oculis affert tuis?


Egregius autem adolescens congregavit se et dixit:

Vere non habet cor in aeneo, hic nunc

Non sentit miseriam sedentis populi;

Non est sensus in capite eius qui non curat bene esse suum

Et sollicitus pro bono patriae his diebus.

Quod vidi et audivi hodie, tetigit cor meum;

Et nunc egressus sum, et vidi firmamentum mirabilem

Terrarum scopuli tortuosi ante nos in fertilibus collibus;

Vidit fructus aureos in manipulos inclinari

Et ubertatem fructuum & promptuariam promitto.

Sed, proh dolor! quam propinquus est inimicus! Flumina Rheni

Tuere nos licet; sed o! quae inundationes et montes nunc

Venientibus quasi tonitribus, populo gravissimo!

Convocant enim ex omnibus angulis iuventutis

Qure notus et aetas similis, et frequentia

Mortem noli timere; statim post turbam venit turba.

O! et Germanum domi manere audes?

Forsitan sperans casus evadere cunctos minaces?

Mater cara, inquam, hodie moleste fero

Excusabant se alterum diem cum argumenta recitarent

A civibus. amen! Im solus filius unicus magna est nostra.

Sed non melius esset si restitissem frontem

In finibus quam hie exspectem miseriam et servitutem?

Dixit mihi spiritus, et in sinu intimo

Est animus et cupit pro patria vivere

Et mori et aliis exemplum dignum.

Si vires Germanicae iuventutis una essent,

Finis sociorum, non cedens exteris;

O terram nostram gloriosam non calcare!

Et ante oculos nostros comede de fructibus terre

Viri et feminae et puellae ne impera!

Ecce, mater, in corde meo statui

Fac cito et statim, quod rectum et sensibile mihi videtur;

Quia si diu cogitas, non semper optimum eligis.

Ecce, non revertar iterum. Hinc

Introibo in urbem et eam militibus tradam

Hoc brachium et hoc cor ad serviendum patriae.

Dic ergo patri an non sentio honoratum

Etiam sinum vivificat et si altius ascendere nolim!


Tunc pius, prudens respondit mater;

Lacrymas effundens tacitas, facilis ad oculum venit;

Fili, quid mutasti in te et in mente tua?

Non loqueris ad matrem tuam sicut heri et semper

Aperi et libere, et dic quid ex sententia?

Si nunc tertia pars te audierit loqui, certe te audiet

Magnopere laudo et laudo propositum tuum ut nobilissimum;

Deceptus sum in verbo tuo et in magnis sermonibus tuis.

Sed ego vos tantum reprehendo; causa vultus, melius te novi.

Cor tuum abscondis et cogitationes omnino diversas habes.

Quia scio non tympanum quod vocat vos, non tuba;

Non vultis uniformi anteire puellas;

Quia sors tua est, quamvis fortis ac fortis sis;

Servare domum sospes et quietas tendere campum.

Dic ergo ingenue: quid te urget hoc consilium facere?


Filius vehementer dixit: Erras, mater. dies est

Non idem cum altero. Juvenis in virum maturescit;

Saepe melius in silentio quam in sonitu

Fera, vacillans vita, quae multos perdidit iuvenis.

Et quamvis quietus sum et fui, est aliquid in pectore

Cor autem plasmatum est, qui odit iniquitatem et iniquitatem;

Et optime scio mundana dividere;

Valde etiam opus est bracchio ac pedibus corroborato.

Omnia vera sentio; audacter possum dicere.

Et tamen recte me culpas, mater, et me

Captus in media vera verba et in media simulatione.

Quia tantum fateor, periculum vicinum me non vocat

De domo patris, non de alta cogitatione;

Prodesse patriae, hostibus atrox.

Sola verba, quae locutus sum, debent modo coram te esse

Abscondam affectus meos, qui cor meum lacerant.

Itaque me desere, mater! Cum enim vanas cupiditates

In sinu meo retine, ut vita mea in vacuum transeat.

Quia optime scio: nocet sibi quisque;

Qui se dat, non omnes in totum nititur.


Perge, dixit intellectus mater;

Ut omnia mihi narras, maxima et minima!

Quia homines feroces sunt et solum ultimum semper cogitant

Impedimentum facile impellit a via;

Sed mulier apta est ad cogitandum de mediis, et deambulat

Item circuitus, solerter ad propositum.

Dic igitur omnia cur ita movearis

Ut numquam te vidi, et sanguis fluctuat in venis;

Invitus ex oculis lacrimae ruunt.


Tum puer bonus dolori se dedit et flevit;

Flevit in pectus matris et tam molliter locutus est;

Vero! verbum patris nocuerunt mihi hodie;

Quod numquam merui, non hodie, nec ullo die.

Quia parentes meos honorando, mihi gratissimum 

Fuit rem mane in die, et nemo videntur mihi 

Prudentiores his, qui genuit me

Me in obscuro infantiae tempore obnixe mandasti.

Multa quidem pertuli a comitibus meis;

Si saepe meam benevolentiam cum malitia reddidistis;

Saepe eos neque lecticam neque iocos sensit;

Sed ludunt patrem meum diebus dominicis

Ab ecclesia venit cum dignitate, passibus tardis;

Vitta mitra, flores, rusticatio;

Quam decoram, quamque modo donatam hodie habebat;

Meus atrox atrox pugno strictum furore

Et cecidi in illam, et infixus sum et percussi caeco initio;

Sine quo. Ululabantque cruento naso

Vixque furentibus calcibus et pugnis ereptus est.


Itaque crevi multum pati a patre;

Qui me saepe pro aliis verbis circumtulit;

Si in concilio ultima sessione vexaretur,

Atque ego collegarum iurgia et studia luam.

Saepius enim me ipsum contristasti; quia pertuli multum

Semper in parentum cogitationibus deuote proficimus;

Quis tantum res nostras et bona augere putat?

Et aliqua te privare, ut salvos facias filios.

Sed, proh dolor! non solum salvis sero frui;

Fortunam facit, non facit felicitatis acervos;

Non segetem in agro, quamvis bona sint pulcra.

Senuit enim pater, et cum eo filii inveteraverunt.

Sine gaudio diei et sollicitudinis crastini.

Dic mihi, et vide, quam pulchre mentiantur formosae;

Areas et vineas et hortos infra suntne satis;

Ibi horrea et stabula, pulchra ordinata bonorum!

Sed tunc video ibi aedificium novissimum, ubi in fastigio

Fenestra e cubiculi meo tecto nobis ostendit;

Tempora reor, quot nox iam lunam videor

Ibi sol manet et iam tot mane,

Cum somnus sanus mihi satis esset paucis horis;

O! ita mihi sola videtur, ut cubiculum, atrium, et

Paradisum, splendidum campum quod tendit super colles;

Omnia tam desolata iacent coram me: sine coniuge sum.


Tunc bona mater sapienter respondit;

Fili, nihil magis vis sponsam in cubiculum ducere;

Ita ut nox pulchra dimidium vitae tuae

Ac tua fit liberiore magisque diei;

Sicut pater vult et mater. Nos semper habetis

Persuasit, ita te suasit virginem eligere.

Sed scio, et nunc mihi cor meum;

Si non venit hora, recta, si non rectus

Puella ostendit hora, optio procul sistitur;

Maxime autem metus aut iniuriae praeripiendi causa facit.

Dicam tibi, fili mi, credo te elegisse

Quia cor tuum percussum est et magis sensitivum solito.

Recte dicis, quia anima mea iam dixit;

Illa est, expulso, quam elegisti.


Cara mater, ais! Filium dixit strenue. Ita suus est! 

Et non accipiam eam in domum suam sicut sponsam

Etiam hodie, aufer, fortasse a me evanescet in aeternum

In tristique ac ex in pharetra ac.

Mater, divitiae nostrae in aeternum prosperentur

Tunc ante oculos meos, frustra mihi fructificabuntur anni futuri.

Imo domus et hortus fastidiunt mihi;

O! et matris amorem, non ipsa consolatur pauperem.

Quia solvit amorem, sentio omne vinculum;

Cum iungit; et ne puellam solam

Patrem et matrem, cum sequatur electum;

Adulescens etiam de matre et patre nihil amplius scit;

Cum puellam viderit, quam amat solus, recedite.

Ibo igitur, quo me desperatio impellit.

Quia pater meus verba decretoria locutus est

Et domus eius iam non est mea cum puella est

Nullo modo te solam domum ducere volo.


Tunc pius intelligens cito matri respondit;

Duo viri stant contra se ut saxa!

Nemo ad alterum immotum ac superbum vult accedere;

Nihil ad bona verba, primus ad linguam movendam.

Ita dico tibi, fili: spes mea adhuc vivit

Animo despondet tibi, si bona est ac bene morata,

Quamvis pauper, tam facile in armis.

Quia multum dicit violenter;

Quod non facit; sic etiam fatetur quod defecerat.

Sed bonum verbum postulat et potest exigere;

Quia pater est! Scimus etiam, quod ira eius sit post mensam;

Ubi vehementius loquitur et alias causas dubitat;

Numquam significans; vinum ergo omnem potestatem

Violentam eius voluntatem excludit aliorum verba

Non audis, ipse solus audit et sentit.

Vespere autem venit, et multa colloquia

Nunc inter ipsum et amicos.

Lenior quidem est, scio superante ebrietate

Et iniustitiam sentit quam pro aliis vivide condidit.

Veni! idem audemus; audacia tantum succedit;

Et indigemus amicis qui nunc adhuc cum eo convenerunt sit;

Praesertim dignus sacerdos adiuvet nos.


Sic ait agiliter et saxum sese attollens;

Etiam a sede filius, qui sponte sequitur. uterque

Silentio descendit, pro magna constantia.






Polyhymnia

Civis mundi


Sed tres adhuc sedebant colloquentes

Clerico pharmacopolae cauponis;

Et adhuc idem sermo erat

Quod undique citroque reductum est.

Sed egregius pastor, gravi habitu, respondit:

Non vis tibi contradicere. Scio, homo debet

Semper ad meliora tendentes; et, ut videmus, contendit

Semper superiora, certe nova quaerunt.

Sed ne longius abeas! Quia praeter haec

Natura nobis quoque in veteribus desiderium manendi dedit

Gaudere quod quisque iamdudum solet.

Omnis conditio est bona, quae est naturalis et sensibilis.

Multum desiderat homo, et tamen parum eget;

Breves enim dies sunt, et fatum mortalibus finitum.

Numquam hominem accuso, qui semper acrem 

Et inquietum est circuierunt mare, et omnes viæ terræ

Itinera audacter et diligenter ac lucro fruebantur;

Circum se et circum se exaggerat;

Sed id quoque valet, me quietum civem;

Qui paternam hereditatem tacitis gressibus vitat

Et cura tellus, ut dictant horae.

Solum eum non mutat omnibus annis;

Arbor recenti plantata non properanti brachia extendit

Contra coelum, tot floribus ornatum.

Imo patientia eget; etiam eget purus

Idem semper, placidus sensus et mens recta.

Paucis seminibus tellus fidit alma;

Solus scit trahere pauca animalia crescendo;

Tota enim cogitatio eius manet utile.

Beatus ille, cui talem modum natura dedit!

Nos omnes pascit. et salvete civem parvi oppidulum, 

Quam paribus commercia ruris cum civili commercio!

Non cogente sollicite agricolam restringit;

Non turbatur curas optantium oppidanorum;

Locupletiore semper, et superioribus paulo opulentis;

Praecipue mulieres et puellae certare solent.

Semper benedicere quietam filii conatibus

Et quæ semel, unanimem eligit. Sic fatur. 

Intravit mater simul cum filio; ad manus autem 

Illum trahentes, introeuntes eum in conspectu viri.

Pater, inquit, quoties de se alterutrum cogitamus?

Rumor, fausta dies ventura, si futura

Arminius, sponsam eligens, tandem nos felices fecit!

Aliquando cogitabamus; nunc hoc nunc illud

Puellas sibi familiari confabulatione elegimus.

Iam dies venit; nunc coelum habet sponsam sibi

Huc attulit et monstravit, iam cor statuit.

Nonne tunc semper respondimus: se ipsum eligeret?

Nonne tu modo optas ut hilarem ac vivam velis

Sententia pro puella? Iam venit hora!

Sensit et elegit et placuit viriliter.

Ista puella est, advena quae illi occurrit

Da illi; aut innupta iurat.


Dixitque ei filius: Da mihi, pater! habet cor meum

Electus purus et incolumis est; est tibi filia dignissima.


Pater autem nihil dixit. Sacerdos cito surrexit

Tabulatum arripiens dixit: Nunc tantum iudicat

De vita hominis et de sorte eius;

Quia omne consilium est solum post longam consultationem

Opus praesentis, solum intelligentes rectum comprehendunt.

Semper periculosius est cum hoc et illud eligendo

Ex parte consideranda sunt et sic confundunt sensum.

Purus Arminius, ego novi eum ab adolescentia mea, 

Et tetendit etiam puer ad hoc et illud pervenire non potui.

Quae voluerat, secundum se; ita arta quoque tenuit.

Noli timidi esse et subito apparet.

Quod tamdiu optabas. Is vere non habet speciem

Nunc figuram uis, quem ad modum coluisti.

Desideria enim nobis quae desiderantur occultant; 

Munera descendens desuper in suis formis.

Iam ne dederis, puella, amantem tuum

Bonus intellectus filius primum animam movit.

Felix, cui primas protinus excutit amantes manus;

Quis non lachrymat in praecordia lepidissimi voti latenter?

Ita fatum suum definitum videre possum.

Vera affectio iuventutem simul perficit.

Non est mobilis; vereor ne hoc illi neges

Transeunt anni, pulcherrima, in tristi vita.


Tum pharmacopola cogitans respondit;

A quo sermo iamdudum e labiis desilire paratus erat;

Eamus modo mediam viam hoc tempore etiam intres!

Properans deserta! id erat ipsius Augusti Imperatoris 

Sententia. Laetus sum servire proximis caris meis;

Uti parum animi ad eorum utilitatem;

Adolescentia autem maxime necessaria est ut dirigatur.

Sic me exire; volo eam probare, puella

Circumspicere cupit communitatem ubi habitat et cognoscitur.

Nemo me tam facile defraudat; agnosco verba. 


Filius alatis protinus respondit verbis;

Fac hoc, vicine, et vade et interroga. Sed volo

Parochus etiam in tuo comitatu est;

Duo tam splendidi testes sine crimine sunt.

O pater! hic non currit, puella

Non me casus ullius pererrat agros;

Inexpertis iuvenum scedulis illaqueant

Nullus; sors fera fatalis belli;

Quod mundum destruit et multa aedificia solida

Elevatum est jam a terra, et abjectum pauperem.

Nonne gloriosi nobiles nunc in miseria errant?

Principes dissimulato fugiunt, et reges 

In exilio vivunt. O ipsa quoque sororum optima!

Patria pulsus est; obliti sui mali

Si alios adiuvat, tamen sine auxilio adiuvat.

Misericordia et infelicitas magna, quae diffusa est in terra;

Etiamne fortuna ex hoc infortunio veniat?

Et ego sponsae fido in brachia coniunx;

Nonne in bello gaudeo, quantum in igne gaudes?


Tunc pater respondit, et signanter os suum aperuit;

Quid est, o fili, linguam laxare, quae iam in ore est?

Adhaesit multos annos et solus male commotus est!

Hodie scire debeo quid quisque pater minetur;

Voluntas nati, immitis, libens matri

Nimis clementer favet omnisque vicini lateri;

Cum patre fit vel maritus.

Sed nolo vobis simul resistere; quid prosit?

Quia iam videre possum contumaciam et lachrymas hic.

Vade et proba et adduc filiam in nomine Dei

In domum meam; sin minus, obliviscatur puellae!


Sic pater. Laeto gestu exclamat Filius:

Praeclara filia tua tibi ante vesperum dabitur;

Sicut homo desiderat, cui sapiens sensus in pectore vivit.

Puella bona nimium felix est, sic sperare possum.

Ita mihi gratias agit in perpetuum quod ego sum pater 

Et mater expressi in te, ut sunt pueri sapientes

Votum. Sed nihil moror; I equos iungite

Continuo amicos e vestigio eduxi dilectos;

Relinquent homines sibi et suis artibus;

Iudex, iuro tibi secundum eius arbitrium;

Nec me rursus videbo donec mea sit, puella.

Sic exiit, quibusdam aliis prudenter considerata 

Et celeriter de re magna tractata sunt.


Arminius statim ad stabulum ubi fortes equi erant

Stans cito consumit puram avenam

Et fenum siccum in optimo prato excisum.

Tum propere in eos nudos dentes imposuit;

Lora traxit statim per fibulas pulchre argenteas

Tum religavit longos et latiores habenas;

Equos in navale, ubi iam erat servus, eduxit

Vehiculum promovit, leviter in drawbar movens.

Mensurati sunt eam ligaverunt in squamis mundis

Celeri virtute conexos facile trahens equos.

Arminius flagellum arripuit; tunc sedit et advolvit ad januam.

Cum amici statim latissima loca occupassent;

Currus ruit trepidum pavimentumque reliquit;

Moenibus urbis et castae turres relictae.

Arminius per notam viam pepulit;

Celeriter, nec mora, trudi tum proclivi.

Videns autem nunc turrim pagi

Nec procul aberat domus hortis circumdata,

Iam sibi equos prohibere putabat.


Obumbrata sublimium tiliarum tenebris dignissima;

Iam hoc loco centuriae insita sunt;

Pratum viridi adhuc caespite tegebatur

Locus voluptatis ante pagus, rustici ac vicini oppidani.

Puteus leviter sub arboribus effossus.

Si gradus descendissent, scamna lapidea apparebant;

Circumspice fontem qui semper vivus emicat;

Tersus, macerie humilis, uncus facilis.

Arminius autem statuit equos in hac umbra tenere

Car sistere. Fecit et locutus est verba hæc;

Exi nunc, amici, et ite, ut inveniatis.

Estne puella digna manu quam ego illi offero?

Credo, et nihil novi et mirum narras;

Si quid soli haberem, ad villam cito irem

Et paucis, fatis bene placuit.

Et mox coram omnibus cognosces;

Vix enim est ei similis educatio.

Sed dabo tibi signa munda;

Nam rubra bib sinuata attollit sinum;

Pulchre tetricum, et nigrum corpus arcte convenit;

Eleganter fimbriam tunicae suae in colaphis involvit;

Mentem cingens, rotundo, munda gratia;

Caput ovatum delicatum liberum et laetum apparet;

Crines saepe acus argenteis circumvoluta;

Ora incipit sub bib in multis plicis et hyacinthum

Et bene fictis graditur talaribus plicat.

Sed hoc est quod volo tibi dicere et expresse peto;

Noli loqui puellae nec notum sit quod intendis

Sed alios interroga, et audi quid dicunt.

Habes satis nuntium ad confirmandos patrem 

Et matrem postea ad me redi, et quid futurum 

Sit considerabimus. Sic posui, via egimus.


Sic fatur. Tum amici e villa iverunt;

Ubi in hortis et horreis et domibus turba hominum

Examinata, plostra in plostris, stabant plateae latae.

Rugientes homines et equos ad plaustra pascebant;

Mulieres lauandi in omni sepe siccando exercebant;

Pueri autem se spargentes in aqua fluvii gaudebant.

Sic plaustra, per homines pecudesque;

Dextra laevaque exploratores intuebantur;

Nonne imaginem puellae memoratae viderunt?

Sed nulla earum apparuit virgo gloriosa.

Mox validiorem turbam invenerunt. Circum plaustra erat

Lis minantium, quo mulieres miscerentur; quiritare. 

Tum senex celeriter accedens gravissimis gradibus;

Accesserunt ad increpationes; et statim vox decidit

Cum imperasset silentium, ei paterno severitate minatus est.

Nonne adhuc nos subegit fortuna, inquit;

Ut tandem intelligamus quomodo se invicem sustineant

Et tolerabilia sunt, etsi non omnes actiones metiuntur?

Repugnat quidem beatus! Erit dolor

Tandem doces te non solito more cum fratre litigare?

Invicem in solo externo concedunt et communicant;

Quae simul habes, ut misericordiam invenias!


Dixit vir, et conticuere omnes; compatible

Iumenta et plaustra turbae sedata iterum turba iussit.

Audiens autem sacerdos orationem viri

Externi iudicis mentem placidam et inventam;

Accessit ad eum et locutus est verba significantia;

Pater quidem! quando homines in diebus beatis vivunt,

Pascens a terra quae longe lateque pandit

Optata refecit annis ac mensibus;

Omnia quippe per se fiunt, omnisque cultissima

Optima placet; et sic coexistunt et homo justissimus 

Sicut alius tractatur; omnia enim quae aguntur, 

Quasi sua sponte tacita perseverant.

Sed cum necessitas vitae consuetudines frangit;

destrue aedificium et hortum et semen fode;

Virum et mulierem e cubiculo fovere pellit habitaculum;

Eripit anxios dies noctesque;

O! tum circumspicies quis sit prudentissimus;

Et iam non loquitur in vanum verba gloriosa.

Dic mihi, pater, es profecto horum iudex

Fugitivi homines, qui statim animos leniunt?

Ita, hodie unus natu maximus mihi videris

Solitudine ducti et insanientes populos expulerunt.

Modo cogito me loqui ad Iosue vel Moysen. -


Et respondit iudex vultu gravi; verum, tempus nostrum 

Rarissimis temporibus comparatur,

Qui notat historiam, tam sanctam quam communem.

Quicumque enim heri et hodie in his diebus vixit,

Vixit annis: sic turbas omnes fabulas.

Si paulum reputo, senectus mihi grisea videtur

Jacet super caput tuum, et adhuc vivit virtus tua.

O caeteri bene nos cum illis comparamus

Illis in sepulchro hora apparuit in rubo igneo

Deus Dominus; apparuit etiam nobis in nubibus et igne.


Parochus ad ulteriora loqui inclinavit

Et fata virumque suosque poscebant

Dixit comes in auricula secreta; loquere mox 

Ad judicem, et affer sermonem ad puellam.

Sed circumeo quaerere eam et veniam

Iterum, quam primum eam invenero. Adnuit parochus;

Et per sepes et hortos et horrea explorator perscrutatus est.





Clio

Era

Cum dominus spiritualis percontatus fuerit extraneum iudicem;

Quae multitudo, quam diu domi expulsi sunt,

Dixit ergo homo: Non sunt breves passiones nostrae;

Causa omnium annorum amaritudinem bibimus,

Terribilius, quod optima spes interiit.

Quis enim neget in altum cor eius surrexisse?

Puriore pulsus pectore plangite Liberius;

Velut primus splendor novi solis exortus;

Auditis de iuribus, quod omnibus commune est;

De libertate inspirante et laudabili aequalitate!

In diebus illis omnes sperabant se vivere; 

Videbatur ipsum solvere vinclum mul- tis;

Otio et contentio.

Nonne omnes inspicere in urgentibus diebus

Post caput mundi quod fuit circa tam diu

Et nunc quam gloriosum nomen unquam meruit?

Non illi primi nuntii praecones erant;

Nomina supremis quae sub astris ponuntur?

Nonne omnis homo et virtute et spiritu et sermone crevit?

Ac primi quidem proximi acrius inflammati.

Tunc bellum incepit, et impedimenta armatorum Francorum

Propius movetur; sed solam amicitiam adferre videbantur.

Et attulerunt, quia elevatae sunt animae eorum

Omnes; arbores laetae cum gaudio plantaverunt;

Suum quisque suum imperium pollicetur.

Adolescentia laetata est, senectus laetata est;

Ac circumcepit chorus viva novus.

Ita mox Francos opprimentes;

Primus hominum animos, ignea laetos exordia cepit;

Tunc corda mulierum ineluctabili gratia.

Etiam instantia magnae molis belli levis nobis visa est;

Spes enim procul ante oculos obversabatur;

Nuper aperuit vicos advertit.


O quam felix tempus cum sponso iungit sponsum!

Adducte in choro diem optatae unionis exspectantes!

Sed gloriosior fuit cum summa; quid homo cogitat, 

Cum se propinquum et positum esse ostendit.

Tunc omnis lingua soluta est; senes locutus est

Viri et iuvenes magno cum sensu et sensu plena voce.


Sed caelum mox obnubilatum est. Pro beneficio dominationis

Certabat genus pravum, indignum quod condidit omne bonum.

Se ipsos trucidant et novos compescunt

Vicinia et fratres et ambrosiae vulgus misit.

Et nobiscum prelati epulabantur et furabantur in magna 

Ex parte. Et rapuerunt et epulati sunt usque ad minimos.

Omnes iusti videbantur solliciti esse aliquid cras relictum.

Nimis magnus erat usus, et coorta in dies singulos oppressio;

Clamorem nemo audiebat, magistri diei erant.

Tum maeror atque ira incidit etiam tranquillo animo;

Omnes iusti cogitaverunt et iuraverunt 

Ad ulciscendum contumeliam

Spes acerba iactura proditae.

Et in Germanorum partem fortuna versa,

Franci magnis itineribus refugerunt.

O, tunc demum tristia fata belli sentimus!

Victor enim magnus et bonus est; certe videtur

Et victis homini parcit, ac si suo

Si quotidie ei prodest et ei servit cum bonis suis.

Fugitivus autem legem non novit; quia solum mortem arcet

Et mox bona cito et sine consideratione consumunt.

Tunc quoque calescit cor, et desperatio redit

Ex corde scelestum principium.

Nihil ei ultra sacrum est; furatur. De desiderio fera

Vehementer urget foeminam et eius libidinem horrere facit.

Ubique mortem videt et in ultimis minutis fruitur

Crudelis, gaudet sanguine, gaudet miseria.


Tum vero acriter nostri furor; quod amissum 

Est ulcisci, et quod reliquum est defendere.

Omnes arma cepere, festinatione fugientium incepta

Et vultu pallente fugax, incerto vultu.

Inquietus sonitus oppugnationis sonuit;

Nec destitit futuri periculi furor.

Arma pacifica agri cito transformantur

Nunc in odio porttitor. ibi stillavit sanguis furca et falce.

Hostes sine venia, sine venia ceciderunt;

Saevit ubique, imbelle, perfida, debilitas.

Nunquam amo video homines in hac despecta aberratione

Te iterum vide! Bestia irata est melior aspectu.

Numquam de libertate loquitur, quasi ipse se regere possit.

Solutus apparet semel reclusos claustra; omne malum, 

Quod pepulit legem, in angulos reduxit profunde.


Optime vir! parochus vehementer respondit;

Si hominem iudicas, non possum tibi obiurgare;

Nonne satis a feris initiis passa es mala!

Quod si per tristia respicere vellet dies;

Vis te confiteri quoties bona vidisti.

Multa praeclara quae latent in corde;

Si non agitat periculum, si necessitas non urget;

Quod ut angelum se ostendit, aliis videtur ut deus tutelae.


Subridens respondit judex senex Dignus.

Me sapienter admones, quoties post ignem in domo

Auri argentique possessorem admoneat afflictum,

Quod in ruderibus liquefactum nunc manet dispersum.

Parva quidem, sed parva quidem pretiosa;

Et pauper post eam fodit, et in inveniendo laetatur.

Itaque etiam libenter ad eas cogitationes meas hilaris converto

Pauca bonarum rerum memoriam servat.

Ego, non nego, inimicos vidi reconciliare;

Ut eruat civitatem a malo; ego quoque vidi amicos

Viderunt parentes amorem ac liberi impossibilia audent;

Subito iuvenis factus est homo, vidit ipse senex

Renovatus iterum puer se iuvenem revelavit.

Quin et sexu sexu, ut vulgo dicitur;

Fortem se ac potentem ac praesenti animo praebuit.

Itaque ante omne decori memorem;

Quam magnanimiter discipulam virginem egregiam;

Quae sola cum puellis in magno praedio manebat;

Viri enim ad extraneos ierant.

Tum fugitivorum multitudo navale invadit;

Praeda, et statim in cubicula feminarum referta sunt.

Imaginem viderunt pulchrae virginis adultae

Et puellas formosae, melius vocabantur infantes.

Tum cupido incessit illis, sine sensu ruunt

Ad trepidum vulgus et ad generosam virginem.

At illa statim machaera ex una parte scidit;

Percusserunt eum fortiter ante pedes eius procubuit.

Tum iocis viris fortiter liberavit puellas;

Convenere latrones plures quatuor; sed mortem evaserunt.

Tum navale inclusum opperiebatur auxilium armatum.


Audivit sacerdos puellae laudem;

Spes extemplo in animum amici,

Et quaesiturus, quo vadunt?

Estne nunc tristis cum populo fuga?

Sed tunc pharmacopola perniciter venit;

Dominus spiritus vellavit, et dixit susurrari verba:

Ego tandem inventa puella ex centum

Secundum description! Veni ergo et vide eas tibi;

Judicem tecum accipe, ut plura audiamus!

Et declinaverunt, et avocavit iudex

A suis, qui consilio egens, postulabat.

Pharmacopola autem statim subsequitur vicarium

Ad hiatum saepem et callide ostendit.

Vide, inquit, puella? Mutata pupa agnosco veterem calico 

Et caeruleo pulvinum operculum probabiliter, 

Quod Arminius in fasciculo adduxit.

Celeriter quidem ac bene usa muneribus.

Haec signa perspicua sunt, cetera omnia pertinent;

Nam rubra bib sinuata attollit sinum;

Pulchre tetricum, et nigrum corpus arcte convenit;

Fimbriae tunicae eleganter in tegimen complicatum

Mentem cingit, rotundo, pura gratia;

Caput ovatum delicatum liberum et hilarem se ostendit;

Et fortia vitta circumdederunt fibulas argenteas;

Si statim sedet, videmus magnitudinem excellentem

Et oram hyacinthum, e sinu multoties complicatam

Ad talos bene formatos abunde defluens.

Sine dubio id est. veni ut audiamus

Si esset bona et pudica, puella domestica.


Tunc sacerdos respondit oculis sedentem mulierem 

Considerans; non mirum si iuvenem delectat;

Quia tenet experimentum ante oculos viri periti.

Fortuna, cui dextra genetrix Natura figuram dedit!

Semper enim illum commendat, nusquam peregrinus est.

Quisque velit accedere, quisque morari vult;

Si comitas tantum figuram iungit.

Mehercules, adulescens puellam inuenit

Quae futura dies vitae pro ipso gloriose clarificat,

Eum virtute feminea fideliter adiuvat per omnia tempora.

Hoc certe corpus perfectum et animam conservat

Purus et strenuus iuvenis senectutem beatam pollicetur.


Et pharmacopola dubitanter dixit:

Saepe fallax species! Non similis credere quod foris

Inveni enim toties tentatum proverbium;

Antequam comedas modium salis cum novis notis tuis,

Non potes facile illi credere; nunc tantum certius facit

Quam cum illo habes et quam bona amicitia.

Circumspiciamus igitur primum ad bonos homines;

Qui noverunt puellam et nunc narrant nobis de illa.


Respondit sacerdos, Ego quoque tuam commendabo 

Cautionem; non sit nobis liberum! Aliis enim liber 

Ambiguus est. Et fortissimo iudici occurrerunt;

Regrediens in platea in tabernis suis.

Et statim prudens pastor caute locutus est ei;

Dicit! hic puellam in horto primum vidimus

Sedens sub arbore malo vestimenta faciens filios

Calico attritus, quod verisimiliter ei datum est.

Probavimus figuram, illa videtur fortium.

Dic quid scis; petimus bona intentione.


Cum hortum inspiceret, iudex statim accessit;

Qui ait: Iam nostis haec; nam si dixi

Gloriose factum virginis;

Ut gladium sustulit, se suosque tutatus est.

Hoc erat! Hanc tu videris, nata strenuus;

Sed valeas; quod veteres suscitavit eam usque 

Ad mortem, quoniam rapuit eum luctus

Super necessitatem villae eiusque possessionum 

Pericula. Aequo animo dolorem pertulit

De morte sponsi, qui, nobilis adolescens, primo

Magnae cogitationis incendia ad liberalem libertatem contendunt;

Ipse Lutetiam profectus mox atrox nece occubuit;

Nam ut domi, sic illic lubidinem et aconitum negavit.

Ait iudex. Duo diviserunt et gratias egerunt

Minister attraxit argenteum loculi

Paucis ante horis iam ab eo benigne donatus erat;

Cum tristia turbas fugientes cerneret;

Tradiditque maiori et dixit: Sumite denarium,

Egeni in egenum et donum multiplica Deus!

At ille renuit et ait: Habemus

Servavit quosdam thaleros et quosdam vestes et res;

Et spero redire antequam deficiatur.


Tunc sacerdos respondit, et pecuniam in manu eius expressit;

Nihil his diebus moratur nec quisquam,

Accipere noli quam clementia iusserit!

Nemo scit, quam diu habeat quod adhuc possidet;

Nemo, quam diu peregrinatur, vagatur

Et agro et horto qui eum pascit eget.


Ita, dixit pharmacopola sedulo;

Si pecuniam in sinu meo nunc haberem, haberes;

Magnus ut parvus; multis tuis opus est.

Non dimittam te sine munere, ut habeas voluntatem tuam

Vide, si opus etiam voluntati desit.

Sic fatus evolvit stragulam zonam

A loris in quibus tabaci servabatur; aperta laute 

Et communicata; ibi fistulae quaedam inventae sunt.

Parvum est donum, addidit. Tunc maior dixit.

Bonum tabaci semper viatori excipitur.

Tum pharmacopola tabacum laudavit.


Sed vicarius eum retraxit et a iudice recesserunt.

Festinemus, dixit vir prudens; adolescens exspectat

Inconcinnus. Bonum nuntium quam primum audiat.

Qui festinantes venerunt et invenerunt iuvenem innixum

Ad raeda sub tilia. Equos impressit

Gramina feram; animo retentus atque animo constitit;

Respexit coram se et amicos eius non vidit

Donec vocaverunt eum, et venientes signa dederunt 

Ei beatam. E longinquo coepit loqui pharmacopola;

Sed propius accedunt. Tum parochus

Manum suam dixit, et uerbum e comite ademit;

Ave, iuvenis! oculus fidelis, fidelis cordis electionem 

Rectam fecit! Bene tibi ac iuventae foeminae!

Digna est tua; et veni et convertat currus

Statim ut ad angulum pagi pervenire possimus,

Appetite eam et cito unam domum accipite.


Juvenis autem stetit, et sine signo gaudii

Audiebat verba nuntiorum coelestia et consolatoria;

Ingemuit valde et dixit: Reda festinans venimus;

Eamus domum pudendam et tardam;

Quia hic, cum expectavi, sollicitus sum suspicio 

Et dubitatio et omne quod solum offendit cor amantis.

Putas si venimus, puella nos secutura est;

Quia sumus divites, sed pauper et abiecti?

Paupertas ipsa superbit, immerita. frugi

Lucet puella et industrius; et sic mundus eius est.

Putasne eam mulierem tantae pulchritudinis ac morum esse?

Erexit numquam puerum bonum irritare?

Putasne praeclusisse cor suum usque nunc amare?

Non ascendes cito nos pudore nostro libet

Equos molliter gubernare domum. Timeo,

Hoc cuivis iuveni cordi est, et fortia dextra est

Insculpsit et iam promiserat fidem fortunatam.

O! pudet propositi mei stare ante eam.


Aperiens Parochus os suum ad consolandum eum;

At comes cum loquacitate memoratus;

Certe! ita non erubescebant

Quia omne negotium suo modo fiebat.

Sponsam parentes filio elegerant;

Primum omnium amicus ab domo secreto evocatus est;

Hic deinde ad parentes procus missus est

Sponsa electa, quae tunc in deliciis fuit

Dominicis diebus post prandium visitavit gravem civem;

Benignus verba cum eo generatim primo

Colloquium alternatim et intelligenter gubernare et vertere.

Denique post longam digressionem etiam filia memoratur;

Gloriosi et gloriosi viri et domus unde missa est.

Sapientes homines intentos viderunt; sapiens nuntio

Animadvertit propediem, et se ulterius explicare potuit.

Rejecta applicatione, recusatio vel morosa non fuit.

Sed si successerit, semper procus talis fuit

In domo prima in omni festo domestica;

Ad totam vitam conjuges recordati sunt

Artificiosa manus nodum ligavit primum.

Id autem omnia cum aliis bonis moribus

De more, et sibi quisque liber est.

Tunc accipiet unusquisque calathum manibus suis;

et erubesce ante puellam.


Esto licet, respondit adolescens, qui vix surrexit

Omnia verba audiebam, et tacitus iam mente peregi;

Eo me et ego experiri volo fatum meum

Ex ore puellae, in quo mihi maxima fiducia est

Diligite aliquem unquam foeminae.

Bonum est quod dicit, facit sensum, scio.

Etsi ultimo tempore eam videre volo, iterum eam 

Videre volo oculi atri obtutu patenti occurrere;

Si numquam eam ad cor urgeo, pectus et humeros volo

Cernere rursus, quod bracchia tanta tenere gestit;

Vis videre os ex quo osculum et sic me

Felix in perpetuum me facit, nullus me destruit in aeternum.

Sed me solum relinquatis! Non debes exspectare. orandi

Revertere ad patrem tuum et matrem tuam, ut sciant;

Filius non male, et puella tanti est.

Itaque me solum relinquatis! Semita super montem

Per arborem pirum et vineam nostram

Propius ad domum ibo. O quam audeo

Domum tulerunt cum gaudio et celeriter! 

Fortasse ego solus obrepunt

Viae istae domi sunt, et noli iterum calcare eas.


Sic fatus, et dedit lora Domino spirituali,

Qui mente regens spumantes equos;

Celeriter in currum ascendit et sedem ducis occupavit.


Sed dubitasti, diligens proximum, et dixisti;

Laetus sum, o amice, tibi animo et corde committo;

Sed corpus et ossa non sunt bene conservata.

Cum spiritualis manus frena mundana usurpat.

Sed risisti, pastor sensibilis, et dixisti:

Sede ibi ac fidenter mihi crede cum corpore tuo ac anima tua;

Nam manus iamdudum ad frena ducere callebat;

Et oculum artificiosissimum torquendo ferire doctum.

Quia in Argentorati adigendo eramus;

Cum comitante barone illuc; cotidie

Me duce, per sonitum volvitur porta;

Pulverulenta via usque ad prata et tilia; in medio 

Populorum frequentium, qui suo die ambulando vivunt.


Solatus proximus currum;

Sedit quasi unus saltu sapientibus parat;

Et domum alacres stabuli currentes equi.

Sed nubes pulveris sub ungulis magnis oborta est.

Diu stetit et iuvenum pulvere surgere vidit;

Pulvere spargere vidi; ideo sine cogitatione stetit.





Erato

Dorothea

Sicut vagus ante solis occasum

Rursus unum oculum arripuit, jejunio uno evanescente;

Tum in virgultis obscuris et in latere rupis

Ei imago natat; quocumque spectat,

Festinat et fulget et flectit in gloriis coloribus;

Movet igitur ante Arminium formosam puellae formam

Leniter transmissi viam in frumentum sequi videbantur.

At ille ex stupore somnii incepit et lente convertit

Ad villam iterum mirabantur; quia iterum

Alta figura puellae pulchrae ei occurrit.

Intuens in eam; illusio non erat, erat

Sibi. urceus maior et minor per ansam

Omni manu illudens: sic ad puteum sedulo ibat.

Qui ivit in occursum eius feliciter. Visum ei dedit

Animus et virtus; obstupefactas sic fatur ad mulierem:

Invenio te, bona puella, tam cito iterum occupatam;

Prodesse aliis ac libenter homines recreare?

Dic mihi, cur solus ad fontem veneris, qui procul abest?

Cum alii villa contenti aqua?

Nimirum hoc proprium est virtutis et dulce gustui.

Tu aegrotanti quem fideliter eripuisti, bonam valetudinem affers?

Bona puella statim adulescentem amice salutavit;

Ait: Via ad puteum iam hie praemium est;

Ibi invenio bonum, qui tantum nobis dedit;

Visus enim dantis, sicut donis, placet.

Veni, et vide te, qui tua clementia fruitus est;

Et ab omni refecti gratiarum quiete percipite.

Sed ut statim audias quam ob rem veniam

Huc haurire, ubi purus et assiduus fons manat;

Hoc tibi dico: incautos homines habent

Omnis aqua in villa equis et bobus obnubilata est

Statim per fontem qui aquam incolis fert.

Et sic omnes lavant et purgant

Canalibus pagi inquinatis et omnibus puteis inquinatis;

Quia quisque non cogitat de se et proximo necessitatem

Gratificatur cito et velox, non sequentia cogitat.


Sic ait, et latis decurrit gradibus

Venit cum socio; sedit super murum

Uterque ad fontem descendit. Inclinata ad uncum;

Alterum vero hydriam apprehendit et incurvavit se.

Et viderunt imaginem illorum in caerula caeli relucentem

Inclinavimus et adnuimus et salutavimus mutuo amicabiliter 

In speculo. Bibam, inquit, laeta iuventus;

Et hydriam ei tradidit. Tunc ambo quievit secreto

Navibus innixus; sed dixit amico suo;

Dic, quomodo hic te inveniam? et sine curribus et equis

Absit a loco ubi te primum vidi? quomodo venis?


Arminius terram intuens cogitabat; et suspiciens

Leniter inuito eam aspexit in oculis;

Sensit tranquillum et confortatus est. Dicere vero amoris,

Id fieri non potuisset; oculus eius amorem non vidit;

Sed pura mente, et prudenter loqui jussit.

Qui cito se composuit et dixit ad puellam fiducialiter:

Loquere, fili, et interroga me.

Veni huc propter te! quid lateam?

Quia feliciter vivo cum tam amantibus parentibus

Cui fideliter adiuvo domum et bona administrare

Unicus filius, res nostra et multiplex est.

Ego agros curo, pater domus laborem, 

Mater operaria oeconomiam in totum excitat.

Sed etiam quantum servi expert! aliquando per incuriam,

Quandoque per perfidiam mulierculae pestes;

Semper obligatur ad errorem mutandum et commercium 

Ad errorem. Diu ergo in domo puellam mater optabat;

Non solum manu, sed et corde adiuva;

Pro filia quae infeliciter mane amisit.

Bene, cum te hodie vidi carpentum, fausta dexteritate;

Videns robur brachii et sanitatem membrorum plenam;

Cum audivi verba quae intellexi, percussus sum

Domum festinavi, peregrinus parentibus et amicis

Meritum suum glorificans. nunc autem venio ut nuntiarem tibi

Quod vis ut me. Ignosce balbutiendo orationem meam.


Ne timeas, inquit, loqui ulterius;

Non insultas mihi, gratus sum.

Recte dicis; non possum verbo terrere:

Quae vis ut ancillam patrem et matrem;

Ad curam domus bene conservatae stat;

Et tu credis mihi puellam invenire capacem

Operis peritus, nec brutum corde.

Petitio tua brevis fuit, ut etiam brevis responsio sit.

Tecum ego ibo sequere fati.

Officium meum impletum est, habeo matrem

Ad propria gaudent omnes in salute;

Plerique iam sunt simul, cetera inter se invenies.

Nemo est qui dubitet cogitare, paucis diebus domum 

Reverti redire exulem sibi semper blanditur;

Sed non in his me parva spe fallo

Tristes dies, qui nobis promittunt tristiores dies;

Vincula enim mundi soluta sunt; qui alligat eos iterum

Quam sola egestas, maximus manet nos!

In domo viri boni me sustentare possum serviendo

Sub oculis egregiae mulieris id facere placet;

Nam vaga semper fama labilis est.

Ibo tecum quam primum do cantharos amicis

Reduxitque eam et petiit benedictionem bonorum.

Venit! Videbis eos et ab illis me recipies.


Iuvenis libenter audivit consilium puellae volentem;

Dubitans an verum nunc ei dicat.

Sed placuit ei ut deliret

Hanc domum ducere, illic tantum proci amant.

O! et vidit anulum aureum in digito puellae;

Dicant itaque et audiant diligenter verba.


Venimus, inquit, revertamus! puellae

Semper reprehenduntur qui morantur ad puteum;

Et tamen est tam amabile fonte fluenti garrire.

Surrexerunt ergo et ambo respeximus

Retro in puteum, et dulce desiderium rapuit.


Tacite duas urnas manubrio sumpsit;

Conscendens gradus, Arminiusque sequebatur amatum.

Petivit ut urceolum ad onus divideret.

Sinite illum, inquit; melius est eandem sarcinam ferre viam.

Et Dominus imperans posthac non serviet mihi.

Noli me tam graviter intueri, quasi dubia sint fata mea!

Disce mulieri bono tempore servire secundum suam fortunam!

Sola enim serviens tandem advenit dominium;

Merito virtus tua est in domo tua.

Soror fratri mature servit, parentibus servit;

Et vita eius semper est aeterna adventus et eundo

Vel tollendi et portandi, aliis parandi et creandi.

Bonum est ei quando assuescit hoc quod nulla via 

Est illi acida et noctis horae ei sunt sicut horae diei;

Ut numquam putes opus angustum et acus nimis tenue;

Ut se totaliter obliviscatur ac solum in aliis vivat!

Ut enim mater, amen, omnibus indiget virtutibus;

Infans cum femina aegra excitat et cibum desiderat

Ab infirmis et sic ad dolorem curarum accumula.

Viginti coniuncti non possunt hanc dolorem sustinere.

Nec non; sed grato animo videant.


Sic fatur et tacita cum comite veniens per hortum 

Ad aream horrei; ubi iacebat mulier, quae nuper peperit, 

Quam cum filiabus libenter reliquit;

Servatae illae puellae, pulchrae innocentiae imagines.

Ambo ingressi sunt; et ex altera parte

Ingressus puer utraque manu iudex simul.

Hactenus amissae sunt plangentia matria;

Sed iam senex invenit eam in turba.

Desideriis insiliunt caram matremque salutant;

Gaudere in fratre, conlusor ignotus!

Deinde in Dorotheam se insilierunt et amicas eius salutaverunt;

Petens panem et fructum, sed super omnia potus.

Et transivit aquam in circuitu. Tum pueri biberunt

Et mulier, quae nuper peperit, cum filiabus bibit, 

Sic etiam iudex bibit. Mirati sunt omnes et laudaverunt 

Aquam gloriosam; acerbum erat 

Et refrigerium populo ad bibendum salubriter.


Tunc puella vultu gravi dedit et dixit: Amici, hoc est 

Probabiliter extremum tempus quod tibi urceolum dabo,

Affer ad labra tua, ut labra tingam aqua;

At si potus te refrigerat calido die;

Si pace et puro fonte frueris in umbra;

Tum etiam de me ac de meo officio cogito;

Quod ego feci plus amoris, quam affinitatis.

Quod mihi bonum ostendis, per futuram vitam agnosco.

Invitus te dimittam; sed hoc tempus quisque est ad alterum

Plus oneris quam solacii, et tandem omnes debemus

Disperge nos in aliena, si redire non possumus.

Ecce iuventus, cui munera debemus;

Hoc infantis testam et hoc cibo gratissimum.

Uenit et iubet me in domo sua uidere;

Ut servio divitibus, ibi parentibus excellentibus;

Nec deprimo; quia ubique puella servit;

Et onus esset ei ut in domo serviretur.

Sic placet sequi; hoc videtur sensibile iuvenis

Sic erunt parentes, ut divites decet.

Vale, amice carissime, et gaude

Infans vivus, qui te iam sanus aspicit.

Tu illum ad pectus tuum in his vestimentis coloratis urges;

O, memento iuvenis, bonus ille, qui dedit nobis;

Et quis in posterum etiam me tuum alat ac vestiat!

Et tu, vir optime, dixit, conversus ad iudicem; gratias tibi 

Ago quod pater tuus mecum fuit in multis casibus!


At illa ad bonam matrem genibus flexis, mulier plorans 

Osculata est, et audivit benedictionem susurrare.

Sed tu interea dixisti, judex venerande, Arminius.

Pulcher es, o amice, inter bonos exercitus dinumerare;

Qui cursus penatibus capax.

Saepe enim vidi pecudes et equos;

Sicut oves, in commercio ac mercatura arcte consideratae;

Sed qui omnia accipit, si capax est et bona;

Quique omnia falsis initiis dispergit ac destruit;

Id solum in domum fortuna ac fortuito

Et nimis sero paenitendum est consilium properantis.

Sed videtur intelligere; quia elegit te puella

Ad serviendum tibi in domo et in parentibus tuis, quod bonum est.

Eam bene tene! eris, dum frugalitatis curam gerit;

Nec sororem fallunt, nec parentes filiam suam requirunt.


Multi autem accesserunt et propinqui eius et mulieri 

Nuper pepererunt. Aliqua re nuntians melius habitaculum sibi.

Omnes puellae consilium audiverunt et beatus Arminius

Significans vultu et cum specialibus cogitationibus.

Sic enim alter alteri pervolans;

Cum sponsus fit Dominus, tuta est.

Tum Arminius manum adprehendit et dixit;

Abeamus! dies adpropinquat, et oppidum parvum abest.

Inde Dorotheam foeminas vivacior sermone amplexus est.

Arminius diduxit eam; salutem plurimam praecepit.

Sed tum filii cum delubro et fletu horribili ceciderunt

In veste secunda matrem dimittere noluit.

Una autem et altera feminarum imperando dixit;

Tace, pueri! vadit in civitatem et introducit bona

Satis sit amet, quam frater tuus precepit tibi,

Cum ciconia nuper ad posi eum portavit;

Ea mox videbis cum pulchre deauratis interpretibus.

Itaque dimisit eam, et Arminius rapuit

Vix quisquam cubat et procul iactat sudaria.





Melpomene

Arminius et Dorothea

Duo igitur contra solis occasum ambulaverunt

Nubibus inclusum, nimbumque minax;

De velo, nunc huc, nunc illuc, oculis rutilantibus

Fulgens per campum praenuntians illuminatio.

Mitans, inquit Arminius, nequaquam arces nos introducunt 

Et violentos effundunt; messis enim bona est.

Gaudebant alti, versaque segete;

Quod fere ad altas perambulantes figuras.

Dixit ergo puella ad principem amicum;

Bona vir, cui primum amica fato debeo;

Tota involuta est cum tempestas multos 

Abiectum hominem foris miscet!

Dic nunc primum, et parentes me nosse doce;

Cui deinceps tota anima mea servire volo;

Si quis enim Dominum novit, in eo facilius potest

Cum ea, quae maxime videntur illi, consideret;

Et super quo firmiter posuit significationem.

Dic ergo mihi: quomodo obtineo patrem et matrem?

Et bonus iuvenis prudens respondit;

O quam tibi assentior, ingeniose, puella optima,

Quod te primum rogo, quid parentes tui sentiant!

Hactenus enim nequicquam servire patri meo studui;

Si meam partem curavi,

Mane pratum et sero et vineam tendit.

Satisfeci matrem, probabat;

Sic ergo apparebis illi excellentissima puella;

Cum domus est quam cum cura tua spectes.

Sed non ita est apud patrem; quia etiam apparentias amat.

Bona puella, noli me frigidam et callidam putare

Peregrinum tibi statim patefacio si patrem.

Imo primum me hercule hoc primum aliquid mihi liberum fuit

Sermo garrire insuetum linquit lingua;

Sed omnem fidem e pectore elicis.

Bonus pater in vita aliquam gratiam requirit;

Signa exteriora desiderat amoris, scilicet cultus;

Et posset satiari a servo deteriore;

Qui hoc uti scivit et melius oderit.


Dixit feliciter, simul ocius gressus

Obtenebrare duplicare per iter levi motu;

Spero utrumque simul placere;

Est enim mens matris meae similis; et quoniam 

Ab adulescentia mea non alienus fui ab exteriori ornatu.

Vicini Franci, superioribus diebus

Urbanitatem dederunt; fuit nobili et plebeio

Pro vili agrestibus, et sua quisque commendabat.

Itaque plerumque in Germania

Filii matutini osculis et infringere

Benedictiones ad parentes et diem moraliter sustinuit.

Omnia didici et usus sum ab adulescentia

Quid sit in corde meo, volo seni ostendere.

Sed quis nunc mihi dicat: quomodo egomet tibi 

Occurram? Tibi, unigenito, et amodo domine mi?


Sic ait, ac modo venit sub pirum.

Plena luna fulgebat de caelo;

Nox erat, extremo solis fulgore tectus.

Itaque contra se proponunt

Lumina clara sicut dies et tenebrae noctis.

Et quaesitum, amica, laetus umbra

Arminius, arbor gloriosa, in loco carissimo.

Quis adhuc hodie lacrimas pro exulibus vidit.

Quae cum paululum sedisset, dixit, o iuveni, 

Prehendensque manum puellae; dicat tibi cor tuum, 

Et iusti sequatur illud gratis in omnibus.

Sed non ausus est aliud verbum dicere, quantumcumque 

Hora fas erat; timebat, ne tantum acciperet;

O, et anulum in digito suo signo dolente sensit.

Sederunt ergo taciti et taciti iuxta se.

Puella autem incepit et dixit: Quomodo lunam invenio?

Tam splendidis rutilat bellus! diei claritatem.

Domos et villas ibi in urbe clare videre possum;

Fenestram in fastigio; puto me crustae numeraturum.


Quod vides, respondit adulescens qui detinetur;

Haec est habitatio nostra, ad quam te dejicio;

Et illa fenestra ibi est in tecto cubiculi mei

Istuc fortasse tuum nunc erit; mutamus in domo.

Hi campi nostri sunt, crastina messe maturescant.

Hic in umbra quiescere volumus et cena frui.

Sed descendamus nunc per vineam et hortum

Scandere; quia ecce venit tempestas gravis

Fulgura et mox devorans lunam amabilem plenae.

Surrexerunt ergo et descenderunt in agrum.

Grande segetem noctis claritate gaudens;

Et cum venissent ad vineam, exierunt in tenebras.


Itaque tabulas multas destruxit.

Intonsi positi, vestigia passibus ibant frondibus.

lente manus umeros ingruit illa;

Luminaque volventem, per frondes, aspice, lunam;

Priusquam ille, involutus nubibus nimbosus, 

Conjuges in tenebris reliquit.

Sustentavit ei impendentem fortis vir diligenter;

At ilia ignara scandit et asperiora gressus;

Desiderari recalcitrat, pes finditur, cadere minata est.

Raptim meditata iuventus extendit brachium,

Dilectum tenuit; decidit in umerum molliter;

Pectus demittere ad pectus et ad maxillam. 

Et stans marmora rigida sedula domanda voluntas;

Arctius non pressit, contra pondus aptat.

Et sic sensit onus gloriosum cordis ardorem

Et aspiravit in labiis balsamum; heroicae 

Mulieris magnitudinem gestabat cum virili affectu.


Illa autem celavit dolorem et iocularia verba dixit:

Molestum, sic dicunt guam gentem

Cum domum intrantes, non longe a limine, pes rimas.

Utinam meliore signo voluissem!

Parum moremur parentes tui non obiurgare

Propter claudicam ancillam, et malus dominus apparebis.






Urania

Prospectus

Musae, quae amanti favere cordi amanti;

Egregium adulescentem hucusque via ducebat;

pressit puellam pectore ante proelium; auxiliatur etiam 

Ulterius ad perficiendam unionem duorum amabilium;

Continuo nubes disiungunt, quae laetitiam suam colligent!

Sed ante omnia, dic mihi quid nunc in aedibus agatur!

Impatienter mater tertia vice intravit

Etiam locus hominum, quem diligenter relinquunt;

De tonitruo appropinquante, de rapida obscuratione lunae;

Tum filii absentis et noctis discrimina nati;

Amicos vivam increpavit quia non loquebatur puella

Sine blanditia eum quamprimum ab adulescente discessit.


Noli peius facere malum, pater indignatus dixit;

Videtis enim nos ipsi exitum exspectamus.


Sed placide coepit loqui proximus sedens;

Ego semper debeo in tam turbidis horis,

Beatissimo patri meo, qui dedit mihi in puero radicem

Omnis impatientia exorta est ut non parva utre relicta

Et exspectare statim didici, sicut nemo sapiens fecit.

Dic mihi, respondit sacerdos, qua fraude senis opus est? -

Gaudeo tibi dicere, quod quisque meminisse potest,

Dixit proximus. Sicut puer steti diebus dominicis

Impatiens semel, inhians carpentum;

Quod nos ad fontem tiliae duceret.

Sed non venit; Huc illucque quasi mustela cucurri

Gradus sursum et deorsum et a fenestra ad ianuam.

Tinxerunt manus meae; tabulas exaravi

Stupebam, et clamavi.

Vir serenus omnia vidit; sed cum tandem obtinuit eam

Stulte nimis, bracchium tacite arripuit;

Ad fenestram adduxi et verba dubia locutus est;

Videsne illic officina fabri hodie clausa esse?

Cras aperit; movet planius et vidit;

Et sic de mane usque ad vesperum fit horae laborantis.

Sed hoc vide: cras veniet in posterum;

Sicut dominus turbatur cum omnibus sociis suis

Loculum tibi parare et celeriter ac docte perficere;

Atque illi assidue deferunt domo tabulata;

Quod patiens durat et impatiens accipit;

Propediem grave tecta feret.

Statim vidi omnia vere evenire spiritu;

Vidi tabulas junctas, et atro pingere paratas;

Nunc patienter sedit et raedam placide expectabat.

Alii nunc in dubiis currunt expectationem

Circum intemperans, loculum mihi cogitandum est.


Parochus subridens dixit: Stat imago mortis movens,

Non ut metus sapientibus, nec ut finis piis.

Illa in vitam impellit, ac docet agere;

Spem suam confirmat futurae salutis in tribulatione;

Mors utrique vita fit. pater male

Puer sensit mortem in morte indicavit.

Ostende iuveni generosae maturae aetatis

Aetas valor, aetas, utraeque eterni circuli

Gaude et sic vitam integram in vita!


Sed ostium apertum est. Gloriosus coniugum apparuit

Et stupet amicas, stupet amantes parentes

De sponsae educatione, de sponsae educatione comparanda;

Ianua nimis parva visa est, figurae altae

Intromissus, qui nunc limen simul intravit.

Arminius volatilibus verbis eam ad parentes introducit.

Ecce est, inquit, puella qualis in domo uis.

Care pater, bene accipe; merenti fecit. et amor

Mater, statim eam roga de toto ambitu oeconomiae;

Quod videas quantum meretur propinquior tibi.

Egregium pastorem raptim deposuit;

Ait: Iam, dignissime domine, ab hac sollicitudine me relaxa,

Festinate, et nodum quem horresco evolvere solvite.

Fac non petat puellam sponsam meam esse

Sed putat se in domum ire ut ancilla, et metuo

Quod statim connubii cogitamus invitus fugit.

Sed statim statuatur! Non iniuriam

Maneat iam dubitationem ferre non possum.

Festina et hic etiam sapientiam quam veneramur ostende!

Sacerdos autem statim se convertit ad societatem.

Sed proh dolor, obnubilata est oratio patris

Iam anima puellae; quod clara verba

Commode locutus est modo in bono sensu;

Ita placet, mi puer! Im laetus scio qui habet filium

Item gustus patris, qui tempore indicabat.

Semper pulcherrimae ad choream ducebantur 

Et tandem pulcherrimae introduxit se 

In domum suam quasi mulierem; mater erat.

Quia sponsa quam homo eligit, statim ostendit

Qualis animus sit, an ipse suam dignitatem sentiat.

Sed tu probabiliter opus est tantum tempus 

Ut mentem tuam componas?

Puto enim sequi non tam difficile.


Arminius mobiliter tantum verba audivit; tremuit artus

Intus, et tacitus extemplo totus circulus erat.


Sed puella egregia, talibus ludibriis verbis,

Ut sibi visa sunt, laesa perculsa anima est;

Stabat erubescens, genas ad collum

Admoto; sed constitit et se simul extraxerunt

Tunc dixit ad senem, non celans dolorem;

Crede! non praeparavit me filius meus ad tale receptionem;

Sic me pater, optime civis descripserat;

Novi ego te, vir doctus; qui cum omnibus 

Et secundum multitudinem prudenter agit.

Sed videtur te non satis misereri erga pauperes

Quis nunc limen intrat, et qui tibi servire paratus est;

Aliter enim mihi non acerbo ludibrio ostenderis

Quam remotus fatum meum a filio tuo et a te.

Sane, cum parvo fasciculo tantum ingredior domum pauperis;

Quod omnibus rebus provisum facit certos felices incolas;

Sed bene me novi et totam relationem sentio.

Estne mihi tam egregium convicium statim occurrere?

Quis me in limine fere a domo pellit?


Trepidatio Arminius percitus amico spirituali, annuit.

Volebat esse medium, ut statim errorem depelleret.

Homo astutus festinanter accessit et puellam aspexit

Obmutuit dolor et tenuit dolorem et lacrimas in oculis.

Tunc spiritus imperat ne extemplo tumultum solveret,

Potius temptare puellae passionem.

Tunc dixit ei in conamine verbis:

Certe non bene putabas, o puella peregrina;

Si festinatis alienis ministrare;

Quid vellet intrare domum domini imperatoris;

Quia handshake determinat omnem annum

Et tolerans multum iungitur uno verbo.

Non sunt durissima pars servitutis infatigabilis viarum;

Non acerbus labor semper urget;

Nam cum servo simul activus liber certat;

Sed ad libitum Domini cum iniuste corripit;

Vel cupit hoc et illud, contra se ipsum;

Ac mulierum vehementia facile irascitur;

Rudis et ferox cum liberis nequitia;

Hoc durum est perpeti, et tamen officium adimplere

Impunitus ac velox, ne titubet.

Sed non videris idoneus, cum patris tui iocos

Tanto iam te percute, et tamen nihil communius;

Quam virginem cruciare ut adulescens placeat.


Sic fatur. Sensit puella loquelam rectam; quod diutius 

Tenere non poterat; eius affectus manifestata sunt

Grave, pertactum pectus, unde venit gemitus;

Quae confestim ardentibus lachrymis profudit;

O prudens, qui in dolore numquam scit nos admonere!

Cogita quam exiguum verbum, frigus, pectus liberare

Omnipotens sempiterne dolorum, quem sors alta nobis infligit.

Laetus es et laetus, quomodo te laedet iocus?

Aegrotus quoque dolens tactum sentit.

Imo, non faceret mihi quidquam boni si me ipse fingere possem.

Te statim ostende, qui tantum postea graviorem dolorem auxit

Et forsitan in miseria adhuc edax pressus sum.

Iterum me dimitte in domo manere non licet;

Volo ire et ire ad quaerendas pauperes meos;

In infortuniis reliqui, mihi solum eligens optimum.

Haec mea firma constantia est; et ego nunc tibi confiteor

Quod alioqui in corde annis occultum fuisset.

Imo patris ludibrium me graviter percussit: non quia ego

Superbus sum et sensibile, quod fortasse non decet ancillam;

Sed quia inclinatio est in corde meo

Contra adolescentem qui apparuit mihi hodie salvatorem.

Quia semel in platea me reliquit, sic semper fuit

Adhaesit animo; cogitavi felix puella

Ut sponsam in corde tenere vellet.

Et cum inveni eum iterum ad fontem, lætatus sum in his

Quantum si coelestis visus esset mihi. Quem ego 

Tam libenter secutus sum, cum me esse ancillam rogavit.

Sed sane blanditur mihi cor meum.

In via hic, quasi merear si sine auxilio domus fieres.

Sed, proh dolor! nunc prima pericula in quibus

Tam prope dilectum tacitum habitare volui.

Tantum nunc sentio quam procul misera puella sit

Adolescens locupletior, etsi aptissimus.

Haec locutus sum, ne vos cor vos judicetis;

Quod fortuitum offendat, ad quod reflexionem debeo.

Id quod exspectem, tacita celans vota,

Prius sponsam domum referat;

Et quonam pacto tunc tulissem occultum dolorem?

Laetus sum monitus, et laetus solvit mysterium

Libera te de sinu, iam sanabile malum.

At dicatur! Et nunc diutius in domo manebo

Nihil hic tene, ubi modo sto pudeat et timet

Sponte confitens inclinationem et spem stultam.

Non ea nox, quae nubibus ullis labat;

Non me volvens tonans praeveniet;

Non imber, quod violenter foris cadit;

Nee rabiosa tempestas. Omnia pertuli

De tristi fuga et propinquis hostibus persequentibus.

Et nunc iterum egredior, quod diu consuevi;

Raptus ab omni voragine temporis.

Vale! Non sum diutius mansurus; nunc est.


Sic ait, retro celerans ad fores;

Adhuc retinens fasciculum sub brachio suo detulit.

Sed mater puellam utrisque armis adprehendit;

Arripuit umbilicum, ac stupens ac stupefactus clamabat;

"Dic mihi, quid est hoc mihi? et vanis lachrymis?

Non, non dimittam te; Sponsus filii mei es.

Sed pater nolebat respiciens flentem mulierem, 

Et anxia verba locutus est; illud vero, 

Quod veniam pro summa indulgentia tandem obtinuit;

Quod mihi in fine diei accidit molestissimum!

Nihil enim me lachrymis foeminarum tolerabilius est;

Clamoribus iracundis incipiunt tumultuari;

Quid languidius paulo usitatius expediri posset.

Mirum hoc principium mihi iam molestum est

Intueri. Perfice te ipsum! Im iens ad lectum.

Qui cito conversus ad cubiculum ire contendit;

Ubi thorus eius erat et ubi requiescebat.

Et tenuit eum filius, et deprecans verba dixit:

Pater, noli festinare et ne irascaris puellae!

Ego solus sum in culpa pro omni confusione,

Improviso augetur amico per simulationem.

Loquere, domine dignissime! quod tibi rei credidi.

Noli metum ac molestiam cumulare; potius rem totam perfice!

Nolo enim te in posterum tantopere colere;

Si tantum pro gloria sapientiae gloriaris.


Respondens bonus pastor subridens ait:

Quaenam esset illa pulchra confessio?

Ex his bonis nos elicit eorumque animos?

Nonne cura tua statim jucunditas et gaudium fiebat?

Sic modo pro te ipso loquere! 

Quid opus est alterius explicatione?

Nunc Arminius iit, ait, verbaque compellat amicis;

Nec lachrymas doleas, neve dolores fugaces;

Quia complent felicitatem meam, et, ut opto, tua.

Egregiam puellam virginem ne conducere advenam;

Veni ad puteum; veni ad petat amorem tuum

Sed, proh dolor! meus vultus fugax, poterat benificium

Cor tuum non vides; sola benignitas in oculis videbat;

Cum e speculo bene quiete salutavi.

Quemadmodum te in aedes ducens, media felicitas erat.

Nunc autem perficite me! O me benedicite!

Et puella intuens iuvenem magno animi motu

Nec tamen amplexus et basiorum culmen gaudii vitavit;

Si amantes, exspectati assecurationis

Felicitas futura in vita, quae nunc infinita videtur.


Et parochus aliis omnia exposuerat.

Puella autem venit coram patre suo valde

Tendens et osculans manum, subtrahitur;

Ait: Iure mirantibus ignosces;

Primum lacrimae doloris et nunc lacrimae laetitiae.

O affectum mihi ignosce! et hoc mihi ignosce et modo me

Inveniam in felicitate quae nuper mihi concessa est!

Prima mihi culpa molesta et confusa fuit;

Novissima simul esto! Quod ancilla suscipit

Fide, ad amandum munus, filia te erubescere!


Quam pater statim amplexatus est, lacrimas occultans.

Accessit, et osculatus est eam.

Manibus excussis; mulieres flentes tacebant.


Bonus sensibilis pastor hoc raptim percepit

Primum manu patris anulum nuptiale e digito traxit

(Non ita facilis; tenebatur crassaque menbra);

Annulum matris in eo suscepit et filios despondit;

Ait: Iterum esto fata circulis aureis;

Vinculum arcte, idem ac vetus.

Hic iuvenis penitus amare puellam

Et puella fatetur se etiam iuvenem velle.

Itaque hic tibi despondeo et benedico tibi futura tempora;

De voluntate parentum et amici testimonio.


Et incurvavit se proximum benedictionibus.

Sed ut nunc spiritualis domine circulus aureus

Induta puellae manum vidit alteram stupefactam;

Quod prius ad fontem Arminius diligenter observaverat.

Et tum blande ioculariter dixit;

Quam! iterum occupati estis? Quod non primum

Sponsus se offert obstantibus ad aram!


Sed in dictum est. O me memorem desere!

Dedicate momentum! Quia bene meretur;

Qui mihi itidem dedit nec domum rediit.

Omnia praevidet, cito libertatis amorem;

Cum voluntas operis in novo, mutato ente

Parisios compulit, ubi carcerem et mortem repperit.

Feliciter vive, inquit. Eo, quia omnia movet

Nunc in terra omnia separare videntur.

Leges fundamentales firmissimas civitates dissolvunt;

Distrahitur autem possessio a domino veteri.

Amicus ab amico discedit: sic amor ab amore recedit.

Te hic relinquo; et ubi ego te semper videbo vos

Invenies, quis scit? Haec loquitur fortasse novissima.

Recte dicitur hominem solum hospitem esse hic in terris.

Quisque nunc quam semper efficitur varius.

Non iam habemus terram; thesauri errant;

Aurum et argentum ex antiquis sacris formis liquefaciunt;

Omnia movet sicut mundus qui formabatur retrocedere volebat

Dissolve in chaos et noctes, et compone de novo.

Cor tuum erga me custodis; et una die iterum se invenies

Super ruinas mundi renovati sumus creaturae;

Transfiguratus est et liber et sine fato.

Quid enim cepit per tales dies? Sed ne semper nos 

Ex his periculis feliciter evasit, iterum nos 

Cum gaudio amplexans; o, sic habe imaginem meam 

Fluitans in conspectu tuo cogitationum;

Paratus sis pari animo ad felicitatem et infortuniam!

Novus habitatio te allicit, et nexum novum;

Perfruere ergo grato quod tibi fata parat!

Amantes puros amate, et gratos servate bonis.

Sed tum demum pede mobili leviter tango;

Quia duplex damnum latet dolor novi.

Sanctus dies tibi; sed non magis vitam diligemus

Sicut aliud bonum, et omnia bona fraudulenta.

Sic fatur: nec umquam mihi inclyta visa est.

Omnia tamen perdidi, ac miliens monitum.

Nunc quoque verbum cogito, quia amor mihi pulcher est, 

Hic felicitas parata reclusit spem pulcherrimam mihi.

Ignoscas mihi, amice optime, quod etiam in brachio meo;

tenens, bebe! Ita videtur naviculari qui tandem exposuit

Etiam tutissima humus firmissima quatienda est.


Sic ait, et pariter. Sed sponsus generoso virili 

Affectu locutus est; fortior esto, in communi convulsione;

Dorothea, vinculum! Volumus ultima et ultima

Stricta nobis tene et stricta ad pulcherrimas possessiones tene.

Nam vir cuius animus vacillat etiam temporibus;

Malos multiplicat et longius dilatat;

Sed ille, qui firmiter insistit sensui, mundum format pro se.

Germanum non decet, terribilis motus

Vacillare passim atque abducere.

Hoc nostrum est, sic dicamus, et sic asseramus.

Laudantur enim adhuc populi constanter;

Illi pro Deo et lege, pro parentibus, mulieribus et filiis

Conflictatus et stantibus in hostem cessit.

Meus es; et nunc meus est magis quam semper.

Nolo eam cum dolore retinere et cum cura fruere;

Sed virtute et viribus. Et hoc tempus inimicis minantur

Aut in posterum armare me et arma tradere.

Scio te tantum domus et parentes amantes esse curam;

O pectus sic profecto hostem.

Et si omnes sicut me sentirent, potestas resurgeret

Contra potentia, et pace omnes usi sumus.





GOETHE THE MOTHERS


translated by Torsten Schwanke




Dark Gallery


Mephistopheles

Why do you draw me into these gloomy corridors?

Is there not pleasure enough in there,

In the dense, colourful courtyard bustle

Opportunity for fun and deceit?


Faust

Don't tell me that, you wore it out in the old days

Long since worn on the soles;

But now your to and fro

Is but to keep me from my word.

But I am tormented to do:

The marshal and the chamberlain drive me now.

The emperor wills, it must be done at once,

He wants to see Helen and Paris before him;

The pattern of men and women

In clear figures he wants to see.

Quickly to work! I must not break my word.


Mephistopheles

It was foolish, reckless to promise.


Faust

Thou hast not thought, journeyman,

Where your arts will lead us;

First we made him rich,

Now we shall amuse him.


Mephistopheles

You think it will happen at once;

Here we stand before steep steps,

Reaching into a stranger's domain,

Thou dost sacrilegiously run up new debts,

Thinking to conjure up Helen as easily

Like the paper ghost of florins.

With witches' charmes, with ghostly goblins,

I am at the service of keel-headed dwarfs;

But devil-lovers, though not to be scolded,

They cannot be considered heroines.


Faust

Here we have the old lyre‘s note!

With you, one always ends up in the unknown.

You are the father of all obstacles,

For every means you want a new reward.

With a few murmurs, I know, it's done;

As one looks around, you bring them to the spot.


Mephistopheles

The heathen people are none of my business,

They dwell in their own hell;

But there is a remedy. 


Faust

Speak, and without delay!


Mephistopheles

I hate to discover a higher secret.

Goddesses are enthroned in solitude,

Around them no place, still less a time;

To speak of them is an embarrassment.

The mothers they are!...


Faust

Mothers!...


Mephistopheles

Do you shudder?


Faust

The mothers! Mothers! It sounds so strange!


Mephistopheles

So it is. Goddesses, unknown

To you mortals, not gladly called by us.

For their dwelling you may dig deepest;

It is your own fault that we need them.


Faust

Where to?


Mephistopheles

No way! Into the untrodden,

Not to be entered; a way to the unasked for,

Not to be asked. Are you ready? 

Not locks are, not bolts to push away,

Thou art driven about by loneliness!

Hast thou a notion of dreariness and loneliness?!


Faust

Thou wouldst, I think, spare such sayings;

Here it smells like a witch's kitchen,

Of a time long past.

Must I not consort with the world?

Learn emptiness, teach emptiness? 

I spoke reasonably, as I looked on,

The contradiction sounded twice as loud;

Must I even from vile pranks

To solitude, to savagery escape

And, not to fail altogether, to live alone,

To the devil give me up at last.


Mephistopheles

And had you swum the ocean,

The boundless there beheld,

Thou wouldst see wave upon wave there,

Even if you were afraid of sinking.

You would see some seed in the green

Of the still seas, you'd see dolphins brimming;

You'll see clouds drifting, sun, moon and stars,

You'll see nothing in the empty distance,

Nor hear the step you take,

Nor find a firm place where thou mayest rest.


Faust

Thou speakest first of all mystagogues,

Who ever deceived faithful neophytes;

Only the other way round. 

Thou send'st me into the void,

That there I may increase art as power;

Treat me that I, like that cat,

May scrape your chestnuts from your embers.

Go on! we want to fathom it,

In your nothingness I hope to find all.


Mephistopheles

I praise thee ere thou part from me,

And see well that thou knowest the devil;

Here, take this key.


Faust

The little thing!


Mephistopheles

First take hold of it and don't hold it in low esteem.


Faust

It grows in my hand! it shines, flashes!


Mephistopheles

Do you now soon perceive what is possessed in him?

The key will scent the right place,

Follow it down, it will lead you to the mothers.


Faust

To the mothers! It always hits me like a blow!

What is the word that I do not like to hear?


Mephistopheles

Are you limited, that new word disturbs you?

Do you only want to hear what you've already heard?

Let nothing disturb thee, however it may sound further,

Already used to the most wonderful things.


Faust

But I do not seek my salvation in stiffness,

Shuddering is mankind's best part;

As the world may tease its sensibilities,

It feels the monstrous deeply.


Mephistopheles

Sink then! I could also say: climb!

It is all the same. Escape from the state of being

Into the realms unbound by form!

Revel in what has long since ceased to exist;

The drifting twines like clouds,

Swing the key, keep them at bay!


Faust

Well! Firmly grasping it, I feel new strength,

My breast enlarged, towards the great work.


Mephistopheles

A glowing tripod proclaims to thee at last,

Thou art in the deepest, deepest pit.

By its glow thou shalt see the mothers,

Some sit, others stand and walk,

As it comes. Formation, transformation,

The eternal Logos' eternal entertainment.

Floating with images of all creatures;

They see thee not, for they see but shadows.

Then take heart, for the danger is great,

And go straight for that tripod,

Touch it with your key! 


Mephistopheles

That's right!

He joins, he follows as a faithful servant;

Steadily you rise, happiness lifts you up,

And before they know it, you're back with him.

And once thou hast brought him here,

Thou call'st hero and heroine out of the night,

The first that dares that deed;

It is done, and thou hast done it.

Then henceforth, after magical treatment,

The smoke of incense must rise to gods.


Faust

And now what? 


Mephistopheles

Your being strive down;

Sinking stamping, stamping you rise again.

If only the key will serve him best!

Curious am I whether he will come again.




Brightly lit halls


Chamberlain

You still owe us the ghost scene;

Get to it! the master is impatient.


Marshall

Just now the most gracious asks about it;

You! do not hesitate to the majesty's disgrace.


Mephistopheles

Is that why my companion has gone away?

He already knows how to begin,

And labours in secret silence,

Must take special care;

For he who would raise the treasure, the beautiful,

Needs the highest art, the magic of the wise.


Marshall

What you need for arts is all the same:

The emperor wants everything to be ready.


Blonde one

A word, my lord! You see a clear face,

But it's not like that in the summer!

There sprout a hundred brownish red spots,

That cover the white skin to your displeasure.

A remedy! 


Mephistopheles

What a pity! Such a shining sweetheart

Spotted in May like your panther kittens.

Take frog's spawn, toad's tongues, cohobated,

Carefully distilled in the fullest moonlight

And when it wanes, spread it clean,

Spring is coming, the specks are gone.


Brown one

The crowd is pressing to surround you.

I ask for means! A frostbitten foot

Prevents me from walking as well as dancing,

Even clumsily I move to greet.


Mephistopheles

Allow a kick from my foot.


Brown one

Well, that happens between lovers.


Mephistopheles

My footstep, child, has greater things in store.

To like, what one also suffered;

Foot heals foot, so it is with all limbs.

Come on! Take heed! You shall not return it.


Brown one

Woe! Woe! That burns! That was a hard kick, 

Like a horse's hoof.


Mephistopheles

The cure you take with you.

You may now dance as you please,

At table revel with your loved one.


Lady

Let me through! My pains are too great,

They are seething in my deepest heart;

Till yesterday he sought salvation in my looks,

He gossips with her and turns his back on me.


Mephistopheles

It's a bit dubious, but hear me.

You must approach him quietly;

Take this charcoal, paint him a line

On sleeve, cloak, shoulder, as is fitting;

He feels in his heart a sweet pang of remorse.

But you must swallow the coal at once,

Bring not wine, nor water to his lips;

He sighs at your door tonight.


Lady

Is it not poison? 


Mephistopheles

Respect where it is due!

Far would you have to run for such coal;

It comes from a funeral pyre,

Which otherwise we more diligently stoke.


Page

I'm in love, they don't think I'm ripe.


Mephistopheles

I no longer know where to listen.

Don't bet your fortune on the youngest.

The aged know you well. 

New ones again! What a hard fight!

I help myself at last with truth;

The worst remedy! The need is great. 

O mothers, mothers! Let Faust go!

The lights are already burning dimly in the hall,

The whole court moves at once.

Properly I see them march in succession

Through long corridors, distant galleries.

Now! they gather in the wide space

Of the old knight's hall, it hardly holds them.

On broad walls carpets spend,

With armoury corners and niches adorn'd.

Here, I think, no magic words are needed;

The spirits find their way to the place of their own accord.




Knights' Hall


Herald

My old business, to announce the spectacle,

The spirits' secret work languishes in me;

In vain one dares, for sensible reasons

To explain the confused switching.

The chairs are already at hand;

The emperor is seated just in front of the wall;

On the wallpaper he may there contemplate

Of the great time most comfortably.

Here now sits all, lord and court in the round,

The benches crowd in the background;

Even sweetheart, in dark ghostly hours,

At sweet love's page hath found a pleasant place.

And so, since all have taken their seats,

We are ready; the spirits may come!


Astrologer

Let the drama begin,

The lord commands, you walls open!

Nothing hinders any more, here is magic at hand:

The carpets vanish, as if rolled by fire;

The wall splits, it turns back,

A deep theatre seems to rise,

Mysterious a glow to light us up,

And I mount the proscenium.


Mephistopheles

From here I hope for general favour,

The devil's art of speech is to blow in.

You know the beat in which the stars walk,

And will masterly understand my whisper.


Astrologer

By miraculous power all here appears for show,

Massive enough, an ancient temple.

Like Atlas that once supported the heavens,

Here stand rows and rows of pillars;

They may well bear the weight of the rock,

Since two already carry a great building.


Architect

That would be antique! I wouldn't know how to praise it,

It should be called crude and supercilious.

Crude is called noble, unhelpful is called great.

Narrow pillars I love, striving, boundless;

A pointed arched zenith lifts the spirit;

Such a building builds us up most of all.


Astrologer

Receive with reverence star-filled hours;

By magic word be reason bound;

But far away move free

Glorious, wandering phantasy.

With eyes now behold what you boldly desire,

Impossible it is, therefore worthy of belief.


Astrologer

In priestly garb, garlanded, a miracle man,

Who now performs what he confidently began.

A tripod rises with him from a hollow tomb,

I can smell the fragrance of incense in the bowl.

He prepares to bless the great work;

From now on, only good things can come.


Faust

In your name, mothers enthroned

In the boundless, dwell eternally lonely,

And yet companionable. Around your head hover

Images of life, lively, without life.

What once was, in all glamour and shine,

It stirs there, for it wants to be eternal.

And you distribute it, all-powerful forces,

To the tent of day, to the vault of night.

Some are gripped by life's gentle course,

Others the bold magician seeks;

In rich gifts he lets, full of trust,

What each desires, the wondrous see.


Astrologer

The glowing key barely touches the bowl,

A hazy mist immediately covers the room;

It creeps in, it billows like clouds,

Stretched, clenched, twisted, divided, paired.

And now recognise a ghostly masterpiece!

As they walk, they make music.

From airy tones a know-not-like springs,

As they draw, all becomes melody.

The column shaft, even the triglyph sounds,

I even think the whole temple sings.

The hazy descends; out of the light pile

A beautiful youth emerges in time.

Here my office is silent, I need not name him,

Who should not know fair Paris!


First Lady

O! what a splendour of blossoming youth!


Second Lady

Like a peach fresh and full of juice!


Third Lady

The finely drawn, sweetly swollen lips!


Fourth Lady

Would you like to sip from such a cup?


Fifth Lady

He is quite pretty, even if he is not very fine.


Sixth Lady

He could be a little more agile.


Knight

I think I feel the shepherd's servant here,

Nothing of the prince and nothing of court manners.


Another knight

Ah well! half naked the boy is beautiful,

But we must first see him in his armour!


Lady

He sits down, softly, pleasantly.


Knight

Would you be comfortable on his lap?


Other Lady

He leans his arm so daintily over his head.


Chamberlain

The loutishness! I find that unlawful!


Lady

You gentlemen know how to find fault with everything.


Other Lady

Lolling about in the Emperor's presence!


Lady

He only imagines it! He thinks he's all alone.


Other Lady

The play itself, here it should be polite.


Lady

Sleep has gently taken over the fair one.


Other Lady

He's snoring now; of course it is, perfect!


Young lady

To the incense steam what smells so mixed,

That refreshes my heart most intimately?


Older lady

Truly! A breeze penetrates deep into the mind,

It comes from him! 

It is the flower of growth,

Prepared in the young man as ambrosia

And spreads atmospherically all around.


Mephistopheles

That's what she would be! I would have peace before her;

Pretty she may be, but she does not appeal to me.


Astrologer

There is nothing more for me to do this time,

As a man of honour I confess, I confess now.

Beauty is coming, and if I had tongues of fire -

Beauty has always been sung of -

To whom she appears, she is raptured from herself,

To whom she belonged, she was too highly blest.


Faust

Have I still eyes? Deep in the mind

Beauty's fountain most abundant?

My frightful walk brings blissful profit.

How the world was void to me, undiscovered!

What is it now since my priesthood?

First desirable, established, lasting!

Vanish from me the breath of life,

If I ever from thee rewean! 

The shape that once enraptured me,

In magic's reflection delighted me,

Was but a foam of such beauty! 

It is you to whom I have given 

The impulse of all power,

The epitome of passion,

To thee inclination, love, adoration, madness!


Mephistopheles

So get a grip on yourself and don't fall out of character!


Older lady

Tall, shapely, only the head too small.


Younger lady

Look at that foot! How could it be more clumsy!


Diplomat

I have seen princesses of this kind,

I think she is beautiful from head to foot.


Courtier

She approaches the sleeper cunningly mild.


Lady

How ugly next to a youthful image!


Poet

He is illuminated by her beauty.


Lady

Endymion and Luna! As painted!


Poet

Quite right! The goddess seems to sink down,

She bends over to drink his breath;

Enviable! - A kiss! - The measure is full.


Duenna

In front of everyone! This is too great!


Faust

Terrible favour to the boy! 


Mephistopheles

Quiet! Quiet!

Let the ghost do as he pleases.


Courtier

She creeps away, light-footed; he awakes.


Lady

She looks around! That's what I thought.


Courtier

He is amazed! It's a miracle what happens to him.


Lady

To her it is no miracle what she sees before her.


Courtier

With decency she turns to him.


Lady

I can tell she's taking him to task;

In such a case all men are stupid,

He probably believes that he would be the first.


Knight

Let me have her! Majestically fine! 


Lady

The wooer! That's what I call mean!


Page

I'd like to be in his place!


Courtier

Who wouldn't be caught in such a net?


Lady

The jewel has passed through many a hand,

Even the pardon is quite worn out.


Other lady

From the tenth year she was no good.


Knight

Occasionally everyone takes the best;

I cling to these beautiful scraps.


Scholar

I see her clearly, but I confess freely:

It is doubtful whether it is the right one.

The present seduces into exaggeration,

I stick above all to what is written.

Then I read that she has indeed

Troy's greybeards taken in her net;

And methinks it fits here perfectly:

I am not young, and yet she pleases me.


Astrologer

No more boy! A bold heroic man,

He grasps her, who can hardly defend herself.

Strengthened arm he lifts her high up,

Will he even carry her off?


Faust

Mad fool! You dare! 

Thou hearest not! stop! this is too much!


Mephistopheles

Do it yourself, the grimacing ghost!


Astrologer

Just one more word! After all that has happened,

I call the play the Rape of Helen.


Faust

What rape! Am I for nothing in this place?

Is not this key in my hand?

It led me, through horror and billow and wave

Of the lonelinesses, hither to the firm shore.

Here I find my footing! Here are realities,

From here the spirit may quarrel with spirits,

The double kingdom, the great, may prepare itself.

As far as she was, how can she be nearer!

I save her, and she is twice mine.

Daring! You mothers! Mothers! Ye must grant it!

He who has known her must not do without her.


Astrologer

What are you doing, Faust! 

With violence he grasps her, 

Already the shape is dimming. 

He turns the key towards the youth.

Touch him! Woe is us, woe is us! 

In a moment! In a moment!


Mephistopheles

There you have it! loaded with fools,

That at last comes to the devil's own hurt.


*


COMMENTARY


The three world mothers Rhea, Demeter and Persephone were called mothers in the Greek mysteries. Rhea is the daughter of Gaia and Uranos and sister and at the same time wife of Kronos, to whom she gives birth to Demeter as one of her daughters. Persephone, in turn, is the daughter of Zeus and his sister Demeter.


Goethe has the three mothers appear in the "Mothers" scene in the second part of his Faust poem. In a much more abstract form, they are also referred to in the Jewish Kabbalah. There they appear as the three world-creating basic letters Shin, Aleph and Mem.


Personally, Goethe became aware of this entire relationship with mothers from reading Plutarch. Plutarch, the Greek writer whom Goethe read, speaks of mothers. One scene in Plutarch in particular seems to have made a deep impression on Goethe's mind to have made: The Romans are at war with the Carthaginians. Nicias is Roman-minded and he wants to wrest the city of Engyion from the Carthaginians. He should therefore be handed over to the Carthaginians. Then he acts insane and runs around in the streets shouting: The mothers, the mothers persecute me! - You see from this that in the time of which Plutarch speaks, this relationship of the mothers is not associated with the ordinary sensual understanding, but with a state of human beings in which this sensual understanding is not there, brings into context. Undoubtedly, everything that Goethe read in Plutarch gave him the inspiration to introduce the expression, the idea of mothers, into Faust.


When Mephistopheles mentions the word “mothers,” Faust shudders. Faust has to descend into a realm of the soul in which Mephistopheles can no longer follow him, into a realm of the soul that leads out of the sensuality contaminated by Lucifer, to a province of the soul where the original creative powers can still be found, where the mothers of human soul power reside. The external reason for this is the desire of the Emperor, Paris and Helena to see “the model image of men and women” in “distinct forms”. Here Goethe was referring to Sachs's depiction of how a necromancer at the court of Emperor Maximilian made Helen appear. But it was the emperor himself who fell for her and was paralyzed as a result.


Faust must therefore descend to the mothers. “Into the untrodden, not to be entered; a path to the unbidden, not the too-requested” the path leads into a world of fluctuating appearances without a fixed contour:


FAUST.

The mothers! Mothers! - It sounds so strange!

MEPHISTOPHELES.

That's it too. Goddesses, unknown

To you mortals, we do not like to call them.

For their dwelling you may dig deep;

It's your fault that we need them.

FAUST.

Where is the way?

MEPHISTOPHELES.

No way! Into the untrodden,

Those not allowed to enter; a path to the uninvited,

Not too pleading. Are you ready? 

Not locks not bolts are to push away,

You are driven around by loneliness.

Do you have any concept of desolation and loneliness?

FAUST.

You saved, I thought, such sayings;

It smells like a witch's kitchen here.

MEPHISTOPHELES.

And if you had swum across the ocean,

Seeing the limitless there,

So you would see wave after wave coming there,

Even if you dread doom.

You would see something. You probably look in the green

Dolphins roaming the calm seas;

You saw clouds moving, sun, moon and stars -

You will see nothing in the eternally empty distance,

Not hearing the step you take,

Find nothing solid where you rest.

FAUST.

You speak as the first of all mystagogues,

Who the faithful neophytes ever betrayed;

Just the other way around. You send me into the void,

So that I can increase art as a force there;

Always close! we want to explore it,

In your nothingness I hope to find the all.


Spatial concepts no longer make sense in this world where everything is in fluid motion. Above and below lose their meaning here. Behind the finished creation, Faust steps back into the realm of the forces that brought this creation into being.


Sink then! I could also say: climb!

It doesn't matter. Escape from what has come into being

Empires unbound in the structure!


Mephistopheles can still give Faust the key to this realm, but he cannot enter himself - and this means that Faust can escape Luciferian grasp for the first time!


The journey to the mothers takes Faust to where the human soul has found its origins. Here is the source from which the three most essential soul forces, thinking, feeling and willing, flow. There are three mothers that Faust meets here. You can see how Goethe leads us here into a world that goes much deeper than anything that depth psychology can grasp. Here, Goethe shows us a comprehensive psychology of the human soul, not in abstract terms, but in vivid images.


Faust's mystical immersion in the depths of his own soul leads him to the archetype of the human soul, as it was once created by the gods. From here he can bring Helen, who expresses this eternal archetype in her beautiful nature, into consciousness - so strongly, so intensely that through a kind of mass suggestion it becomes present to the entire assembly at the imperial court, with which Mephistopheles helps a lot, but also through this in turn everything is subject to his control. What first flashed past like a fleeting glow in the witch's kitchen is now clearly in Faust's soul. And yet, he is not yet able to truly unite with this eternal human soul. As soon as he wants to touch Helen, driven by renewed desires, the picture atomizes in a powerful explosion and Faust falls to the ground, paralyzed and unconscious.


This is the danger of all mysticism that penetrates into the inner depths of the soul, that whatever is brought up to consciousness from there must be carried through the Luciferic sphere again. The highest things can again be seized by the lowest desires - with fatal consequences for the soul's life. These overpowering soul forces can strike the consciousness like a powerful electric shock if it cannot surrender to them completely pure and free of sensual fervor. Just look at some mystical writings and notice what lustful fantasies are often mixed into them.


Regarding the mothers that Goethe speaks of, the philosopher also points to the teachings of the Orphics, who in turn influenced Pherecydes of Syros. The Orphics spoke of three supersexual primal principles of the world, which they called Zeus, Chronos and Chaos. They should not be directly equated with the gods of the same name in Greek mythology. They are mothers in the sense that the whole world is born from them. In Pherecydes this became the three primary principles Chronos, Zeus and Chton, which one can only identify with time, space and matter in a very abstract and inauthentic way when one moves from the imaginative image life to the thought life.


In the different cultures of the peoples, the transition from the old experience of images to the experience of thoughts took place at different times. In Greece you can overhear this transition if you take a look at the personality of Pherecydes. He lives in a world of imagination, in which the image experience and the thought still have an equal share. Its three basic ideas, Zeus, Chronos, Chthon, can only be presented in such a way that the soul, in experiencing them, simultaneously feels that it belongs to the events of the external world. You are dealing with three experienced images and can only come to terms with them if you do not allow yourself to be misled by everything that your current habits of mind would like to imagine.


Chronos is not time as it is currently imagined. Chronos is a being that, in today's language, can be called "spiritual" if one is aware that the meaning is not exhausted. Chronos lives, and his activity is consuming, consuming the life of another being, Chthon. Chronos reigns in nature, Chronos reigns in man; in nature and man, Chronos consumes chthon. It doesn't matter whether one experiences the consumption of Chthon by Chronos internally or observes it externally in the processes of nature. Because the same thing happens in both areas. Connected to these two beings is Zeus, who, in the sense of Pherecydes, can no more be imagined as a divine being in the sense of the current conception of mythology than as a mere "space" in today's sense, although he is the being that is what is between Chronos and Chthon, proceeds, creates spatial, extensive design.


The interaction of Chronos, Chthon, Zeus in the sense of Pherecydes is experienced directly in the image, just as the idea of eating is experienced; but it is also experienced in the outside world, as the idea of the blue or red color is experienced. This experience can be presented in the following way. One draws attention to the fire that consumes things. Chronos manifests itself in the activity of the fire, the heat. Anyone who looks at the fire in its effectiveness and does not yet have the independent thought but the image at work sees Chronos. At the same time he sees "time" with the effectiveness of fire - not with the sensual fire. There is no other idea of time before the thought is born. What is currently called “time” is only an idea formed in the age of mental worldview. If you direct your gaze at the water, not as it is as water, but as it transforms into air or steam, or at the dissolving clouds, you experience in the image the power of “Zeus”, the spatially effective broadener; one could also say: that which “radically” expands. And if you look at the water as it becomes solid, or the solid as it forms into liquid, then you see Chthon. Chthon is something that later became “matter,” “substance,” in the age of intellectual worldviews; Zeus has become “ether” or “space”; Chronos at “time”.


Through the interaction of these three primary causes, the world is created in the sense of Pherecydes. Through this interaction, on the one hand, the sensual material ranges arise: fire, air, water, earth; on the other side a sum of invisible, supersensible spirit beings that animate the four material worlds. Zeus, Chronos, Chthon are beings towards whom the expressions “spirit, soul, matter” can be used, but this only approximates the meaning. Only through the connection of these three primordial beings do the more material world kingdoms arise, that of fire, air, water, earth and the more spiritual and spiritual beings. Using an expression of the later world views, one can call Zeus as “space-ether”, Chronos as “time-creator” and Chthon as “material-provider” the three “prime-mothers” of the world. You can still see it in Goethe's Faust, in the scene of the second part where Faust goes to the Mothers.


Just as these three primal beings appear in Pherecydes, they point back to the ideas of predecessors of this personality, the so-called Orphics. These are proponents of a type of imagination that still lives entirely in the old imagery. They also have three primordial beings, Zeus, Chronos and Chaos. In addition to these three “primal mothers,” those of Pherecydes are a degree less pictorial. Pherecydes tries to grasp more through his thought life what the Orphics still fully understood. That is why he appears as the personality in whom one can speak of the “birth of the life of thought”. This is expressed less through Pherecydes' mental version of the Orphic ideas than through a certain basic mood of his soul, which can then be found in a similar way in many of Pherecydes' philosophizing successors in Greece. Pherecydes sees himself forced to see the origin of things in the “good”. He could not connect this term with the “mythical worlds of gods” of ancient times. The beings of this world had soul characteristics that were not compatible with this term. Pherecydes could only think of the concept of the “good”, the perfect, into his three “original reasons”.


This is connected with the fact that the birth of the life of thought was associated with a shock to mental feeling. One should not overlook this spiritual experience where the mental worldview begins. One could not have felt any progress at this beginning if one had not thought that one could grasp something more complete with the idea than was achieved with the old image experience. It is quite self-evident that within this stage of world-view development the feeling referred to here was not clearly expressed. But what was felt was what can now be clearly expressed looking back at the ancient Greek thinkers. It was felt that the images experienced by the immediate ancestors did not lead to the highest, most perfect origins. In these pictures only less perfect primal reasons appeared. The thought must rise to the even higher primal reasons, of which what is seen in images are only the creatures.