VON TORSTEN SCHWANKE
Dr. h.c. Michael Hesemann gewidmet
In seiner Botschaft, gesprochen am einundzwanzigsten Januar,
sprach der Erzengel Michael ernst von dem Feinde des Höchsten,
der in den Tagen erscheinet, doch auch von des Höchsten Gefährten,
welcher die Ordnung erneuert, sobald sie dem Sturme verfiel.
Dieser verlangt keine Titel noch Würden, die Ehre des Adels
kennt er nicht einmal selbst, doch wartet das Salböl auf ihn.
Könige wurden gesalbet mit Öl seit den heiligen Zeiten,
also verkündet die Botschaft das Kommen des neuen Monarchen.
Doch ist er nicht ein gewöhnlicher König in Glanz und in Prunk,
sondern genannt in Prophezeiungen, vielen, erhabenen, alten,
die uns das Wort des Erzengels vielleicht nun besser erhellen.
Wenn viele Seher ein Bildnis empfangen aus himmlischem Ursprung,
offenbart sich darin, was Wahrheit und Echtheit bezeugt.
Viele Verkündungen sprechen vom König der Endzeit; gar frühe
wird er erwähnt in La Salettes gesegneter Botschaft.
Doch nur in Sievernich höret man Neues, Geheimnisumwobnes:
Er kennt nicht seinen Adel, verschmähet Titel und Ehren,
demutvoll schreitet er auf Pfaden, die keiner erkennt.
Solche Verkündungen zeigen: Es ist nicht geträumte Vision nur,
sondern ein Mosaik aus Stücken, die einzeln erscheinen,
doch sich zusammenzufügen bereit sind zum göttlichen Werke.
Niemand erahnte vor fünfundzwanzig entschwindenden Jahren,
weshalb Maria die Makellose wählte das Dörflein,
glaubte, es wäre allein für die Statue der heiligen Fatima,
die aus Portugal kam, durch Fügung in Sievernich blieb.
Doch als das Prager Jesulein sichtbar ward seit dem Jahre
achtzehn nach zweitausend, begann das Geheimnis zu leuchten.
War es ein Zufall, dass nahe der Stadt der gekrönten Kaiser
jene Erscheinung geschah, die von Aachen den Blick nach Prag lenkt?
Sievernich liegt an der Straße der Könige, die von Frankfurt
bis in die Stadt der Erwählten, zur Kaiserkrönung, sie führte.
Und in den Botschaften mahnt uns das Blut des Erlösers, das kostbar,
warnt vor den Zeiten, die kommen, und ruft uns zurück in den Glauben.
Einst an dem Orte von Zülpich im Kampfe der Franken mit Stämmen
der Alemannen gelobt’ Chlodwig, der Heide, zu taufen
sich und das Volk, wenn der Sieg ihm im Kriege gewährt sei.
Also gewann er die Schlacht und ließ sich bald darauf taufen.
Dies war die Wiege Europas, des christlichen Reichs in den Landen,
wo bald das Zepter die Merowinger hielten, bis später
Karl aus dem Haus der Karolinger die Würde empfing.
Jener Karl, der den Sachsen das Joch der Taufe gewährte,
wurde gesalbt von dem Papst und zum Kaiser Roms auserkoren,
gründete so das Reich, das durch Jahrhunderte strahlte.
Edith Stein, die von Prag in Verzückung zu sprechen einst wagte,
sah in dem Bilde des Kindes den heimlichen Kaiser der Zeiten,
der in der Stunde der Not noch immer die Zügel bewahre.
Michael, heiliger Streiter, er rief die Völker Europas
auf, seine Freundschaft zu suchen, in Sühne und heiliger Weihe.
So war die Wallfahrt beschlossen zum Grottenheiligtum seiner,
wo einst der heilige Heinrich in betendem Kummer verweilte.
Heinrich vertraute dem Engel das deutsche Volk in die Hände,
dieser versprach ihm den Schutz, sofern es der Tugend sich würdigt.
So führt die Pilgerfahrt weiter durch Zeiten, die düster erscheinen,
hoffend, dass jener, gesalbt aus göttlicher Fügung, erscheine,
König, verborgen noch heute, doch auserkoren zum Herrscher,
wenn er die Ordnung erneuert und Recht auf Erden errichtet.
Als das nächste Mosaik, das wir zu fügen gedachten,
War das Erscheinen der heiligen Jungfrau von Orleans, Johanna,
Seit dem fünfzehnten Tage des August zweitausendunddreiundzwanzig.
Dass der Schutzpatron der Germanen, Erzengel Michael,
Einst in Sievernich kam, war leicht zu verstehen für alle.
Doch warum mit ihm die Jungfrau, die Frankreich beschirmet?
Nur eine Antwort besteht: Denn auch das christliche Frankreich
Ward in Zülpich geboren, zu Zeiten der Taufe Clodwigs.
Dann zog Manuela hinfort in die Lande der Rebe,
Pilgernd durch Champagne zum heil’gen Remigius’ Stätte,
Sah ihn in Reims in Visionen, betrat Domremys Gefilde,
Dort, wo die Jungfrau geboren, die Frankreich dereinst würde retten.
Jetzt erst begriffen wir tief, wie groß ihr Werk für das Abendland,
Nicht allein für die Krone der Franken, doch ganz Europas.
Wäre sie nicht erschienen, so hätt' England im Kriege gesiegt,
Hundert Jahre vergingen, dann wäre das Land anglikanisch.
Was Gott Frankreich geschenkt an heiligem Glanz und an Wundern,
Herz-Jesu-Verehrung, die Medaille von goldener Pracht,
La Salette, Rue du Bac, und die Quelle in Lourdes am Berghang,
Pfarrer von Ars, de Montfort und Thérèse von Lisieux,
All dies wäre verdorrt, nie hätte es Früchte getragen.
Doch mit der Botschaft, die kam am einundzwanzigsten Tage
Januar anno domini fünfundzwanzig geschrieben,
Fügte sich weiter ein Stein in das göttliche Bild.
Klarer erschien uns nunmehr, was gezeichnet seit La Salette,
Wo die Gottesmutter versprach nach der Zeit der Bedrängnis:
„Friede wird sein, und die Welt wird im Herrn sich erneuen.“
Dann wird Christus regieren, die Liebe der Nächsten erblühen,
Und ein König ersteht, die Kirche wird stark und demütig,
Arm und eifrig zugleich, im Abbild des Heilands der Erde.
Prophetien besagten dies lang in deutschen Gefilden,
Wie auch in Frankreich, und viele Seher bezeugten
Jenen endzeitlichen Fürsten, der kommen wird, wenn die Zeit naht.
Alfons Konzionator schrieb dies in seinen Berichten,
Wie schon vor ihm Holzhauser, Hildegard, Emmerich selig,
Mörl und Rembord, der Seher, auch Irlmaier warnte.
Und Franz von Paula wusste von ihm, dem Gezeichneten Gottes:
„Sehr arm wird er sein, doch geboren aus hohem Geschlechte,
Auf seiner Brust wird er tragen das heilige Zeichen des Kreuzes.“
Könige Frankreichs einst, die Kapetinger, ja die Merowinger,
Aus solcher Linie wird er entspringen, verborgen der Welt.
In Köln wird ihn krönen der Papst, der aus Rom musste fliehen,
Wenn der Krieg erst vergangen, der letzte Kampf ist geschlagen.
So sprach auch Irlmaier einst: „Um Köln tobt die Schlacht,
Nach dem Sieg wird gekrönt ein Kaiser vom fliehenden Pontifex,
Wenn der Sturm vorüber ist, wird das Land wieder gottesfürchtig.“
Marie Julie Jahenny, die stigmatisierte Mystikerin,
Sah in Visionen den König, den Gott aus dem Dunkel beruft.
„Eifrig und fromm wird er sein, und die Menschen verwerfen ihn doch,
Doch der Himmel liebt ihn und führt ihn herbei mit dem Sturm.
Rom wird er retten und Frankreich mit heiligem Blute,
Er wird verfolgt, doch unversehrt wird er bleiben im Zeichen des Herrn.“
Oftmals erblickte Jahenny in Zeiten der heil'gen Stigmata
Schreckliche Bilder: Die Kirche im Leid, eine Krise so groß noch,
Krieg über Länder Europas, und Paris versinkt in den Flammen.
Doch auch sah sie den Heiligen Papst, den König, den Retter,
Jenen Monarchen, der Frankreich bewahrt bis ans Ende der Zeiten,
Spross aus dem Blute des heil'gen Paars, der Märtyrerfürsten,
Ludwig, der Sechzehnte war’s, Maria Antoinette, die Königin.
„König verborgen“ – so nannten ihn Stimmen vom Himmel hernieder.
Keiner solle ihn kennen, so will es der ewige Vater,
Denn die Verfolger, die Dunklen, sie lauern mit heimtück’schen Plänen.
Waise ist er, verbannt, in Ländern der Fremde verborgen,
Doch sein Zeichen wird sein ein Banner von liliengezierten Farben,
Weiß und leuchtend, wie einst es Jeanne d'Arc getragen in Schlachten.
Nach der Krönung wird er den Namen „Henri de la Croix“ tragen,
Ob nach dem Kaiser, dem Heiligen Heinrich, gerufen vom Himmel?
Mai ward geschrieben, als Jahenny solches erblickte:
Links von dem Thron des Papstes, da saß der König des Volkes.
Aufwärts stieg er, doch nicht so hoch wie der Vater der Kirche.
Göttlich waren die Worte, die ihm verheißen vom Himmel.
Sohn der Jungfrau, geliebt von Maria, wird er regieren,
Führend die Flagge der Reinheit und Herrlichkeit über die Erde.
Eng ihn umringten der Heiligen Scharen, die Frankreich beschützen.
Vorn an der Spitze, ein Krieger in Rüstung, glänzend wie Feuer,
Michael selber, der Fürst, der Streiter im himmlischen Heere.
Blickend voll Stolz, als harrte er nur der Stunde des Kampfes.
Dann schwand das Bild, die Szene veränderte sich und verschwand nun.
Frankreich folgte dem Haupt, das Gott ihm bestimmt in den Zeiten,
Ruhte am Herzen der Jungfrau, und seine Krone, sie wandelte,
Wurde zum Siegesdiadem im Glanze des Himmels.
Heiliges Herz und Maria vereinten sich innig in Liebe,
Kündend von neuem, dass Feinde des Herrn mit Triumph überkommen.
Später erneut ward Klarheit gegeben zu Zeiten der Rettung:
„Wenn alles fällt und verloren erscheint, dann kommet die Stunde!
Alle Verbrechen und Sünden der Frevler werden gerichtet,
Fallend zurück auf die Häupter der Sünder, die Schuldigen selbst nun.
Dann sprach der Herr zum Lande Frankreichs mit heiliger Stimme:
Michael schick’ ich, den Fürsten des Sieges, die Lilie bringend,
Dass sie dein Haupt, o Frankreich, mit Herrlichkeit schmücke und segne!“
Seher aus Ländern, den deutschen wie französischen Fluren,
Sahen den König erscheinen, den Retter in Zeiten der Drangsal.
Herrschen wird er nach Not in Frankreich und auch in Germania,
Einig Europa, ein Erbe des alten karoling’schen Reiches,
Das in den Fluren von Zülpich erwuchs aus dem göttlichen Willen.