DEUTSCH VON TORSTEN SCHWANKE
Bis zu den fünfzig Jahren, die nun mich ereilten,
war meine Muse stets von harmloser Dichtung erfüllt:
Kein Brief von Ovid, in Tausenden schrieb ich die Worte,
trägt eine Feindesspur, kann Hass je deuten auf mich.
Nur meine Bücher allein, sie schadeten niemand als mir selbst:
Durch die Kunst, die ich schrieb, ward des Autors Leben zerstört.
Einer allein – welch großes Unrecht dies selber schon darstellt –
will mir den Ehrenruf eines gerechten Mannes verwehren.
Wer er auch ist – ich schweige von seinem Namen fürs Erste –
zwingt meine zögernde Hand, die Waffe zu führen im Zorn.
Nicht lässt er mich, ein Verbannter des stürmischen Nordwinds,
friedlich das Exil, die Kälte der Flucht, ertragen im Stillen:
Unaufhörlich er stört die Wunden des Friedenssuchers,
schleppt meinen Namen hinaus vor das Volk und die Foren:
Raubt meiner treuen Gefährtin den Trost des Gedenkens,
trübt ihr Leid, das sie fühlt für den lebenden Mann, der zerstört.
Während ich klammere mich an die Reste des Schiffs, das zerbrach,
kämpft er um Planken, die trieben aus meinem Schiffbruch empor.
Dieser Dieb, der löschen sollte des Brandes Flammen,
sucht nach Beute und Plünd'rung, wo Flammen lodern und toben.
Er wirkt, dass keine Hilfe sei einem greisen Verbannten:
Ach, wie viel mehr verdient er selbst doch mein Schicksal!
Götter sind gnädig! Und der Größte von allen ist jener,
der nicht wollte, dass Armut die Bahnen meines Lebens durchzieht.
Dank sei dem stets, wo immer der Dank nur geäußert,
möge ich immer mit so barmherzigem Herzen bestehen.
Möge Pontus es hören: Vielleicht auch lasse er’s gelten,
dass die Erde, die nah mir ist, zeuge, was ich erbitte.
Doch du, der niedertritt auf mich in meinem Falle,
sei in deinem Elend selbst nur elender, wie du verdienst!
Feuer und Wasser mögen zuerst zu Frieden gelangen,
Sonne mit Mond in ein strahlendes Licht sich vereinen,
Osten und Westen ein Windstoß aus einer Himmelsrichtung:
Eisige Pole des Südens mögen warmen Atem entsenden,
Frühling sich mischen mit Herbst, Sommer mit frostigem Winter,
Dämmerung und Abendrot in ein Gestirn sich verweben:
Selbst neuer Einklang mag steigen aus dem Rauch der Pyre,
die einst den Brüdern in heillosem Zwist sich entzündet,
ehe wir, die wir Waffen ergriffen, Frieden beschließen,
den du durch Sünden zerbrachst, du grausamer Feind.
Frieden genießen wir nur, wie Wölfe ihn teilen mit Lämmern.
Erst in Versen, begonnenen Kriegs, will ich streiten mit dir:
Nicht ist dies der Stil für die Schlacht, doch dennoch ich wage
jene Waffen zu führen, die mich der Hass dir gebietet.
Gleich wie der Soldat, der noch ohne Raserei kämpft,
einen Speer in den Sand wirft, gelb von der Sonne beschienen,
so noch werfe ich nicht auf dich die geschärften Geschosse,
nicht sucht meine Waffe, dir gleich das Leben zu nehmen.
Dein Name sei stumm noch; deine Taten verberge die Zeit dir,
doch wenn du fortfährst, wird das Geschoss der Iamben dich treffen.
Nun, wie Battiades einst seinen Ibis verfluchte,
folge ich ihm: Wie er, so will ich mein Fluchen gestalten.
Rätselhaft sind die Worte, verborgen bleiben die Spuren,
denen mein Lied dich führt, trotz ungewöhntem Geschmack.
Und da gefragt ich bin, wer du seist, verrat ich es dennoch
nicht; bis dahin, in der Zwischenzeit, trag du den Namen „Ibis“.
Wie mein Vers der dunklen Nacht ein Spiegel sein möge,
so sei die Kette der Tage dir ewig finster und düster.
Mögen sie dir dies lesen an deinem Geburtstag, und auch
jeder, der Lüge nicht braucht, zur Neujahrszeit dir verkünden.
Ihr, die Götter von Erde und Meer, und ihr, die höher
wohnen als diese, in Himmeln, wo Jupiter herrscht:
Euch fleh ich an, zu neigen euch ganz meinem Willen,
und dass meine Wünsche Gewicht in euren Kreisen besitzen.
Auch du, o Erde, und du, der Wogen des weiten Ozeans,
und der höchste Himmel, geneigt sei meinem Gebet!
Sterne, und Sonne, in Strahlenhüllen gewandte Gestalt,
auch du, Mond, niemals heller geglänzt in deiner Umlaufbahn,
und du, Nacht, gepriesen ob deiner Schatten Schönheit:
Ihr, die ihr mit dreifachen Daumen die Schicksale spinnt,
und du, verbotener Strom, der durch finstere Täler
flüsternd schleicht, mit Schrecken erfüllt dein leises Murmeln,
auch ihr, mit Schlangen ums Haar, die vor schattigen Toren
wachen im ewigen Dunkel des Kerkers – höret mich an!
Faunen und Satyrn, ihr Lares und Halbgottgeschlechter,
Flüsse, ihr Nymphen, und alle Götter der Urzeit und Neuzeit:
Kommt hervor, aus dem uralten Chaos steiget herab,
wo finstre Zauber gesungen und bittere Rache entfacht wird.
Sämtlich, erhört meine Wünsche und lasst nichts fehlen
an meinem Gebet, nichts scheitern, das ich euch erflehe.
Möge erfüllt es werden, ich flehe euch an, dass man sage:
Nicht mein Wort war dies, sondern das Wort Pasiphaës Schwiegersohns.
Hab ich die Strafen geschildert, dann soll er sie tragen,
umso größer sei sein Leid durch mein dichterisches Können!
So möge der Fluch ihn treffen, sein falscher Name erblassen,
und keine der großen Götter zögere, Zorn zu erheben:
„Ibis“ nenn ich ihn, wie der Geist ihn vor Augen erblickt,
und wie er weiß, dass er diese Flüche verdient durch die Tat.
Ohne Verzug handle ich, ich bin Priester im Opfer.
Wer zu meinen Riten tritt, dem sei Gnade gewährt:
Doch wer zu meinen Riten tritt, spreche Klage mit mir,
und mit nassen Wangen beginne zu weinen für Ibis.
Lauft herbei, mit jedem Unheil gezeichnet, auf taumelnden Füßen,
hüllt euch in Schwarz, eure Körper, mit trauervollen Gewändern!
Du selbst, warum zögerst du, trag die tödlichen Bande?
Sieh, dein Altar ist bereitet, und du wirst’s erkennen.
Dein Gefolge steht bereit; kein Aufschub hemmet die traurigen
Gebete: grausam Opfer, entbiete dem Messer die Kehle.
Möge die Erde dir Frucht und die Wellen die Ströme versagen,
Lüfte und Winde verwehren den Atem dir, eisig und kalt.
Kein Sonnenstrahl dir Wärme, kein Mondschein leuchte dir, und auch
Sterne des Himmels meiden dein suchendes Auge in Nacht.
Feuer und Luft versagen sich dir, wie auch die Gewässer,
Weder die Erde gewährt dir den Weg, noch das endlose Meer.
Heimatlos irre dahin durch fremde Schwellen und Länder,
Such dir karge Kost mit zitterndem Munde allein.
Leidvoll bleibe dein Leib, und krank dein gequälter Verstand,
Schlimmer sei Nacht als der Tag, und der Tag als die Nacht dir ein Grauen.
Elend sei dir gewiss, doch Mitleid sei dir verwehrt; es
Freu’n sich die Menschen und Weiber an deinem Verhängnis mit Hohn.
Hasse dich jeder für Tränen, und fauliger Gestank umgib’ dich,
Dass, wenn du glaubtest, das Ärgste sei nah, noch Schlimmeres folge.
Selten erleb’ man dich ohne die schlimmste Verachtung, und dein Gesicht
Ekel erweckend sogar deiner eigenen Qual.
Leben dir sei ein Graus und Tod dir immer entzogen,
Und dein gequälter Geist ringe verzweifelt, den Körper zu lassen.
Zögernd sterbe dein Atem, durch Schmerzen schrecklich verzögert,
Bis die Erfüllung sich zeigt, die selbst Apollo verkündet:
Denn von links, dem düsteren Ort, flog kündend ein Vogel.
Nun verlass ich mich fest darauf, dass die Götter mich leiten,
Und nähre die Hoffnung, dein Tod soll enden mein Leid.
Langsam nur komme der Tag, den du in Verzweiflung ersehnest,
Dass mein Kummer vergeht, der mein Herz so quälend bedrückt.
Thrakier kämpfen mit Pfeil und Iasiger strecken die Speere,
Solange warm fließt der Ganges und kühl sich wälzt die Donau,
Solange die Berge Eichen gebären und Ebenen Gras,
Solange klar der Tiber durch Toskana strömt.
Krieg ich wider dich führen, und Tod wird den Zorn nicht beenden,
Selbst in den Schatten setz ich die Waffen des Hasses ein.
Auch wenn ich löse mich auf in luftige, blutleere Nebel,
Trotzt meine Seele dir nach, und verfolgt deine Taten.
Rache suchend schwebt mein Schatten, der Knochenrest dir zu schrecken,
Ob mir langes Leben versagt, ob durch eigene Hand ich vergehe,
Ob ich im Schiffbruch sterbe, und fremde Fische mich fressen,
Ob ich Vögeln zur Mahlzeit gereiche, den hungrigen Wölfen,
Oder, von keinem geliebt, ich Staub werde, unbestattet.
Wo auch immer ich bin, breche ich los von den Ufern des Styx,
Und mein eisiges Hand dir nachsendet die Kälte der Rache.
Nächtens erscheine ich dir, in schweigenden, furchtbaren Stunden,
Flüchtig dein Schlaf; mein Schatten verweilt an deinem Gesicht.
Feuerqual, zischende Schlangen umgeben dein Antlitz im Hause,
Fackeln, die rauchen, verkünden die Schuld dir, die keiner vergisst.
Lebend suchst du die Ruhe, tot wirst du gepeinigt; die Lebenszeit, kurz,
Mildert die Strafe dir kaum, die Ewigkeit steht dir bevor.
Dein Begräbnis sei dir fremd, und fremd dir auch jede Träne,
Dein Leben verweh' ungesehen, im Spott der Menge vergehend.
Jubeln sollen die Menschen, wenn Haken dein Fleisch tief zerreißen,
Ziehend im Schmutz dich fort die Hände der harten Henker.
Flammen, die alle verschlingen, entziehn sich dir, und die Erde
Weigert sich, dich zu bergen, so hassenswert ist dein Leib.
Raubvögel sollen die Eingeweide dir reißen mit Krallen,
Hunde, gierig, dein falsches Herz aus dem Leibe verschlingen.
Selbst, wenn du stolz dich dünkst, ob geliebt von bestialischen Wesen,
Wölfe streiten um deinen zerfetzten Körper im Wald.
Weit von den Feldern der Seligen sei dir Heimat verwehrt,
Dort, wo die Schuldigen hausen in finst'rem, grausamem Land.
Sieh, dort rollt Sisyphus wieder den Stein, den er niemals hält,
Und Ixion dreht sich ewig im Schwung des grausamen Rades.
Tityos, neun Morgen breit, ist zum Fraß den Geiern gegeben,
Täglich verzehren sie ihn, doch seine Glieder wachsen erneut.
Dort tragen die Danaiden die Krüge, nie zu befüllen,
Jammernde Schar, einst Gattinnen, die fliehen vor Ägyptos.
Tantalus, Pelops Vater, greift ewig nach fruchtloser Nahrung,
Wasser, das immer entweicht, und die Zweige entspringen ihm fern.
Dort möge eine der Furien dich mit der Geißel zerfleischen,
Bis alle Schuld von deinem gekerbten Leibe gesteht,
Eine andere füttere dich mit giftigen, züngelnden Schlangen,
Und die dritte entflamme dein Antlitz mit feurigem Rauch.
Noxische Schatten sollen dich quälen auf tausenderlei Art,
Aeakus form’ für dich neue und grausamste Pein.
All das, was je als Strafe für alte Sagen erdacht war,
Werde nun dein, und die Alten erlöst von ihrer Qual.
Sisyphus' Bürde sei deine, sein Stein dir zermalmend zur Last,
Ixions Rad soll dich tragen und brechen im ewigen Schwunge.
Du, der nach Ästen greift, nach den Wellen vergeblich verlangend,
Und der die Geier noch nährt, mit unendlichen Leiden gestraft.
Keine zweite, gnädige Sterblichkeit ende dein Schicksal,
Nie ein erlösendes Ende für all diese unsäglichen Qualen.
Doch ich verkünde nur wenig von dem, was dir bestimmt ist,
Weniger als Blätter am Ida, als Tropfen im libyschen Meer.
Keine Sicilianische Hybla trägt so viele Blumen,
Keine cilicische Flur bringt gelbe Krokusse gleich,
Kein Winter erzittert je so sehr vor eisigem Norden,
Wie dein endloses Leid dich umgibt in Ewigkeit.
Die weißen Höhen des Athos, die Hagelstürme bereifen,
mögen dich quälen, wie viele Qualen mein Mund hier entsinnen
und heraufbeschwören kann aus den Tiefen der Klage.
Ach, dass dir, du Elender, solcher Verderbenstraum werde,
dass selbst ich vor deinem Schicksal zu Tränen bewegt bin,
solche Tränen, die mich doch mit ewiger Wonne beglücken:
Denn diese Tränen, sie süßer sein sollen als jegliches Lachen.
Unheilvoll wurdest geboren, denn so wollten es Götter,
weder ein Stern war freundlich gesinnt, noch segnend erschienen.
Venus blieb fern, und Jupiter strahlte dir nicht zu der Stunde,
weder der Mond, noch die Sonne sandten günstige Zeichen,
selbst Merkur, den Maia, die Leuchtende, Jove geboren,
hatte kein hilfreiches Licht zu bieten für deine Geburt.
Mars, der grausame Gott, der keinen Frieden verkündet,
neigte sich nieder, wie auch der alte Saturn mit der Sichel.
Finster war jener Tag, erfüllt von Wolken und Schatten,
Trauer und Leid nur sollten deine Augen erblicken.
Solch ein Tag, wie ihn die Geschichte mit Allia zeichnet,
der Ibis’s Name dem Volk zum Fluch und Verderben gereichte.
Kaum aus dem Leib der Mutter gestürzt, der schändlichen, nieder,
lag dein schändlicher Leib auf cinyphischem Boden, verlassen.
Eine Nachteule saß auf den Höhen und sang ihre Klage,
schrie mit bestialischem Ton den Tod dir entgegen.
Schnell kamen Furien herbei mit dem Wasser des Sumpfes,
nahmen den Bach aus Stygiens düsterem Strom, um dich zu waschen,
strichen dir Gift von den Schlangen des Erebos über die Brust,
klatschten dreimal blutige Hände im makabren Zeremoniell.
Mit Milch von Hündinnen tränkten sie deinen schreienden Mund:
dies war das erste Mahl, das du aus ihrem Hass empfangen.
Jene Milch nährte nur Wut und fluchbeladenes Toben,
so dass dein Heulen die Stadt wie eines Hundes erfüllte.
Dunkle Binden, geraubt von einem verfluchten Scheiterhaufen,
umwanden sie deine Glieder, legten dein Haupt auf einen
kalten Stein, damit es nicht auf nacktem Boden ruhe.
Mit grünen Zweigen, aus deren Rinden die Flammen züngelten,
rückten sie nahe an deine Lider, um sie zu zwingen,
die ersten Lichter zu scheuen. Du weintest vor bitterem Rauch,
während die schaurigste Schwester sprach mit donnerndem Klang:
"Tränen, sie fließen nun ewig durch deine verfluchten Bahnen,
und genug der Gründe wird stets dein Schicksal bereithalten."
Kaum war die Rede verklungen, befahl sie der dunklen Klotho,
sie solle den Faden des Schicksals spinnen, unheilverkündend.
Doch nicht mit langen Prophezeiungen verschwendete sie Worte,
kurz sprach sie: "Ein Dichter wird dereinst dein Schicksal besingen."
Jener Dichter bin ich, und dir verkünde ich Klagen,
mögen die Götter dir Stärke gewähren, wie sie meine Verse bestimmen,
damit in meinen Worten all dein Leid sich enthülle,
dich mit gewisser Qual die gewichtigen Verse erschlagen."
Die Straßen von Ambrakia säumten verstreut ihre Leiber,
Pfeilen durchbohrt, wie einer, der Pyrrhus entsprungen.
Nimmer verbirgt dich das heil'ge Geheimnis der Ceres.
Gleich dem Königssohn, von dem in Versen ich sang,
Trinke den Saft der Lust, den Elternhand dir gereicht hat.
Oder wie einer, den heilige Rächerin tötete einst,
So wie Leukon fiel, ein Opfer des Zornes der Göttin.
Mögen die Liebsten von dir in die Flammen geführt sein,
Endend wie Sardanapal, der Leben im Überfluss lebte.
Wie die, die Libyens Jovis Tempel entweihten,
Deck' dein Antlitz der Sand, den Südwinde treiben, erbarmungslos.
Wie die, die Darios späterer Täuschung erlagen,
Schlinge die Asche dein Antlitz, wenn sie still sich legt.
Oder wie einer, der einst aus Olivenreich' Sicyon wanderte,
Sei es der Hunger, der Frost, der dir den Atem benimmt.
Wie der Atarneer, der schmählich gen Herrschers Thron gebracht ward,
Eingenäht in das Fell eines Stieres, ein sklavischer Preis.
Dass dein Hals durchtrennt in der Kammer, gleich jenem von Pherai,
Der durch das Schwert seiner Gattin den Tod einst fand.
Wie Aleuas von Larissa durch Treuebruch fiel, so erduld' du,
Dass die, denen du glaubtest, dich treulos treffen im Stich.
Wie Milo, unter dessen Tyrannei Pisa einst seufzte,
Werde lebendig hinab in die Flut dich gestoßen.
Und wie die Waffen Jovis Adimantus ereilten,
Herrscher von Phylles' Reich, so mögen sie dich nicht verschonen.
Wie Lenaeus, entkleidet am Ufer von Amastris, verlassen,
Bleib' auch du nackt auf des Achilleus' Boden zurück.
Wie Eurydamas dreimal um Thrasyllos’ Grabhügel geschleift ward,
Feindesräder ihn zerrten, so finde auch du solch ein Ende.
Wie Hector, der oft die Mauern vor Stürmern bewahrte,
Kreise dein Leib um die Mauern, doch werden sie fallen wie du.
Wie der Ehebrecher, den Athenische Erde zerfleischte,
Hippomenes' Tochter als seltsame Strafe erfuhr,
Mögen Rachepferde dich schleifen, wenn Hass dich entseelt.
Sei es ein Fels, der deinen Eingeweiden durchbohrt,
Wie die Griechen von Euböas Bucht die Lanzen zerrissen.
Und wie der Wilde, den Wellen und Blitze zugleich verschlangen,
So möge das Wasser, das dich ertränkt, durch Feuer geweiht sein.
Dein Geist, im Wahnsinn getrieben, sei Wunde um Wunde,
Wie Dryas' Sohn, der Rhodopes Reich mit Grauen erfüllte.
Oder wie Oiteas Herakles’ Flammenqual endete,
Athamas, Schlang' als Schwiegervater, von Wahnsinn getrieben.
Möge die Mutter nicht reiner sein als jene, die Tydeus
Einst als Schwiegertochter verschmäht hätte ob ihrer Schande.
Wie die Lokrin, verkleidet im Mantel des Dieners, verwegen,
Frevelnd vereint mit dem Bruder des Mannes in Schuld.
Möge dir Treue der Gattin so viel an Freude gewähren,
Wie sie Talaus zuteil ward, Agamemnon und Tyndareos' Kind.
Oder besitze die Gattin der Belos-Töchter gleich,
Die ihre Vettern ermordeten, Wasserträger als Strafe.
Solltest du Schwestern besitzen, so mögen sie lodern in Flammen,
Wie es Byblis erging und Canace, schuldvoll entbrannt.
Ist es ein Töchterlein, sei sie wie Pelopeia Thyestes’
Oder wie Myrrha zum Vater, wie Nyctimene verdorben.
Wie die geopfert im Tempel der Bistonischen Pallas,
deren göttlicher Blick bis heute verborgen geblieben:
wie die, die einst als Mahl bei Diomedes von Thrakien
blutig im Stall verzehrt wurden, schauriger Opfer:
wie die, die einst den Löwen Therodamas trafen,
oder die grausamen Riten der Taurischen Artemis litten:
wie jene, die Scyllas Raub und Charybdis, die gierige,
fort von Odysseus’ Schiffen ergriffen mit Schrecken:
wie die, die verschlungen im weiten Leib des Polyphem,
oder gefallen in Händen der Lästrygonier, des Unholds:
wie der punische Führer ertränkte in tiefen Brunnen
jene, die Asche zu weißem Staub in die Tiefe verwandelte:
wie die zwölf Mägde starben, Penelopes Knechtinnen,
und mit ihnen die Freier samt ihrem tyrannischen Führer:
wie der Ringer erlag, als des Böoters Fremdling ihn warf,
staunend, dass solcher Tod ihn plötzlich ereilte:
oder wie starke Männer, zerdrückt in Antäus’ Armen,
oder erschlagen vom wilden Pöbel der Lemnischen Frauen.
Oder wie einer, den böser Kult und finstere Riten
brachten zu Fall, als ein Opfer den Sturm von Strafen entlud:
wie Antäus' Bruder Busiris, der blutige König,
fiel auf das Feld, vom Schicksal gestreckt durch sein Beispiel:
wie der frevlerische Mann, der, hungernd nach Futter,
seine rosse mit Menschenfleisch nährte, unheilig:
wie die Zentauren, Nessos und Eurytion, Dexamenos’
Schwiegersohn, die beide verschied’nem Rächer erlagen:
wie der aus seiner Stadt, den der Enkel des Saturn,
großer Asklepios, selbst wieder ins Leben gerufen:
wie Sinis und Skiron, der Vater des grausamen Prokrust,
oder der Minotaur, halb Stier, halb Mensch, in den Tiefen:
Sinis, der mit Kiefern die Winde der Erde entgegenschickte,
um auf den Isthmus' Meer zu spähen, beidseits wogend:
oder Kerkýon, der starb unter Theseus’ Händen,
sah von Ceres selbst, die mit Wohlgefallen ihm zuschaute.
Mögen solch Schrecknisse, nicht leichter, auf dich sich häufen,
du, der du Flüche mit Recht auf dich geladen hast!
Wie Achaemenides einst, verlassen auf Etnas
wilder Flanke, sah Aeneas’ Trojaner-Segel sich nahen:
wie des Bettlers Schicksal, Irus, mit zwei Namen bedacht,
und jener, die auf der Brücke verweilen und betteln.
Mögest du Plutos Liebe vergebens suchen, des Reichtums
Gottes, doch Gold verweigere stets deiner Hände.
Wie die Welle sich senkt, die den Sand von den Füßen hinfortträgt,
so möge dein Glück stets fliehen und nicht zu dir kehren.
Wie Erysichthon, den Vater der Mestra, die Formen wandelte,
mögest du hungern, auch wenn dein Magen sich füllt.
Menschliches Fleisch, nicht scheu, verzehr es, wie Tydeus,
so möge das Schicksal dich strafen in endloser Gier.
Mögest du solches begehen, dass Sonne und Rosse des Phoibos
rückwärts stürzen, vom Abend zum Morgen geschleudert:
wiederhol' das schändliche Mahl an Lykaons Tische,
täusche mit falschem Fleisch die himmlischen Götter.
Möge ein Opfer der Götter dich prüfen, dein Fleisch zu zerstückeln,
wie Tantalos’ Sohn, oder wie Tereus’ Nachkomm.
Mögen die Glieder verstreut durch weite Felder verfallen,
wie einst ein Vater im Streben den Sohn zu erreichen.
Werde ein Stier aus Erz, in Perillos’ brennendem Werkstück,
schreiend wie einer, der lebt, und die Form eines Tieres annimmt.
Wie grausamer Phalaris schrie mit zerschnittener Zunge,
mögst du wie ein Stier im ehernen Leib dich erheben.
Wenn du die Jugend zurückerhoffst, sei Pelias ähnlich,
jenem betrogenen Greis, der Admetos’ Schwiegervater war.
Oder ertrink', vom Schlamm verschlungen, so lang nur dein Name
nimmer von Ruhm erzählt, im finsteren Schlund ungehört.
Sterb' wie jene, die einst aus den Zähnen der Drachen geboren,
die Kadmos streute auf Thebens blutigem Boden.
Oder erlieg' dem Fluch, der Medusas Vettern vernichtete,
wie ihn Pittheus’ Sohn den Verfluchten hinabsandte.
Mögen die Vögel dich warnen mit Zeichen unheiligen Fluges,
reinige deinen Leib mit wassergetränkten Gebeten.
Wie viele Wunden erleide, so wie jene, die einst
die Messer schnitten, versteckt in der dunklen Tiefe der Erde.
Von Begeisterung erfasst, zerreiß dein eigenes Fleisch
unter den Klängen, die Cybeles Raserei entfacht.
Werde wie Attis, der einst ein Mann war, nicht mehr ein Mann,
nicht mehr ein Weib, und schlage die Zimbeln mit weibischer Hand.
Sei wie das Vieh der Großen Mutter, das, einst siegreich,
rasch dem Opfer geweiht, durch einen Schritt in den Abgrund.
Und nicht allein soll Limon den Schmerz des Verderbens erdulden,
ein grausames Ross verschlinge auch dir mit Zähnen die Eingeweide.
Oder wie Cassandreus, vom Herrn nicht sanfter behandelt,
verblute begraben, unter dem Schutt deiner Pein.
Fall wie Perseus, als Kind, oder wie Cyknos’ Nachfahre,
falle ins Meer, von Wellen in Dunkelheit eingehüllt.
Oder erschlage dich doch, ein Opfer dem heiligen Phoibos,
wie Theudotos, der fiel durch des Feindes grimmige Hände.
Oder möge Abdera dich zähl’n zu den Übeltätern,
Steine regnen auf dich herab, du Verfluchter des Himmels.
Oder erleide des zürnenden Jupiters dreizack’ge Blitze,
wie es Hipponoos’ Sohn Capaneus einst grausam trafen,
oder wie Dexitheas Vater und Semele, Autonoes Schwester,
oder Maias Neffe, und Phaethon, der die Rosse ergriff,
schrecklich geführt, die wilden, und stürzte hinab ins Verderben.
Wie der grausame Aeolus’ Spross, durch das Feuer vernichtet,
gleich wie sein Sohn, der gebar, was kein Wasser je netzt,
oder wie Macelo mit ihrem Gemahl, die in Flammen vergingen:
Möge das göttliche Feuer auch dich, o Sünder, verzehren!
Diana in Delos sei Preis für dein schmähliches Ende,
nicht eher, als dass Thasos durch Flammen verzehrt ist.
Die, die Actäon zerrissen, als er Artemis sah,
und Linus, Sprössling des Crotopus, mögen dich heimsuchen.
Mögest du leiden, wie Eurydike starb durch die Schlange,
Calliopes Schwiegertochter und Oiagros’ Gemahlin,
oder wie Hypsipyles Schutzling Opheltes den Tod fand,
oder wie jener, der Holz mit scharfen Zähnen verwundete,
Pferde berühmt besaß und die Kunst doch in Elend verstrickte.
Auf hohe Höhen steig’ nicht, wie Elpenor betrunken,
und stürze hinab, wie er, der den Weinen erlag.
Sterbe so kläglich, wie jener, der Dryops rief,
und sich erfreute an Theiodamants wilder Waffe,
oder wie grausamer Cacus, vom Helden zermalmt,
verraten vom Brüllen der Rinder, die innen verborgen.
Oder wie Lichas, der Nessos’ giftiges Gewand brachte
und in blut’ger See die euböische Küste befleckte.
Oder wie Prometheus häng’ in Tartarus, auf rauer Klippe,
oder wie Sokrates stirb’ durch das Gift, von Büchern besungen.
Wie Ägeus, der segelnde Täuschung erblickte des Sohnes,
wie Astyanax, der von der Burg der Trojaner hinabstürzte,
oder wie Ino, die Amme des Kindes von Bacchus, auch Tante,
oder wie Talos, der sah, wie die Säge sein Leben zerbrach.
Wie das neidische Mädchen, das stürzte von hohen Klippen,
weil sie schändliche Worte sprach zu dem unbezwingbaren Gott.
Möge die Löwin des Landes dich reißen in deiner Heimat,
gleich wie Phalaecus fiel, als die Felder sie durchstreifte.
Oder der Eber, der Lykurgs Sohn und Adonis zerstörte,
Idmon, den tapferen Seher, mag dir das Verderben bereiten.
Selbst wenn er stirbt, mag sein Zahn noch dein Fleisch durchbohren,
wie bei dem Mann, den der Mund, den er spießte, verschlang.
Oder wie der Phrygier Jäger, den ein Kiefernbaum traf,
so mögest du enden, von deinem Werkzeug erschlagen.
Führt dein Schiff auf die Minoischen Strände, dann möge
Kretas Volk dich für einen Verbannten aus Korfu halten.
In einem einstürzenden Haus magst du wie die Söhne
Aleus’ sterben, wenn Jupiters Stern sich der Sippe geneigt hat.
Oder gib deinen Namen den fließenden Wassern, wie Evenus
oder Tiberinus, ertränkt in den tobenden Strömen.
Magst du würdig sein, zerstückt wie Melanippos, des Astakos’ Sohn,
dessen Haupt von Gefährten verschlungen ward, geschändet im Tode.
Oder magst du im Feuer enden, wie Broteas, der sich
sehnte nach Tod und die Flammen der Götter verlangte.
Magst du in einer Höhle sterben, wie der, der Geschichten
ohne Gewinn erfand und im Dunkeln der Felsen verschwand.
Wie die wilden Iamben ihren Verfasser zerstörten,
mag dein frevelndes Wort dir Verderben bringen im Leben.
Wie der Sänger, der Athen mit endlosen Liedern verletzte,
magst du im Hunger verenden, verhasst von der ganzen Stadt.
Wie man sagt, dass der Sänger der düsteren Leier einst starb,
möge eine Wunde der Rechten dein Schicksal besiegeln.
Wie die Schlange Agamemnons Sohn Orestes verletzte,
möge auch dir ein vergifteter Stich das Leben entreißen.
Möge die Nacht deiner Hochzeit zugleich der Todestag werden,
wie Eupolis und seine Braut es einst grausam erlitten.
Und wie Lycophron, der Tragöde, sein Ende gefunden,
möge ein Pfeil deine Eingeweide durchbohren und fesseln.
Oder zerrissen und ausgestreut im Wald von Verwandten,
sei wie Pentheus, des Kadmus’ Enkel, in Theben zerstückelt.
Ein wilder Stier mag dich packen und schleifen durch Berge,
wie er Lycos’ kaiserliche Gemahlin Dirke zerriss.
Und deine Zunge lieg’ abgetrennt vor deinen Füßen,
wie Philomela, die Schwester, den Qualen der Lust verfiel.
Wie der trübe Autor Myrrhas, Cinna, vom Namen
unheilvoll getroffen, magst du zerstreut in der Stadt sein.
Die Kunst der Biene mag ihren giftigen Stachel dir stechen,
tief in dein Auge, wie einst dem achäischen Dichter geschehen.
Und auf rauem Felsen möge dein Leib zerrissen
sein wie Prometheus, den Pyrrhas Nichte verwandt ist im Blut.
Folge Thyestes’ Beispiel, dem Sohn des grausamen Harpagos:
in Stücken mögest du enden, im Leib deines Vaters verschwinden.
Eine grausame Klinge mag deinen Leib verstümmeln,
wie Mamertas’ Glieder einst der Schwertstreich traf.
Oder der Strick möge eng sich um deinen Atem schließen,
wie der Mund des syrakusischen Dichters verschlossen ward.
Oder möge die Haut von deinen Eingeweiden gerissen
sein, wie bei Marsyas, der dem phrygischen Fluss seinen Namen gab.
Unglücklicher, sieh das Gesicht der Gorgo Medusa,
wie viele der Cepheäer durch ihren Blick zu Stein wurden.
Wie Glaukos, den Potniens Rosse in Wut zerrissen,
oder der andere Glaukos, der in die Wellen des Meeres sprang.
Oder ersticke an Honig, wie jener Kretische Dichter,
dessen Name gleicht dem der beiden zuvor genannten Männer.
Mögest du trinken mit Angst, wie Sokrates einst den Becher,
den Anytos ihm reichte, mit ruhigen Lippen genommen.
Nicht sei dein Liebesglück besser als das von Hämon,
oder mögest du deine Schwester besitzen wie Makareus.
Sieh, was Astyanax sah von der heimatlichen Zitadelle,
als sie in Flammen stand, von Griechenhand niedergebrannt.
Für deine Untaten möge die Strafe durch Kinder erfolgen,
wie der Enkel des Vaters, der Schwester zur Mutter ward.
Und möge jene Waffe, die einst durch Odysseus’ Knochen
drang, als des Ikarios Schwiegersohn, auch dich durchbohren.
Hänge wie Prometheus am Fels in den Schlünden des Hades,
oder sterbe wie Sokrates, mit dem Giftbecher geehrt.
Wie Ägeus, der irrte, als Theseus segelte heimwärts,
oder das Kind, das von Trojas Mauer zu Tode gestürzt ward.
Sei wie Ino, die Bacchus’ Pflegerin, trunken des Wahnsinns,
oder wie Talos, der starb, von der Säge zu Fall gebracht.
Wie das neidische Mädchen, das stürzte vom Felsen des Wahnes,
und dem unbezwingbaren Gott ein vergebliches Wort sprach.
Möge ein Löwe dich reißen in deinem eigenen Lande,
wie Phalaecus fiel, von der wilden Bestie zerrissen.
Oder der Eber, der Lykurgs Sohn in den Tod stieß,
Adonis, den Baumgeborenen, und Idmon den Mutigen, traf.
Selbst im Sterben mag sein Zahn dein Leben beenden,
wie bei dem Mann, den das Maul, das er spießte, verschlang.
Unglücklich, möge dein Tod all diese Gestalten versammeln,
dass du gleich allen in grausamem Ende zerfällst.
Und wie des lauten Rächers Kehle, vom hölzernen Ross
Einstmals zerquetscht, verschlossen ward – so möge dein Hals
Zudrückt werden vom Daumen, bis das Atmen erstirbt!
Oder wie Anaxarchos zermalmt ward tief in dem Mörser,
Mögen die Knochen dir klingen, wie Körner, die stöhnend zerbrechen.
Apollo möge dich senken hinab in Tartarus' Tiefen,
Wie er Crotopos strafte, den Vater, wegen des Linus,
Seines eigenen Sohns, den grausam getötet er hatte.
Und mögen Plagen dein Volk verheeren, wie jene,
Die Coroebos einst durch seine Hand von Argolis bannte.
Wie Hippolytus, der Enkel der Aethra, getötet durch Venus'
Zorn und in Angst von den eigenen Rossen gezerrt ward,
So möge dich Panik verschlingen, gehetzt bis ans Ende.
Wie Polymestor, der Wirt, den Pflegesohn Polydoros,
Raubgier trieb ihn zum Mord, so möge ein Gast dich töten,
Bloß für geringes Gut, das du geizig verborgen hältst.
Und möge dein Geschlecht mit dir vergehen, wie einst
Damasicthon mitsamt den sechs Brüdern verlosch.
Wie des Musikers Grab den Geburtstag trübe gemacht hat,
Möge gerechter Hass dich heimsuchen, Strafe verdienend.
Wie Pelops’ Schwester Niobe zu Stein ward verhärtet,
Oder wie Battos, der einst durch die eigene Zunge verging,
So mögest du stehen, geschlagen, stumm in der Kälte.
Wenn ein spartanischer Knabe den leeren Raum trifft mit Scheiben,
So möge dich töten ein Treffer von harter Metallkraft.
Stößt deine Arme das Wasser, suchend den Strom zu durchdringen,
Möge es schlimmer dir werden als Abydos' gefährliche Enge.
Wie der Komödiendichter in klaren Wogen ertrunken,
Möge der Styx dich würgen und Schweigen den Mund dir auferlegen.
Schiffbrüchig, treibend durch stürmische Meere, wie Palinurus,
Mögest du sterben, sobald der Boden dein Fuß betritt.
Wie einst Diana’s Hunde den tragischen Dichter zerfleischten,
So möge dich wütendes Bellen der Meute zerreißen.
Springe wie ein Sizilianer in feurige Schlünde, die Ätna
Unaufhörlich speit; möge Glut dich mit Schrecken verzehren!
Wie thrakische Frauen Orpheus’ Glieder im Wahnsinn zerrissen,
Möge dein Leib zerstückt sein von rasenden Händen des Zorns.