KAISER WILHELM II


von Torsten Schwanke


ERSTE REDE


Seitdem das Reich nun steht, durch dreiundvierzig Jahr’,

war stets mein heißes Ziel – wie auch der Väter Schar –,


den Frieden zu bewahr’n in aller Welt hienieden,

damit wir wachsen wohl, gestärkt durch heil’gen Frieden.


Doch Neid erhebt sich bald auf unser Werk und Glück,

die Feinde drängen vor, sie scheuen kein Zurück.


Von Osten, Westen her, von jenseits dunkler Meere,

sie trugen Hass im Schoß und schürten Zwist und Schwere.


Doch trugen wir’s geduldig, stolz in uns’rer Pflicht,

auf Kraft und Klugheit baun, auf Furcht und Schwäche nicht.


Nun aber will man uns mit List und Schmach verderben,

man fordert uns’rer Wehr, in Ruh’ dem Feind zu sterben.


Man rüstet sich zum Schlag, mit argem Überfall,

und will, dass unser Blick erstarre schutzlos, kahl.


So muss das Schwert nunmehr die harte Wahrheit sprechen,

der Feind bricht Fried’ und Recht, will unser Land zerbrechen.


Drum auf! Zu Waffen jetzt! Kein Zögern sei erlaubt,

wer zaudert, der verrät, wem Treue einst geglaubt.


Es gilt das Reich, das neu sich Väter einst errungen,

der deutsche Geist, die Macht, mit Opfern tief durchdrungen.


Wir kämpfen bis zuletzt mit Mann und Ross und Blut,

bis unser aller Kraft erfüllt ihr letztes Gut.


Drum vorwärts mit dem Herrn, der uns zur Seite steht,

so wie mit unsern Vätern er in Schlachten geht.



ZWEITE REDE


Es ist mir Herzenspflicht, euch Dank hier auszusprechen,

Ihr habt mit Lieb' und Treu' den Fürstensinn erwecken.

In Westfalens Gefild', wo alte Treue lebt,

Hat man mich hoch verehrt, geachtet und erhebt.


Doch schmerzlich ist das Los, das meine Frau getroffen,

Durch jenen Unfall ward ihr Kommen nicht betroffen.

Sie wollte selbst so gern, mit euch in Eintracht sein,

Westfalen huld'gen, herzlich, offen, klar und rein.


Die Provinz zeigt uns klar, dass Eintracht wohl kann stehen,

Wo sonst durch Glaubensstreit oft Winde schärfer wehen.

Hier ist des Vaterlands getreue Einheit wach,

In alter wie in neu gewonn'ner Krone Fach.


Kein Unterschied sei hier in Glaubenspflicht und Lehre,

Ob Protestant, ob Christ, es bleib' des Herzens Ehre.

Im festen Glaubensgrund, vereint im Bürgerstand,

Steht meine Fürsorg' fest für dieses treue Land.


Auch wirtschaftlich gedeiht dies Land in edlen Wegen,

Wo Ackerbau und Handwerkskunst sich wohl erregen.

Der Bauer pflügt sein Feld mit festem, starkem Sinn,

Des Staates feste Burg, durch Fleiß und Treu' Gewinn.


Die Städte blühen auf mit Werken voller Güte,

Mit Kirchen, Krankenhaus, mit Kunst aus tiefer Blüte.

Im Berges Schoß ruht Gold, durch harter Arbeit Kraft,

Das Deutschland weithin ehrt und Ruhm dem Land erschafft.


Doch denk' ich auch der Schar, die rastlos in den Hallen,

Vor Hochöfen und tief in Stollen muss gefallen.

Sie wirken treu und fest mit starker, rauer Hand,

Sind Ehre, Stolz und Schild von uns’rem Vaterland.


Die Einheit, die ich hier in Westfalen gefunden,

Mög’ strahlen aus ins Land, in allen Völkerstunden.

Doch was vermag uns dies zur höchsten Kraft zu zieh’n?

Die Religion allein, in ihr soll Eintracht blüh’n.


Nicht streng und dogmatisch, nicht nur in leerem Worte,

Nein, lebendig sei sie in Herz und Werkes Orte.

Denn ob auch Leid mich trifft, in Groll der Zorn entbrennt,

So bleibt der Seele Licht, das über allem brennt.


Denn jeder Mensch ist Kind des lichten Himmels Droben,

Und trägt des Schöpfers Hand als Geist in sich erhoben.

So bleibt uns Mild' und Gunst, so weicht des Zwistes Pein,

Und Eintracht möge sein im deutschen Volk gemein.


In Christi Wort allein sei wahre Einheit gegründet,

Wo seine Lehre lehrt, was fest die Seel' verbündet.

Er selbst hat uns geführt, als Bruder und als Licht,

Sein Wort ist fest und klar, vergeht in Zeiten nicht.


So rufe ich euch auf, in Liebe Hand zu bieten,

Das Land in Treu' zu hegen, in Einigkeit zu hüten.

Dann wird der Fels erstarkt, auf dem die Zukunft ruht,

Dann wächst das Vaterland in Segen und in Mut.


Nun heb' ich hoch mein Glas, auf Westfalens Gefilde,

Auf seine starke Kraft, auf Treue, Fleiß und Milde.

Möge Gottes Segen walten auf der Erdenrot,

Westfalen lebe hoch! Es schütze euch der Gott!



DRITTE REDE


Groß ist die Bürde, die dem Reich gefallen ist,

Größer, als jeder sie zu fassen fähig misst.


Dort, wo die Deutschen in der Fremde sich bestehn,

Darf nicht das Reich in träger Untätigkeit vergehn.


Was einst das Röm’sche Reich nicht lösen konnt’ und mocht’,

Das hat das neue Reich mit Macht und Kraft vollbracht.


Und dieses Mittel, das ihm Stärke, Würde gab,

Es ist das Heer, das unsern Ruhm geschaffen hab’.


In Frieden wuchs es, treu geformt mit fester Hand,

Nach Grundsätzen, die Großvaters Geist einst fand.


Nun tretet ihr hervor, zu zeigen, ob sie taugen,

Ob sie im Kampf der Prüfung sich auch festlich fügen,


Die Kameraden auf dem Meer erwarben Ruhm,

Ihr sollt dem Heer, dem Reich zu Ehre sein und Ruhm.


Ein Unrecht ward getan, das schwer zu sühnen ist,

Ein Frevel, der die Rechte jeder Nation vermisst.


Die Heiligkeit des Gastrechts ward mit Hohn verhöhnt,

Die Würde fremder Völker wurde kühn verpönt.


Die Schuldigen sind stolz auf alte Bildung zwar,

Doch zeigten sie sich roh, entweihten das Altar.


Drum fordert jetzt das Reich mit eurer Kraft Vergeltung,

Doch übt in aller Not auch Zucht und Gotteswaltung.


Seid stark, doch auch gerecht, seid tapfer, doch gesittet,

Seid Christen in der Tat, wenn euch das Leiden schnittet.


Doch wisset wohl: Der Feind ist grausam, schlau und listig,

Er kämpft mit Arg und Trug, mit Waffen stark und giftig.


Kommt ihr ihm nah, so kennt kein Pardon eure Schwerter,

Gefang’ne macht ihr nicht, kein Mitleid gilt der Herde.


Auf tausend Jahre soll der Name Deutschland klingen,

Soll Schrecken in des Feindes Herzen tief erzwingen.


Seid diszipliniert, die Manneszucht sei euer Ziel,

So bringt ihr unserm Vaterland das höchste Spiel.


Gott segne euch! Es folgt euch jedes Herz im Land,

Nun zieht hinaus! Der Geist der Ahnen euch umspannt!


Adieu, ihr Kameraden! Die Kultur soll leben,

Nun ziehet aus, das Reich hat euch den Marsch gegeben!



VIERTE REDE 


Seit Reichsgründung war’s durch dreiundvierzig Jahr’

Mein Streben und das meiner Väter immerdar,

Den Frieden zu bewahren auf der weiten Erden,

Dass wir im Ruhm des Glücks und Wachstums mächtig werden.


Doch neiden Feinde rings den Lohn der edlen Müh’,

Von Ost und Westen droht uns tückisch Krieg und Glüh’,

Vom Meer her hallt der Hass in dunklen, finstren Zeiten,

Doch trugen wir ihn still in ernster Wehrbereiten.


Nun aber will man uns mit Schmach und Spott verseh’n,

Man heißt uns stumm und arm dem Trug der Feinde steh’n,

Man gönnt uns nicht, dass wir mit starkem Mut uns binden

An den, der mit uns trotzt den Stürmen und den Winden.


Drum muss das Schwert nun klingen, mitten in dem Frieden

Hat uns der Feind verraten, trotzig, frech, vermieden

Hat er des Rechtes Ruf, nun auf! ans helle Schwert!

Wer zaudert, wer sich beugt, der macht das Vaterland entehrt.


Es geht um Sein und Nichtsein, um des Reiches Macht,

Die Väter einst gegründet, stolz und voller Pracht,

Um deutsches Wesen, deutsche Kraft in harter Zeit,

Wir kämpfen bis zum letzten Hauch in Not und Streit.


Und stürmt die Feinde Welt mit Groll auf uns hernieder,

So trotzen wir ihr hoch, wehrhaft wie unsre Lieder,

Denn nie ward Deutschland je in Knechtschaft tief gesunken,

Solang’ es einig stand mit stark verschränkten Funken.


Vorwärts mit Gott! Er steht wie einst zu unserm Heil,

Wie mit den Vätern, hält er uns in festem Seil.



FÜNFTE REDE


Seit Reichsgründung war es durch dreiundvierzig Jahr'

Mein heißes Bestreben und stets auch der Väter Schar,


Den Frieden zu wahren, die Welt nicht zu entzwein,

Doch neidet der Feind uns das mühsam Erreicht' und Sein.


Von Osten, von Westen, vom Meere her zugleich

Kam Feindschaft verborgen und offen ins deutsche Reich.


Wir trugen die Bürde mit Kraft und Besonnenheit,

Doch nun will man Demut – wir dulden solch Joch nicht weit!


Man fordert von uns, daß wir stumm und gebunden steh’n,

Indes unsre Feinde mit Tücke zum Angriff geh’n.


Man duldet es nicht, daß in Treue wir fest besteh’n,

Wenn unser Verbündeter kämpft um sein hohes Geh’n.


Sein Ansehn als Großmacht ist nunmehr in tiefer Not,

Und fällt er, so trifft uns mit ihm das Vernichtungsgebot.


So muß denn das Schwert nun entscheiden, die Stunde schlägt!

Mitten im Frieden wird Deutschland vom Feind geschmäht.


Drum auf zu den Waffen! Kein Zögern, kein Zaudern mehr,

Denn Vaterlandsverrat ist das Schwanken umso sehr.


Es geht um das Sein unsres Reiches, um Ehr' und Ruhm,

Um deutsches Bestehen, um Kraft und um Heldentum.


Wir kämpfen und wehren mit Roß und mit Mannesmut,

Und trotzen der Feinde geballter Vernichtungsglut.


Noch niemals hat Eintracht das deutsche Volk betrogn,

War Deutschland nur einig, blieb Deutschland stets ungebrochn.


Drum vorwärts mit Gott, der uns schützet mit starker Hand,

Wie einst er unsre Väter geführt ins Vaterland!



DES KAISERS HELDENLEBEN


Im Glanz der Krone, hoch auf preuß'schem Thron erstand,

Ein Kaiser jung an Jahren, Wilhelm war er genannt.

Sein Ahne, Wilhelm, war des Reiches edler Hort,

Doch Friedrichs Herrschaft währte nur ein flüchtig Wort.

So trat der Enkel in des Zepters schwere Last,

Mit hohem Willen, stahlgehärtet, ungefasst.


Er sah das Reich in Macht, in Stolz und Herrlichkeit,

Von Ost bis West, von Nord bis in den Süden weit.

Das Meer sein Traum, die Flotte wuchs mit starker Hand,

Er wollte Ruhm, er wollte Glanz dem Vaterland.

Die Heere stärkt', die Grenzen fest, mit scharfem Blick,

Und dachte nicht, dass Krieg bringt Elend, Not zurück.


Doch Stolz und Hochmut waren seine Weggefährt',

Er stieg hinauf, doch oben stürzt', was er begehrt'.

Die Welt erzittert', als die Donnerbrüder schrein,

Das Reich marschierte, stolz auf seine Kraft allein.

Der Erste Krieg der Welt, ein Feuer wärmst entbrannt,

Und Deutschland sank, verflucht, vom eignen Stolz verbrannt.


Er wankt, er weicht, sein Reich zerfällt in tiefer Nacht,

Der Kanzler spricht, die Krone ist nun umgebracht.

Ins Exil geflohn, das Schicksal hart und schwer,

Die Niederlande boten ihm ein letztes Wehr.

Dort starb er alt, vergessen, in verborgnem Land,

Die Krone preuß'scher Macht zerrann in Staub und Sand.


So mahnt sein Fall, so mahnt sein Glanz vergang'ner Zeit,

Dass Ehre wankt, wenn Stolz das Herz zur Blindheit weiht.

Doch bleibt sein Name ewig in der Zeiten Lauf,

Als Kaiser Wilhelm, der das Reich zum Fall hinauf.


In finst‘rer Zeit, da Krieg die Welt durchwühtet schwer,

stand Wilhelm auf dem Thron, doch führte nicht ein Heer.

Als Kriegesdonner grollt’ und Völker rings entbrannt,

wurd‘ seine Schwäche bald dem ganzen Reich bekannt.


Die Heeresleitung nahm ihm schließlich Macht und Sinn,

Hindenburg und Ludendorff riefen Taten hin.

Die Krone trug er noch, doch war er nicht mehr Herr,

die Heere siegten erst, doch bald war’s Ringen leer.


Im Jahr sechzehn verzagt, der Kaiser wich zur Seit‘,

verlor die Kriegeskunst, verlor den harten Streit.

Als Deutschland fiel und Revolution entbrannt,

verlor er Reich und Thron, verbannt ins fremde Land.


Der Krieg, der alles nahm, war nun vorbei und aus,

zehn Millionen Seelen sanken still hinaus.

Die Weimar ward erweckt, die alte Welt zerbrach,

der Thron, der einst geglänzt, lag nun im Trümmerfach.


Kindheit und Jugend des Kaisers Wilhelm


Geboren ward er hoch, doch nicht mit Glanz und Macht,

ein schwacher Arm ihn zeugt‘, von Schmerzen durch die Nacht.

Die Mutter seufzt‘, betrübt, als sie das Kind ersah,

denn seines Leibes Pein war schon in jungen Jahr‘.


Die Ärzte rangen hart, mit Mut und starker Hand,

zu retten, was geschwächt, den Thronerben im Land.

Die linke Kraft verblich, verdorrt und ohne Sinn,

doch sollte Wilhelm trotzen seinem Schicksalssinn.


Erzogen ward er hart, von strenger Hand gelenkt,

in Tugend, Zucht und Pflicht, sein Wesen tief getränkt.

Der Kriegsruhm wuchs heran, als Knabe sah er schon,

wie Preußens Adler schlug im Sieg mit festem Ton.


Mit zehn begann sein Dienst, des Leutnants erste Pflicht,

das Heer war seine Welt, sein Stern, sein Angesicht.

Ein Kadett wuchs er auf, mit Stolz und starker Brust,

und sah das Reich erblühn in Krieges glüh‘nder Lust.


Sein Weg zur Krone


Die Schule lehrt ihn viel, doch nicht zum Herrscher recht,

das Studium nur ein Glanz, doch keine Weisheit echt.

Er führt‘ kein Handwerk aus, kein Amt von starker Art,

die Krone kam ihm zu, nicht durch der Arbeit Fahrt.


Die Eh‘ verband ihn bald mit Auguste so hold,

doch auch aus klugem Plan, nicht nur aus Herz und Gold.

Denn Schleswig ward entzwist‘, geraubt durch Preußens Schwert,

so gab die Ehe Heil, wo einst die Feindschaft währt.


Ein Kaiser ward er bald, mit Glanz und Stolz umringt,

doch was er nicht verstand, das Reich zum Ende bringt.

Sein Starrsinn wuchs ihm hoch, sein Zorn, sein eig‘ner Rat,

und als der Krieg begann, fiel schwer die eig‘ne Tat.


So endete sein Traum, in Einsamkeit und Pein,

der Kaiser, einst so stolz, verlor sich ganz allein.

Vergessen saß er dort, im fremden Exil weit,

die Krone abgesetzt, die Welt verlor‘ne Zeit.


In Zeiten, da Preußens erlauchter Glanz erstand,

War Wilhelm ein Jüngling mit schaffender Hand.

Von Regiment zu Regiment ward er gesandt,

Ein Krieger von Adel, im Staub unerkannt.


Er diente der Garde, zu Fuß und zu Pferd,

Mit Ehre, mit Mut, mit der Klinge begehrt.

Vom Leutnant zum General hob ihn das Heer,

Bis ihn die Krone rief, von Pflicht stets beschwert.


Doch nicht nur das Schwert, auch das Zepter befahl,

Der Bürokratie galt ein kühnes Mal.

Der Ahne ward alternd, der Vater erkrankte,

Und Wilhelm verstand, dass das Schicksal ihn rankte.


Denn Bismarck, der Meister, die Macht in der Hand,

Hielt Zügel des Reiches, ein festes Gewand.

Drei Kriege gewann er, vereinte das Land,

Ein Staatsmann von Ehre, weithin wohlbekannt.


Das Jahr war gekommen, von Dreikaisers Macht,

Wilhelm der Erste verschied in der Nacht.

Der Vater, gezeichnet von schwerem Gebrechen,

Regierte nur kurz, konnt' kaum mehr noch sprechen.


So fiel es dem Sohne, dem jungen, nun zu,

Das Reich zu regieren mit Feuer und Ruh'.

Er sprach von Reformen, von Rechten und Pflicht,

Doch war es die Krone, die selbst ihn umflicht.


Er rief nach Gesetzen, nach Schutz für das Land,

Nach Wohlfahrt für Arme, mit milderndem Band.

Er strebte nach Ordnung, nach Sitte, nach Recht,

Doch blieb seine Haltung dem Wandel zu schlecht.


Bismarck, der Alte, ihm widersprach,

Doch Wilhelm, der Junge, er folgte der Sach'.

So wurde der Kanzler zum Abgang gebracht,

Und Caprivi ward's, der fortan nun erwacht.


Die Arbeiterschaft, sie hoffte noch viel,

Doch Wilhelm verfolgte ein anderes Ziel.

Die Freiheit des Volkes, das drückte ihn schwer,

Ein Herrscher zu sein, das liebte er mehr.


Er rief in den Städten zu Ordnung und Pflicht,

Doch sah er die Zukunft in finsterem Licht.

Er wandte sich Kirche und Krone nun zu,

Und dachte, in Gott sei des Reiches Ruh'.


So führt' er das Reich mit eiserner Hand,

Doch blieb es gespalten durch Zwietracht im Land.

Er wollte der Armen getreuer sein Herr,

Doch blieben sie dennoch von Rechten so fern.


So wuchs die Partei, die ihm widerstand,

Die Sozialdemokraten durchzogen das Land.

Die Wahlen, sie brachten ihm Kummer und Not,

Doch hielt er am Throne, am Zepter noch bot.


In Königsberg rief er zum heiligen Krieg,

Gegen den Umsturz, gegen den Feind ohne Sieg.

Die Kirchen, sie baut' er mit Eifer und Glut,

Und hoffte, dass Gott ihm den Segen noch tut.


Doch wandelte Zeiten, die Welt ging voran,

Und Wilhelm, der Zweite, er war nur ein Mann.

Die Krone, die preßt, und der Glanz, der vergeht,

So endete's einst, wie die Geschichte es steht.


In stolzer Zeit, da Bismarcks starke Hand regiert,

War das Reich gefestigt, von Feinden unberührt.

Doch neue Stürme zogen am Horizont heran,

Denn Wilhelm, jung und kühn, begann nun seinen Bann.


Der Kanzler sah in Russland einen starken Freund,

Doch Wilhelm traute Österreich, er blieb ihm treu gemeint.

Der Kulturkampf wütete, von Bismarcks Hand gelenkt,

Der Kaiser aber wies ihn ab, da er Versöhnung schenkt.


Die Sozialist' zu knechten, war des Kanzlers Ziel,

Doch Wilhelm sprach: "Kein Blutbad sei mein edles Spiel!"

Er wollte Friede stiften, das Reich mit Ruhm umhüllt,

Doch Bismarck blieb beharrlich, bis sich das Maß erfüllt.


Da sandte man von Hahnke, den strengen General,

Er sprach: "Zur Burg, Herr Kanzler, es endet eure Wahl."

Der Abschied ward gefordert, Bismarck wich nicht sacht,

Doch schließlich, nach langem Zögern, gab er seine Macht.


Mit Groll schrieb er in Büchern, die Nachwelt las sein Wort,

Von Hinterlist erzählte er und schärfte seinen Hort.

Doch Wilhelm schritt entschlossen, den Weg nun selbst zu geh’n,

Und setzte Caprivi ein, auf dass Reformen steh’n.


Die Außenwelt erbebte, Verträge wurden nicht,

Der Rückversicherpakt zerbrach im neuen Licht.

So wandte sich Russland, wie Bismarck warnend sprach,

Und Frankreich ward sein Bundesfreund in dunkler Zeiten Schach.


Caprivi suchte England, das Meerreich, stark und weit,

Das Reich nun mehr industriell, zu neuer Blüte schreit.

Das "Made in Germany" erklang als hohes Lob,

Die Märkte weit sich öffneten, das Reich sich selber hob.


Doch war die Zeit bewegt, von tiefer Zwietracht wild,

Die Opposition wuchs mächtig, der Kaiser ward gezielt.

Die Katholiken litten, der Kampf war noch nicht aus,

Wilhelm nun versöhnte sie, sprach Gnadenwort hinaus.


Die Einheit ward geschaffen, doch alte Narben blieben,

Das Reich war voller Stärke, doch voller dunkler Trieben.

So endet dieses Heldenlied, es hallt in ferner Zeit,

Ein Reich, das Bismarck formte, in Macht und Herrlichkeit.


In Ost und West, wo Preußens Banner hoch erglomm,

Da ward ein Volk geformt, das sich vereinen komm'.

Doch rings in Schlesiens Flur und Preußens weitem Land

Sah man der Polen Schar, die fest am Erbe stand.


Seit Bismarcks harter Hand das Reich mit Macht regiert,

Ward gegen fremden Klang die Sprache oft gesperrt.

Die Schulen klangen deutsch, der Gottesdienst zugleich,

Doch Polen trotzt dem Zwang, blieb unbezwungen reich.


Bis Wilhelm kam, der Kaiser, hoch auf edlem Ross,

Er lockert' harte Fesseln, hob das schwere Schloss.

Er sprach: "Die Polen sind ein Volk mit eignem Recht!"

So ward ihr Schicksal neu, nicht mehr so hart und schlecht.


Doch wo der Herrscher stand zum Volke, frei und rein,

Da wogt' ein Streit gar heiß: der Jud' im Reich allein.

Seit Reiches stolzem Glanz war gleich ihr Bürgerstand,

Der Handel öffnet' sich, der Wehrdienst fest im Land.


Und Wilhelm ritt zu Hof, von Juden wohl umringt,

Er sprach mit klugen Herrn, die hohes Gut bestimmt.

Doch Neid und Groll erhob sich bald in dunkler Stund',

Der Hass ward wild entfacht, in manchem rauen Mund.


Die Wahlen brachten Feind', die Fraktion wurde stark,

Die Feinde sammelten sich im dunklen Reichstag's Park.

Die Christen riefen laut, die Reformer griffen an,

Doch nie gewann ihr Hass die Macht im Herrscherplan.


Doch Wilhelm selbst, so klug, so stolz auf Reiches Ruhm,

Verlor in finst'rer Zeit des Herzens edlen Zoom.

Sein Wort, mal kalt, mal scharf, im Sturm der Zeiten laut,

Ward oft von Feind und Freund als dunkle Saat geschaut.


Die Krieger in dem Reich, sie rüsteten zum Krieg,

Die Kassen mussten füll'n, es drängte neue Intrig'.

Caprivi war zur Stell', er hob das neue Recht,

Die Steuer hoch und kühn, die Junker sah'n es schlecht.


Doch Wilhelm trieb das Heer, es wuchs in neuer Kraft,

Die Wahlen formten ihn, das Reich ward neu gestrafft.

Die Flotte wuchs heran, mit Stolz der Knabe trug

Des Matros' stolzen Anzug, erhellt von frischem Zug.


Mit Bismarck sprach er dann, versöhnt und tief bewegt,

Doch als der Alte sprach, den Bund mit List gehegt,

Da ward der Kaiser zornig, sprach hart ein strenges Wort:

"Nach Spandau soll er geh'n!" – doch hielt sein Herz ihn fort.


So zog das Reich dahin, geformt von Kaisers Hand,

Die Zeiten dunkelten, der Sturm war wohl bekannt.

Ein Heldenlied erschallt, von Preußen stolz gesung'n,

Doch Schatten wuchs heran – das Ende noch nicht kund.


Es wankte stark das Reich in diesen dunklen Tagen,

Der Kaiser selbst, er trug des Thrones schwere Plagen.

Caprivi fiel, gestürzt vom Herrscher eig'ner Hand,

Ein Neuer kam, aus Bayern, fern dem Preußenland.


Hohenlohe, Fürst von edler Ahnen Kraft,

Ward Kanzler nun, doch ohne Führerschaft.

Im Schatten stand er, war des Willens kaum gewillt,

So blieb das Reich, doch seine Zukunft war verhüllt.


Der Kaiser trieb den Bau, der Meere Weg zu bahnen,

Von Kiel bis Wilhelmshaven wuchsen stolze Hafenanlagen.

Doch reichte bald sein Blick bis hin zum fernen Ost,

Und Tsingtao ward gepachtet – ein Besitz mit hohem Rost.


Er dachte nicht, dass Briten dies mit Argwohn sah'n,

Und Deutschland als Rivalen nun begannen zu erfahr'n.

Kolonien sprossen weit, in Wellen kühn erworben,

Die Mächte ringsumher, sie sah'n ihr Gleichgewicht verdorben.


Hohenlohe ließ geschehen, was der Herrscher oft befahl,

So kam die Krüger-Depesche, die ein Sturm entfesseln sah.

Die Briten schäumten auf vor Wut und blankem Zorn,

Caprivis Englandfreundlichkeit war gänzlich nun verlor'n.


Bülow folgte bald darauf, ein Kanzler ohne Muth,

Der innen nichts bewegte, außen blind verblieb sein Blut.

Die Einkreisung ward gespürt, der Feinde Zahl gedieh,

Frankreich, England, Russland schlossen stark ihr Bündnis nie.


Im Osten ward Japan zur Gefahr und stand bereit,

Der Zar in Russland bat den Kaiser um Geleit.

Doch Wilhelms Bündniswunsch, der fand kein Echo mehr,

Denn Frankreich zog die Fäden nun im großen Weltverkehr.


Der Björkö-Pakt zerrann, ein Traum, der bald verblich,

Denn Russland wählte Frankreich – Deutschlands Hoffnung wich.

Die Flotte wuchs heran, ein Stolz in Eisenpracht,

Doch England sah darin nur eine finstre Schlacht.


Dann kam der Tag, wo Wilhelm sprach zu unbedacht,

Im „Daily Telegraph“ ward seine Schwäche offenbracht.

Er pries sich als ein Freund, als Englands Schutzgestalt,

Doch England lachte nur – dies war zu viel Gewalt.


Die Presse schalt ihn aus, das Volk sah ihn mit Groll,

Sein Wort galt wenig mehr, sein Ansehn ward nicht voll.

Die Hunnenrede klang noch laut in manchem Ohr,

Und Wilhelm knickte ein – der Sturm, er brach hervor.


Dann kam der Sturz, ein Freund ward tief entehrt,

Eulenburg gescholten, seine Treue war nichts wert.

In Prozessen ward verhandelt, was verborgen lag,

Und Wilhelm selbst, er fühlte jenen dunklen Tag.


So dämmerte die Zeit, das Reich, es stand vor Schlund,

Der Kaiser sah nicht mehr der Zukunft hellen Grund.

Denn ringsum ward die Welt zu Bündnissen geeint,

Und Deutschland war allein – der Abgrund war nicht weit.


Im Jahre neunzehnhundertneun, da brach entzwei

Der Bülow-Block, der stark wie Fels schien einst im Ei,

Liberale und Konservative Hand in Hand,

Doch nun zerschellt wie Wellen an des Ufers Sand.


Der Kanzler Bülow wagt' es, doch vergebens bloß,

Das Wahlrecht zu reformen, ach, der Widerstoß!

Die Konservativen, Herrscher im Preußen-Land,

Verweigerten Gefolgschaft, trennten sein Gewand.


Die Linken aber, die mit ihm im Ziele gleich,

Verwehrten ihm die Hand, verworfen ihn sogleich,

Denn kurz zuvor, aus eig'nem Geist doch unbedacht,

Hatt' er mit harter Faust nach Polen Macht gebracht.


Wilhelm, der Kaiser, sah mit Blick so kalt wie Stahl:

Germanisierung? Nein! Ihr folgt ein mild'rer Strahl.

Doch als der Kanzler dann erneut sein Spiel begann,

Die Polen-Güter raubte, schwieg der Kaiser Mann.


Bald aber fiel der Bülow, fiel aus hoher Zier,

Und Bethmann Hollweg folgte ihm als Kanzler hier.

Er strebte hin zu England, suchte Friedensband,

Doch fand nur Feindesblicke, rau wie Wüsten-Sand.


Marokko ward zum Schlachtfeld kalter Diplomie,

Der Panther sprang nach Agadir, doch Ruhm? Nein, nie!

Des Heeres Waffen wuchsen, Flotte stand bereit,

Doch Wilhelm, rastlos, schritt nicht in den Sturm und Streit.


War er ein Kriegsmann? Nein! Doch Worte laut und wild

Verkündeten den Donner, schufen finstres Bild.

So trieb der Sturm heran, ein Krieg, so groß, so weit,

Und Wilhelm schwankte, taumelt' in der finstren Zeit.


Die Julikrise kam, mit Wort und Brief geschwind

Fleht' er den Zaren an, fast wie ein banges Kind.

Doch als der Ruf der Waffen laut durch Lande scholl,

Gab er die Macht den Kriegern, war ihr Vasall und Groll.


Er sah den Feind in Osten, sah in Süden Pein,

Er sprach von letzter Stunde, Kampf um Blut und Sein.

In Wien erklang sein Wort, ein Mahnen voller Drang,

Man dürfe nicht mehr zaudern, nicht mehr ohne Zwang.


Und als die Kriegserklärung fiel auf Serbiens Land,

Da ward des Kaisers Wort wie Spreu im Wüsten-Sand.

Die Oberste Befehlsmacht nahm die Heere an,

Die Flotte zog ins Weite, marschierte Mann um Mann.


So schritt das Reich zum Kriege, folgte eisern Pfad,

Und Wilhelm sah von ferne, was sein Wort einst tat.

Ein Herrscher war er, schwankend, machtvoll, doch allein,

Ein Spielball großer Krieger, deren Klinge rein.


Und so versank sein Reich, umstrahlt von Feuers Glut,

Ein Traum, der ewig währte, zerschlagen durch die Wut.


Im ersten großen Krieg, der wütend einst entbrannt,

War Wilhelm hoch geehrt, ein Kaiser wohlbekannt.

Doch schwanden seine Macht und seiner Stimme Klang,

Als Hindenburg und Ludendorff das Reich bezwang.


Die Heerestruppen selbst, von eisernem Gewicht,

Entzogen ihm den Rat, er fand Gehör oft nicht.

Doch eine Bürde schwer, die lastend auf ihm lag,

War jene große Wahl zum U-Boot-Krieg im Tag.


Des Reiches Kanzler mahnte, doch Wilhelm folgte nicht,

Er glaubte an das Heer, vertraute auf die Pflicht.

Die Folge war fatal: Amerika ergrimmt,

Erklärte Deutschland Krieg, die Hoffnung ward verstimmt.


Der Kaiser, nun verdrängt, sah ohnmächtig das Land,

Die Führung lag allein in Ludendorffs Hand.

Die Reichsverfassung neu, reformiert, doch ohne ihn,

Sein Einfluss schwand dahin, sein Wille war verblühn.


Den Krieg mit kühner Hand zu enden, suchte er,

Er träumte von Gebieten, von Herrschaft noch viel mehr.

Die Länder fern im Ost’n, das Baltikum gar weit,

Er wollte sie regier’n, in Herrscherkleid bereit.


Die Kriegsziele erdacht mit Ruhm und großem Stolz,

Doch seine Stimme blieb oft schwach, ein leiser Holz.

In Kreuznach ward verlacht, was Wilhelm kühn ersann,

Nur Kolonien nahm man in Pläne willig an.


Er sah in seinem Tun den göttlichen Befehl,

Und schalt mit harter Hand den, der verriet sein Ziel.

So wurde ihm Erzberger als Feind gar vorgestellt,

Ein Mann, der zu vernicht’n, den Thron in Ehren hält.


Doch als der Krieg sich wendete in schwerer Not,

Da rief die Heeresmacht nach Friedens Wort und Brot.

Wilson, der aus Amerika die Macht nun trug,

Erzwang des Kaisers Sturz, so endete sein Flug.


Im Herbst, als einst die Fahnen überm Reich geweht,

Da war es um den Kaiser mit Macht und Krone spät.

Die Stimmen riefen laut nach Ende seiner Zeit,

Er floh ins fremde Land, von deutschem Volk geweiht.


So sank ein Thron herab aus einst so stolzer Höh’,

Ein Kaiser, der dem Sturm der Zeiten nicht entgeh’.

Die Krone ward verwaist, das Reich in Schutt gelegt,

Und Deutschlands Schicksal war mit Blut und Schmerz geprägt.


Der Kaiser saß erstarrt in dunkler Stund' gefangen,

Die Macht entfiel der Hand, das Reich schien zu zerfallen.

Drei Wege boten sich in wirren Zeiten an,

Die Wahl war schwer, das Heer zerfiel, der Plan zerrann.


Der General, genannt mit Ehr' der kühne Groener,

Erforschte wohl das Heer, sein Blick ward stets nur schärfer.

Neununddreißig Befehlshab'r fraget' er klug,

Die Antwort kam: Das Heer sei nicht mehr stark genug.


Ein kaiserliches Heer, so mächtig einst geschwungen,

War nicht mehr Herr der Tat, die Kraft ward ihm entrungen.

Ein Schlag war nicht mehr möglich, wiewohl auch klug gedacht,

Solang' der Kaiser herrscht, erstarkt nicht seine Macht.


Der alte Hindenburg, des Heeres weiser Lenker,

Erkannte klamm und schwer, was Groener sprach als Denker.

Ein Fluchtweg ward erkannt, ins Holländer Gebiet,

Damit der Thron nicht mehr im Sturm der Zeiten schied.


Doch Schulenburg, getreu dem alten Preußenstahle,

Sah wohl die Möglichkeit, zu marschieren ohne Falle.

Mit Eisen und mit Feuer, durch Blut und durch Gewalt,

Den Thron zu retten noch, wenn auch nur kurz und bald.


Der Kaiser hörte dies und ward zuerst geneigt,

Doch Zweifel kamen auf, ob es ihm auch erreicht.

Ein dritter Weg ward kaum genannt, doch tief gemeint:

Den Tod zu suchen dort, wo kaiserliches Sein.


Ein tapfrer Fall am Feind, am Schlachtfeld helle Glut,

Sollt' Roms Antlitz gleich, bewahren Kaisers Blut.

Doch wurde nichts getan, die Zeit entschwand zu schnell,

Die Republik erklang, das Ende kam zu grell.


Da rief in Spa man laut, des Kaisers Wort zu wahren:

Er würd' als Kaiser gehn, doch Preußens Krone tragen.

Allein in Berlin ward alles schon getan,

Der Kanzler sprach es aus, des Reiches Untergang.


Die Räte riefen laut, die Zeiten war'n vergangen,

Die Republik erhob sich stark aus tiefen Wangen.

Scheidemann erklang und auch Liebknecht erhob

Die neue Staatsgestalt, der Kaiser aber floh.


Im Zug durch dunkle Nacht, des Reiches Schicksal ferner,

Eilends nach Westen hin, zu Hollands stiller Sterne.

Bei Bentinck auf dem Schloss fand er zuletzt sein Ruh,

Verloren war das Reich, die alte Krone zu.


Doch Jahre gingen fort, und Wilhelm hielt die Hoff'nung,

Der Thron könn' einst besteh'n, nach all der dunklen Hoffnung.

Sein Wort erklang erneut, als Exilant gebannt,

Der Thron war ihm verwehrt, der Wunsch doch nie verbrannt.


Der Tod dann holte ihn, in Dorn sein letztes Liegen,

Die Erde deckte zu, der letzte Gruß verfliegen.

Doch bleibt die Tat bekannt, der Flucht und alter Schmach,

Die Treue brach entzwei, ein Kaiser ohne Dach.


Es lebte einst ein Kaiser, stolz von hoher Art,

Der einstens Deutschland lenkte, stark mit fester Fahrt.

Gelehrte rief er um sich, Forscher klug und weise,

Zu deuten alte Zeiten, auf gelehrter Reise.

In Doorns stiller Enklave schrieb er sein Geschick,

Die Worte seiner Jahre, den Blick stets zurück.


Doch hegte er die Hoffnung, dass einst mit raschem Schlag

Die Krone kehrt zurücke, ganz ohne Weh und Plag.

Als aber man in Bayern den Umsturz feindlich sah,

Da wusste er gewiss: Nur Herrschaft schützt vor Schah.

Doch selbst die engen Kreise, die ihm so treu gewandt,

Erkannten bald das Trugbild, den Traum im fernen Land.


Der Thron war längst zerbrochen, der Glanz dahin verweht,

Und selbst die alten Treuen sahn keinen, der besteht.

Ein Diktator, so meinte der einst erkorne Sohn,

Muss erst das Reich erheben, erstarken muss der Thron.

Doch tief in seiner Seele, von Gram und Wut entbrannt,

Verachtete der Kaiser die neue Zeitenwand.


Die Republik, verhasst ihm, erschien ihm leer und kalt,

Er hoffte auf die Zukunft, auf Rache, stark und bald.

Durch Botschaft und durch Weiber, durch Freunde und Besuch,

Erwartete er leise des Reiches neuen Fluch.

Doch als die Fahnen fielen, die Hoffnung brach entzwei,

So sah er nun in Deutschland nur Not und Tyrannei.


Die Fahne, die geblieben, wird einstens brennen hell,

Die Deutschen selbst verdammen sie, einst stolz und doch so fäll!“

So sprach er in den Tagen, als Unheil ward entfacht,

Als Feinde wälzten Wellen der Schande durch die Nacht.

Doch als die dunklen Zeiten in Wahnsinn sanken tief,

Da sah er voller Grausen, was Wut und Hass erschlief.


Der alte Mann, vergessen, im Exil ohne Macht,

Verweigerte die Flucht nun, blieb standhaft bis zur Nacht.

Die Briten boten Asyl, die Niederlande auch,

Doch Wilhelm sprach in Stille: "Ich trag mein eigen Joch."

So schloss er seine Augen, in Doorn in stiller Ruh,

Die Welt, die er regierte, zog ohne ihn hinzu.


Die Feinde riegelten ihn, doch ließen ihm sein Grab,

Kein Kranz, kein Wort des Ruhmes, kein schützender Stab.

Nur Erd' aus Potsdams Gärten, ein Lied zum Abschied klang,

Der Kaiser, nun vergangen, von Trauer still umfangen.

Sein letzter Wunsch gesprochen, sein Name nun verweht,

Bis Thron und Reich einst kehrten – so lang kein Frieden steht.