ZAR NIKOLAUS II


VON TORSTEN SCHWANKE


ERSTER GESANG


In Jekaterinburg, da fiel der Zarenspross,

Die Romanows, ihr Reich, es ging verloren bloß.


Gekrönt im Jahr, als man neunzehnhundert schrieb,

War Nikolaus ein Mann, der nicht zum Herrscher blieb.

Er war nicht ausgebildet, noch zum Amt geneigt,

Doch hielt er fest daran, was längst im Sturz sich zeigt.

Die Autokratie, in einem Land bedrängt,

Das nach Erneuerung sich tief in Sehnsucht hängt.


Der Krieg mit Japans Reich – ein böses, hartes Spiel,

Er endete in Not und stürzte ihn ins Ziel.

Die Revolution kam im Jahr darauf in Sicht,

Der Zar versprach Reform, doch hielt das Wort er nicht.

Die Duma, die er rief, entließ er bald darauf,

Wenn sie sich gegen ihn empörte im Verlauf.

So wuchs im Volk die Wut, der Hass nahm stetig zu,

Die Bolschewiki sah’n, dass es gelang im Nu.


Dann kam der große Krieg, das Jahr war vierzehn grad,

Russland war nicht bereit, man zog mit falschem Rat.

Der Hunger wuchs, das Heer war müde, krank und schwach,

Die Niederlagen groß – das Reich zerbrach am Dach.


Im Märzen siebzehn dann, die Massen voller Wut,

Da fiel das Zarenreich, das tief im Sturme ruht.

Im Herbst ergriff die Macht die radikale Schar,

Lenin, der Führer, sprach: „Nun endet Zarenjahr!“

Der Bürgerkrieg begann, das Reich in Flammen stand,

Die weiße Armee marschiert’ durch Feindesland.

Der Zar mit Kind und Frau im Kerker eingesperrt,

Und als die Feinde nahten, wurde er entehrt.


In finst’rer Julinacht, das Jahr war achtzehn grad,

Da rief man sie hinab in tiefen Kellerpfad.

Man täuschte sie mit List, man sprach von einem Bild,

Das alle Welt beruhigt und falsche Worte tilgt.

Doch plötzlich brach das Los, es stürmte schwarz herein,

Die Waffen hoben sich – der Tod, er zog sie ein.

Ein Kugelhagel fiel, der Rauch zog durch den Raum,

Wer atmete, ward dann erstochen ohne Traum.


Im Jahre einundneunzig grub man Knochen aus,

Im Walde tief versteckt, weit fort vom Zarenhaus.

Man prüfte bald darauf mit Wissenschaft und List,

Ob es der Zar wohl sei, der hier bestattet ist.

Doch blieben zwei vermisst – der Knabe und das Kind,

Die jüngste Tochter war’s, von der die Mär erzählt.

War Anastasia fort? Entkam sie jener Nacht?

Man glaubte, dass sie lebt und ruft aus dunkler Macht.

So trat dann eine Frau mit Namen Anderson,

Sie sprach: „Ich bin es doch, des Zaren letzter Ton!“


Erst Jahre später dann, bewies die kalte Spur,

Sie war nicht Zarentochter, nur ein Trug in pur.

Die Wissenschaft erwies: Ihr Name war nicht echt,

Sie war Franziska nur – und nicht der Zarengeschlecht.



ZWEITER GESANG


Als Zar Romanow einst die Krone ward verliehn, 

Da stand er fassungslos und sah sein Schicksal ziehn. 

"Was wird mit Russland sein? Und was geschieht mit mir?" 

So fragte er besorgt, erfüllt von dunkler Gier. 

"Ich bin nicht vorbereitet, Zar zu sein," gestand 

Er einem treuen Rat mit zitternder Hand.


Vierundzwanzig Jahre, von Zweifeln stets geplagt, 

Da kam das letzte Leid, von Mördern aufgesagt. 

Die Schläger traten ein, voll Hass und blindem Wahn, 

Um ihn und seine Sipp‘ in blutigroter Bahn. 

Er ward entthront, beraubt, gefangen und verhöhnt, 

Doch nie hat er geglaubt, dass man sein Leben krönt.


Die Forscher sahen klar, was dunkles Werk geschah, 

Sie zeichneten den Pfad, der zu dem Tode war.


Sein Herrschaftsbeginn war von Unheil geprägt, 

Ein Reich voll Zwietracht, das an Kriegen sich erregt. 

Sein Vater, hart und streng, bereitete ihn nicht, 

Auf Thron und Zepter vor, auf Glanz und Königslicht. 

Denn Alexander sprach: "Ein Zar muss eisern sein!" 

Er würgte freies Wort, schloss Presse, Macht und Reih’n.


So kam es, dass der Sohn ein wankend Reich ererbte, 

Wo Volk und Krone längst in Zwietracht sich vererbte. 

Schon bald nach seiner Kron‘ ein Unglück furchtbar war: 

Fast tausend Menschen starben – sein Ruf ward zur Gefahr. 

"Der Blutige" genannt, war er in Fehden groß, 

Das Land litt Not und Pein, er blieb doch rücksichtslos.


Der Erste Weltkrieg kam, das Land war schlecht gerüst’t, 

Die Männer fielen hin, die Mütter weinten brüst’. 

Der Hunger nagte wild, die Felder leer und kahl, 

Da wuchs des Volkes Zorn, man forderte die Wahl. 

Er aber blieb verstockt, verweigerte den Schritt, 

Bis man ihn zwang zu gehn und nahm die Krone mit.


Die rote Flamme kam, das Volk erhob sich hart, 

Bolschewisten stürmten, zerstörten Stadt um Stadt. 

Die kaiserliche Macht ward nieder und verbrannt, 

Die Hoffnung auf Asyl, vom Westen abgewandt. 

Im fernen Jekaterinburg, im öden Haus der Not, 

Erwartete die Sipp‘ den dunklen, frühen Tod.


Die Wände schmierig, kalt, der Staub in jeder Eck‘, 

Die Teller viel zu klein, das Leben ohne Zweck. 

Die Feinde voller Spott, sie malten frech und grob, 

Und füllten jede Wand mit Hohn und Schand‘ und Tob. 

So sank die einst‘ge Pracht in Nacht und tiefen Schmerz, 

Bis Mörder sie gefasst und trafen in ihr Herz.


Nach langen Monden voller dunkler Konspiration,

Vollzieht sich grausam nun der letzte Machtverrat.

Die Nacht ist tief, doch ruft ein Befehl zum Erwachen,

Die Romanows erheben sich in stillem Frack.


Ein neuer Zug? Vielleicht ein Ziel der Rettung?

Die Hoffnung lebt, sie packen eilig ihre Kleid,

Darin verborgen Schmuck, Ikonen und Dukaten,

Gesteppt in Stoff mit frommer Seligkeit.


Doch plötzlich wendet sich der Lauf der schwarzen Stunden,

Die Wachen greifen erst mit Kugeln wütend an,

Dann folgen Bajonette, Kolben und mit Fäusten,

Die Zarenfamilie sinkt im Blute dann.


Sie sterben all – mit ihnen auch die alte Krone,

Die letzten Seufzer klingen dumpf im engen Raum,

Ein dunkles Werk, geplant mit kühlem kalten Herzen,

Kein Zufall trieb sie in den finstern Mordes-Traum.


Die Mörder hatten längst ihr Tun im Geist bereitet,

Mit Säure, Benzol war der Tod wohl arrangiert.

Ein Leichenschmaus, entstellt durch Flammen und durch Steine,

Verwischte Spuren, unentdeckt und unberührt.


Jurovsky ward vom Lenins Wort persönlich geehrt,

Ein Führer, dessen Tat der Ruhm der Roten krönt.

Doch während Zarentod das Volk zur Trauer zwinget,

Bleibt lang das Schicksal unbenannt, verhüllt, verhöhnt.


Die Mörder sahen Nikolaus als dunkle Wunde,

Ein Übel, das dem roten Fortschritt widerstand.

Doch was sie planten, was sie taten, blieb nicht folgenlos,

Der Mord entbrannte neu in manchem Herz das Band.


Die Tat, sie überschatte Lenins große Siege,

Verdrängte Revolution aus Nachricht und Papier.

Und plötzlich wuchs in Russlands Herzen neue Sehnsucht,

Nach dem, was einstens war – nach Zarenvolk und Zier.


Noch heute lebt in manchem Haupt die alte Krone,

Ein Traum von Glanz, der einst in Blut erloschen war.

Ein Oligarch, er lehrt die Jugend alte Zügel,

Bereitet Fürsten für das neue Zarenjahr.


So war der Zar im Leben schwach und unentschlossen,

Doch seine Krone strahlt, auch nach dem dunklen Mord.

Ein Schattenbild, das über hundert Jahre glänzet,

Und noch in Herzen lebt – in Russland fort und fort.



DRITTER GESANG


Die Zeit des letzten Zaren war von Stürmen schwer, 

Sein Unvermögen führte Volk und Reich ins Meer. 

Die Romanows, einst Herrscher voller Glanz und Macht, 

Verloren alles in der blut'gen Julinacht. 

Die rote Garde brachte Tod in dunkler Stund', 

Und riss die Herrschaft dieser Dynastie zu Grund.


Der junge Zar, geboren hoch in edlem Stand, 

War Thronerbe des weiten, stolzen Zarenland. 

Er wuchs behütet auf, von Schloß zu Schloß geleit', 

Erlernte Tanz und Fechten, doch nicht Staatsgeschmeid'. 

Der Vater lehrte wenig ihn der Herrscherkunst, 

Und bald erlebte Nikolaus des Thrones Gunst.


Er reiste durch die Welt, genoss der Feste Prunk, 

Bis jäh der Vater starb, da brach sein Glücksgeschunk'. 

Im Jahre vierundneunzig, dunkel, kalt und schwer, 

Ward Nikolaus der Zar, doch ungeübt noch sehr. 

Noch in der Trauer schloss er mit Alix das Band, 

Die Hochzeit wurde still und schlicht, doch stark ihr Stand.


Die Krone trug er bald, umhüllt von Glanz und Schein, 

Doch führt' ein Fest ins Unglück tausend Tote ein. 

Am Khodynka-Feld, dort wuchs ein schlimmer Drang, 

Ein wilder Ansturm kam, es starben Mann und Sang. 

Doch unbeirrt er feierte, das Volk empörte sich, 

Und sah in ihm schon bald des Hochmuts Angesicht.


Er irrte weiter blind in außenpolit'schem Spiel, 

Verstrickte sich in Kriegen, die er nicht verstand so viel. 

Mit Japans Streit begann der erste große Krieg, 

Und Russland litt und schwand, es sank der Herrschaft Sieg. 

Das Volk ergriff die Wut, durch Hunger hart gebeugt, 

Sie zog zum Palast, doch ward mit Blut gescheucht.


Der "Blutsonntag" ward benannt des Massakers Spur, 

Das Volk nun schrie nach Recht, nach Freiheit und Struktur. 

Die Wellen wuchsen hoch, es tobte Aufruhr wild, 

Der Zar, er wich zurück, doch hielt den Zepter mild. 

Ein Manifest erließ, gab Duma leichte Macht, 

Doch bald ergriff er wieder, was er schon einst verlacht.


Inmitten all der Not ward Alexei gebor'n, 

Der langersehnte Sohn, als Zukunft auserkor'n. 

Doch krank, von dunklem Blut, so schwach und voller Leid,

Bewahrte man dies heimlich, hielt es stets verschneid'. 

Das Schicksal nahm den Lauf, der Untergang war nah, Und bald fiel Nikolaus, mitsamt der ganzen Schar.


Bestürzt um ihren Sohn, gequält von tiefem Leid,

Zog Alexandra sich von aller Welt erneut.

Sie suchte Heil und Kraft, doch fand sie nicht den Weg,

Verzweifelt floh ihr Herz in Angst und großem Schreck.


Da kam im Jahr darauf ein Mann von dunkler Kraft,

Ein Heiler, roh und wild, dem sie ihr Herz verhaft'.

Grigori war sein' Name, Rasputin sein Gesicht,

Er brachte ihrem Sohn oft Linderung und Licht.


Er stillte Alexeis von Schmerzen wunde Pein,

Und hielt sein Herz beruhigt, sein Blut floss sanft und rein.

Die Zarin fasste tief Vertrauen in den Mann,

Den niemand sonst im Reich als edel preisen kann.


Das Volk jedoch, verblendet, voll Argwohn und Verdacht,

Sah finstre Ränke weben in dieser dunklen Nacht.

Denn Alexandra, blind durch Liebe und durch Not,

Ließ Rasputins Wort oft lenken ihre Tat und Rot.


Dann brach der Krieg herein mit Sturm und wilder Glut,

Als Ferdinand erlag durch eines Mörders Wut.

Russland trat in den Krieg mit Waffen, Mann und Heer,

Doch bald schon kam das Leid, die Schlacht war blutig, schwer.


Die Armee lag zerstückt, Millionen fielen hin,

Der Zar selbst führte sie, doch ohne Zweck und Sinn.

Er zog ins Feld hinaus, verließ das Reich dem Weibe,

Doch Alexandra galt als Feindin vieler Leibe.


Ihr Wort war nicht begehrt, ihr Urteil oft verlacht,

Denn Rasputins Einfluss wuchs in dunkler Macht.

Die Edlen schworen bald: „Er muss aus dieser Welt!"

So ward ein Mord geplant, der ihm das Leben stellt.


Sie lockten ihn ins Haus, mit Wein und Speis‘ bereit,

Mit Gift in dunkler Nacht, doch standhaft war sein Leid.

Ein Schuss – doch er fiel nicht! Noch einer – doch er lebt!

Erst Wasser nahm den Mann, der sich so wild erhebt.


Das Volk erhob sich bald mit Zorn und lautem Schrei,

Die Not war viel zu groß, die Last nicht einerlei.

Die Frauen gingen vor, es folgten Mann und Kind,

Die Straßen füllten sich mit Wut, die heftig rinnt.


Bald stand die Stadt in Flammen, die Macht lag in der Hand

Der Bürger, die erkannt, der Zar hat sich verrannt.

Die Krone fiel, die Herrschaft brach mit einem Schwur,

Romanows Glanz war fort, vergangen wie Natur.


Die Tage nun gezählt, das Schicksal hart und kalt,

Die Zarenfamilie saß in Kerker und Gewalt.

Ihr Haar geschoren war, ihr Glanz war lang verflogen,

Gefangen und verlassen, von Angst und Leid betrogen.


Sie hofften auf Asyl, der engl’sche Vetter schwieg,

Denn Englands Thron verwarf, was einst als Blut einstieg.

So schickte man sie fort ins kalte, ferne Land,

Nach Tobolsk und danach, wo Jekaterinburg stand.


Ihr letzter stiller Ort, ein Haus, das dunkel schien,

Dort lebten sie vereint, doch ohne Glanz und Glühn.

Die Tage schritten fort, das Ende kam heran,

Ein Schicksal, hart und schwer, das keiner wandeln kann.


Im Herbst des Jahrs, als einst die Welt erbebt,

Ward Lenins Macht durch Kampf und Blut gestärkt und lebt.

Die Bolschewiki, hart in ihrem kalten Sinn,

Sie rissen sich den Thron des Zaren endlich hin.

Die königliche Schar in ihrer finstren Haft,

Von Wachen gut bewahrt, verzehrte ihre Kraft.


Sie lebten schlicht, von Hoffnung nur getragen fort,

Sie harrten auf den Tag, doch kam kein Rettungswort.

Der Zar schrieb nieder still, was in der Seele stand,

Die Kaiserin bestickte fein mit fleißiger Hand.

Die Kinder lasen laut aus Büchern vor der Zeit,

Und spielten frohe Stück’ in dunkler Einsamkeit.


Im Juni rief man sie, gen Moskau ging der Plan,

Doch jede Fahrt zerschlug sich gleich am ersten Bahn.

Sie warteten geduldig, glaubten fest daran,

Dass Rettung bald erscheine, die ihr Leid beend' kann.

Doch draußen tobte wild der blut'ge Bürgerkrieg,

Die Weiße Armee marschiert’ mit wachsendem Intrig.


Die Bolschewiki fürchteten die Rettung sehr,

Die Zarenschar zu schonen war nicht mehr ihr Begehr.

So fällten sie den Spruch in ihrer dunklen Nacht,

Das königliche Blut wird heute umgebracht.

Am siebzehnten Juli, um zwei der Morgenstund,

Da stieg die Angst empor aus tiefstem Herzensgrund.


Die Wache weckte sie mit kühlem, rauem Wort,

Sie sollten auf die Reise gehn an einen Ort.

Geführt von Nikolaus, der seinen Sohn noch trug,

Hinab ins Erdgeschoss, wo dumpf das Leben schlug.

Elf Männer traten ein, in trunkner Wut entfacht,

Und schossen blindlings los in dunkler, blut'ger Nacht.


Der Zar fiel nieder schnell, gefolgt von seiner Frau,

Die Kinder standen da in ihrer Angst so rauh.

Die Kugeln prallten ab von Juwel’ eingewirkt,

Die Klingen bohrten tief, ihr Schicksal war verürkt.

In zwanzig Minuten war das Werk vollbracht,

Die dunkle Tat von blinder Macht.


Die Leichen schleppte man zum einsam trauten Hain,

Mit Äxten ward zerschlagen ihr Gebein.

Mit Säure übergossen, angezündet fein,

Vergraben in zwei Gruben, einsam und allein.

Und lange fand man nicht den blassen bleichen Rest,

Verloren war das königliche Nest.


Doch später sprach man viel von Anastasias Los,

Ob sie entronnen sei dem Tode bloß.

Manch eine Frau trat auf und rief sich kühn ihr Kind,

Doch DNA bewies, dass es nicht Wahrheit find.

Im Jahre '91 endlich fand man sie,

Die Knochen und den Staub der königlichen Müh.


Im Jahre sieben war ein Grab noch aufgetan,

Mit Alexei und einer Tochter ward’s getan.

Die Zeit hat sich gewandelt, der Zar ward nun geehrt,

Die Kirche sprach ihn heilig, die Welt war nicht empört.

In feierlichem Ritus, am dunklen Julitag,

Man bettete sie heim an ihre alte Lag'.


So ruht nun, wer einst königlich geherrscht,

Durch Schicksals rauen Gang ins Dunkel abgeschwärzt.

Doch eines lebt noch fort durch alle Zeit,

Die Taten hallen nach in dunkler Ewigkeit.



VIERTES KAPITEL


Nikolaus, ein Zar von Gottes Gnaden einst,

War unvorbereitet, schwach und oft beweinst.

Im Jahre achtzehnachtundsechzig war er da,

Und vierundneunzig ward er Russlands Herrscher gar.


Doch fehlte ihm Verstand für diese schwere Zeit,

Er hielt am alten Brauch, trotz aller Bitterkeit.

Das Volk, es seufzte laut in Hunger, Not und Pein,

Doch er verharrte stolz in seinem Herrschersein.


Der Krieg, das Elend, all die große Rebellion,

Es stürzte ihn herab vom höchsten Königsthron.

Er ward gezwungen, abzudanken seiner Macht,

Verbannt ins Exil, gefangen über Nacht.


Im Juli achtzehn hundert und neunzehn dazu,

Vollzog man eine Tat von blutigstem Tabu:

Die ganze Romanow’sche Sippe fiel dahin,

Erschossen von Soldaten, ohne Sinn und Sinn.


Drei Jahrhunderte lang regierte ihr Geschlecht,

Dann riss die Revolution ihr Zepter weg.

Nikolaus, der Letzte seiner alten Dynastie,

Er starb, und mit ihm ging ein Reich in Agonie.


Kurze Fakten über Zar Nikolaus II.

Er war der letzte Zar von Russlands Herrscherreich,

Doch war sein Schicksal bitter, traurig und zugleich.


Geboren ward er Mai, im Jahr sechzig und acht,

Zu Zarskoje Selo war er als Kind gebracht.

Sein Vater Alexander, ein Herrscher voller Kraft,

Die Mutter Feodorowna mit sanfter Leidenschaft.


Er war verheiratet mit Alix von Hessen sehr,

Sie schenkte ihm fünf Kinder, stets verehrt und mehr.

Olga, Tatjana, Maria, Alexei,

Und Anastasia, sein lieblich Töchterlein.


Ein Wort aus seinem Munde sprach von tiefem Leid:

Ich bin nicht bereit zum Zarenstand soweit.

Ich weiß nichts übers Herrschen, das Amt ist mir zu groß."

Und dennoch fiel die Krone schwer auf seinen Schoß.


Geboren ward der Zar im Hause groß und rein,

Doch musste er als Kind oft strenge Regeln sein.

Die Mutter war ihm hold, der Vater stark und groß,

Er lehrte seine Kinder mit eiserner Hand bloß.


Doch sah er einst den Mord an Alexanders Leib,

Der Großvater verblutete im Mordanschreib.

Mit zwölf sah er das Blut, die Schreie, die Gewalt,

Das prägte seine Seele in kältester Gestalt.


Die Erziehung war hart, doch brachte keinen Sinn,

Denn Herrschen lehrte keiner, was fehlte, war Gewinn.

Sein Vater, stark und mächtig, schien unbesiegbar gar,

Doch ahnte niemand, dass das Ende bald schon war.


Mit neunzehn trat er ein in Russlands stolze Wehr,

Doch war dies nur ein Spiel, kein Kampfgeschehen mehr.

Er reiste durch die Welt, besuchte fernes Land,

Und überlebte knapp des Attentäters Hand.


In Hessen sah er sie, Alix, die holde Maid,

Die ihn berührte tief in seiner jungen Zeit.

Er träumte, sie zu frein, sie war ihm auserkoren,

Und schrieb ins Tagebuch: "Für sie bin ich geboren."


Als Nicholas mit zwanzig Lenzen stand im Leben,

Da wollte er nach adliger Gemahlin streben.

Er trennte sich von jener Ballerina zart

Und folgte Alix’ Ruf mit hoffnungsvollem Start.


Im Jahre vierundneunzig dann im Frühlingsschein,

Da sprach er um die Hand der jungen Alix ein.

Doch zögerte die Maid mit Glauben tief durchdrung’,

Denn Orthodoxie schien ihr ein fremder Schwung.


Den Tag verbracht in tiefen Zweifeln und Gebet,

Sprach sie am Abend doch das „Ja“, das ewig steht.

Sie liebten sich mit Inbrunst, voller Herzensglut,

Ihr Ehebund war aufrichtig und voller Mut.


Doch währte nicht das Glück, das sanft ihr Herz umweht,

Denn bald das Schicksal neue harte Pfade geht.

Im Herbst des Jahres, als September noch verstrich,

Erlag der Zar der Krankheit, die sein Leben stich.


Im ersten November fiel das Reich in tiefe Trauer,

Der junge Zar Nikolaus trug nunmehr die Bauer.

Mit sechsundzwanzig Jahren, schwer von Gram gebeugt,

Stand er vor einer Last, die sich ihm nicht gebeugt.


Die Pflichten drückten schwer, sein Herz war müd’ und leer,

Der Vater kaum beerdigt, und das Volk sah her.

Man murrte über Plan und über das Vergeh’n,

Dass vieles nicht gescheh’n, wie’s war gedacht gescheh’n.


Doch nur fünf Wochen später, in der Trauer Zeit,

Ward Hochzeit nun vollzogen, ohne Festlichkeit.

Denn Alix, nun getauft als Alexandra hold,

War Zarens Gattin, prächtig, doch im Schmerz gewollt.


Nach St. Petersburg zog bald das junge Paar hinein,

Im Alexanderpalast sollte Heimat sein.

Schon bald trug Alix Leben tief in sich geborgen,

Die Tochter Olga kam zur Welt mit Glück und Sorgen.


Es folgten Töchter drei, Tatjana voller Kraft,

Dann Marie und Anastasia, liebreich, sanft und sacht.

Der langersehnte Sohn, der Thronerbe zugleich,

Alexei ward geboren, das russische Reich.


Die Krönung, lang erwartet, kam im Mai herbei,

Doch Unglück überschattete die Feierlei.

Auf Chodynkas weiten Feldern stürzten viele hin,

Die Menge floh und Tausend fanden Tod darin.


Der Zar, anstatt in Trauer nun das Fest zu meiden,

Beschloss, mit Tanz und Pracht sich weiter zu bekleiden.

Dies Volk war tief entsetzt, sah Kälte in dem Mann,

Und Zweifel an dem Herrscher fingen leise an.


Nicht gut begann die Zeit, die ihm zur Herrschaft fiel,

Der Kriegszug in den Osten war das nächste Ziel.

Port Arthur lockte ihn mit warmem Wasser an,

Doch Japans Zorn entbrannte ob dem dreisten Plan.


Die Diplomaten sandte Nippon bald herbei,

Doch ohne Antwort zog man trauernd von ihm frei.

Der Zar, der sie verachtete, ließ kalt sie steh’n,

So mussten sie am Ende nach der Waffe seh’n.


Im Jahr darauf im Februar, die Flotte kam,

Und Japans Heer vernichtete mit festem Gram

Die russische Marine und das Landgewehr,

Die Niederlage folgte Schlacht um Schlacht seither.


Im Herbst des Jahres dann, nach Kampf und nach Gefahr,

Sich Russland dem ergab, was unumgänglich war.

Der Zar verlor den Krieg, das Reich war schwer verletzt,

Und achttausend Soldaten fanden Tod zuletzt.


Der Zar, entblößt der Macht, vor aller Welt entstellt,

War nun als schwacher Herrscher in die Zeit gestellt.

Dies war der Anfang nur von seines Reiches Fall,

Die Zeichen standen stürmisch in dem Weltenall.


Im Winter vierter Jahr des zwanzigsten Jahrhunderts

Ward Unmut groß im Volk, man fühlte sich verbannt.

Die Arbeit schuf nur Not, die Löhne blieben klein,

Der Hunger nagte tief in jedes Herz hinein.

Die Nächte kurz, die Schichten hart und ungestüm,

Man teilte Bett und Raum, es fehlte das Kostüm.


Dann kam der Tag im Januar, so blutig rot,

Als tausend Menschen zogen fort in stiller Not.

Zum Zarensitz, zum Palast in heil'ger Pracht,

Mit Bildern, Ikonen und Friedensmacht.

Der Priester Gapon rief sie an seine Seit’,

Mit Demut und Hoffnung auf gnädige Zeit.


Der Zar war fern, er hörte nicht ihr Flehn,

Stattdessen standen Wachen dort, befohlen hart zu stehn.

Ein Wort der Lüge - Gefahr sei nun im Land,

So hoben sie die Waffen, das Feuer ward entbrannt.

Blut tränkte den Boden, das Schreien war laut,

Und Russlands Hoffnung auf Frieden versaut.


Dies Massaker ward als Blutsonntag bekannt,

Es folgten Streiks und Aufstände im ganzen Land.

Ein Generalstreik ließ das Reich nun beben,

Der Zar erkannte, er konnte nicht leben,

Wie einst im Glanze der alten Zeit,

So ward das Manifest verfasst im Oktober weit.


Doch Macht und Krone hielt er noch fest,

Die Duma blieb schwach, doch nahm sich des Rests.

Der Zar blieb Herr, mit Veto und Recht,

Doch das Volk sah nun klar – sein Wort war schlecht.


Die Kaiserin bangte um ihren Sohn,

Der Erbe des Thrones, von Leiden verschont?

Doch Krankheit nagte, das Blut floss nicht still,

Ein Wunder war’s, was sie nun nur will.

Da kam Rasputin, so finster, so wild,

Doch heilend war seine Stimme und Bild.


Mit Worten und Blicken gewann er ihr Herz,

Er schwand ihre Angst, er minderte Schmerz.

Die Kaiserin folgte ihm blindlings gar weit,

Und mit ihr der Zar, trotz Herrschaft und Zeit.


Der Krieg brach aus durch ein Mörderspiel,

Ein Schuss in Sarajevo – das Ziel war zu viel.

Der Zar, in Ehre gefangen so sehr,

Erhob seine Fahne, zog Völker ins Heer.

Doch Krieg bringt Verderben, kein Ruhm noch Gewinn,

So stürzte das Reich, und fiel bald dahin.


Im Jahre fünfzehn traf der Zar den Fehlentschluss,

Er übernahm die Macht, zum Heer marschiert er nun.

Die Armee war geschwächt, des Krieges ungewandt,

Der Deutschen Waffenmacht war sie nicht wohl bekannt.


Doch während er entfloh, um in den Krieg zu zieh’n,

Blieb seine Frau zurück, das Reich zu überseh’n.

Das Volk jedoch ertrug dies Los nicht sonderlich,

Die Kais’rin war von Feindesland, man traute nicht.


Hinzu kam, dass ihr Rat ein düstrer Mönch oft war,

Der Name Rasputin war vielen eine Schar.

Verachtet war sein Wort, verflucht sein dunkler Blick,

Die Kais’rin folgte blind – dies führte ins Geschick.


Die Fürsten sah’n den Fall, den Rasputin bewirkt,

Sie rieten ihr zum Schnitt, doch sie hat sich geirrt.

Sie hörte nicht darauf, auch Nicholas nicht mehr,

So wuchs der Hass im Land, die Wut wuchs umso sehr.


Da nahmen edle Herrn das Schicksal in die Hand,

Ein Prinz, ein Offizier, vom Zaren nah verwandt.

Im Jahr sechzehn, im Schnee, fiel Rasputin zur Nacht,

Erst Gift, dann Schuss, dann Fluss – und doch hat’s kaum gebracht.


Die Meuchler blieben frei, als Helden anerkannt,

Doch noch war nicht vorbei, was Unheil überstand.

Das Land war voller Wut, die Not schrie laut empor,

Der Hunger, Krieg und Leid – das Volk hielt es nicht vor.


Dann kam der große Sturm, das Jahr siebzehn entbrannt,

Zweihunderttausend Mann erhob’n sich ungebannt.

In Petrograd begann das große Revolution,

Die Armee folgte bald – der Zar verlor Station.


Befahl er auch den Schuss, die Menge zu vertreib’n,

Doch schossen sie empor, ließ’n Brüder nicht mehr leid’n.

Nur wenige gehorcht’n und schürten Tod und Pein,

Doch hielt dies nicht mehr auf den Umsturz – es war sein.


Bald lag die Stadt besiegt in Revolutionärs Hand,

Und Nicholas vernahm, sein Thron war nun verbrannt.

Er dankte darauf ab, in Hoffnung auf Bestand,

Doch keiner nahm’s ihm ab – die Zeit war abgewandt.


Die Romanows entführt, nach Osten führt ihr Weg,

Im Sommer siebzehn fort, ein kaltes, schweres Schräg.

Doch Lenin übernahm, der Bolschewik kam groß,

Im roten Sturme war der Zar nun völlig los.


Die Weißen kämpften hart, dem Roten Heer entgegn,

Sie drangen voran, doch fanden bald ihr Geg’n.

Denn eh sie ihn befreit’n, war’s längst gescheh’n zur Frist,

Im dunklen Kämmerlein das letzte Licht verglimmt.


Die Nacht war tief und schwarz, es schlug die zweite Stund’,

Da trat’n Soldaten ein, mit Waffen in der Rund’.

Die Kugeln fielen schnell, der Zar sank tot sogleich,

Die Frau fiel auch dahin – ihr Blick so still und weich.


Die Kinder aber schrien, Bajonette stießen zu,

Kein Fleh’n, kein Bitten half, das Morden nahm nicht Ruh.

Dann brannt’ man ihre Leich’, zerfraß sie durch die Zeit,

Mit Säure zugedeckt – der Name nun entweiht.


So fiel das alte Haus, die Krone sank dahin,

Drei Jahrhunderte Romanow – der letzte Akt erschien.

Das Reich versank in Rot, die Welt sah stumm darauf,

Ein Kaiserreich entthront – der neue Sturm lief auf.


Im Jahr neunzehnundneunzig grub man aus dem Grund

Neun Leiber, die verborgen lagen tief im Schlund.

In Jekaterinburg entdeckte man sie bald,

Ihr Schicksal durch die Zeit in dunkler Nacht verhallt.


Die Prüfung durch die Kunst der DNA erwies,

Dass man des Zaren Leib in diesem Grabe pries.

Auch Alexandra war gefunden dort im Staub,

Drei Töchter nebst vier Dienern – alle längst im Raub.


Doch fehlten noch zwei Leiber in dem düstern Grab,

Ihr Schicksal ungeklärt, ein Rätsel voller Hab'.

Erst sieben Jahre später, fern vom ersten Fund,

Fand man Alexeis Knochen tief im dunklen Grund.


Sein Leib samt Schwester Marie, verborgen und versteckt,

Ward endlich auch geborgen, war nicht mehr verdeckt.

Die Toten, sie erhielten, wie’s gebührt, ihr Recht,

In Petersburg begraben, wo das Haus war echt.


So kann man wohl behaupten, dass das Zarentum

Zerstört ward durch den Wandel – keinen andern Ruhm

Hielt Nikolaus, der Zweite, in der schweren Zeit,

Er hörte nicht aufs Volk, verkannt war das Geleit.


Und Jahre gingen weiter, Forschung klärte viel,

Doch eines blieb verborgen – ungelöst das Spiel.

Man fand zwar Zarin, Kinder und den kühnen Zar,

Doch zwei blieben verschwunden – niemand wusste, war.


Es schien, als ob zwei Seelen doch dem Tod entflohn,

Als ob sich zwei Romanows in das Dunkel zog’n.

So ranken sich Legenden um den fernen Tag,

Ob Anastasia lebte – niemand wusste, sag!



FÜNFTER GESANG


Ein dunkler Ruf erscholl im weiten Zarenreich,

Ein Bauer kam empor und wurde fürstengleich.

Mit Heil- und Seherkraft gewann er Alexandras Ohr,

Die Zarin hörte nur auf sein geheimnisvolles Wort.


Doch Adel sah in ihm den schlimmsten aller Feind,

Ein Bauer in der Macht? Das sei nicht mehr gemeint!

Das Volk jedoch empörte sich aus anderm Grund,

Denn dunkle Gerüchte drangen aus des Palasts Schlund.


Rasputin war bekannt als "dunkle Macht" im Land,

Er hielt mit eiserner Faust das Zarenhaus gebannt.

Die Monarchie wankte, das Reich war tief entzweit,

Der Sturz des Mönchs erschien als längst beschlossne Zeit.


In finstrer Nacht, am sechzehnten Dezember

Verschworen sich die Feinde – man gedenkt’s noch im November.

Ihr Plan war klar, die Tat wohl leicht gedacht,

Doch Rasputins Ende kam erst nach langer Nacht.


Der Zar mit seiner Frau, die Zarin voller Schmerz,

Sie suchten einen Sohn, ein Kindlein ihres Herz.

Vier Töchter kamen erst, kein Erbe ward gebor'n,

Und als es dann geschah, da war das Leid verlor’n.


Doch Alexei, der Sohn, war krank und schwach gemacht,

Ein Tropfen Blut zu viel – sein Lebenslicht erbracht.

Da suchten sie nach Heilung, nach einem heil’gen Mann,

Bis Rasputin einst vor ihren Toren stand.


Geboren in Sibirien, ein Bauernsohn so schlicht,

Verlor er bald sein Leben und suchte Gottes Licht.

Ein Pilger ohne Ziel, ein Wanderer allein,

Doch bald schon sollte er des Zaren Retter sein.


Er trat in ihre Hallen, er sprach ein stilles Wort,

Und siehe da, der Junge, sein Leiden wich sofort.

Ob Hypnose oder Gabe, was half, bleibt ungeklärt,

Doch Alexandra glaubte, dass Gott ihn selbst gelehrt.


Von nun an war er mehr als nur ein heil'ger Mann,

Die Zarin lauschte ihm, er zog sie in den Bann.

Der Zar selbst ließ ihn walten, vertraute seinem Rat,

Der Adel aber sah darin den schlimmsten Staatsverrat.


Denn Rasputin war trunken von Lust und von Gier,

Er nahm, was ihm gefiel, mit unverschämter Zier.

Die Damen der Gesellschaft, die knieten vor ihm hin,

Doch viele fluchten: "Sieh, er stürzt das Reich dahin!"


Der Krieg mit Deutschland tobte, das Volk litt große Not,

Und mancher sah in ihm des Vaterlandes Tod.

Gerüchte gingen um: Die Zarin und ihr Knecht?

War Russland dem Verfall geweiht durch sein Geschlecht?


Die Wut der Hochgebor'nen entflammte heiß und laut,

Und bald schon wurde ihm sein Schicksal aufgebaut.

Der Zar, er hörte nicht, die Zarin war betört,

Da wurde seine Todesstund' von dunklen Mächten schwört.


Wer würde ihn ermorden? Wer wagte jenen Schritt,

Bevor der Zar verloren und Russland mit ihm litt?


Prinz Felix Jussupow, ein schöner Mann von Stand,

Erbe von Reichtümern, im ganzen Land bekannt.

Er war mit Irina, der Zaren-Nichte, vermählt,

Die als die Schönste, von allen hochgezählt.


Doch Felix trieb in Lüsten ein freies, wildes Spiel,

Mit Geld und mit Reizen verfolgte er sein Ziel.

Sein Hang zur Verkleidung, sein Sehnen nach Lust,

Brachte ihn Rasputin näher mit Feuersbrunst.


Dmitri Pawlowitsch, des Zaren naher Verwandt,

Wurde einst Olga, der Tochter, zur Hand.

Doch seine Verbindung zu Felix' Natur,

Trennte die Bande, zerstörte die Spur.


Wladimir Purischkewitsch, Duma-Botschaft so klar,

Erhob sich und rief aus, die Lage war wahr:

"Die Marionetten im Palast regiert ein Geist,

Rasputins Hände sind es, die alles zerreißt!"


Jussupow lauschte, erkannte den Plan,

Sprach mit Wladimir, zog diesen heran.

Der Mord ward geschmiedet, die Stunde bestimmt,

Der Sturz von Rasputin, der finster erklimmt.


Mit Sergej Suchotin, des Heeres Soldat,

Und Lazovert, Arzt, der den Plan mit erspart,

Stand die Verschwörung in schattiger Nacht,

Der Tod war gewiss, es ward so erdacht.


Der Plan war so einfach, so grausam zugleich,

Rasputin sollte fallen durch trügerisch Reich.

Mit Irinas Namen als ködernder Schein,

Lockte ihn Felix ins schimmernde Heim.


Der Keller erstrahlte, ein Festsaal gebaut,

Doch Gift lag verborgen in Kuchen und Laut.

Rasputin nahm Speise, doch wich nicht vom Platz,

Das Gift war zu schwach, so fiel nicht der Satz.


Die Zeit war gekommen, die Nacht war noch jung,

Ein Schuss hallte wider, in dunklerer Stund.

Er fiel und erhob sich, es brauchte mehr Stahl,

Bis endlich der Leib sank, leblos und fahl.


Die Decke umhüllte den mürbenden Leib,

Der Fluss war gefroren, die Täter im Treib.

Ein Loch ward gefunden, die Last sank hinab,

Das Eis überschloss ihn, er fiel in sein Grab.


Im kalten Monat Herbst, wohl einen Monat kaum

Bevor der Mord geschah, voll Schrecken und voll Graun,

Da suchte Jussupow Maria einstens auf,

Die Freundin längst vertraut, bekannt seit Kindeslauf.


Sie kannte Rasputin, stand ihm sehr inniglich,

Und Jussupow beklagt die Schmerzen fürchterlich,

Die Ärzte halfen nicht, er fand dort keinen Rat –

Maria sprach darauf: „Ich kenne einen Pfad!


Geh du zu Rasputin, er heilt mit großer Kraft,

Er hat schon manchen Mann vom Leiden frei geschafft.“

So hatte sie es stets in Glauben stets getan,

Drum richtete sie bald ein Treffen für ihn an.


Da kam es, dass sie dann einander angelacht,

Und Rasputin begann, den „Kleinen“ draus gemacht.

Die beiden sahen sich in dunkler Winternacht,

Der Eine arglos noch, der Andre voller Macht.


Doch Jussupow erschien nur auf verborgenem Gang,

So heimlich trat er ein, so ging er auch entlang.

Manch einer munkelt heut, dass mehr dort ist geschehn,

Als Heilung nur allein – dass mehr war zwischen zwe’n.


Und als er einst erwähnte: „Mein Weib, sie kehrt zurück!“,

Da glänzten Rasputins zwei Augen voller Glück.

Ein Treffen ward gemacht, so schnell nach Mitternacht,

Damit das Ehepaar mit ihm sei in der Nacht.


Doch Rasputin, voll Angst, er trank noch mehr als je,

Er tanzte laute Reih’n zu Zigeuner-Klischee.

Er sprach von seinem Tod, der bald ereilen soll,

Ob Ahnung ihn ergriff, das weiß man nimmer voll.


Doch mahnten viele ihn: „Geh nicht hinaus ins Licht!

Gefahr droht dir im Dunkel – das Böse spricht und sticht!“

Am Abend kleidet’ er sein Hemd von heller Art,

Mit Samt bestickt in Blau – der Tod war nicht mehr zart.


Er schwieg nicht, sprach davon, wo er die Nacht verbringt,

Er sagte’s Tochter, Frau – obgleich’s ihn fast verschlingt.

So kam die Stunde dann, die Feinde waren da,

Sie rührten Gift ins Glas, in süßes Konfekt gar.


Die Gäste harrten still in dunklem Kellerraum,

Und warteten gespannt auf Jussupowsen Traum.

Dann holte man ihn ab, Rasputin ging hinfort,

Mit ihm der Kleine zog zum letzten dunklen Ort.


Die Treppe führten ihn hinab zum Speisesaal,

Wo süßer Wein noch stand, verlockend ohne Zahl.

Er hörte Klang von oben, Jussupow sprach ihm zu:

Die Gäste hielten sie! Sie kommt gleich noch im Nu!“


Die andern harrten aus am dunklen kalten Gang,

Sie lauschten nur und schwiegen, doch nicht mehr lange lang.

Dann bot er ihm Gebäck, mit Gift versetzt und schwer,

Doch Rasputin sprach: „Zu süß, ich will nicht mehr.“


Er aß nicht, trank nicht, nein, die Zeit verstrich dahin,

Und Jussupow, verzagt, lief voller Angst von hin.

Doch als er wiederkam, geschah ein großer Wahn:

Rasputin nahm das Gift – und lächelte sodann.


Doch nichts geschah dabei, er war noch voller Kraft,

Das Gift, es wirkte nicht, es hatte keine Macht.

Er griff zur Gitarre, befahl ein schönes Lied,

Die Stunden flossen fort – der Mord war noch nicht hie.


Es schlug die Stunde zwei, die Nacht war tief und kalt,

Jussupow bangte sehr, die Sorge wuchs schon bald.


Er bat erneut excuse, verließ den dunklen Raum,

Hinauf zu jenen, die im Plan vertrauten kaum.


Das Gift blieb ohne Kraft, es wirkte nicht wie sollt’,

Drum nahm er schnell die Waff’ – die Tat war ungewollt.


Dann trat er zu ihm hin, mit still verhüllter Hand,

Rasputin ahnte nichts, betrachtete entspannt


Ein edles Kunstwerk dort aus tiefem Ebenholz,

da sprach Jussupow laut: „Nun bitt’ um Gottes Stolz!


Schau auf das Kreuz hinauf, zum Herrn in höchster Pracht!“

Dann hob er seine Hand und hat den Schuss entfacht.


Die andern stürzten her, die Stufen laut erklang’n,

Sie fanden, wie er stand, die Waffe noch in Fang’n.


Rasputin lag gestreckt, der Tod schien offenbar,

Man feierte darauf, der Sieg schien sonnenklar.


Doch war es nicht vorbei – denn eine Stunde nach,

Empfand Jussupow tief ein ungemeines Ach.


Er kehrte noch zurück, berührte jene Hand,

Doch war sie warm und weich – nicht kalt wie totes Land.


Er schüttelt ihn, da regt sich plötzlich noch sein Blick,

Das linke Auge zuckt – was war dies für ein Trick?


Rasputin sprang empor, riss Jussupow am Kleid,

Er stieß ihn, packte fest – von Kampfeslust befreit.


Doch Jussupow entrann und floh in wildem Lauf,

Er lebt noch!“, schrie er laut, die Angst nahm ihren Lauf.


Purischkewitsch ergriff die Waffe voller Hast,

Er folgte, feuerte – der Schuss verfehlte fast.


Dann biss er in die Hand, besann sich voller Pein,

Ein Schuss flog aus dem Lauf, traf in des Mörders Bein.


Noch kroch Rasputin fort, da schlug ein Schuss sein Haupt,

Der Zauber war gebrochen, die Kraft ihm nun geraubt.


Die Polizei erschien, doch ward sie bald bestochen,

Der Zar‘ ist tot – so blieb dies Wort ungesprochen.


Doch später fand man ihn, gefesselt und verpackt,

Nach all den Toden war er immer noch intakt.


Schon dämmert’s leicht, die Stunde drängt zur Tat,

Die Mörder eilen, eh' der Tag naht.

Die Leiche packen sie ins kalte Blei,

Und Jussupow bleibt heim, sich zu befrei’.

Die andern fahren, eilen durch die Nacht,

Hin zu dem Ort, der für die Tat gemacht.

Dort über Bord gestürzt ins schwarze Nass,

Vergessen sie, das Werk zu tun mit Maß.

Kein Stein beschwert den toten Leib hinab,

So trägt der Strom ihn weiter nicht ins Grab.


Die Mörder fliehen, trennen ihre Spur,

Sie hoffen auf des Glückes güte Uhr.


Am Morgen dann, als sacht der Tag erwacht,

Die Töchter sehen bang zur dunklen Nacht.

Ihr Vater kehrte nicht von seinem Gang,

Die Angst in ihnen wuchs mit ihrem Drang.

Die Nichte rief, doch niemand wusste Rat,

Das Schweigen wog wie eine schwere Tat.

Dann sprach man mit Jussupow, der verneint,

Doch jeder wusste wohl, was dies gemeint.


Die Kunde ging, die Polizei vernahm,

Was in der Nacht geschehen und wem's bekam.

Man fand das Blut, zu viel für ein Gebein,

Ein Hund, so sprach er, soll's gewesen sein.

Doch mehr als ein Schuss hallte in der Nacht,

Und Purishkevich hat es selbst gebracht.

Er sprach es aus, bezeugt und unverblüht:

Rasputins Leben ward in Blut verfrüht.


Die Zarin hört, ihr Herz erfasst ein Graun,

Die Mörder sind erkannt, doch ohne Zaun.


Am neunzehnten, da sucht man an dem Fluss,

Wo man zuvor schon einen Stiefel muss.

Ein Loch im Eis verrät der Leiche Platz,

Doch tiefer trieb sie fort mit kaltem Satz.

Als man ihn fand, da schauerte das Land,

Sein Leib gefror, die Hände nachgewandt.

Er rang im Wasser noch mit letzter Kraft,

Der Tod allein war, der ihn niederrafft.


Zur Leichenschau man bringt den kalten Mann,

Wo bald die letzte Spur erkennen kann.

Ein Gift nicht war's, das seinen Leib zerriss,

Drei Kugeln trafen, eine war ein Riss.

Die Lunge barg noch Wasser, nicht viel mehr,

Er atmete, als sank er unterher.


Man barg ihn sacht in heil'ger Kirche Schoß,

Am zweiundzwanzigsten war’s Ende bloß.


Die Mörder aber, unter Haus bewacht,

Bekamen Briefe, Lob und Ruhm gebracht.

Sie hofften auf Gericht, auf Ehr' und Glanz,

Der Zar jedoch, er nahm ihnen den Kranz.

Kein Urteil fiel, kein Prozess ward gewährt,

Nur Strafe mild, die keine Mär entleert.


Jussupow floh, sein Exil nahm ihn auf,

Pawlowitsch zog als Krieger fort zuhauf.

Der Krieg verging, die Zeiten wogten schwer,

Doch beide lebten, überstanden sehr.


Rasputins Tod kam spät, zu spät zur Frist,

Das Reich zerbrach, da nichts zu retten ist.

Der Zar verlor, das Reich ging bald in Rauch,

Und kaum ein Jahr, da fiel das letzte auch.



SECHSTER GESANG


Rasputin war ein Mann, der sich als Seher sah, 

Mit dunkler Macht gelangt' er an des Zaren nah'. 

Die Herrscher sah'n in ihm ein heilend' Instrument, 

Das ihrem kranken Sohn das Leben neu erkennt.


Doch bald schon ward sein Tun dem Volke ein Skandal, 

Er stiftete Verwirrung im Regierungssaal. 

Von Feinden ward er nun als Schande auserseh'n, 

Man suchte, ihn zu töten und ihn nicht mehr zu seh’n.


In Russlands weiten Landen, rau und frostumschlung’n, 

Ward Rasputin als Kind in Armut aufgesprung’n. 

Geboren tief in Sibir’s kalter, harter Flur, 

Ein Bauernsohn, dem Leben fremd die sanfte Spur.


Die frühen Jahre füllten Lügen, Mythen, Schein, 

Er sprach von Heil'gen Gaben, und doch war’n sie nicht sein. 

Er lernte wenig, trank, verführte, stahl und schlich, 

Den Namen „Rasputin“ erhielt er frevlerisch.


Ob göttlich ward gerufen, ob Strafe ihn geführt, 

Er zog in ein Kloster, wo er sich bald verlier’t. 

Dort traf er eine Sekte, masochistisch wild, 

Die glaubte, dass die Lust das Leid vom Leib enthüllt.


Er predigte, dass Sünd' den Geist zur Klarheit treibt, 

Dass man nur reiner wird, wenn man im Feuer bleibt. 

So zog er durch die Lande als ein heil’ger Mann, 

Nahm Spenden, sprach von Wundern, zog das Volk in Bann.


In Petersburg erschien er bald dem hohen Hof, 

Wo Mystik war in Mode und den Glauben schuf. 

Er kam mit wirrem Bart und Blick, der tief durchdrang, 

Er sprach von dunklen Mächten, und die Neugier klang.


Der Zar und seine Frau in Sorgen tief versenkt, 

Erkannten in ihm Kraft, die sich mit Himmel lenkt. 

Im Jahre acht ein Ruf – der Sohn war schwer verletzt, 

Rasputin sprach ein Wort, das Kind war wie ersetzt.


Von nun an war sein Platz im Palast fest gesetzt, 

Er pries sich selbst als Retter, Gottes auserwählt. 

Die Zarin flehte ihn um Rat in dunkler Zeit, 

Der Zar, von Zweifeln blind, ließ ihm die Willigkeit.


Doch hinter Hofes Mauern lebte er verkehrt, 

Trank, buhlte, tanzte wild, in Laster ungehemmt. 

Er nahm die Edelfrauen, lachte, prahlte stolz, 

Man sprach von dunklen Taten, Sünde, Schein und Holz.


Der Hof begann zu gären, Wut erhob sich laut, 

Der Zar jedoch noch immer seinem Schutz vertraut. 

Als Stolypin ihn warnte, war’s vergeb’ne Müh’, 

Die Kaiserin noch immer hielt zu ihm wie früh.


Der Zar sah in ihm Ehr’ des bäuerlichen Sohns, 

Der Rückkehr ihm versprach zur alten Macht des Throns. 

Man sprach von einem Heiligen, von einem Licht, 

Und selbst die Nägel schwarz man als Reliquien sicht’.


Doch bald schon war das Spiel des Zaub’rers ausgespielt, 

Die Wut der Edlen nahm ihm all sein hohes Ziel. 

Es kam der Tod, als Feinde ihn vergiftet’n schwer, 

Doch Rasputin verreckte nicht und kämpfte mehr.


Mit Kugeln ward er dann durchbohrt und fiel sodann, 

Ertränkt im Eise, kalt, das Leben ausgetan. 

Doch sein Geschick, sein Tun, sein wilder Irrsinns-Lauf, 

Trug mit zur Zeitenwende, Russlands Umsturz auf.


Als einst im Jahr vierzehn der große Krieg begann,

lag Rasputin verwundet, vom Mörder angetan.


Er lag im Krankenhause, vom Dolche schwer verletzt,

und sprach sich gegen Kriege, für Frieden und Gesetz.


Doch als er bald erkannte, der Zar geht unbeirrt,

hat er sein Wort gebrochen, den Krieg nicht mehr verdirrt.


Doch Zweifel nagten an ihm, er fühlte seine Macht,

die einst so stark gewesen, verlöschen in der Nacht.


Dann nahm der Zar persönlich das Heeresamt in Hand,

als ob er so die Wende im Kriege rasch erkannt.


Er setzte jenen ab, den Rasputin erhob,

und ritt zur Front im Osten, sein Reich indes zerstob.


Die Kaiserin verblieb nun mit großer Macht allein,

da nahm Rasputins Einfluss gewaltig nun an Sein.


Er schaltete Minister, er setzte sie ein,

nach Lust und seinem Willen, doch selten klug und fein.


So wurden Staatsgeschäfte ein wildes Narrenspiel,

ein Karussell des Wahnes, geführt von seinem Ziel.


Das Reich begann zu wanken, das Volk schrie auf voll Zorn,

die Herrschaft der Romanows, sie war bereits verlor’n.


Der Mord an Rasputin

Viel Feinde suchten lang ihn, zu töten voller Hass,

doch stets entkam Rasputin dem Tod bei jedem Fass.


Ob Dolch, ob Schwert ihn trafen, er lebte dennoch fort,

bis neunzehnhundertsechzehn sich wendete das Wort.


Ein Fürst, ein Herzog, Duma, sie fanden sich vereint,

um ihn zu töten, weil er die Krone bald entweiht.


Ein Mann, von Hass zerrissen, der Rasputin begehrt,

und doch in tiefstem Innern sich selbst nur sehr verwehrt,


beteiligte sich führend am großen Mordgescheh’n,

da wollte man den Zaren vor Schmach und Fall verseh’n.


Der Fürst lud ihn zu Tische, servierte Gift sodann,

doch starb er nicht sogleich dran, was niemand glauben kann.


Man schoss ihn in den Rücken, doch lebte er noch fort,

er taumelte hinaus noch, doch schoss man ihn sofort.


Dann fesselte die Runde den sterbenden Prophet

und warf ihn in die Newa, wo man ihn sterben tät.


Sie gruben ihn noch zweimal, begruben ihn erneut,

doch Unruh’ herrschte weiter, das Reich war aufgescheucht.


Und Kerenski, der Führer der neuen Zeit im Land,

sah ohne Rasputin den Lenin nicht erkannt.


So brach die große Krone, das Zarenreich fiel hin,

die Bolschewiki kamen – so sah’s Rasputin in.



SIEBENTER GESANG


Im Juni des Jahres neunzehnhunderteins,

Da ward geboren Anastasia, fein,

Die Tochter des Zaren, im Glanz so reich,

Vom Hause Romanow, in edlem Reich.

In einer Welt voll Pflichten und Ehren,

Wuchs sie auf, vom Schicksal oft beschwert,

Denn als der Bolschewismus kam und zog,

Verloren sie, das Leben fiel in Not.


Die Jüngste der Kinder, von Lachen erfüllt,

Verliebte sich schnell in das Leben, wild.

Sie und Maria, das kleine Paar,

Sie teilten das Leben, so rein und klar.

Doch Krankheit kam, das Leid nahm ihren Lauf,

Anastasia oft von Schmerz geplagt.

Doch in all dem Elend blieb sie heiter,

Verbunden mit ihren Eltern, immer weiter.


Der dunkle Rasputin stand ihr zur Seite,

Ein Mann des Mysteriums, der Zarin weite.

Doch Gerüchte flogen, sein Tod kam zum Fall,

Er starb durch Mord, die Welt blieb ein Drall.

Die Revolution, das Chaos brach aus,

Die Monarchie stürzte, fiel, wie ein Haus.

Anastasia und ihre Familie, ohn' Gnade,

Fielen der Wut, der Zorn war ihre Plage.


In Petersburg, wo einst ihre Wiege stand,

Verblasste das Leben, vom Bolschewismus verbannt.

Die Kinder des Zaren, im Fall vereint,

Ihre Namen lebten, wo Geschichte weint.


Am zweiten März, es war des Jahres Ende,

Dankte Nicholas ab, mit letzter Hände.

Alexei und er verließen den Thron,

Und Michael, der Bruder, ernahm sich den Lohn.

Doch bald erkannte er, keine Unterstützung gab's,

Lehnte ab, das Reich verlor seinen Halt.

Russland, zum ersten Mal ohne Monarchie,

Ein neues Zeitalter trat voll Magie.


Gefangenschaft kam, die Familie entführt,

Nach Tobolsk in Sibirien, fern und verführt.

Im August sie anlangten, voll Trauer und Pein,

Im Gouverneurshaus, sollten sie bleiben, allein.

Doch keine Misshandlung, die Zeit war mild,

Die Kinder lernten, was der Vater erfüllt.

Doch als Bolschewiki das Land sich nahmen,

Verlegte man sie nach Jekaterinburg, zum Armen.


Trotz des Elends und der Wände so schwer,

Versuchten Anastasia und ihre Geschwister mehr.

Gefangen, doch sie lebten, so gut es ging,

Die Jahre forderten, was kein Geist bezwingt.


Alexandra krank, Alexej in Not,

Anastasia regte sich oft und groß,

Drinnen in Ketten, mit Sehnsucht im Blick,

Versuchte sie, frische Luft zu erhaschen, Stück für Stück.


Ein Fenster im Obergeschoss weit und klar,

Der Versuch misslang, der Schuss war der Narr.

Doch dieser verfehlte sie nur knapp,

Und ließ sie von Schrecken in Frieden ab.


Bald brach der Krieg aus, das Land voller Zorn,

Die Roten entführten die Romanows, im Sturm gebor'n.

Die Weißen erreichten das Ziel, doch das Haus war fort,

Gerüchte von Mord, der Familie von Zar, hielten sich hart.


Yurovsky, der Zeuge der grausamen Tat,

Berichtete von der Hinrichtung, hart und glatt.

Am siebzehnten Juli, in jener Nacht,

Wurden sie geweckt, dann zur Erde gebracht.


Der Zar und die Zarin, sie fielen zuerst,

Der Rest von der Familie ward nie mehr genährt.

Anastasia, verletzt, mit Maria an der Wand,

Mit Bajonett im Blut, so endete ihr Land.


Doch Jahre vergingen und Rätsel erhoben sich,

Verschwörungstheorien überlebten das Gericht.

Frauen tauchten auf und behaupteten mit Macht,

Anastasia sei nicht tot, sondern aufgewacht.


Eugenia Smith schrieb von Entkommen und Ruhm,

Nadezhda tauchte auf, doch der Tod kam in Stumm.

Anna Anderson kämpfte lang um die Ehre,

Doch das Gericht sprach: „Du bist nicht die, die du hehre.“


Sie starb 1984, doch nach der Stunde,

Kam die DNA, die brach die Kunde.

Nicht Anastasia, so war es bekannt,

Sie war eine Fremde, von anderer Hand.


Und auch die anderen, sie kamen herbei,

Olga, Tatiana, Maria, Alexei, im Geleit,

Doch keiner von ihnen fand Wahrheit in Sicht,

Die Geschichte von Romanow, sie blieb ein Gedicht.


Im Jahr neunzehnhunderteinundneunzig, so erzählt,

In Wäldern um Jekaterinburg, da wurde sie entdeckt,

Eine Sammlung von Leichen, die die Zeit verschlang,

Die DNA verriet, dass es die Romanovs waren, lang.


Doch zwei Leichen fehlten, die des Alexei,

Und eine Schwester noch, wo war sie nur, oh weh!

Im Jahr zwei- und siebenhundert, da fand ein Mann,

Verbrannte Reste an einem Ort, wie Yurovsky es dann kann.


Ein Jahr darauf, das Rätsel schien zu lösen klar,

Die vermissten Romanovs, nun war es offenbar,

Doch welche Leiche war Maria, welche Anastasia?

Die Tests, sie sagten nichts, es blieb die Frage frei.


Die DNA sprach dann von Eltern und Kindern fünf,

Und sie starben im Juli, so erging der Befund,

Im Jahr zweitausend dann, mit Kirchenwort gesegnet,

Die Romanovs als Märtyrer, die heilige Ehre erregt.