DE OLLE PASTÖRS WEEK


vun Anette vun Droste-Hülshof


Plattdütsch vun Torsten Schwanke


för Herrn Pastör Andreas Scheepker




Sünndag


Dat is nu so'n schlimmer Dag,

As de April de bröcht mag,

Mit Schlacken, Schnee un Regen.

För de drüdden Mol in dat Gebrus,

Streckt Jungfer Anne vör'n Hus

Haar kupfern Blendlatern ut

Un späht lang all de Wegen.


"Wo' de Pfarrer blieven kann?

Ach, sik, dat den guten Mann

Wat över'n Weg fahre!

En Förleger wohl, de Rechnen maakt –

Um acht weer de Gottesdienst vertaat:

Schall men so streifen in de Nacht

Bi Gicht un graue Haaren!"


Se slöt de Dör, schüttelt baß

Haar Kopp un wisch't an'n Brillenglas;

So goed dünkt ehr de Stuv.

In‘t Oven kracht's, de Lampenscheen

Hellt över'n Tisch den Sünndagsween,

Un lockend lädt de Sessel een

Mit sien Kissengruv.


Pantoffeln – Schlafrock – allens recht!

Se horcht na'n ne’en, doch hört se schlecht,

Es swirrt ehr vör de Ohren.

"Wie? hett't geklingelt? Ei, der Daus,

To'n twieten Mal! Snel wech! raus!"

Da tritt de Pfarrer schonn in'n Haus,

Ganz blao un stiff gefrohren.


De Jungfrau blickt'n lüttje quer,

Begütigend de Pfarrer her,

Wie't recht in dissen Orden.

Dann hustet he: "Keen Mond noch Stern!

De lhamme Frerik hört ok gern

Ein christlich Wort op'n Dag van Herrn,

Es is mi spööte worden!"


Nu sinkt he in de Kissen fest,

Werft af de Kleders ganz durchnäßt

Un schlürft de Traube Segen.

Ach Gott! blots wer jahraus, jahrein

In anners Dienst leeft allens allein,

Weet, wat't heißt, bi'm Sünndagswein

Sich ok'n lüttje pflegen.





Maandag


Wenn ik an'n Måndagsfrüh opwacke,

Sö'n geit mi dat gaut, dat is ganz klar;

Måndag hett so'n eegen Tacken,

In'n klienen Wekenreich, dat is wahr.

Denn de Predigt is noch wat weg,

All de Sorgen sint so lütt;

Keen kummt an'n Måndag, dat is echt,

Ob för'n Trauung oder Beicht, dat sünd wit.


Un du kannst mi dat nich verkenken,

Wull ik in de Amtsfrüst

Eenen freien Stunn schenken,

Wat ok to loben is, dat is jist.

So wakkert, Lüüd, von doppelter Kraft,

Vun meine fleiß'gen Jugendtied!

Stellt di in Reih' un in die Schaft,

Olle Bilder, verschneit, so wie dat flieht!


Ilion wull ik besiegen,

Mit Horaz op Reisen gehn,

Will mit Alexander sigen

Un an Memnons Söule stehn.

Oder ok vergnügt un klarten,

Wat't Vaterland gebracht hett,

Mi mit Kant un Hegel verbraken,

Mit Laudon in de Schlacht, dat is nett.


An de Bücherleeder träppelt

Seh den Pfarrer, voller Lust,

Sich verschanzen, sich vergrabbelt

Under'n Hef un Foliant, wie'n Gust.

Blättert, nixt dat - nickt - gefüle,

Ganz versunken, sitt he da,

Dat mit eene Linie dußle,

Denn merkst dat Buch, wat he nahm, klar.


Awer wat kann ihn so bewege?

Opgeregt sünd sien Gedank!

Un dat Käppchen ganz verhege

Drückt he in'n Stirn, ganz frank.

Nu fängt he an to pfeifen,

Höört! dat Lied von Prins Eugen;

Sein weiße Brüst enkäften

Seh ik op un nieger gehn.


Ha, nu is de Türke fellen!

Un den Pfarrer flügge ruff,

Högt sien Brauen, de soll tellen,

Senkrecht steiht sien Pfeifenluff.

Im Triump wüllt he sich denke,

Mit den Kaiser un den Staat,

Seht sich sülvst den Säbel schwenke,

Föhl sich sülvst as Soldat.


Awer dussen klappern Tritten,

Fragt'n Pfarrer, is nu hier?

Der, ut'n Gefecht-Mitten,

Huscht in'n Sesselfall, wie'n Tier.

Ei! dat wären saubere Lüüd!

Beichtkind un Kommunikant!

Hätt'j all den Pfarrer funnen,

Mit'n Säbel in de Hand!“




Diensdag


Op de breete Tenne dreihn,

Paar an Paar, so schön un fien,

Wo de Musikanten stahn,

Geig' un Klarinett in’n Sinn,

Ook de Brummbaß rumpelt dreihn,

Siet man noch den Bräutigamsschrein,

Un dat Hochtietbett.


Wat eigen, wat schlaue,

Un een wenig bleich,

Sittsam is de junge Fraue,

Würdevoll un reich;

Denn se is des Huses Kind,

Denn se führt den Ehenmann

In ehr Erb’ un Reich.


Sippenschaft is een groot Band,

Geiht allens in dat Land;

Hunnert Kappen, goldbrannt,

Kreuze blinken bi’n Rand;

Wat dat drängt, un wat dat schiebt!

Wat sick kennt un wat dat liebt,

Wüllt bi’nanner sin.


Nu'n schallend Vivat springt

In den Schwarm so fein,

Wo de Tiere mit us singt,

Wi’n Applaus so rein.

Jo, wie an de Krippe fein,

Brüllt de Ochs un Eselein

Üwer’n Trog, ganz rein.


Ganz verdötscht de junge Mann,

Hält die Buddel schwer,

Späße fliegen för de Bann,

Keiner fällt no her.

Doch he lacht un reicht de Hand,

Nu is he för sien Stand

Allens in de Welt.


Olle Fruuen, switzig un platt,

Junge Deerns rennen dort,

Spenden, wat in'n Korb dat hatt,

Reihen up un fort.

Söven Tische kann man singen,

Söven Kaffeekessel blingen,

Breit un glänzend dat.


Aber freundlich, as he kam,

Söcht de Pfarrer to,

Drüben unner tausend Kram,

Funden Stab un Hut.

Dankt noch schön de Fruu vum Haus,

Un in de Dämmerung naus,

Trapp he fröhlich to.


Wandelt dörch de Abendruh,

Sinnt un denkt so fein:

Ei, dor ging dat froh un nu,

Munter un nich fein.

Aber – aber – aber doch –„

Un een langes Aber noch

Fügt he seufzend bi.


Wie dat flimmert! Wie dat lacht!

Kanten, Hannenbreit!“

Ach, de schnöde Kleedepracht

Macht em tausend Leid.

Un nu gaar – he war nich blind –

Eenen armen Manns Kind;

Nee, dat gung to weit.


Kurt, he nimmt sück ernstlich vör,

Hüt un hier an de Steg,

Ja, an de Gemeind’ Ohr,

Wächter treu un leg,

Will he dat tragen un scheut;

O, he findet schon de Tide

Un den rechten Weg.





Middwoch


Du geihtst mit Freid, mit Ehr,

De Pfarrer, sin Lust un Plagen:

Alltäglich triffst du den,

De frömme Mann, in all de Tagen.

De gute Seelenhirt,

Tritt vör sien Schwelle,

Is allens to Stelle,

Wirt förn Kollegen hier.


Mit Sorg, dat wel gemeint,

So schaff he wedder un wedder;

Doch wenn de Morgen meint,

Denn freut he sik, dat hebbt he wetter.

Am Abend kam de Fründ,

Erschöppt, wie se de Gäste kennen;

Nu moet he besten sannen,

Dat allens fein un korrekt sünd.


De Kannen strahlt so hell,

De Teller glänzt as'n Stern;

Jungfer Anne schnut uns schnell,

Hört mit’n Ohr, de Herrn!

Ooch, wullte se de Gast seh'n,

Im alten Jäckchen, fein;

So mutt se flüchten, ganz allein,

Vör so'n Schand, dat könn se gehn.


Un wat er an de Hand fand,

Dat reizt de Pfarrer emens;

Jungfer merkt dat nicht brand,

Doch he spielt mit, to emens.

De Schlaguhr, ungeschickt,

Er packt se mit unruhige Hand,

Un dreht se langsam um den Rand,

De Mann, voller Mut, un verrückt!


He schleppt de Folianten,

Putz Fensterglass un Tisch;

Mit Würde scheut de Lanten,

Wischt dat Holz, un dat, wie Fisch.

An de Paradiesbaum,

De Blätter zart, ganz klor,

Eins bricht er, doch dat sieht man vor,

Denn keen een schaue von de Raum.


Un as he de Klingel dreht,

In Schatten, still, so fein,

Kommt dat ihm, wie'n Wind, so spät,

De Jungfer flieht nun allein.

Die Glock schlägt fest un klar,

Die Jungfer is'n Fluchtpaket,

Und der Pfarrer, wie'n Held,

Begrüßt de Gast, als ob er die Götter seht.


De Gast freit sich an de Haus,

Sich lüstert von altem Plan,

Worte hebbt nix mehr raus,

Wat he säht, so fiel man dann.

Ich sach es ohne Scheu,

Von Gleisen sind sie all hier,

Kommen, sik ehr'n hierher,

Wirt un Gast, un Glück de Leut.


Un mitten in dat Essen,

Dat vortrefflich, fein wie man,

Hört man nicht nur das messen,

Dat Lehr, de Ehrenstand man kan.

Viel het dat hört, doch nichts getragen,

Dat einzig sag ik, dat sind die Fragen:

Sie sprachen klor un voll von Weisheit,

De Gast un Wirt, so wie die Zeit.


Un seht man nu den Pfarrer,

Geht stolz von Hus to Hus,

Er führt den Gast, so klarer,

Sprekt laut: „Ick lob das Hus,

So blank un schnit, hoch oben,

Dat würd ick sülvenst loben,

Dat Hus is fein, hier oben.“




Dönnersdag


Winden rauschen, Flocken fliegen,

Jed Schwalbe sucht dat Hus,

Nu, de Pastör, unerschrocken,

Segelt in den Sturm na Hus.

De Paden sünd nich de besten,

Aber s’wär‘ noch wat to sin,

Wör‘ he nich unner’n Mantel

Äpfel un den Wein to krin.


Ach, him is so wohl to Muten,

Dat de kranke Zimmermann

Endlich de gonnte Gabe

Eenmal von him kriegen kann.

Allens muss he heimlich lachen,

Wie de Anne Äpfel las,

Un wie he den Wein stibitzte,

Wie se im Keller saß.


Längs de Teich, seh ihn flattern,

Wie he rudert, wie he streicht,

Kann den Mantel nimmer zwingen,

Mit de Finger, starr un weich.

Öfter aus dem trüben Oog

Kommt een kalte Tran raus,

Wen ihm de graue Haare

Spinnenwebig gehn um dat Haus.


Doch, Gottlob! Dor is de Hütte,

Un nun öffnet sich dat Hus,

Un nu, keuchend op de Tenne,

Schütt he de Federn ut.

Ach, wie freit sich de Pastör

An de lichten Feuerschein!

Wie he fleißig schenkt dem Kranken

Dat erste Gläschen ein.


Set dat an des Lagers Enden,

Stärkt em besten de Geduld,

Un von sinen frommen Lippen

Fließt einfach dat Wort der Huld.

Wenn de abgezehrten Hannen

He so fest in sine schließt,

Fühlt de Kranke sück anders,

Meint, dat nix em mehr verdrießt.


Mit de Einfalt, mit de Leev

Schmeichelt he de Seele wach,

Kann an jed Hart sik legen,

Sei‘t dat stark oder schwach.

Aber draußen will’t dunkeln,

Draußen tröpelt’t ut dat Dach;

Lange sehn em na de Kinder,

Un de Kranke seufzt em nach.




Freedag


To denken an de Dagen, so fest,

De Sorgen, de treu allens besägt,

De Leev, de'n eenmal trüg, dat het best,

Dat ehr'n Mann so vör miht enlägt.

Am Lehrer alt, am Schöler mild,

Dat is nicht selten to erkennen;

Un wenn se beide graa vun den Strähnen,

Hann se desto mehr in'n Bild.


Meist de Pastör, de dat kriegt,

För Troow dat den Lohn mit bringt;

De Fried von't Alter is nich leedt,

De Schöler blifft den Sohn, so sengt.

Ja, wat de Tied de löppt förbi,

Un wedert dat Neue in't Grön,

De Herzen zieht den alten Sün,

Dat sünd de Strick von Vergänglichkeit.


So laat de heile Mann wat falln,

Mit'n Fröh'n de gute Pfarrer nich scheut,

Dat spanische Rohr, de Silberknallen,

Denn heut geihts to'n jungen Herrn.

De kann in reife Jahr'n stahn,

De ihn ehren, de Kinner, erwachsen,

Doch dat stört den Pfarrer nich, de'll hassen

Vör so'n Jungen, den 'n klein gesehn.


Ganz still dörch Lindenpark die Wandern,

Wo Veilchen blüht, dat find't he fein;

De alte Mann kann nicht verdrangen,

Dat Freedags sich de jungen freun.

Er weet, den Junker is noch fröh,

De Leev längst vergang'n, dann

Un sin Lehrer schwache Bann,

Mit'n Glas'n Wein und'n gode Fisch.


De Torehalls, de trit he in,

De Spatzen flockt ut'n alten Beet,

De junge Schar, so voller Sinn,

Lacht, kräht, und flippt mit'n Gebet.

De kleine Junker is hier so wild,

Dat he de Pfarrer plagt, sie lachen,

De junge Schüler seid zu schwachen,

De Pfarrer trifft, ganz unverhild.


De stürmt all um, so snuten fein,

Dat klammert sich de Mann an'n Kleid,

Doch geit he mutig, de Mann allein,

Sich plackert durch, un gibt to'n Streit.

Doch he liebt se all, de kleinen Blagen,

Die'n allens verjüngen, in Tied,

Und för de Jünger mehr in'n Kümmer

Der Lehrer blickt mit Freid.


De Wirt, de Mann mit grauem Haar,

Föhl sich jung, und springt al'törns,

Nich von Lehrers Seite stahn mehrklar,

De Rekruten von't junge Jahr.

Wenn er in alten Bannen stonn,

Sagt flüsternd wi de Jüngere Künsten,

De Sproch, de War, un lächelt ruh'n,

Mit Glück und Frohsinn sehn't si ut.


När Spazieren gehn, de beide freun,

Bloß bünn'n Blumen in'n Flieder,

Der alte Mann seht nicht verstehn,

Doch wandern weiter mit dän geder.

Doch am Awend stillt sich dat Tren,

Se schieben dat vorrück ut de Lüde,

De Kinner sehn't dat mit de Möde,

Doch sehn de Nacht um den Herrn.




Samsdag


Wie funkeln de Sterren so hell,

Wie düster de Grund as'n Quell,

Un ut’n Teichenspiegel,

Steigt de Moond up’n Hügel,

Ganz üm de elfte Stund.


De Pfarrer hett von Predigtuff,

He hebt sich, ganz ut Müden uff;

Wohl was he unverdrossen,

Un eindelijk is't geschlossen,

Mit langem Federstrich.


Nu öppnet he dat Fenster,

Trinkt den milden Duft in'n Eken,

Spricht: „Wer schullt' dat seggen,

Noch Kolden to'n Tagen,

Un dat is Maienwind!“


De Strahl von’t Rundum glimt,

Sein Blick de Himmelsbahn durchklimt,

Schon wüllt der Himmelswagen

De Deichsel abwärts tragen.

Ja, ja, dat is schon spät!“


Un as he dat sagt,

Kummt to'n Pfarrer'n nach,

Dat he mookt sich’n Gedanke,

Und de Rede wird schranke,

Mit unschuldigem Gedank' un Lachen.


Nie hebbt se‘n so hager,

Nie fühlt' he sik so alt,

As dat he heit begaabt

Den langen Moritz Raben,

De Förster, dat is’t, von’t Wald.


Am sülven Dag geboren,

Am sülven Dag getauft,

Dat is'n seltsames Wesen,

Und seggt uns ganz am Lesen,

Wat de Tied uns versaugt.


De Nacht, so geheim in'n Funkeln,

Un dat de Moondstrahlen sanken,

De frische Hügel ganz gezeigen,

Un dat Kreuz an’n Füß lang schreigen:

Dat macht den Mann ganz schüchtern!“


Wie oft hett de Tote gesecht:

Herr Pfarrer, wi olle Knaben,

Wi müssen sachte traben,

De Kirchhoffblume blüht.“


Laten se blühn, un dat ick froo!“

Spricht sanft der fromme Mann,

He hebt sich op, ganz weiten Blick,

Mit Auge, mild wie’n Licht,

Seht fest den Himmel an.


Hast du mit’n Zeichen gekommen

Durch min eigen Mund,

Un willst mi gnädig warnen,

An uns Ahnen, die wir kamen

In'n Bund von alte Tied.


Nicht frech schallst Du finden

De, de dein Siegel trägt,

Nach’n Storm dat letzten Wind—

Un to'n Turm klinkt's nun lind,

Un de Glocke schlägt."


Ja, wenn ick dann utladen

Von Wöken Last und Pein,

Führ dat Werk, Gott du Milde,

Noh din Bild in de Tied,

In deinen Sünndagschein."