VON TORSTEN SCHWANKE
Wie das Oldenburger Wappen entstand
Ein goldner Schild mit blut’gen Streifen,
erstrahlt in alter Helden Pracht.
Er lässt von stolzen Zeiten greifen,
von Mut, der Wunder hat vollbracht.
Am Hof zu Goslar ward beschlossen,
dass Huno, fern vom Kaisersaal,
ein Eidbrecher, ein Feind der Genossen,
verantwortlich sei für Verrat und Mal.
Er kam nicht selbst, die Not war drängend,
das Land in Sturm und Aufruhr schwer.
Doch Feinde, die den Ruf bedrängend,
verleumdeten ihn immer mehr.
Da sprach der Kaiser voller Zorn:
„Ein Gottesurteil soll nun walten!
Ein Kampf entscheidet, wie es war –
ob Treue oder Sünde halten!“
Graf Huno wählte seinen Sohn,
den Friedrich, jung, doch kühn und klug.
Der ritt nach Goslar ohne Lohn,
bereit zu Ehre, nicht zu Trug.
Doch statt mit Stahl und Schild zu fechten,
stand ihm ein Löwe nun bereit!
Ein Tier, entfacht von wilden Mächten,
ein Abgrund voller Wut und Leid.
Manch einer sah schon Friedrich fallen,
vom blut’gen Rachen aufgerissen.
Da tat des Jünglings Mut gefallen –
nicht Kraft, doch List ließ sich nicht missen!
Er stellte, wie ein Kriegsmann groß,
vor sich ein Trugbild aus Bastmatten.
Mit Blut und Fett – ein schlaues Los –
ward es des Löwen Ziel in Schatten.
Der stürzte sich, vom Wahn getrieben,
auf Stroh, das roch nach heißem Fleisch.
Und Friedrich, ruhig, wie geblieben,
hieb zu – der Todesschlag war gleich.
Er stand, allein, in stiller Weite,
das Tier bezwungen, selbst nicht wund.
Da sprach der Kaiser in der Breite:
„Dem Helden sei mein Herzensgrund!“
Mit Löwenblut in seiner Hand
strich er es über goldne Höhn –
Zwei Balken rot, ein Siegesband,
ward Oldenburgs Symbol zu sehn.
So lebt der Schild in Farb’ und Glanz,
als Zeugnis jener kühnen Tat.
Und Königreiche trugen ganz
den Mut des Jünglings früh und spat.
Graf Huno zog mit Ehr’ nach Haus,
sein Sohn gefeiert wie ein Stern.
Sie stifteten, als Dank und Braus,
ein Kloster nah am Klosterfern.
Oldenburger Wunderhorn
Im Schloss zu Kopenhagen prangt
Ein Horn, von Gold und Edelglanz.
Ein Kleinod, alt, von großer Pracht,
Dem Oldenburger Haus gebracht.
Graf Otto hieß der erste Herr,
Ein Jägersmann, von edlem G’wehr.
Er liebte Wald und Wildrevier
Und ritt mit Stolz von Tor zu Tür.
Einst ritt er aus mit frohem Klang
Ins Barnefürstholz, wild und lang.
Ein Rehlein lockte ihn allein,
Er ließ Gefolg’ und Troß daheim.
Er kam erhitzt, vom Durst geplagt,
Zum Osenberg, wo Sand ihm lag.
„Ach Gott“, so sprach er matt und schwer,
„Ein Trunk nur – mehr begehr ich nicht mehr!“
Da öffnet sich der Hügel sacht,
Ein Glanz entströmt der Felsenacht.
Hervor tritt eine Maid so schön,
Als sei sie nie von dieser Höh’n.
Ein Horn, geschmückt mit Gold und Stein,
Reicht sie ihm dar mit süßem Sein:
„Trinkt, edler Herr, es wird euch lohnen,
Euch und dem Land, das ihr sollt schonen.
Doch trinkt Ihr nicht – so wehe, weh!
Zwietracht zerreißt das Grafengeh!“
Der Otto aber, stolz und klug,
Empfand im Herzen leisen Trug.
Er hob das Horn und, ohne Schluck,
Goss aus den Trank mit festem Druck.
Ein Spritzer traf des Rosses Haut –
Sie brannte auf, das Tier erschaut.
Voll Angst, voll Schreck, mit wildem Ritt
Entwich der Graf in jähem Tritt.
Die Jungfrau aber, still und bleich,
Verschwand im Berg – so bleibt er reich.
Das Horn blieb im Geschlechte dann,
Ein Schatz, den niemand leeren kann.
Denn was man auch hinein getan,
Ward stets zu Galle, nie zu Lohn getan.
Graf Anton Günther und Kranich
In Oldenburg, da lebte einst
ein Graf, bekannt im weiten Land,
Anton Günther, edel, klug,
der selbst im Krieg den Frieden trug.
Mit Ross und Reitkunst wohlvertraut,
hat er mit Pferden viel gebaut –
durch edle Gaben, klug verteilt,
hat er des Krieges Zorn enteilt.
Ein Apfelschimmel, stolz und licht,
trat später vor des Grafen Sicht.
„Kranich“ hieß das edle Tier,
und seine Herkunft bleibt Pläsier.
Auf Reise war der Graf einst spät,
durch Holstein führte ihn der Weg.
Ein Wirtshaus? Voll. Kein Bett noch frei.
So nächtigt er im Schloss dabei.
Ein Ort, von Spuk und Furcht bekannt,
verfallen, düster, gottverbannt.
Kaum sitzt der Graf beim kargen Mahl,
da klopft es leis im kalten Saal.
„Herein, wer einen Kopf noch trägt!“
Der Ruf, den er beim Gruß stets hegt.
Die Tür, sie öffnet sich geschwind –
ein Feuermann stürzt wie der Wind.
Der Graf, nicht zagend, faßt sein Schwert,
und jagt die Gestalt, die sich verwehrt.
Durch Flure, Stiegen, stockfinst’re Nacht,
bis er den tiefen Keller sacht.
Dort lauern Männer, sechs an Zahl,
die sprengen seine Todeswahl.
Doch ruft der Graf mit fester Brust:
„Ein Wort, das Euch nun hören muß!
Mein Volk, es weiß, wo ich hier bin,
kommt’s nicht zurück, hat dies kein Sinn.
Dann seid Ihr bald umzingelt hier –
und sterben werdet alle Ihr!“
Da schauten sie voll Furcht und Not,
und ließen zieh’n ihn ohne Tod.
Er schwieg von dem, was dort gescheh’n –
ließ Falschgeldschmiede weiter geh’n.
Viel Jahre zieh’n im Stillen hin,
der Graf lebt stolz mit klarem Sinn.
Da klopft es eines Abends sacht,
als er bei Büchern sinnend wacht.
„Herein, wer einen Kopf noch trägt!“
Der Gruß, wie stets, die Tür sich regt.
Ein Fremder tritt in feinem Kleid,
verneigt sich tief mit Würdigkeit:
„An Eurem Wort erkann’ ich Euch.
Ihr wahrtet einst des Schweigens Scheuch.
Drum soll nun Euch zu Ehren steh’n,
ein Ross, wie’s schöner nie geseh’n.“
Im Blauen Haus – so sagt der Mann –
steht es bereit, der Lohn sodann.
Der Fremde geht, bleibt unbenannt,
wie Nebel, der vom Wald verschwand.
Der Diener eilt, der Ort ist nah,
und staunend sieht er, was geschah:
Ein Schimmel, strahlend hell wie Licht,
mit Augen voll von Zuversicht.
„Kranich“ ward sein edler Name,
er sprang mit Stolz, wie Flammenflamme.
Von da an war er stets bereit,
an Graf Anton Günthers Seit’.
Noch heut', wenn Kramermarkt beginnt,
und froher Lärm durch Gassen rinnt,
reitet der Graf in stolzem Zug –
auf Kranich, seinem Rosse klug.
Ein Lied, ein Lob, ein Ehrenwort –
und Kranich trägt den Grafen fort.
So lebt die Mär in Stadt und Herz,
in Freude, Treue, Mut und Scherz.
Gertrudenlinde
Am Friedhof bei der Lindenzier,
da rauscht es still im Abendwind,
ein Baum, gewachsen einst von ihr –
dem unschuldvollen Waisenkind.
Gerlinde kam, so arm, so fein,
ins Haus des reichen Kaufmanns dort.
Die Eltern schlossen sie bald ein
in Herz und Herd als treuen Hort.
Doch Oltmann, böser, trunkner Sohn,
verschmähte Pflicht und ehelich Band,
er lebte wild – zum Vaters Hohn –
und war dem Laster zugewandt.
Dem Mädchen nahte er voll Gier,
in trunkner Nacht, mit finstrem Sinn.
Doch rief sie laut: „Komm mir nicht hier!“ –
da ließ er ab und schlich dahin.
Er sann auf Rach’ in tiefem Zorn
und stahl das Silber aus dem Fach,
versteckte es, verlogen, vorn
in Gerlindens bescheidenem Schrank.
Man fand das Gut – das Urteil kam,
des Diebstahls ward sie hart geweiht.
Ein Unschuldslamm ging still und gram
dem Galgen zu in weißem Kleid.
Das Volk zog mit in dunkler Schar,
manch Spötter stand am Wegesrand.
Doch sie – so rein, so mild, so klar –
hielt einen Zweig in ihrer Hand.
Am Kreuzweg sank sie still aufs Knie,
sprach: „Dieser Zweig, so dürr und klein,
erwachse, wenn ich lüge nie,
zum grünen Baum mit tiefem Bein.“
Sie starb. Die Erde nahm sie sacht.
Der Zweig blieb stumm am Weg zurück.
Doch siehe – nach der siebten Nacht,
da trieb er Blätter – Stück für Stück.
Die Linde wuchs, hoch aufgericht’,
ein Denkmal wahrer Seelenkraft.
Die Schuld gestand Oltmann im Licht
des Todes – spät, doch voller Haft.
So raunt der Wind im Lindenbaum,
erzählt von Treue, Leid und Pein.
Gerlinde lebt in stillem Traum –
ihr Herz bleibt ewig klar und rein.
ANHANG
RASTEDE
1
Graf Huno sah mit Stolz und Mut
Des Sohnes Sieg in heißer Glut.
Ein Löwe fiel durch Friedrichs Hand –
Ein Heldenruhm im ganzen Land.
2
Aus Dank für Gottes heil’ge Macht
Ward ein Gelübde dargebracht:
„Ein Kloster soll, aus Stein gebaut,
Der Jungfrau sein, der man vertraut.“
3
Doch wo? Das wusste keiner recht.
Des Ortes Wahl war ihm nicht schlecht,
Drum sprach er: „Gott, du bist so groß,
Zeig mir, wo sei der Bauplatz los!“
4
Ein Schwan, so weiß wie Himmelsschein,
Soll fliegen übers weite Land hinein.
Wo er sich setz’, dort sei der Grund,
So sei’s bestimmt aus Gottes Mund.
5
Er zog dahin mit stillem Flug,
Ein sanftes Tier, voll Himmelszug.
Er kreiste lang bei einem Ort,
Doch flog er dann doch weiter fort.
6
„Er zweifelt wohl,“ so sprach der Knecht,
„Der Platz erscheint ihm wohl nicht recht.“
Drum nannte man dies stille Flede
Von nun an einfach „Wiefelstede“.
7
Der Schwan, als wär’s nun heil‘ger Plan,
Setzt seine edle Reise an.
Und wo er dann zur Ruhe trat,
Da nannte man den Ort „Rastede“ tat.
8
Graf Huno sprach mit frommem Sinn:
„Hier liegt des Klosters Ursprung drin.
Friedrich, mein Sohn, nun bau es dort,
Zur Ehr Marias, Gottes Ort!“
9
Und als der Bau begann sogleich,
Da kam ein Wunder – still und weich:
Ein Engel sang in klarer Höh’:
„Ehre sei Gott“ – o himmlisch Weh!
10
Er reichte Friedrich, mild und lind,
Ein Zeichen Gottes, klar und blind:
Ein Ring, ein Handschuh – Gaben klar,
Von Treue Gottes offenbar.
11
So kann das Kloster noch besteh’n,
Vom Segen Gottes auserseh’n.
Und Rastede, aus Glaubens Grund,
Erzählt dies Lied aus treuem Mund.
WEYHE
Im Kaisers Reich, so stark und weit,
in alter Feudalherrlichkeit,
da schenkt' der Karl mit starker Hand
dem Fürsten Macht, verlieh ihm Land.
Die Fürsten gaben es sodann
an treue Knechte, Mann für Mann.
So wuchs aus Krieg und Treue bald
der Ritterstand im deutschen Wald.
Ein Stamm, von edlem Blut erfüllt,
zieht früh in Nordlands kühlen Bild:
Von Kemnaden, Burg genannt,
zieht Dothard in das Weyher Land.
Er war ein Ritter, treu und fromm,
geschlagen einst bei Turniers Tromm
von Henrico Aucupe, stark –
so hebt der Weyher Ruhm sich mark.
Sein Sohn war Johann, Enkel Peter,
der Lüder zog dann bald schon weiter.
Verlassen ward des Hauses Stein,
nach Streit mit Bremer Rat gemein.
Im Largau, nah dem Weserstrand,
entstand ein neues Ritterland.
Die “von der Weyhe” war’n bekannt,
geachtet wohl im Sachsenland.
Gerlach trat in des Herzogs Tross,
dem Löwen treu, trotz manchem Groll.
Er diente klug mit Wort und Schwert,
als Heinrich seine Banner lehrt’.
Sein Töchterlein, die edle Lis’,
gab Land und Gut dem Kirchendienst.
Sie trat, dem Lehnseid treu ergeben,
ins Bremer Stift, ein fromm Bestreben.
Brunifrith, die Schwester zart,
heiratete des Grafen Art:
Zu Mackenstedt, dem stolzen Ort,
zog sie als edle Dame fort.
Friedrich, der Sohn, ein Mann von Macht,
beschenkt’ das Kloster, wohlbedacht.
Im Bruchland ließ er Siedlung keim’n,
ließ Hufen Weyher Gut’ erschein’n.
Die Zeit verging, der Ruhm blieb stehn,
die Ritter Weyhe stark und schön.
Sie kämpften stets, wo Ehre rief,
in Kreuz und Schlacht, wo Stahl sich schief.
Doch Fehde kam – ein alter Brauch,
der Graf von Oldenburg, er auch,
zerstörte Burg und Haus zugleich,
das castrum Wege – arm das Reich.
Und doch: Am See, so still und klar,
wo einst der Weyher Ritterschar,
dort zeugt noch heute Flurname klug
von Burg und Kampf, von Stolz und Pflug.
Denn ob auch Zeiten sich verweh’n,
die Ahnen lassen Spuren stehn.
Ein Junkergeschlecht, mit Schwert und Sinn,
zieht durch die Weyher Chronik hin.
Im Reich, da Karl der Große stand,
vergab man treu das Vaterland.
Des Kaisers Wort war Macht und Recht,
der Fürst empfing das Lehn als Knecht.
Die Ritter schlossen Eid und Schwur,
für Kriege, Land und kaiserlich' Spur.
Die Bauern pflügten stumm das Feld,
für Schutz und Brot, nicht für das Geld.
Ein Edelmann aus Nordens Saum,
er stieg herab vom alten Traum.
Dothardus hieß der kühne Mann,
der einst als "von der Kemnade" begann.
Ein Ritter ward er, stolz und frei,
geschlagen wohl am Turnier bei.
Von Heinrichs Hand, dem Jäger klar,
begann sein Ruhm, so wunderbar.
Er zog mit Kind und Kampfesmut
von Bremen fort – in Zorn und Glut.
Die Stadt, so sagt das alte Lied,
verlor ihn durch des Rates Zwist.
Nach Weyhe kam er, wilder Mann,
wo er ein neues Werk begann.
Sein Sohn, sein Kindeskind gar bald,
baut’ dort im Moor den ersten Wald.
Lüder verließ die Kemnadenstatt,
wohl um die Zeit der alten Schlacht.
Mit Bremern lag er schwer im Streit,
verließ das Land in dunkler Zeit.
In Weyhe wurd’ er neu bekannt,
als Ritter, stark im Sachsenland.
Dort stand die Burg, am See so klar,
die einst zerstört, doch wieder war.
Die Chronik nennt gar Gerbert dort,
der zog mit frommem Kreuz gen Ort,
wo Gotfrid herrschte, Löwenmann,
und führte tapfer Brüder an.
Als Bürgermeister oder Knecht,
streitbar, fromm und nicht schlecht,
kehrte er heim aus heilgem Land
und brachte Ruhm ins Vaterland.
Gerlach folgte, edel, klug,
im Dienst von Heinrichs Welfenzug.
Elisabeth, die Tochter treu,
gab Land und Ehr’ dem Kirchenneu.
Und Mackenstedts, durch Blut verband,
verbreiten weit den Weyher Stand.
Die Hufe, Gaben, Zoll und Gut,
sie gründen Kloster aus frommem Mut.
Die Ritter kämpften tapfer, kühn,
in Weyhes Flur, auf feuchten Höhn.
Bis Burg und Hof im alten Schein
von Hache umflossen, still und klein.
Die Zeit verging, der Adel wich,
doch blieb ihr Name ewiglich.
Im Kirchenspiel, am Borgseegrund,
lebt fort der Geist in tiefem Bund.
Und wer des alten Wappens acht,
erkennt, was Treu’ und Ehre macht.
Denn Weyhes Söhne, stolz und frei,
vergaßen nie ihr Ritterslei.
Und als das Dunkel Europa nahm,
und Krieg in jede Hütte kam,
da hielt der Weyher dennoch stand
und schützte treu sein kleines Land.
Im Dreißigjährigen, blutig' Streit,
da floh so mancher weit und breit.
Doch Weyhes Stamm, der blieb bestehn,
man sah ihn betend vor dem Lehn.
Mit Bibelwort und Schwert zur Hand,
stand er für Gott, für Vaterland.
Ein frommer Mann, zugleich ein Held,
ein Baum im Sturm der Zeitenwelt.
Dann kamen Franzmann, Schwede, Pest,
der Tod saß oft mit an dem Fest.
Doch jede Weyher Mutter still
bewahrte Haus durch Glaubenswill.
Die Zeit ward neu, das Land ward frei,
das Lehen endete vorbei.
Der Adel wich, das Rittergut
ward Ackerland und Dorf in Glut.
Doch in den Herzen, schlicht und rein,
lebt fort der Weyher Geist, so fein.
Nicht Gold noch Rang macht Adel aus –
ein edles Herz, das ist das Haus.
Im Kirchhof ruht ein alter Stein,
mit Schild, Helmzier und Kreuz allein.
Dort liest man kaum den alten Schwur,
„Für Recht und Pflicht, nie gegen die Uhr.“
Die Linden rauschen auf dem Plan,
wo einst der Dothard ritt hindann.
Noch heute klingt sein Name sacht
in Weyhes Wind bei Mitternacht.
Ein Mann, ein Stamm, ein altes Lied,
das weiter durch die Zeiten zieht.
Wer Ohren hat, der hört es wehn –
die Weyher werden nie vergehn.
Die Zeit verstrich, das Schwert verrost,
die Feder ward zum neuen Trost.
Wo einst die Lanze Wahrheit sprach,
da trug nun Schrift die alte Sach’.
In Klöstern ruhte das Gericht,
dort wuchs der Weyhe's Erbverzicht.
Sie gaben Land und Namen preis,
doch hielten stets an Mut und Fleiß.
Elisabeth, in Demut klar,
gab Kirch und Bischof, was einst war
ein Weyher Gut aus eignen Stücken,
und nahm’s zurück mit Gottes Rücken.
Ihr Bruder, stolz, doch stets bedacht,
bewahrte, was der Vater macht'.
Und Brunifrith, mit frommer Hand,
band Mackenstedts ans Weyher Land.
Ein Kreuz, ein Schwur, ein festes Band
verwebte Ritter mit dem Land.
Kein Fürst, kein Graf war dort allein,
wo Weyher Blut floss tief hinein.
Ein alter Bruch, ein weiter Sumpf,
ward urbar durch des Sohnes Schwung.
Der Friedrich baute Rod und Ort –
Heiligenrode zeugt noch dort.
Die Hufe, die man einst verlieh,
erzählt von Treue, Pflicht und Müh'.
Wo heute Dörfer friedlich steh’n,
sah man einst Pflug und Banner weh’n.
Und als die Burg zu Weyhe sank,
der Feind den Wall mit Feuer trank,
da schwur man still in tiefer Nacht:
„Die Weyher ehren ihre Macht!“
Die Wasser trugen fort das Lied,
die Steine flüstern, was geschieht.
Ein See, ein Baum, ein Windhauch spricht –
die Weyher sterben ewig nicht.