König Jakob I. von England
GEGEN DEN TABAK
von Torsten Schwanke
seiner verehrungswürdigen Ärztin gewidmet.
Dass die verfluchten Gebräuche des grässlichen Tabaks zu verdammen,
müssen wir erstlich ergründen, woher er gekommen, aus welchem
Grunde er eintrat ins Land, und welche Vernunft ihn begründete.
Denn was von göttlicher Weisheit, von Notwendigkeit oder Ehre
stammet, und was von den Großen, den kühnen und würdigen Männern
einst ward ins Leben gerufen, das trägt in gerechtester Weise
immer den höchsten Respekt der verständigen, tapferen Geister.
Solche Gebräuche jedoch, die aus niederer Sitte entstanden,
die aus verderblichem Ursprung und barbarischer Torheit entsprangen,
die sich im Lande verbreiten durch eitle und kindische Mode,
sollen mit Recht nur Schmach und mit Abscheu betrachtet uns werden.
Sieh, wie der stinkende Rauch unsrer Lüfte Verderben bereitet!
Tabak, das krautige Gift, das an jeglichem Orte zu finden,
wurde zuerst von den wilden, barbarischen Stämmen gepriesen,
weil sie vermeinten, es helfe den Pocken, der schmutzigen Seuche,
welcher die Unreinen alle mit schwächendem Leibe verfallen,
dank ihrer üppigen Hitze, des rußigen, staubigen Wesens.
Wie sie die Krankheit zu uns in das heil’ge Europa getragen,
so ward von ihnen gebracht auch der schändliche, stinkende Nutzen
jenes verfluchtesten Krauts, das als Mittel dem Krebs wider Krebs gilt.
Sage mir nun, o du edles und tugendhaft denkendes Volk hier,
welcher Gedanke, welch Ehre kann jemals uns also bewegen,
dass wir die tückische Sitte der wilderen Stämme befolgen?
Haben wir nicht einen besseren Führer im ersten der Reiche,
Frankreich, der glänzende Staat, in dem edel die Sitten bewahret?
Sollen wir lieber den Spanier, den harten, im Stolze erstarrten,
und seine Sklaven zum Vorbild, die heidnischen Wilden, uns nehmen?
Sollen wir gleich ihnen nackt durch die Straßen des Landes nun schreiten?
Tand und Gefieder dem Gold und den Edelgesteinen vorziehen?
Ja, sollen wir gar den Himmel verlachen und Teufel verehren?
Sieh, wie der Ursprung des Giftes dem Wahnsinn der Toren entspringet!
Niemand kann sagen, wer einst es zuerst in das Königreich brachte.
Weder ein Fürst, ein Gelehrter, noch einer, der Weisheit besessen,
kannte den Nutzen des Krauts, als die Mode den Unsinn gebar.
Mit dem Bericht von gewaltiger Entdeckung zur Eroberung
Kamen herein zwei oder drei der wilden Gesellen,
Doch mit dem Wilde zugleich, den sie gefangen getragen.
Aber ach, Mitleid! Die armen barbarischen Männer
Starben dahin, doch lebt noch frisch und in Kräften gestärkt nun
Dieser abscheuliche Brauch, der aus so schändlichem Boden
Wuchs und kam von dem Vater, den alle Welt nur verabscheut.
Wie mir ein Wunder es scheint, dass solcher abscheuliche Wandel
Spross aus der Erde, die selbst solch ein Verderben gebar.
Jene, die erst es versuchten, gedacht‘ sie daran nur im Ernste,
Welchem Respekt sie es nutzten, woher es ursprünglich stamme,
Würden sie sicher verachten, sich solchem Makel zu weihen,
So wie sie es taten, als sie das Heilmittel brauchten.
Denn wer gesund ist, bedarf nie eines heilenden Arztes,
Gegengift wird nur dann gebraucht, wenn Gift schon genossen.
Doch es ist wahr, dass manche der Sitten, die eingerissen
Ohne Vernunft und Gesetz in ein starkes Gemeinwesen,
Später von Nutzen sich zeigen und als notwendig erscheinen.
Also bedarf es hier nun der prüfenden, ernsten Betrachtung,
Ob nicht ein inneres Band des wahren Verhältnisses waltet
Zwischen dem törichten Grund und dem übelriechenden Mittel,
Dessen abscheulicher Brauch zu schändlichster Untat verleitet.
Drum ich euch herzlich ersuche, zuerst zu bedenken, auf welchen
Trügerischen Gedanken ihr diesen Irrtum gegründet,
Dann auch, welche Vergehen vor Gott und der Welt ihr begeht
Durch den missbräuchlichen Dienst an diesem verhassten Genuss.
Seht auf die Gründe, die euch zur Täuschung verleiteten, solche
Große Bedeutung und Macht in diesem Ding zu erblicken!
Vier nur will ich betrachten, die Haupt der irrenden Lehren,
Zwei aus dem Schein der Vernunft und zwei aus der fehlenden Übung.
Erstens haltet ihr fest, dass jegliches Hirn, das von feuchter,
Kalter Natur, sich stets an Wärme und Trockenheit labe,
Und da solch würziger Stoff von hitziger, trockener Eigen,
Soll er dem Menschen das Hirn und seine Kräfte beleben.
Falsch ist beides: Der Satz und auch die trügerische Annahm‘,
Denn der Mensch ist geformt aus all den vier Elementen,
Und so sind seine Glieder von wechselnder Art und Natur.
Wenn man jedoch in sein Hirn nun einen entgegengesetzten
Stoff einführt, so stört dies nur sein bestimmtes Gefüge,
Und aus dem Einklang des Leibs erwächst das Ungleichgewicht.
Wäre dem Leber zu heiß, so legt kein weiser Gelehrter
Bleiplatten kühlend darauf, um Hitze zu dämpfen mit Schwere.
Wäre das Herz unruhig, so täte kein weiser Verstand sich,
Einen massiven Stein auf die Brust zu binden in Eile.
Also, so merkt euch dies wohl: Was in der Natur wohlgeordnet,
Darf nicht leichtfertig gestört sein durch irrenden Menschenverstand.
Doch soll’n diese Kuren zuerst nicht nutzbar erscheinen,
Aber wo sie gebraucht, da treibt man das Gegenteil täglich,
Wie es der allgemeine Gebrauch von Tabak bezeuget,
Dessen sich jede Gestalt und jede Farbe bedienet.
Nächstens verweigr’ ich die Kleinheit von diesem Argumente,
Denn was ich sagte zuvor, gilt auch für den Tabak:
Nicht nur trocken und heiß ist seine Natur von der Eigen,
Sondern besitzt er ein Gift, das Hitze mit Lust sich erfreuet,
Also dass er der Natur zuwider gerichtet erscheinet,
Wie man am grässlichen Duft sogleich kann erkennen.
Weil ja die Nase allein der Geruchssinns Träger und Organs,
Und von dort das Gehirn den Sinn des Duftes erlanget,
Bleibt sie für immerdar uns als Zeuge von größter Gewissenheit,
Ob was wir riechen, gesund sei oder der Krankheit ein Bote.
Es sei denn, dass unser Sinn, durch Krankheit verderbt und betrogen,
Nicht mehr erkenne, was gut und was ihm schädlich erscheine.
Und dass sein Rauch nicht etwa von trockener Art sei, beweist sich
Schon daran, dass er sich in Dünsten erhebt aus der Feuchte,
Denn was Dampf ist, bleibt stets der Natur der Lüfte verwandt.
Zweitens behaupten sie dies: Durch Hitze und seine Naturkraft
Wird unser Kopf befreit, und der Magen gereinigt,
Denn sobald er genommen, beginnt schon Schleim sich zu lösen.
Doch wie falsch ist dies Wort! Es zeigt sich bereits durch die Lehre,
Die ich zuvor euch gebracht aus der Meteore Weisheit:
Denn so wie rauchige Dünste von Sonnenglut aufgezogen,
Sich zur Wolke verdichten und niedergehen als Regen,
So auch Tabaks Qualm, wenn er eingesogen von Nasen,
Wird er gefangen im Haupt und dort von der Feuchte verwandelt,
Bis er in wässriger Form sich wieder aus seinem Haus bricht.
Nun zu den anderen Gründen, die bloß aus Erfahrung gezogen,
Welcher ein jeder zu leicht sich als Wahrheit verkaufen lässt.
Erstens sagen sie dies: „Wäre nicht Tabak von dem Besten,
Hätte nicht jedes Volk dies längst durch Praxis erwiesen?“
Doch wie schnell kann ein Volk von törichter Liebe zu Neuem
Irrig geführt und von eitler Mode zu Narren verwandelt!
Sieh, kaum trägt einer ein fremdes Gewand aus den fernen Landen,
Folgt ihm die Menge sogleich und eifert der Torheit entgegen,
Bis sie zur Sitte sich wandelt, gleichwohl ob Nutzen darin liegt.
Denn so stark ist die Selbstliebe in uns allen verwurzelt,
Und so tief ist der Neid, der in unserer Brust sich entfaltet,
Dass wir nicht ruh’n, bis wir all unsern Brüdern gleichen,
Gleich den Affen, die stets der Menschen Manieren nachäffen.
Zweitens, wie töricht zu glauben, dass keine Krankheit entstünde,
Sondern nur Heilung geschähe, sobald man den Tabak genieße!
Ist es nicht Irrtum, wenn man die Ursache falsch interpretiert?
Nehmen wir einen, der krank ist und Tabak zugleich konsumiert,
Dann heilt die Krankheit von selbst – doch ach, wer war nun der Heiler?
War es die Kraft der Natur, die ihm wieder Gesundheit bescherte,
Oder gar war es Tabak, der ihn von Leiden befreite?
Doch so wie Narrheit sich nährt an eigenem Irrsinn und Dummheit,
Danken sie stets nur dem Rauch, doch schweigen, wenn er sie tötet!
Gleich wie alte Huren stets sich ihrer Reinheit rühmen,
Doch nicht achten, wie viele an ihren Giften verderben.
Oder wie Trunkenbolde, die prahlen, lang schon zu leben,
Doch vergessen, wie viele im Rausch schon frühlich ertranken.
Und was gäb es wohl Größeres an Absurdität noch zu denken,
Als zu behaupten, ein Mittel allein soll helfen bei allem,
Ja, bei den Leiden gar, die einander feindlich begegnen?
Klar ist allen Gelehrten der Kunst, die den Körper erkunden,
Dass es fast niemals Speis' oder Trank, noch heilende Kräuter
Gibt, die nicht einem der Teile des Leibs sich feindlich erweisen.
Denn, wie schon früher gesagt, ist eines jeglichen Gliedes
Eigene Art so verschieden von jener der anderen Glieder,
Dass, wie das Sprichwort sagt, was dem Haupt wohl nützet und frommet,
Schädlich dem Halse sei und den Schultern Schmerzen bereite.
Sieh nur: Gleichwie ein Feind, der ringsum eine Festung umzingelt,
Dennoch an einer bestimmten und schwächeren Stelle durchbricht,
Ebenso sucht sich die Krankheit die Teile des Leibes, die schwächer,
Leichter verletzbar sind und dem Zugriff nicht widerzustehen.
Und, obgleich der gesamte Körper das Leiden empfindet,
Bleibt es doch so, dass der Schmerz nur da am heftigsten wütet,
Wo er zuerst sich regt und sich tief in den Adern versenket.
Darum bemüht sich der kundige Arzt, nur jenes zu wählen,
Was für die Art des Leidens allein am besten geeignet.
Denn was dem einen hilft, kann dem andern verderblich geraten.
Nicht nur das Mittel allein sei klug und weise zu setzen,
Sondern auch Zeit und Ort, das Klima, der Stand der Gestirne,
Welcher der Mond ist im Lauf, und in welcher Jahreszeit
Der Patient sich befindet, sein Alter, seine Beschaffenheit,
Ob er in Stärke steht oder Schwäche ihn niedergebeuget.
Wüsste der Arzt nicht dies und behandelte jeden mit gleicher
Mischung von Mitteln, so würd’ es den einen schwächen, den andern
Stärken und jedem entziehn, was ihm sein eigen gewesen.
Doch, wie verkehrt ist dies! Und dennoch sieht man das Wirken
Jener, die rühmen, ein einziges Kraut könnt alles vertreiben.
Tabak, so preist man es an, soll jedes Übel vertilgen,
Lindern das Gichtweh am Fuß, die Schmerzen im Haupte und Magen,
Soll gar, so sagen sie, einen Betrunkenen nüchtern gemacht haben,
Doch auch den Müden erfrischen, zugleich ihn hungrig gestalten.
Nimmt man es abends, soll es den Schlaf in tiefere Ruhe
Wiegen, doch morgens belebt es den Geist und vertreibet die Trägheit.
O, welch mächtige Kraft, die da in dem Tabak verborgen!
Schaut, selbst die Pocken soll es mit Zauberkraft überwinden,
Doch nur bei denen, die arm, die nicht zu den Edlen gehören.
So ist das Heil nur für jene, die seines Dunstes bedürfen,
Nicht für den Adel bestimmt, nicht für die feineren Kreise.
Doch wüsst' es, wie einst der Rauch von Tobias' gefangenem Fische,
Teufel zu bannen aus jenen, die abergläubisch und irr sind,
Würde man nicht nur den Priestern, nein, auch den Puritanern,
Dieses als heiliges Gut und als Waffe zum Sturme gewähren.
Doch sei’s nun zugestanden, dass es in Krankheit wohl nützlich,
Würdest du meinen, es müsse für jeden zu jeder der Zeiten
Gleichwohl genommen sein? Muss denn der Starke, Gesunde
Täglich sich diesem Genuss und dem trägen Vergnügen ergeben?
Denn, so wisse, die Medizin verändert den Menschen,
Nie lässt sie ihn so, wie zuvor sie ihn hat getroffen.
Lindert den Kranken sie, macht sie den Kräftigen matt nur.
Selbst das Beste, das man genießt an Speise oder Getränken,
Wird, nimmt man’s ohne Maß, den Geist und die Glieder entkräften.
Am Ende sinkt man dahin, von Schwäche erfasst und ermattet,
Wird zu nichts mehr als einem leeren und trägen Gebilde,
Gleichet zuletzt einem Götzen aus Schlaf und aus Schwere gebildet.
Und aus dieser Schwäche entspringt es, dass viele im Reiche
so oft Tabak schon genossen, dass sie nicht lassen ihn können,
gleichwie der Säufer, der alt, nicht lange nüchtern verbleiben
mag, ohn' zu sinken in Schwäche, die nie mehr heilbar ihm scheint.
Denn die beständige Sitte hat ihnen gemacht zur Gewohnheit,
dass sie, gleichwie es Natur ist, den Qualm in die Lunge nun zieh’n.
So wie die Menschen, die stets von Giften und Galle genähret,
Speise, die gut ist, verachten, weil sie nur Gift sie gewöhnt.
Hab’ ich die Gründe, die oft zur Verteid’gung des Lasters
dienen, so trefflich geschildert, dass nichts mehr Zweifel gebiert,
so bleibt einzig noch, zu verkünden, welch Sünden ihr tuet
in diesem schmutzigen Brauch, der euch zum Knechte gemacht.
Sag, bist du nicht in der Lust, die schändlich und sündhaft, gefangen?
Denn nicht durch Krankheit bedrückt, noch in Gebrechlichkeit liegend,
brauchst du doch stets den Tabak, um Freude zu finden beim Mahle.
Gleich wie die Kinder Israels gierten nach Vögeln in Wüsten,
gierst du nach Rauch, um dich heiter zu fühlen in deinem Gelüst.
Ferner ist es ein Trunk, den du mit dem Weine vergleichest,
denn wie die Trinker, die gier’n nach des Weines berauschender Stärke,
liebst du den Rauch, der dein Hirn benebelt und zündet in Glut.
Trinker ertragen nicht Süßes, noch lieben sie schwächliche Tropfen,
und ebenso du, der Tabak dir nur dann ist willkommen,
wenn er in starker Glut und feurigen Schwaden dich hüllt.
Keiner begann es am ersten Tag, den Rausch zu begehren,
doch mit der Sitte wächst langsam die Lust auf das giftige Kraut.
Schlimmer jedoch ist die Schuld, die du an deinem Gemeinwohl
selber begehst, indem du dich schwächst durch die eitle Gewohnheit.
Sieh nur die Männer des Reichs, die für die Ehre des Königs
stehen bereit, doch selbst sich entkräften im nebligen Dunst!
Wie soll der Krieger bestehen im Kampf, wenn er schwächelt
bloß, weil der Tabak ihm fehlt, den er als Speise nun kennt?
Einstmals zogen die Heere hinaus in siegreiche Schlachten,
niemals ward Rauch dort gefordert, um Kraft sich zum Kampfe zu geben.
Nun aber, wenn einer von euch den Angriff verzöge im Felde,
nur weil er tabakberaubt, so wär’ er des Sturzes gewiss!
Selbst große Reiche, von Persern und Römern gegründet,
fielen durch Wollust und Sitte, die all ihre Kraft ihnen nahm.
Tabak ist nichts als ein Zeichen der Schwäche, die schleichend euch höhlet.
Sieh, wie die Wilden der Welt, die Sklaven verkaufen auf Märkten,
nimmer für jenen gebieten, der stets nach dem Tabake verlangt.
Doch nicht nur euer Leib, auch euer Gut wird verschwendet!
Seht doch die Edlen des Reichs, die hunderte Pfunde vergeuden,
bloß um dem Dunst sich zu fügen, der sie in Ketten nun hält!
Besser sie gäben das Gold für Werke, die frommen und nützen,
statt dass der Qualm ihre Schatzkammern leerte mit sinnlosem Tand.
Einst las ich von einem, der Kaiser Alexanders Vertrauen
hatte missbraucht und, Bestechung empfangend, verlogene Worte
sprach – und sein Ende war Rauch, der ihm den Atem erstickte.
Doch von den vielen, die heut' den Rauch für ihr Gold sich erkaufen,
hörte ich nimmer, dass gleich sie mit Rauch auch verdorben ihr Werk.
Und für die Eitelkeit, die bei solch schmutzigem Brauche begangen,
Ist es nicht bloß Eitelkeit, auch Unreinheit obendrein,
Dass sich Männer nicht scheuen, am Tisch in ehrlicher Runde,
Wo Respekt noch gebührt und Bescheidenheit waltet, zu sitzen,
Pfeifen zu stopfen und Tabak in wirbelnden Wolken zu paffen,
Schmutzigen Rauch auszuhauchen, den Atem vergiftend der Luft,
Über das Geschirr hinweg den stinkenden Dunst zu verteilen,
Wenn doch so viele beim Mahl sich vor solchem Ekel entsetzen?
Wisset: der Rauch gehört wohl eher in Küchen als Speisesäle,
Doch er verpestet auch jene, die tief ihn in Lungen saugen,
Drinnen zur Schwärze vergiftet, mit öligem Ruß überzogen,
Wie mancher Leichnam bewies, als nach seinem Tod er zerschnitten.
Nicht nur die Zeit des Essens allein ist schändlich beflecket,
Auch bei jeglicher Tat und zu jeglicher Stund ist’s Gebräuche,
Diesen gemeinen Betrug an Luft und Sinn zu begehen.
Seht, als wollten die Frauen von Diepe mit diesem Geschlechte
Streiten um gute Manier, so fänden die schlimmsten von ihnen
Immer noch Ehre darin, nicht ebenso schlecht sich zu zeigen.
Überall und zu allen Zeiten gewöhnt sich der Mensch an die Sitte,
Ja, sogar Männer von starkem Verstand und gesundem Gemüte
Fühlen sich endlich genötigt, den stinkenden Dampf zu ertragen,
Teils um nicht sonderbar, teils um nicht schwächlich zu scheinen,
Gleichwie die Philosophen, die einst in den Regen gesprungen,
Um wie die Dummen zu tun, da alle ringsum es vollführten.
Siehe, es gleicht dem Knoblauchesser, der ihn nicht liebt, doch genötigt
Ist, sich daran zu gewöhnen, um nicht der anderen Atem
Dauerhaft übel zu dulden, sich selbst mit dem Duft zu besiegen.
Ist’s denn nicht Eitelkeit, dass einer den Freund nicht empfangen,
Ohne dass ihm die Hand sogleich eine Pfeife gereicht?
Nein, nicht länger Genuss, nein, nicht ein Mittel zur Linderung,
Sondern ein Zeichen der Gemeinschaft ist’s wahrlich geworden,
Wer es verweigert, gilt als störender Mann ohne Sitte,
Gleichwie im östlichen Lande, wo Trank mit Zwang man erzwinget.
Ja, und die Herrin selbst kann trefflich den Diener bewirten,
Indem sie lächelnd ihm reicht aus ihrer Hand eine Pfeife.
Aber hierin liegt nicht bloß eitler Wahn, sondern Schändung
Aller Geschenke des Herrn, der den süßen Atem dem Menschen
Gütig verlieh, doch durch Rauch so schnöde verderbet er werde,
Dass er nie wieder erlangt, wenn erst der Gestank ihn beflecket.
Ist es nicht Schande, dass einer, der jung sich vermählet,
Zarte, gesunde, mit lieblicher Haut begabte Gefährtin
Treibt in den äußersten Ekel und süßen Atem ihr raubet,
Oder sie zwinget, in ewiger Qual den Gestank zu ertragen?
Schämt euch! Lasset ab von der schmutzigen, frevelnden Sitte,
Die so töricht ergriffen, so schlecht begründet und schnöde
Eure Vernunft mit Betrug und Trug in den Schatten gestellet!
Wisset, ihr sündigt damit nicht nur gegen den Höchsten,
Schadet an Leib und an Gut, und prangt in eitler Gewohnheit,
Sodass fremde Völker mit Spott und Hohn euch verachten.
Denn was dem Auge zuwider, was Nase und Lunge verderbet,
Was euer Hirn bedrücket und schleichend vergiftet die Glieder,
Ähnelt am meisten dem Rauch aus der stygischen bodenlosen Grube,
Dunkel und stinkend, entstammt dem Abgrund der Höllen hinab!