DER ROSENKRANZ


VON TORSTEN SCHWANKE


ERSTER GESANG


Höchstes apostolisches Amt, das wir tragen und hüten,

mahnet uns täglich, ja zwinget in härtester Zeit uns zum Wachen,

weil die Leiden der Kirche, so groß, stets drängender wachsen.

Darum bemühn wir uns, Rechte der Kirche zu wahren,

ferne Gefahren zu hemmen, die drohen, oder zu wehren;

dennoch erflehn wir beständig vom Himmel die Hilfe, die einzige,

dass unsre Mühn und Sorgen das gewünschte Ziel noch erlangen.

Sicherer Weg als dieser, wir halten ihn wahrlich für keinen:

fromme Gebete, geweiht der jungfräulichen Mutter des Höchsten,

die uns den Frieden bewahret und göttliche Gnade uns spendet,

oben im Himmel erhöht in Herrlichkeit thronend und mächtig,

dass sie den Menschen beistehe, die unter Mühen und Leiden

streben zur ewigen Stadt, zur Heimat jenseit der Zeiten.


Siehe, das Fest nun kehret heran, das uns täglich die Wohltat

künden der Rosenkranzpflicht, die Christenvolk einst erlangte.

Darum begehren wir innig, dass heilige Andacht zum Rosenkranz

von der gesamten Welt der Gläubigen empor sich erhebe,

dass durch die Fürbitte jener erhabenen Jungfrau Maria

Christus, der göttliche Sohn, im Zorne besänftiget werde.

Darum, ehrwürdige Brüder, sandten wir Briefe voll Mahnung,

dass ihr erfahret die Pläne, und mit dem Eifer der Hirten

sammelt die Frömmigkeit eurer Kinder zum heiligen Werke.


Immer im Unglück, im Kampf, in Gefahren und trübester Stunde

flohen die Kinder der Kirche zur heiligen Jungfrau Maria,

suchten im Schoße der Mutter den Trost, den Frieden, die Rettung.

Zeugnis genug, dass die Kirche mit Recht und heiliger Weisheit

immer die Hoffnung, das volle Vertrauen zur Mutter des Höchsten

setzte, die reine, makellos Geborene, ewig Erwählte.


Denn sie war auserkoren, den Gott zu gebären, den Höchsten,

mit ihm im Werke der Rettung des Menschen vereint und erhaben.

Darum besitzt sie ein Flehn und eine Gewalt bei dem Sohne,

wie sie kein Engel, kein Heiliger je sich errungen, noch je wird

haben bis in die Ewigkeit, heller als strahlende Sonnen.

Freude ist ihr, den Flehenden Hilfe zu geben und Trostes;

sicher, dass sie das Flehen der Kirche empfängt und erhören

willig sich neiget zum Bitten der Kinder in irdischen Nöten.


Niemals so herrlich erstrahlte die Andacht zur himmlischen Königin,

als wenn die streitende Kirche von Feinden gedrängt und gefährdet,

sei es durch Irrlehr’ Gewalt, sei’s durch Verderbnis der Sitten,

sei’s durch mächtiger Feinde ergrimmte und wütende Angriffe.

Zeuge sind Annalen der Kirche, die heiligen Schriften,

Zeuge die Geschichte der Völker von alters und neuerer Zeiten:

wie in Gefahr man flehte zur Mutter des Höchsten und heiligen

Beistand erlangte von ihr, und Frieden und göttliche Ruhe.

Darum ihr Namen: Helferin, Trösterin, mächtig im Streite,

Siegerin, Friedensfürstin, die göttliche Gnade herabruft.


Unter den Titeln, so herrlich, ragt leuchtend der eine hervor noch:

jenes des Rosenkranzes, der Frömmigkeit ewiges Denkmal,

welches die Wohltat bezeichnet, die sie der Christenheit schenkte.

Wohl ihr gedenket, ehrwürdige Brüder, welch Leiden die Kirche

trug durch die Irrenden, die aus dem Samen der Manichäer

stammten und Albigensier genannt, die Frankreichs Gefilde

füllten mit Irrtum und Blut, mit Schrecken und grauser Verderbnis.

Schwert und Gewalt verbreiteten sie, und wähnten im Wahne,

herrschen zu können durch Mord und Verderben der Seelen und Körper.


Aber der gnädige Gott, voll Erbarmen, erweckte den Heiligen,

jener des Ordens der Prediger Vater, den reinen und heiligen Mann,

kühn in der Lehre, gewaltig im Vorbild, glühend in Arbeit.

Dieser erhob sich entgegen den Feinden der Kirche des Höchsten,

nicht mit der Waffe des Stahls, nicht mit dem Mordschwert der Krieger,

sondern allein mit der Waffe des Glaubens und inniger Andacht,

jenem Gebet, das er gründete selbst: den heiligen Rosenkranz,

streuend es weit in die Länder der Erde, durch Schüler und Freunde.

Denn er erkannte, vom Geiste geleitet, vom Himmel erhellt schon,

dass wie die stärkste der Waffen im Kampfe des Glaubens die Kette

heilige Rosen sei, die das Flehen der Kirche umkränzen.


Also geschah es: die Irrlehr’ zerfiel, die Gewalt ward gebrochen,

Glaube und Eintracht erstanden, und Sünder kehrten zurücke,

während die Gläubigen, heilig im Mut, mit den Waffen der Erde

wehrten die Feinde zugleich, die Kirche im Äußeren schützend.


Wundersam glänzte die Macht der heiligen Andacht im Alter,

als die gewaltigen Heere der Türken mit drohendem Sturme

fast ganz Europa dem Joche von Aberglauben und Wildheit

unterzuwürgen versuchten mit grausamer, finsterer Herrschaft.

Damals erhob sich der Hirte der Kirche, der heilige Pius,

flammend im Eifer, die Fürsten zu einen zum Schutze des Glaubens,

suchte vor allem die Huld der gewaltigen Mutter des Höchsten.

Herrlich erscholl sein Beispiel am Himmel und leuchtete Erden,

so daß der Herzen und Geister der Völker in Einheit sich sammelten.

Also zogen die Kämpfer des Kreuzes, das Leben zu opfern,

Furchtlos dem Feinde entgegen beim Isthmos, im Busen des Meeres.

Die daheim blieben, sie beteten innig im Rosenkranzchorus,

riefen Maria mit Flehen, vereint in den heiligen Grüßen.

Und sie gewährte den Sieg: bei den Echinaden der Inseln

floh die gewaltige Flotte des Feindes, geschlagen und blutig.

Dafür stiftete Pius ein Fest der erhabenen Siegerin,

das sein Nachfolger, Gregor, dem Rosenkranz heilig geweihet.

Später bei Temeswar auch, bei Korfu, erschien unsre Herrin,

als die Völker sie flehten in Andacht, am Fest ihrer Ehre.

Dankbar befahl Clemens, der Elfte, von nun an die Kirche,

jährlich im Rosenkranzfeste die Mutter der Christen zu ehren.


Da nun erwiesen, daß dieses Gebet Maria gefällig,

würdig dem Christen zum Schutz und der Kirche zur Rettung, so haben

immer die Väter zuvor es gepriesen und herrlich erhoben.

Urban bezeugte, daß täglich die Kirche durch Rosenkranz Andacht

neue Gnaden empfing. So rühmte Sixtus der Vierte,

dieses Gebet sei ein Schild in Gefahren und Ehre des Himmels.

Leo verkündete, daß es gestiftet sei gegen die Irrlehr.

Julius pries es als Ruhm und als Zierde der Kirche des Höchsten.

Pius, der Fünfte, erklärte: die Seelen entflammten in Andacht,

heiße Gebete entstiegen, das Herz der Gläubigen wandelte,

Finsternis schwand, und das Licht des katholischen Glaubens erglänzte.

Gregor bezeugte zuletzt: vom heiligen Dominikus stamme

dieses Gebet, um den Zorn des Allmächtigen mild zu besänft’gen.


Also bewegt von den Vätern, vereint mit den Stimmen der Zeiten,

halten Wir selber es heilig und günstig, die Kirche zu rüsten:

feierlich beten wir wieder zum Sohne durch Mutter Maria,

daß er im Rosenkranzhöre die Bitte der Kirche gewähre.

Sehet, ehrwürdige Brüder, die Leiden, die täglich uns drücken:

fromme Gesittung, der Glaube, ja selbst die Anfänge der Tugend,

alles bedroht man mit Waffen des Irrwahns und drohenden Sturmes.


Nicht als Zuschauer nur stehet ihr da, auch euer Erbarmen

fühlet die Wunden; denn schmerzlich ist es, zu sehen die Seelen,

teuer erlöst durch das Blut des Herrn, in den Strudel der Irrung,

fortgerissen vom Heil und versenkt in den Abgrund des Todes.

Groß ist die Not wie zur Zeit, da Dominikus selber den Rosen-

kranz den Menschen als Balsam und Heil der Wunden gegeben.


Jener erleuchtete Heilige sah, dass kein Heil uns ersprießlich,

größer als dies: dass die Menschen zu Christo, dem Wege, dem Leben,

wieder sich wenden im treuen Gedächtnis des Heiles, das Er uns

einmal erworben, und flehend die Jungfrau, der Kraft es verliehen,

jegliche Irrung zu stürzen. So fügte der Weise den Rosen-

kranz in die Ordnung der heil’gen Geheimnisse, dass sie in Reihen

uns das Erlösungswerk Christi vergegenwärtigen, innig

eingeschlossen im Engelsgruß und im Bittgebet an den Vater.

Darum vertrauen auch wir, dass solch andächtiges Flehen,

welches der Selige einst der katholischen Kirche geschenket,

mächtig die Übel der heutigen Zeit von uns wieder entferne.

Daher ermahnen wir dringend ein jegliches Christenherz innig,

öffentlich oder im Hause den Rosenkranz fromm zu verrichten,

nicht zu ermatten darin, vielmehr den ganzen Oktober

ganz der himmlischen Königin weiht, der Herrin des Rosenkranzes.

Feierlich sei in der Welt, in jeglicher Kirche der Christen,

dieser Andacht gedacht, mit erhabenen Festlichkeiten würdig.

Täglich soll fünfmal das „Gesätz“ mit der Litanei Loreto

fromm sich erheben im Chor; und sei, wo es möglich erscheinet,

Messe gelesen zugleich oder des Heilands Sakrament

sichtbar erhoben zur Ehrfurcht der Gläubigen, welche sich neigen.

Segnend erhebe der Priester die Hostie dem Volk zur Erbauung.

Zugleich billigen wir, dass die Bruderschaften des Rosenkranzes

öffentlich schreiten im Umzug, der alten Gewohnheit gemäß.

Wo dies nicht möglich erscheint, sei öfter der Kirche Besuchung

eifrig verrichtet, und glühende Frömmigkeit zeige sich kräftig

durch die Übung der Tugend, die Christi Gebot uns gebietet.


Allen, die solcher Andacht sich widmen, eröffnen wir gerne

Schätze des Himmels, der Kirche verborgene Gnadenvorräte:

siebenmal Jahre, dazu noch vierzigmal sieben der Tage

Indulgenz schenken wir ihnen, sooft sie das Werkchen vollbringen.

Die nicht kommen vermögen aus rechter Ursache zum öffentlichen

Gebet, empfangen denselben Gewinn, wenn daheim sie verrichten,

und mit Gebeten für Unserer Sorge Gedanken sich einen.

Allen erlassen wir Strafen der Sünden im vollen Erlaßbrief,

die in der Frist, ob öffentlich, oder daheim es gehindert,

zweimal wenigstens üben die Andacht, nach Buße gebeichtet

und am Altare des Herrn den heiligen Tisch sind genahet.

Plenarindulgenz gewähren wir jenen besonders,

die am Feste Mariens, der Jungfrau des Rosenkranzes heilig,

oder im Oktavkreis rein durch die Buße sich läutern,

und im Gebet nach der Meinung des Papstes sich innig verbinden.


Ihr, ehrwürdige Brüder, die Ehre Mariens im Herzen,

und das Heil der Gesellschaft im Ernst euch bemüht zu erhalten,

pfleget der Andacht des Volkes zur mächtigen Jungfrau des Himmels,

stärket Vertrauen in sie, die von Gott uns als Hilfe gegeben.

Ja, wir glauben, dass göttliche Vorsehung selber es wolle,

dass in der Prüfung der Kirche die alte Verehrung Mariens

blühe in christlicher Welt, sich erneue mit heiliger Stärke.

Mögen die Völker, von Unserer Mahnung bewegt und von euren,

eifriger täglich zum Schutz der Herrlichen Mutter sich wenden,

innig sich klammernd am Rosenkranz, jenem Gebete der Alten,

das sie geübt als ein Zeichen der Frömmigkeit und als ein Heiltrank.

Freudig vernimmt sie des Menschengeschlechtes Gebete und Seufzer,

leicht erwirkt sie die Tugend den Guten, den Irrenden Umkehr,

und den Allrichter besänftiget sie zu Erbarmen und Gnade,

dass er die Christenheit rette und wieder dem Volke den Frieden

spende, nach dem in den Stürmen der Zeit wir so sehnlich uns sehnen.


Mutig von dieser Hoffnung gestärkt, erflehen wir gläubig

selber von Gott, durch die Fülle der Gnad’ in Maria uns schenkend,

dass er euch, ehrwürdige Brüder, mit himmlischen Segnungen ziere.

Als ein Pfand dieser Gnade, als liebliche Vorbedeutung,

geben wir euch, den Priestern, den Völkern, die eurer Obhut

heilig vertraut sind, den apostolischen Segen voll Liebe.



ZWEITER GESANG


Letztes Jahr, wie ihr alle wohl wißt, erging durch Enzyklika

Unser Beschluß: daß, um in Prüfungen Beistand des Himmels

Ihr zu erflehen der Kirche, die große Mutter des Höchsten

Ehren solle das Volk durch Rosenkranzandacht im Oktober.

Eigenem Drang gehorchend, zugleich dem Beispiel der Väter,

Die in Gefahren stets voll Inbrunst zur Jungfrau geflehet,

Haben wir dies geboten. Und, wie wir mit Freude erkennen,

Nahmt ihr’s an voll Einmütigkeit, freudig und willig gehorchend.

So erhellt es aufs neue, wie echt die Religion sei,

Wie groß der Eifer des Glaubens in christlichen Völkern,

Welch Vertrauen allüberall liegt auf Maria, der Fürstin.

Uns, von Lasten gedrückt und den großen Übeln der Zeiten,

Ward ein Trost, ja Stärkung der Seele, dies Bild der Andacht:

Denn wir fühlen den Mut uns erneuert, wenn Gott es gebieten,

Auch noch größere Leiden geduldig und standhaft zu tragen.

Denn da der Geist des Gebetes auf’s Haus von David sich senket,

Und die Bewohner Jerusalems innig durchdringet,

Haben wir feste Hoffnung, der Herr sich erweichen zu lassen,

Und das Flehen zu hören, das durch die Jungfrau ihm aufsteigt,

Die er zur Spenderin göttlicher Gnaden selbst auserkoren.


Darum halten wir fest, da gleiche Gefahren uns drängen,

Wie im vergangenen Jahr, so mahnen wir wiederum alle,

Daß ihr unablässig den Rosenkranz Mariens betet,

Also die mächtige Huld der Mutter des Höchsten erflehet.

Denn so hartnäckig bestehen die Feinde des Christentums weiter,

Also muß standhaft, treu und wachsam der Christ es verteid’gen;

Zumal göttliche Hilfe gewöhnlich durch Ausdauer lohnet.

Mahnung sei uns das Bild der berühmten Witwe, der Judith,

Die den Unmut zügelte klug, da die Juden in Eile

Eigenmächtig den Tag der Befreiung bestimmen nur wollten,

Doch der Allmächtige selbst den rechten Zeitpunkt erwählte.

Und auch gedenket der Jünger, die harrten des Geistes, des Trösters,

Einträchtig mit Maria, der Mutter Jesu, im Beten.

Denn gar schwer ist das Werk und erhaben die große Aufgabe:

Daß wir den alten, listigen Feind in seiner Verschlagenheit

Niederwerfen, die Freiheit der Kirche und ihres Hirten

Wiedergewinnen, die Bollwerke wahren des Friedens,

Drinnen die Wohlfahrt ruhe des ganzen menschlichen Lebens.

Darum, Brüder, in dieser Zeit des Weinens der Kirche,

Pflegt mit Andacht die heilige Übung des Rosenkranzgebetes,

Das die Geheimnisse alle des Heiles der Welt uns erneuert,

Und die Frömmigkeit stärkt in der Seele, dem Himmel genehm ist.


Italien selber bedarf jetzt innig des Schutzes Mariens,

Denn ein Unglück droht, nicht bloß erträumt, schon unter uns weilet.

Cholera, asiatisch, durch Gottes Erlaubnis entfesselt,

Hat die Grenzen durchbrochen, die ihr die Natur einst gezogen,

Und ist gedrungen vom Ufer des überfüllten Hafens

Frankreichs hinüber zu Dörfern und Städten des Landes Italia.

Darum fliehet zu Maria, die Spenderin himmlischer Gaben,

Die die Kirche mit Recht als Helferin, Retterin preiset;

Daß sie gnädig das Flehen erhöre, den Segen uns schenke,

Und die unreine Seuche vertreibe, fern von den Menschen.


Daher haben wir selbst beschlossen, daß wiederum feiernd

Im Oktober der kommenden Tage der Andacht gedacht sei,

Wie wir’s im Vorjahr geboten im ganzen katholischen Erdkreis.

Also befehlen wir jetzt: vom ersten Tage des Monats

Bis zum zweiten November in allen Kirchen der Pfarrei,

Und in allen Gotteshäusern, die geweiht sind Maria,

Oder die Bischof selbst als würdig dazu hat erkoren,

Betet wenigstens fünf Gesätze des heiligen Rosenkranz’,

Und das Bittgebet Litaney zugleich nach frommer Gewohnheit.

Findet’s am Morgen statt, so bringe das Opfer des Altares

Sich dar inmitten des Gebets; geschieht es am Abend,

Werde das Allerheiligste ausgesetzet zur Anbetung,

Und nach dem frommen Gebet erteile der Priester den Segen.

Und wir wünschen, daß, wo es rechtens erlaubt ist und möglich,

Bruderschaften des Rosenkranzes im feierlichen Zuge

Durch die Straßen einherziehn, zum Zeugnis öffentlicher Andacht.


Dass sich die himmlischen Schätze der Kirche den Gläubigen öffnen,

Wollen wir neu euch verleihn die Gnaden der letztjährigen Gunst.

Allen, die andächtig am festgesetzten Tage des Jahres

Mit dem Gebet des Rosenkranzes unsre Anliegen tragen,

Allen auch denen, die ernst aus rechter Ursache gezwungen,

Still im Verborgenen flehn, gewähren wir siebenfach Jahre,

Siebenmal vierzig dazu, an jeglichem heiligen Vollzug.


Jenen gewähren wir ferner die volle, die ganze Vergebung,

Die in den Tagen bestimmt zehnmal gebetet im Glauben—

Öffentlich in den Kirchen, oder gerechtfertigt im Hause—,

Ihre Verfehlungen sühnten im Beichtstuhl, das Mahl des Altars

Fromm und rein empfingen mit gläubiger Seele und Herzen:

Ihnen entströmt der Schatz, die Fülle der Kirche der Gnaden.


Dieselbe vollkommene Lösung, Vergebung der Strafen

Schenken wir allen, die rein am Feste der seligen Jungfrau,

Oder in acht darauf folgenden Tagen sich heilig bereiten,

Ihre Gebete erheben zu Gott und zur heiligsten Mutter,

Bitten für das, was Wir, die Hirten, im Ernst euch empfehlen.


Auch für die Landleute, die mit schwerer Arbeit des Feldes

Oft im Oktober verhindert, gewähren wir milde Erleichtrung:

Alles, was oben bestimmt, auch die heiligen Ablässe selber,

Dürfen sie später im November oder im Dezember

Mit der Erlaubnis der klugen Vorsehung ihrer Obern

Frohen Gemütes erlangen und gleiches Heil sich erwerben.


Sicher sind wir, ehrwürdige Brüder, dass reiche Gewinne,

Früchte der Arbeit und Saat, von Gottes Gnade befeuchtet,

Wachsen im treuen Bemühn, das eurem Eifer entspringet.

Denn wir vertrauen, dass Christi gläubige Scharen gehorsam

Hören die Stimme des Hirten, wie sie im Vorjahr bewiesen,

Glaube und Frömmigkeit zeigend in freudiger Fülle des Herzens.


Sei uns die himmlische Schützerin gnädig, die wir anrufen,

Durch den Rosarius mild, die Jungfrau Mutter des Höchsten;

Dass aus der Kirche verbannt sei jeder Zwist und die Einheit

Werde der Christenheit neu, und Friede erblühe im Glauben.

Dieses Versprechen des Heils, der apostolischen Segnung,

Spenden wir euch, den Hirten, den Priestern und allen den Herden.



DRITTER GESANG


Mitten in drohender Zeit vertrauen wir kindlich und sicher

Auf die Herrliche Jungfrau, den Glanz des heiligen Rosenkranzes,

Schutz der Christenheit, Hort des Friedens im Reich der Kirche.

Immer, in Stunden der Not, floh zu der Mutter der Gnaden

Volk und Hirte zugleich, voll kindlichen Glaubens und Hoffens;

Denn in den Händen der Hohen ruhet die Fülle der Gaben.

Darum wollen wir neu die Andacht zum Rosenkranz wecken,

Über die Erde verstreun, und heilig im Herzen entfachen.

Oft schon riefen wir auf, den Monat des Herbstes, Oktober,

Ganz der Königin zu weihn, und trugen die Gründe den Völkern

Deutlich vor; und die Kirche gehorchte voll kindlicher Liebe,

Antwort gab sie mit Werken der Andacht, innig und willig,

Bis sie nun wieder bereit, der Jungfrau täglich im Monat

Ganz ein Opfer zu weihn, voll Freude und heiligem Eifer.


Italiens treues Land hat niemals darin sich verspätet,

Denn in den Herzen so tief ist Liebe zur Mutter gegründet.

Darum hoffen wir heut, daß wieder im Lande der Väter

Glänzend erstrahle das Beispiel, Maria zu ehren,

Daß uns Trost noch erwächst und Hoffnung aufs neue erblühe.

Dennoch mahnen wir euch, ihr Brüder, ehrwürdig und heilig,

Daß mit erneuertem Fleiß der Monat des Rosenkranzes

In den Kirchen Italiens leuchte voll heiliger Andacht.


Seit uns Gott aufgestellt, die Kirche hienieden zu leiten,

Suchten wir eifrig den Weg, die Seelen zu heiligen immer,

Und das Reich des Herrn zu mehren auf Erden, dem Christus

Eigen ist; kein Volk, kein Land entzogen wir sorgender Liebe,

Denn für alle vergoss der Heiland sein göttliches Blut einst,

Allen öffnete weit die Pforte des Reiches der Gnade.


Dennoch – niemand erstaune – Italien war uns besonders

Sorg und Pflicht, denn Christus, der Herr, hat dieses geweihet,

Rom, die heilige Stadt, bestimmt zur Hauptstadt der Kirche,

Sitz des Statthalters Christi auf Erden, des Hirten der Völker.

Darum muß dieses Volk dem Vater der Christenheit nahe

Leben, teilend sein Leid, auch teilend die himmlischen Freuden.


Doch was schmerzet uns sehr: in Italien lodert die Bosheit,

Alter Glaube und Sittlichkeit, teuerstes Erbe der Ahnen,

Wird verhöhnt, unterhöhlt von frechen und heimlichen Feinden,

Ja, in offener Scham von ruchlosen Zungen geschändet.

Wenige nur, doch laut, vergiften das Volk mit Verführung,

Raffen dahin, was selber sie längst verloren und preisgab.


Hier vor allem erkennt man deutlich das Werk der Geheimbund’,

Deren Werkzeuge blind sich willig dem Teufel verpfänden.

Und besonders in Rom, wo Christus den Stuhl uns bereitet,

Häufen sie frech den Trotz, enthüllen teuflische Listen,

Wüten mit hartem Sinn, von höllischem Eifer getrieben.


Sagen wir euch, ehrwürdige Brüder, welch Schmerz uns erfüllet:

Bitter ist uns das Leid, die Seelen in solcher Gefahr sehend,

Kinder des Herzens, verloren der Wahrheit und göttlichen Gnade.

Schwerer noch wird der Gram, da wir in bedrängter Umfassung

Nicht vermögen zu tun, was heilend wir gerne vollführten,

Weil die Welt es verhöhnt und knechtet den Hirten der Kirche.

Darum rufen wir laut zur Mutter, der mächtigen Helferin,

Daß sie neige das Ohr, uns rette mit gnädiger Huld.


Betet, ihr Söhne des Landes, für irrende Brüder und Väter,

Für den Papst, den gemeinsamen Hirten des ganzen Geschlechtes,

Daß im Erbarmen der Herr die Bitten des Vaters erhöre.

Hoffnung haben wir stark auf die Königin heiliger Rosen,

Die so häufig zuvor gezeigt in leuchtenden Zeichen,

Wie sie rettet das Volk, die Kirche in Nöten beschirmet.

Sie hat gesiegt im Kampf mit den Ketzerhorden der Zeiten,

Schmach und Jammer gewandt zu Ehre der Christen und Völker.

Sollte in dieser Not sie nicht auch Wunder bereiten,

Wenn die Kinder des Glaubens kehren zurück zu den Vätern,

Eifernd im frommen Gebet, im Werk der Buße geläutert?


Darum weihten wir selbst die Festesfeier des Rosenkranzes,

Hoben sie hoch zur Zierde im Rang der Kirche des Herrn.

Darum bitten wir euch, ihr Söhne Italiens, gläubig,

Nehmet im heiligen Monat Oktober die Kette der Perlen,

Betet voll Liebe und Kraft, erzwinget das Herz der Mutter,

Daß sie erflehe vom Sohn den Frieden, den Sieg der Kirche,

Freiheit dem Stuhle Petri, Heil und Gedeihen der Völker.


Doch wie fruchtbar nur ist das Opfer der Bitten und Tränen,

Wenn es aus Herzen entspringt, die brennen im Glauben lebendig.

Darum mahnen wir euch: erwecket die Schläfer zum Glauben,

Rufet die Kinder zur Buße, zum Werk der Gnade zurück.

Zeiget offen das Bekenntnis des Herrn, ohn Menschenfurcht,

Setzet höher als Welt die Wahrheit, die Rettung der Seelen.


Seht, obwohl der Glaube im Volk noch tief verwurzelt,

Wächst doch schleichend dahin der Geist der kalten Verachtung,

Wird gemindert die Treue zur Kirche, die Glorie der Ahnen.

Eure Pflicht sei es nun, dies Feuer aufs neue zu nähren,

Anzurufen die Mutter im Rosenkranz heiliger Perlen,

Daß sie erhöre das Volk, den Hirten im Kummer erquicke,

Und der Kirche Italiens schenke die besseren Zeiten.


Darum geben wir euch, ehrwürdige Brüder, mit Liebe

Allen, die euch vertraut, den Klerus, das gläubige Volk,

Unseren Segen zugleich, apostolisch und heilig,

Daß er vom Himmel herab die Fülle der Gnade euch schenke.



VIERTER GESANG


Siehe, nun kehret Oktober, der Monat der Jungfrau des Rosen-

kranzes, geweiht und gesegnet von Gott, der Herrin des Himmels.

Denken wir dankbar zurück an die Mahnungen früherer Jahre,

da wir, erfüllt von der Sorge um euch, o ehrwürdige Brüder,

wünschten, dass alle Gläubigen, eurer Ermahnungen folgend,

treuer die Mutter verehrten, die mächtige Helferin Christi,

und sie beständig erflehten im Ritus des heiligen Rosen-

kranzes, den immer die Kirche in Zeiten der Prüfung ergreifet,

dass sie erlange von Gott das Erfüllen der innigsten Sehnsucht.

Dieses verkünden wir wieder, erneuern die ernsten Ermahnungen,

da uns die Liebe zur Kirche bewegt, die leidet und blutet;

täglich vermehret die Zahl ihrer Schmerzen, die Wunden vertiefen.

Offen und allgemein sind die Übel, die wir beklagen:

Krieg gegen Glauben und Dogma, das ewig die Kirche bewahret,

Spott gegen reine Moral, die sie hütet als göttliches Erbe,

Hass gegen Christus, den Herrn, mit vermessener Frevelgesinnung,

als ob der Bau des Erlösungswerks selbst könnte zerstöret—

jenes Werk, das von keiner Gewalt je völlig vernichtet.


Neu ist solches nicht mehr im Geschick der streitenden Kirche:

Jesus verkündete selbst es den Jüngern, den treuen Aposteln.

Denn um die Wahrheit zu lehren und Menschen zum Heile zu führen,

muss sie beständig den Kampf aufnehmen, täglich aufs Neue;

immer durchdrang sie die Zeiten im Kriege, im Blute der Märtyrer,

nichts ihr heiliger war, als das Siegel des Blutes des Stifters,

Zeichen des Sieges, gewiss und verhießen vom ewigen Urgrund.


Dennoch verbergen wir nicht das bedrückende Weh und die Trauer,

welche das Schicksal des Krieges den Gerechten beständig bereitet.

Traurig ist’s, dass so viele durch Irrtum verführt und verloren,

feindlich geworden dem Herrn und entfremdet dem göttlichen Glauben.

Traurig, dass viele sich Christen nur nennen mit äußerem Munde,

ohne Verehrung der Religion, ohne Opfer im Herzen.

Trauriger noch ist’s, dass Staaten, bestehend in Macht und Gesetzen,

fern von der Kirche sich halten, ihr Wirken in Tugend bekämpfen.

Siehe, dies ist die Strafe, die Gottes gerechtem Gerichte entstammet:

dass er Verblendung des Geistes verhängt auf die abtrünn’gen Völker.

Darum ertönen die Schreie der Übel, sie wachsen von Tage zu Tage.

Notwendig ist es, dass auch die Stimme der Kirche gen Himmel

unermüdlich sich hebe im Flehen, im ständigen Rufen.

Nicht nur daheim sollt beten die Gläubigen, nein, auch versammelt

unter dem heiligen Dache, vereint in der Kirche des Höchsten,

flehend zu Gott, dass er rette die Kirche vor sündigen Menschen,

dass er die Völker erleuchte, zurückführe heim zu Vernunft und

heim zu der Wahrheit in Christus, dem Herrn, dem Gekreuzigten Heiland.


Wunderbar ist dies Werk, ja über die Hoffnung des Menschen:

Weltlich schreitet die Erde voran, in Stolz und Vermessen,

rühmet sich Reichtum und Waffen, die Kraft und den Glanz ihrer Künste;

doch die Kirche durchwandelt die Zeiten im Frieden des Glaubens,

trägt nur Vertrauen in Gott, erhebt ihre Augen zum Himmel,

flehend des Tages und nachts mit erhobenen Händen zum Vater.

Nicht auf menschliche Hilfen vertraut sie, die Zeiten gewähren,

wohl nützt sie klug, was die Vorsehung reicht an irdischen Mitteln,

doch nur im Gebet ist ihr Halt, in der kindlichen Bitte zum Schöpfer.

So erneuert sie stets ihre Kraft, ihr lebendiges Atmen,

lebt in der Stille des Herrn, im Gehorsam zum göttlichen Willen,

friedlich und heilig, gleich Christus, dem Herrn, der in Leiden und Qualen

immer bewahrte die Freude, die ewig in Gott ihm erblühte.


Also war es von jeher der Weise der echten Christen:

dass sie im Eifer des Gebets erhoben die Stimmen,

größer im Leid, wenn List und Gewalt die Kirche bedrängten.

Siehe, so taten die Gläubigen einst im Osten der Kirche,

da Petrus, der Stellvertreter des Herrn, im Kerker gefesselt,

Ketten an Händen und Füßen, dem Tode gewiss übergeben,

lag ohne Hilfe; da schrie die Gemeinde zu Gott ohne Ende.

Stärker je größer die Furcht war, erhob sich das Flehen des Volkes.

Und da geschah das Wunder: befreit ward Petrus in Ketten,

und bis heute gedenkt es die Kirche mit Danken und Jubel.


Christus selbst gab ein höheres Beispiel, göttliches Vorbild:

Immer hat er gebetet, in Stunden des Lebens auf Erden,

selbst in Gethsemane, da sein Herz war erfüllt von Entsetzen,

betete er zu dem Vater, und wieder und wieder erhob er

seine flehenden Worte—doch nicht für sich selber, den Ew’gen,

denn er bedurfte des Betens nicht, sondern er flehte für alle,

für seine Kirche, für uns, die er sah in künftigen Tränen,

deren Gebete er annahm, auf dass er sie einst uns vergelte

reicher in göttlicher Gnade, im Trost der erbarmenden Liebe.


Doch da das Heil unsrer Geschlechter vollendet im Kreuzesgeheimnis,

da nach des Christus Triumph die Kirche, Spenderin jenes,

gründete Gott auf Erden ein neues Gesetz für die Völker,

fügte im Ratschluss weislich das Große zum Heiligen Plane.

Denn der Ewige Sohn, der nahm unsre Natur zum Erhöhen,

wollte in mystischer Bindung sich einen dem Menschengeschlechte,

doch nicht, ohne daß frei die Erwählte des Himmels sich fügte,

jenes erhabene Ja, das Thomas heilig verkündet:

Denn als die Botschaft erscholl, da sprach sie im Namen der Menschheit,

stellvertretend für alle, das demütig willige „Fiat“.


Also auch dürfen wir sagen, daß Gott selbst, weislich beschließend,

Maria bestellt als Mittlerin aller uns spendenden Gnaden,

weil durch den Christus erschaffen Barmherzigkeit ist und die Wahrheit.

Also wie niemand zum Vater gelangt außer durch Christus,

so auch zum Christus kein Mensch, es sei denn durch seine Gebärerin.

O wie groß ist die Güte und Milde, die Gott uns erwiesen!

Wahrlich, wir glauben dem Höchsten in unendlicher Güte,

fürchten zugleich sein Gericht, das heilige, strenge.

Darum bedarf das schuldbeladene Herz des Bittenden einer,

die bei dem Vater stark und bei Sündern reich an Erbarmen,

Mächtige Mittlerin sei – und solche ist herrlich Maria:

Mutter des Allmächtigen, mild, voll zärtlicher Liebe,

ohne Begrenzung des Herzens, ein göttliches Pfand uns gegeben.

Denn wie Er wollte, daß Christus, der Sohn, ihr gehorsam sich beugte,

so auch am Kreuz sie bestellte zur Mutter der Menschheit im Jünger,

übertrug ihr die Last der Werke des göttlichen Sohnes,

nahm sie den Auftrag an, uns allen Mutter zu werden.


Der Plan der höchsten Barmherzigkeit, den Gott durch Maria wirkte,

bestätigt durch Christi Testament, war am Anfang erkannt und gepriesen,

von den Aposteln heilig empfangen, von allen Gläubigen freudig,

gelehrt durch die ehrwürdigen Väter, geordnet in allen Zeiten.

Alle Völker des christlichen Zeitalters nahmen dies einmütig an,

und wenn Schrift und Tradition schweigen, so spricht doch ein Ruf in den Herzen

jedes Christen, voll Zunge der Seele, der Wahrheit Verkündiger.

Nichts ist nötig als Glaube, göttlich, der mächtig und süß uns bewegt,

hin zu Maria, zur Mutter, die uns die Gnaden vermittelt.

Nichts ist natürlicher, nichts ist begehrenswerter als Zuflucht

zu ihrer Treue, zum Schutz, ihr zu offenbaren Gedanken und Taten,

unsere Schuld, unser Reuen, unsere Qual und unsere Freude,

Gebete und Wünsche, kurz: alles, was in des Menschen Herz liegt.

Darum hofft der Mensch, dass, was Menschen unwerten verschlossen,

Gott annimmt, wenn empfohlen durch die heiligste Mutter,

und gewährt mit Gnaden, die er sonst nie gegeben hätte.

Wahrheit und Süße solcher Gedanken erfüllen die Seele

mit unaussprechlichem Trost und regen zugleich die Mitleidigen,

die ohne Glauben Maria nicht ehren, die nicht kennen die Mutter,

auch jene, die Christentum haben, doch scheuen, sie zu viel zu verehren,

verletzen so schwer die kindliche Pietät und Liebe.


Dieser Sturm der Übel, der die Kirche so hart bedrängt,

zeigt allen frommen Kindern die heilige Pflicht des Betens,

die Art, wie man die Macht des Gebetes bei Gott vermehrt.

Treue dem Vorbild der Väter folgend, wenden wir uns zu Maria,

heilige Herrscherin, bitten und flehen mit einem Herzen,

Maria, Mutter Jesu Christi, unsere Mutter, wir rufen.

Zeige dich als Mutter! Laß unsere Gebete angenommen werden

bei dem, der für uns geboren, dein Sohn geworden, gehorchend.“


Unter den Ehrenweisen, die der seligen Maria gezollt,

sind manche vorzuziehen, da wir wissen, sie erfreuen

die Mutter am meisten und wirken mächtig für unsrer Seelen Heil.

Darum nennen wir besonders den Rosenkranz, das ehrwürdige Gebet,

denn das Volk hat es die Krone genannt, Erinnerung an Mysterien,

Jesu und Marias, vereint in Freude, Leid und Triumph des Heils.

Die Betrachtung dieser Geheimnisse, in heiliger Ordnung,

stärkt den Glauben der Gläubigen, schützt sie vor Irrtum und Schwäche,

zieht die Seele und das Gedächtnis durch süße Hingabe,

lässt sie versinken im Werk der Erlösung, voll Preis und Staunen.

Dankbarkeit und Liebe füllen die Herzen, das Verlangen wächst,

die Hoffnung dehnt sich weit, der Wunsch nach dem, was Christus bereitet

für jene, die sich vereinen mit Ihm in Leiden und in Nachfolge.

Gebet besteht aus Worten, von Gott selbst, von Gabriel, von der Kirche,

voll Lobpreis, voller Wünsche, geordnet in festem und wechselndem Reigen,

dessen Früchte stets neu und süß sind, den Seelen zum Heil und Trost.


Wir dürfen wohl glauben, dass selbst die Himmelskönigin gab uns

Besondere Kraft dem Gebet, denn ihr Rat und ihr Befehl

Ließ die Andacht erwachsen durch heil’gen Patriarchen,

Dominikus, zur Waffe der Macht gegen Feinde des Glaubens.

Die Irrlehre der Albigenser, teils heimlich, teils offen,

Überzog manches Land und erzeugte den Hass und die Schmach

Gegen Kirche, die Bosheit der Manichäer im Bunde.

Doch Rettung kam von oben durch Marias Rosenkranz.

Unter Schutz der Jungfrau, der Herrin aller der Häresien,

Wurden Mächte des Bösen zerschlagen und flohen,

Glaube strahlte auf, rein und gestärkt wie zuvor.

Alte und neue Geschichten beweisen es vielfach:

Völker gerettet aus Not und durch Andacht gesegnet.


Auch Gottes Vorsehung zeigt sich im Rosenkranz-Gebet,

Denn manchmal schwand der Eifer im Volke der Christenheit,

Und diese fromme Praxis geriet in Vergessenheit.

Doch wenn Not herrschte im Staat oder Bedrängnis drängte,

Wurde rasch zurückgekehrt zu Marias heiligem Zeichen.

So kehrte der Rosenkranz auf Altäre, geachtet, geehrt.

Beweise braucht es nicht nur aus alter Zeit, denn heut

Zeigt sich derselbe Eifer in allen Orten der Welt,

Die katholische Welt betet ihn, ehrend die Jungfrau.

Dies ist göttlich Werk, nicht des Menschen Klugheit,

Und stärkt unser Herz, erfüllt es mit Hoffnung auf Sieg,

Auf den triumphalen Ruhm der Kirche unter Marien Schutz.


Manche, so sie einverstanden sind mit dem, was wir sagten,

Haben doch aufgehört zu beten in Gram und in Trauer,

Weil Hoffnung noch nicht erfüllet, weil Sorgen sich mehren,

Vergessen das Gebet, den Eifer in rechter Gesinnung.

Mögen sie in sich gehen und prüfen den Sinn ihres Betens,

Dass fromm es geschehe nach Jesu des Herrn Anweisung.

Es ist unrecht, zu messen die Zeit und die Art seiner Gaben,

Denn Gott schuldet uns nichts; hört er die Bitten der Menschen,

Krönt er nur seine Gaben, die unermesslich und zahlreich.

Und tut er am wenigsten nach menschlichem Verlangen,

So handelt er wie ein Vater, der milde den Kindern vergibt,

Sie schützt und berät, nach dem Besten der schwachen Natur.

Die Gebete, die wir den himmlischen Bürgern verbinden,

Die flehend zu Gott wir darbringen für Kirche und Heiligkeit,

Empfangen stets Gunst, sie wirken auf große oder spätere Weise,

Gewähren der Kirche Nutzen, unvergänglich und herrlich.

Christi Verdienst wird hinzugefügt, der sein Leben gab,

Die Kirche zu heiligen, dass sie verherrlicht werde.

Er ist Haupt und Herr, lebt ewig, betet für uns,

Seine Fürbitten geben uns Kraft, auf die wir uns stützen.

Denn was äußere Erfolge betrifft und zeitliche Güter,

Da steht die Kirche mächtig, von Feinden umgeben,

Hat oft gelitten Verrat, Unterdrückung und Hohn der Mächtigen,

Doch trotz aller Bosheit bleibt sie in Würde und Ruhm.

Denn menschlich Verstand kann nicht fassen das Wirken des Himmels,

Warum Böses so mächtig, doch doch in Wirkung beschränkt,

Die Kirche aber gestärkt aus Not und Bedrängnis emporsteigt.

Und stetig bewahrt sie Tugend, zieht Menschen zum Guten,

Ihre Mission gebietet, dass Gebet die Macht entfaltet,

Zu führen das Werk Gottes, der Barmherzigkeit zeigt.

Wer betet durch Kirche, erhält, was Gott von Ewigkeit

Für Menschheit bestimmt, gnädig zu schenken in Gnaden.

Dann wird offenbar, wer im verderbten Zeitalter rein blieb,

Wer in Versuchung stand und sich stützte auf göttliche Kraft,

Wer fiel und erneut die Umarmung des gütigen Gottes suchte.

So mahnen wir stets, nicht aufzugeben das Gebet,

Nicht zu lassen die Pflicht, zu flehen in allem Bestreben.

Beständig soll sein das Bitten, ohne Unterlass,

Für höchstes Gut, das Heil der Welt und Schutz der Kirche.

Dann können sie erbitten manch anderes Gutes des Lebens,

Dankend stets, wie Kinder zu gütigem Vater im Himmel,

Und sprechen mit Gott in Ehrfurcht und Tränen, im Geiste

Der Heiligen und unseres Meisters, des Erlösers, stets heilig.


Väterliche Sorge treibt uns zu flehender Bitte

Gott, dem Geber aller Gaben, nicht nur den Geist der Gebete,

Sondern auch den der heiligen Buße für alle der Kirche

Söhne. Und während wir ernstlich flehen, ermahnen wir jeden,

Eifrig zugleich diese beiden Tugenden zu üben. 

So stärkt das Gebet die Seele, macht sie stark zu edlen Bemühungen,

Führt sie empor zu den göttlichen Dingen: Buße befähigt,

Sich selbst zu bezwingen, besonders den Leib, der hartnäckige

Feind der Vernunft und des Evangeliums. 

Und klar ist zu sehen, dass diese Tugenden gut sich verbinden,

Sich gegenseitig helfen, das gleiche Ziel stets verfolgen:

Den Menschen, für Himmel geboren, von Sterblichem lösen,

Ihn zu himmlischem Verkehr mit Gott erheben. Doch Geist, 

der von Leidenschaften entflammt,

Und durch Vergnügen entkräftet, ist taub den himmlischen Freuden,

Macht kalt und vernachlässigt die Gebete, die Gott nicht gefallen.

Wir sehen vor Augen die Buße heiliger Männer, deren Gebete

Gott wohlgefällig waren, gar Wunder bewirkten. Sie hielten

Geist, Herz und Willen streng in Zucht, nahmen mit Freude

Und Demut an Christi Lehren und der Kirche Worte.

Einziges Streben war zu wachsen in Gottes Erkenntnis,

Handlungen dienten allein Seiner Ehre. Leidenschaften zähmten sie,

Behandelten den Leib rau und streng, versagten selbst erlaubte Freuden

Aus Liebe zur Tugend. So konnten sie mit Paulus sagen:

Unsre Bürgertum ist im Himmel.“ Darum wirksam

Waren ihre Gebete, Gottes Majestät zu besänftigen.

Nicht jedermann kann diese Höhen erreichen, doch jeder soll

Sein Leben prüfen in Maß, gerecht vor Gott; denen, die freiwillig leiden,

Wird Tugend belohnt. Im Leib Christi, der Kirche, gedeihen

Alle Glieder gemeinsam: Schmerz und Freude teilen sie.

Eins leidet, die andern helfen; eins frohlockt, die andern freuen sich.

Ihr seid der Leib Christi, Glieder eines Körpers. In diesem Beispiel der Liebe,

Nach Christi Vorbild, der sein Leben gab aus unermesslicher Liebe,

Gilt das Band der Vollkommenheit, das Gläubige fest vereint mit Gott.

Und Bußwerke sind mannigfaltig, weitreichend, dass jeder sie oft

Mit frohem Willen üben kann ohne schmerzliche Mühe.


Nun, ehrwürdige Brüder, eure hohe und bewundernswerte

Frömmigkeit zur heiligsten Mutter Gottes, eure Liebe und Sorge

Um das christliche Volk, verspricht reiche Früchte. Unser Herz

Sehnt sich nach den wunderbaren Gaben, die die Gläubigen Maria

Schon oft gebracht. In Erwartung genießen wir sie reichlich.

Unter eurer Leitung werden die Gläubigen, besonders im kommenden

Monat, sich um die Altäre dieser Majestät und gütigsten Mutter

Versammeln, flechten und weihen wie Kinder den mystischen Kranz

Des Rosenkranzes, ihr so wohlgefällig. Alle Privilegien

Und Ablässe, die wir schon gewährt, sind bestätigt und ratifiziert.


Wie herrlich, zu sehen in Städten, Dörfern, auf Land und Meer,

Wo katholischer Glaube drang, Hunderttausende frommer Menschen

Vereinen Lob und Gebet mit Herz und Stimme zu jeder Stunde,

Maria grüßend, Maria anrufend, alles durch Maria hoffend.

Durch sie möge das Volk erbitten von ihrem göttlichen Sohn,

Dass die Nationen, in Irrtum verstrickt, zur Lehre Christi

Und den Vorschriften zurückkehren, auf deren Grund Sicherheit,

Frieden und wahres Glück gegründet sind. Durch sie möge stetig

Streben auf das höchste Gut: Freiheit der Mutter, Kirche,

Und den ruhigen Besitz ihrer Rechte, die allein dem Wohl der Menschen

Dienen, aus denen nie Schaden, nur reiche Vorteile flossen.


Und für euch, ehrwürdige Brüder, durch Vermittlung der Königin

Des heiligen Rosenkranzes bitten wir den Allmächtigen, euch

Himmlische Gaben, größere Kraft und Hilfe zu geben,

Damit ihr euer pastorales Amt erfüllen könnt. Zum Zeichen dessen

Schenken wir euch, dem Klerus und den Gläubigen eurer Sorge,

Die apostolische Segnung in Liebe von dem Stuhle Sankt Petri.



FÜNFTER GESANG


So oft sich bietet die Zeit, zu entfachen die Liebe der Christen,

die für Maria, die große Mutter des Höchsten, erglühet,

füllt uns staunendes Glück, und das Herz wird weit in der Freude,

denn was wir sprechen, ist heilig und nützlich dem Volk in unzähl’gen

Weisen, und innig im Einklang steht’s mit dem tiefsten Empfinden,

das uns regieret, seit frühe das Herz von Ehrfurcht erzogen.

Denn was wir kindlich empfingen, die heilige Scheu vor Maria,

wuchs uns stärker mit Jahren, gewann an Wurzeln im Innern.


Mehr und mehr erschien sie uns würdig der Liebe und Ehre,

die Gott zuerst ihr gab, sie erhob und schmückte mit Gaben,

hoch über jegliche Schöpfung sie stellte und dann sie erwählte,

daß sie die Mutter des Ewigen sei, des Schöpfers der Zeiten.

Zeugnis in Fülle bewahrt uns die Seele, mit Tränen des Dankes

denken wir oft an die Gaben der Huld, die strömend uns segnen.

Immer zu ihr flohn wir in Stürmen der Zeiten und Nöten,

immer erhoben wir bittend den Blick zu den Augen der Gnaden.

Freude und Schmerz, wir vertrauten sie ihr, der gütigen Mutter,

immer erflehten wir dies: daß wir ihr Sohn in der Liebe

würdig erscheinen, und ganz unser Herz ihr schenken im Sohnes-

treuen Gehorsam und inniger Hingebung heiligen Sinnes.


Als dann göttliche Weisheit im heiligen Ratschluß uns wählte,

daß wir bestiegen den Stuhl des Petrus, Christi Stellvertreter,

zitternd vor Last und Gewicht der gewaltigen heiligen Bürde,

floh’n wir eilend zur Hilfe, erflehten mit innigem Flehen

mächtige Gnade durch Mittlerschaft der gebenedeiten

Jungfrau, der Mutter des Herrn. Nie schwand uns die Hoffnung,

nie versagte der Trost in den Stürmen des Amtes der Kirche.

Mutiger blickt nun empor unser Herz, voll freudiger Hoffnung,

größere Gaben von ihr zu erflehn für Christi Gemeinde,

daß sie gesegnet erblühe zum Ruhm des göttlichen Sohnes.


Darum, ehrwürdige Brüder, ist es die Stunde, zu mahnen,

daß wir die Kinder erwecken, mit euch sie innig ermahnen,

daß sie den kommenden Monat, den Oktober, der heilig

Mutter geweiht, als Königin hoch des heiligen Rosen-

kranzes, mit ganzer Inbrunst und mit glühendem Herzen

feiern in Andacht, wie’s unser bedrängtes Amt heut’ verlangt.


Offen und klar ist zu sehn, wie vielfach verderbende Kräfte

listig bemüht sind, Wurzel und Glauben den Seelen zu rauben,

Gottes Gesetz zu entehren, auf dem das Leben der Christen

ruht und gedeiht, ja zu nähren die Kraft und Wahrheit des Glaubens.

Überall wuchert das Feld des Herrn, verwüstet von Irrtum,

wildem Verfall und der Unzucht, wie pestdurchwehte Gefilde.

Schmerzlich ergreift uns die Angst: statt Frevel zu strafen, zu bannen,

mehren die Mächtigen oft durch Nachsicht die Geister des Bösen,

dass ungehindert Verwirrung und Sünde das Erdreich durchwühlen.


Klagen wir nicht mit Recht, dass die Schulen im Dienste der Wissenschaft

Gottes erhabenen Namen verschweigen, ja schmähen in Läster-

reden, die täglich erklingen? Dass schamlos wuchert die Presse,

alles zu drucken, zu schänden, zu spotten des Christus und seiner

heiligen Kirche? Dass schwindet zugleich in träger Verflachung

Eifer des Glaubens, und viele vom Weg der Kirche sich lösen?

Wer dies sieht, der erschrickt nicht, wenn Nationen in Schmerzen,

zitternd vor Gottes Gericht, schon ächzen in harter Bedrängnis,

bange der härteren Strafen, die noch der Höchste bereiten.


Darum, Brüder, so laßt uns besänftigen Gottes Entrüstung,

laßt uns heilen die Seelen, die schwer von Leiden getroffen,

nichts ist heiliger hiezu als inniges, dauerndes Beten,

doch nur vereint mit der Tat und dem Leben in christlicher Ordnung.

Beides gewährt uns die Frucht: der Rosenkranz Mariens,

Beten und Werk, er leitet die Seele zur Quelle des Lebens.


Rufen wir flehend Maria, die Mutter des Erbarmens, im Beten;

denn sie naht uns von selbst, auch ohne die Stimme des Rufes,

steht uns helfend zur Seite in Not, in Tod und im Ringen,

reich an Gnade von Anbeginn, da Gott sie erwählte,

würdig die Mutter des ewigen Sohnes zu werden im Lichte.

Fülle der Gnade erfüllt sie, die Königin über die Engel,

größer als Menschen und Chöre der himmlischen Mächte zusammen.

Herrlich besitzt sie den Schatz, der für alle zur Rettung genügen:

Christus der Herr, und Maria, die Jungfrau, die Mutter des Höchsten.


Freude gewährt ihr das Grußwort des Engels, die heil’ge Verkündigung:

Sei gegrüßet, voll Gnade!“ – o Krone der hohen Verehrung!

Immer wenn wir dies sprechen, erneuern wir herrliche Zeichen:

dass sie des Heils Beginn, dass sie der Menschheit Erlösung

trug im Schoß, da Gott durch sie den Bund der Geschlechter

neuerdings mit uns schloss, in Leiden und in Verklärung,

eng mit dem Sohne verbunden in Schmerz wie in Herrlichkeit ewig.


Christus der Herr, der Bruder der Menschen geworden im Fleische,

nahm auf sich unser Geschick, um barmherziger Hoherpriester

vor dem Throne des Vaters zu sein in der Fülle des Mitleids.

Darum erhielt auch Maria das Vorrecht, Mutter zu heißen,

Mutter des Herrn und zugleich der Menschen, die Brüder des Sohnes.

So wie wir Kinder des Vaters durch Christus geworden,

also sind wir der Jungfrau vermählt als Kinder der Liebe.


Süß ist der Name der Mutter, der zärtlichste aller Bezeichnungen;

doch weit größer und heiliger noch ist das innere Feuer,

das in Maria erglüht, die wahrlich die Mutter der Gläubigen.

Keiner erkennt wie sie die Gefahren, die unsern Pfad dräuen:

öffentlich, heimlich, in Stürmen des Lebens, im Kampf um das Heil uns.

Mächtig ist ihre Gewalt, und unendlich das Sehnen, zu helfen,

stark die Hand, die sie ausstreckt, zu trösten, zu schützen, zu heilen.


Darum, Brüder, vertraut euch ihr an mit innigem Herzen,

flehet sie an als Mutter, die Jesus uns gab in der Stunde,

da er am Kreuz uns erlöste, mit heiliger Liebe verbunden.

Rufen wir sie mit dem Rosenkranz, der ihr teuerstes Flehen,

so dass wir ruhen im Schutze der besten, gnadenreichsten

Mutter, voll Freude und Frieden, geborgen im Mantel des Himmels.


Lob sei dem heiligen Kranz der Rosen, geordnet im Beten,

Denn er zeigt uns die Tiefen des Glaubens, der großen Geheimnis’,

Leicht und schlicht für den Geist, doch reich an ewigen Schätzen.

Glaube zuerst ist die Bahn, die sicher zum Höchsten uns leitet,

Dass wir lernen, den Herrn zu verehren, den König der Welten,

Seine Macht ohne Grund, die Weisheit, die sorgende Führung.

Wer zu Gott will kommen, muss glauben: Gott ist und belohnet

Den, der suchend ihn ruft, und treu sein Antlitz verlangt.


Ewig gezeugt, der Sohn, nahm Fleisch in der Jungfrau Maria,

Weg uns, Wahrheit und Leben, erschien uns der Herr in dem Fleische.

Darum umfasst unser Glaube die Dreifalt göttlicher Personen,

Und den Sohn des Vaters, den einziggeborenen Menschen.

Denn dies ist ewiges Leben: den wahren Gott zu erkennen

Und den Christus, den der Vater gesandt hat, Licht unserer Seelen.


Glaube – ein köstliches Gut, das Gott uns Menschen gegeben.

Hoch erhebt er den Geist und führt uns ins göttliche Leben,

Gibt uns die Kraft zu verdienen des Himmels ewige Krone.

Darum wächst uns die Hoffnung: dereinst das Angesicht Gottes

Nicht im Schatten zu sehn, noch in Bildern geschaffener Dinge,

Sondern im Lichte des Himmels ihn schauen, das höchste Entzücken.


Doch der Christ wird zerstreut durch tausend Geschäfte des Lebens,

Wandelt leicht in den Nichtigkeiten, vergisst, was das Erste.

Darum erlischt oft der Glaube, geschwächt, ja geht er zugrunde,

Wenn er nicht neu entzündet wird durch häufiges Mahnen.

Darum nährt die Kirche den Glauben mit sorgender Liebe,

Hütend die Ihren stets, sie führt sie zum Rosenkranz Mariens.


Denn in dem heiligen Kranz erblühen die Glaubensgeheimnis’:

Fleisch ward das ewige Wort, und die Jungfrau diente mit Freude,

Dann die Leiden des Herrn, sein Opfer, der Tod und die Rettung,

Und die Verherrlichung: Sieg über den Tod und die Himmelfahrt,

Dann das Herabkomm’n des Geistes, das Strahlen der Königin oben,

Und zuletzt die Vereinigung der Heiligen alle mit Christus.


So erinnert der Kranz die Gläubigen stets und beständig,

Führt die Geheimnis’ vor Augen, als sähen wir selber sie nahen.

Süß ist die Andacht, erfrischt die Seele, sie wird nicht müde,

Hört im Gebet Mariens Stimme, die spricht von dem Heil unsrer Seelen.


Darum wird dort nicht die Finsternis siegen, nicht Irrtum,

Wo der Rosenkranz Mariens in Ehren bewahret.

Denn er führt uns nicht nur zum Glauben, der selig uns machet,

Sondern auch zu den Werken, die Glauben lebendig erhalten.

Denn – so lehrt uns die Schrift – der Glaube allein ist tot,

Wenn er nicht Früchte der Liebe hervorbringt in heiligen Taten.

Wohl dem Menschen, der so sein Leben gestaltet im Glauben,

Dass er nicht anders bekennt als lebt, in Einheit des Handelns.


Glauben bekennen wir, daß er Frucht in Fülle uns bringe;

Während das Herz im Gebet am Geheimnis des Rosenkranzes

glühet in heiliger Glut, und zu Tugenden mächtig ermuntert.

Welch ein Beispiel steht uns vor Augen, erstrahlend im Heiland!

Denn der Allmächtige selbst, von der Liebe zu Menschen getrieben,

nahm die Gestalt des Geringen, erschien uns allen als Bruder,

wohnte im Volke, sprach als ein Freund und Lehrer des Rechtes.

Göttlich der Glanz seiner Worte, doch menschlich mild sein Erbarmen;

Kranke er heilt, und den Seelen vergibt er väterlich Sünden.

Allen, die müde und schwer von Kummer und Sorgen sich schleppen,

ruft er mit sanfter Stimme: »Kommt alle zu mir, die ihr mühselig,

träget die Last – ich will euch erquicken mit Frieden des Herzens.«

Und in den Armen des Herrn empfängt die Seele die Flamme,

die er vom Himmel gebracht, ein heiliges Feuer der Liebe,

daß wir in Demut wandeln und milden Herzens verbleiben,

so die vollkommene Ruh’ in Gott, dem Geber, erlangen.


Doch für den Menschen empfängt er statt Dank den Haß seiner Feinde;

Schmach und Hohn erduldet er, und am Kreuze genagelt

gibt er das Leben hin, und sein Blut wird Quelle des Lebens.


Wie soll ein Herz nicht lodern in Dank für solch einen Erlöser?

Wahrlich, der Glaube entflammt, und mit leuchtender Klarheit des Geistes

tritt er die Pfade des Heilands, den Spuren Christi folgend,

unerschrocken im Leid, im Hunger, in Not und Verfolgung,

rufend mit Paulus: »Nichts wird uns scheiden von Christi Liebe,

nicht das Schwert, nicht Drangsal, nicht Hunger, nicht Todesgefahren.

Christus lebt in mir, nicht mehr ich – so lebe der Glaube.«


Doch wenn uns bang die Schwachheit des eignen Herzens erniedrigt,

daß wir ermatten im Blick auf das göttliche Beispiel des Heilandes,

weist uns die Kirche zugleich die Geheimnisse seiner Mutter.

Armen entsprossen zwar, doch königlichen Stammes aus Davids

Linie, lebte sie still in der Demut des schlichten Gemaches,

freute sich innig der Armut, damit sie freier zum Himmel

heben das Herz und ganz nur an Gott sich inniglich binden.


»Gnadenbeseelte« nennt sie der Engel, vom Himmel gesendet:

Jungfrau, die durch den Geist den erwarteten Retter gebären,

Menschheit mit Gott vereint in dem Schoße der Reinen empfangend.

Staunend bekennt sie die Größe des Herrn, und in Demut bezeugt sie,

daß sie die Magd nur sei, die dem Willen des Höchsten sich weihet.


Heilig erfüllt sie das Wort, und in freudiger Eintracht mit Jesu

teilt sie das Leben, die Freuden zugleich mit den bitteren Leiden.

Darum erhält sie die Krone, erhaben vor Engel und Menschen,

Leidenskönigin, Herrscherin hoch in den Reichen des Himmels.

Denn sie hat treu bis ans Kreuz den Kelch der Schmerzen getrunken,

neben dem Sohn, bis sie mit ihm ewig die Krone empfinget.


So hat Gott in Maria uns allen ein Beispiel bereitet,

strahlend in Tugend und mild in der Nähe des menschlichen Wesens.

Darum verzagen wir nicht im Glanz des göttlichen Schreckens,

sondern erhoben im Mut, weil wir die Mutter erblicken,

nah uns im Blute, vertraut in der Demut, groß in den Werken.

Folgen wir ihr, so können auch wir ein Abbild gestalten,

gleich in der Tugend, in heiliger Eintracht mit göttlichem Willen,

bis wir, geführt von ihr, die himmlischen Höhen erreichen.


Darum, voll Mut, auf dem Pfad der Pilgerschaft schreiten wir weiter,

selbst wenn Dornen und Lasten den Weg uns bitter beschweren.

Hände erhoben flehn wir zur Mutter in Tränen und Klagen:

»Dir senden wir unser Seufzen, im Tal der Tränen verharren.

Wende in Güte dein Auge voll Erbarmens hernieder,

reinige unser Leben, bewahre den Pfad uns in Sicherheit,

bis wir im Heiland die ewigen Freuden empfangen.«


Ob sie auch niemals des Menschen Gebrechlichkeit trug und Verirrung,

kennt doch Maria sie wohl und ist die besorgteste Mutter.

Willig eilt sie herbei, wenn wir rufen in nächtlicher Stunde,

Labt uns mit Liebe sie neu und stärkt uns mit himmlischer Stärke.

Denn wer den blutgeheiligten Pfad des Erlösers beschreitet,

träntengeweiht durch Maria, dem wird die Pforte des Himmels,

wird ihm die selige Schar und die höchste Verherrlichung sicher.


Darum sei oft in den Händen der Gläubigen Rosenkranz heilig,

Gebet ohnegleichen, bewährtes Werkzeug des Glaubens,

leuchtendes Bild der Tugend, gesichert in wirksamer Übung.

Dieses besonders empfehlen wir innig der Bruderschaft heilig

der heil’gen Familie, die jüngst wir lobten und segneten feierlich.

Christus, verborgen zu Nazareth lebend, begründet ihr Dasein,

daß ihre Glieder stets christliche Tugend gestalten im Vorbild

der heiligen Familie, von Gott selbst göttlich gegründet.

Darum ist klar, daß innig der Rosenkranz ihr sich verbindet.


Freudige Mysterien enden in jener erhabenen Szene,

da er, der Sohn, sich erzeigt in der Weisheit des Tempels und wieder

kam mit Maria und Joseph nach Nazareth, willig gehorchend,

sich vorbereitend auf größere Mysterien kommender Sendung.

Dieses erkennen die Glieder als Pflicht: den Rosenkranz lieben,

selbst ihn zu beten und eifrig die Andacht verbreiten bei andern.


Darum der heiligen Jungfrau geweiht sei der Rosenkranz immer,

wunderbar schlicht und doch reich: ein vollkommenes Beten im Alltag,

starkes Gerät zum Bewahren des Glaubens, ein Bild der Vollkommenheit.

Oft sei er heilig in Händen des echten, getreuen Christen,

inniglich betet er ihn, durchwägt die geheimen Mysterien.

Dies vornehmlich empfehlen wir euch, der Bruderschaft heilig,

der heil’gen Familie, die jüngst wir lobten und segneten feierlich.

Christus, verborgen im Hause zu Nazareth lange verweilend,

gründete selbst ihr Bestehn, daß Glieder im Wandel des Lebens

ständig dem Bilde der heiligen Hausgemeinschaft folgen.

Darum erweist sich der Rosenkranz innig verbunden mit ihr schon.


Dies gilt besonders den freudigen heil’gen geheimen Mysterien,

die mit dem Bilde sich schließen, da Christus, der Knabe voll Weisheit,

offenbar wurde im Tempel, im Kreise der Lehrer des Volkes,

und dann doch heimwärts kehrte mit Joseph und seliger Mutter,

ihnen gehorchend zu Nazareth still, wie zum höheren Werke

rüstend die Seele, bereitet auf künftige heil’ge Geheimnis.

Daraus erkennet ein jeder, er habe die Pflicht in dem Leben,

selbst den Rosenkranz innig zu lieben, mit Andacht zu beten,

und mit Eifer auch andere leiten zur frommen Verehrung.


Von uns wird bestätigt und bekräftigt, was einst gewährt den Frommen

in heiligen Jahren, die Oktober im Geiste der Ordnung

vollbracht haben, wie wir es festgelegt und verkündet in Weisheit.

Denn durch eure Autorität, ehrwürdige Brüder, sind wir gewiß,

daß das katholische Volk glühe in Andacht, in heiliger Emsigkeit,

die selige Jungfrau zu ehren im Rosenkranz, Helferin der Christen,

treu und beständig in Liebe, mit Herz und Gebet unaufhörlich.


Und nun wollen wir schließen, wie wir begonnen mit Lobpreisung,

einmal noch offen bekennen die Treue der frommen Verehrung

gegen die große Mutter des Herrn, gesegnet, voll Hoffnung und Freude.

Wir erbitten vom Volk der Christen in demütiger Andacht

Gebete vor ihren Altären, für Kirche und Unser Selbst,

die gequält von schweren und stürmischen Zeiten, menschlich verlassen,

doch tragen wir weiter die Bürde des Amtes, ermüdet vom Alter,

gebunden durch Drangsal, die schwer und bedrückend, ohne Hilfe.

Unsere Hoffnung auf Maria, mächtig, gütig, Trost spendend,

wächst täglich, bestätigt im Herzen und süß in der Seele.

Ihr verdanken wir alle Gaben, die Gott uns hat geschenkt,

und in Dankbarkeit erkennen wir, daß es uns ward gegeben,

den fünfzigsten Jahrestag der Bischofsweihe zu erreichen.


Wahrlich, großer Trost ist uns, zurückblickend auf lange Jahre

der seelsorglichen Pflicht, bedrängt von täglichen Sorgen,

daß wir noch leiten die ganze christliche Herde getreu und beständig.

In dieser Zeit, wie im Leben der Menschen und wie Mysterien

von Christus und Maria es zeigen, mischten sich Freude und Leid,

bittere Schmerzen, doch auch Anlässe, der Gewinne zu rühmen

für Christus errungen, in Hingabe an Gott, mit dankbarem Herzen.

All dies versuchten wir zu wandeln zum Guten und Ehrentum der Kirche.

Und nun – der Rest unseres Lebens wird folgen dem alten Lauf –

ob neue Freuden unser Herz erfreuen, ob Leid uns bedrohen,

oder Ehren zu rühmen gegeben, wir bleiben fest im Geiste,

nur nach himmlischer Herrlichkeit strebend, die Gott verleiht.

So sprechen wir mit David: "Gesegnet sei der Name des Herrn;

nicht uns, sondern deinem Namen gebührt alle Herrlichkeit."


Von uns’ren geliebten Kindern, die treu und mit Wärme uns dienen,

deren Herzensglut wir erkennen, nicht Lob, nicht Ruhm wir erbitten,

sondern Dank zu Gott, Gebet, heilige Sehnsucht im Innern;

besondere Freude wird’s uns bereiten, wenn sie bitten um Gnade,

dass all Kraft und Leben, das uns bleibt, all Macht und Würde,

die uns verliehen ist, dem Heil der Kirche nutze, die Irrenden leite.


Auf alle geliebten Kinder möge fließen von Gottes Segen

Freude des Jubeljahres, Glück, Gerechtigkeit, Frieden und Heiligkeit,

Wohlstand, Gutes und alle Gaben, die wir im Vaterherzen erbitten;

darum mahnen wir, wie die heiligen Schriften uns sagen: „Höret,

wachset wie Rose an Wasserbächen, verbreitet Wohlgeruch wie Weihrauch,

lasst Blüten sich öffnen, Lilien blühen, lobet den Herrn mit Gesängen!“


Wenn diese Pläne, heiß ersehnt, verspottet von Bösen, die blind

blasphemieren über das, was sie nicht kennen, möge Gott sie schonen;

doch dass unsere Hoffnung Früchte trägt, durch Gebet der Rosenkranzkönigin,

nehmet als Zeichen der göttlichen Gunst und als Treueszeichen, ehrwürd’ge Brüder,

den apostolischen Segen, den wir in Liebe im Herrn allen gewähren,

Euch, Eurem Klerus und Volk, zur Stärkung, als Gnade und Ermutigung.





SECHSTER GESANG


Heilig die Freude, die uns geschenkt in den Tagen des Jubels,

da wir empfingen die Krönung von fünfzig Jahren im Amte;

tiefer noch ward sie, da wir vernahmen die Liebe der Völker,

die in der Kirche geeint, uns kindlich umfingen wie Kinder.

Tröstend erhoben uns alle die Zeugnisse inniger Treue,

Liebesgeschenke des Herzens, die göttliche Vorsehung mehren.

Dankend bekennen wir dies als Zeichen besonderer Güte,

die uns beschenkt, doch reicher die Kirche mit Segen erfüllet.


Und wir erheben zugleich den Dank zu der Mutter des Himmels,

deren mächtige Fürbitt uns stets in den Jahren geleitet.

Sanfte Barmherzigkeit war’s, die nie von uns wich in den Wechselfn

unseres Lebens, die täglich uns näher noch zog zu den Höhen,

füllend die Seele mit Freude, mit himmlischem Glauben an Sicheres,

fester als zeitliche Dinge, die flüchtig im Wandel zerstieben.

Oft ist, als hörten wir selber die Stimme der himmlischen Königin,

die uns im Leiden erquickt und im Werke den Rat uns erteilet,

die uns ermahnet, das Volk in Tugend und Frömmigkeit zu stärken.

Darum gehorchen wir gern, ja freudig dem heiligen Antrieb.


Sicher wir wissen: der Rosenkranz, andächtig gebetet,

nützt nicht dem Einzelnen nur, doch heiligt die ganze Gesellschaft.

Keiner verleugnet, daß wir im hohen apostolischen Amte

mühten für Wohlfahrt der Menschen, für irdisches Glück und die Ordnung.

Herrscher ermahnten wir oft, nur göttlicher Gerechtigkeit folgend

Gesetze zu schaffen, zu wahren das Maß des erhabenen Willens.

Auch die Berühmten im Volk, durch Rang, durch Geistesbegabung,

riefen wir auf, in Einheit zu wachen für Stärke und Frieden.

Leider zerrütten so viele Gefahren die öffentliche Ordnung,

führen die Seelen hinweg von den lauteren Gründen des Lebens.


Dreifach erscheinen uns Mächte, die heut das Gefüge zersetzen:

erstens die Abneigung wider das einfache, mühsame Leben;

zweitens die Scheu vor Leiden und jeglicher körperlicher Prüfung;

drittens das völlige Schweigen des Denkens am kommenden Leben.


Traurig beklagen wir, ja mit uns klagen die Weisen des Weltalls,

daß in Verachtung die schlichten Pflichten des häuslichen Lebens

sinken, die Schönheit der Demut und Tugend des Alltags verachten.

Siehe: die Kinder entziehen sich schnell dem gebotenen Gehorsam,

dulden nicht länger, daß Eltern sie führen mit strengerer Liebe.

Handwerker meiden die Arbeit, verlassen die ehrliche Zunftkunst,

murren im Lose, verlangen nach Gütern, die höher sie tragen,

träumen von Gleichheit des Eigentums, leichtsinnig, täuschender Hoffnung.

Massen verlassen die Felder, die ländlichen Pflichten des Ackerbaus,

suchen das lärmende Leben der Städte, der flüchtigen Freuden.

So wird das Gleichmaß der Stände zerstört, und alles erschüttert;

Neid und Unmut ergreifen die Herzen, das Recht wird zertreten.

Endlich erhebt sich das Volk, betrogen im hoffenden Warten,

stürzet die Ordnung, verfeindet sich offen den Hütern des Friedens.


Böse wie diese zu heilen, so laßt uns den Rosenkranz nehmen,

fest geordnet im Gebet, mit andächtiger, heiliger Schauung,

Christi Lebens und auch der Gesegneten, seligen Mutter.

Wohl, wenn die freudigen Mysterien klar in den Seelen

leuchten, dann steht uns ein Bild vor Augen der Tugend,

Lehre für jeden, wie leicht, wie süß und wie fruchtbar die Wege

hin zu dem ehrlichen Leben in himmlischem Lichte sich zeigen.

Stellen wir uns vor das Haus, wo irdisch und göttlich sich einen,

Nazareths stille Gemächer, das Heim der heiligsten Ordnung:

Eintracht, Reinheit des Wandels, Gehorsam, geduldiges Wirken,

Armut, Dienst und Liebe, nicht flüchtig, nicht falsch, sondern ewig,

Wonne des Dienstes in Demut, im Schweiße des Angesichts tätig,

Freude des reinen Gewissens und Frieden der Seele im Innern.

Solche Beispiele, o Seele, ergreif und bewahre sie immer:

Demut, Mühe und Milde, Beharrung in kleineren Pflichten,

bis sie als Wurzeln im Herzen dich wandeln und heiligen gänzlich.

Dann wird Arbeit nicht Last, sondern Dank und verklärende Freude;

mildere Sitten gedeihn, das Haus wird geliebt und geachtet,

Mensch und Mensch in Beziehung geweiht durch Ehrfurcht und Liebe.

Steigt solch Wandel vom Einzelnen auf zu Familie und Volk hin,

wird auch das irdische Leben erhöht zu himmlischem Maße,

und der Gewinn für die Menschheit ist groß und bleibend auf Erden.


Doch ein zweites Verderben, wir müssen es immer betrauern:

Flucht vor Leiden und Hast, nur Angenehmes zu suchen.

Frieden des Geistes verliert, wer feige den Mühen entweichet,

träumt von trügerischer Welt, wo Bitteres gänzlich verschwindet,

Süßes im Überfluß strömt — so schwächet das Sehnen die Menschen;

fallen sie nicht, so verkrüppeln sie doch im Kampfe des Lebens.


Darum: im Ringen hilft uns das Beispiel; wir stärken den Mut uns

mächtig im heiligen Rosenkranz, früh schon geübet im Herzen,

süß in Betrachtung der Leiden des Herrn und stiller Versenkung.

Hier lernt jeder, wie Christus, des Glaubens Anfänger und Meister,

tat, was er lehrte, und trug das Kreuz in göttlicher Milde:

Trauer umschattet ihn, Blut wie Schweiß entströmt seinen Adern,

geißelt, krönt ihn der Dorn, er wird ans Kreuz geschlagen und sterbend

von der Menge verurteilt, verlacht, wie ein Räuber behandelt.

Seine Mutter durchbohrt von dem Schwert des unsäglichen Schmerzes,

wahrlich, die Mutter der Schmerzen mit ihm in Leiden verbunden.

Wer das betrachtet im Glauben, dem lodert im Innern die Sehnsucht,

fest wie sie standzuhalten und willig das Kreuz zu umarmen.


Mag auch die Erde verflucht sein, Disteln und Dornen uns bringen,

Seele von Trauer bedrückt, der Leib von Krankheit geschlagen,

keine Bosheit des Menschen, kein Haß der Teufel vermag es

über den Christen zu siegen, der duldet in heiliger Geduld.

Christen ist eigen, zu wirken und dulden in großen Geschicken;

nicht die leere Philosophen-Gleichmut in starrem Ertragen,

sondern die Geduld des Herrn, der freudig das Kreuz uns ertrug hat,

nicht weil er Schmerz nicht fühlte, doch weil er ihn nahm als Gewinnnis.

Solch Geduld gibt die Gnade, sie flieht nicht die Prüfung, sie segnet

Arbeit und Opfer und macht uns den Weg des Meisters gemein.

Immer noch findet die Kirche in allen Ständen und Zeiten

Seelen, die folgen dem Herrn und in Tugend und Glauben erdulden,

wie Sankt Thomas gesprochen: »Laßt uns mit ihm sterben und gehen.«


Einstmals liebte die Welt die Güter des irdischen Lebens,

Doch sie vergaßen das Höhere nicht, das himmlische Erbe.

Heiden noch wussten: das Leben hienieden ist Aufenthalt nur,

Wohnstatt für kurze Zeit, nicht Ziel der pilgernden Reise.

Aber die Menschen von heute, obwohl sie von Christus belehret,

Jagen dem Trügenden nach und verdrängen das ewige Vaterland,

Tilgen aus Herz und Gedächtnis das Bild des himmlischen Reiches,

Obgleich Paulus ermahnt: „Wir haben hienieden nicht Bleibung,

Suchen vielmehr die Stadt, die droben uns ewig bereitet.“


Täuschung und Wahn sind schuld, dass viele die Zukunft verleugnen;

Dünken sich selbst, die Hoffnung des Himmels raube die Kräfte,

Mache das Herz untreu gegen die Liebe des Vaterlands Erdes.

Torheit ist solch ein Wahn und verderbliche, hassenswerte Lüge!

Denn nicht reißt uns die Hoffnung des Ewigen weg von dem Heute:

Christus gebot uns zuerst das Reich des Himmels zu suchen,

Doch in der Ordnung der Dinge: das Irdische bleibt uns gegeben,

Schönheit der Erde zu ehren und Tugend im Guten zu stärken.

Denn derselbe ist Gott, der die Schöpfung und Gnade geschaffen,

Freundlich er wollte, dass beide zusammen uns leiten zum Ziele.


Aber der irdische Mensch, der nur sich selbst noch verehret,

Krümmt seine Seele hinab zu den staubigen Gütern der Erde,

Sieht nicht mehr auf zu den Höhen, die ewig im Lichte erstrahlen.

Gott wohl könnte kein härteres Strafgericht über uns senden,

Als uns ganz zu verstricken in Lust und vergängliche Freuden,

Dass wir vergessen das Eine, das ewig allein uns beglücket.


Rettung doch finden die Seelen im Rosenkranze, dem heiligen,

Wenn sie in andächtigem Beten die strahlenden Mysterien schauen:

Tief in der Seele erglänzt das Licht der verborgenen Güter,

Welche Gott denen bereitet, die innig ihn liebend umfangen.“

Nicht ist der Tod Vernichtung, nur Wandel des Lebens zum Leben;

Offen ist allen der Weg, da Christus zum Himmel hinauffährt,

Dort uns den Platz bereitet, wie süß uns sein Wort es verheißen.

Tränen verweht einst Gott und löscht alles Leiden im Ewigen;

Freude der Heiligen schenkt er, die selig den König betrachten,

Sehen, wie Er ist, und trinken des göttlichen Stromes Entzücken,

Froh in Gemeinschaft der Mutter, der Königin droben im Himmel.

Wie wird die Erde mir nichtig,“ so jauchzt die Seele des Heiligen,

Blicke ich auf zu den Sternen, zur Wohnung der seligen Höhe!“

Denn was hier Leiden uns drückt, ist gering und vorüber im Augenblick,

Wirkt uns dafür ein Gewicht von ewiger, strahlender Herrlichkeit.


Hier erst leuchtet die Wahrheit: die Zeit ist die Magd der Ewigkeit,

Erde die Vorhalle nur, der Himmel das ewige Heimland.

So nur reifen die Seelen zu starken und edlen Gestalten,

Deren Erscheinen allein die Würde der Völker bewahret.

Alles, was wahr ist, schön und gut, erblüht in dem Maße,

Wie es dem Ursprung entspricht, der selber ist Schönheit und Wahrheit.


Darum preisen wir hoch den Rosenkranz, seine heilige Stärke,

Heilung verleiht er den Übeln, den Wunden der sterbenden Zeiten.

Glücklich, wer gliedert sich ein in die heilige fromme Gemeinschaft,

Brüderlich alle vereint im Bunde der Königin droben.

Papste selbst haben geweiht und reichlich gesegnet die Bruderschaft;

Ordnung besitzt sie, Versammlungen, Regeln des heiligen Lebens.

Solches sind Christi Soldaten, im Banner der Königin streitend,

Kämpfen bewaffnet mit heiliger Macht der göttlichen Mysterien.

Zeuge ist selbst die Geschichte der Kirche, die strahlenden Siege,

Bis zu Lepantos Glanz, wo die Mutter den Himmel geöffnet.


Darum verlangt es uns sehr, daß mit erneuter Begeisterung

Bruderschaften gegründet, vermehrt und geleitet erblühen,

nicht nur durch Söhne des Dominikus, denen der Orden

kraft Berufung zuerst das heilige Amt anvertraute,

sondern durch alle, die Seelen zu hüten vom Himmel bestellt sind,

namentlich dort, wo das Werk noch nicht gegründet und anerkannt.

Besonders nahe am Herzen liegt uns das Wirken der Boten,

die das Evangelium tragen zu Völkern im Finstern der Ferne,

oder es kräftig erneuern im Schoße der christlichen Länder.

Sehen sie dieses Werk als das Ihre, verkünden sie eifrig,

dann wird gewiß eine Menge der Gläubigen Christi sich sammeln,

einschreiben ins heil’ge Werk und mit ernstem Bemühen empfangen

reiche Gnaden des Rosenkranzes, der Tröstung und Stärke.

So wird das Beispiel erglänzen vor allen übrigen Christen,

daß sie die Übung verehren und selber die Früchte gewinnen,

Früchte der Seligkeit, wie wir sie herzlich ersehnen.


Dies ist die Hoffnung, die mitten in Übeln der Zeit uns erhellt und

tröstet und stärket zugleich. Maria, die Mutter des Höchsten,

Mutter der Menschen zugleich, die Schöpferin, Lehrerin dessen,

was wir das Rosenkranzgebet nennen, erflehe Erfüllung.

Euch, ehrwürdige Brüder, gebührt es, tatkräftig zu sorgen,

daß unsre Worte und Wünsche hinausgehn zum Heile der Völker,

segnen die Häuser, die Familien, stiften den Frieden.


Und als Zeichen der Gnade des Höchsten und unserer Liebe

geben wir euch, eurem Klerus und Volk, den apostolischen Segen.




SIEBENTER GESANG


Mächtigster Helfer des christlichen Volkes, die gütigste Helferin,

ist die Jungfrau, die Mutter des Höchsten, die Königin Gottes.

Würdig ist es, ihr Ehr’ in steigendem Glanze zu spenden,

immer zu rufen ihr Herz mit inniger, brennender Bitte.

Unerschöpflich ergießt sie den Strom der himmlischen Gaben,

reich und vielfältig stets, zum Heil der Menschengemeinschaft.

Darum wächst uns die Pflicht, sie inniger immer zu ehren,

kraftvoll zu flehen zu ihr und dankbar ihr Loblied zu singen.


Solch großmüt’ge Gaben haben die Gläubigen nie vergessen,

ihre Herzen mit zarter und treuer Verehrung zu füllen.

Denn in der Zeit, da Hass und der Unglaube herrschen,

erwacht Liebe zur Jungfrau zu neuem, feurigem Leben.

Zeugen davon sind die Bruderschaften, überall wiedererstanden,

Tempel, die prachtvoll ihr ehrwürdiges Name geweiht sind,

Pilger, die strömen zu heiligen, von Verehrung gesegneten Stätten,

Versammlungen, die nach ihrem Ruhm die Reden beschließen,

alles voll Lobes und Zeichen des künftigen Segens auf Erden.


Besonders zu loben ist die fromme Verehrung der Rosenkränze,

die sich weite Verbreitung in der Liebe der Menschen verschafft.

Diese Freude erfüllt unser Herz mit größter Wonne,

weil die Himmelskönigin uns zu Hilfe eilte im Gebet.

Gewiss sind wir, dass sie uns beistehen wird weiterhin,

Leiden zu mildern und die Lasten der kommenden Tage zu tragen.


Vor allem zur Vergrößerung des Reiches Christi erhoffen wir

von dem Rosenkranz die wirksamste Hilfe in allen Dingen.

Oft haben wir erklärt, dass es uns derzeit am meisten bewegt,

die Völker, die von der Kirche getrennt sind, wieder zu versöhnen.

Doch erkennen wir zugleich, dass wir hauptsächlich in Gebet

zu dem allmächtigen Gott unser Hoffen und Flehen suchen müssen.

Dies haben wir jüngst bekräftigt, als wir empfahlen, zum Pfingstfeste

besondere Gebete zum Heiligen Geist darzubringen mit frommer Hingabe.


Angesichts der Schwierigkeit solcher großen Unternehmungen

ist es wohl ratsam, des Apostels weisen Rat zu bedenken:

Seid beharrlich im Gebet“, das uns allen Mut und Stärke gibt,

denn ein günstiger Anfang fördert Ausdauer im innigen Flehen.

Im kommenden Oktober möget ihr und eure Gemeinden

den ganzen Monat mit uns verbringen im Rosenkranzgebet,

nichts wird dem Vorhaben dienlicher oder uns angenehmer sein,

und wir vertrauen alles der Jungfrau, in der höchsten Zuversicht.


Das Mysterium Christi zeigt sich im Glanz der Liebe so groß,

dass der Sterbende sein Mutter an den geliebten Jünger gab:

Siehe, dein Sohn!“ – darin erkennt die Kirche den gesamten Menschen,

voran die Gläubigen, die im Bunde des Glaubens mit ihm stehen.

Wie Anselm von Canterbury sagt: „Welche Würde, o Jungfrau,

könnte höher gepriesen sein, als Mutter jener Seelen zu sein,

die Christus selbst als Vater und Bruder erwählte?“

Mit freudigem Herzen nahm Maria ihre hohe Pflicht auf sich,

pflegte die ersten Christen durch Beispiel, Rat, Trost und Gebete,

war Mutter der Kirche, Lehrerin und Königin der Apostel zugleich,

und bewahrte die göttlichen Geheimnisse treu im eigenen Herzen.


Unermesslich sind die Mächte und das Wirken ihrer Ämter,

seit sie in die himmlische Höhe aufgenommen ward zu Christi Seite.

Von dort wacht sie über die Kirche, hilft und schützt als Mutter,

und teilt die Gnaden aus, die ewig aus der Erlösung strömen.

So eng verbunden mit dem Heil der Menschheit, wie einst im Leiden,

ist sie nun Teilhaber an der Verteilung himmlischer Wohltaten,

und führt uns beständig mit der Liebe, die sie stets beseelt.


Die Kraft, die so ihr in die Hände gelegt, ist fast unermesslich,

Wie treu doch die Christen, die zu Maria sich wenden im Bitten,

Vom Instinkt der Natur geleitet, ihr Zukunft und Freude und Leid

Vertrauensvoll preisend, wie Kinder, die sich der Mutter ergeben.

Wie recht auch die Völker, die Liturgien sie loben in Ehrfurcht,

Die ihren Ruhm mehren durch das Wort der Jahrhunderte stetig.


Von ihren vielen Titeln hallt der Klang: „Herrin, Vermittlerin unser,“

Die Welt ganz erneuernd,“ „Schenkende der himmlischen Gaben.“


Denn Glaube, die Quelle, der Grund allen göttlichen Schenkens,

Erhebt den Menschen zur Ordnung, die Natur überschreitend,

Und Pflicht ist es, die Einwirkung Mariens im Glauben zu achten,

Die brachte den „Urheber des Glaubens“ und selbst selig gepriesen,

O heilige Jungfrau, niemand erkennt Gott als durch dich allein;

O Mutter, kein Mensch findet Heil, der nicht durch dich errettet.“


Die Weisheit des Evangeliums verbreitete sich rasch durch ihr Wirken,

Trotz Widerstand und Verfolgung, durch Leid und den Hass der Tyrannen.

Durch sie rief der Apostel Heer die Völker zur Heilung und Wahrheit,

Durch sie ward das Kreuz geehrt, gefürchtet die Mächte der Finsternis.

Verirrte Seelen geführt, die den Götzen ergeben, gefunden

Den Weg zur Taufe, zu Kirchen, die sie auf allen Gebieten bauten.


Auch stärkte sie, wie berichtet, das Zepter der wahren Religion,

Damit der katholische Glaube fest in den Herzen der Menschen

Verankert und heilvoll gedeihe, in ungeteilter Einheit und Stärke.

Beweise ihrer Fürsorge zeigen sich wundersam, zeitweilig,

Wenn Gläubige ermatten oder der Irrlehren Plage bedrängt sie.


Unter ihrem Geleit erhoben sich große Männer der Heiligkeit,

Mit apostolischem Geist, um Feinde des Guten zu bekämpfen,

Die Seelen zu leiten in tugendhaftem Christentum, brennend

Vor Liebe zu Gott, wie Dominic, allein ein Heer für die Kirche,

Dem Rosenkranz vertrauend, bewältigt er Taten in Frieden und Kraft.


Nicht zu verkennen ist, wie die Heiligen und Lehrer der Kirche

Der Jungfrau gepriesen, die Weisheit durch ihre Werke strömte,

Fehler besiegt durch ihre Hilfe, nicht durch Menschen allein.

Kaiser wie Päpste riefen sie an, Hüter des Glaubens und Krieger,

Und fanden Hilfe und Stärke, wie der Name der Mutter verkündete.


So preist die Kirche und die Väter mit Worten von Schönheit und Wahrheit:

Sei gegrüßt, Stimme der Apostel, Grundfeste der heiligen Lehre,

Fels, auf dem die Kirche ruht, unerschütterlich Schild unseres Glaubens.“

Gegrüßt, durch die wir Bürger der einen heiligen Kirche geworden.“

Quelle, die nach Gottes Willen strömt, deren Wellen die Irrtümer

Vertreiben und die Reinheit der Orthodoxie über Länder verbreiten.“

Freue dich, denn allein hast du alle Häresien vertrieben der Welt.“


Das Spiel der Jungfrau, bewundernswert in Fortschritt und Sieg,

Zeigt deutlich, was Gott ihr bestimmt hat, zu vollbringen auf Erden.

Möge dies die Herzen der Frommen erfüllen mit fester Hoffnung,

Maria zu vertrauen, zu flehen, auf ihre mächtige Hilfe bauend.


Dass einheitlich der Glaube die Geister der Christen in Frieden verbände,

Dass der eine, vollkommne Band der liebenden Liebe die Herzen umschließe –

Das ist unser Hoffen, Gebet unser heiliges Hoffen zu Mary!

Möge sie, durch Kraft ihres Beistandes, das heiß ersehnte Gut uns bescheren!

Und gedenkend, dass ihr eingebor’ner Sohn, betend zum himmlischen Vater,

Sehnlichst um engste Verbindung der Völker gefleht hat, die er berufen

Durch die Taufe allein zu einem Erbe des Heils, teuer erkauft mit dem Blut,

Wird sie nicht für dies allein sorgen, dass alle im Lichte des Herrn strebten

Mit vereintem Sinn nach Eintracht? Und wird nicht ihr innigstes Wollen

Ihr gütiges Walten der Kirche, dem Brautgemahl Christi, zur Tröstung

Dienen, wie auch die Gabe der Eintracht vollenden unter den Gliedern

Der christlichen Familie, Frucht ihrer Mutterliebe, so herrlich?


Ein erstes Zeichen, dass bald Wirklichkeit werden möge, ist zu erkennen

In dem festen Vertrauen, das die Herzen der Frommen erglühen lässt.

Maria wird Band der Freude sein, die zusammenführt mit sanfter Gewalt

Alle, die Christus lieben, überall, ein Volk der Brüder zu bilden,

Die gehorchen dem Stellvertreter Christi auf Erden, dem römischen Papst,

Ihrem gemeinsamen Vater, dem geistlichen Haupt aller Getreuen.


Und der Geist wandert, fast von selbst, durch die Annalen der Kirche,

Sieht die großen Beispiele der alten Einheit, gedenkt mit Ergebenheit

Des erhabenen Konzils von Ephesus. Die absolute Einheit des Glaubens,

Die Teilnahme am gleichen Kult, die einst Ost und West verbunden,

Erstrahlte im Konzil mit Kraft unvergleichlicher, und glänzte darüber hinaus,

Als die Väter das Dogma verkündeten, dass die selige Jungfrau

Gottes Mutter sei, und die Kunde, verbreitet von jubelnder Menge

Der frommen Stadt, erfüllte alle Christenheit mit Freude universell.


Jeder Beweggrund, der Vertrauen stärkt und die Macht der güt’gen Mutter

Zu erbitten, was wir wünschen, belebt das Herz zu brennendem Flehen.

Möge jeder in sich prüfen, wie fruchtbar dies Tun ihm und wie heilsam,

Wie wohlgefällig der Jungfrau, die gütig, hoch erhaben und mächtig

Die Einheit des Glaubens schätzt und die Gläubigen festlich zusammenhält.

Denn wer Einheit besitzt, zeigt, dass er den Schatz mit Wertschätzung bewahrt,

Und dass er ihn festhalten will mit unerschütterlicher Treue und Eifer.

Kein Weg ist edler, Brüderliebe zu zeigen den ferngetrennten Gliedern,

Als durch jede Kraft zu helfen, die größte Gabe zu gewinnen erneut.


So die brüderliche Zuneigung, wahrlich christlich und lang geübt in der Kirche,

Sucht von der Gottesmutter selbst besondere Kraft und Gnade zu erlangen,

Die sie stets als Friedensstifterin und Einheit bewahrend gefördert.

St. Germain von Konstantinopel richtete so sein Gebet an sie:

Gedenke der Christen, die dir dienen; erhöre aller Gebete;

Hilf allen, ihre Hoffnungen zu erfüllen; stärke den Glauben;

Bewahre die Kirche in Einheit!“ Und bis heute flehen die Griechen

O Jungfrau, reinste Mutter, die ohne Furcht zu deinem Sohn nahet!

Erbitte ihm, o heilige, dass Friede sei in der Welt, und Einigkeit

In allen Kirchen Christi, dass wir dich alle erhöhen in Lob!“


Ein weiterer Grund, warum Maria geneigt ist, die vereinten Bitten zu erfüllen,

Liegt in der Herrlichkeit, die ihr die Völker einst in Osten erwiesen.

Ihnen gebührt Lob, weil sie ihre Verehrung stark verbreiteten,

Aus ihnen gingen treue Zeugen und Verteidiger ihrer Würde hervor,

Die durch Macht und Wort die Herzen der Menschen beeindruckten,

Von Herrscherinnen geliebt von Gott, die das Beispiel der Jungfrau

Im Leben nachahmten und ihr ehrten mit Freigebigkeit,

Tempel und Basiliken bauten zu ihrer Ehre mit königlicher Pracht.


Auch sei erwähnt, nicht unpassend, dass viele ehrwürd’ge Bilder Mariens

Von Osten nach Westen gebracht, die Zahl nach Italien und Rom führten.

Unsere Ahnen empfingen sie mit tiefstem Respekt und ehrten sie prächtig,

Und ihre Nachkommen pflegen dies Heiligtum als heilige Schätze,

Erkennend in diesem Zeichen die Zustimmung und Gunst der Mutter,

Die ihren Kindern treu ergeben, so zeigt durch diese alten Zeugnisse

Die Einheit der Christen, die durch sie einst fest verbunden gewesen,

Und die Kostbarkeit ihres Erbes, die uns ruft, in Andacht zu gedenken

Derer, die Christus liebt und heimzuführen zur Eintracht, die sie einst genossen.


Und also, in Maria, hat Gott uns gegeben den treuesten Schutz,

der Einheit der Christen, die ewig bewahrend im heil’gen Bund.

Verschied’ne sind Wege, zu gewinnen den Schutz durch Gebet,

doch wir meinen, das Beste, das wir ihr schenken durch Flehen,

liegt in dem Rosenkranz, jenem Gebet voller Gnaden und Licht.

Denn oft schon haben wir, fromme Christen, daran erinnert,

daß er leicht und bereit uns das Mittel in Händen gibt,

den Glauben zu stärken, von Irrtum zu wahren die Seele,

und zu bewahren vor Dunkel der Lehre und falschem Geleit.


Die Herkunft des Rosenkranzes macht dies deutlich allein:

Wenn frommer Glaube gesprochen wird laut mit Vaterunsern,

und Hail Marys, oder besser in stiller Betrachtung der Mysterien,

so nah sind wir Maria, die Mutter des Herrn, stets geführt.

Denn jedes Gebet, das wir flehentlich sprechen vor ihr,

führt uns erneut hin zu dem Wunder der Heilung und Rettung;

wir sehen die Mysterien der Erlösung sich offenbaren,

ein Mysterium folgt dem andern, und Maria tritt sichtbar hervor,

als Gottes Mutter und als unsere, im Lichte der Gnade.


Darum sagen wir, der Rosenkranz ist das beste Gebet,

um vor ihr zu bitten für Brüder, die fern von uns leben.

Ein gnädiges Hören gehört ihrem Amt als Mutter der Seelen;

denn Maria hat nicht geboren, noch könnte sie gebären,

die Christum angehören, aus anderem Glauben und Liebe;

Kann Christi Leib geteilt sein?“ – alle müssen in Einheit,

in Leben und Glauben, nur so Früchte dem Gott schenken.

Alle, die durch Unglück vom Ganzen entrissen, verirrten,

müssen neu geboren aus derselben Mutter, die Gott befruchtet,

um heiliges Volk hervorzubringen, im Geist der Gnade.

Maria selbst sehnt sich danach, dies Werk zu vollbringen;

geschmückt mit Rosenkranz, ihrem Lieblingsgebet,

wird sie Hilfe erlangen von Geist, der lebendig macht.

Gott gebe, daß sie nicht ablehnen die glühende Bitte,

sondern hören mit Willen zum Guten, der Stimme der Mutter:

Meine Kinder, die ich wieder gebäre, bis Christus in euch sei.“


Denn die Kraft des Rosenkranzes war unseren Vorgängern bekannt,

die sorgsam ihn verbreiteten im Osten, besonders Eugene IV.

In „Advesperascente“ 1439 verkündet, und später

Innocent XII und Clemens XI trugen zur Förderung bei.

Durch ihre Macht wurden große Privilegien verliehen

dem Orden der Prediger, zur Förderung des heiligen Werkes.

Die erwarteten Früchte zeigten sich bald durch Fleiß der Brüder,

wie viele Aufzeichnungen hell bezeugen, trotz Widrigkeit der Zeit.

Noch heute aber lebt derselbe Eifer für das Rosenkranzgebet

in vielen Herzen jener Länder – ein Nutzen und Hoffnung zugleich,

der hilft, die Erwartungen zu erfüllen, wie einst, zur Freude.


Mit dieser Hoffnung tritt eine Freude, gleichbedeutend für Ost und West:

Ein Plan hat Gestalt angenommen beim eucharistischen Kongress,

in Jerusalem gefeiert, zur Ehre der Königin des Rosenkranzes,

in Patras, Achaia, nahe den Stätten des einstigen Glanzes,

wo Christus unter ihrem Schutz strahlte in heiliger Macht.

Wie wir mit Freude vom Komitee vernommen, das wir genehmigt,

haben die meisten von euch schon Beiträge geschickt für das Werk,

und versprechen, weiter zu helfen, bis vollendet das Heiligtum.


Auf dieser Grundlage wurde beschlossen, zu beginnen das Werk,

im Maß der Größe des Vorhabens, den Grundstein zu legen

mit Feierlichkeit bald und feierlicher Zeremonie.

Der Tempel wird ein Denkmal ewiger Dankbarkeit sein,

errichtet im Namen der Christenheit für Helferin und Mutter.

Dort wird sie angerufen unablässig in griechischem und lateinischem Ritus,

und weiterhin, stets gnädig, neue Gnaden auf alte Segnungen häufen.


Und nun, geweihtes, ehrwürdiges Brüdergespann, kehrt zurück

unsre Mahnung zum Ursprung, von dem sie einst ihren Lauf nahm.

Alle mögen, Hirten wie Herden, voll Vertrauen sich flüchten

unter den Schutz der großen Jungfrau, besonders im nächsten Monat.

Ruft nicht vergeblich ihren Namen, mit einer Stimme flehend,

als Gottes Mutter, öffentlich und still, durch Lob, durch Gebet, durch heißes

Verlangen: „Zeig dich unsre Mutter.“ Möge ihr Mutterleid alles

Haus bewahren vor jeder Gefahr, leite uns auf wahrer Wohlfahrt Pfaden,

vor allem vereine uns heilig in Eintracht. Auf Katholiken aller

Völker blickt sie freundlich. Wo die Bande der Liebe sie bindet, macht sie

bereitwilliger, stetig entschlossener, den Ruhm der Religion zu wahren,

die zugleich dem Staat die größten Segnungen bringt. Möge sie blicken

mit äußerstem Mitleid auf jene großen Völker, abgeschnitten von der Kirche,

und auf die edlen Seelen, die ihre christliche Pflicht nicht vergessen.


Möge sie in ihnen heilsamstes Streben entfachen, heilige Begierden fördern,

und zur glücklichen Vollendung führen. Im Osten, möge jene weitgehegte

Frömmigkeit ihr gelten, die abweichende Nationen bekennen, ebenso

wie die zahllosen herrlichen Taten der Ahnen zu ihrem Ruhme wirksam helfen.

Im Westen, möge Erinnerung an ihre gütige Fürsorge den Abweichlern nützlich sein;

mit überragender Güte hat sie durch viele Zeitalter Zustimmung gezeigt

und belohnt die bewundernswerte Hingabe, die ihr von allen Ständen erwiesen wurde.


Mögen die Völker Ost und West und alle anderen, wo sie auch seien,

profitieren vom bittenden Ruf der Katholiken, im Gebet vereint,

und von unsrem Rufe, der tönen wird bis zum letzten Atemzug:

Zeig dich unsre Mutter!“ Dann zeigt sich die göttliche Mutter.




ACHTER GESANG


Oftmals schon in der Zeit unsres Amtes bezeugten wir öffentlich

Innig Vertrauen und Liebe zur heiligen Jungfrau Maria,

Welche wir tranken als Kinder in zartester Jugend, und welche

Immer wir hegten und pflegten durch Jahre des wechselnden Lebens.

Denn wir erkannten in Zeiten des Unheils, der Völker Gefahren,

Wie es geboten und heilsam, das göttliche Mittel zu preisen,

Welches der Herr uns verlieh in der gnadenvollen Gebärerin,

Die durch die Kirche von alters gefeiert in leuchtenden Annalen.

Eifrig erhob sich das Volk und erhörte der Väter Ermahnung,

Sonderlich, da wir den Rosenkranz heiliger Weise empfohlen:

Reiche, gesegnete Früchte entfalteten sich in der Kirche.

Doch wir genügen uns nimmer, die göttliche Mutter zu feiern,

Die aller Lobpreis würdig, die Mutter der Menschen hienieden,

Reich an Erbarmen und Fülle der Gnade, die Quelle des Trostes.

Ja, wenn ermüdet die Seele durch Lasten des Amtes sich sehnt schon,

Nahet der Abschied der Stunden, da blickt sie mit innigem Vertrauen

Auf zu der Reinen, von welcher, wie segnender Morgen des Heiles,

Einstens das Licht uns erglänzte, das nimmer im Dunkel erlöscht ist.

Angenehm ist uns zu denken, ehrwürdige Brüder, wie oftmals

Schon wir in Briefen den Rosenkranz rühmten, den heiligen Schmuckpreis:

Dieser gefällt der Jungfrau, der Himmelskönigin, innig,

Nützlich ist er den Frommen, die recht ihn betrachten und beten.

Darum sei’s wiederum kräftig bekräftigt und treulich empfohlen,

Dass wir die Herzen der Menschen erheben zum Glauben, zur Hoffnung,

Und sie ermuntern zum Heil, zur Belohnung des ewigen Lebens.


Jenes Gebet, das wir meinen, empfing auch den ehrenden Namen

Rosenkranz“, als schmückende Kette von Rosen, von Kränzen,

Angemess’n der Verehrung der Jungfrau, der Mystischen Rose,

Die als die Königin glänzet, umstrahlet vom Sternegekrön’.

Schon in dem Namen erscheint uns die Ahnung des ewigen Kranzes,

Den sie im Himmel verleiht den ergebenen, liebenden Kindern.

Denn wenn wir schauen das Wesen des heiligen Rosenkranzes,

Sehen wir leicht, was Christus und Apostel geboten als Pflichtstück:

Nämlich zu flehen den Höchsten in stetem, demütigem Beten.

Lehrten auch Väter und Lehrer der Kirche in späteren Zeiten:

Jener verscherzt das Heil, wer betend sich nicht zu Gott wendet.

Denn wer da betet, der findet die Türe geöffnet zu Gnaden,

Weil es verheißen der Herr, und die Kraft des Gebetes so groß ist.

Zweierlei macht es gewaltig: das Ausharrn und Einmut der Vielen.

Siehe, der Heiland ermahnt uns: „Bittet, so wird es gegeben;

Suchet, und ihr werdet finden; klopfet, die Türe wird offen“ –

Also wie Väter vergnügt den Bitten der Kinder gehorchen,

Gern, doch verlangend, sie wieder und wieder zu hören im Flehen.

Auch das bezeugt uns der Herr: Wo zwei oder drei sich vereinen,

Einmütig bitten im Namen des Sohnes, da wird es gewährt sein.

Darum so schrieb Tertullian: „Lasst uns gemeinsam versammeln,

Dass wir im Chor uns vereinen und flehend bestürmen den Höchsten –

Solche Gewalt gefällt Ihm.“ Und Aquinas sprach es mit Weisheit:

Niemals verhallt das Gebet der Vielen, wenn Eintracht es einigt.“

Beides erstrahlet im Rosenkranz heiligem Kreise der Perlen:

Denn wir wiederholen die Bitten, erflehen die Gnade des Himmels,

Rufen die Jungfrau um Hilfe, im Leben, im Tode besonders,

Der uns die Schwelle des ewigen Reiches eröffnet im Frieden.

Darum ward auch der Rosenkranz trefflich geeignet zum Beten

Aller zusammen, weshalb ihn zu Recht man den Psalter Mariens

Nannte. – O Sitte der Väter, wie schön war sie, treu zu bewahren!

Abends, wenn Werk und Mühsal des Tages zur Ruhe gekommen,

Sammelte sich die Familie beim Bilde der seligen Jungfrau,

Betete wechselnd den Kranz; und sie kam, die gnadenvolle,

Nahm wie die Mutter die Kinder um sich, und spendete Frieden,

Gab schon die Ahnung des Himmels, der ewigen Ruhe im Lichte.

Darum befahlen wir selbst in Briefen und apostolischen Worten:

Sprich in der Hauptkirch’ täglich, im Land am Festtag den Kranz auch!“

Dies sei stets treulich erfüllt. Und erfreulich ist’s uns zu schauen,

Wie bei den Wallfahrten, Festen, in großen, erhabenen Scharen

Viele den Kranz beten, der lieblich Mariens Verehrung,

Seelen erbauet und stärket. – O, selig die Stunde, da oftmals

Wir im Vatikan mit dem Volke den Rosenkranz beteten,

Stimmte die Menge sich ein in den Ruf zur mächtigen Helferin,

Die uns erhabene Patronin des katholischen Namens.


Wer wohl könnte gedenken, geschweige bekennen mit Worten,

dass das Vertrauen zu stark auf den Schutz der Jungfrau gegründet?

Christus allein ist Mittler, der einzige, wahrhaft erhabne;

einer ist er, Gott und zugleich auch Mensch, der den Vater

mit dem Geschlecht der Menschen versöhnte durch heiliges Opfer:

Mittler allein von Gott und den Menschen, der Mensch, Christus Jesus,

welcher sich selber dahingab als Lösegeld für die Völker.“

Doch wie der Lehre des Engelgleichen wir gläubig vertrauen,

können auch andre mit Recht als Mittler genannt und betrachtet,

sofern sie wirken und helfen, den Menschen zu einen mit Gottheit.

Solches sind Engel und Heilige, Priester, Propheten beider

Zeiten des Bundes; doch vor allem gebührt dieser Würde

Maria, der Jungfrau, die einzig und unübertrefflich

nahm den Versöhner entgegen und brachte dem Menschen die Rettung.

Denn als der Engel die Kunde des Friedens Geheimnis verkündigt,

sprach sie das gläubige Ja für das ganze Geschlecht der Verlornen.

Sie ist die Mutter des Mittlers, aus ihr ward geboren der Heiland,

darum auch würdig und recht: sie heißt Mittlerin zum Erlöser.

Betend im Rosenkranz schauen wir tiefer die heiligen Mysterien,

und was Maria uns tat, zur Versöhnung, zum Heil, zu bedenken.

Wer wird nicht selig bewegt, wenn er denkt, wie sie zu Elisabeth

trat als die Botin des Himmels, und wie sie den Hirten den Sohn gab,

Königen zeigte, dem greisen Simeon dar ihn getragen?

Denket auch dies: das Blut, das für uns am Kreuze geflossen,

jene geheiligten Wunden des Herrn, die den Vater besänftigten –

dieses ist Fleisch von Maria, das Blut, das im Schoße sie nährte.

Und ob es herrlich verklärt in der Auferstehung erstrahlet,

immer das gleiche bleibt doch: die Natur des Fleisches der Jungfrau.


Noch ein köstlicher Segen erblüht aus dem Rosenkranz weiter,

hoch und willkommen der Zeit, die von Zweifeln der Glauben bedrängen.

Christus der Herr ist der Urquell und Vollender des Glaubens;

Urquell, weil er geoffenbart, was zu glauben uns heilig,

und weil er selber uns gibt die Kraft des Glaubens im Geiste;

Vollender, weil er im Himmel die Schleier zerreißet der Kunde,

und uns zeigt Angesicht zu Angesicht, was auf Erden wir glaubten.

Deutlich im Rosenkranz steht er uns vor: sein verborgenes Leben,

dann sein öffentlich Werk, sein Leiden, die qualvolle Passion,

endlich die Herrlichkeit nach der erhabenen Auferstehung.

Doch nicht nur innerlich glauben wir, mit dem Herzen zur Gerechtigkeit,

sondern wir sprechen es aus, das Bekenntnis führt uns zum Heile.

Darum im Rosenkranz haben wir Mittel, den Glauben zu künden,

laut zu bekennen den Vater, den Wächter der Kinder des Himmels,

auch das ewige Leben, die Sündenvergebung, die Dreifaltigkeit,

Menschwerdung Gottes im Worte, die Gottesmutter Maria.

Wohl ist der Glaube ein Kleinod, wie edelster Stein von den Schätzen,

jetzt schon die Wurzel der Tugend, die Blüte des Gott wohlgefäll’gen,

dort aber Frucht der Unsterblichkeit, ewig bestehend.

Doch zu dem Glauben gehört die Buße, die rechte Umkehr,

Fasten und Mäßigung, welche die Kirche zwar mildert den Kindern,

doch durch die Liebe verlangt, dass sie andres Gutes ersetzen.

Darum empfehlen wir herzlich den Rosenkranz selbst auch als Buße,

da er die Leiden des Heilands, der Mutter uns täglich vergegenwärtigt.


Den nach höchstem Glücke verlangenden Seelen gegeben,

Ward das Mittel des Rosenkranzes so gnädig von oben;

Leicht ist's jedem geübt, auch wer nur mäßig belehret,

Fruchtbar nützt er die Perlen und hemmet die Arbeit des Tages.

Zeugen heilige Schriften von Wundern der frommen Gewohnheit;

Männer, belastet mit Sorgen, mit Ämtern, mit schwersten Geschäften,

Haben niemals den heiligen Brauch auch nur täglich verlassen.

Innig entflammt das Herz die andächtige Übung des Betens,

Daß er geliebt wird, der Rosenkranz, wie ein vertrauter Gefährte,

Lebensgetreuer Beschützer, umfasset im letzten Erbarmen,

Teures Unterpfand des bleibenden Kranzes der Glorie.

Reich mit Ablässen füllten die Väter, wir selber hinzufügend,

Diese Andacht; sie strömt wie ein Trost aus Mariens Erbarmen,

Daß sie die Seelen geleite zur ewigen Ruhe des Lichtes.


Darum ermahnen wir euch, ehrwürdige Brüder, unablässig,

Dieses heilsame Werk den Völkern der Kirche zu preisen.

Denn aus dem göttlichen Herzen des Heilands geschöpft ist das Sehnen,

Daß die Getrennten sich einen in Glauben und liebender Einheit.

Christus betete selbst, daß die Jünger in Liebe sich einen;

Und der Apostelgeschichte bezeugt uns heilige Kunde,

Daß mit Maria vereint sie harrten des göttlichen Geistes:

Einig im Flehn mit Maria, der Mutter des Heilands, verharrten.“

Darum, wie einst die erwachende Kirche mit ihr sich verbanden,

Also geziemt es den Zeiten, im Rosenkranz innig zu flehen,

Daß im Oktober, dem heiligen Monat, die Andacht entbrenne,

Und für die leidende Kirche Mariens Fürbitte erstehe.

Nichts wird milder sie freun als Einheit des Glaubens und Lebens,

Da sie mit Christus vereint, das eine Verlangen uns schenket:

Daß wir im Glauben verbunden, in Liebe uns alle umschlingen.

So auch die heiligen Mysterien tiefer im Herzen sich senken,

Daß wir erfüllten, was sie enthalten, und erlangten, was sie verheißen.


Segnend reichen wir euch, zum Zeichen göttlicher Gnade,

Euch und dem Volke, dem Klerus, den apostolischen Segen.



NEUNTER GESANG


Rückwärts blickend auf weiten Verlauf unsrer Tage im Amte,

Welches des Höchsten Rat uns gab, erkenn’ wir mit Demut,

Daß trotz eigener Schuld uns stets die gnädige Vorsicht

Schützte mit mächtiger Hand, uns leitend durch alle Gefahren.

Dies vor allem verdanken wir, wie wir glauben, den Bitten,

Welche, geeint und stark, wie einst für Petrus, so heute

Stets von der heiligen Kirche empor zu den Himmeln erschallen.

Darum danken wir Gott, dem Spender jeglicher Güter,

Innig zuerst, und solange das Leben uns währet,

Wollen wir dankbar bewahren im Herzen jegliche Wohltat.

Weiter kommt uns die süße Erinnerung, wie die Gebieterin,

Himmelskönigin, uns mütterlich deckt mit schützenden Händen.

Dieses Gedenken bewahren wir rein, unversehrt und getreu uns,

Dankend ihr Lob erhebend, bekennend ihre Geschenke.

Denn aus ihr wie aus quellender Flut entströmen die Gnaden:

In ihrer Hand ist der Schätze des Herrn Erbarmen verwahret,“

Sprach Johannes Damascenus; und Irenäus bekennet:

Gott hat gewollt, daß sie sei der Anfang jeglicher Güte.“

Fest in der Liebe der Mutter, die zärtlich uns nährt und behütet,

Hoffen wir selig, das Ende des Lebens dereinst dort zu finden.


Lange schon war es Verlangen in uns, das Heil der Geschlechter

Fest zu begründen im wachsenden Dienst der jungfräulichen Mutter,

Die als feste Burg uns schützt in jeglicher Stunde;

Darum mahnten wir stets zum treuen Gebrauch des Rosenkranzes,

Jahr für Jahr seit dem ersten September des achtundachtzigsten

Schrieben wir Briefe voll Eifer, gaben Verordnungen kundlich,

Allen bekannt. Nun aber, da Gott in gnädiger Vorsicht

Nochmals schenkt uns den Blick auf den nahenden Monat des Herbstes,

Den wir geweiht schon längst der Himmelskönigin selig,

Will nicht schweigen die Stimme, wir wenden uns wieder zu euch hin,

Kurz zu fassen, was alles zuvor wir taten im Eifer.

Krönen wollen wir jetzo das Werk mit neuem Dokumente,

Daß noch heller erstrahle die Glut unsres Herzens für Maria,

Und noch eifriger werd’ das Volk in beständigem Beten.


Immer getrieben von innigem Wunsch, daß alle Christen

Wißten die Würde und Kraft des Rosenkranzgebetes,

Zeigten wir erst, daß göttlichen Ursprungs es sei, nicht menschlich:

Wunderkranz, geflochten aus Engelsgruß und dem Vaterunser,

Fest verbunden mit heiliger Schau der göttlichen Mysterien.

Mächtig ist solches Gebet und heilsam, den Himmel erlangend.

Denn, abgesehen vom Wert der Worte, gewährt es den Glauben

Schirm und Schutz, und legt den Gläubigen Tugendbeispiele

Deutlich vor in den heiligen Szenen zur frommen Betrachtung.

Leicht ist diese Andacht, jedem verständlich und dienlich;

Bietet zugleich ein vollkommenes Bild des häuslichen Lebens,

Zeigend das heil’ge Familienbild von Nazareth selig.

Darum hat stets die Christenheit reichlich erfahren die Früchte,

Segensvoll durch die Zeiten genährt von solchem Gebete.


Darum mahnten wir stets aufs Neue zum Rosenkranzgebete,

Hoben die Würde des Kultes, verliehen ihm feierlich Ehre,

Folgend den Spuren der Väter, der seligen Päpste vorzeiten.

Sixtus, im Herrn hochselig, bestätigte alte Gewohnheit,

Daß man den Rosenkranz bete; Gregor der Dreizehnte

Weihte den Tag diesem Titel, und Klemens der Achte sodann ihn

Schrieb in das Martyrologium ein, und Klemens der Elfte

Dehnte das Fest auf die ganze Kirche in heiligen Weiten.

Benedikt, dreizehnter, fügte das Fest in den römischen Brevier ein;

Wir aber selbst, zum Zeugnis unsrer Liebe zur Andacht,

Fügten hinzu, daß feierlich stets die Kirche das Fest halt’

Als eine doppelte Feier des zweiten Ranges im Jahre,

Weihten zugleich den Oktober zur Andacht an selige Mutter.

Endlich befahlen wir, daß zu den Litaneien von Loreto

Neu ertöne der Ruf: „O Königin selig des Rosenkranzes!“

Zeichen des Sieges im Kampfe, Verheißung göttlicher Stärke.


Groß ist der Wert des Gebetes, geschmückt mit himmlischen Gnaden,

Reich an Vorrechten, erfüllt mit unzählbaren Segensgeschenken,

Denn es birgt in sich Schätze von Ablässen, reich und erhaben.

Allen nützt dies sehr, die eifrig suchen das Heil sich

Und die Erlösung von Schulden der zeitlichen Strafen begehren,

Welche, auch wenn Schuld schon vergeben, zu tragen verbleiben,

Hier auf Erden noch oder dereinst in der Läuterung drüben.

Unerschöpflich ist jener Schatz, erworben von Christus,

Auch von der Mutter, den Heiligen, die im Himmel verherrlicht.

Trefflich wendet Clemens, der Sechste, die Worte der Weisheit:

Unendlicher Schatz ist sie, den Menschen geschenkt vom Erbarmer;

Wer sie gebraucht, der wird zu Freund und Vertrauten des Höchsten.“


Roms erhabene Hirten, von Gott mit höchster Gewalt reich’

haben geöffnet den Quell der Gnaden, so übervoll strömet,

allen Gliedern des Bundes des heiligen Rosenkranzes,

jedem, der betend die Rosenkränze dem Himmel erhebet.


Darum glauben Wir fest, dass heller die Krone Mariens

leuchte, geschmückt mit Juwelen der höchsten Privilegien;

lange schon dachten Wir nach, nun fassen Wir endlich den Vorsatz:

dass Wir ein heiliges Recht verkünden in fester Konstitution,

über die Gnaden, die Rechte, die Schätze des frommen Sodalen.

Dies sei ein Zeugnis der Liebe zur hohen Mutter des Himmels,

Ansporn allen Getreuen, Belohnung frommer Gesinnung,

dass in der letzten der Stunden Maria sie segnend umarme,

und sie, geborgen, mit süßem Troste der Seele geleite.

Dieses erflehen Wir jetzt vom allmächtigen Vater des Himmels

durch die erhabene Königin, Rosenkranz’ hohe Gebieterin;

Euch und dem Volke, das Euch von Gott anvertraut ist zur Pflege,

reichen Wir gerne den Segen, den apostolischen, dar.