Von Torsten Schwanke
„Wer um die Göttin freit, suche in ihr nicht das Weib.“
(Schiller)
ERSTER GESANG
Frau Weisheit ist auch für die Himmlischen sinnvoll,
Auf immer ist der Weisheit die Herrschaft,
Im Himmel ist sie eingesetzt,
Denn der Herr der Heiligkeit hat sie eingesetzt.
Bist du als Erster der Menschen geboren?
Kamst du schon vor den Hügeln zur Welt?
Hast du im Ratskreis Gottes gesessen?
Konntest du Weisheit an dich bringen?
Als Gott dem Winde Gewicht gegeben
Und die Wasser geordnet mit rechtem Maß,
Als er dem Regen seine Richtung gab
Und einen Weg dem Blitzstrahl des Donners,
Da sah er die Weisheit und maß sie,
Stellte sie hin vor sich und ergründete sie,
Da sprach er zum Menschen: Siehe,
Ehrfurcht vor Gott ist Weisheit,
Abkehr vom Bösen ist Einsicht.
Jahwe hat durch die Weisheit die Erde gegründet,
Hat die Himmel gestaltet durch die Einsicht.
Durch seine Erkenntnis spaltete sich die Urflut,
Durch seine Erkenntnis träuffeln die Wolken Tau.
Jahwe schuf mich als Erstlingin seines Waltens,
Als Uranfang seiner Werke einstmals.
Seit jeher bin ich Form geworden,
Seit Anbeginn, seit der Ur-Zeit der Erde.
Als es noch keine Urflut gab, ward ich geboren,
Als es noch keine Quellen gab, schwer von Naß.
Bevor die Gebirge sich falteten,
Vor den Hügeln ward ich geboren.
Als es noch kein Land und keine Wüste gab
Und nicht den unzählbaren Staub.
Als er den Himmel machte, war ich bei ihm,
Als er dem Horizont seine Grenze gegeben über der Urflut,
Als er die Wolken oben stark gemacht,
Als die Quellen der Urflut kraftvoll wurden,
Als er dem Meere seine Grenze feststeckte,
Als er das Fundament der Erde legte,
War ich bei ihm, seine Lieblingin,
Ich war seine Wonne Tag für Tag,
Lachend und scherzend vor ihm allezeit,
Lachend und scherzend auf der festen Erde.
Alle Weisheit stammt von Gott
Und ist bei ihm für immer.
Den Sand am Strand des Meeres
Und die Regentropfen
Und die Tage der Vorzeit,
Wer kann das zählen?
Die Höhe des Himmels
Und die Breite der Erde
Und die Tiefe des Meeres,
Wer kann all das ergründen?
Vor allen Dingen ist die Weisheit erschaffen,
Die vernünftige Einsicht ist von je.
Die Wurzel der Weisheit,
Wer hat sie erkannt?
Und ihre Werke,
Wer erkennt sie?
Einer ist weise, gewaltig,
Sitzend auf seinem Thron, der Herr!
Er selbst hat die Weisheit erschaffen,
Er hat sie angeschaut und gemessen,
Er hat sie ausgegossen über all seine Werke,
Über alles Fleisch, nach seiner Gabe,
Er hat sie denen geschenkt, die ihn lieben!
Wer fand ihren Ort
Und wer drang vor zu ihren Schätzen?
Wer stieg zum Himmel hinauf
Und nahm sie zu sich
Und brachte sie aus den Wolken herab?
Wer fuhr übers Meer
Und hat sie gefunden
Und wer wird sie heimbringen wie einen Goldschatz?
Keiner ist, der ihre Wege kennt,
Keiner, der ihre Pfade findet.
Nur er, der Allwissende, der erkennt sie,
Er hat sie gefunden mit seiner Einsicht.
Er hat den Weg der Erkenntnis gefunden
Und die Weisheit seinem Sohne Jakob gegeben,
Israel, dem Gottgeliebten!
Schließlich erschien sie selbst auf der Erde
Und verkehrte mit den Menschen.
Ich, die Weisheit, kam aus dem Munde des Höchsten,
Wie Nebel verschleierte ich die Erde.
Ich schlug auf den Gipfeln mein Zelt auf,
Mein Thronstuhl stand auf einer Wolkensäule.
Die Kreise des Himmels durchschritt ich alle,
In dem Abgrund der Urflut bin ich gewandelt,
Auf den Fluten des Meeres
Und auf der ganzen Erde.
In jedem Volk, in jeder Nation hab ich geherrscht.
Bei allen suchte ich meine Ruhe:
Wo soll ich mein Erbe finden und mein Lager?
Da gebot mir der Schöpfer des Kosmos,
Mein Schöpfer gab mir ein Ruhelager
Und sprach: In Jakob sollst du zelten,
In Israel sei dein Erbbesitz.
Vor der Weltzeit, im Anbeginn hat Gott mich geschaffen,
Solange die Weltzeit existiert,
Werde ich kein Ende nehmen.
Im Offenbarungszelt tat ich Dienst vor ihm
Und habe mich in den Toren der Tochter Zion niedergelassen,
In der geliebten Stadt Jerusalem fand ich Ruhe,
Jerusalem ist mein Königreich,
Ich bin verwurzelt im Gottesvolk,
Im Eigentum des Herrn,
Im Erbbesitz des Ewigen.
Beobachte und befolge die Weisung!
Das wird in den Augen der Heiden,
Die von all den Geboten hören,
Deine Weisheit und Klugheit sein.
Die Heiden werden sagen:
Wahrlich, wahrlich, ein weises und kluges Volk
Ist dieses gesegnete Gottesvolk!
Wo gibt es so ein großes Gottesvolk?
Wo sind die Götter der Heiden?
Sind sie uns so nahe, wie Jahwe uns nahe ist?
Jahwe ist uns nahe immer, wenn wir ihn rufen!
Wo gibt es ein Volk,
Das so vollkommne Gebote hat
Wie diese ganze Weisung, die Gott mir heute gibt?
Wie liebe ich deine Weisung!
Tag und Nacht betrachte ich sie.
Weiser als meine Feinde machen mich deine Gebote,
Denn sie sind immer mit mir.
Klüger selbst als meine Lehrer bin ich,
Denn deinem Zeugnis gilt mein Sinnen.
Einsichtiger bin ich als die Greise,
Denn deine Ordnung beschaue ich.
Dies ist die Weisung des höchsten Gottes,
Die Mose uns vermittelt
Als Erbe der Gemeinde Jakobs.
Die Weisung ist voll von Weisheit
Wie der Tigris in den Tagen des Frühlings,
Die Weisung bringt Fülle der Einsicht
Wie der Euphrat und der Jordan im Herbst.
Die Weisung lässt die Vernunft erscheinen wie der Nil,
Wie Pischon und Gihon in den Tagen der Weinlese!
Keiner kommt an ein Ende damit, die Weisung zu lernen,
Auch der letzte Mensch forscht sie nicht ganz aus.
Voller als das Meer ist die Fülle ihrer Weisheit,
Ihr Einsicht ist tiefer als der Abgrund.
Dies ist die Weisung des ewigen Gottes
Und die ewige Weisheit.
Alle, die sich an ihr festhalten,
Werden für immer leben,
Aber die sie verlassen, die verfallen dem Nichts.
Es schuf der Heilige seine Welt mit der Weisheit!
Es gibt aber keine Weisheit außer der Weisung Gottes!
Mit der Weisheit gründete Gott die Erde,
Mit der Weisung gründete er die Erde.
Weil die Weisung vor allem andern die Geliebte ist,
Wurde sie vor allen Dingen erschaffen.
Darum spricht die Weisung:
Jahwe schuf mich als Erstlingin seines Waltens.
Sieben Dinge wurden geschaffen,
Bevor die Welt erschaffen wurde:
Die Weisung,
Der Garten Eden, die Buße,
Gehenna,
Der Thron der Herrlichkeit,
Das Heiligtum und der Name des Messias!
Aber die Weisung spricht:
Jahwe schuf mich als Erstlingin seiner Werke!
Geliebt sind die Kinder Gottes von Gott,
Denn es ist ihnen ein Instrument gegeben,
Durch welches die Welt erschaffen worden ist,
Aus besonderer Liebe wurde ihnen
Dieses Instrument offenbart!
Gott ist gleich einem König,
Der eine einzige Tochter hatte.
Es kam einer von den Fürsten der Völker
Und nahm die Tochter zur Frau.
Er wollte in sein Königreich heimziehen
Und die Tochter mit sich nehmen.
Da sprach der König zu ihm:
Meine Tochter, die ich dir zur Frau gegeben,
Ist meine einzige Tochter,
Mich von ihr zu trennen, vermag ich nicht!
Aber dir zu sagen: Nimm sie nicht mit,
Das vermag ich auch nicht, denn sie ist deine Frau.
Aber dies bereite mir,
Daß du überall, wo du bist,
Mir ein Gemach bereitest, dass ich bei euch sein kann,
Denn ich kann von meiner Tochter nicht lassen.
So spricht Gott zum Gottesvolk:
Ich habe euch die Weisung gegeben,
Mich von ihr zu trennen, vermag ich nicht.
Aber überall, wohin ihr immer zieht,
Bereitet mir eine Wohnung, dass ich bei euch wohnen kann!
Es ist vernünftig,
Daß Gott die ganze Welt geschaffen
Und uns den siebenten Tag zur Ruhe gegeben.
Der siebente Tag heißt: Die Entstehung des Lichts,
Er kann auch der erste Tag genannt werden,
Das Licht, das alles erleuchtet und Erkenntnis schenkt.
So ist es auch mit der Weisheit,
Alles Licht kommt von ihr.
Die Weisheit ist wie eine Fackel,
Wer der Weisheit nachfolgt,
Befindet sich sein Leben lang im Zustand der Ruhe.
Schöner aber noch hat das unser Ahne,
König Salomo gesagt, als er sagte:
Die Weisheit ist vor Himmel und Erde.
Vernunft ist Verstand, der mit ruhiger Überlegung
Ein Leben mit der Weisheit erwählt.
Weisheit ist Erkenntnis des göttlichen Wesens
Und der menschlichen Dinge im rechten Licht.
Erkenntnis aber ist die Bildung,
Die durch die Weisung erreicht wird,
Durch die Bildung der Weisung
Lernen wir das Göttliche würdig kennen.
Arten und Weisen der Weisheit sind
Die Klugheit und die Gerechtigkeit,
Der Mut und die Besonnenheit,
Das wichtigste ist die Klugheit,
Durch welche die Vernunft die Triebe beherrscht.
Anfang der Weisheit ist
Verlangen nach Bildung,
Bemühen um Bildung ist Liebe zur Weisheit.
Liebe zur Weisheit
Besteht im Halten ihrer Gebote,
Halten ihrer Gebote erlangt die Unsterblichkeit,
Die Unsterblichkeit bringt in die Nähe Gottes!
Gott ist der Vater von allem
Und der Mann der Weisheit,
Der für den sterblichen Menschen
Den Samen der Erkenntnis
In guten jungfräulichen Boden sät.
Der Garten Eden ist der Garten der Wonne,
Der Garten der Wonne ist die Weisheit,
Die sich freut und in Frohsinn lebt
Und sich ergötzt an ihrem einzigartigen Vater.
Die Weisheit ist die Tochter Gottes,
Die edle Tochter Gottes,
Die immerwährende Jungfrau!
Die Weisheit ist vor aller Schöpfung,
Die Weisheit ist vor der Menschheit,
Sie ist die Amme von allem!
Die scharfgeschnittene Weisheit
Ist wie ein scharfgeschnittener Felsen.
Als der Mensch versucht ward,
Sich der Sinnlichkeit zuzuwenden,
Bot Gott dem Menschen denn besten Trank an,
Nämlich die Weisheit aus der Quelle,
Die Gott selbst hervorsprudeln lässt aus seiner eigenen Weisheit!
Siehe, mein Sohn, jetzt sag ich dir dies alles
Und schreib es für dich auf,
Ich habe dir alles enthüllt
Und dir die Bücher der Weisheit übergeben.
Bewahre, mein Sohn, die Bücher,
Die Bücher der Weisheit aus deines Vaters Hand,
Und übergib sie den kommenden Generationen.
Ich habe dir die Weisheit anvertraut,
Dir und deinen Kindern und Kindeskindern,
Damit die Weisheit den Generationen überliefert wird,
Die Weisheit, die über den Verstand geht.
Die aber die Weisheit verstehen,
Werden nicht schlafen, sondern wachen,
Werden horchen, von der Weisheit zu lernen,
Und sie wird denen, die ihre Speise essen,
Besser schmecken als gute Küchengerichte.
Es wird noch größeres Unrecht kommen
Als in den Tagen Noahs und seiner Söhne geschehen ist.
Aber ich kenne die Geheimnisse
Und das Geheimnis der Geheimnisse,
Denn die Heiligen reden zu mir
Und zeigen, was auf der Tafel des Himmels geschrieben steht.
Der Vater gab seinem Sohn den Namen.
In seinen Tagen stiegen die Engel Gottes,
Die Wächter, auf die Erde herab,
Die Menschenkinder zu lehren,
Gerechtigkeit auf der Erde zu üben.
Henoch ist der erste unter den Erdegeborenen,
Der Schrift und Weisheit lernte
Und der die Zeichen des Himmels beschrieb
Nach der Ordnung ihrer Monde,
Daß die Menschenkinder die Perioden des Jahres erkennen
Nach der Ordnung der Monde.
Er war der Erste,
Der das Zeugnis aufschrieb
Und es den Menschenkindern übergab
Unter den Geschlechtern der Erde.
Und er sagte von den Jubeljahren
Und von der Ordnung der Monde
Und verkündete den Ruhetag,
Wie die Engel es ihn lehrten.
Er sah in einem Traumgesicht
Die Vergangenheit und die Zukunft,
Was den Menschen geschehen wird
Bis zum Jüngsten Tag,
Er sah es, er verstand es,
Er schrieb sein Zeugnis auf
Und legte das Zeugnis nieder
Für alle Menschenkinder und Menschenkindeskinder.
Er war bei den Engeln
Im Jubeljahr,
Sie zeigten ihm alles,
Was auf der Erde und was im Himmel ist,
Und er schrieb alles auf.
Und er legte Zeugnis ab
Gegen die Göttersöhne,
Die zu den Menschentöchtern eingegangen waren.
Asael lehrte die Herstellung von Kosmetik,
Schemichaza lehrte die Beschwörung,
Chermoni lehrte die Magie,
Baraquel lehrte die Zeichen des Donners,
Zeqiel lehrte die Zeichen der Blitze,
Kokabel lehrte die Zeichen der Sterne
Schamschiel lehrte die Zeichen der Sonne,
Sahriel lehrte die Zeichen des Mondes,
Artaqof lehrte die Zeichen der Erde.
Die Engel lehrten Noah aber auch
Die Heilkunst und die Verführungskünste.
Der Engel Penumue weihte die Menschen ein
In die Geheimnisse seiner Weisheit
Und lehrte sie schreiben
Mit Tinte auf Papier.
Der alles vernichtende Tod
Wird diese Weisheit nicht vernichten.
Ich kam in den Garten der Gerechtigkeit
Und sah von ferne die Bäume,
Große, hohe Bäume wuchsen dort,
Ihr Duft war süß und lieblich
Und ihre Wipfel waren schön und ihre Stämme herrlich,
Ich sah den Baum der Weisheit,
Von dessen Feigen die Heiligen essen
Und tiefer Weisheit kundig werden.
Dies ist der Baum der Weisheit,
Von dessen Feige auch dein heiliger Vater speiste,
Von dessen Feige deine heilige Mutter speiste,
Die vor dir gewesen sind,
Da erkannten sie die Weisheit
Und ihre Augen wurden aufgetan,
Da erkannten sie, dass sie nackt waren,
Und der Cherub trieb sie aus dem Garten Eden.
Weisheit, Throngenossin Gottes,
Schöpfungsgehilfin Gottes!
Gott, du hast alles erschaffen
Und regierst alles,
Nichts ist dir zu schwer.
Die Weisheit entgeht dir nicht,
Die Weisheit wendet sich nicht weg von deinem Thron.
Du weißt alles, siehst und hörst alles,
Da ist nichts, was vor dir verborgen wäre,
Denn du weißt und verstehst alles.
Die Schätze der Weisheit
Liegen am Fuß des Thrones Gottes.
Herr, wer versteht dein Gericht?
Wer erforscht deine dunklen Wege?
Wer denkt nach über die schweren Lasten deines Weges?
Wer ergründet dein unergründbares Schicksal?
Wer von den Staubgebornen fand jemals den Anfang
Und das Ende deiner Weisheit?
Denn wir sind alle wie ein Hauch.
Ich, Gott, befahl am sechsten Tage meiner Weisheit,
Den Menschen zu machen.
Durch meine Weisheit hab ich alles ersonnen
Und gut geschaffen
Vom obersten Fundament bis zum untersten Fundament
Und bis zur Mutter Erde.
Da war kein Berater bei mir, als ich die Schöpfung schuf.
Ich bin ewig und nicht von Händen gebildet,
Ich bin immer gleich und verändre mich nicht.
Mein eigner Gedanke allein ist mein Berater,
Meine Weisheit ist allein meine Hilfe
Und mein Wort ist meine Tat.
Nun verbirgt sich die Vernunft,
Die Weisheit flieht in ihre Kammer.
Viele suchen die Weisheit und finden sie nicht.
Groß ist aber die Macht der Ungerechtigkeit
Und groß ist die Macht der Unzucht auf Erden.
Da die Weisheit aber keine Wohnung fand,
Wo sie ruhen könnte im Lager,
Ward ihr im Himmel ein Lager bereitet.
Als die Weisheit auf die Erde kam,
Um bei den Menschen zu wohnen,
Aber als die Menschen ihr kein Lager bereiteten,
Kehrte die Weisheit an ihren geheimen Ort zurück
Und setzte sich inmitten der Engel in ihren Thronsessel.
Als die Ungerechtigkeit trat aus ihrem Faß,
Fand die Weisheit die Auserwählten
Und ließ sich bei ihnen nieder
Und war so willkommen und erquicklich
Wie ein fruchtbarer Regen in der dürren Wüste
Und wie ein Morgentau auf dürstendem Land.
Den Auserwählten wird das Licht zuteil
Und Freude und Frieden,
Sie erben das verheißene Land.
Aber die Gottlosen trifft der Fluch.
Den Auserwählten wird die Weisheit verliehen,
Die Auserwählten werden leben
Und keine Sünde mehr tun.
In den erleuchteten Menschen wird es Licht
Und in den Vernünftigen wird es Vernunft,
Denen, die demütig sind, wird die Weisheit geschenkt.
In den Tages des Weltgerichts
Werden die Gerechten von den Toten auferstehen,
Dann wird sich die Weisheit erheben
Und sich den Gerechten schenken!
Am Ende der siebenten Woche
Werden Auserwählte erwählt
Zu Zeugen der Weisheit
Aus dem ewigen Garten der Wahrheit,
Ihnen wird siebenfache Weisheit
Und siebenfache Erkenntnis geschenkt.
Ich sah den Brunnen der Gerechtigkeit,
Der war unerschöpflich.
Rings um den Brunnen der Gerechtigkeit
Waren unzählige Brunnen der Weisheit.
Alle Durstigen tranken
Aus den Brunnen der Weisheit
Und wurden nüchtern-trunken vom Trank der Weisheit,
Satt und gestillt von der Weisheit.
Und die von der Weisheit getrunken,
Die wohnten bei den Heiligen und Erwählten.
Der Auserwählte wird in den kommenden Zeiten
Auf Gottes Thronstuhl thronen
Und alle Mysterien ewiger Weisheit
Werden aus seinem Munde fließen,
Denn der Herr der Engel
Hat es ihm geschenkt und ihn verherrlicht.
Der Sohn Davids segnet die Menschen
Mit Weisheit und Gerechtigkeit,
Der Sohn Davids segnet das Gottesvolk
Mit Weisheit in aller süßen Freude!
Herr, du erleuchtest zu aller Zeit
Die, die vernünftig leben,
Deine Weisung ist Leben
Und deine Weisheit ist Tugend!
Du weißt, dass sich mein Geist am Tag und in der Nacht
Mit deiner Weisung beschäftigt
Und dass ich mich von deiner Weisheit nicht losgesagt habe!
Wir sind ein Volk, nach dem Namen Gottes genannt,
Die wir die Weisung von Gott empfangen.
Und jene Weisung, die bei uns ist, hilft uns,
Und die allervorzüglichste Weisheit,
Die in uns ist, wird uns immer helfen!
Die schöne Erscheinung derer,
Die nach Gottes Weisung gut gehandelt haben
Und Einsicht hatten
Und die Wurzel der Weisheit
Pflanzten in die Tiefe ihres Herzens,
Deren Glanz wird in verschiedener Schönheit erstrahlen!
O Gott, du hast dem Menschen
Unterricht durch deine Weisung gegeben
Und Bildung durch deine Weisheit.
Geliebte, liebt die Tugend
Und wandelt den Weg der Tugend!
Naht euch der Tugend nicht mit gespaltenem Herzen,
Werdet keine Genossen des Weges mit den Sündern,
Sondern wandelt in Tugend und Gerechtigkeit,
Ihr Söhne meiner Seele,
Und die Tugend wird euch auf gutem Wege leiten
Und die Gerechtigkeit wird eure Genossin sein.
Siehe, ihr Söhne meiner Seele,
Wohin geh ich, wenn ich sterbe?
Was wird mir begegnen?
Ihr Söhne meiner Seele,
Verlaßt nicht den Allmächtigen!
Wandelt im Licht seines Antlitzes!
Lebt nach seinen Geboten
Und betet nicht die Götzen an!
Euer Herz sei treu in der Ehrfurcht vor dem heiligen Gott!
Und wenn ich heimgegangen bin,
Ihr Söhne meiner Seele,
Sucht mich nicht,
Bis mich der Herr als Engel zu euch sendet!
Herr, du lässt die Welten vergehen
Und sie können sich nicht widersetzen,
Du gebietest über Zeitperioden
Und sie gehorchen dir,
Du kennst die Dauer der Geschlechter,
Wenigen offenbarst du deine Geheimnisse nur,
Du gibst die Macht des Feuers an
Und wägst die Leichtigkeit der Lüfte,
Du berührst den Saum der himmlischen Höhe
Und ergründest den Abgrund der Dunkelheit,
Du bestimmst die Zahl der Menschen
Und bereitest eine Wohnung für die Menschen der Zukunft,
Du erinnerst dich des Anbeginns der Schöpfung
Und vergisst nicht den Weltuntergang,
Du gebietest den Flammen
Und gibst dem Wind seine Richtung,
Mit deinem Wort rufst du aus dem Nichts ins Dasein,
Du umfängst, was noch nicht gebildet ist,
Du lehrst durch deine Einsicht deine Menschen
Und machst die gehorsamen Sphären voll Weisheit,
Heerscharen von himmlischen Engeln dienen dir
Und warten getrost auf deine Winke,
Herr, höre deinen Knecht und erlöse mich!
Herr, du setztest mich zum Zeichen
Den Erwählten deiner Gerechtigkeit
Und zum Dolmetsch der Erkenntnis
In wunderbaren Mysterien,
Um zu prüfen die wahrhaftigen Seelen
Und zu erproben die Menschen der Zucht!
Ein Mann der Feindschaft bin ich den Übersetzern der Lüge,
Aber ein Mann des Friedens allen sehenden Seelen!
Eile, der hierin liest!
Das ist der Meister der Gerechtigkeit,
Den Gott alle Geheimnisse seiner Knechte,
Die Geheimnisse seiner Propheten wissen ließ.
In Einsicht hab ich dich erkannt, o Gott,
Durch den Geist, den du mir gegeben hast.
Gewisses hab ich gehört
Über deinen wunderbaren Ratschlag
Durch deinen heiligen Geist.
Du hast mir die Erkenntnis eröffnet
In das Geheimnis deiner Einsicht
Und den Quell deiner Kraft!
Der Unterweisende leite
Die Frommen mit Erkenntnis
Und lehre sie Einsicht
In die Geheimnisse aller Wunder
Und die Mysterien ewiger Wahrheit,
Daß sie als Heilige wandeln,
Ein jeder mit seinem Nächsten,
Wie es ihnen offenbart ward.
Aus der Quelle der Gerechtigkeit Gottes,
Dem Licht meines Herzens,
Aus seiner Geheimnisse Wunder
Schaut das Ewig-Seiende
Mein inneres Auge,
Die Einsicht, verborgen den Menschen,
Die Erkenntnis, verborgen den Menschenkindern,
Die Kraft, verborgen dem Fleisch!
Die Gott erwählt hat,
Denen gab er die Weisheit!
Gott segne dich in allem Guten
Und wahre dich vor dem Bösen,
Gott erleuchte dein Herz
Mit der Vernunft des Lebens
Und begnade dich mit ewiger Weisheit!
Gott wende dir sein Antlitz zu
Und schenke dir Frieden!
Gott wird den Geist der Weisheit
Über dich sprengen wie Wasser der Reinigung
Und dich reinigen von allen Gräueln des Trugs
Und allem Sich-Wälzen in der Sünde!
Gott wird dir Einsicht schenken,
Den Gerechten in der Weisheit des Höchsten
Und die Weisheit der Himmlischen
Zu erkennen, dass du sie lehrst
Alle, die gute Wege gehen.
Denn diese hat Gott erwählt zum ewigen Bund.
Zwar ist ein Mensch heiliger als der andere Mensch
Und ein Fleisch schöner als das andre Fleisch von Lehm
Und ein Geist klüger als der andere Geist,
Doch deiner Macht, o Gott, gleicht nichts an Kraft
Und deiner Ehre ist nichts vergleichbar,
Deine Weisheit ist maßlos und unerschöpflich
Und deine Wahrheit ist liebenswürdiger als alles!
Die Weisheit ist ein Geschenk des Heils,
Sie spendet das Charisma weiser Predigt,
Frommen Gesanges und kluger Lehre.
Sie ist die Eigentümerin eines Hauses
Mit hohen Toren und starken Säulen.
Sie ist Sprecherin frommer Weisheit
Und Sängerin heiliger Psalmen.
Sie ist die Herrlichkeit des Herrn
Und ist die Weisung des einzigen Gottes.
Wer singt mir das goldene ABC
In stark erotischer Sprache
Vom verliebten Weisheitssucher
Und der geliebten Weisheit,
Wie sie sich finden
Und sich lieben!
Wer singt das bittere Lehrstück
Über die Verführungskünste
Der Dirne oder der fremden Frau?
Wer singt von den sexuellen Reizen der fremden Frau,
Der Verführerin, in deren Haus die Totengeister hausen?
Wer singt von dem üblen Geschwätz der Frau Torheit?
Ich habe keine Kraft mehr,
Um vor ihr, der Weisheit, zu stehen!
Wer erträgt es, vor Gottes Engeln zu stehen,
Die mit feurigen Flammen richten,
Die die heiligen Geister Gottes sind?
Ihr Menschen, wehe!
Der Mensch sprosst wie Gras aus der Erde,
Seine Tugend blüht wie eine Blume,
Da setzt sein Atem aus,
Seine Blätter verwelken,
Der Wind trägt seinen Blumenduft weg
Ins Nichts,
Verschwunden ist er und vergangen!
Er wird nicht mehr gefunden,
Denn der Mensch ist ein Hauch.
Man wird ihn suchen, aber nicht finden,
Es gibt keine Hoffnung mehr auf Erden.
Der Mensch, was ist er?
Wie ein Schatten sind seine Tage auf Erden.
Jetzt aber, hört mir zu, meine Freunde!
Gebt acht auf mich, ihr Kinder!
Werdet weise aus der Kraft!
Erinnert euch der Wunder, die Gott gewirkt,
Und zittert vor seinem Schrecken!
Handelt nach seinem Wohlgefallen
Und unterwerft eure Seelen seiner Gnade
Und sucht euch einen guten Weg ins Leben
Und eine Straße in die Freude!
Warum gebt ihr eure Seele einem Nichts hin?
Selig ist der Mensch,
Dem SIE gegeben wurde!
Laß nicht die Bösen sich rühmen und sagen:
Sie wurde mir nicht gegeben
Und deshalb bin ich so töricht!
Mit gerechtem Maß misst Gott
Sie den Gotteskindern zu,
Seine Kinder wird Gott erlösen!
Aber er wird alle Menschen töten!
Wohl den Menschen, die dann sagen können:
Wir haben SIE gefunden!
Suche SIE
Und finde SIE
Und halte dich fest an IHR
Und erwerbe SIE
Und lebe mit IHR die Tage deines Lebens,
Das ist Fett für dein Fleisch
Und Freude für dein Herz wie Wein!
Gottes Wohltaten sind IHRE Jugend
Und Heil für alle schönheitsdurstigen Seelen!
Selig der Mensch, der SIE erlangt!
Selig der Mensch, der sich nicht abgewendet von IHR!
Suche SIE nicht im Irrtum
Und umgarne SIE nicht mit eitler Schmeichelei!
Wie SIE den Patriarchen gegeben wurde,
So wirst du SIE erlangen
Mit aller Kraft des Herrn
Und aller Macht der Liebe Gottes
Und Gott wird seinen Söhnen geben – SIE!
ZWEITER GESANG
Ich ging hinab in den Walnussgarten!
Dies ist die Tiefe des Chariot!
O die Gloria auf dem Chariot!
Ich ging hinab in den Walnussgarten,
Dies ist die Tiefe des Chariot!
Die Nuß hat eine grüne, bittere Schale,
Die Nuß hat eine hölzerne Schale aus zwei Bechern.
Wisse, der Umkreis der vier Gestalten ist rund wie die runde Nuß,
Zwei Schalen hat die Nuß.
Und die Frucht ist im Innern.
Und im Innern sind vier Kammern,
Zwei Kammern in der einen Schale
Und zwei Kammern in der andern Schale.
Und zwischen diesen Kammern ist eine dünne Scheidewand.
In Richtung des breiten Endes der Nuß
Ist eine Art von leerem Raum,
Ein Raum der Leere in der Frucht
Zwischen den vier Kammern.
Unten, auf einer Kante, da ist eine Art
Von Membrum virile,
Von daher saugt es die Bitterkeit der Schale.
So der Umkreis des Feuers umgibt
Den maskulinen Elektrum und den femininen Elektrum,
Zwei Typen von klarem Glanz,
Brillianten, klares Feuer auf der einen Seite
Und die Erscheinung von weißem Hagel auf der andern Seite.
In der Hälfte des Jahres
Ist die Temperatur des Wetters heiß
Und die andere Hälfte des Jahres kalt.
Diese zwei Typen des Lichtkreises
Sind umschrieben von einem grünen Glanz,
Der Glanz geht ein in die dicke Wolke.
Da sind zwei Seraphim,
Einer auf der Seite des klaren Feuers
Und einer auf der Seite des weißen Hagels.
Und keinem Engel ist es gestattet, näher zu treten.
Die äußere Schale der Nuß, die bittere, grüne,
Korrespondiert mit dem grünen Lichtkreis.
Und weil da zwei große Schalen wie Becher sind,
Muß die äußere Schale die bittere sein,
Und man tritt ein durch die Öffnung
Zur Spitze des Kernes.
Darum findet man keine Würmer in der Nuß,
Denn der Kern saugt an der Schale,
Der Kern saugt an der bitteren, grünen, äußeren Schale.
Schält aber einer die äußere bittere Schale vom Kern,
Bevor der Kern gereift ist,
Dann werden Würmer im Kern gefunden werden.
Bricht einer die Schale auf,
Wenn die Nuß noch am Nussbaum hängt,
Dann entwickeln sich Würmer im Kern.
Da sind neun Blätter an jedem Zweig des Nussbaums.
Und ich habe empfangen die Lehre:
Wenn Kinder Würmer im Magen haben,
Wenn man dann die Schale der Walnuß kocht,
Dann werden die Würmer fliehen oder sterben.
Nun hab ich dir eine Tür geöffnet
Zum Verstehen in deinem Herzen.
Ich ging hinab in den Walnussgarten.
Sein großes Feuer
Ist wie eine Nuß,
Weit auf seinem Gipfel,
Die Schale nahe der Erde.
Die Schalen der Nuß haben Ähnlichkeit
Mit einem Membrum virile
Auf der einen Seite und auf der andern Seite
Mit etwas Femininem.
Wie die äußere grüne Schale
Ist ein blitzendes Feuer
Von dem Lichtglanz vor Ihm
Wie die Erscheinung von Feuerpfeilen
Oder leuchtenden Fackeln,
Du siehst eine weiße Flamme!
So sind die Cherubim
Des höchsten Feuers.
So geht die Rede von den vier Gestalten,
Die Häupter und die Hörner der Gestalten
Korrespondieren mit den Cherubim,
Die oben auf dem Gipfel weit sind
Und unten flach.
Die äußere Schale ist gelb wie Wachs,
Das ist die Schale, die abfällt,
Denn, siehe, ein Wirbelsturm kam!
Ein Wirbelsturm kam vom Norden!
Die Nuß, wenn ihre erste Schale abfällt,
Ist die Manifestation des großen und starken Sturmes,
Denn siehe, ich sah, und was ich sah,
War ein starker Sturm aus dem Norden!
Neben der einen grünen Schale
Sind zwei Schalen wie Becher aus Holz,
Das ist die große Wolke
Von Feuer und Hagel,
Denn Feuer und Hagel sind wie zwei Becher.
Siehe, er machte Pavillions der Dunkelheit!
Wenn die Nuß austrocknet,
Ist es wie eine große Wolke,
Gleich wie Hagel und Feuer,
Denn Er macht Pavillions in der Dunkelheit
Gleich einem einzigen Pavillon.
Wenn die Walnuß frisch ist,
Ist es wie die Sammlung von Wassern,
Dicken Wolken am Firmament,
Korrespondierend mit den beiden Schalen,
Wie die beiden Schalen
Ist Sein Pavillon.
Siehe, da sind drei Schalen
Und eine dünne Schale in der Mitte der Nuß.
Da ist die grüne Schale, die mittlere Schale und die dritte,
Und da ist eine andere, dünne Schale in der Mitte der Nuß.
Und die Frucht wird im Innern gefunden.
Denn aus der Mitte heraus
Erscheinen die vier Gestalten.
Die Frucht ist im Innern.
Sammle die Wasser aus den dicken Wolken des Himmels!
Eine Schale für vier Kammern!
So hat die Nuß vier Häupter
Wie die vier Gestalten, wie die vier Räder.
Und wenn die Walnuß frisch ist,
Hat der Kern zwei Schalen aus Feuer.
Aus dem Lichtglanz vor Ihm
Erscheinen Hagel und Feuer
Und durchbohren seine Wolken!
Ist die Walnuß frisch,
So hat der Kern auch seine Schalen,
Jeder Kern aber ist wie inneres Feuer,
Jedes Kernes Feuer ist ein Inneres,
Und jeder Kern und jedes Kernes Urbild
Ist wie ein doppeltes Feuer
Von weißem Hagel und glühender Kohle
Aus der Mitte der Brillanz vor Ihm!
Da sind die drei Schalen,
Die eine bittere Schale
Und die beiden, die sich im Innern berühren,
Die sich berühren im Innern der Nuß.
Da war ein großer und mächtiger Sturm,
Aber der Herr war nicht im Sturm!
Das ist die eine äußere Schale,
Die ist wie eine große dicke Wolke,
Aber der Herr war nicht im Beben der Erde!
Die zwei Schalen, die sich im Innern berühren,
Sich berühren im Innern der Nuß,
Sind wie das blitzende Feuer.
Aber der Herr war nicht im Feuer!
Das ist die dritte Schale, die die zweite Schale berührt.
Das ist das blitzende Feuer.
Aber die allerinnerste Schale,
Die fein ist wie eine Haut
Und einer Scheidewand gleicht,
Ist wie ein sanftes Flüstern,
Ein wehendes Lispeln,
Ein süßes Schweigen.
Ein gelber Glanz
Und eine grüne Farbe
Umgeben den Glanz.
Dies ist die außere Schale der Nuß,
Die gelb ist wie Wachs.
Und von Innen kommt ein blitzendes Feuer,
Die Erscheinung der vier Gestalten,
Das sind die vier Kammern im Innern der Nuß.
Zwei Kammern in einer Schale
Und zwei Kammern in der andern Schale
Und zwei Jahreszeiten in einer Jahreshälfte
Und zwei Jahreszeiten in der anderen Jahreshälfte,
Aber ein einziger Stern!
Die rote Schale und der rote Stern!
Die äußere Schale ist rot
Wie das Rot in der Iris.
Aber die vier Gestalten
Hatten menschliche Figuren.
Als der Mensch geschaffen ward,
Ward er mit zwei Angesichtern geschaffen,
Mit zwei Angesichtern und zwei Armen.
Und die Gestalten hatten die Figuren von Menschen.
Wenn der Mensch sich bewegte,
So bewegten sich der Löwe, der Stier und der Adler.
Aber es bewegten sich nicht die feurigen Rosse
Vor dem brennenden Chariot!
Und der Kern der Nuß hat vier Angesichter,
Und der Kern der Nuß hat vier Häupter,
Und darum sind da auch vier Flügel in der Nuß,
Und darum sind da auch vier Kammern
Entsprechend den vier Flügeln,
Für jede der Kammern ein Flügel.
Alles in allem sind es zwölf,
Zwölf Myriaden zwischen den Flügeln,
Von Flügel zu Flügeln der Abstand
Ist zwölf Myriaden lang!
Und ihre Schenkel waren stark
Und waren wie Schwingen!
So ist es auch im Innern der Nuß.
Und die Hände des Menschen!
Jede Kammer ist geteilt in zwei Hälften,
Entsprechend ihrer zwei Schwingen,
Ihrer zwei Hände und ihrer zwei Schwingen!
Und der Stiel ist in beständiges Stück!
Und der Thron ist im Medium der Mitte der Nuß!
Und die Mitte des Stieles der Schale
Korrespondiert mit dem Thron,
Dem Thron von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit!
Ein starker Stiel,
Das ist der Thron,
Das Zentrum okkupierend.
Und im Einschnitt des starken Stieles der Schale
Ist es wie der Thron,
Der Thron von Gericht und Gnade!
Die Schale ist zwischen den vier Häuptern der Nuß.
Die vier Häupter der Nuß sind die vier Gestalten.
Die vier oberen Häupter der Nuß die vier Gestalten,
Die vier unteren Häupter der Nuß die vier Cherubim.
Und die Nuß ist rund!
Die Erscheinung und die Struktur der Räder des Chariot
Glüht wie Beryll!
Und die sanfte Schale berührt die Frucht!
Rad dreht sich in Rad!
Und die Außenseiten des Kernes
Berühren die äußere Schale,
Rot und Grün und Gelb,
Wie die Iris!
Und die äußere Schale erscheint wie Fackeln,
Wie wenn man von weit eine Fackel erschaut
Mit einer weißen Flamme,
Wie die grüne Schale des Kernes.
Es wandelt zwischen den vier Gestalten.
O die Schale, die das Medium ist,
Das Medium zwischen den vier Häuptern der Nuß!
Vier Häupter der vier Kammern
Über den vier Gestalten
Und vier Häupter der vier Kammern
Unter den vier Cherubim!
Und die Nuß ist rund, und es steht geschrieben:
Die Erscheinung und Struktur der Räder
War wie Glanz von Beryll.
Und die Höhe des Kernes der Nuß
Entspricht der Höhe des Himmels.
Und die Kammern der Nuß
Entsprechen den Gemächern in dem Palast des Himmels,
Den neun Ordnungen in der Glorie!
Vier Kammern sind es,
Vier Flüsse von Feuer,
Vier Cherubim und vier Räder
Und eine schwarze Schale, die den Kern teilt.
Und so wie der Kern hohl ist,
So ist die Unterseite des Thrones hohl.
Und von der Unterseite des Thrones
Ist eine Tür in den leeren Raum,
In die hohle Leere der Sphären,
Das ist wie eine Truhe,
In der gebündelt ruhen die Seelen der Gerechten!
Und die Nuß ist wie Silber, wie Bronze.
Die Nuß hat fünf Segmente alles in allem,
Vier feminine
Und ein Membrum virile.
So ist die Nuß.
Und die Nuß ist in der Iris.
Was erschien wie seine Lenden,
Da war ein Glanz wie Elektron.
Da sind fünf Kammern,
Vier Kammern, maskuline und feminine!
Da sind vier Gestalten
Und eine Gestalt ist über ihnen.
Am zweiten Tag der Schöpfung nach der Schrift
Wird viermal das Firmament besungen
Und einmal wird das Firmament Himmel genannt.
So, vor dem Thron der Glorie
Sind vier Ebenen und eine ist fein und erhaben.
O die Erscheinung des Thrones!
Eins, die Gestalt auf dem Thron!
Zwei, die Erscheinung wie Saphir!
Drei, der Raum des Thrones!
Vier, dies ist der Raum meines Thrones
Und der Schemel meiner Füße!
So sind die vier Sphären des göttlichen Hauptes,
Denn mein Haupt ist feucht von Nachttau!
Sein Haupt ist feines Gold!
Ein Helm von Triumph ist auf seinem Haupt!
Ah, wenn ich nicht die Jungfrau Jerusalem
In meinem Herzen bewahrte
Selbst in meiner glücklichsten Stunde...!
Und das Haar seines Hauptes war wie weiße Lammwolle!
Sie sind ein graziöser Kranz auf deinem Haupt
Und ein liebliches Kettchen um deinen Hals!
Laß Treue und Tugend nicht von dir weichen,
Sie geben das Leben deinem Geist
Und Grazie deiner Kehle!
Binde sie wie ein Kettchen um dein Herz,
Wie ein lichtes Kettchen um deinen Hals!
Trage sie wie einen Ring an deinem Finger!
Wenn du trägst den heiligen Schmuck der Tochter Zion,
So steht auf dir geschrieben der Name
Der makellosen Freundin!
DRITTER GESANG
Das Reich ist gleich einem König und seiner jungen Tochter.
Bis die Tochter aufwuchs und volljährig wurde,
Sprach er immer mit ihr auf der Straße
Und in allen Gassen.
Als sie jedoch groß und volljährig wurde
Und ihre Brüste straff geworden waren
Und ihr Schamhaar gesprossen,
Sprach er: Es schickt sich nicht
Um der Würde meiner Tochter willen,
Mit ihr in aller Öffentlichkeit zu sprechen.
Baut ihr darum eine Gartenlaube,
Ich spreche mit ihr dann in der Gartenlaube.
So steht es geschrieben:
Als sie ein Kind war, liebte ich sie.
Sie spricht: Mich hat der König gemacht
Als Erstlingin seines Schaffens,
Als Erstes seines Gezeugten.
Wo immer der Gottessohn in der Verbannung war,
Der verbannte Sohn Evas,
Da war die Tochter Gottes mit ihm.
Als er in Ägypten war in Gefangenschaft,
War die Tochter Gottes mit ihm,
Als er in Babylon war in Verbannung,
War die Tochter Gottes mit ihm.
Wer demütig ist und anerkennt,
Daß er Fleisch ist und von der Erde,
Der wird erlangen durch seine Demut,
Daß die Tochter Gottes mit ihm ist
Mitten unter den Menschen dieser Erde.
Ein Stolzer aber in seinem Hochmut
Entweiht die Mutter Erde
Und zwingt die Tochter Gottes,
Sich still und heimlich zu entfernen.
Warum hat der Ewige einst
In einem Dornbusch sich offenbart
Als verzehrendes Feuer?
Wir lernen daraus, dass kein Ort der Erde
Ohne die Tochter Gottes ist.
Fragt der Kaiser mich aber:
Du sagst, sind zwei oder drei beisammen,
Si weilt die Tochter Gottes unter ihnen,
Wie viele Töchter Gottes gibt es denn?
Ich sage: Die Sonne erleuchtet die ganze Welt.
Wenn die Sonne allein
Inmitten der vielen astralischen Körper
Die ganze Welt erleuchtet,
Um wie viel mehr dann die Gottheit!
Das Reich ist gleich einem König,
Der eine gute und schöne Tochter hatte,
Anmutig und vollkommen,
Und er vermählte sie einem Prinzen,
Kleidete sie mit feiner Seide
Und gab ihr Diademe und Spangen,
Kettchen und Ringe und Talismane
Und gab sie dem Prinzen zur Frau.
Kann der König aber ohne seine Tochter leben?
Nein, der König kann nicht ohne seine Tochter leben!
Kann er Tag und Nacht mit ihr zusammen sein?
Nein, er kann nicht Tag und Nacht mit ihr zusammen sein!
Was macht er? Er macht ein Fenster,
Ein Fenster zwischen sich und ihr.
So oft nun die Tochter den Vater braucht
Oder der Vater die Tochter braucht,
So kommen sie am Fenster zusammen.
Das Reich gleicht einem König,
Der sich im Innersten der Gemächer befand,
Und die Zahl der Gemächer
War dreiunddreißig,
Zu jedem Gemach gab es einen Weg.
Ziemt es dem König, dass alle
Auf allen Wegen seine Gemächer betreten?
Nein, das geziemt dem König nicht.
Ziemt es sich für den König,
Seine Perlen, Juwelen, Edelsteine und Schätze
Gar nicht öffentlich zu zeigen?
Nein, das geziemt dem König nicht.
Was tut der König? Er nimmt die Tochter
Und fasst in ihr alle Wege zusammen,
In ihr und in ihren Kleidern,
Und wer das innerste Gemach betreten will,
Muß schauen zu der Tochter.
Was heißt aber dies:
Gepriesen sei die Schönheit des Ewigen
An dem Ort ihrer Ruhe?
Das heißt, dass keiner den Ort ihrer Ruhe kennt.
Das ist gleich einer Prinzessin,
Die aus fernen Ländern kam,
Und niemand wusste, woher sie gekommen,
Bis alle sahen, dass sie eine schöne und starke Frau war,
Eine ausgezeichnete Frau in allem, was sie tat.
Da sprachen die Menschensöhne: Wahrlich, wahrlich,
Diese Frau stammt aus dem Licht,
Denn durch ihr Dasein wird die Welt licht!
Da sprachen die Menschensöhne: Wer bist du
Und woher kommst du?
Da sprach sie: Ich bin die Schönheit des Ewigen
Und komme aus meinem Ort der Ruhe.
Da sprachen die Menschensöhne: Die Seligen droben
An dem Ort deiner Ruhe
Sind sicher von großer Seligkeit erfüllt!
Gepriesen sei die Schönheit des Ewigen
Und gepriesen sei der Ort ihrer Ruhe!
Wer ist aber die Schönheit des Ewigen?
Es war ein König, in dessen Gemach war die Königin,
An deren Schönheit sich alle seine Heere entzückten,
Und der König und die Königin
Hatten Söhne, das waren die Gottessöhne.
Die Gottessöhne kamen täglich zum König und sprachen:
O König, wo ist unsre Mutter?
Da sprach der König zu den Gottessöhnen:
Ihr könnt die Mutter jetzt nicht sehen.
Da sprachen die Gottessöhne:
Gepriesen sei unsre Mutter, wo immer sie ist!
Was ist Vereinigung von Mann und Frau?
Wenn der Mann und die Frau
Gemeinsam geheiligt sind
Und Heiligung begehren,
Dann allein werden sie eins genannt,
Ohne Makel vereinigt.
Darum sollen Mann und Frau
In der Stunde ihrer Vereinigung
Nur ein einziges Verlangen haben:
Der Mann und die Frau, sie sollen sich freuen
Und einer am andern ergötzen
Und sich durch Zuneigung fesseln.
So bilden sie gemeinsam
Eine einzige Seele und einen einzigen Körper.
Eine einzige Seele bilden sie
Durch die sympathetische Magie der Liebe
Und einen einzigen Körper bilden sie
Durch den Akt der Vereinigung.
Wenn Mann und Frau in heiliger Liebe vereinigt sind,
So wohnt die Gottheit in der Einigung
Und schenkt dem Augenblick des Einsseins
Die schöne Liebe des heiligen Geistes!
In dieser Stunde,
Da der Gottessohn die Vereinigung
Vollzieht des göttlichen Wortes
Mit vollkommener Ganzhingabe,
Bricht die Erleuchtung hervor
Aus der übersinnlichen Welt.
Diese Erleuchtung aus der göttlichen Sphäre
Trifft auf die Flamme der Dunkelheit
Und teilt sich in eine Vielzahl von Leuchten.
Diese Vielzahl von Leuchten
Werden Kerzen auf dem Baum des Lebens.
In diesem Augenblick verbreitet der Baum des Lebens
Als der Feigenbaum des Paradieses
Düfte in den Garten der Wonne.
Da erfreut sich der Meister an dem Duft.
In demselben Augenblick
Wird die schöne Braut geschmückt,
Um unter den Schleier des Himmelsbettes
Zum herrlichen Bräutigam zu treten.
Die himmlischen Glieder vereinigen sich
In dem einen und einzigen Wunsch,
In einer vollkommenen Ganzhingabe
Zu verschmelzen und ganz eins zu sein,
Ohne jegliche Trennung und Einsamkeit.
Dann wendet der herrliche Bräutigam
Der Braut die ganze Aufmerksamkeit zu,
Um mit ihr unterm Schleier des Himmelsbettes
Die Vereinigung zu vollziehen,
Sich mit der Braut zu vereinigen
Und zu verschmelzen in der Lust der Erkenntnis.
Darum, erwache zur Braut und sprich zu ihr:
Lausche, Geliebte, der Gottessohn kommt,
Bereite dich vor auf die Liebe!
Dein Bräutigam kommt
In Schmuck seiner Liebe und Weisheit,
Er ist bereit zur Liebe mit dir!
Der Ewige, unsere Gottheit,
Der Ewige, unsere Gottheit, ist Einheit!
In einer Liebesvereinigung
Und einer vollkommenen Ganzhingabe
Ohne Trennung und Einsamkeit
Sind alle himmlischen Glieder vereint
Und geben sich in Ganzhingabe hin,
Wenn der Gottessohn spricht:
Der Ewige ist die Einheit!
Der Bräutigam und die Braut
Vereinigen sich
Und werden eine einzige Ganzhingabe.
Da wird die Braut verschönert,
Geschminkt und geschmückt,
Ihre Freundinnen bringt sie auch
Zum herrlichen Bräutigam
Und sagt mit leise flüsternder Stimme:
Gelobt sei der Name der Schönheit des Himmels,
Gelobt sei der Name
Der Königin der Schönheit und Liebe
Von nun an und Ewigkeit um Ewigkeit!
Dies ist geflüstert,
Denn flüsternd kommt die Braut
Dem Bräutigam entgegen.
Selig sind die Menschen, die dies erkennen
Und den erhabenen Dienst an der Liebe
In gläubiger Liebe und Erkenntnis vollenden.
Das Reich ist gleich einem König,
Der zürnte mit seiner Braut
Und sie für einige Monde
Aus seinem Palast verstieß.
Als aber die Monde vergangen waren,
Erschien die schöne Braut
Erneut vorm König.
Und so geschah es wohl dreimal.
Dann wurde sie aber entfernt
Aus dem Palast des Königs
Und verstoßen auf lange Zeit,
Wohl manche Jahre vergingen,
Da sprach der König: Diese Zeit
Ist nicht wie die andern Zeiten,
Sie soll wieder vor mich treten
Mit allen andern Mägden meines Palastes,
Ich will von neuem um sie werben.
Als der König zur schönen Braut kam,
Fand er sie auf der Erde liegen.
Wer sah da nicht die Glorie dieser Braut
Und das Verlangen des Königs,
Sie wieder aufzunehmen?
Er nahm sie bei der schlanken Hand
Und richtete sie auf
Und ließ sie kommen in seinen Palast
Und sprach zu ihr: Geliebte,
Ich werde mich nimmer von dir trennen,
Ich werde dich immer lieben
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Komm, Geliebter, Dodo, komm,
Geh der Braut entgegen, der fleckenlosen Freundin,
Die Königin wollen wir empfangen!
Gedenke der ewigen Ruhe in einem Wort,
Das der Ewige uns vernehmen ließ,
Einheit ist der Ewige
Und sein Name ist der einzige Name
Zur Glorie und zur Schönheit und zum Ruhm.
Der Königin lasst uns entgegengehen,
Sie spendet den Segen,
Vor Anbeginn der Schöpfung ward sie gekrönt,
Die Krone der Schöpfung ist Sie,
Die Erste im Plan der Schöpfung.
Tempel und Stadt des Königs,
Erhebe dich aus deinen Trümmern,
Du warst lange im Tal der Tränen,
Lange im Jammertal warst du,
Nun erbarmt sich der Ewige über dich.
Schüttle den Staub ab, erhebe dich,
Zieh die schönsten Kleider an,
Durch den Sohn Davids aus Bethlehem
Naht deiner Seele der Heiland!
Erhebe dich, erhebe dich,
Denn gekommen ist das Licht,
Steh auf, steh auf,
Die Schönheit des Ewigen wird offenbar.
Du musst nicht in Scham erröten.
Was bist du so traurig, meine Seele,
Was stürmst du in mir, meine Seele?
Die Armen Gottes sind in den ewigen Armen geborgen.
Die Stadt soll wieder aufgebaut werden.
Die dich plünderten, sollen geplündert werden.
Fern von dir sind deine Verderber.
Wie der Bräutigam sich ergötzt an der Braut,
So wird Gott sich an dir ergötzen!
Nach rechts und links wirst du schreiten
Und rühmen die ewige Gottheit Elohim!
Mit der Hilfe des Sohnes Davids
Wollen wir frohlocken und jauchzen!
Eine starke Frau ist eine Krone des Mannes,
Ja, in Jauchzen und Frohlocken
Kehre die Braut ein bei den Treuen!
Ja, komm, geliebte Braut, ja komm, o Braut!
Alle Seelen im Universum,
Gehaucht vom Munde des Ewigen,
Sind eins in einem Mysterium.
Wenn sie herabsteigen auf die Erde,
Trennen sie sich in Mann und Frau,
Nachdem sie zuvor als Mann und Frau vereinigt waren.
Das Erwachen des Mannes für die Frau
Und das Erwachen der Frau zum Mann
Erzeugen die unsterbliche Seele
Und das Erwachen des Mannes für die Frau
Und sein leidenschaftliches Klammern an der Frau
Erzeugen eine unsterbliche Seele.
Der Mann erfasst die Leidenschaft der Frau
Und trägt die Leidenschaft der Frau
In einer Hochzeit von Himmel und Erde
Zu Gott als ein einziges Verlangen!
Die Frau wird vom Geist des Mannes schwanger.
Die Leidenschaft von Mann und Frau ist eins,
Ununterscheidbar eins im Geist der Liebe,
Das ganze All ist in dieser Liebe enthalten.
Wenn die Seele das himmlische Schatzhaus der Seelen verlässt,
Gehen Mann und Frau als Einheit heraus.
Sind sie herabgestiegen auf die Erde,
Trennen sie sich voneinander
Und geht jede an ihren Ort.
Der Ewige, Ruhm sei seinem Namen,
Vereinigt sie später!
Die Weisheit, das Paar zusammenzuführen,
Ist allein des Ewigen, Ruhm seinem Namen,
Denn der Ewige allein in seiner Weisheit weiß,
Welcher Mann und welche Frau zusammengehören
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Selig ist der Mensch, der rein ist in seinem Herzen
Und auf dem Weg der Liebe geht,
So wird seine Seele dereinst vereinigt
Mit der Seele, mit der er in Ewigkeit eins ist,
Wie im Anfang, so auch in Ewigkeit!
Gesegnet ist das Schicksal von Bräutigam und Braut!
Arm ist der Mensch, der denkt,
Die Göttin Byblia singe uns Märchen und Mythen.
Denn wenn wie Göttin Byblia Mythen sänge,
Könnten wir ja selber Mythen und Märchen singen
Und eine eigene Göttin Byblia uns erschaffen.
Da gibt es in den Griechen ja schönere Mythen
Und bei den Großmüttern süßere Märchen.
Dann folgen wir den Großmüttern und den Griechen
Und machen eine zweite Göttin Byblia.
Nein, in Wahrheit ist die Göttin Byblia
Ein heiliges Ur-Wort, ein tiefes Mysterium!
Himmel und Erde sind in Harmonie,
Das Gottesvolk auf der Erde
Und die Chöre der Engel im Himmel.
Der Ewige macht die Engel zu Boten.
Wenn die Engel auf die Erde kommen,
Umkleiden sie sich mit irdischer Hülle,
Sonst vermöchten wir ihre Schönheit nicht zu ertragen!
Ist dies schon bei den Cherubim und Seraphim so,
Um wieviel mehr bei der heiligen Göttin Byblia!
Die Göttin Byblia hat ja die Engel erschaffen
Und alle Sphären des Kosmos erschaffen.
Wenn die Göttin Byblia in die Welt kommt,
Würde sie sich nicht weltlich kleiden,
Wir könnten ihre feurige Schönheit nicht ertragen!
So sind die Märchen und Mythen
Die Kleider der Göttin Byblia.
Wer glaubt, Kleider und Schmuck seien schon die Göttin,
Der ist ein armer Narr!
Öffne meine Augen, o heiliger Geist,
Daß ich schaue, was unter den Kleidern ist!
Denn siehe, die Kleider sind allen sichtbar,
Nur Toren wollen nichts als Kleider schauen.
Aber die Schönheit des Kleides
Liegt in der größeren Schönheit des nackten Körpers!
Laß mich den nackten Körper der Göttin schauen!
Aber die Schönheit des nackten Körpers
Wird übertroffen von der heiligen Schönheit
Der schönen Seele der Göttin Byblia!
Geist, laß mich tiefe Blicke tun in die Seele der Göttin!
Der Körper der Göttin Byblia
Sind die Gesetze und Gebote.
Aber die Weisen, die vor dem brennenden Dornbusch gestanden
Und schauten das verzehrende Feuer Gottes,
Die schauen in die Seele der Göttin Byblia,
Das ist die wahre Göttin Byblia.
Aber in dem kommenden Zeitalter
Werden sie von Ewigkeit zu Ewigkeit schauen
Die Gott-Natur in der Seele der Göttin Byblia!
VIERTER GESANG
Rahel aber sprach zu Lea:
Gib mir die Liebesäpfel deiner Söhne!
Lea aber sprach zu Rahel:
Ist es dir noch nicht genug,
Daß du mir den Mann fortgenommen hast,
Willst du auch noch die Liebesäpfel meiner Söhne?
Der Liebesapfel, das sind die Tugenden aller Heiligen.
Die Pforten, an denen die Liebesäpfel hängen,
Sind die Doktoren der Kirche.
Die Liebesäpfel duften an den Pforten,
Weil die geisterfüllten Menschen
Den Duft ihrer Tugend verbreiten.
Nachdem aber Sulamith
In die Halle des Königs aufgenommen
Und zur Königshochzeit bestellt,
Da ward vom hohen Norden
Dem Bräutigam eine neue Braut zugeführt,
Ein Liebesapfel ohne Kopf.
Ihr setzte der Bräutigam eine goldene Krone auf,
So ward auch sie zur Hochzeit geladen.
Als aber Sulamith die Stadt verließ,
Fand sie die Liebesapfel-Braut
Kopflos auf dem Felde liegen.
Mitleid ergriff die schöne Sulamith
Und sie flehte den König an,
Sich der Elenden zu erbarmen.
Der König ging mit Sulamith aufs Feld
Und fand die Liebesapfel-Braut
In erbarmungswürdiger Nacktheit,
Kleidete sie
Und führte sie in sein Brautgemach.
Nun setzte er der kopflosen Braut
Ein goldenes Haupt auf,
Indem er seine Gottheit
Ihr im Glauben zu erkennen gab.
So wird sie gekrönt mit Glorie,
Er vermählte sich ihr im reinen Licht der Schau.
Wer die Braut hat,
Ist der Bräutigam.
Das Himmelreich gleicht den Jungfraun,
Die mit den Öl-Lampen
Dem Bräutigam entgegengingen.
Jetzt ist die Zeit gekommen
Nach dem Lied der Sibyllen,
Es beginnt von neuem eine Zeit,
Jetzt kehrt wieder die Jungfrau,
Es kommt das goldene Zeitalter wieder,
Jetzt steigen Himmelsmenschen aus den Höhen nieder!
Schau nur an die Geburt des göttlichen Kindes,
Welches den Anfang des goldenen Zeitalters bringt.
Kind, erkenne die Mutter
Und grüß sie mit lieblichem Lächeln,
Knabe, siehe, wem nicht die Mutter gelächelt,
Dem bereitet der Gott keinen Tisch,
Dem bietet die Göttin nicht ihr Bett!
Seele, du wuchsest heran
Und blühtest wie eine Jungfrau.
Deine Brüste wurde jugendlich straff
Und dein Schamhaar sprosste,
Du warst nackt!
Da ging ich vorüber
Und sah dich an
Und da war es die Zeit der Liebe.
Da breitete ich meinen Zipfel über dich
Und bedeckte dich
Und schloß einen Bund der Liebe mit dir
Und du wurdest ganz mein!
Kommt nun auf mich herab,
Ihr Worte der Weisheit,
Begattet mich,
Laßt euren Samen in mich fließen!
Wenn ihr die tiefgründige,
Fruchtbare und jungfräuliche Seele seht,
Geht nicht vorüber,
Ruft sie zu eurem Verkehr,
Erfüllt sie und schwängert sie!
Wir bereiten das Brautgemach,
Und jene, die in die Mysterien eingeweiht sind,
Werden bereitet zur pneumatischen Hochzeit,
Nachzuahmen die himmlische Hochzeit
Von Logos und Sophia!
Das Mädchen ist die Tochter des Lichts,
Der Abglanz des Königs wohnt ihr bei,
Erquickend ist ihr Anblick,
In Schönheit strahlt sie!
Ihr Brautgemach duftet
Von Myrrhe und Narde, Balsam und Aloe,
Rosenöl und Jasmin,
Drinnen sind duftende Rosen ausgebreitet,
Das Brautbett ist mit Schilf gekränzt,
Sieben Brautführer stehen an dem Bett,
Sieben Jungfraun führen sie zum Bräutigam,
Die tanzen vor ihr den Hochzeitstanz.
Zwölf Dienerinnen dienen ihr,
Die sind Sklavinnen der Tochter Gottes.
Sie richtet ihren Blick auf den Bräutigam,
Um durch diesen Anblick erleuchtet zu werden
Und auf ewig sein Freudenmädchen zu sein
Und seine Wonne der himmlischen Wollust!
Und sie werden bei der Hochzeit thronen,
Da werden sich die Heiligen und die Weisen versammeln.
Und sie werden zum Hochzeitsmahl sich versammeln
Und gewürdigt werden des gemeinsamen Kelches.
Sie trinken den mystischen Wein,
Der keinen Durst und keine Begierde erweckt,
Und sie preisen mit dem Heiligen Geist
Den Vater in Wahrheit und die Mutter Weisheit!
Die Weisheit kam nicht nackt zur Welt,
Sie ist gekleidet in Typen, in Ikonen.
Die Welt kann sie nicht anders empfangen.
Es gibt eine Geburt
Und eine Wiedergeburt im Zeichen.
Es ist wahrlich notwendig,
Wiedergeboren zu werden im Zeichen.
Es ist notwendig, dass das Zeichen sich zur Wahrheit erhebt.
Es ist notwendig, dass der Bräutigam und die Ikone
Eingehen in die ewige Weisheit,
Die die Wiederherstellung aller Schöpfung ist.
Der Herr bringt alles in Mysterien:
Eine Taufe, eine Salbung,
Eine Eucharistie, eine Erlösung,
Ein Brautgemach!
Nun kommt der Bräutigam
Nach dem Willen des ewigen Vaters
Zur Braut ins Brautgemach.
Der Bräutigam schmückte das Brautgemach.
Diese Hochzeit ist nicht wie eine fleischliche Hochzeit,
Wobei die, die sexuellen Verkehr mit einander üben,
Ihre sexuellen Wonnen aneinander haben.
Diese lassen die Wollust hinter sich
Und dienen einander in himmlischer Liebe.
Diese Vereinigung ist so, dass, wenn sie einander dienen,
Dann werden sie ein einziges ewiges Leben.
Die Matronita vereinigte sich mit dem König.
Durch die Vereinigung wurde
Ein einziger Körper.
Das ist der Segen dieser Stunde.
Was nur männlich und nur weiblich ist,
Ist nur ein Teil von einem Körper.
Es ist kein Segen an einem unvollkommenen Teil,
Nur an dem vollkommenen Ort ist Segen.
Die geteilten blieben nicht auf Dauer,
Die vereinigten bleiben ewig.
Als die Urgottheit alles schuf,
Schuf sie es in Gestalt von Mann und Weib.
Das war der Anfang alles Daseins,
Das mit Frau Weisheit begann,
Da ward Mann und Frau,
Nämlich die Weisheit als Frau
Und der Verstand als Mann,
Aus deren Vereinigung alles Sein entstand.
Es ward aus Morgen und Abend ein Tag.
Es ist keine Nacht ohne Tag, kein Tag ohne Nacht,
Sondern die Vereinigung zur Einheit bildet die Zeit.
So hat auch der Herr mit seiner Herrlichkeit
Sich in Liebe vereinigt,
So sind sie zusammen eins,
Wenn sie nicht getrennt sind.
Aber weil die Herrlichkeit in der Verbannung ist,
Kann sie nicht eins mit dem Bheherrn genannt werden.
Wann aber werden sie eins genannt?
Wenn die Herrlichkeit aus der Verbannung heimkehrt,
Um sich mit dem Herrn zu vereinigen.
Dann wird Gott eins sein und sein Name wird eins sein.
Eins ohne das andere aber wird nicht eins sein,.
Geh, mein Geliebter, der Braut entgegen,
Das Antlitz der Frau Sabbath empfange!
Bereite das Mahl des vollkommenen Glaubens
Zur Ergötzung des heiligen Königs,
Bereite das Mahl des mystischen Königs,
Dies ist das Mahl des glückseligen Granatsapfels!
Ich singe die Hymne vom Gang zu den Granatäpfeln,
Den Granatäpfeln, die heilig sind,
Wir rüsten dem Granatapfel jetzt einen Tisch,
Einen schönen Leuchter, der strahlt,
Zwischen rechtem Leuchter und linkem Leuchter
Kommt die Braut in kostbarem Schmuck und reizenden Kleidern.
Der Gatte umarmt sie in ihrem Grunde
Und schenkt ihr Erfüllung
Und presst ihr alle Kräfte aus!
Jammer und Elend sind aufgehoben,
Nun erscheint das selige Antlitz und die schöne Gestalt.
Es bringt ihr Wonne in doppeltem Maß,
Licht erstrahlt und Segenströme strömen!
Brautführer, führt die Braut herbei,
Süße Speise, Fisch und Eier,
Seelen zu zeugen und geistige Kinder!
Ich ordne nach Süden die mystische Kerze,
Dem Tisch mit der Speise geb ich im Norden Raum,
Mit dem Wein im Becher,
Umkränzt von Myrtenzweigen,
Dem Bräutigame und dem Verlobten
Zur Stärkung der Schwachen.
Ich flechte euch Kronen aus edlen Worten,
Zur Krönung der Myriaden auf zwölf Pforten!
Die Herrlichkeit sei umringt mit Sabbat-Broten
Und von allen Seiten mit dem Herrn vereinigt!
O der Stunde, wenn Mann und Frau vereinigt
In himmlischer Heiligkeit
Zur Richtung des Sinnes der Heiligung!
Wenn Mann und Frau in Liebesvereinigung
In der Richtung der Heiligung sind,
Dann wird die Menschheit vollkommen
Und eins genannt,
Ohne Makel des Wesens.
Darum soll der Mann in dieser Stunde
Sich immer seinem Wein vereinigen,
In personaler Einheit mit ihr,
Des Willens, des Verstandes, des Gefühls,
So sind sie beide auf ein einziges Ziel gerichtet.
Wenn sie so die Einheit finden,
Ist es Einheit der Seele und des Körpers.
Einheit der Seele
Ist Berührung des Willens der Liebe,
Einheit der Körper
Ist ein unabgespaltenes Menschendassein.
Wenn Mann und Weib sich vereinigen,
Wenn sie eine Seele und ein Körper werden,
Wird der Mensch eins genannt.
Auf solche Weise weilt die Urgottheit im Eins
Und senkt sich der Heilige Geist in die Einheit!
Entzücken fühl ich!
Was das Entzücken sei,
Sagt keine Menschensprache,
Sagt keine Engelszunge!
Komm, nach der meine Seele verlangt,
Begehrte und immer begehrt
Und ewig begehren wird!
Komm, Einsame, komm,
Komm zu dem Einsamen, komm,
Denn ich bin einsam, wie du siehst!
Komm, die du mich abgesondert
Und einsam auf Erden gemacht hast!
Komm, die du mein Verlangen geworden bist,
Die du gemacht hast, dass ich dich begehre,
Der zuzustreben keiner vermag!
Komm, du mein Atem und du mein Leben!
Komm, Trösterin meiner Seele!
Komm, Jubel und Herrlichkeit
Und unaufhörlich mein Ergötzen!
So schlage denn, Herrin Liebe, dein Zelt in mir auf
Und wohne mir bei,
Und scheide nie mehr von mir!
Glücklich die Seele,
Die so heiße Umarmung erfahren darf!
Es ist nichts andres als reine und heilige Liebe,
Zärtliche, süße Liebe,
Heitere, lautere Liebe,
Innige, starke Liebe,
Gegenseitige Liebe!
Die zwei sind in Einem Geiste vereinigt
Und so sind die zwei nicht zwei mehr,
Sondern die zwei sind Eines geworden!
Wer Gott anhangt, wird Eins mit Ihm!
O Jubel der Schau,
O Freude, o süßes Grüßen des Engels
Und glückliches Umschlingen!
Deine Wunder der Liebe, o Herr, haben mich betört,
Deine Gnade wirft mich in den Staub!
Verborgene Gottheit, Taube in der Felsspalte,
Nachtigall, verborgen in der dunklen Nacht,
Adler hoch am lichten Himmel erhaben!
Ich bin aus Liebe dein Gefangner,
Ich komme gern zu dir,
Ich will dich mit meinem Erbarmen krönen!
Überwinder der Sinnlichkeit bin ich!
Du kommst bald an einen Ort,
Wo all dein Elend ein Ende hat.
Der göttliche Strom, der von mir
In die Seelen fließt,
Der strömt auch in dich
Und strömt wieder aus dir hervor zu den anderen Seelen.
Ich komme zu dir, wie einer,
Der aus Liebe gestorben ist,
Ich komme, wie der Gemahl ins Brautbett,
Ich komme mit Begierde zu dir,
Ich komme wie einer, der große Geschenke gibt!
Nach manchen Stürmen ist mein Geist
Durch der Hölle Pforten gewandelt –
Lasse alle Hoffnung fahren –
Und bis in den innersten Schoß
Der gebärenden Gottheit
Und dort mit seliger Liebe umfangen,
Wie der Bräutigam seine Braut umarmt!
O ein Triumphieren des Geistes,
Unbeschreiblich ist es!
Das ist, als ob mitten im Tode das Leben
Geboren wird und ist gleich
Der Auferstehung des Fleisches!
Sophia schenkt sich,
Sie ist unbefleckt und makellos,
Der Mensch wird in Weisheit verwandelt,
Aber die Weisheit nicht in den Menschen verwandelt.
Keine irdische Schönheit einer schönen Frau,
Keine himmlische Schönheit einer Göttin,
Kein Umarmen einer Geliebten,
Keine sexuelle Vereinigung mit einem Wonneweibe
Läßt sich vergleichen mit der Ekstase
Der Vereinigung mit Sophia!
Solche Süßigkeit, solche Schönheit,
Solche Wonne und Wollust!
Wer leidenschaftlich lieben will,
Der liebe Sophia!
Er freie um Sophia,
Daß er zu ihr kommen darf!
Denn wie ein verliebtes Auge
Schmachtend und dürstend
Nach den Reizen des Körpers der Geliebten schaut,
So begehrt Sophia das schöne Herz des Menschen!
Die Seele hat solch ein unaussprechliches Gefühl,
Mit dem sie die Weisheit berührt
Und wie ein brennender Liebhaber
Leidenschaftlich umarmt!
Liebe Sophia,
Damit Sophia dich umarmt!
Die Leiber werden durch die Umarmung
Von Sinnlichkeit besudelt,
Aber die Seele umarmt die Weisheit
Und vereinigt sich mit Sophia
Und verschmilzt mit ihr in der Glut der Liebe!
So wird der Mensch geschwängert
Mit Heiligkeit und Reinheit!
Adam war ein Mann und war ein Weib,
Adam und Eva sind ein einiger Mensch!
Es ist die Liebeswesenheit des inneren Himmels,
Des mystischen Leibes Zelt,
In keiner Weise offenbar
Im eitlen Fleisch der Erde.
Am Jüngsten Tag des Weltgerichts
Soll der einige Mensch geschieden werden
Von dem nichtigen Fleisch der Erde
Und der Versuchung des Teufels.
Dann wird die eine Liebeswesenheit
Ineinander vermählt in Einem Körper sein
Und sind nicht mehr zwei Leiber, sondern einer!
Die Natur sehnt sich nach dem Ewigen
Und möchte gern die Vergänglichkeit los sein!
Daher ist das heiße Begehren
In dem Weib und in dem Mann,
Sich eins sehnt mit dem andern zu verschmelzen!
Das Fleisch versteht das nicht
Und auch der Gedanke erkennt das nicht,
Sondern es sind zwei kosmische Säfte,
Männlicher Saft und weiblicher Saft,
Die wissen im Innern darum.
Will die Seele nun Christi Lorbeerkranz erringen
Von der makellosen Jungfrau Sophia,
So muß er in brennender Liebesbegierde
Buhlen um die Buhlin!
Das ist die Blume von Scharon,
Die Rose im Tal,
Von der Salomo im Liebeslied gesungen
Und die er seine makellose Freundin nennt,
Die auch manch ein Heiliger nach ihm geliebt hat!
Wer die Jungfrau Sophia gewinnt,
Dem verheißt sie ihre Perle,
Dem verheißt sie mit keuscher Erotik,
Ihm im Paradies ihre Perle zu schenken
Und sich selbst ganz hinzugeben,
Um in Ewiger Wollust mit ihm zu verschmelzen!
Liebe Seele, sei freundlichernst
Und suche ohne Unterlaß!
Den Liebeskuss der makellosen Jungfrau Sophia
Empfängst du wohl im benedeiten Namen Jesu,
Sie wartet ja sowieso vor deiner Tür
Und klopft an und wartet darauf,
Eingelassen zu werden in deine einsame Wohnung.
So du nun ihre Liebe begehrst
Und verlangst nach ihrer Ganzhingabe,
So will sie dir zu Willen sein
Und dich küssen mit den lichten Strahlen
Ihrer süßen himmlischen Liebe,
Daß dein Herz vor Freude fast stirbt!
Aber in das Ehebett legt sie sich nicht sogleich,
Sondern prüft dich, ob du ihr treu bleibst,
Dann aber legt sie sich in das Ehebett zu dir
Und erweckt in dir dein eigenes Himmelsbild,
Den Menschen des Paradieses in dir!
Da wird ein kühner Freier erscheinen
Wie ein feuriger Löwe
Und im Bad mit der betauten Lilie vermählt!
Dann werden beide mit offenherzigen Flammen
Von einem Brautbett ins andre gewälzt!
Da erschien mir in bunten Farben
Die jungfräuliche Königin
In dem magischen Spiegel!
Sie ist die himmlische Medizin meiner Seele!
Durch Männlichkeit und Weiblichkeit
Wird das Werk vollzogen
Und erzeugt und gebiert den Ganzen Menschen!
Ich hatte eben mit meinem Herrn gesprochen
Und über die Mysterien nachgedacht,
Die mir Seine Majestät offenbarte.
Da stürmte ein solch gewaltiger Sturm daher,
Daß ich meinte, mein Haus stürze um!
Der Teufel kann mir nichts tun,
Ich blieb in meiner Meditation,
Bis mich jemand ganz sanft am Rücken berührte
Und mich zärtlich streichelte,
Da war ich so aufgewühlt, mein Herz pochte so heftig,
Ich traute mich kaum, zu schauen nach der Gestalt,
Da sah ich eine wunderschöne Frau,
Ihr Kleid war grünblau und geziert mit goldenen Sternen
Wie am Himmel geordnet
Am Tag der Makellosen Konzeption!
Vorüber ist der lange Schmerzenstraum der dunklen Nacht,
Sophia ist die Hohepriesterin meines Herzens!
Soll ich denn ewig getrennt sein?
Die Ahnung
Der Vereinigung in der Ewigkeit
Mit jener Geliebten, die ich hier schon schaute,
Aber noch nicht ganz mit ihr eins sein konnte,
Das ist nicht Rausch und Wahnsinn,
Das ist die Stimme des Genies!
Schauen werd ich, was mich unsterblich macht,
Schauen und erkennen werde ich jene
Geistige Frauenwürde,
Die hier nur einzeln erkannt wird.
Dann wird in Ewigkeit die Menschheit sein,
Was die verklärte Geliebte mir hier schon ist,
Vollkommene Grazie Gottes,
Keusch und erotisch,
Dann wird die höhere Erkenntnis
Nicht mehr verwechselt mit Rausch des Weines!
Das tiefe Mysterium ist nun offenbar
Und bleibt doch ewig unergründlich!
Aus Schmerzen wird das Paradies geboren,
Die Tränen werden in Asche aufgelöst
Und werden zum Becher des Elends,
Den Becher leerte ich ganz!
Ich fühle die süße Geburt in meiner Seele,
Das mystische Kind ist geboren,
Denn in mir wohnt die göttliche Mutter!
FÜNFTER GESANG
O Maria Genetrix!
O Mater Domini!
O Regina Coelorum!
O Stella Maris!
O Stilla Maris!
O Alma Mater!
O Stella Matutina!
O Rosa Mystica!
O Virgo Caelestis!
O Diva Claramontana!
Wie sind deine Schritte so schön
In den Sandalen, Prinzessin!
Der Bug deiner Hüften
Gleicht einem Geschmeide,
Dem Meisterwerk eines Künstlers!
Dein Becken ist ein runder Becher,
Nie mangelt ihm der würzige Wein!
Dein Leib ist ein Weizenbündel,
Umsteckt mit Lilienblüten.
Deine beiden Brüste sind Kitze,
Zwillingskitze einer Ricke!
Dein Hals ist ein Elfenbeinturm!
Wie bist du so schön und lieblich,
Du Liebe voller Wonne!
Deine Gestalt ist gleich der Palme,
Deine Brüste gleichen den Trauben!
Ich will die Palme besteigen
Und pflücken die Dattelfeige!
Deine Brüste sollen mir wie Weintrauben munden!
Der Duft deines Atems ist Minze!
Die Küsse deines Mundes, der scharlachroten Schnur,
Sind mir wie edler Glutwein,
Strömend in meiner Liebkosung,
Meine Lippen benetzend und meine feurige Zunge!
Die Geliebte jubelt:
Ich bin meines Geliebten
Und mein Geliebter ist mein!
Komm, wir wollen in den Garten gehen
Und nächtigen auf dem Lande!
In der Frühe brechen wir auf,
Zu schauen, ob der Granatbaum schon blüht!
Dort, unter Henna wollen wir schlafen,
Dort geb ich dir ganz meine Liebe hin!
Wie eine Blume im Garten laß ich dich wachsen,
Du bist herangewachsen, Geliebte,
Deine Brüste wurden voll
Und dein schwarzes Schamhaar kraus!
Du warst ganz nackt und bloß!
Da kam ich und sah,
Da war die Zeit der Liebe gekommen!
Da breitete ich über dich den Zipfel meines Rockes
Und bedeckte deine Nacktheit!
Ich schwor dir meine Liebe
Und schloß einen Pakt der Liebe mit dir!
Spruch Jehowahs:
Du bist ganz mein, Geliebte!
Maria wurde mit der Frucht des Paradieses gespeist!
Fatima ward aus den Feigen des Gartens Eden erschaffen!
Während der Nachtfahrt in den Himmel
Ward Mohammed – Friede sei mit ihm! –
Von Gabriel an der Hand genommen
Und geführt ins Paradies!
Dort hat der Engel dem Propheten
Dattelfeigen überreicht,
Mohammed hat die Früchte gespeist,
Sie wurden in seinen Lenden zu Samen!
Als der Prophet auf die Erde zurückgekommen,
Hat er seinem Weibe beigewohnt,
Die wurde schwanger mit Fatima!
Mohammed nannte Fatima darum
Menschliche Paradiesjungfrau!
Mohammed sprach: Immer,
Wenn ich mich nach den Düften des Paradieses sehne,
Rieche ich die Düfte Fatimas, der menschlichen Haura!
Das Licht vermählt sich dem Licht.
Vormund ist Gott,
Brautwerber ist der Engel Gabriel,
Verkünder ist der Engel Michael,
Zeugen waren die Engel des Himmels und der Erde.
Da gebot der Herr dem Paradiesbaum:
Streue die Feigen aus, dir an dir schaukeln!
Da streute der Paradiesbaum Perlen aus,
Rote Rubine und grüne Chrysolithe!
Und die Huris mit den schönen Augen
Sammelten ein die Perlen des Paradieses
Und schmückten sich mit den Perlen!
Am Tage des Jüngsten Gerichts
Wird Fatima kommen
Geritten auf einem Kamel des Paradieses,
Dessen Sattel aus weißen Perlen besteht,
Dessen Beine aus grünen Smaragden bestehen,
Dessen Schwanz aus duftendem Moschus besteht,
Dessen Augen zwei roten Hyazinthen gleichen.
Über Fatima erhebt sich eine Kuppel aus Licht,
Ihr Inneres ist die Allvergebung Gottes,
Ihr Äußeres ist die Allbarmherzigkeit Gottes!
Fatima trägt eine Krone aus Licht
Mit siebzig Ecken, in jeder Ecken sind Perlen,
In jeder Ecke sind rote Hyazinthen.
Rechts und links von ihr sind zehntausend Engel.
Gabriel führt das Paradieskamel am Zügel
Und ruft: Schließt eure Augen,
Bis Fatima vorübergezogen ist!
Im Paradies wohnt Fatima in einem Palast,
Der eine mächtige Kuppel aus roten Hyazinthen hat
Und hunderttausend Tore besitzt, die aus Perlen sind,
An denen tausend Engel stehen.
Den seligen Paradiesbewohnern erscheint
Der Palast der Fatima wie der Morgenstern,
Wie der Morgenstern am östlichen Horizont des Himmels!
Fatima ist die Glänzende, Schimmernde, Funkelnde,
Fatima ist die Leuchtende, Glitzernde, Glühende,
Fatima ist die Flammende, ist die Feurige, ist die Lichte,
Fatima ist die Herrin,
Herrin der Frauen im Diesseits und Jenseits,
Fatima ist die Allbarmherzige,
Fatima ist die Jungfrau, zu der Gott gesprochen
Durch den grüßenden Engel Gabriel,
Fatima ist die jungfräuliche Jungfrau,
Fatima ist die Reine,
Fatima ist die Herrin des Paradiesbaums,
Fatima ist die Schwester Marias,
Maria von Fatima ist die größte Maria!
Gott machte Marias Scham unzugänglich,
Da blies Gott ihr seinen Geist ein!
Maria ist die menschliche Paradiesfrau,
Madonna ist die menschliche Haura des Gartens Eden!
Als Fatima geboren ward,
Stand Sarah, Abrahams Herrin, am Wiegenbett,
Miriam, die Schwester des Mose,
Und Maria, die Mutter des Propheten Jesus,
Sie standen um das Wochenbett Chadischas,
Als sie Fatima gebar.
Im Himmel umgeben Chadischa und Fatima,
Sarah und Mirjam Prophetissa
Die allerseligste Jungfrau Maria
Wie verschleierte Paradiesfrauen!
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
Die in Minne flammenden Dichter
Preisen Fatima als den Schöpfer!
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
Die in Minne flammenden Dichter
Preisen die allerseligste Jungfrau Maria
Als Mutter des Schöpfers!
Die Huris warten in dem Paradiese,
Eine Haura wartet im Paradies auf mich!
Die Huris, das sind die Frauen, in deren Augen
Das Schwarze und Weiße besonders intensiv ist!
Der ins Paradies aufgenommene Mensch
Wird Gott nah sein in dem Garten der Wonne,
Auf golddurchwirktem Ruhebett wird er liegen,
Ewigjunge Knaben spazieren umher
Mit Kelchen und Bechern
Und Gläsern frischen Quellwassers,
Er wird kein Kopfweh haben vom Wein!
Früchte wird er speisen, wie er sie wünscht,
Und Geflügelfleisch nach seinem Wunsche speisen,
Woran er nur Lust hat,
Und wird sich ergötzen an der schönblickenden
Haura mit den Mandelaugen!
Sie ist einer aufgesparten Perle gleich!
In dem paradiesischen Garten
Wartet ein weibliches Wesen,
Das schüchtern die Wimpern senkt,
Von keinem Mann und keinem Engel beschlafen,
Diese Haura ist so schön, als sei sie
Aus reinen Korallen und Hyazinthen gebildet.
Der Gottesfürchtige hat nichts als Glück zu erwarten,
Den Garten Eden und schwangere Weinberge,
Haura, gleichaltrige Freundin,
Haura mit schwellenden Brüsten
Und einem immer wieder gefüllten Becher!
Haura ist aus Safran, Moschus, Ambra und Kampfer,
Hauras Augenbrauen
Sind schwarze Linien, auf Licht gezeichnet,
Hauras Stirn ist eine aufgehende Mondsichel,
Hauras Antlitz reflektiert das Licht Gottes!
Hauras Hände sind geschmückt mit Juwelen und Edelsteinen.
Haura wohnt in einem Paradiesschloß,
Das aus einer einzigen Muschelperle gebaut ist!
Die Wonne, die ich erleben werde mit Haura,
Ist hundertmal süßer als alle irdischen Wonnen!
Nach jedem Liebesakt ist Haura
Wieder makellose Jungfrau!
Keine üble Laune durch die Menstruation befällt Haura!
Haura wird mit mir trinken den Wein des Himmels!
Die Erscheinung Mariens:
Die Haare lang und schwarz!
Die Augen dunkel und glühend!
Die Haut bräunlich getönt!
Der Körper edel und vollkommen schön!
Maria ist auffallend schön
Und wohlgestaltet,
Unerreicht an lieblichem Liebreiz!
O sie ist in Wahrheit die Schönste aller Frauen!
Sie ist die minnigliche Morgenröte,
Sie ist der lichte Morgenstern, die wahre Venus!
Durch ihre Bitten gibt sie
Den Erschlafften Kraft!
Wie in der sammelnden Spitze
Einer Pyramide
Ist in Maria die brennende Sehnsucht
Aller Auserwählten und Seligen
Auf dem Höhepunkt angelangt!
Berauscht an Marienminne bin ich,
Ich kniee vor der Madonna,
Ein Milchstrahl aus ihrer bloßen Brust
Ergießt sich über meinen Mund!
Das ist es, was du suchtest,
Um was du seufztest,
Tag und Nacht in Gebeten ersehntest!
Bist du es, der dies versprochen wurde,
Oder sollen wir auf eine andere warten?
Ja, du bist es und keine sonst!
Du bist die Verheißene,
Die Erwartete, die Ersehnte!
Warum erwartest du von einem andern Menschen,
Was dir doch selbst angeboten wird?
Warum zögerst du?
Glaube, bekenne, nimm entgegen!
Öffne, selige Jungfrau, das Herz dem Glauben,
Die Lippen dem Bekenntnis,
Den Mutterschoß dem Schöpfer!
Siehe, der Ersehnte aller Völker
Pocht an die Pforte!
Was, wenn er vorübergehen müsste
Und du aufs neue schmerzvoll suchen müsstest?
Steh auf, Geliebte, und öffne!
Eile durch Ganzhingabe,
Öffne dich dem Bekenntnis:
Ja, ich will!
Ich bin die Sklavin!
Mir geschehe nach dem Wort!
Maria verhilft selbst einer Äbtissin
Zur schmerzlosen Geburt eines Kindes.
Maria legt sich neben Ehemänner
In das eheliche Bett,
Die Präsenz der Ehefrau vorzutäuschen,
Die beim Hausfreund im Bette liegen!
Maria schützt den Geistlichen segnend,
Wenn er zu seiner Konkubine schleicht!
Die Milch, die aus ihren bloßen Brüsten spritzt,
Heilt alle Wunden, auch Herzenswunden!
Ich bin der Sklave der Madonna,
Der Ritter der Minnedame,
Der Sohn der Gottesmutter!
O Maria, dich erwähle ich
Zu meiner Mutter,
Dich will ich besitzen, dich allein,
Als meine Braut, Vollkommenschöne,
Indem ich alles Irdische verschmähe!
Alle Regungen meines Herzens
Sollen streben zu dir!
Darum erhebe dich in deiner Wohlgestalt,
Schreite selig dahin
Und herrsche über meine Sinne,
Daß sie nicht den chaotischen Leidenschaften verfallen!
Herrsche über meine Phantasie,
Daß sie erfüllt wird mit deiner Schönheit!
Herrsche über mein Herz,
Daß alle Gefühle sich neigen zu dir!
Herrsche über meinen Willen,
Damit ich eifrig deinem Reiche diene!
O Madonna meiner Seele, sei meine Braut!
Als Zeichen deines Jaworts, Maria,
Erwarte ich nicht ein Wunder, allein die Gnade,
Daß ich nicht dem Chaos der Begierde verfalle!
Als Zeichen meines Verlöbnisses werde ich
Das Medaillon der Unbefleckten Empfängnis tragen,
Daß ich allezeit, am Tag und in der Nacht,
An meine süße Braut und Geliebte denke!
Da nun unter Brautleuten alles gemeinsam ist,
Laß mich teilhaftig werden deiner himmlischen Gnaden,
Zu deren Spenderin du bist bestellt,
Ich werde mich allzeit bemühen,
Deinen Ruhm zu mehren
Und die Liebe zu dir zu entfachen!
Wenn ich es wünsche,
Entblößt Maria die schönen Brüste,
Entblößt die Jungfrau die prallen Brüste
Und bespritzt mich mit süßer Milch!
Ihre beiden Brüste
Sind das alte und das neue Testament,
Ihre bloßen Brüste
Sind die Gottesliebe und die Menschenliebe,
Ihre prallen Brüste
Sind das Mitleiden und die Mitfreude!
Die eine Brust
Flößt Kindern Milch ein,
Die andre Brust
Flößt Weisen Wein ein!
Ich darf mich getrost an ihren Busen legen
Und saugen bis zur Sättigung,
Alle reinen Kräfte stehen offen,
Sie im paradiesischen Liebesspiel in sich zu ziehen!
In ihrer ganzen Beiwohnung ist eine selige Lust!
O reine Wollust, komm
Und besuche den deinen noch öfter
Und laß es ferner an Liebesreizungen nicht mangeln!
Würdige mich deiner Geheimen Beiwohnung immerfort...