VON TORSTEN SCHWANKE
die altschwedische dietrichs-chronik ist in prosa verfasst. Die in ihr erhaltenen abschnitte über die nibelungen sind hier in versen wiedergegeben.
In der Nähe der Nordberge,
wo das Schloss Sægard thront,
lebte Brynilla, die Strahlende,
die Schöne, die viele Taten vollbrachte.
Eine mächtige Jungfrau,
allein in der Welt,
die Eltern längst verstorben.
Im Wald, in der Nähe,
lag ihr Bauernhof,
geführt von Studder,
der das Gestüt in den Schatten stellte,
wo graue und schwarze Pferde galoppierten.
Weiße, Falken, edle Hengste,
gezüchtet in dieser Stätte des Waldes.
Studder hatte einen Sohn,
selbst Studder genannt,
mit einem breiten Gesicht,
doch nicht von langer Gestalt.
Große, lebhafte Augen,
goldenes Haar, ein brauner Bart,
breite Schultern, lange Arme,
vier Ellbogen, dicke Hände,
zarte Finger, wie ein Meister.
Er war stämmig, klein,
doch der Mutigste,
in Reiten und Fechten,
mit der Armbrust präzise,
der frechste Ritter.
Seine Freunde liebte er,
mit reinem Herzen,
doch auch er,
der von jedem gefürchtet wurde,
wurde nach dem Drachen benannt:
Heym, der Wurm, voller Gift,
vor dem alle fliehen mussten.
Sein Leben war oft schwer,
doch mit einem Hengst belohnt,
Rispa, der pechgrau,
aufgezogen in eben diesem Stall,
dessen Name im Wind verweht.
Ein König, Sigmund, herrschte in Tarlungaland,
reich an Schätzen, stark im Kampf,
ein Mann von hohem Stand, ein stolzer Krieger.
Zu Nydung, König von Yspanea, sandte er Boten,
um die Hand der Tochter zu erbitten,
Sissibe, schön wie der Morgen,
hell und rein, wie das Licht, das den Tag erweckt.
König Nydung empfing die Botschaft freundlich,
sprach: „Nicht mit wenigen, mein Sohn,
sendet man keine Prinzessin fort;
doch Sigmund, ein ehrenhafter Mann,
ein edler Ritter, das weiß ich gut,
konnte zu mir kommen, mit vielen Kriegern,
dann gäbe ich ihm gern meine Tochter.“
Ein Geschenk ließ er den Boten, dann sandte er sie heim.
Zurück in Tarlungaland, Sigmund bereitete sich vor,
vierhundert Ritter zog er mit sich,
ausgerüstet in Pracht und Rüstung.
Nach Yspanea, wo er empfangen wurde,
schlief er unter König Nydungs Hallen,
hofte um Sissibe, und fand Gnade.
Der König gab ihm die Tochter, die Krone,
ließ große Feste halten, ein Hochzeitsmahl,
und schenkte Sigmund Burgen, Land,
die Hälfte seines Reiches, mit Ortwangeris,
seinem Sohn, dem neuen Herrscher, zum Erben.
Fünf Tage lang tobte die Hochzeit,
dann zog Sigmund mit seiner Frau heim.
Doch am achten Tag, ein Bote kam,
von König Drasolf, Sigmunds Schwager.
Im Krieg gegen Talingeland bat er um Hilfe,
Sigmund sprach: „Ich helfe, wo ich kann.“
Ein Jahr rüstete er sich für den Krieg,
ließ Grafen Hermen und Hartwen regieren,
die Königin zu schützen, als er zog.
Mit seinen Truppen, ebenso stark wie Drasolfs,
führten sie Krieg und errangen Ruhm
in Pullia, ein Land des Schmerzes.
Zurück im Reich, während Sigmund fern,
sprachen die Grafen untereinander,
Hartwen, getrieben von Machtgier,
ging zur Königin, sprach seine Pläne.
„Ich werde Herr über das Reich,
und du wirst meine Frau,“ so drohte er ihr.
„Sigmund wird nie wieder zurückkehren!
Wirst du mir folgen, das Land wird mein sein.“
Doch die Königin antwortete scharf:
„Vor meinem Herrn will ich keinen Mann,
und du sollst wissen, dass er mich liebt.
Glaub nicht, du kannst hier herrschen,
denn wer Sigmund betrügt, wird strafen,
und du würdest gehängt, wenn du es versuchst!“
Hartwen, verletzt in seinem Stolz,
ging zu Hermen, seinem Vertrauten,
fragte nach Rat, um sein Vorhaben zu weiten.
Doch Hermen, klug, sprach: „Lass von deinem Plan,
denn die Königin wird dir widerstehen.
Besser, du ziehst dich zurück,
denn es wird nur Unheil bringen!“
Doch Hartwen, fest entschlossen,
rief: „Entweder ich oder sie!“
Er drängte Hermen, ihn zu unterstützen.
Und so gingen sie zusammen zur Königin,
der Streit begann von neuem.
Wieder weigerte sie sich, bei Hartwen,
wurde zornig, ihre Worte scharf,
ließ ihn schließlich mit einer Warnung fort.
Sigmund-König, Drasolf-König, mit harter Hand,
Zerstörten Pullialand, brachten Leid,
Viel Verlust und Trauer, wie das Land blutend stand,
Dann kehrten sie heim, in ihr Reich, so weit.
Die Grafen hörten, dass Sigmund sich naht,
Hartwen sprach zu Hermen, der Rat war klar:
„Könnt’ der König nun erfahren, was hier geschah,
Und die Königin uns anklagen, voller Zorn und Wut.“
„Lass uns schnell zu ihr, den König zu besuchen,
Nach seinem Wohlergehen uns erkundigen!
Er wird der Königin berichten, was wir sagten,
Und von uns ein Urteil fordern, hart und schwer.“
Sie kamen zur Königin, sie empfing sie freudig,
Der König, er wurde gut empfangen, ohne Streit.
Hartwen flüsterte dem König leise ins Ohr,
„Die Königin hat sich verirrt in des Sünders Arm.
Ein Diener war der Lohn für ihr Verlangen,
Sie schliefen, heimlich, wo keiner es sah.“
„Wir versuchten, zu stoppen, was sie tat,
Doch sie wies uns ab, bat um Klage bei dir.
Nun, König, du kannst uns strafen, wie du magst,
Denn sie trägt das Kind, das sie von ihm empfing.“
Der König sprach: „Lüge euch nicht erlaubt,
Wahrheit oder Tod wird euch jetzt gebühren.“
Sie schworen, dass sie redeten wie es war,
Der König, tief in Zorn, sprach: „Was soll ich tun?“
„Was mit dieser Frau, die so verhielt sich schlecht?
Hängen, Nähen, Füße abschneiden, was gebührt!
Oder die Strafe noch schlimmer, ihr Vater bekommt sie so!“
Hartwen sprach dann: „In Swana-Wald soll sie verfallen,
Kein Weg, kein Licht, bis sie stirbt, wie sie will.“
Der König nickte, „Guter Rat, so soll es sein,“
Er befahl, dass sie die Königin dort hinführ’n.
Sie ritten heim, die Königin wartend,
Mit Hoffnung auf Botschaft, nicht wissend, was kommt.
„Sigmund ist im Wald von Swana mit der Schar,
Er ruft dich dort, zu ihm zu kommen.“
„Darf ich nicht mit einer Magd zieh’n?“ fragte sie,
„Der Weg ist kurz, du brauchst niemanden dabei,“
So ritten sie hin, den Wald des Schicksals zu finden.
Dort, ein Tal, von keinem gesehen,
Die Königin sprach, zerrissen und traurig:
„Sigmund, wo bist du? Warum diese List?
Hast du mich und mein Kind so getäuscht?“
Ihre Tränen fielen, ihr Herz zerbrach.
„Nun tun wir, was geboten ist,“ sprach Hermen,
„Die Zunge soll sie verlieren, und ihr Leben auch!
Befehl des Königs, kein Entkommen mehr.“
„Nicht so!“ rief Hartwen, „sie ist nicht schuldig!
Lass uns den Hund, der uns folgt, bestrafen!“
„Nein, sie soll für alles büßen, was sie tat,“
Doch Hermen zog das Schwert, und rief: „So wahr mir Gott helfe,
Tut ihr nichts zu Leide!“ und das Schwert erhob sich hoch.
Doch in diesem Moment, aus Schmerz und Leid,
Die Königin gebar einen schönen Sohn.
Sie nahm das Glas, das sie bei sich trug,
Wickelte das Kind in Tücher, legte es ab.
Die Grafen kämpften, wütend, erbittert,
Hartwen trat das Glas, es fiel in den Fluss.
Hermen, im Zorn, schlug mit voller Kraft,
Hartwen fiel, sein Leben dahin,
Das Kind verschwand im Wasser, und sie starb,
Der Herzschmerz brachte ihr den Tod.
Hermen, der treue, begrub sie still,
Dann ritt er zum König, dem Sigmund-König,
Das Schicksal der Königin vollbracht,
Ein tragisches Ende, das niemand je vergaß.
König Sigmund fragte den Mann,
„Wo ist dein treuer Gefährte hin?“
Hermen sprach, seine Stimme schwer:
„Ein Streit entbrannte, er wollte die Königin vernichten.
Ich, von Mitleid ergriffen, suchte ihr Schutz,
und der Kampf, er wütete, bis der Tod ihm nahm,
was er suchte. Ihr Sohn, ein edles Kind,
wurde geboren, doch Hartwen stieß ihn ins Wasser,
bevor der Atem des Vaters erlosch.“
Der König blickte ihn scharf an:
„Hat die Königin dir das Kind zugeschrieben,
mir oder deinem Dienst?“
Hermen erwiderte: „Es ist die Wahrheit,
manchmal tut der Mensch in der Hast ein Fehl,
doch könnte er dennoch ehrenvoll bleiben.“
„Lüge nicht!“, rief der König, „Geh fort!
Schau mich nie wieder an! Dein Dienst ist nichts,
denn du bist der Verräter eines jeden Herrn!“
Hermen zog davon,
mit allen, die ihm folgten,
nie zurückkehrend.
Das Kind in einem Glasgefäß,
trieb fort, von den Wellen getragen,
bis es auf einer Sandbank lag,
das Glas zerbrach, das Kind begann zu weinen.
Eine Hirschkuh, mit sanftem Maul,
nahm es auf, trug es in den Wald
und legte es bei ihren Jungen nieder.
Ein Jahr lang wuchs es, stark und groß,
wie ein Junge, der vier Jahre zählte.
Nicht weit von diesem Wald,
da lebte der Schmied Mymmer,
der beste seiner Zunft.
Er hatte eine Frau, doch kein Kind,
und das schmerzte ihn sehr.
Sein Bruder Regen, groß und böse,
war ein Hexenteufel, ein Wurm,
der tötete, was er erblickte,
außer seinem eigenen Bruder,
dem Mymmer, der ihn verstand.
Eines Tages zog Mymmer in den Wald
zum Köhlern, drei Tage Versorgung dabei.
Am Feuer sitzend, kam ein kleiner Knirps,
sprachlos, nackt, in den Schoß des Schmieds.
Mymmer, mit sanftem Blick,
hüllte das Kind in Kleidung ein.
Da kam die Hirschkuh, leckte das Kind,
Mymmer erkannte sie, die Aufzucht der Mutter.
Er nahm das Kind heim, nannte es Sigfrid
und zog es wie einen Sohn.
Mit neun Jahren war es stark,
übertraf alle im Dorf,
doch seine Wut war wild,
er schlug Mymmers Knechte,
bis sie nichts mehr entgegnen konnten.
Ekkia, der größte der Knechte,
wurde von Sigfrid herausgefordert.
Mit einer Zange traf Ekkia das Ohr des Knaben,
doch Sigfrid packte ihn, schlug ihn nieder,
und schleifte ihn an den Haaren zum Herrn.
Mymmer sprach: „Du tust Unrecht,
meine Knechte zu schlagen, die mir dienen!
Jetzt lern Arbeit, was du tust, ist nur Unheil!“
Er führte ihn zur Schmiede,
legte das Eisen ins Feuer
und gab Sigfrid den größten Hammer.
Der Schlag des Knaben zerbrach den Amboß,
und der Hammerstiel zersplitterte,
das Eisen flog durch die Esse.
„Ein heftigerer Schlag, als ich je sah!“,
sprach Mymmer, „Doch ein Handwerker wirst du nie!“
Sigfrid zog sich zurück,
schweigend in die Kammer.
Mymmer dachte lange nach,
wie er diesen wilden Kerl loswerden könnte.
Er ging in den Wald, zu seinem Bruder, dem Drachenwurm,
sprach: „Einen jungen Mann schick’ ich zu dir,
töte ihn sofort, wenn er kommt!“
Dann kehrte er heim und sprach zu Sigfrid:
„Geh in den Wald, betrieb Köhlerei,
ich will, dass du es tust, als Zeichen der Arbeit.“
Sigfrid, mit frechem Lächeln:
„Wenn du so gütig bist wie zuvor,
werde ich tun, was du verlangst.“
Mymmer gab ihm Speis’ und Trank,
eine Axt und wies ihm den Weg,
zum Wald, wo der Wurm lauerte.
Sigfrid, satt und stark,
setzte sich am Feuer, aß und trank,
seine Vorräte in einer Mahlzeit verzehrend.
„Nun bin ich satt, was mag noch kommen?
Kein Mann wird sich mir widersetzen!“
Und da, der Wurm kam, gewaltig,
und Sigfrid sprach: „Mein Wunsch wird wahr!“
Er griff nach einem Holzscheit,
schlug den Wurm, dass er taumelte,
und dann, einen Schlag nach dem andern,
bis der Wurm, tot und besiegt, am Boden lag.
Mit einem weiteren Hieb trennte er ihm das Haupt.
Sigfrid saß sich wieder hin, erschöpft und ermattet,
Der Abend zog auf, die Nacht war fast entglitten.
Er wusste nicht, was er zum Mahl erlangen sollte,
Doch kochte er das Fleisch, das vom Wurm er gerissen.
Der Kessel blubberte, das Fleisch begann zu sieden,
Seine Hand ergriff den Topf, doch brannte es sofort,
Er steckte sie in den Mund, der Sud lief ihm die Kehle hinab,
Und plötzlich verstand er die Vögel in ihrem Wort.
Zwei Vögel saßen nah auf einem Baum,
Der eine sprach: „Dieser Mann soll heim,
Mymmer muss er töten, der hat ihm das Leben geraubt.“
An seiner Hand hing Wurmblut, fest wie Horn,
Er wusch es nicht ab, es war zu hart, zu starr.
Er schmierte sich ein, der Körper wurde fest wie Stein,
Doch dort, wo das Ahornblatt lag, blieb er weich.
Er ging dann heim, den Wurmkopf in der Hand,
Ekkia sah ihn, sprach von Mymmer’s Gefahr,
„Sigfrid wird kommen, er wird uns vernichten,
Doch Mymmer empfing ihn, gab ihm Waffen voll Glanz.“
Ein Helm, ein Schild, ein Schwert – er rüstete sich,
Sigfrid griff das Schwert und traf den Mymmer sofort.
Dann zog Sigfrid weiter, den Weg nach Brynilla,
Der Hengst, Mymmer’s Geschenk, trug ihn dahin,
Ein Schloss er fand, die Tore fest verschlossen,
Er schlug sie entzwei, trat ein ohne Zögern.
Sieben Torwächter wollten ihn niederstrecken,
Doch Sigfrid kämpfte und schickte sie nach Hel.
Als Brynilla davon hörte, wusste sie sofort,
„Er ist Sigfrid, Sohn von Sigmund, willkommen bei mir!“
Sie sprach von seiner Herkunft, sagte, er sei ein König,
Und versprach ihm den Hengst, wenn er ihn einfangen kann.
Der Tag verging, doch Sigfrid nahm das Zügel,
Der Hengst kam zu ihm, er sattelte ihn sogleich.
Dankte der stolzen Brynilla, ritt weiter ins Land,
Wo Ysung regierte, ein König mit vielen Söhnen.
Ein König Aldrian regierte einst in Nyfflingaland,
Seine Frau war betrunken, als ein Elf kam zu ihr.
Sie schlief, und als sie erwachte, dachte sie,
Es sei ihr Mann, der sie erweckt hat in der Nacht.
Doch der Elf verschwand, die Königin trug ein Kind.
Der Elf sprach zu ihr: „Dieser Junge wird stark sein,
Doch oft in Not, er wird nach mir rufen, wenn er kämpft.“
Die Königin gebar den Sohn, Hagen, genannt,
Mit vier Jahren ein Troll in seiner Art.
Er spielte wild, von keinem Bändigen gehalten,
Sein Wesen war hart, wie der Fels, der nie weicht.
Er war wütend, voller Zorn,
ging zum Spiegel, sah sein Bild,
sein Antlitz aschfahl, groß und grimmig.
Schritt zur Mutter, stellte Fragen,
bat sie um Wahrheit, um ihre Sicht.
Sie sprach von Vaters Taten, klar und kühn,
eine Frau lauschte, bald die Freundin Didriks,
Vertrautheit wuchs, Streit entbrannte.
König Aldrian, ein Mann der Macht,
zeigte Vaterliebe, ließ Söhne und Tochter erblühen:
Gunnar, der älteste, stark und stolz,
Gernholt der zweite, Gynter der dritte,
Gislher wurde sein Name, der Ruf des Mutigen,
Crimilla, die Schwester, stolz an seiner Seite.
Als Aldrian fiel, Gunnar das Erbe empfing,
König des Reichs, das ihm anvertraut war.
Festmahl lud Didrik zu sich ein,
Ein König, der edlen Herren Ruf,
Seine Gäste, die Krieger der Zukunft,
Gunnar, der Sohn, und die Brüder, treu und tapfer,
Gernholt, Hagen – ihre Namen hallen.
Ihre Ankunft wurde freudig empfangen,
Der Thron, der festlich gefüllt,
Gesellen, edel, doch nie gesehen zusammen.
Gunnar, König mit Haaren wie Gold,
Sein Bart, gewellt, die Schultern breit,
Auf dem Ross, der Ritter edel, stolz und frei,
Sein Schild, ein Adler, königlich in der Luft,
So wild wie seine Feinde, dann wieder voller Fröhlichkeit.
Hagen, der Bruder, dunkel und ernst,
Mit einer Stirn, die stets nachdenklich wirkte,
Sein Bart, blass, doch voller Kraft,
Das Auge schwarz, die Ausstrahlung grimmig.
Stark in der Rüstung, der beste Ritter der Zeit,
Er trug den Adler, aber ohne Krone,
Ein Symbol der Wahrheit, der Herkunft.
Gernholt, munter bei den Kämpfen,
Seine Freude zeigte sich in jedem Turnier,
Keiner war ihm ebenbürtig in der Schnelligkeit,
Der Geist von Mut und Festigkeit.
Die Männer, versammelt, saßen bei Didrik,
Der König sprach, die Worte hallten:
„Große Stärke, die sich hier versammelt,
Wer wagt es, gegen diese Krieger zu stehen?
Dreizehn Helden, gepanzert und edel,
Keiner würde ihnen Widerstand leisten,
Mit Schwertern, Rüstungen, Schilden,
Schnellen Pferden, wie Löwen im Kampf!
Wer mutig genug, dumm genug,
Gegen uns ziehen würde: Er würde fallen.“
Doch Brand, der Große Reisende, sprach:
„Halt, Herr! Du sprichst aus Unwissen,
Du bist noch jung, dein Stolz führt dich,
Du verstehst nicht, was es heißt, zu kämpfen.
Ich werde euch von einem Land erzählen,
das Bretania heißt, von einem König, Ysung,
dem Besten in allen Ländern, der dort herrscht.
Elfe Söhne trägt er, stark, jeder wie der Vater.
An seiner Seite, Sigord, ein Bannerträger,
größer als alle, im Kampf ein Held,
mit einem Schwert, das Gram genannt wird,
schärfer als jedes, das je geschliffen ward.
Seine Haut so hart wie Horn,
stark wie keiner, er könnte uns fesseln,
wenn er hier stünde, als Krieger unbesiegbar.
Sigord, ein Mann aus Gold, mit Haaren wie der Sonne,
seine Augen grimmig, als stünden sie in Flammen,
der Stolz eines Kämpfers, von keiner Angst durchdrungen,
breit wie drei Männer, hoch wie der höchste Turm.
Sein Schwert ist mächtig, zerbricht Knochen,
spaltet Helme, hinterlässt nur Ruinen.
Reiten kann er, den Bogen spannen,
den Speer erheben, den Schild festhalten,
und er versteht die Sprache der Vögel,
fliegt in Gedanken wie ein Adler.
Der Drache, den er besiegte, Mymmers Bruder,
zierte sein Schild – rot, mit grünem Drachen.
Sein Name ist bekannt weit über Land und Meer,
der Stolz des Nordens, die Furcht des Westens,
von Griechen bis ins ferne Morgenland,
überall spricht man von Sigord und seinen Taten.
Und wenn du gegen ihn kämpfst, so weiß,
du wirst nie wieder stärker in einem Kampf
getroffen werden, als von diesem Helden.
Der König sprach, zornig und voller Mut:
„Wenn er wirklich der Größte ist, den du beschreibst,
dann reite los, nimm mein Banner in die Hand,
ich werde folgen, den Weg nach Bertangaland.
Kein Schlaf soll kommen, bis ich den Stärkeren finde,
ob uns selbst oder jenen, den du nennst!“
Brand rüstete sich, und als Ritter geschmückt,
zog er aus, das Banner des Königs in der Hand,
rief laut in Didriks Halle:
„Ich bin bereit, dich zu führen,
auf dem Weg nach Bertangaland!“
Der König sprang auf sein Ross, ohne einen Steigbügel zu fassen,
seine Krieger folgten ihm, eine Schar von tapferen Männern,
durch dunkle Wälder und weite Heiden,
die Didrik nie zuvor gesehen hatte.
Der Wald von Bertanga, der Ort des Unbekannten,
und Brand wendete sein Pferd, sprach:
„Hier gibt es einen Riesen, Edger genannt,
stark wie ein Berg, der uns den Weg versperrt,
doch wenn du Ysung finden willst,
führt uns nur dieser Wald.“
Wideke Welandsson, ein Mann von Weisheit und Stärke,
bot an, in den Wald zu reiten, den Riesen um Erlaubnis zu bitten,
verwandt durch Blut, so hoffte er auf Gnade.
Der König stimmte zu, ein kluger Vorschlag,
und Wideke ritt, um das Tor des Waldes zu finden.
Und so ging die Reise weiter, durch den dichten Wald,
bis sie die Burg des Helden Sigfrid erblickten,
der hinter den Zinnen stand, den fremden Reitern zusehend,
und die Neuigkeit verbreitete sich schnell,
in dieser Festung, wo der Wind die Fahnen weht.
Er ritt zum König, sprach:
„Ich bringe Neuigkeiten, neu und wichtig,
vor der Burg steht ein Zelt, ein Zelt
wie ich’s nie sah, golden glänzt der Knauf,
und daneben ein Zelt in tiefem Rot,
golden auch dort der Knauf, fest und prunkvoll.
Ein grünes Zelt steht weiter, stolz,
und zwei weiße Zelte, golden beschmückt,
die Zelte der Pracht, ich glaub’,
keins ist prächtiger als diese.
Vor dem ersten, dort hängen dreizehn Schilde.“
Der König sprach: „Erkennst du sie?
Diese Schilde, die dort wehen?“
Sigfrid sprach:
„Ja, ja, sie kenne ich,
vom blauen Schild mit dem Hengst darauf,
der Heym, der Großmütige trägt ihn.
Das zweite Schild zeigt einen Falken,
golden und stolz, fliegende Vögel,
es gehört Hornboge-Jarl, mein Verwandter.
Das dritte, ein Hammer, eine Zange,
drei Karfunkelsteine, weit und breit,
Wideke Welandsson trägt es, fest in Hand.
Der goldene Löwe, der auf dem vierten Schild,
krönt sich selbst, Didrik von Bern trägt ihn.
Der fünfte zeigt einen Adler, goldene Flügel,
Gunnar-König trägt ihn, stolz im Wind.
Der sechste, auch ein Adler, so wie Hagen,
der Held, der mutig durchs Leben zieht.
Das siebte Schild, ein Feuer, hell und wild,
Brand, der große Reisende, führt es.
Der achte, ein Löwe ohne Krone,
Fasold der Stolze trägt es, fest.
Der neunte zeigt einen Drachen,
rot und braun, Sintram von Wenden trägt.
Das zehnte Schild, eine Burg,
wie Bern selbst, Meister Hillebrand trägt.
Der elfte, ein Eber, ein Bär,
Wildefer trägt sie, stark und stolz.
Das zwölfte, ein Elefant, groß und mächtig,
Detzlef der Däne trägt es mit Stolz.
Das dreizehnte Schild, ein Habicht,
Gernholt, Hagens Bruder, trägt es.“
„Ich glaube“, sprach Sigfrid,
„dass fremde Kämpfer unser Land betraten.
Was sie wollen, das weiß ich nicht.
Ich will reiten, will es herausfinden,
wer sie sind, die so spähend lagern
vor der Burg, ohne Zustimmung,
mit hoher Brust und hohem Mut!“
Der König sprach:
„Ich werde niemanden weniger würdig schicken,
meinen Tribut werde ich verlangen,
Schutz für ihr Leben gebe ich ihnen.“
„Ich werde reiten“, sprach Sigfrid,
„es muss ich tun, niemand anders!“
Und so nahm er Waffen, schwere Kleider,
ein minderwertiges Pferd, ohne Sattel,
rannte, ritt, als ein Junge in Not.
Ankam er, stieg vom Pferd, trat ein ins Zelt,
sprach: „Seid gegrüßt, ihr Helden!
Nenne ich euch, wenn ich nur wüsste,
wer ihr seid!“
Sie grüßten ihn zurück,
während Sigfrid fragte:
„Wollt ihr Tribut zahlen?
Wie es Brauch ist, für den König,
oder werft ihr es beiseite?
Wollt ihr euch widersetzen,
wird alles verloren sein, was ihr habt!“
„Wir kamen nicht, um Tribut zu zahlen“,
sprach der König, „sondern um zu kämpfen!
Bevor wir uns trennen, soll er hören:
„Helden haben uns besucht!“
Sigfrid sprach:
„Wie heißt ihr, woher seid ihr,
wagt ihr, gegen uns zu kämpfen?
Habt ihr nichts von unserer Macht gehört?
Hört, wir fürchten uns nicht!“
Wideke antwortete:
„Didrik von Bern führt uns an,
mit Gunnar-König aus Niflingland.
Wir, tapfere Helden,
werden uns dem Kampf stellen.
Wer wird uns herausfordern?
Ison-König und Sigfrid?“
Sigfrid sprach:
„Wir geben nicht nach,
auch wenn du aus Bern kommst,
zollt dem König, was ihm gebührt.
Das ist kein Fall für Schande,
es wird Ehre sein.“
„So sei es“, sprach der König.
„Einen unserer Pferde soll er bekommen,
und einen Schild dazu, den wir besitzen.“
Würfeln wir um den Spender!
Sie warfen Würfel,
Amlung gewann,
und Sigfrid erhielt den Schild, das Pferd.
Er ritt zurück zur Burg,
auf kurzem Weg.
Amlung klagte:
„Mein Pferd, mein Pferd, verloren!“
„Leih mir Skimling, Wideke!
Ich folge ihm, zurück!“
Wideke sprach:
„Verlierst du es, Amlung,
bekommst du nichts zurück,
und ein anderes könnte verwehrt sein!“
„Verlieren oder nicht“, sagte Amlung,
„mein Reich, mein Land, es gehört dir,
wenn du das Pferd nicht zurückgibst,
mein Land mit zwölf Burgen aus dem Wendland.“
„Gib mir Skimling“, bat er dann.
Wideke gab es ihm,
Amlung ritt los,
verfolgend Sigfrid, in steifer Haltung.
Sigfrid sah, erkannte,
rief zurück: „Warte!
Du willst das Pferd zurück,
doch es ist verloren, glaub mir.“
Amlung sprach:
„Steig ab, oder du stirbst hier,
auf diesem Fleck!“
Sigfrid sah Amlung,
seinen Blutsfreund,
sprach: „Wir kämpfen, Amlung,
doch aus Freundschaft, nicht aus Hass.
Lass uns in Frieden auseinandergehen,
doch du wirst das verlieren, was du trägst!“
„Ich kämpfe“, sprach Amlung,
„was auch immer kommt!“
Sigfrid antwortete:
„Komm, greife mich an,
ich erwarte dich, ohne Furcht!“
Amlung gab dem Pferd Sporen,
rasend ritt er, sich vorwärts drängend.
Mit Wucht und Wildheit, ein Schild berstend,
das Ross bog sich, die Lanze brach.
„Ein junger Angriff, flink und stark“, sprach Sigfrid,
„Du magst in deiner Sippe edle Freunde finden,
doch steig ab, schnall an, bereite dich!
Dein Pferd und du, ihr braucht mehr,
um nicht zu scheitern!“
Amlung folgte, wie ihm geheißen,
doch Sigfrid, mit einem Sporenstoß,
schoß voran, die Lanze ein Bollwerk,
zerschmetterte Amlungs Schild,
warf ihn beiseite.
„Du hast noch nicht gewonnen“, sprach Sigfrid,
„Doch du hast das Ross verloren,
Skimling, Widekes Hengst.
Kämpfe gut, oder fliehe.
Hättest du auf mich gehört,
wäre das nicht geschehen.“
Amlung nickte, „Es ging schlecht,
doch kann es noch gut enden.“
Sigfrid fragte, „Was gibst du,
für das, was du verloren hast?“
„Alles, was ich habe, für mein Pferd!
Keine Schande vor meinen Blutsfreunden!“
„Nun, ich habe deinen Namen gesucht,
doch du warst klug, hast ihn mir nicht gesagt.
Jetzt aber, wenn du dein Pferd willst,
muss ich es wissen!“
Amlung, mit Stolz, sprach:
„Hätte ich dir meinen Namen genannt,
hätten mich meine Blutsfreunde für feige gehalten.
Ich verstehe es nicht, wie man sich für ein Ross verkauft,
um unter Edelleuten zu fallen.“
Sigfrid sprach, „Ich werde dich ehren,
du bist Hornboges Sohn, mein Blutsfreund.
Ich heiße Sigfrid, der Jungherr.“
Amlung, nach kurzem Zögern, sprach:
„Du hast deinen Namen gesagt,
nun schwöre, es wird nicht meine Schande bringen.“
„Es wird nicht deine Schande sein“, sagte Sigfrid,
„Ich werde dir Ruhm verschaffen.“
Sigfrid stieg vom Ross, sprach:
„Nimm beide Pferde, reite heim,
sag, du hast sie mir abgerungen.
Binde mich an diese Linde,
nehme Speer, Schild und Ross!“
Amlung tat, wie gesagt,
band ihn, nahm die Pferde,
ritt heim zu seinem Herrn.
Hagen trat vor, der Held,
der Königssohn, der Achte, trat ihm entgegen,
die Schwerter krachten, Funken flogen,
lodernde Strahlen in der Dunkelheit,
die funkelnden Flammen des Kampfes
zogen durch die dämmernde Luft.
Keiner wich zurück, keiner zeigte Schwäche,
bis der Königssohn, wild und voller Zorn,
schlug hart, die Wunden öffneten sich,
Hagen fiel, an die Lanze gebunden.
Der Königssohn zu seinem Vater sprach:
„Noch mehr sollen fallen, so wie er!“
Am nächsten Tag, der Kampf begann erneut,
Detzlef, der Däne, unermüdlich,
den Sieg errang, ließ Hagen frei,
die Nacht verbrachten sie, gefesselt an Lansen,
die Schwerter brachen, Meister Hillebrands Schwert zerbrach,
im Kampf gegen den zehnten Sohn des Königs.
Dann trat König Gunnar aus Niflingland,
König Ysung, stark und zornig,
beide kämpften, bis das Schwert zerbrach,
Ysung schlug auf Gunnars Helm, hart wie Stein,
das Schwert zerbrach, ein Stück Lanzenschaft
brach hervor, der Helm fiel, Blut floss,
Ysung fesselte den König, ließ ihn liegen,
„Die Mission erfüllt, der Sieg erlangt.“
Wideke, mit Mimung, das Schwert so hehr,
besiegte den stärksten Königssohn,
doch sein Kopf fiel, die Drohung schwang,
„Freilassen muss der Feind, sofort!“
Ysung blieb hart, nur ein Mann entkam,
Wideke, vom Wahnsinn gepackt, zerbrach die Lansen,
doch Didrik und Sigfrid hielten ihn zurück.
Und Didrik zog sein Schwert, Ekkysax,
nahm es in die Hand, trat zum Kampf,
gegen Sigfrid, der mit Gram stand,
die Schwerter sangen, der Kampf war wild,
das Klirren hallte durch den Tag,
bis die Dunkelheit sie trennte.
Ysung ritt heim, Didrik blieb im Zelt.
Am Morgen kehrten sie zurück,
die Kämpfe flammten neu auf,
Didrik und Sigfrid, unermüdlich,
kämpften weiter, ohne Ruh,
bis die Nacht erneut die Waffen trennten.
Wideke sprach: „Wie geht es, Herr?
Keiner von euch scheint verwundet!
Doch Sigfrid ist so stark, so schwer zu besiegen,
mein Schwert bleibt nicht im Fleisch,
willst du Mimung, um den Sieg zu erringen?“
Didrik, voller Zorn: „Fürchtest du mich weniger
als deinen Bräutigam? Wir werden nie Freunde!“
Wideke, gereizt: „Ich gebe dir das Schwert,
doch keiner soll wissen, dass es mein war!“
Und am Morgen, als Ysung kam,
Didrik stand, das Schwert in der Hand,
„Schwöre, du hast Mimung nicht!“
Sigfrid forderte den Eid,
Didrik legte das Schwert nieder,
schlug es in die Erde, betete für Hilfe,
Sigfrid, zufrieden, trat dann ein,
der Kampf begann, hart und schwer,
Didrik nahm, Stück für Stück,
Sigfrid, verletzt, erkannte das Schwert,
„Du bist ein edler Mann, ich gebe dir meine Waffen,
denn ein Mann wie du verdient den Sieg!“
Sigfrid, stark und stolz, gab seine Waffen hin,
Dem König Didrik, der ihn nun zu einem Mann erhob.
Es schien ihm, als sei der wahre Wert gefunden,
Ein edler Gefährte, den er für seine Männer gewann.
Didrik und seine tapferen Krieger,
Mit Siegen gesegnet, stolz auf ihren Ritt.
Ysung, der König, und seine Söhne trauerten,
Denn der stärkste Held, der ihre Herzen heilte,
Fand nicht den Sieg, den er suchte.
Didrik und Ysung, Könige, voller Gaben,
Schlossen Freundschaft, schenkten sich alles Gute.
Sigfrid, der Junge, mit edlem Gebaren,
Verteilte reiche Gaben an den Horboge-Jarl.
Die Hochzeit von Didrik und Walburg wurde gefeiert,
Ein Fest voller Freude, Flötenspiel und Tanz.
Doch bald zog Didrik weiter, und Sigfrid folgte,
Mit Amlung und seiner Frau, die Gold und Silber trugen.
Zurück nach Bern, wo der König geehrt wurde,
Sein Ruhm, unermesslich, immer weiter wuchs.
Nun, Didrik, der Krieger, der stets siegte,
Seine Männer standen stark, unerschütterlich.
Hornboge-Jarl und Amlung, mit stolzen Herzen,
Zogen heim, in ihre Königreiche.
Sintram, der Herzog, in Wenden herrschte,
Brand der Reisende, nun ein mächtiger Fürst.
Didrik, der König, zog mit Gunnar weiter,
Nach Nifflingaland, die Hochzeit zu feiern,
Mit Jungherr Sigord und der Schwester von Hagen.
Sigfrid, der weise Held, sprach von Brynilla,
Dem schönsten, klugen Mädchen der Welt.
„Sie hat ein Schloss, Seewacht genannt,
Ich werde dir den Weg zu ihr zeigen, König Gunnar.“
So ritten sie weiter, durch dunkle Wälder,
Zu Brynilla, der stolzen, weisen Jungfrau.
Doch Sigfrid, mit seinem edlen Wort,
Verhinderte, dass sie sein Herz gewann.
„Gunnar ist ein König, stark und ehrenwert,
Ein tapferer Held, der dich gewinnen kann.“
Brynilla, zögernd, stimmte zu,
Die Hochzeit wurde besiegelt, der Vertrag geschlossen.
Doch in der ersten Nacht, als das Bett sie barg,
Wehrte sich die Braut, hielt den König fest,
Fesselte ihn, sodass er nicht entkam,
Und ließ ihn hängen bis zum Morgen.
An den nächsten Nächten das gleiche Spiel,
Der König in Ketten, ungestüm und still.
Doch Sigfrid, der Freund, vertraut ihm nun,
Er sprach: „Nur du kannst sie besiegen, mein Freund.“
Der König vertraute ihm, vertraute seiner Macht,
„Du wirst die Jungfrau entehren, der Schlüssel liegt in deiner Hand.“
Sigfrid, der Held, trat in die Dunkelheit,
Versteckte sich, und nahm Brynilla in den Armen.
Sie wehrte sich nicht, als er tat, was er wollte,
Der Ring an ihrer Hand, ein neuer Glanz.
So ging es weiter, der König, zufrieden,
Und Sigfrid, der Freund, behielt das Geheimnis.
Mit Freude und Feier zogen sie fort,
Zurück nach Nifflingaland, in einen glücklichen Frieden.
Didrik und Gunnar, die Reichen, die Mächtigen,
Ließen ihre Spuren in dieser Welt.
Sigfrid und Hagen, treue Gefährten,
Regierten Nifflingaland, das Land der Tapferen.
König Aktalius, mächtig und weise,
Verbundene Seele, mit Ermenrik vereint,
Er gab ihm Osid, den tapferen Neffen,
Mit zwölf Rittern, stark und stolz,
Doch auch Walter, der junge, unbesiegte Krieger,
Wurde ihm als Pfand übergeben,
Für das Reich, für den Frieden, für die Macht.
Hildegunna, Tochter aus Greken,
Wurde zur Geisel, ein Opfer der Zeit,
Doch Walter, in Leidenschaft entflammt,
Verstand das Geheimnis in ihren Augen,
„Komm mit mir“, sprach er, „Wähle Freiheit,
Oder bleibe, ein treues Geleit des Königs.“
Sie antwortete, mit Herz und Mut,
„Ich folge dir, mein Herz ist bei dir.“
Am Morgen, bei Dämmerung und Schweigen,
Gold und Silber, ein Plan in der Nacht,
Der König ahnte nichts, doch der Wächter sprach:
„Sie sind fort, die Flucht ist vollbracht.“
Hagen, jung und schnell, ritt ihm nach,
Mit elf Rittern, der Jagd im Sinn,
Doch Walter, der Kluge, stieg vom Ross,
Schützte das Mädchen, stand ihm bei.
„Flieh nicht, meine Liebe, die Zwölf sind stark,“
„Ich fürchte sie nicht, für uns wird es dunkel,
Doch ich kämpfe mit Mut, ich weiche nicht,
Zerschlag’ ihre Rüstung, ihre Waffen im Wind.“
Und Walter, der Kämpfer, mit Schwert und Schild,
Zerbrach das Heer, ließ es sinken zu Boden.
Hagen, der Fliehende, suchte den Wald,
Der Sieg war Walters, der Tag war ihm klar.
Doch der Wald brachte Gefahr,
Hagen stürmte, das Schwert in der Hand,
Das Mädchen rief: „Achtung, Gefahr ist nah!“
Doch Walter, der Schnellste, griff nach dem Wild,
Schlug Hagen das Schwert, das Blut spritzte weit,
Ein Auge fiel, der Feind war besiegt.
Er ritt zu Ermenrik, der fern war von ihm,
Suchte Schutz, fand Frieden im Land,
Die Reise war lang, der Krieg war verwehrt,
Walter, der Krieger, lebte in Ruh.
Gunnar, der König, mächtig im Reich,
Mit seinen Brüdern, Hagen und Gernholt,
Doch Sigfrid, der stärkste, stand an der Spitze,
Unbesiegbar, mit Drachenhaut, der Held.
Die Königinnen, in Streit und Verdruss,
Kämpften um Macht, um Ehr und Recht.
Krimmilla, stolz, hielt ihren Platz,
„Ich sollte hier sitzen, doch du bist die Herrin?“
Brynilla, klug, mit scharfem Wort,
„Ich herrsche hier, du bist nicht das Ziel.“
Doch Krimmilla, mutig, sprach in der Stunde,
„Sigfrid nahm mir die Jungfräulichkeit, nicht du.“
Brynilla, weise, sprach mit Ehre,
„Es war Gunnar, der mich nahm, nicht Sigfrid.“
Doch Krimmilla, schnell, mit Ring in der Hand,
„Sigfrid nahm mich, das weißt du, das Land!“
So klingen die Lieder, von Kämpfen und Macht,
Von Walter und Hagen, von Liebe und Streit,
Von Königen, von Lügen, von Wahrheit und Ruhm,
In alten Gesängen, die nie vergehen.
Als Brynilla das hörte, den Ring erblickte,
sah sie mit schmerzlicher Klarheit, was geschehen war,
und ihr Herz wurde schwer, die Bitterkeit schlich auf.
Voll Bedauern und Trauer, verließ sie den Saal,
ging hinaus, fort aus dem Schloss,
wo draußen der Wind ihr derb ins Gesicht schlug.
Sie traf auf König Gunnar, Hagen, auch Gernholt,
ging weinend zu ihnen, die Kleider zerfetzend
und mit klagendem Ruf, als wär’ sie gebrochen.
„Warum weinst du, Königin, was ist dir widerfahren?“
fragten die Brüder, überrascht von ihrem Kummer.
„Wahrlich, du weißt, was ich gegeben, was ich opferte,
mein Land, mein Heim, die Freunde, die ich kannte.
Nun fordert die Welt ihren Preis von mir,
weil Sigfrid, der junge Herr, in unbedachten Tönen
unsre Geheimnisse verraten hat.
Er hat mich entwürdigt, mein Herz ertrinkt im Leid,
die Vorwürfe drängen sich auf,
und du, Gunnar, du musst für meine Schmach rächen!“
Hagen sprach: „Weine nicht, Königin,
vergiss den Schmerz, sei stark, sprich kein Wort mehr davon!“
Doch sie rief: „Sigfrid, der herrenlose Junge,
der jetzt über uns herrschen will, das hätt' ich nie gedacht!“
Gunnar, der König, sprach mit kühlem Blick:
„Weine nicht, Schwester, Sigfrid wird bald nicht mehr
unser Herr sein, und Krimilla wird nicht länger
deine Königin sein.“
Später ritten die Brüder, ohne ein Wort zu verlieren,
ins Schloss zurück, doch Sigfrid war noch nicht da,
er jagte, das Wort des Waldes begleitete ihn.
Der Abend brach herein, Sigfrid kehrte heim,
und die Brüder empfingen ihn, die Nacht war lang,
der Wein floss in Strömen, doch die Königin weinte still.
Hagen, der Schlaue, sprach zu Gunnar:
„Lass uns in den Wald reiten, zur Jagd hinaus!“
Der König nickte, und Hagen sprach dann zum Koch:
„Salz, viel Salz, gib es Sigfrid, dass er es schmecke!“
Dem Tränkewart sagte er: „Halt den Trank in Maßen,
wenig soll es sein, es dürfe uns nicht durstig machen.“
Am Morgen saßen sie zum Mahl, als Sigfrid kam,
fragte, warum so früh, und wohin sie ritten.
„Wir jagen“, sprach Gunnar, „möchtest du uns begleiten?“
„Ich folge euch“, sagte Sigfrid, und ging zu Tisch.
Sie aßen, der Koch und der Trankewart
hatten ihren Plan erfüllt, und nach dem Mahl
zogen sie aus, die Hunde liefen wild.
Während sie jagten, war Brünnilla still,
sie wollte nicht weinen, sie wollte nicht klagen,
ging zu Hagen und bat ihn: „Sorge dafür,
dass Sigfrid nicht mehr zurückkehrt,
er soll nicht mehr leben, wenn er heute stirbt!“
Hagen, der Kämpfer, antwortete: „Er ist stark,
doch ich will es versuchen.“
Im Wald, unter den Bäumen,
Schweiß und Staub, der Hunt erwacht,
Sigfrid, der junge Held, war immer der Schnellste.
Hagen, der treue, traf den Eber mit dem Speer,
doch es war Sigfrid, den er traf,
mit einem tödlichen Schlag, tief ins Herz.
„Von dir, Schwager, habe ich das nicht erwartet“,
sprach Sigfrid, „hättest du mich besiegen wollen,
mein Schild und Helm hätten zerbrochen,
doch hier liege ich, von dir getroffen.“
„Wir jagten einen Eber, den niemand fangen konnte“,
sagte Hagen, „doch ich, allein, habe ihn bezwungen.
Nun bringe ich diesen wilden Bären zu Krimilla.“
Gunnar nickte, „Du hast recht, Hagen,
und wir bringen ihm das, was ihm gebührt.“
Sie kehrten zurück, der Leichnam der Beute,
und Brünnilla sah den Tod, der Sigfrid holte.
„Sieh, der Eber hat ihn getötet!“
rief sie, doch Grimmilla sprach bitter:
„Du hast mich getäuscht, Hagen, du warst der wilde Eber!“
Und sie brach in Tränen aus, als hätte sie alles verloren.
Sie sandte ihre Diener, um Sigfrid zu beerdigen.
Die Welt sprach von ihm, Sigfrid, dem Unbesiegbaren,
der in Kraft, Ehre und Ritterlichkeit unübertroffen war.
Sein Name wird unvergessen bleiben,
solange die Welt noch dreht und das Leben weitergeht.
Da sprach Hagen: „Hoch ist die Ehre,
wenn Attala-König unsere Schwester gewinnt.
Doch stolz ist ihr Sinn, sie selbst soll sagen,
ob sie das Bündnis zu binden vermag.“
Gernholt gab seine Gunst zu erkennen:
„Einverstanden, so sei es beschlossen.“
Gunnar, der König, ging zur Krimilla,
fragte sie leise, ob sie Attala wollte.
Krimilla sprach: „König, ich scheue,
mich zu verweigern dem mächtigen Fürsten.
Reich ist der Herr und ein rühmlicher Mann.
Will’s eurem Willen, so will ich es gern.“
„Willst du es, Schwester, so wollen wir’s alle.“
Ein Bund ward besiegelt, Attala gewann.
Gunnar sandte den Helm und den Schild,
Sigfrids Erbe, dem edlen Gesandten.
Heim ritten sie eilends, brachten die Kunde
zum Hof des Königs, der Huld ihnen zollte.
Vierhundert Reiter zog Attala zur Seite,
bereitete sich, wie ein König es sollte.
Didrik, der Herrscher, ritt ihm zur Hand.
Gunnar erfuhr es, ritt ihm entgegen,
begrüßte ihn gut in gebührender Weise.
Didrik und Hagen, zwei alte Gefährten,
schlossen sich friedlich in fester Umarmung.
Gemeinsam ritten sie hin zum Schloss,
wo Gunnar die Schwester dem König gab.
Hochzeit ward gefeiert, herrliche Tage,
doch bald trennten die Wege die Freunde.
Didrik empfing Grane, das edle Ross,
und Gram, das Schwert, ward Rodger gereicht.
Silber und Gaben gab Attala reichlich,
doch Krimilla weinte, ihr Herz war schwer,
denn Sigfrid, der Tote, blieb ihr im Sinn.
Sieben Jahre trug sie das Bündnis,
da sprach sie bei Nacht: „Mein Herr und König,
lange Zeit hab’ ich die Brüder nicht gesehen.
Ladet sie ein, lasst sie uns sehen!
Gold hatte Sigfrid, mehr als die Fürsten.
Sein Schatz ist geblieben in Niflungens Händen,
doch nichts will man mir von den Reichtümern geben.
Wäre es mein, so gäb’ ich es dir!“
Attala sprach: „Herrin, ich weiß es,
viel hatte Sigfrid, der den Drachen erschlug.
Laden wir sie, die Brüder, herbei,
damit wir klären, was recht uns gebührt.“
Ein Bote ging, den Brief zu bringen:
„Attala ladet, zu raten im Land,
denn alt ist der König, jung ist der Sohn.
Wer anders als ihr, die Verwandten des Hauses,
soll helfen, das Reich in guten Rat zu führen?“
Doch Hagen sprach: „Gunnar, mein Bruder,
in Hunnenland liegt Tod und Verrat.
Gehst du hin, kommst du nicht wieder,
und keiner der Deinen kehrt heim aus dem Land.“
Doch Gunnar sprach: „Der König Attala
lädt uns in Frieden, ein Freundeswort.
Dein Rat ist trügerisch, traut’ ich ihm nicht.
Ich reite nach Hunnen, mag kommen, was will.“
Hagen entgegnete: „Ich fürchte den Tod
nicht mehr als du, doch weiß ich, was kommt.
Keiner kehrt heim, der ins Hunnenland geht,
und alle, die folgen, vergehn mit dir.“
Gunnar sprach: „Wenn du nicht wagst,
dann bleib zurück, ich gehe allein!“
Oda, die Mutter, träumte von Toten,
sah Vögel sterben in finsterer Nacht.
„Gunnar, mein Sohn, hör auf mein Wort!
Nicht sollst du gehen, es bringt uns Leid!“
Doch Hagen spottete: „Weiberträume!
Gunnar hat seinen Willen gefasst.“
Die Mutter sprach: „Geh, wenn du willst,
doch Gislher, mein Jüngster, soll daheimbleiben!“
Gunnar ließ rufen in allen Landen,
tausend Reiter zogen gerüstet,
Ross und Waffe, Banner und Mut.
Hagen trug die Fahne voran,
golden erstrahlte des Königs Zeichen:
Adler mit Krone, in Seide gefasst,
weiß und grün in glänzender Pracht.
Zum Rhein ritten sie rasch, wo die Donau sich dort
in den Fluss ergoss, fern des Fernwehs Ziel.
Es war Platz da zum Pass, doch kein Boot war bereit,
also hielten sie Rast, lagerten nächtlich im Zelt.
Am Abend, genährt, sprach König Gunnar zu Hagen,
den besten Wächter des Volkes zu wählen.
Hagen entgegnete: „Sendet stromaufwärts wen ihr wollt,
ich halte Wacht am Strom, ein Schiff will ich holen.“
Gunnar nickte zufrieden.
Bei nächtlichem Mond nahm Hagen sein Schwert,
stieg schwer bewaffnet den Strom hinab.
Zu einem stillen Gewässer kam er, das „Märe“ geheißen,
wo zwei Wesen des Wassers in Wellen spielten.
Ihre Gewänder lagen am Ufer, er griff sie und barg sie.
„Gib uns zurück, was unser ist!“ sprach die Fee.
Doch Hagen verlangte: „Erst Antwort auf meine Frage:
Kommen wir heil durch den Rhein, kehren wir lebend zurück?“
Die Wasserfee sprach: „Ihr werdet den Fluss überqueren,
doch keiner kehrt je zurück. Groß ist das Leid, das euch droht!“
Da zog Hagen das Schwert, zerschlug die Nixen,
spaltete Mutter und Tochter in blutigen Fluten.
Den Fluss hinab glitt er weiter, bis er im Wasser
einen Fährmann erblickte, der einsam ruderte.
„Bring mich hinüber!“ rief Hagen laut,
„ich bin vom Hof des Jarl Elsung!“
„Wer zahlt, den bring ich ans Ufer!“ sprach der Mann.
Hagen hob seinen goldenen Ring: „Sieh, dies ist dein Lohn!“
Der Fährmann näherte sich, Hagen stieg auf und befahl:
„Nicht abwärts, stromaufwärts lenk dein Boot!“
So ruderten beide, bis sie das Heer erreichten.
Gunnar befahl: „Die Menschen sollen übersetzen!“
Mit einem kleinen Schiff setzten sie aus,
doch Hagen kehrte zurück mit dem größeren Kahn.
Hundert Mann ruderten mit Gunnar im Boot,
als Hagen mit Kraft die Ruder zerbrach.
Er stieg auf, verfluchte den Fährmann, zog sein Schwert,
und enthauptete ihn mit einem harten Schlag.
„Warum solch Frevel, Hagen?“ sprach Gunnar zornig.
„Damit er schweigt über unseren Weg!“ gab Hagen zurück.
„Du bist nur froh, wenn dir Böses gelingt!“
„Warum sollt ich Gutes tun, wenn uns kein Heimkehr glückt?“
Nun wurde Gunnar der Steuermann,
doch die Riemen rissen, das Boot trieb quer.
Mit Mühe hielt Hagen die Lenkung,
bis sie ans Ufer gelangten, durchnässt und entkräftet.
Weiter ritten sie gen Ziel, doch der Text ist verloren,
die Wege versinken im Nebel der Zeit.
Eckivard eilt, auf edlem Ross, heim zu der Burg.
Als er die Halle erreicht, ruht Rodger der Markgraf,
hatte gespeist und wollte zur Stille der Nacht.
Doch sprach Eckivard rasch: „Ich traf Hagen, den Kühnen,
und Gunnar-König naht mit Gefährten in Scharen,
um dort zu ruhen, wo Gastfreundschaft regiert.“
Da erhob sich Rodger, rief rasch seine Recken,
sprach: „Bereitet die Hallen, so herrlich wie möglich!
Deckt die Tische mit Glanz, dass Ehre uns ziert!“
Selbst lässt er das Ross sich schnell vorführen,
mit Rittern im Rücken reitet er aus.
Gunnar-König naht mit Gefolge gewaltig,
Rodger empfängt sie mit offenen Armen.
„Willkommen, ihr Helden, bleibt heut in der Halle!“
Gunnar bedankt sich, folgt seiner Einladung.
Im Hof des Markgrafen steigen die Niflungen ab,
wärmen sich froh an lodernden Feuern.
Rodger befiehlt: „Bringt Holz, lasst Flammen erstrahlen,
trocknet die Helden, durchnässt von der Reise!“
In der Halle erwartet sie Brot und Becher.
Gudelinda, des Markgrafen Gemahlin,
betrachtet die Gäste und murmelt leise:
„Mit Helmen und Schwertern, mit Schilden und Rüstzeug
kamen die Niflungen, tapfer und stolz.
Doch tragisch ist's, dass Krimilla stets klagt
um Sigfrid, den Helden, gefallen zu früh.“
Nach dem Mahl finden Gunnar und Brüder sich ein,
um mit Freuden den Abend zu trinken.
Doch Rodger im Kämmerlein fragt seine Frau:
„Was soll ich Gunnar als Gabe gewähren,
dass es uns ehrt und ihn wohl gefällt?“
Gudelinda spricht: „Gib, was dein Herz dir sagt.“
Da beschließt er, Gislher die Tochter zu reichen,
ein Bündnis zu knüpfen, das Frieden verspricht.
Gislher nimmt mit dankbarem Herzen
die Jungfrau an, mit Freud und Ehre.
Rodger verschenkt zudem Sigfrids Schwert,
Gram genannt, ein Gut ohnegleichen.
Auch Hagen beschenkt er: ein Schild voller Narben,
den einst Nodung getragen, ein Held ohne Furcht.
Gudelinda weint still um ihren Bruder,
doch Hagen nimmt das Geschenk mit Dank.
Mit Morgentau rüsten die Recken sich rasch,
Rodger führt sie hinaus, mit tapferem Zug.
Frau Gudelinda steht an der Pforte,
segnet den Abschied, mit Tränen im Blick.
„Regiere mein Reich, bis ich wiederkehre!“
rief der Markgraf und ritt mit Macht davon.
Auf dem Pfad gen Susa preschen sie weiter,
durch Sturm und Regen, den Wind im Genick.
Ein Bote naht aus Attilas Reich,
überbringt die Kunde von einem großen Gelage.
Rodger nimmt sie auf und reitet entschlossen,
dem Festmahl entgegen, das bald sie erwartet.
In Susa bereitet Attila Feste,
die Hallen erstrahlen, die Feuer lodern.
Nun eilen die Niflungen, ihr Ziel vor Augen,
bereit für die Prüfungen, die Zukunft verheißt.
Nun sprach Attila, König der Schlachten,
zu Didrik, dem Weisen, dem Recken der Reden,
bat ihn, zu reiten, mit Männern zur Mahle.
So folgte der König mit schlagenden Hufen,
zog zu den Recken, ritt zu den Hallen.
Als sie sich trafen, war'n Worte des Willkommens,
herzliche Grüße, und alle gemeinsam
ritten sie heimwärts zum herrlichen Schloss.
Grimm, die Königin, grüßt vom Turme,
sieht die Brüder, die Burgtore nahen.
In goldenen Geschirren, auf prunkenden Pferden,
zieht eine Schar, mit Helden geführt.
Doch unten erspäht sie ein edles Gefährt,
einen Held in Rüstung, herrlich und stark.
Da seufzt sie und spricht: „So schön ist der Sommer,
so grün die Wiesen, doch bitter mein Herz.
Ich denke mit Trauer an Sigfrids Wunde,
die grausame Wunde, so tief zwischen Schultern.“
Tränen entströmen den Augen der Königin,
sie eilt zu den Niflungen, heißt sie willkommen,
küsst ihre Brüder, einen nach dem anderen,
doch bitterlich weint sie bei jedem Kuss.
Das Schloss war gefüllt mit Rossen und Recken,
doch draußen vor Susa, da standen die Scharen,
Hunderte Männer, kaum zählbar die Masse.
Attila, der König, heißt sie willkommen,
führt sie hinein in die leuchtenden Hallen,
sorgt für das Feuer, das Wärme verleiht.
Doch die Niflungen ziehen die Rüstung nicht aus,
stehen bewaffnet, mit Kilts, starr und still.
Grimm sieht sie stehen, beim Glühen der Flammen,
wie sie die Kilts heben, und glänzend darunter
liegen neue Gewänder, prunkvoll geschmiedet.
Hagen erblickt seine Schwester Krimilla,
setzt Helm auf den Haupt, mit Speleman Seite an Seite.
„Hast du,“ fragt Krimilla, „den Schatz mir gebracht,
den jungen Sigfrid einstig gehörte?“
„Ich bringe dir Feinde,“ so Hagen entgegnet,
„mein Schild und mein Helm, das zieh ich nicht ab!“
Da spricht König Gunnar: „Schwester, komm näher,
setz dich zu uns, lass die Tränen versiegen!“
Doch bitterlich weint sie, setzt sich zu Gislher,
dem jüngsten der Brüder, küsst ihn mit Trauer.
„Warum weinst du, Schwester?“ fragt Gislher leis.
„Ich trauere immer um Sigfrids Wunde,
die ich sah zwischen Schultern, tief und verräterisch,
doch in seinem Schild war keine einzige Kerbe.“
Da spricht Hagen: „Lass Sigfrid und seine Wunde,
denk lieber an Attala, reich und mächtig.
Du kannst ihn nicht bringen, der Sigfrid war einst,
es ist, wie’s geschah mit der Wunde des Helden.“
Die Worte verstummen, und Didrik von Bern
tritt zu den Niflungen, lädt sie zum Tische.
Aldrian, der Sohn Attilas, folgt.
Gunnar, der König, nimmt ihn in die Arme,
führt ihn hinaus, und Didrik und Hagen
reichen sich Hände, freundliche Grüße.
Im Saal stehen Frauen, auf Zinnen und Türmen,
blicken zu Hagen, dem Helden der Männlichkeit,
dessen Ruhm durch die Länder wie Feuer glimmt.
Attala thront hoch, in der Mitte des Tisches,
weist Gunnar den Platz zu, rechts neben sich,
dann Gislher, Hagen und Folkward, den Sänger.
Didrik sitzt links, mit Rodger dem Markgraf,
Hillebrand nahe, dem weisen Gefährten.
Alle Edlen, einander gereiht,
tranken den Wein, aßen mit Freude,
füllten die Nacht mit Fest und mit Ruhe.
Am Morgen, da kam Didrik von Bern,
weckte die Niflungen, sprach zu Hagen:
„Freund, mach dich bereit, halt deine Kräfte,
Grimm weint täglich um Sigfrids Tod.
Dies ist die erste Warnung für dich.“
So zogen sie alle hinaus in den Hof,
Gunnar und Didrik gingen gemeinsam,
Hagen und Folkward schlugen andere Wege,
doch überall fragten die Menschen nach Hagen,
wollten den Helden in Rüstung sehen.
Attala selbst, mit erkennendem Blick,
sprach leise: „Hagen, den Helden, ich finde ihn nicht,
obwohl ich ihn schlug zum Ritter in Tagen,
die uns verbanden, als Freund mir bekannt.“
In einem Garten, sonnendurchflutet,
ließ Attala das Fest fortsetzen.
Dort kam Grimmilla zu Didrik von Bern,
sprach weinend um Rache für Sigfrids Tod,
bat um Hilfe, mit Gold und mit Land.
Doch Didrik entgegnet: „Das rat ich dir ab,
denn die Niflungen sind mir Freunde in Treue.“
Tränen entflossen, Grimmilla verstummte,
suchte Herzog Osid, bat auch ihn.
Doch keiner der Männer erhörte ihr Flehen,
alle verwiesen auf Attalas Freundschaft.
Zuletzt trat sie selbst zu Attala, dem König,
sprach mit verzweifeltem Herzen:
„Herr, wo ist das Gold, das meine Brüder euch brachten?“
Attala erhob die Stimme und sprach:
„Gold brachten sie nicht, noch glänzendes Silber.
Doch will ich sie ehren, als Gäste im Lande,
in meinem Reich, soll Wohlwollen walten.“
Da sprach die Königin, von Kummer getrieben:
„Wer, wenn nicht ihr, soll mein Leid vergelten?
Nie verzeih ich die Mörder von Sigfrid,
nie den Verrat, der mein Herz entzwei bricht.
Darum, Herr, handle! Rächt mein Leid!
Nimm Niflungenland und den leuchtenden Schatz!“
Der König, zornig, rief ihr entgegen:
„Schweig still, Königin! Ich täusche sie nicht,
die mir vertraut und friedlich gekommen.
Weder du noch ein anderer soll das wagen!“
Grimm verließ sie, betrübt wie nie zuvor,
ging hinaus in das Land des Zwistes.
Attala trat in den Apfelhain,
rief die Gäste zu Tische, willkommen zu sein.
Die Königin wandte sich an die Niflungen:
„Gebt eure Waffen, wie ihr seht,
die Hunnen haben die ihren niedergelegt!“
Hagen sprach mit hartem Blick:
„Eine Frau soll nie Waffen bewahren,
die einem Manne gehören!
Seit Jugend lehrte mein Vater mich,
niemals die Wehr aus der Hand zu geben.
Hier, im Hunnenland, bleibt mein Schwert
bei mir – und mein Helm sitzt fester als je.“
Da witterten alle, dass Hagen grollte,
doch keiner verstand, warum sein Zorn loderte.
Gernholt murmelte leise:
„Hagen lächelt nie, seit wir ritten.
Heute zeigt sich, was sein Herz verbirgt.“
In den Garten trat er, den Helm fest gezogen,
bereit für das, was kommen mag.
Attala wandte sich an Didrik von Bern:
„Wer sind die Männer, so zornig und stumm?“
Didrik sprach: „Es sind Hagen und Gernholt,
Helden aus Eisen, im Grimm vereint.“
„Großer Groll treibt sie,“ entgegnete Attala.
„Und wenn es kommt, wie ich fürchte,
wird man heut sehen, was Helden vermögen.“
Attala setzte die Niflungen zu Tische:
Gunnar zur Rechten, Gislher zur Linken,
Hagen und Gernholt in seiner Mitte.
Feuer loderten rund um den Garten,
Schwerter blitzten, Helme glänzten.
Doch draußen lauerten Irungs Männer,
bereit für Verrat, wie Hagen es ahnte.
Die Königin, mit Gift in der Stimme,
ging zu Irung, dem Anführer,
und sprach: „Willst du mein Leid rächen?
Keiner sonst tut’s, weder König noch Freund.
Hilf mir, und Gold soll dein sein,
und meine Freundschaft, treu wie das Eisen!“
Irung lachte und sprach:
„Dein Gold ist schwer, doch deine Treue wiegt mehr.“
Er rief hundert Krieger und zog in den Kampf,
bereit, die Niflungen zu fangen im Netz.
Blut floss in Strömen, als die Kämpfe begannen,
Hagen erschlug Aldrian, den törichten Knaben,
warf seinen Kopf der Königin zu:
„Hier, Frau, dein bitterer Apfel!“
Da tobte der Garten, der später bekannt,
als Niflungenhain, wo Helden fielen.
Attala schrie von seinem Turm:
„Schlagt sie nieder, lasst keinen entkommen!“
Doch Hagen, Gernholt und ihre Brüder
wehrten sich tapfer, der Garten erbebte.
Die Königin, rastlos, reichte den Hunnen
Helme und Schwerter, versprach ihnen Gold.
Doch die Niflungen standen wie Felsen im Sturm,
und die Hunnen sanken wie Ähren im Wind.
So fand der Garten seinen Namen,
in Blut getränkt, von Helden bewahrt.
Da drängten die Hunnen aus den Hallen,
aus Burgen und Landen brach wild ihr Heer,
wie Wogen wälzten sie sich heran,
verdoppelt schien ihre zählige Zahl.
Hagen, der Kühne, hob seine Stimme:
„Brüder im Blute, bedenket mein Wort!
Die wir schlagen, sind nicht die Starken,
Knechte allein drängen uns nah.
Ihre Fürsten, die Feigen, fern stehen sie,
lachend, lauernd, in sicherem Schutz.
Ach, dass wir hinaus uns wagten,
wo Kampfesrecht uns Wahl noch gäb'.
Hier droht uns Verderben, wenn’s nicht wandelt,
denn Speere brechen die Reihen uns arg.
Kämen wir frei mit scharfen Klingen,
die Hunnen selbst würden fliehend weichen!
Sucht eine Bresche, stürmt mutig hinaus!“
Ein Wall umschloss den grünen Garten,
doch Hagen fand, wo er brüchig war.
Mit mächtigen Schlägen brachen sie hindurch,
und Niflungen scharten sich dicht bei Hagen.
Durch enge Gassen, bei Häusern vorbei,
stießen sie auf Osid, den Herzog stolz.
Sein Bannertrupp stand, das Schwert gezückt,
und rasch entbrannte ein grimmer Kampf.
Hörner hallten, Hunnen riefen:
„Die Niflungen flohen, sprengt ihre Reihen!“
Da wälzte sich Übermacht hin zum Garten,
drängte die Helden zurück in die Mauern.
In steinerner Halle fand Hagen Schutz,
die Tür verriegelt, den Rücken gekehrt,
schlug er Männer, die ihm nahen,
ließ Arme fallen und Leben verlöschen.
So hoch türmten sich Tote vor ihm,
dass der Boden verschwand unter Blut und Gebein.
Doch Hagen blieb unversehrt im Streit.
Didrik, der König, stand auf der Zinne,
sah den Kampf und schmerzte im Herzen.
Gernholt, der Starke, rief ihm zu:
„Hilf uns, Didrik, mit deinem Heer!
Zu viele kämpfen gegen die Wenigen,
und das Blutbad schändet deinen Ruhm!“
Doch Didrik sprach mit schwerem Sinn:
„Gernholt, mein Freund, ich kann nicht helfen.
Nicht gegen Attilas Volk will ich streiten,
noch euch verraten in frevelhaftem Tun.“
Gunnar, der König, vernahm die Kunde,
dass seine Brüder im Kampfe litten.
Er brach hervor aus der Bresche kühn,
stürzte sich wütend auf Osid und Schar.
Doch allein stand Gunnar in Hunnenreihen,
bis erschöpft er sich schließlich ergab.
Gefesselt führten sie ihn zu Attila,
der ihn warf in den Turm der Schlangen.
Dort endete Gunnar, der König, sein Leben.
Die Mauern des Turms stehen bis heute.
Hagen und Gernholt, die Kunde vernahmen,
sprangen entschlossen aus Türen und Mauern,
schlugen die Feinde mit blitzenden Klingen,
dass niemand wagte, sich ihnen zu stellen.
Die Niflungen wichen nicht einen Schritt,
bis Nacht hereinbrach und Dunkelheit sie barg.
Doch als die Sterne im Himmel glommen,
zählten sie ihre blutigen Reihen:
Von tausend stark waren siebenhundert,
dreihundert lagen auf blutigem Feld.
Hagen sprach: „Noch reicht unser Mut!
Die Hunnen mögen fallen wie Spreu,
bis wir selbst vom Schicksal ereilt.“
Doch langes Warten bringt neues Leid,
darum lasst Feuer den Feind erleuchten!“
Mit Fackel in Hand suchte Hagen Holz,
zündete Flammen, die Burgen umfingen.
Das Licht des Brandes lockte die Hunnen,
doch die Niflungen warteten schwertbewehrt.
Ihr Ruf erklang, ein trotziges Schallen:
„Kommt, ihr Feigen, zu blutigem Tanz!“
Hoch standen die Hunnen, hinter den Zinnen,
schossen die Pfeile, scharf wie die Winde.
Niflungen dort, gleichwohl nicht minder,
warfen und schossen, Wut trieb die Hände.
Doch die Hunnen harrten bis Tagesanbruch,
wollten nicht kämpfen vor dem Licht der Sonne.
Niflungen aber, trotzig und tapfer,
schickten so manchen der Hunnen zur Hel.
Frühmorgens das Schlachtfeld
Mit Morgengrauen zogen die Hunnen hernieder,
Heere versammelt aus friesischen Landen.
Reihen sich stellten, bereit für das Blutwerk,
gegen die Niflungen, die furchtlos entgegen.
Grimmilla trieb sie, lockte mit Gold,
Attala fern, fern ihrer Schrecken.
Da trafen Osid und Gernholt einander,
schwangen die Schwerter, stahlharte Klingen.
Osids Haupt, es flog vom Rumpfe,
Gernholts Stärke strafte den Herzog.
Da wuchs der Mut der Niflungen Mannen,
schlugen die Hunnen in wütender Eile.
Rodger vernahm des Herzogs Tod,
Zorn entflammte sein tapferes Herz.
Das Banner erhoben, rief er zum Sturm,
gegen die Niflungen führte er Mannen.
Hagen da trat, mit blutigen Händen,
schuf einen Pfad durch die feindlichen Reihen.
Rüstungen splitterten, Schwerter zerschlugen,
keiner wagte, ihm nahe zu treten.
In steinerner Halle suchte er Rast,
doch draußen tobte der Kampf ungemindert.
Grimmilla erkannte, wer trotzig dort stand,
Hagen, der Held, hinter dem Tor.
Feuer befahl sie, Flammen dem Dach,
um Holz und Stein zu Asche zu wandeln.
Irung, der Kühne, trat vor die Königin,
„Hol seinen Kopf, ich belohn dich mit Gold!“
In die Halle sprang er, Wunden empfangend,
doch Hagen war schneller, tötete ihn dort.
Grimmilla sah’s, und ihre Bosheit wuchs,
doch Hagen verhöhnte ihr tödliches Spiel.
Gislher, jung, doch stark an Mut,
trat gegen Rodger, den kühnen Markgraf.
Klingen trafen, ein langes Ringen,
bis Rodgers Blut floss, sein Leben erlosch.
Das Schwert, das einst er Gislher gab,
war das Werkzeug seines eigenen Falls.
Didrik von Bern rief seine Recken,
„Rächt Rodger, kämpft gegen die Niflungen!“
Sein Ekkysax schlug, Helme zersplitternd,
Leichen bedeckten das blutige Feld.
Hagen, Gernholt, Gislher und Folkward,
zogen sich zurück in die schützende Halle.
Didrik folgte, Hillebrand mit ihm,
Folkward fiel, enthauptet von Didriks Schwert.
Gernholt starb durch Hillebrands Klinge,
nun blieben nur wenige für den Kampf bereit.
Attala trat, wo das Blut noch rann,
Hagen sprach: „Gewähre Gnade dem Jungen!
Gislher, unschuldig an Sigfrids Tod,
verdienst deinen Zorn nicht, König der Hunnen!“
Doch Gislher sprach: „Ich kämpfe und falle,
denn meine Brüder will ich nicht überleben.“
Ein Schlag von Hillebrand brachte ihn nieder,
so endete jung der letzte Held.
Hagen sprach zu Didrik, dem König kühn:
„Jetzt seh’ ich, dass Freundschaft zerbricht in Zorn.
Doch will ich dein Bestes, es brennt in der Brust:
Einer von uns – ich oder du – muss fallen.
Lasst uns kämpfen, wie Männer es müssen,
ohne den Ruf, um Rettung zu flehen!“
Da sprach Didrik, stolz auf die Stärke:
„Ich bitte keinen um Hilfe im Kampf,
doch werde ich dich mit Geschick und mit Mut
beugen und brechen – das schwöre ich dir!“
Sie schwangen die Schwerter, sie schlugen auf Schilde,
lang und mit Härte, bis keiner mehr sah,
wer Sieger sein könnte. Blut rann wie Ströme,
bis Wunden und Mühen sie beide bezwangen.
Doch Didrik ward wild, zornig und heftig,
widerwillig, dass Hagen, ein Mann, ihm trotzte.
Er sprach: „Es schändet mich, Sohn eines Elfen,
so lange zu kämpfen, so hart und vergebens!“
Da lachte Hagen mit höhnendem Blick:
„Was schlimmer wohl: Sohn eines Elfen zu sein
oder des Teufels, der List und Lüge spinnt?“
Didriks Zorn entfachte, wie Feuer im Blut.
Hagens Schild und Schwert wurden glühend heiß,
sein Helm sengte, sein Fleisch verbrannte fast.
Hagen rief, von Hitze gezeichnet:
„Blutig und brennend steh’ ich im Kampf.
Wäre ich Fisch und nicht Mann, längst gebraten.
Mein Fleisch ist so weich, ich bin Mahlzeit bereit.
Darum, König, ich gebe mich dir!“
Da nahm Didrik ihm Schwert und Schild,
brach seinen Helm und nahm ihm die Ehre.
Grimm, mit Flammen voll blinder Wut,
griff einen Scheit, glühend und heiß.
In Gernholts Mund, ihrem Bruder, stieß sie ihn tief.
Der Atem erstarb, das Leben erlosch.
Danach wandte sie sich an Gislher.
Er lebte noch, doch Rauch und Flammen
nahmen ihm schnell die letzten Sekunden.
Da rief Didrik zum König der Hunnen:
„Schau nun, Attala, das Werk deiner Frau:
Die Teufelin, die Brüder quält,
Helden foltert, das Land verwüstet,
die Hunnen wie Niflungen sterben ließ.
Ihr Wille ist Mord, an dir und an mir!“
Da sprach Attala mit zitterndem Herz:
„Didrik, Herr, töte die Teufelin schnell!
Hättest du’s früher getan, vor sieben Tagen,
so lebte vielleicht ein tapferer Mann.“
Didrik erhob sich, schritt zu Grimm,
mit einem Schlag spaltete er sie.
Er wandte sich Hagen, verwundet schwer:
„Glaubst du, zu leben, wenn ein Arzt dich pflegt?“
Hagen sprach, mit leiser Stimme:
„Einige Tage wird meine Kraft reichen,
doch meine Wunden – sie halten nicht lang.“
Didrik ließ sich in seine Halle tragen,
verbinden die Wunden von Märeths Hand,
einer Jungfrau, die ihm verwandt.
Hagen flüsterte, heimlich und sacht:
„Bring mir eine Frau für diese Nacht.
Ich sehne mich nach einer letzten Nähe.“
Didrik tat, wie Hagen gebot.
Die Frau kam zu ihm, lag an seiner Seite.
Frühmorgens sprach Hagen mit ernster Miene:
„Du wirst mir einen Sohn gebären.
Nenne ihn Aldrian – und hier die Schlüssel:
Öffne Sigfrids goldene Höhle,
den Schatz der Niflungen, für meinen Sohn.
Wenn er ein Mann wird, soll er ihn hüten.“
Danach starb Hagen. Sein Atem schwand.
So endete die große Schlacht,
die tapfersten Männer fielen zu Boden.
Tausend Niflungen, viertausend Hunnen
ließen ihr Leben in dieser Not.
Das Lied bleibt, erzählt von deutschen Stimmen,
die sagen: Nie war ein Kampf so groß.
Doch das Land der Hunnen verblutete bald,
als Fluch der Bündnis mit Niflungenland.
Wer Susa besucht, sieht noch die Spuren:
Den Niflungengarten, die Schlange im Turm,
den Pfad, Irungs Weg genannt bis heute,
voll Zeugen von alter, blutiger Zeit.
Einst war ein König, Attala geheißen,
der ritt in den Wald, zu Weidwerk und Wonne.
Seine Leute verirrten sich, liefen verloren,
nur Aldrian blieb, des Hagens Sohn.
Aldrian fragte mit fragendem Mut:
„Wie viel Gold hielt der junge Sigfrid?“
Da sprach der König, kundig und klar:
„Das, was Niflungenhort genannt wird,
ist das größte Gold, das ich je gekannt.“
Aldrian fragte: „Wer wahrt diesen Schatz?“
Attala sprach: „Ich weiß es nicht.
Kein Mensch bewahrt ihn; er liegt verborgen,
tief in der Erde, wie ein vergrabenes Glück.“
Da sprach Aldrian: „Was gibst du dem Mann,
der dich führt zu des Goldes Hort?“
Attala rief: „Reich soll er werden,
reicher als jeder in meinem Reich!“
Da sprach Aldrian: „Wenn du dies hältst,
so führe ich dich zum Niflungenhort.“
Attala nickte: „Dann zeige den Weg.“
„So reiten wir einsam, nur wir zwei allein,
denn kein anderer soll uns folgen!“
Der König nickte: „Das möge gelingen.“
Aldrian riet: „Zur Dämmerung heimwärts,
so reiten wir sicher.“ Und sie ritten fort.
Einige Tage danach, tief in den Wald,
zogen sie beide, König und Knabe.
Keiner begegnete ihnen, keiner folgte.
Sie kamen zum Berg, der mächtig ragte.
Aldrian nahm die Schlüssel zum Stein,
öffnete Türen, drei an der Zahl,
trat in den Berg mit König Attala
und sprach: „Sieh hier, der Schatz der Niflungen!
Das Gold von Sigfrid, Gunnar und Hagen!“
Attala staunte, stand still und starrte.
Das Gold der Niflungen glänzte gewaltig.
Er wähnte sich reicher als je ein König,
frohlockte im Glanz des güldenen Gutes.
Doch Aldrian sprang zur Tür hinaus,
schloss alle drei mit festem Verriegeln.
Attala schrie: „Mein treuer Gefährte,
komm zu mir, und nimm alles, was glänzt!“
Aldrian sprach: „So gehst du mit Gold
und Silber zu deinem Todestag.
Ich lebte mit wenig, jetzt lache ich frei,
reite zurück und suche mein Glück.“
Steine schob er vor Türen und Tore,
rollte Fels über die letzte Pforte.
Attala wähnte Verrat und Rache,
den Jungen getrieben von Hass und Gram.
Drei Tage später kam Aldrian wieder.
Attala rief, die Tür zerschlagen:
„Lass mich frei, ich gebe dir Reichtum,
mache dich König und sühne dein Leid!“
Aldrian lachte: „Nun hast du den Hort,
das Gold, das Könige häuften in Gnaden.
Doch ich glaube, der Tag ist gekommen,
wo Gerste und Wasser dein einziges Mahl.“
Attala stöhnte: „Gott weiß, wie süß
mir Gerste und Wasser jetzt wären!“
Aldrian sprach: „So lange gierte dein Herz
nach Gold und Silber, verschmähte das Brot.“
Er schloss den Berg mit Steinen und Gras,
kein Leben sollte mehr daraus dringen.
Attala blieb, allein mit dem Schatz,
bis Hunger und Durst sein Ende fanden.
Aldrian ritt nach Niflungenland,
erzählt' der Königin Brynilla die Kunde.
Sie pries ihn laut, rief Volk und Ritter,
gab ihm Gefolge und mächtige Männer.
Mit Heeren zog er durchs Land und gewann
das Reich der Niflungen, regierte es stolz.
Attala starb, begraben im Berg,
der Hort blieb verschollen, für immer vergessen.