DIE KIRCHE I - ESSAYS

VON TORSTEN SCHWANKE



ÖKUMENISCHER DIALOG


wenn ich dir ab und an katholische theologie sende, so deshalb, weil ich die katholische religion für die einzig wahre göttliche offenbarung halte und weil ich der ansicht bin, dass du in einem gewissen bereich deines geistes offen für die wahrheit bist - im gegensatz zu einem anderen evangelikalen freund, der der wahrheit grundsätzlich heftig und mit frechen worten widerstreitet. auch er ist ein freund, aber geistlicher gespräche enthalte ich mich.


*


die marienverehrung steht im lukas, die eucharistie in johannes 6, einsetzung der beichte im osterbericht, krankensalbung in den briefen, sakrament der ehe im epheserbrief, heiligenverehrung siehe hebräerbrief, papstamt im evangelium vom petrusbekenntnis und von petri begegnung mit dem auferstandenen im johannes-evangelium, weihwasser siehe elischa in 2 könige, reliquien siehe elischas gebeine, weihrauch siehe offenbarung, engelverehrung siehe vor allem die propheten daniel und sacharja. wo siehst du da eine mischmaschreligion?


*


DIE MORMONEN, VEGANER FÜR JESUS UND DARBYISTEN HABEN NICHT EINE 2000JÄHRIG GLEICHBLEIBENDE INTERPRETATION DER HEILIGEN SCHRIFT.


*


die lehre hat sich nicht geändert, sondern vertieft, da der heilige geist die kirche immer tiefer in alle weisheit einführt.


*


ZÖLIBAT GRÜNDET IN DER LEBENSWEISE JESU UND DER LEHRE DES PAULUS UND WAR VON ANFANG AN ALS IDEAL FÜR DIE GEISTLICHEN ANGESEHEN, AUF EINEM KONZIL UM 300 N. CHR. FESTGELEGT UND ENDGÜLTIG 1100 NACH CHRISTUS VERBINDLICH FESTGELEGT, ES IST ALSO EINE IM EVANGELIUM GRUNDGELEGTE LEBENSWEISE UND VON DER KIRCHE FORTSCHREITEND IMMER MEHR ALS VERBINDLICH ANGESEHEN.


*


die alten griechen nannten die wahnsinnigen atheos, atheisten, gottverlassene, weil sie sich aufgrund ihrer unerklärlichen krankheit von gott und allen göttern verlassen fühlten. da halfen auch keine frommen sprüche.


*


das halte ich für dummes zeug. gott ist auch immer da, und dennoch schrie jesus: mein gott, warum hast du mich verlassen


*


wahrheit... heute sagt man: "für mich ist das so..." angenommen ein mensch hat kopfschmerzen und teilt das seinem freund mit, und der sagt: "für mich hast du keine kopfschmerzen."... ich: "mein gott, warum hast du mich verlassen?" du: "für mich hat gott dich nicht verlassen." was heißt denn das?


*


und auch ich - in christi leiden - habe anteil an der gottverlassenheit christi, denn der knecht ist nicht mehr als der meister


*


sah einen bericht über österreichische freikirchen. mir scheint inzwischen, dass katholisch und freikirchlich zwei sehr verschiedene religionen sind


*


der mystische leib christi ist die sichtbare, hierarchische, von jesus gegründete apostolische heilige katholische kirche. nichtkatholische christen gehören dem leib christi durch die taufe an, aber sind nicht glieder des leibes im vollsinn, da sie den sakramentalen leib christi nicht empfangen und nicht die fülle des glaubens bekennen.


*


dass unsere zeit die zeit der apokalypse ist, glaube ich nicht, weil ich ein "verkappter freikirchler" wäre, sondern weil ich ein treuer schüler der jungfrau maria und ihrer prophetischen botschaften bin. maria selbst ist apokalyptikerin.


*


was genau die katholische lehre über das 1000jährige reich ist, kann ich dir nicht sagen. in den ersten zwei jahrhunderten der kirche hat man das diskutiert, da gab es einige lehrer, die den millenarismus verteidigten, diese lehre aber ist von den kirchenväter abgelehnt worden. die lehre ist dann mit dem pietismus und von da später bei den evangelikalen wieder aufgekommen.


*


viele der aktuellen botschaften mariens sind kommentare zur apokalypse. sie sagt, wir leben in den "letzten zeiten", die sie unterscheidet von der "endzeit mit der wiederkunft jesu in herrlichkeit zum weltgericht". die "letzten zeiten" sind die epoche des weltweiten glaubensabfalls, der passion und reinigung der kirche, der herrschaft antichristlicher mächte, der großen geistigen verwirrung bis hinein in die spitzen der kirche, der weltweiten kriege, naturkatastrophen, klimaveränderungen, massenmigration und öffentlichen sexuellen sünden. sie verkündet ein eingreifen jesu, das zu einer bekehrung großer teile der menschheit zu gott führt und zu einem friedensreich, in dem jesus als könig und maria als königin verherrlicht werden. sie nennt es "eine zeit des friedens" oder auch "den triumph meines unbefleckten herzens". russland spielt eine wichtige rolle in diesen ereignissen. den begriff "tausendjähriges reich" verwendet sie nicht, und von der evangelikalen "entrückung" ist bei ihr auch nicht die rede.


*


für mich ist die kirche eine frage der absoluten wahrheit und nicht des beliebigen geschmacks (wie in deiner gourmet-theologie)


*


die katholische kirche ist ein feinschmecker-restaurant, in dem es den leib christi als speise und das blut christi als trank gibt (spiritual drink). daneben gibt es noch verschiedene amerikanische schnellimbisse, da gibt es nur gewöhnliches brot und schlechten wein.


*


gott liebt vielfalt, aber in einheit. wie jesus mit dem vater eins ist, soll auch die kirche eins sein. wie es in den großen glaubensbekenntnissen heißt: ich glaube an die EINE heilige apostolische und katholische kirche. die kirche ist vielfalt in einheit. aber wo kann es einheit geben, wenn lutheraner den leib christi hunden zu fressen geben oder pfingstler der heiligen mutter gottes in den hintern treten? da fehlt die einheit. die katholische kirche ist vielfalt im bekenntnis des EINEN glaubens, den christus den aposteln überliefert hat. eine unterscheidung von himmelreich und konkreter kirche finde ich nicht im neuen testament. christus ist monogam.


*


dein restaurant ist also ein über den konfessionen schwebendes christentum, dass dann verschiedene kirchen als verschiedene mahlzeiten anbietet. dieses schwebende christentum ist dann deine "wahre kirche", die eine rein geistige zusammengehörigkeit von christen aus allen kirchen und gemeinden ist. christus hat aber kein freischwebendes christentum gegründet, sondern eine konkrete apostolische kirche um das sakrament seines leibes und blutes. was wäre denn das glaubensbekenntnis deiner geisterkirche? da es doch so viele widersprüchliche glaubensbekenntnisse gibt. zum beispiel: glaubt deine freischwebende "brautgemeinde" an den leib christi oder an ein bloßes gedächtnismahl? was ist denn das credo einer solchen geistergemeinde? nein, christus will eine sichtbare apostolische kirche als "grundfeste und säule der wahrheit". christus als haupt hat nur Einen leib, und der ist nicht unter sich uneins.


*


lange sagte die katholische kirche: außerhalb der kirche kein heil. mit dem vatikanum II sagte man dann, auch in anderen kirchen und kirchlichen gemeinschaften sind elemente der wahrheit, des heiligen geistes enthalten, da gibt es eine gewisse verbundenheit mit der kirche, außerhalb derer es kein heil gibt. das zur versöhnung.


maria sagt: die fülle der wahrheit ist nur in der katholischen kirche aufbewahrt. bei gott gibt es keine halbwahrheiten.


*


DIE FREIKIRCHEN HABEN ANTEIL AM KATHOLISCHEN GLAUBEN, WENN SIE BEKENNEN, DAS JESUS DER HERR IST, VON EINER JUNGFRAU GEBOREN, DER WUNDER GEWIRKT HAT, AM KREUZ FÜR UNSERE SÜNDEN GESTORBEN IST, WAHRHAFT LEIBLICH AUFERSTANDEN IST, IHM ALLE GEWALT GEGEBEN IST, ER WIEDERKOMMEN WIRD ZUM GERICHT, WENN SIE GLAUBEN, DASS DER HEILIGE GEIST GOTT IST, DER MITTEN UNTER DEN LOBGESÄNGEN WOHNT. DAS, UND DASS DIE BIBEL DAS INSPIRIERTE WORT GOTTES IST, IST GUT KATHOLISCH. ALLERDINGS FEHLEN IHNEN EINIGE WICHTIGE ELEMENTE: DASS DIE EUCHARISTIE LEIB CHRISTI IST, DASS MARIA UNS VON JESUS AM KREUZ ZUR MUTTER GEGEBEN IST, DIE FÜRSPRACHE DER HEILIGEN, DIE REINIGUNG NACH DEM TOD, DIE FÜHRUNG DER KIRCHE DURCH PETRUS UND ANDERES.







DAS KÖNIGTUM CHRISTI


Die Lehre vom Königtum Christi stellt eine Unterscheidung zwischen der katholischen Kirche und der „Konziliarkirche“ dar; in der Tat ist es der Punkt, an dem sich die katholische Orthodoxie und die neomodernistische Heterodoxie trennen, weil die Anhänger des Laizismus und des liberalen Säkularismus nicht akzeptieren können, dass sich die Herrschaft unseres Herrn auf den zivilen Bereich erstreckt und sie dadurch der Willkür der Mächtigen entzogen wird und dem Willen der manipulierbaren Bevölkerung. 


Doch die Idee, dass Autorität auf einem transzendenten Prinzip beruht, wurde nicht mit dem Christentum geboren, sondern ist Teil unseres griechisch-römischen Erbes. Das gleiche griechische Wort ἱεραρχία bezeichnet einerseits die „Verwaltung heiliger Dinge“, andererseits bezieht es sich aber auch auf die „heilige Macht“ der Autorität, wobei die damit verbundenen Verpflichtungen im Wesentlichen ein λειτουργία, ein öffentliches Amt, darstellen. Der Staat übernimmt die Verantwortung. 


Ebenso ist die Negation dieses Prinzips das Vorrecht des ketzerischen Denkens und der freimaurerischen Ideologie. Die Laizität des Staates stellt den Hauptanspruch der Französischen Revolution dar, für die der Protestantismus die theologischen Grundlagen lieferte, die sich dann mit dem Aufkommen des Liberalismus und des atheistischen Materialismus in einen philosophischen Irrtum verwandelte. 


Diese Vision eines völlig kohärenten und harmonischen Ganzen, das den Lauf der Zeit umspannt und die Grenzen des Raums überschreitet und die Menschheit zur Fülle der Offenbarung Christi führt, war der Zivilisation eigen, deren Beseitigung und Aufhebung im Namen einer Dystopie angestrebt wird, unmenschlich, weil es von Natur aus gottlos ist, da es aus dem unauslöschlichen Hass des Widersachers entstand, der aufgrund von Stolz und Rebellion gegen den Willen Gottes auf ewig des höchsten Gutes beraubt ist. 


Es ist nicht verwunderlich, dass unsere Zeitgenossen die Gründe für die gegenwärtige Krise nicht verstehen: Sie haben sich um das Erbe der Weisheit und des Gedächtnisses berauben lassen, das sich im Laufe der Geschichte dank des pädagogischen Eingreifens der Vorsehung aufgebaut haben in dem Herzen eines jeden Menschen die ewigen Prinzipien, die jeden Aspekt seines Lebens leiten müssen. Diese wunderbare παιδεία hat es den Völkern, die weit von Gott entfernt und in der Dunkelheit des Heidentums versunken sind, ermöglicht, auf natürliche Weise für das Aufbrechen der übernatürlichen Dimension in der Geschichte prädisponiert zu werden, das heißt für die Ankunft Christi, in dem sich alles zusammenfasst und zeigt sich selbst als Teil des göttlichen κόσμος.


Als Augustus die Veröffentlichung der Aeneis anordnete – Vergil hatte in seinem Testament angeordnet, dass sie vernichtet werden sollte, weil er sie für unvollständig hielt –, hatte die Pax Romana im gesamten Imperium gerade erst begonnen; ein Pax, der der Welt gewährt wird, um die Menschwerdung des Sohnes Gottes willkommen zu heißen und die Menschheit aus der Sklaverei Satans zu befreien. Der Nachklang dieses feierlichen und heiligen Friedens hallt noch heute in den grandiosen Worten des römischen Martyrologiums wider, die wir am Morgen des Heiligen Abends noch einmal hören werden: 


Ab urbe Roma condita anno septingentesimo quinquagesimo secundo, anno imperii Octaviani Augusti quadragesimo secundo, toto orbe in Pace composito… Jesus Christus æternus Deus æternique patris Filius, mundum volens Adventu suo piissimo consecrare, de Spiritu Sancto Conceptus, …in Bethlehem Judæ nascitur ex Maria Virgine factus homo.


Im siebenhundertzweiundfünfzigsten Jahr seit der Gründung der Stadt Rom, im zweiundvierzigsten Jahr der Herrschaft des Kaisers Octavian Augustus, herrschte auf der ganzen Welt Frieden,...Jesus Christus, der ewige Gott und Sohn des ewigen Vaters, der die Welt durch seine liebevollste Gegenwart weihen wollte, wurde vom Heiligen Geist empfangen... und wurde von der Jungfrau Maria in Bethlehem in Juda geboren, nachdem er Mensch geworden war.


Nur vierzig Jahre vor der Geburt des Erlösers hatte Vergil Gelegenheit, mit den Söhnen des Herodes in Kontakt zu treten, die zum Studium nach Rom gekommen waren. Durch sie lernte er die messianischen Prophezeiungen des Alten Testaments und die Ankündigung der bevorstehenden Geburt des Puer kennen, die in seiner Vierten Ekloge besungen wird: 


Jam redit et Virgo, redeunt Saturna regna,

Jam nova progenies cœlo demittitur alto. 

Tu modo nascenti Puero, quo ferrea primum

Desinet, Toto Surget Gens Aurea Mundo,

Casta Fave Lucina: Tuus Jam Regnat Apollo. 


Nun kehrt die Jungfrau zurück, die Herrschaft des Saturn kehrt zurück; jetzt steigt eine neue Generation vom Himmel herab. Nur du, reine Lucina, lächelst über die Geburt des Kindes, unter dem die eiserne Brut endlich aufhören und eine goldene Rasse auf der ganzen Welt entstehen wird: Dein eigener Apollo regiert jetzt als König. Vergil, Ekloge IV 


Und an dass Dante Statius im Purgatorium (XXII) erinnert:


Secol si rinova;

Torna giustizia e primo tempo umano,



Das Zeitalter erneuert sich;

Die Gerechtigkeit kehrt zurück und die Urzeit des Menschen,

und ein neuer Nachkomme steigt vom Himmel herab.


In dieser ängstlichen Erwartung der Ankunft Christi rettet Augustus Vergils Gedicht vor der Zerstörung und sieht darin die Sehnsucht nach einer Welt, in der nach einem Jahrhundert der Bürgerkriege Frieden herrscht. Er sah in Aeneas das Vorbild derjenigen, die sich als Pius anerkennen, insofern sie den göttlichen Willen und die daraus erwachsenden Bindungen an ihr Vaterland und ihre Familie respektieren, von der Vorsehung in die zufälligen Ereignisse der Geschichte eingefügt werden und teilnehmen an dem in der Ewigkeit verankerten Willen Gottes. 


Wir können leicht verstehen, warum die Seele eines aufrichtigen und ehrlichen Menschen, selbst wenn er des Glaubens beraubt ist, sich zu einem edlen Schicksal bewegt fühlen könnte, vor dem die falschen und lügnerischen Götter schweigen, die Sibylle stumm bleibt und das Orakel der Aracœli sich zurückzieht. Wir sehen dann im Schicksal – lateinisch fas – den Hinweis auf das Verb fari, das „sprechen“ bedeutet und sich auf das Wort Gottes bezieht, auf das ewige Wort, das vom Vater verkündet wurde. Der Christ bleibt erfreut über so viel väterliche Güte, über diese gütige Hand, die die Menschheit begleitet, die in der Dunkelheit auf dem Weg zum Licht Christi, des Erlösers der Menschheit, wandert. 


In dieser Sicht der Geschichte und des Eingreifens Gottes in sie liegt etwas Unbeschreibliches, etwas, das die Seelen berührt und sie zum Guten anspornt und die Hoffnung auf Heldentaten weckt, auf Ideale, für die man kämpfen und sein Leben geben muss. 


Aufgrund dieser perfekten Komposition aus Zeitlichem und Ewigem, aus Natur und Gnade konnte die Welt den verheißenen Messias, den Friedensfürsten, den Rex pacificus, der über Sünde und Tod siegt, und den Desideratus cunctis gentibus willkommen heißen und anerkennen. 


Vom Abendmahlssaal bis zu den Katakomben, von den Gemeinden der ersten Christen bis zu den römischen Basiliken, die sich zur Anbetung des wahren Gottes bekehrten, wird das Gebet erhoben, das der Herr die Apostel lehrte: adveniat regnum tuum, fiat voluntas tua sicut in cœlo et in terra. So wurde ein heidnisches Reich zur Wiege des Christentums und ermöglichte mit seinen eigenen Gesetzen und seinem eigenen bürgerlichen und sozialen Einfluss die Verbreitung des Evangeliums und die Bekehrung der Seelen zu Christus. Einfache Seelen sicherlich; aber auch die Seelen gelehrter Menschen, römischer Adliger, kaiserlicher Beamter, Diplomaten und Intellektueller, die es geschafft haben, sich – wie Pius Æneas – in einen Plan der Vorsehung verwickelt zu sehen, berufen, diesen bürgerlichen Tugenden, dieser Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden einen Sinn zu geben das ohne die Erlösung unvollständig und unfruchtbar geblieben wäre. 


Die Heilsökonomie erkennt in dieser „mittelalterlichen“ und christlichen Sicht der Ereignisse an, dass Individuen das Privileg haben, selbst Teil dieses großen Plans der göttlichen Vorsehung zu sein: einer actuosa participatio – verzeihen Sie mir, dass ich einen Ausdruck übernommen habe, der den Erneuern am Herzen liegt – vom Menschen im Eingreifen Gottes in die Geschichte, in dem die Freiheit eines jeden vor einer moralischen Entscheidung steht, die daher für sein ewiges Schicksal entscheidend ist: eine Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen der Anpassung an den Willen Gottes – fiat voluntas tua – und der Befolgung des eigenen Willens im Ungehorsam Ihm gegenüber – non serviam. 


Doch gerade in der Treue der Individuen zum Handeln der Vorsehung verstehen wir, wie die irdische Gesellschaft, die sich aus diesen Individuen zusammensetzt, wiederum eine Rolle im Plan Gottes übernimmt und es ermöglicht, dass die Handlungen ihrer Mitglieder effektiver von der Autorität gesteuert werden der Herrscher gegenüber dem Bonum-Kommunum, das sie in der Verfolgung des gleichen Ziels vereint. 


Der Staat als vollkommene Gesellschaft – das heißt eine Gesellschaft, die in sich alle notwendigen Mittel zur Verfolgung des quid unum perficiendum besitzt – hat daher eine eigene Funktion, die hauptsächlich auf das Wohl der Bürger und deren Schutz ihrer legitimen Interessen gerichtet ist, zum Schutz des Vaterlandes vor äußeren und inneren Feinden, zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung. Es versteht sich von selbst, dass zivilisierte Völker, die die Versuche und Misserfolge unserer Vorfahren erlebt haben – in Anlehnung an die überaus christliche Vision von Giambattista Vico –, die Bedeutung des Studiums der Geschichte begreifen, echte Fortschritte ermöglichen und die Gültigkeit anerkennen konnten des Aristotelisch-thomistischen Denken gerade deshalb, weil es sich auf der Grundlage der Erkenntnis der Realität und nicht auf der Schaffung abstrakter philosophischer Theorien entwickelte. 


Diese Vision einer guten Regierungsführung finden wir symbolisch in den Fresken von Ambrogio Lorenzetti im Palazzo Pubblico in Siena dargestellt, die die tiefe Religiosität der mittelalterlichen Gesellschaft bestätigen; sicherlich eine Religiosität der Institution, die aber von jenen geteilt und zu ihrer eigenen gemacht wurde, die mit öffentlichen Funktionen ausgestattet waren und ihre Rolle als Ausdruck im Einklang mit der göttlichen Ordnung – genauer gesagt dem κόσμος – betrachteten, die der Schöpfer dem sozialen Körper eingeprägt hatte. 


Ein Beispiel für diese historische Rolle des Römischen Reiches finden wir in der Aeneis VI: 


Sie haben die Kunst, den Frieden zu überwinden, 

Aber Rom, es ist dein allein, mit schrecklicher Macht,

Die Menschheit zu regieren und die Welt zum Gehorsam zu bringen,

Schaffe Frieden und Krieg auf deine eigene majestätische Weise;

Um den Stolzen zu zähmen, den gefesselten Sklaven zu befreien:

Das sind kaiserliche Künste und deiner würdig.


Es war das Bewusstsein dieser Vorsehungsmission, die Rom groß machte; es war der Verrat an dieser Aufgabe aufgrund der Korruption der Moral, der ihren Untergang besiegelte. 


Es hätte auch nicht anders sein können, da das Konzept der „Laizität des Staates“ sowohl für die Herrscher als auch für die Untertanen der westlichen Nationen jeglicher Epoche vor der protestantischen Pseudoreformation völlig undenkbar war. Erst seit der Spätrenaissance hat die Theoretisierung des Atheismus die Formulierung eines philosophischen Gedankens ermöglicht, der den Einzelnen von der Pflicht befreite, die Göttlichkeit anzuerkennen und öffentlich zu verehren; und beginnend mit der Aufklärung verbreiteten sich freimaurerische Prinzipien durch die erzwungene Säkularisierung der Zivilgesellschaft nach der Französischen Revolution, den Sturz der Monarchien göttlichen Rechts und die heftige Verfolgung der katholischen Kirche. 


Heutzutage betrachtet es die Welt als Verdienst, die eigene Laizität zu beanspruchen, während in der griechisch-römischen Welt die Rebellion gegen die Götter als Zeichen der Gottlosigkeit und als Zeichen der Revolte gegen den Staat galt, dessen Autorität Ausdruck einer sanktionierten Macht war, von oben ratifiziert. Discite justitiam moniti, et non temnere divos – Lernen Sie Gerechtigkeit und achten Sie darauf, die Götter nicht zu verachten – ermahnt Phlegyas, der in den Tartarus geworfen und dazu verurteilt wurde, diese Warnung ohne Pause auszurufen. Die klassische Kultur, die wir als natürliche Voraussetzung für die Verbreitung des Christentums geerbt haben und die das Mittelalter anerkannte und schätzte, basiert daher auf der Pflicht, die Götter nicht zu verachten, und zeigt, dass das Fehlen von religio die Ursache des Untergangs ist der Nation, vom Verrat am Vaterland bis zur Errichtung der Tyrannei, von der Verkündung oder Abschaffung von Gesetzen aus wirtschaftlichen Interessen bis zur Verletzung der heiligsten Gebote des bürgerlichen Lebens. 


Als Beweis dafür, wie begründet diese Ängste waren, wagen wir es, über die Ruinen unserer heutigen Gesellschaft nachzudenken, die in der Lage ist, beispiellose Schrecken wie die Tötung Unschuldiger im Mutterleib, die Korruption von Kindern durch die Geschlechtertheorie und die Sexualisierung der Kindheit zu legitimieren, und ihre Ausbeutung in den höllischen Ritualen der Pädophilenlobby, deren berüchtigte Mitglieder Machtpositionen innehaben und die bisher niemand zu verurteilen wagt. Die heutige Welt wird von einer Sekte von Dienern des Teufels regiert, die dem Bösen und dem Tod ergeben sind. Wer schweigt und die Augen vor solchen Ungeheuerlichkeiten verschließt, ist schuldiger Komplize dieser schrecklichen Verbrechen, die vor Gott nach Rache schreien. 


Bis zur Französischen Revolution fanden Herrscher ihre Legitimität in der Ausübung ihrer Macht im Namen Gottes, gleichzeitig sahen die Regierten ihre Rechte vor Machtmissbrauch geschützt, da der gesamte gesellschaftliche Körper hierarchisch unter der obersten Macht geordnet war des einen Herrn, der gerade deshalb als Rex tremendæ majestatis anerkannt wurde, weil er selbst der Richter von Königen und Fürsten, von Päpsten und Prälaten ist. Kronen, Diademe und Mitra zieren die Darstellungen der Hölle in den Szenen des Jüngsten Gerichts, die in unseren Kirchen gemalt werden. 


Diese Heiligkeit der Autorität ist kein Konzept, das nachträglich einer Macht hinzugefügt wird, die ursprünglich als neutral geboren wurde. Im Gegenteil, jede Macht hat ihren Ursprung immer in Bezug auf die Göttlichkeit gefunden, sowohl in Israel als auch in den heidnischen Nationen, die dann in der westlichen Welt mit dem Aufkommen des Christentums und seiner Anerkennung als Staatsreligion die Fülle übernatürlicher Ausstattung erlangten unter Kaiser Theodosius. So war der Kaiser des Ostens Cäsar an einem Hof, der in Byzanz Latein sprach; der Zar der Russen und der Zar der Bulgaren waren gleichermaßen Cäsaren, und schließlich gab es das Heilige Römische Reich, dessen letzter Herrscher, der selige Karl von Habsburg, durch die Freimaurerei im Ersten Weltkrieg gestürzt wurde. 


Die Ausbildung zukünftiger Herrscher, Adliger und Geistlicher genoss höchstes Ansehen und beschränkte sich nicht nur auf die Bereitstellung intellektueller und praktischer Unterweisung, sondern sorgte notwendigerweise für eine spezifische moralische und spirituelle Ausbildung, die solide Prinzipien, die Gewohnheit der Disziplin und die Fähigkeit dazu gewährleistete, die eigenen Leidenschaften zu meistern und die Tugenden der Regierung auszuüben. Ein ganzes Gesellschaftssystem machte diejenigen, die Autorität ausübten, auf ihre Verantwortung gegenüber Christus, dem König, aufmerksam, dem alleinigen Inhaber der weltlichen und geistlichen Herrschaft, die seine Minister auf Erden in streng stellvertretender Form auszuüben hatten. Aus diesem Grund erlaubte die Überlegenheit der geistlichen Autorität der Kirche über die weltliche Autorität der Herrscher, wie beispielsweise im Fall Friedrichs II. von Schwaben, dem Papst, die Untertanen eines Königs, der seine Macht missbrauchte, aus ihrer Bindung des Gehorsams zu entlassen. 


Auf die Säkularisierung der zivilen Autorität folgte in jüngerer Zeit die Säkularisierung der religiösen Autorität, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil – nicht nur äußerlich – ihrer Heiligkeit zugunsten einer profanen (und revolutionären) Vision, in der die kirchliche Macht verankert war, erheblich beraubt wurde, die kommt von unten, allein aufgrund der Taufe, und wird vom „priesterlichen Volk“ an seine Vertreter delegiert, denen wie in den calvinistischen Sekten verschiedene Aufgaben des „Vorsitzes“ übertragen werden. 


Das Paradoxon wird hier noch deutlicher, weil es in die Kirche die Dynamik der Toleranz innerhalb einer Zivilgesellschaft hineinträgt – und damit ihre Natur verzerrt –, die die Rechte der wahren Religion nicht anerkennt und sie letztlich legitimiert, indem sie sie zu ihren eigenen macht. Aus dieser Perspektive sind die sehr schwerwiegenden Abweichungen, die heute von der Synode zur Synodalität in einem demokratischen und parlamentarischen Ton propagiert werden, nichts anderes als die Umsetzung der vom Konzil theoretisierten Grundsätze, für die Laizität – also der Bruch der Verbindung zwischen irdische Autorität und ihrer übernatürlichen Legitimation – hätte sich auf jede menschliche Gesellschaft erstrecken und gleichzeitig jede „theokratische“ Versuchung als veraltet und unangemessen ausschließen sollen. 


Zwangsläufig gab es keine Autorität, die außerhalb der Reichweite dieses Prozesses lag, vom Familienvater bis zum Lehrer, vom Richter bis zum Regierungsbeamten. Die Pflicht derjenigen, die der Autorität unterworfen waren, ihr zu gehorchen, und derer, die Autorität ausübten, sie mit Weisheit und Klugheit zu verwalten, erinnerte an die göttliche Vaterschaft Gottes. Als solches musste es delegitimiert werden, denn Rebellion richtet sich in erster Linie gegen die Autorität Gottes des Vaters. Die Revolution von „Achtundsechzig“ war nur ein Ableger der Revolution, in der alles, was der Liberalismus aus Utilitarismus oder Bequemlichkeit bewahrt hatte, um sich ein Minimum an sozialer Ordnung zu garantieren, endgültig zerstört wurde, was die westlichen Nationen in die Anarchie führte. 


Die berüchtigte Sekte, die sich der Macht des Bündnisses zwischen Thron und Altar bewusst war, plante im Schatten, die Herrscher zu korrumpieren und den Adel in ihre Reihen zu locken, angefangen bei der kapetischen Dynastie. In Wirklichkeit gab es bereits in den deutschen Fürstentümern mit der protestantischen Häresie und dann im England Heinrichs VIII. mit dem anglikanischen Schisma aktive Konventikel von Eingeweihten einer gnostischen Matrix, die sich dem Papsttum und den ihm gegenüber loyalen legitimen Herrschern widersetzten. Es ist jedoch sicher und dokumentiert, dass die Revolution das Hauptinstrument war, mit dem die Geheimbünde die katholischen Nationen angegriffen haben, um sie dem Glauben zu entreißen und sie ihren ideologischen und wirtschaftlichen Zielen zu versklaven, und dass die Freimaurerei immer darauf zurückgegriffen hat, wo auch immer sie agieren konnte, dieselben Werkzeuge und dieselbe Propaganda, um die Säkularisierung öffentlicher Institutionen, die Abschaffung der Staatsreligion, die Abschaffung kirchlicher Privilegien und der katholischen Lehre, die Legitimierung der Scheidung, die Entkriminalisierung des Ehebruchs und die Verbreitung von Pornografie zu erreichen und andere Formen von Laster. Weil diese christliche Welt in jedem Aspekt des täglichen Lebens ausgelöscht und durch eine gottlose, irreligiöse Gesellschaft ersetzt werden musste, die sich der Befriedigung der niedrigsten Vergnügungen widmete und Tugend, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit verspottete: Dies sind die „Errungenschaften“ der liberalen Ideologie, die der erbärmliche Antiklerikalismus „Fortschritt“ und „Freiheit“ nennt. 


Die unzähligen Verurteilungen geheimer Sekten durch das Lehramt wurden mit der Bedrohung des Friedens der Nationen und der ewigen Erlösung der Seelen hinreichend gerechtfertigt. Solange die Kirche einen gültigen Verbündeten in der Zivilgewalt hatte, ging das Vorgehen der Freimaurerei langsam voran und war gezwungen, ihre kriminellen Absichten zu verbergen.


Erst mit der Korruption der kirchlichen Autorität, die mit der geduldigen Arbeit der Infiltration vorangetrieben und am Ende des 19. Jahrhunderts dank der Moderne vollendet wurde, konnte die Freimaurerei auf die Komplizenschaft rebellischer und unzüchtiger Geistlicher zählen, die intellektuell in die Irre geführt wurden und die so leicht versklavt und erpresst werden konnten. Ihr Aufstieg in den Reihen der Kirche, der durch die weitsichtige Wachsamkeit des heiligen Pius X. gestoppt wurde, nahm in den letzten Jahren des Pontifikats eines geschwächten Pius zu, wahrscheinlich Mitglied einer kirchlichen Loge. Wieder einmal sehen wir, wie die Korruption einzelner Personen zur Auflösung der Institution, der sie angehören, beiträgt. 


Die 1789 in Frankreich begonnene Revolution hatte die gleichen Umsetzungsweisen: zunächst die Korruption der Aristokratie und des Klerus; dann die Aktion von Geheimgesellschaften, die überall eindrangen; dann die mediale Propaganda gegen die Monarchie und die Kirche, und gleichzeitig die Organisation und Finanzierung von Straßenunruhen und Protesten zur Aufwiegelung des Volkes, das durch die Spekulationen der internationalen Hochfinanz und die Unzulänglichkeit der Steuerpolitik verarmt und mit Steuern belastet wurde, die Reaktion des Staates auf die Veränderungen im europäischen Wirtschaftssystem. Auch in diesem Fall wurde der Haupthebel, der es der subversiven Theorie der Freimaurerei ermöglichte, in eine echte Revolution überzugehen, von der Klasse repräsentiert, die das größte Interesse daran hatte, sich die Vermögenswerte des Adels und der Kirche anzueignen, und nicht nur, um etwas Unbezahlbares zu verkaufen an Erbe von Immobilien, Einrichtungsgegenständen und Kunstwerken, sondern auch, um das traditionelle sozioökonomische Gefüge radikal zu verändern, beginnend mit der Ausbeutung großer Ländereien, die bis dahin größtenteils der Produktion ihrer Ernte nach Maßgabe der Vorschriften überlassen waren den natürlichen Rhythmen und archaischen Systemen. Tatsächlich erlebten wir nach der Französischen Revolution die Erste Industrielle Revolution, die mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Mechanisierung der Produktion die Massenmigration von Arbeitern und Bauern von den Feldern in die Metropolen erzwang, um sie in billige Arbeitskräfte umzuwandeln, nachdem man ihnen die Möglichkeit einer autonomen Existenzgrundlage genommen und sie mit neuen Steuern und Abgaben ins Elend gestürzt hatte. Das gesamte 19. Jahrhundert ist eine Bestätigung dafür, dass die ideologische Matrix der Revolution auf einer doktrinären Häresie beruht, die untrennbar mit wirtschaftlichem Profit und finanzieller Vorherrschaft verbunden ist. 


Die zweite industrielle Revolution fand in der Zeit zwischen dem Pariser Kongress (1856) und dem Berliner Kongress (1878) statt und bezog vor allem Europa, die Vereinigten Staaten und Japan in neue, forcierte technologische Fortschritte wie Elektrizität und Massenproduktion ein. Die Dritte Industrielle Revolution begann in den 1950er Jahren und erstreckte sich auf China und Indien. Sie betraf hauptsächlich technologische, IT- und telematische Innovationen und dehnte sich dann auf die New Economy, die Green Economy und die Informationskontrolle aus. Dadurch sollte ein kulturelles Klima des neopositivistischen Vertrauens in die Möglichkeiten von Wissenschaft und Technologie geschaffen werden, für das materielle Wohlergehen der Menschheit zu sorgen. Die Aktion der Massenmanipulation gab der Vorstellung davon, was aus der Gesellschaft werden könnte, reichlich Raum und deutete dies durch das filmische Thema der Science-Fiction an. 


Seit dem Jahr 2011 hat endlich die vierte industrielle Revolution begonnen, die in der zunehmenden Durchdringung der physischen, digitalen und biologischen Welt besteht. Es ist eine Kombination aus Fortschritten in der künstlichen Intelligenz (KI), Robotik, dem Internet der Dinge (IoT), 3D-Druck, Gentechnik, Quantencomputern und anderen Technologien. Der Theoretiker dieses dystopischen Prozesses ist der berüchtigte Klaus Schwab, der Gründer und Geschäftsführer des Weltwirtschaftsforums. 


Die künstliche Trennung der Harmonie und hierarchischen Komplementarität zwischen spiritueller Autorität und weltlicher Autorität war ein unglücklicher Vorgang, der, so oft man es erkannte, die Voraussetzungen für entweder Tyrannei oder Anarchie schuf. Der Grund liegt auf der Hand: Christus ist König sowohl der Kirche als auch der Nationen, denn alle Autorität kommt von Gott (Röm 13,1). Zu leugnen, dass Herrscher die Pflicht haben, sich der Herrschaft Christi zu unterwerfen, ist ein sehr schwerwiegender Fehler, denn ohne das moralische Gesetz kann der Staat seinen eigenen Willen ungeachtet des Willens Gottes durchsetzen und so das göttliche κόσμος der Civitas Dei untergraben und ersetzt es durch die Willkür und das höllische χάος der civitas diaboli. 


Heute werden die westlichen Nationen als Geisel von Machthabern gehalten, die für ihre Entscheidungen weder Gott noch dem Volk Rechenschaft ablegen müssen, weil sie ihre Legitimität weder von oben noch von unten beziehen. Der von der subversiven Lobby des Weltwirtschaftsforums vorbereitete und durchgeführte Staatsstreich hat Regierungen durch äußeren Druck faktisch aus ihrem unabhängigen Status verdrängt und Staaten ihrer Souveränität beraubt. Aber dieser zerstörerische Prozess wurde jetzt aufgedeckt, weil die Satrapen der Neuen Weltordnung – alles ist neu, wenn es sie betrifft, und alles ist alt, wenn es gestürzt werden soll – mit der Arroganz ihre Pläne offengelegt haben, in dem Glauben, dass sie seien jetzt kurz vor dem endgültigen Sieg. So weit, dass sogar Intellektuelle, die sicherlich nicht des Konservatismus beschuldigt werden, anfangen, die unerträgliche Einmischung von Klaus Schwab und seinen Schergen in die Regierung der Nationen anzuprangern. Vor ein paar Tagen erklärte Prof. Franco Cardini: „Die Kräfte, die Wirtschaft und Finanzen verwalten, wählen, korrumpieren und bestimmen jetzt die politische Klasse, die so zu einem Wirtschaftsausschuss wird“. Und wir sind uns bewusst, dass hinter diesem „Wirtschaftsausschuss“ blinde Profitziele zum Schaden der Wirtschaft der Staaten, aber auch beunruhigende Projekte der detaillierten Kontrolle der Bevölkerung, der erzwungenen Entvölkerung und der Chronifizierung von Krankheiten stehen angesichts der völligen Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen. Die Mentalität, die diesem „Great Reset“ zugrunde liegt, ist dieselbe, die das Bürgertum und die Wucherer vergangener Jahrhunderte beseelte, denen es darum ging, die großen Ländereien auszubeuten, die der Adel und der Klerus nicht als Profitquelle betrachteten. 


Ich hasse ihn, weil er ein Christ ist,

Dafür aber mehr in geringer Einfachheit

Er verleiht kostenlos Geld und bringt es herunter,

Die Nutzungsrate hier bei uns in Venedig beträgt

Hundert Prozent.


Für diese Menschen ist die Menschlichkeit ein lästiges Hindernis, das zur Verfolgung ihrer kriminellen Ziele rationalisiert und instrumentalisiert werden muss, und die christliche Moral ist ein abscheuliches Hindernis für die Errichtung einer Regierung, die in den Händen der Finanzen liegt. Wenn dies heute möglich ist, dann deshalb, weil es keinen transzendenten moralischen Bezug gibt, der ihren Delirien ein Ende setzt, und auch keine Macht, die dieser abscheulichen Versklavung durch Privatinteressen entgeht. Und hier verstehen wir, dass es sich bei der gegenwärtigen Situation im Wesentlichen um eine Autoritätskrise handelt, die über das Verständnis des Einzelnen für die Bedrohung hinausgeht, die vom globalen Staatsstreich der Wucherelite ausgeht. 


Die Geburt des Erlösers stellte den Durchbruch der Ewigkeit in Zeit und Geschichte dar, mit der Inkarnation der zweiten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit im jungfräulichen Schoß der Allerheiligsten Maria. In der Person unseres Herrn, wahrer Gott und wahrer Mensch, wird die Autorität Gottes zu der des Nachkommen des königlichen Samens Davids hinzugefügt, und die Erlösung der Menschheit durch das Opfer des Kreuzes stellt die Gnadenökonomie wieder her der göttlichen Ordnung, die durch die von der Schlange inspirierte Erbsünde gebrochen wurde. 


Das in der Krippe liegende Königskind zeigt sich zur Anbetung der Hirten und der Heiligen Drei Könige, in Windeln gehüllt, wie es das Vorrecht der Herrscher war: et hoc vobis signum (Lk 2,6). Er bewegt die Sterne und wird von den Engeln verehrt, dennoch wählt er die Krippe zu seinem Thron, die Armenhütte von Bethlehem zu seinem irdischen Palast, so wie auf Golgatha – und auch in der Vision der Apokalypse – das Kreuz der Thron der Herrlichkeit ist. Unser Herr erhält die Ehrerbietung der Weisen des Ostens in Anerkennung seiner Titel als König, Priester und Prophet; aber schon muss er vor dem fliehen, der in ihm eine Bedrohung seiner Macht sieht, des törichten und grausamen Herodes, der nicht versteht, dass non eripit mortalia, qui regna dat cœlestia – Er nimmt irdische Königreiche nicht weg, der himmlische verleiht. Töricht und grausam sind die Mächtigen von heute, die im Massaker an Millionen Unschuldigen – einem Massaker an ihren Körpern wie an ihren Seelen – ihre Tyrannei des Todes festigen wollen und die in der Sklaverei der Völker ihre Rebellion erneuern gegen den König der Könige und den Herrn der Herrscher, der diese Seelen mit seinem eigenen Blut erlöst hat. 


Aber gerade in der demütigen Bekräftigung seiner Herrschaft offenbart das Kind von Bethlehem die Göttlichkeit des Sohnes Gottes in der hypostatischen Vereinigung des Menschen mit Gott. Eine Gottheit, die die Allmacht des Pantokrators mit der Zerbrechlichkeit des noch nicht entwöhnten Babys verbindet, das gewaltige Urteil des Obersten Richters mit dem Schrei des Neugeborenen, die unveränderliche Ewigkeit des Wortes Gottes mit der Stille des Säuglings, die Pracht der Herrlichkeit der göttlichen Majestät mit dem Elend eines Tierheims in der kalten Nacht Palästinas. 


In diesem scheinbaren Widerspruch, der Göttlichkeit mit Menschlichkeit, Macht mit Schwäche und Reichtum mit Armut wunderbar vereint, finden wir auch die Lektion, die wir alle und insbesondere diejenigen, die über Autorität verfügen, für unser spirituelles Leben und für unser Überleben ziehen müssen. 


Sogar der Souverän, der Fürst, der Pontifex, der Bischof, der Magistrat, der Lehrer, der Arzt und der Vater genießen eine Macht, die aus der Sphäre der Ewigkeit, aus dem göttlichen Königtum des Sohnes Gottes, schöpft, denn in der Ausübung von ihr handeln sie im Namen desjenigen, der sie legitimiert, solange sie seinem Willen treu bleiben. Wer auf euch hört, hört auf mich. Und wer mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat (Lk 10,16). Aus diesem Grund bedeutet der Gehorsam gegenüber der bürgerlichen und kirchlichen Autorität den Gehorsam gegenüber Gott in der von ihm festgelegten hierarchischen Ordnung. Aus diesem Grund ist der Ungehorsam gegenüber denen, die ihre Autorität missbrauchen, ebenso notwendig, um diese Ordnung zu schützen, die ihren Mittelpunkt in Gott hat und nicht in der irdischen Macht, die ihr Stellvertreter ist. Andernfalls verehren wir am Ende den Machthaber und erweisen ihm nur insoweit die Ehrerbietung, auf die er Anspruch hat, als er seinerseits Gott unterworfen ist. Heutzutage jedoch ist die Hommage an diejenigen, die Machtpositionen innehaben, nicht nur kein Band der gebührenden Unterordnung gegenüber Christus, dem König und Pontifex, sondern ist vielmehr sein Feind. Und auch, wo sich die angebliche Volkssouveränität, die von der Chimäre der Demokratie propagiert wird, als kolossale Täuschung gegen jene Menschen erwiesen hat, die niemanden haben, an den sie appellieren können, um ihre Rechte zu schützen. Welche „Rechte“ könnten andererseits diejenigen beanspruchen, die es toleriert haben, dass sie Gott an sich reißen? Wie könnte es uns wundern, dass die Macht in Tyrannei umschlägt, wenn wir akzeptieren, dass sie keine Verbindung mehr zum Transzendenten hat, das die einzige Garantie für Gerechtigkeit für die Armen, die Verbannten, die Waisen und die Witwen ist? 


Der scheinbare Triumph der Bösen – von den Verbrechern des Weltwirtschaftsforums bis zu den Ketzern des „Synodalen Weges“ – konfrontiert uns mit der harten Realität des Bösen, das zur endgültigen Niederlage bestimmt ist, aber von der Vorsehung auch als Instrument der Bestrafung zugelassen wurde der eigensinnigen Menschheit. Denn Armut, Epidemien, durch geplante Krisen verursachtes Elend, rücksichtslose, von Wirtschaftsinteressen getriebene Kriege, die Korruption der Sitten, das Massaker an Unschuldigen, die Auflösung der Familie, der Ruin der Autorität, die Auflösung von Zivilisation, die Barbarisierung von Kultur und Kunst, die Vernichtung jedes Impulses zur Tugend und zum Guten – all dies sind nur notwendige Folgen eines Verrats, der schrittweise, aber immer in die gleiche Richtung erfolgt, und sie sind immer nur eine Einleitung des Schlimmsten, das kommt noch: die Verachtung Gottes, die böse Herausforderung von non serviam gegen die göttliche Majestät, die umso rücksichtsloser und wütender wird, je mehr die satanische Anmaßung wächst, einen Kampf gewinnen zu können, aus dem Satan wird ewig besiegt hervorgehen. 


Schlaf, oh Kind; nicht weinen;

Schlaf, o himmlisches Kind:

Die Stürme werden es nicht wagen,

Deinen Kopf zu erzürnen,

Wird früher auf der Erde verwendet

Wie Kampfrösser zuvor

Dein Angesicht zu Flügeln! 


Alle Dinge in Christus wieder zusammenzufassen (Eph 1,10), bedeutet, die durch die Sünde zerstörte Ordnung sowohl in der natürlichen als auch in der übernatürlichen Ordnung, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich, wiederherzustellen und dem König von Rom die Königskrone zurückzugeben, Königen, von denen die Revolution in einem Delirium von ὕβρις es genommen hat; und noch davor die Wiederherstellung der dreifachen Krone für den Papst, die ihm durch die Ideologie des Zweiten Vatikanischen Konzils und durch den Abfall dieses „Pontifikates“ entrissen worden war. 


Päpste und Könige, Prälaten und Herrscher von Nationen, die Gläubigen der Kirche und Bürger von Staaten müssen alle in einer von der Gnade bewegten Palingenesis zu Christus, zu Christus, dem König und Pontifex, zu dem einzigen Rächer der wahren Rechte seines Volkes zurückkehren, zum einzigen Beschützer der Schwachen und Unterdrückten, zum einzigen Überwinder von Tod und Sünde. Und auf diesem Weg zurück zu Christus wird uns die Demut dabei leiten, den einfachen Weg des Verderbens, den wir eingeschlagen haben, indem wir den vom Herrn für uns vorgezeichneten Weg nach Golgatha verlassen haben, wieder zurückzuverfolgen. Es ist ein Weg, den Er zuerst gegangen ist und auf dem Er uns durch die Gnade der Sakramente begleitet, der zum Kreuz als einziger Voraussetzung für die Herrlichkeit der Auferstehung führt. 


Wer glaubt, dass man durch die Fortsetzung dieses Weges etwas verändern kann; dass der Ideologie von Tod und Sünde der Neuen Weltordnung Grenzen gesetzt werden können; dass die Bösen daran gehindert werden können, die Schrecken der Pädophilie, der Perversion, der Aufhebung der Geschlechter und der Tötung von Kindern, Schwachen und Alten zu verbreiten, ist eine Illusion. Wenn die Welt dank der Revolution zur Hölle geworden ist, kann sie nur durch eine konterrevolutionäre Aktion wieder weniger böse und tödlich werden. Wenn die Hierarchie dank des Zweiten Vatikanischen Konzils und der reformierten Liturgie zu einem Sammelbecken für Ketzer, Korrupte und Unzüchtige geworden ist, kann sie nur dann zum Abbild des himmlischen Jerusalems zurückkehren, wenn sie zu dem zurückkehrt, was die Apostel, Väter und Kirchenlehrer, Heiligen, Päpste, Bischöfe taten bis vor dem Konzil. Das Weitergehen auf dem Weg des Verderbens führt tatsächlich zum Verderben: Der Unterschied liegt nur in der Geschwindigkeit des Wettlaufs in den Abgrund. 


Je früher jeder von uns in der Lage ist, seine Zugehörigkeit zu Christus zu stärken, desto eher beginnt die Rückkehr der Gesellschaft zu ihrem Herrn. Und diese bedingungslose Zugehörigkeit zu einem Gott, der Fleisch geworden ist, um uns zu erlösen, muss mit der demütigen Anbetung des Kinderkönigs am Fuße der Krippe zusammen mit den Hirten und den Heiligen Drei Königen beginnen. 


Schlaf, oh himmlisches Kind:

Die Nationen wissen es nicht

Wer wurde geboren;

Aber der Tag wird kommen,

Wann sie sein werden

Dein edles Erbe;

Du, der du so demütig schläfst,

Du, der du im Staub verborgen bist:

Sie werden dich als König erkennen. 


Möge für uns alle der gesegnete Moment kommen, in dem wir – berührt von der Gnade und bewegt von der heilsamen Vision der Hölle auf Erden, die vorbereitet wird, wenn wir tatenlos zusehen, während sich die globalistische Dystopie etabliert – den König erkennen. Und in der wir, Ihn erkennend, unter Seinen heiligen Insignien zusammen mit der furchterregenden Überwinderin Satans – der Immaculata – den epochalen Kampf gegen den Feind der Menschheit kämpfen können. Es wird ein Geschöpf sein – eine Frau, eine Jungfrau, eine Mutter –, das den Kopf der alten Schlange und damit auch den Kopf seiner verfluchten Anhänger zerschmettert. 


Und so mag es sein. 






SÄTZE DES IRRTUMS, VON SANKT PIUS IX.


§ I. Pantheismus, Naturalismus und totaler Rationalismus


1. Es gibt kein höchstes, weisestes, alles auf das beste vorsehendes, göttliches Wesen, das verschieden wäre von diesem Weltall. So ist Gott dasselbe wie das Wesen der Dinge und deshalb den Veränderungen unterworfen. Und in der Wirklichkeit ist Gott ein Werdender im Menschen und in der Welt und alles ist Gott und besitzt Gottes eigene Wesenheit. Auch sind Gott und Welt ein und dasselbe Ding, und deshalb sind ebenfalls eins Geist und Stoff, Notwendigkeit und Freiheit, Wahres und Falsches, Gutes und Böses, Recht und Unrecht.


2. Zu verneinen ist jede Einwirkung Gottes auf Menschen und Welt.


3. Die menschliche Vernunft ist, ohne dass wir sie irgendwie auf Gott beziehen müssten, der alleinige Richter über Wahr und Falsch, Gut und Böse, ist sich selbst Gesetz und genügt mit ihren natürlichen Kräften, um das Wohl der Menschen und Völker zu sichern.


4. Alle Wahrheiten der Religion fließen aus der angeborenen Kraft der menschlichen Vernunft; daher ist die Vernunft die Hauptrichtschnur, nach welcher der Mensch die Erkenntnis aller Wahrheit jeder Art erreichen kann und soll.


5. Die göttliche Offenbarung ist unvollkommen und deshalb einem steten und unbegrenzten Fortschritt unterworfen, der dem Fortschritt der menschlichen Vernunft entspricht.


6. Der Glaube an Christus widerspricht der menschlichen Vernunft, und die göttliche Offenbarung nützt nicht nur nichts, sondern schadet sogar der Vollkommenheit des Menschen.


7. Die Prophezeiungen und Wunder, welche in der Heiligen Schrift dargelegt und erzählt werden, sind dichterische Ausschmückungen, und die Geheimnisse des christlichen Glaubens sind ein Ergebnis philosophischer Grübeleien; in den Büchern beider Testamente sind mythische Erfindungen, und Jesus Christus selbst ist ein Mythos.


§ II. Der gemäßigte Rationalismus


8. Da die menschliche Vernunft dem Glauben ebenbürtig ist, müssen die theologischen Wissenschaften gleich wie die philosophischen behandelt werden.


9. Alle Glaubenssätze der christlichen Religion sind unterschiedslos Gegenstand des natürlichen Wissens oder der Philosophie; und die rein geschichtlich geschulte Vernunft vermag aus ihren natürlichen Kräften und Grundsätzen zum wahren Wissen über alle, auch schwierigeren, Glaubenssätze zu gelangen, insofern diese Glaubenssätze der Vernunft als Gegenstand vorgelegt wurden.


10. Etwas anderes ist der Philosoph, etwas anderes die Philosophie; daher hat jener das Recht und die Pflicht, sich der Autorität zu unterwerfen, die er als wahr erkannt hat; die Philosophie aber kann nicht, noch darf sie irgend einer Autorität sich unterwerfen.


11. Die Kirche darf nicht nur nichts gegen die Philosophie erklären, sondern sie muss sogar die Irrtümer der Philosophie dulden und ihr selbst es überlassen, dass sie sich verbessere.


12. Die Beschlüsse des Apostolischen Stuhles und der Römischen Kongregationen verhindern den freien Fortschritt der Wissenschaft.


13. Die Arbeitsweise und die Grundsätze, nach denen die alten scholastischen Lehrer die Theologie gepflegt haben, entsprechen keineswegs den Bedürfnissen unserer Zeiten und dem Fortschritt der Wissenschaften.


14. Die Philosophie muss so behandelt werden, dass dabei gar keine Rücksicht auf die übernatürliche Offenbarung genommen wird.


§ III. Indifferentismus, Latitudinarismus


15. Es ist jedem Menschen freigestellt, jene Religion anzunehmen und zu bekennen, die er mit dem Lichte der Vernunft als die wahre erachtet.


16. Die Menschen können in der Pflege jeder Art von Religion den Weg des ewigen Heiles finden.


17. Wenigstens gute Hoffnung soll man haben um das ewige Heil all derer, die gar nicht in der wahren Kirche Christi leben.


18. Der Protestantismus ist nichts anderes als eine verschiedene Gestalt desselben wahren, christlichen Glaubens, in der man Gott ebenso wohlgefällig dienen kann wie in der Katholischen Kirche.


§ IV. Sozialismus, Kommunismus, Geheimgesellschaften, Bibelgesellschaften, klerikal-liberale Gesellschaften


(...)


§ V. Irrtümer über die Kirche und ihre Rechte


19. Die Kirche ist keine wahre, vollkommene und völlig freie Gesellschaft; sie besitzt nicht eigene, dauernde Rechte, die sie von ihrem göttlichen Gründer erhalten hätte; sondern es ist Sache der staatlichen Macht, die Rechte der Kirche zu bestimmen und auch die Grenzen, innerhalb deren sie diese Rechte ausüben darf.


20. Die kirchliche Gewalt darf ihre Hoheit nicht ausüben ohne Erlaubnis und Zustimmung der staatlichen Regierung.


21. Die Kirche hat nicht die Vollmacht, in einem Glaubenssatz festzulegen, dass der Glaube der Katholischen Kirche der allein wahre Glaube sei.


22. Die Verpflichtung, welche katholische Lehrer und Schriftsteller völlig bindet, beschränkt sich nur auf das, was durch unfehlbare Entscheidung als allgemeiner Glaubenssatz vorgelegt wird.


23. Die Römischen Päpste und die allgemeinen Kirchenversammlungen haben die Grenzen ihrer Befugnis überschritten, sich Rechte der Fürsten angemaßt und haben auch in der Bestimmung von Glaubens- und Sittensachen geirrt.


24. Die Kirche hat nicht die Macht, Gewalt anzuwenden, noch hat sie irgend eine weltliche Macht, sei es unmittelbare oder mittelbare.


25. Außer der Gewalt, die dem Bischofsamt innewohnt, ist ihm eine zeitliche Macht beigegeben, welche von der staatlichen Herrschaft ausdrücklich oder stillschweigend erlaubt wurde, und deshalb nach Belieben von ihr widerrufen werden kann.


26. Die Kirche hat kein natürliches und gesetzliches Recht auf Erwerb und Besitz.


27. Die gottgeweihten Diener der Kirche und der Römische Papst sind von jeder Sorge und Herrschaft über zeitliche Dinge ganz auszuschließen.


28. Ohne Erlaubnis der Regierung steht den Bischöfen kein Recht zu, Hirtenschreiben zu veröffentlichen, selbst nicht die päpstlichen.


29. Gunsterweise, die der Heilige Stuhl erteilt, sind als ungültig anzusehen, wenn sie nicht durch die Regierung erwirkt wurden.


30. Die Unverletzlichkeit der Kirche und kirchlicher Personen hat ihren Ursprung im staatlichen Gesetz.


31. Die päpstliche Gerichtsbarkeit für zeitliche Angelegenheiten der Geistlichen, bürgerliche oder strafgerichtliche, ist völlig abzuschaffen, auch ohne Beratung mit dem Apostolischen Stuhle und im Widerspruch mit ihm.


32. Ohne jede Verletzung des natürlichen Rechtes und der Billigkeit kann das persönliche Vorrecht abgeschafft werden, durch das die Geistlichkeit von der Militärpflicht und deren Ausübung befreit wird; diese Abschaffung nun fordert der bürgerliche Fortschritt, besonders in einer Gesellschaft, die eine freiheitliche Verfassung hat.


33. Es ist nicht ausschließliche Befugnis kirchlicher Rechtsvollmacht, mit eigenem und angeborenem Rechte die Lehre über gotteswissenschaftliche Dinge zu leiten.


34. Die Lehre jener, welche den Römischen Papst mit einem Fürsten vergleichen, der frei ist und in der gesamten Kirche handelnd auftritt, ist eine Lehre, die im Mittelalter aufkam.


35. Nichts hindert daran, dass durch den Beschluss einer allgemeinen Kirchenversammlung oder durch die Tat der gesamten Völker das Papsttum vom Römischen Bischof und von der Stadt Rom auf einen andern Bischof und eine andere Stadt übertragen werde.


36. Die Bestimmung einer nationalen Kirchenversammlung lässt keine weitere Erörterung zu, und die weltliche Macht kann eine Abwicklung der Dinge in diesem Sinne verlangen.


37. Es können Staatskirchen eingerichtet werden, die der Hoheit des Römischen Papstes entzogen und von ihm völlig getrennt sind.


38. Die überstiegene Willkür der Römischen Päpste ist mitschuldig an der Trennung der Kirche in eine morgenländische und abendländische.


§ VI. Irrtümer über die weltliche Gesellschaft sowohl in sich als in ihren Beziehungen zur Kirche


39. Der Staat ist Ursprung und Quelle aller Rechte und verfügt daher über ein unumschränktes Recht.


40. Die Lehre der Katholischen Kirche widerstrebt dem Wohle und dem Nutzen der menschlichen Gemeinschaft.


41. Der staatlichen Gewalt, auch wenn sie von einem ungläubigen Herrscher ausgeübt wird, steht eine mittelbare negative Macht in Glaubenssachen zu; es steht ihr also nicht nur das Erlaubnisrecht zu, sondern auch das Recht der sogenannten „Berufung vom Missbrauch“.


42. Im Widerstreit von Gesetzen beider Mächte hat das staatliche Recht den Vorzug.


43. Die weltliche Macht hat die Befugnis, feierliche Abmachungen (sogenannte Konkordate), die mit dem Apostolischen Stuhle über die Ausübung der Rechte kirchlicher Bewegungsfreiheit getroffen wurden, zu vermindern, als ungültig zu erklären und aufzulösen, auch ohne dessen Zustimmung, ja gegen dessen Einspruch.


44. Die weltliche Hoheit kann sich in Dinge einmischen, die den Glauben, die Sittlichkeit und die geistliche Leitung betreffen. Daher kann sie über Anweisungen aburteilen, welche die Hirten der Kirche in Ausübung ihres Amtes als Richtschnur für Gewissensfragen geben. Sie kann sogar über die Verwaltung der göttlichen Gnadenmittel und der zu ihrem Empfange nötigen Anforderungen Beschlüsse fassen.


45. Die Gesamtordnung des öffentlichen Schulwesens, die dem Unterrichte der Jugend eines christlichen Staates dient, mit gewissen Ausnahmen höchstens der bischöflichen Seminare, kann und soll der weltlichen Hoheit zuerkannt werden, und zwar so, dass keiner anderen Hoheit das Recht zugestanden wird, sich in den Schulbetrieb, in die Lehrordnung, in die Titelverleihung, in Wahl und Genehmigung der Lehrkräfte einzumischen.


46. Sogar in den Klerikal-Seminaren untersteht der Lehrgang der weltlichen Hoheit.


47. Die Rücksicht auf das Staatswohl verlangt, dass die Volksschulen, die allen Kindern jeder Volksschicht offen stehen, und alle öffentlichen Anstalten, die für tieferen, wissenschaftlichen Unterricht und für die Erziehung der Jugend bestimmt sind, von jeder Hoheit und leitenden Macht, jedem Einfluss der Kirche befreit und gänzlich dem Willen der bürgerlichen und staatlichen Macht unterstellt werden, zur Verfügung der Herrschenden und unter dem Einfluss des allgemeinen Zeitgeistes.


48. Katholische Menschen dürfen sich mit jener Art des Jugendunterrichtes zufriedengeben, der vom katholischen Glauben und von der Hoheit der Kirche getrennt ist und die Wissenschaft von den natürlichen Dingen sowie die Zwecke des irdischen gesellschaftlichen Lebens ausschließlich oder wenigstens in erster Linie berücksichtigt.


49. Die weltliche Macht kann den freien wechselseitigen Verkehr der Bischöfe und Gläubigen mit dem Römischen Papst beschränken.


50. Die weltliche Macht hat an sich das Recht, Bischöfe vorzuschlagen und kann von ihnen verlangen, die Verwaltung ihrer Diözesen aufzunehmen, bevor sie vom Heiligen Stuhle ihre kanonische Einsetzung und den apostolischen Brief erhalten haben.


51. Die weltliche Regierung hat sogar die Macht, Bischöfe von der Ausübung des Hirtenamtes zu entheben, und ist nicht gehalten, dem Römischen Papst in jenen Angelegenheiten zu gehorchen, die sich auf Errichtung von Bistümern und Einsetzung von Bischöfen beziehen.


52. Die Regierung kann aus eigenem Rechte das von der Kirche vorgeschriebene Alter für Ablegung der Ordensgelübde bei männlichen und weiblichen Orden ändern und allen Ordensgemeinschaften vorschreiben, niemand ohne ihre Erlaubnis zu den feierlichen Gelübden zuzulassen.


53. Die Gesetze zum Schutze des Ordensstandes, ihrer Rechte und Pflichten, sind aufzuheben; ja die weltliche Macht kann allen jenen ihre Hilfe bieten, die von ihrem Ordensleben abfallen und die feierlichen Gelübde brechen wollen; ebenso kann sie diese Orden sowie Kollegiatkirchen und einfache Benefizien wie auch Rechtspatronate ganz aufheben und ihre Güter und Einkünfte der Staatsverwaltung und Staatsverfügung unterstellen.


54. Könige und Fürsten sind nicht nur der Rechtsgewalt der Kirche entzogen, sondern sie stehen in der Entscheidung von Rechtsfragen über der Kirche.


55. Die Kirche muss vom Staat, der Staat von der Kirche getrennt werden.


§ VII. Irrtümer über die natürliche und christliche Sittenlehre


56. Die Sittengesetze brauchen keine göttliche Bekräftigung, und es ist durchaus nicht nötig, dass die menschlichen Gesetze nach dem Naturrecht gebildet werden oder ihre verpflichtende Kraft von Gott empfangen.


57. Die Philosophie, die Sittenlehre und ebenso die bürgerlichen Gesetze können und sollen von der göttlichen und kirchlichen Oberhoheit sich freimachen.


58. Es sind keine anderen Kräfte anzuerkennen als jene, die im Stoffe liegen, und alle Sittlichkeit und Ehrenhaftigkeit muss in jeglicher Anhäufung und Vermehrung von Reichtümern und in der Befriedigung von Genüssen gesucht werden.


59. Das Recht besteht in der reinen Tatsache, und alle Pflichten der Menschen sind leere Worte, und alle menschlichen Handlungen haben Rechtskraft.


60. Oberhoheit ist nichts anderes als Zahlenmenge und Gesamtheit stofflicher Kräfte.


61. Eine erfolgreiche, ungerechte Tat bringt der Heiligkeit des Rechtes keinerlei Nachteil.


62. Es muss der sogenannte Grundsatz von der Nichteinmischung verkündet und beachtet werden.


63. Man kann rechtmäßigen Herrschern den Gehorsam verweigern, ja auch gegen sie aufstehen.


64. Der Bruch auch des heiligsten Eides, jede verbrecherische, unsittliche Handlung, die dem ewigen Gesetze widerspricht, ist nicht nur nicht zu tadeln, sondern durchaus erlaubt und höchst lobenswert, wenn sie aus Liebe zum Vaterland geschieht.


§ VIII. Irrtümer über die christliche Ehe


65. Es kann unmöglich zugegeben werden, dass Christus die Ehe zur Würde eines Sakramentes erhoben hat.


66. Das Sakrament der Ehe ist nur eine Zutat zum Vertrag, von ihm trennbar, und das Sakrament besteht lediglich im Eheschließungs-Segen.


67. Nach dem Naturrecht ist das Eheband nicht unauflöslich, und in verschiedenen Fällen kann die eigentliche Ehescheidung von der staatlichen Obrigkeit eingesetzt werden.


68. Die Kirche hat nicht die Macht, trennende Ehehindernisse einzuführen, sondern diese Macht kommt der staatlichen Obrigkeit zu, durch welche die bereits bestehenden Hindernisse aufzuheben sind.


69. Die Kirche hat in späteren Jahrhunderten trennende Hindernisse einzuführen begonnen, nicht aus eigenem Rechte, sondern jenes Recht gebrauchend, das von der staatlichen Macht entlehnt worden war.


70. Die Tridentinischen Regeln, welche jene mit dem Banne belegen, die es wagen, die Berechtigung der Kirche zu leugnen, trennende Hindernisse aufzustellen, sind entweder nicht Glaubenssatz oder man muss sie im Sinne jener angeeigneten Rechtsgewalt verstehen.


71. Die Tridentinische Form verpflichtet nicht unter Strafe der Ungültigkeit, wenn das weltliche Gesetz eine andere Form bestimmt und die Gültigkeit der Ehe abhängig macht von dieser neuen Form.


72. Bonifatius VIII. hat zuerst behauptet, dass das Gelübde der Keuschheit bei der Weihe die Ehe ungültig mache.


73. Durch einen rein weltlichen Vertrag kann unter Christen eine wahre Ehe zustande kommen; und es ist falsch, zu sagen, dass der Ehevertrag unter Christen immer ein Sakrament, oder, wenn das Sakrament ausgeschlossen werde, überhaupt kein Vertrag sei.


74. Ehe- und Verlobungsfragen gehören ihrem Wesen nach vor das weltliche Gericht.


§ IX. Irrtümer über die weltliche Herrschaft des Römischen Papstes


75. Über die Vereinbarkeit einer irdischen Herrschaft mit der geistlichen sind die Söhne der christlichen und katholischen Kirche uneins.


76. Die Abschaffung der weltlichen Macht des Apostolischen Stuhles würde zur Freiheit und zum Glücke der Kirche ungemein viel beitragen.


§ X. Irrtümer, die den heutigen Liberalismus betreffen


77. In unserer Zeit geht es nicht mehr an, die katholische Religion als einzige Religion eines Staatswesens anzuerkennen, unter Ausschluss aller übrigen Arten von Gottesverehrung.


78. Daher ist es lobenswert, wenn in gewissen katholischen Ländern gesetzlich vorgesehen wird, dass die Einwanderer öffentlich ihre eigene Religion, welcher Art sie auch sei, ausüben dürfen.


79. Denn es ist falsch, dass die bürgerliche Religionsfreiheit sowie die volle, für alle gewährleistete Befugnis, frei und offen irgendwelche Meinungen und Gedanken kundzutun, leicht dazu führe, Geist und Sitte der Völker zu verderben und die Seuche der Gleichgültigkeit zu verbreiten.


80. Der Römische Papst kann und soll sich mit dem Fortschritt, mit dem Liberalismus und mit der neuen Menschheitsbildung versöhnen und befreunden.





MYSTISCHE SINNLICHKEIT


25 Jahre altes Buch des vatikanischen Lehrzaren taucht über Gott und Orgasmen auf


ROM – In einem 25 Jahre alten Buch von Kardinal Víctor Manuel Fernández, das inmitten von Streitigkeiten über seine jüngste Zustimmung zur nichtliturgischen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare wieder aufgetaucht ist, bietet der argentinische Prälat den Lesern eine tiefgreifende spirituelle Reflexion über die menschliche Sexualität und die Bedeutung von Orgasmen.


Das Buch trägt den Titel „La pasión mística: espiritualidad y sensualidad “, was „Mystische Leidenschaft: Spiritualität und Sinnlichkeit“ bedeutet. Es wurde 1998 veröffentlicht und vom damaligen Pater Víctor Manuel Fernández geschrieben, der heute Präfekt des Dikasteriums des Vatikans für die Glaubenslehre ist (DDF).



Das Buch, das für seine detaillierte und explizite Beschreibung männlicher und weiblicher Erfahrungen während des Orgasmus bemerkenswert ist, ist im Licht der Debatten rund um die Veröffentlichung der DDF-Erklärung „Fiducia Supplicans: Über die pastorale Bedeutung von Segnungen“ im Dezember wieder aufgetaucht, in der Fernández‘ mit Zustimmung von Papst Franziskus die Pfarrer auffordert, Paaren in irregulären Situationen außerliturgische Segnungen zu erteilen.


Zum Zeitpunkt seiner Ernennung zum Leiter des DDF im letzten Sommer geriet Fernández wegen eines weiteren kontroversen Buchs, das er 1995 über die spirituelle Bedeutung des Küssens schrieb, mit dem Titel „Heal Me with Your Mouth: The Art of Kissing“ in die Kritik.


Im Gespräch mit Crux sagte Fernández, „Mystical Passion“ sei ein Buch, das er geschrieben habe, als er noch jung war, und eines, „das ich jetzt sicherlich nicht mehr schreiben würde“.


Lange nach diesem Buch schrieb ich viel ernstere Bücher wie The Healing Force of Mysticism und The Transforming Force of Mysticism“, sagte er.


Fernández sagte, er habe „Mystical Passion“ kurz nach der Veröffentlichung abgesagt und „niemals zugelassen, dass es erneut gedruckt wird“.


Er sagte, dass das Buch damals Sinn machte, nachdem er ein Gespräch mit jungen Paaren geführt hatte, „die die spirituelle Bedeutung ihrer Beziehungen besser verstehen wollten“, aber kurz nach seinem Erscheinen befürchtete er, das Buch „könnte falsch interpretiert werden“.


Deshalb halte ich es nicht für sinnvoll, es jetzt zu verbreiten. Tatsächlich habe ich es nicht genehmigt und es widerspricht meinem Willen“, sagte er.


In dem Buch beginnt Fernández mit einer Reflexion über die Beschreibung Gottes als Ehepartner in der Heiligen Schrift und zitiert dabei den Propheten Jeremia, der sagte, er sei von Gott „verführt“ worden, und die sinnliche Sprache, die im biblischen Buch Hohelied verwendet wird.


Fernández argumentiert, dass Gott die ultimative Erfüllung des Wunsches der Menschheit nach Liebe und Glück ist und dass Gott den tiefsten Wunsch eines Menschen nach inniger Liebe erfüllt, und schreibt an einer Stelle: „Jetzt, umgeben von deinen Armen, gestreichelt von deiner Haut, lass mich baden. In deinem Atem scheint es mir, dass du etwas Neues tust, Jesus.“


Du weichst nicht von meiner Seite, deine Arme, deine Haut, deine Wärme, deine Schulter, die mich stützt, sind immer noch da. Aber jetzt dringst du in mich ein, du übernimmst meine Intimität, das tiefste Zentrum meines Herzens. Ohne mich zu zwingen, ohne mich zu zwingen, mit unendlicher Zartheit“, sagte er im zweiten Kapitel in einem Liebesbrief an Gott.


Fernández‘ explizitee Sprache kommt in den Kapiteln 7–9, wo er die mit Gott geteilte Liebe als „mystischen Orgasmus“ beschreibt und fragt, ob Menschen diesen „Orgasmus“ entsprechend ihrer Sexualität erleben.


Um diese Frage zu beantworten, untersucht er in Kapitel 7, wie Männer und Frauen Orgasmen erleben und ob es einen Unterschied gibt.


In seiner Reflexion sagte Fernández, dass Frauen im Allgemeinen durch Sex ohne Liebe weniger zufrieden seien und weniger Freude daran hätten, sich Pornografie anzuschauen, und dass eine Frau ihren Mann vor dem Geschlechtsverkehr „ein wenig spielend“ bräuchte, während der Mann mehr daran interessiert sei, sich auf das Geschäft einzulassen.


Er behauptet, dass Männer und Frauen dazu neigen, beim Geschlechtsverkehr unterschiedliche Geräusche zu machen, und dass Frauen nach einem Orgasmus aufgrund ihrer Anatomie „normalerweise unersättlich“ seien und Männer brauchten, die ihnen „etwas Extra“ gäben, während ein Mann „normalerweise gut loslässt und bleibt zufrieden und erschöpft.“


Fernández fragte dann, ob die Unterschiede, die Männer und Frauen beim Orgasmus erleben, auch für die Beziehung zu Gott gelten.


Zu diesem Punkt „berührt die mystische Erfahrung Gottes das intimste Zentrum der Liebe und des Vergnügens, ein Zentrum, in dem es keine große Rolle spielt, ob wir männlich oder weiblich sind“, sagte er und sagte auf der Grundlage der Wissenschaft, dass die Unterschiede darin, wie Männer und Frauen Sex erleben, geschieht vor dem Orgasmus, nicht danach oder währenddessen.


In Kapitel 8 mit dem Titel „Der Weg zum Orgasmus“ ging Fernández der Frage nach, ob Gläubige zu einer „leidenschaftlichen Erfahrung“ Gottes berufen sind, ähnlich wie sie mystische Heilige wie Teresa von Ávila und Therese von Lisieux hatten, die „berauschende Erfahrungen“ Gottes nach ihrer Bekehrung hatten.


Wenn diese liebevolle und leidenschaftliche Erfahrung der Gegenwart Gottes etwas Erfüllendes ist, etwas, das unsere Affektivität und unsere Sinnlichkeit wunderbar harmonisiert und beruhigt, dann haben wir alle zumindest das Recht, es zu wünschen“, sagte er.


Anschließend dachte er darüber nach, wie Gottes Liebe einen Menschen verwandeln kann, warnte jedoch davor, dass Gottes Liebe zwar heilend und wiederherstellend sei, einen Menschen jedoch nicht von Sünde oder „psychischen Schwächen“ befreien könne.


Fernández führte dazu das Thema Homosexualität als Beispiel an und sagte, dass die Erfahrung der Liebe Gottes „zum Beispiel nicht bedeutet, dass ein Homosexueller zwangsläufig aufhört, homosexuell zu sein.“


Denken wir daran, dass Gottes Gnade mit Schwächen und sogar mit Sünden koexistieren kann, wenn eine sehr starke Konditionierung vorliegt. In solchen Fällen kann die Person Dinge tun, die objektiv sündig sind, ohne schuldig zu sein und ohne die Gnade Gottes oder die Erfahrung seiner Liebe zu verlieren“, sagte er und zitierte Paragraph 1735 des Katechismus der Katholischen Kirche.


Ebenso sagte er: „Es mag eine Ordensschwester geben, die große Opfer bringen muss, um ihrer Jungfräulichkeit treu zu bleiben, weil ihre Psyche in dieser Hinsicht stark konditioniert ist, und dennoch hat sie gleichzeitig eine schöne, sehr authentische Erfahrung der Liebe Gottes, die sie glücklich macht.“


In Kapitel 9, „Gott im Orgasmus des Paares“, sagte Fernández, dass es bei seinen Überlegungen in den vorherigen Kapiteln um „eine Art erfüllenden Orgasmus in unserer Beziehung zu Gott ging, der nicht so viele körperliche Veränderungen mit sich bringt, sondern einfach, dass Gott es schafft, zu berühren das seelisch-körperliche Zentrum der Lust.“


Wenn Gott auf dieser Ebene unserer Existenz präsent sein kann, kann er auch präsent sein, wenn zwei Menschen einander lieben und einen Orgasmus erreichen; und dieser Orgasmus, der in der Gegenwart Gottes erlebt wird, kann auch ein erhabener Akt der Anbetung Gottes sein“, sagte er.


Fernández dachte ausführlich über Gott als jemanden nach, der menschliches Glück sowohl liebt als auch wünscht, und dass in diesem Sinne das Erleben von Glück auch ein Akt der Anbetung sein kann.


Um dies zu untermauern, führt er mehrere Zitate aus der Heiligen Schrift an und sagt, dass in diesem Sinne Vergnügen in jeglicher Form „auch etwas Religiöses ist, weil es ein Geschenk Gottes ist.“


Deshalb kann sich derjenige, der die Gegenwart Gottes genießen kann, der Liebe Gottes leichter bewusst werden und sich so der Liebe zu anderen öffnen“, sagte er und: „All dies lässt sich auch über die sexuelle Lust sagen, die Gott zum Glück des Menschen geschaffen hat.“


Sexuelles Vergnügen habe „einen besonderen Adel“ gegenüber anderen körperlichen Vergnügen, weil es zwei Menschen betrifft und daher geteilt wird“, sagte er und betonte, dass Sex deshalb so leicht seine Bedeutung verlieren kann, wenn es aus Egoismus oder zur eigenen Befriedigung geschieht.


Wenn sexuelles Vergnügen durch einen Akt der Liebe erreicht wird, dann ist sexuelles Vergnügen auch ein Akt der Anbetung Gottes, der das Glück derer liebt, die einander lieben“, sagte er.


Wenn Sex wirklich eine Begegnung der Liebe ist und keiner der Partner sein eigenes Vergnügen sucht, sondern den anderen lieben möchte und sein Glück und Vergnügen sucht, „wird das Vergnügen des Orgasmus zu einer Vorschau auf das wunderbare Fest der Liebe, das der Himmel ist.“ Denn es gibt nichts, was den Himmel besser vorwegnimmt als ein Akt der Nächstenliebe“, sagte er.


Fernández wehrte sich gegen die Vorstellung, dass Sexualität in irgendeiner Weise schmutzig oder schlecht sei, und sagte, der Geschlechtsverkehr zeige die Liebe zwischen Ehepartnern am besten und lasse sie wachsen, und in dieser Hinsicht könne er als spiritueller Akt auch das Herz eines Menschen öffnen und führen zur Betrachtung Gottes.


Er sagte, dass die negativen Ansichten über die menschliche Sexualität unter den Christen von den Griechen stammten, die „das Christentum negativ beeinflussten“, indem sie eine „Verachtung des Körpers“ weitergaben.


Die Griechen, sagte er, „verstanden den Menschen als aus zwei Teilen bestehend, der Seele und dem Körper“, und entwickelten daher eine Verachtung für den Körper und für fleischliche Freuden, indem sie spirituelle Dinge als edler und von höherem Wert priorisierten, sagte er.


Als diese griechische Mentalität das Christentum beeinflusste, entstand die Idee, dass es notwendig sei, den Körper zu verachten, um spiritueller zu sein“, sagte er, merkte jedoch an, dass dies der Fall sei, was traditionell als die schlimmsten Sünden im Christentum gilt: Stolz und Hass, das habe nichts mit dem Körper zu tun.


Sie sind eher spirituell; und wir wissen auch, dass der Körper auch an den größten Werken der Liebe und Hingabe beteiligt ist“, sagte er.


Fernández räumte ein, dass nicht jeder Aspekt des Körpers heilig sei und dass selbst gute Dinge wie sexuelle Intimität pervers werden können. Ein Paar könne die wahre Bedeutung von Sex verlieren und zu „nur zwei Egomanen werden, die sich gegenseitig masturbieren“, sagte Fernández.


Sex sollte nicht beiläufig sein, sondern eine Möglichkeit für ein Ehepaar sein, seine Liebe auszudrücken und sich gegenseitig glücklich zu machen, sagte er und sagte: „Sex um des Sex willen ist eine Möglichkeit, in der Jugend und in einem Mangel an Reife zu bleiben.“


Zu diesem Zweck stellte Fernández fest, dass Masturbation die häufigste Form jugendlicher Sexualität ist.


In dem Kapitel stellt er auch fest, dass auch andere religiöse Traditionen sexuelles Vergnügen zutiefst wertschätzen, und zitiert Zitate, darunter den ägyptischen Theologen Al Sonuouti aus dem 15. Jahrhundert, der sagte: „Gelobt sei Allah, der Penisse so hart und gerade wie Speere macht, um Krieg gegen die Vagina zu führen.“


Fernández schließt das Kapitel mit der Aussage, Gott vom Vergnügen zu trennen, „bedeutet, auf das Leben einer befreienden Erfahrung göttlicher Liebe zu verzichten.“ Sich vor Gott verstecken zu wollen, wenn wir Vergnügen erleben, bedeutet, an einen falschen Gott zu glauben, der, anstatt uns beim Leben zu helfen, zu einem Verfolger wird, der unsere Freude hasst.“


So wie ein Künstler Gott mit großer Zärtlichkeit ein wunderbares Kunstwerk schenken kann, das er geschaffen hat, so kann auch ein Paar Gott einen wunderschönen Akt der Liebe schenken, in dem sie vor Freude und Dankbarkeit überfließen können.“ „Wir machen uns gegenseitig glücklich“, sagte er.





DIE MYSTERIEN DER ISIS


Die Mysterien der Isis waren religiöse Initiationsriten, die im Kult der ägyptischen Göttin Isis in der griechisch-römischen Welt durchgeführt wurden. Sie orientierten sich an anderen Mysterienriten, insbesondere an den eleusinischen Mysterien zu Ehren der griechischen Göttinnen Demeter und Persephone, und entstanden irgendwann zwischen dem dritten Jahrhundert v. Chr. und dem zweiten Jahrhundert n. Chr. Trotz ihres hauptsächlich hellenistischen Ursprungs spielten die Mysterien auf Glaubensvorstellungen aus der altägyptischen Religion an, in der die Verehrung der Isis ihren Ursprung hatte, und enthielten möglicherweise Aspekte des ägyptischen Rituals. Obwohl Isis in der gesamten griechisch-römischen Welt verehrt wurde, ist bekannt, dass die Mysterienriten nur in wenigen Regionen praktiziert wurden. In den Bereichen, in denen sie praktiziert wurden, dienten sie dazu, das Engagement der Gläubigen für den Isis-Kult zu stärken, obwohl sie nicht verpflichtet waren, sie ausschließlich zu verehren, und Gläubige könnten durch die Initiation in der Hierarchie des Kultes aufgestiegen sein. Möglicherweise galten die Rituale auch als Garantie dafür, dass die Seele des Eingeweihten mit der Hilfe der Göttin nach dem Tod in ein glückseliges Leben nach dem Tod übergehen würde.


Viele Texte aus dem Römischen Reich beziehen sich auf die Isis-Mysterien, aber die einzige Quelle, die sie beschreibt, ist ein fiktives Werk, der Roman „Der goldene Esel“, der im zweiten Jahrhundert n. Chr. von Apuleius geschrieben wurde. Darin durchläuft der Eingeweihte eine aufwändige rituelle Reinigung, bevor er in den innersten Teil des Isis-Tempels hinabsteigt, wo er einen symbolischen Tod und eine Wiedergeburt erlebt und eine intensive religiöse Erfahrung macht, indem er die Götter persönlich sieht.


Einige Aspekte der Mysterien der Isis und anderer Mysterienkulte, insbesondere ihre Verbindung mit dem Leben nach dem Tod, ähneln wichtigen Elementen des Christentums. Die Frage, ob sie das Christentum beeinflusst haben, ist umstritten und die Beweise sind unklar; Einige Wissenschaftler führen die Ähnlichkeiten heute eher auf einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund als auf direkten Einfluss zurück. Im Gegensatz dazu hatte der Bericht von Apuleius direkte Auswirkungen auf die Neuzeit. Durch seine Beschreibung haben die Mysterien von Isis viele Romane und moderne Bruderschaftsorganisationen beeinflusst, ebenso wie die weit verbreitete Überzeugung, dass die alten Ägypter selbst über ein ausgeklügeltes System mysteriöser Initiationen verfügten.


Griechisch-römische Mysterien waren freiwillige, geheime Initiationsrituale. Sie waren einer bestimmten Gottheit oder Gruppe von Gottheiten gewidmet und nutzten eine Vielzahl intensiver Erfahrungen, wie nächtliche Dunkelheit, unterbrochen von hellem Licht, oder laute Musik oder Lärm, die einen Zustand der Orientierungslosigkeit und ein intensives religiöses Erlebnis hervorriefen. Einige davon enthielten kryptische Symbole. Die Eingeweihten sollten die Einzelheiten ihrer Erfahrungen nicht besprechen, und das moderne Verständnis dieser Riten wird durch diese Geheimhaltung eingeschränkt. Die prestigeträchtigsten Mysterien in der griechischen Welt waren die der Göttin Demeter gewidmeten eleusinischen Initiationen, die mindestens vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Eleusis bei Athen durchgeführt wurden. Im Mittelpunkt stand Demeters Suche nach ihrer Tochter Persephone. Eleusinische Eingeweihte begaben sich in eine dunkle Halle, das Telesterion, und erlebten schreckliche Anblicke, bevor sie einen von Feuer hell erleuchteten Raum betraten. Dort rief der Hierophant, der die Zeremonie leitete, eine kryptische Ankündigung, die möglicherweise auf die Geburt des Gottes Plutos anspielte, und zeigte Gegenstände, die Demeters Macht über die Fruchtbarkeit darstellten, wie zum Beispiel eine Garbe Weizen. 


In den Mysterien des Gottes Dionysos, die an vielen Orten der griechischen Welt aufgeführt wurden, tranken und tanzten die Teilnehmer in ausgelassenen nächtlichen Feiern. Dionysische Feierlichkeiten waren in gewisser Weise mit dem Orphismus verbunden, einer Gruppe mystischer Überzeugungen über die Natur des Jenseits. 


Isis war ursprünglich eine Göttin in der altägyptischen Religion, die keine Mysterien im griechischen Stil enthielt, obwohl sie Elemente enthielt, die denen späterer griechischer Mysterien ähnelten. Pharaonen unterzogen sich im Zusammenhang mit ihren Krönungsriten einer Weihe, bei der sie engen Kontakt zu den Göttern hatten. Priester haben möglicherweise auch eine Art Weihezeremonie durchlaufen, die mit den für ihre Positionen erforderlichen speziellen religiösen Kenntnissen oder der Ausbildung verbunden war. Altägyptische Grabtexte enthielten Wissen über die Duat oder Unterwelt, die als zutiefst geheim galt und angeblich den verstorbenen Seelen ein angenehmes Leben nach dem Tod ermöglichte. Einige Ägyptologen haben vorgeschlagen, dass einige Grabtexte auch in Priesterweiheritualen verwendet wurden; man argumentiert, dass „die Einweihung in die Tempel und Kulte Ägyptens die endgültige Einweihung in die Geheimnisse des Totenreichs vorwegnahm.“ Andere Ägyptologen bestreiten die Vorstellung, dass Bestattungstexte jemals von den Lebenden in Ritualen verwendet wurden.


Ein Element der griechischen Mysterien, das es in Ägypten nicht gab, war die Möglichkeit für gewöhnliche Menschen, sich einer Initiation zu unterziehen. Die heiligsten Rituale in ägyptischen Tempeln wurden von hochrangigen Priestern außerhalb der Öffentlichkeit durchgeführt, und Feste bildeten die wichtigste Gelegenheit für Bürger, an formellen Zeremonien teilzunehmen. Einige dieser Feste stellten Ereignisse aus der ägyptischen Mythologie nach, insbesondere das Khoiak-Fest zu Ehren von Osiris, dem Gott des Jenseits und mythologischen Ehemann von Isis, bei dem Osiris‘ mythologischer Tod, Zerstückelung und Wiederherstellung ins Leben eine Rolle spielten und in der Öffentlichkeit nachgespielt wurden. Griechische Schriftsteller nannten diese ägyptischen Riten „Mysterien“. Herodot, ein griechischer Historiker, der im fünften Jahrhundert v. Chr. schrieb, war der Erste, der dies tat. Er verwendete den Begriff für das Khoiak-Fest und verglich es mit den Mysterien des Dionysos, mit denen er vertraut war, da beide nachts stattfanden und einen Mythos beinhalteten, in dem der betreffende Gott zerstückelt wurde. Er sagte weiter, dass die griechische Verehrung des Dionysos durch die Verehrung des Osiris in Ägypten beeinflusst wurde. 


Griechische Schriftsteller, die nach Herodot kamen, betrachteten Ägypten und seine Priester als die Quelle aller mystischen Weisheit. Sie behaupteten, dass viele Elemente der griechischen Philosophie und Kultur, einschließlich ihrer eigenen Mysterienriten, aus Ägypten stammten. In diesen Behauptungen steckt ein Körnchen Wahrheit, da sich die ältesten griechischen Mysterien im siebten und sechsten Jahrhundert v. Chr. entwickelten, zur gleichen Zeit, als Griechenland engere Kontakte aufbaute zur Ägyptischen Kultur. Die Bilder des Jenseits, die in diesen Mysterien zu finden sind, könnten daher von denen im ägyptischen Jenseitsglauben beeinflusst worden sein. 


Isis war eine von vielen nichtgriechischen Gottheiten, deren Kulte sich über ihre Heimatländer hinaus verbreiteten und während der hellenistischen Zeit (323–30 v. Chr.), als sich das griechische Volk und seine Kultur in Länder jenseits des Mittelmeers ausbreiteten, Teil der griechischen und römischen Religion wurden, die meisten dieser Länder wurden von der Römischen Republik erobert. Unter dem Einfluss der griechisch-römischen Tradition entwickelten einige dieser Kulte, darunter der der Isis, ihre eigenen Mysterienriten. Ein Großteil des Isis-Kults umfasste Aktivitäten, die weitaus öffentlicher waren als die Mysterienriten, wie die Anbetung von Kultstatuen in ihren Tempeln oder Feste im Freien wie das Navigium Isidis. Dennoch berücksichtigen Gelehrte oft die Mysterien als eines der charakteristischsten Merkmale ihres Kultes. 


Der Isis-Kult entwickelte seine Mysterien als Reaktion auf den weit verbreiteten Glauben, dass die griechischen Mysterienkulte ihren Ursprung in Isis und Osiris in Ägypten hatten. „Für die Griechen war das Bild von Ägypten als alt und religiös so stark, dass sie sich Isis als geheimnisvolle Göttin vorstellen mussten.“ Isis-Anhänger haben möglicherweise Aspekte des ägyptischen Rituals angepasst, um sie an das Modell der eleusinischen Mysterien anzupassen, und möglicherweise auch dionysische Elemente einbezogen. Das Endprodukt wäre den Griechen wie ein authentischer ägyptischer Vorläufer griechischer Mysterien erschienen. Viele griechisch-römische Quellen behaupten, dass Isis selbst diese Riten erfunden habe. 


Wissenschaftler sind sich nicht einig darüber, ob sich die Mysterien vor der Zeit des Römischen Reiches entwickelt haben, da die Beweise dafür aus der hellenistischen Zeit nicht eindeutig sind. Sie könnten jedoch bereits im frühen dritten Jahrhundert v. Chr. entstanden sein, nachdem die griechische Ptolemäer-Dynastie die Kontrolle über Ägypten übernommen hatte. Die Ptolemäer förderten den Kult des Gottes Serapis, der Merkmale des Osiris und griechischer Gottheiten wie Dionysos und des Unterweltgottes Pluto aufnahm. Der Isis-Kult war mit dem des Serapis verbunden. Auch sie wurde neu interpretiert, um griechischen Göttinnen, insbesondere Demeter, zu ähneln, wobei viele ihrer ägyptischen Merkmale beibehalten wurden. Die Mysterien von Isis, die denen zu Demeters Ehren in Eleusis nachempfunden waren, könnten zur gleichen Zeit entwickelt worden sein. Laut dem griechischen Historiker Plutarch und dem römischen Historiker Tacitus trug ein Mann namens Timotheus, ein Mitglied der Familie Eumolpid, die die eleusinischen Mysterien beaufsichtigte, dazu bei, Serapis als Schutzgott am Hofe der Ptolemäer zu etablieren. Man vermutet, dass Timotheus gleichzeitig Elemente der eleusinischen Mysterien in die Verehrung der Isis eingeführt haben könnte. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Mysterien in Griechenland selbst entstanden, einige Zeit nachdem sich dort der Isis-Kult etabliert hatte und in direkten Kontakt mit Demeters Riten in Eleusis kam.


Über die Mysterien der Isis gibt es nur spärliche Belege, einige Informationen können jedoch aus beiläufigen Erwähnungen in Inschriften und literarischen Texten gewonnen werden. Ein möglicher früher Hinweis ist eine Stele aus Thessaloniki im späten 2. Jahrhundert v. Chr., die Osiris mit Mysterienriten in Verbindung bringt. Weitere Beweise für die Verehrung von Isis in Griechenland stammen aus Aretalogien, Texten zum Lob der Göttin. Der Wortlaut der Aretalogien aus Maroneia und Andros, beide aus dem ersten Jahrhundert v. Chr., besagt, dass Isis den Eingeweihten heilige oder verborgene Schriften gab. Eine Gelehrte sagt, dass diese Aretalogien beweisen, dass die Mysterien von Isis zu dieser Zeit existierten, aber ein anderer argumentiert, dass sie Isis nur mit den eleusinischen Mysterien in Verbindung bringen, nicht mit ihren eigenen besonderen Riten. Der römische Dichter Tibullus, ebenfalls im ersten Jahrhundert v. Chr., bezieht sich auf die Gelübde, die seine Geliebte Delia gegenüber Isis abgelegt hatte, was möglicherweise darauf hindeutet, dass sie eine Eingeweihte war.


In Inschriften aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. wird eine Sprache verwendet, etwa der Beiname „orgia“ in Bezug auf Isis, der darauf hindeutet, dass die Mysterien von Isis in der Nähe praktiziert wurden. Diese Inschriften finden sich in Städten wie Rom und Brindisi in Italien, Kenchreä und Samos in Griechenland sowie Tralles in Kleinasien. Man argumentiert, dass solche Inschriften nur in Italien und im östlichen Mittelmeerraum zu finden sind und dass die Mysterien nur in diesen Regionen praktiziert wurden, wohingegen in jeder Provinz des Reiches Isis-Tempel gefunden wurden. In Ägypten selbst sind nur zwei Texte bekannt, beide Papyri aus Oxyrhynchus, die möglicherweise auf die Mysterien der Isis anspielen. 


Eine Inschrift aus Prusa in Bithynien erwähnt einen Isis-Priester namens Meniketes, der Betten bereitstellte, die „den Laien verboten waren“, was darauf hindeutet, dass sie in irgendeiner Weise mit den Mysterien verbunden waren, obwohl sie möglicherweise einem anderen Ritual gedient haben könnten. Man vermutete, dass diese Betten an einer Art Ritual im Zusammenhang mit der Hochzeit von Isis und Osiris beteiligt waren. 


Einige in der Kunst vorkommende Bilder beziehen sich möglicherweise auf Mysterien. Eine Cista, eine Art Korb, in dem in mehreren griechischen Mysterienkulten Ritualgegenstände aufbewahrt wurden, wurde auch im Isis-Kult verwendet. Man argumentiert, dass Bilder von Isis-Anhängern, die Cistae tragen, darauf hindeuten, dass sie Eingeweihte waren. Anhänger von Isis wurden oft mit einem Mantel mit einem großen Knoten auf der Brust dargestellt, der der Isis-Ikonographie entlehnt war, und man vermutet, dass dieses Kleidungsstück ein Zeichen dafür ist, dass der Anhänger ein Eingeweihter war. Das Tigrane-Grab in Kom El Shoqafa in der Nähe von Alexandria enthält ein Gemälde eines Mannes mit Palmzweigen, das man als Bild eines neuen Eingeweihten interpretierte, der aus den Riten hervorgeht.


Hellenistische und römische Isis-Tempel unterschieden sich stark in ihrer Form, und obwohl einige unterirdische Bereiche enthielten, von denen angenommen wurde, dass sie Orte waren, an denen die Mysterien vollzogen wurden, sind die Beweise nicht schlüssig. Ein Archäologe argumentierte, dass die Überreste eines Schreins in Qasr Ibrim im meroitischen Königreich, außerhalb des Römischen Reiches, aber nahe der Grenze zum römischen Ägypten, darauf hinwiesen, dass die Mysterien der Isis dort praktiziert wurden. 


Die einzige direkte Beschreibung der Mysterien von Isis stammt aus „Der goldene Esel“, auch bekannt als „Metamorphosen“, einem komischen Roman aus dem späten zweiten Jahrhundert n. Chr. des römischen Autors Apuleius.


Der Protagonist des Romans ist Lucius, ein Mann, der sich auf magische Weise in einen Esel verwandelt hat. Im elften und letzten Buch des Romans erwacht Lucius, nachdem er am Strand von Cenchreae in Griechenland eingeschlafen ist, um den Vollmond zu sehen. Er betet zum Mond, wobei er die Namen mehrerer in der griechisch-römischen Welt bekannten Mondgöttinnen verwendet, und bittet sie, ihm die menschliche Gestalt zurückzugeben. Isis erscheint in einer Vision vor Lucius und erklärt sich selbst zur größten aller Göttinnen. Sie erzählt ihm, dass in der Nähe ein Fest zu ihren Ehren, das Navigium Isidis, stattfindet und dass der Festumzug Rosenkränze mit sich führt, die seine menschliche Gestalt wiederherstellen, wenn er sie isst. Nachdem Lucius wieder ein Mensch geworden ist, erklärt der Hohepriester auf dem Fest, dass Lucius von der Göttin vor seinem Unglück gerettet wurde und dass er nun von der Neugier und Selbstgefälligkeit befreit sein wird, die ihn in viele der Missgeschicke verwickelt hat, die er erlebt hat. Lucius schließt sich dem örtlichen Isis-Tempel an, wird ihr hingebungsvoller Anhänger und unterzieht sich schließlich der Initiation.


Lucius‘ scheinbar feierliche Hingabe an den Isis-Kult in diesem Buch steht in starkem Kontrast zu den komischen Missgeschicken, die den Rest des Romans ausmachen. Wissenschaftler diskutieren darüber, ob der Bericht Lucius' Hingabe an die Göttin ernsthaft darstellen soll oder ob er ironisch ist, vielleicht eine Satire auf den Isis-Kult. Diejenigen, die es für satirisch halten, verweisen auf die Art und Weise, wie Lucius dazu gedrängt wird, sich mehreren Einweihungen zu unterziehen, von denen jede eine Gebühr erfordert, obwohl er wenig Geld hat. Obwohl viele der Gelehrten, die versucht haben, die auf dem Buch basierenden Mysterien zu analysieren, davon ausgegangen sind, dass es ernst ist, können die Beschreibungen im Großen und Ganzen zutreffend sein, selbst wenn das Buch satirisch ist. Apuleius' Beschreibung des Isis-Kults und seiner Geheimnisse stimmt im Allgemeinen mit vielen externen Beweisen über ihn überein. Man sagt, es zeige „detaillierte Kenntnis des ägyptischen Kults, unabhängig davon, ob Apuleius selbst tatsächlich ein Eingeweihter der Isis-Religion war oder nicht“. In einem anderen seiner Werke, der Apologia, behauptet Apuleius, mehrere Einweihungen durchlaufen zu haben, obwohl er die Geheimnisse der Isis nicht ausdrücklich erwähnt. Beim Schreiben von „Der goldene Esel“ stützte er sich möglicherweise auf persönliche Erfahrungen der Isis-Initiation oder anderer Initiationen, denen er unterzogen wurde. Dennoch könnte die detaillierte Beschreibung in „Der goldene Esel“ eher idealisiert als streng zutreffend sein, und die Isis-Kulte könnten viele Arten von Mysterienriten beinhaltet haben. Der Roman erwähnt tatsächlich drei verschiedene Initiationsriten in zwei Städten, obwohl nur der erste ausführlich beschrieben wird.


Laut The Golden Ass wurde die Initiation „in der Art des freiwilligen Todes und der durch Gunst erlangten Erlösung durchgeführt“. Nur Isis selbst konnte bestimmen, wer wann initiiert werden sollte; daher beginnt Lucius erst, sich auf die Geheimnisse vorzubereiten, nachdem Isis ihm in einem Traum erscheint. Die Annahme, dass Isis ihre Anhänger direkt befehligen sollte, wird von Pausanias unterstützt, einem griechischen Schriftsteller aus der gleichen Zeit wie Apuleius, der sagte, dass niemand an den Festen von Isis in ihrem Schrein in Tithorea teilnehmen dürfe, ohne dass sie ihn einlud in einem Traum, und durch Inschriften, in denen Priester von Isis schreiben, dass sie sie dazu berief, ihre Diener zu werden. In der Beschreibung von Apuleius bestimmt die Göttin auch, wie viel der Eingeweihte an den Tempel zahlen muss, um sich den Riten zu unterziehen.


Die Priester bei Lucius‘ Initiation lasen den Ablauf des Ritus aus einem im Tempel aufbewahrten Ritualbuch vor, das mit „unbekannten Zeichen“ übersät ist, von denen einige „Formen aller Arten von Tieren“ sind, während andere verziert und abstrakt sind. Die Verwendung eines Buches für rituelle Zwecke war in der ägyptischen Religion viel häufiger als in der griechischen oder römischen Tradition, und die Zeichen in diesem Buch werden oft als Hieroglyphen oder hieratische Zeichen angesehen, was in den Augen griechischer und römischer Gläubiger der Fall wäre, zu betonen den ägyptischen Hintergrund des Ritus und zu seiner Feierlichkeit beizutragen. Man vermutet, dass sie den bewusst unverständlichen magischen Symbolen ähneln, die häufig in der griechisch-römischen Magie verwendet wurden.


Vor der eigentlichen Initiation muss sich Lucius einer Reihe ritueller Reinigungen unterziehen. Der Priester badet ihn, bittet die Götter für ihn um Vergebung und besprengt ihn mit Wasser. Dieses Bekenntnis und die Reue für vergangene Sünden passen zu der Betonung der Keuschheit und anderer Formen der Selbstverleugnung, die in vielen anderen Quellen über den Isis-Kult zu finden ist. Als nächstes muss Lucius zehn Tage warten und dabei auf Fleisch und Wein verzichten, bevor die Einweihung beginnt. Reinigungsbäder waren in vielen Ritualen in der griechisch-römischen Welt üblich. Die Bitte um Vergebung könnte auf die Eide zurückzuführen sein, die ägyptische Priester leisten mussten und in denen sie sich für frei von Fehlverhalten erklärten. Das Besprengen mit Wasser und der Verzicht auf bestimmte Speisen gehen vermutlich auf die Reinigungsrituale zurück, denen sich ägyptische Priester vor dem Betreten eines Tempels unterziehen mussten. Am Abend des zehnten Tages erhält Lucius eine Reihe nicht näher bezeichneter Geschenke von anderen Isis-Anhängern, bevor er ein sauberes Leinengewand anzieht und den tiefsten Teil des Tempels betritt.


Die Beschreibung dessen, was als nächstes passiert, ist bewusst kryptisch. Lucius erinnert den Leser daran, dass Uneingeweihte die Einzelheiten der Riten nicht kennen dürfen, bevor er seine Erfahrung in vagen Worten beschreibt. 


Ich kam an die Grenze des Todes und nachdem ich die Schwelle von Proserpina betreten hatte, reiste ich durch alle Elemente und kehrte zurück. Mitten in der Nacht sah ich die Sonne in hellem Licht aufblitzen, ich stand den Göttern unten und den Göttern oben gegenüber und erwies ihnen aus nächster Nähe Ehrerbietung. 


In einer Reihe von Paradoxien reist Lucius in die Unterwelt und in den Himmel, sieht die Sonne inmitten der Dunkelheit und nähert sich den Göttern. Viele Menschen haben darüber spekuliert, wie das Ritual diese unmöglichen Erfahrungen simuliert haben könnte. Die helle „Sonne“, die Lucius erwähnt, könnte ein Feuer in der Dunkelheit gewesen sein, ein Merkmal, von dem bekannt ist, dass es auf dem Höhepunkt der eleusinischen Mysterien existierte. Bei den Göttern, die er von Angesicht zu Angesicht sah, handelte es sich möglicherweise um Statuen oder Fresken von Gottheiten. Einige Gelehrte glauben, dass die Initiation auch eine Art Nachstellung oder Bezugnahme auf den Tod von Osiris beinhaltete, aber wenn dies der Fall war, wird dies im Text von Apuleius nicht erwähnt. 


Lucius erwacht am Morgen aus dieser Erfahrung und die Priester kleiden ihn in einen kunstvoll bestickten Umhang. Dann steht er auf einem Podest, trägt eine Fackel und trägt eine Krone aus Palmblättern – „geschmückt im Abbild der Sonne und aufgestellt in der Gestalt einer Statue“, wie Apuleius es beschreibt. Die Priester ziehen die Vorhänge zurück, um Lucius einer Menge seiner Anhänger zu zeigen. Während der nächsten drei Tage genießt Lucius eine Reihe von Banketten und heiligen Mahlzeiten mit seinen Mitgläubigen und vervollständigt damit den Initiationsprozess.


Nach dieser Einweihung zieht Lucius nach Rom und verbindet deren Haupttempel mit der Göttin, dem Iseum Campense. Angeregt durch weitere Visionen der Götter unterzieht er sich zwei weiteren Einweihungen, wobei ihm jedes Mal mehr Kosten entstehen, wie etwa der Kauf eines Ersatzmantels für den Umhang, den er in Cenchreae zurückgelassen hat. Diese Einweihungen werden nicht so ausführlich beschrieben wie die erste. Die zweite ist Osiris gewidmet und soll sich von der der Isis unterscheiden. Apuleius nennt es „die nächtlichen Geheimnisse des höchsten Gottes“, nennt aber keine weiteren Einzelheiten. Die dritte Einweihung könnte sowohl Isis als auch Osiris gewidmet sein. Vor dieser Initiation hat Lucius eine Vision, in der Osiris selbst zu ihm spricht, was darauf hindeutet, dass er die dominierende Figur des Ritus ist. Am Ende des Romans wurde Lucius von Osiris in eine hohe Position im Kult aufgenommen und er ist zuversichtlich, dass der Gott seinen zukünftigen Erfolg bei seiner Arbeit als Anwalt sicherstellen wird. 


Die meisten Mysterienriten waren mit Mythen über die Gottheiten verbunden, auf die sie sich konzentrierten, und behaupteten, den Eingeweihten Details über die Mythen zu vermitteln, die nicht allgemein bekannt waren. Mehrere griechisch-römische Schriftsteller verfassten theologische und philosophische Interpretationen. Angeregt durch die fragmentarischen Beweise haben moderne Gelehrte oft versucht herauszufinden, was die Mysterien für ihre Eingeweihten bedeutet haben könnten. Man argumentiert, dass es möglicherweise keine einheitliche, verbindliche Interpretation der Riten gegeben habe und dass „der Wunsch, ein verlorenes Geheimnis zu identifizieren - etwas, das, sobald es richtig identifiziert ist, erklären wird, worum es bei einem Mysterienkult ging – ist zum Scheitern verurteilt.“ Als wichtigstes Merkmal der Riten betrachtet man das Bemühen, den Göttern direkt zu begegnen, wie der Höhepunkt von Lucius‘ Initiation in „Der goldene Esel“ zeigt. Die Vorstellung, den Göttern von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, stand im Gegensatz zum klassischen griechischen und römischen Glauben, in dem es gefährlich und sogar tödlich sein konnte, die Götter zu sehen, obwohl es eine beeindruckende Erfahrung sein konnte. In der griechischen Mythologie beispielsweise verbrannte der Anblick der wahren Gestalt des Zeus die sterbliche Frau Semele. Doch Lucius‘ Begegnung mit den Göttern passt zu einem Trend, der in mehreren religiösen Gruppen in der Römerzeit zu beobachten war und zu einer engeren Verbindung zwischen dem Anbeter und den Göttern führte.


Die „Elemente“, die Lucius bei der ersten Einweihung durchläuft, könnten sich auf die klassischen Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer beziehen, von denen angenommen wurde, dass sie die Welt bilden, oder auf Regionen des Kosmos. Man schlägt vor, dass sich das Wort speziell auf die Planeten in der hellenistischen Astrologie bezieht. Astrologische Themen tauchten in vielen anderen Kulten im Römischen Reich auf, darunter auch in einem anderen Mysterienkult, der Mithras gewidmet war. Im Isis-Kult spielten astrologische Symbole möglicherweise auf den Glauben an, dass Isis die Bewegungen der Sterne und damit den Lauf der Zeit und die Ordnung des Kosmos regelte, Überzeugungen, auf die sich Lucius bezieht, wenn er zur Göttin betet.


Altägyptische Überzeugungen sind eine mögliche Quelle für das Verständnis der Symbolik in den Mysterien von Isis. Man untersuchte ausführlich Buch 11 des Goldenen Esels und seinen möglichen ägyptischen Hintergrund die Rolle von Osiris durch den symbolischen Tod. Danach beziehen sich die Bilder der Initiation auf die ägyptische Unterwelt, die Duat. Man argumentierte, dass die Sonne mitten in der Nacht in Lucius' Bericht über die Initiation möglicherweise von den Hell-Dunkel-Kontrasten in anderen Mysterienriten beeinflusst wurde, sie stammte jedoch hauptsächlich aus den Darstellungen der Unterwelt in der Antike der Ägyptischen Bestattungstexte. Diesen Texten zufolge durchquert der Sonnengott Ra jede Nacht die Unterwelt und vereint sich mit Osiris, um erneuert aufzutauchen, genau wie verstorbene Seelen. Die fünf Gelehrten, die 2015 einen Kommentar zu Buch 11 verfasst haben, warnen davor, dass die Sonnen- und Unterweltbilder ausschließlich auf griechischen und römischen Präzedenzfällen basieren könnten, und sie bezweifeln die Behauptung, dass Lucius eine mystische Verbindung mit Osiris eingeht.


Im Verlauf des Buches entreißt Osiris „Isis ausdrücklich die Rolle des Höchsten Wesens“ und ersetzt sie als Mittelpunkt von Lucius‘ Hingabe. Die Bedeutung von Osiris in „Der goldene Esel“ steht im Einklang mit anderen Beweisen über den Isis-Kult in Rom, die darauf hindeuten, dass er Themen und Bilder aus der ägyptischen Bestattungsreligion übernahm und Osiris im späten ersten und frühen zweiten Jahrhundert n. Chr. zunehmende Bedeutung verschaffte. Serapis hingegen, dessen Identität sich weitgehend mit der des Osiris überschnitt und der häufig gemeinsam mit Isis verehrt wurde, wird im Text nur einmal erwähnt, und zwar in der Beschreibung des Festumzugs. Man ist der Ansicht, dass der Text Serapis und Osiris als unterschiedliche Figuren behandelt, während die Autoren des Kommentars von 2015 bezweifeln, dass Apuleius die beiden scharf unterscheiden wollte. Sie weisen darauf hin, dass Lucius Osiris mit Beinamen bezeichnet, die oft Serapis gegeben wurden. Man argumentiert, dass die Schwerpunktverlagerung im Buch den Glauben widerspiegelt, dass Osiris das höchste Wesen und Isis eine Mittlerin zwischen ihm und der Menschheit war. Diese Interpretation findet sich im Aufsatz „Über Isis und Osiris“ von Plutarch, der den Osiris-Mythos auf der Grundlage von Plutarchs eigener mittelplatonischer Philosophie analysiert, und man legt nahe, dass Apuleius Plutarchs Ansichten teilte. Man schlägt vor, dass die plötzliche Verlagerung des Fokus von Isis auf Osiris einfach eine Satire auf grandiose Behauptungen religiöser Hingabe ist. 


Da nicht alle lokalen Isis-Kulte Mysterienriten abhielten, hätten sich nicht alle ihre Anhänger einer Initiation unterzogen. Sowohl Apuleius' Geschichte als auch Plutarchs Über Isis und Osiris, in dem es kurz um Eingeweihte von Isis geht, deuten darauf hin, dass die Initiation als Teil des größeren Prozesses des Beitritts zum Kult und der Hingabe an die Göttin angesehen wurde. Der Isis-Kult war, wie die meisten in der griechisch-römischen Welt, nicht exklusiv; Isis-Anbeter könnten weiterhin auch andere Götter verehren. Anhänger von Isis gehörten zu den ganz wenigen religiösen Gruppen in der griechisch-römischen Welt, die einen eigenen Namen hatten, der lose mit „Jude“ oder „Christ“ gleichgesetzt werden konnte, was darauf hindeuten könnte, dass sie sich durch ihre ausschließliche Hingabe an die Göttin definierten. Allerdings wurde das Wort – Isiacus oder „Isiac“ – selten verwendet, und der Grad der damit verbundenen Verpflichtung scheint je nach den Umständen unterschiedlich gewesen zu sein. Viele Priester von Isis amtierten auch in anderen Kulten. Mehrere Menschen in der Spätrömischen Zeit, wie der Aristokrat Vettius Agorius Praetextatus, traten mehreren Priestertümern bei und durchliefen mehrere Initiationen, die verschiedenen Göttern gewidmet waren. Mysterieneinweihungen erforderten daher nicht, dass die Gläubigen ihre ursprüngliche religiöse Identität aufgeben mussten, und sie würden im Rahmen einer engen Definition des Begriffs nicht als religiöse Konvertierungen gelten. Einige dieser Einweihungen beinhalteten tatsächlich kleinere Veränderungen der religiösen Identität, etwa den Beitritt zu einer neuen Gemeinschaft von Gläubigen oder die Stärkung des Engagements der Gläubigen für einen Kult, dem sie bereits angehörten, was im weiteren Sinne als Konvertierungen gelten würde. Viele alte Quellen, sowohl von Isiacs als auch von externen Beobachtern verfasst, deuten darauf hin, dass viele Anhänger von Isis sie als den Mittelpunkt ihres Lebens betrachteten und dass der Kult moralische Reinheit, Selbstverleugnung und öffentliche Erklärungen der Hingabe an die Göttin betonte. Der Beitritt zum Isis-Kult bedeutete daher einen schärferen Identitätswechsel als bei einigen anderen Mysterienkulten, beispielsweise dem Dionysos-Kult. Der Bericht in „The Golden Ass“ legt nahe, dass die Initiation möglicherweise als mystische Bekehrung klassifiziert werden konnte, die durch visionäre Erfahrungen, intensive Emotionen und eine dramatische Veränderung im Verhalten des Bekehrten gekennzeichnet war, wohingegen beispielsweise die Beweise über den Mithraismus, die auf den Prozess des Beitritts hindeuten, weniger mystisch und mehr intellektuell waren. 


Der Goldene Esel sagt nicht, wie sich die Initiation auf den Rang eines Anhängers innerhalb des Kults ausgewirkt haben könnte. Nach seiner dritten Einweihung wird Lucius ein Pastophoros, ein Mitglied einer bestimmten Priesterklasse. Wenn die dritte Einweihung eine Voraussetzung für die Ernennung zum Pastophoros war, ist es möglich, dass die Mitglieder in der Kulthierarchie aufstiegen, indem sie die Reihe der Einweihungen durchliefen. Apuleius bezeichnet Eingeweihte und Priester als getrennte Gruppen innerhalb des Kults. Die Initiation war möglicherweise eine Voraussetzung dafür, dass ein Gläubiger Priester werden konnte, machte ihn aber nicht automatisch zu einem Priester.


Viele Beweise deuten darauf hin, dass die Geheimnisse der Isis in irgendeiner Weise mit der Erlösung und der Garantie eines Lebens nach dem Tod verbunden waren. Die griechische Vorstellung vom Leben nach dem Tod umfasste die paradiesischen Elysischen Felder, und Philosophen entwickelten Vorstellungen über die Unsterblichkeit der Seele, aber Griechen und Römer äußerten Unsicherheit darüber, was mit ihnen nach dem Tod geschehen würde. Sowohl in der griechischen als auch in der römischen traditionellen Religion wurde angenommen, dass kein Gott seinen Anbetern ein angenehmes Leben nach dem Tod garantieren würde. Die Götter einiger Mysterienkulte mögen Ausnahmen gewesen sein, aber die Beweise für den Jenseitsglauben dieser Kulte sind vage. Apuleius' Bericht liefert, wenn er korrekt ist, stärkere Beweise für den Glauben an das Leben nach dem Tod der Isiacs als für die anderen Kulte. In dem Buch heißt es, Isis‘ Macht über das Schicksal, die ihre griechischen und römischen Anhänger häufig erwähnten, gebe ihr die Kontrolle über Leben und Tod. Laut dem Priester, der Lucius initiierte, waren es häufig Anhänger von Isis, „die ihre Lebensspanne beendet hatten und bereits an der Schwelle zum Ende des Lichts standen, wenn man ihnen nur sicher die großen unausgesprochenen Geheimnisse des Kults anvertrauen könnte, von der Macht der Göttin hervorgebracht und durch ihre Vorsehung auf eine Art und Weise wiedergeboren und wieder auf den Weg zu neuem Leben gebracht.“ In einer anderen Passage sagt Isis selbst, dass Lucius, wenn er stirbt, sie in der Dunkelheit der Unterwelt leuchten sehen und sie dort anbeten kann. 


Einige Gelehrte sind skeptisch, dass das Leben nach dem Tod ein Hauptschwerpunkt des Kults war. Man sagt, wenn Charaktere in The Golden Ass Lucius „wiedergeboren“ nennen, beziehen sie sich auf sein neues Leben als Anhänger und nennen ihn niemals renatus in aeternam oder „ewig wiedergeboren“, was sich auf das Leben nach dem Tod beziehen würde. Manche sagen, dass „Der Goldene Esel“ zeigt, dass „der Isis-Kult Auswirkungen auf Leben und Tod hatte, aber dennoch wird mehr Wert auf die Verlängerung der Lebensspanne gelegt als auf das Nach-Leben – das in ziemlich undifferenzierten Begriffen dargestellt wird.“ 


Einige Grabinschriften belegen den Glauben der Isiacs an ein Leben nach dem Tod außerhalb von Apuleius‘ Werk. Sie zeigen, dass einige von Isis-Anhängern dachten, sie würde sie zu einem besseren Leben nach dem Tod führen, legen aber auch nahe, dass der Isis-Kult kein klares Bild vom Leben nach dem Tod hatte und dass seine Mitglieder sich sowohl auf griechische als auch auf ägyptische Präzedenzfälle stützten, um sich dieses vorzustellen. Einige Inschriften besagen, dass Gläubige vom belebenden Wasser des Osiris profitieren würden, während andere sich auf die Glücksinseln der griechischen Tradition beziehen. Keiner von ihnen bezieht sich speziell auf Mysterienriten, obwohl die Inschrift von Meniketes besagt, dass er teilweise aufgrund seiner Arbeit bei der Ausstattung der Ritualbetten gesegnet ist. Die Initiation wurde möglicherweise nicht als notwendig erachtet, um den Segen von Isis zu erhalten.


Die alten Ägypter glaubten, dass Osiris nach seinem Tod im Duat weiterlebte, teilweise dank der Hilfe von Isis, und dass sie nach ihrem Tod wie er mit der Hilfe anderer Gottheiten, einschließlich Isis, wiederbelebt werden könnten. Diese Überzeugungen könnten auf den griechisch-römischen Isis-Kult übertragen worden sein, obwohl der Mythos vom Tod von Osiris im griechisch-römischen Isis-Kult selten erwähnt wurde und möglicherweise keine große Rolle in seinem Glaubenssystem gespielt hat, selbst wenn die nächtliche Vereinigung von Osiris und Ra dies tat. Wenn sich die Symbolik in Lucius‘ erster Initiation auf die Sonne in der ägyptischen Unterwelt bezog, würde das darauf hindeuten, dass es sich dabei um osirische Jenseitsglauben handelte, auch wenn Osiris in der Beschreibung des Ritus nicht erwähnt wird. Wie ein Gelehrter es ausdrückte, wird Lucius, als er nach seiner Initiation der Menge offenbart wird, „fast wie ein neuer Osiris geehrt, gerettet und regeneriert durch die unbeschreiblichen Kräfte von Isis.“ Die von seinem Kopf ausgehenden Palmen waren die Zeichen dass die Sonne über den Tod triumphiert. 


Die Mysterien von Isis wurden, wie auch die anderer Götter, bis ins späte vierte Jahrhundert n. Chr. weiter aufgeführt. Gegen Ende des Jahrhunderts schränkten christliche Kaiser die Ausübung nichtchristlicher Religionen zunehmend ein. Mysterienkulte starben zu Beginn des fünften Jahrhunderts aus. Sie existierten Jahrhunderte lang neben dem Christentum, bevor sie ausstarben, und einige Elemente ihrer Initiationen ähnelten christlichen Überzeugungen und Praktiken. Daher wurde oft die Möglichkeit geäußert, dass das Christentum direkt von den Mysterienkulten beeinflusst wurde. Es gibt nur dürftige Belege für die Wechselwirkungen zwischen dem Christentum und den Mysterienkulten, was die Klärung der Frage erschwert.


Die meisten religiösen Traditionen in der griechisch-römischen Welt konzentrierten sich auf eine bestimmte Stadt oder ethnische Gruppe und erforderten keine persönliche Hingabe, sondern nur öffentliche Rituale. Im Gegensatz dazu bestand der Isis-Kult, wie auch das Christentum und einige andere Mysterienkulte, aus Menschen, die sich freiwillig anschlossen, aus persönlicher Bindung an eine Gottheit, die viele von ihnen als allen anderen überlegen ansahen. Wenn darüber hinaus angenommen würde, dass Isiac-Eingeweihte im Jenseits vom Tod und der Auferstehung von Osiris profitieren würden, würde dieser Glaube mit dem christlichen Glauben übereinstimmen, dass der Tod und die Auferstehung Jesu denjenigen, die Christen werden, Erlösung ermöglichen.


Einige Gelehrte haben die Taufe ausdrücklich mit der Isiac-Initiation verglichen. Vor dem frühen vierten Jahrhundert n. Chr. war die Taufe der Höhepunkt eines langen Prozesses, bei dem der zum Christentum konvertierte Mensch die vierzig Tage der Fastenzeit fastete, bevor er zu Ostern in eine Zisterne oder ein natürliches Gewässer getaucht wurde. So beinhaltete die frühchristliche Taufe, wie die Mysterien der Isis, ein tagelanges Fasten und ein Waschritual. Sowohl das Fasten als auch das Waschen waren übliche Arten der rituellen Reinigung, die in den Religionen des Mittelmeerraums zu finden waren, und die christliche Taufe wurde speziell von der Taufe Jesu und jüdischen Untertauchritualen abgeleitet. Daher sind diese Ähnlichkeiten wahrscheinlich auf den gemeinsamen religiösen Hintergrund des Christentums und des Isis-Kults zurückzuführen und nicht auf den Einfluss einer Tradition auf die andere.


In ähnlicher Weise wurden die heiligen Mahlzeiten, die die Eingeweihten vieler Mysterienkulte teilten, mit dem christlichen Ritus der Kommunion verglichen. Beispielsweise nannte man das Bankett, das die Isiac-Initiation abschloss, „die heidnische Eucharistie von Isis und Sarapis“. Feste, bei denen Gläubige die einer Gottheit geopferten Speisen aßen, waren in den Religionen des Mittelmeerraums eine nahezu allgemeine Praxis und beweisen keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Christentum und den Mysterien der Isis. Das charakteristischste Merkmal der christlichen Gemeinschaft – der Glaube, dass der Gott selbst das Opfer des Opfers war – war weder im Isis-Kult noch in anderen Mysterienkulten vorhanden.


Man bezweifelt, dass der Glaube an das Leben nach dem Tod ein sehr wichtiger Aspekt von Mysterienkulten war, und glaubt daher, dass ihre Ähnlichkeit mit dem Christentum gering sei. Im Gegensatz dazu argumentieren andere, dass die Mysterien von Isis, zusammen mit denen von Mithras und Kybele, Glaubenssätze über die Erlösung und das Leben nach dem Tod beinhalteten, die denen im Christentum ähnelten. Sie wurden jedoch nicht dadurch ähnlich, dass sie direkt voneinander Anleihen machten, sondern nur dadurch, dass sie sich auf ähnliche Weise an das griechisch-römische religiöse Umfeld anpassten. Jeder Kult fand die Materialien, die er benötigte, in der gemeinsamen Quelle aktueller Ideen. Jeder nahm, was er brauchte, und passte diese Elemente entsprechend seiner Gesamtrichtung und seinem Design an.





SCHILLER: DIE SENDUNG DES MOSE


Misslang hingegen der Versuch, die alten Götter zu stürzen, so hatte man den blinden Fanatismus gegen sich bewaffnet und sich einer tollen Menge zum Schlachtopfer preisgegeben. Man fand also für besser, die neue gefährliche Wahrheit zum ausschließenden Eigentum einer kleinen geschlossenen Gesellschaft zu machen, diejenigen, welche das gehörige Maß von Fassungskraft dafür zeigten, aus der Menge hervorzuziehen und in den Bund aufzunehmen und die Wahrheit selbst, die man unreinen Augen entziehen wollte, mit einem geheimnisvollen Gewand zu umkleiden, das nur derjenige wegziehen könnte, den man selbst dazu fähig gemacht hätte.


Man wählte dazu die Hieroglyphen, eine sprechende Bilderschrift, die einen allgemeinen Begriff in einer Zusammenstellung sinnlicher Zeichen verbarg und auf einigen willkürlichen Regeln beruhte, worüber man übereingekommen war. Da es diesen erleuchteten Männern von dem Götzendienst her noch bekannt war, wie stark auf dem Wege der Einbildungskraft und der Sinne auf jugendliche Herzen zu wirken sei, so trugen sie kein Bedenken, von diesem Kunstgriffe des Betrugs auch zum Vorteil der Wahrheit Gebrauch zu machen. Sie brachten also die neuen Begriffe mit einer gewissen sinnlichen Feierlichkeit in die Seele, und durch allerlei Anstalten, die diesem Zweck angemessen waren, setzten sie das Gemüt ihres Lehrlings vorher in den Zustand leidenschaftlicher Bewegung, der es für die neue Wahrheit empfänglich machen sollte. Von dieser Art waren die Reinigungen, die der Einzuweihende vornehmen musste, das Waschen und Besprengen, das Einhüllen in leinene Kleider, Enthaltung von allen sinnlichen Genüssen, Spannung und Erhebung des Gemüts durch Gesang, ein bedeutendes Stillschweigen, Abwechselung zwischen Finsternis und Licht und dergleichen.


Diese Zeremonien, mit jenen geheimnisvollen Bildern und Hieroglyphen verbunden, und die verborgenen Wahrheiten, welche in diesen Hieroglyphen versteckt lagen und durch jene Gebräuche vorbereitet wurden, wurden zusammengenommen unter dem Namen der Mysterien begriffen. Sie hatten ihren Sitz in den Tempeln der Isis und des Serapis und waren das Vorbild, wonach in der Folge die Mysterien in Eleusis und Samothrazien sich gebildet hatten.


Es scheint außer Zweifel gesetzt, daß der Inhalt der ältesten Mysterien in Heliopolis und Memphis, während ihres unverdorbenen Zustands, Einheit Gottes und Widerlegung des Paganismus war, und dass die Unsterblichkeit der Seele darin vorgetragen wurde. Diejenigen, welche dieser wichtigen Aufschlüsse teilhaftig waren, nannten sich Anschauer oder Epopten, weil die Erkennung einer vorher verborgenen Wahrheit mit dem Übertritt aus der Finsternis zum Lichte zu vergleichen ist, vielleicht auch darum, weil sie die neu erkannten Wahrheiten in sinnlichen Bildern wirklich und eigentlich anschauten.


Zu dieser Anschauung konnten sie aber nicht auf einmal gelangen, weil der Geist erst von manchen Irrtümern gereinigt, erst durch mancherlei Vorbereitungen gegangen sein musste, ehe er das volle Licht der Wahrheit ertragen konnte. Es gab also Stufen oder Grade, und erst im inneren Heiligtum fiel die Decke ganz von ihren Augen.


Die Epopten erkannten eine einzige höchste Ursache aller Dinge, eine Urkraft der Natur, das Wesen aller Wesen, welches einerlei war mit dem Demiurgen der griechischen Weisen. Nichts ist erhabener als die einfache Größe, mit der sie von dem Weltschöpfer sprachen. Um ihn auf eine recht entscheidende Art auszuzeichnen, gaben sie ihm gar keinen Namen. „Ein Name“, sagten sie, „ist bloß ein Bedürfnis der Unterscheidung, wer allein ist, hat keinen Namen nötig, denn es ist keiner da, mit dem er verwechselt werden könnte.“ Unter einer alten Bildsäule der Isis las man die Worte: „Ich bin, was da ist“, und auf einer Pyramide zu Sais fand man die uralte merkwürdige Inschrift: „Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.“ Keiner durfte den Tempel des Serapis betreten, der nicht den Namen Jao - oder J-ha-ho, ein Name, der mit dem hebräischen Jehova fast gleichlautend, auch vermutlich von dem nämlichen Inhalt ist - an der Brust oder Stirn trug; und kein Name wurde in Ägypten mit mehr Ehrfurcht ausgesprochen als dieser Name Jao. In dem Hymnus, den der Hierophant oder Vorsteher des Heiligtums dem Einzuweihenden vorsang, war dies der erste Aufschluss, der über die Natur der Gottheit gegeben wurde: „Er ist einzig und von ihm selbst, und diesem Einzigen sind alle Dinge ihr Dasein schuldig.“


Eine vorläufige notwendige Zeremonie vor jeder Einweihung war die Beschneidung, der sich auch Pythagoras vor seiner Aufnahme in die ägyptischen Mysterien unterwerfen musste. Diese Unterscheidung von andern, die nicht beschnitten waren, sollte eine engere Brüderschaft, ein näheres Verhältnis zu der Gottheit anzeigen, wozu auch Mose sie bei den Hebräern nachher gebrauchte.


In dem Inneren des Tempels stellten sich dem Einzuweihenden verschiedene heilige Geräte dar, die einen geheimen Sinn ausdrückten. Unter diesen war eine heilige Lade, welche man den Sarg des Serapis nannte, und die ihrem Ursprung nach vielleicht ein Sinnbild verborgener Weisheit sein sollte, späterhin aber, als das Institut ausartete, der Geheimniskrämerei und elenden Priesterkünsten zum Spiele diente. Diese Lade herumzutragen, war ein Vorrecht der Priester oder einer eigenen Klasse von Dienern des Heiligtums, die man deshalb auch Kistophoren nannte. Keinem als dem Hierophanten war es erlaubt, diesen Kasten aufzudecken oder ihn auch nur zu berühren. Von einem, der die Verwegenheit gehabt hatte, ihn zu eröffnen, wird erzählt, daß er plötzlich wahnsinnig geworden sei.


In den ägyptischen Mysterien stieß man ferner auf gewisse hieroglyphische Götterbilder, die aus mehreren Tiergestalten zusammengesetzt waren. Die bekannte Sphinx ist von dieser Art; man wollte dadurch die Eigenschaften bezeichnen, welche sich in dem höchsten Wesen vereinigen, oder auch das Mächtigste aus allen Lebendigen in einen Körper zusammenwerfen. Man nahm etwas von dem mächtigsten Vogel, dem Adler, von dem mächtigsten wilden Tier, dem Löwen, von dem mächtigsten zahmen Tier, dem Stier, und endlich von dem mächtigsten aller Tiere, dem Menschen. Besonders wurde das Sinnbild des Stiers oder des Apis als das Emblem der Stärke gebraucht, um die Allmacht des höchsten Wesens zu bezeichnen; der Stier aber heißt in der Ursprache Cherub.


Die mystischen Gestalten, zu denen niemand als die Epopten den Schlüssel hatten, gaben den Mysterien selbst eine sinnliche Außenseite, die das Volk täuschte und selbst mit dem Götzendienst etwas gemein hatte. Der Aberglaube erhielt also durch das äußerliche Gewand der Mysterien eine immerwährende Nahrung, während man im Heiligtum selbst seiner spottete.


Doch ist es begreiflich, wie dieser reine Deismus mit dem Götzendienst verträglich zusammenleben konnte, denn indem er ihn von innen stürzte, beförderte er ihn von außen. Dieser Widerspruch der Priesterreligion und der Volksreligion wurde bei den ersten Stiftern der Mysterien durch die Notwendigkeit entschuldigt; er schien unter zwei Übeln das geringere zu sein, weil mehr Hoffnung vorhanden war, die üblen Folgen der verhehlten Wahrheit als die schädlichen Wirkungen der zur Unzeit entdeckten Wahrheit zu hemmen. Wie sich aber nach und nach unwürdige Mitglieder in den Kreis der Eingeweihten drängten, wie das Institut von seiner ersten Reinheit verlor, so machte man das, was anfangs nur bloße Nothilfe gewesen, nämlich das Geheimnis, zum Zweck des Instituts, und anstatt den Aberglauben allmählich zu reinigen und das Volk zur Aufnahme der Wahrheit geschickt zu machen, suchte man seinen Vorteil darin, es immer mehr irrezuführen und immer tiefer in den Aberglauben zu stürzen. Priesterkünste traten nun an die Stelle jener unschuldigen lauten Absichten, und eben das Institut, welches Erkenntnis des wahren und einigen Gottes erhalten, aufbewahren und mit Behutsamkeit verbreiten sollte, fing an, das kräftigste Beförderungsmittel des Gegenteils zu werden und in eine eigentliche Schule des Götzendienstes auszuarten. Hierophanten, um die Herrschaft über die Gemüter nicht zu verlieren und die Erwartung immer gespannt zu halten, fanden es für gut, immer länger mit dem letzten Aufschluss, der alle falschen Erwartungen auf immer aufheben mußte, zurückzuhalten und die Zugänge zu dem Heiligtum durch allerlei theatralische Kunstgriffe zu erschweren. Zuletzt verlor sich der Schlüssel zu den Hieroglyphen und geheimen Figuren ganz, und nun wurden diese für die Wahrheit selbst genommen, die sie anfänglich nur umhüllen sollten. 




BIBLISCHE SOPHIA


DIE WEISHEIT – SALOMOS ERSEHNTE BRAUT


Von Jugend auf habe ich die Weisheit geliebt und gesucht. Ihre Schönheit bezauberte mich und ich sehnte mich danach, sie als Braut heimzuführen.


Wie es ihrer edlen Herkunft entspricht, lebt sie in engster Gemeinschaft mit Gott; der Herr des ganzen Weltalls liebt sie. Er hat sie in sein geheimes Wissen eingeweiht und überlässt ihr die Ausführung seiner Schöpfungswerke.


Reichtum gilt als das höchste Gut – was ist reicher als die Weisheit, die alles erschafft?


Kunstverstand bringt die schönsten Werke hervor – wer in der ganzen Welt ist eine größere Künstlerin als sie? Wenn dir rechtschaffenes Leben als der höchste Wert erscheint: sie ist es, die alle Tugenden hervorbringt; sie lehrt Selbstbeherrschung, Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit. Es gibt nichts, was dem Menschen nützlicher wäre. Und wenn du reiche Kenntnisse über alles schätzt: sie weiß Bescheid über alles Vergangene und kennt die Zukunft im Voraus. Sie versteht gut zu reden und kann alle Rätsel lösen. Sie kann Vorzeichen deuten und weiß im Voraus, wie etwas ausgehen wird.


DIE WEISHEIT – SALOMOS LEBENSGEFÄHRTIN


Darum beschloss ich, sie zu meiner Lebensgefährtin zu machen. Denn ich wusste: An ihr habe ich in glücklichen Tagen eine zuverlässige Ratgeberin und eine Helferin in Zeiten der Sorge und Not.


Mit ihr verbunden werde ich Ruhm ernten bei allen Menschen und trotz meiner jungen Jahre von den Alten geehrt werden.


Wenn ich Recht spreche, werde ich durch meine scharfsinnigen Urteile auffallen, ich werde Könige in Staunen versetzen.


Wenn ich schweige, werden sie darauf warten, dass ich zu reden beginne, und sie werden mir dann aufmerksam zuhören. Und wenn ich noch so lange rede, sie werden mir nicht ins Wort fallen, sondern gespannt auf jedes meiner Worte achten.


Durch die Weisheit werde ich unsterblich werden und bei der Nachwelt in steter Erinnerung bleiben.


Ich werde als Herrscher über ganze Völker regieren,


grausame Tyrannen werden bei der bloßen Kunde von mir in Angst geraten. Das Volk wird mich als gütig preisen und der Feind meine Tapferkeit fürchten.


Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich in ihren Armen ausruhen; denn die Ehe mit ihr bringt weder Ärger noch Enttäuschung, sondern nur Freude und ungetrübtes Glück.

Dies alles stellte ich mir vor Augen und bedachte in meinem Herzen alle ihre Vorzüge: Die Verbindung mit der Weisheit schenkt unvergängliches Leben,


sie zu lieben gewährt reine Wonne, ihr Wirken schafft unerschöpflichen Reichtum, der stete Umgang mit ihr führt zur Einsicht und das Gespräch mit ihr macht angesehen. Da ging ich auf die Suche nach ihr, um sie für mich zu gewinnen.


SALOMOS GEBET UM WEISHEIT


Ich war ein begabtes Kind und hatte eine gut veranlagte Seele erhalten, oder richtiger: Da ich gut war, kam ich in einen unverdorbenen Leib.


Ich wusste aber, dass ich nur in den Besitz der Weisheit kommen könnte, wenn Gott sie mir schenkte. Schon dieses Wissen, dass sie Gottes Gabe ist, verdankte ich der Weisheit. So wandte ich mich im Gebet an den Herrn und bat ihn von ganzem Herzen, mir Weisheit zu schenken.



SIRACH 15


So handeln alle, die den Herrn ehren und ihm gehorchen. Wer sich im Gesetz auskennt, erlangt Weisheit.


Sie kommt ihm entgegen wie eine Mutter, sie nimmt ihn auf wie eine junge Braut.


Einsicht ist das Brot, das sie ihm zu essen gibt, und Klugheit das Wasser, mit dem sie ihn tränkt.


Er stützt sich auf sie und wankt nicht; er hält sich an sie und wird nicht enttäuscht. Sie macht ihn angesehener als seine Nachbarn. Wenn er in der Gemeinde spricht, legt sie ihm die Worte in den Mund. Sie erfüllt ihn mit Freude und Jubel und macht ihn für alle Zeiten berühmt.


Aber unverständige Leute werden die Weisheit nie erlangen; Menschen, die Unrecht tun, bekommen sie gar nicht zu Gesicht. Von Eingebildeten hält sie sich fern; in den Gedanken der Lügner kommt sie nicht vor. Wer sich gegen Gott auflehnt, kann ihm keine Loblieder singen; der Herr legt ihm keine in den Mund.


Loblieder gibt es nur da, wo Weisheit ist, und der Herr selbst schenkt Gelingen dazu.



SIRACH 24


DIE WEISHEIT STELLT SICH VOR


Die Weisheit preist sich selbst; inmitten Israels, ihres eigenen Volkes, besingt sie ihren Ruhm. In der Gemeinde Gottes, des Höchsten, und vor seinen mächtigen Engeln singt sie ihr Lied:


Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor

und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde.


Im hohen Himmel war meine Wohnung,

auf einer Wolkensäule stand mein Thron.


Allein umschritt ich den Kreis des Himmels

und ging umher in den Tiefen des Abgrunds.

Ich herrschte über das wogende Meer,

über alle Länder und alle Völker

und suchte überall nach einem Ruheort.

Wo war das Land, in dem ich bleiben konnte?

Da gab der Schöpfer der ganzen Welt mir Weisung,

er, der auch mich geschaffen hat, befahl:

In Israel nimm deinen festen Wohnsitz,

die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören!


Am Anfang schuf er mich, vor aller Zeit,

und bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen.


Ich diente ihm in seinem Heiligen Zelt,

dann wurde Zion mein fester Platz.


In Jerusalem, der geliebten Stadt,

ließ er mich ein Zuhause finden,

dort übe ich jetzt meine Herrschaft aus.

Ich schlug Wurzeln bei dem viel gerühmten Volk,

das der Herr sich zum Eigentum erwählt hat.


Wie die Libanonzeder wuchs ich empor,

wie eine Zypresse hoch auf dem Hermon;


ich wuchs wie die Palmen in En-Gedi,

wie Oleanderbüsche in Jericho,

wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land,

wie eine Platane wuchs ich empor.


Der lieblichste Duft ging von mir aus,

wie Duft von Zimt, Gewürzrohr und Myrrhe,

wie der von Galbanum, Onyx und Stakte,

von den Weihrauchwolken im Heiligen Zelt.


Ich breitete mich aus wie eine Eiche

mit stattlichen, wunderschönen Zweigen.

Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken,

aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht.


Kommt alle her, die ihr mich haben wollt!

Kommt, esst euch satt an meinen Früchten!


Schon allein an mich zu denken

ist köstlicher als jede Leckerei,

und mich für immer zu besitzen

erfreut mehr als der süßeste Honig.


Esst mich, dann habt ihr Hunger nach mehr;

trinkt mich, dann habt ihr Durst auf mehr!


Gehorcht mir, dann werdet ihr nicht enttäuscht!

Tut, was ich sage, und ihr bleibt frei von Schuld!



DIE WEISHEIT UND DAS GESETZ


Alles, was hier von der Weisheit gesagt ist, gilt zugleich vom Buch des Bundes, den Gott, der Höchste, mit uns geschlossen hat. Es gilt von dem Gesetz, das Mose uns verkündet hat und das die Nachkommen Jakobs in ihren Synagogengemeinden als ewigen Besitz hüten.



SIRACH 39


Er untersucht die Weisheit aller früheren Lehrer und befasst sich mit den Worten der Propheten. 2Er bewahrt die Reden berühmter Männer im Gedächtnis und folgt dem Gang ihrer Überlegungen.


Er erforscht den verborgenen Sinn der Sprichwörter und geht den rätselhaften Anspielungen der Gleichnisse auf den Grund.


Einflussreiche Leute nehmen seinen Dienst in Anspruch, Regierende rufen ihn zu sich. In ihrem Auftrag bereist er fremde Länder, denn er kennt aus Erfahrung die guten und schlechten Seiten der Menschen.


Schon frühmorgens widmet er seine ganze Aufmerksamkeit dem Herrn, seinem Schöpfer. Er wendet sich im Gebet an Gott, den Höchsten, und bittet ihn um Vergebung seiner Schuld.


Und wenn es dem Herrn, diesem großen Gott, gefällt, erfüllt er ihn mit Verständnis. Dann strömen einsichtsreiche Worte aus ihm hervor und mit seinem Gebet preist er den Herrn.


Er hat klares Wissen und gute Einsicht und ergründet die Geheimnisse Gottes. In der Unterweisung, die er gibt, zeigt sich die Erziehung, die er bekommen hat. Sein ganzer Stolz ist das Gesetz, das der Herr seinem Volk gegeben hat, als er den Bund mit ihm schloss.


Viele rühmen die Einsicht eines solchen Mannes; sie wird niemals vergessen werden, denn über Generationen hin werden sich Menschen an ihn erinnern.


Fremde Völker werden von seiner Weisheit reden und die Gemeinde des Herrn wird seinen Ruhm ausbreiten.


Wenn er ein langes Leben hat, wird sein Name berühmter als die Namen von tausend anderen. Und wenn er sich zur letzten Ruhe legt, kann er mit seinem Nachruhm zufrieden sein.



BARUCH 3


AUFRUF AN ISRAEL, DIE QUELLE DES LEBENS, DIE WEISHEIT, ZU SUCHEN


Ihr Israeliten, hört die Weisungen, die zum Leben führen! Achtet darauf, damit ihr zur Einsicht kommt!


Wie ist es so weit gekommen, dass ihr im Land eurer Feinde leben und in der Fremde dahinsiechen müsst? Warum müsst ihr Spott und Schande erdulden? Warum rechnet man euch schon zu den Toten?


Weil ihr die Weisheit, die Quelle wahren Lebens, verlassen habt!


Hättet ihr die Weisungen eures Gottes befolgt, so hätte euch niemals ein Feind aus eurem Land vertreiben und ins Unglück stürzen können.


Lasst euch also sagen, wo Einsicht, Verstand und Klugheit zu finden sind, dann werdet ihr auch begreifen, was zu einem langen, erfüllten Leben führt und was euch Glück bringt und eure Augen vor Freude leuchten macht.



NUR IN ISRAEL IST DIE WEISHEIT ZU FINDEN


Wer hat je den Wohnsitz der Weisheit entdeckt? Wer ist zu ihren geheimen Schätzen vorgedrungen?


Etwa die Männer, die Völker beherrschten, oder die, die wilde Tiere unterwarfen und zähmten und Vögel für ihre Spiele abrichteten? Oder etwa die Reichen, die unermessliche Schätze angehäuft haben, Silber und Gold, worauf die Menschen so gern ihr Vertrauen setzen? Oder die großen Künstler, die aus Silber herrliche Werke schufen, über die man nur staunen kann?


Sie alle sind gestorben, in die Totenwelt mussten sie hinunter und andere haben ihren Platz eingenommen. Aber auch ihre Nachfolger fanden nicht den Weg zur Weisheit, sie kamen nicht zur Einsicht, sie begriffen nichts, und deren Nachfolger sind noch weiter vom Weg abgekommen. Weder in Kanaan noch in Teman hat man von ihr gehört.


Auch die Nachkommen Hagars, die sich um Einsicht mühen, auch die Händler aus Merran und Teman, die Fabeldichter und Wahrheitssucher – sie alle fanden den Weg zur Weisheit nicht und begriffen nichts von ihr.


Ihr Israeliten, wie groß ist das Haus, in dem Gott wohnt? Wie weit erstreckt sich Gottes Besitz?


Noch höher als der Himmel ist seine Wohnung, noch weiter als die Erde sein Besitz!


Es gab zwar die berühmten Riesen der Urzeit, die hochgewachsenen, mächtigen Helden. Aber Gott erwählte sie nicht; er ließ sie den Weg zur Weisheit nicht finden. Darum sind sie durch ihren Unverstand zugrunde gegangen.


Wer ist je durch die Wolken in den Himmel hinaufgestiegen und hat die Weisheit heruntergebracht? Oder wer ist übers weite Meer gefahren und hat sie entdeckt und gegen reines Gold eingetauscht? 


Niemand gibt es, der den Weg zu ihr kennt, kein Mensch kann zu ihr gelangen. Gott aber, der alles weiß, kennt auch die Weisheit; er hat sie ausfindig gemacht durch seine große Einsicht. Denn er ist der Schöpfer von allem: Er hat die Erde auf sicheren Grund gestellt, dass sie für alle Zeiten besteht, und hat sie mit Tieren bevölkert.


Er schickt das Licht und es ist zur Stelle; er ruft es und es gehorcht ihm mit Zittern. Die Sterne leuchten auf ihren Wachtposten und jubeln ihm zu; er ruft sie und sie antworten: Hier sind wir! Sie leuchten voll Freude für den, der sie geschaffen hat.


Und dieser mächtige Schöpfer ist unser Gott! Keiner ist ihm gleich.


Er hat alle Wege erkundet, die zur Weisheit führen, und er hat die Fülle der Weisheit seinem Diener Jakob, seinem Liebling Israel, geschenkt.


Später erschien die Weisheit sogar selbst auf der Erde und weilte unter den Menschen.



SPRÜCHE 8


DIE WEISHEIT STELLT SICH VOR


Hört doch, die Weisheit ruft, die Einsicht lässt ihre Stimme erschallen! Erhöht und weithin sichtbar steht sie an den Straßen und da, wo sich Wege kreuzen. Sie stellt sich an die Tore der Stadt, an den Toreingängen ruft sie aus: Leute, ich habe euch etwas zu sagen! An alle Menschen wende ich mich. Ihr Grünschnäbel, lernt reif zu werden! Ihr Unverständigen, werdet klug! Hört zu, ich gebe euch wertvollen Rat! Ihr könnt euch auf meine Worte verlassen. Aus meinem Mund hört ihr die Wahrheit; Böses auszusprechen ist mir verhasst. Meine Worte sind alle wahr und ehrlich, es ist keine Falschheit und Hinterlist darin. Sie sind klar und eindeutig für alle, die Einsicht haben und ihren Verstand gebrauchen. Sucht meine Unterweisung, nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch: Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts vergleichbar, was ein Mensch sich wünschen könnte! Ich bin die Weisheit. Ich bin vertraut mit der Klugheit und weiß umsichtig zu überlegen. Dem HERRN gehorchen heißt: das Böse hassen. Ich verabscheue Überheblichkeit und Hochmut, unrechtes Tun und lügnerisches Reden. Ich mache Pläne und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht und auch die Macht. Mit meiner Hilfe regieren die Könige und treffen die Herrscher gerechte Entscheidungen. Mit meiner Hilfe regieren die Mächtigen, die Großen, die für das Recht zu sorgen haben. Alle, die mich lieben, die liebe ich auch. Wer mich sucht, wird mich finden. Reichtum und Ehre habe ich zu bieten, bleibenden Besitz und gerechten Lohn. Was ihr von mir bekommt, ist besser als das feinste Gold, wertvoller als das reinste Silber. Wo Menschen nach Gottes Willen fragen und einander gerecht behandeln, dort bin ich mit Sicherheit zu finden, um denen, die mich lieben, Besitz zu geben und ihre Häuser mit Schätzen zu füllen. 


Am Anfang hat der HERR mich geschaffen, ich war sein erstes Werk vor allen anderen. In grauer Vorzeit hat er mich gemacht, am Anfang, vor Beginn der Welt. Als ich geboren wurde, gab es noch kein Meer und keine Quelle brach aus der Tiefe hervor. Der Grund der Berge war noch nicht gelegt, die Hügel waren noch nicht entstanden. Gott hatte noch nicht die Erde gemacht, vom festen Land und seinen Feldern war noch nicht das Geringste zu sehen. Ich war dabei, als er den Himmel wölbte und den Kreis des Horizonts festlegte über den Tiefen des Ozeans, als er die Wolken hoch oben zusammenzog und die Quellen aus der Tiefe sprudeln ließ, als er dem Meer die Grenze bestimmte, die seine Fluten nicht überschreiten dürfen, als er die Fundamente der Erde abmaß – da war ich als Kind an seiner Seite, ich freute mich an jedem Tag und spielte unter seinen Augen. Ich spielte auf dem weiten Rund der Erde und hatte meine Freude an den Menschen. Deshalb, ihr jungen Leute, hört auf mich! Wie glücklich sind alle, die mir folgen! Schlagt meine Unterweisung nicht in den Wind, hört darauf und werdet klug! Wie glücklich sind alle, die mir zuhören, die jeden Tag vor meinem Haus stehen und an meinem Tor auf mich warten. Alle, die mich finden, finden das Leben und der HERR hat Freude an ihnen. Doch wer mich verfehlt, schadet sich selbst. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.







HEILIGE MARTINA


Schutzpatron von Rom

Die Geschichte der Heiligen Martina von Rom


Heilige Martina von Rom, Jungfrau und Märtyrerin


aus dem Liturgischen Jahr 1904


Eine dritte römische Jungfrau, die auf ihrer Stirn eine Märtyrerkrone trägt, kommt heute, um die Ehre zu teilen, die Agnes und Emerentiana zuteil wurde, und opfert dem Lamm ihre Palme. Ihr Name ist Martina, den die Heiden ihren Töchtern zu Ehren ihres Kriegsgottes gaben. Ihre heiligen Reliquien ruhen am Fuße des Kapitolinischen Hügels im antiken Marstempel, der heute zur wunderschönen Kirche St. Martina geworden ist. Der heilige Ehrgeiz, sich dessen würdig zu machen, den sie zu ihrem göttlichen Gemahl erwählt hatte, gab ihr den Mut, um Seinetwillen Qualen und den Tod zu erleiden; damit wir von ihr, wie auch von den übrigen Märtyrern, diese Worte der Liturgie sagen können, wusch sie ihre Gewänder im Blut des Lammes. Unser Immanuel ist der mächtige Gott, der Herr, der im Krieg mächtig ist und nicht wie der Mars der Heiden das Schwert braucht, um seine Schlachten zu gewinnen. Er besiegt seine Feinde durch Sanftmut, Geduld und Unschuld, wie im Martyrium des heutigen Heiligen, deren Sieg größer war als jemals zuvor von den gerühmten Kriegern Roms errungen. Diese berühmte Jungfrau, die eine der Schutzpatroninnen der Stadt Rom ist, wird geehrt, indem ihr von einem der Päpste Lobgesänge gesungen werden.


Martina, eine edle Jungfrau aus Rom, war die Tochter eines Konsuls. Da sie schon als Kind ihre Eltern verloren hatte und sich mit großer Leidenschaft für die Ausübung der christlichen Religion einsetzte, war sie den Armen gegenüber außerordentlich barmherzig und verteilte unter ihnen ihre immensen Reichtümer. Während der Herrschaft von Alexander Severus wurde ihr befohlen, die falschen Götter anzubeten, doch sie weigerte sich mutig, ein so abscheuliches Verbrechen zu begehen. Daraufhin wurde sie mehrmals gegeißelt; Ihr Fleisch wurde mit eisernen Haken und Nägeln und mit Tonscherben zerrissen, und ihr ganzer Körper wurde mit scharfen Schwertern zerschnitten; sie wurde mit kochendem Öl verbrüht und schließlich dazu verurteilt, von wilden Tieren im Amphitheater gefressen zu werden. Doch als sie auf wundersame Weise von ihnen verschont blieb, wurde sie durch die gleiche göttliche Kraft auf einen brennenden Haufen geworfen, von dem sie ebenfalls unverletzt entkam.


Einige der Männer, die ihr diese Folterungen zugefügt hatten, waren von dem Wunder beeindruckt und von der Gnade Gottes berührt, nahmen den christlichen Glauben an und erlangten nach vielen Folterungen die glorreiche Märtyrerpalme, indem sie enthauptet wurden. Die Gebete von Martina waren kraftvoll bei Gott. Erdbeben erschütterten die Stadt, unter lautem Donner fiel Feuer vom Himmel, die Tempel und Götzen der Götter wurden gestürzt und zerstört. Mehr als einmal floss zusammen mit dem Blut Milch aus ihren Wunden, und die Umstehenden nahmen einen höchst süßen Duft wahr; und manchmal sah man sie aufgerichtet und auf einen wunderschönen Thron gesetzt und umgeben von himmlischen Geistern die göttlichen Lobpreisungen singen.


Der Richter war über alle Maßen verärgert über diese Wunder und vor allem über ihre Standhaftigkeit und ordnete ihre Enthauptung an. Als dies geschah, hörte man eine Stimme vom Himmel, die Martina zum Aufstieg aufrief: Die ganze Stadt zitterte und viele der Götzendiener bekehrten sich zum Glauben an Christus. Martina litt unter dem Pontifikat Urbans I.; und unter der Herrschaft von Urban dem Achten wurde ihr Leichnam zusammen mit denen der heiligen Märtyrer Concordius, Epiphanius und Gefährten in einer alten Kirche in der Nähe des mamertinischen Gefängnisses am Fuße des Kapitolinischen Hügels entdeckt. Die Kirche wurde restauriert und geschmückt, und der Leichnam der Heiligen wurde mit großer Feierlichkeit im Beisein einer großen Menschenmenge und unter Jubelrufen der ganzen Stadt wieder darin beigesetzt.


So preist das christliche Rom dein Lob, oh großzügige Märtyrerin! und während du lobst, bittet sie dich, sie mit deiner liebevollen Fürsorge zu beschützen. Sie ist vor Gefahren sicher, wenn sie durch eine solche Wachsamkeit wie die Deine geschützt wird. Erhöre ihre Gebete und vertreibe die Feinde, die ihren Untergang planen, aus der Heiligen Stadt. Sie hat Feinde, die mehr zu fürchten sind als diejenigen, die ihre Mauern mit den Kanonen ihrer wilden Artillerie angreifen – sie hat diejenigen, die die Zerstörung ihrer Unabhängigkeit planen. Zerstöre diese perfiden Pläne und denke daran, o Martina, dass die Stadt, die jetzt um deine Hilfe bittet, die Mutter war, die dich zur Märtyrerin erzogen hat. Schwächt das gefallene Königreich der Türken noch mehr; Jerusalem befreie; inspiriere unser Europa, sich für das leidende Syrien einzusetzen.


Erlange für uns von Jesus, deinem Bräutigam, den Mut, die Götzen unserer Zuneigung zu zerstören, denen wir so gerne unser Herz opfern. Die Feinde unserer Erlösung sind unermüdlich in ihren Angriffen auf unsere Gebrechlichkeit – oh! Strecke uns deine helfende Hand entgegen; diese Hand, die die Götzen Roms erzittern ließ, ist jetzt nicht weniger mächtig, um der Gewalt der Welt Einhalt zu gebieten, die unsere Seelen zu zerstören droht.


Deine eigenen tapferen Kämpfe haben dir einen Ehrenplatz in der Nähe der Krippe unseres Erlösers verschafft. Wenn wir wie du nur widerstehen und siegen, wird dieser mächtige Gott auch uns willkommen heißen und uns segnen. Er kam in diese Welt, um unsere Feinde zu besiegen, aber er verlangt von uns, dass wir die Mühen des Kampfes mit ihm teilen. Bete für uns, o Martina! dass unser Vertrauen in unseren Gott immer mit Misstrauen gegenüber uns selbst einhergeht und wir im großen Kampf um den Himmel niemals Feiglinge sein werden.


Bürger von Rom! singt zum berühmten Namen der glorreichen Martina. Singt das Lob dieser bewundernswerten Jungfrau und Märtyrerin Christi.


Sie wurde von adeligen Eltern geboren und in allen Zartgefühlen erzogen, umgeben von allem, was die Natur verwöhnen konnte, und mit den Reichtümern eines Fürstenhauses, die ihr zur Verfügung standen.


Aber sie verschmäht diesen Luxus, widmet sich dem Schöpfer aller Dinge und verteilt mit großzügiger Hand ihre Reichtümer an die Armen Christi, damit sie die Reichtümer des Himmels gewinnen kann.


Sie schreckt nicht vor dem quälenden Haken, den wilden Tieren oder den grausamen, Wunden verursachenden Ruten zurück. Engel steigen vom Himmel herab und trösten sie mit göttlicher Nahrung.


Selbst die Löwen verlieren ihre Wildheit und kauern sich zahm zu ihren Füßen. Das Schwert, Martina, gab dir den ersehnten Tod, und der Tod verband dich mit den Chören des Himmels.


Unsere unaufhörlichen Gebete steigen zu dir von deinem Altar auf, wo Weihrauchwolken die Liebe der Hingabe verhüllen; und dein gesegneter Name verbannt den der falschen Gottheit Mars.


Beschütze dein Vaterland und gib den christlichen Ländern den Rest des heiligen Friedens, indem du den Lärm von Waffen und Krieg an die thrakischen Küsten vertreibst.


Stelle die Heere der Fürsten unter dem Banner des Kreuzes zusammen und befreie Jerusalem von seinen Ketten. Räche unschuldiges Blut und vernichte den türkischen Feind ein für alle Mal.


O du, unsere Schutzpatronin und Heilige unserer Stadt, siehe diese Hommage unserer liebenden Herzen. Höre die Gebete deines Roms, das dir an diesem Festtag seine Hymnen darbietet und deinen Namen verehrt.


O Gott, dessen Arm die Märtyrer beschützt, nimm uns die Freuden, die uns fallen lassen würden. O dreieiniger Gott, gib deinen Dienern das gesegnete Licht, mit dem deine Barmherzigkeit die Seele mit Glückseligkeit krönt.


Amen.





JOHN WYCLIFFE


Schriftsteller und „Reformer“, geb. wahrscheinlich in Hipswell bei Richmond in Yorkshire, 1324; D. in Lutterworth, Leicestershire, 31. Dezember 1384. Seine Familie soll aus Wycliffe an den Tees in derselben Grafschaft stammen. Das traditionelle Datum seiner Geburt wird mit 1324 angegeben, einige Experten gehen jedoch auch früher davon aus. Über sein frühes Leben ist kaum etwas bekannt, und seine Karriere in Oxford wird durch die Anwesenheit mindestens eines Mannes mit demselben Namen und wahrscheinlich noch mehr verschleiert. Es ist jedoch sicher, dass er am Balliol College ausgebildet wurde und dass er 1361 die Meisterschaft niedergelegt haben muss, als er den Lebensunterhalt von Fillingham erhielt. Dieses tauschte er einige Jahre später gegen das von Ludgershall ein. Es darf jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass er seine Universitätslaufbahn aufgegeben hat, denn der Lebensunterhalt wurde oft an gebildete Männer vergeben, um ihnen die Fortsetzung ihres Studiums oder ihrer Lehrtätigkeit zu ermöglichen. Wyclif selbst erhielt beispielsweise 1368 aufgrund seines Studiums eine zweijährige Aufenthaltserlaubnis. In der Zwischenzeit, im Jahr 1365, war ein Mann seines Namens, der normalerweise mit dem zukünftigen „Reformer“ identifiziert wird, von Simon Islip, Erzbischof von Canterbury, zum Direktor des neuen Canterbury Hall ernannt worden, nur um zwei Jahre später zugunsten von einem Mönch durch den neuen Erzbischof. Der enteignete Aufseher legte zusammen mit seinen Kameraden Berufung in Rom ein, scheiterte jedoch. Eine Reihe von Wyclifs neueren Biographen haben versucht, diesen Aufseher mit einem anderen Geistlichen zu identifizieren, einem Freund von Islip und wahrscheinlich einem Gefährten von Merton; trotz der großen Plausibilität dieser neuen Identifizierung erscheint es jedoch gefährlich, die direkten Aussagen zeitgenössischer Schriftsteller, so kontrovers sie auch sein mögen, und möglicherweise einen Verweis in einer von Wyclifs eigenen Schriften, abzulehnen. Bald nach diesen Ereignissen, wahrscheinlich im Jahr 1372, erhielt Wyclif den Grad eines Doktors der Theologie. Zu diesem Zeitpunkt war er ein angesehener Mann an der Universität, und es ist seltsam, dass seine Promotion so lange auf sich warten ließ. Die Erklärung könnte möglicherweise darin liegen, dass Balliol eine „Kunsthochschule“ war und den meisten ihrer Stipendiaten kein Abschluss in Theologie gestattet war. Der kirchliche Aufstieg scheiterte nicht am neuen Doktor; 1373 erhielt er den reichen Unterhalt von Lutterworth in Leicestershire, und etwa zur gleichen Zeit wurde ihm durch päpstliche Anordnung eine Pfründe in einer Stiftskirche gewährt, während es ihm, ebenfalls mit päpstlicher Lizenz, gestattet wurde, diese sowie eine andere in Lincoln zu behalten. Letztere erhielt er jedoch letztendlich nicht.


Obwohl seine Ansichten zu kirchlichen Stiftungen zu diesem Zeitpunkt in und außerhalb von Oxford wohlbekannt gewesen sein müssen, kann Wyclif erst 1374 mit Sicherheit mit öffentlichen Angelegenheiten in Verbindung gebracht werden. In diesem Jahr erscheint sein Name an zweiter Stelle, nach einem Bischof, in einem Auftrag, den die Engländer erhielten. Die Regierung entsandte ihn nach Brügge, um mit den Vertretern Gregors XI. eine Reihe von Streitpunkten zwischen dem König und dem Papst zu besprechen und, wenn möglich, beizulegen. Die Konferenz kam zu keinem sehr zufriedenstellenden Abschluss, aber sie scheint den Beginn des Bündnisses zwischen Wyclif und der antiklerikalen Oligarchenpartei unter der Führung von John of Gaunt, Herzog von Lancaster, dem Bruder des Königs, zu markieren. (John of Gaunt war der Sohn des Königs, nicht sein Bruder.) Diese Partei profitierte von der vorzeitigen Senilität Eduards III., in ihren eigenen Interessen schlecht zu regieren, und fand sie im Oxforder Doktor mit seinen Theorien über die Unterwerfung des Kircheneigentums unter das Zivilrecht des Prinzen, ein nützlicher Verbündeter bei ihren Angriffen auf die Kirche. Wyclif muss zu dieser Zeit häufig in London gepredigt haben und „gegen die Kirche gebellt“ haben, und er bezeichnet sich selbst als „peculiaris regis clericus“. Dem Guten Parlament gelang es jedoch 1376 mit Hilfe des Schwarzen Prinzen, John of Gaunt und seine Freunde von der Macht zu vertreiben. Ein Jahr später gab der Tod des Prinzen Lancaster seine Chance, und die Antiklerikalen hatten erneut die Kontrolle über die Regierung. Unter diesen Umständen war der Versuch des Erzbischofs von Canterbury und des Bischofs von London, Wyclif zur Rechenschaft zu ziehen, wahrscheinlich nicht erfolgreich. Er erschien in Begleitung seiner mächtigen Freunde in St. Paul's, und die Verhandlungen glichen bald einem Streit zwischen Lancaster und dem Bischof von London. Die Londoner stellten sich auf die Seite ihres Bischofs, doch der Rat zerbrach in Verwirrung. Als nächstes wurde die päpstliche Autorität gegen Wyclif geltend gemacht, und aus Rom wurde eine Reihe von Bullen erlassen. Es kam jedoch nicht viel dabei heraus; Oxford vertrat im Großen und Ganzen Wyclifs Seite, und ein Doktorrat erklärte, dass die ihm zugeschriebenen Vorschläge zwar schlecht klangen, aber nicht falsch seien. Als Wyclif Anfang 1378 in Lambeth erschien, traten sowohl die Prinzessin von Wales als auch die Londoner Menge zu seinen Gunsten ein. Die Vorladung führte jedoch zur Formulierung von achtzehn Artikeln, die Wyclifs Lehren zu dieser Zeit angemessen schildern. Aber vor seiner nächsten Vorladung im Jahr 1381 hatten sich seine Häresien oder ketzerischen Tendenzen schnell entwickelt. Das Große Schisma könnte teilweise dafür verantwortlich sein, und auch die Tatsache, dass Wyclif nun zum Anführer einer Partei wurde. Ungefähr zu dieser Zeit begann er, seine „armen Priester“ auszusenden, Männer, die, außer ganz am Anfang, normalerweise Laien waren, und viel mehr Wert auf die Bibel und die Predigt zu legen. Im Jahr 1380 unternahm Wyclif den bedeutsamen Schritt, die Transsubstantiation anzugreifen. In Oxford tat er dies und nannte die Hostie lediglich „ein wirksames Zeichen“. Diese offene Ablehnung einer Doktrin, die jedem Christen vertraut war, und die Reaktion, die auf den Bauernaufstand folgte, ließ Wyclif viel von seiner Popularität verlieren. Im Jahr 1381 verurteilte ein Oxforder Doktorrat seine Lehren über die Heilige Eucharistie, und ein Jahr später sprach ein kirchliches Gericht in Blackfriars ein Urteil gegen eine Reihe von vierundzwanzig Vorschlägen der Wyclifiten. Die Regierung war nun gegen ihn. Westminster und Canterbury übten gemeinsam Druck auf die immer noch zögerlichen Universitätsbehörden aus. Eine Reihe prominenter Wyclifiten wurden gezwungen, Widerrufe vorzunehmen, aber vom Anführer der Bewegung scheint nichts anderes verlangt worden zu sein als das Versprechen, nicht zu predigen. Er zog sich nach Lutterworth zurück und blieb dort bis zu seinem Tod ungestört, obwohl er weiterhin umfangreich sowohl auf Latein als auch auf Englisch schrieb. Wahrscheinlich wurde er nach Rom geschickt, aber er war zu gebrechlich, um zu gehorchen. Tatsächlich war er wahrscheinlich in den letzten beiden Jahren seines Lebens gelähmt. Ein zweiter Schlaganfall ereignete sich 1384, als er in seiner Kirche die Messe hörte, und drei Tage später starb er. Er wurde in Lutterworth beigesetzt, doch das Konstanzer Konzil befahl 1415, seine sterblichen Überreste aufzunehmen und auszutreiben. Dies geschah im Jahr 1428.


Es ist unmöglich, Wyclifs Popularität, die Schwäche der kirchlichen Autoritäten oder auch nur den Charakter seiner Lehren zu verstehen, ohne den außergewöhnlichen Zustand des Landes am Ende des 14. Jahrhunderts zu berücksichtigen. Wyclifs frühesten Schriften sind hauptsächlich logisch und metaphysisch. Er gehörte der realistischen Schule an und behauptete, ein Schüler des heiligen Augustinus zu sein, aber es war seine Einstellung zu den praktischen und politischen Fragen der evangelischen Armut und der Kirchenregierung, die ihm Einfluss verschaffte. Die Frage der evangelischen Armut war das ganze 14. Jahrhundert hindurch ein brennendes Thema. Ursprünglich Gegenstand erbitterter Kontroversen in den Reihen der Minderbrüder, wurde das Werk immer weiter ausgeweitet, und die bedeutendsten theologischen Autoren der damaligen Zeit hatten Partei ergriffen. Als sich das Papsttum für die Gemäßigten erklärte, nahmen die Extremisten zusammen mit ihren literarischen Unterstützern Marsiglio von Padua, Wilhelm von Ockham und anderen eine feindselige Haltung gegenüber Rom ein und befürworteten bald eine kirchliche Organisation ohne Eigentum und praktisch unter Kontrolle des Staates. Von den Bettlern erbte Wyclif also seinen Hass auf geistliche und klösterliche Stiftungen, und darin zeigte er keine große Originalität. Während des gesamten Mittelalters war der Reichtum des Klerus Angriffen ausgesetzt, und das manchmal von den orthodoxesten. Was jedoch für Wyclif charakteristisch ist, ist die halb feudale und halb theologische Argumentation, mit der er seinen Angriff auf den Klerus und die Mönche stützt. Obwohl er mit seinem Namen verbunden ist, wurde er teilweise von Richard Fitz-Ralph übernommen, einem Oxford-Lehrer und Vizekanzler, der inzwischen Erzbischof von Armagh geworden war. Fitz-Ralph war selbst ein Gegner der „Bettelmönche“, aber Wyclif fand in seiner Theorie der „Herrschaft“ eine bequeme und neuartige Möglichkeit, das alte, aber anarchische Prinzip zu formulieren, dass den Befehlen oder dem Eigentum der bösen Menschen kein Respekt gebührt. „Herrschaft gründet sich auf Gnade“ ist der Satz, der das Argument zusammenfasst, und man muss bedenken, dass „Dominium“ ein Wort ist, von dem man sagen könnte, dass es die gesamte Feudaltheorie beinhaltet, denn es bedeutet sowohl Souveränität als auch Eigentum. „Herrschaft“ oder „dominium“ gehört also allein Gott. Jede Herrschaft, die das Geschöpf innehat, gehört Gott und wird durch die Sünde verwirkt, denn Todsünde ist eine Art Hochverrat gegenüber Gott, dem Oberherrn. Fitz-Ralph hatte dieses Argument verwendet, um die Unterscheidung zwischen „Eigentum“ und „Gebrauch“ zu rechtfertigen, die die gemäßigten Franziskaner übernommen und die Extremisten abgelehnt hatten. Wyclif brachte es jedoch auf den Markt, indem er es auf geistliche Besitztümer anwendete. Er ging sogar noch weiter, als das Argument ihm erlaubte, denn er gelangte zu dem Schluss, dass kein Mönch oder Kleriker, nicht einmal der Gerechte, weltliche Besitztümer ohne Sünde besitzen könne und dass es außerdem Königen und Fürsten rechtmäßig sei, ihnen das zu entziehen, was sie rechtswidrig besaßen. Logischerweise sollte Wyclifs Doktrin der Herrschaft sowohl für weltliche als auch für geistliche Herren gelten; aber diesen logischen Schritt unternahm er nie, und er beteiligte sich daher nicht absichtlich an der Bauernrevolte von 1381. Dennoch müssen die Angriffe eines so bekannten Mannes auf Kirchengrundstücke die Bewegung gefördert haben (davon gibt es eine ganze Menge Beweise) und die „armen Priester“, die weniger eng mit Laien in Stellung und Besitz verbunden waren, dürften in kommunistischer Richtung sicher weiter gegangen sein als ihr Herr. Wyclifs Angriff auf das Eigentum der Mönchsorden und der Kirche würde ihn zwangsläufig bald in Konflikt mit den kirchlichen Autoritäten bringen, und er wurde dazu gebracht, sich vor den Folgen der Exkommunikation zu schützen, indem er behauptete, dass, wie er es ausdrückte, „kein Mensch kann exkommuniziert werden, es sei denn, er wird zuvor von sich selbst exkommuniziert“ (d. h. durch Sünde), eine Aussage, die möglicherweise auf die Auswirkungen der Exkommunikation auf die Seele zutrifft, die jedoch nicht auf die äußere Regierung der Kirche angewendet werden kann.


So hatte sich Wyclif im Jahr 1380 in offenen Widerstand gegen das Eigentum und die Regierung der Kirche gestellt, er hatte den Papst aufs Schärfste angegriffen, er hatte begonnen, die Bibel als den wichtigsten und fast einzigen Prüfstein der Orthodoxie zu betrachten. Immer mehr Wert wird auf das Predigen gelegt. Dennoch hätte er gegen den Vorwurf der Ketzerei protestiert. In den Schulen wurde der Spekulation große Freiheit eingeräumt, und es herrschte große Unsicherheit über das Eigentum der Geistlichen. Sogar die ausschließliche Verwendung der Heiligen Schrift als Maßstab des Glaubens war zu einer Zeit verständlich, als zwei Päpste die Treue zur Christenheit beanspruchten. Es muss hinzugefügt werden, dass Wyclif häufig qualifizierende oder erklärende Klauseln in seine Vorschläge einfügte und dass er zumindest in der Form seine Bereitschaft erklärte, seine Meinungen dem Urteil der Kirche zu unterwerfen. Es scheint eine Zeit großer Unsicherheit in Glaubensfragen gewesen zu sein, und die Lollard-Bewegung in ihren früheren Stadien zeichnet sich durch eine Bereitschaft zum Widerruf aus. Wyclifs ketzerische Position wurde jedoch noch deutlicher, als er die Lehre von der Transsubstantiation leugnete. Seine eigene Position ist nicht ganz klar oder konsistent, aber sie scheint sich der lutherischen „Konsubstantiation“ anzunähern, denn er wandte auf die Heilige Eucharistie sein metaphysisches Prinzip an, dass eine Vernichtung unmöglich sei. Der Angriff auf eine so grundlegende Doktrin prägte tendenziell die Position von Wyclif und seinen Anhängern. Von nun an tendieren sie dazu, ein eigenständiges Volk zu werden. Die Mönche, mit denen der „Reformer“ einst freundschaftlich verbunden war, wurden zu ihren Hauptfeinden, und der Staat wandte sich gegen sie.


Altmodische protestantische Schriftsteller, die die mittelalterliche Häresie als einen ständigen Zeugen der Wahrheit betrachteten, fanden in Wyclif eine passende Verbindung zwischen den Albigensern und den Reformatoren des 16. Jahrhunderts, und der Vergleich ist vielleicht von Interesse. Wie die Ketzer des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts begann Wyclif mit einem Angriff auf den Reichtum der Geistlichen; anschließend stellte er die Autorität der Kirche und schließlich ihr sakramentales System in Frage, vermied aber im Gegensatz zu ihnen jene manichäischen Tendenzen, die die elementarsten Moralgesetze bedrohten. Dieser Wahnsinn war von den großen Scholastikern ausgetrieben worden. Andererseits ähnelte Wyclif den protestantischen Reformatoren in seinem Beharren auf der Bibel als Regel des Glaubens, in der Bedeutung, die der Predigt beigemessen wurde, und in seiner sakramentalen Lehre. Wie sie suchte auch er nach Unterstützung bei den Laien und dem bürgerlichen Staat, und seine Vorstellung von der Königswürde hätte sogar Heinrich VIII. zufrieden gestellt. Die Lehre von der Rechtfertigung durch Glauben kommt in Wyclifs System jedoch nicht vor. Die englischen Lollarden setzten die Tradition von Wyclifs Lehren nur sehr unvollkommen fort. Sein eigentlicher geistlicher Erbe war Jan Hus, und er ist, wenn überhaupt, über Böhmen direkt mit der Reformation verbunden.






JOACHIM VON FIORE


Zisterzienser-Abt und Mystiker; geboren in Celico, in der Nähe von Cosenza, Italien, ca. 1132; gestorben in San Giovanni in Fiore, in Kalabrien, 30. März 1202.


Sein Vater, Maurus de Celico (dessen Familienname Tabellione gewesen sein soll), ein Notar, der unter den normannischen Königen von Sizilien ein hohes Amt innehatte, stellte ihn schon in jungen Jahren an den königlichen Hof. Während einer Pilgerreise ins Heilige Land wurde Joachim durch den Anblick einer großen Katastrophe (vielleicht eines Seuchenausbruchs) von der Welt bekehrt. Die gesamte Fastenzeit verbrachte er in Kontemplation auf dem Berg Tabor, wo er für sein Lebenswerk himmlische Erleuchtung erhalten haben soll. Nach seiner Rückkehr nach Italien zog er sich wahrscheinlich 1159 in die Zisterzienserabtei von Sambucina zurück und widmete sich einige Jahre lang der Laienpredigt, ohne die Ordenstracht anzunehmen oder irgendwelche Weihen zu empfangen. Als die kirchlichen Autoritäten Einwände gegen seine Lebensweise erhoben, nahm er in der Abtei von Corazzo die Zisterziensertracht an und wurde offenbar 1168 zum Priester geweiht. Er widmete sich nun ganz dem Studium der Bibel, mit besonderem Augenmerk auf die Interpretation des Verborgenen Bedeutung der Heiligen Schrift. Einige Jahre später wurde er, sehr gegen seinen Willen, zum Abt gewählt. Da er die Pflichten seines Amtes als unerträgliches Hindernis für das empfand, was er für seine höhere Berufung hielt, appellierte er 1182 an Papst Lucius III., der ihn von der weltlichen Obhut seiner Abtei entbunden hatte, seine Arbeit wärmstens begrüßte und ihm aufforderte, sie fortzusetzen in dem Kloster, das er für das Beste hielt. Die folgenden anderthalb Jahre verbrachte er in der Abtei von Casamari, wo er sich mit seinen drei großen Büchern beschäftigte, und dort erzählt uns ein junger Mönch, Lucas (später Erzbischof von Cosenza), der als sein Sekretär fungierte, von seinem Erstaunen, so berühmt und eloquent einen Mann zu sehen, der solche Lumpen trug, und von der wunderbaren Hingabe, mit der er predigte und die Messe las.


Die päpstliche Approbation wurde 1185 von Urban III. und 1187 noch einmal, mit Auflagen, von Clemens III. bestätigt, der ihn ermahnte, mit der Vollendung seines Werkes keinen Aufschub zu machen und es dem Urteil des Heiligen Stuhls zu unterwerfen. Joachim zog sich nun in die Einsiedelei von Pietralata zurück und gründete schließlich die Abtei von Fiore (oder Flora) in den kalabrischen Bergen, die zum Zentrum eines neuen und strengeren Zweigs des Zisterzienserordens wurde, der 1198 von Coelestin III. genehmigt wurde. Im Jahr 1200 trat Joachim öffentlich auf legte alle seine Schriften der Prüfung durch Innozenz III. vor, starb jedoch, bevor ein Urteil gefällt wurde. Es wurde angenommen, dass er als Antwort auf seine Gebete am Karsamstag starb, „dem Samstag, an dem Sitivit gesungen wird, um den wahren Sabbat zu erreichen, gleichwie der Hirsch nach den Wasserquellen lechzt.“ Die Heiligkeit seines Lebens steht außer Frage; an seinem Grab sollen Wunder geschehen sein, und obwohl er nie offiziell selig gesprochen wurde, wird er am 29. Mai immer noch als Beatus verehrt.


Dante brachte die allgemeine Meinung seiner Zeit zum Ausdruck, als er Joachim als einen „mit prophetischem Geist ausgestatteten“ Mann bezeichnete. Aber er selbst verzichtete stets auf den Titel eines Propheten. Die Interpretation biblischer Prophezeiungen im Hinblick auf die Geschichte und Zukunft der Kirche ist das Hauptthema seiner drei Hauptwerke: „Liber Concordiae Novi ac Veteris Testamenti“, „Expositio in Apocalipsim“ und „Psalterium Decem Cordarum“. Die mystische Grundlage seiner Lehre ist die Lehre vom „Ewigen Evangelium“, die auf einer Interpretation des Textes der Apokalypse (14,6) beruht. Es gibt drei Zustände auf der Welt, die den drei Personen der Heiligen Dreifaltigkeit entsprechen. Im ersten Zeitalter herrschte der Vater, der Macht verkörperte und Furcht einflößte, was der Zeit des Alten Testaments entspricht; dann wurde die im Laufe der Jahrhunderte verborgene Weisheit im Sohn offenbart, und wir haben die katholische Kirche des Neuen Testaments; es wird eine dritte Periode kommen, das Reich des Heiligen Geistes, eine neue Evangeliumszeit der universellen Liebe, die vom Evangelium Christi ausgehen wird, aber über dessen Buchstaben hinausgeht und in der es keinen Bedarf an disziplinarischen Institutionen geben wird. Joachim vertrat die Auffassung, dass sich die zweite Periode dem Ende zuneige und dass die dritte Epoche (die der heilige Benedikt teilweise bereits vorhergesehen hatte) tatsächlich nach einer großen Katastrophe beginnen würde, die seiner vorläufigen Schätzung zufolge im Jahr 1260 eintreten würde. Danach würden Lateiner und Griechen vereint im neuen geistigen Reich leben, gleichermaßen befreit von den Fesseln des Buchstabens; Die Juden würden bekehrt und das „Ewige Evangelium“ würde bis zum Ende der Welt bestehen bleiben.


Obwohl bestimmte Lehren Joachims über die Heilige Dreifaltigkeit 1215 vom Laterankonzil verurteilt wurden, scheinen seine Hauptlehren erst in der Mitte des Jahrhunderts Verdacht erregt zu haben. Inzwischen sind zahlreiche Werke entstanden, die fälschlicherweise Joachim zugeschrieben wurden. Unter diesen sind „De Oneribus Prophetarum“, die „Expositio Sybillae et Merlini“ und die Kommentare zu Jeremias und Jesaja die bekanntesten. Die Sekte der „Joachisten“ oder „Joachimisten“ entstand innerhalb der „geistlichen“ Partei unter den Franziskanern, von denen viele in der Person Friedrichs II. den Antichristen bereits auf der Welt sahen und deren Glaube auch durch seinen Tod im Jahr 1250 nicht erschüttert wurde. Einer von ihnen, Fra Gherardo von Borgo San Donnino, schrieb eine Abhandlung mit dem Titel „Introductorium in Evangelium Aeternum“, deren Inhalt heute nur noch aus den Auszügen bekannt ist, die von der Kommission dreier Kardinäle angefertigt wurden, die sie 1255 untersuchten. Von diesen ist es klar, dass die Joachisten weit über das hinausgingen, was der Abt selbst gelehrt hatte. Sie vertraten die Auffassung, dass um das Jahr 1200 der Geist des Lebens aus den beiden Testamenten verschwunden sei und dass die drei Bücher Joachims selbst dieses „ewige Evangelium“ bildeten, das das Evangelium Christi nicht einfach übertreffen, sondern an seine Stelle treten sollte. Das katholische Priestertum und die gesamte Lehre des Neuen Testaments sollten in wenigen Jahren ungültig werden.


Dieses Werk wurde 1256 von Alexander IV. feierlich verurteilt, und die Verurteilung bezog sich auf die Lehren von Joachim selbst. Seine zentrale Lehre wurde vom heiligen Thomas in der Summa Theologica widerlegt, und ihre franziskanischen Vertreter wurden vom heiligen Bonaventura streng gemaßregelt. Als das verhängnisvolle Jahr 1260 kam, wurde der Bewegung ein weiterer Schlag versetzt, und nichts geschah. „Nachdem Kaiser Friedrich II. gestorben war“, schreibt Fra Salimbene von Parma, „und das Jahr 1260 verging, legte ich diese Lehre völlig beiseite und bin von nun an geneigt, nichts anderes zu glauben als das, was ich sehe.“ Es wurde in modifizierter Form vom späteren Führer der geistlichen Franziskaner, Pier Giovanni Olivi (gest. 1297), und seinem Anhänger, Ubertino da Casale, der den Orden 1317 verließ, wiederbelebt. Ein letztes Echo dieser Theorien hören wir im Briefe des seligen Giovanni dalle Celle und die Prophezeiungen des Telesphorus von Cosenza während des Großen Schismas, aber sie wurden nicht mehr ernst genommen.






ECKERMANN UND GOETHE ÜBER DIE APOKRYPHEN


Abends ein Stündchen bei Goethe in allerlei guten Gesprächen. Ich hatte mir eine englische Bibel gekauft, in der ich zu meinem großen Bedauern die apokryphen Bücher nicht enthalten fand; und zwar waren sie nicht aufgenommen als nicht für echt gehalten und als nicht göttlichen Ursprungs. Ich vermißte den durch und durch edlen Tobias, dieses Musterbild eines frommen Wandels, ferner die Weisheit Salomos und Jesus Sirach, alles Schriften von so großer geistiger und sittlicher Höhe, daß wenige andere ihnen gleichkommen. Ich sprach gegen Goethe mein Bedauern aus über die höchst enge Ansicht, wonach einige Schriften des Alten Testaments als unmittelbar von Gott eingegeben betrachtet werden, andere gleich treffliche aber nicht und als ob denn überhaupt etwas Edles und Großes entstehen könne, das nicht von Gott komme und das nicht eine Frucht seiner Einwirkung.


»Ich bin durchaus Ihrer Meinung«, erwiderte Goethe. »Doch gibt es zwei Standpunkte, von welchen aus die biblischen Dinge zu betrachten. Es gibt den Standpunkt einer Art Urreligion, den der reinen Natur und Vernunft, welcher göttlicher Abkunft. Dieser wird ewig derselbige bleiben und wird dauern und gelten, solange gottbegabte Wesen vorhanden. Doch ist er nur für Auserwählte und viel zu hoch und edel, um allgemein zu werden. Sodann gibt es den Standpunkt der Kirche, welcher mehr menschlicher Art. Er ist gebrechlich, wandelbar und im Wandel begriffen; doch auch er wird in ewiger Umwandlung dauern, solange schwache menschliche Wesen sein werden. Das Licht ungetrübter göttlicher Offenbarung ist viel zu rein und glänzend, als daß es den armen, gar schwachen Menschen gemäß und erträglich wäre. Die Kirche aber tritt als wohltätige Vermittlerin ein, um zu dämpfen und zu ermäßigen, damit allen geholfen und damit vielen wohl werde. Dadurch, daß der christlichen Kirche der Glaube beiwohnt, daß sie als Nachfolgerin Christi von der Last menschlicher Sünde befreien könne, ist sie eine sehr große Macht. Und sich in dieser Macht und diesem Ansehn zu erhalten und so das kirchliche Gebäude zu sichern, ist der christlichen Priesterschaft vorzügliches Augenmerk.


Sie hat daher weniger zu fragen, ob dieses oder jenes biblische Buch eine große Aufklärung des Geistes bewirke und ob es Lehren hoher Sittlichkeit und edler Menschennatur enthalte, als daß sie vielmehr in den Büchern Mose auf die Geschichte des Sündenfalles und die Entstehung des Bedürfnisses nach dem Erlöser Bedeutung zu legen, ferner in den Propheten die wiederholte Hinweisung auf Ihn, den Erwarteten, sowie in den Evangelien sein wirkliches irdisches Erscheinen und seinen Tod am Kreuze, als unserer menschlichen Sünden Sühnung, im Auge zu halten hat. Sie sehen also, daß für solche Zwecke und Richtungen, und auf solcher Waage gewogen, so wenig der edle Tobias, als die Weisheit Salomonis und die Sprüche Sirachs, einiges bedeutende Gewicht haben können.


Übrigens, echt oder unecht sind bei Dingen der Bibel gar wunderliche Fragen. Was ist echt als das ganz Vortreffliche, das mit der reinsten Natur und Vernunft in Harmonie steht und noch heute unserer höchsten Entwickelung dient! Und was ist unecht als das Absurde, Hohle und Dumme, was keine Frucht bringt, wenigstens keine gute! Sollte die Echtheit einer biblischen Schrift durch die Frage entschieden werden, ob uns durchaus Wahres überliefert worden, so könnte man sogar in einigen Punkten die Echtheit der Evangelien bezweifeln, wovon Markus und Lukas nicht aus unmittelbarer Ansicht und Erfahrung, sondern erst spät nach mündlicher Überlieferung geschrieben, und das letzte, von dem Jünger Johannes, erst im höchsten Alter. Dennoch halte ich die Evangelien alle vier für durchaus echt, denn es ist in ihnen der Abglanz einer Hoheit wirksam, die von der Person Christi ausging und die so göttlicher Art, wie nur je auf Erden das Göttliche erschienen ist. Fragt man mich, ob es in meiner Natur sei, ihm anbetende Ehrfurcht zu erweisen, so sage ich: durchaus! – Ich beuge mich vor ihm, als der göttlichen Offenbarung des höchsten Prinzips der Sittlichkeit. – Fragt man mich, ob es in meiner Natur sei, die Sonne zu verehren, so sage ich abermals: durchaus! Denn sie ist gleichfalls eine Offenbarung des Höchsten, und zwar die mächtigste, die uns Erdenkindern wahrzunehmen vergönnt ist. Ich anbete in ihr das Licht und die zeugende Kraft Gottes, wodurch allein wir leben, weben und sind und alle Pflanzen und Tiere mit uns. Fragt man mich aber, ob ich geneigt sei, mich vor einem Daumenknochen des Apostels Petri oder Pauli zu bücken, so sage ich: verschont mich und bleibt mir mit euren Absurditäten vom Leibe! Den Geist dämpft nicht! sagt der Apostel.




DER VATIKAN NACH FRANZISKUS


Im März 2022 erschien ein anonymer Text – signiert mit „Demos“ und betitelt „ Der Vatikan heute “ – der eine Reihe ernster Fragen und Kritik am Pontifikat von Papst Franziskus aufwarf. Die Bedingungen in der Kirche haben sich seit Erscheinen dieses Textes nicht wesentlich verändert, geschweige denn verbessert. Daher sollen die hier angebotenen Gedanken auf diesen ursprünglichen Überlegungen im Lichte der Bedürfnisse des Vatikans von morgen aufbauen.


Die letzten Jahre eines Pontifikats, jedes Pontifikats, sind eine Zeit, um den Zustand der Kirche in der Gegenwart und die Bedürfnisse der Kirche und ihrer Gläubigen in der Zukunft zu beurteilen. Es ist klar, dass die Stärke des Pontifikats von Papst Franziskus in der zusätzlichen Betonung liegt, die er dem Mitgefühl gegenüber den Schwachen, dem Engagement für die Armen und Ausgegrenzten, der Sorge um die Würde der Schöpfung und den daraus resultierenden Umweltproblemen sowie den Bemühungen, sie zu begleiten, beigemessen hat die Leidenden und Entfremdeten in ihren Lasten.


Seine Mängel sind ebenso offensichtlich: ein autokratischer, manchmal scheinbar rachsüchtiger Regierungsstil; eine Nachlässigkeit in rechtlichen Angelegenheiten; eine Intoleranz selbst gegenüber respektvollen Meinungsverschiedenheiten; und – am schlimmsten – ein Muster der Unklarheit in Fragen des Glaubens und der Moral, das unter den Gläubigen Verwirrung stiftet. Verwirrung führt zu Spaltung und Konflikten. Es untergräbt das Vertrauen in das Wort Gottes. Es schwächt das evangelische Zeugnis. Und das Ergebnis ist heute eine Kirche, die zersplitterter ist als jemals zuvor in ihrer jüngeren Geschichte.


Die Aufgabe des nächsten Pontifikats muss daher darin bestehen, Wahrheiten wiederherzustellen und wiederherzustellen, die bei vielen Christen langsam in Vergessenheit geraten oder verloren gegangen sind. Dazu gehören unter anderem die folgenden Grundlagen: (a) Niemand wird gerettet außer durch und nur durch Jesus Christus, wie er selbst deutlich gemacht hat; (b) Gott ist barmherzig, aber auch gerecht, und er kümmert sich zutiefst um jedes menschliche Leben. Er vergibt, aber er zieht uns auch zur Rechenschaft, er ist sowohl Retter als auch Richter. (c) Der Mensch ist Gottes Geschöpf, keine Selbsterfindung, ein Geschöpf nicht nur der Gefühle und Begierden, sondern auch des Intellekts, des freien Willens und einer ewigen Bestimmung; (d) unveränderliche objektive Wahrheiten über die Welt und die menschliche Natur existieren und durch göttliche Offenbarung und die Ausübung der Vernunft erkennbar sind; (e) Gottes Wort, aufgezeichnet in der Heiligen Schrift, ist zuverlässig und hat dauerhafte Gültigkeit; (f) Sünde ist real und ihre Auswirkungen sind tödlich; und (g) seine Kirche hat sowohl die Autorität als auch die Pflicht, „alle Nationen zu Jüngern zu machen“. Das Versäumnis, dieses Werk der missionarischen, erlösenden Liebe freudig anzunehmen, hat Konsequenzen. Wie Paulus in 1. Korinther 9,16 schrieb: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predige.“


Aus der obigen Aufgabe und Liste ergeben sich einige praktische Beobachtungen.


Erstens: Echte Autorität wird in ihrer Ausübung durch autoritäre Mittel geschädigt. Der Papst ist ein Nachfolger Petri und Garant der Einheit der Kirche. Aber er ist kein Autokrat. Er kann die Lehre der Kirche nicht ändern, und er darf die Disziplin der Kirche nicht willkürlich erfinden oder ändern. Er leitet die Kirche kollegial mit seinen Mitbischöfen in den örtlichen Diözesen. Und er tut dies immer in treuer Kontinuität mit dem Wort Gottes und der Lehre der Kirche. „Neue Paradigmen“ und „unerforschte neue Wege“, die von beiden abweichen, sind nicht von Gott. Ein neuer Papst muss die Hermeneutik der Kontinuität im katholischen Leben wiederherstellen und das Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils von der eigentlichen Rolle des Papsttums bekräftigen.


Zweitens: So wie die Kirche keine Autokratie ist, ist sie auch keine Demokratie. Die Kirche gehört Jesus Christus. Sie ist seine Kirche. Sie ist der mystische Leib Christi, der aus vielen Gliedern besteht. Wir haben keine Autorität, ihre Lehren so umzugestalten, dass sie besser in die Welt passen. Darüber hinaus ist der katholische Sensus fidelium keine Frage von Meinungsumfragen und auch nicht der Meinung einer getauften Mehrheit. Sie kommt nur von denen, die den Glauben und die Lehren der Kirche wirklich glauben und aktiv praktizieren oder zumindest ernsthaft danach streben, sie zu praktizieren.


Drittens: Ambiguität ist weder evangelisch noch einladend. Vielmehr schürt es Zweifel und nährt schismatische Impulse. Die Kirche ist nicht nur eine Gemeinschaft des Wortes und des Sakraments, sondern auch des Glaubensbekenntnisses. Was wir glauben, hilft uns, uns zu definieren und zu erhalten. Lehrfragen sind also keine Bürden, die von gefühllosen „Rechtslehrern“ auferlegt werden. Sie sind auch keine geistigen Nebenschauplätze des christlichen Lebens. Im Gegenteil, sie sind für ein authentisches christliches Leben von entscheidender Bedeutung, denn sie befassen sich mit der Anwendung der Wahrheit, und die Wahrheit erfordert Klarheit und keine ambivalenten Nuancen. Das aktuelle Pontifikat hat sich von Anfang an der evangelischen Kraft und der intellektuellen Klarheit seiner unmittelbaren Vorgänger widersetzt. Der Abriss und die Umnutzung des römischen Johannes-Paul-II.-Instituts für Studien zu Ehe und Familie und die Marginalisierung von Texten wie „ Veritatis Splendor “ deuten auf eine Steigerung von „Mitgefühl“ und Emotionen auf Kosten von Vernunft, Gerechtigkeit und Wahrheit hin. Für eine Glaubensgemeinschaft ist dies sowohl ungesund als auch zutiefst gefährlich.


Viertens: Die katholische Kirche ist neben Wort, Sakrament und Glaubensbekenntnis auch eine Rechtsgemeinschaft. Das kanonische Recht regelt das Leben der Kirche, harmonisiert ihre Institutionen und Verfahren und garantiert die Rechte der Gläubigen. Zu den Merkmalen des gegenwärtigen Pontifikats zählen seine übermäßige Abhängigkeit vom Motu proprio als Instrument der Regierungsführung sowie eine allgemeine Nachlässigkeit und Abneigung gegenüber kanonischen Details. Auch hier untergräbt die Missachtung des kanonischen Rechts und des ordnungsgemäßen kanonischen Verfahrens, wie bei der Mehrdeutigkeit der Lehre, das Vertrauen in die Reinheit der Mission der Kirche.


Fünftens: Die Kirche, wie Johannes XXIII. sie so schön beschrieb, ist mater et magistra, die Mutter und Lehrerin der Menschheit, nicht ihre pflichtbewusste Anhängerin; der Verteidiger des Menschen als Subjekt der Geschichte, nicht als deren Objekt. Sie ist die Braut Christi; Ihre Natur ist persönlich, übernatürlich und intim, nicht nur institutionell. Sie kann niemals auf ein System flexibler Ethik oder soziologischer Analyse und Umgestaltung reduziert werden, um sie den Instinkten und Gelüsten (und sexuellen Verwirrungen) einer Zeit anzupassen. Einer der größten Mängel des gegenwärtigen Pontifikats ist sein Rückzug von einer überzeugenden „Theologie des Leibes“ und das Fehlen einer überzeugenden christlichen Anthropologie. Gerade in einer Zeit, in der Angriffe auf die menschliche Natur und Identität, vom Transgenderismus bis zum Transhumanismus, zunehmen.


Sechstens: Weltreisen haben einem Pastor wie Papst Johannes Paul II. aufgrund seiner einzigartigen persönlichen Begabungen und der Natur der Zeit so gute Dienste geleistet. Aber die Zeiten und Umstände haben sich geändert. Die Kirche in Italien und ganz Europa – die historische Heimat des Glaubens – steckt in der Krise. Der Vatikan selbst braucht dringend eine Erneuerung seiner Moral, eine Säuberung seiner Institutionen, Verfahren und seines Personals sowie eine gründliche Reform seiner Finanzen, um sich auf eine anspruchsvollere Zukunft vorzubereiten. Das sind keine Kleinigkeiten. Sie verlangen die Anwesenheit, direkte Aufmerksamkeit und das persönliche Engagement eines jeden neuen Papstes.


Siebtens und schließlich: Das Kardinalskollegium hat die Aufgabe, dem Papst als oberster Berater zur Seite zu stehen und nach seinem Tod seinen Nachfolger zu wählen. Dieser Dienst erfordert Männer mit reinem Charakter, starker theologischer Bildung, reifer Führungserfahrung und persönlicher Heiligkeit. Es erfordert auch einen Papst, der bereit ist, Rat einzuholen und dann zuzuhören. Es ist unklar, inwieweit dies auf das Pontifikat von Papst Franziskus zutrifft. Das derzeitige Pontifikat hat den Schwerpunkt auf die Diversifizierung des Kollegiums gelegt, es ist ihm jedoch nicht gelungen, die Kardinäle in regelmäßigen Konsistorien zusammenzubringen, um echte Kollegialität und Vertrauen unter den Brüdern zu fördern. Dies hat zur Folge, dass viele der stimmberechtigten Wähler im nächsten Konklave einander nicht wirklich kennen und daher möglicherweise anfälliger für Manipulationen sind. Wenn das Kolleg in Zukunft seinen Zweck erfüllen soll, brauchen die Kardinäle, die es bewohnen, mehr als eine rote Zucchetto und einen Ring. Das heutige Kardinalskollegium sollte sich proaktiv darum bemühen, einander kennenzulernen, um ihre besonderen Ansichten über die Kirche, ihre kirchliche Situation vor Ort und ihre Persönlichkeit – die sich auf ihre Überlegungen zum nächsten Papst auswirken – besser zu verstehen.


Der Leser wird sich durchaus fragen, warum dieser Text anonym ist. Die Antwort sollte aus dem Tenor der heutigen römischen Umwelt ersichtlich sein: Offenheit ist nicht erwünscht, und ihre Folgen können unangenehm sein. Und doch könnten diese Gedanken noch viele weitere Absätze andauern, wobei insbesondere auf die starke Abhängigkeit des aktuellen Pontifikats von der Gesellschaft Jesu, die jüngste problematische Arbeit des Kardinals Victor Manuel Fernández und die Entstehung einer kleinen Oligarchie von Vertrauten mit übermäßigem Einfluss innerhalb der Gesellschaft Jesu hingewiesen – und das unter anderem trotz der Dezentralisierungsansprüche der Synodalität.


Genau aus diesem Grund könnten die hier angeführten warnenden Überlegungen in den kommenden Monaten nützlich sein. Wir hoffen, dass dieser Beitrag dazu beitragen wird, dringend benötigte Gespräche darüber zu führen, wie der Vatikan im nächsten Pontifikat aussehen soll.


Demos II




KARDINAL MÜLLER ÜBER DAS PAPSTTUM


Die Macht der Medien hat zu der gegenwärtigen erheblichen Verwirrung in der Kirche über die Bedeutung des Papsttums beigetragen. Einerseits ist durch den Verzicht Benedikts XVI. die Idee einer Koexistenz „zweier Päpste“ entstanden, die absolut unvorstellbar ist. Andererseits riskiert Papst Franziskus zwischen der Relativierung seiner Rolle und „Paradigmenwechseln“, „eine menschliche Bruderschaft ohne Jesus Christus“ zu predigen und unter dem Banner des religiösen Relativismus einen Dialog mit dem Islam zu führen. Es ist notwendig, den christuszentrierten Charakter des Papsttums wiederzuentdecken. Kardinal Gerhard L. Müller veröffentlicht einen Artikel über die wahre Bedeutung des Papsttums.


Die heute vorherrschende katholische Theologie geht davon aus, dass der christliche Glaube und das Leben der Kirche ein historischer Prozess sind und dass alles Leben im Geist nicht von außen kommt, sondern durch die Konkretheit der Geschichte geht. Bergoglio zu bleiben ist daher von entscheidender Bedeutung, um Papst zu sein, denn das Papsttum steht nicht „über“ oder „jenseits“ des Mannes Bergoglio, sondern der Heilige Geist eröffnet Wege der Selbstkommunikation genau aus dieser persönlichen Geschichte heraus.





DIE PROTOKOLLE DER WEISEN VON ZION

EINE FREIMAURERISCHE FÄLSCHUNG


Der je nach Ausgabe 40 bis 80 Seiten lange Text ist wenig strukturiert und kreist unter zahlreichen Wiederholungen um drei Themen: eine Kritik am Liberalismus, die angeblichen Pläne des „Weltjudentums“, die Weltherrschaft zu übernehmen, und das künftige jüdische Weltreich. Der angeblich jüdische Sprecher bekennt sich zu einem kruden Machiavellismus und zur Parole „Der Zweck heiligt die Mittel“, die bis dahin vor allem den Jesuiten unterstellt wurde. Die Demokratie sei eine schädliche Regierungsform, da Freiheit und Gleichheit mit der menschlichen Natur nicht zu vereinbaren seien. Gleichwohl müsse man den Liberalismus und die Volksherrschaft fördern, um die nichtjüdischen Staaten zu zerrütten. Daher gelte es, die Vorrechte und den Landbesitz des Adels zu beseitigen, der „das einzige Abwehrmittel der nicht jüdischen Völker und Staaten gegen uns“ sei, das Ansehen der Geistlichkeit und die Macht des Papstes zu unterminieren, sich scheinbar widersprechende, zersetzende Lehren wie die von Karl Marx, Charles Darwin und Friedrich Nietzsche zu verbreiten und politische Gegensätze zu schüren. Zu diesem Zweck hätten sie die unterschiedlichsten politischen Richtungen wie Monarchisten, Liberale, Demokraten und Kommunisten unter ihr Joch gespannt. Auch der Antisemitismus sei von den Juden selbst eingerichtet worden, um „unsere Brüder aus den unteren Schichten zusammenzuhalten“. Absichtlich verursachte Wirtschaftskrisen würden zu sozialen Spannungen führen, außerdem müssten die Völker durch „Neid und Hass, durch Streit und Krieg, ja selbst durch Entbehrungen, Hunger und Verbreitung von Seuchen“ zermürbt werden.


Als Werkzeug dazu würde eine künstliche Verknappung der Zahlungsmittel und eine daraus folgende Staatsverschuldung dienen, durch welche die Juden, die bereits angeblich das meiste Geldkapital der Welt besäßen, die Staaten in ihre Abhängigkeit brächten. Daher seien sie auch für die Einführung des Goldstandards verantwortlich – hier sehen Kommentatoren eine Anspielung auf die Währungspolitik des russischen Finanzministers Sergei Juljewitsch Witte in den Jahren 1896/97. Außerdem würden sie sich der – angeblich jüdisch gelenkten – Presse bedienen sowie der Freimaurerlogen, die alle einer jüdischen Oberleitung unterstünden. Auf jede Zeitung, die den Juden nicht wohlgesinnt sei, sollten zwei andere kommen, die nur den jüdischen Zwecken dienten. Um die Tarnung gegenüber der Öffentlichkeit perfekt zu machen, sollten diese gesteuerten Zeitungen unterschiedliche Ansichten vertreten und sich zum Schein gegenseitig befehden. Die Präsidenten der neuen Demokratien müssten alle persönlich ungeeignet und zudem durch „irgend ein Panama“ in ihrer Vergangenheit erpressbar sein: Hier spielt der Text auf den Panamaskandal von 1892 an, in den auch Arthur von Mohrenheim, der russische Botschafter in Paris, verwickelt war. Würden ihre Regierungen den Juden gleichwohl nicht gehorchen, würden diese durch Terror und Mordanschläge Druck auf sie ausüben oder Nachbarländer zum Krieg gegen sie aufhetzen. Sollten sich die europäischen Staaten gegen die Juden zusammentun, würde dies mit einem Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika, Chinas und Japans auf Europa beantwortet werden. Die Erwähnung Japans ist nach Ansicht des US-amerikanischen Literaturwissenschaftlers Jeffrey L. Sammons ein Reflex auf den Russisch-Japanischen Krieg der Jahre 1904–1905. Zudem habe man „ein letztes, fürchterliches Mittel in der Hand, vor dem selbst die tapfersten Herzen erzittern sollen“: Gemeint ist die Untergrundbahn, die ab 1897 in Paris gebaut wurde:


Bald werden alle Hauptstädte der Welt von Stollen der Untergrundbahnen durchzogen sein. Von diesen Stollen aus werden wir im Falle der Gefahr für uns die ganzen Städte mit Staatsleitungen, Ämtern, Urkundensammlungen und den Nichtjuden mit ihrem Hab und Gut in die Luft sprengen.“


Von den Juden geschürte endlose Streitigkeiten und eine daraus resultierende Ermüdung sowie die der Demokratie angeblich inhärente Tendenz zum Despotismus würden dazu führen, dass die Völker von sich aus um einen Weltherrscher bitten würden. Dieser „König aus dem Blute Zion“ – eine Anspielung auf die messianische Tradition – werde durch einen Staatsstreich die Macht in allen Staaten gleichzeitig übernehmen. Er wird als charismatisch und tugendhaft beschrieben, da er alle „persönlichen Freuden dem Wohle seines Volkes und der Menschheit“ unterzuordnen habe. In diesem Reich würden alle Freiheiten, für die sich die „Weisen von Zion“ in den nichtjüdischen Staaten eingesetzt hätten, wieder rückgängig gemacht: Die Presse würde einer scharfen Zensur unterworfen, der Rechtsstaat werde durch Abschaffung des Berufungsrechts und eine staatliche Kontrolle aller Rechtsanwälte eingeschränkt, der Herrscher regiere autokratisch. Beim ersten Verdacht eines politischen Vergehens werde der Betroffene verhaftet, öffentliche politische Diskussionen würden nicht geduldet, nichtjüdische Freimaurerlogen und Geheimbünde würden verboten und deren Mitglieder hingerichtet (dafür entstünden überall auf der Welt jüdische Logen), überall gebe es Spitzel der Regierung. Neben dem Judentum sei keine andere Religion mehr erlaubt. Durch Massensport, Unterhaltung und die Einrichtung von Bordellen werde die Realitätswahrnehmung der Menschen getrübt sein. Aus dem Gedächtnis der Menschheit streiche man alle unbequemen Tatsachen der Geschichte und lasse nur diejenigen übrig, bei denen die Fehler der nichtjüdischen Regierungen besonders hervorträten. Die Lehrfreiheit an den Universitäten werde aufgehoben, an den Schulen werde die Verehrung des Herrschers gelehrt. Dieser werde in der Bevölkerung tatsächlich sehr beliebt sein, da er eine paternalistische Sozialpolitik betreibe. Sie werde durch eine progressive Besitzsteuer und eine Währungspolitik finanziert, bei der sich die Geldmenge nach den Lebenshaltungskosten und der Bevölkerungsentwicklung richte. Korruption und Machtmissbrauch werde durch scharfe Kontrollen der Beamten unmöglich. Alkoholismus werde verboten, der Börsenhandel werde abgeschafft, ebenso die Arbeitslosigkeit, indem die Hausindustrie wieder eingeführt werde, in der es immer etwas zu tun gebe. Der Nachfolger des Herrschers werde nicht durch das Erbrecht, sondern aufgrund seiner persönlichen Eignung bestimmt, da er charakterlich untadelig zu sein habe. Das Ziel der angeblichen Verschwörung war also keine Tyrannei, sondern „ein konfliktloses ‚Reich der Vernunft‘“, in dem die Massen durch staatliche Fürsorge vollständig manipuliert und kontrolliert leben würden.


Die Protokolle der Weisen von Zion vereinen einige Klischees, die den antisemitischen Diskurs vorher und nachher prägten. So werden Juden grundsätzlich als Feinde der Christen dargestellt: Diese seien „hirnlos“, „eine Hammelherde, wir Juden aber sind die Wölfe. Wissen Sie, meine Herren, was aus den Schafen wird, wenn die Wölfe in ihre Herden einbrechen?“ Als Ziel der Juden wird die weltweite Herrschaft ihres Glaubens und des Glaubens an ihre göttliche Auserwähltheit in dem von ihnen beherrschten Universalstaat dargestellt, zudem werden ihnen Ehrgeiz, Rachsucht und Hass auf die Christen unterstellt. Die Protokolle nehmen den mittelalterlichen Vorwurf auf, die Juden hätten durch Brunnenvergiftung die Pest der Jahre 1347–1350 ausgelöst. Hier erläutert der Redner, durch Hunger, Seuchen usw. die Nichtjuden dazu zu bewegen, die jüdische Herrschaft zu akzeptieren. Ein weiteres Klischee des Mittelalters und der Frühen Neuzeit war das des Geldjuden, der Wucher betrieb. Das auf dem Zweiten Laterankonzil von 1139 erlassene Zinsverbot wurde mit der zunehmenden Bedeutung des Kreditwesens für die spätmittelalterliche Wirtschaft gelockert, wodurch Christen plötzlich in Konkurrenz zu den Juden standen, denen der Geldverleih bis dahin allein gestattet war. Der Vorwurf, Zinsen zu nehmen, war ein Mittel, die Juden aus dem Bankgeschäft zu verdrängen und zu marginalisieren. In der Frühen Neuzeit war das Klischee vom „reichen Juden“ weit verbreitet. Bekannte Beispiele sind der württembergische Hoffaktor Joseph Süß Oppenheimer (1698–1738) und der Frankfurter Bankier Mayer Amschel Rothschild (1744–1812) mit seinen Nachkommen, deren Reichtum in einem (unrichtigen) induktiven Schluss generalisiert wurde und noch heute Stoff für Verschwörungstheorien liefert. Dieser Vorwurf ist in den Protokollen beinahe allgegenwärtig und gipfelt in der Behauptung, die Juden würden bereits zur Abfassungszeit faktisch alles Geld der Welt besitzen.


Der zentrale Gedanke der Protokolle, nämlich dass sich die Juden verschwören würden, um ihre bösen Pläne gegen die Christenheit in die Tat umzusetzen, findet sich seit dem 13. Jahrhundert in der christlichen Imagination, als der englische Mönch Matthaeus Parisiensis (1200–1259) in seiner Chronica major behauptete, die Juden hätten sich insgeheim mit den „Tartaren“ verbündet, um sich an den Christen zu rächen. Dieser Gedanke findet sich seit 1869 verstärkt im antisemitischen Diskurs. In diesem Jahr legte der zum orthodoxen Christentum konvertierte Jude Jakow Alexandrowitsch Brafman (1824–1879) sein Werk Книга Кагала (Kniga Kagala, „Das Buch vom Kahal“) vor. Darin stellte er die Kehillahim, die jüdischen Gemeindeorganisationen, als Teile einer umfassenden Geheimorganisation vor, die von der Alliance Israélite Universelle gesteuert werden würde. Der Begriff Kahal wird auch in den Protokollen verwendet. Kniga Kagala gilt als einer ihrer gedanklichen Vorläufer.


1869 erschien auch Le Juif, le judaïsme et la judaïsation des peuples chrétiens des französischen Rechtskatholiken Henri Roger Gougenot des Mousseaux (1805–1876). Darin verknüpfte er die beiden Zweige der bis dahin gängigen Verschwörungstheorien, den antisemitischen und den antimasonischen: Die Freimaurerei sei ein von den Juden geschaffener „künstlicher Judaismus“ mit dem Ziel, Christen für das Judentum zu rekrutieren. Cohn nennt das Buch die „Bibel des modernen Antisemitismus“. In der Folge gerann die angeblich engste Verbindung von Synagogen und Logen zu einem feststehenden Topos der antisemitischen Literatur. Nach dem israelischen Historiker Jacob Katz war es für französische Antisemiten nachgerade unmöglich, nicht auch die Freimaurerei zu attackieren.


Andere konstitutive Elemente des Antisemitismus kommen in den Protokollen der Weisen von Zion aber nicht vor: Der Vorwurf, Juden würden christliche Jungfrauen schänden und an gefangenen christlichen Knaben Blutfrevel begehen, fehlt ebenso wie der Topos des Gottesmordes. Ebenfalls nicht vorhanden ist der ganze Motivkreis des Rassenantisemitismus, also etwa die Unterstellung körperlicher Minderwertigkeit oder die angebliche Abartigkeit jüdischen Denkens. Auch die Idee, Juden würden durch „Rassenmischung“ die Gesellschaft absichtlich untergraben, wie es Adolf Hitler nachgerade obsessiv befürchtete, kommt im Text nirgends vor. Der britische Historiker Richard J. Evans zieht daraus den Schluss, dass die Protokolle „kaum als Musterbeispiel für antisemitische Hetzrhetorik“ gelten können. Sie verkörperten weder den traditionellen noch den modernen Antisemitismus, sondern seien „ein Dokument sui generis“. Gleichwohl hätten völkische Kreise sie nach 1918 als Beweis für die angebliche rassische Andersartigkeit von Juden angeführt: Offenbar wurden sie laut Evans häufig nicht sorgfältig gelesen, sondern wurden „einfach zum Beweis von Überzeugungen zitiert, die in ihnen nicht ausgedrückt sind“.




PROTOKOLLE DER WEISEN VON ZION


1


Lassen Sie uns die Phraseologie beiseite legen und die innere Bedeutung jedes Gedankens diskutieren. Lassen Sie uns durch Vergleiche und Schlussfolgerungen die Situation beleuchten. Auf diese Weise werde ich unser System beschreiben, sowohl aus unserer eigenen Sicht als auch aus der der Goys.


Es muss daran erinnert werden, dass Menschen mit niederen Instinkten zahlreicher sind als solche mit edlen; Daher werden die besten Regierungsergebnisse durch Gewalt und Einschüchterung und nicht durch akademische Diskussionen erzielt. Jeder Mensch strebt nach Macht; Jeder würde gerne Diktator werden, wenn er könnte; und in der Tat gibt es selten diejenigen, die nicht das Gemeinwohl opfern würden, um persönliche Vorteile zu erzielen.


Was hat die wilden Tiere, die wir Menschen nennen, zurückgehalten?


Was hat sie bisher beeinflusst?


In den frühen Stadien des gesellschaftlichen Lebens unterwarfen sie sich brutaler und blinder Gewalt; danach – zum Gesetz, das dieselbe Kraft ist, aber verkleidet. Daraus schließe ich, dass nach den Naturgesetzen das Recht in der Macht liegt.


Politische Freiheit ist keine Tatsache, sondern eine Idee. Man muss wissen, wie man diese Idee anwenden kann, wenn es notwendig wird, durch mentale Verlockung Volkskräfte für die eigene Partei zu gewinnen, wenn diese die an der Macht befindliche Partei zerschlagen will. Die Aufgabe wird erleichtert, wenn der Gegner selbst der Idee der Freiheit, dem sogenannten Liberalismus, widersprochen hat und um dieser Idee willen seine Macht aufgibt. Genau hier zeigt sich der Siegeszug unserer Theorie: Die abgegebenen Zügel der Macht werden, den Naturgesetzen zufolge, sofort von einer neuen Hand ergriffen, weil die blinde Kraft des Volkes kann nicht einmal einen Tag ohne Führer bleiben, und die neue Macht ersetzt lediglich die alte, durch den Liberalismus geschwächte Macht.


Heutzutage hat die Macht des Goldes die liberalen Herrscher ersetzt. Es gab eine Zeit, in der der Glaube herrschte. Die Idee der Freiheit kann nicht verwirklicht werden, weil niemand weiß, wie man sie sinnvoll nutzt. Geben Sie dem Volk für kurze Zeit Selbstverwaltung, und es wird korrumpiert. Von diesem Moment an beginnt der Streit und entwickelt sich bald zu sozialen Kämpfen, in deren Folge Staaten in Brand geraten und ihre Autorität in Schutt und Asche gelegt wird.


Ob der Staat durch innere Erschütterungen erschöpft ist oder ob Bürgerkriege ihn in die Hände äußerer Feinde ausliefern, in jedem Fall kann er als hoffnungslos verloren betrachtet werden: Es liegt in unserer Macht. Der Despotismus des Kapitals, der ganz in unseren Händen liegt, hält ihm einen Strohhalm hin, den der Staat ergreifen muss, wenn auch gegen seinen Willen, sonst stürzt er in den Abgrund.


Demjenigen, der aufgrund seiner liberalen Neigungen behaupten würde, dass Argumente dieser Art unmoralisch seien, würde ich die Frage stellen: Wenn ein Staat zwei Feinde hat und wenn es gegen den äußeren Feind ist, ist es erlaubt und es wird nicht als unmoralisch angesehen, es zu verwenden Alle Methoden der Kriegsführung und als Schutzmaßnahme, um den Feind nicht mit den Angriffsplänen wie Nachtangriffen oder Angriffen mit überlegenen Streitkräften vertraut zu machen, warum sollten dann dieselben Methoden als unmoralisch angesehen werden, wenn sie auf einen schlimmeren Feind, einen Übertreter, angewendet werden, gegen soziale Ordnung und Wohlstand?


Wie kann ein gesunder und logischer Verstand hoffen, die Massen durch vernünftige Überzeugung oder Argumente erfolgreich zu leiten, wenn die Möglichkeit eines Widerspruchs besteht, auch wenn er unvernünftig ist, der aber für die oberflächlich denkenden Massen attraktiver erscheint? Gänzlich von oberflächlichen Leidenschaften, Aberglauben, Bräuchen, Traditionen und sentimentalen Theorien geleitet, verstricken sich die Menschen in und aus der Menge in Parteikonflikte, die jede Möglichkeit einer Einigung verhindern, selbst wenn diese auf der Grundlage vollkommen fundierter Überlegungen erfolgt. Jede Entscheidung des Mobs hängt von der zufälligen oder vorher festgelegten Mehrheit ab, die aufgrund ihrer Unkenntnis politischer Geheimnisse absurde Entscheidungen trifft und so den Keim der Anarchie in die Regierung einbringt.


Politik hat nichts mit Moral zu tun. Der von der Moral geleitete Herrscher ist kein geschickter Politiker und steht daher nicht fest auf seinem Thron. Wer herrschen will, muss auf List und Heuchelei zurückgreifen. Die großen Volkseigenschaften – Ehrlichkeit und Offenheit – werden in der Politik zu Lastern, da sie sicherer und sicherer entthronen als der mächtigste Feind. Diese Eigenschaften müssen die Attribute der Goy-Länder sein; aber wir sollten uns keineswegs von ihnen leiten lassen.


Unser Recht liegt in der Macht. Das Wort „richtig“ ist eine abstrakte Idee, die sich nicht beweisen lässt. Dieses Wort bedeutet nichts anderes als: Gib mir, was ich wünsche, damit ich den Beweis habe, dass ich stärker bin als du.


Wo beginnt das Recht? Wo endet es?


In einem Staat mit einer schlecht organisierten Regierung, in dem die Gesetze unbedeutend sind und der Herrscher durch die Anhäufung liberaler Rechte seine Würde verloren hat, finde ich ein neues Recht, nämlich das Recht der Macht, alle bestehende Ordnung und Ordnung zu zerstören Institutionen zu zerstören, Hand an das Gesetz zu legen, alle Institutionen zu ändern und Herrscher über diejenigen zu werden, die zu unserem Vorteil freiwillig und großzügig auf das Recht auf eigene Macht verzichtet haben.


Angesichts der gegenwärtigen Instabilität aller Autorität wird unsere Macht unangreifbarer sein als jede andere, denn sie wird unsichtbar bleiben, bis sie so tief verwurzelt ist, dass keine List sie untergraben kann.


Aus dem vorübergehenden Übel, auf das wir jetzt zurückgreifen müssen, wird das Gute einer unerschütterlichen Regierung entstehen, die das ordnungsgemäße Funktionieren des jetzt durch den Liberalismus unterbrochenen Mechanismus der Volksexistenz wiederherstellen wird. Der Zweck heiligt die Mittel. Bei der Ausarbeitung unserer Pläne müssen wir unsere Aufmerksamkeit weniger auf das Gute und Moralische als vielmehr auf das Notwendige und Nützliche richten. Vor uns liegt ein Plan, der eine strategische Linie aufzeigt, von der wir nicht abweichen dürfen, sonst riskieren wir den Zusammenbruch jahrhundertelanger Arbeit.


Bei der Ausarbeitung eines sinnvollen Aktionsplans ist es notwendig, die Gemeinheit, Schwankungen und Wandelbarkeit des Pöbels sowie seine Unfähigkeit, die Bedingungen seiner eigenen Existenz und seines eigenen Wohlergehens zu schätzen und zu respektieren, zu berücksichtigen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Macht der Massen blind, unvernünftig und diskriminierungsfrei ist und dazu neigt, rechts und links zuzuhören. Der Blinde kann die Blinden nicht führen, ohne sie in den Abgrund zu stürzen; Folglich waren Mitglieder der Menge, Emporkömmlinge aus dem Volk, sogar Männer von Genie, aber in der Politik inkompetent, können nicht als Anführer der Mafia auftreten, ohne die gesamte Nation zu ruinieren.


Nur wer von Kindheit an auf die Autokratie vorbereitet ist, kann die Wörter verstehen, die politische Buchstaben bilden.


Das sich selbst überlassene Volk, das heißt den Emporkömmlingen aus seiner Mitte, wird durch Parteikonflikte, die durch Gier nach Macht und Ehre entstanden sind, und durch die daraus resultierenden Unruhen ruiniert. Ist es möglich, dass die Volksmassen die Angelegenheiten des Staates ohne Rivalität und ohne Einmischung persönlicher Interessen regeln? Sind sie in der Lage, sich gegen äußere Feinde zu schützen? – Dies ist unmöglich, da ein Plan, der in so viele Teile zerlegt ist, wie es Geister in einem Mob gibt, seine Einheit verliert und dadurch unverständlich und undurchführbar wird.


Nur ein Autokrat kann große und klare Pläne entwerfen, die alle Teile des Mechanismus der Regierungsmaschinerie geordnet zuordnen. Daraus wird geschlossen, dass die Regierung, die für das Wohl eines Landes am effizientesten ist, in den Händen einer verantwortlichen Person konzentriert werden muss. Die Zivilisation kann ohne absoluten Despotismus nicht existieren, denn die Regierung wird nicht von den Massen ausgeübt, sondern von ihrem Anführer, wer auch immer er sein mag. Eine barbarische Menge zeigt bei jeder Gelegenheit ihre Barbarei. In dem Moment, in dem der Mob die Freiheit in die Hand nimmt, verwandelt sie sich schnell in Anarchie, die an sich den Höhepunkt der Barbarei darstellt.


Schauen Sie sich diese Tiere an, die in Alkohol getaucht und vom Wein betäubt sind, dessen unbegrenzter Gebrauch durch die Freiheit gewährt wird.


Sicherlich können Sie nicht zulassen, dass unsere eigenen Leute dazu kommen. Die Menschen der Goys sind von Spirituosen betäubt; Ihre Jugend wird durch übermäßiges Studium der Klassiker und Laster, zu denen sie von unseren Agenten – Erziehern, Kammerdienern, Gouvernanten – in reichen Häusern, von Beamten usw. und von unseren Frauen in den Vergnügungsstätten von … angestiftet wurden, in den Wahnsinn getrieben die Goys. Zu letzteren zähle ich die sogenannten „Society-Frauen“, ihre freiwilligen Anhänger in Laster und Luxus.


Unser Motto ist Macht und Heuchelei. In der Politik kann nur die Macht siegen, besonders wenn sie sich in Talenten verbirgt, die für Staatsmänner notwendig sind. Gewalt muss das Prinzip sein; Heuchelei und List sind die Herrschaft jener Regierungen, die ihre Krone nicht zu Füßen der Agenten einer neuen Macht niederlegen wollen. Dieses Übel ist der einzige Weg, zu erreichen das Ziel des Guten. Aus diesem Grund dürfen wir nicht vor Bestechung, Betrug und Verrat zurückschrecken, wenn diese uns dabei helfen können, unser Ziel zu erreichen. In der Politik ist es notwendig, ohne Zögern das Eigentum anderer an sich zu reißen, wenn man dadurch Unterwerfung und Macht erlangt.


Unsere Regierung, die der Linie der friedlichen Eroberung folgt, hat das Recht, die Schrecken des Krieges durch weniger auffällige und wirksamere Hinrichtungen zu ersetzen, da diese notwendig sind, um den Terror aufrechtzuerhalten, der zu blinder Unterwerfung führt. Eine gerechte, aber unerbittliche Strenge ist der größte Faktor staatlicher Macht. Wir müssen einem Programm der Gewalt und Heuchelei folgen, nicht nur aus Profitgründen, sondern auch aus Pflicht und um des Sieges willen.


Eine auf Berechnung basierende Lehre ist so wirkungsvoll wie die Mittel, die sie einsetzt. Deshalb werden wir nicht nur mit diesen Mitteln, sondern auch mit der Strenge unserer Lehren siegen und alle Regierungen unter unserer Superregierung versklaven.


Schon in alten Zeiten riefen wir unter den Menschen die Worte „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Diese Worte wurden seitdem so oft von bewusstlosen Papageien wiederholt, die, von allen Seiten zum Köder herbeiströmend, den Wohlstand der Welt und die wahre individuelle Freiheit ruiniert haben, die früher so gut vor dem Druck des Mobs geschützt waren. Die vermeintlich klugen und intelligenten Goys erkannten die Symbolik der geäußerten Worte nicht; bemerkte den Widerspruch in der Bedeutung und dem Zusammenhang zwischen ihnen nicht; habe nicht bemerkt, dass es in der Natur keine Gleichheit gibt; dass es keine Freiheit geben kann, da die Natur selbst Ungleichheit in Geist, Charakter und Fähigkeiten sowie die Unterwerfung unter ihre Gesetze geschaffen hat. Sie gingen nicht davon aus, dass die Macht des Pöbels blind sei; dass die für die Regierung ausgewählten Emporkömmlinge in der Politik genauso blind sind wie die Menge selbst, während der Eingeweihte, auch wenn er ein Narr ist, zur Herrschaft fähig ist, während der Uneingeweihte, obwohl er ein Genie ist, nichts von Politik verstehen wird. All dies wurde von den Goys übersehen.


Mittlerweile basierte die dynastische Regierung darauf, dass der Vater seinem Sohn das Wissen über den Verlauf der politischen Entwicklung weitergab, so dass niemand außer den Mitgliedern der Dynastie dieses Wissen besitzen konnte und niemand die Geheimnisse dem regierten Volk preisgeben konnte. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Bedeutung der dynastischen Weitergabe des Wahren. Das Verständnis für Politik ist verloren gegangen und trägt so zum Erfolg unserer Sache bei.


In allen Teilen der Welt haben die Worte „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ durch unsere blinden Agenten ganze Legionen in unsere Reihen gebracht, die mit Freude unsere Banner tragen. In der Zwischenzeit waren diese Worte Würmer, die den Wohlstand der Goys ruinierten, überall Frieden, Ruhe und Solidarität zerstörten und alle Grundlagen ihrer Staaten untergruben. Sie werden später sehen, dass dies unserem Triumph behilflich war, denn es gab uns unter anderem auch die Möglichkeit, den Trumpf, die Abschaffung der Privilegien, zu ergreifen; mit anderen Worten, das eigentliche Wesen der Aristokratie der Goys, die der einzige Schutz der Völker und Länder gegen uns war.


Auf den Ruinen der natürlichen und erblichen Aristokratie bauten wir eine Aristokratie unserer intellektuellen Klasse auf – die Geldaristokratie. Wir haben diese neue Aristokratie auf der Grundlage des Reichtums gegründet, der von uns abhängt, und auch auf der Wissenschaft, die von unseren weisen Männern gefördert wird.


Unser Triumph wurde auch dadurch erleichtert, dass wir durch unsere Verbindungen zu Menschen, die für uns unverzichtbar waren, immer auf den empfindlichsten Saiten des menschlichen Geistes spielten, nämlich der Gier und den unersättlichen selbstsüchtigen Wünschen des Menschen. Jede dieser menschlichen Schwächen ist für sich genommen in der Lage, die Initiative zu töten und den Willen des Volkes dem Käufer seiner Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.


Die abstrakte Freiheit bot die Gelegenheit, die Massen davon zu überzeugen, dass die Regierung nichts anderes ist als der Manager, der den Eigentümer des Landes, nämlich das Volk, vertritt, und dass dieser Manager abgelegt werden kann wie ein Paar abgenutzte Handschuhe.


Die Tatsache, dass die Vertreter der Nation abgesetzt werden können, übergibt sie unserer Macht und legt ihre Ernennung praktisch in unsere Hände.



2


Für uns ist es notwendig, dass Kriege, wann immer möglich, keine territorialen Vorteile bringen; Dies wird den Krieg auf eine wirtschaftliche Grundlage verlagern und die Nationen dazu zwingen, die Stärke unserer Vorherrschaft zu erkennen. Eine solche Situation wird beide Seiten der Gnade unserer millionenschweren internationalen Agentur ausliefern, und das wird auch der Fall sein, ohne jegliche Grenzen. Dann werden unsere internationalen Rechte in einem begrenzten Sinne die nationalen Rechte aufheben und die Völker in der gleichen Weise regieren, wie die Zivilgewalt jedes Staates das Verhältnis seiner Untertanen untereinander regelt.


Die von uns entsprechend ihrer Fähigkeit zur Unterwürfigkeit aus dem Volk ausgewählten Verwalter werden keine Erfahrung in der Regierungskunst haben und daher leicht zu Schachfiguren in unserem Spiel werden, in den Händen unserer Wissenschaftler und weisen Berater, von ihnen ausgebildeten Spezialisten frühe Kindheit, um die Welt zu regieren. Wie Sie wissen, haben diese Spezialisten das für die Regierung notwendige Wissen aus unseren politischen Plänen, aus dem Studium der Geschichte und aus der Beobachtung jedes einzelnen Ereignisses gewonnen. Die Goys lassen sich nicht von der Praxis unparteiischer historischer Beobachtung leiten, sondern von theoretischer Routine ohne jegliche kritische Rücksichtnahme auf deren Ergebnisse. Daher brauchen wir ihnen keine Beachtung zu schenken. Bis es soweit ist, mögen sie sich amüsieren oder in der Hoffnung auf neue Vergnügungen oder in den Erinnerungen an die Vergangenheit leben. Die wichtigste Rolle soll für sie das spielen, was wir ihnen als Gesetze der Wissenschaft (Theorie) vor Augen geführt haben. Zu diesem Zweck stärken wir durch unsere Presse ihren blinden Glauben an diese Gesetze. Intelligente Goys werden sich ihres Wissens rühmen, und indem sie es logisch überprüfen, werden sie alle von unseren Agenten zusammengestellten wissenschaftlichen Informationen in die Praxis umsetzen, um ihren Geist in die von uns benötigte Richtung zu schulen.


Denken Sie nicht, dass unsere Behauptungen jeder Grundlage entbehren: Beachten Sie die Erfolge des von uns entwickelten Darwinismus, Marxismus und Nietzscheismus. Die demoralisierenden Auswirkungen dieser Lehren auf den Geist der Goys sollten uns bereits klar sein.


Es ist wichtig, dass wir die modernen Ideen, Temperamente und Tendenzen der Völker berücksichtigen, damit in der Politik und bei der Leitung administrativer Angelegenheiten keine Fehler gemacht werden. Der Siegeszug unseres Systems, dessen Mechanismus teilweise an das Temperament der Völker, mit denen wir in Kontakt kommen, angepasst werden muss, kann nicht verwirklicht werden, wenn seine praktische Anwendung nicht auf einer Zusammenfassung der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Gegenwart basiert.


In den Händen moderner Staaten gibt es eine große Kraft, die unter den Menschen Denkbewegungen hervorruft. Das ist die Presse. Die Rolle der Presse besteht darin, notwendige Forderungen anzuzeigen, um Beschwerden der Menschen zu registrieren und Unzufriedenheit auszudrücken und zu schüren. Der Triumph des freien Geschwätzes verkörpert sich in der Presse; Aber die Regierungen waren nicht in der Lage, von dieser Macht zu profitieren, und sie ist in unsere Hände gefallen. Dadurch haben wir Einfluss erlangt, bleiben aber im Hintergrund. Dank der Presse haben wir Gold in unseren Händen gesammelt, obwohl wir es aus Strömen von Blut und Tränen nehmen mussten.


Aber es hat uns das Opfer vieler unserer eigenen Leute gekostet. Jedes Opfer unsererseits ist vor Gott tausend Goys wert.



3


Heute kann ich Ihnen sagen, dass unser Ziel nahe ist. Es bleibt nur noch ein kleiner Weg, und der Zyklus der symbolischen Schlange – dem Symbol unseres Volkes – wird abgeschlossen sein. Wenn sich dieser Kreis schließt, werden alle europäischen Staaten wie in starken Klauen darin eingeschlossen sein.


Die modernen Verfassungswaagen werden bald umkippen, denn wir haben sie ungenau eingestellt und so für ein instabiles Gleichgewicht gesorgt, um ihren Halter zu ermüden. Die Goys dachten, es sei stark genug gemacht und hofften, dass die Waage ihr Gleichgewicht wiedererlangen würde, aber der Besitzer – der Herrscher – wird von seinen Vertretern vor dem Volk abgeschirmt, die ihre Zeit verschwenden und von ihrer unkontrollierten und verantwortungslosen Autorität mitgerissen werden. Darüber hinaus beruhte ihre Macht auf dem in den Palästen verbreiteten Terrorismus. Da die Herrscher nicht in der Lage sind, die Herzen ihres Volkes zu erreichen, können sie sich nicht mit ihnen vereinen, um gegen die Usurpatoren der Macht an Stärke zu gewinnen. Die sichtbare Macht des Königtums und die blinde Macht der durch uns getrennten Massen haben beide an Bedeutung verloren, denn getrennt sind sie ebenso hilflos wie der Blinde ohne Stock.


Um die Liebhaber der Autorität dazu zu bringen, ihre Macht zu missbrauchen, haben wir alle Kräfte einander gegenübergestellt und ihre liberalen Tendenzen zur Unabhängigkeit entwickelt. Wir haben verschiedene Formen der Initiative in diese Richtung angeregt; wir haben alle Parteien bewaffnet; Wir haben Autorität zum Ziel aller Ambitionen gemacht. Wir haben die Arenen in verschiedenen Bundesstaaten geöffnet, in denen es jetzt zu Aufständen kommt und in Kürze überall Unruhen und Bankrott auftreten werden.


Hemmungslose Schwätzer haben Parlamentssitzungen und Verwaltungssitzungen in Rednerwettbewerbe verwandelt. Wagemutige Journalisten und freche Pamphletschreiber greifen täglich das Verwaltungspersonal an. Der Machtmissbrauch bereitet definitiv den Untergang aller Institutionen vor und alles wird durch die Schläge des wütenden Mobs zunichte gemacht.


Die Menschen sind durch die Armut stärker an schwere Arbeit gefesselt als durch Sklaverei und Leibeigenschaft. Davon könnten sie sich auf die eine oder andere Weise befreien, vom Elend hingegen können sie sich nicht befreien. Wir haben Rechte in die Verfassung aufgenommen, die für das Volk fiktiv und keine tatsächlichen Rechte sind. Alle sogenannten „Rechte des Volkes“ können nur abstrakt existieren und niemals in der Praxis verwirklicht werden. Welchen Unterschied macht es für den arbeitenden Proletarier, der durch schwere Arbeit gebeugt und von seinem Schicksal unterdrückt ist, dass die Schwätzer das Recht erhalten, zu reden, Journalisten das Recht, in ihren Schriften Unsinn mit Vernunft zu vermischen, wenn das Proletariat keinen anderen Gewinn daraus hat der Verfassung als die elenden Krümel, die wir als Gegenleistung für seine Stimme zur Wahl unserer Vertreter von unserem Tisch werfen. Die Rechte der Republikaner sind für den armen Mann eine bittere Ironie, denn die Notwendigkeit fast täglicher Arbeit hindert ihn daran, sie in Anspruch zu nehmen, und beraubt ihn gleichzeitig seiner Garantie eines dauerhaften und sicheren Lebensunterhalts, indem sie ihn von Streiks abhängig macht, die entweder von ihm organisiert werden Meister oder von seinen Kameraden.


Unter unserer Führung hat das Volk die Aristokratie ausgerottet, die ihr natürlicher Beschützer und Hüter war, denn ihre eigenen Interessen sind untrennbar mit dem Wohlergehen des Volkes verbunden. Jetzt jedoch, mit der Zerstörung dieser Aristokratie, geraten die Massen unter die Macht der Profiteure und listigen Emporkömmlinge, die sich auf den Arbeitern als gnadenlose Last niederlassen.


Wir werden uns als Retter der Arbeiter vor dieser Unterdrückung präsentieren, wenn wir ihnen vorschlagen, in unsere Armee von Sozialisten, Anarchisten und Kommunisten einzutreten, denen wir immer unsere Hilfe anbieten, unter dem Deckmantel der vom Menschen geforderten Herrschaft der Brüderlichkeit Solidarität unseres gesellschaftlichen Gemeinwesens. Die Aristokratie, die von Rechts wegen von der Arbeit des Volkes profitierte, war daran interessiert, dass die Arbeiter gut ernährt, gesund und stark waren.


Uns hingegen geht es um das Gegenteil – um dIE Degeneration der Goys. Unsere Macht liegt in der chronischen Unterernährung und in der Schwäche des Arbeiters, weil er dadurch in unsere Macht gerät und weder Kraft noch Energie aufbringen kann, um dagegen anzukämpfen.


Der Hunger verleiht dem Kapital eine größere Macht über den Arbeiter, als die gesetzliche Autorität des Souveräns jemals der Aristokratie verliehen hat. Durch Elend und den daraus resultierenden eifersüchtigen Hass manipulieren wir die Menge und vernichten diejenigen, die uns im Weg stehen.


Wenn die Zeit für die Krönung unseres universellen Herrschers kommt, werden dieselben Hände alles wegfegen, was uns im Weg stehen könnte.


Die Goys sind es nicht länger gewohnt, ohne unseren wissenschaftlichen Rat zu denken. Folglich sehen sie nicht die zwingende Notwendigkeit, das aufrechtzuerhalten, was wir mit allen Mitteln aufrechterhalten werden, wenn unser Königreich errichtet wird, nämlich die Lehre in den Schulen der einzig wahren Wissenschaft, der ersten aller Wissenschaften – der Wissenschaft vom Aufbau von des menschlichen Lebens, der gesellschaftlichen Existenz, die Arbeitsteilung und damit einhergehend die Einteilung der Menschen in Klassen und Kasten erfordert. Es ist notwendig, dass alle wissen, dass es aufgrund der unterschiedlichen Natur der verschiedenen Arten von Arbeit keine Gleichheit geben kann; dass es nicht die gleiche Verantwortung vor dem Gesetz für einen Einzelnen geben kann, der durch sein Handeln eine ganze Kaste gefährdet, und für einen anderen, der nichts anderes als seine eigene Ehre beeinträchtigt.


Die korrekte Wissenschaft der sozialen Struktur, deren Geheimnisse wir den Goys nicht anerkennen, würde allen zeigen, dass Beruf und Arbeit unterschieden werden müssen, um nicht durch die Diskrepanz zwischen Bildung und Arbeit menschliches Leid zu verursachen. Das Studium dieser Wissenschaft wird die Massen zu einer freiwilligen Unterwerfung unter die Autoritäten und das von ihnen organisierte Regierungssystem führen. Unter dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft und aufgrund unserer darin enthaltenen Führung verspüren die Menschen in ihrer Unwissenheit, dem blinden Glauben an das gedruckte Wort und aufgrund der von uns geförderten Missverständnisse einen Hass gegen alle Klassen die sie für sich selbst überlegen halten, da sie die Bedeutung jeder Kaste nicht verstehen.


Dieser Hass wird durch die Wirtschaftskrise, die Finanztransaktionen und das gesamte industrielle Leben zum Erliegen bringen wird, noch verstärkt. Mit allen möglichen Mitteln eine allgemeine Wirtschaftskrise organisiert zu haben, und das alles mit Hilfe von Gold. In unseren Händen werden wir in allen Ländern Europas gleichzeitig große Massen von Arbeitern auf die Straße werfen. Diese Massen werden gerne das Blut derer vergießen, auf die sie in der Einfachheit ihrer Unwissenheit seit ihrer Kindheit eifersüchtig waren und deren Eigentum sie dann plündern können.


Sie werden unserem Volk keinen Schaden zufügen, da wir den Zeitpunkt des Angriffs kennen und Maßnahmen zu seinem Schutz ergreifen werden.


Wir haben andere davon überzeugt, dass der Fortschritt die Goys in ein Reich der Vernunft führen wird. Unser Despotismus wird so beschaffen sein, dass er in der Lage sein wird, alle Aufstände durch kluge Beschränkungen zu besänftigen und den Liberalismus aus allen Institutionen zu eliminieren.


Als die Menschen sahen, dass sie im Namen der Freiheit Zugeständnisse und Lizenzen erhielten, bildeten sie sich ein, sie seien die Herren, und stürzten sich an die Macht; aber wie jeder Blinde stießen sie auf unzählige Hindernisse; Sie beeilten sich, einen Anführer zu suchen, ohne daran zu denken, zum alten zurückzukehren, und legten uns die Macht zu Füßen. Erinnern Sie sich an die Französische Revolution, die wir „groß“ nannten; Die Geheimnisse seiner Zubereitung sind uns wohlbekannt, denn es war das Werk unserer Hände.


Seitdem haben wir die Massen von einer Enttäuschung zur nächsten getragen, so dass sie sogar auf uns zugunsten eines Despotenherrschers zionistischen Blutes verzichten, den wir auf die Welt vorbereiten.


Gegenwärtig sind wir als internationale Kraft unverwundbar, denn wenn wir von einem Staat angegriffen werden, werden wir von anderen Staaten unterstützt. Die grenzenlose Niedrigkeit der Goy-Völker, die vor der Gewalt kriechen, die gegenüber der Schwäche gnadenlos sind, die gegenüber Verfehlungen gnadenlos und gegenüber Verbrechen nachsichtig sind, die nicht bereit sind, die Widersprüche einer freien Gesellschaftsstruktur zu ertragen; geduldig bis zum Märtyrertum im Ertragen der Gewalt des verwegenen Despotismus – das ist es, was unserer Unabhängigkeit hilft. Sie tolerieren und lassen solche Missbräuche seitens ihrer modernen Ministerpräsidenten – Diktatoren – zu, für die sie im geringsten Fall zwanzig Könige enthaupten würden.


Wie lässt sich ein solches Phänomen erklären, eine solch unlogische Vorstellung der Masse des Volkes von scheinbar gleichartigen Ereignissen? Dieses Phänomen kann dadurch erklärt werden, dass diese Diktatoren durch ihre Agenten ihrem Volk zuflüstern, dass sie durch diese Missbräuche die Staaten aus einem übergeordneten Grund schädigen, nämlich um das Glück des Volkes, seine universelle Brüderlichkeit und Solidarität zu erreichen und Gleichheit. Natürlich wird ihnen nicht gesagt, dass diese Vereinigung nur unter unserer Herrschaft erreicht werden kann. So verurteilen die Menschen die Gerechten und sprechen die Ungerechten frei, immer mehr davon überzeugt, dass sie tun und lassen können, was sie wollen. Dadurch zerstören die Menschen jegliche Stabilität und schaffen bei jeder Gelegenheit Unordnung.


Das Wort „Freiheit“ bringt die gesamte Gesellschaft in Konflikt mit allen Autoritäten, sei es die Gottes oder die Natur. Deshalb werden wir im Moment unserer Inthronisierung dieses Wort aus dem Wörterbuch als Symbol roher Macht streichen, die die Massen in blutrünstige Bestien verwandelt. Allerdings schlafen diese Tiere ein, sobald sie Blut getrunken haben, und dann ist es leicht, sie zu fesseln; aber wenn ihnen das Blut nicht gegeben wird, werden sie nicht schlafen und kämpfen.



4


Jede Republik durchläuft mehrere Phasen. Die erste Phase gleicht der Anfangsphase der wahnsinnigen Tobsuchtsanfälle eines Blinden, der sich nach rechts und links wirft. Die zweite ist die Demagogie, die Anarchie hervorbringt, die unweigerlich zum Despotismus führt, nicht von legalem und offenem Charakter und daher verantwortlich, sondern zu einem unsichtbaren und unbekannten Despotismus, der nicht weniger wirksam ist, weil er von einer Geheimorganisation ausgeübt wird, und der deshalb noch weniger feierlich handelt es ist unter der Tarnung und hinter dem Rücken verschiedener Agenten verborgen. Der Wechsel dieser Agenten wird sogar den Geheimorganisationen helfen, da sie sich so der Notwendigkeit entledigen können, Geld auszugeben, um Mitarbeiter für lange Dienstzeiten zu belohnen.


Wer und was kann eine unsichtbare Macht stürzen? Denn das ist der Charakter unserer Macht. Die äußere Freimaurerei fungiert als Schutzschild für sie und ihre Ziele, aber der Aktionsplan dieser Macht und ihr eigentliches Hauptquartier werden dem Volk immer unbekannt bleiben.


Freiheit könnte auch harmlos sein und im Staatsprogramm bleiben, ohne das Wohlergehen der Menschen zu beeinträchtigen. Wenn es die Vorstellungen des Glaubens an Gott und die Brüderlichkeit der Menschen beibehalten würde, wäre es frei von der Vorstellung von Gleichheit, denn eine solche Vorstellung steht im Widerspruch zu den Naturgesetzen, die Unterordnung begründen. Mit einem solchen Glauben würden die Menschen von den Hütern der Gemeinde regiert werden und unter der Führung ihres geistlichen Führers ruhig und gehorsam gedeihen und Gottes Fügung auf Erden akzeptieren. Aus diesem Grund müssen wir den Glauben untergraben, indem wir den Goys das eigentliche Prinzip von Gott und Seele entreißen und es durch mathematische Formeln und materielle Bedürfnisse ersetzen.


Damit der Geist der Goys keine Zeit zum Nachdenken und Bemerken hat, ist es notwendig, ihn in Richtung Industrie und Handel zu lenken. Daher werden alle Nationen ihren eigenen Vorteil suchen und während sie sich im Kampf engagieren, werden sie ihren gemeinsamen Feind nicht bemerken. Aber damit die Freiheit die Gesellschaft der Goy endgültig untergräbt und ruiniert, ist es notwendig, die Industrie auf eine Grundlage der Spekulation zu stellen. Das Ergebnis davon wird sein, dass alles, was die Industrie vom Land absorbiert, nicht in den Händen der Goys bleibt, sondern der Spekulation zugeführt wird; das heißt, es wird in unsere Kassen gelangen.


Der intensive Kampf um die Vorherrschaft und die Erschütterungen im Wirtschaftsleben werden enttäuschte, kalte und herzlose Gesellschaften schaffen und haben dies bereits getan. Diese Gesellschaften werden eine völlige Abscheu vor hoher Politik und Religion empfinden. Ihr einziger Leitfaden wird die Berechnung sein, also das Gold, für das sie aufgrund der materiellen Freuden, die es bieten kann, einen echten Kult haben werden. Zu diesem Zeitpunkt werden die unteren Schichten der Goys uns folgen, nicht um Gutes zu tun, noch nicht einmal um Reichtum zu erlangen, sondern einzig und allein aus Hass gegenüber den Privilegierten, und zwar gegen unsere Machtkonkurrenten intelligenter Goys.



5


Welche Regierungsform kann man Gesellschaften geben, in denen Bestechung überall Einzug gehalten hat, in denen Reichtümer nur durch geschickte Tricks und halb betrügerische Mittel erlangt werden, in denen Korruption herrscht, in denen die Moral durch Strafmaßnahmen und strenge Gesetze aufrechterhalten wird und nicht durch die freiwillige Annahme von Gesetzen? moralische Prinzipien, wo kosmopolitische Überzeugungen ausgeschieden sind durch patriotische Gefühle und Religion? Welche Regierungsform kann man solchen Gesellschaften geben außer einem Despotismus, wie ich ihn beschreiben werde?


Wir werden eine starke Zentralregierung schaffen, um die gesellschaftlichen Kräfte in unserer Macht zu bündeln. Wir werden alle Funktionen des politischen Lebens unserer Untertanen durch neue Gesetze mechanisch regeln. Diese Gesetze werden nach und nach alle von den Goys zugelassenen Zugeständnisse und Freiheiten beseitigen. Unser Königreich wird von einem so majestätischen Despotismus gekrönt sein, dass es jederzeit und an jedem Ort in der Lage sein wird, sowohl feindselige als auch unzufriedene Goys zu vernichten.


Man hört uns vielleicht sagen, dass der von mir dargelegte Despotismus nicht mit dem modernen Fortschritt vereinbar sei, aber ich werde euch beweisen, dass das Gegenteil der Fall ist.


Als die Menschen die Herrscher als eine Verkörperung des Willens Gottes betrachteten, unterwarfen sie sich ohne Murren der Autokratie der Herrscher; aber sobald wir ihnen den Gedanken an ihre Persönlichkeitsrechte nahebrachten, begannen sie, die Herrscher als gewöhnliche Sterbliche zu betrachten. Nach Meinung des Volkes fiel die heilige Salbung von den Häuptern der Herrscher; und als wir sie ihres Glaubens an Gott beraubten, wurde die Autorität auf die Straße geworfen, wo sie öffentliches Eigentum wurde und von uns beschlagnahmt wurde. Darüber hinaus gehört die Kunst, die Massen und Individuen mittels geschickt konstruierter Theorien und Phraseologie, von Herrschern des gesellschaftlichen Lebens und anderen Mitteln, die von den Goys nicht verstanden werden, zu regieren, neben anderen Fähigkeiten zu unserem Verwaltungsgeist, der in der Analyse ausgebildet ist und Beobachtung, und basiert auch auf geschicktem Denken, bei dem wir keine Konkurrenten haben, ebenso wie wir keine bei der Ausarbeitung von Plänen für politisches Handeln und Solidarität haben. Nur die Jesuiten könnten darin mit uns verglichen werden; aber es gelang uns, sie im Bewusstsein des sinnlosen Mobs als sichtbare Organisation zu diskreditieren, während wir mit unserer Geheimorganisation im Dunkeln blieben. Ist es für die Welt schließlich nicht dasselbe, wer ihr Herr sein wird – sei es das Oberhaupt des Katholizismus oder unser Despot zionistischen Blutes? Für uns, das auserwählte Volk, ist es jedoch keineswegs gleichgültig.


Vorübergehend wäre eine Weltkoalition der Goys in der Lage, uns in Schach zu halten, aber wir sind davor geschützt, weil die Meinungsverschiedenheiten unter ihnen so tief verwurzelt sind, dass sie jetzt nicht beseitigt werden können. Wir haben das Persönliche und das Nationale gegensätzlich gemacht in den Interessen der Goys; wir haben seit zwanzig Jahrhunderten Religions- und Rassenhass geschürt und uns von ihren Herzen genährt. Aufgrund all dessen wird kein Staat von irgendeiner Seite die Hilfe erhalten, die er verlangt, weil jeder von ihnen denken wird, dass eine Koalition gegen uns für ihn nachteilig sein wird. Wir sind zu mächtig – wir müssen berücksichtigt werden. Kein Land kann auch nur eine unbedeutende private Vereinbarung erreichen, ohne dass wir heimlich daran beteiligt sind.


Per me reges regnant – „Durch mich regieren die Herrscher.“ Die Propheten haben uns gesagt, dass wir von Gott selbst dazu auserwählt wurden, über die Welt zu herrschen. Gott hat uns mit der Gabe ausgestattet, mit dem Problem fertig zu werden. Gäbe es im gegnerischen Lager ein Genie, würde er gegen uns kämpfen, aber ein Neuling ist nicht gleichbedeutend mit einem alten Bewohner. Der Kampf zwischen uns wäre von einer so gnadenlosen Natur, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen hat; außerdem käme ihr Genie zu spät.


Alle Räder des Regierungsmechanismus bewegen sich durch die Wirkung des Motors, der in unseren Händen ist, und dieser Motor ist Gold. Die von unseren weisen Männern erfundene Wissenschaft der politischen Ökonomie hat vor langer Zeit das königliche Prestige des Kapitals bewiesen.


Um Handlungsfreiheit zu erlangen, muss das Kapital die Freiheit erlangen, Industrie und Handel zu monopolisieren; Dies geschieht bereits in allen Teilen der Welt von unsichtbarer Hand. Eine solche Freiheit wird den Händlern politische Macht verleihen und zur Unterwerfung des Volkes beitragen. Gegenwärtig ist es wichtiger, die Völker zu entwaffnen, als sie in den Krieg zu führen; es ist wichtiger, brennende Leidenschaften für unsere Zwecke zu nutzen, als sie auszulöschen; wichtiger, die Gedanken anderer auf unsere eigene Weise zu erfassen und zu interpretieren, als sie zu verwerfen.


Das wichtigste Problem unserer Regierung besteht darin, die öffentliche Meinung durch Kritik zu schwächen; es an das Denken zu gewöhnen, das zu Widerstand führt; die Kraft des Denkens in bloße leere Beredsamkeit umzulenken.


Zu allen Zeiten verwechseln sowohl Völker als auch Einzelpersonen Worte mit Taten, da sie sich mit dem Sichtbaren zufrieden geben und kaum bemerken, ob das Versprechen im Bereich des gesellschaftlichen Lebens erfüllt wird.


Deshalb werden wir scheinbare Institutionen organisieren, die ihre gute Arbeit in Richtung „Fortschritt“ beredt unter Beweis stellen.


Wir werden uns den liberalen Aspekt aller Parteien und aller Meinungsrichtungen aneignen, und wir werden unseren Rednern den gleichen Aspekt verleihen, und sie werden so viel reden, dass sie das Volk durch ihre Reden ermüden und dazu bringen, sich angewidert abzuwenden von den Rednern.


Um die öffentliche Meinung zu kontrollieren, muss man sie durch die Äußerung zahlreicher widersprüchlicher Meinungen verwirren, bis die Goys sich im Labyrinth verlieren und verstehen, dass es am besten ist, zu politischen Fragen keine Meinung zu haben.


Solche Fragen sollen nicht vom Volk verstanden werden, denn nur der, der regiert, kennt sie. Das ist das erste Geheimnis.


Das zweite Geheimnis, das für den Erfolg des Regierens notwendig ist, besteht darin, dass sich die Versäumnisse, Gewohnheiten, Leidenschaften und konventionellen Gesetze der Bevölkerung so vervielfachen, dass sich niemand mehr aus dem Chaos befreien kann und die Menschen sich folglich nicht mehr verstehen. Diese Maßnahme würde uns helfen, Zwietracht in allen Parteien zu säen und all jene kollektiven Kräfte aufzulösen, die sich uns immer noch nicht unterwerfen wollen; jede individuelle Initiative zu unterbinden, die unsere Arbeit in irgendeiner Weise behindern könnte.


Es gibt nichts Gefährlicheres als Einzelinitiative; wenn es einen Hauch von Genialität hat, kann es mehr als eine Million Menschen erreichen, unter denen wir Zwietracht gesät haben. Wir müssen die Bildung der Goy-Gesellschaften so lenken, dass ihre Arme hoffnungslos sinken, wenn sie vor jeder Aufgabe stehen, bei der Initiative erforderlich ist. Die Intensität des Handelns, die sich aus der individuellen Handlungsfreiheit ergibt, verliert ihre Kraft, wenn sie auf die Freiheit eines anderen Menschen trifft. Die Folge sind schwere Moralschläge, Enttäuschungen und Misserfolge.


Wir werden die Goys durch all das so ermüden, dass wir sie zwingen werden, uns eine internationale Macht anzubieten, die es uns durch ihre Position ermöglichen wird, alle Regierungstruppen der Welt bequem und ohne Zerstörung zu absorbieren und so eine Superregierung zu bilden. An die Stelle moderner Herrscher werden wir ein Monster setzen, das wir Super-Regierungs-Administration nennen werden. Seine Hände werden wie Zangen in alle Richtungen ausgestreckt sein, damit diese kolossale Organisation nicht umhin kann, alle Völker zu erobern.



6


Wir werden bald damit beginnen, große Monopole zu errichten – Reservoirs riesigen Reichtums, von denen sogar die großen Vermögen der Goys in einem solchen Ausmaß abhängen werden, dass sie zusammen mit den Regierungskrediten am Tag nach der politischen Katastrophe ertrinken werden.


Die hier anwesenden Ökonomen werden die Bedeutung dieses Plans bitte sorgfältig abwägen!


Wir müssen auf jeden Fall die Bedeutung unserer Superregierung hervorheben, indem wir sie als Beschützer und Belohnungsgeber all derer darstellen, die sich uns bereitwillig unterwerfen.


Die Aristokratie der Goys als politische Kraft ist tot. Wir müssen sie nicht berücksichtigen; aber als Grundbesitzer sind sie für uns schädlich, weil sie in ihren Lebensressourcen unabhängig sein können. Aus diesem Grund müssen wir ihnen um jeden Preis ihr Land entziehen.


Um dieses Ziel zu erreichen, besteht die beste Methode darin, die Grundsteuern – die Verschuldung des Landes – zu erhöhen. Durch diese Maßnahmen wird der Landbesitz unter Kontrolle gehalten.


Die Aristokratie der Goys, die aufgrund ihrer Vererbung nicht in der Lage ist, sich mit kleinen Dingen zufrieden zu geben, wird bald ruiniert sein.


Gleichzeitig ist es notwendig, Handel und Industrie energisch zu fördern und, was noch wichtiger ist, die Spekulation zu fördern, deren Funktion darin besteht, ein Gegengewicht zur Industrie zu bilden. Ohne Spekulation wird die Industrie das private Kapital vermehren und sich um eine Verbesserung des Landbesitzes bemühen, indem sie ihn von der Verschuldung befreit, die durch die von Agrarbanken gewährten Kredite entstanden ist. Es ist notwendig, dass die Industrie sowohl Arbeit als auch Kapital aus dem Land saugt und durch Spekulation das gesamte Geld der Welt in unsere Hände liefert und so alle Goys in die Reihen der Proletarier wirft. Dann werden sich die Goys vor uns beugen, um das bloße Existenzrecht zu erlangen.


Um die Goy-Industrie zu zerstören, werden wir unter den Goys als Spekulationshilfe die starke Nachfrage nach grenzenlosem Luxus schaffen, die wir bereits entwickelt haben.


Erhöhen wir die Löhne, die jedoch den Arbeitern keinen Nutzen bringen werden, denn wir werden gleichzeitig die Erhöhung der Preise für Gegenstände des ersten Bedarfs erhöhen, die werden unter dem Vorwand erhöht, dass dies auf den Niedergang der Landwirtschaft und der Viehwirtschaft zurückzuführen sei.


Wir werden auch die Produktionsquellen geschickt und tiefgreifend untergraben, indem wir den Arbeitern Anarchie und Alkoholkonsum beibringen und gleichzeitig Maßnahmen ergreifen, um alle intelligenten Goys aus dem Land zu vertreiben.


Damit die Nichtregierungsorganisationen die wahre Situation erst zu gegebener Zeit bemerken, werden wir sie durch den vorgetäuschten Wunsch verschleiern, den Arbeiterklassen und großen Wirtschaftsprinzipien zu helfen, und eine aktive Propaganda dieser Prinzipien wird durch die Verbreitung unserer Wirtschaftspolitischen Theorien betrieben.



7


Die Intensivierung der Aufrüstung und die Vergrößerung der Polizeikräfte sind für die Verwirklichung der oben genannten Pläne von wesentlicher Bedeutung. Es ist notwendig, dass es in allen Ländern außer uns nur die Masse des Proletariats, ein paar uns ergebene Millionäre, Polizisten und Soldaten gibt.


Wir müssen in ganz Europa und durch europäische Zugehörigkeiten auch auf anderen Kontinenten Unruhe, Meinungsverschiedenheiten und Hass hervorrufen. Darin liegt ein doppelter Vorteil: Erstens werden wir alle Länder unter unserem Einfluss halten, da sie erkennen werden, dass wir die Macht haben, wann immer wir wollen, Unruhe zu stiften oder die Ordnung wiederherzustellen. Alle Länder betrachten uns inzwischen als notwendige Belastung. Zweitens werden wir durch Intrigen alle Fäden verwickeln, die wir durch Politik, Wirtschaftsverträge oder finanzielle Verpflichtungen in alle Regierungsorgane gespannt haben. Um diese Ziele zu erreichen, werden wir uns mit List auf Verhandlungen einlassen, aber in der sogenannten „offiziellen Sprache“ werden wir die entgegengesetzte Taktik anwenden, nämlich ehrlich und vernünftig zu wirken. Auf diese Weise werden die Völker und Regierungen der Goys, denen wir beigebracht haben, nur die Oberfläche dessen zu betrachten, was wir ihnen zeigen, uns als Wohltäter und Retter der Menschheit betrachten.


Wir müssen in der Lage sein, jeden Widerstand zu überwinden, indem wir die Nachbarn des Landes, das es wagt, sich uns zu widersetzen, zum Krieg provozieren. Sollten diese Nachbarn jedoch ihrerseits beschließen, sich gegen uns zu vereinen, müssen wir mit einem Weltkrieg reagieren.


Der größte Erfolg der Politik liegt in der Geheimhaltung ihrer Unternehmungen. Es muss einen Widerspruch zwischen den Worten und Taten der Diplomaten geben.


Wir müssen die Goy-Regierungen dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, die unserem weit gefassten Plan zugutekommen, der sich nun seinem triumphalen Ziel nähert, und den Eindruck zu erwecken, dass solche Maßnahmen von der öffentlichen Meinung gefordert werden, die in Wirklichkeit von uns heimlich mit Hilfe der sogenannten „Großen Macht“ organisiert wird, nämlich der Presse; letztere liegt jedoch bis auf wenige Ausnahmen, die nicht berücksichtigt werden müssen, bereits vollständig in unserer Hand.


Kurz gesagt, um unser System der Fesselung der Goy-Regierungen Europas zusammenzufassen: Wir werden einer von ihnen unsere Macht durch Attentate und Terrorismus zeigen, und sollte die Möglichkeit bestehen, dass sie sich alle gegen uns erheben, werden wir ihnen mit Amerikanischen Waffen antworten, chinesischen oder japanischen Waffen.



8


Wir müssen uns mit den gleichen Waffen ausstatten, die unsere Feinde gegen uns einsetzen können. Wir müssen nach den subtilsten Ausdrücken und Umgehungen des juristischen Wörterbuchs suchen, um die Fälle zu rechtfertigen, in denen wir gezwungen sein werden, Entscheidungen zu verkünden, die unnötig kühn und ungerecht erscheinen könnten, denn es ist wichtig, dass diese Entscheidungen in so eindringlichen Worten ausgedrückt werden, dass sie werden als höchste moralische Regeln rechtlichen Charakters erscheinen.


Unsere Regierung muss von allen Kräften der Zivilisation umgeben sein, in deren Mitte sie funktionieren muss. Sie wird sich mit Publizisten, erfahrenen Juristen, Verwaltungsbeamten, Diplomaten und schließlich mit Menschen umgeben, die in unseren speziellen weiterführenden Schulen nach besonderen Grundsätzen ausgebildet wurden.


Diese Menschen werden alle Geheimnisse der sozialen Existenz kennen; sie werden alle Sprachen beherrschen, die aus politischen Buchstaben und Wörtern bestehen; Sie werden mit der Kehrseite der menschlichen Natur vertraut sein, mit all ihren sensiblen Akkorden, auf denen sie zu spielen wissen müssen. Diese Akkorde sind die Struktur des Intellekts der Goys, ihre Neigungen, ihre Fehler, ihre Laster und ihre Tugenden, die Besonderheiten von Klassen und Kasten. Es ist offensichtlich, dass die hochtalentierten Mitglieder unserer Regierung, auf die ich mich beziehe, nicht aus den eigenen Reihen der Goys rekrutiert werden, die es gewohnt sind, ihre Verwaltungsaufgaben zu erfüllen, ohne ihr Ziel in Frage zu stellen und ohne darüber nachzudenken, warum sie notwendig sind. Die Goy-Administratoren unterschreiben Papiere, ohne sie zu lesen, und arbeiten aus Profitgründen oder aus Stolz.


Wir werden unsere Regierung von einer ganzen Welt von Ökonomen umgeben. Aus diesem Grund ist die Wirtschaftswissenschaft die wichtigste Wissenschaft, die den Juden beigebracht wird. Wir werden von einer Menge Bankiers, Händlern, Kapitalisten und vor allem von Millionären umgeben sein, denn im Wesentlichen wird alles durch eine Frage der Zahlen entschieden.


Da es in der Zwischenzeit noch nicht sicher ist, die verantwortlichen Regierungsämter unseren jüdischen Brüdern zu übertragen, werden wir sie Leuten geben, deren Lebenslauf und Charakter so sind, dass zwischen ihnen und dem Volk eine Kluft besteht; auch an Menschen, für die im Falle eines Ungehorsams gegenüber unseren Befehlen nichts anderes übrigbleibt als Verurteilung oder Verbannung – und die sie so zwingen, unsere Interessen bis zum letzten Atemzug zu schützen.



9


Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit bei der Anwendung unserer Grundsätze auf den Charakter der Menschen, in deren Ländern Sie wohnen und unter denen Sie handeln werden, denn eine allgemeine, ähnliche Anwendung dieser Grundsätze vor der Umerziehung eines Volkes gemäß unserem Plan kann nicht erfolgreich sein. Aber wenn Sie bei der Bewerbung vorsichtig voranschreiten, werden Sie sehen, dass sich der eigensinnigste Charakter noch vor Ablauf von zehn Jahren geändert hat, und wir können dann ein anderes Volk zu denen zählen, die sich uns bereits unterworfen haben.


Wenn wir inthronisiert werden, werden wir die liberalen Worte unseres freimaurerischen Schlagworts „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ durch eine andere Wortgruppe ersetzen, die einfache Ideen ausdrückt, nämlich „das Recht auf Freiheit, die Pflicht zur Gleichheit, das Ideal der Brüderlichkeit“. So werden wir sprechen und wir werden die Ziege bei den Hörnern packen. De facto haben wir bereits alle Regierungen außer unserer eigenen zerstört, obwohl de jure noch viele übrig sind. Wenn derzeit eine der Regierungen gegen uns protestiert, geschieht dies nur aus formalen Gründen, auf unseren Wunsch und auf unsere Anordnung hin, denn ihr Antisemitismus ist notwendig, um uns die Kontrolle über unsere Kleinen Brüder zu ermöglichen. Ich werde dies nicht näher erläutern, da es bereits Gegenstand zahlreicher Diskussionen war.


In Wirklichkeit gibt es keine Hindernisse vor uns. Unsere Superregierung existiert unter solch außergesetzlichen Bedingungen, dass es üblich ist, sie mit einem energischen und starken Wort zu bezeichnen – einer Diktatur.


Ich kann ehrlich sagen, dass wir derzeit Gesetzgeber sind; wir sind die Richter und verhängen Strafen; wir hinrichten und vergeben; Als Anführer aller unserer Armeen reiten wir auf dem Pferd des Anführers. Wir regieren mit unbeugsamem Willen, weil wir die Fragmente einer einst starken Partei in unseren Händen halten, die uns nun unterworfen ist. Wir besitzen grenzenlosen Ehrgeiz, brennende Gier nach gnadenloser Rache und bitteren Hass.


Von uns geht ein allumfassender Schrecken aus. Menschen aller Meinungen und Lehren stehen in unserem Dienst; Menschen, die Monarchien wiederherstellen wollen, Demagogen, Sozialisten, Kommunisten und andere Utopisten. Wir mussten sie alle in die Tat umsetzen; Jeder von ihnen untergräbt den letzten Rest der Autorität und versucht, die gesamte bestehende Ordnung zu stürzen. Alle Regierungen wurden durch dieses Verfahren gefoltert; Sie betteln um Frieden und sind für den Frieden bereit, jedes Opfer zu bringen, aber wir werden ihnen keinen Frieden geben, bis sie unsere internationale Superregierung offen und unterwürfig anerkennen.


Die Massen haben begonnen, die Lösung des sozialen Problems durch ein internationales Abkommen zu fordern. Die Spaltung in die Parteien hat uns alle geliefert, denn um einen Parteikampf zu führen, braucht es Geld, und wir haben alles.


Wir fürchten vielleicht die Vereinigung der intelligenten Macht der Herrscher der Goys mit der blinden Macht der Massen, aber wir haben alle Maßnahmen gegen eine solche Möglichkeit ergriffen. Zwischen den beiden Mächten haben wir eine Mauer in Form gegenseitigen Terrors errichtet; so bleibt die blinde Macht des Volkes weiterhin unsere Stütze, und wir allein werden als ihr Anführer fungieren und sie natürlich auf unser Ziel lenken.


Um zu verhindern, dass sich die Hand der Blinden unserer Führung entzieht, müssen wir von Zeit zu Zeit in engem Kontakt mit den Massen bleiben, wenn nicht durch persönlichen Kontakt, dann durch unsere ergebensten Brüder. Wenn wir eine anerkannte Macht werden, werden wir uns persönlich an öffentlichen Orten an die Massen wenden und politische Probleme in die gewünschte Richtung darlegen.


Wie lässt sich überprüfen, was in Dorfschulen gelehrt wird? Aber was auch immer der Vertreter der Regierung oder der Herrscher selbst sagt, es wird sofort der gesamten Nation bekannt sein, denn es wird sich durch die Stimme des Volkes schnell verbreiten.


Um die Goy-Institutionen nicht vorzeitig zu zerstören, haben wir sie mit unseren geschickten Händen berührt und die Enden der Federn ihres Mechanismus ergriffen. Früher waren diese Federn in starrer, aber gerader Ordnung; wir haben es in liberale, ungeordnete und willkürliche Gesetzlosigkeit geändert.


Wir haben das Rechtsverfahren, das Wahlrecht, die Presse, die persönliche Freiheit und vor allem die Bildung, den Eckpfeiler der freien Existenz, beeinflusst.


Wir haben die Jugend der Goys in die Irre geführt, korrumpiert, getäuscht und demoralisiert, indem wir sie nach Prinzipien und Theorien erzogen haben, von denen wir wussten, dass sie falsch sind, die wir aber selbst inspiriert haben.


Ohne das bestehende Recht wesentlich zu ändern, haben wir erstaunliche Ergebnisse erzielt, indem wir die Gesetze durch widersprüchliche Interpretationen verzerrt haben. Diese Ergebnisse zeigten sich zunächst darin, dass die Auslegung das Gesetz selbst verheimlichte und es danach den Augen der Regierungen völlig entzog, weil es unmöglich war, solch eine komplizierte Rechtsprechung zu verstehen.


Daher die Theorie des Gewissensgerichts. 


Sie können sagen, dass es zu einem bewaffneten Aufstand gegen uns kommen wird, wenn unsere Pläne vorzeitig aufgedeckt werden; aber in Erwartung dessen erleben wir im Westen ein so terrorisierendes Manöver, dass selbst die mutigste Seele schaudern wird.


Bis dahin werden in allen Hauptstädten unterirdische Gänge eingerichtet, von denen aus sie samt all ihren Institutionen und Staatsdokumenten gesprengt werden können.



10


Heute möchte ich zunächst wiederholen, was bereits gesagt wurde. Ich bitte Sie, sich daran zu erinnern, dass die Regierung und die Massen mit sichtbaren Ergebnissen in der Politik zufrieden sind. Wie können sie den inneren Sinn der Dinge untersuchen, wenn ihre Vertreter denken, dass Vergnügen über allem steht? Es ist wichtig, ein Detail in unserer Richtlinie zu kennen. Es wird uns bei der Diskussion über Gewaltenteilung, Meinungs-, Presse-, Religions-Recht, Versammlungsrecht, Gleichheit vor dem Gesetz, Unverletzlichkeit des Eigentums und der Wohnung, indirekte Steuern und die rückwirkende Kraft des Gesetzes helfen. All diese Fragen sollten niemals direkt und offen vor den Massen diskutiert werden. Wenn es für uns notwendig wird, sie zu diskutieren, sollten wir sie nicht näher ausführen, sondern lediglich erwähnen, ohne auf Einzelheiten einzugehen, und darauf hinweisen, dass moderne Rechtsgrundsätze von uns akzeptiert werden. Die Bedeutung dieser Zurückhaltung liegt darin, dass ein Prinzip, das nicht offen erklärt wurde, uns die Handlungsfreiheit gibt, den einen oder anderen Punkt unbemerkt auszuschließen, wohingegen das Prinzip, wenn es ausgearbeitet wird, so gut wie etabliert ist.


Die Menschen empfinden eine besondere Liebe und Bewunderung für das politische Genie und reagieren auf ihre Gewalttaten stets wie folgt:


Ja, natürlich ist es Schurkerei, aber wie klug! – Es ist ein Trick, aber klug gemacht! So majestätisch! so unverschämt!...“


Wir rechnen damit, alle Nationen zum Bau der Fundamente des von uns geplanten neuen Gebäudes zu bewegen. Aus diesem Grund müssen wir uns zuallererst jenen Geist des Wagemuts, des Unternehmungsgeistes und der Kraft aneignen, der uns durch unsere Agenten in die Lage versetzt, alle Hindernisse auf unserem Weg zu überwinden.


Wenn wir unseren Staatsstreich vollziehen, werden wir den Völkern sagen: „Alles ist schlecht gelaufen; Ihr habt alle gelitten. Wir werden die Ursache Ihres Leidens abschaffen, nämlich Nationalitäten, Grenzen und nationale Währungen. Natürlich steht es Ihnen frei, uns zu verurteilen, aber wäre Ihr Urteil gerecht, wenn Sie es fällen würden, bevor Sie den Prozess darüber beginnen, was wir Ihnen geben werden?“ Danach werden sie uns mit einem Gefühl einhelliger Freude und Hoffnung erheben. Das Abstimmungssystem, das wir als Werkzeug für unsere Inthronisierung genutzt haben und an das wir selbst die bescheidensten Mitglieder der Menschheit durch die Organisation von Treffen und vorher vereinbarten Vereinbarungen gewöhnt haben, wird seinen letzten Dienst getan haben und wird zum Ausdruck bringen einen einhelligen Wunsch, mehr zu werden. Sie kannten uns genau, bevor sie ein Urteil gefällt haben.


Um dies zu erreichen, müssen wir alle dazu zwingen, ohne Klassendiskriminierung für die Autokratie der Mehrheit zu stimmen, die von den intellektuellen Klassen allein nicht erreicht werden kann. Durch diese Methode, jeden an die Idee der Selbstbestimmung zu gewöhnen, werden wir die Familie Goy und ihre erzieherische Bedeutung zerstören. Wir werden die Bildung individueller Geisteshaltungen nicht zulassen, denn der Mob wird sie unter unserer Führung daran hindern, sich zu profilieren oder sich überhaupt auszudrücken. Der Mob hat sich daran gewöhnt, nur auf uns zu hören, der ihn für Gehorsam und Aufmerksamkeit bezahlt. Auf diese Weise werden wir eine so blinde Macht schaffen, dass sie nicht in der Lage sein wird, sich ohne die Führung unserer Agenten zu bewegen, die wir als Ersatz für ihre Anführer geschickt haben.


Die Massen werden sich diesem Regime unterwerfen, weil sie wissen, dass ihr Einkommen, ihre Vergünstigungen und andere Vorteile von diesen Führern abhängen.


Der Regierungsplan muss bereits von einem Kopf ausgehen, da es unmöglich wäre, ihn zusammenzustellen, wenn die Auflösung durch viele Köpfe in kleine Stücke zugelassen würde. Deshalb dürfen wir nur den Aktionsplan kennen; aber wir dürfen es nicht diskutieren, um seinen Einfallsreichtum, die Korrelation zwischen seinen Bestandteilen und die praktische Kraft der geheimen Bedeutung jedes einzelnen Satzes nicht zu beeinträchtigen. Würde ein solcher Plan durch häufige Abstimmungen vorgelegt und geändert, so würde er den Stempel der Missverständnisse eines jeden widerspiegeln, der nicht in seine Tiefe und die Korrelation seiner Ziele eingedrungen ist. Aus diesem Grund müssen unsere Pläne stark und klar konzipiert sein. Folglich darf die inspirierte Arbeit unseres Führers nicht der Gnade des Pöbels oder auch nur einer begrenzten Gruppe überlassen werden.


Diese Pläne werden die heutigen Institutionen nicht sofort verärgern. Sie werden lediglich ihre Organisation und damit die gesamte Gesamtheit ihrer Entwicklung ändern, die somit nach den von uns festgelegten Plänen gelenkt wird.


In verschiedenen Ländern gibt es mehr oder weniger die gleichen Institutionen unter unterschiedlichen Namen, etwa Vertretungsorgane, Ministerien, Senat, Staatsrat, gesetzgebende und exekutive Körperschaften. Es ist für mich nicht nötig, Ihnen den Verbindungsmechanismus dieser verschiedenen Institutionen zu erklären, da er Ihnen wohlbekannt ist. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass jede einzelne der oben genannten Institutionen erfüllt eine wichtige Regierungsfunktion, und darüber hinaus bitte ich Sie zu beachten, dass sich das Wort „wichtig“ nicht auf die Institution, sondern auf die Funktion bezieht. Folglich sind nicht die Institutionen wichtig, sondern ihre Funktionen. Solche Institutionen haben alle Regierungsfunktionen untereinander aufgeteilt, nämlich Verwaltungs-, Gesetzgebungs- und Exekutivgewalt; Daher ähneln ihre Funktionen im Staatsorganismus denen im menschlichen Körper. Wenn ein Teil der Regierungsmaschinerie verletzt wird, erkrankt der Staat selbst, genau wie der menschliche Körper, und stirbt dann.


Als wir dem Staatsorganismus das Gift des Liberalismus injizierten, veränderte sich sein gesamter politischer Charakter; die Staaten wurden mit einer tödlichen Krankheit infiziert, nämlich der Zersetzung des Blutes. Man muss nur das Ende ihrer Qual abwarten.


Verfassungsmäßige Regierungen wurden aus dem Liberalismus geboren, der die Autokratie ersetzte, die die Rettung der Goys war, denn die Verfassung ist, wie Sie wissen, nichts weiter als eine Schule für Streit, Diskussion, Meinungsverschiedenheiten, fruchtlose Parteiagitation, Meinungsverschiedenheiten und Parteitendenzen – mit anderen Worten: eine Schule für alles, was die Effizienz der Regierung schwächt. Die Plattform, nicht weniger als die Presse, verurteilte die Behörden zur Untätigkeit und Ohnmacht und machte sie dadurch nutzlos und überflüssig, weshalb sie in vielen Ländern gestürzt wurden. Dann wurde der Aufstieg der republikanischen Ära möglich, und dann ersetzten wir den Herrscher durch eine Karikatur der Regierung – einen Präsidenten, der aus der Menge, aus der Mitte unserer Geschöpfe, unserer Sklaven, ausgewählt wurde. Dies war die Art von Mine, die wir unter den Goys oder, genauer gesagt, unter den Goy-Nationen gelegt haben.


In naher Zukunft werden wir den Präsidenten zum verantwortlichen Beamten machen, woraufhin wir bei der Ausführung der Dinge, für die unser Dummy verantwortlich sein wird, nicht mehr auf Zeremonien stehen werden. Welchen Unterschied macht es für uns, dass die Reihen derjenigen, die Autorität anstreben, dünner werden, dass Verwirrung entsteht, weil es nicht gelingt, Präsidenten zu finden, Verwirrung, die das Land definitiv desorganisieren wird?


Um unseren Plan zu verwirklichen, werden wir die Wahl von Präsidenten in die Wege leiten, deren Vergangenheit einen versteckten Skandal oder „Panama“ enthält – dann werden sie aus Angst vor Entlarvung und aus natürlichem Wunsch treue Vollstrecker unserer Befehle eines jeden Mannes sein, der die Autorität erlangt hat, die mit dem Amt des Präsidenten verbundenen Privilegien, Vorteile und Würde zu behalten. Die Abgeordnetenkammer wird Präsidenten wählen, schützen und überprüfen, aber wir werden ihr das Recht entziehen, Gesetze zu initiieren oder zu ändern, denn dieses Recht wird von uns dem verantwortlichen Präsidenten gewährt, einer Marionette in unseren Händen. Natürlich wird dann die Macht des Präsidenten zum Ziel zahlreicher Angriffe, aber wir werden ihm die Mittel zum Selbstschutz geben, indem wir ihm das Recht geben, sich über die Köpfe seiner Vertreter hinweg direkt an das Volk zu wenden, um seine Entscheidung zu treffen. Mit anderen Worten: Er wird sich an denselben blinden Sklaven wenden – an die Mehrheit der Menge. Darüber hinaus werden wir den Präsidenten ermächtigen, das Kriegsrecht auszurufen. Wir werden dieses Vorrecht mit dem Vorwand rechtfertigen, dass der Präsident als Chef der nationalen Armee diese kontrollieren muss, um die neue republikanische Verfassung zu schützen, die er als verantwortungsbewusster Vertreter dieser Verfassung verteidigen muss.


Es ist offensichtlich, dass unter solchen Bedingungen die Schlüssel zum Heiligtum in unseren Händen liegen und niemand außer uns selbst in der Lage sein wird, die gesetzgebende Gewalt zu leiten.


Wir werden der Kammer mit der Einführung der neuen republikanischen Verfassung auch das Recht auf Interpellation in Bezug auf Regierungsmaßnahmen entziehen, unter dem Vorwand, dass politische Geheimnisse gewahrt bleiben müssen. Mit Hilfe dieser neuen Verfassung werden wir die Zahl der Abgeordneten auf ein Minimum reduzieren und damit im gleichen Maße auch die politischen Leidenschaften und die Leidenschaft für die Politik verringern. Sollten die Übriggebliebenen dennoch widerspenstig sein, werden wir sie durch einen Appell an die Mehrheit des Volkes vollständig abschaffen.


Die Ernennung des Präsidenten und der Vizepräsidenten der Kammer und des Senats obliegt dem Präsidenten. Statt kontinuierlicher Parlamentssitzungen werden wir diese auf wenige Monate verkürzen. Darüber hinaus hat der Präsident als Regierungschef das Recht, das Parlament einzuberufen oder aufzulösen und im Falle einer Auflösung die Ernennung eines neuen Parlaments aufzuschieben. Um aber zu verhindern, dass der Präsident für die Ergebnisse all dieser von uns eingeleiteten, im Grunde illegalen Aktionen zur Verantwortung gezogen wird, bevor unsere Pläne ausgereift sind, werden wir die Minister und andere hohe Verwaltungsbeamte im Umfeld des Präsidenten auf die Idee bringen, seine Befehle durch die Erteilung von Anweisungen zu umgehen ihre eigenen. Folglich werden sie an seiner Stelle zur Verantwortung gezogen werden. Wir empfehlen, dass die Ausführung dieses Plans insbesondere dem Senat, dem Staatsrat oder dem Ministerrat und nicht Einzelpersonen übertragen wird. Unter unserer Führung wird der Präsident die bestehenden Gesetze auf zweideutige Weise interpretieren, soweit dies möglich ist. Darüber hinaus wird er sie annullieren, wenn wir ihn auf die Notwendigkeit hinweisen: Er wird auch das Recht haben, vorübergehende Gesetze und sogar Änderungen in der verfassungsmäßigen Arbeit der Regierung vorzuschlagen, wobei er als Motiv dafür die Erfordernisse des Wohlergehens der Regierung anführt das Land.


Durch solche Maßnahmen werden wir in der Lage sein, nach und nach, Schritt für Schritt, alles zu zerstören, was wir bei Eintritt in unsere Rechte in die Regierungsverfassungen einführen mussten, als Übergang zur unmerklichen Abschaffung aller Verfassungen, wenn die Zeit gekommen ist, alle Regierungen umzuwandeln in unsere Autokratie.


Die Anerkennung unseres Autokraten kann sogar vor der Abschaffung der Verfassung erfolgen; Der Moment für diese Anerkennung wird kommen, wenn das Volk, gequält von Uneinigkeit und der Inkompetenz seiner von uns aufgehetzten Herrscher, ausrufen wird: Setzt sie ab und gebt uns einen universellen Souverän, der uns einen und die Ursachen der Uneinigkeit – nationale Grenzen – beseitigen wird, Religion, Staatsverschuldung – und wer wird uns den Frieden und die Ruhe geben, die wir bei unseren Herrschern und Vertretern nicht finden können.


Aber Sie wissen genau, dass es, um einen solchen universellen Ausdruck des Wunsches zu ermöglichen, notwendig ist, die Beziehungen zwischen dem Volk und der Regierung in allen Ländern ständig zu stören und so alle durch Meinungsverschiedenheiten, Feindseligkeit, Kampf, Hass und sogar andere zu ermüden Märtyrertum, Hunger, Impfung gegen Krankheiten und Elend, sodass die Goys keine andere Lösung sehen als einen Appell an unser Geld und unsere vollständige Herrschaft.


Sollten wir den Menschen jedoch Ruhe gönnen, wird der ersehnte Moment wohl nie eintreten.



11


Der Staatsrat wird dazu neigen, die Macht des Herrschers zu betonen; Als vordergründiges gesetzgebendes Organ fungiert es als Ausschuss für die Ausarbeitung von Gesetzen und Satzungen im Auftrag des Herrschers.


Das Folgende ist das Programm der neuen Verfassung, die wir vorbereiten. Wir werden Gesetze erlassen und die Gerichte auf folgende Weise kontrollieren:


1. Durch Vorschläge an die gesetzgebende Körperschaft.


2. Durch Anordnungen des Präsidenten als allgemeine Gesetze, Beschlüsse des Senats und Beschlüsse des Staatsrates als Verordnungen der Ministerien.


3. Und wenn der passende Moment kommt – in Form eines Staatsstreichs.


Nachdem wir den Modus agendi so grob umrissen haben, werden wir nun im Detail auf die Maßnahmen eingehen, mit denen wir die Entwicklung des Regierungsmechanismus in der oben genannten Richtung abschließen werden. Mit diesen Maßnahmen meine ich die Pressefreiheit, das Versammlungsrecht, die Religionsfreiheit, das Wahlrecht und viele andere Dinge, die aus dem menschlichen Repertoire verschwinden oder am Tag nach der Verkündung der neuen Verfassung grundlegend geändert werden müssen. Erst in diesem Moment wird es uns möglich sein, alle unsere Dekrete zu verkünden, denn zu jedem Zeitpunkt in der Zukunft wäre jede wahrnehmbare Änderung gefährlich, und zwar aus folgenden Gründen: Wenn diese Änderungen eingeführt und strikt durchgesetzt werden sollten, es könnte Verzweiflung hervorrufen, indem es die Angst vor weiteren Veränderungen in eine ähnliche Richtung erzeugt; wenn sie jedoch mit der Tendenz zur späteren Nachsicht erfolgen, dann könnte man sagen, dass wir unsere Fehler erkannt haben, was den Glauben an die Unfehlbarkeit der neuen Autorität untergraben würde; man könnte auch sagen, dass wir Angst hatten und dass wir gezwungen waren, Zugeständnisse zu machen, für die niemand dankbar sein würde, da sie als rechtmäßig angesehen würden.


Jeder dieser Eindrücke würde dem Ansehen der neuen Verfassung schaden. Für uns ist es notwendig, dass die Menschen vom ersten Moment ihrer Proklamation an, wenn sie noch von der vollendeten Revolution verblüfft sind und sich in einem Zustand des Schreckens und der Überraschung befinden, erkennen, dass wir so stark, so unverwundbar und so mächtig sind. Wir werden ihnen auf keinen Fall Beachtung schenken und nicht nur ihre Meinungen und Wünsche ignorieren, sondern auch jederzeit bereit und fähig sein, jedes Anzeichen von Opposition mit unbestreitbarer Autorität zu unterdrücken oder zu platzieren. Wir wollen, dass die Menschen erkennen, dass wir uns auf einmal alles genommen haben, was wir wollten, und dass wir unter keinen Umständen unsere Macht mit ihnen teilen werden. Dann werden sie aus Angst vor allem die Augen verschließen und auf die weitere Entwicklung warten.


Die Goys sind wie eine Schafherde – wir sind Wölfe.


Wissen Sie, was mit Schafen passiert, wenn Wölfe in den Pferch eindringen?


Sie werden auch ihre Augen vor allem verschließen, weil wir versprechen werden, ihnen alle ihre Freiheiten zurückzugeben, nachdem die Feinde des Friedens unterworfen und alle Parteien befriedet sind.


Muss man sagen, wie lange sie auf die Rückkehr ihrer Freiheiten warten müssten?


Warum haben wir diese Politik für die Goys konzipiert und inspiriert, ohne ihnen Gelegenheit zu geben, ihre innere Bedeutung zu untersuchen, wenn nicht mit dem Ziel, auf Umwegen das zu erreichen, was für unsere verstreute Rasse auf direktem Weg unerreichbar ist?


Dies bildete eine Grundlage für unsere Organisation geheimer Freimaurerei, die diesen Tieren, den Goys, nicht bekannt ist und deren Ziele nicht einmal vermutet werden. Sie wurden von uns in unsere zahlreichen angeblichen Organisationen hinein gelockt, die scheinbar Freimaurerlogen sind, um die Aufmerksamkeit ihrer Glaubensbrüder abzulenken.


Gott hat uns, seinem auserwählten Volk, die Macht zur Zerstreuung gegeben, und was allen als unsere Schwäche erscheint, hat sich als unsere Stärke erwiesen und hat uns nun an die Schwelle der universellen Herrschaft gebracht.


Auf diesen Grundlagen bleibt wenig zu bauen.



12


Das Wort „Freiheit“ kann unterschiedlich interpretiert werden. Wir werden es wie folgt definieren:


Freiheit ist das Recht, das zu tun, was gesetzlich erlaubt ist. Eine solche Definition dieses Wortes wird uns letztendlich von Nutzen sein, denn die Freiheit wird in unserer Macht liegen; und auch, weil die Gesetze gemäß dem oben genannten Programm nur das zerstören oder erschaffen werden, was wir wollen.


Wir werden mit der Presse folgendermaßen umgehen: Welche Rolle spielt die Presse gegenwärtig? Es dient dazu, wütende Leidenschaften oder egoistische Meinungsverschiedenheiten in der Partei zu wecken, die notwendig sein können für unseren Zweck. Es ist leer, ungerecht, ungenau und die meisten Menschen verstehen nicht, welchem Zweck es dient. Wir werden es fesseln und fest im Zaum halten. Dasselbe werden wir auch mit anderen Druckerzeugnissen tun, denn welchen Nutzen hätte es für uns, uns von Angriffen seitens der periodischen Presse zu befreien, wenn wir der Kritik durch Broschüren und Bücher gegenüber offen bleiben? Wir werden die durch die Notwendigkeit der Zensur so teuren Werbeprodukte in eine Einnahmequelle für unseren Staat verwandeln. Wir werden eine besondere Stempelsteuer erheben. Wenn eine Zeitungsdruckerei eröffnet wird, müssen Kautionen hinterlegt werden, die unsere Regierung vor allen Angriffen seitens der Presse schützen. Im Falle eines Angriffs verhängen wir gnadenlos Bußgelder. Maßnahmen wie Briefmarken, Anleihen und Geldstrafen, deren Zahlung durch die Anleihen garantiert wird, werden der Regierung enorme Einnahmen bringen. Es ist wahr, dass Parteizeitungen möglicherweise keine Angst vor Geldverlusten haben, deshalb werden wir diese nach dem zweiten Angriff auf uns unterdrücken. Niemand darf das Ansehen unserer politischen Unfehlbarkeit antasten und ungestraft bleiben. Der Vorwand für die Einstellung einer Veröffentlichung wird darin bestehen, dass die betreffende Veröffentlichung ohne Angabe von Gründen die öffentliche Meinung erregt. Ich bitte Sie zu bedenken, dass es unter denen, die uns angreifen, auch von uns gegründete Organe geben wird, die aber ausschließlich die Punkte angreifen werden, die wir ändern wollen.


Keine einzige Mitteilung wird ohne unsere Kontrolle veröffentlicht. Dies tun wir bereits, da die Nachrichten aus allen Teilen der Welt über mehrere Agenturen empfangen werden, in denen sie zentralisiert werden.


Diese Agenturen stehen dann vollständig in unserer Macht und werden nur solche Nachrichten veröffentlichen, die wir zulassen.


Wenn es uns bereits gelungen ist, den Geist der Goys so weit zu unterwerfen, dass fast alle von ihnen das Weltgeschehen durch farbige Brillen sehen, die wir ihnen über die Augen setzen; wenn es auch heute noch keinen Staat gibt, der uns den Zugang zu Staatsgeheimnissen versperrt, wie es die dummen Goys nennen, was wird es dann sein, wenn wir in der Person unseres universellen Souveräns die anerkannten Herrscher der Welt sind?


Kehren wir zur Zukunft der Presse zurück. Wer Redakteur, Bibliothekar oder Drucker werden möchte, muss ein Diplom erwerben, das im Falle von Ungehorsam sofort eingezogen wird.


Mit solchen Maßnahmen wird das Denken zum pädagogischen Instrument in den Händen unserer Regierung, die nicht zulassen wird, dass die Menschen in Bereiche der Fantasie und Träume von wohltätigem Fortschritt verführt werden. Wer von uns weiß nicht, dass diese fantastischen Segnungen der direkte Weg zu unbegründeten Hoffnungen sind, die zu anarchistischen Beziehungen zwischen dem Volk und der Regierung führen? Der Fortschritt, oder besser gesagt die Idee des Fortschritts, hat zur Schaffung unterschiedlicher Formen der Emanzipation geführt, ohne ihr irgendwelche Grenzen zu setzen. Alle sogenannten Liberalen sind im Wesentlichen Anarchisten im Denken, wenn nicht sogar in der Tat. Jeder von ihnen verfolgt das Phantom der Freiheit und wird eigensinnig, das heißt, er verfällt in einen Zustand der Anarchie, indem er nur um des Protests willen protestiert.


Wir kommen nun noch einmal auf die Frage der Presse zurück. Wir werden auf jede Seite aller Drucksachen eine durch Pfandbriefe gesicherte Stempelsteuer erheben, während wir auf Bücher mit weniger als 480 Seiten eine doppelte Steuer erheben werden. Wir werden sie als Broschüren klassifizieren, um die Zahl der Zeitschriften zu verringern, die das schlimmste gedruckte Gift darstellen – und um andererseits die Schriftsteller zu zwingen, so lange Werke vorzubereiten, dass sie wenig gelesen werden, zumal sie teuer sein werden. Unsere eigenen Veröffentlichungen, die die öffentliche Meinung in die von uns gewünschte Richtung lenken, werden billig und schnell gekauft sein. Die Steuer wird das Schreiben bloßer Freizeitliteratur entmutigen, während die Strafe die Autoren von uns abhängig machen wird. Selbst wenn es Schriftsteller gäbe, die uns angreifen würden, würden sie keine Verleger für ihre Werke finden. Vor dem Drucken eines Werkes muss der Herausgeber oder Drucker eine Genehmigung bei den Behörden einholen. Wir werden dann im Voraus wissen, welche Angriffe gegen uns vorbereitet werden, und wir werden sie zerstören, indem wir Voraberklärungen zu diesem Thema abgeben.


Literatur und Journalismus sind die beiden wichtigsten Bildungskräfte; Aus diesem Grund wird unsere Regierung Eigentümerin der meisten Zeitschriften werden. Dies wird den schädlichen Einfluss der Privatpresse neutralisieren und großen Einfluss auf die Menschen haben. Wenn wir zehn Zeitschriften zulassen, werden wir selbst dreißig drucken und so weiter. Dies darf jedoch von der Öffentlichkeit nicht vermutet werden. Alle von uns herausgegebenen Zeitschriften werden scheinbar widersprüchliche Ansichten und Meinungen vertreten, Vertrauen in uns wecken und so ahnungslose Feinde anlocken, und auf diese Weise werden sie in unsere Falle geraten und unschädlich gemacht.


Den vorherrschenden Platz werden Zeitschriften offiziellen Charakters einnehmen. Sie werden unsere Interessen stets im Auge behalten und daher wird ihr Einfluss vergleichsweise begrenzt sein.


In die zweite Kategorie werden wir halboffizielle Organe einordnen, deren Ziel es sein wird, Gleichgültige und wenig Interessierte anzulocken.


Die dritte Kategorie wird unsere angebliche Opposition sein, die zumindest in einer ihrer Veröffentlichungen die Opposition gegen uns darstellen wird. Unsere wahren Feinde werden diese scheinbare Opposition fälschlicherweise als Zugehörigkeit zu ihrer eigenen Gruppe verwechseln und uns so ihre Karten zeigen.


Alle unsere Zeitungen werden unterschiedliche Tendenzen vertreten, nämlich aristokratische, republikanische, revolutionäre und sogar anarchistische, solange natürlich die Verfassung gilt. Wie der indische Gott Vishnu werden diese Zeitschriften hundert Arme haben, von denen jedes den Puls jeder Gruppe der öffentlichen Meinung erreichen wird. Wenn der Puls schneller schlägt, leiten diese Arme die Meinung zu unseren Zielen, da die aufgeregte Person die Fähigkeit zum Denken verliert und sich leicht leiten lässt. Diese Dummköpfe, die glauben, dass sie die in den Zeitungen ihrer Partei geäußerten Meinungen wiederholen, werden unsere Meinung oder die, die wir von ihnen erwarten, wiederholen. In der Vorstellung, dass sie der Presse ihrer Partei folgen, werden sie der Flagge folgen, die wir für sie hissen werden.


Damit unsere Zeitungsmiliz unser Programm durchführen kann, müssen wir die Presse mit größter Sorgfalt organisieren. Unter dem Titel „Zentrale Presseabteilung“ werden wir literarische Treffen organisieren, bei denen unsere Agenten unbemerkt die Passwörter und Gegenzeichen übergeben. Indem unsere Presse unsere Politik immer nur oberflächlich diskutiert und ihnen widerspricht, ohne ihr Wesen zu berühren, wird sie ein leeres Feuer gegen die offiziellen Zeitungen führen, um uns nur die Gelegenheit zu geben, uns ausführlicher zu äußern, als wir es in unseren vorläufigen Erklärungen konnten. Dies wird natürlich dann geschehen, wenn es für uns nützlich ist.


Diese Angriffe gegen uns werden auch den Anschein erwecken, dass die Menschen davon überzeugt werden, dass noch völlige Pressefreiheit besteht, und sie werden unseren Agenten die Gelegenheit geben, zu erklären, dass die Zeitungen, die gegen uns sind, bloße Windbeutel sind, da sie keinen wirklichen Boden finden können um unsere Befehle zu widerlegen.


Solche Maßnahmen, die der öffentlichen Aufmerksamkeit entgehen, werden das erfolgreichste Mittel sein, die öffentliche Meinung zu lenken und Vertrauen in unsere Regierung zu erwecken. Dank ihnen werden wir je nach Bedarf die öffentliche Meinung in politischen Fragen begeistern oder beruhigen können. Wir werden in der Lage sein, sie zu überzeugen oder zu verwirren, indem wir manchmal die Wahrheit heraus drucken, manchmal lügen, uns auf Tatsachen berufen oder ihnen widersprechen, je nachdem, wie sie von der Öffentlichkeit aufgenommen werden, und dabei immer sorgfältig den Boden ausloten, bevor wir ihn betreten. Wir werden unsere Feinde mit Sicherheit besiegen, denn sie werden nicht über die Presse verfügen, in der sie sich vollständig ausdrücken könnten. Darüber hinaus müssen wir die oben genannten Pläne gegen die Presse nicht einmal ernsthaft widerlegen.


Die von uns in der dritten Kategorie unserer Presse geworfenen Versuchsballons werden wir notfalls in unseren halboffiziellen Organen energisch dementieren.


Im französischen Journalismus gibt es bereits die freimaurerische Solidarität eines Passworts; alle Presseorgane unterliegen der Schweigepflicht; Wie die alten Auguren wird kein einziges Mitglied sein Geheimnis preisgeben, wenn es ihm nicht dazu befohlen wird. Kein einziger Journalist wird es wagen, dieses Geheimnis preiszugeben, denn keiner von ihnen wird in die Literaturzentrale aufgenommen, es sei denn, er hat in seiner Vergangenheit eine schändliche Tat begangen. Die Tatsache würde sofort öffentlich gemacht. Während diese schändlichen Taten nur wenigen bekannt sind, erregt das Ansehen des Journalisten im ganzen Land Aufsehen – er wird bewundert.


Unsere Pläne müssen sich hauptsächlich auf die Provinzbezirke erstrecken. Dort müssen wir Hoffnungen und Ambitionen wecken, die im Gegensatz zu denen der Hauptstädte stehen, mit denen wir sie jederzeit angreifen können, indem wir solche Ambitionen den Hauptstädten als inspirierte Ansichten und Ziele der Provinzbezirke präsentieren. Es ist offensichtlich, dass ihre Quelle unsere sein wird. Es ist für uns notwendig, dass die Hauptstadt unter dem Einfluss der öffentlichen Meinung der Provinz steht, auch wenn wir noch nicht die volle Macht haben; das steht unter dem Einfluss der von unseren Agenten im Voraus vereinbarten Mehrheit. Es ist für uns notwendig, dass die Hauptstädte im kritischen psychologischen Moment nicht über eine abgeschlossene Tatsache diskutieren, nur weil sie von der Provinzmehrheit akzeptiert wurde.


Wenn wir die Phase des neuen Regimes erreichen, die den Übergang zu unserer Machtübernahme darstellt, dürfen wir nicht zulassen, dass die Presse soziale Korruption aufdeckt. Man muss davon ausgehen, dass das neue Regime alle in einem solchen Ausmaß zufrieden gestellt hat, dass sogar alle zufrieden waren. Die Kriminalität hat aufgehört. Fälle krimineller Handlungen dürfen nur ihren Opfern oder ihren zufälligen Zeugen und nur diesen bekannt sein.



13


Die Notwendigkeit des täglichen Brotes zwingt die Goys zum Schweigen und zwingt sie, unsere gehorsamen Diener zu bleiben. Die von ihnen für unsere Presse ausgewählten Agenten werden die Tatsachen besprechen, die sie veröffentlichen sollen, wenn es für uns unbequem ist, Erklärungen offen in offiziellen Dokumenten zu veröffentlichen. Während Diskussionen und Auseinandersetzungen stattfinden, werden wir einfach die von uns gewünschten Maßnahmen verabschieden und sie der Öffentlichkeit als vollendete Tatsache präsentieren. Niemand wird es wagen, die Ablehnung der beschlossenen Maßnahmen zu fordern, zumal sie als Verbesserung interpretiert werden. An diesem Punkt wird die Presse die Gedanken der Menschen auf neue Probleme lenken (wir haben die Menschen daran gewöhnt, immer nach neuen Emotionen zu suchen). Jene hirnlosen Schöpfer des Schicksals, die bisher nicht in der Lage waren zu begreifen und auch jetzt nicht begreifen, dass sie von den Dingen, über die sie diskutieren wollen, keine Ahnung haben, werden sich ebenfalls beeilen, diese neuen Probleme zu diskutieren. Politische Fragen sollen nur von denen verstanden werden, die sie geschaffen und seit vielen Jahrhunderten gelenkt haben.


Aus all dem werden Sie erkennen, dass wir mit dem Ziel, die Meinung des Mobs zu kontrollieren, nur das Funktionieren unseres Mechanismus erleichtern werden, und Sie werden auch feststellen, dass wir Anerkennung nicht für Taten, sondern für Worte suchen, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten äußern. Wir erklären stets, dass wir uns bei all unserer Politik von der Hoffnung und der Gewissheit leiten lassen, dem Allgemeinwohl zu dienen.


Um die allzu unruhigen Menschen von der Diskussion politischer Probleme abzulenken, erwecken wir jetzt den Eindruck, dass wir ihnen neue Probleme stellen, nämlich solche, die die Industrie betreffen. Lassen Sie sie sich so sehr für dieses Thema begeistern, wie sie möchten. Die Massen werden bereit sein, untätig zu bleiben und sich von der sogenannten politischen Aktivität auszuruhen (an die wir sie selbst gewöhnt haben, um uns in unserem Kampf gegen die Goy-Regierung zu helfen), nur unter der Bedingung einer neuen Beschäftigung, in der wir uns beweisen können sie haben angeblich den gleichen politischen Hintergrund.


Um sie daran zu hindern, unabhängige Entscheidungen zu treffen, werden wir ihre Gedanken durch Vergnügungen, Spiele, Zeitvertreibe usw. ablenken, Leidenschaften und kulturelle Zentren für die Menschen. Wir werden bald damit beginnen, über die Presse Preiswettbewerbe im Bereich Kunst und Sport aller Art anzubieten. Solche Attraktionen werden den Geist definitiv von Problemen ablenken, über die wir sonst mit den Menschen streiten müssten. Indem sie immer mehr die Gewohnheit des unabhängigen Denkens verlieren, werden sie beginnen, im Einklang mit uns zu reden, weil wir allein neue Gedankengänge durch Personen liefern werden, mit denen wir natürlich vermutlich keine Verbindung haben werden.


Die Rolle der liberalen Utopisten wird mit der Anerkennung unserer Regierung definitiv beendet sein. Bis dahin werden sie uns gute Dienste leisten. Aus diesem Grund werden wir unsere Gedanken weiterhin auf verschiedene fantastische Theorien richten, die fortschrittlich erscheinen. Denn mit dem Wort „Fortschritt“ haben wir den dummen Goys erfolgreich das Gehirn umgedreht. Unter den Goys gibt es keinen Verstand, der erkennt, dass dieses Wort nur ein Deckmantel für eine Abweichung von der Wahrheit ist, es sei denn, es wird auf materielle Erfindungen angewendet, da es nur eine Wahrheit gibt und es keinen Raum für Fortschritt gibt. Da der Fortschritt eine falsche Vorstellung ist, dient er dazu, die Wahrheit zu verbergen, damit niemand sie erkennen kann außer uns selbst, den Auserwählten Gottes, die ihre Hüter sind.


Wenn unser Königreich errichtet ist, werden unsere Redner die großen Probleme diskutieren, die die Menschheit bewegt haben, mit dem Ziel, sie endgültig unter unsere gesegnete Herrschaft zu bringen.


Wer würde dann vermuten, dass all diese Probleme von uns verursacht wurden, nach einem politischen Plan, der so viele Jahrhunderte lang von niemandem offenbart wurde?



14


Wenn wir Herrscher werden, werden wir die Existenz einer anderen Religion außer unserer eigenen nicht dulden, die einen Gott verkündet, mit dem unser Schicksal verbunden ist, weil wir das auserwählte Volk sind und unser Schicksal das Schicksal der Welt bestimmt hat. Aus diesem Grund müssen wir alle anderen Religionen zerstören. Wenn das Ergebnis als Übergangsschritt moderne Atheisten hervorbringt, wird dies unsere Pläne nicht beeinträchtigen, sondern als Beispiel für jene Generationen dienen, die unserer Lehre der Religion Moses zuhören werden, die aufgrund ihrer Solidität und Nachdenklichkeit System, wird schließlich zur Herrschaft von allen Nationen durch uns führen. Wir werden auch die mystische Wahrheit der freimaurerischen Lehre betonen, die, wie wir behaupten, die Grundlage ihrer gesamten erzieherischen Kraft ist.


Bei jeder Gelegenheit werden wir dann Artikel veröffentlichen, in denen wir unsere segensreiche Herrschaft mit der der Vergangenheit vergleichen. Die Vorteile des Friedens werden, auch wenn sie durch jahrhundertelange Unruhen erreicht wurden, dazu dienen, den wohltuenden Charakter unserer Herrschaft zu demonstrieren. Die Fehler, die die Goys während ihrer Regierung gemacht haben, werden von uns in den lebhaftesten Farben dargestellt. Wir werden einen solchen Ekel gegenüber der Regierung der Goys hervorrufen, dass die Massen den Frieden der Leibeigenschaft den Rechten der viel gepriesenen Freiheit vorziehen werden, die sie so grausam gefoltert und ihnen die eigentliche Quelle der menschlichen Existenz entzogen hat und von der sie lebten ausgebeutet von einer Menge Abenteurer, die nicht wussten, was sie taten. Die nutzlosen Regierungswechsel, zu denen wir selbst die Goys veranlasst haben, als wir ihren Regierungsapparat untergruben, werden zu diesem Zeitpunkt zu einem solchen Ärgernis für die Menschen werden, dass sie lieber alles von uns ertragen, als eine Wiederholung des Vorhergehenden zu riskieren Unruhe und Nöte. Darüber hinaus legen wir besonderen Wert auf die historischen Fehler der Goy- Regierungen, die dazu geführt haben, dass die Menschheit jahrhundertelang unter mangelndem Verständnis aller Fragen, die ihr wahres Wohlergehen betreffen, und aufgrund ihrer Suche nach phantastischen Plänen für die soziale Wohlfahrt gelitten hat. Die Goys bemerkten nicht, dass solche Pläne die gegenseitigen Beziehungen, die die Grundlage der menschlichen Existenz bilden, nur noch schlimmer machten, anstatt sie zu verbessern.


Die ganze Kraft unserer Grundsätze und Maßnahmen wird darin liegen, dass sie von uns als scharfer Kontrast zur verfallenen Gesellschaftsordnung früherer Zeiten aufgestellt und interpretiert werden.


Unsere Philosophen werden alle Mängel der Goy-Religion diskutieren, aber niemand wird jemals unsere Religion im Lichte ihres wahren Aspekts diskutieren, und niemand wird sie jemals gründlich verstehen, außer unserem eigenen Volk, das es niemals wagen wird, ihre Geheimnisse preiszugeben.


In sogenannten fortgeschrittenen Ländern haben wir verrückte, schmutzige und abscheuliche Literatur geschaffen. Für kurze Zeit nach unserem Amtsantritt werden wir seine Veröffentlichung fördern, damit der Kontrast zwischen ihm und den Reden und Programmen, die von unseren Höhen aus zu hören sein werden, deutlicher markiert wird. Unsere weisen Männer, die als Führer der Goys ausgebildet sind, werden Reden, Pläne, Memoranden und Artikel vorbereiten, durch die wir den Geist beeinflussen und ihn auf die Vorstellungen und das Wissen ausrichten, die wir ihnen wünschen.



15


Wenn wir endlich Herrscher werden durch Revolutionen, die so arrangiert werden, dass sie gleichzeitig in allen Ländern stattfinden und unmittelbar danach alle bestehenden Regierungen offiziell für unfähig erklärt werden (was möglicherweise nicht bald, vielleicht nicht vor einem ganzen Jahrhundert, geschieht), werden wir dafür sorgen, dass keine Verschwörungen gegen uns geschmiedet werden. Um dies zu erreichen, werden wir alle, die sich gegen die Errichtung unserer Herrschaft zur Wehr setzen, herzlos töten.


Die Gründung eines neuen Geheimbundes wird mit der Todesstrafe geahndet, und die Gesellschaften, die jetzt existieren und uns bekannt sind und entweder für uns arbeiten oder gearbeitet haben, werden aufgelöst und ihre Mitglieder auf Kontinente verbannt, die weit von Europa entfernt liegen.


Auf die gleiche Weise werden wir mit den Freimaurern unter den Goys verfahren, die zu viel wissen. Die Freimaurer, die wir aus irgendeinem Grund begnadigen, werden in ständiger Angst vor dem Exil bleiben. Wir werden ein Gesetz verabschieden, das alle Mitglieder von Geheimorganisationen aus Europa, dem Zentrum unserer Regierung, verbannt. Die Entscheidungen unserer Regierung sind endgültig und es besteht kein Rechtsmittel.


In der Goy-Gesellschaft, in der wir so tiefe Wurzeln der Meinungsverschiedenheit und des Protests gepflanzt haben, kann die Ordnung nur durch gnadenlose Maßnahmen wiederhergestellt werden, die als Beweis dafür dienen, dass unsere Macht nicht verletzt werden kann. Es besteht keine Notwendigkeit, Rücksicht auf die Opfer zu nehmen, die für das Wohl der Zukunft geopfert wurden. Das Gute zu erreichen, und sei es durch die Opferung von Leben, ist die Pflicht jeder Regierung, die erkennt, dass ihre Existenz nicht nur von Privilegien, sondern auch von der Ausübung ihrer Pflichten abhängt.


Das wichtigste Mittel zur Errichtung einer stabilen Regierung ist die Stärkung des Ansehens der Autorität. Dies wird nur durch seine majestätische und unerschütterliche Kraft erreicht, die aufgrund ihrer mystischen Natur, nämlich weil sie von Gott auserwählt ist, den Eindruck vermitteln wird, dass sie unantastbar ist. So bis vor kurzem war die russische Autokratie unser einziger gefährlicher Feind auf der ganzen Welt, mit Ausnahme des Papstes. Denken Sie daran, dass Italien im Blut ertrank; sie berührte Sulla, der dieses Blut vergossen hatte, kein Haar. Sulla war in den Augen des Volkes mächtig geworden, obwohl es von ihm gefoltert wurde; seine männliche Rückkehr nach Italien entzog ihn der Verfolgung. Die Menschen berühren diejenigen nicht, die sie durch Tapferkeit und Standhaftigkeit des Geistes hypnotisieren.


Bis zur Etablierung unserer Herrschaft werden wir im Gegenteil freie Freimaurerlogen in allen Ländern der Welt organisieren und vermehren. Wir werden alle Menschen zu ihnen locken, die gemeinnützig sind und es noch werden könnten, denn diese Logen werden die Hauptinformationsquelle sein und von ihnen wird unser Einfluss ausgehen.


Alle diese Logen werden unter einer einzigen Leitung zentralisiert, die nur uns bekannt und allen anderen unbekannt ist; Diese Logen werden von unseren Weisen verwaltet. Die Logen werden in dieser Leitung einen eigenen Vertreter haben, um die oben erwähnte Freimaurer-Regierung zu kontrollieren; er wird das Passwort geben und das Programm ausarbeiten. Wir werden in diesen Logen den Bund aller revolutionär-liberalen Elemente knüpfen. Ihre Mitglieder werden aus allen Schichten der Gesellschaft bestehen. Die geheimsten politischen Pläne werden uns bekannt sein und bereits am Tag ihrer Entstehung unter unsere Führung fallen. Unter den Mitgliedern dieser Logen werden fast alle Agenten der internationalen und nationalen Polizei sein, deren Arbeit für uns unverzichtbar ist, da die Polizei nicht nur in der Lage ist, unabhängige Maßnahmen gegen die Aufständischen zu ergreifen, sondern auch dazu dienen kann, unser Handeln zu verschleiern, Unzufriedenheit provozieren und so weiter.


Die meisten Menschen, die Mitglied von Geheimgesellschaften werden, sind Abenteurer, Karrieremacher und verantwortungslose Personen im Allgemeinen, mit denen wir problemlos umgehen können und die uns helfen werden, den Mechanismus der von uns geplanten Maschine in Gang zu setzen. Wenn diese Welt in Aufruhr gerät, wird das nur beweisen, dass wir sie desorganisieren mussten, um ihre allzu große Solidarität zu zerstören. Wenn ein Grundstück angelegt wird, muss es von einem unserer vertrauenswürdigsten Diener geleitet werden. Es ist nur natürlich, dass wir wollen, dass niemand außer uns selbst die Arbeit der Freimaurer leitet, denn wir wissen, wohin wir tendieren, wir wissen das Endziel jeder Handlung. Die Goys verstehen jedoch nichts, nicht einmal die unmittelbaren Ergebnisse. Sie sind in der Regel besorgt über die momentane Befriedigung ihrer Ambitionen bei der Verwirklichung ihrer Absichten. Sie bemerken jedoch nicht, dass die Absicht selbst nicht von ihnen selbst initiiert wurde, sondern dass wir es waren, die ihnen die Idee gegeben haben.


Die Goys werden Mitglieder der Logen aus purer Neugier oder in der Hoffnung, ihren Anteil an den öffentlichen Geldern zu erhalten. Es gibt andere, die kommen, um die Gelegenheit zu nutzen und der Öffentlichkeit ihre unmöglichen und unbegründeten Hoffnungen vorzustellen. Sie sehnen sich nach dem Gefühl des Erfolgs und nach dem Applaus, den wir ihnen großzügig gewähren. Wir erschaffen ihren Erfolg, um die Selbsttäuschung zu nutzen, die damit entsteht und durch die Menschen, ohne es zu merken, beginnen, unseren Vorschlägen zu folgen, ohne sie zu ahnen, und in der völligen Überzeugung, dass ihre Unfehlbarkeit ihre eigenen Ideen hervorbringt und daher auch tut die anderer nicht brauchen. Sie haben keine Ahnung, wie einfach es ist, selbst die intelligentesten Goys in einen Zustand unbewusster Leichtgläubigkeit zu versetzen, und wie einfach es andererseits ist, sie durch den kleinsten Fehler oder einfach dadurch, dass man ihnen keinen Applaus mehr schenkt, zu entmutigen sie in die Knechtschaft zu bringen, um neuen Erfolg zu erzielen. So wie unser Volk den Erfolg um der Verwirklichung seiner Pläne willen ignoriert, so sind die Goys bereit, alle ihre Pläne um des Erfolgs willen zu opfern. Ihre Psychologie erleichtert uns das Orientierungsproblem. Diese Tiger haben scheinbar die Seele von Schafen und Unsinn filtert durch ihre Köpfe. Als Hobby haben wir ihnen den Traum gegeben, den menschlichen Individualismus durch die symbolische Idee des Kollektivismus zu unterdrücken.


Sie haben noch nicht entdeckt und werden es auch nicht entdecken, dass dieses Hobby einen klaren Verstoß gegen das Hauptgesetz der Natur darstellt, das seit Anbeginn der Welt ein Wesen geschaffen hat, das sich von allen anderen unterscheidet, und zwar gerade um seiner Individualität Ausdruck zu verleihen.


Wenn wir sie zu solchen Wahnsinnigen und Blinden führen könnten, ist dies nicht offensichtlich ein Beweis für den niedrigen Entwicklungsstand des Goy-Geistes im Vergleich zu unserem? Genau das ist der Garant für unseren Erfolg.


Wie weitsichtig waren unsere alten Weisen, als sie sagten, man dürfe, um ein ernstes Ziel zu erreichen, nicht bei den Mitteln stehenbleiben und auch nicht die Opfer zählen, die der Sache geopfert wurden. Wir haben die Opfer unter den Goys, diesen Viehsamen, nicht mitgezählt. Obwohl wir viele unserer eigenen Völker geopfert haben, haben wir ihnen im Gegenzug bereits eine bisher ungeahnte Stellung auf der Erde eingeräumt. Die vergleichsweise wenigen Opfer aus unserem eigenen Volk haben unsere Rasse vor dem Untergang bewahrt.


Der Tod ist das unvermeidliche Ende von allem. Es wäre besser, dieses Ende für diejenigen zu beschleunigen, die sich in unsere Sache einmischen, als dass unser Volk oder wir selbst, die Schöpfer dieser Sache, sterben. Wir töten Freimaurer auf eine Weise, dass niemand außer den Brüdern Verdacht schöpft, nicht einmal die Opfer; sie alle sterben, wenn es nötig ist, offenbar durch einen natürlichen Tod. Da sie dies wussten, wagten selbst die Brüder ihrerseits nicht zu protestieren. Durch solche Maßnahmen haben wir den Protest gegen unsere Befehle unter den Freimaurern entwurzelt. Indem wir den Goys Liberalismus predigen, halten wir gleichzeitig unser Volk und unsere Agenten unter eiserner Disziplin.


Durch unseren Einfluss wurde die Durchsetzung der Goy-Gesetze auf ein Minimum reduziert. Das Ansehen des Gesetzes wurde durch die von uns eingeführten liberalen Auslegungen untergraben. Die Gerichte entscheiden, während wir die wichtigsten politischen und moralischen Grundsätze diktieren und die Fälle im Licht betrachten, das wir der Goy-Regierung vorgelegt haben. Dies haben wir natürlich durch Agenten erreicht, mit denen wir angeblich keine Verbindung haben, nämlich durch die Presse oder auf andere Weise. Selbst Senatoren und hohe Beamte folgen unserem Rat blind. Der rein tierische Geist der Goys ist unfähig zur Analyse und Beobachtung und noch weniger dazu, vorherzusagen, zu welchen Ergebnissen die Entwicklung des in einem Fall beteiligten Prinzips führen könnte.


Durch diesen Unterschied im Denkprozess zwischen uns und den Goys wird es möglich, den Stempel der Auserwählten Gottes im Vergleich zur instinktiven und bestialischen Mentalität der Goys klar zu demonstrieren. Sie sehen, aber sie können nichts vorhersehen, und sie können nichts außer materielle Dinge erfinden. Es ist daher klar, dass die Natur selbst vorgesehen hat, dass wir die Welt regieren und leiten.


Wenn die Zeit für unsere offene Herrschaft gekommen ist, wird es an der Zeit sein, ihre Vorteile zu zeigen, und wir werden alle Gesetze ändern. Unsere Gesetze werden kurz, klar, unwiderruflich sein und keiner Interpretation bedürfen, so dass jeder sie gründlich kennen kann. Der darin hervorgehobene Hauptpunkt wird ein hochentwickelter Gehorsam gegenüber der Autorität sein, der alle Missbräuche beseitigen wird, denn alle ohne Ausnahme werden vor der höchsten Macht verantwortlich sein, die der höchsten Autorität übertragen wurde.


Der Machtmissbrauch durch untergeordnete Beamte wird dann verschwinden, weil er so gnadenlos bestraft wird, dass ihnen die Lust am Experimentieren mit ihrer Macht verloren geht. Wir werden jede Aktion der Regierung genau beobachten, von der die Aktion der Regierungsmaschinerie abhängt, denn Korruption führt überall zu Korruption. Kein einziger Gesetzesverstoß und keine einzige Korruptionshandlung bleibt ungestraft. Verheimlichungen und vorsätzliche Nachlässigkeit seitens Regierungsbeamter werden verschwinden, sobald sie das erste Beispiel schwerer Strafe gesehen haben. Das Prestige der Macht verlangt, dass selbst die kleinste Verletzung der Heiligkeit der höchsten Autorität, die zum persönlichen Vorteil begangen wird, angemessen, das heißt streng, bestraft wird. Der Schuldige wird, wenn er hart bestraft wird, wie ein Soldat sein, der im Namen der Autorität, der Prinzipien und des Gesetzes auf dem Schlachtfeld der Verwaltung fällt; Diese Grundsätze erlauben auch seitens der Regierenden kein Abweichen von ihrer gesellschaftlichen Funktion aus persönlichen Gründen. Zum Beispiel: Unsere Richter werden wissen, dass sie mit dem Versuch, dumme Gnade zu zeigen, das Gesetz der Gerechtigkeit überschreiten, das einzig und allein zur vorbildlichen Bestrafung von Verbrechen und nicht zur Manifestation moralischer Qualitäten seitens des Richters geschaffen wurde. Solche Qualitäten sind im privaten Bereich lobenswert, nicht jedoch im öffentlichen Leben, das das Bildungsforum des menschlichen Lebens darstellt.


Das Personal unserer Richter bleibt nach Vollendung des 55. Lebensjahres nicht mehr im Amt. Erstens, weil alte Menschen beharrlicher an voreingenommenen Meinungen festhalten und weniger in der Lage sind, sich neuen Befehlen zu unterwerfen; und zweitens, weil wir dadurch eine gewisse Veränderungsflexibilität des Personals erreichen können, das sich unserem Druck leichter beugen kann. Wer seine Position behalten will, muss blind gehorchen.


Im Allgemeinen werden unsere Richter nur unter denen ausgewählt, die sich darüber im Klaren sind, dass sie Menschen bestrafen und die Gesetze durchsetzen müssen, und sich nicht auf Kosten des Bildungsplans der Regierung Träumen von Liberalismus hingeben müssen, wie es sich die Regierung der Goys jetzt vorstellt. Die Methode des Personalwechsels wird auch dazu dienen, die kollektive Solidarität der Regierungsbeamten zu untergraben und sie an die Sache der Regierung zu binden, die über ihr Schicksal entscheidet. Die jüngere Generation von Richtern wird so ausgebildet sein, dass sie jede kriminelle Aktivität verhindern kann, die die Beziehungen beeinträchtigen könnte, die wir für unsere Untertanen aufgebaut haben.


Derzeit machen die goyischen Richter, da sie keine klare Vorstellung von der Natur ihrer Pflichten haben, Ausnahmen für alle Arten von Verbrechen. Dies liegt daran, dass sich die derzeitigen Herrscher bei der Ernennung von Richtern nicht die Mühe machen, das Pflichtgefühl und die Gewissenhaftigkeit der von ihnen zu verrichtenden Arbeit zu fördern. So wie das Tier seine Jungen auf die Suche nach Beute schickt, übertragen die Goys ihren Untertanen verantwortungsvolle Ämter, ohne sich die Zeit zu nehmen, deren Funktionen zu erklären. Aus diesem Grund wird ihre Herrschaft durch ihre eigenen Bemühungen und durch die Maßnahmen ihrer eigenen Verwaltung untergraben. Nutzen wir das Ergebnis solcher Aktionen als ein weiteres Beispiel für den Vorteil unserer eigenen Herrschaft.


Wir werden den Liberalismus aus allen wichtigen strategischen Positionen unserer Verwaltung eliminieren, von denen die Ausbildung unserer Untertanen für unsere Gesellschaftsordnung abhängt. Diese Stellen werden nur an diejenigen vergeben, die von uns für die Regierungstätigkeit ausgebildet wurden.


Als Antwort auf eine mögliche Bemerkung, dass sich die Aufnahme alter Beamter in die Ruhestandsliste für das Finanzministerium als teuer erweisen könnte, kann ich zunächst sagen, dass vor ihrer Entlassung einige private Jobs für sie gefunden werden, um das zu ersetzen, was sie verlieren, und zweitens darf ich auch anmerken, dass das gesamte Geld der Welt in unseren Händen konzentriert sein wird; folglich muss unsere Regierung keine Kosten fürchten.


Unsere Autokratie wird in jeder Hinsicht konsequent sein, und folglich wird jede Manifestation unserer großen Macht respektiert und bedingungslos gehorcht. Wir werden Murren und Unzufriedenheit ignorieren und alle aktiven Manifestationen von beidem werden durch Strafen unterdrückt, was dem Rest des Volkes als Beispiel dienen wird.


Wir werden das Recht der Berufungsgerichte auf Nichtigerklärung von Gerichtsverfahren und ihren Entscheidungen abschaffen, die das ausschließliche Vorrecht des Souveräns werden, denn wir können nicht zulassen, dass das Volk denkt, dass die von uns ernannten Richter möglicherweise eine falsche Entscheidung treffen könnten. Sollte jedoch ein solcher Fehler passieren, werden wir selbst die Entscheidung aufheben; Aber die Strafe, die wir dem Richter für die Missverständnisse seiner Pflichten und seiner Verantwortung auferlegen werden, wird so streng sein, dass die Möglichkeit einer Wiederholung ausgeschlossen ist. Ich wiederhole, dass wir jeden Schritt unserer Verwaltung überwachen werden, um es uns zu ermöglichen, die Menschen zufriedenzustellen, denn sie haben das Recht, von einer guten Verwaltung einen guten Kandidaten zu verlangen.


In der Person unseres Souveräns wird unsere Regierung den Anschein einer patriarchalischen oder väterlichen Vormundschaft erwecken. Die Menschen, unsere Untertanen, werden in ihm einen Vater sehen, der sich um jedes Bedürfnis, jede Handlung kümmert und der sich um jede Beziehung kümmert, sowohl zwischen den Untertanen selbst als auch zwischen ihnen und dem Souverän.


So werden sie von der Vorstellung durchdrungen, dass es für sie unmöglich ist, auf diesen Beschützer und Führer zu verzichten, wenn sie in einer Welt des Friedens und der Ruhe leben wollen. Sie werden die Autokratie unseres Souveräns anerkennen, den sie respektieren und fast vergöttern werden, insbesondere wenn sie erkennen, dass unsere Agenten seine Macht nicht an sich reißen, sondern seine Befehle lediglich blind ausführen. Sie werden froh sein, dass in ihrem Leben alles geregelt ist, wie es kluge Eltern tun, die ihre Kinder zu Pflichtbewusstsein und Gehorsam erziehen möchten. Was die Geheimnisse unserer politischen Pläne betrifft, sind sowohl die Massen als auch ihre Verwaltung wie kleine Kinder.


Wie Sie selbst sehen können, gründe ich unseren Despotismus auf Recht und Pflicht; das Recht, die Pflichterfüllung zu erzwingen, ist die direkte Funktion der Regierung, die als Vater ihrer Untertanen fungiert. Es ist das Recht des Starken, seine Macht zu nutzen, um die Menschheit zu einer sozialen Ordnung zu führen, die auf dem Naturgesetz, nämlich dem Gehorsam, beruht. Alles in der Welt unterliegt, wenn nicht anderen Personen, dann den Umständen oder seiner eigenen Natur; aber auf jeden Fall zu etwas, das stärker ist als es selbst. Deshalb lasst uns für das Gemeinwohl die Stärksten sein.


Wir müssen ohne zu zögern diejenigen opfern, die gegen die bestehende Ordnung verstoßen, denn in der exemplarischen Bestrafung des Bösen liegt ein großes Bildungsproblem.


Wenn der König von Israel die ihm von Europa geschenkte Krone auf sein heiliges Haupt setzt, wird er zum Patriarchen der Welt. Die notwendigen Opfer, die er brachte, werden niemals die Zahl der Opfer erreichen, die dem Größenwahn während der jahrhundertelangen Rivalität zwischen den Goy- Regierungen geopfert wurden.


Unser Souverän wird in ständigem Kontakt mit dem Volk stehen und von den Tribunen aus Ansprachen halten, die in alle Teile der Welt verbreitet werden.



16


Um alle kollektiven Kräfte außer unseren eigenen zu vernichten, werden wir die Universitäten, die erste Stufe des Kollektivismus, abschaffen, indem wir sie nach neuen Grundsätzen umbauen. Ihre Direktoren und Professoren werden durch detaillierte geheime Aktionsprogramme für ihre Arbeit geschult, von denen sie nicht im Geringsten ungestraft abweichen können. Sie werden mit besonderer Sorgfalt ernannt und so gestellt, dass sie vollständig von der Regierung abhängig sind.


Wir werden das Bürgerrecht sowie alles, was politische Fragen berührt, aus dem Lehrplan ausschließen. Diese Fächer werden nur einigen wenigen Dutzend unter den Eingeweihten beigebracht, die aufgrund ihrer Schlagkraft ausgewählt wurden. Die Universitäten dürfen nicht zulassen, dass unreife Jugendliche ihren Abschluss machen, die wie Komödien oder Tragödien Verfassungspläne aushecken oder sich in politische Angelegenheiten einmischen, die nicht einmal ihre Väter verstehen.


Das schlecht gezielte Studium politischer Fragen durch eine große Zahl von Menschen schafft Utopisten und arme Bürger, wie man anhand der allgemeinen Bildung beurteilen kann, die von den Goys in dieser Richtung betrieben wird. Wir mussten in ihr Bildungssystem solche Prinzipien einschleusen, die erfolgreich zum Zusammenbruch ihrer Gesellschaftsordnung geführt haben. Wenn wir an der Macht sind, werden wir alle störenden Themen aus den Bildungssystemen eliminieren und junge Menschen zu gehorsamen Kindern ihrer Vorgesetzten machen, die den Souverän als ihre Garantie für Hoffnung, Frieden und Ruhe lieben.


Das Studium der Klassiker und der antiken Geschichte, die mehr schlechte als gute Beispiele enthalten, werden wir durch ein Programm ersetzen, das sich mit der Zukunft beschäftigt. Wir werden auslöschen im Gedächtnis des Volkes alle Tatsachen vergangener Jahrhunderte, die nicht zu unserem Vorteil waren, und es bleiben nur diejenigen übrig, die die Fehler der Goy- Regierungen hervorheben. Das Studium des praktischen Lebens, der obligatorischen sozialen Ordnung, der Beziehungen der Menschen untereinander, der Vermeidung des Bösen, egoistischer Beispiele, die den Samen des Bösen säen, und anderen Fragen pädagogischer Natur stehen im Mittelpunkt des Bildungsprogramms. Dieses Programm wird für jede Kaste unterschiedlich sein und niemals zulassen, dass die Bildung einen einheitlichen Charakter hat. Ein solches System ist von besonderer Bedeutung.


Jede Kaste muss mit strengen Einschränkungen entsprechend ihrem jeweiligen Beruf und der Art der Arbeit ausgebildet werden. Zufälliges Genie war und wird immer in der Lage sein, in eine höhere Kaste aufzusteigen; Aber um dieser seltenen Ausnahme willen ist es absoluter Wahnsinn, den Ineffizienten die Tür zu öffnen und sie in höhere Kasten oder Ränge aufzunehmen, damit sie Positionen einnehmen können, die von anderen geboren und ausgebildet wurden, um sie zu besetzen. Sie selbst wissen, was mit den Goys geschah, als sie diesem Unsinn nachgaben.


Um den Souverän fest in den Köpfen und Herzen seiner Untertanen zu verankern, ist es notwendig, das Volk während seiner Amtszeit sowohl in Schulen als auch an öffentlichen Orten mit der Bedeutung seiner Tätigkeit und dem Wohlwollen seiner Unternehmungen vertraut zu machen.


Wir werden jeglichen unlizenzierten Unterricht abschaffen. Studenten haben das Recht, sich mit ihren Verwandten in ihren Colleges wie in Clubs zu versammeln. Während dieser Zusammenkünfte werden die Lehrer an Feiertagen vermeintlich unvoreingenommene Vorträge über Probleme menschlicher Beziehungen, über das Gesetz der Nachahmung, über die Grausamkeit des uneingeschränkten Wettbewerbs und schließlich über neue philosophische Theorien halten, die der Welt noch nicht bekannt gegeben wurden.


Wir werden diese Theorien zu dogmatischen Überzeugungen machen und sie als Sprungbrett für unseren Glauben nutzen. Nachdem ich Ihnen unser Aktionsprogramm für die Gegenwart und die Zukunft vorgestellt habe, werde ich Ihnen die Grundsätze dieser Theorien vorlesen.


Kurz gesagt, wir werden uns mit dem Wissen aus der Erfahrung vieler Jahrhunderte befassen, dass Menschen von Ideen leben und sich von ihnen leiten lassen, dass diese Ideen nur durch die Bildung durchdrungen werden, die Menschen jeden Alters vermittelt wird, natürlich mit unterschiedlichen Methoden, aber mit gleichem Erfolg, und uns die letzten Spuren unabhängigen Denkens zunutze machen, die für lange Zeit bestehen auf dem Ziel und auf die für uns notwendigen Ideen ausgerichtet sind. Das System der Versklavung des Denkens ist durch die sogenannte visuelle Bildung bereits in Aktion.


Dieses System neigt dazu, die Goys in gedankenlose, gehorsame Tiere zu verwandeln, die nur sehen wollen, um zu verstehen. In Frankreich hat einer unserer besten Agenten, Bourgeois, bereits ein neues Programm zur visuellen Bildung angekündigt.



17


Der Anwaltsberuf lässt die Menschen kalt, grausam, stur und prinzipienlos werden und zwingt sie dazu, in allen Angelegenheiten einen abstrakten oder rein juristischen Standpunkt einzunehmen. Sie haben gelernt, bei jedem Fall, den sie bearbeiten, ausschließlich den persönlichen Gewinn zu berücksichtigen und nicht den möglichen gesellschaftlichen Nutzen der Ergebnisse. Sie weigern sich selten, einen Fall anzunehmen, und streben immer um jeden Preis einen Freispruch an, wobei sie an unbedeutenden technischen Punkten rechtlicher Natur festhalten. Auf diese Weise demoralisieren sie die Gerichte. Deshalb werden wir diesen Beruf einschränken und ihn in ein leitendes öffentliches Amt umwandeln. Rechtsanwälten wird das Recht auf Umgang mit ihren Mandanten ebenso entzogen wie den Richtern. Sie erhalten ihre Fälle ausschließlich vom Gericht, bereiten sie auf der Grundlage schriftlicher Berichte und Dokumente vor und verteidigen ihre Mandanten, nachdem sie vor Gericht auf der Grundlage der während des Prozesses gewonnenen Fakten vernommen wurden. Sie erhalten ein Gehalt, unabhängig davon, ob die Verteidigung erfolgreich war oder nicht. Sie fungieren als einfache Vertreter des Falles im Namen der Verteidigung im Gegengewicht zum Staatsanwalt, der als Vertreter im Namen der Staatsanwaltschaft auftritt. Dies wird das Gerichtsverfahren verkürzen und eine ehrliche und unparteiische Verteidigung ermöglichen, die nicht aus persönlichen Gründen erfolgt, sondern auf der persönlichen Überzeugung des Anwalts basiert. Dadurch wird auch die bestehende Bestechung unter Anwaltskollegen beseitigt und verhindert, dass die Seite gewinnt, die sich auszahlt.


Wir haben bereits dafür gesorgt, den Klerus der Goys zu diskreditieren und damit ihre Funktion zu untergraben, was uns derzeit sehr im Weg stehen könnte. Ihr Einfluss auf die Menschen nimmt täglich ab.


Heute wird überall Religionsfreiheit verkündet; folglich ist es nur noch eine Frage von wenigen Jahren bis zum völligen Zusammenbruch der Christenheit. Es wird noch einfacher sein, mit anderen Religionen umzugehen, aber es ist noch zu früh, dieses Problem zu diskutieren. Wir werden den Klerikalismus und die Klerikalen auf ein so enges Feld beschränken, dass ihr Einfluss das Gegenteil von dem bewirken wird, was er früher hatte.


Wenn der Moment gekommen ist, den Vatikan vollständig zu vernichten, wird eine unsichtbare Hand, die auf diesen Hof zeigt, die Massen bei ihrem Angriff leiten. Wenn jedoch die Massen angreifen, werden wir als Verteidiger auftreten, um zu viel Blutvergießen zu verhindern. Auf diese Weise dringen wir in sein Herz ein und verlassen es nicht, bis wir seine Macht untergraben haben.


Der König von Israel wird der wahre Papst des Universums werden, der Patriarch der Internationalen Kirche.


Aber bis wir die Umerziehung der Jugend zu neuen Übergangsreligionen und schließlich zu unserer eigenen geschafft haben, werden wir die bestehenden Kirchen nicht offen angreifen, sondern sie mit Kritik bekämpfen und so Zwietracht stiften.


Im Allgemeinen wird unsere Presse Regierungsaktivitäten und Religion anprangern und die Ineffizienz der Goys in den skrupellosesten Worten bloßstellen, um sie so zu demütigen, wie es nur unsere geniale Rasse kann. Unsere Herrschaft wird den Gott Vishnu simulieren, der uns körperlich ähnelt; Jede unserer hundert Hände wird eine der Federn der sozialen Maschine halten. Wir werden alles ohne die Hilfe der offiziellen Polizei sehen; In ihrer jetzigen Organisation jedoch, die wir für die Goys ausgearbeitet haben, verhindert die Polizei, dass die Regierung irgendetwas sieht. Gemäß unserem Programm wird ein Drittel unserer Probanden die anderen aus reinem Pflichtgefühl beobachten, als Freiwillige für die Regierung. Dann wird es nicht als Schande angesehen, ein Spion und Informant zu sein; im Gegenteil, es wird als lobenswert angesehen. Unbegründete Meldungen werden jedoch streng bestraft, um einen Missbrauch dieses Privilegs zu verhindern.


Unsere Agenten werden sowohl aus den höchsten als auch aus den niedrigsten Rängen der Gesellschaft rekrutiert; Sie werden unter den vergnügungssüchtigen Regierungsbeamten, Redakteuren, Druckern, Buchhändlern, Verkäufern, Arbeitern, Fahrern, Butlern usw. ausgewählt. Diese Polizei wird keine offiziellen Rechte oder Qualifikationen haben, die Gelegenheit zum Machtmissbrauch bieten, und folglich wird sie machtlos sein; sie wird lediglich als Beobachter fungieren und Berichte erstellen. Die Überprüfung dieser Meldungen und die Ausstellung von Haftbefehlen obliegt einer verantwortlichen Gruppe von Polizeibeamten. Die eigentlichen Festnahmen werden jedoch von einem Gendarmenkorps oder der Stadtpolizei vorgenommen. Im Falle der Unterlassung, einen beobachteten oder gemunkelten politischen Sachverhalt zu melden, kann die Person, die dies hätte melden sollen, wegen der Verschleierung einer Straftat vor Gericht gestellt werden, sofern ihre Schuld nachgewiesen ist.


Genauso wie unsere Brüder jetzt verpflichtet sind, aus eigener Initiative über alle Abtrünnigen oder jede Person, die als Gegner der Kehillah gilt, Bericht zu erstatten, so wird es in unserem Universellen Königreich für alle Untertanen Pflicht sein, dem Staat zu dienen diese Richtung.


Eine solche Organisation wird jeden Machtmissbrauch und alle Arten von Zwang und Korruption beseitigen, genau die Dinge, die durch unsere Räte und durch die Theorien über die Rechte der Übermenschen in die Bräuche der Goys eingeführt wurden. Aber wie könnten wir sonst die zunehmenden Ursachen für Unruhe inmitten ihrer Verwaltung schüren? Welche anderen Mittel könnten wir nutzen? Unter diesen Mitteln ist eines der wichtigsten Mittel der Einsatz solcher Agenten zur Aufrechterhaltung der Ordnung, die in der Lage sind, im Laufe ihrer destruktiven Arbeit ihre eigenen bösen Neigungen zum Ausdruck zu bringen, nämlich ihren Eigenwillen, Autoritätsmissbrauch, und vor allem Bestechung.



18


Wenn es für uns an der Zeit ist, die Maßnahmen des Polizeischutzes (das schrecklichste Gift für das Ansehen der Autorität) zu verstärken, werden wir mithilfe erfahrener Redner künstlich Unruhen organisieren oder den Ausdruck von Unzufriedenheit simulieren. Zu diesen Rednern gesellen sich Sympathisanten. Dies wird uns den Vorwand für Durchsuchungen und besondere Beschränkungen liefern, die von unseren Dienern bei der Goy-Polizei in Kraft gesetzt werden.


Da die meisten Verschwörer als Amateure arbeiten, um zu plaudern, werden wir sie nicht stören, bis wir sehen, dass sie im Begriff sind, etwas zu unternehmen; aber wir werden sie in ihrer Mitte vorstellen als Geheimdienstagenten. Es muss daran erinnert werden, dass das Ansehen einer Autorität sinkt, wenn oft Verschwörungen gegen sie aufgedeckt werden, denn das führt dazu, dass man die Schwäche der Autorität vermutet oder, was noch schlimmer ist, ihre eigenen Fehler eingesteht. Sie wissen, dass wir das Ansehen der herrschenden Goys durch häufige Anschläge auf ihr Leben durch unsere Agenten zerstört haben, die nur blinde Schafe unserer Herde waren und durch ein paar liberale Phrasen leicht zu Verbrechen bewegt wurden, solange sie es waren politischer Natur. Wir haben die Machthaber gezwungen, ihre eigene Schwäche einzugestehen, indem wir offene Polizeischutzmaßnahmen ergriffen haben, und dadurch das Ansehen ihrer Autorität ruiniert.


Unser Souverän wird nur von der unsichtbarsten Wache beschützt, denn wir werden niemals zulassen, dass irgendjemand denkt, es könnte eine Verschwörung gegen ihn existieren, die er nicht bekämpfen kann und vor der er sich verstecken muss. Wenn wir zulassen würden, dass sich dieser Gedanke durchsetzt, wie er unter den Goys vorherrscht, würden wir damit in naher Zukunft das Todesurteil, wenn nicht des Herrschers selbst, dann seiner Dynastie unterzeichnen.


Unter Einhaltung strenger Anstandsregeln wird unser Souverän seine Macht nur zum Wohle des Volkes einsetzen, niemals jedoch zu seinem eigenen Wohl oder dem seiner Dynastie. Durch die strikte Einhaltung dieses Anstands wird seine Autorität von seinen Untertanen respektiert und geschützt; darüber hinaus wird er verehrt, denn es wird bekannt sein, dass von seiner Autorität das Wohlergehen jedes Bürgers des Königreichs und die Stabilität der sozialen Ordnung selbst abhängt.


Den Souverän offen zu schützen, kommt einem Eingeständnis der Schwäche seiner Regierungsorganisation gleich.


Wenn unser Souverän inmitten seines Volkes ist, scheint er immer von einer Menge neugieriger Männer und Frauen umgeben zu sein, die wie zufällig neben ihm stehen und die anderen Leute wie aus Respekt vor der Ordnung zurückhalten. Dieses Beispiel wird anderen die Idee der Selbstbeherrschung vermitteln. Befindet sich in der Menge eine Person, die versucht, eine Petition vorzubringen, und sich durch die Reihen kämpft, muss die Person, die ihm am nächsten steht, die Petition entgegennehmen und sie dem Herrscher vor den Augen des Bittstellers selbst vorlegen, damit alle davon erfahren dass die eingereichte Petition ihr Ziel erreicht hat und dass folglich eine Kontrolle der Angelegenheiten seitens des Souveräns selbst vorliegt. Das Ansehen der Autorität verlangt vom Volk, in der Lage zu sagen: „Wenn der König es nur wüsste“ oder: „Der König würde davon wissen.“


Mit der Einrichtung einer offiziellen Polizeiwache verschwindet das mystische Prestige der Autorität sofort; mit einem gewissen Maß an Kühnheit hält sich jeder über die Autorität; der Attentäter erkennt seine Stärke und muss nur auf die Gelegenheit warten, einen Anschlag gegen einen Beamten zu unternehmen. Wir haben anders für die Goys gepredigt, aber wir können die Ergebnisse sehen, zu denen offene Methoden des Schutzes sie geführt haben.


Wir verhaften Kriminelle bereits beim ersten mehr oder weniger begründeten Verdacht. Aus Angst vor einem möglichen Fehler sollte politischen Kriminellen keine Fluchtmöglichkeit gegeben werden; In der Tat werden wir gegenüber politischer Kriminalität keine Gnade zeigen. Auch wenn es in Ausnahmefällen möglich erscheint, die Untersuchung von Motiven zuzulassen, die zu gewöhnlichen Straftaten geführt haben, gibt es keine Entschuldigung für diejenigen, die versuchen, sich mit Angelegenheiten zu befassen, die niemand außer der Regierung verstehen kann. Darüber hinaus sind nicht einmal alle Regierungen in der Lage, die richtige Politik zu verstehen.



19


Auch wenn wir nicht zulassen werden, dass Einzelpersonen sich in der Politik engagieren, werden wir andererseits dazu ermutigen, alle Petitionen und Berichte, die Vorschläge und Pläne zur Verbesserung der Lage der Menschen enthalten, der Regierung zur Genehmigung vorzulegen. Dadurch werden wir auf die Mängel oder einfach nur auf die fantastischen Wünsche unserer Untertanen aufmerksam. Auf diese Vorschläge werden wir entweder durch positive Maßnahmen oder durch Ablehnungen antworten, was den Mangel an Intelligenz und die Fehler derjenigen beweist, die solche Vorschläge eingereicht haben.


Aufruhr ist nichts anderes als das Bellen eines Schoßhundes gegen einen Elefanten. Aus der Sicht einer gut organisierten Regierung, nicht polizeilich, sondern hinsichtlich ihrer sozialen Basis, bellt der Schoßhund den Elefanten an, weil er sich seiner Stärke nicht bewusst ist. Der Elefant muss nur einmal seine Stärke zeigen und der Hund bellt nicht mehr; er beginnt mit dem Schwanz zu wedeln, sobald er den Elefanten sieht.


Um dem politischen Verbrechen das Prestige des Märtyrertums zu entziehen, werden wir den politischen Kriminellen auf die gleiche Bank setzen mit Dieben, Mördern und anderen abscheulichen und schmutzigen Kriminellen. Dann wird die öffentliche Meinung diese Klasse von Verbrechern als genauso schändlich betrachten wie alle anderen und sie mit der gleichen Verachtung brandmarken.


Wir haben uns bemüht, die Goys davon abzuhalten, solche Methoden im Umgang mit aufrührerischen Aktivitäten anzuwenden, und ich hoffe, es ist uns gelungen, dies zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns der Presse und öffentlichen Reden bedient; indirekt, durch geschickt zusammengestellte historische Lehrbücher, haben wir das Märtyrertum öffentlich gemacht, als ob Revolutionäre es zum Wohle des menschlichen Wohlergehens auf sich genommen hätten. Eine solche Werbung hat den Kontingent der Liberalen vergrößert und Tausende von Goys in die Herden unseres Viehs gezwungen.



20


Heute werden wir uns mit dem Finanzprogramm befassen, dessen Erörterung ich auf das Ende meines Berichts verschoben habe, weil es der schwierigste, abschließendste und entscheidendste Punkt unserer Pläne ist. Im Vorfeld möchte ich Sie daran erinnern, dass ich bereits angedeutet habe, dass das Ergebnis unseres Handelns in Zahlen gemessen wird.


Wenn wir Herrscher werden, wird unsere autokratische Regierung aus Selbstverteidigungsgründen vermeiden, das Volk mit hohen Steuern zu belasten, und sie wird die Rolle, die sie zu spielen hat, nämlich die des Vaters und Beschützers, nicht vergessen. Da eine staatliche Organisation jedoch kostspielig ist, ist es notwendig, die Mittel für ihre Aufrechterhaltung aufzubringen. Deshalb müssen wir den Plan einer gerechten Steuerverteilung sorgfältig ausarbeiten.


In unserer Regierung wird der Souverän die rechtliche Fiktion haben, alles in seinem Königreich zu besitzen (was leicht in die Praxis umgesetzt werden kann), und er kann auf die gesetzliche Beschlagnahme sämtlicher Gelder zurückgreifen, um seinen Umlauf im ganzen Land zu regulieren. Die beste Besteuerungsmethode ist daher die Erhebung einer progressiven Grundsteuer. Die Steuern werden somit problemlos und ohne Verlust entsprechend der Höhe des Eigentums entrichtet. Die Reichen müssen sich darüber im Klaren sein, dass es ihre Pflicht ist, einen Teil ihres überschüssigen Reichtums zum Wohle des gesamten Landes abzugeben, da die Regierung die Unverletzlichkeit des verbleibenden Teils ihres Eigentums und der Rechte auf Eigentum garantiert[62] ehrlicher Gewinn. Ich sage ehrlich, weil die Kontrolle des Eigentums legalen Diebstahl verhindern wird.


Diese soziale Reform muss von oben kommen, denn die Zeit ist reif und sie wird als Garantie für den Frieden notwendig.


Die Steuer auf die Armen ist der Keim der Revolution und wirkt sich nachteilig auf die Regierung aus, die bei ihrem Streben nach den Kleinen die Großen verliert. Darüber hinaus wird die Besteuerung des Kapitals die Zunahme des Vermögens in privaten Händen verringern, in dem wir es derzeit als Gegengewicht zur Regierungsmacht der Goys, nämlich zur Staatskasse, konzentriert haben.


Eine progressive Besteuerung, die nach der Höhe des Kapitals bemessen wird, wird zu viel höheren Einnahmen führen als das gegenwärtige System der gleichen Besteuerung aller Menschen, das uns jetzt nur noch als Mittel dient, um Aufruhr und Unzufriedenheit unter den Goys zu schüren. Die Macht unseres Souveräns wird hauptsächlich auf Gleichgewicht und Friedensgarantien beruhen. Dafür müssen die Kapitalisten einen Teil ihres Einkommens abtreten, um das Handeln der Regierungsmaschinerie zu schützen. Die öffentlichen Bedürfnisse müssen von denen befriedigt werden, die es sich am besten leisten können, und von denen, von denen man etwas mitnehmen kann.


Eine solche Maßnahme wird den Hass der Armen gegenüber den Reichen beseitigen, da sie als finanzielle Unterstützer des Staates und als Träger von Frieden und Wohlstand angesehen werden. Die Armen werden auch dafür sorgen, dass die Reichen die notwendigen Mittel bereitstellen, um dieses Ziel zu gewährleisten.


Um zu verhindern, dass intelligente Steuerzahler mit dem neuen Steuersystem zu unzufrieden sind, werden ihnen detaillierte Berichte über die Auszahlung öffentlicher Gelder zur Verfügung gestellt, mit Ausnahme derjenigen, die für die Bedürfnisse des Throns und der Verwaltungsinstitutionen verwendet werden.


Der Souverän wird kein Eigentum besitzen, da alles im Staat scheinbar ihm gehört und diese beiden Vorstellungen einander widersprechen würden. Private Mittel würden sein Recht, alles zu besitzen, aufheben.


Die Verwandten des Herrschers müssen, abgesehen von seinen Nachkommen, die ebenfalls vom Staat unterstützt werden, in den Rang eines Regierungsbeamten eintreten oder sich auf andere Weise für das Eigentumsrecht einsetzen. Das Privileg, von königlichem Blut zu sein, darf sie nicht dazu berechtigen, die Staatskasse auszurauben.


Verkäufe, Gewinne oder Erbschaften werden progressiv besteuert mit Stempelsteuer. Die Übertragung von Eigentum, sei es in bar oder auf andere Weise, ohne den erforderlichen Stempel, führt dazu, dass die Zahlung der Steuer vom Zeitpunkt der Übertragung bis zum Zeitpunkt der gemeldeten Nichterfassung der Transaktion an den ursprünglichen Eigentümer geht. Übertragungsbelege müssen wöchentlich bei der örtlichen Zweigstelle der Staatskasse vorgelegt werden, zusammen mit einer Angabe der Vor- und Nachnamen sowie der ständigen Adressen sowohl des ursprünglichen als auch des neuen Eigentümers. Die Aufzeichnung der Namen der an einer Transaktion beteiligten Personen ist bei allen Transaktionen erforderlich, die einen bestimmten Betrag für gewöhnliche Ausgaben überschreiten. Der Verkauf von Gütern des täglichen Bedarfs wird nur mit einer Stempelsteuer besteuert, die einen bestimmten kleinen Prozentsatz der Kosten des jeweiligen Artikels ausmacht.


Berechnen Sie einfach, wie viel der aus solchen Steuern erhaltene Betrag das Einkommen der Goy-Regierungen übersteigt.


Die Staatsbank muss über einen festen Reservefonds verfügen und alle überschüssigen Beträge müssen wieder in Umlauf gebracht werden. Aus diesem Überschussfonds werden die Kosten für öffentliche Arbeiten gedeckt. Die Initiative solcher Arbeiten, die von der Regierung ausgeht, wird auch die Arbeiterklasse an die Interessen der Regierung und der Herrschenden binden. Ein Teil dieses Geldes wird für Erfindungs- und Produktionspreise verwendet.


Selbst kleine Summen, die über einen bestimmten, allgemein kalkulierten Betrag hinausgehen, sollten nicht in der Staatskasse aufbewahrt werden dürfen, weil Geld dazu bestimmt ist, zu zirkulieren, und jede Behinderung der Zirkulation schädlich für den Regierungsmechanismus ist, den das Geld schmiert; Die Ansammlung von Schmierstoffen kann die ordnungsgemäße Funktion des Mechanismus beeinträchtigen.


Der Ersatz eines Teils der Währung durch Anleihen hat ein solches Hindernis geschaffen. Das Ergebnis ist bereits hinreichend deutlich geworden.


Wir werden auch ein Rechnungsprüfungsbüro einrichten, um es dem Souverän zu ermöglichen, jederzeit einen vollständigen Überblick über die Staatseinnahmen und -ausgaben zu erhalten, mit Ausnahme des laufenden Monats, der noch nicht abgeschlossen ist, und des Vormonats, der noch nicht vorgelegt wurde.


Die einzige Person, die kein Interesse daran hat, die Staatskasse auszurauben, wird der Souverän, ihr Eigentümer, sein. Aus diesem Grund verhindert seine Kontrolle die Möglichkeit eines Verlusts oder einer Veruntreuung.


Empfänge zum Zweck der Etikette, die verschwenden die wertvolle Zeit des Herrschers, wird abgeschafft, denn der Herrscher braucht Zeit zur Kontrolle und zum Nachdenken. Dann wird seine Macht nicht um des Scheins und des Glanzes willen an die Menschen verschwendet, die den Thron umgeben und die nur ihr eigenes Interesse und nicht das öffentliche Interesse im Sinn haben.


Die Wirtschaftskrisen haben wir für die Goys nur durch den Entzug des Geldes aus dem Umlauf geschaffen. Riesige Kapitalbeträge blieben ungenutzt und wurden den Nationen entzogen, die dadurch gezwungen waren, bei uns Kredite zu beantragen. Die Zahlung der Zinsen für diese Kredite belastete die Staatsfinanzen und machte die Staaten dem Kapital unterworfen. Die Konzentration der Industrie, die die Produktion den Händen des Handwerkers entzogen und in die Hände der Kapitalisten überführt hatte, entzog dem Volk und auch dem Staat jegliche Macht.


Die gegenwärtige Geldfrage deckt sich im Allgemeinen nicht mit dem Pro-Kopf-Bedarf und kann daher nicht alle Bedürfnisse der Arbeiterklasse befriedigen. Die Währungsausgabe muss dem Bevölkerungswachstum entsprechen und Kinder müssen vom Tag ihrer Geburt an als Konsumenten gelten. Die Revision der Währungsfrage ist ein wesentliches Problem für die ganze Welt.


Sie wissen, dass die Goldwährung für die Regierungen, die sie akzeptierten, schädlich war, da sie den Geldbedarf nicht decken konnte, da wir so viel Gold wie möglich aus dem Umlauf genommen haben.


Wir müssen eine Währung herausgeben, die auf dem Wert der Arbeitskraft basiert, sei es aus Papier oder Holz. Wir werden Geld im Verhältnis zu den normalen Ansprüchen jedes Subjekts ausgeben, indem wir bei jeder Geburt einen bestimmten Betrag hinzufügen und ihn bei jedem Tod verringern.


Jedes Departement (die französischen Verwaltungseinheiten), jeder Bezirk ist für seine eigenen Konten verantwortlich.


Um Verzögerungen bei der Zahlung staatlicher Ausgaben zu vermeiden, werden die Bedingungen dieser Zahlungen auf Anordnung des Souveräns festgelegt. Dadurch wird jegliche Bevorzugung des (Finanz-)Ministeriums gegenüber anderen Abteilungen zum Nachteil der anderen beseitigt.


Der Einnahmen- und der Ausgabenplan werden nebeneinander gestellt, damit sie stets miteinander verglichen werden können.


Wir werden Pläne für die von uns geplante Reform der Goy- Finanzinstitutionen und ihrer Grundsätze so vorstellen, dass niemand Angst haben wird. Wir werden die Notwendigkeit einer Reform anhand des ungeordneten Geschwätzes demonstrieren, das durch die finanzielle Desorganisation der Goys entsteht. Wir werden zeigen, dass der erste Grund für diese Verwirrung in der Erstellung grober Schätzungen für den Haushalt liegt, der von Jahr zu Jahr steigt. Es ist sehr schwierig, dieses Jahresbudget für die erste Jahreshälfte zu finanzieren; dann wird ein überarbeiteter Haushaltsplan gefordert und die so zugewiesenen Mittel werden in den nächsten drei Monaten ausgegeben, danach wird ein Nachtragshaushalt beantragt und das Ganze wird durch einen Liquidationshaushalt abgeschlossen. Da der Haushalt des Folgejahres auf den Gesamtausgaben des Vorjahres basiert, beträgt die Abweichung vom Normalwert jährlich fünfzig Prozent, so dass sich der Jahreshaushalt alle zehn Jahre verdreifacht. Aufgrund eines solchen Verfahrens, das auf die Nachlässigkeit der Goy- Regierungen zurückzuführen war, wurden ihre Staatskassen leer. Die Kreditperiode folgte, verbrauchte den Rest und brachte alle Goy-Staaten in den Bankrott.


Sie können gut verstehen, dass eine solche Verwaltung der Finanzangelegenheiten, zu der wir die Goys veranlasst haben, von uns nicht übernommen werden kann.


Jeder Kredit beweist die Ohnmacht der Regierung und ihr Unvermögen, ihre eigenen Rechte zu verstehen. Kredite hängen wie das Damoklesschwert über den Köpfen der Herrscher, die, anstatt ihren Untertanen vorübergehende Steuern aufzuerlegen, ihre Hände ausstrecken und um die Gnade unserer Bankiers bitten. Auslandskredite sind Blutegel, die niemals von der Regierungsbehörde entfernt werden können, bis sie entweder von selbst fallen oder der Regierung selbst gelingt, sie loszuwerden. Doch statt sie abzuwerfen, vermehren die Goy-Regierungen ihre Zahl, so dass diese Regierungen unweigerlich durch selbstverschuldeten Blutverlust untergehen müssen.


Denn was ist ein Kredit, insbesondere ein Auslandskredit, wenn nicht ein Blutegel? Bei einem Darlehen handelt es sich um die Ausgabe staatlicher Schuldverschreibungen, die die Verpflichtung zur Zahlung von Zinsen im Verhältnis zum geliehenen Betrag beinhalten. Wenn das Darlehen fünf Prozent zurückzahlt, hat der Staat in zwanzig Jahren unnötigerweise Zinsen in Höhe der geliehenen Hauptsumme gezahlt. In vierzig Jahren hat es sich zweimal ausgezahlt; In sechzig Jahren hat sich die Summe verdreifacht, während der Kredit immer noch eine unbezahlte Schuld bleibt.


Aus dieser Berechnung geht hervor, dass im System der allgemeinen Besteuerung der Staat den armen Steuerzahlern den letzten Penny in Form von Steuern abnimmt, um Zinsen an ausländische Kapitalisten zu zahlen, von denen er das Geld geliehen hat, anstatt diese Pfennige einzusammeln für seine Bedürfnisse frei von jeglichem Interesse.


Solange es sich um inländische Kredite handelte, schoben die Goys das Geld nur aus den Taschen der Armen in die der Reichen; Aber als wir die richtigen Personen bestachen, um die Kredite im Ausland zu gewähren, strömten nationale Reichtümer in unsere Hände und alle Goys begannen, uns den Tribut von Untertanen zu zahlen.


Die Nachlässigkeit der regierenden Goys in der Staatskunst, die Korruption ihrer Minister, die Unwissenheit anderer Beamter über finanzielle Probleme haben ihre Länder dazu gezwungen, sich bei unseren Banken so stark zu verschulden, dass sie ihre Schulden niemals zurückzahlen können. Es sollte jedoch klar sein, dass wir große Anstrengungen unternommen haben, um einen solchen Zustand herbeizuführen.


Behinderungen des Geldumlaufs werden wir nicht zulassen, und deshalb wird es keine Staatsanleihen geben, außer 1-Prozent-Anleihen, damit die Zahlung von Zinsen die Macht des Staates nicht dem Blutegelsauger ausliefert. Das Recht zur Ausgabe von Anleihen wird ausschließlich Industrieunternehmen zustehen, die die Zinsen problemlos aus ihren Gewinnen zahlen können. Der Staat erwirtschaftet jedoch keinen Gewinn aus geliehenem Geld, wie dies bei diesen Unternehmen der Fall ist, da der Staat Geld für Ausgaben und nicht für die Produktion leiht.


Auch Industrieanleihen werden vom Staat aufgekauft, der statt wie bisher zum Tributzahler für Kredite zu werden, zu einem soliden Gläubiger wird. Eine solche Maßnahme wird eine Stagnation im Geldumlauf sowie Trägheit und Faulheit verhindern, die uns nützlich waren, solange die Goys unabhängig blieben, aber von uns in unserer Regierung nicht gewollt sind.


Wie offensichtlich ist die Kurzsichtigkeit der rein bestialischen Gehirne der Goys! Es manifestierte sich, als sie sich Geld gegen Zinsen borgten. Es kam den Goys nicht in den Sinn, dass dieses Geld mit den zusätzlichen Zinsen auf jeden Fall aus den Ressourcen des Landes entnommen und an uns ausgezahlt werden müsste. Wäre es nicht einfacher gewesen, den eigenen Leuten das benötigte Geld abzunehmen?


Dies beweist die Genialität unseres hervorragenden Geistes, denn wir konnten ihnen die Frage der Kredite in einem solchen Licht präsentieren, dass sie in Krediten einen Vorteil für sich sahen.


Unsere Schätzungen, die wir zu gegebener Zeit vorlegen werden, werden auf der Erfahrung von Jahrhunderten basieren, auf all den Experimenten, die wir auf Kosten der Goy-Regierungen durchgeführt haben; Unsere Schätzungen werden sich als klar und eindeutig erweisen und den Vorteil unseres neuen Systems offensichtlich aufzeigen. Sie werden all jenen Missbräuchen ein Ende setzen, die es uns ermöglicht haben, die Goys zu beherrschen, die aber in unserer Herrschaft nicht zugelassen werden dürfen.


Wir werden das Buchführungssystem so organisieren, dass weder der Herrscher selbst noch der bescheidenste Beamte in der Lage sein wird, die kleinste Summe von ihrem Bestimmungsort abzulenken oder sie in einen anderen Kanal als den in unserem ursprünglichen Finanzplan vorgesehenen zu leiten.


Es ist unmöglich, ohne einen konkreten Plan zu regieren. Das Reisen auf einer bestimmten Straße mit einem unbegrenzten Vorrat an Proviant zerstört Helden und Ritter.


Die Goy-Herrscher, denen wir einst den Rat gaben, Regierungspflichten für grandiose Empfänge, Etikette und Vergnügungen zu vernachlässigen, verbargen unsere Herrschaft nur. Die Konten der mächtigen Favoriten, die den Souverän ablösten, wurden von unseren Agenten erstellt, und sie befriedigten die oberflächlichen Geister stets mit dem Versprechen, dass es in der Zukunft Einsparungen und Verbesserungen geben würde. Einsparungen wovon? Von neuen Steuern? Diese Frage wurde vielleicht gestellt, wurde aber von denen, die unsere Berichte und Pläne gelesen haben, nicht gestellt. Sie wissen, wozu ihre Nachlässigkeit sie geführt hat, zu welcher finanziellen Desorganisation sie trotz des wunderbaren Fleißes ihres Volkes gelangt sind.


21


Ich werde zusätzlich zu dem Bericht, den ich bei der letzten Sitzung gemacht habe, noch ein Detail zu inländischen Krediten hinzufügen. Ich werde nicht mehr über Auslandskredite sprechen, denn sie füllten unsere Kassen mit dem nationalen Geld der Goys. In unserer Regierung wird es keine Ausländer geben, niemanden draußen.


Wir profitierten von der Korruption der Verwalter und von der Nachlässigkeit der Herrscher bei der Entgegennahme von Beträgen verdoppelt, verdreifacht und sogar noch mehr, indem den Goy-Regierungen Geld geliehen wird, das in Wirklichkeit von den Staaten überhaupt nicht benötigt wird. Wer könnte uns gegenüber dasselbe tun? Daher werde ich hier nur Einzelheiten zu inländischen Krediten darlegen.


Mit der Ankündigung eines solchen Darlehens eröffnen die Regierungen eine Zeichnung ihrer Anleihen. Um sie für alle zugänglich zu machen, variieren sie den Nennwert von einhundert bis tausend, und die ersten Abonnenten dürfen unter dem Nennwert kaufen. Am nächsten Tag wird der Preis künstlich erhöht, unter dem Vorwand, dass sich alle beeilt hätten, die Anleihen zu kaufen. In ein paar Tagen wird so getan, als ob die Staatskasse gefüllt sei und man nicht wisse, was mit dem überzeichneten Geld geschehen soll. (Welchen Sinn hatte es, es zu nehmen?) Das Abonnement liegt offensichtlich deutlich über dem geforderten Betrag. Darin liegt der Effekt, denn so wird gezeigt, dass die Öffentlichkeit Vertrauen in die staatlichen Verpflichtungen hat.


Aber nachdem die Komödie gespielt wurde, kommt die Tatsache der Schulden zum Vorschein, und zwar meist eine schwere. Um die Zinsen zu bezahlen, müssen neue Kredite aufgenommen werden, die die ursprüngliche Schuld nicht liquidieren, sondern erhöhen. Wenn dann die Kreditkapazität des Staates erschöpft ist, wird es notwendig, die Zinsen für den Kredit – nicht den Kredit selbst – durch neue Steuern zu decken. Diese Steuern sind nichts anderes als eine Belastung, die zur Deckung einer Belastung verwendet wird.


Dann folgt die Zeit der Umwandlungen, die jedoch nur die Zinszahlung verringert, die Schulden aber nicht annulliert. Darüber hinaus können sie nicht ohne Zustimmung der Anleihegläubiger vorgenommen werden. Wenn eine Umwandlung angekündigt wird, wird denjenigen, die nicht bereit sind, ihre Anleihen umzuwandeln, angeboten, das Geld zurückzugeben. Wenn jeder sein Geld einfordern würde, wäre die Regierung in ihren eigenen Netzen gefangen und wäre nicht in der Lage, das gesamte Geld zurückzuzahlen. Glücklicherweise zogen es die Goy-Untertanen, die keine Ahnung von Finanzangelegenheiten hatten, immer vor, einen Wertverlust ihrer Wertpapiere und eine Reduzierung der Zinsen auf das Risiko neuer Investitionen hinzunehmen; Damit haben sie diesen Regierungen mehr als eine Gelegenheit gegeben, ein Defizit von mehreren Millionen abzuwerfen. Da es derzeit ausländische Kredite gibt, können die Goys solche Streiche nicht spielen, denn sie wissen, dass wir das gesamte Geld zurückverlangen würden.


Somit wäre ein offenkundiger Bankrott der beste Beweis für den Mangel an gemeinsamen Interessen zwischen dem Volk und seiner Regierung.


Ich weise Sie ausdrücklich auf den oben genannten Umstand sowie auf Folgendes hin: Derzeit sind alle inländischen Kredite in sogenannten Floating Debts konsolidiert; mit anderen Worten, in diejenigen, deren Zahlungsbedingungen mehr oder weniger naheliegend sind. Bei solchen Schulden handelt es sich um bei Sparkassen angelegtes Geld. Diese Gelder, die dem Staat über einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen, verschwinden bei der Zahlung von Zinsen für Auslandskredite und werden durch Staatspapiere in gleicher Höhe ersetzt. Letztere decken alle Defizite in den Staatskassen der Goys.


Wenn wir den Thron des Universums besteigen, werden solche finanziellen Hilfsmittel, die unseren Interessen abträglich sind, verschwinden. Wir werden auch alle Börsen zerstören, denn wir werden nicht zulassen, dass das Ansehen unserer Autorität durch die Preisverschiebung unserer Wertpapiere erschüttert wird. Wir werden den vollen Preis ihres Wertes ohne die Möglichkeit einer Schwankung gesetzlich festlegen. (Ein Anstieg führt zu einem Rückgang, und genau das haben wir zu Beginn mit den Goy-Aktien und -Anleihen gemacht.)


Wir werden die Börsen durch große staatliche Kreditinstitute ersetzen, deren Aufgabe es sein wird, kommerzielle Werte gemäß den Plänen der Regierung zu besteuern. Diese Institutionen werden in der Lage sein, täglich 500.000.000 Industrieaktien auf den Markt zu bringen oder eine ähnliche Menge aufzukaufen. Dadurch werden alle Industrieunternehmen von uns abhängig. Sie können sich gut vorstellen, welche Kraft uns das geben wird.


22


In allem, was ich Ihnen bisher berichtet habe, habe ich sorgfältig versucht, Ihnen ein wahrheitsgetreues Bild des Mysteriums der gegenwärtigen und auch der vergangenen Ereignisse zu vermitteln, die alle in den Strom großer Ereignisse einfließen, deren Ergebnisse noch folgen werden in naher Zukunft gesehen. Ich habe unsere geheimen Pläne enthüllt, die unsere Beziehungen zu den Goys sowie unsere Finanzpolitik regeln. Dem bleibt nur wenig hinzuzufügen.


Wir halten die größte moderne Macht in unseren Händen – Gold. Innerhalb von zwei Tagen können wir es in jeder gewünschten Menge aus unseren Schatzkammern beziehen.


Müssen wir noch mehr beweisen, dass unsere Herrschaft von Gott verordnet wurde? Beweisen wir nicht durch solchen Reichtum, dass all das Böse, zu dem wir so viele Jahrhunderte lang gezwungen wurden, hat am Ende dem wahren Glück – der Wiederherstellung der Ordnung – gedient? Obwohl mit Gewalt, wird dennoch Ordnung hergestellt. Wir werden in der Lage sein zu beweisen, dass wir Wohltäter sind, die der gequälten Welt wahres Wohlergehen und individuelle Freiheit gebracht haben und gleichzeitig die Möglichkeit gewährleisten, Frieden, Ruhe und würdevolle Beziehungen zu genießen, natürlich unter der einzigen Bedingung, dass der Gehorsam gegenüber den von uns aufgestellten Gesetzen praktiziert wird. Wir werden auch deutlich machen, dass Freiheit keine Zügellosigkeit bedeutet und dass Würde und Macht nicht das Recht beinhalten, destruktive Lehren wie Gewissensfreiheit, Gleichheit und Ähnliches zu vertreten, wenn man tut, was den Menschen gefällt. Die Freiheit des Einzelnen beinhaltet keineswegs das Recht, sich selbst und andere zu stören oder sich durch lächerliche Reden in unordentlichen Versammlungen zu blamieren, und impliziert, dass wahre Freiheit individuelle Unverletzlichkeit durch einen ehrlichen und strikten Gehorsam gegenüber gesellschaftlichen Gesetzen bedeutet; dass darüber hinaus die Menschenwürde die Vorstellung von eigenen Rechten sowie die Vorstellung von rechtlichen Hemmnissen einschließt, die fantastische Träume über das Ego verbieten.


Unsere Macht wird herrlich sein, weil sie mächtig sein wird; Es wird regieren und leiten und nicht hilflos Führern und Rednern nachjagen und wahnsinnige Worte schreien, die sie große Prinzipien nennen und die in Wirklichkeit einfach utopisch sind. Unsere Macht wird zu Ordnung führen, die wiederum den Menschen Glück bringt. Das Prestige dieser Macht wird mystische Verehrung hervorrufen, und die Völker werden sich vor ihr verneigen. Wahre Macht weicht keinem Recht, auch nicht dem Recht Gottes. Niemand wird es wagen, sich ihm zu nähern, um ihm auch nur ein Atom seiner Macht zu entziehen.


23


Um den Menschen Gehorsam beizubringen, muss ihnen Bescheidenheit beigebracht werden, und um dies zu erreichen, muss die Produktion von Luxusgütern begrenzt werden. Wir werden so die durch die Rivalität demoralisierten Bräuche, die aus dem Luxus resultieren, verbessern.


Wir werden das Handwerk wiederherstellen, was das private Kapital der Hersteller untergraben wird. Dies ist notwendig, da große Hersteller oft, wenn auch nicht immer bewusst, die Gedanken der Menschen gegen die Regierung beeinflussen.


Ein handwerklich tätiges Volk weiß nicht, was Arbeitslosigkeit bedeutet, und das zwingt es dazu, an den bestehenden Verhältnissen und damit an der Macht der Autorität festzuhalten. Arbeitslosigkeit ist für eine Regierung am gefährlichsten. Es wird seine Arbeit für uns beendet haben, sobald die Autorität in unsere Hände fällt.


Auch Trunkenheit wird gesetzlich verboten und als Verbrechen gegen den menschlichen Anstand geahndet, da der Mensch unter Alkoholeinfluss bestialisch wird.


Ich betone noch einmal, dass die Menschen blind nur der starken und von ihnen völlig unabhängigen Hand gehorchen, in der sie ein Schwert der Verteidigung und eine Festung gegen die Schläge des sozialen Unglücks sehen. Warum sollte der Herrscher das Herz eines Engels haben? Sie wollen in ihm die Personifikation von Macht und Macht sehen.


Der Souverän, der die gegenwärtigen Regierungen ersetzen wird, die ihre Existenz inmitten einer von uns demoralisierten Gesellschaft schleppen, die sogar die Macht Gottes leugnet und aus deren Mitte auf allen Seiten die Flammen der Anarchie aufsteigen, muss sich in erster Linie darum bemühen, diese auszulöschen alles verzehrendes Feuer. Deshalb muss er eine solche Gesellschaft zerstören, sie notfalls in ihrem eigenen Blut ertränken, um sie als gut organisierte Armee wiederaufleben zu lassen, die bewusst gegen die Ansteckung jeglicher Anarchie kämpft, die den Staatsorganismus beeinträchtigt.


Er, der Auserwählte Gottes, wurde von oben auserwählt, um die wahnsinnigen Kräfte zu vernichten, die vom Instinkt und nicht vom Intellekt, von der Bestialität und nicht vom Humanismus angetrieben werden. Diese Kräfte siegen nun und nehmen die Form von Raubüberfällen und allen Arten von Gewalt an, die im Namen der Freiheit und des Rechts ausgeübt werden. Sie haben die gesamte soziale Ordnung zerstört, um den Thron des Königs von Israel zu errichten. aber ihre Rolle wird mit seiner Machtübernahme enden. Dann wird es notwendig sein, sie von seinem Weg zu fegen, auf dem weder ein Zweig noch ein Hindernis bleiben darf.


Dann werden wir den Völkern sagen: Betet zu Gott und verneigt euch vor dem, der das Zeichen der Vorherbestimmung trägt, dem Gott selbst seinen Stern gezeigt hat, damit niemand außer ihm selbst euch von allen sündigen Mächten und vom Bösen befreien kann.


24


Jetzt werde ich auf die Art und Weise eingehen, wie wir die dynastischen Wurzeln von König David stärken werden, damit diese Dynastie bis zum letzten Tag bestehen bleibt. Diese Methode wird hauptsächlich auf den gleichen Prinzipien basieren, die es unseren Weisen ermöglichten, ihre Kraft zu bewahren, um mit universellen Problemen fertig zu werden und die Gedankenbildung der gesamten Menschheit zu leiten.


Einige Mitglieder des Samens Davids werden die Herrscher und ihre Nachfolger ausbilden, die nicht aufgrund des Erbrechts, sondern entsprechend ihrer persönlichen Fähigkeiten ausgewählt werden. Ihnen werden die tiefen politischen Geheimnisse und der Plan unserer Herrschaft anvertraut, aber auf eine so weise Weise, dass niemand diese Geheimnisse kennen wird. Ziel dieser Methode ist es, allen zu beweisen, dass die Macht nicht den Uneingeweihten in die Geheimnisse der politischen Kunst gegeben wird.


Nur solchen Menschen wird die praktische Anwendung der oben genannten Pläne durch den Vergleich mit den Erfahrungen vieler Jahrhunderte beigebracht und nur sie werden in die Schlussfolgerungen eingeweiht, die aus allen Beobachtungen politischer, wirtschaftlicher und sozialer Bewegungen und Wissenschaften gezogen werden; kurz gesagt, nur sie werden den wahren Geist der Gesetze kennen, die von der Natur unwiderruflich geschaffen wurden, um die menschlichen Beziehungen zu regeln.


Direkte Nachkommen des Souveräns werden oft daran gehindert, den Thron zu erben, wenn sie während ihrer Studienzeit Anzeichen von Frivolität, Nachsichtigkeit oder andere autoritätsschädliche Tendenzen zeigen, die sie regierungsunfähig machen und das Ansehen gefährden würden die Krone.


Nur diejenigen mit zweifellos fähigem und standhaftem, ja sogar grausamem Charakter werden von unseren Weisen die Zügel der Regierung erhalten.


Im Falle einer Krankheit, eines Verlusts der Willenskraft oder einer anderen Form von Ineffizienz werden die Herrscher gezwungen sein, die Zügel der Regierung in neue und fähige Hände zu übergeben.


Der unmittelbare Aktionsplan des Souveräns und seine zukünftige Umsetzung werden selbst den sogenannten engsten Beratern unbekannt sein.


Nur der Herrscher und seine drei Sponsoren werden die Zukunft kennen.


In der Person des Souveräns mit seinem unbeweglichen Willen sich selbst und die Menschheit, alle werden das Schicksal selbst mit seinen geheimnisvollen Wegen erkennen. Niemand wird die Ziele des Souveräns kennen, wenn er seine Befehle erlässt, und daher wird niemand wagen, sich ihm zu widersetzen.


Natürlich muss die geistige Leistungsfähigkeit des Souveräns dem darin enthaltenen Herrschaftsplan entsprechen. Aus diesem Grund wird er den Thron nicht besteigen, bevor die oben erwähnten Weisen seinen Geist auf die Probe gestellt haben.


Damit die Menschen ihren Souverän kennen und lieben, ist es notwendig, dass er sich an öffentlichen Orten an die Menschen wendet und so Harmonie zwischen den beiden Kräften herstellt, die jetzt durch gegenseitigen Terror voneinander getrennt sind. Dieser Terror war für uns notwendig, bis die Zeit kam, beide Kräfte unter unseren Einfluss zu bringen.


Der König von Israel darf sich nicht von seinen Leidenschaften beeinflussen lassen, insbesondere nicht von Sinnlichkeit. Kein bestimmtes Element seiner Natur darf die Oberhand haben und über seinen Geist herrschen. Sinnlichkeit stört mehr als alles andere die geistigen Fähigkeiten und die Klarheit des Sehvermögens, indem sie die Gedanken auf die schlimmste und bestialischste Seite der menschlichen Natur lenkt.


Die Säule des Universums in der Person des Weltherrschers, entsprungen aus dem heiligen Samen Davids, muss alle persönlichen Wünsche zum Wohle seines Volkes opfern.


Unser Souverän muss tadellos sein.





THOMAS BECKETT 


Thomas Becket, der Sohn eines Londoner Kaufmanns, war ein komplexer Mensch – in seiner Jugend war er ein normaler, überschwänglicher junger Mann, stürmisch und stolz, egoistisch und arrogant, eitel und darauf bedacht, zu gefallen, aber im späteren Leben wurde er zu einem der frommsten und gläubige Erzbischöfe des 12. Jahrhunderts.


Trotz unterschiedlicher Status war Thomas‘ größter Freund Henry, der es später werden sollte König Heinrich II von England. Sie gingen zusammen auf die Jagd und spielten Schach. Man sagte, die beiden Männer hätten „nur ein Herz und einen Verstand“ gehabt.


Als Heinrich im Alter von 21 Jahren König wurde, wurde Becket sein Kanzler. Beide waren wütende Arbeiter und arbeiteten unermüdlich daran, Recht und Ordnung in Heinrichs Reich zu bringen.


Während der Herrschaft Heinrichs wurden juristische Begriffe wie „trial by jury“ und „assizes“ (Sitzungen) in der englischen Sprache so vertraut. Die Richter des Königs reisten durch das Land und verwalteten das Gewohnheitsrecht – das Gesetz aller freien Männer.


Eine Ausnahme hiervon bildete die Kirche, die über eigene Gerichte und eigene Gesetze verfügte. Priester, die mordeten oder vergewaltigten, konnten sich der Common-Law-Justiz entziehen, indem sie „die Vorteile des Klerus“ beanspruchten, also das Recht, vor dem bischöflichen Gericht verhandelt zu werden. Das Schlimmste, was hier passieren konnte, war die Verhängung einer schweren Buße oder in Ausnahmefällen der Ausschluss aus dem Priesteramt.


Ein Großteil der Macht im Land wurde damals von den reichen Bischöfen und Äbten der Kirche genossen und ausgenutzt. Und während die Kirche dem König Treue schwor, bestand sie auch darauf, dass ihre wahre Treue Gott und seinem irdischen Vertreter, dem Papst in Rom, galt.


Zum Tod von Erzbischof von Canterbury. Im Mai 1161 sah Heinrich seine Chance, die Kirche unter Kontrolle zu bringen, indem er seinen besten Freund Thomas auf den neu frei gewordenen Posten beförderte.


Mit dem Anlegen der erzbischöflichen Robe scheint sich Beckets gesamtes Verhalten jedoch verändert zu haben, da er anscheinend eine religiöse Bekehrung erlebt hat.


Wiedergeboren“. Thomas veränderte sich völlig – von da an trug er ein Sackleinenhemd, das ihm bis zu den Knien reichte, und wimmelte von allen möglichen Wildtieren. Er ernährte sich sehr spärlich und sein gewohntes Getränk war Wasser.


König Heinrich und Becket blieben gute Freunde, bis es zu einem Streit um die Privilegien der Geistlichen kam. Henry erklärte, dass die Kirche dem Gesetz des Landes unterliege, aber Becket bestand darauf, dass die Kirche über dem Gesetz stehe.


Ihre Konfrontation erreichte im Oktober 1164 in Northampton Castle ihren Höhepunkt, als Anhänger Heinrichs Thomas‘ Loyalität gegenüber seinem König in Frage stellten, indem sie ihn beschuldigten, ein „Verräter“ zu sein.


Es wurden einige harte Worte gewechselt: „Hure!“, „Bastard!“ und andere derart ausgewählte Ausdrücke, bevor Thomas einen strategischen Rückzug unternahm… nach Frankreich!


Thomas verbrachte etwa sechs Jahre im Exil, bevor sich die Lage so weit beruhigte, dass er nach Canterbury zurückkehren konnte. Als Thomas am Weihnachtstag 1170 in der Kathedrale predigte, zeigte er erneut sein stürmisches Temperament, als er einige seiner Mitbischöfe mit den Worten exkommunizierte: „Mögen sie alle von Jesus Christus verdammt werden!“


Heinrich war empört, als er von diesem Ausbruch hörte, und soll die schicksalhaften Worte geäußert haben: „Niemand wird mich von diesem turbulenten Priester befreien!“


Vier von Heinrichs Rittern, wahrscheinlich nicht die klügsten Männer, nahmen dies als Aufforderung zum Handeln und machten sich sofort auf den Weg nach Canterbury.


Sie erreichten die Kathedrale am 29. Dezember, wo sie Becket vor dem Hochaltar fanden, da er dorthin gegangen war, um die Vesper zu hören. Einer der Ritter näherte sich ihm und schlug Becket mit der flachen Seite seines Schwertes auf die Schulter. Es scheint, dass die Ritter zunächst nicht die Absicht hatten, Becket zu töten, aber als er nach dem ersten Schlag standhaft blieb, griffen die vier ihn an und schlachteten ihn ab.


Es wird berichtet, dass sie seinen Schädel aufschlugen und sein Gehirn auf den Boden der Kathedrale ergoss!


Henry war entsetzt, als er die Nachricht hörte, da er glaubte, dass seine Worte die Ursache für Beckets Tod gewesen seien. Als Akt der Buße legte er Sacktuch und Asche an und ließ sich drei Tage lang hungern.


Becket wurde sofort als Märtyrer gefeiert und 1173 heiliggesprochen. Danach wurde sein Schrein in der Kathedrale von Canterbury zum wichtigsten Wallfahrtsort in England, und mit ihm verbundene Reliquien wurden an Kirchen in ganz Europa verteilt.


Leider wurde dieser Schrein im Laufe der Zeit völlig zerstört durch die Reformation im Jahr 1540, als König Heinrich VIII. die Vernichtung seiner Gebeine und die Löschung aller Erwähnungen seiner Namen anordnete. Heute ist der Sterbeort von Thomas in der Kathedrale von Canterbury durch einen einfachen Stein markiert, der seinen Namen trägt.


Die Ermordung von Thomas Becket und die Art seines Todes im Jahr 1170 schockierten die Nation. Sein Grab in der Kathedrale von Canterbury wurde zu einem Wallfahrtsort, als sich Geschichten über Wunder verbreiteten...




LUTHER UND ERASMUS ÜBER DEN FREIEN WILLEN


Im Mittelpunkt der Willensdebatte zwischen Luther und Erasmus stand die Fähigkeit des Willens, mit der Gnade Gottes an der Erlösung mitzuwirken; Luther argumentierte, dass der Wille zu einer solchen notwendigen Zusammenarbeit nicht fähig sei, und Erasmus argumentierte, dass der Wille mit der Gnade Gottes zusammenarbeiten müsse.


Obwohl die Debatte über die Fähigkeit des Willens nicht so viel Aufmerksamkeit erhält wie andere Reformationsdebatten, war diese Frage die Ursache vieler Meinungsverschiedenheiten zwischen Protestanten und Katholiken. Erasmus, ein katholischer Humanist und angesehener Linguist, argumentierte, dass der Wille frei sei, sich der göttlichen Gnade zu widersetzen oder mit ihr zusammenzuarbeiten, selbst nach dem Sündenfall und wenn er von der Erbsünde betroffen sei. So kann sich der Wille von der Gnade Gottes abwenden, und seine Gnade ist nicht unwiderstehlich. Luther hingegen argumentierte, dass der Wille des Menschen aus mehreren Gründen auf diese Weise nicht frei und autonom sein könne. Erstens weiß Gott alles im Voraus, sodass der Wille nicht autonom und nicht auf der Grundlage von Gottes Vorwissen entscheiden kann. Zweitens will Gott alles, was er weiß, also will er zuerst alles, was wir wählen. Drittens ist unser Wille, abgesehen von Christus, der Sünde unterworfen, und uns werden nur Schuld und Korruption zugeschrieben. Deshalb ist für unseren Glauben eine Gnade notwendig, die unseren Willen befreit und in uns die Fähigkeit zur Liebe und zum Gehorsam wiederherstellt. Diese Gnade ist kein Zwang, sondern stellt in uns sanft die Fähigkeit wieder her, das wirklich Schöne zu lieben.


Wenn über die Reformation im 16. Jahrhundert gesprochen wird, erhalten Lehren wie „sola scriptura“ und „Rechtfertigung sola fide“ die größte Aufmerksamkeit. Dafür gibt es gute Gründe, denn diese Fragen waren von zentraler Bedeutung für die Kluft mit Rom. Aber unter der Oberfläche gab es eine andere Debatte, von der Luther sagte, sie sei der Kern der Kluft, das eigentliche Kernstück der Nuss. Es war die Debatte über den freien Willen, und sie fand schon früh, in den 1520er Jahren, statt und definierte die Reformation gegenüber denen, die immer noch an einer optimistischen Sicht auf die Heilsfähigkeiten des Menschen festhielten. Die Vertreter der Debatte waren zwei der einflussreichsten und beeindruckendsten Persönlichkeiten der Zeit: Erasmus, der Humanist und griechische Gelehrte, gegen Martin Luther, den deutschen Reformator.


Erasmus


Erasmus war ohne Frage einer der größten, manche würden sogar sagen, der größte Linguist seiner Zeit. Sein Ansehen wuchs mit jeder Veröffentlichung, insbesondere mit der Veröffentlichung seines griechischen Neuen Testaments. Das griechische NT von Erasmus war gelinde gesagt aufschlussreich. Im 16. Jahrhundert war das Neue Testament in lateinischer Sprache verfasst, aber die lateinische Übersetzung war alles andere als perfekt, und manchmal führte die Fehlübersetzung zu einer Theologie, die Rom unbedingt unterstützen wollte, die Reformatoren jedoch für falsch hielten (wie man bei Themen wie dem Bußsystem und dem Fegefeuer sieht). Als Erasmus einen neuen Blick auf das NT ausgehend vom ursprünglichen Griechisch lieferte, wurden viele dieser Mängel aufgedeckt.


Das heißt jedoch nicht, dass Erasmus ein Reformator war, obwohl viele wünschten, er würde einer werden, und ihn dazu drängten. Erasmus stand Rom kritisch gegenüber – siehe zum Beispiel sein Buch „Lob der Torheit“, in dem er Satire nutzt, um Roms Unmoral und Irrationalität aufzudecken. Dennoch blieb Erasmus der Mutterkirche treu und weigerte sich, sich in die Reihen von Martin Luther und anderen Reformatoren einzureihen. Obwohl Luther 1519 einen Brief an Erasmus schrieb und ihn aufforderte, sich den Reformatoren anzuschließen, lehnte Erasmus ab.


Die Freiheit des Willens


So kritisch Erasmus Rom auch gegenüberstand, so ungeduldig wurde selbst Erasmus, als er Luthers Angriffe auf den Papst und das Ablasssystem las. Erasmus lehnte den Druck ab, sich der Reformation anzuschließen, doch nun suchte er nach einer Möglichkeit, sich gänzlich von der Rhetorik und der Sache der Reformation zu distanzieren. Die Gelegenheit bot sich 1524. Erasmus schrieb ein Buch mit dem Titel „De libero arbitrio“ oder „Die Freiheit des Willens“ und nahm Luther ins Visier, insbesondere Luthers Glauben, dass alle Dinge durch göttliche Notwendigkeit geschehen. Eine solche Notwendigkeit, sagte Erasmus, könne die Willensfreiheit des Menschen nicht bewahren. Erasmus verteidigte die Autonomie des Willens und argumentierte, dass der Wille des Menschen auch nach dem Sündenfall frei sei, sich der göttlichen Gnade zu widersetzen oder mit ihr zusammenzuarbeiten. Beispielsweise definiert Erasmus den freien Willen als „eine Kraft des menschlichen Willens, durch die ein Mensch sich den Dingen widmen kann, die zur ewigen Erlösung führen, oder sich von ihnen abwenden kann.“


Martin Luther


Mit einem solchen Angriff auf Luther wurde jede Hoffnung zunichte gemacht, dass der humanistische Gelehrte sich den Reihen der Reformatoren anschließen würde. Im nächsten Jahr, 1525, antwortete Luther mit einem Buch, das die Kluft festigte und in den kommenden Jahrhunderten zu einer der berühmtesten Abhandlungen über das Thema werden sollte. Das Buch trug den Titel „De servo arbitrio“ oder „Die Knechtschaft des Willens“, ein Titel, der Erasmus‘ Überhöhung des Willens und seiner Macht, gegensätzliche Entscheidungen zu treffen, entgegenwirken sollte.


Die Knechtschaft des Willens


Luther brachte viele Kritiken an Erasmus und auch viele Argumente vor, um die Gebundenheit des Willens an die Sünde und das dringende Bedürfnis nach allmächtiger, wirksamer Gnade zu demonstrieren. Betrachten wir einige davon. Erstens sagte Luther, das „Donnerschlag“-Argument gegen die Autonomie des Willens sei die einfache Tatsache, dass Gott unveränderliches, ewiges Vorherwissen habe. „Gott weiß nichts zufällig vorher“, schrieb Luther, sondern „sieht alles voraus, beabsichtigt und tut alles durch seinen unveränderlichen, ewigen und unfehlbaren Willen.“ Wenn dies zutrifft, kann die Entscheidung des Menschen nicht autonom sein, als ob er immer etwas anderes wählen könnte, denn dann würde Gott es nicht als sicher wissen. „Wenn Gott etwas vorhersieht, passiert es zwangsläufig.“ Mit anderen Worten: Gott „weiß es notwendigerweise vorher“.


Was bedeutet das für die Entscheidungen, die wir treffen? „Alles, was wir tun“, schlussfolgert Luther, „auch wenn es uns veränderlich und zufällig zu geschehen scheint, geschieht es in Wirklichkeit dennoch notwendig und unveränderlich.“ Es ist also nicht der Wille des Menschen, mit dem sich Erasmus abfinden sollte, sondern der Wille Gottes, denn er ist derjenige, der die souveräne Kontrolle über alle Dinge hat. „Denn der Wille Gottes ist wirksam und kann nicht behindert werden, da er die Macht der göttlichen Natur selbst ist.“


Luther kam zu dem Schluss, dass „alle Dinge notwendigerweise geschehen“. Aber für Luther sind Notwendigkeit und Zwang nicht dasselbe. Der Wille des Menschen kann durch die Sünde oder durch Gott erforderlich sein, aber das bedeutet nicht, dass er erzwungen wird. Für Luther gibt es so etwas wie Freiheit, aber „wahre Freiheit“ (wie er es nannte) hat mit „Vergnügen oder Verlangen“ zu tun, nicht mit Autonomie und der Freiheit, gegenteilige Entscheidungen zu treffen.


Was erfordert dann den Willen des Menschen? Vor Christus war es die sündige Natur des Menschen und nicht nur seine inneren Neigungen oder Wünsche, sondern die versklavende Macht des Teufels selbst. Der Wille des Menschen ist nicht frei im Sinne von Erasmus, sondern ein Sklave der Sünde, obwohl diese Sklaverei sehr willentlich und freiwillig ist, eine gewünschte Sklaverei aus sündigem Vergnügen. Wenn Gott „nicht gegenwärtig ist und in uns wirkt“, dann „ist alles, was wir tun, böse und wir tun notwendigerweise das, was für die Erlösung nicht von Nutzen ist.“ Wieder schreibt Luther: „Denn wenn nicht wir, sondern nur Gott das Heil in uns wirkt, dann können wir, bevor er wirkt, nichts Heilendes tun, ob wir wollen oder nicht.“


Dies steht im Gegensatz zu Erasmus, der die schädlichen Auswirkungen des Sündenfalls anerkennt, dem Menschen aber dennoch die spirituelle Fähigkeit und Kraft zuschreibt, nach dem Sündenfall Schritte in Richtung himmlischer Belohnung zu unternehmen. Luther wird nichts davon haben. Mit Blick auf die Heilige Schrift betont Luther, dass die biblischen Autoren der sündigen Menschheit nichts anderes zuschreiben als Schuld und Korruption, was zu einer geistlichen Unfähigkeit führt. Ein Synergismus oder eine Zusammenarbeit, bei der der Wille Gottes vom Willen des Menschen abhängt, ist unmöglich. Der Mensch kann kein Vertrauen in sich selbst haben. Vielmehr muss er völlig an sich selbst verzweifeln. Solange er weiterhin glaubt, frei zu sein, wird er in der Knechtschaft bleiben. „Die freie Wahl ohne die Gnade Gottes ist überhaupt nicht frei“, stellt Luther klar, „sondern unveränderlich der Gefangene und Sklave des Bösen, da sie sich aus sich selbst nicht dem Guten zuwenden kann.“


Daher ist das übernatürliche Werk der Befreiung erforderlich, das nur Gott allein vollbringen kann. „Wir müssen daher alles daran setzen, die freie Wahl völlig zu leugnen und alles auf Gott zu verweisen.“ Und Luther meinte „alles“. Der Mensch kann sich nicht einmal „durch moralische Werke auf die göttliche Gunst vorbereiten“; nein, Gott muss alles tun. Anstelle eines Synergismus lehrte Luther einen Monergismus, einen göttlichen Monergismus, bei dem Gott den Sünder wiedergeboren werden lässt und der Geist in einem ansonsten geistig toten Leichnam neues Leben erweckt. Die Bindung des Menschen an die Sünde und den Teufel ist so real, so ernst und so ergreifend, dass nur Gott ihn befreien kann. Der Mensch tut nichts, Gott tut alles. Auf diese Weise würdigt der Mensch Gott für sein Erwachen und seine Befreiung am Ende.


Aber bedeutet das wiederum, dass Gott den Sünder zwingt? Gar nicht. Denn wenn der Geist den Willen regeneriert, wird er mit all seinen Fähigkeiten erneuert, so dass seine Freuden und Wünsche völlig neu ausgerichtet werden. Durch den Geist, sagt Luther, handelt der Wille nun „aus reinem Willen und Willen und aus eigenem Antrieb, nicht aus Zwang, so dass er durch keinen Widerstand in eine andere Richtung gelenkt, noch durch die Pforten der Welt überwunden oder gezwungen werden kann.“ Hölle, aber es will weiterhin das Gute, hat seine Freude daran und liebt es, so wie es zuvor das Böse wollte, sich daran erfreute und es liebte.“


Diese letzte Aussage Luthers ist aufschlussreich. Luthers Titel – Die Knechtschaft des Willens – soll die Versklavung des Menschen durch die Sünde zum Ausdruck bringen und Erasmus‘ fehlerhaftes Vertrauen in die Fähigkeit des Willens entlarven, sich von der Sünde und dem Teufel zu Gott umzuwenden, um Gerechtigkeit und ewiges Leben zu erlangen. Gleichzeitig ist es technisch nicht korrekt zu sagen, dass Luther keinen Platz für das Testament hat. Luther eliminiert den Willen nicht gänzlich und degradiert den Menschen zu einem rohen Tier. Denken Sie daran, Luther glaubt an Notwendigkeit, aber nicht an Zwang. Luther glaubt zwar an die Freiheit des Willens, aber seine Fähigkeit, Buße zu tun und auf Christus zu vertrauen, ist eine Folge des gnädigen Wirkens des Geistes, den Willen zu befreien und seine Wünsche nach dem Guten statt nach dem Bösen zu erneuern. Wenn der Geist auf diese Weise ans Werk geht, kann nicht einmal die Hölle selbst den Sünder zurückweisen. Der regenerierte und erneuerte Mensch ist nun frei, sich an seinem Erlöser zu erfreuen. Der „Wille wird geändert“, aber nur, weil er „vom Geist Gottes sanft eingehaucht“ wurde.


Befreit dient der Mensch nun einem neuen Herrn.




KIRCHE UND WISSENSCHAFT


Drei frühe Kirchenführer, die Ermutigung in der Natur suchten

Wie können Pastoren verhindern, dass sie entmutigt werden, oder wie sie zu guter geistiger Gesundheit zurückfinden? Nach Ansicht der frühen Kirchenführer ist die Wissenschaft eine Antwort.


Hast du darüber nachgedacht, einen Naturwissenschaftskurs zu belegen?“, stellte ich meinem Freund R. diese Frage. Nein, R. hatte kein Interesse daran, mehr über die Evolution zu erfahren oder darüber nachzudenken, sich für ein Medizinstudium zu bewerben. Rick war ein Pfarrerkollege, der zutiefst entmutigt war und mich um Hilfe bat. Was in aller Welt hat ein Naturwissenschaftsunterricht mit einem entmutigten Pastor zu tun? Viel mehr, als wir vielleicht denken.


Als christliche Pastoren sind wir berufen, unsere Gemeinden auf ihrem spirituellen Weg zu begleiten. Aber wer begleitet Pastoren auf ihren Reisen? Wie können Pastoren verhindern, dass sie entmutigt werden? Und wie finden sie, wenn sie entmutigt sind, wieder zu guter geistiger Gesundheit? Wenn wir auf die frühen Kirchenführer blicken, ist eine Antwort die Wissenschaft.


Es ist immer unglaublich wichtig, dass Pastoren Pastoren ermutigen. Allerdings müssen wir auch anerkennen, dass die Wissenschaft eine Rolle in unserem Dienst spielen kann. Von der Biologie über die Physik bis zur Psychologie können uns die verschiedenen Wissenschaftsbereiche nicht nur wertvolle Einblicke in die Funktionsweise der Welt, sondern auch tiefgreifende Einblicke in die Natur und den Charakter Gottes liefern. Für Pfarrer, die Ermutigung brauchen, ist die Wissenschaft ein wichtiges Werkzeug und eine großzügige Gabe.


Ein Geschenk, das uns die Wissenschaft bietet, ist die Einsicht in die positiven Auswirkungen der Natur auf den Menschen. Es gibt eine Handvoll wissenschaftlicher Studien, die bestätigen, dass der Kontakt mit der Natur positive Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden hat. In einem Artikel wird beschrieben, dass es „in den Natur-, Sozial- und Gesundheitswissenschaften einen Konsens über die Auswirkungen von Naturerlebnissen auf kognitive Funktionen, emotionales Wohlbefinden und andere Dimensionen der psychischen Gesundheit“ gibt. Die positiven Auswirkungen der Natur auf das menschliche Wohlbefinden kommen nicht nur Naturliebhabern zugute. Die Natur hat positive Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche und sogar auf diejenigen, die nur im Büro arbeiten.


Von der Biologie über die Physik bis zur Psychologie können uns die verschiedenen Bereiche der Wissenschaft nicht nur wertvolle Einblicke in die Funktionsweise der Welt, sondern auch tiefgreifende Einblicke in die Natur und den Charakter Gottes liefern.


Während die Wissenschaft weiterhin Beweise für die positiven Vorteile der Natur liefert, kennt und nutzt die Kirche diese Wahrheit schon seit langem. Viele der frühen Kirchenführer erkannten die Bedeutung des Studiums der Natur und der Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in ihre Lehren. Ich betrachte einige davon im Folgenden.


Hl. Gregor Nazianz


Eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten war der heilige Gregor von Nazianz, ein Bischof, der im 4. Jahrhundert lebte. Der heilige Gregor setzte sich für die wissenschaftliche Erforschung der Natur ein und glaubte, dass wissenschaftliche Erkenntnisse Christen helfen könnten, das Wunder und die Komplexität der Schöpfung Gottes besser zu verstehen. In seinem Werk „Panegyrik auf den Heiligen Basilius und den Heiligen Athanasios“ schreibt Gregor:


Denn wie wir die Himmel, die Erde, die Luft und alle diese Dinge nicht vernachlässigen sollten, weil einige sie zu Unrecht ergriffen haben, und Gottes Werke statt Gottes ehren sollten, sondern dass wir daraus für unser Leben so viel Nutzen ziehen sollten, wie wir können und Genuss... aus den Werken der Natur, die den Arbeiter erfassen... Aus der weltlichen Literatur haben wir also Prinzipien der Forschung und Spekulation erhalten.“


Als Pastoren können uns die Umstände unseres Dienstes manchmal entmutigen, und Entmutigung raubt uns die Freude am Leben. Aber wenn wir dem Rat des heiligen Gregor folgen, können wir die Natur betrachten, die Person und das Werk Gottes erkennen und so unserem Leben wieder Freude bereiten. Alles, was wir tun müssen, ist hinzuschauen.


Hl. Augustinus von Hippo


Ein weiterer einflussreicher früher Kirchenführer war der heilige Augustinus von Hippo. Augustinus, ein produktiver Schriftsteller und Theologe, der im 4. und 5. Jahrhundert lebte, glaubte, dass das Studium der Natur eine Möglichkeit sei, Gott und seine Schöpfung besser zu verstehen. In seinem Werk „Die wörtliche Bedeutung der Genesis“ schreibt Augustinus:


Normalerweise weiß sogar ein Nichtchrist etwas über die Erde, den Himmel und die anderen Elemente dieser Welt, über die Bewegung und Umlaufbahn der Sterne und sogar ihre Größe und relative Position, über die vorhersehbaren Sonnen- und Mondfinsternisse, die Zyklen der Jahre und Jahreszeiten, über die Arten von Tieren, Sträuchern, Steinen usw. und dieses Wissen hält er aufgrund von Vernunft und Erfahrung für sicher. Nun ist es für einen Ungläubigen eine schändliche und gefährliche Sache, einen Christen zu hören, der angeblich die Bedeutung der Heiligen Schrift wiedergibt und über diese Themen Unsinn redet; und wir sollten alle Mittel ergreifen, um eine so peinliche Situation zu verhindern, in der Menschen bei einem Christen große Unwissenheit an den Tag legen und sie verächtlich auslachen.“


Augustinus erwartete nicht, dass Pastoren Wissenschaftler seien oder über ein entsprechendes Verständnis der Natur verfügten, aber er erwartete von uns, dass wir in wissenschaftlichen Fragen nicht unwissend seien. Unsere Unkenntnis über Natur und Wissenschaft schadet unserer Glaubwürdigkeit als Pastoren. Wenn wir nicht wissen, was Gott geschaffen hat, wie können wir dann behaupten, den Schöpfer selbst zu kennen? Die Kenntnis der Wissenschaft und der Natur ist wichtig, denn sie hilft uns, den Namen Christi nicht zu verunglimpfen.



Hl. Hildegard von Bingen


Für einen Christen reicht es nicht aus, nur die Heilige Schrift zu kennen, um Gott zu kennen, sondern er bleibt auch weiterhin unwissend über die Dinge, die Gott geschaffen hat. Durch die Erforschung der Natur können wir Gott tiefer kennenlernen und das Wunder und die Komplexität der Welt schätzen, die er geschaffen hat. Solche Wunder zu erleben ist gleichbedeutend mit der Überwindung der Entmutigung. Tatsächlich glaubte die heilige Hildegard von Bingen, eine Äbtissin aus dem 12. Jahrhundert, dass die Natur für unser Überleben unerlässlich ist. Sie schrieb:


Blick in die Sonne. Sehen Sie den Mond und die Sterne. Bestaunen Sie die Schönheit des Grüns der Erde. Denken Sie jetzt nach. Welche Freude bereitet Gott der Menschheit mit all diesen Dingen? Die gesamte Natur steht der Menschheit zur Verfügung. Wir sollen damit arbeiten. Denn ohne können wir nicht überleben.“ 


Die Verbundenheit mit der Natur könnte der Schlüssel sein, um aus der Entmutigung herauszukommen. Wenn wir mit Entmutigung konfrontiert sind, ist der Ort, an dem wir ermutigt werden können, mitten in dem, was Gott geschaffen hat. Gott hat die Schöpfung geschaffen und ist in ihr gegenwärtig. Daher ist es für uns ratsam, die Schöpfung als eine Möglichkeit zu nutzen, mit Gott in Kontakt zu treten und Ermutigung zu finden. Oder um die Worte Jesu anzupassen: Die Schöpfung wurde für den Menschen geschaffen, nicht der Mensch für die Schöpfung.




ATHANASIUS ÜBER FRAU WEISHEIT, DAS WORT UND MARIA


In Johannes 1 heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“


Im 4. Jahrhundert n. Chr. benutzte der Ketzer Arius biblische Verweise auf Sophia/Weisheit, um zu sagen, dass das Wort/der Logos ein Engelsgeschöpf und nicht Gott sei. Der Logos, sagte Arius, sei ein Halbgott.


Der heilige Athanasius widersetzte sich Arius. In seiner Arbeit wurden die Verweise auf Sophia/Weisheit erläutert, um zu bekräftigen, dass das Wort/der Logos Gott IST, dass das Wort Weisheit genannt werden kann (obwohl hier Sophia, ein weiblicher Name, weder männlich noch weiblich bedeutet); und das Wort/Logos/Weisheit „Fleisch werden“ bedeutet „Gott wurde Mensch“ als der Mensch, Jesus Christus!


Aber Athanasius erklärt weiter, dass es diesen Effekt in der biblischen Sprache gibt, dass die Ähnlichkeit des Wortes (Christus) in den geschaffenen Dingen so stark ist und dass diese Ähnlichkeit so eindringlich von Gottes „Handlung“ der Schöpfung spricht, dieser Weisheit (d. h. der Das Wort Gottes spricht durch die Bibel zu uns, um „sich selbst“ mit dem „Ebenbild seiner selbst“ in der Schöpfung zu identifizieren=.


Das ist eine ziemlich nuancierte Sache. Und ich bin mir sicher, weil es das Geheimnis der Menschwerdung zeigt, das in einer Art alttestamentlichen Paradoxon angedeutet wird. Athanasius sagt: „Die Weisheit selbst wurde nicht geschaffen, weil er der Schöpfer ist, sondern aufgrund des geschaffenen Bildes seiner selbst, das in seinen Werken zu finden ist, spricht er so, als würde er von sich selbst sprechen.“


Hier ist ein Versuch, diesen Effekt zu beschreiben. Wenn ich hier keinen Sinn ergebe, warten Sie einfach. Sie können St. Athanasius lesen und versuchen, es selbst durchzuarbeiten.


Wenn man sich auf den göttlichen Gott/die Quelle der inspirierten Aussagen in der Bibel (die Offenbarung des Wortes) bezieht, wird die Weisheit als „Er“ bezeichnet, und zwar nicht, weil es eine „göttliche Überlegenheit“ des Männlichen gibt, noch weil das göttliche Wort eine solche auch nur annähernd eine „männliche“ Sache ist, sondern eher im Unterschied zur Schöpfung. Die gesamte Schöpfung kann somit im Vergleich dazu auf das Weibliche Bezug genommen werden. Denn unmittelbar in dem Fall, in dem das Wort in Bezug auf die Realitäten (die Dinge) der Geschöpfe spricht (sofern wir Menschen wissen können, was Gott in diesen Mitgeschöpfen geschaffen hat), wird die Weisheit weiblich. Großbuchstabe „W“ für die Qualität des Intellekts, der die Geschöpfe kennt, Großbuchstabe „W“ für eine Art literarische Personifikation; und die Natur jedes Dings, wie Gott es erschaffen wollte, ist in der Personifizierung einer „sie“ bekannt.


Wenn das so klar ist wie Schlamm, vergessen wir es einfach. Hier ist der vollständige Text des Heiligen Athanasius.


In uns und in all seinen Werken ist ein Eindruck der Weisheit entstanden. Deshalb beansprucht die wahre Weisheit, die die Welt geformt hat, alles für sich, was sein Bild trägt, und sagt mit Recht: Der Herr hat mich in seinen Werken erschaffen. Diese Worte werden tatsächlich von der Weisheit gesprochen, die in uns ist, aber der Herr selbst macht sie sich hier zu eigen.“


Die Weisheit selbst wird nicht geschaffen, weil sie der Schöpfer ist, sondern aufgrund des geschaffenen Bildes ihrer selbst, das in ihren Werken zu finden ist, spricht sie so, als würde sie von sich selbst sprechen. Unser Herr sagte: Wer dich aufnimmt, empfängt mich, und er konnte dies sagen, weil der Abdruck seiner selbst in uns ist. Ebenso spricht er, obwohl er nicht zu den geschaffenen Dingen gezählt werden darf, weil seine Form und sein Abbild in seinen Werken sind, als wäre er ein Geschöpf, und er sagt: Der Herr hat mich in seinen Werken erschaffen. Der Zweck entfaltete sich zuerst.“


Das Gleichnis der Weisheit wurde den Geschöpfen eingeprägt, damit die Welt in ihr das Wort erkennt, das sie geschaffen hat, und durch das Wort den Vater erkennen kann. Dies ist die Lehre des Paulus: Was man über Gott wissen kann, ist ihnen klar, denn Gott hat es ihnen gezeigt. Seit der Erschaffung der Welt kann der Geist seine unsichtbare Natur in den geschaffenen Dingen wahrnehmen. Dementsprechend ist das Wort kein Geschöpf, denn die Passage, die beginnt: Der Herr hat mich erschaffen, ist so zu verstehen, dass sie sich auf die Weisheit bezieht, die wirklich in uns ist und so sein soll.“


Aber wenn dies unsere Gegner nicht überzeugen kann, sollen sie uns sagen, ob in den geschaffenen Dingen Weisheit steckt. Wenn es keine gibt, warum behauptet der Apostel Paulus als Ursache für die Sünden der Menschen: Durch Gottes Weisheit ist es der Welt nicht gelungen, durch Weisheit Gott zu erkennen? Und wenn es keine geschaffene Weisheit gibt, wie kommt es dann, dass in der Heiligen Schrift der Ausdruck „eine Vielzahl weiser Männer“ zu finden ist? Und wiederum bezeugt die Heilige Schrift, dass der Weise vorsichtig ist und sich vom Bösen abwendet und dass durch Weisheit ein Haus gebaut wird.“


Weiter sagt Prediger: Die Weisheit eines weisen Mannes wird sein Gesicht erhellen. Er tadelt auch anmaßende Personen mit der Warnung: Sagen Sie nicht: Wie kommt es, dass frühere Tage besser waren als diese? Denn es ist nicht klug, dass du das fragst.“


Es gibt also eine Weisheit in den geschaffenen Dingen, wie auch der Sohn Sirachs bezeugt: Der Herr hat sie auf alle seine Werke ausgegossen, (er sandte sie aus, sein Ebenbild), um als seine Gabe bei den Menschen zu sein, und mit Weisheit Er hat diejenigen, die ihn lieben, reichlich ausgestattet. Diese Eigenschaft des Ausgegossenseins gehört nicht zum Wesen der aus sich selbst bestehenden Weisheit, die der Einziggezeugte ist, sondern zu jener Weisheit, die den Einziggezeugten in der Welt widerspiegelt. Warum ist es dann unglaublich, wenn die schöpferische und archetypische Weisheit, deren Ebenbild die Weisheit und das Verständnis sind, die in die Welt gegossen werden, sagen sollte, als würde sie direkt von sich selbst sprechen: Der Herr hat mich in seinen Werken erschaffen? Denn die Weisheit in der Welt ist nicht schöpferisch, sondern wird selbst in Gottes Werken geschaffen, und im Licht dieser Weisheit verkünden die Himmel die Herrlichkeit Gottes, und das Firmament verkündet das Werk seiner Hände.“


Aus den Diskursen des Heiligen Athanasius gegen die Arianer 


Die Personifizierung einer ausdrücklich weiblichen Figur, der Frau der Weisheit, die aktiv an der Schöpfung beteiligt ist und „den Männern auf der Straße zuruft“ (Sprüche 1:20), gibt ein typologisches Muster in der Bibel vor. Sie bezeugt den göttlichen Schöpfer. Er spricht, als wäre er eins mit ihr.


Lady Wisdom ist eine biblische Personifikation. Diese „Dame“ ist keine einzelne Person als einzigartig geschaffenes Wesen. Obwohl sie keine Person ist, die in der Schöpfung „hier“ oder „dort“ ist, sollen wir genau diese Personifizierung der Frau Weisheit in unsere Betrachtung aller Arten menschlicher Angelegenheiten einbeziehen. Ganz besonders die göttliche Liebesbeziehung der Heiligen Schrift.


Dame Weisheit: Ja, sie steckt in allen Menschen, die rechtschaffen sind. Denn als er, die göttliche Weisheit, die Seelen Melchisedeks, Salomos und Hesekiels mit seinem Gleichnis erfüllte, sagte er über dieses Werk:


Er hat sie erschaffen; er sah sie und nahm ihr Maß; er goss sie aus auf alle seine Werke, auf alle Lebenden gemäß seiner Gabe; Er überschüttete sie mit denen, die ihn liebten.“ Sirach 1:9-10


Lady Wisdom: Ja, sie ist in allen heiligen Frauen der Heilsgeschichte enthalten. Sie gehört zu den Matriarchinnen der alten Zeit und zu den Jungfrauen der Kirche; bei Hanna, bei Esther, bei Judith, bei Elisabeth, bei Perpetua und Felicita, bei Edith Stein und Therese Martin.


Und Er sagte über dieses Werk:


Er hat sie erschaffen; er sah sie und nahm ihr Maß; er goss sie aus auf alle seine Werke, auf alle Lebenden gemäß seiner Gabe; Er überschüttete sie mit denen, die ihn liebten.“ Sirach 1:9-10


Vor allem diese Personifizierung der Frau der Weisheit wird in der Allheiligen Mutter Gottes in unvorstellbarem Maße verwirklicht.


Er überschüttete sie mit denen, die ihn liebten.“ Sirach 1:9-10!


Frau, siehe, dein Sohn.“ Johannes 19:26!


Lassen Sie uns dies mit einer Überlegung zum Handeln abschließen: Ratschläge zum Gebet.


Angesichts der christlichen Praxis, zu den Heiligen zu beten, wurde mir einmal die Frage gestellt, ob ein Christ zur Frau Weisheit beten könne. In diesem Zusammenhang wurde ein Andachtsvorschlag gemacht, zu „Sophia“ wie zu einer himmlischen Person zu beten.


Soweit Lady Wisdom eine Personifikation ist, beten wir natürlich nicht zu Personifikationen, sondern zu realen Personen.


Nun gibt es einen Präzedenzfall dafür, zur Weisheit zu beten – als Name für das Wort, das mit dem Vater und dem Heiligen Geist vereint ist –, wenn auch nicht unbedingt zur Frau Weisheit. Das Gebet muss durch eine Übersetzung des Wortes σοφία erfolgen: „Die Weisheit Gottes sei in mir am Werk!“ Es gibt keine Tradition, den Namen in moderne Namensgebungspraktiken zu transkribieren: „Liebe Sophia, sei in mir am Werk.“


Aber in dieser letzten Hinsicht haben wir es mit einer realen Person zu tun, unter allen jetzt im Himmel erschaffenen Personen, die zu Recht sehr naheliegend als „Sitz der Weisheit“ und „Gattin des Heiligen Geistes“ bezeichnet wird.


Rufen Sie sie jeden Tag an. Rufen Sie die Leitung an, die sicherlich als „Lady Wisdom“ bezeichnet wird, wann immer Sie möchten. Die Antwort wird etwa so lauten:


Theotokos:

Unbefleckte Empfängnis und Braut des Heiligen Geistes, sprich!.“

Wie kann ich dir helfen?"


Dann machen Sie Ihre Petitionen bekannt.


Bleiben Sie Maria nahe.





THEORIE DES GERECHTEN KRIEGES


Der heilige Augustinus war der erste klare Verfechter der Theorie des gerechten Krieges.


Die Theorie des gerechten Krieges (lateinisch: bellum iustum) ist eine auch als Tradition bezeichnete Lehre der Militärethik, die darauf abzielt, durch eine Reihe von Kriterien, die alle erfüllt sein müssen, sicherzustellen, dass ein Krieg moralisch vertretbar ist, die erfüllt sein müssen, damit ein Krieg als gerecht angesehen werden kann. Es wurde von Militärführern, Theologen, Ethikern und politischen Entscheidungsträgern untersucht. Die Kriterien sind in zwei Gruppen unterteilt: jus ad bellum („Recht, in den Krieg zu ziehen“) und jus in bello („richtiges Verhalten im Krieg“). Die erste Gruppe von Kriterien betrifft die Moral eines Kriegszuges und die zweite Gruppe von Kriterien betrifft das moralische Verhalten im Krieg. Es gab Forderungen nach der Aufnahme einer dritten Kategorie der Theorie des gerechten Krieges (ius post bellum), die sich mit der Moral der Siedlung und des Wiederaufbaus nach dem Krieg befasst. Die Theorie des gerechten Krieges geht davon aus, dass Krieg zwar schrecklich ist, bei richtigem Verhalten jedoch weniger schlimm, und nicht immer die schlechteste Option ist. Wichtige Verantwortlichkeiten, unerwünschte Ergebnisse oder vermeidbare Gräueltaten können einen Krieg rechtfertigen. Das Konzept eines gerechten Krieges steht im Großen und Ganzen im Gegensatz zu dem eines Angriffskrieges, eines ungerechten Krieges.


Gegner der Theorie des gerechten Krieges neigen möglicherweise entweder zu einem strengeren pazifistischen Standard (und schlagen vor, dass es nie eine gerechtfertigte Grundlage für Krieg gegeben hat und auch nie geben kann) oder sie neigen möglicherweise zu einem freizügigeren nationalistischen Standard (und schlagen vor, dass ein Krieg notwendig ist, und nur um den Interessen einer Nation zu dienen, gerechtfertigt ist). In vielen Fällen behaupten Philosophen, dass der Einzelne kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn er kämpfen muss. Einige Philosophen veredeln die Tugenden des Soldaten und äußern gleichzeitig ihre Befürchtungen vor dem Krieg selbst. Einige wenige, wie etwa Rousseau, plädieren für einen Aufstand gegen die Unterdrückungsherrschaft.


Der historische Aspekt oder die „Tradition des gerechten Krieges“ befasst sich mit dem historischen Regelwerk oder den Vereinbarungen, die in verschiedenen Kriegen im Laufe der Zeit galten. Die Tradition des gerechten Krieges berücksichtigt auch die Schriften verschiedener Philosophen und Juristen im Laufe der Geschichte und untersucht sowohl ihre philosophischen Visionen der ethischen Grenzen des Krieges als auch die Frage, ob ihre Gedanken zu den Konventionen beigetragen haben, die sich als Leitfaden für Krieg und Kriegsführung entwickelt haben. 


Im 21. Jahrhundert gab es eine bedeutende Debatte zwischen traditionellen Theoretikern des gerechten Krieges, die das bestehende Kriegsrecht weitgehend unterstützen und Argumente zu seiner Stützung entwickeln, und Revisionisten, die viele traditionelle Annahmen ablehnen, obwohl sie nicht unbedingt eine Änderung des Gesetzes befürworten. 


Altes Ägypten 


Eine Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass die Tradition des gerechten Krieges bis ins alte Ägypten zurückreicht. Die ägyptische Kriegsethik konzentrierte sich normalerweise auf drei Hauptideen, darunter die kosmologische Rolle Ägyptens, den Pharao als göttliches Amt und Vollstrecker des Willens der Götter sowie die Überlegenheit des ägyptischen Staates und seiner Bevölkerung gegenüber allen anderen Staaten und Völkern. Die politische Theologie Ägyptens vertrat die Auffassung, dass der Pharao die ausschließliche Legitimität hatte, zu Recht einen Krieg anzuzetteln, wobei er in der Regel den Anspruch erhob, den Willen der Götter auszuführen. Senusret I. behauptete in der Zwölften Dynastie: „Ich wurde zum Eroberer erzogen. Seinen (Atums) Sohn und seinen Beschützer gab er mir, um zu erobern, was er eroberte.“ Spätere Pharaonen betrachteten ihre Sohnschaft des Gottes Amun-Re auch als die uneingeschränkte Befugnis, im Namen der Gottheit den Krieg zu erklären. Pharaonen besuchten oft Tempel, bevor sie Feldzüge begannen, wo der Pharao vermutlich seine Kriegsbefehle von den Gottheiten erhielt. Zum Beispiel behauptete Kamose: „Ich bin nach Norden gegangen, weil ich stark genug war, um die Asiaten anzugreifen, und zwar auf Befehl von Amon, dem Gerechten der Ratschläge.“ Eine von Thutmosis III. im Amun-Tempel in Karnak errichtete Stele „stellt eine eindeutige Aussage über den göttlichen Auftrag des Pharaos dar, Krieg gegen seine Feinde zu führen.“ Als die Zeit des Neuen Reiches voranschritt und Ägypten seine territorialen Ambitionen steigerte, wurde auch die Beschwörung eines gerechten Krieges zur Rechtfertigung dieser Bemühungen. Das universelle Maat-Prinzip, das Ordnung und Gerechtigkeit bedeutet, war von zentraler Bedeutung für die ägyptische Vorstellung von einem gerechten Krieg und seiner Fähigkeit, Ägypten praktisch keine Grenzen bei dem zu garantieren, was es nehmen, tun oder verwenden konnte, um die Ambitionen des Staates zu gewährleisten.


Indien


Das indische Hindu-Epos Mahabharata bietet die ersten schriftlichen Diskussionen über einen „gerechten Krieg“. Darin fragt einer der fünf herrschenden Brüder (Pandavas), ob das durch den Krieg verursachte Leid jemals gerechtfertigt werden kann. Dann folgt eine lange Diskussion zwischen den Geschwistern, in der Kriterien wie Verhältnismäßigkeit (Streitwagen können keine Kavallerie angreifen, nur andere Streitwagen; kein Angriff auf Menschen in Not), gerechte Mittel (keine vergifteten oder mit Widerhaken versehenen Pfeile), gerechter Grund (kein Angriff aus Wut) festgelegt werden, und faire Behandlung von Gefangenen und Verwundeten. 


Im Sikhismus bezeichnet der Begriff Dharamyudh einen Krieg, der aus gerechten, rechtschaffenen oder religiösen Gründen geführt wird, insbesondere zur Verteidigung des eigenen Glaubens. Obwohl einige Grundprinzipien der Sikh-Religion Frieden und Gewaltlosigkeit betonen, insbesondere vor der Hinrichtung von Guru Arjan durch Mogulkaiser Jahangir im Jahr 1606, kann militärische Gewalt gerechtfertigt sein, wenn alle friedlichen Mittel zur Beilegung eines Konflikts ausgeschöpft wurden, was zu einem Dharamyudh führt.


Ostasiatisch


Die chinesische Philosophie brachte ein umfangreiches Werk zur Kriegsführung hervor, ein Großteil davon während der Zhou-Dynastie, insbesondere in der Ära der Streitenden Reiche. Krieg wurde nur als letztes Mittel und nur vom rechtmäßigen Souverän gerechtfertigt; es war jedoch nicht zulässig, die Entscheidung des Kaisers über die Notwendigkeit einer militärischen Aktion in Frage zu stellen. Der Erfolg eines Feldzugs war ein ausreichender Beweis dafür, dass der Feldzug gerechtfertigt war.


Japan entwickelte keine eigene Doktrin des gerechten Krieges, sondern orientierte sich zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert stark an der chinesischen Philosophie und insbesondere an konfuzianischen Ansichten. Als Teil des japanischen Feldzugs zur Eroberung der nordöstlichen Insel Honshu wurde die japanische Militäraktion als Versuch dargestellt, das Volk der Emishi zu „befrieden“, das mit „Banditen“ und „wildherzigen Wolfsjungen“ verglichen und beschuldigt wurde, in die japanische Grenze eingedrungen zu sein landet.


Antikes Griechenland und Rom 


Der Gedanke eines gerechten Krieges in Europa hat seinen Ursprung und seine Entwicklung zunächst im antiken Griechenland und dann im Römischen Reich.


Es war Aristoteles, der als erster das Konzept und die Terminologie in der hellenischen Welt einführte, die den Krieg als letztes Mittel bezeichnete, das ein Verhalten erforderte, das die Wiederherstellung des Friedens ermöglichen würde. Aristoteles argumentiert, dass die Ausbildung eines Militärs zum Zweck der Selbstverteidigung notwendig und gut ist, nicht zum Erobern: „Der eigentliche Zweck der militärischen Ausbildung besteht nicht darin, dass Menschen diejenigen versklaven können, die keine Sklaverei verdienen, sondern in der Ordnung, damit sie zunächst selbst vermeiden, von anderen versklavt zu werden“ (Politik, Buch 7). 


Im antiken Rom könnte ein „gerechter Grund“ für einen Krieg die Notwendigkeit sein, eine Invasion abzuwehren, oder eine Vergeltung für Plünderungen oder einen Vertragsbruch. Krieg war immer potenziell nefas („falsch, verboten“) und birgt das Risiko religiöser Verunreinigung und göttlicher Ungnade. Ein „gerechter Krieg“ (bellum iustum) erforderte somit eine ritualisierte Erklärung der Priester. Im weiteren Sinne waren Kriegs- und Vertragskonventionen Teil des ius gentium, des „Völkerrechts“, der üblichen moralischen Verpflichtungen, die als angeboren und universell für den Menschen gelten. 


Christliche Ansichten 


Die christliche Theorie des gerechten Krieges beginnt um die Zeit von Augustinus von Hippo. Die Theorie des gerechten Krieges wird mit einigen Änderungen auch heute noch von Christen als Leitfaden dafür verwendet, ob ein Krieg gerechtfertigt sein kann oder nicht. Krieg kann notwendig und richtig sein, auch wenn er nicht gut ist. Im Falle eines Landes, das von einer Besatzungsmacht überfallen wurde, ist Krieg möglicherweise die einzige Möglichkeit, die Gerechtigkeit wiederherzustellen. 


Heiliger Augustinus 


Der heilige Augustinus vertrat die Auffassung, dass Einzelpersonen nicht sofort zur Gewalt greifen sollten, aber Gott hat das Schwert aus gutem Grund der Regierung gegeben (basierend auf Römer 13:4). In Contra Faustum Manichaeum, Buch 22, argumentiert Augustinus, dass sich Christen als Teil einer Regierung nicht schämen müssen, den Frieden zu schützen und Bosheit zu bestrafen, wenn sie von einer Regierung dazu gezwungen werden. Augustinus behauptete, dies sei eine persönliche und philosophische Haltung: „Was hier erforderlich ist, ist keine körperliche Handlung, sondern eine innere Gesinnung. Der heilige Sitz der Tugend ist das Herz.“


Dennoch, so betonte er, sei Friedfertigkeit angesichts eines schweren Unrechts, das nur durch Gewalt gestoppt werden könne, eine Sünde. Die Verteidigung der eigenen Person oder anderer könnte eine Notwendigkeit sein, insbesondere wenn sie von einer legitimen Autorität autorisiert wird:


Diejenigen, die im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Befehl oder in Übereinstimmung mit seinen Gesetzen Krieg geführt haben, haben in ihrer Person die öffentliche Gerechtigkeit oder die Weisheit der Regierung repräsentiert und in dieser Eigenschaft böse Menschen getötet; solche Personen haben in keiner Weise das Gebot „Du sollst nicht töten“ verletzt.“


Obwohl Augustinus die für einen gerechten Krieg notwendigen Bedingungen nicht aufschlüsselte, schuf er dennoch den Satz selbst in seinem Werk „Die Stadt Gottes“:


Aber, sagen sie, der weise Mann wird gerechte Kriege führen. Als würde er nicht umso mehr über die Notwendigkeit gerechter Kriege klagen, wenn er sich daran erinnert, dass er ein Mensch ist; denn wenn sie nicht gerecht wären, würde er sie nicht führen und wäre daher von allen Kriegen verschont.“


Augustinus lehrte weiter:


Ein guter Staat führt keinen Krieg, außer aus Treu und Glauben oder aus Sicherheitsgründen.“


Im Sinne der traditionellen Vorstellung von jus ad bellum (Gerechtigkeit des Krieges, d. h. der Umstände, unter denen Kriege gerecht geführt werden können) ist Krieg ein Bewältigungsmechanismus für rechtschaffene Herrscher, die sicherstellen würden, dass ihre gewalttätigen internationalen Begegnungen auf ein Minimum beschränkt werden, so eine Überlegung des Göttlichen Willens im größtmöglichen Umfang und immer gerechtfertigt. Im Sinne der traditionellen Vorstellung von jus in bello (Gerechtigkeit im Krieg oder die moralischen Erwägungen, die den Einsatz von Gewalt im Krieg einschränken sollten) ist Krieg ein Bewältigungsmechanismus für rechtschaffene Kombattanten, die durch göttliches Gebot keine andere Wahl haben, als es zu tun Unterwerfen Sie sich ihren politischen Herren und versuchen Sie sicherzustellen, dass sie ihre Kriegspflicht so gerecht wie möglich erfüllen.


Isidor von Sevilla 


Isidor von Sevilla schreibt: „Ungerecht sind die Kriege, die ohne Grund geführt werden. Denn abgesehen von Rache oder der Abwehr von Feinden kann kein gerechter Krieg geführt werden.“ 


Friede und Waffenstillstand Gottes 


Der mittelalterliche Frieden Gottes (lateinisch: pax dei) war eine vom Klerus ins Leben gerufene Massenbewegung in Westeuropa im 10. Jahrhundert, die Nichtkombattanten Immunität vor Gewalt gewährte.


Ab dem 11. Jahrhundert beinhaltete der Waffenstillstand Gottes (lateinisch: treuga dei) kirchliche Regeln, die erfolgreich begrenzten, wann und wo es zu Kämpfen kommen konnte: Katholische Truppen (z. B. verfeindete Barone) durften sonntags, donnerstags, an Feiertagen usw. nicht gegeneinander kämpfen, und die gesamte Fasten- und Adventszeit und andere Zeiten führten zu erheblichen Störungen der Kriegsführung. Das Dritte Laterankonzil von 1179 verabschiedete eine Version davon für die gesamte Kirche.


Heiliger Thomas von Aquin 


Die Theorie des gerechten Krieges von Thomas von Aquin hatte einen nachhaltigen Einfluss auf spätere Generationen von Denkern und war Teil eines im mittelalterlichen Europa entstehenden Konsenses über einen gerechten Krieg. Im 13. Jahrhundert beschäftigte sich Thomas von Aquin ausführlich mit Frieden und Krieg. Thomas von Aquin war ein Dominikanermönch und betrachtete die Lehren der Bibel über Frieden und Krieg in Kombination mit Ideen von Aristoteles, Platon, Sokrates, dem Heiligen Augustinus und anderen Philosophen, deren Schriften Teil des westlichen Kanons sind. Aquins Ansichten zum Krieg stützten sich stark auf das Decretum Gratiani, ein Buch, das der italienische Mönch Gratian mit Passagen aus der Bibel zusammengestellt hatte. Nach seiner Veröffentlichung im 12. Jahrhundert wurde das Decretum Gratiani mit Kommentaren von Papst Innozenz IV. und dem Dominikanermönch Raymond von Penafort erneut veröffentlicht. Weitere bedeutende Einflüsse auf die Theorie des gerechten Krieges von Aquin waren Alexander von Hales und Heinrich von Segusio. 


In der Summa Theologica stellte Thomas von Aquin fest, dass es nicht immer eine Sünde sei, Krieg zu führen, und legte Kriterien für einen gerechten Krieg fest. Laut Thomas von Aquin müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein. Erstens muss der Krieg auf Befehl eines rechtmäßigen Souveräns geführt werden. Zweitens muss der Krieg aus einem gerechten Grund geführt werden, weil die Angegriffenen Unrecht erlitten haben. Drittens müssen Krieger die richtige Absicht haben, nämlich das Gute zu fördern und das Böse zu vermeiden. Thomas von Aquin kam zu dem Schluss, dass ein gerechter Krieg anstößig sein könne und dass Ungerechtigkeit nicht toleriert werden dürfe, um einen Krieg zu vermeiden. Dennoch argumentierte Thomas von Aquin, dass Gewalt nur als letztes Mittel eingesetzt werden dürfe. Auf dem Schlachtfeld war Gewalt nur insoweit gerechtfertigt, als sie notwendig war. Soldaten mussten Grausamkeiten vermeiden, und ein gerechter Krieg wurde durch das Verhalten gerechter Kämpfer begrenzt. Thomas von Aquin argumentierte, dass die gute Absicht einer moralischen Handlung nur im Streben nach Gerechtigkeit negative Folgen rechtfertigen könne, einschließlich der Tötung Unschuldiger während eines Krieges.


Renaissance und christliche Humanisten 


Verschiedene Humanisten der Renaissance förderten pazifische Ansichten.


John Colet hielt bekanntlich eine Fastenpredigt vor Heinrich VIII., der sich auf einen Krieg vorbereitete, und zitierte Cicero: „Besser ein ungerechter Frieden als der gerechte Krieg.“ Erasmus von Rotterdam schrieb zahlreiche Werke zum Thema Frieden, in denen er die Theorie des gerechten Krieges als Deckmantel kritisierte und zusätzliche Einschränkungen hinzufügte, insbesondere die Friedensbeschwerde und die Abhandlung über den Krieg (Dulce bellum inexpertis). Ein führender humanistischer Schriftsteller nach der Reformation war der Rechtstheoretiker Hugo Grotius, dessen Buch De jura belli ac pacis den gerechten Krieg und die gerechte Führung von Kriegen neu betrachtete.


Erster Weltkrieg 


Zu Beginn des Ersten Weltkriegs veröffentlichte eine Gruppe von Theologen in Deutschland ein Manifest, das das Vorgehen der deutschen Regierung rechtfertigen wollte. Auf Ersuchen der britischen Regierung übernahm Randall Davidson, Erzbischof von Canterbury, die Führung und arbeitete mit einer großen Anzahl anderer religiöser Führer zusammen, darunter auch mit einigen, mit denen er in der Vergangenheit unterschiedlicher Meinung gewesen war, um eine Widerlegung der Behauptungen der Deutschen zu verfassen. Sowohl deutsche als auch britische Theologen stützten sich auf die Theorie des gerechten Krieges und versuchten jeweils zu beweisen, dass sie auf den von der eigenen Seite geführten Krieg anwendbar sei.


Zeitgenössische katholische Lehre 


Die Doktrin des gerechten Krieges der katholischen Kirche, die im Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 in Absatz 2309 zu finden ist, listet vier strenge Bedingungen für „legitime Verteidigung durch militärische Gewalt“ auf: 


Der Schaden, den der Angreifer der Nation oder der Völkergemeinschaft zufügt, muss dauerhaft, schwerwiegend und sicher sein.

Alle anderen Mittel, dem ein Ende zu setzen, müssen sich als unpraktisch oder unwirksam erwiesen haben.

Es müssen ernsthafte Erfolgsaussichten bestehen.

Der Einsatz von Waffen darf keine Übel und Unruhen hervorrufen, die schwerwiegender sind als das zu beseitigende Übel.


Das Kompendium der Soziallehre der Kirche geht in den Absätzen 500 bis 501 näher auf die Lehre vom gerechten Krieg ein und zitiert dabei die Charta der Vereinten Nationen: 


Wenn diese Verantwortung den Besitz ausreichender Mittel rechtfertigt, um dieses Recht auf Verteidigung auszuüben, sind die Staaten dennoch verpflichtet, alles zu tun, „um sicherzustellen, dass die Bedingungen des Friedens nicht nur auf ihrem eigenen Territorium, sondern auf der ganzen Welt bestehen“. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass „es eine Sache ist, einen Selbstverteidigungskrieg zu führen; es ist eine ganz andere, einer anderen Nation die Herrschaft aufzuzwingen.“ Der Besitz von Kriegspotential rechtfertigt nicht den Einsatz von Gewalt für politische oder militärische Zwecke. Auch die bloße Tatsache, dass ein Krieg ausgebrochen ist, bedeutet leider nicht, dass zwischen den Kriegsparteien alles fair ist.


Die Charta der Vereinten Nationen basiert auf einem allgemeinen Verbot des Rückgriffs auf Gewalt zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Staaten, mit Ausnahme von zwei Fällen: legitime Verteidigung und Maßnahmen, die der Sicherheitsrat im Rahmen seiner Aufrechterhaltungsverantwortung für den Frieden ergreift. In jedem Fall muss die Ausübung des Rechts auf Selbstverteidigung „die traditionellen Grenzen der Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit“ respektieren.


Daher kann die Teilnahme an einem Präventivkrieg ohne eindeutige Beweise dafür, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht, ernsthafte moralische und juristische Fragen aufwerfen. Die internationale Legitimität des Einsatzes bewaffneter Gewalt kann auf der Grundlage strenger Beurteilung und begründeter Begründung nur durch die Entscheidung eines zuständigen Gremiums gegeben werden, das bestimmte Situationen als Bedrohung für den Frieden erkennt und einen Eingriff in den Bereich der Autonomie genehmigt normalerweise einem Staat vorbehalten.


Papst Johannes Paul II. sagte in einer Ansprache an eine Gruppe von Soldaten Folgendes: 


Frieden ist, wie die Heilige Schrift und die Erfahrung der Menschen selbst lehren, mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Und der Christ ist sich bewusst, dass eine völlig und immer friedliche menschliche Gesellschaft auf Erden leider eine Utopie ist und dass die Ideologien, die sie als leicht erreichbar darstellen, nur vergebliche Hoffnungen nähren. Die Sache des Friedens wird nicht vorankommen, wenn man die Möglichkeit und die Verpflichtung leugnet, ihn zu verteidigen.



PAPST ALEXANDER VI.


Rodrigo Borgia, geboren am 1. Januar 1431 in Xativa bei Valencia in Spanien; starb am 18. August 1503 in Rom. Seine Eltern waren Jofre Lançol und Isabella Borja, Schwester von Kardinal Alfonso Borja, dem späteren Papst Callixtus III.


Der junge Rodrigo hatte sich noch nicht endgültig für seinen Beruf entschieden, als die Erhebung seines Onkels zum Papsttum (1455) seinem Ehrgeiz neue Perspektiven eröffnete. Er wurde in die unmittelbare Familie von Callixtus aufgenommen und war fortan bei den Italienern als Rodrigo Borgia bekannt. Wie so viele andere fürstliche Kadetten wurde er der Kirche aufgedrängt, wobei die Frage einer geistlichen Berufung völlig außer Acht gelassen wurde. Nachdem er ihm mehrere reiche Pfründen verliehen hatte, schickte ihn sein Onkel für ein kurzes Jahr zum Jurastudium an die Universität Bologna. 1456, im Alter von 25 Jahren, wurde er zum Kardinaldiakon von St. Nicolo in Carcere ernannt und behielt diesen Titel bis 1471, als er Kardinalbischof von Albano wurde; 1476 wurde er zum Kardinalbischof von Porto und Dekan des Heiligen Kollegiums ernannt. Seine offizielle Position in der Kurie nach 1457 war die des Vizekanzlers der römischen Kirche, und obwohl ihn viele um dieses lukrative Amt beneideten, scheint er mit seiner langen Amtszeit als Päpstliche Kanzlei allgemeine Befriedigung geschaffen zu haben. Sogar Guicciardini gibt zu, dass „in ihm seltene Klugheit und Wachsamkeit, reifes Nachdenken, wunderbare Überzeugungskraft, Geschick und die Fähigkeit zur Führung der schwierigsten Angelegenheiten vereint waren“. Andererseits ist die Liste der Erzbistümer, Bistümer, Abteien und anderen Würden, die er innehatte, wie vom Bischof von Modena in einem Brief an die Herzogin von Ferrara aufgezählt, liest sich wie der berühmte Leporello-Katalog; und da er trotz der Pracht seines Haushalts und seiner Leidenschaft für das Kartenspielen streng enthaltsam beim Essen und Trinken war und ein sorgfältiger Verwalter war, wurde er einer der reichsten Männer seiner Zeit. In seinem neunundzwanzigsten Lebensjahr erhielt er von Papst Pius II. ein vernichtendes Tadelschreiben für das Fehlverhalten in Siena, das so berüchtigt war, dass es die ganze Stadt und den Hof schockierte. Auch nach seiner Priesterweihe im Jahr 1468 setzte er seine üblen Wege fort. Seine Zeitgenossen loben seine schöne und imposante Figur, sein fröhliches Gesicht, sein überzeugendes Auftreten, seine brillanten Gespräche und seine vertraute Beherrschung der Sitten einer höflichen Gesellschaft. Das beste Porträt von ihm soll das von Pinturicchio im Appartimento Borgia im Vatikan gemalte sein; Yriarte lobt seine allgemeine unbestreitbare Erhabenheit. Gegen 1470 begannen seine Beziehungen mit der römischen Dame Vanozza Catanei, der Mutter seiner vier Kinder: Juan, Caesar, Lucrezia und Jofre, die laut Gregorovius 1474, 1476, 1480 und 1482 geboren wurden.


Borgia wurde am Morgen des 11. August 1492 mit einer knappen Zweidrittelmehrheit, die er sich durch seine eigene Stimme sicherte, zum Papst ernannt und nahm den Namen Alexander VI. an. Dass er das Papsttum durch Simonie erlangte, war die allgemeine Überzeugung und ist nicht unwahrscheinlich, obwohl dies der Fall wäre, dürfte es jedenfalls schwierig sein, dies juristisch zu beweisen, da die Wahl nach dem damaligen Gesetz gültig war. Es gibt keinen unwiderstehlichen Beweis dafür, dass Borgia irgendjemandem einen Dukaten für seine Stimme gezahlt hat; Infessuras Geschichte von Maultierladungen Silber ist längst diskreditiert. Pastors Anklage bedarf bei näherer Betrachtung einer Überarbeitung, denn er stellt fest, dass acht der dreiundzwanzig Wahlmänner, nämlich della Rovere, Piccolomini, Medici, Caraffa, Costa, Basso, Zeno und Cibò bis zum Ende gegen Borgia durchhielten. Wenn das wahr wäre, hätte Borgia keine Zweidrittelmehrheit erreichen können. Alles, was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass der entscheidende Faktor dieser Wahl der Beitritt von Kardinal Ascanio Sforza zu Borgia war. Es ist fast ebenso sicher, dass Sforzas Kurs nicht von Silber bestimmt wurde, sondern von dem Wunsch, der künftige Chefberater des Pontifex zu werden.


Die Erhebung eines Mannes zum Papsttum, der fünfunddreißig Jahre lang mit seltenem Geschick und Fleiß die Geschäfte der römischen Kanzlei geführt hatte, stieß auf allgemeine Zustimmung; wir finden keine Beweise für die „Besorgnis und das Entsetzen“, von denen Guicciardini spricht. Vor allem für die Römer, die Borgia inzwischen als eine von ihnen betrachteten und ein gleichermaßen prachtvolles und energisches Pontifikat voraussagten, war die Wahl höchst akzeptabel; und sie zeigten ihre Freude in Freudenfeuern, Fackelumzügen, Blumengirlanden und der Errichtung von Triumphbögen mit extravaganten Inschriften. Bei seiner Krönung in St. Peter (26. August) und auf seinem Weg nach St. Johannes im Lateran wurde er mit Ovationen begrüßt, „größer“, so der Tagebuchschreiber, „als jeder Pontifex jemals erhalten hatte“. Er ging sogleich dazu über, diese gute Meinung der Römer zu rechtfertigen, indem er der in der Stadt herrschenden Gesetzlosigkeit ein Ende setzte, deren Ausmaß wir aus der Aussage von Infessura ersehen können, dass innerhalb weniger Monate über zweihundertzwanzig Mordanschläge stattgefunden hätten. Alexander ordnete die Durchführung von Ermittlungen an, alle gefundenen Täter wurden an Ort und Stelle gehängt und ihr Haus dem Erdboden gleichgemacht. Er teilte die Stadt in vier Bezirke ein und setzte über jeden einen Magistrat mit Vollmachten zur Aufrechterhaltung der Ordnung; darüber hinaus reservierte er den Dienstag jeder Woche als einen Tag, an dem jeder Mann und jede Frau ihre Beschwerden persönlich vorbringen konnte; „und“, sagt der Tagebuchschreiber, „er machte sich daran, auf bewundernswerte Weise Gerechtigkeit zu üben.“ Diese energische Methode der Rechtspflege veränderte bald das Gesicht der Stadt und wurde von der dankbaren Bevölkerung auf „das Eingreifen Gottes “ zurückgeführt.


Als nächstes wandte Alexander seine Aufmerksamkeit der Verteidigung und Verschönerung der Ewigen Stadt zu. Er verwandelte das Mausoleum des Hadrian in eine wahre Festung, die einer Belagerung standhalten konnte. Durch den Ausbau des Torre di Nona schützte er die Stadt vor Angriffen von See aus. Er wird mit Recht als Gründer der Città Leonica bezeichnet, die er zum vornehmsten Viertel Roms machte. Seine prächtige Via Alessandrina, heute Borgo Nuovo genannt, ist bis heute der Hauptzugang zum Petersdom. Unter seiner Leitung schmückte Pinturicchio das Appartimento Borgia im Vatikan und wies damit seinem unsterblichen Schüler Raffael den Weg. Außer den von ihm selbst errichteten Bauwerken ist sein Andenken mit vielen anderen verbunden, die auf seine Veranlassung hin von Monarchen und Kardinälen errichtet wurden. Während seiner Herrschaft entwarf Bramante für Ferdinand und Isabella das erlesene architektonische Juwel, den Tempietto, am traditionellen Ort, wo der Heilige Petrus sein Martyrium begangen hatte. Wenn nicht Bramante, dann war es ein anderer großer Architekt, den die Nachricht von der Großzügigkeit des Papstes ebenso nach Rom lockte und der für Kardinal Riario den prachtvollen Palast der Cancellaria erbaute. Im Jahr 1500 legte der Gesandte Kaiser Maximilians den Grundstein für die schöne Nationalkirche der Deutschen, Santa Maria dell' Anima. Um nicht übertroffen zu werden, errichtete der französische Kardinal Briçonnet SS. Trinità dei Monti und die Spanier Santa Maria di Monserrato. Alexander verdanken wir die wunderschöne Decke von Santa Maria Maggiore, für deren Dekoration er der Überlieferung zufolge das erste Gold verwendete, das Kolumbus aus Amerika mitbrachte.


Obwohl er keinen großen Anspruch auf Gelehrsamkeit erhob, förderte er Literatur und Wissenschaft. Als Kardinal hatte er zwei Abhandlungen zu kanonischen Themen und eine Verteidigung des christlichen Glaubens verfasst. Er baute die römische Universität wieder auf und sorgte großzügig für die Unterstützung der Professoren. Er umgab sich mit gelehrten Männern und hatte eine besondere Vorliebe für Juristen. Seine Vorliebe für Theateraufführungen förderte die Entwicklung des Dramas. Er liebte päpstliche Zeremonien, denen seine majestätische Gestalt Anmut und Würde verlieh. Er hörte sich gute Predigten mit kritischem Ohr an und bewunderte gute Musik. Im Jahr 1497 verfügte Alexander, dass der „Praefectus Sacrarii Pontificii“, gemeinhin „Meister des Papstes“, praktisch aber Pfarrer des Vatikans und Bewahrer des Gewissens des Papstes, genannt wird, dauerhaft und ausschließlich ein aus dem Augustinerorden ausgewählter Prälat sein sollte, eine Vereinbarung, die immer noch Bestand hat.


Alexander erntete die Feindschaft Spaniens, die Schmähung vieler engstirniger Zeitgenossen und die Dankbarkeit der Nachwelt durch seine tolerante Politik gegenüber den Juden, zu deren Verbannung oder Belästigung er sich nicht zwingen ließ. Die Pilgerströme nach Rom im Jubiläumsjahr 1500 waren ein großartiger Beweis für die Tiefe und Universalität des Volksglaubens. Die Kapazität der Stadt, so viele tausend Besucher aus allen Teilen Europas unterzubringen und zu ernähren, wurde aufs Äußerste beansprucht, aber Alexander scheute keine Kosten und Mühen, um für die Sicherheit und den Komfort seiner Gäste zu sorgen. Den Frieden unter den Christen aufrechtzuerhalten und eine Koalition der europäischen Mächte gegen die Türken zu bilden, war die Politik, die er von seinem Onkel geerbt hatte. Eine seiner ersten öffentlichen Handlungen bestand darin, eine Kollision zwischen Spanien und Portugal um ihre neu entdeckten Gebiete zu verhindern, indem er seine Demarkationslinie zog, ein Akt von wirklich friedlicher Bedeutung und nicht von Usurpation und Ehrgeiz. Er tat sein Bestes, um Karl VIII. von Frankreich von seiner geplanten Invasion in Italien abzubringen; wenn ihm das nicht gelang, liegt die Schuld nicht zuletzt am unpatriotischen Verhalten desselben Giuliano della Rovere, der später als Julius II. vergebliche Anstrengungen unternahm, die „Barbaren“, die er selbst eingeladen hatte, zu vertreiben. Alexander erließ ein kluges Dekret über die Zensur von Büchern und sandte die ersten Missionare in die Neue Welt.


Ungeachtet dieser und ähnlicher Taten, die ihm scheinbar keinen unbedeutenden Platz in den Annalen des Papsttums einräumten, führte Alexander als Papst die Lebensweise fort, die sein Kardinalsamt in Ungnade hatte fallen lassen. Ein strenger Erzfeind verfolgte ihn bis zum Tod in Form einer starken elterlichen Zuneigung zu seinen Kindern. Der Bericht des Ferrarese-Botschafters, dass der neue Papst beschlossen habe, sie von Rom fernzuhalten, ist durchaus glaubwürdig, da alle seine früheren Maßnahmen zu ihrem Vormarsch auf Spanien ausgerichtet waren. Noch als Kardinal hatte er eine Tochter, Girolama, mit einem spanischen Adligen verheiratet. Er hatte das Herzogtum Gandia für einen Sohn, Pedro Luis, vom spanischen Monarchen gekauft, und als Pedro kurz darauf starb, besorgte er es Juan, seinem ältesten überlebenden Sohn von Vanozza. Dieser unglückselige junge Mann war mit einer Cousine des Königs von Spanien verheiratet und wurde Großvater des heiligen Franziskus Borgia, dessen Tugenden einen großen Beitrag zur Sühne für die Laster seiner Verwandten leisteten. Der liebevolle Vater beging einen großen Fehler, als er seinen Sohn Cäsar zum kirchlichen Vertreter der Borgias auswählte. Im Jahr 1480 machte Papst Innozenz VIII. das Kind für den Orden geeignet, indem er es von der kirchlichen Unregelmäßigkeit befreite, die auf seine Geburt als de episcopo cardinali et conjugatâ folgte, und verlieh ihm mehrere spanische Pfründe, zuletzt das Bistum Pampeluna. Durch einen seltsamen Schicksalsschlag starb er schließlich. Eine Woche nach Alexanders Krönung ernannte er den inzwischen achtzehnjährigen Caesar zum Erzbistum Valencia; aber Caesar ging weder nach Spanien noch nahm er jemals Befehle entgegen. Der jüngste Sohn, Jofre, sollte ebenfalls der Kirche von Spanien unterworfen werden. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Papst beschlossen hatte, seine Kinder vom Hof fernzuhalten, ist die Tatsache, dass seine Tochter Lucrezia mit einem spanischen Herrn verlobt war, die Ehe jedoch nie zustande kam. Es war bereits zur festen Politik der Päpste geworden, einen persönlichen Vertreter im Heiligen Kollegium zu haben, und so wählte Alexander für diese vertrauliche Position Kardinal Giovanni Borgia, den Sohn seiner Schwester. Die anschließende Aufgabe seiner guten Vorsätze bezüglich seiner Kinder kann getrost den bösen Ratschläge von Ascanio Sforza zugeschrieben werden, den Borgia mit der Vizekanzlerschaft belohnt hatte und der praktisch sein Premierminister war. Der Hauptzweck von Ascanios Aufenthalt am päpstlichen Hof bestand darin, die Interessen seines Bruders Lodovico il Moro zu vertreten, der während der Minderjährigkeit seines Neffen Gian Galeazzo so viele Jahre lang Regent von Mailand gewesen war, dass er sich nun weigerte, aufzugeben die Zügel der Regierung, obwohl der rechtmäßige Herzog seine Mehrheit erreicht hatte. Gian Galeazzo war machtlos, seine Rechte durchzusetzen; aber seine energischere Frau war die Enkelin von König Ferrante von Neapel, und ihre unaufhörlichen Hilferufe an ihre Familie ließen Lodovico in ständiger Angst vor einer neapolitanischen Invasion zurück. Alexander hatte viele echte Beschwerden gegen Ferrante, zuletzt die finanzielle Unterstützung, die der König dem Vasallen des Papstes, Virginio Orsini, beim Kauf von Cervetri und Anguillara ohne Alexanders Zustimmung gewährt hatte. Abgesehen von der Verachtung der päpstlichen Autorität, die an der Transaktion beteiligt war, konnte dieser Machtzuwachs für eine bereits zu mächtige Baronenfamilie nur äußerst unangenehm sein. Alexander ließ sich daher leicht dazu bewegen, ein Verteidigungsbündnis mit Mailand und Venedig einzugehen; der Bund wurde am 25. April 1493 feierlich proklamiert. Er wurde durch die erste von Lucrezias Ehen gefestigt. Ihr erster Ehemann war ein Cousin von Ascanio, Giovanni Sforza, Herr von Pesaro. Die Hochzeit wurde im Vatikan in Anwesenheit des Papstes, zehn Kardinälen und der höchsten Adligen Roms mit ihren Damen gefeiert. Die Feierlichkeiten des Anlasses bleiben, auch wenn Übertreibungen und Gerüchte abgetan werden, ein Schandfleck für den Charakter Alexanders. Ferrante sprach vom Krieg, doch durch die Vermittlung Spaniens einigte er sich mit dem Papst und gab als Versprechen der Versöhnung seine Enkelin Sancia mit Alexanders jüngstem Sohn Jofre zur Frau, mit dem Fürstentum Squillace als Mitgift. Caesar Borgia wurde am 20. September zum Kardinal ernannt. Ferrantes Versöhnung mit dem Papst kam nicht zu früh.


Wenige Tage nach Friedensschluss traf ein Gesandter von König Karl VIII. in Rom ein, um die Belehnung Neapels für seinen Herrn zu fordern. Alexander lehnte dies ausdrücklich ab, und als Ferrante im Januar 1494 starb und die französischen Proteste und Drohungen ignorierte, bestätigte er die Nachfolge von Ferrantes Sohn Alfons II. und schickte seinen Neffen, Kardinal Giovanni Borgia, nach Neapel, um ihn zu krönen. Die Politik Alexanders wurde nicht nur von dem lobenswerten Wunsch bestimmt, den Frieden in Italien aufrechtzuerhalten, sondern auch, weil er sich bewusst war, dass eine starke Fraktion seiner Kardinäle, mit dem entschlossenen della Rovere an der Spitze, die Invasion Karls als einer der wichtigsten Kardinäle förderte mit Mitteln, um ihm den doppelten Vorwurf der Simonie und der Unmoral vorzuwerfen. Im September 1494 überquerten die Franzosen die Alpen; am letzten Tag des Jahres zogen sie in Rom ein und brauchten für ihren Marsch durch die Halbinsel keine andere Waffe, wie Alexander witzig bemerkte, als die Kreide, mit der sie die Unterkünfte der Truppen markierten. Die Barone des Papstes verließen ihn nacheinander. Colonna und Savelli waren von Anfang an Verräter, doch am stärksten spürte er den Abfall von Virginio Orsini, dem Befehlshaber seiner Armee. Mancher heiligere Papst als Alexander VI. hätte den fatalen Fehler begangen, der rohen Gewalt nachzugeben und sich bedingungslos dem Eroberer Italiens zu ergeben; der heldenhafteste der Päpste hätte die Stabilität des Heiligen Stuhls in diesem entscheidenden Moment nicht mit größerer Entschlossenheit aufrechterhalten können. Von den zerfallenden Stadtmauern von St. Angelo aus, deren Verteidigung noch unvollständig war, blickte er ruhig in die Mündung der französischen Kanonen; mit der gleichen Unerschrockenheit stellte er sich der Intrige der Kardinäle von della Rovere, die lautstark seine Absetzung verlangten. Nach vierzehn Tagen war es Karl, der kapitulierte. Er erkannte Alexander als wahren Papst an, sehr zum Ekel von della Rovere, und „übte seinen kindlichen Gehorsam“, sagt Commines, „mit aller erdenklichen Demut“; aber er konnte vom Pontifex keine Anerkennung seiner Ansprüche auf Neapel erpressen. Karl marschierte am 22. Februar 1495 in Neapel ein, ohne einen Schlag auszuführen. Auf seine Annäherung hin dankte der unpopuläre Alfons zugunsten seines Sohnes Ferrantino ab, der sich, da er keine Unterstützung erhielt, zurückzog, um den Schutz Spaniens zu suchen. Während Karl mehr als zwei Monate mit erfolglosen Versuchen vergeudete, den Papst durch Versprechungen und Drohungen dazu zu bewegen, seine Usurpation zu genehmigen, bildete sich ein mächtiger Bund, bestehend aus Venedig, Mailand, dem Kaiserreich, und Spanien und der Heilige Stuhl bildeten sich gegen ihn. Am 12. Mai krönte er sich schließlich selbst, doch im darauffolgenden Juli kämpfte er sich durch die Reihen der alliierten Italiener nach Hause. Bis Ende des Jahres waren die Franzosen erneut nach Frankreich vorgedrungen. Niemand wünschte ihre Rückkehr außer der ruhelosen della Rovere und den Anhängern von Savonarola. Die Geschichte des Florentinermönchs wird an anderer Stelle erzählt; hier genügt der Hinweis, dass Alexanders Umgang mit ihm von äußerster Geduld und Nachsicht geprägt war.


Die französische Invasion war der Wendepunkt in der politischen Karriere Alexanders VI. Es hatte ihn gelehrt, dass er die unverschämten und illoyalen Barone zügeln musste, die ihn in seiner Stunde der Gefahr verraten hatten, wenn er in Rom sicher sein und wirklich Herr über den Kirchenstaat werden wollte. Leider wurde dieses lobenswerte Ziel in seinem Kopf immer mehr mit Plänen zur Vergrößerung seiner Familie identifiziert. Für eine Reform des Missbrauchs war in seinem Programm kein Platz. Ganz im Gegenteil; Um Geld für seine Militäreinsätze zu erhalten, entledigte er sich in skandalöser Weise ziviler und geistlicher Privilegien und Ämter. Er beschloss, mit den Orsini zu beginnen, deren Verrat ihn im kritischsten Moment in eine verzweifelte Lage gebracht hatte. Die Zeit schien günstig; denn Virginio, das Oberhaupt des Hauses, war ein Gefangener in den Händen Ferrantinos. Als Befehlshaber seiner Truppen wählte er seinen jugendlichen Sohn Juan, Herzog von Gandia. Der Kampf zog sich über Monate hin. Die kleineren Burgen der Orsini ergaben sich, aber Bracciano, ihre Hauptfestung, widerstand allen Bemühungen der päpstlichen Truppen. Sie mussten schließlich die Belagerung aufheben und wurden am 25. Januar 1497 bei Soriano vollständig geschlagen. Beide Seiten waren nun zum Frieden bereit. Gegen Zahlung von 50.000 Goldgulden erhielten die Orsini alle ihre Burgen zurück, mit Ausnahme von Cervetri und Anguillara, die der ursprüngliche Grund für ihren Streit mit dem Papst gewesen waren. Um die starke Festung Ostia zu zerschlagen, die von französischen Truppen für Kardinal della Rovere gehalten wurde, rief Alexander klugerweise die Hilfe von Gonsalvo de Cordova und seinen spanischen Veteranen in Anspruch. Innerhalb von zwei Wochen ergab es sich dem „Großen Kapitän“. Da es dem Papst nicht gelang, die Besitztümer der Orsini für seine Familie zu erlangen, forderte er nun die Zustimmung seiner Kardinäle zur Errichtung von Benevento, Terracina und Pontecorvo zu einem Herzogtum für den Herzog von Gandia. Kardinal Piccolomini war das einzige Mitglied, das es wagte, gegen diese missbräuchliche Veräußerung des Eigentums der Kirche zu protestieren. Ein heftigerer Protest als der des Kardinals von Siena hallte eine Woche später durch die Welt, als am 16. Juni die Leiche des jungen Herzogs mit durchschnittener Kehle und vielen klaffenden Wunden aus dem Tiber gefischt wurde. Historiker haben vergeblich versucht herauszufinden, wer die üble Tat begangen hat, aber dass es eine Warnung des Himmels war, Buße zu tun, war niemandem klarer als dem Papst selbst. Im ersten Anfall wilder Trauer sprach er davon, die Tiara abzugeben. Dann, nachdem drei Tage und Nächte ohne Essen und Schlaf vergangen waren, erschien er im Konsistorium und verkündete seine Entschlossenheit, die Reform der Kirche „an Kopf und Gliedern“ in Angriff zu nehmen, nach der die Welt so lange gesehnt hatte. Eine Kommission aus Kardinälen und Kanonisten begann eifrig damit, Verordnungen zu erlassen, die die Disziplinarverordnungen von Trient vorwegnahmen. Aber sie wurden nie verkündet. Die Zeit milderte allmählich die Trauer und löschte die Reue Alexanders aus. Von nun an war Caesars eiserner Wille oberstes Gesetz. Dass er sich von Anfang an hohe Ziele gesetzt hatte, zeigt sich an seinem zunächst vom Papst abgelehnten Entschluss, auf sein Kardinalsamt und andere kirchliche Würden zu verzichten und ein weltlicher Fürst zu werden. Der Zustand Neapels war verlockend. Der galante Ferrantino war kinderlos gestorben und wurde von seinem Onkel Federigo abgelöst, dessen Krönung eine der letzten, möglicherweise auch eine seiner ersten kirchlichen Taten Caesars war. Indem er sich die Hand von Federigos Tochter, Carlotta, Prinzessin von Tarento, sicherte, wurde er einer der mächtigsten Barone des Königreichs, mit der Aussicht, die Krone zu tragen. Carlottas Abscheu konnte jedoch nicht überwunden werden. Doch im Verlauf des Prozesses wurde eine weitere Ehe geschlossen, die für großen Skandal sorgte. Lucrezias Ehe mit Sforza wurde wegen deren Impotenz für nichtig erklärt und sie wurde Alfons von Biseglia, einem unehelichen Sohn Alfons II., zur Frau gegeben.


Unterdessen nahmen die Ereignisse in Frankreich eine unerwartete Wendung, die den Lauf der italienischen Geschichte und die Karriere der Borgias tiefgreifend veränderte. Karl VIII. starb im April 1498, als sein einziger Sohn das Grab betrat, und überließ den Thron seinem Cousin, dem Herzog von Orléans, König Ludwig XII., der nun zwei päpstliche Gefälligkeiten benötigte. In seiner Jugend war er gezwungen worden, Jane von Valois zu heiraten, die heilige, aber deformierte Tochter Ludwigs XI. Um Brittany zu behalten, war es außerdem wichtig, dass er die Witwe seines verstorbenen Cousins, Königin Anne, heiratete. Es trifft Alexander nicht, dass er das gewünschte Dekret zur Annullierung der Ehe des Königs erlassen oder ihm eine Ausnahmegenehmigung vom Verwandtschaftshindernis gewährt hat. Die von ihm eingesetzte Untersuchungskommission stellte die beiden grundlegenden Tatsachen fest, dass die Ehe mit Jane aufgrund mangelnder Zustimmung ungültig war und dass sie nie vollzogen worden war. Es war die politische Nutzung ihrer Chance durch die Borgias und das bevorstehende Bündnis zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl, die nun mehrere Mächte Europas an den Rand einer Spaltung brachten. Die Androhung eines Konzils und einer Absetzung bereitete Alexander keine Angst, da er die absolute Kontrolle über das Heilige Kolleg hatte. Della Rovere war nun sein Agent in Frankreich. Ascanio Sforza sollte sich bald endgültig aus Rom zurückziehen. Ludwig hatte von seiner Großmutter Valentina Visconti starke Ansprüche auf das Herzogtum Mailand geerbt, das von den Sforzas usurpiert worden war, und er machte keinen Hehl aus seiner Absicht, diese durchzusetzen. Alexander kann nicht für die zweite „barbarische“ Invasion in Italien verantwortlich gemacht werden, aber er nutzte sie schnell aus, um seine weltliche Macht zu festigen und seine Familie zu vergrößern. Am 1. Oktober 1498 machte sich Caesar, nicht mehr Kardinal, sondern designierter Herzog von Valentinois und Peer von Frankreich, von Rom auf den Weg, um König Ludwig den päpstlichen Dispens und seinem Minister D'Amboise einen Kardinalshut zu überbringen und ihn selbst zu finden eine hochrangige Frau. Er sehnte sich immer noch nach der Hand von Carlotta, die in Frankreich residierte, aber da diese Prinzessin in ihrer Ablehnung beharrte, empfing er stattdessen die Hand einer Nichte von König Ludwig, der Schwester des Königs von Navarra, Charlotte D'Albret. Am 8. Oktober 1499 hielt König Ludwig in Begleitung von Herzog Cäsar und Kardinal della Rovere seinen triumphalen Einzug in Mailand. Es war das Signal, mit Operationen gegen die kleinen Tyrannen zu beginnen, die den Kirchenstaat verwüsteten. Alexander hätte für dieses dringend benötigte Werk große Anerkennung verdient, wenn er es nicht dadurch verdorben hätte, dass er seine eigene Familie an ihre Stelle gesetzt hätte. Was seine letzten Absichten waren, können wir nicht ergründen. Die vertriebenen Tyrannen kehrten jedoch nie zurück, während die Borgian-Dynastie mit dem Pontifikat von Julius II. ein schnelles Ende fand. In der Zwischenzeit hatte Caesar seinen Feldzug 80 erfolgreich geführt, sodass er im Jahr 1501 das gesamte usurpierte päpstliche Territorium beherrschte und vom Papst zum Herzog der Romagna ernannt wurde, dessen Zuneigung für den brillanten jungen General sich noch auf andere Weise manifestierte. Während des Krieges und mitten im Jubiläumsjahr 1500 kam es jedoch zu einem weiteren häuslichen Mord. Am 15. Juli desselben Jahres wurde der Ehemann des Herzogs von Biseglia, Lucretia, von fünf maskierten Attentätern angegriffen, die ihn schwer verletzten. Überzeugt davon, dass Caesar der Anstifter der Tat war, unternahm er nach seiner Genesung einen erfolglosen Versuch, seinen vermeintlichen Feind zu töten, und wurde sofort von Caesars Leibwache entsandt. Letzterer strebte, nachdem er im April 1501 die Eroberung der Romagna vollendet hatte, die Eroberung der Toskana an ; aber er wurde bald nach Rom zurückgerufen, um an einem anderen Unternehmen teilzunehmen. Am 27. Juni desselben Jahres setzte der Papst seinen obersten Vasallen, Federigo von Neapel, unter Berufung auf ein angebliches Bündnis mit den Türken zum Nachteil der Christenheit ab und genehmigte den geheimen Vertrag von Granada, durch den das Königreich Neapel gegründet wurde wurde zwischen Spanien und Frankreich aufgeteilt.


Das Motiv Alexanders, seine frühere Politik in Bezug auf ausländische Einmischung auf diese Weise umzukehren, war offensichtlich. Die Colonna, die Savelli, die Gaetani und andere Barone des Patrimoniums wurden in ihrem Widerstand gegen die Päpste stets durch die Gunst der aragonesischen Dynastie gestützt, ohne die sie sich machtlos fühlten. Vom Papst als Rebellen exkommuniziert, boten sie an, die Schlüssel ihrer Burgen dem Heiligen Kolleg zu übergeben, doch Alexander verlangte sie für sich. Die Orsini, die vielleicht wussten, dass sie als nächstes an der Reihe sein würden, waren so kurzsichtig, dass sie dem Papst beim Untergang ihrer Erbfeinde halfen. Eine nach der anderen wurden die Burgen übergeben. Am 27. Juli verließ Alexander Rom, um seine Eroberung zu überwachen. Gleichzeitig überließ er der verwitweten Lucrezia im Vatikan die Vollmacht, ihre Korrespondenz zu öffnen und die Routinegeschäfte des Heiligen Stuhls zu erledigen. Er teilte auch die beschlagnahmten Besitztümer der oben genannten Familien in zwei Herzogtümer auf, wobei er eines Rodrigo, dem kleinen Sohn von Lucrezia, und das andere Juan Borgia übertrug, der ihm kurz nach der Ermordung von Gandia geboren wurde und dem letzterer übertragen wurde Taufname (Pastor, op. cit., III 449). Lucrezia, jetzt in ihrem dreiundzwanzigsten Jahr, blieb nicht lange Witwe ; Ihr Vater bestimmte sie zur Braut eines anderen Alfonso, Sohn und Erbe des Herzogs Ercole von Ferrara. Obwohl sowohl Vater als auch Sohn zunächst die Idee eines ehelichen Bündnisses zwischen dem stolzen Haus Este und der unehelichen Tochter des Papstes ablehnten, wurden sie vom König von Frankreich positiv beeinflusst. Die dritte Hochzeit von Lucrezia, die am 30. Dezember 1501 im Vatikan durch einen Stellvertreter gefeiert wurde, übertraf die erste bei weitem an Pracht und Extravaganz. Wenn ihr Vater sie in ihrer neuen Position als Instrument zur Förderung seiner politischen Kombinationen meinte, täuschte er sich. Von nun an und bis zu ihrem Tod im Jahr 1519 war sie als vorbildliche Ehefrau und Prinzessin bekannt und wurde von allen für ihre Liebenswürdigkeit, ihre Tugend und ihre Barmherzigkeit gelobt. Nichts könnte sich stärker von der teuflischen Lucrezia Borgia aus Drama und Oper unterscheiden als die historische Herzogin von Ferrara. Caesar setzte jedoch seine berüchtigte Karriere der Simonie, Erpressung und des Verrats fort und hatte Ende 1502 seinen Besitz durch die Einnahme von Camerino und Sinigaglia vervollständigt. Im Oktober desselben Jahres verschworen sich die Orsini mit seinen Generälen, um ihn zu vernichten. Mit Kühle und Geschick lockte Caesar die Verschwörer in seine Gewalt und tötete sie. Der Papst setzte den Schlag fort, indem er mit größerem Erfolg als zuvor gegen die Orsini vorging. Kardinal Orsini, die Seele der Verschwörung, wurde auf die Burg St. Angelo gebracht – zwölf Tage später war er eine Leiche. Ob er eines natürlichen Todes starb oder privat hingerichtet wurde, ist ungewiss. Caesar verlor keine Zeit und kehrte nach Rom zurück, und der Schrecken, den er auslöste, war so groß, dass die verängstigten Barone vor ihm flohen, sagt Villari (I, 356), „wie vor dem Gesicht einer Hydra“. Im April blieb den Orsini außer der Festung Bracciano nichts mehr übrig und sie baten um einen Waffenstillstand. Die Demütigung der römischen Aristokratie war vollkommen; Zum ersten Mal in der Geschichte des Papsttums war der Papst im wahrsten Sinne des Wortes Herrscher über seine Staaten.


Alexander, der in seinem dreiundsiebzigsten Jahr immer noch gesund und kräftig war und sich auf viele weitere Regierungsjahre freute, stärkte seine Position, indem er seine Schatzkammer auf mehr als zweifelhafte Weise auffüllte. Das Heilige Kolleg beherbergte nun so viele seiner Anhänger und Landsleute, dass er von dort nichts zu befürchten hatte. Er genoss und lachte über die skurrilen Schmähschriften, die im Umlauf waren, in denen ihm unglaubliche Verbrechen vorgeworfen wurden, und unternahm keine Schritte, um seinen Ruf zu schützen. In Neapel war zwischen Frankreich und Spanien ein Krieg um die Aufteilung der Beute ausgebrochen. Alexander zweifelte immer noch daran, welche Seite er am vorteilhaftesten unterstützen könnte, als seine Karriere ein jähes Ende fand. Am 6. August 1503 speiste der Papst zusammen mit Cäsar und anderen mit Kardinal Adriano da Corneto in einer Villa des Kardinals und blieb nach Einbruch der Dunkelheit sehr unvorsichtigerweise im Freien. Die Strafe zahlte das gesamte Unternehmen, indem es sich das verderbliche Römerfieber zuzog. Am zwölften legte sich der Papst zu Bett. Am 18. war sein Leben verzweifelt; Er legte seine Beichte ab, empfing die letzten Sakramente und starb gegen Abend. Die rasche Verwesung und das geschwollene Erscheinungsbild seines Leichnams ließen den bekannten Verdacht auf Gift aufkommen. Später hieß es, er habe aus Versehen einen vergifteten Becher Wein getrunken, den er für seinen Gastgeber vorbereitet hatte. Nichts ist sicherer, als dass das Gift, das ihn tötete, die tödliche Mikrobe der römischen Campagna war [Pastor, op. cit., III, 469-472; Creighton, Hist. of the Popacy (London 1887), IV, 44]. Seine sterblichen Überreste ruhen in der spanischen Nationalkirche Santa Maria di Monserrato.


Eine unvoreingenommene Würdigung der Karriere dieser außergewöhnlichen Person muss sofort zwischen dem Mann und dem Amt unterscheiden. „Eine unvollkommene Fassung“, sagt Dr. Pastor (op. cit., III, 475), „beeinträchtigt weder den inneren Wert des Juwels, noch verliert die Goldmünze ihren Wert, wenn sie durch unreine Hände gelangt. Insofern.“ Da der Priester ein Beamter einer heiligen Kirche ist, wird von ihm ein tadelloses Leben erwartet, sowohl weil er durch sein Amt das Vorbild der Tugend ist, zu dem die Laien aufschauen, als auch weil sein Leben, wenn es tugendhaft ist, bei den Zuschauern Respekt einflößt Aber die Schätze der Kirche, ihr göttlicher Charakter, ihre Heiligkeit, ihre göttliche Offenbarung, die Gnade Gottes, ihre geistliche Autorität hängen bekanntlich nicht vom moralischen Charakter der Handelnden ab und Beamte der Kirche. “ Es gab zu allen Zeiten böse Männer in den Reihen der Kirche. Unser Herr hat als eine seiner schwersten Prüfungen die Gegenwart nicht nur falscher Brüder, sondern auch von Herrschern in seiner Kirche vorhergesagt, die durch verschiedene Formen der Selbstsucht sowohl die Kinder des Hauses als auch „diejenigen, die draußen sind“ beleidigen würden. In ähnlicher Weise verglich Er Seine geliebte Gemahlin, die Kirche, mit einer Tenne, auf die bis zur Zeit der Trennung sowohl Spreu als auch Getreide fallen. Die strengsten, weil in gewisser Weise offiziellen Anklagen Alexanders stammen von seinen katholischen Zeitgenossen, Papst Julius II. (Gregorovius, VII, 494) und dem Augustinerkardinal und Reformator Aegidius von Viterbo in seinem Manuskript „Historia XX Saeculorum“. in Rom in der Bibliotheca Angelica aufbewahrt. Der Oratorianer Raynaldus (gest. 1677), der die halboffiziellen Annalen des Baronius weiterführte, überreichte der Welt in Rom (1460 n. Chr.) den oben erwähnten väterlichen, aber strengen Tadel des jungen Kardinals durch Pius II, und erklärte an anderer Stelle, dass es zu seiner Zeit die Meinung von Historikern war, dass Alexander das Papsttum teils durch Geld und teils durch Versprechen und die Überzeugung erlangt hatte, dass er sich nicht in sein Leben einmischen würde Wähler. Mansi, der gelehrte Erzbischof, Herausgeber von Lucca und Kommentator von Raynaldus sagt, dass es einfacher sei, über diesen Papst zu schweigen, als eine Moderation zu schreiben. Das strenge Urteil des verstorbenen Kardinals Hergenröther in seiner „Kirchengeschichte“ ist zu bekannt, als dass es mehr als einer Erwähnung bedarf.


So wenig haben katholische Historiker ihn verteidigt, dass Cesare Cantù Mitte des 19. Jahrhunderts schreiben konnte, dass Alexander VI. der einzige Papst war, der nie einen Apologeten gefunden hatte. Seitdem haben jedoch einige katholische Schriftsteller sowohl in Büchern als auch in Zeitschriften versucht, ihn gegen die schlimmsten Anschuldigungen seiner Zeitgenossen zu verteidigen. Zwei seien besonders erwähnt: der Dominikaner Ollivier, „Le Pape Alexandre VI et les Borgia“, von dessen Werk nur ein Band erschien, der sich mit dem Kardinal des Papstes befasste ; und Leonetti „Papa Alessandro VI secondo documenti e carteggi del tempo“. Anlass für diese und andere Werke war teils der lobenswerte Wunsch, den guten Ruf der katholischen Kirche von einem Stigma zu befreien, teils die groben Übertreibungen von Victor Hugo und anderen, die sich im Umgang mit einem so hilflosen und verabscheuten Namen jede Freiheit ließen. Es kann jedoch nicht gesagt werden, dass diese Werke dem Eifer ihrer Autoren entsprochen hätten. Dr. Pastor stuft sie alle als Versager ein. Dies ist die Meinung von Henri de l'Epinois in der „Revue des questions historiques“, einer Studie, die sogar Thuasne, der feindselige Herausgeber des Tagebuchs von Burchard, „den unverzichtbaren Leitfaden für alle Studenten“ nennt Borgia-Geschichte“. Dies ist auch die Meinung des Bollandisten Matagne in derselben Rezension für 1870 und 1872 und von Reumont, dem katholischen Historiker des mittelalterlichen Roms in Bonn. Dr. Pastor ist der Ansicht, dass die Veröffentlichung der Dokumente in der Ergänzung zum dritten Band von Thuasnes Ausgabe des Tagebuchs von Burchard jegliche Versuche, den Ruf zu retten, „für immer unmöglich“ macht von Alexander VI. Umso weniger Grund gibt es, sagt Kardinal Hergenröther, für die falschen Anschuldigungen, die seinem Bericht hinzugefügt wurden, z. B. seinen Versuch, Kardinal Adriano da Corneto zu vergiften, und seine Inzestbeziehungen mit Lucrezia. Andere Anschuldigungen, sagt derselbe Autor, seien von Roscoe nicht erfolglos in seinem „Leben von Leo dem Zehnten“ behandelt worden; von Capefigue in seinem „Église Pendant les quatre derniers siècles“ und von Chantrel, „Le Pape Alexandre VI“. Andererseits haben unmoralische Autoren nur zu viel Kapital aus den anzüglichen Absätzen gemacht, die in Burchard und Infessura verstreut sind, Es gibt heute keinen größeren Grund als zu Zeiten von Raynaldus und Mansi, die Tatsachen der Geschichte zu verheimlichen oder zu verfälschen. „Ich bin Katholik“, sagt M. de l'Epinois, „und ein Jünger Gottes, der eine Abscheu vor Lügen hat. Ich suche die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.“ Unsere schwachen Augen erkennen nicht sofort den Nutzen davon, oder besser gesagt, sehen Schaden und Gefahr, wir müssen es furchtlos verkünden.“ Dasselbe gute Prinzip wird von Leo verkündet, dass die Kirche unter den Fehlern ihrer Kinder und manchmal sogar unter denen ihrer eigenen Geistlichen leiden musste. Vor langer Zeit erklärte Leo der Große in seiner dritten Predigt zum Weihnachtstag, dass „die Würde Petri auch durch einen unwürdigen Nachfolger nicht gemindert wird“ (cujus dignitas etiam in indigno haerede non defizit). Gerade die Empörung, die das böse Leben eines großen Geistlichen zu jeder Zeit hervorruft (von Pius II. in dem oben erwähnten Brief an Kardinal Rodrigo Borgia edel zum Ausdruck gebracht), ist selbst eine Hommage an das hohe spirituelle Ideal, das so lange und so weit verbreitet war Maßstab hat die Kirche der Welt in so vielen heiligen Beispielen präsentiert und diese daher daran gewöhnt, von den Priestern zu fordern. „Den letzteren wird nichts verziehen“, sagt De Maistre in seinem großartigen Werk „Du Pape“, „denn von ihnen wird alles erwartet, weshalb die Laster, die in einem Ludwig XIV. leichtfertig übergangen wurden, in einem Alexander VI. äußerst beleidigend und skandalös werden“.




PROTESTANTEN SIND KEINE CHRISTEN


Ein häufiger Fehler, der vor allem in den letzten Jahrzehnten Einzug in unsere Sprache gehalten hat, besteht darin, Protestanten als Christen zu bezeichnen. Manche würden behaupten, Katholiken und Protestanten seien zwei Zweige des Christentums. Dieser Fehler steht im Widerspruch zu den uralten Lehren der Kirche.


Wer soll Christ genannt werden?“


Der heilige Petrus Canisius, der maßgeblich an der Bekämpfung des Protestantismus in Deutschland beteiligt war, verfasste 1555 den ersten Katechismus, der als „Katechismus des heiligen Petrus Canisius“ bekannt ist. Auf die Frage, wer als Christ bezeichnet werden darf, wird wie folgt geantwortet: „Wer in das Sakrament der Taufe Jesu Christi, des wahren Gottes und Menschen, eingeweiht ist und in seiner Kirche die heilsame Lehre bekennt, und nicht diejenigen, die irgendeiner Sekte angehören oder Überzeugungen, die der katholischen Kirche fremd sind.“


Wenn wir auf unseren Baltimore-Katechismus zurückkommen, werden wir in ähnlicher Weise daran erinnert, was Häresie ist und inwiefern dieser Glaube der katholischen Kirche fremd ist:


Diejenigen, die nicht alles glauben, was Gott gelehrt hat, sind die Ketzer und Ungläubigen. Die Leugnung nur eines Glaubensartikels wird einen Menschen zum Ketzer und der Todsünde schuldig machen, denn die Heilige Schrift sagt: Wer das ganze Gesetz hält, aber es in einem Punkt beleidigt, macht sich an allen schuldig. Ein Glaubensartikel ist eine offenbarte Wahrheit, die so wichtig und so sicher ist, dass niemand sie leugnen oder anzweifeln kann, ohne das Zeugnis Gottes abzulehnen. Die Kirche weist sehr deutlich darauf hin, welche Wahrheiten Glaubensartikel sind, damit wir sie von frommen Überzeugungen und Traditionen unterscheiden können, damit niemand der Sünde der Häresie schuldig sein kann, ohne es zu wissen.“


Protestanten sind keine Mitglieder des christlichen Glaubens, weil sie an Häresien glauben, die der göttlichen Offenbarung, wie sie sowohl in der Heiligen Schrift als auch in der Lehrautorität der Kirche zum Ausdruck kommt, direkt widersprechen. Sie können zwar gültig getauft werden, aber aufgrund ihrer Hartnäckigkeit, sich dem katholischen Glauben zu unterwerfen und an alles zu glauben, was die Kirche dogmatisch lehrt (z. B. die Theologie der Sakramente, die Heilige Messe, Erbsünde und Rechtfertigung, die Lehre von Gnade, die Notwendigkeit der Buße, die Autorität des Papstes und der Bischöfe usw.) stehen außerhalb des Glaubens. Betrachte einfach diese Auflistung von 255 Dogmen des Glaubens, die von allen Getauften geglaubt werden müssen.


Den Fehler lokalisieren und nachweisen


Ein Irrtum, der in vielen Gemeinden und katholischen Texten Einzug gehalten hat, ist, dass man, um Christ zu sein, nur an einen Gott glauben muss, der eine Heilige Dreifaltigkeit ist, und glauben muss, dass Jesus Christus Gott und Mensch ist. Während es sich hierbei um grundlegende Lehren handelt, die wohl die beiden zentralsten Grundsätze des katholischen Glaubens sind, liegt der Fehler darin, sie als die einzig notwendigen Glaubenssätze für das Christentum darzustellen. Ein solches Minimum und ein „kleinster gemeinsamer Nenner“ wurde vom ewigen Lehramt der Heiligen Mutter Kirche nie gelehrt.


Nehmen wir als Beispiel das unfehlbare Glaubensdogma, dass Jesus Christus in der Heiligen Eucharistie wirklich und substanziell gegenwärtig ist. Aufgrund dieser Wahrheit beten und verehren wir Katholiken das Allerheiligste Sakrament. Wir erweisen der Heiligen Hostie Latria (jene Anbetung, die nach dem Ersten Gebot nur an Gott gerichtet sein darf). Wir begegnen unserem Herrn und Erlöser täglich in der Heiligen Eucharistie. Wir können eine katholische Kirche betreten und vor dem Tabernakel niederknien in dem Wissen, dass wir vor der Gegenwart Christi, des Königs, knien. 


Wenn die Protestanten Recht haben, wenn sie die reale Präsenz leugnen, dann wäre die Heilige Hostie nur ein Stück Brot. Dies würde bedeuten, dass Katholiken bei der Anbetung der Heiligen Eucharistie die schwerste Sünde des Götzendienstes begehen. Der eigentliche Ursprung und Höhepunkt des katholischen Lebens, das heilige Messopfer, wäre dann die schwerste Beleidigung Gottes. In diesem Fall müsste der katholische Glaube vom Erdboden vernichtet werden. Wenn Gott im Allerheiligsten Sakrament nicht wirklich gegenwärtig ist, dann sind es Katholiken, die keine Christen (Jünger Christi) sind.


Die unfehlbare Lehre von der Heiligen Eucharistie ist jedoch eine nicht verhandelbare Wahrheit. Entweder ist Jesus im Allerheiligsten Sakrament anwesend und der Mensch ist verpflichtet, die Heilige Hostie anzubeten, oder Jesus ist nicht im Allerheiligsten Sakrament anwesend und der katholische Glaube ist ein schweres Übel. 


Wenn man also leugnet, dass die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wirklich in der Eucharistie anwesend ist, wie kann man dann behaupten, wirklich an Ihn zu glauben? Wie Pater Michael Rodríguez kürzlich in einer Predigt sagte: „Wisst mit Sicherheit, dass es außer der Heiligen Eucharistie keinen Glauben an Christus gibt.“ 


Ein falscher Ökumenismus


Dieser Irrtum hat sich aufgrund eines falschen ökumenischen Geistes, der die Militante Kirche im 20. Jahrhundert infizierte, in den katholischen Sprachgebrauch eingeschlichen – und tut dies auch weiterhin. Papst Pius XI. deckte diesen Fehler in seiner bahnbrechenden Enzyklika über die wahre religiöse Einheit (Mortalium Animos) auf. Er erklärt, wie viele sich Christen nennen, aber ein wahrer Christ muss die eine wahre Kirche akzeptieren, die von Christus gegründet wurde, und die Dogmen, die sie unfehlbar lehrt. Er lehrt weiter, dass der Versuch, eine falsche Einheit unter denen zu fördern, die nicht alle von Gott durch seine heilige katholische Kirche offenbarten Wahrheiten akzeptieren, „einem falschen Christentum Vorschub leisten wird, das der einen Kirche Christi völlig fremd ist“.


Dennoch besteht seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Tendenz, Protestanten als „Christen“ und „getrennte Brüder“ zu bezeichnen. Wir wissen, dass dieser letztere Begriff lediglich verwendet wird, um die Schwere ihrer Sünden gegen das Erste Gebot herunterzuspielen. Im Gegenteil, wir haben die Verantwortung, alles zu tun, was wir können, um sie zur Wahrheit zu bringen.


Aber ist es immer noch besser, ein praktizierender Protestant zu sein als ein abgefallener Katholik? St. Peter Julian Eymard erinnert uns: 


Manchmal sagen die Leute: Es ist besser, ein guter Protestant zu sein als ein schlechter Katholik. Das ist nicht wahr. Das würde im Grunde bedeuten, dass man ohne den wahren Glauben gerettet werden könnte. Nein, ein schlechter Katholik bleibt ein Kind der Familie – wenn auch ein Verschwender; und ein wie großer Sünder er auch sein mag, er hat immer noch das Recht auf Barmherzigkeit. Durch seinen Glauben ist ein schlechter Katholik Gott näher als ein Protestant, denn er gehört zum Haushalt, der Protestant hingegen nicht. Und wie schwer ist es, ihn dazu zu bringen, einer zu werden!“


Außerhalb der katholischen Kirche gibt es keine Erlösung


Da es nur eine wahre, von Christus gegründete Kirche gibt, nämlich die katholische Kirche, gibt es keine Erlösung außer in dieser Kirche. So wie es unter dem Himmel keinen anderen Namen gibt, durch den wir gerettet werden, außer im Namen Jesu Christi (Apostelgeschichte 4,12), gibt es keine andere Religion auf der Erde, durch die wir gerettet werden, außer in der von Christus selbst gegründeten Religion. Die Kirche hat dies jahrhundertelang mit Autorität bekräftigt und es ist ein Dogma des Glaubens.


Papst Eugen IV. bekräftigte 1441 in Cantate Domino dieses Dogma unmissverständlich:


Die Allerheiligste Römische Kirche glaubt fest daran, bekennt und predigt, dass niemand von denen, die außerhalb der katholischen Kirche existieren, nicht nur Heiden, sondern auch Juden, Ketzer und Schismatiker, am ewigen Leben teilhaben können; sondern dass sie in das ewige Feuer eingehen werden, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet wurde, es sei denn, sie werden vor dem Tod mit ihr verbunden; und dass die Einheit dieser kirchlichen Körperschaft so wichtig ist, dass nur diejenigen, die in dieser Einheit verbleiben, von den Sakramenten der Kirche zur Erlösung profitieren können und nur sie eine ewige Belohnung für ihr Fasten, ihre Almosen und ihre anderen Werke der christlichen Frömmigkeit erhalten können und die Pflichten eines christlichen Soldaten. Niemand, mag seine Almosengabe noch so groß sein, niemand, selbst wenn er sein Blut für den Namen Christi vergießt, kann gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.“


Zusammenfassung


Katholizismus und Christentum sind ein und dasselbe. Die Vorstellung, dass Protestanten Christen seien, ist eine falsche Lehre, die von der Kirche verurteilt und in den Worten des heiligen Petrus Canisius und Papst Eugen IV. eindeutig verurteilt wird. Katholiken sind Christen, Orthodoxe sind Schismatiker und Protestanten sind Ketzer. Das ist einfach die Wahrheit. Wir meinen mit diesen Worten keine Bosheit, sondern möchten lediglich darauf hinweisen, dass diese anderen Gruppen keine Mitglieder der christlichen Kirche sind und Buße tun und sich der Kirche des Herrn und dem Glaubensgut unterwerfen müssen. Lasst uns beten und für ihre Bekehrung arbeiten!






CHRISTI MATRI


An seine ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe und anderen Ortsordinarien in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl.


Ehrwürdige Brüder, Gesundheit und Apostolischen Segen.


Es ist ein feierlicher Brauch der Gläubigen, im Monat Oktober die Gebete des Rosenkranzes zu mystischen Girlanden für die Mutter Christi zu flechten. In den Fußstapfen unserer Vorgänger billigen wir dies von ganzem Herzen und rufen alle Söhne der Kirche auf, der Allerseligsten Jungfrau in diesem Jahr besondere Andachten zu erweisen. Denn die Gefahr einer noch ernsteren und umfassenderen Katastrophe schwebt über der Menschheitsfamilie und hat zugenommen, insbesondere in Teilen Ostasiens, wo ein blutiger und erbitterter Krieg tobt. Daher spüren wir die dringende Notwendigkeit, erneut alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Frieden zu schützen. Wir sind auch beunruhigt über das, was unseres Wissens in anderen Bereichen vor sich geht, wie das wachsende Wettrüsten um Atomwaffen, der sinnlose Nationalismus, der Rassismus, die Revolutionsbesessenheit, die den Bürgern auferlegten Trennungen, die schändlichen Verschwörungen, das Abschlachten unschuldiger Menschen. All dies kann Stoff für das größte Unglück liefern.


Eine besondere Aufgabe Gottes


Wie Unsere unmittelbaren Vorgänger haben Wir offenbar von der Vorsehung Gottes die besondere Aufgabe erhalten, geduldig und unermüdlich für die Erhaltung und Festigung des Friedens zu arbeiten. Diese Aufgabe ergibt sich offensichtlich aus der Tatsache, dass Uns die Leitung der gesamten Kirche anvertraut wurde, die als „ein unter den Völkern erhobenes Zeichen“ nicht politischen Zielen dient, sondern den Menschen die Wahrheit und Gnade Jesu Christi, ihres göttlichen Gründers, bringen soll.


Tatsächlich haben Wir seit Beginn Unseres apostolischen Dienstes keine Anstrengungen unterlassen, die Sache des Friedens in der Welt durch Gebete, Bitten und Ermahnungen zu fördern. Wie Sie sich gut erinnern, flogen Wir im vergangenen Jahr nach Nordamerika, um bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen vor einem sehr angesehenen Publikum, das fast alle Nationen vertrat, über den erstrebenswertesten Segen des Friedens zu sprechen. Wir warnten davor, zuzulassen, dass einige anderen unterlegen sind, und davor, dass einige andere angreifen. Stattdessen sollten alle ihre Bemühungen und ihren Eifer der Schaffung des Friedens widmen. Auch danach hörten Wir, von apostolischer Sorge getrieben, nicht auf, diejenigen, von denen diese große Sache abhängt, zu drängen, das furchtbare Unheil, das daraus entstehen könnte, von der Menschheit abzuwenden.


Eine sehr ernste Verpflichtung


Jetzt erheben Wir erneut Unsere Stimme „mit lautem Geschrei und unter Tränen“ und flehen die Herrscher der Nationen eindringlich an, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit sich der Brand nicht weiter ausbreitet, sondern vollständig ausgelöscht wird. Wir zweifeln nicht daran, dass alle Menschen, die das Rechte und das Ehrbare wollen – unabhängig von ihrer Rasse, Hautfarbe, Religion und sozialen Schicht –, dasselbe empfinden wie Wir.


Deshalb mögen alle Verantwortlichen die notwendigen Voraussetzungen für die Niederlegung der Waffen schaffen, bevor ihnen die Möglichkeit dazu durch den Druck der Ereignisse genommen wird. Diejenigen, in deren Händen die Sicherheit der Menschheit liegt, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie in der heutigen Zeit eine sehr ernste Gewissenspflicht haben. Im Bewusstsein ihres eigenen Volkes, der Welt, Gottes und der Geschichte mögen sie ihr eigenes Gewissen prüfen. Sie mögen erkennen, dass ihr Name in Zukunft gesegnet sein wird, wenn es ihnen gelingt, dieser Aufforderung weise nachzukommen.


Die Verhandlungen müssen beginnen


Im Namen des Herrn rufen wir sie auf, aufzuhören. Die Menschen müssen zusammenkommen und ernsthafte Verhandlungen aufnehmen. Die Dinge müssen jetzt geregelt werden, selbst auf Kosten einiger Unannehmlichkeiten, denn später müssen sie möglicherweise auf Kosten immensen Schadens und enormen Gemetzels geregelt werden, die man sich heute noch nicht einmal vorstellen kann. Aber dieser Frieden muss auf Gerechtigkeit und Freiheit für die Menschheit basieren und die Rechte von Einzelpersonen und Gemeinschaften berücksichtigen. Sonst wird er unbeständig und instabil sein.


Da Wir dies alles mit tiefer Ergriffenheit und besorgtem Herzen sagen, ist es nur recht, dass Wir unserer obersten Hirtensorge nachkommen und den Himmel um Hilfe bitten. Der Friede, „der ein so großes Gut ist, dass es selbst unter irdischen, vergänglichen Dingen nichts Schöneres zu hören, nichts sehnlicher zu ersehnen und schließlich nichts Besseres zu finden gibt“, muss von Ihm erbeten werden, dem Fürsten des Friedens. Da aber die Kirche in unsicheren und sorgenvollen Zeiten gewohnt ist, ihre Zuflucht zu dieser bereitwilligsten Fürsprecherin, ihrer Mutter Maria, zu nehmen, haben Wir guten Grund, Unsere eigene Aufmerksamkeit und Ihre Aufmerksamkeit, ehrwürdige Brüder, und die aller christlichen Gläubigen auf sie zu richten. Denn wie der hl. Irenäus sagt, ist sie „die Ursache des Heils für das ganze Menschengeschlecht geworden“.


Maria, Königin des Friedens


Nichts scheint Uns angemessener und wertvoller, als die Gebete der gesamten christlichen Familie zur Mutter Gottes, die als Königin des Friedens angerufen wird, zu erheben und sie zu bitten, inmitten so vieler großer Prüfungen und Nöte reiche Gaben ihrer mütterlichen Güte auszuschütten. Wir möchten, dass ständige und fromme Gebete zu ihr gesprochen werden, die Wir während der Feier des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Mutter der Kirche, zu ihrer geistigen Mutter erklärt haben, wodurch Wir den Beifall der Väter und der katholischen Welt gewannen und einen Punkt der traditionellen Lehre bestätigten. Denn die Mutter des Erlösers ist, wie der heilige Augustinus lehrt, „sicherlich die Mutter seiner Glieder“, und der heilige Anselm, um nur einen anderen zu nennen, stimmt ihm in diesen Worten zu: „Was könnte jemals angemessener erachtet werden, als dass du die Mutter derer bist, deren Vater und Bruder Christus zu werden geruhte?“ Sie wurde von Unserem Vorgänger Leo XIII. „in höchstem Maße die Mutter der Kirche“ genannt. Deshalb haben Wir guten Grund, inmitten dieser schrecklichen Unordnung Unser Vertrauen in sie zu setzen.


Der Wert des Rosenkranzes


Wenn die Übel zunehmen, muss auch die Hingabe des Gottesvolkes zunehmen. Deshalb, ehrwürdige Brüder, möchten Wir, dass ihr die Führung übernimmt und die Menschen dazu anspornt und ermutigt, inbrünstig zu unserer barmherzigen Mutter Maria zu beten, indem ihr im Monat Oktober den Rosenkranz betet, wie Wir bereits angedeutet haben. Dieses Gebet ist der Hingabe des Gottesvolkes sehr angemessen, es gefällt der Mutter Gottes am besten und ist am wirksamsten, um himmlische Segnungen zu erlangen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat allen Söhnen der Kirche den Gebrauch des Rosenkranzes empfohlen, nicht ausdrücklich, aber unmissverständlich in diesem Satz: „Sie sollen die frommen Übungen und Übungen, die sich an die Heilige Jungfrau richten und im Laufe der Jahrhunderte vom Lehramt gebilligt wurden, hoch schätzen.“


Wie die Geschichte der Kirche zeigt, ist diese sehr fruchtbare Art des Betens nicht nur wirksam, um Übel abzuwehren und Unglück zu verhüten, sondern sie ist auch eine große Hilfe bei der Förderung des christlichen Lebens. "Sie nährt den katholischen Glauben, der durch einen zeitgemäßen Kommentar zu den heiligen Geheimnissen leicht neues Leben schöpft, und lenkt den Geist auf die Wahrheiten, die uns von Gott gelehrt wurden." 


Deshalb sollen im Monat Oktober, der Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz geweiht ist, die Gebete und Bitten vermehrt werden, damit durch ihre Fürsprache den Menschen der Morgen des wahren Friedens aufleuchte. Das bedeutet auch den wahren religiösen Frieden, denn leider ist es in unserer Zeit nicht jedem gestattet, seine Religion frei zu bekennen. Insbesondere wollen Wir, dass der 4. Oktober – der Tag, an dem Wir, wie bereits erwähnt, im vergangenen Jahr für den Frieden zu den Vereinten Nationen gingen – in diesem Jahr in der ganzen katholischen Welt als Tag des Gebets für den Frieden gefeiert wird. Es wird an Ihnen liegen, ehrwürdige Brüder, im Licht Ihrer eigenen lobenswerten Hingabe und aufgrund der offensichtlichen Bedeutung dieser Angelegenheit heilige Zeremonien vorzuschreiben, bei denen Priester, Ordensleute und Gläubige – insbesondere Jungen und Mädchen in der Blüte ihrer Unschuld, sowie Kranke und andere Leidende – um die Hilfe der Mutter Gottes und der Kirche bitten können.


An jenem Tag werden Wir selbst in den Petersdom gehen, zum Grab des Apostelfürsten, um dort ein besonderes Gebet zur Jungfrau und Mutter Gottes zu sprechen, der Beschützerin der Christen und Mittlerin des Friedens. Auf diese Weise wird der Himmel gewissermaßen von der einen Stimme der Kirche bewegt sein, die aus allen Kontinenten der Erde erklingt. Denn wie der heilige Augustinus sagt: „Inmitten der verschiedenen Sprachen der Menschen spricht der Glaube des Herzens eine Sprache.“ 


Ein Appell an Maria


Schaue mit mütterlicher Güte auf alle deine Kinder herab, Heilige Jungfrau. Denke an die Angst der Bischöfe, die befürchten, dass ihre Herden von einem schrecklichen Sturm des Bösen heimgesucht werden. Höre die Angst so vieler Menschen, Väter und Mütter von Familien, die über ihre Zukunft im Ungewissen sind und von Schwierigkeiten und Sorgen geplagt werden. Beruhige die Gemüter derer, die im Krieg sind, und erwecke in ihnen „Gedanken des Friedens“. Möge Gott, der das Unrecht rächt, durch deine Fürsprache Barmherzigkeit zeigen. Möge er den Völkern die Ruhe zurückgeben, die sie suchen, und ihnen ein dauerhaftes Zeitalter echten Wohlstands bescheren.


Im Vertrauen darauf, dass die erhabene Mutter Gottes unser demütiges Gebet gnädig erhören wird, erteilen wir euch, ehrwürdige Brüder, sowie dem Klerus und dem Volk, das eurer Obhut anvertraut ist, von Herzen den Apostolischen Segen.


Gegeben zu St. Peter in Rom, am 15. September 1966, im vierten Jahr Unseres Pontifikats.


PAUL VI




DAS SAKRAMENT DER TAUFE


Die heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Tor zum Leben im Geist und die Tür, die Zugang zu den anderen Sakramenten gewährt.


Das Wort „Taufe“ bedeutet „eintauchen“ oder „untertauchen“. Dieses Eintauchen bewirkt etwas, das sich nicht beschreiben lässt. Es bewirkt tatsächlich eine vollständige Verwandlung der getauften Person. Sie wird „wiedergeboren“. Erinnern Sie sich daran, was Jesus zu dem Pharisäer Nikodemus sagte: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“. Die Taufe ist diese neue Geburt. Und das ist nicht einfach nur eine symbolische oder inspirierende Aussage. Jesus spricht nicht nur in analoger Weise. Er sagt die Wahrheit! Die Taufe ist eine tatsächliche neue Geburt durch Wasser und den Heiligen Geist. Das Ergebnis dieser neuen Geburt ist, dass ein neuer Mensch hervorgeht. Der alte Mensch geht in das Taufwasser und stirbt. Dann erhebt sich der neue Mensch aus diesem Wasser. Aus diesem Grund ist die ideale Form der Taufe das vollständige Untertauchen. Die Person wird vollständig in das Wasser eingetaucht, so wie Jesus starb und ins Grab ging. Und dann, so wie Jesus aus dem Grab auferstand, so erhebt sich auch der neugeschaffene Christ aus dem Wasser.


Auswirkungen der Taufe


Die Tatsache, dass bei der Taufe Wasser verwendet wird, bedeutet, dass eine wahre Reinigung stattfindet. Es ist ein Abwaschen von Sünde und Tod. Und da die Taufe ein Sakrament ist, bewirkt sie das, was sie bedeutet. Mit anderen Worten, sie wäscht tatsächlich alle Sünde und den Tod ab. 


Erbsünde: Zunächst einmal wäscht die Taufe die Erbsünde weg. Als wir im Mutterleib gezeugt wurden, wurden wir in einem Zustand der Erbsünde gezeugt. Das bedeutet, wir wurden in einem Zustand hundertprozentiger Not gezeugt und auf die Welt gebracht. Unsere menschliche Natur ist so verwundet, dass wir ohne wesentliche Hilfe kein Glück erlangen können. Wir können ohne ein wesentliches Geschenk Gottes nicht in den Himmel oder die Vereinigung mit Gott gelangen. Dieses Geschenk nennen wir Gnade. Und ohne Gnade sind wir zu Sünde und Tod verdammt. Doch Gott hat uns nicht im Stich gelassen. Er hat uns nicht in unserer Sünde gelassen. Sein Tod und seine Auferstehung haben den Tod selbst vernichtet und das Leben wiederhergestellt. Die entscheidende Frage ist jedoch diese: Wie schenkt uns Gott die Gnade, die er durch seinen Tod und seine Auferstehung gewonnen hat? Wie nehmen wir an, was er unserer gefallenen menschlichen Natur angeboten hat? Die Antwort lautet in erster Linie: die Taufe!


Die Taufe ist die erste Handlung in unserem Leben, die uns wirklich Gnade schenkt. Sie ist die Tür, durch die wir in das Leben der Gnade eintreten, Mitglieder der Kirche werden und am Leben der Dreifaltigkeit teilhaben. Wenn das Wasser der Taufe über uns ausgegossen wird, werden wir durch das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu verwandelt.


Persönliche Sünde: Wenn ein Erwachsener getauft wird, wäscht die Taufe auch alle begangenen persönlichen Sünden weg. Ja, wir alle sündigen. Daher tragen diejenigen, die alt genug sind, um zu sündigen (die das Alter der Vernunft erreicht haben), mehr als die Erbsünde, sie tragen auch persönliche Sünden. Aber die Taufe ist so transformierend und vollständig, dass bei der Taufe eines Erwachsenen jede einzelne persönliche Sünde, die er begangen hat, weggewaschen wird. In der frühen Kirche gab es sogar einige, die mit der Taufe warteten, bis sie älter waren, damit jede Sünde in diesem Sakrament kurz vor dem Tod weggewaschen würde. Diese frühchristliche Praxis übersieht die Tatsache der fortwährenden Barmherzigkeit und Vergebung Gottes, aber sie veranschaulicht den Punkt, dass alle persönlichen Sünden weggewaschen werden. Dies wird von jenen Erwachsenen, die nach einer bewegten Vergangenheit getauft werden, oft als sehr gute Nachricht aufgenommen. Es wird als gute Nachricht aufgenommen, weil bei der Taufe alle ihre Sünden weggewaschen werden! Was für eine Gnade!


Unauslöschliches spirituelles Zeichen: Die Taufe hinterlässt auch ein „unauslöschliches spirituelles Zeichen“ auf unserer Seele. Wir sind wie Tiere, die gebrandmarkt werden. Das physische Zeichen ist ein dauerhaftes Zeichen dafür, wer der Besitzer des Tieres ist. In ähnlicher Weise werden unsere Seelen bei der Taufe mit einem dauerhaften spirituellen Zeichen versehen, um die Tatsache zu offenbaren, dass wir für immer Kinder Gottes bleiben. Selbst wenn wir schwer sündigen, bleibt dieses Zeichen eine ständige Quelle der Gnade, die uns zu Gott zurückruft.


Kinder Gottes: Durch die Taufe werden wir zu adoptierten Kindern Gottes. Wenn wir getauft werden, treten wir in die neue Familie der Dreifaltigkeit ein. Wir werden eins mit Jesus Christus, werden mit dem Heiligen Geist erfüllt und zu Kindern des Vaters im Himmel. Es ist die Einheit mit Jesus, die dies bewirkt. Da die Taufe bewirkt, dass wir zu Mitgliedern des Leibes Christi werden, werden wir infolgedessen automatisch mit dem Heiligen Geist erfüllt. Und wenn der Vater seinen Sohn Jesus ansieht, sieht er uns auch als Mitglied des Leibes seines Sohnes. Deshalb können wir Gott jetzt unseren Vater nennen.


Neue Brüder und Schwestern: Wenn Gott mein Vater ist und Gott dein Vater, dann teilen wir eine neue spirituelle Verwandtschaft. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Christus und teilen denselben Vater im Himmel. Die Taufe bringt also eine spirituelle Einheit und eine spirituelle Familienbindung mit sich, die nicht verloren gehen kann. Einmal getauft, werden wir immer an dieser Gnade teilhaben. Selbst wenn wir wie eigensinnige Kinder werden, wartet unser Vater immer darauf, uns durch seine Gnade wieder in seine Familie aufzunehmen.


Präfigurationen des Alten Testaments 


Die Taufe wurde von Anbeginn der Zeit auf verschleierte Weise gesehen. Die Tatsache, dass Gott uns eines Tages durch Wasser retten würde, wird auch in den vielen Wegen deutlich, auf denen Gott sein Volk im Alten Testament rettete. Schauen wir uns diese Wege an.


Schöpfung: Der zweite Satz des Buches Genesis besagt, dass „ein gewaltiger Wind über das Wasser fegte“ (Gen 1,2). Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Heilige Geist über das Wasser der Schöpfung hauchte und es zu einer Quelle der Heiligkeit für die Welt machte. Dies ist das erste Taufbild, das wir in der Heiligen Schrift haben.


Noah: Gott beschloss zunächst, die sündige Welt mit Wasser zu zerstören. Dies war ein Zeichen der Taufe. So wie das Wasser die Erde bedeckte und alles zerstörte, so bedeckt uns auch die Taufe und zerstört die Sünde. Noah und seine Familie sind die neue Menschheit. So sind auch wir Teil dieser neuen Menschheit, seit wir mit dem Wasser der Taufe gewaschen wurden.


Rotes Meer: Das Rote Meer ist das bemerkenswerteste Zeichen der Taufe im Alten Testament. In diesem Ereignis sehen wir, wie Gottes Volk gerettet wird, als es durch die Wasser dieses Meeres geht. Während sie durch das Wasser gehen, wird das Böse hinter ihnen vernichtet, symbolisiert durch die Bedeckung der Armee des Pharaos mit Wasser. Doch die Israeliten werden durch ebendiese Wasser in die Freiheit geführt.


Jordan: Auf der letzten Reise ins gelobte Land führte Josua die Israeliten durch den Jordan. Es war ein mächtiger Fluss. Doch sobald die Priester mit der Bundeslade ins Wasser traten, hörte der Fluss auf zu fließen und die Israeliten konnten hindurch. Dies weist auf die Taufe als Tor zum gelobten Land der Gnade in unserem Leben hin.


Das Sakrament, das uns gegeben wird


Das Sakrament der Taufe wurde uns sofort präsentiert, als Jesus im Jordan getauft wurde. Johannes hatte Menschen getauft und sie zur Reue aufgerufen. Er bereitete sie auf das Kommen des Messias vor. Und dann erschien Jesus, der Sohn Gottes, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes wollte es zunächst nicht tun, aber Jesus bestand darauf. Also ging er in den Jordan und wurde von Johannes getauft.


Brauchte Jesus diese Taufe? Musste er Buße tun? Offensichtlich nicht. Was Jesus bei dieser Taufe tat, könnte man eine „umgekehrte Taufe“ nennen. Mit anderen Worten: Als Jesus ins Wasser stieg, taufte er selbst das Wasser. Und indem er ins Wasser stieg, heiligte er alles Wasser und übertrug ihm seine Gnade, sodass es fortan als Instrument zur Taufe anderer verwendet werden konnte. 


Obwohl Jesus durch seine Taufe nicht so verändert wurde wie wir, war sie der Beginn seines öffentlichen Wirkens und die erste Offenbarung seiner Person. Der Geist stieg in offenbarer Gestalt herab und der Vater sprach vom Himmel. Dies ist eine Offenbarung Jesu als Mitglied der Dreifaltigkeit, gesandt vom Vater und bevollmächtigt durch den Geist, seine göttliche Mission der Erlösung zu erfüllen.


Die Taufe als Sakrament wurde von Jesus offiziell eingesetzt, kurz bevor er in den Himmel aufstieg. Er sagte zu seinen Aposteln: „Geht also zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Mit diesem Gebot haben wir das herrliche Tor zur Gnade, das Jesus beabsichtigte.


Wer tauft wen?


Die Taufe wurde den Aposteln von Jesus anvertraut. Er befahl ihnen, hinauszugehen und zu taufen. Daher ist es in erster Linie die Verantwortung der Bischöfe und Priester, diese Pflicht zu erfüllen. Diakone sind auch gewöhnliche Spender der Taufe, da sie am Sakrament der heiligen Weihen teilhaben. Da die Taufe jedoch für die Erlösung notwendig ist und für alle Menschen bestimmt ist, kann jeder taufen. Hier sind einige Beispiele zur Veranschaulichung.


Stellen Sie sich vor, ein Kind wird geboren und der Arzt sagt, dass es nur noch wenige Minuten zu leben hat. Es wäre angemessen, wenn ein Elternteil Wasser nehmen und es taufen würde. Dies geschieht in drei Schritten: 1) Wasser über den Kopf des Kindes gießen; 2) Sagen: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; 3) Beabsichtigen Sie, zu taufen, wie es die Kirche beabsichtigt. Wasser, Worte und Absicht sind also alle erforderlich.


Dasselbe Kind könnte tatsächlich vom Arzt oder der Krankenschwester getauft werden, selbst wenn der Arzt oder die Krankenschwester beispielsweise Jude oder Atheist wäre. Solange die taufende Person die drei oben genannten Voraussetzungen erfüllt, ist das Kind wirklich getauft.


Von Täuflingen, die das Vernunftalter erreicht haben, wird noch etwas anderes verlangt. Sie müssen die Taufe wünschen und sich selbst dafür entscheiden, während Säuglinge getauft werden, wenn nur die Eltern beabsichtigen, sie im Glauben der Kirche zu erziehen. Dies wirft eine interessante Frage auf.


Ist es besser, wenn ein Kind erwachsen wird und sich dann frei für die Taufe entscheidet, oder ist es besser, jemanden als Kind zu taufen? Natürlich lehrt unsere Kirche, dass es besser ist, Kinder statt Erwachsene zu taufen, aber es ist wichtig, die Gründe dafür zu verstehen. 


Manche werden argumentieren, dass es besser sei, Kinder nicht zu taufen, weil sie ihre eigene Entscheidung über ihren Glauben treffen müssen, wenn sie erwachsen sind. Kinder können sich nicht zwischen Taufe und Christus entscheiden. Aber unsere Kirche hat die Tradition, Kinder zu taufen. Wir tun das, weil wir glauben, dass es für ein Kind besser ist, im Glauben zu erziehen. Dies setzt voraus, dass sie sich für Christus entscheiden, wenn sie wachsen und reifen, und gewährt ihnen alle Gnade, die sie brauchen, um diese wichtige Entscheidung ihr ganzes Leben lang zu treffen. Sie müssen also immer noch die Entscheidung treffen, Christus zu folgen, wenn sie wachsen und reifen, aber die Säuglingstaufe hilft ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen. Und sogar ein Zweijähriger braucht Gnade, um richtig von falsch zu unterscheiden. Die Taufe gibt ihnen also, was sie brauchen, wenn sie es brauchen.


Was ist nun mit denen, die nicht getauft sind, fragen Sie? Was geschieht mit ihnen? Und was ist mit Kindern, die nicht getauft sind? Sind sie verdammt?


Diese Fragen können nur verstanden werden, wenn wir die vollkommene Liebe und Weisheit Gottes in allen Dingen begreifen. Gott ist nicht legalistisch. Er sieht kein sterbendes Kind an und sagt: „Tut mir leid, aber ich nehme nur getaufte Kinder in den Himmel auf.“ Dies würde der unendlichen Barmherzigkeit und Weisheit Gottes widersprechen. Gleichzeitig lehrt die Kirche jedoch, dass die Taufe der einzige uns bekannte Weg ist, der zur Erlösung führt. Daher ist sie notwendig. Wie also können wir diese scheinbar gegensätzlichen Ansichten miteinander vereinbaren? Das heißt, wie können wir einen liebenden Gott mit der Lehre vereinbaren, dass die Taufe zur Erlösung notwendig ist?


Dies ist ganz einfach. Wir glauben, dass die Taufe der einzige uns bekannte Weg ist (der einzige Weg, den Gott uns offenbart hat), um die Gnade der Erlösung zu erlangen. Aber Gott ist in seiner unendlichen Liebe und Weisheit nicht durch die begrenzte Offenbarung eingeschränkt oder gebunden, die er uns mitgeteilt hat. Gott kann tun, was immer er will. Wir sind an die Sakramente gebunden, Gott jedoch nicht. Wenn also ein Kind vor der Taufe stirbt, können die Eltern sicher sein, dass Gott dieses Kind viel mehr liebt als sie selbst. Und dieser vollkommen liebende Gott wird auf eine Weise handeln, die vollkommen liebevoll gegenüber diesem Kind ist. Eine Spekulation ist, dass Gott diesem Kind dieselbe Wahl anbietet, die er den Engeln angeboten hat. Sie hatten eine einmalige Gelegenheit zu wählen. Es ist also durchaus möglich, dass dieses Kind, wenn es stirbt und Gott gegenübertritt, eingeladen wird, sich frei für die Liebe Gottes zu entscheiden und so die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. Aber wir müssen immer daran denken, dass der Himmel eine freie Entscheidung erfordert. Daher würde nicht einmal ein Kind gezwungen werden, gegen seinen Willen dort zu sein.


Ein weiteres interessantes Szenario ist der Erwachsene, der nicht getauft wird. Was passiert, wenn dieser Erwachsene stirbt? Auch hier müssen wir dies aus der Sicht eines Gottes betrachten, der unendlich weise und unendlich liebevoll ist. In diesem Fall gibt es einige Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die sogenannte „Bluttaufe“. Dies wäre die Person, die sich die Taufe wünscht, aber bevor sie dieses Sakrament tatsächlich empfängt, für ihren Glauben den Märtyrertod erleidet. Wir sehen dies heute nicht mehr so oft, aber in der frühen Kirche war dies eine reale Situation. Wir glauben, dass dieser Wunsch, getauft zu werden, sowie der Akt des Martyriums die Gnade der Taufe auf andere Weise als durch Wasser verdient und die Person somit alle Gnaden und Wirkungen einer traditionellen Taufe erhält.


Ebenso sprechen wir von „Taufe durch Wunsch“. Dies schließt diejenigen ein, die an die Taufe glauben und sich die Taufe wünschen, aber sterben, bevor sie mit Wasser getauft werden. Auch hier genügt der Wunsch allein, damit Gott seine Gnade ausgießt. Dies gilt auch für Kinder, die sterben, bevor sie getauft werden, wenn die Eltern die Taufe wünschten. Der Wunsch seitens der Eltern genügt, damit die Gnade ausgegossen wird. 


Zuletzt müssen wir uns die Situation derjenigen ansehen, die sich nicht taufen ließen und deshalb ohne dieses Sakrament starben. Diese Fälle lassen sich in eine von zwei Kategorien einteilen. Erstens gibt es diejenigen, die ohne eigenes Verschulden nicht zum ausdrücklichen Glauben an Christus gelangt sind und sich deshalb nicht um die Taufe bemüht haben. In diesem Fall wird Gott nur das Herz richten. Es gibt viele Gründe, warum eine Person ohne eigenes Verschulden nicht zum ausdrücklichen Glauben an Christus gelangen kann. Nehmen wir zum Beispiel an, dass eine Person in einer Kultur lebt, in der das Evangelium nie gepredigt wurde, und sie tatsächlich nie von Jesus gehört hat. Ist Gott der Ansicht, dass diese Person die ewige Verdammnis verdient, weil sie nie die Gelegenheit hatte, von Jesus zu hören? Sicherlich nicht. 


Ein anderes Beispiel wäre die Person, die von Jesus hörte, aber nur eine Botschaft der Heuchelei empfing. Nehmen wir an, die gepredigte Botschaft war ständig verzerrt und bösartig. Vielleicht führte der Prediger ein Doppelleben und die Person, die von Jesus hörte, lehnte die explizite Botschaft des Evangeliums wegen dieses Boten ab. Darüber hinaus sollten wir davon ausgehen, dass die Botschaft des Evangeliums auf sehr ungeordnete Weise präsentiert wurde. In diesem Fall könnte die Ablehnung der Botschaft tatsächlich eine Ablehnung der Heuchelei des Boten gewesen sein. Und das könnte eine gute Sache sein! 


Unterm Strich kennt Gott das Herz und sieht die Absichten in diesem Herzen. Wenn also jemand nicht zu einem ausdrücklichen Glauben an Christus gelangt und daher das Sakrament der Taufe nicht ausdrücklich empfängt, wird Gott trotzdem nur auf das Herz schauen. Und wenn er in dieses Herz schaut und Güte und Glauben sieht, wird er trotzdem seine Gnade ausschütten. Eine Person, die nicht getauft ist, kann also tatsächlich der Stimme Gottes in ihrem Gewissen folgen, ohne überhaupt zu erkennen, wessen Stimme es ist. In Wirklichkeit hat diese Person Glauben und Gott wird das sehen!


Der einzige Fall, der mit ewiger Verdammnis enden kann, ist der, der aus eigenem Verschulden die Taufe nicht empfängt. Diese Person hat jede Gelegenheit, das Evangelium zu hören, sie hat das gute christliche Zeugnis anderer und lehnt dies innerlich aus eigenem Willen ab. Der freie Wille ist hier der Schlüssel. Und wiederum kennt nur Gott das Herz, und nur Gott kann das Herz eines Menschen richten. Wenn Gott also im Herzen eine freiwillig gewählte Sturheit sieht, dann ist diese Person schuldig und kann dieses Angebot der ewigen Erlösung verlieren. Das ist traurig.


Die Feier der Taufe


Die Taufe wird nach einem festgelegten liturgischen Ritus gefeiert, der sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Eine detaillierte Erklärung würde ein eigenes Buch füllen. Für unsere Zwecke werden wir uns nur einige der wesentlichen Teile des liturgischen Ritus ansehen und über ihre Symbolik und Bedeutung sprechen. Diese Betrachtung basiert auf dem Ritus der Kindertaufe, aber die Symbolik und Bedeutung gelten auch für getaufte Erwachsene.


Beginn am Eingang der Kirche: Die Taufe beginnt am Eingang der Kirche. Dies geschieht als symbolische Geste für das, was geschieht. Das getaufte Kind wird als Mitglied des Leibes Christi in die Kirche aufgenommen. Das Kirchengebäude ist ein Symbol für den geistlichen Leib Christi, die Kirche. Daher wird die Person am Eingang empfangen und in Christus Jesus aufgenommen.


Mit dem Zeichen des Kreuzes gekennzeichnet: Der Täufling erhält dann vom Pfarrer, den Eltern und den Paten das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn. Diese symbolische Geste ist ein Hinweis auf das, was bald geschehen wird. Das Kind erhält durch die Taufe ein unauslöschliches spirituelles Zeichen von Gott auf seiner Seele.


Verkündigung der Heiligen Schrift: Das Wort Gottes wird gelesen und eine Predigt gehalten. Dies zeigt, dass der Glaube durch das Hören des Wortes Gottes entsteht. Und die Antwort auf diesen Glauben ist in erster Linie die Taufe.


Salbung mit Katechumenenöl: Über dem Kind wird ein Gebet gegen das Böse gesprochen (ein Exorzismusgebet) und dann wird das Kind mit Öl gesalbt, das zuvor vom Bischof gesegnet wurde. Dieses Gebet erkennt die Realität des Bösen in unserer Welt an und bietet dem Kind zu Beginn seines christlichen Lebens die Gnade des Schutzes. Das Kind wird dann an der Brust gesalbt, als Zeichen dafür, dass es einen Brustpanzer des Schutzes erhält.


Segnung des Wassers: Der Pfarrer geht zum Taufbecken und spricht ein Segensgebet für das Wasser. Das traditionellste Gebet ist eines, das die Geschichte von Gottes Verwendung des Wassers erzählt. Es erzählt die Ereignisse, die zuvor in diesem Kapitel erwähnt wurden: der Geist hauchte bei der Schöpfung auf das Wasser; die Geschichte von Noah; das Rote Meer; der Jordan; und die Taufe Jesu.


Abkehr von der Sünde und Glaubensbekenntnis: Die Eltern und Paten werden aufgefordert, ihren Glauben zu bekennen und damit auch den Glauben, in dem das Kind getauft werden soll. Mit diesem Glaubensbekenntnis versprechen sie, das Kind in dem Glauben zu erziehen, den sie bekennen.


Taufritus: Der wesentliche Teil der Taufe ist das Übergießen, Besprengen oder Untertauchen mit Wasser. Während das Wasser die Person berührt, wird die trinitarische Formel gesprochen: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Der Geistliche muss auch die Absicht haben, das zu tun, was die Kirche beabsichtigt, nämlich zu taufen.


Chrisam: Chrisam ist eine Mischung aus Öl und Parfüm. Es wird vom Bischof bei einer besonderen Messe während der Karwoche gesegnet, der sogenannten Chrisammesse. Dieses Chrisam wird auch bei der Firmung und den Weihen verwendet. Das Öl ist ein Symbol für die Salbung des Heiligen Geistes und das Parfüm ist ein Symbol für den süßen Duft Christi, der ihr Leben immer durchdringen muss.


Taufgewand: Das Kind wird mit einem weißen Gewand bedeckt, das symbolisiert, dass es mit Christus bekleidet ist. Weiß ist ein Symbol für Reinheit und Freiheit von Sünde.


Kerze: Anschließend erhalten die Eltern und Paten eine brennende Kerze. Die Kerze wird an der Osterkerze angezündet, die ein Symbol für Christus selbst ist. Das Licht wird den Eltern und Paten anvertraut, um ihnen zu sagen, dass sie nun die Verantwortung haben, dieses Licht des Glaubens im Herzen dieses Kindes durch ihre Worte und Taten lebendig zu halten, damit der in der Taufe geschenkte Glaube eines Tages im Himmel seinen Höhepunkt erreicht.


Segen der Eltern: Der Ritus endet mit einem besonderen Segen der Eltern. Dieser Segen erkennt die Tatsache an, dass Eltern eine wesentliche Rolle bei der christlichen Erziehung und Bildung getaufter Kinder spielen. Sie können diese Rolle nur mit Gottes Hilfe erfüllen!





ERSCHEINUNG DES SELIGEN PAPST BENEDIKT XVI


2. Februar 2023. Erste Vision von Schwester Benedicta vom Heiligen Kreuz am 2. Februar 2023, dem Fest Mariä Lichtmess, während der Messe: Während der Priester die Gaben von Brot und Wein lobte, verschwand alles vor meinen Augen und was ich sah, war Papst Benedikt XVI. Er war in weiße und goldene Gewänder gekleidet; er lobte die Opfergaben und den Altar und wandte sich dann um, um die Menschen zu loben. Ich konnte ihn also deutlich sehen; davor sah ich nur seinen Rücken. Er zelebrierte die traditionelle lateinische Messe. Sein Gewand war strahlend weiß und auf seiner Brust trug er ein Brustkreuz mit Smaragden. Auf seiner Kasel waren mit Silber bestickte Lilien und die heiligen Herzen von Jesus, Maria und Josef in Goldbrokat verflochten. Ich war schockiert, Papst Benedikt XVI. in all seiner Pracht zu sehen; ganz im Gegensatz zu dem, wie ich ihn zuvor in meinen Träumen gesehen hatte. Es war der Tag seiner Beerdigung. Er war wie ein Papst gekleidet, aber er strahlte nicht. Er war wie ein gewöhnlicher Mensch, gezeichnet vom Alter. Aber heute sah ich ihn anders, ich sah ihn in voller Pracht, verjüngt, voller Lebenskraft. Alles an ihm strahlte, als würde er von innen mit Licht bestrahlt. Sein Gesicht entsprach dem junger, aber reifer Menschen. Er wirkte sehr konzentriert. Dann hörte ich Papst Benedikt XVI. die Worte des Kanons in perfektem Latein vortragen, im Ritus der traditionellen tridentinischen Messe. Die Kapelle war erfüllt von Weihrauch in erlesenen Farben, mit einer sehr wohlriechenden Myrrhenmischung. Es lag ein Gefühl der Heiligkeit in der Luft.Ich glaube, alle Anwesenden hatten dieselbe Wahrnehmung. Es herrschte eine heilige Gottesfurcht. Wir waren alle erfüllt von Ehrfurcht. Es war sehr feierlich, als Papst Benedikt XVI. die Heilige Hostie erhob, die in den Leib des Herrn verwandelt worden war. Ich sah viel Weihrauch zum Himmel aufsteigen. Auf einer Seite des Altars stand ein Engel. Er war königlich gekleidet und mächtig und hielt einen goldenen Kelch in der Hand. Dieser Kelch floss über von Weihrauch und stieg auf zum Thron Gottes. Immer noch in Ekstase blickte ich nach oben und sah drei goldene Nischen mit Edelsteinen. In der rechten Nische erkannte ich den Heiligen Augustinus von Hippo und in der linken den Heiligen Bonaventura, einen Heiligen aus unserem Franziskanerorden. Beide sind Lehrer der Kirche. Die Nische in der Mitte war leer und ich sah Papst Benedikt XVI. heraufschweben und in dieser Nische Platz nehmen. Ich beobachtete, wie der Engel den Altar mit einer großen Menge Weihrauch füllte und dann sah ich, wie er Papst Benedikt XVI. und die anderen Heiligen, die bei ihm waren, weihte. Vor jedem Weihrauchgefäß verneigte sich der Engel.


Dann sah ich, wie Papst Benedikt XVI. seine Kippa abnahm und sich Gott opferte. Dann senkte er den Blick zu seinen Füßen, und es erschien etwas wie ein Spiegel, durch den er auf die Kuppel des Petersdoms blickte. Ich sah, dass er auf die ganze Kirche blickte und dass er sein Gesicht mit den Händen bedeckte, genau wie die beiden anderen Heiligen neben ihm, der heilige Augustinus von Hippo und der heilige Bonaventura. Es war, als ob sie sich schämten, zu sehen, was in der Kirche geschah. Der Priester kam zu mir, um mir die Kommunion zu geben. Ich war immer noch in Ekstase, aber ich sah nicht den Priester, ich sah Benedikt XVI. Als er näher kam, sagte ich „Heiliger Vater“ und empfing die Kommunion. Dann verfiel ich in eine Art spiritueller Ruhe. Ich wiederholte immer wieder „Heiliger Vater, Heiliger Vater“. Als ich wieder zu mir kam, musste man mich in meine Zelle bringen, weil ich mich schwach und verlegen fühlte, denn bei der Messe am 2. Februar 2023 waren Gäste anwesend, und wie man mir sagte, waren sich alle Anwesenden meiner Ekstase bewusst. Für einen gewöhnlichen Menschen wie mich liegen solche übernatürlichen Ereignisse außerhalb unserer Kräfte. Viele haben keine Ahnung, wie sehr man unter diesen übernatürlichen Gnaden leidet.


Am selben Tag, dem 2. Februar 2023, um 23:00 Uhr, erschien Papst Benedikt XVI. Sr. Benedicta erneut.


Diesmal sah ich ihn in meiner Zelle, in seinem weißen Papstgewand, mit seinem wunderschönen Smaragdkreuz auf der Brust, seinem Fischerring und seinen sehr leuchtend roten Schuhen. Er saß auf einem Stuhl, den ich neben meinem Bett habe, aber der Stuhl sah nicht echt aus, es war ein Hochstuhl, weiß gepolstert, das Holz, das ihn schmückte, war fein geschnitzt und golden, sehr elegant und schlicht, das Ganze funkelte in einem strahlenden Glanz. Das Weiß war sehr intensiv und seine Haut rosig. Sein Gesicht war gesund, ausgeruht und frisch, mit einer unerschütterlichen Ruhe.


Ich rief: „Eure Heiligkeit, sind Sie es?“ Ich hatte mich noch nicht ganz erholt. Ich hörte ihn mit klangvoller Stimme auf Latein beten. Es war wie ein Gebet für die Kirche. Seine Aussprache war perfekt, was für ein großartiger Lateinist! Er sah mich an, lächelte und sagte: „Laudetur Jesus Christus“. Ich antwortete: In saecula saeculorum. Er fuhr fort:


Steh auf, denn unser Herr möchte, dass du schreibst, was nach meinem Tod verborgen werden sollte. Es ist zwingend erforderlich, dass du das tust, und ich habe viel zu sagen.“


Seine Heiligkeit sprach mit mir auf Latein und ich verstand ihn auf perfektem Spanisch. Vor einiger Zeit sprach ein anderer Heiliger auf Französisch mit mir und ich verstand ihn auf Spanisch. Wie macht man das? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich verstehe, was sie mir sagen. Also setzte ich mich mühsam hin und nahm Papier und Stift, um zu schreiben. Papst Benedikt XVI. sagte zu mir:


Die Geschichte ist lang, und was ich jetzt erzählen werde, wird einen Orkan auslösen, der die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern wird, insbesondere die Zentralregierung, die Kurie des Vatikans. Meine Feinde glauben, dass sie durch ihre Erfolge gesiegt haben, aber ihre Freude wird nicht lange anhalten. Sie sagen untereinander: Wir haben ihn endlich zum Schweigen gebracht. Seine Stimme hatte unseren Interessen geschadet. Was für eine Erleichterung! Aber sie berücksichtigen nicht den Willen Gottes. Sie erwarten nicht, dass ich spreche, sie denken nicht an diese Möglichkeit, sie glauben, die Toten sprechen nicht, aber sie vergessen, dass Gott gerecht ist und sie manchmal, wie in meinem Fall, sprechen lässt, auch wenn es von Ewigkeit her ist, und von der Wahrheit zeugt, die Christus ist. Ich bin bei Gott und lebe für immer und ewig. Unser Herr weiß, wie man auf krummen Linien gerade schreibt, und er hat mir erlaubt, mich nach meinem Tod verschiedenen Seelen zu offenbaren, um zu bezeugen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass, egal wie sehr sie mich zum Schweigen bringen wollen, die Wahrheit ans Licht kommen wird, wenn auch post mortem.


Während der Trauermesse für meinen großen Freund Johannes Paul II. spürte ich eine große Erregung in meinem Herzen. Johannes Paul II. hatte sich einer Operation am Hals unterzogen, die einzig und allein den Zweck hatte, ihn zum Schweigen zu bringen und damit seinen Gesundheitszustand zu verschlechtern, um zu verhindern, dass er Entscheidungen traf, die im Widerspruch zu den kirchlichen Freimaurern standen, die hohe Positionen in der Zentralregierung innehatten, und nicht, wie die Medien der Zeit behaupteten.


Papst Johannes Paul II. hatte einen anderen Regierungsplan im Sinn, der keine Änderungen vorsah, es sei denn, sie waren notwendig. Er war zunächst skeptisch gegenüber einer Untersuchung, die innerhalb der Kurie des Vatikans durchgeführt wurde, einem Bericht, der sehr wichtige und kompromittierende Informationen enthielt, die sofortige Änderungen erforderten, weil sie die Stabilität der Kirche bedrohten. Diese Informationen waren seinem Vorgänger, Papst Johannes Paul I., im Detail bekannt, der nicht nur ermordet wurde, weil er diese Informationen kannte, sondern auch, weil er eine Säuberung eingeleitet hatte, die einige Änderungen innerhalb der Zentralregierung und der Vatikanbank beinhaltete, was Grund genug war, ihn abzusetzen. Erst nach der Ermordung änderte der große Johannes Paul II. seine Meinung. Er teilte mir diese Informationen mit und wir machten uns an die Arbeit. Damals war ich Präfekt für die Glaubenslehre. Leider liefen die Dinge nicht wie geplant. Der angerichtete Schaden war irreparabel und die Absetzung vieler hoher Kirchenhierarchien war sehr kompliziert.


Und ja, es stimmt, dass bereits einige Schritte unternommen worden waren. Die Freimaurerei, die im Kardinalskollegium und in den verschiedenen Dikasterien vorherrschend war, hatte ihre Tentakel durch Allianzen nicht nur innerhalb des Vatikans, sondern auch außerhalb ausgestreckt. Wir taten nur, was wir konnten, und nicht, was wir wollten. Es ist sehr schwierig, mit einer feindlichen Regierung zusammenzuarbeiten, wie ich es tat, und mit wenigen Verbündeten gegen eine Mehrheit, die sich offen als Relativismus und Modernismus mit all seinen Schattenseiten vertritt. Wir bemerkten bald, dass ein Klima offener Rebellion und Ungehorsams gegenüber dem Papst herrschte, und all dies drohte zu einem großen Schisma innerhalb der Kirche zu führen. Im Laufe meines Lebens und insbesondere während meines Pontifikats habe ich schreckliche und schmerzhafte Momente erlebt. Einige davon kennt nur Gott. Man hätte nie gedacht, dass das Böse die höchsten Ebenen erreichen könnte, und jetzt fühlt sich Satan mächtig und Herr über alles.


Ich hatte erfahren, dass es im Vatikan eine sehr gefährliche Mafia freimaurerischer Kardinäle gibt, die okkulte Interessen verfolgen. Sie sind Verräter der Kirche, die sehr wichtige Positionen besetzen und Verbündete schaffen und dann die Kirche und den katholischen Glauben von innen heraus zerstören, Kardinäle und Bischöfe, die Gott nicht fürchten und ohne Gewissen kaltblütig Seelen töten, alles aus Liebe zu Macht und Geld, und sich immer weiter von der wahren Mission entfernen, die uns unser Herr Jesus Christus anvertraut hat. Als ich den leblosen Körper des großen Johannes Paul II. betrachtete, dachte ich daran. Und in diesem Moment traf ich tief in meiner Seele die Entscheidung, mit dem Emirat zu gehen und mich dem Schreiben von Büchern zu widmen. Ich fühlte, dass meine Mission erfüllt war. Ich hatte alles gegeben, und zwar auf die bestmögliche Weise. Außerdem war meine Gesundheit nicht gut. Ich wollte meinen Beitrag zur Kirche in einer ruhigeren und entspannteren Position fortsetzen und mich im Hintergrund halten. Ich war überzeugt, dass meine Aufgabe nach dem Tod des Heiligen Vaters beendet war. Aber Gottes Pläne sind nicht unsere Pläne, und er hatte bereits für mich entschieden. Als ich im Konklave bei der Abstimmung mit Schrecken erkannte, dass die Entscheidung auf meine arme Menschlichkeit fallen würde, sagte ich aus tiefstem Herzen resigniert zu Gott: „Herr, tu mir das nicht an!“, ein Satz, der dann von den Medien übernommen und von einigen Freimaurerkardinälen manipuliert wurde, um alles zu verdrehen und bis zu meinem Tod ein destruktives und falsches Bild von mir zu fabrizieren.


Zu den Gerüchten gehörte, dass ich die Gesetze der Kirche verschärfen würde, weil ich konservativ und traditionell sei, und dass ich mich der neuen modernistischen Stimmung widersetzen würde, die damals aufkam, und es wurde auch gesagt, dass ich eine Bedrohung für ihre Pläne sei, weil ich den Relativismus ablehnte. Als ich gefragt wurde, ob ich den Willen Gottes akzeptiere oder nicht, antwortete ich: „Ja, ich akzeptiere den Willen Gottes.“ Während alle Protokolle bearbeitet wurden, dachte ich bei mir, dass es in der Gruppe der Kardinäle Menschen gab, die besser qualifiziert waren als ich, aber Gott in seiner Güte hat mich aus allen Menschen ausgewählt, einen einfachen und demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn, ein Satz, den ich am Tag meiner Wahl zum Nachfolger des Apostels Petrus öffentlich machte. Ich wusste sehr gut, was mir bevorstand, und meine Feinde waren stärker und zahlreicher geworden. Ich kannte einige der Akten, die Papst Paul VI. während seines Pontifikats an der vatikanischen Kurie erstellt hatte und die wir später gemeinsam mit meinem Vorgänger Johannes Paul II. studierten. Mein Wunsch war es, eine gründliche Säuberung einzuleiten, und ich wusste, dass dies nicht einfach sein würde, dass es zu einer völligen Reorganisation innerhalb der vatikanischen Kurie kommen müsste. Ich war mir bewusst, dass es mich höchstwahrscheinlich das Leben kosten würde, wie es meine Vorgänger gekostet hatte, aber ich beschloss, den schwierigeren Weg zu gehen, unterstützt durch die Hilfe einiger gläubiger Menschen.


Zu diesem Zweck begann ich eine dringend notwendige Säuberung innerhalb der damaligen Legionäre Christi und zwang ihren Gründer, Marcial Maciel, sich von allen öffentlichen Ämtern zurückzuziehen. Das allein brachte mir viele Feinde ein, nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch außerhalb.


Ich wusste, dass die größte Säuberung auf mich wartete. Ich kannte die vatikanische Kurie und all die Intrigen, die dort ausgefochten wurden. Ich wusste, dass ich nicht der bevorzugte Kandidat für den Stuhl Petri war, nicht wegen mangelnder Qualität, sondern weil ich den Freimaurern bei ihren Zielen nicht helfen würde. In der Zwischenzeit würden sie den idealen Kandidaten entsprechend ihren Interessen vorbereiten, sie brauchten jemanden, den sie verbrennen konnten, während sie einen Kandidaten auswählten, der mit den Mächten auf einer Linie war, und diese Notlösung war ich. –


Hier seufzte Papst Benedikt tief und sein Blick war wie ein endloses Meer des Friedens.


Doch Gott war in seiner unendlichen Barmherzigkeit gegenüber seiner Kirche so gütig, das große Geheimnis der Bosheit noch ein wenig hinauszuzögern, denn er wusste, dass sich dieses Geheimnis nach meinem Tod offenbaren würde und dass er in völliger Freiheit handeln würde, unterstützt von seinen treuesten Gefährten. Der große Zerstörer der Kirche war bereits auf den Beinen, sein Name war bereits in den Korridoren und bei den geheimen Treffen zu hören, aber er musste warten, bis er gut vorbereitet war und der richtige Moment kam, ein Moment, den Gott in seiner Güte dank der Gebete der Heiligen und der rechtschaffenen Seelen im Mystischen Leib der Kirche verlängert hatte, einfache, friedvolle, stille Seelen mit unerschütterlichem Glauben, die fähig waren, ihr Leben für Jesus Christus hinzugeben, Seelen, die dem Bösen nicht nachgeben und die wissen, wo der Fehler liegt. Diese Seelen werden vom Herrn geliebt und sind in großer Zahl anwesend, sie werden in aller Stille geweiht und bilden eine mächtige Armee, die an der Hand der Mutter Gottes wandelt.“


Dann erschien ein engelhaftes Lächeln auf Papst Benedikts Gesicht, und er fuhr fort:


Dass ich ein unzulängliches Instrument war, war Gott nicht unbekannt, denn er gibt seine Kraft und Stärke, um das Kreuz mit Liebe zu tragen, wie er es selbst getan hat, und dies war ein Trost für meine Seele, die bereits begann, die Ablehnung durch die Mehrheit der Mitglieder des Kardinalskollegiums und der zivilen Autoritäten zu spüren, und sich bewusst war, dass der Kampf gerade erst begonnen hatte. Mein Leiden als Papst begann am ersten Tag meiner Wahl. Als ich auf den Balkon trat und das Brüllen eines Meeres von Seelen sah, verstand ich mein Schicksal. Gott hatte mich in seinem Griff. Als ich als Nachfolger Petri eingekleidet wurde, lief mir ein Schauer über den Rücken. In meinem ganzen Körper fühlte ich mich wie ein lahmes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Im Laufe meines Lebens habe ich erkannt, dass die Wege des Herrn nicht einfach sind und mit Rosen und Disteln übersät sind.


Es ist gefährlich zu glauben, dass man jeden Weg wählen kann, dass sie alle zur Wahrheit führen. Das ist ein großer Fehler der Person, die derzeit die Kirche „führt“. Ich spreche von Franziskus. Er kann diese Art von Regime und Spaltung im Inneren fördern. In gewisser Weise bedeutet das, die Gemeinschaft mit dem Relativismus zu akzeptieren, einer Ideologie, die ich unzählige Male verurteilt habe, und mit revolutionären Ideologien, die versuchen, die Mächte der Welt mit Gewalt durchzusetzen. Die schweren Irrtümer, die die Kirche vom entweihten Thron Petri aus verbreitet, treiben Seelen in den Selbstmord. In einem Akt höllischer Gewalt ist das Böse bereits geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, nur Gott kann seine Kirche vor dem Sturz in den Abgrund retten, und das hatte ich bereits während der Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzils deutlich gesehen. Dort hatte ich eine Vision von der Zukunft der Irrtümer, die von diesem Moment an entstanden waren, dank der Fehlinterpretation des Konzils und der vielen eingedrungenen lila Wölfe, die sicherlich durch das Schisma in die Kirche während des Pontifikats von Johannes XXIII. eingedrungen waren.


Mein ganzes Leben lang habe ich gegen den Relativismus gekämpft und in vielen meiner Schriften habe ich diese Art von revolutionären Theorien, die gegen Gott gerichtet sind, verurteilt. Es hat mich persönlich traurig gemacht zu sehen, wie die meisten Kardinäle, bis auf einige wenige, diese Ideologie übernommen haben. Und genau deshalb strebten sie eifrig nach Reformen innerhalb der Kirche, Reformen, die meine Beseitigung einschließen würden, denn ich war ihr größtes Hindernis.


Ich hätte ihren grenzenlosen Hass auf mich gespürt, und wäre da nicht die Barmherzigkeit Gottes gewesen, die immer bei mir war, wäre ich diesen Angriffen sicherlich erlegen. Sie hatten mehrere Gelegenheiten, mich zu töten, aber Gott bewahrte mich, denn meine Stunde war noch nicht gekommen, bis zu dem Tag, an dem ich beseitigt werden würde. Ich wusste, dass sich die Schafe mit meinem Tod ausbreiten würden, aber ich war sicher, dass der göttliche Hirte sie in seiner Herde sammeln würde. Ich war nur ein Instrument im Plan der Erlösung, nichts weiter, und bald würde die große Reinigung kommen. Es ist unser Herr Jesus Christus, der wirklich für seine Kirche verantwortlich ist. Nach meinem Tod herrschte große Verwirrung. Irgendwie ließ Gott zu, dass die Bosheit der Herzen derer, die behaupten, wahre Jünger Christi zu sein, und die in Wirklichkeit zu den Judas dieser Zeit werden, noch mehr Verwirrung und Spaltung innerhalb der Kirche verursachte.


An meinem 95. Geburtstag hieß es neben vielen anderen Verleumdungen: „Das ist der Papst, der nicht Papst werden wollte“, ich habe es selbst live von einigen Kardinälen gehört. Ich fühlte mich müde und erschöpft, ich war aller Erleuchtung und aller Ermutigung beraubt. Ich war mit unserem Herrn auf dem Weg nach Golgatha und umarmte das Kreuz des Erlösers. Ich wusste, dass meine Stunde bald kommen würde, ich erlebte das Gefängnis der Einsamkeit, die Angst, nicht offen sprechen zu können, außer durch Kodizes und Gleichnisse. Ich erlebte das Gefängnis der


Bewachung durch einen Gefängniswärter, von dem ich wusste, dass man ihm nicht trauen konnte. Ich war überwältigt und ohne Trost, aber ich versuchte, unseren Meister so gut ich konnte nachzuahmen. Und ich lehnte den bitteren Kelch nicht ab, der mir angeboten wurde, immer mit der Gnade Gottes, mit all meinem Vertrauen in Jesus Christus und misstrauisch gegenüber meiner eigenen Kraft. Ich wusste, dass Judas Iskariot Tag und Nacht an meiner Seite war und dass er mich bald mit einem verräterischen Kuss verraten würde. Dennoch wies ich ihn nicht zurück, denn ich sah in allem die Hand Gottes, obwohl ich wie ein sanftmütiges Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, stumm war und meinen Mund nur öffnete, um zu segnen und zu vergeben.


Judas Iskariot staunte über Jesus, den göttlichen Meister, weil er seinen Erwartungen als politischer Krieger nicht gerecht wurde, sondern ein friedliebender, demütiger und sanftmütiger Mann war. Irgendwie sah ich mich selbst als Spiegelbild dieses Bildes, ich war sanftmütig und demütig, ein Mann des Friedens, und das verwirrte viele, die mich herausforderten. Viele stellten mich auf die Probe, aber am meisten beunruhigte mich mein Gefängniswärter, mein eigener Sekretär.


In der Vergangenheit hatte ich die schreckliche Erfahrung gemacht, von meinen Freunden verraten zu werden. Mein Gefängniswärter gab vor, mein Freund zu sein, gab vor, Buße zu tun, gab vor, an meiner Seite zu sein, aber am Ende meines Lebens war ich mit einem scharfen Unterscheidungsvermögen für Geister ausgestattet und wusste, dass ich ihm und den Menschen, die Tag und Nacht mit mir lebten, nicht vertrauen konnte. Mein Gefängnis im Exil war das Kloster Mater Ecclesiae, und das hatte einen besonderen Grund. Gott sorgte dafür, dass ich als sein rechtmäßiger Hirte drinnen und nicht draußen war, um die Kirche zu unterstützen, zu beten und in Buße zu leben, durch ein scheinbar verborgenes und stilles Leben, ohne jeden Trost außer den gelegentlichen Besuchen, die mein Gefängniswärter erlaubte, weil er seinem Herrn gehorchen musste, der dafür sorgte, dass ich isoliert war, ohne Kommunikation mit der Welt. Aber ich konnte nie der Kommunikation mit Gott beraubt werden. Je mehr ich litt, desto näher kam ich dem Schlagen des Herzens Christi. Mein Leben wurde zu einem ständigen Fürbittgebet. Ich entdeckte den Weg, wirklich frei zu sein, und das war durch das Gebet. Mein Geist war nie gefangen, wie es sich manche gewünscht hätten. Mein verwesender Körper wurde gefoltert und mit Medikamenten behandelt, die meine Gesundheit eher bedrohten als verbesserten und mich Stück für Stück der Ewigkeit näher brachten.


Ich war mir allem bewusst, was um mich herum geschah. Gott gab mir Klarheit in seiner Güte, obwohl ich mich in einer so schmerzhaften Situation befand. Als rechtmäßiger Vertreter Christi, des einzigen Hirten, wurde ich von meinen Henkern gefangen gehalten. Diejenigen, die mich eines Tages zum Hirten der Hirten ernannten, waren dieselben, die mich kurze Zeit später kreuzigen würden, so wie es unserem Herrn Jesus am Palmsonntag widerfahren war.


Gerade in unseren menschlichen Grenzen und Schwächen sind wir berufen, uns Christus anzupassen. Mit jeder Minute, die verging, konnte ich mein Leben im Licht Christi klarer lesen. Schritt für Schritt sah ich die Erfüllung der Prophezeiungen, und am Ende meines Lebens sah ich mich mehr im Himmel als auf der Erde. Mir wurde völlig klar, dass ich der Kirche nützlicher sein könnte, wenn ich zu Gott ginge, als wenn ich hier in diesem Tal der Tränen bliebe. Und nur dieser Gedanke ermutigte mich, das Kreuz aus Liebe zu Ihm weiterzutragen, der sich aus Liebe zu mir ganz dem Kreuz hingegeben hat. Dies ist mein öffentliches Bekenntnis. Ich, Benedikt XVI., Stellvertreter Christi, der letzte und legitime Nachfolger des Apostels Petrus, dem der Herr den Schlüssel zum Himmelreich gegeben hat, bin wie Petrus ins Gefängnis geworfen worden. Weil ich die Wahrheit verkündete, bin ich den Mächten der Welt verhasst geworden, die mit offensichtlicher Grausamkeit meinen Lehmkörper zerbrochen, aber meinen unsterblichen Geist befreit haben, der jetzt den seligen Anblick Gottes genießt, die Belohnung derer, die seinem Sohn Jesus Christus treu bleiben, dem alle Ehre und Herrlichkeit für immer gehört.


Ich hätte ihren grenzenlosen Hass auf mich gespürt, und wäre da nicht die Barmherzigkeit Gottes gewesen, der immer bei mir war, wäre ich diesen Angriffen sicherlich erlegen. Sie hatten mehrere Gelegenheiten, mich zu töten, aber Gott bewahrte mich, denn meine Stunde war noch nicht gekommen, bis zu dem Tag, an dem ich beseitigt werden würde. Ich wusste, dass sich die Schafe mit meinem Tod zerstreuen würden, aber ich war sicher, dass der göttliche Hirte sie in seiner Herde sammeln würde. Ich war nur ein Instrument im Erlösungsplan, nichts weiter, und bald würde die große Reinigung kommen. Es ist unser Herr Jesus Christus, der wirklich für seine Kirche verantwortlich ist. Nach meinem Tod herrschte große Verwirrung. Irgendwie ließ Gott zu, dass die Bosheit der Herzen derjenigen, die behaupteten, wahre Jünger Christi zu sein, und die in Wirklichkeit zu den Judas dieses Zeitalters wurden, noch mehr Verwirrung und Spaltung innerhalb der Kirche verursachte.


In der Vergangenheit hatte ich die schreckliche Erfahrung gemacht, von meinen Freunden verraten zu werden. Mein Gefängniswärter gab vor, mein Freund zu sein, gab vor, Buße zu tun, gab vor, an meiner Seite zu sein, aber am Ende meines Lebens war ich mit einem scharfen Unterscheidungsvermögen für Geister ausgestattet und wusste, dass ich ihm und den Menschen, die Tag und Nacht mit mir lebten, nicht vertrauen konnte. Mein Gefängnis im Exil war das Kloster Mater Ecclesiae, und das hatte einen besonderen Grund. Gott sorgte dafür, dass ich als sein rechtmäßiger Hirte drinnen und nicht draußen war, um die Kirche zu unterstützen, zu beten und in Buße zu leben, durch ein scheinbar verborgenes und stilles Leben, ohne jeden Trost außer den gelegentlichen Besuchen, die mein Gefängniswärter erlaubte, weil er seinem Herrn gehorchen musste, der dafür sorgte, dass ich isoliert war, ohne Kommunikation mit der Welt. Aber ich konnte nie der Kommunikation mit Gott beraubt werden. Je mehr ich litt, desto näher kam ich dem Schlagen des Herzens Christi. Mein Leben wurde zu einem ständigen Fürbittgebet. Ich entdeckte den Weg, wirklich frei zu sein, und das war durch das Gebet. Mein Geist war nie gefangen, wie es sich manche gewünscht hätten. Mein verwesender Körper wurde gefoltert und mit Medikamenten behandelt, die meine Gesundheit eher bedrohten als verbesserten und mich Stück für Stück der Ewigkeit näher brachten.


Mit Schnelligkeit und List inszenierten sie einen Staatsstreich und beriefen ein Konklave ein, um meinen vermeintlichen Nachfolger zu wählen, wobei sie meine Autorität umgingen. Im Konklave befanden sich in der Mehrheit Freimaurerkardinäle, ein seit langem organisierter Versuch, das Kardinalskollegium zu untergraben, für den es unwiderlegbare Beweise mit umfangreichen Informationen gibt. Die Infiltration wurde von freimaurerischen Verbündeten in den Vereinigten Staaten angeführt, und auf Geheiß des damaligen Präsidenten dieses Landes, Barack Obama, wurde Druck auf das Konklave ausgeübt, indem gefordert wurde, dass ich durch ihren Kandidaten ersetzt werde, weil die wichtigsten Eliten der Welt, und insbesondere China, dies forderten. Sie hatten die Vatikanbank eingefroren und sogar gedroht, mich zu töten, wenn ich nicht am nächsten Morgen zurücktreten würde. Es war eine unhaltbare Situation, die wie ein scharfes Schwert in meiner Seele schwebte.


Es ist klar, dass die Medien vom Vatikan manipuliert wurden, um mein Image zu zerstören und die Welt dazu zu bringen, mich zu hassen. Das Land der Vereinigten Staaten trug am meisten zu meinem Putsch bei. Jedes Mal, wenn ich ein Wort sagte, gab es großen Aufruhr unter den Kardinälen, insbesondere unter den deutschen Geistlichen, die zu den ersten gehörten, die ihre Hand gegen mich erhoben, und dann sagte ich mir: Ein Sohn, der seine Hand gegen seinen Vater erhebt und ein gewalttätiges Schisma verursacht und andere Gemeinschaften ermutigt, seinem Beispiel der hartnäckigen Rebellion zu folgen. Diese Situation erreichte für mich ein so unerträgliches und entmutigendes Niveau, dass der Heilige Geist Gottes mich im Gebet dazu inspirierte, zu entscheiden, mein Petrusamt auf eine andere Weise fortzusetzen, nicht so sehr aktiv und öffentlich, sondern kontemplativ und betend. Auf diese Weise gelang es mir, die Aufmerksamkeit innerhalb der Zentralverwaltung der Kurie des Vatikans von mir abzulenken, wie sie es von mir verlangten, und so das größte Schisma aller Zeiten abzuwenden.


Als oberster Pontifex stand ich allein, ohne die Unterstützung von irgendjemandem außer einigen loyalen Kardinälen. Plötzlich war ich allein mit Gott und mir wurde klar, dass es nur einen Ausweg gibt, wenn menschliche Worte keine Wirkung haben: das Gebet. Und das habe ich getan. Ich vertiefte mich ins Gebet, lebte in Reue, was für meine modernistischen Feinde, die Freunde der Päderastie und all jener revolutionären Ideologien, die gegen Gottes Gesetz und die gesamte christliche Moral verstoßen, eine Qual war. Ich habe mit Hilfe der göttlichen Gnade das Bittere in Süße verwandelt und das Leiden zum Wohl der gesamten Kirche und ihres mir anvertrauten mystischen Leibes genutzt. Gerade in menschlicher Schwäche und Begrenztheit sind wir berufen, im Einklang mit Christus zu leben. Sie manipulierten den Verlauf meines Lebens und machten mich zu einer für die Welt verachtenswerten Person, die so schnell wie möglich ersetzt werden musste. Sie verbreiteten das unwahre Gerücht, ich hätte pädophile Priester beschützt, während die Realität ganz anders aussah.


In Nachahmung Christi, des göttlichen Meisters, schwieg ich und öffnete meinen Mund nicht. Ich vertraute auf göttliches Eingreifen, begab mich in die Hände des gerechten Richters und wurde wie ein sanftmütiges Lamm zur Schlachtbank geführt, um mein Blut für das Wohl der Kirche zu vergießen. Als wahrer Hirte der katholischen Kirche wich ich nicht zurück, auch wenn ich durch die manipulierten und großzügig bezahlten Informationen der verschiedenen Medien als Verräter bezeichnet wurde. Meine Feinde sagten, die Kirche würde sich mir gegenüber verhärten und ich beabsichtige, in die vorkonziliare Ära zurückzukehren.


Ich war der am meisten geschmähte und diskreditierte Papst. Mein Name verursachte Zähneknirschen in den Korridoren der vatikanischen Kurie. Zu den vielen Verleumdungen, die über mich verbreitet wurden, gehörte, dass ich ein Feigling sei, der vom Kreuz absteigen und vor den Wölfen fliehen würde. Alles, was ich öffentlich oder privat sagte, wurde verdreht, mit der einzigen Absicht, einen Putsch zu organisieren. Ein anderer sagte: Er ist der schlimmste Papst, den wir je hatten, und so bohrten sich die Schwerter eins nach dem anderen in mein Herz. Angesichts der harten Realität, die ich sah, ging ich meinen Weg, und dieser Weg bestand darin, Christus nach Golgatha zu folgen. Der Ungehorsam des Kardinalskollegiums erreichte ein solches Ausmaß, dass ich unmöglich herrschen konnte.


Als Hirte war ich im Umgang mit allen immer respektvoll, herzlich und höflich, ohne Ausnahme. Im Gegenzug erntete ich Verachtung, Verleumdung und Beleidigungen. Mein sogenannter persönlicher Sekretär war nicht mein Vertrauter, im Gegenteil, ich wusste, dass man ihm nicht trauen konnte. Er war mein Henker, ein offenes Mikrofon für meine Feinde. Es war Franziskus, der mich in Einzelhaft und unter strenge Bewachung sperren ließ. Offenbar fürchtete er, ich würde etwas sagen, was seinem Ruf schaden würde. Er fürchtete, ich würde die Wahrheit enthüllen und seine geheimen Pläne, die katholische Kirche zu zerstören, durchkreuzen. Das machte ich Georg (Gänswein) klar, als ich ihm sagte: Es scheint, dass Papst Franziskus mir nicht mehr vertraut.


Sogar den sorgfältig ausgewählten und ausgebildeten Nonnen, die mich begleiteten, konnte man nicht trauen. Ich fühlte mich sehr einsam, ich war buchstäblich in einem Gefängnis. Mehr als einmal weinte ich vor dem Allerheiligsten, blickte auf Christus und bat um die Kraft, nicht nachzugeben, und um die Weisheit, in allen Dingen Gottes Willen zu tun.


Mein Sekretär Georg sah mich das tun. Es war im zweiten Jahr meiner Gefängnisverbannung und genau am Geburtstag meines Sekretärs, als ich diese Worte sprach: Georg, heute ist ein besonderer Tag für Sie. Er sagte zu mir: „Danke, Eure Heiligkeit“, und er sah mich mit starrem Blick an. Ich fuhr fort: Sie wissen, dass mein wahres Regierungsprogramm nicht darin bestand, meinen Willen zu tun, sondern gemeinsam mit der ganzen Kirche auf das Wort und den Willen des Herrn zu hören und mich von Ihm leiten zu lassen. Er antwortete: „Ja, Heiliger Vater, ich weiß.“ „Nun, heute möchte ich Ihnen sagen, dass es unser Herr Jesus Christus ist, der in dieser Stunde unserer Geschichte, in diesem Moment meiner scheinbaren Nutzlosigkeit, die Kirche führt und sie zu einem glücklichen Ende bringen wird, weil Er versprochen hat, dass die Mächte der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden. Glauben Sie, was ich Ihnen sage?“ Er sagte: „Ja, Eure Heiligkeit“, und es herrschte große Stille um uns herum und wir sahen uns an. Zum ersten und einzigen Mal sah ich in seinem Blick eine Spur echter Freundschaft. In diesem Moment betete ich aus tiefster Seele zum Herrn um die Bekehrung von Georg und all meinen Feinden und sagte aus tiefstem Herzen: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“


Ich war sicherlich in Marias Schule des Schweigens, die alles in ihrem Herzen bewahrte, und zu den vielen Dingen, die ich in diesem schmerzlichen Exil lernte, gehörte das Schweigen. Schweigen ist keine Schwäche, Schweigen ist keine Angst oder Feigheit, Schweigen ist die Weisheit Gottes, es ist Klugheit. Und der wirklich weise Mensch ist derjenige, der weiß, wie und wann man den Mund halten muss, nicht derjenige, der viel redet. Und es gibt Zeiten, in denen der Heilige Geist dazu auffordert zu sprechen oder zu schweigen. Das Schweigen der Gerechten veranlasst die Gerechtigkeit Gottes zum Handeln, denn wir begeben uns in die … in die Hände Gottes, des gerechten Richters. Als ich mein Pontifikat antrat, machte ich deutlich, dass ich mit der Kirche auf Gottes Wort höre, immer seinen heiligen Willen tue, seinem Wort gegenüber immer fügsam bin, immer bereit bin, so oft wie nötig zu vergeben und eine zweite Chance zu geben, denn es sind die Seelen, die auf einem wahren Hirten bestehen müssen, der das Urteil immer vermeidet, um nicht gerichtet zu werden, und der bereit ist, zu korrigieren, wenn es nötig ist; und obwohl ich anerkenne, dass man menschliche Schwächen hat, und ich hatte sie, ist es auch wahr, dass ich die Hand Gottes, der immer mit mir im Boot war, nie losgelassen habe. Und obwohl es viele Stürme gab, habe ich der Macht Gottes nie misstraut. Trotz meiner vielen Misserfolge blieb ich dem Herrn immer treu und wiederholte in meinem Herzen die Worte von Petrus: Herr, du weißt, du weißt, dass ich dich liebe.


Es war sehr schmerzhaft für meine gebrochene Menschlichkeit, zu entdecken, dass sie mich langsam vergifteten, denn ich hörte, wie mein Meister Georg Gänswein, ohne dass sie es bemerkten, den Nonnen, die mir dienten, Anweisungen von Franziskus gab. Ich hörte ihn sagen: Gib ihm weiterhin die Medizin, tu alles so, dass es natürlich erscheint, misstraue nichts, stelle keine Fragen, Befehle von oben, mach dir keine Sorgen, du wirst gut belohnt werden. Ich tat so, als würde ich nichts bemerken, und von diesem Moment an war jedes Essen oder Medikament, das ich bekam, eine Qual, ich vermied es, es zu essen, aus Angst, es könnte vergiftet sein. Und dieser Mangel an Nahrung war für meine ohnehin schwache Gesundheit noch schädlicher. Ich segnete die Medikamente immer, weil ich sicher war, dass sie sie ersetzten.


Mein Leben im Gefängnis, das fast 10 Jahre gedauert hatte, ging zu Ende. Gott hatte es eilig mit mir. Selbst wenn ich deutlich hätte sprechen wollen, hätte ich es nicht gekonnt. Sie hätten mir nicht einmal geglaubt. Sie hätten meine Worte verdreht, ich hatte niemanden um mich herum, dem ich vertrauen konnte. Es war eine sehr stressige Situation, also erleuchtete mich Gott, sodass ich irgendwie durch Codes und Parabeln, durch die Bücher kommunizieren konnte, in der Hoffnung, dass wenigstens jemand meine Art zu sprechen verstehen würde.


Anlässlich meines 95. Geburtstags kam Franziskus zu mir, brachte eine Flasche Wein mit Karamellpaste und fragte, ob er mit mir allein sein könne. Ich hätte nie gedacht, dass sein Zynismus und seine Fähigkeit zum Bösen so offenkundig waren. Wieder sah ich seinen Hass auf mich, auf die Kirche und vor allem seinen grenzenlosen Hass auf die Mutter Gottes. Ich hatte mich immer für einen friedlichen und diplomatischen Menschen gehalten: Was konnte ich tun? Nur im Stillen leiden, in großer Einsamkeit, denn am Ende meines Lebens befand ich mich in vollkommener Übereinstimmung mit dem leidenden Christus, der ebenfalls von aller göttlichen Hilfe verlassen worden war. Das war Teil meiner Katharsis. Ich verstand. Mein Amt als Stellvertreter Christi erforderte eine große Reinigung. Mir war viel anvertraut worden, und bald würde ich Gott für meine gesamte Amtsführung Rechenschaft ablegen müssen. Ich musste mich verantworten, nicht nur für meine Seele als getaufter Christ, sondern für die ganze Kirche. Was für eine große Verantwortung, was für ein schweres Kreuz ich als Papst zu tragen hatte. Von diesem Moment an war mir alles klar, und diese Erkenntnis bereitete mir doppeltes Unbehagen.


Unter dem Siegel der Beichte und in seiner üblichen schmeichelhaften Haltung der falschen Brüderlichkeit teilte mir Bergoglio, oder besser gesagt Franziskus, in spöttischem Ton und in seiner sehr zynischen und rücksichtslosen Art mit, dass er die Kirche gern in seinen Händen hätte, dass er sie vollkommen zerstören und die Eucharistie für immer begraben würde. Er sagte: Ich werde euren Gott vom Angesicht der Erde tilgen, ich habe viele Verbündete, die mir helfen, nicht nur von innen, sondern auch von außen. Die Kurie kniet zu meinen Füßen, und das Kardinalskollegium, das sind treue Hunde, wie ihr wisst. Ihr könnt nicht leugnen, dass sie treu sind, dass sie gehorchen, und er lächelte schelmisch. „Ich habe sie für euch hergebracht, und falls ihr es nicht wisst, werde ich es euch bestätigen. Betrachtet es als einen Gefallen meinerseits. Ich bin nicht so schlimm, wie man sagt.“ Er lächelte erneut, diesmal eisig.


Sein Blick machte mir Angst, und ihn vor mir zu haben war, als sähe ich Satan. Er gestand mir, dass eines seiner Ziele darin bestand, die Mutter Gottes mit Dreck zu bewerfen, Dogmen wenn möglich auszumerzen und die Eucharistie mit Füßen zu treten. Er sagte mir, dass er den außerordentlichen Ritus auf einen Schlag ausmerzen würde, sodass nur der aktuelle Ritus mit seinen vielen Prophezeiungen und Sakrilegien übrig bliebe. Schließlich wurde der neue Ritus von einem Freimaurer ausgearbeitet, der ein Experte in Liturgie war, und er gestand mir, dass er Freude empfand, als er zum Tepeyac ging und die Königin des Himmels von Angesicht zu Angesicht beschimpfte. Er sprach über Mexiko. Und dann hatte er große Freude an der Pantomime, die er mit einer angeblichen Hingabe Russlands und der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens aufführte. Er kam noch näher und mit Ironie zu mir: Wollen Sie wissen, wen ich für das geliebte Bild Unserer Lieben Frau von Fatima angerufen habe? Ich antwortete ihm, dass das nicht nötig sei. Er sagte mir, er würde es mir trotzdem sagen, weil er wüsste, dass es mir wehtun würde: Ich habe den König der Finsternis angerufen, verstehst du? Ich schwieg vollkommen, dann sagte er: „Oh Großvater, ich gebe zu, ich hatte viel Spaß, aber es ist Zeit, dieser Farce ein Ende zu setzen. Die Katholiken sind unwissend und gedankenlos, und es ist gut, dass sie so weitermachen, gehorsam und unterwürfig gegenüber allem, was man ihnen sagt.“ Und er lächelte wieder.


Er gestand mir, dass es ihm die größte Befriedigung verschaffte, mich leiden zu sehen. Er sagte mir, dass es ihm gefiel und dass ich seine Beute war, dass er mein Leben in seinen Händen hatte, dass er mich jederzeit für immer einsperren könnte, dass es nicht das erste Mal war, dass er es täte und dass es ihm nichts ausmachte.


Er sagte: Weißt du, was Euthanasie ist? Und er lächelte, schüttelte den Kopf und sagte mit einem Blick: „Hast du Schmerzen?“ Ich war schockiert über alles, was ich ihn sagen hörte. Ich konnte eine solche Bosheit nicht glauben. In seinem Herzen war nur Hass und von seinen Lippen kam nichts als Entsetzen. Sofort sagte er zu mir: Heiliger Vater, machen Sie sich keine Sorgen, Ihr Leiden wird bald ein Ende haben, das verspreche ich Ihnen. Und ich sah ihn an und antwortete: Sie fürchten Gott nicht. Und er sagte zu mir: Ich kenne keine Furcht. Und er fügte hinzu: Was ist Furcht?


Ich sagte mir: Er ist der Zerstörer der Kirche, und es ist klar, dass er unter dem Einfluss Satans stand. Dann flogen meine Gedanken nach Fatima und mir traten Tränen in die Augen. Ich war sicher, dass meine Tage gezählt waren und der Vorhang meines Lebens bald fallen würde.


Die Person, die für die Verkürzung dieser Tage verantwortlich war, war mein Gefängniswärter. Mein scheinbar loyaler Sekretär Gänswein. Ihm war diese Aufgabe anvertraut worden, und er musste sie erfüllen, ohne den geringsten Mordverdacht aufkommen zu lassen. Am Tag vor meinem Tod erhielt mein Sekretär einen Anruf. Es war Franziskus, und er sagte diesen Satz: „Es ist Zeit“, und legte auf. Ich hatte es gehört, weil er in meiner Nähe war und ich dachte, ich schlafe. Ich wehrte mich nicht gegen meinen Henker. Ich wartete geduldig auf mein Ende. Was hätte ich sonst sagen oder tun können, da ich völlig isoliert und 24 Stunden am Tag bewacht war, da sie im Vatikan wirklich das Sagen hatten und sie, die jetzt dank Franziskus in der Mehrheit sind, Informationen manipulierten und eine Wahrheit veröffentlichten, die vom Vatikan selbst abgeändert und großzügig bezahlt wurde.


Es ist kein Geheimnis, dass im Laufe der Geschichte viele Päpste von denselben Freimaurerkardinälen ermordet und vergiftet wurden, die die Zentralregierung infiltriert hatten. Nachdem sie Staatssekretäre geworden waren, wurden viele dieser Morde als natürlicher Tod oder Herzinfarkt abgetan, und um jeden Verdacht zu zerstreuen, wurden sie heiliggesprochen. Um nur ein Beispiel zu nennen: die Akten von Papst Johannes Paul I. und dem großen Johannes Paul II., auf den sie mehrere gescheiterte Attentatsversuche unternommen hatten und der schließlich mit einer unnötigen und bequem durchgeführten Kehlkopfentfernung zum Schweigen gebracht wurde. Endlich bin ich hier und kann Ihnen versichern, dass es viele Arten zu töten gibt.


Sein Blick war ein Blick in die Unendlichkeit, der von Benedikt XVI. Ich konnte nicht glauben, sagt Schwester Benedicta, was ich hörte. Ich fühlte einen großen Schmerz in meinem Herzen und eine große Empörung, aber da saß ich auf der Bettkante, in völliger Stille, schrieb, als wäre ich die Sekretärin des Papstes und sagte mir: Was für ein Grauen, mein Gott. Was für eine Niedertracht. Dann sah mich der Heilige Vater an und sagte:


Sei stark und schreib weiter. Ich habe noch viel zu sagen, all dies ist bereits Teil der Geschichte. Schreib, Tochter.


Ich sagte: „Ich höre Ihnen zu, Heiliger Vater“, und er fuhr fort: „


Als Papst trug ich immer die weiße Soutane, in der Hoffnung, dass die Welt erkennen würde, dass ich nie zurückgetreten war und dass ich unter dem Druck stand, zum Wohle der Kirche zu handeln und Entscheidungen zu treffen. In den wenigen Gesprächen, die ich führen konnte, drückte ich mich immer verschleiert aus, um nicht den Verdacht meiner Feinde zu erregen, die mich ständig beobachteten, und ich musste sehr vorsichtig sein. Meine Feinde waren zahlreich und hatten viele Mikrofone. Jetzt genieße ich großen Frieden, denn Gott ist gerecht und wählt immer den richtigen Zeitpunkt. Dies sind Zeiten, in denen viele denken, sie besitzen und kennen die Wahrheit. Die Wahrheit ist nur eine: Christus, und ihm allein müssen wir immer treu bleiben, auch wenn es uns das Leben kostet, wie es bei mir der Fall ist.“


Am 8. Dezember 2022 teilte ich meinem Sekretär mit einer Geste des Vertrauens und des guten Willens mit, dass ich mehrere Briefe und meine letzte Enzyklika Maria Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin geschrieben hatte. Ich sagte dies, stark ermutigt von meinem Vorgänger, dem großen Johannes Paul II., einem treuen Verteidiger Marias Miterlösers am Fuße des Kreuzes. Ich sagte meinem Sekretär, wo sie waren. Seine Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Er sagte mir: Briefe?!, und gleichzeitig sagte er mir mit einem obligatorischen Lächeln, dass er mir für das Vertrauensvotum dankte. Ich wies ihn darauf hin, dass diese Briefe vertraulich seien und hauptsächlich an die Zentralregierung, die Kurie des Vatikans, die Kongregation für die Glaubenslehre und die Liturgie, das Kardinalskollegium, die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller, Raymond Leo Burke, Kardinal Zen, Kardinal Robert Sarah, die Priesterbruderschaft St. Pius X. und St. Petrus gerichtet seien.


Ich schrieb einen Brief an Priester und Seminaristen, in dem ich sie drängte, stets danach zu streben, vorbildliche Priester zu sein, die von ständigem und intensivem Gebet beseelt sind und Keuschheit und Intimität mit Christus pflegen. Ich betonte, dass der Priester dem Herzen Christi gleichförmig sein muss und dass nur auf diese Weise das Priestertum erfolgreich sein und apostolische Früchte tragen kann. Ich riet ihnen, sich niemals von der Logik der Karriere und Macht verführen zu lassen – Worte, die ich oft zu Priestern und Seminaristen gesagt habe. Schließlich drängte ich sie, nicht den Fehler zu machen, die Kommunion in die Hand zu nehmen und Buße zu tun, wie es die Muttergottes verlangt.


Ich schrieb auch Briefe an die Institute des geweihten Lebens, an Journalisten in aller Welt und an meinen guten Freund, den Theologen Giulio Colombi. Schließlich richtete ich einen offenen Brief an das Volk Gottes. Ich drängte Georg, diese Briefe drei Tage nach meinem Tod zu veröffentlichen, und er gab mir sein Wort.


In meiner Aufgabe, Christus nachzuahmen, der bis zum Ende den verräterischen und perfiden Judas Iskariot bei sich hatte, ein Bild der Verräter, die man in meiner Kirche sehen würde, hatte ich auch Georg, dem ich bis zum letzten Moment aufrichtige Zuneigung, Vertrauen und Geduld entgegenbrachte und das Wohlergehen seiner Seele und seine Bekehrung wünschte, obwohl ich wusste, dass ich ihn bald den schlimmsten Verrat und den größten Mord begehen sehen würde. Da ich wusste, dass mein Sekretär mich verraten würde, beschloss ich klugerweise, meinem großen Freund Giulio Colombi bei seinem letzten Besuch eine Kopie dieser Briefe zu geben, der mir durch ein Wunder Gottes nach langem Flehen meines Sekretärs Gänswein gewährt wurde. Diskret und ohne Verdacht zu erregen, erklärte ich Giulio schnell, was vor sich ging, und bat ihn, diese Dokumente nach meinem bevorstehenden Tod zu veröffentlichen und jedem Mitglied des Kardinalskollegiums eine Kopie zu geben, damit diese wiederum die richtigen Entscheidungen treffen und nach meinem Tod ein rechtmäßiges Konklave einberufen könnten.


Motiviert durch diesen Vertrauensbeweis, den ich meiner Sekretärin entgegenbrachte, teilte er Franziskus heimlich und verräterisch alles mit, die Briefe und die Enzyklika, die Enzyklika Maria Miterlöserin, die ich geschrieben hatte und in der ich dogmatisch die Mitheilung der Mutter Gottes verkündete. Ohne dass er es bemerkte und dank der Lautstärke seines Telefons konnte ich hören, wie Franziskus den Befehl gab, alles zu verbrennen, und er fügte hinzu: Wir dürfen nichts zurücklassen, was kompromittierend sein könnte, worauf er antwortete: Das werde ich, und er legte auf. Er wusste nicht, dass ich alles gehört hatte. [Allerdings starb Giulio Colombí am 1. Januar 2023, einen Tag nach Benedikts Tod, Anm. d. Red.]. Da ich um den Verrat meines Sekretärs Georg Gänswein wusste und ihm als letzte Chance, sich vor Gott zu rechtfertigen, habe ich ihm ausdrücklich die Enzyklika empfohlen, die ich am 25. März 2022 verfasst habe. In dieser Enzyklika habe ich, nach drei Jahren, in denen ich Tag und Nacht in tiefem Gebet verharrte und Gott bat, seinen Diener mit seinem Heiligen Geist zu erleuchten, feierlich und dogmatisch die Rolle erklärt, in Kenntnis der vollständigen und genauen Dokumentation, die in den Archiven liegt und dieses neue Mariendogma begleitet, das der Heiligen Jungfrau Maria als geistige Mutter aller Völker offenbart wurde, unter ihren drei Hauptaspekten als Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin, die es ihr ermöglichen, ihre geistige Mutterschaft vollständig auszuüben, ein Geschenk, das ihr von ihrem Sohn Jesus Christus am Kreuz für die gesamte Menschheit aller Zeiten gemacht wurde.


In der Enzyklika heißt es: „Die selige Jungfrau Maria ist unsere Mutter in der Ordnung der Gnade, Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin, deren Mutterschaft universell ist und sich seit Erschaffung der Welt an alle Völker und Rassen richtet, beginnend mit der Erlösung, die ihr Sohn Jesus Christus vollbracht hat. Angesichts der beispiellosen Krise des Glaubens, der Familie, der Gesellschaft und des Friedens, die den gegenwärtigen Zustand der Menschheit kennzeichnet, ist die Fürsprache der Mutter Gottes heute dringender denn je erforderlich.


Ich bin überzeugt, dass diese päpstliche Definition der geistigen Mutterschaft der seligen Jungfrau Maria ein außergewöhnliches Heilmittel für die gegenwärtige globale Krise sein wird, die die Menschheit bedroht“, und ich habe sie unterzeichnet: Benedikt PP. XVI, Hirte der Hirten.


Als ich mit dem Schreiben dieser Enzyklika fertig war, erhielt ich ein Zeichen vom Himmel. In meinem Herzen war ich sicher, dass meine Karriere vorbei war. Es war das Letzte, was ich als Papst tun würde, und von diesem Moment an hatte der Countdown begonnen. Ich fühlte mich in diesem Moment wie das Omega, das einen Zyklus in der Kirche beendete und eine neue und starke Glaubensverfolgung begann.


An diesem letzten Morgen konnte ich nicht schlafen, ich atmete schwer, meine schlaflosen Nächte wurden immer länger. Aber ich war mir bewusst, dass der Herr die Kontrolle hatte. Mein Geisteszustand war nicht der beste, ich fühlte mich müde und sehr überwältigt von allem, was ich wusste, was vor sich ging, mit der Beichte von Franziskus, die mich Tag und Nacht quälte, und dass ich angesichts meiner Situation und insbesondere des Beichtgeheimnisses, das unantastbar ist, unmöglich sprechen konnte. Es quälte mich so sehr, dass es einen beispiellosen Skandal verursachte. Meine Kommunikation mit der Welt war verschleiert, es war wie ein stummer Schrei in meiner langen und schmerzhaften Qual.


Dann kam der Moment, als mein Sekretär Gänswein in den frühen Morgenstunden hereinkam. Er dachte, ich schlafe, weil ich mehrere lange Nächte hinter mir hatte. Er war überzeugt, dass er mich all die Jahre, die wir gezwungen waren, zusammen zu leben, zum Narren gehalten hatte. Zu seiner Überraschung war ich wach. Ich betete den Rosenkranz zu meiner guten und lieben Mutter, meiner Gefährtin in diesem Exil, Maria, der Miterlöserin. Welche bessere Gefährtin könnte es geben als sie, die ihrem Sohn Jesus Christus immer treu war und am Fuße des Kreuzes stand?


Georg kam auf mich zu und sagte: „Eure Heiligkeit, können Sie nicht schlafen? Ich muss Ihnen diese Medizin geben.“ Ich war fertig, und Gott ließ mich wissen, dass es Zeit war zu gehen. Dann starrte ich ihm in die Augen. Er sah mich an und wandte sofort den Blick ab. Sein Blick war kalt, wie der einer Leiche.


Ich fasste mir ein Herz und sagte zu ihm: Georg, haben Sie jemals an meinen Tod gedacht? Er antwortete: „Nein, Eure Heiligkeit.“ Ich sagte: Das sollten Sie tun und oft Ihr Gewissen prüfen, das ist sehr gesund für die Seele, das Leben ist sehr kurz, und eines Tages werden Sie sich Gott gegenüber für Ihr Leben verantworten müssen. Er sagte zu mir: Eure Heiligkeit, warum diese Worte? Mit sehr leiser Stimme und mit großer Atemnot antwortete ich ihm: „Gänswein, Sie sind schon lange bei mir, und Sie kennen mich noch nicht? Was du tun musst, tue es jetzt und ohne weitere Umschweife, aber vergiss nicht, dass du dich eines Tages Gott gegenüber verantworten musst, vergiss das nicht“, und wir starrten uns schweigend an.


Dann war mein Sekretär überrascht und erkannte, dass ich seinen Betrug aufgedeckt hatte und dass er derjenige war, der betrogen worden war. Dann gab er mir die Spritze und sagte mir ins Ohr: „Es ist Zeit, dieser Farce ein Ende zu setzen“. Ich war bereit und betete, und entgegen seinem Wunsch fand ich Frieden, jenen Frieden, den nur Gott der Seele geben kann, und ich flüsterte ihm zu: „Ich vergebe dir alles von ganzem Herzen“, und in meiner Qual waren meine letzten Worte: „Herr, ich liebe Dich. Du kennst mich, und du weißt, dass ich dich liebe.“ Und ich schlief ein wie jemand, der in den Armen seiner Mutter einschläft.


Während meines gesamten schmerzvollen Pontifikats, das heißt während der acht Jahre meines aktiven Amtes und der fast zehn Jahre meines kontemplativen Amtes, war ich harscher Kritik und Demütigungen ausgesetzt. Mein ganzes Leben lang war ich gnadenlos dem öffentlichen Spott ausgesetzt, aber die schmerzlichste Demütigung erlebte ich, als ich nach Berlin kam und die deutschen Bischöfe und Kardinäle sich weigerten, mich aufzunehmen. Die andere und größte Demütigung erlebte ich von Seiten meiner Henker am Tag meiner Beerdigung. Als ich am 19. April 2005 das Petrusamt annahm, hatte ich jene feste Gewissheit, die mich immer begleitet hat, die Gewissheit vom Leben der Kirche durch das Wort Gottes. Damals wie auch bei anderen Gelegenheiten sprach ich mich öffentlich aus. Die Worte, die in meinem Herzen widerhallten, waren diese: „Herr, warum willst du das von mir und was willst du von mir?“ Es ist eine schwere Last, die Du auf meine Schultern gelegt hast, aber wenn Du mich mit Deinem Wort darum bittest, werde ich meine Netze auswerfen und darauf vertrauen, dass Du mich trotz all meiner Schwächen führen wirst.“


Am Ende meines Lebens kann ich sagen, dass der Herr mich wirklich geführt hat, dass er mir nahe war, dass ich seine Gegenwart jeden Tag spüren konnte, dass ich Momente der Freude und des Lichts hatte, aber auch Momente, die nicht einfach waren. Ich fühlte mich wie Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See Genezareth. Der Herr schenkte uns viele Tage mit Sonne und leichter Brise, Tage, an denen es viel zu fischen gab, aber es gab auch Zeiten, in denen das Wasser rau und der Wind launisch war, wie in der gesamten Geschichte der Kirche, und der Herr schien zu schlafen. Aber ich habe immer gewusst, dass der Herr in diesem Boot war, und ich habe immer gewusst, dass das Boot der Kirche nicht meines ist, nicht unseres, sondern seines, und der Herr lässt sie nicht versenken, er ist es, der sie führt, sicherlich auch durch die Menschen, die er ausgewählt hat, weil er es so gewollt hat. Das war und ist eine Gewissheit, die nichts und niemand trüben kann, und deshalb ist mein Herz heute erfüllt von Dankbarkeit gegenüber Gott, denn er hat weder die ganze Kirche noch mich ohne seinen Trost, sein Licht und seine Liebe gelassen.


Ich habe jeden von euch unterschiedslos geliebt, mit jener Hirtenliebe, die jeden Tag das Herz eines jeden Hirten ist, besonders des Bischofs von Rom, des Nachfolgers des Apostels Petrus. Ich habe jeden von euch mit dem Herzen eines Vaters im Gebet getragen. Ich möchte, dass mein Gruß und mein Dank alle erreichen. Ich möchte, dass sich mein Herz auf die ganze Welt ausdehnt. Jetzt, am Ende meiner Karriere, kann ich euch versichern, dass der Papst nie allein ist. Der Herr war immer bei mir. Er hat mit mir gearbeitet. Er hat sich mit mir ausgeruht. Er hat sich mit mir über den reichen Fang gefreut. Und er hat mit mir geweint. All das hat mein Herz während meines Pontifikats erfahren, bis zum letzten Tag meines Todes. Mein Ja war eine völlige Hingabe an Gott und sein Erlösungswerk. Es war ein Ja für immer im Unbefleckten Herzen Mariens. Ich habe das Kreuz nie verlassen, wie viele behauptet haben, sondern bin auf eine neue Weise an der Seite des gekreuzigten Herrn geblieben, fest mit Maria am Fuße des Kreuzes meines Herrn. Jetzt möchte ich euch um einen letzten Gefallen bitten.


Ich höre zu, Eure Heiligkeit“, antwortete Schwester Benedicta. „


Ich möchte, dass Sie dies in den Medien veröffentlichen, ohne ein Detail auszulassen, wie ich geschrieben habe, denn alles ist von großer Bedeutung für die Kirche. Haben Sie keine Angst, ich verstehe, dass es sich um eine heikle Mission handelt, die ich Ihnen auftrage. Kann ich Ihnen vertrauen?“


Und die Schwester antwortet ihm: Eure Heiligkeit, natürlich können Sie auf mich zählen, ich werde Ihre Sekretärin sein, wenn Sie es mir erlauben. Und er sagt zu ihr:


Tun Sie es und haben Sie keine Angst vor den möglichen Vergeltungsschlägen, die dieser Brief hervorrufen könnte. Ich möchte, dass er die vatikanische Kurie erreicht, jedes Mitglied des Kardinalskollegiums.“


Heiliger Vater, darf ich Ihnen eine Frage stellen“, sagt die Schwester, und er antwortet:


Ich höre zu.“


Nach Ihrem Tod wurde ein geistliches Testament veröffentlicht, vermutlich Ihres. Stimmt es, dass es Ihres ist?“ Papst Benedikt antwortete:


Was mein geistliches Testament betrifft, so werde ich Ihnen sagen, dass es in unvollständiger Form veröffentlicht wurde. Es steht jedem Papst frei, ein geistliches Testament zu schreiben. Ich wollte es in zwei Teilen schreiben. Ich habe mich dazu entschlossen, weil ich mich damals in einer schwierigen Lage befand und vor allem, weil die Gefahr von Schismen innerhalb der Kirche bestand.


Die Situation war so kompliziert, dass ich sogar Gefahr lief, in ein richtiges Gefängnis gesperrt zu werden, wenn ich ihren Forderungen nicht nachkam – der Druck kam eindeutig von den Vereinigten Staaten und der chinesischen Regierung. Aus


diesem Grund konnte ich kein vollständiges Testament schreiben und dachte darüber nach, es in zwei Teilen zu verfassen. Den veröffentlichten Teil nannte ich Alpha, während ich den zweiten Teil des Testaments Omega nannte. Dieser zweite Teil wurde zusammen mit den Briefen und der Enzyklika, die ich geschrieben hatte, verbrannt. Diesen zweiten Teil habe ich Ihnen gerade diktiert. Deshalb ist dieses Dokument sehr wichtig und es ist wichtig, dass Sie es ans Licht bringen. Diese Aufgabe erfordert Ihren Mut.


Ich verstehe, Eure Heiligkeit“, sagte die Schwester.


Was meinen Sekretär [Gänswein] betrifft, so werde ich Ihnen sagen, dass er mich wieder einmal zu seinem Vorteil ausgenutzt hat. Ich beziehe mich auch auf das Buch, das er im Selbstverlag herausgegeben hat. Viele seiner Bekenntnisse wurden bequem angepasst. Er versucht nur zu unterhalten, ohne zu sagen, was er sagen sollte. Aber das ist jetzt irrelevant. Das wahre Zeugnis und mehr als ein Zeugnis ist dieses Dokument, das ich Ihnen gerade diktiert habe und das ich Ihnen schriftlich hinterlasse, der der Sekretär des Herrn war und jetzt meiner ist. Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich durch Ihre Gemeinschaft eine Botschaft des Glaubens an alle Religionsgemeinschaften senden. An diesem Tag lade ich Sie, die Sie am Leben und an der Mission der Kirche in der Welt teilnehmen, vor allem ein, einen Glauben zu pflegen, der Ihre Berufung erhellen kann, damit Ihr Leben ein evangelisches Zeichen des Widerspruchs für eine Welt sein kann, die sich immer mehr von Gott und seiner Liebe entfernt. Eine Welt, die ohne Gott leben will, ist eine Welt ohne Hoffnung.


Bekleidet euch, zarte Kinder, mit Jesus Christus und tragt die Waffen des Lichts, wie der Apostel Paulus ermahnt, und bleibt wachsam und aufmerksam. Denken Sie immer daran, dass die Freude des geweihten Lebens notwendigerweise mit der Teilnahme am Kreuz Christi einhergeht. Dasselbe galt für Maria, die Miterlöserin. An diesem Fest der Lichtmette wünsche ich mir, dass die Frohe Botschaft in Ihnen gelebt, bezeugt und verkündet wird und dass sie als Wort der Wahrheit leuchtet. Sie sind der Blitzableiter der Kirche und stehen fest am Fuße des Kreuzes mit Maria, der Mutter Gottes. Sagen Sie allen, dass ich bei Gott bin. Ich gehe, aber ich bleibe auch und begleite die Kirche in ihrer Reinigung bis zum Kalvarienberg, damit sie mit derselben Herrlichkeit geschmückt werde wie der Bräutigam.


Liebe Freunde, Gott führt seine Kirche, er unterstützt sie immer und besonders in schwierigen Zeiten. Verlieren Sie nie diese Vision des Glaubens, die die einzig wahre Vision des Weges der Kirche und der Welt ist. Möge im Herzen eines jeden von Ihnen immer das freudige Wissen sein, dass der Herr bei uns ist. Er wird uns nicht enttäuschen. Er ist uns nahe und erfüllt uns mit seiner Liebe. Ich rufe den ewigen Schutz Marias, der Miterlöserin und der Apostel Petrus und Paulus für die ganze Kirche an und gewähre allen Kindern Gottes liebevoll den Apostolischen Segen: Pater et Filius et Spiritus Sanctus. Amen.


Eure Heiligkeit, sagt Schwester Benedikta, und nun Ihre Unterschrift. Er sagte:


Schreiben Sie: ‚Benedikt PP. XVI‘“





MELANCHTHON ZUM TOD LUTHERS 


(1546)


Geboren 1497, gestorben 1560; Professor für Griechisch in Wittenberg im Jahr 1518; überarbeitete 1530 das Augsburger Bekenntnis; verfasste 1580 die „Apologie“, war ein aktiver Mitarbeiter Luthers und nahm an mehreren protestantischen Konferenzen mit den Katholiken teil.


Gott hat immer einen Teil seiner Diener auf der Erde bewahrt, und jetzt ist durch Martin Luther eine strahlendere Zeit des Lichts und der Wahrheit angebrochen. Solon, Themistokles, Scipio, Augustus und andere, die mächtige Reiche gründeten oder über sie herrschten, waren zwar wahrhaft große Männer, aber weit, weit unterlegen gegenüber unseren berühmten Führern Jesaja, Johannes dem Täufer, Paulus, Augustinus und Luther, und es ist unsere Aufgabe, diesen Unterschied zu untersuchen. Was sind also diese großen und wichtigen Dinge, die Luther uns offenbart hat und die sein Leben so bemerkenswert machen? Denn viele werfen ihm vor, er sei ein Unruhestifter der Kirche und Förderer unerklärlicher Kontroversen? Luther erklärte die wahre und wichtige Lehre der Buße, die in tiefster Dunkelheit verborgen war. Er zeigte, worin sie besteht und wo Zuflucht und Trost zu finden sind.unter einem Gefühl göttlichen Missfallens. Er illustrierte die Aussagen des Paulus bezüglich der Rechtfertigung durch den Glauben und zeigte den Unterschied zwischen Gesetz und Evangelium, bürgerlicher und geistlicher Rechtfertigung. Er wies auf das wahre Prinzip des Gebets hin und tilgte den heidnischen Unsinn aus der Kirche, dass Gott nicht angerufen werden dürfe, wenn der Geist den geringsten Zweifel an einer akademischen Frage hege. Er ermahnte die Menschen, im Glauben und mit gutem Gewissen zum einzigen Mittler und Sohn Gottes zu beten, der zur Rechten des Vaters sitzt und für uns Fürsprache einlegt, und nicht zu Bildern oder verstorbenen Heiligen, wie es die schockierende Praxis der unwissenden Menge tut. Er wies auch auf andere Dienste hin, die Gott gefallen, war selbst in allen Pflichten des Lebens außergewöhnlich vorbildlich und trennte die Kindereien menschlicher Riten und Zeremonien – die echte Anbetung verhindern, anstatt sie zu fördern – von jenen Diensten, die für den Gehorsam wesentlich sind.


Damit das himmlische Licht der Nachwelt übermittelt werden konnte, übersetzte er die prophetischen und apostolischen Schriften mit so großer Genauigkeit in die deutsche Sprache, dass seine Version die Heilige Schrift in einem klareren Licht erscheinen lässt als die meisten Kommentare. Aber er veröffentlichte auch verschiedene Auslegungen der Heiligen Schriften, die nach dem Urteil von Erasmus alle anderen bei weitem übertrafen; und wie über diejenigen berichtet wird, die Jerusalem wieder bauten, „legten sie mit einer Hand die Steine und hielten mit der anderen das Schwert“, während er also Anmerkungen zur Heiligen Schrift verfasste, die voll himmlischer Belehrungen waren, und geplagte Gewissen durch seine frommen Ratschläge tröstete, war er gleichzeitig gezwungen, unaufhörlich Krieg gegen die Gegner der evangelischen Wahrheit zu führen. Wenn man bedenkt, dass diese Wahrheit, insbesondere die Glaubenslehre und die Vergebung der Sünden, nicht mit dem bloßen menschlichen Auge erkennbar ist, muss man zugeben, dass er von Gott unterrichtet wurde, und viele von uns haben seine eifrige Besorgnis erlebt, den großen Grundsatz der Annahme durch den Glauben einzuprägen. Scharen von Heiligen werden daher Gott bis in alle Ewigkeit für die Wohltaten preisen, die der Kirche durch die Arbeit Luthers zuteil wurden.


Einige keineswegs böswillige Personen äußern jedoch den Verdacht, dass Luther zu viel Schärfe an den Tag legte. Ich werde nicht das Gegenteil behaupten, sondern nur die Worte von Erasmus zitieren: „Gott hat in dieser letzten Zeit einen gewalttätigen Arzt gesandt, um das Ausmaß der bestehenden Missstände zu berücksichtigen“, und erfüllte damit die göttliche Botschaft an Jeremia: „Siehe, ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt. Siehe, ich habe dich heute über die Nationen und über die Königreiche gesetzt, um auszureißen und niederzureißen, zu zerstören und niederzuwerfen, zu bauen und zu pflanzen.“ Gott regiert seine Kirche auch nicht nach den Ratschlägen der Menschen und entscheidet sich auch nicht dafür, Instrumente wie die ihren einzusetzen, um seine Ziele zu fördern. Aber es ist üblich, dass niedere Geister diejenigen mit einem leidenschaftlicheren Charakter nicht mögen.


Als Aristides die gewaltigen Taten sah, die Themistokles durch den Impuls eines überlegenen Genies in Angriff nahm und glücklich vollendete, gratulierte er dem Staat zwar zu dem Vorteil, den er mit einem solchen Mann hatte, doch er suchte er nach allen Mitteln, um seinen eifrigen Geist von seinen Bestrebungen abzulenken. Ich leugne nicht, dass leidenschaftliche Geister manchmal zu übermäßiger Ungestümheit verleiten, denn niemand ist völlig frei von den Schwächen der menschlichen Natur, aber sie verdienen oft das Lob, das das alte Sprichwort Herkules, Kimon und anderen berühmten Charakteren zuspricht, „die zwar rau sind, sich aber durch die besten Grundsätze auszeichnen“. So erwähnt der Apostel Paulus in der christlichen Kirche solche, die „einen guten Kampf führen, den Glauben und ein gutes Gewissen bewahren“ und die sowohl Gott gefallen als auch unter frommen Menschen geschätzt werden. Einer dieser Menschen war Luther, der, während er ständig die reinen Lehren des Christentums verteidigte, eine gewissenhafte Integrität seines Charakters bewahrte. Bei ihm war nie eitle Zügellosigkeit zu erkennen, auch keine aufrührerischen Ratschläge, im Gegenteil, er drängte oft auf die friedlichsten Maßnahmen; und nie, nie vermischte er politische Argumente zur Machtvermehrung mit kirchlichen Angelegenheiten. Ich bin überzeugt, dass solche Weisheit und solche Tugend nicht das Ergebnis bloß menschlicher Geschicklichkeit oder Sorgfalt sind, sondern dass der Geist von Gott beeinflusst werden muss, besonders wenn er von der raueren, erhabeneren und leidenschaftlicheren Art ist, wie der von Luther.


Was soll ich über seine anderen Tugenden sagen? Ich selbst bin oft unversehens zu ihm gegangen und habe ihn in Tränen aufgelöst und für die Kirche Christi beten gesehen. Er widmete einen gewissen Teil fast jeden Tages der feierlichen Lesung einiger Psalmen Davids, in die er unter Seufzen und Tränen seine eigenen Bitten mischte; und er hat häufig erklärt, wie empört er über diejenigen war, die aus Faulheit oder unter dem Vorwand anderer Beschäftigungen die Andachtsübungen überstürzten. Aus diesem Grund, sagte er, hat die göttliche Weisheit einige Gebetsformeln vorgeschrieben, damit unsere Gedanken durch das Lesen mit Andacht entflammt werden, wozu seiner Meinung nach das laute Lesen sehr beiträgt.


Als eine Reihe wichtiger und wichtiger Überlegungen in Bezug auf öffentliche Gefahren anstanden, waren wir Zeugen seiner erstaunlichen Geisteskraft, seines furchtlosen und unerschütterlichen Mutes. Der Glaube war sein Rettungsanker, und mit Gottes Hilfe war er entschlossen, sich niemals davon abbringen zu lassen. Sein Scharfsinn war so groß, dass er in den verwirrendsten Situationen sofort erkannte, was zu tun war; auch vernachlässigte er nicht, wie manche vermuteten, das öffentliche Wohl oder missachtete die Wünsche anderer, sondern er war mit den Interessen des Staates bestens vertraut und überaus scharfsinnig darin, die Fähigkeiten und Neigungen aller um ihn herum zu erkennen. Und obwohl er über eine so außergewöhnliche geistige Schärfe verfügte, las er sowohl alte als auch moderne kirchliche Schriften mit größter Begierde und Geschichten aller Art, wobei er die Beispiele, die sie lieferten, mit bemerkenswerter Geschicklichkeit auf aktuelle Umstände anwandte. Die unvergänglichen Denkmäler seiner Beredsamkeit sind erhalten geblieben, und meiner Meinung nach war er jedem jener ebenbürtig, die für ihre glänzenden rednerischen Fähigkeiten am meisten gefeiert wurden.


Der Verlust eines solchen Menschen aus unserer Mitte, eines Menschen, der mit der größten intellektuellen Begabung ausgestattet war, gut unterrichtet und lange Erfahrung in der Kenntnis der christlichen Wahrheit hatte, mit zahlreichen Vorzügen und Tugenden der heroischsten Art ausgestattet war, von der göttlichen Vorsehung auserwählt wurde, die Kirche Gottes zu reformieren, und der für uns alle eine wahrhaft väterliche Zuneigung hegte – der Verlust, sage ich, eines solchen Menschen erfordert und rechtfertigt unsere Tränen. Wir ähneln Waisen, die eines hervorragenden und treuen Vaters beraubt sind; aber während es notwendig ist, sich dem Willen des Himmels zu unterwerfen, dürfen wir nicht zulassen, dass die Erinnerung an seine Tugenden und seine guten Dienste verloren geht.


Er war ein wichtiges Instrument in Gottes Händen, das dem Gemeinwohl diente. Lasst uns die Wahrheit, die er lehrte, eifrig studieren und in unseren bescheidenen Situationen seine Gottesfurcht, seinen Glauben, die Intensität seiner Hingabe, die Integrität seines geistlichen Charakters, seine Reinheit, seine sorgfältige Vermeidung aufrührerischer Ratschläge und seinen brennenden Wissensdurst nachahmen. Und so wie wir häufig über die frommen Beispiele jener berühmten Führer der Kirche, Jeremia, Johannes der Täufer und Paulus, nachdenken, deren Geschichten uns überliefert sind, so lasst uns häufig über die Lehre und den Lebensweg nachdenken, die unseren verstorbenen Freund auszeichneten.


Aus der Grabrede, gehalten nach Luthers Tod im Februar 1546.




LUTHERS EWIGER TOD IN DER HÖLLE


Es geschah um das Jahr 1974, als eine progressistische Kalenderreformbestrebung Martin Luther zum Heiligen und zum Kirchenlehrer erklären wollte, dass ein Grazer Franziskanerpater dagegen seine Stimme erhob und predigte, Luther sei in der Hölle.

Da wurde er (der Pater) auf einmal zu einem Versehgang geholt. Er kam in das besagte Haus und sah sich fünf Männern gegenüber. Auf dem Tisch stand eine Schüssel, die verdeckt war, darin lag ein Revolver... Die Männer sagten, der Pater werde diesen Raum nicht verlassen, ehe er nicht beweisen könne, dass Luther in der Hölle sei.


Auf dem Tisch wurden das Allerheiligste, eine Kerze und ein Kreuz aufgestellt, und der Pater begann zu beten, sehr, sehr lange. Er verlangte das Rituale Romanum mit dem Exorzismus, das man ihm besorgte. Dann stundenlanges Gebet und die Beschwörung.

Siehe, da klopfte es an der Tür, sie (die Männer) sagten "herein", aber nichts tat sich. Erst als der Pater selbst "herein" rief, öffnete sich die Tür und herein trat Luther, rotglühend, gefesselt zwischen zwei Dämonen.


Als alles vorbei war, bedankten sich die Männer noch und verließen fluchtartig das Haus. Der Pater war jedoch so geschockt von dem Erlebnis, dass er nie mehr predigte. Er ist bereits gestorben, so berichtet ein Ohrenzeuge. 


Wie er lebte, leibte und starb


Kein Geringerer als Pater Martin von Cochem schrieb über das Ende Luthers: Gleich nach dem Tod stank sein Leib so übel, dass niemand dabei bleiben konnte, wiewohl es zu kalter Zeit, mitten im Hornung (Februar) war. Deswegen wurde er sobald wie möglich in einen bleiernen Sarg gelegt und in die St.-Andreas-Kirche getragen. Alle Glocken der ganzen Stadt wurden zusammen geläutet und das Kreuz vor der Bahre hergetragen. Die Grafen samt allem Volk folgten nach und Jonas täte die Leichenpredigt. Der Herzog von Sachsen ließ den Leib von dem Grafen von Mansfeld abfordern, damit er zu Wittenberg begraben wurde. Zu solchem End war er mit großem Pomp und Pracht auf einen Wagen, mit schwarzen Tüchern bedeckt, gestellt und mit viel Volk nach Wittenberg begleitet. Seine betrübte Nonn (seine Frau war eine ehemalige Nonne) samt ihren drei Kindern folgten in einer Senften nach, welche Kinder sie dem Volk als einen ehrwürdigen, überbliebenen Rest ihres Propheten zeigte.

Der Gestank des Toten war so groß, daß niemand nahe hinzu durfte gehen. Welches dann ein Zeichen war, wie grausam seine Seele für Gott und alle Engel stinken müsse. Es flogen viele Raben einer ungewöhnlichen Größe den ganzen Weg über dem Leib her, welche ein schändliches Geschrei anstatt einer lieblichen Musik führten.


Was nun dies für Raben gewesen seien, erzählt Doctor Tilmannus Bredenbach folgendermaßen: Es hat mir der ehrwürdige Herr NN, an Alter, Gelehrtheit, und Gottseligkeit hochberühmt, welcher auch noch lebt, erzählt, wie dass an dem Tag, da Luther gestorben, zu Keelheim in Brabant sich ein seltsames Wunder zugetragen habe. Denn an selbigem Ort ruhet der heilige Leib der königlichen Jungfrau und Märtyrerin St. Dymphnae und an ihrem Heiligtum der Allmächtige Gott noch heutigen Tags manchen Besessenen vom Teufel erledigt (befreit). Deswegen befinden sich stets besessene Leute daselbst, die zu ihrer Erledigung aus unterschiedlichen Orten dahin gebracht werden. Als nun am Tag, da Luther gestorben war, viele Besessene sich wider ihrer Gewohnheit ganz still und ruhig zeigten, da verwunderte sich jedermann hierüber und meinte, als wenn alle und jede durch die Verdienste der heiligsten Jungfrau wären erledigt worden. Aber, ach leider, am andern Tag fingen diese armen Leute an wieder grausam zu wüten und von den bösen Geistern mehr als zuvor geplagt zu werden. Als sie nun von den Geistlichen beschworen und zugleich befragt wurden, warum sie gestern so ruhig, jetzt aber so wütend wären, sprachen die Teufel:


"Unser Oberster hat befohlen, dass alle Teufel sich zu dem Begräbnis unseres getreuen Mithelfers Martin Luther erheben und selbige mit ihrem Gesang und Gegenwart zieren sollten. Denn es gebühre sich allwegen, dass derjenige, welcher gar viele zur Hölle gebracht habe, gleichfalls von vielen Teufeln mit großem Pomp zur Hölle gebracht werde."




GEBET UND MEDITATION


VON PATER PIO


Warum quälst du dich...


Warum quälst du dich, weil du nicht meditieren kannst, wie du meinst? Meditation ist ein Mittel, um zu Gott aufzusteigen, aber kein Ziel. Das Endziel der Meditation ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Liebe den Ersten mit deiner ganzen Seele und ohne Vorbehalt; liebe den Zweiten wie ein anderes Selbst, und du wirst das Endziel der Meditation erreicht haben. Ich bitte dich daher, das Werk Gottes in dir nicht zu verderben, wenn die Seele sich berufen fühlt, Gott zu betrachten. Sei es in Ihm selbst oder in seinen Eigenschaften, lass dich erobern und wünsche dir nicht, die Anmaßung zu haben, auf dem diskursiven Weg zu Ihm aufzusteigen, was der erste Teil der Meditation wäre. Bemühe dich, dich Gott zu nähern, was der zweite Teil der Meditation wäre, wenn du zum zweiten Teil kommen musst. Aber wenn der gute Gott dich bereits in den zweiten Teil versetzt, wünsche dir nicht, umzukehren, was dasselbe wäre, wie alles zu verderben.


Eines ist allerdings notwendig:...


Eines ist notwendig: Jesus nahe zu sein. Ihr wisst genau, dass die Hirten bei der Geburt unseres Herrn die engelhaften und göttlichen Gesänge der himmlischen Geister hörten. Das steht in der Heiligen Schrift. Aber sie sagt nicht, dass seine Jungfrau Maria und der heilige Josef, die dem Kind näher waren, die Stimmen der Engel hörten oder diese herrlichen Wunder sahen. Im Gegenteil, sie hörten das Kind weinen und sahen im Licht einer armseligen Laterne die Augen des göttlichen Kindes, ganz in Tränen getaucht, in Seufzer und zitternd vor Kälte. Jetzt frage ich euch: Wärst du nicht lieber bei den Hirten gewesen, außer dir vor Freude über diese süßen Melodien aus dem Himmel und die Schönheit dieser wunderbaren Pracht?


Vorwärts! Mut! 


Vorwärts! Mut! Wer im geistigen Leben nicht vorankommt, geht rückwärts. Das ist wie mit einem Boot, das immer vorwärts muss. Steht es still, wird es vom Wind zurückgeblasen.


Wenn es Ihnen nicht gelingt...


Wenn es Ihnen nicht gelingt, gut zu meditieren, hören Sie deshalb nicht auf, Ihre Pflicht zu erfüllen. Wenn Sie viele Ablenkungen haben, verlieren Sie nicht den Mut. Meditieren Sie geduldig; Sie werden trotzdem davon profitieren.


Legen Sie die Uhrzeit fest...


Legen Sie die Zeit und die Dauer Ihrer Meditation fest und stehen Sie nicht von Ihrem Platz auf, bis Sie sie beendet haben, selbst auf die Gefahr hin, gekreuzigt zu werden.


Während ich bei der Heiligen assistiere...


Erneuern Sie Ihren Glauben, während Sie der heiligen Messe beiwohnen. Lassen Sie Ihren Geist sich dem Mysterium zuwenden, das sich vor Ihren Augen abspielt.


Gehen Sie mit Ihrem Verstand...


Gehen Sie in Gedanken nach Golgatha und denken und meditieren Sie über das Opfer, das sich der göttlichen Gerechtigkeit opfert und den Preis für Ihre Erlösung auf sich nimmt.


Wenn Sie wollen...


Wenn Sie der Messe mit Andacht und Obst beiwohnen möchten, denken Sie an die schmerzhafte Mutter am Fuße des Kalvarienbergs.


Beten ist das Beste...


Das Gebet ist unsere beste Waffe, der Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet.


Wer das nicht tut...


Wer nicht meditiert, verhält sich wie jemand, der nie in den Spiegel schaut und sich deshalb nicht die Mühe macht, sich in Ordnung zu bringen, da er schmutzig sein kann, ohne es zu wissen. Wer meditiert und seine Gedanken auf Gott richtet, der der Spiegel seiner Seele ist, sucht seine Fehler zu erkennen und versucht, sie zu korrigieren, zügelt seine Impulse und bringt sein Gewissen in Ordnung.


Das heilige Geschenk...


Die heilige Gabe des Gebets wird in die rechte Hand des Erlösers gelegt. Und zwar in dem Maße, in dem du dich selbst loslässt – das heißt die Liebe zum Körper und deinen Eigenwillen – und dich weiterhin deinem Herzen mitteilst.


Haben Sie Geduld beim Durchhalten...


Seien Sie geduldig, wenn Sie die heilige Meditationsübung fortsetzen, und beginnen Sie mit kleinen Schritten, bis Sie Beine zum Laufen oder, besser noch, Flügel zum Fliegen haben. Seien Sie zufrieden damit, gehorsam zu sein, was für eine Seele, die Gott als ihren Anteil gewählt hat, nie eine Kleinigkeit ist, und geben Sie sich damit zufrieden, vorerst eine kleine Biene im Nest zu sein, die bald zu einer großen Biene heranwachsen wird, die Honig machen kann.


Wenn Sie abgelenkt sind...


Wenn Sie abgelenkt sind, lenken Sie sich nicht noch mehr ab, indem Sie innehalten, um über das Warum und Weshalb nachzudenken. So wie ein Reisender, der vom Weg abkommt, auf den richtigen Weg zurückkehrt, sobald er sich dessen bewusst wird, sollten Sie weiter meditieren, ohne bei den Ablenkungen, die Sie hatten, innezuhalten.


Das schönste Credo...


Das schönste Credo ist das, das in der Dunkelheit, im Opfer, im Schmerz, in der höchsten Anstrengung eines unbeugsamen Willens zum Guten über deine Lippen kommt. Es ist das, was wie ein Blitzschlag die Dunkelheit der Seele durchdringt; es ist das, was dich im Aufblitzen des Sturms erhebt und dich zu Gott führt.


Die Gebete...


Die Gebete der Heiligen im Himmel und der Gerechten auf Erden sind ein Duft, der niemals verloren gehen wird.


Beten, hoffen...


Bete, hoffe und mach dir keine Sorgen. Angst hilft überhaupt nicht. Unser barmherziger Herr wird dein Gebet erhören.


Ich bete immer für...


Ich bete immer für die Kranken. Der beste Trost kommt vom Gebet. Jeden Tag bete ich für sie einen heiligen Rosenkranz.


Lasst uns uns binden...


Lasst uns fest an das schmerzhafte Herz unserer himmlischen Mutter binden und über ihren grenzenlosen Kummer nachdenken und darüber, wie wertvoll unsere Seele ist.


Wenn es keine Zeit gibt...


Wenn für beides keine Zeit ist, ist die Meditation dem lauten Gebet vorzuziehen, da sie fruchtbarer ist.


Auf spirituelle Weise...


Auf spiritueller Ebene wird man weniger müde, je mehr man läuft; vielmehr wird der Friede, der Auftakt zur ewigen Freude, von uns Besitz ergreifen. Wir werden in dem Maße glücklich und stark sein, in dem wir Jesus in uns leben lassen, indem wir uns selbst kasteien, während wir in diesem Bemühen leben.


Lassen Sie andere dem folgen...


Andere sollen dem Weg folgen, den die göttliche Vorsehung für sie vorgezeichnet hat. Kümmere dich um dich selbst und folge mir (Pater Pio) auf dem schöneren Weg.




DUNKLE NACHT DER SELIGEN TERESA VON KALKUTTA


Was war das Geheimnis der Dunkelheit, die die selige Teresa von Kalkutta so viele Jahre lang ertragen musste? 


Mutter Teresa starb am 5. September 1997. Seitdem sind neue Informationen über die Einzelheiten ihres eigenen Innenlebens ans Licht gekommen. Und diese Informationen haben viele von denen überrascht und sogar schockiert, die jahrelang in ihrer Nähe gelebt und gedacht hatten, sie gut zu kennen. Denn jetzt stellt sich heraus, dass ihre innere Welt (die unsichtbaren, verborgenen Orte ihres Geistes und Herzens) im deutlichen Gegensatz zu der strahlenden, äußeren Ausstrahlung von Mutter Teresas Anwesenheit unter uns viele Jahre lang und zu ihrer eigenen großen Verwirrung Höhlen scheinbarer Leere waren, Zonen fast völliger Dunkelheit. Kein Wunder, dass sie in einem Brief an einen Priester ausrufen konnte: „Wenn ich jemals eine Heilige werde, werde ich sicherlich eine der ‚Dunkelheit‘ sein.“ Diese Dunkelheit war keine Erfahrung von Depression oder Verzweiflung. Es war vielmehr der Schatten, den das überwältigende Licht der Gegenwart Gottes in ihre Seele warf: Gott vollkommen gegenwärtig und doch vollkommen verborgen. Seine innige, reinigende Liebe empfand sie als verheerende Abwesenheit und gelegentlich sogar als völlige Verlassenheit. Ihren Seelenzustand beschrieb sie am 17. Mai 1964 mit den erstaunlichen Worten: „Verliebt sein und doch nicht lieben, im Glauben leben und doch nicht glauben. Mich aufopfern und doch in völliger Dunkelheit sein.“


Und einige Jahre zuvor, am 28. Februar 1957, schrieb sie: „Es gibt so viele Widersprüche in meiner Seele. – Solch eine tiefe Sehnsucht nach Gott – so tief, dass es schmerzhaft ist – ein fortwährendes Leiden – und doch von Gott nicht gewollt – abgestoßen – leer – kein Glaube, keine Liebe – kein Eifer … Der Himmel bedeutet nichts – für mich sieht er aus wie ein leerer Ort … und doch diese quälende Sehnsucht nach Gott.“


Neben den Enthüllungen über die „dunkle Nacht“, die Mutter Teresa so lange erdulden musste, ist seit ihrem Tod im Jahr 1997 ein weiteres bemerkenswertes Geheimnis ans Licht gekommen, ein Geheimnis, das sie jahrelang mit ihrer ihr eigenen Bescheidenheit zu verbergen versuchte. Es scheint nun, dass Mutter Teresa nicht nur eine Frau von enormer praktischer Güte war, sondern auch Empfängerin einer Reihe mystischer Visionen und Reden. Sie erlebte diese Gnaden unmittelbar oder fast unmittelbar, bevor sie ihre Arbeit in den Slums für die Ärmsten der Armen begann. Jesus forderte sie direkt und auf sehr eindringliche Weise auf, ihr Leben völlig zu ändern, und bat sie auch, eine neue religiöse Gesellschaft oder Gemeinschaft von Nonnen zu gründen: „Ich möchte indische Nonnen, Missionarinnen der Nächstenliebe, die mein Feuer der Liebe unter den Armen, den Kranken, den Sterbenden und den kleinen Kindern sein würden.“ Damals, im Jahr 1946, schrieb Mutter Teresa: „In all meinen Gebeten und heiligen Kommunionen fragt er ständig: ‚Wirst du ablehnen...?‘“ Beunruhigt über das, was von ihr verlangt wurde, und sich ihrer eigenen Kleinheit und Schwäche bewusst, antwortete Mutter Teresa: „Mein eigener Jesus – was Du verlangst, übersteigt mein Verständnis – ich kann kaum die Hälfte von dem verstehen, was Du willst – ich bin unwürdig – ich bin sündig – ich bin schwach.“ Doch als Antwort auf diese Worte hört sie später im Gespräch zwischen den beiden Jesus zu ihr sagen: „Ich weiß, Du bist der unfähigste Mensch – schwach und sündig, aber gerade weil Du das bist – möchte ich Dich zu meiner Ehre gebrauchen. Wirst Du Dich weigern?“ Und weiter: „Fürchte Dich nicht. Ich bin es, der Dich bittet, dies für mich zu tun – Fürchte Dich nicht – Auch wenn die ganze Welt gegen Dich ist, Dich auslacht, Deine Gefährten und Vorgesetzten auf Dich herabsehen, fürchte Dich nicht – ich bin es in Dir, mit Dir, für Dich.“


Die Tatsache, dass sie auf diese Weise für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde, war für Mutter Teresa immer wieder ein Grund zum Erstaunen. Ich erinnere mich, dass sie bei drei oder vier Gelegenheiten sagte: „In dieser Zeit will Gott mehr als in jeder anderen das Nichts gebrauchen! “ „Nichts“, wie ich mit der Zeit herausfand, war ein Wort, das sie sehr gern verwendete. Bei einer anderen Gelegenheit erklärte sie: „Pater Paul, freuen Sie sich, wenn Sie entdecken, dass Sie nichts sind!“ Hier ist neben dem freudigen Akzent auch der Unterton der Befreiung bezeichnend. Denn was Mutter Teresa mit „nichts sein“ meint, hat in keiner Weise mit der kalten Gefangenschaft des Selbstmisstrauens oder dem zu tun, was man heute als „geringes Selbstwertgefühl“ bezeichnet. Es ist wahr, dass Mutter Teresa sich Gott immer in tiefer geistiger Armut näherte. Aber gleichzeitig vertraute sie mit gleicher geistiger Tiefe absolut auf seine Liebe zu ihr. Ja, sie musste Prüfungen bestehen und Dunkelheit ertragen. Aber trotz alledem war sie seine „Kleine“, seine Gemahlin, seine Geliebte. Am Ende einer auffallend schönen Meditation, die sie im Juni 1983 verfasste, als sie schwer krank im Krankenhaus lag, schrieb sie: „Jesus, ich liebe ihn von ganzem Herzen, von ganzem Wesen. Ich habe ihm alles gegeben, sogar meine Sünden, und er hat mich in Zärtlichkeit und Liebe mit sich vermählt.“


Ein Heiliger der Dunkelheit


Diejenigen, die das Privileg hatten, Mutter Teresa während ihres Lebens zu treffen oder sie sprechen zu hören, wussten, dass sie in der Gegenwart einer Frau waren, die in Glaubensfragen große Gewissheit besaß. Wie sollen wir dann jene Schriften von Teresa von Kalkutta erklären, die manchmal tiefe Zweifel an der Existenz Gottes selbst zu suggerieren scheinen? Ein Hinweis auf ein Verständnis, so würde ich vorschlagen, ist ein Kommentar von Johannes vom Kreuz in Der Aufstieg auf den Berg Karmel, in dem er die duale und paradoxe Natur des Glaubens hervorhebt. Er schreibt: „Obwohl der Glaube dem Intellekt Gewissheit bringt, erzeugt er keine Klarheit, sondern nur Dunkelheit.“ Diese Dunkelheit ist eine Prüfung für jeden Gläubigen. Denn trotz der Gewissheit, die der Glaube mit sich bringt, ist der Akt des Glaubens selbst immer undurchsichtig und widersteht der Vernunft. Es ist eine radikale, bejahende Zustimmung zur Wahrheit, aber es ist kein direktes Sehen. Seine Zustimmung, egal wie zuversichtlich und nachhaltig sie ist, ist immer dunkel. Und diese Tatsache weckt im Gläubigen unweigerlich eine gewisse „geistige Unruhe“. Sogar der „gewöhnliche“ Gläubige kann sich manchmal wie ein Ungläubiger fühlen. Und dieses Gefühl entwickelt sich oft zu einer tiefen Angst, sobald die Dunkelheit der Nacht des Glaubens tiefer zu werden beginnt. Aber selbst in der tiefsten Nacht des Glaubens bedeutet das schreckliche Gefühl, nicht mehr an Gott glauben zu können, für den einzelnen Gläubigen keinen Glaubensverlust oder auch nur das, was heute manchmal als „Glaubenskrise“ bezeichnet wird. Im Gegenteil, es ist ein Stadium radikaler Reinigung, eine von Gnade erfüllte Verwirrung, ein Übergangsritus hin zu einer noch tieferen Gemeinschaft mit Gott.


Teresa von Kalkutta hat im Laufe ihres Lebens Hunderte von Briefen geschrieben – Tausende von Seiten. Aber zum Thema Gebet gibt es in einem der Briefe eine kurze Aussage, die mich besonders bewegt. Es ist ein Kommentar, der eine tiefe spirituelle Intimität verrät, eine verborgene übernatürliche Liebe, für die es fast keine Worte gibt. Sie schreibt: „Meine Liebe zu Jesus wird immer einfacher und, glaube ich, persönlicher … Ich möchte, dass Er sich in meiner Gegenwart wohlfühlt – dass Er sich nicht um meine Gefühle kümmert – solange Er sich gut fühlt – dass Er sich nicht einmal um die Dunkelheit kümmert, die Ihn in mir umgibt – dass Jesus mir trotz allem alles bedeutet und dass ich niemanden außer Jesus allein liebe“ (19. Juni 1976).


Bemerkenswert an dieser Stelle (und es gibt viele vergleichbare Stellen in den „privaten Schriften“ von Mutter Teresa) ist, dass die verwirrte „Heilige der Dunkelheit“ sich trotz ihrer tiefen Beunruhigung durch die „Dunkelheit“, die sie zu dieser Zeit umgab, nicht in sich selbst zurückzieht wie eine Melancholikerin oder eine Person, die an Depressionen leidet. Stattdessen ist sie ganz und gar damit beschäftigt, sich um ihren Geliebten zu kümmern, wobei sie sich in erster Linie auf dessen Trost konzentriert, nicht auf ihren eigenen. Sie wendet sich ihrem verborgenen Meister und Herrn mit einer ganz bemerkenswerten Zärtlichkeit zu und verhält sich, trotz der verheerenden Prüfung durch Dunkelheit und Dürre, Gott gegenüber, wie es der heilige Johannes vom Kreuz einmal ausdrückte, „fürsorglich und mit schmerzlicher Sorge“.


Die Dunkelheit verstehen


"Die Leute sagen, sie fühlen sich zu Gott hingezogen, weil sie meinen starken Glauben sehen. Ist das nicht eine Täuschung?" Mehr als einmal stellte sich Mutter Teresa in ihren privaten Schriften diese Frage, und zwar mit offensichtlicher Verwirrung. Die eigentliche Ursache ihrer Verwirrung war der deutliche Kontrast zwischen der Quelle oder dem Fluss des Segens, der durch sie von Gott zu anderen zu fließen schien, einerseits und der völligen Kälte, Dunkelheit und Dürre ihres eigenen inneren Geistes andererseits. Bei einer Gelegenheit gestand sie einer bestimmten Freundin: "Wenn ich meinen Mund öffne, um mit den Schwestern und den Menschen über Gott und Gottes Werk zu sprechen, bringt es ihnen Licht, Freude und Mut. Aber ich bekomme nichts dabei heraus. In meinem Inneren ist alles dunkel und ich habe das Gefühl, völlig von Gott abgeschnitten zu sein." Es scheint also, dass Mutter Teresa selbst in Bezug auf die Frage ihrer Dunkelheit viele Jahre lang verwirrt blieb. Am 8. November 1961 schrieb sie: "Ich weiß nicht, was wirklich mit mir geschieht." Und noch einmal, früher im selben Jahr: „Mein ganzes Leben scheint so widersprüchlich.“ Kein Wunder, dass sie sich einmal dabei ertappte, zu beten: „Jesus, lass meine Seele nicht getäuscht werden – und lass mich niemanden täuschen.“


Angesichts ihrer eigenen inneren Qualen war es für Mutter Teresa offensichtlich eine enorme Anstrengung, ihre Hoffnung und ihren Mut jeden Tag aufs Neue zu bewahren und weiter zu lächeln. Aber was für eine niederschmetternde Erfahrung war es, Tag für Tag die scheinbare Spaltung oder den Widerspruch zwischen ihrem lächelnden äußeren Selbst einerseits und der tiefen Traurigkeit ihres inneren Herzens andererseits ertragen zu müssen. Gab es hier, wie einige Kommentatoren kürzlich vermuteten, eine so völlige und vollständige Kluft zwischen Bild und Wirklichkeit, dass ihr Leben am Ende, trotz seiner anerkannten Tugend und reinen Güte, fast die Form einer Täuschung, einer Art Heuchelei annahm? War die Freude, die nach außen hin so vielen Menschen auf der ganzen Welt offensichtlich Segen und Ermutigung brachte, eine falsche Freude, eine erzwungene Freude? Oder war da trotz der Dunkelheit und Kälte im Inneren auch etwas Licht und Wärme, eine verborgene Freude, ein Feuer der Liebe, das nicht gesehen und nicht gefühlt wurde – nicht einmal von Mutter Teresa selbst –, eine Emotion nicht des Herzens, sondern des Geistes, und doch so stark und so lebendig, dass sie immer wieder in der einfachen, ungekünstelten Ausstrahlung und Wärme und Freude von Mutter Teresas Anwesenheit zum Ausdruck kam? Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass die letztere Hypothese die richtige ist. Aber wenn das tatsächlich der Fall ist, wie, so muss gefragt werden, ist es dann möglich, dass zwei entgegengesetzte Seelenzustände, nämlich großes Leid und große Freude, bei jemandem wie Teresa von Kalkutta gleichzeitig vorhanden sind?


Eine der hilfreichsten Antworten auf diese Frage hat Papst Paul VI. gegeben. Er weist darauf hin, dass der gläubige Christ tatsächlich „zwei Herzen haben kann: ein natürliches und ein übernatürliches“. Dementsprechend sind sehr unterschiedliche Dinge wie Kummer und Freude „nicht nur gemeinsam möglich“, schreibt er, „sondern auch vereinbar“. Und er sagt weiter: „Der Christ kann gleichzeitig zwei verschiedene, entgegengesetzte Erfahrungen machen, die sich ergänzen: Kummer und Freude“. Wir können also sagen, dass Mutter Teresa mit ihrem natürlichen Herzen oder auf der Ebene des gewöhnlichen Gefühls völlige Trostlosigkeit erlebte. Aber auf einer viel tieferen Ebene (auf der Ebene, auf der die übernatürliche Gnade am stärksten wirkt) war sie sich ihrer innigen Verbindung mit dem Willen Gottes bewusst. „In meinem Herzen“, schreibt sie, „ist eine sehr tiefe Verbindung mit dem Willen Gottes. Ich akzeptiere ihn nicht mit meinen Gefühlen, sondern mit meinem Willen.“


In diesem Zusammenhang ist eine kurze Passage aus einem Weihnachtsbrief von Mutter Teresa aus dem Jahr 1959 bemerkenswert. Darin können wir mit wunderbarer Klarheit die drei unterschiedlichen Dimensionen von Mutter Teresas Erfahrung erkennen: erstens die einfache Freude, die sie an der Freude der anderen um sie herum empfindet; zweitens ihr herzzerreißendes Bewusstsein der schrecklichen Dunkelheit und Einsamkeit in ihrem Inneren; und drittens ihre erstaunliche Freude darüber, eins mit dem Willen Gottes zu sein. Sie schreibt: „Gott sei Dank ist gestern alles gut gegangen, Schwestern, Kinder, Leprakranke, Kranke und unsere armen Familien waren dieses Jahr alle so glücklich und zufrieden. Ein echtes Weihnachten – doch in mir – nichts als Dunkelheit, Konflikte, so schreckliche Einsamkeit. Ich bin vollkommen glücklich, bis ans Ende meines Lebens so zu sein.“


Mutter Teresa hat, wie wir wissen, bis zum Schluss in ihrer dunklen Nacht weiter sehr gelitten. Doch ihre Einstellung zu dieser Erfahrung änderte sich mit der Zeit erheblich. Allmählich begann sie, die Dunkelheit nicht nur als Anteil an Christi Leiden zu betrachten, sondern in gewissem Sinne auch als „die spirituelle Seite ihres Apostolats“. Sie schrieb: „Ich habe die Dunkelheit lieben gelernt – denn ich glaube jetzt, dass sie ein Teil, ein sehr, sehr kleiner Teil von Jesu Dunkelheit und Schmerz auf Erden ist.“ Und bei ihrem letzten Treffen im Jahr 1995 sagte sie zu ihrem Freund, Bischof William Curlin, und wiederholte dies mehrmals: „Was für ein wunderbares Geschenk Gottes, ihm die Leere anbieten zu können, die ich fühle. Ich bin so glücklich, ihm dieses Geschenk machen zu können.“ Für Mutter Teresa war das Geschenk „wunderbar“, vor allem, weil es ihre innige Gemeinschaft mit Gott unterstrich. Aber auch, weil sie erkannte, dass ihre Erfahrung der dunklen Nacht, ihr Gefühl, ungeliebt und unerwünscht zu sein, ihr in gewisser Weise helfen könnte, sich enger mit den Ärmsten der Armen zu vereinen. Sie schrieb: „Er soll mit mir machen, was er will... Wenn meine Dunkelheit für irgendeine Seele Licht ist... bin ich vollkommen glücklich.“ Und weiter: „Die physische Situation meiner Armen, die unerwünscht, ungeliebt und unbeansprucht auf der Straße zurückgelassen werden, ist das wahre Bild meines eigenen spirituellen Lebens.“


Dunkle Nacht der Seele/ dunkle Löcher der Slums


Wir neigen oft dazu zu vergessen, dass die selige Teresa von Kalkutta nicht nur eine „Ikone der Heiligkeit“ für die Menschen in aller Welt war, sondern auch eine Frau aus Fleisch und Blut. Einmal sagte sie über sich selbst: „Von Natur aus bin ich sensibel, ich liebe schöne und angenehme Dinge, Bequemlichkeit und alles, was Bequemlichkeit bringen kann – geliebt zu werden und zu lieben.“ Wie viel muss es sie also gekostet haben, diese lange dunkle Nacht zu ertragen, in der sie sich so ungeliebt und unerwünscht fühlte. Aber was für eine Erleichterung war es schließlich, zu erkennen, dass sie gerade wegen der Dunkelheit ihrer dunklen Nacht am Ende in der Lage war, etwas vom Licht Christi in die „dunklen Löcher der Slums“ zu tragen. In ihrem Gebetsleben, in ihrem inneren Leben schien Gott jahrelang so vollkommen fern zu sein, als hätte er sie verlassen. Dennoch konnte sie ohne das geringste Zögern und mit einfacher Dankbarkeit behaupten: „Wenn ich durch die Slums gehe oder die dunklen Löcher betrete – dort ist unser Herr immer wirklich gegenwärtig.“


Was zahllose Menschen über viele Jahre hinweg dazu brachte, Mutter Teresa zu lieben und zu bewundern, war die offenkundige Freude, die aus jeder ihrer Gesten strahlte. Aber angesichts der neuen Enthüllungen über ihre „Dunkelheit“ glaube ich, dass man wohl mit Fug und Recht behaupten kann, dass wir ihr heute näher sind als je zuvor, und zwar auf eine Weise, die völlig neu und unerwartet ist. Insbesondere für diejenigen unter uns, die sich manchmal verwirrt oder sogar völlig verloren fühlen, aber entschlossen sind, den Weg des Glaubens weiterzugehen, ist Teresa von Kalkutta eine Quelle enormer Ermutigung geworden, ein wirklich bemerkenswertes Beispiel an Standhaftigkeit und Hoffnung.


Ein Geist der Freude


Obwohl sie sich ganz auf ihre Berufung konzentrierte, den Ärmsten der Armen zu dienen, und mit viel gesundem Menschenverstand ausgestattet war, war Mutter Teresa nie steif oder distanziert. Sie besaß tatsächlich einen sehr lebhaften Sinn für Humor, und nur wenige Dinge gefielen ihr so sehr wie die überschwängliche Freude, die sie immer wieder bei den jungen Frauen erlebte, die sich ihrer Kongregation anschlossen, um für die Ärmsten der Armen zu arbeiten. Über eine Gruppe von MC-Anwärterinnen zum Beispiel, die sie kurz vor ihrer Abreise im Jahr 1966 besucht hatte, schrieb sie: „Die Epiphanie-Anwärterinnen – 34 – jung, gesund und voller Eifer – bringen das Haus zum Lachen. Ich hatte kaum Gelegenheit, ihre Gesellschaft zu genießen – aber ich kann sie sogar im Zug hören –, da mein Herz und mein Verstand ihnen sehr nahe sind.“ Im Laufe der Jahre fiel mir auf, dass Mutter Teresa immer als Erste einen Witz in einer Predigt bemerkte oder den Humor in einer bestimmten Situation erkannte. Als sie einmal einer Freundin schrieb, von der sie offenbar hoffte, bald einen Brief zu erhalten, äußerte sie folgende „Beschwerde“: „Wenn ich regelmäßig schreibe, sagen die Schwestern, ich sei in der 1. Klasse, wenn nicht sogar in der 2. und 3. Klasse. Wenn ich sie vernachlässige, sagen sie, ich sei in der Nullklasse. Ich glaube, ich werde auch Sie in die Nullklasse stecken, wenn Sie nicht schreiben!“ Auch in einem Kommentar während einer Rede im Jahr 1981 wird etwas von Mutter Teresas scharfem Verstand und großartiger Laune deutlich: „… einmal wurde ich gefragt: ‚Was werden Sie tun, wenn Sie nicht mehr die Generaloberin sind?‘ Ich sagte: ‚Ich bin erstklassig im Reinigen von Toiletten und Abflüssen‘“!


An dieser Stelle fällt mir eine Geschichte ein, die mir Mutter Teresa einmal in Rom erzählt hat. Es war im Kloster Dono di Maria. Mutter Teresa war zuerst zur Beichte in die kleine Klosterkapelle gekommen. Aber dann hatten wir Gelegenheit, uns kurz vor der Kapelle an einem kleinen Tisch zu treffen. Die „Geschichte“, die sie mir erzählte, war eigentlich keine Geschichte im üblichen Sinne des Wortes. Es war in Wirklichkeit die Schilderung eines Traums, den sie viele Jahre zuvor gehabt hatte. Als sie mir die Einzelheiten des Traums erzählte, lachte Mutter Teresa zu keinem Zeitpunkt laut, aber ich bemerkte, dass sie von Anfang bis Ende lachte. Hier ist der Traum, wie sie ihn erzählte: „Eines Nachts während der ersten Monate meiner Arbeit in den Slums von Kalkutta hatte ich einen Traum, es war wie eine Vision. Plötzlich stand ich vor den Toren des Paradieses. Und ich war entzückt, erfüllt von Freude. Aber gerade als ich durch die Tore gehen wollte, kam der heilige Petrus heraus und versperrte mir den Weg. ‚Du kannst hier nicht hereinkommen‘, sagte er, ‚Hier oben gibt es keine Slums!‘ Ich war wütend auf Petrus. Und ich sagte ihm sofort: ‚Na gut, ich gehe zurück. Aber ich werde hierher zurückkehren, Petrus. Und ich werde diesen Himmel von dir mit all meinen Leuten aus den Slums füllen!“


Dieses Treffen mit Mutter Teresa fand am 26. Oktober 1994 statt. Eine Woche zuvor war ich gebeten worden, in der winzigen Kapelle in Dono di Maria die Frühmesse für Mutter und etwa sechs oder sieben andere Personen zu lesen. Das war am 19. Oktober 1994. Knappe neun Jahre später wurde Mutter Teresa auf dem Petersplatz, nur wenige hundert Meter von der Klosterkapelle entfernt, seliggesprochen. Zufälligerweise war das Datum der Seligsprechung ebenfalls der 19. Oktober.


Ein Geschenk, ein Segen


Als ich an jenem Tag dort auf dem Petersplatz stand, zusammen mit Tausenden anderen Menschen – darunter Gruppen armer und behinderter Menschen, die von den Schwestern begleitet wurden –, hatte ich Zeit, über das Geheimnis und die Bedeutung des Lebens und der Heiligkeit dieser bemerkenswerten Frau nachzudenken. Was, so fragte ich mich schließlich, offenbarte sich in der seligen Teresa von Kalkutta? Was war die Natur des Glanzes, der mit solch bedeutungsvoller Kraft und Schönheit durch ihr Leben und ihr Werk strahlte? Und ich dachte: Nun, wenn es ein Wort gibt, das diese Frage beantworten kann, dann ist es das Wort „Liebe“. Doch dann kam mir sofort ein anderes Wort in den Sinn, ein unerwartetes Wort, das Wort „Leere“.


Mit „Leere“ meine ich, dass Mutter Teresa so frei von der Last ihres Ichs war, dass man bei ihrer Begegnung fast das Gefühl hatte, sie käme auf einen zu – nicht, weil sie so erfüllt und man selbst so leer war, sondern weil man für sie in diesem Moment der einzige Mensch auf der Welt war, den sie am liebsten treffen wollte. Man war ihr Sohn oder ihre Tochter oder ihr Bruder. Und man war auch Christus, ihr verborgener Bruder. Und sie kam auf einen zu, als wolle sie sich für einen Moment an einen anlehnen oder als könnte sie in seiner Gegenwart irgendwie Ruhe finden. Ich glaube, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie jemanden mit einer so strahlenden Leichtigkeit des Seins getroffen wie Teresa von Kalkutta. In jeder ihrer Gesten offenbarte sich nicht nur ihre eigene große Güte und Charakterstärke, sondern auch etwas von der unvorstellbaren Freundlichkeit und Güte Gottes. Letztendlich war es, glaube ich, dieses Leuchten der äußersten Demut und Schönheit Gottes, das in ihr leuchtete – und durch sie hindurchstrahlte –, das ihr größtes Geschenk an diejenigen war, die das Glück hatten, sie, wenn auch nur kurz, kennenzulernen. Ich möchte dies hier betonen, weil wir alle im Hinblick auf dieses erleuchtete oder leuchtende Wissen zu den Bedürftigen und Bettlern gehören und zu den Ärmsten der Armen zählen.


Im Laufe der Jahre habe ich viele Dinge von Mutter Teresa in Erinnerung behalten, Dinge, die ich in Büchern und Artikeln zitiert sah und Dinge, die ich aus ihrem eigenen Mund hörte. Aber als ich an jenem Tag dort im strahlenden Sonnenlicht des Petersplatzes stand, fiel mir vor allem ein kleiner Satz aus der Vergangenheit ein, eine schlichte, aber wunderbare Aussage, die mir ins Herz ging: „Vater Paul, Gott ist Liebe !“



NEUE FRAUEN IN ROM“


Ich hätte dieses Buch viel früher lesen sollen. Es liefert wichtige Hintergrundinformationen über das Leben der Frauen im ersten Jahrhundert. Dabei beleuchtet es mehrere schwierige und umstrittene Passagen des Neuen Testaments. Ich beziehe mich auf Bruce Winters Roman Wives, Roman Widows: The Appearance of New Women and the Pauline Communities, das 2003 veröffentlicht wurde.


Bruce Winters lebenslange Leidenschaft war es, eine Brücke zwischen dem Studium der klassischen Antike, also der Welt des antiken Griechenlands und Roms, und dem Studium des Neuen Testaments zu bauen. Man könnte meinen, dass diese Verbindung naheliegend ist, wenn man bedenkt, dass die griechisch-römische Welt den Rahmen und Hintergrund des Neuen Testaments bildet. Winter bemerkte jedoch, dass Bibelwissenschaftler oft die Entwicklungen und Entdeckungen ihrer Kollegen in Instituten und Abteilungen für klassische Studien nicht kennen. In seinen Schriften präsentiert er daher relevante Informationen und wendet sie auf das Gebiet der Bibelstudien an.


Was mich dazu bewegt hat, sein Buch endlich zu lesen, ist, dass ich im vergangenen November den 1. Korintherbrief unterrichtet habe und mich deshalb – wieder einmal – mit der Frage der Kopfbedeckung in 1. Korinther 11 auseinandersetzen musste. Dies beinhaltet Fragen darüber, was als normal oder angemessen angesehen worden wäre, sowie Fragen darüber, was die Korinther (oder zumindest einige ihrer Frauen) anders machten und warum.


Aber der Reihe nach. Wer waren diese „Neuen Frauen“, auf die sich der Untertitel von Winters Buch bezieht, was war „neu“ an ihnen und inwiefern wichen sie von dem ab, was in der römischen Gesellschaft als normal oder angemessen galt? Und wie reagierten die römischen Behörden?


Respektable römische Frauen


Was die Norm betrifft, stehen wir auf relativ festem Boden. Verheiratete römische Frauen mit ausreichendem Status trugen in der Öffentlichkeit normalerweise eine Kopfbedeckung, die den Großteil ihres Haares, aber nicht ihr Gesicht bedeckte. Von einem Schleier zu sprechen, könnte daher bei uns den falschen Eindruck hinterlassen. Sie trugen außerdem, insbesondere wenn sie der Oberschicht angehörten, eine Stola, ein aufwendiges Kleidungsstück, das Prostituierte und ehebrecherische Frauen nicht tragen durften.


Offizielle römische Statuen der Kaiserin Livia, der Frau von Kaiser Augustus, spiegeln diesen Standard der Sittsamkeit in der Kleidung deutlich wider (siehe Abbildung). Die Kopfbedeckung sollte diesen Wert zum Ausdruck bringen. Wie Bruce Winter es ausdrückt: „Der verschleierte Kopf war das Symbol der Sittsamkeit und Keuschheit, die von einer verheirateten Frau erwartet wurde.“


Diese Definition weiblicher Tugenden hat eine lange Tradition. Sie unterscheidet sich kaum von dem, was die alten Griechen von ihren Frauen erwarteten. Vieles davon lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Sophrosyne. „Sophrosyne wurde mit ‚Mäßigung‘ übersetzt, impliziert aber auch Keuschheit und Selbstbeherrschung. Sophrosyne war die herausragende Tugend griechischer Frauen; sie wird auf Frauengrabsteinen häufiger erwähnt als jede andere Eigenschaft“.


Hetairai und Pornai


Es gab also eine „Kleiderordnung für anständige verheiratete Frauen“, genau wie es eine „für hochklassige Prostituierte und andere gab. Die römische Rechtsprechung unterschied sie anhand ihres Aussehens, das durch Kleidung und Schmuck definiert wurde“. Menschen konnten anhand ihrer Kleidung erkannt und kategorisiert werden. „In der klassischen Antike war man, was man trug“.


Es gab zwei Arten von Prostituierten. Pornai waren gewöhnliche Prostituierte, die auf der Straße oder in Bordellen arbeiteten und viele Kunden bedienten. Hetairai waren teure Prostituierte oder Kurtisanen der Oberschicht. Sie waren oft gut ausgebildet und boten Gesellschaft sowie sexuelles Vergnügen. Sie wurden normalerweise zu Dinnerpartys der Oberschicht eingeladen und nahmen daran teil.


Weder Hetairai noch Pornai trugen eine Kopfbedeckung oder eine Stola. Sie fielen auch auf, insbesondere die Hetairai, durch den üppigen Einsatz von Schmuck, Gold, Perlen und Kosmetika sowie durch aufwendige Frisuren. Auch hier galt: Man war, was man trug, und das war auf den ersten Blick offensichtlich.


Neue Frauen


Bereits im ersten Jahrhundert vor Christus begannen sich die Dinge zu ändern. Besonders Frauen der Oberschicht und solche mit finanziellen Mitteln hatten neue Möglichkeiten und manche von ihnen begannen, sich mehr Freiheiten zu nehmen. Dazu gehörte auch die sexuelle Freiheit. Manche warfen alle Hemmungen beiseite und führten einen Lebensstil der Promiskuität, selbst wenn sie verheiratet waren. Sie waren „eine neue Generation von Ehefrauen, deren Lebensstil sich erheblich von dem des traditionellen Bildes der bescheidenen Ehefrau unterschied“. Ihr Beispiel erwies sich als verlockend für manche Frauen in den Provinzen, die in ihre Fußstapfen traten.


Wir sollten die „Neue Frau“ nicht als eine Form oder Vorläuferin des modernen Feminismus betrachten. Es ging ihr nicht um Rechte oder eine gerechtere Behandlung der Frauen. Ihre Idee der Befreiung war die völlige Ablehnung aller Beschränkungen, auch jener, die die meisten Menschen für vernünftig und nützlich halten würden. Sie förderte keine Emanzipation, sondern exzessiven und oft sexuellen Hedonismus.


Parallel dazu schoben junge Männer der Oberschicht (Patrizier, Ritter oder Equites) ihre Heirat und den Kinderkrieg immer häufiger auf, in manchen Fällen sogar auf unbestimmte Zeit. Rom war in militärischer und anderer Hinsicht auf die Führung dieser Klasse angewiesen. Ihre Zurückhaltung bei der Zeugung von Nachkommen stellte daher eine langfristige Bedrohung für die Stabilität des Reiches dar; ihre Geburtenrate war zu niedrig. Die Verfügbarkeit von Frauen außerhalb der Ehe half dabei nicht weiter.


Römisches Recht


Bereits im Jahr 17 v. Chr. erließ Augustus umfassende Gesetze gegen Zügellosigkeit und zugunsten der Ehe. Darin „schrieb er moralisches Verhalten, finanzielle Nachteile für das Alleinbleiben, die Zeugung von Kindern mit den daraus resultierenden Karrierevorteilen und Kleidervorschriften für Ehefrauen vor; er verbot die Ehe zwischen bestimmten Klassen und bestrafte Untätigkeit von Ehemännern, die die außerehelichen Beziehungen ihrer Frauen ignorierten“.


Die Strafen waren hart. Die Menschen konnten die Hälfte ihres Besitzes verlieren und verbannt werden. Ehebrecherinnen war es nicht erlaubt, die eheliche Kopfbedeckung zu tragen. Ein Ehemann musste innerhalb von 60 Tagen ein Verfahren gegen seine untreue Frau einleiten; auch das Billigen von Ehebruch war ein Verbrechen.


Die Kleiderordnung war übrigens stark im römischen Recht verankert. Wenn eine Frau die eheliche Kopfbedeckung nicht trug und deshalb wie eine Prostituierte aussah, war der Mann, der unwissentlich Ehebruch mit ihr beging, nicht haftbar (ebd.: 83). Man war, was man trug…


Für Männer der Oberschicht ohne Kinder waren erbrechtliche und berufliche Konsequenzen zu erwarten. Wer Kinder hatte, wurde schneller befördert. Junge Männer ließen sich jedoch nur schwer zur Heirat drängen.


Im Jahr 9 n. Chr. wurden Änderungen eingeführt. Die maximale Verlobungszeit wurde auf zwei Jahre begrenzt. Mädchen durften sich erst ab zehn Jahren verloben. Heiraten durften sie ab zwölf Jahren. Damit sollte verhindert werden, dass sich junge Männer mit sehr jungen Mädchen verlobten und viele Jahre verlobt blieben, um Heirat und Kinder zu vermeiden und ihre Freiheit genießen zu können.


Statuen von Livia, der Frau des Augustus, die sie als ideale Ehefrau und Mutter zeigten, sollten dieser Entwicklung ebenfalls entgegenwirken. Offenbar jedoch ohne Erfolg, denn ihre eigene Tochter Julia war ein Paradebeispiel für eine Neue Frau. Im Jahr 2 v. Chr. wurde sie wegen ihres zügellosen Ehebruchs und ihrer sexuellen Zügellosigkeit verbannt. Mehrere ihrer Liebhaber wurden ebenfalls verbannt.


Kopfbedeckung in 1. Korinther 11


Zurück zu 1. Korinther 11. Wir sollten uns bewusst sein, dass Korinth zu dieser Zeit eine römische Stadt war. Nach seiner Zerstörung im Jahr 146 v. Chr. wurde es von Julius Cäsar im Jahr 44 v. Chr. als römische Kolonie und als Ort für die Ansiedlung seiner Veteranen nach ihrem Ausscheiden aus der Armee wiederaufgebaut. Obwohl zu Paulus‘ Zeiten viele seiner Einwohner Griechen gewesen sein dürften, folgte es in erheblichem Maße römischen Bräuchen und römischem Recht. Interessanterweise war die überwiegende Mehrheit der Inschriften, die in Korinth gefunden wurden, auf Latein, obwohl auf den Straßen zweifellos überwiegend Griechisch gesprochen wurde.


Bruce Winter kommt zu dem Schluss, dass die Existenz einer Neuen Frauenbewegung „die Interpretation unterstützt, dass die Frauen, die in der christlichen Versammlung mit unbedecktem Haupt beteten und prophezeiten, die Haltung und das Verhalten ‚neuer‘ Frauen nachahmten. Als Christinnen widersetzten sie sich einer traditionellen kaiserlichen und korinthischen Norm für Frauen, die sich an etwas beteiligten, was ihre Landsleute als religiöse Aktivität angesehen hätten“.


Laut der gesetzlichen Kleiderordnung sah eine Frau, die in der Öffentlichkeit die Kopfbedeckung ablegte, „wie eine promiskuitive verheiratete Frau aus, denn das Fehlen des Schleiers war ein unmissverständliches Signal. Nach den Maßstäben des ersten Jahrhunderts war es nicht angemessen, so etwas zu tun“. Schlimmer noch: „Die Art, wie sich Ehefrauen in der Öffentlichkeit kleideten, sendete klare Signale an Männer und stellte sich so als unanständige oder promiskuitive Frauen dar“. Mit anderen Worten, ob sie es beabsichtigten oder nicht, sie signalisierten, dass sie (sexuell) verfügbar waren. Sie waren, was sie trugen.


1. Timotheus 2


Die in Winters Buch präsentierten Hintergrundinformationen erhellen auch 1. Timotheus 2. Zum einen ließen sich die Frauen, die damals in der Gemeinde von Ephesus Unruhe stifteten, von den Neuen Frauen inspirieren und kleideten sich (und manche benahmen sich vielleicht auch) wie Hetären:


Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten und heilige Hände aufheben, ohne Zorn und Zank; ebenso sollen sich die Frauen in schicklicher Kleidung mit Schamhaftigkeit und Selbstbeherrschung schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern mit dem, was sich für Frauen gebührt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, nämlich mit guten Werken.“ (1. Tim. 2:8-10)


Damit ist gemeint, dass Paulus hier kein Verbot jeglichen Schmucks und der maßvollen Verwendung von Kosmetika ausspricht, sondern sich gegen die Kleidung einer Prostituierten (oder einer ehebrecherischen Ehefrau) ausspricht.


Ich schätze, dass dieser Teil, anders als das Tragen einer Kopfbedeckung, nicht kulturell relativ ist, sondern auch heute noch gilt!


1. Korinther 11:10


Das ist ein kleiner Exkurs, aber das Thema ist so wichtig, dass ich es nicht übergehen möchte. Mitten in Paulus‘ Argumentation zur Kopfbedeckung in 1. Korinther 11 steht seine Schlussfolgerung, die Anwendung, die er daraus zieht. Sie sagt genau das aus, was er von den Korinthern erwartet. Es ist jedoch überhaupt nicht das, was wir an dieser Stelle von Paulus erwarten würden; es ist auch schwer zu verstehen. Was es noch schlimmer macht: Der Vers wird normalerweise falsch übersetzt.


Aufgrund seiner Argumentation im Rest dieses Abschnitts würden wir von Paulus folgende Antwort erwarten: „Aus diesem Grund muss eine Frau (oder Ehefrau) eine Kopfbedeckung tragen“ (das zusätzliche Rätsel „wegen der Engel“ lasse ich hier außer Acht).


In der Übersetzung heißt es: „Deshalb sollte eine Frau ein Symbol der Autorität auf ihrem Haupt tragen.“ Dies führt zu einer derart starken Interpretation der Übersetzung, dass die tatsächliche Aussage von Paulus völlig entstellt wird.


Erstens verwendet Paulus in 1. Korinther 11 durchgehend das griechische Wort für Frau, das je nach Kontext Ehefrau bedeuten kann. Die deutsche Bibel wechselt als Übersetzung zwischen Frau und Ehefrau hin und her. Jede Wahl kann richtig sein oder nicht, aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die Wahl zwischen Frau und Ehefrau eine Frage der Interpretation und nicht der Übersetzung ist.


Ernster noch: Im griechischen Original gibt es kein Wort für Symbol; es bezieht sich nur auf Autorität. Das ist überraschend, da Paulus offensichtlich von einer sichtbaren Kopfbedeckung irgendeiner Art gesprochen hat. Die deutsche Bibel und zahlreiche andere Übersetzungen interpretieren Autorität hier daher als Metonymie, als einen Begriff, der für einen anderen Begriff steht und diesen interpretiert, in diesem Fall die Kopfbedeckung. Letztere wird dann als Zeichen verstanden, dass eine Frau der Autorität ihres Mannes untersteht: Daher sollte sie ein solches Zeichen (das heißt eine Kopfbedeckung) auf ihrem Kopf tragen.


Was gegen diese Interpretation spricht, ist nicht nur das Fehlen eines Wortes mit symbolischer Bedeutung. Wir haben bereits angenommen, dass die Kopfbedeckung die Sittsamkeit einer Frau symbolisiert. Außerdem wird das Wort Autorität immer in einem aktiven Sinn verwendet. Es ist etwas, das man hat und ausüben kann. Außerdem ist das Griechische ganz klar: Sie hat diese Autorität nicht auf ihrem Kopf, sondern über ihrem Kopf.


Die Frau ist Herrin ihres Kopfes. So überraschend das auch klingen mag, genau das sagt Paulus.


Eine bessere Übersetzung wäre daher: „Deshalb sollte eine Frau Autorität über ihren Kopf haben.“


Es kann sein, dass Paulus an dieser Stelle ein Argument der Korinther in dem Sinne zugibt, dass „ja, eine Frau hat Autorität über ihr Haupt, aber …“ Wahrscheinlicher ist meiner Ansicht nach, dass Paulus den Frauen sagt, sie sollen Autorität über ihr Haupt übernehmen und ausüben, dies aber auf die richtige Weise tun, nicht aus Unabhängigkeit, sondern mit Rücksicht auf andere, insbesondere ihre Ehemänner.


Erstaunlich ist jedoch, dass Paulus ihre Autorität nicht leugnet, sondern anerkennt. Er möchte lediglich, dass sie verantwortungsvoll damit umgehen, doch die Verantwortung – und die Autorität – liegen bei ihnen.




DER WEG NACH CANOSSA


Der Weg nach Canossa oder die Demütigung von Canossa (italienisch : L'umiliazione di Canossa), oder manchmal auch der Gang nach Canossa (deutsch: Kanossa) war die Reise des Heiligen Römischen Kaisers Heinrich IV. zur Burg Canossa im Jahr 1077 und seine anschließende rituelle Unterwerfung unter Papst Gregor VII. Sie fand während des Investiturstreits statt und beinhaltete den Wunsch des Kaisers nach Absolution und Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Papst, der als Gast der Markgräfin Mathilde von der Toskana auf der Burg gewohnt hatte.


Zeitgenössischen Quellen zufolge wurde er gezwungen, auf Knien zu flehen und drei Tage und Nächte vor dem Burgtor zu warten, während ein Schneesturm tobte, „einer der dramatischsten Momente des Mittelalters “. Die Episode hat sowohl unter mittelalterlichen Chronisten als auch unter modernen Historikern viel Debatte ausgelöst, die darüber streiten, ob der Marsch eine demütigende Niederlage für den Kaiser oder ein „genialer Geniestreich“ war. 


Historischer Hintergrund


Der Papst und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches hatten seit der Verbreitung der Gregorianischen Reformen im 11. Jahrhundert den relativen Vorrang der kirchlichen und weltlichen Macht bestritten. Als Gregor VII., der 1073 vom römischen Volk zum Papst gekrönt wurde, mit seinem Dekret Dictatus papae Reformen des Investiturverfahrens durchsetzen wollte, stieß er auf Widerstand seitens Heinrich IV. Der König bestand darauf, dass er sich das traditionell etablierte Recht früherer Kaiser vorbehielt, Bischöfe, Äbte und andere Geistliche zu „investieren“, trotz des päpstlichen Dekrets. 


Der Konflikt verschärfte sich immer mehr, nachdem Heinrich im Juni 1075 den sächsischen Aufstand in der Schlacht bei Langensalza niederschlagen konnte. Im September setzte er einen neuen Bischof in Mailand ein, was Gregor verärgerte, der offen Gehorsam forderte. Kurz darauf wurde der Papst bei der Leitung der Weihnachtsfeierlichkeiten 1075 angegriffen und von einem Mob ins Gefängnis gebracht. Am nächsten Tag stürmten seine Anhänger das Gefängnis und brachten ihn zurück in die Kirche, wo er die Messe dort fortsetzte, wo er aufgehört hatte. Am 24. Januar 1076 versammelte Heinrich mehrere deutsche Bischöfe zu einer Synode in Worms, wo die kirchlichen Würdenträger alle Verpflichtungen gegenüber dem Papst aufkündigten. Der König forderte schließlich Gregors Abdankung und verwies auf die Regeln der Papstwahl gemäß der Bulle In nomine Domini von 1059. 


Gregor reagierte darauf mit der Exkommunikation und Absetzung Heinrichs auf der Fastensynode 1076 in Rom. Er erklärte außerdem, dass der Verlust der Königswürde ein Jahr nach diesem Tag unwiderruflich sein würde. 


Reise


Gregor hatte auch die Treueschwüre der Fürsten für null und nichtig erklärt, was sich als noch gefährlicher für Heinrichs Herrschaft erwies, da diese Entwicklung den Interessen mehrerer Territorialherrscher des Reiches entgegenkam. Als sich im Oktober der Patriarch von Aquileia und der päpstliche Legat mit deutschen Fürsten in Trebur trafen, schworen sie einen Eid, Heinrich nicht anzuerkennen, wenn der Bann nicht innerhalb eines Jahres aufgehoben würde. Aus Angst vor weiteren Rebellionen innerhalb der deutschen Aristokratie war Heinrich der Meinung, dass er seine Exkommunikation aufheben müsse. Er war beim einfachen Volk noch immer beliebt, aber die Fürsten drohten, einen neuen König zu wählen. Er musste seine Position in der Kirche vor der schnell näher rückenden Frist, die der Papst gesetzt hatte, sichern. 


Auf Vorschlag seiner Berater verabredete er sich mit dem Papst, der sich auf den Weg über die Alpen nach Augsburg gemacht hatte. Heinrich begann seine Reise in Speyer, und als er südwärts den Rhein hinauf reiste, wurde seine Lage prekär. Da die schwäbischen Adligen sich weigerten, den Weg zu den Alpenpässen freizugeben, musste der König durch Burgund ziehen und die Alpen am steilen Mont Cenis überqueren. Den Chroniken von Lambert von Hersfeld zufolge riskierten Heinrich, seine Frau Bertha von Savoyen und ihr kleiner Sohn Konrad ihr Leben, als sie bei rauen Winterbedingungen den Alpenkamm überquerten. Nach einer langen Reise erreichten sie am 25. Januar 1077 Gregors Unterkunft in Canossa. 


Auf der Burg


Als Heinrich Matildas Schloss erreichte, ordnete der Papst an, ihm den Zutritt zu verweigern. Während er am Tor wartete, verhielt sich Heinrich wie ein Büßer. Er trug ein härenes Gewand, die traditionelle Kleidung der Mönche zu dieser Zeit, und ging angeblich barfuß. Viele aus seinem Gefolge, darunter Königin Bertha von Savoyen und Prinz Konrad, zogen angeblich ebenfalls ihre Schuhe aus. Laut Lambert von Hersfeld und Berichten aus erster Hand (Briefe, die sowohl Gregor als auch Heinrich in den folgenden Jahren schrieben) wartete der König volle drei Tage am Tor. Während dieser ganzen Zeit trug er angeblich nur sein härenes Büßergewand und fastete. 


Schließlich wurden am 28. Januar die Burgtore für Heinrich geöffnet und er durfte eintreten. Zeitgenössische Berichte berichten, dass er vor Papst Gregor kniete und ihn um Vergebung bat. Gregor sprach Heinrich die Absolution zu und lud ihn ein, wieder in die Kirche einzutreten. An diesem Abend nahmen Gregor, Heinrich und Matilda von Toskana in der Kapelle Sant'Apollonio im Inneren der Burg die Kommunion ein und signalisierten damit das offizielle Ende von Heinrichs Exkommunikation. 


Ob Heinrich tatsächlich formal Buße tat, ist nicht eindeutig geklärt. Jedenfalls erlangte er seine Handlungsfreiheit zurück und kehrte schnell nach Deutschland zurück, während Gregor mehrere Monate mit Matilda auf der Burg und an anderen Orten in der Toskana blieb.


Historische Auswirkungen


Die unmittelbaren Auswirkungen des Treffens von Canossa waren begrenzt. Heinrich wurde zwar wieder in die Kirche aufgenommen, doch alle Erwartungen, dass der Papst Heinrichs Anspruch auf den Thron wiederherstellen würde, wurden bald zunichte gemacht. Im März traf sich eine kleine Gruppe mächtiger sächsischer und süddeutscher Territorialmagnaten, darunter die Erzbischöfe von Salzburg, Mainz und Magdeburg sowie mehrere Bischöfe, in Forchheim. In der Annahme, dass Heinrich die Kaiserwürde unwiederbringlich verloren hatte, lehnten sie den Anspruch der Salier ab, die Kaiserkrone durch Vererbung weiterzugeben, und erklärten, wie Bruno von Merseburg, der im Gefolge seines Bischofs anwesend war, dass „der Sohn eines Königs, selbst wenn er besonders würdig sein sollte, durch eine spontane Wahl König werden sollte“. Der Papst bestätigte die Vereinbarung. Da seine Absetzung noch in Kraft war, wurde Heinrich in einen Bürgerkrieg mit Herzog Rudolf von Schwaben gezwungen. Gregor verhängte eine zweite Exkommunikation gegen Heinrich, der schließlich den Bürgerkrieg gewann, in Rom einmarschierte, Gregor zur Flucht zwang und ihn durch den Gegenpapst Clemens III. ersetzte.


Als Gregor im Jahre 1728 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen wurde, erregte das päpstliche Dekret bei den europäischen Monarchen Aufsehen und seine Veröffentlichung wurde von Kaiser Karl VI. verboten. 




WLADIMIR SOLOWJEW UND DER SOPHIANISMUS


Der am 28. Januar 1853 in Moskau geborene Vladimir Sergejewitsch Solovyov – einer der exotischsten russischen Konvertiten zum Katholizismus – war seit seiner Kindheit von einer seltsamen und umstrittenen spirituellen Erfahrung geprägt: der mystischen Vision der göttlichen Sophia. Mit einer persönlichen Offenbarung von solch großer Tragweite im Kern seines Denkens wurde er zu einem jener seltenen Philosophen, für die Philosophie wirklich eine „Liebe zur Weisheit“ (φῐλο-σοφῐ́ᾱ) ist.


Die sophianische Achse in Solovyovs Leben kann durch eine Zusammenfassung seiner drei Begegnungen mit der himmlischen Freundin beschrieben werden. Die erste, im zarten Alter von neun Jahren, wurde durch die sentimentale Zurückweisung eines jungen Mädchens ausgelöst. Kurz darauf besuchte Vladimir betrübt die Heilige Liturgie. Unter einem Antlitz von unbeschreiblicher Schönheit erschien ihm die himmlische Sophia zum ersten Mal. Elf Jahre später wurde eine kurze, unerfüllte romantische Leidenschaft zum Anlass für eine weitere himmlische Begegnung. Während einer Zugfahrt zu seiner Cousine Katia Romanova geriet Solovyov in eine kurzlebige sophianische Ekstase, ausgelöst durch eine schöne Mitreisende, die seine überwältigende Leidenschaft weckte. Das war alles. Später, zwischen 1875 und 1876, als er in der berühmten Bibliothek des British Museum studierte, überraschte ihn Sophia erneut und offenbarte sich ihm, als er in gnostische, hermetische und kabbalistische Texte vertieft war. Solovyov fühlte sich von ihr nach Ägypten berufen und machte sich im Winter 1875 auf den Weg in das Land der Pharaonen. Nach zahlreichen Abenteuern, die ihn fast das Leben kosteten, traf er seinen treuen göttlichen Freund am Fuße der Cheops-Pyramide wieder. Hier hatte er eine vereinende Vision der gesamten Schöpfung.


Neben diesen drei leuchtenden, himmlischen Visionen ist auch erwähnenswert, dass der russische Philosoph eine letzte mystische Erfahrung hatte, diesmal dämonischer Natur. Getrieben von Nostalgie kehrte er 1898 nach Ägypten zurück, in der Hoffnung, durch eine neue Vision Frieden zu finden. Statt der Sophia wurde er von einer furchterregenden Gruppe dunkler Geister besucht. Bis zum 13. August 1900 – der Stunde seiner Abreise in das himmlische Reich der göttlichen Weisheit – hatte Wladimir Solowjow keine weiteren Begegnungen mit der Sophia.


Solovyov lebte sein Leben im Zeichen einer persönlichen Offenbarung der Sophia und entdeckte lange vergessene Dimensionen der Philosophie wieder, wie etwa ihre rituellen und mystagogischen Grundlagen, wie sie ihm im Laufe seiner ersten Vision während der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus offenbart wurden. Es gibt auch die vergeistigte erotische Ladung, die „Freundschaft“ (φιλία) in eine starke Brücke verwandelte, die den Liebhaber der Weisheit mit dem Objekt seiner Liebe verband. Unter all seinen unbestreitbaren Verdiensten ist die größte Leistung von Solovyovs Sophianismus die Wiederentdeckung des mystischen Ziels und des soteriologischen Zwecks der Philosophie.


In einer egozentrischen Kultur, in der jeder Denker den Gegenstand seiner Disziplin nur nach dem Maßstab seines eigenen Verstandes definieren kann, wird die Philosophie katastrophal vom Relativismus überlagert. Diese chronische Krankheit kann man beobachten, wenn man Anton Dumitrius Werk „Philosophia mirabilis“ (1974) konsultiert, in dem der Autor nicht weniger als zwanzig höchst widersprüchliche Definitionen der Philosophie auflistet. Wenn man sie liest, wird eines klar: die anhaltende Verwirrung in den Köpfen postmoderner Denker. Und wie könnte es auch anders sein, wenn es keine eindeutige Identifizierung des Gegenstands und insbesondere des Zwecks der Philosophie gibt?


Gestützt auf eine jahrhundertealte Tradition erinnert uns die russische christliche Kultur durch Denker wie Fürst Sergei Nikolajewitsch Trubezkoi (1862–1905), den Märtyrer und Priester Pawel Florenski (1882–1937) oder den höchst umstrittenen Vater Sergius Bulgakow (1871–1944) an das wahre Ziel der Philosophie: die göttliche Weisheit (Σοφία). Obwohl diese Persönlichkeiten im Gegensatz zu ihrem Meister nicht zum Katholizismus konvertierten, ließen sie sich von der Offenbarung leiten, die Wladimir Solowjow empfangen hatte, dessen biblische und patristische Grundlagen unbestreitbar sind. Tatsächlich ist die sophianische Erfahrung des Autors von Krieg, Fortschritt und das Ende der Geschichte: Drei Gespräche, darunter eine Kurzgeschichte des Antichristen (1900) keineswegs originell. Pavel Florensky zeigte, dass die russische Spiritualität die Sophia-Weisheit schon seit langem kennt. Der erste große Zeuge des Archetyps der intelligiblen Welt war der heilige Kyrill (826–869), der den Spitznamen „der Philosoph“ erhielt. Wie Solovyov hatte er in seiner Kindheit eine Vision der himmlischen Jungfrau und schuf später das Nowgoroder Modell ihrer Ikone.


Der nächste sophianische Theologe, der in russischen Volkstraditionen bezeugt ist, ist der Ehrwürdige Sergius von Radonesch (1314–1392), der die unauflösliche Verbindung zwischen der göttlichen Weisheit und der Heiligen Dreifaltigkeit hervorhob und die Lehre von den ungeschaffenen Energien des Heiligen Gregor Palamas übernahm. Wenn wir solche sophianischen Episoden aus der Geschichte des orthodoxen Russlands kennen, verstehen wir, dass Solovyov kein Exzentriker war, der von seltsamen, surrealistischen Träumen geplagt wurde, sondern vielmehr der Zeuge einer alten Tradition. Seine eigentliche Berufung ist einzigartig: die eines Bewahrers und Fortsetzers jener alten Philosophia, die in Anlehnung an Pythagoras, Sokrates und Platon fest an den göttlichen Ursprung der Sophia glaubte – und erklärte, dass Weisheit nur dem Göttlichen gehöre.


Solowjows Platon


Zwischen 1873 und 1874 war Vladimir Solovyov Student an der Theologischen Akademie der Dreifaltigkeits-Lavra des Heiligen Sergius. Während dieser Zeit besuchte er mit großem Interesse die Kurse in spekulativer Theologie von Professor Viktor Kudriavtsev, einem leidenschaftlichen Herausgeber und Exegeten von Platons Dialogen. Diese Zeit markierte Solovyovs erste tiefgreifende Begegnung mit der Philosophie des weisen Atheners. Viele Jahre später, im Jahr 1897, begann er auf Einladung des Herausgebers Soldatenkov mit der vollständigen Übersetzung von Platons Werken. Obwohl ihm nicht genügend Zeit blieb, ein so umfangreiches Projekt abzuschließen, behielt der Moskauer Philosoph sein anhaltendes Interesse an Platons Denken bei.


Trotzdem fehlt Solovyovs Name in den Werken der Gelehrten der klassischen griechischen Philosophie. Diese Auslassung ist auf den viel diskutierten „Interpretationskonflikt“ (Paul Ricoeur) zurückzuführen. Während moderne Gelehrte einen entmythologisierenden, positivistischen und textualistischen Ansatz auf Platons Dialoge anwenden, ist Solovyovs Interpretation außertextuell und stark von seiner christlichen Existenzmystik beeinflusst. Für ihn war Sokrates‘ Schüler ein echter und idealer Partner im spekulativen Dialog, eine Hauptquelle für seine eigene Philo-Sophia, die wichtige Konzepte platonischen Ursprungs kreativ integrierte. Um dies zu veranschaulichen, werde ich nun Solovyovs Spekulationen über die „Weltseele“ vorstellen und beobachten, wie der russische Philosoph grundlegende Themen des Platonismus neu interpretiert.


Das Werk, in dem Solovyovs Konzept der Weltseele vollständig dargelegt wird, ist Russland und die Universalkirche (1889). Dieser Aufsatz ist eine kleine Abhandlung über universalistische Ekklesiologie, die die theoretischen Grundlagen für die lange ersehnte katholische (d. h. universelle) Kirche enthält, die in der jüdisch-christlichen Kosmologie verankert ist, die im Buch Genesis des Alten Testaments beschrieben wird. In den ersten Kapiteln entwickelt Solovyov seine Lehre der göttlichen Weisheit, die als „absolute Einheit des Ganzen“ definiert wird, eine Manifestation der Heiligen Dreifaltigkeit, in der die drei göttlichen Personen wesensgleich sind.


Der erste entscheidende Aspekt von Solovyovs metaphysischen Spekulationen ist die Einbeziehung der gesamten Schöpfung in die göttliche Weisheit. Als höchster und absoluter Künstler konzipiert Gott Geschöpfe in seiner unfassbaren Ewigkeit, jenseits des begrenzten Verstandes von Engeln und Menschen. Der potenzielle, virtuelle Zustand der göttlichen Weisheit außerhalb der Dreifaltigkeit ist die Alterität, „unbestimmte und anarchische Pluralität, Chaos“, der unbestimmte Abgrund (ṯōhū wāḇōhū – Hebräisch: תֹהוּ וָבֹהוּ) in Genesis 1:2, über dem der Heilige Geist schwebte. In einer Weise, die an die Lehre der „göttlichen Kontraktion“ (tsimtsum – Hebräisch: צמצום) erinnert, die der aschkenasische kabbalistische Mystiker Isaac Luria (1534–1572) entwickelte, behauptet Solovyov die Notwendigkeit eines Raums außerhalb der Göttlichkeit, eines Abgrunds, in dem Gott den Kosmos und den Menschen erschaffen kann. So beweist er durch den Akt der Schöpfung, „dass alles Nützliche wirklich ihm gehört, dass er immer einen unendlichen Schatz in sich getragen hat, der aus allen realen Kräften, allen wahren Ideen, allen Gnaden und allen Gaben besteht.“


Als Antithese zu Sophia wird die Weltseele definiert als „ein Geschöpf, das erste aller Geschöpfe, die materia prima und das wahre Substrat unserer erschaffenen Welt“. Mit anderen Worten ist die Weltseele die universelle Natur (φύσις) der Schöpfung. Während die Weisheit tatsächlich in Gott existiert, existiert die Seele in ihr als reine Potentialität, nicht als eigenständige. Ein weiteres bestimmendes Merkmal der Weltseele ist ihre zweideutige Natur: Sie „kann begehren, für sich selbst zu existieren, außerhalb von Gott, sich auf die falsche Seite der chaotischen und unorganisierten Existenz zu stellen, aber sie kann auch vor Gott zugrunde gehen, sich freiwillig mit dem göttlichen Wort vereinen, die gesamte Schöpfung zur vollkommenen Einheit zurückführen und sich mit der ewigen Weisheit identifizieren.“ Indem der russische Philosoph Platons obskure Theorie aus dem Dialog „Gesetze“ auf seine eigene Weise entwickelt, zeigt er, dass die Weltseele gut oder böse sein kann, abhängig von ihrer Beziehung zur göttlichen Weisheit – dem aktiven Prinzip der Schöpfung.


Solovyov unterscheidet subtil drei Stadien der Beziehung der Weltseele zur Göttlichkeit. Das erste ist ihr ursprünglicher, präexistenter „Keim“-Status in Gott dem Vater, wo sie vor Beginn der Schöpfung als reine Potentialität existierte. Dieses Stadium stellt im Verhältnis zum gegenwärtigen die Vergangenheit der Seele dar – nicht in einem historischen, zeitlichen Sinn, sondern in einem streng ontologischen. Das zweite Stadium, das in der Gegenwart erkennbar ist, ist die Trennung von Gott durch die Energie des Wunsches, das disharmonische Leben zu überwinden, das dem vorkosmischen Chaos eigen ist. Schließlich ist das dritte und letzte Stadium der Weltseele durch das Streben gekennzeichnet, sich wieder mit der Göttlichkeit zu vereinen, ein Ideal einer Zukunft, deren Nähe unbekannt ist.


Nachdem Solovyov nacheinander die göttliche Weisheit und die Weltseele beschrieben hat, befasst er sich mit der Beziehung zwischen diesen beiden metaphysischen Realitäten und betont ihren qualitativen Unterschied: Die erste ist ungeschaffen, die zweite erschaffen. Sie sind nicht identisch; „die Weltseele ist nur das Vehikel, das Medium und das Substrat ihrer (d. h. der Weisheit) Verwirklichung.“ Sophia nähert sich der Seele durch die Handlung des Wortes und erreicht ihre intimste Verbindung mit dem erschaffenen Wesen – unter der diskreten Handlung des Heiligen Geistes – durch die Menschwerdung Christi. Mit einem Bild, das eines Gemäldes von Raffael würdig wäre, vervollständigt der Vater des Sophianismus seine psychokosmogonischen Spekulationen:


Die göttliche Weisheit ist nicht die Seele, sondern der Schutzengel der Welt, der alle Geschöpfe mit seinen Flügeln umhüllt, um sie allmählich zu ihrem wahren Wesen zu erheben, so wie ein Vogel seine Eier ausbrütet. Sie ist die Substanz des Heiligen Geistes, der über die dunklen Wasser der geschaffenen Welt getragen wird.“


Unter Verwendung der symbolischen Sprache der Heiligen Schrift identifiziert Solovyov die Seele mit dem Element „Erde“, das danach strebt, mit dem „Himmel“ – der göttlichen Sophia – zu verschmelzen, während es gleichzeitig durch die zerstörerische Wirkung des antigöttlichen Prinzips bedroht wird. Dieses böse Prinzip, das der Weisheit und dem höchsten Schöpfer nicht direkt entgegentreten kann, greift das minderwertige „Gegenstück“ an – die Weltseele. Diese Seele ist das Schlachtfeld zwischen dem göttlichen Logos und dem gefallenen Engel Satan, das Medium, in dem sich die Prinzipien manifestieren, die die Welt der körperlosen Geister regieren. Wenn es der Seele gelingt, dämonischen Angriffen zu widerstehen und in völliger Demut allen Widerstand gegen das göttliche Wort aufgibt, wird sie zu Humus, geeignet, sich mit der Weisheit zu vereinen, um das Himmelreich (das himmlische Jerusalem) zu errichten. „Dieser Zustand der Demut“, sagt Solovyov, „diese absolute Veranlagung der irdischen Natur ist das objektive Ergebnis der Erschaffung des Menschen (humus – humilis – homo); die empfindsame Seele der physischen Welt wird zur vernünftigen Seele der Menschheit.“


Nachdem ich Solovyovs Panpsychismus kurz beschrieben habe, kann ich die Ähnlichkeiten zwischen seiner Vision und Platons Konzeption desselben Themas feststellen. Zunächst einmal ist für Solovyov, wie für Platon – der in Timaios und Gesetzen die Identität zwischen der Weltseele und der Physis (φύσις) postuliert – die Seele die eigentliche Natur der Schöpfung. Neben dem platonischen Panpsychismus nimmt Solovyovs Sophianismus auch die mit diesem Thema verbundene Ponerologie (= Lehre vom Bösen) auf und theoretisiert die Ambivalenz der Seele, die gut sein kann, wenn sie sich dem Logos unterwirft, oder böse, wenn sie vom dämonischen Prinzip erobert und beherrscht wird. Und schließlich wird die letzte spezifische Note der Konzeption des Meisters aus der Akademie, die in Vladimir Solovyovs eigene Philo-Sophia integriert ist, unter das platonische Prinzip der kosmo-anthropologischen Einheit oder die Analogie/Entsprechung zwischen dem Makro-Anthropos (d. h. dem Makrokosmos) und dem Mikrokosmos (d. h. dem einzelnen Menschen) subsumiert.


In Solovyovs Denken finden wir die natürliche Einheit der Welt, des universellen Menschen und des besonderen Menschen. Die Achse, die die drei hierarchischen Ebenen der Schöpfung verbindet, ist die Seele, die hier nicht in ihrer personalistischen, sondern in ihrer physikalistischen Dimension verstanden wird.


Ähnlich den Lehren von Philo, dem Heiligen Denys Areopagita, Origenes und den Heiligen Gregor von Nyssa und Maximus dem Bekenner ist Solovyovs Platonismus zwar den Texten treu, aber dennoch kritisch und reflektierend und baut sich durch eine Interpretation von Platons Dialogen auf, die der jüdisch-christlichen Theologie und Mystik verpflichtet ist. Indem er über Judentum, Platonismus und Christentum meditierte, entdeckte Vladimir Solovyov die Hauptlinien einer tiefgründigen christlichen Exegese des Werkes des göttlichen Atheners wieder.