VON TORSTEN SCHWANKE
14.-16.3.2025
I
In Syriens Land, wo Feuer brennt,
Wo Angst die Seelen fest umgrenzt,
Da fließt das Blut in dunkler Nacht,
Wo Hass den Frieden niederzwängt.
Die Gassen füllt ein stiller Schrei,
Ein Echo tiefster Dunkelheit.
Die Kinder blicken bang und stumm,
Ihr Morgen trägt nur Bitterkeit.
Ein Weib verharrt im leeren Blick,
Tränen graben tiefe Strick.
Der Gatte tot, das Haus verbrannt,
Die Hoffnung flieht mit jedem Schritt.
Ein Mann, der fern in Sorgen ruht,
Sein Herz von Trauer stumm durchfuhr.
Die Heimat bricht in Schmerz und Pein,
Wo Freund und Feind zu Staub verglüht.
Alawiten sterben, Christen klagen,
Die Schatten können nichts mehr sagen.
Kein Wort der Gnade, keine Hand,
Die Stürme des Verrats vertagen.
Die neuen Herren, alt im Sinn,
Ihr Glaube schneidet Hoffnung hin.
Sie herrschen, doch mit kaltem Blick,
Und blicken nicht zur Gnade hin.
Der Westen schaut mit leerem Blick,
Verspricht, doch hält kein Wort zurück.
Verurteilt laut, doch hilft nicht wahr,
Vergessen bleibt, was brennen blieb.
Die Zukunft bleibt ein düstrer Traum,-
Zerbrochene Kirchen, fahl und kaum.
Gerechtigkeit, ein fernes Licht,
Das sich im Sturm der Lügen bricht.
Oweis vernahm, was rasch sich breitgetragen,
von Morden sprach man in den dunklen Tagen.
Ein Priester sei gefallen, so hieß’s im Rund,
doch dieses Wort – es war nicht wahr und kund.
Doch bang bleibt ihm: Wer schützt die Christen hier?
Sie gelten Schwachen – wehrlos für das Tier.
Die Häuser offen, wer sie plündern mag,
kein Widerstand – ein Dieb ist hier am Tag.
Die Alawiten wehren sich vereint,
die Christen, ach, sie sind verstreut und klein.
Ihr Heiligtum wird nachts gut wegverwahrt,
nur sonntags sieht man’s – alt und hochbewahrt.
Die Zahl der Christen, schwindend und gebrochen,
vom Krieg gezeichnet, voller schwerer Wochen.
Ob Hunderttausend oder Millionen gar,
sie bleiben still – verborgen in Gefahr.
Und Kurden flohen, fanden nirgends Rast,
von Kämpfern gehetzt, von Schüssen erfasst.
Ihr Glaube wächst, doch wächst zugleich ihr Leid,
ihr Schutz ist fern, ihr Feind stets kampfbereit.
Von Süden hallt die Angst, die Furcht, die Pein,
die Hoffnung flackert – bleibt doch nicht allein!
Denn Frieden ist’s, worin sie Meister sind,
nicht Krieg und nicht der Sturm, der blutig rinnt.
Sie reichen Hände, laden Gäste ein,
sie suchen Licht im Dunkel, hell zu sein.
Und doch – die Schatten schweigen nicht so sacht,
die Hoffnung bleibt, doch schwer ist diese Nacht.
In stiller Rast kann Fortschritt sein,
im Wandel keimt des Lichtes Schein.
„Die Milizen flohn aus Alawit’ Land,
versöhnt uns nun ein neuer Stand.“
„Für Christen ist der Kampf verwehrt,
denn Waffensturm sie schnell verzehrt.
Widerstand bringt blut’ges Leid,
ein Volk vergeht in dunkler Zeit.“
II
In Syriens Straßen, laut und klar,
trägt man den Koran als ein heiliges Jahr.
Daneben das Kreuz, ein Zeichen der Zeit,
in Einheit versammelt, im hoffenden Streit.
Die Menschen rufen, die Stimmen erklimmen,
die Minderheit ringt, will Hoffnung bestimmen.
Gegen den Herrscher, der lange regiert,
in Damaskus der Ruf nach Freiheit hallt unberührt.
Aleppo, verwundet, von Kriegen gezeichnet,
doch Glocken erklingen, von Hoffnung geleitet.
Inmitten der Ruinen, wo Messen geschehen,
beten die Menschen, ihr Heil zu erspähen.
Die Stadt war geteilt, im Feuerspiel brennend,
der Krieg riss Wunden, noch immer erkennend.
Russische Macht half Assad zum Sieg,
doch Jahre vergingen, der Umsturz nun wiegt.
Märkte zerstört, Geschichte verbrannt,
doch unter den Trümmern entsteht neues Land.
Das Kreuz ragt empor, die Kuppel geflickt,
doch Narben des Krieges sind tief eingedrückt.
Nun neue Herrscher, mit sunnitischer Macht,
versprechen den Christen, sie seien bedacht.
Die Minderheit bangt, doch bleibt fest besteh'n,
in Syrien will sie nicht untergeh'n.
"Seit Jahrtausenden leben wir hier!"
spricht Makdis mit Stolz, verlässt nie die Zier.
Er saß einst gefangen, von Assads Hand,
doch nun steht er auf, für ein freies Land.
Der Priester spricht: "Es war an der Zeit!
Das Regime fiel tief, die Hoffnung gedeiht."
Doch mahnt er zur Vorsicht, zum klugen Blick,
"Was bleibt, ist die Frage: Kehren Rechte zurück?"
Ein Wort des Rebellen, des Führers von heute,
verspricht den Christen Bewahrung und Beute.
Sein Name gewechselt, das Ziel noch verborgen,
bleibt Glauben und Zweifel stets eng umworgen.
Die Kirchen verwaist, der Gläubigen Zahl,
schwand von Millionen zum Bruchstück einmal.
Sie flohen nach Westen, der Heimat entrissen,
doch viele geblieben, die Zukunft beschwitzen.
Marcel, einst Muslim, doch suchte sein Herz,
die Kirche fand ihn in tiefstem Schmerz.
Den Glauben gewechselt, die Heimat verlor'n,
so lebt er nun frei, in Licht neu gebor'n.
Marcel, der einst Youssef hieß,
schenkt den Armen Brot und ließ
alle Sorgen hinter sich,
doch vergisst er niemals dich.
Als Assad fiel, da war er frei,
doch sein Bruder brach entzwei.
"Nur gewarnt hat er, nicht mehr,"
doch das Urteil traf ihn schwer.
Terror nennt der Staat den Schmerz,
bricht den Willen, sticht ins Herz.
Doch in Bab Touma bleibt man hier,
lebt wie einst und hofft mit Zier.
Khalil gab die Waffe her,
wollt' kein Kämpfer sein, nicht mehr.
Heute sieht er mit Verdruss,
dass er sich nicht wehren muss.
Aleppo brannte, Waffen fort,
und die Zukunft ohne Wort.
"Wer beschützt uns?" fragt er bang,
zitternd vor dem Übergang.
Weihnachtsnacht in Syrien brennt,
doch die Hoffnung neu erkennt:
Eine Tanne fiel in Glut,
doch die neue stand in Mut.
Marcel malt mit Freundeshand
Peters Dom an Kirchenwand.
"Wenn zum Vatikan kein Lauf,
dann baut Syrien ihn auf!"
Und in Damaskus singt die Zeit,
in den Bars bleibt Heiterkeit.
Doch die Angst spricht ohne Wort,
flüstert: "Morgen sind wir fort?"
Wenn dies die neue Wirklichkeit wird im Land,
dann geht Nivine fort, sie hat's schon erkannt.
Doch heute sagt sie: „Es läuft alles gut,
niemand macht Ärger, nichts stört unsre Glut.“
Die, die für sie arbeiten, sind sehr gemischt,
einer von ihnen, der Alawit ist.
Er fürchtet den Hass, der einst ihn erreicht,
wenn Rache verlangt wird für Missetat leicht.
Doch heute scheint dieses weit, weit entfernt,
die Tavernen sind voll, das Geschäft nicht verlernt.
Man trinkt Afamia, das kühle, helle,
in Abu Georges, der Kneipe zur Stelle.
„Früher durften wir nichts Politisches sagen,
doch heute – wir dürfen und wagen und fragen!“
So staunt eine Frau, doch sie bleibt anonym,
denn sicher ist sicher – noch weht ein düstrer Rußhauch im Glüh’n.
Da spricht auch Ruba, von alawitischem Stand:
„Jetzt sprechen wir frei, mit Verstand und Verwandt.
Es ist interessant, wie Gedanken sich regen,
so viele Stimmen – doch alle bewegen.“
Die jungen Menschen, vereint in der Stadt,
reden von Zukunft mit Mut und mit Tat.
Was wird mit Sharaa, wie wird sich’s gestalten?
Und werden sie selbst wohl die Freiheit behalten?
Doch für den Moment gibt Hoffnung noch Kraft,
denn alle sind gleich, so ruft man mit Saft.
„Wir sind alle Syrer, wir stehn hier vereint,
nicht Osten, nicht Westen – nur wer mit uns meint.
Man schaut auf die Christen, auf ihre Not,
doch keine Partei sei uns sichrer Boot.
Wir leben gemeinsam, als Volk und als Licht,
denn Syrien trennt unsre Herzen ja nicht.“
Und durch die Straßen, durch Mauern und Stein,
hallt eine Stimme – klar und gemein:
„Eins, eins, eins – die Syrer sind eins!“
III
Im Land, wo einst die Kirchen klangen,
Ist Angst und Schmerz nun eingefangen.
Die Menschen fleh'n mit bangem Blick,
Der Krieg raubt Hoffnung, gibt nichts zurück.
Ein Sturm der Waffen, wild entfacht,
Hat Tod und Schrecken mitgebracht.
Die Unschuld fällt, das Leben weicht,
Die Trauer alle Seelen bleicht.
In Syriens Westen, blutig rot,
Ein Kampf, der hunderttausend droht.
Von Alawiten wild entbrannt,
Hat man die Waffen neu erkannt.
Der Diktator, lang gestürzt,
Doch Hass und Rache ungestürzt.
Man kämpft um Macht, man kämpft um Land,
Das Blut verströmt aus eigner Hand.
Die Christen rufen, doch ihr Wort
Verhallt im Lärm, es trägt sie fort.
Sie flehen, hoffen, beten laut,
Doch ihre Zukunft bleibt verbaut.
Die Kirchenväter warnen sehr,
Sie sehn Gewalt und Leid so schwer.
Die Häuser brennen, Wunden tief,
Kein Ende, das Erbarmen rief.
Der Ruf nach Frieden, weithin schallt,
Doch Hass bleibt hart, das Herz ist kalt.
O Herr, erbarm dich, wende Not,
Beende Streit und sichre Brot.
So lasst uns beten, Tag für Tag,
Dass Licht den Schatten weichen mag.
Für Mut und Hoffnung, Schutz und Kraft,
Dass Liebe über Hass noch schafft.
IV
Syrien, Land alter Christenheit,
gegründet in frühester Zeiten Geleit.
In Schriften der Bibel genannt gar oft,
wo Paulus des Glaubens Erleuchtung erhofft.
Doch wie steht es heut um die Christen dort?
Einst stark an Zahl, doch nun fliehn sie fort.
Vor Kriegen, vor Armut, vor Angst und Not,
nur Wenige blieben im Heimatboot.
In Städten wie Homs oder Latakia weit,
da wohnt noch manch Christ aus vergangener Zeit.
Antiochia einst war ein Hort der Gelehrten,
wo Jünger den Namen "Christ" einst begehrten.
Die Kirchen, sie litten in Krieges Wahn,
verbrannt, zerstört durch Feuers Bahn.
Doch nicht nur Gewalt trieb die Gläubigen fort,
es fehlte an Brot, an Frieden, am Hort.
Doch halfen die Kirchen in dunkelster Zeit,
sie standen den Armen mit Liebe bereit.
Sie pflegten die Kranken, die ohne Rast
geflüchtet aus Häusern, in Hunger gefasst.
Nach Erdbebens Schrecken in jüngster Zeit,
ward Hilfe gebracht mit erbarmender Freud.
Sie reichten den Armen das Brot ihrer Hand,
als Hoffnung in Leid das zerfallene Land.
Syrien war einst das leuchtende Licht,
ein Hort des Glaubens, der Wahrheit spricht.
Die Straßen der Händler trugen das Wort,
bis tief in den Süden, bis weit in den Nord.
Die Mauern der Kirchen, sie zeugen noch heut,
von Gläubigen, tief in der Liebe gebeugt.
Vergangenheit lehrt, doch die Zukunft ruft,
ob Glaube in Trümmern noch Wunder schuft.
Einst war Syrien christlich geprägt in den Landen,
doch Zwietracht ließ ihre Gemeinden verbranden.
Byzanz sah die Lehren des Ostens als Frevel,
so wurde Verfolgung zum schärfsten der Knebel.
Dann kamen die Reiter des Islam geschwind,
der Dhimmi war nun ein geduldiges Kind.
Ein Sonderzins lastet’ auf Christen fortan,
kein Weg mehr zurück – warst du Moslem erst dann.
Im Reich der Osmanen ward vieles gelindert,
wo Willkür regierte, hat Recht sich vermindert.
Doch erst durch Reformen im neunzehnten Jahr
fand Christenheit Aufschwung, ward größer und klar.
Der Baathismus gab ihnen schützende Hand,
doch spaltete Völker, entzweite das Land.
Der Krieg dann vertrieb sie – wer konnte, der floh,
zurück blieb ein Rest, doch die Zahl sie war roh.
Und heute? Die Zukunft, sie bleibt ungewiss,
was wird, wenn die Nacht sich am Morgen nicht misst?
V
In Syriens Land, wo Flammen toben,
ward Krieg gestoppt, so ward’s erhoben.
Zehn Märztag kam des Kampfes Ende,
nach blut’ger Schlacht mit harter Wende.
Vier Tage währte das Gefecht,
in Assads Namen hart und echt.
Tausend Fünfhundert fielen nieder,
darunter Frauen, Kinder, Brüder.
Neunhundertsiebzig Zivilisten,
Alawiten, laut den Listen.
Sie wurden gnadenlos gerichtet,
zum Teil am Tag, ganz unverflichtet.
Die Angst sie wächst, das Wort sich mehrt,
in Latakia Unheil währt.
Tartus bebt, in Homs die Klagen,
Christen müssen Leiden tragen.
Auf X ertönt der Hilfeschrei,
Fillon hebt’s an, er ruft herbei:
Ein Karmelit in Maaloula,
spricht aus, was allen ward so klar.
„Ein Morden ist’s, ein Massengraus,
man fegt Alawiten, Christen aus.“
Auch Retailleau erhebt die Stimme,
spricht von Blut und Todesgrimme.
Die Christen stehen mittendrin,
in Angst vor Feind und Krieges Sinn.
Ein Vater samt dem Sohn erschossen,
in Latakia, wo Tränen flossen.
Ein Priesters Vater fiel sodann,
in Banias am Mittelstrand.
Die Häuser brannten, Schätze fort,
Zuflucht bot ein sunnig Ort.
Der Patriarch in seiner Predigt,
erhob die Stimme laut und mächtig.
„Oh Präsident, sieh, was geschieht,
was deinem Land so hart geschieht.
Die Heiligenstätten, sie wurden zerstört,
ich hab' von geschändeten Bildern gehört.
Maria, die Jungfrau, ward niedergetreten,
die auch der Koran hat geachtet und beten.“
Doch Widerspruch ertönt von oben,
kein Zielgericht auf Christen droben.
Der Bischof Mourad ließ vernehmen:
„Alawiten mussten stöhnen.“
„Nicht Christen nur, die hier gefallen,
sondern auch Ismailiten, alle.
Nicht das Regime hat sie erkoren,
doch waren sie dem Krieg verschworen.“
Gelot spricht aus, was alle wissen:
„Alawiten fielen in Massenlisten.
Nicht Christen wurden explizit getroffen,
doch Chaos herrscht und Waffen hoffen.“
Nun blickt man auf des Reiches Pfad,
ob nun Gerechtigkeit hier naht.
Die Worte schwinden, Taten sprechen,
die Zukunft darf nicht wieder brechen.
VI
In Angst und in Schrecken, von Wunden gezeichnet,
so leben die Christen, von Feinden erreicht.
Die Flammen der Kriege, sie lodern und brennen,
und keiner, der hilft, ihren Schmerz zu erkennen.
„Es kümmert mich nicht, doch ich bin ein Opfer“,
so ruft es Ruwayda, das Herz voller Hoffnung.
„Wir fürchten die Nacht und erwarten den Morgen,
doch Zukunft ist nichts als ein Meer voller Sorgen.“
Die Küste von Blut und von Tränen umflossen,
vom Wahnsinn des Krieges in Schrecken umschlossen.
Die Mörder, sie kamen mit schrecklicher Wut,
und ließen nur Asche, nur Tränen und Blut.
Die Kirchen, sie klagen, die Glocken ertönen,
doch niemand wird kommen, ihr Leid zu versöhnen.
Der Vater, der Sohn – in den Straßen erschossen,
die Hoffnung der Herzen mit Feuer vergossen.
Die Türen verriegelt, die Lichter verlöschen,
die Stimmen erstickt in den Schatten der Löcher.
Die Flucht ist der Ausweg, die Heimat verloren,
die Träume von Frieden sind längst schon erfroren.
In Furcht und in Qual, in den Nächten voll Pein,
wer schützt ihre Seelen, wer lässt sie nicht allein?
In sunnit’schen wie christlichen Vierteln, da ging’s,
fast wie gewohnt, doch es fehlte am Schwung.
„Wir sind so besorgt, man spürt es genau,
die Menschen sind blass, sie zittern vor Grau’n.“
So sprach Heba leise, ihr Name verhüllt,
aus Angst vor den Schatten, die droh’n in der Bild’.
„Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringt,
das Herz ist beklommen, die Seele sinkt.“
Die Christen, so sagte sie, waren verschont,
nicht Ziel der Gewalt, die Alawiten bewohnt.
Doch Kugeln, sie kennen kein Glauben, kein Los,
sie trafen auch jene, gefangen im Stoß.
Die Kirchen in Latakia riefen sodann:
„Glaubt nicht jedem Wort, das Zweifel ersann!“
Mit ruhiger Stimme, vereint im Gebet,
sprach man von Frieden, der Winde verweht.
Sharaa verhieß mit ernster Gewalt:
„Wer Blut hier vergoß, wird büßen bald!“
Doch Gabriel, dreißig und sieben an Jahr,
fühlte sich nicht in der Zukunft gewahr.
„Ich habe zu große, zu schreckliche Angst,
dass hier eine Zukunft mir nimmermehr langt.“
„Vor zehn Jahren bot sich mir Kanada dar,
doch ich blieb in der Hoffnung, die trügerisch war.“
„Nun stehe ich hier mit bitterem Sinn,
die Reue nagt tief in mir ganz drin.“
VII
Der Morgen erwacht, doch der Himmel ist trübe,
das Land ist befreit, doch von neuer Betrübe.
Armenag sieht mit besorgendem Blick,
was bleibt von den Seinen, was bringt das Geschick?
Einst war die Angst in der Dunkelheit laut,
der Krieg hat verbrannt, was Vertrauen erbaut.
Isis nahm Leben, verschleppte so viele,
nun schweigt das Gesetz in verlassenen Ziele.
Als Assad entfloh, da war Jubel entfacht,
doch Räuber sind auf, wenn die Ordnung erwacht.
Wer schützt nun die Kirchen, wer schirmt uns den Frieden?
Warum sind es Christen, die wieder verschied‘n?
Die Asche vergangener Jahre verweht,
und doch ist es Zweifel, der heftig noch steht.
Die Mahner von einst sind in Gräbern versunken,
der Glaube an Schutz ist mit Blut tief getrunken.
Die Kerzen in Kirchen, sie flackern so sacht,
doch brennt ihre Hoffnung in dunkelster Nacht.
Wer wird uns bewahren, wer hält unser Wort?
Ist wirklich Erlösung – oder nur ein neuer Mord?
Sie sagt, es gilt, eine Macht nun zu bauen,
die alle umfasst, nicht nur wenige schauen.
Nicht dass ein Tyrann durch den andern vergeht,
und gleich eine neue Diktatur ersteht.
Ghias Moussa spricht, dass man hoffen noch kann,
doch Wahlen allein sind nicht alles daran.
Ein Herzchirurg, fort aus Damaskus geflohn,
seit Jahren in Jersey, der Neues betont:
„Wo immer die Knechtschaft entweichet, ist Licht,
doch bleibt es von Täuschung und Schatten nicht dicht.
Wir dürfen nicht, dass ein Despot nun enteicht,
und gleich ein Extremist die Führung erreicht.“
Sein Neffe fiel Feinden der Freiheit zum Fraß,
doch hegt er kein Dunkel, kein tödliches Maß.
„Es braucht eine Ordnung, die alle umfasst,
kein Joch einer Fraktion, das die Seele erfasst.
Die Klugen inmitten der Wellen der Zeit,
sie bergen das Gute und machen es weit.“
Er träumt von der Heimat, doch bleibt er noch fern,
zu lange lag Syrien tief in dem Kern.
Die Christen dort drüben, so viele verbannt,
sie wählten mit Stimmen, die hörbar gebrannt.
Trump nannte Berater, arabischen Stand,
doch zieht ihn das Schicksal der Völker ins Band.
Ein Kopfgeld, genommen von Sharaas Gesicht,
doch bleibt seine Gruppe ein dunkles Gericht.
Ob Wandel nun echt oder Maske nur sei,
das fragen die Völker, noch nicht vogelfrei.
Ein Priester in Angst, seine Stimme vibriert:
„Wie kann man den rufen, der einst uns verführt?“
VIII
Die Glocke erklang in der leeren Nacht,
doch niemand mehr folgte, kein Herz erwacht.
Die Kirche, die einst in dem Dorfe stand,
zerfiel in Staub durch des Feindes Hand.
Der Heilige Odisho, sein Haus zerstört,
ein Echo des Schmerzes, das niemand erhört.
Tel Tal ist verlassen, die Menschen entflohn,
nur Steine bezeugen, was einst hier bewohn’.
Ein Rosenkranz hängt an der kalten Wand,
die Hände bereiten den Tee am Rand.
Raheel gießt Wasser mit sorgsamem Blick,
in Trümmern des Glaubens, doch kehrt er zurück?
Ishaq geht schweigend durch leere Gass’n,
erzählt von jenen, die fortgerass’n.
Nach Kanada, Australien, Europa, hinaus,
ihr Leben verbrannt, doch bewahrt im Haus.
Zehn Jahre sind’s her, als das Schicksal schlug,
als Khaburs Ufer in Flammen trug.
Am dreiundzwanzigsten Februar geschah
das grausame Morden – es war ihnen nah.
Sie sprengten die Kirchen, sie raubten das Licht,
die Heimat der Väter, die fand man nicht.
Die Zukunft Syriens? Ein Schattenbild,
wo Hoffnung nur langsam den Kummer stillt.
Al-Sharaa, der neue Herrscher im Land,
verspricht den Schutz mit beherrschender Hand.
Doch Christen erinnern, was einst gescheh’n,
sie hoffen, doch zittern – wohin soll es geh’n?
Ein Baum ward verbrannt in der dunklen Zeit,
ein Zeichen der Angst, ein Funke aus Leid.
Doch Bischof Amsih spricht weise und klar:
„Gerechtigkeit soll sein, wie sie immer war!“
Die Welt schaut nach Syrien mit fragendem Blick,
wird Frieden noch kehren, bringt Zukunft zurück?
Die Glocke erklang in der leeren Nacht,
wer ruft sie zurück? Wer gibt ihr die Macht?
In Qamishli brennt ein Licht, ein Hoffnungsstrahl in dunkler Zeit,
die Kerze flackert, leise spricht der Glaube von Beständigkeit.
Die Mauern alt, doch ungebrochen, trotzen Krieg und kalter Macht,
die Kirche hat sich neu erhoben aus der tiefsten, dunklen Nacht.
Auf Hassakehs zerbrochnen Dächern hämmert emsig starke Hand,
die Hoffnung wächst auf neuem Grunde, aufersteht das Vaterland.
Ein Bild von Julian, der gefallen, hängt am Straßenrand zur Ehr,
sein Opfer ist in Stein geschrieben, seine Stimme klingt nicht mehr.
Ein Mann verkauft in stillen Stunden edlen Wein im fremden Land,
und doch bleibt seine Brust gebunden an das Schicksal, an den Brand.
Maria schaut aus stillen Rahmen, Jesus blickt mit ernstem Blick,
die Ahnen wachen überm Hause, geben Kraft und Halt zurück.
Wo Christen einst in Frieden lebten, flohen viele in die Nacht,
zurück blieb Schmerz, in Stein gemeißelt, was das Schicksal mitgebracht.
Die Täler leer, die Dörfer schweigen, Schatten bleiben, wo man ging,
und doch will Elias bleiben, weil das Grab der Ahnen singt.
Wo einst die Kirche strahlend stand, bleibt Staub im Wind, verbranntes Holz,
und doch erklingt aus fernen Zeiten tief im Herzen alter Stolz.
Der Panzer rostet, still vergessen, als ein Mahnmal in dem Land,
doch bleibt der Glaube ungebrochen, wie ein Herz aus hartem Sand.
Im Morgenlicht erklingt der Klang, der alte Glocken hallt,
Ishaq Nissan läutet treu, sein Herz ist fest geballt.
In Tel Tal, dem fernen Dorf, das fremde Kräfte lenkt,
wo mancher Christ mit Angst noch hofft, wenn neue Macht gedenkt.
In Tel Nasri schweigt die Zeit, die Flucht hat es entleert,
die Jungfrau-Kirche steht noch da, doch Wunden sind verzehrt.
Im Jahr, da Feuer sie zerbrach, da schrie das Land voll Leid,
doch dennoch trotzt der Glaube Nacht, in tiefster Dunkelheit.
Janet Chamoun stand im Licht, im stillen Kirchenschrein,
bis eine Bombe draußen schrie, sie fiel mit Kind hinein.
Doch sie blieb dort, trotz der Furcht, trotz all der Wunden schwer,
die Wurzeln sind ihr Heimatland, ihr Beten füllt es mehr.
Die Zeit vergeht, der Glockenklang trägt fort der Treuen Mut,
denn Heimat bleibt, was Wurzeln treibt – mit Hoffnung, starkem Blut.
IX
Ein neuer Herrscher in Syriens Land,
vertrieb den Assad mit harter Hand.
Ahmed al-Sharaa regiert nun hier,
doch bleibt die Zukunft ein Rätsel schier.
Die Christen bangen, es brannte ein Baum,
ein Zeichen des Hasses, zerstört ihr Traum.
In Hama geschah es, der Zorn war entfacht,
die Menschen erhoben sich in der Nacht.
„Ein Syrien für alle“, so rief er aus,
doch Zweifel wachsen in manchem Haus.
Sind sie gemildert, die einst so rau,
oder bleibt es nur Täuschung, nur schöne Schau?
Ein Treffen mit Priestern, ein Zeichen des Lichts,
doch reicht es, wenn Dunkel das Land umflicht?
Der Erzbischof hört, dass sie gleichwertig sind,
doch bleibt in den Herzen so mancher blind.
Die einen hoffen auf neue Zeit,
die andern warnen vor List und Leid.
HTS mag anders erscheinen heut,
doch bleibt das Misstrauen tief und weit.
In Washington glaubt man an Wandel bald,
und hebt ein Kopfgeld auf – kalt und alt.
Doch wer hier regiert und was noch geschieht,
ist ungewiss, wo der Sturmwind zieht.
Ein Staat, der Recht und Freiheit gibt,
wo jeder Bürger sein Land auch liebt –
das wäre das Ziel, das manche seh’n,
doch kann es in Syrien je gescheh’n?
Die Rufe nach Einheit, sie hallen so laut,
doch Zeichen der Spaltung sind längst schon vertraut.
Man trennt nun die Frauen, verbietet den Wein,
und schwarze Fahnen im Winde gedeih’n.
Besorgnis wächst, wie die Schatten es tun,
wo Kreuze einst standen in friedvollem Ruh’n.
Die Christen, bedrängt, doch nicht ohne Verstand,
verharren, solang es ihr Schicksal noch fand.
„Nicht Feinde sind’s, doch die Angst ist so groß,
die Zukunft erscheint uns bedrohlich und bloß.“
Die Minderheit fürchtet, doch mahnt man sie an,
dass Hoffnung in Brüderlichkeit wachsen kann.
Man spricht von Respekt, doch man sieht auch Gewalt,
die schleichend sich zeigt, ungebrochen, geballt.
Die Schreie der Opfer im fernen Alepp’,
erzählen von Not und vom blutigen Tepp’.
Die Hände gereicht, doch die Türen versperrt,
die Flucht ist gewollt, doch das Glück bleibt verwehrt.
Der Friede ein Traum, der in Fesseln noch liegt,
die Herzen der Menschen von Furcht nur besiegt.
Doch hörst du das Wort aus den Kirchen so sacht?
Ein Bote des Papstes hat Hoffnung gebracht.
Die Seelen, sie hoffen, die Stimmen, sie fleh’n,
dass Licht einst die Dunkelheit lässt vergehn.
X
In Syriens Land, wo Kriege wühten,
verhallen Schreie, Klagen, Flüchten.
Die Christen dort, in Angst verbannt,
in eig'nem Land, doch unbekannt.
Der Terror wächst, die Schatten schwinden,
kein Schutz, kein Recht ist mehr zu finden.
HTS herrscht hart mit kalter Hand,
die Kirchen brennen, Staub, kein Stand.
Sie fürchten um ihr altes Leben,
nach Freiheit streben, bang' Erbeben.
Gezwungen oft zum fremden Glauben,
zermürbt, verzagt, von Ketten schnauben.
Die Gassen leer, die Stimmen leise,
in Furcht gefangen, dunkle Reise.
Vertrieben aus der eignen Stadt,
wo einst der Glaube Heimat hat.
Der Priester floh mit trunk'nen Blicken,
sein Herz zerfiel in dunklen Stücken.
"Sie tilgen uns aus uns'rem Land!"
doch Widerstand bleibt unverbannt.
Die Welt, sie schaut, sie schweigt, sie zaudert,
während das Blut in Tränen plaudert.
In fernen Ländern wird geschrien:
"Lasst nicht das Unrecht so verzieh’n!"
Die Christen stehn in fremden Gassen,
ihr Hab und Gut ist schnell verblassen.
Sie hoffen noch auf Schutz und Recht,
doch bleibt das Licht der Welt zu schlecht.
Die Zeit verrinnt, der Ruf verhallt,
doch für die Hoffnung ist’s nie alt.
So stehn sie fest, so trotzen sie,
obwohl in Dunkel bricht das Knie.
Internationale Stimmen rufen, laut und klar,
Nach Wahrheit, nach Recht, nach Untersuchung sogar.
Missbrauch geschieht in der Dunkelheit,
HTS herrscht mit harter Hand und Geleit.
Amnesty klagt, auch Human Rights Watch,
Verlangen Gerechtigkeit – keinen politischen Flop.
Die UNO soll drängen mit mächtigem Wort,
Dass Schutz für die Minderheit bleibe vor Ort.
Die Vielfalt der Glauben zu wahren, oh Not,
Dass Syrien bleibe ein friedlicher Ort.
Hilfe für Menschen, die heimatlos sind,
Gemeinden zerstört durch den wütenden Wind.
Druck auf Regierende, nah und weit,
Dass Freiheit für Glauben im Lande bleibt.
Doch Hoffnung erlischt nicht im Schatten der Zeit,
Gerechtigkeit kämpft gegen Willkür und Leid.
Durch Stimmen der Welt kann Wandel geschehn,
Diplomatie lässt Tyrannen vergehn.
Die UNO, sie mahnt mit gewaltigem Chor,
Notiert jede Tat, trägt Verstöße hervor.
Und dort, wo die Menschen zusammenstehn,
Kann neues Vertrauen in Zukunft entstehn.
Mit Bildung und Brücken aus Respekt,
Wird Hass durch Weisheit bald überdeckt.
Doch ohne Unterstützung, ohne Kraft,
Bleibt Christen in Syrien keine Schaft.
Der Frieden verlangt nach stärkerem Band,
Nur Einheit führt aus Gewalt und Brand.
Wird jetzt nicht geholfen mit Herz und Verstand,
Verblasst eine Kultur aus uralter Hand.
Die Erben der Apostel rufen nach Recht,
Ihr Flehen verhallt – oh, handelt nicht schlecht.
XI
Mitten in dunkler, mondloser Nacht,
hat seine Mutter zu ihm gebracht
eine Botschaft voll Kummer und Leid,
Tränen, die flossen in stiller Zeit.
„Wenn wir vergehen im Feuer der Schlacht,
komm nicht zurück in des Krieges Macht!
Lass unser Haus, es ist nur Staub,
lass dieses Land, es ist nur Raub.
Behalte dein Leben, verweile dort,
komm nicht zurück an den düstren Ort.“
Damaskus fiel, die Fahnen wehn,
Rebellen kamen, das Volk sollt sehn.
Freud war gemischt mit bangem Beben,
Christen fürchteten um ihr Leben.
Elias sah mit Kinderblick
den Freund geraubt, er kam nicht zurück.
Was blieb, war ein Haupt in blutiger Ruh,
ein Kreuz im Munde, die Lippen zu.
Begraben ward es mit stiller Hand,
ein Grab im kargen Christenland.
Später, als Glocken zur Weihe erklangen,
hat eine Drohne sich dort eingefangen.
Zwei starben, zwölf sanken in Schmerz,
noch mehr Narben im trauernden Herz.
Elias spricht: „Ich bin noch jung,
doch schon zwölf Freunde sanken in Dung.
Was soll ich glauben? Was bleibt mir hier?
Der Tod ist näher als mein Quartier.“
Ein Name schreit durch Blut und Leid,
ein Mann von Hass und Grausamkeit.
Er bricht die Schwüre, er löscht das Licht,
und was er verspricht, das hält er nicht.
Sein Heer marschiert durch dunkle Gassen,
und Christenherzen pochen blassen.
„Bleibt!“, so rufen die Stimmen laut,
doch wer vertraut, wer wirklich traut?
Weihnacht einst mit Lichterschein,
nun herrscht Furcht im Kerzenschein.
Die Bäume stehn, doch kaum ein Kind
singt noch, wenn erste Sterne sind.
Und wer im fernen Exil verweilt,
der bangt, ob das Land sich ins Dunkel teilt.
Syrien bebt, das Kreuz ist schwer,
die Angst umgibt es mehr und mehr.
Im Staube liegt das Bildnis schwer,
von Christi Antlitz nichts mehr hehr.
Die Mauern einst aus Stein und Licht,
zerschlagen nun, ein leeres Nichts.
Al-Jolani spricht so klug und fein,
doch bleibt sein Herz aus schwarzem Stein.
Er lächelt sanft vor Westens Blick,
doch täuscht sein Wort, trügt das Geschick.
„Gerechtigkeit für jedes Land!“
So ruft er laut mit sanfter Hand.
Doch seine Fahne weht dabei
wie Sturm aus finstrem Kampfgeschrei.
Ein Kopfgeld steht auf seinem Haupt,
vom Hass der Menschen mitgeschaubt.
Die Worte lind, die Taten hart,
wo nichts als Schatten übrig ward.
Im Dunkel flüstert leise Angst,
wo Christenseelen eins verharrt.
Die Kirchen brennen, Stimmen gehn,
die Jahre fliehen, Tränen stehn.
„Ich bete“, schreibt Maria leis,
denn nichts bleibt sonst in dieser Reis’.
Und ringsum schweigt die weite Welt,
die Nächstenliebe hat gefehlt.
Ob Diktatur, ob Chaos wild,
die Angst bleibt stets ihr stummes Bild.
Wer schützt das Volk? Wer steht ihm bei?
Die Hoffnung schwindet sacht entzwei.
In Aleppo herrscht seltsame Ruh’,
wo der Krieg einst wütete – nun schaut man zu.
Die Christen sagen: „Es geht uns gut“,
denn wer regiert, zeigt friedliche Hut.
Oueis spricht aus, was vielen missfällt:
„Die Islamisten werben um die Welt.
Sie wollen nicht länger Terror sein,
doch bleibt die Angst im Herzen mein.“
Sie selbst war gefangen, verhaftet, gequält,
weil sie von Protesten im Netz erzählt.
Doch nun kann die Familie bestehen,
zur Arbeit gehen, den Alltag sehen.
Der Weihnachtsmann steht in Aleppos Gassen,
während die Christen das Fest umfassen.
Doch fragt sich manch einer: Wie lang bleibt’s gut?
Ist Frieden echt, ist Ruhe nur Mut?
Zu oft sprach der Feind von sanfter Hand,
dann brannte das Land, verbrannte der Stand.
So war es in Afghanistans Zeit,
versprochen ward Freiheit – dann kam das Leid.
Und in Damaskus, da bleibt’s noch finster,
denn Strom gibt’s kaum für Vater und Kindster.
Wer Licht hat, verbirgt’s – sonst droht der Raub.
Sie warten im Dunkeln, mit schweigendem Glaub’.
XII
In Syriens Gassen erklingt ein Chor,
die Fahnen der Freiheit – sie wehen empor.
Die Menschen sie rufen mit mächtigem Klang,
der Jubel ertönt, durch die Straßen er drang.
Die Herrschaft des Assad – gefallen so schnell,
wie Blitze, die schießen am nächtlichen Quell.
Die Rebellen verkünden in ernster Gestalt,
für Christen sei Friede, für alle Gewalt.
In Aleppo versammeln sich Bischöfe bald,
und hören Versprechen, doch trauen nicht bald.
Der Nuntius betet: "Gott sei es gedankt,
dass keiner im Blute versank."
Der Pfad in die Zukunft – steinig und schwer,
die Worte der Sieger – versprechen nicht mehr.
Doch flüstert ein Christ, in bangem Ton:
„Sie sagen, sie schützen uns, lassen uns schon.
Sie wollen nur stürzen des Assad’s Gewalt,
doch Wahrheit zeigt sich nicht heute, nicht bald.“
Die Freude der Massen – sie hallt durch das Land,
sie hoffen, das Neue sei frei von Verband.
HTS, einst mit dunkler Gewalt,
brach mit dem Islamstaat, nahm sich Gestalt.
Nun spricht ihr Anführer, Julani genannt:
„Es gilt, was für Jahrhunderte stand.“
„Die Völker, sie alle, gleich ob Alawit’,
sie bleiben bewahrt vor Willkür und Lied.“
Die Welt schaut mit Zweifel, erwartet die Tat,
ob Freiheit nun herrscht oder neues Gestad.
Die Kirchen, sie zittern, ihr Volk schwindet hin,
die Gläubigen fürchten um Heimat und Sinn.
Die Zukunft, sie hängt an Versprechen und Wort,
doch Hoffnung allein trägt niemand hinfort.
Verwüstet sind Kirchen, zerstört ihr Gebet,
der Glaube versank in dem Strome aus Leid.
Verloren die Stätten, wo Christus noch steht,
vom Kriege gezeichnet in dunklerer Zeit.
Einhundert und zwanzig, die Tempel verbrannt,
die Glocken verstummten, das Kreuz fiel zu Boden.
Der Gläubige floh vor der mordenden Hand,
vom Hass überfallen, von Teufeln umwoben.
Ein Priester, erschossen, sein Name nicht schweigt,
Franz Murad, gefallen im Feuer der Rache.
Die Bischöfe fort, und kein Licht, das noch zeigt,
wo Aleppos Hoffnung sich barg in der Nacht.
Die Menschen, sie rufen: "Wir hungern, wir flehn!"
Sie betteln um Wasser, um Brot für die Kleinen.
Sie sterben, wo Schlachten erbarmungslos stehn,
die Waisen, sie bleiben, die Mütter nur weinen.
Der Himmel zerreißt, wo die Bomben nun kreißen,
kein Engel kann trösten, kein Lied hält noch stand.
Das Feuer der Waffen lässt Mauern zerreißen,
und Asche verweht übers sterbende Land.
XIII
Als erste Kunde durch die Welt entfloh,
von Blutvergießen in Syriens Westrevier, da wuchs die Not –
Die Schlagzeilen brausten, die Angst sie schwoll,
doch Wahrheit und Trugbild vermischten sich toll.
In hastiger Eile, in wirrem Geflecht,
da wurde geformt ein verzerrtes Geschlecht
von Meldungen, die wie der Sturm sich drehn,
und Wellen der Täuschung durch Medien gehn.
Man raunte voll Schrecken: Das wahre Gesicht
des HTS-Regimes nun entlarvt sei im Licht.
Bis gestern, da rang noch die Kunde um Klarheit,
der Berg von Berichten wuchs weiter in Wahrheit.
Ein Zeuge berichtete, Zahlen entfloh’n,
doch welche nun stimmen, das weiß man nicht schon.
SOHR rief: Ein Morden von 1.450,
SNHR aber sah’s halb so gewichtig.
Auch Kirche und Helfer, sie boten Bericht,
doch keiner von allen bewies es mit Licht.
In Latakias Bergen, an Syriens Gestaden,
da fielen die Menschen in finsteren Tagen.
Die Alawiten, in Assad verstrickt,
wurden zum Ziel und mit Tod erquickt.
„Genozid!“ so rief es aus manchem Mund,
und Christen, sie wurden betrauert zur Stund’.
Man schrie: „Sie schlachten, entweih’n unser Heil’,
und treiben die Christen zum Tode in Eil’!“
Doch dann klang ein andrer, besonnener Laut,
der falsche Gerüchte und Panik verstaut.
Nicht achtzig, nicht hundert – nur drei sind bekannt,
die fielen als Christen durch mörderisch’ Hand.
Die Kirchen, geeint, sie gaben bekannt:
Nicht Massaker war’s, sondern Lüge verbrannt.
So bleibt nur die Wahrheit, die keiner ganz kennt,
verloren in Nebeln, vom Zweifel getrennt.
In Syrien wütet noch immer das Leid,
die Wunden der Kriege, sie heilen nicht heut’.
Ein Vater, ein Sohn aus der Kirche geflohn’,
im Sturme der Kämpfe, von Angst nur betrohn’.
Ein Priester, sein Vater, in Banias’ Land,
wo Feuer und Schrecken die Gassen verbrannt.
Man klopfte an Türen, mit Waffen bereit,
ein Schuss in den Kopf – nur Schweigen erneut.
Mein Bote erzählte: „Sie kennen es nicht,
wer Alawit, wer Christ ist im Licht.
In blinder Wut mit blutiger Hand,
so fiel manch’ Christ in der Feinde Brand.“
Doch immer war’s nicht so wild und so leer,
in Belma, da kämpfte kein Schwert und kein Speer.
Ein Dorf voller Greise, kein Schutz, kein Schild,
vom Raub überrollt, in Furcht erstillt.
Die Häuser geplündert, die Habe geraubt,
die Straßen verwüstet, in Asche getauft.
Doch mancher Bericht spricht hasserfüllt,
dass man nur Christen im Blute hüllt.
Der Patriarch rief, von Schmerz durchdrung’n,
dass Heilige Bilder im Schmutze versunk’n.
Die Jungfrau geschändet, ihr Antlitz zertret’n,
wo bleibt der Glaube, der einst hier gesteh’n?
Doch nicht nur Hass gegen Christen allein,
es war eine Taktik des Staates gemein.
Mit eiserner Faust, mit harter Gewalt,
so rächte sich jener, der Rache nur galt.
Mein Bote sprach weiter, von Blut in der Flut,
von Männern, die kannten nur Rache und Wut.
„Wir Christen“, so sagte er still und so weich,
„vergeben, doch jene – sie kennen’s nicht gleich.“
Tartous, einst sicher, verschont vom Krieg,
nun leidet es mit im eisernen Sieg.
Ich sah es mit Augen, ich sah es genau,
die Flucht aus Aleppo, das Elend, die Schau.
Wird Syrien Frieden je wiederseh’n?
Kann Ruhe nach all diesem Wahnsinn entsteh’n?
Die Zeichen, sie zeigen: es wird schon mehr,
die Ordnung des Staates herrscht wieder sehr.
Der Erzbischof mahnte in brennender Pein:
„Lasst Einheit uns suchen, versöhnt euch am Schrein!
Nach Jahren des Todes, des Krieges und Leid,
braucht keiner mehr Waffen, noch Schmerzen, noch Zeit.“
XIV
In Damaskus tönt das Lied der Feier, hell und rein,
Christen singen froh am heil’gen Abend ein.
Doch das Land erbebt in dunkler Kriegesnacht,
Blut und Tränen fließen, keiner hält mehr Wacht.
Schwer bedrängt, verfolgt, in Not und tiefer Pein,
Christen fallen hin, ihr Leid ist ungeheuer klein?
Nein, die Welt darf nicht in Schweigen sich verlier’n,
Hoffnung muss ertönen, Licht darf nicht erfrier’n!
Tausend Unschuld’ge, sie bluten ohne Schuld,
Mörder ohne Gnade, ohne Herz und Huld.
Rufen wollen wir: O Herr, erbarme dich,
Sende Schutz und Frieden, führe sie ins Licht!
Doch der Menschheit Herz bleibt oft so kalt und leer,
Und die Wahrheit stirbt, wenn keiner kämpft um mehr.
Gott sei Dank, es gibt noch Orte voller Ruh’,
Wo das Licht noch leuchtet, wo man atmen tu’.
Betet, Brüder, Schwestern, haltet fest daran,
Gott verlässt die Seinen nicht – nein, niemals dann!