VON TORSTEN SCHWANKE
Zur Zeit, als Maximian regierte,
Lebte dort ein reicher Mann, ein Heide,
Der die Götzen verehrte und anbetete,
Welcher Mann Dioskuros genannt wurde.
Dieser Dioskuros hatte eine kleine Tochter
Namens Barbara,
Für die er hatte gemacht einen hohen und starken Turm,
In dem er diese Barbara aufbewahrte und verschloss,
Damit kein Mann sie
Wegen ihrer großen Schönheit sehen sollte.
Dann kamen viele Fürsten
Zu dem besagten Dioskuros,
Um mit ihm über die Hochzeit
Seiner Tochter zu verhandeln,
Der ging wieder zu ihr und sprach:
Meine Tochter,
Es sind einige Fürsten zu mir gekommen,
Die fordern, dass ich dich verheirate,
Also erzähl mir von deinem Wunsch
Und was du tun wirst.
Da kehrte die heilige Barbara
Voller Zorn zu ihrem Vater zurück
Und sagte: Mein Vater, ich bitte dich,
Dass du mich nicht zur Heirat zwingst,
Denn dazu habe ich keinen Willen noch Gedanken.
Danach verließ er sie und ging in die Stadt,
Wo jemand eine Zisterne baute, ein Schwimmbad,
Denn er hatte viele Arbeiter,
Um diese Arbeit zu verrichten,
Und er hatte auch viele zuvor ordiniert
Wie er jedem von ihnen seinen Lohn zahlen sollte,
Und danach reiste er von dort ab
Und zog in ein fernes Land,
Wo er lange verweilte.
Barbara, die ancilla unseres Herrn Jesus Christus,
Stieg vom Turm herab,
Um zu sehen die Arbeiten ihres Vaters,
Und bald bemerkte sie,
Dass es nur zwei Fenster gab,
Eines gegen Süden und eines gegen Norden,
Über die sie sehr beschämt war,
Und staunte, und fragte die Arbeiter,
Warum sie keine Fenster mehr gemacht hätten,
Und sie antworteten, dass ihr Vater
Es so befohlen und angeordnet habe.
Da sagte die heilige Barbara zu ihnen:
Macht mir hier ein weiteres Fenster!
Sie antworteten: O Frau,
Wir fürchten uns davor,
Deinen Vater zu verärgern,
Der uns befohlen hat, nichts mehr zu machen,
Wir wagen es also nicht, mehr zu machen.
Die gesegnete Magd sagte:
Tut und haltet, was ich euch gebiete,
Und ich werde meinen Vater zufrieden stellen
Und euch vor ihm entschuldigen.
Da taten sie, was sie ihnen geboten hatte,
Von der Art und Weise, wie sie es ihnen zeigte.
Als die heilige Barbara ging
Und zur Zisterne kam, richtete sie ihren Finger
Auf die Zisterne im Orient,
Ein Kreuz mit ihrem Daumen im Marmorstein,
Welches Kreuz bis heute dort ist,
Das jeder sehen kann,
Der aus Hingabe dorthin kommt.
Und als sie an die Seite trat,
Während das Wasser in die besagte Zisterne floss,
Segnete sie diese und machte
Das Zeichen des Kreuzes
Und das Wasser war geheiligt,
In dem alle Kranken gesund wurden,
Wenn sie vollkommenen Glauben an Gott
Und an die gesegnete Jungfrau hatten.
In derselben Zisterne wurde
Diese heilige Jungfrau getauft
Von einem heiligen Mann
Und lebte dort eine gewisse Zeit lang,
Indem sie sich nur Geißblätter
Und Heuschrecken als Nahrung nahm
Und damit dem heiligen Vorläufer unseres Herrn,
Dem heiligen Johannes dem Täufer, folgte.
Diese Zisterne ist ähnlich zum Brunnen von Silo,
Wo der Blindgeborene
Sein Augenlicht wiedererlangte.
Sie ähnelt auch dem Becken namens Robatya,
In dem die Ohnmächtigen
Durch das Wort Gottes geheilt wurden.
Diese Becken sind ewige Quellen,
In denen alle möglichen Kranken,
Von welcher Krankheit sie auch immer
Betrübt oder gequält wurden,
Die da hinein gingen,
Ihre volle Gesundheit erhielten.
In dieser Quelle befindet sich lebendiges Wasser,
Und es ist das Wasser, das der Samariter
Von unserem Herrn für das heilige Becken verlangte.
Einst ging diese gesegnete Magd
Auf den Turm und sah dort
Die Götzenbilder, denen ihr Vater opferte
Und die er anbetete, und plötzlich empfing sie
Den Heiligen Geist
Und wurde wunderbar subtil und klar
In der Liebe Jesu Christi,
Denn sie war umgeben von der Gnade
Gottes, des Allmächtigen,
Der souveränen Herrlichkeit
Und reinen Keuschheit.
Diese heilige Magd Barbara,
Geschmückt mit Glauben,
Überwand den Teufel,
Denn als sie die Götzen erblickte,
Ritzte sie ihnen ins Gesicht,
Weil sie sie alle verachtete, und sagte:
Alle, die ihr zum Irrtum verführt habt,
Sie alle werden euch gleich sein.
Und dann ging sie in den Turm
Und betete unseren Herrn an.
Und als die Arbeit vollendet war,
Kehrte ihr Vater von seiner Reise zurück,
Und als er dort drei Fenster sah,
Fragte er die Arbeiter:
Warum habt ihr drei Fenster gemacht?
Und sie antworteten:
Deine Tochter hat es so befohlen.
Dann ließ er seine Tochter vor sich treten
Und fragte sie, warum sie
Drei Fenster machen musste,
Und sie antwortete ihm und sagte:
Ich habe sie gemacht, weil drei Fenster
Die ganze Welt und alle Geschöpfe erhellen,
Aber zwei Dunkelheit machen.
Dann nahm ihr Vater sie mit,
Ging ins Schwimmbad und fragte sie,
Ob drei Fenster mehr Licht spenden als zwei.
Und die heilige Barbara antwortete:
Diese drei Fenster verweisen deutlich
Auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist,
Bei denen es sich um drei Personen
Und eine Natur handelt in Gott,
An den wir glauben
Und den wir anbeten sollten.
Da war der Vater aufgewühlt.
Voller Wut zog er sein Schwert,
Um sie zu töten,
Aber die heilige Jungfrau betete
Und wurde dann auf wunderbare Weise
In einem Stein gefangen
Und auf einen Berg getragen,
Auf dem zwei Hirten ihre Schafe hielten,
Die sie fliehen sahen.
Und dann ging ihr Vater, der ihr nachjagte,
Zu den Hirten und verlangte nach ihr.
Und derjenige, der sie hätte retten wollen, sagte,
Er hätte sie nicht gesehen,
Aber der andere, der ein böser Mann war,
Zeigte sie und zeigte mit dem Finger auf sie,
Woraufhin die heilige Barbara ihn verfluchte,
Und bald darauf wurden seine Schafe zu Heuschrecken,
Und er verzehrte sich zu einem Stein.
Und dann packte ihr Vater
Sie an den Haaren
Und zog sie vom Berg hinab
Und sperrte sie im Gefängnis ein
Und ließ sie dort von seinen Knechten festhalten,
Bis zu der Zeit,
Da er zum Richter gesandt hatte,
Um sie den Qualen zu übergeben.
Und als der Richter war bezaubert
Vom Glauben und Vertrauen der Magd,
Ließ er sie vor sich bringen.
Ihr Vater ging mit ihr,
Begleitet von seinen Dienern,
Bedrohte sie mit seinem Schwert
Und übergab sie dem Richter
Und beschwor ihn durch die Kraft seiner Götter,
Er solle sie mit schrecklichen Qualen quälen.
Dann tagte der Richter,
Als er die große Schönheit
Der heiligen Barbara sah, zu ihr:
Entscheide nun, ob du dich verschonen
Und den Göttern opfern willst,
Oder ob du durch grausame Qualen sterben willst.
Die heilige Barbara antwortete ihm:
Ich opfere mich meinem Gott Jesus Christus auf,
Der Himmel und Erde
Und alles andere erschaffen hat,
Und verfluche deine Teufel,
Die einen Mund haben und nicht sprechen können,
Die Augen haben und nicht sehen können.
Sie haben Ohren und hören nicht,
Sie haben Nasen und riechen nicht,
Sie haben Hände und können nicht fühlen,
Und sie haben Füße und können nicht gehen.
Diejenigen, die sie erschaffen,
Mögen ihnen ähnlich gemacht werden,
Und alle, die einen Götzen haben
Und an ihn glauben.
Dann wurde der Richter ganz zu Holz
Und wurde wütend und befahl,
Sie auszuziehen
Und sie mit Stiersehnen zu schlagen,
Und ließ ihr Fleisch mit Salz bestäuben,
Und als sie das lange ertragen hatte,
Dass ihr Körper ganz blutig war,
Sperrte der Richter sie tatsächlich
Bis zu der Zeit, die er besprochen hatte,
Ins Gefängnis, von welche Qualen
Könnte er sie sterben lassen.
Und dann, um Mitternacht,
Kam ein großes Licht
Und eine große Klarheit in das Gefängnis,
In dem sich unser Herr zeigte ihr und sagte:
Barbara! hab Vertrauen
Und sei fest und standhaft,
Denn im Himmel und auf der Erde
Wirst du große Freude haben
Durch deine Hingabe,
Daher, verzweifle nicht vorm Richter,
Denn ich werde mit dir sein
Und dich von all deinen Schmerzen
Erlösen, die dir jemand zufügt.
Und plötzlich war sie ganz gesund.
Und als unser Herr dies gesagt hatte,
Segnete er sie
Und stieg wieder in den Himmel auf.
Da freute sich die heilige Barbara sehr
Über den großen Trost unseres Herrn.
Und am Morgen befahl der Richter,
Sie vor ihn zu bringen, und als sie kam,
Sah er ihre Wunden nicht,
Sondern sie war ganz gesund,
Und er sagte zu ihr: Siehe, Barbara!
Die Großzügigkeit unserer Götter,
Und wie sehr sie dich lieben,
Denn sie haben deine Wunden geheilt.
Da antwortete die selige Barbara,
Die Märtyrerin Jesu Christi, dem Richter:
Deine Götter sind dir gleich von außen.
Wie können sie meine Wunden heilen?
Sie können sich nicht einmal selbst helfen.
Er, der mich geheilt hat, ist Jesus Christus,
Der Sohn Gottes, der dich nicht haben will,
Weil dein Herz so verhärtet ist
Und hart mit den Teufeln.
Da befahl der Richter voller Zorn,
Sie zwischen zwei gegabelten Bäumen
Aufzuhängen und zu schlagen mit Geißeln,
Und verbrannte ihre Seiten mit brennenden Lampen,
Und danach ließ er sie heftig schlagen
Und schlug ihr mit einem Hammer den Kopf.
Da erblickte heilige Barbara
Und schaute hinauf zum Himmel
Und sagte: Jesus Christus,
Der die Herzen der Menschen kennt
Und meine Gedanken kennt,
Ich flehe dich an, mich nicht zu verlassen!
Dann befahl der Richter dem Henker,
Ihr mit seinem Schwert abzuhauen ihre Brüste,
Und als sie abgeschnitten waren,
Schaute die Heilige wieder zum Himmel
Und sagte: Jesus Christus,
Wende dein Angesicht nicht von mir ab!
Und als sie diesen Schmerz lange ertragen hatte,
Befahl der Richter, sie mit Schlägen
Durch die Straßen zu führen,
Und die heilige Jungfrau
Erblickte zum dritten Mal den Himmel
Und sprach: Herr und Gott,
Der den Himmel mit Wolken bedeckt,
Ich bitte dich, bedecke meinen Körper,
Damit er nicht von den bösen Männern gesehen wird.
Und als sie ihr Gebet gesprochen hatte,
Kam unser Herr über sie
Und sandte ihr einen Engel,
Der sie mit einem weißen Gewand bekleidete,
Und die Ritter führten sie
In eine Stadt namens Dallasion,
Und dort befahl der Richter,
Sie mit dem Schwert zu töten.
Und dann ihr Vater wütend
Sie aus der Hand des Richters nahm,
Führte man sie auf einen Berg,
Und die heilige Barbara freute sich
Über ihren eilig erhaltenen Sieg.
Und als sie dann dorthin gezogen wurde,
Sprach sie ein Gebet und sagte:
Herr Jesus Christus, der Himmel
Und Erde geschaffen hat,
Ich flehe dich an,
Schenke mir deine Gnade
Und höre mein Gebet,
Damit alle, die sich an deinen Namen
Und mein Leiden erinnern,
Ich bitte dich, dass du ihrer Sünden nicht gedenkst.
Denn du kennst unsere Zerbrechlichkeit.
Da kam eine Stimme vom Himmel herab
Und sprach zu ihr: Komm, meine Braut,
Barbara, meine Braut,
Und ruhe in der Kammer Gottes,
Meines Vaters, die im Himmel ist,
Und das gebe ich dir,
Was du hast gefordert von mir.
Und als dies gesagt war, kam sie zu ihrem Vater
Und empfing mit das Ende ihres Martyriums.
Doch als ihr Vater vom Berg herabstieg,
Kam ein Feuer vom Himmel auf ihn herab
Und verzehrte ihn so sehr,
Dass von seinem ganzen Körper
Nur Asche übrig blieb!
Diese heilige Jungfrau, die heilige Barbara,
Empfing zusammen mit dem heiligen Julian
Das Martyrium am vierten Dezember.
Ein edler Mann namens Valentin
Begrub die Leichen dieser beiden Märtyrer
Und legte sie in einer kleinen Stadt bei,
In der viele Wunder geschehen waren
Im Loben und Ehren Gottes, des Allmächtigen.
Und die heilige Barbara,
Die heilige Märtyrerin,
Erlittihre Leiden zur Zeit von Maximian,
Dem Kaiser von Rom,
Und Marcian, dem Richter.
Die wir beten und sie anflehen,
Dass sie unsere Fürsprecherin sei
Beim allmächtigen Gott,
Dass er uns durch ihre Verdienste
Nach diesem kurzen und vergänglichen Leben
In seine Herrlichkeit führe
Zum langen und ewigen Leben.
Amen.