VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTER GESANG
O Tochter des mächtigen Königs von Syrien, Antiochos,
Kleopatra, deren Name von glanzvoller Würde gepriesen,
Steigt hervor aus dem Glanz der Pracht der Seleukidenstämme,
Als ein Band zwischen Mächten, ein Siegel der Politik.
Einst, da die Throne wankten in Syrien und im Reiche
Ägyptens, verband dein Vater dich mutvoll mit Ptolemäus,
Dem fünften der Linie, des Pharaonen Geschlechts ein Herrscher.
Durch den Bund wurden Frieden und Stärke in Macht neu gefestigt.
Priester Ägyptens, die Götter Epiphanes gepriesen,
Huldigten dir und dem König mit ehrenden Liedern und Hymnen,
Kleopatra, Gemahlin des Pharao, Mutter und Göttin.
Doch dein Leben ward bald durch die Stürme des Schicksals gezeichnet.
Ehre dir, die in Leben und Sterben als Göttin erhoben,
Wurde zu einem Symbol für den Bund von Osten und Westen.
So sei dein Name bewahrt in den Rollen der Heiligen Schreiber,
Als die Mutter der Reiche, als Bindung in wirren Geschichten.
An den König Ptolemaios und die Königin Kleopatra
(Onias und der Brief, wie er im Gedächtnis bleibt.)
König der Ströme, Ptolemaios, dem Ägypterland Herr,
Ruhmreich in Taten und stark in der Liebe zur Schwester, der Königin,
Kleopatra, die gütige Frau, die Mutter des Volkes,
Segnend die Länder, wo Nil seine Wasser ergießt in die Fluten.
Euch, die ihr thront in der Pracht eurer göttlichen Namen,
Philometores genannt, weil Liebe die Herzen verbindet,
Sendet Onias den Brief, aus fernen Gebieten voll Ehrfurcht,
Wissend, dass Weisheit allein den Ruhm eurer Herrschaft vermehrt.
Einst, da der Bruder das Königtum teilte mit jener,
Die ihm zugleich die Schwester und Braut in den Ehen der Macht war,
Stand Kleopatra fest, ein Leuchtstern am Himmel des Reiches,
Schützend die Tempel und segnend das Land mit göttlicher Güte.
Doch auch der Sturm kam, als Streit ihre Mauern erschütterte,
Ptolemaios, der Bruder, bedrängt durch das Joch der Intrigen,
Flog zu den Inseln, Zypern gewährte dem Flüchtling den Frieden,
Während Kleopatra den Thron in Ägypten behauptete standhaft.
O ihr Götter, die schützend waltet über den Reichen,
Hört den Ruf derer, die Ptolemaios und Kleopatra preisen!
Denn in den Tempeln wird ewig die Geschichte ertönen,
Wie sie mit Macht und Liebe die Flammen des Krieges erstickten.
Soter, der Sohn von Kleopatra, der Mutter von Königen,
Ward zum achten Herrscher Ägyptens erhoben im Land.
Lang war die Fremde sein Heim, doch kehrte er bald aus dem Exil,
Suchte den Thron seiner Ahnen und nahm ihn mit mächtiger Hand.
Ptolemaios, der Erstgeborene, Spross der erhabenen Königin,
Ward mit seinem Bruder gepriesen, von allen das Volk hochverehrt.
Doch war das Reich nicht frei von Zwist und zerbrochener Eintracht,
Kleopatra selbst war's, die oft gegen die Söhne gestritten.
Zypern, die Insel der Götter, verwaltete klug die erhabene Frau,
Denn sie, die Tochter Ägyptens, durchstrahlte das Mittelmeerreich.
Treue Männer wählte sie aus, den Ruhm des Reichs zu bewahren,
Wahrend Ägyptens Macht erneut zur Blüte gelangte.
Sah sie die Söhne erstarken, so suchte sie heimlich zu rüsten,
Sandte ins Geheim Gesandte mit Botschaft an fremde Monarchen.
Zwist war geboren, wo Mutter und Sohn sich zu Feinden erhoben,
Denn der Herrschaft Anspruch teilte die Familie entzwei.
Göttliche Euergetis ward sie genannt in den Schriften,
Herrscherin, Schwester, Gemahlin, als Gottheit verehrt von den Tempeln.
Ihr Bild, geweiht im Heiligtum, strahlte das Volk der Ägypter
An, die in Ehrfurcht die Macht der erhabenen Königin priesen.
Kleopatra, des Kyzicenus Gemahlin, ward Opfer der Kämpfe.
Als ihr Gatte das Reich des Antiochus stürmte mit Heeren,
Brachte der Krieg nicht nur Sieg, sondern auch Verderben und Trauer.
Antiochia fiel, und mit ihr die Königin starb durch Verrat.
Scheidung von Kleopatra, der Schwester, die Liebe war innig,
War des Ptolemäers Gebot in den Wirrnissen Ägyptens.
Kleopatra, die Tochter des Königs von neun und zehn Ptolemaios,
Wurde dem Zwölften zur Frau, im Bund wohl seit neunundsiebzig.
Leben und Tod, vereint mit Berenice und weiteren Töchtern,
Zeugen von Macht und von Streit in den Hallen ägyptischer Paläste.
Herrscherinnen und Gatten, in wechselnder Folge benannt,
Trugen den Thron und die Kronen der Götter und irdischen Kulte.
Tarsus war Schauplatz, wo sie in goldener Barke Antonius
Lockte, die Schönheit des Orients strahlte im Glanz ihrer Macht.
Festlich begleitete sie das Nilreich, ein schimmernder Stern,
Während die Liebe zum Römer die Weltpolitik neu formte.
Doch Verrat und Niederlagen, die Kriegstaten Roms,
Führten die Herrscher von Alexandria nah an das Ende.
Tod war das Los, Kleopatra gebar sich dem Biss einer Schlange,
Mächtig im Tode wie einst, als sie den Caesar geliebt.
Das Volk der Jahrhunderte schaut auf die Frau voller List
Und verklärter Magie, die den Lauf der Geschichte geformt hat.
Karg ward das Urteil gefällt: Auf Kleopatras Gebot hin,
Sank, als ob Sturmböen brausten, der armenische König.
Stolz und Ehre verging, wo die Macht in den Händen der Königin ruhte.
Antonius und Cleopatra sandten mit glühendem Drängen
Kundschaft an Octavian, auf Friedenssaaten zu hoffen.
Doch die Macht, die verlockt, macht Herzen für Gnade verschlossen.
Später, wie manche berichten, erhob sich der leuchtende Pharos,
Stolz der Meere, geweiht dem Genius Kleopatras.
Glanz ihrer Weisheit spiegelte sich im ewigen Feuer.
Treue bewies ein Gefährte, ein Heiler mit kundigen Händen,
Acas, der Herr der Kräuter und Pflanzen, Kleopatras Berater.
Schicksals Fäden verknüpften den Weisen mit ihrer Gestalt.
Als Octavian erschien, der Eroberer, glühte die Hoffnung:
Schönheit, die reichte bis in die Herzen der stärksten der Männer,
Doch sein Blick blieb kühl, wie Frost auf den Hängen der Berge.
Groß war der Plan und doch erbarmte die Welt sich nicht länger.
Kleopatra, die Herrin von Ägyptens goldenen Schätzen,
Rief die Schlange herbei, die ihr Leben mit Gift sanft beendete.
Fehler im Stolz, doch Träume, die alle der Erde entrückten,
Prägten Antonius’ Wege und Kleopatras Schicksal.
Größe und Fall in einem, die Zeit schrieb düstere Verse.
Ende der Ptolemäer, des goldenen Thrones Ägyptens.
Mit Kleopatras Tod verlöschten die Flammen des Reiches,
Doch der Staub ihrer Taten verweilt in den Liedern der Menschen.
Ägypten fiel, die Fesseln des Schicksals schlossen sich langsam.
Augustus, Herrscher der Welt, empfing die Kronen des Nilslands,
Als das Reich der Pharaonen im Sand seine Ruhe gefunden.
Mächtig und klug war die Tochter des Nils, doch neigte ihr Stern sich.
Zwischen den Zeilen der Zeit verweilt ihr Ruhm unvergänglich.
So erzählt die Geschichte von Kleopatra, der Letzten der Königinnen.
Dunkel der Zeiten, das Rom und Ägypten umfing, voller Dramen,
Hob eine Königin sich, die den Wogen trotzte der Mächte,
Kleopatra, die stolz und klug in Schönheit erstrahlte,
Ptolemäer Geschlecht, das in ihr zur letzten Vollendung
Blühte und fiel, im ewigen Kampf mit dem mächtigen Rom.
Cäsar, der Herrscher von Rom, erhob sie auf Ägyptens
Thron, mit Macht seiner Worte und mit Waffen gestützt.
Doch wie ein Spielball dem Sturm, war Kleopatra gefangen
Zwischen den Mächten der Männer, die nach Ruhm und Macht sich verzehrten.
Dann kam Antonius, der Held, in den Bann ihrer Schönheit gezogen,
Tauschte das Reich und die Ehre für Kleopatras Verheißung.
Glut ihrer Liebe entbrannte, doch trübte der Krieg ihre Stunden,
Denn Octavian, der in Rom das Erbe des Cäsars beanspruchte,
Schickte die Flotte nach Actium, wo die Entscheidung gefallen.
Auf den Wogen des Meeres entbrannten die Flammen des Krieges,
Fliehende Schiffe zerrissen die Hoffnung von Antonius’ Heer.
Kleopatra, in Angst, suchte die Flucht in den Mauern Ägyptens,
Doch Antonius, betrogen vom Schatten des Trugs und der Täuschung,
Warf sich dem Tod in die Arme, der ihm den Frieden versprach.
Sie aber, die Königin, stolz bis zum Ende, entschloss sich,
Nicht dem Triumph zu gehören, den Rom ihr vor Augen gestellt.
Schlangengift trank sie, das Leben entglitt ihren Händen,
Kleopatra, die große, entschwand in den Schatten der Mythen.
Doch wie die Sonne am Morgen in ihrer Herrlichkeit strahlet,
Lebt ihr Bild in der Kunst und im Singen der Dichter fortan.
Kleopatra, ein Name, der Zeit und den Raum überdauert,
Bleibt unvergessen, ein Symbol für Liebe und Macht,
Für den Glanz und den Fall, der das Menschliche uns offenbart.
Groß war ihr Ruhm, der durch die Zeiten in Schriften bewahrt blieb,
Kleopatra, der Name, den viele der Frauen getragen,
Königinnen von Ägypten, Gefährtinnen mächtiger Könige.
Von Ptolemaios entstammten sie, Herrschern im Lande der Pharaonen,
doch auch Macedoniens Reich sah ihren strahlenden Glanz.
Eurydike einst war die Mutter, vereint mit Amyntas,
Philipp, der König, nahm eine von ihnen zur Gemahlin,
und Alexander der Große war Bruder der einen, die Sardes
schützte, doch später im Sturm der Machtkämpfe erlag.
Kleopatra, von Liebe gelenkt, verband sich mit Männern,
großem Geschick, doch oft auch mit tragischem Ende bedacht.
Ptolemaios VI., ihr Vater, führte sie stolz zu Syrien,
wo Balas sie nahm, der Herrscher, doch bald sein Schicksal erfüllte.
Antiochos VII., ein anderer König, ergriff ihre Hand,
nach dem Fall des Bruders erhob sie das Zepter der Macht.
Söhne von ihr, doch auch Opfer, die Macht rang selbst mit der Mutter,
Seleukos starb, durch ihren Willen fiel er als König,
Grypos stieg auf, durch sie wurde er selbst Herrscher Syriens.
So gleiten die Namen der Frauen, gewebt in die Netze der Zeit,
wie das Schicksal die Fäden lenkte, von Liebe zu Macht und Verrat.
Kleopatra, dein Name, ein Echo durch Jahrhunderte hallend,
trägt die Geschichten von Glanz und Untergang weiter für immer.
Weit in den Hallen der Zeit, wo die Schatten der Reiche sich türmen,
Leuchtet das Antlitz der Königin Kleopatra, der Stolzen.
Eueteria ward sie genannt, doch auch Tryphaina, die Sanfte,
Tochter des Ptolemaios, des Achten, des Königs von Ägypten.
Einstmals vereint mit dem Bruder, dem Feind, in bitterer Zwietracht,
Schloss sie den Bund, den das Blut und die Krone von ihr verlangten.
Doch, wie oft, wenn Ehrgeiz die Fackel in Händen hält,
Endet der Bund im Verrat, und die Liebe verblasst wie der Morgen.
Enus erhob sich zum Kampf und streckte Tryphaina nieder,
Tötete grausam die Tochter und brachte den Bruder zu Fall.
Grypus, der Herrscher von Syrien, kehrte in Rache zurück,
Trug die Geschicke der Krone, doch stets in den Händen des Schicksals.
Kleopatra Selene, die Tochter des Königs von Ägypten,
Ward eine Königin auch, in Syrien herrschte sie mutig.
Doch Tigranes, ein Feind, schloss sie ein in dunkle Gefängnis,
Raubte ihr Leben und Kron', und schrieb sie ein in die Schatten.
So vergehen die Jahre, und Namen, einst groß wie die Sonne,
Bleiben ein Flüstern der Zeit, ein Echo in steinernen Hallen.
Doch in den Reimen des Barden und im Gedächtnis der Weisen
Bleibt die Erinnerung wach, ein Mahnmal der ewigen Kreise.
ZWEITER GESANG
Mächtig erstrahlend, oh Isis, Tochter des Ewigen Lichtes,
Herrin der Lüfte und Flut, und Trösterin leidender Herzen,
Stehst du vor Sterblichen groß, mit segnender Hand uns erhebend.
Du, die den Nil einst lenkt' und die Ähren der Felder entfachte,
Herrscherin Mondenschein', die Sternbilder führt durch die Nächte,
Hüterin himmlischer Ordnung, der Erde fruchtbare Mutter,
Sei uns gepriesen und nah in den Stätten, die dir wir errichteten.
Statuen deiner, geschaffen mit heiligsten Händen, erheben
Zeichen der Macht, die Menschen in Ehrfurcht andächtig umringen.
Hoch von Ägyptens Gefilden hinab in das ferne Antioch
Wandert dein Bild, ein Ruf der Verheißung von Frieden und Fülle.
Doch auch dein Name verklingt nicht, wenn Menschlichen Plänen der Hochmut
Tempel zerstört und deiner Altäre Lichter ersticken.
Denn unbesiegbar bleibt dein Gedächtnis in Herzen der Gläub'gen,
Groß in den Hymnen, die deine Herrlichkeit ewig besingen.
Horch, aus Ägyptens Land, wo die Mutter der Götter erwachte,
Steigt sie gen Norden empor, mit der Weisheit der Tempel beladen.
Seleukos selbst, der mächtige Herrscher, führt sie nach Antioch,
Reicht ihren Glanz den Menschen, die staunend die Schönheit verehren.
Hier steht sie golden geziert, mit Kron' und Zepter erhoben,
Segnend die Stadt, die unter dem Himmelsdach friedvoll erblühet.
Doch was ist Heiligtum wert, wenn Menschen um Eigentum streiten?
Sarapis' Hallen und Isis' Altäre, wem sollen sie dienen?
Ceia erhebt die Stimme und fordert: „Gebt uns das Rechte!
Heilig ist diese Stätte, das Erbe der Priester, bewahrt es!“
Von Philae hallt ein Flehen, die Priester erheben die Arme:
„Schütze, oh Isis, dein Volk, das dienet mit eifrigem Herzen!
Deine Altäre bestücken wir reichlich mit Gaben und Hymnen,
Doch uns bedrängen die Mächte, die irdische Güter begehren.“
Hier Tryphon kniet, mit Tränen im Blick, und spricht in die Weite:
„Huld dir, oh Isis, Herrin der Menschen und himmlischer Mächte!
Du bist die Quelle des Lebens, der Fluss, der die Felder erfrischet.“
Kallimachos, ein Statthalter stark, verfasst ein Gedicht dir:
„Sei gepriesen, oh Göttin, dein Name lebt ewig im Volke.
Niemand kann löschen dein Licht, das die Nacht durchdringt mit dem Morgen.“
Doch Roms kalte Gesetze erheben den Bann auf dein Wirken.
Serapis' Tempel und Isis' Altäre fallen den Flammen,
Kaum dass der Senat gebietet: „Zerstört ihre Stätten für immer!“
Kaiserlich klingt das Wort, und die Hämmer zerschlagen die Bilder,
Doch in den Herzen des Volkes lebt Isis unsterblich und heilig.
Kleopatra, die Königin stolz, gewährt einer Stätte
Schutz und ein heil'ges Privileg, das Isis bewahre.
Ptolemaios beugt sich vor ihr, der Göttin der Gnade,
Schmücket mit Weihrauch die Hallen und lobsingt in Hymnen.
Endlich, in Rom, erhebt sich erneut ein Tempel der Göttin.
Hier weiht das Volk mit Jubel die Stätte des Sarapis' Herrschaft,
Hier grüßen die Menschen die Mutter, die Göttin des Lebens,
Licht in den Herzen entzündend, das kein Gesetz je verlösche.
Sei gegrüßt, oh Isis, du mächtige Herrin des Himmels,
Trägerin ewigen Lichts, du Schöpferin allen Erbarmens!
Freude entspringt deinem Blick, selbst Trauer wird reich durch dein Walten,
Unglück wandelt sich Glück, wenn deine Gnade es streichelt.
Große Mutter der Welt, du Herrin von Yat-u, verewigt,
Jene, die Leben verleiht und die Stürme des Schicksals bezähmet.
Dir, o Herrliche, singen die Priester in Tempeln von Chemmis,
Preisen dein göttliches Werk, du Mutter des mächtigen Apis.
Nephthys‘ Schwester zugleich, die im Kummer und Schmerz dir zur Seite,
Weinet mit dir um Osiris, den Edlen, den Fürsten der Erde.
Du, die schützend umkreist, die Müden erquickst mit Erbarmen,
Nimmst sie in deinem Schoß, die Trost und Frieden dir flehen.
Dendera rühmt dich mit Lob, und die Fluren des Landes erstrecken
Ihre Stimmen zu dir, o Herrin, die immerdar lebt.
Deine Pfoten beschützen, wie Nephthys‘ auch, jeden Gefährten,
Und die Liebe des Volkes erneuert dein göttliches Streben.
Rufe tönen im Fest, im Gesang der verehrten Prophetin,
Denn dein Name allein trägt die Macht der Unendlichkeit.
Ewig geliebt von Amun, bist du Leben und Spenderin alles,
Große Isis, du Herrin von Hebyt, Quelle des Segens!
Wandle auf ewig in Licht, du göttliche Mutter des Lebens,
Segen bringende Kraft, die uns stützt in den Tiefen der Zeiten.
Allmächtige, große, berühmte, in allen Reichen gepriesene,
Isis, Herrin des Himmels und Mutter der göttlichen Ordnung!
Hörst du das Flehen, das aufsteigt, von Herzen und Lippen getragen?
Wunder schaffst du in Gnade, bewachst die Länder der Erde.
Horus, dein Sohn, erhebt sich als Licht aus der Finsternis Schatt’n,
Osiris’ Stimme erklingt, durch dich zum Leben erwecket.
Du, die an beiden Gestaden des Nil ihr Zepter regieret,
Herrin der Wahrheit und Liebe, der Heilung, Herrin des Lebens,
Sothis, Stern deiner Krone, leuchtet hell über die Nächte,
siehe, es grüßen die Tempel dein Bild in Ehrfurcht und Ehrer.
Anubis, der Schützer der Seelen, steht treu an den Schreinen,
führt die Gefallenen sanft in die Hallen ewigen Lichtes.
Von Philai bis Memphis ertönt dein Name, o Göttin,
Sarapis teilt deinen Ruhm, doch du bist der Götter Gebärerin!
O Isis, die Große, von allen Sterblichen geliebet,
höre dies Lied, das mit Demut dein göttliches Wirken besingt.
Lob dir, Isis, erhab’ne, die strahlend gebiet’ aus den Höhen,
Schützerin aller, die dir vertrauen, und Helferin immer.
Selbst wenn die Mächtigen drohn, und Tempel in Trümmern versinken,
Bleibt doch dein Name geehrt in den Herzen der gläubigen Scharen.
Valentin befahl einst, dein Heiligtum ganz zu zerstören,
Doch deine Macht blieb ungebrochen in ewiger Größe.
Priester wanderten weit, im Gewande, das deinen Ruhm pries,
Bettelnd, doch treu dir, o Isis, die sie stets erhörtest.
Grüße von Heracleides und Ptolemaeus erheben,
Schreiben dir Ehrerbietung und sprechen von göttlichem Schutz.
Thermouthion rief deinen Namen mit flehenden Worten,
Sicherlich wusste sie: Isis gewährt allmächtigen Beistand.
Du bist die Mutter der Schöpfung, des Lebens Quelle und Hüterin,
Führst die Schiffe am Nil, lässt reifen die Früchte der Felder.
Ohne dich fällt alle Ordnung, Chaos regiert auf den Wegen;
Doch mit dir lebt Harmonie, und das Licht erstrahlt aus den Schatten.
Huld dir, Isis, die ewig uns leitet durch Wirren und Stürme,
Bleibe die Göttin, die uns im Leben und Tod stets umfängt!
ABGESANG
Majestätisch, still in den Fluten leuchtend,
stieg die Königin, Isis gleich, empor nun.
Stolz verließ sie irdisches Reich, die Ketten,
lösend das Leben.
Goldne Strahlen schmückten das Haar der Göttin,
ätherleicht, ihr Odem ein Hauch von Myrrhe.
Sphärentöne riefen die Seele heimwärts,
Himmel zur Heimat.
Ihre Schönheit, irdischer Macht entzogen,
wandelt ewig nun in den Sternenpfaden,
wo die Mutter Isis, in heilgem Strahlen
ruft: „Du bist meine.“
Ferne Völker, staunend in stiller Andacht,
fühlen heut noch Hauch ihrer göttlich Macht.
Ewig lebt sie, Isis’ erkorne Tochter,
Licht über Zeiten.