VON TORSTEN SCHWANKE
NARRENTÄNZE
1
Narrentanz der Weltenwende
(Einzug)
Mit Schellenhut und rotem Kleid,
tritt ein Narr zur Fröhlichkeit.
Er tanzt im Kreis, mit Spott und Sang,
die Welt sei falsch, so sein Gesang.
(1. Vers – Der König)
"Ich bin der König, stark und weise!"
ruft einer stolz auf goldner Reise.
Der Narr lacht hell, zeigt ihm den Schuh:
"Du herrschst zwar, doch kommst nie zur Ruh!
Denn Macht, o Freund, ist wie ein Rad –
sie hebt dich auf, wirft dich in’s Grab."
(Refrain)
Trallala, trallalei,
Narren tanzen, Herzen frei!
Was ist klug, was ist Narrheit?
Fragt die Zeit – und bleibt nicht weit!
(2. Vers – Der Gelehrte)
Ein Mann mit Büchern tritt herbei,
sein Blick ist scharf, sein Sinn ist frei.
"Ich weiß, wie Erd’ und Himmel steht!"
Der Narr nur ruft: "Zu spät! Zu spät!
Denn Weisheit ist ein schöner Traum –
doch stirbt sie oft am Weltenbaum."
(Refrain)
Trallala, trallalei,
Narren tanzen, Herzen frei!
Wer da glaubt, er sei gescheit,
tritt oft erst spät zur Narrenzeit.
(3. Vers – Die Jungfrau und der Pfaff)
Ein Pfaff spricht heilig, fromm und klar:
"Die Sünd’ sei groß, der Weg ist schmal!"
Ein Mägdlein lacht und hebt den Rock –
"Der Pfaffe kennt den Himmelsschock!"
Der Narr ruft laut: "Lasst Lust und Licht,
denn Heuchelei trägt Masken nicht!"
(Schlussvers – Der Tod tanzt mit)
Da kommt der Tod mit schwarzem Kleid,
er tanzt im Reigen, ernst und breit.
Der Narr verneigt sich tief und stumm –
"Nun endet Spiel – die Welt wird krumm."
Doch plötzlich springt er auf und singt:
"Solang wir leben – tanzt und springt!"
(Letzter Refrain)
Trallala, trallalei,
Narren tanzen, Herzen frei!
Wenn der Tod zum Tanze ruft,
bleibt nur Lachen in der Luft!
2
Im bunten Rock, mit Schellen schön,
da kommen Narren, wild und kühn,
sie tanzen wirbelnd, toll im Kreis,
ihr Lachen schneidet scharf wie Eis.
Sie ziehn durchs Dorf, durchs hohe Tor,
mit Eselshut und Spott im Chor.
„O König, Herr mit schwerem Haupt,
du traust dem Gold, das uns nur raubt!“
Ein Narr springt vor, macht einen Knicks,
sein Stock hat Narrheit stets im Blick.
„Was weiser Mann nicht sagen darf,
spricht Narr mit Witz und spitzem Scharf!“
Sie singen laut vom Pfaffenstand,
von Rittern mit der Schwerterhand,
vom Kaufmann, der die Seelen misst –
„Hört her, was wahr ist, eh’s ihr wisst!“
Der Dudelsack, er heult dazu,
die Trommel schlägt, es tanzt die Kuh!
Ein Esel trägt die Krone heut,
der Narr ist König – und das freut!
So tanzt die Welt, verkehrt, verdreht,
wo Tugend manchmal rückwärts geht.
Im Reigen lacht das wilde Spiel –
des Lebens Sinn ist’s Narrenziel!
3
Der Erste tritt im Purpurkleid,
sein Blick voll Stolz, sein Herz voll Neid.
„Ich bin der Beste weit und breit!“
ruft er – und fällt noch vor dem Streit.
Der Zweite trägt ein Hahnengefieder,
er kräht sich selbst zum Herrn und Leader.
„Ich weiß, was Recht ist, was Gesetz!“
und tritt dabei in seinen Dreck.
Der Dritte tanzt im Spiegelglas,
betrachtet sich in jedem Fass.
„Schaut her, wie schön! Bin ich nicht göttlich?“
Die Meute lacht – sein Rock ist schottlich.
Refrain:
Der Hochmut tanzt, die Demut weint,
der Narr, der lacht, ist uns vereint.
Denn wer sich hebt, fällt tief und schwer –
doch Narren schweben leicht umher!
4
Ein Narr mit Bibel tanzt im Schritt,
doch stiehlt im Takt den Armen mit.
Er betet laut, die Stirn ganz feucht,
doch seine Hand nach Goldzeug greift.
Ein andrer trägt ein frommes Kleid,
doch redet süß und lügt dabei.
„Was ich nicht tu, das predig ich!“
Doch Narr erkennt das Heuchlerlicht.
Ein Dritter spricht von Tugendschein,
doch lädt bei Nacht die Laster ein.
Er züchtigt Welt und will doch kosten –
so tanzt er mit den eignen Pfosten!
Refrain:
Die Maske sitzt, der Mund ist süß,
doch faul ist das, was keiner grüßt.
Der Narr erkennt, was fromm nur scheint –
und lacht, bis selbst der Pfaffe weint.
5
Ein junger Narr, von Lust entbrannt,
schenkt jedem Weibe seine Hand.
„O Schönheit!“, ruft er, „du mein Licht!“
Doch kennt er keinen Namen nicht.
Ein Weib springt auf, voll roter Glut,
sie tanzt wie Flamme, wild und gut.
Sie ruft: „Ich liebe heut, nicht morgen!“
Und hat dabei zehn Herzen borgen.
Ein Alter tritt mit Rose nah,
sein Herz schlägt langsam, doch sehr wahr.
„Ich liebe tief, doch sag es leise.“
Die Jugend johlt – er liebt auf Weise.
Refrain:
Die Liebe ist ein bunter Tanz,
ein Spiel mit Lust, ein Sturz mit Glanz.
Der Narr liebt frei, der Weise schwer –
doch beide fallen immer mehr!
6
Ein Narr mit Totenkopf im Arm,
ruft: „Schaut her! Der Tod ist warm!
Er tanzt mit König, Bettelkind –
und weht wie Rauch im Mitternind.“
Ein Krieger kommt mit blankem Schwert,
doch tot ist, wer nicht ewig wehrt.
Ein Arzt mit Salbe, klug und weise –
doch stirbt er selbst auf leiser Reise.
Ein Kaufmann zählt die letzte Münze,
der Tod grinst breit mit Henkersgrünze.
„Nimm alles Gold, nimm all dein Gut –
doch Tanzen musst du mit dem Hut!“
Refrain:
O Tod, du Narr in schwarzem Kleid,
du bringst uns alle, früh und weit.
Drum tanzen wir, so lang wir leben –
was bleibt, ist nur des Narren Beben!
7
Ein Narr mit Büchern, schwer beladen,
tritt auf und stolpert in den Laden.
„Ich weiß, was keiner je verstand!“
doch sucht den Ausgang an der Wand.
Ein andrer spricht in fremder Zunge,
zitiert die Weisheit jung und junge.
„Ich weiß, dass ich nichts wissen kann!“
Doch prahlt er laut, so wie ein Mann.
Der Dritte zählt in Zahlenreihn,
vermisst die Sterne, zählt den Stein.
Doch fragt man ihn: „Was ist das Glück?“
so schweigt er lang – dann läuft er rück.
Refrain:
Die Weisheit tanzt auf dünnem Eis,
der Narr, er fragt und lacht dabei.
Denn all das Wissen, so geschwind,
vergisst das Herz – wie's Narren sind.
8
Mit Lumpenrock und leerem Bauch,
da tanzt der Narr im Morgenrauch.
Er ruft: „Was zählt ist nicht das Kleid –
die Freiheit nährt, der Hunger schreit!“
Ein Blinder tanzt mit wachem Ohr,
er sieht, was andre oft verlor.
„Ich sehe mehr, als ihr versteht –
denn wer nichts hat, dem offen steht.“
Ein Lahmer springt, als wär’s ein Traum,
sein Krückstock fliegt durch Zeit und Raum.
„Ich kann nicht gehn, doch tanze ich –
der Reiche sitzt, ich lache mich!“
Refrain:
Wer nichts besitzt, dem bleibt das Spiel,
der Narr tanzt arm, doch nicht im Ziel.
Denn arm ist der, der reich vergreist –
der Bettler lacht, weil er nichts heißt.
9
Ein Narr mit Kelch, die Hand ganz voll,
er schwankt und lallt – das ist sein Soll.
„Ich trink auf Lust, auf Sünd und List!
Solang man lebt, man nichts vergisst!“
Ein Weib, bemalt, mit rotem Schuh,
sie küsst den Ersten – dann gleich zwei.
„Moral? Was soll das denn schon sein?
Der Leib ist kurz, das Herz ist frei!“
Ein Fresser schleppt ein ganzes Schwein,
sein Mund ist ölig, Wangen fein.
„Ich esse Welt, ich schluck das Maß –
der Mensch ist Tier, das war schon Spaß!“
Refrain:
Im Lastern tanzt die halbe Welt,
verhüllt in Seide, Gold und Geld.
Der Narr entblößt, was keiner spricht –
drum fürchtet man sein Angesicht!
10
Ein Narr mit Sternen in der Hand,
er tanzt durch Zeit und Weltenbrand.
„Ich war zur Zeit, da Zeit nicht war –
das Nichts ist nah, der Witz ist klar!“
Ein Mondnarr lacht im Silberton,
sein Blick ist rund, sein Denken hohn.
„Die Sterne blinken, nicht aus Pflicht –
sie blinzeln nur im Narrenlicht!“
Ein Sonnen-Narr, in Glut gewandet,
ruft: „Feuer lebt, wo man nicht landet.
Der Himmel selbst, er tanzt wie wir –
drum seid nicht stumm, seid Narren hier!“
Refrain:
Die Welt ist Kreis, das Sein ein Lied,
der Narr versteht, wohin es zieht.
Denn Weisheit tanzt im Narrenkleid –
sie spricht durch Witz, nicht durch Geleit.
TEUFELSTÄNZE
1
Im Schattenmond, bei Mitternacht,
wo Hexen flüstern, Raben lacht,
da hebt sich Rauch aus Erdenspalt,
der Höllenfürst tritt aus dem Wald.
Er trägt ein Horn, halb Widderhaupt,
sein Atem faul, sein Blick voll Raub,
mit Klauenhuf und Schweif aus Glut,
tanzt er im Kreise, rot wie Blut.
„Kommt, Seelen, kommt zum höll’schen Spiel!
Verflucht sei, wer da bleibt zu viel!“
Die Flammen züngeln, Dornen sprießen,
die Toten singen, Teufel schießen.
Ein Mönch tritt vor, mit Bibelblatt –
doch Satan lacht und frisst die Tat.
Die Glocke schlägt, der Hahn erwacht,
doch Höllenlärm durchbricht die Nacht.
Der Pakt ist alt, das Mahl beginnt,
wer sündigt leicht, wird Teufelskind.
Sie tanzen wild, die sünd’gen Leiber,
und Asche fällt wie düst're Schleier.
Und wer dies Lied in Träumen hört,
dem sei gesagt: der Tanz zerstört.
Flieh Flamme, Fluch und Feuerspuk –
sonst holt dich bald des Teufels Trug.
2
Die Glocke schlägt – es ist die Stund,
da tanzt der Höll' ein schwarzer Bund.
Im Finstersaal, wo Kerzen flackern,
beginnt der Reigen mit höll’schem Knackern.
Sie ziehn im Kreis, mit Krallenhänden,
die Leiber krumm, die Münder lenden.
Ein Bock mit Glut im Augenzahn
tritt auf – als Herr vom höll’schen Plan.
„Dies irae, dies illa,“ singen
sie, während Knochen klirrend springen.
Die Fiedel spielt aus Ziegenbein,
die Töne scharf wie Höllenpein.
Ein Weib in Lumpen, barfuß bloß,
dreht sich im Tanz, ihr Blick ist groß.
Der Teufel küsst ihr off’nes Haupt,
ihr Herz, von schwarzem Blut getauft.
Dann tritt der Mönch mit Pergament
und ruft den Namen, den niemand kennt.
Er reicht die Feder – blutgetränkt –
und wer sie nimmt, ist fortverschenkt.
Doch kaum die Hähne krähen laut,
verweht der Rauch, zerbricht der Braut.
Kein Tänzer bleibt, kein Hufabdruck –
nur Schwefelduft und Aschefluck.
3
Ein Spiegel schwebt im Rauch empor,
darin erkennt sich kein verlor’n.
Die Stolzen tanzen, reich gekleidet,
vom Teufel selbst zum Takt geleitet.
Sie schreiten wie auf Königspfaden,
doch unter ihren Füßen – Maden.
Ein falscher Lächeln, goldne Kronen –
und unter’m Kleid: nur Fäulnistronen.
Die Tafel kracht, die Kelche spritzen,
fett tropft das Fleisch in Gier und Blitzen.
Der Höllenkoch, mit blankem Messer,
führt durch das Mahl – je gier’ger, besser!
Sie tanzen schwer, von Wein benebelt,
bis einer stürzt – die Zunge hebelt
ein Dämon aus dem feisten Leib,
und lacht: „Der Bauch ist Satans Weib.“
Die Luft ist schwer von süßem Duft,
aus Kelch und Haut steigt heiße Luft.
Ein Reigen nackter Seelen beginnt,
vom Flammenlicht verlockt, wie Wind.
Die Sünde schleicht in sanften Tönen,
im Kuss, im Blick, in stummen Stöhnen.
Ein Teufel tanzt in Frauenkleid,
verführt zur Lust, zur Ewigkeit.
Sie schleppen Truhen, goldbeschwert,
die Augen blind, die Hände leer.
Ein Höllenzähler, bleich und hager,
verliest ihr Hab in düst’rer Lager.
Der Tanz ist steif, die Finger klammern,
sie zählen, zählen, bis sie jammern.
Und wenn das Gold zur Glut verglüht,
ist’s still – kein Teufel mehr, der lügt.
Ein Pfaff’ mit Zunge schwarz wie Teer
predigt von Licht – doch glaubt nicht mehr.
Er tanzt allein mit seinen Worten,
die Türme fallen, stürzen Pforten.
Da steigen Geister aus den Gräbern,
um mit dem Falschen zu verderbern.
Ein Engel weint – der Teufel spricht:
„Du folgst mir schon, doch weißt es nicht.“
HEXENTÄNZE
1
Im düstren Wald, bei Nacht so klar,
tanzt Hexenruf, ganz wunderbar.
Die Flammen lodern, Funken sprüh’n,
im Reigen wild die Schatten blüh’n.
Mit Krötenhaut und Zauberkranz,
webt jede Hexe ihren Tanz.
Ein Flüstern weht durch Baum und Strauch,
verhext den Boden, macht ihn auch.
Die Stern’ erglüh’n, ein silbern Licht,
ein Zauberspiel im Angesicht.
Hexentänze, wild und frei,
in dunkler Nacht, bei Feenwei.
2
Sie ziehen Kreise, Hand in Hand,
im Flüstern klingt der Zauberband.
Mit schwarzen Umhängen und spitzen Schuhn,
die Hexen ziehn im Nebelgrün.
Ein Glockenton, ein Flammenfunken,
im Herzen wild die Kräfte zunken.
Der Wald erwacht, die Erde bebt,
wenn Hexentanz die Nacht belebt.
Sie rufen Geister, frei und kühn,
im Reigen tanzt der Mond so grün.
Verwoben sind die alten Sagen,
in Hexentanz und Zaubertragen.
3
Der Mond steigt hoch, der Nebel zieht,
im Hexenwald die Flamme glüht.
Ein Reigen wild, ein Zauberschritt,
die Hexen tanzen ohne G’witt.
Sie singen Lieder, alt und fremd,
vom Zaubersaft, vom Fluch, vom Hemd.
Mit Rabenfedern, Kräuterduft,
erfüllt der Tanz die dunkle Luft.
Die Erde bebt, die Sterne blinken,
und Stimmen durch die Zweige winken.
Ein Schattenruf, ein Flammenmeer,
Hexentanz – so wild und hehr.
4
In kalter Nacht am düstren See,
tanzt Hexenbund im Feuersweh.
Sie reißen sich vom Erdenband,
verliehn der Nacht die Zauberhand.
Mit Krügen voll vom gift’gen Trank,
im Kreis sie drehen sich ganz krank.
Der Wind erzählt von alten Macht,
die Hexenweb’ bei Mitternacht.
Ein Flüstern geht vom Baum zum Stein,
der Reigen brennt im Mondenschein.
Ein Flammenkuss auf kalter Haut,
die Hexen tanzen, laut und braut.
5
Im Blutmondlicht, da tanzen sie,
Hexen mit wildem Elfen-Knie.
Die Erde trinkt vom Lebenssaft,
in ihrem Reigen voller Kraft.
Mit Krallen, Klauen, wildem Blick,
drehen sie sich im Zauberglück.
Sie rufen Dämon, Geist und Tier,
verweben Fluch und Zauberspier.
Die Nacht wird rot, das Herz schlägt laut,
der Hexentanz, so urvertraut.
Ein Bann, der ewig uns umgibt,
wo Hexen wild die Welt umschiebt.
6
Im Nebelgrau, bei Mitternacht,
die Hexen rufen, leis und sacht.
Die Geister steigen aus dem Grund,
verweben sich mit Zauberkund’.
Mit fahlem Licht und kaltem Hauch,
tanzt Spukgestalt im alten Tauch.
Sie drehen sich im Reigen wild,
die Seelen, die man kaum mehr fühlt.
Ein Flüstern zieht durch hohles Holz,
der Wald erwacht, die Luft wird stolz.
Die Hexen singen, der Wind erbebt,
wenn Geist und Mensch im Reigen lebt.
Ein Schatten greift nach deiner Hand,
verspricht dir Wissen, fernes Land.
Doch hüte dich vor solchem Bund,
denn Geisterliebe bringt auch Grund.
7
Im kalten Moor, der Nebel dicht,
erklingt ein fremdes Geisterlicht.
Hexen tanzen um den Teich,
wo niemals schweigt das Todesreich.
Gespenster steigen aus dem Sumpf,
sie schweben sacht im Hexenklumpf.
Ein Reigen voller kalter Macht,
bis früh der neue Tag erwacht.
Im Flüstern tönt ein alter Bann,
der lebt von Nacht, der fürchtet Mann.
Die Geister rufen laut und leis,
und tanzen mit im dunklen Kreis.
8
Die Glocken schweigen, doch in der Luft
liegt schwer der Duft von altem Gruft.
Hexen rufen, Geister ziehn,
in Tanz und Fluch sich fest verzieh’n.
Im Nebelmeer, da funkelt sacht
ein Feuer, das die Seele entfacht.
Ein Tanz aus Schatten, Flammenschein,
verbunden Geist und Menschenrein.
Die Geister wachen, frei und klar,
verbinden sich mit Hexenschar.
Ein Tanz, der ewig weiterzieht,
wo Geist und Zauber sich versprüht.
TOTENTÄNZE
1
Hör, Mensch, wie der Tod dich ruft,
Vom Kön’g bis Bauer, kein Entschluß,
Er führt dich fort, den letzten Gang,
Im Totentanz, im düstren Klang.
Die Fürstin tanzt mit blassem Schein,
Ihr Kleid zerfällt, der Glanz so klein.
Der Ritter sinkt, vom Kampf ermüdet,
Sein Schwert erloschen, Ruh’ ihm glüht.
Der Bauer tritt mit müder Hand,
Vom Acker fort, ins Schattenland.
Die Jungfrau schreit, doch nützt kein Fleh’n,
Der Tod wird ihren Atem seh’n.
Die Glocken läuten, kalt und schwer,
Der Tanz beginnt, er endet nie mehr.
Denn Tod und Leben Hand in Hand,
Führen uns heim ins dunkle Land.
Kein Gold, kein Rang, kein bittres Fleh’n,
Kann diese letzte Reise steh’n.
Im Tanz der Toten, fest und klar,
Sind wir gleich — und wunderbar.
2
Der Mönch erhebt die bittre Hand,
Gibt ab den Glauben, das Gewand.
Sein Psalter schweigt, sein Geist so leer,
Der Tod holt ihn zum letzten Heer.
Der Kaufmann zählt sein hartes Gut,
Doch all sein Reichtum gibt ihm Mut
Keinen mehr – der Tod bleibt kalt,
Er nimmt sich’s frei, so alt, so alt.
Das Kind, das lacht, im Spiel vertieft,
Spürt bald, wie schnell das Leben flieht.
Die Knochen klappern, bleich und grau,
Der Tod führt’s Kind zur letzten Schau.
Die Alte tanzt mit stockendem Schritt,
Ihr Atem flieht, sie fühlt den Ritt
Ins Nebelreich, das niemand kennt,
Wo keine Zeit mehr vorwärts rennt.
So schließt sich rund der Totentanz,
Er fordert alle, gibt kein Gnadenglanz.
Von höchstem Thron bis niedrigstem Haus,
Der Tod führt jeden in sein Haus.
3
Höret, höret, Volkes Schar,
Wie der Tod nun nahet gar.
Kein Fürst, kein Knecht, kein edler Mann,
Entschlüpft dem Reigen, so er begann.
Die Gräfin weiß ihr Kleid zerrissen,
Von blasser Hand wird sie vermissen.
Ihr Antlitz bleich, ihr Aug’ getrübt,
Der Tod sie bald zum Tanze rübt.
Der Ritter, stolz in Rüstung schwer,
Verhallt sein Ruf, die Klinge leer.
Sein Ross gehet, doch nicht davon,
Der Tod führt ihn im letzten Lohn.
Der Mönch vergißt der Litanei,
Die Welt ist stumm, die Seele frei.
Sein Gebet verhallt im Nebelgrau,
Der Tod holt ihn zum Reigen rau.
Das Kindlein weint im Mutter Schoß,
Der Sarg steht schon, der Abend groß.
Es wird entführt vom kalten Grab,
Der Tanz beginnt, kein End’ er hab.
So schwebet fort im finstren Reihn,
Des Lebens Flammen matt und klein.
Der Tod, er singt sein ewig Lied,
Bis alles Fleisch im Staube glüht.
4
Der Bischof hebt die segnend’ Hand,
Doch seine Kraft ist wie verbrannt.
Kein Himmelschor ihm noch Erbarmen,
Der Tod zieht ihn zu kalten Armen.
Der Schmid mit schwarzem Ruß bedeckt,
Hat nie den Tod im Auge geweckt.
Doch jetzt, da Nacht die Welt umspannt,
Er folgt dem Tanz, das Schicksal nennt.
Die Magd, die einst die Lieder sang,
Verhallt ihr Ton, verweht ihr Klang.
Sie sinket nieder, bleich und stumm,
Der Tod umfängt sie, gar so krumm.
Der König selbst, von Krone schwer,
Hat nichts zu bieten mehr und mehr.
Sein Reich verglüht, sein Glanz verweht,
Der Tod zum Tanz den Herrscher dreht.
So reih’n sie sich, in dunkler Pracht,
Des Lebens End’ in kalter Nacht.
Kein Flehen, kein Gejammer zählt,
Der Tod im Reigen ewig wählt.
5
Die Jungfrau blass, im Schleier fein,
Erkennt das Ende bald allein.
Ihr Lächeln schwindet, kalt und matt,
Der Tod umfängt sie, schwarz und satt.
Der Bauer ruft die Ernte ein,
Doch darf nicht länger fröhlich sein.
Sein Spaten sinkt ins Erdreich tief,
Der Tod ihn holt mit stillem Rief.
Die Hexe tanzt im Waldesdunkel,
Ihr Zauber schwindet, schwach der Funkel.
Der Tod umklammert ihre Hand,
Sie zieht gen Nacht ins Geisterland.
Der Narr, der stets zum Lachen mahnt,
Nun selbst in Trauer sich verbrannt.
Kein Spaß, kein Spiel mehr gilt im Bann,
Der Tod ihn führt zum letzten Tanz.
So zieht der Reigen ewig fort,
Von Ort zu Ort, von Wort zu Wort.
Im Totentanz, da schweigt das Leben,
Nur Tod kann alle Gaben geben.